RWTHinsight 3/2018

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RWTH insight Universitätszeitung

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AICES setzt Modeling beispielsweise bei der Entwicklung künstlicher Herzunterstützung ein. Foto: Peter Winandy

AICES ist ein Erfolgsmodell Moderne Simulationswerkzeuge sind heute in der Industrie unverzichtbar. Mit ihrer Hilfe kann beispielsweise im Automobil- und Flugzeugbau, in der chemischen Industrie oder in der Medizintechnik geplant und optimiert werden. Es reicht dabei allerdings nicht aus, dass immer leistungsfähigere Computer zur Verfügung stehen: Die Schwierigkeiten liegen in der mathematischen Darstellung – der Modellierung – technischer Fragestellungen. Lösungen erfordern die Entwicklung innovativer rechnergestützter Methoden, das hierzu erforderliche Wissen wird in der klassischen Ingenieurausbildung nur unzulänglich vermittelt. Hier setzte die Graduiertenschule „Aachen Institute for Advanced Study in Computational Engineering Science“, kurz AICES genannt, mit ihrer Doktorandenausbildung an. Professor Marek Behr zieht als Leiter von AICES im Gespräch mit RWTHinsight eine Bilanz über die seit 2006 erzielten Erfolge. Gemeinsam mit Professor Wolfgang Schröder ist Behr auch Sprecher des in der Antragstellung befindlichen Exzellenzclusters zur Zukunft des wissenschaftlichen Rechnens.

Welche Idee steckt hinter der Graduiertenschule AICES? Behr: AICES wurde im Rahmen der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern im Jahre 2006 gegründet. Hier wird interdisziplinär an der Schnittstelle zwischen Mathematik, Informatik und den Ingenieurwissenschaften geforscht. Wissenschaftlicher Schwerpunkt ist grundsätzlich die Auseinandersetzung mit neuen Ansätzen zur Analyse und Synthese technischer Systeme aus den Anwendungsfeldern Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Werkstoff- und Geowissenschaften sowie in Ergänzung zu diesen Elektrotechnik, Biomedizin und Bauingenieurwesen. Auf Basis komplexer Programme der Informatik und der mathematischen Theorie, die wir beide beherrschen müssen, können dann konkrete Anwendungen optimiert werden. Und welches Resümee können Sie ziehen? Behr: Ziel der Graduiertenschule war es immer, auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau mit enger Verzahnung zur Forschung mithilfe eines innovativen Betreuungskonzeptes die Promotionszeit zu verkürzen. Und dies in einem interna-

tionalen Kontext mit enger Einbindung von exzellenten Partnern in aller Welt. Heute können wir sagen: Unsere Bilanz ist sehr positiv. Wir sind unseren hohen Ansprüchen gerecht geworden. Wie entwickelte sich AICES nach zwei Förderphasen der Exzellenzinitiative? Behr: In der zweiten Förderphase von 2012 bis 2017 wurde die Zusammenarbeit um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sechs Fakultäten erweitert. Es gibt nun insgesamt neun Nachwuchsforschergruppen direkt in AICES und zusätzlich neun assoziierte Nachwuchsforschergruppen. AICES besteht aus einer Kooperation von mehr als 25 Hochschulinstituten aus acht Fachbereichen und Fachgruppen. Was bisher den Namen „Exzellenzinitiative“ trägt, heißt zukünftig „Exzellenz-strategie“. Das Instrument der Graduiertenschule ist nicht mehr vorgesehen. Welche Perspektive können Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs in Zukunft geben? Behr: Zusammen mit dem Forschungszentrum Jülich führen wir die Doktoranden-Ausbildung

in der School for Simulation and Data Sciences (SSD) fort. Unser Konzept hat also Zukunft – wir bündeln in der Jülich Aachen Research Alliance JARA unsere Stärken, was weiterhin möglich macht, für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hervorragende Rahmenbedingungen und Betreuung zu schaffen. Werden die Forschungsfragen, auf die AICES bisher Antworten gegeben hat, dort auch aufgegriffen? Behr: Ja, aber diese Forschungsfragen wollen wir auch an anderer Stelle verfolgen. Theorie, Experiment und Computersimulation sind der Kern der prädiktiven Wissenschaft, also der Wissenschaft der Vorhersage. Bisherige Modelle stoßen dort an ihre Grenzen. Der Exzellenzantrag „Die Zukunft des wissenschaftlichen Rechnens: Prädiktive Hierarchische Simulation“ setzt an dieser Stelle an. Hierzu hat AICES einen Teil des Fundamentes legen können. Und unabhängig vom Erfolg dieses Antrages, den wir uns natürlich sehr wünschen, wird AICES an dieser Hochschule in jedem Fall institutionalisiert, wie schon erwähnt, im Rahmen von SSD.

Exzellenzstrategie startet 2019 Im Februar 2018 gingen alle 88 zugelassenen Anträge für Exzellenzcluster fristgerecht bei der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) ein. Sie wurden von April bis Juni 2018 in fachspezifisch zusammengesetzten Gruppen mit international ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern begutachtet. Die Förderentscheidungen trifft die Exzellenzkommission am 27. September 2018. Auf der Basis der von Bund und Ländern getroffenen Vereinbarung führen die DFG und der Wissenschaftsrat das Programm Exzellenzstrategie gemeinsam in zwei Förderlinien durch:

Exzellenzcluster zur projektförmigen Förderung international wettbewerbsfähiger Forschungsfelder in Universitäten beziehungsweise Universitätsverbünden. Förderbeginn ist hier der 1. Januar 2019. Die RWTH konnte fünf Anträge für Exzellenzcluster einreichen, einer davon ist im Verbund konzipiert. Exzellenzuniversitäten zur dauerhaften Stärkung der Universitäten entweder als Einzelinstitutionen oder als Verbünde von Universitäten. Abgabetermin für die Anträge zur Exzellenzuniversität ist im Dezember 2018, die Förderung startet im November 2019. Die RWTH reicht einen Antrag zur Exzellenzuniversität ein, wenn mindestens zwei ihrer beantragten Exzellenzcluster bewilligt werden. |1


Rüdiger leitet neues Rektorat Altrektor Ernst Schmachtenberg nahm während seiner Abschiedsfreier eine „Anprobe“ der Amtskette an seinem Nachfolger Professor Ulrich Rüdiger vor. Foto: Andreas Schmitter

Mit dem 1. August 2018 nahm das neue Rektorat der RWTH Aachen seine Geschäfte auf. Nachfolger von Professor Ernst Schmachtenberg ist Professor Ulrich Rüdiger. Der Physiker, der an der RWTH studiert, promoviert und habilitiert hat, war zuletzt Rektor der Universität Konstanz – sie gehört wie die RWTH zu den Exzellenzuniversitäten in Deutschland. „Mich reizt nun die Weiter-

entwicklung einer führenden technischen Hochschule, die in interdisziplinärer Forschungskultur Lösungsbeiträge zu den globalen technischen und gesellschaftlichen Herausforderungen erarbeitet“, erklärt der gebürtige Helmstedter. An seiner Seite steht ein fünfköpfiges Prorektorat, das mit dem Rektor und dem Kanzler, Manfred Nettekoven, das Leitungsgremium bildet. In eine

weitere Amtszeit geht die außerplanmäßige Professorin Doris Klee als Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs. Professor Malte Brettel vom Lehrstuhl Wirtschaftswissenschaften für Ingenieure und Naturwissenschaftler bleibt Prorektor für Wirtschaft und Industrie, Pro. fessor Aloys Krieg vom Lehrstuhl A für Mathematik ist weiterhin als Prorektor zuständig für die Lehre.

