Mucbook #1

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Dein München

Münchner Adressen, die dein Leben besser machen

E i n t e i l e r

Schule, Praktikum, Studium – wir wissen, was man von uns erwartet, und haben gelernt, uns ständig zu optimieren. Wann ist Zeit, mal auszubrechen?

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bist du zu angepasst?

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Deine Blogger

Zwei literarische Bettgeschichten: eine von ihr, eine von ihm

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#1 / 2013 2 euro


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Wir machen Druck! Seit drei Jahren bloggen wir für euch auf mucbook.de. Und dann stehen wir irgendwann am Kiosk und merken, dass es kein Münchner Stadtmagazin mehr gibt. Bei aller Liebe zum Internet, wir finden, das sollte sich wieder ändern! Darum haben wir nun dieses Heft für euch gemacht – mit großartiger Unterstützung von Münchner Bloggern. Zum Blättern, Sammeln und Verschenken. Viel Spaß beim Schmökern, Rascheln und Eselsohrenknicken! Schreibt uns an print@mucbook.de, ob sich’s gut anfühlt – wir sind gespannt auf eure Meinung!

eure mucbook-Blogger


4 inhalt

S studium IN M ü n c h e n

8 _ Studentenfutter Ein Blick in die Mensa erfüllt erstaunlich viele Klischees. 9 _ Netzkolumne Hakan Tanriverdi lernt seine vierte Sprache: Code. 9 _ Der Durchschnittstyp So sieht das Bibliotier in der Stabi aus.

10 Geht! Geht nicht!

Baby im Studium? Laura Höss sieht es als Chance, Ina Hemmelmann als Gefahr. 12 _ Zweitverwertung Vera Maria Brückner hat für ihre Abschlussarbeit drei Monate lang alles fotografiert, was sie berührt. 14 _ Copy Kitchen Bengalisches Gemüsecurry: Wir haben das Lieblingsgericht aus unserer Stammkneipe Frida nachgekocht.

16 Jetzt wird’s amtlich

Gründer im KVR: Wer ein Gewerbe anmelden möchte, muss erst mal eine Nummer ziehen. 18 _ 089 Adressen, die das Studieren in München besser machen.

„ Der Werner macht das schon.“


5 inhalt

M menschen IN M ü n c h e n

23 _ DIY Die Rausfrauen stricken was für untenrum. 24 _ Macher Nadie und Mel fördern mit dem Verein Aura.Karma.Anders DJane-Talente.

26 Aufgepasst, zu angepasst?

Challenges in Studium, Beruf und Sport machen uns immer besser – aber auch austauschbar. Matthias Leitner fühlt sich da zuweilen an Untote erinnert. 32 _ Gefühlswelt Jovana Reisinger fühlt sich ihrer Heimat beraubt. 33 _ Barzeiler Eine Hommage an das Café Kosmos in Poesie und Bild. 34 _ Münchner Nachtgeschichten Lola Pennt und Marcus Benjamin Stenz schnackseln gern. 38_ Zettelwirtschaft Mit Sebastian Gabriel auf der Suche nach Botschaften der Straße. 44_Raus aus der Mitte Wohnen in Laim. Wir trösten die, die sich an den Rändern sammeln. 46_Stil Mode-Bloggerin Theresa-Maria Wagner sieht Rot.

47 Kultfabrik: Ende einer Ära

Rundgang durch ein Quartier, das einst das größte PartyAreal Europas war. Bald kommen die Abrissbagger. 52_ Kunstspaziergang Veronika Christina Dräxler nimmt uns mit zu Klebebandinstallationen und einer Frau, die ihr Geschlecht an einer Wand reibt.

Z Zeitgeist IN M ü n c h e n

55 _ Party Da wollen wir hin! 56 _ Kino Das wollen wir sehen! 58 _ Kultur Partymacher Tobias Staab ist jetzt Dramaturg.

60 Gefällt mir

Ein paar Dinge, die wir gerne weiterempfehlen. 62 _ Neu in der Stadt PULS erzählt seit Wochen: „Wir sind's“. Ja, wer eigentlich? 63_Neue Läden Zum Speisen und Trinken. 64_Konzerte Das wollen wir hören. 66_Vorfreude Alex Wulkow trinkt sich durch die Münchner Jahreszeiten.

Mehr davon auf mucbook.de


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s s t u d i u m IN M ü n c h e n 8 _ Mahlzeit – Wir schauen euch aufs Mensa-Tablett 9_ Netzkolumne – Ich spreche Code. Und du? 9_ Vom Laufsteg des Lernens – Stabi-Fashion, prozentual gesehen 10 _ Fläschchen oder Feiern? – Vom Kinderkriegen im Studium 12 _ Fotografiert – Abschlussarbeiten öffentlich 14 _ WG-tauglich – Fridas Gemüsecurry 16 _ Loslegen – Gründer und Start-up-Unternehmer auf dem Sprung in die Selbständigkeit 18 _ 089 Anlaufstellen – Wo was los ist


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St u den t en f u tte r

WAS TRÄGST DU IN DER MENSA?

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Autorin: Josephine Musil-Gutsch Fotos: Viviana D'Angelo Tabletts sind nicht nur zum Surfen da …

1_ Joseph B., 23 Religionswissenschaft Seelachsfilet

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2 _ Cora Dippold, 26 Schulpsychologie Nur die Beilagen

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3_ Kim Stoklossa, 25 Jura Demeter-Biobrot mit Bierwurst und Gurken Mehr davon: 4_ Angelina Bekasova, 22 BWL und Sprachen Gemüse 5_ Matthias Gumbert, 22 Germanistik Seelachsfilet, Spinat, Kartoffeln

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Der

N e t zk o l u m n e

Fremdsprache Computercode Ich würde gerne eine vierte Sprache sprechen. Deutsch, klar, kann ich. Englisch, hopefully, und türkisch: tabi canim! Aber das alles ist naheliegend, denn a) ich lebe in Deutschland, b) Nas rappt nicht auf Deutsch und c) meine Eltern kommen aus der Türkei. Also muss eine vierte Sprache her, eine, die ich pauke, an der ich tüftle, verzweifle, bis ich sie schlussendlich lesen, verstehen und einsetzen kann. Eine neue Sprache zu lernen steht auf jeder der „1000 Dinge, die du gemacht haben musst, bevor du stirbst!“-Listen. Und die einfachste Sprache, die man heutzutage lernen kann, das ist Code, also Computerlingo: JavaScript, CSS, HTML PHP; MFG, kthxbai! Schulfranzösisch? Verlernt. Arabisch? Hat auch die Koranschule nichts gebracht. Code hingegen ist einfach, macht keine Faxen. Du weißt, es wird Arbeit sein. Die ganzen eckigen Klammern, die <body>s und </html>s und „a href=“s und die Stunden, die du damit verbringen wirst, einen Strichpunkt zu finden, der in Zeile fünf von 140 falsch gesetzt wurde: Ja, das ist Arbeit. Aber ich weiß das, also nehme ich es in Kauf und irgendwann, wenn ich das alles kann, wird es Spaß machen. Der grundlegende Unterschied ist aber: Code ist eine Sprache, die von Menschen geschrieben wird, die sich ausnahmslos alle im Internet auskennen. Und weil das so ist, haben sie dafür gesorgt, Analphabeten wie mir eine Seite zu basteln, auf der ich das alles lernen kann. Die Seite heißt „Codeacademy.org“, dort wird jedes Element schrittweise erklärt. Was genau macht eine „function“, wie muss die Zeile aufgebaut sein, wie genau funktionieren die Regeln? Wird alles beantwortet. Nun ja, genauso könnte ich natürlich Sprachtutorials auf Youtube anschauen. Aber das ist was anderes. Sprachen werden gesprochen, man lernt sie, indem man sie spricht. Code hingegen wird geschrieben, wird angeguckt und studiert, nach Mustern durchsucht und schließlich, der Name sagt es: decodiert. Wenn ihr mich also in fünf Jahren fragt, welche Sprachen ich spreche, sage ich: Englisch, Türkisch, Deutsch und JavaScript. Das ist dann zwar dummer Nerd-Humor, über den nur ich lachen werde, aber auf den schlechten Witz freue ich mich dann seit immerhin fünf Jahren.

Das Bibliotier Autorinnen: Josephine Musil-Gutsch & Ramona Drosner Für die einen ist es unwürdige Massenlern-Haltung, für die anderen der schönste Balzplatz der Stadt. Eine kleine Typologie der Stabi-Population.

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TheaterwissenschaftlerHipster

Spießige Lehramtsstudentinnen

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BWLer mit Polohemd

Holzfäller mit Karohemd und Drei-Tage-Bart

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Metal

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Juristen mit Blazer

Bio-Informatiker mit Metalshirt

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Burn-out-Mediziner

© Illustration: K.design/Jennifer Kalisch

Hakan Tanriverdi kleinerdrei.org

Du rc h sc h n i ttsty p

Nackerte Flitzer

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Abiturienten mit Stark-Trainer

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Möchtegernmodels mit UGG-Boots und Leggins


10 Geht! Geht nicht!

Fortpflanzen oder Abtanzen Autorinnen: Laura Höss & Ina Hemmelmann Illustration: Martin Fengel Ist das Studium die beste Zeit zum Kinderkriegen?

GEHT sagt Laura Höss Auf einmal saß in meinem Bachelorkurs wie selbstverständlich ein Gasthörer. Er hieß David, schlief die meiste Zeit, gluckste ab und an zufrieden und war er knatschig, musste er kurz den Raum verlassen. David ist neun Monate alt und der Sohneiner Kommilitonin,die ebenfalls gerade ihren Abschluss macht. Trotz Kind. Alles kein Problem, wie sie mir versicherte. Denn dass sich ein Studium mit Kind nicht organisieren ließe, stimmt nicht. Trotz Pflichtveranstaltung, ECTSPunkten, Bachelorsystem. Nie wieder können wir uns unsere Zeit so frei einteilen. Seminare lassen sich schieben, Bibliotheken haben keine Stechuhren – aber selbst in den flexibelsten Unternehmen gibt es Kernzeiten mit Anwesenheitspflicht. Ganz zu schweigen von den Abenden, die man im Büro verbringt, unbezahlt Überstunden macht, in der Hoffnung der Chef revanchiere sich mit einer Beförderung. Diese Arbeitstage von neun bis 21 Uhr sprengen die Öffnungszeiten jeder noch so flexiblen Kita, während es an der Uni Krippen gibt, in denen man seinen Nachwuchs auch stundenweise während eines Referats oder einer Klausur abgeben kann. Gleichzeitig finden junge Studentinnen später oft leichter einen Kindergartenplatz als berufstätige Eltern: Sie werden von städtischen Einrichtungen bevorzugt behandelt. Dass Kinder ein Karriere-Killer sind, stimmt schon lange nicht mehr. Oft ist es nämlich mit Ende des Masters schon im schulpflichtigen Alter, und Personalchefs sind zudem froh, dass das Thema Kinder für die Berufseinsteigerin erst einmal vom Tisch ist. Sie können sicher sein, dass die hoch qualifizierte Absolventin nicht in drei Jahren wieder pausiert. Auch aus feministischer Sicht erscheint die Überlegung sinnvoll, die Familienplanung ein paar Jahre vorzuverlegen: ein Kind schon im Bachelor entzerrt das of bemängelte schmale Zeitfenster, in dem sich Partnersuche, Jobeinstieg und Familienplanung bündeln. Die Frau kann sich auf den

Beruf konzentrieren und die biologische Uhr vor sich hin ticken lassen – schließlich ist das Thema Kinderkriegen schon abgehakt. Die zwangsläufig schlechtere Position, die Frauen im Berufsleben aufgrund der Unterbrechungen und Babypausen haben, fällt somit weg. Sicher, mit Kind kann man nicht mehr dreimal die Woche ausgehen und den nächsten Tag gemütlich der Ausnüchterung widmen. Aber auch stellt Feiern keine Freizeitgestaltung dar, die auf längere Sicht erstrebenswert erscheint. Und seien wir doch mal ehrlich: Studentenpartys sind spätestens nach dem zweiten Semester ohnehin langweilig. Gleichzeitig muss man als Student auch irgendwann lernen, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Das gehört zum Erwachsensein dazu. Wir sind keine 16-jährigen Teenies mehr, die Kondom nicht von Frischhaltefolie unterscheiden können. Man wird mit Mitte Zwanzig nicht mehr „ungewollt“ schwanger. Wer natürliche Verhütung trotz schwankendem Zyklus für eine sichere Methode hält oder sich weigert, die Pille danach zu nehmen, „wegen der vielen Hormone“, der nimmt das Risiko einer Schwangerschaft bewusst in Kauf. Oder anders gesagt: Wer vögeln kann, muss auch mit den Konsequenzen leben.

GEHT NICHT sagt Ina Hemmelmann Windeln wechseln statt Texte exzerpieren, Kindchen wiegen statt ausschlafen: Wer im Studium ein Kind erwartet, muss sein Studentenleben mit durchfeierten Nächten, geschwänzter Vorlesung bei Cappuccino to go und wildem WG-Leben völlig umkrempeln. Ist es schon aufwendig genug, alle Pflichtseminare und Übungsgruppen terminlich zu koordinieren, kommt mit einem kleinen Kind ein zeitlich kaum berechenbarer Faktor hinzu. Ein Baby hält sich nicht an den universitären 90-Minuten-Takt und Stillen während des Seminars erweist sich als logistisch nicht ganz einfach. Zwar gibt es vonseiten der Universitäten hilfreiche Unterstützung – studierende Eltern

können sich beurlauben lassen und sind von Studienbeiträgen befreit –, doch lässt sich der Aufwand eines Studiums, der nicht selten 40 Arbeitsstunden pro Woche überschreitet, kaum verkürzen. Die Semesterzahl dürfte zwangsläufig über die Regelstudienzeit klettern. Während die Kommilitonen sich hinter Bücherbergen in den Bibliotheken verkriechen und auf die Prüfungen büffeln können, müssen Eltern zunächst die Wickeltasche packen und sich um Babysitter kümmern. Krippenplätze sind rar und wer zum Studium aus der Heimat weggezogen ist, kann häufig nicht einmal auf Omas und Opas als Betreuer zurückgreifen. Die Aussichten nach dem Examen sind nicht rosig: Halbtagsstellen für Absolventen finden sich kaum in den ausgeschriebenen Stellenanzeigen. Traineejobs oder Volontariate fordern ein bis zwei Jahre Einsatz in Vollzeit bei kleinem Einstiegsgehalt. Dass ein Kind Geld kostet, ist kein Geheimnis. Neben dem Zeitmanagement muss man mit dem Geld haushalten und sich die Urlaubsplanung mit Flug in den Süden all inclusive für später aufsparen, wenn der Nachwuchs es sowieso peinlich finden wird, mit den Eltern zu verreisen. Ganz abgesehen davon stellt ein Kind auch die Beziehung der Eltern vor neue Herausforderungen: Statt betrunkenes Fremdknutschen oder die Partyplanung fürs Wochenende zu diskutieren, heißt es: Elterngeld beantragen, Kinderzimmer einrichten. Die Frauenemanzipation wälzt sich nun seit über 30 Jahren mehr oder weniger träge durchs Land, doch war das Kinderkriegen nie ihr großes Thema. So langsam macht sie sich in den Führungsetagen der Unternehmen bemerkbar – jedoch mit dem Ergebnis, dass nicht mehr nur die Männer, sondern auch die Frauen keine Zeit mehr für Kinder, sondern nur noch Karriere im Blick haben. Und wer will dann schon im Studium seinen Babybauch bemitleidenden Blicken und abschätzigen Kommentaren aussetzen, dass man sich als exzellent ausgebildeter Akademiker nun wohl diese sogenannte Karriere abschminken könne?


11 Geht! Geht nicht!


12 Zweitverwertung

Zu schade fürs Instituts-Archiv. Wir bieten euren Projektarbeiten die große Bühne. Das Jahrhundert des Selbst. Die sehr persönliche Abschlussarbeit von Vera Maria Brückner an der Hochschule München / Interview: Jovana Reisinger


13 Zweitverwertung

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ine Frau studiert Fotodesign und gerät während ihres Studiums immer mehr ins Zweifeln. Der Voyeurismus. Das Scheitern am Abbilden. Die Beliebigkeit. Die Übersättigung mit Bildern. Am Ende des Studiums wagt sie sich noch einmal an ihre Kameras und fotografiert drei Monate. Das Ergebnis: ein Buch mit dem Titel „Das Jahrhundert des Selbst“. Vera, wie kam es zu dieser Arbeit? Vera Brückner: Ich wollte durch die Fotos erkennen, inwieweit sich persönliche oder emotionale Verbindungen zu Orten, Menschen oder Tieren auf Fotos darstellen lassen. Das Fotografiestudium hat mich auf eine Art entemotionalisiert, was Bilder betrifft. Ich konnte nur schwer private Bilder machen, zu denen ich einen Bezug herstellen konnte. Was meinst du mit „entemotionalisiert“? Beim Fotografieren gibt es einen Katalog an Regeln und an denen arbeitet man sich ab. Das bedeutet, ich habe die Freiheit verloren, ich hab das Spielerische verloren und habe mir selber nicht mehr erlaubt, Schnappschüsse zu machen. Ich kategorisiere Bilder nur mehr nach gewissen Aspekten, aber empfinde nichts mehr, bin also abgestumpft. Und wenn ich etwas empfinde, dann sogar eher Aggression.

Wie kam es dazu? Ich finde, wir leben in einer überbilderten Welt. Ein Foto ist nur ein herausgegriffener Moment – so nimmt der Mensch nicht wahr, deswegen ist es ja so überraschend, wenn man Fotos sieht, bei denen man denkt: „Oh das sieht ja ganz anders aus, als ich es sehe.“ Weil eine Kamera nicht dem menschlichen Auge entspricht, also die Physik ganz anders funktioniert. Da wir ständig bewegt sehen, irritiert das Festgefrorene. Wir tragen ein großes Bildergedächtnis in uns, Filme die wir sehen, Fotos in Magazinen, Videoclips, auch Bilder aus literarischen Werken sind tief in uns gespeichert, unbewusst. Und aus diesem Zweifel heraus entstand dieses Buch? Ich wollte so etwas wie ein Tagebuch erstellen. Ich wollte sehen, was passiert, wenn ich mich zwinge, konstant drei Monate zu fotografieren und Dinge zusammenzusuchen, die für mich einen besonderen Wert haben. Ich habe dann versucht, ein psychisches Diagramm zu erstellen, worauf ich reagiere. In dem Moment, in dem ich die Kamera zücke, reagiere ich. Wann bin ich bereit, ein Foto zu machen – warum reagiere ich auf zum Beispiel drei Mülltonnen? Du hast nur fotografiert, wenn du etwas empfunden hast? Manche Fotografen behaupten, dass man nur das fotografiert, was man kennt und versteht. Ich denke, Fotos sind

verräterisch. Und man kann durchaus erkennen, worauf man reagiert. Da gibt es einen großen inneren Informationssalat in uns, auf den wir jeder Zeit wieder anspringen. Das bedeutet, du stellst deine eigene Persönlichkeit in dem Buch mit Fotos dar? Ich habe rein private, persönliche Fotografie betrieben und danach gesucht, inwieweit das Aufschluss über meinen Charakter gibt. Alle Sachen, die auftauchen, haben einen starken Bezug zu mir. Das sind alles Dinge, die mir wichtig waren zu der Zeit, der Versuch, sie abzubilden und dann zu sehen, was passiert. Aber letztendlich ist es einfach nur meine Sicht auf die Welt. So egoistisch das sein mag, aber wer möchte, kann mir nun einmal direkt ins Hirn schauen. Du hast bei deinem Buch analog gearbeitet. Gehörte dies zum Konzept? Der Entschluss, rein analog zu arbeiten, liegt daran, weil es mir mehr liegt. Ich bin ein sehr verkopfter Mensch und das digitale ist mir zu schnell. Aber auch aus einem romantischen Aspekt heraus, ich mag diesen chemischen Effekt bei analoger Fotografie. Das Konzept war, dass ich es in eine Buchform bringen wollte, sodass ich in irgendeiner Weise damit abschließen kann. Gibt es Bilder im Buch, die du nicht magst? Ja. Die ich auch belanglos finde. Fotografie ist manchmal auch einfach nur belanglos. Und umgekehrt bin ich von den Personenporträts total überrascht worden. Ich habe ihnen so konkrete, komische Anweisungen gegeben und gelernt, dass Leute, denen man sagt, was sie tun sollen, sich besser entspannen können. Das sieht man letztendlich auch auf den Bildern. Wie geht es dir jetzt, wenn du das Buch betrachtest? Die größte Erkenntnis war der Umgang mit Personen. Auch wie ich auf Personen reagiere, wenn ich sie fotografiere. Ich bin auf jeden Fall der Fotografie wieder näher gekommen. Ich kann mir wieder Dinge erlauben, es ist eine große Befreiung gewesen. Ich vermisse es jetzt tatsächlich, habe aber eben gerade einfach keine Zeit. Dass ich jetzt Film mache, ist für mich die glückliche Erweiterung. Mein Konflikt ist noch nicht gelöst, denn Fotografie und Film sind Medien des Auslassens. In der Fotografie ist es der Bildausschnitt und im Film ist es die Montage. Es gibt noch wenige Exemplare von „Jahrhundert des Selbst“ und auf www.funkausdemwal.de kann man mit Vera Brückner und Gästen durch den Wald spazieren und lauschen.

