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NEXT CAFE WIE WERDEN WIR UND UNSERE KINDER 2050 LEBEN? WAS SIND DEINE IDEEN UND WÜNSCHE FÜR DIE STADT DER ZUKUNFT?

Fragen, Szenarien und Ergebnisse der ersten drei Hamburger Zukunftscafés im Rahmen der 4. Hamburger Zukunftswochen


Einleitung Wie werden wir und unsere Kinder 2050 leben? Was sind Deine Ideen und Wünsche für die Stadt der Zukunft? Das sind die Leitfragen der drei Hamburger Zukunftscafés, die im Herbst 2010 in Einkaufspassagen und der Uni-Mensa stattgefunden haben. Jung und Alt waren aufgefordert, eigene Visionen für den nachhaltigen Alltag von morgen zu entwickeln. Von konkreten „ersten Schritten“ bis zu großen Utopien – eine Vielzahl an Ideen wurde geboren und aufgeschrieben. Wie lässt sich den Herausforderungen des Klimawandels und knapp werdender Ressourcen begegnen? Wie wollen wir wohnen, arbeiten und uns fortbewegen? Und wie können wir es in einer Weise tun, die nicht die Lebensgrundlage künftiger Generationen gefährdet? Bei einem fair gehandelten Kaffee setzten provozierende Zukunftsszenarien die 2

Impulse für den Bürgerdialog. Sie forderten dazu auf, sich visionär mit den fünf Kernthemen Energie, Mobilität, Rohstoffe, Wohnen und Arbeit zu beschäftigen und Stellung zu beziehen. Die vom Bürgerlabor Nexthamburg durchgeführten Zukunftscafés zählten zu den Highlights der diesjährigen Hamburger Zukunftswochen. Bereits zum vierten Mal organisierte die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt diese vierwöchige Veranstaltungsreihe, um Nachhaltigkeit noch stärker ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Auf über 125 Veranstaltungen wurde vom 13.09. bis 10.10.2010 die Vielfalt an Projekten und Initiativen für nachhaltige Entwicklungen in Hamburg und der Region demonstriert. Die Teilnehmenden erhielten Hintergrundinfos und profundes Wissen, praktische Tipps und Konzepte, wie sich der Alltag möglichst umweltgerecht und klimaneutral gestalten lässt.


Das Besondere an dem Beitrag der Zukunftscafés im breiten Spektrum der Zukunftswochen: Im Café sind die Schüler, die Rentner, die Mütter und Väter – die Besucherinnen und Besucher eben – selbst zu Akteuren geworden. Sie haben Fantasie und Kreativität entwickelt und dabei Realitätssinn gezeigt. Sie wurden angeregt, über die Zukunft ihrer Stadt Hamburg nachzudenken. Die Meinung jedes Einzelnen hat Gewicht, genau so wie der erforderliche Wandel jeden betrifft. Denn nur in der Summe der individuellen Anstrengungen und Veränderungen kann der Wandel gelingen. Die Einfälle der Cafébesucher behalten ihr Gewicht über den Tag hinaus. Sie wurden „Schwarz auf Weiß“ auf Zetteln notiert. Auf den folgenden Seiten dokumentieren wir sehr viele dieser Bürgerideen. Lassen wir uns überraschen…

Inhalt Impressionen Bilder der ersten Zukunftcafés

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Stell Dir vor … Energie 2050

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Stell Dir vor … Mobilität 2050

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Stell Dir vor … Rohstoffe 2050

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Stell Dir vor … Wohnen 2050

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Stell Dir vor … Arbeiten 2050

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Und nun? Wie geht es weiter?

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Fakten Was bisher geschah…

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Stell Dir vor ‌ 2050 muss jeder Bßrger mehr Energie produzieren als verbrauchen. Wie sieht das konkret aus?

