Abschlussbericht 43. deutsch-japanischer Sportjugend-Simultansaustausch

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Abschlussbericht 2016 報告書 2016 43. Deutsch-Japanischer Sportjugend-Simultanaustausch 第43回日独スポーツ少年団同時交流



Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde des deutsch-japanischen Sportjugendsimultanaustausches, in diesem olympischen und paralympischen Jahr fand auch der 43. deutsch-japanische Sportjugendsimultanaustausch mit insgesamt über 200 teilnehmenden Jugendlichen in Deutschland und Japan statt. Nach den Spielen in Rio wird sich nun nach und nach der Fokus der olympischen Welt auf Japan richten. Auch viele Aktivitäten während des Simultanaustauschs sind bereits jetzt von der Auseinandersetzung mit olympischen Werten geprägt – so lautete das diesjährige Jahresthema „Fair Play – Respekt im Sport und persönlichen Umfeld“.

Ein großes Dankeschön geht auch an alle Beteiligten von Regionalbetreuern über Dolmetscherinnen und Dolmetscher bis hin zu den unzähligen Gastfamilien, die in diesem Jahr mit großem Einsatz den Austausch zu einem Erfolg gemacht haben und den teilnehmenden Jugendlichen unvergessliche Erlebnisse ermöglicht haben.

Zu diesem Thema haben deutsche und japanische Jugendliche Präsentationen vorbereitet und in gemeinsamen Workshops ihre jeweiligen Erfahrungen ausgetauscht.

Unvergessen auch die Sayonaraparty beim Landessportbund Berlin – hier geht der Dank an die Sportjugend Berlin und ihr Event-Team!

Natürlich stand aber auch in diesem Jahr wieder das gemeinsame Sporttreiben als „Türöffner“ für interkulturellen Austausch im Mittelpunkt der Maßnahme. Die schönsten Erinnerungen der Teilnehmenden, aber auch die umfangreichen Vorbereitungsmaßnahmen des Austausches werden in diesem Heft eindrucksvoll dokumentiert. Dank gilt deshalb neben den Autoren und Fotografen vor allem Dieter Haug, der dieses Berichtsheft nun schon in gewohnter Manier mit unermüdlichem Engagement, viel Leidenschaft und dem Blick für das Detail zusammengestellt hat.

Unterstützt wird die Maßnahme neben den beteiligten Mitgliedsorganisationen der dsj vor allem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Außerdem von der Stadt Frankfurt und der VW-Sportkommunikation. Auch dafür an dieser Stelle herzlichen Dank! Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und Eintauchen in die Welt des Simultanaustauschs! Herzlichst

Benny Folkmann

VORWORT

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Inhalt Out

In

1.

OUT-Maßnahme

3.

IN-Maßnahme

1.1

Vorbereitung der Maßnahme

3.1

Vorbereitung der Maßnahme

1.2

Die Delegation

3.2

Die Delegation

1.3

Zentralprogramm I Tokio

1.4

Sportjugend Berlin/ Brandenburgische Sportjugend

3.3 Zentralprogramm I Frankfurt am Main

1.5

Deutsche Turnerjugend

3.4 Sportjugend Berlin/ Brandenburgische Sportjugend

1.6

Bayerische Sportjugend

3.5

Sportjugend Nordrhein-Westfalen

1.7

Deutsche Judojugend

3.6

Bayerische Sportjugend I

1.8

Sportjugend Hessen

3.7

Deutsche Judo-Bund-Jugend

1.9

Badische Sportjugend

1.10

Sportjugend Niedersachsen I

3.8 Sportjugend MecklenburgVorpommern

1.11

Württembergische Sportjugend

1.12

Sportjugend Niedersachsen II

1.13 Sportjugend Rheinland-Pfalz/ Saarländische Sportjugend 1.14

Sportjugend Sachsen/ Sportjugend Sachsen-Anhalt

1.15

Deutsche Schachjugend

1.16

Bayerische Sportjugend II

1.17 Leitungsteam 1.18

Zentralprogramm II Tokio

2. Jahresthema

4

Inhalt

3.9

Deutsche Skijugend

3.10

Württembergische Sportjugend

3.11

Sportjugend Niedersachsen

3.12

Sportjugend Sachsen/ Sportjugend Sachsen-Anhalt

3.13

Sportjugend Rheinland-Pfalz/ Saarländische Sportjugend

3.14 Leitungsteam 3.15

Zentralprogramm II Berlin


1. Out-Maßnahme 1.1 Vorbereitung der Maßnahme Leitungsteamschulung 2016 in malerischer Umgebung Eigentlich sollte es ein Nachtreffen werden. Philipp Weißenbach hatte die Mitglieder des Führungskräfteaustauschs 2015 nach Unterwössen ins Chiemgau eingeladen. Dass daraus ein Arbeitswochenende wurde, hatte mit der Entscheidung des dsj-Vorstands zu tun, Astrid Bonaventura, Matthias Heitzmann und Philipp Weißenbach für das Leitungsteam des deutsch-japanischen Sportjugend-Simultanaustauschs 2016 zu nominieren. Die drei hatten sich während des Führungskräfteaustauschs im vergangenen Herbst kennengelernt und sich als Leitungsteam beworben, da die Chemie zu stimmen schien. Und so wurde, nach der positiven Entscheidung der dsj, aus dem eigentlichen geselligen Beisammensein ein Wochenendseminar, das die drei auf ihre künftigen Aufgaben vorbereiten sollte. Dies übernahm die AG Japan in gewohnt souveräner Manier. Fragen des Selbstverständnisses als Führungskräfte wurden ebenso abgehandelt wie die Vorgehensweise bei der Gruppenleiterschulung und dem zentralen Vorbereitungsseminar, bei dem die gesamte Delegation sich Anfang Juli in Blossin treffen würde. Auch wurden die Aufgabenfelder des Teams abgesteckt: Astrid Bonaventura als Delegationsleiterin, Matthias Heitzmann in der stellvertretenden Rolle und Philipp Weißenbach zuständig für organisatorische Belange.

Vorbereitungsseminar für die Gruppenleitung und das Leitungsteam in Blossin Vom 8. bis 10. April 2016 trafen sich die Gruppenleitungen und das Leitungsteam zur ersten gemeinsamen Vorbereitung im Jugendbildungszentrum Blossin. Was ist Ziel des Austauschs und welche Aufgaben und Pflichten haben die Gruppenleitungen dabei? Wie sind die Menschen in Japan, und wie kann man sich auf die Begegnung mit einer völlig anderen Kultur vorbereiten? Wie können wir das Jahresthema „Fair Play – Respekt im Sport und persönlichen Umfeld“ vorbereiten und die Jugendlichen dabei mit einbeziehen? Intensiv beschäftigten sich die erfahrenen und neuen Gruppenleitungen gemeinsam mit diesen Fragen. Bis zum Treffen in Blossin Anfang Juli, an dem alle Jugendlichen teilnehmen, gab es einiges einzustudieren und auszuarbeiten, was nun unter geschulter Anleitung in den einzelnen Verbänden erfolgen konnte.

OUT

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Zentrales Vorbereitungstreffen für die deutsche Delegation Am 1. Juli versammelten sich 122 Delegationsmitglieder des 43. deutsch-japanischen Simultanaustauschs zum zentralen Vorbereitungsseminar in Blossin, um letzte Vorbereitungen für ihre Begegnung in Japan zu treffen. Das Hauptaugenmerk lag auf dem gegenseitigen Kennenlernen sowie der Stärkung des Zusammenhalts der Gruppe. Auf dem Programm standen unter anderem die Absprache letzter organisatorischer Informationen und verschiedene Workshops, in denen sich die motivierten Jugendlichen mit Japan-bezogenen Themenfeldern beschäftigten. Dabei unterstützte die AG Japan um dsj-Vorstandsmitglied Benny Folkmann tatkräftig und gab ihre Erfahrungen der vergangenen Jahre weiter. Auch die Jugendlichen selbst trugen ihren Teil zum Wochenende bei. Sie hatten in den einzelnen Gruppen der teilnehmenden Organisationen schon zu Hause kreative Aufführungen, die sie später dann auch in Japan vorführen wollten, vorbereitet. Trotz des wetterbedingten Ausfalls der geplanten Kanu-Rallye kam das Rahmenprogramm nicht zu kurz; bei verschiedenen aktiven Sportangeboten sowie

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dem gemeinsamen „Public Viewing“ des Spiels der deutschen Nationalmannschaft in der Sporthalle am Samstagabend bot sich die Gelegenheit, Kontakte und neue Freundschaften zu knüpfen. Das Leitungsteam um Delegationsleiterin Astrid Bonaventura war sich sicher, dass das Ziel, nämlich die Entwicklung eines Gruppengefühls, erreicht wurde: „Nach dem Wochenende fühlen wir uns bereit für Japan – die Vorfreude steigt von Tag zu Tag.“


1.2 Die Delegation Verband

Gruppenleitung

Teilnehmende

Insgesamt

M

W

M

W

M

W

SJ Berlin/Brandenburgische SJ

1

0

0

6

1

6

7

Dt.Turnerjugend

1

0

1

7

2

7

9

Bayerische SJ I (Oberfranken)

1

0

2

6

3

6

9

Dt. Judojugend

1

0

8

0

9

0

9

SJ Hessen

0

1

2

8

2

9

11

Badische SJ

1

0

7

4

8

4

12

Württembergische SJ

1

0

4

5

5

5

10

SJ Niedersachsen 1

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0

2

4

3

4

7

SJ Niedersachsen 2

0

1

2

4

2

5

7

SJ Sachsen/ SJ Sachsen-Anhalt

1

0

3

6

4

6

10

SJ Rheinland-Pfalz/ Saarl. SJ

0

1

5

5

5

6

11

Dt. Schachjugend

1

0

2

6

3

6

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Bayerische SJ II (Oberpfalz)

1

0

1

6

2

6

8

Leitungsteam

2

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0

0

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1.3 Zentralprogramm I in Tokio 23. Juli 2016: Das Abenteuer deutsch-japanischer Sportjugend-Simultanaustausch beginnt. 17 Stunden Flug von Frankfurt/Main, über Doha zum Flughafen Tokio-Narita. Die Anreise mit Umsteigen und Zeitzonenverschiebung dauerte mehr als 24 Stunden. Geschafft, aber glücklich nach der Landung. Nach dem Abendessen erhielten wir von der JJSA noch eine kurze Einweisung in das Zentralprogramm I in Tokio. Die erste Unternehmung führte uns nach Odaiba, der Aqua-City von Tokio. Hier besichtigten wir den Strand mit Rainbow-Bridge, leider unbeleuchtet, und einen Nachbau der Freiheitsstatue. Im Anschluss fuhren wir nach Asakusa zum Sensou-Ji Tempel. Hier bekamen wir einige Eindrücke von die religiösen Mentalität unserer Gastgeber/innen. Zudem hatten wir die Möglichkeit, uns auf der Shopping-Mall umzusehen. Am Abend fand dann die Empfangszeremonie der JJSA statt. Dabei gab es für die ständigen Bemühungen, den Simultanjugendaustausch fortzuführen, für Herrn Sakamoto, den Vorsitzenden der japanischen Sportjugend, und Herrn Kobayashi, den Geschäftsführer der JJSA, von der deutschen Delegation „Standing

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Ovations“. Gegen 23 Uhr ging ein langer Tag zu Ende. Am nächsten Tag verabschiedeten wir die Gruppen ins Regionalprogramm und flogen anschließend mit der Gruppe Berlin-Brandenburg nach Hokkaido zu unserer ersten Station.


1.4 Sportjugend Berlin/ Brandenburgische Sportjugend Gruppenleitung: Manfred Borchert Teilnehmende: Joy von Mersewski, Louise Mahlich, Nina Schimke, Verena Oehmke, Anna Christina Bauer, Lea Heiser Japanischer Partner: Hokkaido Präfektur: Hokkaido Besuchsorte: Sapporo-shi, Hidakakannai, Iburikannai Dolmetscherin: Rieko Abe Rafting auf dem Monkey River Rauf, runter, links, rechts, oben, unten. So richtig weiß man nicht, wo man eigentlich genau ist, wenn man durch die wilde Strömung schießt. Eins ist aber sicher, es macht extrem viel Spaß. Wir, die Brandenburger und Berliner, sind uns wohl einig, wenn ich schreibe, dass das Rafting eines der aufregendsten Erlebnisse unseres gesamten Aufenthalts war.

Aber sei es nun die Vorfreude beim Anziehen von Rettungswesten, das Erschrecken beim Fall ins kalte Wasser, das schnelle Vorbeifliegen der Landschaft, das Zusammentreffen mit einer Wasserschlange oder der Schrecken, den man spürt, wenn man seinen Schuh im Wasser verloren hat, jedes dieser Erlebnisse war unglaublich spannend und Worte können gar nicht beschreiben, wie schön sie eigentlich waren.

Die Leader der japanischen Sportjugend und wir fuhren zum „Monkey River“. Für uns: Ein riesiger Fluss aus tausend und einer Strömung, die dich mitreißt und tief unter Wasser zieht, wenn du nur einen Fehler machst. Für unsere Guides: Kinderund Anfängerkurs. Nach der Einführung in beinahe perfektem Englisch wagten wir uns auf drei verschiedene Boote mit jeweils fünf bis sechs Leuten. Die Anzahl variierte jedoch, je nachdem wie viele ihr Gleichgewicht verloren und ins Wasser fielen. 40 Minuten später saßen wir alle wieder tropfend im Bus und entleerten dort den halben Fluss aus unseren Schuhen.

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1.5 Deutsche Turnerjugend Gruppenleitung: Uwe Mayer Teilnehmende: Anna Fischer, Jenny Kohler, Melissa Schneider, Max Stock, Anja Rautmann, Sophie Richter, Antonia Ulrich Japanischer Partner: Tohoku I Präfektur: Akita Besuchsorte: Ogata Dolmetscher: Yu Minobe Verfasserin: Sophie Richter Eines der vielen Highlights für uns fand in Ogata, einer kleinen Stadt mit rund 3000 Einwohnern, statt. Neben der enormen Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, aller Bürger ist eine Besonderheit, dass dieser kleine Ort vor gut 50 Jahren aus der Trockenlegung des vier Meter tiefen Sees Hachiro entstanden ist. Zu dieser Zeit gab es eine Reisnot im ganzen Land. Auch Ungerechtigkeiten bei der Vererbung ausschließlich an den ältesten Sohn wollten umgangen werden, so dass neue Ackerflächen geschaffen wurden. Viele Menschen aus unterschiedlichen Präfekturen siedelten sich hier an, um sich der Landwirtschaft zu widmen. Im Durchschnitt steht jedem Bauer eine Fläche von rund 15 Hektar zu. So kann man bereits erahnen, was wir unseren ganzen Aufenthalt lang genießen durften: guten Reis und frisches Gemüse, da dessen Anbau hier eine große Rolle spielt. An unserem dritten und letzten Tag in diesem Ort durften wir uns mit Hilfe von Familie Ikeda und den Studenten einer Akademie für Wasserski austoben. Auch das Leitungsteam der deutschen Delegation war dabei. Aber von Anfang an: Nach der morgendlichen Rundfunkgymnastik ging es mit Herrn Baba, der sich die vier Tage lang sehr fürsorglich um uns gekümmert hatte, und seinem Bus zum Kanal. Nach dem Aufwärmen und einer kurzer Einweisung

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durften drei aus der Gruppe, die schon einmal Wasserski bzw. Wakeboard gefahren waren, sofort starten. Mit wirkungsvollen Tipps klappte es eigentlich bei allen, so dass die acht Gruppenmitglieder das Gefühl genießen konnten, hinter dem Motorboot auf dem Wasser entlang zu surfen. Der Vormittag hatte uns so viel Spaß gemacht, dass wir gar nicht mehr aufhören wollten! Doch nach einer kurzen Show, bei der die Bambini- und Jugend-Profis uns mit ihrem Können zum Staunen gebracht hatten, mussten wir leider schon zurück zum Hotel Ogata Sun Rural. Nachmittags ging es kurz zur Entspannung in die dort vorhandenen heißen Becken. Dieser Onsen liegt im siebten Stock, so dass man eine wunderbare Aussicht genießen konnte. Das Leitungsteam hatte sich anschließend ziemlich schnell zum Zug verabschieden müssen, doch wir hatten noch Zeit, den letzten gemeinsamen Abend auszukosten. Im Garten des Hotels hatten sich alle unsere Gastfamilien, etliche Freunde und die Familie der Wasserski-Akademie versammelt. Die Sayonara-Party begann mit einer beeindruckenden Vorführung der Wadaiko, japanischer Trommeln, extra für uns! Herr Tsuyoshi Kitabayashi, der Geschäftsführer des Bildungsausschusses vor Ort, sowie unser Gruppenleiter Uwe Mayer bedankten sich für die gemeinsame Zeit. Auch wir trugen unsere einstudierte, akrobatische Aufführung vor, auf welche mehrere japanische


Mädchen aus den Gastfamilien spontan mit dem gesungenen Lied „Best Friends“ antworteten. Alleine hier war deutlich zu spüren, welche wundervollen Freundschaften innerhalb so kurzer Zeit zwischen unterschiedlichen Nationen entstehen können! Die Gastväter, die alle als Bauern tätig sind, hatten für uns alle Fleisch gegrillt. Außerdem gab es die für die Region bekannten Melonen, die wir am Vortag gemeinsam geerntet hatten. Beim gemütlichen Beisammensein spielten wir dann mit allen japanischen Kindern und unserem Dolmetscher Yu Minobe, der uns die ganze Zeit in Japan begleitete, gemeinsam Oni-gokko: Fangen auf Japanisch. Als Highlight und Abschluss des Abends gab es ein gemeinsames Hanabi, ein Feuerwerk, was mehr oder weniger japanischer Tradition entspricht.

