NAGELFLUH Herbst/Winter Ausgabe 2012/2013

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NAGELFLUH H e r b s t / W i n t e r 2 012

D a s N a t u r p a r k- M a g a z i n

RESPEKTIERE DEINE GRENZEN

QUELLTUFF IN LINGENAU

Eine Vorarlberger Tierschutz-Initiative wird jetzt im Oberallgäu umgesetzt – was müssen wir beachten?

Wenn Wasser zu Stein wird – das erste von neun Juwelen im Naturpark Nagelfluhkette stellt sich vor

DIE JUNIOR-RANGER SIND LOS

DAS BIRKHUHN

Ein Jugendprojekt des Naturerlebniszentrums Allgäu zeigt Kindern die Einzigartigkeit unseres Naturparks

Hat es sich bald ausgegurrt? Der scheue Alpenvogel droht aus unserer Region zu verschwinden



EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser, D

ie Nagelfluhkette ist eine alte über Jahrhunderte hinweg gewachsene Kulturlandschaft. Im Jahr 2008 hat das Gebiet zwischen Iller und Bregenzerach die begehrte Auszeichnung Naturpark erhalten. Bei der Abgrenzung des Naturparkgebiets haben Ländergrenzen keine Rolle gespielt. Man hat sich an einer gemeinsamen Natur- und Kulturlandschaft orientiert und beschlossen, über die Grenzen hinweg eng zusammen zu arbeiten. Seit der Gründung sind nun bald fünf Jahre vergangen und es hat sich einiges getan. Ein wichtiger Meilenstein war der Bau des AlpSeeHauses in Immenstadt – Bühl. Das dort eingerichtete Naturparkzentrum mit der Erlebnisausstellung »Natur mit anderen Augen sehen – Expedition Nagelfluh« bietet ungewöhnliche Einblicke in die Welt der Nagelfluhkette mit ihren Besonderheiten. Wer direkt in den Bergen des Naturparks auf »Expedition Nagelfluh« gehen will, findet hierzu seit diesem Sommer zahlreiche Einstiegsmöglichkeiten an den Bergbahnen. Aufeinander aufbauende Themenwege laden zu einer »Schnitzeljagd« für die gesamte Familie ein. Wir wollen mit diesen Erlebnisstationen die Zusammenhänge im Naturpark

auf spannende Weise erklären und so die Wertschätzung für die Natur ebenso wie für den nachhaltig wirtschaftenden Menschen fördern. Zu einer hohen Wertschätzung gehört, gerade auch im Winter, ein verantwortungsvolles Verhalten, wenn wir draußen unterwegs sind. Die Initiative »Respektiere deine Grenzen« setzt sich für ein gutes Miteinander von Mensch und Natur ein. Sie beruht ebenso wie die Empfehlungen des Projekts »Skibergsteigen umweltfreundlich« vom Deutschen Alpenverein, auf Freiwilligkeit. Wer in der schneefreien Zeit auf den Wegen bleibt, sich in der kalten Jahreszeit beim Tourenskigehen an die empfohlenen Routen hält und die Wildschutzgebiete beziehungsweise Wald-Wild-Schongebiete meidet, der ist auf der sicheren Seite. Noch etwas hat sich getan. Das NaturparkMagazin liegt nach einer längeren Pause nun völlig neu konzipiert bei Ihnen auf dem Tisch. Wir wollen Ihnen zweimal im Jahr Lust auf den Naturpark machen und Sie gleichzeitig darüber informieren, was rund um die Nagelfluhkette in die Wege geleitet wird, um diese besonders schöne und wertvolle Kulturlandschaft zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und natürlich viel Zeit, den Naturpark draußen zu erleben. Ihr

Rolf Eberhardt Geschäftsführer Naturpark Nagelfluhkette e.V.

DER NATURPARK NAGELFLUHKETTE Mit einer Größe von 405 km² ist die Nagelfluhkette im alpenweiten Vergleich ein Schutzgebiet mittlerer Größe. Während im Bregenzerwald jeweils die gesamten Flächen der beteiligten acht Gemeinden im Naturpark liegen, gehören von den sieben Allgäuer Gemeinden in der Regel die dünn besiedelten Berggebiete dazu. Innerhalb der Naturparkgrenzen leben etwa 13.000 Menschen, was zu einer, im dicht besiedelten Europa, sehr geringen Siedlungsdichte von 33 Einwohnern je km² führt. Ein besonderes Merkmal ist der sorgsame Umgang der Bewohner mit ihrer Heimat.

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Themen dieser Ausgabe MIT DEM RAUMSCHIFF IN DEN NATURPARK Interview mit Rolf Eberhardt zur Ausstellung im AlpSeeHaus

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MIT KOMPASS UND LOGBUCH AUF EXPEDITION Die »Expedition Nagelfluh« zeigt die Besonderheiten des Naturparks

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WANDERPOWER DURCH DAS ENERGIEPORTAL Ein Langenegger Wanderpfad lässt Energie sichtbar werden

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DEN WINTER ERLEBEN UND DABEI LEBEN LASSEN »Skibergsteigen umweltfreundlich« schützt Tiere im Winter

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KLEINE BOTSCHAFTER DES NATURPARKS Wie Junior-Ranger ihre Heimat (neu-)entdecken

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GRENZENLOSER NATURSCHUTZ Vorarlberger Projekt »Respektiere deine Grenzen« kommt ins Allgäu 20

Fotos: Jörg Beerhorst/pixelio, NEZ; Titelfoto: Siegfried Bruckmeier

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DAS BIRKHUHN Tierisches Portrait über ein seltenes Federvieh

QUELLTUFF IN LINGENAU – WENN WASSER ZU STEIN WIRD Die Naturparkjuwelen stellen sich vor – erster Teil

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IN VIER TAGEN ÜBER DIE NAGELFLUHKETTE Ein Blogger-Pärchen geht über Stock und Stein

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GESCHLIFFENE AMULETTE AUS VERNAGELTEM BETON Rudi Fürpaß aus Hittisau verwandelt Nagelfluhsteine in Schätze

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MACHEN SIE MIT BEIM FOTOWETTBEWERB Zehn großformatige Bildbände zu gewinnen

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Kurzmeldungen

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Impressum

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Herausgeber: Naturpark Nagelfluhkette e.V. Seestraße 10, 87509 Immenstadt, Tel. +49 8323 9988750 info@naturpark-nagelfluhkette.eu www.naturpark-nagelfluhkette.eu

Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.), Tel. +49 8379 728616, viola.elgass@heimat-allgaeu.info

Verlag und Herstellung: Verlag HEPHAISTOS/EDITION ALLGÄU Lachener Weg 2, 87509 Immenstadt-Werdenstein Tel. +49 8379 728616, Fax +49 8379 728018 nagelfluh@heimat-allgaeu.info www.nagelfluh-magazin.de

Layout: Bianca Elgaß, Ramona Klein, Dominik Ultes

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Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.

Anzeigen: Sven Abend, Tel. +49 8379 728616; gültige Anzeigenpreisliste: 1/2012

Bankverbindung Verlag: Deutschland: Raiffeisenbank Oberallgäu Süd eG, Konto 7126999, BLZ 73369920 Österreich: Raiffeisen-Landesbank Tirol AG Konto 643361 BLZ 36000 Druck: Mayer & Söhne Druck- und Mediengruppe GmbH & Co. KG Oberbernbacher Weg 7, 86551 Aichach


Mit dem Raumschiff in den Naturpark

Das AlpSeeHaus in Bühl bei Immenstadt ist als Naturerlebniszentrum für Umweltbildung und nachhaltigen Naturtourismus Anlaufstelle für Wissbegierige und Naturfreunde. Mit einem ungewöhnlichen Ausstellungskonzept dient es als Eingangsportal in den Naturpark Nagelfluhkette. Geschäftsführer Rolf Eberhardt verrät uns, worum es dabei geht und warum die Architektur des AlpSeeHauses an ein UFO erinnert m 17. Juni wurde im Rahmen des Outdoor Erlebnistags in Bühl die Erlebnisausstellung zum Naturpark Nagelfluhkette eröffnet. Worum geht es dabei? Rolf Eberhardt: In der Erlebnisausstellung im AlpSeeHaus stellen wir die Welt des Naturparks Nagelfluhkette vor, seine Lebensräume, Pflanzen und Tiere, aber auch, wie der Mensch dort nachhaltig wirtschaftet und wertvolle Produkte erzeugt. Wir zeigen, was den Naturpark ausmacht und ihn von anderen Regionen unterscheidet.

Das Thema der Ausstellung ist ja »Natur mit anderen Augen sehen – Expedition Nagelfluh«. Das ist zunächst recht ungewöhnlich. Was steckt dahinter? Rolf Eberhardt: Wir bieten den Besuchern einen Blick auf unsere Region, als würden sie von ganz weit weg kommen und sie zum ersten Mal entdecken. Die Erde mit ihrer unglaublichen Lebensfülle ist inmitten eines lebensfeindlichen Universums einmalig. Und auf der Erde ist die Kulturlandschaft des Naturparks Nagelfluhkette wiederum einmalig. Wir haben deshalb Außerirdische auf den Weg geschickt, die Erde und dort ganz speziell die Nagelfluhkette zu erkunden. Ihr Raumschiff haben sie in Bühl geparkt – getarnt als AlpSeeHaus. Ihre Entdeckungen zeigen auch uns, die wir hier tagtäglich leben, dass wir eine extrem schöne und wertvolle Kulturlandschaft direkt vor der Haustüre haben. Wen spricht die Ausstellung insbesondere an? Rolf Eberhardt: Die Ausstellung wurde als Angebot für die ganze Familie konzipiert. Kinder können sich beispielsweise an Hörstationen mit den Tieren des Naturparks beschäftigen oder im Sand die Trittsiegel von Fuchs und Co. selbst erkunden. Erwachsene können an Wald-, Wiesen-, oder Alpscannern mehr über typische Lebensräume des Naturparks erfahren oder durchspielen, wie sie ihren Tagesablauf möglichst energiesparend gestalten können. Die ganze Familie kann schließlich gemeinsam interaktiv durch die Alpen fliegen und dort National- und

Naturparke erkunden. Wer möchte, kann außerdem dem Nagelfluhgestein auf den Grund gehen. An einer neuen Station kann man Rohlinge schleifen und so sein eigenes Schmuckstück schaffen. Das ist ein Spaß für die ganze Familie. Da hat sich nach der Eröffnung ja noch einiges getan. Rolf Eberhardt: Das stimmt. Wir haben nach einer öffentlichen Testphase die Rückmeldungen der Besucher gesammelt und daraufhin die Ausstellung intensiv überarbeitet. Wir sind zudem dabei, die Ausstellung für schulische Belange aufzubereiten und altersstufengerechte Arbeitsblätter zu entwickeln. Diese Aufgabe macht allen sehr viel Spaß.

