Ergebnisse des Medienteams zum dsj-Jugendevent jugend.macht.sport! Berlin 2017

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Ergebnisse des Medienteams


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Das dsj-Medienteam

Ein Team Das Medienteam für das dsj-jugendevent – jugend.macht.sport! 2017 stellt sich vor. 30 junge Engagierte aus sieben Mitgliedsorganisationen der dsj berichteten umfassend vom dsj-jugendevent – jugend.macht. sport! im Rahmen des Internationalen Deutschen Turnfests vom 03. bis 09. Juni 2017 in Berlin. Als Reporterinnen und Reporter hatten die Jugendlichen Zugang zum Medienbereich und eine offizielle Akkreditierung als Medienvertreter/innen. Unterstützt durch drei Journalist/innen des Pressenetzwerks für Jugendthemen e.V. (PNJ) gestalteten sie aktiv vor Ort mit und fassten täglich mit ihrem Tagesvideo die aktuellen Highlights auf der jugend.macht.sport!-Bühne zusammen.

Das dsj-jugendevent

Tanja Kasischke (PNJ), Gwendolin Koch, Jens Köhler, Fabian Lerch, Caren Münchenbach, Jonathan Muskat, Jan Papenfuss, Kai Peters, Saskia Pfeiffer, Sophie Rainer, Ferdinand Rökl, Christian Schneider (PNJ), Christiane Schulmayer, Partick Schwab, Stephanie von Sommoggy und Erdödy, Sabine Stangl, Eva Stübinger, Maria Stübinger, Dominik Wachholz, Robert Wahl, Valerie Weikert, Lisa-Marie Wergin, Laura Wickenheser, Katharina Wolf (dsj), Julia Wünsche, Thomas Wünsche, Ferdinand Zurek. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden auf den dsj-Kanälen auf Facebook, Youtube und der Internetseite festgehalten.

Das dsj-jugendevent ist das Schaufenster der Jugendarbeit im Sport und zeigt die große Vielfalt des organisierten Jugendsports in Deutschland. Viele Mitmach-Stationen der Mitgliedsorganisationen der Deutschen Sportjugend stellen ihre Sportarten vor und laden zu Bewegung ein.

Die jungen Redakteurinnen und Redakteure berichteten aus ihrer eigenen Sicht vom dsj-Jugendevent – jugend.macht.sport! und dem Internationalen Deutschen Turnfest. Daher spiegeln die Texte und Videos vor allem die Sicht der jungen Menschen wider und nicht unbedingt die Meinung der Deutschen Sportjugend.

Das dsj-Medienteam

Fotos und Videos

Das Medienteam waren: Sandra Bart, Tina Brandsch-Böhm, Isabel Daum, Robert Filgner (PNJ), Sandra Fröhlich, Svenja Grampp (dsj), Lisa Heigl, Santiago Hein, Felix Kalkuhl, Stephanie Karge,

Jan Papenfuss und Kai Peters sowie Dominik Wachholz und Robert Wahl gilt ein besonderer Dank, da die hier verwendeten Fotos überwiegend von ihnen zur Verfügung gestellt wurden.

Impressum Herausgeber: Deutsche Sportjugend im Deutschen Olympischen Sportbund e.V. (DOSB) Deutsche Sportjugend Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt am Main Tel.: 069/ 67 00 - 0 | Fax.: 069/ 67 02 69 E-Mail: info@dsj.de Gestaltung: Pressenetzwerk für Jugendthemen (PNJ) e.V., Bonn

www.dsj.de www.pressenetzwerk.de


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Das dsj-Medienteam

Auf die Plätze Ankunft in Berlin: Mein Name ist Gwendolin Koch, ich bin 18 Jahre alt und Mitglied der Deutschen Rollsport- und Inlinejugend. Im dsj-Medienteam bin ich über ein paar Ecken gelandet, deren Reihenfolge ich mittlerweile vergessen habe – aber ich bin froh, dass ich dabei bin. TEXT /// GWENDOLIN KOCH

Ich bin früh dran. Um vier Uhr klingelte der Wecker. Eineinhalb Stunden wird es noch dauern, ehe die Sonne als golden-glitzernder Ball neben der Autobahn aufgeht und den Himmel rosa färbt. Von der Auto-Rückbank tönt leises, dreistimmiges Schnarchen. Es geht nach Berlin zum jugend.macht.sport!-Jugendevent. Für mich heißt das: Eine Woche lang neue Sportarten kennenlernen, Workshops besuchen, Menschen treffen, durch den Trubel des Deutschen Turnfests taumeln und einen Haufen neue Erfahrungen machen. Erstmal meinen es die Autobahnen heute nicht gut mit uns. Aber die Hauptstadt ist eine Tatsache, daran können sie wenig ändern, und irgendwann sind wir doch da.

achten, der sich zwar erst lange nach mir angestellt hat, dafür aber dreißig Jahre älter ist als ich und eine Krawatte trägt. Dann endlich erklärt er mir in höflich-berlinerischer Art, dass ich meine Presseakkreditierung bei ihm leider nicht bekommen könne, das liefe anders mit den Jugendreportern, er halte sehr viel von der Organisation, das funktioniere alles prima, so sei das nun mal. Ich kratze mich am Kopf und laufe zurück zum Auto, werde nass, es regnet.

Ein Klasse(n) Schlafzimmer!

Berliner Schnauze

Die Weiterfahrt dauert weniger als zehn Minuten, dann sind wir im Oberstufenzentrum Körperpflege – zwei Worte, von denen ich nicht gedacht hätte, dass ich ihnen einmal in Kombination begegnen würde; es wird für die kommende Woche unsere Unterkunft sein. Unsere und die einiger hundert weiterer Jugendlicher, die sportbegeistert sind und aus ganz Deutschland anreisen. Ein Klasse(n) Schlafzimmer! Nach einer kurzen Anmeldung, „Deutsche Rollsport- und Inlinejugend“, sagen wir und unsere Namen, werden uns unsere Räume zugewiesen, „Nummer 17, Nummer 19“, Männlein und Weiblein getrennt. Hinter der Tür, die ich aufstoße, findet sich ein Raum, den ich als Klassenraum geschätzt hätte und als Schlafzimmer durchaus akzeptieren kann.

Wo wir schonmal dabei sind: Der Mann am Schalter ignoriert mich zunächst beflissentlich, muss fünf Minuten lang am Telefon Anekdoten erzählen und dann zuerst einen Mann be-

Ich bin früh dran. Abgesehen von mir und einer Ansammlung Stühle und Tische, die scheinbar auf die nächste Unterrichts-

Der Eingang Süd des Messegeländes ist voller Menschen, die versuchen, ihre Tickets abzuholen oder auch einfach nur einen Überblick zu bekommen. Manche probieren T-Shirts oder Jacken mit dem Turnfestlogo an, „wie bunt ist das denn?“, die kann man praktischerweise direkt dort erwerben. Größen und Farben werden kommentiert, man beschwert sich über die als zu hoch empfundenen Preise, das schlechte Wetter und die schlecht gelaunten Leute in der Bahn.


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stunde warten, ist der Raum leer. Ich stelle meine Tasche in die Ecke, blicke durchs bodentiefe Fenster auf den leeren Hof. In ein paar Stunden wird hier alles voller Menschen sein, manche in Trainingsjacken oder Kapuzenpullovern mit den Slogans ihrer Jugendverbände. Ich werde sicherlich von Sportarten lesen oder hören, deren Existenz mir nicht bekannt war, und in den kommenden Tagen werde ich sie vielleicht sogar ausprobieren. Die jungen Menschen in den Trainingsjacken und Kapuzenpullovern werden sich kennenlernen, durch Berlin wandern, Turnshows angucken, vielleicht Workshops zu internationalen Beziehungen im Sport besuchen, ihr Maskottchen beim Maskottchenlauf anfeuern, in der Juniorteamchallenge antreten. Hoffentlich haben sie Spaß. Vielleicht sind sie Freunde geworden, wenn sie in einer Woche wieder abreisen. Ich überlege, meine Isomatte auszurollen, entscheide mich aber dagegen. „14 Uhr: Medienteambriefing“, sagt meine mentale Checkliste. Das ist in fünf Minuten. Ich atme einmal tief durch. Mögen die Spiele beginnen.


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Das dsj-Medienteam

Sportliche Wettkämpfe, sportliche Unterkunft Während tagsüber die Sportler auf dem Olympia- und Messegelände zu Hochtouren auflaufen, bringt die nächtliche Unterkunft im Schulgebäude für einige Jugendliche Herausforderungen mit sich. TEXT /// JENS KÖHLER

Schlafen mit bis zu acht weiteren Sportlern in einem Raum erwartet die Teilnehmer am Oberstufenzentrum Körperpflege, einer Berufsschule in Berlin-Charlottenburg. Dort sind wir untergebracht. Wie muss man sich den Schlafplatz genau vorstellen? Bereits zu Beginn des dsj-jugendevents erfuhren alle Teilnehmenden, dass sie einen Schlafsack und eine Luftmatratze mitzubringen hatten. Wir stellten uns auf campingähnliche Zustände ein. Für die Dauer des Internationalen Deutschen Turnfests heißt es Übernachten im Schulraum mit mehreren Sportlern, jeder in seinem Schlafsack.

Wenn man sich nicht schon durch den Schlafort an alte Zeiten zurückerinnert, kommen einem spätestens beim Frühstück Gedanken über seine Schulzeit: Ein Frühstücksraum im Mensa-Style, Frühstücksdienst durch Teilnehmende, Schlange stehen für Brötchen und Reinigen des Geschirrs. Die abendlichen Gespräche vor dem Schulgebäude und der Austausch auf dem Gang bieten einen intensiven Austausch zwischen den Sportarten und den unterschiedlichen Persönlichkeiten der Teilnehmenden. Was beweist: Sport bedeutet auch Kontakte knüpfen und soziale Teilhabe.

Frühstück im Mensa-Style Auch Duschen erforderte von den Jugendlichen ein Mindestmaß an Flexibilität. Nach einem mehrminütigen Fußmarsch über den Schulhof erreicht man den Sanitärbereich, denn er ist im Nachbargebäude. Das anschließende morgendliche Ritual ist buchstäblich eine Wechseldusche, mal mit warmen und auch mal mit kaltem Wasser.

Schlafen, wo andere sonst lernen. Das „OSZ Körperpflege“ erforderte Flexibilität – vor allem auf dem Weg über den Schulhof zur Dusche.


