RWTHinsight 1/2008

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1 2008 Zeitung für Mitglieder und Freunde der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

Sie reden anders Nach Schätzungen von Fachverbänden leben in Deutschland Millionen hörgeschädigter Menschen. Die Dunkelziffer ist hoch, rund 300.000 besitzen einen Schwerbehindertenausweis. Etwa 80.000 von ihnen beherrschen die Gebärdensprache – sie kommunizieren mit Hilfe von Händen, Mimik, Gestik und Körperhaltung. Eine Forschungsgruppe der RWTH befasst sich im Rahmen von DESIRE mit wissenschaftlichen Fragestellungen zur Gebärdensprache wie auch zur Gehörlosenkultur und arbeitet in anwendungsorientierten Projekten. DESIRE ist das Kürzel für die englische Bezeichnung „Deaf and Sign Language Research Team“. Das Team wurde 1995 gegründet, hier arbeiten mehr als 20 gehörlose und hörende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Fachdisziplinen zusammen. In den vergangenen Jahren wurden von ihnen unter anderem ein bereits erfolgreich eingeführtes Prüfverfahren zur Berufseignung von Gehörlosen mit 26 psychologischen Tests in Gebärdensprache und das Kurs-Konzept „Fliegende Hände“ entwickelt. Die Lernsoftware „Fliegende Hände“ ist auf CD-ROMs erhältlich und auf gehörlose Dozenten oder Kursleiter abgestimmt. Sie enthält neben einem detaillierten Unterrichtsablauf Tipps zum Verhalten in der Klasse sowie Folien- und Spielmaterial. Multimediales Lernen in Gebärdensprache Derzeit wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales die Realisierung eines interaktiven Informations- und Lernportals für Gehörlose zu den Themen Beruf und Bildung gefördert. Das interdisziplinäre Projekt mit dem Titel VIBELLE – „Visuelles zu Beruf, Leben und Lernen“ – führen der Lehrstuhl für Deutsche Philologie sowie die Lehr- und Forschungsgebiete Neurolinguistik und Neuropsychologie der RWTH in Kooperation mit dem FraunhoferInstitut für Angewandte Informationstechnik in St. Augustin durch. In Zusammenarbeit dieser Partner entstand bereits die Aachener Internetlernsoftware zur Berufsqualifizierung Gehörloser AILB – weltweit die erste multimediale, netzbasierte E-Learning-Plattform in Gebärdensprache. Gehörlose können mit ihr schriftsprachliche und mathematische Fertigkeiten sowie berufsrelevantes Wissen erwerben, was ihre Integration in den Arbeitsmarkt unterstützt. Die Deutsche Gebärdensprache wird dabei in Form von Videosequenzen eingesetzt. „Gebärdensprachen sind grundsätzlich vollwertige Sprachen mit einer eigenen Grammatik, die in ihren Möglichkeiten gesprochener Sprache gleichwertig sind“, betont Projektleiter Dr. Florian Kramer. Seit im Jahr 2002 das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) in Kraft trat, ist die Deutsche Gebärdensprache auch als eigenständige Sprache anerkannt. Aber auch Gebärdensprachen sind nicht international. Die Gebärde für “Brot bestreichen“ ist beispielsweise in Deutschland eine völlig andere als in der Türkei. Mit der Bewegung wird einmal eine Scheibe Brot dargestellt, sie unterscheidet sich stark von einem Frühstück mit einem Fladenbrot, das mit der Hand in mundgerechte Stücke gerissen wird. So entstand in jedem Land eine eigene Gebärdensprache – abhängig von der jeweiligen Kultur. „Wir wollen daher in unseren Projekten auch die Kultur der Gebärdensprache berücksichtigen“, so Kramer.

„Fliegende Hände" – Ege Karar von der interdisziplinären Forschergruppe DESIRE mit Gebärdendolmetscherin Ulrike Bobka. Fotos: Peter Winandy

Projektkoordination im Lehrstuhl für Deutsche Philologie Der gehörlose Diplom-Sozialpädagoge Ege Karar kennt die Probleme der Gehörlosen, insbesondere wenn es um einen Einstieg in die Berufswelt und den Arbeitsalltag geht. Geboren als Kind gehörloser Eltern absolvierte er ein Studium an der Fachhochschule Potsdam. „Das Studium war für mich nicht einfach, eine Gebärdensprachdolmetscherin konnte nur teilweise zur Verfügung gestellt werden. Dennoch habe ich es geschafft“, berichtet Karar. DESIRE lockte ihn dann nach Aachen. „Hier kann ich Gehörlosen berufliche Perspektiven aufzeigen. Wenn Jugendliche über unser Portal Kontakt zu Menschen bekommen, die trotz mancher Schwierigkeiten ihren Berufswunsch umgesetzt haben, zeigen wir positive Vorbilder und machen Mut.“ Mit seinen Kolleginnen und Kollegen erstellt er barrierefreie Angebote im Internet, die für Hörende und Gehörlose gleichermaßen zugänglich sind. Er erstellt die Texte, ist Moderator und auch für die Bearbeitung der Videosequenzen zuständig. „Früher war Gebärdensprache verpönt. Das hat sich stark gewandelt. Die Technik macht heute vieles leichter, vor allem das Internet ist ein wichtiges Kommunikationsforum der Gehörlosen“, gebärdet er. Im Lehrstuhl für Deutsche Philologie unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Ludwig Jäger ermöglicht ihm ein Bildtelefon und ein Telefonvermittlungsdienst die Kommunikation. So kann ein Gebärdendolmetscher ein Gespräch zwischen einem Gehörlosen und einem Hörenden übersetzen. Dieser Service steht Gehörlosen im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit viele Stunden täglich zur Verfügung. Nach dem Sozialgesetzbuch können auch Gebärdensprachdolmetscher für Termine angefordert werden. Innerhalb des DESIRETeams ist die Kommunikation problemlos, da hier auch die Hörenden die Gebärdensprache beherrschen. Finanziert wird die Arbeitsplatzausstattung für Ege Karar sowie für zehn weitere gehörlose Angehörige von RWTH und Universitätsklinikum durch den Landschaftsverband Rheinland und die Stadt Aachen. Der 32-Jährige engagiert sich neben seiner täglichen Arbeit in internationalen Workshops für Gehörlose und besuchte beispielsweise im vergangenen Jahr den Weltkongress der Gehörlosen in Madrid, wo er die Aachener Gebärdensprach-Projekte präsentierte. Der Lehrstuhl für Deutsche Philologie bietet für Hörende Kurse zum Erlernen der Gebärdensprache an. Informationen sind im RWTH-Webangebot im Campus Informationssystem zu finden. Angelika Hamacher www.vibelle.de

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Lotsen im Exzellenzprozess Im Oktober 2007 wurde das Zukunftskonzept der RWTH Aachen innerhalb der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder durch eine gemeinsame Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Wissenschaftsrats ausgezeichnet. Im Rahmen dieses Wettbewerbs wurden an der RWTH Aachen zudem die Graduiertenschule „Aachen Institute for Advanced Study in Computational Engineering Science (AICES)“ sowie die Exzellenzcluster „Ultra High-Speed Mobile Information and Communication”, „Integrative Produktionstechnik für Hochlohnländer” und „Maßgeschneiderte Kraftstoffe aus Biomasse” bewilligt. Das Gesamtvolumen der Förderung, die sich über die Jahre 2006 bis 2012 erstreckt, beträgt 180 Millionen Euro. Anfang dieses Jahres wurde in der Hochschulverwaltung das AixIni-Team eingesetzt, dessen Aufgabe die administrative Begleitung des Zukunftskonzepts ist. Das Team gehört innerhalb der Hochschulverwaltung zum Dezernat 6.0 „Planung, Entwicklung und Controlling“ unter der Leitung von Kanzlerstellvertreter Heinz-Herbert Kaußen. Projektsteuerung, Controlling und Berichte Die Aufgaben des dreiköpfigen Teams umfassen vor allem die Projektsteuerung und das Controlling sowie die interne und externe Kommunikation im Rahmen der Exzellenzinitiative. Im Zuge der Umsetzung des Zukunftskonzepts bereitet es Entscheidungen des Rektorats vor, organisiert die übergreifende Koordination der Maßnahmen und Aktivitäten und unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule. Dem Team obliegt außerdem das Berichtswesen gegenüber den Gremien der Hochschule, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Wissenschaftsrat. Es arbeitet eng mit den Koordinatoren der einzelnen Maßnahmen des Zukunftskonzepts und mit der Pressestelle der RWTH Aachen zusammen. Geleitet wird das AixIni-Team von Dipl.-Kfm. Olaf Gockel, der schon zuvor im Dezernat 6.0 tätig war. Seine Kollegin Christina Marx, M.A., koordinierte bislang in der Abteilung Organisation die englischsprachige Onlinepräsentation der Hochschulverwaltung, Annette Dederichs, M.A., kam als neue RWTHMitarbeiterin zum Team.

