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Alumni-Magazin Nr. 66 | Wintersemester 2018/2019

keep in touch Alumni

„Forschung ist für mich eine Herzensangelegenheit“ Interview mit Dr. Jan Kemper, CFO der ProSiebenSat.1 Media SE

Spektrum

Wissenschaft & Wirtschaft

Öcher Leben

Exzellenzstrategie – Ein richtig guter Tag für die RWTH Aachen

Hilfe für Kinderherzen – RWTH-Forscher entwickeln biologischen Herzschrittmacher

Der Dom leuchtet – Das erste Weltkultur­ erbe in Deutschland feierte Jubiläum


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Foto: Peter Winandy Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. mult. Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen

Angemerkt – Die Rektor-Kolumne Liebe Alumni, am 1. August 2018 habe ich meine Arbeit als neuer Rektor der RWTH Aachen begonnen, und ich kann sagen, dass die ersten Monate im Amt eine spannende und temporeiche Zeit waren. Ich freue mich sehr, dass ich seither die Gelegenheit hatte, viele tolle Menschen kennenzulernen, die zur RWTH gehören, die hier arbeiten, forschen, lehren und studieren. Zu diesem Kreis gehören auch Sie. Einige von Ihnen habe ich bei den ersten Veranstaltungen, die ich als neuer Rektor miterleben durfte, bereits persönlich kennengelernt. Da waren zum Beispiel die Silbernen und Goldenen Doktorjubilarinnen und -jubilare, die bei unserem diesjährigen Graduiertenfest geehrt wurden. Da war aber auch Friedrich Joussen, Vorstandsvorsitzender der TUI AG, der beim 100-jährigen Jubiläum unseres Fördervereins proRWTH die Festrede gehalten hat. Weitere Alumni stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe der „keep in touch“ vor, unter anderem Dr. Jan Kemper, CFO der Pro

Sieben.Sat1.Media-AG, der bei unserem Prorektor für Wirtschaft und Industrie, Prof. Dr. Malte Brettel, promoviert hat und an dessen Lehrstuhl weiterhin an seiner Habilitation arbeitet. Darüber hinaus erhalten Sie wie gewohnt einen Überblick über zentrale Themen, die die RWTH in den vergangenen Monaten bewegt haben. In diesem Zusammenhang denke ich natürlich zuallererst an die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder. Ende September haben wir erfahren, dass wir mit drei Anträgen für Exzellenzcluster erfolgreich waren – das war ein richtig guter Tag für die RWTH. Damit verbunden war die Bewilligung, im Rahmen der Förderlinie „Exzellenzuniversität“ einen Antrag einzureichen. Dieser muss bis zum 12. Dezember 2018 beim Wissenschaftsrat abgegeben werden. Im Sinne unseres „Aachen Way“ sind viele Akteurinnen und Akteure der RWTH in die Antragstellung involviert und wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Gutachterinnen und Gutachter mit einem wirklich exzellenten Konzept und unserem Teamgeist zu überzeugen.

Ich kann Ihnen versichern: Es ist eine große Freude, eine so erfolgreiche Hochschule wie die RWTH zu leiten und gemeinsam mit den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Herausforderungen anzunehmen, die sich uns in den kommenden Jahren stellen werden. Dabei zähle ich auch in Zukunft auf Sie, liebe Alumni, auf Ihr Interesse und Ihre Unterstützung. Ich freue mich darauf, noch sehr viel mehr von Ihnen persönlich kennenzulernen und mehr über die Geschichten zu erfahren, die Sie mit der RWTH Aachen verbinden. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre der aktuellen Ereignisse aus der RWTH! Mit freundlichen Grüßen Ihr

Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. mult. Ulrich Rüdiger Vorwort | keep in touch | 3


Inhalt Spektrum

Zehn Jahre Rektor Professor Ernst Schmachtenberg Die RWTH Aachen feiert die Verabschiedung aus dem Amt.................................

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Ein richtig guter Tag für die RWTH Aachen – Drei Förderanträge für neue Exzellenzcluster wurden positiv beschieden..........................8 Emmanuelle Charpentier erhält Aachener Ingenieurpreis – Auszeichnung für französische Wissenschaftlerin..............................................................9 Ein Hoch auf die Graduierten – RWTH verabschiedet ihre neuen Absolventinnen und Absolventen mit feierlicher Zeremonie ............................................. 10 Ulrich Thiele ist neuer Ehrenbürger der RWTH – Iserlohner Unternehmer ist ideeller und finanzieller Förderer der Hochschule................... 13

Alumni persönlich

„Forschung ist für mich eine Herzensangelegenheit.“ Interview mit Dr. Jan Kemper, CFO der ProSiebenSat.1 Media SE......................

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„Wir gestalten die Fertigungstechnik 4.0“ – Professor Dr.-Ing. Thomas Bergs übernimmt Lehrstuhl für Technologie der Fertigungsverfahren ........................................ 19 Schuh-Werk – Die IHK Aachen würdigt den Geschäftsführenden Direktor des WZL und Vorstandsvorsitzenden der e.GO Mobile AG mit der Ehrenplakette in Gold .............20 Hohe Bildqualität mit kleinen Datenraten – Cordula Heithausen, ARD/ZDF Förderpreis-Trägerin 2018, entwickelt eine effizientere Videokompression für Rotations- und Skalierungsbewegungen....................................................................22

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Wissenschaft & Wirtschaft

Der gemeinsame Weg Die „10th Joint German-Korean Conference“ des Alumninetzwerks Deutschland-Korea (ADeKo) in Aachen...............................................

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Hilfe für Kinderherzen – RWTH-Forscherinnen und -Forscher entwickeln biologischen Herzschrittmacher ......................................................................................28 Erfolgsmodell AICES – Bilanz einer Graduiertenschule....................................................29 Preissammler mit Durchblick – RWTH Spin off „oculavis“ in 2018 mehrfach ausgezeichnet..................................................................................................30 Intensiver Karriereaustausch – Career Day Hidden Champion erfolgreich gestartet......... 31 100pro dabei! – Großartiges Engagement auf 100-Jahr-Feier von proRWTH..................32

Öcher Leben

Der Dom leuchtet

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Das erste Weltkulturerbe in Deutschland feierte Jubiläum......................................................

Starkes „Stayment“ – IHK Aachen appelliert in London an die britische Wirtschaft zum Verbleib in der EU....................................................................................36 Mit dem Lufttaxi über Staus hinweg – Bundesregierung unterstützt die „Urban Air Mobility“-Initiative im Drei-Länder-Eck............................................................. 37 Alumni-Service & Projekte................................................................................................38 Impressum.......................................................................................................................38

Inhalt | keep in touch | 5


Spektrum

Zehn Jahre Rektor Professor Ernst Schmachtenberg Die RWTH Aachen feierte die Verabschiedung aus dem Amt

6 | keep in touch | Spektrum Foto: Peter Winandy


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m Augst 2008 wurde er Rektor der RWTH, kurz zuvor hatte die Hochschule erfolgreich in der Exzellenzinitiative abgeschnitten. Dieser universitäre Wettbewerb von Bund und Ländern zielt darauf ab, Spitzenforschung zu fördern und den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken. In der zweiten Runde der Initiative 2012 gehörte die Aachener Hochschule – nun unter Leitung von Professor Ernst Schmachtenberg – erneut in allen drei Förderlinien zu den ausgewählten Forschungseinrichtungen. 2009 wurde die RWTH im Wettbewerb Exzellente Lehre ausgezeichnet, diese Förderung erfuhr 2015 mit über 16 Millionen Euro eine Fortsetzung. Den erstmals vergebenen Genius-Loci-Preis für Lehrexzellenz erhielt die RWTH im vergangenen Jahr. Während der letzten zehn Jahre erfuhr die Hochschule mit ihrem Rektor Schmachtenberg ein immenses Wachstum: Die Zahl der Studierenden stieg zwischen Wintersemester 2008/09 und 2017/18 von rund 31.000 auf 45.377, davon 9.651 internationale Studierende aus 125 Ländern. Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen nahm in diesem Zeitraum von 4.161 auf 7.165 zu. Zum deutlichen Zeichen der überregionalen Sichtbarkeit entwickelte sich die RWTH Aachen Campus GmbH. Hier schafft die Universität ein einzigartiges Leistungsangebot zur Kooperation von Hochschule und Wirtschaft in fachspezifischen Clustern. „Ich bin ein Glückskind, dass ich in dieser Zeit Rektor sein durfte“, resümierte Schmachtenberg während seiner jüngst stattgefundenen Verabschiedung. „Es wurde viel erreicht, wir sind für die kommende Exzellenzstrategie gut aufgestellt. Das war nur möglich durch die Zusammenarbeit aller Angehörigen unserer Hochschule.“ Von Beginn seiner Amtszeit an führte Schmachtenberg gemeinsam mit Kanzler Manfred Nettekoven das Rektorat als Team.

Bild links:

Foto: Andreas Schmitter AStA-Vorsitzender Justus Schwartz und weitere Studierendenvertreter nutzten nochmal die Chance zu einem „Schmelfie“ mit dem scheidenden Rektor.

Neues Rektorat Mit seinem Ausscheiden endete nun auch die Amtszeit des derzeitigen Prorektorates, zu dem Professorin Doris Klee (Personal und wissenschaftlicher Nachwuchs) sowie die Professoren Malte Brettel (Wirtschaft und Industrie), Aloys Krieg (Lehre) und Rudolf Mathar (Forschung und Struktur) gehörten. Das neue Rektorat unter Leitung von Professor Ulrich Rüdiger trat am 1. August 2018 an. Mathar scheidete als Prorektor aus, zum bisherigen und künftigen Prorektorat kamen Professorin Ute Habel (Internationales) und Professor Matthias Wessling (Forschung und Struktur) hinzu. Die Leistungen des ehemaligen Rektorates würdigten die Rednerin und die Redner im Rahmen der Abschiedsfeier. Das waren NRW-Staatssekretärin Annette Storsberg, der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp, der Vorsitzende des RWTH-Hochschulrates Dr.-Ing. Bernd Bohr und der TU9-Vorsitzende Professor Wolfram Ressel. Stellvertretend für die Angehörigen der RWTH hob Senatsvorsitzender Professor Stefan Kowalewski hervor, dass Schmachtenberg die Fähigkeit bewiesen habe, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und sie einzubinden. Davon zeugten auch die am Abend projizierten Bilder – vor allem die vielen „Schmelfies“ genannten Selfies der Studierenden.

Die Studierenden immer motiviert Mit Blick auf die Zukunft der RWTH riet Schmachtenberg: „Es gilt, die großen Chancen dieser Hochschule zu nutzen: Als integrierte interdisziplinäre technische Universität, mit der Campus GmbH und der Kooperation mit ihren Partnern, vor allem der Uniklinik und dem Forschungszentrum Jülich, wird die RWTH zu einer der gefragtesten Adressen im Wissenszeitalter des 21. Jahrhunderts.“ Und er ließ keinen Zweifel daran, dass er aktiver Angehöriger dieser Hochschule bleiben wird. So sei die Unterstützung beim Ausbau des Alumni­ Netzwerks eine reizvolle Aufgabe. Auf jeden Fall werde er eine Vorlesungsreihe im Leonardo-Programm halten: Hier will er thematisieren, was es für die Zukunft bedeutet, wenn neben der eigenen Intelligenz eine künstliche Intelligenz steht. Damit bleibt der langjährige Rektor Ansprechpartner für die Studierenden. Seine Bedeutung als Identifikationsfigur für diese größte Hochschulgruppe machte das filmische Statement einer Studentin deutlich: „Es war schön, Sie auf so vielen Sport- und Spaßveranstaltungen zu erleben. Damit haben Sie mich und die anderen Studierenden immer motiviert.“ Renate Kinny

Von 2008 bis 2018 leitete Prof. Dr.-Ing. Ernst Schmachtenberg als Rektor die RWTH Aachen.

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Foto: Peter Winandy Anschauliche Darstellung der virtuellen Planung mit dem Fabrikplanungstisch am WZL als Beispiel für zukünftige Digitalisierung in der Produktionstechnik.

Ein richtig guter Tag für die RWTH Aachen Drei Förderanträge für neue Exzellenzcluster wurden positiv beschieden

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ie RWTH Aachen University freut sich über einen sehr großen Erfolg in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder. Das von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder (GWK) berufene internationale Expertengremium hat drei Förderanträge der RWTH für neue Exzellenzcluster positiv beschieden, davon einer gemeinsam mit der Universität zu Köln und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn sowie des Forschungszentrums Jülich. Damit zählt die RWTH Aachen zu den zwölf deutschen Universitäten, die mehr als zwei Cluster bewilligt bekommen haben und neben der TU Dresden und der TU München zu den erfolgreichsten technischen Hochschulen im Land. „Das ist ein richtig guter Tag für die RWTH Aachen. Dieses Ergebnis bringt die Hochschule noch weiter nach vorne“, erklärt RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger. 88 Förderanträge von 41 Universitäten waren begutachtet worden, 57 Anträge von 34 Universitäten wurden bewilligt. Seitens der RWTH sind dies die Clusteranträge „The Fuel Science Center – Adaptive Systeme zur Umwandlung von erneuerbarer Energie und Kohlenstoffquellen“, „Internet of Pro-

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duction“ und „ML4Q – Materie und Licht für Quanteninformation“ gemeinsam mit der Universität zu Köln und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn sowie dem Forschungszentrum Jülich. Sie werden ab dem 1. Januar 2019 für zunächst sieben Jahre mit jährlich zwischen drei und zehn Millionen Euro finanziert. Arbeit wurde honoriert „Wir sind mit diesem Ergebnis sehr zufrieden. In den vergangenen beiden Jahren wurde unglaublich viel Arbeit in alle unsere Clusteranträge gesteckt, und wir freuen uns, dass diese Arbeit honoriert wurde“, erklärt Rüdiger. „Wir fühlen uns bestätigt, Themenfelder definiert zu haben, die auch von den Gutachtern als maßgebliche Zukunftsthemen unserer Gesellschaft eingestuft wurden“, erläutert der Prorektor für Forschung und Struktur, Professor Matthias Wessling. Auch die Forschungsthemen der Cluster, die nun seitens der DFG nicht gefördert werden, werden an der RWTH weiter verfolgt. Energie und Motivation in diesen Fragen seien ungebrochen. „Wir haben während der Erarbeitung aller Clusteranträge sehr viele strategische Diskussionen