Habel und Wessling neu im Prorektorat Erstmalig dabei sind Professorin Ute Habel für das neue Ressort Internationales und Professor Matthias Wessling als Prorektor für Forschung und Struktur. Habel, Lehr- und Forschungsgebiet Neuropsychologie, wurde bereits 2011 zur Rektoratsbeauftragten der RWTH für die Länder USA und Kanada benannt. Matthias Wessling vom Lehrstuhl für Chemische Verfahrenstechnik ist seit 2014 Prodekan für Strategie der Fakultät für Maschinenwesen. Er folgt im Ressort Forschung und Struktur auf Professor Rudolf Mathar. Der 66-jährige Mathar ist Inhaber des Lehrstuhls für Theoretische Informationstechnik, als Prorektor war ihm die enge Begleitung der Antragstellung in der Exzellenzinitiative ein großes Anliegen. Rüdiger hatte als neuer Rektor einer Findungskommission die Kandidatinnen und Kandidaten für das Prorektorat vorschlagen, die endgültige Entscheidung lag bei der Hochschulwahlversammlung. Mit der sechsjährigen Amtszeit des Rektors endet laut RWTH-Grundordnung auch die der nichthauptberuflichen Prorektorinnen und Prorektoren.

Zehn Jahre Rektor Im Augst 2008 wurde er Rektor der RWTH, kurz zuvor hatte die Hochschule erfolgreich in der Exzellenzinitiative abgeschnitten. Dieser universitäre Wettbewerb von Bund und Länder zielt darauf ab, Spitzenforschung zu fördern und den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken. In der zweiten Runde der Initiative 2012 gehörte die Aachener Hochschule – nun unter Leitung von Professor Ernst Schmachtenberg – erneut in allen drei Förderlinien zu den ausgewählten Forschungseinrichtungen. 2009 wurde die RWTH im Wettbewerb Exzellente Lehre ausgezeichnet, diese Förderung erfuhr 2015 mit über 16 Millionen Euro eine Fortsetzung. Den erstmals vergebenen Genius-Loci-Preis für Lehrexzellenz erhielt die RWTH im vergangenen Jahr. Während der letzten zehn Jahren erfuhr die Hochschule mit ihrem Rektor Schmachtenberg ein immenses Wachstum: Die Zahl der Studierenden stieg zwischen Wintersemester 2008/09 und 2017/18 von rund 31.000 auf 45.377, davon 9.651 internationale Studierende aus 125 Ländern. Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen nahm in diesem Zeitraum von 4.161 auf 7.165 zu. Zum deutlichen Zeichen der überregionalen Sichtbarkeit entwickelte sich die RWTH Aachen Campus GmbH. Hier schafft die Universität ein einzigartiges Leistungsangebot zur Kooperation von Hochschule und Wirtschaft in fachspezifischen Clustern. „Es wurde viel erreicht“ „Ich bin ein Glückskind, dass ich in dieser Zeit Rektor sein durfte“, resümierte Schmachtenberg während seiner Verabschiedung im Juli. „Es wurde viel erreicht, wir sind für die kommende Exzellenzstrategie gut aufgestellt. Das war nur möglich durch die Zusammenarbeit aller Angehörigen unserer Hochschule.“ Von Beginn seiner Amtszeit an führte Schmachtenberg gemeinsam mit Kanzler 2|

Professor Dr.-Ing. Ernst Schmachtenberg leitete von 2008 bis 2018 die Geschicke der RWTH. Foto: Peter Winandy

einzubinden. Davon zeugten auch die am Abend projizierten Bilder – vor allem die vielen „Schmelfies“ genannten Selfies der Studierenden.

Manfred Nettekoven das Rektorat als Team. Mit dem Ende der Amtszeit des Rektors endete auch die des Prorektorates, zu dem Professorin Doris Klee (Personal und wissenschaftlicher Nachwuchs) sowie die Professoren Malte Brettel (Wirtschaft und Industrie), Aloys Krieg (Lehre) und Rudolf Mathar (Forschung und Struktur) gehörten. Die Leistungen dieses Rektorates würdigten die Rednerin und Redner im Rahmen der Abschieds-

feier. Das waren NRW-Staatssekretärin Annette Storsberg, der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp, der Vorsitzende des RWTH-Hochschulrates Dr.-Ing. Bernd Bohr und der TU9-Vorsitzende Professor Wolfram Ressel. Stellvertretend für die Angehörigen der RWTH hob Senatsvorsitzender Professor Stefan Kowalewski hervor, dass Schmachtenberg die Fähigkeit bewiesen habe, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und sie

Die Studierenden immer motiviert Mit Blick auf die Zukunft der RWTH riet Schmachtenberg: „Es gilt, die großen Chancen dieser Hochschule zu nutzen: Als integrierte interdisziplinäre technische Universität, mit der Campus GmbH und der Kooperation mit ihren Partnern, vor allem der Uniklinik und dem Forschungszentrum Jülich, wird die RWTH zu eine der gefragtesten Adressen im Wissenszeitalter des 21. Jahrhunderts.“ Und er ließ keinen Zweifel daran, dass er aktiver Angehöriger dieser Hochschule bleiben wird. So sei die Unterstützung beim Ausbau des Alumni-Netzwerks eine reizvolle Aufgabe. Auf jeden Fall werde er eine Vorlesungsreihe im Leonardo-Programm halten: Hier will der Ingenieur und Kunststoffexperte thematisieren, was es für die Zukunft bedeutet, wenn neben der eigenen Intelligenz eine künstliche Intelligenz steht. Damit bleibt der langjährige Rektor Ansprechpartner für die Studierenden. Seine Bedeutung als Identifikationsfigur für diese größte Hochschulgruppe machte das filmische Statement einer Studentin deutlich: „Es war schön, Sie auf so vielen Sport- und Spaßveranstaltungen zu erleben. Damit haben Sie mich und die anderen Studierenden immer motiviert.“