Chance zum Wandel Die Förderung im Rahmen der Exzellenzinitiative bietet der RWTH Aachen die Chance, innerhalb weniger Jahre ihr wissenschaftliches Profil zu schärfen und mit Spitzenforschung ihre internationale Sichtbarkeit deutlich zu steigern. Um das zu erreichen, hat die Hochschule eine Strategie entwickelt, die sich grundlegend in ihrem Zukunftskonzept „RWTH 2020: Meeting Global Challenges“ niedergeschlagen hat. Um den tiefgreifenden und komplexen Prozess der Neuorientierung und -fokussierung zu bewältigen, wurden im Rahmen eines institutionellen Strategieplanes vier spezifische Maßnahmen ausgearbeitet, die noch existierende Defizite beheben und vorhandene Stärken ausbauen werden. Dazu gehören das Schärfen des wissenschaftlichen Profils der Hochschule, der Ausbau der Jülich-Aachen Research Alliance (JARA), die Einführung eines universitätsumfassenden Personal- und Organisationsentwicklungskonzeptes sowie die Stärkung der universitären Managementstrukturen. Das AixIni-Team leistet im Rahmen dieses Umstrukturierungsprozesses wesentliche Hilfestellung bei der Umsetzung des Projekts und ist die zentrale Anlaufstelle für Fragen und Belange rund um das Zukunftskonzept der RWTH Aachen. Informationen über die Exzellenzinitiative stellt es unter anderem im Inter-

Sie koordinieren Bausteine der Exzellenzinitiative – Christina Marx, Olaf Gockel und Annette Dederichs (von links) vom Dezernat Planung, Entwicklung und Controlling sind Ansprechpartner in Sachen Zukunftskonzept der RWTH. Foto: Peter Winandy net in einem gesondertem RWTH-Webportal zur Verfügung. Insgesamt entstehen an der RWTH Aachen aufgrund der Förderung durch die Exzellenzinitiative bis zu 400 neue Stellen für wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Allein im Bereich der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften entstehen beispielsweise derzeit acht neue Forschungsfelder, die mit hochqualifizierten Juniorprofessorinnen und -professoren aus dem In- und Ausland besetzt werden sollen. Bei der Akquise des Personals werden besondere Anstrengungen zur Gewinnung von Frauen auf allen Ebenen von Forschung, Lehre und Verwaltung unternommen. Infos zur Exzellenzinitiative gibt das AixIni-Team über www.exzellenz.rwth-aachen.de oder telefonisch unter 0241/ 80-901 15, -901 16 oder -901 14.

Zwei Forschungsschulen für die RWTH

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Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie hat zwei Forschungsschulen für die RWTH bewilligt. Ab dem Wintersemester 2008/09 werden dort herausragende Studierende systematisch innerhalb von drei Jahren zur Promotion geführt. Die Forschungsschulen eröffnen herausragenden Studierenden die Chance, auf hohem Niveau bei den jeweiligen Spitzenforscherteams der Hochschulen zu promovieren. Mit dem neuen Angebot, das in der Regel von mehreren Hochschulen gemeinsam getragen wird, sollen besonders Bewerberinnen und Bewerber aus dem Ausland geworben werden, um die Internationalisierung der Hochschulen und Forscherkooperationen auszubauen. Wer aufgenommen wird, erhält zugleich auch ein monatliches Stipendium in Höhe von bis zu 1.300 Euro. Die Forschungsschulen werden in der Regel zu gleichen Teilen

von der jeweiligen Hochschule und dem Land finanziert. Insgesamt 36 Millionen Euro wird alleine das Land NRW in den nächsten fünf Jahren investieren. Insgesamt 32 Bewerbungen von zwölf Universitäten lagen einer Jury zur Auswahl vor. Bewilligt wurde an der RWTH ab dem Wintersemester 2008/09 zum einen die Forschungsschule „Brennstoffgewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen“ unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Schröder vom Aerodynamischen Institut. Als interdisziplinäre Forschungs- und Ausbildungsinstitution soll sie an vorhandene Forschungszentren der Hochschule angegliedert werden und so über den Brückenschlag zwischen diesen Exzellenzbereichen eine vertiefte, fächerübergreifende Ausbildung bereitstellen. Hierbei wird insbesondere auf eine Ausbildung auf den drei fachspezifischen Kompetenz-

gebieten Biologie, Chemie und Ingenieurwesen Wert gelegt, die durch soziale Kompetenzbildung vervollständigt wird. Der Lehrstuhl für Informatik 5 unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Matthias Jarke formulierte – gemeinsam mit der Universität Bonn und dem Fraunhofer-Institutszentrum Schloss Birlinghoven IZB – den Antrag für die Forschungsschule „Bonn-Aachen International Research School on Applied Informatics (B-IT Research School)“. Sie ergänzt die erfolgreichen internationalen Masterprogramme des Bonn-Aachen International Center for Information Technology (B-IT) um eine strukturierte Doktorandenförderung. Laut Jarke wird damit eine Lücke zwischen den Angeboten im Masterbereich und den großen Forschungsprojekten wie beispielsweise dem RWTH-Exzellenzcluster UMIC „Ultra high-speed Mobile Information and Communication“ geschlossen. Ha

Bauplanung für den RWTH Aachen Campus

Sie präsentierten den prämierten Entwurf für den RWTH Aachen Campus – Harald K. Lange vom BLB, Jury-Vorsitzender Professor Carl Fingerhuth, Projektleiter Professor Güntner Schuh und die städtische Baudezernentin Gisela Nacken (von links). Foto: Bernd Klass, BLB

„Wir möchten, dass auf dem Campus geforscht, entwickelt, gelernt und gelebt wird“, fasste Projektleiter und Rektoratsbeauftragter Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.Ing. Günther Schuh die Ziele des ehrgeizigen Vorhabens zusammen. Mit dem RWTH Aachen Campus soll in Aachen ein ideales Forschungsgelände für Wissenschaft und Industrie geschaffen werden. Im Dezember fiel die Entscheidung im städtebaulichen Wettbewerb für das Areal, den der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB NRW) für den ersten Bauabschnitt ausgeschrieben hatte. Gemäß dem Auslobungstext plant die Aachener Hochschule die Errichtung eines technologieorientierten Campus, auf dem Hochschulinstitute im räumlichen Verbund mit Unternehmen als Großcluster Forschung und Entwicklung effektiv betreiben können. Der erste Bauabschnitt befindet sich in direkter Nachbarschaft zu den bestehenden RWTHEinrichtungen in Melaten. Das Gebiet umfasst laut Aufgabenbeschreibung etwa 270.000 Quadratmeter und setzt sich aus der so genannten Parkspange, einem Hochplateau und einem Verbindungsbereich am Wilkensberg zusammen. Das Rennen um den besten Entwurf machte das Aachener Architektenbüro „rha reicher haase associierte GmbH“. Deren Konzept überzeugte das Preisgericht, dem Vertreter der Hochschule, der Stadt und mehrerer NRW-Ministerien angehörten. Das Gremium um Professor Carl Fingerhuth aus der Schweiz entschied sich sogar einstimmig für das Vorhaben der Architekten aus der Kaiserstadt. Das Team um die Professorin Dipl.-Ing. Christa Reicher habe eine klare Konzept-Philosophie entwickelt, das Gebaute werde mit der Landschaft in Einklang gebracht. Da der neue Komplex an die Stadt angebunden sei, bilde der Wissenschaftscampus keinen isolierten Hightech-Bereich. Prägendes Element des Entwurfes ist die Gestaltung eines zentralen Erschließungsbogens, ergänzt durch die vorhandene Landschaft, heißt es im Beurteilungstext der Juroren. Er setze Teile des neuen Campus mit den bestehenden Einrichtungen in Beziehung und sei gleichzeitig das Rückgrat, das die Cluster auf dem Hochplateau miteinander verbinde. Der Boulevard rund um das Gelände, weitere Grünanlagen wie ein Campus-Park oder auch eine Wissenschaftsallee mit Bars und Restaurants

verhinderten das Entstehen eines kalten Betonkomplexes. Vorgesehen sind weiterhin ein Hotel, Geschäfte, eine Kindertagesstätte und weitere Serviceeinrichtungen. Bürgerbeteiligung und Verträglichkeitsprüfungen Insgesamt sollen in drei Phasen mit dem neuen Campus Gebäude und Infrastruktur für geschätzte rund 750 Millionen Euro entstehen, die Platz für mehrere tausend Arbeitsplätze bieten. Einen Großteil der Investitionen werden die Unternehmen beitragen, die sich auf dem Campus ansiedeln. „Das Modell hat Zukunft“, zeigte sich das WZL-Direktoriumsmitglied Schuh vom Erfolg überzeugt. „Für die Industrie ist das ein günstiger Weg, Kernkompetenzen in neuen Technologien aufzubauen.“ Hochschule und Industrie können auf diese Weise ihre Forschungsobjekte besser aufeinander abstimmen – eine Kooperation, von der beide Seiten profitierten. Vom 31. März bis 11. April erhielt jetzt die Aachener Öffentlichkeit Gelegenheit zur Einsichtnahme in die Planung mit der Darstellung der voraussichtlichen Auswirkungen. Im Bezirksamt des Stadtteils Laurensberg wurden die Pläne für den ersten Abschnitt im Erweiterungsgebiet Melaten zur Einsichtnahme ausgelegt. Die Bürgerinnen und Bürger konnten ihre Stellungnahmen abgeben, die von der kommunalen Verwaltung geprüft werden müssen. Parallel zu der im Baugesetzbuch vorgeschriebenen Beteiligung der Öffentlichkeit hat der Bauherr BLB NRW Gutachter zu den Themen Umwelt, Lärm, Luft, Schadstoff und Boden beauftragt. Diese werden in einem Umweltbericht zusammengeführt. Der nächste Schritt der Offenlage wird seitens der Stadt Aachen dann im Herbst eingeleitet. www.blb.nrw.de/ projekte/rwthaachencampus.htm


