Programmheft - X. Biennale der Schmiede Kolbermoor 2014

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X. BIENNALE DER SCHMIEDE 2014 KOLBERMOOR



Willkommen

Grüß Gott in Kolbermoor bei der X. BIENNALE der Schmiede Die Zeit seit der ersten Biennale ist wie im Fluge vergangen. In einer Rückschau (Seite 28) in diesem Programm-Heft haben wir noch einmal die Höhepunkte zusammengestellt. Erfolgreiche Vergangenheit ist auch eine Verpflichtung für die Zukunft. Auch über unsere neuen Projekte erfahren Sie mehr in dieser Zeitschrift

Liebe Besucher der X. BIENNALE in Kolbermoor,

Fotos: Stadt Kolbermoor

wenn ich mich anlässlich unseres Jubiläums zurückerinnere, wie alles anfing im Sommer 1996, und wie sich die BIENNALE der Schmiede in Kolbermoor weiter entwickelt hat, bin ich schon ein wenig stolz. Das Kolbermoorer Schmiedetreffen ist mittlerweile das größte seiner Art in ganz Deutschland. Auch heuer erwarten wir wieder weit über 100 aktive Schmiede aus der ganzen Welt. Anmeldungen aus Brasilien, USA, Russland, der Ukraine und natürlich von vielen europäischen Mitgliedern der Schmiedefamilie liegen bereits vor. Bürgermeister Peter Kloo

Das alles wurde in den 18 Jahren nur erreicht, weil es eine kleine Gruppe hochmotivierter und engagierter ‚Schmiede-Verrückter‘ gibt, die sich alle zwei Jahre wieder aufmachen, das große Fest der Schmiede in unserer Stadt zu organisieren. Ihnen gelten ganz ausdrücklich mein Dank und meine Anerkennung. In Zeiten, wo kleinere und größere Brandherde auf der ganzen Welt lodern, wünsche ich mir, dass die Flammen der Schmiedefeuer in Kolbermoor auch brennen als Mahnfeuer für Frieden und Freundschaft, für Versöhnung und Verzeihen. Unsere Schmiede schmieden schon lange keine Waffen mehr, sie kümmern sich um die praktischen Dinge des Lebens und des Alltags genauso wie um künstlerische Ausdrucksformen moderner Metallgestaltung. Es wäre an der Zeit, die Freundschaft zwischen den Menschen wieder mehr zu pflegen, so wie es die Schmiede aus aller Welt bei ihren Schmiedetreffen tun. Menschen, die miteinander reden, miteinander arbeiten und natürlich auch miteinander feiern gehen nicht aufeinander los. Feuer ist auch Energie, symbolisch die Energie, die in jedem Menschen steckt. Für gute und schöne Dinge genauso wie für Grausamkeiten und Verbrechen. Wie ein Schmied, der mit seinen Händen und seinem Schmiedehammer das Eisen formt und entscheidet, was daraus entsteht, liegt es an jedem von uns selbst zu entscheiden, wohin wir unsere Energie lenken und wie wir unsere Leben gestalten. Ich freue mich, Bürgermeister einer Stadt zu sein, in der alle zwei Jahre Handwerkskunst, Freundschaft und Geselligkeit über Landes- und Sprachgrenzen hinweg gepflegt wird. Mein Gruß gilt den Schmieden und allen Besuchern der X. BIENNALE aus Nah und Fern. Peter Kloo 3


Gastgeber

Kolbermoor Stadt voller Leben Auch wenn neben dem Schmiedetreffen wenig Zeit bleibt: Ein Rundgang im Kolbermoor lohnt sich - hier stellen wir einige Sehenswürdigkeiten vor

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in wilder, bei Hochwasser reißender Gebirgsfluss, an manchen Passagen über 500 Meter breit und sonst nichts. Kein Haus, keine Ortschaft, keine Bewohner. So sah es noch vor 170 Jahren dort aus, wo sich heute die 19.000 Einwohner Stadt Kolbermoor erstreckt. Die Mangfall wurde im 19. Jahrhundert immer mehr in eine kleines, schnurgerades Bett zurückgedrängt, zähmen ließ sie sich dadurch aber keineswegs, wie das Jahrhunderthochwasser im Juni 2013 bewies, bei dem alleine in Kolbermoor 1.200 Wohnungen und Anwesen unter Wasser standen. Der Fluss ist Fluch und Segen. Denn ohne die immense Wasserkraft der Mangfall wäre 1860 nicht der Bau einer Baumwollspinnerei betrieben worden, die 1862 ihren Betrieb Anzeige

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aufnahm. Mit ihr gründete sich der Ort Kolbermoor. Sie war der Start für die Entwicklung zur Industriestadt im Mangfalltal. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts begann der Untergang der großen Industriestandorte. Die Stadt musste sich in kürzester Zeit einem radikalen Wandel unterziehen. Und dieser Wandel ist geglückt und abgeschlossen: Statt weniger Industriebetriebe ein breiter Mix kleiner und mittelständischer Unternehmen. Mit dem denkmalgeschützten Ensemble von Alter Spinnerei und historischer Werkssiedlung hat Kolbermoor zwei Leuchttürme mit überregionaler Strahlkraft. Und auch bei den Neubauten legt die Stadt Wert auf gute Architektur in ausgeprägter, unverwechselbarer Formensprache einhergehend mit dem Blick auf Zweckmäßigkeit des Raums und auf Lebens- und Arbeitsstrukturen in den Gebäuden. Das neue Rathaus (Behnisch Architekten, 2012) und Jugendtreff/Kinderkrippe (2014) sind ganz aktuelle Belege für diese Linie der Stadtplanung. München, Salzburg, Innsbruck in einer Stunde oder weniger erreichbar. Mit Chiemsee und Voralpen Oberbayern pur: Kolbermoor liegt inmitten einer Region, in die andere zum Urlaubmachen kommen. Kultureller Höhepunkt alle zwei Jahre: Die BIENNALE der Schmiede, bei der an vier Tagen tausende von Besuchern den Schmieden beim Arbeiten zuschauen.


Alte Spinnerei An der Alten Spinnerei und Spinnereiinsel Nachdem die Baumwollspinnerei Kolbermoor 1993 endgültig geschlossen wurde, standen viele Nutzungskonzepte zur Diskussion. Schließlich kam mit der Quest Gruppe - Familie Werndl ein Investor zum Zuge, der acht Gebäude der historischen Baumwollspinnerei aufwendig und sehr hochwertig sanierte. Unter anderem den Historischen Neubau von 1899, erbaut nach dem Großbrand von 1898, ein 3-geschossiger 120 Meter langer und 30 Meter breiter Ziegel-Industriebau, Historisches Pförtnerhaus, Kesselhaus, Turbinenhalle und Färberei, heute gastronomisch genutzt, Batteurgebäude, Kammgarnlager, Baumwollmagazin und Verwaltungsbau der Baumwollspinnerei Zum weitläufigen Gelände gehören der »Rosengarten« (Außenanlagen der Gastronomie), der historische Spinnereipark, heute mit Weiher und Kinderspielplatz, die Benediktkapelle (Architekturpreis). Historische Werkssiedlung Auf der östlichen Spinnereiinsel, zwischen Von-Bippen-Straße, Ludwigstraße, Brückenstraße und der Mangfall und entlang der Carl-Jordanstraße gelegen. Die in 3 Bauphasen (1860-1862, 1907-1912, 19191923) errichtete Arbeitersiedlung der Baumwollspinnerei mit ihren 165 Wohnungen wurde 1993 komplett von der Stadt Kolbermoor gekauft und seitdem Stück für Stück saniert. Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble gilt als einmaliges Beispiel einer komplett erhaltenen Arbeitersiedlung im ländlichen Raum in ganz Bayern. 1. Bauphase 1862-1862: 6 identische Häuser mit jeweils 6 Wohnungen 2. Bauphase 1907-1912: Gartenstadtähnliche Strukturen mit unterschiedlichen Gebäudeformen, großen Gartenanteilen und dorfähnlichem Charakter 3. Bauphase 1919-1922: Mehrgeschossige Großbauten (unter anderem der sogenannte »100-Meter-Bau«) senkrecht zu bisherigen Besiedelung erschließen erstmals den Bereich südlich der Mangfall, architektonisch auffällig die barocke Formensprache der Fassaden.

