RWTHinsight 2/2016

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RWTH insight Universitätszeitung

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Dr. Nadine Nottrodt vom ILT koordinierte ein Projekt zur Herstellung künstlicher Gefäße. Foto: Peter Winandy

Blutgefäße aus dem 3D-Drucker Ein interdisziplinäres Forscherteam unter Führung des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik, kurz ILT, hat ein 3D-Druckverfahren zu Herstellung von künstlichen verzweigten Blutgefäßen entwickelt. Dadurch kann ein Vollhautmodell in weit größeren Schichtdicken als bisher kultiviert werden. Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan mit vielseitigen Funktionen. Das Organ besteht aus einem vergleichsweise einfachen Aufbau: Ober-, Leder- und Unterhaut. „Seit den 1980er Jahren züchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler menschliche Hautzellen in Kulturschalen und produzieren künstliche Haut für medizinische Implantationen. Bislang konnten aber nur die beiden oberen Schichten, Epidermis und Dermis, mit einer Gesamtdicke von bis zu 200 Mikrometern nachgebildet werden. Zu einem vollständigen Hautsystem gehört aber auch die mehrere Millimeter dicke Subcutis als Unterhaut“, erläutert Dr. Nadine Nottrodt vom ILT. Die Biologin koordinierte das vierjährige Projekt „ArtiVasc 3D“, an dem vier Fraunhofer-Institute, acht Universitäten und sieben Industriepartner

beteiligt waren, gefördert durch die Europäische Kommission. Langfristiges Ziel ist ein Hautmodell, welches als Implantat zur Versorgung von Patienten eingesetzt werden kann. Herstellung eines Modells aus Vollhaut „Die Herstellung verzweigter Blutgefäße aus makroskopischen Gefäßen und Mikrokapillaren für die Generierung einer künstlichen dreilagigen Haut war eine wesentliche Fragestellung“, berichtet Nottrodt. Kernstück der künstlichen Blutgefäße sind extrem feine, verzweigte Röhrchen. Sie enthalten eingebaute Poren, die den Stoffausgleich gewährleisten und damit die Versorgung des dreidimensionalen Hautgewebes ermöglichen. Die richtigen mechanischen Eigenschaften und volle Biokompatibilität sowie die Prozessierbarkeit sind dabei Grundvoraussetzungen für den Einsatz im menschlichen Körper. Denn die künstlichen Gefäße müssen von Endothelzellen und Pericyten besiedelt werden können. Um diese Eigenschaften zu erzeugen, kombinierten die Wissenschaftler die Freiform-Verfahren

Inkjet-Printing und Stereo-Lithographie miteinander. Eingesetzt wurde ein neuartiger Kunststoff: ein acrylatbasiertes synthetisches Polymer. Das anfangs zähflüssige Acrylat härtet unter der Einwirkung von Licht aus. In einem Polymerbad wird dann mittels Stereolithographie Schicht für Schicht gedruckt. Die Daten für den Aufbau der verzweigten Strukturen wurden mit Hilfe mathematischer Simulationen erarbeitet. Zusätzlich gelang dem ArtiVasc 3D-Team, Fettgewebe in einem neu entwickelten Bioreaktor zu züchten. Damit und mit den künstlichen Gefäßen ist die Herstellung eines Vollhautmodells möglich. Testsystem ersetzt Tierversuche „Die selbstständige Versorgung des Fettgewebes durch die künstlichen Blutgefäße ist der nächste Schritt“, so Nadine Nottrodt. „Wenn wir so weit sind, könnten wir das Acrylatmaterial durch ein Biopolymer wie Gelatine ersetzen, die permeabel für Nährstoffe ist.“ Das Material stammt dann aus der natürlichen Gewebematrix und könnte von körpereigenen Strukturen ersetzt werden.

Nach Einschätzung des Forscherteams wird das entwickelte Hautsystem frühestens in zehn bis fünfzehn Jahren als Implantat für den Menschen einsatzbar sein. Bis dahin soll das künstliche Hautsystem als Testsystem zum Einsatz kommen und damit auch Tierversuche reduzieren. Der Bedarf ist groß, betont die ILT-Mitarbeiterin: Jede neue Substanz beispielsweise in Medikamenten, Reinigungsmitteln oder Kosmetika, muss auf Wirksamkeit und Verträglichkeit getestet werden. Die Ergebnisse von ArtiVasc 3D seien auf jeden Fall zukunftsweisend und nicht nur auf die Haut beschränkt. Mit dem Verbundprojekt habe man Grundlagen für das dreidimensionale Tissue Engineering geschaffen. Das Prinzip der Durchblutung mittels artifizieller Blutgefäße könnte später auch den Aufbau größerer Strukturen wie den kompletter Organe ermöglichen. Und viele weitere Anwendungen sind denkbar – beispielsweise die schnelle Hilfe bei großflächigen Hautverletzungen nach Verbrennungen oder Tumorresektionen. Celina Begolli / Fraunhofer ILT

60 Millionen Euro für Speicherforschung An der RWTH entsteht bis 2020 ein Zentrum zur grundlegenden Erforschung der Alterung von Batteriematerialien und leistungselektronischen Systemen. Der Wissenschaftsrat hat für das „Center for Ageing, Reliability and Lifetime Prediction of Electrochemical and Power Electronic Systems“, kurz CARL, knapp 60 Millionen Euro Fördergelder von Bund und Land bewilligt. Es handelt sich um eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung, an der Mitarbeiterinnen und Mitar-

beiter von zehn Kernprofessuren und rund 20 weiteren Lehrstühlen und Instituten der RWTH und des Forschungszentrums Jülich wegweisende Forschung betreiben können. Darunter befinden sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Disziplinen Chemie, Physik, Mathematik, Informatik oder Materialwissenschaft, Maschinen-bau und Elektrotechnik. „Batteriealterung und Lebensdauervorhersage der Leistungselektronik werden in Aachen schon

seit den 1980er Jahren untersucht“, so Professor Rik De Doncker, Leiter des Instituts für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA). Die komplette Prozesskette von der Herstellung bis zur Anwendung steht dabei ebenso im Fokus wie der Lebenszyklus sämtlicher Materialien und Komponenten. „Wir wollen bis zur Atom- und Kristallebene verstehen, wie Energiespeicher funktionieren und auf unterschiedliche Anforderungen reagieren“, erklärt Professor Dirk Uwe

Sauer vom ISEA. „Ähnlich ist die Situation bei Verbindungen für Leistungshalbleiter, die etwa in Elektrofahrzeugen oder Windkraftanlagen eingesetzt werden. Erst wenn wir die physikalisch-chemischen Prozesse kennen, können wir Systeme produzieren, die ohne Überkapazitäten oder Redundanzen arbeiten.“ Redaktion

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Professor Dahl, Professorin Knüchel-Clarke und Professor Longerich vom Institut für Pathologie (von links). Foto: Peter Winandy arbeitet diese heute vollständig operativ. Mit Stand von 26. August 2016 wurden 24.385 Proben verarbeitet und 98 Projekte initiiert. Nächste Generation der DNA-Sequenzierung Die Entstehung von Krebs beruht auf genetischen Veränderungen der Zellen, erläutert Professor Thomas Longerich vom Lehr- und Forschungsgebiet Onkologische Pathologie. Dabei seien eine Vielzahl von Mutationen in verschiedenen Genen die Verursacher, die aus einer Zelle eine maligne und invasiv wachsende Tumorzelle machen. Darüber hinaus unterliegt die Tumor-DNA stetigen Veränderungen, so können sich beispielsweise bei der Therapie Resistenz-Mutationen ausbilden. Longerich: „Der Tumor ist wie ein Baum. Er bildet über die Zeit viele Zweige aus, denen unterschiedliche genetische und epigenetische Veränderungen zugrunde liegen. Um den Tumor bekämpfen zu können, müssen wir den ganzen Baum betrachten und therapeutisch an der Wurzel ansetzen“, beschreibt Longerich.