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Flugversuche unter Wasser Der weltweite Luftverkehr wächst seit Jahren kontinuierlich mit etwa fünf Prozent pro Jahr. Bis zum Jahr 2025 wird sich der Passagierflugverkehr laut aktueller Prognosen verdoppeln. Immer mehr internationale Flughäfen stoßen dadurch an ihre Grenzen. Die Anzahl der Flugbewegungen ist aufgrund vorgegebener Sicherheitsabstände limitiert. Sie müssen zwischen startenden oder landenden Flugzeugen eingehalten werden, weil sich bei Start und Landung starke Wirbel hinter den Flugzeugen bilden. Diese so genannte Wirbelschleppe kann das Abheben und Landen nachfolgender Flugzeuge erheblich gefährden. Das Institut für Luft- und Raumfahrt der RWTH unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr.Ing. Rolf Henke untersucht das Verhalten der Wirbelschleppe am Modell eines Langstreckenflugzeugs im Wasserschleppkanal des Entwicklungszentrums für Schiffstechnik und Transportsysteme in Duisburg. Wirbelschleppen sind drehende Luftmassen, die sich hinter den Tragflächen und an den Flügelspitzen von Flugzeugen bilden. Noch Minuten nach dem Start einer Maschine rotieren die unsichtbaren Wirbel in der Luft weiter. Je schwerer Flugzeuge sind, desto stärker ist auch die Wirbelschleppe und umso gefährlicher ist sie für nachfolgende Flugzeuge. Im November 2001 kam es im New Yorker Stadtteil Queens zu einem verheerenden Unfall: Eine große Linienmaschine stürzte unmittelbar nach dem Start unter dem Einfluss der Wirbelschleppe eines kurz vorher gestarteten Flugzeugs ab. Die Kenntnis über die Struktur von Wirbeln ist für die Luftfahrt also von größter Bedeutung.

Höhere Kapazität von Flughäfen durch kürzere Sicherheitsabstände Der Bau weiterer Start- und Landebahnen oder gar neuer Flughäfen stößt weltweit auf Ablehnung. Um dennoch ein Verkehrswachstum zu ermöglichen, also die Kapazität von Flughäfen zu erhöhen, müssten die Sicherheitsabstände zwischen zwei Flugzeugen verringert werden. Hierzu untersucht das RWTHInstitut die Struktur und das Verhalten der Wirbelschleppe. Die Wissenschaftler versuchen zunächst, genaue Kenntnis über das Abklingverhalten von Wirbeln zu erlangen. Wenn möglich, soll dann das Wirbelsystem durch eine aktive Beeinflussung zum schnellen Zerfall gebracht werden. Die Gefahr für nachkommende Flugzeuge könnte somit verringert werden. Im Tiefwassertank des Entwicklungszentrums für Schiffstechnik und Transportsysteme in Duisburg führen die Aachener Wissenschaftler Versuche an einem Modell durch, das in seiner Konfiguration der eines Langstreckenverkehrsflugzeugs gleicht. Dabei wird das Flugzeugmodell mittels eines Schleppwagens über eine Länge von zirka 50 Meter durch das Wasser gezogen. Die dahinter entstehenden Wirbel sind mit denen eines startenden oder landenden Flugzeugs direkt vergleichbar. Der Wirbelnachlauf hinter dem Modell wird mittels der Particle Image VelocimetryTechnik untersucht. Dazu wird ein Laserstrahl über eine Optik in die Messebene des Kanals, in dem der Versuch stattfindet, projiziert. Der Laserlichtschnitt beleuchtet im Wasser schwebende Partikel, die der Wirbelströmung folgen. Das durch das Flügel-Rumpf-Modell

entstehende Wirbelsystem wird dadurch sichtbar. Vier Kameras nehmen die Partikelbilder auf und liefern Informationen über die Geschwindigkeitsverteilung der einzelnen Wirbel. Daraus können dann wichtige Erkenntnisse über die Struktur und die Lebensdauer der drehenden Luftmassen gewonnen werden. Beteiligt an einem SFB Das eigens für den Versuch gefertigte FlügelRumpf-Modell entspricht den Proportionen eines Langstreckenflugzeugs und hat eine Spannweite von 1,2 Meter. Die Flügel sind mit Querrudern und mit so genannten Winglets an den Flügelspitzen versehen. Die Wissenschaftler wollen den Zerfall des Wirbelsystems messen und ihn durch das gezielte Zusammenspiel von oszillierenden Rudern beschleunigen. Im Erfolgsfall lässt sich so die Gefährdung für nachfolgende Flugzeuge verringern. Dadurch könnte die immer dringender werdende Erhöhung der Kapazität an Flughäfen ermöglicht werden.

In einem Tiefwassertank werden die Wirbel hinter einem Flugzeug, die beim Starten oder Landen entstehen, sichtbar gemacht und vermessen. Foto: Peter Winandy

Am Institut für Luft- und Raumfahrt laufen seit etwa zehn Jahren Versuche zu Wirbelschleppen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert diese Untersuchungen im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Strömungsbeeinflussung und Strömungs-Struktur-Wechselwirkung an Tragflügeln”. Die Kosten zur Vorbereitung und Durchführung der Messkampagne in Duisburg belaufen sich auf rund 100.000 Euro. Alain Kniebs

Sehprothese erfolgreich erprobt Wissenschaftlern der RWTH und anderer Forschungsinstitutionen ist es gemeinsam gelungen, nach zwölfjähriger Entwicklungsarbeit die erste vollständig in das Auge implantierbare Sehprothese erfolgreich bei Patienten einzusetzen. Im März stellten Univ.-Prof. Dr. Peter Walter, Leiter der Augenklinik des Universitätsklinikums, und Univ.-Prof. Dr. Wilfried Mokwa, Leiter des RWTH-Instituts für Werkstoffe der Elektrotechnik, das Ergebnis der ersten Tests vor. Das Besondere an dem eingesetzten EpiRet III-System ist, dass es als einziges nicht mit Kabelverbindungen von außen versorgt werden muss. Das reduziert die Operationszeit, die Handhabbarkeit ist einfacher und die Belastungen für den Patienten sind geringer. Die komplikationslos verlaufenen Operationen wurden in einer klinischen Studie an sechs blinden Patienten der UniversitätsAugenklinik Aachen und der Universitäts-Augenklinik Essen durchgeführt. Während einer vierwöchigen Testphase wurde das System durch einen Sender von außen aktiviert und die Netzhaut von Spezialisten mit verschiedenen Testreizen untersucht. Dabei zeigte sich, dass bei allen Patienten Seheindrücke auslösbar waren und Muster unterschieden werden konnten. Erblindete erlangen somit wieder ein rudimentäres Sehvermögen und nehmen beispielsweise Lichtkontraste oder Hindernisse wahr. Die erforderlichen Stromstärken lagen in einem sehr niedrigen Bereich, so dass eine lebenslange Dauernutzung des Implantates möglich sein wird. Die Arbeiten wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell gefördert. Nach dem Erfolg des Konzepts gründeten die assoziierten Medizintechnikfirmen die Firma EpiRet GmbH, die ein marktfähiges Retina-Implantat weiterentwickeln und produzieren soll.

Oberarzt Dr. Gernot Rössler vom Universitätsklinikum mit dem Implantat, das aus der runden Kunstlinse mit integrierter Elektronik und Reizelektroden besteht. Foto: Peter Winandy

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Ausschreibung „Stellvertreterinnen der Gleichstellungsbeauftragten der RWTH“ Das Hochschulfreiheitsgesetz des Landes sieht vor, dass eine Gleichstellungsbeauftragte die Belange der Frauen wahrnimmt, die Mitglieder oder Angehörige der Hochschule sind. Sie soll auf die Einbeziehung frauenrelevanter Aspekte bei der Erfüllung der Aufgaben der Hochschule hinwirken – vor allem bei der wissenschaftlichen Arbeit, bei der Entwicklungsplanung und bei der leistungsorientierten Mittelplanung. In der Grundordnung der RWTH ist geregelt, dass die Funktion der Gleichstellungsbeauftrag-

ten und ihrer Stellvertreterinnen hochschulöffentlich ausgeschrieben wird. Auf diesem Wege werden derzeit zwei Stellvertreterinnen gesucht. Auf Vorschlag einer Findungskommission werden sie vom Senat der Hochschule für die Dauer von zwei Jahren gewählt. Wählbar sind weibliche Mitglieder der Hochschule aus der Gruppe der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer sowie der Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihre Mitwirkung im Team der Gleich-

stellungsbeauftragten beinhaltet als eine wesentliche Aufgabe die Unterstützung der Hochschule bei allen Gleichstellungsmaßnahmen und bei der Integration der Genderperspektive. Die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte wird teilweise von ihren Dienstaufgaben entlastet. Sie ist Angehörige der Verwaltung und von fachlichen Weisungen frei. Bewerberinnen sollten unter anderem kommunikations- und kooperationsfähig sein, eigeninitiativ und verantwortungsbewusst

handeln, über gute Kenntnisse der rechtlichen wie organisatorischen Grundlagen der Hochschule verfügen und mit Gleichstellungsfragen vertraut sein. Bewerbungen können bis 30. April eingereicht werden. Interessentinnen finden den vollständigen Ausschreibungstext unter http://www.rwthaachen.de/go/id/qwk/ sowie Infos zur Gleichstellungsbeauftragten unter www.rwthaachen.de/go/id/epd/.


