RWTHinsight 1/2019

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RWTH insight Universitätszeitung

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Benedikt Aumeier, Hanna Graul und Maximilian Thönes (von rechts) erproben Verfahren zur dezentralen Wasseraufbereitung. Foto: Peter Winandy

Floodtec – Trinkwasser dezentral Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit haben keinen dauerhaften Zugang zu sauberem Trinkwasser. 844 Millionen müssen mindestens eine halbe Stunde täglich für die Wasserbeschaffung aufwenden. Diese Zahlen enthält der Weltwasserbericht 2019, den die UNESCO im Auftrag der Vereinten Nationen erstellt hat und im März in Genf veröffentlichte. Um eine sichere Versorgung in Entwicklungsund Schwellenländern, aber auch in entlegenen Regionen industrialisierter Länder zu gewährleisten, sind neue technische Lösungen gefordert. Bewährte Ansätze mit zentraler Trinkwasseraufbereitung und weit verzweigten Leitungsnetzen lassen sich häufig nicht umsetzen, weil Instandhaltungskosten zu hoch sind und Know-how fehlt. Deshalb spielen in Regionen mit schwacher Infrastruktur dezentrale Aufbereitungssysteme auf Haushaltsebene eine wichtige Rolle. Der Einsatz vieler dieser Systeme ist aber aufgrund niedriger Produktionsraten und einer unbefriedigenden Wasserqualität ebenfalls problematisch. Immens verschärft wird die Situation bei Hochwasserereignissen, wenn offene Brunnen ausfallen und oft nur verunreinigtes Flusswasser zur Verfügung steht. Ausreichende Produktionsraten und vor allem eine Desinfektion sind also unerlässlich. Nur mit zuverlässigen Systemen lässt sich eine nachhaltige Entwicklung für Wasser – das Sustainable Development Goal 6 (SDG 6) – erreichen. Das SDG 6 ist eines von 17 Zielen, die 2015 von den Vereinten Nationen festgelegt wurden. Es fordert sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen für alle Menschen. Robuste Technologien Sauberes Wasser und Sanitation steht auch im Fokus des Projekts Floodtec, an dem der Lehrstuhl für Chemische Verfahrenstechnik – kurz AVT.CVT – unter der Leitung von Professor

Matthias Wessling beteiligt ist. Es ist eines der Forschungsvorhaben im Projekthaus Wasser der RWTH. Hier kooperieren sechs Lehrstühle aus fünf Fakultäten. In einem Netzwerk aus technischen, naturwissenschaftlichen, ökonomischen und soziologischen Disziplinen werden die Zusammenhänge und Anforderungen im Spannungsfeld Wasser-Mensch-Umwelt untersucht. Benedikt Aumeier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am AVT.CVT., erforscht im Rahmen von Floodtec innovative Technologien zur unabhängigen, dezentralen Wasseraufbereitung. Sie sollen robust, wartungsarm und möglichst unabhängig von einer Energieversorgung sein, damit sie auch in Regionen mit schwacher Infrastruktur funktionieren. In verschiedenen Experimenten untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Anwendbarkeit verschiedener Aufbereitungssysteme hinsichtlich der Filtration von Wasserquellen mit erhöhter Verunreinigung. Herausfordernd ist dabei, trotz wiederkehrender Verschmutzung der Membranen ausreichend Trinkwasser mit guter physikalisch-chemischer und mikrobieller Qualität aus verunreinigtem Flusswasser zu produzieren. Floodtec mit geschlossenem Materialkreislauf Die Forscher entwickelten daher ein System, das Membranfiltration und Adsorption kombiniert. Dazu werden Ultrafiltrations-Membranen eingesetzt, die gesundheitsgefährdende Mikroorganismen und Trübstoffe entfernen. Zusätzlich wird Aktivkohle verwendet, an der gelöste Schadstoffe, wie z.B. Pestizide aus der Landwirtschaft, adsorbiert werden. Um auch Oberflächenwasser mit hoher Schwebstoffladung zu reinigen, ist eine schwerkraftgetriebene Ultrafiltration im Einsatz, die allerdings eine regelmäßige, effektive Reinigung der Membran

erfordert. Da die dezentrale Trinkwasseraufbereitung durch die Bereitstellung von Wartung, Verbrauchsmaterialien und insbesondere Strom begrenzt ist, entwickelten die Forscher das sogenannte „Temperature Enhanced Backwash“Verfahren. Hierbei wird die Membran bei erhöhter Temperatur und entsprechendem Dampfdruck rückgespült. Das macht eine relativ wartungsintensive Pumpe überflüssig. „Uns ist ein geschlossener Materialkreislauf besonders wichtig, damit das System autark und unabhängig von Lieferketten für Ersatzteile und Verbrauchsmaterialien funktioniert“, betonte Aumeier. Zusätzlich sei das Verfahren der Funktionsweise eines Dampfkochtopfs ähnlich und damit nah an die Lebensrealität der Zielgruppen angelehnt. Ähnlich wie die Kaffeeextraktion Die schwerkraftgetriebene Ultrafiltration wird in dem System mit der Aktivkohle-Adsorption kombiniert. In dezentralen Anwendungen ist eine Reaktivierung des Adsorbers unwirtschaftlich oder logistisch nicht machbar. Daher entwickelte das RWTH-Team ein Adsorptionsverfahren, das Aktivkohle lokal regeneriert, indem es die Temperaturabhängigkeit der Adsorption gezielt nutzt. Dazu wenden sie ein insitu Regenerationsverfahren an, das nur sauberes Wasser anstatt einer speziellen Regenerierungslösung benötigt. „Diese Methode kann man sich vereinfacht vorstellen wie die Kaffeeextraktion bei einem italienischen Mokka“, erläutert der Wissenschaftler. Auf diese Weise wird die Lebensdauer des Systems verlängert, die Nutzung vereinfacht und an die Gepflogenheiten der lokalen Bevölkerung anpasst. Dafür wurde ein Prototyp gefertigt, der im Rahmen von Floodtec zur Aufbereitung verschiedener Wässer eingesetzt wird. Sven Wamig

Projekthaus Wasser Wasser ist ein essentieller Bestandteil unseres täglichen Lebens und eine der wichtigsten Ressourcen der Zukunft. Die nachhaltige und globale Sicherung seiner Verfügbarkeit, hohe Qualitätsansprüche und die stetige Zunahme extremer, wasserbezogener Umweltereignisse stellen dabei große Herausforderungen an den Menschen. Hier setzt das Projekthaus Wasser als Kompetenzzentrum für interdisziplinäre Wasserforschung an: In einem Netzwerk aus technischen, naturwissenschaftlichen, ökonomischen und soziologischen Fachbereichen untersuchen Wissenschaftler die Zusammenhänge und Anforderungen im Spannungsfeld Wasser-Mensch-Umwelt und entwickeln innovative Strategien und Technologien für unterschiedlichste Anforderungen. Das Projekthaus bietet nicht nur umfangreiche fachliche Expertise zur Durchführung von Projekten rund um das Thema Wasser, sondern auch die Möglichkeit zur Nutzung einer umfassenden Ausstattung. www.water.rwth-aachen.de

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Kommt der Batterie-Engpass? rialien. Hinsichtlich Lithium kann auch über den Einsatz von Natrium spekuliert werden. Letzteres befindet sich im frühen Forschungsstadium, und die spezifische Energie von Natrium-basierten Batterien ist tendenziell geringer als bei Lithium. Das liegt an der höheren atomaren Masse. Es ist aber vorstellbar, dass auch für Batterien mit geringeren Energien ein sehr großer Markt entstehen kann.