Die RWTH im Förderatlas Bestätigt wurde die innovative Rolle der RWTH-Ingenieurwissenschaften – hier ermöglicht ein Planungstisch im ADITEC des WZL die fast vollständig digitale Ausgestaltung einer Fabrik. Foto: Peter Winandy

Seit dem ersten Erscheinen im Jahr 1997 fand der Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG immer mehr Aufmerksamkeit – von den Hochschulen und Forschungseinrichtungen, der Hochschul- und Wissenschaftspolitik und auch von den Medien. Im dreijährigen Turnus berichtet die DFG darin differenziert, wo Forschung in Deutschland mit im Wettbewerb eingeworbenen Mitteln Unterstützung findet. Im Juli wurde der Förderatlas 2018 vorgestellt: Mit dem Sonderkapitel „Forschungsförderung im europäischen Kontext und weltweit“ stehen zen-

trale Aspekte des internationalen Förder- und Forschungshandelns im Fokus. Die Analysen zeigen, dass Deutschland diesen Raum insgesamt stark prägt und zudem bei ausländischen Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern an Attraktivität gewinnt. Ein zentrales Element des DFG-Förderatlas sind tabellarische Darstellungen, die Hochschulen in Form von Rangreihen anordnen. Danach erhielt die RWTH von 2014 bis 2016 für beantragte Projekte 281 Millionen Euro. Das sind 8,5 Millionen Euro mehr als im vorhergehenden Zeitraum von 2011 bis 2013. Mehr Mittel für Naturwissenschaften Besonders gut schnitten wieder die Ingenieurwissenschaften der Aachener Exzellenzuni ab. 134,3 Millionen Euro stellte die DFG zur Verfügung, was knapp zehn Prozent ihrer Gesamtförderung in diesen Disziplinen entspricht. Keine andere Hochschule erhält in diesem Bereich mehr Mittel, Aachen hält einen deutlichen Vorsprung von 48 Millionen Euro gegenüber der nächstfolgenden Universität Erlangen-Nürnberg. Die Fächer Maschinenbau/Produktionstechnik und Wärmetechnik/Verfahrenstechnik liegen an der Tabellenspitze. Die Elektrotechnik/Informatik/ Systemtechnik rutscht vom ersten Rang auf den achten ab. Auch die Naturwissenschaften erhalten Bestätigung für ihre überzeugende Forschungstätigkeit. Mit einer Fördersumme von 48,1 Millionen Euro erhalten sie 19 Prozent mehr DFG-Mittel als im vergangenen Zeitraum und liegen aktuell auf Rang zehn. In der Chemie bekam Aachen sogar knapp 25 Prozent mehr Bewilligungen und belegt nun den ersten Rang. Die Physik steigert sich um vier Ränge auf Platz 13. Die Geistes- und Sozialwissenschaften der RWTH konnten ihre Rankingplatzierung verbessern. Sie erhalten rund 18 Prozent mehr als im letzten Betrachtungszeitraum und belegen Rang 44. Die Lebenswissenschaften verschlechterten ihre Position und erreichten Rang 29. tka

Preis für Familienfreundlichkeit Das Engagement für Familienfreundlichkeit, vor allem durch eine entsprechende Personalführung, würdigt die RWTH mit dem Preis „FAMOS für FAMILIE“. Er wird vom Familienservice der Hochschule verliehen und ist mit 500 Euro dotiert. Alle Beschäftigten können Vorschläge für die Nominierungen einreichen, die Vergabe fand jetzt zum elften Mal stattfand. Die Ausgewählten sollen ein hohes Maß an Familienfreundlichkeit zeigen und damit deutlich machen, dass sie die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf fördern. „Damit tragen Sie dazu bei, dass die Hochschule eine attraktive Arbeitgeberin für exzellente Fachkräfte ist“, betonte Kanzler Manfred Nettekoven im Rahmen einer kleinen Feierstunde. Die Jury wählte aus den Nominierungen folgende Preisträgerin und Preisträger aus: die Professorin und Professoren Sigrid Brell-Cokcan, Lehrstuhl Individualisierte Bauproduktion, Lars M. Blank, Lehrstuhl für Angewandte Mikrobiologie, Christoph Broeckmann, Lehrstuhl für Werkstoffanwendungen im Maschinenbau, und Alexander Mitsos, Lehrstuhl für Systemverfahrenstechnik. Außerdem gehörten Werner Möller, Leiter des Personaldezernats, und Gruppenleiter Timo Schönenberg, Lehrstuhl für Technologie der Fertigungsverfahren, zu den Geehrten. Erstmals wurde auch Preis für Nachhaltigkeit vergeben Kanzler Nettekoven übergab zusammen mit Jadranka Bozanovic vom Familienservice die Preise. „Ohne das fortwährende Engagement des Rektorats wären wir heute nicht die familienfreundliche Hochschule, zu der die RWTH geworden ist“, betonte die Gleichstellungsbeauftragte Ulrike Brands-Proharam Gonzalez. In den vergangenen zehn Jahren wurden insgesamt 30 Personen ausgezeichnet. In diesem Jahr wurde auch zum ersten Mal der Preis „Nachhaltig FAMOS für Familie“ verliehen. Damit wird gewürdigt, wer bereits zuvor mit „FAMOS für Familie“ anerkannt wurde und sich darüber hinaus noch durch eine nachhaltig familienfreundliche Personalführung profilierte. Erster Empfänger dieses Nachhaltigkeitspreises ist Professor Henner Hollert, Lehr- und Forschungsgebiet Ökosystemanalyse, der sieben Jahre in Folge von seinem Team nominiert wurde. red

Im SuperC wurde von Kanzler Manfred Nettekoven gemeinsam mit Jadranka Bozanovic der Preis „FAMOS für Familie“ überreicht. Foto: Heike Lachmann

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Mikrobiologe Lars Blank ( 2. v.l.) züchtet mit seinem Team Bakterien, die Bausteine erdölbasierter Kunststoffe in Bioplastik umwandeln. Foto: Peter Winandy

anders als mit vielen Zucker-Arten nicht in Nahrungskonkurrenz treten“, so Blank.