Fotos: Viola Elgaß

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Beim Outdoortag führte Rolf Eberhardt Besucher durch die Ausstellung und erklärte die Stationen: An der Klimadrehscheibe (kleines Bild links oben) zum Beispiel kann man durch Entscheidungen wie »Zu Fuß oder per Auto zur Arbeit« beobachten, wie sich die Lebensweise einzelner auf das Klima auswirken kann

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Mit Kompass und Logbuch

auf Expedition

»Verschiedene Umstände zwingen mich, mein Notizbuch zu verstecken. Leider kann ich die von mir begonnene Expedition zu den schönsten Orten der Nagelfluhkette nicht mehr beenden. Sollten Sie mein Notizbuch finden, bitte ich Sie, die sechs letzten Stationen im Naturpark aufzusuchen und deren Rätsel zu entschlüsseln. Sie werden etwas Spannendes dafür erhalten…«

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it diesen geheimnisvollen Worten beginnt die »Expedition Nagelfluh«. Bei dem in Zusammenarbeit mit Allgäuer Bergbahnen entstandenen Projekt können Kinder, aber auch Erwachsene die Region und die Artenvielfalt des Naturparks Nagelfluhkette (neu-)entdecken. Sechs Themenwege und insgesamt 32 Stationen können dabei bewandert und erlebt werden. Aufhänger sind die Ferien, die Tim und Lilli bei ihrem Großvater in den Allgäuer Alpen verbringen. Durch Zufall finden sie ein altes Buch, in dem sich ein Forscher lange vor ihrer Zeit Notizen über die Bergwelt gemacht hat. Seine Spuren, denen die beiden Kinder nachgehen, sind in einem »Entdeckerbuch« festgehalten. Ihnen folgen die Kinder in Form einer Schnitzeljagd über die Bergbahnstationen der Hörnerbahn, der Mittagbahn, der Hochgratbahn, der Imbergbahn, der Hündlebahn und der Alpsee Bergwelt. An jeder der sechs beteiligten Bergbahnen wurde ein kurzer Themenweg angelegt, dem die jungen Forscher nachgehen sollen, um ein Lösungswort zu finden, das mit einem geschliffenen Anhänger aus dem Nagelfluh belohnt wird. Das LEADER-Förderprojekt wurde Anfang August an der Bergstation der Hochgratbahn vorgestellt.

An der Station »Mächtige Nagelfluhberge« der Mittagbahn eröffnet sich eine wunderschöne Aussicht und eine Menge Antworten zur heimischen Tierwelt

Neulich meinte ein Motorradfahrer mit Nummernschild aus dem Norden zu einem Allgäuer, den er nach dem Weg fragte: »Sie wissen ja gar nicht, in welch schöner Gegend Sie hier leben!« Damit ging er unbewusst einer nicht unähnlichen Meinung mit Oberstaufens Bürgermeister Walter Grath konform, der bei der Vorstellung des Projekts äußerte, »dass die Gäste die Berge und die Wege oft besser kennen würden als die Einheimischen.« Fragt man die Älteren unter den Gästen des Allgäus, warum sie Urlaub im Allgäu machen, so bekommt man häufig die Antwort: »Weil wir als Kinder mit den Eltern hier Urlaub gemacht haben, und an die Zeit haben wir viele gute Erinnerungen.« Heute, meint man, steht für die Kinder die Bergwelt in Konkurrenz zu Internet und Facebook. Bekommt man mit, wie gerade Stadtkinder sich die Bergwelt mit ihren Bächen und Flüssen in Erlebnisferien zu eigen machen, braucht es eigentlich gar kein Tourismus-Marketing für die Gäste von morgen. Die »Expedition Nagelfluh« haut genau in diese Kerbe. Unter der Gesamtkoordination des Landkreises Oberallgäu wurde ein auf vielen Schultern getragenes Projekt mit dem Ziel entwickelt, im Naturpark Nagelfluhkette, und hier speziell im Umfeld der Bergbahnen, ein attraktives Naturerlebnisangebot anzubieten, um zugleich Kindern, Eltern, aber auch Einheimischen das Faszinosum dieses Naturparks zu vermitteln. Natur, Tiere, Geologie und die Entstehung der Nagelfluhkette sollen

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Fotos: Thomas Dietmann, Naturpark Nagelfluhkette e. V.

Neuentdeckung der Heimat


insbesondere Kindern spielerisch nahe gebracht werden. Wartet doch die Nagelfluhkette mit vielen Pflanzen und Tieren auf, die auf der Liste der bedrohten Arten stehen. Das österreichische Gebiet des Naturparks ist nicht beteiligt, da es hier keine Bergbahnen mit Sommerbetrieb gibt.

Der Kompass weist den Weg

Ein geheimes Notizbuch führt auf die Spuren eines Unbekannten, der das Naturparkgebiet erforschte

An den acht Stationen der Hörnerbahn können sowohl Kinder als auch Erwachsene etwas dazulernen – der große Kompass erläutert die Mission

Am Beginn jeder Tour steht ein überdimensionierter »Kompass« aus angerostetem Stahl, der die Stationen des Themenweges anhand einer drehbaren Scheibe in Wort und Bild beschreibt. Dabei hat jede Bergstation ihr eigenes Thema wie Tiere und Pflanzen, die Entstehung des Nagelfluh, Wasserkraft, magische Orte oder die Eiszeit, die die Landschaft prägte. So haben die Touren nicht nur einen hohen Freizeitwert, sondern vermitteln zugleich noch spielerisch Bildung auf verständlicher Basis. Die Texte und Infos entwickelte der Immenstädter Diplom-Geograf Thomas Dietmann. Finanziert wurde das Projekt in Höhe von 330.000 Euro unter anderem durch die Bergbahnen, die Naturpark-Gemeinden und den Landkreis Oberallgäu. Die Ausführung wurde ausgeschrieben und letztlich der Firma Verdandi aus Salzburg erteilt. Das Entdeckerbuch ist für 4,50 Euro bei den Bergbahnen, der Alpsee Bergwelt sowie im AlpSeeHaus erhältlich und seinen Preis allemal wert, da es ausgezeichnete Fotos und Zeichnungen, spannende Experimente und eine Fülle an Informationen erhält. Zudem gibt es beim Kauf oder der Vorlage des Entdeckerbuchs ermäßigte Preise bei allen beteiligten Bergbahnen. Annette Müller Info: Wissenswertes zur Expedition Nagelfluh gibt es auf der neuen Internetseite www.expedition-nagelfluh.eu

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Wanderpower durch das Energie-Portal

In Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zählt Langenegg in Österreich zu den Pioniergemeinden. Lange Zeit suchten Engagierte in Langenegg nach Wegen, um diese nicht sichtbare Energie spür- und erlebbar zu machen. Mit den »Energie-Portalen« ist das gelungen

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ie acht Naturparkgemeinden Doren, Hittisau, Krumbach, Langenegg, Lingenau, Riefensberg, Sibratsgfäll und Sulzberg in Vorarlberg haben sich 2010 zur »Energieregion Vorderwald« zusammengeschlossen. Ziel dieser Modellregion ist die gemeinsame Gestaltung einer zukunftsfähigen Klima- und Energiepolitik. Bis 2050 soll Vorarlberg energieautonom werden. Es wird an dieser Stelle noch häufiger über die Maßnahmen der einzelnen Gemeinden zu berichten sein. Doch was ist eigentlich »Energie«? Um dieser Frage nachzugehen, vor allem sie den Menschen der Region und ihren Gästen nahe zu bringen, hat die Gemeinde Langenegg vier »Energie-Portale« geschaffen, die man auf kurzen oder langen Wanderungen für sich erschließen kann. Die Portale bestehen aus mehreren Erlebnis- oder InformationsStationen. Durch die Energieportal-Plätze und Wanderwege, die in die fast noch unberührte Natur des Vorderwaldes eingebettet sind, lernt der Wanderer die Bedeutung »Energie« durch vielfältige Energieformen wie Strom-, Wind-, Sonnen-, Pflanzen- und Kräuterenergie kennen. Energiespiele und -experimente für Kinder und Erwachsene verführen zum Spüren, Tasten oder Riechen. So wird der Besucher Teil einer Sonnenuhr, erfährt am Energiepflanzenportal die verschiedenen nachwachsenden

Rohstoffe und wird zu Energiespielen am Wasserportal eingeladen. Das Bauportal informiert über energieeffiziente kommunale Bauten in Langenegg. Und beim Neun-Bäume-Kunstportal auf der ehemaligen Trasse der Wäldereisenbahn soll die Energie des Betrachters durch die kreativen Objekte von Holzkünstlern angeregt werden. Jeder der neun Künstlerinnen und Künstler erhielt einen Baum, den er je nach beruflicher oder künstlerischer Herkunft gestalten konnte. Das Energie-Portal »Delta« hingegen soll über Meditation an den drei Kraftplätzen »Ruhe«, »Sagenhaftes« und »Portal 360 Grad« zu den Energiequellen tief im Betrachter führen. Die ausgeschilderten Wanderungen führen vom 30 Minuten langen »Energieweg« über eineinhalb Stunden lange Wanderungen auf den Schweizberg mit einem herrlichen Blick in die Tallandschaft des Vorder- und Mittelbregenzerwaldes, bis zum drei Stunden dauernden großen Rundweg. red

Das Wasserportal hält viele Spiele und Experimente für Kinder bereit, die sich mit dem Element Wasser und dessen erzeugbarer Energie auseinandersetzen

Was wie Yoga aussieht, hat einen bedeutungsvollen Hintergrund: Beim Sonnenportal nehmen die Besucher die Rolle des »Zeigers« in einer Sonnenuhr ein

Fotos: Tourismusbüro Langenegg

Info: Tourismusbüro Langenegg, Bach 127, A-6941 Langenegg, Tel. +43 5513 4101-14, Fax +43 5513 4101-9914, E-Mail: tourismus@langenegg.at, www.langenegg.at. Dort ist auch eine kostenlose Wanderkarte rund um die Energie-Portale erhältlich.