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„So viel Widerstand hat es bei keinem Gesetz bisher gegeben. Wegen der drastischen Energiekrise soll jetzt jeder Deutsche mehr Energie produzieren, als er verbraucht. Sonst hagelt es Strafen. Die Leute sind auf die Straße gegangen, haben die alten Kraftwerke besetzt. Hat alles nichts genützt. Da müssen wir wohl durch. Die da oben haben ja lange genug geschlafen. Technisch geht das wohl, der Staat hilft ja auch mit Geld. Wo aber kann ich anfangen, Energie zu produzieren?“

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IDEEN AUS DEM CAFÉ Energie Das erste Szenario, mit dem sich die Besucher in den Zukunftscafés konfrontiert sahen, rückte die Themen Energiegewinnung und Versorgungssicherheit ins Blickfeld. Was kann der einzelne Bürger tun, um auch 2050 genügend Energie zur Verfügung zu haben? Wie wird er selbst zum Produzenten von Strom? Bei den notierten Ideen liegen die Chancen, nachhaltig Sonne und Windkraft zu nutzen, ganz vorne. Und es wird formuliert, dass jeder individuell gefordert ist und seinen Beitrag leisten sollte.

Wind, Sonne, Regen Der Klimawandel sorgt dafür, dass Wind, Sonne und Regen intensiver und heftiger werden. Das begünstigt die erneuerbare Energieproduktion, zum Beispiel durch riesige Offshore-Windanlagen. SolarzellenParks erzeugen soviel Energie, dass sie damit Kleinstädte versorgen Urbanotron können.

Energiereiches Radeln Jeder muss sich verpflichten, dreimal in der Woche zum Spinning, zum Indoorcycling in Gruppen, zu gehen und mit Rädern Strom zu erzeugen. Dann gäbe es keine dicken Menschen mehr und Strom würde günstig produziert.

Fiktion 2050 Wälder werden in riesigen Kuppeln angebaut. Jede Stadt hat ihre Cedri eigene Sauerstoffquelle.

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BürgerSolarstromanlage

CO2-Konto für jeden

In Pinneberg wurde eine FotovoltaikAnlage auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses errichtet, an der sich jeder Bürger mit 100 Euro, maximal jedoch mit 10.000 Euro beteiligen kann. 60 Personen bilden eine Unternehmergesellschaft (UG) und erhalten 20 Jahre lang eine Einspeisevergütung von 46,75 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Die Pinneberger Anlage leistet 17 kW und erzeugt ca. 8.000 kWh im Jahr. Unser Ziel: CO2 reduzieren – weg von Öl und Gas. Klaus

Es muss für jeden Bürger ein CO2Konto eingerichtet werden. Es geht nicht ohne persönliche Einschränkungen beim Konsum und bei Reisen. Im Autoverkehr sollte jeder nur eine bestimmte Anzahl an Kilometern pro Jahr fahren dürfen. Kreuzfahrten und unnütze Flüge abschaffen.

Vergeudung stoppen Heizungen in Vorräumen und Schleusen wie bei einigen Gebäuden der Universität sind überflüssig und müssen entfernt werden.

Intelligente Lösung Der Strommix der Zukunft besteht aus dem Ertrag verschiedenster regenerativer Energiequellen. In einem intelligent gesteuerten Energienetz wird in Pumpspeichern mechanisch gespeicherte Energie in elektrische Energie umgewandelt. Dabei ist wichtig, dass sich das Leitungsnetz in öffentlicher Hand befindet.

Weniger Medikamente Die asiatische Medizin behandelt Krankheiten mit Yoga, Naturheilkunde und Akupunktur. Das vermeidet exzessive medikamentöse Behandlungen. So können wir durch weniger Pharmaindustrie Energie Margret sparen!


© SandiaLabs | flickr.com

Energie aus Algen Meine Idee ist, dass man statt Atomkraftwerken, die radioaktiven Abfall erzeugen, die Energie von Algen nutzen sollte. Diese können binnen kurzer Zeit die Energie für ein Space Shuttle erzeugen. Allerdings weiß man noch nicht genau, wie man die Energie der Algen nutzen kann. Das kann aber bestimmt erforscht werden! Außerdem wären Algen-Kraftwerke absolut umweltfreundlich, weil sie kein CO2 produzieren. Ludwig

Stromerzeugende Joggingstrecke

© solarthermienator | flickr.com

Auf einer beliebten Joggingstrecke durch den Park sind energieerzeugende Bodenplatten angebracht. Laufen durch die Natur – und diese dabei mit Ökostrom schützen!