Upcycling mit Bakterien Jährlich werden weltweit rund 320 Millionen Tonnen Plastik produziert – und größtenteils nach kurzer Nutzung auf Müllhalden entsorgt. In vielen Ländern ohne funktionierende Entsorgung landen die Abfälle in der Landschaft oder im Meer. „Ein massives Umweltproblem, denn Plastik baut sich schwer von selber ab“, betont Professor Lars Blank vom Lehrstuhl für Angewandte Mikrobiologie. Je nach Umweltbedingung braucht eine Flasche 400 Jahre, bevor sie zersetzt ist. Bis 2020 sollen daher gemäß EU-Zielen 50 Prozent der PET-Kunststoffe, die man als Getränkeflaschen kennt, recycelt werden. PU-Schäume, die in Matratzen oder Autositzen verwendet werden, sollen

zu 70 Prozent wiederverwertet werden. Derzeit werden aber nur unter 30 Prozent PET und unter fünf Prozent PU aufbereitet. Um das Müllproblem zu bekämpfen, entwickeln Mikrobiologen der RWTH eine alternative Recyclingmethode. Ein Team züchtet spezielle Bakterien, die auch als Pseudomonas putida bezeichnet werden. Sie können Bausteine erdölbasierter Kunststoffe in Bioplastik umwandeln. „Wir schaffen damit ein umweltfreundliches, wiederverwertbares Produkt“, betont Blank. Das Projekt ist das erste RWTH-koordinierte Verbundvorhaben unter Horizon 2020, dem Rahmenprogramm der EU für Forschung und Innovation.

Die fittesten Bakterien überleben Eingesetzt werden dabei die Methoden der synthetischen Biologie, mit denen der Stoffwechsel einer Zelle umprogrammiert werden kann. Zerkleinertes PET wird in einen Reaktor mit Enzymen gegeben, die es in Monomere genannte Einzelbausteine aufspalten. Jetzt können die Bakterien den Abfall schnell fressen und verdauen. Sie zersetzen die Monomere und formen sie in Bioplastik um, welches idealerweise ausgeschieden wird. Dabei interessiert es das Bakterium nicht, ob der Kunststoff verdreckt ist. „Bald sollen die Bakterien auch Mischplastik, also zum Beispiel eine Kombination aus PET und PU, verwerten können“, so Blank. Damit die Bakterien das Plastik aber noch schneller fressen, müssen sie konditioniert werden. „Das bezeichnet man als adaptive Laborevolution.“ In der Regel verabreicht man einem Bakterium zur Motivation Zucker. Jetzt gibt man ihm stattdessen häppchenweise Plastik, das schnellste Bakterium setzt sich durch, in der Forschung wird dies als „The Survival of the Fittest“ bezeichnet. „Ein wichtiger Vorteil ist außerdem, dass wir mit Plastik

Vom Abfall zur Wertschöpfung Schon lange sei bekannt, dass Insekten auch Plastik fressen. Die Wachsmottenlarve beiße zum Beispiel gerne Löcher in Plastiktüten. 2015 entdeckten japanische Forscher dann das Bakterium Ideonella sakaiensis, das PET abbauen kann. „Es braucht aber dafür 40 Tage, unser gezüchtetes, konditioniertes Bakterium kann innerhalb von zwei Tagen Plastik vertilgen und daraus ein biologisch-abbaubares Wertprodukt erzeugen“, erläutert Blank. Schon jetzt haben die Projektbeteiligten aus dem Bioplastik verschiedene Produkte hergestellt, wie Kleber für Merkzettel oder Etiketten für Obst. In der Entwicklung ist auch ein Prozess, bei dem aus PET-Flaschen mit spezialisierten Bakterien Fettsäuren hergestellt werden, um daraus Grundchemikalien für Kosmetika oder Flugbenzin herzustellen. Bis zum industriellen Maßstab, der erfordert, dass Bakterien tonnenweise Plastikabfall fressen und aus diesem Bioplastik machen, brauche es noch Zeit. „Abfall ist generell noch kein lohnendes Geschäft, daher wachsen die Müllberge in vielen Ländern stetig“, meint Blank. Experten des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln haben für die Jahre 2005 bis 2016 errechnet, dass in Deutschland die Menge an Siedlungsabfall in dieser Zeit um knapp 11 Prozent gestiegen ist. Die Aachener Forscher möchten ein „Upcycling“ realisieren, eine neue Wertschöpfung, bei der aus den Wegwerfprodukten Höherwertiges entsteht. Dies steigere zugleich den Wert von Müll, der dann weniger auf der Straße lande, so die Hoffnung. „Das bedeutet aber nicht, dass wir noch mehr Abfall produzieren sollten. Wir versuchen hier nur, das Beste aus dem Schlechten herauszuholen“, betont Blank. Eine Abfallvermeidung erfordere hingegen umfassend logistische Lösungen, von der Produktion bis hin zur Entsorgung, fügt er ergänzend hinzu. Celina Begolli

EU fördert eine urbane Agrikultur Die Nutzung einer Fischzucht für den Anbau von Gemüse in Dortmund ist Inhalt eines EU-geförderten Projektes mit Beteiligung des RWTH-Lehrstuhls für Landschaftsarchitektur, geleitet von Professor Dr. Frank Lohrberg. Aquaponik heißt der Ansatz, mit dessen Hilfe in Industriebrachen des Stadtteils Huckarde Gemüseanbau betrieben werden soll. „Nährstoffreiches Wasser aus der Fischzucht wird gereinigt und der Fischkot als Dünger für die Pflanzen genutzt“, erläutert der wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Axel Timpe. Dieses Vorhaben zur Realisierung einer urbanen Agrikultur mitten im Ruhrgebiet ist eines der drei Maßnahmenpakete im Rahmen von Horizon 2020. Es trägt den Kurznamen proGIreg für „productive Green Infrastructure for post-industrial urban regeneration“. Ziel ist, naturnahe Entwicklungsmaßnahmen für Städte mit Problemvierteln auf den Weg bringen. Neben Dortmund gehören derzeit Turin mit stillliegenden Automobilwerken und Zagreb mit einem ausgedienten Schlachthof samt ehemaliger Wurstwarenfabrik dazu. Zehn Millionen Euro Sieben weitere Kommunen sollen später mit ähnlichen Projekten folgen. Beteiligt sind sechs Universitäten, acht kleine bis mittlere Unternehmen und sieben Nichtregierungsorganisationen. Der RWTH-Lehrstuhl koordiniert das gesamte Vorhaben, die Europäische Union fördert es mit mehr als zehn Millionen Euro. „Es ist ein ungewöhnliches großes Projekt“, sagt Timpe. Ende September findet mit einer Konferenz in der Alten Schmiede in 4|

