Jahresbericht 2020

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Foto: Peter Hinschläger


Thinking the Future Zukunft denken


Inhalt

Content

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Vorwort

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Foreword

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Grußwort des Ministerpräsidenten Armin Laschet

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A Special Message From Armin Laschet, Minister-President

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Profil

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Profile

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150 Jahre RWTH Aachen – Vom Polytechnikum zur Exzellenzuniversität Das Jubiläum in der Pandemie Die Exzellenzcluster Strukturwandel und REVIERa

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150 Years of RWTH Aachen – From Polytechnic Institute to University of Excellence The Anniversary During the Pandemic The Clusters of Excellence Structural Change and REVIERa

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Forschung

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Research

44 56 66

Ins Bild gesetzt: Forschungspersönlichkeiten Profilbereich Informations- und Kommunikationstechnologie JARA: Neuromorphes Computing

44 57 67

In Profile: Prominent Researchers The Information and Communication Technology Profile Area JARA: Neuromorphic Computing

72

Die RWTH in der Pandemie

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RWTH During the Pandemic

74 80 88 94 98 102 106

Interview mit Professor Aloys Krieg Lehren und Lernen in Zeiten von Corona Krisenmanagement Interview mit der Hochschulärztin Dr. Doris Keller Arbeiten in Zeiten von Corona Interview mit Professorin Verena Nitsch Alltag im Lockdown

75 81 89 95 99 103 107

Interview With Professor Aloys Krieg Teaching and Learning During the Corona Pandemic Crisis Management Interview With University Doctor Dr. Doris Keller Working During the Corona Pandemic Interview With Professor Verena Nitsch Lockdown Life

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Kalendarium

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Calendar

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RWTH Aachen Campus

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RWTH Aachen Campus

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Campus West: Die Vision eines nachhaltigen Forschungsquartiers

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Campus West: Our Vision for a Sustainable Research Quarter

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Hochschulrat-Sitzungen

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Board of Governors – Meetings

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Figures

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Figures

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Impressum

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Publishing Information


Professor Dr. rer. nat. Dr. h.c. mult. Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen University seit August 2018 Professor Dr. rer. nat. Dr. h.c. mult. Ulrich Rüdiger Rector of RWTH Aachen University since August 2018

Vorwort

Foreword Dear Readers,

Liebe Leserinnen und Leser, 2020 ist vermutlich ein für lange Zeit einschneidendes Jahr. Die Coronakrise brachte weltweit erhebliche Einschränkungen im gesellschaftlichen und privaten Leben mit sich, sie erforderte ein Umdenken und Anpassen in den Routinen und Arbeitsprozessen. Sie stellte das Lehren, Lernen und Forschen an der RWTH wie anderenorts vor enorme Herausforderungen. Auch die Aktivitäten anlässlich des 150-jährigen Hochschuljubiläums konnten nicht wie geplant stattfinden. Wir hatten vor, gemeinsam mit unseren Lehrenden, Beschäftigten und Studierenden, mit unseren Freundinnen und Freunden zu feiern. Nachdem das Jubiläumsjahr noch wie geplant mit der internen Eröffnungsfeier „Der Start“ in der Aula des Hauptgebäudes begann, folgten anschließend eine Reihe pandemiebedingter Absagen.

4 | Vorwort

2020 will likely go down as a game-changing year for some time to come. The coronavirus pandemic brought about considerable restrictions in social and private life all around the world and made us rethink and adapt our routines and work processes. It posed enormous challenges to teaching, learning, and research at RWTH, as it did elsewhere. The activities we had lined up to mark our University’s 150th anniversary could not take place as planned either. We really had been looking forward to celebrating this milestone with our instructors, employees, students, and friends. The anniversary year still began as planned with “The Start,” our private opening ceremony for employees in the Aula of the RWTH Main Building. Then, however, the pandemic meant that we had to cancel one event after another.

Foreword | 5


6 | Vorwort

Als COVID-19 im Februar 2020 endgültig Deutschland erreichte und der Kreis Heinsberg, nur rund 25 Kilometer Luftlinie von Aachen entfernt, zum Hotspot erklärt wurde, galt es auch an der Hochschule, der Verbreitung der Infektionen bestmöglich entgegenzuwirken. Die Maßnahmen und Reaktionen in diesem Zusammenhang sind wesentliche Themen dieses Jahresberichtes.

When, in February 2020, COVID-19 had definitely reached Germany, and the Heinsberg district – only about 25 kilometers from Aachen – was even declared a hot spot, we knew that we, as a University, also had to counteract the spread of the infection as best as possible. Our actions and reactions to the pandemic are substantial topics of this annual report.

Unter Hochdruck wurden seit dem Frühjahr 2020 die Voraussetzungen für das Onlinestudium und für viele Beschäftigte die Möglichkeit des Homeoffice geschaffen. Die digitale Transformation der Arbeits- und Studienprozesse gelang weitestgehend. Alle hielten zusammen und gaben ihr Bestes, damit die Funktionsfähigkeit unserer Hochschule gesichert wurde. So lässt sich festhalten, dass es in diesem schwierigen Jahr wie bisher gelang, herausragende Forschungsleistungen zu erbringen, Drittmittel auf einem hohen Niveau zu halten oder in Rankings gute Noten zu erreichen. Vor allem haben ungemein engagierte Lehrende und Studierende frühzeitig in digitaler Form den Lehrbetrieb wiederaufgenommen und fortentwickelt. Eine immense Leistung, die von allen Beschäftigten der Hochschule unterstützt wurde. Für diesen engagierten Einsatz möchte ich meinen herzlichsten Dank aussprechen.

Ever since the spring of 2020, we have been working very hard to create just the right conditions for our students to pursue their studies online and give many of our employees the option of working from home. The digital transformation of work and study processes was largely successful. The entire RWTH community came together and everyone did their best to ensure that RWTH could continue its operations. We are proud to say that in this challenging year, as in the past, we saw much outstanding research, maintained a high level of third-party funding, and performed well in different rankings. Above all, our incredibly committed instructors and students were ready to quickly resume and further develop teaching and learning activities – now in a virtual format. This is an immense achievement that was supported by all of the University’s employees. I would like to express my heartfelt thanks to everyone for their dedication and commitment.

Hohe Aktualität hatte im Jahr 2020 weiterhin der Strukturwandel im Rheinischen Revier – es gilt, mit innovativer Kraft Perspektiven für die Region zu entwickeln. Hier wird sich die RWTH mit ihren Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft für einen nachhaltigen Transformationsprozess des Reviers zu einer zukunftsfähigen Wirtschaftsregion mit internationaler Bedeutung für Forschung und Industrie einbringen.

Another prominent topic for us in 2020 was the ongoing structural change in the Rhenish mining area. Everyone’s innovative strength is called upon to develop new perspectives for our region here in the Rhineland. RWTH Aachen University, with its partners from science and industry, is poised to help guide the mining area’s transformation process, which will see it become an internationally significant, sustainable economic region for research and industry.

Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre – und bleiben Sie gesund!

I hope you enjoy reading about our exploits and please stay healthy!

Ihr

Sincerely,

Ulrich Rüdiger

Ulrich Rüdiger

Foreword | 7


Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes NRW seit Juni 2017 Armin Laschet, Minister-President

of North Rhine-Westphalia since June 2017

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Grußwort des Ministerpräsidenten Armin Laschet

A Special Message From Armin Laschet, Minister-President

Als 1870 die Königliche Rheinisch-Westphälische Polytechnische Schule zu Aachen gegründet wurde, ahnte sicher niemand, dass 150 Jahre später die RWTH Aachen zu den Exzellenzuniversitäten in Deutschland und zu den weltweiten Spitzenuniversitäten gehören würde. Beeindruckende Zahlen untermauern diesen Erfolg: Was mit 201 eingeschriebenen Studierenden begann, ist heute mit rund 47.000 Studierenden in 150 Studiengängen die größte Technische Universität im gesamten deutschsprachigen Raum, zählt zu den 100 besten Universitäten weltweit und liegt in zahlreichen anderen Bereichen in der Forschung und Lehre in der Spitzengruppe.

When the Royal Rhenish-Westphalian Polytechnic School in Aachen was founded in 1870, no one would have suspected that, 150 years later, RWTH would be one of the Universities of Excellence in Germany and among the top universities in the world. This success is reflected in some impressive figures. What started with 201 enrolled students is now the largest technical university in the entire German-speaking region, with around 47,000 students in 150 courses of study. It is among the 100 best universities worldwide and takes top positions in many other areas of research and teaching.

A Special Message | 9


Dieses besondere Jubiläum ist deshalb eine schöne Gelegenheit, auf diese 150 Jahre Erfolgsgeschichte in Forschung und Lehre in Aachen zurückzublicken. Unter dem Jubiläumsmotto „Lernen. Forschen. Machen.“ zeigt die RWTH sehr eindrucksvoll, dass sie sich neben exzellenter Forschung und Lehre auch durch ein Macher-Gen auszeichnet, was alleine im Jahr 2020 zu 75 Ausgründungen führte. Der Anspruch der RWTH bleibt wichtig: ein einzigartiges nationales und internationales Bildungs-, Forschungs- und Transferumfeld mit dynamischen Forschungsnetzwerken zu schaffen, das viele Grenzen überschreitet. Damit sorgt sie nicht nur für eine exzellente Ausbildung der wissenschaftlichen Fachkräfte von morgen, sondern sie ist auch ein wichtiger Partner bei der Bewältigung der großen Zukunftsfragen von heute. Ich denke da an den Strukturwandel rund um das Rheinische Revier, der für die Region, die angrenzenden Ballungsräume und für das ganze Land Nordrhein-Westfalen von zentraler Bedeutung ist, an Fragen des Umweltschutzes und einer klimaneutralen Energieversorgung, an geschlossene Ressourcenkreisläufe, an neue attraktive Wohn-, Arbeits- und Freizeitstandorte und an die Digitalisierung aller Lebensbereiche.

10 | Grußwort

This special anniversary is the perfect opportunity to look back at the 150-year success story in research and teaching in Aachen. In line with its anniversary motto, “Lernen. Forschen. Machen.,” RWTH impressively exemplifies excellence in teaching and research, but also proves its can-do spirit, which led to 75 spin-offs in 2020 alone. RWTH’s mission is important: pushing the envelope by creating a nationally and internationally unique environment for education, research, and knowledge transfer, boosted by many dynamic research networks. By pursuing this vision, RWTH not only provides an excellent education for the scientists and engineers of tomorrow, but it is also an essential partner in tackling the global challenges facing society today. I am specifically thinking about the structural change around the Rhenish mining area, which is vital to the region, the surrounding urban areas, and the entire state of North Rhine-Westphalia. And about other topics too, such as environmental protection and the climate-neutral supply of energy, the circular economy, attractive new residential, work, and leisure spaces, as well as the digitalization of all aspects of life.

All jenen, die zum Erfolg der RWTH Aachen beitragen und Antworten auf wichtige Zukunftsfragen finden, danke ich mit großem Respekt und gratuliere herzlich zum schönen Jubiläum. Darauf können Sie stolz sein. Ihr Erfolg ist auch ein Erfolg für die Stadt Aachen und für ganz Nordrhein-Westfalen.

I would like to express my gratitude to all those who contribute to RWTH’s success and are helping to solve those major global challenges. I warmly congratulate the University on the occasion of this special anniversary. This is something to be proud of. Your success is also a success for the city of Aachen and all of North Rhine-Westphalia.

Armin Laschet

Armin Laschet

A Special Message | 11


Profil Profile

Mit der Produktion des „Jubiläumsfilms“ wollten der Jubiläums-Lenkungskreis und Rektor Rüdiger ermöglichen, dass das Jubiläum mit der Premierenaufführung am 10. Oktober trotz räumlicher Trennung gemeinsam gefeiert werden konnte. By creating the anniversary movie, the anniversary steering committee and Rector Rüdiger wanted to give University members the opportunity to celebrate the occasion together while socially distancing. The movie was premiered on October 10.


Bei der Grundsteinlegung war ihre inhaltliche Ausrichtung noch nicht geklärt – nach Eröffnung der Polytechnischen Schule zu Aachen folgten schon bald die ersten Erweiterungen zur Technischen Hochschule. Die Gründungsgeschichte wurde in einem eigens geschriebenen kleinen Theaterstück aufbereitet. When the foundation stone was laid, the institution‘s specific educational focus was not yet fully established. A few years after the foundation of the Polytechnische Schule zu Aachen, it was expanded to become a technical university. The story of its foundation was dramatized in a short play specifically written for the anniversary.

150 Jahre RWTH Aachen – Vom Polytechnikum zur Exzellenzuniversität

150 Years of RWTH – From Polytechnic Institute to University of Excellence

Es ist Montag, der 10. Oktober 1870. In Artenay tobt im deutsch-französischen Krieg eine erbitterte Schlacht. In Aachen dagegen beginnt für eine Gruppe junger Menschen ein friedfertiger neuer Lebensabschnitt. Als Erste dürfen sie zur Vorbereitung auf ihre berufliche Zukunft eine innovative höhere Bildungseinrichtung besuchen: die „Königliche Rheinisch-Westphälische Polytechnische Schule zu Aachen“. In der sich gerade industrialisierenden Gesellschaft ergänzt sie den traditionellen humanistischen Bildungsansatz durch eine naturwissenschaftliche und praxisorientierte Ausrichtung.

It is Monday, October 10, 1870: a bitter battle is raging in Artenay, France in the midst of the Franco-German war. Meanwhile, in Aachen, a group of young people is entering a new and peaceful phase of their lives. They are the first to attend Aachen’s polytechnic, Königliche Rheinisch-Westphälische Polytechnische Schule zu Aachen, an innovative higher education institution that will prepare them for their professional future. In the industrializing society of the time, the institution expanded the traditional humanistic educational approach with one that is highly practical and oriented toward the sciences.

„Mens agitat molem“ transportiert diesen Anspruch in Stein gehauen – über dem Eingangsportal des Chemischen Laboratoriums. Offenbar trifft dieses Konzept auf einen Bedarf. Mit 201 Studierenden, Zuhörern und Hospitanten startet die Schule überaus erfolgreich in das erste Studienjahr 1870/1871. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnt: 150 Jahre später ist sie gemessen an der Studierendenzahl die größte Technische Universität im deutsch-

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sprachigen Raum und zählt zu den 100 besten Universitäten weltweit. Am 15. Mai 1865, dem Tag ihrer Grundsteinlegung, ist die inhaltliche Ausrichtung noch nicht vollends geklärt. Bei der Eröffnung weist die Schule dann bereits neun Fachbereiche aus: Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Pharmazie, Bauingenieurwesen, Vermessungstechnik, Maschinenbau und Hüttenwesen. Bergbau und Elektrotechnik folgen als erste Erweiterungen. Die Lehre ist von Beginn an entsprechend den bestehenden Universitäten wissenschaftlich strukturiert. Konsequenterweise erfolgt zehn Jahre nach Gründung die Umwidmung zur Technischen Hochschule, inklusive einer Rektoratsverfassung und dem Habilitationsrecht. Das Promotionsrecht als weiteren Meilenstein ihrer bildungswissenschaftlichen Emanzipation erkämpfen sich die Technischen Hochschulen erst zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Mens agitat molem, the mind moves the mass, which is carved in stone at the polytechnic’s chemical laboratory, embodies this fusion of scientific knowledge with practical purpose and the concept clearly seems to meet a need. The institution started its first academic year in 1870/1871 with a total of 201 students, and guest students. At that time, no one would have guessed that 150 years later, it would have turned into the largest technical university in

the German-speaking world in terms of student numbers and be among the 100 best universities in the world. The institution’s foundation stone was laid on May 15, 1865, but its specific educational focus was not yet fully established at that point. When it eventually opened, it already had nine departments: mathematics, physics, chemistry, biology, pharmacy, civil engineering, surveying, mechanical engineering, and metallurgy. Mining and electrical engineering followed as the first additions later on. From the very beginning, teaching was structured on a par with other universities. Consequently, ten years after its foundation, it was reestablished as a technical university, whose Rector’s office was bound by a University constitution and had the right to offer doctoral graduates the option to pursue a Habilitation (postdoctoral teaching qualification). Technical universities in Germany did not fight for the right to award doctorates until the end of the 19th century, marking a further milestone in their educational emancipation.

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Die RWTH auf dem Weg zum „Unternehmen Wissenschaft“ Ab 1898 ergänzt ein zweijähriger Studiengang für Handelswissenschaften das Lehrangebot. Er gilt als Keimzelle des Wirtschaftsingenieurwesens, der Begriff ist seinerzeit schon geläufig. Auch die Dozenten verfügen über Praxiserfahrung, die Verbindung von Theorie und Praxis ist ausdrücklich erwünscht und bereits als Erfolg versprechend erkannt. 1899 geht das Maschinenlaboratorium an den Start und setzt gleich einen Markstein auf diesem Weg. Sein erster Leiter ist Hugo Junkers. Er lebt zu dem frühen Zeitpunkt schon den interdisziplinären, integrierten Ansatz vor, der mehr als ein Jahrhundert später entscheidend war bei der erfolgreichen Exzellenzbewerbung. Die Inkarnation des RWTH-Mottos „Von der Idee zum Produkt“ ist die von dem Wissenschaftsunternehmer Junkers begründete Lufthansa. 1902 tritt die erste preußische Promotionsordnung in Kraft, gleichzeitig wird der „Diplom-Ingenieur“ als akademischer Grad eingeführt. Im Wintersemester 1909/10 schreiben sich die ersten beiden Studentinnen am Polytechnikum in Aachen ein, inzwischen hat das Preußische Kultusministerium auch Frauen den Zugang zu den Universitäten zugesichert. Ein Jahrzehnt später – ab 1921 – können Frauen in

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RWTH’s Journey to Becoming a “Scientific Enterprise” Deutschland habilitieren. 1923 habilitiert sich die erste Frau an der TH Aachen. Die Liberalität der Weimarer Demokratie trägt ermutigende Früchte. Der Nationalsozialismus setzt diesem kurzen Aufatmen ein jähes Ende, gefolgt von einer bleiernen Schwere im widerstandslosen Dienst des totalitären Unrechtregimes. Als Aachen am 21. Oktober 1944 kapituliert, ist das Hochschulgelände zu 70 Prozent zerstört – ebenso wie die wissenschaftliche Freiheit. Mit dem zweiten deutschen demokratischen Neubeginn startet Anfang Januar 1946 bereits wieder der Lehrbetrieb mit etwa 250 eingeschriebenen Studierenden. Die Dynamik des bundesrepublikanischen Wirtschaftswunders spiegelt sich unter anderem in der Nutzfläche der Hochschule. Sie wächst bis Anfang der 1960er-Jahre von 33.000 Quadratmetern vor dem Zweiten Weltkrieg auf 88.000 Quadratmeter. Zahlreiche Neubauten entstehen als Signal einer deutlichen Erweiterung der Forschungsaktivitäten und Lehrangebote. Und an keiner deutschen Universität steigen die Studierendenzahlen so rasant wie hier.

From 1898 onwards, the curriculum was expanded to include a two-year course of study in trade. This may well be considered the origin of industrial engineering; the term was already familiar at the time. Lecturers also had practical experience; mixing theory and practice was expressly desired and already recognized as a promising combination. In 1899, the Laboratory for Machine Tools was launched, immediately representing a milestone on this journey. Its first director was Hugo Junkers, who, even at this early stage, already exemplified the interdisciplinary, integrated approach, which, more than a century later, was decisive in RWTH’s successful application as a University of Excellence. Lufthansa, founded by the scientist-turned-entrepreneur Junkers, embodies the RWTH motto “From Idea to Product.” In 1902, the first Prussian doctoral regulations came into force and the academic degree of “Diplom-Ingenieur” was also introduced. In winter semester 1909/10, the first two female students enrolled at the polytechnic in Aachen, after the Prussian Ministry of Education and Cultural Affairs also guaranteed women access to universities. From 1921,

women could also pursue a Habilitation in Germany, with the first woman at TH Aachen, as the University was then known, successfully completing the post-doctoral lecturer’s qualification in 1923. The liberal democracy of the Weimar Republic was bearing encouraging fruit. The rise of the Nazis, however, put an abrupt end to this brief period of liberalization, which was followed by leaden heaviness in the unresisting service of the unjust totalitarian regime. When Aachen surrendered on October 21, 1944, 70 percent of the University site was destroyed – just like scientific freedom had been during the Nazi period. With the second new beginning for German democracy, teaching at the University recommenced with around 250 enrolled students at the start of January 1946. The drive of the German Federal Republic’s economic miracle some years later was reflected in the size of the University campus: by the early 1960s, it had expanded to 88,000 square meters, compared to 33,000 square meters before the Second World War. Numerous new buildings were constructed as a sign of a significant expansion of research activities and courses offered. And student numbers increased more rapidly here than at any other German university.

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Universität mit Leuchttürmen Ende 1960 ist sie die größte deutsche Technische Hochschule mit über 10.000 Immatrikulierten. Die seit 1922 bestehende Gliederung in vier Fakultäten besteht im Wesentlichen bis 1960 – allerdings erweitert in den 1950er-Jahren um zahlreiche neue Professuren und ein aufgefächertes Angebot in Lehre und Forschung entsprechend den sich verändernden Erfordernissen. Neue Fächer und neue Fakultäten begründen neue Strukturen. Die Elektrotechnik emanzipiert sich 1961 vom Maschinenbau, 1965 und 1966 runden die Einrichtung einer Philosophischen Fakultät und einer Medizinischen Fakultät die Ausrichtung einer Universität im klassischen Sinne ab. Seinerzeit leitet auch globalisierungsgetriebene Standortverlagerung das Sterben der „alten“ Industrien, sprich der Tuch-, Nadel- und Schwerindustrie, ein. Das Know-how der RWTH hilft nun, die „Technologielücke“ des Reviers bei der Restrukturierung zu schließen. Die auf Initiative der Industrie- und Handelskammer, kurz IHK, Mitte der 1970er-Jahre gestartete Kooperation zwischen RWTH und regionaler Wirtschaft rückt erstmals explizit die Gründungsthematik ins akademische Blickfeld und mit ihr das neue Zauberwort „Technologie- und Innovationstransfer“.

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University With Beacons Es kommt zu ersten sogenannten Spin-offs im IT-Bereich und zu einem bundesweit bahnbrechenden Kooperationsvertrag zwischen IHK und RWTH zur Förderung des Transfers. 2003 komplettieren Wirtschaftsingenieurstudiengänge samt der Professur „Wirtschaftswissenschaften für Ingenieure und Naturwissenschaftler“ mit dem Schwerpunkt Entrepreneurship das Portefeuille. Zu diesem Zeitpunkt stehen in Aachen bereits 239 Existenzgründungen zu Buche, fast ausschließlich von Absolventen und Absolventinnen der RWTH.

By the end of 1960, it was the largest German technical university, with over 10,000 enrolled students. From 1922 to 1960, the university was essentially divided into four faculties, even though numerous new professorships and a diversified range of teaching and research had already been added in the 1950s, in line with changing requirements. Then, however, new subjects and new faculties needed new structures. In 1961, electrical engineering broke away from mechanical engineering to become its very own discipline, and in 1965 and 1966, the establishment of a Faculty of Arts and Humanities and a Faculty of Medicine turned the institution into a traditional university.

first university spin-offs in the field of IT and a nationwide groundbreaking cooperation agreement between IHK and RWTH to promote transfer into practice. In 2003, the University’s portfolio was topped off with courses of study in industrial engineering and management, including the professorship for Business Administration and Sciences for Engineers and Natural Scientists with a focus on entrepreneurship. By this point, 239 new businesses had already been founded in Aachen, almost exclusively by RWTH graduates.

At that time, driven by globalization, relocations led to the death of the “old” industries in Aachen, in other words: the textile, needle, and heavy industries. RWTH’s expertise helped close the mining region’s apparent “technology gap” in the restructuring process. The cooperation between RWTH and the regional economy, which was instigated in the mid-1970s on the initiative of the Aachen Chamber of Industry and Commerce (IHK), explicitly focused on the topic of start-ups and the new magic words “technology” and “innovation transfer” for the first time. This led to the

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Leuchttürme der RWTH – der Blick nach Melaten zeigt links die Uniklinik, unten im Bild die Forckenbeckstraße mit den anliegenden Institutsgebäuden und rechts den Campus-Boulevard.

Beacons of RWTH – looking towards Melaten, you can see Uniklinik RWTH Aachen on the left. Forckenbeckstraße, with its various institute buildings, is visible at the bottom of the picture. On the right, you can see Campus Boulevard.

Drittmittelstärkste Universität

University With the Highest Third-Party Funds

Die RWTH ist 2019 bei einem Umsatz von erstmals über einer Milliarde Euro mit 427 Millionen Euro die drittmittelstärkste deutsche Universität, davon wiederum 103 Millionen Euro aus Industriekooperationen. Leuchtturmcharakter hat nicht zuletzt der hochdynamische Campus Melaten mit seinen zahlreichen immatrikulierten Unternehmen. Die außerordentlichen Erfolge der RWTH im Rahmen der Exzellenzinitiative und Exzellenzstrategie demonstrieren seit 2008 die hohe Wertschätzung des hybriden Konzepts von Wissenschaft und Praxis. Der Ansatz ist vor dem Hintergrund der rasanten Digitalisierung von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft aktueller denn je. Entsprechend sieht sich die RWTH auch in Zukunft einem nachhaltigen

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wechselwirksamen Innovations- und Technologietransfer mit Blick weit über die eigene Region hinaus verpflichtet. So lautet auch das Motto zum 150-jährigen Jubiläum in 2020 „Lernen.Forschen.Machen.“ Die Grundvoraussetzung dafür – die ständige Optimierung ihres Lehrangebots und seiner Vermittlung sowie die unabdingbare reflektierte Agilität in puncto Forschungsaktivitäten – wird sie konsequent weiterentwickeln. Dazu fühlt sie sich ihren Studierenden – im Wintersemester 2020/21 waren es 47.173, davon 12.477 internationale Studierende aus 138 Ländern –, ihren fast 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und nicht zuletzt der Gesellschaft gegenüber verpflichtet.

In 2019, with a budget of over one billion euros, RWTH generated third-party funding totaling 427 million euros, of which 103 million euros came from collaborations with industry. The total amount was the highest of all universities in Germany. The highly dynamic Melaten research campus, featuring numerous registered companies, has also been acting as a beacon to attract funds to put knowledge into practice. Since 2008, RWTH’s extraordinary success in the Excellence Initiative and Excellence Strategy has demonstrated how highly valued the hybrid concept of science and practice is. In light of the rapid digitalization of science, economy, and society, this approach is more relevant than ever.

Accordingly, RWTH is committed to delivering a sustainable, interactive transfer of innovation and technology to industry and society that extends far beyond the Aachen region. Appropriately, the motto of its 150th anniversary in 2020 is “Lernen. Forschen. Machen.” And to be able to accomplish exactly that, the University aims to continuously optimize the prerequisite conditions on campus, including its range of courses, teaching methods, while also, crucially, demonstrating agility and deliberation when it comes to its research activities. The University feels that this is its duty not only toward its students, who, in winter semester 2020/21 numbered 47,173 (with 12,477 international students from 138 countries), but also to its almost 10,000 employees and society as a whole.

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Das Jubiläum in der Pandemie

The Anniversary During the Pandemic

Die RWTH wollte gleichermaßen zurückschauen und den Blick in die Zukunft richten: „Wir hatten vor, das Hochschuljubiläum gemeinsam mit unseren Lehrenden, Beschäftigten und Studierenden, mit unseren Freunden und Freundinnen sowie allen, die neugierig auf uns sind, zu feiern“, sagt RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger rückblickend.

On its anniversary, RWTH wanted to both take a look back on the past but also look to the future, too: “We had planned to celebrate this very special birthday with our instructors, employees, students, friends, as well as everyone interested in getting to know us better,” says RWTH rector Professor Ulrich Rüdiger, looking back at last year.

Wie geplant konnte das Jubiläumsjahr noch mit der internen Eröffnungsfeier „Der Start“ Anfang Januar in der Aula des Hauptgebäudes beginnen. Vorausgegangen war ein intensiver Beteiligungsprozess mit allen an der Hochschule vertretenen Gruppen. In Workshops, Ideenmärkten und Arbeitsgruppen entstand ein Konzept mit unterschiedlichen Veranstaltungsformaten für das Jahr 2020. „Dann hat uns alle die Realität eingeholt, es folgten die pandemiebedingten Absagen“, bedauert Rektor Rüdiger.

The anniversary year started as planned with the opening celebration for staff, “The Start”, held in early January in the Aula of the RWTH Main Building. Representatives from all the different groups at the University were actively invited to contribute their ideas. In workshops, idea markets, and working groups, they developed a concept with various types of events for 2020. “And then reality caught up with all of us, and we had no choice but to cancel all the planned events due to the pandemic,” explains Rector Rüdiger with great regret.

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Im Januar 2020 konnte das Jubiläumsjahr noch planmäßig mit der internen Eröffnungsfeier „Der Start“ beginnen. The anniversary year started as planned with the opening celebration for staff, “The Start,” held in early January 2020.

Kein Risiko eingehen bei steigenden Infektionszahlen So war die Bühne für den Wissenschaftsabend „The New Fiction of Good Science – in Need of a Paradigm Shift?!” in der NRW-Landesvertretung in Berlin bereits dekoriert, am 11. März 2020 wollte hier unter anderem die Bundeskanzlerin Angela Merkel sprechen. Am Vorabend entschied die Hochschulleitung angesichts akut ansteigender Infektionszahlen, kein Risiko einzugehen und sagte das Event in Berlin ab. Es folgten weitere Absagen: Die Großveranstaltung „Das Fest“ war für den 20. Juni 2020 geplant. Bürgerinnen und Bürgern, Studierenden und RWTH-Beschäftigten sollte ein erlebnisreicher Querschnitt durch Forschung, Lehre und sonstige Aktivitäten der RWTH offeriert werden – mit abschließender Live-Musik auf einer großen Bühne auf

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Taking No Risks With Rising Infection Rates dem Templergraben am Abend. Auch dieses Format war nicht mehr verantwortbar, ebenso wie die Ausstellung zur Geschichte und Entwicklung der Hochschule mit der Stadt Aachen im Museum Centre Charlemagne. Die Ausstellung und auch der Alumni-Tag mit Gästen aus aller Welt wurden auf das Jahr 2021 verschoben. Allein die im Rahmen des Fahrradsommers mit der Stadt Aachen gemeinsam entworfenen Radfahrten „Tour de Science“, die digitale Ausrichtung des wissenschaftlichen Nachwuchswettbewerbs Falling Walls Labs mit den Universitäten Düsseldorf, Köln und Bonn sowie des Forschungszentrums Jülich und das seitens „Medien für die Lehre“ entwickelte Onlinequiz „Quizziläum“ – mit freundlicher Unterstützung von Jubiläumshauptsponsor Generali Deutschland AG – konnten umgesetzt werden.

The stage had already been decorated for the science evening “The New Fiction of Good Science – in Need of a Paradigm Shift?!” at the NRW State Representation Building in Berlin; the line-up of speakers on March 11, 2020, even included German Chancellor Angela Merkel. However, the evening before the event University Management decided not to take any risks and canceled the event in Berlin in light of the rising infection rates. More events had to be canceled after that: The big local event, “The Festival,” was originally scheduled for June 20, 2020. Residents of Aachen, students, and RWTH employees had been looking forward to an exciting presentation of research, teaching, and other activities at RWTH, which was to conclude in an evening with live music on a big stage at

Templergraben (the street of the Main Building). Under the circumstances, however, this kind of event could not be held either. The same was true for the exhibition on the University’s history and development, which had been jointly organized with the city of Aachen at the Centre Charlemagne museum. The exhibition and Alumni Day, with guests from all over the world, were postponed to 2021. The only activities that could be held were the Tour de Science cycling tours, organized as part of the Aachen Summer of Cycling initiative, the virtual Falling Walls Labs competition for earlycareer researchers, jointly hosted with the universities of Düsseldorf, Cologne, and Bonn as well as Forschungszentrum Jülich, and the “Quizziläum” online quiz developed by Media for Teaching (MfL) with the kind support of the anniversary’s main sponsor Generali Deutschland AG.

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Der Jubiläumsfilm mit den bekannten Moderatoren Shary Reeves und Ralph Caspers gibt Einblick in die aktuelle Forschung der RWTH – er ist auf dem RWTH-YouTube-Kanal weiterhin abzurufen. The anniversary movie, with TV hosts Shary Reeves and Ralph Caspers, offers insights into current research at RWTH. It is available on YouTube.

Die Show wird zum Film Der eigentliche Geburtstag, der 10. Oktober als Tag der ersten Vorlesung im Jahr 1870, sollte mit „Die Show“ gebührend gefeiert werden. Ersatzlos verstreichen lassen wollte der Lenkungskreis des Jubiläums diesen Tag aber nicht – die Show wurde zum Film. Der „Jubiläumsfilm“ mit den Moderatoren Shary Reeves und Ralph Caspers, bekannt aus TV-Formaten, bietet nun faszinierende Einblicke in die Spitzenforschung der RWTH. Leitmotiv aller Beteiligten bei der Auswahl der Themen war die Nachhaltigkeit – von der Bioraffinerie über das autonome Fahren bis zur vernetzten Fabrik, oftmals vor der Kamera erläutert von begeisterten jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Hochschule. Zu sehen ist auch Ministerpräsident Armin Laschet, der ein Grußwort sprach, Ralph Caspers blickte mit Krone auf dem Haupt auf die Gründungsgeschichte rund um Kronprinz Friedrich Wilhelm und die Keynote hielt RWTH-Alumna Mai Thie Nguyen-Kim, die kurz vor der Filmproduktion für ihre engagierte Wissenschaftskommunikation den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland erhalten hatte.

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From Live Show to Movie Erstmals zu hören ist im Film außerdem die Jubiläumssymphonie der RWTH. Komponiert hat sie ein weiterer Alumnus, der Komponist und Toningenieur Renzo Vitale. Der Text stammt aus der Feder von RWTH-Kanzler Manfred Nettekoven, eingespielt und eingesungen wurde die Symphonie „Place To Remember“ mit dem Collegium Musicum unter der Leitung von Tobias Haussig. Der einstündige Film feierte dann am 10. Oktober 2020 um 20.15 Uhr in einer kleinen Sondervorstellung in der Aula des Hauptgebäudes und parallel dazu auf der Videoplattform YouTube Premiere. „So ist es der RWTH doch noch gelungen, trotz räumlicher Trennung gemeinsam das Hochschuljubiläum zu feiern“, betonte der Rektor. Der Film wurde mittlerweile unter anderem ins Chinesische und in Gebärdensprache übersetzt und mehr als 40.000-mal abgerufen. Er ist weiterhin auf dem YouTube-Kanal der RWTH zu sehen.

The University’s actual birthday, October 10, the day of the first lecture in 1870, was supposed to have been celebrated in style with “The Show.” The pandemic was still in full swing, thus, unable to carry out its plans, the anniversary steering committee did not want to let the day pass by unmarked – so the live show was turned into a movie. This anniversary movie, with TV hosts Shary Reeves and Ralph Caspers, is available on YouTube and offers a fascinating look at cutting-edge research at RWTH. The topics selected by all participants are themed around sustainability – from biorefineries and autonomous driving to networked factories, often explained on camera by enthusiastic young university researchers. NRW Minister President Armin Laschet gives an opening speech, Ralph Caspers, with a crown on his head, looks at the founding history of the University revolving around Crown Prince Friedrich Wilhelm, and the keynote is given by RWTH alumna Mai Thie NguyenKim, who had received the Order of Merit of the Federal Republic of Germany for her dedication to science communication shortly before the film was produced.

Viewers also get to experience RWTH’s anniversary symphony, composed by another alumnus, composer and sound engineer Renzo Vitale, with lyrics by RWTH‘s chancellor Manfred Nettekoven. The symphony called “Place To Remember,” was played and sung by the Collegium Musicum University Choir and Orchestra, led by Tobias Haussig.

The one-hour movie was premiered on October 10, 2020, at 8:15 p.m. at a small exclusive screening in the Aula in the Main Building and was live-streamed on YouTube. “This way, we were able to celebrate RWTH’s anniversary together, even though we could not all be in the same room,” says the Rector. The film has now been translated into many languages, including Chinese and sign language, and viewed more than 40,000 times. It is still available on the RWTH YouTube channel.

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Professor Christian Brecher vom WZL und Informatiker Professor Matthias Jarke sind Sprecher und stellvertretender Sprecher des Exzellenzclusters „Internet of Production“, kurz IoP genannt (von rechts). Professor Christian Brecher from the Laboratory for Machine Tools and Production Engineering (WZL) and computer scientist Matthias Jarke are the spokespersons of the Internet of Production Cluster of Excellence, IoP for short.

Die Exzellenzcluster

The Clusters of Excellence

Internet of Production

Internet of Production

In der modernen Produktionstechnik sind große Mengen an Daten vorhanden. Diese sind jedoch weder einfach zugänglich, noch interpretierbar oder so vernetzt, dass daraus effektiv Wissen generiert werden kann. Der Exzellenzcluster „Internet of Production“, kurz IoP, baut auf dem Exzellenzcluster „Integrative Produktionstechnik für Hochlohnländer“ auf, ergänzt dessen Ergebnisse um datengetriebene Ansätze der Informatik, Managementmethoden und Geschäftsmodelle. Die Arbeit erfolgt in „Cluster Research Domains“ zu Infrastruktur, Entwicklung, Produktion und Nutzung, diese werden über Anwendungsfälle verzahnt. Angestrebt wird ein „World Wide Lab“ als Grundlage einer neuen Ära der Produktion. Diese Vision trifft auf erhebliche soziale, wirtschaftliche und politische Herausforderungen. Daten müssen angepasst an die Interessen, Kulturen und Kompetenzen der enormen Diversität von Nutzern erhoben und präsentiert werden, um wirklich Wert zu schaffen. Sogenannte „Digitale Schatten“ sind Kernkonzept der Infrastruktur des Exzellenzclusters, sie werden für interdisziplinäre Einzelaufgaben der Produktionstechnik und Materialwissenschaft entwickelt. Digitale Schatten kombinieren modell- und datengetriebene Ansätze, verdichten Daten und passen deren Darstellung an die Benutzerperspektiven an. Durch die kompakte Darstellung lassen sich Digitale Schat-

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ten mit geringer Belastung der Kommunikationsnetze schnell zwischen maschinennahen und zentralen Rechnern verschieben oder sogar im Netz berechnen. Digitale Schatten sind wertvolle Einheiten von Serviceaustausch und Handel, erfordern aber besondere IT-Sicherheit und Datenschutz. Die Infrastruktur des RWTH Campus ermöglicht die Evaluation und Demonstration des World-Wide-Lab-Konzeptes am Beispiel von Fallstudien. In einer Pipeline konnten örtlich verteilte Gruppe von Instituten ihre Daten in einem gemeinsamen „Data Lake“ semantisch verknüpfen, daraus und aus ihren jeweiligen mathematischen Methoden Digitale Schatten generieren, diese flexibel und sicher im Netz cloudbasiert oder maschinennah nutzbar machen. Im Exzellenzcluster erfolgen Informationsaustausch und Technologietransfer mit deutschen und europäischen Initiativen wie der International Data Space Association, der geplanten GAIA-X-Infrastruktur sowie Infrastrukturanbietern, etwa Siemens Mindsphere, Amazon Web Services oder SAP Hana.

Large quantities of data are generated by modern production technology. These data, however, are not easily accessible, cannot be easily interpreted, nor are they sufficiently interconnected to effectively create knowledge. The Cluster of Excellence Internet of Production IoP continues the successful work of the Cluster of Excellence Integrative Production Technology for High-Wage Countries by expanding the key research activities including data-driven approaches to computer science, management methods and business models. The work is conducted in so-called Cluster Research Domains on infrastructure, development, production and use, which are interlinked via use cases. The aim is to develop a World Wide Lab as the basis for a new era of production. This vision faces considerable social, economic, and political challenges. Data must be collected and presented in a manner that is tailored to the interests, cultures, and skills of the huge range of users in order to truly create value. So-called “digital shadows” are the core concept of the Cluster of Excellence’s infrastructure and are developed for specific interdisciplinary tasks in production technology and materials science. Digital shadows combine model-based and data-driven approaches, compress data, and adapt the representation of these data to the user’s perspective. The

compact representation means digital shadows can be moved quickly between machine-level (“edge”) and centralized computers (“cloud”) without placing undue stress on communication networks, or they can even be calculated from within the network. Digital shadows are valuable units of service exchange and commerce, but they require special IT security and data protection. The infrastructure made available on RWTH Aachen Campus enables the World Wide Lab concept to be evaluated and demonstrated using case studies as examples. With the help of a so-called pipeline, groups of institutes at different locations were able to semantically link their data in a common “data lake” and thus, in combination with mathematical methods, to generate digital shadows. These can be used flexibly and safely in the network, either cloud-based or edge-based. In the Cluster of Excellence, information is exchanged and technology transferred between German and European initiatives, such as the International Data Space Association, the planned GAIA-X infrastructure, and infrastructure providers such as Siemens Mindsphere, Amazon Web Services, or SAP Hana.

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Arbeitsfelder des Fuel Science Center sind Chemie und Biologie, die Aggregatebene, Verfahrens- und Motorentechnik oder auch Analysen des Gesamtsystems. The Fuel Science Center’s areas of work range from the molecular level, such as in chemistry and biology, to the aggregate level, such as in process and engine technology, also including analysis of the entire system.

Fuel Science Center Zu den größten Herausforderungen unserer Gesellschaft gehört die steigende Nachfrage nach Energie und damit die Notwendigkeit, fossile Energieversorgung durch klimaneutrale Lösungen zu ersetzen. Nicht-fossile Energietechnologien stehen immer mehr zur Verfügung, dadurch eröffnen sich Möglichkeiten, die Schnittstelle zwischen Energie- und Materialwertschöpfungsketten für eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Der Exzellenzcluster „Fuel Science Center“ (FSC) will grundlegendes Wissen und neuartige Methoden in der Entwicklung nachhaltiger technischer Lösungen im Bereich alternativer Kraftstoffe schaffen. Flüssige Kraftstoffe mit hoher Dichte sollen durch die Integration von erneuerbarem Strom in Kombination mit biobasiertem Kohlenstoff und CO2 bereitgestellt werden. Diese „Bio-Hybrid-Kraftstoffe“ ermöglichen schließlich innovative Motorkonzepte für eine hocheffiziente und saubere Verbrennung. Hierzu treffen sich in FSC Forscherinnen und Forscher verschiedener Disziplinen, insbesondere der Natur-, Ingenieurund Sozialwissenschaften: 24 RWTH-Institute beziehungs-

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Fuel Science Center weise -Lehrstühle, drei Institute des Forschungszentrums Jülich, das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung und das Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion sind gemeinsam mit Forschungseinrichtungen weltweit involviert. Die Forschungsfelder reichen von der Molekülebene wie in Chemie und Biologie über die Aggregatebene etwa in der Verfahrens- und der Motorentechnik bis hin zur ökologischen, ökonomischen und sozialen Analyse des Gesamtsystems. Die Vernetzung ist von großer Bedeutung für die Arbeit im Cluster. Im Rahmen der jährlichen Konferenz „Fuel Science – From Production to Propulsion“ wird über die Herausforderungen der Entwicklung neuer Kraftstoffe aus regenerativen Energie- und Kohlenstoffquellen diskutiert. 2020 fand die achte Ausgabe als Onlinekonferenz mit hoher Beteiligung statt. Ein Höhepunkt war eine Session der University of Alberta zum Forschungsprogramm „Future Energy Systems“.

One of the biggest challenges we face as a society is the growing demand for energy and therefore the need to replace fossil fuels with climate-neutral solutions. The increasing availability of non-fossil energy technologies opens unprecedented possibilities to re-design the interface of energy and material value chains towards a sustainable future. The Fuel Science Center Cluster of Excellence (FSC) seeks to establish fundamental knowledge and new methods for developing sustainable technological solutions in the field of alternative fuels. The aim is to make high-density liquid fuels available by integrating renewable electricity combined with bio-based carbon and CO2. These “bio-hybrid fuels” ultimately enable innovative engine concepts for highly efficient and clean combustion to be developed.

for Chemical Energy Conversion are working together with research institutes around the world. The areas of research range from the molecular level, such as in chemistry and biology, to the aggregate level, such as in process and engine technology, to the ecological, economic, and social analysis of the entire system. Networking is essential for working in the cluster. At the annual conference, Fuel Science – From Production to Propulsion, participants discuss the challenges of developing new fuels from renewable energy and carbon fuel sources. In 2020, the eighth session was held as an online conference with a high number of participants. One highlight was a session given by the University of Alberta on the Future Energy Systems research program.