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„Sport bedeutet auch soziale Teilhabe“ Ab auf die Isomatte! Übernachten, wo andere lernen, auf einer Isomatte zwischen Stühlen und Pulten eines Klassenzimmers. Gemütlich? Patrick Schwab vom Team Special-Olympics Thüringen fühlt sich wohl. Ausgeschlafen schildert er ein paar Eindrücke von der nicht-alltäglichen Unterkunft. TEXT /// PATRICK SCHWAB

Mein Zimmer liegt im dritten Stock und hat die Nummer 331. Klingt doch fast wie im Hotel. Ist es aber nicht. Ich schlafe in einer Schule. Wir sind elf. Wie beim Fußball. Sportler sind wir. Vier Kölner, ein Bremer, drei aus Baden-Württemberg und drei Thüringer: Matze, Jens, Patrick. Das bin ich. Eine ähnliche Situation hatte ich schon einmal, bei einer Sportveranstaltung in Karlsruhe. Damals übernachteten wir in einer Turnhalle. Ich muss sagen, das gefiel mir noch besser, denn die Duschen waren im gleichen Gebäude. Ein kurzer Weg. In Berlin sind sie es nicht, da muss man über den Hof in ein anderes Gebäude, wenn man sich morgens frisch machen will. Die Schule ist eine Berufsschule für Körperpflege, aber bis zu den Duschen ist es weit, das ist schon lustig.

Schlafen geht, ich habe einen tiefen Schlaf, ab auf die Isomatte und gut. Mit einem der Jungs aus Baden-Württemberg habe ich mich unterhalten, der spielt Handball wie ich. Er ist auch im Team von Special Olympics. Was mich daran erinnert: Ich muss langsam los zum Training.


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Selbst ist der Reporter

Selbst ist der Reporter! Das Schöne, wenn man mittendrin ist: selbst ausprobieren. Die Reporterinnen und Reporter des dsj-Medienteams waren aktiv und schildern ihre Erlebnisse.

Das Leben als Schachfigur TEXT /// ISA DAUM UND CAREN MÜNCHENBACH

Eine Schachfigur durchlebt in jeder Partie eine Reihe an Emotionen: Anspannung, Angst, Freude und manchmal auch ein Gefühl der Unbefriedigtheit. Carl Haberkamp und Sarah Hund von der Deutschen Schachjugend sind die Teamleiter des Lebendschachs. Wir sind an diesem Nachmittag im Team von Carl, bei den schwarzen Spielfiguren. Das haben wir uns so ausgesucht. Uns gegenüber steht folglich die Mannschaft von Sarah. Caren kennt die Regeln, hat aber noch nie eine Partie gewonnen. Nicht mal früher gegen ihren Opa. Für Isa ist der Selbsttest im Schach ein absolutes Neuland. Dafür legt sie gleich richtig los: Als schwarze Königin. In der Anfangsphase heißt es erst einmal abwarten, in welche Richtung sich das Spiel entwickelt. Das Belauern bis zum ersten Angriff. Der häufig

unterschätze Bauer kann sich zu einer wichtigen Figur entwickeln, die den König schützt. Bis es soweit ist, zieht sich das Spiel in die Länge. Für uns bedeutete das, uns in Geduld zu üben. Taktik will trainiert sein. Es hat seinen Sinn, dass die Spielfiguren normalerweise keine echten Menschen sind. Die erste Figur, die geschlagen wird, ist der Läufer: Caren, die als Leichtathletin sonst unschlagbar ist. Nach kurzer Zeit im Aus, holt Carl sie aufs Feld zurück, als Bauer. Der Teamleiter der Schachjugend steigt selbst aus, weil er dann den Überblick am besten behält. Unser Adrenalinpegel steigt. Jetzt passiert etwas. Eine Mischung aus Angst und Anspannung, selbst geschlagen zu werden, macht sich breit. Gleichzeitig verspürt man Freude, wenn das eigene Team den Gegner unter Zugzwang setzen kann. Das macht es auch.


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Je weiter das Spiel fortschreitet, desto schneller wechselt die Gemütslage jeder einzelnen Figur. So empfindet die Königin innerhalb von zwei Zügen nicht nur das Gefühl mächtig zu sein, sondern auch das einer Hilflosigkeit: Denn auch die wertvollsten Spielfiguren werden manchmal, genauso wie der einfache Bauer, zum Schutz des Königs geopfert. Man kann sich also nie richtig sicher fühlen.

Doch für uns endete das Spiel mit einem Unentschieden, da weder Sarah noch Carl ihren Gegner Schachmatt setzten konnten. Damit musste keiner die Schmach tragen, verloren zu haben, jedoch kam trotzdem keine Freude auf. Somit sammelten wir zwar neue Erfahrungen, da wir beide selbst noch nicht so häufig Schach gespielt haben, aber gingen mit einem leichten Gefühl der Leere vom Feld.

Schach? Das ist eine Sportart? Ein Kommentar TEXT /// G WENDOLIN KOCH

Die Frage hat fast jeder schon einmal gehört oder stellt sie sich vielleicht gerade. Viele der jungen Sportler/ innen, die am zweiten Tag des jugend.macht.sport!events als Figuren beim Lebendschach mitmachten, wirkten ähnlich verwirrt; kaum jemand kannte die Regeln oder wusste, wie er oder sie sich als Springer, Läufer oder Turm bewegt. Und „was zum Henker ist C4?“. Es ist wenig überraschend, dass Handballer, Leichtathleten und Turner wenig Bezug zu Schach, vor allem zu Schach als Sportart haben. Für sie ist Sport etwas Physisches. Schach dagegen ist etwas, das alte Männer im Park spielen. Die Schachjugend, die die Mitmachaktion veranstaltet, ist sich dieses Unterschieds bewusst: Auf ihren T-Shirts steht groß „Hochgeistungssport“.

Taktische Höchstleistungen Was mich als Rollhockeyspielerin, die sich die oben genannte Frage auch schon einige Male gestellt hat, am gestrigen Event jedoch fasziniert hat, ist eine Erkenntnis: Während der Partie wurde mir immer klarer, wie ähnlich Schach vielen Mannschaftssportarten auf einer gewissen Ebene doch ist. Die einzelnen Figuren

– auch wenn sie nicht selbst handeln, sondern alle von der gleichen Person gelenkt werden – verhalten sich wie die Mitglieder einer Mannschaft. Sie decken sich gegenseitig, stecken ein, damit ein Anderer einen Spielzug vollziehen kann. Sie funktionieren als ein Teil eines Teams, das ein gemeinsames Ziel verfolgt. Taktik, die Bestandteil so vieler Sportarten ist, scheint beim Schach in besonders hoch konzentrierter Form vorhanden. Die Anforderungen an einen Schachspieler sind Teil der Anforderungen an fast jeden Sportler. Das vergisst man gerne und denkt bei Sport nur ans Schwitzen. Ich denke, wir kraftraumgehenden Prolls sollten unseren inneren Schachspieler finden und sicherstellen, dass der mal ein Wörtchen mit unserem Sportlerego redet.


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Selbst ist der Reporter

Ein Perspektivwechsel Was für mich ein einmaliges Erlebnis war, erleben Rollstuhlfahrer tagtäglich. Für sie werden selbst die einfachsten Handlungen, etwa eine Stufe im Treppenhaus zu überwinden, zu Herausforderungen. TEXT /// SANDRA FRÖHLICH UND MARIA STÜBINGER

Auf dem Internationalen Deutschen Turnfest in Berlin ist auch die Deutsche Behindertensportjugend (DBSJ) vertreten. Sie bietet den

Besuchern der Messe die Möglichkeit, einen – auf den ersten Blick – recht simplen Parcours mit dem Rollstuhl abzufahren: Kurven, Slalom, die Kante einer Matte, eine Rampe.

Immer in die Reifen greifen Dass das Ganze dann doch nicht so einfach ist, durften wir vom dsj-Medienteam am eigenen Leib erfahren. Schon beim Losfahren eröffneten sich mir die ersten Schwierigkeiten mit der Koordination. Sehr zum Leidwesen der Hütchen, um die ich fahren sollte, die leider des Öfteren dran glauben mussten - und unter meine Räder gerieten. Einige Meter weitergerollt, klappte das Ganze schon besser. Allerdings kam gleich im Anschluss eine kleine Erhöhung: Vorbeugen, Schwung holen, mit Kraft die Kante überwinden, den Moment des Fast-Herzinfarkts überleben, dass der Rollstuhl mitsamt mir nicht nach hinten umkippt. Nach einigen Anläufen kam ich drüber. Nach einer Drehung auf der Stelle ging es dann auch schon weiter auf eine Rampe, was genauso anstrengend war. Einerseits durfte ich die Reifen nicht loslassen, da ich sonst nach hinten gerollt wäre, andererseits musste ich umgreifen, damit ich vorwärts komme. Mein Highlight war der Schluss, als ich aus dem Rollstuhl auf einen Basketballkorb geworfen habe. Für mich als ehemalige Basketballspielerin war das sehr ungewohnt, denn die Sprungkraft, die man normalerweise beim Werfen nutzt, fehlt völlig. Aber: Ich habe auch aus dieser ungewohnten Position getroffen. Der Parcours insgesamt war sehr interessant, lehrreich und hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Ich kann jedem empfehlen, sich einmal in die Lage eines Rollstuhlfahrers hineinzuversetzen.


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Gut getroffen TEXT /// THOMAS WÜNSCHE

Normalerweise bin ich Fisch, heute war ich Schütze. Ich habe Sportschießen getestet. Ich hatte nicht zum ersten Mal ein Gewehr in der Hand, allerdings ist das länger her und war nur zur Gaudi. Beim Volksfest in meiner Heimatstadt Straubing habe ich mich an einen Schießstand gewagt, Scheibenschießen. Damals hab ich getroffen. Vielleicht gelingt mir das nochmal. Heute bin ich auf dem Internationalen Deutschen Turnfest in Berlin an einem Schießstand der Deutschen Schützenjugend. Es interessiert mich, wie zielsicher ich noch bin. Zu Beginn hat mir ein Mitglied der Schützen ausführlich erklärt, wie ich mit einem Gewehr umzugehen habe: Beine auseinander, fester Stand, kontrollieren, ob

Kimme und Korn an der Waffe übereinstimmen, abdrücken. Zuvor wurde ich noch darauf hingewiesen, dass ich nicht allzu lang zögern sollte. Denn je länger man wartet, desto schneller lässt die Konzentration nach. Nachdem ich ins Schwarze traf, überreichte man mir eine Tüte voller Geschenke. Was da drin war? Verrate ich nicht, probiert es einmal selbst aus mit Sportschießen. Ich jedenfalls habe nach Jahren ohne Übung im Schießen die Begeisterung für diese Sportart (wieder-)gefunden.

Kenne ich mein Limit?

TEXT /// EVA STÜBINGER

Alles ist doppelt. Man traut den eigenen Augen nicht mehr. So fühlte sich fast jeder Teenager schonmal nach einer Party. Die wenigsten kennen ihr Limit in Bezug auf Alkohol. Mitarbeiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) fragen junge Turnfest-Besucher daher gezielt: „Alkohol? Kenn dein Limit.“ Ihr Stand verwandelt sich in einen Hindernisparcours für den, der sich die Promillebrille aufsetzt. Sie simuliert einen Alkoholpegel von 0,8 bis 1,2 Promille. Kenne ich mein Limit? Ich habe mich für das dsj-Medienteam an diesen Test gewagt und erlebt, wie es sich anfühlt, nicht nüchtern zu laufen.