Spurensuche nach dem Tumor Seit Jahren teilt das Statistische Bundesamt mit, dass Krebs die zweithäufigste Todesursache in Deutschland ist. Jährlich erkranken hier fast 500.000 Menschen neu an Krebs, rund 224.000 Menschen sterben im Jahr daran. Diagnosen werden in der Regel von der Pathologie gestellt. „An der RWTH arbeiten wir Ärzte in einem interdisziplinären Verbund mit Biologen und Informatikern, um Tumore sicher diagnostizieren und zielgerichtet behandeln zu können“, erläutert Professorin Ruth Knüchel-Clarke. Sie leitet den Lehrstuhl für Pathologie der Uniklinik RWTH Aachen. „Menschen mit der Diagnose Krebs bekommen durch die stärker zielgerichtete Therapie zunehmend gute Chancen auf längere Überlebenszeiten und auch auf häufigere Heilung“, fügt sie hinzu. Pathologen sind als Mediziner spezialisierte Spurensucher. Belege und Nachweise von Krankheiten stecken in Gewebe und Zellen, in ihrer Größe, Verteilung oder Eigenschaften. Unter dem Mikroskop zeichnen sich im Tumorgewebe bestimmte

Muster ab, die zu einer definierten Krebsdiagnose führen. Mittels molekularpathologischer Methoden werden zudem Gene identifiziert, die auf den Charakter des Tumors schließen lassen und helfen, das biologische Verhalten einzuschätzen. „Nur so können wir effiziente und kostengünstige Behandlungsstrategien, teils ohne Chemotherapie, entwickeln“, betont Knüchel-Clarke. Sanfte Krebsdiagnostik Die blutbasierte Analytik von DNA ist eine moderne Form der Tumordiagnostik, vor allem unter dem Aspekt der personalisierten Medizin. „Die so genannten Liquid Biopsy-Analysen können eine gute Ergänzung der bisherigen gewebebasierten molekularpathologischen Diagnostik sein. Sie können diese aber nicht ersetzen“, berichtet Professor Edgar Dahl, Leiter der Molekularpathologischen Diagnostik. Zellfreie zirkulierende Tumor-DNA können Ärzte nicht bei allen, aber bei etwa 70 Prozent der metastasierten Tumorerkrankungen nachweisen. Zudem lassen sich große Unterschiede

zwischen den Tumortypen feststellen. Schließlich gibt es noch technische Herausforderungen: Die verwendeten Verfahren sind aufgrund ihrer extremen Empfindlichkeit noch anfällig für Störungen. „Dies erlaubt kein flächendeckendes Qualitätsmanagement, aber unsere Forschungen gehen weiter“, meint Dahl. Für die Forschungen greifen die Wissenschaftler vor allem auf die Gewebe- und Blutproben der RWTH cBMB, der zentralisierten Biomaterialbank der Uniklinik RWTH Aachen zurück. Dort werden menschliche Biomaterialproben gesammelt, welche nach einer Operation übrigbleiben und die der erkrankte Patient für die Forschung freigegeben hat. Die gewonnenen molekularen Erkenntnisse sollen zur Verbesserung der Tumortherapie genutzt werden. Zunächst aufgebaut aus Mitteln der Medizinischen Fakultät und des Universitätsklinikums gab 2011 das BMBF eine Förderzusage in Höhe von 1,3 Millionen Euro für die Biomaterialdatenbank. Nach einer Aufbauphase zur Standardisierung und Optimierung aller relevanten Prozesse

In der Uniklinik arbeiten Neuropathologie, Humangenetik, Pathologie und Hämatoonkologie gemeinsam an der Entwicklung neuer Verfahren. Diagnostisch nachgewiesene Mutationen bieten Ansatzpunkte für zielgerichtete Therapien. Der Einsatz von so genannten Tumor-Gen-Panels ermöglicht die parallele Untersuchung vieler klinisch relevanter Gene auf Mutationen. Diese Krebsdiagnostik wird als Next Generation Sequencing, kurz NGS, bezeichnet. Die Panel-Analytik kann auch an Tumormaterial durchgeführt werden, dass aufgrund pathologischer Diagnostik bereits verfügbar ist. So lassen sich aus der DNA die spezifischen Gene vermehren und analysieren, was rasche Betrachtung von mehreren Millionen DNA-Bausteinen in wenigen Tagen ermöglicht. „Damit können mit einer Gewebeprobe alle für die Therapie denkbar möglichen Veränderungen zeitgleich untersucht und die Chance auf eine erfolgreiche Tumortherapie verbessert werden“, unterstreicht Longerich. Celina Begolli

Zuschlag für Talentscouts

350 Tage hat er im All verbracht, so viele, wie kein anderer europäischer Astronaut. Er war der erste Deutsche, der 1995 einen Außenbordeinsatz im Weltraum meisterte – im Rahmen der Mission Euromir 95. Später war er dann auch an Bord der internationalen Raumstation ISS. Am 9. September 2016 wurde Thomas Reiter in einem festlichen Akt von RWTH und Stadt Aachen im Krönungssaal des Rathauses mit dem Aachener Ingenieurpreis ausgezeichnet. Am folgenden Tag hielt er dann die Keynote Speech beim Graduiertenfest der Hochschule vor rund 5.000 Menschen. „Thomas Reiter symbolisiert wie kaum ein anderer deutscher Ingenieur den Aufbruch in neue ferne Welten, in das Abenteuer Forschung!“, betonte RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg. Hauptsponsor Sparkasse Aachen Der Aachener Ingenieurpreis ist eine gemeinschaftliche Auszeichnung der RWTH und der Stadt Aachen – mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Aachen als Hauptsponsor und es Vereins Deutscher Ingenieure VDI als Preisstifter. Jährlich gewürdigt wird eine Persönlichkeit, die mit ihrem Schaffen einen maßgeblichen Beitrag zur positiven Wahrnehmung oder Weiterentwicklung des Ingenieurwesens geleistet hat. „Es geht einerseits natürlich um ingenieurwissenschaftliche Impulse für Technik und Wirtschaft, aber es geht andererseits auch um die Persönlichkeit des Preisträgers und sein Wirken für unsere Gesellschaft. Wenn Ingenieure die Welt be wegen – und davon gehen wir in Aachen selbstverständlich aus –, dann ist die Auszeichnung des Astronauten und Ingenieurs Thomas Reiter sicherlich ein Volltreffer“, so der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp. Reiter ist dritter Preisträger Es war das dritte Mal, dass der Aachener Ingenieurpreis verliehen wurde. Erster Preisträger 2014 war Professor Berthold Leibinger, Gesellschafter der TRUMPF GmbH + Co. KG. Im vergangenen Jahr wurde Professor Franz Pischinger, Gründer

der Aachener FEV Motorentechnik GmbH, geehrt. Reiter, geboren am 23. Mai 1958 in Frankfurt/Main, hat zwar im Oktober 2007 den Astronauten-Dienst quittiert, ist aber ein maßgeblicher Treiber der Raumfahrt geblieben. Er war im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Physikwochen gehören zu den Maßnahmen, mit denen die RWTH Schülerinnen und Schülern den Weg in die Uni ebnet – Talentscouting wird ab 2017 möglich sein. Foto: Peter Winandy

