RWTHinsight 4/2006

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4 2006 Zeitung für Mitglieder und Freunde der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

Intelligente Reifen führen nicht aufs Glatteis Mit Decken und Thermoskannen bepackte Gelbe Engel auf deutschen Straßen gehören zum Winter wie überfüllte Weihnachtsmärkte und die Vierschanzentournee. Jedes Jahr die gleichen Bilder: Während Fußgänger, Langläufer und Schlittenfans die schneebedeckte Winterlandschaft für sich entdecken, endet für so manchen Autofahrer der Ausflug vorzeitig im Straßengraben oder in kilometerlangen Staus. Wissenschaftler des Instituts für Kraftfahrwesen (ika) der RWTH möchten dies ändern. Sie forschen gemeinsam mit elf internationalen Partnern aus Industrie und Forschung an einem intelligenten Reifen, der – in Absprache mit anderen Autosensoren – dem Fahrer wertvolle Hinweise zur Beschaffenheit der Fahrbahn gibt. Die Vision des Projekts „Friction”, das von der Europäischen Union im so genannten sechsten Rahmenprogramm „Information Society Technologies” über drei Jahre gefördert wird, ist klar umrissen. „Unser gemeinsames Ziel ist, mit Hilfe eines Sensorennetzwerks am Auto und verschiedener Fahrerassistenzen die Verkehrssicherheit zu erhöhen”, berichtet ikaOberingenieur Harald Goertz. Bei den beteiligten Wissenschaftlern der RWTH steht der Reifen im Mittelpunkt des Forscherinteresses. Einfache Sensoren um etwa den Luftdruck oder die Temperatur zu bestimmen, gibt es bereits heute. Sie sind in den Vereinigten

Staaten sogar gesetzlich vorgeschrieben. Komplexe Sensorsysteme können aber noch mehr. Sie messen beispielsweise, welche Kraftanstrengung der Reifen aufbringt, um auf unterschiedlichen Fahrbahnen das Fahrzeug auf Kurs zu halten und welche Deformation dadurch am Gummi entsteht. „Bei Trockenheit ist der Reifen in der Lage größere Kräfte aufzubringen, bei Glätte dagegen weniger”, erklärt Thomas Hüsemann, der das Friction-Projekt beim ika federführend betreut. Fahrzeuge werden miteinander kommunizieren Diese Daten werden künftig mit anderen sensorgestützten Daten am und im Auto abgeglichen. „Wenn die Reibwerte am Reifen beispielsweise im Winter niedrig sind und der Temperaturfühler eine Temperatur unter null Grad Celsius anzeigt, erhält der Fahrer einen warnenden Hinweis”, erläutert Hüsemann. Denkbar ist, dass die Mitteilung „Bitte Abstand zum Vordermann vergrößern” mittels Head-up Display vom Armaturenbrett auf die Windschutzscheibe projeziert wird, damit der Fahrer nicht vom eigentlichen Verkehrsgeschehen abgelenkt wird. Eine zweite Variante sieht vor, dass bei entsprechend ausgestatteten Fahrzeugen der Abstandsregeltempomat automatisch eingreift und die Geschwindigkeit reduziert.

Die Ingenieure Thomas Hüsemann und Harald Goertz besprechen den nächsten Testlauf im Reifenprüfstand des Instituts für Kraftfahrwesen – im aufgeschnittenen Demonstrationsreifen sind die Sensoren untergebracht. Foto: Peter Winandy

Doch das Auto der Zukunft kann noch mehr. „Um beim Ausgangsszenario zu bleiben: Künftig werden Fahrzeuge nachkommende Autos über die Fahrbahnbeschaffenheit, zum Beispiel bei Glätte, informieren”, erklärt Harald Goertz. Externe Datenspeicher machen es möglich, dass diese Informationen schnell über Navigationssysteme an andere Fahrzeuge weitergeleitet werden. Technisch machbar ist dies bereits heute. Harald Goertz bringt die „Friction”-Forschungsintention auf den Punkt: „Das Know-how der einzelnen Komponenten existiert bereits. Nun geht es darum, die bestehenden Sensoren und innovativen Technologien aus dem Regal zu nehmen und sie miteinander kommunizieren zu lassen.” Damit die Technik auch bei extremen Witterungsverhältnissen funktioniert, geht es zum Praxistest in den finnischen Norden. Dort müssen sich die RWTH-Ingenieure warm anziehen: Auf einem Eissee bei Ivalo sind Temperaturen um minus 30 Grad Celsius keine Seltenheit. Ilse Trautwein

Neues Institut für Energieforschung Mit der Gründung des „E.ON Institut für Energieforschung” will die RWTH Aachen ihre führende Position in diesem Zukunftsfeld stärken. Den Wettbewerb für den Neubau des Institutsgebäudes zwischen Pariser Ring und Mathieustraße – ausgeschrieben vom Bauund Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) – gewann das renommierte Londoner Büro Zaha Hadid Architects. Mit dem Bau sollen technologische und konzeptionelle Quantensprünge für eine hocheffiziente wie auch umweltverträgliche Energieversorgung vorangetrieben werden. Die E.ON AG wird drei der fünf Lehrstühle über die nächsten zehn Jahre mit 40 Millionen Euro finanzieren. Die Baukosten trägt die RWTH, die Projektleitung liegt bei der Aachener Niederlassung des BLB. Auf insgesamt 3.000 Quadratmetern sollen Büros, Labore und weitere Experimentierflächen nach den neuesten Erkenntnissen energiesparenden Bauens entstehen. 145 internationale Bewerbungen gingen ein, 20 Architekturbüros wurden für die Teilnahme am Wettbewerb ausgewählt, 19 gaben einen Entwurf ab. Laut Entwurfsbeschreibung stellt die Planung der Architekten von Zaha Hadid Struktur und Form des Gebäudes in direkter Beziehung zu Bewegung, Licht und Luftströmung – auf einem Areal, das sich zwischen Gleisanlagen, Böschungen und der Bundesstraße erstreckt. Natürliches Belichten und Belüften sei in allen Bereichen des architektonisch ungewöhnlichen, langgezogenen Gebäudes möglich. Die Nutzer werden über einen Fußweg als eine Art Landschaftspfad zum Haupteingang geführt – dort beginnt ein zentraler Korridor als Erschließungspassage. Im Inneren ist der praktisch-experimentell ausgerichtete Labor- und Ausstellungsbereich höher gelegen und dem begrünten Areal zugewandt. Der akademische Lehrstuhlzweig mit Bibliothek und Besprechungsräumen liegt mit Blick auf die Eisenbahnstrecke tiefer. Das Kopfende der Skulptur markiere einen „Turning-Point” der internen Passage, gestaltet als offene Galerie. Als Bauzeit veranschlagen die Architekten die Zeit von Herbst 2007 bis Frühjahr 2008 bei einem Bauvolumen von 13 Millionen Euro. Info: bernd.klass@blb.nrw.de ky

Illustration: BLB NRW Aachen, (c) Zaha Hadid Architects, London

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Weihnachten steht vor der Tür und Schokoladenweihnachtsmänner, Dominosteine und Lebkuchen erfreuen derzeit Gaumen und Magen. Aber nicht nur das: Wie neueste Studien zeigen, ist Kakao auch gut für Herz und Blutgefäße. Ein internationales Team aus Wissenschaftlern der Universität Düsseldorf, der University of California und der Harvard Medical School konnte nachweisen, dass das in Kakao enthaltenen Flavonoid Epicatechin die Blutgefäße „entspannt“ – und somit Herzerkrankungen vorbeugt. Täglich also eine Ration Schokolade gegen den Herzinfarkt? Der Chefkardiologe des Universitätsklinikums Aachen und RWTH-Professor Dr. Malte Kelm ist einer der Forscher, der sich intensiv mit den positiven Einflüssen der Kakaostoffe beschäftigt. Er betont: „Solche allgemeinen Aussagen sind gefährlich. Sie führen im Zweifel nur zu Fettpolstern – und damit zu zusätzlichen Belastungen des Körpers.“ Gesundheitsfördernd im Sinne einer herzgesunden Ernährung sei nur dunkle Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil. Auch müsse der Konsum in kleinen Portionen wohl abgestimmt mit der restlichen Ernährungssituation des Patienten sein. Doch was bewirken die heilbringenden Wirkstoffe des Kakaos genau? „Flavonoide haben einen positiven Effekt auf die innere Schicht der Blutgefäße, dem so genannten Endothel“, erläutert Kelm. Dem Leiter der Medizinischen Klinik I zu Fol-

Professor Malte Kelm und Leitender Stationsarzt Dr. Marc Merx behandeln einen herzkranken Patienten auf der kardiologischen Intensivstation. Foto: Peter Winandy

Kakao ist eine Herzensangelegenheit ge kleiden die Endothele die Gefäßwand wie eine Tapete aus. Außerdem geben sie Stickstoffmonoxid (NO) ab, was zu einer Erweiterung der Blutgefäße und damit zu einem besseren Blutdurchfluss führt. Ist diese endothenale Funktion gestört, wird die Tapete aufgeraut: „Damit ist der Blutfluss gestört, es kommt zu Ablagerungen, die den Blutfluss beeinträchtigen.“ Kakao-Flavonoide wiederum erhöhen den Spiegel an Stickstoffmonoxid im Blut. Die positive Folge: Die Blutgefäße entspannen mehr und wirken so Gefäßerkrankungen wie Bluthochdruck und Herzinfarkten entgegen. Indianer aus Südamerika als Vorbild Auf die Spur der wirkungsvollen Kakao-Flavonoide kamen die Wissenschaftler durch die Kuna-Indianer in Panama. Ein Teil des Volkes lebt auf einer Insel und hat kaum Probleme mit den so genannten Zivilisationskrankheiten Bluthochdruck und Herzkrankheiten. Ziehen die Kuna jedoch nach Panama-City, haben sie, wie viele andere Stadtbewohner auch, mit kardialen Erkrankungen zu tun. Dr. Norman Hollenberg von der Harvard Medical School konnte zeigen, dass der Grund hierfür in einer veränderten Ernährung liegt. Während die Insel-Indianer täglich drei bis vier Tassen dunklen, bitteren Kakao trinken, finden die in Panama City lebenden Kuna schnell Geschmack an anderen Getränken. Urinproben er-

brachten den Nachweis: Bei den Insel-Indianern fanden sich höhere Konzentrationen an Flavonoiden und Stickstoffmonoxid als bei den Festland-Kuna. Diese Erkenntnisse nutzte Kelm gemeinsam mit amerikanischen Kollegen aus Kalifornien: Sie ließen zu Studienzwecken gesunde Männer entweder eine Tasse Kakao mit etwa 900 mg Flavonoiden trinken oder eine Tasse Kakao, die nur etwa 37 mg dieser Substanz enthielt. Dabei stieg bei den Männern, die den flavonoidreichen Kakao getrunken hatten, innerhalb einer Stunde die Konzentration von blutdrucksenkenden Stickstoffmonoxid-Anteilen steil an. Bei der anderen Gruppe dagegen blieb sie auf dem Ausgangsniveau. Hervorragende bildgebende Verfahren Auf diese Forschungsergebnisse möchte Kelm in Aachen aufbauen: „Bisher wurden die positiven Flavonoid-Effekte nur an Gefäßen des großen Kreislaufs nachgewiesen, aber noch nicht spezifisch an den Herzkranzgefäßen.“ Dies möchte der Nachfolger von Professor Peter Hanrath in den nächsten Monaten angehen. Benötigt wird hierzu eine kardiologische Bildgebung nach modernstem Standard. Geforscht wird in Aachen mittlerweile an einer 3-D-Bildgebung, die von der Kardiologie gemeinsam mit dem Helmholtz-Institut, weiteren technischen RWTH-Disziplinen und