Das beklemmende Gefühl wirkt nach Erster Test: Auf einer geraden Linie laufen. Das hört sich einfach an, ist hinter der Promillebrille aber eine echte Herausforderung. Meine Füße sehe ich nur noch verschwommen. Endlich bin ich am

Ziel, das beklemmende Gefühl aber wirkt nach. Nachdem man die Linie überwunden hat, kommt man an einen Tisch und soll entweder ein Schloss mit einem Schlüssel öffnen oder Bauklötze nach Formen und Farben sortieren. Ich mache das. Mir wird klar, wie schwer es ist, in angetrunkenem Zustand Situationen aus dem Alltag zu meistern. Mit ein wenig Alkohol intus läuft es sich weniger gut. Ohne Promillebrille sieht die Welt scharf aus, mit Brille verschwommen, man fühlt sich einfach nicht mehr sicher. Jetzt kenne ich mein Limit. Auf genau das will der Stand aufmerksam machen und die Besucher warnen, es nicht mit dem Alkohol zu übertreiben, weder während des Turnfests noch auf der nächsten Feier zu Hause. Denn Alkohol, das gibt die BZgA den jungen Besuchern mit auf den Weg, macht auch süchtig.


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Im Portrait

„Akrobatik ist einfach der coolste Sport!“ Johanna ist mit der Akrobatikgruppe Memeza auf dem Internationalen Deutschen Turnfest in Berlin. Ihre Künste sind während der TuJu-Show zu bewundern. Sandra Bart und Stephie von Sommoggy vom dsj-Medienteam haben sie getroffen und interviewt.

TEXT /// SANDRA BART UND STEPHIE VON SOMMOGGY

Was bedeutet es für dich, Teil des Turnfestes zu sein? Es ist schön dabei zu sein und ein Ziel zu haben, für das man zusammen stundenlang intensiv trainiert. Außerdem macht es immer viel Spaß, mit der ganzen Gruppe unterwegs zu sein! (lacht) Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, Johanna, und viel Spaß bei euren Auftritten. Eine letzte Frage: Was wäre, wenn jemand während der Show herunterfällt, bzw. etwas schief läuft? (lacht) Das passiert einfach nicht! Spaß bei Seite, bei Akrobatik werden Figuren solange mit Hilfestellung geübt, bis sie sitzen.

dsj: Seit wann machst du Akrobatik und warum genau diesen Sport? Johanna: Ich habe mit 15 Jahren in einer Zirkusgruppe angefangen. Für mich ist das Allerschönste das Miteinander, das Vertrauen untereinander, die Verantwortung, die man übernehmen, aber auch abgeben muss, und die Gänsehaut, die man jedes Mal auf der Bühne hat. Außerdem ist Akrobatik super für den Körper. Man trainiert Körperspannung, Kraft, Koordination, Balance, Orientierung und man bekommt ein ganz spezielles Gefühl für den eigenen Körper. Mit welcher Akrobatikgruppe bist du diese Woche in Berlin? Die Gruppe Memeza ist aus Markt Schwaben, besteht aus 22 Akroba-

ten, davon sind sieben männlich. Diese Woche zeigen wir unser Showprogramm „Akrocalyptica“ in Kooperation mit der Abteilung TeamGym des SV Bruckmühl. Dadurch besteht unsere Auftrittsgruppe aus 37 Aktiven im Alter von acht bis 32 Jahren. Bist du das erste Mal auf dem Internationalen Deutschen Turnfest? Nein, ich war mit Memeza schon 2009 in Frankfurt dabei. Wie habt ihr euch auf das Turnfest vorbereitet? Memeza selbst hat ganz normal zweimal wöchentlich trainiert und fünf Wochenenden haben wir uns zusammen mit dem SV Bruckmühl vorbereitet.


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Kiwigrüne Ameisen Ohne Volunteers ist eine Veranstaltung wie das Internationale Deutsche Turnfest nicht möglich. Ein paar von ihnen haben die Reporterinnen und Reporter des dsj-Medienteams getroffen. Für eine Veranstaltung wie das Internationale Deutsche Turnfest benötigt man nicht nur eine gute Organisation, sondern auch viele fleißige Helfer, die dazu beitragen, dass alles funktioniert. Hierfür gibt es auf dem Internationalen Deutschen Turnfest eine große Anzahl an Volunteers – gut erkennbar an den kiwigrünen T-Shirts. Sie engagieren sich ehrenamtlich und sorgen dafür, dass alles läuft. So auch Selina Teuber (19), Anna Lecaillier (22), Julia Kern und Alexandra Mattig (beide 24). Die vier Studentinnen aus Freiburg, die kaum Erfahrung als Volunteers hatten, nahmen ein Angebot von ihrer Universität wahr, fünf Tage nach Berlin zu fahren und bei der Stadiongala zu helfen. Dort sind sie dafür zuständig, die beweglichen Bühnenelemente an den richtigen Platz zu rücken.

TEXT /// MARIA STÜBINGER, SANDRA FRÖHLICH, EVA STÜBINGER UND THOMAS WÜNSCHE

Eine super Atmosphäre Am Anfang stand für die Mädels der Aufenthalt in Berlin im Vordergrund. „Wir kannten das Internationale Deutsche Turnfest vorher nicht und hatten davor auch nichts mit Turnen zu tun“, erzählt Anna. Mittlerweile haben sie das Deutsche Turnfest kennengelernt und sind begeistert. Besonders faszinieren die Freiburgerinnen die vielen verschiedenen Sportarten. Sie schwärmen auch von der „super Atmosphäre“. Alexandra ergänzt: „Man muss auf jeden Fall die Stadiongala miterleben und die zahlreichen Mitmachangebote ausprobieren.“ Damit meinen sie Sportarten wie Fechten, Segeln, Behindertensport und vieles mehr. „Sportarten, auf die man normalerweise gar nicht kommt“, fügt Julia hinzu.

Lassen die Uni mal hinter sich (v.l.n.r.): Selina Teuber, Anna Lecaillier (beide Marketing), Alexandra Matting (Sportmanagement) und Juila Kern (Marketing) unterstützen auf dem Berliner Messegelände.


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Play-Fair Turniere

Play-Fair Turniere Sie sind ein Herzstück der Beteiligung aller am Sport und tragen zu dem entscheidenden Verständnis von Fairness im Umgang untereinander bei: die Play-Fair Turnieren des dsj-jugendevents – jugend.macht.sport! Gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen und Sportvereinen wurden Play-Fair Turniere an unterschiedlichen Orten in Berlin und Potsdam angeboten. Das dsj-Medienteam hat genauer hingeschaut.

Aufhelfen, wenn einer am Boden liegt TEXT /// JENS KÖHLER

Fairness, Respekt und Wertschätzung sind die Grundwerte des Sports. In diesem Sinne werden im Rahmen des dsj-jugendevents Turniere in verschiedenen Sportarten gespielt und dabei der Fairplay-Aspekt in den Vordergrund gestellt. Den Anfang machte am Samstag und Sonntag der USV Potsdam mit dem Rugby-Sport. Nach zwei spannenden Wettkampftagen zog Potsdams Sportdirektor Robby Lehmann ein erfolgreiches Fazit. „56 Mannschaften, fünf Altersklassen und fast 1.000 Leute am Start. Es war sehr schön“, zeigt sich Robby Lehmann begeistert. Dabei kam der Verein nur durch Zufall in die dsj Play-Fair Reihe hinein. „Wir sind durch eine Werbeaktion der dsj auf die Turniere aufmerksam geworden. Die Werte wie Fairplay, Leidenschaft sowie Gemeinschaft sind uns wichtig. Da haben wir gesagt, dass passt bestens zur Idee der dsj.“ Stellt sich die Frage, wo Respekt und Wertschätzung im Rugby auftauchen. Robby Lehmann fallen sofort Beispiele ein: „Fairplay heißt für mich, dass man im Spiel hart miteinander umgehen kann, aber trotzdem dem Gegner die Hand gibt, ihm aufhilft, wenn er am Boden liegt und dann gemeinsam weiterspielt.“

Der Weltverband „World Rugby“ hat daher auch Fairplay auf seiner Spielcharta festgeschrieben: Die Grundpfeiler des Rugbys sind Freude am gemeinsamen Spiel; Mut und Geschicklichkeit; Liebe für einen Mannschaftssport, der das Leben aller Beteiligten bereichert; lebenslange Freundschaften, die durch die Begeisterung für das Spiel geschmiedet werden. Gerade wegen der betonten physischen und sportlichen Anforderungen ist eins wichtig: Fairness, Respekt und Wertschätzung. Diese Play-Fair Turniere im Rahmen des dsj-jugendevents sind besondere Turniere zum Mitmachen. Am Ende werden die fairsten Spieler bzw. das fairste Team gekürt. Nach zwei Tagen attraktiven Nachwuchsrugbys wurden in Potsdam in der U10 und der U8 der FC St. Pauli und in der U12 der Berliner RC zum fairsten Team des Turniers gewählt. In den folgenden Tagen wird auch im Streetball, Pétanque, Squash und Beachhandball das fairste Team gekürt. Die – sportlichen – Sieger der jeweiligen Altersklassen: U8: U10: U12: U14: U16:

Berliner SV und Stahl Brandenburg RK Heusenstamm Berliner RC Berliner RC Berliner RC


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Sportsgeist trotz Schlammschlacht TEXT /// STEPHANIE KARGE

Sieg. In allerletzter Spielminute holten sich die Jungs in rot-grün gestreift den Pokal des Play-Fair Rugbyturniers am Neuen Palais in Potsdam. So wie der Regen ununterbrochen vom Himmel fiel, fiel die Last von den Schultern der Spieler des Rugby-Klubs Heusenstamm und ihrer Zuschauer. Dem Wetter zum Trotz feierte das Team der U10 den Sieg mit einer Rutschpartie im Schlamm.

Dreckige Kleidung ist Nebensache Wie kleine Pinguine nahmen die Spieler um Mannschaftskapitän Alex Anlauf, um dann ausgelassen mit einem Hechtsprung über die nasse Erde in Richtung der jubelnden Trainer und Eltern zu schlittern. Dreckige Kleidung – Nebensache. Nebensächlich schien für einen Moment auch der Sieg über den starken Gegner SC Germania List aus Hannover. Ganz im Sinne des Fairplays verabschiedeten sich die Spieler beider Teams mit einem für Zehnjährige kräftigen Handschlag und ließen sich durchnässt auf einem Gruppenbild verewigen. Zur Siegerehrung überraschten der zehnjährige Kapitän Alex und sein Teamkollege Mika, während sie den Siegerpokal entgegen nahmen, mit einer besonders fairen Geste: „Wir bedanken uns bei unserem starken Gegner Germania List für dieses tolle Spiel.“ Großartig!