Zusammenarbeit von RWTH und FH Aachen Wichtig ist beim Talentscouting aber nicht nur die Einbettung in die bestehenden Maßnahmen der beiden Hochschulen. Auch eine enge Verzahnung mit dem Projekt „Guter Studienstart im Ingenieurbereich“ wird angestrebt. Es handelt sich hierbei um ein Kooperationsprojekt zwischen FH und RWTH Aachen. Die Zusammenarbeit soll nun im Rahmen des neuen gemeinsamen Projektes ausgeweitet werden. „Uns geht es nicht darum, eigene Studienplätze zu füllen und ein exklusives Recruiting zu betreiben“, so Professor Josef Rosenkranz, Prorektor für Studium und Lehre der FH Aachen. „Wir möchten vielmehr Talente finden und fördern und ihnen mögliche Wege in ein geeignetes Studium aufzeigen. Das kann an der RWTH sein, an der FH oder an einer anderen Hochschule.“ In den nächsten Monaten werden RWTH und FH die künftigen Talentscouts aussuchen und einstellen. Nach einer Schulung werden Kooperationsvereinbarungen mit Gymnasien, Gesamt- und Berufs-

schulen der Region Aachen vereinbart. Danach können die Talentscouts in den Jahrgangsstufen zehn bis 13 gezielt nach Talenten suchen. Die Talentscouts bleiben fester Ansprechpartner, idealerweise bis zum Beginn eines Studiums. „Ziel der Förderung ist es, die Ansprache von begabten Schülerinnen und Schülern aus benachteiligten Milieus zu verbessern und zu intensivieren“, erläutert Prorektor Krieg. Die Talentscouts haben dabei die Aufgabe, den Kontakt zu den Schulen und dem Lehrpersonal zu schaffen sowie durch den Dschungel der vielen bestehenden Förderangebote zu führen. Um die Jugendlichen besser auf den Studieneinstieg vorzubereiten, werden sie an die vielfältigen bestehenden Angebote der Studienberatungsstellen herangeführt. Hinzu kommt die individuelle Beratung der Eltern zu Stipendien oder Finanzierung über BAföG. Helga Hermanns / Redaktion

tätig, später dann Direktor für Bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb bei der ESA. Seit Anfang 2016 ist er bei der ESA in Darmstadt als Koordinator im ISS-Programm und Berater des Generaldirektors tätig. Thorsten Karbach

Während seiner Weltraum-Missionen war Thomas Reiter als Flugingenieur und bei der Durchführung wissenschaftlicher Experimente tätig. Foto: ESA

„Objektive Sprache gibt es nicht“ In der Türkei wurden Zehntausende nach dem Putsch entlassen oder festgenommen, von Präsident Erdogˇ an angekündigt mit „Säuberung“ und „Metastasen ausmerzen“. RWTH-Sprachwissenschaftler Professor Thomas Niehr erklärte in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, wie gefährlich solche Begriffe sind. Das am 25. Juli 2016 veröffentlichte Interview führte Lars Langenau, Homepagechef der Süddeutschen Zeitung.

Ab dem kommenden Jahr werden Talentscouts der RWTH und der FH Aachen an weiterführenden Schulen nach begabten Jugendlichen Ausschau halten und Wege für ein Studium ebnen. Es geht dabei vor allem um Kinder aus Familien ohne akademischen Bildungshintergrund. Die beiden Aachener Hochschulen hatten sich an dem landesweiten Förderwettbewerb des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW beteiligt und erhalten jetzt neben sechs weiteren Hochschulen den Zuschlag. „Wir wollen mit dem Talentscouting einen niederschwelligen Ansatz schaffen, der früher in der Bildungsbiografie der Jugendlichen ansetzt, nämlich bereits beim Übergang von der Sekundarstufe I zur Sekundarstufe II“, sagt Professor Aloys Krieg, Prorektor für Lehre an der RWTH Aachen. Die Hochschulen bieten Jugendlichen schon jetzt vielfältige Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit den eigenen Interessen und Fähigkeiten, insbesondere im MINT-Bereich. Dazu gehören beispielsweise der Erstinfotag für Schüler und Schülerinnen der Jahrgangsstufen 8, Vorträge und Beratungstage, einwöchige Schülerunis und Praktika in Instituten, Werkstätten und Laboren auf Seiten der RWTH Aachen. Die FH Aachen bietet jährlich den Hochschul-Informationstag (HIT), die Veranstaltungsreihe „Helle Köpfe“ für Kinder im Grundschulalter sowie diverse weitere Schnupperangebote. „Doch diese vielfältigen schülerorientierten Aktivitäten erreichen bisher nicht alle geeigneten Talente“, betont Krieg.

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Ingenieurpreis 2016

SZ.de: Herr Niehr, der türkische Präsident Erdogˇan verwendet seit dem gescheiterten Putsch Wörter wie „Säuberung“ (türkisch: „temizleme“), „Metastasen ausmerzen“ und „Viren“. Was für Assoziationen löst das bei Ihnen aus? Niehr: In diesem Vokabular steckt eine Handlungsaufforderung: Wenn ich von „Säuberung“ spreche, dann gehe ich davon aus, dass etwas schmutzig ist. Wenn ich von „Metastasen“ spreche, setze ich ein Krebsgeschwür voraus – mithin eine lebensbedrohliche Krankheit. Es wird immer impliziert, dass ich dagegen vorgehen muss. SZ.de: Was ist daran so gefährlich? Niehr: Das kann sich noch fortsetzen, wie wir aus der Geschichte wissen. Auch früher wurden Menschen schon gleichgesetzt mit Krankheiten, Schmutz, Ungeziefer. Darin steckt auch der Appell, Maßnahmen zu ergreifen, sich zu schützen. Ohne dass man das explizit noch sagen muss, wird dazu aufgerufen, diese Menschen auszulöschen, zu vernichten. Wenn man im Bild bleibt, ist man dann bei der Wahl der Mittel zum Schutz und der Bekämpfung nicht zimperlich. Da wird dann „ausgemerzt“, „ausgerottet“ und so weiter. Solch ein Sprachgebrauch enthemmt. SZ.de: Haben Sie Beispiele aus der Geschichte, wo das dann passiert ist?