Vorrang für Solaranlagen Es werden noch viel mehr Windmühlen und Solarfelder aufgebaut werden. Die beste Lösung sind Solaranlagen, die in großen Stückzahlen wirtschaftlich produziert werden können. Und sie sind den Anwohner viel besser zu vermitteln als Windanlagen, auch mit dem Argument des Wildvogelschutzes. Jasmin und Elisabeth

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Stell Dir vor ‌ 2050 ist Autofahren so out wie heute Rauchen. Wie bewegt man sich 2050 durch die Stadt?

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„Man hatte es ja kommen sehen. Schon um 2020 war klar: Elektromobile lösen das Mobilitätsproblem nicht wirklich. Schon damals war der Strom viel zu teuer. Und mit der Brennstoffzelle kamen sie auch nicht in den Quark. Kein Erdöl mehr, Straßenmaut überall, Strom zu teuer: Selber ein Auto zu haben ist heute einfach unerschwinglich geworden. Nur noch Reiche leisten sich das. Und wir? Wie kommen wir von A nach B?“

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IDEEN AUS DEM CAFÉ Mobilität Die Frage, wie wir uns 2050 in der Stadt fortbewegen, hat die Besucher der drei Zukunftscafés ganz besonders beschäftigt. Viele Ideen wurden festgehalten. Einige knüpfen an aktuelle Pläne des Senats zur Einführung der Stadtbahn an. Autos werden nur noch eine nachrangige Bedeutung haben, das klingt bei den meisten Vorschlägen durch. Im Fokus steht das gute, alte Fahrrad, zum Teil mit E-Motor verstärkt. Und es gibt auch Überraschendes, wenn die Einkaufstasche auf Rollen ihrem Spitznamen „Hackenporsche“ alle Ehre macht.

Solarstraßenbahn

Autofreie Innenstadt

Viele Hamburger wünschen sich eine Straßenbahn. Man könnte eine Straßenbahn entwickeln, die ihre Antriebsenergie zum Teil aus Solarzellen bezieht. Scheint die Sonne, transportiert sie viele Menschen besonders umweltverträglich.

Ich stelle mir vor, dass 2050 die Hamburger Innenstadt autofrei sein wird. Die Menschen fahren gutgelaunt mit dem Fahrrad zur Arbeit oder nutzen Straßenbahnen und Busse. Die Straßen säumen Geranien, Vergissmeinnicht und Rosen. Plastik und Autos wurden inzwischen aus dem Wörterbuch verbannt – denn es gibt sie nicht mehr. Auf den Plätzen sind Oasen der Ruhe und Erholung entstanden, in denen sich die Menschen unterhalten, weil sie Zeit für einander haben.

Solar- statt E-Autos Autos sind in der Innenstadt durch die City-Maut stark reduziert. Elektroautos halten zwar die Abgase aus der Stadt fern, aber die Energie sollte besser durch die Sonnenenergie erzeugt werden. Am besten sind Solarautos ohne Sprit und Steckdose. Kai, Eren und andere

Y-Trasse realisieren Die geplante Neubaustrecke von Hannover nach Hamburg und Bremen muss verwirklicht werden, um die Bahn attraktiver zu machen. Hamburg sollte mit der neuen Westspange Borstelbek-Waltershof-Altona Juan erreicht werden.

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Fahrradtaxis und E-Rikschas Viele Fahrradtaxis laden zum Mitfahren ein. Man muss nur selber mit in die Pedale treten. Dann geht es schneller. Räder, die zusätzlich mit Elektrokraft angetrieben werden, sind im Kommen und müssen günstiger werden. Rikschas zur Personenbeförderung, ausgestattet mit E-Motor, gehört die Zukunft.

Mehr Schiffslinien im Nahverkehr Hamburgs Wasserstraßen und Kanäle laden dazu ein, intensiver für Schiffsverbindungen genutzt zu werden. Vaporettos wie in Venedig sind 2050 selbstverständlich geworden. Die Alsterdampfer sind wieder in den HVV eingegliedert worden. Dadurch gibt es weniger Individualverkehr.