Dortmund-Huckarde der große Kickoff statt. Horizont 2020 ist das Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation. Als Förderprogramm zielt es darauf ab, EU-weit eine wissens- und innovationsgestützte Gesellschaft und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen. Zwischen 2014 und 2020 werden 75 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Akteure in den Städten „Das Projekt hat für die Architektur an der RWTH enormen Stellenwert“, betont Professor Dr. Alexander Markschies, Dekan der Fakultät. Dies begründe sich nicht allein aus der hohen Drittmittelsumme, sondern inhaltlich: „Wichtig ist die internationale Zusammenarbeit und der herausragende Charakter des Projektes. Durch die angewandte sogenannte innovation action fungiert die Fakultät als Bindeglied zwischen Wissenschaft, Unternehmen, Zivilgesellschaft und der Planungspraxis in den Städten“, so Markschies. Im Rahmen von „CoProGrün“ – Kurzname für das Projekt „Co-Produzierte Grünzüge als nachhaltige kommunale Infrastruktur“ – waren die Aachener Wissenschaftler mit Forschungspartnern bereits in Dortmund, aber auch in den Nachbarstädten Waltrop, Castrop-Rauxel und Lünen zum Thema Urban Farming und Urban Gardening aktiv. „Wir können auf unsere Beziehungen vor Ort aufbauen“, berichtet Timpe. Gefördert wurden diese Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, das urbane Landwirtschaft auch für städtische Akteure jenseits der Verwaltung attrak-

tiv machen will. Bewohner, Interessenverbände oder Wohnungsunternehmen erhalten als Bewirtschafter grüner Flächen ökonomischen oder sozialen Mehrwert. Digitales Lehrangebot Der Aquaponik-Ansatz soll nun ebenfalls mit Bürgerinnen und Bürgern verfolgt werden. „Es ensteht keine klinisch-reine Laborlandschaft, eingesetzt wird ein niedriger Technikstandard. Die Anlage muss von den Menschen vor Ort betrieben werden, damit so Beschäftigungspotenzial geschaffen wird“, erläutert Timpe. Weitere Bausteine des Dortmunder Projektes sind Maßnahmen zur Förderung der Insektenvielfalt und der Ausbau der ehemaligen Mülldeponie Deusenberg als Sportanlage mit Solarfeldern. Begleitet wird die Arbeit in den Städten, die bis Sommer 2023 geplant ist, von Lehr- und Lernmodulen auf edX, der Plattform für Massive Open Online Courses als digitale Lehrveranstaltungen. Der freie Zugang zum Wissen, das im Rahmen des Projektes generiert wird, ist elementarer Bestandteil des Horizon 2020-Projektes. Weitere Module im Bereich naturbasierter Lösungen sind in Vorbereitung. red

Das Hochschulsportzentrum bietet Box-Kurse auf verschiedenen Levels an. Foto: Peter Winandy


Hilfe für Kinderherzen Im Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik der RWTH entwickelt eine Forschergruppe derzeit einen biologischen Herzschrittmacher für Kinder mit Herzfehlern. Unter Leitung von Professor Stefan Jockenhövel gelang es im Projekt BioPacer, einen sogenannten AV-Knoten aus menschlichen Hautzellen zu rekonstruieren. „Das ist ein erster wichtiger Erfolg auf dem noch langen Weg hin zu einem Implantat“, sagt Jockenhövel, Inhaber der NRW-Schwerpunktprofessur Biohybrid and Medical Textiles, kurz BioTex. Herzpatienten im Säuglings- und Kleinkindalter könnten so in Zukunft belastende Operationen erspart werden. Der AV-Knoten erfüllt im menschlichen Herzen eine wichtige Aufgabe: Er ist die Verbindung zwischen Vorhof und Herzkammer, damit sorgt er für eine einwandfreie Pumpleistung. Ist diese Reizleitung gestört, kommt es zu Herzrhythmusstörungen mit lebensbedrohlichen Folgen. Rund 100 Kindern muss pro Jahr in Deutschland ein künstlicher Herzschrittmacher implantiert werden. So wird ihr Leben zwar gerettet, aber die Technik ist mit einer erheblichen Belastung für die kleinen Patienten verbunden. Denn Elektroden und Kabel wachsen nicht mit und müssen ebenso wie die Batterien immer wieder ausgetauscht werden. Herzschrittmacher aus Hautzellen Ein aus patienteneigenen Zellen bestehender biologische Herzschrittmacher würde vom Körper nicht abgestoßen, er könne mitwachsen und lebenslang erhalten bleiben – so das Ziel von Jockenhövel und Privatdozentin Dr. Petra Mela, die das Team koordiniert. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickelten nicht nur

die Labormethode zur Herstellung von biologischen AV-Knoten, sondern konzipierten auch einen Bioreaktor. Mit diesem können dem Patienten entnommene Hautzellen in Herzmuskelzellen umgewandelt werden. „Hierbei bewährte sich

unser Standortvorteil: Wir haben in Aachen ein exzellentes Zusammenspiel von technischer und biologischer Kompetenz“, betont Jockenhövel. Dazu gehört auch die Idee von Doktorand Hans Keijdener im Rahmen des BioPacer-Projekts:

Foto: Petra Mela und Hans Keijdener entwickeln im Labor ein biologisches Elektrokabel für Kinderherzen. Peter Winandy

Er brachte die im Bioreaktor erzeugten Reizleitungen in eine bestimmte Struktur und züchtete so ein biologisches, fadenförmiges „Kabel“, das leitfähig ist und die fehlende Verbindung überbrücken kann.In einem nächsten Schritt wird durch gezielte biomechanische und elektrophysiologische Stimulation aus dem lebendigen Kabel ein funktionelles Erregungsleitungssystem konditioniert, welches eine eigene Blutgefäßversorgung ausbildet und so zum biologischen Herzschrittmacher wird. Innovationspreis NRW 2018 Das Projekt BioPacer wird von der Stiftung KinderHerz seit 2016 gefördert. Die erste Projektphase ist mit Hilfe der Stiftung nahezu vollständig finanziert, Phase zwei gestartet. Das Forschungsvorhaben von Keijdener mit dem Titel „Entwicklung eines biologischen Elektrokabels für das Herz“ gewann beim KinderHerz-Innovationspreis NRW 2018 den Crowdfunding-Preis. In der Kategorie „Pflege“ wurde das Projekt „Die Erforschung der Pflege von herzkranken Kindern bis ins Erwachsenenalter“ der Kinderkrankenpflegerin Angela Kertz von der Uniklinik RWTH Aachen ausgezeichnet. Im Mittelpunkt steht hier die integrative Versorgung von Patientinnen und Patienten mit angeborenem Herzfehler. Dafür wird in der Uniklinik ein interdisziplinäres ärztliches und pflegerisches Team aufgebaut. Vorgesehen ist, den Pflegekräften mehr Raum für die nötige Spezialisierung zu verschaffen. Die Preise verlieh die NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, Isabel Pfeiffer-Poensgen, während einer Festveranstaltung in Dortmund. HH/red

Boxen nur mit Fairness Es geht nicht um Gewalt – Boxen macht Spaß, verlangt aber hartes Training und Disziplin. „Man kann dabei viel lernen, vor allem Selbstvertrauen und Ausdauer. Und wenn man sich dann der Kampfsituation stellt, räumt man bestimmt auch andere Hindernisse leichter aus dem Weg“, sagt Christoph Horst. Der Maschinenbauingenieur ist seit 20 Jahren Obmann des Boxsports im Aachener Hochschulsport. Die Box-Kurse werden stark nachgefragt. Das war nicht immer so, erinnert er sich. „Der Ruf ist nach wie vor nicht der beste, denn Boxen gilt als hart, vielleicht auch als ein wenig halbseiden.“

Horst musste sich daher intensiv engagieren, als er zusammen mit Boxgruppen anderer Universitäten den Sport im Dachverband des Deutschen Hochschulsports etablieren wollte. Damit wurden deutsche Hochschulmeisterschaften und internationale Turniere möglich. „Mit Henry Maske nahm das negative Bild vom Boxen eine Wende“, erzählt er. Auf den populären Maske beruhe auch der Boxboom – er galt als Gentleman dieser Sportart und verhalf ihr zu einem kultivierten Image. Heute erfreut sich der Boxsport zunehmender Beliebtheit, denn er fördert und fordert Körper und Geist, Kondition und Koordination.

