Your Place Nextwilhelmsburg Junior

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Your Place Kinder und Jugendliche gestalten ihren Park

Ablauf und Ergebnisse des Projektes Your Place – Nextwilhelmsburg Junior


Your Place

Nextwilhelmsburg Das von Nexthamburg initiierte Projekt „Your Place – Nextwilhelmsburg Junior“ ist ein in Kooperation mit der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg gefördertes kreatives Beteiligungsprojekt. Das Your-Place-Team bestand aus Kindern und Jugendlichen zwischen 9 und 17 Jahren aus Wilhelmsburg, die in einem dreimonatigen Prozess eine Freifläche hinter dem Haus der Jugend Kirchdorf planen und gestalten sollten. Im Mittelpunkt des Projektes standen einerseits die Vermittlung stadtplanerischer Methoden und Vorgehensweisen, andererseits sollten Fähigkeiten wie Gruppendynamik, Vertrauen 2

in die eigenen Fähigkeiten und die Identifikation mit dem eigenen Quartier bei den jungen Menschen gestärkt werden. Anfang März 2011 hatte Nexthamburg Jugendliche dazu aufgerufen, an der Gestaltung der Freifläche an der Krieterstraße teilzunehmen. Unter dem Motto „Your Place – Dein Platz. Deine Chance. Deine Zukunft. Dein JOB.“ trafen sich die Jugendlichen regelmäßig an zwei Nachmittagen in der Woche von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr im Haus der Jugend Kirchdorf. Sie entwarfen, planten und gestalteten in einem großen Team Ideen


für die Neubespielung der brachliegenden Freifläche am Haus der Jugend Kirchdorf. Betreut wurde die Gruppe von der Freiraumplanerin Stefanie Graze und dem Stadtplaner Mohammad Saeidimadani, die mit Rat und Tat zur Verfügung standen. Der Clou: Die jungen Leute erhielten für ihre regelmäßige Teilnahme eine Bezahlung von 5 € pro Stunde. In vier verschiedenen Projektlevels – Orientierung, Umfrage, Planung, Öffentlichkeitsarbeit – konnten die Kinder und Jugendlichen direkt und ganz praktisch in stadtplanerische Prozesse eingebunden werden. Befragungen haben zudem ergeben, dass das Projekt generationsübergreifend wahrgenommen wurde. Das Ziel des Projektes war es einerseits, einen innovativen Beteiligungsprozess von

Jugendlichen und Kindern gestalten zu lassen und andererseits das Engagement der Kinder und Jugendlichen für die Mitgestaltung ihrer Umwelt zu fördern. Auch sollte die Umsetzung eines Projektes vermittelt werden, in dem Ressourcen mobilisiert werden müssen und ein Stück Demokratie erlernt werden kann. Die Kinder und Jugendlichen agierten wie ein Planungsbüro: Sie mussten organisatorisch, empirisch mit Hilfe von Bewohnerbefragungen und Recherchen sowie konzeptionell arbeiten und ihre Arbeit schließlich der Öffentlichkeit präsentieren. Hier kannst Du Einblicke in das Projekt Your Place – Nextwilhelmsburg gewinnen und sehen, wie Kinder und Jugendliche ihren Stadtteil mitgestalten. 3


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Inhalt Das Projekt auf einen Blick

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Das Vorhaben

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Teamaufstellung

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Level 1 – Orientierung

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Level 2 – Umfrage entwerfen und durchführen

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Level 3 – Entwurf für die Freifläche gestalten

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Level 4 – Präsentation des Entwurfes

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Das Ergebnis: Der Multicooltipark

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Der Multicooltipark wird Realität

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Und nun? Die erste Bank steht!

