Family 2017 Leseprobe

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Mein Potenzial entfalten

WACHSEN LASSEN, WAS IN MIR STECKT KRITIK IST WIE SALZ

Worauf es ankommt, wenn Sie Ihrem Partner die Meinung sagen.

DREIMAL FLÖTE ÜBEN = EIN EIS Wie sinnvoll sind Belohnungssysteme?

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Editorial

LEBEN TEILEN!

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it diesem Heft wollen wir Lust wecken auf mehr. Auf Family. Regelmäßig. „Meine Lebensbegleiterin durch die intensive Familienphase“ – so nennen einige Leserinnen und Leser unser Magazin. Und das schon seit 25 Jahren. Es ist ein RiesenKompliment für uns in der Redaktion und für unsere Autoren. Und eine Verpflichtung, dranzubleiben an Erfolgen, Niederlagen, Highlights und Kämpfen – am Leben eben. Wir laden Sie ein, Teil der Family-Familie zu werden. Denn Family ist mehr als eine Zeitschrift.

SIE SCHREIBEN FÜR FAMILY: Jörg Berger (Heidelberg) – Psychotherapeut, Referent und Buchautor Stefanie Böhmann (Hamburg) – Grund- und Hauptschullehrerin Sonja Brocksieper (Remscheid) – Diplom-Pädagogin, Redakteurin im Bundes-Verlag, Mitarbeiterin bei Team.F Dr. med. Ute Buth (Bochum) – Frauenärztin, Weißes-KreuzFachberaterin, Buchautorin

Ihr Martin Gundlach

und Sexualberaterin

Redaktionsleitung Family Stefanie Diekmann (Ingelheim am Rhein) – Diplom-Pädagogin Stefan Gerber (Bern) – Geschäftsführer Willow Creek Schweiz, Referent und Coach Helena Gysin (Zürich) – freischaffende Journalistin Dr. med. Cordula KehlenDas Family-Redaktionsteam vor Ort: (v.l.n.r.) Reinhild Mayer, Christof Klenk, Bettina Wendland, Martin Gundlach, Julia Kallauch

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Leseprobe

bach (Krefeld) – Sexualtherapeutin in eigener Praxis


WERDEN SIE TEIL DER FAMILIE! Stanislaus Klemm (Saarlouis) – DiplomPsychologe und kath. Theologe

Testen Sie Family ausführlich

Priska Lachmann Redakteurin und Bloggerin Christof Matthias (Kassel) – Supervisor und Regionalleiter von Team.F Christian Rommert

3-teilige Serie „Wie wollen wir leben?“

3 AUSGABEN für nur

10,- €

INKL. VERSAND* AUSG

(Bochum) – Pastor, Sprecher

AUSGABE

6/2017 NOVEMBE

Melanie Schüer (Osnabrück) – Erziehungswissenschaftlerin und Gesundheitsberaterin für Schwangere

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beim Wort zum Sonntag, Coach

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Maren Seitzinger (Köln) – Physiotherapeutin

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Veronika Smoor (Heilbronn) – Freie Fotografin und Autorin Elisabeth Vollmer

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann bestellen Sie sich die aktuelle dreiteilige Serie „Wie wollen wir leben?“ für nur 10€ inkl. Versand*!

(Freiburg) – Religionspädagogin und Buchautorin Kerstin Wendel (Wetter/Ruhr) – Autorin und Referentin

Ihr Weg in die Familie: 02302 930 93-910 www.family.de *Weitere Informationen auf der Rückseite der Leseprobe.


Family – sechs Ausgaben im Jahr für Ihre Ehe und Familie

IN JEDEM HEFT: WIR ALLE

DOSSIER Ein großes Thema von allen Seiten beleuchtet – mit Erfahrungsberichten, Experten-Interviews, Porträts und vielen weiterführenden Tipps.

„Wir alle“ feiert das pralle Familienleben – mit Erziehungstipps für alle Altersgruppen (0-2, 3-5, 6-10, 11-15), Berichten aus dem unperfekten Alltag, zahlreichen Anregungen für die schönen und schwierigen Herausforderungen.

Dossier

Wir alle

axi ist fast acht Jahre alt, als ich ihn in der Tagesklinik kennenlerne. Ein hübscher Junge mit braunem Igelhaar und großen Augen. Er ist hier, weil er in der Schule nicht klarkam. Er stand regelmäßig im Unterricht auf, um zu tun, wonach ihm gerade zumute war. Er forderte fast die gesamte Aufmerksamkeit der Lehrerin für sich ein. In der zweiten Klasse sagte die Lehrerin, sie könne ihn nicht länger unterrichten. Nun ist er in der Tagesklinik der Kinderpsychiatrie. Ich mag Maxi gern. Wir machen Unterricht in der Natur, pflücken Blumen für seine Mutter, und im Zusammensein wird mir klar, unter welch schwerer Last Maxi leidet. Er ist das Familienoberhaupt einer siebenköpfigen Patchworkfamilie, der erstgeborene Sohn nach vier Schwestern. Während wir uns auf den Weg vom Unterrichtsplatz im Grünen zurück zur Tagesklinik machen, sehe ich hinter den Bäumen eine hellgekleidete Frau umherhuschen. Maxis Mutter. Sie beobachtet uns. Sie ist wie Maxis Schatten. Immer denkt sie über ihn nach, immer ist sie in seiner Nähe. Immer unter Druck. Die Familie sitzt fest in der „Kind-aufdem-Thron“-Falle. Maxi ist etwas Besonderes, so wie Josef es für seine Eltern war – seine Geschichte kann man in der Bibel im 1. Buch Mose, Kapitel 37 nachlesen: Josef war der Liebling seines Vaters, bekam von ihm ein besonderes Gewand und gab damit an, dass er was Besseres sei als seine Brüder. Auch Maxi macht jedem klar, dass er auf dem Thron sitzt. Weil er von seinen Eltern gelernt hat, dass er etwas ganz Besonderes ist, versteht er in der Schule die Welt nicht mehr. Wie sollte er sitzen und lernen können wie die anderen Kinder? Und Rechnen fällt ihm ganz schwer. Na, das macht er dann erst mal gar nicht mehr. Seine Seele kann es nicht ertragen, dass er sich anstrengen muss, dass er nicht nur großartig ist, sondern ein Mensch mit Fehlern und Schwächen.

Ich möchte damit nicht sagen, es sei falsch, wenn unser Kind uns sehr viel bedeutet. Kinder sind uns von Gott gegeben. Die Fähigkeit, bedingungslos zu lieben, lässt sich durch Kinder wunderbar erfahren. In den ersten Jahren und in besonderen Notzeiten ist es richtig, wenn unser Kind uns alles bedeutet. Schwierig wird es aber, wenn ein Kind eine zu große Rolle in der Familie spielt. Wenn es als so besonders wahrgenommen wird, dass es immer eine Sonderbehandlung bekommt. Die Zahl dieser „Josefskinder“ hat zugenommen: „Mein Kind ist etwas Besonderes.“ „Ohne mein Kind wäre es in seiner Schulklasse viel langweiliger“. Der Anteil der Eltern, die dies in Untersuchungen so oder ähnlich angeben, ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Darin spiegeln sich die narzisstischen Tendenzen unserer Zeit. Über

„Ein Kindergeburtstag muss nicht zur vollständigen Erschöpfung führen.“ Schwedischen Wissenschaftlern ist der Nachweis gelungen, dass zu viele Kinder eine Diagnose haben, die nicht auf sie zutrifft. Ich erlebe Eltern, die von Arzt zu Arzt laufen, weil sie eine Diagnose für den Kindergarten oder die Schule brauchen. Könnte es sein, dass es sich in manchen Fällen um Josefskinder handelt?

„Damit Kinder lernen, Entscheidungen zu treffen, müssen wir ihnen eigene Entscheidungsfelder überlassen.“

GEWÜNSCHTESTE WUNSCHKINDER

Kinder zu haben, ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Eltern haben die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, in der Regel selbst getroffen. Sie haben die Anzahl der Kinder und den Zeitpunkt für die Geburt geplant. Kinder haben ihren Preis. Wer diesen Preis bezahlt, möchte dann auch alles richtig machen. In unserer Gesellschaft gibt es wenig Anerkennung für diejenigen, die Kinder großziehen. Da Anerkennung und Aufmerksamkeit die gefragteste Währung in einer von Medien dominierten Welt sind, müssen die Kinder den Aufwand rechtfertigen, den sie verursachen. Sie müssen gelingen und etwas Besonderes sein. Deshalb bedeuten sie ihren Eltern alles und werden zu Josefskindern gemacht. Neugeborene und Kleinkinder brauchen Eltern, die rund um die Uhr verfügbar sind. Aber wer braucht es, dass Kindergarten- und Schulkinder der Lebensinhalt ihrer Eltern sind, dass es keine anderen Gesprächsthemen mehr gibt, dass die Ehe zur Versorgergemeinschaft für die gewünschtesten Wunschkinder wird, dass ein Kindergeburtstag zu vollständiger Erschöpfung führt, dass Kinder entscheiden, mit wem die Familie sich trifft und dass die Gedanken fast pausenlos um die Bedürfnisse und Förderangebote für diese Kinder kreisen?

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Wie Eltern ihren Kindern Entscheidungskompetenz vermitteln, verrät Stefanie Diekmann.

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ulia steht mit ihren Eltern vor dem Schuhregal. So viele schöne Schuhe. Ihre Mutter ist genervt. Sie hat schon alles probiert, um Julia zu einer Entscheidung zu bringen. Papa sagt irgendwann mit strengem Tonfall: „Wenn du dich mit zehn Jahren nicht einmal für Schuhe entscheiden kannst, wie soll das werden, wenn du dich für einen Beruf entscheiden sollst?“ Kinder machen oft genau das, was sie wollen. Manchmal machen sie aber leider gar nichts. Sie zucken mit den Schultern und schalten auf „stumm“. Nicht selten fühle ich mich dann als Mutter so, als würde ich am Kind abgleiten mit meinem Versuch, zu einer Lösung oder Entscheidung zu kommen. Ihre Unentschlossenheit ist wie eine Imprägnierung. Damit Kinder lernen, Entscheidungen zu treffen, brau-

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Tipps für Eltern

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Wir alle

0 -2 EINE STARKE BINDUNG „Ich bekomme bald mein erstes Kind und frage mich, wie eine gute Mutter-KindBindung entsteht und was sie ausmacht?“

Workout für Papas

PRUSTI-PUSH-UP

PapaFit ist ein Ganzkörper-Workout aus zwölf einfachen Übungen. Das Besondere an den Übungen ist, dass Väter mit ihren Kindern trainieren. Das stärkt nicht nur Papas Muskeln, sondern auch das gegenseitige Vertrauen.

