NAME IT - 20

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DAS Ö3-CASTING ZUR ORF eins-TALENTESHOW JETZT IN GANZ ÖSTERREICH

Alle Termine und Infos gibt’s unter diegrossechance.ORF.at


Impressum verlag Pink Marketing GmbH Siebensterngasse 32-34 1070 Wien T +43 (1) 969 06 01-50 F +43 (1) 969 06 01-59 office@name-it.at www.name-it.at

Ingo Pertramer

gründer Günther Moser, Gerd Eichler herausgeber Mag. Ralf Strobl Chefredakteur Mag. Ralf Strobl strobl@name-it.at

Lieber Leser, liebe Leserin!

stv. Chefredakteur Mag. Manuel Simbürger Konsulent Alfons Haider Fashion Editor Susanne Spiel mitarbeiter dieser ausgabe Mag. (FH) Asim Aliloski, Mag. Roland Bonimair, Mag. Heidelinde Fischer, Gunter Greil, Mag. Astrid Hofer, Matthias Schneider, Michael Schmucker, Thomas Schwentenwein, Frank Störbrauck Chief Photographer Mag. Miriam Höhne Fotos Ingo Pertramer, Julia Spicker Illustration Andreas Hofmann Coverfoto Alexis McDrewl Art Direction, Grafik & Layout Eva Urthaler Sales T +43 (1) 969 06 01-50 M +43 (699) 100 30 100 sales@name-it.at www.name-it.at/werbung Marketing, kooperationen, medieninhaber Commgate & Co k.s. Stefánikova 7, 81106 Bratislava Günther Moser (CEO) moser@commgate.eu Abo-Service T 0800 808 1044 (Ortstarif) abo@name-it.at Webshop www.name-it.at

Drei Jahre NAME IT – oder: 20 Ausgabe eines Gay-Magazins, das Heft für Heft mit viel Engagement versucht, die Werte der Toleranz und des schwulen Selbstbewusstseins hochzuhalten. Und dabei dennoch unterhalten will. Das ist ein Spagat, der viel Arbeit bedeutet, aber dem gesamten NAME IT-Team auch viel Spaß bereitet. Daher ist es um so erfreulicher, dass wir in den vergangenen Monaten sehr viele LeserInnen, aber auch prominente UnterstützerInnen finden konnten, die uns auf diesem Weg begleiten. Nicht nur LGBT-Personen sind es, sondern auch etliche Heteros, die gemeinsam mit uns für das eigentlich selbstverständlichste der Welt kämpfen – Respekt vor dem anderen. Und Freude an der Vielfalt. Etliche von ihnen haben uns Glückwünsche zu unserem Geburtstag übermittelt – zu lesen ab Seite 4. Und wir haben tatsächlich einiges mit Euch zu feiern: Etwa, dass NAME IT Ausgabe für Ausgabe im Verkauf zulegen kann. Ein schönes Zeichen dafür, dass Print nicht tot ist. Ganz im Gegenteil! Engagierter Journalismus und herausragende Fotografie sind gefragt wie nie. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle bei all jenen KollegInnen bedanken, die NAME IT zu dem gemacht haben, was es heute ist – ein Fixpunkt am österreichischen Magazinmarkt. Und das größte Danke an all unsere engagierten LeserInnen, die mit uns dieses Magazin gestalten! In dieser Ausgabe erzählen etwa drei Söhne und ihre Mütter von ihrem Coming-out – ab Seite 18. Welchen Stellenwert NAME IT inzwischen einnimmt, zeigt etwa die Tatsache, dass wir seit rund einem Jahr auch in Deutschland erhältlich sind – dank des Bruno Gmünder Verlags, der uns in seinen Vertrieb aufgenommen hat. Mit der schmeichelhaften Begründung, wir seien das beste Gaymagazin im deutschsprachigen Raum. In dieser Ausgabe findet Ihr eine Reportage und ein Interview mit einem der weltbesten Fotografen – Greg Gorman (ab Seite 78). Der war für einen Tag in Wien und hat sich zwei österreichische Medien ausgesucht, die ihn begleiten durften – die ORF-Kultur fürs TV und NAME IT. Auch das ein Zeichen, wie sehr NAME IT inzwischen auch international geschätzt wird. Im Namen des gesamten Teams wünsche ich Euch einen tollen Sommer, viel Spaß mit dieser Jubiläumsausgabe – und bleibt uns treu! Herzlich,

