Die Geschichte von dem Hl. Tekle Haymanot

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Die Geschichte von dem Heiligen Vater Tekle Haymanot አቡነ ተክለ ሀይማኖት

Nach den Erzählungen von Abba Aregawi W/Gabriel


Im 13. Jahrhundert, lebte eine christliche Familie in Ă„thiopien; der Vater, welcher ein Priester war, und unseren Herrn Iyesus Krestos sehr liebte, hieĂ&#x; Saga Zaab. Das bedeutet: das Geschenk des Glaubens. Saga


Zaab hatte eine Frau, und die Frau hieß Egzie Haraya,

was bedeutet: die Auserwählte Gottes. Sie war eine wundervolle Hausfrau. Ihre Pfannkuchen waren die

leckersten, ihre gewebten Wollkleider waren die wärmsten und ihre Speisen waren die leckersten in

ganz Äthiopien. Doch eine Sache machte die Beiden traurig; ihr Haus war groß und leer. Sie hatten keine Kinder.


Jedes Jahr, am Tag des heiligen Erzengel Michaels, machten beide ein Festmahl f端r alle Armen und

Bed端rftigen der Stadt und erbeteten Gott um ein kleines Kind. Doch nichts geschah.


Also gab der Priester Saga die Hälfte ihres Besitzes der Kirche und entließ alle seine Sklaven in die Freiheit. Doch wieder geschah nichts. Nach vielen Jahren des Friedens, begann ein Heidenkönig mit dem Namen Matalome das Land

von Damot und Shewa zu regieren. Er befahl viele heilige Kirchen zuschließen und versuchte die Anbetung

verschiedener

durchzusetzen.

Götter

mit

Gewalt

Eines Tages wurde der Ort Zorare, wo Saga und Egzie lebten, von seinen Soldaten angegriffen.

“Der König wird kommen und alles von dort stehlen was du besitzt”, warnten die Freunde des Priesters.

Saga fing sofort an zu laufen, so schnell ihn seine Füße trugen. Jedoch konnte er schon die Hufschläge des Pferdes hören.


Saga lief zu einem See, blieb aber am Ufer stehen,

denn das Wasser war kalt und dunkel. Als der Soldat n채her kam, sprang er hinein und tauchte unter. Als Saga nicht mehr schwimmen konnte, kam er zu


einem wundersamen Raum aus Luft, wo der Erzengel Michael auf ihn wartete. “Komm rein, Saga Zaab”, sagte er und der Priest trat in diesen wundersamen

Raum ein und verweilte dort drei Tage mit dem Erzengel. Und als Saga für eine lange Zeit nicht hervorkam aus dem Wasser, dachte der Soldat er sei untergegangen und ritt mit seinem Pferd fort.

Der heilige Erzengel Michael berichtete aber nun

Saga, das er Aufgrund seines kommenden Kindes errettet wurde. Der Erzengel erzählt ihm von den

großen Geheimnissen des Kindes und zeigte danach dem Priester den Weg zurück in seine Stadt.


Als der Priester Saga in die Stadt zurückkehrte, fand er alle Häuser und Menschen bestohlen vor. Seine

Frau wurde aber von den Heerführern des bösen Königs Matalome gefangengenommen, denn sie fanden sie sehr schön. So wollte jeder von ihnen für

sie sorgen. Doch als der König von ihr und ihrer Schönheit erfuhr, da sagte er: “Ich selbst werde sie heiraten.”


Und als der König das Gesicht der heiligen Egzie sah,

ordnete er an, ihr die schönsten Kleider und wertvollsten Diamanten zubringen und sie sollte bis

zur Hochzeit in der Stadt der Götter verweilen. Jedoch zog Egzie die Diamanten und Kleidung nicht an. Sie beweinte den ganzen Tag ihr Schicksal. Der

König aber interessierte sich nicht dafür, sondern ordnete an, sie solle sich kleiden und man möge sie

zur Hochzeit zur Kirche bringen. So kleideten die

Diener des Königs Egzie in wunderschöne Seide, bedeckten ihr Gesicht mit einem goldenen Schleier und brachten sie zur Kirche.

Vor der Kirche hatte sich schon eine große

Menschenmenge versammelt. “Der König, der König” riefen sie. Eintausend Soldaten standen im Spalier

und erwarteten mit dreihundert Magiern den König und

seine

künftige

Frau.

Und

als

die

Menschenmenge Egzie sah, da sagten sie zu sich: “Wie schade das ihr Gesicht mit diesem Schleier bedeckt ist, so können wir sie nicht ganz erkennen.”