Fotos: Stadt Kolbermoor, Luftaufnahme: Privatsammlung Christian Poitsch

SEHENSWÜRDIGKEITEN IN KOLBERMOOR

Oben links: Eine Luftaufnahme der Alten Spinnerei aus den 1920er Jahren. Links: der sogenannte »Hundertmeterbau«, die Arbeitersiedlung der Spinnerei und unten: Das Wasserkraftwerk am Mangfallkanal

Räterepublik in Kolbermoor Vorsitzender des Volksrates war. Nachdem er Kolbermoor kampflos an die Weißgardisten übergeben hatte, wurde er 4. Mai 1919 von ihnen an der Tonwerkunterführung ermordet (Gedenktafel). Brücke der Freundschaft In der Grünanlage an der Brückenstraße zwischen Alter Spinnerei und Werkssiedlung Symbol für die friedlichen und freundschaftlichen Ziele der Schmiede weltweit. Die über 60 Stäbe der symbolischen Brücke stammen von Schmieden aus der ganzen Welt Heimat- und Industriemuseum Am Bahnhof Lückenlose Darstellung der 150jährigen Geschichte Kolbermoors mit besonderen Schwerpunkten auf der Baumwollspinnerei, dem Torfstechen und den weiteren großen Industrieansiedlungen Kolbermoors. Tonwerkweiher Naherholungsgebiet am Rande des Stadtzentrums mit Lehrbienenstand, Infotafeln entlang des Wanderwegs.

König-Ludwig-Denkmal In der Grünanlage nördlich der Feuerwehr, wenige Meter vom »Schmiede-Kreisel« Vom Kolbermoorer Krieger- und Veteranenverein errichtetes Denkmal, früher in der Karl-Daniels-Anlage in der Werkssiedlung.

Platz vor dem Alten Rathaus Eingerahmt von den beiden historischen Schulgebäuden, der Stadtpfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit, dem Harrerhaus und dem Alten Rathaus die ‚gute Stube’ Kolbermoors. Vion hier aus begann ab 1862 die systematische Stadtentwicklung, wie sie die Architekten der Spinnerei auf ihren Reißbrettern in streng orthogonalen Strukturen entworfen haben. Heute autofreier Bereich.

Alter Friedhof Auf der Spinnereiinsel zwischen Werkskanal und Mangfall östlich der Ludwigstraße Sehenswerte Grabanlagen, unter anderem auch die Grabstätte von Georg Schuhmann, der während der

Regelmäßig Stadtführungen und Führungen durch die Historische Werkssiedlung unter www.kolbermoor.de/Veranstaltungen. Zu buchen über stadtmarketing@kolbermoor.de und (08031) 2968-138. 5


Helfštýn

Die Schmiedeburg Pilgerziel der Metallgestalter Meister des Schmiedehandwerks aus der ganzen Welt treffen sich jährlich Ende August auf Burg Helfštýn. Inzwischen seit mehr als 30 Jahren. Die Region Mähren kann mit Fug und Recht damit werben, das weltgrößte Schmiedetreffen auszurichten.

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lung der Schmiedearbeiten, die auf der Burg in den über 30 Jahren entstanden sind (siehe nächste Seite). Die Burg wird von Comenius-Museum in der nahegelegenen Stadt Přerov verwaltet. Seit dem Jahre 1970 erfolgten immer in den Sommermonaten Restaurierungsarbeiten und Wiederaufbauten auf Helfštýn. Vor allem Schüler und Studenten verbringen dort ihre Ferien und leisten Arbeitsstunden. Ein Anziehungspunkt stellt der vollständig wiedererrichtete Bergfried – der Hussitenturm – im dritten Burghof dar, der als Aussichtsplattform auf die Burganlage und in die weite Ebene genutzt wird. Helfštýn ist eine der größten Burganlagen Europas. Heute präsentiert sich die Burg wieder mit gewaltigen Wehrmauern, welche im etwa 100 Meter breiten Zugangsbereich an der Basis stärker sind, als die große Chinesische Mauer und mit bis zu 17 Meter breiten Burggräben, Wehrtürmen und Festungsschanzen. In unserem diesjährigen Gastland Tschechien gibt es kaum eine beeindruckendere Festung. Fotos: Elgaß, Lauro

Die Ruine Helfenstein ist eine der größten Burganlagen in Europa. Innerhalb der Mauern gibt es eine Schmiede- und eine Münzpräge-Ausstellung

uf einem steilen Hügel liegt die gewaltige Festung aus dem 13. Jahrhundert und beherrscht die Mährische Pforte. 1981 trafen sich auf der teilrestaurierten Ruine erstmals 18 Schmiede unter der Leitung von Alfred Habermann, um in der Burgschmiede gemeinsam zu arbeiten und Gedankenaustausch zu pflegen. Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich das größte Symposium für Metallgestalter weltweit. In den Burghöfen stellen die Teilnehmer ihre mitgebrachten Arbeiten aus. Schon seit vielen Jahren reicht die Burgschmiede für die Wettbewerbe und Vorführungen nicht mehr aus. Ein Open-Air-Schmieden an mobilen Feuern findet an zwei Tagen am letzten Augustwochenende statt. In der Burg, nur knappe sieben Kilometer von der Schmiedepartnerstadt Lipnik entfernt, befinden sich drei Museen. In einem wird die wechselvolle Geschichte der Burg dokumentiert, im zweiten befindet sich eine Werkstatt für Münzherstellung und für Schmiede die wichtigste Schau: Es gibt eine Ausstel-

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Ausstellung

Schätze aus der Burg Besuchen Sie das Harrerhaus Auch viele Kolbermoorer werden heuer erstmals in das frisch renovierte Harrerhaus kommen. Erstmals stehen die Räume der Biennale zur als Galerie Verfügung. Wir zeigen dort ausgesuchte Objekte aus der Sammlung der Burg Helfštýn. Jan Lauro und die Schmiedefreunde aus Tschechien haben die Auswahl zusammengestellt und mitgebracht

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unächst bestand die Sammlung der Galerie auf der Burg nur aus Werken, die während der Schmiedetreffen Hefaiston entstanden sind. Das sind alles Arbeiten deren Herstellung in der Regel nicht länger als zwei Stunden dauert. Denn jeder Schmied, der am Wettbewerb teilnimmt, hat genau 120 Minuten Zeit um sein Werk fertigzustellen. Inzwischen sind auch andere Schmiedearbeiten hinzu gekommen. Über die Jahre sind bereits über 1100 Ausstellungstücke zusammen gekommen. Der Raum im Untergeschoß der Burg reicht nicht, um alle Werke zur gleichen Zeit auszustellen. Deshalb wird die Ausstellung jedes Jahr geändert. Jan Lauro, der Kastellan auf der Burg, bringt aus der riesigen Anzahl von Ausstellungsstücken eine kleine Auswahl von etwa 25 Schmiede-Skulpturen mit. Die Stücke werden während der X. Biennale im Harrerhaus an der Mädchenschule am Kolbermoorer Schmiedeplatz aufgebaut und sind von Freitag, 1. August, 10 Uhr bis Sonntag 3. August, 13 Uhr zu sehen. Diese Schau ist gleichzeitig die Premiere des Gebäudes als Schmiedegalerie. Die Teilnehmer früherer Schmiedetreffen kennen es nur als ungenutztes hässliches Nebengebäude.

Oben: Ein Blick in die Ausstellung im Hauptgebäude der Burg. Links und unten: Drei Ausstellungsstücke aus der Sammlung

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Partnerstadt

Lipník nad Becvou im Ring der Schmiedestädte Die tschechische Stadt Lipník nad Bečvou, zu deutsch Leipnik an der Betschwa, ist eine altertümliche Stadt im Herzen der Mährischen Pforte. Nur vier Kilometer südöstlich der Schmiedestadt liegt die Burg Helfštýn – Veranstaltungsort des weltweit berühmten internationalen Kunstschmiedetreffens »Hefaiston«. Lipník ist Partnerstadt Kolbermoors im Ring der Europäischen Schmiedestädte

Das »Pferd« aus der Werkstatt von Pavel Tasovský war eindeutig das beliebteste Exponat der Ausstellung »Metal in Town«. Die Stadt Lipník hat es daher gekauft – nun schaukelt es fröhlich im Schlosshof neben dem ehemaligen Pferdestall

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Fotos: Viola Elgaß

Das Stadtzentrum von Lipník nad Becvou

eit 2006 ist die Stadt Lipník nad Bečvou gemeinsam mit der Burg Helfštýn Mitglied im Ring der europäischen Schmiedestädte und damit der einzige tschechische Vertreter in dem internationalen Zusammenschluss.