Respekt und Fairness im Kampf Das Hochschulsportzentrum bietet Kurse mit sechs Trainern an: Boxen und Box-Fitness auf jeweils 3 Levels. Bei der Box-Fitness steht vor allem das allgemeine Konditionstraining des Boxsports im Vordergrund. Neben Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit werden auch Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit trainiert. Grundsätzlich folgt das Training strikten Regeln. Wichtig sind die Stellung der Beine und die Haltung der Hände. Es gibt die Führhand und die Schlaghand. Die Führhand ist schwächer und wird vor die Schlaghand gehalten, mit der ausgeteilt wird. Einen Treffer in der richtigen Situation zu landen, setzt viel Übung voraus. „Mindestens ein Jahr wird benötigt, bis man bei einem Anfängerturnier in den Ring steigen kann“, sagt Horst. Es sei ein Vorurteil, dass Boxer „dicke Muskeln“ brauchen. Der klassische Typ ist eher drahtig und wendig, da er bei der Ausführung schnell sein muss. Eine Unterrichtseinheit dauert anderthalb Stunden, sie beginnt mit einer Aufwärmübung von 20 Minuten. Danach folgt das Training mit Bewegungsabfolgen und Partnerübungen. Je nach Ausbildungslevel kommt das sogenannte Sparring, der Trainingskampf, hinzu. „Das Sparring ist kein Muss“, betont Horst. Es schließt sich eine Phase zum Konditionsaufbau an, meistens wird noch eine Runde Seil gesprungen. Beim Boxen ist Rhythmus wichtig: „Man denkt weniger in Einzelschlägen, sondern in Kombinationen“, sagt der Boxtrainer. Die Rundenzeit von drei Minuten, gefolgt von einer Minute Pause, sind Zeitintervalle, die in allen Phasen des Trainings eingehalten werden. Strategie ist nötig Gekämpft wird in derselben Gewichtsklasse, Boxer dürfen sich nur eingeschränkt treffen. Schläge unterhalb der Gürtellinie sind tabu. Lediglich die

Vorderseite des Körpers darf ins Visier genommen werden. Spätestens wenn der Gegner zu Boden geht, hört das Rangeln auf. „Fairness und Respekt sind die Eckpfeiler, das lernt man hier schnell“, betont der Obmann. Diese Eigenschaften seien extrem wichtig, ohne sie sei es kaum möglich, nach einem Wettbewerb friedlich auseinander zu gehen. Zudem käme es darauf an, Durchhaltevermögen für mehrere Runden zu haben. „Das geht nicht über Gewalt, sondern über Taktik und Konzentration. Man muss seine Gefühle im Griff haben, strategisch denken können und selbstkontrolliert sein“, sagt er. Kurse sind gemischt Box-Kurse für Anfänger richten sich an diejenigen, die gerne etwas für ihre Fitness tun möchten und Interesse am Faustkampf haben. Das Geschlecht spielt keine Rolle, alle Kurse sind gemischt. Zum Training gehören boxspezifische Erwärmungen und Kraft- sowie Ausdauerteile. Im Laufe des Semesters sollen die Grundschläge sowie erste Verteidigungsformen mit Gegenangriff erlernt werden. Dies geschieht sowohl in Einzelarbeit am Sandsack, als auch mit Hilfe von Partnerübungen. Fortgeschrittene festigen ihre Techniken und erlernen Schlagkombinationen. Sie haben die Möglichkeit zum Trainingsboxen, es wird Ringverhalten und Taktik erläutert. Beim Boxen mitmachen können alle Interessierten. Voraussetzung zur Teilnahme sind saubere Hallenschuhe und bequeme Sportkleidung. Boxhandschuhe sind im begrenzten Umfang zur kurzfristigen Ausleihe im Hochschulsportzentrum vorhanden. Kopfschützer, Boxsack, Springseile und weiteres gibt es in der Halle. Bei Wettkampfvorbereitungen unterstützen die umliegenden Vereine mit einem Boxring. beg/red

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Neu Berufene

Fotos: Peter Winandy

Dr.-phil. Dipl.-Ing. Stefan Böschen ist seit März 2018 Universitätsprofessor für das Fach Technik und Gesellschaft der Philosophischen Fakultät sowie am HumTec der RWTH Aachen University. geboren

1965 in Waldshut

Ausbildung 1988 bis 1994 1994 bis 1999 2004 bis 2006 2010

Studium (Diplom) im Fach Chemieingenieurwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg Promotion im Fach Soziologie, eba, Ausbildung zum systemischen Berater und Coach Habilitation im Fach Soziologie an der Universität Augsburg

Berufliches 1999 bis 2009 2009 bis 2010 2010 bis 2012 2012 bis 2018

Wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Sonderforschungsbereich „Reflexive Modernisierung“ (Leitung: Ulrich Beck) Vertretungsprofessur von Peter Weingart am IWT der Universität Bielefeld Projektleiter am Wissenschaftszentrum Umwelt der Universität Augsburg Senior research scientist und ab 2014 Forschungsbereichsleiter am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am KIT, Karlsruhe

Persönliches Familie Freizeit

verheiratet mit Christine Krijger-Böschen, Stiefvater von Ann-Kathrin und Lisa-Sophie, Großvater von Hannes Freundschaften pflegen, Segeln & Meditation

Stefan Böschen

„Die Erfindung des Problems ist wichtiger als die Erfindung der Lösung.“ (Walter Rathenau)

Dr.-Ing. Elisabeth Clausen ist seit März 2018 Universitätsprofessorin für das Fach Advanced Mining Technologies und Leiterin des gleichnamigen Lehrstuhls der Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik der RWTH Aachen University. Gemeinsam mit ihrem Team entwickelt sie robuste, vernetzte und autonome Maschinen und Prozesse für den Einsatz unter den anspruchsvollen Bedingungen der Rohstoffgewinnung. Ganz im Sinne von „Bergbau 4.0“ stehen die Nutzbarmachung von Informationen zur Prozess-, Umfeld- und Maschinenüberwachung mittels Sensortechnik und modernen Verfahren der Maschinen- und Prozessdatenanalyse aktuell im Fokus der Forschung. geboren