3 Sätze à 9-12 Wiederholungen Prusti-Push-Ups, von Kinderlosen oft Liegestütze genannt, stärken vor allem deine Brust, Schultern, Trizeps und die Lachmuskeln deines Babys!

IN DER SCHWANGERSCHAFT UND WÄHREND DER GEBURT:

Durch die Nabelschnur ist das Ungeborene ganz natürlich mit der Mutter verbunden und bekommt von ihr alles, was es zum Wachsen braucht. Es ist von Anfang an fähig, wahrzunehmen und reagiert sehr positiv auf die Freude der Mutter. Es genießt die Geborgenheit in ihrem Bauch, die sanften Bewegungen der Mutter, hört ihren Herzschlag. Das Baby liebt die Stimme seiner Mutter und kann sich die Melodie ihrer Sprache einprägen. Es ist wesentlich, wie das Kleine angesprochen wird. Laute und hektische Worte können verunsichern, eine freundliche und ruhige Stimme hingegen festigt die Mutter-Kind-Bindung. Durch das Strampeln meldet sich das Ungeborene bei seiner Mama und freut sich, wenn sie mit ihren Händen über den Bauch streicht. Beide können so innige Momente erleben. Während der Geburt ist es für beide bedeutsam, in Kontakt miteinander zu bleiben. So wie die Mutter Unterstützung durch den Partner braucht, hilft es dem Kind, wenn sich die Mutter ihm zuwendet. Sie 22

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Safety first!

WENN DAS KIND AUF DER WELT IST:

Mamas Nähe ist der sicherste Platz und gibt dem Kleinen emotionale Geborgenheit. Ihre Körperwärme und ihr Geruch, vor allem beim direkten Hautkontakt, zeigen dem Kind, dass es dazugehört. Durch das Stillen bekommt es nicht nur Nahrung, sondern das Nuckeln an der Mutterbrust lässt eine starke Bindung entstehen. Das Baby liebt sanfte Berührungen und genießt das Streicheln. Beim Halten der Hände oder der Füßchen kann es entspannen. Wenn es wach und konzentriert ist, erkundet es gerne das Gesicht seiner Mama und schaut ihr in die Augen. Es lauscht ganz intensiv ihrer Stimme und freut sich, wenn sie ihm Lieder singt oder vorliest. Jedes Mutter-KindPaar ist einmalig und einzigartig. So dürfen beide miteinander herausfinden, was ihnen gut tut und sich dafür viel Zeit nehmen. Der Start mit einem Baby kann auch herausfordernd sein. Sein Weinen und wenig Schlaf oder Ernährungsschwierigkeiten des Kindes können erschöpfen. Daher ist es zum Schutz der Mutter-Kind-Bindung ratsam, frühzeitig professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Agatha Rub ist freiberufliche Hebamme und lebt im Haus der Stille und Einkehr in Wildberg (Schweiz), wo Schwangere und Mütter mit Baby zur Ruhe kommen können. www.kommunitaet-wildberg.ch

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DICH! WIE KIN DER LERNEN ES

Kind wenig Verantwortung für sich selbst übernehmen. Ungefähr ab der zweiten Klasse können Kinder Entscheidungen durch eigene Vorarbeit unterstützen.

ENTSCHEIDUNGEN HABEN FOLGEN

Ich bin oft bemüht, die kleinen, eigenständigen Entscheidungen meiner Kinder so abzufangen, dass die Folgen sie nicht zu hart treffen. Gern möchte ich ihnen Schmerz und Kummer ersparen. Aber wie sollen sie dann lernen, dass Entscheidungen Folgen haben? Wenn mein Zehnjähriger sich nicht für eine Freizeit entscheiden kann, muss er damit leben, dass die Ferien langweilig werden. Natürlich gibt es Entscheidungen, die ich den Kindern nicht überlassen kann: Wenn die Vierjährige im Februar auf Socken durch den Garten laufen will, verlange ich von ihr, dass sie Schuhe anzieht. Kinder treffen leichter Entscheidungen, wenn sie sich selbst gut kennen und auch den anderen wahrnehmen können. Die Treppenstufen zu einer Entscheidung zu gehen, bedeutet auch, sich in den anderen hineinzuversetzen: Wie finden es meine Freunde, wenn ich sie nicht zum Geburtstag einlade? Was passiert, wenn ich mich nicht mehr um den Hamster kümmere? Um Entscheidungen einüben zu können, sind mehrere Schritte nötig: Sich selbst und eigene Interessen kennen, Informationen sammeln, die Auswirkungen auf andere berücksichtigen. Wenn Kinder mehr und mehr eigenständig Entscheidungen treffen dürfen, üben sie für die großen Entscheidungen, die irgendwann anstehen.

Stefanie Diekmann ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ingelheim am Rhein.

Buchtipp: Stefanie Diekmann: Spielend leicht erziehen. Nähe und Klarheit – mehr braucht man nicht (SCM Verlag)

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WEGWERFEN? UNDENKBAR!

Was ich von meinem Vater gelernt habe, lässt sich an einem alten Tannenbaumständer beschreiben. Jahr für Jahr war dieser Ständer wackelig und brauchte immer neue Keile, um den Baum zu halten. Aber mein Vater hatte die Devise: „Was nicht passt, wird passend gemacht!“ Dabei ging es nicht um „stylish“, sondern um praktisch und vor allem darum, Geld zu sparen. Schon früh habe ich den Umgang mit Werkzeugen gelernt und zusammen mit meinem Vater überlegt, wie alte Schrauben zu lösen sind oder ein Blumentopf mit neuer Farbe lackiert werden kann. Dinge wegzuwerfen oder schnell durch Neues zu ersetzen, war undenkbar. Ich bin ihm heute dankbar dafür, so kann ich vieles selbst bauen und herstellen, wofür andere teure Handwerker brauchen. Ob ich das meinen Kindern so weitergeben kann, weiß ich

Auch wenn dein Nachwuchs dich mit seinem Lachen antreibt, achte immer darauf, dass du nicht erschöpft über ihm zusammenklappst. Wenn die Kraft nachlässt, kannst du auch von den Füßen auf die Knie wechseln, sieht ja keiner, und so noch ein paar Prustis drauflegen.

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allerdings nicht … Vaters Werkstatt war eine übersichtlich geordnete Schar an aufgehängten Dingen. Für alles und nichts wurde ein Nagel oder Haken in die Wand geschlagen und Seile, Schraubzwingen, Keile und Maulschlüssel wurden fein säuberlich aufgereiht. Der Tannenbaumständer hat so jedenfalls fast 20 Jahre mit stetigen Reparaturen überlebt, bis er so hässlich war, dass er den Weg in den Sperrmüll fand. Auch da erlebe ich heute meine Grenze: Räder zu pflegen und zu reparieren, Regale umzubauen – das hat Sinn. Aber Dinge totzupflegen aus dem Unwillen (oder sagen wir ruhig Geiz), Neues zu investieren – da greift meine Familie ein.

Der Autor lebt mit seiner Familie im Südwesten Deutschlands.

Bindung

Dein Kind wird die Übung lieben. Es prägt sich dein Gesicht ein und merkt sich, wer es zum Lachen bringt. So steigt die Vorfreude auf das nächste Training und die gemeinsame Zeit schweißt euch zusammen. Diese Anleitung ist dem Buch „PapaFitTraining für starke Papas und eine starke Vater-Kind-Bindung“ von Felix Schulz entnommen. Es ist bei Lambada Books erschienen und kostet EUR 21,99/CHF 32,90.

PARTY-CHOREOGRAFIE

Mein Vater war kein Partytier. In den letzten Jahren seines Lebens, in denen er immer mehr zeigte, wie er tatsächlich war und sich immer weniger hinter einer Maske aus Alkohol und Scherzen verbarg, da wurde das offenbar. Bei feierlichen Anlässen konnte man – vor Mitternacht – plötzlich eine nach vorn strebende Oberkörperhaltung beobachten und ein bestimmtes „So!“ gefolgt von einem „Woll’n wir?“ hören. Meine Mutter ließ das zielsicher zum Autoschlüssel greifen. Keine Diskussionen, nur entspannt lächelndes Verabschieden, und der Weg auf das heimische Sofa konnte angetreten werden. Als ich gestern bei einer Gartenparty saß, mit Freunden, gutem Essen und Babysitter daheim, merkte ich, wie meine Gedanken unter dem Eindruck von zu vielen Gesichtern, Gesprächen, Gefühlen gähnten und schwerfällig wurden und mein Körper in sich zusammensackte. Da hätte ich selbst gern zu dieser Choreografie angesetzt – und riss mich zusammen. Trank noch ‘ne Cola. War ja noch nicht mal Mitternacht.

BABYS HUNGER STILLEN!

Beim Stillen soll man es sich bequem machen, so die Empfehlung vieler Hebammen. Im Alltag erweist sich dies aber manchmal als schwierig, denn hungrige Kinder sind nicht immer die Geduldigsten – da kann Mama schon mal nervös werden, wenn der kleine große Hunger kommt. Ergobaby hat aus diesem Grund das natural curve Stillkissen entwikkelt, das sich dank seiner C-Form um den Körper der Mutter schmiegt und eine Vertiefung bildet, in der es sich das Kleine bequem machen kann. Für unterwegs ist das feste Kissen zwar etwas zu sperrig, von Vorteil ist allerdings, dass das Baby für die Mutter gut zu positionieren ist. Das sorgt für eine gesunde Körperhaltung und entlastet Rücken- und Nackenmuskulatur, da das Kissen anstelle der Mutter das Kind stützt. Das Praktische wird um ein ansprechendes modernes Design ergänzt. Was will Mama mehr? Doch Vorsicht: Dadurch, dass die Hände beim Stillen frei sind, sollte man nicht Gefahr laufen, zum Smartphone zu greifen und dabei das zufriedene Gesicht seines Babys zu verpassen. Jenny Görtz

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Leseprobe

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Wir ähneln unseren Eltern, ob wir es wollen oder nicht. Sechs Autorinnen und Autoren haben dem nachgespürt, was sie von ihren Müttern und Vätern geerbt und übernommen haben.