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Kritische Reflexion

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Februar 2011 Konzipierung des Projektes März 2011 Teamaufstellung der Jungplaner Start Level 1 – Orientierung Besuch der Geschichtswerkstatt Honigfabrik e.V. April 2011 Wir feiern den Besuch und Erfolg beim Beirat für Stadtentwicklung Start Level 2 – Umfrage Mai 2011 Wir feiern Bergfest Start Level 3 – Gestaltung TV-Auftritt von Jungplanerin Esra im Frühcafé bei Hamburg1 Juni 2011 Wir feiern! Besuch und Erfolg beim Sanierugsbeirat Berta-Kröger-Platz Präsentation des Entwurfs für den Multicooltipark Juli 2011 Auf der künftigen Parkfläche wird Rasen verlegt September Grundsteinlegung & Installation der ersten Sitzbank

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Your Place auf einen Blick

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Projektzeitraum März - Juni 2011 2 Meetings á 2 Stunden pro Woche Ort Haus der Jugend Kirchdorf Hamburg-Wilhelmsburg Teilnehmer 14 Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 17 Jahren

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Das Vorhaben Unmittelbar an das Anfang 2011 fertig gestellte Haus der Jugend Kirchdorf im Hamburger Inselstadtteil Wilhelmsburg grenzt eine ungenutzte Fläche. Hier stand einst das „alte“ Haus der Jugend Kirchdorf, erbaut in den 1970er Jahren und schließlich abgebrochen zugunsten des Neubaus. Auf den ersten Blick lediglich ein brachliegendes Grundstück – fünf Gehminuten vom S-Bahnhof Wilhelmsburg entfernt – entpuppt sich die Fläche schnell als ein kleines städtisches Idyll: Hier findet sich alter Baumbestand sowie ein Wasserlauf mit üppiger Ufervegetation. Vor allem die Menschen in den angrenzenden sozialen Einrichtungen könnten hiervon schöpfen: Neben dem neuen Haus der Jugend

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Kirchdorf befinden sich noch eine Kirche, ein Altersheim und ein Gymnasium in angrenzender Nachbarschaft. Wirklich genutzt werden kann die Fläche jedoch nicht. Doch das soll sich nun ändern! In einem neuen Park sollen Jung und Alt, Ruhig und Laut sowie alle der in Wilhelmsburg zahlreich vertretenen Nationalitäten zusammen kommen. Das Besondere: die Gestaltung stammt aus der direkten Feder junger Menschen. Im Beteiligungsprojekt „Your Place – Nextwilhelmsburg Junior“ kommen Kinder und Jugendliche aus Wilhelmsburg zwei Mal die Woche zusammen, wirken wie ein Planerkollektiv und bekommen so eine Stimme bei der Mitgestaltung ihres Stadtteils.

Das Ziel: die Gestaltung eines Entwurfs für einen neuen öffentlichen Park. Das Besondere: nicht ein freiraumplanerischer Auftrag stand am Anfang, sondern die Jungplaner und ihre Ideen. Für die Umsetzung mussten sich das Nexthamburg-Team und die Jungplaner stark einsetzen. Eine echte Beteiligung muss zu den Menschen kommen – nicht umgekehrt. Daher fand das Projekt dort statt, wo die Kinder und Jugendlichen sich wohlfühlen, sich häufig aufhalten und ihre Freunde treffen: im Haus der Jugend Kirchdorf. Außerdem erhalten die Kinder und Jugendlichen ein Handgeld von fünf Euro pro Stunde. Hiermit soll den jungen Menschen vermittelt werden, dass Arbeit etwas wert ist – ganz


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Gestaltung Level 2

Umfrage Level 1

Orientierung

Level 4

Level 3

Präsentation

wie bei Erwachsenen. Außerdem ist der Aufwand für die Jugendlichen neben Nachmittagsunterricht und Sportvereinen keineswegs gering – und soll daher belohnt werden. Vier Levels veranschaulichen das Projekt:

Theda von Kalben Projektkoordinatorin, IBA Hamburg „Das Besondere an Your Place ist der umfassende Beteiligungsprozess von Kindern und Jugendlichen an einer Fläche im öffentlichen Raum - von der Bestandsaufnahme bis zur Umsetzung.“

Teamaufstellung Die Levels werden ab Seite 10 näher erläutert.