„Wir wollen auch mit einem überzeugenden Antrag den Status der Exzellenzuniversität bestätigen.“ geführt, die uns als Hochschule insgesamt stärker machen“, sagt der Rektor, der in seinen Dank ausdrücklich seinen Vorgänger, Professor Ernst Schmachtenberg, und den ehemaligen Prorektor für Forschung und Struktur, Professor Rudolf Mathar, einschließt. Mit der Bewilligung der drei Cluster ist die Hochschule aufgefordert, einen Antrag für die Förderung als Exzellenzuniversität zu stellen. Die Vorbereitungen laufen bereits. „Wir wollen auch mit einem überzeugenden Antrag den Status der Exzellenzuniversität bestätigen. Dies würde die Strahlkraft der RWTH in der nationalen wie internationalen Wahrnehmung noch einmal steigern“, sagt Rektor Ulrich Rüdiger. Thorsten Karbach


Emmanuelle Charpentier erhält Aachener Ingenieurpreis Auszeichnung für französische Wissenschaftlerin

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iel Applaus und höchste Anerkennung gab es am 7. September 2018 für Professorin Emmanuelle Charpentier, Ph.D. im Krönungssaal des Aachener Rathauses. Die Wissenschaftlerin wurde von der RWTH Aachen und von der Stadt Aachen mit dem „Aachener Ingenieurpreis 2018“ ausgezeichnet. „Emmanuelle Charpentier steht für eine der bahnbrechendsten wissenschaftlichen Entdeckungen der jüngeren Vergangenheit“, sagte RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger. Als Miterfinderin der Gen-Schere CRISPR-Cas9 (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) hat sie ein genetisches Werkzeug entwickelt, welches unter anderem die Behandlung von genetischen Defekten und schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs greifbar macht. Rüdiger weiter über die französische Mikrobiologin: „Unsere Preisträgerin hat eine biochemische Methode beschrieben, um die DNA gezielt zu schneiden und zu verändern. Diese Methode verändert die Lebenswissenschaften von Grund auf, da sie im Gegensatz zu anderen Ansätzen günstiger, schneller und einfacher ist.“ Mit ihrer Forschungsarbeit schlage die Mikrobiologin eine Brücke von der Biotechnologie zu den Ingenieurwissenschaften. Die Biotechnologie entwickele sich zu einer der zukunftsweisenden Wissenschaftsdisziplinen. Im festlichen Verleihungsakt überreichten Rektor Professor Ulrich Rüdiger und Oberbürgermeister Marcel Philipp den Aachener Ingenieurpreis. Neugierig sein, hart arbeiten In ihrer Dankadresse im Aachener Rathaus berichtete Preisträgerin Charpentier über ihre Arbeit: „Der Alltag des Wissenschaftlers ist es, neugierig zu sein und zu bleiben und dabei hart zu arbeiten und produktiv zu sein. Mikrobiologie ähnelt den Ingenieurwissenschaften in ihren Methoden sehr.“ Und sie setzte fort: „Deutschland hat eine führende Position im Ingenieurwesen,

Foto: Andreas Schmitter Professor Emmanuelle Charpentier (3. von rechts) wurde im Aachener Rathaus mit dem Aachener Ingenieurpreis 2018 ausgezeichnet. Den Preis überreichten Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp (links) und RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger (rechts). Erste Gratulanten waren die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Isabel Pfeiffer-Poensgen, Laudator Dr. Peter Eckes (3. von links) und der Präsident des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), Professor Udo Ungeheuer.

und ich arbeite sehr gerne in Deutschland, weil ich hier ideale Bedingungen für die Forschung an CRISPR-Cas9 vorfinde.“ Es gelte für ihr Forschungsthema wie für alle anderen wissenschaftlichen Themen, „dass wir verantwortungsbewusst mit unseren Entwicklungen und Entdeckungen umgehen“. Christiano Ronaldo der Biowissenschaftler In seiner Laudatio auf Charpentier zeichnete Dr. Peter Eckes (Präsident der Bioscience Research, BASF Plant Science) die Karriere der Preisträgerin nach, er würdigte die wissenschaftliche Leistung und legte großen Wert darauf, „dass Emmanuelle Charpentier neue Horizonte in ihrer Disziplin eröffnet hat“. Viel Resonanz fand Eckes mit dem Vergleich, dass Emmanuelle Charpentier „eine Art Cristiano Ronaldo der Biowissenschaften“ sei.

sität Pierre et Marie Curie und am renommierten Institut Pasteur in Paris studiert, wo sie auch promovierte. Im Anschluss forschte sie in New York und Memphis und kehrte 2002 als Associate Professorin an der Universität Wien zurück nach Europa. Sie habilitierte in Mikrobiologie, wechselte nach Umeå in Schweden, war 2013 bis 2015 Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover und leitete die Abteilung Regulation in Infection Biology am Helmholtz-Zentrum für Infektionsbiologie in Braunschweig. Seit 2015 ist sie Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin und Gründungsdirektorin der sich aktuell im Aufbau befindenden Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene. Zudem wurde ihr 2014 eine Alexander von Humboldt-Professur an der Medizinischen Hochschule Hannover verliehen. Thorsten Karbach, Gabriele Renner

Zur Person Emmanuelle Charpentier hat Biologie, Mikrobiologie und Genetik an der UniverSpektrum | keep in touch | 9


Ein Hoch auf die Graduierten RWTH verabschiedet ihre neuen Absolventinnen und Absolventen mit feierlicher Zeremonie 1.200 Absolventinnen und Absolventen der RWTH Aachen haben im September mit einem zentralen Graduiertenfest powered by Amazon ihren Abschluss gefeiert. Rund 5.000 Gäste boten bei strahlendem Sonnenschein im Dressurstadion des Aachen-Laurensberger Rennvereins den passenden Rahmen. Zum fünften Mal hat die Aachener Hochschule mit einem fakultätsübergreifenden Graduiertenfest 1.200 Absolventinnen und Absolventen des Sommersemesters 2017 und des Wintersemesters 2017/18 verabschiedet. 300 Graduierte wurden dabei für besondere Leistungen mit der Borchers-Plakette und der Springorum-Denkmünze ausgezeichnet – zu erkennen an den orangefarbenen Quasten ihrer Hüte. Bereits am Vormittag wurden die Doktorjubilarinnen und -jubilare geehrt, die vor 25 und 50 Jahren an der RWTH Aachen promoviert haben und silberne und goldene Hüte und Schärpen trugen. Im Innenraum des Stadions nahmen zahlreiche Ehrengäste und Sponsoren Platz, um den jungen Frauen und Männern ihren Tribut zu zollen, darunter Oberbürgermeis10 | keep in touch | Spektrum

ter Marcel Philipp und Armin Cossmann, Regional Director Operations Amazon. RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger und Professor Malte Brettel, Prorektor für Wirtschaft und Industrie, führten durch das Programm und gratulierten den Graduierten. „Die Absolventinnen und Absolventen haben eine großartige Leistung erbracht und hart auf diesen Tag hingearbeitet“, sagte Rüdiger, der sich an seinen eigenen Diplomabschluss vor 25 Jahren im Fach Physik an der RWTH noch gut erinnert. „Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt, für den ich Ihnen alles Gute wünsche!“ Auch Professor Aloys Krieg, Prorektor für Lehre, und der neue AStA-Vorsitzende Jan­nis Koesling sowie die studentische Senatorin Anita Otert-Enning beglückwünschten die Absolventinnen und Absolventen. Feierlicher Einzug der neun Fakultäten Zu den Orchesterklängen der Bläserphilharmonie Aachen – unter den Musikern auch viele RWTH-Angehörige – unter Leitung von Tobias Haußig zogen die neun Fakultäten nacheinander unter großem Beifall von Familie, Freundinnen und Freunden

zu selbst gewählten Musikstücken ins Stadion ein. Die Trägerin des Aachener Ingenieurpreises 2018, Professorin Emmanuelle Charpentier, wandte sich in einer inspirierenden Rede an die jungen Frauen und Männer. Sie plädierte dafür, über den eigenen Tellerrand zu schauen und offen für neue Impulse zu sein. „Schwarz-WeißDenken bringt uns nicht weiter“, so die Gründungsdirektorin der unabhängigen Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene in Berlin. Den krönenden Abschluss bildete das traditionelle Hütewerfen: Nach dem gemeinsamen Countdown ließen die Graduierten und Jubilare die Kopfbedeckungen gen Himmel fliegen und feierten mit dem Hit „Ein Hoch auf uns“ einen ereignisreichen und stimmungsvollen Tag der RWTH, den nicht zuletzt viele Sponsoren, insbesondere Amazon als Hauptsponsor, die Sparkasse Aachen und weitere Partner wie der ALRV möglich gemacht haben. Anna Bremen


Fotos: Kurt Beyer

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Fotos: Kurt Beyer

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Foto: Andreas Schmitter Ulrich Thiele (2. von rechts) ist neuer Ehrenbürger der RWTH Aachen. Ihm gratulieren Rektor Schmachtenberg (rechts), Senatsvorsitzender Professor Kowalewski (2. von links) und der Dekan der Fakultät 5 Georessourcen und Materialtechnik Professor Preuße.

Ulrich Thiele ist neuer Ehrenbürger der RWTH Iserlohner Unternehmer ist ideeller und finanzieller Förderer der Hochschule

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ie RWTH ehrte jetzt den Iserlohner Unternehmer Ulrich Thiele mit der Würde eines Ehrenbürgers. Voran gegangen war der Beschluss des Senats der RWTH, den Unternehmer aus Iserlohn mit dieser Auszeichnung für außenstehende Personen zu würdigen. „Ulrich Thiele ist eng und langjährig mit der Aachener Hochschule verbunden. Mit seiner Unterstützung ideeller und finanzieller Art leistete er einen wesentlichen Beitrag, um die Situation der Studierenden zu verbessern und die Forschungsaktivitäten zu bereichern“, erklärte der Dekan der Fakultät 5 Georessourcen und Materialtechnik, Professor Axel Preuße, in seiner Laudatio. „Diese Ehrenbürgerwürde ist für mich eine außergewöhnliche Auszeichnung. Ich empfinde sie als Anerkennung und Respekt für mein Lebenswerk, das mich schon sehr früh in die unternehmerische Verantwortung geführt hat. Als mittelständischer Unternehmer habe ich einige dramatische, aber auch viele erfolgreiche Jahre erlebt“, sagte der 70-jährige Thiele beim Festakt. Thiele studierte an der RWTH Maschinenbau mit der Fachrichtung Fertigungstechnik. Aufgrund des frühen Todes seines Vaters übernahm er bereits im Alter von 27 Jahren die Leitung der Firma Thiele OHG

„Nach meinem Studium habe ich immer den Kontakt zu meiner Alma Mater gehalten.“ und der Schwestergesellschaft Kettenwerke Schlieper GmbH. Seit 1998 ist Ulrich Thiele alleiniger Gesellschafter der Firma Schlieper. Mit großem Engagement baute er die Thiele GmbH & Co KG mit Sitz in Iserlohn aus. Sie entwickelte sich zu einem modernen mittelständischen Unternehmen mit rund 500 Mitarbeitern. Niederlassungen wurden im US-amerikanischen Pittsburgh und im chinesischen Taiyuan gegründet. Heute ist die Gesellschaft Weltmarktführer auf dem Gebiet der Kettensysteme zur Förderung und zum Transport von Rohstoffen in der Bergbaubranche. Vielfältige Unterstützung Schon seit den 1960er Jahren unterstützt die Firma Thiele – damals noch durch Vater August Thiele – die RWTH auf vielfältige Weise. Forschungsaufträge im Bereich Kettensysteme in der Fördertechnik, die Produktion und Betriebsorganisation sind Elemente der sehr produktiven Zusammen-

arbeit. Seit 2015 finanziert die gemeinnützige Ulrich-Thiele-Stiftung die inzwischen durch Professor Dr. Karl Nienhaus besetzte Stiftungsprofessur „Advanced Mining Technologies“. Sie widmet sich insbesondere unter dem Leitbild des „Digital Mining“ der Entwicklung von Sensoren und autonomen Systemen in der Rohstoffgewinnung. Zudem wurden zahlreiche Exkursionen von Studierenden gefördert und damit wertvolle Einblicke in die Situation des internationalen Bergbaus ermöglicht. „Nach meinem Studium habe ich immer den Kontakt zu meiner Alma Mater gehalten. Auch dank dieser Kooperation konnte sich unsere Firma technisch und technologisch bis zur Marktführerschaft weiterentwickeln. Sie bietet eine anspruchsvolle akademische Ausbildung, und ich bezeichne sie gern als Eliteuniversität. Die Lehrstühle sind mit hervorragenden Fachleuten besetzt, es besteht ein intensiver und enger Kontakt zur Industrie. Wenn ich heute noch einmal meine Ausbildung zu wählen hatte, würde ich denselben Weg wieder gehen“, betont der neue Ehrenbürger. Thorsten Karbach

Alumni persönlich | keep in touch | 13


kurz & kompakt Supercomputer JUWELS: So schnell wie 60.000 moderne Rechner Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat im September Deutschlands schnellsten Rechner eingeweiht: Im Forschungszentrum Jülich hilft JUWELS Forschenden, komplexe Zusammenhänge zu erschließen – beispielsweise in der Klimaforschung oder der Neurowissenschaft. JUWELS ist ein echter Rechenkünstler: Er berechnet, wie sich Proteine entfalten, Faserbahnen im Gehirn verlaufen oder wie sich Wasserdampf in der Stratosphäre verhält – und das alles so schnell wie 60.000 moderne Computer. Damit ist JUWELS der schnellste Rechner Deutschlands.