Nach einem traurigen, aber doch festlichen Abschied werden wir all diese Erinnerungen mit Sicherheit in unseren Herzen behalten!

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1.6 Bayerische Sportjugend I Gruppenleitung: Maurice Schallenberg Teilnehmende: Theresa Albrecht, Juliane Molitor, Emily Müller, Nancy Stork, Lea-Marie Frank, Kimberly Wheeler, Sasche Wolf, Tobias Christa Japanischer Partner: Tohoku II Präfekturen: Yamagata, Miyagi, Fukushima Besuchsorte: Tonan-murayama-chiku, Tagajo-shi, Aizuwakamatsu-shi Dolmetscherin: Yukie Tschuiya Verfasserin: Juliane Molitor Kämpfen und Trommeln Ein typisch japanischer Tag: Begonnen hatte er mit einer klassischen „Judo no keiko“. Ungewöhnlich war die Kleidung, welche die Sportler/innen trugen. Es war keine normale Sportkleidung, welche man beispielsweise zum Basketball oder Tennis trägt. Sie bestand aus drei Teilen: einer luftig lo-

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ckeren Hose, einem jackenähnlichen Oberteil und einem Gürtel. Alles in der Farbe weiß. Wir Deutschen bekamen einen weißen Gürtel. Die Japaner dagegen trugen einen schwarzen. Die Farbe des Gürtels gibt Auskunft über den Grad des Könnens, weshalb wir auch nur den Anfängergürtel bekommen hatten. Zuerst lernten wir drei Judo-Techniken im Stand und durften diese an den Japaner/ innen ausprobieren. Dabei hatten wir uns ganz gut angestellt und die Übungsleiter/innen des Judos waren sehr erstaunt. Danach durfte jeder eine der Techniken bei einer kleinen Vorführung zeigen, musste den „Kampf“ ganz traditionell mit einer Verbeugung beginnen und beenden. Zusätzlich lernten wir noch, wie man seine/n Gegner/ in nach dem Angriff am Boden festhalten kann, um den Kampf zu gewinnen. Anschließend folgten noch einige kleine Spiele zum Judo. Dass man so viel bei diesem Sport schwitzen kann, hatten wir nicht erwartet. Die traditionelle Kleidung trug dazu bei. Kurze Zeit später fanden wir uns in einem kleinen japanischen Restaurant zum Mittagessen wieder. Was uns erwartete, wussten wir


nicht. Das Tablet war voll mit kleinen Tellerchen und Schüsselchen. Was sich darin befand, sah auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus. Auf den zweiten Blick war man skeptisch, ob das alles essbar war. „Abenteuer“ beschreibt dieses Essen am besten. Es bestand aus der Aronwurzel, die Konsistenz war „glibberig“. Außerdem wurde es auch Null-Kalorien-Essen genannt, welches es auch war. Bei manchen Tellern war es schon eine Mutprobe, das Essen zu probieren. Nach dieser „nahrhaften“ Mahlzeit machten wir uns auf den Weg zum nächsten Programmpunkt: Kennenlernen des Trommelns in der Stadt Kaminoyama. Dort trafen wir auf viele Jugendliche in traditioneller Kleidung für das Trommeln. Als erstes verfolgten wir eine Aufführung der Jugendlichen, danach durften wir selber ans Werk. Dazu bekamen wir auch traditionelle Kleidung, einen Mantel bestickt mit einem Drachen. Schnell war die Choreografie gelernt und wir alle hatten großen Spaß, gemeinsam mit den japanischen Jugendlichen zu trommeln. Zu der gelernten Choreografie wurde uns noch ein traditioneller Tanz mit Hüten, die mit Glöckchen und Blumen verziert waren, beigebracht. Am Ende trommelten zwei Japaner/innen zu einem Lied und wir führten mit dem Rest den Tanz dazu auf. Auch hier hatten wir einen tollen Einblick in die japanische Kultur bekommen. Als letzten Punkt auf dem Programm besichtigten wir die Burg Kaminoyama. Hier gab es ein sehr interessantes Museum. Das Highlight dieser Besichtigung war der Ausblick von der Burg über die Stadt Kaminoyama. Diesen Programmpunkt und damit auch das offizielle Tagesprogramm schlossen wir mit einem heißen Fußbad zur Entspannung ab.

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1.7 Deutsche Judojugend

Gruppenleitung: Sebastian Böttner Teilnehmende: Kevin Bissinger, Fabian Twardon, Innokenti Pak, Tom Meiling, Andreas Finkbeiner, Anton Widlroiter, Dejan Vujaklija, Leon Peikert Japanischer Partner: Kanto I Präfektur: Chiba Besuchsorte: Tokio, Kodokan Dolmetscher: Daisuke Akiyama Verfasser: Fabian Twardon, Kevin Bissinger

Training im Kodokan Nach einer kurzen Nacht bei den Gastfamilien ging es um sieben Uhr nach Tokio in den Kodokan, das Herz des Judosports, der für jeden Judoka etwas Besonderes ist. Der Kodokan verfügt über Trainingsdojos (Hallen) auf drei Stockwerken und ist die älteste und bedeutendste Judo-Schule der Welt.

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Der anspruchsvolle Tag startete aber nicht wie erhofft. Auf dem Weg zum Kodokan kamen wir in einen Stau, so dass wir das zweistündige Training nur knapp vor dem offiziellen Beginn erreichten. Anfangs wurden uns die Grundlagen des Judos durch Trainer Shinoyama-Sensei näher gebracht, was für alle eine sehr interessante Erfahrung war, da diese in Deutschland eher weniger betrachtet werden. Auch langjährige Judokas können dort noch viel lernen. Ziel des japanischen Judos ist es, mit möglichst wenig Kraft den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dazu übten wir verschiedene Techniken und setzen diese am Ende in einem Anwendungsfall ein, indem jeder seinen Spezialwurf mit den neuen Erkenntnissen werfen sollte. Im Abschluss wurde noch ausgiebig gedehnt, was, wie wir gelernt hatten, in Japan besonders wichtig ist, genau wie die Aufwärmung. Viele der Judoka nutzten noch die Chance, einen Gürtel mit dem speziellen Zeichen des Kodokans zu erwerben, den es nur dort gibt. Danach starteten wir unsere Besichtigung im EdoMuseum, wo wir uns die Geschichte Tokios zur Zeit der Samurai anschauen konnten. Die Nacht verbrachten die erschöpften Judokas bei ihren Gastfamilien.


1.8 Sportjugend Hessen

Gruppenleitung: Merle Medick Teilnehmende: Jennifer Bergmann, Anna Blum, Caroline Domine, Eva Kreckel, Zora Kuhn, Leonie Lietz, Vanessa Maul, Pauline van Ryssel, Hendrik Biet, Sebastian Heuser Japanischer Partner: Kanto II Präfekturen: Saitama, Ibaraki Besuchsorte: Sakado-shi, Namegata-shi Dolmetscherin: Marei Mentlein Verfasser: alle Teilnehmenden

Beim Kindersportfest in Sakado Nach einer kurzen Einführung wurden wir mit verschiedenfarbigen Leibchen in Teams eingeteilt. Dabei wurden wir Hessen in Teams mit einzelnen Mitgliedern der lokalen Kinder-Sportteams gemischt. Die erste Disziplin des Sportfests bestand aus einem Sprint-Staffelllauf, der sowohl uns als auch den Kindern sehr viel Spaß machte. Als zweite Disziplin folgte ein Seilsprung-Wettbewerb. Eine unserer Teilnehmerinnen war vorher noch nie in ihrem Leben Seil gesprungen und hatte daher das Seilspringen in Sakado erlernt.

den musste, ohne dass der Ball mit der Hand berührt werden durfte. Danach musste man sich im Sackhüpfen üben und zu guter Letzt einen Dreibeinlauf schaffen, um ins Ziel zu kommen. Als Abschlussdisziplin gab es dann Tauziehen. Dabei traten zuerst zwei Teams gegeneinander an; unter Anfeuerung aller Anwesenden ging es dabei hoch her. Später hieß es auf eigenen Wunsch: Hessen gegen alle Kinder. Natürlich wurde auch dieser Wettbewerb, wenn auch mit etwas Hilfe, gewonnen.

Danach kam das für uns etwas seltsam klingende „Bread eating game“, wobei man nach einem Sprint eine beliebige Süßigkeit mit dem Mund von einem an einen Stock befestigten Faden reißen musste. Auch hier schnitten alle sehr gut ab. Witzig war, dass der Stock für den knienden Hendrik auf Zehenspitzen gehalten werden musste.

Uns hat als Gruppe sehr imponiert, dass - obwohl es ein sportlicher Wettkampf war - keine Einzelsieger/innen hervorgehoben wurden. Alle Sportler/ innen wurden gleichwertig behandelt und auch belohnt. Es gab keine Preise zu gewinnen und trotzdem hatte sich jeder sehr angestrengt und sein Bestes gegeben.

Es folgte eine Art Triathlon, bei dem wir als Team antraten. Hier gab es zuerst einen Partner/ innen-Lauf, bei dem ein Ball von zwei Menschen zwischen ihren Körpern im Laufen gehalten wer-

Sport hat uns verbunden. Trotz der Sprachbarriere und einer Kommunikation nur über Gesten verstanden wir uns sehr gut und hatten jede Menge Spaß.

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1.9 Badische Sportjugend-Süd Gruppenleitung: Christian Schnäbele Teilnehmende: Antonio Schmitz, Luis Schmitz, Jana Heep, Tilo Heep, Torben Bein, Marc Andre Huth, Christopher Burkhardt, Tobias Krol, Hannah Robl, Anne Urban, Elisa Vollmer Japanischer Partner: Hokushinetsu Präfekturen: Fukui, Nagano, Niigata Besuchsorte: Ina, Obama, Nagaoka Dolmetscherin: Tomo Iwama Verfasser: Christian Schnäbele Tempel, Stäbchen und Sport Nach einem „Westernstyle“-Frühstück ging es mit dem Schiff zum Kliff Sotomo. Die Küstensicht ist hier atemberaubend. Im Anschluss fuhren wir mit dem Bus weiter zum Myotsuji-Tempel. Er wurde 806 n.Chr. erbaut und ist komplett aus Holz. Bisher ist er dreimal abgebrannt und wurde in der heutigen Form um 1200 n.Chr. gebaut. Der Tempel steht in einem Wald aus Zedern und japanischem Ahorn. Er wurde ohne einen einzigen Nagel gebaut. Dadurch kann er den Erdbeben widerstehen und mitschwingen. Die Architekten des Tokio-Skytree kamen extra hierher, um sich Informationen zu holen. Es ist die einzige staatlich geschützte Sehenswürdigkeit in der Präfektur Fukui. Danach stellten wir eigene Essstäbchen im Food Culture Museum her. Uns wurde gezeigt, wie wir richtig mit Stäbchen essen sollten. Es wird mit der Hand eine imaginäre Pistole gebildet, der Daumen hebt nur und Zeige- und Mittelfinger bewegen sich. Das zweite Stäbchen stützt sich am Ringfinger ab, wird aber nicht bewegt. Die Stäbchen waren fertig lackiert und wir konnten mit einem Schleifbock Muster hineinschleifen.

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Zum Mittagessen ging es für uns in die Mensa einer Universität. Es gab ein kaltes Buffet, garniert mit einem Ausblick über Obama Bay. Am Nachmittag stellten wir japanisches Papier her. Im Anschluss konnten wir mit japanischen Jugendlichen Sport treiben. Mit einigen liefen wir erst 100 Meter, dann 400 Meter. Die Jungs und Mädels waren verdammt fit und schnell. Stickring ist eine Art Curling, nur auf Gummimatten, und mit Kricketschlägern wird ein Ring von drei Holzpucks geschlagen. Zuletzt besuchte uns noch der Gewichtheber-Champion aus Fukui. Unsere Jungs wollten gleich mitmachen und konnten sogar 50 Kilo stoßen.


1.10 Sportjugend Niedersachsen I

Gruppenleitung: Jan Portscher Teilnehmende: Carolin Peschel, Johanna Quinke, Amelie Gerdes, Bendix Otto, David von Wulfen Japanischer Partner: Kinki I Präfekturen: Hyogo, Shyga, Kyoto Besuchsorte: Tagasago, Omihatschiman, Maizuru City Dolmetscherin: Tomoka Takasaka Verfasser: David von Wulfen

Meditation im Tempel Am zweiten Tag in Maizuru City in der Präfektur Kyoto begannen wir den Tag mit einer Meditation in einem Tempel. Auch eine Teezeremonie stand für diesen Besuch auf dem Plan. Zusammen mit uns nahm eine Jungenmannschaft in Baseballkleidung teil. Die Trikotnummern sollten uns bei der Identifikation unterstützen. Zu Beginn bekamen wir alle eine Liste, in der die Spielernummern und Namen der Jungen vermerkt waren. Danach betraten wir den Tempel und begannen mit einer Einweisung in die Meditation. An Anfang hieß es, wir würden eine „kurze“ Meditation machen, welche nur zwölf Minuten dauern würde. Dies erschien uns lange, denn zwölf Minuten still zu sitzen, sich nicht rühren zu dürfen und auf einen Punkt zu schauen (Augen schließen war nicht erlaubt), sind schon eine Menge. Sollte man sich trotzdem bewegen oder etwas anderes missachten, bekam man vier Schläge mit einem Holzstab auf den Rücken. Der Mönch demonstrierte diese Prozedur an einem weiteren Mönch. Das Geräusch des aufprallenden Stocks war nicht gerade beruhigend in diesem Moment. Während der

Meditation wurden wir dazu aufgefordert, nichts zu tun als unsere Atemzüge zu zählen. Gesagt, getan. Die Zeit ging schneller vorbei als erwartet. Danach folgte eine längere Meditation, 18 Minuten, doch auch dies war machbar. Am Ende entschieden wir uns alle dazu, einfach aus Interesse einmal auszuprobieren, ob die Stockschläge tatsächlich so schmerzhaft waren, wie sie sich anhörten. Doch überraschenderweise war dem nicht so. Im Gegenteil, sie machten wach und linderten den Schmerz vom dauerhaften, geraden Sitzen.

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1.11 Württembergische Sportjugend Gruppenleitung: Robert Mitschang Teilnehmende: Lisa Rosenberger, Michel Hamann, Lory Fröchtling, Paul Luis Schröder, Estella Szikszai, Daniel Engert, Alexa Brenner, Anna Miyako Müller, Florian Siegle Japanischer Partner: Tokai Präfekturen: Gifu, Aichi, Shizuoka Besuchsorte: Seki, Nagoya, Mishima Dolmetscherin: Yumiko Ishizaka Verfasser: Florian Siegle Kalligrafie, scharfe Klingen und die Kormoranfischerei Die japanischen Sommer sind lang und heiß. Aus diesem Grund sind auch die Sommerferien in Japan genau in dieser Zeit, da sonst die Schüler/ innen noch mehr in der Schule schmoren würden. Dennoch verbringt ein Großteil der Schüler/innen auch in dieser Zeit freiwillig (das behaupten jedenfalls die Eltern) viel Zeit in der Schule. Zahlreiche AGs werden angeboten, um die Kinder und Jugendlichen auch in der heißesten Jahreszeit zu beschäftigen. Dies beinhaltet natürlich einerseits interessante Themenbereiche, die im normalen Unterricht nicht behandelt werden, weil sie nicht im Lehrplan stehen, andererseits aber auch Aktivitäten wie Sport oder handwerkliche Tätigkeiten. Trainingslager für die Schulsportmannschaften können in dieser Zeit ebenfalls stattfinden. Zwei dieser AGs durften wir an der Seki Shoko -Oberschule besuchen. Die Klischees voll erfüllend war die Technik-AG hauptsächlich von männlichen Teilnehmern belegt, die Kalligrafie-AG hauptsächlich von weiblichen. Bei der Technik-AG durften wir Rohlingen für Schlüsselanhänger den letzten

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Schliff verpassen. Auf dem Anhänger ist das Maskottchen der Stadt Seki eingeprägt, das eine Waage trägt, denn nördlich und südlich von Seki lebt jeweils die Hälfte der Einwohner/innen Japans. Japanische Kalligrafie ist nicht nur schön anzuschauen, sondern für Ungeübte wahnsinnig schwer zu erlernen. Dementsprechend türmten sich neben manchen Württemberger/innen mehr als ein Dutzend vollständig bemalte Übungsblätter. Dabei war das eigentliche Ziel theoretisch recht einfach: Ein einziges Wort, wie etwa Blume, Feuerwerk oder Samurai, in japanischem Stil auf einen Fächer zu zeichnen. Doch die zahlreichen Tricks, Tipps und Kniffe der Kalligrafie zu erlernen und sicher umzusetzen, ist etwas, das nicht in einer Stunde umsetzbar ist. Ungläubig starrten viele deshalb immer wieder erstaunt, mit welcher Leichtigkeit unsere japanischen Gastgeber/innen uns zeigten, wie es aussehen sollte. Nachmittags ging es zum Seki Sword TraditionMuseum. Das erste Highlight war eine Liveshow, in der Schwertschmiedemeister Yoshida mithilfe seiner Assistenten uns die ersten Schritte des Schmiedeprozesses eines japanischen Schwerts (Katana) vorführte. Ein von Hand betriebener Blasebalg erhitzt die Esse, in der Stahl zum Glühen


gebracht wird. Anschließend wird das gelbglühende Material von mehreren hammerschwingenden Helfer/innen abwechselnd mit massiven Werkzeugen behauen, gefaltet und mit Wasser abgekühlt, wodurch das Metall hart und stabil wird. Der händische Prozess ist langwierig und dauert in seiner Gesamtheit vom Erz zum Katana insgesamt ein ganzes Jahr. Dies zeigt, wie viel Arbeit in diesen traditionsreichen Klingen steckt. Was die japanischen Waffen auszeichnet, ist jedoch nicht nur die überragende Qualität, sondern sind die zahlreichen Verzierungen und Muster auf der Schneide der Klinge sowie der kunstvolle Griff. Wir bekamen sogar die Gelegenheit, nicht nur den Hammer zu schwingen, sondern auch ein echtes Katana in Händen halten zu dürfen. Darüber hinaus befand sich im Museum gerade eine Sonderausstellung berühmter japanischer Schwerter, die von berühmten Kriegsherren geführt wurden – wahre Kulturschätze des Landes. Im Anschluss daran ging es schließlich noch ins Feather Museum. Die Firma Feather ist eine der bedeutendsten im Bereich der Klingenherstellung - keine Schwert-, sondern Rasierklingen. Auch in Spezialbereichen, wie Klingen für chirurgische Eingriffe in besonders empfindlichen Bereichen wie

Auge und Ohr oder Klingen für die Obduktion in der Pathologie, ist diese Firma eine der Weltmarktführer. Zustande kam dieser Besuch vermutlich dadurch, dass die Kinder des Geschäftsführers der Niederlassung in Seki vor Jahren selbst am Simultanaustausch teilgenommen hatten. Nach ein paar Stunden bei den Gastfamilien gab es abends ausnahmsweise noch einmal ein gemeinsames Programm. Auf dem Fluss Nagara gibt es drei Fischer, die die sogenannte Kormoranfischerei betreiben. Dabei werden trainierte Kormorane dazu benutzt, Fische zu fangen. Die Vögel tragen dabei eine Schlinge um den Hals, um zu verhindern, dass sie ihren Fang hinunterschlucken können. Die großen Fische werden anschließend vom Fischer aus den Hälsen der Vögel geholt. Auf diese Art gefangene Ayu-Fische sind nicht nur teurer als der normale Fisch, sondern sie werden sogar an Kaiser Akihito geliefert, was den gesellschaftlichen Stand dieses Berufes verdeutlicht. Gekleidet in Kimono und Yukata lebten wir diesem Ereignis bei. Die einzigen, die nicht ganz glücklich wirkten, waren die Kormorane, die die hart erarbeiteten Fische wieder hergeben mussten. Wer lässt sich sein Abendessen schon gerne ein zweites Mal durch den Kopf gehen?