Niehr: Gerade wir Deutschen kennen ja dieses Vokabular. Jeder mit ein wenig historischem Bewusstsein fühlt sich natürlich an den Sprachgebrauch der Nazis erinnert. Da war es normal, Juden als „Parasiten“, „Volksschädlinge“, als „Krankheit am deutschen Volkskörper“ und Ähnliches zu bezeichnen. SZ.de: Wann kippt so etwas und kann dazu führen, dass Menschen handeln? Niehr: Wenn man so etwas über Jahre propagiert, dann geht das wie selbstverständlich in das Denken von Menschen ein. Und wenn es sich dort festgesetzt hat, dann werden die so bezeichneten Menschen nicht mehr als Menschen betrachtet, sondern wirklich als Ungeziefer, das vernichtet werden muss. Es erscheint dann als eine gute Tat, sie zu vernichten. Genau das ist in Deutschland bis 1945 passiert. SZ.de: Haben Sie noch andere Beispiele? Niehr: Es ist eine schon alte Technik, den politischen Gegner abzuwerten. Den Begriff der „Säuberung“ haben auch schon Lenin und Stalin verwendet. Das endete im Massenmord. Wir kennen den unseligen Begriff der „ethnischen Säuberungen“ aus dem Jugoslawienkrieg. Auch hier kann man sich naiv zunächst Hygienemaßnahmen vorstellen, doch jeder konnte wissen,

dass mit diesem Ausdruck auch „Maßnahmen“ wie psychische und physische Gewalt umschrieben wurden. SZ.de: Erdogˇan verwendet auch die Wörter „Grotte“ oder „Höhle“, in die sich seine Gegner zurückziehen sollen. Was will er seinen Zuhörern damit sagen? Niehr: Er entmenschlicht auch damit seine Gegner, macht sie zu wilden Tieren oder unzivilisierten Wesen, die nicht in Häusern wohnen und nur ihren Instinkten folgen. SZ.de: Erdogˇan benutzt all diese Begriffe nicht rassistisch. Man kann ihm zugutehalten, dass er selbst seiner Ermordung entgangen ist. Kann man damit seine Wortwahl entschuldigen? Niehr: Entschuldigungen kann man sich viele einfallen lassen. Erdogˇan spricht natürlich aus einer bestimmten Perspektive und es ist verständlich, dass jemand, der einen Mordversuch überlebte, empört ist. Nur ist die Türkei eine Demokratie und es wurde dort eine beispiellose Verhaftungs- und Entlassungswelle ausgelöst. Selbst wenn er in Lagern denkt, rechtfertigt das keinesfalls seinen Sprachgebrauch. SZ.de: Aber in der Türkei rechnet niemand mit einem Massenmord. Niehr: Das ist richtig. Damit zu rechnen, würde auch zu weit führen. Aber man muss das sorgsam beobachten. Schließlich gibt es Zehntausende Verhaftungen und deshalb sage ich: Wehret den Anfängen! Sprache bereitet eben häufig grausame Aktionen vor, oft indem der Gegner zum Nichtmenschen gemacht wird. SZ.de: Geht es letztlich immer um „wir“ gegen „die anderen“?

Niehr: Auf jeden Fall gilt: „Wir“ sind die, die auf der richtigen Seite stehen und „die anderen“ sind die, die ausgegrenzt werden. Sie werden oft nicht mehr als Menschen mit einer anderen Meinung wahrgenommen, sondern eben als Krankheit, mithin als Bedrohung. SZ.de: Manche benutzen solch ein Vokabular auch unbedacht ... Niehr: Denen will ich auch nichts unterstellen, aber die Gefahr ist dennoch nicht von der Hand zu weisen. Man muss dafür sensibilisieren, dass das nicht nur ein unangemessener Sprachgebrauch ist, sondern ein Spiel mit dem Feuer. SZ.de: Ist das eine Spezialität der politischen Rechten? Niehr: Die können das besonders gut, weil sie politisch aufgeladene und belastete Vokabeln mit traumwandlerischer Sicherheit gezielt verwenden. Man kann ihnen nichts nachweisen, aber die, die es hören sollen, die hören dann auch diese Wörter ganz genauso wie sie gemeint sind. SZ.de: Hier bezeichnen wir Attentäter als „Terroristen“, woanders sind es „Freiheitskämpfer“. Kann Sprache überhaupt objektiv sein? Niehr: Sprache ist immer perspektivengebunden. Mithin kann es eine objektive Sprache nicht geben. Durch Sprache schaffen wir erst unsere Wirklichkeit. Natürlich passiert da vieles auch unbewusst. Aber gerade in politischen Auseinandersetzungen ist Sprache das Mittel der Wahl, um eine bestimmte Sicht der Dinge zu propagieren. (gekürzte Fassung)

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Weizen wird resistent gegen Mehltau

Das Team des FiW bereitet eine Probefahrt mit dem Vormodell des RiverBoat am Wildbach vor. Foto: Peter Winandy

Auswirkungen auf Gewässer haben nicht nur Renaturierung und Extremereignisse. Belastungen und Qualitätsveränderungen sind auch die Folge von Urbanisierung, Landwirtschaft und Stoffeinträgen aus teils diffusen Quellen. Derzeit angewandte Überwachungsmethoden können die vielfältigen Einflüsse nicht adäquat kontrollieren. Im Juli 2015 ging daher das Verbundprojekt „RiverView – Gewässerzustandsbezogenes Monitoring und Management“ an den Start. Mit einem ferngesteuerten Messkatamaran will es Gewässerzustand und -entwicklung erfassen. Das Verbundprojekt wird mit rund drei Millionen Euro vom BMBF über 36 Monate lang gefördert. Koordinator ist das Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH (FiW). Das An-Institut arbeitet eng mit dem Geodätischen Institut und Lehrstuhl für Bauinformatik und Geoinformationssysteme (GIA) sowie dem Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft (IWW) der RWTH zusammen. Bei der technischen Entwicklung des Bootes und der Messinstrumente wurden vier Partner aus der Industrie hinzugezogen. Validiert werden die Forschungsergebnisse durch die Kooperation mit den Wasserverbänden Emschergenossenschaft, Lippeverband und EifelRur. 360-Grad-Kamera Um Gewässer adäquat beschreiben zu können, werden zeitlich und räumlich hoch aufgelöste Daten des gesamten Flusses benötigt, die es bisher nicht gibt. „Das Problem lag in den bislang nur punktuell durchgeführten Messungen“, erläutert Ralf Engels, wissenschaftlicher Leiter der Siedlungsentwässerung und Modellierung am FiW und Projektkoordinator. „Deshalb verfolgen wir mit RiverView eine Möglichkeit, den Fluss in seinem Längsprofil zu bemessen.“ In erster Linie geht es dabei um die Anforderungen der Richtlinie an die Gewässerstrukturgüte, die durch die

Professor Panstruga und Mitarbeiterin Anja Reinstädler untersuchen Weizen im Gewächshaus. Foto: Peter Winandy

Katamaran für die Forschung Ufer- und Sohlenbeschaffenheit sowie die Wasserchemie bestimmt werden. „Verlangt wird per Definition ein guter ökologischer Zustand. Wenn nur ein Parameter nicht erfüllt ist, wird das Gewässer nicht zertifiziert“, so Engels. RiverView liegt deshalb ein ganzheitlicher Ansatz zugrunde. Umgesetzt wird er durch das RiverBoat, einen Messkatamaran. Es erfasst mittels verschiedener Sensoren bildliche, hydromorphologische, -chemische und -physikalische Parameter gleichzeitig. Das Boot verfügt auch über eine 360-Grad-Kamera. Nach dem Prinzip der Photogrammetrie wird eine Umgebungsanalyse

durchgeführt, um Informationen über die Uferbeschaffenheit zu sammeln. Eine Sonareinheit sorgt für Aufnahmen unter Wasser. So können genauere Auskünfte über die morphologische Flussentwicklung als mit Luftaufnahmen gesammelt werden. Dies macht deutlich, wie sich der Ufer- und Sohlenbereich eines Flusses beispielsweise nach einer Renaturierung entwickelt. Hoher Praxisnutzen An Bord von RiverBoat sind außerdem zahlreiche Instrumente zur qualitativen Gewässeranalyse. Mit der Multiparameter-Sonde lassen sich im

Prag oder tschechisch „Praha“ ist multikulturell und eine der ältesten Städte Europas. Der historische Kern zählt seit 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Und auch die Prager Czech Technical University – kurz CTU – genießt als älteste technische Universität in Zentraleuropa einen hervorragenden Ruf. Ihre Expertise liegt vor allem in den Bereichen Bauingenieurwesen, Maschinenbau, Elektrotechnik, Physik und Architektur. „Wir pflegen seit 20 Jahren eine enge Partnerschaft mit der CTU in Prag und konnten diese jetzt mit einem weiteren Kooperationsvertrag intensivieren“, berichtet Vladimir Blazek. Der RWTH-Professor ist Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Informationstechnik und war lange Zeit Rektoratsbeauftragter für den Austausch mit der Prager Uni. 2014 übergab ihm die CTU die Felber-Medaille in Gold als ihre höchste Auszeichnung für seine außerordentlichen Verdienste für die Weiterentwicklung und Stärkung der Position der Hochschule. So können schon lange Synergien genutzt werden: „Vor allem im Bereich der Kybernetik können wir viel von der Prager Uni lernen“, so Blazek.

