allgäuALTERNATIV - Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz

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Ausgabe 1/2012 Schu tzgebühr: 6€

allgäu ALTERNATIV Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz

Windkraftanlagen: Heftige Diskussionen um Landschaftsschutz

Schwerpunktthema: Was Wasserkraft alles kann


Wald, ein Schatz unserer Heimat!

Wir sind starke und leistungsfähige Partner für Sie und Ihren Wald.

FBG Füssen e.V. Bernbeuren fbg-fues@vr-web.de

WBV Westallgäu e.V. Lindenberg www.wbv-westallgaeu.de

WBV Kempten, Land und Stadt Altusried www.wbv-kempten.de

FBG Marktoberdorf e.V. Marktoberdorf fbgmod@gmx.de

FBG Mindelheim w.V. Breitenbrunn www.fbg-mindelheim.de

FBG Memmingen e.V. Memmingen www.fbgmemmingen.de

FBG Oberallgäu e.V. Immenstadt www.fbg-oa.de

Zusammen mit unseren Partnern stehen wir für die nachhaltige regionale Wertschöpfung Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten-Immenstadt Immenstadt www.aelf-ke.bayern.de

Kaufbeuren-Füssen Füssen www.aelf-kf.bayern.de

Mindelheim Mindelheim www.aelf-mh.bayern.de

Biomassehof Allgäu eG Kempten www.holzbrennstoffe.de

In.Silva eG Leutkirch www.insilva.de

Holzforum Allgäu e.V. Kempten www.holzforum-allgaeu.de


Editorial

Energiewende?

– Energiezukunft!

Liebe Leserin, lieber Leser,

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logische Fortsetzung und Verstärkung dieser Arbeit, keine Wende. Die hier vorliegende erste Ausgabe von ALLGÄU alternativ zeigt dies an vielen Beispielen schön auf. Mein Dank gilt dem Herausgeber Peter Elgaß, für den ich gerne dieses Editorial schreibe. Er greift auch die leider oft vernachlässigten Themen Energieeinsparung und Energieeffizienz sehr schön auf, die die wichtige Basis für unsere Energiezukunft darstellen.

Foto: eza!

eit über einem Jahr ist die Energiewende in aller Munde, Weg und Tempo werden kontrovers diskutiert. Doch mal ehrlich: Über eine Energiewende zu sprechen und dabei nur das Abschalten der Atomkraftwerke zu meinen, ist doch viel zu kurz gesprungen. Womit wollen wir unsere Häuser in 50 Jahren heizen? Die heutigen Technologien wie beispielsweise die kombinierte Erzeugung von Strom und Wärme in Mikro-BHKWs oder die Beheizung von Passivhäusern mit geringsten Strommengen über Wärmepumpen zeigen, dass Strom und Wärme, Erzeugung und effiziente Nutzung eng miteinander verknüpft sind. Wir dürfen die Diskussion also nicht auf den Strom und dessen Erzeugung reduzieren. Bereits seit langem haben sich außerdem viele Menschen im Allgäu den Themen Energieeinsparung, Energieeffizienz und erneuerbaren Energien verschrieben – wir sollten also von der Energiezukunft sprechen, denn gerade im Allgäu ist es für viele eine

Holen Sie sich als LeserIn Anregungen aus dieser Zeitschrift – zur Umsetzung und zum Weitererzählen, denn unsere größte und oft noch ungelöste Herausforderung ist es, Sie und alle Menschen im Allgäu in die Arbeit an der Energiezukunft einzubinden.

Ihr Martin Sambale Geschäftsführer eza! energie- & umweltzentrum allgäu

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Inhalt

Impressum Verlag und Herstellung: Verlag HEPHAISTOS

Editorial

EDITION ALLGÄU Lachener Weg 2 87509 ImmenstadtWerdenstein Tel. 08379/728616 Fax 08379/728018

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Diskussion Windkraft Energiewende ja, aber... Interview: Gegen »Verspargelung« Alle fünf für Windenergie

Seite 8 Seite 9

Interview Herz und Lang Nur »sparen« reicht nicht

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Seite 6

info@heimat-allgaeu.info www.allgaeu-alternativ.de

Herausgeber: Peter Elgaß

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CO²-Einsparung Hotel Prinz Luitpold-Bad ausgezeichnet Seite 13

Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.) Julia Jordan Annette Müller Thomas Niehörster

Stromsparen Die neue Zötler-Bier-Diät

Seite 14

Energie-Mix Innovatives Künstlerdorf

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Jugendprojekt Die Kleinsten machen’s vor

Seite 20

Dämmung Richtig dämmen – richtig sparen Wenn die Fassada tabu ist – Cellulose Die warme Luft einfangen Hanf aus heimischem Anbau

Seite 22 Seite 23 Seite 24 Seite 25

Folgen und Forderungen Der Biogasanlagen-Boom

Seite 26

Kommentar Biogas Die gute Energie

Seite 29

Gutes Klima Kempten geht voran

Seite 31

Wertstoff Holz Allgäuer Wald und Holz

Seite 34

Vollholzhäuser Natur für Menschen

Seite 36

eza!-Partner Experten im Netzwerk

Seite 40

Volker Wille Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.

Bianca Elgaß Ramona Klein Dominik Ultes

Anzeigen: Sven Abend (Ltg.) Kathrin Geis Tel. 08379/728616 gültige Anzeigenpreisliste: 1/2012

Bankverbindung Verlag: Raiffeisenbank Oberallgäu-Süd eG Konto 7282770 BLZ 73369920

Druck und Bindung: Kastner & Callwey Medien GmbH Jahnstraße 5 85661 Forstinning

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Fotos: Volker Wille, Thomas Niehörster, djd/Climacell; Titelfotos: Volker Wille, Schalber Event GmbH, Johannes Mayr, Hock

Layout:

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Photovoltaik Die Allgäuer Solarmeister

Seite 44

Die effizienten Alternativen sind schon da Aus für Stromfresser Seite 46 Meldungen Solarstrom über die Steckdose laden Seite 47 Die Sonne macht das Badewasser warm Seite 47 Informationen für Hausbesitzer Seite 48 Neues eza!-Bildungsprogramm ist fertig Seite 48 Schweiz: Windenergie für Schneekanonen Seite 49 Wenn nicht nur ein Lichtlein brennt Seite 49 Fördermittel in Wildpoldsried Seite 50 Doppelnutzen an der Wörishofener ThermeSeite 50 Mit dem Elektroauto durch die Berge Seite 50 Elektro-Mitsubishi und E-Bikes getestet Seite 51 Intelligentes Stromnetz Irene aus Wildpoldsried

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E-Mobil Benzin und Diesel – ade!

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Wasserstoff Das Auto von morgen

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Erdwärme Mutter Erde heizen lassen

Seite 60

Schwerpunktthema Wasserkraft Die Räder drehen sich doch... Turbinen – die Fischkiller mit Flügeln Strom oder Schnee Gequirlte Wasserkraft Bergwasser auf Pump Hotel am laufenden Wasser Der Allgäuer »Wasserkraft-Macher«

Seite 64 Seite 66 Seite 68 Seite 70 Seite 72 Seite 74 Seite 76

Für Sie vorausgelesen – Buch-Tipps Lieferadressen Vorschau

Seite 79 Seite 80 Seite 82

Redaktions- und Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe ist der 18. Februar 2013

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Windenergie

Energiewende ja, aber...

...nicht in unserer schönen Landschaft

200 Meter hohe Windräder sollen helfen, die Energiewende zu schaffen. Aus der überwältigenden Zustimmung zum Ausstieg aus der Atomkraft wurde schnell massiver Protest derjenigen, die die Windriesen vor die Nase gesetzt bekommen könnten. Die meisten »windhöffigen« Gebiete finden sich im Oberallgäu. Die Landkreise Lindau und Ostallgäu sind nicht so stark betroffen.

ie bayerische Staatsregierung will 1500 neue Windräder, um die Energiewende zu schaffen. Die richtigen Standorte zu finden, diese Aufgabe wurde an die 18 Regionalen Planungsverbände delegiert. Ihnen wurde eine Karte mit möglichen Gebieten übergeben mit der Maßgabe, Standorte zu finden, wo gebündelt Windräder aufgestellt werden könnten. Man will vermeiden, dass zu viele Einzelanlagen errichtet werden. Dafür hat sich schnell das Modewort »Verspargelung« eingebürgert. Der Planungsverband markiert deshalb in seiner Karte »Suchräume«, in denen ausreichend Wind und genug Abstandsflächen zu Häusern und Wohnorten vorhanden sind. Seit Ende der Sommerferien geht es überall dort rund, wo Windenergie-Anlagen denkbar wären. Die Argumente der Gegner lassen sich in wenigen Sätzen zusammenfassen: Die einzigartige Allgäuer VoralpenLandschaft wird verschandelt. Der Tourismus vom Urlaub auf dem Bauernhof bis in die Belange der All-

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gäuer Tophotels würde empfindlich geschädigt. Die Urlauber würden die Windkraft-Anlagen nicht akzeptieren und wegbleiben. Dadurch entstünden Einnahme-Einbrüche in Millionenhöhe. Ja, sogar physische und psychische Erkrankungen seien zu befürchten. In Weitnau (»Weitblick«) und Immenstadt (»AlpseeBergstätt«) haben sich in kürzester Zeit die Gegner in Bürgerbewegungen formiert. Die markantesten Oberallgäuer Suchräume befinden sich im Bereich Oberstaufen bis Immenstadt im Süden und Buchenberg bis Kimratshofen im Norden sowie südlich der Anlagen von Wildpoldsried im Kemptener Wald. Kleinere Gebiete im Ostallgäu finden sich bei Osterzell, Stöttwang und Westendorf. Während die Bürgerinitiativen nach dem Motto »Wehret den Anfängen« verfahren, kommen aus den Kommunen, Landratsämtern und dem Regionalen Planungsverband 16, der für die Kreise Lindau, Oberallgäu und Ostallgäu sowie die Städte Kempten und Kaufbeuren zuständig ist, beschwichtigende Töne. Ulrich Härle vom Landratsamt Oberallgäu erklärt: »Wir befinden uns bis zum 15. Oktober in einer informellen Anhörung. Jeder kann zu den möglichen Suchräumen formlos Stellung beziehen. Dieses vorgeschaltete Verfahren gibt es eigentlich gar nicht – es wurde vom Planungsverband eingerichtet, um frühest möglich die Bürger mit in das Verfahren einzubinden.« Erst nach dem 15. Oktober beginnt das formelle Anhörungsverfahren, in dem nicht nur die bis dahin gesammelten Einwendungen ausgewertet werden,


sondern auch die Träger öffentlicher Belange, die Gemeinden, die Behörden und die Verbände ihre Meinung zu den möglichen Suchräumen kundtun. Auch im formellen Verfahren können Bürger, Initiativen und Gruppen noch einmal ihre Zustimmung oder Ablehnung begründen. Der Jurist Ulrich Härle erläutert die Rechtslage: »Ziel des Planungsverbandes ist es, bis zum Frühjahr die Suchräume weiter einzugrenzen und letztlich Standorte zu finden, die für die Bündelung von Anlagen geeignet sind. Gelingt dem Verband das nicht, droht schnell die sogenannte Verspargelung der Landschaft. Windkraftanlagen sind privilegierte Bauvorhaben, ähnlich der Errichtung landwirtschaftlicher Gebäude. Wenn ein möglicher Investor einen geeigneten Standort gefunden hat und sich mit den Grundeigentümern einig ist, kann er nach Bundesimmisionsschutzgesetz eine Genehmigung beantragen. Die muss ihm auch erteilt werden, wenn er die Bedingungen erfüllt. Genau das will die Politik vermeiden. Denn damit würde der Verspargelung Tür und Tor geöffnet.« Noch eine weitere Gefahr besteht dann akut: Es besteht das Risiko, dass fremde Investoren sich in unserer Region einkaufen und die Renditen aus dem Allgäu abwandern. Die großen Energie-Unternehmen haben das in Deutschland schon vielfach erfolgreich praktiziert. Aus diesem Grund hat der Planungsverband schon Anfang des Jahres den Bürgermeistern empfohlen, in den möglichen Suchräumen mit den Grundbesitzern »Vorverträge« abzuschließen. Die Bürgerinitiativen gehen davon aus, dass dies bereits der erste Schritt zur »Schaffung von vollendeten Tatsachen« sei.

Insbesondere dem Immenstädter Bürgermeister Armin Schaupp wurde dies zum Vorwurf gemacht, weil er der erste im Planungsraum war, der mit Grundbesitzern Gespräche führte. Ein viel geäußerter Wunsch der betroffenen Bürger ist die Prüfung alternativer Energiegewinnungsarten. Photovoltaik in der Fläche, Wasserkraft und Biomasse statt Windrädern wurde gefordert. Sogar Spitzenstrom-Speicherkraftwerke wurden auf den Informationsveranstaltungen vorgeschlagen. Thorsten Häusler von der Bio Energie Allgäu (BEA – Beteiligung: Allgäuer Überlandwerk, Allgäuer Kraftwerke Sonthofen und Zweckverband für Abfallwirtschaft, ZAK) macht deutlich, dass diese Alternativen bereits berücksichtigt sind: »Wir schaffen die Wende nur durch den Mix aller Energiegewinnungsarten, zu dem die Windkraft zwingend erforderlich ist.«

Kurzinfo

Ostallgäu: Donnerstag, 11. Oktober, 19 Uhr, Gasthof Hirsch in Günzach

Mindestabstandsflächen (lt. Planungsverband): 800 Meter von Dorf und Wohngebieten 600 Meter von Weilern und Gehöften 500 Meter von Gewerbegebieten 200 Meter von Bundes- und Kreisstraßen Wasserschutzgebiete, Naturschutzgebiete, Überschwemmungsgebiete, Landschafts schutzgebiete, hochwassergefährdete Flächen und kartierte Biotope sind komplett ausgenommen. Ebenfalls nicht nutzbar sind die Flächen in der Alpenschutzzone südlich der Queralpenstraße.

Einsicht der Unterlagen: www.region.allgaeu.org, sowie Gemeinde- und Stadtverwaltungen

Infoveranstaltungen: Oberallgäu: Montag, 8. Oktober, 19 Uhr in der Festhalle in Dietmannsried

Einspruchsfristen: Ende des informellen Verfahrens: 15. Okt. Ende des formellen Verfahrens: Anfang Dez. Adresse zur Abgabe der Stellungnahme: Regionaler Planungsverband Allgäu Geschäftsstelle, Kaiser-Max-Straße 1 87600 Kaufbeuren Tel. 08341/437-108 Fax 08341/437-664 rpv.allgaeu@kaufbeuren.de www.region.allgaeu.org

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Windenergie

Gegen »Verspargelung« Interview mit Armin Schaupp

Fotos: Stadt Immenstadt

AllgäuALTERNATIV: Herr Schaupp, wie stehen Sie als Bürgermeister von Immenstadt generell zum Thema »Energiewende«? Armin Schaupp: Ich stehe persönlich und als Bürgermeister der Stadt Immenstadt in vollem Umfang hinter der Umstellung auf regenerative Energie. Der Strukturwandel ist dringend erforderlich und wurde bisher zu zögerlich und zu wenig durchdacht angegangen. Aus diesem Grund fordert die Stadt Immenstadt den Regionalen Planungsverband auf, bei der Bundesregierung bzw. Staatsregierung eine eindeutige strategische Planung einzufordern. Darin müssen qualitativ präzise Vorgaben zur Umstellung auf regenerative Energie enthalten sein.

Die Bio Energie Allgäu (BEA) hat eine realistische Fotomontage des Blickes von Diepolz nach Süden auf die Windkrafträder machen lassen. Hier befindet sich ein mögliches Vorranggebiet

Sie werden als Vorreiter oder Vorbereiter der Windenergie-Nutzung im Stadtgebiet von Immenstadt bezeichnet. Ist das richtig? Armin Schaupp: Das ist eine unzulässige Verkürzung der Tatsachen. Nach derzeitiger Baurechtslage kann jedermann einen Bauantrag als privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich stellen, und wenn die Voraussetzungen nach Baugesetzbuch vorliegen, muss die Genehmigung erteilt werden. Diesem Zufallshandeln kann nur durch die Landesplanung entgegengewirkt werden. Dazu ist eine Ausweisung von Windkraftstandorten im Regionalplan notwendig. Ich un-

terstütze dieses Vorgehen in vollem Umfang. Aufgabe ist es, mögliche Gebiete im Rahmen einer möglichst objektiven Abwägung herauszuarbeiten. Darüber hinaus bin ich grundsätzlich der Auffassung, dass Windkraftanlagen auf Immenstädter Flur nur dann entstehen sollten, wenn eine Entwicklung in öffentlicher Hand möglich ist. Daher sollten die privatrechtlichen Belange abgeklärt sein, bevor eine Festsetzung im Regionalplan erfolgt. Fürchten Sie nicht, dass jetzt viele Bürgermeister und Gemeinden sich denken, Immenstadt macht das – da brauchen wir uns nicht mehr engagieren? Armin Schaupp: Ich erwarte, dass alle Kommunen ihrer Pflicht nachkommen und, wie jetzt gefordert, den Regionalen Planungsverband unterstützen und Fakten für eine Abwägung liefern. Polemik oder Verweigerung ist hier nicht hilfreich, bei einer Verweigerung würden sie sich ja selbst schaden. Und ich werde sorgfältig prüfen, ob die Abwägung aller möglichen Standorte in der Region gewissenhaft und, soweit möglich, objektiv vorgenommen worden. Diese Aufgabe steht uns aber erst in der nächsten Phase ins Haus, wenn der Regionale Planungsverband seine Auswahl getroffen hat. Wenn im Rahmen dieser Abwägung ein Gebiet in Immenstadt vom Regionalen Planungsverband ausgewählt wurde und die Abwägung nachvollziehbar ist, dann erwarte ich von meinen Bürgern, dass wir dieses Votum auch akzeptieren. Ich sehe uns hier auch in einer globalen Verantwortung. Welche Schritte sind nach einer möglichen Festsetzung im Regionalplan noch zu gehen? Auf jeden Fall sind Windmessungen erforderlich, um die angenommene Wirtschaftlichkeit und Windhöffigkeit zu beweisen. Dann erfolgen die Entwurfsplanung und die rechtliche Behandlung in einem immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren. Hier werden Detailfragen wie Schattenwurf, Lärm etc. abgearbeitet. Erst, wenn alle Vorschriften nachweislich eingehalten werden, kann die Rechtsbehörde die Genehmigung erteilen. Parallel dazu sind verschiedene privatrechtliche und finanzierungstechnische Fragestellungen abzuarbeiten. Erst dann kann mit dem Bau gestartet werden. Das ist noch ein langer Weg. Herr Schaupp, wir danken für das Gespräch.

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Windenergie

Alle fünf für Windkraft

Kräfte-Bündelung in Oberschwaben Fünf Nachbar-Kommunen haben sich in der Windkraft BodenseeOberschwaben GmbH & Co. KG (WKBO) zusammengeschlossen. Ziel der Gesellschaft ist die Entwicklung von Windkraftprojekten in der dem Allgäu benachbarten Region. »Wir sind glücklich, nun starten zu können – es liegt viel Arbeit vor uns«, sagt Helmut Hertle, der Geschäftsführer

it von der Partie in diesem Fünfer-Club sind die Technischen Werke Schussental (TWS) die Technischen Werke Friedrichshafen (TWF) mit je 32,5 Prozent, das Regionalwerk Bodensee und die Stadtwerke Überlingen mit je 12,5 Prozent sowie die Stadtwerke Bad Saulgau mit 10 Prozent. Entsprechend ihrem Anteil bringen die Gesellschafter Kapital in die neue Gesellschaft ein, insgesamt sind dies 20 Millionen Euro. Die Idee für ein gemeinsames Vorgehen entstand vor gut einem Jahr. Helmut Hertle: »Windkraft bietet Potenzial – auch in unserer Region. Aber Projektentwicklung, Finanzierung und Bürgerbeteiligung kann ein Unternehmen alleine kaum stemmen.« Derzeit diskutieren bereits einige Kommunen in der Region, ob sie mit Windkraft auf ihrer Gemarkung einen Beitrag zur Energiewende leisten können. Doch das Thema ist komplex: Es erfordert Sachverstand, Fingerspitzengefühl für unterschiedliche Interessen, und es muss koordiniert werden. Der 50-jährige Hertle hat in den vergangenen Jahren bereits Windkraftprojekte für die Technischen Werke Schussental begleitet. »Mit der neuen Gesellschaft bündeln wir unsere Kräfte. Gemeinsam nutzen die Stadtwerke die Chance, unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen und ökologischen Rahmenbedingungen Anlagen in der Region aufzubauen. Auf diese Aufgabe freuen wir uns«, erklärt er. Die WKBO hat sich zum Ziel gesetzt, Kommunen, Grundstückseigentümer und Bürger gleichermaßen mitzunehmen und einzubinden. Unter anderem möchten die Gesellschafter durch offenes Zugehen auf die Bürger eine hohe Akzeptanz vor Ort erreichen. Auch eine Beteiligung von Kommunen oder Bürgern an den Windkraftprojekten soll möglich sein. In Baden-Württemberg sollen bis zum Jahr 2020 rund zehn Prozent des Strombedarfes aus heimischer Windkraft gedeckt werden. Das hat die Landesregierung im Koalitionsvertrag festgehalten. Um dieses Ziel zu erreichen, bleibt einiges zu tun: Denn bislang dre-

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Die Chefs der neuen Windkraft-Gesellschaft WKBO (v.l.) TWS-Geschäftsführer Andreas Thiel-Böhm, WKBO-Geschäftsführer Helmut Hertle, Udo Woble (TWF), Klaus Eder (Stadtwerke Überlingen), Enno Steffens (Regionalwerk Bodensee, Tettnang) und Richard Striegel (Stadtwerke Bad Saulgau). Foto: Thomas Kapitel/Wochenblatt Ravensburg

hen sich im Ländle rund 380 Windanlagen, die etwa ein Prozent des Strombedarfes erzeugen – so wenige wie in keinem anderen Flächenland in Deutschland. »Der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben übernimmt mit der Ausweisung potenzieller Standorte eine Vorreiterrolle in Baden-Württemberg«, sagte WKBO-Geschäftsführer Hertle. Nun geht der Ausbau der Windkraft mit der konkreten Standortsuche und Projektplanung in die nächste Phase. Die WKBO hat sich zum Ziel gesetzt, ihren Beitrag dazu zu leisten. Bis 2015 will die Gesellschaft etwa 60 Millionen Euro investieren, jedes Jahr sollen die neuen Anlagen rund 80 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen – so viel, wie 22.500 Vierpersonenhaushalte im Jahr benötigen.

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Energiesparen

Interview

Text: Roland Wiedemann Fotos: Wiedemann (1), Herz und Lang (5)

mit Dieter Herz und Florian Lang

Links Dieter Herz, rechts Florian Lang

Nur »sparen« reicht nicht Herr Herz, Herr Lang, alle reden von der Energiewende, ist sie aus Ihrer Sicht zu schaffen? Dieter Herz: Bis 2050 weltweit nein, allein schon wegen des Wachstums der großen Schwellenländer und des deutlich steigenden Energiebedarfes, der damit verbunden ist. Florian Lang: Aber auch die Ziele, die man sich in Deutschland gesetzt hat, werden bis 2030 wohl nicht erreicht werden. Wir sind weit hinter dem Plan. Wenn wir sofort beginnen würden, unser Verhalten radikal zu ändern, dann könnten vielleicht die Vorgaben bis 2050 erfüllt werden. Und wie sieht es für das Allgäu aus? Dieter Herz: Wenn es unser Ziel ist, das gesamte Allgäu bis spätestens 2030 zu 80 Prozent mit regenerativer Energie zu versorgen, dann würde ich sagen, dass das zu schaffen ist. Was heißt für Sie als Experten Energiewende? Florian Lang: Energiewende bedeutet zuallererst, dass sich alle mit dem Thema Energieeffizienz und Energieerzeugung auseinandersetzen müssen. Und 10

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ganz wichtig: Oberster Grundsatz muss zunächst einmal sein, möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Und da spielt der Bausektor eine zentrale Rolle, weil es hier riesige Einsparpotenziale gibt. Im Neubaubereich sollten heute schon Passiv- und Plusenergiehäuser Standard sein. Gleichzeitig muss die Sanierungsrate im Bereich der Altbauten deutlich erhöht werden, um den massiven Energieverbrauch der Bestandsgebäude bis 2050 auf ein verträgliches Maß zu reduzieren. 90 Prozent des Gesamtenergiebedarfes bei Gebäuden wird in Wohnhäusern Baujahr 1995 und älter verbraucht. Diese Zahl verdeutlicht, welche Chance im Bereich der Modernisierung steckt. Allerdings kommen wir derzeit in Deutschland nur auf eine Sanierungsquote von 0,8 Prozent, bräuchten aber mindestens eine von zwei, besser noch eine von drei Prozent, um die vereinbarten Ziele in punkto CO2-Reduktion erreichen zu können. Dieter Herz: Energiewende bedeutet natürlich auch, dass diejenige Energie, die wir trotz aller Einsparungen doch noch brauchen, effizient erzeugt und mit geringsten Verlusten dorthin verteilt wird, wo man sie braucht. Und es geht natürlich auch darum, dass


wir die regenerativen Energieträger maximal ausbauen, auf eine regionale Struktur setzen und intelligente Stromnetze einrichten. So machen wir uns unabhängig von Öl- und Gasstaaten und stärken die einzelnen Regionen. Das sollte ein sehr wichtiger Aspekt der Energiewende sein. Wie hoch schätzen Sie das Energieeinsparpotenzial denn ein? Dieter Herz: Das ist gewaltig. Insgesamt betrachtet wäre in den privaten Haushalten, im Gewerbe und in den Kommunen eine Energieeinsparquote von über 50 Prozent mit den jetzt schon vorhandenen technischen Mitteln bis 2030 möglich. Florian Lang: Im selben Zeitraum wäre es machbar, den Anteil der regenerativen Energiequellen auf über 50 Prozent zu erhöhen. Bei gleichzeitig maximaler Nutzung der Einsparpotenziale könnten wir sogar einen Anteil von 75 Prozent erreichen. Dieter Herz: Energiewende bedeutet in unseren Augen auch Zukunftssicherheit – trotz Energiekostensteigerungen in allen Bereichen, die wir uns aber leisten können, weil wir deutlich weniger Energie verbrauchen. Und was man nicht vergessen darf: Die Energiewende wird einhergehen mit einer deutlich höheren Lebensqualität, weil wir in deren Zuge beispielsweise in energetisch sanierten Gebäuden mit einem ganz anderen Wohnklima leben. Zudem wird eine langfristige, massive Energiekostensenkung in Gewerbe und Industrie für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit und zu Marktchancen durch neue Kompetenzen in der Region sorgen und damit den Wohlstand sichern. Sie sprechen immer wieder vom Energiesparen. Dabei geht es in der öffentlichen Diskussion beim Thema Energiewende vor allem um den Ausbau alternativer Energiequellen. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum das Energiesparen nicht im Fokus steht? Dieter Herz: Es ist eben einfacher, einen Öl- oder Gaskessel gegen einen Holzkessel auszutauschen. Durch eine solche Maßnahme werden die Heizkosten mehr als halbiert und der C02-Ausstoß um 80 Prozent gesenkt, aber am Energieverbrauch ändert sich nur dann etwas, wenn der alte Kessel einen schlechten Wirkungsgrad hatte. Ansonsten wird für die Wärmeerzeugung im Haus genau viel Energie verbraucht wie zuvor. Das wäre dasselbe, als wenn wir immer

noch in Autos mit der Technik Stand 1970 oder 1980 herumfahren würden und nur den alten Motor gegen einen modernen Biodieselmotor ausgetauscht hätten, um das Fahrzeug energiesparender und günstiger im Unterhalt zu machen. Bei einem Auto würde niemand auf so eine Idee kommen, bei Gebäuden geschieht das tagtäglich. Florian Lang: Energie in großem Stile einzusparen, ist aufwendig. Man muss davon überzeugt sein und man braucht Mut, um die Zukunft aktiv zu gestalten. Um beispielsweise durch eine Gebäudesanierung eine Energieeinsparung von 75 Prozent zu erreichen, bedarf es erheblicher Investitionen, die sich frühestens in 15 oder 20 Jahren refinanzieren. Das ist eine verhältnismäßig lange Zeit. Es muss viel Geld in die Hand genommen werden. Viele Haus- und Wohnungsbesitzer, vor allem bei großen Wohnanlagen, sind noch nicht dazu bereit.

Fotos oben: neu erbaute Passivhäuser im kleinen Walsertal, in Kempten und Isny (v. li.)

Rechnet sich eine aufwendige energetische Gebäudesanierung oder der Bau eines Passivhauses denn auch wirklich in finanzieller Hinsicht, oder dient das Ganze vor allem der Beruhigung des ökologischen Gewissens? Florian Lang: Der Bau eines Passivhauses lohnt sich auf jeden Fall, da die Amortisation der Mehrkosten innerhalb der Finanzierungszeit gesichert ist. Das wird Ihnen jeder seriöse Bankangestellte, der mit Baufinanzierung zu tun hat, bestätigen. Betrachtet man die Wertentwicklung einer Passivhaus-Immobilie im Vergleich zu dem eines Hauses, das nach dem derzeit gültigen Mindeststandard gebaut ist, dann rechnen sich die Mehrkosten allein schon durch den deutlich höheren Wert eines Passivhauses. Das haben die Banken in der Beleihung und in ihrer Risikoabschätzung bereits erkannt. Dieter Herz: Was die Altbausanierung angeht, darf man zwei Dinge nicht durcheinanderbringen. Es kann bis zu 150.000 Euro kosten, ein Einfamilienhaus, dessen Heizenergiebedarf bei 20 Litern pro Quadratmeter im Jahr liegt, auf das Niveau eines 4-Liter-Effizienzhauses zu heben. Aber die Ausgaben amortisieren sich noch schneller als im Neubaubereich. Nur darf man diese Kosten nicht mit denen für die Änderungen im Grundriss, für Anbauten, neue Bäder oder zusätzliche Elektroinstallationen, was ja häufig mit einer energetischen Sanierung einhergeht, vermischen. Da können leicht nochmals 150.000 Euro dazukommen. Daher braucht man bei einer solchen Gesamtsa-

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Energiesparen nierung und -renovierung ein schlüssiges Konzept, das von Anfang an Kostensicherheit schafft und durch eine intelligente Planung und gute Bauleitung vor Pannen und damit verbundenen Mehrausgaben schützt. Von der KfW-Bank gibt es übrigens einen Zuschuss von bis zu 4000 Euro für die Qualitätssicherung in der Planung und Bauleitung.