Kooperationspartnern der Industrie entwickelt wird – und damit weltweit eine Spitzenposition bei bildgebenden Verfahren einnimmt. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit läuft nach Aussagen von Kelm gut: „Die RWTH bietet mit ihren Ingenieur- und Naturwissenschaften sehr gute Kooperationsmöglichkeiten mit kurzen Wegen.“ Neben den Forschungsaktivitäten im Bereich Visualisierung von Gefäßfunktionen und Messbarkeit von Stoffwechselprodukten mittels Biomarker optimiert Kelm im klinischen Bereich die Behandlung von Herzerkrankungen. So wurde in der Notaufnahme des Universitätsklinikums eine kardiologische Notfall-Anlaufstelle, eine so genannte Chest Pain Unit, eingerichtet. Hier wird von erfahrenen Ärzten – in enger Kooperation mit ihren niedergelassenen Kollegen – schnellstmöglich eine exakte Diagnose gestellt und die angemessene Therapie eingeleitet. Die Chest Pain Unit in Aachen ist nach Heidelberg und Mainz die dritte ihrer Art in Deutschland. „Bei Herzinfarkten, Lungenembolie oder Einrissen der Hauptschlagader zählt jede Minute“, erläutert Kelm. HerzKreislauf-Erkrankungen sind heutzutage weltweit die häufigste Todesursache. 370.000 Menschen sterben jährlich allein in Deutschland daran. Ilse Trautwein

Rektor Burkhard Rauhut und Oberbürgermeister Jürgen Linden bei der Jubiläumsveranstaltung von „Uni im Rathaus“. Foto: Martin Lux wann ein Team Informatikstudierender der RWTH im Jahr 2005 einen weltweiten Hacker-Wettbewerb. Sie knackten mit Bravour Passwörter, kaperten fremde Server und verschickten Trojaner. Dies lernten sie alles im Rahmen ihrer Ausbildung, gestand der Hochschulleiter. Rechtfertigend führte er an, dass nur diejenigen Programme sichern können, die auch imstande sind, deren Schwachstellen aufzuspüren. Experimentierfreudig verhielten sich Aachener Wissenschaftler bereits vor etwa 100 Jahren, resümierte Rauhut weiter rückblickend. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts habe Professor Reissner einen Eindecker in so genannter Entenform, also mit hinten liegendem Tragwerk, konstruiert. Überraschend für die Öffentlichkeit war, dass Reissner statt der bis dahin üblichen Stoffbespannung Leichtmetall-Wellblech einsetzte. Damit war das erste Ganzmetallflugzeug

„Das hat sich gelohnt!“ „Wir feiern heute Geburtstag!“ So begrüßte Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden die zahlreichen Gäste im Aachener Krönungssaal. Vor fast exakt zehn Jahren, im November 1996, traf man sich hier erstmals zu „Uni im Rathaus“. Diese Vortragsreihe wurde in einer Kooperationsvereinbarung zwischen RWTH und Stadt Aachen initiiert. Organisiert wird sie regelmäßig von der Geschäftsführung von „RWTHextern – Das Bürgerforum“ gemeinsam mit dem Hochschulbeauftragtem der Stadt. Die Veranstaltung habe sich schon zu früh zu einem Publikumsmagneten entwickelt, versicherte das Stadtoberhaupt in seiner Ansprache: „Weit über 10.000 Menschen haben die insgesamt 37 Vorlesungen besucht.“ Seit RWTHHistoriker Professor Max Kerner das erste Referat im Rahmen von „Uni im Rathaus“ – passend über Karl den Großen – gehalten habe, wurden 14 weitere Vorträge aus dem Bereich der Geisteswissenschaften und 22 zu naturwissenschaftlichen oder technischen Themen angeboten. „Die Veranstaltung eignet sich gleichermaßen für Jung und Alt, für Akademiker und Nichtakademiker“, berichtete Linden. „Uni im Rathaus“ sei ein hervorragendes Beispiel, wie die Hochschule für kulturelle Bereicherung sorge und die Stadt jung halte. Und die Resonanz dokumentiere das große Interesse der Bürgerschaft an ihrer Hochschule. „Ich kann nur sagen, das hat sich gelohnt!“, betonte Linden. Der Referent des Abends, RWTH-Rektor Burkhard Rauhut, wertete „Uni im Rathaus“ ebenfalls als eine „Erfolgsstory“. Die Hochschule stehe in der Pflicht, Veranstaltungen dieser Art durchzuführen: „Wir wollen sichtbar machen, wofür in der Wissenschaft Geld ausgegeben wird.“ Besonders die technischen Universitäten müssten sich bemühen, ihre Forschung der Allgemeinheit nahe zu bringen. „Überraschendes, Außergewöhnliches und Exzellentes“ Diesem Vorsatz folgend, gab Vortragender Rauhut dann in einer bunten Mischung Einblicke in „Überraschendes, Außergewöhnliches und Exzellentes“ der Hochschule. Die Zuhörer – zugleich Zuschauer dank vieler Bilder – folgten dem Rektor auf einem Streifzug durch wechselnde Bereiche und Zeiten. So erfuhren sie, dass die respektable Aachener Hochschule die besten Hacker der Welt hat: Zumindest ge-

geschaffen – auch wenn es noch einige Jahre gedauert habe, bis es für längere Strecken flugtauglich war. Heute zähle die RWTH über 30.000 Studierende, sie ist größte Arbeitgeberin der Region und größte Ausbilderin in der NRW-Hochschullandschaft. „Bei uns befinden sich zur Zeit 730 junge Menschen in der Berufsausbildung,“ bilanzierte der Rektor. Kaum vorstellbar für die Aachener sei heute, dass die Hochschule 1870 mit 250 Studierenden und nur einem Gebäude am damaligen äußerstem Stadtrand ihren Betrieb aufgenommen habe. „Und neben diesem Gründungsgebäude am Templergraben entsteht mit dem SuperC derzeit wieder etwas Außergewöhnliches.“ Nicht nur die Architektur des im Bau befindlichen Studierenden-Servicezentrums mit seinem auskragenden Dach sei unkonventionell, sondern ebenso die Energieversorgung mit Erdwärme dank einer 2.445 Meter tiefen Bohrung unter dem Gebäude. RWTH-Bürgerforum sorgt für spannende Information Staunend reagierte das Publikum auch auf Bilder, die Studierende zeigten, die mit Skiern aus Beton eine Piste herunterfuhren und damit demonstrierten, wie flexibel der sonst so starre Werkstoff sein kann. „Auf die richtige Armierung kommt es an“, sagte Rauhut und erläuterte weiter, dass hier der Beton mit Textil bewehrt wurde. In einem Sonderforschungsbereich der RWTH haben Wissenschaftler aus hauchdünnen Glas- und Kohlefasern dreidimensionale Textilmatten gewebt, die als Verstärkungsgitter für Betonbauteile verwendet werden. Der Rektor berichtete über weitere Ereignisse und Personen – über bobbycarfahrende Studierende, den ersten Einsatz eines Herzschrittmachers durch einen RWTH-Mediziner oder darüber, dass am Wollforschungsinstitut erstmals die chemische Synthese von Insulin gelang oder in Aachen mehr Forschungskompetenz im Automobilbereich als im Stuttgarter Raum vorhanden sei. Und er betonte, dass die RWTH auch in Zukunft exzellent wie anwendungsorientiert forschen und darüber berichten werde. „Auf die nächsten zehn Jahre!“ forderte Rauhut auf und versicherte, dass die Reihe „Uni im Rathaus“ des RWTH-Bürgerforums auch künftig für spannende Informationen sorgen wird. Renate Kinny

Koordinatorin Antje Becker, International Office-Mitarbeiter Dr. Jürgen Breywisch und AStA-Vositzende Anna Nelles (von links in der Bildmitte) mit Studierenden von INCAS und der Ausländervertretung auf den Stufen des Humboldt-Hauses.