To this end, researchers from various disciplines, particularly natural, engineering and social sciences, combine their expertise at the FSC: 24 RWTH institutes and departments, three Forschungszentrum Jülich institutes, the Max-PlanckInstitut für Kohlenforschung, and the Max-Planck-Institute

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Bei vielen Arten von Quantencomputern sowie Experimenten zum Quantenrechnen kommen Verdünnungskühler zum Einsatz, um Temperaturen von etwa 0,1 °C über dem absoluten Nullpunkt von -273 °C zu erreichen. Ein solcher Kühler wird auch im Forschungszentrum Jülich genutzt (im Bild). Im Rahmen des EUQuanten-Flaggschiff-Projektes „OpenSuperQ“ entsteht auf dem Campus der RWTH-Partnereinrichtung ein Quantencomputer mit 50 bis 100 supraleitenden Qubits. Ähnliche Geräte werden auch an der RWTH sowie innerhalb von ML4Q eingesetzt. Many types of quantum computers and quantum computing experiments use dilution refrigerators as shown here to operate at temperatures of about 0.1°C above absolute zero, or -273 °C. This particular one is located at RWTH‘s partner institution, Forschungszentrum Jülich, where a quantum computer with 50 to 100 superconducting qubits is being developed in the OpenSuperQ EU QuantumFlagship project. Several similar instruments are also being operated at RWTH and used within ML4Q.

Matter and Light for Quantum Computing

Matter and Light for Quantum Computing

Das Rechnen mit Bits wird dem Bedarf an leistungsfähiger Technologie nicht mehr gerecht. Quantencomputer könnten zur Lösung beitragen, in ihnen werden Informationen durch Quantenzustände anstelle diskreter Zahlen repräsentiert. Der Transistor wird dazu durch ein Objekt mit Quanteneigenschaften ersetzt, beispielsweise ein Elektron, Atom oder einen bei Temperaturen knapp über dem absoluten Nullpunkt widerstandlosen Schaltkreis. Das daraus resultierende Quantenbit – oder auch Qubit – kann wie das Bit den Zustand 1 oder 0 annehmen, aber auch gleichzeitig im Zustand 1 und 0 sowie in theoretisch unendlichen Zuständen dazwischen sein. So können Quantenrechner Rechenschritte simultan durchführen und versprechen Rechenleistungen weit jenseits klassischer Computer. Die Vision des Exzellenzclusters „Matter and Light for Quantum Computing“, kurz ML4Q, ist, möglichst optimal arbeitende Quanten-Recheneinheiten zu realisieren und die Grundlagen zu schaffen, um diese zu leistungsfähigen Systemen und Netzwerken verbinden zu können.

Computing with bits no longer meets the needs of high-performance technology. Quantum computers could be part of the solution; information is represented by quantum states instead of discrete figures. To do so, the transistor is replaced with an object with quantum properties, for example an electron, an atom, or a resistance-free circuit at temperatures above absolute zero. Like a bit, a quantum bit, or qubit, can hold a value of 1 or 0, but also 1 and 0 at the same time, as well as theoretically infinite values in-between. This means quantum computers can perform computing steps at the same time and offer processing performance far beyond the abilities of a classic computer. The vision of the Cluster of Excellence Matter and Light for Quantum Computing, ML4Q, is to create the best possible working quantum computing units and lay the groundwork to connect them to high-performing systems and networks.

Quantenzustände sind äußerst störanfällig und zerfallen leicht in den klassischen Zustand. Dieses Phänomen wird als Dekohärenz bezeichnet. Elementare Logikoperationen

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sind daher oft fehlerhaft. Derzeit misslingt auch bei den am weitesten entwickelten Systemen jede hundertste Operation mit zwei Qubits. Um die Störanfälligkeit und die Fehlerrate zu minimieren, werden zwei Lösungsansätze verfolgt. Im ersten versucht man bessere Qubits zu bauen, im zweiten sollen durch Fehlerkorrektur mit fehlerhaften Qubits zuverlässige Ergebnisse erzielt werden. ML4Q kombiniert in einem ganzheitlichen Ansatz beide Optionen und untersucht zwei Arten von Qubits: Majorana-Qubits mit dem Potenzial, durch topologische Effekte eine bahnbrechende Immunität gegen Dekohärenzeffekte zu erzielen, und siliziumbasierte Quantenpunkte als ein mit der heutigen Halbleitertechnologie gut kompatibler Ansatz. Die Forschung erfolgt in vier Schwerpunktbereichen. Zunächst werden Majorana-Quasiteilchen realisiert, die sich als Träger von Quanteninformation eignen. Aus diesen entstehen im zweiten Schritt Majorana-Qubits. Messprozesse und Konzepte zur Fehlerkorrektur folgen. Abschließend wird die Verbindung verschiedenartiger Qubits und die Theorie von Quantennetzwerken entwickelt. In ML4Q forschen gemeinsam mit der RWTH die Universitäten Köln und Bonn sowie das Forschungszentrum Jülich.

Quantum states are extremely fragile and disintegrate easily into the ‘classical’ state. This phenomenon is referred to as decoherence. As a result, basic logic operations are often error-prone. Currently, every 100th operation with two qubits fails, even with the most highly developed systems. In order to minimize the susceptibility to errors and the error rate, two

approaches are being pursued. The first is attempting to create better qubits, and the second is correcting errors with imperfect qubits to achieve reliable results. Using a holistic approach to combine both options, ML4Q is looking at two types of qubits: Majorana qubits, which have the potential to achieve groundbreaking immunity against decoherence due to topological effects, and silicon-based quantum dots as an approach that is well compatible with today’s semiconductor technology. Research is conducted in four main areas. First, Majorana quasiparticles are created, which are suitable for carrying quantum information. These particles are then used to create Majorana qubits. Subsequently, measurement processes and concepts to correct errors are developed. Finally, the connection of various types of qubits and the theory of quantum networks is developed. In ML4Q, RWTH conducts joint research with the universities of Cologne and Bonn and Forschungszentrum Jülich.

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Der Tagebau Hambach ist der größte Braunkohletagebau im Rheinischen Revier. Mit 267 Metern unter Normalhöhennull bildet er die tiefste künstliche Senke in NRW. Hambach Mine is the largest opencast lignite coal mine in the Rhenish mining area. The ground of the pit is 267 meters below Standard Zero, making the mine the deepest artificial point in North-Rhine Westphalia.

Strukturwandel und REVIERa

Structural Change and REVIERa

Ende der Braunkohle in Sicht

End of Lignite in Sight

Das Land Nordrhein-Westfalen steht derzeit vor der vielzitierten Jahrhundertaufgabe: Im Zuge des Kohleausstiegs muss die Braunkohlegewinnung und -verstromung im Rheinischen Revier bis zum Jahr 2038 eingestellt werden. In knapp 20 Jahren soll der Energiebedarf der Bevölkerung komplett aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Darüber hinaus sind neue wirtschaftliche Perspektiven für die Region zu entwickeln, um Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern. Der damit verbundene Strukturwandel wird von der Regierung unterstützt und begleitet. Er hat bereits begonnen – Ende 2020 hat das Kraftwerk Bergheim-Niederaußem einen Teil seiner Anlagen vom Netz genommen. Die Zukunftsagentur Rheinisches Revier, beauftragt von der Landesregierung, entwickelte das „SofortprogrammPLUS“, um den Einstieg in den Strukturwandel zu ermöglichen. Ziel ist, kurzfristig Projekte in NRW umzusetzen, die schnell für neue Arbeitsplätze sorgen und sichtbare Zeichen im Strukturwandel setzen. Außerdem sollten die Vorhaben zur Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur und Verbesserung der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts beitragen. Darüber hinaus müssen die Vorhaben den Nachhaltigkeitszielen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie entsprechen.

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Ein Drittel der insgesamt 83 vorgeschlagenen Projekte steht unter Federführung oder Beteiligung der RWTH. Auf diesem Weg möchte sich die Hochschule gemeinsam mit ihren Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft in den Bereichen Infrastruktur und Mobilität, Energie, Industrie, Agrobusiness und Ressourcen, Innovation und Bildung und Künstliche Intelligenz engagieren, um einen erfolgreichen Transformationsprozess in der Region zu unterstützen. In einem mehrstufigen Verfahren als so genanntem DREI-STERNE-Verfahren, das zur Auswahl und Weiterentwicklung aussichtsreicher Strukturwandelprojekte dient, qualifizierten sich 2020 von den vorliegenden Projektideen schon rund zwei Drittel. Die RWTH ist an einer Vielzahl der bisher durch einen dritten Stern qualifizierten Vorhaben beteiligt. „Was mich besonders freut: Fünf Zukunftsprojekte haben den Auswahlprozess Ende 2020 vollständig abgeschlossen“, kommentierte Andreas Pinkwart, NRW-Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie. Besonders wichtig sei dabei die Rolle von Forschung und Innovation sowie eine vorausschauende Raumentwicklung.

The State of North Rhine-Westphalia is currently facing the mission of the century: It must stop extracting lignite and using it to generate power as part of its plans to phase out coal in the Rhenish mining area by 2038. The aim is to cover the energy demands of the population using only renewable energy sources in a timeframe of just under 20 years, while developing new economic perspectives for the region in order to create and secure jobs. The government is supporting and assisting the region in this structural change, which has already begun. For example, at the end of 2020, the Bergheim-Niederaußem power station disconnected part of its units from the grid. Commissioned by the state government, the Zukunftagentur Rheinisches Revier initiative developed SofortprogrammPLUS, a program to facilitate the transition to structural change. The program aims to implement projects in NRW that quickly create new jobs and clearly indicate that structural change is underway. In addition, the projects are also expected to help diversify the economic structure and make the region more attractive as a center of commerce and industry. Furthermore, the projects must conform to the sustainability goals of Germany’s Sustainable Development Strategy.

RWTH either manages or is involved in a third of a total of 83 proposed projects. In order to support the successful transformation process in the region, the University and its scientific and economic partners will contribute to the fields of infrastructure and mobility, energy, industry, agribusiness and resources, innovation and education, as well as artificial intelligence. As part of a multi-step approach, the so-called “THREESTAR process” (DREI-STERNE-Verfahren), which is used to select and further develop promising structural change projects, around two thirds of the project ideas presented were already approved in 2020. RWTH is involved in many of the projects that have already received a three-star rating. “I am particularly delighted that five future-oriented projects successfully completed the selection process at the end of 2020,” said Andreas Pinkwart, NRW Minister of Economic Affairs, Innovation, Digitalization and Energy. The role of research and innovation as well as forward-looking regional development are particularly important, according to Pinkwart.

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Im BMBF-Projekt NEUROTEC wird vom Bauteil über Schaltkreise bis hin zur Anwendung geforscht. The BMBF project NEUROTEC conducts research on neuromorphic computers, from basic components such as memristive circuits through to applications.

RWTH-Zukunftsprojekte im Überblick 1. Mit dem Aufbau des Fraunhofer-Instituts für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG werden an den Standorten Aachen und Weisweiler optimale Rahmenbedingungen geschaffen, um im Rheinischen Revier das Potenzial zur Nutzung der Tiefenwärme im Fernwärmenetz zu erkunden und in die Umsetzung zu bringen. Gemeinsam wollen die RWTH und das Fraunhofer IEG an der Erkundung und nachhaltigen Nutzung neuer Georessourcen forschen. Dazu übernahm Professor Peter Kukla, Leiter des Geologischen Instituts der RWTH, die Verantwortung für den Aufbau des Fraunhofer IEG Standortes Aachen. Zudem entsteht in Weisweiler ein Großlabor für tiefengeothermische Technologien zur Wärme-, Kälte- und Stromerzeugung.

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Overview of RWTH’s Future-Looking Projects 2. Die DLR-Forschungseinrichtung „Technologien für Kleinflugzeuge“ am Standort Aachen/Merzbrück wird im Rheinischen Revier mit dem Ziel der vollumfänglichen Praxistauglichkeit die Themen Elektrisches Fliegen und Urban Air Mobility, also Luftfahrzeuge für den Nahverkehr, erforschen. Damit werden Zukunftsperspektiven für den Mobilitäts- und Luftfahrtstandort Rheinisches Revier geschaffen. Interdisziplinär sollen hier Forschungen zu den Themenbereichen Entwurf, Fertigung, nachhaltige Antriebe und Automatisierung zusammengeführt werden.

1. The establishment of the Fraunhofer Institution for Energy Infrastructures and Geothermal Power (IEG) in Aachen and Weisweiler creates ideal conditions to investigate and exploit the potential of geothermal heat for the district heating system in the Rhenish mining area. RWTH and Fraunhofer IEG want to jointly research the exploration and sustainable use of new georesources. To this end, Professor Peter Kukla, head of RWTH’s Institute of Geology, oversaw the development of the Fraunhofer IEG site in Aachen. Furthermore, a large-scale laboratory for deep geothermal technologies for heating, cooling, and power generation is being established in Weisweiler.

2. The DRL Small Aircraft Technology research facility at the Aachen/Merzbrück Airfield will conduct research in the Rhenish mining region to determine the practicality of electric flight and urban air mobility, such as aircraft for local transport, thereby creating future perspectives for the region as a hub for mobility and aviation. The aim is to bring together research across disciplines on the topics of design, production, sustainable propulsion systems, and automation.

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Das Großkammer-Rasterelektronenmikroskop im Gemeinschaftslabor für Elektronenmikroskopie der RWTH ergänzt die Geräte des Ernst Ruska-Centrums in Jülich. The large chamber scanning electron microscope of RWTH’s Central Facility for Electron Microscopy complements the equipment at the Ernst Ruska-Centre in Jülich.

3. Im Projekt NEUROTEC II intensivieren die RWTH Aachen und das Forschungszentrum Jülich im Rahmen der Jülich Aachen Research Alliance (JARA) ihre Forschung an neuromorphen Rechnern, die in ihrer Funktionsweise dem menschlichen Gehirn nachempfunden sind. Die Technologie ermöglicht die Handhabung großer Datenmengen und damit signifikante Fortschritte in den Bereichen künstliche Intelligenz und Internet der Dinge. Somit ergeben sich Möglichkeiten für neue Lösungen und Geschäftsmodelle etwa beim autonomen Fahren, in der Industrie 4.0 oder im smart home, die als Wachstumstreiber für Wertschöpfung und Beschäftigung sorgen. Die gemeinsame Arbeit von RWTH und Forschungszentrum Jülich im Projekt NEUROTEC wird im Kapitel „JARA: Neuromorphes Computing“ näher ausgeführt.

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4. Mit dem Ernst Ruska-Centrum für Mikroskopie und Spektroskopie (ER-C) gründeten RWTH und Forschungszentrum Jülich eine JARA-Forschungsinfrastruktur für atomar auflösende Elektronenmikroskopie und -spektroskopie auf international höchstem Niveau. Durch den Ausbau des ER-C können neue Analysemethoden eingesetzt werden, um den Aufbau von Stoffen auf molekularer oder atomarer Ebene zu untersuchen. So können in Zusammenarbeit mit der Industrie elementare Funktionen neuer Werkstoffe auf ihre Anwendbarkeit in der Energiewandlung und -speicherung oder Medikamente für die Behandlung von Krankheiten untersucht und in neue Geschäftsmodelle überführt werden.

3. As part of the Jülich Aachen Research Alliance (JARA), RWTH, and Forschungszentrum Jülich are joining forces in the NEUROTEC II project to step up their research on neuromorphic computers, which mimic the function of the human brain. The technology can handle large quantities of data, enabling significant advances in artificial intelligence and the Internet of Things. This offers opportunities to develop new solutions and business models, such as for autonomous driving, in Industry 4.0, or in smart homes, creating added value and boosting employment. The joint activities of RWTH and Forschungszentrum Jülich in the NEUROTEC project are outlined in more detail in the chapter “JARA: Neuromorphic Computing.”

4. RWTH and Forschungszentrum Jülich established the Ernst Ruska Center for Microscopy and Spectroscopy (ER-C) to provide JARA with a research infrastructure for atomic resolution electron microscopy and spectroscopy at the highest international level. By expanding ER-C, new analysis methods can be used to examine the structure of substances at the molecular or atomic level. In cooperation with industry, this allows basic functions of new materials to be explored for their use in energy conversion and storage or medications for treating illnesses to be tested and turned into new business models.

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Im Workshop REVIERa unter Leitung von Professorin Agnes Förster kamen 2020 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der RWTH mit rund 50 Akteuren und Akteurinnen aus dem Rheinischen Revier zusammen, um sich über gemeinsame Ziele und Orientierungen im Strukturwandel auszutauschen. In the REVIERa workshop held in 2020, RWTH researchers met with about 50 stakeholders from the Rhenish mining area to discuss common goals and directions for the structural change process.

REVIERa – Transformationsplattform zum Wandel im Rheinischen Revier Die Transformations- und Dialogplattform REVIERa vernetzt alle Akteure des Strukturwandels im Rheinischen Revier und adressiert die komplexe Gestaltung des Braunkohleausstiegs sowie die daran anknüpfenden, tiefgreifenden gesellschaftlichen, räumlichen und technologischen Transformationsaufgaben. In einem hochgradig vernetzten Problemund Aufgabenfeld sollen im interdisziplinären Austausch von Forschenden der RWTH mit Akteuren im Revier Perspektiven erarbeitet und Restrukturierungsprozesse mit Impulsen versorgt werden. REVIERa verbindet lokale mit globalen Nachhaltigkeitszielen. In einem dialogorientierten Prozess entwickelt die RWTH zugleich eine neue Wissens-, Innovations- und Kommunikationskultur. Die Plattform unterstützt damit wesentlich die Umsetzung des Zukunftskonzepts der RWTH zur integrierten interdisziplinären Universität. REVIERa wurde 2019 aus einer fakultätsübergreifenden Initiative der Hochschule initiiert. Im Februar 2020 fand der Auftaktworkshop an der RWTH statt. Im Austausch der 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Forschung, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft wurden Handlungsfelder für den Wandel im Revier identifiziert und ein Ziele-Kompass für eine nachhaltige Entwicklung diskutiert.

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REVIERa – Transformation Platform in the Rhenish Mining Area Im Oktober 2020 veranstaltete REVIERa eine digitale Projektwerkstatt. Zur Vorbereitung wurden in einem hochschulinternen Prozess Projekte wie auch Impulse gesammelt und im Rahmen der Projektwerkstatt diskutiert. Dabei präsentierte man Projektentwicklungen sowie Vernetzungs- und Transformationspotenziale und thematisierte die Wünsche und Anforderungen. Inzwischen decken mehr als 75 Projekte und Impulse unter Beteiligung von Forschenden der RWTH verschiedene Innovationsbereiche ab: Energie, KI und Kommunikation, Mobilität, Gesundheit, Produktion, Stoffe und Kreisläufe und Produktive Landschaft. Aufbauend auf den Einzelbeiträgen lässt sich mit gezielten Verbindungen und Synergien eine Transformationslandkarte für das Rheinische Revier entwickeln. Die einzelnen Themen sind in Form eines Booklets und in einer digitalen Projektlandkarte zugänglich. REVIERa führt auch weiterhin den Dialog- und Arbeitsprozess mit den Akteuren aus dem Revier fort. Dabei werden die Methoden zur Bearbeitung der komplexen Transformationsaufgaben fortentwickelt und konkrete Transformationsimpulse für das Rheinische Revier erarbeitet.

The transformation and REVIERa communication platform connects all players and stakeholders involved in the structural change in the Rhenish mining area and addresses the complex plan of phasing out lignite as well as the associated far-reaching societal, regional, and technological transformation tasks. In a highly connected field of problems and issues, the interdisciplinary exchange between researchers at RWTH and stakeholders in the region will create perspectives and facilitate restructuring processes. REVIERa combines local and global sustainability goals. Furthermore, RWTH is developing a new culture of knowledge, innovation, and communication in a dialog-oriented process. The platform therefore plays a key role in the implementation of RWTH’s Institutional Strategy to become an integrated interdisciplinary university. REVIERa was initiated in 2019 as a result of a cross-faculty initiative at RWTH. In February 2020, the kick-off workshop was held at the University. In an exchange of 90 participants from research, politics, administration, business, and civil society, fields of action for the change in the region were identified and a goal-compass for sustainable development was discussed.

In October 2020, REVIERa organized a virtual project workshop. In preparation, projects and ideas to be discussed were collected among colleagues at RWTH. At the workshop, the participants presented current project developments, explored the potential of networking and transformation, and managed to incorporate the wishes and requirements of all stakeholder groups. To date, more than 75 projects and ideas involving RWTH researchers cover various innovation areas, such as energy, AI and communication, mobility, health, production, materials and cycles, as well as productive landscape. Building on the individual contributions, specific connections and synergies between the projects shall be exploited to develop a transformation map for the Rhenish mining area. Information on the individual topics are available in a booklet as well as a virtual project map. REVIERa will continue the dialog and work process with players and stakeholders from the region. The methods for advancing the complex transformation tasks will be further developed and concrete transformation initiatives for the Rhenish mining area created.

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Forschung Research

Das Institut für Hochfrequenztechnik untersucht die Immission durch neue Mobilfunktechnologien – im Zentrum steht dabei die Verträglichkeit elektromagnetischer Felder für Umwelt und Menschen. The Institute of High Frequency Technology is investigating how to detect and estimate immissions caused by new mobile communication technologies. One particular focus is determining whether exposure to electromagnetic fields has any effect on our health and the environment.


Ins Bild gesetzt:

In Profile:

Forschungspersönlichkeiten

Prominent Researchers

Christian Haase Die Entwicklung metallischer Hochleistungswerkstoffe trägt maßgeblich zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie dem Klima- und Strukturwandel bei. Die Fragestellungen liegen dabei häufig in der präzisen Abstimmung von Materialien und Prozessen. Hierzu liefert die zunehmende Digitalisierung der Werkstofftechnik durch intelligent verknüpfte Simulationsmethoden vielversprechende Ansätze.

The development of high-performance metallic materials plays a major role in tackling global challenges, such as climate and structural changes. The issues addressed often relate to the precise coordination of materials and processes. The increasing digitalization of materials technology by intelligently linked simulation methods offers promising approaches to achieve this.

Die Forschung von Dr.-Ing. Christian Haase fokussiert das effiziente Zusammenspiel multiskaliger experimenteller und simulativer Ansätze zum Material- und Prozessdesign. Die Entwicklung und Anwendung moderner Methoden der integrativen und datengetriebenen Werkstoffsimulation stehen im Fokus seiner Arbeit, beispielsweise im Exzellenzcluster Internet of Production, dem H2020-Projekt „topAM“ und dem Forschungscampus DPP2.0. Haase leitet am Institut für Eisenhüttenkunde die Forschungsgruppe „Integrative Werkstoffsimulation“ und seit 2020 eine NanoMatFuturNachwuchsgruppe zur Materialentwicklung für die Additive Fertigung. Er ist Mitglied des Jungen Kollegs der NordrheinWestfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Dr. Christian Haase researches the efficient interplay of multi-scale experimental and simulation approaches to material and process design. His work focuses on the development and use of modern methods of integrated and data-driven material simulation, for example in the Internet of Production Excellence Cluster, the Horizon 2020 project topAM, and the DPP2.0 research campus. Haase runs the Integrative Material Simulation research group at the Institute for Metallurgy and has been head of a NanoMatFuture junior research group on material development for additive manufacturing since 2020. In addition, he is a member of the Junges Kolleg of the North Rhine-Westphalian Academy of Sciences, Humanities, and the Arts.

Elisabeth Beusker Innovative Konzepte und Entwicklungen für die Bau- und Immobilienwirtschaft sind nur dann zukunftsfähig und erfolgreich, wenn die vielschichtigen sozio-ökonomischen Zusammenhänge bei der Gebäude-, Quartiers- und Regionalplanung mitberücksichtigt werden. Professorin Elisabeth Beusker untersucht diese Zusammenhänge systematisch für verschiedene Immobilienarten und Akteure der Immobilienwirtschaft.

Innovative concepts and developments for the construction and real estate industry can only be future-proof and successful if the complex socio-economic interrelations are taken into account within a building, neigborhood, and regional planning. Professor Elisabeth Beusker examines these interrelationships for various types of property and stakeholder of the real estate industry.

Als Architektin und promovierte Bauökonomin an der Universität Stuttgart und der Harvard University leitet sie seit 2015 das neu gegründete Lehr- und Forschungsgebiet für Immobilienprojektentwicklung der RWTH. Für ihre Dissertation zur Lebenszykluskostenplanung erhielt sie den Nachwuchsförderpreis der Frauen in der Immobilienwirtschaft. Sie arbeitete im Krankenhausbau und im internationalen Immobilienmanagement. Zusammen mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft untersucht sie seit 2020 in dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Reallabor „SmartQuart“ die erforderlichen Rahmenbedingungen zur Umsetzung technologischer Innovationen der Energiewende für verschiedene Quartiere. Jüngst wurde eine digitale Themenreihe zum Strukturwandel in NRW mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst umgesetzt und eine Forschungsarbeit zum geförderten Wohnungsbau mit dem Preis „Wohnen und Stadt“ der NRW.Bank ausgezeichnet.

The architect, who earned her doctorate in construction economics from the University of Stuttgart and gained research experience at Harvard University, has managed the newly founded Teaching and Research Field for Real Estate Development at RWTH since 2015. She received the Young Talent Award for women in the real estate industry for her dissertation on life cycle cost planning. She worked in the field of hospital planning and the international real estate management. Since 2020, she is working with partners from industry and science at the SmartQuart Living Lab, which receives funding from the Federal Ministry for Economics and Energy. The team analyzes the conditions required for the implementation of technological innovations for the energy transition in various districts. Recently, the Chair hosted a series of virtual events concerned with the structural change in North-Rhine Westphalia. A research paper on subsidized housing was just awarded with the prize “Living and City” by the NRW.Bank.

Research | 45


Martina Roß-Nickoll

Ralph Panstruga Pflanzen sind essenziell für uns – als direkte oder indirekte Nahrungsquelle und als Rohstofflieferant für zahlreiche Produkte des täglichen Lebens. Leider mindern etliche Pflanzenkrankheiten den Ertrag des Pflanzenanbaus. Professor Ralph Panstruga, Leiter des Lehr- und Forschungsgebietes Molekulare Zellbiologie der Pflanzen, erforscht Pflanzenkrankheiten auf molekularer und zellulärer Ebene. Er und sein Team studieren die Mechanismen des pflanzlichen Immunsystems und erforschen die Vorgänge bei der mikrobiellen Pathogenese. Hierbei kommen genetische, molekularbiologische, biochemische und zellbiologische Methoden zum Einsatz.

Plants are vital for human beings, both as a direct and indirect source of food, but also as a supplier of raw materials for many products used in daily life. Unfortunately, a number of plant diseases reduce the yield of crops. Professor Ralph Panstruga, head of the Plant Molecular Cell Biology Teaching and Research Unit, researches plant diseases at the molecular and cellular level. He and his team study the mechanisms of the plant’s immune system. They also conduct research on the processes taking place during microbial pathogenesis using genetic, molecular biological, biochemical, and cell biological methods.

Panstruga studierte Biologie und promovierte an der RWTH. Nach einer Auslandszeit am Sainsbury Laboratory in Norwich, Großbritannien, arbeitete er elf Jahre am Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung in Köln, bevor er 2011 dem Ruf an die RWTH folgte. Panstruga wurde in den letzten Jahren basierend auf den Zitationsdaten des „Web of Science“ viermal als „Highly Cited Researcher“ ausgezeichnet. Er gehört damit weltweit zu den meistzitierten Wissenschaftlern.

Panstruga studied biology and received his doctorate at RWTH. After a stint at the Sainsbury Laboratory in Norwich, UK, he worked at the Max Planck Institute for Plant Breeding Research in Cologne for eleven years before returning to RWTH in 2011. Panstruga has been listed as a Highly Cited Researcher four times over the last few years based on the citation data of the Web of Science.

46 | Forschung

Die biologische Vielfalt spielt für eine nachhaltige Umweltentwicklung eine essenzielle Rolle, die sehr eng mit den ökologischen Leistungen, die der Mensch nutzen will, verknüpft ist. Professorin Martina Roß-Nickoll erforscht im Institut für Umweltforschung den Zusammenhang zwischen der Biodiversität in Lebensgemeinschaften und Umweltparametern wie beispielsweise Landnutzung, Kontamination mit Pestiziden oder Überdüngung. Dabei werden sowohl komplexe Modellsysteme entwickelt als auch Monitoring-Studien zur Bewertung von Nutzungseinflüssen auf die Biodiversität in der Landschaft durchgeführt.

Biological diversity is essential in sustainable environmental development and is very closely linked with the ecological services that people wish to use. At the Institute for Environmental Research, Professor Martina Roß-Nickoll researches the link between biodiversity in biotic communities and environmental parameters such as land use, contamination with pesticides, or over-fertilization. Roß-Nickoll and her team are developing complex model systems and conducting monitoring studies to analyze land use impacts on biodiversity in the landscape.

Die Methodenentwicklung im Hinblick auf Risikobewertung, Monitoring und die Definition von landschaftsbezogenen Indikatoren ist das eigentliche Forschungsziel. Im Exzellenzcluster „Fuel Science Center“ (FSC) der RWTH spielt die ökotoxikologische Bewertung neuer Biokraftstoffe und der Abgase für Tier und Mensch eine besondere Rolle. Im Projekt FLIP – Förderung der Lebensqualität von Insekten und Menschen durch perfekte Wiesenwelten – werden artenreiche Wiesen auf intensiv genutzten Wiesen in der Städteregion Aachen renaturiert.

The actual research objective is to develop methods for risk assessments, monitoring, and defining landscape-related indicators. At the Fuel Science Center Cluster of Excellence (FSC), the ecotoxicological analysis of new biofuels and exhaust gases for animals and humans plays a particular role. As part of the FLIP project – Promoting the Quality of Life of Insects and Humans through Perfect Meadowscapes – species-rich meadows are renaturalized on intensively cultivated green spaces in the Aachen city region.


Vanessa Spelthahn Lange standen Kläranlagen als Hauptemittenten für Mikrokunststoffe in Gewässer im Fokus. Das Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISA) konnte zeigen, dass weitere Abwassereinleitungen noch relevanter sein können. Besonders bei Straßenabwässern mit darin enthaltenem Reifenabrieb ist die direkte Einleitung von Regenwasser in Gewässer kritisch zu betrachten.

Wastewater treatment plants were long considered to be the main pathways for microplastics to enter the aquatic environment. The Institute for Environmental Engineering (ISA) has shown that other wastewater discharges may even be more critical. It is crucial to look at the direct flow of rainwater into the aquatic environment, particularly with regard to road runoff that contain tire wear particles.

Wie sich Mikrokunststoffe in Kläranlagen verhalten, welche Eintragspfade maßgeblich zur Verschmutzung der Gewässer mit Mikrokunststoffen beitragen und welche ökotoxikologische Relevanz die Einträge von Straßenabwässern für das aquatische Ökosystem haben, versucht Vanessa Spelthahn mit ihrer Forschung zu beantworten. Nach Abschluss ihres Studiums des Bauingenieurwesens mit der Vertiefung Siedlungswasserwirtschaft an der RWTH Anfang 2015 arbeitete Spelthahn zunächst als Projektingenieurin in den Bereichen Siedlungsentwässerung und Regenwasserbehandlung in einem Aachener Ingenieurbüro. Seit 2017 leitet sie am Institut für Siedlungswasserwirtschaft verschiedene Projekte zu Mikrokunststoffen im Abwasser und stellte erste Ergebnisse unter anderem auf der „Micropol & Ecohazard Conference“, der International Water Association in Seoul, Südkorea, vor.

Vanessa Spelthahn’s research attempts to answer questions on how microplastics behave in wastewater treatment plants, which entry routes contribute significantly to the contamination of water with microplastics, and what ecotoxicological relevance wastewater from roads has for the aquatic ecosystem. After graduating in civil engineering with a specialization in sanitary engineering from RWTH at the start of 2015, Spelthahn first worked as a project engineer in the fields of urban drainage systems and rainwater treatment at an Aachen engineering office. Since 2017, she has managed various projects on microplastics in wastewater at the Institute for Environmental Engineering and presented her initial findings at the Micropol & Ecohazard Conference organized by the International Water Association in Seoul, South Korea.

Peter Walter Informationen werden von uns vor allem über den Sehsinn vermittelt. Wir bemerken seinen Wert erst dann, wenn er beeinträchtigt oder gar verlorengegangen ist. Das Sehen zu verstehen und seinen Verlust rückgängig zu machen, sind die Beweggründe für die Arbeit von Professor Peter Walter, Inhaber des Lehrstuhls für Augenheilkunde und Direktor der Augenklinik der RWTH Aachen.

We receive information mainly through our sense of sight. We do not realize its value until it is impaired or even lost. Understanding sight and reversing vision loss are the motives behind Professor Peter Walter’s work, holder of the Chair of Ophthalmology and director of the Eye Clinic at RWTH.

Walter promovierte 1990 am Physiologischen Institut der Universität zu Köln mit einer Arbeit zum lichtabhängigen Energiestoffwechsel der Netzhaut. An der Kölner Augenklinik baute er ein Labor für klinische und experimentelle Elektrophysiologie des Sehens auf. Er spezialisierte sich auf die chirurgische Versorgung von schweren Netzhauterkrankungen und Verletzungen. Nachdem Walter dem Ruf an die RWTH folgte, führte er hier die weltweit erste Implantation eines vollständig intraokularen telemetrischen Retina Implant Systems erfolgreich durch. Zuletzt gelang ihm 2020 gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der RWTH, des Forschungszentrums Jülich und der Universität Duisburg-Essen die Einwerbung eines Graduiertenkollegs zum Thema des technischen Netzhautersatzes. Der Verband Deutscher Ophthalchirurgen verlieh dem Mediziner 2018 den Wissenschaftspreis „Retina“.

Walter received his doctorate in 1990 at the Physiological Institute of the University of Cologne with a dissertation on light-dependent energy metabolism of the retina. At the Cologne Eye Clinic, he set up a laboratory for clinical and experimental visual electrophysiology. He specialized in the surgical treatment of severe retinopathies and injuries. After Walter came to RWTH, he successfully performed the world’s first implantation of a fully intraocular telemetric retina implant system. Most recently, he was granted funding for a DFG Graduate Research Training Group on technical retinal replacement in 2020, together with scientists at RWTH, Forschungszentrum Jülich, and the University of Duisburg-Essen. In addition, the Association of German Ophthalmologists presented the doctor with the Retina Science Award in 2018.

Research | 49


Christoph van Treeck

Thomas Niehr Der öffentliche Diskurs scheint heutzutage zunehmend durch Verrohung und Tabubrüche gekennzeichnet zu sein. Ist dieser Eindruck berechtigt? Wie argumentieren die Vertreterinnen und Vertreter divergierender Interessen und wodurch zeichnet sich ihre Kommunikation aus? Wie kann man den Sprachgebrauch von Rechtspopulistinnen und Rechtspopulisten sowie Verschwörungstheoretikerinnen und Verschwörungstheoretikern anhand linguistischer Kriterien beschreiben und analysieren? Am Lehr- und Forschungsgebiet Germanistische Sprachwissenschaft beschäftigt sich Professor Thomas Niehr mit diesen und ähnlichen Fragestellungen. Er promovierte 1993 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und habilitierte 2002 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. 2004 wechselte Niehr zur RWTH, wo er seitdem am Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft insbesondere zu Fragen der politischen Kommunikation und der Sprachkritik forscht und lehrt. Seit 2011 ist Niehr Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sprache in der Politik. Vortragstätigkeiten und Gastprofessuren führten ihn ins europäische Ausland sowie 2016 und 2018 an die TongjiUniversität Shanghai.

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Public discourse today seems to be increasingly marked by a lack of civility and the breaking of taboos. Is this impression correct? How do the proponents of different interests argue their perspectives and what characterizes their communication? How can the language used by right-wing populists and conspiracy theorists be described and analyzed based on linguistic criteria?

Professor Thomas Niehr looks at these and similar issues at the German Linguistics Teaching and Research Area. He received his doctorate in 1993 at the University of Bonn and obtained his Habilitation (postdoctoral lecturing qualification) in 2002 from Heinrich Heine University in Düsseldorf. In 2004, Niehr switched to RWTH, where he has since researched and taught at the Institute of Linguistics and Communication Science, particularly on issues of political communication and language criticism. Niehr has been chairman of the Language in Politics working group since 2011. He has held lectures and had stints as a visiting professor outside of Europe, including at Tongji University in Shanghai, in 2016 and 2018.

Das Bauwesen glänzt nicht durch Digitalisierung und steht doch vor globalen Veränderungen. Wie orchestrieren wir in der Energiewende dezentrale Energiesysteme? Bestimmen Vorfertigung und Robotik die Zukunft des Bauens? Ist der Digitale Zwilling eines Gebäudes wirklich nur eine Punktwolke? Kann mit KI-Methoden menschliches Nutzerverhalten vorhergesagt werden? Die Digitalisierung ist ein wichtiger Unterstützer bei der Zusammenarbeit, Vorfertigung, Systembildung oder Komplexitätsreduktion.

While the construction industry is lagging behind in digital transformation, it is nevertheless facing global changes. How can we set up and orchestrate decentralized energy systems in the energy transition? Do prefabrication and robotics determine the future of the construction industry? Is the digital twin of a building really only a scatter plot? Can AI predict human users’ behavior? Digitalization plays an important role in collaboration, prefabrication, the formation of systems, and complexity reduction.

Professor Christoph van Treeck begann seine wissenschaftliche Arbeit 1997 bei der Fraunhofer-Gesellschaft. Während seiner Promotion, die er 2004 an der TU München mit summa cum laude abschloss, sammelte er Wissen zu numerischen Ingenieurmethoden und zur Bauinformatik. Mit der Förderung durch den Fraunhofer Attract für hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wechselte er 2009 erneut zu Fraunhofer. Er leitete eine Gruppe zur Simulation von Bauphysik und menschlicher Thermophysiologie und habilitierte 2010 an der TU München. Seit 2012 forscht und lehrt er mit seinem Team an der RWTH Energieeffizientes Bauen, was die energetische Simulation von Gebäuden und Stadtquartieren, Building Information Modeling, Energiesystemtechnik und Thermische Ergonomie umfasst. Er leitet zudem das BIM Center Aachen im Cluster Bauen auf dem RWTH Aachen Campus und engagiert sich in einer Ausgründung in der Planungspraxis.

Professor Christoph van Treeck began his scientific career in 1997 at the Fraunhofer-Gesellschaft. During his studies for a doctorate, which he received in 2004 from TU Munich with summa cum laude, he developed expertise in numerical engineering methods and building informatics. In 2009, he returned to Fraunhofer after being offered a Fraunhofer Attract grant for outstanding scientists. There, he was in charge of a group focusing on the simulation of building physics and human thermophysiology and received his Habilitation in 2010 at TU Munich. Since 2012, he and his team have been researching and teaching energy-efficient construction at RWTH, which involves the energy simulation of buildings and urban districts, Building Information Modeling (BIM), energy system technology, and thermal ergonomics. He also runs the BIM Center Aachen in the Construction Cluster on RWTH Aachen Campus and is involved in a startup in construction.


Steffen Leonhardt Wir leben in einer alternden Gesellschaft, in der eine adäquate Gesundheitsversorgung eine zunehmende Rolle spielt. Wie gehen wir mit der zunehmenden Datenmenge und der steigenden Komplexität der medizinischen Versorgung um und wie sehen die dafür notwendigen medizintechnischen Geräte der Zukunft aus? Wie baut man smarte Medizingeräte, die eigenständig Assistenzfunktionen übernehmen können? Wie kann man diagnostische Informationen über den Patienten gewinnen, ohne ihn zu berühren? Gibt es eigentlich einen „Tricorder“?

We live in an aging society in which adequate health care plays an increasingly important role. So how do we handle the growing flood of data and the increasing complexity of medical care? What will the medical devices look like that will help us do that? How do we design intelligent medical devices that are capable of performing assistive functions? How can we obtain diagnostics information from patients without touching them? Is there such a thing as a “tricorder”?

Als Ingenieur der Elektrotechnik und als Arzt ist Professor Steffen Leonhardt gut positioniert, um diese und ähnliche Fragen zu beantworten. Er studierte Elektrotechnik an der TU Darmstadt und der State University of New York at Buffalo sowie Medizin an der Universität Frankfurt. Nach fünf Jahren Industrietätigkeit bei der Dräger Medical AG & Co. KGaA wurde Leonhardt 2003 auf den damaligen Philips Stiftungslehrstuhl für Medizinische Informationstechnik am Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik der RWTH Aachen berufen. Neben weiteren wissenschaftlichen Auszeichnungen wurde ihm 2018 die Ehrendoktorwürde der CTU Prag verliehen.

As an electrical engineer and a doctor, Professor Steffen Leonhardt is in an ideal position to answer these and similar questions. He studied electrical engineering at TU Darmstadt and the State University of New York at Buffalo and medicine at the University of Frankfurt. After working at Dräger Medical AG & Co. KGaA for five years, Leonhardt was appointed to the Philips Endowed Chair for Medical Information Technology at the RWTH Helmholtz Institute for Biomedical Engineering in 2003. In addition to his scientific awards, he received an honorary doctorate from CTU Prague in 2018.

Isabelle Barz In Rettungseinsätzen mit verletzten Personen zählt jede Sekunde. Deswegen werden beispielsweise in Such- und Rettungsmissionen zur Unterstützung zunehmend unbemannte Flugsysteme verwendet. Die Verwendung eines unbemannten Luftfahrzeugs in Kippflügelkonfiguration ermöglicht hierbei sowohl einen effizienten schnellen Vorwärtsflug als auch ein vertikales Starten und Landen.

During rescue missions involving casualties, every second counts. This is why unmanned aerial systems are increasingly used to support search and rescue missions. Tilt-wing unmanned aerial vehicles (UAV) can fly forwards efficiently and quickly as well as take off and land vertically.

Die Integration der Kippflügelflugzeuge in Rettungseinsätzen untersucht die wissenschaftliche Mitarbeiterin Isabelle Barz zusammen mit dem Team des Instituts für Flugsystemdynamik. Eine ihrer zentralen Forschungsarbeiten liegt in der Automatisierung der Flugsysteme. Um Rettungskräfte während eines Einsatzes zu entlasten, soll das Flugsystem vollautomatisch fliegen. Im Rahmen des Projektes „GrenzFlug“ präsentierte Isabelle Barz zusammen mit dem Projektteam den ersten grenzüberschreitenden vollautomatischen Rettungsflug. Dabei hob das Flugsystem vollautomatisch von einem Fahrzeug ab, suchte nach einer vermissten Person, überquerte währenddessen mehrmals die deutsch-niederländische Grenze und landete nach dem Auffinden der vermissten Person wieder auf dem Fahrzeug.

Research assistant Isabelle Barz and the team at the Institute of Flight System Dynamics look at the integration of tilt-wing aerial vehicles in rescue missions. One of her key fields of research is the automation of aerial systems. The aerial system is ultimately intended to fly fully automatically to support rescue services during rescue operations. As part of the GrenzFlug (border flight) project, Isabelle Barz and the project team presented the first cross-border, fully automated rescue flight, during which the aerial system lifted off automatically from a vehicle, looked for a missing person while crossing the German-Dutch border several times, and landed back on the vehicle after finding the missing person.

Research | 53


René Zweigel Regelungstechnik steckt in fast allen technischen Anwendungen, wir erleben sie täglich und kommen häufiger mit ihr in Kontakt, als uns bewusst ist. Sie hilft und unterstützt, sie automatisiert und sichert ab. Manch technische Errungenschaft wird durch die Regelungstechnik überhaupt erst möglich. Diese Wichtigkeit und Vielfältigkeit, die am Institut für Regelungstechnik gelebt und gelehrt wird, fasziniert und begeistert gleichermaßen.

Control engineering is behind almost all technical applications. We experience it daily and come into contact with it more often than we realize. It provides help and support, automation, and security. Many technological achievements would not even be possible without control engineering. This importance and diversity, which is lived and taught at the Institute of Automatic Control (IRT), is both fascinating and inspiring.

Dr.-Ing. René Zweigel ist Oberingenieur und vermittelt in seiner Lehrveranstaltung „Navigation und Sensorfusion in der Regelungstechnik“ die Grundlagen für die Mobilität von morgen, in der Fahrzeuge wissen müssen, wo sie sind, was um sie herum passiert und wie man sich sicher wie auch effizient fortbewegt. Um Ansätze, Problemstellungen und Lösungsmöglichkeiten zu verdeutlichen, sind anschauliche Praxisbeispiele aus seiner Entwicklungsabteilung in den Vorlesungsstoff integriert. So beispielsweise das automatisierte Rangieren auf der Schiene im Projekt „Galileo Online: GO!“ oder die automatisierte Fähre „Horst“ im Projekt „AKOON“, die in der Nähe von Mainz übersetzt.

In his lecture Navigation & Sensor Fusion in Automated Control, Senior Engineer Dr. René Zweigel teaches the basics for the mobility of tomorrow. In the future, vehicles must know where they are, what is happening around them, and how they can move both safely and efficiently. In order to illustrate current research questions, approaches, and solutions, his lectures also include practical examples from his development department, such as an automated shunting scenario from the “Galileo Online: GO!” project or the autonomous ferry Horst, which operates near Mainz as part of the AKOON project.