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Ziel der Kampagne: Bergsportler sollen die Grenzen zu sensiblen Zonen erkennen und respektieren

Den Winter erleben und dabei leben lassen Skitourengehen und Schneeschuhwandern ist im Allgäu sehr beliebt und weit verbreitet. Es ist daher wichtig, schwerwiegende Auswirkungen auf die winterliche Natur zu verhindern. Das Projekt »Skibergsteigen umweltfreundlich« des Deutschen Alpenvereins hat sich dem Sicherstellen der Naturverträglichkeit verschrieben

Im Mittelpunkt des Projekts steht der Schutz der gefährdeten Raufußhühnerarten Auerhuhn, Birkhuhn und Alpenschneehuhn (»Rote-ListeArten«) als Leittierarten sensibler Lebensräume der Alpen. Ziel ist es, einen stabilen Lebensraum für diese Tiere in den Bayerischen Alpen, von Berchtesgaden bis zum Bodensee, zu schaffen. Im Naturpark Nagelfluhkette wird aktuell zum Beispiel ein Besucherlenkungskonzept mit der Initiative »Respektiere deine Grenzen« umgesetzt. Eingebunden sind der Naturpark, der DAV, die Gemeinden, Verbände, Behörden, Grundeigentümer, das Bayerische Umweltministerium und das Bayerische Landesamt für Umwelt. Die für den Naturpark erzielten Ergebnisse der Projekte »Skibergsteigen umweltfreundlich« und der Untersuchung »Wildtiere und Skilauf im Gebirge« sind Teil dieses Besucherlenkungskonzepts.

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Oft wissen Alpinsportler nicht, wann sie sich einem Schongebiet nähern. Schilder wie das auf der Auerspitz im Mangfallgebirge sollen darauf aufmerksam machen Fotos: Manfred Scheuermann/DAV, Volker Wille

intersportler im Tourengelände zu lenken, um Störungen von Wildtieren zu vermeiden und auf diese Weise eine naturverträgliche Ausübung und eine nachhaltige Sicherung des Skitouren- und Schneeschuhgehens zu erreichen – dieses Ziel hat eine Kooperation des Deutschen Alpenvereins (DAV) mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt und dem Bayerischen Umweltministerium. Im Rahmen der Untersuchung »Wildtiere und Skilauf im Gebirge« und des Projekts »Skibergsteigen umweltfreundlich« werden in den gesamten Bayerischen Alpen Bereiche ermittelt, in denen es zu Konflikten zwischen Wintersportlern und besonders sensiblen Tierarten kommt. Anschließend werden in Zusammenarbeit mit allen betroffenen Behörden, Verbänden und DAV-Sektionen Routenempfehlungen für das jeweilige Gebiet erarbeitet und zum Beispiel durch eine entsprechende Beschilderungen im Gelände umgesetzt. Alle Tourengebiete werden langfristig betreut. Die Akzeptanz ist im Allgemeinen hoch: etwa 80 Prozent, in Einzelfällen sogar bis zu 100 Prozent der Skifahrer halten sich bereits an die Routenempfehlungen.


Die Ergebnisse von »Skibergsteigen umweltfreundlich« finden außerdem ihren Eingang in die neue Auflage der DAV-Alpenvereinskarten des bayerischen Alpenraums. Dort sind naturverträgliche Skirouten und Wald-Wild-Schongebiete eingezeichnet. Die neueste Alpenvereinskarte BY 1 »Allgäuer Voralpen West, Nagelfluhkette, Hörnergruppe« erscheint im Dezember .

Info: Die Alpenvereinskarten sind im Buchhandel und beim DAV erhältlich (Deutscher Alpenverein e.V., Postfach 50 02 20, D-80972 München, per E-Mail: dav-shop@alpenverein.de, und im Internet unter www.dav-shop.de. Keine Telefonbestellung möglich)

DAV-Tipps für Wintertouren Wer mit Ski, Snowboard oder Schneeschuhen unterwegs ist, sollte die Tipps für naturverträgliche Wintertouren beachten: ▶ Markierungen, Hinweise und Routenempfehlungen von »Skibergsteigen umweltfreundlich« beachten ▶ Schutzgebiete für Pflanzen und Tiere respektieren, Lärm vermeiden ▶ Lebensräume erkennen: Wildtieren möglichst ausweichen, sie nur aus der Distanz beobachten, Futterstellen umgehen, Hunde anleinen ▶ Im Hochwinter Gipfel, Rücken und Grate vor 10 Uhr morgens und nach 16 Uhr nachmittags meiden ▶ In Waldgebieten und an der Waldgrenze auf Skirouten und Wanderwegen bleiben, Abstand zu Baum- und Strauchgruppen halten ▶ Aufforstungen und Jungwald schonen ▶ Umweltschonend anreisen: mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren oder Fahrgemeinschaften bilden, ausgewiesene Parkplätze benutzen ▶ Eher mehrtägige Aufenthalte als häufige Tagestouren planen, das gastronomische Angebot vor Ort nutzen ▶ Touren mit Führern und Karten planen, die das DAV-Gütesiegel »Naturverträgliche Skitouren/Wintertouren« tragen, sich über Natur und Kultur des Zielgebietes informieren ▶ Die Regeln für Skitouren auf Pisten beachten

An viel befahrenen Stellen weisen große Tafeln auf Schutzzonen hin und empfehlen Skirouten, die diese umgehen – bislang mit großem Erfolg Anzeige

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Kleine Botschafter des Naturparks

Fotos: Viola Elgaß, Bund Naturschutz Naturerlebniszentrum Allgäu

Die Natur spielerisch erkunden und ihren Wert erkennen – das ist das Ziel der viertägigen Ausbildung zum Junior-Ranger im Naturpark Nagelfluhkette. Viert- und Fünftklässler lernen dabei die Geologie, Tiere und Pflanzen ihrer Heimat kennen. Wir haben eine Gruppe angehender Junior-Ranger auf der Gräfenalpe im Ostertal besucht – und gleich ein bisschen was dazugelernt

Ganz oben: Da bleibt kein T-Shirt trocken – Jannek und Tobi erkunden die Fließgewässer »ihres« Naturparks. Darunter: »Kann man das wirklich essen?« – Bei der Bergrallye kommt es zu unvermuteten Erkenntnissen

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ch bin schon gespannt darauf, was wir machen. Ich hoffe, dass wir viele Eichhörnchen sehen. Das sind nämlich meine Lieblingstiere«, erklärt Julia. Die Zehnjährige ist dabei nicht die einzige, die sich auf die kommenden Tage freut. Insgesamt zehn angehende Junior-Ranger werden vier Tage lang das Ostertal im Oberallgäu unsicher machen. Eine Bergrallye machen, Tierspuren bestimmen, einen »Mini-Naturpark« aus natürlichen Materialien bauen, eine Sennalpe besuchen, vielleicht sogar eine Nachtwanderung machen, ausgestattet mit FledermausDetektoren, um deren Ultraschallrufe orten zu können – all das steht auf dem Programm zur Junior-Ranger-Ausbildung des Naturparks. Dabei lernen die jungen Teilnehmer zum Beispiel die Unterschiede zwischen National- und Naturparks kennen. Oder warum es so wichtig ist, im Wald keinen Lärm zu machen. »Es ist toll zu beobachten, wie die Kinder das Wissen in sich aufsaugen«, so Wolfgang Zeller. Er arbeitet beim Naturerlebniszentrum (NEZ) Allgäu des Bund Naturschutzes, der das Projekt Junior-Ranger betreut und ist ausgebildeter Naturparkführer – quasi das erwachsene Gegen-


Beim Abschlussfest zeigen zwei frischgebackene Junior-Ranger stolz ihre Urkunde

Wie man Käse herstellt, erfahren die Kinder von der Sennerin der Alpe Höllritzen

stück zum Junior-Ranger. Die folgenden Tage wird er – gemeinsam mit Zweitbetreuerin Wiebke Groß und Praktikantin Carina Kösel – mit den Junior-Rangern den Naturpark erkunden. Er nimmt dabei aber keine Lehrerrolle ein. Beim Programm können die Kinder mitbestimmen. »Wir könnten jetzt beispielsweise zwanghaft Kennenlernspiele spielen«, meint Wolfgang Zeller – und deutet auf fünf angehende Junior-Rangerinnen, die den Brunnen vor der Gräfenalpe für sich entdeckt haben und nun im Bikini wild darum herum tollen. »Aber das ist gar nicht nötig«, fügt der Betreuer hinzu. »Sie spielen ja schon ein Kennenlernspiel.«

Nach der Urkundenüberreichung präsentieren die Mädchen und Buben, was sie im Sommer gelernt haben. Da werden Nagelfluhsteine geschliffen bis sie glänzen, mit Heidelbeerfarbe gemalt, und auf der Hochterrasse kann man einige leicht hilflos wirkende Mütter und Väter beobachten, die mit verbundenen Augen an Riechdöschen schnuppern und danach unsicher »Kamille?« fragen. Dem zehnjährigen Tobi aus Blaichach hat besonders der Besuch auf der Sennalpe Höllritzen östlich unterm Bleicherhorn gefallen. Er sei jetzt sozusagen Experte in Sachen Käse. »Das Beerensammeln hat aber auch Spaß gemacht«, so sein Resümee. Vor allem, weil Naschen dabei nicht verboten war. Julia hatte beim Buttern am meisten Spaß. »Die Kräuterbutter schmeckt besser als aus dem Supermarkt«, stellt sie fest. Mit dieser Resonanz ist Projektleiter Andreas Güthler natürlich vollauf zufrieden. »In Zukunft wollen wir versuchen, vermehrt auch Gästekinder für die Ausbildung zu begeistern. Das hat in diesem Jahr noch nicht so ganz geklappt«, so sein Fazit.