Solarbetriebener Hackenporsche Vor allem für ältere Menschen gibt es 2050 einen Einkaufskoffer auf Rädern mit Solarantrieb. Im Gestell befindet sich eine kleine Plattform zum Sich-Daraufstellen, die auf Knopfdruck ausfährt. In den Handgriffen sind die Schalter für das Schrittfahren und auch für das Bremsen installiert. Technisch ist der Solarhackenporsche so ausgelegt, dass die Schrittgeschwindigkeit nicht überschritten werden kann. Im Supermarkt fährt man die Plattform wieder ein und kann normal Marina einkaufen.


© Laura Birkhalter

Schnellstraßen für Radfahrer Mehr und bessere Fahrradwege quer durch Hamburg muss es geben. Wo zurzeit meist kaputte und oft zugeparkte Wege existieren, sollen eigene Straßen für Fahrräder, ja sogar Autobahn-ähnliche Trassen nur für Biker entstehen. In Großstädten wie London und Kopenhagen gibt es das bereits heute.

© Albrecht E. Arnold | pixelio.de und HamburgerJung | flickr.com

Tobias, Robert, Kai und andere

Urbaner Skilift Magnetbänder sind über belebte Straßen gespannt. An ihnen hängen wie bei einer Seilbahn oder einem Skilift kleine Gondeln, in die man überall einsteigen kann. Sie bieten Platz für sechs Leute, doch es kommt alle paar Sekunden eine Gondel vorbei. Kleine, platzsparende Magnetbänder sind als Alternative für Bürgersteige denkbar. Anonym

Eventuell sollte ein Schwebebahnnetz wie in Wuppertal durch ganz Hamburg gebaut werden, meint Klaus

Stadtrad hat Zukunft Das Hamburger Stadtrad-Netz muss weiter ausgebaut werden! Es sollte von Wilhelmsburg bis Niendorf reichen. Noch mehr Umsteiger werden erreicht, wenn es kostenlos angeboten würde. Die Fahrradmitnahme im HVV sollte ganztägig möglich sein. Doris und andere

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Stell Dir vor ‌ 2050 gibt es kein Plastik mehr. Wie sieht der Alltag 2050 ohne Plastik aus?

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„Das kam ganz schön schnell. Erst hieß es nur, Plastik würde irgendwie teurer werden, weil das Öl ja alle war. Und mit den Bio-Kunststoffen war man irgendwie nicht so weit. Dann kamen die Probleme: Verpackungen, Alltagsgeräte, selbst Kleider, alles wurde plötzlich knapp. Es gab richtige Kämpfe in den Geschäften. Einige fangen jetzt wieder an mehr Holz zu verarbeiten und Metall. Das geht natürlich auf Dauer auch nicht für alles. Wie bitte soll ich die ganzen Kunststoffprodukte ersetzen?“

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IDEEN AUS DEM CAFÉ Rohstoffe Die natürlichen Ressourcen sind begrenzt. Wir müssen sie schonen und dürfen künftigen Generationen keinen ausgeplünderten Planeten hinterlassen. Am Rohstoff der allgegenwärtigen Kunststoffprodukte wird es besonders sichtbar. Wie sehen die Ideen aus, die Hamburger Einwohner zu einem nachhaltigen Umgang mit Materialien und Produkten haben? In den Zukunftscafés dachten sie an Ersatz und Vermeidung von Plastik oder an Recycling, das seinen Namen verdient. Viele hatten praktische Tipps parat, manche wurden ironisch.

Weniger Fleisch

Tauschbörsen

Auch die Landwirtschaft ist am Klimawandel beteiligt. Über artgerechte Bio-Tierhaltung muss mehr informiert werden. Damit die Kuh nicht zum Klimakiller wird, sollte eine Ernährungsweise mit reduziertem Fleischkonsum propagiert und Alternativen zum jetzigen Lebensstil aufgezeigt werden.

Die Menschen sollten bewusster einkaufen und die Wegwerf-Mentalität überwinden. Immer mehr Tauschbörsen müssten entstehen, die die Lebenszyklen von Gegenständen verlängern und Ressourcen sparen helfen.

