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Hohe Risiken trotz guter Zahlen

Der Finanzmarkt zeigt sich trotz Krisen robust, jedoch fordert die Finanzmarktaufsicht bei Banken mehr Zurückhaltung bei der Vergabe von variablen Krediten ein.

von Mag. Christian Sec

Der österreichische Finanzplatz sei trotz der multiplen Krisen stabil und krisenfest, erklärt der Vorstand der Finanzmarktaufsicht, Mag. Helmut Ettl und Dipl.-Kfm. Dr. Eduard Müller, MBA, bei der Jahrespressekonferenz der FMA.

Die Kernkapitalquote im Bankensektor liegt bei 16,3 Prozent und der Anteil notleidender Kredite ist auf einem historisch niedrigen Niveau. Jedoch zeigen sich durch Inflation und abrupter Zinswende auch Gefahren, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. „Wenn Immobilienpreise in den letzten zehn Jahren um 10 Prozent pro Jahr steigen und damit doppelt so stark als das Einkommen, dann ist das ein Alarmsignal“, so Ettl.

Laut Zahlen der OeNB sind Wohnimmobilien in Österreich derzeit um rund 33 Prozent überbewertet. Die Empfehlungen seitens der FMA bezüglich einer nachhaltigen Kreditvergabe würden leider nicht sehr ernst genommen, erklärte Ettl. Daher war die KIM-Verordnung (Kreditinstitut-ImmobilienfinanzierungsmaßnahmenVerordnung) der FMA als präventive Maßnahme notwendig geworden, um den Kreditmarkt abzukühlen.

Mit den steigenden Zinsen sei zwar die Kreditvergabe „dramatisch“ zurückgegangen, jedoch bereite der FMA der steigende Anteil an variablen Krediten Sorgen. Mit Jänner 2023 stieg der Anteil variabler Kredite von rund 40 Prozent auf 56 Prozent. „Das ist ein Zeichen für grenzwertige Finanzierung“, so Ettl. Die Finanzierung mit variablen Zinsen passiere auf dem Prinzip Hoffnung. Der Rat des Finanzmarkt- stabilitätsgremiums, bei variablen Krediten statt 40 Prozent 30 Prozent Schuldendienstquote als Höchstgrenze zu erlauben, sei von den Banken nicht umgesetzt worden, so der FMA-Vorstand. Beim Engagement der Raiffeisen Bank International (RBI) sieht Ettl keine existenzielle Gefährdung der Bank. „Im Worst Case würde die Bank einen schmerzhaften Prozess durchleben, aber überleben.“ Die beiden von der RBI überprüften Varianten Verkauf oder Abspaltung werden von der FMA sehr positiv beurteilt.

Hohe Zinsen stabilisieren Lebensversicherungssegment

Die österreichischen Versicherungsunternehmen verfügen trotz multipler Krisen weiterhin über eine stabile Solvabilität. Der Solvabilitätsgrad der Branche beträgt 244 Prozent und liegt damit weit über der notwendigen 100-Prozent-Marke.

Die eingeleitete Zinswende habe sich für die Lebensversicherung, die unter anhaltenden Druck des Niedrig- und Negativzinsumfeldes massiv gelitten habe, als durchaus positiv herausgestellt, so Ettl. Die von der FMA verordnete zusätzliche Risikovorsorge in der Lebensversicherung (ZZR) ist mit rund 1,5 Milliarden Euro Rückstellungen gut dotiert und leistet einen wichtigen Beitrag, die Herausforderungen durch das langanhaltende Niedrigzinsumfeld abzufedern.

Ettl kündigte dabei an, dass es zur Auflösung dieser Maßnahme kommen könnte, wenn die Zinsentwicklung so weitergehe. Weiters wolle der FMAVorstand eine weitere Intensivierung der Vor-Ort-Maßnahmen vornehmen. Wurde 2008 nur jedes achte Unternehmen vor Ort geprüft, so war es 2022 bereits jedes fünfte Unternehmen. Auch die Digitalisierung schreitet voran. Mit Textmining-Tools wird die Vollständigkeit der Produktinformationen überprüft. Ein Umwelttool verbindet Geodaten mit Klimaund Finanzdaten, um Risikoszenarien für einzelne Unternehmen zu beschreiben.

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