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Unser Gehirn ist in zwei Systeme unterteilt: das intuitive, assoziative System für emotionale Prozesse, und das logische, analytische System mit Wissens- und Sachinformationen. Menschen brauchen beide Systeme für Entscheidungen. Manchmal müssen wir unsere Möglichkeiten durchdenken und sorgsam analysieren. Und manchmal müssen wir auf unser Gefühl hören. Das System im Gehirn deutet unsere alten Erlebnisse

„DU BIST WIE DEINE MUTTER“

Lege dein Kind vor dich auf den Rücken und beuge dich, die Hände schulterbreit, darüber. Lasse dich so weit sinken, bis du deinem Baby auf den Bauchspeck prusten kannst. Drücke dich anschließend wieder hoch und wiederhole die Übung so oft, bis einer von euch nicht mehr kann.

kann ihre Hand stärkend und beruhigend auf den Bauch halten oder zum Beispiel summend und singend die Geburtsarbeit begleiten.

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chen sie das Vorbild der Eltern. Wenn die Anschaffung einer Wohnzimmercouch fünf Jahre Überlegungen kostet, werden die Kinder wohl auch keine schnellen und klaren Entscheidungen treffen.

ENTSCHEIDEN ÜBEN

HEIDE

Dossier

Anleitung

indung ist eine emotionale, andauernde Beziehung, hier zwischen Mutter und Kind. Sie beinhaltet den Schutz sowie Zuwendung und Fürsorge, die das Kind zum Leben braucht. Sie ist notwendig für eine gesunde körperliche und psychische Entwicklung. Auch für die seelische Gesundheit ist es wichtig, dass ein Kind in den ersten Lebensjahren eine liebevolle, intensive und beständige Beziehung zur Mutter erlebt, die dann durch den Vater und mögliche Geschwister erweitert wird. MutterKind-Bindung bedeutet eine lebendige, innige Partnerschaft, die bei der Zeugung beginnt. Was braucht es für eine starke Bindung und das Gefühl, zusammenzugehören?

KINDER EINBEZIEHEN

Ab dem Schulalter können Eltern ihre eigenen Entscheidungen und deren Auswirkungen mit den Kindern teilen. Wir haben als Familie vor einigen Jahren ein Haus gekauft. Man kann die Entscheidung mit einer Treppe vergleichen: Die erste Stufe der Entscheidung war: Wollen wir hier leben? Finden wir in diesem Haus genügend Platz? Passt das Haus zu unserer Idee, mit Menschen Lebenszeit zu verbringen? Die nächste Stufe war die Frage der Finanzierung. Hier mussten wir seriöse Ratgeber suchen. Die Finanzen und die notwendigen Renovierungen gehörten zu diesem Prozess ebenso dazu wie unsere Gebete vor solchen Gesprächen. Wir haben unseren Kindern immer mal wieder einen Einblick gegeben, wie und warum wir etwas entschieden haben. Damit Kinder lernen, Entscheidungen zu treffen, müssen wir ihnen eigene Entscheidungsfelder überlassen. Wenn ich für das Kind eine Sportart recherchiere und ihm die Trainingszeiten des Vereins heraussuche, kann das

Dossie

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Später im Dunkeln, bei der Manöverkritik vorm Einschlafen, musste ich an meinen Vater denken und an die sensiblen Antennen, die er mir vererbt hat. Sah mich selbst von Tisch zu Tisch gehen, eine Maske aus Scherzen aufgesetzt und übermäßig viele Eindrücke sammelnd, mich immer weiter an die Grenzen meiner Aufnahmekapazität treibend. „Am liebsten hätte ich mich nur mit den Mädels vom Hauskreis unterhalten und wär um elf gegangen!“, fasste ich zusammen. „Du bist echt wie dein Vater“, gähnte mein Mann. Ich dachte an den Mann, der nach langen Jahren gelernt hat, auf sich Acht zu geben. „Noch nicht“, sagte ich, „aber hoffentlich bald“.

Jennifer Zimmermann lebt mit ihrer Familie in Bad Homburg.

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EINE ZU GROSSE ROLLE

„Josefskinder“ wird sehr viel gesprochen. Bei jedem Hinbringen oder Abholen dringen die Wortfetzen der Eltern unvermeidlich an mein Ohr: vorzeitige Einschulung, mehr geistiges Futter, hervorragend, IQ, Testung, Beratung, mehr Förderung und auf jeden Fall Sport und Englisch! Als mein Ältester 2006 in den Kindergarten kam, gab es in seiner Gruppe offiziell weder ein hochbegabtes noch ein hochsensibles, hyperaktives oder autistisches Kind. Neun Jahre später weiß ich in der Kindergartengruppe unserer Zwillinge von mindestens fünf Hochbegabten und zehn Hochsensiblen. Diese Zahlen liegen weit über denen, die statistisch zu erwarten wären (Hochbegabung: ein Kind von 50 bis 60 Kindern, Hochsensibilität: ein bis zwei Kinder pro Klasse).

zu Mustern und bewertet neue Erfahrungen anhand dieser Muster. Das ist dann hilfreich, wenn Muster vorliegen, kann uns aber auch auf die falsche Spur bringen, wenn diese nicht vorliegen. Das Nachdenken und Nachsinnen hilft uns dabei, Muster zu stärken oder zu relativieren. Unsere Kinder brauchen zum Entscheiden also eine Art Schulung für die Nutzung ihres Gehirns. Dabei helfen Alltagsentscheidungen. Das kann das Auswählen eines Buches sein oder das Sparen auf teure Fußballschuhe. Wichtig ist, im Anschluss an die Entscheidung diese mit dem Kind auszuwerten: Wie geht es dir damit? Aus welchen Gründen ist diese Entscheidung beglückend, fordernd oder zu spontan für dich gewesen? Würdest du es wieder so machen? Die Intuition ist dafür verantwortlich, dass man sehr viele Informationen integrieren kann, ohne darüber nachdenken zu müssen. Das bewusste Nachdenken ist allerdings wichtig, wenn es darum geht, die Informationen zu sammeln und zu bewerten. Das lernen Kinder erst nach und nach. Im Kindergartenalter können sie zwar Informationen intuitiv integrieren, das intellektuelle Bewerten schaffen sie aber noch nicht. Um mit Kindern in diesem Alter das Entscheiden zu üben, sind Bauchgefühl-Themen daher besser geeignet: Aus drei Eissorten eine auswählen Ein Buch zum Vorlesen heraussuchen Baden oder duschen? Entweder-oder-Fragen ermöglichen es dem Kind, eine eigene Entscheidung zu treffen. Die Auswahl sollte nie zu groß sein.

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Kinder brauchen Aufmerksamkeit. Wenn sie allerdings zu viel davon bekommen, geraten sie in eine Rolle, die weder ihnen noch der Familie gut tut. Von Clara Evers-Zimmer

ENTSCHEIDEN KANN MAN LERNEN

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DIE „MEIN-KIND-BEDEUTETMIR-ALLES“-FALLE

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MIT FAM ILY DURCH SCHÖNE UND SCHWIE RIGE STUNDE N

WIR BEIDE

FÜR MICH Und wie kann ich selbst in all dem zur Ruhe kommen, mich weiterentwickeln, einen guten Weg finden, geistlich wachsen? Entdecken Sie, was Sie ausmacht, ermutigt und stärkt, belebt und erfrischt.

In den Turbulenzen des (Familien-) Alltags Partnerschaft leben – „Wir beide“ erzählt von Lust und Frust, Oasen zu zweit, gibt praktische Tipps für Kommunikation und Miteinander und ergründet die Dimensionen echter Beziehung.

Wir beide

Für mich

Wir beide

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ie Ruhe ist uralt. Sie führt uns zu etwas, das jenseits des Räumlichen und Sichtbaren ist, sie bringt uns in Kontakt mit dem Herzschlag, der seit Urzeiten im selben Rhythmus pocht und dessen Schlag nicht aufhören wird, wenn es uns nicht mehr gibt, weil wir „die ewige Ruhe“ erreicht haben, wie das Leben nach dem Tod bezeichnenderweise genannt wird. Arbeit und Ruhe, Arbeit und Ruhe, Arbeit und Ruhe. So monoton, so gewöhnlich und unspektakulär ist der Klang des guten Lebens. Das Wort „Ruhe“ ist so kurz, so schlicht und so bescheiden, dass es im Geschnatter aller Nachrichten fast untergeht. Dabei ist es doch raumgreifend. Es öffnet etwas: einen Raum, einen Windschutz, ein Versteck für die Liebe. Es ist etwas so Außergewöhnliches wie ein Weg zurück ins verlorene Paradies und etwas so Handfestes wie ein Rettungsring. Die Ruhe kann ein Augenblick sein, an dem ich noch auf dem Steg am See bleibe, oder ein langer, mehrere Wochen dauernder Urlaub. Ein Nickerchen oder eine kleine Joggingrunde, ein paar Minuten, in denen ich am Schreibtisch die Augen schließe, dasitze und mir vorstelle, dass ich eine Weile aufs Meer schaue oder auf ein wogendes Weizenfeld. Die Ruhe ist etwas, das wir wählen – um der Liebe willen und weil unser Lebenslauf nur mit Pausen gelingt.

