RWTHinsight 3/2005

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BAUTEN FÜR DIE RWTH

3 2005 Zeitung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

Blick auf das Erweiterungsgelände Melaten Nord. Fotos: Peter Winandy

Werkzeugmaschinenlabor, Erweiterung

Textiltechnik, Spinnturm

Kraftfahrwesen, Erweiterung

Heute zählt die RWTH mit ihren fast 30.000 Studierenden in neun Fakultäten zu den besten Technischen Hochschulen Europas und ist größte Arbeitgeberin der Region. Als sie im Jahr 1870 als „Rheinisch-westphälische polytechnische Schule” ihren Betrieb aufnahm, verfügte sie über nur rund 250 Immatrikulierte und 29 Dozenten. Das heutige Hauptgebäude als Gründungsbau lag damals noch am äußersten Stadtrand im Nordwesten Aachens. Es grenzte rückseitig an den damaligen Bahnhof Templerbend und lag mit der Vorderseite gegenüber einer lückenlosen Reihenhausbebauung am Templergraben, was die Hochschule zur Stadtmitte hin abriegelte. „Insgesamt keine günstigen Bedingungen für spätere Erweiterungen”, heißt es in einem historischen Rückblick. Mit Zunahme der Studierenden dehnte die Hochschule sich daher baulich zunächst nur in ihrem unmittelbaren Umfeld südlich der Bahnlinie aus. Zu den denkmalwerten „Stammhäusern” der RWTH aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, die heute noch erhalten sind, gehören vor allem das Reiffmuseum in der Schinkelstraße sowie das Bergbaugebäude und die damalige Bibliothek an der Wüllnerstraße. Jenseits der Bahn baute die Hochschule erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts: So entstanden auf Grundstücken an der heutigen Intzestraße zwischen 1904 bis 1910 die Neubauten für die Institute für Eisenhüttenkunde und Metallhüttenwesen. Auf dem Königshügel erwarb man in der Zeit des Nationalsozialismus Gelände, um dorthin die Sportanlagen zu verlagern, was vor 1945 aber nicht mehr realisiert wurde. Wieder am Rande der Stadt Bei Kriegsende waren 70 Prozent des Baubestands der Hochschule unbenutzbar. „Eine Strukturplanung zur Flächennutzung war in der Zeit des Wiederaufbaus nicht umsetzbar, es wurden die Grundstücke genutzt, die gerade frei waren,” erläuterte Dipl.-Ing. Ulrich Gaube, Dezernent für Bau und Betriebstechnik der RWTH, anlässlich einer Pressepräsentation der Hochschulneubauten im Sommersemester. Bis in die sechziger Jahre sei der Platzbedarf einerseits durch Kauf und Anmietung von Gebäuden in der Innenstadt bis hin nach Burtscheid gestillt worden, andererseits durch Neubautätigkeiten vorzugsweise im Aachener Westviertel, auf dem Königshügel und auf der Hörn. „Die Öffnung und das Wachstum der Hochschule in den siebziger Jahren in Verbindung mit dem Beschluss, ein neues Universitätsklinikum anstelle der alten Klinischen Anstalten an der Goethestraße zu bauen, machte letztlich die Erschließung eines großräumigen Erweiterungsgeländes erforderlich”, schilderte Gaube. In den zuvor ländlich geprägten Ortsteilen Seffent und Melaten wuchsen somit sukzessive die Sammelbauten für Maschinenwesen, Elektrotechnik, Physik, Chemie und Biologie. Die Hochschule markierte nun erneut den nordwestlichen Rand der Stadt: Nur wenige hundert Meter von der niederländischen Grenze entfernt begann man inmitten von breiten Wiesenflächen mit dem Klinikumsbau. Entworfen wurde er von den Aachener Architekten Weber, Brand und Partner, und offiziell eröffnet 1985 vom Ministerpräsidenten Johannes Rau. Aufgrund seiner unkonventionellen Bauweise und Lüftungstechnik verglich man ihn oft mit dem Centre Pompidou in Paris.

„Derzeit verfügt die RWTH über rund 300 Gebäude mit 310.000 Quadratmetern Hauptnutzfläche, die noch überwiegend in der Innenstadt liegen”, resümierte Gaube. Allmählich verschiebe sich das Gewicht aber in Richtung Erweiterungsgelände, wo bessere Arbeitsbedingungen für die Forschung geschaffen werden. Denn langfristig gehe es nicht mehr darum, bestehende Flächen zu erweitern, sondern funktionsgerechte Räumlichkeiten, beispielsweise für die Reinraumtechnologien, anzubieten. Und dafür sorgt unter anderem auch die hochschuleigene Energiezentrale in der Mathieustraße, die im vergangenen Jahr mit einem Blockheizkraftwerk-Modul aufgerüstet wurde und die Institute in Seffent-Melaten mit Wärme und Kälte versorgt. Im Erweiterungsgebiet wurden auch die meisten Neubauten der Hochschulen in jüngerer Vergangenheit hochgezogen, so Gaube, „allein in den letzten drei Jahren waren es hier elf Gebäude”. Diese beherbergen Einrichtungen der Ingenieur- und Naturwissenschaften, die ohnehin mit ihrem Bedarf an technischer Infrastruktur gemäß dem Hochschulstandortentwicklungskonzept im Nordwesten konzentriert werden sollen. Jährlich werden für die bauliche Entwicklung der gesamten RWTH einschließlich der Erhaltungsmaßnahmen am Altbestand – im wesentlichen durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW – über 30 Millionen Euro investiert. Hinzu kommen noch die Aufwändungen für die der Hochschule angegliederten Institute. „Unterrichtet wird aber weiterhin vorwiegend in den Hörsälen und Seminarräumen im Kernbereich”, informierte Gaube, der daher auch keinen Anlass zur Sorge gegeben sieht, dass das studentische Leben in der Innenstadt erlahme. Sinnbild hierfür könne schon bald der Bau des Service-Zentrums „SuperC” neben dem Hauptgebäude am Templergraben werden. Das Gebäude mit betont transparenter Architektur soll alle Dienstleistungen für Studierende unter einem Dach vereinigen und unter Einbezug der Außenflächen Kristallisationspunkt eines innerstädtischen Campus sein. Große Neubauten der letzten Jahre Zwischen 2002 und 2005 wurden unter anderem gebaut:Neubau/Ersatzbau für das Institut für Physikalische Chemie, Erweiterung der Halle Massivbau, Neubau eines Technikums für das Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik, Neu-bau für das Wollforschungsinstitut, Mensa Vita, Neubau eines Zentrallabors für die Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Neubau für das Institut für Textiltechnik, Zentrum Metallische Bauweisen, Labor zur Untersuchung von Verbrennungs- und Strömungsvorgängen, Erweiterung des Bürogebäudes der Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen, Erweiterungsbau für das Institut für Kunststoffverarbeitung, Zentrum für Abgasuntersuchungen, Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie, Erweiterung für das Werkzeugmaschinenlabor, Europagästehaus, Werkhofüberdachung am Institut für Bauforschung und Erweiterung für die Fakultät für Architektur. Hierzu mehr Informationen unter: www.rwth-aachen.de/zentral/dez10_index.htm (hier: Aktuelles - Neubauten 2002/2005) Renate Kinny

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Dipl.-Kfm. Heinz-Herbert Kaußen, seit Juli 2005 Kanzlervertreter der RWTH und Stellvertreter des Rektors in Rechts- und Verwaltungsangelegenheiten.

Universitätsprofessor Dr. rer. nat. Burkhard Rauhut, als Rektor der RWTH hat er seit September 1999 den Vorsitz des Gremiums inne. Der 63-jährige Naturwissenschaftler wurde 1973 auf den Lehrstuhl für Statistik und Wirtschaftsmathematik der RWTH berufen. Foto: Peter Winandy

Universitätsprofessor Dr.-Ing Reinhart Poprawe, Prorektor für Struktur, Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. Der 51-jährige Ingenieur ist seit 1996 Inhaber des Lehrstuhls für Lasertechnik.

Neues Rektorat Universitätsprofessor Dr.-Ing. Konstantin Meskouris, Prorektor für Lehre, Studium und Evaluierung. Der 59-jährige Ingenieur ist seit 1996 Inhaber des Lehrstuhls für Baustatik und Baudynamik.

Universitätsprofessor Dr. med. Rolf Rossaint, Prorektor und Vorsitzender der Kommission für Finanz- und Bauangelegenheiten. Der 46-jährige Mediziner ist seit 1997 Direktor der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums.

Am 1. September 2005 ging das neue Rektorat der RWTH Aachen an den Start. Rektor und Kanzler bilden gemeinsam mit drei Prorektoren das Leitungsorgan der Hochschule.

Neuer Name für ein bewährtes Projekt Das „AUSSEN-INSTITUT” der RWTH Aachen startet mit einem neuen Namen in das Wintersemester: „RWTHextern – Das Bürgerforum”. Den Anlass hierzu gab eine Image-Umfrage des Instituts für Psychologie. Dabei war von den Befragten eine eindeutigere Bezeichnung für die Einrichtung gefordert worden. Als Konsequenz wurde ein Namens-Wettbewerb durchgeführt, unter 134 Einsendungen wurde der Vorschlag „RWTHextern” von Stephan Lipensky mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Den zweiten Platz belegten gemeinsam Sven Pütz, Professor Frank Schneider und Sascha Wilhelm, die jeweils „Das Bürgerforum” vorschlugen. Gegründet wurde die Hochschuleinrichtung bereits vor über 80 Jahren, motiviert durch die Einsicht, dass eine Hochschule und ihr Umfeld nicht getrennt voneinander existieren können. Deshalb engagiert sich „RWTHextern – Das Bürgerforum” als Schnittstelle zwischen den Bürgern und der Hochschule. In jedem Semester wird hier ein vielseitiges Programm vorgelegt, besondere Highlights sind die Vorträge „Uni im Rathaus”. Zu sehen ist das neue Logo von „RWTHextern – Das Bürgerforum” unter anderem großformatig auf den Postern, die derzeit in zentralen Bereichen der Hochschule aushängen. Gemeinsam mit den Postern des Alumni-Projektes und den Porträts professoraler Identitätsstifter sollen sie ihre imagewirksame Ausstrahlung entfalten. Die Professoren setzte Peter Winandy fotografisch in Szene, grafisch gestaltet wurden die Plakate von Professor Klaus Endrikat.