Im Jahr 2050 könnten weltweit 80 Prozent aller neu zugelassenen PKW mit alternativen Antrieben auf den Straßen unterwegs sein, bei ambitionierten Klimaschutzzielen sogar 100 Prozent – so eine Prognose des Öko-Institut e.V. im Januar dieses Jahres. Mit dem Zuwachs an elektrischen Fahrzeugen steige auch der globale Bedarf an Batterien – mit notwendigen Jahreskapazitäten von bis zu 6.600 Gigawattstunden, wie Zahlen des ÖkoInstituts belegten. 220 Gigafabriken seien notwendig, um diese Batteriemengen herzustellen. Nives Sunara sprach für RWTHinsight über das Thema mit dem Experten Egbert Figgemeier, Gruppenleiter am Forschungszentrum Jülich und Professor für Alterungsprozesse und Lebensdauerprognose von Batterien an der RWTH.

Elektroautos sind im Kommen und politisch gewünscht – sind die Batterieprobleme lösbar, werden ausreichend Rohstoffe verfügbar sein? Kobalt, Nickel, Kupfer und Lithium werden hinsichtlich der Verfügbarkeit als potenziell kritisch betrachtet. Momentan gehen die Prognosen jedoch davon aus, dass mindestens bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts ausreichend Rohstoffe zu akzeptablen Preisen zur Verfügung stehen. Eine Verknappung danach hängt von Nachfrage und Angebot ab: Wie schnell werden batterieelektrische Fahrzeuge den Markt im Automobilund Nutzfahrzeugsektor dominieren, wie rasch werden neue Rohstoffquellen verfügbar gemacht? Dieses Gleichgewicht ist weitgehend kostenund preisgetrieben und wird weniger durch die absolute Verfügbarkeit der Elemente auf der Erde bestimmt. Eine mögliche Verknappung ist auch regional zu betrachten. Der überwiegende Teil der Rohstoffquellen liegt nicht in Europa und ist somit für europäische Hersteller schwerer verfügbar. Sowohl die Bundesregierung als auch die EU-Kommission werden verstärkt tätig werden müssen. Was kann die Forschung zur Vermeidung von Rohstoffengpässen beitragen? Sie kann unterstützen, indem die benötigte Menge der kritischen Elemente auf ein Minimum reduziert wird. Im Falle des Kobalts ist das auch

In Europa haben sich Industriekonsortien gebildet, die eine europäische Fabrik zur Serienfertigung von Lithium-Ionen-Zellen anstreben. Wird eine Fertigung unter kostenüberschaubaren und nachhaltigen Aspekten gelingen? Eine wettbewerbsfähige Produktion von LithiumIonen-Zellen aufzubauen ist eine riesige Aufgabe. Das Geschäft mit Zellen ist momentan durch sehr geringe Margen bei hohen Investitionen geprägt. Man kann auch von einer Kommoditisierung der Lithium-Ionen-Zelle sprechen. Gleichzeitig wächst der Bedarf nach hochwertigen Zellen so schnell, dass sich gegebenenfalls eine Möglichkeit ergibt. Dafür werden aber ein langer Atem, hohe Risikobereitschaft und sehr hohe finanzielle Mittel benötigt. Die Forschung kann dazu beitragen, neue Herstellungsprozesse, robuste, innovative Materialien und ein tiefes Verständnis der chemischen Zusammenhänge in der Zelle zu entwickeln.

Schwerpunkte von Professor Egbert Figgemeier sind die Alterungsprozesse und Lebensdauerprognose von Batterien. Foto: Peter Winandy schon passiert. Mit Erkenntnissen zur Alterung von Batterien trägt sie zu einem möglichst nachhaltigen Einsatz der Materialien bei. Und sie kann Beiträge zu Prozessen und Konzepte zum Recycling beisteuern. Zum Stichwort Gigafactory: Liegt eine besonders große Herausforderung im Ausbau der Batteriebeziehungsweise Akkuproduktion? Sicher sind der Aufbau von Kapazitäten zur Batteriezellproduktion und der damit verbundene Rohstoffnachschub eine Herausforderung aufgrund der immens hohen Investitionen. Es kann aber in China beobachtet werden, dass Gigafactorys nicht nur in den USA und nicht singulär gebaut

werden können. Zurzeit sind dort bereits mehrere dieser Fabriken im späten Baustadium oder bereits fertiggestellt. Das Öko-Institut geht bis 2030 von einem Run auf Batterie-Rohstoffe aus. Muss die Förderung nicht eklatant erhöht werden, auch angesichts steigender Preise und wachsender Abhängigkeit von Rohstoffzulieferern? Keine Frage, die Förderung dieser Elemente wird sich in den nächsten Jahren sehr stark erhöhen. Es ist aber nicht absehbar, wie sich Bedarf und Versorgung nach dem Jahr 2030 darstellen, da sich die Batterietechnologie parallel weiterentwickelt – beispielsweise Co-freie Elektrodenmate-

Während Batteriesysteme bereits in Europa hergestellt werden – auch von deutschen Unternehmen – müssen die dafür benötigten Batteriezellen zugekauft werden, zurzeit vor allem aus Asien. Im schlimmsten Fall ergibt sich eine Abhängigkeit von wenigen Lieferanten für die Komponente mit der höchsten Wertschöpfung. Gleichzeitig wird natürlich das Risiko volatiler Preise der Rohstoffversorgung auf den Lieferanten verlagert. Welche Rolle spielt das Recycling von Batterien? Es gibt auch jetzt bereits Möglichkeiten, die schweren Elemente wie Co, Ni und Cu aus Batteriezellen zurückzugewinnen. Momentan sind dies energieintensive und nicht kostendeckende Prozesse. Doch werden optimierte Verfahren und hochskalierte Prozesse zu einer besseren ökonomischen und ökologischen Bilanz führen. Daran führt kein Weg vorbei.