EI N E W EILE AU FS M EER SCH AU EN …

„Im Zuhören wird ein Dazugehören geschaffen, ein Gefühl, das die Einsamkeit überwindet. “

Ruhe – danach sehnen wir uns. Und suchen und genießen sie doch viel zu selten. Ein Plädoyer für mehr Ruhe von Tomas Sjödin

n manchen Gegenden Deutschlands gibt es noch den sinnvollen Brauch, einem frisch verheirateten Paar einen Laib Brot und eine Schale Salz vor die Türe zu stellen. Diese Geste ist verbunden mit dem Wunsch, dass es den beiden künftig an nichts fehlen möge. Das Brot steht dann für das Notwendige wie: Nahrung, Kleidung, Wohnung und Gesundheit, Liebe, Vertrauen, Ehrlichkeit, Sicherheit und gegenseitige Unterstützung. Das Salz hingegen könnte dann eher für das „Ungewöhnliche“, „Außergewöhnliche“ stehen, wie etwa: die Neugierde, das Spiel, die Kultur, den Humor, die Entspannung und die Leidenschaft. Das Salz stünde für all das, was mehr ist als bloßes „Überleben“. Vor allem in den Zeiten der gegenseitigen Gewöhnung, im „grauen Alltag“ und in Krisen wird die Kraft dieses „Salzes“ die Suppe der Alltäglichkeit würzen, schmackhaft machen, frisch halten und vor dem Verfall bewahren. Man könnte statt dem Salz, das die Alltagssuppe auf-

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10 häufig gestellte Fragen an die Sexualtherapeutin Veronika Schmidt. 3/17

MIT DER RUHE FING ES AN …

„HÖR MIR EINFACH EINMAL ZU“

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2. „Wenn wir Zeit hätten, miteinander zu schlafen, habe ich oft keine Lust. Kann man Lust auf Knopfdruck bekommen?“ Ja, kann man. So, wie manchmal der Appetit auch erst mit dem Essen kommt. Doch damit das funktioniert, muss ich Sex grundsätzlich mögen und ich sollte Erregung und Erregungssteigerung automatisiert haben. Wir sollten als Paar Sexrituale einüben, die für beide lustvoll sind und abgerufen werden können. Sex ist eine erlernbare Technik wie andere Fähigkeiten im Leben auch. Bei den meisten – auch genussvollen – Tätigkeiten warten wir in der Realität auch nicht zwingend, bis die Lust kommt. Sondern wir tun sie, um Lust und Freude am Leben zu haben. Wie bei jeder anderen Tätigkeit kommt Befriedigung oft erst durch Dranbleiben. 3. „Abends habe ich oft keine Kraft mehr. Kann das Lustempfinden von der Tageszeit abhängig sein?“ Natürlich kann es das. Sind wir erschöpft, macht gar nichts mehr Spaß. Oder nur noch das, was keinerlei Kraftaufwand erfordert. Deshalb empfiehlt es sich in solchen Lebensphasen – meistens sind es Phasen –, Sex zu planen und den Tag so zu leben, dass noch etwas Motivation und Kraft übrig bleiben. Oder Sexdates auf eine Tageszeit zu legen, wo wir noch frisch sind, beispielsweise wenn die Kinder Mittagsschlaf halten, wenn sie in der Jungschar oder bei Freunden sind. Wenn wir Sex können, ist Planen kein Hindernis. 4. „In stressigen Phasen kann ich auf Sex sehr gut verzichten. Ist Stress automatisch ein Lustkiller?“ Für die einen ist Stress ein Lustkiller. Andere würden gerne erst recht Sex haben, um sich zu entspannen und eben gerade auf diese Weise Stress abzubauen. Zur zweiten Gruppe gehören nicht nur, aber doch in der Mehrheit Männer. Nur haben leider viele Frauen dafür überhaupt kein Verständnis. Sie denken dann, sie werden benutzt. Doch oft würde Sex auch ihnen selbst helfen, sofern sie ihn natürlich grundsätzlich mögen. Manchmal sind Menschen im Stress derart außer sich, also spüren sich nicht mehr, dass auch emotionale Nähe schwer wird. Sex könnte eben gerade auch diese emotionale Nähe wieder herstellen. Die Art des Stresses spielt selbstverständlich eine Rolle. Beziehungsstress ist definitiv nicht mit Sex zu lösen. Oder erst hinterher, nachdem ausgestritten ist.

KEINE BELOHNUNG, SONDERN PFLICHT

„Ruhe ist nicht dasselbe wie Passivität. Ruhe braucht mehr als Entspannung, das Einatmen genauso wie das Ausatmen. Zum ‚Von etwas ruhen‘ gehört auch das ‚In etwas ruhen‘“, schreibt der Theologe Göran Larsson in seinem Buch „Zeit für Gott“. Nachdem das regelmäßige Nichtstun

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Für mich

5. „Unsere Vorstellungen, wie häufig wir miteinander schlafen sollten, gehen leider weit auseinander. Was tun?“ Einen Kompromiss finden und Sex planen. Der mit der geringeren Lust hat meistens das Sagen und die Macht über den Sex. Denn wer will schon den Sex erzwingen? Viele „Unerhörte“ sind ziemlich frustriert und haben resigniert. Oft höre ich von ihnen: „Ich bin die ewige Bettelei leid.“ Diesen Menschen begegne ich viel häufiger als jenen, die sich dem Sex komplett verschließen und nichts mehr davon hören wollen, weil sie ständig bedrängt werden. Aber auch das gibt es. Einmal die Woche Sex zu haben ist ein guter Kompromiss für Paare, deren Bedürfnisse sehr weit auseinander liegen. Denn eine kanadische Studie sagt: Einmal die Woche macht Paare zufrieden. Weniger macht deutlich unzufrieden. Mehr macht nicht in dem Sinne zufriedener, wie sich das die Menschen vorstellen.

STARKE MUTTER TROTZ KLEINER KRAFT Wie kann man mit begrenztem Energievorrat das Familienleben meistern?

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n einer schlaflosen Nacht denke ich über unser letztes Klassentreffen nach: Die meisten Mitschülerinnen hatten in den vergangenen Jahren schwierige Probleme zu bewältigen. Einige sind Powerfrauen, dass man sich nur wundern kann. Aber ich frage mich: Wer sind die Schwachen im Leben und wer die Starken? Sind die stark, die die meisten Kraftreserven nutzen können? Oder die, die schwierige Herausforderungen meistern? Wer hat mehr geschafft: die unermüdliche Frau, die Job, Gemeindeaktivitäten, Haushalt und anderes locker stemmt? Oder die, die täglich nur einen Teil ihrer To-do-Liste bewältigt und sich dafür sehr verausgaben muss, weil ihre Belastbarkeit geringer ist? Ich denke über meine eigene Lebensgeschichte nach und stoße auf interessante Erkenntnisse.

„Wir sollten als Paar Sexrituale einüben, die für beide lustvoll sind.“ 6. „Es heißt: ‚Appetit holt man sich draußen, gegessen wird zu Hause.‘ Kann das funktionieren? Kann zum Beispiel Pornokonsum die Intimität zwischen zwei Menschen beflügeln?“ Den Spruch an sich finde ich unstimmig. Weil wir heute wissen, dass vor allem diejenige Lust für den Sex zuverlässig funktioniert, die aus uns selbst und unserem Körper kommt. Aus den angelernten erotischen Fähigkeiten. Dazu gehört selbstverständlich auch die Fantasie, die Vorstellungskraft. Was die Fantasie beflügelt, inspiriert den Sex. Filme, Bücher, Bilder, Wissen über Sex, Distanz und Sehnsucht, schöne Menschen, Sexyness usw. Alles, was den eigenen sexuellen Anziehungskodes (persönliche Anturner) entspricht, kann man nutzen, um die Intimität zu beflügeln. Hingegen nützt sich erfahrungsgemäß die Inspiration durch Pornografie nach einem ersten Kick ganz schnell ab. Danach zieht sie eher in die Einsamkeit und vom Partner weg.

GROSSMUTTER, MUTTER UND ICH …

„Ich „Ich entdecke entdecke die die Stärken, Stärken, die die Gott Gott mir mir geschenkt geschenkt hat.“ hat.“

7. „Keine Lust – kann das tatsächlich an der AntiBabypille liegen?“ Ja, kann es. Vor allem dann, wenn Frauen nach dem Prinzip funktionieren „erst Lust, dann Sex“ und nicht nach „erst Sex, dann Lust“. Einige Frauen bemerken fast nichts von den Hormonen, andere haben sogar eine bessere Lebensqualität als vorher, wieder andere vertragen sie schlecht oder überhaupt nicht. Neben dem Verlust der Lust und anderen körperlichen Symptomen beklagen Frauen am meisten, dass sie sich „nicht mehr als sie selbst“ fühlen. Sie klagen über diffuse körperliche und psychische Symptome bis hin zu Panikattacken, die sich eben nicht eindeutig zuordnen lassen. Pille, Nuva-Ring, Stäbchen, Spritze, Hormonspirale etc., alle transportieren sie Hormone in den Körper. Hormonfreie Verhütungs-Alternativen, wie die 3/17

„Das regelmäßige Nichtstun ist unter die Räder gekommen.“ VERÄNDERUNG DURCH NICHTSTUN

Der dritte Gedanke: RUHEN BEDEUTET, SICH UMGESTALTEN LASSEN. Das alte Wort für Erholung, „Rekreation“, bedeutet wörtlich „neu schaffen“, „noch einmal schaffen“. Diese Neuschöpfung geschieht, was den Körper angeht, im Schlaf, was die Seele angeht, im Zustand des wachen Ruhens. Und genau wie die Erschaffung der Erde nicht nach einer Woche abgeschlossen war, so müssen auch unser inneres Leben und unsere Gedanken umgestaltet und erneuert werden, immer und immer wieder. Genau das geschieht in der Rekreation. Wir entscheiden uns für das Nichtstun und lassen das, was dann geschieht, mit uns geschehen. Wir ruhen vom Fortschritt, von allen Verbesserungen und Veränderungen und lassen alles für eine Weile so, wie es ist. Und verrückterweise kann daraus etwas wachsen, ganz unverkrampft. Wir lassen uns selbst, unsere Wege und Entscheidungen in gewissem Maße neu schaffen. Am wichtigsten ist mir der Gedanke, dass es Zeit wird, der Ruhe wieder den Platz zu geben, der ihr gebührt: den ersten. Alles mit Ruhe beginnen, statt mit einem Seufzer der Erschöpfung zu enden.