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Kaufvertrag für Campus West unterzeichnet Der Kaufvertrag über den Campus West zwischen der RWTH Aachen und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb, BLB, NRW ist unterschrieben – damit ist der von Ministerpräsident Armin Laschet angekündigte Verkauf an die RWTH Aachen nun auch vollzogen. Die Hochschule übernimmt – wie angekündigt – das rund 170.000 Quadratmeter große Gelände, mit dem sich der RWTH Aachen Campus zu einem der größten Forschungsareale Europas entwickeln wird. Über den Kaufpreis haben die beiden Vertragspartner Stillschweigen vereinbart. „Mit diesem Kauf gewinnt die Hochschule die großartige Chance, eine Forschungslandschaft zu entwickeln, die Maßstäbe setzt“, sagt der Kanzler der RWTH Aachen, Manfred Nettekoven. RWTH-Professor Sauer neu im Präsidium der acatech Professor Dirk Uwe Sauer wurde am 16. Oktober 2018 zusammen mit Professorin Ann-Kristin Achleitner und Professor Harald Bolt in das Präsidium der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, kurz acatech, gewählt. Sauer ist Physiker und leitet den Lehrstuhl für Elektrochemische 14 | keep in touch | Alumni persönlich

„Mit diesem Kauf gewinnt die Hochschule die großartige Chance, eine Forschungslandschaft zu entwickeln, die Maßstäbe setzt.“ Energiewandlung und Speichersystemtechnik der RWTH Aachen. Als Experte für Batteriespeicher und Energiesystemanalyse ist er seit 2017 Direktoriumsvorsitzender und damit Sprecher des Akademieprojektes „Energiesysteme der Zukunft“. Sauer ist seit 2015 Mitglied der acatech. Digitalisierung und Bergbau Die RWTH und die China University of Mining and Technology (CUMT) kooperieren im Rahmen der Partnerschaft zwischen Jiangsu und NRW. Die Kooperation zwischen fünf Engineering Schools der CUMT und der Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik der RWTH Aachen ist ein wichtiger Schritt der Zusammenarbeit zwischen der Provinz Jiangsu und dem Land NRW. Dies ist der Beitrag der RWTH Aachen und der CUMT zur 30-jährigen Partnerschaft zwischen Jiangsu und NRW. Mit der Kooperation sollen Forschung und Lehre zwischen diesen beiden Top-Universitäten verbunden werden. Erster Schritt der Kooperation wird ein gerade vereinbartes internationales Symposium sein. Wesentliche Themenschwerpunkte sind Digitalisierung/Industrie 4.0, die Gestaltung von Industrielandschaften sowie der Technologie- und Know-how-Transfer im Bergbau. Zusammenarbeit zwischen Kanada und RWTH Bereits zum dritten Mal war der National Research Council/Conseil national de recherches Canada (NRC) an der RWTH zu Gast. Diese größte Forschungsorganisation des kanadischen Staates legt ihren

Fokus auf industrienahe Forschung und Technologietransfer und stellt in diesem Feld einen der prominentesten Akteure der kanadischen Wissenschaftspolitik dar. Ziel des vom International Office der RWTH organisierten Besuchs war es, die bereits bestehenden Forschungskooperationen auszubauen und gemeinsame Förderprogramme zu erschließen. Dazu soll der Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zwischen beiden Institutionen vorangetrieben werden. Aachener Forschungsergebnisse auf der NRW Nano-Konferenz vorgestellt Im Rahmen der 8. NRW Nano-Konferenz in Dortmund besuchte NRW-Wirtschafts-minister Andreas Pinkwart den Messestand der AMO GmbH, um sich mit RWTH-Professor und AMO-Geschäftsführer Max Lemme über die aktuelle Forschung im Aachener Center für Graphen & 2D-Materialien im Bereich der Nanotechnologie und zweidimensionalen Materialien (Graphen) auszutauschen. Professor Lemme ist Inhaber des RWTH-Lehrstuhls für elektronische Bauelemente und forscht im Bereich der (opto-)elektronischen und nanoelektromechanischen Bauelemente aus zweidimensionalen Materialien. Im Gespräch mit Pinkwart erläuterte er die Funktion des Centers für Graphen & 2D-Materialien als Kompetenzzentrum führender Aachener Forschungsgruppen in den Bereichen Materialwissenschaft, Analytik, Bauelementedesign und Halbleitertechnologie. RWTH-Beschäftigte an grenzüber­ schreitender Talentförderung beteiligt. Elena Pummer vom Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft und Lukas Renken vom Institut für Straßenwesen der RWTH Aachen waren Teil des Projektes Young European Talent (YET). Im Rahmen dieser Talentförderung kamen zum zweiten Mal junge Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten aus den Bereichen Forschung, Wirtschaft, Sport, Kultur, Journalismus und Verwaltung zusammen. Die diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 18 und 35 Jahren kamen aus Deutsch-


land, Belgien, Luxemburg, Frankreich und den Niederlanden. Bei einem abwechslungsreichen Programm aus Workshops, wissenschaftlichen Vorträgen – so auch von Professor Stefan Jockenhövel vom Lehrstuhl für Angewandte Medizintechnik der RWTH – und Freizeitaktivitäten konnten sich die Talente untereinander austauschen und vernetzen. RWTH als Schlüsselpartnerin für Zukunftsthemen Die RWTH Aachen und das französische Energieunternehmen Total haben eine strategische Partnerschaft für gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte geschlossen. Seit Anfang 2018 kollaboriert Total bereits mit der RWTH im Rahmen von bilateralen Forschungsprojekten am Institut für Wärme- und Stoffübertragung WSA, am Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe ISEA und am Institut für Maschinenelemente und Systement-

wicklung iMSE beispielsweise im Bereich von E-Mobilität mit einem Schwerpunkt auf Kühlungssysteme für elektrische Antriebe. Diese Zusammenarbeit soll nun, betreut durch das Key Account Management der RWTH Innovation, sukzessive ausgebaut werden. „Es bedeutet uns sehr viel, die Partnerschaft mit Total so strategisch zu stärken. Wir freuen uns auf gemeinsame Fortschritte in den Bereichen Energie, E-Mobilität und vielen anderen Forschungsfeldern“, erklärt Professor Malte Brettel, Prorektor für Wirtschaft und Industrie, bei der Vertragsunterzeichnung. Jean Parizot, Forschungsdirektor bei Total Marketing & Services, betont, die RWTH sei für sein Unternehmen eine Schlüsselpartnerin für Zukunftsthemen auf dem deutschen Markt.

an der RWTH im vergangenen Sommersemester 2018 erfolgreich abgeschlossen. Zusätzlich studiert er seit dem Wintersemester 2015/16 Biologie. Trotz des doppelten Studiums erreicht er sehr gute akademische Leistungen und engagiert sich ehrenamtlich. Ramirez betreut und berät in der Fachschaft Elektrotechnik internationale Studierende. Zudem erteilt er unentgeltlich Nachhilfe für Kommilitoninnen und Kommilitonen in Physikalischer Chemie. Er hat 2017 am IGEM-Wettbewerb zum Thema „Synthetische Biologie“ teilgenommen und wurde mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Ramirez engagiert sich aktiv im BeBuddy-Programm, in der KEIO-Frühlingsschule sowie den Summer Schools der RWTH International Academy.

DAAD-Preis 2018 Sergio Roberto Molina Ramirez aus Kolumbien hat bereits das Fach Elektrotechnik

www.rwth-aachen.de/ pressemitteilungen

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Alumni persönlich

„Forschung ist für mich eine Herzensangelegenheit.“ Interview mit Dr. Jan Kemper, CFO der ProSiebenSat.1 Media SE

16 | keep in touch | Alumni persönlich Foto: ProSiebenSat.1 Media SE


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as „Handelsblatt“ feierte ihn im Mai als Senkrechtstarter. Dr. Jan Kemper, geboren 1980, startete seine Laufbahn als Investment Banker bei Credit Suisse und Morgan Stanley. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der WHU Vallendar, hält einen Masterabschluss von der KEDGE Business School in Bordeaux und promovierte an der RWTH Aachen am Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften für Ingenieure und Naturwissenschaftler (WIN) von Professor Malte Brettel. Von Dezember 2010 bis Mai 2017 war Kemper Senior Vice President Finance beim Online-Versandhändler Zalando SE. Dort war er für die Bereiche Finanzen, Indirekter Einkauf, Interne IT und Real Estate verantwortlich und begleitete 2014 den 526 Mill. Euro schweren Börsengang von Zalando sehr erfolgreich. Das Start-Up stieg zum börsennotierten M-Dax-Unternehmen auf – ein Meilenstein im bisherigen Berufsleben von Jan Kemper. „Bei Professor Brettel habe ich Innovation und Unternehmertum von der Pieke auf gelernt. Und bei Zalando habe ich die Chance bekommen, genau das in die Tat umzusetzen“, wie Kemper in einem anderen Interview schon äußerte. Seit 1. Juni 2017 ist Jan Kemper Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media SE. In dieser Funktion verantwortet er die Vorstandsbereiche Group Finance & Investor Relations, Group Controlling, Accounting & Taxes, Group Operations & IT, Internal Audit, Corporate Procurement, Corporate Real Estate, Mergers & Acquisitions sowie Transformation Office. Seit Februar leitet er auch das Commerce-Segment (NuCom Group) des Konzerns. Neben seinem Top-Job bei dem großen Medienkonzern habilitiert Kemper zurzeit bei Professor Malte Brettel. Im Interview mit „keep in touch“ spricht er über seine bisherige sehr erfolgreiche Karriere sowie

„Es zieht sich durch mein Leben, dass ich bewusst die Herausforderung suche.“ aber auch über die zukünftige akademische Ausbildung der Studierenden. Sehr geehrter Herr Dr. Kemper, das „Handelsblatt“ feierte Sie als Senkrechtstarter und kürte Sie zum „CFO des Monats“. Ist dieses große Lob Motivation oder doch eher Bürde? Für mich war das eine Motivation. Als Vorstand eines börsennotierten Unternehmens steht man per se bis zu einem gewissen Grad in der Öffentlichkeit und muss lernen, damit umzugehen. Da ist es natürlich umso schöner, wenn die Arbeit hier und da auch eine positive Würdigung findet. Aber: Das Handelsblatt zeichnet mit diesem Titel ja keine Leistung an sich aus, sondern weist vielmehr auf eine Situation hin, die interessant ist und die es somit zu beobachten gilt. Das heißt, das ist schon eine klare Motivation, es gut zu machen. Betrachtet man Ihre akademische Ausbildung – BWL-Studium, MBA und Promotion – sowie bisherige berufliche Laufbahn als Investment Banker im Finanzsektor, dann als Finanzchef eines Online-Versand-StartUps und nun bei einem der größten europäischen Medienkonzerne, so könnte man eine kontinuierliche Steigerung der Anforderungen herauslesen. Sie scheinen besondere Herausforderungen zu mögen, oder? Ja, definitiv. In dieser Hinsicht bin ich ein positiv Getriebener. Es zieht sich durch mein Leben, dass ich bewusst die Herausforderung suche und mich immer auf den

verschiedensten Ebenen weiterentwickeln will. Ich finde, dass man auf diese Weise am besten lernt und wächst – und das gilt für mich selbst als auch für mein Umfeld. Stillstand ist nicht mein Ding. Sie haben sich in der Finanzwelt insbesondere einen Namen gemacht, indem Sie ab 2010 das damalige StartUp Zalando innerhalb weniger Jahre 2014 zu einem sehr erfolgreichen Börsendebüt verholfen haben. Was waren die Erfolgsfaktoren? Ganz klar Teamwork. Die Gründer David Schneider und Robert Gentz haben zur richtigen Zeit auf das richtige Pferd gesetzt und eine unglaublich tolle Truppe an Leuten zusammengebracht, die sich perfekt ergänzt haben. So haben wir es geschafft, dieses unglaubliche Wachstum zu realisieren und auch (fast reibungslos) zu managen. Ich habe meinen Teil dazu auf der Finanzseite beitragen können – und natürlich war auch dort wieder das Team ausschlaggebend, mit dem wir alle Klippen umschifft haben. Wenn man von erfolgreichen InternetStart-Ups hört, hat man häufig das Klischee von Computer-Freaks vor Augen, deren Welt nur durch eigenes Informatik-Studium verständlich wird. War es für Sie als BWLer schwierig, sich nach Ihrem Wechsel von einem Finanzdienstleister zum OnlineDienstleister Zalando in einem eher technologisch geprägten Umfeld zurecht zu finden? Zalando war von Beginn an ein sehr zahlengetriebenes Unternehmen, das hat es mir leichtgemacht, mich einzugewöhnen. Außerdem war Zalando schon immer mehr als ein Technologieunternehmen – hier kommen drei sehr unterschiedliche Unternehmen mit sehr unterschiedlichen Charakteren in einem zusammen: ein Lo-

Bild links: Dr. Jan Kemper, CFO der ProSiebenSat.1 Media SE, verknüpft Forschung und Business.