Umweltgerecht verpacken Wir sind dafür, dass zum Beispiel Erdbeeren nicht mehr in Plastikschalen, sondern in Papp- oder Holzschalen verkauft werden. Denn die bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen und sind besser zu entsorgen und zu recyclen.

Alltag 2050 Comeback des Bleistifts Man sollte wieder mit Bleistiften schreiben und der Flut an Kugelschreibern aus Kunststoff, oft als Werbegeschenke verteilt, die Rote Karte zeigen. Auch bei Flaschen, die besser aus Glas sind, ist Plastik vermeidbar. Timo und andere

Öl – oder was? Hauptsache, es gibt Olivenöl zum Kochen.

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Der Mensch lebt aus + in + mit Möbeln aus Spinnfäden. Für mehr Geschmeidigkeit im harten Science-Fiction-Dasein.

Alternativ dämmen Anstelle von Kunststoffgranulaten sollte man besser Reste der Holzverarbeitung einsetzen.

Behältnis mitbringen

Plastikmüll adé

Wenn man Blumen kaufen will, dann am besten Eisentöpfe von zuhause mitbringen. Zum Einkaufen im Supermarkt immer eigene Stoffbeutel und Taschen mitnehmen

Die Industrie muss mehr Verantwortung für die Umwelt übernehmen, statt vor allem an Gewinnmaximierung zu denken. Viele Verpackungen sind überflüssig – weg damit. Dann gibt es auch weniger Plastikmüll.

Max und andere


© mikecogh | flickr.com

Pfandkaffeebecher Wieso gibt es keine Kaffeebecher mit Pfand, die man in jedem Kaffeeladen zurückgeben kann?

Aus Alt wird Neu

© morak faxe, MIgraciónTOtal + Fotero | flickr.com und Mo Freiknecht | pixelio.de

Hamburg sollte das „Cradle-to-cradlePrinzip“ fördern. Das heißt, dass Produkte „von der Wiege zur Wiege“ konzipiert und aus Materialien hergestellt sind, die nach dem Gebrauch so recycelt werden können, dass aus ihnen das gleiche Produkt erneut entstehen kann. Das Produkt wird vom Hersteller nur geliehen und man muss es zurückgeben, damit die Wiederverwertung gewährleistet ist. Das ist ressourcensparend.

Pflanzlicher Ersatz Wenn das Öl in vierzig Jahren alle ist, dann gibt es die bereits heute existierenden Ersatzstoffe aus pflanzlichen Ressourcen. Und es gibt, dann erst recht, ein Plastikmuseum für Romantiker. Julien

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Stell Dir vor ‌ 2050 sind Wohnungen hermetische Klimakapseln. Wie wohnt man im Jahr 2050 ganz konkret?

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„Mein Opa erzählt mir immer, wie man früher einfach die Tür aufmachen konnte und die frische Luft reinlassen konnte. Das muss schön gewesen sein. Heute ist alles total abgedichtet, damit im Winter bloß keine Wärme rausgeht und die Hitze im Sommer nicht reinkann. 50 Grad sind einfach kein Spaß mehr. Es hat ja auch offene Balkons gegeben, lustige Vorstellung. Blöd ist das mit den Sauerstoffmasken. Ich fände es schön, wenn jemand mal eine Idee entwickelt, wie man wieder mehr mitbekommt von der Welt da draußen. Wie man das wohl hinbekommen würde?“

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IDEEN AUS DEM CAFÉ Wohnen Wie sieht die Stadtarchitektur in 40 Jahren aus? Was bieten Wohnungen und urbane Quartiere, das heute noch Zukunftsmusik ist? Auch zu diesem Kernthema wurden Vorstellungen zu Papier gebracht. Assoziationen zur äußeren Gestalt neuer Bauten stehen dabei neben den besonderen Chancen Hamburgs als Stadt am Wasser. An eine kindergerechte Umgebung wird gedacht. Befürchtungen bestehen in Hinblick auf die Kosten energetischer Sanierung. Und wird es gelingen, die Natur und Tierwelt in der Metropole zu schützen?