Gemeinschaft kennt kein schlechtes Wetter TEXT /// LENA KÜSTER

DAS nennt man Feeling! Der Regen strömt. Alle sprechen durcheinander. Es werden geheime Spieltaktiken besprochen, eine Gruppe von Kindern fängt lauthals an zu singen und die stolzen Eltern feuern ihre kleinen Helden an. Die Spannung ist auf ihrem Höhepunkt. Herzlich Willkommen in Potsdam beim ersten Play-Fair Turnier im Rugby. Umgeben von lauter Regencapes, Schlammpfützen und durchnässten Trikots, spürt man eine eher ausgelassene Stimmung. Frust? Mangelnde Motivation? Fehlanzeige! Auf den Spielfeldern im Park Sanssouci geht es familiär zu. Hier kümmert sich jeder um jeden: Ob die Mütter der Spieler nun Kaffee und Kuchen an alle Zuschauer verkaufen oder Kinder sich liebevoll Wärme spenden, man merkt schnell, dass es nicht nur darum geht, das Spiel zu gewinnen. Es geht um Leidenschaft, um Fairness und darum, eine Gemeinschaft zu sein!


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Play-Fair Turniere

Fairness bekommt (k)einen Korb Streetball ist die perfekte Disziplin für ein PlayFair-Turnier. Der prinzipielle Unterschied zwischen Streetball und Basketball besteht darin, dass es beim Streetball keinen Schiedsrichter gibt. Umso wichtiger, dass die Spieler fair sind und aufeinander achten.

Auf den ersten Blick sind Streetball und Basketball nicht auseinanderzuhalten. Sogar der Ball ist der gleiche. Dafür fehlt der Schiedsrichter – umso mehr Fairness ist bei den Teams gefragt.

TEXT /// SANTIAGO HEIN

Streetball ist die perfekte Disziplin für ein Play-Fair-Turnier. Der prinzipielle Unterschied zwischen Streetball und Basketball besteht darin, dass es beim Streetball keinen Schiedsrichter gibt. Umso wichtiger, dass die Spieler fair sind und aufeinander achten. Vor der Kulisse des Brandenburger Tores steht eine Menschentraube. Kinder, Jugendliche und sogar Erwachsene haben sich für das Play-Fair-Streetballturnier an diesem Nachmittag gemeldet – trotz der heißen Temperaturen und obwohl das Spielfeld in der prallen Sonne liegt. Einige der Spieler tragen Sonnenbrillen. Auch ich kann nicht anders, als ein paar Körbe zu werfen. Ich komme schließlich aus dem Basketballsport. Und wann komme ich wieder dazu, am Brandenburger Tor Streetball zu spielen?! „Fair Play bedeutet für mich, dass man die anderen Spieler respektiert und nicht foult, um den eigenen Spielzug durchzusetzen“, sagt mir ein Jugendlicher, als wir uns zwischen zwei Begegnungen ausruhen. Sein Shirt weist ihn als Teamer der Streetballjugend aus. In Teams 3 gegen 3 finden die Turniere statt. Ein Spiel ist vorbei, wenn eine Mannschaft entweder innerhalb der Spielzeit mehr Körbe geworfen hat, oder zuerst eine gewisse Anzahl an Körben geworfen hat.

Zur Siegerehrung gehört ein Bewertungsbogen Am Ende des Spiels müssen die Spieler einen Bewertungsbogen ausfüllen, in dem sie das gegnerische Team nach Fair Play, Sportlichkeit und Freundlichkeit bewerteten. Das Team, welches besser bewertet wird, gewinnt das Turnier. Das zeigt, dass es im Sport nicht nur um Punkte und den Vorteil für die eigene Mannschaft gehen sollte, sondern um Achtsamkeit und vor allem Spaß am Spiel. Für mich war das Playfair-Turnier jedenfalls Ansporn, nicht immer nur auf die Punkte zu schauen. Fairness gewinnt - immer! Wenn mein Team zwar weniger Punkte, aber trotzdem fairer gespielt hat, sind wir Sieger.


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„Fairness ist der wahre Sieger“ Hier wurde fair gespielt: Rugby, Streetball, Pétanque (Boule), Squash und Beachhandball


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Juniorteam-Challenge

Wir sind vorreiter!

Erstmals für alle: Die Juniorteam-Challenge Neun Stationen, 20 teilnehmende Verbände, eine Premiere, unendlicher Teamgeist. Die Juniorteam-Challenge des dsj-jugendevents – jugend.macht.sport! findet zum ersten Mal statt. Junge Sportler/innen kämpfen ehrgeizig aber auch mit viel Spaß um Punkte. Nebenbei entdecken sie einen Trendsport aus Finnland für sich. Drei dsj-Reporterinnen sind mittendrin. TEXT /// LENA KÜSTER, ISA DAUM UND CAREN MÜNCHENBACH

Ein Juniorteam ist ein Zusammenschluss junger Engagierter einer Sportart oder auch eines Bundeslandes. Dadurch hat die Jugend in ihrer jeweiligen Organisation mehr Gewicht. Die Teams messen sich heute in Leichtathletik, im Handball, Volleyball, Basketball, Spikeball, außerdem dürfen sie Squash spielen, fechten, sich im Boule versuchen sowie einen neuen Trendsport aus Finnland kennenlernen. Nicht nur uns, eine Handballerin und eine Kanutin, erwartet mit unseren Teams nun ein Wechselbad der Gefühle. Am ersten Stand ist die Aufregung am höchsten, ausgerechnet beim Fechten, das uns völlig fremd ist. Doch das entspannte Team der Fechter erleichtert uns den Einstieg in die Challenge: Sympathische Leute, die uns locker einweisen und kleine Regelwidrigkeiten mit Humor nehmen. Am Stand der Squashjugend steht wiederum ein Einzelkampf an, ganz im Gegensatz zur Team-


19 balls dargestellt. Das garantiert viel Spaß, aber auch einen hohen Ehrgeizfaktor, was zur Steigerung des Teamgeistes maßgeblich beiträgt. Hochmotiviert geht es weiter zur folgenden Station. Beim Handball wird dieser Teamgeist weiterentwickelt, denn um das Team bestmöglichst aufzuteilen, müssen Stärken und Schwächen der Teammitglieder erkannt und genutzt werden. Der zweiteilige Aufbau verlangt einerseits Können im Prellen, andererseits Glück im Torwandwerfen. Daraus resultieren bunt gemischte Gefühle bei den Teams.

Ein Sport zum Pferde zählen Die Pferdesportjugend vermittelt an ihrer Station den Wert des Miteinanders. Hobby Horsing heißt ein neuer Trendsport aus Finnland. Die Spieler „reiten“ auf Steckenpferden durch einen Hindernisparcours. Ergänzend werden Schätzfragen gestellt: Wieviel Wasser trinkt ein Pferd täglich? Es sind 40-60 Liter. Das Quiz steigert den Spaßfaktor des gesamten Teams und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Im Anschluss googelt fast jeder Spieler die Angaben auf seinem Smartphone. Am Stand der Boccia-Boule- und Pétanque-Jugend herrscht eine leichte, witzbereicherte Atmosphäre. Wieder gilt: Team gegen Team. Wieder stellt sich die Frage: Können oder Glück? Dennoch führt die ausgelassene Stimmung zu einem positiven Wir-Gefühl in den Gemeinschaften. An der Station der Leichtathletik-Jugend heißt es: Fakten schaffen. Hier kann man nur mit handfesten Messungen überzeugen. Wie schon bei den Handballern gilt es, die Teammitglieder in den Hauptdisziplinen der Leichtathletik: Springen, Werfen, Laufen, strategisch einzusetzen. Dies ist kein Bundesjugendspiele-Niveau! Der zügige Durchlauf, aber auch der direkte Vergleich der Teammitglieder miteinander, steigern die Motivation. Alle für einen, einer für alle – und alle zusammen. Wie bunt ist das denn? Wir halten fest, dass die Juniorteam-Challenge nur Gewinner hervorbrachte. Der Wettbewerb entwickelte sowohl die Mannschaftsstärken der Teams weiter, als auch ihren Erfahrungsschatz um andere, zuvor unbekannte Sportarten. mission beim Fechten. Ein Freiwilliger tritt an. Die Juniorteams fiebern oder leiden mit, denn hier läuft es entweder top oder eben gar nicht. Am Ende der Station macht sich entweder ein Gewonnen hat die Challenge die Deutsche Handballjugend vor Team #3 der Sportjugend Schleswig-Holstein und der starkes Siegesgefühl oder bittere Enttäuschung in allen breit. Saarländischen Sportjugend. Die Siegerehrung fand in der gemeinsamen Unterkunft der jugendevent-Teilnehmenden statt. Basketball: Passt der Pass? Aber nicht nur die besten drei Mannschaften durften sich über Bei der folgenden Station, dem Sitzvolleyball, steht wiederum der pure Teamgeist im Mittelpunkt. Gerade diese besondere Art des kleine Preise freuen, alle weiteren Platzierten bekamen eine Volleyballs bereitet allen viel Freude, da man mit anderen Teams Urkunde und ein Geschenk. in Kontakt tritt und den direkten Vergleich zum Gegner hat. Beim Sitzvolleyball kommt es mehr auf das Fingerspitzengefühl an als auf Erfahrung. Alle Spieler haben denselben Stand – oder: Sitz. Bei der Basketballjugend heißt es danach: „Augen zu und durch!“ Jeder hat die Chance, seinen Teil zum Erfolg des Teams beizutragen, ob es nun Sitzwürfe, blindes Dribbling oder Drei-Punkte-Würfe sind. Eins ist sicher, hier wird die komplette Vielfalt des Basket-


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Stürmisches und Bewegendes: im Austausch zu Gemeinsamkeiten Internationaler Jugendaustausch gehört auch auf dem dsj-Jugendevent ins Programm. Im Rahmen des Internationalen Deutschen Turnfests sowieso. Am 8. Juni stellten sich die bilateralen Organisationen In der Aktionsarena vor. Vor Ort: ConAct (Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch) DFJW (Deutsch-Französisches Jugendwerk) DPJW (Deutsch-Polnisches Jugendwerk) Tandem (Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch) Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch Gemeinsam mit Stephan Höller, dsj-Referent Internationale Jugendarbeit im Sport, begleitete Gwendolin Koch vom Deutschen Rollsport und Inline-Verband e.V. die bunte Truppe. TEXT /// GWENDOLIN KOCH

Ein heftiger Wind weht durch den Olympiapark und lässt meine Bluse flattern. Die Erde riecht nach dem Regen der letzten Tage und dem der nächsten Stunde. Es ist schwül und ich spät dran. Vor dem Glockenturm streckt mir Stephan Höller die Hand entgegen und sagt freundlich: „Hallo.“ Wir fahren mit dem Aufzug hoch; manche versuchen, eine Treppe zu finden – und scheitern. Faulheit lohnt sich. Stephan Höller ist hier Betreuer des deutsch-israelischen Jugendaustauschs und besucht mit seiner Gruppe das dsj-Jugendevent – jugend.macht.sport! Der internationale Jugendaustausch ist fester Bestandteil im Programm der dsj. Oben angekommen sieht man halb Berlin und heute fliegen einem die Haare dabei wild um die Ohren und ins Gesicht. Die Leute werfen schiefe Blicke auf den Roller, den ich heute als Transportmittel benutze und wie ein Wanderbündel geschultert habe. Eine ca. 20-köpfige Gruppe von 18- bis 25-jährigen Israelis und Deutschen steht verteilt am Geländer. Manche sprechen Deutsch, manche Hebräisch, viele Englisch. Es wird gelacht,

nicht demonstrativ und laut, eher so, wie unter Freunden gelacht wird. Keiner wirkt, als wolle er nicht hier sein.