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gistikunternehmen, ein Modeunternehmen und ein Technologieunternehmen. Somit ist dort auch ein BWLer nicht negativ aufgefallen… Seit dem 1. Juni 2017 sind Sie nun CFO beim Medienkonzern ProSiebenSat.1 Media SE tätig. In dieser Funktion sind Sie für zahlreiche Ressorts verantwortlich. Können Sie in kurzen Worten beschreiben, worin Ihre Aufgaben als CFO liegen? Als Group CFO verantworte ich in erster Linie den Finanzbereich unseres Konzerns, also die Bereiche Investor Relations, Controlling, Accounting und Taxes. Dazu kommen zentrale Funktionen wie unsere IT, Internal Audit, Corporate Procurement & Real Estate sowie auch der M&A-Bereich. Seit Februar 2018 bin ich auf Vorstandsebene außerdem für die NuCom Group zuständig, also den Commerce-Arm von ProSebenSat.1. Bei ProSiebenSat.1 sind Sie auch für den weiteren Ausbau der E-Commerce-Sparte mit inzwischen zehn digitalen Tochterunternehmen wie der Partnerbörse Parship und dem Vergleichsportal Verivox zuständig. Warum ist das für Ihren Medienkonzern, dessen Kerngeschäft die Fernsehbranche ist, so wichtig? Unser Commerce-Geschäft ist aus drei Gründen sehr wichtig für die Zukunft von ProSiebenSat.1: Die Unternehmen in unserem Portfolio wachsen unglaublich stark – sie haben in den vergangenen Jahren das Wachstum des Konzerns getrieben und werden auch künftig der Wachstumsmotor bleiben. Auf diese Weise machen wir uns zugleich unabhängiger von den klassischen Einnahmen durch TV-Werbung und stellen ProSiebenSat.1 so auf eine breitere Umsatz- und Ertragsbasis. Das alles kann aber natürlich nicht losgelöst von unserem Kerngeschäft Entertainment passieren. Der wichtigste Erfolgsgarant ist, dass sich unser Commerce- und Entertainment-Geschäft sehr gut gegenseitig ergänzen. Zum Beispiel machen wir die Commerce-Unternehmen durch Werbung auf unseren 18 | keep in touch | Alumni persönlich

Unterhaltungsplattformen bekannter und erfolgreicher. Gleichzeitig profitieren wir im Entertainmentbereich von Commerce-Daten, die wir für zielgerichtetere Werbung nutzen können. Beim E-Commerce geht es natürlich auch um Personendaten. Hat das Inkrafttreten der neuen EU-DSGVO im Mai für Ihre Unternehmen in diesem Geschäftsbereich Auswirkungen gehabt? Nein, unsere Unternehmen haben sich entsprechend auf die neue Verordnung vorbereitet und haben hier keinerlei Auswirkungen gespürt. Was hat Sie bewogen, nach BWLStudium und MBA-Abschluss noch eine Promotion an der RWTH zu machen? Forschung ist für mich eine Herzensangelegenheit. Aus meiner Sicht kann die Verknüpfung von Forschung und Business jeden Wirtschaftszweig bereichern und einen breiten, interdisziplinären Nutzen haben. Deshalb versuche ich seit vielen Jahren, das Beste aus diesen beiden Welten unter einen Hut zu bekommen und neben meinem Job meinen Forscherdrang weiter auszuleben. Neben Ihren zahlreichen und verantwortungsvollen beruflichen Verpflichtungen sind Sie inzwischen auch Lehrbeauftragter und Habilitand am Lehrstuhl von Professor Malte Brettel. Was motiviert Sie zu dieser zusätzlichen wissenschaftlichen Arbeit? Mich fasziniert die strukturierte Entwicklung von akademischem und praktischem Wissen Seite an Seite. Ich beschäftige mich wissenschaftlich vor allem mit dem Thema „Consumer Behavior“ und hier ergibt sich sowohl für die Universität als auch das Unternehmen eine Win-Win-Situation. Die Forschung erhält Zugang zu Live-Daten, kann zum Teil erstmals konzeptionelle Theorie-Modelle testen und dank der Erkenntnisse die Theorie weiterentwickeln. Gleichzeitig bekommt das beteiligte

„Deshalb versuche ich seit vielen Jahren, das Beste aus diesen beiden Welten unter einen Hut zu bekommen.“ Unternehmen Zugang zu Forscherinnen und Forschern, die neben ihrer wissenschaftlichen Expertise auch die Zeit haben, Fragestellungen von allen Seiten in der Tiefe zu beleuchten und zu konkreten und nutzbaren Ergebnissen auszuarbeiten. Es ist ja nicht unwahrscheinlich, dass Sie in Zukunft selbst als Professor in der Lehre tätig sind. An der RWTH sind bereits Blended Learning-Formate eingeführt worden. Wie könnte – oder müsste - die akademische Ausbildung z. B. in den Wirtschaftswissenschaften weiterentwickelt werden, damit die Absolventinnen und Absolventen auch in Zukunft für die Unternehmen attraktiv sind? Ich finde die Kolleginnen und Kollegen an der RWTH haben in den vergangenen Jahren hier bereits einen tollen Job gemacht. Die Formate wurden umgestellt, also beispielsweise die notwendigen Theorieblöcke vor die jeweiligen Vorlesungen gesetzt. Die Veranstaltungen sind interaktiver und die Studierenden deutlich engagierter als noch vor vier oder fünf Jahren. Um Lehre und Praxis noch enger zu verzahnen, könnten jetzt aus meiner Sicht Gastbeiträge, Fallstudien und interaktive / ortsungebundene Elemente die nächsten Schritte sein. Auf diese Entwicklung freue ich mich persönlich sehr. Sehr geehrter Herr Dr. Kemper, herzlichen Dank für das Interview. Dietrich Hunold


Foto: © WZL / Krentz In Nachfolge von Professor Fritz Klocke leitet Prof. Dr.-Ing, Thomas Bergs, MBA, nun den Lehrstuhl für Technologie der Fertigungsverfahren am Werkzeugmaschinenlabor WZL an der RWTH Aachen.

„Wir gestalten die Fertigungstechnik 4.0“ Professor Dr.-Ing. Thomas Bergs übernimmt Lehrstuhl für Technologie der Fertigungsverfahren

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ach 23 Jahren übergab am 1. Juni 2018 Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Dr. h.c. Dr. h.c. Fritz Klocke die Leitung des Lehrstuhls für Technologie der Fertigungsverfahren am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen University an Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs, MBA. Der WZL-Lehrstuhl für Technologie der Fertigungsverfahren forscht für einen breiten Anwendungsbereich, beispielsweise für den Flugzeug- und Triebwerksbau, den Fahrzeugbau, den Werkzeug- und Formenbau, die optische Industrie sowie für die Medizintechnik. „Hierbei steht primär die Frage im Vordergrund, wie sich die Wechselwirkungen zwischen dem Fertigungsmittel und dem Bauteil bestmöglich modellieren lassen und zwar immer vor dem Hintergrund der Auswirkung auf die Funktion des Bauteils sowie der ökonomischen und ökologischen Auswirkungen“, erläutert Thomas Bergs. Selbstverständlich wird das Thema Digitalisierung und Vernetzung zukünftig eine stärke Rolle spielen, um mit Daten und Modellen Fertigungs-

prozesse zu optimieren. „Wir gestalten die Fertigungstechnik 4.0“, so bringt es der neue Lehrstuhlinhaber auf den Punkt. Nach dem Grundstudium des Maschinenbaus an der Universität Duisburg GH wechselte Thomas Bergs zum Hauptstudium mit dem Schwerpunkt Konstruktionstechnik an die RWTH Aachen. 1995 schloss er das Studium mit dem Diplom ab. Seine Diplomarbeit schrieb er am Engineering Research Center for Netshape Manufacturing in Columbus, Ohio. Angesprochen auf seine damaligen USA-Erfahrungen äußerte sich Thomas Bergs kürzlich: „Wirklich prägend war das gesamte kulturelle und persönliche Umfeld; und zwar innerhalb und außerhalb des Instituts. Die besondere Lebens- und Arbeitsweise der amerikanischen Studierenden hautnah mitzuerleben, ist eine klasse Erfahrung. Letztlich verschafft genau diese Erfahrung einen objektiveren Blick auf die eigenen Verhältnisse an den Universitäten hier bei uns in Deutschland.“

Im Anschluss war Bergs von 1995 bis 2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer Institut für Produktionstechnologie IPT in Aachen in der Abteilung Prozesstechnologie. Seine Arbeitsschwerpunkte lagen dabei im Bereich der laserunterstützenden Zerspanung. Seit Anfang 2001 war er geschäftsführender Oberingenieur des Fraunhofer IPT. Für seine Promotion, die im November 2001 erfolgte, erhielt Thomas Bergs die Borchers-Plakette. Ebenfalls an der RWTH schloss Bergs 2011 berufsbegleitend den Executive Master of Business Administration ab. Zum 1.6.2018 erfolgte nun die Berufung zum Universitätsprofessor an den Lehrstuhl für Technologie der Fertigungsverfahren an der RWTH Aachen sowie seine Ernennung zum Mitglied des Direktoriums am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen und Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT. (dih)

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Foto: Heike Lachmann Feiern „bedeutende Impulse für die Zukunftsfähigkeit unserer Region“: Professor Dr. Günther Schuh (2. v. r.) nimmt nach der Laudatio von Ex-Bundesforschungsminister Professor Dr. Jürgen Rüttgers (l.) die IHK-Ehrenplakette aus den Händen von IHK-Präsident Wolfgang Mainz (r.) und IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer entgegen.

Schuh-Werk Die IHK Aachen würdigt den Geschäftsführenden Direktor des WZL und Vorstandsvorsitzenden der e.GO Mobile AG mit der Ehrenplakette in Gold

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ie Industrie- und Handelskammer Aachen hat Professor Dr. Günther Schuh im Beisein von 150 Gästen mit ihrer Ehrenplakette in Gold gewürdigt. Der Geschäftsführende Direktor des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) der RWTH Aachen und Vorstandsvorsitzende der e.GO Mobile AG erhalte die in der 214-jährigen Geschichte der IHK Aachen erst zum vierten Mal verliehene Auszeichnung „für seine herausragenden Verdienste um die Wirtschaft, sein außerordentliches Engagement im Dienste der Wissenschaft und bedeutende Impulse für die Zukunftsfähigkeit unserer Region“. „Professor Schuh ist ein Visionär, der wissenschaftliche Exzellenz mit unternehmerischem Weitblick vereint“, sagte

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IHK-Präsident Wolfgang Mainz. Als einstiger Prorektor für Wirtschaft und Industrie habe er den „RWTH Aachen Campus“ auf den Weg gebracht und ihn zu einer der europaweit größten Forschungslandschaften mit heute bereits mehr als 360 involvierten Unternehmen weiterentwickelt. „Er hat sich nie von besserwisserischen Bürokraten kleinkriegen lassen. Heute hat er womöglich die deutsche Vorzeige-Industrie gerettet“, sagte der ehemalige NRW-Ministerpräsident und Ex-Bundesforschungsminister Professor Dr. Jürgen Rüttgers in seiner Laudatio: „Mit der Produktion des ‚StreetScooter‘ und des ‚e.GO‘ hat Professor Schuh dafür gesorgt, dass sich die Region Aachen als führendes Zentrum für Elektromobilität in Deutschland

etabliert und tausende Arbeitsplätze hier entstehen.“ Das E-Mobil „e.GO Life“ sei in Rekordzeit entwickelt und zur Serienreife gebracht worden, nachdem das erste von vier geplanten Produktionswerken nach nur vier Wochen genehmigt und nach bereits 15 Monaten in der ehemaligen Philips-Halle in Aachen fertiggestellt worden war. Die Produktion eines kompletten „e.GO Life“ nehme die Rekordzeit von gerade einmal 17 Stunden in Anspruch. „Das hat ihm den Spitznamen ‚Schrecken der Auto-Industrie‘ eingebracht“, sagte IHK-Präsident Mainz. „Wir sind gar nicht schrecklich, sondern bloß der verlängerte Arm einer unabhängigen Forschung in Deutschland“, betonte Schuh. Sein Credo – auch mit Blick auf


„Es geht nur groß oder gar nicht. Das ist eine Ansage an die Zukunft.“ den RWTH-Campus: „Es geht nur groß oder gar nicht. Das ist eine Ansage an die Zukunft.“ Sein Wunsch an die Wirtschaft: „Wir könnten uns mehr Ehrgeiz leisten.“ Die Ehrenplakette in Gold gilt als die höchste Auszeichnung der IHK Aachen. Zuletzt hatte die Kammer ihre Medaille im Jahr 2003 an den Maschinenbau-Ingenieur und inzwischen emeritierten RWTH-Professor Walter Eversheim verliehen. „Wir wollen bis 2020 eine Million Elektro­ Autos auf Deutschlands Straßen bringen!“ Dies sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel 2013. Nun, 2018, ist die Ziellinie zwar in Sicht, das ursprüngliche Ziel aber in weiter Ferne. Das bestätigt ein Blick in die offizielle Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts für das laufende Jahr. 98,3 Prozent aller deutschlandweit gemeldeten Personenkraftwagen sind mit Benzin oder Diesel unterwegs. Ein Aachener Ingenieur möchte das ändern, vor allem den Anteil der Elektro-Mobile erhöhen. Drei Fragen an Professor Günther Schuh: 901.720 Autos mit Elektro- oder „Plug-in“-Hybridantrieb müsste man in 16 Monaten noch auf Deutschlands Straßen bringen, würde die Bundeskanzlerin ihr Ziel von 2013 noch aufrechterhalten. Rechnen wir großzügig die reinen Hybridfahrzeuge hinzu, brauchen wir „nur“ noch 665.010 Autos. Glauben Sie noch an einen plötzlichen und rasanten Anstieg der Nachfrage bei E-Mobilen? Ich glaube nur an einen stärker werdenden Anstieg der Nachfrage, aber nicht an einen plötzlichen. Neue automobile Märkte entwickeln sich nur langsam – erst recht, wenn man sein Nutzerverhalten verändern muss, und auch, weil es für viele Kunden eine große Investition ist. Bis 2022 sollten wir aber das Ziel der Bundeskanzlerin

Foto: IHK Aachen/Juliane Horn Die Ehrenplakette in Gold der IHK Aachen.

erreichen – vor allem, wenn andere Akteure die Chance der neuen Mobilität ergreifen. So könnten Immobiliengesellschaften mit größeren Mehrfamilienhäusern ihren Mietern kleinere Sharing-Flotten zur Verfügung stellen und damit ihren Footprint verbessern, die Lebensqualität aller Anwohner erhöhen und den Parkplatzbedarf reduzieren. Arbeitgeber im städtischen Bereich könnten ihren Mitarbeitern fürs Pendeln zur Arbeit elektrische Kleinwagen wie unseren „e.GO Life“ als Lohnbestandteil einschließlich Lademöglichkeit auf dem Betriebsparkplatz zur Verfügung stellen. Auf welche Weise kommen wir in Städten wie Aachen bei zunehmender Bevölkerung, überlastetem ÖPNV und hoher Abgasbelastung auch in Zukunft noch voran? Wir müssen die Verkehre in den Städten stärker bündeln und in den Innenstädten nur noch emissionsfreies Fahren zulassen. Das können wir dadurch erreichen, dass wir die stadtnahe „Park & Ride“-Infrastruktur besser nutzen und ausbauen und den Fahrplan-ÖPNV um einen umfassenden On-Demand-Shuttle-Verkehr ergänzen. Dadurch können die „Fahrzeuge pro Personenkilometer“ und damit die Staus deutlich reduziert werden. Und wie gesagt: Arbeitgeber in den Städten sollten ihre Mitarbeiter bei der Nutzung von E-Autos unterstützen. Wenn dann noch die Wohnungsbaugesellschaften ihren Mietern die