Anlässlich des Eintritts wurde die Metallarbeit »Geöffnetes Tor« (Ianua Reserata) feierlich in die mittelalterlichen Stadtmauern eingepasst. Das Tor wurde von Ladislav Palko entworfen und von Jiří Jurda geschmiedet. Jeden Sommer findet im historischen Stadtzentrum Lipníks die Ausstellung »Metal in Town« statt – angestoßen vom »Schmiedepapst« Alfred Habermann. Dann schmücken sich Straßen, kleine Grünanlagen und Verkehrsinseln mit Eisenskultpuren berühmter tschechischer Schmiede. Einige Exponate fanden besonderen Anklang bei den Bewohnern und bleiben deshalb dauerhaft installiert, wie der Plattenspieler von Martin Šteller, das Schmiedegedichtchen am Tor des alten Feuerwehrgerätehauses von Štěpán Klas und natürlich das nicht mehr wegzudenkende Schaukelpferd aus der Werkstatt von Pavel Tasovský. Es steht heute zweckentsprechend im Schlosshof neben dem ehemaligen Pferdestall. Im Jahr 2009 wurde auf der Südseite des Masarykplatzes das neue Symbol der Stadt Lipník nad Bečvou, die Metallskulptur »Tilia« (die Linde) feierlich enthüllt. Es


Diese Büste zeigt den verstorbenen Schmiedepapst Alfred Habermann, den Begründers der Schmiedetreffen auf Burg Helfštýn

Die Burg Helfštýn im Trubel des internationalen Schmiedetreffens »Hefaiston«. An der an zwei Tagen für die Öffentlichkeit zugänglichen Veranstaltung werden seit Mitte der 1990er Jahre stets mehr als 10 000 Besucher gezählt

ist das letzte von Alfred Habermann entworfene Werk. Die Skulptur symbolisiert ein herzförmiges Lindenblatt mit geschlossener Blüte. Es war ihm nicht mehr vergönnt, es selbst fertig zu stellen – doch sein ehemaliger Schüler Pavel Tasovský und seine Tochter Christine Habermann schmiedeten es nach seinem Entwurf und ganz in seinem Sinne. Nur vier Kilometer weiter liegt – weithin sichtbar – die Burg Helfštýn, eine der größten Festungsanlagen Europas. Sie dominierte einst die Mährische Pforte und protzt derzeit mit vier Burghöfen, gewaltigen Mauern, Türmen, Kammertoren, Burgschmiede und ist als Kulturdenkmal im ständigen Wiederaufbau begriffen. Hier findet jährlich zum letzten Augustwochenende das größte internationale Treffen der Kunstschmiede in Europa, »Hefaiston« statt – benannt nach dem griechischen Schmiedegott Hephaistos. Gegründet 1981 von 18 Meistern der Schmiedekunst wie Alfred Habermann, hat sich das Treffen zu einem Symposium entwickelt, das innerhalb der Kunstschmiede– und Metallbildhauerszene weltweit bekannt ist. Mittelpunkt ist die große Ausstellung, die in den Höfen oder histo-

rischen Gebäuden der Burganlage gezeigt wird und fast das gesamte Spektrum der Metallkunst abdeckt.

Über 60 Delegierte aus 15 Ringstädten waren bei der Hauptversammlung 2011 in Lipnik vertreten. Das Gruppenfoto vor dem Museum Komenskeho in Prerov

Lipnik nad Becvou Lipnik nad Becvou ist eine Stadt im Landkreis Prerov. O Zwölf Kilometer westlich von Hranice in Mähren. Lipnik ist die einzige Partnerstadt Kolbermoors im »Ring der Europäischen Schmiedestädte e.V.«. Die Stadt wurde erstmals 1238 erwähnt. Nur wenige Kilometer von Lipnik befindet sich die Burg Helfstyn, in der alljährlich das größte Schmiedetreffen Europas stattfindet. Auch die mährische Kleinstadt Lipnik ist vielfach in die Schmiedewelt eingebunden. Dort findet der Besucher viele Schmiedearbeiten an Gebäuden und in den Grünanlagen.

Das Symbol der Stadt Lipník nad Becvou, die Metallskulptur »Tilia« (die Linde)

Einwohner: 8.191 Fläche: 3057 Hektar Bürgermeister: Miroslav Prykril

Internet: www.mesto-lipnik.cz Helftstyn: www.helfstyn.cz Zugehörig zum Museum Prerov: www.prerovmuzeum.cz

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Nachwuchs

Kinder schmieden... ...unter fachlicher Anleitung Das Schmieden mit Kindern hat in Kolbermoor lange Tradition. Im Laufe der Zeit hat sich ein hoher Sicherheitsstandard herausgebildet. Das kreative Handwerk wird auch dieses Jahr wieder der jungen Generation vermittelt

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Bevor es »an die Arbeit geht«, werden die Nachwuchsschmiede mit passender Schutzkleidung ausgestattet

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Das Geheimnis der Schatztruhe Die Wartezeit für die Nachwuchsschmiede, die an den Amboss wollen, wird durch eine geheimnisvolle Schatztruhe verkürzt. In dieser Truhe befinden sich viele interessante Dinge aus der Welt der Schmiede, die es zu entdecken gilt und die fachkundig erklärt werden. Doch zuvor müssen die Kinder erst mal heraus finden, wie die Truhe auf geht. Fotos: Archiv HEPHAISTOS

Mit Handschuhen, Schutzbrille und Schmiedeschürze ausgestattet können die Kleinen sich als Schmiede betätigen. Im Feuer und unter dem Hammer entsteht ein Schlüsselanhänger

m Computer-Zeitalter fehlt vielen Kindern der Bezug zu handwerklicher Arbeit. Bei der Biennale der Schmiede dürfen Kinder ans »heiße Eisen«. Allerdings unter Anleitung und nach bestimmten Regeln. Auch wenn die meisten Buben lieber ein Messer schmieden wollen, machen doch alle das Gleiche: Einen Schlüsselanhänger in Form einer Spirale. Diese Form ist einfach und – wenn der Meisterschmied hilft – auch verhältnismäßig schnell zu machen. Während die Kinder recht geduldig warten können, bis sie dran sind, sind oft die Eltern die Ungeduldigen. Schmieden benötigt Zeit. Drängeln hilft da nichts. Die Wartezeit wird bei der Biennale durch das »Ankleiden« verkürzt. Das ist eine wichtige Vorbereitung auf das eigentliche Schmieden. Die Kinder kommen selten mit passender Kleidung auf den Schmiedeplatz. Drum gibt es eine passende Kinderschmiede-Schürze, eine Schutzbrille, Schmiedehandschuhe und wenn nötig auch noch Ledergamaschen. So ausgerüstet geht es dann an die Arbeit. Sicherheit ist vor allem beim Schmieden mit Kindern das erste Gebot. Die Schmiede in Kolbermoor wollen kein Risiko eingehen.


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Projekt

Gemeinsam stark sein Kolbermoors Tor zu Europa Im Rahmen eines Skulpturen-Projektes im Ring der europäischen Schmiedestädte präsentiert der Kolbermoorer Schmiede-Fachbeirat Michael Ertlmeier einige Entwürfe für das Kunstwerk, das künftig die Mangfallstadt verschönern soll. Es greift als Themen zum einen die Verbundenheit im Ring, zum anderen die Hochwasserkatastrophe auf

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treten war und schwere Schäden in den Wohngebieten angerichtet hatte. Und zwar alleine schon durch ihren Aufstellungsort, zwischen zwei Spundwänden nämlich. Der Aufstellungsort ist bereits jetzt sichtbar durch die beiden Aussenständer an der Mangfall in der Nähe der »Brücke der Freundschaft«. Für die Breite der Skulptur zwischen zweien dieser Spundwände stehen 5,50 Meter zur Verfügung. Sie soll etwas höher als die Wände sein, die vom Nullniveau ab 2,50 Meter messen. Kolbermoor-Schmied Michael Ertlmeier hat diverse Entwürfe eingereicht, unter denen in Kolbermoor einer ausgesucht werden soll. Eine Auswahl der Entwürfe ist hier zu sehen. Alle weisen symbolisch mal etwas mehr auf den Ring der Schmiedestädte, mal mehr auf das Hochwasser hin. Michael Ertlmeiers Favorit ist der Entwurf unten: »Das Tor als Symbol soll sagen: Wir öffnen uns für unsere Freunde und die, die noch kommen wollen. Die Mangfall-Steine stehen für das, was vom Hochwasser angespült wurde, und damit gleichzeitig für das, was die Kolbermoorer gemeinsam aus dem Weg geräumt haben. Der Mix aus Stahl und Bronze um die Steine herum soll das Wasser darstellen. Die Kraft und Energie, die die Menschen nach dem Hochwasser aufbringen mussten, wird hier wohl am deutlichsten.« (si)

