Unzensuriert Magazin April 2012 - Arabellion

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Heft 5 • Jg. 2 • April 2012 8,- Euro • ISSN 2221-8904

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Arabellion Chaos und Islamismus Wahhabiten Österreich als Zentrum Casinos Politische Glücksritter www.unzensuriert.at


UNZENSURIERT

1848 Medienvielfalt GmbH

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as Projekt Unzensuriert hat einen weiteren Schritt in Richtung Professionalität gesetzt. Die „1848 Medienvielfalt Verlags GmbH“ wurde gegründet und fungiert ab sofort als Medieninhaber des Unzensuriert-Magazins. Mit dem Namen der Gesellschaft erinnern wir an das Revolutionsjahr 1848, in dem Bürger, Arbeiter und Studenten für die Grundrechte gekämpft haben, zu denen auch die Pressefreiheit zählt.

Unzensuriert unterwegs

IMPRESSUM Medieninhaber 1848 Medienvielfalt Verlags GmbH (FN: 375169 w) 1190 Wien, Billrothstraße 19 Tel.: +43720981877 Mail: buero@unzensuriert.eu

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Herausgeber Mag. Alexander Höferl Dipl.-Ing. Walter Asperl ISSN 2221-8904 Druck online Druck GmbH Brown-Boveri-Straße 8 A-2351 Wr. Neudorf Titelbild morganimation, magann, vishnukumar / Fotolia OFFENLEGUNG GEM. § 25 MEDIENGESETZ Herausgeber Mag. Alexander Höferl Dipl.-Ing. Walter Asperl

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Medieninhaber (Verleger) 1848 Medienvielfalt Verlags GmbH (FN: 375169 w) Unternehmenszweck Gegenstand des Unternehmens ist die Ausübung des nicht reglementierten Handelsgewerbes (freies Gewerbe) i.S. des §5 Abs.2 GewO 1994 sowie der Betrieb eines Verlages und die Erzeugung, der Betrieb und der Vertrieb von Medienprodukten. Geschäftsführer Dipl.-Ing. Walter Asperl Adresse und Sitz 1190 Wien, Billrothstraße 19 An der 1848 Medienvielfalt Verlags GmbH mit einer 25 % übersteigenden Einlage beteiligte Gesellschafter Dipl.-Ing. Walter Asperl 45 % Unzensuriert – Verein zur Förderung der Medienvielfalt (ZVR: 286644705) 40 % Grundlegende Richtung Unzensuriert.at berichtet über ausgewählte Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die von den großen Mainstream-Medien gar nicht oder nur ungenügend behandelt werden.

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m 1. März 2012 stellten sich zahlreiche freiheitliche Politiker aus den Wiener Bezirken Donaustadt und Floridsdorf im Rahmen eines unzensurierten Politik-Abends den Fragen von Chefredakteur Alexander Höferl. Ehrengast war der Dritte Nationalratspräsident und Unzensuriert-Gründer Martin Graf (Foto). Unter den mehr als hundert Gästen wurden Bücher und Magazin-Abos als Preise verlost. Auf Grund des großen Erfolgs findet die Veranstaltung am Donnerstag, 10. Mai 2012, um 18.30 Uhr im Lokal „Bier & Brot“ in Floridsdorf eine Neuauflage. Unsere Leser sind herzlich dazu eingeladen. Für Speis‘ und Trank ist gesorgt.

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Einladung „Politik unzensuriert“ mit dem 3. Präsidenten des Nationalrats Mag. Dr. Martin Graf Freiheitliche Mandatare aus Bezirk, Land und Wahlkreis im Unzensuriert-Interview. LAbg. Wolfgang Irschik FPÖ-Floridsdorf

Donnerstag, 10. Mai 2012 18.30 Uhr Lokal „BIER & BROT“ www.bierundbrot.at Frauenstiftgasse 4, 1210 Wien

LAbg. Toni Mahdalik FPÖ-Donaustadt Impressum: FPÖ-Floridsdorf, Rathausplatz 8, 1010 Wien office@fpoe21.at