Doch pl旦tzlich, mit einem lauten Knall, wurde der

Himmel geteilt und Blitze und Donner kamen hervor, sodass die Erde begann zu beben und die Kirche ersch端ttert wurde.

Alle Menschen vielen zu Boden - alle bis auf Egzie

Haraya. Sie floh mit dem Erzengel Michael, welcher mit einem Fl端gelschlag herab kam, sie ergriff, und mit ihr auf seinen Fl端geln davon eilte.


“Was ist passiert? Was war das für ein Geräusch?”

sagten die Menschen zueinander. Doch die tausend Soldaten sagten nichts mehr. Sie waren alle durch den Blitz getötet worden.

Der Schock saß nun sehr tief bei dem König Matalome und er kehrte zurück in seinen Palast und

wurde verrückt. Er ordnete nun an, dass all die

Menschen, welche Zeuge geworden waren, getötet werden sollten und dass seine Soldaten Häuser in den Wolken bauen sollten. Seine Soldaten bejahten und gingen fort. Doch sie taten nichts von dem was ihnen ihr König auftrug.


Der Erzengel Michael aber setzte Egzie Haraya direkt vor die Kirchentüre wo ihr Mann Priester war und betete. Denn der Priester Saga war von dem Schicksal

seiner Frau, welche er so sehr liebte, mit großer Traurigkeit erfüllt. Er war beängstigt von dem


teuflischen König und so ging er in die Kirche und kniete vor dem Altar. Er weinte laut als er Gott im Gebet bat seine Frau zu retten. Nach der heiligen Messe, als der Priester heraustrat, entdeckte er eine unbekannte Frau in kostbaren Kleidern. Der Priester fragte sie woher sie komme, und die Frau sagte sie habe von einem Mann gehört den man “Saga” nennt. Dessen Frau wurde entführt

und nun sei sie gekommen um seine (des Priesters) neue Frau zu werden.

Der Priester Saga bekreuzigte sich und sagte ihr das

Priester nicht erneut heiraten und das Gott seine Frau beschützen und wieder zurück bringen würde. Da lachte Egzie für den Glauben ihres Mannes und

nahm den Schleier ab. Und da waren sie das glücklichste Ehepaar in ganz Äthiopien.


Während der nächsten Nacht, als sie zu Bett gegangen waren fiel Egzie Haraya in eine tiefen Schlaf und sie träumte von einer Lichtsäule die von

ihrem eigenen lieben Haus in den Himmel herauf

ging und das verschiedenartigen Vögel um sie herumflogen. Und als der Priester Saga Zaab einschlief, da träumte er von hellen Sternen die einer Sonne nachliefen und

die ganze Welt erhellten. Dann erschien der Erzengel Michael dem Ehepaar und er sprach: “Ihr werdet

einen Sohn haben welcher von Gott geliebt und von den Engeln verehrt wird.“


Neun Monate und fünf Tage später hielt Egzie Haraya ein wunderschönen Babyjungen in ihren Armen. Der Priester Saga Zaab wahr sehr glücklich

und machte ein großes Fest für die Armen und Bedürftigen. Egzia Haraya war auch sehr glücklich.


Sie knuddelte ihr Baby und sang für ihn. Sie gab ihm

ihre Milch zutrinken, wickelte ihn in ihr Umhang und band ihn auf ihren Rücken wo er den ganzen

Tag verbrachte, gluckernd und lächelnd wenn sie ihre Arbeit machte.

Im folgenden Jahr kamen erneut Schwierigkeiten auf. Es gab eine große Dürre im ganzen Land. Die Behälter und Krüge für das Korn waren leer und

alles Öl wurde verbraucht. Reiche und arme Menschen hatten nun beide nichts mehr zu essen.


Egzie Haraya war sehr sehr traurig, denn der Tag zu

Ehren des Erzengels kam und sie hatte kein Essen für das Fest. Sie saß unter einem Baum und beobachtete

ihr Kind beim spielen. Der kleine Junge krabbelte ins Haus und zeigte auf einen leeren Korb. “Bist du

hungrig, meine kleine Blume?“, fragte die Mutter traurig. Der kleine Junge nahm seine Hand, legte sie auf den Korb und da erschrak seine Mutter. Was war

dies? Plötzlich war der Korb voll! Er war so schwer,

dass sie ihn nicht tragen konnte. Sie stellte den Korb ab und schaute verwundert zu ihrem Kind. Er aber

begann zu anderen Körben zu krabbeln, berührte sie und plötzlich waren sie mit Mehl überfüllt.