Das Konzept stammt aus Nordamerika Im Sommer 2011 fand die Junior-Ranger-Ausbildung, deren Konzept ursprünglich aus amerikanischen Nationalparks stammt, zum ersten Mal im Naturpark Nagelfluhkette statt. Ziel ist es, Kinder über die landschaftlichen, kulturellen und ökologischen Besonderheiten des Schutzgebietes zu informieren und ihr Bewusstsein für dessen Wert zu stärken. Durch die Junior-Ranger-Ausbildung werden sie ermutigt, in ihrer Region selbstständig zu agieren und sich für die Umwelt und eine nachhaltige Nutzung der Natur einzusetzen. Dabei erkunden mehrere Ranger-Gruppen vier Tage lang mit ihren Betreuern die Landschaft des Naturparks – je nach Gruppe mit Übernachtungen oder nur auf Tagesausflügen – und lernen dessen Besonderheiten kennen. Durch den Besuch einer Sennalpe können sie sich einen Eindruck von der Alpwirtschaft machen und bekommen einen Einblick in die Nutzung der Naturparkregion durch den Menschen. Nach der Ausbildung treffen sich alle Junior-Ranger-Gruppen beim großen Abschlussfest im AlpSeeHaus wieder. Über 60 Kinder toben um das Gebäude herum und erkunden neugierig die Erlebnisausstellung – manche nicht zum ersten Mal. »Ich war schon mal mit meinen Eltern hier. Besonders gefallen mir die Bildschirme, an denen man nach Tieren und Pflanzen suchen muss«, meint der achtjährige Thomas. Sein Bruder hat erfolgreich die Junior-Ranger-Ausbildung absolviert. Er selbst durfte leider noch nicht, weil er erst in die zweite Klasse gehe. »Aber JuniorRanger will ich auf jeden Fall auch mal werden!«, ist er überzeugt.

Auch in Zukunft »voll im Einsatz« Die frischgebackenen Junior-Ranger können sich jetzt den im Vorjahr gebildeten Junior-Ranger-Ortsgruppen anschließen, die sich regelmäßig in Immenstadt, Oberstaufen und Sonthofen treffen. »Auch Kinder, die keine Junior-Ranger sind, sind natürlich herzlich in diesen Gruppen willkommen«, fügt Andreas Güthler hinzu. Innerhalb der Ortsgruppen setzen die Kinder sich an mehreren Aktionstagen im Jahr aktiv für aktuelle Naturschutzprojekte ein. Der nächste Termin ist der 13. Oktober 2012: Im Fellmer Moos treffen sich die Junior-Ranger, um den dortigen Lebensraum der Kreuzotter aufzuwerten. Auch im kommenden Sommer sollen wieder Ausbildungen stattfinden. Die Termine werden im Naturparkmagazin und beim Naturerlebniszentrum bekannt gegeben. red

Info: Bund Naturschutz Naturerlebniszentrum Allgäu, Projektleiter Junior-Ranger: Andreas Güthler, Tel. +49 8323 9988-761, andreas.guethler@nezallgaeu.de, www.nez-allgaeu.de/ Anzeige

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KURZMELDUNGEN Der Zukunft auf der Spur im Bregenzerwald

Allgäu: Europas größte Wanderveranstaltung, der »Deutsche Wandertag«, findet vom 26. Juni bis zum 1. Juli 2013 im Oberallgäu statt. Rund 30.000 Teilnehmer werden erwartet. Der Naturpark Nagelfluhkette wird bereits jetzt von den Wandertags-Füchsen als »Geheimtipp« gehandelt. Die Mitveranstalter von Heimatbund Allgäu e.V. und der Allgäu GmbH haben das Motto »Allgäu hoch drei« ausgegeben. Das bedeutet Wandern in den Tälern, im Bereich der Voralpen und in den Allgäuer Hochalpen. Im Programmheft werden ausgesuchte Touren im Bereich der Hörner und der Nagelfluhkette vorgestellt. Auch im Kleinen Walsertal und in den österreichischen Nagelfluh-Gemeinden werden geführte Touren an-

Wildwuchs im Museum

Rodeln bei jedem Wind und Wetter

Immenstadt-Diepolz: Noch bis zum 4. November 2012 zeigt das Allgäuer Bergbauernmuseum die Wanderausstellung »Wildwuchs«. Den Besuchern sollen die wichtigsten wildwüchsigen Kräuter durch Tast- und Hörstationen, aber auch durch Düfte nahe gebracht werden. Behandelt wird auch die Volksheilkunde durch Kräuter oder ihre Rolle im Alltag. Poetische Texte von Bärbel Bentele begleiten die Schau. Allgäuer Kräuterexperten kommen in einem Videointerview zu Wort. »Bartl«, der Tannenbart, führt Kinder mit einem Quiz durch den »Wildwuchs«. Die Ausstellung soll unter anderem auf die gefährdeten heimischen Kräuter aufmerksam machen und Wertschätzung gegenüber den Pflanzen wecken. jj/red

Immenstadt: Der »Alpsee Coaster« ist Deutschlands längste Ganzjahres-Rodelbahn und bietet mit seiner rund drei Kilometer langen Bahn sechs bis zehn Minuten Fahrspaß. Auch die Naturrodelbahnen mit 3,5 und 4,5 Kilometern Länge sind eine Abfahrt wert. Alle drei Rodelbahnen sind per Sesselbahn erreichbar. Höhepunkt der Wintersaison ist das Nachtrodeln.

Info: Allgäuer Bergbauernmuseum, Diepolz 44, D-87509 Immenstadt-Diepolz, Tel. +49 8320 709670, E-Mail: info@bergbauernmuseum.de, www.bergbauernmuseum.de 14

Das Allgäu trägt Wanderstiefel

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geboten. Der Naturpark Nagelfluhkette wird in der Wanderer-Messe in Oberstdorf mit einem Info-Punkt vertreten sein. red

Foto: Alpsee-Grünten Tourismus GmbH

Naturpark Nagelfluhkette: Am 27. September 2012 wurde der Naturpark Nagelfluhkette vom Verband Deutscher Naturparke (VDN) als »Qualitäts-Naturpark« ausgezeichnet. Hintergrund dieser Qualitätsoffensive ist, dass es bei den insgesamt 104 Naturparken in Deutschland große Unterschiede gibt. In einem umfangreichen Katalog werden die Hauptkennzeichen jedes Naturparks und vor allem die Leistungen in verschiedenen Bereichen wie »Naturschutz und Landschaftspflege« oder »Erholung und nachhaltiger Tourismus« abgefragt. Anschließend bewertet ein Qualitäts-Scout bei einem Besuch vor Ort den Park. Die Auszeichnung gilt für fünf Jahre, dann ist eine Neubewerbung fällig. Durch die freiwillige Teilnahme an der Qualitätsoffensive hat der Naturpark Nagelfluhkette erfahren, wo seine Stärken und Schwächen liegen und wertvolle Hinweise für die Fortentwicklung des Parks erhalten. red

fluhkette, der als einziger grenzüberschreitender Naturpark zwischen Deutschland und Österreich den europäischen Gedanken aktiv lebt. Im Vordergrund stand der Erfahrungsaustausch mit Besuchern und den anderen Ausstellern. Während der Veranstaltung seien wieder zahlreiche Projektideen geboren worden, so Rolf Eberhardt, Geschäftsführer des Naturparks Nagelfluhkette. red

Zum Deutschen Wandertag reisen viele Gäste erfahrungsgemäß bereits einige Wochen vorher in die Region

Ab Ende Dezember kann man jeden Samstag und in den Ferien zusätzlich noch mittwochs bis 21 Uhr rodeln, die Sesselbahnen haben bis zu dieser Zeit geöffnet. jj/red Info: Alpsee Bergwelt, Ratholz 24, D-87509 Immenstadt, Tel. +49 8325 252, E-Mail: info@ alpsee-bergwelt.de, www.alpsee-bergwelt.de

Nicht einmal Regen oder Schnee kann vom Rodeln abhalten.

