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Heilmittel Fernweh

Die Branche der Gesundheitsreisen wartet mit einem riesigen Angebot an Wellness, Therapie und Fitness auf und ist in den letzten Jahren ein boomendes Segment in der Tourismusbranche geworden.

von Mag. Christian Sec

Medizinische Reisen sind ein großer Wirtschaftsfaktor geworden. Zwischen 2014 und 2022 stieg der Umsatz der Branche von 17 Milliarden US-Dollar auf 78 Milliarden US-Dollar. Während man in Österreich vor allem die Reise ins benachbarte Ungarn kennt, um das Beißmaterial kostengünstig zu erneuern, sind international die Vereinigten Staaten, gefolgt von Südkorea und der Türkei die umsatzstärksten Destinationen für medizinische Reisen. Laut einer Studie geben dabei die Patienten an, dass die Qualität des Krankenhauses sowie Empfehlungen und Rezensionen bei der Wahl des Behandlungslandes die wichtigste Rolle spielen. Auch wenn der preisliche Vorteil bei der Wahl eines Ortes und Krankenhauses für einen medizinischen Eingriff meist nicht an erster Stelle steht, gibt es jedoch erhebliche Preisunterschiede bezüglich der Behandlungskosten, was die Gesundheitsreisebranche blühen lässt, wie das lokale Beispiel Österreich und Ungarn bei zahnärztlichen Behandlungen zeigt.

Dort sind Zahnimplantate um durchschnittlich rund 30 Prozent günstiger. Noch extremer sind die Unterschiede auf globaler Ebene. Während ein Patient in den Vereinigten Staaten etwa 11.000 US-Dollar für ein Facelift zahlt, sind es in Singapur nur rund 440 USDollar.

USA teuer, aber beliebt

Trotz oder gerade wegen der hohen Preise gilt auch in der Medizin die USA für viele ausländische Patienten als Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Für fast jede Fachrichtung existieren Kliniken, die eine Behandlung auf weltweit führendem Niveau ermöglichen und dadurch medizinische Touristen aus aller Welt anziehen. Aufgrund der hohen Kosten der Behandlungen sind die Patienten meist sehr reich und dazu bereit, für die Gesundheit viel Geld auszugeben.

Immerhin liegen laut einem Ranking des US-Nachrichtenmagazin Newsweek die vier besten Krankenhäuser der Welt in den USA. Das Wiener AKH befindet sich dabei immerhin auf den 24. Platz unter 2.300 untersuchten

Krankenanstalten in 28 Ländern. Auch Asien ist ein großer Markt für Gesundheitsreisen geworden. Nicht nur die im Vergleich zu Europa oder USA niedrigen Preise, sondern auch der Trend zu alternativen Heilpraktiken lässt das Geschäft gerade im asiatischen Raum boomen.

Insgesamt fünf der zehn umsatzstärksten Länder für Gesundheitsreisen liegen in Asien. Die Reiseveranstalter werben dabei mit dem „originalen Yoga“ genauso wie mit dem altindischen ganzheitlichen Heilverfahren Ayurveda. Thailand wiederum bietet nicht nur die Thai-Massage als bekanntesten Exportschlager im Bereich der Gesundheit, sondern auch eine Vielzahl an Thermalquellen. Viele der Spas liegen dabei direkt an einem der thailändischen Traumstrände. Aber auch das Klima und die Umweltbedingungen können dazu führen, dass eine Region besonders in den Fokus von Gesundheitsreisen kommt. Ein Klassiker im Gesundheitstourismus ist das Tote Meer – und das schon seit der Antike. Die spezielle Kombination aus Sonne, Salzwasser, mineralhaltigem schwarzen Schlamm und die besonderen Bedingungen rund 450