Fotos: Peter Winandy

2 Als erstes änderte sie den Namen. Die Bezeichnung „Akademisches Auslandsamt” deckte sich nicht mit den Vorstellungen von Dr. Heide Naderer über das Dezernat der Hochschulverwaltung, dessen Leitung sie im Oktober 2004 übernahm. „International Office” steht jetzt auf dem Schild vor dem Gebäude Ahornstraße 55 und drinnen weisen beschriftete Fußabdrücke den Weg. Das symbolisiert bereits den Servicegedanken, den die 40-Jährige im Dezernat für Internationale Hochschulbeziehungen gemeinsam mit der Schaffung neuer Strukturen in den Mittelpunkt der Arbeit stellt. Als International Office ist die Verwaltungseinrichtung Anlaufstelle für ausländische Studierende und Gastwissenschaftler, die an der RWTH lernen oder arbeiten möchten. Sie brauchen Informationen über Zulassungsvoraussetzungen, Spracheignungsprüfungen oder Studienordnungen. Dazu kommen Fragen nach geeignetem Wohnraum, Anreisemöglichkeiten, Versicherungen und Stipendien. Auch deutsche Studierende und Wissenschaftler erhalten hier Informationen, welche Förderinstrumente und Programme einen Auslandsaufenthalt unterstützen, wie man an Praktikumsplätze im Ausland kommt oder zu welchen Universitäten die RWTH weltweit Kontakte unterhält. Sollten Fragen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Dezernates mit seinen drei Abteilungen nicht direkt beantwortet werden können, vermitteln sie den Kontakt zu geeigneten Gesprächspartnern oder Organisationen. Datenbank mit internationalen Kontakten „Das International Office ist eine Schnittstelle für alle internationalen Angelegenheiten”, sagt Heide Naderer. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit Instituten, die Beziehungen zu ausländischen Hochschulen oder Wissenschaftlern pflegen oder suchen. Traditionell würde man in den Fachbereichen viele Dinge selber regeln und oft auf eigene langjährige Kontakte zurückgreifen, berichtet Naderer. Sie wünscht sich künftig eine bessere Vernetzung solcher Informationen mit dem Dezernat, damit hier eine Basis für Beratung und Hilfestellung entstehen könne. Schon bald soll eine Datenbank helfen, Erfahrungen oder Kontakte zu speichern und sie anderen zugänglich zu machen. Damit werde verhindert, dass Institute, die ihre Fühler in Richtung eines für sie neuen Landes ausstrecken möchten, wieder vorn vorne anfangen müssen. Das gehört zu den Prioritäten „Basisarbeit und Strukturen”, die sich Heide Naderer für ihre ersten zwei Jahre im Amt gesetzt hat. Sie ist daher zunächst oft innerhalb der Hochschule unterwegs, um sich zu informieren und ihr Konzept vorzustellen. Es beinhaltet eine teils neue Aufteilung der Abteilungen, was Synergien fördern und Arbeitsabläufe effizienter gestalten soll. Und im Rahmen einer neu eingerichteten Stelle soll sich verstärkt um das Thema Internationalisierung gekümmert werden. Aufgaben sind dabei die Anfertigung eines Berichts über das entsprechende Profil der Hochschule und der Aufbau einer Summer-

Heide Naderer (5. von rechts) mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Dezernates für Internationale Hochschulbeziehungen.

Sie will Bewegung in die Sache bringen Heide Naderer leitet das International Office

School mit Sprachkursen. Im Herbst öffnet auch eine neue Service-Stelle ihre Pforten, in der ausländische Studierende und Gastwissenschaftler empfangen, in außerfachlichen Dingen beraten und von Hiwis bei der Suche nach einer Wohnung und Behördengängen unterstützt werden. Viele sollen im Ausland Erfahrungen sammeln können Der Dezernentin ist es ein Anliegen, den ausländischen Besuchern in Aachen die Eingewöhnung zu erleichtern. Sie hat selbst das Gefühl des „Fremdseins” erfahren, als sie ihre Stelle beim Deutschen Akademischen Austauschdienst in New York antrat. Die USA waren ihre letzte Station, bevor sie nach Aachen kam. Ihr Studium der politischen Wissenschaften, des öffentlichen Rechts und der Kunstgeschichte absolvierte sie in Hamburg, wo sie auch promovierte. Eigentlich hatte sie mit einem Job im Bereich des Kulturmanagements geliebäugelt, landete dann aber bei der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. Ihre nächsten Stationen waren Köln, wo sie beim Wissenschaftsrat an den Empfehlungen für die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge mitarbeitete, und der Akkreditierungsrat in Bonn. Danach verließ sie Deutschland und arbeitete knapp vier Jahre in New York, von wo sie ihre Bewerbung als Dezernentin der RWTH abschickte. Für eine Hochschule mit dem Ruf der RWTH zu arbeiten, reizte sie. „Und ich wollte eine Stadt, die wenig Ähnlichkeit mit New York hat”, setzt Dr. Naderer hinzu, auch wenn ihre neue Wahlheimat weniger an Kulturangebot offerieren kann. Ihr selbstgesetztes Arbeitspensum wird ihr wahrscheinlich eh wenig Zeit für die Kultur lassen. „Ich möchte, dass möglichst viele Erfahrungen im Ausland sammeln können”, beschreibt sie ihre Motivation. So will sie langfristig die Kontakte beispielsweise zu Hochschulen in den USA verbessern; allerdings werde sie sich auf bestimmte Länder und Themen konzentrieren. Dabei könne sie auf bereits gut installierte Netzwerke zurückgreifen wie den Verbund der IDEA League Hochschulen (Imperial College London, TU Delft, ETH Zürich und die Aachener Hochschule). Ausländische Studierende möchte das International Office bald durch ein besseres Angebot im Internet früher erreichen. „Das Wichtigste ist für mich, Bewegung in die Sache zu bringen”, betont Naderer. Und das heiße, flexibel zu bleiben, auch neue Strukturen immer wieder zu überprüfen und Instrumente anzupassen. Mit Veränderungen würde sie liebend gern am Standort des Dezernats beginnen. Zwar zog Anfang des Jahres eigens eine neue Zweigstelle der Ausländerabteilung der Stadt Aachen zu ihnen auf die Hörn, was dank unmittelbarer Nachbarschaft auf einem Flur Abstimmungen oder gemeinsame Informationsveranstaltungen erleichtere. Doch wäre ihr an einer zentraleren Adresse im alten Kernbereich der Hochschule sehr gelegen. Sabine Busse


Haben Otto und Diesel eine Zukunft? Stefan Pischinger bei

Wetterkapriolen im Sommer 2005: In Mitteleuropa regnete es häufig bei oft herbstlichen Graden, in Südeuropa gab es lang anhaltende Trockenheiten. Die meisten Meteorologen sind sich darin einig, dass sich die Erde zunehmend erwärmt und die Temperaturschwankungen größer werden. Für diese Klimaveränderungen wird vielfach das Kohlendioxid verantwortlich gemacht. Weltweit arbeiten Wissenschaftler an Verfahren zur Senkung der Treibhausgase. Auch Aachener Ingenieure versuchen, durch die Entwicklung verbesserter Antriebssysteme den Ausstoß von CO2 zu vermindern. „Wir haben Forschungsbedarf auf den Gebieten der etablierten Otto- und Dieselmotoren. Das gilt auch für den Einsatz von alternativen Kraftstoffen”, konstatierte Professor Stefan Pischinger, der Ende des Sommersemesters auf Einladung von RWTHextern im Aachener Rathaus zur Zukunft des Verbrennungsmotors referierte. Der Leiter des RWTH-Lehrstuhls für Verbrennungskraftmaschinen hob hervor, dass der heutige Ottomotor für den mechanischen Vortrieb bei höheren Geschwindigkeiten nur 30 bis 40 Prozent des Kraftstoffenergiegehaltes nutze, bei Tempo 50 im Stadtverkehr sogar nur 15 bis 20 Prozent. Fast jede zweite Neuzulassung war ein Diesel Der durchschnittliche Wirkungsgrad der Dieselmotoren liege höher als der des Ottomotors, was ihn für den Käufer in Zeiten stark steigender Mineralölpreise interessant mache. Zudem habe die verstärkte Ausstattung dieser Fahrzeuge mit Turboladern zu einer höheren Leistungsdichte und damit zu ausgezeichneten Fahrleistungen geführt. So waren im Jahr 2004 in Deutschland 48 Prozent Diesel-Pkw unter den Neuzulassungen. „Neben dem Wirkungsgrad spielt die Abgasemission eine entscheidende Rolle”, beschrieb Pischinger. Derzeit heizt der Rußausstoss der Dieselfahrzeuge die Diskussion um die Belastung mit Feinstäuben an, die beispielsweise in Aachen seit Januar an der Luftmessstation am Kaiserplatz abgelesen werden kann. „Wir fragen uns als Ingenieure, wie und warum Ruß im Motorenbrennraum entsteht.” Das sei vor allem der Fall, wenn der Kraftstoff bei extremem Sauerstoffmangel verbrannt werde, also das Gemisch lokal nicht optimal eingestellt ist. Mit teils aufwendigen 3D-Simulationsmethodiken bilde man die Verbrennungsvorgänge nach, um sie zu optimieren und die Bildung von Schadstoffen zu vermeiden. Bei der Abgasnachbehandlung von Dieselfahrzeugen habe der vor einigen Jahren entwickelte Rußfilter bereits

Foto: Peter Winandy

Eine Mitarbeiterin baut im Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen einen Test-Partikelfilter in den Abgastrakt ein.

hervorragende Ergebnisse gezeigt. Im Jahr 2001 brachte der französische PSA-Konzern einen Peugeot auf den Markt, der als erster Pkw serienmäßig mit einem Filter, der in Zusammenarbeit mit den Aachener Forschern entstanden ist, ausgestattet war. Dieser fängt die Rußpartikel in feinen Kanälen aus Silziumkarbid auf und verbrennt sie in regelmäßigen Abständen von etwa 500 bis 1.000 Kilometer. „Der Fahrer merkt nicht, wann sich der Filter regeneriert”, erläuterte Pischinger. Andere Automobilhersteller zogen angesichts der Verkaufszahlen von Peugeot nach und bauten ebenfalls Filtersysteme ein. „Die CO2-Entwicklung ist dank der Dieselfahrzeuge schon stark abgefallen, die Erfüllung der Abgasenorm Euro 5 bis zum Jahr 2010 stellt aber weitere Herausforderungen.”

des Gasverbrauchs und zum Einbau größerer Tanks, um so die Reichweite der Gasfahrzeuge zu vergrößern. „Der Preis für einen Liter Erdgas liegt momentan bei 66 Cent, mit diesem Kraftstoff lassen sich umweltfreundlich Kosten sparen.”