Mehr davon:


14 Copy Kitchen

G E M Ü S E

C U R R Y Autorin: Laura Höss Fotos: Viviana D'Angelo

Das Lieblingsessen aus dem Restaurant für daheim: Wir haben uns die Frida-Köche in die WG geholt und für euch mitgeschrieben.

Der Mensch braucht eine Stammkneipe. Der Student noch viel mehr. Einen Ort, an dem auf bestandene Prüfungen angestoßen und Liebeskummer in Gin Tonic ertränkt werden kann und der die erste Anlaufstelle ist, wenn sich im WGKühlschrank mal wieder nichts anderes als ein Glas Senf und ein schrumpeliges Stück Parmesan findet. Die Stammkneipe ist das Stückchen Heimat in der neuen, noch fremden Stadt, in der man gerade einmal den Weg in die Uni und das eigene Viertel erkundet hat. Vor allem wenn einen die Wehmut packt und man sich nichts sehnlicher als Mamas Gulasch wünscht, ist so ein Ort essenziell. Oft ist das Gulasch dann zwar doch ein veganes Gemüse-Dal oder Pasta mit Raukepesto – man wohnt ja schließlich in der Großstadt – aber das Prinzip ist das gleiche: die Gewissheit, hier schmeckt es, wie früher zu Hause, immer gleich gut. Das wärmt die Seele. Die Frida ist so eine Kneipe. Der Namenszusatz des kleinen Lokals in der Maxvorstadt lautet „Zweite Heimat“. Denn während sich in TU-

Nähe Asia-Imbiss an Italo-Takeaway reiht, wartet die Frida mit Boazn-Feeling, einer zusammengewürfelten Einrichtung und Fusion-Küche auf. Die Atmosphäre erinnert an eine urige Wirtschaft. Nur in cool. Die meisten Gäste kommen wegen der Burger, aber mir haben es seit jeher die Currys angetan: als Basis vegetarisch oder sogar vegan, beliebig erweiterbar mit Fleisch. Und weil meine Nachkoch-Versuche bisher immer kläglich scheiterten – zu scharf, zu roh, zu kokoslastig, nie so lecker wie das Original – habe ich beschlossen, mir das Ganze einmal von den Profis zeigen zu lassen. Tali und Sandra, beide Köchinnen beziehungsweise Kellnerinnen in der Frida, werden zu mir in die WG kommen und mit mir ihr „Bengalisches Gemüsecurry mit Koriander-KokosChutney“ (siehe Foto oben) kochen. Da das Chutney etwas durchziehen muss, wird es zuerst zubereitet. Ihr könnt es aber auch schon am Tag davor vorbereiten und im Kühlschrank aufbewahren. Was ihr einkaufen müsst, um eine hungrige Vier-Personen-WG zu versorgen, findet ihr auf unserer Liste.


15 Copy Kitchen

Einkaufsliste: 4 Knoblauchzehen • 1 ca. 5 cm großes Stück Ingwer 1 großer Bund frischer Koriander • Saft von 1 Limette • Kokosflocken • Salz, Pfeffer etwas Honig oder Zucker • Basmati-Reis • 1 rote Paprika • 3 Karotten • 1 Aubergine 1 Zucchini • 3 frische Tomaten • 1 Zwiebel • 3 TL Kreuzkümmel, am besten ganz Chiliflocken oder Sambal Oelek • 300 ml Kokosmilch • 1 Dose Tomaten • Öl zum Anbraten

1|Alle Zutaten herrichten, mit Kochfingern suchen macht nur Schmutz.

2|Knoblauchzehe und ca. 1/3 des Ingwers fein hacken. Koriander waschen, ein paar Stiele zur Deko beiseite legen.Vom restlichen Koriander Blättchen abzupfen, in ein hohes Gefäß geben. 2 EL Öl, Limettensaft und 3 EL Kokosflocken dazugeben. Mit dem Pürierstab zu einer homogenen Masse verbinden. Das Chutney sollte die Konsistenz von Pesto haben. Mit Salz, Pfeffer und Zucker oder Honig abschmecken. Man kann auch je nach Geschmack mehr oder weniger Kokosflocken oder Koriander für das Chutney verwenden.

3|Den Basmati-Reis aufsetzen. Wie’s geht, steht auf der Packung.

4 | Zuerst das Gemüse in Stücke schneiden, nicht zu klein. Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer und Korianderstiele fein hacken.

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5| Etwas Öl in einem großen Topf erhitzen, Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer und Kreuzkümmel anschwitzen. Mit Salz, Pfeffer und Chili würzen.

6 |Mit Kokosmilch ablöschen, Korianderstiele und Karotten dazugeben. Nach ungefähr drei Minuten die Auberginen und die Dosentomaten hinzufügen, nach weiteren drei Minuten die Paprika. Hitze reduzieren, es sollte nur noch leise vor sich hin köcheln. Immer wieder umrühren. Kurz vor Ende der Garzeit schließlich die Zucchini dazugeben und gar ziehen lassen.

7 | Und fertig!


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SABINE, 30 Künstlerin

Was meldest du heute an? Ich melde mein Gewerbe an, und zwar das „Heartelier“. Dekorationsartikel und Collage. Und keine Angst vor der Selbstständigkeit? Doch (lacht). Ich habe viele Ängste und vor allem große Ängste. Aber am Ende lebe ich jetzt meinen Traum. Wie ist dein kleines Unternehmen aufgebaut? Ich hab einen Online-Shop, den „Hearteliershop“ und ich nehme an sog. „Private Sales“ teil. Wie kompliziert war der Anfang? Ich hab mir zuerst einen Businessplan gemacht, aber kompliziert ist eigentlich nichts, wenn man mit dem Herzen dabei ist – dann ist manches vielleicht ein etwas weiterer Weg, aber nichts, was man nicht gerne tun würde. Außerdem habe ich von Haus aus eine Affinität zu Zahlen, daher war gerade das Finanzielle kein großes Problem für mich.

Durchstarten im Wartesaal Autorin: Laura Höss Fotos: Viviana D'Angelo

Wer in Deutschland mit einem Start-up loslegen will, steht erst mal vor vielen Fragen. Wir haben uns im Wartezimmer des KVR umgehört, welche Antworten am Tag der Gewerbeanmeldung schon gefunden wurden.

Freudenhaus Band

Meldet ihr euch alle gemeinsam für ein Gewerbe an? Ja. Wir melden heute unsere Band als Gewerbe an. Damit wir endlich offiziell mit unserer Musik Geld verdienen können. Es lief bisher so gut, dass wir jetzt diesen Schritt wagen und uns als professionelle Musiker selbstständig machen. Habt ihr einen Back-up-Plan, falls es mit der Musik doch nichts werden sollte? Ja, jeder von uns macht eigentlich noch etwas anderes, studiert BWL, Informatik, solide Sachen. Wie kompliziert war diese Art von „Unternehmensgründung“ für euch? Bei uns speziell sehr kompliziert, was aber eher daran liegt, dass wir alle in unterschiedlichen Städten wohnen, in Wien, in Regensburg. Zwischendurch war mal wieder einer im Urlaub – bis wir da mal einen Termin gefunden haben, an dem alle können...


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Seweryn, 28 Elektroinstallateur

SABRINA, 23 Hausmeisterservice

Wieso willst du dich selbstständig machen? Es ist besser, sein eigener Chef zu sein. Wir machen uns zu dritt selbstständig. Habt ihr diesen Beruf gelernt oder habt ihr davor etwas anderes gemacht? Wir kommen ursprünglich aus Polen, dort hab ich meine Ausbildung gemacht und im Anschluss Wirtschaft studiert. Aber ich habe dort als Betriebswirt keine Arbeit gefunden und deshalb kam ich nach Deutschland. Hier arbeite ich nun als Elektriker. Keine Angst, selbstständig zu sein? Die finanzielle Verantwortung selbst zu tragen? Nein. Hier in Deutschland gibt es viel Arbeit. Und notfalls gehen wir eben wieder zurück. War die Anmeldung kompliziert? Nein, das war wirklich einfach. Ein paar Formulare ausgefüllt – 15 Minuten. In Polen hätten wir einen Monat gebraucht!

Was meldest du heute an? Ich melde mich um. Ich habe bis jetzt freiberuflich und nebenerwerblich auf Messen gearbeitet, viel Promotion gemacht. Jetzt übernehme ich das Gewerbe meiner Eltern, die haben einen Hausmeisterservice, weil meine Eltern körperlich dazu nicht mehr in der Lage sind. Eigentlich studiere ich aber Bauingenieurwesen. Wie kompliziert ist so ein Gewerbewechsel? Eigentlich gar nicht, die Leute vom KVR helfen einem sehr gut. Nur der Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ist etwas kompliziert, mit all den Fachausdrücken. Hast du keine Angst vor dem Schritt in die Selbstständigkeit? Was machst du, wenn’s nicht klappt? Na ja, mein Studium läuft ja nach wie vor. Das ist sozusagen mein Back-up-Plan.

Onur Burak & Aygün Tomak, 24 KFZ-Pflege

Was bedeutet Kfz-Pflege? Das ist quasi Makeup fürs Auto. Von Motorenwäsche, über Lederpflege bis hin zur Außenwäsche, gehört das alles dazu. Wie kamt ihr auf die Idee? Durch unsere bisherige Arbeit haben wir gemerkt, dass es einen riesigen Markt dafür gibt. Außerdem die Liebe zu Autos. Wo habt ihr davor gearbeitet? Wir haben beim TÜV Süd gearbeitet, für Mercedes. Dort haben wir uns kennengelernt. Und keine Angst vor dem Schritt in die Selbstständigkeit? Klar, es ist ein großer Schritt, aber Angst haben wir eigentlich keine. Wir haben jetzt über ein Jahr darauf hingearbeitet und gerade durch den TÜV konnten wir uns schon einen Kundenstamm aufbauen. Wir konnten auch schon einen Hauptauftraggeber gewinnen: BMW. Es wird laufen.


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Für Jungmünchner und Zuagroaste

Gerade wenn man neu ist in einer Stadt, sucht man verzweifelt nach einer neuen Lieblingskneipe, weiß noch nicht, wo das leckere Essen besonders billig ist und hat keine Ahnung, woher man den besten Studentenjob bekommt. Erst mit der Zeit findet man heraus, dass die Kammerspiele keine elitäre Spießergesellschaft sind, sondern man auch mal in Jeans und Turnschuhen dort auftauchen und günstige Studentenkarten ergattern kann. Oder aber, dass das Café Kosmos zwar jeder kennt, aber nicht alle wissen, dass man dort das Essen vom Asiaten nebenan verspeisen darf. Wir erleichtern euch die Suche mit 089 Tipps für Studenten. Wer Münchens größte Schnitzel, kürzeste Kneipentour und coolste Flohmärkte sucht, wird hier fündig. Und Alteingesessene können die Tipps als Anregung für die Abendplanung nutzen. Endlich mal im MaxE sitzen oder im Netzer schwitzen? 01 Hochkultur für Tiefpreise: Mit ein bisschen Glück kann man als Schüler, Student oder Zivi an der Abendkasse Sitzplätze in der Oper für zehn Euro ergattern, auf Stehplätze gibt es noch mal 50 % Rabatt. Im Residenztheater gibt es jeden Monat einen Theatertag, da kosten Karten auch ab 10 Euro. Residenztheater und Bayerische Staatsoper, Max-Joseph-Platz 2 02 Brezelina macht satt: Belegte Brezn und Kartoffelpüree mit Gewürzgürkchen, Röstzwieberln oder Schmand zur kleinen Stärkung zwischendurch (oder nach ermüdender Kampf-ShoppingTour durch die Kaufingerstraße) gibt’s in der Stachus-Passage. www.brezelina.de 03 Kneipentour in der Clemensstraße: Drei Kultkneipen in direkter Nachbarschaft: Von der Clemensburg (Clemensstr. 61) zum Jennerwein (Belgradstr. 27) zur X-Bar (Clemensstr. 71) braucht es jeweils nur wenige Schritte bis zum nächsten Bier. Prost! Clemensstraße 61, Belgradstraße 27, Clemensstraße 71 04 Schlaraffenland: Süßes en masse füllt die Regale ! Es fällt jedes Mal aufs Neue schwer, sich zwischen unzähligen Donuts, Cupcakes und anderen Leckereien zu entscheiden. Donuts & Candies, Di-Sa 7-21 Uhr, Georgenstraße 41

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05 Brot-Zeit: Brot für wenig Geld bekommt, wer in der letzten Stunde vor Ladenschluss bei der Hofpfisterei einkauft. Die erste halbe Stunde gibt’s 25 %, danach 40 % Rabatt. www.hofpfisterei.de 06 Queer Beats: Fetzige Musiktipps auf dem Blog, tanzbare Nummern im Club liefert der Candy Club. Der Newsletter versorgt regelmäßig mit Partyterminen. Candy Club, www.candyclub.de 07 Schnelle Jobs: Wer schnell Geld braucht, kann im Angebot des Jobcafés einmalige Aufträge wie Umzugshilfe, Promotion oder mehr finden. Jobcafé, LMU Mensagebäude, Leopoldstraße 13a, T: 411472441, www.jobcafe.de 08 Seinen Kopf hinhalten: Einen Haarschnitt nötig, aber Konto leer? Bei Hairgott und anderen Friseuren kann man sich als Modell zur Verfügung stellen. www.hairgott.de 09 Selbergemachtes shoppen: DIY-Freunde finden ihr Glück bei Karusa: übervolle Regale mit allerlei handgemachten Artikeln. Wer selbst werkelt, kann auch Regalfläche mieten. Karusa, Humboldtstraße 6, Di-Fr 11-19 Uhr, Sa 11-15 Uhr, www.karusa.de

13 Thrift Shop: Man könnte fast meinen, Macklemore habe das Video zu seinem tanzwütigen Hit "Thrift Shop" im Münchner Tal gedreht. Dort findet sich nämlich der Kleidermarkt, der auf zwei Etagen alles Textile von superranzig bis edel bietet. Bock auf einen übergroßen original amerikanischen College-Pulli und eine gelbe Federboa? Kleidermarkt, Tal 30

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14 Schnitzel-Love: Nichts beflügelt die Gefühle so sehr, als wenn der oder die andere beim Anblick seines riesigen Schnitzels mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Angst sagt: „Da musst du dann aber bitte schon mithelfen, gell?“ Steinheil 16, Steinheilstraße 16, täglich 10-1 Uhr 15 Handwerkerschatzkiste: Es soll sie ja noch geben, die echten Handwerker und Selbermacher, die auch jenseits von Ikea vor Arbeiten in der eigenen Wohnung nicht zurückschrecken. Der Laden Suckfüll hat alles, was das Heimwerkerherz begehrt und sogar noch ein paar nützliche Tipps extra. Suckfüll, Türkenstraße 31

16 Klassiker in Sachen Pommes: Kennt in München jeder, der die letzten zehn Jahre nicht unter einem Stein verbracht hat. Muss trotzdem hier rein. Bergwolf, Fraunhoferstraße 17

10 Märchenhaft essen: Burger zwischen Birkenstämmen, ein Märchenbuch als Speisekarte: Hans im Glück serviert leckere (und große!) Burger und Pommes Frites. Hans im Glück, Türkenstraße 79, Nymphenburger Straße 69, www.hansimglueck-burgergrill.de

17 Pommes in bunt: Wer sich beschwert, dass Pommes doch irgendwie einfach nur random und altes Brot (haha) sind, sollte sich mal durch ein Füllhorn von 20 verschiedenen Soßen probieren. Die Pommes Boutique in der Nähe der Uni macht’s möglich. Pommes Boutique, Amalienstraße 46, Mo-Sa 10-22 Uhr (bzw. 20 Uhr am So)

11 Ausflug ins Grüne: Geheimtipp am Starnberger See (wo man sonst vor Luxusjachten, Seebädern und Privatgrund kaum bis ans Ufer gelangt): Mit der S-Bahn bis Tutzing fahren und dort in 5 Minuten zu Fuß zum Kustermannpark direkt ans Wasser spazieren.

18 Wohnungsglück: In München ist das Suchen einer hübschen und bezahlbaren Wohnung sozusagen Volkssport und Königsdisziplin in einem. Wie gut, dass es die Facebook-Gruppe „Wohnen trotz München“ gibt. Dort läuft die Wohnungssuche etwas solidarischer ab.

12 Manchmal muss es Schnaps sein: Oder Kaffee … oder einfach beides. Das Enrico Palazzo hat die besten Liquid Cocaines der Stadt. Hier kann man gut seine Nächte verleben. Hunger? Bestellt euch einfach eins der göttlichen Sandwiches und werdet glücklich. Enrico Palazzo, Kapuzinerstraße 39a, Mi-Sa ab 19 Uhr

19 Welcome home: Der Queer Campus, Treffpunkt für schwule und lesbische Studierende, lässt euch nicht im Regen stehen, wenn ihr Gleichgesinnte kennenlernen wollt, und hat dafür eine Menge toller Events in petto. Ein Heimathafen mitten in der Stadt. www.queercampus.de


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20 Halle für alle: Riesen-Plüsch-Elefanten, massive Schränke, sympathische Kunst-Fälschungen. Die Halle 2 bietet ein Ausmaß an „allem Möglichen“. Halle 2, Sachsenstraße 29

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21 Mondscheinflohmarkt: Ein Flohmarkt ohne Ramsch, ohne überfrühtes Aufstehen, dafür aber mit ziemlich guter Mukke. Und so was gibt es wirklich? Nachtkonsum, www.nachtkonsum.com 22 Freak-Flair mit postmodernem Anstrich: In der Nähe des Leonrodplatzes hat das Wannda Circus-Kollektiv seine Zelte aufgeschlagen und veranstaltet dort zirkusbunte Events mit guten DJs und Bands. Wannda Circus, Leonrodplatz/Kavalleriemarkt 23 Hinterhofromantik: Mitten in Schwabing versteckt zwischen ein paar unansehnlichen Häusern: Ein liebenswürdiger Biergarten namens MaxE. MaxE Biergarten, Nordendstraße 4, 11-23 Uhr 24 Die Welt ist eine Scheibe: Musikliebhaber bekommen beim Anblick vom Optimal-Sortiment Pipi in den Augen. Grundgutes Independant-Vinyl gesellt sich neben Secondhand-Platten und Musikliteratur. Optimal Plattenladen, Kolosseumsstraße 6

25 Shop der toten Dichter: Die Texxt-Buchhandlung versetzt Bibliophile in großeVerzückung. Taschenbücher, Kunstbildbände und vieles mehr gibt es für einen Bruchteil des ursprünglichen Preises. Texxt, Sendlinger Str. 24 26 München liebt die Kammerspiele: Und die Kammerspiele lieben Studenten. Mit einem Studentenausweis bekommt man lächerlich billige Tickets für die mitreißenden Aufführungen. Kammerspiele, Maximiliansstraße 26-28 27 Aus- und Fortbildungssender: Klingt trocken, ist es im Fall vom M94.5 aber nicht. Der Radiosender fördert ein Programm, das nur von Studenten und Azubis kommt. M94.5, www.m945.de 28 Für Fanboys und Kurvengirls: München ohne Fußball kann man sich kaum vorstellen. Im Grünwalder Stadion spielen zwar nur die zweiten Mann-

schaften der große Vereine, dafür sind aber auch die Tickets erschwinglich. Grünwalder Stadion, Grünwalderstraße 4

29 Der Vorhof zur Hölle: Die Gruam könnte genauso gut „Boazn am Ende der Welt“ heißen. Sie sieht von innen finster und uneinladend aus, aber die Nächte dort sind schillernd und wild. Zur Gruam, Thalkirchener Straße 114

30 Immer voll: Urgemütliche Kneipe in direkter Nachbarschaft zum hippen Gärtnerplatz. Holy Home, Reichenbachstraße 21 31 Industrielle Gefühlswelt: Das Pathos macht mit seinem Industrie-Ambiente alles möglich. Elektropartys, Theateraufführungen, Kunstprojekte und einiges mehr. Pathos Transporttheater, Dachauer Straße 110 32 Oasen-Feeling: Mitten in der Amalienpassage herrscht selig-grünes Hinterhofflair. Dort im Gartensalon gibt’s leckere Mahlzeiten und Getränke. Gartensalon, Türkenstraße 90 im Türkenhof