“Es ist ein Wunder“, rief Egzie erfreut. Sie lief nun

um ihren Ölkrug zu holen. Nur ein paar Tropfen war noch in ihm. Der kleine Junge steckte seine kleine

Hand hinein, und seine Mutter half ihm das Zeichen des Kreuzes zu machen. Dann verstummte sie in

schweigen, denn Öl schäumte aus dem Krug hervor. Ihr Herz sang mir Freude, denn als sie ein paar

Tropfen des Öls in andere Behälter gab, waren diese auch sogleich gefüllt mit Öl. Schon bald hatte sie alle Zutaten zusammen, um das Fest zu Ehren des Erzengels zu feiern. Die Hungersnot im Land war schrecklich, doch den Menschen von Zorare benötigten nichts. Durch die Wunder des Kindes hatten sie alles was sie benötigten; sie hatten Nahrung und Kleidung.


Als der Junge sieben Jahre alt war begann er die Bibel zu lesen und zu studieren. “Wie gut er sich erinnert!“

sagte sein Vater. Als er fünfzehn Jahre alt war, wurde er vom Bischof zum Diakon geweiht und der Bischof sagte, dass er den Erzengel mit einem Schwert aus Feuer neben ihm stehen sah.


Mit zweiundzwanzig Jahren besuchte der Erzengel

Michael ihn und Iyesus Krestos erschien, sitzend auf den Flügeln von Michael. “Von nun an“, sprach der

Engel, “wird dein Name Tekle Haymanot (Pflanze des Glaubens) sein. Du wirst nicht mit einem Bogen und


Pfeil jagen gehen, so wie es andere Männer machen, denn du wirst ein Priester sein wie dein Vater. Gehe

nun und vollbringe Wunder, und sage den

Menschen von Äthiopien das sie ihre falschen Wege verlassen sollen.“ Tekla Haymanot tat wie im aufgetragen wurde, und überall wo er hinkam passierten Wunder (im Namen

Gottes); die Kranken wurden geheilt und die Toten wurden erweckt. Und die Menschen wussten, dass er ein Heiliger war.

Der König Matalome war immer noch krank und böse wie früher. Und als er hörte das der Heilige

umherzog und den Menschen erzählte sie sollen ihre

falschen Wege verlassen, entschloss sich der König den Heiligen töten zu wollen.


Er sandte Soldaten die den Heiligen Tekle Haymanot und

seinen

guten

Freund

Gebra

Wahid

in

Weidenkörbe steckten, die Oberteile der Körbe zubanden und sie dann die Klippen hinunterwarfen.

Dreimal versuchten sie diesen Trick, doch jedesmal wurden die Körbe von dem Erzengel Michael aufgefangen und sanft auf den Boden abgestellt.

Dann versuchte der König Matalome den Heiligen

mit seinem Speer zu töten, doch der Speer bog sich in seiner Hand. Er legte nun den Heiligen in Ketten,

doch die Ketten lösten sich von der Hand des


Heiligen. Da rief der König seine Soldaten. “Was

sollen wir tun?“ fragten sie den König.“Wie können wir diesen Magier nur festhalten?“

“Lasst uns ihn an einem Baum aufhängen, dann kann er uns nicht erwischen“ befanden sie.


“Sehr gut, aber dieses mal müsst ihr erfolgreich sein.“ sagte der böse König.

So banden die Soldaten des Königs den Heiligen und hängten ihn an einem Baum auf, doch der Ast des

Baumes bog sich und aus dem rauchen der Blätter erklang eine Stimme: “Steige von mir, o du Mann von Gott.“ Der Baum setzte den Heiligen Tekla Haymanot auf den Boden, der Strang um seinen Hals und Körper löste sich. Doch der Henker viel von dem Ast (in dem Baum)

und

starb.

Tausende

von

Menschen

beobachteten dieses Wunder und vielen auf ihre Knie. Doch dieses Wunder machte den König noch

mehr wütend und er ordnete an, dass alle Soldaten und Zeugen getötet werden sollten. Und so geschah es.


Eines Tages trotzte Gebra Wahid, der Freund von Tekle Haymanot, der Gewalt des Königs und ging zu ihm. “Warum ist es so, o König“, sagte Gebra, “das du

weiterhin gegen diesen heiligen Mann kämpfst? Warum fragst du ihn denn nicht, ob er dich von deiner Krankheit befreit?“

“Ich würde gerne geheilt sein“, erwiderte der König,

“doch ich habe Angst vor Tekle Haymanot. Er wird versuchen mir mein Königreich zunehmen.“ Am Ende überredete Gebra Wahid den König nach dem Heiligen rufen zulassen.