Musizieren mit Carbon Sie könnten auch im Regen stehen und spielen: Svenja Borkmann an der Bratsche, Clara Evers am Violoncello, Florian Belting an der ersten und Sonja Reuter an der zweiten Geige. Seit 2018 tritt das sogenannte Carbon-Quartett des Collegium Musicum der RWTH mit Werken aus der Renaissance, der Spätromantik und expressionistischer Komponisten auf. Mit ihren ungewöhnlichen, schwarz glänzenden Instrumenten aus Kohlefaser ziehen sie auf jeden Fall Aufmerksamkeit auf sich. Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff, kurz CFK genannt, hat sich als komplexer Leichtbauwerkstoff beispielsweise im Flugzeug- und Automobilbau, aber auch im Freizeitsektor bewährt. Der Herstellungsprozess von Carbonfasern ist sehr energieaufwendig – sie werden dort eingesetzt, wo mit einer geringen Gewichtsmasse höchste Stabilität erreicht werden soll. Das Material ist auch robust gegen Umwelteinflüsse wie Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit.

Das Carbon-Quartett mit Dipl.-Ing. Hans-Christian Früh (2. von rechts) in einer Versuchshalle des Instituts für Textiltechnik. Foto: Peter Winandy 2|

Verbindung von Wissenschaft und Kunst „Consumer kennen Carbon schon als hochbelastbaren Werkstoff unter anderem für Fahrräder oder Skateboards“, sagt Svenja Borkmann. Ihre Zuschauer interessiere vor allem das Aussehen der Instrumente. „Und dann wollen sie natürlich wissen, wie sie klingen“, so die Maschinenbau-Studentin. Bislang


Neuere Entwicklungen im Bereich der Energietechnologien, der Mobilität und der Informationstechnologie sind häufig nur mit Werkstoffen als Technologietreiber möglich. Mit diesen befasst sich der RWTH-Profilbereich „Materials Science and Engineering“ – kurz MatSE genannt –, der im Rahmen der Exzellenzinitiative eingerichtet wurde. Die drei Schlüsselthemen des Profilbereichs sind Strukturwerkstoffe, Funktionale Materialien sowie Materialien für die Nanoelektronik und Quanteninformationen. Zu den zentralen Querschnittsthemen gehören die Synthese, Charakterisierung und Modellierung. Von den Grundlagen in Festkörperphysik und Chemie bis zu den werkstofftechnischen Anwendungen im Maschinenbau, in der Elektrotechnik oder im Bauingenieurwesen werden alle entsprechenden Aktivitäten an der Hochschule gebündelt. Profilbereich verfolgt ganzheitlichen Ansatz Die Aktivitäten mit einem hohen Querschnittscharakter erstrecken sich über 60 Lehrstühle und Lehr- und Forschungsgebiete von fünf Fakultäten. MatSE setzt die erfolgreiche Arbeit des „Werkstoff-Forums“ an der RWTH fort und wird wesentlich gestärkt durch die Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich im Rahmen der Jülich Aachen Research Alliance (JARA). Zudem bestehen intensive Kooperationen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln und dem Max-Planck-Institut für Eisenforschung (MPIE) in Düsseldorf. Sprecher des Profilbereichs ist Professor Joachim Mayer vom Gemeinschaftslabor für Elektronenmikroskopie. Die Forschungsvorhaben verfolgen meist einen

MatSE unterstützte die Gründung eines Zentrums für Graphen-Forschung – hier werden 2D-Bauelemente im Reinraum elektrisch charakterisiert. Foto: Peter Winandy

Werkstoffe sind Technologietreiber ganzheitlichen Ansatz, bei dem die umfassende Bearbeitung aller wissenschaftlichen Aspekte im Fokus steht. Sie reichen vom theoretischen Verständnis mit ab initio-Methoden bis hin zu Konzipierung, Verarbeitung, Recycling und technologischer Anwendung neuer Hochleistungswerkstoffe. Betrachtet werden alle Materialgruppen – metallische Werkstoffe, Keramik, Glas, Polymere und Biomaterialien. Sie finden industriellen Einsatz als Strukturwerkstoffe im Automobilbau und Bauingenieurwesen oder als Funktionswerkstoffe in zukünftigen Anwendungen, beispielsweise in der Informationstechnologie oder im biomedizinischen Bereich.

2D-Materialien ausloten Ein Beispiel ist auch der äußerst harte Werkstoff Graphen als neues Material für elektrochemische Speicher oder als wärmedämmendes Isolationsmaterial für Gebäude. Der Profilbereich unterstützte 2017 die Gründung des „Aachen Graphene & 2D Materials Center“. Hier arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der RWTH Aachen und der AMO GmbH daran, die Grundlagen der elektronischen und mechanischen Eigenschaften von Graphen und anderer 2D-Materialien auszuloten und diese für verschiedene Anwendungen im Bereich der Elektronik, Sensorik und Photonik gewinnbringend und ge-

trat das Quartett vor allem in Aachen bei Veranstaltungen der Hochschule auf. Im Juni reist es nach Berlin und spielt im Rahmen der Fashion Week auf der Polit-Fashion-Night: „Hier kommen Politik, Textil- und Modeindustrie zusammen. Und wir präsentieren die Verknüpfung der Wissenschaften mit Kunst“, meint Clara Evers, Bauingenieurwesen-Studentin. Bei Auftritten vor vielen Menschen konnten sie einen großen Vorteil der Carbon-Instrumente feststellen, meint Sonja Reuter, die Medizin studiert: „Die tragen den Klang viel stärker. Mit unseren Holzinstrumenten hätten wir während der Auftritte, wo das Umfeld nicht immer still war, keine Chance gehabt gegen die Unruhe anzukommen.“ Das lautere Spielen wird durch die Steifigkeit und Festigkeit des Carbons möglich, daher muss bei der Klangerzeugung auch weniger Energie aufgewendet werden. Dennoch meint Reuter, dass sie ihre Holzgeige doch etwas mehr schätze: „Bei den Bratschen ist der Unterschied nicht so deutlich, aber bei den Geigen fehlt nach meinem Empfinden in den tiefen Lagen eine Wärme, die meine Holzgeige erzeugt.“ Mitspieler Florian Belting teilt diese Einschätzung und ergänzt: „Bei Holzinstrumenten gibt es ein großes Angebot, man kann zunächst ausprobieren und dann schließlich eines auswählen. Das schafft eine besondere Beziehung, die ein Musiker mit seinem Instrument eingeht.“ Seiner Meinung nach klingen die Carbon-Instrumente aber „schon sehr ordentlich“. Der Maschinenbau-Student geht davon aus, dass ein Klangunterschied nur professionellen Musikerinnen und Musikern auffällt. Zerlegbaren Kontrabass entwickelt Das Streichquartett wurde infolge einer Entwicklung des Instituts für Textiltechnik – kurz ITA genannt – und des Geigenbauers mezzo-forte in Werther gegründet. Ergebnis dieser Kooperation war 2017 ein zerlegbarer Kontrabass aus Carbon. Diplomingenieur Hans-Christian Früh ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am ITA und im Bereich der Faserverbundwerkstoffe tätig. Er war am Entstehungsprozess des Instruments beteiligt: „Der Bassist sollte das

sellschaftsrelevant zu nutzen. Das Zentrum bündelt hierfür die komplementären Kompetenzen und Ausstattungen der Aachener Forschungsgruppen in den Bereichen Materialwissenschaft, Analytik, Gerätedesign und Fertigung und deckt damit die gesamte Wertschöpfungskette ab, um die Lücke von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung zu schließen. Eingebunden ist das Zentrum auch in die größte, europaweite Forschungsinitiative „Graphene Flagship“ mit einer Förderung bis zu einer Milliarde Euro. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Profilbereich kommt auch in der Lehre zum Ausdruck, etwa seit zehn Jahren im Studiengang