33 Kneipe mit kultigem Olympia-Flair: Dort scheint die Zeit stehengeblieben. Ideal zum Draußensitzen und Fußballschauen. München 72, Morassistraße 26 34 Unter der Kassettendecke: Ist es eine Tanzbar, ist es ein Club? Egal, Hauptsache es kostet keinen Eintritt und es wird ausgelassen getanzt. Café am Hochhaus, Blumenstraße 29 35 Spießig ist anders: Biergarten + Freiluftkino zwischen Backsteinmauern mitten im Schlachthofviertel. Viehhof, Tumblingerstr. 29 36 Die Mutti vom Eisbach: Ein altes Toilettenhäuschen mit wilder Geschichte, das mit leckeren Schmankerl versorgt. Fräulein Grüneis, nahe Tramstation Nationalmuseum 37 Spätes Bier: In Sachen Spätkauf ist München nicht gut ausgestattet. Einziger Lichtblick ist der Kiosk an der Reichenbachbrücke. Kiosk an der Reichenbachbrücke, Fraunhoferstraße 46

38 Vorsicht, heiß: Der Raum wabert in tiefem Orange, als wären ausschließlich Natriumdampfleuchten im Einsatz. Die Steel Bar betört in schöner Art und Weise. Steel Bar, Nordendstraße 10 39 Eine Bar für Schlüsselkinder: Statt Überredungskünste beim Türsteher braucht man beim Valentinsstüberl einen Schlüssel, den man für 10 Euro dort erstehen kann. Lohnt sich aber dank herrlich versoffener Gespräche und interessantem Publikum. Valentinsstüberl, Dreimühlenstraße 28 40 Discovery-Channel mit Bier: Das sagt man über die Nerd Nite. Goldrichtig, die verqueren, vergeistigten Vorträge machen Spaß – mit und ohne Alkohol. Nerd Nite, Termine in der FacebookGruppe „Nerd Nite München“ 41 Toast auf dem Kopf: Die Museum Lichtspiele haben Charakter – das sieht man an den kitschigplüschigen Vorführsälen oder der Tatsache, dass dort seit 30 Jahren die Rocky Horror Picture Show läuft. Museum Lichtspiele, Lilienstraße 2 42 Die Pizza meines Vertrauens: Studentisch auf italienisch beschert euch das Lo Studente. Preise und Gerichte sind fantastico wie bei la Mamma. Lo Studente, Schellingstraße 30 43 Ein Stück Paris in München: Das süße Café im Westend erinnert an das Pariser Stadtviertel, nach dem es benannt ist. Kaffee schlürft man genüsslich auf alten Nostalgiemöbeln, die man auch kaufen kann. Café Marais, Parkstraße 2

44 Resumée der Nacht: Am Ende einer Ausgehnacht müssen die letzten Erlebnisse noch einmal resümiert und ausgewertet werden. Der Rennsalon eignet sich bestens dafür. Rennsalon, Baldestraße 13 45 Kino, klitzeklein: Das Isabella Kino ist so klein, dass die Toiletten im Vorführraum stehen. Doch Kenner lieben das Programmkino heiß und innig. Wir auch! Isabella Kino, Neureutherstraße 29


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46 Viva la Russia? Ein paar Schritte vom Isabella entfernt, lockt der Salon Irkutsk mit einer charmanten Mischung aus Russland und Frankreich. Vor allem die eingelegten Wodkas sind super. Salon Irkutsk, Isabellastraße 4 47 So Berlin: Ein Stückchen Wohnzimmer findet ihr im Café Kosmos. Sparer freuen sich über billige Astra-Fläschchen und die Möglichkeit, sein eigenes Essen mitzubringen. Café Kosmos, Dachauer Straße 7

48 Die Frauenquote lebt: Der Mädchenflohmarkt lässt Politikerworten endlich Taten folgen: hier dürfen nur Mädels Vintage-Träume an die Frau oder auch den Mann bringen. Denn immerhin zum Tütentragen oder Geschenkekaufen sind auch die Herren willkommen. Los geht’s getreu der „Nachtkonsum“-Reihe ab 17 Uhr! Feierwerk, Hansastraße 39-41, www.feierwerk.de 49 Dichterkult: Schon seit 15 Jahren treten beim Poetry-Slam mutige Münchner Jungdichter gegen alte Hasen der Slamszene an. Jeden zweiten Sonntag im Monat tauchen wilde Wortgefechte die komplementären gelb-blauen Wände des Substanz in noch viel buntere Sprachwelten. www.planetslam.de / Substanz, Ruppertstraße 28, Eintritt 6 Euro, Einlass 19 Uhr

50 Weißwursteis und Biergeschmack: Der verrückte Eismacher hält, was sein Name verspricht. Die wahrlich abgefahrenen Eissorten stellen die Geschmacksnerven auf die Probe: Weißwurst, Gorgonzola und sogar Bier! Der Verrückte Eismacher, Amalienstraße 77, Mo-Sa 11.30-20.30 Uhr, So/Feiertag 13-20.30 Uhr

53 Gesunder Stehimbiss: Quinoa mit frischem Gemüse klingt besser als fettige Schnittpizza, oder? Der kleine Bioladen in der Amalienpassage kocht jeden Mittag ab 12 Uhr frische, sehr gesunde, vegane oder vegetarische Gerichte. Das ganze kostet um die 4 Euro, oft gibt es noch Salat oder Suppe dazu. Mutter Erde, Amalienstraße 89, Mo – Fr 9.30-19 Uhr, Imbiss ab 12 Uhr 54 Schummrig-hip: Individuelle Cartoon-Zeichnungen an den schummrig beleuchteten Wänden, tolle Musik, coole Barkeeper, gutes Bier. Eine entspannt-lässig-hippe Atmosphäre, das ist das Nage & Sauge. Nage & Sauge, Mariannenstraße 2, Mo-Sa 17.15-1 Uhr, So 17.15-24 Uhr 55 Schwimmen fast für lau: Sich spätabends nass machen kann man im Müller'schen Volksbad, im Cosimabad, im Nordbad, im Michaeli Hallenbad, Bad Giesing-Harlaching, Bad Forstenrieder Park und im Cosimawellenbad. Die Spätschwimmerpreise ab 21.30 Uhr liegen bei 2,50 Euro. 56 Brotzeitzeit: Kaum zu glauben! Im Kilombo und dem Café Kosmos, zwei überaus gemütlichen Bars, ist es erlaubt, sein Essen nach dem Biergartenprinzip selbst mitzubringen. Kilombo, Gollierstraße 14a und Café Kosmos, Dachauer Straße 7

57 Vorläufiger Rosenwodka: Das Provisorium sollte, wie es der Name verrät, nur eine vorrübergehende Barlösung sein. Allerdings ist es immer noch da. Hier gibt es verschiedene Sorten aromatisierten Wodka, Kunststudenten stellen ihre Bilder aus und DJs legen live auf. Das Provisorium, Lindwurmstraße 37, Di-Sa 20-5 Uhr

51 Klassiker für wenig Geld: Irgendwann landet man doch wieder im Pasta e Basta an der Fraunhoferstraße. So gute Pizza und Pasta zu so geringem Preis (Pizza Margherita für 3,95 Euro) in so zentraler Lage gibt es nur hier. Pasta e Basta, Fraunhoferstraße 19, tgl. 11.30-24 Uhr

58 Urige Blueskneipe: Von außen sieht die Kneipe aus wie eine richtige Boazn, betritt man den Schuppen, tut sich ein Laden mit Kultfaktor auf. Rote Asialampions hängen über der Bar und an den Wänden alte Blueslegenden. Passend dazu wird auch Musik gespielt und das Bier kommt im Humpen daher. Zum Wolf, Pestalozzistraße 22

52 Bis der Schweiß von der Decke tropft: Im Netzer & Overrath (das mit dem leuchtenden Kreuz) sind die Decken niedrig, die Musik rockig und die Stimmung gut. Wer sich bis zum Ende des Raumes durchkämpfen kann, erreicht sogar einen Kicker. Netzer & Overrath, Baaderstraße 33

59 Oma-Café mit Charme: Das nostalgische Eckcafé sieht noch aus wie in seiner Gründerzeit, den 20er Jahren. Mit Plüschsofas, original Bildern an den Wänden und selbst gemachten Kuchen lässt sich hier Kaffee stilvoll genießen. Café Jasmin, Augusten-/Ecke Steinheilstraße

60 ça Va Bien? Die großräumige Restaurant-Bar hat eine tolle Auswahl an Cocktails und eine lange Happy Hour. Außerdem kann man hier Fußball gucken, auf gemütlichen Plüschsesseln sitzen und käseüberbackene Nachos snacken. Café CaVa, Kazmaierstraße 44, Mo-Do 11-1, Fr, Sa und So 11-2 61 Gin Tonic zum „Tatort“: Hier kann man zu altbewehrten Indiegrößen 78 Sorten Gin schlürfen und am Sonntag sogar Tatort schauen. Niederlassung, Buttermelcherstraße 6, Di-Fr 19-1 Uhr, Fr-Sa 19-1 Uhr, So 19-24 Uhr 62 Lieblingskinos: Im Arri Kino gibt es zwar kein Popcorn, aber am Montag und Dienstag ist Kinotag, der Eintritt kostet dann nur vier Euro. Alle City Kinos geben einen Euro Ermäßigung für Studenten und im Cinemaxx am Isartor zahlen Studenten von Montag bis Donnerstag nur 5,50. Ganz unsynchronisiert kann man Brad Pitt & Co. im Original im Cinema sehen. Arri Kino, Türkenstraße 91, Cinema, Nymphenburger Straße 31

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63 Elektrisierender Ort zum Raven: Früher das Crash, dann der Garden, heute das Strøm. Ein wunderbarer Ort, der nun die schönen Konzerte des 59:1 austrägt. Dazu gibt es Electroraves mit Videokunst, Lesungen und Dokumentarfilme. Strøm, Lindwurmstraße 88

64 Döner in the City: Arkadas Döner in der Wendl-Dietrich-Straße 17 ist der beste Dönerladen der City. Sogar das Brot wird hier selbst produziert. Wer an der Uni Döner möchte, geht zu Turka Kebap in der Amalienstraße 49 und zahlt als Student nur drei Euro. 65 Keine 08/15-Wurst: Nach Burger, Pommes und Pizza fehlt nur noch der König des amerikanischen Fastfood: der Hotdog. Aber Achtung: Hier gibt es Bio-Würstchen mit ausgefallenen Soßen, mit Avocadocreme, Wasabisprossen oder den NY-Dog mit kandierten Zwiebeln. Finespitz, Müllerstraße 17, am Wochenende bis 4 geöffnet 66 Ägyptisches Museum: Erst diesen Sommer wiedereröffnet, ist das Museum wirklich einen Besuch wert. Schon beim Betreten des Gebäudes, fühlt man sich wie in einer Pyramide. Ägyptisches Museum München, Gabelsbergerstraße 35


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67 Traumnebenjob gesucht: Eine Webseite, auf der Werkstudenten, studentische Hilfskräfte und Aushilfen deutschlandweit gesucht werden. Teilweise gibt es einen Stundenlohn bis zu 15 Euro. www.jobmensa.de 68 Apfelstrudel auf schrägem Boden: Bei meist freiem Eintritt steigt man die Stufen hinab und steht in einem länglichen, zum DJ-Pult leicht abfallenden Club mit Vintagemöbeln. Der Cocktail „Apfelstrudel“ schmeckt übrigens genauso wie sein Namensvetter. Milla, Holzstraße 28 69 An das Mikro, fertig, los! Bei Ludwig&Kunst, einer Veranstaltungsreihe an der LMU, gibt es eine offene Bühne, auf der kreative Köpfe das darstellen dürfen, was sonst nur ihre Kuscheltiere zu Gesicht bekommen. Ludwig & Kunst, Ludwigstraße 25, www.facebook.com/ludwigundkunst

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70 Klamotten-Suchtspirale: Die Internetseite kleiderkreisel.de ist das Paradies für modebewusste Geringverdiener. Das Prinzip funktioniert wie ein deutschlandweiter Flohmarkt im Netz. Man kann hier Sachen verkaufen, tauschen und kaufen. Aber Achtung: Kreiseln kann süchtig machen. www.kleiderkreisel.de 71 One Man’s Garbage, Another Man’s Gold: In der offenen Gruppe auf Facebook werden Sachen gepostet und innerhalb Münchens verschenkt. Vom Tisch bis zur Duftkerze, vom Häkeldeckchen bis zum Kronleuchter werden hier Sachen gepostet, die wohl sonst auf dem Müll landen würden. www.facebook.com/groups/verschenks 72 Lieblingsbibliotheken: Wer keine große Lust auf Stabi-Allüren und Bib-Poser hat, der sollte sich in den Lesesaal des Deutschen Museums verkriechen. Die größte geschichtswissenschaftliche Bibliothek Deutschlands ist das Historicum in der Schellingstraße 12. Auch gut: die Galerie in der Philosophiebibliothek im Hauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz. Deutsches Museum, Museumsinsel 1 73 Speisen mit Beamten: Direkt am Odeonsplatz, hinter beeindruckend geschmückten Pforten, liegt das Finanzministerium. Mit einem Studentenausweis hat man hier Zugang zu einer wirklich guten Kantine mit Hauptgerichten um die fünf Euro. Finanzministerium, Odeonsplatz 4

74 Sonnenflut: Nur ein Aufzug fährt hinauf ins Café in den fünften Stock. Langsam gehen die Türen des Aufzuges auf und man steht mitten in einem sonnendurchfluteten Café mit der schönsten Dachterrasse. Café Vorhoelzer, Arcisstraße 21 75 Bürokratiezentrum: Auch wenn dir der ganze Bürokratiekram gestohlen bleiben kann, manchmal muss es einfach sein. Egal ob Bafög-Antrag, Wohnheimzimmerverlosung oder psychologische Beratung, das Studentenwerk ist die Anlaufstelle Nummer 1. Studentenwerk, Leopoldstraße 15 76 Essen aus der Vogelperspektive: Der Blogger Fabian Ross erklärt: „Um auf die Situation in den Münchener Mensen aufmerksam zu machen, blogge ich jeden Tag über mein Essen.“ Mensaria, Schellingstraße 3, schellingdrei.wordpress.com 77 Studieren mit Kind: Für alle, die ihre Familienplanung in die Studienzeit verlegen, bietet die Hochschule eine Menge Unterstützung. Es gibt 20 Einrichtungen in München, Freising, Garching und Rosenheim für den Nachwuchs. Für alle, die unbedingt diese eine spannende Vorlesung besuchen wollen, bietet das Projekt „Campuskinder“ auch eine stundenweise Betreuung an.

82 Lyrischer Ort: Nur wenige Studenten verirren sich hierher, dabei lässt es sich in einem lauschigen Hinterhof gut schmökern. Dort hat das Lyrikkabinett Regale voll alter und neuer, nationaler und internationaler Lyrik. Ein echter Geheimtipp! Lyrikkabinett, Amalienstraße 83 83 Hilft Schülern und dem Geldbeutel: Sucht ihr nach einer flexiblen Verdienstmöglichkeit, ist die Lernstatt genau das Richtige für euch. Ohne Knebelverträge oder sonstige Unrühmlichkeiten gebt ihr Schülern Nachhilfe, mit denen ihr die Termine ganz dynamisch ausmacht. Lernstatt München, Kirchplatz 5b (Pullach)

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84 Kunst studieren lohnt sich: Ist das Wort „Kunst“ oder „Kunstgeschichte“ auf dem Studentenausweis aufgedruckt, so heißt es freien Eintritt in das Haus der Kunst oder die Pinakotheken.

85 Draußenbierglamour: Es gibt schönere Plätze, es gibt geräumigere Plätze, doch den Gärtnerplatz in all seiner Hipness gibt es nur einmal. Denn nirgendwo sonst in München verknotet sich scheinhafte Laufstegkultur mit schönem Draußenbierglamour.

78 Farben aus dem Untergrund: Unterm Stachus findet ihr den Idee-Markt, der für Bastler und Selbermacher alles Mögliche an Equipment preiswert feilbietet. Idee-Markt, Bayerstraße 3-5

86 Feiern bis du rot bist: Im ehemaligen Tröpferlbad geht es hoch her, denn dort pulsiert mit dem Marat das linke Gewissen der Stadt. Doch auch heiße Partys und Events finden hier statt. Kafe Marat, Thalkirchner Straße 102

79 Late-Night-Beer: Dank dem günstigen Wegbier ist der Flaschenöffner die Startrampe für lange Nächte am Gärtnerplatz. Drinnen zwischen Studenten und Wermutsbrüdern ist es auch gemütlich. Flaschenöffner, Fraunhoferstraße 37

87 Mängelexemplar: Ein Paradies für den Mangel. Nicht nur Taschenbücher, sondern auch Bildbände und Reiseführer bekommt ihr in der texxt-Buchhandlung für Mängelexemplare supergünstig. texxt Buchhandlung, Sendlinger Straße 24

80 Feuerwerk im Feierwerk: Headliner und Unbekannte, Münchner Bands und Bands aus Moskau, Sprechgesang und DJ-Performances, Kunstiges und Trashiges und noch mehr verrücktes, schönes Zeug. Feierwerk e. V., Hansastraße 19-41

88 Last minute: Mal wieder spät dran? Geschenke auf den letzten Drücker finden sich bei Breitengrad oder im apartment-shop. Vorsicht: Kitschüberreizung! Breitengrad, Schellingstr. 26, apartment-shop, Barerstr. 49

81 Goethe zum Leben erwecken: Wo das geschriebene Wort zur Performance wird. Toll ist außerdem, dass das Literaturhaus günstige Studentenspecials bietet. Literaturhaus München, Salvatorplatz 1

89 Alles Schall und Rausch? Für moderate Preise bekommt ihr im Schall & Rauch Longdrinks direkt aus der Hölle, so stark sind die Mischungen. Doch manchmal muss es einfach Rausch sein. Schall & Rauch, Schellingstraße 22


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M M e n s c h e n IN M ü n c h e n 23_ Feine Masche – Häkeltanga handgemacht 24 _ Im Gespräch – Aura.Karma.Anders über das DJ-Dasein 26 _ Stillsteh'n, Klappe halten? – Über das Angepasstsein 32 _ Lyrische Reise – Eine Kolumne über Gefühlswelten 33 _ Poetisches – Über das Café Kosmos 34 _ Aufreizend – 2 Autoren, 2 Perspektiven 38 _ Streetart – Geheimbotschaften auf Zetteln, Flugschriften und Aushangblättern 44 _ Ausflug – Laim: Der Wilde Westen 46 _ Signalfarbe – Modebewusste Münchner setzen auf Rot 47 _ Umbau – Abschied von der Kultfabrik 52 _ Kunstgeflüster – Intime Momente jenseits der großen Museen und Galerien


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Rausfrauen rausfrauen.de

tanga mortale

Feine Wäsche für Selbstständige „Du musst nicht alles haben“, hörten wir oft von unseren Omas. Doch, müssen wir, wollen wir und dürfen wir. Wir wollen nicht um alles bitten, wir müssen uns nicht alles kaufen, aber wir dürfen alles selber machen. Teure Spitzenunterwäsche für den Feinwaschgang war gestern. Wer Lust auf Abenteuer hat, braucht stabiles Werkzeug. Also einfach zu Nadel und Faden greifen und solide WäscheUnikate für sich selbst und/oder die Liebsten häkeln. Dafür gibt es hier die exklusive Anleitung, kampferprobt und luftdurchlässig. Geschlechtsneutral und flexibel, breiter oder höher, weiter oder enger: Diese Basisanleitung ist einfach und selbstständig abwandelbar für jede Geschlechtsteil-, Hüft- und Pogröße. Ob am Strand, im Schlafzimmer oder auf der Fetischparty – garantiert ein Hingucker. Ob flauschig oder kratzig, den individuellen Bedürfnissen sind keine Schranken gesetzt. Wir empfehlen: Ran an die Nadel und mit eigenen Händen die Welt der Wäsche erkunden! Sweet Dreams!

Man nehme: Wolle und Nadel in Stärke 7. Um den Tanga von vorn nach hinten zu häkeln 15 Luftmaschen (LM) anschlagen + eine Luftmasche als Wendemasche (WM). In die zweite LM einstechen und 15 feste Maschen (fM) häkeln. Zwei weitere Reihen à 15 fM, am Ende jeder Reihe 1 WM häkeln. * In der nächsten Reihe die ersten und zweite sowie vierzehnte und fünfzehnte Masche zusammenhäkeln, macht 13 fM, 1 WM, 13 fM zurück. * Von * bis * wiederholen und immer um zwei Maschen verkleinern bis man bei 5 fM angelangt ist. Dann fünf Reihen à 5 fM, WM nach jeder Reihe nicht vergessen. Einmal von * bis * wiederholen, ergibt 3 fM. Zehn Reihen à 3 fM, an die Wendemaschen denken! Bei der nächsten Reihe die beiden äußeren Maschen verdoppeln, macht 5 fM, dann drei Reihen à 5 fM inkl. Wendemaschen. Nochmals die äußeren beiden Maschen verdoppeln auf 7fM und zum Abschluss zwei Reihen à 7 fM häkeln. Zweimal 30 Luftmaschen anschlagen und damit an beiden Seiten die Ecken von Vorder- und Rückseite verbinden. Für größere Größen: mehr Luftmaschen anschlagen, mehr als zehn Reihen à 3 fM häkeln oder schon zu Beginn mehr als 15 LM anschlagen und nach Rezept schmaler werden.