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Sie brachten mit ihrem Versuchsapparat die Bionik in die Schulen – Anne Ziemons und Martin Wüller. Foto: Peter Winandy vorbeiziehen lassen und dabei deren Reaktionen messen – Biologie zum Anfassen, so wie sich Schülerinnen und Schüler einen anschaulichen Unterricht wünschen. „Mit dem Elektroantennometer bringen wir das Thema Bionik auf spannende Weise in die Schulen“, freut sich denn auch Martin Wüller. Der Oberstudienrat unterrichtet am Alsdorfer Gymnasium und arbeitet darüber hinaus an der RWTH in der fachdidaktischen Ausbildung der Lehramtsstudierenden sowie im Fortbildungsprogramm für Biologie-Lehrer mit. Mit der Bionik bildet man biologische Abläufe in der Natur technisch nach, um sie für die Menschen nutzbar zu machen. Ein bekanntes Produkt ist der Klettverschluss, der nach dem baulichen Prinzip der Klettfrucht in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt wurde. Auch der Düsenantrieb für Raketen hat natürliche Vorbilder: Wissenschaftler kopierten dazu das Rückstoßprinzip von Tintenfischen und Quallen. Die Kenntnisse über die Geruchsdetektion bei Insektenantennen könnten dazu dienen, hochkomplexe technische Sensoren zu entwickeln, die beispielsweise Brandherde früher als bisher erkennen.

Ein Käfer schlägt Feueralarm

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Sie haben den richtigen Riecher: Manche Käfer erkennen bereits kilometerweit entfernt Brandgeruch. Lange bevor die menschliche Nase den Rauch wahrnimmt, schlagen die Insekten Alarm. Ihre Antennen sind mit Riechhaaren ausgestattet, die in ihrer Funktion als Sinnesorgan mit dem Fachbegriff Sensillen bezeichnet werden. Sie leiten die Duftsignale an das zentrale Nervensystem weiter. „Insektenantennen sind hervorragende Biosensoren“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Johannes Bohrmann vom Institut für Biologie II, Abteilung Zoologie und Humanbiologie, der RWTH. „Schon heute sind Antennen verschiedener Brandkäfer als tierische Feuermelder im Einsatz, indem sie in Geräten über Waldgebiete geflogen werden und gegebenenfalls Signale an eine Bodenstation weitergeben.“ Das faszinierende Phänomen der Duftdetektion macht der Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Univ.-Prof. Dr. Werner Baumgartner, Lehr- und Forschungsgebiet Zelluläre Neurobionik, nun für Schulen zugänglich. Anne Ziemons, eine Biologie-Lehramtskandidatin, hatte im Rahmen ihrer Examensarbeit ein so genanntes Elektroantennometer für den Schulversuch entwickelt. Anfang 2008 wird die Bauanleitung in der fachdidaktischen Zeitschrift „Unterricht Biologie“ veröffentlicht. Mit dem Versuchsapparat können Kinder und Jugendliche Düfte an Insektenantennen

Faszination Technik im Lehramtsstudium Der schulische Versuchsaufbau mit dem Aachener Elektroantennometer ist hingegen Technik für jedermann: „Zunächst werden einem jungen Insekt – etwa einer in der Schule leicht zu züchtenden Stabheuschrecke – die oberen Enden der Antennen abgezwackt“, berichtet Martin Wüller. Der Biologe weist ausdrücklich daraufhin, dass die Tiere an dieser Stelle kein Schmerzempfinden haben und die Antennen wieder nachwachsen. Die Antenne wird dann in einen Antennenhalter gelegt, der aus zwei abgeschnittenen Filmdosen besteht, die mit einem Elektrolyt gefüllt sind. Ein umfunktionierter Computerlüfter ist ein weiterer Bestandteil des etwa 15 mal 15 Quadratzentimeter großen Geräts. Er saugt die Luft beziehungsweise Duftstoffe aus der Umgebung an. Die Riechhaare der Insektenantennen nehmen sie auf und senden entsprechende Signale aus, die mit Hilfe zweier Silberdrähte an einen selbstgebauten Verstärker geleitet werden. Dort werden die schwachen Antennensignale verstärkt, so dass sie an einem Amperemeter als Ausschlag gut wahrgenommen werden können. An dieser Stelle wurde der Sinn fürs wirklich Brenzlige denn auch ganz offensichtlich: „Die Testreihe der Examensarbeit zeigt, dass die Insektenantenne auf Rauch ganz extrem reagiert“, berichtete Bohrmann, „aber auch bei Früchtetee und für den Menschen geruchlosen Insekten-Fallen waren die Ausschläge enorm.“ Die Bionik genießt an der RWTH als technischer Hochschule einen besonderen Stellenwert. So ist die Fachrichtung inhaltlicher Bestandteil des Ausbildungsmoduls „Faszination Technik“, das für Lehramtskandidatinnen und -kandidaten sämtlicher Fachrichtungen in Aachen verpflichtend ist. Ziel des Studienmoduls ist es, angehenden Lehrerinnen und Lehrern verschiedene Techniken transparent zu machen – und dadurch eine technikoffene Grundhaltung für den späteren schulischen Alltag zu fördern. Ilse Trautwein

Gefühle werden sichtbar: die JARAHirnforschung Von todtraurig bis himmelhochjauchzend reicht die Palette menschlicher Gemütszustände. Gefühle wie Freude, Bestürzung, Trauer oder Stress begleiten uns ein Leben lang. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wie Privatdozentin Dr. Ute Habel, leitende Psychologin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Aachen, gehen der Ursache auf den Grund: „Uns interessieren die neuronalen Grundlagen von Emotionen und wie sich Gehirnaktivitäten bei psychischen Störungen verändern. Dies ist klinisch relevant, weil bei allen psychischen Störungen immer auch das Gefühlsleben stark betroffen ist.“ Eine der organischen Schaltzentralen von Emotionen ist der so genannte Mandelkern, die Amygdala, im Gehirn. Dieses lediglich 1,5 Kubikzentimeter große Kerngebiet verknüpft ankommende Reize mit internen Reaktionen. Lachende Kinder etwa lösen bei vielen Menschen Glücksgefühle aus, schwere Unfälle oder Todesfälle hingegen eher Angst oder Trauer. „Mit Hilfe der modernen Bildgebungsverfahren ist es möglich, die Aktivität in der Amygdala und damit vernetzter Hirnareale bei verschiedenen Aufgabenstellungen darzustellen“, erläutert Habel. Die funktionelle Kernspintomographie, mit der sie ihre Untersuchungen durchführt, nutzt ein körpereigenes Kontrastmittel, das Desoxyhämoglobin. Dessen Konzentration im Blut verändert sich abhängig vom Aktivierungszustand des Gehirns. Das Resultat ist auch für Laien sichtbar: Auf dem Monitor sind aktivierte Hirnbereiche farblich gekennzeichnet, je nachdem, welche Aufgaben das Gehirn gerade erfüllt. Künftig Gehirnjogging mit dem Kernspintomograph Bei ihren Forschungsvorhaben, unter anderem im Bereich Schizophrenie, kooperiert Ute Habel seit vielen Jahren mit

dem Forschungszentrum Jülich. Die hervorragende technische Ausstattung dieser außeruniversitären Einrichtung ermöglicht unter anderem funktionelle Messungen an Patienten im Kernspintomographen. „Schizophrenie ist volkswirtschaftlich gesehen die teuerste psychische Erkrankung“, berichtet Ute Habel. „Die Patienten erkranken früh, sie werden im Falle der oft chronisch verlaufenden Erkrankung vorzeitig erwerbsunfähig und verursachen hohe Krankheitskosten.“ Bisher behandelt man die Erkrankten sowohl medikamentös als auch psychotherapeutisch. „Wir möchten künftig über diese und weitere psychische Erkrankungen möglichst viele Informationen gewinnen. Erkrankungen wollen wir früh vorhersagen können und durch individuell angepasste Therapien den Krankheitsverlauf optimal beeinflussen.“ Voraussetzung dafür ist, die genauen individuellen Muster eines Menschen zu erkennen, beispielsweise indem Geschlechtsunterschiede bei Gesunden und psychisch Erkrankten beachtet werden – ein weiterer Forschungsschwerpunkt der Psychologin. Möglicherweise lassen sich die Tomographen in der Zukunft nicht nur als Diagnose-, sondern auch als Therapiegeräte einsetzen. Der Kernspintomograph wäre sogar als Fitnessgerät für das Gehirn einsetzbar, wie die Wissenschaftlerin bestätigt: „Wir nennen das Therapieverfahren Neuro-Biofeedback. Dabei werden die Gehirnaktivierungen des Patienten bei bestimmten Untersuchungen unmittelbar am Computer ausgewertet und an den Patienten zurückgemeldet.“ Dieser wird dann aufgefordert, die Hirnaktivierung bewusst zu beeinflussen. Dazu versucht der Patient beispielsweise, Pfeile auf einem Bildschirm willentlich und zielgerichtet zu bewegen, wobei die Bewegung des Pfeils der Hirnaktivität in einer bestimmten Region entspricht.