Vorher – nachher: oben der Altbestand – unten das sanierte Effizienzhaus in der Altstadt von Memmingen

Dennoch bleibt angesichts der hohen Kosten für eine hochwertige energetische Sanierung die Frage: Muss man sich die Ökologie am Bau leisten können? Oder ist das nur etwas für sogenannte Besserverdienende? Dieter Herz: Die dauerhaft günstigste Energie ist diejenige, die nicht verbraucht wird. Diesen Luxus kann sich jeder leisten. Die nachhaltigste Entscheidung, die ein Bauherr treffen kann, ist auf jeden Fall die, sein Haus in punkto Energiebedarf durch ein kluges Gesamtkonzept und den Einsatz von Passivhauskomponenten auf ein Niveau zu bringen, das technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist. Wer sich heute schon auf die absehbaren Energiepreissteigerungen einstellt und entsprechend handelt, wird mittelund langfristig zu den Gewinnern gehören, was die Lebensqualität und Zukunftssicherheit angeht. Florian Lang: Die Frage ist doch die: Auf was lasse ich mich ein? Nachdem die Industrie nicht auf die fossilen Energieträger verzichten kann und der Hunger danach gewaltig ist, werden die Preise für Öl und Gas weiter klettern. Angesichts der stetig steigenden Nachfrage nach Holzpellets werden auch die Kosten dafür nach oben gehen. Nicht nur immer mehr Hausbesitzer, sondern auch Energieunternehmen stellen ja inzwischen auf Pellets um. Wenn ich dank einer guten Gebäudehülle den Heizenergiebedarf meines Hauses auf ein Minimum reduziere, kann ich diesen Entwicklungen gelassen entgegensehen, selbst, wenn die jährliche Preissteigerungsrate bei zehn oder noch mehr Prozent liegt. Das tut mir angesichts des geringen Heizenergieverbrauches dann nicht mehr weh. Dass die Holzpellets-Preise nach oben gehen, dürfte die heimischen Waldbesitzer hier im Allgäu sicher freuen. Dieter Herz: Die Waldbesitzer stehen vor einer goldenen Zukunft. Holz wird ja nicht nur als Brenn-, sondern auch als Baustoff immer begehrter. Dazu kommt die schon angesprochene Verstromung von Holz und dessen Einsatz als Dämmstoff. Als nächstes folgt die Verflüssigung von Holz für die Chemieindustrie. Das Potenzial dieses nachwachsenden Rohstoffes aus unseren Wäldern ist einfach enorm. Beim Dämmen wird häufig noch auf Styropor gesetzt, dessen Herstellung energieaufwendig ist. Florian Lang: Naturnahe und wenig bearbeitete Baustoffe wie Holz aus der Region schneiden deutlich

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günstiger ab. Man muss aber immer die Gesamtenergiebilanz des Hauses und nicht einzelne Baustoffe für sich betrachten. Wir haben das gemacht und auf eine Lebenszeit von 80 Jahren mit Rückbau mehrere Varianten betrachtet. Ein Holz-Lehm-Haus, das nur den Mindeststandard der derzeit gültigen Energieeinsparverordnung erfüllt, kommt trotz des geringeren Energieverbrauches für Herstellung und Rückbau in der Gesamtenergiebilanz schlechter weg als ein Passivhaus aus Beton mit Styropor. Erst, wenn beide Häuser Passivhaus-Standard haben, ist die Holzbauweise deutlich im Vorteil, was Klimaschutz und Nachhaltigkeit angeht. Dieter Herz: Das, was unterschiedliche Bauweisen mehr oder weniger an Energie verbrauchen, ist in wenigen Jahren durch einen besseren Energiestandard wettgemacht. Wem beim Bauen das Thema Nachhaltigkeit wichtig ist, sollte also zuerst mit der maximalen Energieeffizienz planen. Und was dabei wichtig ist: Es geht im Kern nicht nur um eine bessere Dämmung. Es geht vor allem um bessere Gebäudekonzepte, da der Energieverbrauch eine Bilanz aus Gewinnen und einer Vielzahl unterschiedlichster Verlusten ist. Einfach nur zu dämmen, verbessert vielleicht die gedämmten Flächen, ist jedoch selten wirtschaftlich und in energetischer Hinsicht sinnvoll. Zur Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz braucht es Gesamtkonzepte und eine Planung im Detail, über alle Gewerke hinweg. Und wie können die Hausbesitzer im Allgäu dazu animiert werden? Dieter Herz: Wenn die Energiekosten weiter steigen wie bisher oder – wovon ich ausgehe – sogar noch stärker nach oben gehen, wird der Letzte merken, dass es nicht damit getan ist, die Raumtemperatur zu senken und weniger zu lüften, was nur zur Schimmelbildung führt, oder auf den noch günstigeren Brennstoff Holz zu setzen oder lediglich einzelne Dämmmaßnahmen durchzuführen. Florian Lang: Wir haben leistungsstarke Architekten und Ingenieure sowie fähige Handwerker im Allgäu. Die Förderung durch die KfW-Bank ist zudem gut, die Zinsen sind niedrig. Woran es noch fehlt, sind Bauherren, die nicht nur Teilsanierungen machen wollen, sondern ganzheitliche und zukunftsfähige Konzepte verlangen. Konzepte, deren Umsetzung zwar höhere Investitionen erfordert, die aber später enorme Einsparungen bei den Energiekosten bringen sowie mit einem deutlich höheren Wohnkomfort und einer positiven Werteentwicklung der Immobilie verbunden sind. Und darüber hinaus mit einem hohen Wohnkomfort verbunden sind. Und was wir im Allgäu auch dringend brauchen, sind kommunale oder öffentliche Leuchtturmprojekte im Sanierungsbereich, die die Bürgerinnen und Bürger zum Nachahmen animieren.


CO2-Einsparung

Klimaschutzprojekt Allgäu Auszeichnung für Hotel Prinz-Luitpold-Bad Text: Annette Müller Foto: Thomas Niehörster uf der diesjährigen Messe in Hannover wurde Armin Gross, Inhaber des Hotels Prinz-Luitpold-Bad in Bad Oberdorf, für den intelligentesten Einbau eines Blockheizkraftwerkes und die größte CO2-Einsparung ausgezeichnet. Die Auszeichnung fand am Stand der Firma EC Power GmbH, Göppingen, statt. EC Power ist die deutsche Tochterfirma eines dänischen Unternehmens. Durch den Einbau von drei Blockheizkraftwerken mit einer durchschnittlichen Betriebsdauer von über 8000 Stunden pro Jahr können im Hotel ca. 160 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. »Das ist ein Drittel unseres CO2-Ausstoßes«, betont Armin Gross. Der Einbau der Anlage erfolgte durch die ortsansässige Firma Scholl + Karg GmbH. Betrieben wird die Anlage mit Flüssiggas, das sauber verbrennt. In den drei Tanks des Hotels lagern je 2,9 Tonnen Flüssiggas. Das Energiekonzept für das Hotel Prinz-Luitpold-Bad hat die Firma Energy Consulting Allgäu GmbH im Rahmen des Klimaschutzprojektes Allgäu entwickelt und umgesetzt. Die Hauptkomponenten eines Blockheizkraftwerkes (BHKW) sind ein Motor und ein Generator. In den drei Anlagen des Hotels Prinz-Luitpold-Bad werden drei Nissan-XRGI-Automotoren eingesetzt. Die Stromerzeugung läuft immer nach dem gleichen Prinzip ab: Der Brennstoff wird im Motor verbrannt. Die dabei frei werdende Energie treibt einen Generator an, der Strom erzeugt. Bei der Stromerzeugung entsteht also Wärme. Das BHKW fängt sie in einem Wärmetauscher ein und führt sie über einen Kreislauf dem Gebäude etc. zu. Weil dadurch die eingesetzte Energie doppelt genutzt wird, sind Blockheizkraftwerke so effizient. Insgesamt produziert die Anlage pro Jahr 330.000 kWh Strom sowie 660.000 kWh Wärme, was 66.000 Liter Heizöl einspart. Die noch vorhandene Ölheizung wird nur zur Abdeckung von Spitzenlasten eingesetzt. Der erzeugte Strom wird zu 100 Prozent für den Eigenbedarf eingesetzt. Hotelier Armin Gross rechnet damit, dass sich die Investition innerhalb von weniger als drei Jahren amortisiert.

Armin Gross zeigt die Gasmotoren, mit denen er rund ein Drittel des CO2Ausstoßes im Prinz-LuitpoldBad einspart

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Klimaschutz – das Allgäu handelt Bei der Initiative »Klimaschutz – das Allgäu handelt« steht die Minderung von Emissionen im Vordergrund. Ziel des Projektes ist es, die CO2-Emissionen im Allgäu in allen Bereichen deutlich zu reduzieren. Gleich zeitig werden regionale Klimaschutzprojekte gefördert. Die Initiative richtet sich sowohl an Privatpersonen als auch an Unternehmen, Kommunen und Vereine. Im ersten Schritt werden die eigenen, durch alltägli-

che Tätigkeiten verursachten CO2-Emissio nen ermittelt und dann Strategien zur Reduktion der Emissionen erarbeitet. Das Projekt wird gefördert vom Bayeri schen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit. Dahinter stehen als Mitglieder der Initiative die Kreise, Kommunen, Betriebe und Verbraucher. Mehr über die das Projekt: www.klimaschutz-allgaeu.de und www.klimaschutz-wir-handeln.de

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Energiesparen

Die neue Zötler-Bier-»Diät« Aber nur in Sachen Energieeinsparung Text und Fotos: Thomas Niehörster ie Brauerei Zötler in Rettenberg blickt auf eine Geschichte von 560 Jahren zurück und ist wohl die älteste private Familien-Brauerei Deutschlands. Zötler beschäftigt über 50 Mitarbeiter, die Bierspezialitäten und Erfrischungsgetränke herstellen. Inhaber Herbert Zötler, bekannt für sein UmweltEngagement, waren die steigenden Kosten für Strom, Heizung und Wasser ein Dorn im Auge. Bier zu brauen ist ein Geschäft, das viel Energie benötigt. Bislang hatte die Brauerei jede ihrer Energiequellen eigenständig behandelt: Strom, Wasser, Heizung, Kühlung – überall versuchte man mit dem Einsatz von neuer Technik und klugem Management, Energie zu sparen. Im Vergleich mit anderen Brauereien konnte Zötler dabei durchaus gute Ergebnisse erzielen. Das reichte Herbert Zötler, Brauer in der 20. Generation, und bekannt als Bierdosen-Gegner jedoch nicht. Er engagierte das Kemptener Unternehmen »Energy Consulting Allgäu«, um mögliche Schwachstellen im Unternehmen aufzuspüren. Das

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Team untersuchte den gesamten Energiekreislauf von der Verwaltung bis zur Produktion. »Mein Braumeister Markus Würz und ich erlitten einen leichten Schock, als wir erfuhren, dass die nach modernsten Gesichtspunkten installierte, erst wenige Jahre alte Kälteanlage überdimensioniert ist und bei weitem nicht die beste Energieeffizienz hat«, so Herbert Zötler. Herbert Zötler erhielt schließlich einen dicken Aktenordner voll mit Messwerten und den entsprechenden Auswertungen von seinen Energieberatern überreicht. Von den Kosten für falsch gelüftete Büroräume bis zur Wirtschaftlichkeit einer Wärmerückgewinnung für die Kälteerzeugung reichte das Spektrum der Auswertung. Die Ergebnisse der umfangreichen Messungen wurden in eine Machbarkeitsstudie eingebracht. Bei Zötler gibt es jetzt einen genauen Fahrplan, nach dem Energieerzeuger und -verbraucher optimiert werden. »Eine Energieersparnis von 53 Prozent bis zum Jahr 2020 und eine CO2-neutrale Produktion ist unser Ziel«, erklärt Dipl.-Braumeister Markus Würz. »Wir haben zwar die vergangenen Jahre nicht geschlafen, aber es ist ein Umsetzungsprozess, der nicht von heute auf morgen machbar ist und erhebliche Investitionen fordert.« Würz rechnet mit einem Investitionsvolumen von rund zwei Millionen Euro, bis die Verzah-


Die Flaschenwaschanlage benötigt nur noch die Hälfte an Wasser zur Reinigung

Dipl.-Braumeister Markus Würz vor einem Schonkocher

nung des Kälte-Wärme-Strom-Managements abgeschlossen ist. Durch die Umstellung auf Erdgas wurden mittlerweile 150.000 Euro bei den 700 Suden pro Jahr eingespart. Es gibt zahlreiche Beispiele für das Einsparen von Energie: So wird die Stammwürze nicht mehr durch Sieden – was einen hohen Energieaufwand bedeutet –, sondern in einem evakuierten Behälter, dem Schonkocher, verarbeitet. Pumpen und Steuerungen wurden optimiert, das Heizungssystem von drei auf eine Anlage reduziert. Betrieben wird die Heizungsanlage heute mit Erdgas, das gegenüber Erdöl nicht nur durch weitaus niedrigere Kosten, vielmehr durch eine CO2-freie Verbrennung die Nase vorne hat. Der Rückbau überflüssiger Kaltwasservorlagetanks sowie Einsparungen bei der Temperatur der Kaltwasservorlage selbst helfen, Energie zu sparen. »Da wir – außer durch Photovoltaik – keinen eigenen Strom generieren können, beziehen wir als Unternehmen in der Region auch unseren Strom aus der Region«, weist Markus Würz auf den Partner EGR, die Elektrizitätsgenossenschaft Rettenberg, hin. In der Planung steht ein Blockheizkraftwerk, das mit Erdgas betrieben werden soll. Die Kühlung der Biertanks wird heute so gesteuert, dass ausschließlich die benötigten Tanks gekühlt werden und nicht mehr die gesamte Halle. Ein enormer Aufwand und Kostenfaktor war die Beheizung des Lagers für die Bierkästen durch Deckenstrahlplatten. Bei der Deckenstrahlheizung wird der größte Teil der Wärme durch Strahlung abgegeben, ähnlich wie bei unserer Sonne, die die Erde erwärmt. So kann auch im strengsten Winter die große Halle gezielt so erwärmt werden, dass das Bier in den Flaschen nicht friert. Auch beim Wasser wird gespart: So konnte der Verbrauch der Flaschenwaschanlage von 400 ml auf 200 ml halbiert werden.

Es werden nur noch die einzelnen Biertanks gekühlt (Mitte) – nicht die ganze Halle

Auch bei der Beheizung der Bierkisten im Lager wird Strom gespart

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Energie-Mix

Innovatives Künstlerdorf

Irsee setzt auf regenerative Energie Als in Bayern noch auf Atomkraft und fossile Energien gesetzt wurde, beschritt die kleine Ostallgäuer Gemeinde Irsee schon einen Sonderweg. Dort gibt es interessierte Bürger, die schon früh den Wert regenerativer Energien sahen. Heute ist Irsee anderen weit voraus – nicht nur in der Stromversorgung.

Text und Fotos: Markus Frobenius ie Bürger hatten Überzeugungskraft: Auch die politische Gemeinde schloss sich später dieser Richtung an. Während anderorts über den Nutzen und die Auswirkungen von Biogasanlagen debattiert wurde, kooperierte sie mit einem Betreiber zu beiderseitigem Nutzen und dem der Bürger. Inzwischen wird in Irsee weitaus mehr Strom aus regenerativer Energie produziert, als verbraucht wird – und bei der Wärmeversorgung ist die Gemeinde auf einem ähnlichen Weg. Dazu kommt Energie aus Solar- und Photovoltaikanlagen sowie Wasserkraft, zudem wird viel Energie eingespart. »Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht«, meint deshalb Bürgermeister Andreas Lieb. Dabei fing die Irseer Energiewende ganz klein an. Da Anfang der 1990er-Jahre ein Bürger ein damals exotisches Elektroauto fuhr, installierten der heutige Kreisrat Benno Bönisch und Werner Vogler, Betreiber eines Wasserkraftwerkes, eine Steckdose zum Aufladen. »Das war

D Mutmaßlich die erste Steckdose für E-Autos im Allgäu – gespeist durch Wasserkraft.

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vermutlich die erste im Allgäu«, meint Bönisch. Damals wurden die beiden belächelt. Die Energie für die noch heute funktionierende Ladestation kam aus der früheren Klostermühle, in der der 84-jährige Vogler noch immer ein Wasserkraftwerk betreibt. Damit versorgt der Müllermeister sein eigenes Haus und speist rund 2000 Kilowatt in das öffentliche Netz ein.

Ein »durchgedrehter« Irseer Pionier Noch früher wagte sich Hans Saur an die regenerative Energie: Er installierte 1979 die angeblich erste Solaranlage im Allgäu auf seinem Haus in Irsee. »Die Nachbarn meinten, bei Saur sind sie jetzt durchgedreht«, erinnert sich Saur, Inhaber der gleichnamigen Heizungs- und Sanitärfirma. Die Vorstöße der Pioniere fielen später auf fruchtbaren Boden: Ende der 1980er-Jahre entschied sich die Gemeinde für die Dorferneuerung (DE) – zum Teil gegen den Willen der Bevölkerung. Dabei wurde die Infrastruktur des Dorfes modernisiert und das historische Erbe – Irsee war seit 1185 Sitz des regional bedeutenden Klosters – restauriert.


Ausgelagertes Blockheizkraftwerk von Satzger mit Solaranlage auf dem Dach im Irseer Weiler Oggenried

Biomasse für die Biogasanlage in Oggenried – im Hintergrund deren Endlager und im Vordergrund ein Maisfeld

Endlager der Biogasanlage in Oggenried

Einfüllen der Biomasse in den Fermenter der Anlage von Satzger

Aber auch die Bevölkerung profitierte davon: Viele Häuser wurden auch energetisch saniert. Im Rahmen der Dorferneuerung, die 2008 mit der Sanierung des früheren Gerichtshauses von 1619 abgeschlossen wurde, gab es auch ein neues Leitbild. »Irsee soll ein identitätsstiftendes Dorfbild haben und seine Geschichte erlebbar sein«, so Zweiter Bürgermeister Bertram Sellner. Dafür sollen die Geschichte des Klostersitzes erhalten, Kunst und Kultur in dem »Künstlerdorf« gefördert werden und die künftige Entwicklung vor allem nachhaltig sein. Deshalb entschied sich der Gemeinderat, die Chancen der regenerativen Energien zu nutzen. Wasserkraft kann angesichts der Quellen nur begrenzt genutzt werden: Neben Vogler betreibt noch die örtliche Säge ein Wasserkraftwerk. Insgesamt werden 31.000 Kilowattstunden pro Jahr eingespeist. Solarund Photovoltaikanlagen werden großzügig auf privaten Gebäuden erlaubt – solange sie nicht aufgeständert sind und natürlich nicht auf denkmalgeschützter Substanz errichtet werden, betont Sellner. Die Gemeinde geht dabei mit gutem Beispiel voran und lässt Anlagen

auf kommunalen Gebäuden errichten – manche werden von örtlichen Vereinen betrieben, die dadurch eine Einnahmequelle haben. Rund 1,84 Millionen KWh werden so produziert. Dazu kommen noch 5,8 Millionen KWh aus Biomasse – das jedoch war eine schwierige Angelegenheit.

Die erste Biogasanlage hatte 55 kW 2001 baute Mathias Satzger in dem Irseer Weiler Oggenried eine Anlage mit 55 Kilowatt. »Ich interessierte mich für die Energiegewinnung und wollte ein zweites Standbein«, erklärt der 37-jährige Landwirt. Zudem war ihm der elektrische Strom aus Biogas lieber als Atomstrom oder Öl. Zunächst versorgte er sich selbst und zwei Nachbarn mit Strom und Wärme. 2004 erweiterte er seine Anlage auf 350 kW, denn der Milchpreis lag darnieder und die Energieerzeugung erschien ihm lukrativ. Doch gegen die Biogasanlage wandten sich Bürger: Zu viel Verkehr, Geruch, Maisanbau und ein verändertes Ortsbild waren ihre Argumente. Die Gemeinde erkannte zwar die Problematik, aber auch eine Chance. Sie versuchte, die Bürger mit

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Kuhstall des Biogasanlagenbetreibers Satzger

Das mit Biogas beheizte Rathaus.

Innenhof des Bildungszentrums bei der Abschlussfeier der Dorferneuerung

Rechts: Denkmal zur Dorferneuerung von Christian Rudolph, dahinter Maibaum mit Schildern von Peter Zeiler (beide Irsee)

ins Boot zu holen, wies ein Sondergebiet Bioenergie aus und handelte mit Satzger einen langfristigen Wärme lieferungsvertrag aus. »Es war ein schwieriger Prozess. Aber nach langen Diskussionen, vielen Veranstaltungen und sogar Gerichtsterminen haben wir das gut gelöst«, erzählt Sellner. Auch Satzger betont nun das Gemeinsame: »Wir haben das miteinander hinbekommen, und jeder hat nun seinen Vorteil.« Er verweist darauf, dass der Geruch bei modernen Anlagen keine Rolle spiele. Das Ortsbild werde durch die Ausweisung des Sondergebietes geschont, der Verkehr durch Entzerrung der Spitzenzeiten gemindert: Satzgers Einzugsgebiet für Biomasse liege zwischen null und zehn Kilometern (»kurze Transportwege«), zudem setze er auch durchwachsende Silphie, Steppengras oder Getreide als Biomasse ein und verringere so Bodenbearbeitung, Düngung sowie Pflanzenschutz, berichtet Satzger.

Kleine Anlagen finanziell besserstellen Dennoch ist die landwirtschaftliche Anbaufläche rar und teuer geworden. Für Hans Foldenauer ist das aber auch ein politisches Problem: Kleinere Anlagen oder die Nutzung von Gülle und Mist müssten bessergestellt werden, meint der Sprecher des Bundes Deutscher Milchviehhalter, der in Irsee wohnt. »Um die Milchproduktion nachhaltig wettbewerbsfähig betreiben zu können, wären dafür ähnliche politische Rahmenbedingungen notwendig wie für den Energiesektor«, meint Foldenauer. Mit der Biogasanlage, einem ausgelagerten Blockheizkraftwerk und seit 2010 einem zweiten Biogasbauern als Lieferanten kann Satzger Strom und – wie gewünscht – Wärme über eine eigene 18

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Leitung in die Gemeinde liefern: Ein Großteil der kommunalen Gebäude, viele Privathaushalte, die örtliche Gastronomie und das Schwäbische Bildungszentrum werden so versorgt. Die Bezirkseinrichtung setzt außerdem auf energetische Sanierung, sinnvollen Einsatz der benötigten Energie und Wärmelieferung, wodurch 77 Prozent weniger Heizöl verbraucht werden. »Das Schwäbische Bildungszentrum ist nicht nur ein kultureller Leuchtturm, sondern besitzt als kommunale Einrichtung auch Vorbildfunktion für den schonenden Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen«, erklärt dessen Leiter Dr. Stefan Raueiser.

Die Wertschöpfung bleibt vor Ort In Irsee werden insgesamt 7,7 Millionen kWh Strom hergestellt – bei steigender Tendenz, während die gesamte Gemeinde nur 4,5 Millionen kWh verbrauche – bei sinkender Tendenz: Die Wärmelieferung summiert sich zurzeit auf drei Millionen kWh an die Gemeinde. Dadurch wurden rund 30.0000 Liter Öl und 900.000 Kilogramm CO2-Äquivalent eingespart sowie der Feinstaubausstoß reduziert, erläutert Lieb. Rechnerisch werde der produzierte Strom zwar an der Strombörse Leipzig verteilt, aber technisch vor Ort verbraucht: »Strom nimmt immer den kürzesten Weg«, erklärt der Bürgermeister, der auch Elektromeister und Betriebswirt ist. Die Gemeinde will künftig den Ausbau der Wärmeversorgung forcieren und mit moderner Technik noch mehr Energie einsparen. »Alle profitieren davon und die Wertschöpfung bleibt vor Ort. Das ist zukünftig auch ein Standortvorteil«, meint Lieb.


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Jugendprojekt

Die Kleinsten machen’s vor

Wie die Energiewende in Kinderaugen aussieht

Text und Fotos: Viola Elgaß ann man der Energie ein Gesicht verleihen? Kann man Strom in Knetmasse packen, Nachhaltigkeit bunt anmalen, Energiezukunft filmen oder sogar darum pokern? Man kann. Das bewiesen rund 400 Oberallgäuer und Kemptener Mädchen und Buben beim gemeinsamen Schulwettbewerb »Energiewende Allgäu – wir sind dabei«. Die zwischen neun und elf Jahre alten Schüler haben mit schier unerschöpflicher Fantasie künftige Energiewelten geschaffen, die Spaß machen, spannend sind und zum Teil die Erwachsenen richtig verblüffen. Die AllgäuStrom Partner hatten im März dieses Jahres die Grundschulen im Landkreis eingeladen, mit ihren Schülern an einem Wettbewerb zum Thema Energiewende teilzunehmen. »Ziel war es, den Kindern nicht nur den sinnvollen Umgang mit Energie aufzuzeigen, sondern dabei auch ihr Interesse am Thema zu wecken und das Bewusstsein zu schärfen«, betont Michael Lucke, Geschäftsführer des Allgäuer

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»Solarkarussell« der GS Oy. Auf einem Holzgestell bauten die Schüler drei funktionierende Solarkarusselle, die auch mit Spielfiguren getestet wurden

Überlandwerks und Partner von AllgäuStrom. Insgesamt 13 Grundschulklassen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern meldeten sich auf den Aufruf hin an und machten sich ans Werk. Mit vollem Einsatz und Feuereifer, wie die Ergebnisse beweisen. Skulpturen und Plastiken, Bilder und Spiele, Filme und vieles mehr beschäftigen sich mit den Fragen: Wie und wo können wir Strom sparen? Wie verändert sich unsere Heimat, wenn in Zukunft mehr Strom aus regenerativen Energiequellen kommt? Wie könnte beispielsweise ein Kraftwerk der Zukunft aussehen? Lehrer und Schüler stiegen in dieses Thema dabei nicht nur theoretisch ein. Sie studierten auch die Wind-, Solar- und Wasserkraftanlagen der AllgäuStrom Partner vor Ort und setzten ihre Eindrücke kreativ in ihren Wettbewerbsbeiträgen um. Nach der durchweg positiven Resonanz ist im kommenden Schuljahr ein weiterer Wettbewerb geplant, dann an den weiterführenden Schulen.


»Der alternative Freizeitpark« der VS Wiggensbach. Die Schüler gestalteten das Modell eines Allgäuer Freizeitparks, der mit regenerativen Energien betrieben werden kann

Oben: »Das Allgäu-Energie-Wimmelbild« der GS Buchenberg – nachdem die Viertklässler sich mit alternativen Energien im Allgäu beschäftigt und Kraft werke besucht hatten, hielten sie diese in einem großen Wimmelbild fest

»Wir sparen Strom und schützen unsere Umwelt« der GS auf dem Lindenberg Kempten. An der Gipsbirne kleben Energiespartipps

Unten: »Ein Allgäurundblick« der GS Königsegg/Immenstadt. Auf den aneinandergereihten Bildern der Immenstädter Grundschüler sind typische Allgäuer Landschaften und Arten von erneuerbaren Energien dargestellt

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Energiesparen

Richtig dämmen – richtig sparen

Fotos: Volker Wille/Verband

Die vielfältige Diskussion um die Reduzierung des CO2-Ausstoßes hat in weiten Teilen der Bevölkerung das Bewusstsein geweckt, dass man die Wärme nicht »durch den Schornstein jagen« sollte. Das trifft besonders für ältere, schlecht isolierte Häuser zu. Die Einsparung von Heizenergie ist nicht nur eine rasch umzusetzende, sondern auch sehr effektive Maßnahme, um Energie zu sparen. Vor Beginn jeder Maßnahme ist aber der Gang zum Energieberater dringend zu empfehlen.

Text: Thomas Niehörster erade bei älteren Häusern mit schwierig zu behandelnden Fassaden oder bei Häusern, die unter Denkmalschutz stehen, bieten sich Holzfaserdämmstoffe als ideales Material an. Aber gerade Holz- und Naturdämmstoffe sind empfindlich für Feuchtigkeit und andere Umwelteinflüsse. Bevor man einfach mit Baumarktmaterial drauflosdämmt und eventuell schwer revidierbare Fehler »einbaut«, sollte eine gründliche Einzelfallberatung durch einen unabhängigen Fachmann, z.B. von eza! oder renergy, stattfinden. Alte Häuser sind oft sehr unterschiedlich gebaut. Sie stammen aus verschiedenen Zeitepochen, und sie bergen allerlei technische »Geheimnisse« alter Baumeister, die es im Vorhinein zu ergründen gilt. Bereits massives Holz verfügt über ein hervorragendes Vermögen, Wärme zu dämmen. Zerfasert man Holz jedoch, so erhöht man durch die entstehende Porigkeit die Dämmfähigkeit. Holzfaserplatten sind ein mit einem vergleichsweise geringen Energieaufwand herstellbarer Dämmstoff, der aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern gewonnen wird. Zur Herstellung werden vor allem Nadelhölzer eingesetzt. Die besonderen Vorzüge von Nadelhölzern sind deren hohe Verfügbarkeit und Faserqualität, die den fertigen Platten

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im Verhältnis zur Rohdichte eine hohe Festigkeit verleihen. Als Rohstoff werden vor allem Resthölzer in Form von Schwarten und Spreißeln verwendet, die im Sägewerk anfallen und zu Hackschnitzeln verarbeitet werden. Die Hackschnitzel werden danach unter Verwendung von Wasserdampf aufgeweicht und anschließend zerfasert. Entweder im Nass- oder Trockenverfahren werden die Fasern zu Holzfaserdämmplatten weiterverarbeitet. Je nach Verarbeitungsverfahren werden die Platten in einer Stärke von 20 bis 240 Millimetern produziert. Von der Herstellung aus nachwachsendem Rohstoff über die Verwendung bis zur Entsorgung haben Holzfaserdämmstoffe eine positive ökologische Bilanz, zumal bei der Produktion auf chemische Bindestoffe verzichtet wird. Achten Sie darauf, dass die Stoffe zertifiziert sind. Dämmstoffe auf Holzbasis sind gut schalldämmend und haben eine niedrige Wärmeleitfähigkeit. Holzfaserdämmplatten verbessern erheblich die Winddichtigkeit eines Gebäudes. Dank der niedrigen Wärmeleitfähigkeit bleibt die Wärme im Sommer draußen und umgekehrt im Winter innerhalb der »vier Wände«.