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Mädels an die Platten Natalie Mayroth selbstdarstellungssucht.de

DJing ist eine Männer-Domäne, wie ein Blick auf das Line-up der Clubs verrät. Das wollen Melanie Amelia (31) und Nadine Weißbach (27) aus München ändern. Vor knapp einem Jahr haben die beiden einen Verein zur Unterstützung elektronischer Musikkultur und audiovisueller Kunst gegründet. Aura.Karma.Anders heißt er und soll den DJ-Nachwuchs unter 25 fördern. Mädels? Ausdrücklich erwünscht! Bei kostenlosen Workshops in Münchner Clubs kann der Nachwuchs von erfahrenen DJs lernen. Von Techno-Größen aus Chicago wie Mike Huckaby genauso wie DJs aus dem Münchner Nachtleben. DJane Liza von Female Pressure oder Michal Zietara von Wup Wup, zum Beispiel. Ihre Kurse finanzieren sie mit einer eigenen Partyreihe: Aura Karma Anders Day Night. Ein Gespräch über mehr weibliches Engagement im Männer-Business.

Warum planen nun zwei Mädels solche Workshops und nicht die Jungs, die selbst auflegen? Mel: Ich glaube, männliche DJs gönnen sich zwar gegenseitigen Erfolg, aber es ist eine Ellenbogen-Gesellschaft, in der Vitamin B eine wichtige Rolle spielt. Unser Label will gerade deshalb junge Talente entdecken, auch wenn sie nicht gut vernetzt sind. Nadie: Mir liegt es sehr am Herzen, eben auch Frauen zu fördern. Wir suchen aktiv nach Mädchen, die sich in diese Männer-Domäne trauen. Wir haben schon oft von weiblichen DJanes gehört, wie schwer es ist, sich gegen die Kollegen durchzusetzen und ernst genommen zu werden. Aber es ist möglich!

Warum interessiert ihr euch für den DJ-Nachwuchs? Mel: Bei unserem Remix Contest zur ersten Platte mit DJ Oliver Deutschmann ist uns aufgefallen, dass von den 150 Teilnehmern ein Drittel aus München war. Die eingesandten Tracks wurden anonymisiert analysiert. Viele Münchner haben es in die engere Vorauswahl geschafft. Das hat uns gezeigt, dass hier wahnsinniges Potenzial ist – aber keine Institution, die das fördert. Alle schauen immer nur nach Berlin. Unsere drei ContestGewinner waren übrigens alle im Alter von 21 bis 24 Jahren - zwei von ihnen aus München. Habt ihr schon mitbekommen, dass längerfristige Kontakte durch eure Arbeit geknüpft wurden? Mel: Bookingtechnisch ergeben sich durchaus Synergien. Einige Teilnehmer legen zusammen oder auf den gleichen Events auf. Was kann man bei euch mitnehmen? Mel: DJing ist ein Handwerk, das wollen wir vermitteln. Deshalb lernt man digitales Auflegen gar nicht bei uns. Bei den DJ-Workshops geht es um die Basics mit Platten. Aber auch um den Umgang mit CDs als analogem Medium, weil sich Jugendliche Platten oft nicht leisten können. Nadie: Bei den Producing-Workshops bringen die Teilnehmer eigene Sets mit und bekommen dazu Feedback. Die amerikanische DJ-Legende Chez Damier legt außerdem Wert auf mentales Coaching und nimmt sich jeden einzeln vor. Da geht es eben nicht nur um die Musik, sondern auch um die persönlichen Ziele. Wie sucht ihr eure DJ-Coaches aus? Nadie: Wir haben ein großes Netzwerk, darunter sind eben auch viele DJs, aber nicht ausschließlich. Ich arbeite selbst in einer Foto-Agentur, hier könnte ich mir auch gut eine Kooperation in diese Richtung vorstellen. Mir geht es aber vor allem darum, die Kreativität zu fördern. Für die guten Kontakte zu den Clubs ist Mel verantwortlich. Was sind eure Pläne für die Zukunft? Mel: Wir haben uns für unser zweites Jahr vorgenommen, uns auch Richtung VJ-Audiovisuelle Kunst heranzupirschen und unsere Kurse nicht nur auf die Musik zu beschränken.

Euer Motto heißt „Mach was draus!“ – könnt ihr das näher erklären? Nadie: „Mach was draus!“ – meint das Interesse am kreativen Arbeiten, aber nicht nur auf Musik begrenzt. Es geht darum, das, was in einem steckt, herauszuholen. Das soll ein bisschen pushen, den eigenen Mut zusammenzunehmen. Es ist oftmals eben nicht so leicht, in die Szene reinzukommen, da viele Kollektive aus Cliquen entstehen. Mel und Nadie

Wie alt sind eure jüngsten Teilnehmer? Mel: Es kommen oft 15-/ 16-Jährige zu uns, die noch nie einen Club von innen gesehen haben, aber trotzdem schon reges Interesse am Auflegen bezeugen oder sogar schon selbst produzieren.


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26 TI t e l g e s c h i c h t e

Matthias Leitner blog.br.de/zuendfunk-netzteil

ANGEPASST – der preis der SELBSTOPTIMIERUNG

Illustration: Christoph Ohanian Interviews: Josephine Musil-Gutsch


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Ohne die Anpassung der Arten keine Evolution, ohne Fortschritt kein Überleben, ohne Überleben überhaupt nichts – so weit die einfache Mathematik. Dennoch stellt sich das reflexionsbegabte Tier Mensch oft genug die Frage: Bin ich zu angepasst? Und vor allem: An wen und was eigentlich?

I. Untote sterben länger Lautes Stöhnen, humpelnder Gang, mächtiger Appetit: Der Zombie ist die Popkultur-Ikone des 21. Jahrhunderts. Ein Monstrum, das die Funktionsweisen des Kapitalismus parodiert. Denn der exzessive Konsum von Menschenfleisch führt lediglich zur Produktion von noch mehr Zombies, bis am Ende von Mensch und Tag nichts mehr übrig bleibt. Der Zombie ist eine Figur des Mangels, ein Erschöpfter, die ewige Wiederkehr des immer Gleichen. Er ist ein Paradoxon: lebendes totes Fleisch. Vor allem aber ist er eine Multifunk-

tions-Metapher und steht für alles, was keinen Platz in unserer Gesellschaft findet; für alles Verdrängte, Abgespaltete und Abgewiesene. Einmal dient er als wandelndes Bild des Raubtierkapitalismus, ein anderes Mal als blutgierige Idiotenherde medialer Prägung, dann als banaler Virenüberträger oder schließlich als revoltierendes Prekariat. Was aber, wenn der Zombie in Wirklichkeit die letzte Evolutionsstufe des Menschen ist? In Zeiten ständiger Weltuntergänge und stets drohender Apokalypsen erscheint der Zombie als Raubtier, das seiner dysfunktionalen, repetitiven Lebenswelt perfekt angepasst ist.

„Der Zombie ist in erster Linie der sprachlose Mensch und dann das Wesen, auf das man all die wertenden Begriffe des Menschen nicht anwenden kann, kein Toter, aber ein Gestorbener, kein Böser, aber ein Gefährlicher, einer der nichts hat und alles ist.“

Georg Seeßlen „Der Untote und wie man dorthin gelangt“


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II. Raymond und wie er die Welt sieht Sterben will er nicht, da hat er was dagegen. Diesen lästigen Fleischbatzen „Körper“ will der Geistmensch Raymond Kurzweil deshalb so schnell wie möglich loswerden. Der amerikanische Wissenschaftler, Regierungsberater, Wissenschaftspreisträger und Beststellerautor ist kein Zombie, sondern Transhumanist, ein Selbstoptimierer, der sein Ego für die Ewigkeit konservieren will; ein Technikmessias, dessen Vision die Mensch-Maschine ist; ein perfekt an alle

äußeren Lebensumstände anpassbares Cyborgwesen. Komme was wolle: Atomkrieg oder Klimawandel – egal, ein Transhumanist wuppt jede Herausforderung per Knopfdruck. Laut Kurzweil soll es 2029 so weit sein. Der Mensch wird dann mehr Roboter als Biomasse sein und unsterblich sowieso. Darauf freut sich Raymond, und damit der 65-Jährige es wirklich noch selbst erlebt: nicht Rauchen, viel Sport und täglich knapp 200 Nahrungsergänzungsmittel.

„Wir werden mit dieser Technologie verschmelzen, wir werden Hybride, eine Mischung aus biologischer und nichtbiologischer Intelligenz und letztlich millionenfach schlauer als wir heute sind. Das ist unser Schicksal.“

Raymond Kurzweil

Raymond Kurzweil denkt sich Gesellschaft dabei natürlich nicht als Organismus, sondern als Apparatur, und wer sich deren Funktionsweisen nicht anpasst, der wird die Zukunft nicht überleben – Schicksal halt. Damit unterscheidet sich der Cyber-Transhumanist vom modernen Marktkapitalisten mit Konsum-Imperativ lediglich durch sein Science-Fiction-Narrativ; Erlösungsgarantie inklusive. Das grundlegend mechanistische Welt-

bild jedenfalls ist identisch und spätestens seit der industriellen Revolution Leitbild des Fortschritts. Die Gesellschaft wird wahlweise als Fließband, gut geschmiertes Automobil, als Geldruckmaschine oder Uhrwerk fantasiert. Letztlich ist es egal, wie diese Apparatur im Detail beschaffen ist: Solange jeder Einzelne seine Funktion erfüllt, jeder Mensch ein Rädchen, eine Kreuzschraube oder eine Silberplatine im Getriebe ist.

Das sagt die Soziologin:

gewöhnlich sein. Das führt nicht zu Bravheit, sondern zu einer großen Angst und Verunsicherung in der jungen Generation. Diese versucht dem mit maximaler Selbstoptimierung zu begegnen.

Professorin Paula-Irene Villa, seit 2008 Lehrstuhlinhaberin für Soziologie und Gender Studies an der Ludwig-Maximilians-Universität, bezeichnet sich als hinreichend angepasst und als zugleich ziemlich unkonventionell. mucbook fragt, ob es ein Entrinnen aus dem Teufelskreis der Selbstoptimierung gibt.

Also geht es hier vor allem um Selbstoptimierung? Ja, auf jeden Fall. Das ist auch eine Form von Bravheit, wenn man so will. Selbstoptimierung hat zumindest nichts mit Protest zu tun. Bei der Selbstoptimierung sind sich junge Erwachsene und ihre Eltern auf fast schon unheimliche Art und Weise ähnlich.

Frau Villa, ist die Generation zwischen 18 und 30 Jahren wirklich so angepasst? Angepasstheit bedeutet, mit dem Strom zu schwimmen, aber eine klare, womöglich vorgege bene Stromlinie existiert nicht mehr. Vor ein bis zwei Generationen war das hierzulande noch: Ausbildung, Titel, Arbeit, Rente. Heute ist das Leben ‚challenge’, zumindest wird es so wahrgenommen. Also muss man jung, schnell, dynamisch, innovativ, mobil, flexibel und total außer-

Aber es gibt auch viele Querdenker. Ja, da stimme ich Ihnen zu. Einerseits: Denn neue Medien, Durchlässigkeit in der Lebensgestaltung, ein ständiger Wechsel, ein Sich-nicht-Festlegen machen „Querdenkertum“ möglich. Wie ich heute bin, muss ich nicht immer noch in 20 Jahren sein. Andererseits aber entspricht das gerade den gesellschaftlichen Imperativen: „Erfinde Dich immer wieder neu“.


29 TI t e l g e s c h i c h t e

III. Immer die Anderen Anpassung ist ein gewalttätiger Akt, ganz egal ob sie durch Zombie-Biss oder Cyborg-Implantate, durch suggeriertes Schicksal oder simple Erwartungshaltung durchgesetzt wird. Das Klischee sagt: Anpasser tragen gerne Uniformen, auch wenn sie sich als Nonkonformisten tarnen und in Batikhemden über Blumenwiesen springen. Das Wesen des Anpassers ist bürokratisch, seine Lieblingsfarben sind Grautöne, seine Musik bläst den Marsch.

Die Anpassung an gegebene Regeln, Lehren, Führer und Anforderungen hat dabei auch noch einen energiesparenden Vorteil: Verantwortung kann abgegeben werden. Und wer keine Verantwortung trägt, der findet, falls es einmal nicht läuft, schnell den Schuldigen: Es sind immer die Anderen.

Abseits aller Stereotype muss aber festgehalten werden, dass sogar der überzeugte Neinsager aus 68er-Zeiten letztlich nichts anderes ist als ein ideologisch stubenreines Rudeltier: „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!“ Eine Haltung, die in Zeiten suggerierter Alternativlosigkeit, von Totalitarismen jedweder Fasson in die Welt geschrien wird. Zumindest das haben Neoliberale, Gotteskrieger aller Konfessionen, Faschisten, Rassisten und all die anderen Hetzer gemeinsam – die Achse des Schnöden. Man muss aber auch nicht gleich die Bösewichter, Apokalyptiker und Demagogen beschwören. Überhaupt denkt der durch Familie, Kirche, Medien oder Peer Groups dauersozialisierte Mensch nun einmal gerne in Polaritäten: Leben und Tod. Ying und Yang. Ja und Nein. Arm und Reich. Anpassung und Widerstand. Polarität macht das Leben einfacher, hält es schön übersichtlich, hilft dabei, nicht im Alltagschaos zu ersticken.

Was bedeutet „brav“ eigentlich? Ganz bildungsbürgerlich würde ich sagen: Brav ist, nicht zu hinterfragen. Auch ein Ausprobieren mit offenem Ausgang, eine Art Risiko eingehen, gehört für mich dazu, dass ich etwas nicht brav finde. Zum Beispiel von der Großstadt in die Berge zu ziehen oder einen Drogentrip auszuprobieren.

Ist das auch eine Art von Anpassung? Meine Generation assoziiert Anpassung mit Blassheit, nicht auffallen, nicht gesehen werden. Aber in der Gegenwart funktioniert Anpassung nach der Heidi-Klum-Supermodel-Logik: an die eigenen Grenzen gehen und sich mit Challenges zu beweisen. In der Gegenwart ist Anpassung ein extrovertiertes, sich rampensäuisch Zurschaustellen.

Will die junge Generation überhaupt Risiken eingehen? Für junge Erwachsene ist das ganze Leben irrsinnig riskant geworden. Nicht nur in einem körperlich-existenziellen Sinne – denken Sie an die Risikorhetorik um Gesundheit, Radfahren mit der Helmpflicht, Essen und so weiter – sondern durch die Unvorhersehbarkeit in ihren Biografien. Sie haben keine Ahnung, was ihr Abitur wo wert ist, was ein Studium oder Bildungstitel zählen wird, ob sie eine Rente kriegen. Ob nicht eine Finanzkrise plötzlich auch hierzulande alles zerstört … Spanien oder Griechenland sind nicht so weit weg, wie es dem „Rest der Welt“ mal schien.

Was raten Sie jungen Menschen? Ich persönlich kann keinem jungen Menschen raten, sich locker zu machen und die Norm abzustreifen, dafür bin ich viel zu sehr Soziologin und weiß, dass das so nicht funktioniert. Ich würde mir aber wünschen, dass wir als Gesellschaft von dieser Form des Drucks wegkommen und uns hinwenden zur Muße, Langeweile, Ineffektivität und es einfach einmal gut sein lassen. Nicht immer überall zu denken, dass die Zeit mit den eigenen Kindern Quality Time, der Sport besonders optimiert und das Ausgehen effektives Dating sein muss. Einfach sagen zu können: Es ist egal, was dabei rumkommt, Hauptsache, im Moment ist es gut.


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Das sagt der Berater:

Low-Budget-Gründungen, Leben unplugged oder Verlagerung der Prioritäten Dirk Riedmüller hilft, die richtige Lebensform zu finden. mucbook hat mit dem Münchner Berufungsberater gesprochen.

Herr Riedmüller, warum sind junge Menschen heutzutage so angepasst? Das Problem ist, dass uns von klein auf gesagt wird, was wir tun sollen und wie wir zu funktionieren haben. Wer funktioniert, wird in einer Gesellschaft akzeptiert. Die Konfrontation mit dem eigenen Ich sind junge Leute nicht gewöhnt. Sie versuchen Halt darin zu finden, was man ihnen vormacht. Meistens stellt sich erst in der zweiten Lebensphase die Frage: „Was will ich?“ Selbstbestimmung erreichen viele erst später.

Haben vor allem junge Menschen ein großes Bedürfnis nach Sicherheit? In unseren schwierigen Zeiten natürlich schon. Wir leben in einer schnellen Welt, die uns selber nicht mehr spüren lässt, wer wir sind und was wir wollen. Oft steht das Geld und nicht der Mensch im Vordergrund. Aber die Intuition, dass sich etwas falsch anfühlt, ist trotzdem bei vielen noch stärker. Man kann sich generell mehr Freiheiten herausnehmen, als man denkt. Wie weit man rausgehen und wild leben sollte, muss natürlich jeder für sich wissen. Einige suchen nur ein Gespräch mit dem Chef, andere ein Leben unplugged. Was tun Sie konkret, um den Menschen zu helfen? Ich motiviere Menschen, sich zu fragen: Passt mein Umfeld für mich? Bin ich selbstbestimmt? Was hat Priorität für mich? Will ich das alles so? Wenn man es nicht will, hat man innerlich schon gekündigt. Dann geht es darum, herauszufinden welches Umfeld besser passt, Begeisterungen in Lebensgrundlagen zu verwandeln.


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IV. Immer das Gleiche Wer gerne mit dem Strom schwimmt und sich dem Zeitgeist anpassen will, der wird heutzutage Individualist. Was in den Siebzigerjahren noch als Erfahrungshunger nach dem authentischen Moment verklärt worden ist, das ist heute nur noch Appetit nach Stechuhr: Individualismus à la 2013 muss evaluierbar sein, kosteneffizient und viral sowieso. Neue Ideen? Super, solange sie klassifizierbar sind. Innovation? Perfekt, solange sie monetarisierbar ist. Lebenserfahrung?

Unbedingt, solange sie in die Designvorlage eines Lebenslaufs passt. „Wer vom Gleichen lebt, kommt durch das Gleiche um“, hat der alte Mahner und Schrubbelschreiber Jean Baudrillard einmal gemenetekelt. Zombies hat er damit nicht direkt gemeint, sondern vielmehr die Auswüchse einer Welt, die das algorithmisch Vorselektierte, das evaluierbar Individuelle, das rational Rationalisierte zum Fortschrittsparadigma erhebt.

V. Brainsad? Brainmad? Braindead? Was können wir von Zombies, Raymond Kurzweil, stereotypen Anpassern und evaluierten Individualisten lernen? Wer wird am Ende wegrationalisiert, wenn das Leben angeblich ein stetiger Prozess der Selbstrationalisierung ist? Was sind unsere Alternativen in einer angeblich alternativlosen Welt? Welcher Geistesblitz verhindert es jetzt, dass dieser Text am Ende in derselben Trauerposition mit Zeigefingerappeal verharrt oder dieselben Wohlfühangebote feilbietet wie alle anderen Texte zum Thema zuvor. Kurze Antwort: Keiner. Deshalb Überleitung zum Fluchtreflex: Brainstorm! Weihwasserpistolen zur Zombiebekämpfung? Helfen nur gegen Vampire. Proaktiv

zum Cyborg mutieren, Technik konsumieren und mit einer Google-Glass-Brille hinter den Ohren Richtung Unsterblichkeit flanieren? That's Future, Baby! Sich auf seine Intuition verlassen und nicht den Erwartungen der Anderen gehorchen? Netter Tipp auf Kalenderblattniveau. Sich einfach mal treiben lassen, ausspannen und in den Tag leben? Langweilig! Das Leben als Spiel betrachten und die Regeln selbst definieren? Klingt nach zockenden Investmentbankern ohne soziales Verantwortungsbewusstsein. Scheißegal … Party … Party … Party? War das schon alles … wirklich?

Aber geht man da nicht große Risiken ein? Man kann ja seinen Butterbrotjob von fünf Arbeitstagen in der Woche auf vier reduzieren und am freien Tag die eigenen Projekte vorantreiben. Etwas verändern, ohne ökonomisch erfolgreich sein zu müssen. Deshalb haben richtige Aussteiger mit nichts ein Problem. Die wissen einfach, wie sich das anfühlt, wenn etwas verändert wird. Mehr davon: Gibt es nur die Wahl zwischen Geld und Glücklich sein? Ich wehre mich gegen das, was immer suggeriert wird, nämlich dass kreativ und frei sein, gleich Armut bedeutet. Es gibt viele Menschen, die Geld mit ihrem Querdenkertum verdienen. Am besten man macht einen Kompromiss aus beidem. Also weder kopfloses Aussteigen noch Tütensuppen-Gleichmacher-Mentalität. Man sollte seinen eigenen Rhythmus finden und sein wahrhaftiges Ich. Und wenn man das hat, dann lebt man richtig.