Für mich

Wir beide 1. „Wie hängen Harmonie und Lustempfinden zusammen? Haben harmonische Paare mehr Sex oder hemmt zu viel Einigkeit eher die Lust?“ Harmonie kann sowohl gut als auch schlecht sein. Wenn Harmonie dazu führt, dass wir miteinander reden, aufeinander eingehen, neugierig und experimentierfreudig bleiben, dann ist das gut für den Sex. Harmonische Paare müssen nicht dauernd aneinander herumkritisieren oder sich so intensiv bekriegen, dass die Fetzen fliegen. Die damit einhergehenden Kränkungen verhindern nämlich den Sex. Wenn Harmonie hingegen bewirkt, dass wir Konflikten und heißen Themen aus dem Weg gehen, killt das die Leidenschaft. Dann wird es langweilig.

Die zweite Beobachtung: DIE RUHE IST VOM ERSTEN AUF DEN LETZTEN PLATZ GERUTSCHT. Es ist erstaunlich, dass alle Ausdrücke, die wir im Zusammenhang mit Ruhe benutzen, etwas beschreiben, das danach kommt: „sich erholen“, „sich entspannen“, „durchatmen“ … Wenn man an den Beginn der Zeiten zurückgeht, zu dem Augenblick, in dem die Ruhe geschaffen wurde, dann stellt man fest, dass, was den Menschen angeht, alles irdische Leben mit der Ruhe begann. Ich versuche manchmal, mir die einzelnen Schöpfungstage vorzustellen und mir vor meinem inneren Auge abspielen zu lassen, wie da aus Nichts etwas hervortrat. Wie Gott das Licht rief und das Licht hervorbrach, wie er das Meer vom Land schied und den Tag von der Nacht. Mit seinem Wort rief er die Sonne und den Mond, Linden und Ulmen, Tapire und Schildkrö-

In der Beratungsarbeit kommt es nicht selten vor, dass die Ratsuchenden sich für den Gesprächskontakt ganz herzlich bedanken. Bei näherer Rückfrage, was ihnen denn da genau im Gespräch geholfen habe, kommt sehr häufig eine verblüffende Antwort. Nicht: „Ihr guter Ratschlag, Ihre klugen Worte, Ihre befreiende Sicht der Dinge, Ihre

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Wir beide

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peppt, auch ein anderes Bild verwenden: Eine Liebesbeziehung, die sich voller Hoffnung auf den gemeinsamen Weg macht, um ein Ziel zu erreichen, braucht zwischendurch eine Ruhepause, eine Oase, die Schatten, Frische, und Erholung bringt, um den gemeinsamen Weg wieder fortzusetzen und zum Ende zu bringen. Viele dieser Oasen sind für eine Partnerschaft nicht nur notwendig, sondern darüber hinaus eine pure Wohltat. Wie könnten solche Oasen aussehen?

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Es ist eigentlich gar nicht so schwer, kleine Auszeiten für die Liebe mitten im Alltag zu nehmen. Gerade, wenn es augenscheinlich sehr viel Drängenderes gibt, sollten wir nicht darauf verzichten. Von Stanislaus Klemm

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„N I M M M ICH M A L I N DEN A R M!“

Es gibt einige ganz alltägliche Beobachtungen zur Ruhe. Die erste ist: RUHEN HEISST LOSLASSEN. Vieles in diesem Leben ist unerreichbar, solange man es angestrengt erreichen will. Aber dann gelingt es plötzlich, mit beeindruckender Selbstverständlichkeit – wenn man loslässt. Jeder, der Kreuzworträtsel löst, kennt das Phänomen. Wenn man das Kreuzworträtsel zur Seite legt, weil es einfach nicht zu lösen ist, und es später am Tag noch einmal zur Hand nimmt, fallen einem die fehlenden Wörter oft ohne Anstrengung ein. Ich habe für mich entdeckt, dass die simpelste aller Regeln – „Lass es sein!“ – eine glänzende Strategie für viele Dinge in unserem Leben ist. In der Liebe eröffnet sie geradezu schwindelerregende Perspektiven: Wenn man den anderen loslässt, gewinnt man ihn. Immer und immer wieder. Lieben heißt zu fallen. Ruhe bedeutet, eine Zeit lang zuzulassen, dass man die Kontrolle verliert – und das Leben auf einen zukommt.

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„ LASS ES SEIN!“

ten, Ameisen und Stechmücken. Am sechsten Tag, als alles andere geschaffen war, rief er den Menschen ins Leben. Dann machte Gott mit den Menschen einen Rundgang durch das Paradies, das er geschaffen hatte, nannte einige Spielregeln und sagte: „Und morgen früh, wenn ihr wach werdet, ist hier übrigens Feiertag.“ Das sagte er zu zwei Wesen, die bis dahin noch keinen Finger gerührt hatten. Sie waren gerade erst angekommen. Verschlafen, splitternackt und nigelnagelneu standen sie da. Und das Erste, was sie „tun“ sollten, war: ruhen. Man kann daraus zwei Schlüsse ziehen. Der eine ist theologisch: Bis der Mensch auf die Bühne tritt, ist das meiste bereits erledigt. Er muss die Welt nicht (noch einmal) schaffen. Die Welt ist schon fertig – ein Gedanke, in den man sich in Ruhe (!) vertiefen kann. Der andere Schluss ist lebenspraktisch: Es ist klug, die Ruhe an die Stelle zu setzen, die ihr zugedacht ist: an die erste Stelle. Statt den ganzen Herbst über wie ein Verrückter zu arbeiten und an Weihnachten vor Müdigkeit mit dem Kopf in den Gänsebraten zu fallen – erst ausruhen! Niemand weiß, was der morgige Tag bringt. Deshalb ist es klug, ihm mit einer gewissen Kraftreserve entgegenzusehen. Wenn man verhindern will, dass Ruhen dasselbe ist wie Auf-der-Stelle-Einschlafen, muss man damit beginnen, bevor man am Ende seiner Kräfte ist, denn auch die Ruhe verlangt ein Mindestmaß an Energie.

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Meine Mutter habe ich als liebevolle, fleißige Frau in Erinnerung, die aber kräftemäßig enge Grenzen hatte. Obwohl manchmal eine psychisch eingeschränkte Belastbarkeit spürbar war, wirkte sie doch auch stark auf mich. Wir Kinder wurden zu Rücksicht aufgefordert, sollten nicht laut sein und möglichst keine Musik in der Wohnung hören. Viel Besuch konnte meine Mutter nicht verkraften, es strengte sie an ... Dazu kam eine Krankheit, die sie körperlich schwächte. Für die Familie sorgte sie, so gut sie konnte, aber ihr Radius war begrenzt. Auf manches musste sie verzichten. Trotzdem strahlte sie Fröhlichkeit und Gottvertrauen aus. Als ich erwachsen war und selbst Familie hatte, fragte ich mich manchmal, ob ich die etwas schwache Konstitution meiner Mutter wohl geerbt hätte. Inzwischen war mir klar geworden, dass auch meine Großmutter schon körperlich nicht so stabil gewesen sein musste. In alten Briefen ist viel von Krankheit und Schwäche zu lesen. Überhaupt hatte die weibliche Linie meiner Vorfahren mütterlicherseits ein kurzes Leben. Meine Urgroßmutter muss jung gestorben sein, denn ihre Kinder kamen in Pflegefamilien. Und meine Großmutter und meine Mutter wurden aufgrund von Krebserkrankungen nur etwas über 50 Jahre alt. Sollte das alles auch Auswirkungen auf mich haben? Ich hatte einen fordernden Beruf und eine mit vielen Ak-

tivitäten ausgefüllte „Freizeit“ in Familie und Gemeinde. Mit Ende 40 dachte ich, ich bin stabiler, ich schlage aus der Art. Immer wieder merkte ich aber, dass auch meine Kraft begrenzt war. Ich lebte zeitweise über meine Kräfte. Zwar nahm ich es auch wahr, zog aber keine ausreichenden Konsequenzen. Bis mich plötzlich aus heiterem Himmel eine Krebserkrankung traf. Dadurch und durch immer neue Therapien wurde meine Leistungsfähigkeit in den letzten Jahren ziemlich beeinträchtigt. Und oft drängte sich mir der Gedanke auf: Wurde mir als „Erbe“ mitgegeben, krank und weniger belastbar zu sein?

STÄRKE GEFRAGT

Nun bin ich die Mutter, die mit eingeschränkter Kraft für die Familie sorgt. Mir fällt es nicht leicht, meine Teenagertöchter mit ähnlichen Problemen konfrontiert zu sehen, wie ich sie selbst erlebte. Meine gesundheitliche Situation belastet sie, sie mussten lernen, damit umzugehen. Mir fällt es manchmal schwer, ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen, da sie selbst mit Schule und Studium ausgelastet sind. Haushaltsarbeiten müssen mehr in der Familie verteilt werden als bei anderen. Das führt auch zu Spannungen. Ich habe inzwischen nicht mehr die Kraft, alle Dinge so zu bewältigen, wie ich es mir wünsche. Meine Energiereserven sind begrenzt. Ich bin schnell erschöpft. Wenn ich andere Frauen erlebe, die sehr robust sind, komme ich mir schwach dagegen vor. Ich bin mir bewusst, dass ich nicht zu der Art Frauen gehöre, die körperlich viel leisten können. Wenn ich meine alten Kalender durchblättere, stelle ich aber fest, dass ich mir meistens zu viel vorgenommen habe. Vielleicht habe ich viel mehr geleistet, als mir bewusst war? Jetzt beeinflusst meine Erkrankung meine Familie, unsere Pläne, den Freundeskreis und auch meine Seele.