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1.12 Sportjugend Niedersachsen II (Badische Sportjugend II) Gruppenleitung: Gontran Kim Teilnehmende: Jonas Schöffel, Tim Renkert, Jennifer Graewe, Sophia Faller, Lea Sophie Heymans, Janine Beckhäuser Japanischer Partner: Kinki II Präfekturen: Osaka, Wakayama, Nara Besuchsorte: Osaka-shi, Kinokawa, Nara-shi Dolmetscher: Koji Shibata Verfasserin: Jennifer Graewe Rituale und Traditionen Das Abenteuer Japan startete für unsere siebenköpfige Gruppe in der Präfektur Osaka. Nach einem herzlichen Empfang wurde uns ein vielfältiges Programm dargeboten. Unter anderem besuchten wir die eindrucksvolle Burg Osaka, durften Kraniche falten und uns in der Kunst der Kalligrafie versuchen. Auch der gemeinsame Sport kam mit Handball und Karate nicht zu kurz. Insbesondere beim Karate benutzten wir das Wort „azui“ (heiß) so häufig, dass es sich eingeprägt hatte. Den krönenden Abschluss bildeten die traditionelle Weintraubenernte sowie der Besuch eines der weltgrößten Aquarien, dem Kaiyukan. Auch in Wakayama wurden wir nicht enttäuscht und verbrachten den Großteil unseres Aufenthalts auf einem wunderschönen Campingplatz. Tagsüber powerten wir uns mit Sportschanbara, der Besteigung des Koya-san und angeregten Diskussionen zum Jahresthema aus. Sprachlos machte uns der Besuch des weltgrößten Friedhofs, der zu Recht als Weltkulturerbe anerkannt worden ist. Die Abende schlossen wir mit dem Besuch eines Sommerfestivals, nächtlichem Baden im Fluss oder dem Zubereiten von Krautknöpfle ab. Zudem wurden wir Teil eines traditionellen Feuerrituals.

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In der dritten und letzten Station Nara durften wir mehr Zeit mit unterschiedlichen Freizeitaktivitäten in unseren Gastfamilien verbringen. Beim traditionellen Bogenschießen Kyudo durften wir uns einmal ganz wie Robin Hood fühlen, während wir unsere Anleitung von den japanischen Jugendlichen sogar auf Deutsch bekommen hatten. Traditionell ging es mit der Herstellung japanischer Süßigkeiten und dem Besuch des Todaiji-Tempels mit der weltgrößten Buddha-Statue auch an den folgenden Tagen weiter. Der Nara Park bot uns die einzigartige Möglichkeit, das Maskottchen, das Reh, hautnah zu erleben. Sicherlich waren alle Jugendlichen aufgeregt, doch auch dieses Gefühl hatte sich schnell gelegt. Der gemeinsame Sport sowie der ganze Austausch hatten uns viele Gemeinsamkeiten gezeigt. Zusammenfassend blicken wir auf eine wunderschöne und erlebnisreiche Zeit zurück und können nur hoffen, dass wir den ein oder anderen wiedersehen werden.


1.13 Sportjugend Rheinland Pfalz/ Saarländische Sportjugend Gruppenleitung: Iris Engel Teilnehmende: Angelina Jung, Lina Cornehl, Christin Pohl, Mariesol Klug, Richard Hass, Alexander Schreck, Maximilian Wagner, Benjamin Rausch, Linda Lies, Moritz Reichertz Japanischer Partner: Shikoku Präfekturen: Tokushima, Kochi, Ehime Besuchsorte: Itano-sho , Sukumo-shi, Matsuyana-shi Dolmetscher: Tatsuya Maruyama Verfasserinnen: Lina Cornehl, Mariesol Klug Brücken und Quellen Nach dem Frühstücke fuhren wir in die Stadt Naruto, wo wir zunächst das Naruto German House besuchten. Dort wurden wir von einem deutschen Museumsführer begrüßt und durch das Museum geführt. Thema war das Kriegsgefangenenlager Bando. Dorthin wurden ab 1917 ca. 1000 deutsche Soldaten verlegt, die zwar Gefangene waren, jedoch die größtmögliche Bewegungsfreiheit hatten. Deren normale Lebensweise überraschte uns sehr, denn es entstanden im Laufe der Zeit Restaurants, ein Chemielabor, Bäckereien und Druckereien; es wurde sogar eine eigene Gefangenenlagerzeitung ins Leben gerufen. Es schien, als ob ein deutsches Dorf auf japanischem Grund und Boden stehen würde.

unbekannte Bogenbauweise. Die beiden Brücken symbolisierten außerdem die Freiheit und die Integration der deutschen Gefangenen in die japanische Gesellschaft. Durch viele Treppen und Wege erschien uns das Gelände des Schreins riesig. Nach einem kurzen Strandbesuch ging es dann auch schon weiter zum nächsten Gewässer. Die Asebi-Quelle stand auf dem Programm, so dass die meisten gerade in Badekleidung blieben. Die heiße Quelle war ein „Onsen“, der in zwei Bereiche – männlich und weiblich – aufgeteilt ist und den man nackt betritt. Zuerst schrubbte man sich ordentlich sauber, wobei sich die Japaner/innen gerne Zeit lassen und sehr gründlich sind. Sobald man blitzeblank war, konnte man sich entspannt in eines der vier verschiedenen Becken sinken lassen. Drei der Becken waren über 40 Grad warm und somit eine heiße Angelegenheit. Wem das Ganze zu heiß wurde, konnte sich im 18 Grad kalten Becken eine Abkühlung gönnen. Die Japaner/innen scheinen zu wissen, wie man sich mal entspannen kann. Vielleicht werden sie deshalb so alt? Total entspannt und erholt ging es dann auch schon weiter zur Abschiedsparty mit den Gastfamilien.

Anschließend besuchten wir den OomahikoSchrein, der in einem großen Park steht. Die deutschen Brücken, von denen uns kurz davor im German House erzählt worden war, waren in diesem Park vorzufinden. Zunächst schauten wir uns die Brillenbrücke an, deren außergewöhnliches Aussehen namensgebend war. Die zweite Brücke beeindruckte vor allem durch die damals in Japan

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1.14 Sportjugend Sachsen/ Sportjugend Sachsen-Anhalt Gruppenleitung: Ralf Sacher Teilnehmende: Christiane Zietz, Sonja Hönnicke, Norman Sobczik, Jan Peterzelt, Corinna Saegeling, Lisbeth Schenk, Lilly Schmidt, Julia Prein, Adrian Georgescu Japanischer Partner: Chugoku Präfekturen: Shimane, Tottori, Okayama Besuchsorte: Unnan-shi, Daisen-cho, Ihara-shi Dolmetscherin: Yukari Sone Verfasserin: Christiane Zietz Ein perfekter Tag Im Laufe der zwei Wochen bekamen wir einen umfassenden Einblick in die japanische Kultur und erlebten ein Highlight nach dem anderen. Somit war es für uns sehr schwierig, das allerschönste Erlebnis zu bestimmen. Im Laufe der Zeit sind uns aber drei Ereignisse besonders im Kopf geblieben, die zusammen einen einzigartigen „imaginären“ Tag bildeten.

Morgens starteten wir mit Kalligrafie. Auf diese Unternehmung hatten sich besonders die Mädchen gefreut, da man viel Kreativität erwartete. Anfangs wurde uns diese besondere Art des Schreibens japanischer Schriftzeichen erklärt und von zwei talentierten Jungen demonstriert. Dann durfte jeder selbst zum Pinsel greifen. Es gab schon einige Vorlagen an Wörtern, die nachgemalt werden konnten, aber mit der Zeit wurden alle immer kreativer, so dass die Betreuerin kaum noch hinterherkam, diverse Hobbys und Namen vorzuschreiben. Nach einiger Übungszeit stellten sich schnell Fortschritte ein und wir konnten die nächste Schwierigkeitsstufe angehen, das Bemalen eines Fächers. Diese Aufgabe stellte sich auf Grund der Fächerstruktur nun schon als viel anspruchsvoller heraus. Trotzdem entstanden viele einzigartige Souvenirs, die uns diese Erfahrung nie vergessen lassen. Unser imaginärer Tag ging mit einer vorzüglichen Mittagsmahlzeit weiter. Die Sommer in Japan sind sehr heiß und schwül. Deswegen war es nicht weiter erstaunlich, dass sich nur wenige Gruppenteilnehmer/innen für eine Führung durch eine Landwirtschaftsschule und das Erlernen des Pfirsichpflückens begeistern konnten. Doch dieses Ereignis nahm eine rasche Wendung, als uns von einer Gruppe Schüler/innen plötzlich tellerweise saftige Wasser- und Honigmelonen sowie köstliche Pfirsiche vorgesetzt wurden. Nach längerem Obstentzug, auf Grund von japanischen Preisen und ungewohnten Geschmacksrichtungen, kam uns diese Mahlzeit wie ein Geschenk des Himmels vor und alle Teller waren innerhalb von Minuten leer. Diese kleine Geste hatte uns den Tag wortwörtlich versüßt und stellte auf jeden Fall einen Höhepunkt der Reise dar. Gestärkt ging es mit Sport weiter. Schon seit Anfang des Programms freuten sich fast alle auf das Raften in der Präfektur Tottori. Die Vorfreude wurde allerdings erstmal gedämpft, als wir

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den doch relativ ruhigen Fluss sahen und unsere Schutzkleidung betrachteten. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand verstehen, warum bei 35 Grad ein langer Neoprenanzug mit Schuhen, Rettungsweste und Helm nötig sein sollten. Es dauerte auch seine Zeit, bis sich alle in ihre Ausrüstung gequält hatten, gleichzeitig sorgte das Anziehen aber auch für das erste Gelächter. Dann ging es mit dem Bus zum Einstieg einige Kilometer flussaufwärts. Mit ein bisschen Überredungskunst kamen wir zum Glück um eine ausgiebige Erwärmung in der Sonne herum und es ging endlich in die Boote. Die Laune änderte sich schlagartig, als die Ersten das kühle Wasser spürten und wir die ersten Meter des Flusses neben den Booten zurücklegten. Trotz des ruhig scheinenden Flusses nahmen die Guides jede Stromschnelle mit und so machte der ganze Ausflug sehr viel Spaß. Nach einiger Zeit im doch sehr kühlen Wasser erklärten sich dann auch die Neoprenanzüge. Der Höhepunkt der Fahrt war der Sprung von einer circa drei Meter hohen Klippe ins Wasser, bei dem einige ihren ganzen Mut aufbringen mussten und andere ihre turmspringerischen Fähigkeiten unter Beweis stellten. Obwohl man sich anfangs etwas anderes unter Raften vorgestellt hatte, kam der

Spaß auf keinen Fall zu kurz und die erfrischende Abkühlung im Fluss kam sowieso jedem gelegen. Eine letzte Herausforderung sollte der Weg vom Bootshaus zurück zum Bus auf glühend heißem Asphalt ohne Schuhe werden. Doch auch diese letzte Hürde meisterten alle mehr oder weniger elegant. Somit nahm unser perfekter Tag in Japan ein einzigartiges und erfrischendes Ende.

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1.15 Deutsche Schachjugend

Gruppenleitung: Eric Tietz Teilnehmende: Alexandra Seeger, Anneta Partoula, Annika Sauer, Joel De Silva, Julia Grimm, Julian, Schmitz, Laura Roenes, Sarah Hund Japanischer Partner: Kyushu I Präfekturen: Fukuoka, Nagasaki, Saga Besuchsorte: Tagawa, Unzen, Saga Dolmetscherin: Chie Sugiura Verfasser/in: Julian Schmitz, Annika Sauer

Freu(n)de und Tränen Plitsch-platsch, Paddel links, Paddel rechts und Stopp! An unserem letzten Tag in Tagawa erwartete uns noch einmal ein umfangreiches Sportprogramm. Mit Hiro-san, unserem Betreuer in Fukuoka, gingen wir am Vormittag auf Kajakfahrt und lernten uns mit Paddelschlägen geradlinig auf dem Fluss vor- und rückwärts zu bewegen. Erstaunlicherweise kenterte dabei niemand von

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uns! Zwar verkeilten sich einige der Kajaks ab und an ineinander und einmal tobte sogar ein kleiner Kampf mit einigen Paddeln, schlussendlich kamen aber wieder alle trocken an Land. Nach dieser aufregenden Tour freuten wir uns bereits auf den nächsten Programmpunkt, denn auf uns warteten zahlreiche junge, japanische Fußballtalente, um mit uns Sport zu treiben. Angefangen hatten wir zunächst mit einigen Aufwärmspielen, etwa „Janken pon“, dem japanischen Äquivalent zu „Schere-Stein-Papier“, nur mit etwas mehr Bewegung. Nach einigen weiteren Geschicklichkeitsspielen versuchten wir uns schließlich im Fußball gegen unsere japanischen Mitstreiter/innen. Gespielt wurde in zwei Teams, aus denen jeweils vier Spieler/innen auf dem Spielfeld gegeneinander antraten. Die übrigen Spieler/innen bildeten mit ihren Händen eine Kette und mussten nur mit ihren Beinen ein Tor verteidigen, das sich über die gesamte Breite des Spielfelds erstreckte. Die Jüngeren und die Älteren waren dabei gleichermaßen gefordert und das Spiel endete schließlich denkbar knapp mit nur einem Punkt Unterschied für unsere Gastgeschwister.


Zur Entspannung fuhren wir anschließend in den nahegelegenen Onsen Sakura, der uns nicht nur einen malerischen Ausblick in die Natur, sondern auch eine der wohl teuersten Toiletten in Japan, inklusive Wasserfall und Piano, bot. Schlappe 1.000.000 Yen hatte deren Bau gekostet. Der Onsen selbst umfasst mehrere heiße Becken und wird ausschließlich nackt betreten. Nach Geschlechtern getrennt versteht sich! Vor dem Betreten duscht man sich gründlich ab und kann anschließend in unterschiedlich temperierten Becken mal so richtig abschalten. Damit neigte sich unser Aufenthalt in Tagawa auch schon dem Ende entgegen. Extra für uns kamen nochmal unsere Gastfamilien, unsere Betreuer/ innen und der Bürgermeister der Stadt Tagawa

zusammen, um auf der Sayonara-Party unseren letzten Abend gebührend zu feiern. Mit reichlich Essen und noch mehr Reden wurden wir tränenreich verabschiedet. Dabei durfte natürlich auch unsere Gruppenpräsentation nicht fehlen. Schnell zogen wir unsere Morphsuits – Ganzkörperanzüge im Schachbrettmuster – über und präsentierten unseren Gastgebern bekannte Filmszenen der vergangenen Jahre einschließlich Musik. Das Spektakel gipfelte in einer Polonaise, an deren Ende wir alle gemeinsam durch den Saal tanzten. Und so endete schließlich unser Aufenthalt in Tagawa: Mit lauter strahlenden Gesichtern, der ein oder anderen stillen Träne und einem letzten Erinnerungsfoto mit unseren Köchinnen.