32 G e f ü h l sw e l t

Nachhausekommen. Autorin und Illustration: Jovana Reisinger

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ie Landschaft rast, ist falsch. Richtig: Ich rase durch die Landschaft. Unkontrolliert, ist gleich von mir nicht kontrolliert; schnell, durch sie hindurch und an ihr vorbei, in bekannte Gebiete, mehr oder weniger in sie hinein, zurück; in die Vergangenheit. Dabei vermischt sich die verblichene Wirklichkeit nun mit der jetzigen Realität und führt zu einer Konfrontation: zu einem Interessenkonflikt der eigenen Geschichte mit der neuen Persönlichkeit – ein komplexes Gefühl drückt gegen die Herzschutzhülle, raubt einem kurz den Verstand und die Luft. Die Frage nach Unabhängigkeit. Ich sitze im Zug und fahre zu meinen Eltern nach Hause. Ein Kinderbesuch, im Ort meiner Kindheit. Die Frage nach Heimat. Die Wälder, die gerade am Fenster vorbeiziehen, sind dicht bewachsen und dunkel. Ein Mischwald. Hohe Tannen, die das Licht schlucken, knarzende Fichten und dazwischen zu hell wirkende Birken, eine schwarz-weiß-graue Anordnung. Kontrastexperimente und Wahrnehmungsverschiebungen. Ein vertrautes Gefühl und das Wiedererkennen der alten Orte; gleichzeitig das Beweisenwollen, dass man etwas geworden ist, etwas eigenständiges, gar frei und unabhängig. In diesem Wald habe ich gespielt. In diesem Wald haben wir ein Lager gebaut, weil wir nicht nur Freunde waren, sondern eine Bande. Das war in den Neunzigerjahren, als wir noch ruhig im Moos liegen konnten, barfuß spazieren gingen und uns der Himmel so weit vorkam, wie nichts anderes auf der Welt. Dein Haus am Waldrand. Die Lichtung wird gleich sichtbar, also sind wir noch zehn Minuten vom Elternbahnhof entfernt. Der Wald gibt nichts mehr her, hat meine Mutter gesagt. Das habe ich ihr nicht geglaubt.

Das Vermischen einer Rückblende mit einer Vision, vielleicht sogar einem Wunsch, der Erinnerung wegen, und des Gefühls; dabei aber immer noch im Zug fahrend, und nichts davon real greifbar: Wenn ich heute an dieser Stelle sitze, an der ich als Kind schon saß, kann ich den Strom in den Leitungen über mir immer noch fließen hören. Die Leitungen, endlose, träge wirkende Lakritzschnüre, hängen tief, von einfachen Holzpfosten gehalten; die Vögel, aus dem Wald kommend, sitzen dabei immer nur auf dem Pfahl und nie auf dem zischenden Kabel. Wenn ich wieder an dieser Stelle sitze, werde ich wieder das Kind, das hier auf dich wartet. Zurückkommen, in bekannte Gebiete und Gefühle, in Rollen und in die gewohnte Langeweile. Hier passiert nichts. Hier wird man noch nicht mal von einem Vogel angeschissen. Der Kies am Boden, unbequem, laut und von der Mittagssonne erwärmt; meine Turnschuhe, schabend, und mein Blick, immer auf deine rote Tür gerichtet. Heute kommt eine andere Frau mit einer Gehhilfe die Straße entlang. Das ist deine Mutter. Ich habe vergessen, der Vergangenheit genügend Platz in mir einzurichten, deshalb tut sie das gerade gewaltsam selbst. Der Zug fährt in den Bahnhof ein und der Wald kann nur mehr erahnt werden. Die Häuser sehen geschichtslos aus und die Menschen am Bahnsteig sind mir fremd. Meine Eltern, ich werde für immer ihr Kind bleiben, leben noch immer in dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Mit dem Aussteigen und dem auf die Auf-die-Plattform-Treten fühle ich mich zwar heimisch, wird mir aber gleichzeitig bewusst, meine Heimat ist das hier nicht. Der Wald. Der Wald gibt nichts mehr her, hat meine Mutter mir gesagt, und gleich hat er mich wieder; in Turnschuhen den Kies am Waldrand schabend, mit einem Zischen im Ohr. In die Vergangenheit hinein, in sie zurück, ein Konflikt mit der Gegenwart.

Mehr davon:


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Autorin: Simone Mellar Fotos: Viviana D'Angelo

café kosmos neben mars gleich links lädt heimelige fremde in speckig glänzende wände zu barmännern in schicker kluft bauchige flaschen, klein in höhe und in preis - das astra für eins-fuffzig -, flink über das holz geschubst strengen griffs umklammert, denn einsam ist's hier nicht

wer sich sehnt nach stille braucht noch mehr promille

höher, höher, immer weiter, kreiselnd richtung oben

sauerstoffverknappung,

wendung hinter wendung

radiusbegrenzung

angekommen im wohnen

kippe oder klo? das risiko des platzverlusts zu groß

ausflugsziel so mancher als hoffnungsvoller starter richtung nacht ist die raumstation der nostalgie gedacht


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Reizworte Zwei Autoren, sechs Schlagwörter, zwei Münchner Nachtgeschichten. Lola Pennt und Marcus Benjamin Stenz haben aus den Wörtern Antiquariat, Schrottplatz, C90-Kassette, Dreiviertelhose, Aerobic-Einteiler (pink) und Schwabinger Krawalle, zwei heiße Nachtgeschichten für euch gezeugt.

Autoren: Lola Pennt/ Marcus Benjamin Stenz Illustration: Jovana Reisinger


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Er schreibt: Der Einteiler

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s war die Zeit des großen Antiquariatssterbens in München, die Schwabinger Krawalle existierten zwar noch ruhmreich in den Köpfen mancher Menschen, aber so richtig einen drauf machte schon lange niemand mehr. Zu viele waren fett, satt und faul geworden. An die Stelle der Antiquariate traten Friseurläden, Bars oder Boutiquen, und weder interessierten sich die meisten für diese Veränderung, noch kauften sie eine der vollkommen überteuerten Dreiviertelhosen, die sowieso längst als unmodisch galten. Ebenso wenig war irgendeine Münchnerin in dem pinken Aerobic-Einteiler zu sehen, der in der Mitte des Schaufensters prangte, das einmal eines der besten Antiquariate in der Nähe der Universität geziert hatte. Weil dieses ehemalige Antiquariat in der Nähe einer ehemaligen Pension lag, von der man heute munkelt, dass dort früher die heißesten Hasen der Stadt – aufgehende Sternchen auf roten Teppichen, glitzerlächelnde Filmschönheiten noch vor dem ersten Dreh, aber bereits nach dem ersten Blowjob – abgestiegen waren, trieb sich auch Maximilian in der Nähe dieses Orts herum. Oft genug sah er den pinken Einteiler auf seinen Wanderungen von Café zu Café, wo er neue Playlists für seine C90-Kassettenidee sammelte und in sein Notizbuch eintrug, in einer kleinen, schwer lesbaren Stenoschrift, die für niemanden außer ihn zu entziffern war. Die Kassetten wollte er großzügig und für einen sozialen, aber mit Status beladenen Preis, an dem möglichst Künstler und er verdienen sollten, unter die Leute bringen. Natürlich waren ihm die Schwabinger Krawalle ein Begriff, sie gehörten so sehr zu seinem theoretischen Gerüst wie sein strahlendes Lächeln, die dunkle Hornbrille und der unwiderstehliche Satz, „Ich bin Künstler“, der ihm zahlreiche Nächte in den Betten von Medizinstudentinnen und Banksekretärinnen eingebrachte hatte. Anfangs war ihm der pinke Aerobic-Einteiler, der über den schmalen Hüften einer Schaufensterpuppe spannte und nur eine Andeutung an vielleicht später mögliche Liebeshenkel ahnen ließ,

nicht aufgefallen. Je länger dieser Sommer aber dauerte, desto mehr wurde aus dem hässlichsten Kleidungsstück der Menschheit, wie er es insgeheim getauft hatte, sein persönliches Objekt der Begierde. Wenn ich eine treffe, so schwor er sich, die einen pinken Aerobic-Einteiler trägt, dann werde ich sie verführen und mit ihr schlafen. Besonders oft dachte er daran, wenn er eines seiner Mädchen entblätterte, ihr Schicht für Schicht die Kleidung abtrug und feststellte, dass nicht der Arsch die Hose machte, sondern meistens die Hose den Arsch und er voller Enttäuschung dennoch in sie hineinstieß. Ein Einteiler in Pink würde erst gar keine falschen Hoffnungen wecken. Der Sommer neigte sich dem Ende zu. Seine Geschäftsidee, C90-Kassetten mit Playlists über das Internet zu vertreiben, war dank der Musiker, denen er einen Beitrag abgeschwatzt hatte, zu einem kleinen Erfolg geworden. Um zu feiern, mietete er sich einen schneeweißen, auf Hochglanz polierten Ferrari und eine blonde Schönheit, die er nach der dritten Runde zwischen Odeonsplatz und Münchner Freiheit ans Steuer ließ. Seine einzige Bedingung: Sie musste den pinken AerobicEinteiler tragen, den er am Vortag für dreihundert Euro und neunzig Cent gekauft hatte. Dass er damit sein soeben angewachsenes Kapital um mehr als zwei Drittel reduzierte, war ihm egal. Weil ihm von selbst keine Frau in diesem Einteiler begegnete, organisierte er eben eine. Zufrieden beobachtete er, wie sie sich aus ihrer Kleidung schälte und in den Einteiler stieg. Wie sich die Träger an ihre Schlüsselbeine schmiegten und der Stoff sich über den Pobacken spannte – ein ehrlicher Anblick. Er beglückwünschte sich zu seiner Wahl, zu seinem Bauchgefühl, das er beim Anblick ihrer virtuellen Setcard verspürt hatte. Anfangs fuhr sie sanft und er machte ihr Mut. Dann verlangte sie eine zweite Runde auf dem Corso. An der roten Ampel hinterm Siegestor begann er ihre Brustwarzen, die sich bald eindrucksvoll ausbeulten, zu zwirbeln – kernig wurden sie und er suchte nach einer Obstsorte, die einen passenden Vergleich geliefert hätte, aber

einfallen wollte ihm nichts. Zwischen Universität rechterhand und Staatsbibliothek linkerhand drückte er die kleinen Biester ein wenig zu fest und seine Begleitung, die zuvor noch lustvoll gestöhnt hatte, gab ein kleines Quieken von sich, verriss das Lenkrad und steuerte den Ferrari zuerst den Bordstein hoch und anschließend an die Hausmauer. Als der Abschleppwagen eingetroffen war, wollte Maximilian mit auf den Schrottplatz, die vordere Wagenhälfte war unwiderruflich hinüber. Unter Tränen beichtete er dem Fahrer des Wagens, was in den Minuten, ehe der Ferrari gegen die Wand knallte, geschehen war. „Warte, bis du Inge siehst“, sagte der Fahrer und begann zu erzählen. Die Fahrt zum Schrottplatz nach Trudering dauerte und Maximilian lernte ein anderes München kennen. Am Schrottplatz angekommen, flutete weißes Licht aus großen Strahlern die Dunkelheit der Vorstadt. „Hinten im Büro ist Inge. Geh schon mal rein und kümmere dich um die Formalitäten, ich bringe den Wagen an seinen Platz“, sagte der Fahrer. Er wolle dabei sein, wenn der Wagen in die Presse kam, wandte Maximilian ein. „Kannst ja ruhig“, sagte der Fahrer. Das Büro lag in einem Container, die Lamellenvorhänge waren heruntergezogen, kaum Licht drang nach draußen. Zaghaft klopfte Maximilian an, ehe er die Tür öffnete. Er trat ein, ohne auf eine Aufforderung zu warten. Inge saß auf einem Bürostuhl, hatte ihre Beine auf den Schreibtisch gelegt, im Mundwinkel klebte eine Zigarette und unter ihrem schwarzen Bademantel, der weit auseinanderklaffte, trug sie nichts. Nichts, bis auf einen pinken Einteiler. Zwischen ihren Zehen steckten zusammengeknüllte Taschentuschfetzen, in der Hand hielt sie ein Fläschchen Nagellack, der Pinsel glänzte im schwachen Licht ihrer Schreibtischlampe. Maximilian lächelte. Sanft schloss er die Tür. Er lächelte, fuhr sich einmal durch seine Haare, die an der einen Seite fast bis auf die Kopfhaut geschoren waren und auf der anderen Seite lang gescheitelt, er lächelte. „Soll ich das nicht lieber machen?“, fragte er und zeigte auf den Nagellack in Inges Hand.


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Sie schreibt: Pure Vernunft

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s passierte an dem Tag, an dem ich in die großen Schaufenster des Antiquariats schaute und darin nichts Schönes erkennen konnte, mir aber der blaue Rahmen um die Fenster gefiel, dass ich mir einen Aerobic-Einteiler kaufte, um damit am gleichen Abend noch in einem Club mindestens einen Kerl aufzureißen oder ein Mädchen. Generell vertrete ich die Haltung, dass ich kein Geschlecht liebe, sondern Menschen; Geschlechterrollen aufheben, das Mann-Frau-Konstrukt überdenken und sowieso: Nieder mit der Paardiktatur, das ist zweitausenddreizehn! Von mir aus alles einreißen und nach dem summer of love suchen: Ich will küssen! Schöne Lippen und weiche Haut spüren. Gleicher Rhythmus und wenig Spucke, aber ey, viel Liebe. Viele Hände auf meinem Körper, in meiner Vagina und meine Hände irgendwo in dir. Das Antiquariat also, habe ich noch nie betreten und auch bis zu diesem Moment nichts von ihm gewusst. Antiquariate sind mir generell so herzlich egal wie diese unsympathischen Menschen in Dreiviertelhosen, ein Massensterben beiderseits wäre für mich vertröstlich. Ein großes Sterben der Dreiviertelhosen wäre mir sogar angenehm. Aber der Mann, der dort andächtig vor der Tür stand, seine Waden sind von vorne und von hinten schön anzusehen, hat mich tatsächlich dazu bewegt, in diese Straße abzubiegen, mich ihm dann langsam zu nähern, um letztendlich neben ihm zu stehen und kaum merkbar zu nicken. Ja, Kerl, oh du riechst gut. Ich versuche zu sehen, was er sich hier ansieht, aber kann wirklich nichts Interessantes in der Auslage entdecken. Meine Augen also beruhigt geschlossen, atme ich tief ein und kaum aus, weil sein Geruch eine gute Mischung aus einem Parfüm und Zigarettenrauch ist – vielleicht ist es auch sein teurer Trenchcoat, der sicherlich das halbe Gehalt gekostet hat, der noch so ein wenig danach riecht, nach einer Bar, nach einer Nacht, nach ihm. Ja, also Bock hätt ich schon, schießt es mir in den Kopf und er geht mit seinem schönen Mantel und einer stolzen Haltung davon. Der Geruch verflüchtigt sich und ich will schmusen. Ohne ihn, aber in meinem pinken Onesie auf der Toilette. Auf die Tanzfläche habe ich es gar nicht geschafft, weil da saß auch schon die schöne Inge auf der Bank und unterhielt sich mit einer Freundin von ihr, die ich kaum beachtete, weil die schöne Inge zu schön war, um sich neben ihr

mit jemand anderem zu unterhalten. Die schöne Inge und ich. Das will ich nun schon lange, seit sie mich das letzte Mal verabschiedete und wir uns lange in die Augen sahen und unsere Lippen ganz nah wahren, ich sie aber dann doch nicht küssen wollte. Dummes Ding! Inge und ich: nun also doch. Tanzfläche. Schon längst in einen Rausch gebracht tanzen wir nah, manchmal fassen wir uns beinah unabsichtlich an. Sie macht das gut, schaut immer so wollend und dann lacht sie. Sie macht mich verrückt! Ihre Haut ist sicherlich irre weich, und wenn sie erst mal meine irre weiche Haut an meinen Schenkelinnenseiten berührt hat, will sie auch gar keine andere Haut mehr anfassen. Das war bisher ja immer so. Und einfach so steht Marlon, der schönste Komponist, neben mir, nickt, verzieht sein Gesicht und begrüßt mich geschickt galant, mit seinen tiefgrünen Augen und oh, er riecht so gut, da sind Inge und ich gleichermaßen begeistert, dass ich beide umarme und sich mein Körper in dem Einteiler unglaublich gut anfühlt. Körper: zappelig, Hirn: ausgeschaltet, Herz: voll am wollen! Ich will gerade beide, für immer, herrlich, und die sind, wie ich, voller Liebe. Marlons und meine Lippen passen so gut zueinander, weil seine Unterlippe voller ist als seine Oberlippe und es bei mir genau andersrum ist. Zusammen sind wir das beste Mixtape, das du je auf einer C90-Kassette gehört hast, wenn du überhaupt noch weißt, wie man Kassetten einlegt, wenn nicht, dann sind wir dein geilstes Erlebnis auf Boiler Room. Wenn man diese Lippen schon mal spüren darf, sollte man nicht nachdenken und auf gar keinen Fall zögern und als die nervende Freundin der schönen Inge also wieder ihre Aufmerksamkeit dringend benötigt, ziehe ich Marlon an der Hand, aber nicht nur an mich ran, sondern dann auch noch dahinter, in diese Nische und da ist seine Hand auch schon erst in meinem Gesicht und kurz darauf überall an meinem Körper. Küssen, triezen, lachen und Herzrasen, anfassen an den guten Stellen. Dröhnen und feststellen, dass sich unsere Körper im Beat bewegen. Stöhnen, weil man von Wellen überrascht wird. Augen ganz automatisch, langsam schließen, den langen Hals durchstrecken, den Kopf nach oben ziehen, die Hände in den anderen Körper krallen, beinahe schnackseln im Club. Der Onesie. Aufheben für später, den Sex, für zu Hause, mit ihr, der schönen

Inge? Nicken beiderseits. Küssen. Sich fühlen wie Kinder auf dem Schrottplatz, die nach verlorenen Schätzen suchen. Atmen. Die Zeit in einem Club ist begrenzt, die gute Zeit. Heimgehen. Inge. Inge und ich lachen und dann sage ich ihr, wie schön sie ist und küsse sie und nun Inge, musst du mitmachen, damit ich weiß, dass das nicht nur meine Fantasie ist und das hier kein freundschaftlicher Kuss ist und sie küsst mich sogar so, dass ihre Zunge sehr schnell in meinem Mund ist. Schön. Küssen und dabei halte ich mit der einen Hand ihre Haare an der rechten Schulter und mit der linken Hand Marlons Hand. Geht es noch, Hirn und Herz? Auf einmal: wieder Musik. Wahrnehmung schießt in mich hinein zurück und da befinde ich mich mit den beiden auf dem Boden. Schub. Wir schauen uns an, jeder fasst hier jeden an, aber ich liebe sie beide so sehr, ich will hier raus, sie kommen mit. Marlon fasst mir beim Treppen-nach-obenGehen an meinen Hintern, nicht prollig, sondern hot. Wohin? Badewanne! Wir gehen, Hand in Hand in Hand und ich in der Mitte, zu ihr nach Hause nach Schwabing. Eine neue Form der dortigen Krawalle. Krawalle sowieso im Hirn. Sonnenaufgang, Hände loslassen und Limonade trinken. Unsicheres Kichern. Rantasten. Nackte Körper, hier ist jeder schön, Wasser, reinigen, anfassen, den Dreck der Nacht abspülen, ausziehen, was wir vollschwitzten. Der Komponist legt Platten auf, wir liegen auf dem Bett und hören zu. Streicheln. Tatsächlich irre weiche Haut. Wir haben uns gegenseitig gewaschen, die Scham schon längst überwunden, die Neugierde hat gesiegt. Die Platte dreht sich auch ohne ihn weiter; Bett, weiße Bettwäsche und sie hält mich im Arm und ich lege meinen Arm um ihn und küsse ihn auf die Stirn. Wir sollten ein wenig pennen, bevor der weiß-blaue Himmel uns wieder will, ich will einschlafen, bevor die Plattenseite gehört ist. Ich will nicht aufhören, zu fühlen. Jemand streichelt meine Brust, ich weiß nicht wer, meine Augen sind zu, aber ich halte zwei Körper fest. Überall die weiche Haut und unterschiedliche Behaarung, drei Herzen pochen nicht mehr wild aber sicherlich im gleichen Takt, unbekleidet, schonungslos, nebeneinander, jetzt riechen wir alle gleich. Streicheln und irgendwann schnelles Atmen. Ein Biss in eine weiche Stelle. Wollen und kriegen. Krawalle gewonnen.