Brasilien ist Spitzenreiter bei Biokraftstoffen Der moderne Ottomotor mit Katalysatortechnik erfülle bereits heute die strengsten Auflagen. In Kombination mit Direkteinspritzung und einem Turbolader ließen sich zudem seine Verbrauchsnachteile gegenüber dem Diesel noch verringern. Denn die Direkteinspritzung steigere seine Leistung ohne Mehrverbrauch, und der Turbo sorge insbesondere bei niedrigen Drehzahlen für ein hohes Drehmoment. „Mit diesem System können wir große Motoren durch kleine, hochaufgeladene ersetzen”, im Fachjargon „Downsizing” genannt. Laut Pischinger wird noch an einer Reihe von Technologien gearbeitet, um den Wirkungsgrad des Benziners weiter zu erhöhen. Dazu gehören die Variabilitäten des Ventilbetriebs, die variable Verdichtung oder alternative Brennverfahren wie Selbstzündung und Magerverbrennung. „Insgesamt sind das keine schlechten Aussichten für den Otto”, resümierte der Ingenieur, „Vision ist, ihn ebenso sparsam wie den Diesel arbeiten zu lassen.” Parallel zur Motorenentwicklung wird an der Zusammensetzung der Kraftstoffe geforscht, was ihre Gewinnung aus regenerativen Quellen wie Biomasse einschließt. Die RWTH arbeitet beispielsweise seit vielen Jahren an dem Einsatz von Bio-Ethanol, wie es heute in Brasilien verwendet wird, wo etwa die Hälfte des weltweit erzeugten Bio-Ethanols herkommt: „Ethanol kann sauberer als Benzin verbrannt werden, da es bereits Sauerstoff enthält.”Auch Erdgas werde künftig als schadstoffarmer Treibstoff – als gasförmiger Kraftstoff aber auch als umgewandelter Flüssigkraftstoff (GTL: Gas-to-Liquid) – eine größere Rolle einnehmen. Man entwickle gegenwärtig Konzepte zur Minderung

Verbrauch der gesamten Pkw-Flotte senken Auch die Verbrennung von Wasserstoff funktioniert weitgehend emissionsfrei: „Die Motoren müssen aber sehr sensibel abgestimmt sein.” Die Kraft ohne Kolben dank Brennstoffzelle sieht Pischinger für die Pkw-Anwendung in Großserieneinsatz erst in weiter Zukunft, vor allem auch weil der Wasserstoff in einem teuren Prozess eigens erzeugt werde müsse. Schneller wird sich der Hybridantrieb etablieren, der sich besonders für den Stadtverkehr eigne. Bei diesen Fahrzeugen wird der herkömmliche Motor mit einem Elektroantrieb gekoppelt. Die beim Abbremsen entstehende Energie wird zurückgewonnen und wieder zur Batterie geleitet. Marktführer bei den Hybridfahrzeugen ist die Firma Toyota, die neben dem „Prius” im kommenden Jahr drei neue Modelle in den Handel bringen will. „Die Hybrid-Philosophie von Toyota ist der Spaß am Sparen”, beschreibt Pischinger. Zudem vermittele ein hybridangetriebener Pkw ein sehr angenehmes Fahrgefühl. Bei einem dieselähnlich niedrigen Verbrauch sei er in der Anschaffung allerdings teurer als konventionelle Kraftwagen, „damit sich das wirklich rechnet, müssen die Herstellkosten weiter gesenkt werden.”Aufgrund der großen Entwicklungschancen geht Stefan Pischinger davon aus, dass die Verbrennungskraftmaschine als Otto- und Dieselmotor in den kommenden 20 Jahren das dominierende Aggregat für den Fahrzeugantrieb bleibt. Voraussetzung sei in erster Linie eine effiziente Energienutzung bei niedrigen Emissionen. Das „Dreiliterauto” ist dabei nicht die Lösung schlechthin: „Der Verbrauch der gesamten Flotte muss abgesenkt werden, auf die Summe kommt es an – und wenn diese im Schnitt bei fünf Liter liegt, ist das ein sehr guter Wert.” Renate Kinny

Prädikatshochschule TOTAL E-QUALITY würdigt Personalmanagement

Behindertenfreundliche Arbeitgeberin

Für beispielhaftes Handeln im Sinne einer an Chancengleichheit ausgerichteten Personalführung ist die RWTH im Juni mit dem Prädikat von TOTAL E-QUALITY Deutschland ausgezeichnet worden. Dieses Ziel ist erreicht, wenn Begabung, Potenzial und Kompetenz der Geschlechter gleichermaßen erkannt, anerkannt, einbezogen und gefördert werden. Die Vergabe des Prädikats findet alle drei Jahre statt. Die RWTH erhielt die Anerkennung für die zahlreichen Programme, die unter anderem von der Gleichstellungsbeauftragten initiiert und mit Unterstützung der Institute und Lehrstühle umgesetzt werden, wie etwa „Schnupperstudium”, „Girls’ Day” und „MiTH” (Mädchen in Handwerk und Technik). Mit diesen Maßnahmen wirbt die Aachener Hochschule gezielt bei jungen Frauen für ein technisch ausgerichtetes Studium und Ausbildung. Studentinnen, die sich bereits für ein Studium an der RWTH entschieden haben, werden ebenfalls durch Projekte wie „tandem”, „Tandem plus” und „Do-Ing” unterstützt. Durch die Vergabe von Stipendien, verbunden mit Coaching und Shadowing durch Ingenieurinnen der Firma Ford, findet für Maschinenbaustudentinnen eine weitere Ergänzung der vielfältigen Aktivitäten für Frauen statt. Gemeinsam mit anderen technischen Universitäten und Unternehmen werden im „femtec network”-Verbund in Winter- und Summerschools Qualifizierung besonders für Studentinnen aus technisch- und naturwissenschaftlichen Studiengängen angeboten. Der Verein TOTAL E-QUALITY hat sich zum Ziel gesetzt, Chancengleichheit von Frauen und Männern in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung zu etablieren und nachhaltig zu verankern. Er wurde 1996 in Deutschland gegründet und geht zurück auf eine Anregung der Europäischen Kommission. Das Selbstbewertungsinstrument wurde entwickelt im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts. Das Bewerbungsverfahren wird begleitet durch das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS. In der Jury, die über die Prädikatsvergabe entscheidet, sitzen namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.

Ein weiteres Prädikat für ihre Bemühungen um mehr Chancengleichheit wurde der RWTH Ende September verliehen: Der Landschaftsverband Rheinland zeichnete sie mit dem „Prädikat behindertenfreundlich” aus. Diese Aktion geht auf eine Initiative innerhalb der Landschaftsversammlung zurück. Deren Vorsitzender Dr. Jürgen Wilhelm betonte bei der Übergabe der Auszeichnung an Prorektor Professor Rolf Rossaint im Rahmen einer Feierstunde, dass die Aachener Hochschule schon seit Jahren eine hohe Anzahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Behinderungen beschäftige. Eine Darstellung solcher Leistungen solle sowohl ein Dank sein, gleichzeitig aber auch Vorbild für andere Unternehmen und Einrichtungen geben. Unter den rund 5.000 Beschäftigten der RWTH sind 230 Frauen und Männer mit teils mehrfachen Behinderungen. Eine solche Quote werde von nur wenigen Arbeitgebern erreicht. Zudem werden an der Aachener Hochschule zurzeit zehn schwerbehinderte Jugendliche ausgebildet. Darüber hinaus ist man nachdrücklich um eine behindertengerechte Ausstattung von Arbeitsplätzen und Hochschulgebäuden bemüht. Das kommt nicht zuletzt auch behinderten Studierenden zugute. Kontakt: Vertrauensperson für Schwerbehinderte an der RWTH ist Waltraut Sye. Sie ist erreichbar im Seminargebäude, Raum 15, Wüllnerstraße zw. 5 und 7 Telefon 80-94173 E-Mail: sye@sb-vertr.rwth-aachen.de. Redaktion