Gefühl haben, auf einem herkömmlichen Kontrabass zu spielen. Die Firma mezzo-forte hatte schon Geigen, Bratschen und Cellos aus Carbon hergestellt. Wir haben dann gemeinsam einen zerlegbaren Kontrabass aus CFK entwickelt.“ Eine Verbindungsstelle ermöglicht das Zerlegen des Instruments in Hals und Corpus: „ Dafür sind mit diesem Material keine metallischen Schraubverbindungen oder Ähnliches erforderlich“ erläutert Früh. Die eigentliche Innovation läge daher darin, dass sowohl Verbindungsstelle als auch das Instrument aus CFK gefertigt sind: „Wenn für diese unterschiedliche Werkstoffe verwendet werden, kann das zu einer klanglich inaktiven Region im Instrument und damit zu einem schlechten Klang und einem instabilen Instrument führen.“ Der Carbon-Kontrabass hat damit auch einen großen Vorteil beim Transport: Er misst zerlegt maximal 1,10 Meter in der Länge – statt zwei Meter in nicht zerlegtem Zustand. So kann er auch im Kleinwagen und in Standardgepäckboxen transportiert werden, was bei Flügen die hohen Transportkosten als Sondergepäck einspart. Die Absicht des Partners mezzo-forte war, kostengünstige Instrumente anzubieten und gleichzeitig ausschließlich in Deutschland zu produzieren. „Eine Carbon-Violine, die 2015 den Deutschen Musikinstrumentenpreis gewonnen hat, kann man bereits für rund 2.500 Euro erwerben. Sie hatte sich gegen Holzinstrumente von Meisterbetrieben aus ganz Deutschland durchgesetzt“, berichtet Früh. Und er verteidigt die Wertigkeit der robusten Carbon-Instrumente mit einem weiteren Argument: „Wir reden nicht über Plastik, sondern über ein langlebiges Musikinstrument aus Hightech-Kunststoffen, das viele Vorteile zu bieten hat.“ Nives Sunara/Red

„Materialwissenschaften“. Weitere Aktivitäten mit materialwissenschaftlichem Schwerpunkt sind die Studiengänge „Werkstoffingenieurwesen“ und „Wirtschaftsingenieurwesen – Werkstoff- und Prozesstechnik“, der englischsprachige Studiengang „Metallurgical Engineering“ sowie Studiengänge mit Vertiefungsrichtungen im Bereich Nanomaterialien, Nanoelektronik und Oberflächentechnik. (auszugsweise aus RWTH-THEMEN 1/2019, Profilbereich „Material Science and Engineering“) red

Impressum Herausgeber im Auftrag des Rektors: Dezernat Presse und Kommunikation der RWTH Aachen University pressestelle@rwth-aachen.de www.rwth-aachen.de Redaktion: Renate Kinny Mitarbeit: Angelika Hamacher, Thorsten Karbach, Nives Sunara, Sven Wamig, Peter Winandy Layout: Kerstin Lünenschloß, Aachen Druck: schmitz druck & medien, Brüggen Erscheinungsweise: viermal jährlich. Alle Rechte vorbehalten. ISSN 1864-5941

Das RWTH Carbon-Quartett spielt auf Kundenanfrage – buchbar über die Homepage des Collegium Musicum.

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Aufbau einer Ausstellung – Paulina Bucaj, Wanda Frohn und Melda Cakil vom AVT (v. rechts) gemeinsam mit Paul Sous. Foto: Peter Winandy

Käpten Nobbi im AVT Foyer „My Point Of View“ – mein Blickwinkel: Das ist der Name der Ausstellung, die noch bis zum 22. August den Blickwinkel vom Käpten aus der Kaiserstadt im AVT Foyer präsentiert. Und dieser Blickwinkel offenbart die Ästhetik eines Stoffes, der allgegenwärtig ist – die von Müll. Das Foyer des Neubaus der Aachener Verfahrenstechnik – kurz AVT – bietet ausreichend Platz für die bislang größte Ausstellung von Paul Sous aka Käpten Nobbi. Und trotzdem war die größte Frage: Wie passen die Werke ins Gebäude? Auch nach mehr als 50 Ausstellungen ist es für den Künstler ein Balanceakt, auf dem gebohnerten Fußboden und zwischen wandhohen Fenstern Kunstwerke anzuordnen, deren Herkunft sich nicht leugnen lässt. Denn Hauptbestandteil vieler Kunstwerke bleibt: Benutztes, Weggeworfenes, Vergessenes. Da ist die durchstartende Milchtüte inklusive beleuchtetem Raketenschweif. Weiß

Im Juli 2018 wurde die zweite Stufe des aktuellen Rechners CLAIX – kurz für Cluster Aix-la-Chapelle – im IT Center beauftragt. Das System besitzt rund 1.100 Rechenknoten und wurde im November in der neuen Rechnerhalle an der Kopernikusstraße aufgebaut. Diese verfügt über eine freie Kühlung, es muss keine Energie zur Kühlung des Wassers aufgebracht werden. Nach einer Testphase wurde CLAIX-2018 den Nutzern im Dezember zur Verfügung gestellt. Für die Simulationsanwendungen des RWTH Job-Mix erzielt die neue Systemarchitektur im Vergleich zur ersten Stufe von CLAIX aus 2016 nun eine deutliche Leistungssteigerung. Die durchschnittliche Pro-Core-Performance erhöht sich bei gleichbleibenden Datensätzen um 30 Prozent. Standortvorteil für Nutzer Jeder Rechenknoten ist mit 48 Kernen und 192 Gigabyte Arbeitsspeicher ausgestattet. Damit erreichte die zweite Stufe im TOP500-Benchmark eine Leistung von zwei petaFLOPS. CLAIX-2018 ist aktuell der leistungsstärkste universitäre Rechner in Deutschland. Mit dem Hochleistungsrechner wurde außerdem ein neues paralleles Dateisystem zur Speicherung und Verarbeitung großer Datenmengen in Betrieb genommen. Es bietet eine Kapazität von zehn Petabyte und eine Bandbreite von 150 Gigabyte pro Sekunde. Für spezielle Anwendungen, wie die Analyse großer Datenmengen oder das maschinelle Lernen, werden zusätzlich 48 Rechenknoten mit jeweils zwei Volta-GPUs angeboten. Mit CLAIX-2018 erhielt die RWTH einen Hochleistungsrechner der nationalen Spitzenklasse. Im Januar 2019 wurde CLAIX-2018 um 221 zusätzliche Rechenknoten speziell für die Nutzung in der Lehre und für kleine Forschungsprojekte erweitert. Red 4|