Die leitende Psychologin Ute Habel an einem 3-Tesla-Kernspintomographen: Ein Kran war nötig, um im Februar das neue und 2,6 Millionen Euro teure Gerät in das Universitätsklinikum Aachen zu befördern. Foto: Peter Winandy Jülich-Aachener Allianz bietet Forschern mehr Optionen Bei den unterschiedlichen Forschungsprojekten profitiert die Wissenschaftlerin auch von JARA, der „Jülich – Aachen Research Alliance“. Sie wurde im Rahmen der Exzellenzinitiative zwischen den beiden Einrichtungen geschlossen. Mit der JARA BRAIN genannten Sektion wird angestrebt, neue Strategien zur Prävention, Diagnose und Therapie psychischer und neurologischer Hirnerkrankungen zu entwickeln. „Ein weiterer Baustein der Forschungsallianz ist das von mir koordinierte internationale Graduiertenkolleg zu Schizophrenie und Autismus, das gezielt den wissenschaftlichen Nachwuchs in beiden Einrichtungen fördert.” Ute Habel schätzt die herausragenden Forschungsbedingungen und das gute Arbeitsumfeld in Jülich und Aachen, das ihr die Flexibilität gibt, die sie als Wissenschaftlerin und zweifache Mutter braucht. „Wissenschaft und Familie miteinander zu verbinden, ist nicht immer ganz einfach. Man braucht ein gutes Netzwerk und Organisations- sowie Improvisationstalent.“ Um mehr Frauen für die Forschung zu gewinnen, müssten aus ihrer Sicht die Arbeitszeiten flexibler gehandhabt und mehr bezahlbare Betreuung für die Jüngsten angeboten werden. Ilse Trautwein


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Ein Lego-Roboter kodiert und dekodiert Morsezeichen – konstruiert wurde er in einem Erstsemesterprojekt der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik. Foto: Lehrstuhl für Bildverarbeitung der RWTH „SOS“ morst der Lego-Roboter mit einem Stift auf das Papier. Drei kurze, drei lange und nochmals drei kurze schwarze Striche. Doch anstelle hektischer Betriebsamkeit angesichts des Hilferufs schauen Martin Riedl und seine drei Kommilitonen äußerst zufrieden auf ihren selbst gebauten und programmierten Roboter: Die vier RWTH-Studenten haben soeben erfolgreich ihre Wahlaufgabe beim ErstsemesterProjekt „Matlab meets Lego Mindstorms“ abgeschlossen. Die neue Pflichtveranstaltung für alle Erstsemester des Bachelor-Studiengangs der Elektrotechnik, Informationstechnik und Technischen Informatik erfüllt sämtliche Kriterien einer praxisorientierten Wissensvermittlung: „In diesem Projekt sollen unsere Studierende an Lego-Robotern das theoretisch erworbene Wissen kreativ und anwendungsorientiert in die Praxis umsetzen“, erläutert Univ.-Prof. Dr.-Ing. Til Aach. Der Inhaber des Lehrstuhls für Bildverarbeitung ist einer von 25 Institutsleitern, die das Erstsemesterprojekt betreuen, an dem die gesamte Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik beteiligt ist. Studierende lernen Steuerung unter Matlab Die 309 Studierenden sind bei der Premiere der Blockveranstaltung mit Feuereifer dabei. Zwei Wochen lang verwandelten sich ganze Institutsbereiche in Lego-Tüftler-Werkstätten, in denen die Studienanfänger in kleinen Projektteams an ihren Aufgaben feilten. 100 Lego-Roboterbausätze standen hierfür bereit, aus Studienbeiträgen finanziert. Mit den klassischen Lego-Paketen haben die Roboterbau-Sets allerdings nur noch wenig gemein: Statt Fenster, Türen oder Dachziegel in Weiß, Grün oder Rot füllen Motoren, Kabel und Sensoren in abgestuften Grautönen die Konstruktionskästen. Die Begeisterung für Lego ist bei den Studierenden indes ungebrochen. „Früher habe ich vor allem Raumschiffe gebaut, bei ‚Matlab meets Lego Mindstorms’ ist es doch etwas komplexer“, erzählt Martin Riedl. Schließlich geht es nicht nur um das Zusammensetzen, sondern auch um den Austausch zwischen den Lego-Robotern und dem PC. Als kabelloser Kommunikationskanal zwischen Bauobjekt und Rechner fungiert die standardisierte Funktechnik Bluetooth. Die Programme der Projektteams, von ihnen selbst in Matlab geschrieben, errechnen die notwendigen Daten, mit denen die Sensoren und Motoren des Roboters über die eigens entwickelte RWTH-Mindstorms NXT Toolbox bewegt werden. Matlab ist eine von der Plattform unabhängige Software des Unternehmens The MathWorks zur Lösung vorwiegend mathematisch-technischer Probleme. Die MathWorks-Produkte wurden im Oktober 2007 im Rahmen einer Campuslizenz an der RWTH eingeführt. Als Teststrecke für die vielen im Projekt entwickelten Bewegungsroboter wurde im zweiten Stock des Walter-Schottky-Hauses aus LEGO-Kartons ein Parcours aufgebaut. Surrend schieben sich die Roboter in Rechts- und Linkskurven auf der Strecke vorwärts, immer kritisch beobachtet von ihren Konstrukteuren. „Die Augen der Roboter sind Ultraschallsensoren, die die Abstände zu den umliegenden Kartons messen“, berichtet Dipl.-Ing. Alexander Behrens. „Diese Informationen werden via Bluetooth an den Rechner weiter-

Studienstart als Lego-Tüftler gegeben, der dann die errechneten Entfernungswerte und Bewegungsmodalitäten wiederum an den Roboter zurückgibt.“ Der engagierte Projektleiter hat an alles gedacht. Selbst eine Telefon-Hotline für technische Katastrophenfälle wurde eingerichtet, wo den Beteiligten bei Bedarf fachlicher wie seelischer Beistand sicher war. Roboter für die Qualitätssicherung Sechs Pflichtaufgaben mussten von allen Projektteams absolviert werden. Dazu gehörte unter anderem der Roboterbau, die Anwendung der Sensoren und der Aufbau eines Kommunikationsprotokolls der Bluetooth-Schnittstelle mit einem in Matlab selbst erstellten Programm. Nach der Pflicht kam dann die Kür: Bei der Wahlaufgabe konnten die angehenden Elektro- und Informationstechniker ihrer Kreativität freien Lauf lassen. So misst ein Lego-Roboter Flüssigkeitsstände, während ein anderer blaue und rote Tennisbälle sortiert. Ein Helligkeitssensor verarbeitet hierbei die Lichtreflexion der farbigen Bälle und weist den Roboter nach der erfolgten Rechnerrückmeldung den Bewegungsablauf nach links oder

rechts zu. „Diesen Roboter könnte man zur Qualitätssicherung einsetzen, getreu dem Motto: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“, so Professor Aach schmunzelnd. Fest steht, dass das Projekt im nächsten Semester wieder stattfindet – und auch über diesen Studiengang hinaus großes Interesse findet. So haben die angehenden Wirtschaftsingenieure bereits nachgefragt, wann sie die RoboterSets nutzen können. Außerdem sollen die Lego-Roboter während des Girl´s Day zum Einsatz kommen. Und last but not least können sich weitere Schülerinnen und Schüler von weiterführenden Schulen freuen: „Wir planen, die weiterentwickelte Software für nicht kommerzielle Zwecke ins Internet zu stellen“, macht Alexander Behrens allen Lego-Freaks Hoffnung. Ilse Trautwein Infos unter www.lfb.rwth-aachen.de/de/lehre/ ws07/mindstorms.html

Einfach vorbildlich!

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Das preisgekrönte Team der Neurochirurgischen Poliklinik des Universitätsklinikums Aachen. Foto: Universitätsklinikum Aachen

Jürgen Klinsmann und Jogi Löw haben es vorgemacht. Das erfolgreiche Führungsduo schuf einen Teamgeist in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, der den Ballkünstlern im Sommer 2006 Flügel verlieh. Privatdozentin Dr. Ilonka Kreitschmann-Andermahr und die leitende Arzthelferin Manuela Langheimer haben in der Neurochirurgischen Poliklinik im Universitätsklinikum Aachen Ähnliches bewirkt. Die beiden Leitungskräfte leben zusammen mit ihren derzeit neun Mitarbeiterinnen eine ganz besondere Teamkultur. Die Investition in die eigene Organisation hat sich gelohnt: ein gutes Arbeitsklima, professionelle Abläufe, kaum Fluktuation und ein äußerst geringer Krankenstand. Absolut preiswürdig, befand auch die RWTH Aachen: Sie verlieh dem PoliklinikTeam den Brigitte Gilles-Preis 2007, mit dem innovative Projekte in der Frauenförderung gewürdigt werden. Die 2.500 Euro Preisgeld werden von der Neurochirurgischen Poliklinik für weitere Gruppen-Supervisionen ausgegeben. „Diese Maßnahme ist ein wichtiger Baustein unseres Erfolgs“, erzählt Kreitschmann-Andermahr. Neben der individuellen fachlichen Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen fördert die Oberärztin im „2-Säulen-Modell“ gezielt eine professionelle Teamentwicklung. Dazu gehören, wie auch andernorts, die wöchentlichen Teamsitzungen und selbstverständlich ebenfalls gemeinsame Feiern. „Nach mir die Sintflut…“ – das gibt es nicht Darüber hinaus aber bespricht sich das gesamte Team etwa alle sechs Wochen mit einer externen Supervisorin, um Arbeitsprozesse zu optimieren. Auf diese Weise wurden viele der üblichen Schnittstellenprobleme behoben. Die täglichen Übergaben zwischen den Teilzeitkräften sind standardisiert,

