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Risk-Management im Südtiroler Sanitätsbetrieb. Wie können Risiken im Gesundheitsbereich minimiert werden, welche Vorkehrungen müssen getroffen werden und was unternimmt der Südtiroler Gesundheitsbetrieb, um Risiken zu minimieren? Ein Überblick.

PATIENTENSICHERHEIT IST MITARBEITERSICHERHEIT

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DA S M AG A ZIN DES SÜDTIROLER SANITÄT SBE TRIEBES


FOTO HELMUTH PIRCHER

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Im Rahmen der Fortbildungsreihe „Quality days“ mit jeweils einen Termin in jedem Gesundheitsbezirk, werden die verpflichtenden Kriterien von Accreditation Canada vorgestellt. Die Auftaktveranstaltung am 4. Oktober in Brixen war sehr gut besucht. Den Abschluss bildet die Veranstaltung in Bruneck, welche am 23. November stattfindet.

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In der Titelgeschichte dieser Ausgabe geht es um das Risiko-Management im Südtiroler Sanitätsbetrieb und damit einhergehend um die Frage, wie Risiken für Patientinnen und Patienten, aber auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reduziert werden können. Denn, so Oliver Neeb, Risk-Manager des Südtiroler Sanitätsbetriebes, „Patientensicherheit ist auch Mitarbeitersicherheit“. Lesen Sie die ganze Titelgeschichte ab Seite 20. Die Kampagne „Check your X“ des Sanitäts­ betriebes informiert darüber, wie wichtig Gesundheitsvorsorge auch für Angehörige des männlichen Geschlechts ist. Dabei hat die Kampagne vor allem männliche Jugendliche und junge Männer im Blick. Und wo erreicht man diese vor allem? Genau, im Internet und dort vor allem auf TikTok. Deshalb gibt es Check your X jetzt auch auf TikTok. Was dort zu sehen sein wird, erfahren Sie ab Seite 8. Massimiliano Fanni Canelles ist ein vielbeschäftigter Mann. Er ist Arzt in der Notaufnahme des Krankenhauses Meran, Universitätsdozent, Publizist und Schriftsteller. Und er hat auf Facebook rund 65.000 Follower. Auf X – ehemals Twitter – folgen ihm über 100.000 Accounts und auf Instagram über 40.000. Warum? Weil Canelles auch noch Zeit findet, wissenschaftlich Interessantes und Wissenswertes im Netz auszugraben und auf seinen Social-MediaKanälen unterhaltsam zu präsentieren. Das Gespräch mit ihm finden ab Seite 28.

EDITORIAL 3

INFORMIEREN

Digitale Anschlagtafel 4 Mensa Meran 4 Problem Antibiotikaresistenz 5 Kampagne zum Welt-Aids-Tag 6 HELFEN UND PFLEGEN

Check your X-Kampagne 7 3

wie risikoreich ist Ihr Leben? Haben Sie öfters darüber nachgedacht, wie Sie Risiken aus dem Weg gehen können? Der Südtiroler Gesundheitsbetrieb jedenfalls macht sich sehr wohl Gedanken darüber, wie Risiken vermieden oder minimiert werden können.

Inhalt

Das war Investment for the Future 2023 10 Summer School 2023 11 Mitarbeiterbefragung 12 Forum Gesundheit – die Veranstaltungen 13

EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

ORGANISIEREN

Sprachen lernen im Sanitätsbetrieb 14 PNRR Gesundheit 16 Medizin studieren in Südtirol 17 TITELGESCHICHTE

Patientensicherheit heißt Mitarbeitersicherheit 20 LEBEN

Rettungseinsatz: „Dann schaltet der Autopilot ein“ 25 Massimiliano Fanni Canelles, der Mann mit den Followern 28 SABES forscht 30 ERFAHREN

Personalia 32 Kochrezept 35 Buchtipp 35 KONTAK T & IMPRESSUM 36

Gute Lektüre! Ihr one Redaktionsteam one # 02/23


Urlaubsfeeling – zumindest für die Zeit der Mittagspause und an warmen Tagen – das gibt es jetzt im Mensabereich im Krankenhaus Meran. Das Angebot, auch im Freien Mittag zu essen, kommt sehr gut an, „eine tolle Sache“, so der einhellige Tenor. INFORMIEREN SABINE FL ARER

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ie Amtsdirektoren Konrad Egger und Martin Pfitscher freuen sich über den großen Zuspruch: „Wir haben lange daran gearbeitet, dass wir sowohl eine angenehme Essensatmosphäre als auch alle Sicherheits- und Hygieneaspekte garantieren konnten. Nun stehen zwölf Tische mit maximal 50 Sitzplätzen zur Verfügung, eine Beschattung sorgt dafür, dass man in den warmen Monaten nicht unter der heißen Sonne essen muss.“ Da der Garten bereits bestand, war der „Weg ins Grüne“ bereits vorgezeichnet, es reicht, durch die Tür direkt ins Freie zu gehen. Jahreszeitlich bedingt, ist die Saison der Mittagspause im Garten jetzt zwar vorbei, doch die Feuertaufe hat das Projekt bereits bestanden. (sf)

FOTO BRIGITTE GURSCHLER

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Mittagessen jetzt auch im Freien möglich

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INFORMIEREN VER A SCHINDLER

MySabes Die Anschlagtafel

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ie digitale Anschlagtafel befindet sich auf der Startseite des Intranets im oberen Bereich. Seit geraumer Zeit werden dort interne Kundmachungen, also Versetzungen innerhalb des Südtiroler Gesundheitsbetriebes, publiziert. Interne Kundmachungen richten sich an alle interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit einem Klick gelangt man zur detaillierten Stellenbeschreibung, zu den Voraussetzungen für die Bewerbung sowie zum Einreichtermin. Aber nicht nur interne Versetzungen, auch Ausschreibungen

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Die sogenannte Anschlagtafel im Intranet des Sanitätsbetriebes findet bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oft zu wenig Beachtung. Dabei handelt es sich um einen äußerst interessanten Bereich für all jene, die auf der Suche nach beruflicher Veränderung sind.

von Koordinierungsaufträgen und Ausbildungslehrgänge finden sich auf der Online-Amtstafel. Über den Menüpunkt „Benachrichtigungen verwalten“ im Bereich Anschlagtafel kann eine Benachrichtigungseinstellung aktiviert werden. Somit erhält man, wahlweise über E-Mail oder SMS, jedes Mal eine Mitteilung, wenn ein neues Dokument auf der Anschlagtafel hochgeladen wurde. Neugierig geworden? sabes365.shareHier der Link zur Anschlagetafel: point.com/sites/bulletin/de/Seiten/Aktuell.aspx


INFORMIEREN PETER A . SEEBACHER

Von antimikrobieller Resistenz (AMR) wird gesprochen, wenn Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten nicht mehr auf antimikrobielle Wirkstoffe ansprechen. Mit der World AMR Awareness Week (WAAW), die alljährlich vom 18. bis 24. November ausgerufen wird, möchte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die Problematik der Antibiotikaresistenz hinweisen. Wir haben Leonardo Pagani, Direktor der einfacheren Struktur „Antimicrobial Stewardship“ an der Abteilung für Infektionskrankheiten am Landeskrankenhaus Bozen, dazu befragt. Antibiotikaresistenz – wie groß ist das Problem? Wir sprechen hier von einem globaler Notstand und seit Jahren ist eine progressive und unaufhaltsame Zunahme zu beobachten, die eigentlich alle Länder betrifft - auch wenn die Entwicklungsländer jetzt in einer besonders schweren Krise stecken. Wie sieht es in Südtirol aus? Die Situation in Südtirol ist nicht nur im Vergleich zu allen anderen italienischen Provinzen und Regionen viel besser, sondern auch im Vergleich zu den südeuropäischen Ländern; die Antibiotikaresistenzen in Südtirol ähneln jener von Schweden oder anderen nordischen Ländern. Was kann man dagegen tun – oder was wurde bereits unternommen? Leider wird viel geredet, aber auf nationaler Ebene wird nicht viel getan. Der Bericht der Stockholmer ECDC-Kommissare über Italien aus dem Jahr 2017 war eine scho-

nungslose Momentaufnahme unseres Landes, aber danach ist nichts geschehen. Hoffen wir auf die zweite Auflage des PNCAR und des PNRR. Wenn auch diese Chancen nicht genutzt werden, sind wir wirklich selbst schuld. Wie reagiert der Südtiroler Sanitätsbetrieb auf die Problematik? Der Sanitätsbetrieb unterstützt und fördert das Projekt „Antimicrobial Stewardship“, das 2002 entstand und 2007 offiziell anerkannt wurde; es wurde dank einer vorausschauenden Zukunftsvision ins Leben gerufen und über die Jahre zukunftsstrategisch weiterentwickelt - und gilt deshalb noch heute als europäisches Spitzenprojekt in diesem Bereich.

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Leonardo Pagani

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Globaler Notstand

Wie wird sich das Problem in Zukunft entwickeln? Werden Antibiotika bald nutzlos? Derzeit scheint der Prozess unumkehrbar zu sein, vor allem, weil entschlossene und unpopuläre Maßnahmen, die notwendig wären, fehlen. Man schätzt, dass bei der derzeitigen Geschwindigkeit der zunehmenden Antibiotikaresistenz bis 2050 schätzungsweise mehr als 10 Millionen Menschen jährlich weltweit sterben, weil es keine wirksamen Antibiotikatherapien mehr gibt. Gibt es bereits Alternativen zu Antibiotika? Leider gibt es keine wirksamen Alternativen zu Antibiotika; man kann versuchen, bestimmte Bedingungen zu verbessern, indem man sie weniger notwendig macht. Aber die Wissenschaft schlägt schon seit Jahren Alarm: Ohne wirksame Antibiotika kann das gesamte Gebäude des medizinischen Fortschritts zusammenbrechen, da eine Reihe von Verfahren oder Eingriffen ohne wirksame antibakterielle Therapien nicht mehr möglich sind.

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Seit dem 9. Oktober 2023 bietet der Südtiroler Sanitätsbetrieb die Möglichkeit, sich kostenlos gegen Grippe impfen zu lassen sowie die Corona-Impfung aufzufrischen. Die Impfkampagne unter dem Motto „Gemeinsam stark“ wird gut angenommen.

GEMEINSAM STARK. INSIEME PIÙ FORTI.

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Jetzt Grippe impfen und Corona-Schutz auffrischen! Vaccinati adesso contro l’influenza e fai il richiamo contro il covid!

Gut geschützt durch Herbst und Winter. Jede*r Geimpfte trägt dazu bei, übertragbare Krankheiten unter Kontrolle zu halten. Sei schlau: Grippe & Corona. 2 Impfungen, 1 Termin. Ben protetti durante l’autunno e l’inverno. Ogni persona vaccinata contribuisce a tenere sotto controllo le malattie trasmissibili. Fatti furbo: influenza & covid. 2 vaccinazioni, 1 appuntamento.

Informationen und Vormerkung / Informazioni e prenotazioni:

INFORMIEREN

www.gemeinsam-stark.it www.insieme-piu-forti.it Vormerkungen ab / Prenotazioni dal 4.10.2023 Impfungen ab / Vaccinazioni dal 9.10.2023

INFORMIEREN ROCCO LEO

Corona-Impfstoffe und Grippe: die „Kombi“ funktioniert

Alle Informationen über die Grippeschutz- und Anti-CoronaImpfkampagne 2023-2024 finden Sie unter www.gemeinsam-stark.it Impftermine Eine vollständige Liste finden Sie unter www.gemeinsam-stark.it/ de/impftermine/alle-impftermine

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„Gemeinsam stark“ bleibt weiterhin das Motto der Impfkampagne des Südtiroler Sanitätsbetriebes, denn das Infektionsrisiko durch Corona- und Grippeviren kann nur in einer gemeinsamen Anstrengung gesenkt werden. Auf einer eigens dafür eingerichteten Internetseite - www.gemeinsam-stark.it - können sich Interessierte sowohl über die Grippeschutzimpfung als auch über die Coronaschutzimpfung sowie über die Impftermine informieren. Aus den Vormerkungen ist ersichtlich, dass sich der größte Teil der Impfwilligen für die gleichzeitige Impfung gegen Corona und Grippe entscheiden. Ein geringerer Teil entscheidet sich für die alleinige Grippeschutz- oder Coronaschutzimpfung. Der große Vorteil, wenn man sich für beide Impfungen entscheidet:

Beide Impfungen können bei einem einzigen Impftermin verabreicht werden. Außerdem hat das Land Südtirol festgelegt, dass diese Impfungen nicht nur für Risikogruppen, sondern für alle kostenlos sind. Vormerkungen der Impftermine in einem der Impfzentren können online vorgenommen werden, und zwar unter sanibook.sabes.it/ oder auch telefonisch (Mo-Fr) von 8 bis 16 Uhr über die Einheitliche Landesvormerkungsstelle: Vorwahl 0471/0472/0473/0474, gefolgt von der Telefonnummer 100 100. Neben den Impfzentren führen auch Ärzte für Allgemeinmedizin und Kinderärzte freier Wahl sowie die teilnehmenden Apotheken diese Impfungen durch.