Zeichnungen: Michael Ertlmeier, Foto: Christian Poitsch

Oben: Michael Ertlmeier Unten: Sein bevorzugter Entwurf, ein geschmiedeter Mix aus Stahl, Bronze und Mangfallsteinen, die das Motto »Gemeinsam ist man stark!« zum Ausdruck bringen

uf der letzten Hauptversammlung des Ringes der europäischen Schmiedestädte in Bienno war unter anderem ein gemeinschaftliches Skulpturenprojekt beschlossen worden: Jede Stadt fertigt eine selbst gestaltete Tafel mit ihrem Namen darauf für die 18 anderen Ring-Mitglieder an. Die Gestaltung obliegt der jeweiligen Stadt, aber im Format sind die Schilder gleich. Die Tafeln sollen nun in jeder Stadt Teil einer größeren, metallenen Skulptur werden. Wie genau dieses Kunstwerk aussieht, wo es steht und welche Maße es hat, entscheidet der Schmiedebeirat jeder Stadt selbst. Von der Idee einer einheitlichen Skulptur war man schon deshalb abgerückt, weil nicht jeder Ring-Mitgliedsstadt das gleiche Budget zur Verfügung steht. So kann es sein, dass in der einen oder anderen Gemeinde die 19 Schilder zunächst auf einem großen Schild nebeneinander verschraubt und etwa im Rathaus aufgestellt werden, zumindest, bis mehr Mittel zur Verfügung stehen. Für die Stadt Kolbermoor – hier werden übrigens alle Schilder zusammengesammelt und dann in die 18 anderen Städte weiterverschickt – war relativ schnell klar, dass die Skulptur nicht nur den Ring-Gedanken wiedergeben, sondern auch an das Hochwasser von 2013 erinnern sollte, bei dem die Mangfall über die Ufer ge-

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Ein Stahlring ist mit (vergoldeten) Blechen in verschiedenen Höhen und Tiefen verkleidet. Das steht für die Vielfalt und Unterschiedlichkeit im Ring der Schmiedestädte, in dem dennoch alle verbunden sind

Die Mitgliedgemeinden des Ringes der Europäischen Schmiedestädte e. V.

Deutschland: Friesoythe (Niedersachsen/Oldenburger Land) Kolbermoor (Bayern/Oberbayern) Olbernhau (Sachsen/Erzgebirge) Stolberg (Rheinland)

Zwei Stahlringe, verbunden durch Rund-, Flach- oder Vierkanteisen und vernietet, stehen für den Ring der Schmiedestädte als großes Netzwerk. Die Tafeln werden neben den Spundwänden in ein Geländer integriert

Italien: Acireale (Sizilien/Provinz Catania) Bienno (Lombardei/Provinz Brescia) Stia (Toskana/Casentino) Österreich: Bad Hall (Oberösterreich/Steyrer Land) Ybbsitz (Niederösterreich/Bezirk Amstetten) Ukraine: Donezk (Ostukraine/Revier Donbass) Ivano-Frankivsk (Westukraine/Galizien) Frankreich: Arles-sur-Tech (Languedoc-Roussillon) Tschechische Republik: Lipnik nad Becvou (östliche Tschechei)

Ein 3000 mm großes Ringtor als Netzwerk, zum Teil geöffnet, jedoch so gesichert, dass es sich nicht bewegen lässt. Auch hier wird neben der Verbundenheit die Offenheit gegenüber den Freunden aus Europa betont. Die Städtetafeln wären an zwei Geländern links und rechts vom Tor angebracht

Finnland: Mynämäki (nordwestlich von Turku) Niederlande: Oude-IJsselstreek (Region Gelderland) Norwegen: Ovre Eiker (Region Drammen) Russland: Uljanovsk an der Wolga (Russland) Spanien: Campdevánol (Region Girona) Dänemark: Halsnaes (Region Hilleroed im Norden der Insel Seeland)

Zwischen diesen beiden Spundwänden wird die Ring-Skulptur installiert

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Fotos: Archiv HEPHAISTOS, Lotte Pronk

Zuschauen

Volker Allexi ist Stammgast in Kolbermoor. Seine Gießvorführungen sind legendär

Flüssiges Metall in Form gebracht

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andguß ist die Spezialität des HEPHAISTOS-Reporters und Gießlehrers Volker Allexi. Schon mehrfach ist er bei Biennalen in Kolbermoor in Aktion getreten. Bronze, Messing und Aluminium sind seine Metalle. Er zeigt auf dem Schmiedeplatz live, wie Formen hergestellt werden, wie der Guß vorbereitet wird und wie das flüssige Metall verarbeitet wird. Bei dieser Biennale wird er einen besonderen Auftrag durchfüh-

ren: Die Referentin Lotto Pronk wird am Freitag während einer Vorführung um 12 Uhr im Vortragsraum in der Schule mit einem 3D-Drucker eine Gußform herstellen, die Volker Allexi am Samstag ab 9 Uhr auf dem Schmiedeplatz in einen Formsandkasten einarbeiten und in Metall gießen wird. Hier werden modernes Computer-Verfahren und eines der ältesten Handwerke der Welt miteinander kombiniert.

3D-Drucker in der Praxis

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Diesen 3D-Drucker wird Lotte Pronk bei ihrem Vortrag in Aktion zeigen

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in 3D-Drucker ist eine Maschine, die dreidimensionale Werkstücke aufbaut. Der Aufbau erfolgt computergesteuert aus einem oder mehreren flüssigen oder festen Werkstoffen nach vorgegebenen Maßen und Formen (CAD-Programme). Beim Aufbau finden physikalische oder chemische Härtungs- oder Schmelzprozesse statt. Typische Werkstoffe für das 3D-Drucken sind Kunststoffe, Kunstharze, Keramiken und Metalle. Das erstmals 1983 angewendete Verfahren wird vor allem in Kunst und Design, der Architektur, dem Modellbau und im Maschinenbau verwendet. Lotte Pronk hat einen solchen 3D-Drucker dabei und wird am Freitag um 12 Uhr einen Vortrag über die Anwendungs-Möglichkeiten und die Technik halten. Dabei soll eine Vorlage in Kunststoff entstehen, die Volker Allexi am nächsten Tag im Metall gießen soll. Diese Art der Gestaltung von komplexen Figuren wird in der Metallgestaltung in Zukunft größere Bedeutung bekommen. In Kolbemoor sollen die Möglichkeiten in der Praxis ausgelotet werden.


Hexengitter - Jungschmiede in Aktion

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uf der diesjährigen Schmiede-Biennale in Kolbermoor leitet Helmut Brummer einen Arbeitsgruppe mit dem Ziel, ein Hexengitter herzustellen. Diese Technik wurde schon im Mittelalter für die Vergitterung von Burganlagen angewandt. Dabei sind die Lochdurchdringungen bei den Stäben derart angeordnet, dass die Stäbe ohne Aufschneiden der Lochungen nach einem bestimmten System ineinander gesteckt werden. Dieses System gilt es bei diesem Workshop zu entdecken. Die einzelnen Lochungen sind dabei peinlichst maßgenau und sauber auszuführen. Brummer will dabei mit sechs Jungschmieden zusammenarbeiten und erwartet folgende Qualitäten:

- Freude an der Gruppenarbeit - kooperierendes, und zielorientiertes Arbeiten - sicheres, sauberes und maßgenaues Schmieden - offenes und repräsentatives Auftreten Das Grundprinzip lautet: »Weniger ist mehr« und »Der Weg ist das Ziel«. Es ist vorgesehen dass die Gruppe am Freitag und Samstag jeweils von 9 bis 13 Uhr im Sonderzelt vor Publikum schmiedet. Helmut Brummer wird den Besuchern dazu gerne Rede und Antwort stehen. Er ist ein Urgestein bei den Organisatoren der Biennale und wird wie immer auch dafür sorgen, dass es dieses Jahr wieder die begehrten Kolbermoor-Taler gibt.