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Balance zwischen Wissenschaft und Bühne „Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust”, klagt Goethes Faust. Von Verena Johann würde er ein strahlendes Lächeln ernten. Die 30-jährige RWTH-Doktorandin forscht tagsüber unter steriler Laborbeleuchtung und steht abends im Rampenlicht. Entscheiden zwischen einer wissenschaftlichen Karriere und einer Karriere als Sängerin will sie sich nicht. „Ich werde immer Musik machen”, sagt Verena und will sich gleichzeitig nicht festlegen, in welchem Rahmen das sein wird. Vor zwei Jahren trat sie zum ersten Mal mit ihrer Band „Moon” auf und faszinierte ihre Zuhörer – darunter natürlich auch Kommilitonen und Kollegen – mit ihrer ausdrucksstarken Stimme. Nach ihrem erfolgreichen Auftritt im Februar dieses Jahres in der Aachener Gaststätte „Dumont’s” zog die Sängerin im Juni beim Eupener Musik Marathon mit ihrer Gruppe ein breites Publikum in ihren Bann. Doktorarbeit hatte Vorrang Wissenschaft, Forschung und Lehre hatten bei der Promotionsstudentin klaren Vorrang, deshalb pausierte ihr musikalisches Engagement während des Biologie-Studiums an der RWTH bis zum Diplom volle zwei Jahre. Und solange ihre Doktorarbeit an der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften zur „Stammzelltherapie bei Chorea Huntington” noch nicht abgeschlossen war, mussten sich die vier anderen „Moonler” etwas gedulden. Anders als ihre Frontfrau, die nur ihre Wochenenden für „Moon” reservierte, widmen sich Martin Lowis (Gitarre und Produzent), Oli Beier (Keyboards), Marc Bierbaums (Bass) und Gerph Nierbur (Schlagzeug) nahezu täglich der Musik. Der erste Kontakt entstand, als Verena vor drei Jahren spontan auf die Anzeige „Suche Musiker und/oder Produzenten” von Martin Lowis antwortete. Der gebürtige Stolberger und Mediengestalter wollte mit dem Keyboarder Oli Beier eine neue Band gründen. „Gleich beim ersten Treffen habe ich mit Martin einen Song geschrieben”, erinnert sich die Sängerin an die musikalischen Anfänge von „Moon”. „Ich wollte schon immer eine Band haben, die so heißt”, so Martin, dem die musikalische Ader als „Enkel vom Dorforganisten” in die Wiege gelegt wurde. Die Band hat keinen ständigen Probenraum. „Die wichtigsten Dinge passieren in unseren Wohnzimmern”, erzählt Martin. „Oli und Martin produzieren den Sound, ich schreibe die englischen Texte”, sagt Verena zur Entstehungs-

geschichte. Viele Zeilen seien Momentaufnahmen, denn „Musik ist Ausdruck”, betont die Doktorandin.

Tagsüber im Labor, abends auf der Bühne: RWTH-Doktorandin Verena Johann. Foto: Marco Rose

Karrierre-Tipps von Adam Green Experimentell arbeitet Verena Johann auch in klinischen Studien zur neurodegenerativen Erkrankung Chorea Huntington; im September beendete sie jetzt ihre Promotion. Während ihrer Forschungsjahre gewann sie mit ihrer Band einen Wettbewerb und produzierte mit dem Titel „From Grace” den Soundtrack für das Computerspiel „Breed”. Zeitgleich nahm Verena Johann mit „Moon” mehrere Songs auf, von denen einer später veröffentlicht wurde. Zwar träumt sie auch von einem eigenen Plattenvertrag, die Arbeit an klinischen Forschungen in der Industrie ist jedoch ihr primäres Ziel. „Mich haben Naturwissenschaften immer fasziniert”, erklärt die Wissenschaftlerin. Eine musikalische Karriere habe sie hingegen nie verbissen verfolgt. Als sie in ihrer Schulband in ihrem Heimatort Brachtendorf in der Eifel die zweite Stimme sang und Geige spielte, entdeckte sie ihre Leidenschaft als Sängerin. Mit ihrer ersten Band „Planet Pop” gewann Verena 1999 einen Gesangswettbewerb, der unter anderem Auftritte bei Viva-Interaktiv und einem SWR 3-Festival nach sich zogen. Beim Eupen Musik Marathon kam die Biologin mit dem Sänger Adam Green ins Gespräch und erhielt Karriere-Tipps vom „musikalischen Wunderkind” aus New York. „Ihr müsst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein”, riet Adam Green und empfahl „Moon”, möglichst viele Demo-CDs zu verteilen. Er selbst habe die Gelegenheit genutzt und spielte seine bis dato noch unbekannte Musik in einem Plattenladen, in dem er arbeitete. Dass seine Musik in Deutschland beliebter ist als in den USA, verwundert Adam Green ebenso wie die Einstellung der deutschen Band „Moon”, ausschließlich englische Songs im derzeit knapp 50-minütigen Repertoire zu haben. Statt Texte für ihre Band verfasst Verena Johann jetzt erstmal Bewerbungen, schließlich ist ihre Zukunft noch nicht geschrieben. Wohin ihre Karriere sie führt, weiß sie nicht. Und welche Art von Karriere es wird, bleibt vorerst offen. Sound-Clips von „Moon” im Internet unter: www.mondseite.de Sonja Heinen

Training für künftige Unternehmer

4 Was auch immer eine Unternehmerpersönlichkeit ausmacht, diese drei sind recht unterschiedlich: Saulo Seabra tüftelt mit Leidenschaft seit Jahren an einer Idee im Bereich der Brennstoffe. Stephan Hungeling vervollständigt diese mit seinem kaufmännischem Wissen zum Konzept. Und Dr. Kai Markus ist ein technikbegeisterter Mediziner, der sein Ziel von der Selbstständigkeit beharrlich verfolgt. Letzteres verbindet die jungen Wissenschaftler: Sie möchten etwas Eigenes aufbauen und sind daher auf das Pogramm des Gründerkollegs an der RWTH aufmerksam geworden. Der Brasilianer Saulo Seabra ist seit Oktober 2003 in Aachen und arbeitet zurzeit als Stipendiat an seiner Promotion im Bereich Kokereiwesen, Brikettierung und Thermische Abfallbehandlung. Bereits in seiner Heimat war er Inhaber einer eigenen kleinen Firma. Nach Aachen brachte er die Idee mit, aus Stroh einen effektiven Brennstoff zu machen. Hierzu nutzt er Biomaterial wie Stroh, Laub oder andere Reststoffe aus dem Agrarbereich, die in wenigen Schritten zerkleinert, getrocknet, karbonisiert und agglomeriert werden. Das Ergebnis sind schwarze Pellets, die sogar den Heizwert von Holz übertreffen können. Um diese aber zur Grundlage eines Unternehmens werden zu lassen, besuchte Saulo Seabra erst das fünftägige Gründertraining, das zweimal im Jahr angeboten wird, und nahm anschließend an dem Business Plan Workshop des Gründerkollegs teil. Hier lernte er den wissenschaftlichen Mitarbeiter Stephan Hungeling kennen. Der diplomierte Kaufmann promoviert am Lehrstuhl Wirtschaftswissenschaften für Ingenieure und Naturwissenschaftler (WIN) von Professor Dr. Malte Brettel, der gleichzeitig das Gründerkolleg betreut. Seabra und Hungeling machten sich schon bald in den wöchentlichen Veranstaltungen gemeinsam daran, einen Business Plan für ihre „Blackballs”-Firma zu entwickeln. Die erfolgreiche Zusammenarbeit wurde ihnen im Mai mit dem ersten Platz und einem Preisgeld von 10.000 Euro beim Gründungswettbewerb AC_ bescheinigt. Da sie aber derzeit promovieren und das gemeinsam geschriebene Patent noch zur behördlichen Begutachtung vor-

Das Team des Gründerkollegs der RWTH unter Leitung von Professor Malte Brettel (stehend Bildmitte) präsentiert gemeinsam mit Aachener Jungunternehmern die preisgekrönten „Blackballs”. Foto: Peter Winandy

liegt, gehen sie ihre Unternehmung zunächst im kleinen Maßstab an. Eine Prototypanlage entsteht gerade. Auch die ersten Expertenmeinungen über das Produkt liegen vor: Ein aus Erfurt stammender Grillweltmeister ist sicher, Würstchen nie mit besserem Material eingeheizt zu haben. Die beiden jungen Wissenschaftler sind im Gründerkolleg derweil nach Durchlaufen der Workshop- und Seminarangebote beim individuellen Coaching angekommen. Hierbei können sie kostenfrei und vertraulich Fragen zur Patentanmeldung, zur geeigneten Rechtsform oder zum Marketingkonzept erörtern. Gründerkolleg der RWTH bietet Kontakt zu „Business Angels” Auch Dr. med. Kai Markus suchte den Rat bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Lehrstuhls WIN. Während einige Wissenschaftler erst an die Idee der Selbstständigkeit herangeführt werden müssen, stieg er direkt beim Business Plan Workshop ein. Der Mediziner hat am Universitätsklinikum Erfahrungen in der Kardiologie gewonnen und sich mit den Themen Herzrhythmusstörungen und Schrittmacher beschäftigt. Fasziniert von dieser Technik und überzeugt, dass es für viele der heute angewandten Verfahren Verbesserungen gibt, arbeitete er an der Optimierung von Sonden für Herzschrittmacher. Während die Basisgeräte meist einwandfrei ihren Dienst versehen, gibt es bei den Schrittmachersonden immer wieder Probleme, so dass ein großer Teil der Patienten neu operiert werden muss. Wenn das Konzept von Dr. Markus aufgeht, sorgen neue Materialien künftig für mehr Zuverlässigkeit. Die Arbeit daran ermöglicht unter anderem eine Unterstützung durch das NRW-Programm PFAU (Programm zur finanziellen Absicherung von Unternehmensgründungen aus Hochschulen). Aus diesen Fördermitteln bezieht der Mediziner maximal zwei Jahre lang das Gehalt einer halben BAT IIa-Stelle und kann Einrichtungen der Hochschule nutzen, um die „Weiterführung seiner innovativen Idee in ein marktfähiges Produkt” voranzutreiben. Das Gründerkolleg hatte für den PFAU-Antrag den Kontakt zur