Stefanie Paluch Wie können digitale Dienstleistungen gestaltet werden, damit sie Kunden einen Mehrwert bieten? Wie beurteilen Nutzer und Nutzerinnen smarte, vernetzte Produkte und welche Anforderungen haben sie? Stefanie Paluch ist seit 2014 Professorin für Dienstleistungs- und Technologiemarketing und forscht an der Schnittstelle Mensch-Technologie. Humanoide Service Roboter, die ausgestattet mit Sensoren, Kameras und künstlicher Intelligenz an Flughäfen oder in Hotels zur Unterhaltung oder Informationsbereitstellung eingesetzt werden, haben das Potenzial, die Dienstleistungsbranche durch Produktivitätssteigerung und Kostenreduktion zu revolutionieren. Die Forschung von Paluch zu Service Robots wurde unter anderem mit dem „Robert Johnston Award“ und dem „Emerald Literati Award“ ausgezeichnet.

How can virtual services be designed to offer customers additional value? How do users assess smart connected products and what are their requirements? Stefanie Paluch has been a professor for service and technology marketing since 2014 and conducts research at the interface between humans and technology. Humanoid service robots that are fitted with sensors, cameras, and artificial intelligence may be used at airports, for entertainment in hotels, or to provide information. They have the potential to revolutionize the service industry by increasing productivity and reducing costs. Paluch received the Robert Johnston Award and the Emerald Literati Award for her research in service robots.

Paluch wurde 2018 zum Senior Fellow am Center für Relationship Marketing and Service Management an der Hanken School of Economics in Finnland ernannt. An der RWTH engagiert sie sich im Vorstand des Centers für Lehr- und Lernservices (CLS). Für ihre innovative Lehre wurde sie 2018 mit dem Pearson Prentice Hall’s Solomon-Marshall-Stuart Award for Innovative Excellence in Marketing Education ausgezeichnet.

Paluch was appointed as a Senior Fellow at the Center for Relationship Marketing and Service Management at the Hanken School of Economics in Finland in 2018. At RWTH, she is a board member of the Center for Learning and Teaching Services (CLS). She received the Pearson Prentice Hall’s Solomon-Marshall-Stuart Award for Innovative Excellence in Marketing Education in 2018 for her innovative teaching.

Research | 55


In den letzten Jahren wurde das Verständnis für Algorithmen und Daten im Interesse eines verbesserten Eisenbahnbetriebes vorangetrieben, um beispielsweise kritische Infrastrukturelemente in Bahnhöfen detektieren zu können. In recent years, researchers have gained a better understanding of how to improve railroad operations with the help of algorithms and data, e.g. by identifying critical infrastructural elements in railroad stations.

Profilbereich Informations- und Kommunikationstechnologie

The Information and Communication Technology Profile Area

Informations- und Kommunikationstechnologien sind Bestandteil des täglichen Lebens und kommen als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts in fast allen Forschungsbereichen vor. Der Profilbereich „Informations- und Kommunikationstechnologie“, kurz ICT, ist einer von acht RWTH-Profilbereichen. Diese bündeln die wissenschaftliche Expertise zu den Forschungsschwerpunkten und sind Bestandteil der Forschungslandschaft und Kommunikationskanäle innerhalb der Hochschule.

Information and communication technologies are part of daily life, and they are seen as a key technology of the 21st century in almost all fields of research. Information and Communication Technology (ICT) is one of eight Profile Areas at RWTH, which pool the scientific expertise in the University’s key research areas and form a vital part of the research landscape and communication channels within the University.

56 | Forschung

Im Profilbereich ICT steht die Informationstechnologie im Vordergrund, also die Anwendung von Computern, eingebetteten und steuernden Geräten sowie menschlicher und computergestützter Informationsverarbeitung, um Informationen in digitaler Form zu speichern, abzurufen, zu manipulieren, darzustellen und zu verstehen. Dabei wird stets die Kommunikationstechnologie im weiteren Sinne genutzt.

The ICT Profile Area is concerned with information technology, that is, the application of computers, embedded and controlling devices, as well as human- and computerassisted information processing to store, retrieve, manipulate, present, and understand information in digital form, while using communication technology in a broader sense.

Research | 57


Mit zahlreichen Maßnahmen und Initiativen fördert der Profilbereich Forschung rund um die Informations- und Kommunikationstechnologien. So wurden Workshops, eine Referentenreihe, „Researcher Spotlights“ sowie der „ICT Young Researcher Award“ ins Leben gerufen. Mit dem Award soll das Forschungspotenzial der Studierenden und jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefördert werden, 2020 wurden Christopher Brix, Md. Rezaul Karim und Dominik Šišejković ausgezeichnet. Vor einigen Jahren initiierte der Profilbereich das Projekthaus „ICT - Grundlagen einer digitalisierten Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft“. Ziel war, interdisziplinäre Forschungsprojekte für die digitale Transformation zu fördern. Eine Anschubfinanzierung für 20 Projekte sowie eine Plattform für die Interaktion zwischen den Forschenden machten Projekte mit einer Vielzahl externer Partner möglich. Die Forschung des Profilbereichs genießt international hohes Ansehen. Dies bestätigen mehrere eingeworbene ERC Grants, Alexander von Humboldt-Professoren und eine starke Beteiligung an EU-Projekten. Der interdisziplinäre Charakter steht dabei im Fokus, was sich anhand einer intensiven Beteiligung an Graduiertenkollegs und Verbundprojekten zeigt. Es bestehen Kooperationen mit fast allen Fakultäten und den anderen Profilbereichen. ICT ist an zwei Exzellenzclustern beteiligt: „ML4Q – Matter and Light for Quantum Computing“ und „Internet of Production“. Im Jahr 2020 wurden einige Neuerungen auf den Weg gebracht, etwa beim Steering Committee. Unter der Leitung von Professor Joost-Pieter Katoen sind hier Spitzenforscher von fünf Fakultäten vertreten. Eine maßgebliche Aktivität im Jahr 2020 war die Erstellung einer Roadmap zur künftigen Ausrichtung der RWTH im Bereich der Informationsund Kommunikationstechnologien. Das Know-how in den Informations- und Kommunikationstechnologien ist in fünf Kernbereiche gebündelt. Die zentralen Themen sind Artificial Intelligence, Data Science, Dependable Digitalization, Next Generation Computing and Communication Platforms und Quantum Computing. Diese Forschungsgebiete knüpfen stark aneinander an: So teilen Artificial Intelligence und Data Science diverse Aspekte, gleiches gilt für Quantum Computing und Next Generation Computing and Communication Platforms. Diese vier Bereiche können als horizontal organisiert betrachtet werden. Das Schwerpunktgebiet Dependable Digitalization hat einen allumfassenden Charakter. Es hat Berührungspunkte zu allen vier Forschungsbereichen und kann als vertikale Dimension der anderen Gebiete angesehen werden. Diese Verbindungen reichen von sicherer und erklärbarer Artificial Intelligence über vertrauenswürdige Datenwissenschaften zu verlässlichen und geschützten Berechnungen und Kommunikationsmitteln.

58 | Forschung

Artificial Intelligence Artificial Intelligence, kurz AI oder KI, hat das Potenzial, ganze Industrien zum Erliegen zu bringen oder zu revolutionieren. Etliche Wellen des Fortschritts sorgten für die Grundlage und Erfolge neuronaler Netzwerke, regelbasierter KI-Systeme und Techniken des statistischen maschinellen Lernens. Die heutige KI unterscheidet sich stark von der KI vor ein oder zwei Jahrzehnten. Insbesondere Entwicklungen in Deep Learning, vor allem in der Mustererkennung, haben die Forschung erheblich vorangebracht, sodass sie nun in verschiedensten Bereichen mit enormer wirtschaftlicher Wirkung Anwendung findet. An der RWTH werden KI-Methoden wie beispielsweise probabilistische Algorithmen für die Navigation und Deep Learning zum Erkennen von Objekten angewendet, welche für die Entwicklung von Robotern in der Produktionslogistik eingesetzt werden.

The Profile Area funds research on information and communication technologies with a variety of measures and initiatives. For example, it has launched a program of workshops, a speaker series, the Researcher Portrait series, as well as the ICT Young Researcher Award. The Award aims to support the research potential of students and early-career researchers. In 2020, it was given to Christopher Brix, Md. Rezaul Karim, and Dominik Šišejković. A few years ago, the Profile Area initiated the project house “ICT Foundations of a Digitized Industry, Economy, and Society” with the aim of funding interdisciplinary research projects for digital transformation. Start-up funding for 20 projects and a platform for interaction between the researchers involved made it possible to launch several initiatives with a wide range of external partners.

Artificial Intelligence AI has the potential to disrupt and revolutionize entire industries. Several waves of progress brought the foundations and successes of neural networks, rule-based AI systems, and statistical machine learning techniques. The developments in deep learning have significantly advanced the field, in particular pattern recognition, and are now being applied in a wide range of areas with huge economic impact. At RWTH, AI methods such as probabilistic algorithms for navigation and (deep) learning for object detection are being used, for example, in the development of robots in production logistics.

The Profile Area’s research enjoys an excellent reputation internationally, as is confirmed by various ERC grants, Alexander-von-Humboldt professors, and strong involvement in EU projects. Research in ICT is highly interdisciplinary, which is evident from the high level of participation in Graduate Research Training Group and consortium projects. The Profile Area enjoys collaborations with almost all faculties and the other Profile Areas. ICT is involved in two Clusters of Excellence: “ML4Q – Matter and Light for Quantum Computing” and “Internet of Production.” In 2020, ICT launched several new initiatives, including through the Steering Committee, which consists of top researchers from five faculties and is led by Professor Joost-Pieter Katoen. One of their key activities in 2020 was preparing a roadmap on the future direction of RWTH in the field of information and communication technologies. The expertise in information and communication technologies is pooled in five key research areas: Artificial intelligence (AI), Data Science, Dependable Digitalization, Next Generation Computing and Communication Platforms, and Quantum Computing. These fields of research are closely interrelated: AI and data science have various aspects in common, and the same holds for Quantum Computing and Next Generation Computing and Communication Platforms. These four areas can be considered to be horizontally organized. The Dependable Digitalization research area has a more overarching, comprehensive character: it is relevant for the other four areas and can be seen as a vertical dimension of them. These connections range from secure and explainable AI through trustworthy data science to reliable and secure software and communication protocols.

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Im Exzellenzcluster „Internet of Production“ werden Digitale Schatten für detaillierte Aufgaben der Produktionstechnik und der Materialwissenschaft entwickelt. The Internet of Production Cluster of Excellence is developing so-called digital shadows for specific purposes in production technology and the material sciences.

Data Science Data Science verändert die Rolle der Informations- und Kommunikationstechnologien in der Gesellschaft und allen Wirtschaftssektoren rapide. Sie ist ein interdisziplinäres Feld mit der Zielsetzung, Daten in realen Wert umzuwandeln. Daten können strukturiert oder unstrukturiert sein, groß oder klein, statisch oder fließend. Wert wiederum kann in Form von Vorhersagen, automatisierten Entscheidungen, Datenmodellen oder jeder Art von Datenvisualisierung, die Erkenntnisse liefert, bereitgestellt werden. Data Science umfasst die Extraktion, Vorbereitung, Exploration, Transfor-

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Data Science mation, Speicherung und Abfrage von Daten, verschiedene Arten von Data Mining und Learning, Recheninfrastrukturen, die Präsentation von Erklärungen und Vorhersagen sowie die Nutzung von Ergebnissen unter Berücksichtigung ethischer, sozialer, rechtlicher und geschäftlicher Aspekte. Viele Sektoren werden einen grundlegenden Wandel durchlaufen, sodass in den kommenden Jahren viele Arbeitsplätze durch Software oder Hardware-Roboter ersetzt werden. Die wichtigsten limitierenden Faktoren in dieser Transformation werden Data-Science-Fähigkeiten sein.

Data Science is rapidly transforming the role of ICT in society and in all sectors of economy. It aims to turn data into real value. Data can be structured or unstructured, big or small, static or streaming. Value can be provided in the form of predictions, automated decisions, models learned from data, or any type of data visualization delivering insights. Data Science includes data extraction, data preparation, data exploration, data transformation, storage and retrieval, computing infrastructures, various types of mining and learning, presentation of explanations and predictions,

and the exploitation of results taking into account ethical, social, legal, and business aspects. Many sectors will undergo fundamental change, with many jobs being replaced by software or by robots in the coming years. The main limiting factor in this transformation process will be data science skills.

Research | 61


Der Lehrstuhl für Operations Reserach, geleitet von Professor Marco Lübbecke, unterstützt komplexe Planungen und Entscheidungen – hier die bestmögliche Stapelung von Containern – mit mathematischen Modellen und Algorithmen. The Chair of Operations Research headed by Professor Marco Lübbecke supports complex planning and decision processes – such as the best possible way of stacking of containers – using mathematical models and algorithms.

Dependable Digitalization Millionen von Programmzeilen sind in modernen Autos, medizinischen Robotern, Luft- und Raumfahrtsystemen und kritischen Infrastrukturen vorhanden. Der Einfluss von Software nimmt mit dem Bedürfnis nach mehr Autonomie rasch zu. Es versteht sich von selbst, dass diese sicherheitskritischen Systeme stark von korrekt funktionierender Software abhängen und auf zuverlässigen und sicheren Recheninfrastrukturen laufen müssen. Trotz der Tatsache, dass Informations- und Kommunikationstechnologien sich überall und auf

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Dependable Digitalization jeden auswirken, wird der zu erbringende Aufwand, um sowohl Software als auch Hardware zuverlässig, leicht zu warten, sicher und langfristig nutzbar zu machen, häufig unterschätzt. Teure und verheerende Softwarefehler sowie gehackte Systeme der Informations- und Kommunikationstechnologien sind jedoch regelmäßig Schlagzeilen in den Nachrichten. Dependable Digitalization befasst sich damit, Software und Systeme zuverlässig und sicher zu gestalten.

Millions of lines of program code are present in modern cars, medical robots, aerospace systems, and critical infrastructures. The impact of software is rapidly increasing with the need for more autonomy. It goes without saying that these safety-critical systems all heavily rely on the correct functioning of software and need to run on reliable and secure computing infrastructures. Despite the fact that information and communication technologies are ubiquitous, the effort required to make both software and hardware reliable,

maintainable, secure, and usable over a long period of time is often underestimated. However, expensive and disastrous software errors and hacked ICT systems continue to make headlines in the news. The Dependable Digitalization research area is all about making software, data, and systems reliable and secure.

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RWTH und Forschungszentrum Jülich entwickeln gemeinsam neue Hardwarekomponenten für den Einsatz in künstlichen neuronalen Netzen. RWTH and Forschungszentrum Jülich are jointly developing new hardware components for application in artificial neural networks.

Next Generation Computing and Communication Platforms In Zukunft wird die Interaktion mit Computern durch virtuelle und erweiterte Realität so verbessert werden, dass sich diese wie eine Mensch-zu-Mensch-Interaktion anfühlt. All dies stützt sich zum Teil auf den Einsatz von Techniken, die auf KI basieren. Es wird erwartet, dass Systeme ihre physische Umgebung nicht nur passiv beobachten, sondern auch kontinuierlich mit ihr interagieren, um sie aktiv zu steuern. Paradebeispiele sind fortgeschrittene Fahrerassistenzsysteme, halbautonomes Fahren und medizinische KI. Diese Entwicklungen stellen uns vor große Herausforderungen: Menschen müssen diesen Systemen vertrauen können, das heißt, die Kontrolle dieser Systeme über die physische Welt muss sich innerhalb sicherer Grenzen bewegen, keinen Schaden anrichten und Daten gegebenenfalls geheimhalten. Geräte mit integrierten Schaltkreisen benötigen zudem viel Energie. Um die Datenflut aus dem anstehenden Internet der Dinge zu bewältigen, ist eine intelligente lokale Datenverarbeitung auf entfernten Geräten erforderlich, die den Energieverbrauch minimiert. Dazu gehört die Abkehr von traditionellen VonNeumann-Architekturen und ein Umdenken in der Geräteund Kommunikationstechnik.

In future, interactions with computers will be enhanced by virtual and augmented reality such that they will feel like human-to-human interaction. It is expected that systems will not only passively observe their physical environment, but continuously interact with it to actively control it. Prime examples are advanced driver assistance systems, semiautonomous driving, and medical AI. These developments pose significant challenges. Users must be able to trust these systems, which means that their control over the physical world must be secure and take place within safe limits, not cause any damage and, where appropriate, keep data confidential. Furthermore, computing devices consume an enormous amount of energy. In order to manage the flood of data from the Internet of Things, intelligent local data processing on remote devices is required, which also minimizes energy consumption. This involves breaking away from traditional Von Neumann architectures and rethinking device and communication technology.

Quantum Computing Quantum Computing ist ein Thema, das die Erwartung weckt, Hochleistungs-Computing in Anwendungen wie Optimierung, Quantenchemie für Material-, Katalysator- und Medikamentenentwicklung und maschinellem Lernen zu revolutionieren. Die Idee besteht darin, Quantenzustände mit ihren besonderen Eigenschaften wie Überlagerung und Verschränkung als Grundlage für die Informationsverarbeitung zu nutzen und so eine exponentielle Parallelität und einen Speicherzuwachs für ausgewählte Anwendungen zu erreichen. Das Feld hat ein enormes Potenzial. Spannende Herausforderungen sind, wie man solche Quantencomputer effizient programmieren und ein Betriebssystem gestalten kann.

Quantum Computing is a hot topic raising expectations to revolutionize high-performance computing in high-impact applications such as optimization, quantum chemistry for material, catalyst and drug design, machine learning, and several others. The key idea is to use quantum states with their peculiar properties like superposition and entanglement as a basis for information processing, thus achieving an exponential parallelism and memory boost for select applications. The field has enormous potential. Exciting challenges are how to program such quantum computers efficiently and how to design effective operating systems for them.

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Die Bundesregierung fördert das von RWTH-Professor Rainer Waser (rechts) geleitete Forschungsvorhaben NEUROTEC mit über 13 Millionen Euro im Rahmen des Sofortprogramms für den Strukturwandel. The German federal government is providing the NEUROTEC research program with over 13 million euros in funding in its Immediate Action Program for Structural Change. NEUROTEC is headed by Professor Rainer Waser (right).

JARA: Neuromorphes Computing

JARA: Neuromorphic Computing

Das Gehirn als Vorbild

The Brain as a Model

Der leistungsfähigste und energieeffizienteste Rechner der Welt besteht nicht aus Metalldrähten und Halbleitern. Vielmehr handelt es sich um ein lebendes Organ – das menschliche Gehirn. In der Geschichte wurde die menschliche Schaltzentrale – der Ort, an dem unser Wissen und unser Denken verortet sind – stets mit der Leistungsfähigkeit unterschiedlichster Maschinen verglichen. In der heutigen Zeit

ist der Vergleich mit Computern und Rechnern naheliegend. Doch was wäre, wenn Maschinen nicht als Referenz für die Leistungsfähigkeit des Gehirns dienen würden, sondern das Gehirn Vorlage für die Architektur modernster Computersysteme ist? In der Forschung an neuromorphen Computerarchitekturen wird genau das gemacht: Das menschliche Gehirn wird zum Vorbild zukünftiger Rechner.

Ein Projekt als Chance für die Region Die Effizienz des menschlichen Gehirns ist auf parallel ablaufende Prozesse zurückzuführen. Darüber hinaus ist unser Denkorgan trotz enormer Leistungsfähigkeit hochgradig energieeffizient. Diese Eigenschaften versuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit auf Computersysteme zu übertragen. Die Erforschung sogenannter neuromorpher Computerarchitekturen ist auch Ziel des im Rahmen der Jülich Aachen Research Alliance (JARA) initiierten Projekts „NEUROTEC – Neuro-inspirierte Technologien der künstlichen Intelligenz für die Elektronik der Zukunft“, das im Januar 2020 startete und durch das Sofortprogramm für den Strukturwandel gefördert wird. Neuroinspirierte Computertechnologien sollen von den Grundlagen bis in die konkrete Anwendung erforscht werden. Neben der RWTH und dem Forschungszentrum Jülich als JARA-Partner

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The most powerful and energy-efficient computer in the world is not made of metal wires and semiconductors. It is a living organ – the human brain. In the past, the human control center – the location of our knowledge and thoughts – has always been compared with a variety of machines, typically in terms of performance. Today, it is logical to compare it with computers. But what if machines were not used as a

reference for the performance of the brain, rather the brain was used as a template for the architecture of high-tech computer systems? Researchers of neuromorphic computer architectures are doing precisely this: Using the human brain as a model for the computers of tomorrow

A Project as an Opportunity for the Region sind mehrere Industriepartner in das Projekt eingebunden. „Damit wir neuromorphe Computer zügig bis in die Anwendung bringen können, möchten wir möglichst früh regionale Unternehmen in unsere Forschung einbinden. Die Region Aachen-Jülich soll durch NEUROTEC als Kompetenzzentrum für neuroinspirierte Informationstechnologien und Künstliche Intelligenz etabliert werden“, erläutert Professor Rainer Waser, einer der Direktoren am JARA-FIT Institut „Energy-efficient information technology (Green-IT)“, Inhaber des RWTH-Lehrstuhls für Werkstoffe der Elektrotechnik II sowie Leiter des Instituts für Elektronische Materialien (PGI-7) am Forschungszentrum Jülich.

The efficiency of the human brain is due to its ability to perform parallel processes. The brain is also extremely energy-efficient despite its high performance. Scientists around the world are attempting to transfer these properties to computer systems. Researching so-called neuromorphic computer architectures is also the aim of NEUROTEC – Neuro-Inspired Artificial Intelligence Technologies for the Electronics of the Future. The project was launched in January 2020 within the Jülich Aachen Research Alliance (JARA) and receives funding from the Immediate Action Program for Structural Change. The aim is to investigate neuro-inspired computer technologies, from the basics to specific applications. In addition to JARA partners RWTH and Forschungszentrum Jülich, several industry partners are also involved in the project. “In order for us to be able

to use neuromorphic computers quickly, we would like to involve regional companies in our research as early as possible. We want NEUROTEC to put the Aachen-Jülich region on the map as a competence center for neuroinspired information technologies and artificial intelligence,” explains Professor Rainer Waser, co-director at the JARA-FIT Institute for Energy-Efficient Information Technology (Green IT). Waser also heads the RWTH Chair of Materials in Electrical Engineering II and the Institute for Electronic Materials (PGI-7) at Forschungszentrum Jülich.

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In Versuchsreihen im sogenannten Oxidcluster können Proben in einem geschlossenen System ohne Fremdkontaminierungen untersucht werden. In test series in the so-called oxide cluster, samples can be examined in a closed system without foreign contamination.

Schalter mit Gedächtnis Die an NEUROTEC beteiligten Forschenden setzen für die Umsetzung neuromorpher Systeme auf energieeffiziente memristive Bauelemente. Diese Bauelemente – Memristoren genannt – besitzen das Potenzial, als künstliche Synapsen und nichtflüchtige Speicher eingesetzt zu werden. Das Besondere an Memristoren ist ihr elektrischer Widerstand, der durch das Anlegen einer äußeren Spannung verändert werden kann. „Durch den äußeren elektrischen Impuls lassen sich zum Beispiel Daten speichern“, führt Professor Waser aus. „Damit sind die Potenziale jedoch noch nicht ausgeschöpft. Ähnlich wie das menschliche Gehirn sollen memristive Bauelemente gleichzeitig die Datenverarbeitung und -speicherung übernehmen.“ Auf diese Weise können die Energieeffizienz erhöht und Platz eingespart werden. Für die Herstellung der memristiven Bauelemente eignen sich Oxide oder höhere Chalkogeniden, die resistive Schaltphänomene aufweisen. Diese Materialien stehen im Fokus des Sonderforschungsbereichs „Resistiv schaltende Chalkogenide für zukünftige Elektronikanwendungen: Struktur, Kinetik und Bauelementskalierung ‚Nanoswitches‘“

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Switch With a Memory (SFB 917). Seit 2011 erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Aachen und Jülich in dem Sonderforschungsbereich, der ebenfalls im Rahmen von JARA eingerichtet wurde, drei verwandte Schaltprozesse, die auf das Vorhandensein struktureller Defekte hinweisen. Ausschlaggebend für das resistive Schalten sind strukturelle Defekte der entscheidenden nanoskaligen Funktionseinheiten. „Bei dem Wort ‚Defekt‘ denken wir normalerweise an eine Fehlfunktion. Hier bedeuten Defekte aber das Gegenteil, sie ermöglichen die Eigenschaften, die wir für unsere Anwendungen wünschen. Bevor wir an die Umsetzung memristiver Bauelemente denken können, muss jedoch das Verständnis und die Kontrolle der Schaltvorgänge in den Materialien da sein. Die Schaltungen sind dabei nicht nur mikroskopisch klein, sondern laufen darüber hinaus sehr schnell ab“, berichtet Professor Matthias Wuttig, ebenfalls Direktor am JARA-FIT Institut „Energy-efficient information technology (Green-IT)“, Sprecher des Sonderforschungsbereichs 917, Inhaber des RWTH-Lehrstuhls für Experimentalphysik I A und Leiter des I. Physikalischen Instituts.

The researchers involved in NEUROTEC are working on applying neuromorphic systems to energy-efficient memristive components. These components – memristors – have the potential to be used as artificial synapses and non-volatile memory. What is special about memristors is their resistance, which can be modulated by applying external voltage. “The external electrical impulse allows, for example, data to be stored,” says Professor Waser. “But their potential does not stop there. As with the human brain, memristors can also process and store data at the same time.” This helps to increase energy efficiency and save space.

essential nano-scale functional units are crucial for resistive switching. “When we hear the word ‘defect,’ we immediately think of a malfunction. But here, defects mean the opposite – they provide us with the properties that we need for our applications. Before we can think about using memristors, we need to understand and be able to control the switching processes in the materials. The switches are not only microscopically small, they are also very fast,” reports Professor Matthias Wuttig, co-director at the JARA-FIT Institute for Energy-Efficient Information Technology (Green IT). Wuttig, RWTH Chair of Experimental Physics I A and head of the Institute of Physics I, is also spokesperson for CRC 917.

Oxides or higher chalcogenides with resistive switching phenomena are ideal for manufacturing memristors. These materials are the focus of the Collaborative Research Center “Resistively Switching Chalcogenides for Future Electronics – Structure, Kinetics, and Device Scalability – Nanoswitches” (CRC 917), which was established at JARA in 2011. In the CRC, scientists from Aachen and Jülich have been researching three related switching processes that indicate the presence of structural defects. Structural defects of the

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Im Reinraum werden Versuche mit einem Silizium-Wafer durchgeführt. Experiments on silicon wafers are conducted in the clean room.

Schnelles Schalten für schnelle Rechner

Fast Switching for Fast Computers

Im Frühjahr 2020 brachten zwei Untersuchungsergebnisse die Forschenden ihrem Ziel ein Stück näher. Ein Team untersuchte Tantaloxid und Zirkoniumoxid als Materialien, um die Schaltgeschwindigkeiten zu ermitteln. Mit ultraschnellen Pulsgeneratoren und Hochgeschwindigkeits-Oszilloskopen konnte memristives Schalten unter 100 Picosekunden nachgewiesen werden. Eine Picosekunde ist ein Billionstel einer Sekunde. Bei den Untersuchungen wurden zudem schrittweise unterschiedlich starke Spannungen angelegt, um das Umschalten auszulösen. So zeigte das Team, dass das Schalten und dessen Geschwindigkeit durch unterschiedliche Widerstände programmierbar sein können.

In early 2020, two findings brought the researchers a little closer to their goal. A team examined tantalum oxide and zirconium oxide as materials to determine switching speeds. Ultra-fast pulse generators and high-speed oscilloscopes were able to verify memristive switching at less than 100 picoseconds. A picosecond is one trillionth of a second. During the experiments, different voltages were applied gradually in order to trigger the switching process. The team was able to demonstrate that switching and its speed can be programmed using different voltages.

Im Rahmen des SFB 917 konnte darüber hinaus in Phasenwechselmaterialien das Phänomen der 𝞫-Relaxation nachgewiesen werden. Dabei bewegen sich einige Atome in bestimmten Regionen dieser Materialien schneller als in den meisten anderen. Phasenwechselmaterialien lassen sich durch eine äußere elektrische Spannung zwischen amorphem und kristallinem Zustand hin- und herschalten. Für die Entwicklung leistungsfähiger und gleichzeitig stromsparender Rechner ist diese Erkenntnis ein Gewinn, da die schnellen Atome den Kristallisationsprozess erleichtern und die Schaltgeschwindigkeit in Computerspeichern erhöhen. Sowohl der Sonderforschungsbereich als auch das Projekt „NEUROTEC“ leisten einen wichtigen Beitrag zur Realisierung neuromorpher Computerarchitekturen. „Das menschliche Gehirn ist unseren derzeitigen Supercomputern haushoch überlegen. Hohe Leistungsfähigkeit auf sehr geringem Raum und bei niedrigem Energieverbrauch, selbst der modernste Supercomputer kann da nicht mithalten“, resümiert Waser. „Unsere Vision ist es, sich dem Gehirn durch neuromorphe Computersysteme zukünftig schrittweise anzunähern. Für die Realisierung haben wir bereits wichtige Erkenntnisse gesammelt und verstehen die Prozesse in den memristiv schaltenden Materialien immer besser“, ergänzt Wuttig.

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CRC 917 also managed to confirm the phenomenon of 𝞫-relaxation in phase-change materials, in which some atoms in certain areas of these materials move more quickly than in most others. Phase-change materials can be switched back and forth between an amorphous and crystalline state by applying an external electrical voltage. This finding is highly relevant for the development of powerful yet energy-efficient computers, as the fast atoms facilitate the crystallization process and increase the switching speed in computer memories. Both the Collaborative Research Center and the NEUROTEC project play an important role in realizing neuromorphic computer architectures. “The human brain is far superior to our current supercomputers. It delivers high performance in a very small space and with low energy consumption – even the most high-tech super computer cannot keep up with it,” says Waser. “Our vision is to gradually come closer to the brain in terms of performance using neuromorphic computers. We have already gathered important findings to achieve this and have a better understanding of the processes in the memristive materials,” adds Wuttig.


Die RWTH in der Pandemie RWTH During the Pandemic

Für eine Onlinevorlesung des Physikprofessors Markus Morgenstern während des Lockdowns 2020 werden Versuchsaufbauten im Hörsaal des C.A.R.L. vorbereitet. In a lecture hall in C.A.R.L. Lecture Hall Complex, an experimental setup was prepared for an online lecture by physics professor Markus Morgenstern during the 2020 lockdown.


Der Mathematiker und RWTH-Professor Aloys Krieg ist seit September 2008 Prorektor für Lehre. Mathematics professor Aloys Krieg has been RWTH’s vice-rector for teaching and learning since 2008.

Interview mit Professor Aloys Krieg

Interview With Professor Aloys Krieg

Die Einführung eines flächendeckenden E-Learning galt und gilt immer noch als größte Herausforderung für die Lehre in der Pandemie. Wie konnte die RWTH diese Umstellung in aller Kürze meistern, wie funktionierte die Zusammenarbeit innerhalb der Hochschule?

The introduction of extensive e-learning was and still is considered the biggest challenge to teaching during the pandemic. How was RWTH able to manage this change at such short notice and how did university members cooperate?

Die RWTH arbeitete wie viele Unis unter Hochdruck, um einen Präsenzbetrieb schnellstmöglich in einen Onlinebetrieb umzuwandeln. Dazu erwarb sie zunächst Lizenzen für ein Videokonferenzsystem für alle Lehrenden und im Wintersemester dann auch für alle Studierenden. Bereits vorliegende Videos von Veranstaltungen wurden reaktiviert oder für Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorproduziert. Die Dozierenden stellten unter extremer Zeitknappheit ihr Angebot auf interaktive Livestreams um und richteten Onlinetools zur Beratung ein. Das war nur durch die hervorragende Zusammenarbeit sämtlicher Beteiligten zu bewältigen, allen voran die der Lehrenden, die unterstützt wurden durch die Serviceeinheiten wie beispielsweise das Center für Lehr- und Lernservices CLS, das IT Center, die Verwaltungseinheiten, die Gremien und Personalräte. Diese Kooperation war geprägt von kurzen Wegen, knappen Absprachen und vielen arbeitsreichen Wochenenden.

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Wie bewältigen die Lehrenden ihre neuen Aufgaben, welche konkreten Hilfestellungen erhielten sie? Viele profitierten von ihren Erfahrungen und Kompetenzen in der Anwendung digitaler Formate, die sie bei Umsetzung der RWTH-Digitalisierungsstrategie für die Lehre und im Zuge der Teilnahme an internen oder externen Wettbewerben bereits erworben hatten. Diverse Austausch- und Vernetzungsformate, die transparente Bereitstellung von Best-Practice-Beispielen sowie die Einrichtung von Digitalisierungsbeauftragten für die Lehre in jeder Fakultät bieten ein breites Feld an Know-how und Unterstützung. Trotz Lockdown blieben der Kontakt untereinander und der Austausch mit anderen Universitäten immer bestehen. Wesentlich waren die Fragen wie: Was funktioniert und was sind die aktivierenden Methoden des effektiven Lernens? Hilfestellung gab das CLS, es bündelt und vermittelt die technische und fachdidaktische Lehrkompetenz unter anderem in Form von Lizenzen, Handreichungen, über einen eigens eingerichteten elektronischen wie persönlichen Support sowie über ad hoc konzipierte Weiterbildungsangebote zum digitalen Lehren und Lernen. Veranstaltungen und regelmäßige Rundmails informierten Dozierende wie Studierende über die pandemiebedingten Geschehnisse in der Lehre. Finanzielle Unterstützung erhielten die Fakultäten insbesondere über zentral finanzierte Videokonferenzsysteme und Software sowie über die Bereitstellung von Mitteln für das Onboarding der Erstsemesterstudierenden.

Like many universities, RWTH worked at full speed to switch in-person classes to online learning as quickly as possible. The University first purchased licenses for a video conferencing system for all instructors and then all students in the winter semester. Videos of courses that were already available were reactivated or they were produced in advance for courses with more than 100 participants. At very short notice, the instructors switched their courses to an interactive live stream format and set up online advising tools. This could only be achieved by the effective cooperation of everyone involved, particularly the instructors, who were given support by the service departments, such as the Center for Teaching and Learning Services (CLS), the IT Center, the administrative departments, the committees, and staff councils. This cooperation involved direct decision-making, quick agreements, and many busy weekends.

How are instructors coping with their new tasks? What specific help were they given? Many benefited from prior experience and skills in using virtual formats they had already acquired as part of RWTH’s digitalization strategy for teaching and after having taken part in various internal or external competitions. The University offers a wide range of expertise and support to its instructors through various communication and networking formats, by transparently providing examples as best practice, and by appointing digitalization officers for teaching in all the faculties. Despite the lockdown, instructors remained in contact with each other and continued to share information and network with other universities. Some of the key questions were: What is working and what effective learning methods help keep students engaged? The CLS provided help by combining and imparting technical skills and effective teaching techniques among others, by providing licenses and helpful handouts. They also established their own IT support and personal advising services and provided ad hoc continuing education offerings on virtual teaching and learning. Events and regular email circulars kept instructors and students informed of teaching activities during the pandemic. Faculties received financial support, particularly through centrally financed video conferencing systems and software, as well as funding for onboarding first-semester students.

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Wie gingen die Studierenden mit der veränderten Situation um, gibt es Auswirkungen auf die Lernerfolge?

Wie stark veränderte die Digitalisierung die Lehre an den Hochschulen, kann sie die Präsenzlehre langfristig ersetzen?

How did students cope with the different situation? Did it have an impact on their ability to learn?

To what extent did digitalization change teaching at universities? Can it replace in-person teaching in the long term?

Die Studierenden stellten sich sehr schnell auf die veränderten Formate um, der AStA und die Fachschaften unterstützen sehr kompetent die zentrale Kommunikation und Beratung. Technische Probleme hatten kaum Gewicht, aber die fehlenden sozialen Kontakte untereinander und im universitären Betrieb waren ebenso wie Selbstorganisation und Selbstmotivation die größten Herausforderungen. Auch Schwierigkeiten bei der Bildung von Lerngruppen, erschwerte Lernbedingungen durch die Schließung von Lernräumen und die unsichere Planung des Studienfortgangs belasten die Studierenden. Ein Freiversuch bei nichtbestandenen Prüfungen und ein Aussetzen des Semesterzählers sollen helfen, den Druck zu reduzieren. Festzustellen war schließlich, dass das Interesse der Studierenden an den Onlineangeboten zu Beginn groß war, im Laufe des Sommersemesters aber nachließ.

Es gilt, die Präsenzlehre und die digitalen Angebote adressaten- und bedürfnisgerecht miteinander zu kombinieren, so dass sie sich für alle Beteiligten Erfolg bringend ergänzen. Ich bin ein „bekennender Analoger“ und arbeite noch an der Tafel. Für manche vermutlich vollkommen veraltet, aber dennoch ein Medium, mit dem ich die Inhalte meines Faches Mathematik gut transportieren kann. Die Arbeit an der Tafel entschleunigt und erlaubt zu sehen, wie sich eine Formel entwickelt. In den Gesichtern ist zu lesen, ob die Inhalte vielleicht zu schnell über die Köpfe hinweggehen. Anderen hilft es dagegen, sich eine Herleitung in Ruhe nochmals zuhause im Video anzusehen. Wir haben heute eine sehr heterogene Studierendenschaft mit unterschiedlichen Anforderungen.

Students adapted very quickly to the change in formats, with AStA Students’ Committee and the student councils very skillfully assisting with central communication and advising services. Technical problems were almost negligible, but the lack of social contact between the students and members of the University, as well as self-organization and self-motivation were the biggest challenges. The students were also affected by difficulties in forming study groups, the tough learning conditions as a result of the study spaces being closed, and the uncertainty of how their studies would continue. The University sought to help reduce the pressure on students by introducing a free attempt regulation for failed exams and not counting the semester in the total length of study period (this has an impact on eligibility for scholarships, loans, etc.). It is also important to note that students were initially very interested in the online offerings, but this interest dwindled over the course of the summer semester.

It is important to combine in-person teaching and virtual offerings tailored to the students and their needs in a way that ensures they complement each other and are beneficial for everyone involved. I must admit, I prefer the “old-school” methods and still teach using a blackboard. This may be completely outdated for some, but it still allows me to properly teach my subject, mathematics. Working on the blackboard slows things down and allows students to see how a formula develops. I can see by the look on my students’ faces if what I am teaching is going right over their heads. Meanwhile, others find it helpful to look at a mathematical derivation at home, watching a video at their own pace. We have a very diverse student body with different requirements.

Wie haben Sie darauf reagiert? Wir mussten den Spannungsbogen aufrechthalten. Dazu gehören vielfältige Onlineberatungs- und Sprechstundenangebote sowie Kleingruppenformate. Durch Testate und Bonuspunkte im laufenden Semester, die zur Klausur beitragen und Methoden des aktivierenden Lernens wird versucht, den Kontakt zu den Studierenden zu halten und Lernfortschritte zu fördern. Kostenlose Videokonferenzlizenzen sollen anregen, sich auch außerhalb der regulären Veranstaltungen zu treffen. Die E-Formate verlangen von den Studierenden ein höheres Maß an Selbstdisziplin, der Lernerfolg ist individuell. Dieser Zugang ist nicht für jede oder jeden der richtige, daher werden die Erfahrungen und die Auswirkungen auf den Lernerfolg systematisch evaluiert. Wir wollen die erfolgreichen Formate herausfiltern, um nachhaltig Kompetenzaufbau zu sichern.

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Wie begegnen Sie dieser Herausforderung? Mit verschiedenen Formaten, so können E-Tutorien die klassischen Übungen und Sprechstunden ersetzen. Dabei setzt die Krise auch kreatives Potenzial frei, beispielsweise wird nun Hebräisch in der Theologie als Serious Game angeboten. Die Symbiose von Präsenzlehre und digitaler Lehre differiert von Fach zu Fach, sie ist aber zur Internationalisierung und Individualisierung der Lehre unabdingbar. Studierende sollten auch haptische Erfahrungen etwa bei Praktika oder Exkursionen machen. Die Präsenzlehre wird ein fundamentales Bedürfnis bleiben, vor allem in den Anfangssemestern. Es ist sehr bedauerlich, dass wir mit dem Wintersemester 2020/2021 die ersten Studierenden hatten, die ihre Hochschule noch nicht physisch erlebt haben. Sie können nur schwer ein Gefühl dafür entwickeln, was Universität eigentlich ausmacht.

How did you react to this? We knew we had to keep students motivated and engaged. We therefore established various offerings for online advising – in individual sessions, open sessions, and small group formats. We tried to maintain contact with the students and support their learning progress by awarding certificates and bonus points during the semester that count towards their exams and using learning methods that keep students engaged. Free video conferencing licenses were offered to encourage meetings outside regular courses. E-formats require a higher degree of self-discipline from students, and learning success varies greatly from one individual to another. This type of learning format is not suitable for everyone, therefore we will systematically evaluate the experiences and effects on successful learning outcomes. We want to find the successful formats in order to help students retain knowledge and skills in the long term.

How do you meet this challenge? By offering various formats – allowing e-tutorials to replace traditional tutorials and office hours, for example. The crisis has also unlocked our creative potential. Hebrew, for example, is now offered in theology as a serious game. The symbiosis between in-person teaching and virtual teaching varies from subject to subject, but it is an essential part of customizing teaching and making it more international. Students should also gain haptic experiences, such as during lab classes or excursions. In-person learning will continue to be a fundamental need, particularly in the first few semesters. It is a great pity that in the 2020/2021 winter semester, our first-semester students were not able to experience university life in person. It is very difficult for them to develop a feeling for what the University is actually like.

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Wo sehen Sie Veränderungspotenzial für die Zukunft, wie sollten die Lehr- und Lernmethoden weiterentwickelt werden?

Die Erfordernisse von Transformationsprozessen – nicht nur in der Lehre – sind schon lange virulent. Welche Ziele verfolgt hier die RWTH?

Where do you see potential for change for the future? How should teaching and learning methods be further developed?

The requirements of transformation processes have been widely discussed for a long time, and not only in teaching. What are RWTH’s aims here?

Wesentlich ist der regelmäßige Austausch unter den Lehrenden, zum Beispiel im „Talk Lehre“ oder „Lunch Lehre“ über Best Practice. Zu diesen gehört der Flipped Classroom – er ermöglicht, Videos anzuschauen, im Nachgang zu diskutieren und Fragen zu stellen. Da digitale Lehre nicht Selbstzweck ist, müssen wir herausfinden, was gut und was weniger gut funktioniert. Zentral ist, wie wir die Studierenden im laufenden Semester aktivieren können und dabei effektives Lernen sowie Zusammenarbeit in Gruppen unterstützen. So müssen wir Lernelemente wie Reflexion und Sozialkompetenz fördern, indem wir Aufgaben in Gruppen lösen lassen. Im Rahmen der Learning Analytics sind umfangreiche Visualisierungen der studentischen Leistungen im Kohortenvergleich geplant. Sie geben ein Feedback über die Einordnung ihrer Leistung im Vergleich zu den Kommilitoninnen und Kommilitonen, inklusive einer Empfehlung über das weitere Vorgehen. Zudem bietet es eine Rückmeldung an die Lehrenden über den Erfolg ihrer Formate. Verstärkt müssen wir zudem die Vermittlung von Datenkompetenzen interdisziplinär, multiperspektivisch und mit hoher Methodenvielfalt an alle Studierenden realisieren. Dann kann man in der Statistik-Prüfung auch reale Datensätze untersuchen lassen. Gut wäre außerdem, Serious Games in Prüfungen einzusetzen, dazu sind die Möglichkeiten der elektronischen Prüfung fortzuentwickeln.

Es geht um eine Individualisierung der Lehre in einer Massenuniversität, dass Studierende dort abgeholt werden, wo sie stehen und mit unseren Angeboten ihr Studium erfolgreich abschließen können. Wesentlich ist die Flexibilisierung in den Studiengängen, so dass auch abweichende Lernpfade beschritten werden können. Und wir müssen international sichtbarer werden, Module oder ganze Studiengänge in englischer Sprachen anbieten, Module physisch oder virtuell schon im Ausland absolvieren und auch abprüfen lassen. Darüber hinaus wird die Datenkompetenz zu einem integralen Bestandteil eines jeden RWTH-Studiengangs werden. Wir brauchen eine Feedback-Kultur der Studierenden, die mit ihren Rückmeldungen dafür sorgen, dass die Formate optimiert werden, damit noch mehr Studierende ihren Abschluss schaffen. Ich bin sicher, dass darin eine große Chance für die Zukunft der Lehre an der RWTH liegt und die gegenwärtige Krise uns Richtungen hierzu bereits aufzeigt.

Regular networking and discussions among instructors are essential, for example sharing best practices at the Talk Lehre or Lunch Lehre events for instructors. This includes the flipped classroom, as it gives instructors the opportunity to watch videos, discuss them after, and ask questions. Since virtual teaching is not an end in itself, we need to find out what works well and what does not. One key factor is how we can actively engage the students in the current semester and support effective learning and cooperation in groups. We need to encourage learning elements such as reflection and social skills by solving tasks in groups. In our learning analytics, we plan to create comprehensive statistics. These visualizations of student performance in cohort comparisons will offer feedback about their performance compared to their fellow students, including recommendations for the future. It will also provide feedback to the instructors about the success of their formats. We must also do more to ensure that data skills are taught to all students among all disciplines, with multiple perspectives, using a wide variety of methods. Then we can also investigate real data sets when assessing the statistics. It would also be good to use serious games in exams. To do this, we need to develop e-exam options.