INHALT

Adlerperspektive Der freiheitliche Europa-Abgeordnete Andreas Mölzer erklärt für uns die Position der Türkei als mögliches Vorbild der sich neu organisierenden Staaten. Ihr Einfluss wächst, während für die Christen in der Region der „Arabische Frühling“ immer mehr zu einem „Islamistischen Winter“ wird. Neue Schulden trotz Sparpaket Das Parlament hat vor kurzem das Sparpaket beschlossen, doch die Schulden steigen weiter. Warum Österreich scheitert, wirkliche Reformen und damit eine Trendumkehr bei der Staatsverschuldung zuwege zu bringen, erklärt im Interview Gottfried Schellmann, einer von Europas führenden Experten im internationalen Steuerrecht. Abgesehen vom Budget ist das Hohe Haus derzeit in erster Linie mit der Aufklärung zahlreicher Korruptionsfälle beschäftigt. Neben der Telekom rükken dabei die Casinos Austria immer mehr in den Blickpunkt. Nach der Finanzierung einer ÖVPWahlkampfveranstaltung 2008 steht der Verdacht des Gesetzeskaufs im Raum. Weniger großzügig zeigt sich der Glücksspielkonzern bei der Auszahlung von Gewinnen. Der „Superjackpot“ eines Spielers im Casino Bregenz ist gerichtsanhängig. In das Land, in dem die Welt endet, entführen wir Sie auf den Reise-Seiten: nach Chile, das alle Klimazonen der Welt vereint. Ein Portrait des Komponisten, Musikpädagogen und Zisterzienser-Paters Balduin Sulzer, der kürzlich seinen 80. Geburtstag feierte, finden Sie im Kulturteil. Er unterrichtete einen der bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit: Franz Welser-Möst, Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper. ■

INHALTSVERZEICHNIS Schwerpunkt: „1 Jahr Arabellion“ Der Weg zur Arabellion ............................................................. 4 Libyen: Ein Staat wurde vernichtet........................................... 6 Gefangener oder Gast: Rückkehr des Gaddafi-Clans? ........... 8 Zwischen Gottesstaat und Militärherrschaft .......................... 10 Arabiens Wahrheit ist Europas Ernüchterung......................... 13 Zeitungen sind mehr zu fürchten als Bajonette ...................... 14 „Wenn das Regime keine Angst verspürt, dann passiert nichts“ .............................................. 18 Al-Jazeera: Propagandafunk der Islamisten .......................... 22 Sehnsucht nach alter osmanischer Größe ............................. 24 Islamistische Eiszeit für arabische Christen ........................... 26 „Syrien droht zu einem neuen Irak für Christen zu werden!“ .................................................. 29

Rais67 / Wikimedia

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ie Revolten im arabischen Raum halten die Welt seit mehr als einem Jahr in Atem. Mittlerweile erleben wir den zweiten „Arabischen Frühling“, doch die euphorischen Gefühle sind gewichen. Blickte die Welt vor einem Jahr noch voll Bewunderung auf die sich gegen ihre despotischen Herrscher erhebenden Völker, so präsentiert sich die Bilanz heute ernüchternd. Kaum ist die Demokratie in den ersten der betroffenen Staaten ein Stück voran gekommen, indem in Tunesien und Ägypten freie Wahlen stattgefunden haben, sind Zweifel angebracht, wie genau es die Wahlsieger selbst künftig mit Demokratie und Menschenrechten nehmen wollen. In Ägypten haben islamistische Parteien drei Viertel der Stimmen erhalten, auch in Tunesien war eine fundamentalistische Partei siegreich. In Libyen drohen indessen Chaos und Spaltung. Syrien versinkt gänzlich in einem Krieg zwischen Einheiten des Machthabers Assad und dem sich zunehmend bewaffnenden aufständischen Volk. Das aktuelle Unzensuriert-Magazin beleuchtet die Krisenherde. Wir zeigen den drohenden Konflikt zwischen Militär und Parlament in Ägypten auf, analysieren die widerstrebenden Kräfte in Libyen nach Muammar al-Gaddafi und richten den Schweinwerfer auf das umkämpfte Syrien, das neben dem blutigen Ringen im Land auch einen Propagandakrieg zwischen Regime und Rebellen zu erdulden hat. Eine entscheidende Rolle in allen Ländern spielt der arabische Sender Al-Jazeera, der mit seiner Berichterstattung maßgeblich darüber entscheidet, wo der Aufstand erfolgreich sein kann und wo er scheitern muss.