Druck AV + Astoria Druckzentrum GmbH, 1030 Wien COPYRIGHT © 2011 PINK Marketing GmbH. Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung einschließlich Nachdruck (auch auszugsweise) ist nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos, Illustrationen o. Ä. wird keine Haftung übernommen. Mit „Promotion” gekennzeichnete Beiträge sind bezahlte Werbeeinschaltungen. Die Inhalte müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers widerspiegeln. Die Inhalte wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, dennoch wird keine Garantie bzw. Haftung für etwaige inhaltliche Unrichtigkeiten übernommen (Produkthaftungsausschluss). Ach ja: Nur weil wir hübsche Models im Heft haben, sagt das noch lange nichts über deren sexuelle Orientierung aus! www.name-it.at

Ralf Strobl Herausgeber & Chefredakteur PS: Feedback, Anregungen, Bewerbungen jederzeit an strobl@name-it.at Werde auch Du Mitglied der NAME IT-Gruppe auf Facebook. Hier erhältst du exklusive Infos, die Möglichkeit an Gewinnspielen teilzunehmen etc. Und: Ab sofort kannst Du alle NAME IT-Ausgabe auf www.name-it.at durchblättern! Viel Spaß!

Das neue Name it erscheint am 28. Oktober 2011!


Gratulation zum Dritten! NAME IT ist ein gut gemachtes Lifestyle-Magazin, dass positiv aus anderen Szenepublikationen hervorsticht. Mit sorgfältig recherchierten Stories, gepaart mit praktischen Tipps für Freizeit, Gesundheit und Mode ist NAME IT inhaltlich breit aufgestellt und damit auch für LeserInnen außerhalb der Community interessant. Ich bin überzeugt, dass NAME IT weiterhin eine fixe Größe am österreichischen Medienmarkt sein wird und sich in den nächsten Jahren über eine wachsende Zahl an StammleserInnen freuen wird können.

Ingo Pertramer, Alexandra Kromus, Oneye, ÖVP Wien, Hubert Dimko, Erik Weiss-Universal Music, R.Stempell, Hans Scherhaufer, Markus Rössle

Rudolf Hundstorfer, Sozialminister

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Ja Christine Marek, Landesparteiobfrau der ÖVP Wien

Leider sind Diskriminierungen und Vorurteile gegen schwul/ lesbisch liebende und bisexuelle Menschen sowie Transgender in allen Bereichen des täglichen Lebens immer noch an der Tagesordnung. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, daran zu arbeiten und gegen bestehende Vorurteile zu kämpfen. NAME IT – das seit mittlerweile drei Jahren für Toleranz und Vielfalt steht und auch politisch engagiert ist – ist dabei ein wichtiger Partner, um in den Köpfen der Menschen etwas zum Positiven zu verändern. In diesem Sinne: Alles Gute zum 3. Geburtstag und weiter so!

Sandra Frauenberger,, Wiener Stadträtin für Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz, Personal und Antidiskriminierung NAME IT ist ein echtes Erfolgsprojekt! Als Gay-Magazin eine Auflage von 20.000 Stück in nur drei Jahren zu erreichen, das funktioniert nur, wenn sehr vieles stimmt. Und auch wenn NAME IT in allererster Linie ein Magazin von Männern für Männer ist, finde auch ich viel Interessantes zum Lesen darin. NAME IT trägt durch viele Storys dazu bei, Werte wie Offenheit und Akzeptanz in unserer Gesellschaft zu stärken. Damit unterstützt NAME IT auch eine wichtige Zielsetzung unserer Stadtpolitik. Denn Wien ist eine offene Stadt des gegenseitigen Respekts, in der alle ihre Lebens- und Liebesmodelle frei wählen können. In diesem Sinne gratuliere ich ganz herzlich zum Geburtstag und bedanke mich für drei Jahre engagierte Berichterstattung!


Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien Wiens Wirtschaft ist vielfältig, ebenso wie die Wiener Gesellschaft. NAME IT gelingt es seit nunmehr drei Jahren, dieser Vielfalt der Wiener Lebenswelten mit engagierten Reportagen eine erfolgreiche publizistische Plattform zu bieten. Damit steht NAME IT für das neue Selbstbewusstsein früherer Randgruppen und trägt maßgeblich dazu bei, dass Vielfalt im öffentlichen Leben zunehmend als positiver Wert anerkannt und geschätzt wird. Namens der Wiener Wirtschaft gratuliere ich zu diesem Erfolg und freue mich auf viele weitere Ausgaben des Magazins.