Elisabeth Clausen

Ausbildung 2002 bis 2007 2002 bis 2005 2005 bis 2006 2006 bis 2008 2013 Berufliches 2007 bis 2013 2013 bis 2018 Persönliches Freizeit

1983 in Kiel

Studium Geotechnik, Bergbau, Erdöl- und Erdgastechnik (Dipl.-Ing.) (Studienschwerpunkt: Gewinnungsbergbau) an der TU Clausthal Bergbaubeflissene unter Aufsicht und Leitung des Oberbergamtes für das Saarland und das Land Rheinland-Pfalz Auslandssemester (Sokrates/Erasmus) an der Akademia Gorniczo-Hutnicza (AGH), Krakau Studium Betriebswirtschaftslehre (B.Sc.) an der TU Clausthal Promotion zum Dr.-Ing. an der Fakultät für Energie- und Wirtschaftswissenschaften, TU Clausthal

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bergbau, Abteilung für Maschinelle Betriebsmittel und Verfahren im Bergbau unter Tage, TU Clausthal Akademische Rätin, ebda.

Reiten, Skifahren, Wandern

„Es sei dir allzeit rechter Ernst, Was du auch tust, treibst, sinnest, lernst! Die Halbheit taugt in keinem Stück, Sie tritt noch hinters Nichts zurück.“ (Claus Harms)

Dr. rer. nat. Felix Kahlhöfer ist seit April 2018 Juniorprofessor für das Fach Theoretische Astroteilchenphysik am Institut für Theoretische Teilchenphysik und Kosmologie der RWTH Aachen University. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Suche nach neuartigen Elementarteilchen und die Bestimmung der Eigenschaften dunkler Materie. geboren

am 24. August 1985 in Bergisch Gladbach, Deutschland

Ausbildung 2005 bis 2010 2008 bis 2009 2011 bis 2014

Studium der Physik an der Universität Heidelberg Studium der Mathematik an der University of Cambridge Promotion an der University of Oxford

Berufliches 2014 bis 2017

Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Theorie-Gruppe des Deutschen Elektronen- Synchrotron (DESY) in Hamburg

Persönliches Familie Freizeit

verheiratet Kochen, Kino, Tango

Felix Kahlhöfer “Science is the poetry of reality“ (Richard Dawkins) 6|


Dr.-Ing. Verena Nitsch ist seit Juni 2018 Universitätsprofessorin für das Fach Arbeitswissenschaft der Fakultät für Maschinenwesen. Sie ist zugleich Direktorin des Instituts für Arbeitswissenschaft an der RWTH Aachen University. In ihrer Forschung widmet sie sich u.a. der menschzentrierten Auslegung von Mensch-Maschine Schnittstellen und der Untersuchung von Auswirkungen neuer Technologien auf Beschäftigte und Arbeitsprozesse. geboren

am 13. August 1982 in Gronau (Leine)

Ausbildung 2002 2003 bis 2006 2006 bis 2007 2012

Bachelorstudium der Psychologie an der Charles Sturt University, Australien Bachelorstudium der Angewandten Psychologie an der University of Central Lancashire, UK, mit Auszeichnung Masterstudium der Arbeits- und Organisationspsychologie an der Manchester Business School, University of Manchester, UK Promotion an der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik der Universität der Bundeswehr München mit Auszeichnung

Berufliches 2008 bis 2013 2013 bis 2016 2016 2016 bis 2018

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeitswissenschaft der Universität der Bundeswehr München Juniorprofessorin für Kognitive Ergonomie ebda. Junior Experte Service Robotik, Japan Interimsleiterin des Instituts für Arbeitswissenschaft an der Universität der Bundeswehr München

Persönliches Freizeit

Viel Zeit in der Natur verbringen; Reisen Lesen und bei schlechtem Wetter Kinobesuche

Verena Nitsch

“Be yourself; everyone else is already taken.” (Oscar Wilde)

Dr.-Ing. Johannes Stegmaier ist seit April 2018 Juniorprofessor für das Fach Biomedizinische Bildverarbeitung der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der RWTH Aachen University. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der automatischen Analyse großer, zeitaufgelöster 3D-Mikroskopiebilddaten.

Johannes Stegmaier

geboren

am 16. November 1985 in Stuttgart

Ausbildung 2006 bis 2009 2009 bis 2011 2016

Studium der Bioinformatik an der Universität Tübingen (B.Sc.) Studium der Bioinformatik und Systembiologie an der Universität Freiburg (M.Sc.) Promotion zum Dr.-Ing. am Karlsruher Institut für Technologie

Berufliches 2012 bis 2017 2014 2016

Wissenschaftlicher Mitarbeiter/Doktorand am Institut für Angewandte Informatik am Karlsruher Institut für Technologie Auslandsaufenthalt am Janelia Research Campus (VA, USA) Postdoc am Center for Advanced Methods in Biological Image Analysis am California Institute of Technology (CA, USA)

Persönliches Familie Freizeit

in einer Beziehung E-Gitarre, Musik, Konzerte, Natursport und Reisen

„Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ (Albert Einstein)

Dr. Markus Ternes ist seit März 2018 Heisenberg-Professor für das Fach Spin Engineering der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH Aachen University. Er ist zugleich Mitarbeiter des Peter Grünberg Instituts am Forschungszentrum Jülich. Er beschäftigt sich insbesondere mit atomaren Magnetismus und der Dynamik vom quantenmechanischen Eigendrehimpuls, dem „Spin“. geboren

1972 in Duisburg, aufgewachsen in Stade

Ausbildung 1994 bis 2001 2006 2016

Physikstudium an der Technischen Universität Berlin Promotion an der École polytechnique fédéral de Lausanne, Schweiz. Habilitation an der Universität Konstanz, venia legendi für Experimentalphysik

Berufliches 1994 bis 1996 1997 bis 2001 2001 bis 2006 2006 bis 2008 2009 bis 2018

Entwicklungs- und Werkstudent bei Francotyp-Postalia, Birkenwerder. Studentischer Tutor im physikalischen Projektlabor der Technischen Universität Berlin Forschungs- und Lehrassistent an der École polytechnique fédéral de Lausanne, Schweiz Postdoktorand bei IBM im Almaden Research Center, San Jose, CA, USA Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart

Persönliches Freizeit

Wandern, Kochen, Technikgeschichte

Markus Ternes

„Ich mach‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt.“ (Pippi Langstrumpf) |7


Sport und Spaß bietet das Kraft- und Ausdauertraining von STARRING in der Turnhalle Königstraße. Foto: Peter Winandy