In Tunesien nahm der Arabische Frühling mit der „Jasmin-Revolution“ seinen Anfang.

Politik und Gesellschaft Islamische Terrortruppe .......................................................... 30 Wer sind die Wahhabiten?...................................................... 32 Freiheit oder Islam? ................................................................ 33 Kein „Superjackpot“ für Casinogewinner .............................. 34 Casinos spielen mit der Politik ............................................... 36 Die politische Sprengkraft der Korruption .............................. 38 „Die Stimmung wird umschlagen“ ......................................... 39 Die Schuldenmacher ............................................................. 40 Sparpaket: Breitseite gegen den Mittelstand ......................... 42 Kein Kindergarten für das Hohe Haus .................................... 43 Vorsätzliches Polizeiversagen ................................................ 44 Reise Chile: Das Land, in dem die Welt endet ................................. 46 Kultur Begnadete Schöpfergabe für die Musik ................................. 50

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Der Weg zur Arabellion 4


ger Verbündeter des „Westens“. In Libyen wurde eine islamische Monarchie eingesetzt, eine neue Verfassung sicherte eine breite Palette von Bürgerrechten unabhängig von Religion, Reichtum oder politischer Ausrichtung. Nach der Entdeckung großer Ölvorräte wurde das einst ärmliche Libyen zu einem ausgesprochen reichen Staat, doch der meiste Reichtum wurde um König Idris konzentriert, was Unruhen im Volk auslöste. In einem Putsch stürzte die Armee 1969 den König, seitdem herrschte Muammar al-Gaddafi, steigerte das Durchschnittseinkommen und setzte ein breites Sozialsystem ein. Auch Tunesien erklärte seine Unabhängigkeit und setzte den Führer der Revolution als Präsident ein. Als dessen gesundheitlicher Zustand sich zusehends verschlechterte, wurde er in einem gewaltlosen Putsch durch den

Premierminister Zine El Abidine Ben Ali ersetzt, dessen Familie das Land bis 2011 führte. Dem Clan Ben Alis wurden Korruption und Plünderung der Staatskassen vorgeworfen, was die soziale Unzufriedenheit unter den Tunesiern schürte. Als sich 2010 ein Straßenhändler öffentlich verbrannte, da Beamten ihn verhöhnten und seine Waren beschlagnahmten, brachen im ganzen Land massive Proteste und Demonstrationen aus. Ben Ali wurde zum Rücktritt gezwungen und ins Exil verjagt. Wenig später entschieden sich auch in Ägypten junge Aktivisten zu öffentlichen Protesten, die zum Sturz des langjährigen Herrschers Mubarak führten. Wie ein Lauffeuer griff der Protestwille auf den Jemen, Bahrain, Syrien, Algerien und viele andere arabische Länder über. In Libyen entschied die NATO den Kampf zu Gunsten der Rebellen. ■

Maggie Osama / flickr

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ach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zeichnete sich ein Zerfall der Kolonialpolitik ab. In den meisten Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens ergriffen prestigereiche Familien oder militärische Führer die Macht und setzten sich als Staatsoberhäupter ein. Im Rest des 20. Jahrhunderts gab es einige Staatsstreiche, doch grundsätzlich wurden Länder wie Ägypten, Tunesien oder Libyen seit ihrer Unabhängigkeit nahezu kontinuierlich von einer rigiden Machtstruktur geführt. Das Resultat daraus war verschieden. Ägypten errang nach dem Sechstagekrieg, bei dem es die Sinai-Halbinsel an Israel verloren hatte, einen diplomatischen Sieg zu deren Rückgewinnung im Rahmen eines Friedensvertrages. Das Land wurde daraufhin von der Arabischen Liga ausgeschlossen und war fortan ein en-

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