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Maria Vassilakou, Vizebürgermeisterin der Stadt Wien Herzliche Gratulation an das Team von NAME IT für die letzten drei erfolgreichen Jahre! Das Magazin steht sichtbar für Vielfalt, Offenheit und Toleranz – genau jene Werte, die auch mir ein großes Anliegen sind, wenn es um das Zusammenleben aller Menschen in Österreich und in der Stadt Wien geht. Deshalb freue ich mich auf viele weitere spannende Ausgaben von NAME IT.

NAME IT

Was wäre ein Magazin ohne seine Freunde und Unterstützerinnen? Wir freuen uns über die zahlreichen Glückwünsche unserer großen Töchter und Söhne – aus Österreich und aus dem Ausland. Und sagen: DANKE!

David Berger, Theologe Innerhalb von nur drei Jahren hat es NAME IT geschafft, zu einem der führenden Gay-Lifestyle-Magazine Europas zu werden, das auch weit über die Grenzen Österreichs hinaus Beachtung findet. Dass man dabei den Mut hatte, auch Kunst, Kultur und Politik einen großen Raum zu geben, spricht von einem neuen schwulen Selbstbewusstsein, das die Stereotypen der 80erund 90er-Jahre weit hinter sich gelassen hat. Und weil keiner besser als wir schwulen Männer weiß, dass Form und Inhalt eine unauflösliche Einheit bilden, präsentiert NAME IT seine Themen in einem einmaligen, durchgängig ästhetisch hochwertigen Format. Mit NAME IT ist die schwule Printmedienwelt unwiderruflich im 21. Jahrhundert angekommen. Dirk Bach, Entertainer Zu Eurem 3-jährigen Jubiläum die herzlichsten, liebsten, wärmsten, buntesten, politischsten und ehrlichsten Glückwünsche! Ich hoffe Ihr werdet noch ganz alt!!!

Christine Stürmer, Popstar Michael Häupl, Bürgermeister der Stadt Wien Ich gratuliere NAME IT zu seinem 3. Geburtstag. Das Magazin ist eine bunte Bereicherung der österreichischen Magazinszene. Der gelungene, spezifische Mix an Themen ist die Basis für den Erfolg von NAME IT. Ich wünsche den Menschen, die hinter NAME IT stehen, für die nächsten Jahre weiterhin viel Erfolg und viele Leser.

NAME IT engagiert sich seit drei Jahren für mehr Aufmerksamkeit und Toleranz und ist gleichzeitig das Sprachrohr der österreichischen Gay-Community. Zum Geburtstag wünsche ich natürlich alles Gute und weiterhin viel Kraft und Erfolg für die Zukunft. Macht weiter so!

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Eric Papilaya, Sänger und Moderator Frech aber herzlich, so könnte man meine Erfahrungen mit NAME IT zusammenfassen. Hier werden Tabuthemen zur Normalität und veraltete Gedankengüter mit Charme und Witz auf dem Dachboden verstaut. GRATULIERE! Gery Keszler,, Mr. Life Ball Geburtstage sind nicht nur Gründe zum Feiern, sondern auch Anlässe, um seine Arbeit, sein Output revue passieren zu lassen. Was „3 Jahre NAME IT” betrifft kann ich nur sagen: meine Hochachtung vor drei Jahre unabhängige, engagierte und auch kritische Berichterstattung. NAME IT steht für ein hochwertiges Gay-Lifestyle-Magazin mit modernem, klarem Design im Einklang mit anspruchsvollen Inhalten. Seit Anfang an hat sich NAME IT als treuer Wegbegleiter des Life Ball verstanden, heuer publizierte das Magazin exklusiv die gesamte Life Ball Style Bible. Dies möchte ich zum Anlass nehmen, NAME IT, dem Verlag sowie den JournalistInnen Dank zu sagen für Ihre Arbeit und freuen uns auf viele weitere Ausgaben.

Jürgen Hammerschmid, Stefan Dokoupil, Peter Rigaud, Arnd Oetting , Ingo Pertramer, , Schedl, Roland Unger, Patzak, Kainrath, Miriam Höhne

Roman Gregory, Sänger (Alkbottle) und Schauspieler

Seit mir vor ein paar Monaten beim NAME IT-Interview ein hohes Schwulen-Potenzial attestiert wurde (53 von 95 Sternen), hab ich echt an mir gearbeitet. Ich zupf’ mir seitdem die Nasenhaare regelmäßig, sag mir jede Nacht vor dem Schlafengehen die Vornamen aller Take-That-Mitglieder vor und spreize beim Kaffeetrinken den kleinen Finger weg. Wenn ich mich so gut weiterentwickle, hab ich zu eurer 30er-Jubiläumsausgabe volle Punktezahl! Alles Gute weiterhin!