Arne Bens Leiter Haus der Jugend Kirchdorf „Für die Kinder und Jugendlichen im HdJ ist das Projekt und vor allem die Umsetzung vor der Haustür eine neue, prägende Erfahrung, erste Einblicke in die Berufswelt inklusive!“

Markus Weiler Bezirksamt Hamburg-Mitte „An dem Projekt gefällt mir besonders, dass die Kinder und Jugendlichen Einblicke in Politik und Verwaltung bekommen sowie die Chance, Zusämmenhänge in ihrer gebauten Umwelt zu begreifen.“

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Das Nexthamburg-Team Die Projektcoaches

Stefanie Graze Freiraumplanerin

Mohammad Saeidimadani Stadtentwickler

Die Projektleiterin

Katharina Aulbach Kulturwissenschaftlerin

Der Gesch채ftsf체hrer

Rajiv Patwardhan

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Teamaufstellung Zu Beginn des Projektes fand im Haus der Jugend Kirchdorf an mehreren Tagen ein Casting statt. Das Projektteam informierte über das große Vorhaben, woran über 30 junge Menschen ihr Interesse bekundeten – mehr als erwartet! Alle wurden zu einem ersten Treffen eingeladen, 22 erschienen. Hiernach meldeten sich 19 Kinder und Jugendliche fest an. Nach vier Wochen stabilisierte sich die Teilnehmerzahl auf 14, wovon allesamt das Projekt zum Ziel brachten. Diese 14 Jungplaner brachten ganz unterschiedliche Facetten mit: Kinder bis junge Erwachsene, selbstbewusst bis schüchtern, ruhig bis aufgedreht. Bereicherung und Herausforderung zugleich. Das Haus der Jugend Kichdorf ist ein besonderer Ort. Geöffnet an sechs Tagen die Woche, befinden sich dort zu Spitzenzeiten rund 500 Kinder und Jugendliche. Von dem vielfältigen Angebot konnte man zu früheren Zeiten nur träumen: Neben einer OutdoorKletterwand und einem Skatepark, die vom Gebäudedach bis auf die Straße verläuft, befinden sich im Gebäude ein Fitnessraum und ein Fotolabor. Angeboten werden außerdem ein Pädagogischer Mittagstisch, Sport- und Kochkurse, Hausaufgabenbetreuung sowie Musikunterricht.

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Level 1 Orientierung Stadtplanung und Landschaftsarchitektur sind abstrakte Tätigkeitsfelder, besonders für junge Menschen. Was machen Stadtplaner und Landschaftsarchitekten überhaupt und weshalb? Und was hat das mit unserem zukünftigen Park zu tun? Um Antworten auf all diese Fragen zu geben, stand im ersten Level das Kennenlernen im Vordergrund. Doch nicht nur die Disziplinen wurden interaktiv erforscht, auch die Fläche wurde bei einer ersten Exkursion erkundet, Eindrücke gesammelt und gemeinsam besprochen: Was gibt es hier schon und was fehlt? Was ist gut, was stört? Sofort fielen die fehlende Beleuchtung und die starke Verschmutzung des Wasserlaufes auf. Schon sprudelten auch die ersten Umgestaltungsideen aus den Köpfen der Jungplaner. Während der Bestand der Fläche in der Gruppe besprochen wurde, reihte sich eine Frage an die andere. Wieso kann man Bäume nicht einfach fällen? Wie groß ist eigentlich so eine Wurzel? Wieso kann hier kein Freibad gebaut werden? Was ist da eigentlich alles im Boden? Und wer hat überhaupt die ganzen Pflanzen gepflanzt? Am Ende des Tages kannten die Jungplanern schon viele Zusammenhänge in ihrer gebauten Umwelt. Diese wurden später in der kleinen spannenden Exkursion „Sehen lernen“ gefestigt. Mohammad und Stefanie begaben sich mit den Jungplanern in die Umgebung des HdJ. Gestoppt wurde an diversen Orten. Wieso heben sich hier die Pflastersteine? Warum entstehen Trampelpfade? Und wieso legt man hier Felsen in den Weg? Auch mit der Vergangenheit setzten sich die Jungplaner auseinander. Bei einem Besuch in der Wilhelmsburger Geschichtswerkstatt Honigfabrik e.V. wurde in Jahrzehnte alten Zeitungen, Fotos und Stadtkarten gestöbert und manch interessante Entdeckung gemacht.