STARRING – Lust auf Integration Um Austausch, gemeinsames Lernen und Freizeitgestaltung geht es bei der studentischen Initiative STARRING - der Name steht kurz für STudents And Refugees foR INtegration in Germany. Die Gruppe wurde Mitte 2015 von sechs Studierenden gegründet, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren wollten. Sie seien überzeugt, dass ein enger Kontakt zwischen Geflüchteten und Aachenern eine Voraussetzung für gelungene Integration und Teilnahme an der Gesellschaft ist, so Marius Gürtler und Merten Wothge vom Vorstand. „Zusätzlich verbinden wir unsere ehrenamtliche Arbeit mit einer politischen Positionierung“, heißt es auf der Webseite von STARRING. „Als 2015 sehr viele Flüchtlinge nach Deutschland und auch an die RWTH kamen, wollte ich selbst etwas tun, um ihre Aufnahme zu erleichtern“, sagt Wothge. Der angehende Bauingenieur fand schnell Studierende anderer Fachrichtungen, die zunächst ein Nachhilfeangebot konzipierten. Die RWTH habe sie von Beginn an stark unterstützt, beispielsweise das Sprachenzentrum und das International Office. Sie halfen, einen integrativen Lernraum im MOGAM-Gebäude an der

Kármánstraße einzurichten und ihn mit Lehrbüchern, Drucker und Möbeln auszustatten. Seither wird dort montagabends gemeinsames Deutschlernen angeboten, bei Bedarf auch Hilfe in anderen Fächern. Zielgruppe sind zugewanderte junge Menschen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, von denen viele ohne Familie nach Deutschland geflüchtet sind. Sie brauchten oft besondere Zuwendung, deshalb sei das offene Angebot auch sehr wichtig, so Wothge. Frag mich – ich bin dabei! Abdullah Rimi wurde von einem Freund auf das Angebot im MOGAM aufmerksam gemacht und war schon einige Male dort. Er könne hier Deutsch lernen und auch Sprachpraxis bekommen. Auch Maher Albezem aus Syrien ging einfach montags in den Lernraum und war gleich begeistert von der lockeren Atmosphäre. Sofort kam er mit Gürtler ins Gespräch, der vor sich auf dem Tisch ein grünes Schild aufgestellt hatte: „Frag mich – ich bin dabei“, ein Kennzeichen für die Tutoren. Albezem ist inzwischen selbst ins Nachhilfe-Team eingestiegen. „Ich unterstütze

andere bei Matheaufgaben, um ihnen den Studienstart zu erleichtern.“ Das Lernen ist nur ein Projekt von STARRING. Der wöchentliche Stammtisch in einer Aachener Kneipe ist eine gute Gelegenheit, locker ins Gespräch zu kommen. Das ist ebenso kostenlos und unverbindlich wie die Sportangebote. Dienstags steht Kraft- und Ausdauertraining in der Sporthalle an der Königstraße auf dem Plan, sonntags Fußballspielen auf dem Kunstrasenplatz an der Vaalser Straße. Gerne würde Wothge das Angebot noch ausbauen, aber es fehlt an freiwilligen Übungsleitern, über Interessenten würde man sich freuen. Eine weitere Aktion im Jahreskalender ist das Kochen in einer Küche der Katholischen Hochschulgemeinde, bei dem alle Nationen zeigen können, was bei ihnen in der Heimat auf den Tisch kommt. Viele Freundschaften entstehen Willkommen sind jederzeit auch Vorschläge wie der von Fadoua Aarab, die Werkstoffingenieurwesen studiert. Sie initiierte das Projekt „Fotodialoge“, das in Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung Lebensraum Aachen umgesetzt wurde.

Individuelle Eindrücke der Stadt wurden im Bild festgehalten, die Ergebnisse in einer Ausstellung gezeigt. „Frauen für Frauen“ heißt ein neueres Projekt: Es ermöglicht ein monatliches Treffen ohne Männer zum Reden, Kochen oder Malen von Henna-Tattoos. Lust auf Integration heißt eine Devise von STARRING, Wothge und Gürtler sehen dies bestätigt. „Uns sind zwischenmenschliche Zuwendung und Kontakte wichtig, Fragen wie Asyl- und Bleiberecht sind nicht unsere Kompetenz. Da verweisen wir auf andere Hilfsangebote.“ Der Dialog zwischen den deutschen und zugewanderten Studierenden sei intensiv, viele Freundschaften sind bereits entstanden. „Das schönste Kompliment bisher war die Aussage eines Studenten, der an die Uni Hannover wechselte. In seinem Bewerbungsschreiben stand, dass er ohne STARRING den Start in Deutschland nicht geschafft hätte“, erzählt Wothge. Helga Hermanns www.starringaachen.org

Impressum Herausgeber im Auftrag des Rektors: Dezernat Presse und Kommunikation der RWTH Aachen University

Schlaglichter Urban Energy Lab 4.0 4,9 Millionen Euro setzen das Land NRW und der Europäischen Fond für ein Infrastrukturprojekt zur regionalen Entwicklung ein. Das Urban Energy Lab 4.0 schafft experimentelle Möglichkeiten, um Fragen zur Energiewende bearbeiten zu können. Dabei kooperieren das E.ON Energy Research Center, das Center for Wind Power Drives, der Lehrstuhl für energieeffizientes Bauen und der Lehrstuhl für Gebäude- und Raumklimatechnik.

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Vorsitz der EUREG Das Institute for Advanced Mining Technologies (AMT) übernimmt den Vorsitz der European Rock Extraction Research Group. Kurz EUREG genannt, ist die Gruppe ein Zusammenschluss der Universitäten RWTH Aachen, TU Bergakademie Freiberg, TU Clausthal und Montanuniversität Leoben. Man will gemeinsam die Forschung auf dem Gebiet des Lösens von Gestein im Bergund Tunnelbau intensivieren. Das AMT wird im Dezember eine internationale Fachkonferenz in Aachen ausrichten.

pressestelle@rwth-aachen.de www.rwth-aachen.de Higgszerfall entdeckt Sechs Jahre nach der Entdeckung des Higgs-Teilchens ist es an der internationalen Forschungseinrichtung CERN nun erstmals gelungen, den Zerfall des Higgs-Teilchens in sogenannte b-Quarks, sehr kurzlebige Teilchen, nachzuweisen. Die RWTH ist an der Entwicklung des dafür notwendigen CMS-Teilchendetektors maßgeblich beteiligt. Wesentliche Komponenten des Detektors sind in den Werkstätten der Aachener Institute gefertigt worden.

Redaktion: Renate Kinny Mitarbeit: Celina Begolli, Angelika Hamacher, Helga Hermanns, Thorsten Karbach, Peter Winandy Layout: Kerstin Lünenschloß, Aachen Druck: Vereinte Druckwerke, Neuss Erscheinungsweise: viermal jährlich. Alle Rechte vorbehalten. ISSN 1864-5941


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