Infrastruktur für E-Fahrzeuge bereitstellen oder sogar zu den Mehrfamilienhäusern kleine E-Fahrzeuge zum hausinternen Carsharing zur Verfügung stellen, dann schaffen wir eine echte Mobilitätswende in unseren Städten. Anfang des Jahres haben Sie sich gegen ein Verbot von Verbrennungsmotoren ausgesprochen. „Man kann nicht einfach etwas verbieten, ohne eine Lösung zu haben“, sagten Sie im Januar. Welchen Stellenwert schreiben Sie denn der E-Mobilität zu? Ich stehe nach wie vor zu dieser Aussage. Die E-Mobilität kommt, aber sie kommt nur dann nachhaltig, wenn wir uns an die naturwissenschaftlichen Grundlagen halten und daraus die Logik einer möglichen Marktentwicklung ableiten. Viele Langstrecken-Autofahrer können zwar hoffentlich demnächst ihr reines Verbrennerfahrzeug durch ein Parallel-Plug-in-Hybrid-Auto ersetzen, aber dieser Hybrid-Antrieb hat eben auch noch einen Verbrenner, auch wenn er etwas verkleinert ist. Wir haben also absehbar – für weites und schnelles Fahren – noch keine vernünftigere Lösung als die Nutzung eines modernen Verbrenners. Vorsicht also mit unlogischen Verboten! Mischa Wyboris

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Hohe Bildqualität mit kleinen Datenraten Cordula Heithausen, ARD/ZDF Förderpreis-Trägerin 2018, entwickelt eine effizientere Videokompression für Rotations- und Skalierungsbewegungen

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igitales Fernsehen kommt nicht ohne Videokompression aus, damit Datenraten und Speicherbedarf bei möglichst hoher Qualität trotzdem klein bleiben. Fachkundige wissen, dass HEVC (High Efficiency Video Coding) als Standard dazu einen wichtigen Beitrag leistet. Eine Menge von klugen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, z.B. im Joint Video Experts Team (JVET) arbeiten nun bereits am Nachfolgeprojekt VVC (Versatile Video Coding). RWTH-Alumna Cordula Heithausen könnte dafür mit ihrer Promotion einen wichtigen Beitrag geleistet haben. Sie hat bessere Algorithmen erforscht und programmiert, die vielleicht bald in kommenden Standards Eingang finden werden. Denn besonders bei rotierenden Objekten und bei Skalierungen, wie bei Zooms, schafft der von ihr entwickelte Code eine Bitdatenreduktion um durchschnittlich 20 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren: ein beträchtlicher Wert! Auch ihr Betreuer Professor Jens Ohm, Leiter des Instituts für Nachrichtentechnik der RWTH, ist begeistert: „Affine Bewegungskompensation, zu deren Entwicklung sie wichtige Beiträge geleistet hat, ist nun bereits im Entwurf von VVC enthalten. Mit diesem Standard wird es ab 2021 möglich sein, im Vergleich zu HEVC nochmal doppelt so viel Daten zu streamen oder die Bildauflösung noch weiter zu erhöhen.“ Nach fünf Jahren intensiver theoretischer Forschungsarbeit an der Dissertation konnte Cordula Heithausen Ende August im Rahmen der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin die Ehrung für den dritten Platz beim ARD/ZDF-Förderpreis entgegen nehmen. Die junge Aachener Wissenschaftlerin ist übrigens eine von bislang nur zwei Frauen, die es geschafft hat, zwei Mal für den ARD/ZDF Förderpreis unter den Top 10-Medienfrauen nominiert zu werden. Und wie sagte Moderatorin 22 | keep in touch | Alumni persönlich

Foto: © ARD/ZDF Förderpreis »Frauen + Medientechnologie« / Claudius Pflug Cordula Heithausen freut sich über ihren ARD/ZDF Förderpreis.

Anja Koebel bei der Preisverleihung: „Der erste bis dritte Preis ist qualitativ gleichwertig und nur monetär durch das Preisgeld unterschieden.“ Die Auszeichnungen des ARD/ZDF-Förderpreises sind mit Preisgeldern im Gesamtwert von 10.000 Euro verbunden, der dritte Platz ist mit 2.000 Euro dotiert. Forschung in der audiovisuellen Medienproduktion und -distribution Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wollen mit dem Förderpreis talentierte Frauen motivieren, sich im Rahmen ihres Studiums und ihrer Forschung mit dem Bereich der audiovisuellen Medienproduktion und -distribution zu befassen. Außerdem sollen ihnen karrierefördernde Kontakte in die Rundfunkanstalten vermittelt werden. Vor einem Fachpublikum aus Rundfunkanstalten, Broadcastbranche, Wissenschaft und Politik gab es in diesem Jahr aber nicht nur die diesjährigen Preisträgerinnen, sondern auch das zehnjährige Jubiläum des ARD/ZDF Förderpreises „Frauen + Medientechnologie“ zu feiern. Cordula Heithausen erwarb ihr Diplom in Elektrotechnik und Informationstechnik am RWTH-Institut für Nachrichtentechnik und absolvierte dort auch ihr Promotionsstudium. „Am Anfang habe ich viele Dinge

„Am Anfang habe ich viele Dinge probiert, die ich nach einem Jahr wieder verworfen habe.“ probiert, die ich nach einem Jahr wieder verworfen habe, die nicht gepasst haben“, erinnert sie sich. Wie das Ergebnis ihrer Dissertation zeigt, hat das ihrer Motivation und dem Spaß an der Forschung jedoch keineswegs geschadet. Apropos Spaß: Als Ausgleich zur „manchmal sehr trockenen Wissenschaftswelt“ – wie sie es selbst bezeichnet – stellt Cordula Heithausen in ihrem Podcast „Faselwesen“ seit etwa zwei Jahren auch ihr Comedy-Talent unter Beweis. Jetzt ist ihr allerdings klar der Sinn nach Veränderung. Denn sie hat seit jeher auch großes Interesse am künstlerischen Bereich, am inhaltlichen Arbeiten in Medien. So studiert Cordula Heithausen mittlerweile seit September im Masterstudiengang „Game Development and Research“ in Köln. Dietrich Hunold


Auszeichnung in Japan RWTH-Professoren erhalten Ehrendoktorwürde in Osaka

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ie Osaka University in Japan hat den beiden RWTH-Professoren Jun Okuda und Jochen Büchs die Ehrendoktorwürde für herausragende Leistungen in Forschung und Lehre verliehen. Jun Okuda hat am Institut für Anorganische Chemie den Lehrstuhl für Metallorganische Chemie inne und beschäftigt sich mit Fragen zum Mechanismus von Katalysen, die keine teuren Edelmetalle benötigen und die sich an modifizierten Proteinen immobilisieren lassen. Jochen Büchs ist Leiter des Lehrstuhls für Bioverfahrenstechnik. Er beschäftigt sich mit der Charakterisierung der verfahrenstechnischen Parameter von Schüttelreaktoren und entwickelt Online-Messmethoden für Kleinkultursysteme. Weiterhin werden Druckfermentationen und Bioraffinerieprozesse erforscht. Zwischen der Osaka University und der RWTH Aachen besteht seit 2005 ein hochschulweites Kooperationsabkommen. In ihrer Dankesrede lobten Okuda und Büchs die ausgesprochen fruchtbare wissenschaftliche Kooperation. Unter an-

Foto: Osaka University Shojiro Nishio, Präsident der Osaka University (links) und Vize-Präsident Genta Kawahara (rechts), ehren die beiden RWTH-Professoren Jochen Büchs (2.v.r.) und Jun Okuda (2.v.l).

derem wird die Zusammenarbeit mit dem im Jahre 2010 parallel zum Japan German Graduate Externship Program in Osaka eingerichteten internationalen Graduiertenkolleg Selektivität in der Chemo- und Biokatalyse gelebt.

Thorsten Karbach

Wieder ein Alumnus an der Verbandsspitze Michael Fübi folgt Axel Stepken als Vorsitzender des TÜV-Verbandes

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r.-Ing. Michael Fübi ist neuer Vorsitzender des TÜV-Verbandes (VdTÜV). Die Mitgliederversammlung wählte im Juni den 50-jährigen Vorstandsvorsitzenden der TÜV Rheinland AG einstimmig an die Verbandsspitze. Der promovierte Ingenieur folgt damit auf Prof. Dr.-Ing. Axel Stepken (TÜV SÜD AG), der turnusmäßig sein Amt abgab und weiterhin dem Verbandspräsidium angehört. Nach seiner Wahl kündigte Fübi an, er werde den Schwerpunkt der Verbandsarbeit noch stärker auf die Herausforderungen durch die digitale Transformation der Gesellschaft legen. Die Mitgliederversammlung würdigte die Verdienste des scheidenden

VdTÜV-Vorsitzenden Prof. Axel Stepken. Er habe für den Verband wesentliche Weichen in Richtung Zukunft gestellt, hieß es. „Ich freue mich sehr, dass wir die Verbandsarbeit modernisieren und hochkompetentes und hochmotiviertes neues Personal gewinnen konnten“, so Stepken, „Der VdTÜV ist nun als Kompetenzträger und Ansprechpartner für die Herausforderungen von innovativen Technologien hervorragend aufgestellt“. Sowohl Stepken als auch Fübi sind Absolventen der RWTH Aachen. Gesine Marks

Foto: TÜV Rheinland / Oliver Tjaden Die VdTÜV-Mitgliederversammlung wählte am 19. Juni 2018 Dr.-Ing. Michael Fübi, Vorstandsvorsitzender der TÜV Rheinland AG, einstimmig an die Verbandsspitze.

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Wissenschaft & Wirtschaft

Der gemeinsame Weg Die „10th Joint German-Korean Conference“ des Alumninetzwerks Deutschland-Korea (ADeKo) in Aachen

24 | keep in touch | Wissenschaft & Wirtschaft Foto: Andreas Schmitter


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uch wenn der Weg noch so weit ist, wenn man ihn gemeinsam geht, ist er nicht mehr so schwer.“ Der Botschafter Süd-Koreas in Berlin Bum-Goo Jong zitierte zur Eröffnung der „10th Joint German-Korean Conference“ des Alumninetzwerks Deutschland-Korea (ADeKo) in Aachen ein traditionelles koreanisches Sprichwort, das das Verhältnis beider Länder gut charakterisiert. Geografisch liegen beide Länder über 8.000 km Luftlinie auseinander, aber in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Korea-Krieg sind sie sich in vielen Dingen näher gekommen und weisen Gemeinsamkeiten auf. Dies gilt nicht nur in Bezug auf die Geschichte eines geteilten Landes, sondern vor allem wirtschaftlich: Beide Länder sind hochindustrialisiert, große Exportnationen. Deutschland ist der größte Handelspartner für Süd-Korea in Europa. Und Süd-Korea ist für Deutschland nach China und Japan der größte Absatzmarkt in Asien. Nicht zuletzt gehören beide Länder technologisch in vielen Bereichen weltweit zu den führenden Nationen. In diesem Sinne betonte der deutsche Botschafter in Seoul, Stephan Auer, der eigens zur Konferenz nach Aachen angereist war, Korea sei – nach dem Blumenthal-Index – das innovativste Land, Deutschland liege auf Platz 4. „Der Reichtum liegt also in den Köpfen.“ Diese positiven Zahlen und Statistiken sind jedoch kein Grund, sich zufrieden zurück zu lehnen. „Nicht umsonst heißt das Motto dieser Tagung in Aachen ‚Engineering for our Future‘. Themen wie Digitalisierung, Energie und Mobilität in der Zukunft stellen uns vor große Herausforderungen,“ erklärte RWTH-Rektor Ulrich Rüdiger. Unter Leitung von Prof. Thomas Gries, Direktor des Instituts für Textiltechnik (ITA), stellte das Scientific Board der Konferenz inhaltlich

Foto: Andreas Schmitter Bum-Goo Jong, Botschafter Süd-Koreas in Berlin, bei der Konferenz-Eröffnung im Eurogress.

Foto: Andreas Schmitter Prof. Dr. Walter Leitner, Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemische Energiekonversion sowie des RWTH-Instituts für Technische und Makromolekulare Chemie, referierte beim Themenschwerpunkt „Energy for our Future“.

vier wissenschaftliche Themenschwerpunkte zusammen: In den Bereichen Industry 4.0, Smart Cities, Future Mobilty und Energy for our Future stellten die Refe-

renten aus Wissenschaft und Industrie ihre Ideen und Lösungsansätze den gut 350 Delegierten vor.

Bild links: Hwang-Sik Kim, Vorsitzender des ADeKo-Netzwerks und ehemaliger Ministerpräsident Süd-Koreas, und RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger begrüßten zahlreiche Delegierte und Ehrengäste beim Empfang im Krönungssaal.

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Foto: RWTH / Andreas Falkenstein Professorin Ute Habel, Prorektorin für Internationales (Bildmitte, mit braunem Kleid) mit koreanischen RWTH-Alumni sowie die Ansprechpartner der RWTH um Professor Manfred Martin (11. v. l.). Im Hintergrund das MOGAM-Gebäude, gestiftet von RWTH-Alumnus Young-Sup Huh († 2009).

Erst im Juni dieses Jahres hat der koreanische Automobilzulieferer CTR Central seine Forschungsniederlassung CTR Europe GmbH in Herzogenrath eröffnet. Mit dem zusätzlichen Themenschwerpunkt Business Opportunities hatten bei der ADeKo-Konferenz insbesondere koreanische und deutsche Firmenvertreter Gelegenheit, Kontakte miteinander zu knüpfen. Frank Leisten, Abteilungsleiter Investorenberatung bei der AGIT mbH und RWTH-Alumnus, ist Ansprechpartner für in- und ausländische Unternehmen, die sich für den Forschungsstandort Aachen interessieren. Er ist dabei auch regelmäßig in Korea, um Kontakte zu koreanischen Unternehmen aufzubauen. Leisten moderierte dieses Thema auch bei der Konferenz: „Die ADeKo in Aachen war eine sehr gute Netzwerkveranstaltung, um mit zahlreichen Unternehmensvertretern ins Gespräch zu kommen. Insgesamt bot die Konferenz eine gute Mischung aus informativen Vorträgen und Zeit für individuelle Gespräche“, so sein Fazit. Zu den Delegierten gehörte auch eine Gruppe von 30 koreanischen RWTH-Alum-

„Die ADeKo in Aachen war eine sehr gute Netzwerkveranstaltung, um mit zahlreichen Unternehmensvertretern ins Gespräch zu kommen.“ ni, die vor Konferenzbeginn im Rahmen eines Mittagessens von Professorin Ute Habel, Prorektorin für Internationales, persönlich an ihrer deutschen Alma Mater begrüßt wurden. Professor Manfred Martin, Rektoratsbeauftragter für Korea und Leiter des Steering Boards für die Konferenz, hob die große Verbundenheit der koreanischen Alumni mit der RWTH hervor. Insbesondere bedankte er sich bei Alumnus Dr. Josef (Du-Ill) Kim, ADeKo-Vorstandsmitglied und ehemaliger Präsident des koreanischen Alumnivereins, dessen Ideen und Anregungen sowie auch finanzielles Engagement

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wesentlich zur Realisierung der Konferenz in Aachen beigetragen haben. Verbundenheit, Gemeinsamkeiten und Zusammenarbeit. Häufig hörte man diese Begriffe auch beim stimmungsvollen Empfang im Krönungssaal des Aachener Rathauses am Vorabend der Tagung, wo Oberbürgermeister Marcel Philipp, Hwang-Sik Kim, Vorsitzender des ADeKo-Netzwerks und ehemaliger Ministerpräsident Süd-Koreas, sowie RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger die Delegierten sowie zahlreiche Ehrengäste, unter ihnen Alt-Kanzler Gerhard Schröder, begrüßen konnten. Auch Schröder bezog sich in seinem Grußwort auf die deutsch-koreanischen Parallelen bei den Bemühungen um Frieden und Wiedervereinigung. Formaler Höhepunkt des Empfangs war die feierliche Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding für die Zusammenarbeit der führenden deutschen technischen Universitäten und der koreanischen National Universities in den Verbünden TU9 und KNU10.