Manfred Wirth geht auf den Zeiger

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anfred Wirth ist ein alter Bekannter in Kolbermoor. Schon bei früheren Biennalen zeigte er einige seiner Meisterwerke in Kupfer. Diesmal wird er während der Biennale einen ganz besonderen Auftrag öffentlich vorführen. Er soll für eine Kirchenuhr zwei neue Zeiger in Kupfer zu treiben. Die Besucher der Biennale können die Entstehung der Uhrzeiger live miterleben.

Schweiz in voller Aktion Die Schweizer Interessengemeinschaft Schmiede (IG Schmiede) gehört seit vielen Biennalen zu den »schwer arbeitenden Gästen«. Die Gruppe fällt immer durch phantasievolle und kreative Märchen- und Sagendarstellung auf. Auch diesmal ist die synaptische Truppe wieder in Aktion. Am Samstag, 2. August von 9 bis 12 Uhr an zwei Feuern zaubern sie wieder eine Sagen-Szene - diesmal, so viel wurde verraten - hat die Arbeit etwas mit dem Gastland Tschechien zu tun. Auch 2014 wird die Arbeit wieder zur Versteigerung angeboten.

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Zuschauen Anzeige

Die Ausstellung im Mareis-Saal ie Teilnehmer der Biennale kommen nie mit leeren Händen. Alle bringen aus ihren Werkstätten kleinere Arbeiten zur Ausstellung nach Kolbermoor mit. Auch in diesem Jahr wird Janny Huismann mit ihrem Team aus den Niederlanden die Gestaltung und den Aufbau der Ausstellung im Mareis-Saal betreuen. Ab Freitagmittag, 1. August ist der Saal mit den Ausstellungsstücken aus Europas Schmiedewerkstätten geöffnet. Am Samstag, 2. August eröffnet die Schau der Schmiedearbeiten um 10 Uhr und ist bis 20 Uhr zu bewundern. Am Sonntag sind die Öffnungszeiten von 10 bis 12 Uhr begrenzt, denn dann reisen die ersten Aussteller wieder ab und nehmen ihre Arbeiten wieder mit. Es sei denn, Besucher haben Ausstellungsstücke gekauft.

Denn das ist auch ein Ziel der Mareis-Saal-Ausstellung: Die meisten Arbeiten können käuflich erworben werden.

Fotos: Archiv HEPHAISTOS

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Klang-Konzerte mit Martin Bläse

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r war vor zehn Jahren das letzte Mal Gast bei der Schmiede-Biennale in Kolbermoor. Martin Bläse wohnt an der Ostsee. Seit 1993 schmiedet er Klangobjekte, die er auch meisterlich selbst bespielen kann. In Kolbermoor wird er während der Biennale zweimal auftreten. Am Freitag wird er sich einen geeigneten Platz unter freiem Himmel in der Nähe des Schmiedeplatzes aussuchen und seine Besucher um 20 Uhr mit dem »Glockenturm des Glücks« verzaubern. Bitte beachten sie die Lautsprecherdurchsagen. Am Samstag folgt um 20 Uhr dann sein Klangkonzert »Transformation« im Saal des Pfarrheimes direkt neben der Stadtpfarrkirche, nur einen Steinwurf vom Schmiedeplatz entfernt.

Am Samstagabend um 19 und um 21.30 Uhr warten heiße Trommelrhythmen auf die Besucher

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»Rabenfeuer heißt die Truppe, die am Samstag um 22 Uhr atemberaubende Feuer-Vorführungen darbietet


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Stia wurde größer, die Altstadt blieb aber unberührt

Kolbermoors Partnergemeinde Stia »verdoppelt« sich

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ie Kolbermoorer Schmiede-Partnerstadt Stia in der italienischen Toskana ist im Januar 2014 mit dem Nachbarort Pratovecchio zusammengelegt worden. Neuer Bürgermeister ist Nicolò Caleri. Luca Santini, der zwei Amtsperioden der Gemeinde Stia vorstand, wechselte als Leiter zum 1993 gegründeten größten Nationalparks in Italien, dem Parco Casentino, in dem auch die beiden vereinigten Gemeinden liegen. Der neue Name ist Pratovecchio-Stia. Die Zusammenlegung wurde durch einen Bürgerentscheid möglich. Die Stianer Bürger stimmten mit 81,2 Prozent für die Vereinigung (in Pratovecchio waren 77,3 Prozent dafür). Die Fläche der Gemeinde ist nun auf 138 Quadratkilometer angewachsen (Vergleich: Kolbermoor: 19,9 Quadratkilometer). Stia hatte vor der Vereinigung 2900 Einwohner. Nun wohnen im Doppel-Ort über 5000 Einwohner. Ein Kuriosum gibt es noch von den italienischen Partnern zu berichten: Bereits 1929 waren die beiden Orte schon einmal beieinander. 1934 war die Bevölkerung so unzufrieden über die ZusamLuca Santini leitet jetzt den Naturpark menlegung, dass es zur Trennung kam. 80 Jahre später gibt es nun einen neuen »gemeinsamen Weg«. Das Rathaus steht übrigens in Stia und ist vielen Kolbermoorern durch ihre Besuche bereits bekannt. Aus Stia wird berichtet, dass sich durch die Zusammenlegung nichts an der Schmiedepartnerschaft ändern wird – auch die Weltmeisterschaft der Schmiede, die im zweijährigen Rhythmus in Stia veranstaltet wird, findet weiter wie gewohnt dort statt. 17


Was ist los?

Das Programm für die Fachbesucher Viele Vorträge und eine ganze Reihe von Demonstrationen erwarten die Besucher der Jubiläums-Biennale. Drei Austellungen und ein Workshop sind organisiert. Einige Anbieter von Maschinen und Werkzeugen sind vor Ort. Am Samstagabend wurde für die Gäste des Treffens wieder die beliebte Trommler-Gruppe engagiert

18 Uhr Come together – »Kennenlernen und Wiedersehen«

FREITAG, 1. AUGUST

Viel Betrieb wird am Schmiedeplatz in Kolbermoor am Samstag beim Nachtschmieden sein

9-13 Uhr Arbeitsgruppe »Hexengitter« 9 Uhr Gießvorführungen mit Volker Allexi 10 Uhr Freies Schmieden bis 18 Uhr 10–12 Uhr Schmieden mit Kindern 10 Uhr Öffnung der Helfstyn-Ausstellung im Harrerhaus mit Einführung (Jan Lauro) 12 Uhr Vortrag Lotte Pronk: Arbeiten mit dem 3D-Drucker: Herstellung des Modells als Vorlage für Volker Allexi am nächsten Tag 12 Uhr Öffnung der allgemeinen Ausstellung im Mareissaal 13 Uhr Vortrag von Gerd Simon von F.W. Klever: »Anwendung von Ballistol« 14 Uhr Hauptversammlung IFGS – Gaststätte Mareis/Milano am Schmiedeplatz 16 Uhr Führung durch die Ausstellung im Rathaus 16–18 Uhr Schmieden mit Kindern 16–18 Uhr Vortrag Reto Zürcher »Schwerter – Geschichte und Herstellung« mit Filmvorführung: »Wurmbunt – Die Suche nach der Schwertseele« 18 Uhr Eröffnung im Zelt mit den Erler Bläsern Begrüßung durch Stadt und Fachvertreter Begrüßung der Gäste aus dem Gastland Tschechien 19 Uhr Vortrag von Jan Lauro über Burg Helfstyn und das Schmiedetreffen Hefaiston in der Tschechischen Republik 20 Uhr »Klänge unter freiem Himmel« von M. Bläse mit dem »Glockenturm des Glücks«

SAMSTAG, 2. AUGUST ab 9 Uhr Freies Schmieden ab 9 Uhr Gießvorführungen Volker Allexi mit Guss der Vorlage aus dem 3D-Drucker (Vortrag am Vortag) 18