Die Idylle trügt: Hier kommt jede Art von Dämmung zu spät


Energiesparen Wenn die Fassade tabu ist – Innendämmung aus Cellulose heitsschädliche Gase und Dämpfe ab. Es fördert im Gegenteil durch seine ausgleichende Wirkung ein gesundes Wohnklima. Die Cellulosefasern, die aus dem Holzwerkstoff Altpapier hergestellt werden, besitzen eine kapillaraktive Wirkung, das heißt, sie können Feuchtigkeit aus der Luft der Innenräume sehr gut aufnehmen und wieder abgeben. Die Cellulosedämmung wird auf die In-

Cellulosedämmstoff besteht aus Altpapier. Das Recycling-Material ist besonders für die Verwendung in Altbauten geeignet

nenwände aufgespritzt und anschließend mit ebenfalls atmungsaktiven Trockenbauplatten aus Kalk nach innen angeschlossen. Neben der Energiekostensenkung bringt die Innendämmung weitere raumklimatische Vorteile. Die Temperatur der Innenwände steigt spürbar an und erhöht so die Wohnbehaglichkeit. Die wärmeren Innenwände reduzieren zudem die Gefahr der Schimmelbildung. Die lästigen und gesundheitsschädlichen Pilze siedeln sich nämlich vor allem dort an, wo sich verstärkt Tauwasser niederschlägt – also vor allem an kalten Außenwänden. Kapillaraktive Cellulosefasern passen aufgrund ihrer bauphysikalischen Eigenschaften hervorragend zu den traditionellen Baustoffen alter Gebäude wie zum Beispiel Sandstein, Kalkstein, Vollziegel, Bruchstein und auch Holzblock.

Fotos: djd/Climacell

Ältere, nicht modernisierte Häuser haben in der Regel einen hohen, nicht mehr zeitgemäßen Energiebedarf, der sich nicht zuletzt in hohen Heizkostenrechnungen niederschlägt. Gerade im Allgäu wird das bei den »Kältespitzen« im Januar und Februar deutlich spürbar. Der wirkungsvollste Weg, den Energieverbrauch zu verringern, ist eine umfassende Verbesserung der Wärmedämmung eines Gebäudes. Am einfachsten ist eine Außendämmung der Fassade, um Wärmeverluste durch die Außenhülle eines Hauses zu verringern. Doch sie ist nicht in jedem Fall erlaubt oder erwünscht. Bei alten Bauernhöfen auf den Dörfern oder bei den Bürgerhäusern im städtischen Umfeld unserer Region steht nicht selten auch der Denkmalschutz einer Sanierung von außen entgegen: Bei denkmalgeschützten Bauwerken ist eine Veränderung der Fassade gar nicht oder nur im geringen Maße erlaubt. Eine Alternative bei der energetischen Modernisierung bieten in diesen Fällen Innendämmungen. Sehr gut zur Bausubstanz alter Häuser passen zum Beispiel Cellulosedämmungen. Erfinder der Cellulose ist eigentlich jenes Insekt, das uns so manches Frühstück im Sommer vermiest – die Wespe. Ihre Nester, die sich jedem Hohlraum anpassen, sind Wunderwerke der Natur. Für die Wärmedämmung von Gebäuden ist Cellulose ein sinnvolles Produkt. Das Material wird in einem energiesparenden und umweltschonenden Verfahren aus Recyclingmaterial hergestellt. Die Anwendung ist einfach: Dank eines Einblasverfahrens können sogar ungleichmäßig geformte Hohlräume lückenlos abgedichtet werden. Das Material gibt keiner lei unangenehme oder gar gesund-

Mit Druck wird der Cellulose-Dämmstoff in die Hohlräume von Wänden eingeblasen. Er kann aber auch auf Baumaterialien aufgespritzt werden

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Energiesparen Die warme Luft einfangen – richtige Dämmung schont den Geldbeutel

EPS-Hartschaumplatten für den Außenbereich (rechts) und den Innenbereich (rechts darunter)

Die Leichtigkeit des Materials kommt erst unter dem Mikroskop bei 200-facher Vergrößerung zur Geltung (Foto oben)

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kameras sind ja allerseits bekannt. Wärmedämm-Verbundsysteme fahren diesen Wert bis auf fünf Prozent herunter. Im Sommer verhindert die Schutzhülle, dass Hitze nach innen gelangt. Im Winter hält die Schicht vor der Wand die Wärme effektiv im Gebäude. Außenseitig angebrachte Dämmstoffe vermindern zuverlässig die Wärmeabgabe und eignen sich hervorragend, um renovierungsbedürftige Wände zu sanieren. Dabei kann man auf eine

Vielzahl von Dämmstoffsystemen zurückgreifen. Der gegenwärtig geläufigste Dämmstoff sind Polystyrol-Hartschaumplatten (EPS). Die Vorteile bei diesem Dämmstoff sind sein günstiger Preis und eine einfache Verarbeitung. Allerdings ist auch bei Hartschaumplatten oder Mineralfaserplatten wie bei EPS der Aufbau der Klebe- und Putzschichten nahezu identisch. Wer nicht nur dem eigenen Geldbeutel hold sein mag, kann sich mit einer Wärmedämmung zudem zum Klimaschutz bekennen: Wärmedämm-Verbundsysteme sind auch maßgebliche Klimaschützer, denn sie reduzieren den CO2-Ausstoß. Informationen sowie Hinweise auf Fördermöglichkeiten für energetische Sanierungen finden Haus- und Wohnungsbesitzer in der Broschüre »Zwölf Schritte zum Energiekostensparen«, die von der Baumit GmbH gemeinsam mit Baustoffhändlern, Fachhandwerkern und Architekten herausgegeben wurde: www.baumit.de

Fotos: Baumit

Vom Dach über die Wände und die Fenster bis hin zum Keller: An allen Ecken und Enden eines Hauses geht Wärme verloren. Zumindest dann, wenn das Gebäude nicht energetisch saniert ist. Das gilt bei vielen Altbauten und den Bauernhäusern im Allgäu, die viele Jahrzehnte, wenn nicht einige Jahrhunderte auf dem Buckel haben. Ein Haus gibt allein über seine Außenwände bis zu 40 Prozent Energie ab. Die »bunten Bilder« der Wärme-


Energiesparen Hanf aus heimischem Anbau – auch für den Heimwerker geeignet

zukunftsfähige Märkte bedient – weltweit gesehen ist die Hanfindus- Der Natur-Dämmstoff wird im trie auf einem langsamen, aber ste- Allgäu angebaut und kann in vielen tigen Vormarsch. Die Hanffaser gilt Variationen gekauft werden als sehr reißfeste, stabile und langlebige Naturfaser. Sie benötigt keinerlei chemische Behandlung, weder gegen Schimmelbildung noch gegen Schädlingsbefall. Da auch bei der Erstverarbeitung die Trennung von Schäben (der holzige Anteil des Hanfstängels) und Fasern auf rein mechanischem Weg erfolgt, steht zur Weiterverarbeitung ein gänzlich natürliches, unbelastetes Zwischenprodukt zur Verfügung. Deswegen ist die Hanffaser der ideale Rohstoff für einen qualitativ hochwertigen, CO2-positiven, wohngesunden Dämmstoff, wie ihn z.B. die Firma Hock produziert. Dämmmaterial aus Hanf wird üblicherweise als Matten- oder Rollenware geliefert und eignet sich für die Dämmung in Dach, Wand und Boden. Egal, ob die Dämmung in Neu- oder Altbauten verarbeitet wird – der Einbau ist für jeden Anwender problemlos möglich. Saubere und staubarme Verarbeitung, Hautverträglichkeit ohne Juckreizverursachung und gute Dämm werte machen das Produkt zu einem hervorragenden Baumaterial, das auch ein Heimwerker ohne Pro bleme gut verarbeiten kann.

Bei der Verarbeitung ist Hanf genauso leicht zu handhaben wie andere Dämmstoffe

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Fotos: Hock

Dämmung ist aktiver Klimaschutz. Wer seine vier Wände dämmt, spart Energie. Wer dabei nachwachsende Rohstoffe verwendet, spart CO2-Ausstoß und darf sich damit als echter Klimaschützer fühlen! Intelligente Hausherren sollten einen Dämmstoff einbauen, der von Haus aus bereits eine positive CO2-Bilanz mitbringt – wie einen Dämmstoff auf Basis von Hanf. Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Erde. Alle Bestandteile dieser fantastischen Pflanze sind nutzbar. Mit Produkten aus Hanf könnte die Menschheit wie in früheren Zeiten – naja, die haben ihn auch schon geraucht – ausreichend mit Kleidung, Papier, Öl, Brennstoff, Nahrung und Baumaterialien versorgt werden. Innerhalb von 100 bis 120 Tagen wächst Hanf aus heimischem Anbau bis zu vier Meter hoch und bildet eine enorme Biomasse. Die Pflanzen wachsen sehr schnell, beschatten den Boden und verhindern dadurch die Unkrautbildung. Deshalb ist beim Anbau von Hanf kein chemischer Pflanzenschutz erforderlich. Durch seine große Biomasse bindet Hanf in der Wachstumsphase mehr CO2 als jede andere landwirtschaftliche Kulturpflanze in unseren Breiten. Somit ist Hanf auch hinsichtlich der globalen Bemühungen um den Klimaschutz ein sehr wertvoller, einjährig nachwachsender Rohstoff. Nach der Ernte hinterlässt Hanf – im Gegensatz zum Mais – einen unkrautfreien und lockeren Boden, der mit einem hohen Vorfruchtwert für die Folgekultur bewertet werden kann. Seit 1996 ist in Deutschland der Anbau von rauschgiftarmen Hanfsorten wieder erlaubt. Mit diesem sogenannten Nutz- oder Industriehanf werden verschiedene

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Biogas

Der Biogasanlagen-Boom Folgen und Forderungen Biogas ist ein wertvoller Baustein im Gesamtkonzept der erneuerbaren Energien. Es ist bereits heute speicherbar, und zudem existiert eine weitläufige Infrastruktur für seine Verwertung. Mit einem Anteil von etwa einem Drittel aller Biogasanlagen ist Bayern Spitzenreiter der landwirtschaftlichen Biogaserzeugung in Deutschland.

Text: Hubert Weiger und Marion Ruppaner Fotos: Volker Wille (3), Manuel Geimer (1) ei Umweltschützern, Bauern und Verbrauchern stoßen die Planung und der Betrieb neuer Anlagen inzwischen auf immer weniger Gegenliebe, denn die Biogaserzeugung erfolgt zu mehr als 60 Prozent auf der Basis von Mais. In der direkten Umgebung der Anlagen führt der intensive Maisanbau zu einer Veränderung des Landschaftsbildes, über die sich die Anwohner zunehmend beschweren. Auch die wachsende Verkehrsbelästigung durch Transport von Substraten für die Anlagen stößt auf Kritik. Der intensive Maisanbau führt außerdem zur Artenverarmung und läuft damit allen Anstrengungen zum Erhalt und zur Sicherung der Biodiversität zuwider. Maismonokulturen haben aber auch für den Boden und den Trinkwasserschutz negative Folgen: Der Bodenhumusgehalt geht zurück, Böden verdichten und haben dadurch weniger Speicherkapazität für Wasser, Hochwasserereignisse können dadurch ebenfalls verstärkt werden. Da eine umweltgerechte Ausbringung der stickstoffreichen Gärreste aus Biogasanlagen nicht gesichert ist, steigen die Nitratwerte im Grundwasser. Zudem besteht die Gefahr, dass der Einsatz gefährlicher Pestizide zunimmt und nachwachsende Rohstoffe für Biogasanlagen zum Einfallstor der Gentechnik werden, wie der Genmais-Skandal vom Sommer 2010 in

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Noch immer ist Mais die bevorzugte Pflanze zur »Fütterung« der großen Biogasanlagen

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Bayern zeigte. 95 landwirtschaftliche Betriebe in Bayern mit insgesamt 900 Hektar Fläche waren davon betroffen; sie mussten im Juni ihre Flächen umbrechen, weil das Saatgut für den Biogasmais mit einer nicht zum Anbau zugelassenen gentechnisch veränderten Maissorte der Firma Pioneer verunreinigt war. Die Entschädigungsfrage ist bis heute nicht abschließend geregelt.

Konkurrenz zwischen Tank und Teller Leidtragende des Biogasanlagen-Booms sind Futterbaubetriebe, die unter der Konkurrenz um landwirtschaftliche Anbauflächen leiden. Über Pachtpreise in Höhe von 1000 Euro und mehr pro Hektor wird mittlerweile geklagt, wenngleich sich dieser Trend in den amtlich geführten Statistiken noch nicht ablesen lässt. Die Konkurrenzsituation zwischen Tank und Teller ist jedenfalls auch in der bayerischen Kulturlandschaft sichtbar geworden. Nach Angaben der Landesanstalt für Landwirtschaft hat sich im Jahr 2010 die Anbaufläche für Mais in Bayern auf 500.000 Hektar erhöht und damit den Höchststand aus den frühen 1990er-Jahren bereits merklich überschritten. Schon 2004 hat der Bund Naturschutz in Bayern (BN) vor den nachteiligen Auswirkungen der hohen


Vergütung für nachwachsende Rohstoffe im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gewarnt. Die befürchtete Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion bis über die gesetzlich erlaubten Grenzen hinaus hat sich seither leider bewahrheitet. Eine verstärkte Umwandlung von Wiesen in Ackerland ist zu beobachten. So zeigt eine Auswertung des bayerischen Landwirtschaftsministeriums von 2008, dass in sensiblen Überschwemmungsgebieten in Bayern zwischen 2005 und 2008 über 600 Hektar Wiesen umgebrochen wurden, davon mehr als die Hälfte allein im Jahr 2008. In FFHGebieten (gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union) wurden im gleichen Zeitraum weitere knapp 1000 Hektar Wiesen umgebrochen, dazu noch 740 Hektar wertvoller Wiesen in Vogelschutzgebieten. Es sind jedoch nicht nur die grundsätzlichen negativen Auswirkungen des intensiven Maisanbaues auf Natur und Landschaft zu beklagen. Auch im Unterallgäu frisst sich der Mais immer mehr in Gebiete hinein, in denen solche Monokulturen nichts zu suchen haben. Selbst potenzielle Auenstandorte sind davon betroffen.

Biogas umweltfreundlich erzeugen Die Verwertung von tierischen Exkrementen wie Gülle, Jauche und Mist sowie von Grüngut aus der Landschaftspflege, biogenen Abfällen aus der Lebensmittelindustrie, biogenen Abfällen aus dem Gaststättengewerbe und biogenen Abfällen aus privaten Haushalten (»Grüne Tonne«) wird noch nicht ausreichend genutzt und bietet ein bedeutsames Potenzial für Biogaserzeugung. In den südlichen Bereichen der Landkreise Ostallgäu, Oberallgäu und Westallgäu wird überwiegend Grünlandwirtschaft betrieben. Die Gefahr, dass der Mais in diesen direkten Voralpenbereichen überhand nimmt, ist nicht so groß wie im Unterallgäu, wo es bereits erste Beschwerden von Gästen gibt, dass die Radwege unattraktiv seien, weil man vielfach durch endlose Maisfeld-Schluchten geleitet werde. In Bayern wurden 2007 erst 5,4 % der Rindergülle, 7,5 % der Schweinegülle und 45 % der Geflügelexkremente in der Biogaserzeugung eingesetzt. Gesicherte Zahlen, wie stark diese Verwertung im Allgäu ist, liegen derzeit nicht vor. Der Landwirt Florian Hierl

aus Immenstadt-Bühl fasst die Biogas-Möglichkeiten in den südlichen Allgäuer Regionen kurz und bündig zusammen: »Unsere Wiesen sind unser Kapital. Maisanbau auf großen Flächen ist bei uns schwer denkbar. Solange sich die Biogas-Gewinnung auf den Misthaufen, die Gülle und das Grüngut an den Straßenrändern und auf Streuwiesen beschränkt, hat sie auch bei uns eine Chance – es werden sich aber mit Sicherheit keine großen Anlagen rentieren.«

Kraft-Wärme-Kopplung ist unerlässlich Eine weitere unbefriedigende Situation ist die nicht – bzw. nur unzureichend – realisierte Nutzung der Wärmeenergie von Biogasanlagen. Die Energieeffizienz der Biomassenutzung ist daher heute im Mittel als schlecht zu bewerten; die Verstromung von Biogas hat einen Wirkungsgrad von nur ca. 40 %. In vielen Fällen geht der Rest der gewonnenen Energie als ungenutzte Abwärme verloren. Eine Förderung von Biomasse im EEG sollte deshalb nach Ansicht des BN künftig nur noch bei konsequenter Energieeffizienz und einer Gesamtenergienutzung von mehr als 90 % erfolgen. Dazu ist eine Kraft-Wärme-Kopplung unerlässlich. Sie ist beispielsweise erreichbar durch den Bau von Biogasanlagen an Standorten mit hohem Wärmeverbrauch, insbesondere also in der Nähe von Wohngebieten. Liegt der Biomassefermenter abseits der Verbraucher, empfiehlt sich der Transport des Biogases durch Rohrleitungen zu Blockheizkraftwerken bei Wohngebieten, wo die Verstromung stattfindet und zugleich die erzeugte thermische Energie im Sinne der Kraft-Wärme-Kopplung in das Fernwärmenetz eingespeist werden kann. Verfügt ein abseits gelegener Fermenter über lokale Biogasspeicher, so kann der Transport des Biogases zu den Blockheizkraftwerken auch mit Lkw-Tanks erfolgen. Landwirtschaftliche Flächen dienen primär der Erzeugung von Lebensmitteln für Mensch und Tier sowie für die Bereitstellung von Energie. Darüber hinaus müssen nicht oder wenig genutzte Flächen ausreichend zur Verfügung stehen, um die Biodiversität unserer Heimat zu erhalten. Bei den derzeitigen Ernährungsgewohnheiten und dem jetzt schon stattfindenden Anbau nachwachsender Rohstoffe auf zwei Millionen Hektar Fläche gibt es in Deutschland keine

Nicht mehr die Frucht ist wichtig - die ganze Pflanze wandert in die Bio-Vergasung

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Biogas zusätzlich verfügbaren Flächenpotenziale für die Erzeugung von Biogas. Biomasseanbau darf nicht den Zielen der Nahrungsmittelproduktion, der Biodiversität oder dem Boden- und Grundwasserschutz zuwiderlaufen. Der Schutz des Humusgehaltes im Boden muss gewährleistet sein, denn die nutzbaren Flächen sind endlich. Landwirtschaftskulturen mit hohen Risiken für die öffentlichen Schutzgüter dürfen daher keine staatliche Begünstigung erhalten.

Forderungen des Bund Naturschutz

Der ärmliche Rest eines Maisfeldes nach der Ernte: Übrig bleiben ausgelaugte Böden

Zur Linderung der Probleme fordert der Bund Naturschutz innerhalb des EEG eine verbesserte Förderung für die Verwertung ohnehin anfallender biogener Reststoffe, Vorschriften für die Fruchtartenvielfalt auf den Äckern sowie die Entwicklung einer verbesserten Verwertungstechnik für Biogaserzeugung. Die Vergütung für nachwachsende Rohstoffe muss im EEG mit Fruchtfolgeauflagen versehen werden, die den Maisanbau auf ein Drittel der eingesetzten Biomasse beschränken. Weiterhin müssen Kriterien zur Förderung der Artenvielfalt, beispielsweise ein Blühangebot für Wildinsekten und Bienen, aufgenommen werden. Der Anbau von Mais und Getreidemischungen zur Biogasproduktion auf Äckern, die vorher Wiesen waren, muss aus der Förderung ausgeschlossen werden. Der Bonus für die Verwertung von Landschaftspflegematerial darf nicht für Mais ausbezahlt werden. Die Verwertung von Landschaftspflegematerial in Biogasanlagen soll durch die Absenkung des vorgeschriebenen Prozentsatzes von 50 auf 30 % erleichtert werden. Die Standortwahl für Biogasanlagen und die Flächenausweisung für Biomasseanbau sollten im Landesentwicklungsprogramm und über Regionalpläne gesteuert und geregelt werden. Einzelne Kommunen

könnten mit der Vorgabe einer Mindestfläche – z.B. zwei Prozent der Fläche – zur Erzeugung erneuerbarer Energien verpflichtet werden, andererseits könnten mit der Festlegung von Maximalflächen – z.B. zehn Prozent der Fläche – reine »Energieagrarlandschaften« verhindert werden. Biogasanlagen sollten nach Möglichkeit in Gewerbegebieten errichtet werden, um Bauen im Außenbereich und Transportwege zu minimieren. Dies würde der weiteren Zersiedelung der Landschaft vorbeugen. Mit Hilfe der Bauleitplanung (§ 5, Abs. 2 Baugesetzbuch) könnten Kommunen im Flächennutzungsplan beispielsweise Standorte ausweisen, die für die Wärmenutzung von Biogasanlagen geeignet sind. Wärme zu erzeugen und sie ungenutzt zu lassen, ist nicht im allgemeinen Interesse. Im Flächennutzungsplan sollte die Privilegierung von großen Biogasanlagen restriktiv gehandhabt werden, da sie in besonderem Maße großflächige Monokulturen zur Folge haben, die Landschaftszersiedelung verstärken und ein erhöhtes Transportaufkommen erforderlich machen. Es sollten daher nur noch Anlagen mit einer Leistung von maximal 100 kW elektrischer Energie genehmigt werden.

Biogasanlagen richtig einsetzen Auch die staatliche Investitionsförderung bietet politische Handlungsmöglichkeiten. Derzeit ist sie in Bayern nur an das Kriterium einer Größenbeschränkung auf 500 kW sowie an die Voraussetzung gebunden, dass es sich um ein bäuerliches Unternehmen und nicht um einen Gewerbebetrieb handelt. Ein weiteres Kriterien könnte jedoch auch sein, dass nur noch solche Anlagen im Agrarförderprogramm berücksichtigt werden, die auf Basis des ökologischen Landbaues arbeiten oder mindestens 50 % Gülle, Reststoffe oder Landschaftspflegematerial verwerten. Um eine schädliche Überdüngung zu vermeiden, könnte im Genehmigungsbescheid des jeweiligen Landratsamtes die Auflage festgeschrieben werden, dass der Anlagenbetreiber ein schlagbezogenes jährliches Prüfprotokoll über die Kontrolle und Einhaltung der Düngeverordnung vorzulegen hat. Biogasanlagen leisten zweifellos einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieerzeugung. Doch wie bei allen Energieträgern ist auch hier ein Abwägen der Chancen und Risiken erforderlich. Dazu müssen Politik, Landwirtschaft und Naturschutz, aber auch Fachdisziplinen wie Landschaftsplanung und Heimatpflege konstruktiv zusammenarbeiten. Höchstes Ziel muss der verantwortungsvolle Umgang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen sein, denn eines ist sicher: Wir haben nur diese eine Erde. Mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift »Schönere Heimat«, aktualisiert durch die Redaktion.

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Biogas

Biogas öffnet Horizonte Die Forschung läuft auf Hochtouren AllgäuALTERNATIV hat Erdgas Schwaben, den führenden Anbieter von Gas und Biogas in der Region, um eine Stellungnahme zum kritischen Beitrag der Zeitschrift »Schönere Heimat« gebeten. Cornelia Benesch, die Leiterin »Mediale Kommunikation«, hat diese Aufgabe übernommen. Hier ihr Beitrag zum Thema Biogas.

Text: Cornelia Benesch it der Energiewende ist es eine merkwürdige Sache: Wir alle warten auf die unsichtbare Wundertechnik, bei der alles so bleibt wie bisher, nur irgendwie besser und vielleicht auch noch billiger. Die emotional aufgeladenen Debatten unterstützen diese Verweigerungshaltung: Bestes Beispiel dafür ist der Slogan »Tank oder Teller«. Am besten spürt man in sich selber hinein, was diese beiden Begriffe, gegenübergestellt, für Vorstellungen wecken: auf der einen Seite den gierig schluckenden Tank eines großen, gepflegten Autos der Luxusklasse (vielleicht sogar das Modell eines deutschen Herstellers?), auf der anderen Seite einen leeren Teller, über dessen Rand traurige, große und hungrige Kinderaugen blicken. Auto gegen Kind – das lässt keine Diskussion zu, wer hier auch nur eine Sekunde überlegen muss, hat sich ethisch und moralisch disqualifiziert, auch vor sich selbst. Wie immer lassen sich die Verhältnisse in der Wirklichkeit nie über zwei Bilder abhandeln, die Realität ist auch bei Tank und Teller weit komplexer. Wie also ist die reale Beziehung zwischen diesen beiden Arten der Landwirtschaft? Besteht tatsächlich eine für die Welternährung kritische Konkurrenz? Die Antwort auf die letzte Frage ist ein deutliches Nein. Die derzeit vorhandenen Ackerflächen, die in den Indus trieländern zur Erzeugung von Lebensmitteln genutzt werden, würden als Lebensgrundlage für doppelt so viele Menschen reichen. Denn derzeit landet Schätzungen zufolge mehr als die Hälfte unserer Lebensmittel im Müll. Diese Angaben treffen für alle Indus trieländer zu, allerdings ist Deutschland trauriger Spitzenreiter. Allein 500.000 Tonnen Brot werden hierzulande pro Jahr weggeworfen. Pro Kilogramm Brot benötigt man eine Anbaufläche zwischen 0,75 und einem Quadratmeter. Rechnet man äußerst optimistisch, was den Ertrag betrifft, entspricht dies einer

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Anbaufläche von 37.500 Hektar, die das ganze Jahr über bewirtschaftet wird und deren Früchte wir bedenkenlos wegwerfen. Von der Notsituation, die das Tank-Teller-Bild suggeriert, sind wir also weit entfernt. Das gilt auch für viele andere Länder der Welt, sogar für jene, die nicht im Total-Überfluss unserer westlichen Wegwerfgesellschaften leben: Auch dort wird ein Drittel der für den Verzehr produzierten Lebensmittel vernichtet. Dass 60 Prozent des in Deutschland angebauten Getreides für die Tierfütterung verwendet werden, sei der Vollständigkeit halber hier auch erwähnt. Nur essen wir einen großen Teil der damit gefütterten Tiere gar nicht selbst. Als weiterer Beleg für die Konkurrenzsituation zwischen Tank und Teller wird die zunehmende Spekulation mit landwirtschaftlichen Rohstoffen angeführt: Mittlerweile stehen auch große deutsche Konzerne wie Allianz oder Deutsche Bank in der Kritik, durch ihre Finanzprodukte den Hunger der Welt zu verschlimmern. Diese Wetten auf Lebensmittel treiben deren Preise losgelöst von Angebot und Nachfrage unkontrolliert in die Höhe. Kritiker fordern deswegen dringend eine Finanzmarktregulierung, die Geschäfte mit dem Überleben von Millionen Armen verbietet. Das fordert auch die Biogasbranche. Denn auch für sie wirkt sich der Handel mit landwirtschaftlichen Produkten an den weltweiten Warenterminbörsen negativ aus, da auch auf die Preise von Energiepflanzen gewettet wird. Die Auswirkungen sind natürlich nicht direkt lebensbedrohlich, machen aber eine solide und berechenbare Energieversorgung schwierig. Aber zurück zum Thema Mais: Biogaserzeugung basiert auf Mais, weil er die meisten Kohlenhydrate enthält und deswegen am meisten Energie erzeugt. Politik und Wissenschaft sind sich im Klaren darüber, welche negativen Auswirkungen Maismonokulturen

Cornelia Benesch vertritt den Standpunkt der Gas-Anbieter

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Biogas

Foto und Abbildung: Erdgas Schwaben

haben, deswegen wird sowohl mit gemischtem Anbau experimentiert als auch mit anderen Energiepflanzen. Auch im Bereich anderer Stoffe, also Gülle, Biomüll etc. wird intensiv geforscht. Der beste und gleichzeitig umweltverträglichste Mix für Biomasse muss noch gefunden werden, ebenso ist die Technik der Biogasanlagen noch nicht ausgereift. Deswegen ist es wichtig, die Entwicklungen in diesem Bereich transparent zu machen und zu regulieren, damit Mensch und Umwelt nicht geschädigt werden. Ebenso essenziell ist es aber, diese Innovationsprozesse nicht bereits in der Entstehungsphase durch zu enge Vorgaben abzuwürgen. Dazu gehört auch, dass jeder von uns Stellung bezieht, denn das Märchen von der Wunderenergie wird nicht wahr werden. Wer nach 2022 keine Atommeiler mehr hinter dem Horizont aufragen wissen will, muss sich mit den Prämissen der guten Energie in direkter

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Nachbarschaft anfreunden. Und das sind Maisfelder ebenso wie Solarparks, Windräder oder neue Stromtrassen. Wer sich nicht mit der Zuschauerrolle begnügen möchte, kann aber auch selber aktiv werden: Ein erster Schritt ist, in den eigenen vier Wänden Energie am Verschwinden zu hindern. Das passiert oft an unvermuteten Stellen; wenn es nicht gerade deutlich spürbar zieht, sind Infrarotaufnahmen des Gebäudes nötig, um Kältebrücken sichtbar zu machen. Erdgas Schwaben startet deswegen im Winter 2012/2013 die Aktion »Infrarotthermografie«. Fachleute nehmen Ihr Haus mit einer Infrarotkamera auf, erläutern die Ergebnisse und geben Tipps zur individuellen energetischen Sanierung. Die Teilnahme ist für jeden möglich. Einfach anmelden unter Tel. 0821-9002 111. Anmeldeschluss ist der 31. Januar 2013.