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1.16 Bayerische Sportjugend II

Gruppenleitung: Michael Weiß Teilnehmende: Anna Bitterer, Stefanie Kiener, Hannah Laurer, Daria Stranzenbach, Max Jackwerth Japanischer Partner: Kyushu II Präfektur: Miyazaki Besuchsort: Kushima Dolmetscher: Akira Murata Verfasserinnen: Tonia Ziegler, Tanja Bickel

Highlight-Tag in Oita Nach einem traditionellen japanischen Frühstück, welches aus Reis und Miso-Suppe bestand, fuhren wir gemeinsam zum städtischen Baseballstadion der Stadt Tsukumi. Weil es unser erster Tag innerhalb des Regionalprogramms war und wir noch nie zuvor Baseball gespielt hatten, waren wir dementsprechend aufgeregt. Wir wurden sehr herzlich von der 15-köpfigen Mannschaft inklusive Trainer in Empfang genommen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurden wir sofort in das Training integriert. Paarweise, ein/e Japaner/in und ein/e Deutsche/r, versuchten wir unsere ersten Bälle zu werfen und mit dem Handschuh wieder zu fangen, was für uns jedoch schwieriger war als anfangs gedacht. Dennoch sorgten die Jungs mit ihrer guten Laune für Motivation und halfen uns über so manche Peinlichkeit hinweg. Besonders in Erinnerung blieb uns ein kleiner aufgeweckter Junge, der uns mit seinem Humor und seiner unfassbaren Energie begeisterte. Nach weiteren Trainingseinheiten machte sich dann schließlich die Hitze bemerkbar, weswegen wir oft Pausen machen mussten, in denen wir aber gut versorgt wurden. Wir durften uns auch einmal wie richtige Baseballspieler/innen in voller Montur mit Helm bei der Wurfmaschine

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beweisen. Wo wir zudem das erste Mal feststellen konnten, dass die Kommunikation, auch ohne die gleiche Sprache sprechen zu können, funktioniert. Nach einer langwierigen und lustigen Verabschiedung und vielen Fotos schlossen wir den Vormittag zufrieden und glücklich ab. Anschließend machten wir uns auf zum Mittagessen an den Takahama-Strand. Wir genossen zuerst die Abkühlung im Meer nach dem anstrengenden Vormittag. In der Zwischenzeit wurde für uns ein Barbecue am Meer vorbereitet mit jeder Menge für uns Deutsche unbekanntem Essen. Von Fleisch bis Seeigel war alles dabei, was so manche Überwindung kostete. So gastfreundlich wie die Menschen waren, konnten wir nicht anders, als alles zu probieren. Erstaunlich war auch, dass die Bewohner/innen sich so viel Mühe gegeben hatten, obwohl sie selber nicht viel besitzen, was wir sehr bewundernswert fanden. Der kleine Ort stellte einen großen Kontrast zu der Großstadt Tokio dar. Anschließend ließen wir den Nachmittag mit einem typisch japanischen Spiel (Wassermelonen zerschlagen) ausklingen. Da wir uns als Teil einer großen Familie fühlten, fiel uns der Abschied schwer. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge machten wir uns auf zu den Gastfamilien.


1.17 Leitungsteam Gruppe: Leitungsteam Delegationsleiterin: Astrid Bonaventura Stellv. Delegationsleiter: Matthias Heitzmann Organisationsleiter: Philipp Weißenbacher Japanischer Partner: Hokkaido, Tohoku I, Tohoku II Präfekturen: Hokkaido, Akita, Fukushima Besuchsorte: Sapporo-shi, Ogata-mura, Aiduwakamatsu-shi Betreuung: Etsuko Takenouchi, Yuya Tomizawa Dolmetscherin: Etsuko Takenouchi Verfasser: Philipp Weißenbacher (Bericht), Matthias Heitzmann (Fotos) Japan – ein Abenteuer in Etappen Gut vorbereitet und mit vielen Erwartungen traf sich die deutsche Delegation unter Leitung von Astrid Bonaventura, Matthias Heitzmann und Philipp Weißenbacher am 23. Juli 2016 in Frankfurt am Flughafen. Gespannt flogen wir diesem Abenteuer entgegen. Nach einem herzlichen Empfang und einer Sightseeing-Tour ging es in das Regionalprogramm. Das Leitungsteam besuchte dabei die Regionen Hokkaido, Tohoku I und II. Wenn auch die Reisetage nicht immer vom Wetter begünstigt waren, so erreichten wir stets unsere Zielorte, manchmal mit Verspätung. Wir haben viel gesehen und dies ist, neben vielen anderen tollen Erfahrungen, unser schönstes Erlebnis: Gemeinsam mit den Familien und den Mitgliedern der Deutschen Turnerjugend begab sich das Leitungsteam auf Erkundungstour in der Präfektur Akita. Erster Anlaufpunkt war der Aussichtspunkt

Mt. Kanpu. Weite Sicht bei bestem Wetter in alle Himmelsrichtungen gab uns einen Eindruck, wie herrlich diese Gegend ist. Weiter ging es mit dem Besuch des Nama-Hage-Museums. Mittels eines Theaterspiels wurde uns der traditionelle Brauch dieser Region näher gebracht. Wir hatten Gelegenheit, die Strohanzüge und Masken anzuprobieren und konnten verschiedenste Masken der Ausstellung bestaunen. Sodann ging es zum gemeinsamen Mittagessen an den Leuchtturm von Oga-Akita. Im Anschluss spazierten wir hinab zum japanischen Meer. Anschließend fuhren wir zu einem Maskenbildner. Hier durften wir eine Nama-Hage-Maske bemalen und Haare ankleben. So entstanden kleine Meisterwerke. Zum Abschluss wurde uns die Kunst des japanischen Trommelns vorgeführt und wir durften uns auch selbst versuchen. Die Zeit war nun schon fortgeschritten und wir machten uns auf den Weg zu einem Bauern, bei dem wir Melonen für das am nächsten Tag stattfindende Barbecue ernten durften. Im Hotel Sunrural verabschiedeten wir uns von den Teilnehmer/innen, Gasteltern und Kindern sowie den Gruppenleiter/innen der Präfektursportjugend. Ein stilvolles Abendessen mit vier Gängen im hoteleigenen Restaurant rundete diesen wunderschönen Tag ab. Es waren für uns schöne, lehrreiche Tage. Wir haben den Japan-Virus in uns und deshalb werden wir wiederkommen.

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1.18 Zentralprogramm II Tokio

Am letzten Vormittag des Regionalprogramms besuchten wir zum Abschluss eine Sake-Brauerei in Aizuwakamatsu. Bei der einstündigen Führung erhielten wir Einblick sowohl in die Geschichte als auch in die Tätigkeit der Herstellung. Anschließend ging es mit dem Taxi zum Bahnhof, um danach mit dem Shinkansen weiter nach Tokio zu reisen. Abends fand ein kurzes Gespräch mit der JJSA statt. Am Mittag des nächsten Tages erwarteten wir die Gruppe aus dem Regionalprogramm.

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Nach der Abschlussbesprechung mit der JJSA konnte das Leitungsteam noch einen schönen Abstecher in das Einkaufsviertel Shibuya machen. Nach der Rückkehr ins Hotel hieß es letzte Vorbereitungen für die Sayonara-Party zu treffen. Bevor es jedoch losging, wurden wir vom Kulturattaché der Deutschen Botschaft, Djamal Touré, sowie dem Direktor der Japan Sports Agency, Jugo Imaizumi, zu einem kurzen Informationsaustausch empfangen. Durch den Vorsitzenden der JJSA, Herrn Sakamoto, wurde die Party eröffnet. Weitere Grußworte durch die Ehrengäste folgten. Nachdem das Leitungsteam und die Geburtstagskinder des Austausches beschenkt worden waren, wurde ein gemeinsames Schlussfoto erstellt. Auftritte durch die Gruppen, auch von japanischer Seite, machten aus der Party ein Fest. Nach drei Stunden war jedoch auch diese Veranstaltung zu Ende und wir beendeten den Abend im Roppongi-Viertel. Am letzten Tag besuchten wir den Kaiserpalast. 39 Grad im Schatten! Besonders schön war der japanische Garten. Um fünf Uhr ging es zum letzten gemeinsamen Abendessen. Bei einem Buffet konnten wir noch einmal die japanische Gastfreundschaft genießen. Auf zum Flughafen. Jetzt hieß es auch für uns Abschied nehmen von den lieb gewonnenen Menschen. Allen voran von Etsuko, unserer Dolmetscherin, und von Yuya Tomizawa von der Geschäftsstelle, aber auch von allen anderen, die zum Gelingen beigetragen hatten.


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2. Jahresthema Fair Play - Respekt im Sport und persönlichen Umfeld Das Jahresthema ist ein wichtiger Bestandteil einer jeden Austauschmaßnahme. Schon während der Vorbereitungsphase sehen sich die Jugendlichen damit konfrontiert. Allein die Beschäftigung mit einer aktuellen, sportpolitischen Frage – wie in diesem Jahr mit dem Thema Fair Play - Respekt im Sport und persönlichen Umfeld – eröffnet neue geistige Horizonte, schafft Verständnis für eine neue Sichtweise auf Alltagssituationen und deren Bewältigung und ermöglicht eine Veränderung von Verhaltensmustern. Alle am Simultanaustausch teilnehmenden deutschen Gruppen – IN wie OUT - hatten sich auf dieses Thema vorbereitet und ihr Ergebnis mit der jeweiligen japanischen Gegenseite abgestimmt

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Jahresthema

und diskutiert. Dadurch, dass die Vorgabe sehr weit gefasst war und unterschiedlich interpretiert werden konnte, ergaben sich verschiedene Ansätze und Bewertungen. Dieser Bericht gibt einen kleinen Überblick sowohl über die Vorbereitung wie auch über die Diskussion dieser Thematik. Deutsche Turnerjugend: „Wir, haben uns schon in Deutschland in Form von Präsentationsvorbereitungen mit diesem sehr breit gefächerten Themenbereich auseinandergesetzt. Dabei war schnell klar, dass wir uns auf den Umgang im Sport und sozialen Umfeld konzentrieren würden und das Thema Respekt im Mittelpunkt steht.“


Bayerische Sportjugend: Hier erfolgte dies mit einer Power-Point-Präsentation, „die den Begriff FairPlay im Sport, Alltag und bei Familien sowie Freunden durch eine Gegenüberstellung von Do‘s und Don‘ts möglichst bildlich darstellte. Um der Präsentation etwas Leben einzuhauchen, beschlossen wir am Ende ein kleines Quiz einzubauen. Dabei zeigten wir pantomimisch drei Situationen aus den verschiedenen Bereichen. Zu diesen Situationen sollten die Japaner/innen dann eine Meinung, ob es ein Do oder Don‘t sei, abgeben.“ Deutsche Judojugend: Sie entschloss sich, „die ganze Sache mit fundamentalen Elementen aus unserer Sportart anzugehen. Im deutschen Judosport gibt es sogenannte 10 Judowerte (Freundschaft, Ehrlichkeit, Respekt, Höflichkeit, Bescheidenheit, Mut, Ernsthaftigkeit, Selbstbeherrschung, Wertschätzung, Hilfsbereitschaft). Diese sind eng mit dem Thema Fair Play verbunden. Deshalb hatte sich jeder zu Beginn einen Wert ausgesucht und sich mit ihm auseinandergesetzt. Jeder überlegte sich, sowohl ein positives als auch ein negatives Beispiel zu seinem Judowert in Bezug auf Fair Play.“ Saarländische Sportjugend/Sportjugend Rheinland-Pfalz: Diese Gruppe wählte eine andere Vorgehensweise. „Das Jahresthema führte direkt zu regen Diskussionen. Zunächst wurde eine umfassende Mindmap erstellt, um die Gedanken zu bündeln. Anschließend beschlossen wir ein Video zu drehen. Dieses zeigt Fair Play bzw. das Gegenteil in verschiedensten Sportarten.“ Gespannt durfte man sein, wie die Umsetzung bei der Präsentation wie auch die Diskussion der Thematik mit den japanischen Jugendlichen gelang, steht doch eine große sprachliche Barriere dazwischen. Deutsche Turnerjugend: „Wir hatten die Diskussion in der ganzen Klasse begonnen und waren dann in Kleingruppen zusammengekommen, um gemeinsam mit den japanischen Schülerinnen

und Schülern eine Antwort auf die Frage: „Was ist Respekt?“ zu finden. Dabei fiel uns auf, dass wir Respekt ähnlich sehen, aber dass z.B. Konflikte und Meinungsverschiedenheiten in der Familie in Japan vermieden werden und so gut wie nicht vorkommen. Allgemein sind in Japan Rituale wie die Höflichkeitsverbeugung präsenter und wichtiger als in Deutschland. Trotz der Unterschiede der doch so verschiedenen Länder waren wir uns einig, dass Respekt für ein friedliches Miteinander und einen freundlichen Umgang untereinander unerlässlich ist.“ Deutsche Judojugend: „In den Punkten Respekt und Höflichkeit jedoch haben wir gemerkt, dass diese deutlich wichtiger genommen werden, als es bei uns der Fall ist.“ Württembergische Sportjugend: „In einer Tabelle stellten wir gegenüber, welche Handlungen im Sport dem Fair-Play-Gedanken entsprechen und welche ihm widersprechen. In der Mitte sammelten wir Ideen, die sich nicht eindeutig einer Seite zuordnen ließen. Anschließend baten wir unsere japanischen Freundinnen und Freunde, sich selbst Gedanken zu machen und zu jedem der drei Oberbegriffe selbst eine Idee aufzuschreiben. Mit unseren eigenen Ideen gab es interessanterweise einerseits viele Überschneidungen, andererseits aber auch Vorschläge, die wir so noch gar nicht bedacht hatten. So merkte beispielsweise eine der Japanerinnen an, sie halte es für ungerecht, dass Männer und Frauen getrennt ihren Wettkämpfen nachgehen und nicht Männer gegen Frauen antreten. Eine Form der Gleichberechtigung, die so von uns noch niemand in Erwägung gezogen hatte.“ Sportjugend Niedersachsen: Besonders das Fallbeispiel aus dem Baseball hatte die Diskussion sehr angeregt, da ein japanischer Trainer nach der erfolgreichen Qualifikation für einen Wettkampf folgendes sagte: „Auch wenn der Baseball-Verein gewinnt, sollte man seine Gefühle nicht offen zeigen. Die offensichtliche Freude könnte die Gegner

Jahresthema

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kränken. Besser ist eine gemäßigte Reaktion.“ Diese Aussage bedurfte einer genaueren Untersuchung, denn Empathie sollte man zeigen, da waren sich alle einig. Doch vor allem die deutsche Seite konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, Gefühle zu unterdrücken. „Fair Play bedeutet auch, würdig verlieren zu können“, war die deutsche Antwort. Verlierer würdig verlieren und Gegner sich freuen zu lassen, sind zwei Kernaspekte, die sich gegenseitig bedingen. Akzeptanz und Respekt sollten selbstverständlich sein. Es gab aber auch kritische Stimmen, die von Schwierigkeiten berichten: Bayerische Sportjugend: „Als Resümee bleibt zu sagen, dass dieses Jahresthema unglücklich gewählt ist und von Jugendlichen in diesem Alter nicht umfassend behandelt werden kann. Mit einem greifbareren Thema wäre beiden Seiten geholfen. Die Jugendlichen könnten aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz berichten, was das Ganze für sie auch gleich interessanter gestalten würde.“ Sportjugend Hessen: „Das hauptsächliche Problem bestand hier in der fehlenden Verständigungsmöglichkeit, da es große Sprachschwierigkeiten gab.

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Jahrestema

Des Weiteren wurden durch die kulturellen Unterschiede und die anderen Ansichten viele der Fair-Unfair-Beispiele nicht verstanden.“ Sportjugend Sachsen: „Oft schweiften die Gespräche ab zu anderen Themen aus Schule, Sport und Kultur. Das war eigentlich viel interessanter als das Jahresthema selbst.“ Dennoch, folgt man den Aussagen der Jugendlichen, ergeben sich viele übereinstimmende Fair-Play-Werte, hüben wie drüben. Fair Play bedeutet für die Jugendlichen: Henriette: „Wenn man ehrlich, gerecht und nach den Regeln spielt, nicht nur auf den persönlichen Vorteil achtet.“ Riku: „Bei Kendo und Karate ist es wichtig, dass man seinem/r Gegner/in respektvoll gegenüber auftritt und auf die Höflichkeit achtet. Es gilt, die Kraft des Gegenübers zu nutzen.“ Jasmin: „Ehrlichkeit (ob etwas richtig oder falsch ist) und sich zugleich an die Regeln halten, nicht durch unehrliche Art einen Vorteil erzielen.“


Yuya: „Dass man die Höflichkeit bewahrt und Nachsicht für den/die Gegner/in hat. Und auf die Regeln achtet“.