„Ein Thema, das in den vergangenen Jahren nicht zuletzt aufgrund der Pandemie vernachlässigt wurde und das wir wieder verstärkt aufgreifen müssen, indem wir uns für mehr Information und Sensibilisierung vor allem junger Menschen einsetzen“, unterstreicht Elke Maria Erne, Primaria der Abteilung für Infektionskrankheiten am Krankenhaus Bozen: „In den letzten Jahren hatten wir zwischen sieben und zehn neue HIV-Fälle pro Jahr. Im Jahr 2023 sind es bis jetzt bereits 17 und das Jahr ist noch nicht zu Ende.“ Diese Tatsache hat den Südtiroler Sanitätsbetrieb in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Roten Kreuz, der Caritas, der Vereinigung Propositiv und Centaurus Arcigay Südtirol dazu veranlasst, eine HIV-Screening-Initiative in Form eines mobilen Ambulatoriums zu starten, die vom 27. November bis zum 2. Dezember in den wichtigsten Zentren Südtirols Halt machen und HIV-Tests durchführen wird. Die frühzeitige Erkennung des Virus kann entscheidend dazu beitragen, die Lebensqualität der Infizierten zu erhalten und die Ansteckungskette zu unterbrechen. „Die meisten HIV-Positiven sind ‚late presenter‘, das heißt, Menschen, die das Virus seit mindestens zehn Jahren in sich tragen“, erklärt Erne. „Wir entdecken, dass sie HIV haben, weil ihr Immunsystem so geschwächt ist, dass sie an ‚opportunistischen Infektionen‘ leiden, also an Erregern erkranken, die in der Regel nicht aggressiv sind, aber für Menschen mit einer stark geschwächten Immunabwehr sehr heimtückisch sein können. Beispiele dafür sind etwa die zerebrale Toxoplasmose, Tuberkulose oder Pilzerkrankungen, die das Gehirn befallen. Dies geschieht, weil HIV hauptsächlich CD4-Lymphozyten zerstört, das heißt jene, die an der Immunreaktion beteiligt sind.“ Rechtzeitig erkannt, können die Schäden, die eine HIV-Infektion am Immunsystem verursacht, dank der verfügbaren medikamentösen Therapien stark eingegrenzt werden, unterstreicht die Primaria: „Dank der neuen Medikamente ist die Lebenserwartung eines HIV-Positiven vergleichbar mit der eines Nicht-Infizierten, da diese die Ver-

mehrung des Virus blockieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass neuere Studien gezeigt haben, dass ein Patient, der seit mehr als sechs Monaten eine antivirale Therapie erhält und bei dem das Virus nicht mehr im Blut nachweisbar ist, nicht mehr ansteckend ist, die Krankheit nicht mehr auf andere Menschen übertragen kann. Das ist das so genannte U=U-Prinzip: Undetectable=Untransmittable. Das heißt nicht nachweisbar gleich nicht übertragbar. Als Alternative zur täglichen Pille gibt es auch die intramuskuläre Injektionstherapie, bei der alle zwei Monate eine Injektion verabreicht wird.“ Das Virus, erklärt Erne, hat „die Fähigkeit, sich im Lymphsystem zu verstecken. Mit den zur Verfügung stehenden Medikamenten, die im Übrigen vom Körper gut vertragen werden, kann seine Ausbreitung im Blut verhindert werden.“ Eine dritte Front im Kampf gegen die Ausbreitung der Infektion ist die Präexpositionsprophylaxe-Therapie (die so genannte PrEP): „Diese besteht darin, prophylaktisch ein HIV-Medikament einzunehmen, sodass im Falle eines ungeschützten Geschlechtsverkehrs die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Virus zu infizieren, stark reduziert wird“, erläutert Erne. „PrEP-Kliniken gibt es überall auf der Welt. Unsere befindet sich in der Abteilung für Infektionskrankheiten des Landeskrankenhauses Bozen und ist die einzige in Südtirol.“

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Anlass für den Start dieser Präventionskampagne ist der Welt-Aids-Tag, der alljährlich am 1. Dezember ausgerufen wird. Mit dieser Kampagne soll das Thema HIV in Südtirol verstärkt in das Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt werden.

HELFEN UND PFLEGEN

HIV ist immer noch da

Ab dem 27. November werden Mitarbeiter­ innen und Mitarbeiter der Abteilung für Infektionskrankheiten an Bord einer mobilen Klinik des Roten Kreuzes eine Tour mit rund einem Dutzend Stopps in den wichtigsten Zentren des Landes unternehmen, um HIV-Tests durchzuführen.

Elke Maria Erne

In Bezug auf die Prävention betont Erne erneut die Bedeutung einer korrekten Information: „Wir haben die Medikamente, aber wir müssen Prävention betreiben, zurück in die Schulen gehen und die Debatte über HIV anregen. Im Vergleich zur Vergangenheit wurden große Fortschritte erzielt, aber es kann nicht genug betont werden, dass es immer noch keine Heilung für AIDS gibt. Derzeit betreut die Abteilung für Infektionskrankheiten in Bozen rund 650 HIV-positive Patienten aus ganz Südtirol.“ FOTO SABES

HELFEN UND PFLEGEN ROCCO LEO

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8 HELFEN UND PFLEGEN

HELFEN UND PFLEGEN VER A SCHINDLER

TikTok-Premiere für die Kampagne „Check Your X“

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ernstück der Kampagne ist die Webseite www.checkyourx.it mit vielen interessanten und nützlichen Infos. „Check Your X“ läuft unter anderem bereits sehr erfolgreich auf verschiedenen Kommunikationskanälen wie Facebook und Instagram. Dass Sabes ab diesem November nun auch auf TikTok zu finden sein wird, mag auf den ersten Blick für Verwunderung sorgen, ist jedoch angesichts der jungen Altersgruppe, für die die Kampagne konzipiert ist, durchaus sinnvoll. TikTok, das Videoportal für Musikvideos und kurze Videoclips, ist bei den Teenagern von heute zweifelsohne das beliebteste soziale Netzwerk – viele Eltern können ein Lied davon singen. Weil genau dort die Hauptzielgruppe von „Check Your X“ am häufigsten anzutreffen ist, plante die Abteilung Kommunikation des Sanitätsbetriebes zusammen mit der Abteilung Urologie am Krankenhaus Bozen für den heurigen Männermonat die Produktion von zehn unterhaltsamen Kurzvideos,

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um die Jugendlichen wieder vermehrt auf die Kampagne aufmerksam zu machen. Über den Theaterverein Murx, der von der bekannten Südtiroler Künstlerin Doris Warasin geleitet wird, ist es gelungen, zwei junge Schauspieler zu finden, die sich dazu bereit erklärten, an den Videos als Testimonials mitzuwirken. Auch die Urologin Evi Comploj vom Krankenhaus Bozen beteiligte sich und hat einen Auftritt als Expertin in einem Kurzinterview.

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ie Dreharbeiten dauerten einen Tag, am Vormittag wurde im Büro der für die Produktion beauftragten Social Media Agentur „Classified Media“ gedreht und am Nachmittag in der Abteilung Urologie im Krankenhaus Bozen. Doris Warasin bereitete die beiden Schauspieler auf ihre Rollen vor und begleitete den Dreh. Man konnte spüren, dass es allen Beteiligten ein großes Anliegen war, diese wichtige Kampagne zu unterstützen und dass sie mit Begeisterung dabei wa-


Bekannterweise steht der November im Zeichen der Männergesundheit. Im November des vergangenen Jahres nahm der Südtiroler Sanitätsbetrieb dies zum Anlass, den Startschuss für die Sensibilisierungskampagne „Check Your X“ zu geben. Diese Kampagne informiert vor allem männliche Jugendliche und junge Männer zu Themen rund um die Männergesundheit und möchte dieses wichtige Thema aus der Tabu-Ecke holen. Arzt und Patienten beziehungsweise unter Freunden dargestellt.

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Ab November werden zwei Videos pro Woche auf dem TikTok-Kanal des Südtiroler Sanitätsbetriebes (www.tiktok.com/@checkyourx) gepostet. Bleibt nur noch zu hoffen, dass die Videos bei den Jugendlichen gut ankommen und zur Sensibilisierung für ihre Gesundheit beitragen.

„Je früher ich etwas erkenne, desto besser für die Gesundheit“ Die Urologin Evi Comploj war federführend an der Entstehung der Sensibilisierungskampagne für Jungen- und Männergesundheit „Check Your X“ beteiligt.

Die Sensibilisierungskampagne ist bei den Jugendlichen und jungen Männern und auch bei den Eltern sehr gut angekommen. Ich bekam oft zu hören, wie wichtig und nützlich es sei, endlich auch mal etwas für die Jungen und Männer zu machen. Auch die Kinder- und Hausärzte haben sich positiv zur Kampagne geäußert. Die kostenlosen Untersuchungen im Alter von 0 bis 26 Jahren werden bei uns in Bozen gerne angenommen und wir konnten durchaus einige Patienten mit Hodentumoren, aber auch anderen Erkrankungen, wie Varikozelen und Hodenhochstand, herausfiltern. Bei vielen Patienten ging es auch nur darum, sie zu beruhigen und zu bestätigen, dass alles in bester Ordnung ist. Auch einzelne Lehrer und Schulen haben das Angebot der verschiedenen Unterlagen, Sticker, Flyer, aber auch der Möglichkeit des Vortrages in den Schulen in Anspruch genommen. Ich persönlich bin sehr zufrieden mit diesem ersten Jahr der „Check Your X“- Kampagne. Ich hoffe und wünsche mir natürlich, dass sie weiter ausgebaut wird, denn es bleibt noch viel zu tun! Die Burschen von heute sind die Männer von morgen, wir investieren in deren Zukunft. Für die Kampagne wurden jetzt auch Kurzvideos für den TikTok-Kanal gedreht, an denen Sie auch mitgewirkt haben. Was können Sie uns dazu erzählen? Diese gesamte Kampagne ist so aufgebaut, dass sie die jungen Männer dort abholt, wo sie in ihrer Online-Welt zu finden sind. Das geht schnell, mit QR-Code und über Smartphone, ihrem ständigen Begleiter. Die Kampagne läuft bereits erfolgreich

auf Instagram, auf der Homepage, auf Facebook und nun eben auch auf TikTok. Wir haben verschiedene Kurzvideos gedreht, unter anderem auch ein Kurz-Interview mit mir, mit kurzen Fragen und noch knackigeren Antworten. Sie möchten dieses Jahr im Rahmen der Kampagne besonders zum Krankheitsbild „Hodenhochstand“ informieren. Wobei handelt es sich dabei genau? Ja, wir möchten im heurigen zweiten Kampagnenjahr das Augenmerk auf den Hodenhochstand lenken. Dabei handelt es sich um eine Fehllage des Hodens: Ein oder auch beide Hoden vollenden nicht ihren natürlichen Wanderweg durch die Bauchhöhle in den Hodensack. Das Problem ist die zu hohe Umgebungstemperatur, welche der Entwicklung des Hodens und somit der Reifung der Spermien schadet. Diese Hodenfehllage kann die Ursache für Hodentumor zu einem späteren Zeitpunkt, aber auch der Grund für Kinderlosigkeit sein. Umso wichtiger ist es, die Eltern dafür zu sensibilisieren. Je früher ich den Hodenhochstand diagnostiziere und therapiere, desto besser ist das Ergebnis. Mit Vollendung des 12., allerspätestens 18. Lebensmonats, sollte die Behandlung abgeschlossen sein. Leider werden uns die Kinder im Durchschnitt viel zu spät vorgestellt und die Operation erfolgt dann auch spät. Dies muss sich dringend ändern und verbessern. Die Jungen- und Männergesundheit ist nach wie vor ein Tabuthema, welche Botschaft möchten Sie den Jugendlichen und jungen Männern mitgeben? Ich sehe in den letzten Jahren eine stärkere Enttabuisierung des Themas. Die Jungen und Männer zeigen eine Bewusstseinsänderung, sie

achten mehr auf sich. Auch wenn sie vielleicht nicht mit den Eltern direkt über ihr Problem oder Anliegen sprechen wollen, verlangen sie trotzdem eine urologische Visite. Mit einem gewissen Maß an Fingerspitzengefühl unsererseits rücken die Jugendlichen dann mit ihren Anliegen, Sorgen und Ängsten heraus. Ich kann ihnen nur mitgeben: „Habt keine Hemmungen, die Untersuchung schmerzt nicht und sie ist meist innerhalb weniger Minuten vorbei! Je früher ich etwas erkenne, diagnostiziere und behandle, desto besser ist es für deine weitere Gesundheit. Und meist sind die Jugendlichen, jungen Männer und Eltern erstaunt, wie unkompliziert und schnell so eine Visite abläuft. VER A SCHINDLER

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Welches Resümee ziehen Sie genau ein Jahr nach Start der Kampagne?

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ren. Das Er­ gebnis sind zehn verschiedene Kurzvideos von maximal 15 Sekunden Länge, die gleichzeitig erfrischend und informativ sind. In einem Video wird, mithilfe eines Antistressballs als Requisit, das richtige Abtasten der Hoden erklärt, in einem anderen wird der Weg in die Urologie vom Krankenhauseingang zur Abteilung gezeigt. Außerdem werden verschiedene „Fakt oder Fake“-Gespräche zwischen

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HELFEN UND PFLEGEN

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„Investment for the future“ nennt sich die Veranstaltungsreihe, bei der sich angehende Mediziner, Medizinerinnen sowie Studierende verschiedener Gesundheitsberufe über die Arbeits- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Südtiroler Gesundheitsbetrieb informieren können.

HELFEN UND PFLEGEN PETER A . SEEBACHER

Zukunft denken

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ie Veranstaltungsreihe mit Eventcharakter „Investment for the future“ im Südtiroler Sanitätsbetrieb gibt es bereits seit mehreren Jahren. Nach einer durch Corona bedingten Pause wurde der Faden im Jahr 2022 wieder aufgenommen. Im laufenden Jahr fanden zwei Veranstaltungen statt, und zwar im August sowie im Oktober. Das Event am 25. August richtete sich in erster Linie an Studierende der Medizin, während die Veranstaltung am 3. Oktober Studierende der verschiedenen Gesundheitsberufe im Auge hatte.