Gutes Klima

Kempten geht voran

Klimaschutz in der Allgäumetropole

Die Stadt Kempten verfolgt das Thema Energieeffizienz bereits seit den 1990er-Jahren. Kempten machte sich auf den Weg, auf breiter Front Energie einzusparen, den energetischen Einsatz zu optimieren und mit pfiffigen Ideen deutlich besser zu werden als vergleichbare Städte in Deutschland. Und, was die Allgäu-Metropole bei allem Erfolg so sympathisch macht: Niemand dort gibt mit diesen Leistungen großmächtig an oder zeigt mit dem Finger auf andere Kommunen, die noch nicht so weit sind. Text: Martin Sambale Fotos: Volker Wille/Stadt Kempten ie energetischen Bemühungen der 60.000Einwohner-Stadt fanden konkreten Ausdruck in der Gründung des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza!) im Jahr 1998 mit breit angelegter kommunaler Trägerschaft, an der auch die Stadt Kempten über die damalige »Allgäu Initiative« beteiligt war. Das systematische kommunale Energiemanagement für die städtischen Liegenschaften wurde 2000 mit der Einstellung eines eigenen Energiemanagers gestartet. Die erzielten Einsparungen werden seit 2003 in den jährlich herausgegebenen Energieberichten der Stadt Kempten dokumentiert. So konnten seit Beginn des Berichtszeitraumes durch konsequente Optimierung von Anlagen und die Umsetzung von Einsparmaßnahmen bei den kommunalen Gebäuden und Anla-

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gen die CO2-Emissionen um 60 Prozent auf 3790 Tonnen im Jahr reduziert werden. (Quelle: Energiebericht 2011, Kempten) Bereits heute werden 60 Prozent des kommunalen Heizenergiebedarfes mit regenerativen Energieträgern gedeckt. Eine wichtige Rolle spielt auch der konsequente Ausbau des städtischen Fernwärmenetzes des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Kempten (ZAK) in den letzten Jahren.

Fünf Ziele bis zum Jahr 2020 Im Jahr 2009 formulierte der Stadtrat in Kempten dann strategische Ziele, die die zentralen Anforderungen für die Stadt in den nächsten Jahren umreißen sollten. Als eines dieser strategischen Ziele wurde fest-

An der Hochschule Kempten wird mit dem Studiengang Energie- und Umwelttechnik in Sachen »Energie« geforscht

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Gutes Klima Kempten in der Championsleague European Energy Award Der European Energy Award® (eea) ist ein europäisches Qualitätsmanagementsystem zur nachhaltigen Umsetzung der kommunalen Energie- und Klimaschutzplanung. Er wird in etwa 1000 Kommunen in 16 europäischen Ländern angewandt. In Deutschland nehmen mehr als 250 Kommunen und Landkreise am eea teil. Aus dem gesamten Allgäu sind derzeit neun Städte und Gemeinden aktiv in diesem Prozess dabei – von der Stadt Kempten (Allgäu) bis hin zu kleinen Gemeinden wie Wasserburg oder Wildpoldsried. eza! bietet allen Kommunen, die am European Energy Award teilnehmen, regelmäßige Erfahrungsaustauschtreffen, Weiterbildungen und Exkursionen an. Interessierte Kommunalpolitiker erhalten weitere Infos bei www.eza.eu oder unter Tel. 0831/9602860

gelegt, dass Kempten eine Vorzeigestadt für Klimaschutz werden will, und dass die Stadt bis zum Jahr 2020 in Sachen Klimaschutz auf einem besseren Stand sein will, als andere Städte vergleichbarer Größe und Struktur. Voraussetzung dafür war, die Basis festzulegen und darauf aufbauend Ziele zu formulieren. eza! erstellte eine Energiebilanz für die Stadt. Als nächstes Ziel beschloss der Stadtrat die Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes, das in Kooperation mit dem städtischen Energieteam, das sich aus Vertretern von Verwaltung, Stadtrat, Allgäuer Überlandwerk (AÜW) und ZAK zusammensetzt, unter Federführung von eza! erarbeitet wurde. Andere Städte und Gemeinden im Allgäu haben diesen Schritt inzwischen auch nachvollzogen. Im März 2011 wurde das Konzept einstimmig vom Stadtrat beschlossen. Darin enthalten: die Minderung der städtischen CO2Emissionen bis 2020 von 21 Prozent. Die Umsetzung dieser Vorgabe hat begonnen.

Haushalte 557 HWh/a 26% Wirtschaft 816 HWh/a 39%

Damit daraus ein kontinuierlicher Prozess wird, wurde die Teilnahme am »European Energy Award« beschlossen. Ein erster Erfolg in den Bemühungen der Stadt stellte sich schnell ein: Kempten wurde als eine von nur 19 Städten in Deutschland vom Bundesumweltministerium ausgewählt, einen Masterplan zu erarbeiten, der eine CO2-Minderung von 95 Prozent bis 2050 schaffen soll. Im Rathaus ist man guten Mutes, dieses Ziel in den kommenden Jahren zu erreichen. Denn man setzt auf ein bewährtes Team: auf den Klimaschutzmanager der Stadt, Thomas Weiß, in enger Zusammenarbeit mit eza!

Was hat Kempten bereits geschafft? Die Allgäumetropole hat einen Klimaschutzmanager. Für die Gesamtkoordination der Aktivitäten der Stadt Kempten wurde im Frühjahr 2012 die Stelle eines Klimaschutzmanagers neu geschaffen und ein eigener Klimaschutzmanager eingestellt. Neben den erwähnten Koordinierungsaufgaben entwickelt er neue Konzepte und Ideen für den kommunalen Klimaschutz, ist Ansprechpartner für Bürger und Bürgerinnen und kommuniziert die Klimaschutzaktivitäten der Stadt.

Gebäude auf Vordermann bringen Eine nationale Vorreiterrolle nimmt die Stadt Kempten im Bereich des kommunalen Gebäudemanagements ein. Bereits seit 1999 arbeitet ein eigens eingestellter Energiemanager an der ständigen energetischen Optimierung der kommunalen Liegenschaften, immerhin 85 Gebäude. Seit 2003 werden die durch technische Modernisierung und Nutzerverhalten erzielten Einsparungen im jährlichen Energiebericht der Stadt Kempten umfangreich und detailliert dokumentiert. Bis Ende 2011 konnte die Stadt Kempten durch ein konsequentes und gezieltes Vorgehen den Energieverbrauch der städtischen Gebäude und Anlagen signifikant senken und die dadurch entstehenden jährlichen CO2-Emissionen auf knapp unter 4000 Tonnen reduzieren. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Wärmeenergiebedarf der kommunalen Gebäude wurde im gleichen Zeitraum auf 60 Prozent erhöht.

Neubau nur im Passivhaus-Standard Kommune 45 HWh/a 2%

Diese Grafik zeigt, wer in Kempten derzeit wie viel Energie verbraucht

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Verkehr 694 HWh/a 33%

Beim Bau von neuen kommunalen Gebäuden gilt bei der Stadt Kempten der Grundsatz, dass alle Neubauten im Passivhausstandard ausgeführt werden müssen. Hierfür gibt es eine eigene Richtlinie, in der genaue Details geregelt werden. Für die Sanierungen kommunaler Gebäude ließ die Stadt ein Konzept erstellen, nach dem Schritt für Schritt der eigene Bestand saniert wird. Sanierungen, die laufend durchgeführt werden, erfolgen dabei auch stets mit Passivhaustechnik.


Ständige Aufklärung für die Eigentümer Über diese Vorbildrolle hinaus motiviert die Stadt Kempten auch private Hausbauer zu mehr Energieeinsparung und -effizienz, indem ein finanzielles Anreizsystem für »zukunftsorientiertes Bauen« geschaffen wurde. Private Bauherren sammeln Punkte und erhalten dafür einen Teil des Grundstückspreises von der Stadt zurück, beispielsweise durch eine energieeffiziente und energiesparende Bauweise, durch die Verwendung ökologisch zertifizierter Dämmstoffe, den Einbau einer Wärmepumpe oder die Installation einer Solaranlage. Ein weiteres Angebot für Kemptener Bürger ist die Kampagne »Sanieren mit GRIPS«. Mit dieser Kampagne fördert die Stadt Kempten die energetische Sanierung und Modernisierung von Privathäusern und die damit einhergehende Einsparung von Wärme- und Stromenergie. Im Oktober 2012 wird »Sanieren mit GRIPS« erstmals in Kempten durchgeführt. Es werden 80 kostenlose Beratungen für sanierungswillige Hausbesitzer angeboten.

Was ist ein integriertes Klimaschutzkonzept? Ein integriertes Klimaschutzkonzept besteht aus den folgenden Bausteinen: 1. Bestandsaufnahme der bisherigen Energiepolitik. 2. Energie- und CO2-Bilanz. 3. Abschätzung der Potenziale für Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer Energien im Gemeindegebiet. 4. Erstellung eines energiepolitischen Aktivitätenprogramms für die kommenden fünf Jahre. Das Klimaschutzkonzept stellt einen idealen Einstieg in eine konzentrierte Energie- und Klimaschutzpolitik dar. Wichtig ist dabei, dass kein Konzept für die Schublade geschrieben wird, sondern dass Strukturen wie z.B. ein Energieteam aufgebaut werden, die nach der Erarbeitung des Konzeptes für dessen kontinuierliche Umsetzung sorgen. Als ideal hat sich herausgestellt, wenn die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes (wie bei der Stadt Kempten) im Rahmen des European Energy Award erfolgt. Für diesen Prozess können die im Klimaschutzkonzept aufgebauten Strukturen sehr gut genutzt werden, eine effektive und dauerhafte Umsetzung mit einer regelmäßigen Fortschreibung des Aktivitätenprogramms aus dem Klimaschutzkonzept wird damit sichergestellt.

Kempten geht wieder zur Schule Ein wichtiger Baustein des kommunalen Gebäudemanagements sind die städtischen Schulen. Um die Motivation der Schulleitungen, Schüler und Hausmeister für Themen rund um den sorgsamen Umgang mit Energie hochzuhalten, beteiligt die Stadt Kempten ihre Schulen an den erzielten Energieeinsparungen. Im Rahmen des Schulprogramms »Fifty-Fifty« werden Schulen belohnt, die im Vergleich zum Bezugsjahr 2000 weniger Strom, Wärme oder Wasser verbrauchen. Die erzielten Einsparungen werden monetär bewertet und zur Hälfte an die beteiligten Schulen ausgeschüttet. Im Jahr 2011 beliefen sich die erzielten Einsparerlöse bei allen Schulen auf etwa 23.000 Euro. Ergänzend dazu bietet die Stadt Kempten in Zusammenarbeit mit dem Energie- und Umweltzentrum Allgäu und weiteren Partnern ihren Kindergärten und Schulen verschiedene Programme wie z.B. die sogenannten »Energiewochen« für Kindergärten oder den »Energieführerschein« für die dritte Jahrgangsstufe.

Zwei fertiggestellte Projekte nach den Klimaschutz-Vorgaben: oben der Neubau des Kinderhortes Einstein im Passivhausstandard mit einem Energieverbrauch von 15 kWh pro Quadratmeter und rechts die mustergültig sanierte Volksschule an der Sutt

Strom aus erneuerbaren Energien Die Stadt Kempten ist Mehrheitsgesellschafter beim AÜW und kann somit gezielt dessen Geschäftspolitik mit bestimmen: Das AÜW investiert seit Jahren in den Ausbau erneuerbarer Energien sowie in den Bereich Elektromobilität. Beispielhaft sei hier der 2010 fertiggestellte Neubau eines Wasserkraftwerks an der Iller im Herzen der Stadt Kempten genannt. Es erzeugt auf umweltfreundliche Art und Weise eine Jahresmenge von 10,5 Millionen Kilowattstunden Strom und vermeidet somit mehr als 5000 Tonnen klimaschädigender CO2-Emissionen. Im Bereich Elektromobilität kooperiert das AÜW mit der Hochschule Kempten

und verschiedenen Industriepartnern in mehreren Forschungsprojekten, die das Ziel haben, die Elektromobilität zu fördern. Weitere Projekte des AÜW haben das Ziel, den Ausbau der erneuerbaren Energien aus der Region intensiv voranzutreiben und deren Speicherung zu ermöglichen. Außerdem arbeitet das AÜW gezielt am Thema Smart Grid und dem elektrischen Netz der Zukunft.

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Wertstoff Holz

Allgäuer Wald und Holz Ein Schatz in Zeiten der Energiewende Viel wird in Tourismus-Broschüren über die grünen Allgäuer Wiesen und die grandiosen Berge und die wunderschönen Seen geschrieben. Stiefmütterlich dagegen wird der Wald im Allgäu behandelt. Dabei ist sein Flächenanteil beträchtlich. In den unterschiedlichen Höhenlagen ist der Wald vielfältig. Genauso vielfältig ist der Wert unserer Wälder – besonders in Zeiten der Energiewende. Diesen Wert herauszustellen, hat sich das HolzForum Allgäu zum Ziel gesetzt.

ine Zeit lang war es still geworden um das HolzForum Allgäu. Das soll sich nun unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Hugo Wirthensohn wieder ändern. Mit dem Ausstieg aus der Atomenergie bekommt auch das einheimische Holz wieder einen neuen Stellenwert. Und der zieht sich durch die gesamte Wertschöpfungskette: von den Waldbesitzern über die Säger, die Zimmerer und Holzbaubetriebe, die Schreiner, die Architekten und die Ingenieure. Es wird zwar keine Publikums-Plattform mehr geben, wie es vor einigen Jahren die Holzbaumesse im Forum Allgäu war, aber zumindest den begehrten Holzbaupreis soll es schon bald wieder geben. Hugo Wirthensohn: »Die klassischen Messeauftritte sind nicht mehr zeitgemäß.«

Foto: Van Surksum / fotokees.de

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Hugo Wirthensohn leitet die Geschicke des HolzForum Allgäu und will dem Allgäuer Wald wieder zu mehr Beachtung verhelfen

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Wichtiger sei es, die Medienarbeit zu verstärken und die Internet-Präsenz zu verbessern. Da ist sich nicht nur der Vorsitzende sicher. Auch die Mitglieder haben sich hinter diese Strategie gestellt. Beim »Denkertag« im Frühjahr wurde die Neuausrichtung des HolzForums beschlossen. In Sachen Internet wird eine bessere Vernetzung angestrebt. Vorbild könnte der Internet-Auftritt des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza!) sein. Vielfältige interaktive Möglichkeiten findet der Besucher auf dieser Seite. Soweit auf eza!-Seiten die Thematik Holz behandelt wird, strebt das HolzForum Allgäu Verlinkungen mit eza! an. Ein Newsletter soll die Informationen im World-Wide-Web ergänzen. Darüber hinaus wird die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert.


Fotos: Peter Elgaß, Volker Wille, Holzforum Allgäu e. V.

Von der Holzernte über die Verarbeitung bis zur Vermarktung reicht der Wirkungsbereich des HolzForums

Der Holzbau-Preis ist dazu ein gutes Steuerungselement. In diesem Wettbewerb kann auf Bestleistungen im Zusammenhang mit Holz hingewiesen werden. Gute Beispiele machen Schule! Dass gerade in Zeiten der Energiewende die kurzen Wege im Baubereich wie auch in der energetischen Verwertung immer wichtiger werden, steht außer Frage. Im öffentlichen und privaten Bereich hat Holz am Bau in letzter Zeit enorm gewonnen. Noch immer ist aber der Baustoff das »Allerwelts-Image« nicht ganz losgeworden. Das soll durch gezielte Ansprache der regionalen Politiker verbessert werden. »Im Rahmen der Energiewende-Diskussion soll gemeinsam mit eza! versucht werden, ein allgäuweites Förderprogramm zu etablieren mit dem Ziel, für Sanierung, Renovierung und Neubau eine verbesserte Förderung mit einem Regionalaspekt zu erreichen. Wer regionale Produkte regionaler Firmen verwendet und einbaut, bekommt ein günstigeres Darlehen oder eine bessere Förderung. Dazu sollte das HolzForum beauftragt werden, dieses über ein Siegel oder ein Zertifikat zu garantieren und zu überprüfen«, wünscht sich der Vorstandsvorsitzende Hugo Wirthensohn. Er denkt dabei an die derzeit kursierenden Berichte, dass mit der Überprüfung der Standards nicht immer alles mit rechten Dingen zugeht. Beim Denkertag stellten die Mitglieder fest, dass in der Vergangenheit zwar die richtigen Themen angerissen wurden, man sich dann aber doch öfter im Detail verzettelt hat. Das hat auch in der internen Kommunikation zu Problemen geführt. Wirthensohn: »Zukünftig ist es notwendig, die inneren Strukturen zu verbessern. Es soll die Möglichkeit geschaffen werden, die Mitglieder gruppenspezifisch zu informieren, um Angebote gezielt weiterzuleiten.« Im HolzForum sind knapp hundert Unternehmen vereinigt, die aber sehr unterschiedliche Interessen haben. Der Waldbesitzer hat nicht unbedingt deckungsgleiche Interessen wie ein Architekt. Das soll nun auch in der internen Kommunikation abgebildet werden.

Das HolzForum ist ein Dachverband, der nach innen die Kommunikation zwischen den Gruppen ermöglicht und nach außen die Lobbyarbeit, das Marketing und die Qualitätssicherung übernimmt. Holzbau hat im Allgäu eine uralte Tradition. Holzhäuser aus vielen Jahrhunderten zeugen davon. Nach einer Phase des Experimentierens und Ausprobierens mit allerlei neuen Bauverfahren und Materialien sollte sich das Allgäu noch mehr zurückbesinnen auf die alten Werte. Holz ermöglicht höchste EnergieEinsparungen in der Renovierung und erreicht hervorragende Ergebnisse im Neubaubereich. Gerade in einer Phase, in der die Menschen vermehrt versuchen, ihr Geld in bleibende Werte zu investieren, hat der Holzbau in allen Variationen große Chancen. Mit Blick auf die Vollholz-Möbel in seinem Büro in Altusried bestätigt Hugo Wirthensohn, dass dieser Trend auch im Ausbau und bei den Schreinern angekommen ist. Die »Wegwerf-Mentalität« der letzten Jahrzehnte geht dem Ende zu. Das HolzForum Allgäu könnte also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: einerseits den Trend zum Energiesparen mit gezielter Information für die regionalen Kunden zu begleiten und gleichzeitig dem Bürger zu mehr Qualität und Service »aus einheimischer Hand« zu verhelfen. Dazu bedarf es einiger Vorzeige-Objekte, wie es die hölzerne Freilichtbühne in Altusried oder der Anbau an das Landratsamt Oberallgäu in Sonthofen ist. Ein weiteres solches Highlight könnte schon bald das Grüne Zentrum in Immenstadt werden. Dort sollen Landwirtschaftsschule, der Forst und auch das HolzForum Allgäu einziehen. Wenn es nach den zukünftigen »Bewohnern« und der Stadt Immenstadt geht, wäre das Grüne Zentrum als attraktiver Holzbau bereits fertig und bezogen. Leider haben noch nicht alle Ministerien in München »grünes Licht« gegeben. Hugo Wirthensohn ist aber guter Dinge, dass es bald soweit ist und dann aus dem neuen Haus starke Impulse kommen werden.

Die alten Berufe rund ums Holz garantierten jahrhundertelang den guten Ruf des Naturbaustoffes Holz: Schreiner (ganz oben), Fassmacher (Mitte) und Zimmerer (darunter)

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Holz

Text: Annette Müller Fotos: Thomas Niehörster

Natur für Menschen

Vollholzhäuser zum Wohlfühlen

Das Mattlihüs am Oberjoch ist ein Hotelanbau aus Vollholz. Die Gäste schätzen es als Bio-Hotel mit Wohlfühl-Atmosphäre

Unser Allgäu ist eine waldreiche Region. In der Vergangenheit und Gegenwart spielte und spielt das heimische Holz als Baumaterial hier eine große Rolle. Neue Verarbeitungstechniken haben Holz für Energie-Sparer besonders attraktiv gemacht. Allgäuer Holzbau-Betriebe sind auf diesem Sektor führend. er immer noch die Meinung pflegt, Holzhäuser zu bauen, sei ausschließlich eine Marotte von Ökofreaks, der befindet sich auf dem Holzweg. Bauten aus Vollholz oder Holzständer-Konstruktionen sind wieder im Kommen und werden auch den Problemen künftiger Klimawandel fertig. Holz ist ein unerschöpflicher, mit Sonnenenergie nachwachsender Rohstoff, der unter allen

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anderen Baustoffen den geringsten Energieaufwand für Herstellung und Verarbeitung benötigt. Der kurze Weg vom Allgäuer Baubetrieb zum Allgäuer Nutzer spart nochmals Energie und schont die Umwelt. Wichtig: Sowohl beim Material als auch bei der Verarbeitung ist die Wertschöpfungskette regional. Neben dem Weltrekord bei Wärmedämmwerten und einer damit verbundenen optimalen Energie-

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Die Montage des Vollholzhauses geht schnell, denn die Bauteile sind vormontiert und aufbaufertig

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bilanz bieten Holzhäuser gute Wohnqualität und Wohngesundheit. Geborgenheit für sich und die Familie zu schaffen, ist der Hauptantrieb für die meisten Hausbauer. Allgäuer Massivholzhäuser bieten ein hohes Maß an Geborgenheit und Wohngesundheit. Man schlägt das Holz im Winter bei abnehmendem Mond. Weil es danach lange getrocknet wird, ist es immun gegen Schädlinge und Pilze. Dach, Wände und Decken werden aus einem einzigen Material gebaut – aus Holz. Im Sommer kühl, im Winter warm, verfügt das Massivholzhaus über eine hervorragende Wärmedämmung, die eine Heizung so gut wie überflüssig macht. Holzhäuser bieten zudem eine fast hundertprozentige Sicherheit gegen Hochfrequenzstrahlen und – was die meisten Menschen immer wieder erstaunt – höhere Brandschutzfaktoren als Ziegel- oder Betondecken, da massives Holz verkohlt und nur schlecht brennt. Weil beim Errichten des Hauses weder Lösungsmittel, Kleber noch sonstige giftige Chemie zur Anwendung kommen soll, fühlen sich Allergiker im Massivholzhaus wohl. Da im gut getrockneten Holz nur eine geringe Restfeuchte vorhanden ist, haben Schimmel und Schädlinge keine Chance. Holz speichert die Wärme wegen seiner geringen Wärmeleitfähigkeit und dämmt gegen die Kälte. So wird ein hervorragendes Raumklima erzeugt. Die Wände bleiben ungehindert atmungsund diffusionsfähig. Das bedeutet: Eine erhöhte Feuchtigkeit im Raum wird vom Holz aufgenommen und bei zu geringer Luftfeuchtigkeit wieder abgegeben. Der Naturbaustoff Holz schafft eine natürliche

Wohnumgebung und damit eine innere Harmonie und Lebensqualität, enthält er doch die Kraft von unzähligen Sonnenstunden. Wir kennen gerade im Allgäu und im benachbarten Walsertal Häuser aus Holz, die 300 bis 400 Jahre alt sind, also viele konventionell gebaute Häuser längst überlebt haben. Holzblock und darüber die kleinen Allgäuer Rundschindeln verarbeitet – so wurde bei uns jahrhundertelang gebaut. Heute haben sich die Techniken gewandelt, das Prinzip ist aber immer gleich geblieben. Bauteile aus elastischem Holz können nicht nur vertikale Kräfte, sondern auch horizontale Kräfte aufnehmen und sind damit erschütterungssicherer als Häuser aus Ziegeln oder Beton. Mit Holz werden nicht nur Privathäuser gebaut, sondern auch Firmenbauten und Hotelanlagen. Mittlerweile wurden sogar mehrgeschossige Holzhäuser errichtet wie das mehrstöckige »E3« in Berlin. In Kanada werden sogar gesamte Wohnanlagen allein mit Holz gebaut. Vom Blockhaus bis zu Häusern im Fertigbau produziert heute eine große Bandbreite von heimischen Herstellern, über die man sich im Internet bestens informieren kann. Googeln Sie einfach »Holzhaus + Allgäu«.

Ein Blick »in die Kulisse«: So sind die Wände inklusive Dämmung aufgebaut

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Allgäuer Pellets-Power! Unternehmensgruppe Dorr und Biomassehof Allgäu kaufen Pelletswerk bei Landsberg: Erstes Großprojekt der Allgäuer Wirtschaft im Rahmen der Energiewende Allgäu GmbH!

Kempten. Fuchstal. Wenn Sägemehl und Hobelspäne zu Heizpellets verarbeitet werden, entsteht aus Reststoffen ein umweltfreundlicher und hochwertiger Brennstoff. Die Unternehmensgruppe Dorr und der Biomassehof Allgäu eG sorgen nun dafür, dass dies auch weiterhin in Bayern geschieht. Zusammen gründeten sie die Dorr-Biomassehof GmbH & Co. KG, die im August von der Holzwerke Pröbstl GmbH komplett ein Pelletswerk bei Landsberg übernimmt. Jährlich werden bis zu 58.000 Tonnen Pellets produziert, um den süddeutschen Raum mit HOLZ ARENA Pellets zu versorgen. Mit der Produktionsanlage will man nicht nur vom absehbaren Pelletsboom profitieren, sondern auch die Wertschöpfungkette Wald-Holz-Energie in der Region halten und ausbauen.

Laut Peter Schweinberg, dem Geschäftsführer der DorrBiomassehof GmbH & Co. KG, ist eine Pelletsherstellung nur dann nachhaltig und versorgungssicher, wenn sie auch in der Region stattfindet. So wird mit dem Kauf des Pelletswerks außerdem das letzte große mittelständische Sägewerk in Süddeutschland, die Holzwerke Pröbstl GmbH, gestützt. Die neue Dorr-Biomassehof GmbH & Co. KG ist zudem auch direkt am Sägewerk Pröbstl beteiligt. »Wir haben eine Win-win-Situation. Das Sägewerk Pröbstl steht direkt neben unserer Anlage. Es sägt Holz aus einem Umkreis von 70 Kilometern und versorgt unser Pelletswerk sicher mit Sägemehl und Hobelspänen. Und wir stützen somit im Interesse vieler Waldbesitzer ein Sägewerk in nächster Nähe«, so Peter Schweinberg.

Schlafender Riese Pelletsmarkt weckt Begehrlichkeiten Während die Gas- und Ölpreise explodierten, blieben die Pelletspreise seit Jahren weitgehend konstant. Wer heute mit Pellets heizt, spart zwischen 30 und 50 Prozent seiner Heizkosten. Dennoch können die deutschen Pelletshersteller ihre stetig wachsenden Kapazitäten bis jetzt noch nicht voll auslasten, weil viele Haushalte, Firmen und Kommunen zögern, sich Pelletsheizungen anzuschaffen. Doch ist mit weiter steigenden Ölpreisen eine Wende in Sicht, zumal in Deutschland seit dem 15. August Pelletsheizungen mit dem Marktanreizprogramm verstärkt gefördert werden. Beim Biomassehof Allgäu in Kempten spürte man schon früh diesen Umschwung. Gut 40 Prozent aller deutschen Pelletsheizungen stehen im Pelletsland Bayern. In ihren ersten Jahren verkaufte die regional verankerte Genossenschaft aus Waldbesitzern, forstlichen Zusammenschlüssen, Förstern, Unternehmern, Privatpersonen und Kommunen überwiegend selbstaufbereitete Hackschnitzel und Scheitholz. Doch dann wurden die erstklassigen Heizpellets vom Sägewerk Pröbstl zum Verkaufshit. Derzeit werden 4000 Kunden belie38

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fert. Grund genug für die umtriebige Genossenschaft mit einem gut aufgestellten Koinvestor, der Dorr Unternehmensgruppe, die Dorr-Biomassehof GmbH & Co. KG zu gründen und die Pelletierungsanlage gleich selbst zu übernehmen. Die mittelständische Dorr Unternehmensgruppe aus Kempten engagiert sich neben Abfallentsorgung und -Logistik sowie Wertstoffrecycling, schon seit geraumer Zeit für regenerative Energien und den Einsatz des nachwachsenden Rohstoffs Holz. Insgesamt geht es darum sich mit einem Netzwerk aus mittelständischen Unternehmen und Genossenschaften solide für die Zukunft aufzustellen. Dieses Ziel verfolgt die im letzten Dezember gegründete Energiewende Allgäu GmbH (EWA). Die EWA hat sich zum Ziel gesetzt, dass die heimische Wirtschaft zusammen mit kommunalen Betrieben und Institutionen, innovative Energieprojekte im Allgäu durch eigene »Kräfte aus der Region« umsetzt. Sinnvolle Allgäuer Unternehmensnetzwerke sollen sich wettbewerbsund durchsetzungsstark gegenüber Konzernen außerhalb des Allgäus aufstellen, damit die Wertschöpfung hier bleibt.

»In der Sägeindustrie und auf dem Pelletsmarkt schlucken wie wild große Hersteller die Kleinen. Wir wollen nicht, dass mit unserem Holz dasselbe passiert, wie beim Öl und Gas und schließlich Monopole den regionalen Herstellern und Kunden die Preise diktieren. Da hilft nur eines: Wir machen es selbst! Mit HOLZ ARENA Pellets kaufen Pelletskunden nun nicht nur ein CO2neutrales Brennmaterial, sondern sichern die energetische Unabhängigkeit ihrer Region«, so Hugo Wirthensohn, Aufsichtsratvorsitzender der Biomassehof Allgäu eG.