Neues Leben für das Humboldt-Haus Mit hellgetünchten Wänden und neuem Nutzungskonzept soll das Humboldt-Haus in der Pontstraße künftig die Brücke zwischen deutschen und ausländischen Studierenden schlagen. Das 1958 als „Alexander-von-Humboldt-Haus“ fertiggestellte Gebäude wurde schon damals als Begegnungsstätte internationaler Studierender eröffnet – und Studierende prägten später auch den inoffiziellen Namen „Che-Haus“. „Der Name war nicht immer positiv besetzt, den das Haus bot einen besonderen Freiraum – dies zieht oftmals Menschen an, die das auszunutzen,“ berichtete AStA-Vorsitzende Anna Nelles bei der Wiedereröffnung. Sie versicherte, dass das Humboldt-Haus weiter unter der Devise „Studis für Studis“ für studentische Interessen offen ist. Rektor Burkhard Rauhut verwies darauf, dass in einem Beirat Studierendenschaft und Hochschulverwaltung gleichermaßen vertreten sind. Büroräume in dem dreistöckigem Haus erhalten das Interkulturelle Centrum Aachener Studierende (INCAS) und das International Office der Hochschule mit einer Infostelle. Auch Antje Becker gehört zum Dezernat International Office der Hochschulverwaltung. Als hauptamtliche Koordinatorin des Humboldthauses hat sie die Aufgabe, ein geeignetes Rahmenkonzept zu entwickeln. Über die reine Raumvergabe hinaus soll ein kultureller Austausch ermöglicht werden, der mehr Verständnis für andere Kulturkreise schafft. Zum Angebot werden daher unter anderem Sprachkurse, Filmabende, internationale Kochzirkel, Diskussionsrunden, Tanzkurse oder Ausstellungen gehören. „Dies sind nur einige von vielen Möglichkeiten, Leben ins Haus zu bringen“, so die Sozialpädagogin. Wer dabei aktiv teilnehmen und mithelfen wolle, sei dazu herzlich eingeladen. Kontakt: Antje Becker, Humboldt-Haus, Pontstraße 41, Telefon 0241/80-991 51


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FUNDRAISING-PROJEKT Gemeinsames Unternehmen „Finnbahn“

Foto: HSZ der RWTH

In Aachen sind viele Erfindungen und technische Neuerungen entstanden – aber die Region steht nicht nur für technischen Fortschritt. Der Wissenschaftsstandort mit RWTH, Fachhochschule und Universitätsklinikum ist auch in anderer Hinsicht außergewöhnlich. Die Wissenschaftseinrichtungen hier sind zu innovativen Maßnahmen fähig, ihre Mitglieder zu besonderen Leistungen. Der Hochschulsport Aachen und das Fundraising-Team der RWTH haben ein Projekt aller Mitglieder dieser drei Institutionen angeregt. Jeder soll nach seinen individuellen Möglichkeiten dazu beitragen: Studierende, Mitarbeiter und Mitarbeiterin, Professor und Professorin. Damit werden nach außen Zeichen gesetzt: für die Bürger, die Partner aus der Wirtschaft und andere Hochschulen. Das Projekt soll Vorbild sein für externe Unterstützer, die angesprochen werden, um den dringend erforderlichen Ausbau weiterer Stätten des Hochschulsports zu finanzieren. Es legitimiert dazu, andere um finanziel-

le Unterstützung zu bitten: Wer selbst spendet, ist glaubwürdiger. Dank der internen Aktion soll eine neue Sportstätte entstehen: eine Finnbahn auf dem Gelände des Hochschulsportzentrums auf dem Königshügel. Sie ist eine dem finnischen Waldboden nachempfundene Laufbahn, die mit einem weichen Belag aus Rindenmulch und einer federnden Unterkonstruktion besonders gelenkschonendes Laufen ermöglicht. Die 1.200 Meter lange Strecke mit Steigungsund Gefälleabschnitten wäre die erste Finnbahn in der Region. Auch wenn sie nicht von allen Mitgliedern der Hochschulen und des Universitätsklinikums genutzt wird, nützt sie doch allen. Ein besseres Sportangebot macht die Hochschulen attraktiver für Studierende. Davon profitiert die gesamte Region. Der Bau der Sportanlage wird 90.000 Euro kosten. Die Hoffnung ist, dass sich alle nach ihren individuellen finanziellen Möglichkeiten beteiligen. Ein anspruchsvolles, aber erreichbares Ziel: Wenn sich Studieren-

de mit einer einmaligen Spende von 2 Euro beteiligen, Mitarbeiter mit 10 Euro und Professoren mit mindestens 100 Euro. Auch Sammelaktionen von Lehrstühlen oder Instituten, die als Gruppe spenden, sind willkommen. Sollten mehr Mittel eingehen als für die Bahn benötigt, werden sie für eine Beleuchtungsanlage der Laufbahn verwendet. Sie kann dann bis in die späten Abendstunden von den Angehörigen der Hochschulen und des Universitätsklinikums ebenso wie von weiteren laufinteressierten Bürgern Aachens genutzt werden. Die Anlage soll im nächsten Juni fertig sein, und sie wird mit einem Fest für ihre Unterstützer eröffnet. Auf Schautafeln an der Laufstrecke werden die Spender geehrt; wer mehr als 250 Euro spendet, dessen Namen wird dort aufgenommen. Über den Fortschritt des Projekts werden wir in Kürze auf der Website www.rwth-aachen.de/fundraising informieren. Das Fundraising-Team der RWTH Aachen

Spenden können ab sofort unter dem Verwendungszweck „Finnbahn” auf das Konto 18 bei der Sparkasse Aachen (BLZ 390 500 00) eingezahlt werden.

Galaball 2006

Mit über 900 Gästen fand im November wieder der traditionelle Galaball der RWTH statt. Nach einem abwechslungsreichem Programm – unter anderem mit der Disco-Fox-Formation und der Rhönradgruppe des Hochschulsports – teilten sich die Tanzpaare aus allen Generationen das Parkett. Studierende präsentierten an dem Abend nicht nur ihre Tanzkünste, sondern sie beteiligten sich wesentlich an der Organisation und am Aufbau. Rektor Burkhard Rauhut nutzte die Gelegenheit, ein Fundraisingprojekt der Hochschule vorzustellen – man will Sponsoren für die Modernisierung und den Ausbau der Sportanlagen gewinnen. Den Anfang soll eine Spendenaktion der Mitarbeiter, Professoren und Studierenden zur Finanzierung einer Finnbahn machen.

Wünscht man ein „Frohes Neues Jahr“ oder ein „Frohes neues Jahr“? Hat die Sonne gescheint oder geschienen? Wie lautet die Mehrzahl von Auspuff? Antworten auf diese und andere Fragen gibt das Grammatische Telefon der RWTH. Montags bis freitags erhält man zwischen 10 und 12 Uhr kostenlos Auskunft zu allen Fragen der Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik. Cathérine Blaszkiewicz und Peter Miessen, studentische Hilfskräfte des Instituts für Sprachund Kommunikationswissenschaft, sind die Ansprechpartner für sprachliche Problemfälle – und davon gibt es reichlich, täglich werden rund 20 Anfragen aus ganz Deutschland entgegengenommen. „Grammatische Hilferufe erreichen uns aber auch aus der Schweiz und sogar von Deutschlehrern aus Australien“, berichtet die Studentin. Fragen, die außerhalb der Dienstzeiten auftreten, können per E-Mail an die beiden Mitarbeiter gerichtet werden. Zum ersten August 2006 ist die neue deutsche Rechtschreibereform in Kraft getreten, maßgeblich vorangetrieben durch den im Dezember 2004 eingerichteten Rat für deutsche Rechtschreibung. „Wir werden in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten mit einer gespaltenen Orthographie zu leben haben“, warnte Professor Christian Stetter bereits 2004. Zusammen mit Professor Ludwig Jäger gründete er das Grammatische Telefon 1981, lange vor dem Inkrafttreten der Reform. Die Aachener Linguistikprofessoren wollten mit dem Beratungsangebot eine Dienstleistung zur Verfügung stellen, die öffentlich zugänglich ist. Heute ist die Einrichtung eines der meistkonsultierten Sprachberatungsangebote deutschlandweit. Inzwischen machen Anfragen zur amtlichen Regelung der Rechtschreibereform einen erheblichen Anteil der Arbeit aus. Miessen, seit vier Jahren Sprachberater, hat die einzelnen Reformschritte hautnah miterlebt. Er betont: „Die aktuelle Regelung lässt zwar wieder im Jahr 1996 abgeschaffte Schreibweisen zu, aber viele Varianten sorgen weiterhin für Verwirrung.“ Hilfe beim Rechtschreib-Chaos Anfragen erfolgen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen und erstrecken sich über nahezu alle Bereiche der Sprache, insbesondere den Schriftgebrauch. Kommasetzung, Getrennt- und Zusammenschreibung sowie

Wie schreib ich’s richtig? Groß- und Kleinschreibung bereiten den Anrufenden die meisten Schwierigkeiten. Viele Ratsuchende sind professionell Schreibende: Lektoren, Sekretärinnen, Journalisten, Werbetexter und Sachbearbeiter aus Wirtschaft und Industrie, Verwaltung, Wissenschaft und anderen Bereichen. „Es melden sich aber auch Privatleute, beispielsweise Eltern, die mit der Korrektur in einer Klassenarbeit ihres Kindes nicht einverstanden sind“, weiß Miessen. Nicht selten ist eine Wette oder eine Diskussion Anlass für einen Anruf. Wer behält recht: die Sekretärin, die über den Schadenersatz schreibt oder der Chef, der Schadensersatz fordert? Die beiden Mitarbeiter des Grammatischen Telefons kennen sich mit den Regeln aus, bei Zweifelsfällen bieten zahlreiche Nachschlagewerke Hilfe – neben obligatorischen Wörterbüchern stehen ebenfalls fachspezifische Lexika griffbereit, zum Beispiel aus den Bereichen Medizin oder Jura. „Wir helfen bei der Formulierung eines Satzes und geben Tipps zur sinnvollen Wahl zwischen mehreren Schreibmöglichkeiten“, so Blaszkiewicz. Ihr Kollege ergänzt: „Die neuen Regelformulierungen sind leider oft schwer zu verstehen und die Beispiele dazu nicht immer aufschlussreich. Wir bemühen uns, Durchblick zu geben.“ FoKS e.V. bietet Weiterbildung und Beratung Das Telefon ist eine Abteilung des Forschungszentrums für Kommunikation und Schriftkultur e.V. (FoKS) beim Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft der RWTH. FoKS ist durch einen Kooperationsvertrag mit der RWTH verbunden und entwickelt im Rahmen der angewandten Sprachwissenschaft Konzepte, die pragmatisch orientiert sind. Die praxisnahe Forschung erstreckt sich über die Bereiche Kommunikationsmanagement, Schrift- und Medientheorie, Rhetorik und Gebärdensprache. Die Sprachberatungseinrichtung hilft nicht nur bei strittigen Fragen zur Zeichensetzung und Ähnlichem, sondern schafft durch die tägliche Arbeit auch eine Basis für Datenerhebungen. Jeder Anruf wird anonym erfasst und kategorisiert. „Hier-