Andreas: „Die Fair-Play-Werte sind in Deutschland und Japan grundsätzlich die gleichen. Die Schwerpunkte werden jedoch anders gesetzt.“

Celina: „Dass man Respekt gegenüber dem/r Gegner/in hat sowie die Leistungen wert schätzt und anerkennt. Und Entscheidungen gegen sich (durch die Schiedsrichter(innen) akzeptiert, wenn der/die Gegner/in besser ist.“

Tobei: „Vor dieser Diskussion haben wir gedacht, dass es einen großen Unterschied zwischen Fair Play in Japan und Deutschland gibt. Aber jetzt denke ich, dass es gar nicht so verschieden ist.“

Hideteru: „Dass alle Spieler/innen auf dem Spielfeld gleichberechtigt sind.“ Timm: „Dass man die Regeln achtet. Nicht der eigene Sieg steht im Vordergrund, sondern der respektvolle Umgang mit dem/r Gegner/in. Dass man die Leistung des/r Gegner/in akzeptiert und daraus Ansporn zur Steigerung der eigenen Leistung mitnimmt.“ Shun: „Dass man an den/die Gegner/in denkt und gemeinsam Freude am sportlichen Wettbewerb hat.“

An dieser Stelle ein Beispiel, wie die Sportjugend Sachsen diese Thema behandelte: Japanische und deutsche Jugendliche tauschen sich zu Fair Play aus Der diesjährige 43. deutsch-japanische Sportjugend-Simultanaustausch der Deutschen Sportjugend stand ganz unter dem Motto „Fair Play“. Im Rahmen des Jugendaustauschs nutzte die Sportjugend Sachsen gemeinsam mit dem aufnehmenden Verein MSV Bautzen 04 zum Begegnungstag am 3. August 2016 die Gelegenheit, sich zum

Jahresthema

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Schwerpunktthema intensiv auszutauschen. Dank der engagierten Dolmetscherin Yumi Okuyama war dies hervorragend möglich. Sowohl die japanischen Jugendlichen als auch die deutschen Jugendlichen haben sich eigenständig auf eine Diskussion zum Jahresthema vorbereitet. Aus Sicht der Japaner gibt es typische Situationen, bei denen man ihr Verständnis von Fair Play im Alltag leicht nachvollziehen kann. Daher spielten sie diese Situationen den Deutschen vor. Im Mittelpunkt stehen ihre Hilfsbereitschaft gegenüber ihren Mitmenschen und der gegenseitige Respekt des anderen. Egal, ob es auf der Straße oder in der U-Bahn ist, wer Hilfe benötigt, der bekommt sie auch angeboten. So wird völlig selbstverständlich der Sitzplatz einer älteren Dame in der Bahn angeboten und auf der Straße darauf geachtet, dass keiner zu Boden gestoßen wird. Das gegenseitige, respektvolle Begrüßen und Verabschieden zeichnet die japanischen Freunde ebenso aus. Darauf wird sehr viel Wert gelegt und charakterisiert ihr Verständnis von fairem Umgang miteinander. Zur Vorstellung und Besprechung des Jahresthemas war dies auch sofort ersichtlich, denn die gesamte Gruppe stellte sich in einer Linie auf und verbeugte sich vor allen Anwesenden, bevor die erarbeiteten Aspekte der Gruppe vorgestellt wurden. Doch auch im Sport sind Begrüßung und Verabschiedung mit den typischen Verbeugungen in Zusammenhang zu bringen. Sieg und Niederlage liegen meist sehr nahe beieinander. Daher empfinden es Japaner auch sehr fair, sich vor den Augen des geschlagenen, sportlichen Kontrahenten als nicht übermutig erfreut zu geben, um den anderen

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JAHRESTHEMA

wegen seiner Niederlage nicht zu kränken. Fairer Sportsgeist! Die Deutschen hingegen gehen sehr rational an dieses Thema heran. Trotzdem gibt es viele Gemeinsamkeiten zum Verständnis von Fair Play im Sport. In Deutschland gibt es darüber hinaus zahlreiche Fair Play-Preise und Auszeichnungen, die engagierten Sportvereinen und Personen Anerkennung für geleistetes Engagement zollen. Ein Problem, dass sicherlich in Deutschland in einem ausgeprägteren Maße existiert als in Japan, ist das Fanverhalten am Beispiel Fußball. Immer wieder erschüttern Stadionbilder mit gewalt- und krawallbereiten Fans die Öffentlichkeit. Fankulturen in Deutschland prallen nicht immer friedlich aufeinander. Aber das deutsche Sportsystem setzt sich sehr stark für die Sicherheit im Sport ein. Im Alltag betonten die deutschen Jugendlichen, dass es zum fairen Verhalten dazugehört, dem Händler von Lebensmitteln beispielsweise seine Ware auch stets zu bezahlen. Aber auch den Armen oder den Bettlern auf der Straße wird ein kleiner Teil von dem, was man persönlich „ausreichend“ besitzt, gern wohlwollend abgegeben, in der Hoffnung, dass es diesen Menschen besser gehen wird. Insgesamt zeigten sich die deutschen Jugendlichen begeistert von der Freundlichkeit und dem entgegengebrachten Respekt der japanischen Gäste. Beim gemeinsamen Sporttreiben während des Jugendaustauschs wird der Fair Play-Gedanke stets gelebt. Im sportlichen Wettstreit sind alle gleich. Der Sport spricht bekanntlich alle Sprachen!


3. IN-Maßnahme 3.1 Vorbereitung IN Arbeitskreise und Anregungen in Frankfurt Vom 22. bis 24. April trafen sich die Regionalbetreuer/innen und Dolmetscher/innen in Frankfurt am Main zu ihrem Seminar für die IN-Begegnung des 43. deutsch-japanischen Sportjugend-Simultanaustauschs. Auf der Agenda standen Referate und Arbeitskreise zu Fragen der Programmgestaltung, dessen Finanzierung und zum Umgang mit den Gästen, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben. Der 43. Sportjugend-Simultanaustausch steht unter dem Thema „Fair Play – Respekt im Sport und persönlichen Umfeld“.

Im Hinblick auf die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio hat die dsj mit ihrer japanischen Partnerorganisation Japan Junior Sports Clubs Association vereinbart, das Jahresthema unter das Motto der olympischen Werte zu stellen. Im Seminar überlegten die Teilnehmenden gemeinsam, was eigentlich „Fair Play“ für sie bedeutet und wie das Thema innerhalb des Regionalprogramms behandelt werden kann. Dabei tauschten sich die zahlreichen Neulinge mit den japanerfahrenen Regionalbetreuer/-innen aus und erhielten viele Anregungen und Ideen. Dieter Haug

IN

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3.2 Die Delegation Japanische Gruppe

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Deutsche Partner

Gruppenleitung

Teilnehmende

Insgesamt

M

W

M

W

M

W

Â

Hokkaido

SJ Berlin/ Brandenburgische SJ

0

1

4

0

4

1

5

Tohoku 1

BSJ Unterfranken

1

0

4

3

5

3

8

Tohoku 2

SJ NRW

0

1

1

6

1

7

8

Kanto 1

Dt. Judo-Bund-Jugend

1

0

4

1

5

1

6

Kanto 2

SJ M-V

1

0

3

2

4

2

6

Hokushinetsu

Dt. Skijugend

0

1

5

4

5

5

10

Tokai

WĂźrttembergische SJ

0

1

5

4

5

5

10

Kinki

SJ Niedersachsen

1

0

1

3

2

3

5

Chugoku

SJ Sachsen-Anhalt / SJ Sachsen

1

0

5

4

6

4

10

Shikoku

SJ Rheinland-Pfalz/ Saarl. SJ

0

1

3

5

3

6

9

Leitungsteam

dsj

2

1

0

0

2

1

3

7

6

35

32

42

38

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3.3 Zentralprogramm I Frankfurt Das Abenteuer Deutschland wartet Erster Teil des deutsch-japanischen Sportjugend -Simultanaustauschs. Business as usual. As usual? Nein. Die Abläufe sind zwar immer die gleichen, doch jeder Austausch hat seine Eigenheiten, seine nicht planbaren Ereignisse, die immer wieder ein Umdenken bedeuten, ein spontanes Reagieren erfordern. So auch in diesem Jahr. Die Landung der Delegation erfolgte am 31.07. „japanisch“ pünktlich. Alle bekamen ein Abendessen und ein Bett, das Erholung von einer langen und strapaziösen Reise versprach. Und so waren alle am nächsten Morgen ausgeschlafen und bereit für den ersten Ausflug nach Downtown Frankfurt: Empfang im Frankfurter Rathaus, dem Römer, durch Stadträtin Ursula Fechter, die die Gäste mit einem kleinen Ausflug in die deutsche Kaisergeschichte empfing. Die Begrüßungsworte von Delegationsleiter Hisatada Murata sowie von Martin Schönwandt, dem Geschäftsführer der dsj, fielen knapp, aber inhaltlich gehaltvoll aus und schon starteten die japanischen Jugendlichen gruppenweise zu einer Stadtrallye, die es in sich hatte. Wie lange ist der Eiserne Steg über den Main? Wie viele Kaiser wurden im Dom gekrönt? Wie spreche ich eine blonde Frau an, so dass sie sich mit mir fotografieren lässt? Alles vor dem Hintergrund der sprachlichen Barriere, denn das Englisch der Jugendlichen aus dem fernen Japan ist nicht immer leicht verständlich und der deutschen Sprache ist kaum einer mächtig. Zudem hatten die ortsunkundigen Jungen und Mädchen, nur mit einem Stadtplan bewaffnet, eine nicht unerhebliche Wegstrecke zu bewältigen. Doch alle kamen wieder wohlbehalten beim Landessportbund Hessen an, wo sie noch Klettern, Volley- und Basketball spielen konnten. Währenddessen hatten die Verantwortlichen den Grill angefeuert. Nach einer kurzen Nacht hieß es schon wieder Koffer packen. Vor dem Aufbruch ins Regional-

programm standen noch interaktive Sprachspiele sowie die Auswertung der Stadtrallye auf dem Programm. In der Zwischenzeit waren auch die Regionalbetreuer/innen eingetroffen. Jetzt hieß es Abschied nehmen, weg von dem Rückhalt der Großgruppe, von den neugewonnenen Freundinnen und Freunden, hin zu einer ungewissen Zukunft im fremden Deutschland, zu fremden Gastfamilien. Wie würde die Aufnahme sein? Würde die Verständigung funktionieren? Beruhigend die Tatsache, dass dies schon mehr als 10.000 Jugendlichen in den vorausgegangenen 42 Austauschmaßnahmen gelungen war. In zwölf Tagen würde man sich wieder treffen, diesmal in Berlin. Und dann würde es viel zu erzählen geben. Dann würde man erkennen, dass ja alles „easy und cool“ war, dass die deutschen Jugendlichen ähnlich denken wie die japanischen, dass tolle Freundschaften entstanden sind. Aber vorher steht die Ungewissheit, das „Abenteuer Deutschland“. Dieter Haug

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3.4 Sportjugend Berlin/ Brandenburgische Sportjugend Gruppenleitung: Mutsumi Fuji Teilnehmende: Hideteru Ishii, Yuya Takekawa, Jyun Mochizuki, Riku Yoshimura Japanischer Partner: Hokkaido Bundesländer: Berlin/Brandenburg Besuchsorte: Berlin, Neißemünde, Eisenhüttenstadt, Lübbenau Betreuung: Frank Vogelgesang, Thorsten Süfke, Heike Brömse, Jürgen Stein, Sylvia Lehmann, Zsolt Vass Dolmetscherin: Aya Kawai Verfasser/innen: Thorsten Süfke, Sylvia Lehmann, Nina Schimcke Berlin Sie kamen als Gäste und fuhren als Freunde Als neuer Berliner Partnerverein für den Simultanaustausch war schon eine gewisse Anspannung im Vorfeld spürbar, auch wenn Japan- und sogar austauscherfahrene Mitglieder die Organisation übernahmen. Noch viel umfangreicher waren die Gedanken der gastgebenden Jugendlichen und der Gastfamilien, wie wir bei den Vorbereitungstreffen merkten. Und gleichwohl wurde aus der Anspannung immer mehr Vorfreude, bis die vier japanischen Jugendlichen mit ihrer Gruppenleiterin Mutsumi endlich mit dem ICE in Berlin-Spandau eintrafen. Die Sportjugend Berlin begrüßte alle am ersten Tag mit einem „Team-Building“ im Hochseilgarten der Bildungsstätte. Mit Händen und Füßen, in doppelter Hinsicht, wurde der Tag kommunikativ und sportlich verbracht. Zugleich, neben einer abendlichen Grillparty, starteten wir mit einem Besuch des Berliner Olympiastadions und einem Brainstorming in das Jahresthema.

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Die räumliche und zeitliche Nähe zu den Olympischen Spielen von Berlin (genau 80 Jahre danach) waren der Beginn, die Gedanken der Jugendlichen aus beiden Ländern zu olympischen Werten und den Spielen dann die Fortsetzung. Die entsprechenden DOSB-Unterlagen waren Grundlage für die weitere Thematisierung und der olympische Eid der konkrete Anhaltspunkt. Die kurz darauf erfolgende Eröffnung der Sommerspiele von Rio bot die Gelegenheit, sich während der kommenden Tage weiter damit zu beschäftigen. Nachdem unser Heimatbezirk Spandau (der vom für Jugend und Sport zuständigen Bezirksstadtrat Gerhard Hanke persönlich während einer exklusiven Führung durch die Zitadelle vorgestellt wurde), der Reichstag, das Brandenburger Tor, das Abgeordnetenhaus und der Zoo besichtigt waren (nebst der kulinarischen Pflicht einer Currywurst mit Pommes „Schranke“), standen bereits die beiden letzten Tage an.


Zum Abschluss bot das vielseitige Gelände unseres Sport Clubs Siemensstadt den Rahmen für einen gemeinsamen Sport-Tag. Mit Badminton und Schwimmen begann dieser und nach dem gemeinsamen Mittagessen erörterten wir das Jahresthema weiter. Die Geschichte des letzten Fackelläufers des olympischen Feuers für Rio 2016, Vanderlei de Lima, bot eine erste gute Gelegenheit über Fair Play zu sprechen. Auch der deutsche Fahnenträger Timo Boll und sein durch Fair-PlayPreise mehrfach ausgezeichnetes Verhalten waren ein weiterer Gesprächspunkt.

Auch war die persönliche Verbundenheit zwischen den Jugendlichen schon sehr eng geworden: Man sprach von Freundschaft und alle genossen den sonnigen Abend bei der Sayonara-Party. Unsicherheit und Anspannung auf beiden Seiten waren Begeisterung und Freude gewichen. Dies sah man dann deutlich an der gemeinsamen Darbietung eines japanischen Tanzes auf der Terrasse. Zur Erinnerung gab es für alle Jugendlichen ein Fotobuch mit den Eindrücken der Berliner.

Nach einem Quiz und filmischen Eindrücken aus Rio ging es sportlich weiter. Es galt in gemischten Staffeln die olympischen Ringe „zu vereinen“.

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Am Nachmittag waren wir dann beim Tauchsportclub „Poseidon“ zu Besuch. Ein Schnuppertauchgang war der Höhepunkt. Voller Tatendrang trauten sich alle vier Jungs in das kalte Wasser des Helene-Sees. Nacheinander legten sie die Tauchausrüstung mit Flaschen an und versuchten sich im Tauchen. Die Freude daran war gut zu erkennen, erst recht, als es als Anerkennung für den Mut ein Unterwasserbild als Erinnerung gab. Auch die Gastgeberkinder versuchten sich im Tauchen. Bei Kaffee, Tee und Kuchen gab es anschließend viel mit den „Tauchkindern“ des TCP zu besprechen. Noch Tage nach dem Tauchgang zeigten die japanischen Gäste die Daumen hoch, wenn wir über dieses Erlebnis sprachen. Brandenburgische Sportjugend Zu Besuch in Polen Die japanische Sportjugenddelegation aus Hokkaido bekam in unserer Gemeinde und darüber hinaus sehr viel zu sehen, zu erleben und natürlich sehr, sehr viele Bratwürste zu essen. Barocke Kirchen, Kahnfahrt im Spreewald, Feuerwehrautos und viel, viel Sport standen auf dem Programm. Der aufregendste Tag war wohl der 7. August. Das erste große Highlight begann am Ende der Fahrt nach Guben an der deutsch-polnischen Grenze, als alle problemlos von einem in ein anderes Land „springen“ konnten. Das war neu für unsere Gäste, denn um Japan herum befindet sich nur Wasser, keine unmittelbare Landesgrenze wie bei uns. Total begeistert hüpften die Jungs auf dem Grenzstrich von einem Land zum anderen und zurück. Dann erkundeten sie Land und Leute, kosteten typisches polnisches Essen und besuchten in Slubice einen Basar, bevor es wieder mit großem Hallo über die Oderbrücke in Frankfurt zurück nach Deutschland ging. Schade war nur, dass es keine Grenzkontrolle mit Stempel im Pass mehr gibt.

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3.5 Sportjugend Nordrhein-Westfalen Gruppenleitung: Chika Saito Teilnehmende: Miyuki Toriya, Michi Sasaki, Ayuka Tada, Kiko Suro, Narumi Kan, Takeshi Yuda und Ako Kobayashi Japanischer Partner: Tohoku II Bundesland: Nordrhein-Westfalen Besuchsorte: Roermond, Recklinghausen, Dortmund, Köln, Düssldorf, Wuppertal, Solingen und Umgebung Betreuung: Christopher Winter und Marius Hartmann Dolmetscherin: Sawako FujiwaraLindemann Verfasserin: Anna-Lena Bleech

Segeln in Roermond Das absolute Highlight dieses Austauschs war das Segelwochenende in Roermond, das vom Solinger Segelclub unterstützt wurde. Keiner der Teilnehmer/innen hatte Segelerfahrung, und das machte das Wochenende noch spannender. Als erstes galt es, die Zelte für uns aufzubauen, was wir als Team in kürzester Zeit schafften. Zunächst gingen die meisten mit einem neugierigen, vielleicht sogar leicht skeptischen Blick in Kleingruppen auf die Boote, welche jeweils mit einem/r erfahrenen Segler/in besetzt waren. Schon ging es schon aufs Wasser. Auf dem Boot wurden alle langsam mit den wichtigsten Begriffen und Aufgaben bekannt gemacht, sowohl auf Deutsch, Englisch oder einfach durch Zeigen und Vormachen. Jede/r durfte alles ausprobieren, besonders das Steuern war sehr beliebt und auch das Vollführen einer Wende mit Hilfe des Vordersegels wollten alle einmal testen. Wie bei allen schönen Sachen war die Zeit der ersten Runde viel zu schnell vorbei, fast alle kamen mit strahlenden Gesichtern aus den Boo-

ten und freuten sich schon auf die nächste Runde! Doch nicht nur das machte das Wochenende in Roermond so besonders: Wir alle merkten schnell, dass dieses Wochenende sich vom Rest des Austausches unterschied, da wir alle die ganze Zeit zusammen waren und nicht abends in die Gastfamilien gingen. Bei strahlendem Sonnenschein bereiteten wir alle zusammen das Essen fürs Grillen, was besonders unseren Gästen viel Spaß machte. Wir hatten die große Ehre, während dieser Zeit die japanische Delegationsleitung bei uns zu Gast zu haben. Sie hatte nicht nur das Segeln genossen, sondern auch bei unseren Beachvolleyballrunden mitgemischt. Als es langsam dunkel wurde, setzten wir uns im Kreis zusammen und grillten Stockbrot, was ein komplett neues kulinarisches Erlebnis für unsere japanischen Gäste war. Am letzten Nachmittag wurden alle, die wollten, mit dem Segelboot zur Innenstadt Roermonds gefahren und dann war großes Shoppen angesagt.