der Urlaub jeder Mitarbeiterin ist gut vorbereitet, so dass die Betreuung von Patienten und Studien reibungslos weitergeht. „Ab in den Urlaub und nach mir die Sintflut, solch eine Arbeitshaltung gibt es bei uns nicht“, berichtet Manuela Langheimer. Auch der Entschluss, ein gemeinsames Kommunikationstraining zu machen, kam aus der Supervisionsrunde. Eine Aachener Radio-Moderatorin schulte das gesamte Team. Bei Rollenspielen und Stegreifreden wurden Argumentieren und Schlagfertigkeit trainiert, um auch in Konfliktsituationen professionell reagieren zu können. „Das Kommunikationstraining brachte viel Klarheit und Selbstbewusstsein in das Team“ erinnert sich Ilonka KreitschmannAndermahr. „Unsere Mitarbeiterinnen haben ein verbales Rüstzeug erworben, das ihnen in vielen Alltagssituationen, etwa im Umgang mit Patienten oder Ärzten, hilft.“ Lösungen nach der Babypause Der Auslöser für die professionelle Pflege der Teamkultur war indes ein handfester Notstand. „Vor einigen Jahren waren plötzlich vier von fünf Mitarbeiterinnen gleichzeitig schwanger“, berichtet die Oberärztin. „Plötzlich hatten wir kein Team mehr.“ Gemeinsam mit Manuela Langheimer machte die Neurologin aus der Not eine Tugend. Kurz entschlossen absolvierten die beiden ein Leitungscoaching. Dort wurden unter anderem das Leitbild für die Abteilung und konkrete Maßnahmen für die Personalakquise und -förderung entwickelt. So fanden sich in relativ kurzer Zeit neue Mitarbeiterinnen, die auch nach den Elternzeiten der anderen dem Team erhalten blieben. „Viele der Mütter wollten nach der Babypause nicht mehr Vollzeit arbeiten, so dass eine einvernehm-

liche Lösung für alle gefunden wurde“, erklärt Manuela Langheimer nicht ohne Stolz. „Aber auch in der Neurochirurgischen Poliklinik ist nicht immer alles im Lot“, berichtet die Teamleiterin schmunzelnd. Kritik gäbe es auch hier, aber konstruktive: In einem Beschwerdebuch können die Mitarbeiterinnen Unmut spontan äußern. Die Themen werden in der nächsten Teamsitzung aufgegriffen und dort besprochen. Mit dem „Meckerbuch“ haben die Poliklinikerinnen gute Erfahrung gemacht. „Etwas Abstand in der Sache tut meistens gut“, schlussfolgert die Medizinerin. Ilse Trautwein Kontakt: PD Dr. Ilonka Kreitschmann-Andermahr, Telefon 0241/80-884 83, 80-884 82 oder ikreitschmann-andermahr@ukaachen.de.

Impressum Herausgeber im Auftrag des Rektors: Pressestelle der RWTH Aachen Templergraben 55 52056 Aachen Telefon 02 41/80-9 43 26 Telefax 02 41/80-9 23 24 pressestelle@zhv.rwth-aachen.de www.rwth-aachen.de Redaktion: Renate Kinny (ky) Verantwortlich: Toni Wimmer

Erscheinungsweise: Ständige Mitarbeit: Viermal jährlich. Sabine Busse Angelika Hamacher Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Thomas von Salzen auch auszugsweise, Peter Winandy nur mit Genehmigung der Redaktion. Art direction: Klaus Endrikat DTP, Reinzeichnung: ZAHRENdesign Druck: Brimberg, Aachen

ISSN 1864-5941


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Klassenfahrten zur RWTH „Das Thema Metallurgie mit dem praktischen Bezug hier interessiert mich sehr. Ich würde mich später gerne mit der Optimierung von Legierungen beschäftigen“, so Philipp nach Besichtigung des Gießerei-Instituts der RWTH. Der 17Jährige besucht die Deutsche Schule in Athen und gehört zu den insgesamt 90 Jugendlichen aus Griechenland, Ägypten, Polen und der Türkei, die in zwei Gruppen jeweils eine Woche lang nach Aachen kamen. „Girls and boys go science“ heißt das Programm, das vom Unternehmen mosaica mit Sitz im Aachener Jugendgästehaus bereits zum vierten Mal organisiert wurde. Im Mittelpunkt dieser Klassenfahrt mit internationaler Besetzung stehen der Besuch der Aachener Hochschule und Informationen über die hier gegebenen Studienmöglichkeiten. Am Vormittag des Campustages erläuterte daher zunächst Studienberater Wolfgang Loggen den Jugendlichen, wie man zu der richtigen Studienwahl kommt, welche Möglichkeiten die RWTH bietet und welche Anforderungen auf die jungen Leute zukommen. Danach schauten sich die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen Vorlesungen des Grundstudiums verschiedener Fächer an. Als Absolventen einer deutschen Auslandsschule werden sie über Abschlüsse verfügen, die ihnen ein Studium im Heimatland und in Deutschland ermöglichen. Wie Philipp sind viele von ihnen zweisprachig aufgewachsen, sie haben zumindest teilweise ihren Unterricht in deutscher Sprache erhalten und besuchen jetzt die 12. Klasse. Sie stehen kurz vor dem Abitur und haben sich bereits gut über Studienfächer und Hochschulstandorte informiert. Interessierte Schulen in New York, Mexiko und Südafrika Am Nachmittag des Campustages standen Besichtigungen des Universitätsklinikums und von RWTH-Instituten auf dem Programm. So wurde beispielsweise im Gießerei-Institut erläutert, wie vielfältig der Einsatz von Gussteilen ist und welche metallurgischen Prüfmethoden zum Einsatz kommen,

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Literaturbeschaffung leicht gemacht

um neue Werkstoffe und Gießverfahren zu analysieren. Ein Doktorand demonstrierte den Bau einer Sandform und erklärte die Funktionsweise einiger Versuchsanlagen in der Gießhalle. Während ihres weiteren Aufenthaltes hatten die Jugendlichen noch Gelegenheit, die Stadt kennen zu lernen und sich mit studentischen Hilfskräften oder wissenschaftlichen Mitarbeitern der Hochschule zu Fragen rund um das Studium und das Studentenleben auszutauschen. Außerdem bot mosaica einen Workshop zum Thema „Berufsorientierung und Ich-Stärkung“ an, zu dem gleichzeitig Schüler von Aachener Gymnasien eingeladen waren. Eine Besichtigung des Saint-Gobain Werks in Herzogenrath sowie Exkursionen nach Maastricht und Brüssel zum Europäischen Parlament rundeten den Aufenthalt im Dreiländereck ab. Die Resonanz auf dieses Angebot ist durchweg positiv: „Die Studienfahrt hat allen Beteiligten sehr gefallen. Die Mischung aus Lehre, Forschung und Unterhaltung war genau

Schülerinnen und Schüler deutscher Auslandsschulen informierten sich in den Projektwochen der Aachener Organisation mosaica unter anderem im Gießerei-Institut über Studium und Forschung an der RWTH. Foto: Peter Winandy richtig“, schrieben beispielsweise zwei Lehrer der Deutschen Schule Istanbul. Mirto Valsamidou, gebürtige Griechin und Gründerin von mosaica, will das Netzwerk noch weiter ausbauen. Deutsche Schulen in New York, Mexiko und Südafrika haben beispielsweise Interesse angemeldet. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) unterstützte das Projekt bereits mit Reisekostenzuschüssen und empfiehlt in einem Brief „die Projektwochen von mosaica allen Schülern, die sich über Studium und Leben in Deutschland vor Ort ein eigenes Bild machen möchten“. Sabine Busse

Die Rückmeldungen der „Piloten“ waren insgesamt sehr positiv: Im Wintersemester wurde an der RWTH die Erstellung so genannter digitaler Semesterapparate erfolgreich erprobt. Für viele Lehrveranstaltungen werden von den Dozenten Semesterapparate bereitgestellt. Dies waren bislang in der Regel Ordner, welche die relevanten Fachtexte für die Studierenden als Papiervorlagen zum Kopieren bereithalten. Dieses aufwändige und in Zeiten des Internets überholte Verfahren wird jetzt abgelöst. Die Philosophische Fakultät hat in Zusammenarbeit mit dem Centrum für integrative Lehr-/Lernkonzepte, der Hochschulbibliothek und der Aachener Firma semantics Kommunikationsmanagement GmbH ein Modul für das bestehende eLearning-Portal L2P entwickelt, das die Literaturversorgung in Lehrveranstaltungen wesentlich verbessert. Sieben Teilnehmer waren beim Pilotprojekt dabei, sechs davon aus der Philosophischen Fakultät, wo die Literaturversorgung eine besondere Rolle spielt. Deren Anregungen und Verbesserungsvorschläge wurden – wenn möglich – umgesetzt. Ab dem Sommersemester sind alle L2P-Lernräume, die von Dozierenden angelegt werden, mit dem Literaturmodul ausgestattet. Die Dozenten haben nun die Möglichkeit, direkt aus den virtuellen Lernräumen ihrer Veranstaltungen heraus Literatur in Katalogen zu suchen und die-

se zusammen mit allen relevanten Angaben einer Literaturliste hinzuzufügen. Den Studierenden ist es jetzt möglich, online den Ausleihstatus der Bücher in der Bibliothek abzurufen und die Bücher auszuleihen, zu bestellen oder vorzumerken. Darüber hinaus können sich Dozenten von der Hochschulbibliothek einzelne Fachtexte digitalisieren lassen. Die Bibliothek speichert die gescannten Dokumente direkt im eLearning-Portal. Die Studierenden greifen dann zeit- und ortsunabhängig auf ihre veranstaltungsrelevanten Fachtexte zu, wodurch ihnen der Gang in die Bibliothek und das Warten am Kopierer erspart bleibt. Aber auch für die Dozenten wird das Bereitstellen der relevanten Literatur durch das neue System deutlich erleichtert. Der neue digitale Semesterapparat ist für sie ein komfortabler und zeitsparender Weg, um die Studierenden mit Literatur zu versorgen. Zusätzlich zu den digital zur Verfügung gestellten Texten verlinkt das System auch in die relevanten Online-Ressourcen und Bibliothekssysteme, um den Studierenden so den direkten Zugriff auf die Originaltexte zu ermöglichen.