Heißer Draht für Fragen zur deutschen Sprache – das Grammatische Telefon der RWTH mit Professor Christian Stetter und den studentischen Mitarbeitern Cathérine Blaszkiewicz und Peter Miessen. Foto: Peter Winandy

für steht uns eine spezielle Software zur Verfügung, in der Fragen und ihre Antworten nach Datum und Art des Problems eingegeben werden“, informiert Blaszkiewicz. Das Datenmaterial dient zum einen als Grundlage für Weiterbildungsseminare. Zum anderen steht es der Forschung zur Verfügung. Auf seiner Basis sind Regelwerke und Ratgeber zur Zeichensetzung, Groß- und Kleinschreibung und zu Zweifelsfällen des Deutschen veröffentlicht worden. Das Weiterbildungsangebot richtet sich an Mitarbeiter von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Unter anderem gibt es Empfehlungen, wie man derzeit am besten mit den neuerlichen Änderungen umgehen sollte. Im Seminar „Methoden der Textformulierung“ erhalten Interessenten Anleitung zur Verbesserung ihres Schreibstils. Alle Themen werden in praktischen Übungen vermittelt. Hierdurch lernen die Teilnehmer, die grundlegenden Verfahren verständlichen Formulierens systematisch anzuwenden und im beruflichen Alltag zu nutzen. Wer einen längeren Text wie eine Diplomarbeit oder einen Schriftsatz verfasst hat und diesen im Hinblick auf Ausdruck und Rechtschreibung prüfen lassen möchte, kann den Korrekturservice des Grammatischen Telefons in Anspruch nehmen. Hierbei achten die Lektoren auf korrekte Schreibung und Gram-

matik sowie auf stilistische Feinheiten. In einer Stunde werden zwischen 14.000 und 21.000 Zeichen überarbeitet, das entspricht in etwa 8 bis 12 Normseiten. Das Angebot gehört allerdings zu den kostenpflichtigen Dienstleistungen des Instituts, die Art der Berechnung erfolgt je nach Textlänge über die Anzahl der Zeichen oder über einen Festpreis. Kurztexte bis zu 1.000 Zeichen werden kostenlos durchgesehen. Alle Jahre wieder lautet die Frage des Monats im Dezember: Heißt es „Frohes Neues Jahr” oder „Frohes neues Jahr”? Letzteres ist richtig. Das „neue Jahr” ist kein Eigenname, denn es gibt kein Jahr, das „Neues Jahr” heißt. Der Wunsch bezieht sich auf das ganze nächste Jahr, welches das neue Jahr ist. Beim „Heiligen Abend“ dagegen handelt es sich um einen Abend, der so heißt. Er wird deshalb großgeschrieben. Und warum heißt es eigentlich „Grammatisches Telefon“ und nicht „Grammatikalisches Telefon“? Umgangssprachlich macht das keinen Unterschied. In der Linguistik jedoch ist „grammatisch“ der eingebürgerte Terminus. Im Übrigen ist „grammatisch“ das ältere Wort. Celina Begolli Infos: beratung@grammatisches-telefon.de oder www.grammatisches-telefon.de.

NRW baut Kernenergieforschung aus Die Landesregierung will die Kompetenzen auf dem Gebiet der Kernenergie- und Kernsicherheitsforschung erhalten und ausbauen. Das kündigte Professor Andreas Pinkwart, Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Anfang Dezember in Düsseldorf an. Deutschland müsse auf einen breiten Energiemix setzen und NRW

solle führendes Energieforschungsland bleiben. Dazu gehöre aus ökologischen und ökonomischen Gründen die Forschung im Bereich erneuerbaren Energien ebenso wie die zur friedlichen Nutzung der Kernenergie. Die RWTH Aachen und das Forschungszentrum Jülich werden mit Unterstützung des Landes insgesamt drei Professuren wieder-

besetzen und eine zusätzliche einrichten. Das sind an der RWTH die Professuren für Reaktorsicherheit und Reaktortechnik, Modellbildung und Simulationen in der Kerntechnik, Ver- und Entsorgung von Kernbrennstoffen; am Forschungszentrum Jülich ist es eine vierte Professor für Nukleare Entsorgung und Abfallbehandlung.

Die RWE Power AG und Thyssen-Krupp Steel AG investieren ab 2007 insgesamt 3,5 Millionen Euro in Erstausstattung und Forschungsinfrastruktur. In einem Kooperationsvertrag vereinbarten die Partner, dass der Grundsatz der wissenschaftlichen Freiheit in Forschung und Lehre nicht angetastet werde.

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Ausgezeichnet von der Alexander von Humboldt-Stiftung – Marga Lensen im DWI vor dem FeldemissionsRasterelektronenmikroskop. Foto: Peter Winandy

Die Grenznähe im Dreiländereck gab für Dr. Marga Lensen nicht den Ausschlag, nach Aachen zu kommen. Vielmehr zog es die Niederländerin an das Deutsche Wollforschungsinstitut (DWI) und das Institut für Textilchemie und Makromolekulare Chemie, die beide von Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Martin Möller geleitet werden. Hier beschäftigt sich die 29jährige Wissenschaftlerin seit einem Jahr mit der Ansiedlung von Zellen auf so genannten Hydrogelen. Mit den vorläufigen Ergebnissen ihrer Arbeit bewarb sie sich bei der Alexander von Humboldt-Stiftung und wurde im November mit dem „Sofja Kovalevskaja-Preis” ausgezeichnet. Die damit verbundene Förderung gibt ihr die Möglichkeit, für die nächsten vier Jahre mit einem Budget von einer Million Euro eine eigene Forschergruppe aufzubauen. Der Preis erinnert an die russische Mathematikerin und Naturwissenschaftlerin Sofja Kovalevskaja. Sie studierte unter schwierigen Bedingungen in Deutschland und erhielt 1889 an der Universität Stockholm als eine der ersten Frauen in Europa einen Lehrstuhl. Die nach ihr benannte Auszeichnung wird alle zwei Jahre an insgesamt zwölf junge Forschertalente aus unterschiedlichen Disziplinen verliehen, die aus dem Ausland kommen oder für die wissenschaftliche Arbeit nach Deutschland zurückkehren. Die Höhe der Förderung, die Laufzeit und die Einbeziehung der Kostenstelle des gastgebenden Instituts halten dabei den Ausgezeichneten den Rücken frei. „Die Preisträger sollen sich auf ihre Arbeit konzentrieren können und nicht viel Zeit für Administratives verwenden. Dabei habe ich große Freiheit bei der Verwendung des Geldes – das ist eine tolle Chance für mich!”, betont Marga Lensen, die in diesem Jahr beim Festakt in Berlin die Jüngste auf dem Podium war. Marga Lensen macht Grundlagenforschung In den nächsten vier Jahren wird sie sich mit ihrer fünf- bis zehnköpfigen Gruppe von Doktoranden und Diplomanden einem Thema aus dem Bereich der Grundlagenforschung widmen. Die Basis sind dabei Hydrogele, die Eltern heute zum Beispiel als sehr saugfähige Substanz in Babywindeln kennen. Denn diese Gele sind Polymernetzwerke, die ein Vielfaches ihrer Eigengewichtes an Flüssigkeit speichern können. Ihr Potenzial geht aber weit über den Hygienebereich hinaus: So haben Hydrogele Ähnlichkeit mit menschlichem Gewebe und sind biokompatibel. Sie werden vom Körper nicht abgestoßen und sind als Material für Implantate geeignet. Eine weitere Anwendung ist ihr Einsatz als Biosensor. Dafür müssen die dreidimensionalen Proben mit Zellen bestückt werden. Hier interessiert die Wissenschaftler, welchen Einfluss die chemische Zusammensetzung und vor allem die Oberfläche der Hydrogele auf die Ansiedlung ausübt. Erst wenn man die Motive kennt, die die Zellen dazu

Sie untersuchen die Bergehalden in Alsdorf, die Folgen der Grundwasserabsenkung und -wiederanhebung im Tagebau Hambach oder auch die Standsicherheit der Biggetalspeere bei Olpe: Die Geotechniker der RWTH Aachen sind Experten für Boden und Fels als Baugrund oder Baustoff. Ein berühmtes Bauwerk, bei dessen Erstellung die Bodenbeschaffenheit nicht berücksichtigt wurde, zieht nicht nur die Touristen an: Der Schiefe Turm von Pisa beschäftigt auch Experten mit Fragen der Bestandssicherung und Sanierungskonzepten. Heute muss Baugrund von einem Sachverständigen geprüft werden. Für die Bebauung einer Fläche mit Einfamilienhäusern übernehmen dies Sachverständigenbüros. Am Lehrstuhl für Geotechnik im Bauwesen unter der Leitung von Professor Dr.-Ing. Martin Ziegler arbeiten die Mitarbeiter in Forschungsprojekten oder als Partner von Firmen bei großen Baumaßnahmen.

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Ohne Materialuntersuchungen geht nichts „Wir unterscheiden die Baugrundarten Ton, Schluff, Sand, Kies und Fels. Wichtig sind die mechanischen Eigenschaften dieser Böden. Für unsere Arbeit ist daher die Probenahme und Materialprüfung von großer Bedeutung. Diese kann – je nach Bauvorhaben und Bodenbeschaffenheit – sehr aufwändig sein”, erläutert Akademischer Oberrat Dipl.-Ing. Martin Feinendegen. So fahren die Mitarbeiter jetzt zum Katzenbergtunnel, dem künftig längsten Eisenbahntunnel Deutschlands. Auf der Strecke zwischen Karlsruhe und Basel baut die Bahn den 9,385 Kilometer langen Tunnel. Das Ausbruchmaterial, in diesem Fall Millionen Kubikmeter Gestein, wird in der Nähe deponiert und von den Aachener Bauingenieuren untersucht. Drei Baustoffprüfer, zwei Mechaniker und der Laborleiter Jochen Wilden analysieren in der Versuchshalle in der Mies-van-der-Rohe-Straße die Proben und führen Versuche durch. Bei Bedarf werden eigens Maschinen entwickelt und gebaut. In zwei Gruben können Großversuche durchgeführt werden. Aktuell wird im so genannten „Sandkasten” ein Forschungsprojekt gemeinsam mit dem Institut für Massivbau realisiert. Die Wissenschaftler wollen hierbei das Durchstanzen von Fundamenten in den Boden untersuchen. Die Modellfundamente wurden auf Sand mit einer definierten Dichte eingebaut und über eine Presse starkem Druck ausgesetzt. Die Messelektronik im Mikrobereich ermittelt dabei, wann Versagensmechanismen welcher Art auftreten. Zur Ausstattung der Versuchshalle gehört neben einer 300-Tonnen-Presse zur Felsprüfung auch eine Klimakammer, in der Langzeitversuche unter definierten klimatischen Bedingungen durchgeführt werden. Zurzeit werden so genannte Geogitter, wie man sie zum Beispiel zur Hangsicherung beim Bau von Lärmschutzwällen an der Autobahn einsetzt, geprüft. Forschungsschwerpunkte sind dabei sowohl die Stabilität der Kunststoffgitter als auch ihre Interaktion mit dem Boden. Thomas Bosten gehört zu den Landesbesten Nicht nur die Studierenden der Studiengänge Bauingenieurwesen, Geologie, Entsorgungsingenieurwesen, Wirtschaftsingenieurwesen und Lehramt Bautechnik lernen in den Vorlesungen, Übungen und Praktika des Lehrstuhls. Auch eine Berufsausbildung zum Baustoffprüfer ist möglich. Voraussetzung für die dreijährige Ausbildung ist ein Hauptschulabschluss. Der 19-jährige Thomas Bosten hat seine Abschlussprüfung zum Baustoffprüfer jetzt absolviert und wurde zur Ehrung der Landesbesten eingeladen. „Ich bin durch mei-