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Die Jungplaner 체berraschen uns immer wieder damit, welche Zusammenh채nge ihnen trotz ihres jungen Alters bereits bewusst sind.

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Level 2

Umfrage entwerfen und durchführen

Ein guter Park ist ein Park für alle. Deshalb sollten so viele künftige Parknutzer wie möglich in die Planung miteinbezogen werden. Eine große Bandbreite an Menschen verschiedener Generationen und Herkünfte bedeutet schließlich auch eine Vielzahl an Ideen und Wünschen. Aus diesem Grunde widmete sich Level 2 ausschließlich einer Umfrage, die die Jungplaner selbst konzipierten, um die Menschen in der Umgebung nach ihren Wünschen und Anregungen für den neuen Park zu fragen. An drei Tagen machten sie sich auf den Weg und befragten die Bewohnerinnen des benachbarten Altersheims, Schüler des angrenzenden Gymnasiums, Passanten, Anwonhner sowie andere Jugendliche im Haus der Jugend. Insgesamt wurden über 100 Wilhelmsburger und Wilhelmsburgerinnen im Alter von 9 bis 82 Jahren befragt. Nach der Umfrage wurden die Ergebnisse gemeinsam ausgewertet und zusammengefasst. Besonders die Begegnung im Altersheim war sowohl für die Kinder als auch für die Bewohnerinnen eine interessante und bereichernde Erfahrung. Die Damen freuten sich über den jungen Besuch und darüber, nach ihren Wünschen gefragt zu werden. Und tatsächlich steuerten sie einen wertvollen Beitrag zur Parkplanung bei: sie klagten über fehlende Bänke für Erholungspausen bei Spaziergängen. Sofort wurden die Sitzgelegenheiten fest eingeplant. Auffallend viele Befragte wünschten sich einen Grillplatz, Sportmöglichkeiten, einen Spielplatz und alles rund um´s „Grün“: Bäume, Blumen, eine einfache Wiese. Mehr als die Hälfte der Befragten wünschten sich einen Park, in dem man sowohl sportlich aktiv sein als auch sich erholen und entspannen kann.

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Was wünschen Sie sich konkret für den neuen Krieterplatz?

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Wünschen Sie sich für den neuen Krieterplatz eher eine sportliche/aktive oder eher eine erholsame/ruhige Nutzung?

Park Wiese Volleyballplatz Blumen Bänke Grillplatz Spielplatz Fußball-Rasenplatz

Was würde Sie stören?

Was tun Sie, wenn Sie Zeit „draußen“ verbringen?

Sport

Spazieren, Fußball, Radfahren, Tischtennis

Spielen Freunde treffen Entspannen

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32% 52%

sportlich-aktive Nutzung

sowohl als auch

16%

erholsam-ruhige Nutzung

Lärm Raucherecke Parkplätze

Rutschen Schaukeln Eiscafé Platz zum Sonnen Sportgeräte Bäume zum Drunterlegen Sitzgelegenheiten Trampolin Welche Wiese NaherholungsGrillplatz möglichkeiten vermissen Sie in der näheren Umgebung?