Investment for the future am 5. Oktober 2023 – das Video www.youtube.com/watch ?v=08KvZOwXMnQ Investment for the future am 25.08.2023 – das Video www.youtube.com/watch ?v=y7KsSSew8nk

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Beide Veranstaltungen waren sehr gut besucht. Am Abend des 25. August fanden sich im NOI Techpark in Bozen rund 50 junge und angehende Ärzte und Ärztinnen ein, um sich von den Fachleuten des Sanitätsbetriebes über die Arbeits-, Ausund Weiterbildungsmöglichkeiten in Südtirol informieren zu lassen. Dabei wurde etwa umfangreich dargelegt, welche Möglichkeiten es in Bezug auf die Facharztausbildung im Südtiroler Sanitätsbetrieb gibt. Aufbauend auf die Zusammenarbeit mit bedeutenden italienischen Universitäten wie jene von Verona, Padua, Triest

und Udine sowie der Kooperationen mit Partneruniversitäten in Österreich und Deutschland. An sechs Infopoints standen anschließend die Experten des Amtes für Anstellungen, des Dienstes für Innovation, Forschung und Lehre (IRTS), der Ärztekammer, der Hausärzte und des Amtes für Gesundheitsordnung der Provinz für detaillierte Informationen zur Verfügung.

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andeshauptmann Arno Kompatscher war ebenfalls bei der Veranstaltung zugegen und unterstrich bei seiner Rede, wie wichtig die junge Generation von Ärztinnen und Ärzten für Südtirol sei: „Ihr sollt die Chance auf eine erfolgreiche Karriere und Zukunft in Südtirol haben. Der heutige Abend bietet die Möglichkeit, Angebote kennenzulernen, die euch das Land Südtirol und der Gesundheitsbetrieb bieten können und ich wünsche mir, dass ihr das Beste daraus macht.“ Sanitätsdirektor Josef Widmann meinte: „In eurer Begeisterung und eurer Energie erkenne ich den jungen Arzt, der ich selbst einmal war. Das beeindruckt mich sehr und ich hoffe wirklich, dass ihr diese Chancen ergreifen werdet, um euch fachlich und beruflich weiterzuentwickeln.


Pflegedirektorin Marianne Siller schloss mit einem Appell: „Ich möchte mich nicht nur bei den Vortragenden des heutigen Abends bedanken, sondern vor allem bei euch. Es freut mich, dass ihr gekommen seid. Das ist für uns ein Ansporn, euch zu zeigen, dass wir als Gesundheitsbetrieb tatsächlich ein attraktiver Arbeitgeber sind und allen eine berufliche Heimat bieten können, die bei uns eine Karriere anstreben. Das Motto der Veranstaltung ist ‚Unsere Zukunft seid ihr!‘ Ich bin davon überzeugt, dass dies zutrifft, und ich wünsche mir, dass ihr euch dafür entscheidet, Mitarbeitende des Sanitätsbetriebes zu werden.“ Beendet wurde der Abend – ganz dem jugendlichen Publikum entsprechend - im lässig-lockeren Stil bei Drinks, chilligen DJ-Klängen und intensiven Gesprächen.

Herr Mian, was kann man sich unter der Summer School des Südtiroler Sanitätsbetriebes vorstellen? Drei Tage mit zukünftigen Kolleginnen und Kollegen, bei denen man von Expertinnen und Experten der verschiedensten Fachrichtungen der Medizin sehr nützliches Wissen vermittelt bekommt und dieses bei einem geselligen Zusammensein vertiefen kann. Was ist das Ziel der Summer School? Das Ziel der Summer School ist es, unseren zukünftigen Kolleginnen und Kollegen zu zeigen, welche Möglichkeiten der Südtiroler Sanitätsbetrieb bietet, nicht nur als Arbeitgeber, sondern vor allem für eine mögliche Fachausbildung. Auch sollen die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen einen Einblick in die Tätigkeiten der Allgemeinmediziner bekommen, für welche das Institut für Allgemeinmedizin der Claudiana mittlerweile einen eigenen Lehrgang anbietet. Selbstverständlich soll den jungen Medizinerinnen und Medizinern auch fachliches Wissen vermittelt werden, welches ihnen für ihre Tätigkeit mit den Patientinnen und Patienten von Nutzen sein wird.

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Die dritte Auflage der Summer School Südtirol – Alto Adige des Südtiroler Sanitätsbetriebes ist im September zu Ende gegangen. Wir haben Michael Mian, dessen Dienst für Innovation, Forschung und Lehre (IRTS), die Summer School organisiert und betreut, gefragt, warum diese Veranstaltung so erfolgreich ist.

HELFEN UND PFLEGEN

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m 3. Oktober fand dann an gleicher Stelle die Veranstaltung für Studierende der verschiedenen Gesundheitsberufe statt. Über 80 junge Studierende aus den Bereichen Vorsorge, Krankenpflege, Geburtshilfe, Rehabilitation und anderen gesundheitstechnischen Berufen wollten sich über berufliche Chancen und Möglichkeiten in Südtirol informieren. Expertinnen und Experten des Sanitätsbetriebes und der verschiedenen Berufsverbände standen Rede und Antwort und informierten über Weiterbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten und erklärten vertragliche und rechtliche Aspekte. Generaldirektor Florian Zerzer wies in seiner Rede auf die Anstrengungen des Südtiroler Gesundheitsbetriebes hin: „Wir arbeiten daran, unsere Arbeitsplätze noch attraktiver und interessanter zu gestalten, besonders für unsere Nachwuchskräfte. Es ist verständlich, dass junge Menschen Erfahrungen im Ausland sammeln möchten. Wir wollen sie dabei unterstützen, zumal wir diese Möglichkeiten auch unseren Fachkräften bieten. Gleichzeitig haben wir in Forschung und Innovation investiert, damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Teil internationaler wissenschaftlicher Netzwerke werden und mit Universitätsinstituten in Europa und darüber hinaus zusammenarbeiten können. Deshalb sind wir überzeugt, dass wir Ihnen moderne und attraktive Arbeitsplätze bieten können.“

Summer School ganz cool

Wen möchten Sie mit der Summer School erreichen? Das Ziel des Events ist es, den Medizinstudierenden aufzuzeigen, dass es in Südtirol viele motivierte und hochqualifizierte Ärztinnen und Ärzte gibt. Zudem sollen sie auch erfahren, welche Job- und Ausbildungsmöglichkeiten in Südtirol angeboten werden. Wie sind die Rückmeldungen der Teilnehmer & Teilnehmerinnen? Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv. Wir haben auch sehr konstruktive Beiträge erhalten, welche wir bei der kommenden Ausgabe berücksichtigen werden. Wird es für die kommende Ausgabe 2024 Änderungen geben? Wir werden den klassischen Frontalunterricht weiter reduzieren, dafür aber mehr problembasierte Events vorsehen. INTERVIEW: PETER A . SEEBACHER

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Die eigentliche Investition in die Zukunft seid ihr und ich hoffe, dass ich bald die Möglichkeit haben werde, mit euch zusammenzuarbeiten.“

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HELFEN & PFLEGEN VER A SCHINDLER

An der genauen und differenzierten Auswertung der Ergebnisse wird derzeit gearbeitet und die Ergebnisse werden demnächst bekanntgegeben. Einige Eckdaten zur Mitarbeiterbefragung möchten wir Ihnen aber dennoch nicht vorenthalten. Am Stichtag der Umfrage zählte der Südtiroler Sanitätsbetrieb 10.733 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Von diesen beteiligten sich 35 Prozent an der Befragung zum Betriebsklima, das sind 5 Prozent mehr als bei der letzten Umfrage im Jahr 2019. Der Anteil der Teilnahme lag bei den Führungskräften bei 59 Prozent, im Vergleich dazu beteiligten sich 2019 nur 39 Prozent der Führungskräfte. Bei den Bediensteten ohne Führungsauftrag beteiligten sich diesmal 33 Prozent, 2019 waren es 29 Prozent. Die Teilnahmerinnen und Teilnehmer bewerteten auf einer Skala von 1 bis 10, wie sehr die jeweilige Aussage ihrer Meinung nach zutreffe. Die Bereiche, die abgefragt wurden, waren das Pandemie-Management, die eigene Arbeit, die Arbeitsbedingungen, das Management, Kommunikation und Information, Ausbildung, Budgetplanung, die Bewertung der internen Dienste, der Betrieb sowie der Bereich Veränderung und Reorganisation. Laut Einschätzungen der Fachleute ist eine der zentralen Fragen bei derartigen Umfragen zum Betriebsklima jene, ob man sich bei der eigenen Arbeit verwirklicht fühlt. Bei den Führungskräften stimmten insgesamt 69 Prozent dieser Aussage voll bzw. eher schon zu, 21 Prozent antworteten neutral und 10 Prozent gaben an, dass diese Aussage eher nicht beziehungsweise gar nicht auf sie zutreffe. Bei den Mitarbeitenden ohne Führungsauftrag gaben 48 Prozent an, dass diese Aussage für sie ganz oder eher schon gelte, 28 Prozent waren neutral und 25 Prozent stimmten dieser Aussage eher nicht beziehungsweise gar nicht zu. Die freiwillige und anonyme Umfrage lief vom 4. Juli bis zum 30. September und wurde heuer bereits zum dritten Mal in Zusammenarbeit mit der Scuola Superiore di Sanità S. Anna von Pisa durchgeführt,

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„Ich bin stolz darauf, in diesem Betrieb zu arbeiten“, „Ich kenne die jährlichen Ziele meines Betriebes“, „Es freut mich, in meiner Organisationseinheit zu arbeiten“ - diese Aussagen kommen Ihnen sicher bekannt vor, sofern Sie sich an der Umfrage zur Erhebung des Betriebsklimas beteiligt haben. die eine große Erfahrung auf diesem Gebiet aufweist. Sie realisierte bereits in den vergangenen Jahren zahlreiche ähnliche Projekte in ganz Italien. In diesem Jahr, neben der Befragung im Südtiroler Sanitätsbetrieb, auch in den Sanitätsbetrieben von Trient und Venetien. Ziel der Mitarbeiterbefragung war es, die aktuelle Situation zu erheben und die Stärken und kritischen Punkte abzufragen, um konkrete Verbesserungen umsetzen zu können und somit das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu steigern. Es ist sinnvoll, die Umfrage etwa alle 2 bis 3 Jahre zu wiederholen, um die Wirksamkeit der durchgeführten Verbesserungsmaßnahmen überprüfen zu können. Ein großes Dankeschön ergeht an all jene, die sich daran beteiligt haben!

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HELFEN UND PFLEGEN

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Erste Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung


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Gaben Tipps zur Vorbeugung von Skiverletzungen, von links: Stefan Resnyak, Verena Stuffer, Sanitätsdirektor Josef Widmann als Gastgeber, Martin Köllensperger, Moderatorin Sabina Frei

HELFEN UND PFLEGEN

Auch im Herbst war die Vortragsreihe „Forum Gesundheit Südtirol“ mit zwei Veranstaltungen im Land unterwegs. An beiden Abenden stand die Vorbeugung im Mittelpunkt. HELFEN UND PFLEGEN MARIA HECHENSTEINER

Forum Gesundheit Südtirol „Alzheimer vorbeugen – Geht das?“ war der etwas provokante Titel des Vortragsabends am 21. September im Stadttheater Meran. Der inzwischen in den Ruhestand getretene Primar der Geriatrie am Krankenhaus Meran, Christian Wenter, zählte nicht weniger als zwölf Risikofaktoren auf, die das Alzheimer-Risiko erhöhen, darunter übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen, Bewegungsmangel, Schlafstörungen und Schädel-Hirn-Traumata. Vorbeugung ist wichtig, denn der Hauptgrund für die Zunahme der Demenz-Erkrankungen ist die immer höhere Lebenserwartung. Miriam Piva, Pflegekoordinatorin der Geriatrie am Krankenhaus Bozen, stellte die modernen Ansätze im Umgang mit Alzheimer-Betroffenen vor: „Ein Netzwerk aus Allgemeinmedizin, Geriatrie, Psychologie, Bewegungstherapie, Sozialassistenz, Krankenpflege in und außerhalb des Krankenhauses versucht die betroffene Person und ihre Angehörige so gut wie möglich zu unterstützen. Denn manche Menschen leben sehr lange mit dieser Erkrankung.“ Wie sehr das Thema in der Gesellschaft präsent ist, bewiesen die vielen Fragen aus dem Publikum und das bis auf den letzten Platz besetzte Stadttheater. Ergänzt wurde der Abend durch die berührende Lesung von Edith Moroder, Vizepräsidentin des Vereins „Alzheimer Südtirol Alto Adige“, aus ihrem im Jahr 2006 erschienenen Buch über ihre demenzkranke Mutter.