Abteilung Technologie- und Innovationstransfer in der Hochschulverwaltung hergestellt und brachte Markus auch mit so genannten „Business Angels” in Kontakt. Das sind private Investoren, die es durch die gelungene Präsentation eines überzeugenden Konzepts zu gewinnen gilt. Professor Brettel und sein Team feilen mit den potenziellen Gründern im Vorfeld an dem Business Plan, coachen sie vor Treffen mit den Investoren und arrangieren diese. Im Juni fand der zweite gemeinsame Termin in Aachen für Business Angels und Gründer statt. Ein Hauptaugenmerk des Gründerkollegs liegt dabei auf dem richtigen Mix aus Realität und Vision. „Bei der Erstellung eines Business Plans geht es auch darum, über jeden Bereich einmal nachgedacht zu haben. Das kann auch schmerzhaft sein und bedeuten, dass man noch einmal von vorne anfangen muss”, erklärt Brettel, der vor seiner wissenschaftlichen Karriere selbst erfolgreich ein Unternehmen gegründet hat. „Wir versuchen, den Gründer immer als Typ zu erfassen und dementsprechend individuell zu beraten.” Das „gründerkolleg der RWTH” wurde 2000 auf Initiative der Hochschule, der IHK Aachen und der Sparkassen Aachen und Heinsberg als Teil des regionalen Netzwerks „GründerRegion Aachen” gegründet. Die Aufgaben gliedern sich in die Mobilisierung von potenziellen Gründern, dem Training und dem Coaching. Das Herzstück stellt das einwöchige Gründertraining dar. Es wird jeweils im März und September angeboten und informiert über Patent- und Steuerrecht, Finanzierung, Fördermittel, Marketing, Vertrieb, Business Planung, Versicherung und Personal. Darauf baut der Business Plan Workshop auf. Das individuelle Coaching schließlich klärt spezifische Fragen und begleitet die Jungunternehmer in der Gründungsphase. Dazu bietet das Gründerkolleg Hilfen bei der Frühphasenfinanzierung an, indem es Kontakt zu Kapitalgebern wie beispielsweise den Business Angels herstellt. www.gruenderkolleg.rwth-aachen.de Sabine Busse


Deutsche Solartechnik liegt weltweit vorn Aachener Ingenieure optimieren den Einsatz der Photovoltaik Photovoltaikanlagen gehören längst zum Alltag. Die Sonne beliefert Anlagen mit Energie, die – stark gefördert durch das Energieeinspeisegesetz – direkt in das öffentliche Netz fließt. Photovoltaik und Batterien sorgen zudem in vielen technischen Bereichen für eine zuverlässige Stromversorgung ohne Netzanschluss. Was mit der Versorgung von Satelliten im All begonnen hat, stellt heute beispielsweise sicher, dass Parkscheinautomaten jederzeit Gebühren abkassieren können. Etwas beliebter sind beim Autofahrer die Geräte ent-lang der Autobahn, die den Verkehrsfluss überprüfen und vor Staus warnen.In beiden Fällen macht das Sonnenlicht diese Anlagen unabhängig vom Kabelnetz der Stromanbieter, denn sogar in unseren dicht besiedelten Regionen wäre ein Anschluss aufwändig und teuer. Die Sonne hingegen liefert sogar an trüben Tagen Energie, um die Geräte zu betreiben. Die Batterien können bei Bedarf etwas dazugeben und in der Nacht die Systeme versorgen. „Hier sind keine ideologischen Beweggründe, sondern rein wirtschaftliche Aspekte ausschlaggebend”, erläutert Juniorprofessor Dirk Uwe Sauer. Der 36-jährige beschäftigt sich am Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) der RWTH mit den Themen Photovoltaik, Speichersysteme und netzferne Stromversorgungssysteme. Der Wissenschaftler macht deutlich, dass der für uns so selbstverständliche Anschluss an das Leitungsnetz bereits für Bewohner ländlicher Regionen eine Utopie sein kann. Almhütten in den Alpen oder Einsiedlerhöfe in den Mittelgebirgen setzen heute auf einen Mix aus Sonnen- und Windenergie, der bei Bedarf von Dieselgeneratoren ergänzt wird. Vorzeigemodell für diese autonome Stromversorgung ist der Rappenecker Hof im Schwarzwald, wo auf 1.025 Meter Höhe mittlerweile auch eine Brennstoffzelle im Alltagsbetrieb dafür sorgt, dass Restaurant- und Übernachtungsgäste nicht nur die Aussicht, sondern auch den üblichen Komfort genießen können. Professor Sauer hat an dem Projekt als verantwortlicher Gruppenleiter in seiner Zeit am FraunhoferInstitut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg mitgearbeitet und das Konzept entwickelt.

tatsächlich kostet, das Licht einzuschalten”, sagt Dirk Sauer. Nicht nur abgelegene Berggasthöfe müssen sich Gedanken über eine autonome Stromversorgung machen. Allein im Gebiet der alten EU mit den Grenzen vor der Erweiterung im letzten Jahr haben 300.000 Haushalte keinen Netzanschluss. Weltweit lebt ein Drittel der Menschheit – rund zwei Milliarden Menschen – ohne Stromnetz. Betroffen sind vor allem Bewohner von Entwicklungs- und Schwellenländern, die meist nahe dem Äquator angesiedelt sind und damit reichlich über den Rohstoff Sonnenschein verfügen. „Hier ist die Photovoltaik die Basistechnologie beispielsweise in Form des Solar Home Systems”, sagt Dirk Uwe Sauer. „Dabei liefern Solarzellen auf einer Fläche von einem halben Quadratmeter Energie für drei Lampen, ein Schwarzweißfernsehgerät und ein Radio.” Die Kosten für die Anschaffung rechnen sich langfristig, weil dadurch Petroleum, Kerzen und die für die Umwelt besonders kritischen Einwegbatterien gespart werden. Aber kaum einer der Betroffenen kann das Solar Home System vorfinanzieren. Dabei helfen dann Entwicklungshilfeprogramme oder die Weltbank. Für letztere ist der Wissenschaftler Sauer als Gutachter tätig. Im Frühjahr reiste er nach Uganda, um die geplanten Stromversorgungskonzepte für mehrere hundert Krankenstationen zu überprüfen und dabei Nachhaltigkeit, sozioökonomische und -technische Aspekte zu analysieren. Es wird geprüft, ob das geplante System technisch ausreichend geplant wie auch effizient ist und ob Betrieb wie Wartungen langfristig von Fachkräften vor Ort durchgeführt werden können. Dabei spielt die Kapazität der Batterien eine wichtige Rolle. Speicher, die drei Tage den Betrieb übernehmen können, garantieren zwar große Sicherheit im Krisenfall, haben aber eine kürzere Lebensdauer. Sie sind außerdem schwerer auszutauschen als kleinere Batterien, die wiederum nur zusammen mit einem größeren Photovoltaikgenerator die gleiche Versorgungssicherheit garantieren können. Solche Fragen sind nur mit aufwändigen Modellrechnungen zu beantworten, mit denen sich Uwe Sauer auch in seiner Promotion befasste.

Ein Drittel der Menschheit ist ohne Stromnetz Bevor bei der Planung einer adäquaten Versorgung solcher netzfernen Verbraucher eine Anlage entworfen wird, erfolgt eine Analyse des Einsparpotenzials. Dabei werden alle elektrischen Geräte und die Warmwasserbereitung unter die Lupe genommen und der Stand-by-Betrieb ausgeschaltet, Kühlgeräte durch effizientere Modelle ausgetauscht und Spülwie Waschmaschinen mit temperiertem Wasser, möglichst durch Sonnenkollektoren erwärmt, gespeist. „Jeder Haushalt bietet Einsparmöglichkeiten durch viele Kleinigkeiten. Man muss nur ein Bewusstsein dafür entwickeln, was es

Zusammenarbeit mit den Verfahrenstechnikern Noch sind die Batterien beziehungsweise Akkus das schwächere Glied in der Kette. Während die Photovoltaik-Module eine lange Lebensdauer haben – mit einer Herstellergarantie von bis zu 25 Jahren – schaffen die Batterien nur zwei bis acht Jahre. Der hohe Metallwert von Bleibatterien begründet ein wirtschaftliches Interesse am Recycling, was durch eine gut funktionierende Infrastruktur mit Sammelstationen und anderem unterstützt wird. Warum die Lebensdauer so unterschiedlich ist, wie sich die Betriebsbedingungen optimieren ließen und welche Nutzungsprofile die Alterung der Stromspeicher fördern, untersuchen Sauer und seine Mitar-