Hydrogele nutzen nicht nur Babywindeln bewegen, sich auf bestimmten Oberflächen anzudocken, kann man dies gezielt nutzen. „Unser Ziel ist es, diese Zusammenhänge bis auf die molekulare Ebene und bis in den Nanobereich zu verstehen”, erläutert Lensen. Die Wissenschaftlerin profitiert hier von der Nähe zum Universitätsklinikum, wo sie fachlicher Unterstützung erhält und das Material für ihr Zelllabor beziehen kann. Auch die gute Laborausstattung des DWI ist für sie wichtig – so be-

Der Schiefe Turm von Pisa soll einmalig bleiben Thomas Bosten und Dipl.-Ing. Martin Feinendegen bei der Bodenbegutachtung im Institut für Grundbau, Bodenmechanik, Felsmechanik und Verkehrswasserbau (von links). Foto: Peter Winandy

nötigt sie das institutseigene Rasterelektronenmikroskop für Untersuchungen bis in den Nanobereich. Dr. Lensen will außerdem ein Gerät anschaffen, das die Analyse der Proben im gefrorenen Zustand und im Vakuum ermöglicht. So können auch wässrige Proben zerteilt und die Grenzflächen untersucht werden. Marga Lensen kam in Terneuzen, einem Ort in der niederländischen Provinz Zeeland zur Welt. Sie studierte Chemie an der Universität in Wageningen und promovierte 2005 an der Radboud Universiteit Nijmegen. Ihre guten Deutschkenntnisse stammen aus ihrer Schulzeit und erleichterten ihr den Einstieg, als sie letztes Jahr ihren Postdoc-Aufenthalt am DWI begann. Zurzeit sucht die Preisträgerin Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihr Team. Die erste Doktorandin hat sie schon eingestellt, qualifizierte Bewerbungen nimmt sie gerne entgegen. Sabine Busse Kontakt: Dr. Marga Lensen, Telefon 0241/80-233 32 oder lensen@dwi.rwth-aachen.de

nen Vater auf den Beruf des Baustoffprüfers aufmerksam geworden. Nach einem Praktikum bemühte ich mich um eine Lehrstelle – die Ausbildung hat mir dann sehr viel Spaß gemacht”, beschreibt Bosten, der seine schulische Laufbahn mit der Mittleren Reife beendete. Während seiner Ausbildung nutzte er die Möglichkeit, parallel das Fachabitur zu machen. Er würde sich jetzt gerne zum Techniker weiterqualifizieren. „An der RWTH habe ich bereits eine sehr gute Ausbildung erhalten. Da nur sehr wenige Baustoffprüfer ausgebildet werden, findet der theoretische Teil als Blockveranstaltung in Beckum statt. Großes Interesse an Mathematik, Physik und Chemie sollte man haben, auch Elektrotechnik und EDV gehören zum Lehrplan”, so Bosten. Gemeinsam mit Laborleiter Wilden nahm er im Herbst an der Ehrung der Landesbesten in Wuppertal teil. Und Jochen Wilden betreut am RWTH-Institut seit August schon wieder einen neuen Auszubildenden, der den Beruf des Baustoffprüfers erlernen möchte. Angelika Hamacher


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„Wir möchten Abiturienten und Studierenden die Elektrotechnik und Informationstechnik näher bringen”, so Kai Schüler, Sprecher der VDE-Hochschulgruppe. Er studiert Elektrotechnik an der RWTH und engagiert sich seit zwei Jahren in der Gruppe. VDE steht als Abkürzung für Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e.V. – mit 34.000 Mitgliedern ist er die bundesweit größte Vereinigung von Ingenieuren dieser Branche. Für Schüler, Studierende und Berufseinsteiger hat der Verband das YoungNet als Netzwerk für den Nachwuchs eingerichtet. Ihm gehören derzeit 9.000 junge Menschen an, davon sind 6.500 Studierende. Die Jungmitglieder sind in 60 regionalen VDE-Hochschulgruppen ehrenamtlich aktiv. Die Hochschulgruppe Aachen ist die größte bundesweit und besteht aus 30 Elektrotechnikstudierenden quer durch alle Semester der RWTH und FH Aachen. Sie trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat, um beispielsweise Vorträge, Weiterbildungsseminare oder Exkursionen zu planen. So besuchen sie Industrieunternehmen und lernen dabei die Berufsfelder des Elektroingenieurs kennen. „Häufig laden wir auch Referenten aus Industrie und Hochschule zu einem Gastvortrag ein, um mehr über ihre Arbeit zu erfahren”, erläutert Kai Schüler. „Wissen macht Karriere” Die größte Veranstaltung für den ingenieurwissenschaftlichen Nachwuchs ist der e-studentday – kurz esd genannt. Der Studententag rund um das Thema Elektrotechnik und Informationstechnik findet alle zwei Jahre an wechselnden Orten im Rahmen des bundesweiten VDE-Kongresses statt. Der Tag der Kongresseröffnung ist traditionell der Jugend gewidmet, Experten aus Industrie und Forschung halten Vorträge über den aktuellen Stand der Wissenschaft und führen Workshops durch. Im Oktober fand der esd zum ersten Mal in Aachen statt und wurde maßgeblich von 14 Studierenden aus der Hochschulgruppe organisiert. Zwei Jahre lang arbeiteten die jungen Projektleiter trotz Studium und Klausurstress gemeinsam mit dem Verband daran, den esd in Aachen zum Erfolg zu machen. Unter dem Motto „Wissen macht Karriere” wurde nicht nur Studierenden ein umfassendes Programm geboten, sondern auch Oberstufenschüler konnten sich über die Bandbreite des Fachgebiets zu informieren und Hilfestellungen für die Studienwahl bekommen. Tobias Klüter, der im siebten Semester an der RWTH Elektrotechnik studiert, war einer der Hauptverantwortlichen des Team e-studentday. „Neben einem reibungslosen Ablauf wollten wir eine breite Palette interessanter Themen auf die Beine stellen.” Und geboten wurde den Besuchern eine Menge: Prominent besetzte Podiumsdiskussionen über Energieversorgung und Nanotechnologie, Fachvorträge über technische Netzwerke der Zukunft, Medizintechnik oder Terahertzwellen, aber auch Referate zu Strategien der Karriereplanung. Außerdem fand eine Tagebau-Besichtigung im Rheinischen Braunkohlerevier, ein Schülerforum und eine Firmenkontaktbörse statt. Die Eröffnungsfete am Vorabend wurde in der Hochspannungshalle des Instituts für Hochspannungstechnik gefeiert, hier tanzte man zwischen Transformatoren und Stoßstromgeneratoren.

Sie schlafen sonntags gern aus und Ihr Partner auch? Sie spielen beide Tennis und mögen die geselligen Treffs im Club? Dann hat Ihre Partnerschaft gute Karten. Nicht, dass die Scheidungsquote bei Langschläfern oder Tennisspielern geringer wäre. Aber Paare mit ähnlichen Lebenseinstellungen und Freizeitvorlieben haben es leichter. Welche Faktoren ansonsten einer dauerhaften Beziehung zu- beziehungsweise abträglich sind, untersucht Professor Paul Hill vom Institut für Soziologie der RWTH. Im Rahmen eines Schwerpunktprogramms „Beziehung und Familienentwicklung” der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) analysiert er Faktoren, welche für die „Stabilität von Partnerschaften und Ehen”, kurz STAB genannt, wesentlich sind. „Bisherige Forschungsergebnisse zeigen, dass es für dauerhafte Partnerschaften wichtig ist, eine soziale Welt zu teilen”, erläutert Paul Hill. Gemeinsame Freunde, Kinder, der Fahrradausflug am Sonntag: All diese Aktivitäten verbinden. „Im soziologischen Fachjargon sprechen wir hierbei von sozialen Investitionen”, erklärt Hill. Gemeinsam mit den finanziellen Investitionen für Haus, Auto oder Altersvorsorge

Studierende von RWTH und FH engagieren sich in der VDE-Hochschulgruppe Aachen.

Sie tanzten zwischen Transformatoren VDE bietet spezielle Services für Studierende Der Einsatz lohnte sich – über 500 Besucher kamen nach Aachen, mehr als beim vorhergehenden Treffen. „Wesentlich erweitern konnten wir auch die Firmenkontaktbörse”, berichtet Alexander Parkitny, der in diesem Jahr für diesen Programmteil zuständig war und schon beim letzten esd in Berlin mitwirkte. „Die Arbeit über das Studium hinaus hilft nicht nur, seine organisatorischen Fähigkeiten auszubauen und zu lernen, Projekte sinnvoll zu leiten. Die enge Zusammenarbeit und Kommunikation unter Stresssituationen stärkt den Teamgeist und bereitet optimal auf den Berufseinstieg vor”, betont Tobias Küter, der schon von seinem Studienbeginn an zu den Jungmitgliedern des VDE zählt.

gilt es, Paare nach dem Zufallsprinzip auszuwählen. Freiwillige Rekrutierungen, etwa über Aushänge, Anzeigen oder ähnliches, sind nicht sinnvoll. „Solche Studien ziehen erfahrungsgemäß Paare mit Beziehungsproblemen magisch an”, erklärt der Soziologe. Daher werden im gesamten Bundesgebiet Einwohnermeldeämter kontaktiert. Über spezielle Computerprogramme lassen sich Paare selektieren, die in die Studie passen. Wenn sie mitmachen wollen, werden sie rund 15 bis 20 Jahre im Rahmen der Studie „begleitet”. Der Teilnahmeaufwand ist nicht allzu hoch. Lediglich alle ein bis zwei Jahre wird ein Interviewer die Personen besuchen und sie zu ihrem Paarverhalten bzw. zu ihren Einstellungen befragen. Für die Qualität der Untersuchung ist es allerdings wichtig, dass die Personen einzeln interviewt werden. „Haben Sie in den letzten sechs Monaten ernsthaft an eine Trennung gedacht?”: Fragen wie diese zur subjektiv erlebten Partnerstabilität könnten sich als Zündstoff für manche Beziehung erweisen. Auch wird die Beziehungszufriedenheit möglicherweise anders eingeschätzt, wenn der Partner direkt daneben steht.