Foto: Alpsee Bergwelt GmbH

Nagelfluhkette ist Qualitäts-Naturpark

Langenegg: Am 22. September stand die Naturparkgemeinde Langenegg unter dem Motto »Europa erleben«. Rund 60 Gemeinden, Regionen und Initiativen aus weiten Teilen Europas haben sich vor mehreren tausend Besuchern aus dem Bregenzerwald präsentiert. Sie alle zeichnet aus, dass sie Vorreiter in Sachen Dorferneuerung oder Regionalentwicklung sind. Mit von der Partie war der Naturpark Nagel-


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KURZMELDUNGEN

Das AlpSeeHaus in Bühl dient als Schnittstelle zwischen Naturschutz-, Tourismus- und Bildungsangeboten

Das »Naturparkportal« hat die Tore geöffnet

Immenstadt-Bühl: Seit Mai steht in Bühl eine neue Attraktion bereit. Ein 105 Tonnen schwerer Fels neben dem AlpSeeHaus dient als Kletterwand. Gefunden wurde er in der Iller beim Neubau der B19. Der Immenstädter Bürgermeister Armin Schaupp setzte sich dafür ein, dass er nicht gesprengt, sondern in seine jetzige Funktion übernommen wurde. Mit ausreichend Klettergriffen und Bodenmatratzen ausgestattet, kann der Boulderfelsen nun auch von Kindern erklommen werden. jj

Spenden für den König der Lüfte

Immenstadt: In diesem Sommer wurde mit einem Outdoor-Erlebnistag das AlpSeeHaus am gleichnamigen See bei Immenstadt-Bühl feierlich eröffnet. Absoluter Höhepunkt des Programms war der erste Rundgang durch die Erlebnisausstellung »Expedition Nagelfluh«. Besucher schlüpfen in der interaktiven Ausstellung in die Rolle eines Außerirdischen, der plötzlich mitten im Naturpark Nagelfluhkette landet und die Umwelt mit dem unvoreingenommenen Blick eines Fremden erforscht. Im AlpSeeHaus befinden sich außerdem die Gästeinfo Immenstadt, die Geschäftsstelle des Naturparks Nagelfluhkette, der Bund Naturschutz Bayern e.V. sowie das Naturerlebniszentrum Allgäu. Die Bergkäserei Diepolz verkauft hier regionale Produkte. Damit ist das AlpSeeHaus Schnittstelle zwischen mehreren Naturschutzeinrichtungen, Tourismus, Direktvermarktung und Bildungsanbietern. Der Outdoor-Erlebnistag soll im Sommer 2013 wieder stattfinden. Der Termin wird im Naturparkmagazin Nagelfluh bekannt gegeben. red

Oberallgäu: Zum Schutz des Allgäuer Steinadlers wurde eine Privatstiftung gegründet. Georg Sedlmaier aus Kempten übergab mit 1000 Euro die erste Rate aus seinem Stiftungsfonds an den Landesbund für Vogelschutz. Mithilfe dieser regelmäßigen Finanzspritze soll dazu beigetragen werden, die Bestände des Steinadlers im Oberallgäu zu stabilisieren. So wurden zwar im vergangenen Jahr vier Jungvögel erfolgreich aufgezogen, aber sie mussten sich ein neues Revier suchen. Die Altvögel dulden sie nicht mehr in ihrem bis zu 40 Quadratkilometer großen Einzugsbereich, der bis zum Alpsee bei Immenstadt reicht. red Mit bis zu 2,3 Metern hat der Steinadler die größte Flügelspannweite aller Vögel des Naturparks und bevorzugt die Alpgebiete für die Jagd nach Birkhühnern, jungen Gämsen, Füchsen und Hasen

Energieberatung für »Hüslebauer« Foto: Dave Menke

Info: AlpSeeHaus, Seestraße 10, D-87509 Immenstadt-Bühl, Tel. +49 8323 998877 (Gästeinfo Immenstadt)

Erlebniswanderung für die ganze Familie Sulzberg: Anlässlich des Internationalen Jahres der Genossenschaften veranstaltet die Gemeinde Sulzberg am 6. Oktober von 13.30 bis 17 Uhr eine Erlebniswanderung. Entlang des Weges präsentieren sich verschiedene Genossenschaften wie die Forstweg-, Wasser- und Jagdgenossenschaft, die Biomasse Fernwärme Sulzberg, die Bio Bauern Sulzberg, die Energieregion Vorderwald und das Sägewerk Giselbrecht. Für Abwechslung an den einzelnen Stationen sorgen Aktionen wie eine Heizwerkbesichtigung und 16

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Foto: Viola Elgaß

Foto: Viola Elgaß

Vom Findling zur Kletterwand

Hackschnitzelrennen, Erzählecke zur Jagd, Verkostung von Bio-Produkten, Besteigung des einzigen aktiven Wasserturms in Vorarlberg und vieles mehr. Kinder können an einem Quiz mit Preisverlosung teilnehmen. Die Wanderung geht über etwa vier Kilometer und beginnt in der Raiffeisenbank Sulzberg. red Info: Gemeinde Sulzberg, Dorf 1, A-6934 Sulzberg, Tel. +43 5516 2213-0, E-Mail: gemeinde@sulzberg.at, www.sulzberg.at

Bregenzerwald: Eine kostenlose Beratung über ökologische Baustoffe, effizienten Energieeinsatz, energiesparende Heizungen, Förderungen oder Sonnenenergienutzung für Bauund Sanierungswillige bietet seit diesem Jahr die Energieregion Vorderwald an. Hausbauer müssen bei der Planung des Eigenheims auf viele Aspekte achten. Auch bei der Sanierung ist genaue Analyse und Planung unerlässlich. Nicht nur das Umweltbewusstsein erfordert eine effiziente Energienutzung, auch die stetig steigenden Gas- und Ölpreise drängen zu alternativen Heizmethoden. Die Sprechstunde zur Energieberatung kann ohne Voranmeldung besucht werden. red Info: Sprechstunde der Energieberatung Vorder/Mittelwald ist jeden Dienstag von 18 bis 20 Uhr im Gemeindeamt Lingenau, 1. OG, Tel. +43 5513 6464-14 (mit kurzer Weihnachtspause)


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KURZMELDUNGEN

Naturpark Nagelfluhkette: Sie kennen die allerschönsten Ecken im Naturpark, nennen Tiere und Pflanzen beim Namen und wissen um das enge Zusammenspiel zwischen Natur- und Kulturlandschaft, Alpwirtschaft, Forst und Tourismus: Die 30 frisch ausgebildeten Naturparkführer aus den 15 Mitgliedsgemeinden. Allesamt bringen sie langjährige Erfahrung mit, arbeiteten schon vorher zum Beispiel als staatlich geprüfte Bergführer oder Wanderführer. Beim Angebot »Sieben Tage – Sieben Perlen« finden an jedem Wochentag themen-

bezogene Wanderungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden statt. Da wird die Artenvielfalt des Immenstädter Bärenköpfles erkundet, das Gunzesrieder Kräutertal entdeckt, der Grat der Nagelfluhkette bestiegen und das Naturparkjuwel Quelltuff bei Lingenau besucht. Die Aktion läuft noch bis Winteranfang und startet erneut im Frühjahr 2013. red Info: Für das Angebot »Sieben Tage - Sieben Perlen gibt es ab sofort Flyer im AlpSeeHaus und Infos auf www.naturpark-nagelfluhkette.info

Mit der Natur zur inneren Kraft

Info: Anmeldung per E-Mail: info@immenstadt.de, Tel. +49 8323 998877 oder im AlpSeeHaus, Seestraße 10, D-87509 Immenstadt-Bühl

Neue Gondelbahn im Allgäu Oberstaufen: Zum Start der Wintersaison eröffnet Deutschlands modernste Kabinenbahn am Hündle. Sie ist für acht Personen ausgelegt, hat eine Sitzheizung und ermöglicht das Transportieren von Kinderwagen und Rollstühlen. Das Wintersportgebiet am Hündle hat viel zu bieten: Die ganze Familie kommt auf ihre Kosten, ob mit Skifahren, Wandern oder Rodeln. jj/red

Unter dem Motto »Naturerfahrung und Natursensibilisierung« bietet das NEZ eine geführte Wanderung an

Die großen Vier Immenstadt: Vom 27. Dezember 2012 bis zum 31. Januar 2013 ist im AlpSeeHaus die Ausstellung »Die großen 4« zu sehen. Der Besucher erfährt Spannendes und Wissenswertes zu den großen Beutegreifern Wolf, Luchs, Bär und dem Menschen, der diesen Wildtieren wieder eine Möglichkeit geben kann, in unserer Kulturlandschaft zu leben. Das in der Schau vorgestellte Wildtiermanagement soll ein Miteinander von Mensch und Tier ermöglichen. red Info: Das NEZ veranstaltet begleitend zur Ausstellung Führungen und Schulklassenprogramme. Näheres in Kürze unter www.nez-allgaeu.de 18

Alleinsein in der Natur sollen dabei helfen. Die Teilnehmer sollten eine kleine Brotzeit und Getränke mitnehmen. Der Unkostenbeitrag für Kinder beträgt fünf, für Erwachsene zehn und als Familienkarte zwanzig Euro. jj/red

Damit Einheimische und Gäste die Wanderführer gleich erkennen, hat der Naturpark sie alle mit roten Outdoorjacken ausgestattet

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Foto: Hündle-Erlebnisbahn GmbH & Co. KG

Foto: Bund Naturschutz Naturerlebniszentrum Allgäu

Immenstadt: Das Naturerlebniszentrum Allgäu bietet am 14. Oktober einen Ausflug zum Immenstädter Horn an. Der DiplomSozialpädagoge und Bergführer Christian Kerber möchte zeigen, dass man die Kraft der Natur auch im Verweilen erfahren kann. Übungen wie kreatives Arbeiten mit Naturmaterialien, Auseinandersetzung mit Naturmetaphern, Wahrnehmungsübungen und

Foto: Naturpark Nagelfluhkette e.V.

An sieben Tagen sieben Perlen entdecken

Eine Beschneiungsanlage sorgt am Hündle für Schneesicherheit von Dezember bis März

Gemeinsam für starke Naturparke Europa: Eine Stärkung der Naturparke als Partner im ländlichen Raum sowie eine bessere Koordination von LEADER-Projekten, so lauten die Kernforderungen des Verbandes Deutscher Naturparke (VDN) zur anstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union für den Zeitraum bis 2020. Die Gestaltung der GAP bietet aus Sicht des VDN die Chance, die Weichen für vitale und lebenswerte ländliche Räume in Europa zu stellen.