9–13 Uhr Arbeitsgruppe »Hexengitter« 10–20 Uhr Helfstyn-Ausstellung im Harrerhaus 10–12 Uhr Schmieden mit Kindern 10–20 Uhr Allgemeine Ausstellung im Mareissaal 11 Uhr Vortrag von Ulrich Gerfin »Damaszenerstahl-Szene Rückblick und Ausblick« 13 Uhr Vortrag Volker Allexi: Richtig Schmieden mit Kindern 14 Uhr Vortrag Tobbe Malm – Roses for Norway 14–18 Uhr Schmieden mit Kindern 18–23 Uhr Nachtschmieden 18 Uhr Ökumenische Andacht am Schmiedeplatz 18.30 Uhr Diskussion um die EN 1090 mit Cornelis Pronk, Günter Dolezal und Guido Soontiëns 19 Uhr 1. Auritt Trommlergruppe 20 Uhr Klangkonzert »Transformation« mit Martin Bläse im Pfarrheim 19 Uhr Auritt Trommlergruppe 20 Uhr Konzert »Transformation« mit Martin Bläse im Pfarrzentrum 21.30 Uhr Auritt Trommlergruppe 22 Uhr Vorführung Feuerschau der Gruppe »Rabenfeuer«

SONNTAG, 3. AUGUST Fotos: Archiv HEPHAISTOS

DONNERSTAG, 31. JULI

Christian Poitsch als Versteigerer

9-12 Uhr Freies Schmieden ab 10 Uhr Gießvorführungen mit Volker Allexi 10 Uhr Öffnung/Beginn Abbau der Ausstellung im Mareissaal 11 Uhr Musik am Platz 12 Uhr Große Versteigerung der geschmiedeten Arbeiten


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Im Stadtzentrum von Kolbermoor Gegenüber dem Neuen Rathaus Kostenloses W-LAN Kostenlose Parkplätze

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Ausstellung

Kunst aus Osten Partnerausstellung im Rathaus Die drei bekannten tschechischen Metallkünstler Jiri Baier, Jan Odvárka und Libor Hurda haben als Vorboten der X. Biennale der Schmiede das Kolbermoorer Rathaus erobert. Sie stellen damit eine Art »Vorhut« für die Präsentation des diesjährigen Gastlandes Tschechien bei der Biennale dar. Die Ausstellung bleibt auch über das Schmiedetreffen hinaus aufgebaut und ist bis 13. September zu sehen

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s sind größtenteils skurrile Darstellungen, die im Rathaus ausgestellt sind. Da reitet, von Weitem zu sehen, Don Quichotte auf seiner Rosinante auf den Eingang zu. Drinnen dreht gerade ein Mädchen seinen Partner durch den Fleischwolf und sorgt so für ihre langen Haare. Ein spindeldürres Männchen beleuchtet narzistisch sich selbst, und der gesichtslose Fährmann Charon überquert statt des Totenstroms Acheron einfach nur den Flur im ersten Stock des Rathauses. Elchgeweihe, Fundholz, Schrott und Profilstahl wurden fantasievoll in die Gestaltung der Skulpturen einbezogen. Die drei Künstler verdeutlichen mit ihren Arbeiten den Stil vieler anderer tschechischer Gestal-

ter und Schmiede. Das Spiel mit Form, Farbe und Material beherrschen die Metaller aus dem Nachbarland ganz hervorragend. Dazu kommt ein ausgeprägter Hang zur ungewöhnlichen Darstellung. Überzeichnung, Witz und Detailverliebtheit kommen vielfach hinzu – wie zum Beispiel bei der Figur mit dem Namen »Ego«. Mit dem Penis, Zeichen seines Egos, erdolcht er sich selbst. Bürgermeister Peter Kloo freute sich bei der Eröffnung der Ausstellung: »Die Arbeiten der drei Künstler machen uns neugierig auf die Präsentationen bei der kommenden Biennale. Wir sind stolz, diese Arbeiten in unserem neuen Rathaus zeigen zu können!«

Dynamik pur: Don Quichotte reitet auf das Rathaus zu – eine Skulptur von Libor Hurda

»Los Torzos«, Fisch-Frosch mit Damhirschgeweih von Libor Hurda

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Fotos: Archiv HEPHAISTOS

»Lair« von Libor Hurda »Ego« von Libor Hurda

Kantige Formen hat Jiri Baiers »Silberreiher«

Drei »Kobolde« von Jan Odvárka

Lampe »Medusa« von Libor Hurda

Der »Fährmann« von Libor Hurda

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International

Rosen für Oslo Eine weltweite Schmiede-Aktion Der norwegische Schmied und Metallgestalter Tobbe Malm wird auf Einladung der Biennale die weltweite Aktion »Rosen für Oslo« in Kolbermoor vorstellen. Am 22. Juli 2011 erschoss Anders Behring Breivik in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen. Tobbe Malm und Tone Karlsrud riefen die Schmiedewelt auf, eiserne Rosen für ein Mahnmal herzustellen. Den Stand der Dinge wird er in Kolbermoor berichten Tobbe Malm berichtet

2011 war die Insel Utøya in Südnorwegen das Ziel eines wahnsinnigen Attentäters. Norwegische Bürger gedenken noch heute mit Blumen der 69 jungen Menschen, die dort starben. Rechts: ein Blick in das »Rosenlager« der norwegischen Schmiede

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Fotos: Archiv HEPHAISTOS, Paal Sørensen

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iese Wahnsinnstat beschäftigte uns enorm und tut es immer noch«, betonten die beiden mit großer Betroffenheit. Die Kunstschmiede Tobbe und Tone wollen mit Freunden und Mitstreitern ein vier Meter hohes Mahnmal errichten, das die Erde symbolisiert und auf der hunderte handgeschmiedete Rosen, ganz nach individueller Vorstellung gefertigt, »erblühen« sollen. Überall in Norwegen wurden nach dem Attentat Rosen zum Gedenken an die Opfer auf öffentlichen Plätzen ausgelegt. »Rosen stehen für Liebe, Toleranz, Hoffnung und gegen das Vergessen, sie stehen für gemeinsame Trauer mit allen Angehörigen und unserem Land«, so die Idee der Initiatoren. An der Gedenk-Skulptur für die Opfer des Attentats von Utøya und Oslo haben inzwischen fast 800 Schmiede aus über 24 Ländern mitgewirkt. 80 Rosen wurden von Angehörigen der Opfer zusammen mit norwegischen Schmieden hergestellt. Diese geschmiedeten Rosen sollen im Denkmal in Oslo »vereinigt« werden. Die beiden Schmiede haben nie mit einer solchen Resonanz gerechnet. Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass ihnen die gute Idee über den Kopf gewachsen ist. Trotzdem soll nun bald die Aktion mit der Aufstellung des Denkmals zu einem guten Ende gebracht werden. Noch nie in der Vergangenheit hat aber auch die weltweite Schmiedefamilie eine solch großartige Gemeinschaftsarbeit vollbracht.


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Schmiedelied

Zum Mitsingen: Das Schmiedelied

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eit Jahren kursiert zur Melodie von Guiseppe Verdis Gefangenen-Chor aus der Oper Nabucco das Schmiede-Lied. Die erste Zeile des Refrains hat sich zum gerne angestimmten Trinklied auf den Schmiedetreffen entwickelt. Schmiedemeister Johann Reif aus Moosburg hat nun alle jemals mündlich überlieferten Strophen zusammengeschrieben. Die Anfangs-Zeilen sind inzwischen auf allen Schmiedetreffen Europas »zu Hause«. Ja hörst du das, was ist es denn? Ich glaub, es ist ein Schmied. Ja, ja – es ist der Ambossklang, er spielt das Schmiedelied: Der Textdichter Johann Reif wird das Schmiedelied sicher auch bei der 9. Biennale wieder vortragen

Refrain: Überall auf der Welt gibt es Schmiede, ja, überall wo ein Amboss klingt, wo man das Schmiedelied singt. Das Eisen glüht, die Funken sprühn, ich glaub da ist ein Schmied. Ja, ja – es ist der Ambossklang, er spielt das Schmiedelied.

Refrain: Überall auf der Welt... Das Feuer brennt, die Esse raucht, ich glaub da ist ein Schmied. Ja, ja – ich riech’ den Schwefelrauch und sing’ das Schmiedelied. Refrain: Überall auf der Welt... Der Nagler und der Messerer und alle andern Schmied’, die Schlosser und Gestaltersleut’, sie spiel’n das Schmiedelied Refrain: Überall auf der Welt... Und wenn es langsam dunkel wird, dann geh’n die Feuer aus. Der Schmied, zufrieden mit dem Werk, geht müde dann nach Haus. Refrain: Überall auf der Welt...