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Fotokolumne

Sebastian Gabriel sebastiangabriel.tumblr.com

Zett elWi rtsch aft Sticker, Flugblätter und Annoncen unterschiedlichster Natur sind die Kleidung für Ampelmasten, Strom- und Briefkästen unserer Stadt. Jeden Tag beim Verlassen des Hauses kommt man an zig von ihnen vorbei: gedruckte oder handgeschriebene Botschaften, Aufforderungen, Statements und Suchanfragen. Es gibt Tausende davon und bei genauerem Hinsehen ergeben sich aus den Zufälligkeiten des Aufeinandertreffens interessante Kombinationen und Bildpaare. Ich sehe sie als ein verstecktes Kommunikationsmedium unter den Stadtbewohnern, eine trotz ihrer Allgegenwart „geheime“ und in jedem Fall kostenfreie Plattform. In der digitalen Welt, einer rasanten und flüchtigen Welt, sind sie der „analoge“, urtümliche Gegenpart, in der die Botschaften auch dann noch Adressaten finden, wenn sich ihr Zweck schon längst erfüllt hat … Oder nie erfüllen wird ...


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© mannikus

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leben in LAIM Autorin: Josephine Musil-Gutsch Fotos: Viviana D‘Angelo

Immer wollen alle nach Schwabing, in die Maxvorstadt oder ins Glockenbachviertel. Leider treibt der Coolnessfaktor die Mieten dort in die Höhe und junge Menschen raus aus der Stadt. In unserem Stadtviertelstadtplan präsentieren wir die coolsten Ecken der unterschätzten Wohnviertel Münchens. Diesmal: Burger, Kino und Cocktails in Laim.


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Neues Rex Kino Über eine große, knarzende Holztreppe betritt man das Neue Rex. Am Kartenschalter kauft man eine Karte für einen der ausgewählten Filme und lässt sich in einen dunkelroten Plüschsessel im Vorführsaal plumpsen. Abseits von großen Massenkinos hat das kleine Kino seinen ganz eigenen Charme. Trotzdem kann man auch hier Filme in 3D anschauen. Natürlich mangelt es nicht an den üblichen Kinoknabbereien wie Popcorn und Nachos. Besonders bequem sind die „Loveseats“, Sitze ohne trennende Armlehne, auf denen man etwas enger zusammenrücken kann. Filmtheater Neues Rex | Agricolastr. 16 | Programm auf: web.neuesrex.de Laimers Das Laimers ist wie das Neue Rex Kino eine Institution in Laim. Hier bietet sich nach dem Film die Möglichkeit, noch ein Bier mit Freunden zu trinken. Das großräumige Lokal mit der heimeligen dunkelroten Wandfarbe eignet sich hervorragend zum Weißwurstfrühstück und auch zum lauschigen Cocktailtrinken an der Bar. Täglich geöffnet bietet das Wirtshaus eine günstige Tageskarte sowie einen Crêpes-Stand. Warme Küche gibt es bis 23 Uhr, im Sommer sitzt es sich herrlich unter Kastanien im Biergarten. Laimers | Wirtshaus, Restaurant, Bar | Agricolastr. 16 | tägl. geöffnet von 10–1 Uhr | www.laimers.com Speisezimmer Stilvoll dekorierte Schaufenster und Regale voller bunter Süßigkeiten machen das Speisezim mer zu einem Treffpunkt für Jung und Alt. Wohlig duftet es drinnen von der offenen Küche her, in der täglich frische Gerichte aus überwiegend biologischen Zutaten zubereitet werden. Jede Woche entscheidet Nana Berzl von Neuem, welche Gerichte sie diesmal mit weißer Kreide auf ihre Schiefertafeln schreiben wird. Die Spezialität des Familienbetriebs ist der selbst gemachte Ingwer-Zitronen-Sirup. Speisezimmer | Mittagstisch & Festtagsküche Camerloherstr. 82 | Di – Fr 10 – 19 Uhr, Sa 9 – 13 Uhr, Mo Ruhetag | www.speisezimmer.net Detterbeck Radfahrer kommen nach einem Ausflug an den See vorbei, Kinder hüpfen mit der Waffel in der Hand über die Wiese, Nachtschwärmer holen sich vor einer Fahrt in die Stadt dort noch schnell ein Eis. Der Detterbeck ist die Eisdiele in Laim. Kein Wunder bei über hundert Eissorten. Auch ausgefallene Sorten wie Bombay-Mangocurry und Basilikum-Zitrone werden dort Kugel um Kugel von jungen „Eisdealern“ aufgetürmt. Natürlich kann man auch tolle Torten und Gebäck im Café genießen. Detterbeck | Konditorei, Café, Eis | Agnes-Bernauer-Str. 89 | geöffnet tägl. von 8-18 Uhr, im Sommer bis 22 Uhr | www.konditorei-detterbeck.de My Stolz – The Burger Boss Der kleine Burgerladen mit den Goldlettern direkt an der Fürstenrieder besitzt den Charme eines amerikanischen Diners gepaart mit Ornamenten aus Kolonialzeiten. Kissen mit Leopardenmuster, indische Zierspiegel und die Musik amerikanischer Blueslegenden machen den skurrilen Charme des Ambientes aus. Die Auswahl an Burgern bei My Stolz ist prächtig: Hier kann man neben normalen Burgern auch Känguru- und Bisonfleisch bestellen, die in amerikanischer Übergroße und mit Pommes, Dip und Krautsalat daherkommen. My Stolz – The BurgerBoss | Fürstenrieder Str. 152 | geöffnet tägl. 15-24 Uhr | mystolz-freshtoeat.de Streetart Über ganz Laim verteilt findet man immer wieder kleine Kunstwerke aus Wolle, die Gartenzäune, Baustellen, Fahrradsättel oder Straßenschilder verschönern und ein bisschen bunter machen. Anders als Graffiti sind sie auch leicht wieder zu entfernen. In Laim ist an der Vonder-Pforten-Straße Ecke Agnes-Bernauer-Straße ein Duo aus Straßenschildhäkelei und Legosteinen statt Loch im Gemäuer zu sehen. Gestrickt haben hier die Handwerk-Anarchisten Bambi, Schneewittchen und Girlie. Auch in München mit Häkelnadel und Wollknäuel unterwegs ist die Strickguerilla-Kombo „Die Rausfrauen“. rausfrauen.tumblr.com


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Theresa-Maria Werner confettionourheads.blogspot.de

Als Bloggerin sehe ich mir die Menschen, denen ich täglich begegne, immer sehr genau an. Was mir aufgefallen ist: Die Farbe Rot sieht man (Outdoor-Regenjacken einmal ausgenommen) nur sehr selten. Dabei steht Rot doch für Lebensfreude, Liebe und Leidenschaft! Um dem Münchner Konservatismus in Sachen Mode etwas

entgegenzuwirken und zu beweisen, dass Rot auch gut im Alltag tragbar ist (sowohl dezent als auch auffällig) bin ich eine Woche lang mit meiner Kamera durch die Stadt gestreift, um die schönsten Looks mit Rot zu fotografieren. Fazit: Die Münchner haben Potenzial, aber etwas mehr Mut zur Farbe darf es sein!

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Managing Consultant Natalia hätte sicher auch in Outfitfragen einige Tipps parat: Stilvoll in Rot gekleidet setzt sie sich mitten auf dem Marienplatz für mich in Szene.

Heizungsbauer Alois tauscht seine Arbeitskleidung in der Freizeit gerne gegen ein klassisches Jackett und auffällige Beinbekleidung!

ModejournalismusStudentin Tatjana und Freund Nika setzen gekonnt Akzente: Er wählt eine rote Strickmütze und rote Brillengläser zum sonst lässigen Outfit, während sie eine rote Tasche und eine rot-weiß gestreifte Bluse zur gepunkteten Hose kombiniert.

Für den optimalen Durchblick sorgt bei Journalist Dietmar diese rote Brille. Ein echter Hingucker!

Beim Stadtbummel treffe ich Barbara in rockiger roter Lederjacke mit passender Nietenhandtasche.

Blickfang! In Schwabing läuft mir Tänzerin Sabrina über den Weg, die gerade zur Salsaparty ins Buena Vista unterwegs ist.

Ich kleide meine Freundin Mila im roten Komplettlook. Es ist ungewöhnlich, aber wir sind überrascht, wie gut es aussieht. Für Mutige: Nichts wie raus auf die Straße damit!

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BYe-Bye kult fabrik Autoren: Ramona Drosner & Manuel LIebig Fotos: Viviana D‘Angelo

Wo früher die Schornsteine des Familienunternehmens Pfanni rauchten und Unmengen von Kartoffeln zu Knödeln verarbeitet wurden, trifft sich heute Nacht für Nacht ein feierdurstiges Publikum. Die Kultfabrik ist aber weit mehr als nur ein Partyparadies. Tagsüber versteckt sich auf dem 10 Hektar großen Gebiet eine bunte Mischung an Menschen und Projekten. In Werkstätten für Stahl und Handwerk oder Ateliers für Kunst und Musik trifft sich die kreative Szene Münchens. Doch jetzt heißt´s Abschiednehmen. Bye bye Kultfabrik – Servus Werksviertel! Seit Juni wird das insgesamt 36 Hektar große Areal peu à peu verwandelt. Unter dem Leitspruch „leben-wohnen-arbeitenbewegen“ entsteht ein neues Stadtviertel, das Werksviertel. Am Ostbahnhof sollen zukünftig über 2000 Menschen an Grünflächen wohnen, rund 10000 Arbeitsplätze geschaffen und ein niveauvolles Kultur- und Nachtleben für alle Al-

tersgruppen etabliert werden. „Wir möchten die Erinnerung an die Pfanni-Werke erhalten“, führt der Pfanni-Enkel Werner Eckart seine Pläne aus. Und weiter: „Ein bunter Mix aus alt und gammlig und daneben schick renoviert soll das ganz besondere Flair des Geländes bewahren.“ Neben modernen Glasfronten werden alte Elemente wie Schornsteine oder Eisentüren stehen bleiben. Zudem spare die Nutzung der Bestandsgebäude enorme Kosten ein. Auch die Künstlerförderung ist Werner Eckart ein großes Anliegen. „Wir planen eine Kostenumverteilung“, erläutert er sein Konzept. Mit einem hochpreisigen Mietsegment für Luxuslofts oder Agenturen sollen die Räume für einkommensschwache Künstler mitfinanziert werden. Aber ist die Vision Werner Eckarts tatsächlich umsetzbar? Wir haben uns in der Kultfabrik umgeschaut und bei den kreativen Köpfen nachgefragt – bei Tag und Nacht.

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„Die Chefetage spielt mit offenen Karten“ Felix und Chris Grafik-Designer

„ Der Werner macht das schon gut“ Geradi und Volkan Club- und Diskothekenbauer

„Wir bauen dir alles, was du willst, von der Lokomotive bis zum Biergarten“, fängt Geradi an zu erzählen, was eigentlich sein Beruf sei. „Und das Beste ist: Wir haben die erste IndoorGondel Europas“, beendet Volkan die lange Ausführung seines Kollegen lachend. Seit acht Jahren schrauben, sägen und löten die beiden jetzt schon in der etwa 150 Quadratmeter großen Metall- und Schreinerwerkstatt. Auf dem Gelände sind sie fest etabliert. Die ansässigen Nachtclubs vertrauen auf die Qualitätsware und die Ideen aus den Händen und Köpfen der Schreiner. Deshalb würden sie ihre Arbeitsräume nur ungern verlassen. „Klar könnten wir auf einen Neubau verzichten“, meint Geradi. „Aber solange wir unseren Platz behalten dürfen, können wir damit leben.“ Aber es brauche eben auch Kompromisse, mildert Volkan den Ton seines Arbeitskollegen. Man müsse ja auch die Seite der Stadt sehen, die den benötigten Wohnraum schafft. Insofern vertrauen sie dem PfanniErben Werner Eckart und seinen Plänen.

„Die Kultfabrik ist der absolute Hammer“, schwärmen Felix und Chris. Die beiden GrafikDesign-Studenten teilen sich mit vier weiteren jungen Leuten einen Raum im Werk 3. Hier fühlen sie sich zu Hause: Sie haben ihre Turnschuhe gegen Hausschuhe getauscht, bunte Plakate tapezieren die Wände, ein kleiner Kühlschrank versorgt sie mit Bier. Die Verbindung von Lernund Arbeitsraum ist äußerst produktiv: „Manchmal tauschen wir uns mit den anderen aus und helfen uns gegenseitig. Das schafft Inspiration.“ Sie wussten von Anfang an, dass das Ende der Kultfabrik naht. Doch sie fügen hinzu, dass sich die Verantwortlichen sehr bemüht hätten, ihnen bei den Planungen entgegenzukommen. „Wir wurden sogar schon gefragt, was für Wünsche wir an einen Raum im zukünftigen Werksviertel haben würden“, freut sich Chris. Auf die anstehenden Veränderungen blicken die Studenten dennoch mit einem zwiespältigen Gefühl: Vor allem befürchten sie einen negativen ImageWandel, der mit der Modernisierung einhergehen könnte. Der „kreative Knotenpunkt“ könnte sich auflösen, wenn statt selbstständiger Künstler immer mehr Agenturen Einzug halten.


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„ Ein paar lustige Freaks gegen BusinessLeute“ Heinz Pop-Art-Künstler

Ausgetretene rote Chucks, zerrissene Jeans, ergrauter Drei-Tage-Bart. Heinz ist ein Künstler wie aus dem Bilderbuch. Pop-Art-Künstler, um genau zu sein. Im obersten Stock des Werk 1, hinter einer schweren Schiebetür verbirgt es sich: das Atelier des wohl größten New-YorkFans der Geschichte. Vor 20 Jahren führte ihn sein turbulenter Lebensweg das erste Mal nach Übersee, bis heute schöpft er aus dieser Erfahrung die Inspiration für seine Kunst. „Die Kultfabrik hat so einen abgefuckten New York Charakter“, Heinz schwärmt von den teils heruntergekommenen aber mit Leben gefüllten Industriegebäuden, den bemalten Wänden, den anderen „Freaks“ auf dem Gelände. Ob er sich vorstellen könne, auch im neuen Werksviertel zu arbeiten? „Das muss ich erst mit eigenen Augen sehen“, meint er und schabt ungeduldig mit seinem linken Chuck über den neu verlegten Boden in Rasen-Optik. Ob er sich in den Planungsprozess mit eingebunden fühle? Heinz blickt enttäuscht aus dem Fenster. Zwar habe man ihm mitgeteilt, was in etwa angedacht sei. Dennoch vermutet er konkrete Pläne der Investoren in „irgendwelchen unzugänglichen Geheimakten“, in seiner Stimme schwingt Skepsis mit.

„Wenn man kein Geld hat, ist der Einfluss gering“ Detlef werkbox 3

In der Ecke türmen sich Europaletten mit Werkzeug, im hinteren Teil warten über 20 Fahrräder auf Weiterverarbeitung. „Die sind für mein Schul-Fahrrad-Projekt“, erklärt Detlef. Die WerkBox³, die offene Werkstatt der Kultfabrik, vereint vom Siebdrucker über den Steinmetz bis zum Schmied alles unter einem Dach. Die Werkzeuge werden gemeinsam genutzt. „Dies spart Kosten und schafft eine kollegiale Arbeitsatmosphäre“, meint Detlef. Sein Gesicht ist wind- und sonnengegerbt, sein rechtes Auge vom Grauem Star milchig wie bei einem alten Seebären. In der Kultfabrik fühlt er sich zu Hause. Was er von den Plänen fürs Werksviertel halte? „Man kann ja nichts machen, aber ich möchte versuchen, mich zu integrieren.“ Detlef streicht sich nachdenklich durch den weißen Bart. Eigentlich solle alles so bleiben, wie es ist. Seine größte Sorge ist eine drohende Mietpreiserhöhung. Eine Lösung sehe er darin, sich mit ein paar anderen Tüftlern zusammenzuschließen. „Ich hab aber nicht viele Mitstreiter, die meisten haben Angst vor dieser Veränderung.“


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„Weg vom Assi-Image, das klingt gut“ Dave, Comnen und Maxi Atelier Ost

„Atelier Ost“ wurde mit schwarzem Tape an die Wand geklebt. Hier haben die drei Jungs die Möglichkeit, zu jeder Tages- und Nachtzeit mit ihrer Musik zu experimentieren. Neben großen Boxen und einem DJ-Pult darf aber auch ein gut gefüllter Kühlschrank nicht fehlen. Schließlich versuchen Dave, Comnen und Maxi die Mietkosten mit Partys wieder reinzuholen. Sie verkaufen Bier und legen ihre eigene Musik auf, eingeladen wird über What's App oder SMS. „Wir fühlen uns fast wie illegale Clubbesitzer“, lacht Dave über ihr ausgeklügeltes Konzept. Die Kultfabrik sahen die drei Freunde lediglich als Mainstream-Partymeile. Umso überraschter waren sie, als sie die Vielfalt und das alternative Flair tagsüber mitbekamen. Dennoch sei es an der Zeit, dass die Kultfabrik schöner werde, meint Comnen, damit wieder ein breiteres Publikum hierherkomme. „Hauptsache, es gibt auch in den neuen Gebäuden wieder viele Bandräume“, wünscht sich Maxi. Ihr Mietvertrag endet bereits nach wenigen Monaten. Danach sind sie auf der Suche. Doch sollten sie keinen der spärlichen Bandräume ergattern können, kann es gut sein, dass sie im Werksviertel anklopfen.

„Wir Freuen uns schon auf älteres publikum“ Susan Security

Wenn man sich die Straßen der Kultfabrik einmal genauer ansieht, entdeckt man hier und da eine Überwachungskamera auf die Menschenmasse linsen. Ganz versteckt in einem Uförmigen Containerkomplex am hinteren Ende der Püreelinie sitzen sie, die nächtlichen Schutzengel. Seit elf Jahren ist Susan die Chefin des Security-Teams, auf dem Gelände zwischen den Feierwütigen unterwegs. Bis zu sechzehn Mann (und Frau!) sind jede Nacht acht Stunden im Einsatz. Sie greifen den Türstehern der Clubs unter die Arme und dürfen in schlimmen Fällen Störenfriede bis zum Eintreffen der Polizei in einem provisorischen Container festhalten. Das Gewaltpotenzial der Jugendlichen sei enorm gestiegen in den letzten Jahren. „Die Kultfabrik ist aber kein Sündenpool!“, widerspricht sie dem einseitigen Bild. Im neuen Werksviertel wird sich für sie und ihr Team einges ändern. Die geplanten Kulturangebote werden wohl automatisch eine andere Zielgruppe ansprechen. „Der Werner meint, es wird immer eine Aufgabe für uns geben“, wiederholt Susan die Worte ihres Chefs Werner Eckart. Und wenn sie weniger aggressive Jugendliche trennen müssen, dann bleibe auch mehr Zeit für den Objektschutz: Schlösser überprüfen für die Tagnutzer.


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„Unsere Gäste wollen ein dunkles, kleines Kellerloch “ Flo* Titty Twister

„Alle können nicht auf das neue Gelände ziehen“

„Hier ist für jeden was dabei, vorne gibt es jede Menge Mainstream und hier hinten bei uns treffen sich die Rock- und Metalfans.“ Beschreibt Flo das Nachtprogramm der Kultfabrik. Seit über zehn Jahren gibt es den dunklen Rockschuppen. Der Name ist Programm im Titty Twister, an den Wänden hängen Plakate von tief ausgeschnittenen Dekolletés. „So etwas gibt es ja sonst nicht in München“, sagt er über die Kultfabrik und fügt hinzu: „Wenn alles in der Stadt verstreut ist, geht die Atmosphäre verloren.“ Er könne es sich gut vorstellen, hier zu bleiben. Für einen Rockladen wie das Titty Twister sei eine Modernisierung aber schlecht. „Wir brauchen das alte, abgefuckte Industrielle“ meint Flo und deutet auf ein rostiges Industrierad an der Decke. Ob ein geeigneter Raum im neuen Werksviertel vorhanden sein wird, bezweifelt er. Jetzt müssten sie abwarten, wie die Pläne vorangehen, „wenn's vom Konzept her reinpasst, kann man über alles reden“ Flo nickt seiner Kollegin zu. In einer halben Stunde kommen die ersten Stammgäste.

Ben Finger Food

Sein Arbeitstag geht von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens. In den acht Stunden verkauft er der ausgehungerten Partymeute Spareribs, Chicken Wings und Pommes. Seit siebzehn Jahren steht Ben schon hinter der Theke seines Finger-Food-Imbiss. Er liebt die Stimmung auf der Meile, die gut gelaunten jungen Leute und vor allem den Kontakt zu Menschen aus der ganzen Welt. Die Stammgäste begrüßt er mit Handschlag. „Man kennt die Leute“, meint er. Der Job bereitet ihm immer noch Spaß: „Es ist wie ein psychologischer Beruf, ich weiß, wie die fühlen und was die wollen“, schmunzelt er und verweist auf die vielen Betrunkenen, die während oder nach einer durchzechten Nacht zu seinem Stand strömen. Er möchte hier nicht weg, auch wenn er und seine Kollegen von den anderen Imbiss-Buden nicht genau wissen, was hier einmal stehen wird. „Hoffentlich reicht der Platz auf dem neuen Gelände auch für meine Bude.“

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* Anmerkung der Redaktion: Florian hat mittlerweile die Kultfabrik verlassen und das Titty Twister in die Hände von Martin übergeben.