Meter unter dem Meeresspiegel führen erwiesenermaßen bei Menschen mit Hautkrankheiten, Gelenks- und Lungenleiden zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden, die vor Ort meist ohne konservative Medikamente behandelt werden kann. Die hohe Konzentration, der im Toten Meer gelösten Salze lindert anerkanntermaßen die Symptome von Hautkrankheiten deutlich, sodass in manchen Fällen von Neurodermitis und Psoriasis (Schuppenflechten) ein Kuraufenthalt bzw. eine Klimaheilbehandlung auch von den Krankenkassen bezahlt wird. So bewilligt die BVAEB, die Versicherungsanstalt öffentlicher Bediensteter, im Falle von ausgedehnter Psoriasis oder ausgedehnter Neurodermitis einmal pro Kalenderjahr einen stationären Aufenthalt am Toten Meer in einer Vertragskureinrichtung. Die Aufenthaltsdauer beträgt dabei 29 Tage bzw. bei selbstgewählten Meeraufenthalten wird ein täglicher Zuschuss von 21 Euro gewährt.

Nur notwendige Eingriffe werden übernommen

Im Allgemeinen werden die Kosten von Gesundheitsreisen nur unter bestimmten Umständen von Krankenversicherungen bezahlt. Generell gilt immer, dass es sich um eine medizinisch notwendige Heilbehandlung handeln muss. Dies bedeutet, dass eine medizinische Expertise zum Schluss kommt, dass eine Gesundheitsreise zur Diagnose, Behandlung oder Rehabilitation einer bestimmten Erkrankung oder Verletzung erforderlich ist. Zum Beispiel, wenn eine bestimmte medizinische Behandlung oder ein Verfahren in einem Land verfügbar ist, jedoch im Heimatland nicht, übernimmt die Krankenversicherung unter Umständen die Kosten für die Reise und die Behandlung.

So steht in den Bedingungen der Merkur-Versicherung, dass die Leistung der Transportkosten vom Versicherer nur erbracht wird, wenn die Hin- und Rückreise von einem vom Versicherer

Ranking Gesundheitsreisen (in Mio. US-Dollar)

1. USA 3.500

2. Südkorea 655

3. Türkei 600

4. Thailand 600

5. Deutschland 575

6. Indien 450

7. Vereinigtes Königreich 350

8. Malaysia 350

9. Mexiko 350

10. Iran 315

Quelle: Statista, Zahlen: 2018 beauftragten Unternehmen organisiert wird. Aus der Reisekrankenversicherung gibt es keine Deckung für Behandlungen, die der alleinige Grund oder einer der Gründe für den Antritt der Reise sind. Dort beschränkt sich der Schutz auf akut auftretenden Behandlungsbedarf.

Wellness für ein paar Tage

Trotzdem bieten die Versicherungen auch Wellness- und Vorsorgeaufenthalte an. In ihrem Vorsorgetarif „Besser Leben“ bietet die Wiener Städtische Wellnessaufenthalte mit einer Aufenthaltsdauer zwischen zwei und fünf Tagen an sowie weitere Vorsorgeaufenthalte (teilweise mit Eigenanteil) wie z. B. Heilfasten-Kuren oder Meditationstage. Das Hotelangebot reicht dabei von Hotels im Inland bis hin zur Toskana, der Friaul oder nach Südtirol. Dabei ist meist eine zweite Person im Angebot inkludiert.

Die UNIQA hat rund 200 Wellness-Hotels im Portfolio, die von ihren Kunden für Kurzurlaube als Zusatzbaustein genutzt werden können. Den Aufenthalt in einem dieser Hotels kann der Versicherte alle zwei Kalenderjahre beanspruchen. Meist ist dabei der Aufenthalt inklusive Massagen usw. auf zwei Tage beschränkt. Der darüberhinausgehende Teil muss vom Kunden direkt vor Ort selbst beglichen werden. Die Hotels bieten dabei großteils einen Wellnessbereich, Schwimmen In-/Outdoor, Massage, Fitnessräumlichkeiten und Therapieeinrichtungen.

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