Text: Johann Reif /Musik: Verdi/Reif; D-Dur

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Wichtiger Hinweis für alle Teilnehmer an der Biennale: Bei der Anmeldung im Biennale-Büro gibt es für die Teilnehmer kostenlose Probe-Materialien und praktische Hilfsmittel für Schmiedebetriebe. Diese wertvollen Hilfsmaterialien der Firmen Eisenblätter und Ballistol werden nur an angemeldete Teilnehmer ausgegeben.

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l WERKZEUGE l INDUSTRIE l KFZ-TEILE


Auszeichnung

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ereits zweimal vergab der Internationale Fachverband Gestaltender Schmiede (IFGS) den »AlfredHabermann-Gedächtnispreis« in Kolbermoor an Menschen, die sich in der internationalen Schmiedeszene über lange Jahre besondere Verdienste erworben haben (eine Preisvergabe fand in Kaiserslautern statt) Die bisherigen Preisträger sind: Heinz Denig (Deutschland, Forschung und Publikationen in Sachen Damaszenerstahl), Havard Begland (Fachbuch-

Autor aus Norwegen) und Johannes Angele (Ausstatter und Lieferant von Schmiedezubehör und -BedarfDeutschland). Der Preis wird vom jeweiligen Vorgänger für den neuen Preisträger hergestellt oder bestellt. Der Preis soll immer auf die Verdienste oder das Wirken des Preisträgers abgestimmt sein. Bei der letzten Biennale überreichte Havard Bergland eine handgeschmiedete Axt an den Werkzeug-Lieferanten Johannes Angele.

Fotos oben (v.li.n.re.): Die Preisträger Heinz Denig, Havard Bergland und Johannes Angele

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Projektarbeit

Abfallkörbe mal anders Müll-Behälter mit Gesicht Das Schmiedehandwerk bietet vielfach die Möglichkeit, Gestaltung, Handarbeit und Ausdauer zu trainieren. In Kolbermoor wird das in einem speziellen Projekt seit einigen Jahren verwirklicht. Michael Ertlmeier und Johann Reif schmieden mit Jugendlichen, schwer vermittelbaren Migranten und Schülerinnen und Schülern von Praxisklassen ie Arbeit der beiden Schmiede, die auch seit dem ersten Tag im Organisationsteam der Biennale mitwirken, ist im Stadtgebiet zu bewundern. Kolbermoor hat die merkwürdigsten Abfallbehälter in Deutschland. In Kleingruppen werden diese Behälter in Schmiedekursen am Bauhof der Stadt entworfen und geschmiedet. Dabei spielt der geplante Standort eine wichtige Rolle. Immer werden Motive in der Nähe des späteren Aufstellungsortes gesucht. Diese Motive werden dann individuell auf

An der Mangfall in der Nähe der »Brücke der Freundschaft« steht dieser Abfallbehälter

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den entstehenden Abfallkorb übertragen. In der Nähe der Mangfall finden sich liebevoll eingearbeitete Fische, am Rathaus wurde das Eingangsbüro mit dem Schrizug »Empfang« in Eisen übertragen und auch das Bürgerbüro war einen eigenen Abfallkorb wert. Ein Müllbehälter mit aufgeschlagenen Büchern und der Eule, das Symbol der Intelligenz und Weisheit, zieren den Eingang der Stadtbücherei und auch die Volkshochschule hat einen individuell gestalteten Abfallkorb. Mit dieser betreuenden Arbeit beteiligen sich die Schmiede des »europäischen Zentrums für Zeitgemäße Metallgestaltung e.V.« am sozialen Leben in der Mangfallstadt.

Fotos: Archiv HEPHAISTOS

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Rund um das Rathaus sind einige Projektarbeiten in Form von Abfallk端beln aufgestellt. Jeder hat eine eigene Gestaltung


Rückblick

Geschichte der Biennale Seit 1996 steht Kolbermoor im Fokus Die X. Biennale der Schmiede in Kolbermoor soll uns einen kleinen Rückblick wert sein. Viel ist seit 1996 passiert. Für viele andere Schmiedetreffen war unsere Biennale Ideenund Impulsgeber. Darüber freuen wir uns. Insbesondere, weil bei uns vom ersten Treffen an alles in ehrenamtlicher Tätigkeit geschaffen wurde September 1995: In Stia, einer Kleinstadt in der Toskana findet ein Schmiedetreffen statt. In einem Gespräch bei einem Glas Wein bedauern es einige deutsche Schmiede, dass es kein deutsches Schmiedetreffen gibt. Italien, die Tschechei, Frankreich, Österreich und England haben bereits solche regelmäßigen Treffen. Man überlegt, wo in Deutschland eine Burg oder ein Ort zu finden wäre, wo man ein Schmiedetreffen abhalten könnte. Ein Teilnehmer dieser Runde bringt Kolbermoor ins Gespräch.

Am sogenannten Stock in Eisen kann man gut nachverfolgen, wie sich die Biennale entwickelt hat. Linkes Bild: Der jungfräuliche Stock beim ersten Treffen, in der Mitte bei der zweiten Biennale und rechts der Stock, wie er heute aussieht Rechts der Biotopzaun, der beim ersten Schmiedetreffen gemeinsam geschaffen wurde

November 1995: Eine Gruppe von bayerischen Schmieden trifft sich in Kolbermoor um die Örtlichkeit in Augenschein zu nehmen. Bürgermeister Ludwig Reimeier gibt sich aufgeschlossen und sagt spontan die Bereitschaft der Stadt zu, ein Schmiedetreffen in Kolbermoor willkommen zu heißen.

August 1996:

Ein Musik-Clown sorgte beim ersten Schmiedetreffen 1996 auf dem Schmiedeplatz für gute Laune

Der große Augenblick ist da! Das erste »Bayerische Schmiede- und Metallgestaltertreffen« wird ein voller Erfolg. Wir können auch internationale Teilnehmer begrüßen. Wir stellen fest, dass die Idee mit Leben gefüllt werden kann. Rund 100 Teilnehmer kommen nach Kolbermoor. Als erstes Gemeinschaftsprojekt entsteht ein Biotopzaun nach dem Entwurf von Heribert Nusser. Wegen des großen Erfolges in Kolbermoor wird der Gedanke verworfen, die Veranstaltung in Deutschland »wandern« zu lassen.

August 1998: Das zweite Schmiedetreffen geht in Kolbermoor über die Bühne. Bemerkenswert: Zu diesem Treffen wurden Schmiede und Bürgermeister aller Orte und Städte in Europa eingeladen, die ebenfalls ein solches Treffen durchführen. Unter Leitung von Bürgermeister Ludwig Reimeier vereinbaren die Delegierten von Stia, Arles-sur-Tech, Mynämäki, Olbernhau, Gniew, Ybbsitz und Kolbermoor, zukünftig zusammenzuarbeiten.

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August 2000: Drittes Schmiedetreffen in Kolbermoor. Das »Nachtschmieden« wird eingeführt und von den Besuchern sehr gut angenommen. Inzwischen haben fast alle Schmiedetreffen in Europa nachgezogen und veranstalten ebenfalls Nachtschmieden nach dem Vorbild Kolbermoors. Als Gemeinschaftsprojekt wird die »Ring-Skulptur« mit den sieben Säulen von Helmut Brummer vorbereitet. Sie steht heute auf der Kreisverkehrs-Insel an der Feuerwache. Gleichzeitig findet im Kurpark der Nachbarstadt Bad Aibling die große Skulpturenausstellung »Tierisch abstrakt« statt. Eine weitere internationale Konferenz findet statt. Der Grundstein für den »Ring der Europäischen Schmiedestädte e.V.« ist hiermit gelegt.

1998: Bürgermeister Ludwig Reimeier begrüßt den Vulkanschmied Manfred Bredohl

August 2002: Der »Neue« übernimmt in Kolbermoor. Bürgermeister Peter Kloo engagiert sich ebenso fürs Schmiedetreffen wie sein Vorgänger. Erstmals wird von einer Gruppe von Schmieden aus der Tschechei unter Leitung von Gert Bruyninx in 270 Stunden eine AdlerSkulptur geschmiedet und die Schweizer Gruppe IG Schmiede gestaltet die »Bremer Stadtmusikanten« vor Publikum. Matthias Hotz aus der Schweiz demonstriert den »Weltmeister-Knoten«.

Oben: Gründungsakt des Ringes der Europäischen Schmiedestädte e.V.