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m eine ganz andere Art der Vorbeugung ging es am 9. November in Bruneck. Passend zum bevorstehenden Winter lud der Südtiroler Gesundheitsbetrieb zum Vortrag „Fit auf die Piste – Gezielt Skiverletzungen vermeiden“ in das Veranstaltungszentrum Nobis ein. Martin Köllensperger, Orthopäde am Krankenhaus Bozen, stellte die häufigsten Verletzungen beim Skifahren vor. Dabei handelt es sich um Beinbrüche, Knie- und Schulterverletzungen. Köllensperger erläuterte die Verletzungsmechanismen und deren Folgen und ging insbesondere auf die korrekte Einstellung der Skibindung ein. Stefan Resnyak, Primar des Dienstes für Sportmedizin, fasste den Begriff der Vorbeugung allgemeiner und appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Menschen: „Damit das Miteinander auf den Skipisten funktioniert, müssen wir einerseits die Regeln der Natur respektieren, andererseits untereinander Regeln einhalten. Die meisten Skiunfälle passieren nicht wegen Fremdverschuldens oder objektiver Gefahren, sondern in Folge von Selbstüberschätzung. Jeder sollte sich körperlich und mental auf die Skisaison vorbereiten. Hält man gewisse Verhaltensweisen ein, ist Skifahren ein tolles und gesundes Erlebnis.“ Einen Einblick in die Welt des Profisports gab zudem Verena Stuffer, langjähriges Mitglied der italienischen Skinationalmannschaft und Teilnehmerin an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen.

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ORGANISIEREN

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Das Erlernen einer Zweitsprache stellt eine Herausforderung dar. Daher unterstützt der Gesundheitsbetrieb seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei mit Maßnahmen und neuen Angeboten. Katrin Tartarotti, Linguistin und Mitarbeiterin in der Abteilung für Personalentwicklung, hat dazu eine Befragung durchgeführt. Welche Schwierigkeiten gibt es? Wie könnten Lösungen aussehen?

ORGANISIEREN GABY HELL

Hallo! Ciao! Hoi! Sprachenlernen im Gesundheitsbetrieb Frau Tartarotti, was hat die Befragung zum Spracherwerb ergeben? Die Befragung hat zutage gebracht, auf welche Probleme die Sanitätsbediensteten ohne Zweisprachigkeitsnachweis beim Erlernen der Zweitsprache stoßen und was sie sich in Bezug auf den Spracherwerb wünschen. Mehr als 80 Prozent der Teilnehmenden haben zum Beispiel angegeben, dass sie zu wenig Zeit haben, um sich regelmäßig dem Spracherwerb zu widmen. Einerseits sei der Spracherwerb nicht immer mit privaten Verpflichtungen vereinbar, andererseits sei die Energie und Konzentration nach langen Turnussen nicht ausreichend. Zudem sei die Arbeit in Schichten meistens nicht mit den Kurszeiten vereinbar. Wie sehen die Lösungsansätze aus? Der Südtiroler Sanitätsbetrieb möchte durch die Einführung von internen Sprachkursen die strukturellen Rahmenbedingungen schaffen, um die Sanitätsbediensteten ohne Zweisprachigkeitsnachweis zum erforderlichen Sprachniveau zu begleiten. Unsere Strategie fußt auf drei Pfeilern: Zeit, Qualität und Motivation. Die Sprach-

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kurse können während der Dienstzeit besucht werden. Die Kursstunden werden als Arbeitszeit anerkannt. Die Bereitstellung einer umfangreichen Anzahl von Kursstunden legt die Grundlage dafür, dass die Teilnehmenden die im gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen vorgesehenen Kompetenzen erreichen können. Die Sprachkurse werden von qualifizierten Lehrkräften gehalten, die durch eine interaktive Lehrmethode zum aktiven Gebrauch der Sprache motivieren. Durch diesen zeitlichen und inhaltlichen Rahmen soll auch die Motivation erhöht werden. Wann geht es los und wie kann man sich einschreiben? Die internen Sprachkurse beginnen im Jahr 2024. Die Inskription erfolgt über das CME-Portal. Welche Herausforderungen bringt das Projekt mit sich? Aufgrund des Personalmangels im Gesundheitswesen ist es für manche Abteilungen sicher eine Herausforderung, auf das Personal, das den Kurs besucht, zeitweise zu verzichten. Wir möchten deshalb laufend Kurse organisie-


Katrin Tartarotti

Wichtiges zum Spracherwerb Interne Sprachkurse für das Personal ohne Kenntnisse der Zweitsprache Rückerstattung und Anerkennung der Zeit von externen Sprachkursen

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Sprachaufenthalte im In- und Ausland mit Übernahme der Kurskosten, Übernachtung und Verpflegung Sprachlernberatung zu organisatorischen und sprachlichen Fragen

ren, damit die Anzahl an Teilnehmenden und der Zeitraum auf die Bedürfnisse der Abteilung abgestimmt werden können. Das Projekt erfordert eine intensive Zusammenarbeit. Gibt es noch weitere Schwierigkeiten? Ein weiterer Faktor, der den Spracherwerb beeinflusst, ist der Dialekt: Die meistgesprochene Sprache der Patienten und Patientinnen ist laut Umfrage der deutsche Dialekt; die am wenigsten gesprochene Sprache in allen Sprachkontexten die deutsche Standardsprache. Je formaler der Kontext ist, umso öfter werde auf die italienische Sprache zurückgegriffen. Wenn jemand Standarddeutsch lernt und in seiner Umgebung fast ausschließlich Dialekt hört, führt dies zu Demotivation und zu einer Verzögerung des Lernerfolgs. Einerseits ist es wichtig, die Personen im Arbeitsumfeld für den Gebrauch der Standardsprache zu sensibilisieren, andererseits soll es auch Veranstaltungen geben, bei denen der Dialekt - auf freiwilliger Basis - gelernt werden kann.

In den vergangenen Jahren waren immer wieder Basis-Sprachkurse an den Krankenhäusern angeboten worden, die von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sanitätsbetriebes geleitet und durchgeführt wurden. Bei diesen Kursen stand vor allem der Erwerb der ersten Grundkenntnisse der zweiten Sprache im Vordergrund, aber auch häufig verwendetes Vokabular im Gesundheitsbereich. Ein herzliches Dankeschön von Seiten des Betriebes für den Einsatz!

Gibt es sonst noch neue Angebote? Viele Mitarbeitende wünschen sich detailliertere Informationen über den Lernweg zur Zweisprachigkeit. Deshalb bieten wir eine individuelle Sprachlernberatung an, bei der auf organisatorische und auf sprachliche Fragen eingegangen werden kann. Zudem hat ein Großteil der Teilnehmenden in der Umfrage den Wunsch nach internen Sprachprüfungen geäußert, die inhaltlich und lexikalisch den gesundheitlichen Kontext betreffen. Wir arbeiten daran, dies in die Wege zu leiten.

ORGANISIEREN

FOTO MARIA HECHENSTEINER

Formulare: Im Intranet unter Personalentwicklung (Personal & Personalentwicklung ->Personalentwicklung-> Sprachkurse). Neue Adresse: languages@sabes.it

Vorschläge zu den Projekten zum Spracherwerb können mittels QR-Code anonym gesendet werden

Wie können Interessierte Kontakt aufnehmen? Unsere neue Adresse lautet languages@sabes.it. Die Ansuchen für externe Sprachkurse und Sprachaufenthalte können ab sofort an diese Adresse gesandt werden. Zudem kann man unter dieser Adresse auch eine Sprachlernberatung buchen.

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Die Inbetriebnahme der fünf Wohnortnahen Einsatzzentralen (WONE) ist eines der ersten und wichtigsten Projekte, die im Rahmen des nationalen Wiederaufbauplans „PNRR Gesundheit“ in Südtirol umgesetzt wurden. Die letzte WONE wurde im September in Brixen eröffnet.

Gesundheitsversorgung ganz nah

ORGANISIEREN

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ORGANISIEREN ROCCO LEO

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n Bozen, Meran, Brixen, Bruneck und Neumarkt, das derzeit mit der Landeshauptstadt Bozen zusammengeschlossen ist, haben die Wohnortnahen Einsatzzentralen ihre Arbeit aufgenommen und fungieren nun als Knotenpunkt zwischen den Krankenhausabteilungen, dem Netz der Notfallversorgung, den Fachkräften aus den verschiedenen Bereichen, den Sozialdiensten sowie der Gesundheitsversorgung vor Ort. Oberstes Ziel ist dabei die geschützte Entlassung der Patientinnen und Patienten, denen im Bedarfsfall so auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus eine angemessene Betreuung garantiert werden kann. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Versorgung und Pflege von Personen mit chronischen Krankheiten und Komorbidität - und zwar nach Möglichkeit direkt zu Hause. Die WONE sind sieben Tage in der Woche in Betrieb, die Komplexität der betreuten Fälle ist dabei meist hoch. Deshalb erstreckt sich die häusliche Pflege über das gesamte Leben der Patienten und Patientinnen. Das Pflegepersonal der Wohnortnahen Einsatzzentralen übernimmt die Patientinnen und Patienten und bewertet die Information, welche sie von den verschiedenen Akteuren des Sozial- und Gesundheitssystems erhalten hat, etwa von den Krankenhausabteilungen, den Pflegeeinrichtungen, den Ärzten für Allgemeinmedizin, den Kinderärzten freier Wahl, Pflegeheimen und Sozialdiensten. Die bis zum 30.10.2023 von den Krankenhäusern an die WONE gemeldeten Fälle: Bozen 1.331, Meran und Schlanders 548, Brixen und Sterzing 65, Bruneck und Innichen 351, insgesamt also 2.295

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Meldungen. Es gab 1.298 Patienteneinweisungen. Die Anzahl der Einweisungen, die aufgrund von Tod, Verlegung in eine andere Pflegeeinrichtung (beispielsweise Seniorenwohnheime) oder mangels Notwendigkeit einer häuslichen Pflege verworfen wurden, belief sich also auf 997.

Website zum PNRR Gesundheit Südtirol online Die Plattform fungiert als Infoportal zu allen wichtigen betrieblichen Projekten der Mission 6 des „Nationalen Plans für Aufbau und Resilienz“. Hinweis für (Web-)Surfer: Dank der neuen monothematischen Website pnrr.sabes.it kann man sich auf einfache und verständliche Weise über den PNRR informieren. Mit einem Klick gelangt man so über diesen zentralen „Hub" zu den Projekten und den dazugehörigen News. In einem eigenen News-Bereich auf der Seite werden laufend alle vom Südtiroler Sanitätsbetrieb publizierten Infos zum Thema PNRR veröffentlicht. Von den wohnortnahen Einsatzzentralen (WONE) über die technologischen Innovationen bis hin zu den Gemeinschaftskrankenhäusern und den Gemeinschaftsheimen: Der Südtiroler Sanitätsbetrieb hat zahlreiche Projekte gestartet, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Ziel ist eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung, die noch näher an die Menschen (und deren Lebensmittelpunkt) heranrückt.


FOTO CLAUDIANA

Der Unterricht in Bozen wird in englischer Sprache erfolgen, Praktika hingegen werden auf Deutsch und Italienisch möglich sein – unter anderem auch in den sieben Krankenhäuern des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Die Studiendauer beträgt sechs Jahre.

ORGANISIEREN PETER A . SEEBACHER

Medizinstudium in Südtirol

I Ausgiebige und aktuelle Informationen zum Studium der Medizin in Südtirol finden Sie auf dieser Internetseite:

Auskunft zum Studium der Medizin in Südtirol gibt auch der Dienst für Studienberatung 0471 067 363 der Claudiana sowie die „Operative Einheit für klinische Führung“ des Landes. 0471 418 026 oekf@provinz.bz.it

m Juli 2023 war das Einvernehmensprotokoll zwischen dem Land Südtirol und der „Università Cattolica del Sacro Cuore“ unterzeichnet worden. Seitdem laufen die Vorbereitungen für den Studiengang für Medizin und Chirurgie in Südtirol auf Hochtouren. Anfang des neuen Jahres sollen bereits die Anmeldungen möglich sein, die Aufnahmeprüfungen sind dann für Mai 2024 geplant. Der Startschuss für das Studienjahr 2024/25 selbst fällt dann im Herbst. Sitz des Studiengangs für Medizin und Chirurgie in Südtirol wird das Universitäre Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe „Claudiana“ in Bozen sein. Partner des Landes Südtirol bei diesem wichtigen Projekt ist die „Università

Bei der der Akkreditierung durch das zuständige Ministerium vorausgegangenen Absichtserklärung zwischen dem Land Südtirol und der „Università Cattolica del Sacro Cuore“ bezeichnete Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher die Errichtung eines medizinischen Studiengangs in Südtirol als „strategisches und für uns prioritäres Projekt“ und lieferte gleich die Begründung dafür mit: „Wir wollen damit unsere Anziehungskraft auf qualifizierte Fachkräfte erhöhen und mittelfristig dem Ärztemangel entgegenwirken. Es wird dazu beitragen, auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung sicherzustellen.“

ORGANISIEREN

Cattolica del Sacro Cuore“. So können die Studierenden von den Erfahrungen der Ärztinnen und Ärzte sowie Forschenden des Policlinico Agostino Gemelli profitieren, die über die medizinische Fakultät mit der Universität Cattolica verbunden ist – wobei diese auf einen Dozentenpool vor Ort in Bozen setzt.

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Medizin studieren in Bozen, ist das möglich? Ja, tatsächlich wird das bald Realität sein. Die Vorbereitungen laufen und für das Frühjahr 2024 sind bereits die Aufnahmeprüfungen für die 60 zur Verfügung stehenden Studienplätze geplant.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsbetrieb soll das Projekt Medizinstudium in Südtirol längerfristig nicht nur neue Entwicklungsperspektiven bringen, sondern als zusätzlicher Hebel für die Personalrekrutierung auch ganz konkrete Unterstützung im Arbeitsalltag sein. Der durch dieses Projekt angeschobene Akademisierungsprozess ist auch relevant für die gesamte ärztliche Belegschaft, denn Ärztinnen und Ärzte des Südtiroler Sanitätsbetriebes können sich als Tutorinnen und Tutoren ausbilden lassen. Diese werden dann anschließend die Studentinnen und Studenten während der Praktika betreuen.