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Transgene Ansätze nicht erwünscht Vor zehn Jahren wurde dann bekannt, dass auch andere Pflanzen diesen Abwehrmechanismus haben. Im RWTH-Labor wurde das Fehlen des Proteins unter anderem bei Arabidopsis thaliana, auch Acker-Schmalwand oder Gänserauke genannt, nachgewiesen, außerdem bei Tomatenund Erbsenpflanzen. Und beim Weizen, der eine wichtige Rolle bei der Welternährung spielt und bei dem Mehltau jährlich für erhebliche Ernteausfälle sorgt? Obwohl Weizen ein sehr komplexes Genom besitzt, nahmen die Biologen diese Herausforderung an. Denn anders als bei Gerste, bei der jedes Gen nur als zwei Kopien im Zellkern vor -liegt, sind es beim Weizen gleich sechs Kopien.

„In China hat man schon vor zwei Jahren resistente Weizensorten generiert“, berichtet Panstruga. „Aber dort gab es einen transgenen Ansatz. Und der ist in Europa nicht gewünscht.“ Hier hat man bisher Resistenzen gegen Mehltau eingekreuzt, ein langwieriger Prozess mit nur mäßigem Erfolg. Denn kaum war eine Weizensorte resistent, veränderte sich der Mehltau-Pilz und konnte die vermeintlich resistenten Sorten wieder angreifen. „Ur-Mutant“ wurde gefunden Man wollte eine dauerhafte Lösung des Problems finden und knüpfte Kontakte zu dem englischen Pflanzenforschungsinstitut in Rothamsted bei

London, das dem RWTH-Team mutierte Weizensaat zur Verfügung stellte. Das Erbgut dieser Elternpflanzen wurde dann gezielt auf Mutationen untersucht. Die Pflanzen-Detektive suchten nach dem Fehlen des Proteins, das die Mehltau-Resistenz erst möglich macht. Durch mehrere Kreuzungen wurde nach vier Jahren Arbeit schließlich ein „Ur-Mutant“ gefunden, der nun Grundlage ist für die Weiterentwicklung des resistenten Weizens. „Wir haben durch die Zufallsmutationen das Pro tein nicht komplett abgeschaltet, sondern beschädigt. Aber das ist kein Nachteil“, erklärt der Aachener Zellbiologe. Denn Pflanzen ohne das Protein altern früher, was wiederum den Reifeprozess verkürzt und letztlich den Ertrag mindert.

Auf zwei Versuchsfeldern wird das Ausgangsmaterial derzeit getestet. Da es sich nicht um gentechnisch veränderte Pflanzen handelt, ist das ohne Aufwand möglich. In einem jetzt beantragten weiteren Projekt soll als nächstes untersucht werden, wie sich diese Weizenlinie unter Feldbedingungen verhält, ob ihr andere Krankheiten nachhaltig schaden, ob sie normal oder eher schneller altert. Und natürlich hat Panstruga, der zu den meistzitierten Pflanzenwissenschaftlern der Welt zählt, noch weitere Kulturpflanzen im Blick, bei denen das Mehltau-Problem noch nicht gelöst ist. Helga Hermanns

Impressum Herausgeber im Auftrag des Rektors: Dezernat Presse und Kommunikation der RWTH Aachen Templergraben 55 52056 Aachen Telefon +49 241 80-94326 pressestelle@rwth-aachen.de www.rwth-aachen.de

Computer schneller machen wichtige Einsichten in das kollektive Verhalten der Bausteine von Festkörpern zu gewinnen. Denn es gibt aktuelle Fragestellungen, die mit den Forschungsergebnissen der Physiker gelöst werden könnten. Zum Beispiel die Suche nach Materialien, die Computer irgendwann energieeffizienter und schneller machen sowie deren Speicherkapazität erhöhen.

Redaktion: Renate Kinny

Kooperation mit Prag Doppelmaster von CTU und RWTH Der neue Kooperationsvertrag rückt die Beziehungen auf eine feste Ebene. So ist es nach dem Vorbild der Partnerfakultäten für Elektrotechnik nun auch den Studierenden des Bauingenieurwesens in Aachen und Prag möglich, einen so genannten TIME-Doppel-Master zu machen. TIME steht für „Top Industrial Managers for Europe“ und wendet sich an besonders qualifizierte Ingenieurstudierende, die man für den weltweiten Arbeitsmarkt ausbilden möchte. Vor allem das Masterstudium bietet eine ideale Voraussetzung:

Längsprofil des Flusses beispielsweise Temperatur, pH-Wert, Sauerstoffgehalt und sonstige chemische Stoffe in verschiedenen Wassertiefen ermitteln. Die Messwerte werden in ein Managementsystem gespeist und aufbereitet. Anschließend sollen sie den Wasserverbänden und der Öffentlichkeit über ein Online-Portal zur Verfügung stehen. „Die visuelle Aufbereitung der Inhalte ist uns sehr wichtig. Deshalb haben wir uns Anregungen und Ideen aus der Designbranche geholt. Die öffentlichkeitswirksame Weitergabe ist ein wesentlicher Teil des Forschungsvorhabens und vom Ministerium vorgegeben“, betont der Diplomingenieur. Im Rahmen des Projekts werden die Flüsse Rur, Inde, Wurm, Lippe, Emscher und deren Nebengewässer befahren. „Das Messsystem soll am Ende die ganze Bandbreite möglicher Einsatzszenarien von kleinen bis hin zu großen Flüssen, Küstengewässern, Seen und Kanälen abdecken. Und es kann auch auf größeren Booten eingesetzt werden“. Sven Wamig

Einer RWTH-Forschergruppe um Professor Ralph Panstruga ist im Kampf gegen den Mehltau-Pilz ein entscheidender Durchbruch gelungen. Sie haben durch gezieltes Kreuzen eine Weizenlinie als Ausgangsmaterial für die Entwicklung von neuen Sorten gezüchtet, die gegen den Pilzbefall resistent ist. Ein Fachartikel über das Forschungsprojekt erscheint in der SeptemberAusgabe des Plant Biotechnology Journal und wird Saatguthersteller und Landwirte aufhorchen lassen. Denn der Mehltau ist weltweit für hohe Ernteausfälle verantwortlich und erfordert den regelmäßigen Einsatz von Fungiziden. Der Start zu dem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und der Gemeinschaft zur Förderung der Pflanzeninnovation e.V. unterstützten Projekt liegt rund vier Jahre zurück. Als Vorbild diente am Institut für Biologie I die Gerste. Seit langem ist bekannt, dass manche Sorten dieser Getreideart einen natürlichen Abwehrmechanismus gegen Mehltau besitzen. Der Grund dafür ist ein fehlendes Protein im Erbgut. Ohne dieses Protein kann sich der Mehltau nicht ausbreiten und seine watteartigen Beläge über die Pflanze verteilen.