„Die Aufgabe passte genau zu unseren Lehrinhalten. Energie ins Netz zu bringen ist unser Thema und Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln können wir besonders gut”, formuliert Christian Dick das Wettbewerbsthema auf für Laien verständlichem Niveau. Der Wissenschaftliche Angestellte des Instituts für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) der RWTH spricht von dem „Future Energy Challenge 2005”, einem nicht ganz alltäglichen technologischen Kräftemessen. Der Wettbewerb wurde 2004 von dem internationalen „Institute of Electrical and Electronics Engineers” (www.ieee.org) ausgelobt und richtete sich weltweit an Studierende, um auf diesem Weg mehr Praxisbezug, internationale Erfahrungen und Motivation in ihre Ausbildung zu bringen. Die Aufgabe bestand darin, einen relativ kleinen Wechselrichter mit einem großen Anforderungsprofil zu konzipieren: Das Gerät soll Gleichstrom, wie Solaranlagen ihn liefern, in für das Netz benötigten Wechselstrom umwandeln. Dabei sollte es die schwankende Eingangsspannung beispielsweise durch Schattenphasen gut verkraften und sowohl 230 Volt für das europäische als auch 115 Volt für das amerikanische Netz liefern. Außerdem muss der Umrichter für den Inselbetrieb geeignet sein, ein vorgegebenes Format haben und darf als Produkt einer Massenfertigung nicht mehr als 200 Dollar kosten. Wofür Unternehmen eine mehrjährige Entwicklungszeit einplanen, hatte eine gemeinsame Gruppe von Studierenden der Fachhochschule Köln und der RWTH Aachen rund ein Jahr Zeit. Die Professoren Rik De Doncker aus Aachen und Heinz van der Broeck aus Köln, der gleichzeitig Honorarprofessor am ISEA ist, stellten das Projekt in ihren Veranstaltungen vor. Zehn interessierte Nachwuchswissenschaftler fanden sich zu einem Team zusammen, auf das viel Arbeit wartete. Professor van der Broeck half vor allem in der Anfangsphase erste Pläne zu entwickeln, die Gruppe zu strukturieren und die Aufgaben zu verteilen. In Aachen kümmerte sich Doktorand Christian Dick um die Studierenden: „Die Gruppe hat sich auf einer Konferenz des IEEE im Eurogress im Juni 2004 kennen gelernt und dann während regelmäßiger Treffen abwechselnd in Aachen und Köln die Ergebnisse ausgetauscht.” Das Team wuchs zusammen und rief auch eine Internetseite ins Leben (www.fec.rwth-aachen.de). Einige von ihnen bearbeiteten die Thematik in Studien- oder Diplomarbeiten, da die intensive Beschäftigung mit dem Wettbewerbsinhalten sie sonst zu viel Zeit gekostet und ihr Studium verlängert hätte. Das gemeinsame Entwickeln von FH- und TH-Studierenden erwies sich als gute Strategie, da ähnlich wie am Arbeitsplatz beide Seiten ihre jeweiligen Stärken einbringen konnten. Team war beim Finale in den USA dabei Der erste Jubel war dann im Sommer 2004 fällig, als sich die Gruppe als einziges europäisches Team zur Teilnahme qualifizierte. Im Juli dieses Jahres stand fest, dass sie es auch bis in die Finalrunde geschafft hatten, wo sie im August mit sechs Konkurrenten in Golden Colorado nahe Denver um den Sieg kämpfen würden. Jetzt wurde unter Zeitdruck bis wenige Stunden vor dem Abflug an der Optimierung des Wechselrichters gearbeitet. Nebenbei mussten Visa besorgt werden, was vor allem für ausländische Studierende mit großem Aufwand verbunden war. Und Christian Dick meldete den Transport eines Kastens von der Größe einer Autobatterie bei der Fluggesellschaft an, um beim Sicherheitscheck keine bösen Überraschungen zu erleben. Beim Wettbewerb, der sich in mehrere Teile gliederte, lief anfangs auch alles glatt. Bis in der entscheidenden Prüfung ein kleiner Fehler zum Kurzschluss und damit zum Aus führte. „Wenn das nicht passiert wäre, hätten wir gewonnen. Unser Gerät konnte eindeutig am meisten, was die vorausgegangenen

Photovaltaik-Anlage auf dem Dach des Instituts für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe in der Jägerstraße.

Fotos: Peter Winandy

beiter im Labor wie im Feld. Gegenstand der Tests sind sowohl Bleibatterien, wie sie in Autos zum Einsatz kommen, als auch Lithium-Speicher aus Handys oder Fotoapparaten. Und in Kooperation mit den Verfahrenstechnikern bearbeitet die Wissenschaftlergruppe beispielsweise Fragestellungen zur sicheren Energieversorgung in der Zukunft und zur Konzipierung großer Speichersysteme für Netze. Auch eine eigene Photovoltaik-Anlage gehört seit kurzem zu den Versuchsund Studienobjekten. Die Solarzellen wurden gebraucht vom Sammelbau der RWTH an der Ahornstraße übernommen. Durch ein hochflexibles Verschaltungskonzept können diese nun für die Lehre im Photovoltaikpraktikum, die Wechselrichterentwicklung und für Langzeittests mit Batterien eingesetzt werden. Das Aachener Wetter garantiert dabei laut Professor Sauer durchschnittliche und damit repräsentative Bedingungen. „Deutschland hat eine Spitzenstellung in der Photovoltaik-Forschung”, sagt der erste Aachener Juniorprofessor im Bereich der Ingenieurwissenschaften. „Vielleicht haben die nicht immer optimalen Wetterbedingungen sogar zu unserem Vorsprung in der Systemtechnik beigetragen.” Sabine Busse

5 Studierende sorgen mit Wechselrichter für Spannung Messungen auch bewiesen”, sagt Christian Dick. Zwar waren die Teilnehmer zunächst ein wenig enttäuscht, dann aber doch stolz auf die Auszeichnungen für die beste Präsentation und die beste Dokumentation, die sie samt einem Preisgeld von 4.000 Dollar mit nach Hause brachten. Auf das Gerät wartete erst einmal eine Reparatur, bevor es jetzt in Lehrveranstaltungen zu Demonstrationszwecken eingesetzt wird. Die Studierenden konzentrieren sich auf den Abschluss ihres Studiums oder den Einstieg in das Berufsleben. Zwei Kölner Absolventen werden im Wintersemester mit der Masterausbildung in Aachen beginnen. Einer ihrer Kommilitonen hat bereits einen Arbeitsvertrag in der Tasche. „Die Teilnahme an dem Wettbewerb war bedeutend in meinen Bewerbungsunterlagen”, betont auch Christoph Weißbacher, der einen Praktikumsplatz bei Mitsubishi in Japan be-

I M P R E S S U M Herausgeber im Auftrag des Rektors: Pressestelle der RWTH Aachen Templergraben 55 52056 Aachen Telefon 02 41/80-9 43 26 Telefax 02 41/80-9 23 24 pressestelle@zhv.rwth-aachen.de www.rwth-aachen.de Redaktion: Renate Kinny

Ständige Mitarbeit: Thomas von Salzen Peter Winandy Christof Zierath

Verantwortlich: Toni Wimmer

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kam. Sascha Schulte wollte sein Praktikum eigentlich in den USA absolvieren, doch die Einreisebehörde machte ihm einen Strich durch diese Pläne. Jetzt bleibt er in Deutschland und sammelt bei EADS wichtige Erfahrungen. Beide sind sich einig, dass der Wettbewerb sie nicht nur fachlich weiter brachte, sondern ihnen zudem unschätzbare internationale Erfahrungen und den Austausch mit Studierenden anderer Länder lieferte. Und dann wird man sich nicht mehr über einen simplen Kurzschluss grämen. Sabine Busse

Richtigstellung In der „RWTHinsight 1-2005” war im Artikel „Fundraising – Sammeln für die RWTH” ein Sachverhalt nicht korrekt dargestellt. Über die Firma „in spirits” wurde geschrieben: „Das bayerische Unternehmen hatte bereits eine erfolgreiche Kampagne für die TU München organisiert.” Nach unserem Informationsstand ist aber richtig, dass Bernd Grohs, Mitglied von „in spirits”, von 1999 bis 2002 als Geschäftsführer der TUM-Tech GmbH Projektleiter der erfolgreichen Kampagne für die TU München war und weitere Mitglieder von „in spirits” als Angestellte der TUM-Tech GmbH daran mitgewirkt haben. Die Firma „in spirits” begleitet derzeit die RWTH Aachen bei ihren Fundraising-Aktivitäten.

Redaktion


Dr. med. dent. Christian Apel ist seit Februar 2005 Juniorprofessor für Experimentelle Kariesprävention und -therapie in der Medizinischen Fakultät der RWTH (seit Dezember 2002 im Vorgriff). Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten der Neuen Technologien für Zahnmedizin und zahnmedizinische Forschung sowie regenerativer Strategien in der Zahnerhaltung.

geboren am 30. Oktober 1969 in Halle/Saale

Fotos: Peter Winandy

NeueProfessoren

Christian Apel

Ausbildung 1990 bis 1995 Studium der Zahnmedizin an der RWTH 1997 Promotion an der RWTH Beruflicher Werdegang 1996 bis 2002 Wissenschaftlicher Angestellter, später Assistent an der RWTH Persönliches Familie verheiratet mit Stephanie Apel, Vater von Leonard (3) und Joris (10 Monate) Freizeit Familie, Jagen, Kochen und Essen

„Jahre runzeln die Haut, aber den Enthusiasmus aufgeben runzelt die Seele.” (Albert Schweitzer)

Kirsten Bobzin Dr.-Ing. Kirsten Bobzin ist seit April 2005 Universitätsprofessorin für das Fach Oberflächentechnik im Maschinenbau in der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Oberflächentechnik, Tribologie, Korrosion, Werkstofftechnik, PVD-Technologie, Thermisches Spritzen, Löttechnologie.

geboren am 6. Januar 1967 in Jülich

Ausbildung 1986 bis 1989 Grundstudium Maschinenwesen an der TU München 1989 bis 1994 Hauptstudium Maschinenwesen an der RWTH Aachen 1999 Promotion in Aachen Beruflicher Werdegang 1995 bis 1999 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehr- und Forschungsgebiet Werkstoffwissenschaften der RWTH seit 1999 Oberingenieurin am Lehr- und Forschungsgebiet Werkstoffwissenschaften der RWTH Persönliches Familie ledig, keine Kinder Freizeit Literatur: bevorzugt europäische Autoren wie Max Frisch, Bernhard Schlink, Wilhelm Hauff, Paul Watzlawick, Stan Nadolny, Wladimir Kaminer, aber auch Isabel Allende Fernsehen: Tatort Filme der Regisseure: Lasse Spang Olsen, Guy Ritchie, Lars von Trier, Fatih Akin, Emir Kusturica, Drehbücher: Charlie Kaufman

Guido Fischer

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Dr. rer. nat. Guido Fischer ist seit Februar 2005 Juniorprofessor für „Umwelthygiene – Mykologie und biogene Noxen” in der Medizinischen Fakultät der RWTH (seit Januar 2003 im Vorgriff). Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten der luftgetragenen Mikroorganismen, insbesondere der Schimmelpilze, und deren gesundheitlicher Relevanz.

geboren am 26. September 1968 in Aachen

Ausbildung 1988 bis 1993 Studium der Biologie, Nebenfach Siedlungswasserwirtschaft an der RWTH 1993 bis 1994 Diplomarbeit am IPO-DLO (Instituut voor Plantesiektenkundig Onderzoek) in Wageningen und dem CBS (Centraalbureau voor Schimmelcultures) in Baarn (NL) 1996 bis 1999 Promotionsstipendium der DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt), Promotion (s.c.l.) und Verleihung der Borchers-Plakette an der RWTH Beruflicher Werdegang 1995 bis 1996 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der RWTH 1999 bis 2002 Post-Doc an der RWTH (Projektleitung) 2002 bis 2003 Projektleitung an der Justus-Liebig-Universität in Giessen, Institut für Angewandte Mikrobiologie Seit 2003 Juniorprofessor an der RWTH Persönliches Familie verheiratet mit Silke Fischer-Falkenberg, Vater von Anna-Lisa (8 Monate) Freizeit Fotografieren, Mountainbiking, Segeln, Skilanglauf, Pilze und Garten

„Die Wälder gehen den Menschen voran, die Wüsten folgen ihnen.”