Kategorie erhielt auch Ruth Campe eine Auszeichnung. Ihr Bild „Labor international“ schaffte es auf den dritten Platz. Die angehende Biologin ist im neunten Semester, zehn Monate studierte sie in Lyon. Das per Selbstauslöser entstandene Foto zeigt sie mit französischen Kommilitoninnen im Labor der Université Claude Bernard. „Die Franzosen sind äußerst nett und hilfsbereit, genau das wollte ich mit dem Foto zeigen“, so Campe. In der Kategorie “Skurriles und Besonderes” wurde Stefan Ziegler mit seinem Foto einer Balkonszene in Madrid erster Preisträger. Dipl.-Ing. Christian Riedel kam hier auf den zweiten Platz: Während seines Maschinenbaustudiums konnte er im Rahmen des Doppelabschlussprogramms mit der Tsinghua-Universität ein halbes Jahr in Peking verbringen. Riedel absolviert nun ein wirtschaftswissenschaftliches Zusatzstudium an der RWTH. Besonders gerne erinnert er sich an die Weihrauchspiralen im Man-Mo-Tempel auf Hong Kong Island. „Im Innenraum des Tempels hingen unzählige glimmende Weihrauchspiralen an der Decke. Sie sol-

Preisverleihung im Humboldt-Haus – von links Christian Riedel, Kanzler Manfred Nettekoven, Thomas Daun, Birte Janina Winkel, Stefan Thomas Ziegler, Ruth Campe, Fabian Güttge und Sait Baskaya. Foto: Martin Lux

Infos unter www.elearning.rwth-aachen.de oder bei Dr. Philipp Rohde, Geschäftsführer des CiL, E-Mail rohde@cil.rwth-aachen.de.

Grenzenlos studieren und fotografieren Unter dem Motto „Grenzenlos studieren“ lud das International Office im Wintersemester zu einem Fotowettbewerb ein. RWTH-Studierende, die einen Teil ihres Studiums im Ausland verbracht haben, oder Gaststudierende an der Aachener Hochschule konnten ihre schönsten Bilder einreichen. Die Aufnahmen sollten das Hochschulleben des jeweiligen Gastlandes widerspiegeln und damit andere Studierende für einen Auslandsaufenthalt interessieren. Die hochschulinterne Jury vergab in jeweils drei Kategorien drei Preise. In der Kategorie „Studieren und Arbeiten“ überreichte sie den ersten Preis gleich zweimal, an Sait Baskaya mit der Bildreihe von einer Examensklausur in Singapur und an Fabian Güttge für das Motiv „Bibliothek in Helsinki“. Güttge, Diplomand im neunten Semester, verbrachte ein halbes Jahr seines Physikstudiums in Helsinki. Während eines Lernabends in der Bibliothek wollte er die Atmosphäre der Universität einfangen. Nach Einschätzung der Jury war ihm das überzeugend gelungen - sie sprach ihm den ersten Preis zum Thema „Studieren und Arbeiten“ zu. In dieser

len die Gebete mit ihrem Rauch zu den Göttern tragen“, berichtet Riedel. In der Kategorie “Mensch und Natur” schließlich erhält Markus Steinhauer für das Foto “Abwarten” den ersten Preis – er dokumentierte eine Alltagsszene aus dem Fischerdorf Tai O bei Hongkong. Celina Begolli Weitere Infos http://www.rwth-aachen.de/go/id/oja/.


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NeueProfessoren

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Tilmann Beck Dr.-Ing. Tilmann Beck ist seit Januar 2007 Universitätsprofessor für das Fach Hochtemperatur-Werkstoffmechanik / Allgemeine Mechanik in der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Hochtemperaturwerkstoffe für Kraftwerke, Verbrennungsmotoren und Fluggasturbinen. Hierbei steht die Charakterisierung des Werkstoffverhaltens sowie der Mikrostruktur bei thermischen und mechanischen Beanspruchungen als Voraussetzung für eine erfolgreiche Neu- wie Weiterentwicklung von Strukturwerkstoffen und Schutzschichtsystemen im Vordergrund. geboren am 8. Juli 1967 in Karlsruhe

Ausbildung 1989 bis 1995 Studium des Maschinenbaus an der Universität Karlsruhe (TH); Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes 1995 Dipl.-Ing. mit den Hauptfächern „Dampf- und Gasturbinen“ sowie „Werkstoffkunde“ 1999 Promotion zum Dr.-Ing. an der Fakultät für Maschinenbau der Universität Karlsruhe (TH)

Beruflicher Werdegang 1995 bis 1999 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Werkstoffkunde I der Universität Karlsruhe (TH) 1999 DGM-Nachwuchspreis 1999 bis 2002 Wissenschaftlicher Assistent und Leiter des Labors für Bauteilnahe Beanspruchungen am Institut für Werkstoffkunde I der Universität Karlsruhe (TH) 2002 bis 2006 Akademischer Rat und Leiter der Abteilung „Bauteilnahe Beanspruchungen“ am Institut für Werkstoffkunde I der Universität Karlsruhe (TH) 2006 Georg-Sachs-Preis der DGM seit 2007 Leiter der Abteilung „Metallische Strukturwerkstoffe“ am IEF-2 der Forschungszentrums Jülich GmbH

„Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern.“ (Die Bibel, Lk. 12,48)

Persönliches Familie verheiratet mit Kathrin-Susanne Beck, Physiotherapeutin Freizeit Langstreckenlaufen, Bergsteigen, Skifahren, Engagement in der Kirche

James Gross Dr.-Ing. James Gross ist seit Januar 2008 Juniorprofessor für das Fach „Mobile Network Performance“ in der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich des Protokolldesigns von drahtlosen Kommunikationsnetzen mit besonderem Hinblick auf die schichtenübergreifenden Adaption („Cross-Layer Adaptation“).

geboren am 29. Juli 1975 in Denver / USA

Ausbildung 1996 bis 2001 Studium der Technischen Informatik an der TU Berlin mit Abschluss Diplom-Ingenieur. Studienaufenthalt an der University of California, San Diego (1999/2000) 2002 bis 2006 Promotion zum Dr.-Ing. an der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik der TU Berlin

Beruflicher Werdegang 2006 bis 2007 Postdoc am Fachgebiet Telekommunikationsnetze der TU Berlin Persönliches Familie verheiratet mit Dr. med. Theresa Gross, Vater von Helena (1,5 Jahre) Freizeit Zeit für die Familie, Triathlon, Geschichte

„Wissenschaft lehrt nicht zu antworten; sie lehrt zu fragen.“ (Erwin Chargaff)

Holger Schüttrumpf Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf ist seit Oktober 2007 Universitätsprofessor für das Fach Wasserbau und Wasserwirtschaft in der Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Hochwasserschutz, Risk Assessment wasserbaulicher Anlagen, Verkehrswasserbau, Morphodynamik und Sedimenttransport sowie auf den Gebieten der experimentellen, numerischen und probabilistischen Methoden im Wasserbau und in der Wasserwirtschaft.

geboren am 13. Januar 1968 in Seesen

Ausbildung 1987 bis 1993 Studium des Bauingenieurwesens an der TU Braunschweig; Abschluss Dipl.-Ing. 1993 Preisträger der Stiftung Duddeck des Fachbereichs für Bauingenieurwesen der TU Braunschweig 1991 bis 1992 Auslandsstudium an der Ecole nationale supérieure d’hydraulique et de mécanique de Grenoble ENSHMG, Frankreich 2001 Promotion

Beruflicher Werdegang 1993 bis 2001 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leichtschweiß-Institut für Wasserbau, Abteilung für Hydromechanik und Küsteningenieurwesen der TU Braunschweig 2001 bis 2007 Bundesanstalt für Wasserbau – Dienststelle Hamburg -, Referat K2, Ästuarsysteme 1 2003 De-Paepe-Willems-Award Preisträger der International Navigation Association (PIANC) Persönliches Familie verheiratet mit Anita Schüttrumpf, 3 Kinder (Timo 7 Jahre, Malte 4 Jahre, Robert 1 Jahr) Freizeit Sport, Lesen

Fotos: Peter Winandy

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ten Jollen, liegen am Rursee, die Seeschiffe im Hafen von Bruinisse am Grevelinger Meer. Der abgedeichte Meeresarm am Grevelinger Meer schützt vor Sturmfluten und ist deshalb ein guter Ausgangspunkt für ausgedehnte Kettentörns, wie zum Beispiel ins Mittelmeer, nach Skandinavien oder rund um die britischen Inseln. Im April bekommt der AYC ein neues Seeschiff, eine XYacht des Typs X-37, die wie ihre fünf Vorgänger auf den Namen Corella getauft werden soll. Das in Dänemark konstruierte elf Meter lange Schiff ist ein schneller und qualitativ hochwertiger Serienbau. Die Corella bietet für alle Ansprüche, die an das Seesegeln gestellt werden können, hervorragende Eigenschaften. Sie erlaubt den eher sportlich fahrenden Mitgliedern genügend Geschwindigkeitspotenzial wie auch den gemütlicheren Fahrtenseglern einen komfortablen Aufenthalt an Bord. Gleich zu Saisonbeginn im April geht es auf Jungfernfahrt: Sie beginnt bei der Werft im dänischen Haderslev, geht von dort aus über Stockholm in die baltischen Staaten und im Herbst zurück in den Heimathafen in Bruinisse. Der Verein bietet eine Vielzahl von Aktivitäten an. Diese reichen von Segeltagen am Rursee, Sommerund Herbstsegellagern in Brouwershaven bis hin zu langen Segeltouren und ausgefallenen Highlights. Außerdem nehmen die Mitglieder regelmäßig und erfolgreich an nationalen und internationalen Meisterschaften, Großveranstaltungen, einige Profis sogar an Weltmeisterschaften teil.