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Der Pelikan 2 ist mit Ende Oktober wieder in sein angestammtes „Nest“ in der Nähe des Krankenhauses Brixen zurückgekehrt, nachdem die dortige Flugbasis dies auch virtuell und online tun. Einfach auf die Seite www.heli.bz.it gehen und auf den Menüpunkt „3D-Modell“ klicken. one # 02/23


19 SABES IM BILDE FOTO HELI/KIKA

aufgrund von Sanierungsarbeiten über den Sommer nach Toblach verlegt worden war. Wer einen der drei Pelikane einmal gründlich besichtigen möchte, kann

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TITELGESCHICHTE SABINE FL ARER

TITELGESCHICHTE

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Patientensicherheit bedeutet auch Mitarbeitersicherheit 2017 wurde die Organisationseinheit für die klinische Führung im Sanitätsbetrieb mit dem Landesgesetz Nr. 3 vorgesehen, eine der wichtigsten Tätigkeiten dieser ist das klinische Risk-Management. Der geschäftsführende Direktor, Facharzt Oliver Neeb, erklärt, um welche Handlungsfelder es dabei geht.

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ie Definition klingt vielleicht etwas sperrig, zeigt aber, dass das Leitmotiv die gute Versorgung ist:

„Klinische Führung oder Clinical Governance steht für kontinuierliche Verbesserung der Dienstleistungen und Garantie hoher Standards der Versorgungsleistung, um optimale Bedingungen für die Förderung klinischer Exzellenz zu schaffen“

Das Team der klinischen Führung kann sich ein wenig mit dem Meisterdetektiv Sherlock Holmes vergleichen: „Wir detektieren Ereignisse, wir schauen uns Daten und Meldungen an und versuchen dann, in wöchentlich stattfindenden ‚Safety boards‘ eventuelle

Oliver Neeb

Qualität, Effizienz, Angemessenheit, Akkreditierung, Prozess-, Dokumenten- und Risikomanagement sind wichtige Themen, bei denen der Dienst die Betriebsdirektion unterstützt und dabei technisch sehr eng mit der Sanitäts- und Pflegedirektion zusammenarbeitet. Er selbst bekleidet gleich zwei Rollen: Zum einen ist er als geschäftsführender Direktor des Dienstes für klinische Führung bestellt, zum anderen ist er als betrieblicher Risk-Manager tätig. „Risk-Management ist ein wichtiger Teil der klinischen Führung, aber eben auch nur ein Teil. Risikoerkennung und -einschätzung, Management von Maßnahmen zur Risikoreduzierung, Kontrolle des Restrisikos und periodische Überprüfung der getroffenen Verbesserungsmaßnahmen stellen den logischen Kreislauf eines Risk-Managements-Ansatzes dar“, erklärt Neeb.

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FOTO SABINE FLARER

OLIVER NEEB


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Produkt mithilfe einer anderen Technik gehandhabt wird. Denn Mitarbeitersicherheit bedeutet immer auch Patientensicherheit – und umgekehrt, alles, was dem Patienten an qualitativer Verbesserung zugutekommt, schützt auch das Personal.

TITELGESCHICHTE

FOTO 123RF

Lösungs- beziehungsweise Verbesserungsansätze auszuarbeiten“, so Neeb. Konkret heißt das zum Beispiel, dass eine Meldung, dass ein Medikament mit einer Beschriftung in einer fremden Sprache im Umlauf ist – Oliver Neeb und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter analysieren den Fall: Wie konnte es dazu kommen? Welche Lösungsansätze gibt es? Reicht es, ein neues Etikett auf das alte zu kleben? Ist damit das Problem gelöst, auch für die Zukunft? Besonders wichtig ist Neeb hierbei der Grundsatz, dass alles, was in den Bezirken gemacht werden kann, auch dort bleiben soll:

Oder aber das Problem mit der Tür: Nach einer Schadenersatzforderung wegen eines vermeintlich risikoreichen Öffnungsmodus einer Schiebetür – eine Besucherin brach sich das Handgelenk – wurde ein Lokalaugenschein veranlasst, der Türsensor mithilfe der technischen Abteilung ausgetauscht und sensibler eingestellt.

„Wenn jemand eine gute Lösung in „Oft kristallisieren sich Defizite einem Bezirk hat, dann sollte diese heraus, die relativ einfach behoben auch weiterverwendet werden. werden können. Wird hingegen Manchmal ist es sinnvoll, die Hand­ nichts unternommen, kann sich habung eines Prozesses, der sich gut daraus eine ernste Sache entwickeln“ etabliert hat, auch auf andere Bezirke auszudehnen, manchmal auch nicht – OLIVER NEEB es wäre ein Nonsens, wenn man etwas, Um den Überblick zu behalten und zeitdas gut funktioniert, abstellen würde.“ nahe agieren zu können, ist es wichtig, dass OLIVER NEEB

Ein anderes Beispiel, von dem Neeb erzählt, betrifft die Mitarbeitersicherheit: Verlust einer gefährlichen Flüssigkeit bei einem Medizinprodukt mit Exposition, das RiskTeam suchte mit den zuständigen Fachleuten nach Lösungen und fand sie darin, dass das

zum Beispiel Beschwerden, Schadenersatzforderungen, Sentinel Events oder andere Meldungen über das „Incident Reporting System“ (IRS) abgeglichen werden. Ein anfänglich unerwünschtes Ereignis kann als einfache Beschwerde starten, sich zu einer Schadenersatzforderung entwickeln und gleichzeitig eine gesetzlich vorgesehene Ana-

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lyse im Sinne eines Sentinel Events oder einer Pharmako- oder Medizinprodukte-Vigilanz bedingen.

„Allesamt Themen, die für den Betrieb in mehrerlei Hinsicht unangenehm sind: Zum einen leidet immer auch das Image darunter, zum anderen ist ein eventueller Schadenersatz versicherungstechnisch relevant“ 22

OLIVER NEEB

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Dass sich bei der letzten Versicherungsausschreibung gleich fünf internationale Player gemeldet haben, ist ein sehr gutes Zeichen: „Nur wer wirklich schwarz auf weiß belegen kann, dass sehr viel unternommen wird, um Qualität und Sicherheit zu garantieren und weiter zu optimieren, ist für den Versicherungsmarkt interessant. Deshalb sind auch Zertifizierungen und Akkreditierungen durch neutrale Instanzen enorm wichtig. Mit Stolz kann ich sagen, dass es uns als einzigen Sanitätsbetrieb in Italien gelungen ist, eine Polizze ohne Selbstbehalt abzuschließen“. betrifft noch mehr Bereiche und stellt AnforEin Beispiel einer freiwilligen Zertifizie- derungen auch an die wohnortnahe Betreurung ist die Auszeichnung von „Phoenix 5.0“, ung. „Diese Zertifizierung werden wir, wenn einem breit anerkannten Referenzsystem für alles gut läuft, im Frühjahr nächsten Jahres das Management von Gesundheitsrisiken, erhalten“, so Neeb. Neeb appelliert an eine die mit einer Art „Risikofotografie“ des Be- Kulturänderung: triebes startete. Dazu wurde die renommierte Universität „LUISS“ (Libera Università de„Wir müssen zu Sicherheitsthemen gli Studi sociali) in Rom mit ins Boot geholt. Vor einigen Wochen wurde dem Südtiroler sensibilisieren, die Devise muss sein: Sanitätsbetrieb als ersten Sanitätsbetrieb ‚no blame, no shame‘, also keine Angst in Italien die Auszeichnung verliehen. Ganz im Sinne dieses Risikomanagementsystems vor Scham oder Blamage bei Meldung wurden 54 Personen aus dem klinischen Be- eines Ereignisses. Dabei sind auch reich zu Referentinnen und Referenten für die so genannten ‚near misses‘, also Risk-Management ausgebildet, welche vor allem in den Abteilungen und Diensten mit Beinaheunfälle (83 gemeldete Fälle dem Dienst zusammen agieren werden.

„Es ist wichtig, dass wir kapillar aufgestellt sind“ OLIVER NEEB

Bereits jetzt wird an der Erreichung der zweiten Zertifizierungsstufe gearbeitet, welche noch höhere Anforderungen an den Betrieb stellt. Noch umfangreicher ist die angestrebte Zertifizierung „Accreditation Canada“, diese

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im Jahr 2022) als ‚Gratislektion‘ für Verbesserungsmaßnahmen wichtig.“ OLIVER NEEB

Melden kann man sich auf unterschiedliche Weise: bei den Referenten für Risk-Management, den Qualitätsreferenten, den CIRS-Beauftragten, den Risk-Managern der Krankenhäuser und beim Dienst für klinische Führung. Im Intranet unter dem Bereich Quality&Risk-Management kann jeder, auf Wunsch auch anonym, ein Problem oder


TITELGESCHICHTE

FOTO G.NEWS

FOTO MICHAELA BERGNER

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Gruppenfoto mit den frisch ausgebildeten Referentinnen und Referenten aus dem klinischen Bereich für das Risk-Management

Bei der Überreichung der Risk-Management-Zertifizierung „Phoenix 5.0“: Josef Widmann, Carlo Perini, Florian Zerzer, Stefano Mezzopera, Oliver Neeb (v.l.)

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TITELGESCHICHTE

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einen Vorfall ins so genannte IRS-Meldesystem eingeben. Dieser Bereich wird zurzeit vollkommen neu gestaltet: Es wird an der Implementierung einer neuen Risikomanagementsoftware gearbeitet, die das alte überholte und zu langsame System bis Frühjahr 2024 ersetzen wird. Es handelt sich um eine innovative Lösung mit einer Kombination aus unterschiedlichen Modulen, die Meldungen aus verschiedenen Bereichen wie etwa Beschwerden, Stürze, Schadenersatzforderungen und Incident Reporting ermöglicht und ein professionelles Audit- und Maßnahmenmanagement erlaubt.

„Wichtige Problemstellungen werden zudem im betrieblichen Komitee für Risk-Management behandelt, sollten Entscheidungen auf Betriebsebene beispielsweise für den Ankauf neuer Technologien notwendig sein, so werden diese dort vorgebracht“ OLIVER NEEB

In einem jährlichen Bericht, dem so genannten Gelli-Report, werden alle Vorfälle nochmals zusammengefasst veröffentlicht und den Verantwortlichen, auch in den Primar- und Koordinatorensitzungen, vorgestellt. Besonders stolz ist der geschäftsführende Direktor auf sein Team: „Wir sind fachlich sehr gut aufgestellt und haben ein interdisziplinäres Team aus allen Bezirken. Neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Dienstes in den Bezirken, die erste Ansprechpartner/innen vor Ort sind, wurden in Absprache mit den Direktionen zudem 16 Ärzte und Ärztinnen in den Häusern namhaft gemacht, die bei der CIRS-Fallanalyse und bei Sentinel-Event-Analysen mitarbeiten und das Ärztenetzwerk für Risk-Management des Betriebes bilden.

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Konkret besteht unser Team auf strategisch-betrieblicher Ebene am Dienstsitz in Bozen aus dem Verantwortlichen für das Risk-Management (Oliver Neeb), dem Quality & Patient Safety Manager (Sandra Girardi), dem Quality & Process Manager (derzeit vakant), dem Quality & Document System Manager (Evelyn Gruber Fischnaller), dem Quality & Accreditation Manager (Milena Cattelan) sowie dem Verantwortlichen für das Antimicrobial Stewardship (Leonardo Pagani), zwei weitere ärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden uns demnächst verstärken. Zusätzlich unterstützen uns zwei Verwaltungsfachkräfte. In den operativen Dienstsitzen in Bozen, Brixen, Bruneck und Meran stellen die Referentinnen und Referenten für Qualität der klinischen Führung die wichtige Stellschraube zu den lokalen Stakeholdern dar.“ Für Oliver Neeb ist eines grundlegend: „Qualität braucht Sichtbarkeit: Wir gehen in die Abteilungen/Dienste, in Primar- und Koordinatorensitzungen, wir versuchen immer wieder zu informieren. Denn es sollte für alle selbstverständlich sein, sich zu melden, wenn Zwischenfälle oder Beinahe-Unfälle passieren. Wir sehen uns als Dienst im Dienste der anderen und ich kann nur immer wieder betonen, wie wichtig es ist, Qualitätsverbesserungen anzustreben.“ „Nichts gehört“ bedeute nicht unbedingt, dass kein Verbesserungspotenzial bestehe - wo Stille herrsche, so Oliver Neeb, sei oft mit Gefahr in Verzug zu rechnen.


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FOTO WEISSES KREUZ

Es gibt Nächte, die vergisst man nie: Vor über drei Jahren, im Jänner 2020, starben in Luttach/Ahrntal sieben junge Menschen aus Deutschland durch einen tödlichen Verkehrsunfall. Notärztin Daniela Michelotto war zuerst vor Ort. Wie schafft man es, die Zeit nach so einem Erlebnis zu überwinden und was beschäftigt einen bis heute?