Bildung hat in Korea einen überaus großen Stellenwert. Ein Auslandstudium ist inzwischen ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Berufskarriere. Die Zahl der Deutschland-Alumni in Korea liegt bei rund 20.000, durchschnittlich studieren 5.000 Koreanerinnen und Koreaner an deutschen Universitäten, davon zurzeit 165 an der RWTH. Jedes Jahr beginnen 800 ein Studium in Deutschland. Die RWTH pflegt seit vielen Jahren enge Kontakte nach Korea. Zwischen 2001 und 2008 nahm die RWTH regelmäßig an den Deutschlandund Hochschul-Messen in Seoul teil, und bereits die beiden Vorgänger von Rektor Ulrich Rüdiger, Prof. Burkhard Rauhut und Prof. Ernst Schmachtenberg, besuchten die koreanischen Alumni und Partneruniversitäten persönlich. Wichtiger Unterstützer dieser Aktivitäten ist der DAAD, der beispielsweise die Teilnahme der koreanischen RWTH-Alumni finanziell förderte sowie auch Mitglied bei ADeKo ist. Auch bei der Aachener Konferenz war der DAAD vor Ort. Lars Bergmeyer, Leiter des DAAD-Informationszentrums in Seoul, und seine beiden Vorgänger Christoph Pollmann und Michael Paulus sowie Bettina Dinter vom International Office der RWTH informierten interessierte Studierende über die aktuellen Austausch- und Förderprogramme. Als weitere Ansprechpartner hatte Bergmeyer mit Suk-Hyun Lim und Min-Kyu Sung zwei koreanische Alumni der jüngeren Generation eingeladen, die insbesondere zu Fragen der Anerkennung von Studienleistungen, Erfahrungen mit Partneruniversitäten und Unterstützung durch die RWTH einiges aus ihren Erfahrungen an die Studierenden weitergeben konnten.

Foto: Andreas Schmitter RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger im Gespräch mit Alt-Kanzler Gerhard Schröder und dessen Ehefrau So-Yeon Kim, die die Veranstaltung auch moderierte.

Foto: Andreas Schmitter Prof. Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart, für die TU9 und Dr. Ho-Hwan Chun, Präsident der Pusan National University, für KNU10 unterzeichneten das MoU.

In Aachen feierte die alljährliche ADeKo-Konferenz ein kleines Jubiläum, denn sie wurde bereits zum zehnten Mal ausgetragen. Vor vielen Jahren gab es die Idee koreanischer Deutschland-Alumni, sich zu vernetzen und im öffentlichen Leben eine Lobby zu bilden. Dieser Wunsch wurde von deutscher Seite aufgegriffen, so dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Jahr 2006 finanzielle Mittel bereit stellte und ein Team bestehend aus dem DAAD Seoul und der Deutschen Botschaft vor Ort bei der Umsetzung des

Projekts das Vorbereitungs- und Gründungskomitee unterstützte. Nach einer Vorbereitung von weniger als zwei Jahren wurde ADeKo im Rahmen einer großen Konferenz mit hochrangigen Teilnehmern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft im Mai 2008 gegründet. Mittlerweile findet diese jährliche Veranstaltung auch alle zwei Jahre in Deutschland statt. Nach der Premiere 2016 in Dresden und der diesjährigen Konferenz in Aachen werden 2020 wieder zahlreiche ADeKo-Delegierte

in Stuttgart erwartet. Und die Konferenz im kommenden Jahr in Changwon wird sicherlich auch wieder ein besonderer Anreiz für ein Treffen der koreanischen RWTH-Alumni sein. Dietrich Hunold

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Foto: Peter Winandy Petra Mela und Hans Keijdener entwickeln im Labor ein biologisches Elektrokabel für Kinderherzen.

Hilfe für Kinderherzen RWTH-Forscherinnen und -Forscher entwickeln biologischen Herzschrittmacher

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m Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik der RWTH entwickelt eine Forschergruppe derzeit einen biologischen Herzschrittmacher für Kinder mit Herzfehlern. Unter Leitung von Professor Stefan Jockenhövel gelang es im Projekt BioPacer, einen sogenannten AV-Knoten aus menschlichen Hautzellen zu rekonstruieren. „Das ist ein erster wichtiger Erfolg auf dem noch langen Weg hin zu einem Implantat“, sagt Jockenhövel, Inhaber der NRW Schwerpunktprofessur Biohybrid and Medical Textiles, kurz BioTex. Herzpatienten im Säuglings- und Kleinkindalter könnten so in Zukunft belastende Operationen erspart werden. Der AV-Knoten erfüllt im menschlichen Herzen eine wichtige Aufgabe: Er ist die Verbindung zwischen Vorhof und Herzkammer, damit sorgt er für eine einwandfreie Pumpleistung. Ist diese Reizleitung gestört, kommt es zu Herzrhythmusstörungen mit lebensbedrohlichen Folgen. Rund 100 Kindern muss pro Jahr in Deutschland ein künstlicher Herzschrittmacher implantiert werden. So wird ihr Leben zwar gerettet, aber die Technik ist mit einer erheblichen Belastung für die kleinen Patienten verbunden. Denn Elektroden und Kabel wachsen nicht mit und müssen ebenso wie die Batterien immer wieder ausgetauscht werden.

Herzschrittmacher aus Hautzellen Ein aus patienteneigenen Zellen bestehender biologischer Herzschrittmacher würde vom Körper nicht abgestoßen, er könne mitwachsen und lebenslang erhalten bleiben – so das Ziel von Jockenhövel und Privatdozentin Dr. Petra Mela, die das Team koordiniert. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickelten nicht nur die Labormethode zur Herstellung von biologischen AV-Knoten, sondern konzipierten auch einen Bioreaktor. Mit diesem können dem Patienten entnommene Hautzellen in Herzmuskelzellen umgewandelt werden. „Hierbei bewährte sich unser Standortvorteil: Wir haben in Aachen ein exzellentes Zusammenspiel von technischer und biologischer Kompetenz“, betont Jockenhövel. Dazu gehört auch die Idee von Doktorand Hans Keijdener im Rahmen des BioPacer-Projekts: Er brachte die im Bioreaktor erzeugten Reizleitungen in eine bestimmte Struktur und züchtete so ein biologisches, fadenförmiges „Kabel“, das leitfähig ist und die fehlende Verbindung überbrücken kann. In einem nächsten Schritt wird durch gezielte biomechanische und elektrophysiologische Stimulation aus dem lebendigen Kabel ein funktionelles Erregungsleitungssystem konditioniert, welches eine eigene Blutgefäßversorgung

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ausbildet und so zum biologischen Herzschrittmacher wird. Innovationspreis NRW 2018 Das Projekt BioPacer wird von der Stiftung KinderHerz seit 2016 gefördert. Die erste Projektphase ist mit Hilfe der Stiftung nahezu vollständig finanziert, Phase zwei gestartet. Das Forschungsvorhaben von Keijdener mit dem Titel „Entwicklung eines biologischen Elektrokabels für das Herz“ gewann beim KinderHerz-Innovationspreis NRW 2018 den Crowdfunding-Preis. In der Kategorie „Pflege“ wurde das Projekt „Die Erforschung der Pflege von herzkranken Kindern bis ins Erwachsenenalter“ der Kinderkrankenpflegerin Angela Kertz von der Uniklinik RWTH Aachen ausgezeichnet. Im Mittelpunkt steht hier die integrative Versorgung von Patientinnen und Patienten mit angeborenem Herzfehler. Dafür wird in der Uniklinik ein interdisziplinäres ärztliches und pflegerisches Team aufgebaut. Vorgesehen ist, den Pflegekräften mehr Raum für die nötige Spezialisierung zu verschaffen. Die Preise verlieh die NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, Isabel Pfeiffer-Poensgen, während einer Festveranstaltung in Dortmund. Helga Hermanns


Erfolgsmodell AICES Bilanz einer Graduiertenschule

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oderne Simulationswerkzeuge sind heute in der Industrie unverzichtbar. Mit ihrer Hilfe kann beispielsweise im Automobil- und Flugzeugbau, in der chemischen Industrie oder in der Medizintechnik geplant und optimiert werden. Es reicht dabei allerdings nicht aus, dass immer leistungsfähigere Computer zur Verfügung stehen: Die Schwierigkeiten liegen in der mathematischen Darstellung – der Modellierung – technischer Fragestellungen. Lösungen erfordern die Entwicklung innovativer rechnergestützter Methoden, das hierzu erforderliche Wissen wird in der klassischen Ingenieurausbildung nur unzulänglich vermittelt. Hier setzte die Graduiertenschule „Aachen Institute for Advanced Study in Computational Engineering Science“, kurz AICES genannt, mit ihrer Doktorandenausbildung an. Professor Marek Behr zieht als Leiter von AICES im Gespräch mit der Universitätszeitung RWTHinsight eine Bilanz über die seit 2006 erzielten Erfolge. Gemeinsam mit Professor Wolfgang Schröder ist Behr auch Sprecher des in der Antragstellung befindlichen Exzellenzclusters zur Zukunft des wissenschaftlichen Rechnens. Sehr geehrter Herr Professor Behr, welche Idee steckt hinter der Graduiertenschule AICES? AICES wurde im Rahmen der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern im Jahre 2006 gegründet. Hier wird interdisziplinär an der Schnittstelle zwischen Mathematik, Informatik und den Ingenieurwissenschaften geforscht. Wissenschaftlicher Schwerpunkt ist grundsätzlich die Auseinandersetzung mit neuen Ansätzen zur Analyse und Synthese technischer Systeme aus den Anwendungsfeldern Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Werkstoff- und Geowissenschaften sowie in Ergänzung zu diesen Elektrotechnik, Biomedizin und Bauingenieurwesen. Auf Basis komplexer Programme der Informatik und der mathematischen Theorie, die wir beide beherrschen müssen, können dann konkrete Anwendungen optimiert werden.

Foto: Peter Winandy AICES setzt Modeling beispielsweise bei der Entwicklung künstlicher Herzunterstützung ein.

Und welches Resümee können Sie ziehen? Ziel der Graduiertenschule war es immer, auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau mit enger Verzahnung zur Forschung mithilfe eines innovativen Betreuungskonzeptes die Promotionszeit zu verkürzen. Und dies in einem internationalen Kontext mit enger Einbindung von exzellenten Partnern in aller Welt. Heute können wir sagen: Unsere Bilanz ist sehr positiv. Wir sind unseren hohen Ansprüchen gerecht geworden. Wie entwickelte sich AICES nach zwei Förderphasen der Exzellenzinitiative? In der zweiten Förderphase von 2012 bis 2017 wurde die Zusammenarbeit um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sechs Fakultäten erweitert. Es gibt nun insgesamt neun Nachwuchsforschergruppen direkt in AICES und zusätzlich neun assoziierte Nachwuchsforschergruppen. AICES besteht aus einer Kooperation von mehr als 25 Hochschulinstituten aus acht Fachbereichen und Fachgruppen. Was bisher den Namen „Exzellenzinitiative“ trägt, heißt zukünftig „Exzellenzstrategie“. Das Instrument der Graduiertenschule ist nicht mehr vorgesehen. Welche Perspektive können Sie dem

wissenschaftlichen Nachwuchs in Zukunft geben? Zusammen mit dem Forschungszentrum Jülich führen wir die Doktoranden-Ausbildung in der School for Simulation and Data Sciences (SSD) fort. Unser Konzept hat also Zukunft – wir bündeln in der Jülich Aachen Research Alliance JARA unsere Stärken, was weiterhin möglich macht, für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hervorragende Rahmenbedingungen und Betreuung zu schaffen. Werden die Forschungsfragen, auf die AICES bisher Antworten gegeben hat, dort auch aufgegriffen? Ja, aber diese Forschungsfragen wollen wir auch an anderer Stelle verfolgen. Theorie, Experiment und Computersimulation sind der Kern der prädiktiven Wissenschaft, also der Wissenschaft der Vorhersage. Bisherige Modelle stoßen dort an ihre Grenzen. Der Exzellenzantrag „Die Zukunft des wissenschaftlichen Rechnens: Prädiktive Hierarchische Simulation“ setzt an dieser Stelle an. Hierzu hat AICES einen Teil des Fundamentes legen können. Und unabhängig vom Erfolg dieses Antrages, den wir uns natürlich sehr wünschen, wird AICES an dieser Hochschule in jedem Fall institutionalisiert, wie schon erwähnt, im Rahmen von SSD. Renate Kinny

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Foto: Dirk Bruniecki Dr. Markus Große Böckmann, Philipp Siebenkotten und Martin Plutz (v. l. n. r.) gründeten 2016 die oculavis GmbH.