The aim is to customize teaching at a large university so that students’ needs are well met and they can successfully complete their studies with our offerings. It is important for the programs to be flexible so that other learning pathways can be taken. And we need to become more visible internationally, offering modules or entire programs in English, and accepting and giving credit for modules students have already completed abroad – either in-person or virtually. Furthermore, data skills will also become an integral part of every RWTH program. We need a feedback culture among students, whose comments will ensure that the formats are improved so that even more students graduate. I am sure that this will create an excellent opportunity for the future of teaching at RWTH and the current crisis is showing us ways that we can do this.

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Das Center für Lehr- und Lernservices – kurz CLS – unterstützte mit seinen Angeboten wesentlich die Umstellung auf die OnlineLehre. Zum Center gehört auch das Team von Medien für die Lehre, das Videoformate im Studio und vor Ort produziert. With its wide range of service offerings, the Center for Learning and Teaching Services (CLS) has facilitated the transition to online teaching. The Media for Teaching department, which produces video content in the studio and on site, is part of the CLS.

Lehren und Lernen in Zeiten von Corona

Teaching and Learning During the Corona Pandemic

Digitales Studium

Virtual Studying From Home

Die Pandemie erforderte ab Frühjahr 2020 unerwartet eine weitgehende Umstellung des Lehr- und Forschungsbetriebes. Dabei wurden die vielfältigen Bereiche der Lehre parallel über die unterschiedlichen Hochschulebenen hinweg an die jeweilige Situation bei sich ändernden Vorgaben der Coronaschutzverordnung angepasst. Das Center für Lehr- und Lernservices (CLS) richtete rund 17.000 Zoom-Accounts für Beschäftigte und Studierende ein, die im Zeitraum April 2020 bis Januar 2021 zu über 350.000 Zoomkonferenzen führten. Die Anzahl der Videokonferenzen im Wintersemester 2020/21 verdoppelte sich im Vergleich zum Sommersemester 2020. Zudem produzierte das CLS 2020 rund 64.800 Minuten Videomaterial im Zusammenhang mit Corona. Entwickelt wurden vom CLS neue Schulungsangebote zu Themen wie „Digitales Lehren und Lernen“ oder „Studierende aktivieren in reiner Online-Lehre“. Diese Angebote wurden dauerhaft in das Weiterbildungsprogramm aufgenommen. 132 von 173 planmäßigen Schulungsterminen fanden zudem in digitalisierter Form statt. Auch die Studentische Lehrveranstaltungsbewertung wurde erstmalig online mit der Software EvaSys durchgeführt, ergänzt um Fragen zur digitalen Lehre. Insgesamt wurden so 3.863 Veranstaltungen mit dem Ergebnis evaluiert, dass 55 Prozent der teilnehmenden Studierenden Präsenzveranstaltungen der digitalen Lehre vorziehen. 74 Prozent nutzten

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neben den Onlineangeboten der Lehrperson keine anderen digitalen Lehrmaterialen, 80 Prozent waren mit der technischen Benutzerfreundlichkeit zufrieden. Der Einsatz von Zoom ersetzte für 84 Prozent die Präsenzveranstaltungen. 24 Prozent nutzten das Tool außerdem für Sprechstunden. Die Prüfungszeiträume und Raumressourcen mussten an die Abstandsregelungen angepasst werden, was vielfach mit einer vollständigen Neuplanung einherging. 300 für März geplante Klausuren des Wintersemesters 2019/20 wurden manuell auf Mai bis Juni verlegt. Die Klausurplanung des Sommersemesters 2020 war bereits vor der Pandemie abgeschlossen. Deshalb war auch für diese eine Neuplanung aller 1.300 Klausuren unter geänderten Rahmenbedingungen innerhalb von acht Wochen und mit über 1.000 Planungsbeteiligten erforderlich. Letztlich konnten so alle zentral geplanten Termine nachgeholt werden, sodass keine Prüfungen ersatzlos entfielen.

The coronavirus pandemic unexpectedly required the University to make huge adjustments to teaching and research from early 2020. The various teaching areas across all levels and departments of the University were adjusted to the situation according to the changing requirements of the Coronavirus Protection Ordinance. The Center for Teaching and Learning Services (CLS) set up around 17,000 Zoom accounts for staff and students, who held over 350,000 Zoom conferences from April 2020 to January 2021. The number of video conferences in the 2020/21 winter semester doubled compared to the 2020 summer semester. In addition, the CLS produced around 64,800 minutes of video material due to the coronavirus in 2020. The CLS developed new training offerings on topics such as Virtual Teaching and Learning or Engaging Students in Distance Learning. These offerings were permanently integrated into its continuing education program. In total, 132 of the 173 scheduled training events were also held virtually.

When it comes to the technology, 80 percent found it to be user-friendly. Zoom replaced in-person learning for 84 percent, while 24 percent also used the tool for advising sessions. The exam periods and room capacity had to be adjusted according to social distancing rules, which, in most cases, meant they had to be entirely reorganized. A total of 300 exams of the 2019/20 winter semester that were scheduled for March were postponed to May and June. Plans for the 2020 summer semester exams had been finalized before the pandemic hit. Therefore, it was necessary to reschedule all 1,300 exams to be held under different conditions. Thanks to more than 1,000 planners this was accomplished within the available eight weeks. Ultimately, all centrally scheduled exams could be offered at a later date so none of them were canceled.

The student course evaluation was conducted online for the first time using the software EvaSys and included questions about virtual teaching. A total of 3,863 courses were evaluated with the result that 55 percent of the participating students preferred in-person courses to virtual teaching. 74 percent used no other virtual teaching materials in addition to the online offerings provided by their instructors.

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Onboarding in der Pandemie

Onboarding in the Pandemic

Erstsemestereinführung und -woche fanden nicht in gewohnter Weise statt, ein angepasstes Onboarding setzte auf virtuelle Kontakte. Fakultäten und Fachgruppen beschritten neue Wege: Vielfach wurde der Einführungsvortrag live via Zoom angeboten. Den Einstieg in das Studium mit Informationen zu digitalen Werkzeugen, Literatur, Prüfungsordnung sowie Tipps zum richtigen Studieren vermittelten die Fachgruppen über Moodle-Lernräume. Zur Vernetzung der Studierenden untereinander und mit den Fachstudienberatern wurden oftmals Discord-Server eingerichtet. Die diversen Audiokanäle der Software sind Ersatz für die geschlossenen Lernräume, Chatkanäle stehen für asynchrone Fachstudienberatungen zur Verfügung, ergänzt durch eine virtuelle Fachstudienberatung als Ersatz der Sprechstunden in Präsenz. Auch gab es digitale Spieleabende und virtuelle Ersti-Stammtische. Hierbei werden Themen wie Stundenplanerstellung, Zeitmanagement, Lerntechniken oder Entspannungstechniken besprochen.

The first semester orientation and week could not be held as usual; instead, the onboarding process was adjusted so that all contact was virtual. Faculties and departments adopted new approaches: In many cases, the orientation talk was offered live on Zoom. The departments used Moodle classrooms to help students get started with their studies and to provide information on digital tools, literature, examination regulations as well as tips for studying effectively. Discord servers were often set up to enable students to network with each other and the departmental academic advisors. The software’s various audio channels replaced closed study spaces, chat channels were available for staggered departmental advising, combined with virtual departmental advising as a replacement for office hours in person. There were also virtual game nights and get-togethers for first-semester students, where they discussed topics such as timetable planning, time management, learning techniques, or relaxation techniques.

Evaluierungen ergaben, dass technische Schwierigkeiten für die Studierenden wenig Gewicht hatten, vermisst wurden die sozialen Kontakte – eine problematische Situation vor allem beim Onboarding während der Coronakrise. According to feedback, students did not encounter major technical difficulties in online teaching and learning. What they missed most were social contacts – the onboarding of new students during the coronavirus crisis turned out to be a particular challenge.

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Die Welcome Week für rund 3.000 neu eingeschriebene internationale Studierende musste im Jahr 2020 als virtuelles Programm neu konzipiert werden. Organized for about 3,000 newly enrolled international students, Welcome Week had to be redesigned and delivered in a virtual format.

International Services

International Services

Knapp 3.000 internationale Studierende schrieben sich im Wintersemester 2020/21 ein. Sie müssen sich mit der neuen Situation als Studierende in einem fremden Land, einer fremden Kultur und fremden Sprache zurechtfinden. Die Welcome Week bietet hier Erstorientierung – im Jahr 2020 musste sie als virtuelles Veranstaltungsprogramm neu konzipiert werden. Ab Anfang September gab es Vorträge, Messen, Social Events und Führungen auf dem Campus online. Über Zoom führten die ersten Schritte von RWTH-Einrichtungen in die Stadt. Besonders beliebt waren die digitalen Messen, unter anderem die virtuelle Faculty Fair, an der über 25 Fakultätsservices beteiligt waren und die von über 650 Studierenden besucht wurde. Social Events wie die Movie Night, das Quiz Event oder der Poetry Slam sorgten in Zusammenarbeit mit studentischen Initiativen für eine erste Vernetzung. Die neu geschaffenen Formate brachten auch Verbesserungen bei der Betreuung mit sich – so beispielsweise die Latecomer Webseite für die internationalen Nachzüglerinnen und Nachzügler, die aufgrund von Visaproblemen die Welcome Week verpassten. Auch künftig soll eine Welcome Week im Blended-Format die Studierenden vor Ort und auch die Nachzüglerinnen wie Nachzügler im Ausland begrüßen. Das Betreuungsprogramm BeBuddy agiert ebenso digital, die BeBuddy-Schulungen und interkulturellen Trainings fanden ab April virtuell statt. Das Engagement der lokalen Buddies und die Nachfrage, internationale Studierende zu unterstützen, war trotz der Pandemie konstant stark. Zudem wurde die Betreuung internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch das Welcome Center für internationale Forschende durch digitale Formate ergänzt.

Almost 3,000 international students enrolled in the 2020/21 winter semester. These arrivals had to get used to the new situation of being a student in a foreign country, faced with a foreign culture and a foreign language. Welcome Week provides an initial orientation every year – but in 2020, it was reorganized as a virtual event. From the start of September, talks, fairs, social events, and tours on campus were held online. Students could only take their first steps from RWTH institutions into the city via Zoom. The virtual fairs were particularly popular, including the Faculty Fair, involving more than 25 faculty services, which was attended by more than 650 students. Social events in cooperation with student initiatives, such as a movie night, a quiz, or a poetry slam, enabled students to get to know one another for the first time. The new formats also resulted in improvements for student advising services, for example, a latecomer website was established for international students who missed Welcome Week due to visa problems. In the future, a hybrid Welcome Week will be used to welcome those students already at the University as well as the international latecomers. The BeBuddy mentoring program was also offered virtually, with the BeBuddy and intercultural training courses held virtually from April. The dedication of the local buddies and the demand to support international students remained high despite the pandemic. In addition, mentoring for international scientists by the Welcome Center for International Researchers was also expanded to include virtual formats.

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Der Kernbereich der Uni – hier am Templergraben mit Blick auf das Semi90 – während des Lockdowns. The University’s central campus during lockdown – a view from Templergraben on the Semi90 building.

Virtuelle Erasmus-Mobilität

Career Center

Virtual Erasmus Mobility

Career Center

Mit „Erasmus+“ fördert die EU die Mobilität europäischer Studierender, was unter den geltenden Reise- und Kontaktbeschränkungen oft nicht möglich war. Wer seinen Auslandsaufenthalt im Sommersemester 2020 virtuell von Deutschland aus fortsetzte, konnte das Erasmus-Stipendium komplett behalten, was pandemiebedingte Mehrausgaben abfederte. Im Wintersemester 2020/21 fanden erstmals Studien- oder Praktikumsaufenthalte im Ausland als virtuelle Lernerfahrung oder „Blended Mobility“ – eine Mischung von Online-Lehre und Lehre vor Ort – statt. Mit größter Flexibilität wurde pandemiebedingten Einschränkungen begegnet – so konnte in diesen Fällen die physische Mobilitätsphase verkürzt, unterbrochen oder virtuell weitergeführt werden.

Das Career Center der RWTH ist die Schnittstelle zwischen Studierenden und Unternehmen. Im Wintersemester 2020/21 gestaltete es sein Programm komplett digital mit rund 4.000 Teilnahmen. Neu waren auch die Digital Career Days, bei denen sich bis zu sechs Unternehmen per Videokonferenz im Company Pitch vorstellten. Anschließend konnten die Studierenden einzelne Unternehmen bei Q&A-Sessions in eigenen Konferenzen noch besser kennenlernen. Im Sommersemester 2020 nahmen insgesamt 29 Unternehmen aus verschiedenen Branchen teil und stellten sich rund 1.000 Studierenden vor.

The EU Erasmus+ program promotes the mobility of European students, which was often not an option in 2020 due to travel and contact restrictions. Students who continued their stay abroad virtually from Germany in the 2020 summer semester were entitled to keep their entire Erasmus grant, which helped reduce additional expenses resulting from the pandemic. In the 2020/21 winter semester, stays abroad for studies or internships were held as a virtual learning experience or blended mobility – a mix of online and in-person learning. The University responded to restrictions due to the pandemic with a high degree of flexibility – as a result, the in-person mobility phase could be reduced, suspended, or continued virtually in these cases.

The RWTH Career Center is the interface between students and companies. Its 2020/21 winter semester program was fully virtual with around 4,000 participants. A new feature was the Digital Career Days, in which up to six companies introduced themselves in a company pitch by video conference. Afterward, the students could get to know individual companies better during Q&A sessions in dedicated virtual conference rooms. In the 2020 summer semester, a total of 29 companies from various different industries took part and introduced themselves to around 1,000 students.

84 | Die RWTH in der Pandemie

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Zentrale Studienberatung

Student Advice Centre

Services der Zentralen Studienberatung gab es unter anderem als Einzelberatungen per Video, auch fanden alle Veranstaltungen für Studierende digital statt. Der Basiskurs „Studieneinstieg leicht gemacht“ wurde in einem virtuellen Moodle-Raum mit verschiedenen Videos zur Einführung in alle relevanten Aspekte des Studienbeginns angeboten. Für Studienzweifler starteten die „Fuck-up stories“ in der Studienedition im Videoformat als YouTube-Livestream. In dieser Kooperationsveranstaltung von sieben Institutionen berichten mehrere Sprecherinnen und Sprecher über ihre persönliche Geschichte des Scheiterns, aber auch des Neubeginns – insgesamt waren 1.744 Studierende beim Event dabei.

Services from the Student Advice Centre were provided as individual consultations via video and all events for students were held virtually. The basic course University Studies – The Transition Made Easy was offered in a virtual Moodle classroom with a variety of videos to introduce students to all relevant aspects to start their studies. The student edition of Fuck Up Stories started as a YouTube live stream for those doubting whether studying is right for them. During this event, which was organized by seven institutions, several people spoke about a personal story of failure, but also new beginnings – a total of 1,744 students tuned in to watch. Since the Info Center had to close due to the Coronavirus Protection Ordinance, hours for telephone consultations for the target groups were significantly extended. Psychological counseling was available all year round. Even during Easter break an emergency service was offered. There was a distinct change in the reasons students were seeking counseling – many suffered from loneliness and social isolation. International students who could not visit their families were particularly affected by this. Students were also worried that if they did return home, they would not be allowed to leave if regulations were changed at short notice. New students were also greatly concerned that they would not even be allowed to travel to Germany to start their studies. The counselors also noticed an increase in topics such as motivation and time management, personal conflicts, including arguments with partners or family, and an increase in anxiety and depression.

Mit der Schließung des Info Centers aufgrund der Coronaschutzverordnung wurden die Zeiten der telefonischen Kurzberatung für die Zielgruppen erheblich erweitert. Die Psychologische Beratung war ganzjährig erreichbar, auch während der Osterpause wurde ein Notfallservice angeboten. Auffällig war eine deutliche Änderung der Beratungsanliegen – viele Ratsuchende litten unter Einsamkeit und sozialer Isolation. Dazu gehörten vor allem internationale Studierende, die ihre Familien nicht besuchen konnten. Sorgen bereitete auch das Problem, bei Heimatbesuchen nicht mehr ausreisen zu dürfen, wenn Bestimmungen sich kurzfristig ändern. Bei Studienanfängerinnen und -anfängern war die Befürchtung groß, zum Studienbeginn erst gar nicht nach Deutschland einreisen zu können. Darüber hinaus stellten die Beraterinnen und Berater eine Zunahme an Themen wie Motivation und Zeitmanagement, persönliche Konflikte wie zum Beispiel Streit in der Partnerschaft oder Familie sowie eine Steigerung von Angst und Depressionen fest.

Hochschuldidaktik

Talk Lehre 2020

Higher Education Teaching Skills

Talk Lehre 2020

Auch viele Serviceangebote mussten 2020 digitalisiert werden. Bei „ExAcT – Excellent Academic Teaching“ beispielsweise führte die Coronapandemie zu einem Ausfall geplanter Seminare. ExAcT ist als Abteilung des CLS hochschuldidaktische Anlaufstelle, sie unterstützt mit Kursen, Beratung und Vernetzung mit dem Ziel, die persönliche Lehrqualität zu verbessern. Die Zahl der Teilnehmenden blieb im Jahr 2020 stabil, da der Seminarbetrieb nun online ablief und aufgrund der hohen Nachfrage noch zusätzliche Workshop-Termine beziehungsweise neue Workshops zur Online-Lehre konzipiert wurden.

Im Fokus des Talk Lehre im November 2020 stand die Digitalisierung der Lehre im Zuge der Coronapandemie. Ziel des Online-Austausches war, aufzuzeigen, was sich in der digitalen Lehre bislang bewährt hatte, wo Stolpersteine lagen, was kontrovers diskutiert wurde und welche Vorhaben in Zukunft fortgeführt werden können. In Vorträgen und LiveDemonstrationen stellten Lehrende und Studierende Projekte, Konzepte und Best-Practice-Beispiele aus den Fakultäten vor. Mit dem „DigiFellowship 2020“ und dem „DigiFellow student award“ wurden zwei innovative Konzepte im Rahmen von hochschulinternen Wettbewerben ausgezeichnet. Den „RWTH-Lecturer“ erhielten Lehrende des akademischen Mittelbaus, die sich durch hervorragende Lehrtätigkeiten und Forschungsengagement auszeichnen. Nach einem Impulsvortrag des Prorektors für Lehre, Professor Aloys Krieg, bot eine Frage- und Diskussionsrunde einen Ausblick auf die Lehre im Jahr 2021.

Many service offerings also had to be digitalized in 2020. For example, ExAcT (Excellent Academic Teaching) had to cancel many scheduled seminars due to the pandemic. ExAcT is a department of the CLS and a central point of contact for teaching questions. It provides support with courses, advice, and networking with the aim of enabling instructors to enhance their teaching practices. The number of participants remained stable in 2020, as seminars were only available online and additional and new workshops for online teaching were organized due to the high demand.

In November 2020, the Talk Lehre event focused on the digitalization of teaching in the wake of the coronavirus pandemic. The online event aimed to show what had worked well in e-teaching so far, where the pitfalls lie, what the controversial discussion topics are, and which ideas and concepts can be built on in the future. In various lectures and live demonstrations, instructors and students presented projects, concepts, and best practices from their faculties. Two innovative concepts were given the DigiFellowship 2020 and DigiFellow Student Award in university-wide competitions. The RWTH Instructor title was awarded to junior instructors who have distinguished themselves through their outstanding teaching activities and dedication to excellent research. After a keynote speech by Vice-Rector for Teaching Professor Aloys Krieg, a question and discussion round looked at what is ahead for teaching and learning in 2021.

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Der Campus bot ein ungewohntes Bild der Stille – Homeoffice und Onlinestudium wurden alltäglich. Ein Krisenstab der RWTH sorgte für die Umsetzung der Schutzverordnungen des Bundes und des Landes im Rahmen der Coronakrise.

The University campus was unusually empty and quiet – working from home and virtual teaching became the new normal. RWTH established a Crisis Management Team to implement the protection ordinances of the federal and state governments.

Krisenmanagement

Crisis Management

Der Corona-Krisenstab

The Coronavirus Crisis Management Team

Die RWTH Aachen reagierte bereits sehr früh auf die seinerzeit noch bevorstehende Krise. Schon Ende Februar 2020, als das Robert Koch-Institut (RKI) das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland zunächst noch als „gering bis mäßig“ bewertete, richtete die Hochschule den „Corona-Krisenstab“ ein. Ziel war, die lokale Ausbreitungsgeschwindigkeit weitestgehend abzubremsen. Als größte Arbeitgeberin der Region und durch den Uni-Betrieb mit einer Vielzahl an Studierenden wollte die RWTH als potenzieller „Super-Spreader“ von Anfang an einen größtmöglichen Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehens leisten.

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Geleitet wird der Krisenstab durch den Kanzlervertreter. Die Geschäftsführung obliegt dem Oberverwaltungsdirektor, unterstützt durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Dezernates 5.0 – Organisation und IT. Insgesamt sind rund 20 funktionale Bereiche im Krisenstab vertreten, zum Beispiel aus den Dezernaten der Zentralen Hochschulverwaltung, dem hochschulärztlichen Dienst, der Stabsstelle für Arbeits- und Strahlenschutz, diversen Gremien wie Vertretern des Ältestenrats, Personalrat, wissenschaftlicher Personalrat, Schwerbehindertenvertretung und Gleichstellungsstelle, dem Allgemeinen Studierendenausschuss sowie dem Studierendenwerk. Im Jahr 2020 ist der Krisenstab insgesamt 22-mal zusammengekommen.

RWTH reacted very early on to the imminent crisis. At the end of February 2020, when the Robert Koch Institute (RKI) initially assessed the risk for the population in Germany as “low to moderate,” the University set up the Coronavirus Crisis Management Team with the aim of slowing down the local spread of the virus to the greatest extent possible. As the largest employer in the region and running its regular university operations for such a significant number of students, RWTH had the potential to be a superspreader. Thus it sought to do everything it could to contain the infection from the very beginning.

The Crisis Management Team is led by the Deputy Chancellor. It is managed by the Executive Administrative Director and supported by his employees in Department 5.0 – Organization and IT. A total of around 20 functional areas have representatives in the Crisis Management Team, for example, different divisions of the Central University Administration, the University Medical Center, the Staff Unit of Occupational and Radiation Protection, various committees, such as representatives of the Elders Advisory Council, the Staff Council, the Staff Council for Academic Staff, the Representative Council for Staff with Disabilities, and Equal Opportunities Office, AStA – Students’ Committee, as well as Studierendenwerk (Student Services). In 2020, the Crisis Management Team met a total of 22 times.

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Hörsaalgebäude wie das C.A.R.L. der RWTH konnten für den gewohnten Vorlesungsbetrieb nicht genutzt werden. Lecture theatres such as C.A.R.L. Lecture Hall Complex could not be used during the pandemic.

Seine Aufgaben erstrecken sich insbesondere auf die Sichtung und Bewertung der jeweils gültigen rechtlichen Maßgaben wie der Coronaschutzverordnung, den Coronaeinreiseregelungen oder der Allgemeinverfügung zur Durchführung von Lehr- und Praxisveranstaltungen sowie Prüfungen an den Hochschulen im Land NRW. Dabei sind stets enge Abstimmungen mit der Stadt Aachen und StädteRegion Aachen erforderlich. Aus diesen Vorgaben und Abstimmungen leitet der CoronaKrisenstab Maßnahmen für Beschäftigte und Studierende der RWTH zur Vorlage beim Rektorat ab. Diese betreffen unter anderem Regelungen zu Dienstreisen, zum Homeoffice, zu Veranstaltungen, zum Lehr- und Prüfbetrieb und zur Entzerrung des Präsenzbetriebs durch beispielsweise

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flexiblere Arbeitszeiten. Alle Maßnahmen werden dabei unter Berücksichtigung besonderer und lokaler Gegebenheiten und Personenkreise wie Grenzpendlern oder Einwohnern aus dem Kreis Heinsberg zur Beginn der Pandemie im März 2020 getroffen. Die Maßnahmen und Regelungen werden seit Beginn der Pandemie als deutsch- und englischsprachige Information an die Beschäftigten und Studierenden weitergeleitet, insbesondere durch Mailings, Blogbeiträge, FAQs, Beschilderungen oder Flyer. Auf Basis der Krisenstabsarbeit wurden im Laufe des Jahres über 80 Mailings an Studierende, Lehrende und Beschäftigte versandt.

Its responsibilities particularly include reviewing and assessing the legal provisions in effect at any given time, such as the Coronavirus Protection Ordinance, Coronavirus Entry Regulations, or the General Decree on the Implementation of Courses, Lectures, Practical Courses, and Examinations at Universities in NRW. This always requires close coordination with the City of Aachen and StädteRegion Aachen (the local region). The Coronavirus Crisis Management Team takes these requirements and agreements as a basis for developing measures for employees and students at RWTH to present to the Rector’s Office. These include regulations on business travel, working from home, events, courses and examinations, and others that are particularly aimed at reducing the

amount of staff on campus, such as by offering flexible working hours. All measures were introduced at the start of the pandemic in March 2020, taking into account the particular and local circumstances and categories of people, such as border commuters or residents from the neighboring District of Heinsberg. Since the start of the pandemic, all measures and regulations have been communicated to employees and students in German and English, particularly in the form of emails, blog posts, FAQs, signs, or flyers. Based on the work of the Crisis Management Team, more than 80 emails were sent to students, instructors, and employees over the year.

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Soziale Kontakte unter Studierenden konnten während der Coronakrise nur sehr eingeschränkt stattfinden. Social interactions among students were very restricted during the coronavirus crisis.

Die Arbeit des AStA in der Pandemie Mit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 hat sich das studentische Leben auf einen Schlag vollständig verändert. Diese Veränderungen hat auch der AStA durch seine Aktivitäten während der Coronakrise und durch zahlreiche Rückmeldungen der Studierenden miterlebt. Eine besonders große Herausforderung lag im Bereich der Lehre: Klausuren mussten unter verschärften Sicherheitsbedingungen neu geplant und die Lehre in kürzester Zeit komplett digitalisiert werden. Dazu standen das Lehre-Referat und der Vorsitz des AStA im ständigen Austausch mit verschiedenen Stellen der Hochschulverwaltung bis hin zum Krisenstab, in dem die Stimme der Studierenden ebenfalls berücksichtigt wurde. Bereits im April wurde die Coronakrise auch im Sozialreferat des AStA durch einen extremen Anstieg an Anträgen für studentische Sozialdarlehen deutlich spürbar. Als Antwort auf die akuten finanziellen Probleme der Studierenden wurden zwei Projekte ins Leben gerufen: Das Projekt „#RWTHhilft“ startete der AStA gemeinsam mit der Hochschule und dem Förderverein proRWTH. Dabei bekommen Studierende unkompliziert finanzielle Hilfe in Form eines Überbrückungsstipendiums zur Abfederung akuter Härtefälle. Gemeinsam mit dem Studierendenwerk wurde zudem die Freitisch-Aktion gestartet. Studierende, die von der Pandemie besonders stark betroffen wurden, erhielten dabei jeden Tag eine kostenlose Mahlzeit in den Mensen.

92 | Die RWTH in der Pandemie

AStA’s Work During the Pandemic Ein wichtiges Ziel in der Krise ist, die Studierenden umfangreich und möglichst schnell über aktuelle Entwicklungen, Verordnungen und Regelungen zu informieren und eine umfangreiche Krisenkommunikation zu betreiben. Dazu richtete der AStA auf seiner Website einen kompakten FAQ-Bereich ein, der ständig gepflegt und überarbeitet wird. Die regelmäßigen Social-Media-Beiträge zu den neuesten Regelungen und Änderungen in Bezug auf die Pandemie wurden zudem zahlreich angeklickt und von vielen weiteren Hochschulorganisationen geteilt. Veranstaltungen aus dem kulturellen Bereich mussten größtenteils abgesagt oder verschoben werden. Wo gewöhnlich Konzerte, Ausstellungen und Festivals geplant wurden, standen im Corona-Jahr digitale Angebote im Fokus. Diese zielten außerdem darauf ab, Studierende untereinander zu vernetzen. Zusätzlich übernahm das Kulturreferat des AStA große Teile der Organisation und Betreuung der Blutspende der Uniklinik RWTH Aachen, welche zu Krisenzeiten in die Couvenhalle und das Sparkassenforum wanderte. Obwohl das vergangene Jahr für viele Studierende schwierig verlaufen ist, hat es auch gezeigt, wie stark der Zusammenhalt unter den Studierenden ist. Es bleibt zu hoffen, dass auch bei einer Rückkehr zur Normalität die Fortschritte und aufgedeckten Probleme nicht vergessen werden und auf diesen aufgebaut werden kann.

When the coronavirus pandemic began in March 2020, student life was turned upside down. AStA also witnessed these changes in their work throughout the coronavirus crisis, and they received much feedback on the situation from students. Teaching faced a particular challenge: exams had to be reorganized under stricter safety measures, and teaching had to be digitalized quickly. To do so, the AStA Department for Education and the chair of the AStA were in constant communication with various divisions of the Central University Administration up to the Crisis Management Team, also taking into account the students’ feedback. In April, the coronavirus crisis was strongly felt in the AStA Department for Social Affairs with the sharp rise in applications for student loans. In response to the students’ acute financial problems, two projects were launched: The #RWTHhilft initiative was started by the AStA together with the University and the proRWTH association. This gave students easy financial aid in the form of a bridging scholarship to help acute cases of hardship. In addition, together with Studierendenwerk, the Free Meal Project was started, in which students who were particularly affected by the pandemic were given a free meal every day in the dining halls.

An important aim in coping with the crisis is to provide students with detailed information about current developments, regulations, and rules as quickly as possible and to follow a comprehensive communication policy during the crisis. For this purpose, AStA set up a compact FAQ page on its website that is continuously updated and revised. The regular social media posts on the latest regulations and changes with regard to the pandemic were also regularly visited and shared by many other university organizations. Most of the cultural events had to either be canceled or postponed. In place of concerts, exhibitions, and festivals, virtual offerings with the aim of networking students were the focus of the pandemic year. In addition, the AStA Department for Culture organized and managed the blood drive at Uniklinik RWTH Aachen, which was moved to the Couvenhalle and the Sparkassenforum buildings during the crisis. Although the past year was very difficult for many students, it also showed the strong sense of solidarity between them. We can only hope that when things go back to normal, the progress and the problems encountered will not be forgotten, and we can build on them.

RWTH During the Pandemic | 93


Dr. med. Doris Keller ist Leitende Hochschulärztin und gehört zum Krisenstab der RWTH. Dr. med. Doris Keller, head of the University Medical Center, is a member of RWTH’s Crisis Management Team.

Interview mit der Hochschulärztin Dr. Doris Keller

Interview With University Doctor Dr. Doris Keller

Durch die engen Verbindungen nach China ist Covid-19 in einem sehr frühen Stadium Thema an der RWTH geworden. Wann und wie ist Ihnen die weitreichende Auswirkung des neuartigen Virus bewusstgeworden?

Close ties to China meant that COVID-19 became an issue at RWTH very early on. When and how did you become aware of the widespread impact of this new virus?

Zunächst haben wir alle COVID-19 unterschätzt und für ein regionales Problem in China gehalten. Wir wurden jedoch durch die internationale Ausrichtung der RWTH mit Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt und eben auch aus China relativ früh mit dem Thema konfrontiert. Es gab Studierende, die ihr

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Studium in Aachen nicht antreten konnten, da sie in Wuhan in Quarantäne waren oder ausländische Gäste, die nicht empfangen werden konnten, ohne vorab getestet zu werden. Dass es sich bei der COVID-19-Pandemie um eine sehr ernste Situation mit erheblichem Risikopotenzial handelte, wurde mir aber erst bewusst, als im Februar die ersten Erkrankungen in Deutschland, zunächst in Bayern und dann auch rasch hier ganz in der Nähe im Kreis Heinsberg, auftraten. Allerdings konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhersehen, welches immense Ausmaß letztendlich COVID-19 annehmen würde.

Initially, we all underestimated COVID-19 and believed it to be a regional problem in China. However, due to the international nature of RWTH, with students and scientists from all over the world, including China, we were confronted with the issue quite early on. Some students could not start their studies in Aachen because they were in quarantine in Wuhan or some foreign guests could not be received without

prior testing. I did not realize that the COVID-19 pandemic would be a very serious situation with a considerable potential risk until the first cases arrived in Germany in February, first in Bavaria, and then soon after in the nearby District of Heinsberg. However, at that point in time, I could not have predicted the extent to which COVID-19 would impact us.

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Was waren für Sie die ersten wichtigen Maßnahmen, um eine Verbreitung an der Hochschule einzudämmen? Eine erste sehr wichtige Maßnahme war die Bildung eines Krisenstabs. In diesem Gremium konnten alle neu gewonnenen Informationen ausgetauscht, analysiert und diskutiert werden, aber auch wesentliche Schritte besprochen, beschlossen und zeitnah umgesetzt werden. Beispiele dafür sind die Hygiene- und Abstandsregeln sowie die Isolationsmaßnahmen für Reiserückkehrer aus Risikogebieten. Später dann Homeoffice-Regelungen und die Maskenpflicht. Wichtig war auch die regelmäßige und aktuelle Information der Beschäftigten über das Intranet sowie die Einrichtung von Beratungsangeboten über Telefon und E-Mail. Als dann Erkrankungsfälle in der Region und an der RWTH auftraten, stand die Unterstützung, Beratung und das Lotsen einzelner Beschäftigter, Vorgesetzter und Bereiche im Vordergrund. Viele Fragen bezogen sich auf Reiserückkehrer, Erkrankte im familiären und beruflichen Umfeld, Kontaktpersonen und Quarantänemaßnahmen. Was bewirkte das schnelle Handeln der RWTH, das Sie als Mitglied des Krisenstabes mitgestaltet haben? Alle Beschäftigten der RWTH Aachen wurden über die im Krisenstab zusammengefassten Informationen und erarbeiteten Maßnahmen professionell und auf sehr schnellem Weg über verschiedene Kanäle wie beispielsweise dem Intranet oder diversen Rundmails informiert. Mein Eindruck war, dass die RWTH Aachen mit der entstehenden COVID-19Situation hier äußerst professionell umgegangen ist, was sich auch darin zeigt, dass es nur wenige Infektionen, wenige berufliche Kontaktpersonen der Kategorie 1 und keine mir bekannten Infektionsketten an der Hochschule gab. Sie waren und sind die Schnittstelle zwischen infizierten RWTH-Angehörigen und dem Gesundheitsamt. Was sind für Sie die entscheidenden Punkte, die bei einer möglichen Infizierung sofort beachtet werden müssen? Das wichtigste Kriterium, um ein Infektionsgeschehen einzudämmen und Infektionsketten zu unterbrechen, ist Geschwindigkeit. So ist hier sicherlich positiv zu nennen, dass die RWTH durch eine zügige Umsetzung von Quarantänemaßnahmen, beispielsweise nach K1-Kontakten, oftmals bereits einer Ausbreitung von COVID-19 entgegengewirkt hat, noch bevor das Gesundheitsamt eine offizielle Maßnahme angeordnet hatte. An vielen Stellen hat die Hochschule auch mehr getan als behördlich gefordert, um Risiken so weit wie möglich zu minimieren. Dieses unbürokratische Handeln hat nicht nur auf Hochschulebene, sondern auch regional dazu beigetragen, weitere Infektionen zu verhindern. Bedenkt man die Größe der RWTH und betrachtet die wenigen Fälle dort, so ist dies für mich ein sehr gutes Ergebnis des Krisenmanagements.

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Wie erlebten Sie die Menschen, die bei Ihnen Rat und Hilfe suchten? Führte das zu einer modifizierten Rolle als Hochschulärztin als bislang? Ich habe die Beschäftigten, die sich an uns gewandt haben und Rat oder Hilfe suchten, stets als sehr kooperativ und auch als dankbar erlebt. Ein solch positives Feedback zu erhalten, war und ist für mich immer noch ein unglaublicher Ansporn und erfüllt mich mit hoher Zufriedenheit. Was meine Rolle als Hochschulärztin angeht, so würde ich nicht sagen, dass durch COVID-19 eine Modifikation passiert ist. Vielmehr würde ich aber behaupten, dass die Situation mit COVID-19 eine fruchtbare Erweiterung meiner hochschulärztlichen Tätigkeiten mit sich brachte. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeitsmedizin ist schon immer die Beratung und das hat sich auch durch die jetzige Situation nicht geändert. Allerdings kann man schon sagen, dass nun der Stellenwert der Beratung, aber auch der Informationsweitergabe, gegenüber früher deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Die Hochschulärztliche Einrichtung war dauernd gefordert. Welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Verlauf der Pandemie für Ihre Arbeit und für die Hochschule insgesamt? Die Anforderungen an das gesamte hochschulärztliche Team waren und sind weiterhin außerordentlich hoch. Allerdings möchte ich hier auch gleich die Gelegenheit nutzen und meinem gesamten Team großen Dank aussprechen. Alle Kollegen und Kolleginnen haben in dieser extremen und herausfordernden Zeit großen Einsatz gezeigt und zeigen diesen immer noch. Ich für meinen Teil habe die sehr positive Erfahrung gemacht, erleben zu dürfen, was alles in kurzer Zeit umgesetzt werden kann, wenn Kollegen und Kolleginnen verschiedener Bereiche wie der Krisenstab, die IT, das Gesundheitsamt, die Krankenhaushygiene der Uniklinik RWTH Aachen und die Stabsstelle Arbeitssicherheit an einem Strang ziehen und dasselbe dringliche Ziel verfolgen. Ich habe es als Privileg empfunden, mit so engagierten Menschen zusammenarbeiten zu dürfen. Dass so etwas funktioniert, gibt mir Zuversicht für alles, was jetzt noch kommt.

What do you consider the first important measures the University took to contain the spread of the virus? One very important measure was forming a Crisis Management Team. This committee ensured that all the latest information could be shared, analyzed, and discussed, but also that important steps could be discussed, agreed upon, and implemented quickly. Examples of these include hygiene and social distancing rules, as well as self-isolation for those returning from high-risk areas, then remote working and mask requirements later on. It was also important to regularly provide employees with up-to-date information via the Intranet and set up advising offerings by telephone and email. When cases were detected in the region and at RWTH, the priority was to support, advise, and guide employees, supervisors, and departments. Many questions came regarding individuals returning from high-risk areas, those with sick people in the family and at work, close contacts, and quarantine measures. What was the effect of the quick actions taken by RWTH, which you helped implement as a member of the Crisis Management Team? All RWTH employees were professionally and quickly provided with summarized updates and information on any measures developed by the Crisis Management Team using various channels, such as the Intranet or circulars. My impression was that RWTH dealt with the COVID-19 situation very professionally, which is also reflected in the fact that there were only a few infections, a few category 1 contacts at work, and no chains of infection at the University that I know about. You were and are the interface between infected RWTH members and the public health department. What do you consider critical steps to immediately follow in the event of a possible infection?

What was your impression of the people who came to you for advice and help? Did your role as a university doctor change? I always found the employees who contacted us and wanted advice or help very cooperative and grateful. Receiving this kind of feedback was and still is an incredible source of motivation and gives me a great sense of satisfaction. I wouldn’t say that my role as university doctor changed due to COVID-19. But I would say that the situation with COVID-19 massively expanded my duties as a university doctor. An important aspect of occupational medicine is always giving advice and the current situation has not changed that. However, I can say that the importance of giving advice as well as passing on information is greater than it used to be.

The University Medical Center was in constant demand. What conclusions can you draw from the pandemic for your work and for the University in general? The demands placed on the entire university medical team were and still are exceptionally high. However, I would like to take this opportunity to say a huge thanks to my entire team. Every one of my colleagues showed, and is still showing, how dedicated they are during this extreme and challenging time. I had the very positive experience of seeing what can be done in such a short period of time when colleagues from different areas, such as the Crisis Management Team, the IT Center, the health department, hospital hygiene of Uniklinik RWTH Aachen, and the Staff Unit of Occupational and Radiation Protection, all pulled together and pursued the same urgent objective. It has been a privilege for me to work with such dedicated staff. Seeing how well this works gives me hope for everything we will face in the future.

The most important factor in limiting infections and breaking chains of infection is speed. It is particularly positive that by quickly implementing quarantine measures, after someone has had category 1 contacts, for example, RWTH often helped to prevent the spread of COVID-19 before the public health department issued official orders. In many areas, the University far exceeded the basic requirements of the authorities in order to minimize risks as far as possible. This unbureaucratic action helped to prevent further infections not only at the University, but also in the region. If we consider the size of RWTH and the few cases there, I consider this a very good result for the Crisis Management Team.

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Das IT Center in der Kopernikusstraße gehörte zu den Akteuren, die den Onlinebetrieb der Hochschule technisch ermöglichten. Among other institutions, the IT Center, located on Kopernikusstraße, provided the basis for remote working and teaching at the University.

Arbeiten in Zeiten von Corona

Working During the Corona Pandemic

Die Pandemie brachte für den beruflichen Alltag an der RWTH erhebliche Auswirkungen mit sich – zum Beispiel im Büro, in Laboren, Versuchsanlagen, Infrastruktureinrichtungen. Das gilt sowohl für die Beschäftigten, die ganz oder zeitweise in das Homeoffice wechselten, als auch für die Beschäftigten, deren Arbeit eine Präsenz am Arbeitsplatz erforderte.

treuung ihrer Kinder, wenn Schulen und Kitas schließen mussten. „Die räumliche und persönliche Situation hat maßgeblichen Einfluss auf die Arbeit in den eigenen vier Wänden und nahm viele verschiedene Ausprägungen an. Wer da viel Platz hatte und sogar über ein separates Arbeitszimmer verfügte, hatte nicht zu unterschätzende Vorteile“, so Werner Möller, Leiter des Personaldezernates.

The pandemic had a major effect on daily working life at RWTH – for example in offices, laboratories, research facilities, and infrastructure facilities. This holds equally true for employees who switched to working remotely either entirely or partially and for employees whose work required them to be on site.

after children when schools and kindergartens were closed. “The spatial and personal situation has a huge impact on being able to work from home and took on many different forms. Those who had the space and even a separate office had benefits that should not be underestimated,” said Werner Möller, head of the Human Resources Department.

Homeoffice wird alltäglich

Auch die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen oder sonstigen Partnern – auch außerhalb der Hochschule – musste anders strukturiert werden, notwendig sind neue Wege der Zusammenarbeit und entsprechende Kommunikationsformate. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass die Prozesse möglichst schnell digitalisiert werden müssen – es bedurfte vielfach pragmatischer Lösungen, um den Betrieb und die Handlungsfähigkeit der Hochschulstrukturen zu gewährleisten.

Working From Home Became the Norm

Cooperation between colleagues or other partners, even outside the University, also had to be restructured, and new approaches to teamwork and communication were required. It once again became clear that processes had to be digitalized as quickly as possible – more pragmatic solutions were needed to ensure the University structures continued to operate and remained functional.

Homeoffice wurde letztlich überall da obligatorisch, wo es möglich ist. Diese Arbeitsform erfordert ein hohes Maß an Selbstverantwortung, Kreativität und Flexibilität bei der Organisation der Tages- und Arbeitsabläufe. Neben technischen Fragen zur Ausstattung waren mit dem Homeoffice vielfältige Veränderungen verbunden, die ohne Vorwarnung und Vorbereitung auf die Beschäftigten zukamen. In vielen Fällen phasenweise kombiniert mit der erforderlichen Be-

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Remote working became mandatory wherever possible. This type of work requires a high degree of self-responsibility, creativity, and flexibility when organizing one’s daily and work routines. In addition to technical questions about equipment, working from home also involved many changes that employees had to manage without any prior warning or preparation. In many cases, it included phases of looking

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Forschungseinrichtungen wie die Media Computing Group, geleitet von Professor Jan Borchers, suchten Lösungsansätze in der Pandemie – hier durch das Printing von 3D-Visieren. Research institutions such as the Media Computing Group headed by Professor Jan Borchers sought to provide solutions in the fight against the coronavirus pandemic, such as 3D-printed face shields.

Kommunikation dank IT

Kollegialer Kontakt auf Distanz

Communication Thanks to IT

Waren vor der Coronakrise Videokonferenzen eher die Ausnahme, mussten sich nun die Hochschulangehörigen in kürzester Zeit mit Systemen wie Zoom oder Teams vertraut machen und sie in ihren Arbeitsalltag integrieren. Die Beschaffung der IT-Hardware wie Laptops, Webcams oder Headsets für ein flächendeckendes Homeoffice bedeutete eine enorme Herausforderung. Es entstand in kürzester Zeit ein sehr hoher Bedarf, der schwer zu beschaffen und zu verteilen war.

Was natürlich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice vermissen, ist das soziale Miteinander, das durch virtuelle Kaffeepausen oder ähnlichen Formate nicht zu ersetzen ist. Zwar hat sich das Arbeiten im Homeoffice als Ergänzung der bisherigen Arbeitsform in Präsenz aus Sicht der Beschäftigten und Vorgesetzten bewährt. Viele Vorbehalte gegen diese Form der Arbeit konnten abgebaut werden, sodass zu erwarten ist, dass Homeoffice auch langfristig eine andere Bedeutung haben wird als vor der Pandemie. „Grundsätzlich ist das Homeoffice als flexible Arbeitsform ergänzend zur Präsenzarbeit zu sehen und kann gerade in Bezug auf die soziale Komponente keinen adäquaten Ersatz bieten“, so Personaldezernent Möller.