Kultureller Blickwinkel Ich stelle mich zu zwei ruhiger wirkenden jungen Frauen und frage sie nach ihrer letzten Woche. Sie seien erst seit Donnerstag hier, antwortet die eine, Karolin Kuse ist ihr Name, „nette Alliteration“. Sie macht Judo und ist sehr engagiert, wie ich später rausfinde. Gemeinsam mit einer weiteren deutschen Teilnehmerin, Lisa Rosenberger, erklärt sie, sie seien hauptsächlich wegen der Workshops hier, sehr interessiert an Geschichte und dem kulturellen Blickwinkel auf diese. Daran, wie Sport sich auf einen Austausch im Schatten solch großer historischer Bürden auswirke. Es sei ein bisschen schade, dass die Israelis anfangs eher an Shopping und Ähnlichem interessiert gewesen seien. Sie hätten hauptsächlich Berlin sehen wollen, man habe unterschiedliche Erwartungshaltungen gehabt. Trotzdem habe sich das Ganze eingependelt, die letzten Tage seien unheimlich interessant gewesen. Sport an sich


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sei nicht so das Thema gewesen – das Frühsportangebot auch nicht wirklich wahrgenommen worden. Man habe sich kennengelernt und Spaß gehabt und am Ende dann doch einige Diskussionen geführt. Sie sind nun beide sehr froh mit ihren Erfahrungen. Im Aufzug nach unten rede ich mit einem jungen Mann in einem Hockeypulli. Er habe viel gelernt, was er nicht zu lernen erwartet habe; Pünktlichkeit sei wohl doch etwas sehr deutsches, Israelis liefen nicht gerne, führen selbst extrem kurze Strecken mit dem Taxi und versuchten dann, über den Preis mit dem Fahrer zu verhandeln. Er freut sich schon auf Tel Aviv in ein paar Wochen, da könne er das dann auch probieren. Eigentlich war wohl für die nächste Stunde vorgesehen, durch den Olympiapark zu wandern und die Mitmachangebote des jugend.macht. sport!-events wahrzunehmen, aber jetzt setzt sich eine kleine Gruppe an den

Rand des Maifelds, eine andere findet eine Frisbeescheibe und einen dreijährigen Jungen, der sehr begeistert von ihr ist. Der Rest betrachtet fasziniert das Faustball-Turnier, das gerade stattfindet. „What even is that?“, fragt jemand. „We need it in Israel.“

Germans are too Serious Irgendwann kommt dann doch Bewegung in die Gruppe, man wandert

langsam übers Maifeld in Richtung Olympiastadion. Ich lande in einer Wolke aus Hebräisch und verstehe die Witze, obwohl mir kein einziges Wort vertraut vorkommt. Neben mir schlendert einer der jungen Männer, der mit dem kleinen Jungen gespielt hat. Er hat ein breites Grinsen im Gesicht und dreht einen Ball zwischen seinen Händen hin und her – keine Ahnung, wo er den her hat und wohin er in ein paar Augenblicken wieder verschwindet. In meinem Handy speichert er sich unter Mr. Lior Barnea ab. „Germans are too serious“, sagt er mir. Zu ernst, zu pünktlich, sie sollten mehr lachen. Alles hätten sie am Anfang so eng gesehen, alles so genau durchgeplant. Er und die anderen Israelis hätten erst am Tag ihres Flugs überhaupt erfahren, dass sie die Tage in Berlin mit einer Gruppe Deutscher verbringen würden. Es habe einige Personalausfälle in ihrer Verwaltung gegeben. Das sei natürlich nicht immer so, ein bisschen Planung auch ganz gut. Er selbst ist schon Teil von Delegationen für andere Jugendaustauschprogramme gewesen: „Delegation“, er benutzt das Wort in einem hochoffiziellen Ton, es klingt irgendwie anders als der Rest von dem, was er mir erzählt. Er war in Boston und zweimal in Italien. Geschichte sei immer ein sensibles Thema, aber nirgendwo so sehr wie in Deutschland. Das versteht er nicht ganz – also doch, schon, irgendwie. Die Deutschen lernten eben in einem sehr ernsten Tonus über die Vergangenheit und das sei auch wichtig, aber manchmal habe er das Gefühl, es sollte ihnen bewusster sein, dass die Vergangenheit vergangen sei. Am Anfang des Austauschs habe es ihn amüsiert, wie unangenehm es den Deutschen

war, wenn er und die anderen Israelis Holocaustwitze machten – etwas, das nicht gerade selten passierte. Aber man habe sich eben kennengelernt, den Humor der anderen und dabei einiges gelernt. Die Deutschen seien jetzt zum Glück auch nicht mehr so pünktlich. Das Tor zum Olympiastadion steht sperrangelweit offen. Wir vermuten, dass wir darüber einen kürzeren Weg zu „da bei den Ringen“, dem nächsten Treffpunkt, finden. Außerdem fängt es plötzlich an, in Strömen zu regnen und eine Überdachung scheint keine schlechte Sache. Einer der Israelis, der meinem Roller seit fünf Minuten neugierige Seitenblicke zuwirft, traut sich endlich, mich zu fragen, ob er ihn mal kurz ausleihen darf. Mir fällt auf, wie erheiternd der Anblick eines 1,90 m großen Basketballspielers ist, der auf einem kleinen Roller seine Kindheit wiederentdeckt. Ob das mit den Witzen in Israel so gängig sei, frage ich. Lior wird kurz still. Bei den Älteren nicht, meint er, die Älteren lachten nicht über sowas. Generell lachten sie nicht so oft. Aber schon die Generation nach ihnen habe damit angefangen, also die seiner Eltern. Für ihn selbst und seine Altersgenossen sei das jetzt Alltag. Wobei es natürlich passender sei, die Witze in Deutschland zu machen. Er grinst wieder. Aus einem Security Auto, an dem wir vorbeilaufen, steigt ein schlecht gelaunter Mann mittleren Alters. Wo denn die Akkreditierungen der anderen seien, fragt er mit einem Deut auf das Plastikkärtchen mit dem dicken Aufdruck „Presse“, das an meiner Hüfte baumelt. Die anderen zeigen ihre Karten – normale Eintrittskarten. Er fängt an, etwas von einem „massiven Sicherheitsleck“ zu murren und davon, dass wir so schnell wie möglich verschwinden müssten. Ich überlege kurz, ihn nach seiner eigenen Akkreditierung zu fragen, lasse es aber lieber. Deutsche sind ja eher humorlos, wie wir festgestellt haben. Als er uns endlich weitergehen lässt, guckt „Mr.“ Lior mich vielsagend an. Dann grinst er breit und setzt sein Statement: „Just because we’re Jewish.“


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Buntes

All Inklusiv TEXT /// SASKIA PFEIFFER

Special Olympics ist die weltweite Organisation, die Sportler/innen mit einer geistigen Behinderung vertritt und die gleichnamige Wettkämpfe organisiert und durchführt. Anders als bei den Paralympics dürfen bei Special Olympics alle Menschen - mit und ohne Beeinträchtigung - teilnehmen. Sie sind auf den Breitensport ausgelegt, weniger auf die Leistung. Gegründet wurde Special Olympics im Jahr 1968 von Eunice Kennedy-Shriver, einer Schwester John F. Kennedys. Eine weitere Schwester der beiden war geistig behindert. Eunice setzte sich dafür ein, dass sie gleichberechtigten Zugang auch zu Sport haben durfte. Das Grundprinzip von Special Olympics ist die Inklusion. Geistig beeinträchtigte Sportlerinnen und Sportler sollen teilhaben und selbstbestimmt Sport treiben.

Auch inklusive: Sportler sind Vorbilder Auch bei den Special Olympics gibt es Wettkämpfe, die aber in verschiedenen Bewertungsstufen stattfinden, dem sogenannten Klassifizierungssystem. Die Teilnehmenden sind dabei in Gruppen mit ähnlichem Leistungsvermögen eingeteilt, dadurch kann jeder eine Medaille gewin-

nen. Der Wettbewerb passt sein Tempo den Sportlern an – nicht umgekehrt. Jede Sportlerin und jeder Sportler wird langsam und behutsam auf die nächste Ebene des Wettkampfs geführt und hat somit die Chance, den Aufstieg in ihrem individuellen Tempo zu gestalten. Auch muss der Sportler bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um in die nächste Stufe zu gelangen. Dazu zählen regelmäßiges Training, anderen ein Vorbild sein, fair kämpfen. Tatsächlich geht es bei den Special Olympics nachweislich besonders fair zu. Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, bemerkte bei den Special Olympics 2011:

„Wer den wahren Kern des Sports kennen will, muss zu einer Special Olympics-Veranstaltung gehen.“

Die Mitglieder des Verbands investieren viel Zeit, um die Berührungsängste bei der Bevölkerung abzubauen und Inklusion transparent zu machen. Die Sportler tragen dazu bei, indem sie etwa die Jugendleiterausbildung absolvieren und – durch die Jugendleiterkarte Juleica nachweisbar – Verantwortung übernehmen, etwa als Gruppenleitung. Im Medienteam des dsj-jugendevents haben wir auch einen Sportler der Special Olympics. Das Thema des Deutschen Turnfests, „Wie bunt ist das denn?“, drückt sich darin aus.


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Ich meistere das! TEXT /// PATRICK SCHWAB, SPECIAL OLYMPICS-REPORTER

Ich bin aus Thüringen und dort im Handballverein Mechterstädt aktiv. Seit 2009 bin ich dabei und nun zum ersten Mal mit Vertretern meines Teams beim dsj-jugendevent. Wenn ihr das Team mit zwei Michaels als Trainer trefft, das sind wir! Dass man beim Deutschen Turnfest überall aktiv teilnehmen kann, gefällt mir am besten. Zuschauen ist nur halb so spannend. Am Eröffnungstag war ich früh auf der Messe und um 10 Uhr vormittags an der Tribüne in Halle 3.2. Dort wurde das dsj-Jugendevent eröffnet. Das hat mir gut gefallen, da waren auch die Organisatoren auf der Fläche und haben mitgetanzt. Alle gemeinsam. So funktioniert Sport. Die haben auch alle was gesagt, zum Beispiel zur Juniorteam Challenge. Da war ich sofort ganz Ohr. Denn da trete ich an. Die Jugendleitung von Special-Olympics-Thüringen macht mit. Soweit ich weiss, besteht die Challenge aus zehn Stationen; Tauziehen ist eine davon. Man muss alle durchlaufen. Ich werde mein Bestes geben.