(François René Chateaubriand)

Nach Feierabend geht es in den Hörsaal Wenn für die meisten Studierenden der Unterrichtsbetrieb endet, geht die Arbeit für andere Wissbegierige noch weiter: Gegen 18 Uhr kommt es abends im Hauptgebäude der RWTH zu einem Generationswechsel. Die berufstätigen Studierenden der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie (VWA) Aachen setzen sich nach Feierabend noch in den Hörsaal, denn das Diplom „Betriebswirt VWA“ ist ihr ehrgeiziges Ziel. Dreieinhalb Jahre dauert das Studium an der VWA, das einen Mix von Angeboten aus der Betriebswirtschaftslehre, der Volkswirtschaftslehre und des Wirtschaftsrechts umfasst. „Wer dieses Pensum neben seinem Beruf schaffen will, muss hohe Leistungsbereitschaft und Motivation mitbringen“, betont Wolfgang Loggen als Geschäftsführer der VWA. Während des Semesters bedeutet das an drei bis vier Abenden in der Woche und während vieler Stunden am Schreibtisch zu Hause intensives Lernen. Somit verlangt ein Abendstudium viel Disziplin - doch die Mühe scheint sich für die bislang über 1.000 Absolventen der Aachener Akademie gelohnt zu haben. „Das Studium genießt bei den Arbeitgebern nicht nur wegen seiner Praxisorientierung hohes Ansehen, sondern auch weil die Studierenden mit einem überdurchschnittlichen Leistungsvermögen überzeugen“, so Loggen. Gelehrt wird, was auf dem Arbeitsmarkt umsetzbar ist. Dies werde auch weithin anerkannt, betont Loggen, auf eine Einschätzung des Personalvorstandes der Daimler-Crysler AG, Günther Fleig, verweisend: „Die Absolventen der VWA-Studiengänge haben eine fundierte Basis für ihre berufliche Entwicklung im Unternehmen gelegt, wodurch ihnen vielfältige Einsatzmöglichkeiten offen stehen. Dies wird durch die Karrierewege ehemaliger Absolventen belegt.“ Diese Erfahrung konnte Bernhard Walter, Aufsichtsratsmit-

glied der Telekom AG, selber machen: „Für mich war das VWA-Studium der beste Weg zu meinem selbst gesteckten Ziel, mir eine breite, wissenschaftlich fundierte Grundlage für meine berufliche Arbeit zu verschaffen.“ Seit über 50 Jahren erweist sich die VWA Aachen mit ihrem Abendstudium zum Betriebswirt in der Region Aachen als Garant für qualifizierte berufliche Weiterbildung. Die VWA Aachen arbeitet über einen Kooperationsvertrag Hand in Hand mit der RWTH und der IHK Aachen. So finden alle Lehrveranstaltungen in der Hochschule statt; die Studienleiter Professor Malte Brettel und Professor Christian Huber sind Mitglieder der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, die Geschäftsführung liegt bei Wolfgang Loggen, hauptamtlich Leiter der Zentralen Studienberatung der RWTH. Geleitet wird die Akademie durch den IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Drewes. Die regelmäßige Evaluation der Lehrveranstaltungen und die fortwährende Anpassung an Erfordernisse hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit sichern eine nachhaltige Qualität des Studiums. Eine vor wenigen Monaten durchgeführte Befragung unter ehemaligen Studierenden der letzten 20 Jahre ergab, dass 71 Prozent von ihnen die positiven Auswirkungen des VWA-Abschlusses auf ihre berufliche Entwicklung bestätigen. Infos bei Wolfgang Loggen Tel. Ac 400-5000 und 80-99403 oder unter info@vwaaachen.de. RWTH-Beschäftigte zahlen nur die halbe Studiengebühr in Höhe von 129 Euro pro Semester. Redaktion


Fotos: Peter Winandy

Dominik Groß Dr. med. Dr. med. dent. Dr. phil. Dominik Groß ist seit Juni 2005 Universitätsprofessor für das Fach Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin in der Medizinischen Fakultät der RWTH und Direktor des gleichnamigen Instituts. Seine Forschungsschwerpunkte sind Bioethik, Medizingeschichte (insbesondere Neuzeit und Frühe Neuzeit) und Medizintheorie. geboren am 28. September 1964 in St. Wendel/Saar Ausbildung 1984 bis 1990 1984 bis 1989 1986 bis 1990 1999/2000 1991 1993 1998 2001

Studium der Geschichte, Philosophie, Archäologie mit Abschluss M.A., Universität Saarbrücken parallel Studium der Zahnmedizin, Universität Homburg Studium der Humanmedizin Universität Homburg Promotion zum Dr. med. dent. in Homburg Promotion zu Dr. phil. in Saarbrücken Habilitation an der Universität Würzburg Promotion zum Dr. med. an der Universität Ulm

Beruflicher Werdegang 1990 bis 1996 1991 bis 1993 1996 bis 1998 1998 bis 2005

Klinische und wissenschaftliche Tätigkeit am Universitätsklinikum Ulm Promotionsstipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes wissenschaftlicher Assistent am Institut für Geschichte der Medizin in Würzburg (DFG-Stipendium) Hochschulassistent ebendort, zuletzt DFG-Projektleitung

Persönliches Familie verheiratet mit Dr. med. dent. Karin Groß, Vater des Zwillingspärchens Janis und Melina (22 Monate) Freizeit Antiquitäten, Jugendstil, Musik (vor allem Jazz), Skifahren, Schlemmen

„Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu handeln: Erstens durch Nachdenken, das ist das Edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist das Leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist das Bitterste.” (Konfuzius)

Joost-Pieter Katoen Dr. ir. Joost-Pieter Katoen ist seit Dezember 2005 Universitätsprofessor für das Fach Informatik in der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH. Seine Forschungsschwerpunkte sind Formale Methoden für Softwaresysteme. Hauptziel ist die Erforschung von Methoden und Techniken, welche die Entwicklung von verlässlicher Software ermöglichen. geboren am 6. Oktober 1964 in Krimpen aan den IJssel, NL Ausbildung 1983 bis 1987 Studium Informatik an der Universität Twente, NL, Diplomabschluss 1990 Postgraduate Design Engineer an der TU Eindhoven, NL 1996 Promotion in Twente Beruflicher Werdegang 1988 bis 1990 1990 bis 1992 1992 bis 1996 1997 bis 1999 1999 bis 2004 2004

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Eindhoven, NL Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Philips Forschungslabor, NL Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Twente Postdoc an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Associate Professor an der Universität Twente Ruf an die Alberts-Ludwigs-Universität Freiburg für Softwaretechnik

Persönliches Familie verheiratet mit Erna Wijnhoud, Vater von Joost (12 Jahre), Tom (8 Jahre) und Fons (4 Jahre) Freizeit Familie, Sport - besonders Radsport und Schlittschuhfahren - und Popmusik

Martin Trautz Dr.-Ing. Martin Trautz ist seit April 2005 Universitätsprofessor für das Fach Tragkonstruktionen in der Fakultät für Architektur der RWTH. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem der Ingenieurholzbau, Seil- und Membrantragwerke, wandelbare Tragkonstruktionen, Kuppeln und Gewölbe sowie Bautechnikgeschichte. geboren am 22. Dezember 1962 in Pforzheim Ausbildung 1983 bis 1989 Studium des Bauingenieurwesens und der Architektur an der Universität Stuttgart 1989 Diplom als Bauingenieur, Universität Stuttgart 1998 Promotion an der Universität Stuttgart Beruflicher Werdegang 1989 bis 1990 1990 bis 1991 1991 bis 1993 1993 bis 1997

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Massivbau Acer Freeman Fox Ltd. Guildford/Surrey Projektleiter bei Ove Arup & Partners/Arup GmbH, London/Leipzig Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich 230 am Institut für leichte Flächentragwerke (IL) und am Institut für Baustatik der Universität Stuttgart 1997 bis 2002 Projektleiter im Ingenieurbüro Bollinger + Grohmann, Frankfurt/M. seit 2002 eigenes Ingenieurbüro Persönliches Familie verheiratet mit Érzsébet Trautz-Fülöp; ein Sohn: Kálmán und eine Tochter: Ricarda Aktivitäten Sehen: Kultur und Architektur, Hören: Musik und Stille, Genießen: kultiviertes Essen und Trinken, Bewegen: die Finger auf dem Klavier, den Körper in schöner Landschaft (zu Fuß oder mit dem Fahrrad)

41 Absolventinnen und Absolventen der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie (VWA) Aachen erhielten im Sommer 2005 ihr Diplom. Foto: Andreas Schmitter