Holzforum Allgäu e.V.

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Bauen – Wohnen – Leben Die einzige Organisation der Allgäuer Holzwirtschaft, in der alle Bereiche der Wertschöpfungskette vertreten sind: Vom Staatsforst und Privatwaldbesitzer über Säger, Zimmerer, Holzbauunternehmer und Schreiner bis hin zum Architekten. Was wir tun - Förderung der heimischen Holzwirtschaft - Aufbau neuer Absatzmöglichkeiten - kostensparende und sinnvolle Produktion durch optimale Zusammenarbeit der Mitglieder Was wir erreichen - Gewährleistung der hohen Qualitätsansprüche - hochwertige und langlebige Produkte - Umweltschutz durch Nachhaltigkeit Fordern Sie jetzt weitere Informationen an! Holzforum Allgäu e.V. Riederau 1 • 87437 Kempten Tel. 08362 - 941026 Fax 08362 - 39462 E-Mail: info@holzforum-allgaeu.eu

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Jubiläum

Experten im Netzwerk

eza! beispielhaft in Deutschland

Fotos: eza!

»Bauen und Sanieren – mit eza!-partnern geht es leichter« – mit diesem Motto startete eza! (Energie- & Umweltzentrum Allgäu) vor zehn Jahren das Netzwerk eza!-partner. Die Grundidee war, dass mit einem solchen Netzwerk qualifizierte Fachleute von den Kunden leichter gefunden werden können, denn bereits damals war dies eine der häufigsten Fragen in den Energieberatungsstellen von eza!

Zehnjähriges Bestehen feierte das eza!-Partner-Netzwerk heuer. Es bietet Rat und Tat für Groß (die Stadt Kempten, Foto oben) und Klein (bastelfreudige Kinder, Foto oben rechts)

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er Erfolg der vergangenen zehn Jahre bestätigte die Idee. Viele hochwertige Sanierungen und Neubauten sind zum Aushängeschild für das Allgäu geworden, und Bauherren und Hausbesitzer finden hier leicht einen kompetenten Partner. Heute haben sich über 130 Betriebe aus dem ganzen Allgäu und darüber hinaus zu einem Energiekodex, zu Qualitätssicherung und zu Weiterbildung verpflichtet und dürfen das eza!-partner-Logo verwenden. Vertreten sind alle Branchen aus dem Baubereich: Heizungsbauer, Zimmerer, Architekten, Ingenieure, Planer, Baufirmen und Fensterbauer. Zentrales Element für das Netzwerk ist die Qualitätssicherung für alle eza!-partner. So muss jeder eza!-partner an regelmäßigen Weiterbildungen teilnehmen, regelmäßig neue Referenzprojekte einreichen und sich vor allem auch der laufenden Bewertung durch die eigenen Kunden unterziehen. Dafür hat eza! eine Internetplattform und eine kostenlose Telefonnummer eingerichtet, um so stets einen Überblick über die Leistungen der eza!-partner zu haben. Mitgliedsbetriebe, die die Qualitätsvorgaben des Netzwerkes nicht mehr erfüllen, müssen ausscheiden. Der Erfolg des Netzwerkes eza!-partner hat sich in Deutschland herumgesprochen. Einige Netzwerke

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in anderen Regionen wurden aufbauend auf den Erfahrungen im Allgäu und mit einem Coaching durch eza! gestartet, so beispielsweise in Bremen, Hannover oder Hildesheim. Und auch bundesweit ist die Bedeutung der Qualitätssicherung erkannt worden: Baustellenkontrollen und Stichproben bei den Förderpro-

European Energy Award Die folgenden Städte und Gemeinden machen aktuell beim European Energy Award (eea) mit. Diejenigen unter den teilnehmenden Kommunen, die bereits ein externes Audit erfolgreich gemeistert haben und mit dem European Energy Award ausgezeichnet wurden, oder in Kürze ausgezeichnet werden, sind gekennzeichnet (✔). Die übrigen arbeiten bei ihrer Teilnahme noch auf das erste externe Audit und die mögliche Auszeichnung hin (und werden diese voraussichtlich auch bald erreichen können):

✔ Wasserburg (Bodensee) ✔ Wildpoldsried ✔ Pfronten ✔ Sonthofen ✔ Bad Grönenbach

✔ Scheidegg Buchenberg Ottobeuren Kempten


Klimaschutzkonzepte im Allgäu Die erfolgreiche Arbeit der eza! lässt sich auch an der langen Liste der kommunalen Beratungen in Sachen Klimaschutzkonzepte im Allgäu ablesen. Die folgenden Städte und Gemeinden haben bereits Klimaschutzkonzepte zusammen mit eza! erstellt (✔) oder arbeiten ✔ Allgäu GmbH: Projekt Energiezukunft Allgäu ✔ Kempten ✔ Memmingen ✔ Landkreis Lindau (nur Landkreis noch in Arbeit) ✔ Grünenbach ✔ Heimenkirch ✔ Hergensweiler ✔ Lindau ✔ Lindenberg ✔ Maierhöfen ✔ Oberreute ✔ Scheidegg ✔ Stiefenhofen ✔ Wasserburg ✔ Weiler-Simmerberg ✔ Weißensberg ✔ Nonnenhorn

aktuell an einem Klimaschutzkonzept. In den Orten mit schwarzem Häkchen (✔) sollen die Klimakonzepte im Laufe des Jahres 2012 fertiggestellt werden. Die Orte mit weißem Häkchen (✔) haben bereits einen Förderantrag gestellt.

✔ Landkreis Ostallgäu (anderer Name für das Konzept – heißt im Lkr. OAL aus förder technischen Gründen Energie-Masterplan) ✔ Buchloe ✔ Günzach ✔ Obergünzburg ✔ Pfronten ✔ Landkreis Unterallgäu ✔ Babenhausen ✔ Bad Grönenbach ✔ Bad Wörishofen ✔ Mindelheim ✔ Ottobeuren ✔ Pfaffenhausen ✔ Kronburg ✔ Lautrach ✔ Legau ✔ Markt Rettenbach ✔ Winterrieden

grammen von KfW und BAFA zeigen die Notwendigkeit von Qualitätssicherung auf. Denn oft stimmen die Qualität der Planungen und Berechnungen sowie der Ausführungen auf den Baustellen nicht mit den heutigen Anforderungen an energieoptimiertes Bauen und Sanieren überein. Daher haben sich die Bundesregierung und die KfW entschlossen, eine bundesweite Expertendaten-

✔ Landkreis Oberallgäu ✔ Immenstadt ✔ Altusried ✔ Bad Hindelang ✔ Blaichach ✔ Buchenberg ✔ Durach ✔ Fischen ✔ Haldenwang ✔ Sonthofen ✔ Sulzberg ✔ Oberstaufen ✔ Oy-Mittelberg ✔ Wiggensbach ✔ Wildpoldsried

bank für Bundesförderprogramme bei der Deutschen Energieagentur (dena) aufzubauen. Diese Expertendatenbank baut dabei vor allem in Bezug auf die Qualitätssicherung auch auf den Erfahrungen von eza! auf – und eza!-partner erfüllen alleine über ihre Mitgliedschaft im Netzwerk die Vorgaben der bundesweiten Expertendatenbank und werden dort ohne Kosten und Aufwand übernommen. Theoretische und praktische Aufklärung durch zertifizierte eza!-partner finden seit zehn Jahren regen Anklang

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- Partner im Überblick Anzeigen

5. Allgäuer Passivhaustage am 27. und 28. Oktober 2012 geöffnet von 9.30 bis 17 Uhr im FORUM Mindelheim Theaterplatz 1 87719 Mindelheim Eintritt frei!

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eza!-Partner

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Photovoltaik

Die Allgäuer Solarmeister

Rettenbach – das Dorf der Sonnenfänger Text: Annette Müller Fotos: Thomas Niehörster (3), Volker Wille (1) ie Solarenergie spielt bei der Umsetzung der Energiewende eine ganz besondere Rolle. So sieht das Energiekonzept der Staatsregierung eine Vervierfachung des Solarstroms von vier auf 16 Prozent der bayerischen Energieerzeugung bis 2020 vor. Und auch in der Solarthermie – die Umwandlung der Sonnenenergie in nutzbare thermische Energie – sind die ungenutzten Potenziale für Wärmeerzeugung noch riesig. Um diese Potenziale für Wärmeerzeugung zu aktivieren, ist das Engagement der Gemeinden und vieler Initiativen in ganz Bayern notwendig. Mit der

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Foto von links: Thomas Frey (Regionalreferent für Schwaben des BUND), Martin Sambale (Geschäftsführer eza!), Rudolf Meinl (Energieteamleiter und stellvertretender Bauamtsleiter Bad Grönenbach), Bürgermeister Wilhelm Fischer (Retten bach am Auerberg), Michael Krumböck (Leutkirch) und Land rat Johann Fleschhut, der die Meisterschalen überreichte

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»Allgäuer Solarmeisterschaft« wird dieses Engagement vor Ort ausgezeichnet. Trotz harter Konkurrenz hat es die 820-SeelenGemeinde Rettenbach am Auerberg im Ostallgäu wieder geschafft und konnte den ersten Platz aus dem Vorjahr verteidigen. Rettenbach ist nicht nur wieder »Allgäuer Solarmeister« geworden, sondern liegt auch aktuell in der deutschlandweiten Solarbundesliga, die von Rettenbach bereits viermal gewonnen wurde, an fünfter Stelle. »Die Bundesliga wieder zu gewinnen, wird schwierig sein, da kleinere Orte es naturgemäß leichter haben, eine prozentual höhere Auslastung zu erreichen«, merkt Bürgermeister Wilhelm Fischer an. Doch hat Rettenbach erst ein Drittel seines Potenzials ausgeschöpft. »Wir müssen noch einige Überzeugungsarbeit leisten. Viele Bürger wissen noch nicht, dass man mit Solarkraft auch heizen kann. Zudem zählen wir bei Neubauten auf das Heizen mit der bisher weniger bekannten Erdwärme.« Bürgermeister Fischer ist überzeugt, dass Rettenbach am Auerberg in 15 Jahren energieautark sein wird. Sogar eine RapsölTankstelle gibt es im Ort. »Die Zukunft muss heißen: keine fossilen Energien für unseren Wohlstand.« Das gehe auch ohne Windkraft, die mittlerweile ganze Dorfgemeinschaften spaltet. Auch Vizemeister Görisried konnte sein Ergebnis vom Vorjahr wiederholen. Die Gemeinde Legau, zwischen Kempten und Memmingen gelegen, verdrängte die Gemeinde Ruderatshofen vom dritten Platz. Eine kleine Sensation gelang der Gemeinde Dirlewang, die es von Platz 60 auf Platz 5 der Gesamtwertung schaffte. Der als »Durniwanc« bereits 919 n.Chr. erwähnte Markt gewann u.a. 1980 auch den ersten Preis in seiner Kategorie beim Wettbewerb »Unser Dorf soll schöner werden«. Dirlewang grenzt an die beiden Zentren Mindelheim und Bad Wörishofen. »Energiewandel beginnt beim Sparen«, ist die Überzeugung von Bürgermeister Alois Mayer. Dirlewang hat zwar


einen großen Vorsprung in der Umsetzung von Solarenergie, Mayer sieht jedoch auch Windkraft und insbesondere die Energiegewinnung durch Erdwärme als Zukunftsprojekte. Weniger mag er Biogasanlagen, die einerseits das Allgäuer Landschaftsbild verschandeln, andererseits durch Monokultur wertvollen Boden vereinnahmen würden. Als einen weiteren wichtigen Aspekt der Energiewende sieht der Dirlewanger Bürgermeister die Speicherung von Energie. Probleme, ein Windrad aufzustellen, hat er nicht, wenn denn der Regionalverband endlich geeignete Standorte ausweisen würde: »Die nachfolgenden Generationen wachsen mit dem Anblick von Windrädern in der Landschaft auf, für sie wird das Alltag sein.« Bei der Meisterfeier in Rettenbach am Auerberg wurden die Allgäuer Solarmeister öffentlich geehrt und bekamen ihre Meisterschalen überreicht. Sieger in der Kategorie Mittelstädte wurde Leutkirch. Die Veranstalter, der Bund Naturschutz und das Energieund Umweltzentrum Allgäu (eza!), zeigten sich über die ungebrochen große Resonanz bei der Meisterschaft mit 73 teilnehmenden Städten und Gemeinden (zwei mehr als im Vorjahr) sehr zufrieden. Thomas Frey, Regionalreferent für Schwaben beim Bund Naturschutz, sieht die entscheidenden Hebel für die Umsetzung der Energiewende neben der Solarenergie im Bereich der Energieeinsparung, der Windenergie und der Kraft-Wärme-Koppelung. »Die Flüsse haben bei der Energiewende ihren Dienst bereits getan«, weist Frey darauf hin, dass seiner Meinung nach schon ein Potenzial von 90 Prozent der bayerischen Flüsse und Wildbäche ausgeschöpft ist. Die Wildflussgebiete sind heute die am meisten gefährdeten Biotope. Infos: www.allgaeuer-solarmeisterschaft.de

Links: das Zentrum von Dirlewang – beim SolarWettbewerb von Platz 60 auf Platz 5 aufgestiegen! Unten: Alter und neuer Allgäuer Solarmeister wurde Rettenbach im Ostallgäu

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Stromsparen

Aus für Stromfresser

Die effizienten Alternativen sind schon da

ie Ära der Glühlampen geht zu Ende. Nach den 100- und 75-Watt-Modellen verschwanden zum 1. September 2012 auch die Glühlampen mit einer Leistung von bis zu 60 Watt aus den Verkaufsregalen. Im Angebot dürfen nur noch Birnen geführt werden, die weniger als 25 Watt verbrauchen. Die energieeffizienten Nachfolger stehen bereit: Energiesparlampen zum Beispiel gibt es in vielen Formen und Lichtfarben. Wer warmes, gemütliches Licht wünscht, wählt eine Farbtemperatur von 2700 Kelvin oder weniger. Sparlampen sollen eine Brenndauer von bis zu 10.000 Stunden halten. Das ist zehmal länger als die herkömmliche Glühbirne. Aber es gibt noch andere Alternativen: Sogar bis zu 15.000 Stunden Brenndauer sollen die neuen LEDs (Licht emittierende Dioden) erreichen, deren stetige Weiterentwicklung sie zu einer interessanten Alternative macht. AllgäuALTERNATIV hat bei einem regionalen Anbieter nach den aktuellen Preisen gefragt. Armin Demmeler von der Yes-Company GmbH in Mauerstetten: »Der Richtpreis für eine 7-Watt-Globe, die etwa einer herkömmlichen 40-Watt-Lampe gleichkommt, liegt bei ca. 30 Euro. Der Richtpreis für eine 10-W-Globe, die etwa eine 60-Watt-Birne ersetzt, kostet zwischen 40 und 45 Euro.« LEDs sind wahre Energiesparwunder und überstehen auch häufiges Ein- und Ausschalten ohne Probleme. Ganz aktuell berichtet Panasonic von einer Neuentwicklung: Die LED-Lampe Nostalgic Clear hat eine neue Lichtstreuungs- und Wärmestrahlungstechnologie und liefert das gleiche helle Licht wie eine klassische 40-W-Glühbirne. Der Hersteller verspricht eine Energieeinsparung von etwa 84 Prozent. Bei der Lebensdauer spricht Panasonic sogar von rund 40.000 Stunden. Der unverbindliche Verkaufspreis liegt bei ca. 38 Euro. Der »Kleine Ratgeber für den Lampenkauf«, den die Initiative Stromeffizienz der Deutschen EnergieAgentur (dena) herausgibt, zeigt Verbrauchern, worauf es bei der Auswahl der richtigen Beleuchtung ankommt. Zu finden unter www.stromeffizienz.de im Internet.

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Fotos: Yes-Company GmbH

LEDs für den Haushalt: Nur Fassung und Form erinnern noch an die klassische Glühlampe

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Meldungen

Ideal für Stromsparfüchse sind Solaranlagen zur Hausnetz-Einspeisung. Solche Anlagen werden inzwischen schon fix und fertig zur Selbstmontage angeboten. Bei der Hausnetz-Einspeisung erzeugen die Anwender ihren eigenen Strom und können ihn direkt selbst verbrauchen. Unternehmer, die ihre SolarDächer als Einnahmequelle betreiben, geraten zunehmend in die Kritik. Sie müssen sogar fürchten, dass ihre Zulieferung zu bestimmten Zeiten gestoppt wird, wenn beispielsweise Sonne und Wind gleichzeitig viel Strom erzeugen, die Menge aber nicht gebraucht wird. Bei der Hausnetz-Einspeisung wird der Strom nicht, wie üblich, nach den Richtlinien des Erneuerbaren Energie Gesetz (EEG) ins Netz eingespeist und an den Energie-Versorger verkauft. Viel-

mehr wird hier der Strom direkt ins Hausnetz eingespeist und selbst verbraucht. Somit verringert sich der Jahreseinkauf um die erzeugte Menge. Die selbst erzeugte Strommenge gibt es quasi zum Nulltarif. Und genau diese selbsterzeugte Strommenge muss nicht mehr beim Energie-Versorger zum üblichen Tarif eingekauft werden. Die Komplett-Anlagen gibt es inzwischen von mehreren Anbietern. Sie bestehen aus unterschiedlich vielen Solarmodulen und einem Netzwechselrichter mit Schutzeinrichtung (ENS). Über eine ganz normale Steckdose wird das hauseigene Stromnetz erreicht. Heizungspumpen, Kühlgeräte, Telefon und sonstige Verbraucher können bei entsprechendem Sonnenschein praktisch über die eigene Solaranlage mit Strom versorgt werden. Die Montage der Solarmodule kann auf dem Garagendach, an der Haus-

wand, auf dem Gartenhaus oder auf dem Hausdach erfolgen. Die Anlagen werden als Komplett-Bausatz geliefert. Je nach Modul-Anzahl und Ausstattung liegt der Preis für Hausnetz-Einspeise-Anlagen zwischen 1850 und 4000 Euro (netto). Inzwischen werden die Anlagen sogar bei ebay angeboten. Wer allerdings auf Service Wert legt, sollte sich an Anbieter im Allgäu wenden. Auf der Festwoche in Kempten trat die Firma proTerra aus Memmingen mit einem Komplett-Angebot auf.

Fotos: proTerra, Archiv

Solarstrom über die Steckdose laden

Die autarke Solaranlage besteht aus den Modulen und dem Netzwechselrichter. Ist die Anlage montiert, wird Strom direkt ins Hausnetz geladen

Die Sonne macht das Badewasser warm Aus Sonnenlicht lässt sich nicht nur Elektrizität, sondern auch Wärme gewinnen. Diese sogenannten thermischen Solaranlagen nutzen die Kraft der Sonne zur Erzeugung von warmem Wasser für Bad, Küche und die Heizung. Die Anlagen bestehen aus drei Komponenten: einem Kollektor, der die Wärme der Sonnenstrahlen einfängt, einem Speicher für das erwärmte Wasser und einer Steuereinheit, die den Ablauf regelt. Bei den Kollektoren unterscheidet man Röhrenkollektoren und Flachkollektoren. Laut dem europäischen Gütesiegel »Solar Keymark« hat der neu entwickelte Kollektor Aqua Plasma von Paradigma den höchsten Wärmeertrag. Die Vakuum-Röhrenkollektoren sind insbesondere im Frühjahr, Herbst und Winter effi-

zienter als die häufig verwendeten Flachkollektoren. Dazu kommt noch eine neuartige Antireflex-Beschichtung, die den Wirkungsgrad noch einmal deutlich erhöht. »Die neue Beschichtung verbessert die Transmission beim Eindringen der Solarstrahlung in die Röhren, das heißt, sie lässt die Strahlen noch besser durch«, erklärt Thomas Wagner, der bei Paradigma als Gebietsmanager für das Allgäu tätig ist. Für Wagner haben die thermischen Solaranlagen von Paradigma noch einen weiteren wesentlichen Vorteil: Sie verwenden als Medium für den Transport der Wärme vom Kollektor zur Verbrauchsstelle nicht das sonst übliche Frostschutzgemisch, sondern reines Wasser. Vertrieben werden die thermischen Solaranlagen von Paradigma nur

über ausgewählte Partnerbetriebe im Allgäu. Die Adressen der Partner sind auf der Internetseite www.paradigma.de zu finden.

Schematische Darstellung einer RöhrenkollektorAnlage mit Anbindung an den Warmwasserkessel und die Verbraucher im Haus

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Meldungen Informationen aus erster Hand für Hausbesitzer Allgäuer Passivhaustage in Mindelheim 27. und 28. Oktober 2012

14. Allgäuer Altbautage in Kempten 23. und 24. Februar 2013

Ein Passivhaus bietet seinen Bewohnern im Winter wie im Sommer höchsten Wohnkomfort und Behaglichkeit, ohne jedoch dafür ein energieintensives herkömmliches Heiz- oder Kühlsystem zu benötigen. Nach dem Motto »Die Energie, die nicht verloren geht, braucht auch nicht erzeugt zu werden« zeichnet sich das Passivhaus durch seine sehr gute Wärmedämmung und Dichtheit aus und bietet gleichzeitig dank seiner hocheffizienten Komfortlüftung permanent frische gesunde Luft ohne Wärmeverluste. Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, wenn ich ein Passivhaus bauen will? Oder: Wenn ich ein Haus besitze, das ein bisschen in die Jahre gekommen ist, was muss ich sanieren, um meine Heizkostenrechnung zu drücken, ohne dabei allzu viel investieren zu müssen? Wie jeder sein Zuhause auf den optimalen Stand bringt, das schätzen die eza!-Energieberater ganz individuell und fachkompetent an den beiden Passivhaustagen ein. Darüber hinaus sind rund 50 Vorträge, Vorführungen und Diskussionsrunden zu allen Aspekten rund um Passivhaus, Plusenergiehaus und energieoptimiertes Bauen und Sanieren vorgesehen. Bei den Allgäuer Passivhaustagen präsentieren viele Firmen ihre Dienstleistungen und Produkte fürs energieoptimierte Bauen und Sanieren.

Am Objekt kann man sich viele Sanierungsmaßnahmen einfach besser vorstellen: Rund 90 Aussteller zeigen Neuheiten und bewährte Techniken rund um Bau und Sanierung. Die kostenlose Energieberatung durch die eza! wird bei den Altbautagen sehr geschätzt. Hausbesitzer und Bauherren informieren sich über Förderprogramme, Sanierungsvorschläge, Heiztechniken und regenerative Energien bei den zahlreichen zertifizierten Energieberatern. Die Beratung ist neutral und kostenlos. Wie im letzten Jahr wird es Live-Sanierungen im Aktionszelt geben. Anschaulich wird gezeigt, wie Wärmedämm-Maßnahmen an Fassade und Dach durchgeführt und Fenster fachgerecht eingebaut werden. 23. und 24. Februar 2013 Auf dem Gelände der Hochschule Kempten Bahnhofstraße 61-63 87435 Kempten Öffnungszeiten: 9.30 bis 17 Uhr Eintritt frei

Die richtige Dämmung, der nachhaltige Materialeinsatz und die sparsame Heizung stehen im Mittelpunkt der Info-Veranstaltungen

Foto: eza!

5. Allgäuer Passivhaustage 28. und 29. Oktober 2012 geöffnet jeweils von 9.30 bis 17 Uhr Forum Mindelheim Theaterplatz 1 87719 Mindelheim Eintritt frei

Neues eza!-Bildungsprogramm ist fertig

Foto: eza!

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In Fachseminaren bietet eza! Kompakt wissen über gesetzliche Neuerungen an

Das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) hat sein neues Bildungsprogramm vorgestellt. Eine große Bandbreite an Kursen wird im Herbst und Winter angeboten. Es findet sich Altbewährtes und 48

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Neues. Beispielsweise spielt die Information über veränderte gesetzliche Bestimmungen eine große Rolle. Die Zielgruppe sind überwiegend Architekten, Planer und Handwerker, die technisch und rechtlich auf dem aktuellen Stand bleiben wollen. Aber auch interessierte Laien finden immer wieder Informationen bei den eza!-Kursen. Aufbauend auf die Ausbildung zum Energieberater über Passivhausplaner und Passivhaushandwerker greifen mehrere Fachseminare aktuelle gesetzliche Neuerungen und Trends auf. So wird zum Beispiel

im Seminar »EnEV 2012 – was ist neu?« kompakt erläutert, auf was sich Planer und Energieberater bei ihrer täglichen Arbeit einstellen müssen, und das Seminar »Wohnungslüftung nach DIN 1946-6« macht fit für die Lüftung. Ein Highlight für alle, die sich umfassend weiterbilden und dabei Geld sparen wollen: Vier Fachseminare mit Aufbauwissen für Energieberater und Planer können zum Sonderpreis als Seminarpaket gebucht werden. Das Programm kann per E-Mail bei bildung@eza.eu angefordert werden.


Meldungen Schweiz: Windenergie für Schneekanonen nen sogenannten H-Rotor, der »ökologisch hochwertigen Strom« produziert, wie die EKZ mitteilen. Anders als bei herkömmlichen Windanlagen bewegen sich die schmalen Flügel des H-Rotors nicht um die horizontale, sondern um die vertikale Achse. Der H-Rotor ist deshalb nicht auf den ersten Blick als Windanlage zu erkennen. Laut EKZ haben H-Rotoren gegenüber anderen Windrädern bedeutende Vorteile: Sie sind kleiner und erzielen bessere Wirkungsgrade, sind geräuscharm und werfen kaum Schatten. Zudem sind die Flügel für Vögel ungefährlich. Das Demonstrationsmodell produziert eine Leistung von drei Kilowatt, während größere Modelle bis zu 40 Kilowatt erzeugen. Geplant ist, im Skigebiet SattelHochstuckli für den Betrieb der Beschneiungsanlagen weitere H-

Rotoren aufzustellen, die pro Jahr insgesamt rund 180.000 Kilowattstunden Windstrom erzeugen sollen. Bisher, so EBS und EKZ, hat noch kein Interessent aus Allgäuer Skigebieten angeklopft und sich nach den Leistungsdaten der Wind-/Schneekanonen-Kombi erkundigt.

Acht Meter hoch ist das Windrad, das in der Zentralschweiz Strom für eine Schneekanone erzeugt

Foto: EKZ

Im Zentralschweizer Skigebiet Sattel-Hochstuckli produziert seit zwei Jahren an der Talstation ein Windrad Strom. Die Betreiber setzen bei der sehr energieintensiven Herstellung von Kunstschnee auf erneuerbare Energien. Es ist die Demonstrationsanlage für ein gemeinsames Projekt mit den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) und dem Elektrizitätswerk des Bezirks Schwyz (EBS). Um den Durst aller Schneekanonen in der Schweiz zu stillen, ist nicht nur sehr viel Strom, sondern auch eine Wasser-Menge erforderlich, die dem Verbrauch einer Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern gleichkommt. Zumindest beim Betrieb sollen die Schneekanonen umweltfreundlicher werden. Das ist die Überzeugung des E-Werkes. Beim acht Meter hohen Kraftwerk handelt es sich um ei-

Wenn nicht nur ein Lichtlein brennt der kalten Jahreszeit kann man mit einigen Grundregeln des richtigen Heizens sowohl die Umwelt als auch den Geldbeutel schonen – und so doppelt die guten Vorsätze in die Tat umsetzen. Wer möchte, kann die ersparten Groschen dann ohne schlechtes Gewissen in üppige Weihnachtsbeleuchtung umsetzen. Auch bei den Haushaltsgeräten lässt sich sparen. Für die »weiße Flotte«, also Kühl- und Gefrierschrank, Herd, Waschmaschine und Geschirrspüler, bietet der Haushaltsplaner Checklisten zum Sparen bei den Großverbrauchern. Es kann sogar sinnvoll sein, ein altes, noch funktionierendes Gerät durch ein neues, modernes zu ersetzen. Eine neue Wasch- oder Spülmaschine benötigt zwischen 30 und 40 Prozent weniger Strom als ein 20 Jahre altes Gerät – und spart zudem noch Wasser.

»Mein Öko-Haushaltsplaner« gibt es kostenlos über www.geldund-haushalt.de. Telefonische Bestellungen unter 01801/547490 oder postalisch bei Geld und Haushalt – Beratungsdienst der Sparkassen-Finanzgruppe, Postfach 110740 in 10837 Berlin.

Der Öko-Planer würde bei solch üppiger Weihnachtsbeleuchtung Warnsignale abgeben

Foto: Volker Wille

Alle Jahre ist es wieder so weit: Wenn es Ende November, Anfang Dezember draußen dunkel wird, beginnt an und in den Häusern das Glitzern, Blinken und Leuchten. Lichterketten, der strahlende Christbaum, Balkon-Illumination und beleuchtete Nikoläuse an den Fassaden entfalten ihr strahlendes Eigenleben. Was im Januar bleibt, sind die Stromrechnung und meistens ein paar gute Vorsätze, im neuen Jahr etwas sparsamer zu sein. Wer dabei noch ein wenig Unterstützung braucht, kann auf den »Öko-Haushaltsplaner« zurückgreifen, den die SparkassenFinanzgruppe allen Verbrauchern kostenlos zur Verfügung stellt. Die Broschüre hilft, Stromfresser im Haushalt zu identifizieren, und gibt Tipps, wie man seine Energiebilanz verbessern kann. Gerade in

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Meldungen

Foto: Peter Elgaß

Wildpoldsried darf sich jetzt stolz »3. Windstützpunkt in Bayern« nen nen. Umweltminister Marcel Huber überreichte dem Bürgermeister des Ortes, Arno Zengerle, am Rande einer Festwochen-Veranstaltung den Scheck über 150.000 Euro. Mit diesem Geld soll die Gemeinde ein Informationsbüro für Windkraft und einen Wind-Lehrpfad einrichten. Der Umweltminister würdigte mit diesen Fördermitteln den Einsatz der Allgäuer Gemeinde für Windkraft. Derzeit be treibt Wildpoldsried fünf Windräder, zwei stehen in den benachbarten Gemeinden, und demnächst werden noch einmal zwei WindenergieAnlagen dazu kommen.