„Das bereits erarbeitete Wissen ist ausgeprägter und wir können in die Tiefe gehen“, sagt Vladimir Blazek. Etwa 90 Prozent der Kurse in Prag werden in Englisch angeboten. Erzielt werden zertifizierte Abschlüsse jeweils von beiden Partneruniversitäten. Dabei bieten die zwei zusätzlichen Semester im Ausland einen großen Mehrwert. Die Studierenden erhalten eine breitere fachliche Ausbildung, tauchen intensiver in die andere Kultur ein und können mit gezielter Betreuung die Schnittstellen zur Industrie erweitern. „Wir setzen auf Qualität, deshalb erhalten

Preisverleihung an den Studierendenaustausch CTU und RWTH. Foto: Andreas Schmitter nur fünf Personen jedes Jahr diese Möglichkeit“, betont Blazek. Der Studierendenaustausch zwischen Prag und Aachen wurde 2016 mit dem Kulturpreis Karl IV. des Kulturvereins AachenPrag ausgezeichnet. Der Preis wird seit 2010 vergeben und würdigt Menschen, die sich vorbildlich für die Kooperation beider Städte einsetzen. Celina Begolli

http://www.aachen-prag.de

Mitarbeit: Anna Altfelix Celina Begolli Sebastian Dreher Angelika Hamacher Helga Hermanns Thorsten Karbach Nora Tretau Thomas von Salzen Sven Wamig Peter Winandy Layout: Kerstin Lünenschloß, Aachen

Im Graduiertenkolleg profitieren die Promovenden vom kollegialen Austausch. Foto: Andreas Schmitter

Druck: Vereinte Druckwerke, Neuss

Das Forschungsgebiet „Quantenmechanische Vielteilchenmethoden in der kondensierten Materie“ mag für Laien zunächst abstrakt klingen. Theoretische Physiker untersuchen in der Regel diffizile Themenstellungen, so auch das von der DFG geförderte Graduiertenkolleg der RWTH zu diesem Thema. Hier befassen sich 22 Doktoranden mit Grundlagenforschung, die in der Vergangenheit aber die Entwicklung von Transistoren, Handys oder Computern überhaupt erst möglich gemacht hat.

Erscheinungsweise: viermal jährlich. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. ISSN 1864-5941

Das Graduiertenkolleg ist eine Kooperation der RWTH-Institute für Theorie der Statistischen Physik, Theoretische Festkörperphysik und Quanteninformation sowie des Forschungszentrums Jülich. Sprecher ist Professor Volker Meden. „Die mathematischen Gleichungen sind seit langem bekannt“, erläutert er. „Doch sie sind derart komplex, dass sie nicht einmal mit heutigen Superrechnern gelöst werden können“. Die Promovenden arbeiten an der Weiterentwicklung von Methoden, die es trotzdem erlauben,

Graduiertenkolleg profitiert von JARA Einzigartig im Aachener Graduiertenkolleg ist, dass diverse analytische und computerorientierte Methoden zusammengeführt werden. Ein Grund ist die verfügbare Infrastruktur: Dank JARA, der Jülich Aachen Research Alliance, können die Nachwuchswissenschaftler die Superrechner des Forschungszentrums Jülich nutzen und zugleich mit hochkarätigen Wissenschaftlern beider Institutionen zusammenarbeiten, die jeweils im Tandem einen Doktoranden betreuen. Und – auch das ist eine Besonderheit – ehemalige Doktoranden der RWTH, die inzwischen im niederländischen Utrecht und im schwedischen Göteborg forschen und lehren, bieten die Möglichkeit zu betreuten Auslandsaufenthalten und einem doppelten Promotionsabschluss an zwei Universitäten. Thilo Plücker hat seinen Bachelor- und Masterabschluss an der RWTH gemacht und reist im Rahmen seiner Dissertation regelmäßig nach Göteborg. „Ein großer Vorteil ist, dass ich unterschiedliche Methoden miteinander kombinieren und im Ausland wertvolle Erfahrungen sammeln kann.“ Katharina Eissing schätzt vor allem die

Mitsprachemöglichkeiten. Sie hat bereits bei der Antragstellung für das Graduiertenkolleg ihre Wünsche und Erwartungen formuliert und so dazu beigetragen, die Inhalte klar zu definieren. „Wir erhalten hier sehr gute Unterstützung, um möglichst selbstständig zu forschen“, betont die junge Physikerin, die ihren Studienabschluss an der LMU in München machte, dann aber für die Dissertation nach Aachen wechselte. Professor Meden ist jederzeit sprechbar Wichtig ist den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch, Seminare und Vorträge zu eigenen Forschungsthemen anbieten zu können. „Wir erhalten so Einblicke in weitere Arbeitsgebiete“, erklärt Jan Frederik Rentrop. Ergänzend werden Workshops zu Soft Skills wie das „Academic Writing“ organisiert. Das Graduiertenkolleg ist durch eine offene und kreative Arbeitsatmosphäre geprägt, bis hin zum kollegial lockeren Umgang mit den Professoren. „Meine Türen stehen immer offen. Wenn jemand in seiner Forschung nicht weiter kommt, muss er keine Sprechzeiten einhalten, sondern kann sofort mit mir diskutieren“, versichert Meden. Auf jeden Fall sind sich Absolventen und Professoren einig über die erworbenen Vorteile für die spätere Karriere. Das zeigt das Beispiel von Dante Kennes, eines Post Doc des Instituts für Theorie der Statistischen Physik, der inzwischen an der Columbia University New York forscht. Helga Hermanns

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Neue Professoren

Dr. med. Steffen Koschmieder ist Universitätsprofessor für das Fach Translationale Hämatologie und Onkologie der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen University. Zudem ist er Leiter der Hämostaseologie und Leitender Oberarzt der Forschung in der Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation der Uniklinik RWTH Aachen. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Myeloproliferativen Neoplasien (MPN), Leukämische Stammzellen, Zielgerichtete Tumortherapien und komplexe Gerinnungserkrankungen.