Starke Naturparke sind auch ein Beitrag für die Identifizierung der Menschen mit ihrer Heimat. Der VDN vertritt 96 der 104 Naturparke in Deutschland, die rund 27 Prozent der Fläche Deutschlands einnehmen. red Info: Die GAP umfasst zwei Bereiche. Die Marktordnung und die Entwicklung des ländlichen Raums. Mehr Infos zu den Forderungen des VDN unter www.naturparke.de


Total vernagelt Wie der Nagelfluh zu seinem Namen kam »Ach, wie gut, dass niemand weiß, warum der Nagelfluh Nagelfluh heißt!«

Illustration: Dominik Ultes

Um die Entstehung der Nagelfluhkette ranken sich viele Legenden und Mythen. Diese hier wird besonders gern erzählt: »Seit jeher zählte das Gebiet der Nagelfluhkette zu den schönsten auf der ganzen Welt. Bei der Gestaltung der bergigen Landschaft hatte der liebe Gott sich ganz besonders viel Mühe gegeben. Und als die Menschen, die »Urbewohner« des Naturparks sahen, in welch herrlicher Gegend sie leben durften, waren sie sehr glücklich. Es wurde viel gelacht, gefeiert und getanzt in dieser Region. Das blieb lange so, bis eines Tages durch Zufall der Teufel vorbeispazierte, immer auf der Suche nach möglichem Unheil, das er anrichten konnte. Als er sah, wie fröhlich und zufrieden die Leute in dieser Gegend lebten, wurde er sehr zornig, denn Glück und Frohsinn sind dem Teufel ein Dorn im Auge. Also packte der Leibhaftige seinen Hammer und alte Nägel zusammen – große, kleine, dunkle, helle, alle, die er in der Hölle finden konnte – und begann, die majestätischen Berge zu vernageln, um sie zu zerstören. Doch der »Gottesbeton« zerbrach nicht. Er war so widerständig und hart, dass die Teufelsnägel einfach darin stecken blieben. Durch die runden Köpfe, die die Nägel zu dieser Zeit hatten, erhielt das besondere Gestein sein jetziges Aussehen und seinen Namen: »Nagel«, wegen der Nagelköpfe, die aus ihm herausragen, und »Fluh« für Fels. Durch diese besondere Eigenschaft war die Berglandschaft nun noch einmaliger als zuvor, und die Geschichte, wie der Teufel sich selbst ein Schnippchen schlug, wird noch heute weitergegeben.«

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Grenzenloser Naturschutz Besonders im Winter, wenn für uns Menschen der Spaß des Alpinsports beginnt, ist für Tiere kräftezehrend und schwierig. Störungen können schwerwiegende Folgen haben. Zur Besucherlenkung wurde in Vorarlberg die Kampagne »Respektiere deine Grenzen« ins Leben gerufen. Um grenzüberschreitend arbeiten zu können, wurde durch den Naturpark das Projekt auch ins Allgäu geholt

D Der beste Freund des Menschen ist bei Schneehase und Co. weniger beliebt – daher sollte man ihn in der freien Natur lieber an der Leine führen

Fotos: Jörg Beerhorst, Daniel Stricker/pixelio; Siegfried Bruckmeier

Im Schnee toben macht Spaß und ist auch erlaubt – aber bitte nicht in Schutzzonen, wo Schneehuhn und Reh durch den Lärm verschreckt werden

Oft werden Gämsen vom Menschen nicht einmal bemerkt, wenn sie panisch die Flucht ergreifen und vermeintlich um ihr Leben rennen

as Allgäu weist eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft auf. Als Tourismusregion ist es bei Gästen beliebt wie kaum eine andere Region Deutschlands. Entsprechend hoch ist die Zahl der Gäste, die das gesamte Jahr über die Landschaft genießen. Andererseits sind Teile des Allgäus, wie der Naturpark Nagelfluhkette, Heimat sehr störempfindlicher Tierarten, von denen einige in Mitteleuropa auch noch ausgesprochen selten und somit geschützt sind, allen voran das Auer-, Hasel- und Birkhuhn (siehe rechte Seite). Auch die heimischen Schalenwildarten, also Rothirsch, Reh und Gams werden häufig unbeabsichtigt durch den Menschen verschreckt. Dies führt oft zu einem erhöhten Verbiss im Bergwald und damit auch zu einer Einschränkung von dessen Schutzfunktion. Gerade der wachsende Trend hin zu Sportarten, die nicht so sehr an Wege oder Aufstiegsspuren gebunden sind, wie das Schneeschuhgehen oder Geocaching, führen dazu, dass plötzlich Menschen zu Zeiten und an Stellen auftauchen, an denen bisher außer dem Älpler oder dem Förster noch nie jemand war. Und hier liegt das Hauptproblem. Die Berechenbarkeit geht für die Tiere verloren. Sie werden zunehmend dort, wo sie sich bisher sicher fühlten, überrascht. Die meisten Störungen passieren, weil es den Menschen nicht bewusst ist, dass sie sich gerade »im Wohnzimmer« von Auerhahn oder Rothirsch befinden und diese auf »Besuch« gerade nicht vorbereitet waren. Zu wissen, wann wir wo wen stören ist deshalb eine unverzichtbare Grundlage für Handlungsempfehlungen. Im vergangenen Jahr übernahm die Nagelfluhkette daher gemeinsam mit der Gemeinde Burgberg am Grünten die Vorreiterrolle für eine Übertragung von »Respektiere deine Grenzen« nach Bayern. Grundlage hierfür war eine enge Abstimmung mit dem Deutschen Alpenverein, der mit dem Projekt »Skibergsteigen umweltfreundlich« (siehe S. 11) im bayerischen Alpenraum einen wesentlichen Beitrag zur naturverträglichen Ausübung des Skitourenlaufs und des Schneeschuhgehens leistet. Aktuell wird die Initiative als Pilotprojekt umgesetzt. Bestandteile sind die Markierung von störempfindlichen Räume (zum Beispiel durch Schilder vor Ort oder in Karten) und Aufklärung durch Flyer, Fernsehspots oder einen Internetauftritt. Zudem ist eine Kooperation mit ortsansässigen Schulen geplant, um den respektvollen Umgang mit der Natur schon bei den Kindern zu verankern. Die Kampagne findet außerdem ihren Eingang in die Ausstellung »Naturparkjuwele«, die noch bis Dezember 2012 im AlpSeeHaus in Immenstadt-Bühl zu sehen ist. red

Info: Bis eine bayerische Internetseite erstellt wird, findet sich alles Wissenswerte rund um die Initiative unter der Vorarlberger Seite unter www.respektiere-deine-grenzen.at 20


TIERISCHES PORTRAIT

Das Birkhuhn

Lithografie von Edward Lear (1812 bis 1888)

Zusammen mit Auer-, Schnee- und Haselhuhn zählt das Birkhuhn (Tetrao tetrix) zu den Raufußhühnern, Verwandte des Haushuhns, die durch die dichte Befiederung an den Beinen auch mit kaltem Wetter zurechtkommen. Während in Österreich der Bestand als stabil angegeben wird, zählt das Birkhuhn in Deutschland zu den streng geschützten Tierarten

Größe: 35 bis 41 Zentimeter Gewicht: 750 bis 1400 Gramm Hahn: Blauschwarzes Gefieder, weiße Flügelbinden, leierförmiger Schwanz mit weißen Unterschwanzdecken

Henne: Kleiner als der Hahn, Gefieder rötlich- und hellbraun gebändert, weiße Flügelbinden

Vorkommen im Naturpark: Zwischen 1300 und 1800 Höhenmetern auf Alpflächen und in Grünerlengebüschen, wo es sich hauptsächlich von Knospen und Beeren ernährt. Jungvögel fressen Insekten wegen des hohen Eiweißgehalts.

Etwa einen Monat später als die Männchen macht sich die Birkhenne auf den Weg zum Balzplatz, um sich dort von den anwesenden Hähnen umwerben zu lassen (unten). Aus den pompösen Schaukämpfen kann schnell bitterer Ernst werden

Balz- und Brutzeit:

Vermeidung von Störungen:

Ende März bis Anfang Juli Zur Balz versammeln sich die Männchen in der Morgendämmerung. Sie ducken sich vornüber, fächern ihre Stoßfedern, das sogenannte »Spiel« auf, blasen ihre roten, oberhalb der Augen gelegenen »Balzrosen« auf und rufen flügelschlagend »Tschuwi«. Es kommt zu Zänkereien, die in Kämpfe münden können. Die Balzplätze liegen meist auf offener Fläche und werden in der Regel Jahr für Jahr wieder benutzt. Der Hahn ist polygam, nur das Weibchen kümmert sich um das (Boden-)Gelege mit sechs bis zehn Eiern. Birkhühner brüten 24 bis 28 Tage lang.

Birkhühner verlassen fluchtartig ihre Schneehöhle, wenn sich Wintersportler nähern. Einmal aufgescheucht verbringen die Tiere den Rest des Tages oft im Freien – Kälte, Schnee und Sturm ausgesetzt. Dies hat vor allem bei wiederholtem Auftreten eine massive Schwächung der Vögel zur Folge, die auf lange Sicht zum Tod führen kann. Zur Schonung der Tiere sollten Wintersportler sich im Bereich der Waldgrenze und in den Zwergstrauchlagen auf einem eng begrenzten Korridor bewegen und eine Routenführung parallel zur Waldgrenze vermeiden. Ausflüge während der Dämmerung sollten vermieden werden.