lackiert unter Glas – die Kunstwerke bitte nicht berühren. Ein Dauerbrenner aus vorherigen Ausstellungen: die Sammlung abgebrannter, einen Meter hoher Streichhölzer; diesmal ergänzt um ein Zündholzschächtelchen, das so groß ist, dass man die Straßenseite wechseln müsste, läge es auf dem Gehweg. Der Affe ist immer dabei So setzt Käpten Nobbi mit dieser Ausstellung, die als Teil einer Reihe im AVT Foyer stattfindet, Alltägliches neu in Szene, zeigt die großen Momente der kleinen Dinge. Und kreiert Kunstwerke aus Kellerkisten und Kaugummis. Den Betrachter lässt er seinem Blick folgen, zum Beispiel auf eine Hausfassade, die im Miniaturformat die vermeintlichen Bewohner charakterisiert. Ob blümerant, spartanisch oder unbewohnt – die Wohnungen zeigen stets, dass der Betrachter

nur den eigenen Blickwinkel erfährt. Wie es sich anfühlt, aus einer solchen Wohnung herauszugucken, wird nicht thematisiert. Der Blick auf die Fassade ist alles, was geboten wird, wobei dieser Blick ausreicht, um die schönen, teilweise beim zweiten Blick groteskeren Dinge zu begreifen. Es reicht ein wie im Vorbeigehen an die Wand geworfenes Grafitti „Wenn du fällst, bin ich da – Boden“ oder ein vergessener Müllsack, um die Poesie dieses Blickwinkels, in allem etwas Berührendes zu finden, zu spüren. Auf direkte Art wird ein Blick auf die Welt präsentiert, bei dem es mehr zu entdecken gibt als zu interpretieren. Der gebürtige Stolberger betreibt auf diese Weise das Foyer als Spielwiese, die Besucher auch mithilfe des immer wieder auftauchenden Motivs eines Affen - das Alter Ego Käpten Nobbi – an das Ursprüngliche, das Triebhafte erinnert.

Schein der Werbung Im krassen Gegensatz dazu befindet sich ein von einer überdimensionierten Milchtüte geschobener Einkaufswagen, über den Rand hinaus mit Hochglanzkartons und ähnlich effektvoll produzierten Konsumgüterverpackungen beladen. Die funkelnde Welt von „Nobbis Printen“ & Co. vermag gezielt die Inhaltsleere solcher Verpackungen erfahrbar zu machen. „Werbung braucht jeder!“, weiß der gelernte Lichtund Reklamehersteller. „Man kann den Schein der Werbung aufrechterhalten, bis die Realität eintritt“, ist sich Paul Sous auch gewiss, dessen Kunstwerke mit auch genau dieser Grenze zwischen Werbung und Realität spielen. Miniaturmüllcontainer, so adrett fabriziert, dass sie sich auf manchem Schreibtisch wohlfühlen würden, zeigen auch die Ausbildung zum Handwerksdesigner beim Gut Rosenberg. Baumaterialien wie eine Tapete aus mehrmals überklebten Plakaten – „…die kommt so vom Hauptbahnhof“ - oder Slogans wie „Home Street Home“ verdeutlichen Wurzeln in der Streetart-Szene. Andererseits fährt Sous inzwischen auch schon mal persönlich zu Kunden, um ein Werk über dem Wohnzimmersofa zu drapieren. Denn er teilt gerne seinen Blickwinkel. „Art meets science“ Die nächste Ausstellung in der Reihe „Art meets science – AVT Foyer“ wird ab 6. September 2019 Karl von Monschau als Maler der Moderne und Objektkünstler bestreiten. Erst kürzlich startete er ein einzigartiges Kunstmietfach-Projekt als Aktionskanal zwischen dem Künstler und dem Rezipienten. Laufende Ausstellungen sind zwischen 8.00 und 18.00 Uhr in der Forckenbeckstraße 51 zu den Öffnungszeiten der AVT zu besuchen, Ansprechpartnerin ist Lehrstuhlmitarbeiterin Wanda Frohn. Lukas Cremer wanda.frohn@avt.rwth-aachen.de

Claix ist Spitzenklasse

Foto: Peter Winandy


Neu Berufene

Fotos: Peter Winandy

PD Dr.-Ing. Laura De Laporte ist seit September 2018 Universitätsprofessorin für das Fach Polymere Biomaterialien an der RWTH Aachen und am DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Entwicklung von minimal-invasiven Therapien für die Behandlung von Rückenmarksverletzungen sowie injizierbare Biomaterialien für die Gewebe- und Organregeneration. geboren

am 3. Dezember 1980 in Gent, Belgien

Ausbildung 1998 bis 2003 2009

Studium Chemieingenieurwesen an der Universität Gent, Belgien Promotion an der Northwestern University, USA

Berufliches 2003 bis 2004 2009 bis 2012 2013 bis 2018

Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Northwestern University, USA Postdoc am Ecole Polytechnique Fédéral de Lausanne, Schweiz Nachwuchsgruppenleiterin am DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien

Persönliches Familie Freizeit

verheiratet, zwei Kinder Familie, Freunde, Sport

„If it is both terrifying and amazing, then you should definitely pursue it“ (Erada Svetlana)

Laura De Laporte

Dr. rer. nat. Ghislain Fourier ist seit Juli 2018 Universitätsprofessor für das Fach Mathematik B (Algebra) der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH Aachen. geboren

1979 in Solingen

Ausbildung 2000 bis 2004 2004 bis 2007 2013

Studium (Diplom) im Fach Mathematik an der Bergischen Universität Wuppertal Promotion im Fach Mathematik an der Universität zu Köln Habilitation im Fach Mathematik an der Universität zu Köln

Berufliches 2005 bis 2013 2007 bis 2008 2013 bis 2016 2014 bis 2015 2016 bis 2018

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zu Köln Forschungsstellen in Paris und Berkeley Lectureship for Pure Mathematics, University of Glasgow Forschungsstelle im DFG-SPP „Darstellungstheorie“ an der Universität Bonn Universitätsprofessur für Reine Mathematik an der Leibniz-Universität Hannover

Persönliches Familie Freizeit

verheiratet mit Katharina Fourier Sport, Reisen, Rakete Rheinpark 04 e.V.