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3.6 Bayerische Sportjugend Gruppenleitung: Kazuo Muto Teilnehmende: Rinka Chiba, Sora ishihune, Ayumu Honma, Ryota Ito, Tatsuki Irihama, Kazuma Nara, Natsuho Suzuki Japanischer Partner: Tohoku I (Kyushu) Bundesland: Bayern Besuchsorte: Wollbach und Lohr am Main Betreuung: Anna Hemmert und Carmen Burk Dolmetscher/in: Gunnar Kieß, Chizuru Ugajin Verfasserinnen: Anna Hemmert, Carmen Burk Reichlich Gaudi Nach vielen ereignisreichen Tagen, davon je sechs Tage im Landkreis Rhön-Grabfeld und Main-Spessart, sind die sieben japanischen Jugendlichen und ihr Betreuer wieder nach Hause geflogen. Sie und ihre Gastfamilien hatten in diesen Wochen ein vollgepacktes Programm zwischen Sport und Kultur zu stemmen. Auf dem Programm standen eine Schiffstour mit dem Maintalbummler zur Laurenzimesse, verschiedene Besichtigungen und Führungen (u. a. Würzburg, Bad Neustadt), Klettern in Heigenbrücken, Gaudispiele und vieles mehr. Nicht der Sieg, sondern das Miteinander und der Spaß standen im Mittelpunkt der Gaudispiele in Rödles. Am Abend konnte man in lauter nasse, aber glückliche Gesichter blicken. Die Gaudispiele beinhalteten acht Teilspiele, die von acht Teams mit je fünf Personen gespielt wurden. Eine/n Sieger/in gab es nicht und jede/r hatte jede/n unterstützt. Das erste Spiel war ein Gras-Ski-Lauf, der durch einen Hindernisparcours führte. Bereits hier wurde das erste Team nass, als es das Tor mit dem Eimer berührte und sich dieser über ihnen entleerte.

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Beim blinden Rasentraktorrennen mussten sich die Zuschauer einige Male in Sicherheit bringen, weil der/die Steuermann/frau die Signale nicht oder zu spät verstanden hatte. Am Ende waren aber alle heil im Ziel angekommen. Das dritte Spiel forderte alle 40 Spielteilnehmer/innen, weil sie auf ein Gerüst aus zwei Rhönrädern klettern mussten. Ziel war dabei, dass keiner mehr den Boden berühren durfte. Hier half jede/r jede/m, und so konnten alle innerhalb weniger Sekunden einen Platz finden. Auf der Wasserrutsche wurden dann alle nass und alle hatten viel Spaß dabei. Es galt, auf einer mit Wasser und Schmierseife belegten Rutschstrecke aus Kunststoffplanen einen langen Bauchrutscher hinzulegen. Einige waren sogar so eifrig dabei, dass sie über die Plane hinaus schlitterten und auf der Wiese weiter rutschten. Danach kam der Wasserpool zum Einsatz, der mit Löffel und Tennisball auf einem Balancierbalken zu überqueren war, während Spieler/innen der anderen Mannschaft mit an Seilen aufgehängten schwingenden Weichsäcken die Balancierer/innen vom Balken stoßen sollten.


Erneut große Anforderungen an Teamgeist und Geschicklichkeit wurden beim Feuerwehrspritzenspiel gestellt. Hierbei wurde mit einem Ball, der nur mit dem Wasserstrahl aus der Feuerwehrspritze bewegt werden durfte, auf zwei Tore gespielt. Im vorletzten Spiel mussten die beiden Ortsvorsteher von Wollbach und Rödles als Zielscheibe herhalten. Wurfobjekte waren dabei wassergetränkte Schwämme. Den Abschluss machte das Poolspiel. Alle Spieler/innen mussten dabei gleichzeitig möglichst viele Münzen aus dem Pool sammeln. Wer gewonnen hatte, war nebensächlich. Alle Teilnehmer/innen erhielten großen Applaus und die japanischen Gäste ein T-Shirt von den Gaudispielen zur Erinnerung. Im Anschluss gab es noch selbst gebackene Pizza aus dem Steinofen des Dorfbackhauses und ein gemütliches Lagerfeuer, an dem Stockbrot hergestellt wurde.

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3.7 Deutsche Judo-Bund-Jugend Gruppenleitung: Kiyotsugu Yamada Teilnehmende: Hitomi Shirai, Yukiyoshi Akiyama, Daiki Tanaka, Masaya Watanabe, Yuki Sato Japanischer Partner: Kanto I Bundesland: Brandenburg Besuchsorte: Frankfurt (Oder), Slubice (POL), Eisenhüttenstadt, Neuzelle, Helenesee, Dresden, Spreewald, Berlin Betreuung: Gregor Wenzel und Dennis Ehrmann, Thomas Bastian Dolmetscherin: Melanie Kopf Verfasser: Teilnehmer vom Judo-Club 90 Frankfurt (Oder)

Judo, Sportschießen und ein schwerer Abschied Nach wochenlanger Vorbereitung, Anspannung und natürlich auch mit viel Vorfreude konnten wir am 2. August 2016 endlich die japanische Delegation auf dem Gelände der Elite-Schule des Sports in Frankfurt (Oder) empfangen. Bei der kleinen Willkommensfeier lernten die Japaner/innen erstmals ihre Gastfamilien der ersten Woche kennen. Gemeinsam hatten die deutschen Teilnehmer/ innen des Vereins und die japanische Delegation spannende zwei Wochen mit kulturellen und sportlichen Programminhalten. Neben vielen tollen Erlebnissen, wie dem Stand-up-Paddling auf dem Helene-See, einer Stadtführung durch Frankfurt (Oder) inklusive Grenzüberschreitung nach Polen, der Besichtigung des Olympiastützpunktes und den aktionsreichen Gastfamilientagen, war der Sporttag für uns ein Programmhighlight. Als erstes hatten wir mit einem gemeinsamen Judo-Training begonnen. Für einige Sportler/innen aus Japan war das eine ganz neue Erfahrung.

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Wir zeigten ihnen einige Techniken im Stand wie auch am Boden. Bei spielerischen Kämpfchen hatten wir gemeinsam sehr viel Spaß. Anschließend veranstalteten wir ein kleines Fußballturnier. Mittagsstärkung gab es in der Sportschulmensa. Nach dem Essen trafen wir uns erneut in der Judohalle und besprachen das Jahresthema. Wir tauschten uns über Respekt im Sport und im persönlichen Umfeld aus. Dabei stellten wir fest, dass es einige Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede in den zwei Kulturen gibt. Nun wurde es wieder sportlich. Wir fuhren zur internationalen Schießsportanlage Frankfurt (Oder), wo wir von Manfred Kurzer (Olympiasieger „Laufende Scheibe“) empfangen wurden. Zunächst besichtigten wir die große, moderne Anlage und machten einen kleinen Wettkampf mit der Luftpistole. Ein weiterer Programmpunkt war das Schießen mit Pfeil und Bogen. Dies erwies sich als schwieriger als gedacht. Ein gemeinsames Grillen mit allen Gastfamilien rundete den Sporttag ab. In den darauf folgenden Tagen unternahmen wir u.a. einen Ausflug in die Kulturstadt Dresden und eine Kahnfahrt durch den Spreewald. Außerdem absolvierten wir ein Polizeitraining und besuchten


die Frankfurter Berufsfeuerwehr. Die Tage vergingen viel zu schnell, und schon stand die offizielle Abschiedsveranstaltung in der Industrie- und Handelskammer bevor. Alle tauschten sich nochmals über die gesammelten Erlebnisse der letzten zwei Wochen aus. Da der Abschied schwer fiel, flossen auch einige Tränen. Am Sonntag hieß es Abschied nehmen von Frankfurt und es ging zum Zentralprogramm II nach Berlin. Am Folgetag fand dann dort die zentrale Sayonara-Party mit der gesamten japanischen Sportdelegation statt. Zur Überraschung unserer japanischen Freundinnen und Freunde, reisten auch einige unserer Sportler/ innen und Gastfamilien an, um erneut Abschied zu nehmen. Gemeinsam wurde dieser letzte Tag

gefeiert, Erinnerungen und E-Mail-Adressen wurden ausgetauscht. Doch dann wurde es wirklich ernst und der endgültige Abschied stand bevor. Es wurde nochmals sehr emotional, als wir die Japaner/innen zu ihren Bussen begleiteten und wir sagten ein letztes Mal auf Wiedersehen. Wir sind schon jetzt gespannt auf das nächste Jahr. Dann dürfen wir in das Judo-Land fliegen und hoffen natürlich einige unserer neuen Freunde wiederzusehen.

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3.8 Sportjugend Mecklenburg-Vorpommern Gruppenleitung: Takayuki Nakano Teilnehmende: Ren Moriizumi, Kazuki Iwao, Kohei Nishiyama, Azumi Inada, China Suzawa Japanischer Partner: Kanto II Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern Besuchsorte: Schwerin, Balow, Deibow, Ludwigslust, Neustadt-Glewe Betreuung: Andreas Böttcher, Martina Brockmann, Sarah Kant, Kriemhild Kant Dolmetscher: Oliver Kawada Verfasser/innen: Andreas Böttcher, Martina Brockmann, Kriemhild Kant

Japanische Jugendliche zu Gast in M-V Auch in diesem Jahr empfing die Sportjugend des Landessportbundes Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen des 43. deutsch-japanischen Sportjugend-Simultanaustauschs der Deutschen Sportjugend wieder eine Delegation aus Japan. Die sechs Jugendlichen sowie ihr Betreuer und ein Dolmetscher verbrachten 17 erlebnisreiche Tage in Deutschland, zwölf davon in den Regionalprogrammen der Sportjugend des Stadtsportbundes Schwerin und des Kreissportbundes Ludwigslust-Parchim. Eine Woche in Schwerin Zu den vielen Höhepunkten der ersten Woche zählten der Besuch des Kletterparks auf dem Gelände der Jugendherberge Schwerin mit einem anschließenden Judotraining im Polizeisportverein Schwerin sowie der Besuch der Schweriner Nahverkehrsbetriebe mit der Möglichkeit, eine Straßenbahn selbst zu bewegen - ganz klar ein Highlight! Natürlich durften auch ein Besuch des Schweriner Schlosses „vom Keller bis zum Dach“

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sowie die Besichtigung der Schlosskirche und des Plenarsaales nicht fehlen. Abgerundet wurde dieser Tag durch ein Picknick am Zippendorfer Strand sowie einem Abend mit irischer Folklore im Museumsdorf Mueß. Am Familientag unternahm jede Gastfamilie allein und ganz individuell etwas mit ihren Gästen. Mit der Sayonara-Party, die im Kanuund Kleinseglerverein durchgeführt wurde, fand die erste Woche ihren Abschluss. Bevor es für eine Nacht nach Güstrow an die Sportschule des Landessportbundes ging, hatten die japanischen und deutschen Jugendlichen bei einem gemeinsamen Besuch im Spielautomatenmuseum in Schwerin noch einmal ganz viel Spaß. Der Abschied fiel allen dann auch sehr, sehr schwer. In Güstrow wurde die Delegation von Robert Zabel, Mitglied des Vorstandes der Sportjugend M-V, begrüßt. In einem regen Austausch wurden der doch sehr unterschiedliche Aufbau beider Jugendverbände und deren Arbeitsweisen diskutiert. Ein ganz, ganz großes Dankeschön an alle Gasteltern für die Gastfreundschaft und ihr tolles Engagement! Vielen Dank an diejenigen, die den 43. deutsch-japanischen Sportjugend-Simultanaustausch wieder einmal zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Teilnehmer gemacht hatten.


Ludwigslust-Parchim Über den Wolken Ausschlafen oder nicht? Die Teacup-Schweinchen Alma und Schneeflocke vom Dambecker Weg 13 hatten etwas dagegen. Sie grasten friedlich vor dem Haus Nr. 7, in dem auch der Betreuer und der Dolmetscher untergebracht waren. Somit war morgens um 7:30 Uhr Frühsport bei Kants angesagt. Aber all unsere Mühen waren erfolglos - Schweine scheinen schlaue Momente zu haben. Da musste erst das „Balower Einsatzfangkommando“ anrücken, um sie wieder in ihr Gehege zu bringen! Etwas abgespannt durften dann wir das Frühstück einnehmen. Wir hatten heute Großes vor, da waren gute Laune und gutes Wetter gefragt: Treffpunkt Flugplatz in Neustadt-Glewe! Das Team um Thomas Reinke vom Luftsportverein empfing unseren japanisch-deutschen Trupp sowie Neustadts Bürgermeisterin, die in ihrer kurzen Ansprache viele nette Worte zur Begrüßung der japanischen Gäste parat hatte. Einige Details über die Stadt, deren Geschichte sowie Neustadt-Tassen als Gastgeschenk und der Fallschirmsport zogen uns

in den Bann. Schnell war allen klar: Heute geht’s in die Luft – mit einem Fallschirm! Leider konnte Ren, der mit 16 Jahren Jüngste, nicht mitspringen, die Volljährigkeit ist Bedingung! Der Trost war ein 20-minütiger Rundflug über Neustadt-Glewe. Die anderen fünf Sportler/innen waren einfach nur happy; keine Spur von Angstschweiß. Um Energie zu tanken, wurde erst eine kräftige Kartoffelsuppe gegessen, die eine Stunde Zeit hatte verdaut zu werden. Kurze wichtige Vorbereitungsschulung für unsere mutigen Japaner/innen: Wie wird der Fallschirm gepackt und angeschnallt, was mache ich im Flugzeug, was im freien Fall und wie bereite ich mich auf die Landung vor? 4000 Meter ging es in die Luft und der Countdown begann. Der „Rest“ wartete ungeduldig unten an der Landebahn. Bald hörten wir die Motoren und sichteten die ersten Fallschirme. Die Freude über den gelungenen Sprung war insbesondere von China gut zu hören. Alle landeten heil und glücklich. Nochmals vielen Dank an die Fallschirmtandempartner/innen.

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Mit etwas Verspätung tourten wir zu unserem nächsten Programmpunkt, dem Brotbacken in Deibow. Hier erwartete uns ländliche Idylle pur mit vielen Tieren: Hund, Katze, Schafe, Enten, Hühner. Alle bekamen ihr Futter von uns. Aber das Wichtigste war das Brotbacken. Liebevoll war alles vorbereitet, dank der Hofinhaber Claudia und Ricardo konnte sofort der Teig abgewogen, angerührt und geknetet werden. Sogar mit japanischer Schrift hatten die beiden gearbeitet – einfach klasse! Etwas langwierig und lustig war das Befreien der Hände vom Teig, aber mit Geduld wurde auch diese Hürde gemeistert. Selbstgebackener Pflaumen- und Karamellkuchen rundeten den Nachmittag in lockerer Atmosphäre ab. Nach 40 Minuten Gehzeit des Brotes wurde es in den Ofen geschoben und unsere Fahrerin Katja holte es nach eineinhalb Stunden Backzeit aus Deibow ab. Wir bereiteten derweilen schon im Balower KUK die Sayonara-Party vor. Die japanischen Gäste kochten eine Suppe und ein Currygericht, das lecker aussah und auch sehr gut schmeckte. Wir Deutschen grillten traditionell und jede Gastfamilie steuerte einen Salat bei. Der Vorsitzende des Kreissportbundes Wolfgang Schmülling nutzte die Gelegenheit, sich bei allen Gastfamilien zu bedanken.

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3.9 Deutsche Skijugend Gruppenleitung: Mirei Kasai Teilnehmende: Yuki Shimizu, Kaichi Igarashi, Ryo Miyazaki, Jin Shirose, Hikaru Mori, Miki Kawabata, Yasuka Takada, Akane Ayuzawa, Mari Sumiya Japanischer Partner: Hokushinetsu Bundesland: Bayern, Allgäu Besuchsorte: Schloss Neuschwanstein, Kempten, München Betreuer: Richard Kracker Dolmetscherin: Helena Granse Verfasserinnen: Franziska Klement, Julia Kracker Tatort Neuschwanstein Am Morgen jenes Tages trafen wir uns, die Jugendlichen aus dem südlichen Allgäu und die Gäste aus dem fernen Osten, am Sportpark des TV Kempten (TVK). Heute stand eines der Highlights für die japanischen Jugendlichen auf dem Programm. Das wohl bekannteste Schloss Deutschlands war unser Ziel: Schloss Neuschwanstein.