While video conferences were rather the exception before the pandemic, University employees quickly had to become familiar with systems such as Zoom and Microsoft Teams and integrate them into their daily work. Purchasing IT hardware, such as laptops, webcams, or headsets for employees to work from home, was a huge challenge. Within a remarkably short period of time, demand soared and it became difficult to purchase and distribute the equipment.

Aber auch die Software war entsprechend auszubauen, beispielsweise gab es eine enorme Erhöhung der Verbindung schaffenden VPN-Kapazitäten. Im Januar und Februar 2020 waren noch 400 gleichzeitige Nutzer täglich auf dem zentralen VPN eingeloggt, von Juni bis Dezember waren es bereits 2.000. Der höchste Tageswert liegt bei 2.128 gleichzeitigen Nutzern. Die verteilten VPNs in den Instituten sind in diesen Zahlen nicht enthalten. Auch der flächendeckende Einsatz von Kommunikationssoftware wie beispielsweise MS Teams musste durch entsprechende Lizenzen erworben und kurzfristig auf den Computern der Beschäftigten zur Verfügung gestellt werden.

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Für diejenigen Beschäftigten, deren Präsenz am Arbeitsplatz erforderlich war, ist der Lockdown mit erheblichen Konsequenzen verbunden. Die Verhaltensregeln zur Infektionsvermeidung, nicht selten verändert und erweitert, sind oft nur schwer am Arbeitsplatz umzusetzen. Sie haben auch Eingriffe in die Dienstabläufe zur Folge, nicht selten zudem persönliche Herausforderungen. Die AHA-Regeln – Abstand halten, Hygiene beachten und Alltagsmaske tragen – bestimmten bald schon den Alltag. Der kollegiale Kontakt auf Distanz wurde zur neuen Form der Arbeit. Hinzu kommt, dass Kolleginnen und Kollegen des Teams oftmals im Homeoffice sind, mit diesen finden Begegnungen kaum mehr statt. Diese Verarmung des sozialen Umfeldes ist aus zwischenmenschlicher Perspektive für alle Beschäftigten sehr belastend.

The software also had to be expanded, for example there was a huge increase in VPN capacities so that employees could connect to the University network. In January and February 2020, 400 users were logged on to the central VPN at the same time each day; from June to December, this number increased to 2,000. The highest daily level was 2,128 users at the same time. This figure does not include the VPNs distributed in the institutes. Licenses also had to be purchased for the widespread use of communication software, such as MS Teams, and had to be installed on employees’ computers at short notice.

Contact With Colleagues at a Distance Of course, all employees working from home miss social contact, which cannot be replaced by virtual coffee breaks or similar formats. However, employees and supervisors believe that working from home has proven to be a positive addition to on-site work. Many reservations about this type of working could be addressed, so in the long term, we expect that remote working will have a whole new meaning than before the pandemic. “Working from home as a flexible form of work is generally considered an additional option to coming into the office and is not an adequate replacement, particularly when it comes to social interaction,” says Werner Möller, head of the Human Resources Department. The lockdown had major implications for essential employees who had to work on site. The rules of conduct for infection prevention and control, which were frequently amended and expanded, are often very difficult to implement at the workplace. They interrupt the employees’ workflow and frequently result in personal challenges for staff. The hygiene rules of social distancing, hand washing, and wearing masks quickly dictated daily life. Contact with colleagues at a distance became the new form of work. Furthermore, team colleagues generally work remotely so social contact was almost negligible. This lack of social interaction is very stressful for all employees from an interpersonal perspective.

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Professorin Dr.-Ing. Verena Nitsch leitet seit Juni 2018 das Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH. Professor Verena Nitsch has headed the Institute of Industrial Engineering and Ergonomics since June 2018.

Interview mit Professorin Verena Nitsch

Interview With Professor Verena Nitsch

Digitalisierung hat auch Grenzen

Digitalization Has its Limits

Ein Schwerpunkt Ihrer Forschung sind die Auswirkungen neuer Technologien auf Beschäftigte und Arbeitsprozesse. Um die Verbreitung der Covid-19-Erkrankung einzudämmen, wurde auch eine weitgehende Neuorganisation von Arbeit erforderlich. Wie wurde das von Arbeitgebern und Beschäftigten umgesetzt, welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?

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Grundsätzlich sehen wir, dass Unternehmen, die vor der Pandemie bereits von flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice Gebrauch gemacht hatten, besser durch die Krise kommen als solche, die dies bislang noch nicht etabliert hatten. Viele Unternehmen und Beschäftigte wurden erst mit der Pandemie ins digitale Zeitalter katapultiert. Einige Unternehmen entdecken das für sich als Chance, auf flexiblere Arbeitsmodelle umzusteigen.

A particular focus of your research is the effects of new technologies on employees and work processes. In order to contain the spread of COVID-19, many work processes had to be reorganized. How did employers and employees implement this change, and what role did digitalization play in this?

A general trend is companies that already offered flexible working hours and enabled employees to work from home before the pandemic coped better with the crisis than companies that did not. The pandemic catapulted many companies and employees into the digital age. Some companies saw this as an opportunity to introduce more flexible working models.

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Digitalisierung ist eine starke Waffe gegen die Effekte der Pandemie, aber sie hat auch ihre Grenzen. Sie setzt nicht nur eine bestimmte technische Ausstattung voraus, sondern erfordert auch die Umstellung von Arbeitsprozessen, die Weiterbildung von Beschäftigten im Umgang mit diesen Technologien und in vielen Fällen auch einen Kulturwandel. Wenn man ein Unternehmen hauptsächlich aus dem Homeoffice betreibt, braucht man eine Vertrauenskultur. Leider sehen wir auch Trends in der Entwicklung von Technologien, die darauf abzielen, Beschäftigte im Homeoffice zu überwachen, z. B. indem sie aufzeichnen, wie viele Stunden Personen am Rechner gearbeitet haben. Dabei zeigen Studien immer wieder, dass die Produktivität von Beschäftigten im Homeoffice steigt, ebenso wie die Zufriedenheit. Elektronische Überwachung ist da in der Regel nicht notwendig und meistens kontraproduktiv. Bringen Führung und kollegiale Zusammenarbeit auf Distanz nicht auch Probleme mit sich? Wie lassen sich bei einer verstärkten Auslagerung von Büroarbeit ein positives Betriebsklima und das Wir-Gefühl erhalten? Untersuchungen in den verschiedensten Bereichen zeigen immer wieder, dass Fach- und Führungskräfte einen beziehungsorientierten Führungsstil einem eher aufgabenorientierten Stil gegenüber bevorzugen. In virtuellen Teams steht jedoch oftmals die Aufgabenverteilung im Fokus der Kommunikation, während der persönliche Kontakt und die nonverbale Kommunikation abnehmen – oder in Zeiten einer Pandemie ganz verlorengehen. Im Homeoffice scheint vielen Beschäftigten der soziale Kontakt und Austausch mit Kolleginnen und Kollegen zu fehlen. Dies erklärt vermutlich auch, warum im Sommer 2020 mit der Lockerung des Lockdowns die Homeoffice-Arbeit drastisch abnahm. Digitale Kommunikationsanwendungen wie Videokonferenzen oder Chats können dem ein Stück weit entgegenwirken, jedoch erfordert eine erfolgreiche Umstellung auf die digitale Zusammenarbeit auch arbeitsorganisatorische Begleitmaßnahmen, wie zum Beispiel der Abbau von hierarchischen Führungsstrukturen und mehr Verteilung von Verantwortung auf die Teammitglieder. Schließlich kann das Teamklima auch durch gemeinsame virtuelle Pausen gefördert werden, die einen regelmäßigen sozialen Austausch ermöglichen.

In welchen Bereichen konnten neue Medien und Arbeitspraktiken gut eingesetzt werden, wo ist ihr Einsatz problematisch? Insgesamt hat die Pandemie in vielen Bereichen einen Veränderungsdruck erzeugt, der auch alternative Geschäftsmodelle hervorgebracht hat, von denen Unternehmen auch nach der Pandemie noch profitieren könnten. Beispielsweise Yoga-Studios, die online Kurse anbieten und Restaurants, die auch online Bestellungen annehmen und das Essen nach Hause liefern. So können einige Unternehmen ihren Kundenstamm erweitern. Für viele Unternehmen bringt es natürlich auch finanzielle Vorteile, wenn Reisekosten sowie Mietkosten für Büro- und Veranstaltungsräume eingespart werden. Doch in vielen der besonders betroffenen Bereiche wie dem Gesundheits- und Sozialwesen, der Hotellerie, dem internationalen Luft- und Reiseverkehr, bei personennahen Dienstleistungen und auch im Produktionsumfeld deutscher Industrieunternehmen ist rein internet-basierte Arbeit oftmals keine Option. Hier können nur klassische technische, organisatorische und personenbezogene Arbeitsschutzmaßnahmen wie Desinfektionsmittel, flexible Schichtsysteme oder die persönliche Schutzausrüstung die Arbeit vor Ort ermöglichen. Digitale Tools unterstützen hier jedoch insbesondere in der Arbeitsorganisation und der Kommunikation. Die Umstellungen der Arbeitsprozesse auf das Internet verlaufen also bei Weitem nicht immer reibungslos? Unterm Strich zeigen uns aktuelle Untersuchungen, dass die Arbeitswelt, wie wir sie heute kennen, unter Pandemiebedingungen schlichtweg nicht gut funktioniert. Nur wenige Unternehmen profitieren von der Krise, die meisten verzeichnen Verluste. Auch Beschäftigte leiden unter den aktuellen Bedingungen: Bereits vor der Pandemie war ein deutlicher Anstieg psychischer Belastungen zu verzeichnen, nun kommen zu den bereits gut bekannten Auslösern der Belastung, wie die mit Computerarbeit oft einhergehende Aufgabenverdichtung und der Termindruck, noch weitere wie Homeschooling und mangelnder Freizeitausgleich hinzu. Auch physiologische Fehlbeanspruchungen, die unter anderem durch ergonomisch unverträgliche Homeoffice-Arbeitsplätze und mangelnde Bewegung entstehen, nehmen zu.

Even though digitalization is a powerful tool in tackling the effects of the pandemic, it does have its limits. Besides specific technical equipment and a change in work processes, this transformation also requires training for employees on how to use these technologies, and in many cases, a change in work culture. If a company’s employees primarily work from home, this requires a culture of trust. Unfortunately, we are also seeing trends in the development of technologies that aim to monitor employees working from home, for example by recording how many hours they were working via their computers. However, studies have consistently shown that both employee productivity and satisfaction increase when they work from home. Electronic monitoring is usually not necessary and often counterproductive. Do remote management and teamwork not also come with challenges? If office work is increasingly being carried out remotely, how will it be possible to maintain a positive working environment and a sense of community? Studies that look at a wide variety of work environments show time and again that professionals and managers prefer relationship-oriented rather than task-oriented leadership. In virtual teams, however, communication often focuses on allocating tasks, while personal contact and non-verbal communication dwindle – or even become non-existent in situations such as during a pandemic. Many employees who work from home seem to be missing social interaction and exchange with colleagues. This is a likely explanation as to why the number of people working from home decreased in summer 2020 when the lockdown was lifted. Digital communication applications, such as video conferences or chats, can address this issue to a certain extent, but a successful switch to virtual teamwork also requires organizational support measures, such as flattening hierarchical structures and giving more responsibility to team members. Team spirit can also be encouraged by taking virtual breaks together, which allows employees to interact socially on a regular basis.

In which areas could new media and work practices be used successfully, where were they problematic? Overall, the pandemic pressured us to make changes in many areas, leading to some alternative business models that companies can still use to their advantage even after the pandemic subsides. Examples include yoga studios that offer online courses and restaurants that now take online orders and make deliveries. These added services allow some businesses to expand their customer base. There are also financial benefits from saving on business travel and rent for office space and event rooms for many companies. However, in many of the areas that were hit particularly hard, such as health and social services, hotels, international air transport and other travel, personal services, as well as in German industry’s production environment, purely Internet-based work is often not an option. For these companies, only the general technological, organizational, and personal health and safety measures, such as disinfectants, flexible shift systems, or PPE, make work on site possible. Virtual tools can still play a supportive role, particularly in organizing work and communication. So switching work processes to the Internet does not always go smoothly? Overall, current studies show that the world of work as we know it today does not work well in a pandemic. Only a few companies are benefiting from the crisis; most of them are operating at a loss. Employees are also suffering under the current conditions: Even before the pandemic, there was a significant increase in psychological stress. And now other factors, such as having to homeschool their children and the lack of work-life balance have been added to the list of well-known triggers of stress, including the work intensification that often goes along with computer work and deadline pressure, for example. Physiological stress due to non-ergonomic workstations at home or lack of exercise has also been on the rise. Therefore, an essential job of occupational ergonomics is to research and develop cost-effective measures to help companies create productive working conditions compatible with human needs.

Eine wichtige Aufgabe der Arbeitswissenschaft besteht daher darin, kostengünstige arbeitsgestalterische Lösungen zu erforschen und zu entwickeln, die Unternehmen darin unterstützen, menschenverträgliche und produktive Arbeitsbedingungen zu schaffen.

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Alltag im Lockdown

Lockdown Life

Die RWTH-Angehörigen erlebten die Auswirkungen der Coronakrise je nach Lebens- und Arbeitssituation oft unterschiedlich. Die folgenden Berichte geben nur ausschnittsweise einen Eindruck über die persönlichen Erfahrungen vor allem der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Pandemie.

RWTH members often experienced the effects of the pandemic in different ways depending on their personal and working situation. The following reports can only offer a glimpse of what people, or our employees in particular, have been going through during lockdown.

Iris Laufenberg Seit über zehn Jahren arbeite ich als Personalsachbearbeiterin für die studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräfte in der Abteilung 8.1. Dort bin ich Ansprechpartnerin für Institute und Studierende und kümmere mich um sämtliche Vertragsangelegenheiten. Während des ersten und zweiten Lockdowns habe ich bedingt durch die Schul- und Kindergartenschließungen fast ausschließlich im Homeoffice gearbeitet. Das vereinfachte die Vereinbarung von Beruf und Familie immens, besonders in Zeiten der Pandemie. Unter den damit verbundenen Einschränkungen ist dieser Spagat so überhaupt erst möglich. Es ist eine große Erleichterung, so flexibel sein zu können, auch wenn vielleicht manche Arbeitsabläufe aufwendiger und umfangreicher sind. Ein wirklich spürbarer Nachteil ist für mich das fehlende Arbeitszimmer zu Hause. Dadurch bekommt man einerseits nach Feierabend kaum Abstand zur Arbeit. Andererseits ist es mit drei Kindern im Haus oft schwer, die für die Arbeit notwendige Ruhe zu bekommen. Dadurch waren geregelte, feste Bürozeiten im Homeoffice überhaupt nicht machbar. Die stärksten negativen Auswirkungen der Pandemie im Hinblick auf Homeoffice, Homeschooling und der Betreuung der Kinder, insbesondere der Kleineren, ist wohl der extreme Stress, alles irgendwie hinzubekommen und zu meistern. Meine Kinder sind vier, sechs und acht Jahre alt. Das älteste Kind geht in die zweite Klasse, die beiden anderen noch in den Kindergarten. In den Wochen, als alle Kinder zu Hause waren, kam ich mir manchmal – bildlich gesagt – wie ein Oktopus vor. Ich hatte das Gefühl, an sämtlichen Baustellen gleichzeitig sein zu müssen. Es war schwer, allem und allen gerecht zu werden und ihnen ausreichende Aufmerksamkeit zu geben. Beispielsweise war es für mein ältestes Kind nicht immer leicht, sich zu konzentrieren, wenn die kleineren Geschwister daneben spielten und tobten. Aber nicht nur mein Kind, auch ich hatte in diesen Momenten sehr zu kämpfen. Dienstliche Telefonate waren da oft eine Herausforderung. Die beiden Jüngeren hingegen fanden es doof, dass Mama kaum Zeit hatte, obwohl wir alle zu Hause waren. In dem Alter fällt es einfach schwer, die Situation zu verstehen und

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zu akzeptieren. Es ist eine große organisatorische Herausforderung, alles unter einen Hut zu bekommen. In der zwischenzeitlichen Öffnung von Schulen und Kindergärten kehrte dann etwas Normalität zurück, die besonders für die Kinder von großer Bedeutung ist. Endlich konnten sie wieder Kontakt zu Gleichaltrigen haben und gemeinsam mit Freunden spielen und lernen. Aber nicht nur das Arbeiten bei gleichzeitiger Kinderbetreuung war eine Umstellung. Wenn alle Familienmitglieder eine so lange Zeit zusammen zu Hause sind, fällt es oftmals schwer, den nötigen Abstand zu gewinnen und Raum für sich zu bekommen, sei es in Form von Hobbys oder das Treffen mit Freunden. Wenn das soziale Leben quasi komplett heruntergefahren ist, ist es für alle eine wahnsinnige Umstellung. Da mussten wir uns erst dran gewöhnen, 24/7 zusammen zu sein. Andererseits ist es aber auch eine wahnsinnig intensive und wertvolle Zeit, die man in der Form vielleicht nie mehr bekommt. Die Situation während der Corona-Pandemie hat auch deutlich gezeigt, wie wichtig die Unterstützung durch den Arbeitgeber und besonders auch die von meinen direkten Kolleginnen und Kollegen ist. Ich bin ihnen aus tiefstem Herzen dankbar, dass sie so viel Verständnis für meine Situation aufbrachten und mich unterstützten, wann immer es möglich und nötig war. Ohne die Hilfe dieses tollen Teams und der Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, hätte die Pandemie noch mehr abverlangt. Nur so konnte ich die Vereinbarung von Familie und Beruf überhaupt bewerkstelligen.

I have been working as an HR administrator for students and student assistants at Department 8.1 for more than ten years now. Besides being the contact person for institutes and students, I am also responsible for all related contractual matters. During the first and second lockdown, I worked almost exclusively from home due to the closures of schools and kindergartens. This option made it so much easier to combine work and family life, particularly during the pandemic. This kind of balancing act would not have been possible otherwise, considering the difficult conditions caused by all the restrictions. It is a huge relief to be so flexible, even if this makes some work processes more complex and timeconsuming. A real disadvantage for me is that I do not have a separate office at home. As a result, it is almost impossible to switch off from work at the end of the day. It was also often difficult to work in peace and quiet with three children in the house. Regular, fixed office hours were simply not feasible when working from home. The most significant negative impact of the pandemic when looking at working from home, homeschooling, and looking after the children, particularly the younger ones, is the extreme stress caused by somehow having to manage and cope with everything. My children are four, six, and eight. The oldest is in the second grade, and the other two are still in kindergarten. During the weeks when all the children were at home, I sometimes felt like an octopus. I felt like I had to be everywhere at once. It was difficult to get everything done, meet everyone’s needs, and give them enough attention. For example, it was not always easy for my oldest to concentrate on schoolwork when the two younger siblings were playing and running around. This was not only true for my child – I often struggled in these moments, too. Business phone calls were often challenging under these circumstances. The two younger children, on the other side, weren’t happy that mommy hardly had any time for them even though we were all at home. At that age, it is difficult for them to understand and accept the situation. It is a big organizational challenge to manage everything. When the

schools and kindergartens reopened, we could resume our regular routines to a certain extent, which was very important, particularly for the children. They could finally enjoy contact with children their own age again, and learn and play together with their friends. But working while also looking after the children was not the only change. When everyone in the family is together at home for such a long time, it is often difficult to get some distance and carve out some space for yourself, be it for hobbies or meeting friends. When your social life is practically shut down, it is a huge change for everyone. We had to get used to being together 24/7. On the other hand, it was an intense and valuable time that we might never have in this form again. The situation during the coronavirus pandemic has clearly shown how important the support from my employer and particularly from my direct colleagues is. I am so grateful for their understanding of the situation I was in and for supporting me whenever possible or necessary. Without the help of this great team and the option to work from home, the pandemic would have demanded even more from me. This was really the only way I was able to manage balancing work and family life.

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Susanne Brütting-Behrens Als Koordinatorin für das betriebliche Eingliederungsmanagement BEM stehe ich in engem Austausch mit betroffenen Beschäftigten. Das BEM-Angebot kann von allen Beschäftigten, die innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen erkrankt waren, freiwillig wahrgenommen werden. In den Beratungsgesprächen suche ich gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter Berücksichtigung ihrer individuellen Vorstellungen und Ziele nach geeigneten Maßnahmen. Das können beispielsweise eine stufenweise Wiedereingliederung, psychosoziale Beratung, eine Umrüstung des Arbeitsplatzes oder Veränderungen der Arbeitsorganisation und Arbeitszeit sein. Dabei arbeite ich häufig sehr eng mit anderen Stellen wie der Schwerbehindertenvertretung, der Hochschulärztlichen Einrichtung, den Personalräten, der Personalabteilung und den Vorgesetzten zusammen. Während der Lockdowns ist eine Rückkehr an den Arbeitsplatz mit einer stufenweisen Eingliederung teils schlichtweg nicht umsetzbar, da vor Ort kein Präsenzbetrieb herrscht und keine Einarbeitung stattfinden kann. Besser einzugliedern ist in Tätigkeiten, die komplett in Homeoffice erfolgen können. Grundsätzlich denke ich, dass Homeoffice ein sehr gutes Instrument für die Wiedereingliederung ist. Besonders, wenn Betroffene noch mit körperlichen Einschränkungen zu kämpfen haben, erleichtert es den Einstieg sehr. Schon der Wegfall eines längeren Arbeitsweges bedeutet eine große Entlastung. Andererseits ist die soziale Integration, der Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen, nach einer langen krankheitsbedingten Abwesenheit besonders wichtig. Aus meiner Sicht ist deshalb oft eine flexible Mischform von Homeoffice und Präsenzarbeit empfehlenswert, um sich innerhalb der Eingliederungszeit gesundheitlich dauerhaft zu stabilisieren und wieder ins Team zu integrieren. In den Beratungen und im Kontakt mit Vorgesetzten habe ich übrigens bemerkt, dass es aufgrund der Erfahrungen in der Pandemie inzwischen erfreulicherweise weniger Vorbehalte gegenüber der Arbeit im Homeoffice gibt.

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As coordination officer for Operational Integration Management (BEM), I work closely with employees returning to work after lengthy periods of absence. All employees who have been ill for longer than six weeks within a year can voluntarily use the BEM offerings. In counseling sessions, the employees and I look for suitable measures that consider their expectations and goals. These could be, for example, phased return arrangements, psychosocial counseling, modifying their work space or changing their work organization or work hours. During this process, I often work very closely with other departments, such as the Representative Council for Staff with Disabilities, the University Medical Center, the Staff Councils, the Human Resources Department, and the employees’ superiors. During the lockdown, phased return to work was simply not an option in some cases, as many RWTH members were working from home, and the returning employees could not reintegrate into the workplace on campus. It is easier for employees to reintegrate back into jobs that can be done entirely from home. I generally think that working remotely from home is an excellent tool for reintegration. It makes the return much easier, particularly for employees who are still dealing with physical limitations. Even not having the long journey to work is a big relief for many. On the other hand, social integration and contact with colleagues are particularly important after a long absence due to illness. In my opinion, it is often worthwhile to use a flexible mix of working from home and coming to work on campus. This allows the employee’s health to stabilize during the reintegration period while still integrating them back into the team. In the counseling sessions and in talking with supervisors, I have fortunately also noticed that everyone seems to now have fewer reservations about working from home due to the experiences we have gained during the pandemic.

Mittlerweile gelingt auch mir selbst die Beratung unter Corona-Bedingungen im Homeoffice gut. Nichtsdestotrotz bedeutet es eine gravierende Einschränkung, Beratungsgespräche nur noch telefonisch oder mittels MS Teams führen zu können. Ich habe aber festgestellt, dass auch das Telefonat in vielen Beratungsfällen eine gute Lösung darstellen kann. Doch gerade in Situationen, in denen Konflikte oder anderweitige Belastungen vorliegen, werden von den Betroffenen Gespräche in digitaler Form abgelehnt. Das ist auch völlig nachvollziehbar, weil Emotionen über digitale Tools einfach nicht adäquat transportiert werden können. Aus meiner Sicht ist in angespannten und belastenden Gesprächssituationen die Nähe eines persönlichen Gespräches sehr wichtig. Während der Kontaktbeschränkungen konnte ich derartige Beratungen nicht durchführen, was auf lange Sicht natürlich keine Lösung sein kann. Auch wenn sich im Laufe des letzten Jahres die veränderten Arbeitsabläufe in der Beratungsarbeit im BEM gut eingespielt haben, freue ich mich schon sehr, wenn ich wieder persönliche Beratungen durchführen kann. Gespräche in digitaler Form auch zukünftig anzubieten, beispielsweise, wenn langzeiterkrankte Beschäftigte noch nicht mobil sind, halte ich allerdings für eine gute Ergänzung des Beratungsangebotes.

By this point, I have become accustomed to the conditions caused by the coronavirus pandemic and to counseling employees remotely. Only being able to hold counseling sessions by telephone or using MS Teams is very restrictive. Still, I have discovered that even telephone conversations can be a good solution in many cases. However, employees who find themselves in conflict situations or have other stresses often refuse to have online meetings. I understand them well because emotions cannot adequately be expressed using these digital formats. In my opinion, the personal connection achieved through face-to-face interaction is crucial when having tense and stressful conversations. During the pandemic-related contact restrictions, I was not able to conduct these kinds of counseling sessions, a situation that should not continue in the long term. Even though the changed counseling processes in BEM have worked well over the past year, I am very much looking forward to having face-to-face sessions again. But offering digital sessions in future – for example if employees with long-term illnesses are not yet mobile – would be a good addition to the in-person counseling offer.

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Meine Kolleginnen und ich haben daraufhin vermehrt telefonische Beratungen angeboten. Wir merkten schon früh, dass der Lockdown und die damit verbundenen schwierigeren sozialen Rahmenbedingungen bei vielen Beschäftigten vorhandene Probleme verstärken. Es war also nicht nur so, dass ausschließlich neue Belastungen, entstanden durch den Lockdown und die damit einhergehenden Maßnahmen wie Homeoffice und wegfallende Kinderbetreuung, die Beschäftigten stark beanspruchten, sondern dass diese zusätzlichen Faktoren vorhandene Probleme verstärkten. Die Krise erforderte eine andere Form der Arbeitsorganisation. Viele fühlten sich durch die Verschiebung ihrer Arbeitsinhalte und veränderte Aufgaben schlichtweg überfordert. Als dann zunehmend digitale Lösungen wie MS Teams und Zoom in den Fokus rückten, kamen wir durch die OnlineBeratung wieder intensiver und besser mit den Ratsuchenden in Kontakt. Das Bedürfnis, wieder in einen zwischenmenschlichen Kontakt zu treten und sein Gegenüber zu sehen, war bei den Beschäftigten sehr groß. Das haben wir durch die stetige Zunahme an Terminanfragen deutlich gespürt. Persönlich fiel es mir anfangs sehr schwer, mich auf die virtuelle Beratung einzulassen, da ich auch weiterhin den Standpunkt vertrete, dass es für bestimmte Beratungsformate nur adäquat funktionieren kann, wenn wir uns in der realen Welt treffen.

Jörg Seigies Zu Beginn der Pandemie war die zentrale Frage für mich: Wie soll ich ohne persönlichen Kontakt adäquat beraten? Als Psychosozialer Berater, Supervisor und Coach der Betrieblichen Sozialberatung der RWTH arbeite ich seit neun Jahren mit den Beschäftigten, Abteilungen und Führungskräften, die ein Beratungsanliegen in den genannten Bereichen haben. Neben dem Coaching und der Organisationsentwicklung arbeiten wir als Einrichtung überwiegend im Bereich der psychosozialen Beratung. Hauptanliegen der Beschäftigten sind meist Belastungen im Arbeitskontext. Das sind beispielsweise Schwierigkeiten mit dem Arbeitsvolumen und der Arbeitsorganisation, Konflikte am Arbeitsplatz, familiäre Belastungen sowie daraus resultierende Folgestörungen wie Schlafprobleme, Antriebslosigkeit oder auch Depressionen. Wir erarbeiten dann gemeinsam mit den Beschäftigten individuelle Lösungen, um Handlungsfähigkeit, Bewältigungsstrategien und Regulationsmechanismen wiederherzustellen oder zu verbessern. Als dann die Kontaktbeschränkungen im ersten Lockdown kamen, wurden Termine zunächst reihenweise abgesagt.

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At the start of the pandemic, the main question for me was this: How am I going to advise anyone adequately without meeting with them face-to-face? As a psychosocial counselor and as supervisor and coach of RWTH in-house social counseling, I have been working with employees, departments, and supervisors for nine years now. In addition to coaching and organizational development, we, as an institution, mainly work in psychosocial counseling. The primary concern for employees is usually stress at work. This includes problems with heavy workloads and work organization, conflicts in the workplace, family problems, and the effects thereof, such as sleeping problems, a lack of motivation, or even depression. We work with the employees to find individually tailored solutions to help them restore and improve their ability to act, including their coping strategies and self-regulatory mechanisms. However, when the contact restrictions came into force in the first lockdown, everyone canceled their appointments left and right.

Durch die fehlende Körpersprache und zwischenmenschliche Interaktion gehen viele für unsere Arbeit wichtige Informationen verloren. Wir starren auf die Bildschirme, schauen unsere Gesprächspartner dabei aber nicht direkt an. Diese Situation macht es gerade bei sensiblen Themen sehr schwer. Durch die emotionale Distanz der virtuellen Beratung konnten sich auch viele Beschäftigte nicht ganz auf die Situation einlassen, was die nötige Gesprächstiefe erschwerte. Methodische Vorgehensweisen und gezielte Interaktionen lassen sich nur eingeschränkt anwenden. Ich machte aber auch sehr bald die Erfahrung, dass die digitale Beratung mit Kamera wesentlich besser ist als die rein telefonische Beratung. Andererseits gewannen wir in dieser Zeit auch die Erkenntnis, dass es durchaus Beratungsanliegen gibt, bei denen der digitale Kontakt ausreicht. In der Supervision und im Coaching gelingt das zum Beispiel sehr gut, im Bereich der psychosozialen Begleitung weniger oder gar nicht.

My colleagues and I then started to offer more telephone counseling sessions. We soon noticed that the lockdown and the related difficult social conditions exacerbated existing problems for many employees. We saw that employees were not only stressed by the new pressures caused by the lockdown and the associated measures, such as working from home or a lack of help with childcare, but that these additional factors also made their existing problems worse. The crisis meant that work had to be organized differently. Many simply felt overwhelmed with the change in work responsibilities and tasks. Later, when digital solutions, such as MS Teams and Zoom, became more available, we could establish better and closer contact with those who needed our help. The employees had a great need for social connections and wanted to see the person they were talking to. This became all the more clear as the inquiries for online appointments kept rising steadily. I personally found it very difficult at first to embrace virtual counseling, and I still believe that certain forms of counseling can only work if we meet each other in the real world. Not being able to interact with someone face-to-face and see their see body language means that a lot of important information for our work is lost. We stare at the screen but do not really see the people we are counseling. This makes counseling very difficult, particularly when dealing with sensitive issues. The emotional distance inherent in virtual counseling meant that many employees could not fully commit to the situation, making the necessary depth of the conversation more difficult. Methodical approaches and targeted interactions can only be used to a limited extent. But as I quickly found out, virtual counseling via video conferencing is still much better than just talking on the phone. One positive aspect of the pandemic is that we discovered that some issues could be adequately dealt with online. This format actually works very well for supervision and coaching, but it is much less effective for psychosocial support, if at all. As a counseling department, we also had to adjust and have now become used to working with the help of virtual formats. I still feel restricted in online counseling, but it does work in certain areas. My first choice would always be direct contact, but we now know that using virtual alternatives is a good option if this is not possible.

Auch wir mussten uns als Beratungsstelle umstellen und haben uns mittlerweile gut an die Virtualität angepasst. Ich fühle mich in der digitalen Beratung zwar immer noch eingeschränkt, aber sie funktioniert in bestimmten Bereichen. Meine erste Wahl bleibt zwar der direkte Kontakt, aber wenn der nicht möglich ist, wissen wir nun, dass es eine gute Option ist, die digitale Alternative anzuwenden.

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Stefan Wirtz Als Ausbilder im Berufsausbildungszentrum (BAZ) Elektrotechnik/Fachinformatik der Abteilung 8.4 koordiniere ich zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen die Ausbildung der Elektronikerinnen und Elektroniker für Geräte und Systeme oder für Betriebstechnik sowie der Fachinformatikerinnen und -informatiker für Systemintegration. Wir bieten ein breites Kursprogramm und Betriebsschulunterricht an, damit Inhalte der Berufsschule aufgearbeitet und vertieft werden können. Darüber hinaus führen wir bereits seit Ende 2019 ein Pilotprogramm zur Digitalisierung der Ausbildung durch, welches bereits erfolgreich läuft und uns bei den Einschränkungen durch die Coronakrise sehr zugutegekommen ist. Nichtsdestotrotz war der plötzliche Wechsel ins Homeoffice am Anfang der Pandemie sehr gewöhnungsbedürftig. Insbesondere, weil ich mich zu dieser Zeit gefragt habe, wie der direkte und persönliche Kontakt zu den Azubis unter den geltenden Kontaktbeschränkungen noch möglich sein sollte. Durch die zeitnahe Unterstützung des IT Centers und den Einsatz von MS Teams konnten wir allerdings den gesamten Betriebsschulunterricht und auch den Großteil unserer Kurse ins Onlineformat umsetzen. Das war nicht zuletzt durch die hervorragende Zusammenarbeit von allen beteiligten Abteilungen der Hochschule möglich. In unserem Team haben wir uns insgesamt sehr schnell an die neue Form der Kommunikation gewöhnt und uns gut auf die Nutzung von digitalen Medien eingestellt. Die Atmosphäre in unserem Team ist nach wie vor außerordentlich gut. Mit der intensiven Nutzung von Videobesprechungen und auch dank einer digitalen Weihnachtsfeier machten wir das Beste aus der Situation. Es ist sogar ein positiver Effekt der Pandemie, dass die Akzeptanz des Homeoffice deutlich gestiegen ist und die Nutzung auch nach dem Lockdown für viele sehr attraktiv bleibt. Darin sehe ich langfristig eine positive Entwicklung der Work-Life-Balance. Der Ausbildungsbetrieb hat sich im Rahmen der Coronapandemie natürlich verändert. Die fehlenden praktischen beziehungsweise handwerklichen Ausbildungsabschnitte, die vor allem in den ersten beiden Lehrjahren zum Tragen kommen, reißen unweigerlich Lücken in die Ausbildung der

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As a trainer at the Vocational Training Center (BAZ) for Electrical Engineering and IT of Division 8.4, my colleagues and I coordinate the training of electronic technicians for devices and systems or industrial engineering and IT specialists for system integration. We offer a wide range of courses and vocational training instruction so that trainees can practice and deepen what they have learned at vocational school. Furthermore, at the end of 2019, we started a pilot program to digitalize vocational training, which is already very successful and proved beneficial when coronavirus restrictions came into force. However, the sudden switch to working from home at the start of the pandemic did take some getting used to, mainly because I wondered how we could continue to give our trainees the close and individually tailored support they needed during the lockdown. Thanks to the IT Center’s quick technical help and using MS teams we could offer all of our vocational training instruction and most of our courses online. This was thanks in no small part to the excellent collaboration of all the University departments involved. Overall, our team became used to the new methods of communication quickly and adjusted well to using digital media. The atmosphere in our team is still excellent. We made the best out of the situation by having regular video conferences and even a virtual Christmas party. The pandemic had an unexpected positive effect: working from home has become much more accepted and will continue to be a very attractive option for many even after the lockdown ends. I see this as a positive development for work-life balance in the long term. Of course, vocational training has had to change during the coronavirus pandemic. The lack of practical hands-on training, which would usually be conducted in the first two years, will inevitably cause gaps in the trainees’ education. The trainees will have to catch up on these skills later in a much shorter period of time. However, new simulation software can now be used so trainees can already practice working with measurement instruments, which will allow them to operate them much more quickly in the future.

jungen Menschen. Diese Missstände werden später in viel kürzerer Zeit nachgeholt werden müssen. Durch den Einsatz von neuer Simulationssoftware kann jedoch auch jetzt schon der Umgang mit Messinstrumenten geübt werden, damit die praktische Handhabung später deutlich schneller ablaufen kann. Ich denke, dass die Pandemie aber auch positive Effekte mit sich gebracht hat. Einen Vorteil sehe ich darin, dass es durch die Notwendigkeit des Onlineunterrichts ein Umdenken in der Nutzung von digitalen Medien in der Ausbildung gab. Die Umsetzung unseres Pilotprogramms erforderte den Einsatz von iPads in der Ausbildung, das Einarbeiten und Nutzen der Lernplattform Moodle sowie von Cloudlösungen wie Sciebo. Das sorgte dafür, dass die verbundenen Entwicklungs- und Einarbeitungsphasen deutlich schneller abliefen als erwartet. Wir halten einen regen und täglichen Kontakt zu den Azubis, damit diese nicht das Gefühl bekommen, in dieser schwierigen Zeit an Ausbildungsqualität zu verlieren. Die Möglichkeit der Video-Telefonie und Videokonferenzen helfen hierbei sehr. Die Motivation der jungen Menschen im Umgang mit neuen Medien ist sehr hoch und führt dazu, dass das Lernen einfacher und angenehmer wird.

I think that the pandemic has also had some positive effects. One benefit is that the need to hold courses online caused everyone to reconsider how digital media could be used more effectively in vocational training. To implement our pilot program we had to provide the trainees with iPads, so they could use the learning platform Moodle as well as Cloud solutions, such as Sciebo. This meant that the associated development and induction phases were completed much faster than expected. We maintain close, daily contact with the trainees throughout their apprenticeship so that they do not feel that the quality of their training is diminishing in this challenging time. Having the options of making video calls or meeting via video conferencing are a great help. Young people are highly motivated to use new media, making learning for them both easier and more enjoyable. I believe that RWTH, as the biggest provider of vocational training in the region, will come out of the situation stronger in the long term. The rapid pace of digitalization in training is bound to make the University even more attractive for applicants in the future. It also gives us trainers many options to supervise the trainees in a manner tailored to their needs, which is more beneficial for them.

Ich bin der Auffassung, dass die RWTH als größte Ausbildungsstätte der Region langfristig betrachtet stärker aus der Situation hervorgehen wird. Das rasante Antreiben der Digitalisierung der Ausbildung wird die Hochschule in Zukunft noch attraktiver für Bewerberinnen und Bewerber machen. Uns als Ausbilderinnen und Ausbilder werden darüber hinaus viele Möglichkeiten geboten, die Azubis noch differenzierter zu betreuen und so einen Mehrwert für sie auszuarbeiten.

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nach den veränderten Bedürfnissen aller Familienmitglieder auszurichten. Das war nicht immer einfach, aber wir haben es gemeistert. Meine Frau ist Ärztin an der Uniklinik RWTH Aachen und war zunächst noch in Elternzeit, sodass sie sich verstärkt um unsere beiden Kinder kümmern konnte. Unser Sohn ist im Dezember ein Jahr alt geworden, unsere Tochter besucht nun die vierte Klasse. Kurz bevor die Pandemie ausbrach, suchten wir einen Kitaplatz für unseren Sohn, was uns mit Hilfe des Familienservice der Hochschule und durch Unterstützung meines Sonderforschungsbereichs glücklicherweise auch gelang. Die Eingewöhnung in der Kita lief dann unter den Vorgaben der geltenden Coronaschutzverordnung – also nach strikten Regeln – ab. Beispielsweise durfte für die Eingewöhnung pro Gruppe nur ein Elternteil in der Gruppe sein. Bei acht neuen Kindern in der Gruppe zog sich die Eingewöhnungsdauer entsprechend über drei Monate. Seit Ende der Eingewöhnung dürfen Eltern die Kita nicht mehr betreten und geben die Kinder an der Tür ab. Solange meine Frau in der Elternzeit das Homeschooling sowie die Betreuung organisierte, während ich im Homeoffice arbeitete, waren wir in einer sehr komfortablen und angenehmen Situation. So nahmen wir uns beispielsweise festgelegte Mittagspausen, um gemeinsam mit der ganzen Familie zu essen oder mit den Kindern nach draußen zu gehen. Weniger Verabredungen, weniger Reisen, weniger Termine – unser Familienleben profitierte davon und wir sind im Nachhinein sehr glücklich, dass wir so ein intensives Jahr gemeinsam verbringen durften.

Arne Lüken Als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Verfahrenstechnik arbeite ich gerade im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 985 „Mikrogele“ an meiner Dissertation. Eigentlich nehmen die Forschung und die Betreuung Studierender einen Großteil meiner Arbeit ein, dies war während der Pandemie jedoch anders. Besonders Laborarbeiten mussten teilweise komplett verschoben werden oder konnten nur unter strikten Auflagen stattfinden. Ich hatte das Glück, die Experimente für einige Kapitel meiner Dissertation weitestgehend abgeschlossen zu haben und nutzte so Lockdown und Homeoffice, um viel Zeit konzentriert am Schreibtisch zu verbringen und die Ergebnisse niederzuschreiben – soweit dies mit unserem Familienalltag in Einklang zu bringen war. Aber: Meine jüngeren Kolleginnen und Kollegen, die an früheren Zeitpunkten ihrer Dissertation stehen, hat der Lockdown deutlich härter getroffen. Die Pandemie warf unsere gewohnten Tagesabläufe und Routinen vollständig durcheinander. Wir waren als Familie wie so viele andere auch gezwungen, unsere Arbeitszeit

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As a researcher at the Institute for Chemical Engineering, I am currently working on my dissertation as part of Collaborative Research Center 985 “Microgels.” I usually spend much of my time conducting research and mentoring students, but this all changed during the pandemic. Some laboratory work, in particular, had to be postponed or could only be carried out under strict guidelines. I was lucky in that I had finished most of the experiments for some of the chapters of my dissertation. I could therefore use my time during lockdown to sit at my desk at home and focus on writing down the results – at least as far as this was manageable with our daily family routine. My younger colleagues, who are not as far along with their dissertation, were hit much harder by the lockdown. The pandemic turned our usual daily routines upside down. Like many other families, we were forced to plan our working hours around the different needs of all the family members. This was not always easy, but we managed it. My wife is a doctor at Uniklink RWTH Aachen and was still on maternity

Als meine Frau wieder als Ärztin in Vollzeit zurückkehrte, wurde unser Zeitmanagement spannender. Als Assistenzärztin sind flexible Arbeitszeiten oder Teilzeit in der Einarbeitung praktisch unmöglich. Nachdem sie mir ein Jahr lang den Rücken freigehalten hatte, war es daher nun meine Aufgabe, die Promotion und die Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei reduzierten Kitastunden und einer Tochter im Homeschooling am Schreibtisch gegenüber fortzuführen. Die Unterstützung des Arbeitgebers und des direkten Vorgesetzten sind für die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie in solchen Ausnahmesituationen von höchster Relevanz. Derzeit wäre mein Job ohne flexible Arbeitszeiten am Abend oder Wochenende und ohne die Selbstorganisation von Laborzeit und Projekttreffen unmöglich. Dafür bin ich sehr dankbar. Abgesehen von der Familiensituation veränderte sich das Arbeitsumfeld schwerwiegend. Der enge Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen, das gemeinsame Arbeiten, die kreativen Kaffeepausen und auch das Feierabendbier. Am Lehrstuhl pflegen wir ein sehr persönliches Miteinander, das in dieser Krise vermutlich das größte Opfer ist. Deshalb freue ich mich schon auf eine hoffentlich irgendwann wieder mögliche Feier mit allen alten und auch einigen neuen Kolleginnen und Kollegen, die ich bisher nur digital kennengelernt habe.

leave, so she was able to spend more time looking after our two children. Our son turned one in December, and our daughter is currently in fourth grade. Just before the pandemic hit, we had started to look into finding a place at a daycare center for our son, which we then luckily got with help from the University’s Family Services Center and my Collaborative Research Center. The settling-in period at daycare was only possible under the conditions mandated by the Coronavirus Protection Regulations, i.e. according to strict rules. For example, only one parent could be in each group for the settling-in period. Therefore, with eight new children in the group, the settling-in period took more than three months. After the settling-in period, parents were no longer allowed to enter the daycare and had to drop their children off at the door. When my wife was on maternity leave and organized homeschooling and childcare while I was working from home, our situation was very comfortable and enjoyable. For example, we set specific lunch breaks to all eat together as a family or go outside to play with the children. Our family life benefited from fewer plans, less travel, and fewer appointments and, looking back, we are delighted that we could spend this year bonding with each other so much. When my wife went back to work full-time, however, our time management became a bit trickier. As a doctor, having flexible working hours or returning to work part-time is almost impossible. After she supported me in my work for a year, it was now my turn. So I had to manage writing my dissertation and work as a researcher while, at the same time, dealing with reduced daycare hours and homeschooling our daughter. Having the support of one’s employer and direct superior is essential to combining work and family in such exceptional situations. My job would not be possible without flexible working hours, where I can also put in my time in the evenings or on weekends, or without being able to arrange laboratory times and project meetings myself. I am very grateful for this. In addition to my situation at home, the work environment also changed profoundly during the pandemic. I missed the close contact with colleagues, working together, the creative coffee breaks, and going for a beer after work. We are a tight-knit group of people in our department who get along really well, so our connection probably suffered the most in this crisis. I am very much looking forward to hopefully celebrating the end of the restrictions soon, seeing all my old colleagues again, and meeting a few new ones I have only seen online so far.