Fotos: Siegfried Bruckmeier, Henning Werth

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JUWELEN DES NATURPARKS

Quelltuff in Lingenau Wenn Wasser zu Stein wird

Im Jahr 1998 wurde der Quelltuffhang im österreichischen Lingenau zum Naturdenkmal erklärt. Er ist eine der großartigsten Kalksinterbildungen nördlich der Alpen. Blättern und toten Insekten kann man in seinen Becken beim »Versteinern« zusehen

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er Quelltuffhang liegt am Westende der in mehrere Zungen aufgelösten, spätzeitlichen Lingenauer Schotterterrasse. Darunter bilden Sandsteine und Nagelfluhgestein einen Steilabfall von etwa 40 Höhenmetern bis zum Fluss Subersach. Für die Entstehung des Kalkgesteins im Quelltuffhang sind zwei Prozesse verantwortlich: Die Kalksinterbildung und die Bildung echter Quelltuffe. Das Wasser nimmt auf seinem Weg durch den mächtigen Schotterkörper Kalk auf. Diese kalkübersättigten Quellwässer fließen aus den Enden der Schottergasse. Bei Luftkontakt scheiden sie Kalksinter ab. Spezielle Moose, Algen und Bakterien entziehen an den Quellwasseraustritten dem Wasser Kohlendioxid – das führt zum vermehrten Ausfall von Kalk und dessen Ablagerung als echter Quelltuff. Durch Verunreinigungen von Eisendioxiden ist das Kalkgestein anfangs honiggelb bis rostrot. Nadeln und Blätter, die in die Sinterbecken fallen, werden langsam aber sicher von einer Kalkschicht umfangen (inkrustiert) und werden so zu filigranen Kunstwerken. Nicht viele Tiere und Pflanzen können in Kalkquellfluren überleben. Vor allem Moose und Algen kommen in diesen Bedingungen zurecht. 22

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Im kalkreichen Wasser tummeln sich kleine Flohkrebse – sie sind ein Garant für eine gute Wasserqualität. Einen besonderen Trick hat sich das Gewöhnliche Fettkraut einfallen lassen: Die fleischfressende Pflanze fängt mit ihren klebrigen Blattoberseiten Insekten und wertet so ihren kargen Speisezettel auf. Kalktuff bewährte sich als leichtes, poröses Gestein in der Vergangenheit als Baumaterial. Die nahegelegene barocke St. Anna Kapelle aus dem Jahr 1722 ist neben der Pfarrkirche das bedeutendste Gebäude in Lingenau, bei dessen Bau Kalktuff verwendet wurde. Ab den 50er-Jahren machten modernere, billigere Werkstoffe den Tuffabbau unrentabel. Der Quelltuffhang rückte mehr und mehr aus dem Blickpunkt des wirtschaftlichen Interesses. Heute ist er dafür umso interessanter für Wanderer und Naturwissenschaftler. red Tipp: Im AlpSeeHaus in Bühl läuft derzeit noch die Ausstellung »Naturjuwele im Naturpark Nagelfluhkette«, die den Quelltuff und noch weitere »Juwelen« (zum Beispiel den Alpsee oder die Krumbacher Moore) vorstellt. Ab Dezember soll sie dann durch die Naturparkgemeinden wandern


Das entstehende poröse, schwammähnliche Gestein wird als Kalktuff, das dichte als Travertin bezeichnet. Darin kann man oft fossilienartige Abdrücke erkennen

Fotos: Bianca Elgaß, Peter Elgaß

An die 250 Kubikmeter Kalktuffgestein wurden für den Bau der Kapelle St. Anna in Lingenau verwendet. Heute käme wohl ein anderes Baumaterial zum Einsatz

Über die Bedeutung der »Naturjuwelen im Naturpark Nagelfluhkette«, zu denen der Quelltuffhang zählt, informiert derzeit eine Wanderausstellung im AlpSeeHaus

Naturlehrpfad rund um den Quelltuff Aufgrund der geologischen und botanischen Bedeutung des Quelltuffs wurde ein Lehrpfad durch das Naturdenkmal errichtet. Zwischen tuffhaltigen Rinnsalen verläuft der Pfad auf Holzstegen und Treppen durch den Steilhang über der Schlucht der Subersach. Die rund einstündige Rundwanderung beginnt bei der St. Anna Kapelle und führt rechts auf dem Güterweg entlang der Beschilderung Quelltuff. Infos gibt es beim Gemeindeamt Lingenau.

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In vier Tagen über die

Nagelfluhkette Claudia und Rainer Haas nennen sich selbst »Blogger in Wanderstiefeln«. Vom 26. bis 29. Juni wanderte das Ehepaar von Immenstadt über die Nagelfluhkette bis nach Hittisau und berichtete darüber auf ihrem Blog, einer Art InternetTagebuch. Einen kleinen Ausschnitt ihrer Erlebnisse haben sie für unser Magazin zusammengefasst

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och im letzten Herbst hatten wir drüben gestanden, auf dem Siplingerkopf (1746 Meter) und haben herübergeschaut, zur Nagelfluhkette. Und schon damals hat es uns gepackt: Die möchten wir unbedingt irgendwann einmal bewandern, wussten wir, und zwar komplett! Immer auf ihrem Grat über alle 14 Gipfel zu ziehen – von Immenstadt bis nach Hittisau – das verspricht noch echtes Abenteuer. Schließlich bewegt man sich dabei stets auf Höhen zwischen 1451 (Mittag) und 1833 Höhenmetern (Hochgrat). Wir, das sind Rainer und Claudia Haas, ein Ehepaar Ende Fünfzig, mit eigenem Wanderblog (www.rainerundclaudia.de). Meist berichten wir darin über den »wilden Südwesten«. Also über das Wandern im Schwarzwald, der Schwäbischen Alb und den Vogesen. Doch nun haben wir uns ganz spontan in die Nagelfluhkette verliebt. Vier Tage wollten wir uns für das »Fremdgehen« Zeit lassen, um diese Tour auch wirklich genießen zu können. Immerhin werden wir dafür ja

»Claudia unterhalb des Gipfels des Rindalphorns. Wir sind beide fix und fertig. Vor ihr blüht eine hübsche Gruppe von Trollblumen«

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Mit Wanderschuhen, GPS-Gerät und Fotoausrüstung im Naturpark unterwegs: Claudia und Rainer Haas

wieder mit großem Gepäck und umfangreicher Fotoausrüstung unterwegs sein. Nur mit diesem Aufwand können wir unser Abenteuer dann anschließend auch auf dem Blog dokumentieren. So planten wir die Wanderung dann auch gleich in vier Etappen und mit drei Übernachtungen: Am ersten Tag vom Startpunkt Immenstadt bis zum Kemptener Naturfreundehaus, von dort am zweiten Tag weiter zum Staufner Haus, am dritten Tag bis zum Berggasthof Hochhäderich, und am vierten Tag schlussendlich nach Hittisau. Dort würden wir uns in der Pension Bals noch eine weitere Nacht erholen, bevor es wieder nach Hause gehen sollte. Das Überschreiten der Nagelfluhkette ist natürlich physisch eine deutliche Steigerung zu den gewohnten Mehrtagestouren im Hochschwarzwald oder in den Vogesen – und auch völlig anders. Daher kristallisieren sich bei uns auch bereits beim Einlesen und während der Vorbereitung drei echte Herzenswünsche heraus: Einen Alpensalamander möchten


Oben: Eine 17 Meter hohe Leiter führt auf den Steineberg. Rechts: Auf dem Weg zur Alpe Gund freundet sich Claudia mit einem Kälbchen an

Fotos: Rainer Haas/www.rainerundclaudia.de

wir unterwegs gerne sehen, einen Steinadler, und bitte auch noch einen der seltenen Apollofalter. Die soll es hier nämlich noch geben! Der normale Verlauf dieser Tour – mit leichterem Gepäck und ohne Fotoarbeiten – wäre auch in zwei Tagen zu bewältigen. Dazu sollte man aber wirklich über eine »erhabene Kondition« verfügen, und auch das Wetter muss dazu mitspielen, das hier oben natürlich immer mal schnell umschlagen kann. Und wenn es erst regnet, werden viele, steile Lehmpfade gefährlich schmierig. Lasst euch also am Mittag ohne entsprechende Erfahrung bitte von den Schildern »Hochgrat 7 h« nicht zu einer ungeplanten Gewaltaktion hinreißen: Diese sieben Stunden haben es nämlich mächtig in sich und sind auch nur ohne jegliche Höhenangst zu schaffen. Ein gemütliches Stehenbleiben, um vielleicht einmal das tolle Bergpanorama oder auch die fantastische Pflanzenwelt zu genießen, ist da ebenfalls nicht mehr wirklich drin. Uns offenbarten sich unterwegs nicht nur Unmengen wilder Orchideen, Enziane und Trollblumen, sondern auch immer wieder putzige Begegnungen mit den Tieren auf den einzelnen Alpen. Jungrinder und Pferde sind hier manchmal nämlich nicht nur unglaublich zutraulich, sondern auch sehr »liebesbedürftig«. Und dann sind da auch noch die frechen Alpendohlen, die einen oben am Stuiben bereits erwarten und tatsächlich aus der Hand fressen. Wer sich also zu einer zusätzlichen Übernachtung im Kemptener Naturfreundehaus entschließt, der hat unterwegs nicht nur so richtig viel Zeit und kann alles in Ruhe genießen. Man erlebt auch noch einen tollen Hüttenabend mehr, bei Waldi, Sonja und dem »Chef«, ihrem Rottweiler. Zu dem gibt es eine kleine Anekdote: Damit der Hund nicht fett wird, hat Waldi ihm beigebracht, nie aus der rechten Hand zu fressen. Mit der versuchen nämlich manche Gäste, ihm etwas zuzustecken. Die Hütten unterwegs sind durchweg sehr sauber und zu empfehlen. Wir haben sie noch einmal ganz ausführlich und mit vielen Fotos in unseren Tagesberichten auf unserem Wanderblog dargestellt. Zudem erfährt man alles, was unterwegs sonst noch wichtig ist. Und auch, wie sich unsere drei Herzenswünsche erfüllt haben. Denn tatsächlich kreuzten auf der Wanderung Alpensalamander, Steinadler und sogar Apollofalter unseren Weg. Rainer Haas