ZARTE NATUR TRIFFT STARKEN GOTT

In der Natur gibt es beides: robuste und zarte Tiere, weiche Himbeeren und harte Quitten. Das sagt nichts über ihren Wert aus. Ich sehe darin ein Stück Trost für mich. Genauso gibt es unterschiedlich belastbare Menschen. Und die Stärken sind verschieden verteilt. Einer ist körperlich stark, der andere kann bewundernswert viele psychische Belastungen ertragen. Gerade in der Schwach3/16

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Rubrik

Für mich

Wir alle

HOCHKONZENTRIERT UND UNAUFMERKSAM

Wir alle

ADHS ist in vielen Familien eine Herausforderung und wird oft als Störung empfunden. Dabei ist ADHS auch eine besondere Begabung. Von Judith Gruhler erzlichen Glückwunsch zu ADHS!“ – So lautet der Titel eines Büchleins, das ich kürzlich las. Für viele mag das wie Hohn klingen angesichts der Wirklichkeit, die sie erleben. Denn die Not und das Leid sind oft drastisch, fast überwältigend. Doch gerade weil wir häufig so viel Negatives im Zusammenhang mit ADHS hören oder erleben, hat mich dieser Titel angesprochen. Ich finde es wichtig, dass wir uns immer wieder bewusst machen, dass es auch die positiven Seiten von ADHS gibt, damit wir nicht den Mut verlieren! Ich verwende in diesem Artikel die Abkürzung ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung), der auch in der wissenschaftlichen Literatur verwendet wird und beides meint: ADHS mit und ohne Hyperaktivität. Ich persönlich spreche allerdings lieber von „Assoziatives Denken, Hohe Sensibilität“ oder von „Assoziativer Denk-Stil“. Dies betont die Stärken und stärkt das Selbstwertgefühl, das bei den meisten Kindern mit ADHS sehr schwach ist. Sie haben schon früh das Gefühl, anders zu sein. Sie erfahren viel Kritik, weil sie nicht so sind, wie sie sein sollen. Oder weil sie nicht so können, wie sie wollen oder sollen. Sie sind oft sehr verzweifelt über sich selbst und nicht wenige denken, es wäre besser, es gäbe sie nicht.

Den unperfekten Familienalltag feiern und gestalten.

Auch in diesem Ressort erschienen

„Das Gefühl, eher in Extremen zu leben als in der Mitte.“ 60

Illustration: Hazar Alsanaknaki Illustration: Hazar Alsanaknaki

HERAUSRAGENDES LEISTEN

Der Assoziative Denk-Stil ist eine ganz besondere Stärke. Menschen mit ADHS denken vielschichtig. Sie können aufgenommene Sinneswahrnehmungen unbewusst verändern und mit Hilfe ihrer Fantasie ganz Neues erzeugen. Dieser Denkstil ermöglicht Erfindungen und besondere kreative und künstlerische Leistungen. Menschen mit ADHS können Herausragendes leisten, Neues bewegen und zum Fortschritt und zu besonderen Errungenschaften beitragen! Bei vielen berühmten Menschen wie Wolfgang Amadeus Mozart, Albert Einstein, Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Walt Disney, Astrid Lindgren oder Thomas A. Edison wird vermutet, dass sie ADHS hatten. Oder auch bei Bill Gates, der mit Windows die Welt revolutionierte. Dr. Eckart von Hirschhausen schreibt: „Ohne meine sprunghafte Aufmerksamkeit wäre ich nie Komiker geworden. Und viele meiner Komikerkollegen auch nicht.“

Menschen mit ADHS können gute Führungspersönlichkeiten, aufopferungsvolle Begleiter oder Notfallhelfer sein. Denn das Gehirn ist im Notfall sofort eingeschaltet und hoch leistungsfähig. Sie lieben und suchen Tätigkeiten, die besonders abwechslungsreich sind. ADHS ist keine Modeerscheinung, ADHS gab es schon immer. Der Psychiater Heinrich Hoffmann beschrieb 1845 sehr treffend ADHS mit Hyperaktivität (den „ZappelPhilipp“) und ohne Hyperaktivität (den „Hans Guck-in-dieLuft“, auch als „Träumerchen“ bekannt). ADHS wird vererbt und mindestens ein Elternteil ist auch betroffen. Häufig sogar beide, denn Menschen mit ADHS suchen sich unbewusst oft Freunde, die auch ADHS haben. Das gilt für Kinder und Erwachsene! ADHS kommt weltweit in allen Kulturen vor, in allen Begabungsniveaus und in jedem Alter.

ZU VIELE REIZE

In unserer heutigen Zeit verschlechtern sich zunehmend die „Rahmenbedingungen“ für Menschen mit ADHS, und so benötigen heute mehr Kinder und auch Erwachsene Hilfe und Unterstützung, teilweise auch medikamentös. Menschen mit ADHS haben eine hohe Reizoffenheit bei gleichzeitiger Reizfilterschwäche. Das heißt, es strömt ständig zu viel auf sie ein. Wenn Halt gebende Strukturen wegfallen und in Schulen oder in offenen Kindergärten immer mehr Eigenverantwortung gefordert ist, sind sie oft überfordert. Die andere Netzwerknutzung im Gehirn kann zu verschiedenen Symptomen führen, unter denen die Betroffenen leiden. Dies hängt unter anderem mit Gehirn-Botenstoffen wie Dopamin und Noradrenalin zusammen. Weil die Informations-Aufnahme im Gehirn eine andere ist, werden zu viele, oft unwichtige Daten „geladen“ oder wichtige nicht vollständig erfasst. Deshalb können diese Menschen sehr sprunghaft sein, alles Mögliche mitbekommen, nur leider nicht das Wesentliche. Sie haben Probleme mit der Reizfilterung und Reizverarbeitung. Sie kommen dadurch manchmal zu anderen, auch neuen Schlüssen und denken assoziativ. Der „Arbeitsspeicher“ hält bei ihnen die Informationen nicht lange genug fest, sortiert sie ungenügend oder ist überlastet durch zu viele Infos, sodass es zu „Datenabstürzen“ kommen kann. Vergesslichkeit und schlechte Merk-

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DREIMAL FLÖTE ÜBEN = EIN EIS? Ein Sternchen fürs Aufräumen, ein Herzchen fürs Tischdecken … Sind Belohnungssysteme sinnvoll? Von Sonja Krebs 6

Leseprobe

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Wir alle

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ie Idee, ein Belohnungssystem einzuführen, kommt Eltern meist dann in den Sinn, wenn etwas nicht reibungslos läuft. Wenn Hausaufgaben, Aufräumen oder Flötespielen nicht gut funktionieren und mancher Nerv schon blank liegt. Da werden Sternchen oder Herzchen geklebt. Es werden Zielvereinbarungen getroffen, wofür es sich lohnt, bestimmte Aufgaben motivierter zu erledigen. Manche Eltern berichten von positiven Verhaltensänderungen der Kinder, von mehr Struktur und harmonischeren Abläufen. Selbst in Kitas wird dieses Prinzip zeitweise umgesetzt. Also eine rundum geglückte Erziehungsstrategie – wirklich? Manchmal ist es notwendig, mal wieder Luft im hektischen Alltag mit seinen vielen Anforderungen zu bekommen. Man will schließlich nicht als „Nörgel-Mutti“ oder „Mecker-Vati“ enden. In solchen Situationen möchte ich den Versuch, durch ein Belohnungssystem zu mehr Harmonie in der Familie zu kommen, nicht abwerten. Dennoch bleibt es meines Erachtens eher ein Versuch. Wenn ich erreichen möchte, dass etwas reibungslos läuft, so kann dieses System vorübergehend eine Verschnaufpause geben.

REIBUNGSLOS?

Doch welche Grundhaltung habe ich meinem Kind gegenüber, wenn ich erwarte, dass „es“ reibungslos läuft? Und welchen Gedanken verknüpfe ich damit, dass mein Kind Aufgaben für einen Gegengewinn erledigt? Als Pädagogin und Mutter betrachte ich dieses System als nicht tragfähig. Tragfähig hingegen ist meine Beziehung zu mei-

nem Kind. In diese Beziehung will ich ganz viel investieren. Ein reibungsloser Ablauf ist eine hohe Erwartung im Zusammenleben mit Kindern. Es ist einfach typisch für Kinder, die eine oder andere Pflicht schlichtweg zu vergessen oder nicht ernst zu nehmen. Kinder brauchen Zeit, Abläufe zu verinnerlichen und ihren Platz im sozialen Familiengefüge zu finden. Und wir Eltern brauchen Geduld und Ausdauer.

LEISTUNG ERBRACHT = BELOHNUNG

„Warum trödelt mein Sohn, wenn wir weg müssen?“ „Warum widersetzen sich die Kinder ständig, wenn ich ihnen eine Aufgabe gebe?“ Diese Fragen könnte man so beantworten: „Er ist in sein Spiel vertieft.“ Oder: „Sie brauchen Reibungsfläche und müssen und dürfen meine Grenze spüren.“ Das alles erzeugt Reibung, die aber bekanntlich ja auch wärmt. Und zum gemeinsamen Wachstum anregt. Natürlich sind die Fragen und Antworten im Zusammenhang mit Alter und Entwicklung der Kinder zu sehen. Daran sollte ich mein Erziehungsverhalten anpassen. Vielleicht sollte ich mehr Spielzeit einräumen und das Ende rechtzeitig ankündigen, um das Spiel nicht abrupt beenden zu müssen. Erziehen heißt auch beobachten, reagieren und mich letztlich selbst zu erziehen. [...]

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Rubrik

Wir beide

Wir beide

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Zu zweit auf dem Weg bleiben. In jeder Ausgabe ca. 20 Seiten für Ihre Ehe.

GEGENSÄTZE ZIEHEN SICH AN … … doch wie lebt man langfristig damit? Susanne Büscher erklärt, wie unterschiedliche Typen gut miteinander klarkommen.