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Level 3

Entwurf für die Freifläche gestalten

Basierend auf den Ergebnissen der Umfrage sowie auf eigenen Ideen, starteten die Jungplaner nun mit der Gestaltung des neuen Parks. Es wurde gezeichnet, gemalt, im Internet nach Fotos gesurft und Modelle gebaut. Nach und nach tasteten die Jungplaner sich an ihre Vorstellung eines idealen Parks heran. Dabei präsentierten sie ihren Mitstreitern immer wieder ihre eigenen Ideen und lernten dabei nicht nur das Präsentieren, sondern auch den Umgang mit Kritik. Aufgrund der Wünsche nach unterschiedlichen Nutzungen wurde der Park in einen erholsamen und einen aktiven Bereich zoniert. Sehr wichtig war es der Gruppe, den verschmutzten Wasserlauf wieder nutzbar zu machen sowie das vorhandene, aber in die Jahre gekommene Spielfeld zu sanieren und mit Kunstrasen auszustatten. Betroffen von den Wünschen der Altersheimbewohnerinnen wurden auf dem Weg zum Park viele Bänke geplant. Auch der häufig gewünschte Grillplatz, den die Jungplaner selbst seit dem Abriss des alten Hauses des Jugend vermissen, wird in die Planung aufgenommen. Außerdem sollen ein Laufparcours mit integrierter Stoppuhr, ein Beachvolleyball-Feld und Fitnessgeräte ihren Platz finden. Letztere kennen viele der Jungplaner aus der Türkei, wo die Geräte an zahlreichen Orten im öffentlichen Raum stehen und auch ausgiebig genutzt werden. Damit keiner dursten muss, soll es einen Wasserspender im Park geben. Wer es entspannt mag, kann auf der grünen Wiese ein Buch lesen oder quatschen. Und die beliebten Klassiker Backgammon und Schach sollen ebenfalls nicht fehlen. Beleuchtung und Müllbehälter sorgen für einen sicheren und sauberen Park. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ein handgezeichneter Entwurfsplan und ein buntes Modell zeigen detailgetreu den neuen Multicooltipark.

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Die Kinder und Jugendlichen sprudeln geradezu vor Ideen. Trotz unseres Fachwissens lieร en wir alle Ideen in ihren Kรถpfen entstehen und gaben den Jungplanern so viele Freiheiten wie mรถglich.

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Level 4

Präsentation des Entwurfs

Er war schneller da als gedacht: der große Tag des Abschlussfestes, an dem die Jungplaner stolz ihren Multicooltipark vorstellten. Der handgezeichnete Plan und das detailgetreue Modell konnten sich mehr als sehen lassen! Begeistert lauschte das Nexthamburg-Team, Theda von Kalben von der IBA Hamburg, Landschaftsarchitekt Andreas Hunck, IBA-Presseleiter Enno Isermann sowie eine Reporterin des Wilhelmsburger Inselrundblicks. Das Präsentieren war für die Jungplaner an diesem Tag keine große Sache mehr. Routine sammelten sie schließlich während der ersten drei Levels zuhauf! Neben den bereits erwähnten Ideenpräsentationen innerhalb der Gruppe gab es auch aufregende Präsentationen außerhalb des HdJ. Um beispielsweise öffentliche Gelder für die Umsetzung zu sammeln, besuchten die Jungplaner den Wilhelmsburger Beirat für Stadtentwicklung sowie den Sanierungsbeirat Berta-Kröger-Platz. Hier stellten sie das Projekt und ihre bisherigen Ideen vor – und begeisterten die „Jury“ jedes Mal. Das Ergebnis: 2900 Euro für einen Grillplatz und die erste Parkbank! Eine tolle Erfahrung und ein großes Erfolgsgefühl für die jungen Planer.

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Das Ergebnis: Der Multicooltipark Sandig: Der neue Beachvolleyballplatz Nicht nur für die ältere Generation: das große Schachbrett

Mit Hecken vor Wind geschützt: Tischtennisplatten, Backgammontische und Hängematten!