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Gabriela Swoboda Mein Aufgabengebiet im Dezernat Presse und Kommunikation ist die Organisation von Veranstaltungen und Wissenschaftsevents. Auch in der Programmgestaltung des Bürgerforums RWTHextern bin ich aktiv. Zu Beginn der Pandemie habe ich davon profitiert, dass die technischen Voraussetzungen für das Arbeiten im Homeoffice so schnell gegeben waren. Die Gestaltung der Arbeitsplätze zu Hause hingegen war deutlich komplizierter und konfliktreicher. Wenn drei Personen in einer hellhörigen Dreizimmerwohnung gleichzeitig eine Videobesprechung haben, belastet das auf Dauer nicht nur die Internetverbindung.

One of my main jobs in the Press and Communications Department is to organize university outreach activities and science events. I am also involved in planning the RWTHextern citizens’ forum events and put together the program each semester. At the start of the pandemic, I benefited from the University’s quick implementation of work-fromhome arrangements as far as IT goes. However, setting up my office space at home was much more complex and challenging. With three people on simultaneous video conferences in an apartment with paper-thin walls, it is not only the Internet that reaches its limits!

Während ich anfangs noch regelmäßige, reduzierte Tage im Büro gearbeitet habe, bin ich seit Beginn des zweiten Lockdowns komplett im Homeoffice. Die Vor- und Nachteile halten sich meiner Empfindung nach die Waage. Für mich persönlich haben besonders die letzten Wochen die Grenzen zwischen meinem Berufs- und Privatleben verschwimmen lassen. Jedoch sehe ich darin auch einen Gewinn. Meine Beziehungen zu meinen Kolleginnen und Kollegen sind intensiver geworden. Unsere Gespräche, die vom Beruflichen zum Privaten und wieder zurück pendelten, haben eine unsichtbare Wand durchbrochen, die zwischen den beiden Welten stand. Mir ist bewusstgeworden, dass ich mich auf diese kollegialen Beziehungen auf eine besondere Art und Weise verlassen kann. Jede einzelne Person hat individuelle Schwierigkeiten und andersartige Erfahrungen mit der neuen Form des Arbeitens gemacht. Wir konnten uns darüber austauschen und gemeinsam lernen, damit umzugehen. Anfangs fehlte besonders der Austausch untereinander. Die kurze spontane Begegnung auf dem Flur, die uns das eine oder andere Mal weitergebracht und neue Ansätze aufgezeigt hat, fand nicht mehr statt. Wir haben uns daher regelmäßig digital verabredet und unsere Ideen oder Fragen in MS Teams geteilt.

In the beginning, I regularly worked at least some hours at the office on campus, but I switched to working entirely from home when the second lockdown came into effect. Personally, I feel that the advantages and disadvantages of remote work balance each other out. For me, the line between my professional and personal life has become somewhat blurred, particularly looking at the last few weeks. However, I also see a benefit to this. For instance, my colleagues and I have become much closer. We started talking about both our work and our personal lives, causing an invisible wall between the two worlds to shatter. I realized that I could rely on my colleagues in a special way. We all had our very own difficulties and different experiences with this new form of working, but we could talk about that and learn from each other about how to deal with these challenges. We particularly missed seeing each other face-to-face. No longer were we bumping into colleagues in the hallway who could give us new ideas and show us new approaches to problems. So we decided to meet up regularly online and share our thoughts or questions via MS Teams.

Besonders das Homeschooling meines Sohnes war eine Herausforderung. Er besucht die siebte Klasse des Gymnasiums. Seine Jahrgangsstufe wurde zwar schon kurz vor Pandemiebeginn so ausgestattet, dass es ab dem ersten Tag des Homeschoolings Aufgaben gab. Allerdings war die Selbstorganisation über einen längeren Zeitraum hinweg das größere Problem. Jederzeit kamen neue Aufgaben mit Projekten und Deadlines rein, selbst am späten Abend und an den Wochenenden. Das Material zur Recherche befand sich unübersichtlich auf verschiedenen Plattformen und war mal mehr, mal weniger verständlich. Die Organisation und Priorisierung der Aufgaben überforderte die Schüler. Die Lerninhalte waren oft überdosiert und alleine nicht zu

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A particular challenge for me was that I had to homeschool my son, who is in seventh grade. The school was actually well prepared when the pandemic hit and gave the pupils work to do from the first day of remote learning, but the students really struggled with this abrupt switch to self-paced learning. They were given new assignments and deadlines at all hours, even late in the evening and at the weekends. The material to be researched had to be accessed via multiple platforms, was not easy to find, and was not always understandable. Organizing and prioritizing their schoolwork turned out to be overwhelming for the pupils. Often, teachers expected way too much from the seventh-graders and also did not explain the tasks very well. That meant that in addition to my work, I had to spend a lot of time helping my son, checking all of his coursework as closely as he did. Who, after all, can make a pinhole camera or explain every-

ergründen. Das erforderte, dass ich mich neben der Arbeit mit dem kompletten Stoff genauso intensiv auseinandersetzen musste wie mein Sohn, um ihn entsprechend unterstützen zu können. Wer kann schon aus dem Stegreif eine Lochkamera basteln, alle Besonderheiten des Judentums auswendig aufzählen oder den Satz des Thales mathematisch erklären. Zudem führten anfangs unbedachte Dateibenennungen und Speicherorte sowie abstürzende Systeme zu digitaler Frustration. Hinzu kamen tägliche Konflikte, ausgelöst durch die ständige Verführung und Ablenkung von Videospielen und privaten Chats, die auf denselben iPads verfügbar sind, auf denen auch gelernt wird. Eine große Belastungsprobe für die Beziehung zu den Teenagern. Mit der Zeit wurde diesen Problemen durch eine sehr offene und intensive Kommunikation mit den Lehrerinnen und Lehrern sowie der Schulleitung begegnet und ein Leitfaden zum Homeschooling entwickelt. Inzwischen findet Unterricht nach Stundenplan statt. Erklärende Einheiten mit Fragemöglichkeiten wechseln sich mit gut dosierten Aufgaben zum Selbstlernen ab. Die Wochenziele sind transparent und mein Sohn hat keine Angst mehr, etwas zu verpassen.

thing about Judaism or Thales‘s theorem right off the bat? Furthermore, in the beginning, file names and storage locations were often not very clear to locate, and the systems crashed, all of which led to “virtual frustration.” The constant temptation and distraction of video games and private chats available on the same iPads pupils used for their coursework was another daily source of conflict – a huge test for all of us parents in our relationships with our teenagers. As time went on, parents began to openly discuss these problems with the teachers and school principal, and various homeschooling guidelines were developed. Now, lessons are held according to a timetable. There is a good balance between sessions in which teachers explain new material and students can ask questions and manageable assignments for self-paced learning. The weekly expectations are stated clearly, so my son is no longer worried about missing any deadlines. If I feel stressed by the pandemic, it is mainly because of all the different hats I have to wear as an employee, colleague, teacher, coach, and mother – all at the same time. The pandemic has shown how adaptable people are, but also how much we need our social networks.

Wenn ich mich durch die Pandemie belastet fühle, dann hauptsächlich von der Mehrfachrolle als Angestellte, Kollegin, Lehrerin, Coach und Mutter. Die Pandemie hat gezeigt, wie anpassungsfähig wir Menschen sind, wie dringend wir aber auch ein soziales Gefüge benötigen.

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Wenn mein Diensttelefon klingelt, dann geht es normalerweise um Angelegenheiten, die grundsätzlich direkt geklärt werden müssen – auch wenn ich parallel mit unserer Tochter Schulaufgaben machte. Ich habe in dieser Zeit viel gelernt und ein tieferes Verständnis für die individuellen Bedürfnisse meiner Kinder bekommen, die natürlich ebenso unter dem Lockdown gelitten haben. Gerade der Kontakt zu Gleichaltrigen ist enorm wichtig für sie. Den kann ich ihnen nicht bieten. Und ich habe gelernt, wie wichtig Freiräume für jeden einzelnen sind. Für mich persönlich ist Sport beispielsweise sehr wichtig, um neue Energie zu tanken.

Daniel Gillich Als Leiter der Hochschulwache war und ist es für mich eine enorme Herausforderung, für diese da zu sein und gleichzeitig meine Kinder im Lockdown angemessen zu betreuen. Wir wohnen in Belgien, und als dort die Kitas und Schulen geschlossen wurden, war mir klar, dass ich keine Wahl mehr habe und künftig einen Großteil meiner Arbeit von zu Hause erledigen muss. Meine Frau kann aufgrund ihres Berufs nicht zu Hause arbeiten, daher musste ich für unsere elfjährige Tochter und den fünfjährigen Sohn da sein. Aber wie sollte das gehen? Die Arbeiten der Hochschulwache ließen sich bis dato kaum im Homeoffice regeln. Es muss immer jemand vor Ort sein, denn in der Wache laufen die Notrufe und Alarmsignale aus der gesamten Hochschule ein und wir fungieren als Bindeglied zur Feuerwehr und Polizei. Ich war immer Bestandteil dieses Systems – vor Ort. Plötzlich war die Situation eine andere, ich war zu Hause und musste die Dienstzeiten meiner Kolleginnen und Kollegen in Präsenz einteilen. Das war zwischenmenschlich nicht leicht, und es ist mir sehr schwer gefallen, da ich immer gerne selbst vor Ort bin. Die Kinder bei Homeoffice gleichzeitig adäquat zu betreuen war die härteste Belastungsprobe, die ich beruflich bisher zu meistern hatte. Liegengebliebene Arbeiten holte ich meist abends nach, weil es tagsüber einfach nicht möglich war.

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As the head of Campus Security, it was – and still is – a huge challenge for me to be there for my department while also looking after my children in lockdown. I live in Belgium, and when the daycare centers and schools there started closing, I knew I had no choice but to try to work from home. My wife’s job does not allow her to work from home, so it was up to me to look after our eleven-year-old daughter and our five-year-old son. But how was I supposed to do that? The work of the Campus Security team could not and still cannot be accomplished from home. Someone always has to be on site because the emergency calls and alarm signals from the entire University come in at the Campus Security office, and we act as a link to the fire brigade and the police. I was always a part of this system – on campus at RWTH. Suddenly, the situation was different; I was at home and assigned the on-site shifts to my colleagues. On a personal level, that was not easy for me because I really enjoy being on site.

Gleichzeitig wollte ich aber auch aus dem Homeoffice heraus bestmöglich für mein Team da sein. Im Normalbetrieb begegne ich den Sorgen meiner Mitarbeitenden in einem persönlichen Gespräch. Das war in dieser Zeit aber nur digital möglich und ist den meisten anfangs recht schwergefallen. Als Team haben wir uns dieser ungewohnten Situation sehr gut gestellt und dafür bin ich dankbar. Die täglichen Arbeiten der Wache waren im Lockdown überwiegend unverändert. Allerdings erforderten die vielen leerstehenden Gebäude vermehrt Präsenzkontrollen, um möglichen Einbruchsdelikten vorzubeugen. Auch die Sportanlagen mussten Tag und Nacht kontrolliert werden, um das Betretungsverbot wirklich nachhaltig durchsetzen zu können. Im ersten Lockdown kam es auch noch häufiger vor, dass feiernde Gruppen aufgelöst werden mussten. Keine leichte Aufgabe für die Kolleginnen und Kollegen und menschlich belastend. Die psychische Belastung hat sich während des Lockdowns generell erhöht. Im Schichtdienst ist ein normales Sozialleben ohnehin schwierig. Durch den Lockdown hat sich das verschärft und zu einer stärkeren Isolation im privaten Umfeld und zu einer größeren Distanz zwischen Kolleginnen und Kollegen geführt. Hinzu kamen personelle Engpässe, die es uns mit unserem Schichtbetrieb und den einzuhaltenden Ruhezeiten erschwert haben, das Tagesgeschäft überhaupt aufrecht zu erhalten. Mittlerweile haben wir unser Schichtsystem vollständig umgestellt, um die Begegnungen der Einsatzgruppen zu entzerren und so das Infektionsrisiko zu minimieren. Die komplette Hochschulwache in Quarantäne wäre ein katastrophales Szenario. Das ist mittlerweile ausgeschlossen.

phone rings, it is usually about issues that have to be dealt with right away – so that often was the case, even while I was doing schoolwork with my daughter. During this time of working from home, I learned a lot and gained a deeper understanding of the specific needs of my children. They, of course, also suffered during the lockdown. Particularly interactions with children their own age are extremely important for them. I cannot give them that. And I learned how important it is for everyone to have their own space. For example, exercise is vital for me to recharge my batteries. At the same time, I wanted to be there for my team the best I could, even from home. I usually have in-person meetings with my colleagues and hear all about their issues or worries. But during the lockdown, meetings could only be held virtually, and most of us found this very difficult in the beginning. We as a team dealt with this unusual situation very well, however, and I am grateful for this. Most of the Campus Security teams’ daily work did not really change during the lockdown, although the many empty buildings did require more on-site checks to prevent possible break-ins. And the sports facilities had to be checked day and night to guarantee that the entry ban was enforced. During the first lockdown, we had to break up groups of people who were partying much more frequently, which was difficult and stressful for my colleagues. The mental strain for them generally increased during lockdowns. Working in shifts makes it difficult for people to have a normal social life anyway. But the lockdown made this worse and led to increased isolation at home and a greater distance between colleagues. We were also dealing with staff shortages, which, due to the shift work and necessary rest periods, made it even more difficult to maintain our day-to-day operations. We have now completely switched around our shift system to reduce the meetings between the security teams and therefore minimize the risk of infection. If the entire Security Department had received a quarantine order, it would have been a disaster. But this won’t happen now.

Looking after my children while working from home was the most demanding challenge that I have had to overcome in my professional life so far. During the lockdowns, I usually caught up on leftover work at night because it was simply not possible to get it done during the day. When my work

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Aline Sylla und Alexander Schütt „Alles unter Kontrolle“ signalisierten die Wissenschaftsministerien im März 2020 – es werde keine Nachteile für Studierende geben. Als Studierendenvertreter mussten wir leider ziemlich schnell feststellen, dass die meisten Probleme, vor denen man nun stand, bis dato einfach nicht erwartet wurden und lange nicht alles unter Kontrolle war. In vielen Fällen ist der AStA für Studierende erster Anlaufpunkt, wenn sie Probleme in ihrem Studium haben. So haben wir Sorgen, Nöte und unerwartete Hürden vieler Studierender aus erster Hand erfahren.

“Everything is under control” – that is the impression the science ministries gave in March 2020 – students would not be put at a disadvantage. Unfortunately, as student representatives, we found out fairly quickly that most students’ problems had not been anticipated or prepared for and that the situation was anything but under control. The AStA General Students‘ Committee is often the first point of contact for students if they have problems with their studies. That is how we came to experience the worries, hardships, and unexpected hurdles of many students first-hand.

Studierende, die ihren Job verloren haben und nicht wussten, wie sie die nächste Miete bezahlen sollen, da sie durch sämtliche Löcher der BAföG-Förderung fielen. Studierende, die wegen mangelnder technischer Ausstattung kaum an der Online-Lehre teilnehmen konnten, deren Studienplan aufgrund von abgesagten Firmenpraktika, Auslandsaufenthalten oder wegen der Neuplanung von Klausuren komplett umgeworfen wurde. Internationals, deren Aufenthaltstitel wegen verschobener Prüfungen in Gefahr war.

This included students who lost their job and did not know how to pay for next month’s rent, having fallen through the cracks to receive the BAföG grant. Some students could barely take part in online lessons because they did not have the technical equipment to do so, or their study plan was turned completely upside down because of canceled company internships or stays abroad, or rescheduled exams. We also heard from international students whose residence permits were at risk due to postponed exams.

Wir, unsere Kolleginnen und Kollegen sowie unsere Teams im AStA, haben Beratungsarbeit geleistet und konnten in vielen Fällen direkt helfen. Wir haben uns hinter den Kulissen auf landes- und bundespolitischer Ebene mit anderen Studierendenvertretungen zusammengeschlossen, uns gegenüber der Politik für Studierende stark gemacht und dabei mehr als einmal aus den Augen verloren, wo unsere eigenen Grenzen sind. Das Ehrenamt wurde für uns zur Daueraufgabe im Krisenmanagement, alles andere, was wir uns vorgenommen hatten, privat, akademisch oder beruflich, geriet in den Hintergrund.

Together with our colleagues, and our various AStA teams, we advised the students and could provide immediate help in many cases. On the state and federal level, we joined forces with other student representatives, campaigned on behalf of students to politicians, and in doing so, sometimes lost sight of where our own limits were. Voluntary work became an ongoing task in crisis management for us; everything else we had planned to do, be it in our private, academic, or professional lives, took a back seat.

Mit Blick auf die zu Beginn des Sommersemesters 2020 zwischen den ASten, der LRK und der Landespolitik ausgehandelten Regelungen wird allerdings ein einseitiger Fokus schnell deutlich: In der politischen Wahrnehmung sind Universitäten vordringlich Ausbildungs- und Prüfungsstätten. Natürlich sind die Änderungen, die in Bezug auf universitäre Lehre und Prüfungen im letzten Jahr erfolgt sind, wichtig. Es ist zu hoffen, dass sogar auch einige Änderungen beibehalten werden.

Our collaboration with the University changed, too. Instead of the regular and project meetings that had been a normal part of our work, we then often came together in conferences, crisis meetings, or telephone calls – many times at short notice to respond to the daily changing situation. This was a big test of flexibility and endurance for us and the rest of the team, but our input proved to be essential and productive. After all, we really understood what the students expected or worried about because of the many messages we received via various channels. It was our responsibility to bring these to the table.

Doch eine Universität ist viel mehr als eine Ausbildungs- und Prüfungsstätte. Sie ist zuallererst eine Gemeinschaft. Genau das nehmen wir auch aus dem vergangenen Jahr mit: Die Gemeinschaft aus engagierten Menschen an unserer Hochschule ist während der ersten Krisenmonate unglaublich zusammengerückt und konnte ein Netzwerk aus Unterstützung auf allen Ebenen spannen, auf das wir bis heute stolz sind und für das wir auch heute noch Danke sagen möchten. Wir haben im vergangenen Jahr erleben dürfen, wie viele Veränderungen auch von Studierenden bewirkt werden können und ziehen unseren Hut insbesondere vor den Fachschaften und den Projektleitenden im AStA, die sich tagein tagaus für ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen einsetzen. Chapeau!

Auch die Zusammenarbeit mit der Hochschule veränderte sich. Statt vorausgeplanter Projekttreffen und Jour fixe fanden wir uns zusätzlich in regelmäßigen, häufig spontan notwendig gewordenen Konferenzen, Krisentreffen oder Telefonaten wieder, um der täglich wechselnden Lage gerecht zu werden. Das war für uns und den Rest des Teams eine immense Flexibilitäts- und Belastungsprobe, aber unsere Mitarbeit erwies sich als unabdingbar und produktiv. Immerhin bekamen wir durch unzählige Nachrichten auf diversen Kanälen mehr und mehr die Erwartungen und Sorgen der Studierenden zu spüren und es lag in unserer Verantwortung, diese an den Tisch zu bringen.

120 | Die RWTH in der Pandemie

Looking at the regulations negotiated at the start of the 2020 summer semester between AStA General Student Commit-

tees, the State Rectors‘ Conference, and local politicians, a one-sided focus quickly became clear, however. The perception in politics is that universities are mainly places for learning and exams. The changes that happened in university teaching and with exams over the last year are, of course, significant. And we hope that some of these changes are even here to stay. But a university is more than just a place for learning and exams. It is, first and foremost, a community. And this is what we will take with us from the past year: The community of dedicated people at our university worked together so well in the first months of the crisis and was able to build a support network on all levels that we are proud of and for which we would like to express our thanks. The past year showed how students got the ball rolling with many changes. We take our hats off to the student councils and project managers in the AStA General Students Committee, who are committed to helping their fellow students day in and day out. Our compliments to them!

RWTH During the Pandemic | 121


Kalendarium Calendar

Am 9. März 2020 konnte der sanierte Sammelbau für Maschinenwesen von der Fakultät in Betrieb genommen werden. The refurbished Mechanical Engineering building was officially opened on March 9, 2020.


Januar

January

Aufnahmen in das Junge Kolleg

Researchers Inducted Into Junges Kolleg

Das Junge Kolleg der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste nimmt Dr.-Ing. Christoph Hoog Antink vom Lehrstuhl für Medizinische Informationstechnik, Dr. rer. nat. Anna-Christin Joel vom Lehrstuhl für Zoologie und Dr. med. Jakob Nikolas Kather vom Lehrstuhl für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin auf. Akademiepräsident Professor Dr. Wolfgang Löwer und Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen gratulieren zu der bedeutendsten Auszeichnung für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in NRW.

Three RWTH researchers were admitted to the Junges Kolleg of the North RhineWestphalian Academy of Sciences, Humanities and the Arts: Christoph Hoog Antink from the Department of Medical Information Technology, biologist AnnaChristin Joel from the Department of Zoology, and physician Jakob Nikolas Kather from the Department of Gastroenterology, Metabolic Disorders, and Internal Intensive Medicine. Academy President Professor Dr. Wolfgang Löwer and NRW Minister of Culture and Science Isabel Pfeiffer-Poensgen congratulated the researchers on receiving the most prestigious honor for young researchers in North Rhine-Westphalia.

Unbemannte Flugsysteme helfen bei der Vermisstensuche Das Institut für Flugsystemdynamik und die Stadt Aachen kooperieren im Forschungsprojekt „GrenzFlug“. Ziel ist eine Analyse zur Einbindung unbemannter Flugsysteme in grenzüberschreitende Such- und Rettungsmissionen in großen, unübersichtlichen Arealen. Automatisierte Flugsysteme können ein Gebiet schnell erreichen und auch schwer passierbare Gebietsteile systematisch absuchen. Das Projekt wird im Rahmen der Förderrichtlinie Modernitätsfonds, kurz mFUND, durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur finanziert.

124 | Kalendarium

Unmanned Aerial Systems to Support the Search for Missing Persons The Institute of Flight System Dynamics and the City of Aachen are collaborating in the GrenzFlug research project. The aim of the project is to analyze the integration of unmanned aerial systems in cross-border search and rescue missions. Automated aerial systems are capable of arriving at affected sites fast and systematically searching even the hardest to reach areas. The project is financed by the German Federal Ministry of Transport and Digital Infrastructure as part of the mFUND initiative.

Eine Million Installationen der App „Phyphox“

One Million Installations of the “Phyphox” App

Die App „Phyphox“, Kurzform für physical phone experiments, nutzt die Sensoren von Smartphones für physikalische Experimente. Von September 2016 bis Januar 2020 wurde sie bereits eine Million Mal installiert. Sie ist in vierzehn Sprachen verfügbar, sieben weitere sind in Vorbereitung. Auch gibt es ein Netz von PhyphoxBotschaftern in dreißig Ländern. Unterstützt wurde die Entwicklung von der RWTH, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. und der Hans Hermann Voss-Stiftung.

“Phyphox” – short for physical phone experiments – uses sensors in smartphones to perform physics experiments. Released in September 2016, the app reached one million installations by January 2020. The app is available in fourteen languages; translations into seven other languages are in preparation. There are also a network of Phyphox ambassadors in thirty countries. The development of phyphox was supported by RWTH, the German Ministry of Education and Research (BMBF), the Donors‘ Association for the Promotion of Sciences and Humanities in Germany (Stifterverband), and the Hans Hermann Voss Foundation.

Forschungsprojekte zu Graphen

Research Projects on Graphene

FLAG-ERA, ein Netzwerk nationaler und regionaler Förderorganisationen in Europa, bewilligte die Projektanträge 2D-NEMS und TATTOOS mit einem Fördervolumen von 680.000 Euro. In 2D-NEMS erforschen die Professoren Max Lemme und Christoph Stampfer mit dem Royal Institute of Technology in Schweden und Graphenea Semiconductor in Spanien das Potenzial von Heterostrukturen aus Graphen und anderen zweidimensionalen Materialien für die Realisierung von ultrakleinen und -empfindlichen Sensoren. In TATTOOS will Stampfer mit einem internationalen Team ermöglichen, den Winkel zwischen den Schichten mit der Spitze eines Rasterkraftmikroskops dynamisch zu drehen.

FLAG-ERA – a network of national and regional funding organizations in Europe – approved funding of 680,000 euros for the 2D-NEMS and TATTOOS projects. In 2D-NEMS, RWTH professors Max Lemme and Christoph Stampfer, in collaboration with KTH Royal Institute of Technology in Sweden and Graphenea Semiconductor in Spain, are exploring the potential of heterostructures formed by graphene and other two-dimensional materials for realizing ultra-small and ultrasensitive sensors. Bilayer graphene may exhibit superconductivity and other exotic properties when the two layers are twisted at a “magic” angle relative to each other. In TATTOOS, Stampfer and an international team are striving to make it possible to dynamically rotate the angle between the layers with the tip of an atomic force microscope.

Calendar | 125


Februar

February

Lehrpreis 2019 in zwei Kategorien

2019 Teaching Award in Two Categories

Den Lehrpreis in der Kategorie „Lehrende des Jahres“, dotiert mit 6.000 Euro, erhält Professor Dirk Uwe Sauer vom Lehrstuhl für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik. Der Lehrpreis 2019 in der Kategorie „Projekt des Jahres“ geht mit einem Preisgeld von 12.000 Euro an „CAMMP – Computational And Mathematical Modeling Program“. Dabei wird ein ganzheitlicher Ansatz zur Vermittlung mathematischer Modellierung verfolgt. Zielgruppe sind Studierende, Schülerinnen und Schüler sowie deren Lehrkräfte.

Professor Dirk Uwe Sauer, Chair of Electrochemical Energy Conversion and Storage Systems Technology, received the teaching award in the Instructor of the Year category. The award is worth 6,000 euros. The teaching award in the Project of the Year category went to CAMMP, the Computational and Mathematical Modeling Program, which takes a holistic approach to teaching mathematical modeling. The target group of CAMMP is students, pupils, and their teachers.

Prorektor Brettel übergibt Innovation Award Der Innovation Award der RWTH wird zum sechsten Mal verliehen. Den ersten Platz teilen sich das Team µKARIA mit einem „Schnelltest für das Kalzifizierungsrisiko“ sowie das Team U-PCM mit dem Projekt „Ultrasonic Accelerated PhaseChange Memory“. Den dritten Platz belegt „Quantum Bus für einen skalierbaren Halbleiter-Quantencomputer“ des Teams QuTech. Ausgezeichnet werden jährlich Projekte, die besonders zur Strahlkraft der Region Aachen als Innovationsstandort beitragen. Malte Brettel überreicht als Prorektor für Wirtschaft und Industrie während RWTHtransparent die Urkunden.

RWTH Innovation Award Presented by Vice-Rector Brettel The RWTH Innovation Award was presented for the sixth time. Team µKARIA, who developed a rapid test to assess an individual’s risk of calcification, and Team U-PCM, with their Ultrasonic Accelerated Phase-Change Memory project, were announced as joint winners of first place. Team Qutech won third place for their research on a Quantum Bus for Semiconductor Quantum Computers. Each year, the award recognizes three projects at the University that strongly contribute to the reputation of the Aachen region as an innovation hub. Malte Brettel, RWTH’s Vice-Rector for Industry and Business Relations, presented the awards during the RWTHtransparent event.

Erfolgreiche Auszubildende 47 Auszubildende der RWTH Aachen schließen ihre Ausbildung erfolgreich ab und nehmen ihre Zeugnisse entgegen. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Gästehaus der Hochschule gratulieren Heike Borchers von der IHK Aachen, RWTHPersonaldezernent Werner Möller, Marc-Oliver Grunert von der Jugend- und Auszubildendenvertretung sowie Nikolaus Merlotte vom Personalrat der RWTH.

Universum und Materie Das BMBF fördert mit dem Programm „Erforschung von Universum und Materie“ naturwissenschaftliche Grundlagenforschung. Das Projekt „ErUM-FSP T03 – Ausbau von CMS am LHC: Elementarteilchenphysik mit dem CMS-Experiment“ wird bewilligt. Dieser Schwerpunkt koordiniert die aktuellen CMS-Projekte an der RWTH, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der Universität Hamburg, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie dem Forschungszentrum DESY. Das BMBF fördert die aktuellen CMS-Projekte an der RWTH mit über zehn Millionen Euro.

126 | Kalendarium

Successful Apprentices A total of 47 apprentices successfully completed their training at RWTH and received their certificates. Heike Borchers from the Aachen Chamber of Industry and Commerce, Head of the RWTH Department of Human Resources Werner Möller, Marc-Oliver Grunert from the Youths and Apprentice Representation, and Nikolaus Merlotte from the RWTH Staff Council all congratulated the students on their achievements at a small ceremony at the University’s Guest House.

Universe and Matter With its Exploration of Universe and Matter program (ErUM), the BMBF is funding basic research in the natural sciences. In February, the ErUM-FSP T03 project, titled “Expansion of CMS at the LHC: Elementary Particle Physics With the CMS Experiment,” was approved. It coordinates the current CMS projects at RWTH, Karlsruhe Institute of Technology (KIT), Universität Hamburg, the University of Münster, and the DESY research center. The BMBF is providing the current CMS projects at RWTH with funding of more than ten million euros.

Calendar | 127


Future Mobility Park gegründet

Future Mobility Park Established

Der Kreis Düren und die RWTH gründen die „Future Mobility Park GmbH“, um das Umfeld des Aldenhoven Testing Centers zu entwickeln. Mit dem Center wurde in den vergangenen zehn Jahren das Gelände der ehemaligen Steinkohlenzeche Emil Mayrisch in eine neue Nutzung überführt. Künftig soll Future Mobility Park eine Umgebung entwickeln, in der sich insbesondere Institutionen und Unternehmen aus der Mobilitätsbranche ansiedeln können.

The district of Düren and RWTH established the Future Mobility Park GmbH in order to develop the area around Aldenhoven Testing Center (ATC). By founding the ATC around ten years ago, RWTH and the district of Düren put the site of the former Emil Mayrisch coal mine to a new use. The Future Mobility Park is set to provide a tailored environment for companies and organizations in the mobility sector.

März

March

Indonesischer Botschafter an der RWTH Aachen

Indonesian Ambassador Visited RWTH

Arif Havas Oegroseno, Botschafter der Republik Indonesien, besucht die Hochschule. Im Mittelpunkt des Programms stehen Forschungsprojekte rund um alternative Energieträger und E-Mobilität. Die RWTH unterhält traditionell enge Beziehungen zu indonesischen Universitäten und hat an der Gadjah Mada Universität mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Forschungspräsenz GetIn-CICERO aufgebaut.

Besuch des Indian Institutes of Technology Madras Rektor Ulrich Rüdiger und Prorektorin Ute Habel besuchen mit einer RWTHDelegation das Indian Institute of Technology Madras (IITM) in Chennai, Indien. Anlass sind das zehnjährige Bestehen des Indo-German Centre for Sustainability, ein Rückblick auf die Weiterentwicklung der Strategischen Partnerschaft und die Verleihung des RWTH Honorary Fellowships für den Direktor des IITM, Professor Bhaskar Ramamurthi. Das Treffen wird genutzt, um die Zusammenarbeit auf allen Ebenen zu vertiefen.

Christian Haase erfolgreich im Nachwuchswettbewerb „NanoMatFutur“ Im Nachwuchswettbewerb „NanoMatFutur“ wird das Forschungsprojekt „MatAM – Design additiv gefertigter Hochleistungsmaterialien für die Automobilindustrie“ unter Leitung von Dr.-Ing. Christian Haase bewilligt. Das BMBF stellt in den nächsten fünf Jahren dafür 1,6 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel ist die Entwicklung metallischer Hochleistungswerkstoffe für die laserbasierte additive Fertigung von Bauteilen im Automobilbau.

128 | Kalendarium

Arif Havas Oegroseno, Ambassador of the Republic of Indonesia to Germany, visited RWTH. The delegation program focused on research projects relating to alternative energy sources and electric mobility. RWTH traditionally maintains close relations with Indonesian universities and has even cooperated with Universitas Gadjah Mada to establish a joint research campus, GetIn-CICERO, at the university. GetIn-CICERO is funded by the German Federal Ministry of Education and Research.

Visit to the Indian Institute of Technology Madras RWTH Rector Ulrich Rüdiger and Vice-Rector Ute Habel visited the Indian Institute of Technology Madras (IITM) in Chennai, India. The trip was taken on the occasion of the tenth anniversary of the Indo-German Centre for Sustainability (IGCS) to review and develop the Strategic Partnership and to award Professor Bhaskar Ramamurthi, the Director of the IITM, with an honorary RWTH fellowship. The visit also served to promote collaborative activities at all levels.

NanoMatFutur Competition: Funding Award for Christian Haase The MatAM research project, led by Dr. Christian Haase, which focuses on the design of additively manufactured high-performance materials for the automotive industry, is set to receive 1.6 million euros from the BMBF over the next five years. The aim of the Aachen research group is to develop metallic high-performance materials for the laser-based additive manufacture of automotive components.

Calendar | 129


April

April

Großprojekt zur Materie-Antimaterie-Asymmetrie

Large-Scale Project on Matter-Antimatter Asymmetry

Einem Team aus über 500 Physikerinnen und Physikern von 60 Universitäten und Forschungsinstituten ist es im Rahmen des T2K-Experiments in Japan gelungen, einen Unterschied zwischen Materie und Antimaterie nachzuweisen. Die Messung wird auf der Titelseite der Fachzeitschrift „nature“ veröffentlicht. Am T2K-Experiment ist auch ein Team der RWTH unter Leitung von Professor Stefan Roth vom III. Physikalischen Institut B beteiligt.

A team of more than 500 physicists from 60 universities and research institutions succeeded in proving a difference between matter and antimatter in the T2K experiment in Japan. The measurement results were published in the scientific journal Nature. The T2K experiment also involves a team from RWTH headed by Professor Stefan Roth from the Physics Institute III B.

MAI

May

Reallabor der Energiewende

‘Living Labs’ for the Energy Transition

Unter dem Titel „TransUrban.NRW“ startet das zweite Reallabor der Energiewende. Drei Professoren des E.ON Energy Research Centers sind beteiligt: Dirk Müller, Lehrstuhl für Gebäude- und Raumklimatechnik, Antonello Monti, Lehrstuhl für Automation of Complex Power Systems, und Aaron Praktiknjo, Juniorprofessor für Energieressourcen und Innovationsökonomik. Mit einem Projektvolumen von 35 Millionen Euro soll in der Strukturwandelregion der Städte Gelsenkirchen, Mönchengladbach, Herne und Erkrath die klassische Fernwärmeversorgung über Hochtemperatur- und Dampfnetze in ein CO2-armes Versorgungssystem verwandelt werden.

The second living lab for Germany’s energy transition was launched under the title TransUrban.NRW. Three professors from the E.ON Energy Research Center are involved: Dirk Müller, Institute for Energy Efficient Buildings and Indoor Climate, Antonello Monti, Institute for Automation of Complex Power Systems, and Aaron Praktiknjo, Junior Professor of Energy Resources and Innovation Economics. The aim of the project is to transform the traditional district heating supply of the cities of Gelsenkirchen, Mönchengladbach, Hern, and Erkrath via high-temperature and steam networks into a low CO2 supply system.

Covestro finanziert neue Professur Die Covestro Deutschland AG finanziert die Professur Elektrochemische Reaktionstechnik für fünf Jahre, von der RWTH mit Dr. Anna Mechler besetzt. Im Mittelpunkt der Forschung steht das Verständnis von Elektrokatalysatoren unter technisch relevanten Reaktionsbedingungen, um Katalysatormaterialien für die technische Anwendung zu optimieren.

Hohe Auszeichnung für Regina Palkovits und Wil van der Aalst Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste nimmt 15 neue Mitglieder auf. Dazu gehören Professorin Regina Palkovits, Lehrstuhl für Heterogene Katalyse und Technische Chemie, und Professor Wil van der Aalst, Lehrstuhl für Informatik 9 – Process and Data Science. Die Akademie ist eine Vereinigung der führenden Forscherinnen und Forscher des Landes.

130 | Kalendarium

Covestro to Fund New Professorship Covestro Deutschland AG announced it will fund a new professorship in Electrochemical Reaction Engineering at RWTH for a period of five years. Dr. Anna Mechler has been appointed to the position. Her research will focus on gaining a better understanding of electrocatalysts under technically relevant reaction conditions with the aim of optimizing catalyst materials for technical applications.

Recognition for Regina Palkovits and Wil van der Aalst The North Rhine-Westphalian Academy of Sciences, Humanities and the Arts has appointed 15 new members, including RWTH professors Regina Palkovits, Chair of Heterogeneous Catalysis and Technical Chemistry, and Wil van der Aalst, Chair of Process and Data Science. The Academy is an organization of leading researchers in the State of North Rhine-Westphalia.

Calendar | 131


132 | Kalendarium

Juni

June

Lehrkonzepte werden gefördert

Funding for Remote Teaching and Learning Concepts

In der Förderlinie „OERContent.nrw“ werden 18 Konzepte für digitale Lehr- und Lernformate mit insgesamt 10,5 Millionen Euro über zwei Jahre gefördert. OER ist die Kurzform für Open Education Ressources. Fördervoraussetzung ist eine Zusammenarbeit von mindestens drei Hochschulen, um die hochschulübergreifende Kooperation zu forcieren. Die RWTH ist an fünf Projekten beteiligt, bei dreien als Konsortialführer.

18 concepts for digital teaching and learning will receive funding within the OERContent.nrw funding line, receiving 10.5 million euros in total over a two-year funding period. OER stands for Open Education Resources. Funded are joint projects between at least three universities, since the goal of the initiative is to promote inter-university collaboration. RWTH is involved in five projects and is the leading institution of three of the projects.

SFB-Bewilligungen

Collaborative Research Centers Approved

Der Sonderforschungsbereich (SFB) „Funktionelle Mikrogele und Mikrogelsysteme“ geht nach Bewilligung durch die DFG in die dritte Förderphase. Neu eingerichtet wird der Sonderforschungsbereich/Transregio „Konstruktionsstrategien für materialminimierte Carbonbetonstrukturen – Grundlage für eine neue Art zu bauen“. Hier forschen RWTH und TU Dresden an neuen Konzepten für ressourcenschonendes und materialminimiertes Bauen mit Beton.

The German Research Foundation (DFG) decided to continue to provide funding for the Collaborative Research Center Functional Microgels and Microgel Systems. The Transregional Research Center “Construction Strategies for Material-Minimized Carbon Concrete Structures – Foundations for a New Way of Building” will be newly established. Here, RWTH and TU Dresden intend to conduct research on new concepts for resource-saving and material-minimized construction.

DFG-Schwerpunktprogramm

DFG Priority Program

Professor Alexander Mitsos, Lehrstuhl für Systemverfahrenstechnik, wird das neue Schwerpunktprogramm „Maschinelles Lernen in der Verfahrenstechnik. Wissen trifft auf Daten: Interpretierbarkeit, Extrapolation, Verlässlichkeit, Vertrauen“ koordinieren. Beteiligt sind die Ruhr-Universität Bochum, die TU Kaiserslautern, die TU Berlin und die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Professor Alexander Mitsos, director of the RWTH Chair of Process Systems Engineering, will be the coordinator of the new DFG Priority Program “Machine Learning in Process Engineering: Knowledge Meets Data – Interpretability, Extrapolation, Reliability, Trust.” Ruhr University Bochum, TU Kaiserslautern, TU Berlin, and Otto von Guericke University Magdeburg are partners in the Priority Program.

NRW-Rückkehrer

Return to North-Rhine Westphalia

Michael Schaub baut als Tenure-Track-Juniorprofessor in der Fachgruppe Informatik eine Nachwuchsgruppe im Bereich „Computational Network Science“ auf. Er überzeugte mit seinem Antrag „Learning from networks with unobserved edges“ und wird in den nächsten fünf Jahren mit 1,25 Millionen Euro unterstützt. Seit 2007 werden mit dem NRW-Rückkehrprogramm junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland zurückgeholt.

Michael Schaub is set to establish a junior research group in Computational Network Science at RWTH’s Computer Science Department. His research proposal, titled Learning from Networks with Unobserved Edges, convinced the selection committee of North Rhine-Westphalia’s Returning Scholars Program. The program, launched in 2007, aims to attract German researchers who are residing abroad back to the State of NRW.

Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

National Research Data Infrastructure (NFDI)

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) bewilligt für den Aufbau einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) die Förderung von neun Konsortien, darunter drei mit RWTH-Beteiligung und mit dem NFDI4Ing-Konsortium unter RWTH-Leitung den einzigen Verbund in den Ingenieurwissenschaften. Künftig sollen so durch einen digitalen, regional verteilten und vernetzten Wissensspeicher Forschungsdaten nachhaltig gesichert und nutzbar gemacht werden.

The Joint Science Conference (GWK) approved funding for nine consortia to establish the National Research Data Infrastructure (NFDI). RWTH will participate in three of the consortia and head the NFDI4Ing consortium – the only one focused on engineering sciences. The aim is to secure research data in the long term and make it usable with the help of a regionally distributed and interconnected online knowledge repository.

Calendar | 133


Juli

July

Binationaler Forschungspreis für Walter Leitner

Binational Research Award for Walter Leitner

Professor Walter Leitner, Lehrstuhl für Technische Chemie und Petrolchemie der RWTH und Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemische Energiekonversion, wird mit dem Georg Wittig-Victor Grignard-Preis ausgezeichnet. Dieser binationale Preis wird jährlich an exzellente Chemikerinnen und Chemiker verliehen, die die wissenschaftliche Vernetzung zwischen Deutschland und Frankreich fördern. Gewürdigt werden Leitners Forschungen zur Homogenen Katalyse in überkritischem Kohlenstoffdioxid und zur chemischen Umwandlung und Nutzung von Biomasse.

Professor Walter Leitner, Chair of Technical Chemistry and Petrochemistry at RWTH Aachen University and a director at the Max Planck Institute for Chemical Energy Conversion, was presented with the Georg Wittig-Victor Grignard Prize. This binational prize is awarded annually to excellent chemists who promote research collaboration and scientific networking between Germany and France. The award recognizes Leitner‘s research on homogeneous catalysis in supercritical carbon dioxide and on the chemical conversion and use of biomass.

Fünf Millionen Euro für ENHANCE

Five Million Euros for ENHANCE

Der europäische Verbund „ENHANCE – European Universities of Technology Alliance” von RWTH und sechs weiteren technischen Universitäten wird mit insgesamt fünf Millionen Euro gefördert. Die sieben Beteiligten von ENHANCE sind die Chalmers University of Technology, die Norwegian University of Science and Technology, die Politecnico di Milano, die RWTH, die TU Berlin, die Universitat Politècnica de València und die Warsaw University of Technology. Die ENHANCE-Universitäten wollen die Mobilität von Studierenden und Beschäftigten deutlich stärken.

ENHANCE – the European Universities of Technology Alliance – a network of seven technical universities including RWTH, is set to receive five million euros in funding. Involved in ENHANCE are Chalmers University of Technology, NTNU – Norwegian University of Science and Technology, Politecnico di Milano, RWTH, TU Berlin, Universitat Politècnica de València, and Warsaw University of Technology. The aim of ENHANCE is to promote the seamless mobility of students and employees.

Batterie-Kompetenzcluster Im Rahmen des Dachkonzepts „Forschungsfabrik Batterie“ fördert das BMBF vier weitere Batterie-Kompetenzcluster mit 100 Millionen Euro. An drei Forschungsclustern ist die Aachener Hochschule beteiligt. Zu den geförderten Clustern mit RWTH-Beteiligung gehören „Intelligente Batteriezellproduktion“ (InZePro), „Recycling/Grüne Batterie“ (greenBatt) und „Batterienutzungskonzepte“ (BattNutzung).

134 | Kalendarium

Battery Research Cluster As part of its Battery Research Factory strategy, the German Ministry of Education and Research is funding four additional battery competence clusters with a total of 100 million euros. RWTH is involved in three battery research clusters: Intelligent Battery Cell Production (InZePro), Recycling/Green Battery (greenBatt), and Battery Utilization Concepts (BattNutzung).

August

August

Automatisierung für Windenergieanlagen

Automation Method for Wind Turbines

Das Institut für Regelungstechnik und die „W2E Wind to Energy GmbH“ testen ein neues Verfahren in einem weltweit einmaligen Feldtestversuch erfolgreich an einer Windenergieanlage der Multi-Megawatt-Klasse. In dem einwöchigen Feldtest im W2E-Windpark in Rostock wird eine 3-MW-Windenergieanlage erstmals mit Modellbasierter Prädiktiver Regelung betrieben.