Preissammler mit Durchblick RWTH Spin off „oculavis“ in 2018 mehrfach ausgezeichnet

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ie erst 2016 gegründete oculavis GmbH sammelte in diesem Jahr fleißig Preise. Zunächst war es der Preis der International Universities Innovation Alliance (IUIA, 国际大学创新联 盟), einer chinesischen Organisation, die weltweit junge Unternehmensgründerinnen und -gründer unterstützt, auf dem größten Markt Asiens Fuß zu fassen. Kurz danach folgte der „we do digital Award“ der deutschen Industrie und Handelskammern bei der CEBIT. Und schließlich landete das RWTH Spin off „oculavis“ als einer der drei Finalisten in der Kategorie Start-Up beim Deutschen Gründerpreis in Berlin. Dort mussten sich die oculavis-Gründer Dr. Markus Große Böckmann, Martin Plutz und Philipp Siebenkotten nur der Ineratec GmbH aus Karlsruhe geschlagen geben, was aber für die Aachener kein Problem war: „In Deutschland werden jedes Jahr 60.000 Start-Ups gegründet. Der Deutsche Gründerpreis ist die höchste Auszeichnung, die man als Unternehmen in Deutschland bekommen kann. Die Finalnominierung ist eine tolle Anerkennung unserer Arbeit. Sicher werden uns die Publicity und die Kontakte zum hochkarätigen Netzwerk einen enormen Push geben“, so Dr. Große Böckmann. Handelsübliche Datenbrillen oder Smartphones und dazu die maßgeschneiderte Software von oculavis: So müssen Servicetechniker seltener zum Kunden fahren und alle Beteiligten sparen viel Zeit und Geld. Diese innovative Nutzung digitaler Technologien für Serviceleistungen im tradi-

tionellen Maschinenbau begeisterte die Experten der Auswahljury ebenso wie das überzeugende Geschäftsmodell. Wenn Produktionsanlagen ‚Made in Germany’ irgendwo auf der Welt stillstehen, dauert es oft mehrere Tage bis endlich der Servicetechniker des Maschinenbauers aus Deutschland angereist ist. „Viele Reparaturen sind relativ einfach und können auch von den Maschinenbedienern vor Ort durchgeführt werden, wenn ihnen ein Experte sagt, was zu tun ist“, erklärt oculavis-Mitgründer Dr. Markus Große Böckmann. Mit der innovativen Software aus Aachen sehen der Anwender oder die Anwenderin vor Ort und die Fachkraft des Herstellers im wahrsten Wortsinn durch dieselbe (Daten)Brille. Der Experte in Deutschland kann anhand der Bilder auf seinem Computermonitor sofort eine Ferndiagnose stellen oder auch notwendige Wartungsarbeiten überwachen. Davon profitieren beide Seiten: Die teuren Ausfallzeiten der Anlagen werden minimiert und der Servicetechniker muss nur dann zum Kunden fahren, wenn es wirklich nötig ist. Bedienungsfreundliche Software-Plattform Für die Kontaktaufnahme, die Dokumentation und das Wissensmanagement hat oculavis eine bedienungsfreundliche Software-Plattform mit extrem vielfältigen Funktionen entwickelt. Sie funktioniert nicht nur mit Datenbrillen, sondern auch mit anderen mobilen Geräten wie Smartphones oder Tablets und kann zudem für

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Schulungen oder die Qualitätskontrolle genutzt werden. Dank zahlreicher Schnittstellen und konfigurierbarer Apps kann sie leicht in die bestehenden Systeme der Maschinenbauer eingebunden werden. „So können unsere Kunden über digitale Servicepakete zusätzliche Umsätze generieren.“ Um Kunden insbesondere die neuen Technologien der Smart Glasses näher zu bringen, runden die sog. „Smart Glasses Experience Days“, ein 1-tägiger Erfahrungsworkshop, das Angebot von oculavis ab. Das ausgereifte, überzeugende Produkt und „sehr viel harte Arbeit“ sorgten rasch für volle Auftragsbücher. Jetzt soll das Produkt weiterentwickelt und der Vertrieb in Europa ausgebaut werden. Die Idee entstand aus Forschungsprojekten der beiden Ingenieure Dr. Markus Große Böckmann (33) und Martin Plutz (34) sowie des Informatikers Philipp Siebenkotten (33) am renommierten Fraunhofer Institut und der RWTH Aachen. Neben der unternehmerischen Herausforderung lockte die Möglichkeit „sich selbst zu entfalten“ und „die Firmenkultur selbst zu gestalten“. Die Gründer legen deshalb sehr viel Wert auf Freiräume und eine offene, konstruktive Atmosphäre. Bei Neueinstellungen hat das sehr internationale, 25-köpfige Team sogar ein Vetorecht. „Schließlich arbeitet man jeden Tag acht Stunden zusammen.“ Redaktion Deutscher Gründerpreis/(dih)


Foto: RWTH Aachen/Andreas Steindle Der Career Day Hidden Champions startete an der RWTH mit vielen positiven Rückmeldungen.

Intensiver Karriereaustausch Career Day Hidden Champion erfolgreich gestartet

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m Juni startete zum ersten Mal der Career Day Hidden Champions an der RWTH Aachen, ein neues Format, das erfolgreiche mittelständische Unternehmen mit den Studierenden in Kontakt bringen soll. Im Rahmen dieses Career Days hatten zehn Unternehmen die Chance, sich den Studierenden vorzustellen. „Wir halten in diesem Format die Zahl der teilnehmenden Unternehmen ganz bewusst klein, um einen möglichst intensiven Austausch zu ermöglichen“, so Anja Robert, Leiterin des Career Centers der RWTH und Initiatorin der Career Days. Das Programm begann mittags mit einem kurzen Company Pitch in dem jedes Unternehmen die Möglichkeit hatte, sich innerhalb von sieben Minuten bei den Studierenden vorzustellen. Anschließend gab es im Rahmen eines Marktplatzes die Möglichkeit miteinander in Kontakt zu kommen und individuelle Fragen zu klären. Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion in der die besondere Kultur von Hidden Champions vorgestellt wurde und über Chancen und Möglichkeiten in diesen Unternehmensformen diskutiert wurde. „Aus unserer Sicht ist das Format ein voller Erfolg und die Zahlen unserer Evaluation bestätigen uns diesen Eindruck“ so Anja Robert. Erwartungen wurden erfüllt Insgesamt nahmen knapp 200 Studierende an der Veranstaltung teil. Die angemeldeten Studierenden waren alle aus höheren Fachsemester, ca. zwei Drittel waren bereits im Masterstudium. Der Teilnehmerkreis setzte sich wie folgt zusammen: ca. 30 Prozent aus dem Maschinenbau, ca.

25 Prozent aus den Wirtschaftsingenieurwissenschaften, ca. 20 Prozent aus der E-Technik und Informatik, 15 Prozent aus BWL/Wirtschaftswissenschaften sowie 10 Prozent aus den Naturwissenschaften (Physik, Mathematik, Chemie). Der Großteil der Studierenden gab an, dass ihre Erwartungen erfüllt wurden und sie intensive und interessante persönliche Gespräche mit den Unternehmensvertreterinnen und -vertretern führen konnten. Besonders gut haben die Teilnehmenden die Vielfalt der Unternehmen bewertet sowie die Möglichkeit des Netzwerkens und die Chance, direkte Kontakte in unterschiedliche Unternehmen zu bekommen. Auch die Unternehmen waren begeistert. Sie meldeten, dass viele Gespräche mit sehr interessanten Studierenden geführt werden konnten, teilweise wurden sogar direkte Anschluss- und Bewerbungsgespräche vereinbart. Für Anja Robert macht genau das den Erfolg der Veranstaltung aus: „Wir haben uns über die positiven Rückmeldungen von beiden Seiten sehr gefreut, da wir als Career Center immer versuchen, Unternehmen und Studierenden mit einander ins Gespräch zu bringen. Umso mehr freut es uns, wenn sich daraus dann auch konkrete Chancen und konkrete Perspektiven entwickeln“. Im kommenden Jahr sind die folgenden Career Days geplant:

Career Day bietet Unternehmen die Chance, mit dieser besonderen Zielgruppe in Kontakt zu kommen. 4. Juli 2019 Career Day Hidden Champion Der Tag speziell für Unternehmen aus der Gruppe der sogenannten heimlichen Gewinner. Nach der Premiere wieder der Tag speziell für Unternehmen aus der Gruppe der heimlichen Gewinner. 14. November 2019 Career Day Consulting Speziell für Ingenieure, Naturwissenschaftler, Wirtschaftsingenieure und Wirtschaftswissenschaftler bietet diese Branche spannende Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten. 12. Dezember 2019 Zukunftstag für Frauen Dieser Tag ist ein Treffpunkt für Frauen und Unternehmen an der RWTH Aachen. Mehr Informationen zu den Career Days und den weiteren Angeboten des Career Centers finden Sie unter:

www.rwth-aachen.de/ careercenter Dietrich Hunold

24. April 2019 Career Day Dean´s List Mit der Dean´s List erfasst die RWTH Aachen die jeweils fünf Prozent besten Studierenden eines jeden Jahres. Dieser Wissenschaft & Wirtschaft | keep in touch | 31


100pro dabei! Großartiges Engagement auf 100-Jahr-Feier von proRWTH

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er Förderverein proRWTH feierte im Oktober sein 100-jähriges Jubiläum mit der Benefizgala „100pro RWTH!“ im Krönungssaal des Aachener Rathauses. Stolze 37.500 Euro kamen dabei durch zahlreiche Spenden, eine Tombola mit hochwertigen Preisen und eine spannende Versteigerung zusammen. Höhepunkt der Auktion war eine 750-karätige Goldmünze, die zur Jubiläumsfeier im Gießerei-Institut der RWTH als Unikat gegossen und für 2.500 Euro ersteigert wurde. Am Schluss des Gala­abends überreichte der proRWTH-Vorstand einen symbolischen Scheck an den Rektor Ulrich Rüdiger. „Mit proRWTH an der Seite der Hochschule blicke ich gerne in die Zukunft und bin gespannt auf viele weitere spannende Projekte“, stellte Rüdiger mit Blick auf das großartige Engagement der „Freunde und Förderer“ fest.

© Bildquelle: Fotohaus Preim Dr. Gunther Voswinckel, Prof. Dr. Rüdiger, Dr. Christian Burmester, Prof. Dr. Ernst Schmachtenberg (v.l.n.r.)

Da die Unterstützung studentischer Forschungsinitiativen seit 100 Jahren zu den Schwerpunkten von proRWTH gehört, wird mit dem Benefizerlös ein innovatives studentisches Projekt gefördert. Das Team des Vereins Collective Incubator e.V. stellte den rund 260 Gästen das zukunftsorientierte Projekt überzeugend vor: Geschaffen werden soll eine Innovationsplattform, die Studierende in direkten Austausch mit Wissenschaft und Wirtschaft bringt. Idee und Ziel dieses Projektes gingen Hand in Hand mit der Botschaft des erfolgreichen deutschen Managers und Festredners der Benefizgala, Friedrich Joussen. Der diplomierte Aachener Elektrotechniker und heutige Vorstandsvorsitzender der TUI AG sprach zentrale Themen wie die rasante Digitalisierung und zunehmende Globalisierung an - insbesondere in Bezug auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit bei der Einführung von Innovationen. Joussen appellierte an eine höhere Risikobereitschaft deutscher Ingenieure auf dem Weg von der innovativen Idee bis zum Gründen von Unternehmen. Damit erreichte er nicht nur die Gäste aus Wirtschaft und Industrie,

Foto: Alina Schneiders (RWTH International Academy)

© Bildquelle: Fotohaus Preim

Die „100pro RWTH!“- Goldmünze wurde als Unikat am

Friedrich Joussen durchlief in der Mobilfunkbranche

Gießerei-Institut der RWTH Aachen speziell für die Auktion

bei Mannesmann D2 und Vodafone innovativ prägende

gegossen. Das Gold sponserte die Sparkasse Aachen als

Vorstandspositionen.

proRWTH-Mitglied.

sondern begeisterte auch die über 50 Studierenden, Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie frisch absolvierten RWTH-Alumni, die an dem Abend dabei waren. Ein humorvoller „Science-Slam“ von Professor Simone Paganini sowie die Auftritte des neuartigen RWTH-Carbon-Quartetts und des iPad-Magiers Christoph Wilke brachten einen ganz besonderen Zauber in das Programm und trugen zum großen Erfolg des Galaabends bei.

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Als RWTH-Alumni sind Sie herzlich eingeladen, sich dem Förderverein proRWTH anzuschließen. Starten Sie mit uns ins neue Förderjahrhundert. Wir würden uns freuen, wenn Sie „100pro dabei!“ wären.

www.proRWTH.de

Jeannette Schwerdt


Executive Education an der RWTH Aachen Die Executive Education Programme der RWTH Business School befähigen Sie, das Beste aus sich heraus zu holen. Für Ihre persönliche Entwicklung, Ihre individuelle Karriere und für Ihr gesamtes Unternehmen.

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Öcher Leben

Der Dom leuchtet Das erste Weltkulturerbe in Deutschland feierte Jubiläum

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Grafik: © Domkapitel Aachen/ Power+Radach


Foto: Domkapitel Aachen, Andreas Steindl Kunstvoll animierte Szenen, wie hier mit der mittelalterlichen Reichskrone, erzählen die Geschichte des Domes.