Ist gemeinsames Wandern eine soziale Investition? bilden sie ein verbindendes Netzwerk. Dieses wird nach der soziologischen Investitionstheorie in der Regel nur dann verlassen, wenn eine andere Partnerschaft größeren Nutzen verspricht. Ausschlaggebend für die Stabilität der Beziehung ist allerdings auch, dass beide Partner diese Dinge freiwillig und gern tun. Konkret gesprochen: Wer sich jeden Sonntag mühsam aus der geliebten Sofaecke quält, um dem Partner zuliebe wandernd oder radelnd die Welt zu entdecken, tut sich und der Partnerschaft damit dauerhaft nichts Gutes. Derzeit befindet sich STAB in der Pretest-Phase. „Wir entwickeln unsere Fragebögen, mit denen künftig rund 600 bis 700 Paare über Jahre hinweg zu ihrer Beziehungseinstellung bzw. dem Beziehungsstatus befragt werden sollen”, berichtet Hill. Rund 600 Test-Interviews sind bereits gelaufen, um die Fragen und Antwortmöglichkeiten bei Bedarf zu optimieren. Gefragt wird unter anderem nach dem formalen Beziehungsstatus, nach Einstellungen, Wunschvorstellungen und der Partnerschaftszufriedenheit. Gibt es einen gemeinsamen Haushalt? Wurden in den vergangenen Monaten größere Anschaffungen getätigt? Werden Einschätzungen zu Geld und Konsum geteilt? Und: Wie eng wird die emotionale Bindung erlebt? DFG entscheidet Ende 2007 über Langzeitstudie der RWTH-Soziologen Ende 2007 kommt STAB dann gemeinsam mit den etwa 20 anderen Forschungsprojekten innerhalb des Schwerpunktprogramms auf den Prüfstand. Die DFG bewertet erst die Aktivitäten, bevor sie eine erste Langzeitstudie zur Paarbzw. Familienstabilität genehmigt. Hill zeigt sich optimistisch: „Bei der DFG ist es wie in einer Ehe: Sie hat bereits einen zweistelligen Millionenbetrag in die Forschungsaktivitäten investiert. Ich gehe davon aus, dass die Langzeitstudie kommt.” Sobald der positive Bescheid im Briefkasten liegt,

Foto: Peter Winandy

Dauerhafte Beziehung ist abhängig von Gemeinsamkeiten Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Partnerschaftsbiographie der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Verlauf bisheriger Beziehungen fließt als Erfahrungshintergrund in die Partnerschaft ebenso ein wie der elterliche Hintergrund: „Scheidungskinder haben empirisch belegt selbst ein erhöhtes Scheidungsrisiko”, berichtet Hill. Auf jeden Fall lohne sich – statistisch betrachtet – eine lange Suchzeit: „Ideal gesprochen: Für glückliche Beziehungen muss man in die Suche investieren.” Dem stünden aber häufig gewisse Lebensvorstellungen im Weg. Ein Beispiel: Einer Vierzigjährigen, die gern Kinder möchte, werden laut Investitionstheorie irgendwann die Suchkosten zu hoch. Da ihre biologische Uhr tickt, wird sie sich möglicherweise mit einem Mann arrangieren, der nicht optimal zu ihr passt, nur um ihrem Kinderwunsch nachkommen zu können. Laut Hill weisen viele Paare so genannte „Mismatches” auf, die sich destabilisierend auf die Beziehung auswirken können. Für den Soziologen Hill wäre die Langzeitstudie eine hervorragende Abrundung seines Forschungsschwerpunktes. „Ich beschäftige mich bereits seit vielen Jahren mit dem verschiedenen Aspekten von Ehestabilität. Die gewonnenen Forschungserkenntnisse gibt der gebürtige Saarländer gern weiter: „Neben der oben erwähnten gemeinsamen sozialen Welt haben Personen, die sich in ihren Eigenschaften oder Einstellungen ähneln, größere Chancen, eine dauerhafte Beziehung zu führen. Wer also die antiquierten Einstellungen von Eva Herman schätzt, sollte sich auch eine Frau aussuchen, die gern zu Hause bleibt.” Andere Studien zeigen, dass ein ähnlicher Bildungshintergrund beziehungsstablisierend wirkt: Der klassische Opernfan und die Bild-Leserin passen eben nicht unbedingt zusammen. Ilse Trautwein

Wer Mitglied im Aachener Team werden möchte, ist zum monatlichen Treffen herzlich eingeladen. Grundsätzlich können auch Studierende anderer Disziplinen mitmachen, sie sollten allerdings Interesse an Technik haben. Das Beitrittsjahr ist übrigens beitragsfrei, man erhält kostenlos ein Jahresabo für eine Fachzeitschrift und Zugang zur Jobbörse. Neben weiteren speziellen Services für Studierende profitieren Berufsstarter dann vom internationalen Expertennetzwerk des VDE. Celina Begolli Infos: vde@rwth-aachen.de und www.vde.rwth-aachen.de.

DIE RWTH WISSENSCHAFTS NACHT

Tausende schwärmten im November wieder zu ungewöhnlich später Stunde in die Hochschule: „5 vor 12 – Die RWTH Wissenschaftsnacht” bot erneut Highlights aus der Forschung und brachte damit Groß wie Klein die Faszination von Wissenschaft näher. Ein vielseitiges Angebot aus Vorträgen, Filmvorführungen, kabarettistischen und musikalischen Beiträgen sowie eine Abschlussparty zog sich bis in die Morgenstunden. „Wir zeigen ein buntes Feuerwerk aus dem Leben der Hochschule”, so Prorektor Reinhardt Poprawe bei der Begrüßung der Gäste. Angesichts der großen Begeisterung und mehr als gut gefüllter Räumlichkeiten ist geplant, die nächste Wissenschaftsnacht noch auszuweiten. Anregungen nimmt die RWTH-Pressestelle unter 80-958 03 gern entgegen.

5 Foto: Martin Lux

Impressum Herausgeber im Auftrag des Rektors: Pressestelle der RWTH Aachen Templergraben 55 52056 Aachen Telefon 02 41/80-9 43 26 Telefax 02 41/80-9 23 24 pressestelle@zhv.rwth-aachen.de www.rwth-aachen.de Redaktion: Renate Kinny (ky) Verantwortlich: Toni Wimmer

Erscheinungsweise: Ständige Mitarbeit: Viermal jährlich. Sabine Busse Angelika Hamacher Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Thomas von Salzen auch auszugsweise, Peter Winandy nur mit Genehmigung der Redaktion. Art direction: Klaus Endrikat DTP, Reinzeichnung: ZAHRENdesign


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Stefan Barth Dr. rer. nat. Dr. rer. medic. Stefan Barth ist seit Juni 2006 Universitätsprofessor für das Fach Experimentelle Medizin und Immuntherapie in der Medizinischen Fakultät der RWTH. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Protein engineering und -expression, Antikörpertechnologien, Entwicklung von Immundiagnostika und Therapeutika sowie deren Anwendung im Bereich Life Science. geboren am 20. August 1963 in München Ausbildung 1984 bis 1991 Studium der Biologie an der Rheinischen Friedrich-WilhelmsUniversität Bonn 1991 Diplom in Biologie, in den Fächern Genetik, Botanik, Biochemie 1994 Promotion zum Dr. rer. nat. an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1997 Promotion zum Dr. rer. medic. an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln 2001 Habilitation im Fach Experimentelle Innere an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln Beruflicher Werdegang 1990 bis 1991 Studentische Hilfskraft und Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Biochemische Genetik der Friedrich-WilhelmsUniversität Bonn 1992 bis 1994 Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Landwirtschaft liche Botanik der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1994 bis 2000 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik I für Innere Medizin der Universität zu Köln 1997 bis 2000 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Quantitative Methoden der EUV Viadrina Frankfurt/O Seit 2000 Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Abteilungsleiter Pharmazeutische Produktentwicklung am Fraunhofer IME in Aachen

„Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu!“

Persönliches Familie ledig Freizeit Sport (Volleyball, Badminton, Mountainbiking), Musik, Lesen, Reisen

Detlev Grützmacher Dr. rer. nat. Detlev Grützmacher ist seit Oktober 2006 Universitätsprofessor für das Fach Experimentelle Physik in der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissen schaften der RWTH. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Halbleiterphysik, Materialforschung, Technologie und Nanoelektronik. geboren am 28. August 1960 in Hamburg Ausbildung 1982 bis 1988 Studium der Physik an der Georgia Augusta Universität zu Göttingen und der RWTH Aachen 1988 Diplom in Physik 1991 Promotion zum Dr. rer. nat. an der Fakultät Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften an der RWTH 2001 Habilitation im Fach Physik an der Universität Konstanz Beruflicher Werdegang 1991 bis 1993 Postdoc am T.J. Watson Research Center, IBM, Yorktown Heights, New York 1993 bis 2006 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Gruppenleiter Silizium-Nanosysteme am Paul Scherrer Institut, Labor für Mikro- und Nanotechnologie, Villingen (Schweiz) 2001 bis 2006 Privatdozent an der Universität Konstanz

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Persönliches Familie verheiratet mit Heidrun Grützmacher, Vater von Hans-Georg (17 Jahre), Frauke (15 Jahre), Mareike (12 Jahre) und Sören (9 Jahre) Freizeit Sport (Ski, Segeln, Windsurfen, Kitebuggy), Tischlerei, Haus und Garten, Politik, Reisen, und alles, was eine kinderreiche Familie so mitbringt