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Innenansicht der Motel-Konstruktion von Vacancy/No Vacancy in der Akademie Galerie

Ausstellungsinventar von Vacancy/No Vacancy: Piranha-Präparat

Veronika Christine Dräxler selbstdarstellungssucht.de Kunstspaziergang

Wer nicht in München lebt, der hat oft ein verzerrtes Bild der Stadt im Kopf: eine Mischung aus Snobismus, Oktoberfest und einem Fuhrpark von Edelkarossen. Und die Kunst? Ja klar: Pinakotheken und das Haus der Kunst. Was aber macht die Kunst in München fernab der stark befahrenen Hauptstraßen? Wo ist junge Kunst zu Hause? Eine Kolumne über das Suchen und Finden von Kunsterfahrung in München.

Es gibt Gegenstände, die reden mit mir. Mal sind es Plüsch-Marienkäfer, fluffiges Kuschelgemüse aus dem Ikea oder eben ein ausgestopfter Piranha. Letzterem begegne ich bei Vacancy/NoVacancy, einem temporären amerikanischen Motel von Gabi Blum und Sophia Süßmilch in der Akademie Galerie. Der kleine Tropenfisch bettelt mich wie ein flauschiger Pekinese in der Ausstellung nach Futter an. Zum Glück für ihn liegen im Motelzimmer Marshmallows zum Verzehr bereit. Ich spieße dem Piranha die weißen Softies auf Plastikumrührstäbchen auf und wedle damit vor seinem Maul. Dann macht es schnapp. Er ist auf die Fleischattrappe hereingefallen. Natürlich ist so ein kleines Marshmallow-Piranha-Happening nicht der eigentliche Sinn der Ausstellung, aber ohne den Moment einer emotionale Bindung zu einem

der Werke, wie eben zu dem Piranha, bleibt mir eine Ausstellungen sonst nicht in Erinnerung.

Dabei braucht es keinen teuren Champagner zur Ausstellungseröffnung, damit ich in Stimmung für die Kunst komme. Es sind die Kleinigkeiten, die mir dafür das Herz öffnen. Zum Beispiel: All-You-Can-Eat Italienisches Eis – wirklich ganz umsonst – bei einer der Büro-Vernissagen von Freshfields Bruckhaus Deringer am Maximiliansplatz. Es muss aber nicht zwangsläufig eine kleine Gaumenfreude sein, die eine Ausstellung unvergesslich macht: Bei Sex Through Dead von Felix Kraus&the Richard Tator Society, wenig später nach Vacancy/No Vacany in der Akademie Galerie, ist es das kuriose Eigenleben einer eigentümlichen, maschinengewehrartigen Skulptur, die ein Besucher an den Rucksack geschnallt durch die Ausstellung trägt. Eine schöne Erfahrung sind aber auch Bilder, die sich ganz unabsichtlich einen Platz in meiner Erinnerung erschleichen. Bei Felix Rodewaldts Ausstellung im Haus seines Vaters – gezeigt von der Downstairs Gallery – bleibt mein Blick auf einem Foto eines indischen Affen voller Seele und Sehnsucht hängen. Es stammt aus einem Fotobuch seiner Indienreise, das er seinen Eltern geschenkt hat und das zurückhaltend auf dem Fenstersims auf mich gewartet hat. Als mir einprägsam beweist sich auch eines der vielen bespielten Schaufenster bei Histor(e)y – Ladengeschichten in der Maxvorstadt. Feucht läuft es die Scheibe entlang. Ein Wasserkocher bedampft es schweißnass. Amanda Billberg – blond, barfüßig und in Leopardenleggins – reibt und schlängelt sich an dem Ausstellungsglas. Sie lockt mich mit einem Ich-weiß-doch-was-


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Klebebandinstallation von Felix Rodewaldt

Indischer Affe aus dem Künstlerbuch von Felix Rodewaldt

du-willst-Blick in den Raubtierkäfig. Drinnen ringt sie mit sich selbst, wird aggressiver, verzweifelter und beendet ihre Performance als Leidensmaria in High Heels. Aber das Versinken in Frauenfleisch ist nur eine Seite der Gefühlsmedaille. Die andere ist Schweinefleisch. Wake up ist der Titel des Bildes von Marcus Guenther, auf dem eine rosa nuancierte Schweineherde, an einem bewusstlos im Schnee liegenden Menschen im Gebirge vorbeizieht. Für mich ist es das beste Stück in der Themenausstellung Konsumieren wider aller Vernunft in der Galerie Stephan Stumpf. Unvernunft ist für mich aber auch ein wichtiger Begleiter, wenn es um das Kunsterleben geht. Bei mir schlägt diese besonders durch, wenn ich eine Persönlichkeit vor mir sehe, deren Schaffen mich geprägt hat. Darunter fällt die Künstlerin Monica Bonvicini, die in der Vortragsreihe Jour Fixe der Akademie der Bildenden Künste eingeladen ist. Ihre Arbeit Wallfuckin – in der, neben einer Wand aus Trockenbauelementen, ein Video läuft, in dem sich eine nackte Frau ihr Geschlecht an einem Wandvorsprung reibt – habe ich für mich vor längerer Zeit im Kunstbau entdeckt. Nach der Hälfte ihres Vortrags in der Historischen Aula bin ich aufgeregt. Mir kommt der Einfall, unbedingt ein Foto mit ihr zusammen machen zu müssen. Nach der Veranstaltung spreche ich sie an. Sie willigt ein und sagt dann aber: „Aber nicht auf Facebook stellen! Ich hasse Facebook!“ Ernüchternd. Denn was ist ein besonderes Kunstereignis, wenn ich dieses nicht mit anderen teilen kann?


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z zeitgeist in münchen 55 _ Wir tanzen im Viereck – Partytermine 56 _ Hingucker – Kinostarts im Herbst und Winter 58 _ Vom DJ zum Dramaturg – Tobias Staab und die Münchner Kammerspiele 60_ Für gut befunden – Allerlei Schönes und Nützliches 62 _ Brandneu – PULS auf Bayern 3 63 _ Schmankerladressen – Köstliche Anlaufstellen 64_ Auf die Ohren – Konzerte 66_ Letzte Worte – Voller Vorfreude


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Party

12.10.

MOUNT KIMBIE IN DER SONNE

BIZARRE OUTFITS IM NEKTAR

© Lorem ipsum dolor sit amet

Club Bizarre Nektar, Stubenvollstr. 1

© Phil Sharp

03.12.

Der Styleplanet-Store, eine bewährte Anlaufstelle für Freunde von Lack-, Leder- und LatexOutfits, tauft seine Partyreihe „Café Bizarre“ in „Club Bizarre“ um und taucht am 12. Oktober in den Gewölbekeller des Nektar ein. Gäste mit Spaß an erotischer Maskerade können sich also auf eine fantasievolle, sinnlich-prickelnde Nacht im legendären Liegewiesen-Restaurant freuen. Wer zuvor noch den Gaumen stimulieren möchte, kann auch ein Dinner dazu buchen. Nach dem kulinarischen Hochgenuss rollen die DJs Ectomorph, Arafat und M. Nowak ihren Soundteppich von Trance bis Techhouse aus. Als besondere Showeinlage gibt's obendrein eine Performance der Bad Girls.

IWW presents Mount Kimbie Rote Sonne, Maximiliansplatz 5 26.10. Nach acht Jahren dauerhafter Beanspruchung und einer grundlegenden Renovierung im Sommer sieht die Rote Sonne, das Underground-ElektroMekka am Maximiliansplatz, nun wieder aus wie frisch aus dem Ei geschlüpft. Aber keine Sorge, die Sonne fällt immernoch nicht in die Kategorie der geschleckten,oft genug etwas gesichtslosen Hochglanz-Schicki-Läden. Der stets leicht schmuddelige Charme und der vibrierende Holzboden sind als Markenzeichen zum Glück erhalten geblieben. Dafür wurden aber die Lüftung und die Toiletten komplett erneuert, das Soundsystem neu justiert und die Lightshow auf den aktuellsten Stand der Technik gebracht. Das neue Interieur dürfte am 3. Dezember einer besonderen Belastungsprobe unterzogen werden. An diesem Tag kommt nämlich das höchst angesagte britische Dubstep-Duo Mount Kimbie in den Kellerclub. Fünf Jahre arbeiten Dominic Maker und Kai Campos unter dem bergigen Künstlernamen schon zusammen, der Musikexpress beschrieb ihren Stil einmal als „Sinfo-

nie aus Kinderorgel und Staubsauger, aus FolkFragmenten und knisternden Clicks & Cuts vom letzten Elektro-Wühltisch, aus Ambientschnitzen und R'n'B-Abfällen“. Stilistisch überaus vielfältig ist auch ihr im Mai auf Warp Records erschienenes zweites Album „Cold Spring Fault Less Youth“, das die beiden Engländer in der Roten Sonne im Rahmen der IWWNacht live präsentieren werden. Das IWWTeam um Maxâge, Sebastian Galvani und Fabian Kranz mischt ja schon einige Jahre im Münchner Nachtleben mit, ihre monatliche Residency im Harry Klein dürfte vielen ein Begriff sein. Im April 2011 hoben die Jungs ihr eigenes Label IWW Music aus der Taufe, seitdem ist ihre Credibility in der Szene nochmals gestiegen, was sich auch daran zeigt, dass sie Mount Kimbie als Headliner gewinnen konnten. Da treten Maxâge, Sebastian Galvani und Fabian Kranz doch gerne ins zweite Glied zurück und spielen in dieser Nacht die Rolle der Support-DJs.

FESTE FEIERN MIT FM4

FM4-Fest Muffathalle, Zellstr. 4 Österreichs führender Radiosender für den etwas abseitigeren Musikgeschmack schickt ja schon seit Jahren regelmäßig eine Abordnung nach München, um sein legendäres FM4-Fest zu zelebrieren. Am 26. Oktober ist es wieder mal so weit und das Muffatwerk wird zur AllArea-Spielwiese für Bands, DJs, Moderatoren und Comedy-Künstler. Als Headliner spielen dieses Mal Naked Lunch, die Indierocker aus Klagenfurt. Musikalisch artverwandt sind ihre Kollegen von Francis International Airport aus Wien. Sehr spannend ist auch das österreichische Projekt Elektro Guzzi. Das Trio interpretiert Techno gewissermaßen auf analoger Basis, also in der klassischen Band-Besetzung Gitarre, Schlagzeug und Bass. Für beste Partystimmung danach sorgen die FM4-DJs.


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K INO

17.10

BLUE JasminE

© Alamode Film

Finsterworld

© Frenetics Films

19.11.

Die schwarze Satire Finsterworld ist der erste Spielfilm von Frauke Finsterwalder und ihrem Mann Christian Kracht. Die bezaubernd kreierte Welt, die so surreal scheint, dass sie fast schon weh tut, erfasst die Hässlichkeit und Abgründe der Menschen mitleidslos ehrlich. Die fast comichaften Figuren, gespielt von u.a. Corinna Harfouch, Sandra Hüller und Roland Zehrfeld, erleben ihre Episoden auf den ersten Blick unabhängig voneinander. Ohne jegliche Zärtlichkeit zeigen die einzelnen, scharfen Dialoge über Todesrasen, Fußpflege und Werther’s Original die Diskrepanz zwischen der Schönheit der Bilder und der erschütternden Tragik der Realität. Ab 17.10.13 ist der zynische Heimatfilm in den Kinos zu sehen.

10.10

Die verwöhnte Jasmine (Cate Blanchett), die von ihrem wohlhabenden Ehemann (Alec Baldwin) verlassen und rausgeschmissen wird, nimmt Abschied von ihrem komfortablen Lebensstil. Obwohl sie schon längere Zeit keinen Kontakt mehr zu ihrer Schwester Ginger (Sally Hawkins) hatte, entscheidet sie sich, in das kleine Haus ihrer Schwester in San Francisco zu ziehen. Trotz Antidepressiva und umfangreichen Cocktails erkennt Ginger sofort, dass es Jasmine nicht gut geht und sie kurz vor ihrem Zusammenbruch steht. Letztendlich versucht

Jasmine, neue Orientierung und Ziele in ihrem Leben zu finden. Doch den Anfang erschwert ihr ein Streit mit dem Freund ihrer Schwester, den sie für einen nichtsnutzigen Versager hält. Um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, nimmt sie wiederwillig eine Stelle als Empfangsdame in einer Zahnarztpraxis an und muss dort die unbeholfenen Annäherungsversuche ihres Chefs, Dr. Flicker (Michael Stuhlbarg), über sich ergehen lassen. Doch bald ändert sich Jasmines Leben. Sie lernt den Diplomaten Dwight (Peter Sarsgaard) kennen, mit dem sie sich vorstellen kann, ein neues Kapitel in ihrem Leben zu beginnen. Die Beziehungen zwischen Mann und Frau in diesem Film zeigen den brillanten Sinn für den Humor von Woody Allen, der mit seiner Klugheit und Intelligenz verschiedene Persönlichkeiten darstellt. Die empfehlenswerte und vielversprechende Tragikomödie über eine HighSociety-Frau, die abstürzt und Zuflucht bei ihrer Schwester in San Francisco sucht, kommt schon im November diesen Jahres in die deutschen Kinos.

The human scale © NFP (Filmwelt)/ Heikki Fäem

Nach seiner großen Europa-Tour mit Filmen wie „Midnight in Paris“ und „To Rome with Love“ kehrt der vierfache Oscar-Preisträger Woody Allen mit seinem neuen Film „Blue Jasmine“ in die USA zurück. Aber nicht die Karrierestadt New York City steht im Mittelpunkt der Geschichte, sondern das tiefenentspannte San Francisco an der Westküste. Der erfolgreiche Regiemacher stellt die Geschichte über den Höhepunkt einer akuten Krise und das Leben einer alternden, modebewussten Hausfrau aus New York vor.

Ungefähr die Hälfte der Bevölkerung lebt in Städten, ein Wert, der sich bis 2050 noch auf 80 % erhöhen wird. Der Dokumentarfilm geht den damit einhergehenden Problemen wie Klimawandel, Vereinsamung und schlechter Gesundheitsversorgung auf den Grund. Der dänische Filmemacher Andreas M. Dalsgaard präsentiert an architektonischen und städtebaulichen Referenzobjekten und Interviews mit Experten die beachtlichen Möglichkeiten des modernen Städtebaus, Visionen von menschlichem und nachhaltigem Stadtleben zu entwickeln.


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19.09.

© megaherz gmbh

Guerilla Köche

Max und Felix haben einen Traum: ein eigenes Spitzenrestaurant zu betreiben. Eine abenteuerliche, spannende und humorvolle Geschichte von zwei Freunden, die auf der Suche nach inspirierenden Gerichten quer durch Asien reisen.

03.10.

© Studiocanal

Der Schaum der Tage

Colin (Romain Duris) und Chloé (Audrey Tautou) heiraten. In den Flitterwochen erkrankt die junge Braut: Ihr wächst eine Seerose in der Lunge. Eine magische, fantasievolle Geschichte für alle, die das Träumen nicht verlernen wollen.

5.12.

© Studiocanal

Inside llewyn Davis

Der erfolglose Musiker Llewyn Davis (Oscar Isaac) kann seine Gefühle nur in der Musik und nicht im echten Leben äußern. Ein faszinierendskurriler Trip durch die lebhafte Folkszene New Yorks in den frühen 60er-Jahren.


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Kultur

15.-19.10.

FotoDoks u.a. MaximiliansForum

© Linn Schröder

PlattenTeller auf der Drehbühne

Emotionen wecken mit dem Auslöser

© Lennart Laberenz

Mehr davon:

Tobias Staab gehörte fest zum Inventar des Blumenstraßen Kultclubs Registratur. Als DJ und Veranstalter kennt er die Clubszene der Stadt von innen und übersetzte Erlebtes als Chefredakteur des Super Papers in gedruckte Form nach außen. Mittlerweile heuerten die Münchner Kammerspiele den 32-Jährigen als Dramaturgen an. Wie kam es dazu und was hat es mit der Partyreihe Ritournelle auf sich? Tobias Staab: „Bei der Registratur und dem Kongress ging es uns immer darum, einen Rahmen für anspruchsvolle Popmusik zu schaffen, der gerade auch für den abseitigen Geschmack etwas zu bieten hat. Daneben schrieb ich auch Texte über Theater und zeitgenössischen Tanz. Mein eigentlicher Job bestand bis vor Kurzem in einer Anstellung an der LMU, wo ich an einem theaterwissenschaftlichen Forschungszentrum (SaM - Sound and Movement) für Gegenwartstheater und neue Medien arbeitete, Kurse gab und Symposien organisierte. Gemeinsam mit den Kammerspielen veranstalteten wir Diskursreihen zu medienspezifischen Themenkomplexen wie “Romane auf der Bühne” oder “Theater/ Gewalt/ Kultur”. Nach der Veranstaltung „Romane auf der Bühne“ sprach mich Julia Lochte, die Chefdramaturgin der Kammerspiele, an, ob ich

mir vorstellen könnte, als Dramaturg zu arbeiten. Darüber hatte ich eigentlich nie wirklich nachgedacht aber ich dachte mir: Warum nicht? Wenn ein etabliertes Theaterhaus wie die Kammerspiele nicht nur kontinuierlich tolle Theaterproduktionen an den Start bringt, sondern sich in Richtung „Popkultur“ ausstreckt und sich dafür interessiert, was junge Menschen heute umtreibt, dann geht das in genau die richtige Richtung. Dass eine Konzert- bzw. fast Clubnacht wie Ritournelle im Schauspielhaus eines etablierten Theaters stattfinden kann, ist auch ein guter Schritt im Hinblick auf die Auflösung von anachronistischen Grenzlinien zwischen Hoch- und Subkultur. Wer denkt denn noch in solchen Kategorien? Auf einem iPod von heute laufen doch längst Radiohead, Steve Reich und vielleicht sogar Richard Wagner friedlich nebeneinander her. Die Idee hinter Ritournelle war eine Konzertbzw. Clubnacht mit Festivalcharakter zum 100-jährigen Jubiläum der Kammerspiele, die wir einmal jährlich wiederholen werden. Programmatisch geht es um anspruchsvolle elektronische Popmusik, die generationenübergreifend funktioniert. Dieses Jahr am 26. Oktober wird es die zweite Edition geben mit Pantha du Prince, Âme, Jon Hopkins, Walls und Depthford Goth.“

Ist sie nicht manchmal eigenartig, die Welt mit all ihren tragikomischen Protagonisten, die beispielsweise Namen wie Snowden, Mollath oder Berlusconi tragen? Amüsante Episoden ringen mit bewegenden Schicksalen um die Schlagzeilenhoheit – und wir alle bekommen vor allem deshalb etwas davon mit, weil es Menschen gibt, die diese außergewöhnlichen Geschichten für die Nachwelt festhalten. Das können Dokumentarfilmer sein, aber auch Reportage-Fotografen. Genau diesen fotografischen Dokumentaristen ist FotoDoks, das Festival für aktuelle Dokumentarfotografie, gewidmet. Das Motto 2013: „Stranger World“. Thematisch geht es also um die eingangs schon erwähnten einzigartigen und sonderbaren, komischen und bewegenden, hochpolitischen oder zutiefst privaten Storys, bei denen wir vielleicht mit dem Kopf schütteln, aber die Fotografen eine besonders ruhige Hand bewiesen haben. Die Meisterwerke der Bildsprache kommen dieses Jahr überwiegend aus dem hohen Norden, sprich aus den Ländern Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden. Besondere Aufmerksamkeit dürften Andrea Gjestvangs eindringliche und mit dem Sony World Photography Award ausgezeichneten Porträts der Überlebenden des Massakers auf der norwegischen Insel Utøya erhalten. Das Festival findet vom 15. bis 19. Oktober im MaximiliansForum, im Münchner Stadtmuseum und in angeschlossenen Galerien statt und bietet ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Programm mit Ausstellung, Filmvorführungen, Podiumsdiskussionen und Workshops. Stars der Szene und Newcomer stehen Interessierten bei Künstlergesprächen gerne Rede und Antwort. Der krönende Abschluss ist die Verleihung des ZEITmagazin Foto-Preises im Rahmen der Langen Nacht der Museen im MaximiliansForum. Die Ausstellung läuft über das Festival hinaus bis zum 1. Dezember 2013.


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Ab 15.11

Festival of Independents

Haus der Kunst, Prinzregentenstr. 1

Das Haus der Kunst sucht Fanartikel des FC Bayern München und TSV 1860: so ungewöhnlich wie der Eintracht-Frankfurt-Strampler (Bild). Die Fanartikel werden beim Festival of Independents gezeigt. Zuschriften an redaktion@hausderkunst.de.

12.10.

Elektras Krieg

Schauburg, Franz-Joseph-Str. 47

Premiere der modernen Neuinterpretation des antiken griechischen Stoffes in der Schauburg. Zuständig für Musik & Drinks: Pianist und Szenegastronom Wanja Belaga.

18.1.