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er Aachener Dom ist zwölf Jahrhunderte gebaute Weltgeschichte. 1978 zeichnete die UNESCO ihn als erstes Bauwerk in Deutschland überhaupt als Weltkulturerbe aus. Im Jahr 2018 feierten die Aachener diese Auszeichnung mit einer Festwoche vom 22. bis 30. September, die den Dom religiös, kulturell, musikalisch und im direkten Erlebnis einzigartig präsentierte. Ein besonderes Highlight in der Festwoche war die Lichtinstallation „Der Dom leuchtet“. Die eindrucksvolle 3D-Projektion hielt für die Zuschauer völlig neue, nie gesehene Eindrücke des Doms bereit. Die etwa 15-minütige Präsentation wurde an neun aufeinanderfolgenden Abenden während der Festwoche auf der Katschhof-Seite des Doms gezeigt. Erzählt wird die Geschichte des Doms und seiner besonderen Beziehung zu den Aachenern. 14 Hochleistungsprojektoren formten auf einer Fläche von etwa 60 Metern Breite und 80 Metern Höhe ein Lichtkunstwerk, maßgeschneidert für das Weltkulturerbe-Denkmal Aachener Dom. Grundlage für das Licht-

design sind präzise 3D-Vermessungen und ein daraus entstandenes 3D-Modell des Doms mit Milliarden von Pixeln, das vom Team um Professor Leif Kobbelt, Inhaber des Lehrstuhls für Computergrafik, Multimedia und Computer Vision an der RWTH entwickelt wurde. „Dieses Lichtprojekt bietet völlig neue, beeindruckende Möglichkeiten“, sagt Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp. „Denn eine 3D-Projektion nutzt nicht nur die Außenhaut des Doms als Präsentationsfläche, sondern spielt mit ihrer Form und Proportion.“ Der Dom wird aufgeklappt, die Zuschauer können Blicke hineinwerfen und erleben, wie bildstarke Geschichten von außen nach innen und zurück erzählt werden. Das inhaltliche Konzept blickt auf die Entwicklung des Doms in Bau und Erhalt, stellt die überragende Architektur in den Vordergrund. Erzählt wird in elf kunstvoll animierten Szenen die Geschichte des Doms und seiner besonderen Beziehung zu den Aachenern. Sie sind es, die immer wieder neu und auf andere Art und Weise dafür Sorge tragen, dass ihr Münster er-

halten bleibt, sie haben es geschützt – ob gegen den Teufel, gegen Eroberer, Wetter, Erdbeben, Feuersbrunst oder gegen Kriegswirren. Und das tun sie auch heute – ideell, technisch oder finanziell. Es handelt sich um ein großes Gemeinschaftswerk von Dom und Stadt. Der Aachener Lichtdesigner und -techniker Christoph Hillen wurde in Zusammenarbeit mit Professor Leif Kobbelt mit der technischen Umsetzung betraut. Inhaltlich und logistisch waren Dombaumeister Helmut Maintz und die Kreativkräfte der POWER + RADACH-Werbeagentur sowie das Domkapitel und der Fachbereich Presse und Marketing der Stadt zuständig.

www.aachenerdom2018.de

(dih)

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Foto: IHK Aachen „Please stay“: IHK-Präsident Wolfgang Mainz (l.) und IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer sprechen nahe der St.-Pauls-Kathedrale in London auch die Passanten an.

Starkes „Stayment“ IHK Aachen appelliert in London an die britische Wirtschaft zum Verbleib in der EU

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ie IHK Aachen hat sich in London mit einem Appell für einen „Brexit“-Exit auch im Namen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) an die Wirtschaft Großbritanniens gewandt. „Wir fühlen uns den Briten kulturell, wirtschaftlich und in der europäischen Tradition verbunden. Diese Verbundenheit wollen wir nicht aufgeben“, sagte IHK-Präsident Wolfgang Mainz vor gut 150 britischen und deutschen Unternehmerinnen und Unternehmern beim Herbstempfang der deutschen Auslandshandelskammer in der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs. „Vieles bewegt uns in diesen Tagen“, erklärte Mainz: „Die Wirtschaft kann und will sich Europa nicht ohne Großbritannien vorstellen. Wir brauchen den starken Partner jenseits des Ärmelkanals“, plädierte der IHK-Präsident auch im Sinne der Euregio-Kammern und der Industrie- und Handelskammern Nordrhein-Westfalens. Man respektiere die demokratische Entscheidung des Referendums vom 23. Juni 2016, jedoch zeigten die komplexen Verhandlungen immer mehr, dass eine künftige wirtschaftliche Zusammenarbeit drastisch erschwert werden könnte. Mit Blick auf den am 29. März 2019 beabsichtigten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union sprach Mainz von „einem entscheiden-

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den Moment für ganz Europa“. Bei einem „Brexit“ verliere die EU ihre zweitgrößte Volkswirtschaft und das Land mit der drittgrößten Bevölkerung. „Deshalb“, betonte Mainz, „rufen wir Euch aus der Europastadt Aachen zu: Please stay!“ Appell an Vertreter und Verbände der britischen Wirtschaft Der London-Besuch der Aachener Delegation geht auf einen Beschluss der IHK-Vollversammlung vom vergangenen September zurück. Dabei hatte sich das zentrale Beschlussgremium der Kammer dafür ausgesprochen, auch über ihre Organisationen in Düsseldorf und Berlin einen Appell an Vertreterinnen, Vertreter und Verbände der britischen Wirtschaft zu richten, gegebenenfalls ein neues Referendum zum „Brexit“ auf den Weg zu bringen. Gerade die Region Aachen als „Europa im Kleinen“ solle nichts unversucht lassen, das Vereinigte Königreich im Kern Europas zu halten. Das gelte für die gesamte Gesellschaft und dementsprechend auch für die Wirtschaft. Der Brexit trifft insbesondere deutsche Unternehmen, die bisher nur EU-weit tätig sind und sich nun erstmalig mit Zollformalitäten auseinandersetzen müssen. Die Industrie- und Handelskammern stellen sich

hier auf erhöhten Beratungsbedarf seitens der Unternehmen ein. Eine Brexit-Checkliste auf den Kammerhomepages verdeutlicht, in welchen Feldern Firmen ggf. Anpassungsbedarf haben: Zollabwicklung, Zertifizierungen, Exportkontrollrecht oder Umsatzsteuer. Nicht zuletzt unterstützt die IHK-Organisation das NRW-Wirtschaftsministerium bei allen Überlegungen, wie die Folgen des Brexit für Firmen abgemildert werden können. Die Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien (GB) und Deutschland – Facts and Figures • Das Vereinigte Königreich ist Deutschlands fünftwichtigster Handelspartner. Das Handelsvolumen Betrug 2017 121,7 Milliarden Euro. • 750.000 Arbeitsplätze hängen vom Handel mit dem Vereinigten Königreich ab. • In GB gibt es rund 2.500 deutsche Niederlassungen mit 400.000 Beschäftigten. • Mehr als 1400 britische Unternehmen mit mehr als 240.000 Beschäftigten sind in Deutschland aktiv, in NRW u.a.: BP, Dyson, Vodafone.


443 Betriebe im Kammerbezirk Aachen unterhalten Geschäftsbeziehungen nach GB. 357 Unternehmen exportieren dorthin, 195 IHK-Mitglieder importieren Waren. Auch für das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) haben die Handelsbeziehungen mit

Großbritannien große Bedeutung. NRW exportierte 2017 Waren im Wert von 13,3 Milliarden Euro nach GB. Nach den Niederlanden und Frankreich ist GB drittwichtigster Exportmarkt für NRW-Firmen. NRW importierte 2017 Waren im Wert von knapp 9 Milliarden Euro aus GB.

Quelle: IHK Aachen, Oktober 2018

www.aachen.ihk.de

Mischa Wyboris

Mit dem Lufttaxi über Staus hinweg Bundesregierung unterstützt die „Urban Air Mobility“-Initiative im Drei-Länder-Eck

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m Reichstagsgebäude in Berlin haben kürzlich (21. November) der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und die Staatsministerin für Digitalisierung Dorothee Bär ein “Manifesto of Intent“ zur „Urban Air Mobility“-Initiative unterzeichnet. Damit erklärt die Bunderegierung offiziell ihre Unterstützung für diese grenzüberschreitende Initiative zur Entwicklung des städtischen Fracht- und Personenflugverkehrs. Am Hochschulstandort Aachen arbeiten aktuell bereits Institute der Fachhochschule und der RWTH im Rahmen des Center Air s.Pace gemeinsam an einem solchen „Silent Air Taxi“-Projekt.

© BMVI Oberbürgermeister Marcell Philipp setzt seine Unterschrift unter das „Manifesto of Intent“ zur Urban Air Mobility Initiative. Hinter ihm (v.l.n.r.) Verkehrsminister Andreas Scheuer, Staatsministerin Dorothee Bär, MdB Rudolf

Solche „Lufttaxis“ sind die derzeit wohl futuristischste Fortbewegungsform. Sie sind Teil einer neuen, städtischen Luftmobilität, die auch den verstärkten Einsatz von Drohnen umfasst. Im Vordergrund sollten dabei wohlgemerkt nicht die Pizza-Lieferung per Drohne stehen, sondern vielmehr Anwendungen mit einem Nutzen für die Allgemeinheit: Medikamente könnten so effektiver ausgetauscht, Organe oder Verletzte über Staus hinweg transportiert werden. Umsetzung von Drohnen- und LufttaxiTechnologien Getragen von dieser Idee hat sich die Stadt Aachen im September 2018 gemeinsam mit den anderen MAHHL-Städten (Maastricht, Aachen, Hasselt, Heerlen, Lüttich) der „Urban Air Mobility“-Initiative angeschlossen, die Teil der Europäischen Innovationspartnerschaft im Bereich „Smart Cities and Communities“ ist. Die „Urban Air Mobility“ (UAM) -Initiative der

bestehende Grenze zwischen urbaner Mobilität und Luftmobilität hinaus. Zusätzlich werden die Grenzen zwischen Industrie, Wissenschaft und Gesellschaft durch das heterogene Netzwerk von Partnern aus allen drei beteiligten Ländern aufgelöst, um diese neue Technologie effizient, sicher und bürgerorientiert zu gestalten. Nicht zuletzt sollen die Grenzen zwischen den drei Ländern im Hinblick auf die Entwicklung dieser neuen Technologie überwunden werden. Eine Drei-Länder-Kooperation zur städtischen Luftverkehrsmobilität mit nicht weniger als fünf Städten ist europaweit einzigartig.

Henke (Aachen) und FH-Professor Dr. Frank Janser als Vertreter der air s.pace GmbH.

Europäischen Innovationspartnerschaft „Smart Cities and Communities“ (EIP-SCC) zielt darauf ab, praktische Anwendungsstudien zu Drohnen- und Lufttaxi-Technologien und deren konsequente Umsetzung zu beschleunigen. Ziel ist es, durch die Zusammenarbeit verschiedener Mobilitätsakteure konkrete städtische Luftmobilitätslösungen (innerstädtische und zwischenstädtische Mobilität) mit echtem Mehrwert zu entwickeln. In mehrfacher Hinsicht grenzüberschreitend Häufig werden die Mobilitätsbedürfnisse der Bürger der MAHHL-Städte durch die Grenzen innerhalb der Region behindert. Durch den gemeinsamen Beitritt zur UAM-Initiative überschreiten die MAHHL-Städte mehrere dieser Grenzen gleichzeitig. Sie gehen vor allem über die

Modellstandort für neue Technologien Der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp sagte dazu: „Die nationalen Grenzen behindern die Mobilität unserer Bürger bis heute. Zum Beispiel ist die grenzüberschreitende Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel noch immer deutlich schwieriger als die Nutzung innerhalb eines Landes. Gleichzeitig bedeutet die Lage an der Grenze eines Landes eine geringere Anbindung an überregionale Flughäfen im Vergleich zu den eigenen nationalen Standards. Lufttaxis und Drohnen bieten hier neue, innovative Lösungen, die wir für unsere Bürger in den MAHHL-Städten erschließen wollen. Dabei wollen wir die Bürger intensiv einbinden, deren Wünsche aber auch Befürchtungen kennenlernen und berücksichtigen. Unsere Grenzregion wird damit einmal mehr Modellstandort für neue Technologien“. Evelin Wölk

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Alumni-Service & Projekte Registrierung Sind Sie als Alumna/Alumnus bereits in unserem Netzwerk registriert? Falls nicht, so registrieren Sie sich kostenlos online unter www.rwth-aachen.de/alumni-portal Information & Kommunikation • Alumni-Magazin „keep in touch“; zweimal jährlich als Printversion sowie als interaktives eMagazin. • monatlicher E-Mail-Newsletter mit aktuellen Informationen und Wissenswertes von Aachen und der Hochschule. • Alumni-Treffen im In- und Ausland. • Kontakte zu Kommilitonen sowie Ansprechpartnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Social Media •

RWTH Aachen University

RWTH Aachen University Alumni

Benefits • „life long“ E-Mail-Adresse, • AlumniCard für Sonderkonditionen bei Aachener Hotels der ACCOR-Gruppe sowie bei Autovermietungen in Aachen, • Weiterbildungsangebote der RWTH International Academy, Haus der Technik und Aachen Entrepreneurship Gründerzentrum. Projekt „Forscher-Alumni“ Mit besonderen Maßnahmen und der Einbindung in unsere Netzwerkaktivitäten möchten wir internationale Gastwissenschaftler als Botschafter der RWTH und Multiplikatoren gewinnen.

potentiellen Nachwuchs für Ihr Unternehmen kennen lernen und Ihre Erfahrungen an die jüngere Generation weitergeben. Service für Studierende • Mit dem Jobshadowing möchten wir den Studierenden wertvolle Informationen und Erfahrungen für den weiteren Berufsweg vermitteln. • Durch Vorträge, Firmenbesichtigungen u. ä. wird der Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen Jung und Alt weiter gefördert. • Die Alumni beteiligen sich ebenfalls als Förderer am Bildungsfonds der RWTH. Ausführliche Informationen:

Projekt „Jobshadowing“ Bieten Sie Studierenden für einen Tag Einblick in Ihr Unternehmen und Ihren Berufsalltag. Auf diese Weise können Sie

www.rwth-aachen.de/alumni

Impressum Herausgeber im Auftrag des Rektors: Stabsstelle Relationship Management 52056 Aachen Telefon +49 241 80-95585 und -94768 Fax +49 241 80-92392 E-Mail: alumni@rwth-aachen.de http://www.rwth-aachen.de/alumni Redaktionsleitung: Dietrich Hunold (dih) Redaktionelle Mitarbeit: • Anna Bremen, Dez. 3.0 - Presse und Kommunikation • Helga Hermanns, Freie Journalistin • Thorsten Karbach, Dez. 3.0 - Presse und Kommunikation • Renate Kinny, Dez. 3.0 - Presse und Kommunikation • Gesine Marks, Verband der TÜV e.V., Presse- und Öffentlichkeitsarbeit • Gabriele Renner, Dez. 3.0 - Presse und Kommunikation • Jeannette Schwerdt, proRWTH • Evelin Wölk, Fachbereich Presse und Marketing Stadt Aachen • Mischa Wyboris, IHK Aachen Verantwortlich: Angela Poth Layout: Kupferschläger Grafikdesign, Aachen

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Anzeigenleitung: print’n press Verlag GmbH Dresdener Str. 3 52068 Aachen Telefon +49 241 9450-312 Fax +49 241 9450-180 Anzeigenberatung: Liz Rüster Telefon +49 6132 434438 E-Mail: liz.ruester@web.de Druck: Vereinte Druckwerke GmbH, Neuss Auflage: 14.000 Erscheinungsweise: Zwei Mal jährlich. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. Titelbild: Dr. Jan Kemper, CFO der ProSiebenSat.1 Media SE. Foto: ProSiebenSat.1 Media SE ISSN 1864-5828


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