Dr.-Ing. Elisabeth Beusker ist seit November 2015 Universitätsprofessorin für das Fach Immobilienprojektentwicklung der Fakultät für Architektur der RWTH Aachen University. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Entwicklung, Planung, Realisierung und dem Management von zukunftsfähigen und gesamtwirtschaftlichen Infrastrukturen in der Architektur und im Städtebau. geboren

am 24. Juli 1982 in Münster

Ausbildung 2001 bis 2007 2008 bis 2012

Studium an der Fakultät für Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart und der TU Delft, Studienaufenthalt an der TU Istanbul Promotion an der Universität Stuttgart, Visiting Scholar an der GSD der Harvard University, Stipendiatin der Landesgraduiertenförderung und des European Excellence Program des DAAD

Berufliches 2007 bis 2008 2008 bis 2012 2012 bis 2013 2013 bis 2015

Planerin für Bauten des Gesundheitswesens Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bauökonomie der Universität Stuttgart, Strategisches Immobilienmanagement bei der LH Stuttgart Stellvertretende Institutsleitung am Institut für Bauökonomie der Universität Stuttgart Internationales Immobilien- und Facility Management bei der BMW Group

Persönliches Familie Freund Laufen, Schwimmen, Cello, Reisen Freizeit „Zusammenkommen ist ein Beginn, zusammenbleiben ist ein Fortschritt, zusammenarbeiten ist ein Erfolg.“ (Henry Ford)

geboren

am 25. Januar 1971 in Mettmann

Ausbildung 1990 bis 1997 Studium der Humanmedizin in Bochum, Mainz, Dijon, Houston und Salt Lake City 1998 Promotion, Institut für Neurochirurgische Pathophysiologie an der Universität Mainz 2007 bis 2011 Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie, Hämostaseologie 2008 Habilitation Berufliches 1997 bis 2002 2002 bis 2004 2004 bis 2011 2011 bis 2016

Elisabeth Beusker

Assistenzarzt an der Uniklinik Frankfurt Postdoktorandenzeit als DFG-Stipendiat an den Harvard Institutes of Medicine in Boston Oberarzt und Arbeitsgruppenleiter an der Uniklinik Münster Stiftungsprofessur „Translationale Hämatologie und Onkologie“ an der RWTH Aachen

Steffen Koschmieder

Persönliches verheiratet, zwei Kinder Familie Freizeit Klavier, Improvisation, Sport (Ski und Ballsport und neuerdings Wellenreiten), Lesen “Two roads diverged in a wood, and I – I took the one less traveled by, And that has made all the difference.” (Robert Frost)

Dr. rer. nat. Benjamin Stamm ist seit Februar 2016 Universitätsprofessor für das Fach Mathematik, insbesondere Computational Mathematics, in der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH Aachen University. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Entwicklung und Analyse von numerischen Methoden mit interdisziplinärer Anwendung in der theoretischen Chemie.

Dr. rer. nat. Moritz Helias ist seit Oktober 2015 Juniorprofessor für das Fach Theorie neuronaler Netzwerke der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH Aachen University. Zugleich ist er Helmholtz-Nachwuchsgruppenleiter am Forschungszentrum Jülich. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Entwicklung mathematischer Methoden zur Beschreibung der korrelierten Dynamik neuronaler Netzwerke auf unterschiedlichen Raum- und Zeitskalen.

geboren am 22. März 1980 in Schaffhausen, Schweiz geboren Ausbildung 1998 bis 2003 2009 Berufliches 2003 bis 2005 2005 bis 2009 2009 bis 2011 2011 bis 2014 seit 2014

Moritz Helias

Persönliches Familie

am 28. November 1977 in Hamburg

Diplom Studium Physik Promotion an der Universität Freiburg/Bernstein Center Freiburg

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg/Bernstein Center PostDoc am RIKEN Brain Science Institute, Wako-Shi, Japan PostDoc am Institute of Neuroscience and Medicine (INM-6) des Forschungszentrums Jülich Helmholtz-Nachwuchsgruppenleiter „Theory of multi-scale neuronal networks“ am INM-6

verheiratet, zwei Kinder

Ausbildung 2002 bis 2008 2008 bis 2011 Berufliches 2011 bis 2015 Persönliches Familie Freizeit

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Berufliches 2008 bis 2010 2010 bis 2012 2012 bis 2016

Post-Doktorand an der Brown University Ch. B. Morrey Visiting Assistant Professor an der UC Berkeley Maître de conférences mit „Chaire CNRS – Enseignement supérieur“ an der Université Pierre et Marie Curie – Paris 6

Persönliches Familie Freizeit

verheiratet mit Fabienne Stamm, Vater von Thibaut (4) und Maurice (1) kochen, genießt jede freie Minute mit der Familie

„Never stop learning.“

geboren am 8. Dezember 1969 in Berlin

am 24. Februar 1983 in Hanau

Studium der Chemie an der Goethe-Universität Frankfurt/M. Promotion an der Goethe-Universität Frankfurt/M. und an der RWTH Aachen University bei Prof. Dr. M. Rueping

Tätigkeit für die Grünenthal GmbH in der präklinischen Forschung im Bereich medizinische Chemie

verheiratet, ein Sohn (1) Familie, Musik, Berge

Rene M. Königs Fotos: Peter Winandy

Promotion (PhD) in Angewandter Mathematik an der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), Schweiz

Dr. phil. Caroline Torra-Mattenklott ist seit März 2016 Universitätsprofessorin für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft der Philosophischen Fakultät der RWTH Aachen University. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind deutsche und französische Literatur, Poetik und Ästhetik des 18. bis 20. Jahrhunderts, Literatur und Wissensformen, Literaturtheorie sowie Beziehungen zwischen Literatur und anderen Künsten.

Dr. rer. nat. Rene M. Königs ist seit Oktober 2015 Juniorprofessor für das Fach Organische Chemie der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH Aachen University. Seine Forschungsschwerpunkte sind Untersuchungen zu kleinen, reaktiven Molekülen und deren Anwendung in der Synthese biologisch aktiver Verbindungen. geboren

Benjamin Stamm

Ausbildung 2008

Ausbildung 1988 bis 1994 1999 2014

Studium der Fächer Musikwissenschaft, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Italienisch an der FU Berlin Promotion zum Dr. phil. an der Universität Konstanz Habilitation und Erlangung der Venia legendi für Neuere deutsche Literatur sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Bern

Berufliches 2000 bis 2011 2011 bis 2015 2015 bis 2016

Oberassistentin, ab 2009 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Seminar der Universität Zürich Oberassistentin, 2015 Dozentin am Institut für Germanistik der Universität Bern Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft am Peter Szondi-Institut und an der Friedrich Schlegel-Graduiertenschule der FU Berlin

Persönliches Familie

Patchworkfamilie, ein eigenes Kind, geb. 2001

Caroline Torra-Mattenklott

„Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode.“ (William Shakespeare) | 7


Der e.GO Life wird als kompaktes und bezahlbares Elektroauto konzipiert – studentische Mitarbeit im Entwicklerteam ist gefragt. Foto: Peter Winandy Den Moment, in dem Claas Boerrigter hinter dem Lenkrad Platz nahm, den nennt er „einfach großartig“. Als dann das Chassis des e.GO Life durch die Halle rollte, jubelte das gesamte Team. „Es war richtig emotional“, beschreibt Boerrigter. Der 22-jährige Studierende gehört zu den Entwicklern der e.GO Mobile AG und befasst sich im Prototypenbau mit der Getriebeentwicklung. Eine Designstudie der Karosserie gibt es auch, im November soll sie dem Chassis dann „übergestülpt“ werden. Sie stammt im Entwurf von Stefan Frey, kommt letztlich aus einem 3D-Drucker, so wie insgesamt 30 Prozent des Prototyps. Der Rollout war ein bewegendes Erlebnis. „Ein bisschen wie eine Geburt“, meint Mario Zerbe, ebenfalls 22 und wie Boerrigter MaschinenbauStudent an der RWTH. Ihr Kind soll nun schnell laufen oder besser fahren lernen. Der e.GO Life soll in Serienproduktion hergestellt werden und den Beweis antreten, dass ein Elektroauto für den Privatgebrauch kostengünstig in Deutschland auf den Markt gebracht werden kann. Und zeigen, dass ein solches Auto – als 2+2-Sitzer, mit einer Reichweite von 80 bei Bestückung mit vier Batterien und 120 Kilometern mit sechs Batterien sowie einer Höchstgeschwindigkeit von 90 Stundenkilometern – als Stadtfahrzeug eine Alternative zum klassischen Mobil mit Verbrennungsmotor sein kann. Netzwerk auf dem RWTH Aachen Campus Hinter dieser Initiative steht ein Netzwerk aus Wirtschaft und Wissenschaft auf dem RWTH Aachen Campus. Es setzt auf den aktuellen Stand von Forschung und Entwicklung – besonders auf die Möglichkeiten von Industrie 4.0. Die Entwicklungskosten beziffert RWTH-Professor Günther Schuh, CEO der e.GO Mobile AG, auf 30 Millionen Euro. Das entspricht einem Zehntel der Kosten, die Automobilbauer normalerweise für ein neues Fahrzeug veranschlagen. Mittendrin im rund 50-köpfigen Team sind Aachener Studierende wie der 25-jährige Bunly Lay, die 26-jährige Corinna Stengel, Boerrigter und Zerbe. Das Durchschnittsalter bei e.GO beträgt tatsächlich 29 Jahre. Dass Studierende derart an einem Automobil mitgestalten ist nicht üblich: „Ich habe immer vor Augen, dass dieses Auto bald schon auf der Straße zu sehen sein wird. Da steckt ganz viel Leidenschaft drin“, sagt Bunly Lay, dessen Blick gleichermaßen auf Design, Ergonomie und