Doppelnutzen an der Wörishofener Therme

Foto: AE Allgäu-Energie AG

Schattige Parkplätze in der vorhandenen Begrünung laden die Badegäste in die Therme nach Bad Wörishofen ein

An der Therme in Bad Wörishofen ging ein allgäuweit einmaliges Projekt in Betrieb: 221 Parkplätze vor der Edel-Therme wurden überdacht und mit Photovoltaik-Anla-

gen bestückt. Die Anlage mit 524 Kilowatt Spitzenleistung ist bereits ans Netz gegangen. Jährlich können 500.000 Kilowattstunden Strom ins Netz eingespeist werden. Damit werden etwa 300.000 Kilogramm Kohlenstoffdioxid eingespart. Bemerkenswert ist die Doppelnutzung: Die Dächer spenden im Sommer Schatten für die geparkten Fahrzeuge, im Winter bleiben diese schneefrei. Die insgesamt 3686 Quadratmeter Modulfläche dienen praktischerweise gleich auch zur Energiegewinnung. Die Bauausführung hatte die AE Allgäu Energie AG, ein regional

tätiger Investor im Bereich der erneuerbaren Energien. Die Gesellschaft plant, errichtet und betreibt regenerative Energieanlagen in erster Linie auf Basis der Photovoltaik. Thomas Richter, Vorstand der Allgäu Energie: »Die Allgäu Energie AG ist nicht börsennotiert, wurde aber als Aktiengesellschaft gegründet, da wir auch Bürgern, die ähnlich denken und fühlen wie wir, eine Möglichkeit geben wollen, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Unsere nächsten ausschließlich regionalen Projekte planen wir als Bürgerbeteiligungen durchzuführen.«

Mit dem Elektroauto durch die Berge

Foto: Kurverwaltung Oberstdorf

Weitere zwei Jahre wird das Forschungsprojekt eE-Tour Allgäu unter dem Titel econnect in Oberstdorf fortgeführt. Dieses Forschungsprojekt ist bundesweit angelegt und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Ziel ist es, die Elektromobilität zukunftsfähig zu machen. Was bedeutet das? Touristen und nun auch Einheimische können mit einem Elektroauto, einem Fiat 500, durch Oberstdorf und Umgebung fahren und

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dabei das Fahrgefühl in einem Elektromobil einfach einmal selbst austesten. Damit das Auto nicht ausfällt, stehen 16 öffentliche Ladestationen im gesamten Allgäu zur Verfügung. Wer diese Möglichkeit nutzen möchte, kann sich den Fiat 500 tageweise oder auch nur für ein paar Stunden bei der movelo Allgäu-Verleihstation in der Freiherr-von-Brutscher-Straße 4 (in der Nähe der Kurverwaltung von Oberstdorf) ausleihen.


Meldungen Ein Elektro-Mitsubishi und zwei E-Bikes getestet Zwei Wochen lang konnten Mitarbeiter der Stadt Memmingen Dienstfahrten mit einem Elektroauto erledigen. Außerdem standen zwei E-Bikes zur Verfügung. Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger nahm das Elektroauto vom Typ Mitsubishi i-MiEV und die zwei E-Bikes von Eckart Wruck, Leiter E-Mobility bei den Lechwerken (LEW), und Josef Nersinger, stellvertretender Leiter Kommunalbetreuung bei LEW, entgegen. »Die Stadt hat schon Schritte zur Umsetzung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes getan«, erklärte Dr. Ivo Holzinger und ergänzte: »Elektroautos eignen sich besonders für den städtischen Verkehr und sind deshalb auch für

uns in der Stadtverwaltung ein Zukunftsthema.« »Wir erproben Elektroautos gemeinsam mit zahlreichen Kunden, Landkreisen, Kommunen und öffentlichen Einrichtungen in der gesamten Region. Unsere Partner sammeln Erfahrungen im täglichen Betrieb, die Lechwerke erhalten im Gegenzug wertvolle Informationen zur weiteren Entwicklung der Technologie bis hin zur Marktreife«, so Eckart Wruck. Schon seit letztem Jahr gehen das Cineplex in Memmingen und die Lechwerke gemeinsame Wege. Das Kino bietet vier E-Bikes zum Verleih an: Die Fahrräder kosten 20 Euro für den ersten Tag und 10 Euro für den Folgetag.

Die Lechwerke verfügen über verschiedene Elektroautos und betreiben rund 20 öffentliche Ladesäulen in ihrem Netzgebiet. Außerdem haben Fahrer von Elektroautos Zugang zu mehr als 70 Autoladesäulen in der gesamten Region Bayerisch-Schwaben.

Schlüsselübergabe: OB Dr. Ivo Holzinger (l.), Eckard Wruck und Josef Nersinger

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Intelligentes Stromnetz Fotos: Siemens, AÜW, Archiv

Irene aus Wildpoldsried... ...denkt und lenkt das Stromnetz Der Energiemarkt steht vor einem radikalen Umbruch. Mit erneuerbaren Energien verändern sich nicht nur die Stromquellen, es wechselt auch die Art der Produktion. Viele, die bisher »nur« Kunden waren, verwandeln sich in Kleinst-Stromanbieter und optimieren gleichzeitig ihren eigenen Verbrauch. Folge: Die Netzinfrastruktur wird sich ebenso verändern wie die Gerätelandschaft in den Haushalten. Schon bald werden Begriffe wie »Smart Grid« und »Smart Meter« keine schwer verdaulichen Fremdwörter mehr sein. ie »Smart«-Komponenten werden den herkömmlichen Stromzähler ersetzen, und nicht nur das – sie werden weit mehr Aufgaben übernehmen, als nur den Stromverbrauch zu addieren. Smart Meter, die intelligenten Stromzähler, zeigen jederzeit an, wo im Haus wie viel Wärme und Wasser verbraucht werden. Jeder kann seine Geräte dann auf Herz und Nieren überprüfen – sogar außer Haus mit seinem Smartphone, auf dem der Stromverbrauch erfasst und analysiert wird. Eine weitere Vision: »Intelligente« Waschmaschinen greifen nur dann auf Strom zu, wenn Öko-Energie zur Verfügung steht. Das eigene Haus wird – auf Wunsch – vollständig »grün«; Umweltbewusstsein und Geldsparen gehen Hand in

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Hand. Solch neue Transparenz lässt zwangsläufig den Druck auf die Hersteller steigen, Geräte mit noch geringerem Energieverbrauch zu entwickeln. Es wird eine ganz neue »Erfindergeneration« geben, die das intelligente Stromnetz als Basis für für Neuentwicklungen im Haushalt zugrunde legt. Gleichzeitig muss die Infrastruktur des Stromnetzes angepasst werden, so die Sicht vieler Experten. Durch Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen und andere regenerative Energien speisen Millionen Privathaushalte Energie ein. Daneben wird auch die Zahl der kleinen dezentralen kommerziellen Kraftwerke wieder steigen. Sie werden sowohl Strom aus erneuerbaren Energien anbieten (Wind/Solar) als auch grund-


lastfähigen Strom (kleine Wasser-Lauf-Kraftwerke/ Speicherkraftwerke/Spitzenstromkraftwerke und Biogas-Anlagen). Die neuen »Klein-Stromerzeuger« läuten damit das Ende des Großanbieter-Monopols ein. Gleichzeitig ist das Ende von Kohle und Atomkraft programmiert. Auch verlängerte Laufzeiten machen Atomkraft nicht mehr zum Zukunftsmarkt, sondern sorgen eher für ein quälendes Ende. Die Verteilung auf viele Schultern wird – ist die Energiewende erst einmal geschafft – auch eine neue Energiesicherheit bringen und den Ausbau der Stromtrassen auf das Nötigste beschränken. Mit den erneuerbaren Energien wird sich die Einspeisung auf Millionen Schultern verteilen und nicht mehr auf wenige Anbieter. Dafür müssen die Netze angepasst und intelligent gesteuert werden. Genau hier setzt »Smart Grid« ein. Über die intelligenten Stromzähler wird nicht nur der Verbrauch im Haushalt gesteuert. Smart Grid erkennt auch, wenn zu viel Wind- oder Solarenergie im Stromnetz ist. Der intelligente Baustein kann dann vorprogrammierte Geräte oder Funktionen zuschalten. Machen das Hunderttausende von Haushalten, gleicht sich das Überangebot aus – gleichzeitig ist es aber auch möglich, dass dann w der Strompreis flexibel nach unten geht.

Was in Wildpoldsried (Foto oben) schon erprobt wird, ist beim Umweltministerium noch als Animation auf der Homepage (Foto auf der linken Seite) zu finden. Dort wird das intelligente Stromnetz in verschiedenen Energie-Phasen vorgestellt: www.e-energy.de

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Intelligentes Stromnetz

Der intelligente Stromzähler (auf dem Bild oben links) kann weit mehr als sein Vorgänger (oben rechts). Sowohl die Haus-Steuerung (links) als auch die Zentrale (unten) laufen weitgehend »bediener-frei«

Im Allgäu findet derzeit die Erprobung für das Stromnetz der Zukunft statt. Das auf zwei Jahre angelegte Projekt heißt IRENE (Integration regenerativer Energien und Elektromobilität) und wird an über 200 Messpunkten in Wildpoldsried durchgeführt. Beteiligt sind die Allgäuer Überlandwerke, die Siemens AG, die Hochschulen Kempten und RWTH Aachen. Im Zentrum dieser Erprobung steht eine monumentale Wortkreation: ein selbstorganisierendes Energieautomatisierungs-System. Es sorgt dafür, dass Wind-, Wasser-, Bio- und Sonnenenergie, die ins Allgäuer Stromnetz eingespeist werden, zeitlich optimiert werden, also Stromspitzen und Strommangel möglichst nicht vorkommen. Was bisher nur als Rechenmodell oder als Simulation gelaufen ist, kann bei IRENE unter echten Bedingungen auch gemessen werden. Zeitweise sind bis zu 40 E-Fahrzeuge für Privat- und Geschäftskunden eingebunden, die, wenn immer möglich, mit umweltfreundlichem Strom geladen werden sollen. Ein flexibles Netz bringt Vorteile für die kleinen Stromlieferanten, kann Verbrauchern beim Stromsparen helfen, dem Stromanbieter helfen, innovative Produkte auf den Markt zu bringen, und eine Stromver54

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sorgung der kurzen Wege in der Region sichern, ohne dabei auf die Vernetzung mit dem großen Markt ganz zu verzichten. Es gibt allerdings noch erhebliche Bedenken auszuräumen. Bisher sind nur wenige Verbraucher bereit, für die Anschaffung von Smart Grid Geld auszugeben. Andere scheuen davor zurück, die Waschmaschine vom E-Werk starten zu lassen: »Stellen Sie sich vor, die schalten am Vormittag ein, wenn keiner im Haus ist, und der Wasserschlauch wird undicht!« Nicht wenige Bürger fürchten sogar, »entmündigt« zu werden: »Ich will immer noch selber entscheiden, wann ich welches Haushaltsgerät einschalte!« Sogar der »gläserne Verbraucher« wird vermutet. Denn aus den Strom-Daten könne man ja Verhaltensmuster der Familie herausfiltern. Wieder andere schließen aus der Tatsache, dass die Privatverbraucher nur einen kleinen Teil des »Verbraucher-Kuchens« ausmachen, dass die Haushalte gar nicht in der Lage sind, die vorhandenen VerbrauchsSchwankungen auszugleichen. Die Ergebnisse des Feldversuches in Wildpoldsried sollen auch über Bedenken aus kritischen Kreisen Aufschluss geben.


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E-Mobil

Benzin und Diesel – ade! Porsche fahren ohne schlechtes Gewissen

Text: Thomas Niehörster

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Fotos: RUF, Tesla

enn man auf ein Auto mit einem »E« im Typenschild umsteigt, muss es nicht gerade ein Kleinstwagen sein, um sein ökologisches Gewissen zu beruhigen. In einem vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit geförderten Projekt wurde eine Versuchsflotte von zehn elektrisch betriebenen RUFSportwagen auf der Basis des Porsche 997 Carrera aufgebaut, der durch die Leichtbauweise des Pfaffenhausener Unternehmens bereits mit herkömmlichen Antriebswerken für Furore sorgte. Für den Porsche mit dem E hat das Projektkonsortium, bestehend aus den Partnerfirmen RUF Automobile GmbH und Siemens AG, neueste Komponenten und Fahrzeug-Architekturen entwickelt. Die Wahl fiel auf drei Antriebskonzepte, die in verschiedenen Entwicklungsträgern realisiert wurden. Neben einem elektrischen Antriebsstrang wurden für die Prototypen weitere innovative Komponenten entwickelt. So lieferte die Sensor-Technik Wiedemann GmbH aus Kaufbeuren ein modulares, flüssig gekühltes und thermisch konditionierbares Batteriesystem von 36,6 kWh. Es ist mit einem seit Jahren bewährten Batteriemanagementsystem ausgerüstet, das Temperaturen und Spannungen überwacht sowie den Ladungsausgleich zwischen den Batteriezellen sicherstellt. Die Firma GAIA, Nordhausen, hat das Batteriesystem für die Fahrzeuge mit dem Zentralmotor aufgebaut. Es

Extreme Leistungsdaten: Sportwagen von RUF und Tesla

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basiert auf der eigenen, in vielen Anwendungen bewährten Zelltechnologie. In allen Batteriesystemen sind die Batterieeinheiten in individuell konzipierte Gehäusegruppen integriert, die durch die gezielte Verwendung von Aluminium und Edelstahl gewichtsund korrosionsoptimiert sind. Eine eigens entwickelte »ComBox« kommuniziert mit der Infrastruktur und erlaubt eine sehr effektive Anbindung der Fahrzeuge an ein intelligentes Stromnetz. Je nach den unterschiedlichen Motorenkonzepten hat der Porsche Carrera von RUF eine Reichweite zwischen 150 und 200 Kilometern. Die Höchstgeschwindigkeit reicht bei einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in ca. 5 Sekunden bis zu rund 250 km/h.

Amerikaner können, wenn sie wollen Bereits 2008 legte die amerikanische Firma Tesla Motors eine Kleinserienproduktion eines zweisitzigen Sportwagens auf, den Tesla Roadster. Die Karosserie hat Lotus entwickelt. Der Rahmen besteht aus Aluminium, die Karosserie wird aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff gefertigt. Angetrieben wird der Roadster von einem 288 PSstarken Heckmotor, der das Auto in ca. 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt. Der Energiespeicher besteht aus rund 7000 Lithium-Ionen-Akkus, wie sie auch in Laptops verwendet werden. Gekühlt wird der Batterieblock durch eine Mischung aus Wasser und Glykol. Die Reichweite beträgt je nach Fahrstil angeblich zwischen 200 und 500 Kilometern. Dabei beträgt der Energiebedarf durchschnittlich 12,7 kWh/100 km. Im Gegensatz zu diesen »Leistungs-Spitzen-Karossen« sind inzwischen auch viele Markenhersteller mit »Durchschnitts-E-Fahrzeugen« auf dem Markt. In Europa ist Renault einer der führenden Hersteller von reinen Elektro-Autos. Andere Firmen haben sich eher auf den Hybrid-Bereich konzentriert (z.B. VW).


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Wasserstoff

Das Auto von morgen...

...steht schon heute im Allgäu

Schon einmal war das Ostrachtal ein gutes Versteck für weltbewegende Technik, als damals Konrad Zuse den ersten Computer dort einlagerte. Warum also nicht noch einmal? Diesmal ist es ein einsatzfähiges Auto mit Wasserstoffantrieb, das sogar in Vorderhindelang entwickelt wurde. AllgäuALTERNATIV hat hinter die Werkstatt-Tore geschaut. icht in Sindelfingen, nicht in München und auch nicht in Ingolstadt, sondern in einem von aller Betriebsamkeit der großen, weiten Autowelt abgelegenen, verschlafenen Bergdorf steht die Antwort auf die Frage nach dem Auto von morgen. Im allersüdlichsten Zipfel Deutschlands, im Oberallgäuer Ostrachtal, befindet sich die Ideen-Schmiede der Schalber Event GmbH. Und dort sind wir auf eine vierrädrige Sensation gestoßen: Seit 2010 arbeitet das Schalber-Team im Auftrag der Schweizer Inmares AG an Speichermöglichkeiten von Wasserstoff. Weiter gefasst: an der Erzeugung und Speicherung von erneuerbarer Energie. Ein besonderes Themenfeld der auftraggebenden Schweizer Aktiengesellschaft war die Entwicklung eines Mittelklassewagens mit Allradantrieb, der allein mit Wasserstoff angetrieben wird.

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Gegen Hitze, Staub und Wasser ist dieses Fahrzeug resistent

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Text: Thomas Niehörster Fotos: Schalber Event GmbH und Thomas Niehörster Ein Prototyp steht fix und fertig in der Vorderhindelanger Werkhalle. »Die Nutzung von Wasserstoff ist eine der zentralen Möglichkeiten der Zukunft, da das Gas keine Emissionen produziert, ungefährlich und unendlich verfügbar ist«, meint Peter Schmeller, Projektleiter in der Inmares AG. Der Prototyp, ein Off-Roader, dessen Räder einzeln von einem Motor mit jeweils 45 kW/61 PS mit 1000 Nm angetrieben werden, hat eine Reichweite von 800 Kilometern (angestrebt werden bereits 1000 Kilometer). Das Auto ist voll geländetauglich, was in diesem Fall heißt, dass es


Richard Schalber (li.) und Peter Schmeller (re.) zeigen die Innereien des neuen Autos

resistent gegen Hitze, Staub, Wasser und Schlamm ist. Anders als bei den herkömmlichen Antriebsarten können bei diesem Prototyp 85 Prozent der Energie durch Rekuperation (Energierückführung z.B. bei Bremsvorgängen) wieder eingespeist werden. Als Hülle des Fahrzeuges wurde ein Porsche Cayenne verwendet. Mittlerweile wurden jedoch eine eigene Bodengruppe und ein eigenes Chassis entwickelt und gebaut. »Für uns ist aber nicht das Äußere ausschlaggebend, uns kommt es auf die Technk an«, sagt Richard Schalber. Schalber begann 1979 mit dem professionellen Motorradsport. Er war Berufsfahrer und Träger zahlreicher nationaler und internationaler Titel. Sein Fachwissen im Enduro- und Moto-Cross-Sport machte ihn bald auch zum gefragten Partner und Ratgeber in Fachkreisen. Firmen wie Husqvarna, KTM, Suzuki und schließlich BMW nutzten sein technisches Wissen wie auch sein Können und schlossen zu den Fahrerverpflichtungen auch Berater- und Entwicklungsverträge mit ihm ab, um die Früchte der Zusammenarbeit nicht nur im Sport, sondern auch in der Serienproduktion zu nutzen. Mit der Gründung der Schalber Event GmbH inklusive einer technischen Entwicklungsabteilung in Vorderhindelang begann mit fünf qualifizierten Mitarbeitern ein neuer Lebensabschnitt für Richard Schalber. Letztlich gipfelte dieses Vertrauen der Firmen in dem Auftrag der Inmares AG aus der Schweiz. »Wenn man bedenkt, dass in vielen heutigen Pkw rund 80 Elektromotoren für die Bequemlichkeit arbeiten, dafür mehrere 100 Meter Kabel und seltene Erden (für die China fast das Monopol besitzt) benötigt werden, dann muss man sich Gedanken über den Umgang mit unseren Ressourcen machen. Es geht darum möglichst einfache und effiziente technische Lösungen zu finden. Also arbeiten wir daran, zu fördern und zu leben, an was wir glauben: als Team Teil der Zukunft zu sein, Innovationen mit Nachhaltigkeit zu schaffen und mit neuen Produkten zur Wohlfahrt der Gesellschaft beizutragen. Einer Gesellschaft, deren herkömmliches Konsumverhalten und Fortschrittsdenken in Frage zu stellen ist.« So umschreibt Richard Schalber seine Aufgabe.

Noch verraten weder er noch Peter Schmeller Details vom neuen Fahrzeug und seinen Komponenten. Auch über den innovativen Antrieb wird weitgehend eine Decke des Schweigens gelegt. Verständlich, denn es gäbe viele Interessierte, die gerne einen Blick hinter die Kulissen werfen würden. So viel aber ist bekannt: Die Bauteile im Prototyp sind komplett recycelfähig. Die Wertschöpfungskette bei der Produktion könnte in der Region bleiben. Peter Schmeller ergänzt mit Überzeugung: »Wasserstoff kann problemlos im bestehenden Gasnetz gelagert und in Haushalten wie auch in Industrieanlagen eingesetzt werden.« Seine Vision: Jeder produziert und speichert so viel Energie, wie für ihn technisch und finanziell möglich ist. So könnten sich kleinere Einheiten wie Siedlungen oder Dörfer autonom versorgen. Wasserstoff sei der Schlüssel zu vielen alternativen Energieformen. Logischerweise wird in Vorderhindelang die von der Politik aus der Hüfte geschossene Vorgabe kritisch gesehen, bis zum Jahr 2020 eine Million Autos mit Elektro-Antrieb auf die Straße zu stellen. Auch dort liest man die Fachpresse. »Die Elektromobilität zieht sich zurück, der Hype ist vorbei«, so die Einschätzung von Professor Fritz Indra, einst Leiter der Audi-Motorenkonstruktion und anschließend Direktor der Vorentwicklung bei General-Motors-Powertrain. Der Wiener Professor Hans Peter Lenz sekundiert: »Trotz der intensiven weltweiten Bemühungen um leistungsfähige Batterien für Elektroautos wird der Vorsprung des Verbrennungsmotors eher größer als kleiner (Focus, 30.4.2012). Da werden Subventionen für 1.000.000 E-Autos im Gießkannenprinzip an die Industrie verteilt – für zukünftige Autos, die zumindest derzeit nur schwerlich einen Abnehmer finden.« Die Ostrachtaler Ideen-Schmiede kennt natürlich das Für und Wider zum E-Automobil. Einige Argumente sprechen für den Kurzstrecken-Einsatz. Dort könnte sich ein Markt entwickeln. Und für die Langstrecke hat man in Vorderhindelang schon eine Antwort in der Garage stehen. Bald wird sich zeigen, wie die Reaktion der Auto- und Energiekonzerne sein wird. AllgäuALTERNATIV bleibt dran.

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Erdwärme

Mutter Erde heizen lassen

Erdwärme – die regenerative Energie

Text und Fotos: Thomas Niehörster nsere Erde ist zu 99 Prozent heißer als 1000 Grad Celsius. Direkt unter unseren Füßen schlummert ein gewaltiges, nahezu unerschöpfliches Energiepotenzial. Die Erdwärme (Geothermie) ist die im zugänglichen Teil der Erdkruste gespeicherte Wärme. Sie zählt zu den regenerativen, also erneuerbaren Energien. Man kann sie nutzen, um Gebäude zu heizen, Nahwärmenetze zu speisen und sogar, um Strom zu erzeugen. Auch in unserer Region. ALLGÄUalternativ stellt das Prinzip vor und hat sich bei Allgäuer Fachleuten umgesehen. Bisher spielte Erdwärme als Energiequelle in der Region, ja sogar deutschlandweit kaum eine Rolle. Zu schwierig erschienen die Förderbedingungen, zu unwirtschaftlich war angeblich die Stromproduktion. Was für Großanlagen immer noch problematisch erscheint, hat sich inzwischen für Wohngebäude bereits als gän-

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gige Praxis etabliert. Dank neuer Technologien wandelt sich das Bild. Vorher aber ein kleiner Ausflug in die Entwicklungsgeschichte der Geothermie: In der Toskana steht das älteste geothermische Kraftwerk der Welt. Magma und heiße Dämpfe liefern bis heute kostengünstig Strom und Erdwärme. Anders als große europäische Wirtschaftsnationen kommt Italien bislang ohne Kernenergie aus. Unter der Toskana treffen die nordafrikanische und die eurasische Kontinentalplatte aufeinander, was dazu führt, dass sich Magma relativ dicht unter der Oberfläche befindet. Dieses heiße Magma erhitzt hier das Erdreich soweit, dass eine wirtschaftliche Nutzung der Erdwärme möglich ist. In Larderello in der Toskana wurde zur Stromerzeugung die Geothermie zum ersten Mal eingesetzt. 1913 ließ Graf Piero Ginori Conti ein Kraftwerk bauen, in dem wasserdampfbetriebene Turbinen elektrische Leistung erzeugten. Heute werden von Larderello 400 MW Strom in Italiens Energienetz eingespeist.

Geothermie-Vorbild Island

Die schematische Darstellung einer Erdsonde und die Integration der Anlage im Haus

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Die Geothermie hat eine lange Tradition. Zumindest passiv nutzten schon die alten Gallier, Kelten und Germanen Erdwärme in den Thermalquellen der Antike, die Labsal für Körper und Geist besonders in den eisigen Wintern unserer Vorzeit brachten. Auch die alten Römer kannten die Wärmequelle aus dem Untergrund. Sie konstruierten schon vor 2000 Jahren die sogenannten Thermen. Thermal- und Wellnessbäder findet man auch heute noch in zahlreichen Kurorten, die vom kostenlosen Angebot der Mutter Erde profitieren. Welche Bedeutung Erdwärme für die Energieversorgung in Zukunft haben könnte, zeigt uns Island. 37 aktive Vulkane heizen den Untergrund des Inselstaates auf. Heiße Quellen, Geysire und Wasserdampfspalten sind sichtbare Zeichen des geothermischen Potenzials. Nur wenige Hundert Meter unter der Erdoberfläche herrschen in wasserführenden Gesteinsschichten bis zu 350 Grad Celsius. Über natürlich austretenden oder aus Bohrlöchern geförderten Wasserdampf werden bereits 90 Prozent aller Haushalte in Island mit Wärme versorgt. Gleichzeitig treibt überschüssiger Heißdampf Turbinen in einem Geothermie-Kraftwerk an und erzeugt Strom. So viel, dass auch Wasserstoff, ein möglicher Energieträger der Zu-


kunft, produziert werden kann. Treibhausgase wie CO2, die beim Einsatz fossiler Brennstoffe entstehen, sind in Island kein Problem. Natürlich sind die Vorausetzungen für die Erdwärmenutzung in Island dank der vielen Vulkane einzigartig, aber auch in Mitteleuropa kann das Potenzial erschlossen werden.

Nutzungsbereiche in Deutschland Heißwasserreservoire direkt unter der Erdoberfläche sind in unseren Breitengraden selten. Erdwärmenutzung schien daher bisher in Deutschland auf wenige Orte beschränkt zu sein. In Bayern bauen zum Beispiel Erding, Straubing oder Unterhaching schon auf Erdwärme. Die Stromerzeugung wird jedoch erst rentabel, wenn sehr große und mehrere Hundert Grad Celsius heiße Wasserdampfvorkommen zur Verfügung stehen. Viele Gebiete in Deutschland verfügen – wenn überhaupt – erst in mehreren Tausend Metern Tiefe über größere, ergiebige Heißwasservorkommen. Bohrungen in solche Bereiche sind teuer, und wenn kein Fernwärmenetz zur Nutzung der Quellen vorhanden ist, ist selbst die Wärmenutzung für Kommunen nicht reizvoll. Anders sieht es jedoch im privaten Sektor aus, denn das Potenzial der Erdwärme lässt sich im Prinzip an jedem Ort in Deutschland für die private Wärmeversorgung nutzen.

Erdwärme – Energie der Zukunft Unstrittig ist, dass Erdwärme ein großes Energiepotenzial ist. Experten schätzen, dass allein der täglich aus dem Erdinneren aufsteigende Wärmestrom, der durch die Erdoberfläche in die Atmosphäre gelangt und ungenutzt in den Weltraum abgestrahlt wird, den weltweiten Energiebedarf um das 2,5-Fache übertrifft. Erdwärme produziert keine Abfallstoffe wie CO2 und ist, anders als etwa Sonnenenergie, unabhängig von Tages- und Nachtzeiten, von Klima- oder Wettereinflüssen.

Eigene Allgäuer Geothermie-Lösungen? ALLGÄUalternativ hat sich bei einem von vielen Allgäuer Unternehmen kundig gemacht. Die Firma Terrakonzept, Bad Hindelang, hat sich auf die nachhaltige Erschließung von Erdwärme für alle Arten von Objekten im Allgäu und darüber hinaus spezialisiert. Terrakonzept wurde 2008 von Dipl.-Geol. (univ.) Matthias Knoll gegründet. Er über die Unternehmensführung hinaus als »Huimatler« aktiv: Neben der Pflege der Internetseite des Hindelanger Heimatdienstes ist er Mitherausgeber der vierteljährlich erscheinenden Vereinszeitschrift und geht am Fasnet bei den Hindelanger Butzelarve mit. Der Erfolg des ersten Firmenjahres führte zu einer Vergrößerung und zur Firmierung einer Partnerschaftsgesellschaft mit einem zweiten Gesellschafter und Geschäftsführer, Dipl.-Geol. (univ.) Hannes Egger. Unternehmensziel ist der Bereich Erdwärme als tragende Säule des Unternehmens. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Erschließung oberflächennaher Geothermie, also die Nutzung der Erdwärme, die in den oberen 400 Metern der Erdkruste vorhanden ist. In diesem Bereich befinden sich fast 100 Prozent der Erdwärmenutzungen im privaten Bereich. Übliche Bohrtiefen liegen zwischen 80 und 140 Metern. Erdwärme ist überall in unendlicher Menge vorhanden und kann quasi von jedem genutzt werden. Tiefenbohrungen für Erdwärme erfordern viel Erfahrung und Geschick. Bei der Niederbringung von Erdwärmesonden ist vor allem die richtige Beurteilung der geologischen und hydrogeologischen Verhältnisse im tieferen Untergrund wichtig. Nur Geologen ist es möglich, eine präzise Prognose zum Untergrund zu geben und somit eine treffsichere Planung und Auslegung der Anlage zu erreichen. Die Wärme kommt aus dem Inneren der Erde und sorgt dafür, dass der Tiefenbereich, den eine Erd-

Bei Oberstdorf wurden zwei Tiefenbohrungen zu je 100 Metern niedergebracht

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Unabhängigkeit von spekulativ beeinflussten Öl- und Gaspreisen und den indirekt daran gekoppelten Pelletspreisen

Die 8 Pluspunkte der Erdwärme

Geringer Platzbedarf Kein Öllagerraum, kein Gestank, kein Pelletsbunker. Die Wärmepumpe benötigt lediglich eine Stellfläche von 1-2 qm

Fördermittel vom Staat: günstige KfW-Darlehen, BAFA-Förderung soll wieder aufgenommen werden

Keine aufwendigen Anschlussarbeiten ans Gasnetz, keine lästigen Pellets-Anlieferungen per Lkw

Totale Wartungsfreiheit Erdwärmesonden »verschwinden« völlig im Boden. Wärmepumpe ist wartungsfrei wie ein Kühlschrank

wärmesonde im Heizbetrieb abkühlt, immer wieder neu aufgeheizt wird. Die an eine oder mehrere Sonden angeschlossene Wärmepumpe (Sole-Wasser-Wärmepumpe) erzeugt mit 20 bis 25 Prozent Leistungsaufnahme in Form von Strom 100 Prozent Heizleistung. Somit macht bei einer Sonden-Anlage der Anteil an kostenloser Erdwärme 75 bis 80 Prozent aus. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Kosten, sondern auch auf unsere Umwelt aus, da erhebliche Mengen an CO2-Ausstoß eingespart werden können.