Flexible Grundrisse Wohnungen und Häuser sind idealerweise so konzipiert, dass die Grundfläche an die verschiedenen Bedürfnisse wechselnder Mieter angepasst werden kann. Die Größe und Anzahl der Zimmer könnte dann flexibel variiert werden und den Ansprüchen von morgen gerecht werden.

Wohnen auf dem Wasser Die Stadt sollte mehr Genehmigungen für „Floating Homes“ erteilen. Es gibt, glaube ich, erst 13 solcher Wasserhäuser in Hamburg. Warum Steffi nicht mehr? Die Welt wandert auf das Wasser aus. Welcome to waterfront.

Architektur 2050 Es wird nur noch Hochhäuser und moderne Gebäude geben, die alle mit Fronten aus Glasplatten versehen sind. Und urbanotron meint: Dominieren werden zweckgebundene, monotone, in weißer Farbe gehaltene Wohnkomplexe, die dem Motto „form follows function“ folgen.

ergänzt von Michael

Die Stadt der Kinder

Sorgen ökologisch

Hamburg braucht mehr Spielstraßen, Plätze und Höfe, auf denen die Kinder spielen können. Mehr Kletterbäume Sahrah sind klasse.

Die Mieten werden kaum noch bezahlbar sein. Wer dachte, sein Alter mittels Eigentumswohnung oder Haus abgesichert zu haben, wird plötzlich gezwungen, ökologisch zu sanieren. Dann drohen Schulden für die Kredite. Gibt es eine Lösung? Vielleicht. Erika

Die Hortbetreuung muss erhalten bleiben, anstatt Kinder in Multifunktionsräumen von Schulen aufzubewahren. Elterninitiative Peter und Paula

KühlschrankAutomatismus In 2050 bestellt der Kühlschrank automatisch die zur Neige gehenden Lebensmittel. Sie werden dann über ein unterirdisches, vollautomatisches Philipp Tunnelsystem geliefert.

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Schallgedämmt Kinderfreundlich bauen heißt: Wohnungen nicht nur wärmedämmen, sondern auch schallisolieren.

Lebensraum für Tiere Alle Flachdächer sind zu begrünen, um Lebensraum für Insekten und Vögel zu schaffen. Wenn weiter überall Glasfassaden vorherrschen und alle Wandlöcher verschlossen sind, werden die Spatzen und Schwalben verschwinden. Und die vielen Netze der Taubenhasser schaden vor allem den Schwalben.

Natur für alle Es sollte lieber hoch als breit gebaut werden, um Platz für die Natur zu bewahren. Auf hohe Häuser zu setzen, ist auch gerechter, weil sonst viele Leute aus der Stadt gedrängt würden. Für alle Menschen in gartenlosen Häusern soll es Kleingärten und Parks Ferit und Andrea geben.


Corporate Quarter Große Unternehmen unterstützen den Wohnungsbau. Sie werden Gebäude in Form ihres Logos, eventuell nur aus der Luft erkennbar, oder ihres Produkts errichten. Häuser sehen dann aus wie eine Waschmaschine oder eine Getränkeflasche. Der Effekt: bezahlbares Wohnen in einem identitätsstiftenden Gebäude.

Wohnen statt Parken

© tmc - design hau | flickr.com

Miniwohnungen und Minihäuser wären auf Parkplätzen möglich, die frei werden, wenn man die Autos reduziert oder abschafft. Eda

Digitaler Park Ich stelle mir einen Park vor, der anstelle von Straßen durch Projektionsflächen begrenzt wird. Auf ihnen werden Einblicke in Parks aus anderen Teilen der Welt projiziert. So entsteht ein internationaler Park und man teilt das eigene Parkerlebnis mit Parkbesuchern aus der ganzen Welt.

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Stell Dir vor … 2050 gibt es nur noch die Hälfte der heutigen Arbeitsplätze. Wie verdienen Deine Kinder im Jahr 2050 ihr Geld?