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M i t a l l e n Wa s s e r n g e w a s c h e n D i a n e K e m p i n s a m m e l t Ti t e l u n d M e d a i l l e n i m K a n u p o l o Vier Titel bei den deutschen Meisterschaften, zwei bei Europameisterschaften, ein Weltmeisterschaftstitel und im Frühsommer die Goldmedaille bei den World Games: „Die Siege sind ein großer Ansporn. Aber schon das Mitmachen ist ein Erlebnis.“ Diane Kempin ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geodäsie und gehört seit zehn Jahren dem Kader der deutschen Nationalmannschaft im Kanupolo an. Spitzenforschung und Leistungssport bekommt die 30-Jährige aus Hannover scheinbar locker unter einen Hut. Doch dahinter versteckt sich eine Menge harter Arbeit und eine gute Zeiteinteilung. „Zwei Mal in der Woche fahre ich abends nach Liblar zum Training – und am Wochenende natürlich auch. Ansonsten ein wenig Ausdauer- und Krafttraining.“ Die Freizeit von Diane Kempin ist gut ausgefüllt. Dabei wird auch das Portemonnaie stark strapaziert. Denn Ausrüstung und Reisen wie im September zu den Europameisterschaften in Madrid müssen die Nationalspielerinnen selbst finanzieren. „Kanupolo hat sich noch nicht so stark durchgesetzt“, erklärt die Vermessungsingenieurin. „Der Sport entstand in seiner heutigen Form zu Beginn der 90er Jahre. Die Worls Games brachten jetzt den Durchbruch in der Popularität: Das Publikum wurde zum ersten Mal aufmerksam.“ Damit sind die Chancen gestiegen, dass die schnelle Wassersportart olympisch wird, hofft Kempin. Und mit der Olympiareife würden vermutlich auch die Sponsoren kommen.

Doch was die junge Frau so an dem Ballsport auf dem Wasser fasziniert, sind ganz andere Dinge: „Kanupolo ist schnell und spannend. Taktik und der Ausdauer sind wichtig, Sprintkraft ist genauso gefragt wie Teamgeist. Da haben dank ihrer Erfahrung und des Spielüberblicks auch ältere Kanutinnen eine Chance“. Gespielt werden zwei Halbzeiten zu je zehn Minuten mit fünf Spielerinnen und drei Auswechselspielerinnen auf einer Wasseroberfläche von 23 mal 35 Metern. Dabei hat sich der Sport seit seinen Anfängen stark gewandelt. „Das Spiel ist heute viel dynamischer und schneller als vor zehn Jahren. Die Taktik ist eine andere. Das macht Kanupolo zu einer ganz lebendigen Sache.“ Zu der feuchten Freizeitbeschäftigung ist Diane Kempin durch ihre Eltern gekommen. „Ich wurde in eine Kanu-Familie hineingeboren und bin mit Wildwasserfahrten und Kanuwandern aufgewachsen.“ Da ergab sich der Rest fast zwangsläufig, erinnert sich die junge Frau verschmitzt. In ihrem Hochschulleben befasst sich Diane Kempin nach einer Lehre als Vermessungsingenieurin und dem Studium an der TU Hannover jetzt an der RWTH Aachen mit Geoinformationssystemen und Katasterhomogenisierungen. Für den Lebenspartner scheint da nicht allzu viel Zeit zu bleiben. Doch der arbeitet im Prüf- und Entwicklungsinstitut für Abwassertechnik e.V. (PIA) an der Hochschule und ist von daher mit knappem Zeitmanagement bestens vertraut. Toni Wimmer

Deutschland gegen England – Diane Kempin mit der Nummer 3 des Goldmetaillenteams. Mit Richard Radloff, Maschinenbaustudent, nahm ein weiterer RWTH-Angehöriger erfolgreich an den World Games teil – Sein Team holte im Kanupolo die Silbermedaille. Foto: Hartmut Bonk

Neue Big Band beschwingt das Hochschulleben

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Mit „Fly me to the moon“ geht es los. Dabei haben die Studierenden der RWTH keine Weltraummission im Kopf. Vielmehr proben die Mitglieder der neuen Big Band für ihren zweiten Auftritt in wenigen Wochen. Der Jazzklassiker, mit dem schon Frank Sinatra begleitet von Count Basie Erfolge feierte, gehört zum ersten Repertoire der Hobbymusiker. Mit dem Glamour der Big Bands dieser Zeit kann das Probenambiente heute allerdings nicht mithalten. Der Drummer sitzt auf drei übereinander gestapelten Stühlen und auch der Rest wirkt eher improvisiert. Doch die Melodie der romantischen Liebeserklärung verbreitet sofort eine heitere Stimmung und die Musiker nehmen die kleinen Widrigkeiten gelassen. Für sie stellen die wöchentlichen Probenabende einen idealen Ausgleich zu Studium, Klausuren und Praktika dar. Viele von ihnen haben früher in anderen Orchestern der RWTH mitgespielt. Da steht meist klassische Musik auf dem Programm, bei der die Blechbläser sich in Zurückhaltung üben müssen, um die Streicher nicht zu übertönen. In der Big Band können sie es dagegen einmal richtig krachen lassen. Damit das genau den Effekt hat, den Fans dieser Musik so lieben, legt sich der „künstlerische Leiter“ Claus Gehlen ins Zeug: „Die Saxophone müssen noch nerviger klingen“, fordert er, zählt den Takt vor und lässt schwierige Passagen so lange üben, bis sie genau so akzentuiert, kraftvoll oder soft klingen, wie es das Stück verlangt.

Probenraum wird dringend gesucht „Es war eigentlich eine recht spontane Idee“, beschreibt Sprecher Thomas Engelhardt den Start des Projektes im Sommer 2004. Das Vorhaben wurde im Freundeskreis verbreitet, bis die Standardbesetzung von 18 Musikern plus einer Sängerin komplett war. Thomas Engelhardt stellte die Initiative RWTH-Rektor Professor Burkhard Rauhut vor, der erfreut Unterstützung zusagte. Seitdem probt das Ensemble jeden Mittwoch angeleitet von Musiklehrer Claus Gehlen, der das Projekt ehrenamtlich unterstützt. Als Problem entpuppte sich allerdings einen verfügbaren und geeigneten Probenraum zu finden: Damit die Musik klingt, muss der Raum eine gewisse Mindestgröße haben und es sollte auch ein Klavier vorhanden sein. Parallele Veranstaltungen in Nebenräumen sind dagegen nicht angeraten, da fünf Saxophone, fünf Trompeten und vier Posaunen zusammen mit der Rhythmusgruppe schon ziemlich laut werden können. Großer Wunsch ist daher ein ständiger Übungsraum und ein Platz, wo Schlagzeug und Tonanlage die Woche über sicher verstaut wären. Im Moment müssen die Utensilien von Trompeter Christoph Loose zu den wöchentlich wechselnden Probenräumen transportiert werden, denn er hat als einziger ein Auto. Der Maschinenbaustudent kümmert sich zusammen mit einem fünfköpfigen „Vorstandsteam“ um alle organisatorischen Aufgaben. Schwierig ist für die Band zudem die

recht große Fluktuation unter den Studierenden. So legen beispielsweise ab dem Herbst zwei von ihnen ein Auslandssemester ein. Dann müssen nicht nur neue Aktive für den Vorstand, sondern es muss auch Ersatz für die Musiker gefunden werden. Der Platz von Baritonsaxophonist Daniel Karhoff wird wahrscheinlich am schwersten zu besetzen sein, nur wenige Musiker besitzen das passende Instrument. Jazz und Swing, Funk, Latin und Pop Das Spielen in einer Big Band sehen die Studierenden jedenfalls als neue Herausforderung, die ihnen vor allem Spaß macht – auch wenn das Hobby viel Zeit und regelmäßiges Üben zu Hause erfordert. Ärger mit Nachbarn gibt es selten. „Wenn man sich im Haus abspricht und die vereinbarten Zeiten einhält, ist das meistens kein Problem“, erläutert Saxophonist Malte Weiß. An Bemerkungen im Treppenhaus müsse man sich allerdings gewöhnen, sagt auch die Sängerin Jana Ameskamp. Die Studentin der Kommunikationswissenschaften ist Mitglied eines Gospel-Chors und hat viel Freude an ihrer neuen Rolle als Solistin mit einem ganzen Orchester im Rücken. Damit sie von dem nicht übertönt wird, spendierte das Studierendenparlament im Februar 2.000 Euro für den Kauf einer Tonanlage. Zum ersten Einsatz vor einem großen Publikum kamen Anlage und Band im Juni. Im Rahmen der Veranstaltung „Lust auf Jazz“ in Aachen begeisterte die Hochschulband Passanten auf dem Münsterplatz und legte einen gelungenen Konzertstart hin. Die nächste Verpflichtung im Rahmen des Sommerfestes des Instituts für Sprach- und Kommunikationswissenschaften ließ nicht lange auf sich warten. „Wir würden künftig gerne bei Veranstaltungen der Hochschule wie Abschlussfeiern oder Treffen von Ehemaligen spielen“, sagt Thomas Engelhardt. Das Repertoire der Band, zu der außer Sängerin Jana noch vier Musikerinnen gehören, reicht für ein Programm von über eineinhalb Stunden Spielzeit mit Jazz- und SwingKlassikern sowie Funk, Latin und Pop. Bei der Probe geht es jetzt mit dem alten Hit von Caterina Valente „Ganz Paris träumt von der Liebe“ weiter. Zu der Melodie haben wahrscheinlich schon die Großeltern der Musiker das Tanzbein geschwungen. Der Evergreen passt trotzdem gut ins Repertoire, genau wie eine junge Big Band zur Traditionsuniversität RWTH. Wer die Big Band für eine Feier buchen möchte oder Interesse am Mitmachen hat findet Kontakt und Infos unter www.bigband.rwth-aachen.de. Grundsätzlich steht die Band allen Hochschulangehörigen offen. Sabine Busse Auftritt der Big Band der RWTH beim Sommerfest des Instituts für Kommunikationswissenschaften im Kármán-Auditorium. Foto: Peter Winandy


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