Unser angestrebtes Ziel lag in Füssen. Dorthin wurden wir in drei Bussen, die von dem Gruppenleiter der deutschen Jugendlichen, Richard, und zwei Eltern gefahren wurden, transportiert. Nach einer kurzen Autofahrt trennte uns ein Fußweg von 30 Minuten vom Schloss des Königs Ludwigs II. Als wir nach und nach alle oben angekommen waren, begann unsere Besichtigung. Mit Audio Guides ausgestattet, konnten alle in seiner/ihrer Sprache die Führung miterleben und umfangreiche Einblicke gewinnen. Anschließend liefen wir alle zusammen zur Marienbrücke, von der man einen fantastischen Blick auf das Schloss hat. Dort tummelten sich bereits viele Menschen, was uns aber nicht davon abhielt, auf die Brücke zu gehen und jede Menge Fotos zu machen. Auf dem Weg nach unten machten wir Brotzeit. Bei einem Lunchpaket mit belegten Broten und einem kühlen Getränk gönnten wir unseren Füßen eine kleine Pause. An jenem Abend war es dann Zeit für unsere Sayonara-Party. Wir bauten alle zusammen in der Turnhalle des TVKs die Tische und Bänke auf. Zu unserer „Abschiedsparty“ waren auch die Fami-

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lienangehörigen und Freunde der Austauschteilnehmer/innen eingeladen. Zusätzlich zu unserem typisch bayerischen Leberkäse, der draußen frisch gebraten wurde, gab es die verschiedensten Salate. Unsere japanischen Gäste kochten für diesen besonderen Anlass unter anderem eine Misosuppe, die typisch japanisch ist. Einige unserer Austauschschüler/innen zogen ihre traditionell japanischen Gewänder an, die in Japan Yukata heißen. Die Teilnehmer/innen aus dem Allgäu zeigten ihren lang eingeübten Tanz, einen

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Schuhplattler. In Dirndl und Lederhosen machten sie eine gute Figur. Die Japaner/innen hatten für uns ebenfalls eine Kleinigkeit vorbereitet. So wurden alle, die Lust hatten mitzumachen, kurzerhand zu lebendigen Spielfiguren. Gegen Ende unserer Feier hielt Richard eine kurze Rede, in der er sich bei allen Beteiligten bedankte, die zwei Wochen Revue passieren ließ und die gute Zusammenarbeit lobte. Am Anschluss daran sprach die japanische Gruppenleiterin Mirei Kasai ein großes Dankeschön an die deutsche Gastfreundlichkeit aus. Auch die Jugendlichen aus Japan erzählten in zwei bis drei Sätzen, was ihnen in Erinnerung bleiben wird und wie sie den Aufenthalt empfunden hatten.


3.10 Württembergische Sportjugend Gruppenleitung: Yuko Yamazaki Teilnehmende: Mika Inaba, Kisaki Tonaka, Takumi Fukumoto, Akihiko Kawai, Syo Akatsuka, Yuhei Nishi, Kiyoshi Tashiro, Miyu Inagaki, Kana Ikoma Japanischer Partner: Tokai Bundesland: Baden Württemberg Besuchsorte: Heilbronn, Bad Mergentheim Betreuung: Melitta Müller, Reinhold Balbach Dolmetscher: Sören Bauschke Verfasser/innen: Melitta Müller, Anna Eidel, Reinhold Balbach

Sportkreisjugend Heilbronn Eine Burg, Weinberge und die Feuerwehr Traditionsgemäß war die Gruppe aus dem Gebiet Tokai (südlich von Tokio) mit neun Jugendlichen und einer jungen, sehr engagierten Gruppenleiterin bei uns in Württemberg zu Gast. Fünf Tage davon verbrachten die jungen Sportler und Sportlerinnen im Sportkreis Heilbronn. Sie wurden sehr liebevoll in und von ihren Gastfamilien betreut, unterstützt von Sportkreisjugendleiter Uwe Beck und Sportkreisleiter Klaus Ranger. An die Gastfamilien geht ein ganz besonderer Dank, denn ohne ihren Einsatz wäre der Austausch nicht möglich gewesen. Das breitgefächerte Programm reichte von kulturellen Highlights, wie einem Besuch auf der Burg Guttenberg zum Kennenlernen des mittelalterlichen Lebens dort, nebst natürlich einer Flugvorführung von Adlern, Eulen, Geiern der deutschen Greifvogelwarte, über Informationen der Geschichte Heilbronns im Stadtarchiv, einer sehr interessanten Führung in der Kilianskirche (natürlich auch mit Turmbesteigung) bis hin zu

einem Empfang im großen Saal des Rathauses. Oberbürgermeister Harry Mergel, der sich schon immer sehr für den Sport eingesetzt hat, empfing die Delegation persönlich. Rechtzeitig zum Empfang im Rathaus traf die japanische Delegationsleitung in Heilbronn ein: Hisatada Murata, Yuka Nashiki, Atsushi Komada mit Dolmetscherin Michiko Furukawa-Masuch und die deutschen Begleiter Jens-Uwe Deppe und Dieter Haug. Sie besuchten unsere Tokai-Gruppe und waren zwei Tage lang beim Programm dabei. Natürlich lernt man, wenn man beim Sportkreis Heilbronn zu Gast ist, auch das Audi Forum kennen und ebenso, dass Wein und Weinberge allgegenwärtig sind: Der „Trollingerexpress“ in Dürrenzimmern zuckelte uns durch die Weinberge, zwischendurch bekamen wir bei einer Vesper und Traubensaft Informationen über Weinbau und Weinkellerei. Auf der Hauptfeuerwache in Heilbronn konnten unsere japanischen Jugendlichen erfahren, dass junge Freiwillige auch mithelfen, in Not geratene

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Mitmenschen zu versorgen, wie etwa bei Bränden und Unfällen. Was uns in Deutschland selbstverständlich klingt, ist das Prinzip des Ehrenamtes in Japan nicht so ausgeprägt . Zusammen mit den Jugendlichen der Freiwilligen Feuerwehr Heilbronn und Kindern der Gastfamilien wurde das Jahresthema des Austauschs „Respekt im Sport und im persönlichen Umfeld“ diskutiert. Viel Reis, wenig Brot und keine Brezeln in Japan. Unsere japanischen Jugendlichen hatten genauso wie die deutschen Gastfamilienkinder viel Spaß dabei, beim „Härdtnersbeck“ in Neckarsulm selber Brezeln zu formen. Sportlich betätigen konnte sich unsere Gruppe beim Kunstradfahren in Öhringen beim Tennisspielen beim TSV Untergruppenbach und zum Abschluss der Woche beim Drachenbootpaddeln bei der Union Böckingen.

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Japanisches Essen, das die Jugendlichen für ihre Gastfamilien zubereiteten, Grillwürste, Kuchen und Zimtschnecken versüßten den Abschied von den Gastfamilien bei der Sayonara-Party am Sonntag. Bevor die Gruppe von den Betreuern und Betreuerinnen des Sportkreises Bad Mergentheim in Empfang genommen wurden, verbrachte sie eine Nacht in der Jugendherberge in Creglingen. Zeit zum Erzählen, zum Berichte schreiben, zum „Sich-Verabschieden“.

Sportkreisjugend Mergentheim Einblick in die deutsche Küche Der zweite Tag des Austausches begann um zehn Uhr in der Lehrküche des Landwirtschaftsamtes Bad Mergentheim, um den japanischen Gästen die deutsche Küche zu zeigen.


Zuerst informierte die Technische Lehrerin Margit Balbach über die Hygienevorschriften, ehe sie an Hand von Bildern den japanischen Gästen und den Gastfamilien zeigte, was an diesem Vormittag gemeinsam gekocht werden würde. Nach der Gruppeneinteilung ging es gleich ans Werk. Das Ergebnis davon konnte sich sehen lassen: ein hervorragendes 3-Gänge-Menü bestehend aus einer Maultaschensuppe als Vorspeise, Spätzle mit Rahmgeschnetzeltem und buntem Salat als Hauptgang sowie einem Karibiktraum und Obstsalat als Nachtisch. Eine Gruppe backte ganz leckere Muffins, die von den jungen Japaner/innen liebevoll verziert wurden. Davon, dass das Gekochte und Gebackene nicht nur schön aussah, sondern auch sehr lecker schmeckte, überzeugten sich alle beim gemeinsamen Essen an der festlich geschmückten Tafel.

Nach dieser Stärkung ging es zügig weiter auf den Katzenberg, wo die japanischen Jugendlichen gemeinsam mit Mitgliedern der Gastfamilien im Wildpark die Tiere der deutschen Wälder und Felder hautnah erleben konnten. Bei der Fütterung der Tiere sah man nicht nur die Tiere, sondern erfuhr viel über sie. Höhepunkte waren die Fütterung des größten Wolfsrudels Deutschlands und eine Vorführung mit Haustieren. Gegen Abend traf man sich dann in Creglingen zu einer zünftigen Vesper, bevor die „Funbogners“ den deutschen und japanischen Teilnehmern die Kunst des Bogenschießens beibrachten. Bei einem kleinen anschließenden Wettbewerb wurden die besten Schützen der beiden Länder ermittelt. Mit einer Siegerehrung im Vereinsheim des FC Creglingen endete der Abend.

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3.11 Sportjugend Niedersachsen Gruppenleitung: Shigeru Tsukamoto Teilnehmende: Fuka Imayoshi, Naomi Inoue, Ikue Tachibana,Shintaro Kakuta Partner: Kinki Bundesland: Niedersachsen Besuchsorte: Cloppenburg und Umgebung, Bremen, Dangast, Bramsche Betreuung: Uta-Masami Münch, Conny Kalvelage Dolmetscherin: Chiyo Deppe Verfasserin: Uta-Masami Münch Watt‘n Tag Den letzten Tag vor der Abreise verbrachten wir an der niedersächsischen Küste. Die Fahrt nach Dangast dauerte nicht länger als eine dreiviertel Stunde. Unsere Gäste wunderten sich, dass Cloppenburg offensichtlich nicht ganz so weit vom Meer entfernt liegt. Doch wo war das Meer? Es herrschte Ebbe, als wir im Kurort ankamen. Das war natürlich geplant, denn es stand eine Wattwanderung bevor. Die fast zweistündige Tour durch das schlickige Watt schien eine besondere Erfahrung für die japanischen Gäste gewesen zu sein. Wattwürmer, verschiedene Muschelarten, Queller-Pflanzen. So etwas hatten sie noch nicht gesehen – aber auch unsere CSV-Jugendlichen sind immer für einen solchen Ausflug zu haben. Der Wattwanderführer zeigte uns viele Eigenheiten des Meeres und des Watts. Er klärte uns darüber auf, dass wir hier in einem UNESCO-Weltnaturerbe umherwanderten. Wir sanken tief in das Watt hinein, bis zu den Kniekehlen stand uns der Schlick. Den Jugendlichen machte das rein gar nichts aus. Sie hatten vielmehr ihren Spaß mit dem Watt und schnell verteilte sich dieser auf der gesamten Klei-

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dung und teilweise auch im Gesicht. Glücklicherweise hatten alle Wechselklamotten eingepackt und Duschen standen bereit. Die Küste mit dem langsam herannahenden Wasser, die satten, grünen Deiche mit den kuscheligen Schäfchen, der Leuchtturm im Hintergrund und ein kleines Dorffest vollendeten die norddeutsche Kulisse. Zufälligerweise war an diesem Tag ein Heimatverein in Dangast zu Gast und so wurden wir sogleich von Männern und Frauen in Trachten in einen Mitmachtanz eingebunden. Ganz besonderen Gefallen hatte daran offenbar der japanische Gruppenleiter gefunden. Denn er begann sofort das gesamte Spektakel filmisch zu dokumentieren, bis er schließlich selbst in die Tanzgruppe hineingezogen wurde. Zu Liedern von Santiano drehten und wirbelten wir im Kreis herum. Nach dem Essen hatten alle noch etwas Zeit zur freien Verfügung, um den kleinen Ort auf eigene Faust zu erkunden. Am Nachmittag trafen wir uns wieder und wir brachen Richtung Cloppenburg auf.


In Cloppenburg hatten die Gasteltern und die anderen Mitglieder des Schwimmvereins bereits das Vereinsheim des SC Sternbusch für die SayonaraParty hergerichtet. Wir hatten bestes Wetter. So konnten wir draußen den Grill anwerfen und leckere Würstchen und Nackensteaks auf den Rost legen. Die Familien hatten viele Salate vorbereitet und so entstand ein großes Buffet. Nach dem Essen fanden wir uns auf dem Fußballplatz ein. Unsere japanischen Gäste hatten sich in traditionelle Yukata gekleidet und sangen uns ein melancholisches, traditionelles Lied vor. Danach revanchierten sich die CSV-Jugendlichen mit einem Mitmachlied, das sie im Pfingstzeltlager gemeinsam einstudiert hatten. Hier fiel unseren Gästen auf, dass sie ein ähnliches Lied auf

Japanisch kennen und gaben dieses ebenfalls zum Besten. So verbrachten wir einen spannenden Kulturabend miteinander. Ganz besonders freuten sich die Mädchen, da sie die Yukata als Gastgeschenk behalten durften. Sofort musste die traditionelle japanische Kleidung anprobiert werden. Stolz präsentierten sie sich so ihren Eltern und der Schwimmmannschaft – ein Erinnerungsstück der besonderen Art. Schließlich erzählten alle Gastfamilien nochmals von ihrer gemeinsamen Zeit, die viel zu schnell vergangen war. Erneut wurden Geschenke ausgetauscht und manche verdrückten ein paar Tränen. Allen wurde bewusst, dass es der letzte gemeinsame Abend war. Wir kamen als Fremde zusammen und gehen als Freunde auseinander.

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3.12 Sportjugend Sachsen/ Sportjugend Sachsen-Anhalt Gruppenleitung: Satoru Fukuda Teilnehmende: Nishioka Yui, Yamazaki Koki, Nanba Misaki, Inoue Yuka, Nishisyo Takumi, Okura Masamune, Kawakami Syoma, Kamiya Kazuki, Nakamura Midori Japanischer Partner: Chugoku Bundesland: Sachsen, Sachsen-Anhalt Besuchsorte: Bautzen, Dresden, Lehde (Spreewald), Görlitz , Mücheln, Halle (Saale), Merseburg, Sondershausen Betreuung: Steffen Rudolph, Bärbel Schubert, Sophie Bachmann Dolmetscherin: Yumi Okuyama

Sportjugend Sachsen

Verfasserinnen: Saskia Rudolph, Sophie Bachmann

Gesundes Spreewasser Ein mit besonderer Freude erwarteter Programmpunkt war die Paddeltour durch den Spreewald. Die Absprache, wer mit wem in welchem Boot sitzen sollte, erfolgte spontan. Und da es manche kaum erwarten konnten, paddelten einige auch schon voraus. Aber wer hat gesagt, dass Paddeln einfach ist? Und so kam es schon mal vor, dass wir mal nach rechts, mal nach links, mal ans Festland und mal an andere Boote fuhren. Die Voreiligen versuchten eine Abkürzung. Sie kamen aber erst nach den anderen am Treffpunkt an. Unsere Gäste hatten keine Scheu vor dem kalten Spreewasser. Und schwupps, sprang der erste auch schon ins Wasser. Nachdem er ein wenig herumgeschwommen war, überredete er seinen Freund, auch mit ins Wasser zu springen. Und zum Schluss waren zwei japanische Gäste im kalten, jedoch gesunden Spreewasser. Nach einer längeren Pause einigten wir uns darauf, wer vorne fährt und wer hinten aufpasst, so dass alle zusammen bleiben. So kamen wir besser vorwärts.

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Sportjugend Sachsen-Anhalt

Aber es blieb nicht lange ruhig, denn schon ging die große Wasserschlacht los. Man hörte von Weitem das Schreien der Passagiere der „kämpfenden“ Boote. Doch einige hielten Abstand zu diesen Booten. Und so kam es, dass nicht alle nass wurden. Als wir in Lehde an Land gingen, konnten wir uns trockene Sachen anziehen. Es gab auch ein paar Schmalzschnitten, ein typisches Spreewaldessen.

Abenteuer unter Tage Wir fahren durch die Dunkelheit, im Wagen hinter uns hören wir einige unserer japanischen Gäste schreien. Der Fahrer unseres LKWs fährt um die nächste Ecke, bremst, beschleunigt und wir schauen uns orientierungslos an. Schon lange hat keiner mehr eine Ahnung, welchen Weg wir gekommen sind. In diesem Moment ist unsere Gruppe mit der japanischen Delegation aus Chugoku 680 Meter tief unter der Erde im Salzbergwerk in Sondershausen. Mit unseren blauen Kitteln und den gelben Helmen, stellen Celine, Christian und Kristin übereinstimmend fest, sehen wir aus wie Minions. Gut ausgerüstet stehen wir einige hundert Meter unter der Erde und haben auch die erste Fahrt mit den „Touristenfahrzeugen“ überlebt. In den nächsten drei Stunden führen uns zwei

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Bergarbeiter durch das Bergwerk, in welchem auch heute noch Salz abgebaut wird. Eines der Highlights ist unumstritten die Fahrt über den unterirdischen Laugensee. Als im Voraus erläutert wird, dass circa 400 Gramm Salz je Liter im See aufgelöst sind, verziehen bereits einige Mitglieder der Gruppe das Gesicht. Wenig später wird die Gruppe sicher in kleinen Booten über den Laugensee chauffiert. Unser Bergwerksführer fordert uns auf, doch einmal den Finger in den See zu halten und zu kosten. Die Gruppenmitglieder schauen sich unsicher an: Hat er das jetzt wirklich ernst gemeint? Es gibt tatsächlich einige Mutige, die sich trauen, die Flüssigkeit zu kosten, über die sie schippern, und Sekunden später hört man lautes Lachen durch die Grotte im Bergwerk schallen. Lachen über die Grimassen, welche aufgrund des Geschmacks geschnitten werden. Als der Bergwerksmitarbeiter kurze Zeit später erläutert, dass alle Fahrzeuge, Bohrer und sonstige Hilfsmittel in Kleinteilen mit dem Aufzug unter Tage gebracht und erst dort zusammengebaut werden, sieht man erneut ungläubige Blicke in den Gesichtern unserer Gruppe. Bohrer von bis zu zehn Metern Länge stehen vor uns – und diese Bohrer werden auch immer dort stehenbleiben, denn was einmal unter Tage ist, bleibt auch unter Tage. Den krönenden Abschluss dieses Besuchs bildet schließlich

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die Benutzung der Rutsche durch das Salz. Mit bis zu 40 Prozent Gefälle in der Röhre und dem Rutschen auf dem puren Salzboden erreichen unsere Jugendlichen erhebliche Geschwindigkeiten und der ein oder andere Schrei der Überraschung wird beim Rutschen hörbar. Nach fast drei Stunden erreichen wir wieder den Grubenaufzug und fahren, eng aneinander stehend, in völliger Dunkelheit wieder nach oben, um unser Regionalprogramm weiter fortführen zu können.