„Der Schmerz geht, der Stolz bleibt.“ (Anonymer Mathematiker)

Ghislain Fourier

Dr.-phil. Dr. paed. Hans-Joachim Jürgens ist seit November 2018 Universitätsprofessor für das Lehrund Forschungsgebiet Fachdidaktik Deutsch der Philosophischen Fakultät der RWTH Aachen. Seine Forschungsschwerpunkte sind das Literarische Lernen und Ästhetische Bildung, Leseförderung mit analogen und digitalen Medien; Krimididaktik sowie Kinder- und Jugendliteratur und ihre Didaktik. geboren

1972 in Einbeck

Ausbildung 1994 bis 2000 2003 2004 bis 2005 2014

Studium (Magister und Höheres Lehramt) mit der Fächerkombination Deutsch und Geschichte an der Leibniz Universität Hannover Promotion im Fach Deutsche Literaturwissenschaft ebd. Referendariat Promotion im Fach Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe

Berufliches 2005 Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe 2005 bis 2011 Studienrat im Hochschuldienst an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster; Professurvertretung an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg 2011 bis 2016 Professor für Literatur- und Mediendidaktik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 2016 bis 2017 Professurvertretung an der RWTH Aachen 2017 bis 2018 Oberstudienrat im Hochschuldienst an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Persönliches Familie Freizeit

verheiratet mit Maren Jürgens, Vater von Laura-Marie (5 Jahre; Zwilling 1), Hans-Joachim (5 Jahre; Zwilling 2) und Christian-Alexander (2 Monate) Familie, Freunde, Klavier, Musik, Jiu-Jitsu, Strand, Lesen

Hans-Joachim Jürgens

„Fragen bleiben jung. Antworten altern rasch.“ (Kurt Marti) |5


Dr.-Ing. Ulrich Krupp ist seit September 2018 Universitätsprofessor für das Fach Werkstofftechnik der Metalle und Leiter des Instituts für Eisenhüttenkunde an der Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik der RWTH Aachen University.

Ulrich Krupp

geboren

am 4. Oktober 1968 in Lahnstein am Rhein

Ausbildung 1994 1998 2004

Abschluss Dipl.-Ing. Maschinenbau Promotion in Werkstofftechnik an der Universität Siegen Habilitation und Venia Legendi in Werkstoffkunde an der Universität Siegen

Berufliches 1997 bis 2006 2001 bis 2002 2006 bis 2018 Seit 2015

Arbeitsgruppenleiter und Oberingenieur an der Universität Siegen Post-Doc an der University of Pennsylvania, Philadelphia, U.S.A., als Feodor Lynen-Stipendiat Professor für Metallische Konstruktions- und Leichtbauwerkstoffe, Leitung des Labors Materialdesign und Werkstoffzuverlässigkeit an der Hochschule Osnabrück Affiliated Professor an der Chalmers University of Technology, Göteborg, Schweden

Persönliches Familie Freizeit

verheiratet mit Dr. med. Ruth Hülsmann, Vater von Lukas (19), Lorenz (17), Lotta (9) und Livia (6 Jahre) musiziert (Cello), läuft, radelt und freut sich auf Zeit mit der Familie

„Klingt nach Stahl und steht für Vielfalt.“

Dr. Frederic William Patureau ist seit Oktober 2018 Universitätsprofessor für das Fach Synthetische Organische Chemie der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH Aachen. geboren

am 21. April 1982, in Saint Germain en Laye, Frankreich

Ausbildung 2009

Promotion (PhD) an der Universiteit van Amsterdam (UvA), Niederlande

Berufliches 2010 bis 2011 2011 bis 2018 2016

Humboldt-Post-Doktorand an der WWU Münster Juniorprofessor an der TU Kaiserslautern Auszeichnung mit dem ERC Starting Grant

Persönliches Familie verheiratet mit Shijun Yin-Patureau, Vater von Raphael (5), und Estelle (11 Monate) Freizeit Kochen

Frederic William Patureau

„ Il est bien extraordinaire qu’elle ait échappé jusqu’ici a l’œil attentif des physiciens & des chimistes, & on doit en conclure que dans les sciences comme dans la morale il est difficile de vaincre les préjugés dont on a été originalement imbu, & de suivre une autre route que celle dans laquelle on est accoutumé de marcher. ” (Lavoisier, Traite élémentaire de chimie, Chapitre 8, Décomposition et recomposition de l’eau, 1789).

Dipl.-Ing. Christa Reicher ist seit Oktober 2018 Universitätsprofessorin für das Fach Städtebau und Entwerfen sowie Leiterin des Instituts für Städtebau und Europäische Urbanistik an der Fakultät für Architektur der RWTH Aachen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Qualifizierungsstrategien, der nachhaltigen Stadtentwicklung sowie in der Gestaltung von Quartieren, Städten, Regionen und Metropolen.

Christa Reicher

Fotos: Peter Winandy 6|

geboren

am 24. Juli 1960 in Neuerburg

Ausbildung 1979 bis 1987

Architekturstudium an der RWTH Aachen und ETH Zürich, Abschluss Diplom

Berufliches 1987 bis 1990 1990 bis 1996 1993 1996 bis 1998 1998 bis 2002 2002 bis 2018

Mitarbeit in nationalen und internationalen Planungsbüros Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Städtebau und Landesplanung, RWTH Aachen Gründung eines Planungsbüros mit Dipl.-Ing. Joachim Haase in Aachen – RHA reicher haase architekten + stadtplaner. RHA erhielt später den 1. Preis im internationalen Wettbewerb für den RWTH- Campus Melaten und die anschließende Bauleitplanung und Gestaltungsplanung Lehraufträge – „Stadterneuerung“ an der RWTH, „Städtebauliches Entwerfen“ an der FH Frankfurt und FH Trier Professur für „Städtebau + Entwerfen“ an der Hochschule Bochum, Fachbereich Architektur Leiterin des Fachgebietes „Städtebau + Bauleitplanung“ an der TU Dortmund, Fakultät Raumplanung

Persönliches Familie Freizeit

verheiratet, zwei Söhne Stadterkundung, Schwimmen, Garten

„Städtebau ist nicht nur die Brücke zwischen den Disziplinen, sondern die Werkstatt zur Gestaltung einer sozialen und zukunftsfähigen Stadtgesellschaft.“ (Kurt Lewin)


Dr. phil. Ralf Schneider ist seit März 2019 Universitätsprofessor für das Fach Anglistische Literaturwissenschaft am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik der Philosophischen Fakultät der RWTH Aachen. geboren

1966 in Aachen

Ausbildung 1988 bis 1995 1995 bis 1999 2004

Studium der Fächer Anglistik, Romanistik (Spanisch und Italienisch) und Padägogik an der Universität zu Köln (1. Staatsexamen für das Lehramt der Sekundarstufe II) Promotion im Fach English Philologie ebda Habilitation im Fach Englische Philologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Berufliches 1995 bis 1997 1997 bis 1999 1999 bis 2004 2004 bis 2005 2005 bis 2019