LEBEN SABINE FL ARER

„Dann schaltet der Autopilot ein“

Daniela Michelotto arbeitet seit vielen Jahren als Fachärztin für Anästhesie auch im Bereich der Notfallmedizin und hat gelernt, mit schwierigen Situationen umzugehen. Was sie jedoch in der bitterkalten Winternacht in den Weihnachtsferien 2019/20 erlebt hat, war selbst für sie als erfahrene Ärztin heftig: „Ich hatte im Brunecker Krankenhaus Nachtdienst, da wurde ich als Notärztin darüber informiert, dass sich ein schwerer Verkehrsunfall in Luttach ereignet hätte. Obwohl auch weitere Notarztmittel von Innichen, Sterzing und Bozen von der Landesnotrufzentrale alarmiert wurden, war mir klar, dass es lange dauern würde, bis diese vor Ort sein würden. Deshalb schlug ich sofort vor, auch meine in Luttach wohnhafte Kollegin, Notärztin Elisabeth Gruber, aus dem Bett zu holen – was die Einsatzkräfte auch machten.“ Die Unfallstelle war unmittelbar vor der Einsatzzentrale des Weißen Kreuzes in Luttach – „wir erhielten dadurch zum Glück sehr schnell qualifizierte Infos“, so Michelotto. Bereits während der Anfahrt zum Notfallort

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„Als ich ankam und in die ersten Gesichter der Verletzten und Toten blickte, dachte ich einen Sekundenbruchteil – ‚mein Gott, sind die jung!‘,

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aber ab da nimmt das Gelernte wieder Fahrt auf und es schaltet eine Art Autopilot ein, man triagiert, führt Wiederbelebungsmaßnahmen durch, muss diese aufgeben – man arbeitet wie eine Maschine, das ist auch gut so.“ Wie lange Daniela Michelotto allein als Notärztin vor Ort war, bis Unterstützung kam, kann sie heute nicht mehr sagen, zu verschwommen ist der zeitliche Rahmen – „vielleicht eine halbe Stunde?“ Besonders schlimm, so analysiert Michelotto im Nachhinein die Situation, sei dieses Erlebnis für die teilweisen jungen Rettungskräfte des Weißen Kreuzes und der Feuerwehr gewesen –

„manche von ihnen hatten bis dahin noch keinen Todesfall erlebt.“ Trotzdem zollt sie allen Anwesenden großen Respekt, denn die Koordination des Einsatzes habe sehr gut geklappt und man habe gesehen, dass alle gut ausgebildet waren. Denn alles muss reibungslos ablaufen: Patienten müssen identifiziert werden, Zelte und Gerätschaften müssen am richtigen Ort stehen, die Parkplätze für nachkommende Rettungskräfte dürfen nicht zugestellt sein… Alles Dinge, die im Ernstfall mehr als wichtig sind. Einige der jungen Leute, die unverletzt geblieben, aber sichtlich unter Schock waren, wurden sofort von den Sanitätern und den umgehend alarmierten Notfallpsychologen (Koordinator Erwin Steiner und Kollege Andreas Huber) in die Lobby des Hotelgebäudes gebracht: „Es ist wichtig, dass die Menschen Vertrauenspersonen neben sich haben – egal, ob das jemand von den anderen Mitreisenden ist oder aus dem Einsatzteam“, so Steiner. Trotz der Tragik faszinierend war der Umstand, dass die jungen Leute sich gegenseitig trösteten und unterstützten, ein unglaublicher Akt der Solidarität, zu dem Menschen in Extremsituationen fähig sind.

„Als der Einsatz vorbei war, spürte ich auf einmal, dass mir wahnsinnig kalt war“, so Michelotto – etwas, was für den Koordinator der Notfallpsychologie Erwin Steiner absolut normal ist: „Menschen arbeiten oft bis an die Grenzen ihrer Kräfte und merken selbst nicht, dass sie erschöpft sind. Es ist typisch, dass in diesen Situationen keine Wärme, keine Kälte, kein Hunger und kein Durst empfunden wird, sie sind voller Adrenalin – erst später kommen diese Gefühle zurück.“ Für einige Tage danach boten die Kolleginnen und Kollegen Michelotto an, ihre Dienste zu übernehmen, was sie dankbar annahm. „Aber das Angebot der Notfallpsychologen – so dachte ich – bräuchte ich nicht, es war ja nicht mein erster Einsatz als Notärztin.“ Doch mit jeder Stunde, die verging, kamen die Erinnerungen zurück, zudem wandten sich Eltern der verstorbenen jungen Menschen mit der Bitte an sie, ihnen aus den letzten Lebensminuten ihres geliebten Kindes zu erzählen. „Eine sehr schwierige Bitte, doch ich hatte das Gefühl, da musst du jetzt durch, das bist du diesen verzweifelten Eltern schuldig. Ich habe daraufhin das Angebot der Notfallpsychologie angenommen, mich mit ihnen ausgetauscht und wir sind gemeinsam zu diesen Gesprächen gegangen. Für die meisten Eltern war es verständlicherweise sehr schmerzvoll, aber ich hatte doch das Gefühl, dass ich ihnen ihren Abschied etwas erleichtern konnte“, so Michelotto. Notfallpsychologe Steiner bestätigt dies: „Hier sind klare und vor allem professionell formulierte Worte wichtig. Ausschmückende Formulierungen wie ‚er ist nicht mehr bei uns‘ sind nicht zielführend. Das ist wichtig für die Trauerbewältigung.“ Diese Gespräche waren für Michelotto auch deshalb schwierig, weil sie selbst Mutter eines Sohnes ist, der im gleichen Jahr wie die meisten Todesopfer geboren

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kristallisierte sich die Schwere des Einsatzes heraus, in diesen Fällen greifen die x-mal geübten Kriterien für einen „MANV“ (Massenanfall an Verletzten). Obwohl mittlerweile über drei Jahre vergangen sind und die langjährige Notärztin auch bereits Vorträge über diesen Einsatz gehalten hat, merkt man ihr an, dass es für sie immer noch schwierig ist, darüber zu sprechen:

Daniela Michelotto

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ist – „ich sagte mir, was wäre, wenn du jetzt auf der anderen Seite bei diesem Gespräch stehen würdest?“ Doch hier half und hilft eine klare Trennung, so Steiner:

Notfallpsychologe Steiner verwundert die Erstablehnung nicht, ist sie doch typisch, gerade für Menschen in helfenden Berufen. Auch für ihn selbst war es wichtig, von seinem Team, von der Familie aufgefangen zu werden, sich anderen Dingen zu widmen. „Plötzlich empfindet man alles wieder als kostbar, man sieht die Welt zumindest für eine gewisse Zeit wieder mit anderen Augen.“

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Wie schafft man es, nach so einem Erlebnis wieder zum nächsten Notarzt-Einsatz zu starten? Daniela Michelotto: „Erstaunlicherweise gut. Nur manchmal, wenn ich höre, dass vermutet wird, dass ein Großereignis ansteht, dann schießt es mir kurz durch den Kopf ‚Na, bitte nicht wieder‘…“

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Marc Kaufmann

Primar Marc Kaufmann

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Am Tag darauf folgte gleich in der Früh eine erste Pressekonferenz, das Thema war sofort in allen Medien – vor allem in Deutschland. Primar Marc Kaufmann, als Verantwortlicher der Notfallmedizin, übernahm die fachliche Kommunikation, worüber die direkt betroffenen Notärztinnen und -ärzte sehr froh waren. „Mir hat vor allem der Austausch mit anderen Kolleginnen und Kollegen sehr geholfen“, so Michelotto. Gemeinsam habe man viel über den Einsatz gesprochen, aber auch auf das anfangs als überflüssig eingeschätzte Angebot der Notfallpsychologie ist Michelotto zurückgekommen: „Heute kann ich nur sagen: Nutzt dieses Angebot für die Aufarbeitung, es ist sehr, sehr wertvoll.“

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„Man muss sich immer wieder sagen: Meinen Angehörigen geht es gut, man muss lernen, sich abzugrenzen.“

„Wichtig war, die Einsatzkräfte zu entlasten“ „Ich war zu diesem Zeitpunkt Zuhause in Innsbruck, wurde von der Landesnotrufzentrale über den Großeinsatz informiert und fuhr dann in den frühen Morgenstunden nach Luttach an die Unfallstelle. Ich erinnere mich, dass ich fast zeitgleich mit Landeshauptmann Arno Kompatscher dort ankam. Zusammen mit ihm und Vertretern der lokalen Einsatzkräfte und Behörden haben wir zuerst die Medien über die schrecklichen Ereignisse der Nacht und den abgeschlossenen Rettungseinsatz informiert. Im Anschluss haben wir mit den Begleitern und Angehörigen der Verletzten und Toten in einem gut abgeschirmten Ambiente gesprochen, auch sie informiert, unser Beileid ausgesprochen und der Landeshauptmann hat ihnen zusätzlich noch die bestmögliche Unterstützung von Seiten des Landes zugesagt. Ich glaube, es war auch wichtig, dass sich die Beteiligten, großteils erschöpfte Einsatzkräfte, in dieser Phase nicht selbst den Medienanfragen stellen mussten und wir sie hier nach ihrer extremen Leistung etwas entlasten konnten. Ein Ereignis dieser Größenordnung war aber selbst für unsere sehr erfahrenen, langjährigen Mitarbeiter in der Landesnotrufzentrale nicht so einfach wegzustecken - auch für sie war es notwendig und wertvoll, den Einsatz mit Hilfe der Notfallpsychologie aufzuarbeiten.“

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Massimiliano Fanni Canelles, gebürtig aus dem Friaul und Arzt in der Notaufnahme am Krankenhaus Meran, ist dank seiner Facebook-Seite mit vielen Followern, auf der er Kurioses und Wissenschaftliches teilt, ein bekanntes Gesicht. LEBEN ROCCO LEO

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Massimiliano Fanni Canelles ist nicht nur Vize-Verantwortlicher der Notaufnahme des Krankenhauses „Franz Tappeiner“ in Meran, sondern auch Dozent an der Universität Bologna, Publizist und Schriftsteller. Eines ist er aber vor allem: Arzt aus Leidenschaft. „Ich würde meine Arbeit sogar ohne Entgelt machen - was ich übrigens bereits auf der ganzen Welt getan habe - denn es gibt nichts Dankbareres, als Menschenleben retten zu können“, erklärt Canelles seine Motivation.

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Im folgenden Gespräch geht der Nephrologe auf seine Wissenschaftsrubrik auf Facebook ein, der rund 64.500 Menschen folgen. Und er spricht über seinen persönlichen und beruflichen Weg, der ihn mit Persönlichkeiten wie Johannes Paul II., dem Dalai Lama, Aleida Guevara, der Tochter des Revolutionärs Ernesto 'Che' Guevara, José Alberto “Pepe” Mujica Cordano, dem ehemaligen Präsidenten von Uruguay, und Mutter Teresa zusammenbrachte. Letztere eine Begegnung, die sein Leben veränderte.

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Massimiliano Fanni Canelles, Vize-Verantwortlicher der Not­aufnahme des Krankenhauses "Franz Tappeiner" Meran

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Medizinisch-wissenschaftliche und geopolitische Veröffentlichungen, Universitätsdozent, Schriftsteller und Arzt: Woher nehmen Sie die Zeit, all diese Dinge unter einen Hut zu bringen? Mein „abendliches“ Hobby ist die Vertiefung des Wissens. Ich pflege es in jeder freien Minute und führe es auf mein Interesse an der Menschheit zurück, an ihrer Entwicklung, aber auch an Aspekten der Spiritualität. Ich bezeichne mich gerne als „Sucher“ nach dem Funken, der den Menschen vom Rest des Universums unterscheidet. Für mich ist es eine ständige Suche nach dem Sinn des Lebens, die dann zu Gedanken über das Leben nach dem Tod, die menschliche Natur und die Frage führt, ob wir wirklich allein in diesem Universum sind ... Wie ist die Idee zu dieser Rubrik der täglichen Dosis an Wissen auf Facebook entstanden? Die Idee stammt von einem Kollegen, der mir vorschlug, mein Wissen über Social Media zu teilen. Ich probierte es aus und stellte bald fest, dass mir Menschen folgten. Normalerweise plane ich meine Veröffentlichungen lange im Voraus und bereite mehrere Beiträge gleichzeitig vor, sobald ich Zeit habe. Danach plane ich die täglichen Veröffentlichungen. Ein wichtiger Aspekt dieser Arbeit ist die Fähigkeit, zusammenzufassen zu können. Ich beginne mit einem etwas längeren Titel und bündle dann die Informationen so gut es geht, wobei ich versuche, für den Leser interessant zu bleiben. Im Jahr 2021 haben Sie ein Buch mit dem Titel Avanguardia TEAL über die Zukunft von Unternehmensorganisationen veröffentlicht. Worum geht es darin? Das Buch ist das Ergebnis von Forschungsarbeiten, die am Krankenhaus von Cividale del Friuli durchgeführt wurden, wo ich für die Nephrologie zuständig war. Das Experiment bestand in der Anwendung einer horizontalen Art von Team-Management-System. Dabei handelt es sich um ein bereits bestehendes Organisationsschema, das von Frederic Laloux entwickelt und bereits von einigen großen multinationalen Unternehmen übernommen wurde. Ich hatte nur das Verdienst, es zu verfeinern. Der Kern des Projekts liegt jedoch in einem auf Eigenverantwortung basierenden Management. Als Ergebnis konnten wir das Leistungsniveau bei gleichem Budget verdreifachen.


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Wie verändert sich ein Mensch, nachdem er grenzenlose Grausamkeit erlebt hat? Im Krieg werden die normalsten Menschen zu Monstern, die zu jeder Grausamkeit fähig sind. Daher mein Interesse, wie der Mensch die unglaublichsten und schrecklichsten Dinge gleichzeitig schaffen kann. Aus all diesen Erfahrungen habe ich den Impuls erhalten, etwas Positives in meinem Leben zu hinterlassen, um ein Gegengewicht zu dem Schrecken zu schaffen, den ich gesehen und erlebt habe. Der Dank, den man empfindet, wenn man ein Leben rettet, ist enorm, daher bin ich Arzt. Das ist der wahre Sinn meines Lebens. Je mehr Gutes man tut, desto mehr Böses tritt zurück. Umgekehrt wird das Böse während eines Konflikts zu einem unkontrollierbaren „Pilzfleck“, der sich vom verursachten Schmerz und Tod ernährt. Gutes zu tun dient dazu, dies einzudämmen.