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„Ja klar, wir sind ja nur noch 60 Millionen Deutsche. Eigentlich müsste die Arbeit also für alle reichen. Tut sie aber nicht. Die großen Firmen sind fast alle raus aus Deutschland, auch weil es so wenig Arbeitskräfte gibt. Nach dem Erdöl ist die Industrie ja richtig zusammengeklappt. Alles ist irgendwie Hightech geworden. Das kann nicht jeder, auch wenn heute fast alle studieren. Da läuft ja viel auch von ganz alleine mit Robotern und so. Und dass alle nur noch Dienstleistung machen, funktioniert auch nicht. Als was bitte soll ich also arbeiten?“ 23


IDEEN AUS DEM CAFÉ Arbeiten Das fünfte Zukunftsszenario richtete die Perspektive auf die Entwicklung der Arbeit. Wie werden die Informationstechnologien und Automatisierungsprozesse die Arbeitswelt verändern? Die Cafébesucher wagten auch auf diesem Feld, den Blick auf denkbare Verhältnisse vierzig Jahre später zu richten. Neben spannenden neuen Formen der Organisation von Arbeit werden die Risiken, aber auch die Chancen benannt, wenn zunehmend Roboter den Menschen die Erwerbsarbeit streitig machen.

Selbstversorger

Freiräume nutzen

Wir arbeiten wieder viel mehr draußen, bauen und ernten Essen in einer savannenähnlichen Landschaft. Geld wird weniger wichtig. Unsere Arbeit wird mehr bedürfnis- statt leistungsorientiert sein. Der Trend geht zurück zur Selbstversorgung!

Durch die Automatisierung gibt es 2050 weniger Arbeit. Die Kinder von heute steuern die Roboter von morgen. Sie haben mehr Zeit, um sich sozial zu engagieren etwa für ältere Menschen oder auch für die Umwelt.

Eva-Lisa und andere

Arbeiten ohne Verkehrsstress An Home-Arbeitsplätzen Videokonferenzen zu führen, vermeidet Pendelverkehr. Die Staus auf den Straßen lassen sich mit flexibleren Arbeitszeiten entzerren. Warum müssen alle morgens um 8 oder 9 Uhr mit der Arbeit anfangen? Doris

Pflege dominiert Grundeinkommen Ein generelles Grundeinkommen bietet Chancen für jeden. Es ermöglicht Bildung und schafft Ungleichheiten ab. Hans-Peter

Robotersteuer Wenn die meisten manuellen Handgriffe von Maschinen erledigt werden, wird die menschliche Arbeit nicht mehr im gewohnten Umfang benötigt. Dann muss wegen dieser Umverteilung eine Robotersteuer eingeführt werden.

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2050 werden unsere Kinder größtenteils im Pflegesektor arbeiten, eine Folge des demografischen Wandels. Ärzte, Alten- und Krankenpfleger werden gefragt sein wie nie. So hat sich der Markt für den Transport älterer und kranker Menschen Max seit 2005 vervierfacht.

Früherer Ladenschluss Die Öffnungszeiten im Einzelhandel sollten wieder bis 18 Uhr beschränkt werden. Die Vorteile sind weniger Verkehr und Abgase, weniger Stromverbrauch und mehr glückliche Menschen.

Blumenkohl statt Blumen Viele Arbeitsplätze werden durch technische Entwicklungen überflüssig sein. Aber es gibt noch genügend zu tun: im Pflegebereich, in der Kultur, in der Bildung. Aber wird das Gehalt zum Leben reichen? Wir werden unseren Lebensstil ändern müssen – statt Blümchen im Garten, dann Blumenkohl. Erika


Modulare Bürostadt Die Bürostadt von morgen setzt sich aus einzelnen mobilen Bürozellen zusammen, vielleicht auf dem Wasser. Sie können sich je nach momentanen Arbeitssituationen an größeren Firmenmodulen andocken.

Flexibles Arbeiten Mit Laptop ausgestattet, kann der Arbeitnehmer 2050 selbst entscheiden, wo er arbeiten möchte. Telearbeit ist weit vorangeschritten. Standard im Büroalltag ist Desktop Sharing, bei dem über große Distanzen gemeinsam an Dokumenten gearbeitet werden wird. Konventionelle Büros sind meist nur noch bei Großkonzernen anzutreffen. Leute mit ausdifferenzierten Kompetenzen mieten sich zusammen ein Büro und helfen sich gegenseitig, wenn dort jeder an seinen Projekten arbeitet. Urbanotron

Kreativexpress Durch Hamburg fährt 2050 eine große Einschienenbahn mit Arbeitsräumen – ein idealer Arbeitsplatz für kreative, abwechslungsliebende Wissensarbeiter. Man bekommt ständig neue Inspirationen und Eindrücke durch das stetig sich verändernde Arbeitsambiente.