Neuer Laufparcour mit integrierter Stoppuhr und Wasserspender

Ein neuer Grillplatz am Wasser für viele Feste mit der Nachbarschaft 20


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Keine verschrammten Knie mehr: das alte Sportfeld wird mit Kunstrasen ausgestattet

Nehmen Sie Platz! Zahlreiche neue Sitzbänke entlang des Weges

Ran an´s Wasser: die gereinigte Wettern bekommt einen Steg, einen Grillplatz und eine breitere Brücke

Obst- und Gemüsegarten zum Lernen, Gärtnern und Naschen

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Echte Handarbeit Alle Ideen der Jungplaner auf´s Papier gebracht.

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Der Multicooltipark wird Realität

Fast identisch Die Grundelemente wurden von Hunck+Lorenz übernommen und aus Gründen der Umsetzbarkeit abgewandelt. So bekommen beispielsweise die Tischtennisplatten und das Schachfeld einen Windschutz aus Hecken, der Parcours

ändert aus topografischen Gründen seinen Verlauf und der Beachvolleyplatzplatz wird auf dem unmittelbar angrenzenden Schulgelände gebaut. Wie von den Jungplanern vorgesehen wird das Sportfeld mit Kunstrasen ausgestattet.

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Was nun?

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Die Planung für den neuen Multicooltipark steht. Damit die Ideen der Jungplaner auch fachgerecht umgesetzt werden können, wird der Entwurf nun von dem Freiraumplanungsbüro HUNCK+LORENZ weiter bearbeitet. Nach vier Monaten, ganz unterschiedlichen Erlebnissen und neuen Erfahrungen war das Projekt „Your Place – Nextwilhelmsburg Junior“ ein voller Erfolg. Das Ziel, nach vier Monaten einen Entwurf für einen Park zu haben, wurde erreicht. Doch dass die Kinder und Jugendlichen darüber hinaus noch viel mehr mitnehmen konnten als planerische Erfahrungen, war der eigentliche Erfolg. Ihnen wurde nicht nur eine Stimme bei der Mitgestaltung ihrer Stadt gegeben. Sie lernten, eigene Ideen in Worte zu fassen und auf´s Papier zu bringen – und mit Kritik der anderen umzugehen. Das erste Mal Geld verdienen – und weniger bekommen, wenn man seltener erscheint. Sie erlebten viele spannende und lustige Stunden – und lernten, dass man manchmal auch durch weniger spannende hindurch muss. Sie erfuhren, dass eine lockere Atmosphäre mit Späßen und Quatschen erlaubt ist – man aber einen schlechten Eindruck hinterlässt, wenn man sich so auch vor wichtigen Gästen verhält. Und dass man unterschiedlichste Menschen im Team hat, von denen man vielleicht nicht jeden mag – man aber nur gemeinsam ein Team ist. Die 14 Jungplaner haben es also nicht nur geschafft, einen ganzen Park zu gestalten, sie haben auch viel für´s Leben gelernt. Und das Projekt ist noch nicht zu Ende!


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Die erste Bank steht! Während das Büro Hunck + Lorenz noch an der umsetzbaren Ausarbeitung der Pläne tüftelt, wurde die erste Parkbank mit schrillgelber Plakette und den Namen aller beteiligten Kinder, Jugendlichen und Gruppenleiter als erstes Element des Parks bereits aufgestellt. Somit kann die Parkbank symbolisch für die Grundsteinlegung des Multicooltiparks gesehen werden. Zum Einweihungsfest erschienen neben den Jungplanern auch NexthamburgGeschäftsführer Rajiv Patwardhan, Markus Weiler vom Bezirksamt Hamburg-Mitte, Heike Lorenz und Harald Sommerfeld, „Berater für urbane Transformation“, aus Berlin. Frau Lorenz nutzte die Veranstaltung dafür, die weiteren Planungsschritte für den Park zu erläutern. So wird in naher Zukunft auch der Grillplatz angelegt und entsprechend eingeweiht!