„per aspera ad astra“

(Lucius Annaeus Seneca)

Wolfram Karges Dr. med. Wolfram Karges ist seit Juni 2006 Universitätsprofessor für das Fach Innere Medizin in der Medizinischen Fakultät der RWTH und Leiter der Sektion Endokrinologie und Diabetologie des Universitätsklinikums Aachen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Immunologie des Typ 1 Diabetes und der klinischen Genetik endokriner Tumoren und Funktionsstörungen. geboren am 11. Dezember 1962 in Karlsruhe Ausbildung 1982 bis 1989 Studium der Medizin, Philosophie und Kath. Theologie an den Universitäten Münster und Marburg 1991 Promotion zum Dr. med. an der Philipps-Universität Marburg 2001 Habilitation für des Fach Innere Medizin an der Universität Ulm Beruflicher Werdegang 1989 bis 1991 Arzt im Praktikum und wissenschaftlicher Assistent an der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen, Endokrinologie und Klinische Chemie 1991 bis 1993 Wissenschaftlicher Assistent an der Medizinischen Universitätsklinik Ulm, Gastroenterologie und Endokrinologie 1993 bis 1995 DFG-Stipendiat, Division of Immunology, Hospital for Sick Children, University of Toronto 1995 bis 1996 JDF Research Fellow, University of Toronto 1996 bis 2006 Wissenschaftlicher Assistent und Oberarzt an der Medizinischen Universitätsklinik Ulm, Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin, Teilgebietsbezeichnungen Gastroenterologie und Endokrinologie/Diabetologie Persönliches Familie verheiratet mit Priv.-Doz. Dr. med. Beate Karges (Kinderärztin), Vater von Oscar (5) und Lennart (4) Freizeit Familie, Freunde, Ausdauersport

„Was ist das Allgemeine? Der einzelne Fall. Was ist das Besondere? Millionen Fälle.“

Fotos: Peter Winandy (Goethe, Farbenlehre)

Fotos: Peter Winandy


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Paul Kögerler Dr. rer. nat. Paul Kögerler ist seit November 2006 Universitätsprofessor für das Fach Anorganische Chemie in der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH. Seine Forschung fokussiert die Bereiche Molekularer Magnetismus, Chemie und physikalische Eigenschaften von Metalloxid-Clustern und funktionalen Molekül-basierten Materialien sowie ihrer Verwendung in der biologischen Diagnostik. geboren am 6. Juli 1971 in Wien Ausbildung 1991 bis 1996 Studium der Chemie an der Universität Bielefeld mit Abschluss Diplom-Chemiker. Studienaufenthalte an der Universidade de Santiago de Compostela und der Universidad Nacional de La Plata 1996 Diplom in Chemie 2000 Promotion zum Dr. rer. nat. an der Fakultät für Chemie der Universität Bielefeld

NeueProfessoren

Beruflicher Werdegang 1997 bis 2000 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Anorganische Chemie 1 der Universität Bielefeld 2000 bis 2003 Postdoktorand am Ames Laboratory (U.S. DOE) und am Dept. of Physics and Astronomy, Iowa State University in Ames (USA) 2003 bis 2006 Associate Scientist am Ames Laboratory Persönliches Familie Freizeit

„ich was suchen ich nicht wissen was suchen ich nicht wissen wie wissen was suchen ledig Fahrräder, Musik von Johannes Ockeghem bis Iannis Xenakis, ich suchen wie wissen was suchen europäische Geschichte der Neuzeit ich wissen was suchen ich suchen wie wissen was suchen ich wissen ich suchen wie wissen was suchen Ernst Jandl) ich was wissen“

Kerstin Konrad Dr. rer. nat. Kerstin Konrad ist seit Oktober 2006 Universitätsprofessorin für das Fach Klinische Neuropsychologie des Kindes- und Jugendalters in der Fakultät für Medizin der RWTH. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die neuropsychologische Diagnostik beim Aufmerksamkeitsdefizit/ Hyperaktivitätssyndrom (ADHS), Autismus, und die funktionelle Bildgebung bei Kindern.

geboren am 21. April 1970 in Essen

Ausbildung 1990 bis 1996 Studium der Psychologie und Heilpädagogik an der Universität zu Köln und der Philipps-Universität Marburg 1996 Diplom in Psychologie 2000 Promotion zum Dr. rer. nat. am Institut für Psychologie der Philipps-Universität Marburg 2005 Habilitation an der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen Beruflicher Werdegang 1996 bis 1998 Stipendiatin der Christoph-Dornier-Stiftung in Marburg 1998 Forschungsaufenthalt an Hospital for Sick Children, Toronto 1998 bis 1999 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Institut für Psychologie der Philipps-Universität Marburg 1999 bis 2006 Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen Persönliches Familie verheiratet mit Dr. Kai Peter Zoellmann, Mutter von Mats Ole (4 Jahre) und Lotta Amelie (4 Monate) Freizeit Lesen, Reisen, Theater, Kino, soweit neben Beruf und Familie noch Zeit bleibt

„Das schönste Erlebnis ist die Begegnung mit dem Geheimnisvollen. Sie ist der Ursprung jeder wahren Kunst und Wissenschaft.“ (Albert Einstein)

Frank Müller Dr. rer. nat. Frank Müller ist seit Oktober 2006 Universitätsprofessor für das Fach Molekulare Sinnes- und Neurobiologie in der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH. Er beschäftigt sich vor allem mit der Informationsverarbeitung in der Retina und mit der molekularen Analyse von Ionenkanälen und Signalwegen in Sinnes- und Nervenzellen.

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geboren am 21. Juni 1961 in Worms

Ausbildung 1981 bis 1986 Studium der Biologie an der Universität Mainz 1987 Diplom in Biologie, Doktorarbeit am MPI für Hirnforschung in Frankfurt 1991 Promotion zum Dr. rer. nat. an der Universität Mainz 2003 Habilitation für das Fach Zoologie an der RWTH Beruflicher Werdegang 1991 Stipendiat am MPI für Hirnforschung in Frankfurt seit 1991 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Arbeitsgruppenleiter am Institut für Biologische Informationsverarbeitung 1, Forschungszentrum Jülich

Persönliches Familie ledig Freizeit leider wenig, aber dann klassische Musik, Literatur, Kochen

Fotos: Peter Winandy

„ Die Faszination der Forschung besteht für mich darin, Dinge und Zusammenhänge zu entdecken, die kein Mensch vor mir sah, und damit dazu beizutragen, die Natur, das Leben und letztlich uns selbst besser zu verstehen. Lehren heißt für mich,andere mit dieser Faszination anzustecken.“


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Klimatologen der RWTH sorgen für Frischluft in Aachen Wer möchte „Wetterfrösche” nicht mal gerne nass machen? Gibt man ihnen doch oft die Schuld, wenn Niederschläge den Tag vermiesen. Professor Christoph Schneider (rechts) mit seinen studentischen Mitarbeitern Björn Weitzenkamp und Julia Ehses – links Regenmacher Karl Fischer von der Außenbereichspflege. Foto: Peter Winandy Aachen ist ein Regenloch – allerdings im gegenteiligen Sinne, als die meisten Öcher meinen. „Hier im südwestlichen Nordrhein-Westfalen zieht vom Atlantik her mit den Tiefdruckgebieten zwar häufig ein warmfrontgebundener Niederschlag mit Nieselregen oder Landregen herein”, erläutert Professor Dr. Christoph Schneider. „In Aachen aber gibt es weniger Niederschlag als in den umliegenden Gebieten.” Das liege an der Beckenlage der Stadt, in den angrenzenden höher gelegenen Ortschaften falle mehr Regen. Und auch im bundesweiten Vergleich nimmt sich die Niederschlagsmenge in Aachen mit rund 830 Litern pro Jahr und Quadratmeter bescheiden aus – Spitzenreiter Balderschwang im Allgäu verzeichnet durchschnittlich 2.450 Liter. Der Professor für Physische Geographie und Klimatologie kann mit weiteren Daten der RWTH-Klimamessstation Aachen-Hörn aufwarten, die von seinem Lehr- und Forschungsgebiet Physische Geographie und Klimatologie betrieben wird. So ergibt das Temperaturmittel mit 13,9 Grad Celsius für den klimatologischen Herbst 2006 – gemessen wurde vom 1. September bis 30. November – gegenüber lediglich 10,4 Grad Celsius im langjährigen Mittel den mit Abstand höchsten in Aachen je gemessenen Wert. Zusammenhänge mit dem Klimawandel werden ersichtlich, wenn man den zweitwärmsten Herbst hinzuzieht. Dieser war letztes Jahr mit einem Mittelwert von 12,2 Grad Celsius. „Die Häufung von Extremwerten sind ein Zeichen für den bereits einsetzenden Klimawandel. Diesen muss man anthropogen bedingt nennen. Die spannende Frage hierbei ist nicht mehr, ob der Klimawandel kommt, sondern: Wie dramatisch wird’s?”, beschreibt Schneider. Planungsempfehlungen für Bauvorhaben Neben der Klimamessung sind weitere unterschiedliche Arbeitsfelder im Lehr- und Forschungsgebiet verortet. Bereits im Jahre 2000 erfolgte die Erarbeitung des „Gesamtstädtischen Klimagutachtens Aachen” durch das Geographische