Meine Ausdauer habe ich bereits trainiert, beim Floorball auf der Aktionsfläche. Das ist ein Sport, den ich kannte. Ich hab auf Anhieb zwei Tore gemacht, war erfolgreich. Eine Runde habe ich selbst gespielt, in der darauffolgenden Runde war ich Schiedsrichter. Dann durften die anderen. Im Floorball gibt es zwei Teams. Fünf Spieler bilden ein Team. Es gibt eine Regel, dass man nicht über die Linie treten darf und den Schläger nicht höher als das Knie nehmen.

Alles mal testen: Floorball und Florett Als Nächstes habe ich mir die Mitmachaktion Fechten vorgenommen. Das hatte ich zuvor noch nie ausprobiert. Deshalb hab ich mir lieber die Übungswand vorgenommen statt eines Gegners. Zwei Runden habe ich durchgehalten, einmal 44 und einmal 41 Treffer. Dazu versucht man, mit dem Degen kreisrunde Felder

zu treffen. Gelingt es, leuchten die Felder auf. Punkt! Gut, dass das dsj-Jugendevent – jugend.macht.sport! die ganze Woche lang ist. Die anderen Hallen will ich mir unbedingt noch anschauen. Noch ein Höhepunkt des Sonntags war die TuJu-Party am Abend. Nicht nur ich hatte die Veranstaltung auf dem Plan, die Schlange am Einlass war riesig. Wie schade eigentlich, dass man von so vielen Eindrücken nicht nur zehrt – sondern auch müde wird und schlafen muss. Sonst würde ich noch viel mehr schreiben.


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Hase jagt Krokodil Am 5. Juni kam es beim traditionellen Maskottchenlauf der Deutschen TEXT /// JULIA WÜNSCHE, LISA HEIGL UND VALERIE WEIKERT Sportjugend (dsj) zu keinen ernsthaften Zwischenfällen. Zum Glück. Denn hier trafen Eisbären auf Kühe, Hasen auf Tiger und mittendrin stand ein kleiner Junge namens Trimmy. Das DOSB-Maskottchen als eins von 29 fantastischen Wesen wurde sportlich herausgefordert. Nach einer ausgiebigen Vorstellungsrunde aller Teilnehmenden musste im Wettlauf vor dem Brandenburger Tor ein Sieger gefunden werden, wobei der eigentlich egal war. Bei hochsommerlichen Temperaturen schwitzten alle Tiere unter ihrem dicken Fell und gaben dennoch ihr Bestes. Angefeuert von tosenden Zuschauern überraschte das Krokodil Juli (Ju-Jutsu Jugend Deutschland) mit einem Sprint und ließ ansonsten schnelle Läufer wie den Tiger schon beim Start weit hinter sich. Eine besondere Freundschaft entwickelte sich zwischen Adler Shooty (Deutsche Schützenjugend) und dem kleinen Jungen Trimmy, die gemeinsam ihren Freund, den Affen Taffi (Deutsche Turnerjugend), in einem Rollstuhl über die Ziellinie schoben. Für gute Stimmung sorgten neben den Maskottchen zahlreiche Showacts, wo die Artisten ihr tänzerisches und turnerisches Können perfekt präsentierten. Zusammengefasst: Einfach tierisch gut!


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Maskottchen im Zwiespalt Kommerz oder Bescheidenheit

TEXT /// ISA DAUM

etwas Gutes tun zu wollen, steckt eiskalte Berechnung des Marktes: Neben der medialen Aufmerksamkeit und der entsprechenden Publicity geht es darum, den Umsatz maximal zu steigern. Das bedeutet, man spielt mit der Gefühlslage des Menschen, um sich persönlich zu bereichern.

Sportvereine stehen für Fairness und Teilhabe. Ihre Maskottchen auch? Schleichend füllen sich die Kaufhäuser immer mehr mit Produkten, die Maskottchen promoten, die vor allem die Kinder begeistern und dadurch eine kleine Gruppe bereichern: die Unternehmen. Das Thema der sozialen Ungerechtigkeit gewinnt immer mehr an Stellenwert in der deutschen Bevölkerung, doch unbemerkt unterstützen wir diese immer stärker durch den Kauf des doch so niedlichen Olaf-Plüschtiers. Immer mehr Organisationen gehen gegen dieses Ungleichgewicht vor. Die Mitgliedsverbände der Deutschen Sportjugend gehören dazu. Berlino von der Leichtathletik-WM war ein Beispiel dafür, dass Geld, das ein Maskottchen-Auftritt zum richtigen Zeitpunkt in die Kasse spülte, bedarfsgerecht verwendet wurde. Die Maskottchen, die heute um 12 Uhr im Sommergarten der Messe Berlin beim Maskottchenlauf im Rahmen des Der Begriff des Maskottes bzw. des Maskottchens stammt von dem provenzalischen Wort „Masca“ ab, das übersetzt so viel wie jugend.macht.sport!-events antreten, haben genau das vor. Zauberin bedeutet. Maskottchen oder auch Maskotte bezeichnet Sie freuen sich, wenn ihre Mission unterstützt wird! heute eine mehr oder weniger kleine Figur, die als glücksbringender Talisman eingesetzt wird. Man nutzt Maskottchen, um bei Großveranstaltungen die Emotionen der Zielgruppe anzusprechen, sowie um den Wiedererkennungs- und Sympathiefaktor zu steigern. Neben den Sportmaskottchen von Großveranstaltungen wie dem Berlino, von der Leichtathletik WM 2009, dem Leipziger Messemännchen und dem Duracell-Hase, steigern damit auch Unternehmen z.B. Walt Disney oder die Pixar Studios (Pixar Inc.) ihren Umsatz merklich. Was wären unsere Läden ohne Produkte von Olaf dem Schneemann aus „Frozen“? Maskottchen altern nicht. Sie halten sich. In der DDR entstand ein heute noch bekanntes Werbegesicht, das Leipziger Messemännchen, das alleine bis zum Zusammenbruch der DDR 400.000mal verkauft wurde. Doch weit nicht alle Maskottchen sind so bekannt und erfolgreich wie das Leipziger Messemännchen, so z.B. „Shooty“ das Maskottchen der Deutschen Schützenjugend oder Hugo bzw. Karlchen Kanu der Deutschen Kanujugend. Das Gefühl, dem eigenen Kind ein Plüschtier kaufen zu wollen, ist keinem Elternteil fremd, und als Kind selbst wollte man doch auch stets so ein Spielzeug haben. Doch hinter diesem Gefühl,


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Buntes

Auf Streife mit einem Hörnchen TEXT /// STEPHANIE KARGE, SANDRA BART, LENA KÜSTER

Ein lauter, penetranter Piepton reißt mich aus einem wunderbaren Haselnusstraum. Ich reibe mir verschlafenen die Augen, rolle mich von meiner Isomatte und mache meinen täglichen Sport am Morgen. Denn als bedeutendes Mitglied des Deutschen Handballbundes muss ich fit sein. Ach übrigens, gestatten: Hanniball. Maskottchen, Motivator und Menschenmagnet. Um den hohen Anforderungen meines Teams zu entsprechen, fange ich an, mein Fell zu bürsten, mir die Zähne zu putzen und meine tägliche Ration an Haselnüssen zu verspeisen. Denn ein Streifenhörnchen achtet auf sich! Nun bin ich bereit, mich dem großen Maskottchenlauf im Rahmen des Internationalen Deutschen Turnfestes zu stellen. Doch bevor ich es allen beweisen kann, begleite ich meine Mädels und Jungs zum Brandenburger Tor. Ich unterstütze sie, indem ich als 24 Stunden-Model für die Besucher von Kamera zu Kamera springe. Langsam werde ich nervös. Nach und nach trudeln meine Konkurrenten ein, der Start rückt immer näher. Auch der Platz vor dem Brandenburger Tor füllt sich mit handybestückten Zuschauern. Der Countdown läuft. Alle Maskottchen begeben sich an den Start.

Der Moderator stellt uns einzeln vor und wir werden von unseren Fans lautstark angefeuert. Meine innere Anspannung steigt und ich fühle ein Kribbeln in der Magengegend. Während wir uns in unsere Startposition begeben, werden wir alle von dem frühen Startschuss überrascht. Wir stürmen gemeinsam los. Jetzt heißt es für mich alles geben! Wir liegen alle dicht zusammen. Aufgeregt versuche ich einen Weg nach vorne! Das Ziel rückt immer näher! Werde ich es noch schaffen, die anderen zu überholen? Da sehe ich sie! Meine Chance: Eine Lücke, gerade groß genug für meinen athletischen Streifenhörnchenkörper, zwischen den Maskottchen vor mir. Ohne zu überlegen schlüpfe ich hindurch und erreiche völlig außer Puste als zweiter das Ziel! Die Menge tobt und ich kann es noch gar nicht richtig fassen! Als mich mein Handballteam erreicht, blicke ich in stolze Gesichter. Gemeinsam feiern wir unseren Erfolg! Abends falle ich erschöpft ins Bett und versinke wieder einmal in einen Haselnusstraum. Ich bin gespannt, was mich die kommenden fünf Tage noch erwarten wird.