RWTH’s Institute of Automatic Control and W2E Wind to Energy GmbH successfully tested a new method in the world’s first field test of its kind on a wind turbine of the multi-megawatt class. During the one-week field test at the W2E wind farm in Rostock, Northern Germany, a 3 MW wind turbine was operated by modelbased predictive control for the first time.

Calendar | 135


Forschungskollegs weiter gefördert Das Land NRW stellt elf Millionen Euro für die Fortführung von fünf Forschungskollegs bereit. Im Juli 2016 gestartet, stehen ihnen in der zweiten Förderphase ab 2021 jeweils rund 2,2 Millionen Euro für weitere dreieinhalb Jahre zur Verfügung. Promovenden erforschen fachübergreifend Themen wie IT-Sicherheit, Verbundwerkstoffe im Baubereich oder nachhaltige Mobilität.

Fernsteuerung von Binnenschiffen Das Institut für Regelungstechnik entwickelt im Verbundprojekt „FernBin“ Methoden und Algorithmen, um Binnenschiffe sicher und effizient fernzusteuern. Projektpartner sind das Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme e.V. in Duisburg, die Universität Duisburg-Essen, die Argonics GmbH, das Ingenieurbüro Kauppert GmbH, die in – innovative navigation GmbH sowie die Bundesanstalt für Wasserbau. Die Aachener befassen sich mit der satellitenbasierten Lokalisierung der Binnenschiffe und entwickeln Algorithmen für eine interaktive Routenplanung.

Geothermie ersetzt Abwärme Die RWTH und das Anfang 2020 gegründete Fraunhofer-Institut für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG forschen an der Erkundung und nachhaltigen Nutzung von Georessourcen. Neben der Integration des Internationalen Geothermiezentrums Bochum in die Fraunhofer-Gesellschaft und dem Aufbau weiterer Institutsteile in Cottbus und Jülich forscht das Fraunhofer IEG zudem an den Außenstellen in Aachen/Weisweiler und Zittau. Verantwortlich für den Aufbau des Standortes Aachen mit den Abteilungen für Georessourcen und für Speichertechnologien ist RWTH-Professor Peter Kukla als Leiter des Geologischen Instituts.

Erster Platz im Informatik-Ranking Im Hochschulranking des internationalen Computer Science-Portals „Guide2Research“ belegt die RWTH den ersten Platz unter den deutschen Universitäten. Mit 1.152 Punkten liegt sie deutlich vor den TUs aus München (1.033 Punkte) und Berlin (897 Punkte). 41 deutsche Hochschulen schaffen es in die Rangliste, in die die knapp 650 weltweit besten Hochschulen im Bereich Informatik aufgenommen werden.

NRW Research Colleges Continue to Receive Funding The state of North Rhine-Westphalia is providing a total of eleven million euros to allow five research colleges to continue their work. In a second funding phase starting in 2021, around 2.2 million euros each will be available for a further three and a half years for the research communities launched in July 2016. In these colleges or graduate schools, doctoral students conduct interdisciplinary research on topics such as IT security, composite materials in the construction sector, or sustainable mobility.

Remote Control of Inland Vessels In the FernBin consortium project, the Institute of Control Engineering is developing methods and algorithms to navigate inland waterway vessels safely and efficiently by remote control. The project partners are the Development Center for Ship Technology and Transport Systems in Duisburg, the University of Duisburg-Essen, Argonics GmbH, Ingenieurbüro Kauppert GmbH, in-innovative navigation GmbH, and the Federal Waterways Engineering and Research Institute. The Aachen researchers are concerned with the satellite-based localization of inland waterway vessels and, based on this, the algorithms for interactive route planning.

Geothermal Energy to Replace Waste Heat RWTH and the Fraunhofer Institute for Energy Infrastructures and Geothermal Energy IEG, founded in early 2020, are researching the exploration and sustainable use of georesources. Besides the integration of the International Geothermal Energy Centre in Bochum into the Fraunhofer-Gesellschaft and the establishment of further institute units in Cottbus and Jülich, Fraunhofer IEG is also carrying out research at its subsidiaries in Aachen/Weisweiler and Zittau. Professor Peter Kukla, Head of the Department of Geology, was given responsibility for the development of the Aachen site with the departments for georesources and storage technologies.

Best German University in Computer Science Ranking In the recently published international computer science portal Guide2Research university ranking, RWTH Aachen University was placed first among all German universities. Scoring a total of 1,152 points, RWTH is clearly well ahead of the technical universities in Munich (1,033 points) and Berlin (897 points). A total of 41 German universities made it into the ranking list, which includes around 650 of the best universities in computer science worldwide.

136 | Kalendarium

Calendar | 137


September

September

REAL CORP 2020

REAL CORP 2020

Unter dem Leitsatz „Städtischen Wandel gestalten – Lebenswerte Stadtregionen für das 21. Jahrhundert“ findet die 25. Internationale Aachener Städtebau-Konferenz „REAL CORP 2020“ statt. Organisiert vom Lehrstuhl und Institut für Städtebau unter Leitung von Professorin Christa Reicher findet die Konferenz vor Ort und zugleich virtuell statt. Im Fokus steht die künftige Entwicklung von Städten unter den Bedingungen des Klimawandels.

Under the motto of “Shaping Urban Change – Liveable Urban Regions for the 21st Century,” the 25th International Conference on Urban Development, REAL CORP 2020, took place in Aachen. Organized by the Chair and Institute for Urban Design led by Professor Christa Reicher, the conference was held mostly as an online event with some events offered on campus. The conference discussed strategies and concepts for future city development amid the conditions created by climate change.

Glaskomponenten für künftige Automobile Die DFG und die Fraunhofer-Gesellschaft fördern sechs trilaterale Kooperationsprojekte zum Transfer von Erkenntnissen aus DFG-geförderten Vorhaben in die Wirtschaft. Die sechs Vorhaben werden für drei Jahre mit insgesamt rund fünf Millionen Euro finanziert, das Projekt „Technologieentwicklung für die effiziente Produktion von Glaskomponenten im Innen- und Außenbereich von Automobilen der Zukunft“ steht unter Leitung der RWTH und des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie (IPT) in Aachen.

The DFG and the Fraunhofer-Gesellschaft are funding six new trilateral collaborative projects to transfer research findings gained in DFG-funded projects to business and industry. The six projects will be funded for three years, receiving a total of around five million euros. The project “Technology Development for the Efficient Production of Glass Components for the Interior and Exterior of the Cars of the Future” is jointly led by RWTH and the Fraunhofer Institute for Production Technology IPT in Aachen.

Oktober

October

Fabian Kiessling wird WMIS-Fellow

Fabian Kiessling Becomes WMIS Fellow

Im Rahmen der Konferenz „WMIC Virtual 2020“ wird Professor Fabian Kiessling, Lehrstuhl für Experimentelle Molekulare Bildgebung, zum Fellow der World Molecular Imaging Society (WMIS) ernannt. Die 2011 gegründete Organisation widmet sich dem Verständnis von Biologie und Medizin durch multimodale in-vivo-Bildgebung zellulärer und molekularer Ereignisse, die an normalen und pathologischen Prozessen beteiligt sind.

During the WMIC Virtual 2020 conference, Profesor Fabian Kiessling, Chair of Experimental Molecular Imaging, was appointed Fellow of the World Molecular Imaging Society (WMIS). Founded in 2011, the organization has been dedicated to understanding biology and medicine through multimodal in-vivo imaging of cellular and molecular events involved in normal and pathological processes.

Spitzenplätze im NTU-Ranking Im Ranking der National Taiwan University (NTU) schneidet die RWTH auf nationaler Ebene sehr erfolgreich ab. In 18 von 24 Fächern ist sie unter den stärksten Hochschulen des Landes gelistet. In den Fächern Bauingenieurwesen, Chemieingenieurwesen und Maschinenbau belegt sie den ersten Platz. Eine Zweitplatzierung erhält sie im Fach Elektrotechnik, Drittplatzierungen in Chemie, Informatik und Mathematik.

138 | Kalendarium

Glass Components for the Cars of the Future

Top Positions in NTU Ranking RWTH performed very well nationally in the ranking compiled by National Taiwan University (NTU). It is currently listed among the best universities in Germany for 18 of 24 subjects. RWTH scored first place in Germany for the subjects civil engineering, chemical engineering, and mechanical engineering. The University was ranked second in Germany for electrical engineering and third for chemistry, computer science, and mathematics.

Calendar | 139


140 | Kalendarium

Plastikrecycling mit Mikroben

Plastics Recycling Using Microbes

Im Rahmen von EU HORIZON 2020 wird das internationale, multidisziplinäre Konsortium „MIXed plastics biodegradation and UPcycling using microbial communities“ (MIX-UP) gefördert. Es will eine tragfähige komplementäre Alternative zu mechanischen und chemischen Verfahren schaffen. Koordinator ist Professor Lars Blank vom Lehrstuhl für Angewandte Mikrobiologie, Ziel ist die mikrobielle Verwertung von Plastikabfällen hin zu wertigen Molekülen.

The international multidisciplinary project MIX-UP – Mixed Plastics Biodegradation and Upcycling Using Microbial Communities – is set to receive funding from the EU’s Horizon 2020 program. Coordinated by Professor Lars Blank from the Department of Applied Microbiology, the project will investigate viable complementary alternatives to mechanical and chemical processes. Particular emphasis is placed on the microbial transformation of plastic waste into valuable molecules.

DAAD-Preis 2020

2020 DAAD Prize

Rektor Ulrich Rüdiger verleiht online im Rahmen der Welcome Week RWTH-Student Wafic El Sabbagh den DAAD-Preis 2020 für seine akademischen Leistungen und sein interkulturelles Engagement. Der Deutsche Akademische Austauschdienst, kurz DAAD, würdigt mit der Verleihung hervorragende Leistungen internationaler Studierender an deutschen Hochschulen.

During RWTH Welcome Week, which was held online, Rector Ulrich Rüdiger presented RWTH student Wafic El Sabbagh with the 2020 DAAD Prize for his outstanding academic achievements and intercultural engagement. The award from the German Academic Exchange Service DAAD, worth 1,000 euros, honors outstanding international students at German universities.

Projekt Step2Future unterstützt GUtech

Project Step2Future to Support GUtech

Mit dem Projekt „Step2Future“ begleitet die RWTH ihre Partneruniversität, die German University of Technology (GUtech) in Oman, bei ihrer weiteren Entwicklung. Gefördert wird diese Kooperation durch den DAAD. Die Zusammenarbeit der beiden Unis läuft auf vielen Ebenen. Die Angebote reichen von Praktika für RWTH-Studierende über Lehraufenthalte bis hin zur Unterstützung groß angelegter Forschungsprojekte.

With the Step2Future project, RWTH seeks to support its partner university, the German University of Technology in Oman (GUtech), in its further development. Additionally, the collaborative venture, which is supported by the German Academic Exchange Service DAAD, aims to strengthen German-Omani relations at the academic, economic, and cultural levels. Step2Future offers internships for RWTH students, encourages mutual visits of faculty members, and supports large-scale research projects.

November

November

Erster grenzüberschreitender vollautomatischer Rettungsflug

First Fully Automated Cross-Border Rescue Flight

In Aachen startet der erste grenzüberschreitende vollautomatische Rettungsflug im Rahmen des Forschungsprojekts „GrenzFlug“. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst drückt in der vernetzten Bodenstation in Düsseldorf den Startknopf und überwacht den Flug. Das Institut für Flugsystemdynamik unter Leitung von Professor Dieter Moormann modifiziert dafür ein unbemanntes Fluggerät, das als Kippflügler senkrecht starten, landen und gleichzeitig große Strecken auch außerhalb der Sichtweite eines Steuerers zurücklegen kann.

The Grenzflug project completed its first fully automated cross-border search and rescue mission. The NRW minister of transportation, Hendrik Wüst, launched the mission via a mobile ground control center in Düsseldorf and monitored the flight. RWTH’s Institute of Flight System Dynamics, headed by Professor Dieter Moormann, had equipped an unmanned aircraft with all the sensors required for autonomous flight. The tilt wing aircraft is able to take off and land vertically and to cover long distances, even out of the controller’s range of vision.

Calendar | 141


Ehrendoktorwürde für Erwin Flender Die RWTH zeichnet Dr.-Ing. Erwin Flender für seine Verdienste im Bereich der Gießerei-Industrie mit dem akademischen Grad und der Würde eines „Doktors der Ingenieurswissenschaften Ehren halber“ aus. Mit weiteren Gesellschaftern gründete Flender 1988 die Firma „MAGMA Gießereitechnologie GmbH“. Der RWTH ist er auf vielfältige Weise verbunden, so als Industriebeirat im Exzellenzcluster „Internet of Production“. Zusätzlich finanziert die Firma MAGMA alle zwei Jahre das Doktorandenseminar des Gießerei-Instituts sowie jährlich drei Deutschlandstipendien für RWTH-Studierende.

Erwin Flender Awarded RWTH Honorary Doctorate RWTH awarded Dr. Erwin Flender the academic degree and title of Honorary Doctor of Engineering Sciences for his achievements in the foundry industry. Together with other partners, he founded the MAGMA Gießereitechnologie GmbH company in Aachen in 1988. He is connected to RWTH in many ways – for example, as an industry advisory board member for the Internet of Production Cluster of Excellence. In addition, MAGMA finances the Foundry Institute’s doctoral seminar every two years and three Deutschlandstipendium scholarships for RWTH students every year.

THE bescheinigt guten Ruf Die britische Zeitschrift „Times Higher Education“ bescheinigt in einem internationalen Ranking der RWTH eine Position unter den TOP 100 Hochschulen weltweit. Im veröffentlichten Ranking belegt die RWTH die Platzierungsgruppe 81 bis 90 und erhält das beste Ergebnis seit 2016. Unter den 100 Hochschulen mit der größten Reputation sind nur 19 weitere kontinentaleuropäische Hochschulen, davon sechs deutsche Universitäten.

THE Confirms RWTH’s Good Reputation Times Higher Education, a British magazine, placed RWTH in the top 100 of their international ranking. In the ranking, RWTH was placed in the 81 to 90 group – the institution’s best result since 2016. Among the 100 universities with the best reputation, only 19 others are located on continental Europe, including six German universities.

NRW-Landtag unterstützt Einstein-Teleskop Der Landtag NRW sichert dem Bau des geplanten Einstein-Teleskops in der Euregio Maas-Rhein einstimmig seine Unterstützung zu. Bereits seit einigen Jahren arbeiten RWTH, Uni Münster und Uni Bonn an der Entwicklung des europäischen Gravitationswellendetektors. Die geologischen Institute der RWTH erkunden federführend den Untergrund. Ingenieure und Physiker der RWTH entwickeln gemeinsam Technologien, wie neuartige Vakuumröhren oder Aktuatoren und Sensoren für die Justierung der Spiegel.

Verbund Nationales Hochleistungsrechnen Zusammen mit der TU Darmstadt wird die RWTH auf Empfehlung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) in den Verbund für das Nationale Hochleistungsrechnen (NHR) aufgenommen, der für alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an deutschen Hochschulen optimierte Rechenbedingungen schafft. Insgesamt werden bundesweit erstmalig acht Rechenzentren von Hochschulen aufgenommen. Aus NRW gehören die Universitäten in Aachen und Paderborn dazu, die rund elf Millionen Euro Förderung erhalten.

142 | Kalendarium

NRW State Parliament Supports Einstein Telescope The state parliament of North Rhine-Westphalia agreed to support the construction of the planned Einstein Telescope in the Meuse-Rhine Euregion. RWTH and the universities of Münster and Bonn have worked on the development of the European gravitational wave detector for several years. The RWTH geological institutes are in charge of exploring the subsurface. Engineers and physicists from RWTH have jointly developed technologies such as novel vacuum tubes, actuators, and sensors for adjusting the mirrors.

National High Performance Computing Alliance Upon approval by the Joint Science Conference (GWK), RWTH, together with TU Darmstadt, will join the National High Performance Computing Alliance (NHR). The aim of the alliance is to provide researchers at German universities with the computing resources they need. Initially, the NHR network will consist of eight computing centers, including two centers from North Rhine-Westphalian universities: RWTH and the University of Paderborn will each receive about 11 million euros in funding.

Calendar | 143


144 | Kalendarium

Ive Hermans kann an die RWTH wechseln

Ive Hermans Offered Appointment at RWTH

Professor Ive Hermans von der University of Wisconsin-Madison kann mit einer Alexander von Humboldt-Professur zur RWTH wechseln. Das BMBF finanziert diese Professuren, die mit maximal fünf Millionen Euro die höchstdotierten internationalen Forschungspreise Deutschlands sind. Mit seiner Forschung konzentriert sich Hermans auf die Entwicklung nachhaltiger Technologien für die Herstellung wichtiger chemischer Bausteine, die in vielen Industriezweigen wie der Pharmazie, dem verarbeitenden Gewerbe und der Landwirtschaft verwendet werden.

Professor Ive Hermans from the University of Wisconsin-Madison was offered an Alexander von Humboldt Professorship at RWTH. The Alexander von Humboldt Professorship is funded by the Federal Ministry of Education and Research. Worth up to five million euros, it is the most valuable international research award in Germany. Hermans and his group are developing sustainable technologies for the production of key chemical building blocks used in many industries, including the pharmaceutical, manufacturing, and agricultural sectors.

Highly Cited Researchers

Highly Cited Researchers

Drei RWTH-Wissenschaftler sind in der Liste der „Highly Cited Researchers“ vertreten. Zu den weltweit am häufigsten zitierten Forschenden gehören die Mediziner Fabian Kiessling und Twan Lammers sowie der Biologe Ralph Panstruga. Kießling ist Inhaber des Lehrstuhls für Experimentelle Molekulare Bildgebung, Lammers betreut das Lehr- und Forschungsgebiet für Nanomedizin und Theranostik. Beide waren bereits 2019 als Highly Cited Researcher gelistet. Panstruga, Lehr- und Forschungsgebiet Molekulare Zellbiologie der Pflanzen, wurde bereits in den Jahren 2014, 2015 und 2019 in die Liste aufgenommen.

Three RWTH scientists were included in the list of Highly Cited Researchers. Physicians Fabian Kiessling and Twan Lammers and biologist Ralph Panstruga are among the most frequently cited researchers worldwide. Kiessling is head of the Institute for Experimental Molecular Imaging, while Lammers leads the Nanomedicines and Theranostics working group. Both were already listed as Highly Cited Researchers in 2019. Panstruga, head of the Plant Molecular Cell Biology Lab, was already selected for the list in 2014, 2015, and 2019.

Friedrich-Wilhelm-Preise 2020

2020 Friedrich Wilhelm Awards

31 Studierende und Doktoranden erhalten für ihre herausragenden Leistungen den Friedrich-Wilhelm-Preis 2020. Darunter sind 16 Masterarbeiten und 15 Dissertationen. Die Preise werden von der gleichnamigen Stiftung verliehen, die 1865 von der Rechtsvorgängerin der heutigen Generali Deutschland AG gegründet wurde.

31 students and doctoral candidates were presented with the 2020 Friedrich Wilhelm Award for their outstanding achievements. Twelve Master’s theses and thirteen doctoral theses were recognized. The Friedrich Wilhelm Award was presented by the foundation of the same name, which was founded in 1865 by the predecessor of what is now Generali Deutschland AG.

Dezember

December

RWTH koordiniert internationales Projekt

RWTH to Coordinate International Project

Anfang Dezember startet das internationale Projekt „AquaSPICE – Advancing Sustainability of Process Industries through Digital and Circular Water Use Innovations“ unter Koordination von Professor Thomas Wintgens vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft. Die EU finanziert die Forschungsarbeiten zur industriellen Wasserwirtschaft in den nächsten 3,5 Jahren im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms H2020 mit elf Millionen Euro.

The international project AquaSPICE – Advancing Sustainability of Process Industries Through Digital and Circular Water Use Innovations, coordinated by Professor Thomas Wintgens of the RWTH Institute of Environmental Engineering, is set to be launched in December 2020. The European Union will be funding the research project in industrial water management over the next 3.5 years with eleven million euros under the H2020 research and innovation program.

Calendar | 145


Internationale Ehre für Wil van der Aalst

International Honor for Wil van der Aalst

Professor Wil van der Aalst, Inhaber des Lehrstuhls Informatik 9 – Process and Data Science und Abteilungsleiter der Process Mining Gruppe des FraunhoferInstituts für Angewandte Informationstechnik (FIT), wird für seine Leistungen im Bereich „Process Mining“ und „Workflow-Processes“ zum Fellow des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE), dem weltweit führenden Berufsverband für die Förderung von Technologie für die Menschheit, ernannt.

Professor Wil van der Aalst, chair of Process and Data Science at RWTH Aachen University and head of the Process Mining Group at the Fraunhofer Institute for Applied Information Technology (FIT), was appointed Fellow of the Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) in recognition of his achievements in process mining and workflow processes.

Sonderforschungsbereiche verlängert Die RWTH ist an zwei Sonderforschungsbereichen/Transregio beteiligt, die von der DFG verlängert werden. Dazu gehört der SFB/TRR „Schädigungskontrollierte Umformprozesse“. Sprecher ist ab Januar 2021 Professor Gerhard Hirt vom RWTH-Institut für Bildsame Formgebung. Der SFB/TRR „Symbolische Werkzeuge in der Mathematik und ihre Anwendung“ wird für vier weitere Jahre verlängert. In der zweiten Förderphase übernimmt Professor Ghislain Fourier vom Lehrstuhl für Algebra und Darstellungstheorie das Sprecheramt für den Standort Aachen.

Continued Funding for Collaborative Research Centers RWTH is involved in two Transregional Research Centers, now approved for continued funding by the DFG. The CRC/TRR Damage Controlled Forming Processes will be extended for another four years. RWTH Professor Gerhart Hirt from the Institute of Metal Forming will act as spokesperson for the Center. The CRC/TRR Symbolic Tools in Mathematics and their Application will also be funded for another four-year period. In the second funding phase, Professor Ghislain Fourier from the RWTH Chair of Algebra and Representation Theory will serve as spokesperson for the Aachen branch of the Center.

Hohe Auszeichnung für Jun Okuda Professor Jun Okuda vom Institut für Anorganische Chemie erhält eine Verdienstauszeichnung vom Minister für Auswärtige Angelegenheiten Japans. Gewürdigt werden seine herausragenden wissenschaftlichen Ergebnisse auf dem Gebiet der Anorganischen Chemie, seine langjährigen Bemühungen um die Förderung des japanisch-deutschen Wissenschaftsaustausches und sein Beitrag zur Festigung der Freundschaft zwischen Japan und Deutschland.

ERC Consolidator Grant für Peter Boor Professor Peter Boor vom Lehr- und Forschungsgebiet Translationale Nephropathologie und Oberarzt am Institut für Pathologie der Uniklinik erhält für sein Projekt „AIM.imaging.CKD – AI-augmented, Multiscale Image-based Diagnostics of Chronic Kidney Disease“ einen ERC Consolidator Grant des European Research Council (ERC). Ziel seiner Forschung ist, reproduzierbare diagnostische Ansätze im Bereich der bildbasierten Diagnostik für chronische Nierenerkrankungen zu entwickeln, zu validieren und zu integrieren. Die Förderung beträgt bis zu zwei Millionen Euro und ist auf eine Dauer von fünf Jahren ausgelegt.

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Honor for Jun Okuda Professor Jun Okuda, Institute of Inorganic Chemistry, received an Award of Merit from the Minister of Foreign Affairs of Japan. The award honors Okuda’s excellent scientific contributions in the field of inorganic chemistry, his long-standing dedication to academic exchange between Japan and Germany, as well as his commitment to further strengthening the friendship between both countries.

Peter Boor Received ERC Consolidator Grant Professor Peter Boor, head of the Department of Translational Nephropathology and senior physician at the Institute of Pathology at Uniklinik RWTH Aachen, is set to receive a Consolidator Grant from the European Research Council for his project AIM.imaging.CKD – AI-augmented, Multiscale Image-Based Diagnostics of Chronic Kidney Disease. The aim of AIM.imaging.CKD is to develop, validate, and integrate such approaches in the area of image-based diagnostics for chronic kidney disease. Consolidator Grants may be awarded up to two million euros for a period of five years.

Calendar | 147


RWTH Aachen Campus RWTH Aachen Campus

Mit dem RWTH Aachen Campus entsteht auf einer Fläche von 800.000 Quadratmetern eine der größten technologieorientierten Forschungslandschaften Europas. One of the largest technology-oriented research landscapes in Europe, RWTH Aachen Campus is currently being developed on an area of 800,000 sqm.


Campus West: Die Vision eines nachhaltigen Forschungsquartiers Der RWTH Aachen Campus ermöglicht eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft – damit ist er sichtbares Zeichen für den RWTH-Leitplan „Zukunft denken“. Auf einer Fläche von 800.000 Quadratmetern entsteht mit den Erweiterungsarealen Campus Melaten und Campus West in Verbindung mit Campus Mitte ein zusammenhängender Campus, der in das öffentliche Leben integriert ist. Die Erschließung des Campus Melaten startete bereits 2009, für den Campus West ist sie ab 2022 geplant. Es wachsen ein Forschungsareal und Leuchtturmprojekt für ein innovatives, nachhaltiges Quartier heran, das auf den vier Entwicklungsdimensionen Energie und Umwelt, Quartier und Gesellschaft, Mobilität und Verkehr sowie IT-Infrastruktur basiert.

Energie und Umwelt Inhärentes Ziel der Entwicklung des Campus West ist, dem Klimawandel entgegenzuwirken. So sollen Maßnahmen CO2-Emissionen reduzieren sowie ein nachhaltiges Wassermanagement und viele attraktive Grünflächen schaffen. Die Versorgung des Campus West mit Wärme und Kälte wird mit lokal erzeugter, regenerativer Energie über ein Energie-

150 | RWTH Aachen Campus

netz als kaltes Nahwärmenetz und somit über einen nachhaltigen, ressourcen schonenden Betrieb erfolgen. Heizung, Kühlung und auch Stromerzeugung produzieren durch dieses System weniger Kohlendioxid – es entsteht langfristig ein CO2-neutrales Campus-Areal. Bereits bei der Errichtung und dem Betrieb der Gebäude wird maximale Ressourceneffizienz angestrebt. Der Gesamtenergiebedarf der Gebäude ist unter Beachtung der Prämissen von Gesundheit und Behaglichkeit sowie des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit durch bauliche und technische Maßnahmen zu minimieren und muss Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Neben den geplanten Grünanlagen verbessern auch die Gebäude das Mikroklima des Areals und der Stadt. Ein nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser ist ein wesentlicher Baustein: Dazu gehören die Senkung des Trinkwasserverbrauchs durch Grauwassernutzung, die Nutzung von Kühleffekten durch Verdunstung und der Schutz vor Überflutungen durch Regenwasserrückhaltung, auch um extremen Trockenphasen und Starkregen entgegenwirken zu können. Durch ihre Baukörper- und Oberflächengestaltung müssen die Gebäude unmittelbar auf das Mikroklima einwirken und zugleich den Komfort im Inneren erhöhen.

Campus West: Our Vision for a Sustainable Research Quarter RWTH Aachen Campus provides a space for close collaboration between science and industry – a visible sign for RWTH’s motto “Thinking the Future.” Over an area of 800,000 square meters, the Campus Melaten and Campus West expansion areas will be connected with Campus Central to create one continuous campus that is well-integrated in public life. The development of Campus Melaten started in 2009 and is scheduled for Campus West in 2022. The research area is a benchmark project that will create an innovative, sustainable quarter based on the four development dimensions Energy and Environment, Quarter and Society, Mobility and Transport, as well as IT Infrastructure.

Energy and Environment An inherent aim of developing Campus West is to tackle climate change with measures that reduce CO2 emissions while also creating sustainable water management facilities and many attractive green spaces. Campus West will be supplied with heat and cold using locally generated, renewable energy from a cold district heating network and therefore from sustainable and resource-efficient sources. This system produces less carbon dioxide to generate

heat, cold, and electricity, resulting in a carbon-neutral campus area in the long term. The aim is to ensure maximum resource efficiency, starting with the construction and operation of buildings. Architectural and technical measures are to reduce the total energy required for buildings to a minimum while taking into account health and comfort and being economical and efficient. Sustainability standards must also be met. Besides the planned green spaces, the buildings will also improve the microclimate of the area and city. Sustainable use of the resource water is a critical component. This includes reducing drinking water consumption by using gray water for some purposes instead, using the cooling effects from evaporation, or protecting against flooding through rainwater retention in order to counteract periods of extremely dry weather or heavy rain. The building’s structural and surface design must directly impact the microclimate while offering increased comfort inside.

RWTH Aachen Campus | 151


Die Vision des Campus West – Eine Planungsskizze des denkmalgeschützten Ringlokschuppens, der zusammen mit einem Neubau einen zentralen Platz auf Campus West bildet. The Campus West Vision – A concept sketch of the landmarked roundhouse. Together with a new building it will form a central plaza on Campus West.

Quartier und Mobilität

IT-Infrastruktur

Quarter and Mobility

IT Infrastructure

Der Campus West ist mit seiner Lage und Größe zwischen Campus Mitte und Campus Melaten urban geprägt. Bei der Arealentwicklung wird auf ein vielfältiges Angebot an forschungsunterstützender Infrastruktur wie Sport, Gastronomie und Kultur geachtet, das auch für Dritte zu nutzen ist. Grüne Plätze und Aufenthaltsmodule im Campusband bieten vielfältige Verweil- und Rückzugsmöglichkeiten.

Eine leistungsoptimierte und digitalisierte IT-Infrastruktur ist grundlegend, um alle Handlungsfelder und die Entwicklung eines smarten Stadtquartiers umsetzen zu können. Wesentlicher Baustein ist neben flexiblen, zukunftsfähigen Kabelanschlüssen/-anbindung aller Bauten die flächendeckende und vernetzte Datenversorgung. Kombiniert mit einer smarten Straßenbeleuchtung forciert dies Konnektivität, Nachhaltigkeit, Sicherheit und Mobilität. Integrierte WLAN-Access Points und Mobilfunkmodule sind Basis für den Aufbau einer öffentlichen Datenversorgung mit 5G- und WiFi-Technologie. Technische Voraussetzung ist eine Faseranbindung der Straßenbeleuchtungsinfrastruktur, die eine Installationsfähigkeit von Forschungstechnik gewährleistet und Reallaborversuchsanordnungen – beispielsweise im Bereich des autonomen und teilautonomen Fahrens – ermöglicht.

Campus West will have an urban flair, thanks in part to its location and size between Campus Central and Campus Melaten. Therefore, in developing this area, a wide range of infrastructural services to support the research activities will be included, such as sports facilities, restaurants, and cultural spaces, which visitors can also use. The campus belt offers various green spaces and relaxation areas where people can sit and enjoy some peace and quiet.

Effective and digitized IT infrastructure is essential for all spheres of action and to develop a smart urban quarter. In addition to flexible, future-proof cable connections in all buildings, the networked supply of data across the whole district is also a key component. Combined with smart street lighting, this accelerates connectivity, sustainability, security, and mobility. Integrated WiFi access points and mobile communication modules are the basis for setting up public data coverage with 5G and WiFi technology. This requires connecting the street light infrastructure with optical fibers, allowing research technology to be installed and living lab experiments to be conducted, for example in the field of autonomous and semi-autonomous driving.

Das Mobilitätskonzept strebt eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs und einen CO2-neutralen Quartiersverkehr an. Voraussetzung ist die Entwicklung des Bahnhofs West und des Republikplatzes als Mobilitätshub für Bus und Bahn. Autonom fahrende „Elektro-Shuttle on demand“ sollen als zentrales Fortbewegungsmittel zum Einsatz kommen. E-Bike- und E-Scooter-Stationen werden in jedem Cluster sowie in Fahrradparkstationen in den Parkhäusern verortet. Alle Fahrradverkehre sind sicher auf separaten, ausreichend breiten Spuren zu führen. Gebäudebezogene CarsharingAngebote ergänzen das Konzept, alle Parkhäuser werden mit ausreichender Anzahl von Ladestationen ausgestattet.

152 | RWTH Aachen Campus

The mobility concept aims to reduce private motorized vehicles and provide carbon-neutral transport in the quarter. This requires the transformation of the Aachen West train station and Republikplatz to be a mobility hub for bus and rail transport. Autonomous “electric shuttles on-demand” are to be used as a central mode of transportation. E-bike and e-scooter stations are located in each cluster as well as in bicycle parking stations in the parking garages. Separate, safe bicycle lanes that are wide enough for all cyclists will be provided. The concept is rounded off with building-specific car sharing offers, and all parking garages will feature a sufficient number of charging stations.

RWTH Aachen Campus | 153


Hochschulrat-Sitzungen

Board of Governors – Meetings

Themen 2020

Topics 2020

Schwerpunktthemen: · IT-Sicherheit an der RWTH · Hochschulentwicklungsplan · Zukunftsvertrag Studium und Lehre (ZSL) stärken

Januar

Februar

24.03.2020 (Videokonferenz) 51. Sitzung Schwerpunktthemen: · Digitalisierung in der Lehre · Maßnahmen/Umgang mit der aktuellen Situation – Coronapandemie

Mai

January

February

March 24, 2020 (Video Conference) 51st Meeting

März

April

26.05.2020 (Hybrid-Sitzung) 52. Sitzung

Main Topics: · IT security at RWTH · University Development Plan · Strengthening the “Zukunftsvertrag Studium und Lehre (ZSL)”

Main Topics: · Digitalization strategy for teaching and learning · Measures/management of the current situation – coronavirus epidemic

April

May 26, 2020 (Hybrid Session) 52nd Meeting

Juni

Juli

Schwerpunktthemen: · Aktueller Stand: RWTH Aachen Campus · Bericht des Wirtschaftsprüfers – Jahresabschluss 2019

August

02.09.2020 (Hybrid-Sitzung) 53. Sitzung

Dem Hochschulrat gehören an: Frau Prof. Dr. Dr. hc. Artemis Alexiadou Herr Dr. Bernd Bohr (Vorsitzender) Herr Dr. Roland Busch Herr Prof. Dr. Koenraad Debackere Frau Prof. Dr. Simone Fulda Herr Dr. Robert G. Gossink (bis 30.06.2020) Herr Prof. Dr. Raoul Klingner (ab 01.07.2020) Frau Dr. Waltraud Kreutz-Gers (stellvertretende Vorsitzende) Frau Prof. Dr. Ingrid Mertig Frau Dr. Christine Peters Herr Herbert Pfennig (ab 01.07.2020) Herr Prof. Dr. Georg Rosenfeld (bis 30.06.2020)

154 | Hochschulrat-Sitzungen

November

02.12.2020 (Videokonferenz) 54. Sitzung

Dezember

In den Sitzungen wird obligatorisch der Quartalsbericht vorgestellt, zur Arbeit aus dem Rektorat und Hochschulrat berichtet sowie mindestens zweimal jährlich zum aktuellen Stand des RWTH Aachen Campus Melaten/West informiert. Ebenso wurde 2020 in den Sitzungen über die aktuelle Situation an der Hochschule bezüglich der Coronapandemie berichtet. In Arbeitsgruppen wird sich intensiver mit einzelnen Themen befasst und diese für die Sitzungen vorbereitet. Gem. § 21 Abs. 5a S. 2 HG findet mindestens einmal im Jahr ein Austausch mit den Vertreterinnen oder Vertretern des Senats, des Allgemeinen Studierendenausschusses, des Personalrats gemäß § 105 des Landespersonalvertretungsgesetzes, der Gleichstellungsbeauftragten, der Vertrauenspersonen der schwerbehinderten Menschen sowie der oder dem Beauftragten für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung statt.

May

June

July

Main Topics: · Current status: RWTH Aachen Campus · Auditor’s report on the 2019 annual financial statements

August

September 2, 2020 (Hybrid Session) 53rd Meeting

September

Oktober

Schwerpunktthemen: · Bericht: 1. Workshop des Planning and Allocation Committee · Genderstrategie der RWTH · Nachhaltigkeit an der RWTH · Beteiligungscontrolling · Wirtschaftsplan 2021

March

Main Topics: · Report: First Workshop of the Planning and Allocation Committee · Gender strategy of RWTH · Sustainability at RWTH · Investment controlling · 2021 Economic Plan

Members of the Board of Governors: Prof. Dr. Dr. hc. Artemis Alexiadou Dr. Bernd Bohr (Chair) Dr. Roland Busch Prof. Dr. Koenraad Debackere Prof. Dr. Simone Fulda Dr. Robert G. Gossink (until June 30, 2020) Prof. Dr. Raoul Klingner (from July 1, 2020) Dr. Waltraud Kreutz-Gers (Deputy Chair) Prof. Ingrid Mertig Dr. Christine Peters Herbert Pfennig (from July 1, 2020) Prof. Dr. Rosenfeld (from June 30, 2020)

September

October

November

December 2, 2020 (Video Conference) 54th Meeting

December

At the meetings, members must present the quarterly report and report on the Rectorate and Board of Governors activities. They also have to provide information on the current status of the RWTH Aachen Campus Melaten/West sites at least twice a year. Further, in 2020, the current situation at the university regarding the coronavirus pandemic was also reported in the meetings. Working groups look into individual topics in more depth and prepare them to be discussed in the meetings. According to Section 21 Para. 5a S. 2 HG, at least once a year, the Board of Governors meets with representatives from the Senate, the AStA Students’ Committee, and, according to Section 105 of the State Personnel Representation Act, the Staff Council. The Board also meets with the Equal Opportunities Officer, the Representative for People With a Disability or Chronic Illness, as well as the Representative for Students with a Disability or Chronic Illness together with the AStA Students’ Committee.

Board of Governors – Meetings | 155


Figures

Thinking the Future Zukunft denken

1.

Development

2.

Organizational Structure

3.

Overview of Top-Level Research

4.

Students (Winter Semester 2020/2021)

5.

Students by Discipline (Winter Semester 2020/2021)

6.

First-Semester Students (Winter Semester 2020/2021)

7.

Development of First-Semester Students

8.1

Graduates in the 2020 Academic Year (Winter Semester 2019/2020 and Summer Semester 2020)

8.2

Doctoral Degrees and Habilitations in the 2020 Academic Year (Winter Semester 2019 /2020 and Summer Semester 2020)

9.1

Graduates (2012 – 2020)

9.2

Graduates by Degree

9.3

Graduates by Discipline in the 2020 Academic Year (Winter Semester 2019/2020 and Summer Semester 2020)

10.

Full-Time Equivalent Employment

11.1 Professors, Including Junior Professors 11.2 Number of Women Professors in Percent (2012 – 2020)

156 | Figures

12.

NRW State Grants, Third-Party Funding, and Special Funding for Teaching and Learning (2014 – 2020)

13.

Quality Improvement Funding for Teaching and Learning

14.

Campus Area Space in Square Meters

Figures | 157


2. Organizational Structure

1. Development Students 50,000

Board of Governors

Polytechnical School

Senate

Senate Committees

45,000 School of Business and Economics

40,000

Faculty of Education Faculty of Medicine

Faculty of Arts and Humanities Faculty of Electrical Engineering and Information Technology

Occupational and Radiation Protection

Chancellor

Rector

Vice-Rector

Rector‘s Delegates

35,000 Rectorate Committees

Data Protection Officer

30,000

Central University Administration

Planning and Allocation Committee

Profile Areas

Faculty of Mathematics, Computer Science and Natural Sciences

Strategy Board

25,000 20,000

Institute of Technology - Faculty of Mathematics, Computer Science and Natural Sciences - Faculty of Architecture - Faculty of Civil Engineering - Faculty of Mechanical Engineering - Faculty of Georesources and Materials Engineering

Equal Opportunities Officer

Rectorate

Internal Audit

15,000 10,000

CIO Advisory Board

Integration Team – Gender and Diversity Management

Faculty of Architecture Jülich Aachen Research Alliance (JARA)

Faculty of Civil Engineering Faculty of Mechanical Engineering Faculty of Georesources and Materials Engineering

Large-Scale Interdisciplinary Projects

Faculty of Electrical Engineering and Information Technology Faculty of Arts and Humanities School of Business and Economics

5,000

Central Research Institutions/ Operating Units

Faculty of Medicine

0 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020

RWTH Aachen University in 2020 150 553 2,438 2,151 4,377 47,173 23 36

3

€1,049

158 | Figures

Courses of study: undergraduate and postgraduate studies Professors Other academic staff: research assistants, etc. Non-academic staff Third-party-funded staff positions – including Quality Improvement Funding and Higher Education Pact Grants Students Collaborative Research Centers, including participation in CRCs Research Training Programs (of which 10 DFG-Research Training Groups)

Excellence Initiative: Clusters of Excellence (1st funding line) Excellence University (2nd funding line) Million budget

Figures | 159


3. Overview of Top-Level Research Cluster of Excellence 2004 3.1

Excellence Strategy

Clusters of Excellence are internationally recognized, competitive research institutions which make it possible for scientists to conduct research and collaborate in an inspiring setting. They also provide excellent support and career opportunities for junior researchers.

RWTH Spokesperson

Prof. Dr. rer. nat. Hendrik Bluhm

Coordinating University

University of Cologne

The aim of ML4Q is to develop new computing and networking architectures using the principles of quantum mechanics. Computing and networking power beyond anything classically imaginable would make quantum computers powerful tools in key areas such as materials design, pharmaceutics, or artificial intelligence. Quantum communication could be made effectively secure.

The Excellence Strategy of the German federal and state governments is designed to bolster top-level research at Germany universities, enhance their research profiles and facilitate cooperation in the research system. With its application “The Integrated Interdisciplinary University of Science and Technology – Knowledge. Impact. Networks.” RWTH was successful in the Universities of Excellence funding line. Here, institutional funding is granted to strengthen the university in the long term and further develop its leading international role on the basis of successful Clusters of Excellence.

ML4Q – Matter and Light for Quantum Computing

3.2 SFB 1394

Collaborative Research Centers (Sonderforschungsbereiche – SFB) and Transregio SFBs at RWTH Aachen University Structural and Chemical Atomic Complexity: From Defect Phase Diagrams to Material Properties Spokesperson

Starting in January 2019, a total of 57 Clusters of Excellence with an average of 6.5 million Euros per year are beeing funded for an initial period of seven years; among these three are at RWTH Aachen University.

SFB 1382

Gut-Liver Axis – Functional Circuits and Therapeutic Targets Spokesperson

Cluster of Excellence 2186

The Fuel Science Center (FSC) – Adaptive Conversion Systems for Renewable Energy and Carbon Sources Spokespersons

SFB 1120

Prof. Dr.-Ing. Stefan Pischinger, Prof. Dr. rer. nat. Walter Leitner

The Fuel Science Center aims to integrate renewable electricity with the joint utilization of bio-based carbon feedstocks and CO2 to provide high-density liquid energy carriers (bio-hybrid fuels), which enable innovative engine concepts for highly efficient and clean combustion.