August 2004: Erstmals wird in Kolbermoor ein Rennfeuerversuch mit Matthias Zwisseler vorgeführt. Das Bayerische Fernsehen ist erstmals dabei und berichtet in der Rundschau. Hapi und Wolfgang aus Bad Hall kommen mit ihrem Mitmach-Schmiede-Theater nach Kolbermoor und spielen für Kinder auf dem Schmiedeplatz. Die Schweizer Steelband »Stahlchäfer« sorgen für musikalische Höhepunkte.

Links: Auch Schmiedepapst Alfred Habermann war 2000 Referent in Kolbermoor. Unten: Helmut Brummer erklärt den Kindern das Münzprägen und eine Szene beim Schauschmieden

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Rückblick

August 2006:

Oben: Der Schmiedeplatz 2004 noch mit den Pavillon-Dächern. Rechts Matthias Zwissler beim Öffnen des Rennofens. Unten: »Urgestein« Michael Ertlmeier mit Bouzou, unserem Tuareg-Silberschmied. Bis 2004 war noch das wackelige Gartenhaus-Zelt im Einsatz (unten rechts). Ein Höhepunkt der Biennale Geschichte war 2009 nach drei Jahren Arbeit die Einweihung der »Brücke der Freundschaft« (Foto ganz unten)

Aus den »Bayerischen Schmiede- und MetallgestalterTreffen« wird kurz und knackig die »Biennale der Schmiede« und das größe Projekt in der 10-jährigen Geschichte beginnt: Die »Brücke der Freundschaft« wird in Angriff genommen. An allen Feuern wird an Stäben für diese Brücke gearbeitet. Viele Teilnehmer bringen auch Stücke dafür mit. Uri Hofi aus Israel zeigt Tipps am Lufthammer und der Tuareg-Silberschmied Bouzou hat viel Zulauf für seine filigranen Arbeiten.

August 2008: Die Arbeit an der Brücke der Freundschaft geht weiter. Das intensivste Fachprogramm aller Zeiten bringt jede Menge Informationen für die Teilnehmer. Der parallel stattfindende Damaszenerstahl-Weltkongress sorgt für eine gewisse »Überfrachtung« im Angebot. Erstmals wird der Alfred-Habermann-Gedächtnispreis an Heinz Denig für lebenslange Forschung in Sachen Damaszenerstahl vergeben. Die Wanderausstellung zu diesem Thema ist im Kesselhaus aufgebaut und geht von Kolbermoor aus auf Wanderschaft durch Europa. 2009: Die dritte Brücke der Freundschaft wird an der Mangfallbrücke installiert und vorgestellt.

August 2010: Die Vizeweltmeister der Team-Schmiede aus Belgien geben Kolbermoor die Ehre. Der Zweite Alfred-Habermann-Gedächtnispreis wird dem Norweger Havard Bergland verliehen. Drei Musikgruppen untermalen das Schmiede-Fest. Vor der großen Versteigerung sorgen die »Cubaboarischen« für volle Hütte am Sonntag. Junge Schmiede gestalten ein Kreuz für die Bauwagen-Kirche. Die IG Schmiede präsentieren den »Kleinen Prinzen« in Stahl.

August 2012: Eine neue Idee wird ausprobiert: Das OrganisationsTeam aus Kolbermoor präsentiert erstmals ein Gastland. Die Schmiede aus Italien zeigen, was sie in ihren Werkstätten herstellen. Der Rosengarten in der Spinnerei stellt dazu einen bunten Rahmen. Dazu gibt es Kulinarisches aus der Toskana und viel Azzurri-Smalltalk. Aus diesem Grund gibt es auch erstmals einen Weinstand - präsentiert von der Mann(Frau)schaft aus dem Rathaus. Johannes Angele erhält den Alfred-Habermann-Gedächtnispreis. 30


Bild-Rückblick Links: Vor zehn Jahren. Rekordknoten in Arbeit mit Matthisas Hotz und Cees Pronk, Versuch im Kleinen mit Josef Moos und Prüfung der Arbeit mit Bouzou und Nando Nava

Besprechung beim Aufbau (links) und rechts: Sharatella aus der Karibik mit ihren Schweiß-Figuren.

Rechts: 2008 Kindertheater mit Hapi und Wolfgang, Schmiedeteile für die Brücke der Freundschaft und unser SchmiedeOrganisationsleiter Michael Ertlmeier Anzeige

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Österreich

Das nächste Partnerland Die Alpenrepublik stellt sich vor Die Biennale 2016 bringt das »Naheliegendste« noch näher. Wir werden unsere Nachbarn aus Österreich vorstellen. Die Alpenrepublik ist in der Geschichte der Schmiedekunst eine feste Größe. Viele Baudenkmäler dokumentieren heute noch die Werke alter Meister. In Kolbermoor wollen wir bei der 11. Biennale die »Gegenwart« der Metallgestaltung in Österreich vorstellen

Foto: Archiv HEPHAISTOS

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Der Saturn im Tiroler Planetenweg von Urban Unger: Ein gutes Beispiel für zeitgemäße Schmiedearbeiten aus Österreich

iele Jahre trafen sich die Schmiede aus allen neun österreichischen Bundesländern regelmäßig zum Gedankenaustausch. Es gab mehrere große Leistungsschauen der Schmiedekunst und mit Bad Hall und Ybbsitz ist Österreich »doppelt« im Ring der Schmiedestädte vertreten. In unserem Nachbarland wirken viele zeitgemäße Metallgestalter, die es wert sind, in Kolbermoor vorgestellt zu werden. Die enge Verbundenheit zwischen den Schmieden aus Bayern und Österreich werden wir in einer »Spezial-Ausstellung« für unsere Gäste im und um das neue Kolbermoorer Rathaus dokumentieren. Bereits jetzt laden wir unsere österreichischen Kolleginnen und Kollegen herzlich ein, sich 2016 in Kolbermoor zu beteiligen.

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Schnäppchen

Kommt zur Auktion Am Sonntag: »Wer bietet mehr?«

Fotos: Archiv HEPHAISTOS

Der letzte Höhepunkt der dreitägigen Biennale ist am Sonntag um 12 Uhr die Versteigerung der Schmiedearbeiten, die an den Feuer entstanden sind. So mancher Kolbermoorer hat hier schon sehr günstig ein echtes Schnäppchen ersteigern und mit nach Hause nehmen können

Der Herausgeber der Internet-Zeitschrift »metallmarkt.net«, Stefan Elgaß (oben) zeigt die Stücke den Besuchern, die zur Versteigerung zur Verfügung gestellt wurden

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ine wichtige Einnahmequelle für die Organisatoren der Biennale, das »Europäische Zentrum für Zeitgemäße Metallgestaltung e.V.« ist die Versteigerung von Schmiedearbeiten am Sonntagmittag. Sie hilft, die Kosten für Vorbereitung, Aufbau und Durchführung der Biennale zu finanzieren. Der Verein bittet die Kolleginnen und Kollegen, die Arbeiten zur Verfügung zu stellen, die in den drei Tagen an den Feuern entstanden sind. Diese Schmiedearbeiten werden dann an die Meistbietenden abgegeben. Für die Hersteller der Objekte, aber auch für die vielen Besucher ist die Versteigerung eine spannende Angelegenheit. So manches Geburtstagsgeschenk wurde hier schon erworben. Traditionsgemäß engagieren sich als Auktionatoren der Marketing-Chef der Stadt Kolbermoor, Christian Poitsch und der Vorsitzende des Europäischen Zentrums für Zeitgemäße Metallgestaltung, Peter Elgaß.

Impressum: Herausgeber: Förderverein Europäisches Zentrum für Zeitgemäße Metallgestaltung e.V. in Kolbermoor. (www.metall-zentrum.de) Verantwortlich (i.S.d.P): Peter Elgaß Verlag: HEPHAISTOS, Gnadenberger Weg 4, 87509 Immenstadt-Werdenstein, (info@metall-aktiv.de) Anzeigen: Christian Poitsch, Stadtmarketing Kolbermoor, Rathausplatz 1, 83059 Kolbermoor

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Telefon: 08031 - 2968138, Telefax: 08031 - 299219 eMail: stadtmarketing@kolbermoor.de Spendenkonto: Kreissparkasse Bad Aibling, BLZ 711 500 00, Kto: 229419. Alle Beiträge und Bilder in diesen Programmheft sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlages.



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