Arbeiten im „Trockendock“ – auch im Winter bietet der AYC Gelegenheit zu Aktivitäten, neben Wartungsarbeiten werden dann auch theoretische Prüfungen für Schiffsführer durchgeführt. Foto: Peter Winandy

Segler und Bootsbauer Vor fast 50 Jahren kamen zehn RWTH-Studierende auf die Idee, sich ein Boot zu bauen. Sie gründeten damit die segeltechnische Arbeitsgruppe, aus der später der heutige Akademische Yachtclub Aachen e.V. (AYC) der RWTH hervorging. „Was wir machen ist mehr als Segeln“, betont Tobias Küter. „Daneben konstruieren und bauen wir Boote.“ Der Elektrotechnik-Student stand schon als kleiner Junge am Steuer, vor einem Jahr trat er dem Aachener Verein bei. Der AYC baute in den Anfängen vor allem „Motten“. Der Selbstbau einer solchen Einhandjolle ist relativ einfach, da nur wenige Grenzmaße eingehalten werden müssen. Der technischen Phantasie sind damit nur wenige Grenzen gesetzt. „Eine größere Herausforderung war dagegen die Umsetzung der Thetis“, so Küter weiter. Dieses Boot ist mit sei-

nen ungefähr acht Metern mit allem ausgestattet, was Segler für ausgiebige Wochenendtörns brauchen. Die Mitglieder setzen aber auch gerne unkonventionelle Konzepte um. So stellte vor kurzem Michael Loenissen ein sportliches Wanderboot, ein so genanntes Seglerruderboot, fertig. Es widerspricht sowohl mit seinem sehr schlanken Rumpf, der ihm den Spitznamen „rasender Bleistift“ einbrachte, als auch mit den zwei Masten allen derzeit marktüblichen Designtrends. Die neue X-37 für das Hochseesegeln Mittlerweile verfügt der Verein über einen reichlich und vielseitig bestückten Bootspark. Die Flotte besteht aus 14 Segelbooten. Kleinere Ruder- und Segelboote, die so genann-

„Blaues Band vom Rursee“ Die größte Langstreckenregatta auf dem Rursee wird jährlich vom AYC in Kooperation mit dem CNV Belgien angeboten. Beim „Blauen Band vom Rursee“ nehmen Segelboote aller Klassen außer Optimist und Segelsurfer teil. Die Bootsklassen starten in Abständen von fünf Minuten. Das Regattabüro wird dafür an der Sportstätte Wildenhof der RWTH Aachen in Woffelsbach am Eingang zu den Bootshallen eingerichtet. Nach der Wettfahrt kommt man noch im geselligen Rahmen mit Buffet zusammen. Auch in diesem Jahr erwarten die Organisatoren des AYC wieder über 80 Teilnehmerboote. Für das Segeln werden verschiedene Führerscheine benötigt. Die erfahrenen Sportler bieten für Mitglieder und Interessierte die Ausbildung zu den gängigen Scheinen an. Der theoretische Teil wird in den Räumen der RWTH abgehalten, die praktische Ausbildung erfolgt auf den Booten am Rursee oder auf der Corella. Wer den AYC kennen lernen möchte, ist herzlich eingeladen, zu den wöchentlichen Treffen zu kommen. Diese finden jeden Donnerstag ab 21.30 Uhr in den Clubräumen im Philosophischen Institut, Eilfschornstraße 16, blaue Tür rechts neben dem Haupteingang, statt. Jeder kann dem Verein beitreten, der Freude am Segeln hat. Celina Begolli Infos unter www.ayc.rwth-aachen.de.

Prinzenbesuch in der RWTH Alaaf hieß es an Weiberfastnacht im Hauptgebäude der RWTH – pünktlich um 11.11 Uhr wurde im Foyer des ehrwürdigen Baus die heiße Phase des Karnevals begrüßt. In diesem Jahr fand auch der Aachener Karnevalsprinz Frank II. mit seinem Hofstaat den Weg in die Alma Mater. Würdig empfangen wurde er vom Vorsitzenden des Senates der RWTH, Professor Max Kerner. Singen, Schunkeln sowie spritzige Wort-, Lied- und Tanzdarbietungen brachten das närrische Volk schnell in beste Stimmung. Liebevoll organisiert wurde das Fastelovendevent von einigen Kolleginnen und Kollegen der zentralen Hochschulverwaltung. Adäquate Unterstützung bot der akademische Nachwuchs in Form des studentischen Filmstudios, der unter anderem hochgeistige, knallbunte Kurzgetränke servierte.

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Foto: Martin Lux

SCHLAGLICHTER FAMOS sucht familienfreundliche Vorgesetzte Am „Internationalen Tag der Familie“, dem 15. Mai 2008, verleiht das Eltern-Service Büro zum ersten Mal den Preis „FAMOS für die Familie“. Dieser Preis würdigt besonders familienfreundliche Führungspersonen an der RWTH. Der Preisträger oder die Preisträgerin wird aus Vorschlägen der RWTH-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter von einer Jury ausgewählt. Zu Kriterien für die Beurteilung der Familienfreundlichkeit der Vorgesetzten zählen beispielsweise die Gestaltung der Arbeits- oder Urlaubszeiten. Vorschläge können bis zum 21. April eingereicht werden. Weiteres hierzu unter www.rwth-aachen.de/go/id/qvf/. Europäisches Wissenschaftsparlament Das Europäische Wissenschaftsparlament (EWP) ist ein gemeinsames Projekt von Stadt und RWTH Aachen, entstanden im Rahmen der Euregionale 2008. Alle zwei Jahre diskutieren hier künftig überwiegend junge Menschen über Grenzen und Berufssparten hinweg aktuelle Themen. Die erste Sitzung im Oktober 2008 befasst sich mit Energiefragen. Unterstützt wird das EWP vom Stifterverband für die deutsche Wissen-

schaft, als Schirmherr fungiert EU-Kommisˇ sar Janez Potocnik. Die interaktive Diskussionsplattform des EWP ist zu erreichen unter www.wissenschaftsparlament.eu.

Das IME erhält den „Kaiserpfalz-Preis für Metallurgie“ Anlässlich des Metallurgie-Tages der Wirtschaftsvereinigung Metalle wurde erstmals der „Kaiserpfalz-Preis für Metallurgie“ verliehen. Den mit 50.000 Euro dotierten Preis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der anwendungsorientierten Forschung erhielt ein Team von Wissenschaftlern der RWTH Aachen. Die Preisträger arbeiten unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Ing. Bernd Friedrich am Institut für metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling (IME) an der Metallrückgewinnung aus verbrauchten Gerätebatterien. Spende für Stammzellforschung Ein Aachener Bürger hat der RWTH 300.000 Euro für die Stammzellforschung zur Verfügung gestellt. Mit dieser Unterstützung möchte der Spender, der anonym bleiben will, nicht nur einen Beitrag zur Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse leisten, sondern auch ein Zeichen in der

Diskussion um die ethischen und rechtlichen Fragen bei der Forschung mit Stammzellen setzen. Am Lehrstuhl für Zellbiologie am Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik kann aus diesen Mitteln ein Nachwuchswissenschaftler finanziert werden. Er wird sich mit der Erforschung pluripotenter Stammzellen befassen, die zur Herstellung von patientenspezifischen Stammzellen eingesetzt werden.

Bundesbester MaTA-Auszubildender Ein bundesbester Auszubildender, ausgezeichnet vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) im Dezember in Berlin, kam von der RWTH. Bereits Ende August schloss Sascha Skorupa die Ausbildung zum Mathematischtechnischen Assistenten als Jahrgangsbester in NordrheinWestfalen ab. Seine praktische Ausbildung machte Sascha Skorupa am Lehrstuhl für Allgemeine Elektrotechnik und Datenverarbeitungssysteme. Gleichzeitig absolvierte er das Bachelor-Studium “Scientific Programming” und studiert nun Technomathematik an der Fachhochschule Aachen.

Katalysezentrum eröffnet Ein neues Katalysezentrum, entstanden durch eine Kooperation der RWTH mit den Firmen Bayer MaterialScience und Bayer TechnologyServices, wurde im Wintersemester eröffnet. Wissenschaftlicher Leiter ist Univ.-Prof. Dr. Walter Leitner vom Lehrstuhl für Technische Chemie und Petrolchemie. Die Partner aus der Wirtschaft werden jährlich mehr als 1,5 Millionen Euro investieren und damit unter anderem Arbeitsplätze für zehn bis zwölf hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler finanzieren. Die Basis zum Ausbau des Zentrums mit einer Laborfläche von rund 400 Quadratmetern sicherten Landesmittel in Höhe von 1,7 Millionen Euro. Leuchttafel begrüßt Besucher in Aachen „RWTH Aachen University – Stadt der Wissenschaft“ ist auf der neuen Leuchttafel, die auf dem Dach des Gesundheitsamtes in 22 Metern Höhe angebracht wurde, für Bahnreisende nach und aus Aachen schon von weitem zu lesen. Die Schrifttafel ist ein Indikator für die starke Identifikation der Aachener mit ihrer Hochschule sowie die enge Kooperation der Stadt mit der RWTH. Renate Kinny


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