So kam der Heilige Tekle Haymanot zum König und

betete für ihn vor Gott und sofort war der König von seiner Krankheit befreit.

Danach taufte der Heilige Tekle Haymanot den König Matalome zusammen mit all seinen Soldaten.

Er lehrte sie die Bibel zu

lesen und wie sie seine falschen Wege ändern kann. Da wurde der König sehr traurig über alle Fehler die er

begannen hatte und über all die unschuldigen Menschen die er hatte töten lassen. Der König entschied sich von nun an für immer gut zu bleiben.

Der König und der Heilige Tekle

Haymanot wurden nun Freunde.


“Erzähle mir, “ sagte der König eines Tages, “ist es wahr dass die Menschen von den Toten auferstehen können?“ “Ja“, antwortete der Heilige Tekle Haymanot. “Dann zeige es mir, “ sagte der König. “An einem Tag, fünfundzwanzig Jahre zuvor, wurden tausend meiner Männer von einem Blitz getötet. Bringe sie zurück ins Leben und ich werde deine Worte glauben.“ “Sage mir erst warum sie getötet wurden“, sprach Tekle Haymanot. “Ich kann nicht“, sagte der König beschämend. “Dann werde ich es dir erzählen“, sagte der Heilige,

“du hast eine wunderschöne Frau von ihrem Ehemann gestohlen um sie selbst zu heiraten. Doch

der Heilige Michael nahm sie von dir weg und tötet alle deine Soldaten.“ “Woher weißt du das alles“, fragte der König. “Sie war meine Mutter“, antwortete der Heilige Tekle

Haymanot. Der König war sehr erschrocken als er


dies hörte und warf sich vor die Füße des Heiligen. “Vergib mir“, sprach er, “bitte, bitte vergib mir.“

“Ich vergebe dir“, sagte der Heilige, und er ging zur Grabstätte der Soldaten und sie standen auf von den Toten.

Und der Heilige Tekle Haymanot setzte seinen Weg fort, indem er auf einem Teppich aus Licht, welchen

Iyesus Krestos ihm gegeben hatte, herumreiste. Überall dort wo er hinkam wurden die Kranken

geheilt, das Boese ausgetrieben und die Toten standen auf.


Einmal versuchte eine zweikĂśpfige Schlange den Heiligen zu beiĂ&#x;en, doch der Heilige teilte die

Schlange, mit dem Zeichen des Kreuzes, in zwei Teile.


Ein anderes Mal versuchte der Heilige von dem Kloster

Debra

Damo

an

einem

Seil


herunterzuklettern, doch plötzlich brach das Seil und der Heilige stürzte in die Tiefe. Da gab der allmächtige Gott dem Heiligem Tekle Haymanot sechs Flügel, welche aus seinen Schultern wuchsen. Mit ihnen gelang der Heilige sanft zu Boden. Die Jahre vergingen, und der gute Ruf des Heiligen ging in alle Welt. Viele Menschen kamen zu ihm und

er lehrte sie die Wege Gottes. Doch als er alt wurde, wurde er auch müde. “Ich habe dieser Welt Licht gegeben“, sagte er, “doch in mir selbst bin ich dunkel

geworden. Ich habe andere geheilt, doch ich bin krank von mir selbst.“

So verließ er seine Jünger und ging zu einem

einsamen Platz wo er sich dem Gebet widmen konnte. Er machte sich eine kleine Zelle in der er nun lebte. Sie war so klein, dass er kaum darin sitzen oder

liegen konnte. Er brachte auch Klingen an den Seiten an, damit er sich nicht setzen konnte.

Jahr für Jahr, Tag und Nacht, meist ohne Essen und Trinken, stand der Heilige in seiner Zelle und betete zu Gott ohne Pause.


Nach einigen Jahren verwelkte ein Bein und es fiel ab und der Heilige stand von nun an nur noch auf einem Bein. Sieben weiter Jahre stand er so, betend

zu Gott. Doch dann eines Tages sandte Gott seine Engel um die Seele von Tekle Haymanot glorreich in den Himmel zu holen.


Und Iyesus Krestos sprach zu Tekle: “Du hast den Glauben bewahrt, o du guter und ehrfürchtiger Diener, und ich werde dir geben fünfzehn Städte vom Paradiese, und fünf Königreiche des Himmels.“ Und als die Seele des Heiligen in das Paradise eingegangen war, begruben sie den Leichnam an

einer offenen Stelle. Dort errichteten sie ein Kloster, welches auch noch heute dort ist – hoch oben in den Bergen Äthiopiens, tief im Herzen von Afrika.


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