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Institut. Vom Klima einer Stadt hängt wesentlich Gesundheit und Wohlbefinden ihrer Bewohner ab. Wenn beispielsweise die Temperatur nachts im Sommer nicht deutlich abfällt, droht Gefahr für Personen mit Herz-Kreislauf-Beschwerden. Seit den neunziger Jahren werden regelmäßig für Neubauvorhaben im Stadtgebiet Planungsempfehlungen in Form von Klimagutachten durch die Aachener Wissenschaftler erstellt. Dr. Gunnar Ketzler, Mitarbeiter im Forschungsgebiet, modelliert dann für den Planungsfall die Durchlüftungssituation im Stadtteil. Wenn ein Bauwerk in einer Kaltluftschneise entstehen soll und diese versperren würde, muss die Planung angepasst werden, wie zum Beispiel bei den Bauvorhaben um den alten Klinikumspark in Aachen geschehen. Entlang der Schneisen strömt kühle und frische Luft von den bewaldeten Höhen des Aachens in das Stadtgebiet – ohne diese würde Überhitzung drohen. Die Klimatologen der RWTH sind natürlich auch über Aachen hinaus aktiv. So wurden jüngst zwei Drittmittelprojekte akquiriert: Innerhalb des Verbundprojektes „GIS-KliSchee” im Rahmen des BMBF-Programmes zu den Folgen des Klimawandels arbeiten sie mit der Deutschen Sporthochschule Köln und dem Meteorologischen Institut der Universität Bonn an einem Vorhaben, welches dem Schneesporttourismus im deutschen Mittelgebirge zu Gute kommen soll. Es wird ein Planungswerkzeug erstellt, das die Weiterentwicklung von Schneesportgebieten steuern und evaluieren soll. Für Skiorte ist es mittlerweile wichtiger denn je zu wissen, ob sie in 10 bis 20 Jahren noch genügend Schnee haben werden. Beteiligt an einem Sonderforschungsbereich der DFG Im Sonderforschungsbereich „Transregional Collaborative Research Center” der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erforschen die Hochschulen aus Aachen, Bonn, Köln und das Forschungszentrum Jülich die Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Bodenoberfläche. Das gemeinsa-

me Teilprojekt der RWTH-Wissenschaftler und der Meteorologen der Bonner Universität hat geländeklimatologisch motivierte Verfahren des Downscalings von Modellierungen eines Wettervorhersagemodells zum Inhalt. Verbesserte Vorhersagen im lokalen Maßstab würden vor allem der Landwirtschaft zugute kommen. Im Internationalen Polarjahr von März 2007 bis Februar 2009 unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Dr. Horst Köhler wird weltweit versucht, die Polarregionen besser zu verstehen und zu erhalten. Die RWTH Aachen ist mit klimatologischen Forschungsprojekten zum Gletscherwandel in der Arktis auf Svalbard und auf der Südhemisphäre im südlichen Patagonien dabei. „Die Geographie ist ein Fach, in dem das Denken in komplexen Systemen erforderlich ist. Fachdisziplinen aus den Natur-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften wirken hier zusammen, ihre Erkenntnisse werden vereint.” Diese deutliche Begeisterung für das Fach Geographie scheint derzeit auch viele Studieninteressierte gepackt zu haben. Für den neuen Studiengang „Angewandte Geographie” mit Bachelor- und Masterabschluss bewarben sich 220 Bewerber um 63 Studienplätze. „Dabei ist dieses Studium an der RWTH besonders komplex: Er wurde noch um Nebenfachangebote aus den Geo- und den Ingenieurwissenschaften erweitert”, betont der Prüfungsausschussvorsitzende. Zu nur vagen Aussagen mag sich der engagierte Hochschullehrer nicht verleiten lassen. Auf die Frage, wie das Winterwetter diesmal wohl werden wird, will er keine Antwort geben: „Die Wahrscheinlichkeit jeder langfristigen Wettervorhersage beträgt kaum mehr als 60 Prozent.” Und das käme fast einem Auswürfeln gleich. Gabriel Goldberg

SCHLAGLICHTER

25 Jahre Kooperation von IHK und RWTH 1981 unterzeichneten die RWTH und die IHK in Aachen ein Abkommen, um den Technologietransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft anzustoßen und den Strukturwandel zu beschleunigen. Nach ersten Gesprächen entwarfen die Partner ein “Verfügungszentrum für innovative Existenzgründungen”. Damit legte man den Grundstein für das bundesweit erste Technologiezentrum. Heute gibt es 13 erfolgreiche Technologiezentren im Wirtschaftsraum Aachen. Von Anfang an unterstützten die Partner konsequent technologieorientierte Gründungen. Daraus entstanden bis heute etwa 1.020 technologieorientierte Gründungen mit 28.500 Arbeitsplätzen in der Region. Mitte November wurden im Werkzeugmaschinenlabor (WZL) nicht nur die Erfolge der letzten 25 Jahre gefeiert, sondern man nahm auch einen neuen Partner mit in den Kooperationsvertrag auf: die niederländische Provinz Limburg. Bundesministerin Schavan zu Gast Im November 2006 besuchte Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, die RWTH. Sie wurde vom Parlamentarischen Staatssekretär Thomas Rachel begleitet. Zudem nahm Professor Achim Bachem, Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich, teil. Beim Gespräch mit Rektor Burkhard Rauhut und Kanzler Manfred Nettekoven stand vor allem die Kooperation zwischen der RWTH und dem Forschungszentrum Jülich im Mittelpunkt. Auch die Pläne für den RWTH Aachen Campus, der sich vom Westbahnhof bis nach Seffent-Melaten erstrecken soll, wurden der Ministerin vorgestellt. Im Laboratorium für Werkzeugmaschinen und Betriebslehre (WZL) konnte sie sich über aktuelle Forschungsprojekte informieren.

Center for Doctoral Studies (CDS) Anfang Dezember nahm das Center for Doctoral Studies (CDS) an der RWTH seine Arbeit auf. Doktoranden können hier im Laufe von drei Jahren parallel zu ihrer wissenschaftlichen Arbeit ihre Fähigkeiten weiterentwickeln. Es werden Kurse zur Ausbildung von Soft Skills, zum Selbstmanagement und zu Methoden des Wissenschaftlichen Arbeitens angeboten. Fach- und methodenspezifische Veranstaltungen vermitteln Kenntnisse des Projektmanagements oder Kommunikationskompetenzen. Die Teilnehmer am CDS-Programm erhalten für ihre Leistungen Punkte und bei Abschluss der Promotion ein Promotionssupplement. Diese Zusatzqualifizierung soll sich auf dem Arbeitsmarkt zu einem besonderen Qualitätsmerkmal etablieren.

Lehrpreis der RWTH 2007 Seit 2001 lobt die RWTH jährlich den Lehrpreis aus, um herausragende und beispielhafte Leistungen in der Lehre zu würdigen. Sie sollen nicht einmaligen Charakter haben, sondern sich durch Kontinuität auszeichnen. Bis Februar 2007 besteht jetzt wieder die Möglichkeit, Vorschläge einzureichen. Der Lehrpreis ist derzeit mit 18.000 Euro dotiert. Er ist mit 9.000 Euro, 6.000 Euro und 3.000 Euro auf drei Plätze verteilt. Das Preisgeld soll in vollem Umfang in den Bereich Lehre und Forschung investiert werden, wobei mindestens zwei Drittel für die Lehre zu verwenden sind. Bis Februar 2007 besteht die Möglichkeit, Vorschläge einzureichen. Weitere Informationen bei Lucia.Vennarini@zhv.rwth-aachen.de oder telefonisch unter 80-94036. Jubiläumsfeier im HDT Am 1. Dezember wurde auch im Essener Haus der Technik (HDT) ein Jubiläum began-

gen: Mit rund 200 Gästen feierte das HDT seine 60-jährige Zugehörigkeit zur RWTH. Schülerinnen und Schüler der Essener Gymnasien wurde gleichzeitig Gelegenheit geboten, im Science-Truck der RWTH Tuchfühlung mit Technik und Wissenschaft zu nehmen. Seit 60 Jahren ist das HDT jetzt offiziell Außeninstitut der RWTH. Wissenschaftler aus Aachen referieren in Essen, während umgekehrt Nachwuchswissenschaftler und -ingenieure der RWTH die Angebote des renommierten Weiterbildungsinstitutes in Essen besuchen können. Professor Dr.-Ing. Ulrich Brill als Leiter des HDT erläuterte: „Durch die enge Bindung des Hauses der Technik an die RWTH ist eine Brücke von Aachen ins Ruhrgebiet und in weite Gebiete der westdeutschen Industrie und Technik geschlagen worden.” So nutzte auch das Alumni-Projekt der RWTH den Tag für ein erstes Treffen der RWTH-Absolventen im Ruhrgebiet.

Zielvereinbarung III unterzeichnet Die Stärken weiter ausbauen, das Profil weiter schärfen - so lautet kurz gefasst der Tenor der Ziel- und Leistungsvereinbarung. Sie wurde am 13. Dezember von Minister Andreas Pinkwart und Rektor Burkhard Rauhut in Aachen unterzeichnet. Diese dritte Vereinbarung von Universität und Landesministerium wird für den Zeitraum vom 1. Januar 2007 bis zum 31. Dezember 2010 geschlossen. Sie dient als Grundlage dafür, an der RWTH Aachen Lehre, Forschung, Technologietransfer und Hochschulmanagement noch effektiver auszurichten. Ausbildung von Zahnärzten in Dubai Ob in der Europäischen Union, China, Japan, Kanada, Iran oder Saudi Arabien – überall auf der Welt setzen Zahnärzte bei ihrer Weiterbil-

dung auf die Qualität der zahnmedizinischen Ausbildung der RWTH. Präsenz-Module mit zusätzlichem E-Learning-Heimstudium machen es möglich: In zwei Jahren können weltweit niedergelassene Zahnärzte berufsbegleitend den Masterstudiengang „Lasers in Dentistry” absolvieren. Der seit September 2004 angebotene Studiengang bildet ab diesem Jahr sogar Zahnärzte in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu Laserspezialisten aus. „Es ist für Dubai Health Care City wirklich eine große Errungenschaft, dass sich die RWTH Aachen mit diesem Programm in Dubai niederlässt”, so Sultan Abdulaziz Al Mugairin über den Kooperationsvertrag.

RWTH-THEMEN zur Informatik und Informationstechnik Weitreichende Auswirkungen auf das tägliche Leben haben Produkte aus den Bereichen Informatik und Informationstechnik. So sind etwa der Personal Computer, die iPods, die GPS-Lokalisierung, Google oder das Mobiltelefon nur wenige Beispiele, die unsere Lebensumstände veränderten und mit den durch Buchdruck, Dampfmaschine oder Rundfunk bzw. Fernsehen ausgelösten Revolutionen durchaus vergleichbar sind. Eine Ausgabe der RWTH-THEMEN zum Schwerpunkt „Informatik/Informationstechnik” war eigentlich längst überfällig, meinte der Sprecher des Forums Informatik, Professor Otto Spaniol. Die Wissenschaftler aus diesen Disziplinen legten nun mit der Ausgabe 2/2006 des Forschungsmagazins RWTH-THEMEN eine beeindruckende Leistungsschau ab – lesensund sehenswert aufbereitet, illustriert und gestaltet. Kostenlos erhältlich bei der RWTHPressestelle, Telefon 80-94326 oder pressestelle@zhv.rwth-aachen.de. Renate Kinny


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