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m Anfang ist es wunderbar, einen Partner zu finden, der so vieles verkörpert, was man sich wünscht. Doch wenn der Schleier der ersten Verliebtheit etwas zurückweicht, nehmen manche Paare die Unterschiede plötzlich vor allem als schwierig wahr. Dann kommt sie ihm nicht mehr „herrlich spontan“, sondern „chaotisch“ vor. Seine nachdenkliche Art geht ihr auf die Nerven, obwohl sie es mal ganz toll fand, dass das wenige, was er sagt, Hand und Fuß hat. Das muss allerdings keine sich selbst verstärkende Entwicklung sein. Wenn Paare ihre Herausforderungen in Angriff nehmen und die Unterschiedlichkeit schätzen lernen, stärkt das ihre Beziehung. Wie das geht, möchte ich an zwei

Auch in diesem Ressort erschienen

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Daniel, 42 Jahre, Personalreferent Daniel ist zielstrebig und ehrgeizig. Rückschläge und Hindernisse entmutigen ihn nicht, sondern spornen ihn an. Er ist entschlossen, selbstbewusst und durchsetzungsfähig. Daniel gelingt es, Situationen schnell zu analysieren und Wesentliches zu erkennen. Er liebt es, Aufgaben möglichst sofort zu erledigen. Daniel wird durch Herausforderungen motiviert und steht gern im Wettkampf mit anderen. Bei

DER STETIGE TYP

Sandra, 41 Jahre, Krankenschwester Sandra ist ein pünktlicher und zuverlässiger Mensch. Sie mag vorhersehbare Abläufe und fühlt sich wohl, wenn sie weiß, was auf sie zukommt. Wenn sie zum Essen ausgeht, bestellt sie stets das gleiche Gericht. Wozu Neues ausprobieren, wenn Dinge sich doch bewährt haben? Es fällt Sandra schwer, sich spontan auf etwas Neues einzulassen. Sandra ist ein teamfähiger und geduldiger Mensch, der gut zuhören kann und gern vermittelt und unterstützt. Sandra hat keinen großen Bekanntenkreis, sondern schätzt ihre wenigen und intensiven Kontakte, die sie auch gewissenhaft pflegt.

ANZIEHUNGSKRÄFTE

Als Sandra Daniel näher kennenlernte, war sie beeindruckt von ihm. Es faszinierte sie, wie schnell er in der Lage war, Entscheidungen zu treffen, zu organisieren und dabei immer die Fäden in der Hand zu behalten. Es gefiel ihr, dass er häufig die Initiative ergriff. Daniel ließ sich nur selten von Widerständen einschüchtern. Durch seinen Tatendrang gelang es Sandra, mutiger zu werden und öfter

über ihren Schatten zu springen. Daniel fühlte sich beim Kennenlernen schnell angezogen von Sandras warmer und freundlicher Art. In ihrer Gegenwart fühlte er sich von Anfang an „zu Hause“. Daniel schätzte es, dass er sich immer auf sie verlassen konnte und in ihr eine treue und loyale Partnerin gefunden hatte.

REIBUNGSVERLUSTE

Im Laufe ihres gemeinsamen Lebens wurden nach und nach aber auch ihre Unterschiedlichkeiten deutlich. Sehr häufig kommt es nun beim Thema „Entscheidungen“ zu Konflikten. Daniel entscheidet sehr schnell, Sandra möchte meist in Ruhe darüber nachdenken. Da Sandra vom Typ her eher nachgebend ist und im Streitfall gern den Weg „des geringsten Widerstandes“ geht, räumt sie Daniel viel Raum ein. Häufig ärgert sie sich im Nachhinein darüber, dass sie sich nicht durchgesetzt hat. Dies führt dazu, dass sich Sandra innerlich zurückzieht. Sandra liebt Harmonie und möchte sich nach einem Streit möglichst schnell wieder versöhnen. Jedoch nennt sie Probleme selten beim Namen. Daniel fällt es schwer, sich zu entschuldigen. Er reagiert bei einem Streit häufig bestimmend, unsensibel und zeigt wenig Toleranz und Verständnis. Darunter leidet Sandra. Daniel belastet es, dass Sandra ein niedrigeres Energielevel als er besitzt und mit überraschenden Veränderungen nur schlecht zurechtkommt. Darüber geraten sie oft in Streit. 1/16

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Foto: ©demaerre/ThinkstockPhotos

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Paaren zeigen, die ich in die Typologie von DISG (dominant, initiativ, stetig, gewissenhaft) eingeordnet habe. Das macht es anschaulicher und leichter nachvollziehbar.

DER DOMINANTE TYP

Veranstaltungen in der Gemeinde ist er häufig der Antrieb und Motor. Daniel ist dabei sehr stark an Aufgaben und Ergebnissen interessiert. Er gibt gern den Ton an und ist dabei stets offen und direkt.

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Leseprobe


Wir beide

K R ITIK IST W IE SA LZ Eine Dosierungsanleitung für eine Zutat der Liebe. Von Jörg Berger

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wischen einem guten Essen und einem ungenießbaren liegen nur wenige Gramm. Beim Salz hängt alles von der richtigen Menge ab. Kritik ist das Salz in der Liebe: Meike schaltet das Licht an und streift die Schuhe ab, Alex legt Geldbeutel und Autoschlüssel auf das Regal. „Darf ich ehrlich sein?“, fragt Meike. „Hmmm?“ „Du warst ein ziemlich schlechter Zuhörer heute Abend. Ich habe es kaum ertragen.“ „Was?“ „Ja, Katrin hat von ihrem Urlaub erzählt, und du hast das Weinetikett studiert. Noch bevor Katrin fertig war, hast du Gerd etwas anderes gefragt.“ „Aber das war doch vielleicht gar kein Problem für Katrin. Du hast schließlich zugehört.“ „Trotzdem. Mich hat es gestört. Ich finde das unhöflich.“ „Das klingt irgendwie anstrengend. Ich muss den ganzen Tag hochkonzentriert sein. Darf es dann abends nicht etwas lockerer zugehen?“

„So locker, dass es die Gefühle von anderen verletzt?“ Wann ist Kritik angemessen? Und wie viel ist man dem anderen schuldig? Wird Alex beim nächsten Besuch aufmerksamer werden? Oder wird er sich befangen und angespannt fühlen? Und wie wirkt sich die Kritik auf die Liebe aus? Wird Alex dankbar sein, dass ihn Meike herausfordert? Oder wird er sich bevormundet fühlen und vielleicht sogar abgewertet in seiner Art und Weise, Beziehungen zu leben? Wir ahnen: Es kommt auf die Vorgeschichte an. Wenn Meike Alex häufig auf etwas aufmerksam macht, wird die Kritik wahrscheinlich negativ wirken. Wenn Meike dagegen sparsam kritisiert, wird sie Alex einen Denkanstoß geben und einen Impuls für die persönliche Entwicklung. In verschiedenen Bereichen des gemeinsamen Lebens stellt sich uns die Herausforderung, wie wir ein gutes Maß für Kritik finden. [...] Lesen Sie den kompletten Artikel gratis unter www.family.de/lesen 9


DAS SAGEN UNSERE LESER:

Überraschend oft hat ein Family-Artikel in mir etwas in Bewegung gebracht und mich zu einem neuen Standpunkt motiviert. Ich liebe die Family für ihren Mut, auch unpopuläre Themen, wie die Pflege des ehelichen Sex, Verlust und Krisen zu benennen – das finde ich in keiner vergleichbaren Zeitschrift! Aber ich sauge auch die Lebensfreude und fröhlichen Berichte aus Familien auf – als Anregung für meine Wirklichkeit. Stefanie Diekmann

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Leseprobe

Family ist für mich ein hilfreicher Begleiter. Ich habe ganz oft erlebt, dass die Family gerade zum richtigen Zeitpunkt kam, genau mit dem Thema, das mich im Moment selbst beschäftigte. Ich bekam Ermutigung in Krisenzeiten (persönlich und in der Ehe), hilfreiche Tipps in der anstrengenden Säuglings- und Kleinkindphase, manches hat mich herausgefordert oder auch geärgert, wodurch wertvolle Reflexionen angestoßen wurden. Zwischenzeitlich wollte ich Family mal abbestellen, weil ich kaum noch zum Lesen kam, aber ich bin froh, dabei geblieben zu sein. Marita Koch


Foto: ©Ingram Publishing/ThinkstockPhotos

Family begleitet mich schon seit vielen Jahren durch meinen Familienalltag und immer habe ich mich gefreut, wenn die nächste Ausgabe im Briefkasten lag. Christiane Gries

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WERTE Für was wir wirklich stehen TRÄUME & VISIONEN Wo wir hinwollen

Ihr Weg in die Familie: 02302 930 93-910 www.family.de * Weitere Informationen auf der Rückseite der Leseprobe.

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Rubrik

Für mich

ANKERN!

Für mich

ZEITREISE

Wenn das Umsetzen so einfach wäre ... Stress bei der Arbeit, daheim Kindergeschrei, 140.911 Bausteine im Wohnzimmer verteilt, eine volle Windel, im Dunkeln mit Struwwelpeterfrisur zum Kinderbett wanken – da ist es nicht leicht, sich zu besinnen. Denken wir mal an einen Anker. Er hält ein Schiff auch in einem Sturm. Der Ort, an dem wir ankern dürfen, ist einer der schönsten Orte: daheim, im Kreise unserer Liebsten. Der innere „Unruhesturm“ aber möchte uns – und sei es nur in Gedanken – an einem anderen Ort haben, uns ablenken vom Wesentlichen. Es gibt den Spruch: „Die Stürme des Lebens zeigen uns die Stärke unseres Ankers!“ Es ist wunderbar, die Erfahrung machen zu dürfen, welch großen und starken Anker wir mit Gott an unserer Seite haben. Er beschenkt uns, das sollten wir immer wieder bewusst schätzen. Auch die kostbare Zeit, die wir mit Geduld, Gemeinschaft, Freude und anderen Dingen ausfüllen, ist sein Geschenk an uns. Gerade wir Eltern haben die Chance, die Welt auch mit den Augen unserer Kinder zu betrachten. Wir können uns voll und ganz auf unsere Kinder einlassen und mit ihnen das Leben erkunden. Wir müssen uns nur ab und zu mit auf diese Zeitreise nehmen lassen, während wir oftmals durch das Leben huschen. Selbst wenn es nur ein paar Minuten täglich sind. Kinder kennen keine Eile – außer beim Geschenke-Auspacken, beim Fahrradrennen oder bei den letzten Pommes in der Schüssel ...