Grundwasser kommt ins Spiel Dort, wo mithilfe von Brunnen Grundwasser in ausreichender Tiefe, Menge und Qualität gefördert werden kann, ist eine Nutzung von Erdwärme durch eine geothermische Brunnenanlage möglich. Bei dieser hocheffizienten und vergleichsweise kostengünstigen Variante der Erdwärmenutzung wird über einen Entnahmebrunnen Grundwasser zur Wärmepumpe geleitet, die das Wasser wiederum um einige Grad abkühlt (Wasser-Wasser-Wärmepumpe). Genauso wie die Sole-Wasser-Wärmepumpe kann eine Wasser-WasserWärmepumpe auf diesem Weg bis zu 80 Prozent der benötigten Energie gewinnen. Das abgekühlte Wasser wird anschließend in einem zweiten Brunnen (Schluckbrunnen) zurück in das Grundwasser geleitet. Hierbei gilt wie bei der Erdwärmesonde: niedrige Betriebskosten und niedrige CO2-Emissionen. Gegenwärtig erlebt die Erdwärme einen regelrechten Boom in der Bundesrepublik. Was in unseren Nachbarländern schon seit Jahrzehnten gang und gäbe ist, findet bei uns erst langsam Akzeptanz und Vertrauen. So wird z.B. in der Schweiz mittlerweile fast jedes zweite Ein- bis Zweifamilienhaus mit Erdwärme beheizt. Ähnlich verhält es sich bei Neubauten in Skandinavien oder auch in Italien. Attraktive Förder62

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Beste Kosten-Nutzen-Bilanz 50% Kosteneinsparung gegenüber konventionellen Systemen. Amortisation der Kosten bereits nach 6-8 Jahren

mittel machen zudem die Nachrüstung in Bestandsgebäuden zu einer überlegenswerten Option.

Heizungen älter als die Häuser? Vieles spricht für die Nutzung von Erdwärme: Zum einen lassen sich die Anlagen quasi wartungsfrei betreiben, es fallen neben den Betriebskosten für Strom so gut wie keine weiteren Kosten an. Mit einer Wärmepumpe können die Betriebskosten im Vergleich zu Öl-, Pellets- oder Gasheizungen um 40 bis 50 Prozent reduziert werden, und das über viele Jahre hinweg. Aufgrund der langen Lebensdauer einer Erdwärmeanlage und der geringen Anfälligkeit für Defekte machen sich die Mehrinvestitionen für die Bohrarbeiten schnell bezahlt. Anders als bei Pellets-, Gas- oder Ölheizungen sind die jährlichen Einsparungen bei Erdwärmenutzung so groß, dass sich die Kosten für die komplette Anlage innerhalb ihrer Lebenszeit wieder einsparen lassen. Zudem »spart« sich ein Erdwärmenutzer teure Brennstofflager, Kaminkehrer und sogar einen Kamin. Denn Wärmepumpen arbeiten problemlos monovalent, es werden keine zusätzlichen Energiequellen wie Solar benötigt. Dabei können verlässliche Aussagen über die Lebenserwartung von Erdwärmesonden noch gar nicht getroffen werden, da die ältesten in Betrieb befindlichen Anlagen heute »erst« 35 Jahre alt sind und noch keinerlei Verschleißerscheinungen zeigen. Experten vermuten, dass Erdwärmesonden älter werden können als die Häuser, die sie versorgen. Wärmepumpen arbeiten heute so gut wie geräuschlos, manche Hersteller bieten solche Anlagen sogar schon für die Aufstellung im Wohnraumbereich an. Der Platzbedarf ist vergleichsweise gering, nur zwei bis drei Quadratmeter reichen in der Regel für eine komplette Anlage aus.

Grafik: Archiv

Extreme Langlebigkeit »Anlage hält so lange wie das Haus«: Sondenanlagen, die bereits seit über 35 Jahren in Betrieb sind, laufen immer noch vollkommen effizient und störungsfrei

Keine giftigen Emissionen Niedrige CO²-Bilanz, kein Ruß, keine giftigen Gase ➙ kein Kamin notwendig, kein Schornsteinfeger


Dann läuft der Ofen rückwärts Oft vergessen wird, dass Wärmepumpen auch in der Lage sind, zu kühlen. In umgekehrter Betriebsweise kann überschüssige Wärme aus dem Haus in das Gestein in der Tiefe abgegeben werden. Die Methode, »natural cooling« genannt, wird von vielen Wärmepumpen unterstützt und erhöht sogar noch die Effizienz, da im Sommer zusätzliche Energie in den unterirdischen »Speicher« abgeführt wird, die im Winter dann zur Verfügung steht. »Natural cooling« verbraucht dabei, anders als normale Klimaanlagen, sehr geringe Strommengen, da lediglich eine herkömmliche Umwälzpumpe in Betrieb ist. Wärmepumpen sind vielfältig einsetzbar: in Wohngebäuden, Bürogebäuden, Hotels, Pensionen, Fabrikhallen, Schwimmbädern usw. Insbesondere im Altbaubereich kann Erdwärme eine sehr interessante Alternative darstellen. Wichtig ist hier, dass das Heizungssystem (Radiatoren, Fußbodenheizung) mit den relativ niedrigen Vorlauftemperaturen einer Wärmepumpe betrieben werden kann. Weiterhin sollten Fenster, Dach und Gemäuer brauchbare Dämmwerte aufweisen. Hier ist es wichtig, sich von erfahrenen Fachleuten beraten zu lassen.

Bohrung für eine geothermische Brunnenanlage in Hinterstein

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Wasserkraft

Die Räder drehen sich doch... Wasserkraft ist noch lange nicht am Ende Text und Fotos: Thomas Niehörster ie Wasserkraft ist die älteste alternative Energiequelle. Schon im Mittelalter wurden Bäche und Flüsse über Wasserräder direkt angezapft. Das Wasser betrieb ein Mühlwerk oder einen Schmiedehammer. Heute wird die Kraft der Flüsse überwiegend per Generatoren in Strom umgewandelt. Die Energie aus Wasserkraft verlor in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung. Die Energiewende könnte das ändern. In Deutschland werden nur noch 3,4 Prozent der verbrauchten Energie in Wasserkraftwerken produziert. Viele kleinere Wasserkraftwerke wurden in den letzten Jahrzehnten aufgegeben. Zum Teil scheuten die

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Hartmanns Hammerschmiede, Bad Oberdorf

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allgäu ALTERNATIV

Besitzer Investitionen. Aber auch die Stromkonzerne mit ihrem Monopolstreben hatten ihren Anteil. Der Naturschutz tat ein Übriges. Und zum Teil zu Recht: Stauwerke und Turbinen hinderten Fisch- und Kleintierwanderungen, und in Turbinen fanden viele Fische den Tod. Die Alpen- und Voralpenlandschaft des Allgäus bietet im Gegensatz zum norddeutschen Flachland viele kleine Gewässer mit Gefälle. Derzeit sind im Allgäu noch 321 Wasserkraft-Anlagen in Betrieb. Dass die Allgäuer Überlandwerke (AÜW) ihr Iller-Kraftwerk an der Keselstraße 2010 für rund 15 Millionen Euro erneuert haben, ist mehr als ein Zeichen, dass Wasser-


Wasserkraftanlagen in Bad Hindelang Anlage

Mühlkanal

Jahreseinspeisung 2011

Technik

EWH

Nein

3.509.540 kWh

Kaplan

EWH-Beteiligung

Nein

2.569.840 kWh

Kegelradrohrturbine

Privat

Nein

1.109.100 kWh

Kaplan

Privat

Ja

585.212 kWh

Kaplan

Privat

Nein

441.236 kWh

Pelton

Privat

Ja

344.916 kWh

Kaplan

Gewerbe

Nein

328.004 kWh

Kaplan

EWH-Beteiligung

Nein

317.179 kWh

Durchströmturbine

Gewerbe

Ja

207.712 kWh

Kaplan

Hotel

Ja

138.500 kWh

Kaplan

Gewerbe

Ja

131.655 kWh

Wasserrad

Hotel

Ja

65.287 kWh

Kaplan

Hotel

Ja

56.760 kWh

Wasserrad

Gemeinde

Nein

11.026 kWh

Pelton

Gesamtergebnis

9.815.967 kWh

kraft nicht »out« ist. Die AÜWler erzeugen dort jährlich 10,5 Millionen Kilowattstunden Strom. Das reicht für die Versorgung von rund 6000 Haushalten. Die großen Kraftwerke an der Iller, der Wertach und am Lech stehen aber nicht im Fokus dieses Wasserkraft-Sonderteils. Sie sind bereits Bestandteil der bisherigen Stromversorgung durch Wasserkraft. Ein weiterer Ausbau an den Flüssen Iller und Lech wird aus ökologischen und ökonomischen Erwägungen heraus kaum noch möglich sein. Im Strom-Mix können eher kleine, dezentrale Wasserkraftanlagen noch an Bedeutung gewinnen. Dabei ist im Allgäu das Zusammenspiel von Naturund Landschaftsschutz und Ökonomie von besonderer Bedeutung. Überall, wo bereits alte Wasserkraftwerke standen und noch Bauwerke vorhanden sind, ist zu prüfen, ob die Anlage unter Berücksichtigung des

Naturschutzes wieder belebt werden kann. In diesem Sonderteil stellen wir mit dem Wasserwirbel-Kraftwerk eine »Schweizer Erfindung« vor, die auch bei uns neue Wasserkraft-Dimensionen eröffnen könnte. Und wir stellen mit dem Metallbetrieb Burger einen typischen Allgäuer Mächler vor, der inzwischen weit über die Grenzen des Allgäus hinaus bewiesen hat: »Wasserkraft – wir können das!« Das Hindelanger Tal nutzt seit Jahrhunderten die Wasserkraft. Früher zum Betrieb der Waffenschmieden, heute haben sich sehr moderne Wasserkraft-Nutzungen entwickelt. Die guten Beispiele haben wir also vor der Nase – wir stellen sie in diesem Sonderteil vor. Hinsehen lohnt sich – denn Wasserkraft ist »grundlastfähig«. Was heißt das? Wasserkraft gibt es auch, wenn Windräder stillstehen und die Sonne einmal nicht scheint.

Links: Obere Mühle, Bad Oberdorf; Mitte und rechts: Mühlbach und alte BoschFabrik mit automatischem Rechen, Bad Oberdorf

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Gewässerschutz

Fisch-Killer mit Flügeln Die Turbine im Wasserkraftwerk

In bayerischen Flüssen springt kein Lachs mehr

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allgäu ALTERNATIV

n einem gemeinsamen Positionspapier zur Wasserkraftnutzung haben die bayerischen Vertreter von Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und Landesfischereiverband sich warnend zur Wasserkraftnutzung an unseren Flüssen und Bächen geäußert. In unserem Schwerpunkt-Thema in Allgäu Alternativ soll auch dieser Standpunkt zur Geltung kommen. Tatsache ist: Die meisten Tierarten in Fließgewässern, darunter alle Fischarten, wandern. Sie brauchen unterschiedliche Lebensräume (z.B. Laichplätze, Fressgründe, Wintereinstände u.a.), die je nach Art unterschiedlich weit voneinander entfernt liegen. Wasserkraftwerke sind Wanderhindernisse und unterbrechen in der Regel die Gewässervernetzung. Durch funktionsfähige Fischwanderhilfen kann die Fischwanderung flussaufwärts weiter gewährleistet werden. »In der Turbine eines Wasserkraftwerks wird eine Vielzahl der in Fließrichtung abwandernden Fische und Krebse getötet. Je nach Turbinentyp und Tierart können die durchschnittlichen Tötungsraten über 90 Prozent erreichen.« So zu lesen im Positionspapier der Verbände. Außerdem stünden einer intensiveren Wasserkraft-Nutzung folgende Gründe entgegen: »Wasserkraftwerke in Fließgewässern erfordern in den meis ten Fällen Aufstauungen der Gewässer. In den Staubereichen, die sich oft über Kilometer erstrecken, gehen die typischen Fließgewässerlebensräume verloren: Kieslaichplätze verschlammen, Gumpen sedimentieren, die Gewässerbettdynamik kommt zum Erliegen,

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die Strukturvielfalt nimmt ab. Im Unterwasser hingegen entsteht Geschiebemangel. Kieslaichplätze und Kiesbänke verschwinden. Die Anbindung an die Aue und an Seitengewässer wird eingeschränkt. Die auetypischen dynamischen Prozesse der Hydro- und Morphodynamik gehen verloren. Es kommt zu einem Verlust von auetypischen Lebensräumen und ihrer Arten.« Die Verbände beklagen auch, dass durch Aufstauung vielerorts der Temperaturhaushalt der Gewässer gestört wird.

Stauseen gefährden Fischwanderung Die auf durchgängige, ungestaute Gewässer angewiesenen Arten wie Lachs, Meerforelle, Maifisch, Meerneunauge und Hausen seien bereits aufgrund der Aufstauungen aus Bayern verschwunden, berichten die Naturschutzverbände. Die meisten Rote-Liste-Arten der Gewässer (Nase, Rutte, Schneider, Seeforelle u.a.) seien auf vernetzte und ungestaute Fließgewässer angewiesen. Viele gefährdete Pflanzenarten der Auen (Deutsche Tamariske) und Vögel (Flussuferläufer, Flussregenpfeifer) sind ebenfalls von einer naturnahen Dynamik der Fließgewässer abhängig.

4250 Wasserkraftwerke in Bayern 4250 Wasserkraftanlagen von bundesweit rund 7700 finden sich an Bayerns Fließgewässern und erzeugen rund 13.000 GWh Strom/Jahr. Im Allgäu sind es 321 Kraftwerke. Den wesentlichen Anteil mit 12.000 GWh/Jahr – also 92 Prozent – leisten in Bayern 219


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Groß-Anlagen, die sich vor allem an den alpinen Flüssen Isar, Inn, Lech und Iller befinden. Über 4 000 Kleinwasserkraftanlagen mit einer Leistung unter 1 000 kW erbringen insgesamt nur acht Prozent der Leistung – das haben die Naturschutzverbände ausgerechnet. Pauschal kommen sie zum Schluss: »Die Kleinen leisten damit einen sehr geringen Beitrag zum Klimaschutz, zerstören aber massiv Fließgewässerlebensräume. Für einen marginalen Energiegewinn opfert man also unsere letzten Fließgewässerstrecken.«

Diese Feststellungen aus Sicht der Naturschützer können natürlich die Betreiber von Wasserkraftanlagen nicht teilen. Sie verweisen auf eine Vielzahl von Schutzmaßnahmen an ihren Kraftwerken und auf neue Technologien wie Wasserwirbelkraftwerke und die intensiven Forschungen, die Kraftwerke naturverträglicher machen werden. Die Forderungen der Naturschützer für bestehende Anlagen finden die Aufmerksamkeit der Anlagenbetreiber: »Bestehende Wasserkraftanlagen sind naturverträglicher zu gestalten. Dies erfordert ausreichende Restwassermengen sowie funktionsfähige Fischwanderhilfen und möglichst effektive Schutzeinrichtungen, damit Gewässerorganismen vor der Turbinenpassage geschützt Durch Turbinen gefährdet: der Flusskrebs werden. Offene Fragen zum Schutz abwandernder Organismen müssen rasch durch Forschungsprojekte beantwortet werden. Die Längs- und Quervernetzung (Seitenbäche, Aue) der Gewässer ist wiederherzustellen. Durch Stauung hervorgerufene Eingriffe in Gewässerbettdynamik und Feststofftransport sind Überlebensraum Fischtreppe am Kraftwerk durch Laichplatzrestaurierungen (z.B. Geschiebezugaben) und Maßnahmen zur Erhöhung der Strukturvielfalt in Fluss und Aue sowie durch Uferrenaturierungen (Rückbau Uferverbau) zu mindern.« Im Forschungsbereich treffen also die Interessen der Naturschutzverbände und der Anlagenbetreiber ein gemeinsames Arbeitsfeld. Dass gänzlich auf neue Wasserkraftanlagen verzichtet werden soll, wie die Naturschutzverbände fordern, können die WasserkraftBefürworter nicht nachvollziehen. Wie bei allen anderen alternativen Energiegewinnungsformen auch müsse bei der Wasserkraft jeder Einzelfall für sich betrachtet und bewertet werden. red

Fotos: Fotolia und Bundesverband deutscher Wasserkraftwerke

Kraftwerke naturverträglich machen

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Wasserkraft

Strom oder Schnee? Am Nebelhorn ist beides möglich Text: Peter Elgaß Fotos: Nebelhornbahn

an mag zu Beschneiungsanlagen und Bergbahnen stehen, wie man will. Beides findet man im ganzen Alpenraum. Während der Neubau von Bergbahnen sich in Grenzen hält, hat es in den letzten Jahren einen Boom bei den »Schneekanonen« gegeben. Und diese Schneekanonen haben alle eines gemeinsam: einen unheimlich großen Durst nach Wasser. Die Folge: Es werden immer mehr künstliche Speicher gebaut, die im Winter die Schneekanonen mit Wasser versorgen. Meist haben diese Speicherteiche nur diesen einen Zweck: den Durst der Beschneiungsanlagen zu stillen. Nicht so am Nebelhorn. Die Nebelhornbahn in Oberstdorf, eine der ältesten Bergbahnen der Welt, hat sich mit der Beschneiung erst relativ spät befasst. Die attraktiven Pisten sind schneesicher in größeren Höhenlagen. Nur die Talabfahrt wies gelegentlich zu wenig Schnee auf. Vorstand Peter Schöttl kennt die Vorlieben seiner Bergbahnnutzer: »Eine Bergbahn lebt wie wenige Betriebe von einer intakten Umwelt. Deshalb ist es unser Bestreben, die erneuerbaren Energien, die am Berg nutzbar sind, auch zu erschließen.«

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Die schematische Darstellung der Wasserkraft-Anlage mit Beschneiung am Nebelhorn

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Eine »normale« Beschneiungsanlage erschien den Verantwortlichen der Nebelhornbahn schnell als zu kurz gesprungen. Sie sahen, nachdem sie die Beschneiung fertiggestellt hatten, eine gute Chance, das Notwendige (Schneekanonen) mit dem Nützlichen (Wasserkraft) zu verbinden. Der Zufluss über den Faltenbach zum Speicherteich an der Seealpe war so üppig, dass ständig Wasser abgelassen werden musste. Es lag nahe, das Wasser für ein Kleinkraftwerk zu nutzen. 55.000 Kubikmeter Speichervolumen, eine Pumpstation und kilometerlange Druckrohrleitungen waren vorhanden. Notwendig wurden noch 520 Meter zusätzliche Druckleitung, um etwas mehr Fallhöhe zu bekommen, das Krafthaus für die Turbine und ein Schieberschacht zur Umstellung von Beschneiungsauf Kraftwerksbetrieb. 2010 wurde mit dem Zusatzbau begonnen, im Februar 2011 waren die Arbeiten abgeschlossen. Gezielt wurde nach einer leistungsfähigen Turbine gesucht. Man fand letztlich genau das, was man für die Anlage brauchte: eine eindüsige Peltonturbine aus der Südtiroler Wasserkraft-Schmiede Tschurtschenthaler. Sie war bestens in der Lage, aus den rund 100 Litern Wasser (Fallhöhe 185 Meter) pro Sekunde die optimale Kraft herauszuholen. Nach über einem Jahr Betrieb dürfen die Verantwortlichen bei der Nebelhornbahn zufrieden sein: 700.000 Kilowattstunden bringt ihr Kraftwerk in der Jahresleistung. Damit produzieren die Bergbahnbe-


Ein Blick ins Innere der Turbine (Foto links) und in das Innere des Krafthauses

Die technischen Daten des Wasserkraft werkes Seealpe Speicherteich Seealpe auf 1380 Metern Höhe Turbinenhaus auf 1170 Metern Höhe Nettofallhöhe 185 Meter Druckleitungslänge 2036 Meter Turbine: Pelton, Durchmesser: 70 Zentimeter, 21 Schaufeln Generator: Asynchrongenerator, Nennleistung 200 kW Maximaler Durchfluss 100 Liter/Sekunde Drehzahl 1000 pro Minute Regelarbeitsvermögen 700 Megawatt Baukosten 550.000 Euro

treiber in etwa so viel Energie, wie sie für den Bahnbetrieb brauchen. Darüber hinaus haben sie nun Schneesicherheit auch auf den Talabfahrten und für die Rodelbahn. Nur wenn Schnee »produziert« wird, steht das Kraftwerk. Das ist meist in den Monaten Dezember, Januar und Februar der Fall.

Peter Schöttl: »Die Geschäftsfelder Bergbahnen und Wasserkraft-Stromerzeugung ergänzen sich gut. Für die Ausflüge zu den Bergbahnen sind gutes Wetter und Sonnenschein die wichtige Voraussetzung. Künftig können wir uns aber auch über Regen etwas freuen, da wir dann mit unserem Kraftwerk Strom erzeugen!« Anzeige

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Wasserkraft Text: Peter Elgaß Fotos: Johannes Mayr/Genossenschaft

Gequirlte Wasserkraft...

...verschont Fische, Krebse und Aqua-Flora

Wasserwirbelkraftwerke eignen sich besonders gut für kleinere Flüsse mit bereits vorhandenen Querbauten

er hat’s erfunden? Die Schweizer? Nein, erfunden hat das Wasserwirbelkraftwerk der Österreicher Franz Zotlöterer. Aber erstmals an einem Fluss gebaut und unter Realbedingungen erprobt hat es der Schweizer Bauingenieur Andreas Steinmann (64) aus Schöftland bei Aarau. Als die vorbeifließende Suhre Hochwasser führte, kam ihm die zündende Idee, die Wasserkraft zu nutzen. Die Wirbel im Wasser hatten ihm die Inspiration gegeben. Denn das Prinzip des Kraftwerks ist einfach: Ein Ein-

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Das einfache Prinzip des Kraftwerks in der Komplettzeichnung

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lauf-Kanal bringt das Wasser seitlich in ein rundes Becken, das unten mittig einen Abfluss hat. Die Schwerkraft lässt das Wasser rotieren. Im kreisrunden Wirbel dreht ein mehrflügeliger Rotor, der die Wasserenergie auf einen Generator überträgt. Seit 2009 wirbelt das Wasser der Suhre bei Schöftland den Rotor rund 20-mal in der Minute, und der Generator produziert dabei je nach Wassermenge zwischen 80.000 und 130.000 kWh Strom. Inzwischen gibt es eine »Genossenschaft Wasserwirbelkraftwerke Schweiz« (GWWK), die zum Ziel hat, weitere Kraftwerke dieser Bauart zu errichten oder sich technologisch daran zu beteiligen. 2011 bekam diese Gesellschaft den höchsten Preis, den das Schweizer Bundesamt für Energie zu vergeben hat: den »Prix Watt d’Or«. Dabei fand besondere Beachtung, dass diese einfache und wartungsarme Technologie mit kleineren modularen Anlagen besonders für Flussrenaturierung geeignet ist. Die GWWK hat Erfahrungen gesammelt: »Durch den langsam drehenden Rotor im Wasserwir-


bel ergeben sich ideale Bedingungen als Lebensraum für Mikroorganismen. Eine beidseitige Fischdurchgängigkeit ist gegeben.« Das Kraftwerk an der Suhre arbeitet bei einer Fallhöhe von nur 1,4 Metern. Die Genossen sind überzeugt, dass bereits bei 70 Zentimetern und einer durchschnittlichen Wassermenge von 1000 Litern pro Sekunde ein Wirbelkraftwerk betrieben werden kann. Besonders dort, wo bereits Querbauwerke, Staustufen oder Flusshindernisse vorhanden sind, kann ein Wirbelstromkraftwerk wieder Durchgängigkeit für Fische schaffen. »Eine Win-Win-Situation für Mensch und Natur«, freuen sich die Genossen in der Schweiz – über 200 Mitglieder zählt die Vereinigung bereits (200. Mitglied wurde übrigens der bekannte Wissenschaftler Dr. Bertram Piccard). Im Allgäu und in der Schweiz ähneln sich nicht nur die Menschen. Auch die alpine Landschaft ist weitgehend gleich. Die Schweizer Genossen haben

sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr zehn bis fünfzehn Wirbelkraftwerke zu planen und zu bauen. Übertragen auf die Situation im Allgäu, gibt es an den kleineren Flüssen vielfältige Möglichkeiten, ebenfalls Wirbel-Energie zu generieren. Schöftland ist inzwischen von Delegationen aus vier Kontinenten besucht worden – eine aus dem Allgäu war noch nicht dabei.

Wirbelkraftwerk Schöftland Wasserdurchflussmenge: 0,8 - 2,2 m3/s Beckendurchmesser: 6,5 Meter Fallhöhe: 1,4 Meter Rotationsfrequenz: 0,35 Hz (21 U/min) Gewicht Rotor: 1,7 Tonnen Elektr. Leistung: 15 kW (120.000 kWh/a) Kosten: 300.000 CHF/250.000 Euro (inkl. Rotorentwicklung)

Im runden Becken mit 6,5 Metern Durchmesser dreht sich ein 1,7 Tonnen schwerer Rotor 20-mal in der Minute

Genossenschaft Wasserwirbelkraftwerke Schweiz Sägeweg 2, CH-5040 Schöftland Tel. 0041 62721 82 53, E-Mail: info@gwwk.ch - www.gwwk.ch www.fishfriendlyweir.com - www.zotlöterer.com

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Wasserkraft

Bergwasser auf Pump Spitzenstrom-Speicher Warmatsgund Die Energiewende stellt uns vor ein großes Problem: Windkraft und Photovoltaik sind erheblichen Produktionsschwankungen ausgesetzt. Über- und Unterproduktion müssen ausgeglichen werden. Dazu benötigen wir Energie-Speicher – und die sind nicht in ausreichender Menge und Qualität vorhanden. PumpspeicherKraftwerke könnten hier Abhilfe schaffen. Text: Thomas Niehörster Fotos: Volker Wille

trom zu speichern, ist unglaublich schwierig und lässt sich im Augenblick nur bei kleinen Mengen, beispielsweise über Batterien, realisieren. Um lückenlos für Energie zu sorgen, werden im Moment noch Kraftwerke eingesetzt, die ständig Strom produzieren (Grundlastkraftwerke wie Atomund Kohlekraftwerke), um eventuelle Bedarfsspitzen abzudecken. Das Thema Pumpspeicher- und Spitzenstromkraftwerke findet noch zu wenig Beachtung. Auch bei uns im Allgäu. Obwohl im Oberallgäu mit dem Kraftwerk Warmatsgund ein solches seit 1992 still und effizient arbeitet.

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In zwei Richtungen aktiv Die Funktionsweise der Pumpspeicher-Kraftwerke ist schnell erklärt: Es kann Strom erzeugen oder ihn durch Umwandlung speichern. Je nachdem, ob Überschuss oder ein Bedarf an Strom herrscht, arbeitet das Pumpspeicherkraftwerk in zwei Richtungen. Wenn zu viel Strom erzeugt wird, pumpt man mit diesem Strom Wasser aus einem Tal-See über Rohrleitungen in einen höher gelegenen Obersee. Wird Strom benötigt, so lässt man das Wasser vom Oberbecken über die Turbine in das Unterbecken ab. Die Turbine treibt den Generator an. Es wird Strom erzeugt. Ein Pumpspei72

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cher-Kraftwerk kann im Gegensatz zu Heizkraftwerken innerhalb weniger Minuten auf volle Leistung gebracht werden. Es ist auch schwarzstartfähig (d.h. es kann auch ohne Fremdstrom gestartet werden) und kann so andere Kraftwerke bei einem totalen Stromausfall hochfahren. Pumpspeicher-Kraftwerke kommen den Anforderungen, Strom kurzfristig oder bei Bedarf zu liefern, exzellent nach.