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UND NUN

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Wie geht’s weiter? Was geschieht mit den Ideen? War’s das schon? – Im Internet geht die Diskussion weiter, und 2011 sehen wir uns wieder. Bei der Suche nach Lösungen für die drängenden Zukunftsfragen sind die Zukunftscafés im Herbst 2010 einen neuen Weg der Ansprache und Einbeziehung des Einzelnen gegangen. Über 100 Einfälle, Gedanken und Anregungen sind festgehalten worden – viel, wenn man bedenkt, dass wir an Orten hektischen Treibens präsent waren. Hier haben die Menschen erstmal ganz andere Dinge im Kopf als 40 Jahre weiter zu denken. Die Hälfte der Ideen haben wir auf den vorangegangenen Seiten dokumentiert. Alle sind an die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt weitergeleitet worden. Die Ideen werden weiter wirken, manche von Experten aufgegriffen, andere die Lösungssuche beleben. Auf der Website von Nexthamburg kann man sie kommentieren, fortschreiben und auch neue Ideen eintragen.

Mach mit: www.nexthamburg.de/zukunftscafe Geplant ist, 2011 im Rahmen der 5. Hamburger Zukunftswochen weitere Zukunftscafés durchzuführen. Als ein Forum für Bürgerbeteiligung sind sie eine Anlaufstelle für die Kreativität und das Engagement der Hamburgerinnen und Hamburger bei allen Fragen rund um die Zukunft der Stadt.

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FAKTEN Ideenpool „Hamburger Zukunftscafés“ im Rahmen der Hamburger Zukunftswochen haben drei Zukunftscafés stattgefunden: 24.09.2010 30.09.2010 06.10.2010

Während der „Hamburger Klimanacht“ in der Europapassage In der Uni Mensa Im Mercado Altona

Fünf provokante Zukunftsszenarien setzten die Impulse für den Bürgerdialog zu den Kernthemen: - Energie - Mobilität - Wohnen - Rohstoffe und Produkte - Arbeit Die Szenarien wurden auf insgesamt 6.000 Postkarten abgebildet. Auf ihrer Rückseite konnten die eigenen Ideen notiert werden. Auf acht Stellwänden mit Panoramafotos der Szenarien bestand zusätzlich die Möglichkeit, Kommentare oder eigene Ideen zu verfassen. Vorsichtig geschätzt haben ca. 22.000 Bürger aller Altersklassen* die Zukunftscafés gesehen. Viele sind stehen geblieben, haben die Stellwände betrachtet, oder sind mit den Café Mitarbeitern ins Gespräch gekommen. 103 Ideen sind in den drei Zukunftscafés entwickelt worden. *) Laut Angaben der Europapassage, des Mercado Altona und der Uni Mensa Campus

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Next CafĂŠ Magazin zu den 1. Hamburger ZukunftscafĂŠs im Rahmen der 4. Hamburger Zukunftswochen vom 13.09. - 10.10.2010 Herausgeber: Nexthamburg V.i.S.d.P: Rajiv Patwardhan Redaktion: Nexthamburg und JĂśrn Meve Layout: Feinschliff – BĂźro fĂźr Gestaltung Kontakt: Nexthamburg UG (haftungsbeschränkt) LobuschstraĂ&#x;e 5-7 22765 Hamburg 040 74 392 632 mail@nexthamburg.de Eine Kooperation mit der BehĂśrde fĂźr Stadtentwicklung und Umwelt Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind fĂźr die Allgemeinheit bestimmt; sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Richtigkeit. Bildquellen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Sollten dennoch Urheberrechte verletzt worden sein, bitten wir darum, uns zu kontaktieren. Bildrechte fĂźr Bilder, die nicht anders gekennzeichnet sind: Nexthamburg.

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