Im trubeligen Familienalltag ist es eine Herausforderung, einen Gang herunterzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Warum das so wichtig ist, beschreibt Evelyne Tschauner.

Kleine Oasen im Alltag entdecken und sich neu ausrichten. Auch in diesem Ressort erschienen

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n einem sonnigen Herbsttag sah ich beim Spazierengehen einen Mann, der mit einem Rechen auf einen kleinen Baum in seinem Vorgarten schlug, um die letzten Blätter abzubekommen. Beim Weitergehen fragte ich mich, warum der Natur so ein Stress gemacht wird und man nicht geduldig abwarten kann, bis dieser Baum seine Blätter ganz von selbst hergibt. Warum geben wir immer den Takt vor, anstatt uns von der Natur inspirieren zu lassen? Warum nur sind wir immer in Eile?

Selbst im größten Alltagsstress sollte man sich einen klitzekleinen Augenblick gönnen, um durchzuatmen und kurz in den Himmel zu blicken. Einfach ein wenig entschleunigen, einfach mal ankern. Manchmal lohnt es sich, kurz auf „Stopp“ zu drücken, um sich zu besinnen. Das Wort „besinnen“ hört man meist nur zur Weihnachtszeit, wenn man sich gegenseitig ein „besinnliches Weihnachtsfest“ wünscht. Warum wünschen wir uns eigentlich kein „besinnlicheres Leben“? Oder ein „besinnlicheres Elternsein“? 3/17

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AUSZEIT VOM ERWACHSENSEIN

Der Anker ist für mich auch ein Symbol für die Hoffnung, für das optimistische Vertrauen in die Zukunft. Es ist beruhigend und gut zu wissen, dass wir einem Gott vertrauen dürfen, der unsere Zukunft in seinen liebenden Händen hält. Er ist unser Lebensanker. Wenn wir in Gott verankert sind, kommt das auch unseren Kindern zugute. Und durch die Zeit, die wir mit ihnen verbringen, können wir Gutes in ihnen verankern. Verweilen wir also in der Eile des Alltags ruhig öfter mal. Schlendern, bummeln und träumen wir gemeinsam ohne schlechtes Gewissen! Wir können zusammen ein Fenster mit Fingerfarben bemalen, einen Waldspaziergang machen, in der Wohnzimmerdisco tanzen, als Ritter mit einem Nudelsieb auf dem Kopf durch die Bude hopsen, Pudding kochen, Fotoalben ansehen, lustige Geschichten erfinden und dazu Bilder malen, lachend in Pfützen springen, singen, Quatsch rei-

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AB AUF DEN TEPPICH!

Deshalb ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen und die Zeit zu genießen. Das Telefon klingelt, die Bügelwäsche wartet, der Tisch ist immer noch nicht abgewischt, noch eine Ladung Wäsche muss aus dem Trockner ... Egal! Ab mit einem Spiel oder Buch auf den Wohnzimmerteppich. An diese Momente werden sich die Kinder (und auch wir Eltern) erinnern, nicht an den erledigten Haushalt und den

gepflegten Garten. Wir müssen unseren Kindern Zeit geben, um zu sein und zu werden. Und wir müssen uns die Zeit nehmen, sie bei ihrer Reise ins Leben Schritt für Schritt zu begleiten. Wie heißt es so schön: „In der Ruhe liegt die Kraft!“ Leider beobachte ich immer wieder, auch bei mir selbst, dass wir oft im Eiltempo durch unser Leben flitzen. Wir sind mit den Gedanken so weit voraus, dass das Hier und Jetzt einfach verstreicht. Wie schade! Innehalten und abwägen, wofür es sich nun wirklich lohnt, die wertvolle Zeit zu investieren, wäre angesagt! Oft muss man sich dazu überwinden, weil es in den Fingern kribbelt, um schnell noch dies oder das zu erledigen. Aber das Kostbarste, was wir unseren Kindern schenken können, ist Zeit. Dabei kommt es nicht unbedingt darauf an, wie lange wir mit unseren Kindern zusammen sind, sondern wie wir die gemeinsame Zeit mit ihnen verbringen.

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Es gibt Punkte im Leben, an denen der Eindruck entsteht, dass sich etwas ändern muss. Dass es noch mehr und anderes im Leben gibt. Nicole Sturm gibt Anregungen, wie Sie Ihr Potenzial besser ausschöpfen können.

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Leseprobe

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WACHSEN LASSEN, WAS IN MIR STECKT


Für mich

S

tellen Sie sich vor, Sie wachen eines Morgens auf, gucken aus dem Fenster – und entdecken, dass ein Treibhaus in Ihrem Garten steht. Noch etwas schlaftrunken gehen Sie raus, um sich die Sache genauer anzuschauen. Vorsichtig öffnen Sie die Tür und werfen einen Blick ins Innere. Sie entdecken einige Pflanzen: die einen noch recht klein, andere etwas größer, manche riesig. Es gibt farbenfrohe Exemplare, die in voller Blüte stehen, und direkt daneben solche, die eingehen. Und es gibt ein paar seltsam dunkle Exemplare, die Anstalten machen, die übrigen Pflanzen zu überwuchern. Mit einem Mal schießt Ihnen ein Gedanke durch den Kopf: Dieses Treibhaus, das bin ja ich! Haben Sie schon mal von sich selbst als einem Treibhaus gedacht? Ein Treibhaus, in dem Dinge wachsen können? Ein Treibhaus, für das Sie Verantwortung tragen? Die Pflanzen stehen für Ihr Potenzial: Ihre Fähigkeiten, Leidenschaften und Möglichkeiten. Es sind Dinge, die Gott in Ihr Leben hineingelegt hat – zum Segen für Sie und andere. Dinge, die unterschiedlich gut genährt und gewachsen sind. Dieses Treibhaus gab es schon immer. Nur ist man sich dessen nicht immer bewusst.

DAS „MEHR“ ENTDECKEN

Solange das Leben in geraden Bahnen verläuft, tendieren wir Menschen dazu, primär die Fähigkeiten zu nutzen, mit denen wir gut vertraut sind. Im Laufe des Lebens gibt es aber immer wieder auch Zeiten, wo Dinge sich ändern – in uns oder außerhalb. Zeiten,

in denen wir merken, dass wir nicht unser volles Potenzial leben. Oder aber Zeiten, in denen sich um uns herum etwas verändert und wir sehen müssen, wie wir damit umgehen. Es sind Gelegenheiten, in uns zu gehen und das „Mehr“ zu entdecken. Menschen, die die Frage nach diesem „Mehr“ stellen, werden schnell belächelt – das sei der Midlife Crisis geschuldet, das gehe schon vorbei. Es kann aber auch sein, dass sich im Außen etwas ändert: Die Kinder werden selbstständiger, und man denkt über den Wiedereinstieg ins Berufsleben nach – soll das im alten Beruf sein oder wäre es nicht der ideale Zeitpunkt, um sich neu zu orientieren? Es kann der Verlust des Arbeitsplatzes sein, eine persönliche Krise, eine das Leben verändernde Krankheit, Konflikte im Job, ein Umzug. Dinge wirbeln das Leben, wie wir es bisher kannten, durcheinander. Sie stellen uns vor Herausforderungen, denen wir möglichst gut begegnen müssen. Manche dieser Dinge sind von uns initiiert, haben keinen Zeitdruck. Andere brechen über uns hinein und erwarten eine zeitnahe Reaktion. Wie auch immer die konkrete Situation aussehen mag: Jeder Mensch trägt sein ganz persönliches Treibhaus in sich. Ein Treibhaus voller Potenzial, das es zu entdecken, zu nähren, zu entfalten gilt. [...]

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IN JEDER AUSGABE VON FAMILY: Ein bunter Mix von Kolumnen, Reihen und Serien UNGESCHMINKT

Wie hält man im Familienalltag alle Bälle in der Luft? Veronika Smoor – Mutter, Autorin, Bloggerin, Fotografin – erzählt vom ganz normalen Wahnsinn mit Kindern, Ehemann und all dem, was dazu gehört.

GUTES FINDEN

Was hilft uns weiter? Wo werden wir fündig? Mit Filmund (Kinder-)Buchtipps, Ehe- und Familien-Seminaren, Kinder- und Familien-Konzerten und dem Verzeichnis von christlichen Beratern und Therapeuten.

KLEINANZEIGEN Im vitalen Family-Flohmarkt inserieren und finden.

TANKSTELLE Zur Ruhe kommen, auftanken, die Seele baumeln lassen, Energie schöpfen – drei Frauen und drei Männer schreiben im Wechsel über kleine Oasen des Lebens.

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Leseprobe


ERZIEHUNGSTIPPS

Für alle Altersgruppen (0-2, 3-5, 6-10, 11-15) mit Experteninterviews, News und vielen Anregungen – von Abendlied bis Abitur, von Milchstau bis Magerwahn, von Heuschnupfen bis Handykonsum.

1 PA AR, 2 PERSPEKTIVEN Katharina und Hauke Hullen sind Eltern von fünf „quirligen“ Kindern, machen gemeinsam Kabarett und sehen die Dinge – zur Freude der FamilyLeserinnen und Leser – häufig unterschiedlich.

KOMMENTAR

Aktuelle familienpolitische und gesellschaftliche Entwicklungen im Brennpunkt der Family-Redaktion

Kurioses, Witziges, Tiefsinniges aus der Sicht der Kleinen, aufgezeichnet von Family-Leserinnen und –Lesern

WIR FÜNF Christof Klenk, Family-Redakteur, Vater von drei Töchtern und Teilzeithausmann, über die großen und kleinen Herausforderungen als Mann in einem Haushalt mit vier Frauen.

Foto: © JackF; Image Source Pink; Creatas /ThinkstockPhotos

KINDERSPRÜCHE

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Werden Sie Teil der Familie!

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BLOG, BUCH ODER BAUCHGEFÜHL? Was beim Erziehen hilft

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BEZIEHUNGSINVENTUR Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?

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IM BANN DER SUCHT Wenn der Partner abhängig wird

Wenn Magersucht die Familie belastet

GEBORGEN WACHSEN

Von gerechten Eltern und eifersüchtigen Kindern

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WIE WOLLEN WIR LEBEN?

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