Das Kraftwerk Warmatsgund Seit 1919 versorgen die Gemeindewerke die Oberstdorfer Bürger mit Strom. Damals wurden im Ort 100.000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, in den frühen 1990er-Jahren waren es fast 50 Millionen Kilowattstunden. Für den Markt Oberstdorf bedeutete die Realisierung des Wasserkraftwerkes Warmatsgund eine größere Unabhängigkeit in der Stromversorgung. Im Kraftwerk erzielt eine zweistrahlige Peltonturbine, gekoppelt mit einem Generator, eine Leistung von 4661 Kilowatt in der Stunde. Die Jahresstromerzeugung liegt bei ca. 14 Millionen Kilowattstunden. Baubeginn war im Dezember 1989 mit dem Stollenschlag. Er hat eine Länge von 1660 Metern und ist begehbar. In ihm verläuft das Druckrohr mit einem Durchmesser von 90 Zentimetern. Der Stollen


Das auf 1300 Metern Höhe gefasste Wasser wird vom Oberbecken (Foto auf der linken Seite) durch eine Stollen-Leitung zum Krafthaus und zum Unterbecken geleitet (Fotos oben und unten)

Auf dem Foto links ist das Schema des Kraftwerks zu sehen. Aus einer gewissen Entfernung erscheinen die Becken gar nicht mehr so künstlich gestaltet

konnte im Winterbau hergestellt werden. Die übrigen Anlagen wurden in drei Sommerbauzeiten bis September 1992 erstellt. Auf 36 Millionen Mark beliefen sich damals die Baukosten. Heute wird die Anlage von der Warte Oberstdorf ferngesteuert. Sämtliche Schaltbefehle und Daten können mittlerweile zudem über ein Smartphone erteilt und empfangen werden. Das Oberbecken liegt in ca. 1300 Metern Höhe. Sein Volumen beträgt ca. 25.000 Kubikmeter bei einer Oberfläche von ca. 10.000 Quadratmetern. Es ist von der Oberfläche her kleiner als das Unterbecken, dafür jedoch tiefer. Zur Sicherung wurde eine Lawinenverbauung errichtet und der gemeinsame Damm zwischen Oberbecken und Bachvorbeileitung mit einem Notüberlauf versehen. Das Oberbecken wird auch von zahlreichen kleinen Zuflüssen gespeist.

5000 Volt bei 750 Umdrehungen Das Krafthaus mit Unterbecken steht an der Einmündung des Warmatsgund-Baches in die Stillach auf etwa 920 Metern Höhe. Die Nutzfallhöhe beträgt also rund 380 Meter. Die Anlage ist für eine Wassermenge von 1,45 Kubikmetern pro Sekunde ausgelegt. Die Turbine selber ist lagerlos, ihre Kräfte lasten mit auf den Lagern des Generators. Bei einer Drehzahl von

750 Umdrehungen in der Minute beträgt die Betriebsspannung 5000 Volt. Ursprünglich wurde das Kraftwerk Warmatsgund als reines Pumpspeicherkraftwerk gebaut. Das nächtliche Hochpumpen des Beckeninhaltes vom Unterbecken nach oben findet aber kaum mehr statt, da die Einspeisevergütung für den normalen Laufwasserbetrieb höher ist als der Nutzen der zusätzlichen Wassermenge durch den Pumpbetrieb. Nur im Winter, wenn nicht ausreichend Wasser in das Oberbecken fließt, wird nachts Wasser vom Unter- in das Oberbecken gepumpt. Im Laufwasserbetrieb können durch eine Beckenfüllung ca. 22.000 kWh erzeugt werden. Nach dem Durchgang durch die Turbine fließt das Wasser über das Unterbecken in die Stillach.

Erweiterung ist in Planung Da eine Erweiterung des Oberbeckens aufgrund der geologischen Verhältnisse mit Risiken verbunden ist, wird von der Gemeinde zurzeit untersucht, den Beschneiungsteich an der Kanzelwand als Oberbecken zu nutzen. Damit könnte eine Fallhöhe von 900 Metern, mithin eine höhere Leistung erreicht werden. Wann – und ob überhaupt – dieser Plan realisiert werden kann, steht allerdings noch offen.

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Wasserkraft

Hotel am laufenden Wasser Im Einklang mit den Kräften der Natur

Text: Thomas Niehörster Fotos: Niehörster/privat ie preiswerteste Methode, Strom zu erzeugen, geschieht durch die Kraft des fließenden Wassers. Wasserräder sind bereits aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. aus Mesopotamien bekannt, wo sie Schöpfräder antrieben. Wasserräder standen im Dienst der Müller, von Sägewerkern oder Hammerschmieden. Die ausreichende Wasserversorgung, ohne die sich kein Rad bewegte, ist heute noch ein Politikum, das sich in den Wasserrechten niederschlägt. Im Allgäu liegen viele Wasserrechte in den Händen der Rechtler. Und das ist gut so, da ohne deren mögliches Veto wahrscheinlich schon etliche Wasserrechte an Konzerne verkauft wären. Am Mühlbach im Hindelanger Tal werden das Hotel »Wiesengrund«, ein Akademiegebäude und ein Campingplatz »alternativ« mit Energie versorgt. Wir stellen das Konzept vor.

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Das Wasserrad des Hotels »Wiesengrund« in Bad Hindelang ist 6,5 Meter hoch und 2,7 Meter breit. Angetrieben wird es durch den schon vor Jahrhunderten kanalisierten Mühlbach, der von der Ostrach abgeleitet wird. Es wurde 2009 in Betrieb genommen und versorgt mittels eines Generators alle Pumpen und Aggregate des Akademiegebäudes, eines dahinter liegenden Wohnmobilstellplatzes und der Heizungsanlage (Hackschnitzel) mit Strom. »Die 500 bis 600 Festmeter Holz ersetzen ca. 70.000 Liter Heizöl. Wir versorgen uns CO2-neutral mit Energie und sind unabhängig – das ist ein wunderbares Gefühl«, ist Hotelier Alexander Kullmann darauf stolz. Der gesamte Komplex des Hotels »Wiesengrund« – zwei Hotels, Akademiegebäude und Wohnmobilstellplatz – wird mit einem eigenen Energiekonzept ökologisch und ökonomisch selbst versorgt. Neben der Photovoltaik und der Stromerzeugung mittels Wasserrad erzeugt ein Kleinwasserkraftwerk 200.000 kW Jahresleistung. Damit könnten 60 bis 70 Dreipersonenhaushalte ein Jahr mit Strom versorgt werden. Da das Hotel nur 120.000 kW im Jahr benötigt, wird


Ganz links: das mächtige Laufwasserrad. Daneben der dazugehörige Generator. Unten: die Kaplanturbine Wiesengrund, links Bürgermeister Adi Martin, rechts Alexander Kullmann im Turbinenraum mit dem Kaplanturbinen-Generator

der Rest in das Netz der Gemeinde eingespeist. Das Kleinwasserkraftwerk, ebenfalls vom Mühlbach gespeist, wurde 2009 von der bayerischen Firma WatecHydro installiert. Bei einer Leistung von 27 kW/h produziert der Generator an der Kaplanturbine, durch die pro Sekunde 2000 Liter Wasser stürzen, pro Jahr die oben erwähnten 200.000 kWh Elektrizität. Dem Einlauf ist ein automatischer Rechen vorgeschaltet. Und der Bau einer Fischtreppe ist soeben genehmigt worden. Wasserräder werden nach Art des Wasserzulaufes klassifiziert. Je nach Gefälle sowie der Differenz zwischen Zu- und Ablauf werden unterschiedliche Wasserräder eingesetzt. Beim oberschlächtigen Wasserrad strömt das Wasser durch eine Rinne auf das Rad, beim unterschlächtigen Wasserrad fließt das Wasser durch einen verengten Wasserlauf (Kropf) und treibt das Wasserrad von unten an. Entsprechend sind die Schaufeln angeordnet. Das Wasser wird zumeist von einem kleinen Wehr mehrere Hundert Meter oberhalb des Wasserrades aus in einem künstlichen Kanal mit wenig Gefälle zum Rad geleitet. Durch das Wehr kann

die Zulaufmenge des Wassers reguliert werden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts konnten die damals aufkommenden Wasserturbinen viel größere Wassermengen und höhere Gefälle nutzen, sodass die Wasserräder als Stromlieferant verdrängt wurden. Heute lohnt es sich wieder, mittels Wasserrädern und Turbinen Strom zu erzeugen, da die Technik soweit fortgeschritten ist, dass sich auch kleinere Anlagen rentieren. Der Hotelkomplex »Wiesengrund« ist ein gutes Beispiel dafür. »Wasserkraft ist eine bewährte Energieträgerin«, ist sich Rolf Gschwind von der Firma Watec-Hydro gewiss, »in Bayern liefert sie fast so viel Strom, wie die Bevölkerung des Freistaates privat verbraucht. Der Ertrag von Wassertriebwerken lässt sich noch verdoppeln. Hier in Deutschland sind die Genehmigungsauflagen oft zu gewaltig. Da kennen wir Fälle, wo es gut zehn Jahre dauert.« Die eidgenössischen Kantonsbehörden im Bernerland/Schweiz benötigten hingegen für die Genehmigung eines »Permamentgenerators« lediglich drei Monate und gewährten darüber hinaus eine größere Wassermange, als beantragt.

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Wasserkraft

Nikolaus Burger in Engetried an einem »Spielrad« aus seiner Firma

Der »Wasserkraft-Macher« aus Engetried im Allgäu Text: Markus Frobenius Fotos: Markus Frobenius (4), Nikolaus Burger (3) ie Atomkatastrophe von Fukushima bewog die bayerische Staatsregierung, ihre Energiepolitik um 180 Grad zu wenden: Seitdem setzt sie auf regenerative Energie aus Biogas, Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft. Da war Nikolaus Burger aus Engetried bei Ottobeuren der Politik um Jahre voraus. Er übernahm Ende der 1980er-Jahre den Betrieb seines Vaters und krempelte ihn um: »Ich habe mich 1989 auf Wasserkraft spezialisiert, denn ich wollte schon damals Alternativen zur Atomkraft schaffen«, erzählt der 49-Jährige. Und das erste Gesetz zur Erneuerbaren Energie 1989 nutzte Burger, um seine Firma in Engetried, einem Ortsteil von Markt Rettenbach im Ostallgäu, umzustrukturieren. Sein Großvater hatte

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die Firma 1911 als Hammerschmiede aufgebaut, der Vater sie als Landmaschinenfirma weitergeführt. »Ich wollte schon immer etwas mit Energie machen. Das Gesetz bot mir die Gelegenheit«, berichtet er. Er baute sein eigenes Wasserkraftwerk um, ersetzte die drei alten Wasserräder durch eine moderne Turbine und produzierte von da an doppelt so viel Strom, als die Firma selbst verbrauchte. Er konnte sich ans öffentliche Netz anschließen und den überschüssigen Strom dort einspeisen. Inzwischen ist die Firma »Wasserkraftanlagen Burger« eine von rund 20 Betrieben dieser Art in Deutschland. Burger ist führend beim Automatisieren, Modernisieren und Reparieren von bestehenden Was-


serkraftanlagen. Sein Betrieb und die anderen Anbieter betreuen in Bayern rund 4000 Anlagen, zumeist in Mühlen, Schmieden oder kleinen Elektrizitätswerken. In Kaufbeuren zum Beispiel drei der fünf Mühlbachbeteiligten. Damit hat Burger als Allgäuer Mächler sich einen Namen sogar weit über die bayerischen Grenzen hinaus gemacht. Er hat sich eine hochinnovative »Nische« erschlossen und in diesem Bereich Pionierarbeit geleistet. Burger stellt aber auch fest, dass die Zahl der Betreiber von Wasserkraftanlagen leicht abnimmt. Einerseits werden Kleinerzeuger immer noch von Großkonzernen übernommen, andererseits seien die Hürden insbesondere durch die Naturschutz-Auflagen immer höher. So werde die Durchgängigkeit der Gewässer für Fischwanderungen immer vehement gefordert. Die Kosten für sogenannte Fischtreppen seien aber für Betreiber von Kleinanlagen oft nur schwer zu stemmen. Dennoch sieht sich Burger gut aufgestellt. Er ist zusammen mit seiner Frau Gabriele Geschäftsführer des 101 Jahre alten Betriebes und hat acht Angestellte, die als Anlagenbauer auf Kraftwerke und vor allem Turbinen spezialisiert sind. Davon gibt es vier Typen: die Peltonturbine, die Durchströmturbine, die Francisturbine und die Kaplanturbine. Aufgrund seiner Erfahrung in Sachen Wasserkraftanlagen war Burger auch die erste Adresse, als der »Freundeskreis Tansania« aus München ein dringendes Problem mit einem Wasserkraftwerk hatte: Die Organisation leistet humanitäre Hilfe in dem ostafrikanischen Staat, baut dort Krankenhäuser, Heime oder Schulen auf. In Longo in der Region Mbingue, rund 600 Kilometer von der Hauptstadt Daressalam entfernt, stagnierte eines der Projekte. Die Region habe zwar viel Landwirtschaft und keine Hungersnöte, aber es gebe auch keine nennenswerte Industrie. Der Freundeskreis hilft dort einem Kloster, ein Krankenhaus aufzubauen. »Das ist eine sehr arme Region«, berichtet Burger. Denn der gelernte Schmiedemeister reiste 2009 auf Bitten des Freundeskreises nach Longo im Westen des Landes. Um das Krankenhaus nämlich sinnvoll in Betrieb zu nehmen, braucht es natürlich Strom. Doch leider ist das regionale Kraftwerk nie so richtig gelaufen. Stattdessen liefert ein Notstromaggregat zwei Stunden täglich Strom. Damit konnte zwar Wasser aus einem Tiefbrunnen gepumpt werden. »Aber die Geräte im Krankenhaus konnten so nicht richtig betrieben werden. Die Leute dort warteten dringend auf den Strom«, stellte Burger vor Ort fest. 500 Kilowatt sollte das Kraftwerk liefern. Die Turbine wird gespeist von einem Fluss, der aus den nahegelegenen Bergen kommt. 30 Meter beträgt die Fallhöhe. Als Burger die Turbine zerlegte, stellten sich viele Teile als reparaturbedürftig dar. Mit dem Repara turvorschlag von Burger konnte in Longo aber niemand etwas anfangen, denn dafür fehlten Fachbetrie-

Aufgestauter Mühlbach (Abzweig der Günz), den das Kraftwerk der Firma Burger nutzt

Nikolaus und Gabriele Burger (links) und ihre Mitarbeiter vor der instandgesetzten Turbine, die nach Tansania verfrachtet wurde

Selbstgebauter automatischer Rechenschieber, der am Kraftwerk der Firma Burger eingesetzt ist

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Wasserkraft

»Spielrad« aus dem Hause Burger in der Fußgängerzone Kempten

In der Werkstatt Burger liegt auch dieses Schaufelrad einer alten Turbine, dessen Teile einst beweglich waren

Arbeit bei Burger an der Turbine für Tansania

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be und Werkzeug, Zubehör und Teile. Also wurden ihm 2011 die Turbine und andere Teile der Anlage aus Longo in die Allgäuer Firma nach Engetried geliefert. Burger hat sie zum Teil reparieren können, aber auch Komponenten neu hergestellt – viele Arbeitsstunden waren nötig, konnten aber nicht in Rechnung gestellt werden. 2012 waren die Arbeiten an den Teilen fertig und wurden per Schiff verschickt, das Ende August in Tansania ankam, wo die Anlage baldmöglichst in Betrieb genommen werden soll. Allgäuer Know-how betreibt hoffentlich bald reibungslos ein Krankenhaus in Tansania. Burger ist auch rund um die Turbinen innovativ: Die Firma projektiert und plant inzwischen ganze Kraftwerksanlagen, baut automatische Rechen, Stauwehre und Steuerungsanlagen dafür. Aber auch die klassische Wassernutzung gibt es in Engetried: Burger baut auch Wasserräder in allen Größen. Einerseits für Mühlen mit Direktantrieb und für Wasserkraftanlagen, die Strom erzeugen, doch auch, um die Kraft des Elementes spielerisch zu nutzen. Dafür stellt die Firma sogenannte Kleinräder her: Stahlräder von 33 bis 66 Zentimeter Durchmesser können Kunden für ihren Garten oder Kommunen für ihre Parkanlagen bekommen. Auch das Wasserrad in Kemptens Fußgängerzone stammt aus dem Hause Burger. Die Zierräder werden einerseits zur Überbrückung von auftragsarmen Zeiten gemacht, dienen andererseits aber auch zur Erprobung neuer Ideen. Burgers Arbeiten in der Wasserenergie sind offenbar nicht unbemerkt geblieben: Als die Handwerkskammer einen Stand zum Thema Energiewende auf der diesjährigen Internationalen Handwerksmesse in München zeigte, repräsentierte Burger die Wasserkraft. Ausstellungsstück: die reparierte Turbine für Tansania. »Spielrad« der Firma Burger


Medien Service Klimaschutz und Denkmalschutz Schutz für Klima und Denkmal – kommunale Praxisbeispiele zum Klimaschutz bei denkmalgeschützten Gebäuden

Holz Wie ein Naturstoff Geschichte schreibt Die Bände der Reihe Stoffgeschichten stellen einzelne Naturstoffe vor. Im dritten Band geht es um das Holz. Dieses Material begleitet den Menschen bereits seit der Steinzeit. Ob als Pfeil beim Jagen oder zum Gletscherbesteigen für »Ötzi«. Auch die Baumeister von Kathedralen im Mittelalter konnten nicht ohne auskommen. Bis in die heutige Zeit hinein ist Holz ein unverzichtbarer Naturstoff, denn man braucht ihn zum Bauen ebenso wie zum Verbrennen. Dieses Buch zeigt die vielfache Nutzung von Holz durch die Jahrtausende und stellt das Verhältnis zwischen ihm und dem Menschen anschaulich dar. Der Leser durchlebt eine spannende Zeitreise, die ihn bis zu 400.000 Jahre zurück in die Vergangenheit katapultiert und immer wieder neue Entdeckungen bietet. Von Joachim Radkau, 352 Seiten, Hardcover, zahlreiche Abbildungen, Preis: 22,95 Euro, ISBN: 978-386581-321-3, oekom verlag,

Um die Kommunen bei ihren Klimaschutzprojekten zu unterstützen, gibt die »Servicestelle Kommunaler Klimaschutz« Bücher heraus, die sich themenspezifische Schwerpunkte herausgreifen. Dabei werden konkrete Erfahrungen aus der Praxis verschiedener Kommunen dargestellt, um anderen Kommunen so beim Klimaschutz zu helfen. Diesmal steht die Veröffentlichung unter dem Motto »Klimaschutz und Denkmalschutz«. Es geht einerseits um energetische Sanierungen von Baudenkmälern wie Wärmedämmung, Austausch der Fenster, Sanierung der Beleuchtung usw. Auf der anderen Seite wird zum Beispiel der Fall mit Solaranlagen auf Denkmälern thematisiert. Ferner wird mittels der fünf Beiträge aus der kommunalen Praxis erklärt, wie Klimaschutz und Denkmalschutz zusammenhängen. Wärmebilder verdeutlichen die Gründe für eine Sanierung, und anschauliche Grafiken legen die Ergebnisse der jeweiligen Maßnahmen dar. Servicestelle Kommunaler Klimaschutz, 80 Seiten, vierfarbig, zahlreiche Abbildungen, Köln 2011

Alternativen Die Gemeinwohl-Ökonomie Unser Wirtschaftssystem, das nur aus Gewinnstreben und Konkurrenz besteht, hat für sämtliche Krisen gesorgt, ob nun Arbeitslosigkeit, Klimakrise, Energiekrise, Hungerkrise usw. Deshalb hat Christian Felber ein alternatives Wirtschaftsmodell, die »Gemeinwohl-Ökonomie«, gegründet. Es ist jetzt ein Jahr alt und hat ein solches Echo ausgelöst, dass es in einer erweiterten Neuausgabe erscheint. Diese Gemeinwohl-Ökonomie beruht – wie eine Marktwirtschaft – auf privaten Unternehmern und individueller Initiative. Dabei sollen aber nicht Gewinnstreben und Konkurrenz vorherrschen, sondern die Betriebe kooperieren zusammen, um den größtmöglichen Gewinn zu erzielen. Es sollen dabei vor allem die Werte im Vordergrund stehen, die es sonst offenbar nur in zwischenmenschlichen Beziehungen gibt, wie zum Beispiel Ehrlichkeit, Respekt und gegenseitige Hilfe. Dieses Modell ist offen und demokratisch und wird deshalb stetig weiterentwickelt. So haben zahlreiche Regionalgruppen eine gemeinsame Strategie für die kommenden fünf Jahre entworfen. Das Buch analysiert die aktuelle Lage und stellt umfassend das Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie vor, ohne dabei wichtige Details wie Banken oder Demokratie außer Acht zu lassen.

München 2012 Von Christian Felber, aktualisierte und erweiterte Neuausgabe, 208 Seiten, flexibler Einband, Preis: 17,90 Euro, ISBN 978-3-552-06188-0, Deuticke Verlag, Wien 2012

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Lieferadressen von Energie-Firmen aus diesem Heft* A AE Allgäu Energie AG Büro 87719 Mindelheim, Reinpoldstraße 5: Telefon: 08261/9911-0 Büro 87600 Kaufbeuren, Neugablonzer Straße 21 E.-Mail: info@ae-energie.de

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Allgäuer Kraftwerke GmbH Am Alten Bahnhof 10 87527 Sonthofen Telefon: 08321/2690 Fax: 08321/269099 E-Mail: info@allgaeukraft.de www.allgaeukraft.de

Allgäuer Überlandwerk GmbH Illerstraße 18 87435 Kempten Telefon: 0831/25210 Fax: 0831/2521-250 E-Mail: info@auew.de

Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern Max-Joseph-Straße 4, 80333 München Telefon: 089/5119-0,

Fax: 089/5119-295 E-Mail: info@hwk-bayern.de hwk-bayern.de

Autohaus Schneider GmbH An der Eisenschmelze 31 87527 Sonthofen Telefon: 08321/82032 oder 87265 Fax: 08321/87243 E-Mail: info@schneiderrenault.de www.schneider-renault.de

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B Baugrund Süd Gesellschaft für Geothermie mbH Maybachstraße 5 88410 Bad Wurzach Telefon: 07564/9313-40 Fax: 07564/9313-50 E-Mail: info@ baugrundsued.de

Baumit GmbH Reckenberg 12 D-87541 Bad Hindelang Telefon: 08324 921-0 Fax: 08324 921-470 E-Mail: info@baumit.de www.baumit.com/

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INMARES AG Im Katzenwadel 6 4102 Binningen Schweiz E-Mail: info@inmares.com

eza! Energie- & Umweltzentrum Allgäu gemeinnützige GmbH Burgstr. 26 87435 Kempten Telefon: 0831/960286-0 Fax: 0831/960286-90 E-Mail: info@eza-allgaeu.de

L Lechwerke AG Schaezlerstraße 3 86150 Augsburg Telefon: 0821/328-0 Fax: 0821/328-1170

G

M

Genossenschaft Wasserwirbelkraftwerke Schweiz

movelo Deutschland

Sägeweg 2 5040 Schöftland/Schweiz Telefon: +41 (0) 62721/8253 info@gwwk.ch www.gwwk.ch

H Herz & Lang GmbH Ritzensonnenhalb 5a 87480 Weitnau Telefon: 08375/921133-0 Fax: 08375/921133-55 E-Mail: dieter.herz@ herz-lang.de www.herz-lang.de Kontakt: Dipl.Ing. (FH) Dieter Herz, Florian Lang

Hock GmbH & Co. KG Industriestraße 2 86720 Nördlingen Telefon: 09081/80500-0 Fax: 09081/80500-70 E-Mail: info@thermo-hanf.de

Innsbrucker Str. 2, D-83435 Bad Reichenhall Telefon: 08651/762997-0 E-Mail: info@movelo.com

N Nebelhornbahn AG Nebelhornstraße 67 87561 Oberstdorf Telefon: 08322/96000 www.das-hoechste.com

P Paradigma Deutschland GmbH Ettlinger Str. 30 76307 Karlsbad Tel.: 07202/922 - 0 Fax: 07202/922 - 100 E-Mail: info@paradigma.de www.paradigma.de

PAVATEX GmbH Wangener Str. 58 88 299 Leutkirch


R Regionalwerk Boden see GmbH & Co. KG Waldesch 29 88069 Tettnang Telefon: 07542/9379-0 Fax: 07542/9379-101 E-Mail: info@rw-bodensee.de www.rw-bodensee.de

RUF-Automobile Mindelheimer Straße 21 D-87772 Pfaffenhausen Telefon: 08265/911911 Fax: 08265/911912 E-Mail: info@rufautomobile.de www.ruf-automobile.de

RENNERGY Systems AG Einöde 50 87474 Buchenberg Telefon: 08378/9236-0 Fax 08378/9236-29 E-Mail: rennergy@ rennergy.de www.rennergy.de

S Sabine Schmidt (Dipl. Ing. FH) freie architektin BDB eza Partnerin zertifizierte Passivhausplanerin Bregenzer Str. 13 88171 Weiler im Allgäu Telefon: 08387/923738 Fax: 08287/923739

E-Mail: sabineschmidt. architektin@web.de www.s-schmidtarchitektin.de

Schalber Event GmbH Am Auwald 12 87541 Bad Hindelang Tel.: 08324/952949 Fax: 08324/952955 www.schalber-events.de

Scholl + Karg GmbH An der Lexenmühle 14 87541 Vorderhindelang Telefon: 08324/93210 Fax: 08324/932111 E-Mail: info@scholl-karg.de

Sensor-Technik Wiedemann GmbH Am Bärenwald 6 87600 Kaufbeuren Telefon: 08341/9505 - 0 Fax: 08341/9505 - 55 E-Mail: info@sensortechnik.de

Siemens AG Wittelsbacherplatz 2 80333 München Telefon: 089/63600 Fax: 089/63652000 Pressestelle: www.siemens.com/presse /kontakt

Solar Cooperation Allgäu Ltd. & Co. KG An der Wilhelmshöhe 31 87463 Dietmannsried Telefon: 08374/586622 Fax: 08374/230364 E-Mail: info@solarcooperationallgaeu.com

Foto: Thorben Wengert

Telefon: 075 61/9855 - 0 Fax: 07561/9855 - 30

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gibt Ratschläge zur energetischen Sanierung, an Altbau und Neubau

Solarkraft GmbH Hirschberger Weg 4 87437 Kempten Telefon: 0831/565444 Fax: 0831/565445 E-Mail. info@solarkraftumwelttechnik.de

Stadtwerke Bad Saulgau Moosheimer Straße 28 88348 Bad Saulgau Telefon: 07581/506-110 Fax: 07581/506-239 E-Mail: info@stadtwerkebad-saulgau.de www.stadtwerke-badsaulgau.de

Stadtwerke Überlingen GmbH Kurt-Wilde-Straße 10 88662 Überlingen Telefon: 07551/9234- 0 Fax: 07551/9234 - 26 E-Mail: info@stadtwerkeueberlingen.de www.stadtwerkeueberlingen.de

Technische Werke Schussental GmbH & Co. KG Schussenstraße 22 88212 Ravensburg Telefon: 0751/804-0 Fax: 0751/804-1304 www.tws.de

TERRAKONZEPT PG Sonthofer Str. 30 87541 Bad Hindelang Telefon: 08324/405316 Fax: 08324/405317 Mobil 1: 0151/54728709

Tesla Motors Ltd. Kings Chase, King Street, Maidenhead, SL6 1DP, UK Telefon: +44 (0) 1628/450600

Tschurtschenthaler Turbinenbau Maschinen- u. Turbinenbau Gewerbezone Schmieden Sonnwendweg 19 I-39030 Sexten (BZ) Telefon: +39 (0)4710502 Fax: +39 (0)474/710133

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Foto: AÜW

Technische Werke Friedrichshafen GmbH

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Kornblumenstraße 7/1 88046 Friedrichshafen Telefon: 07541/505-0 Fax: 07541/505-111 www.twf-fn.de

W Walter Hummel jun. Abbundtechnik Einzelunternehmen Kohlstattweg 4 87767 Niederrieden Telefon: 08335/9283

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WATEC-Hydro e.K. Alpenstraße 22 87751 Heimertingen Tel.: 08335 / 989339-0 Fax: 08335 / 989339-11 E-Mail: info@watec-hydro.de

Wiesengrund Familie Kullmann Ostrachstrasse 23, 87541 Bad Hindelang Telefon: 08324/2219 Fax: 08324/2284 E-Mail: info@wiesengrund.com www.wiesengrund.com

Y YES-Company GmbH Schongauer Str. 1 87665 Mauerstetten Telefon: 08341/966887-0 Fax: 08341/966887-7

Z Privat-Brauerei Zötler GmbH Grüntenstr. 2 87549 Rettenberg/Allgäu Telefon: 08327/9210 Fax: 08327/7487 *Wir übernehmen keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben.

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Vorschau auf die Themen in der nächsten Ausgabe

allgäu ALTERNATIV Energie erzeugen Wasserstoff: Windkraft: Wasserkraft: Photovoltaik: Elektrizität:

Umweltneutral, antriebsstark, speicherbar Situationsbericht – neue Standorte im Allgäu Wo noch Potenziale schlummern Lohnt sich die Investition auch weiterhin? Photovoltaik in der Fläche – unter welchen Voraussetzungen? Stromanbieter im Vergleich

Mobilität Ein regionaler Überblick zu Kauf, Miete und Probefahren Der Megatrend eröffnet neue touristische Geschäftsideen

Energiesparen Wirtschaft: Unternehmen: Dämmstoffe: Recycling: Kraft-Wärmekopplung: Sanierung:

Eine Brauerei rüstet energetisch um Allgäuer Technologie bringt Windkraftanlagen in Schwung Regionale Konzepte, große Wirkung, kurze Wege So arbeitet die Wertschöpfungskette im Allgäu Was der Markt vor Ort bietet Alles über Fördermittel, Programme und Hilfsangebote

Schwerpunktthema Holz: Holzbau: Waldwirtschaft:

Sichere Brennstoff-Versorgung, unweltneutrales Heizen Wir stellen innovative Unternehmer und ihre Projekte vor Kreislauf der Generationen

Reportage Hüttenzauber: Aus Stadt und Land: Blick über den Zaun: Geldinstitute: Bürgergenossen:

Energiekonzepte im Hochgebirge Energetische Allgäuer Leuchtturmprojekte Das Dorf der Stromrebellen Spezielle Anlagemöglichkeiten in Erneuerbare Energien Wie funktioniert das gute Miteinander?

Fotos: Volker Wille, Kurt Michel_pixelio.de; Thorben Wengert_pixelio.de; RainerSturm_pixelio.de

Elektroautos: E-Bike:

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