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Dit is Berlin

JuLe on Tour TEXT /// JULE, AUFGEZEICHNET VON CAREN MÜNCHENBACH

Hallo, ich bin JuLe, das Maskottchen der Deutschen Leichtathletik-Jugend (DLJ). Zurzeit begleite ich das DLJ-Team eine Woche lang beim dsj-jugendevent „jugend.macht.sport!“ in Berlin. Ich habe mich mal für euch in der Stadt umgeschaut, was man kommendes Jahr während der Leichtathletik Europameisterschaft in Berlin so unternehmen kann. Wenn kein Wettkampf ist! Überquert man direkt hinter dem Hauptbahnhof die Spree, steht man auch schon vor dem Bundeskanzleramt, in dem Angela Merkel arbeitet. Besonders bei gutem Wetter ist es in dieser Gegend sehr schön, da man sich gemütlich ans Wasser setzen kann. Nur einen Katzensprung vom Bundeskanzleramt entfernt, steht der Reichstag. Von der Kuppel aus hat man einen guten Blick über die Stadt. Auch das Schloss Bellevue, Sitz unseres Bundespräsidenten, ist in wenigen Minuten erreicht. Ich habe mich aber entschlossen, vom Reichstag aus zum Brandenburger Tor zu lau-

fen. Ich weiß, das hört sich jetzt so an, als müsste man in dieser Stadt sehr viel zu Fuß unterwegs sein. Aber keine Sorge, mit Bus, U- und S-Bahn kommt man schnell an alle Orte in ganz Berlin. Tags darauf war ich im Zoo. Davon hat Berlin zwei zu bieten. Nicht nur der Zoo, sondern auch der Tierpark bietet eine große Vielfalt an Tieren. Ich habe immer großen Spaß in Zoos und freue mich, andere Tiere kennenzulernen. Ein Tier gibt es ständig in Berlin zu sehen. Die Buddy-Bären stehen in der ganzen Stadt verteilt und es dauert nicht lange, bis man wieder einen entdeckt. Auch am Alexanderplatz gibt es einiges zu sehen. Der Berliner Fernsehturm ist mir sofort aufgefallen, als ich aus der U-Bahn-Station rausgelaufen bin. Bei klarem Himmel kann man auf der Aussichtsplattform sogar über die Grenzen der Stadt hinaus schauen. Ein Besuch der Berliner Mauer darf auf keinen Fall fehlen. Immerhin war sie ein Stück deutscher Geschichte und hat Berlin bedeutend geprägt. Ich bin dann mal wieder weiter on tour. Man sieht sich! P.S. Wenn ihr 2018 zur Leichtathletik-EM ins Olympiastadion kommt, lohnt es sich auch, durch den Olympiapark zu laufen. Dort trainieren Athleten aus allen Sportarten, die ihr euch vorstellen könnt. Es finden auch Konzerte und Events wie das dsj-jugendevent im Olympiapark statt. Ich freue mich schon darauf, euch in Berlin zu treffen!


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Das bleibt

Nur als Gemeinschaft

Tamara Rosenbach ist dsj-Vorstandsmitglied und Teil der großen Gemeinschaft der engagierten Jugendlichen, die während des jugend.macht.sport!-events ihr Können unter Beweis gestellt haben.

TEXT /// GWENDOLIN KOCH

Tamara Rosenbach schnarcht nicht. Sie liegt auf einer dicken Luftmatratze in einem Klassenzimmer und schläft tief und zufrieden. Luftmatratzen haben Isomatten einiges voraus. Die Gruppe 17-jähriger Mädchen, die kichernd in den Raum stolpern, hört sie nicht. Wenn man sie ungeschminkt und mit noch feuchten Haaren beim Frühstück pappige Brötchen essen sieht, fällt sie einem gar nicht auf. Sie wirkt wie eine junge Engagierte unter vielen jungen Engagierten beim jugend.macht.sport!Event. Was sie aber vom Rest unter-

scheidet: Sie ist Vorstandsmitglied der Deutschen Sportjugend. Die Position hat sie erst seit Oktober 2016, ist da „so ein bisschen reingerutscht“. Ursprünglich kommt sie aus dem Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM), hat dort im Sportbereich ein FSJ auf Bundesebene gemacht. Danach wurde sie direkt zur zweiten Vorsitzenden gewählt, behielt den Posten für drei Jahre von 2013 bis 2016. Als sie anfing, war sie gerade erst 19 Jahre alt. Die Themenfelder, mit denen sie sich hauptsächlich auseinandersetzt, sind „FSJ im Sport“ und „Junges Engagement“. Beidem könnte sie kaum näherstehen und das ist ihr sehr wichtig.

Es geht nicht nur um Sport Generell, einen direkten Bezug zu erstellen, ist auf sämtlichen Ebenen ihr Hauptanliegen. In der dsj gehe es nicht nur um Sport, sondern wie im CVJM um das Ganzheitliche: Körper, Seele, Geist. Dafür muss man nicht christlich sein, die Strukturen und Projekte in dem Bereich waren schon vor ihrem Engagement vorhanden, wie sie sagt: Demokratie

leben, Partizipation, die Zusammenarbeit mit der Behindertensportjugend. Der Mensch stehe hier im Fokus, Sport sei nur ein Aspekt, bzw. der Anlass. Sie will als U27-Vorstandsmitglied die Barriere überwinden, die durch die scheinbare Hierarchie zwischen jungen Engagierten und Krawattenträgern mit lichtem Haaransatz entsteht. Deswegen schläft sie auch mit den anderen Teilnehmenden in der Schule und nimmt kalte Duschen in Kauf. Teil der Gemeinschaft zu sein, das sei der Zweck dieses Events. Und irgendwie der der dsj im Allgemeinen. Das will sie durch ihre Arbeit mehr in den Fokus stellen: Teamgeist, Mannschaftsgefühl, zusammen Spaß haben. Und jungen Engagierten entsprechende Anerkennung zukommen lassen, keine Zweiklassengesellschaft im Sport haben. Und das eben auch, wenn es bedeutet, dass man mal kein Ei frühstücken kann und der Rücken nach ein paar Nächten auf dem harten Boden etwas wehtut.


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Ein faires Angebot Sport bezieht alle ein, schafft Begegnungen, baut Vorurteile ab. So sieht die ideale Definition aus – die Wirklichkeit ist vielgestaltig. Dass der Beitrag, den Sport zu demokratischem Bewusstsein insbesondere junger Menschen leistet, wertgeschätzt und geteilt wird, ist wichtig. Der Einsatz der Demokratietrainer zielt genau darauf ab. TEXT /// SANTIAGO HEIN

Die Deutsche Sportjugend qualifiziert Demokratietrainer. Einer davon ist Micha. Er bringt das Projekt auf dem dsj-jugendevent - jugend.macht.sport! unter die Leute. Wenn nicht gerade Turnfest in Berlin ist, sorgt Micha dafür, „dass in Sportvereinen ein gutes soziales Miteinander herrscht und fair gespielt wird.“ ,,Für mich ist Demokratie, wenn jeder das Recht hat mitzubestimmen“, definiert der 24-jährige Jurastudent aus Frankfurt am Main. Über das Juniorteam der dsj stieß er vor zwei Jahren zum Demokratietrainer-Team. Übers Messegelände gehen er und seine Kollegen mit Schildern durch die Menschenmengen und sammeln Demokratie-Statements. „Ich hab ein Wörtchen mitzureden“ steht auf den Tafeln, die Besucher beschriften und sich anschließend mit ihrer Aussagen fotografieren lassen können: Was ist mir an der Demokratie am wichtigsten? Die Bilder werden in sozialen Netzwerken gepostet, um das Projekt zu streuen und darauf aufmerksam zu machen.

Reporter Santiago (r.) im Gespräch mit Demokratietrainer Micha.Mit 24 Jahren zählt der Student zu den jüngsten Engagierten in dem bundesweiten Projekt.

Schwarze Polos, buntes Motto „Es geht uns darum, ein buntes Ergebnis an Statements zu sammeln, weil das gut zum Motto des Turnfestes passt: Wie bunt ist das denn?“, schildert Micha. Seine Kollegen sind an diesem Nachmittag in schwarzen Poloshirts unterwegs, Micha verwahrt seins in der Umhängetasche mit dem „Demokratietrainer-Logo“. Bei 30 Grad Außentemperatur sei ihm Schwarz viel zu warm. Er lächelt. Dann pirscht sich schon die nächste Gruppe an und bombardiert den jungen Mann mit Fragen, was er denn so verkörpere. Antwort: Ein faires Angebot.

Das Projekt Demokratiertrainer ist Teil des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ und wird vom Bundesinnenministerium gefördert. Es läuft seit 2012 und war zunächst in den neuen Bundesländern angesiedelt. Seit 2017 werden Demokratietrainer in ganz Deutschland qualifiziert. Das bis 2020 laufende Programm liegt nun in der Verantwortung der Länder. Die dsj hat 50 Demokratietrainer/innen ausgebildet, 47 von ihnen arbeiten ehrenamtlich. Ein Drittel von ihnen ist unter 30. Nach Abschluss ihrer Ausbildung helfen sie, Vereine im Konfliktfall zu beraten und Konflikte zu schlichten. Das Programm ist ein weiterer Schritt, um Extremismus, Homophobie und Diskriminierung entgegenzuwirken. Die Deutsche Sportjugend qualifiziert 50 Demokratietrainer/innen innerhalb ihrer Mitgliedsverbände. Einige von ihnen waren beim Internationalen Deutschen Turnfest in Berlin dabei.


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Das bleibt

dsj academy: Fit beim Thema Kinderrechte Kinderrechte in Bewegung heißt die Aktion, die den dsj-Bewegungskalender 2017 vorstellt. Die Idee: Kinderrechte „anwenden“, nicht nur, indem man sie einhält. TEXT /// JENS KÖHLER

„Wir fordern die Workshopteilnehmer dazu auf, Bewegungsspiele im Kontext von Kinderrechten einfach mal in der Praxis auszuprobieren. Das gibt ihnen vielleicht eine Idee, wie man den Bewegungskalender pädagogisch in der Arbeit mit Kindern bis zwölf Jahren einsetzt“, sagt Heike Hülse. Sie betreut das Projekt, weil sie die Botschaft dahinter sehr überzeugend findet: „Kinderwelt ist Bewegungswelt!“ Die Kinderrechte leiten sich aus Spielideen ab: Das Recht auf Bildung, auf Ernährung, das Recht auf die eigene Meinung, das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung und auf beide Elternteile als Bezugspersonen. Der dsj-Bewegungskalender ist sehr konkret und gibt einfach nachzustellende Praxishil-

fen, um Kinder in Bewegung zu bringen. Zielgruppe sind engagierte Pädagogen im Sport, in Kitas oder Schülerbetreuungseinrichtungen. Vorläufig dürfen sie sich noch an den Spielen ausprobieren und spannende Aufgaben lösen. Künftig sollen die Kinder ran. Dass sich die Deutsche Sportjugend als ein Träger der Kinder- und Jugendhilfe mit dem Thema Kinderrechte auseinandersetzt, ist im Sinne der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. Sie fußt auf der Erklärung der UN-Generalversammlung vom 20. November 1989. Die unterzeichnenden Länder bekennen sich dazu, die Grundrechte der Kinder einzuhalten. Die dsj greift das im dsj-Bewegungskalender nun auf.

Wie kommt das Angebot bei den Teilnehmenden an? Claudia Friedrich, die Sportbeauftragte einer Schule in Schweinfurt, testet den Bewegungskalender. Im kommenden Schuljahr wird sie eine 1. Klasse übernehmen. Sie sucht Anregungen für ihre Arbeit – und findet sie auch. Als eine Schulklasse den Bewegungsparcours stürmt, bleibt Friedrich faszieniert stehen. „Einiges probiere ich selber aus“, sagt sie, ehe sie weiterzieht.