3.13 Sportjugend Rheinland-Pfalz/ Saarländische Sportjugend Gruppenleitung: Kumi Tanaka Teilnehmende: Hiroto Ninomiya, Akari Mase, Hinando Endo, Hana Osada, Mai Yoshizumi, Tae Arita, Asato Shibuya, Kazushi Shibuya Japanischer Partner: Shikoku Bundesland: Rheinland-Pfalz, Saarland Besuchsorte: Bad Sobernheim, Koblenz, Speyer, Stausee Niederhausen, Saarbrücken, Merzig, Dreiländereck, Völklingen Betreuung: Dirk Weber, Hans Günter Schammne/ Iris Engel Dolmetscher: Yuma Naruse Verfasser/in: Dirk Weber, Iris Engel

Sportjugend Rheinland-Pfalz Auf den Spuren von Lehmpastor Emanuel Felke Beim Empfang im Bad Sobernheimer Rathaus, an dem neben Vertretern des Sports auch der Landrat des Kreises Bad Kreuznach, Herr Diel, und der Bürgermeister der Stadt Bad Sobernheim, Herr Greiner, anwesend waren, gab es die erste Überraschung für unsere Gäste: Wir wurden von der Stadt für den nächsten Tag auf den Barfußpfad an der Nahe eingeladen. Für das bevorstehende Abenteuer – eine knapp vier Kilometer lange Wanderung war barfuß zu überstehen – trafen sich dann auch gleich morgens früh um neun Uhr die Gasteltern mit ihren Kindern und den neu gewonnenen, japanischen Gastkindern an der Halle des TV Bad Sobernheim. Unsere Gäste waren schon sehr aufgeregt; sie fragten sich, ob das nicht ein bisschen wehtun könnte und ob es nicht auch gefährlich sei. Kumi Tanaka, die Betreuerin der Gruppe, erzählte uns,

dass sie zu Hause in Japan den Barfußpfad vorsichtshalber schon einmal „gegoogelt“ hatte und sie überrascht gewesen war, dass ihn jedes Jahr so viele Menschen besuchen. Am Eingang begrüßte uns dann Ralf Schneeberger von der Kur- und Tourist-Information. Er berichtete, dass bereits 1915 Pfarrer Emanuel Felke einen Kurbetrieb in Bad Sobernheim aufgebaut hatte und dass die bekannte Felke-Kur nach ihm benannt sei. Bei dieser Kur werden die Elemente Licht, Luft, Wasser und Lehm eingesetzt. Was Felke aber auch immer ganz wichtig gewesen sei, so Schneeberger, ist der Spaß an der Bewegung und dass die Therapie draußen in der Natur stattfindet. 1992 wurde dann der Barfußpfad, angeregt durch Felkes Ideen, gegründet und bis heute weiterentwickelt. Selbst die deutschen Familien staunten nicht schlecht über die Details, die Schneeberger zu berichten wusste, und stellten fest, dass sie doch noch nicht alle Geheimnisse ihrer Heimat kannten. Dann konnte das Abenteuer beginnen. Zunächst musste ein 50 Meter langes Lehmbecken durchquert werden, an dessen Ende sich dann alle mit braun gefärbten „Schokoladenfüßen“ auf den Weg machten. Im weiteren Verlauf galt es, über

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verschiedene Bodenbeläge wie Natursteine, Kiesel, Holz, Wasser und Grasflächen, zu gehen, bei denen alle Sinne, die Fußreflexzonen und der Bewegungsapparat aktiviert wurden. Zusätzlich mussten noch verschiedene Hindernisse und Balancierstationen bewältigt werden, bei denen sich die japanischen und deutschen Jugendlichen immer mehr vertrauten und sich gegenseitig halfen. Auch galt es, die Nahe zweimal zu überqueren, einmal an einer flachen Stelle durch eine Furt, gesichert an zwei Drahtseilen, und zum anderen über eine weit gespannte Hängebrücke. Der Vormittag ging leider viel zu schnell vorbei, aber das nächste Highlight folgte direkt: Die japanische Gruppe revanchierte sich mit einem japanischen Mittagessen. Es gab selbstgemachtes Sushi und eine traditionelle Suppe von der Insel Shikoku, bevor wir dann den Tag entspannt im Freibad ausklingen ließen. Saarländische Sportjugend Ab in die Höhe Nach einer ereignisreichen Woche in RheinlandPfalz steuerten die japanischen Gäste für eine Woche ins Saarland. An einem Tag hieß es „Ay Ay, Captain, alle Teilnehmer in die Höhe.“ Wir segelten zuerst den Kletterhafen/Hochseilgarten Merzig an. Bevor wir aber klettern konnten, sangen wir ein Geburtstagslied für Hinano Endo. Ihre Gastfamilie hatte für diesen besonderen Tag extra einen Geburtstagkuchen in den Proviantkorb gepackt. Nachdem die Kerzen

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ausgepustet waren, konnten wir mit der Kletterpartie beginnen. Roman, unser Guide, war sehr genau bei der Sicherheitseinweisung. Niemand sollte beim „Kielholen“ fallen. Nachdem alles an und um den Körper geschlungen war, gab es eine erste kleine Runde am Boden. Einhaken, aushaken, alles klappte am Boden wie geschmiert. Nun hieß es volle Kraft voraus, Leinen los und wo man nicht segeln konnte, musste geklettert werden. Einige blieben am Boden, andere gingen hoch hinaus ins Krähennest, den Mastkorb. Runde um Runde wurde geklettert. Doch der Tag war noch nicht zu Ende. Nach einem Abstecher zu Villeroy&Boch ging es weiter zur Saarschleife. Dort war gerade erst der Baumwipfelpfad eröffnet worden. Der Pfad ist 1250 Meter lang, beginnt am Cloef-Atrium und führt auf bis zu 23 Metern Höhe zum Aussichtspunkt Cloef, auf welchem ein 40 Meter hoher Aussichtsturm steht. Dort erlebten wir einen einzigartigen Ausblick auf das Wahrzeichen des Saarlandes, die Saarschleife. Auf dem Weg zum Aussichtspunkt konnten wir an den Stationen das Leben und die Lebensformen des Waldes anschaulich und lebendig erkunden. Bei den einzelnen Erlebnisstationen konnte man eine Rutsche und die Rialtobrücke mit Wackelelementen ausprobieren, wobei die Rutsche ein Riesenspaß war. Auf dem Weg nach Hause fuhren wir über Frankreich und Luxemburg wieder nach Hause, wo die Gastfamilien schon mit dem Abendessen warteten.


3.14 Leitungsteam Gruppenleitung: Hisatada Murata Teilnehmende: Yuka Nashiki, Atsushi Komada Japanischer Partner: JJSA Besuchsorte: Wollbach, Heilbronn, Solingen, Mücheln Betreuung: Jens-Uwe Deppe Dolmetscherin: Michiko Masuch-Furukawa Verfasser: Jens-Uwe Deppe Die japanische Delegationsleitung mit Hisatada Murata, Yuka Nashiki und Atsushi Komada konnte in diesem Jahr auf ihrer Reise durch das Regionalprogramm vier Gruppen besuchen. Neben den geplanten vier Stationen bei der bayerischen Sportjugend in Wollbach, der württembergischen Sportjugend in Heilbronn, der Sportjugend Nordrhein-Westfalen in Solingen und der Sportjugend Sachsen-Anhalt führte die Reise durch folgende

weitere Bundesländer: In Hessen wurden neben dem Zentralprogramm I in Frankfurt die Städte Fulda und Kassel besucht, durch Rheinland-Pfalz führte die Fahrt von Heilbronn nach Solingen die A61 hoch, bei einem kurzen Halt im Landkreis Göttingen wurden die Füße auf niedersächsischen Boden gesetzt, in Thüringen stand ein Besuch des „Erlebnisbergwerkes“ Sondershausen mit der Gruppe Chugoku im Programm, mit dem Besuch von Schloss Sanssouci in Potsdam auf der letzten Etappe zum Zentralprogramm II nach Berlin konnte auch Brandenburg in diese Aufstellung mit aufgenommen werden. Neben diesen zehn Bundesländern kam es auch zu einem Besuch in den Niederlanden. Mit der Stadtsportjugend Solingen verbrachten wir zwei Tage beim Segeln in Roermond. Knapp 2500 Kilometer führte die Tour der Delegationsleitung durch Deutschland und die Niederlande. Gemeinsam mit unserer Dolmetscherin Michiko Masuch-Furukawa konnten wir neben den kulturellen und sportlichen Aspekten auch eine Vielfalt an geschichtli-

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Es kam aber auch zu Gesprächen über die ehrenamtliche Arbeit im Sport. Die vierte Regionalgruppe, die wir besuchen wollten, hatte ihre Gastgeber/innen in Mücheln gefunden. Auch hier war das Programm wieder gut durchgemischt mit Kultur, Sport und Informationen zur deutschen Geschichte. Der Dom zu Merseburg und der Braunkohletagebau im Geiseltal spiegelten einige Aspekte dieser Geschichte wieder.

chen und kulinarischen Besonderheiten erfahren sowie viele persönliche Erfahrungen sammeln. Nun der Reihe nach. Entwickelte der Besuch des „Schwarzen Moores“ in der Rhön bei tiefhängenden Nieselregen noch etwas Unbehagen, so konnten die Jugendlichen der Gruppe Tohoku I beim „Buttern“ im Freilandmuseum Fladungen mit viel Spaß aus eineinhalb Liter Sahne ein gutes Pfund Butter gewinnen. Von Wollbach ging es direkt ins Stadtzentrum von Heilbronn. Beim Empfang im Rathaus konnten die japanischen Gäste der Gruppe Tokai viel über die Wirtschaftsregion am Neckar erfahren. Sollten eigentlich in Süddeutschland Besuche in einer Brauerei oder Weinkellerei auf dem Programm stehen, führte uns der Weg in Heilbronn in eine Kaffeerösterei. Die Geheimnisse aus der Kaffeebohne konnten so anschaulich dargestellt werden, dass nach einer Kaffeeverköstigung das schwarze Pulver gleich pfundweise eingekauft wurde. Am folgenden Tag stand der Besuch einer Großbäckerei im Programm. Aus 50 Kilogramm Rohteig konnten viele fleißige Hände unzählige Bleche mit Laugenbrezeln belegen. Nach dem Backen konnten alle Teilnehmer/innen reichlich Backwerk mit „nach Hause“ nehmen. Mit ausreichend „Reiseproviant“ ausgestattet ging es am folgenden Tag nach Roermond. Neben dem Segeln fand sich dort ausreichend Zeit zum gemeinsamen Sporttreiben mit den Jugendlichen der Gruppe Tohoku II.

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Ein Highlight für die Delegationsleitung war aber sicherlich die Teilnahme an der Diskussion zum Jahresthema. Zunächst stellten die japanischen Jugendlichen ihre Interpretation zum „Fair Play“ vor. Nachdem im Anschluss auch die deutschen Jugendlichen ihre vorbereiteten Präsentationen gezeigt hatten, kam es noch zu einem intensiven Meinungsaustausch. Eigentlich war die Zeit recht knapp bemessen, aber es boten sich noch ein paar Gelegenheiten über „Fair Play“ zu sprechen. Auch innerhalb der Delegationsleitung nutzen wir einige Abende bei den Fernsehübertragungen von den Olympischen Spielen, um über die Arbeit im Sport, den Aufbau der Sportorganisationen und das ehrenamtliche Engagement zu sprechen. Sicherlich gibt es objektive Unterschiede bei der Arbeit im japanischen und deutschen Sport. Allerdings ist das ehrenamtliche Engagement bei beiden Systemen hierfür die Grundlage. Festgestellt hatten wir aber auch, dass in Japan versucht wird, Sportvereine nach deutschem Vorbild aufzubauen. In Deutschland werden zurzeit viele Schulen zu Ganztagsschulen gewandelt, in denen die Schüler/innen bereits am Nachmittag Sportangebote wahrnehmen können. Dies hat u.a. zur Folge, dass sie nicht mehr die Angebote in den Sportvereinen nutzen, was dann ja dem bisherigen japanischen Sportsystem ähneln würde. Welches System das sinnvollere für die Zukunft ist, konnten wir nicht klären. Jedoch haben wir beim letzten gemeinsamen Sportabend mit Karatetraining und Kunstradfahren wieder festgestellt, dass der Sport Jung und Alt sowie Deutsche und Japaner verbindet.


3.15 Zentralprogramm II Berlin

Pünktlich zum Zentralprogramm II in Berlin kehrte das gute Wetter zurück. Bereits am 13. August reiste das japanische Leitungsteam mit Betreuer Jens-Uwe und Dolmetscherin Michiko an und traf sich mit Helmut und Dieter von der AG Japan sowie Kaori und Sonja von der Geschäftsstelle zum traditionellen Abendessen. Dazu kamen noch dsj-Vorstandsmitglied Tobias Dollase und Jürgen Stein von der Berliner Sportjugend.

Zuvor standen noch zahlreiche Auswertungsgespräche auf der Tagesordnung, doch auch diese hatten irgendwann ein Ende. Auch waren die Jugendlichen natürlich gespannt auf Berlin. In ihren Gruppen zogen sie los, begleitet von einem ortskundigen Guide und einer Dolmetscherin. Bundestag, Brandenburger Tor, Sony-Center, East Side Gallery, Mauergedächtnisstätte, um nur einige Attraktionen zu nennen.

Zusammen mit dem japanischen Delegationsleiter Murata besuchten Kaori, Helmut und Dieter sowie Inki Achtert am nächsten Morgen das Grab des leider viel zu früh verstorbenen AG Mitglieds Hajo, der in Japan wie auch Deutschland nach wie vor noch viele Freunde hat. Dann kamen sie: Aus ganz Deutschland, vom Allgäu, von der Ostsee, vom Saarland und von Frankfurt/Oder reisten die japanischen Jugendlichen nach Berlin zu ihrem Abschlussprogramm. Und es gab viel zu erzählen. Die Freude, ihre japanischen Freunde wiederzusehen, war allen anzusehen. Begleitet wurden sie von vielen deutschen Jugendlichen, die es sich nicht nehmen ließen, ihre neuen Freunde mit einer großen Party zu verabschieden.

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Am nächsten Morgen hieß es, die Koffer in den LKW zu verladen, der diese nach Frankfurt brachte. Eigentlich sollte die Gruppe ihre Koffer im ICE mitnehmen, doch die Bahnverantwortlichen verreisen wohl immer ohne Gepäck, sonst wäre die Kofferladekapazität eines ICE-Waggons nicht so klein ausgefallen.

Wer schon mal auf Sightseeing-Tour in einer Großstadt war, weiß, wie müde man nach einem solchen Tag ist. Dachten wir. Die zahlreichen Tanzeinlagen auf der Sayonara-Party im Bildungszentrum der Berliner Sportjugend direkt neben dem Olympiastadion bewiesen uns das Gegenteil. Doch alles hat ein Ende. Auch die Sayonara-Party. Umarmungen, Versprechungen, sich bald zu schreiben und Tränen, Tränen, Tränen, als sich die deutschen Jugendlichen von ihren japanischen Freunden verabschiedeten. Dass dann im Jugendgästehaus in der Lehrter Straße doch noch weiter gefeiert wurde, beweist die Kondition der Jugendlichen.

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Jetzt machte sich das Mammutprogramm der letzten Tage bemerkbar. Diese Fahrt verbrachten die meisten schlafend. In Frankfurt gab es noch ein Mittagessen. Dann hieß es: „Sayonara Germany“. Doch der Blick geht nach vorne. Jetzt bereits laufen die Vorbereitungen für den 44. deutschjapanischen Sportjugend-Simultanaustausch im nächsten Jahr, wenn es wieder heißt: Yokoso – willkommen in Deutschland! Dieter Haug


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Impressum Herausgeber/Bezug über: Deutsche Sportjugend (dsj) im DOSB e.V. Otto-Fleck-Schneise 12 60528 Frankfurt am Main E-Mail: bestellungen@dsj.de www.dsj.de/publikationen Redaktion: Dieter Haug (Arbeitsgruppe Japan) Kaori Miyashita (dsj) Masako Tsuno (dsj) Oliver Kauer-Berk Gestaltung: Edith Heidler, Dieter Haug Berichte: siehe Heft Druck: Schöler Druck & Medien GmbH, Immenstadt im Allgäu www.schoeler-kreativ.de Bildnachweis dsj-Fotopool zum deutsch-japanischen Sportjugend Simultanaustausch

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Förderhinweis: Gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP) Auflage: Oktober 2016 Copyright: © Deutsche Sportjugend (dsj) Frankfurt am Main, Oktober 2016

Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung der Deutschen Sport­jugend ist es nicht gestattet, den Inhalt dieser Broschüre oder Teile daraus auf foto-, drucktechnischem oder digitalem Weg für gewerbliche Zwecke zu vervielfältigen. Gerne können die Texte für die Nutzung im Sportverein/-verband genutzt werden.



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