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Kritische Reflexion Y

our Place – Nextwilhelmsburg Junior war ein voller Erfolg – das wurde auf den vorangehenden Seiten spürbar. Doch die vier Monate verliefen nicht immer reibungslos. Vielerlei Probleme traten auf, die es zu lösen galt. Am Anfang stellte uns die hohe Zahl von 30 interessierten Kindern und Jugendlichen vor eine große Herausforderung. Das Projekt sollte mit 10 Teilnehmern an den Start gehen, auch Hausleiter Arne Bens rechnete vor Beginn des Projektes mit eher weniger Interesse. Da man jedoch niemanden ablehnen wollte, wurde mit allen 30 Jungplanern gestartet, und tatsächlich löste sich dieser Fall ganz von selbst. Zuerst „bewarben“ sich viele aus Spaß und aus einer Gruppendynamik heraus, und erschienen erst gar nicht zum ersten Treffen. Einige Kinder hatten schließlich an den angesetzten Wochentagen keine Zeit, andere fanden die Aufgabe dann doch nicht so spannend. Letztlich sprangen auch diejenigen, die sich des Geldes wegen angemeldet hatten, nach wenigen Sitzungen von selbst ab. Sie stellten fest, dass man ein solches Projekt nicht ohne Spaß und Interesse stemmen kann.

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Da sich die auf drei Stunden angesetzten Sitzungen sehr schnell als zu lang erwiesen, wurden sie auf zwei Stunden reduziert. Man vergaß schlichtweg, dass Kinder ein ganz anderes Zeitgefühl haben. Nach einiger Zeit wurden die Kinder laut, unaufmerksam, störend. Also achtete man nun verstärkt auf regelmäßige Pausen und Aufgaben, für deren Bearbeitung die Jungplaner auch mal in Kleingruppen und in Eigenregie aus dem Raum dürfen. Man darf nicht vergessen, dass die Kinder teilweise direkt aus der Schule kommen. Als hilfreich erwiesen sich auch Schiedsrichterkarten als Warnelemente. Wer nach mehrmaliger Bitte immer noch störte, bekam die gelbe Karte zur Verwarnung. Diese konnte nach einer guten Tat wieder „gelöscht“ werden. Die rote Karte bedeutete das Aus für den Projektteilnehmer. Sie musste glücklicherweise nie ausgespielt werden. Das Kartensystem führte interessanterweise dazu, dass sich die Jungplaner bald sogar gegenseitig darauf aufmerksam machten, ruhiger zu sein, um einen Teamkollegen vor der gelben Karte zu warnen. Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass sich die Gruppe zu einem eingespielten Team entwickelte. Um den Teamgedanken ganz bewusst zu stärken bzw. erst einmal aufzubauen, wurde zu Beginn jeder Sitzung ein unterhaltsames Methodenspiel gespielt. So konnte glücklicherweise auch das leider präsente Thema Mobbing aus der Gruppe geschafft werden.


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Your Place SonderverĂśffentlichung zum Nexthamburg Projekt „Your Place – Nextwilhelmsburg Junior“ Herausgeber: Nexthamburg v.i.S.d.P.: Julian Petrin Redaktion und Layout: Peter Fey, Stefanie Graze, Stephan Landau Kontakt: Nexthamburg UG (haftungsbeschränkt) LobuschstraĂ&#x;e 5-7 22765 Hamburg 040 74 392 632 mail@nexthamburg.de Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind fĂźr die Allgemeinheit bestimmt; sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Richtigkeit. Aus GrĂźnden der Privatsphäre werden die Namen der Kinder und Jugendlichen nicht genannt. Bildquellen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Sollten dennoch Urheberrechte verletzt worden sein, bitten wir darum, uns zu kontaktieren. Bildrechte fĂźr Bilder, die nicht anders gekennzeichnet sind: Nexthamburg. 1H[WKDPEXUJ ZLUG DOV 3LORWSURMHNW GHU 1DWLRQDOHQ 6WDGWHQW ZLFNOXQJVSROLWLN YRP %XQGHVPLQLVWHULXP IžU 9HUNHKU %DXHQ XQG 6WDGWHQWZLFNOXQJ VHLW JHI¸UGHUW

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