Studentische Autoentwickler

auf das wesentliche Sichtfeld des Fahrers fokussiert ist, wenn er über die Formsprache des Armaturenbretts im neuen e.GO Life spricht. Und Mario Zerbe betont: „Anderswo würde ich wahrscheinlich an einer Maschine stehen und Daten notieren.“ Er ist mit den Themen Benchmarking und Connectivity betraut – dabei geht es vor allem um die Einbindung des Smartphones bei der Bedienung des Autos.

buchstäblich schwerwiegend, denn sie kämpft um jedes Gramm Gewicht. 25 Kilogramm wog die Tür zuletzt. Fünf Kilogramm weniger sind das Ziel, dabei darf die Sicherheit nicht leiden. „Ich dachte zu Beginn meines Studiums nicht daran, dass ich einmal eine Autotür für ein reelles Fahrzeug entwickeln würde“, blickt sie zurück. Sie hatte ihr Studium an der FH Aachen begonnen und schreibt nun ihre Masterarbeit über die e.GO Life-Tür.

Kampf um das Gewicht Mit 3,15 Meter Länge, 450 Kilogramm Gewicht ohne Batterien und angetrieben von einem 48Volt-System von Bosch mit einer Dauerleistung von 15 kW – sie erlaubt eine Beschleunigung von 0 auf 50 binnen 3,9 Sekunden – wird sich das Elektromobil demnächst im Straßenraum bewegen. Wenn es an Corinna Stengel vorbeifährt, wird diese auf die Tür achten. Die ist ihr großes Thema,

10.000 Fahrzeuge in Serienproduktion Es ist nicht das erste Elektroautomobil aus Aachen, das für Schlagzeilen sorgen wird. Bereits der StreetScooter wurde im Umfeld der RWTH entwickelt. Seit 2014 ist er bundesweit in der Flotte bei der deutschen Post DHL Group unterwegs, die die StreetScooter GmbH von den RWTH´lern übernommen hat. Bunly Lay war schon beim StreetScooter-Team begeistert dabei, das e.GO-

Konzept fasziniert ihn nicht minder. Und wenn vor Ort getüftelt wird, will keiner beizeiten nach Hause gehen. Die Pizzalieferanten kennen die späten Bestellungen des e.GO-Teams schon zu Genüge. Der weitere Fahrplan steht: 2017 werden zunächst 100 Primotypen gefertigt, 75 an First Mover als handverlesene Erstkunden verkauft. Der Kaufpreis soll je nach Variante zwischen 12.500 und 13.900 Euro betragen. Professor Schuh möchte ein Jahr später die jährliche Produktion von 10.000 Fahrzeugen möglichst in Aachen starten. Dies dann auch dank Boerrigter und Zerbe, die zwar im studentischen Rennteam Ecurie Aix schon Prototypen mitentwickelten. Aber ein Auto in Serien fertigung? Mit ihrem Getriebe? Ihrem Armaturenbrett? Ihrer Tür? Einfach traumhaft sei diese Vorstellung, sagt Boerrigter. Thorsten Karbach

Schlaglichter Gütesiegel für Berufungen Die RWTH wird weitere fünf Jahre das Gütesiegel des DHV für faire und transparente Berufungsverhandlungen führen. Sie erhielt im August 2013 bundesweit als erste Hochschule das DHV-Gütesiegel. Als erste Universität war sie auch im nach drei Jahren anstehenden Re-Audit-Verfahren erfolgreich. Die Berufungsverhandlungen verliefen kompetent, wertschätzend und zügig. Ein deutlicher Indikator für die konstruktive Berufungspolitik sei die hohe Erfolgsquote. In 88 Prozent der Fälle gewinnt die RWTH die Erstplatzierten der Liste, Bleibeverhandlungen schließt sie zu 67 Prozent positiv ab. Die Transparenz und die Informationspolitik der Verfahren hätten sich nochmals verbessert.

Ehrendoktor Thomas Muhr Dr.-Ing. Thomas Muhr wurde als Ehrendoktor der RWTH ausgezeichnet. Der Alumnus leitet als geschäftsführender Gesellschafter die Firma Muhr und Bender KG in Attendorn, kurz Mubea. Sie gehört mit 28 Standorten im In- und Ausland und rund 10.000 Mitarbeitern zu den bedeutendsten Automobilzulieferern weltweit. Muhr setzte Forschungsergebnisse erfolgreich in die Produktentwicklung um. Unter anderem vergrößerte er das Produktspektrum, das aktuell die Bereiche Federn, Motor, Fahrwerk, Getriebe und Karosserie umfasst. Sein überragendes technisches Wissen zeigen die mehr als 60 Patente.

Heberling leitet Fraunhofer-Institut Im August trat RWTH-Professor Dr.-Ing. Dirk Heberling gemeinsam mit Dr.-Ing. Peter Knott als Doppelspitze die Leitung des Fraunhofer-Instituts für Hochfrequenztechnik FHR in Wachtberg an. Heberling ist seit 2009 Kuratoriumsmitglied des FHR. 2008 wurde er auf den RWTH-Lehrstuhl für Hochfrequenztechnik berufen und Leiter des gleichnamigen Instituts. In seiner Forschung konzentriert er sich auf Antennentechnologien für verschiedene Anwendungen. In seiner neuen Funktion will er den Austausch zwischen dem Hochschulinstitut und der außeruniversitären Forschungseinrichtung noch enger gestalten.

Music Lab mit dem Sinfonieorchester Beethoven im Institut für Kraftfahrzeuge? Tschaikowsky im Werkzeugmaschinenlabor? Mit der neuen Konzertreihe „Music Lab“ lassen das Sinfonieorchester Aachen und die RWTH künftig Musik und Forschung aufeinander und miteinander wirken. Das Sinfonieorchester wird an vier Abenden ausgewählte Konzerte spielen, die Forschungsinstitute geben dazu den einzigartigen Klangraum und können dabei ihr Schaffen dem Publikum präsentieren. Das erste Konzert findet am Donnerstag, 22. September 2016, 20 Uhr, im Institut für Kraftfahrzeuge statt. extern@rwth-aachen.de

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