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Englischen Seminar der Universität zu Köln Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Englischen Seminar der Eberhard-Karls-Universität Tübingen Wissenschaftlicher Assistent am Englischen Seminar ebda Privatdozent am Englischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Professor für Literatur und Kultur Großbritanniens an der Universität Bielefeld

Persönliches Familie Freizeit

verheiratet mit Stephanie Katerle Musik (machen), Kochen, Sport

Ralf Schneider

„Though we see the same world, we see it through different eyes.“ (Virginia Woolf)

Dr.-phil. Hans-Jörg Sigwart ist seit Dezember 2018 Universitätsprofessor für das Fach Politische Theorie und Ideengeschichte an der Philosophischen Fakultät der RWTH Aachen. Mit seinem Team beschäftigt er sich in Forschung und Lehre mit den Grundproblemen politischen Denkens und ihrer Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart. geboren

1969 in Achern

Ausbildung 1992 bis 1998 1998 bis 2003 2010

Studium (Magister) der Politikwissenschaft, Geschichte und Soziologie an der Universität Erlangen-Nürnberg Promotion im Fach Politikwissenschaft ebda Habilitation im Fach Politikwissenschaft ebda

Berufliches 1999 bis 2000 2002 bis 2010 2010 bis 2018 2013 bis 2014 2014 bis 2015 2015 bis 2016 2017 bis 2018

H. B. Earhart Research Fellow an der Louisiana State University, Baton Rouge/USA Wissenschaftlicher Mitarbeiter/Assistent am Institut für Politische Wissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Akademischer Oberrat ebda Vertretung der Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Technischen Universität Darmstadt Vertretung der Professur für Politische Wissenschaft (Sozialkunde) an der Universität Erlangen-Nürnberg Thyssen Senior Research Fellow, Institute for Advanced Study, Central European University, Budapest/Ungarn Vertretung der Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte an der RWTH

Persönliches Familie Freizeit

meine Partnerin, meine zwei Kinder Bergwandern, Fußball spielen (zur Zeit leider nur theoretisch), Geschichten in jeder Form (Buch, Film, Theater etc.)

Hans-Jörg Sigwart „Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie.“ (Kurt Lewin) Fotos: Peter Winandy

WLAN mit mehr Sicherheit – jetzt umstellen! Das hochschulweit nutzbare WLAN eduroam dient den RWTH-Angehörigen als drahtloser Zugang zum World Wide Web. Diese Verbindung kann mit der entsprechenden Berechtigung und Zugangsdaten für mobile Geräte auf dem gesamten Campus genutzt werden. Sicherheit spielt eine zunehmend große Rolle, vor allem bei der Nutzung mobiler Geräte. Aus diesem Grund nutzt die Aachener Hochschule seit 2016 den eduroam Gerätemanager, um den Nutzenden das Anlegen von Zugangsdaten einfach und sicher zu gestalten. Auf diese Weise erhält jedes Gerät, das mit dem eduroam verbunden wird, eigene, sichere Zugangsdaten. Sie lassen auch beim Abgreifen von Benutzernamen und ähnlichen Informationen keinen Rückschluss auf persönlichen Daten zu. Der Login, der vielen Langzeitnutzenden bekannt ist, mit Benutzernamen und Kennwort für den „WLAN/VPN“-Account, zeigte hingegen deutliche Sicherheitsschwächen. So war es möglich, mit sogenannten Evil-Twin-Routern Nutzerinformationen abzufangen und sogar zu missbrauchen. Mit der Umstellung am 4.Juni wird diese Login-Möglichkeit endgültig abgeschaltet. Dann ist es nicht mehr möglich, eduroam mit dem Benutzernamen in der bisheri-

gen Form wie beispielsweise ab123456@rwth-aachen.de zu nutzen. Um die Funktionen der Accounts transparent und intuitiv zu halten, wird der Account „WLAN/VPN“ am 4. Juni in „VPN“ umbenannt. Einen weiterer Aspekt sind die Sicherheitszertifikate, die bei der Nutzung von eduroam validiert werden. Da das Zertifikat auf dem Radius-Server, der für das eduroam-Netzwerk Dreh- und Angelpunkt ist, alle sieben Jahre ausgetauscht werden muss, steht auch diese Umstellung für eudroam-Nutzende an. Am 9. Juli verliert das aktuelle Sicherheitszertifikat seine Gültigkeit, was zur Folge hat, dass Geräte ohne gültiges Zertifikat nicht mehr mit dem eudoram verbunden werden. Daher sollten alle Interessierten so bald wie möglich ihre persönlichen eduroam-Kennungen für Smartphone, Tablet oder Laptop anlegen. Zudem empfiehlt das IT-Center, das neue WLAN-Profil „eduroam“ direkt mit dem neuen Sicherheitszertifikat einzurichten.

RWTHmoodle RWTHmoodle hat zum Sommersemester 2019 das bisherige Lernmanagementsystem L²P abgelöst. Es ist somit die neue zentrale, webbasierte Lehr- und Lernplattform der RWTH Aachen. Ihre virtuellen Lernräume bietet eine breite Palette an Funktionen zur Umsetzung digitaler Lehrformate. Dank vielfältiger Plugins aus der Open-Source-Community von Moodle ist die Plattform flexibel erweiterbar. Ein Demolernraum zeigt anhand des Themas „RWTH Aachen“, welche Funktionen die Lernplattform hat. RWTHmoodle ist jetzt auch in der RWTHApp verfügbar. Ein Update der App kann aus den App-Stores bezogen werden. Die App zeigt zunächst die Lernräume aus RWTHmoodle sowie Dateien und Ordner. Der Funktionsumfang wird im Laufe des Semesters schrittweise ausgebaut. Das RWTHApp-Team nimmt gerne Feedback entgegen, welche Inhalte besonders wichtig sind und daher angezeigt werden sollten.

www.rwth-aachen.de/wlw moodle.rwth-aachen.de

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Lernen im gläsernen Kubus Im Wintersemester wurde das „CT² Center for Teaching and Training“ als Lehr- und Weiterbildungszentrum der Medizinischen Fakultät und zugleich als erstes Investorengebäude im Cluster Biomedizintechnik eröffnet. Direkt neben der Uniklinik RWTH Aachen entstand ein hochflexibler Lehrorganismus mit multifunktionalen Flächen und Entwicklungsmöglichkeiten für weitere Bauabschnitte. Das Gebäude wird unter anderem für den Modellstudiengang Medizin, für Teile der zahnmedizinischen Ausbildung und für den Masterstudiengang Biomedical Engineering genutzt. Das CT² vereint darüber hinaus die Ausbildung von Studierenden mit der Weiterbildung von Ärzten und medizinischem Personal sowie die Erprobung medizinischer Geräte unter einem Dach. Es verfügt über ein Trainingszentrum mit DemonstrationsOperationssaal, einen Multifunktionssaal für bis zu 400 Personen, Lernlounges sowie über Seminarund Büroräume. Bei voller Betriebsauslastung halten sich im Lehrbetrieb rund 1.200 Personen im Gebäude auf. „Tor zum Campus Melaten“ Der prägnante Solitärbau an der Südspitze des Clusters Biomedizintechnik gilt als Sinnbild für das „Tor zum Campus Melaten“. Das Investitionsvolumen für das siebengeschossige Gebäude mit einer Nutzfläche von rund 6.200 Quadratmetern liegt bei rund 20 Millionen Euro. Investor ist die Unternehmensgruppe Frauenrath, Heinsberg. Das architektonische und städtebauliche Konzept stammt von dem Düsseldorfer Architekturbüro slapa oberholz pszczulny | sop architekten. Der kubische Baukörper ist freigestellt auf einem