LEBEN

Das Buch enthält ein Vorwort von Zvonimir „Zorro“ Boban, ehemaliger Fußballspieler, Spieler des AC Mailand und der kroatischen Nationalmannschaft in den 90er-Jahren. Wie haben Sie ihn kennengelernt? Im Friaul habe ich eine alte Mühle renoviert, dort verbringe ich oft meine freien Wochenenden. Die Mühle befindet sich in der Nähe einer stillgelegten Fabrik, in einer Gegend, in der sich eine Art Gemeinschaft von Künstlern und Intellektuellen mit „offenen Türen“ gebildet hat, in der jeder jeden besuchen kann. „Zvone“ hatte von einem Maler gehört, der dort wohnt und war extra gekommen, um einige seiner Bilder zu kaufen. Mein Haus befindet sich in der Nähe eines Flusses und ist das erste in dieser Siedlung. Er klopfte an meine Tür, als ich gerade Tortellini zubereitete. Ich interessiere mich nicht für Fußball und wusste nicht einmal, wer er war. Ich lud ihn zum Essen ein und von da an entstand eine wunderbare Freundschaft. Keiner von uns erzählte dem anderen, was er beruflich macht, so ging es mindestens sechs Monate lang. Als er eines Tages zu Besuch war, sah er die Entwürfe des Buches und fragte mich, was ich da schreiben würde und ob er es lesen dürfte. Natürlich habe ich bejaht. Nach drei Wochen erhielt ich einen Anruf aus Genf, und seine Sekretärin fragte, ob der „Präsident“ mir das Vorwort des Buches schicken könne. So fand ich heraus, wer Zvonimir Boban ist, nämlich ein ehemaliger Fußballmeister und derzeitiger Head of Football der Uefa (zuständig für die Beziehungen zu den europäischen Fußballverbänden, Anm. d. Red.).

FOTO PRIVAT

Fanni Canelles neben dem Dalai Lama

Il paradigma elevato e co delle organi Sviluppo ori decisionali in paritarie, ca zazione, nuo e responsab valorizzazion attiva di una gestirsi e cre di questi ele l’approccio T mentare pre più livelli: ind zazione, azie trasformazio stico a mode complessa e elementi de dinamiche s caratteristic goli. Fanni C digma Teal e attraverso i stato flow; il studio di org internaziona con success particolare, esperienze d lo stesso au e di coopera

FANNI CANELLES

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Im MoSie haben unter anderem erwähnt, dass Sie als ment bin ich im Notfallbereich sehr zufrieden. Ich Freiwilliger im Ausland gearbeitet haben. Können würde in Zukunft gerne die Möglichkeit haben, Sie uns mehr über Ihre Erfahrungen erzählen? Alles die Teal-Methode auch im Gesundheitsbetrieb einbegann, als ich als Soldat an der Friedensmission zuführen. Da ich aber nicht weiß, ob es funktioin Somalia teilnahm und das Glück hatte, Mutter nieren wird, möchte ich es nicht erzwingen. Wenn Teresa von Kalkutta zu treffen. Sie veränderte mein es das Richtige ist, wird es von allein laufen, ohne Leben, indem sie mir sagte, dass ich Arzt werden mein Dazutun. sollte. Nach diesem Ereignis schrieb ich mich an der medizinischen Fakultät ein. Den Abschluss zu Massimiliano Fanni Canelles affianca l’intensa attività medica e manageriale, a quella di giornalista machen, bedeutete für mich, anderen Menschen zu e saggista politico, dedicandosi alla sanità, all’organizzazione aziendale, helfen, vor allem in Entwicklungsländern. Ich habe alla cooperazione internazionale, alla geopolitica e alla comunicazione. Specializzato in medicina interna e in Freiwilligendienst bei Ärzte ohne Grenzen, nefrologia, dal giugnobeim 2019 è viceprimario del reparto di accettazione emergenza dell’Ospedale Franz Roten Kreuz und dann mit meiner edTappeiner eigenen Stifdi Merano nella Südtiroler Sanitätsbetrieb. Insegna, inoltre, cooperazioneBeispiel sanitaria internazionale tung bei vielen Konflikten geleistet, zum presso l’Università di Bologna. Nel 2004 ha fondato @Auxilia onlus e MASSIMILIANO nel 2014 Auxilia Foundation, entramin Ruanda, im ehemaligen Jugoslawien, während FANNI CANELLES be specializzate nella cooperazione sanitaria internazionale, in particolare des zweiten Golfkriegs, in Afghanistan, Syrien und nei Paesi in via di sviluppo coinvolti in conflitti armati. Ha applicato innovative tecniche manageriali trasversali Avanguardia Teal in Sri Lanka auf dem Höhepunkt des Bürgerkriegs, nell’ambito del modello Teal. È direttore del mensile «SocialNews», rivista Dinamiche applicate di geopolitica e salute patrocinata dal wo wir uns darum kümmerten, Kindersoldaten zu all’organizzazione aziendale: Segretariato sociale della Rai. come lavorare in gruppo befreien. Das war furchtbar schwierig, denn das e conoscere sé stessi Leben in einem „ewigen Krieg“ ist verheerend. Was man dabei empfindet, ist unbeschreiblich, und selbst jetzt noch habe ich manchmal Angst, einzuschlafen. Diese Erfahrungen brennen sich in das Umschlag des Buches Avanguardia TEAL (2021) Gedächtnis ein ... Avanguardia Teal

Prefazione di

euro 32,00

ISBN 978-88-9295-183-9

www.tabedizioni.it

SAGGI

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Fristete vor einiger Zeit die Forschung im Südtiroler Sanitätsbetrieb noch eher ein Mauerblümchendasein, so hat sich das in den vergangenen Jahren geändert. Forschung wird immer mehr zum integralen Bestandteil der Tätigkeit des Sanitätsbetriebes. Zum Wohle der Patientinnen und Patienten. Und wird so auch für Forschende von außerhalb Südtirols interessant. LEBEN PETER A . SEEBACHER

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Forschen zum Wohle der Menschen

LEBEN

S

o beispielsweise für Filippo Migliorini, der seit Juni 2023 an der von Primar Michael Memminger geleiteten Abteilung Orthopädie und Traumatologie des Landeskrankenhauses Bozen praktiziert und forscht. Migliorini hat an der Universität Pisa (Scienze matematiche fisiche e naturali) und der Universität Rom (Medizin und Chirurgie) sowie an der Uniklinik RWTH Aachen (PhD in Biomechanik) studiert. Der heute 35-Jährige sitzt bei verschiedenen wissenschaftlichen Journals im Herausgeber-Board und hat neben seiner medizinischen Ausbildung auch einen Master Degree in Business and Administration erworben. Migliorini war an der Uniklinik RWTH Aachen sowie der Eifelklinik St. Brigida (Simmerath, Deutschland) tätig. Bei letzterer leitet er weiterhin die Forschungsabteilung für Klinische Orthopädie. Obwohl ihm weitere berufliche Alternativen offenstanden, hat sich Migliorini für den Südtiroler Sanitätsbetrieb als Arbeitgeber entschieden. Nicht zuletzt aufgrund der vorhandenen Forschungsmöglichkeiten. Am Landeskrankenhaus Bozen gründete Migliorini eine Clinical Trial Unit mit dem Ziel, die chirurgische sowie konservative Behandlung von Patienten zu optimieren sowie modernere und experimentellere evidenzbasierte Leitlinien und Verfahren zu implementieren.

University of New Mexico, die University of Arizona sowie an die Stanford University School of Medicine (alle USA). An letzterer ist Indelli bis heute außerordentlicher klinischer Professor. Indelli forscht unter anderem in Brixen, als Betreuer von vier jungen Doktoranden (PMU) und zwei Ausbildungsspezialisten der Universität L'Aquila. Er ist außerdem Koordinator des neuen Labors für molekulare Diagnostik für Gelenk- und Muskel-Skelett-Infektionen sowie Koordinator des Knierobotik-Projekts im Gesundheitsbezirk Brixen. Den in dieses Projekt einbezogenen Patientinnen und Patienten steht neben der intraoperativen Robotertechnologie auch ein Ganganalyselabor zur Verfügung, das sich der präoperativen und postoperativen Phase widmet und einem personalisierten Telerehabilitationsweg, der es ermöglicht, in ständigem Kontakt mit medizinischem Fachpersonal zu stehen. An den genannten zwei Beispielen wird deutlich, dass Forscher und Fachleute nicht nur viel Wissen und Know-how von außen mitbringen, sondern dass dieses auch in konkrete Projekte einfließt, die schlussendlich den Patientinnen und Patienten des Sanitätsbetriebes zugutekommen. Forschung ist also kein Selbstzweck, sondern dahinter steht der Gedanke, eine noch bessere Gesundheitsversorgung für Filippo Migliorini

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FOTO G.NEWS

Ähnliches gilt für Pier Francesco Indelli, der an der von Primar Christian Schaller geleiteten Abteilung Orthopädie und Traumatologie des Krankenhauses Brixen arbeitet und forscht. Indelli hat an der Universität Florenz Humanmedizin studiert und seine Facharztausbildung absolviert. Studien- und Arbeitsaufenthalte führten ihn an die Duke University, die Harvard T.H. Chan School of Public Health, die


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FOTO IVO CORRÀ

Im Bereich Orthopädie laufen zurzeit mehrere Forschungsprojekte, und zwar an den orthopädischen Abteilungen am Krankenhaus Bozen und am Krankenhaus Brixen. Die Ergebnisse und Erkenntnisse dieser Projekte brauchen keinen Vergleich mit jenen renommierter Forschungseinrichtungen zu scheuen. Das forschungsfreundliche Umfeld im Gesundheitsbetrieb sorgt dafür, dass sich junge Medizinerinnen und Mediziner und hoffnungsvolle Forscherinnen und Forscher für den Südtiroler Sanitätsbetrieb als Arbeitgeber entscheiden, anstatt Angebote aus dem Ausland anzunehmen. Deshalb hat der Südtiroler Gesundheitsbetrieb in den vergangenen Jahren verstärkt daran gearbeitet, den Bereich Forschung auszuweiten und zu unterstützen. So wurde im April 2021 der Dienst für Innovation, Forschung und Lehre (Innovation, Research and Teaching Service - IRTS) ins Leben gerufen, um den Ausbau des Forschungsbereichs voranzutreiben und Forschenden und Studierenden eine Anlaufstelle bieten zu können. Gleichzeitig wurde die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen vorangetrieben und intensiviert. In den Bereichen Forschung, Aus- und Weiterbildung und Lehre bestehen nun Kooperationen mit der

Paracelsus Medizinische Universität (PMU) in Salzburg, der Università Cattolica del Sacro Cuore in Rom, der Charitè in Berlin sowie der Mayo Clinic und der Stanford University in den USA.

LEBEN

Dass die Bemühungen der vergangenen Jahre wirken, zeigt die Statistik. Im Jahre 2020 wurden vom Ethikkomitee für die klinische Prüfung und Erprobung des Südtiroler Sanitätsbetriebes 81 Studien genehmigt, 2021 waren es 86 und im Jahr darauf 65. Im Jahr 2022 wurden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Südtiroler Sanitätsbetriebes ganze 332 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht, die den Vorgaben für wissenschaftliche Arbeiten entsprachen. Ganze 42 Abteilungen haben mit mindestens einer Veröffentlichung dazu beigetragen und rund 94 Prozent dieser Publikationen wurden in PubMed-gelisteten Zeitschriften veröffentlicht (PubMed ist eine Meta-Datenbank mit Referenzen auf medizinische Artikel). Florian Zerzer, Generaldirektor: „Wir als Südtiroler Sanitätsbetrieb haben in den vergangenen Jahren sehr viel in Richtung Forschung und Wissenschaft angestoßen und auf den Weg gebracht. Zum einen, weil Forschung auch mehr Wissen und eine bessere Versorgung bringt und dies am Ende auch unseren Patientinnen und Patienten zugutekommt. Und zum anderen, weil es die Attraktivität des Sanitätsbetriebes für hochspezialisierte Fachkräfte erhöht. Nun sehen wir die ersten Früchte unserer Bemühungen.“ Pierfrancesco Indelli

FOTO G.NEWS

die Bevölkerung bieten zu können. Beispiel neue Medikamente: Bis diese von der nationalen Arzneimittelagentur zugelassen werden, vergehen meistens Jahre. Das bedeutet, dass während dieser Zeit Patientinnen und Patienten keinen Zugang zu diesen Therapien haben – außer sie sind in die entsprechende Studie involviert. Das heißt, dass dank praktizierter Forschung Patientinnen und Patienten sehr früh neue, vielversprechende Medikamente erhalten können. Dazu kommt, dass Ärzte, Pflegekräfte und andere an Studien aktiv beteiligte Personen allein durch diese Tatsache noch bewusster, genauer und präziser arbeiten, um das Forschungsergebnis nicht zu gefährden.

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Die Neuen

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Auch während der Corona-Pandemie ist die Zeit nicht stehengeblieben und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Südtiroler Sanitätsbetriebes haben während dieser Periode Verantwortung übernommen. Nachfolgend die Koordinatorinnen und Koordinatoren, die seit 2020 ernannt wurden.