Infos zum dsj-Bewegungskalender auf www.dsj.de/kinderwelt


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Fragt uns! Ein Kommentar TEXT /// SASKIA PFEIFFER, LISA HEIGL UND VALERIE WEIKERT

Partizipation heißt Mitbestimmung. Sie gilt auch für den Sport. Wenn Kinder bei Themen, die ihnen wichtig sind und sie betreffen, mitbestimmen dürfen, und wenn Erwachsene sie ernstnehmen, werden sie zu selbstbewussten, verantwortungsvollen Menschen. Den Workshop „Partizipation im allgemeinen Kinder- und Jugendsport. Das Recht auf Mitbestimmung in der Praxis umsetzen“ der dsj academy, hält an diesem Nachmittag Julia Schneider. Sie drittelt das Thema: Erstens die persönliche Beziehungsebene, zweitens die Ebene des eigenen Vereins, drittens die Ebene des politischen Raums. „Auf der

persönlichen Beziehungsebene ist es wichtig, mit den Kindern offen zu kommunizieren und eine Vertrauensbasis aufzubauen, aber auch eigene Grenzen zu ziehen.“ Partizipation in der Gruppe bedeutet, dass sich die Kinder beispielsweise ihre Geräte und Übungen selbst aussuchen dürfen, da sie dadurch motivierter sind und schneller Fortschritte machen. Darüber hinaus sollte man die Kinder bei Festen in verschiedenen Punkten mit einbeziehen, um so deren Eigenengagement zu fördern. Die dritte Ebene ist die Ebene des politischen Raums, bei dem sich die Gruppenleiter als Sprachrohr der Kinder und Jugendlichen verstehen.

Partizipation ist wichtig. Kinder, die ernstgenommen werden, ob im Sport oder in einem anderen Bereich ihres Alltags, lernen, dass sie etwas wert sind. Sie haben als Jugendliche und Erwachsene dann mehr Lust, sich einzubringen. Partizipation heißt nicht, den Kindern immer ihren Willen zu gewähren.


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Das bleibt

Wie heisst du? Shu ismak? TEXT /// GWENDOLIN KOCH

Was eine „Bewegte Sprachanimation“ ist, hätte ich bis zum dsj-jugendevent - jugend.macht.sport! niemandem sagen können. Dank des Workshops bin ich jetzt ein Fan. Die dsj academy bietet jeden Tag Workshops zu ganz unterschiedlichen Themen an. Manche laufen eher trocken-frontal ab, andere kommunikativ-interaktiv. „Bewegte Sprachanimation: Eine Methode für interkulturelle Jugendbegegnungen“ gehört definitiv zu den letzteren. Keiner von uns Teilnehmenden hatte zu Beginn eine Vorstellung davon, worum es überhaupt gehen könnte. Als wir gefragt wurden, was wir uns darunter vorstellten, warfen wir allgemeine Begriffe in den Raum: „Kommunikation“, „Sprache“, „Bewegung“ – sehr kreativ.

Zwei Sprachen, eine Gruppe Tatsächlich gemeint ist die Förderung interkultureller Gruppenbildung. Zur Begeisterung der Dozentin waren wir wirklich eine kulturell gemischte Gruppe: vier Deutsche, zwei Syrer. Die Kennlernspiele, die voraussetzen, dass die Teilnehmenden zwei unterschiedliche Muttersprachen sprechen, haben wir folglich nicht nur simuliert, sondern tatsächlich durchgeführt: Auf einen Zettel

schrieb einer aus der Gruppe den Namen eines Gegenstands. Einmal die deutsche Bezeichnung, einmal die arabische. Worte, die uns auf dem dsj-jugendevent begegnen. Die Begriffe klebten wir dann auf. Am Ende des Workshops verließen wir einen vollgekleisterten Raum. Natürlich war die Situation kein Extremfall, weil beide Syrer gut Deutsch sprachen und man wenig gestikulieren musste. Wenn jemand ein Wort nicht kannte, umschrieb er es. So ging es bei jedem Spiel in irgendeiner Form darum, sich über Sprache und vor allem Unterschiede zwischen den Sprachen spielerisch kennenzulernen. Wie finden zwei Gruppen aus verschiedenen Kulturkreisen zueinander oder verschmelzen sogar zu einer Gruppe? Dafür ist Bewegte Sprachanimation eine der besten Methoden. Das ist mir und den anderen Teilnehmenden jetzt völlig klar. Infos unter: www.dsj.de/news/artikel/bewegte-sprachanimation-2


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Ehrenamt gibt dem Sport erst Profil Ohne junge Engagierte würde es in den Vereinen nicht laufen, weiß die CDU-Bundestagsabgeordnete Christina Schwarzer. Deshalb nahm sie beim Besuch des dsj-jugendevents Forderungen der Jugendlichen an die Politik mit, Ehrenamt noch mehr ins Spiel zu bringen. dsj-Reporter Jens hat sich angeschlossen. TEXT /// JENS KÖHLER

Ehrenamt. Schön und gut. Und wichtig. „Strukturen in Vereinen würden ohne Ehrenamtler nicht funktionieren. Ehrenamt gibt dem Sport erst Profil”, sieht es die Berliner Parlamentarierin Christina Schwarzer. Als Mitglied im Bundestags-Unterausschuss für Bürgerschaftliches Engagement befasst sie sich mit dem Ehrenamt; viel Einsatz für einen vielgestaltigen sozialen Bereich, der jeden von uns irgendwo betrifft. Schwarzer genauso. Obwohl sie zugibt, „dass ich nie ein Ehrenamt im Sport hatte, stattdessen in meiner Kirchengemeinde ehrenamtlich arbeitete, seitdem ich 14 Jahre alt war”. Die Motive für das Engagement Jugendlicher sind vielfältig. Dem einen geht es um soziale Teilhabe, dem anderen sind Wissenserwerb und die Anerkennung der eigenen Leistung wichtig. Ein Ehrenamt im Lebenslauf kommt gut. „Das sehe ich genauso. Ehrenamt ist wichtig. Deshalb darf es keine Hürden geben für die, die sich engagieren”, erklärt die Politikerin. Ihre Zuhörer reagieren zwiespältig: Von der Schule freigestellt zu werden, weil man sein Team zu einem wichtigen Turnier begleitet, ist eine Hürde für Ehrenamtler. Die Politikerin nimmt die Kritik ernst: „Mir ist bewusst, das klappt noch nicht

gut.” Auch Schilderungen von „Kämpfen zwischen Verein und Schule um ihre Jugendlichen” kennte sie. Schwarzers Vision: „Die Zusammenarbeit verbessern. Mit Tagen der Offenen Türen für Vereine an Schulen zum Beispiel.”


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Alles für Das Team Fankultur ist wichtig für den Sport. Ohne sie hätten viele Sporttreibende weniger Motivation. Fans bilden daher das Rückgrat eines Vereins, sie leiden und feiern mit ihren Idolen. TEXT /// FERDINAND ZUREK

Die deutsche Fankultur hat viele Facetten. Und das ist auch gut so. Denn ohne die Fans, die mit Leib und Seele hinter ihrem Verein stehen, wäre es sehr langweilig im Stadion. Die gesamte Fankultur wurde im Zuge des jugend.macht.sport!-events durch einen Workshop der dsj academy am 6. Juni beleuchtet. Fangruppen kann man in drei Gruppen einteilen. Zunächst gibt es die sogenannten „Normalos“ – die Workshoplei-

terinnen Anne Tiller und Gina Nölle bezeichnen sie tatsächlich so -, die ihren Verein unterstützen, wenn auch nicht bedingungslos. Sie gehen ins Stadion, wollen den Sport sehen. Wenn es gut läuft für ihr Team, singen sie vielleicht mal den ein oder anderen einfachen Fangesang mit. Doch letztlich ist einigen von ihnen das Smartphone oder das Essen und Trinken wichtiger als das Spiel. Die zweite Gruppe bilden die Ultras. Sie schweißt die Liebe zum Verein zusammen. Sie sind gut strukturiert, bilden vom Capo, wie ihr Chef genannt wird, über Vorsänger und Trommler, bis zum Neuling eine hierarchische Struktur. Sie stimmen die Fangesänge an und sorgen für die Basis der Stimmung, auf die dann die „Normalos“ einsteigen. Doch es hat nicht nur gute Seiten: Die Ultras fallen nämlich durch negative Aktionen auf: Sie sind es, die häufig Pyrotechnik abbrennen oder gewaltverherrlichenden Banderolen aufziehen. Die komplett gewalttätigen Fans sind die Hooligans. Das Spiel ist für sie zweitrangig, die „dritte Halbzeit“ steht im Vordergrund, also das Prügeln nach und vor dem Spiel. Sie sind in Gruppen anzutreffen und haben eine starke Verbindung zwischen den verschiedenen Vereinen.

Foto: KOS

Fankultur ist der Stützpfeiler von jedem Verein. Das sollte den Verantwortlichen bewusst sein. Und umso wichtiger ist es, wenn das Zusammenspiel von Sport und Fanbasis gewaltfrei bleiben könnte.


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Die Redaktion war wie ein Wettkampf Alle Sportler strengen sich an, Vorbilder zu sein. Alle Sportler geben ihr Bestes. Das gilt genauso für Menschen mit geistiger Behinderung, hat Patrick Schwab aus dem Special-OlympicsVerband Thüringen bewiesen. Er stellte sich der Herausforderung des Redaktionsalltags im dsj-Medienteam. Sein Fazit: Ging doch! Wir haben eine Woche lang Geschichten veröffentlicht, auf Zeit, wie bei einem Wettkampf. Habt ihr das Team mit den grünen Basecaps getroffen? Das waren wir! Tanja hat mir geholfen, wenn ich Interviews geführt habe. Ging doch! Ich fand heraus: Der Westfälische Turnerbund wird 2019 ein Turnfest in Hamm veranstalten, zu dem erstmals Teams von Special Olympics eingeladen sind. Vizepräsidentin Silke Stockmeier erzählte mir, dass die Zusammenarbeit Zufall war: „Die Stadt Hamm wollte beide Veranstaltungen ausrichten. Wir dachten uns, machen wir das doch gemeinsam!“ Derzeit stimmen die Veranstalter die Ausschreibung ab. Teilnehmen dürfen Sportler aus ganz Deutschland, nicht nur aus Nordr h e i n - We s t fa l e n . Ich schlage meinem Verein vor hinzufahren. Eine Frage, die ich Silke Stockmeier unbedingt stellen musste, war: „Wenn wir Teilnehmenden dort wieder in Schulen schlafen, sind die Duschen im selben Gebäude?” Da lachte sie und nickte. Prima, steht dem

Wettbewerb nichts mehr im Weg. In Berlin war die Schule auch schön, aber zum Duschen musste man über den Hof ins Nachbargebäude laufen. Ging so.

TEXT /// PATRICK SCHWAB


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Hat spAss gemacht! Auf ein Neues beim nächsten dsj-jugendevent!


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Mehr Impressionen vom dsj-jugendevent finden Sie/findet Ihr auf dem dsj-Kanal bei YouTube! Hier reinklicken: www.youtube.com


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