Das CT² dient der Ausbildung von Studierenden und der Weiterbildung von medizinischem Personal. Foto: Peter Winandy Plateau positioniert und mit einer metallisch glänzenden Gebäudehülle überzogen. Innerhalb des rund 30 Meter langen Kubus befindet sich ein Atrium, das durch zahlreiche Brücken, breite Galerien und großflächige Lernbereiche eine offene und kommunikative Welt der Lehre und Forschung erzeugt. Die Freiflächen wurden so gestaltet, dass in den kommenden Jahren weitere mögliche Baukörper errichtet werden können. Die Grünflächen, Parkplätze und befestigten Wege wurden daher kostengünstig, aber optisch hochwertig umgesetzt. Trainingsobjekte für das Medizinstudium Das innovative methodische Konzept adressiert interprofessionell alle medizinischen Berufsgruppen und sieht die Erlernung und Vertiefung klinisch-praktischer Fähigkeiten unter realen Bedingungen an Trainingsobjekten vor. Dadurch können essentielle Belange der Patientensicherheit, ähnlich wie in der Luftfahrt an Simulatoren,

für die Medizin trainiert werden. „Der Aachener Modellstudiengang Medizin als einer der besten Medizinstudiengänge in Deutschland steht in der Tradition, sich in der Lehre besonders zu engagieren“, so Professor Stefan Uhlig, Dekan der Medizinischen Fakultät. Mit der Anwendungsorientierung in Aus- und Weiterbildung im CT² und seiner engen räumlichen Nachbarschaft zum Center for Biohybrid Medical Systems (CBMS) im Cluster Medizintechnik auf dem Campus Melaten wurde ein verbindender inhaltlicher Spannungsbogen geschaffen. Es bieten sich nun zahlreiche Anknüpfungspunkte für Unternehmen und Forscher. Red

Foto: © sop architekten, B+E Fotografie

Schlaglichter Leibniz-Preis für Wessling Der Membranexperte vom Lehrstuhl für Chemische Verfahrenstechnik der RWTH war einer der vier Wissenschaftlerinnen und sechs Wissenschaftler, denen im März der Gottfried-WilhelmLeibniz-Preis in Berlin verliehen wurde. Der führende Experte auf dem Gebiet der Membrantechnologie und Polymerforschung wird geehrt für seine richtungsweisenden Arbeiten zur Synthese, seine Beschreibung und zum Verständnis semipermeabler, also teilweise durchlässiger synthetischer Membranen. Generell sind Membrane dünne Materialschichten, die zwei Räume voneinander trennen. Damit werden sie zu wichtigen Bestandteilen in industriellen Prozessen, etwa bei der Wasserentsalzung, Abwasser- und Abgasbehandlung oder bei Hochleistungsbatterien und Brennstoffzellen. Der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland ist mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotiert. Die Förderung wird nur auf Vorschlag Dritter gewährt. 8|

DECHEMA-Preis für Rother Professorin Dr. Dörte Rother erhielt den DECHEMAPreis 2018 – die Wissenschaftlerin ist tätig an der RWTH Aachen und im Forschungszentrum Jülich. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wurde am 23. Mai 2019 in Frankfurt übergeben – er wird jährlich für herausragende Forschung zur Technischen Chemie, Verfahrenstechnik, Biotechnologie und Chemisches Apparatewesen verliehen.. Ausgezeichnet werden ihre Leistungen bei Entwicklung effizienter synthetischer Enzymkaskaden zur Herstellung hochwertiger chiraler Substanzen- als katalytischen Werkzeugkasten bezeichnete dies die Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V., kurz DECHEMA. Rother studierte Biotechnologie an der RWTH und promovierte 2008 an der Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf. Seit 2018 hat sie eine Universitätsprofessur an der RWTH inne und leitet zugleich die Forschungsgruppe Synthetische Enzymkaskaden in Jülich.

Graduiertenkolleg zur Teilchenphysik Nach Bewilligung durch die DFG wird das Graduiertenkolleg „Physik der schwersten Teilchen am Large Hadron Collider“ eingerichtet. Es untersucht die schwersten bekannten und vorgeschlagenen Teilchen – das Higgs-Boson als möglichen Schlüssel zu neuer Physik und das Topquark als das schwerste bekannte Quark. Das Higgs-Boson ist für den Mechanismus der Massenerzeugung der bekannten Bestandteile der Materie unabdingbar. Zusätzlich werden bislang noch unentdeckte, schwere Teilchen jenseits des Standardmodells erforscht. Die Promovenden werden dazu befähigt, komplexe Probleme innerhalb großer internationaler Kollaborationen zu lösen. Acht Professorinnen und Professoren und eine Privat-Dozentin aus der experimentellen und theoretischen Teilchenphysik betreuen die Arbeiten. Die Leitung übernimmt Professor Michal Czakon vom Institut für Theoretische Teilchenphysik und Kosmologie.

Stammzellen halten die Luft an Ein internationales Team mit RWTH-Beteiligung konnte zeigen, dass verminderte Sauerstoffverfügbarkeit zur Pflanzenentwicklung beiträgt. Die Ergebnisse veröffentlichte die Fachzeitschrift „Nature“. Ein Baum kann die Erdatmosphäre mittels der Photosynthese mit über 120 Kilogramm Sauerstoff jährlich anreichern. Allerdings benötigen Pflanzen auch selber Sauerstoff für ihre Energieversorgung. Pflanzenorgane wie Wurzeln oder verholzte Sprosse, die keine Photosynthese betreiben, sind darum anfällig für ungenügende Sauerstoffversorgung, die zu eingeschränkter Produktivität oder gar Ernteausfällen führen kann. Forschende der RWTH, der Scuola Superiore Sant‘Anna in Pisa, der Uni Kopenhagen sowie der Uni Heidelberg wiesen nach, dass niedrige Sauerstoffkonzentrationen nicht ausschließlich eine Belastung für Pflanzen sind, sondern zu den Schlüsselbedingungen für die Regulation des Wachstums zählen.


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