Gesundheitsbezirk Meran Dapra' Franco

02.11.2020

Funktionsdiagnostik Medizin und Kardiologie

Waldthaler Elke

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Sprengel Meran und Umgebung - sanitäre Dienste - Meran

Kröss Birgit Helga

01.04.2022

Physische Rehabilitation Entwicklungsalter Meran

Weiss Sylvia Maria

01.08.2022

Erste Hilfe Schlanders

Stecher Gerd Elmar

01.05.2022

Anästhesie+Intensivstation+Kard. Intensiv.

Kessler Christine

01.07.2022

Zentrales internistisches Day Hospital

Fill Petra

21.03.2022

Trägerdienst Schlanders

Zozin Thomas

01.01.2020

Orthopädie-Traumatologie-Bettenstation Sprengel Passeiertal - Sanitäre Dienste

Niedermair Thomas Piazzi Thomas

01.10.23

Chirurgie Meran

Bottamedi Patrizia

01.04.22

Hygieneamt Meran (SIAN)

Gesundheitsbezirk Brixen Baldessari Daniela

16.03.2020

Psychiatrisches Wohnheim Sterzing

Dalla Torre Thomas

16.12.2021

Anästhesie ST

Feichter Andrea

01.04.2023

Reha-Abteilung BX

Hitthaler Klemens

01.10.2020

SISP - Scheint als neuer Koordinator auf, da betriebsweiten Dienst übernommen

Innerhofer Helena

01.07.2023

Erweiterung der Koord. Chir. mit Urologie Abteilung BX

Kircher Johannes

01.05.2023

Orthopädie/Traumat. Abteilung BX

Oberprantacher Helene

01.08.2022

Interdisziplinäre Endoskopie ST

Pfattner Waltraud

01.03.2023

Labor BX

Pflanzer Monika

16.03.2020

Zentrum für psychische Gesundheit

Prosch Doris

01.01.2021

Medizin Ost, Palliative care

Sparber Alexia

01.02.2022

Psychiatrie Abteilung BX

Unterthiner Berta

01.01.2020

Sprengel Klausen - Pflegedienst

Zito Daniela

01.02.2023

Med. Day Hospital/Interdisziplinäre Onkologie

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01.11.2022

Beobachtungsstation

Corazza Patrizia

11.09.2020

Betriebseinheit für die epidemiologische Überwachung - USEDIP

Mugliari Silvio

01.10.2020

Dermatologie - Bettenstation

Dal Seno Thomas

01.04.2020

Dienst für Immunhämatologie und Bluttransfusion - Pflegepersonal

Carolo Aurelio

01.03.2020

Dienst für Immunhämatologie und Bluttransfusion Sanitätstechnisches Personal

Klotz Caroline

01.04.2020

Geburtshilfe-Bettenstation

Piva Miriam

01.04.2022

Geriatrie - Bettenstation

Macciocu Chiara

01.05.2023

H.N.O. - Bettenstation

Bernard Monika

01.04.2023

H.N.O. - Logopädie - Audiometrie

Conta Diego

21.08.2020

ICU-Covid + PA-ICU

Forer Sabine

01.09.2021

Infektionskrankheiten - Bettenstation

Nagler Margareth

01.04.2020

Kinder- und Jugendneurologie und Rehabilitation Ausrichtung Rehabilitation

D'angella Andrea

01.01.2023

Labor für klinische Biochemie - Technisches und Pflegepersonal

Garbin Tiziano

01.01.2021

Medizin u. chirurg. Notaufnahme-Techn. u. Pflege

Improta Maria

06.03.2023

Memory Clinic

Hilber Karin

15.05.2023

Mutter Kind Bereich – Gesundheitssprengel

Grimaldo Luca

07.07.2021

Nuklearmedizin - VIVO

Prantner Stefan

07.07.2021

Onkologische Strahlentherapie - Personal PDL

Kager Andreas

01.04.2020

Orthopädie und Unfallchirurgie - Bettenstation

Tumiatti Daniel

01.10.2022

Pharmazeutischer Dienst - Technisches und Pflegepersonal

Finetto Anna

01.02.2020

Physische Rehabilitation - Dienst außerhalb des Krankenhauses

Peranzoni Michela

01.07.2022

Physische Rehabilitation - Dienst im Krankenhaus

Santa Ulrike

01.08.2022

Physische Rehabilitation - Logopädie Territorium

Stefani Elisabetta

01.03.2022

Physische Rehabilitation Dienst außerhalb des Krankenhauses Pflegepersonal und technisches Personal

Bertola Stefania

01.07.2022

Psychiatrischer Dienst - Bettenstation

Castellini Alfredo

01.09.2021

Radiologie - Territoriale Dienste

Bridi Silvia

01.02.2023

Rehabilitationszentrum für psychisch Kranke - von Gelmini Technisches und Pflegepersonal

Widner Melanie

01.07.2022

S.A.R. 1 - Frischoperiertenstation

Ramus Dennis

01.10.2020

SIAN BZ - Technisches Personal

Raso Fabio

01.05.2020

Sprengel 3 Salten/Sarntal/Ritten Stützpunkt Sarntal

Gangemi Alessandra

01.01.2021

Sprengel 7 Bozen Sitz Quirein/Gries

De Rossi Barbara

16.08.2022

Wohnortnahe Einsatzzentrale (WONE) BZ

Imperato Filippo

01.11.2023

Abteilung für Neurorehabiliation und postakute Rehabilitation

Carion Daniele

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Foscarin Alessia

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Gesundheitsbezirk Bozen

Ambulatorien Krankenhaus one # 02/23


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Gesundheitsbezirk Bruneck Weger Alexandra

01.03.2023

Medizinische Ambulanz und Tagesklinik Innichen

Tschurtschenthaler Sonja

01.01.2020

Sprengel Hochpustertal seit 01.01.2020

Nöckler Barbara

01.09.2022

Reha-Abteilung BRU, Rehaabteilung, Palliativstation Bruneck ab 01.09.2023

Burger Marion

01.07.2022

Zentrum für psychische Gesundheit, Psychiatrisches Wohnheim/ZPG Bruneck

Gisser Birgit

01.05.2021

Hygiene und öffentliche Gesundheit

Pichler Karolin

01.10.2022

Psychiatrie BRU Psychiatrie/Psych. Reha Bruneck

Hellweger Markus

01.05.2021

Hämodialyse Bruneck ab 01.03.2020

Reichegger Evelyn

01.01.2022

Vors. Mutter/Kind Bruneck, Vorsorge im Entwicklungsalter ab 01.01.2021

Unfer Walter

01.01.2022

Trägerdienst BRU, Patientenbegleitdienst Bruneck - bereits seit 01.01.2017

Niederbacher Johannes

16.06.2022

Medizin A - BRU, Abteilung Medizin A Bruneck

Sorarú Elena

01.11.2020

Neugeborenenstation BRU, Geburtshilfe und Neugeborenenabteilung Bruneck

Falkensteiner Maria

01.10.2021

Tagesklinik Onkologie Bruneck

Hofer Michaela

01.09.2022

Allgemeinchirurgie Bruneck

Kostner Roman

01.01.2023

Anästhesie-Wiederbelebung INN Operationssaal/Anästhesie/ Sterilisation Innichen

Kny Christopher

01.10.2022

Chirurgie 1 INN Multidisziplinäre orthopädische traumatologische Chirurgie Innichen

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BUCHTIPP

Alles gut

Reispfanne mit Truthahnstreifen ZUTATEN FÜR VIER PERSONEN 500 g 100 g 100 g 100 g 100 g 100 g 100 g 100g 2 200 ml 200 g

Geflügelfleisch in Streifen geschnitten Zucchini in Streifen geschnitten Karotten in Streifen geschnitten Knollen Sellerie in Streifen geschnitten Peperoni in Streifen geschnitten Mais Erbsen Zwiebel in Würfel geschnitten Knoblauchzehen klein gehackt Bratensoße oder Geflügelfond Rundkorn- Reis Salz, Pfeffer, Curry Sonnenblumenöl zum Anbraten Gehackte Petersilie

1. Reis nach Packungsanleitung zubereiten. 2. Geflügelfleisch in einer großen, heißen Pfanne 2–3 Min. scharf anbraten, anschließend auf der Pfanne nehmen, mit Salz und Pfeffer würzen und bereitstellen. 3. Zwiebel, Knoblauch und alle Gemüsesorten in derselben Pfanne geben und 2-3 Minuten leicht anbraten. 4. Curry nach Belieben dazugeben, mit Bratensauce aufgießen und aufkochen lassen. 5. Geflügelfleisch dazugeben, aufkochen lassen und bei Bedarf mit Stärkemehl abbinden. 6. Reis auf Teller mittig anrichten, Geflügel -Gemüse-­ geschnetzeltes auf Reis geben und mit Petersilie garnieren.

Astrid Kofler sucht 31 Südtirolerinnen und Südtiroler zuhause auf, sie blickt mit Menschen aus Corvara wie aus Bozen und St. Pankraz/Ulten in die Vergangenheit, aber auch darauf, was ihnen heute wichtig ist. Besonders spannend dabei: Jedes Portrait ist respektvoll gehalten und doch unterhaltsam, man erfährt, dass der nunmehr hochaltrige ehemalige Carabiniere ein Verhältnis mit einem Dorfmädel hatte, was damals gar nicht gut ankam, aber auch, dass die vielbeschäftige Ehefrau eines ehemaligen Politikers sich oftmals mehr Ruhe wünschen würde. Ein Ziehorgelspieler gibt zu, es nicht immer ganz ernst mit der Treue genommen zu haben, gekonnt ergänzt Kofler die zynischen Aussagen dessen Frau. Man hat das Gefühl, als würde man die beschriebenen Seniorinnen und Senioren persönlich kennen, so pointiert beschreibt Kofler das Leben jeder/ jedes Einzelnen. Jede Geschichte ist auch eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit: Religion und harte Arbeit spielten bei den meisten Portraitierten eine große Rolle, doch schon immer rebellierten Menschen gegen Rollen – so erzählt etwa Frau Anna aus Prettau, dass sie „sich die Väter ihrer Kinder selbst suchen wollte, sie wollte unabhängig sein“. Frau Lucia war die treibende Kraft, damit ihr Mann ein gutgehendes Geschäft aufbauen konnte. Frau Anna S. machte trotz widriger Umstände im reifen Alter von 40 die Ausbildung zur Krankenpflegerin und bereute diesen Entschluss nie. Ein Buch zum Blättern, Lesen und Wieder-Lesen - und als Ausblick, was wirklich zählt am Lebensende. Leider ist Band 1 bereits vergriffen, doch Astrid Kofler hat mittlerweile mit „Alles wird gut“ einen zweiten Band verfasst.

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Bereits der Titel verspricht gute Schwingungen, blättert man dann ein wenig im 370 Seiten starken Bildband – mit über 130-Schwarz-Weiß-Fotografien bestückt – nehmen einen die sensiblen Texte und wunderbaren Nahaufnahmen der ausnahmslos 90-Jährigen sofort in Beschlag.

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FOTO KRANKENHAUSKÜCHE SCHLANDERS

von Astrid Kofler, Raetia Verlag

SABINE FL ARER

Ein Rezept der Küche des Krankenhauses Schlanders. Gutes Gelingen und guten Appetit!

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Homepage: www.sabes.it Vormerkung von Gesundheitsleistungen: sanibook.sabes.it Neuigkeiten aus dem Südtiroler Sanitätsbetrieb: www.sabes.it/news Stellenangebote: www.sabes.it/de/jobs-und-karriere Praktische Tipps zur Gesundheit: www.sabes.it/gesundheitsvorsorge Diese Ausgabe digital und online: www.issuu.com/sabesasdaa und unter www.sabes.it/de/one-magazin-suedtiroler-sanitaetsbetrieb

SÜDTIROLER SANITÄTSBETRIEB ONLINE

Redaktion one: one@sabes.it Redaktion Gesundheitsbezirk Bozen: Michaela.Bergner@sabes.it Redaktion Gesundheitsbezirk Meran: Sabine.Flarer@sabes.it Redaktion Gesundheitsbezirk Bruneck und Brixen: KONTAK T

Gaby.Hell@sabes.it

IMPRESSUM one – das Magazin des Südtiroler Sanitätsbetriebes AUSGABE 2/2023 (Aut. Pres.Trib. BZ Nr. 17/2002 R.ST.17.09.02) HER AUSGEBER: Sanitätsbetrieb der Autonomen Provinz Bozen, Thomas-Alva-­ Edison-Str. 10/D 39100 Bozen VER ANTWORTLICHER DIREK TOR: Lukas Raffl KOORDINATION: Lukas Raffl, Peter A. Seebacher REDAK TION: Sabine Flarer (SF) , Lukas Raffl (LR) , Michaela Bergner (MB) Peter A. Seebacher (PAS) Rocco Leo (RL) Vera Schindler ( VS) Tatiana De Bonis ( TDB) Gaby Hell (GH) Maria ­ Hechensteiner (MH) ÜBERSETZUNGEN: Tatiana De Bonis, Rocco Leo, Gaby Hell, Sabine Flarer, Vera Schindler, Peter A. Seebacher GR AFIK: Gruppe Gut Gestaltung OHG, Kapuzinergasse 8/15, 39100 Bozen ERSCHEINUNGSWEISE: vierteljährlich REDAK TIONSADRESSE: Abteilung Kommunikation des Südtiroler Gesundheitsbetriebes, Thomas-Alva-Edison-Str. 10/D 39100 Bozen TEL: +39 0471 437138 E-MAIL: one@sabes.it WEB: www.sabes.it DRUCK: Fotolito Varesco Alfred GmbH, Nationalstraße 57, I-39040 Auer


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