SFB 985

Prof. Dr.-Ing. Reinhold Kneer Institute of Heat and Mass Transfer

Functional Microgels and Microgel Systems

Internet of Production (IoP) Spokesperson Spokesperson

Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher

The IoP-Cluster offers real-time, secure information availability of all relevant data at any time, at any place and is regarded as the core of industry 4.0. In this way, the IoP paves the way for a new era of production. The sum of the generated and aggregated data – the high-volume “digital shadow” of production – enables accurate forecasting to the point of reaching the goal of a production process that is consistently controlled

SFB 917

Prof. Dr. rer. nat. Walter Richtering Institute of Physical Chemistry

Nanoswitches – Resistively Switching Chalcogenides for Future Electronics Spokesperson

TRR 57

Prof. Dr. rer. nat. Matthias Wuttig Chair of Experimental Physics I A and I. Institute of Physics

Organ Fibrosis: From Mechanisms of Injury to Modulation of Disease Spokesperson

160 | Figures

Prof. Dr.-Ing. Uwe Reisgen Welding and Joining Institute

Oxyflame – Development of Methods and Models to Describe the Reaction of Solid Fuels in an Oxy-Fuel Atmosphere Spokesperson

Cluster of Excellence 2023

Prof. Dr. rer. nat. Oliver Pabst Institute of Molecular Medicine

Precision Manufacturing by Controlling Melt Dynamics and Solidification in Production Processes Spokesperson

TRR 129

Prof. Dr. Sandra Korte-Kerzel Institute for Physical Metallurgy and Materials Physics

Prof. Dr. med. Christian Trautwein Internal Medicine III

Figures | 161


3.3 TRR 280

Transregional Collaborative Research Centres (Transregio-SFBs) with RWTH Aachen University as Co-Applicant University

Coordinating University

TRR 219

Prof. Dr.-Ing. Josef Hegger Institute of Structural Concrete

Prof. Dr. rer. nat. Michael Krämer Institute für Theoretical Particle Physics and Cosmology

Coordinating University

Karlsruhe Institute of Technology

TRR 40

Technological Foundations for the Design of Thermally and Mechanically Highly Loaded Components of Future Space Transportation Systems RWTH Spokesperson

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Schröder Institute of Aerodynamics

Coordinating University

Technical University of Munich

Collaborative Research Centers (Sonderforschungsbereiche) with Participation from RWTH Aachen University

SFB 1371

Microbiome Signatures – Functional Relevance in the Digestive Tract

Prof. Dr. rer. nat. Joachim Jankowski Institute for Molecular Cardiovascular Research

RWTH Spokesperson

Prof. Dr. rer. nat. Thomas Clavel Institute of Medical Microbiology

Coordinating University

Technical University of Munich

Saarland University

Symbolic Tools in Mathematics and Their Application

Coordinating University

Prof. Dr. rer. nat. Gerhard Hiß Lehrstuhl für Algebra und Zahlentheorie

Hearing Acoustics: Perceptual Principles, Algorithms and Applications (HAPPAA) RWTH Spokesperson

Prof. Dr. rer. nat. Michael Vorländer Institute of Technical Acoustics

Coordinating University

University of Oldenburg

TU Kaiserslautern

Damage Controlled Forming Processes SFB 1211 RWTH Spokesperson

Coordinating University

Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hirt Metal Forming Institute

Earth – Evolution at the Dry Limit RWTH Spokesperson

Prof. Dr. rer. nat. Frank Lehmkuhl Chair of Physical Geography and Geoecology

Coordinating University

University of Cologne

TU Dortmund University

Process Signatures – Function Oriented Manufacturing Based on Characteristic Process Signatures RWTH Spokesperson

Prof. Dr.-Ing. habil. Stefanie Reese Institute of Applied Mechanics

Coordinating University

University of Bremen

SFB 1066

Nano-Dimensional Polymer Therapeutics for Tumour Therapy RWTH Spokesperson

Prof. Dr. sc. hum. Twan Lammers Institute for Experimental Molecular Imaging – Department of Nanomedicine and Theranostics

Coordinating University

Mainz University

Thermo-Energetic Design of Machine Tools SFB 1053 RWTH Spokesperson

Coordinating University

162 | Figures

Ruhr-Universität Bochum

3.4

SFB 1330

TRR 96

Coordinating University

Mechanisms of Cardiovascular Complications in Chronic Kidney Disease

RWTH Spokesperson

TRR 136

Prof. Jochen M. Schneider, Ph. D. Chair of Materials Chemistry

TU Dresden

RWTH Spokesperson

Coordinating University

TRR 188

RWTH Spokesperson

P³H – Particle Physics Phenomenology After the Higgs Discovery

RWTH Spokesperson

TRR 195

Pulsed High Power Plasmas for the Synthesis of Nanostructural Functional Layers

Design Strategies for Material-Minimised Carbon Reinforced Concrete Structures Principles of a New Approach to Construction RWTH Spokesperson

TRR 257

TRR 87

Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher Laboratory for Machine Tools and Production Engineering (WZL)

MAKI – Multi-Mechanism Adaptation for the Future Internet RWTH Spokesperson

Prof. Dr.-Ing. Klaus Wehrle Chair of Computer Science 4 (Communication and Distributed Systems)

Coordinating University

TU Darmstadt

TU Dresden

Figures | 163


SFB 806

Our Way to Europe: Culture-Environment Interaction and Human Mobility in the Late Quaternary

FOR 1779

Active Drag Reduction by Transversal Surface Waves Spokesperson

TRR 88

RWTH Spokesperson

Prof. Dr. rer. nat. Frank Lehmkuhl Chair of Physical Geography and Geoecology

Coordinating University

University of Cologne

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Schröder Institute of Aerodynamics

3.6

Research Units with Participation from RWTH Aachen University

FOR 2790

Binding and Retrieval in Action Control

Cooperative Effects in Homo- and Heterometallic Complexes RWTH Spokesperson

Coordinating University

Prof. Dr. Frédéric Patureau Institute of Organic Chemistry

RWTH Participants

Prof. Dr. phil. Iring Koch Institute of Psychology

TU Kaiserslautern Dr. Andrea Philipp Institute of Psychology

3.5

Research Units at RWTH Aachen University

FOR 2687

Cyclical Variations in Highly Optimized Spark-Ignition Engines: Experiment and Simulation of a Multi-Scale Causal Chain Spokesperson

FOR 2591

FOR 2239

FOR 2089

Prof. Dr. med. Tim Brümmendorf, Prof. Dr. med. Steffen Koschmieder (Research Coordinator) Department of Hematology, Oncology, Hemostaseology, and SCT

FOR 2083

Prof. Dr. rer. nat. Achim Stahl III. Institute of Physics

University Hospital Regensburg

Durable Pavement Constructions for Future Traffic Loads Coupled Systems Pavement-Tyre-Vehicle RWTH Participants

Prof. Dr.-Ing. habil. Markus Oeser Institute of Highway Engineering Prof. Dr.-Ing. Lutz Eckstein Institute for Automotive Engineering

Coordinating University

TU Dresden

Integrated Planning for Public Transportation RWTH Participants

Prof. Dr. rer. nat. habil. Marco Lübbecke Chair of Operations Research

Coordinating University

University of Göttingen

New Physics at the Large Hadron Collider Spokesperson

164 | Figures

Coordinating University

Determination of the Neutrino Mass Hierarchy with the JUNO Experiment Spokesperson

PD Dr. Holger Jahr Orthopaedic Clinic PD Dr. Björn Rath Orthopaedic Clinic

Prof. Dr. med. René Tolba Institute of Laboratory Animal Science

Prof. Dr.-Ing. Jakob Andert Mechatronic Systems for Combustion Engines

Trier University

Exploring Articular Cartilage and Subchondral Bone Degeneration and Regeneration in Osteoarthritis (ExCarBon) RWTH Participants

Optimization-Based Multiscale Control of Low-Temperature Combustion Engines Spokesperson

FOR 2319

Prof. Dr.-Ing. Heinz Pitsch Institute for Combustion Technology

Untangling and Targeting Mechanisms of Myelofibrosis in Myeloproliferative Neoplasms (MPN) Spokesperson

FOR 2401

FOR 2407

Severity Assessment in Animal Based Research RWTH Spokesperson

CRU 344

Coordinating University

Prof. Dr. rer. nat. Michael Krämer Institute for Theoretical Particle Physics and Cosmology

Figures | 165


FOR 2063

The Epistemology of the Large Hadron Collider RWTH Participants

SPP 1772

Prof. Dr. rer. nat. Robert Harlander Institute for Theoretical Particle Physics and Cosmology

Human Performance Under Multiple Cognitive Task Requirements: From Basic Mechanisms to Optimized Task Scheduling RWTH Spokesperson

Prof. Dr. phil. Iring Koch Institute for Psychology

Prof. Dr. rer. nat. Michael Krämer Institute for Theoretical Particle Physics and Cosmology Coordinating University FOR 1897

University of Wuppertal

3.8

Graduates of RWTH Aachen University are highly sought after by businesses, industry, and research institutions. Structured doctoral programs contribute towards an outstanding standard of education.

Low-Loss Electrical Steel Sheet for Energy-Efficient Electrical Drives RWTH Participants

Prof. Dr. Sandra Korte-Kerzel Institute of Physical Metallurgy and Metal Physics Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hirt Institute of Metal Forming Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Dr. habil. Kay Hameyer Institute of Electrical Machines

Structured Doctoral Programs at RWTH Aachen University

DFG Research Training Groups (Graduiertenkolleg) GRK 2497/1

Physik der schwersten Teilchen am Large Hadron Collider Spokesperson

Coordinating University FOR 1807

TU Bergakademie Freiberg

Advanced Computational Methods for Strongly Correlated Quantum Systems RWTH Participant

Prof. Dr. Stefan Weßel, Ph. D. Institute of Theoretical Solid State Physics

Coordinating University

University of Würzburg

GRK 2415/1

Mechanobiology in Epithelial 3D Tissue Constructs Spokesperson

GRK 2375/1

Priority Programs at RWTH Aachen University

SPP 2225

EXIT Strategies of Intracellular Pathogens RWTH Spokesperson

SPP 2236

GRK 2416/1

Prof. Dr. phil. nat. Gabriele Pradel Cellular and Applied Infection Biology

Prof. Dr.-Ing. Janina Fels Chair of Medical Acoustics

Energy, Entropy, and Dissipative Dynamics Spokesperson

Prof. Dr. rer. nat. Michael Westdickenberg Institute for Mathematics

Working Towards Lung Implants GRK 2236/1 RWTH Spokesperson

Prof. Dr. med. Rolf Rossaint Anaesthesiology Clinic

UnRAVeL – Uncertainty and Randomness in Algorithms, Verification, and Logic Spokesperson

Prof. Dr. ir. Dr. h. c. (AAU) Joost-Pieter Katoen Chair for Software Modeling and Verification

Cyber-Physical Networking (CPN) RWTH Spokesperson

166 | Figures

Prof. Dr. rer. nat. Marc Spehr Institute for Biology II

AUDICTIVE – Auditory Cognition in Interactive Virtual Environments RWTH Spokesperson

SPP 1914

Prof. Dr. med. Fabian Kiessling Uniklinik RWTH Aachen and Helmholtz-Institute for Biomedical Engineering

MultiSenses–MultiScales: Novel Approaches to Decipher Neural Processing in Multisensory Integration Spokesperson

GRK 2326/1

SPP 2014

Prof. Dr. med. Rudolf Leube Institute of Molecular and Cellular Anatomy

Tumor-Targeted Drug Delivery Spokesperson

3.7

Prof. Dr. rer. nat. Michael Czakon Institute for Theoretical Particle Physics and Cosmology

Prof. Dr.-Ing. Klaus Wehrle Chair of Communication and Distributed Systems

Figures | 167


GRK 1995/2

Quantum Many-Body Methods in Condensed Matter Systems Spokesperson

Prof. Dr. rer. nat. Volker Meden Department of Theroretical Physics (Theory of Condensed Matter)

NRW Research Schools ACCESS!

What Mobility Will We Be Able to/Want to/Must/May We Afford in the Future? Spokesperson

GRK 1856/2

mobilEM – Integrated Energy Supply Modules for On-Road Electric Mobility Spokesperson

Prof. Dr.-Ing. Stefan Pischinger Institute for Combustion Engines

VERBUND.NRW

Raising the Resource Efficiency Along the Value Chain of Composite Materials in Constructions Spokesperson

DFG Research Training Groups Integrated into Collaborative Research Centres (SFB) GRK in SFB 985

Functional Microgels and Microgel Systems Spokesperson

GRK in SFB 917

Program

Start

End

REMARO

HORIZON 2020

2020

2024

HORIZON 2020

2020

2024

HORIZON 2020

2020

2024

HORIZON 2020

2020

2024

Reliable AI for Marine Robotics RWTH Partner

Prof. Dr. rer. nat. Matthias Wuttig I. Institute of Physics

Structural and Chemical Atomic Complexity: From Defect Phase Diagrams to Material Properties

GRK in TRR 129

EASYGO

Efficiency and Safety in Geothermal Operations

Prof. Dr. Sandra Korte-Kerzel Institute for Physical Metallurgy and Materials Physics

visuAAL Prof. Dr.-Ing. Reinhold Kneer Institute of Heat and Mass Transfer

Privacy-Aware and Acceptable Video-Based Technologies and Services for Active and Assisted Living RWTH Partner

International DFG Research Training Groups IRTG 2379/1

IRTG 2150/1

168 | Figures

Prof. Marek Behr, Ph. D. Computational Analysis of Technical Systems

The Neuroscience of Modulating Aggression and Impulsivity in Psychopathology Spokesperson

Prof. Dr. phil. Martina Ziefle HCI Human-Computer Interaction Center

Coordinating Organization University of Alicante

Modern Inverse Problems: From Geometry and Data to Models and Applications Spokesperson

Prof. Florian Wellmann, Ph. D. Computational Geoscience and Reservoir Engineering

Coordinating Organization Delft University of Technology

Oxyflame – Development of Methods and Models to Describe the Reaction of Solid Fuels in an Oxy-Fuel Atmosphere Spokesperson

Prof. Dr. Erika Abraham Chair of Informatics 2, Theory of Hybrid Systems

Coordinating Organization IT University of Copenhagen

RWTH Partner Spokesperson

Prof. Dr.-Ing. Peter Georg Quicker Unit of Technology of Fuels

Participation in Marie Skłodowska-Curie Actions Initial Training Networks (EU)

Nanoswitches: Resistively Switching Chalcogenides for Future Electronics – Structure, Kinetics, and Device Scalability Spokesperson

GRK in SFB 1394

Prof. Dr. rer. nat. Walter Richtering Institute of Physical Chemistry

Prof. Dr. rer. pol. Grit Walther Chair of Operations Management

CHAIR

C-H Activation for Industrial Renewal RWTH Partner

Prof. Dr. Franziska Schönebeck Institute of Organic Chemistry

Coordinating Organization French National Centre for Scientific Research

Prof. Dr. rer. soc. Ute Habel Department of Psychiatry, Psychotherapy and Psychosomatics

Figures | 169


BioBased ValueCircle

Training the new generation of industrial doctorates in the transition towards bio-based Uniklinik RWTH Aachen Partner

HORIZON 2020

2020

2024

Prof. Dr. med. Stefan Jockenhövel Institute of Applied Medical Engineering

ElectroPros

Training Research Pioneers by Utilizing and Validating the Promise of Electroporation for Minimal Invasive Oncological Treatments

EID

Uniklinik RWTH Aachen Partner

Coordinating Organization Maastricht University STRATEGY-CKD

System omics to unravel the gut-kidney axis in Chronic Kidney Disease Uniklinik RWTH Aachen Partner

HORIZON 2020

2020

advanced technologieS for drug dIscovery and precisioN mEdicine: in vitRo modellinG human physiology and diseAse Uniklinik RWTH Aachen Partner

HORIZON 2020

2019

Simulation in Multiscale Physical and Biological Systems

EJD

RWTH Partner

EJD

RWTH Partner

HORIZON 2020

2018

2022

HORIZON 2020

2018

2022

HORIZON 2020

2018

2021

HORIZON 2020

2017

2021

Prof. Paolo Carloni, Ph. D. Computational Biophysics Lab of German Research School (GRS) for Simulation Sciences / Chair of Computational Biophysics

Coordinating Organization The Cyprus Institute

Prof. Dr.med. Ruth Knüchel-Clarke Pathology Institute

Joint PhD Laboratory for New Materials and Inventive Water Treatment Technologies. Harnessing resources effectively through innovation

HORIZON 2020

2023

AutoCheMo

Automatic Generation of Chemical Models

EID

RWTH Partner

Coordinating Organization Politecnico di Milano NOWELTIES

2022

Prof. Dr. med. Christiane Kuhl Clinic for Diagnostic and Interventional Radiology

STIMULATE

Coordinating Organization Ghent University SINERGIA

2019

Coordinating Organization Philips Electronics Nederland BV

2024

Prof. Dr. rer. nat. Joachim Jankowski Institute for Molecular Cardiovascular Research (IMCAR)

HORIZON 2020

2019

apl. Prof. Dr. rer. nat. Kai Leonhard Chair of Technical Thermodynamics and Institute of Technical Thermodynamics

Coordinating Organization Software for Chemistry & Materials BV

2023 CaReSyAn

Prof. Dr. rer. nat. Andreas Schäffer Institute for Environmental Research and Chair of Environmental Biology and Chemodynamics

Combatting the CardioRenal Syndrome: Towards an Integrative Analysis to Reduce Cardiovascular Burden in Chronic Kidney Disease Uniklinik RWTH Aachen Coordinator

Prof. Dr.rer.nat. Joachim Jankowski Institute for Molecular Cardiovascular Research (IMCAR)

Coordinating Organization Catalan Institute for Water Research Coordinating Organization Uniklinik RWTH Aachen GRAPES

learninG, pRocessing, And oPtimising shapES RWTH Partner

HORIZON 2020

2019

2023 INTRICARE

Prof. Dr. rer. nat. Leif Kobbelt Chair of Computer Science 8 (Computer Graphics and Multimedia)

Uniklinik RWTH Aachen Partner

Coordinating Organization Athina-Erevnitiko Kentro Kainotomias stis Technologies tis Pliroforias, ton Epikoinonion kai tis Gnosis BioImplant

European Training Network to Develop Improved Bioresorbable Materials for Orthopaedic and Vascular Implant Applications

EID

RWTH Partner

Intern. Network for Training on Risks of Vascular Intimal Calcification And Roads to Regression of Cardiovascular Disease

HORIZON 2020

2019

2022

Prof. Dr.rer.nat. Wilhelm Jahnen-Dechent Helmholtz-Institute for Biomedical Engineering – Biointerface Laboratory

Coordinating Organization Maastricht University

Prof. Professor h. c. (MGU) Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Thomas Gries Institut für Textiltechnik

Coordinating Organization National University of Ireland Galway

170 | Figures

Figures | 171


ATHOR

Advanced Thermomechanical Modelling of Refractory Linings RWTH Partner

HORIZON 2020

2017

2021

Prof. i.R. Dr. rer. nat. Rainer Telle Institute for Mineral Engineering

3.9

RWTH-Coordinated EU Projects

Program

Start

End

EFUA

European Forum for a Comprehensive Vision on Urban Agriculture HORIZON

HORIZON 2020

2020

2024

HORIZON 2020

2020

2023

HORIZON 2020

2020

2023

HORIZON 2020

2019

2023

HORIZON 2020

2019

2022

HORIZON

2018

2023

HORIZON 2020

2017

2021

HORIZON 2020

2017

2020

Coordinating Organization University of Limoges Coordinator OXYTRAIN

Harnessing the Power of Enzymatic Oxygen Activation RWTH Partner

HORIZON 2020

2017

2020

Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Schwaneberg Chair of Biotechnology

AquaSPICE

Advancing Sustainability of Process Industries through Digital and Circular Water Use Innovations Coordinator

Coordinating Organization University of Groningen NEW-MINE

EU Training Network for Resource Recovery through Enhanced Landfill Mining RWTH Partner

HORIZON 2020

2016

2020

Prof. Dr.-Ing. Thomas Pretz Department of Processing and Recycling

Predictive and Accelerated Metabolic Engineering Network RWTH Partner

Platone HORIZON 2020

2016

Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Schwaneberg Chair of Biotechnology PlaMES

Prof. Dr.-Ing. Lars Blank Institute of Applied Microbiology

PLATform for Operation of distribution Networks Coordinator

2020

Prof. Dr.-Ing. Thomas Wintgens Institute of Environmental Engineering

MIXed plastics biodegradation and UPcycling using microbial communities Coordinator

Coordinating Organization KU Leuven PAcMEN

MIX-UP

Prof. Dr.-Ing. Frank Lohrberg Institute of Landscape Architecture

Prof. Antonello Monti, Ph. D. Institute for Automation of Complex Power Systems, E.ON Energy Research Center

Integrated Planning of Multi-Energy Systems

Coordinating Organization Technical University of Denmark Coordinator Super-W

Sustainable Product, Energy and Resource Recovery from Wastewater 2020 RWTH Partner

Prof. Dr.-Ing. Matthias Wessling AVT Aachener Verfahrenstechnik

HORIZON

2016

2020

proGIreg

Coordinating Organization Ghent University

Productive Green Infrastructure for Post-Industrial Urban Regeneration 2020 Coordinator

TETRAMAX

Prof. Dr. rer. nat. Rainer Leupers Chair for Software for Systems on Silicon

Measures for Behaving Safely in Traffic Coordinator

172 | Figures

Prof. Dr.-Ing. Frank Lohrberg Institute of Landscape Architecture

Technology Transfer via Multinational Application Experiments Coordinator

MeBeSafe

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Albert Moser High Voltage Equipment and Grids, Digitalization and Energy Economics

Prof. Dr.-Ing. Lutz Eckstein Institute for Automotive Engineering

Figures | 173


THALEA II

Telemonitoring and Telemedicine for Hospitals Assisted ICT for Life Saving Co-morbid Patients in Europe as Part of a Patient Personalized Care Program of the EU Coordinator

MatCH4Turbo

CROSSONT

TeDiMo

Fines2EAF

HORIZON 2019 2020 JTI Clean Sky

HORIZON 2018 2020 JTI Clean Sky

HORIZON 2018 2020 JTI Clean Sky

HORIZON 2020 JTI BBI

2016

3.10

RWTH Participation in F Flagships and in EIT KICs

Program

Start

End

GRAPHENE Core3

Graphene Flagship Core Project 3

FET Flagship

2020

2023

FET Flagship

2018

2020

FET Flagship

2020

2023

FET Flagship

2018

2020

EIT KIC

2012

2023

RWTH Partner

Prof. Dr. sc. Christoph Stampfer II. Institute of Physics A

Coordinator

Chalmers University of Technology

2023 GRAPHENE Core2

2022 HBP SGA3

Graphene-Based Disruptive Technologies RWTH Partner

Prof. Dr. sc. Christoph Stampfer II. Institute of Physics A

Coordinator

Chalmers University of Technology

The Human Brain Project RWTH Partner

Prof. Dr. rer. nat. Torsten Wolfgang Kuhlen Virtual Reality Group RWTH Aachen University

Uniklinik RWTH Aachen Partner

Prof. Dr.med. Dr. rer. soc. Frank Schneider Department of Psychiatry, Psychotherapy and Psychosomatics

Coordinator

Ecole Polytechnique Federale de Lausanne

2020

2021

HBP SGA2

The Human Brain Project

RFCS

2017

2020

RWTH Partner

Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Torsten Wolfgang Kuhlen Virtual Reality Group RWTH Aachen University

RFCS

2017

2020

Uniklinik RWTH Aachen Partner

Prof. Dr.med. Dr. rer. soc. Frank Schneider Department of Psychiatry, Psychotherapy and Psychosomatics

Coordinator

Ecole Polytechnique Federale de Lausanne

Prof. Dr.-Ing. Markus Kuhnhenne Institute of Steel Construction

Development of Affordable Integrated Light Weight Chassis Components from Flexible 3G Medium-Mn Steels Coordinator

2020

Prof. Dr. rer. nat. Jürgen Klankermayer Institute of Technical and Macromolecular Chemistry

Improved Durability of Steel Sandwich Panel Constructions Regarding Hygrothermal and Airtightness Performance Coordinator

LIGHTCHASSIS

Prof. Dr. Ing. Eike Stumpf Chair and Institute of Aerospace Systems

Demonstration of solvent and resin production from lignocellulosic biomass via the platform chemical levulinic acid Coordinator

HAIR

Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher Laboratory for Machine Tools and Production Engineering (WZL)

Technology Diffusion Model Coordinator

GreenSolRes

Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher Laboratory for Machine Tools and Production Engineering (WZL)

CROwned Spline Surface Optimization using New Treatments Coordinator

2016

Prof. Dr. med. Gernot Marx Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care

Material Model of Case-Hardened Steels for Turbo Gear Applications Coordinator

HORIZON 2020

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Bleck Department of Ferrous Metallurgy

Cement-free Brick Production Technology for the Use of RFCS Primary and Secondary Raw Material Fines in EAF Steelmaking

2017

2020

Climate-KIC

Knowledge and Innovation Community RWTH: Associate Partner

Coordinator

174 | Figures

Prof. Dr.-Ing. Herbert Pfeifer Department for Industrial Furnaces and Heat Engineering

Figures | 175


KIC EIT Health

Knowledge and Innovation Community RWTH: Core Partner

KIC EIT Raw Materials

2015

2023

Lead: Prof. Dr. rer. nat. Catherine Disselhorst-Klug, PhD Chair of Applied Medical Engineering

Knowledge and Innovation Community RWTH: Core Partner

EIT KIC

EIT KIC

2015

ERC Consolidator Grant

Duration

AIM.imaging. CKD

2021-2026

Grant Holder

2023

Lead: Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Karl Bernhard Friedrich Chair of Metallurgy

AI-augmented, Multiscale Image-based Diagnostics of Chronic Kidney Disease

MetalloRadiCat

Metalloradical Catalysis – From Fundamental Studies to Applications Grant Holder

3.11

ERC Grants European Research Council (ERC) Grants support individual researchers of any nationality and age who wish to pursue their frontier research. The ERC particularly encourages proposals that cross disciplinary boundaries, pioneering ideas that address new and emerging fields, and applications that introduce unconventional, innovative approaches. A total of 21 researchers at RWTH Aachen University and the University Hospital of RWTH Aachen University are ERC grant holders as of 2020.

ERC Starting Grants FunBlocks

Meta-Targeting

Duration Fundamental Building Blocks – Understanding Plasticity in Complex Crystals Based on Their Simplest, Intergrown Units

2020 - 2025 2D4QT

Grant Holder

2O2ACTIVATION

Prof. Dr. Sandra Korte-Kerzel Institute for Physical Metallurgy and Materials Physics

Development of Direct Dehydrogenative Couplings Mediated by Dioxygen Prof. Dr. Frederic William Patureau Chair of Synthetic Organic Chemistry

Targeting Perivascular Myofibroblast Progenitors to Treat Cardiac Fibrosis and Heart Failure in Chronic Kidney Disease Grant Holder

SEQUNET

Grant Holder

FunCatDesign

176 | Figures

DeeViSe

2016 - 2021

HIGCC

Prof. Dr. Franziska Schoenebeck Chair of Organic Chemistry I and Institute of Organic Chemistry

2015 - 2020

SYMBIOSYS

2017 - 2022

Prof. Dr. rer. nat. Alexander Schmidt III. Institute of Physics A

Symbolic Analysis of Temporal and Functional Behavior of Networked Systems Grant Holder

2018 - 2023

Prof. Dr. sc. techn. Bastian Leibe Department of Computer Science 8 (Computer Vision)

Search for Higgs Bosons Decaying to Charm Quarks Grant Holder

2018 - 2023

Prof. Dr. med. Tom Lüdde, Ph.D Clinic for Gastroenterology, Metabolic disorders and Internal Intensive Medicine (Medical Clinic III)

Deep Learning for Dynamic 3D Visual Scene Understanding Grant Holder

Prof. Dr. rer. nat. Hendrik Bluhm II. Institute of Physics

Fundamental Studies in Catalysis – Reactivity Design with Experimental and Computational Tools Grant Holder

2016 - 2021

Prof. Dr. med. Rafael Kramann Clinic for Renal and Hypertensive Disorders, Rheumatological and Immunological Diseases (Medical Clinic II)

Semiconductor-Based Quantum Network

Prof. Dr. sc. Christoph Stampfer II. Institute of Physics A

How Cellular Suicide Programmes Control Phase Transitions in Fatty Liver Disease and Liver Cancer Grant Holder

CureCKDHeart

2019 - 2024

2017 - 2022 PhaseControl

Grant Holder

2020 - 2025

Prof. Karen Veroy-Grepl, Ph.D Aachen Institute for Advanced Study in Computational Engineering Science (AICES)

2D Materials for Quantum Technologies Grant Holder

2020 - 2025

Prof. Dr. sc. hum. Twan Lammers Institute for Experimental Molecular Imaging

Real-time Data-Informed Multiscale Computational Methods for Material Design and Processing Grant Holder

2020 - 2025

Prof. Dr. Franziska Schoenebeck Chair of Organic Chemistry I and Institute of Organic Chemistry

Macro-Nanomedicine to Treat Metastatic Cancer Grant Holder

DIMENSION

Prof. Dr. med. Peter Boor Institute of Pathology and Department of Nephrology

2015 - 2021

Prof. Dr.-Ing. Klaus Wehrle Chair of Computer Science 4 (Communication and Distributed Systems)

Figures | 177


ERC Advanced Grants

Duration

FRAPPANT

2018 - 2023

Formal Reasoning About Probabilistic Programs: Breaking New Ground for Automation

4. Students (Winter Semester 2020/2021*)

Faculty

Grant Holder

SEQCLAS

A Sequence Classification Framework for Human Language Technology Grant Holder

MILESTONE

Jellyclock

2016 - 2020

of which woman internat.

5,244

3,007

556

51

1,147

10,005

30.2%

22.8%

848

813

0

12

67

1,740

60.6%

27.1%

Civil Engineering

2,972

1,509

59

30

152

4,722

36.1%

25.1%

Mechanical Engineering

7,868

4,078

74

144

838

13,002

14.2%

29.6%

Georesources and Materials Engineering

2,071

1,736

0

21

359

4,187

33.5%

31.3%

Electrical Engineering and Information Technology

2,882

1,270

38

46

421

4,657

20.1%

39.3%

Arts and Humanities

1,748

881

1,226

9

143

4,007

64.5%

11.2%

777

883

30

13

95

1,798

39.9%

25.4%

2,511

222

0

20

302

3,055

68.4%

21.1%

Grand total

26,921

14,399

1,983

346

3,524

47,173

15,357

12,477

Percentage of degrees

57.1%

30.5%

4.2%

0.7%

7.5%

100.0%

32.6%

26.4%

Mathematics, Computer Science and Natural Sciences

School of Business and Economics Medicine

Prof. Dr. rer. nat. Martin Möller Chair of Textile and Macromolecular Chemistry (MCI)

ERC Synergy Grants FEAR

2016 - 2021

Prof. Dr.-Ing. Matthias Wessling Chair of Chemical Process Engineering (AVT.CVT)

Light Actuated Self-Pulsing Microgels Grant Holder

2016 - 2021

Doctoral degree

Master

Architecture

Prof. Dr.-Ing. Heinz Pitsch Institute for Combustion Technology

Controlling Fluid Resistances at Membranes Grant Holder

2016 - 2021

Prof. Dr.-Ing. Hermann Ney Chair of Computer Science 6 (Human Language Technology and Pattern Recognition Group)

Multi-Scale Description of Non-Universal Behavior in Turbulent Combustion Grant Holder

ConFluReM

Prof. Dr. ir. Dr. h. c. (AAU) Joost-Pieter Katoen Chair of Computer Science 2 (Software Modeling and Verification)

Teaching degree

Bachelor*

Other

Total

Duration Fault Activation and Earthquake Rupture Grant Holder

2020 - 2026

Prof. Dr. rer. nat. Florian Amann Chair of Engineering Geology and Hydrogeology

ERC Proof of Concept

Duration

Picelles

2018 - 2020

Penetration-Promoting and Imageable Polymeric Micelles as a Platform Technology for Individualized and Improved Tumor-targeted Drug Delivery Grant Holder

Prof. Dr. sc. hum. Twan Lammers Institute for Experimental Molecular Imaging

* Includes state examination (medicine and dentistry)

178 | Figures

Figures | 179


5. Students by Discipline (Winter Semester 2020/2021)

6. First-Semester Students (Winter Semester 2020/2021)

Faculty Mathematics, Computer Science and Natural Sciences

47,173 Students

25% Natural Sciences

57% Engineering

12% Humanities, Social Sciences, and Economics

6% Medicine, Dentistry

Teaching degree

Doctoral degree

Total

56

1,228

11,574

31.7%

21.7%

171

248

1,756

26,739

23.5%

31.5%

1,764

1,256

22

238

5,805

56.8%

15.6%

2,511

222

0

20

302

3,055

68.4%

21.1%

26,921

14,399

1,983

346

3,524

47,173

32.6%

26.4%

Bachelor*

Master

6,163

3,571

556

15,722

8,842

Humanities, Social Sciences, and Economics

2,525

Medicine, Dentistry

Natural Sciences

Engineering

Grand total

* Includes state examination (medicine and dentistry)

180 | Figures

Other

Bachelor*

Master

Teaching degree

Other

Doctoral degree

Total

of which woman internat.

1,278

599

164

39

78

2,158

32.2%

22.1%

Architecture

276

203

0

10

4

493

60.9%

26.2%

Civil Engineering

770

339

14

21

14

1,158

35.5%

29.6%

1,727

916

27

95

42

2,807

16.6%

35.6%

Georesources and Materials Engineering

464

370

0

23

14

871

36.3%

36.7%

Electrical Engineering and Information Technology

721

226

10

30

24

1,011

20.2%

47.8%

Arts and Humanities

591

248

273

3

10

1,125

62.4%

14.1%

School of Business and Economics

238

202

0

11

9

460

42.0%

31.1%

Medicine

373

82

0

17

33

505

65.5%

21.6%

Grand total

6,438

3,185

488

249

228

10,588

3,618

3,162

Percentage of degrees

60.8%

30.1%

4.6%

2.4%

2.2%

100.0%

34.2%

29.9%

Mechanical Engineering

of which woman internat.

* Includes state examination (medicine and dentistry)

Figures | 181


7. Development of First-Semester Students

8.1 Graduates in the 2020 Academic Year (Winter Semester 2019 /2020 and Summer Semester 2020)

12,000 Faculty

753

852

901

997 965

1,445

1,585

1,728

1,289

616

8,000

923

1,950

2,224 2,043

1,131

2,001

633 1,124

2,705

2,784

3,029

938

708

10,000

2,694

Bachelor

Master

of which woman internat.

Teaching degree

of which woman internat.

of which woman internat.

Diplom Magister State examination ∑

of which woman internat.

Total

of which woman internat.

Mathematics, Computer Science and Natural Sciences

484

121

53

639

206

112

72

48

4

0

0

0

1,195

375

169

Architecture

210

134

46

193

128

45

0

0

0

0

0

0

403

262

91

Civil Engineering

278

126

38

328

130

67

11

4

0

0

0

0

617

260

105

Mechanical Engineering

873

114

96

1,179

155

341

11

4

1

0

0

0

2,063

273

438

Georesources and Materials Engineering

179

61

11

413

135

141

0

0

0

0

0

0

592

196

152

Electrical Engineering and Information Technology

200

34

52

415

88

159

3

0

0

0

0

0

618

122

211

Arts and Humanities

159

108

25

151

111

24

185

147

7

0

0

0

495

366

56

School of Business and Economics

112

56

16

198

100

25

0

0

0

0

0

0

310

156

41

Medicine

21

20

0

47

29

23

0

0

0

296

201

24

364

250

47

Grand total

2,516

774

337

3,563

1,082

937

282

203

12

296

201

24

6,657

2,260

1,310

Percentage of degrees

37.8%

30.8%

13.4%

53.5%

30.4%

26.3%

4.2%

72.0%

4.3%

4.4%

67.9%

8.1%

100%

33.9%

19.7%

2,742

2,346

2,681

2,432

2,691

2,680

6,000 5,686

5,536

5,757 5,299

5,496 5,177

4,842 4,562

4,000

4,615

4,746

2,000

WS 2020/2021

WS 2019/2020

WS 2018/2019

WS 2017/2018

WS 2016/2017

WS 2015/2016

WS 2014/2015

WS 2014/2014

WS 2012/2013

WS 2011/2012

0

Women (international) Men (international) Women (German) Men (German)

182 | Figures

Figures | 183


9.1 Graduates (2012 – 2020)

8.2 Doctoral Degrees and Habilitations* in the 2020 Academic Year (Winter Semester 2019 /2020 and Summer Semester 2020)

8,000 Faculty

Doctoral degree

Mathematics, Computer Science and Natural Sciences

of which woman internat.

Habilitation

of which woman internat.

273

83

67

4

1

0

Architecture

2

1

0

0

0

0

Civil Engineering

27

7

4

0

0

0

Mechanical Engineering

246

42

31

0

0

0

Georesources and Materials Engineering

95

24

39

2

0

0

Electrical Engineering and Information Technology

84

9

28

0

0

0

Arts and Humanities

19

9

1

2

1

0

School of Business and Economics

43

13

3

1

1

0

Medicine

228

152

23

16

7

0

Grand total

1,017

340

196

25

10

0

Percentage of degrees

100%

33.4%

19.3%

100%

40.0%

0.0%

7,000

6,000

5,000

4,000

3,000

2,000

1,000

0 2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Master Bachelor Diplom /Magister /Other Teaching degree

* Habilitations = a post-doctoral lecturing qualification

184 | Figures

State examination

Figures | 185


10. Full-Time Equivalent Employment

9.2 Graduates by Degree

Staff

University Without Faculty of Medicine of which ∑ woman internat.

Academic Year

Faculty of Medicine

University

of which woman internat.

of which woman internat.

Degree

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Bachelor

2,176

2,544

2,760

2,998

3,224

2,991

2,883

2,887

2,516

Professors**

427

84

64

126

21

7

553

105

71

Master

962

1,536

2,271

2,778

3,249

3,527

3,623

3,510

3,563

Total professors

427

84

64

126

21

7

553

105

71

Teaching degree

221

216

242

352

442

381

376

408

282

Academic employees

1.194

348

177

1.319

664

253

2.513

1.012

430

1,582

1,382

954

92

19

4

8

0

0

Technical and administrative employees

2.221

1.063

97

-*

-*

-*

2.221

1.063

97

303

237

253

203

250

262

274

280

296

Staff positions funded from NRW State grants

3.415

1.411

274

1.319

664

253

4.734

2.075

527

5,244

5,915

6,480

6,423

7,184

7,165

7,164

7,085

6,657

Academic employees

2.825

585

606

390

219

86

3.215

804

692

611

214

39

-*

-*

-*

611

214

39

3.436

799

645

390

219

86

3.826

1.018

731

Academic employees

366

131

58

33

22

3

399

153

61

Technical and administrative employees

107

58

9

-*

-*

-*

107

58

9

Staff positions financed through special funds***

473

189

67

33

22

3

506

211

70

7.751

2.483

1.050

1.868

926

349

9.619

3.409

1.399

537

146

63

-*

-*

-*

537

146

63

Grand total staff (annual full-time equivalent)

8.288

2.629

1.113

1.868

926

349

10.156

3.555

1.462

Students / Research assistants (Grants, third-party funds, Quality Improvement Funds, Higher Education Pact Funds)

2.639

808

506

453

269

68

3.092

1.077

574

Diplom/Magister/Other State examination Grand total

Technical and administrative employees Staff positions financed through third-party funding

9.3 Graduates by Discipline in the 2020 Academic Year (Winter Semester 2019 /2020 and Summer Semester 2020) 5% Medicine, Dentistry

22% Natural Sciences

12% Humanities, Social Sciences, and Economics

Grand total staff (without trainees) Trainees

6,657 Graduates

61% Engineering * Employees and trainees of Uniklinik RWTH Aachen do not count as university staff ** Incl. professors financed from third-party funding and special funds *** Quality Improvement Funds, Higher Education Pact Funds et al.

186 | Figures

Figures | 187


11.1 Professors, Including Junior Professors

12. NRW State Grants, Third-Party Funding, and Special Funding for Teaching and Learning (2014 – 2020)

600 Grants in Millions of Euros

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Staff appropriations

284,1

290,5

318,4

328,8

345,6

361,4

391,5

Material expenses

152,2

158,4

142,8

137,2

149,4

152,2

159,8

Capital expenditures

9,5

11,7

20,1

27,4

20,0

15,7

10,9

Administration

0,2

0,2

0,2

0,2

0,2

0,2

0,4

445,9

460,6

481,3

493,4

514,9

529,3

562,3

550 85

500

88

89

92

98

96

104

75 72

450 453

400

426

451

451

455

456

452

437

440

350

Grand total grants

250

Third-Party Funding in Millions of Euros

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

DFG (without CRC)

75,3

73,5

77,2

76,7

80,5

85,3

81,4

DFG-CRC**

13,1

13,9

12,9

14,7

16,5

19,5

18,7

European Union

21,4

21,1

24,6

26,9

26,5

27,3

27,3

BMBF* and other public partnerships

87,4

89,6

87,9

114,3

132,4

153,4

156,5

Industry

94,4

105,3

94,1

92,4

91,4

102,7

84,3

8,6

8,5

7,6

7,5

7,6

8,4

8,1

30,2

25,1

21,4

27,8

30,3

30,3

27,5

330,4

337,0

325,7

360,3

385,3

426,8

403,7

300

200 150 100 50 0

Foundations

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Women professors

PNP*** and Other Grand total third-party funding

Male professors

* Federal Ministry of Education and Research ** DFG Collaborative Research Centers

11.2 Number of Women Professors in Percent (2012 – 2020) 20%

19.0% 17.7%

18% 15.8%

16%

16.3%

16.5% 17.5%

*** Private non-profit

Special Funding for Teaching and Learning in Millions of Euros

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Higher Education Pact

42,9

49,4

49,3

50,1

58,2

51,5

51,4

Quality Improvement Funds

17,2

18,2

19,9

17,3

18,1

17,8

18,4

-

-

23,8

26,9

21,9

14,8

13,1

Grand total special funds for teaching

60,1

67,6

93,0

94,3

98,2

84,1

83,0

Grand total overall in Millions of Euros

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Grand total overall

836,3

865,2

900,0

948,0

998,5

1.040,2

1.048,9

Other

16.8%

14.5% 14% 14.6% 12% 10%

2012

188 | Figures

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Figures | 189


13. Quality Improvement Funding for Teaching and Learning

Quality Improvement Funds in Millions of Euros

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Personnel

12,5

13,2

13,8

13,0

13,5

14,5

15,0

Material and Infrastructure

4,6

4,8

3,4

4,1

4,1

2,3

3,2

Construction

0,0

0,0

2,5

0,0

0,0

0,4

0,0

Administration

0,2

0,2

0,2

0,2

0,2

0,2

0,2

17,3

18,2

19,9

17,3

17,8

17,4

18,4

Grand total Quality Improvement Funds

14. Campus Area Space in Square Meters Faculty

Impressum

Publishing Information

Bericht 2020 Herausgegeben im Auftrag des Rektors Dezernat 3.0 – Presse und Kommunikation RWTH Aachen University

2020 Report Published on behalf of the Rector Department 3.0 – Press and Communications RWTH Aachen University

Redaktion Renate Kinny (verantwortlich) Sven Wamig Thorsten Karbach

Editor Renate Kinny (responsible) Sven Wamig Thorsten Karbach

Autoren „150 Jahre RWTH Aachen – Vom Polytechnikum zur Exzellenzuniversität“ von Paul Thomes und Tobias Dewes

Authors “150 Years of RWTH Aachen – From Polytechnic Institute to University of Excellence” by Paul Thomes and Tobias Dewes

Figures Abteilung 4.2 – Drittmittelmanagement Abteilung 6.3 – Controlling und Informationsmanagement

Figures Division 4.2 – Management of Third Party Funds Division 6.3 – Controlling and Information Management

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Mathematics, Computer Science and Natural Sciences

60,125

62,205

66,010

70,362

70,352

70,695

72,158

72,440

74,003

73,862

Umschlagbilder Peter Winandy

Cover Images Peter Winandy

Architecture

11,676

11,200

11,257

11,307

11,683

11,662

10,995

12,123

12,210

12,205

Civil Engineering

22,177

21,636

24,078

23,470

23,517

23,363

23,126

24,540

24,537

24,801

Mechanical Engineering

77,839

83,766

89,338

91,663

96,225

96,027

104,258

106,763

108,773

110,242

Georesources and Materials Engineering

40,266

39,866

40,025

40,595

41,074

40,949

41,079

41,224

41,915

41,367

Electrical Engineering and Information Technology

32,406

32,998

33,260

34,088

36,785

40,994

41,249

41,491

42,359

42,478

Fotos Andreas Schmitter (14/15, 24/25, 84/85, 93) Forschungszentrum Jülich/Ralf-Uwe Limbach (66, 32/33) Land NRW/Laurence Chaperon (8/9) Peter Winandy (4/5, 12/13, 20/21, 26/27, 28/29, 30/31, 34/35, 36/37, 38/39, 42/43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56/57, 60/61, 62/63, 64, 68/69, 71, 72/73, 75, 80/81, 82, 88/89, 90/91, 94/95, 98/99, 100/101, 102/103, 109, 110, 114, 117, 118, 121, 122/123, 148/149) RKW + Architektur (152/153) RWTH/Claudia Pankanin (83) RWTH/StudioLab (40/41)

Images Andreas Schmitter (14/15, 24/25, 84/85, 93) Forschungszentrum Jülich/Ralf-Uwe Limbach (66, 32/33) Land NRW/Laurence Chaperon (8/9) Peter Winandy (4/5, 12/13, 20/21, 26/27, 28/29, 30/31, 34/35, 36/37, 38/39, 42/43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56/57, 60/61, 62/63, 64, 68/69, 71, 72/73, 75, 80/81, 82, 88/89, 90/91, 94/95, 98/99, 100/101, 102/103, 109, 110, 114, 117, 118, 121, 122/123, 148/149) RKW + Architektur (152/153) RWTH/Claudia Pankanin (83) RWTH/StudioLab (40/41)

Arts and Humanities

11,428

11,290

11,378

11,292

11,295

11,448

11,634

11,612

11,658

11,638

Gestaltung LÜNENSCHLOSS Kommunikationsdesign

Layout LÜNENSCHLOSS Kommunikationsdesign

School of Business and Economics

5,724

5,986

7,373

7,431

7,441

7,680

7,738

7,473

7,483

7,728

Übersetzung lengoo GmbH Helen Bassett, Ralf Pütz, Linda Wien

Translation lengoo GmbH Helen Bassett, Ralf Pütz, Linda Wien

Central Lecture Halls (and the like)

107,141

106,567

99,517

97,090

98,757

103,208

110,358

114,524

116,345

122,235

Druck WEISS-Druck GmbH & Co. KG

Print WEISS-Druck GmbH & Co. KG

All faculties excluding Medicine

368,782

375,514

382,236

387,295

397,129

406,025

422,595

432,190

439,283

446,556

Medicine

155,390

156,459

156,459

156,459

156,459

156,459

159,521

159,521

174,607

174,607

Grand total for University

524,172

531,973

538,695

543,754

553,588

562,484

582,116

591,711

613,890

621,163

190 | Figures

Publishing Information | 191


Lernen.Forschen. Machen.


Foto: RWTH Archiv




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