Info: Die ausführliche Version der Wanderung mit vielen weiteren Fotos gibt es auf Rainer und Claudia Haas’ Wanderblog zu lesen: www.rainerundclaudia.de/artikel/in-vier-tagen-uber-die-nagelfluhkette/

»Schön zu sehen, wie der Pfad immer dem Kamm der Nagelfluhkette folgt: Gratwanderung eben!«

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Amulette

Geschliffene aus vernageltem Beton Nüchtern betrachtet ist der Nagelfluh nur eine steinharte Zusammenballung aus gerundetem Kies und Geröll. Die Stücke, die Steinschleifer Rudi Fürpaß aus dem manchmal recht widerspenstigen Gestein herstellt, verleihen dem sogenannten Herrgottsbeton dagegen ganz neue Formen

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em Naturpark Nagelfluhkette dient das besondere Gestein als Namensgeber und prägt dessen Landschaft. Aus diesen Brocken stellt Rudi Fürpaß unter anderem jene kleine Anhänger her, die an einer Lederkordel befestigt, alle Kinder erhalten, die während der »Expedition Nagelfluh« das Lösungswort gefunden haben (siehe auch S. 6/7). Rudi Fürpaß und seine Frau sind seit 1972 Inhaber des gleichnamigen Reformhauses in Hittisau in Österreich, das heute von ihrer Tochter Sabine geführt wird. Neben Drogeriewaren und Fotoartikeln werden Mineralien angeboten, die Fürpaß in der Schweiz, in Vorarlberg und im Allgäu sammelt. Das aktuelle Augenmerk liegt jedoch auf dem Nagelfluh, den der ehemalige Zollbeamte selber schneidet und anschließend zu Tischplatten, Würfeln, Briefbeschwerern und vielen anderen dekorativen Dingen weiterverarbeitet. In zwei Kabinetten werden zudem Mineralien und Fossilien aus aller Welt angeboten. Heilsteine runden das Angebot ab. »Um Mineralien zu finden, benötigt man neben Erfahrung und Gespür auch eine Portion Glück«, erklärt der Sammler. »Wie oft sind wir an derselben Stelle vorbei gegangen und haben nichts gefunden. Dann haben ein kleiner Erdrutsch oder ein ordentlicher Regenguss plötzlich einen Fund hervorgebracht.« Begonnen hat seine intensive Begegnung mit

dem Nagelfluh anlässlich der Gründung des »Naturpark Nagelfluhkette« im Jahr 2008. Die geschliffenen Nagelfluhsteine in den Hinweissäulen vor den 15 Gemeinden des Naturparks stammen aus seiner Werkstatt. Im neuen Alpseehaus sind eine von ihm geschliffene Tischplatte und demnächst eine Stele aus Nagelfluh zu sehen.

Ein Tisch als Grabstein Zum Thema Tischplatte gibt Fürpaß eine Anekdote preis. Oft geben seine zahlreichen Kunden aus aller Welt eine solche in Auftrag, da der Nagelfluh eine sehr attraktive Oberfläche hergibt. Die Tischplatten sind je nach Größe drei bis fünf Zentimeter dick. Eines Tages bestellte ein Kunde aus München eine zwölf Zentimeter dicke Tischplatte. Auf die Frage, was er mit einer solch starken Platte, die ja auch ein entsprechendes Gewicht hat, machen wolle, bekam Fürpaß zur Antwort: »Zuerst mache ich darauf meine Brotzeit und später soll sie mein Grabstein sein.« Zentnerschwere Gesteinsbollen sind das Ausgangsmaterial für die Arbeiten. Die runden Bollen stammen aus dem näheren Bereich des Naturparks, besonders jedoch aus der Bolgenach, wenn ein Starkregen

Fotos: Annette Müller

Ganz links: Sichtlich stolz führt Rudi Fürpaß durch sein »Steinkabinett« Links: Man kennt es von Flusssteinen. Wenn man einen Stein befeuchtet, zeigt er sein Muster. Durch Schleifen und Polieren bleibt es erhalten.

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die Steine im Bachbett freigelegt hat. Kleinere Bollen schneidet Rudi Fürpaß selber in Scheiben, die größeren bis zu 1,2 Meter Durchmesser, lässt er bei einem Spezialisten, der Firma Josef Prenn, in Frastanz schneiden. Um zum Beispiel eine Tischplatte herzustellen, bedarf es bis zu neun Arbeitsgänge. Auf das Schleifen folgt das Polieren mit erst grobkörnigem, danach immer feinerem Schleifpapier. Kleinere Arbeiten werden an der Bandschleifmaschine bearbeitet.

3 Unvorhersehbare Muster So solide der Nagelfluh auf den ersten Blick erscheint, umso schwerer ist er zu bearbeiten. Fürpaß geht mit hoher Konzentration und feinem Fingerspitzengefühl dabei vor. Trotz der Härte des Konglomerats darf man nicht vergessen, das der Nagelfluh aus einzelnen Steinen verschiedener Größen besteht. Beim Schleifen kann es leicht geschehen, dass ein einzelner, kleinerer Stein aus der Fläche bricht. Viele Schleifer füllen diese Lücke einfach mit Kunstharz aus. Nicht so Rudi Fürpaß, der auch den kleinsten Stein wieder an seine ursprüngliche Stelle setzt, und mit dem Schleifen aufs Neue beginnt. Diese Sorgfalt wird von seinen Kunden besonders geschätzt. Die Belohnung für die Mühe ist die vielfarbige Pracht der Oberfläche, gebildet aus den unterschiedlichsten Gesteinen im Nagelfluh, die nicht vorhersehbar oder planbar ist. Fürpaß’ Werkstatt liegt außerhalb des Ladenlokals im Souterrain des Hauses der Familie, da das Schneiden und Polieren einige Dezibel Lärm erzeugt. Im Garten, mit einem von Libellen bevölkerten Biotop, lagern die Nagelfluhbollen. Einige dieser Bollen haben Löcher wie ein Käse. Hier hat Fürpaß Bohrkerne entnommen, die er in Scheiben schneidet, um daraus Anhänger zu fertigen. Für Kinder ist es immer wieder ein Abenteuer, wenn sie bei Aktionstagen des Reformhauses Fürpaß selber den Nagelfluh schleifen dürfen. Annette Müller

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Info: Reformhaus Fürpaß, Platz 186, A-6952 Hittisau Tel. +43 5513 6306, Fax +43 5513 30057, E-Mail: reformhaus.fuerpass@utanet.at

Vom Bollen zum Amulett: Wie ein Schweizer Käse sehen die Nagelfluhbollen aus (1), nachdem Rudi Fürpaß ihnen mehrere Bohrkerne (2) entnommen hat. Anschließend zersägt er diese in schmale Steinscheiben (3). Nach dem Schleifen und Polieren sind die Anhänger fertig (4) – Kinder, die die Expedition Nagelfluh absolvieren (siehe S. 6/7), erhalten einen als Belohnung

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Machen Sie mit beim

Fotowettbewerb Der Naturpark Nagelfluhkette mit seinen vielen Gesichtern hat für (Hobby-)Fotografen viele Motive zu bieten. Das Naturparkmagazin Nagelfluh veranstaltet für alle, die im Naturpark grundsätzlich die Kamera in der Tasche haben, einen Fotowettbewerb. Mitmachen können Leser, Naturliebhaber, Wanderer, Gäste – einfach alle, die ein gutes Motiv in der »Kiste« haben oder demnächst aufnehmen

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ie Wettbewerbsbedingungen sind ebenso einfach wie die Teilnahme. Es gibt keine Motiv-Vorgaben und keine Beschränkungen – nur mit dem Naturpark Nagelfluhkette sollten die Fotos direkt oder indirekt zu tun haben. Originelle Schnappschüsse zum Schmunzeln sind genauso möglich wie Bilder, die die Vielfalt der regionalen Natur zeigen. Einzige wirkliche Bedingung: Farbbilder sollten mindestens

Fotos: Peter Elgaß, Volker Wille

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auf 13x18 Zentimeter abgezogen sein, mindestens Kleinbild-Diaformat haben oder digital als tif bzw. jpg-Datei mit hoher Auflösung vorliegen. Die Fotos müssen also druckfähig sein. Wichtig: Auch auf »Fotosafari« gilt die Regel »Respektiere deine Grenzen« (siehe S. 20). Tierfotografien sind zwar schön, aber kein Naturparkbewohner freut sich, stört man ihn bei der wohlverdienten Winterruhe.


Mitmachen beim großen Fotowettbewerb lohnt sich! Den zehn Gewinnern winkt je ein großer Bildband »Naturpark Nagelfluhkette«. Auf 224 Seiten bringt der Band den Lesern Fauna und Flora des Naturparks näher. Auch die Menschen, ihr Brauchtum und ihre Kultur im Allgäu und in Vorarlberg werden vorgestellt. Die Teilnehmer erklären sich mit einer Veröffentlichung ihrer Fotos im Naturpark-

magazin Nagelfluh und eventuell einem später geplanten Naturpark-Buch oder -Kalender einverstanden. Abgebildete Personen müssen dem Abdruck zustimmen. Ihre Ausbeute auf Papier, Dia oder digital senden Sie bitte an: Nagelfluh – Das Naturparkmagazin, »Fotowettbewerb«, Lachener Weg 2, 87509 Immenstadt-Werdenstein oder per Mail an: nagelfluh@heimat-allgaeu.de. Einsendeschluss ist der 1. Februar 2013.

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