West Side Story

© Nilz Böhme

Deutsches Theater, Schwanthalerstr. 13

Feierliche Wiedereröffnung des Deutschen Theaters mit Leonard Bernsteins Musical, das 1961 an selber Stelle seine Europa-Premiere feierte.


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LIEBLINGSRITUAL

lieblings sachen

gefällt mir

Klare Botschaft und minziger Frische-Kick: Zahnbürste, 3,90 Euro, und Zahnpasta, 8,80 Euro, von Stop The Water While Using Me! Findet ihr bei DearGoods in der Baaderstr. 65, 80469 München

Wie viel Holz ist es?

Das nennen wir mal eine klassische Schönheit! Die puristischen Uhren aus naturbelassenem Edelholz von Kerbholz, ab 99 Euro, bekommt ihr beim SantoLoco Store, Eisenmannstraße 4, 80331 München

Wir finden, es wird Zeit für neue Lieblingsteile! Münchens Läden und Boutiquen wurden von uns auf den Kopf gestellt, um die herrlichsten und schönsten Sachen zu entdecken. Mit den coolen Errungenschaften kann man ganz bequem in Herbst und Winter starten!

Thumbs up!

Die Message des Pullis kommt von Herzen und versprüht die richtige Portion Harmonie für die kältere Jahreszeit. Lovem I Peace Sweat, 90 Euro, zu bekommen bei Harvest, Zieblandstr. 5, 80799 München


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Huckepack

© www.irismaennel.com

Aus 5 mach 1

Für Nachhaltigkeit und gegen textile Müllberge: Luxusbaba verwandelt Secondhandtextilien in Mode für Individualisten. Wie dieses Jerseykleid im Geometriemuster, handgefertigt aus fünf Sweatshirts. Zu kaufen bei: Heimatpunk & Luxusbaba, Ligsalzstr. 27, 80339 München

Geometrischer Blickfang

Farbflash: Mit den kunterbunten Tabletts wird der Alltag nicht langweilig. Tablett Kaleido in verschiedenen Größen und Farben. Von 12 bis 59 Euro, gibt es bei Hay München, Reichenbachstr. 20, 80469 München

Wir lieben alles an ihm! Die zauberhaften, handgenähten Unikate aus 3.Wahl-Leder von Anna Wentzler. Anfragen unter www.facebook/AnnaWentzler

HAndzahm

Balsam für die Seele, Hände und Nägel. Die Pflege duftet wunderbar winterlich nach Mandarinenschalen und Zeder. Aromatic Handbalm von Aesop, 29 Euro, zu bestellen bei www.ludwigbeck.de


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Radio zum Hingehen PULS

© BR/Konvalin

Verena

N e u i n d e r S ta d t

Was machst du? Alles, was bei Puls rund um das Thema Marketing passiert. Gestaltung und Corporate Design, Werbemittel, Anzeigenschaltung, Medienkooperationen aushandeln und Veranstaltungen planen. Woran arbeitest du gerade? Meine Hauptprojekte für den Herbst/Winter sind unsere beiden Eigenveranstaltungen Puls Lesereihe im Oktober mit OK Kid und das Puls Festival. Außerdem sind wir Medienpartner des Nürnberg. Pop Festivals.

ganzen Welt ins Münchner Funkhaus zum großen Puls Festival. Auch in diesem Jahr sollte man sich früh um Tickets kümmern, denn das (noch geheime) Line-up verspricht einen grandiosen Abend und der ist normalerweise sehr schnell ausverkauft. Puls-Termine in der Stadt Puls Club: 26.09. YipYab 31.10. YipYab 28.11. YipYab 26.12. YipYab Puls Lesereihe mit OK Kid: 24.10. Strøm Puls Festival: 30.11. Funkhaus, München Puls hören Internet: www.deinpuls.de Digitalradio DAB/DAB+: 12D Smartphone App: deinPULS Kabel (verschiedene Frequenzen) Satellit: DVB-S (Astra) UKW: freitags von 22-5 Uhr in Bayern3

Was machst du? Bei Puls plane ich all unsere Events und kümmere mich darum, dass die dann auch laufen. Zum Beispiel organisiere ich unser eigenes Puls Festival im Funkhaus oder unseren Auftritt bei befreundeten Festivals in Bayern - wie dem Taubertal Festival. Woran arbeitest du gerade? Im Moment erhole ich mich vom Festivalsommer und dann geht es mit großen Schritten in Richtung des ersten Puls Festivals am 30.11. im Funkhaus. Nadin

© BR/Konvalin

Wer in letzter Zeit mal freitagabends Bayern 3 eingeschaltet hat, der hat sich vielleicht gefragt: „Was ist da los? Andere Musik, neue Moderatorinnen, schräger Humor?“ Das liegt daran, dass er Puls in Bayern 3 hört. Puls, das sind die jungen Wilden des Bayerischen Rundfunks (früher hießen sie mal on3), die sich hier einmal die Woche auf UKW austoben. Puls ist Radio für alle 20- bis 35-Jährigen und das kann man auch im Rest der Woche hören: Puls macht 24 Stunden Programm im Internet-Livestream und Digitalradio, per App, Kabel und Satellit. Aber das reicht den Machern nicht. Sie gehen auch aus dem Studio raus und sind im Herbst in ganz Bayern unterwegs. Ab September kann man in Augsburg, Bamberg und München einmal im Monat mit Puls feiern: Der Puls Club gastiert im Schwarzen Schaf, im morphclub und im YipYab. Im Oktober gehen junge Autoren in ganz Bayern bei der Puls Lesereihe mit ihren Texten an den Start. Begleitet werdensie wie immer von einem musikalischen Act. In diesem Jahr sind das die großartigen Ok Kid! Direkt im Anschluss dürfen sich die Franken über das saucoole Nürnberg.Pop freuen, das Puls als Medienpartner unterstützt. Und Ende November kommen wieder tolle Bands aus Bayern und der

© BR/Hofstetter

© Stefan Braunbarth OK KID/2013

Simon

Was machst du? Ich bin auch für die Events bei Puls zuständig, bereite den Promostand auf Festivals vor, setze Teams zusammen und bin mit Veranstaltern in ganz Bayern in Kontakt. Woran arbeitest du gerade? Gerade arbeite ich am Projekt Puls Club – regelmäßige Partys mit unseren DJs in verschiedenen Clubs in Bayern. Wir sind mit Puls Club in Augsburg, Bamberg und München gestartet.


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N e u e Läd e n

Bazi’s Schlemmerkucherl

Kochhaus

Heiße Schmankerl to go, Müllerstr. 43

Einkauf nach Rezept, Hohenzollernstr. 74

Schon lange nicht mehr nur Bundesland, sondern auch Marke: Bayern. Wie viele Menschen mit weißblauer Seligkeit ihre Brötchen verdienen, weiß wohl niemand so genau. Unter ihnen sind seit Kurzem auch Hamed Ghahremani und Deniz Sevengül (jap, ein Iraner und ein Türke), die Schweinsbraten, Knödel und andere bayerische Schmankerln aus den muffigen Wirthäusern herausholen, clever „remixen“ und in ihrem Imbiss „Bazi’s Schlemmerkucherl“ neben dem Beverly Kills der szenigen Hungermeute anbieten. Alles zum Mitnehmen und urlecker. Doch nicht nur die Klassiker bringen das deftige Herz zum Bumpern. Schon mal ein „hoasses Hunderl“ oder einen „Bayrito“ probiert? Dann wird’s aber Zeit.

Kochen ist ne feine Sache, wenn man's kann. Wer sich nämlich als ungeübter Bratkartoffelschnipsler an etwas komplizierteren Rezepten versucht, fällt oft schon beim Zutateneinkauf leicht der Verzweiflung zum Opfer. Denn ... ist Kreuzkümmel das Gleiche wie normaler Kümmel und in welchem Supermarkt bekomme ich Salbeibutter? Das Kochhaus fegt fast alle Anfängerängste vom Tisch und bietet Lebensmittel nicht nach Warengruppen, sondern nach Rezepten feil. Dazu gibt es idiotensichere Kochanleitungen mit vielen Bildern. Ein begehbares Kochbuch sozusagen. Seit Juli gibt es das Kochhaus auch in Schwabing. Ein Besuch lohnt schon wegen der gemütlichen Aufmachung.

Baby Jane

Veganz

Günstig vorglühen, Reichenbachstr. 37

Alles Gemüse, Baldestr. 21

Wer in München günstig durch die Nacht kommt, ist nicht etwa stolzer Besitzer einer magischen Brieftasche aus einem Paralleluniversum, sondern hat seine Hausaufgaben gemacht und kennt die Stadt. Lektion Nummer 1: Ein gute Unterlage für den Magen samt erstem alkoholischen Anheizer muss nicht mehr als 5 Euro kosten. Und nicht aus der Kühltruhe kommen. Bestes Beispiel dafür ist die Bar Baby Jane in der Reichenbachstraße 37, die euch für ein Scheinchen einen hausgemachten Flammkuchen und ein Helles bzw. eine Weinschorle spendiert. Erste euphorische Glücksseufzer ob der bevorstehenden Nacht gehören hier zum Ambiente.

Vegan ist das neue Bio heißt es, Vegetarierdasein sei hingegen von gestern. Ja, es gibt eine Menge Gemauschel um Trendbewegungen in Sachen Lebensmittel. Doch Fakt ist: Du bist, was du isst, und wenn du vegan bist, hast du’s nicht immer leicht. Vor allem beim Lebensmitteleinkauf („Was macht das Milchpulver in den verdammten Kartoffelchips?“). Berlin und Hamburg machen's vor, jetzt zieht auch München nach: Veganz, die erste vegane Vollsortiment-Supermarktkette Europas, lässt sich hierzulande in der Baldestraße 21 nieder. Trotzdem noch Zweifel am Veganz-Sortiment? Ganze 45 Alternativen für Tiermilch, mehr bleibt nicht zu sagen.


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Sich quälen beim Wählen

17.10.

Mit Heidi in den Zirkus Django 3000 Circus Krone

© Thorsten Harms

K ON Z ERTE

19.11.

© Joseph Llanes

© Glassnote Records

Wer Django 3000 schon einmal live gesehen hat, der weiß, dass sie sich auf der Bühne wie Django unchained aufführen. Und dass die bayerische Gypsy-Popband eine hörenswerte Alternative zu La Brass Banda ist, die ja seit dem deutschen Grand-Prix-Vorentscheid – pardon Eurovision-Song-Contest-Vorentscheid – wirklich endgültig in aller Ohren sind. Die vier Djangos aus dem Chiemgau haben auch einen steilen Aufstieg hinter sich. Nachdem sie 2011 ihr „Heidi“-Video auf YouTube gestellt hatten, wurde zunächst der Rundfunk und schließlich Sony Music auf sie aufmerksam. Und nun machen Django 3000 die bayerische Mundart salonfähig und den Circus Krone voll.

Placebo, Olympiahalle Phoenix, Zenith 9.10. Dienstag, der 19. November 2013. Klingt nach einem unscheinbaren Datum. Die Wetterfrösche quaken möglicherweise „zäher Hochnebel und vereinzelte Schneeregenschauer“ oder ähnliche novembergraue Vorhersagen in die weite Welt, und „Last Christmas“ läuft schon im Radio. Doch einige Münchner Musikfans drückt ein anderes Problem an diesem Tag. Es wird im Volksmund oft als „die Qual der Wahl“ beschrieben, in unserem vorliegenden Fall geht es um die schwerwiegende Entscheidung: Gehe ich zu Placebo oder zu Phoenix ins Konzert? Liebe Konzertveranstalter, da habt ihr uns aber ein Ei gelegt. Zwei tolle Bands an einem Abend, jeweils mit aktuellen Alben im Gepäck und heiß darauf, die Münchner Indie-AlternativeFraktion zu ködern. Mal sehen, wer erfolgreicher angelt. Placebo spielen jedenfalls getreu dem Albumtitel „Loud Like Love“. Aber hat Deutsch-Popper Bosse nicht einst gesungen „Liebe ist leise“? Wer hat denn nun recht? Eines

ist sicher: Bühnencharismatiker Brian Molko und seine Mitstreiter werden in der Olympiahalle bestimmt kein Kammerkonzert geben, bis zu „The Bitter End“. Kammergröße kann man dem Zenith auch nicht wirklich bescheinigen. Dort musizieren am selben Abend die französischen „Indieaner“ von Phoenix. Ihr aktuelles Album heißt zwar „Bankrupt!“, ist aber beileibe keine Bankrotterklärung. Die 80er sind allgegenwärtig, der Synthieanteil hoch und die „Haute Culture“ der französischen Elektronik klingt dank Produzent Philippe Zdar (Cassius) ebenfalls durch. Was kaum einer weiß: Phoenix-Sänger Thomas Mars ist übrigens der Neffe von Literaturkritiker Hellmuth Karasek. Somit wäre schon mal klar, zu wem Karasek an diesem Abend tendiert. Aber hilft uns das wirklich weiter? Vielleicht erleichtern uns ja die Kartenvorverkaufsstellen mit der Meldung „ausverkauft“ die Entscheidung.

Dutzendweise Heimatklänge

Sound of Munich Now 2013 Hansa 39 / Kranhalle Produzent Giorgio Moroder prägte zusammen mit Donna Summer in seinem Bogenhausener Musicland-Studio Mitte der 70er-Jahre den originalen „Sound of Munich“. Damals stand die Stadt also für energiegeladenen, funky DiscoPop. Heute gibt's immer noch den „Sound of Munich“, aber mit dem Zusatz „Now“ angereichert und zur genreübergreifenden Nabelschau der lokalen Musikszene umfunktioniert. In der fünften Auflage des Festivals geben sich gleich 28 Bands am zweiten Samstag im November das Mikro in die Hand, darunter auch erfahrene Rampenlichtgestalten wie Phonoboy, Hello Gravity, Main Concept, Cat Sun Flower, Columbus, Jamaram, Somersault, Tuó oder die Talking Pets. Wer nicht lange anstehen will, sollte früh da sein.


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13.11.

20.10.

Daughter

Foals

Theaterfabrik

© Steve Gullick

© Eliot Lee Hazel

Freiheiz

Tochter Elena Tonra aus London hat sich zwei Brüder im Geiste gesucht, um mit ihnen zum zweiten Mal in diesem Jahr einfühlsamen IndieFolk-Sound auf die Bühne zu bringen.

„You don't have my number“ – dieser Refrain dürfte den meisten bekannt vorkommen. Und diese Nummer machte die Foals auch hierzulande zur großen Nummer.

3.10.

8.11.

Thees Uhlmann

Crystal Fighters Theaterfabrik

© Pepe Brix

© Ingo Pertramer

Muffathalle

Der Tomte-Sänger beweist auf Solopfaden, dass er die Hamburger Schule auch im Alleingang unterrichten kann. Knödelige Stimme, intelligente Texte und eine Prise Lagerfeuer-Gitarre.

Die Jungs aus London mit dem Faible für traditionelle Instrumente aus dem Baskenland intonieren einen spannenden Mix aus tanzbarem Indietronic-Sound, Synthesizerklängen und Ethno-Pop.

01.12.

10.11.

!!!

The Naked and Famous

Hansa 39

Die kalifornischen Indietronicer mit dem unaussprechlichen Bandnamen setzen mit neuem Album ("Thr!!!ler") im Gepäck auch in München ein Ausrufezeichen.

© Fiction/Universal

© Warp Records

Theaterfabrik

Besuch vom anderen Ende der Welt, aus Neuseeland. Die nackten Berühmtheiten mit Electronica-Folk-Faible haben ihr brandneues Album schon im Gepäck.


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Vorfreude

I M p RE S S U M

SCHLUSS MIT LUSTIG

Herausgeber Marco Eisenack (V.i.S.d.P.) text:bau Verlag München Schwanthalerstr. 155 80339 München T 089 21665055 F 089 21665056 info@textbau.com Artdirektion Manuel Haugke Grafik Veronika Heuwieser

Autor: Alex Wulkow

Puuuuh! Gefühlte 36,5 Grad (im Zimmer wie im Körper), das Display zeigt 23.46 Uhr an, morgen früh geht's ab in den Urlaub (ich gestehe, ich summe die Fernsehwerbemelodie innerlich tatsächlich mit) – doch der Füllegrad meiner Reisetasche liegt noch bei besorgniserregenden null Prozent. Und am Abend vor Ferragosto – pardon Mariääää Himmelfahrt – soll ich echt über Herbst und Winter, über fünfte, sechste und siebte Münchner Jahreszeiten und ähnlich fern liegende Ereignisse fabulieren? Na gut, fangen wir mal mit der sechsten Jahreszeit an. Wieso mit der sechsten? Weil die fünfte Jahreszeit in München die Starkbierzeit im Frühjahr ist – und bis dahin ist es mir echt noch zu lange hin und die vorgegebene Zeichenzahl sicher ausgeschöpft. Also, ich bin so frei und verpasse dem Oktoberfest hiermit die Ehrenplakette „sechste Jahreszeit in München“. Und ich gebe auch gleich zu: Ich mag die Wiesn! Sehr sogar. Finde es aber trotzdem großartig, dass das Café Kosmos und die Sauna-Bar dem Wiesn-Wahnsinn auch dieses Jahr wieder die Stirn bieten und Trachtenträger traumatisch traktieren, indem sie ihnen den Zutritt verwehren. Ist euch eigentlich schon aufgefallen, dass dem Gerstensaft zuliebe jetzt schon zwei örtliche Zusatz-Jahreszeiten proklamiert wurden? Gerecht ist anders. Also, schaffen wir einen Ausgleich und gehen gleich über zur siebten Jahreszeit, die – wie könnte es anders sein – wieder zumindest partiell mit alkoholgeschwängerter Vergnügungssucht zu tun hat, diesmal auf Weinbasis. Advent, Advent, ein Lichtlein brennt – geht euch auch eines auf? Wie an so mancher Glühweinbude. Aber bei der verbreiteten Qualität der warmen Plörre verdunkelt sich meine Miene ebenso schnell wieder, wie ich nach diversen Selbsttests in den letzten Jahren feststellen musste.

Chefredaktion Laura Hertreiter, Martin Schneider

Außerdem ist der Christkindlmarkt-Verschiebebahnhof im Kombi mit den Geschenkekauforgien nicht meine Sache. Aber deshalb gleich ganz auf das wärmende Getränk und das dynamische Gruppengefühl verzichten? Das muss auch nicht sein. Aufstieg ist mein persönlicher Ausweg. Ab nach oben, weg von den anderen glühweinenden Nikolausmützenträgern. Die Münchner Hotellerie leistet hier bereitwillig Beihilfe zur Flucht. Auf der Dachterrasse des Bayerischen Hofs schmeckt er z.B. wunderbar, der Glühwein oder der heiße Mai Tai – mit Blick auf verschneite Dächer statt auf verpeilte Zecher. Auch lässig: die Almhütte auf dem Dach des Mandarin Oriental. Oder soll ich euch einen echten Geheimtipp verraten? Zu Glühwein, Maroni und Plätzchen kann man auf dem Dach des Hotel Cristal am Hauptbahnhof nämlich sogar Eisstöcke umherschleudern. Macht echt Spaß! Ihr wollt lieber nicht aufs Glatteis? Und auch nicht so hoch hinaus? Na gut, dann tun wir halt nur so und steigen alternativ in eine der abgeseilten Bergbahn-Gondeln vorm Milchhäusl im Englischen Garten. Komisch, je länger ich schreibe, umso mehr freue ich mich doch schon auf den „weißen Yeti“, den „Cherie“ und den irgendwie dazugehörigen Flockentanz vor dem Milchhäusl. Und das im August! Es ist aber auch schon kühler geworden im Zimmer, ganz sicher. Und jetzt leg ich doch schon mal das Strandtuch in die Reisetasche, mit 7 Prozent Füllegrad schlaf ich einfach besser. Denn ihr wisst ja: Morgen geht's ab in den Urlaub ...

Mitarbeiter Izabela Bednarczyk, Viktoria Berger, Jonas Bock, Justyna Dembowski, Veronika Christine Dräxler, Ramona Drosner, Ina Hemmelmann, Laura Höss, Matthias Leitner, Manuel Liebig, Natalie Mayroth, Simone Mellar, Josephine Musil-Gutsch, Lola Pennt, Jovana Reisinger, Claudia Schmitz-Esser, Marcus Benjamin Stenz, Justine Strube, Hakan Tanriverdi, Theresa-Maria Werner, Alex Wulkow Foto Viviana D´Angelo, Vera Maria Brückner, Veronika Christine Dräxler, Sebastian Gabriel, Theresa-Maria Werner Illustration Martin Fengel, Jennifer Kalisch, mannikus, Christoph Ohanian, Jovana Reisinger Anzeigen Ursula Liepelt anzeigen@mucbook.de T 089 21665055 Druck Westermann Druck, Braunschweig Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Termine kann nicht übernommen werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Die Zeitschrift, alle in ihr enthaltenen Abbildungen und Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jeglicher Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet. Ausgabe Nr. 01 I 2013 (1. Jahrgang) Erscheinungstermin 20.09.2013.


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