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Unvergessen! – Zum 90. Geburtstag Professor Klaus Schwabes

Unvergessen!

Zum 90. Geburtstag Professor Klaus Schwabes

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Eigentlich war Klaus Schwabe nie weg. Denn seit seiner Emeritierung hat er ein preisgekröntes Buch geschrieben, zahlreiche wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht und die internationale Politik in lokal und überregional erscheinenden Zeitungen kommentiert. Klaus Schwabe, geboren am 23. März 1932 in Berlin, ist ein Kriegskind und gehört damit der Generation 1945 an. Ihn prägte das Kriegsende nachhaltig, das er als Berliner Bombenflüchtling in Neuruppin/Brandenburg erlebte. Nur wenige Jahre nach Kriegsende verließ seine Familie die sowjetische Besatzungszone und zog nach West-Berlin. Er studierte Geschichte in Erlangen, an der FU in Berlin, an der Miami University in Oxford, Ohio, und in Freiburg i.Br.. Im Jahr 1972 erhielt er den Ruf an die Frankfurter Universität für Mittlere und Neuere Geschichte einschließlich der anglo-amerikanischen Geschichte. Acht Jahre später nahm er seinen Ruf als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der RWTH an. Hier machte er die Geschichte der europäischen Integration zu einem weiteren Forschungsschwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit. Klaus Schwabe ist weit über die science community hinaus bekannt. Viele Aachener kennen ihn als Referenten im Rahmenprogramm der Karlspreisverleihung, durch seine Fachbeiträge in der Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins und aus den Berichten über ihn in der lokalen Presse.

Festschrift mit Dreiklang

Klaus Schwabe, der von 1980 bis 1997 an der RWTH lehrte, prägte Generationen von Historiker*innen, Amerikanist*innen und Politolog*innen. Über 30 von ihnen interpretieren sein Lebenswerk unter dem Dreiklang „Amerika, Deutschland und Europa“ in einer Festschrift zu seinen Ehren. Damit ist sowohl die auf Rechtstaatlichkeit, Demokratie, Menschen- und Bürgerrechten basierende Wertegemeinschaft als auch die Rolle der amerikanischen Hegemonialmacht und die Bedeutung der europäischen Integration für Deutschland unter wechselnden internationalen Rahmenbedingungen gemeint. Ganz im Sinne Schwabes begnügen sich die Autoren nicht mit der historischen Perspektive. Sie fragen „quo vadis Europa?“, wollen Brexit und seine Folgen begreifen, suchen nach der Rolle Deutschlands im integrierten Europa, untersuchen eine mögliche deutsch-amerikanische Sonderbeziehung und beurteilen die sich verändernde US-Außenpolitik. Bestätigung findet auch der Ansatz von Klaus Schwabe: Seine Forschung hat uns die Welt der internationalen Beziehungen erklärt; er hat Orientierungswissen vermittelt. „Aus Geschichte lernen“ lautet sein Credo: Es verdammt noch Mal besser zu machen! Damit sich Geschichte nicht wiederholt, bedarf es, nach seiner festen Überzeugung, der Freiheit, das heißt, sich ohne Zwang, Druck und Vorgaben wissenschaftlich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Diese Anforderung, um den Beruf des Historikers überhaupt ausüben zu können, bezeichnet Schwabe als „Freiheit als Voraussetzung“, die nach seiner Meinung, unweigerlich zur „Freiheit als Wirkung“ wissenschaftlicher Beschäftigung mit Geschichte führt. Die freie Berufsausübung ist die Voraussetzung für den Historiker, Legenden, Mythen und Vorurteile der Menschen und Staaten zu entlarven, zu dekonstruieren und sich schließlich von ihnen zu befreien. Auf diese Weise kann die Arbeit des Historikers zwischen Menschen und Völkern versöhnend wirken und Frieden stiften. Die Festschrift ist am 27. Mai 2022 bei seiner akademischen Geburtstagsfeier im Beisein der aktuellen Lehrstuhlinhaberin für Geschichte der Neuzeit, Professorin Elke Seefried, und des Dekans der Philosophischen Fakultät, Professor Torsten H. Voigt, einem größeren Publikum vorgestellt worden.

Foto: Verlag Mainz

Amerika, Deutschland und Europa von 1917 bis heute. Festschrift zum 90. Geburtstag von Klaus Schwabe. Hrsg. v. Christian Bremen. 2 Bde., Aachen 2022. Foto: Harald Krömer, Medienhaus Aachen

Professor Klaus Schwabe ist durch seine publizistische Tätigkeit weit über die science community hinaus bekannt.