Ulrike Lunacek, EU-Abgeordnete, stv. Klubobfrau der österreichischen Grünen, Außenpolitiksprecherin der Grünen/EFA-Fraktion im EP und Vorsitzende der LGBT-Intergroup des Europaparlaments Am Anfang waren wohl die Zweifler (und auch manche Zweiflerinnen wie ich) in der Mehrheit: schon wieder ein neuer Szene-Zeitschriften-Versuch, diesmal eindeutig kommerziell angelegt – ob da was draus wird? Heute, drei Jahre später, kann auch ich nur gratulieren: NAME IT hat es tatsächlich geschafft, sich am Szene-Medien-Markt etabliert. Und wird hoffentlich noch viel länger als weitere drei Jahre mit einer guten Mischung aus Unterhaltung und – wie schon der Titel sagt – Sichtbarmachung von schwuler (und ein bissl lesbischer) Selbstverständlichkeit Mut und Spaß machen. Weiter so!

Alfons Haider, Entertainer

Liebes NAME IT-Magazin! NAME IT ist für mich das einzige Hochglanzformat im deutschsprachigen Raum, das professionell, intellektuell, unterhaltsam und sehr oft auch erotisch alle meine Interessen abdeckt. Auf deutsch: NAME IT ist das Beste, was es am Markt für uns gibt.


Hadubrand Schreibershofen Chefredakteur TV-MEDIA Ist ein Gay-Magazin auch etwas für Heteros? Ja! NAME IT liebt man nicht wegen seiner eigenen sexuellen Orientierung, sondern für seine intensiven Interviews, witzigen Kommentare, für seine gesellschaftspolitischen und kulturellen Anliegen und für seinen Mut, so zu sein, wie es eben ist: ein attraktives Heft für Menschen, die sich gerne mit intelligentunterhaltenden Artikeln auseinandersetzen und deren Horizont ein deutliches Stück über den Tellerrand hinausgeht.

Christian Oxonitschch, Wiener Stadtrat für Bildung, Jugend, Information und Sport Ich gratuliere NAME IT zum dritten Geburtstag. Der Mix aus Kultur, Lifestyle aber auch gesellschaftspolitischen und kritischen Beiträgen macht Eure Unverwechselbarkeit aus. So hat zum Beispiel der Beitrag über gleichgeschlechtliche Pflegeeltern im Vorjahr ein für mich sehr wichtiges Thema aufgezeigt. Ich wünsche allen, die schon bisher zum Gelingen von NAME IT beigetragen haben, auch weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Zeitungmachen.

Jennifer Kickert, Bundesrätin, Grüne Sprecherin für Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgender-Personen

Ich gratuliere dem österreichischen Gay-LifestyleMagazin NAME IT sehr herzlich zum dreijährigen Jubiläum! NAME IT bietet in jeder Ausgabe eine gelungene und abwechslungsreiche Mischung aus politischer, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller Berichterstattung und ist als solches mittlerweile fest in der LGBT-Leser _ innenschaft und darüber hinaus verankert. Insbesondere die Reportagen über engagierte LGBT-Aktivist _ innen in aller Welt zeugen für Weitblick und inspirieren mich jedes Mal aufs Neue. Für die vielen kommenden Jahre alles Gute und weiterhin so viel Erfolg!

Günther Tolar, Gay-Ikone Liebe Freunde! NAME IT ist für die LGBT-Szene in Österreich in den drei Jahren seines Bestehens sehr wichtig geworden, weil es in seiner ganzen Grundhaltung dazu beiträgt, das Selbstverständnis der LGBT-Community zu festigen, aber auch den Menschen außerhalb der Szene klar signalisiert, dass LGBT längst nicht mehr außergewöhnlich ist, sondern ein selbstverständlicher Bestandteil qualitätsvollen Lebens. NAME IT ist zu seinem dreijährigen Bestehen zu danken und zu gratulieren. Gratulieren müssen wir aber auch uns selber, dass es NAME IT gibt.

Michael Niavarani Kabarettist Happy Birthday NAME IT und Danke für das lustige Interview! Ich durfte meine feminine Seite mit Euch zur Gänze ausleben! Sollte ich jemals altersschwul werden – Ihr seit die Ersten, die ich anrufe!


Peter Kurth, Präsident des Bundesverbands der deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft, offen schwul lebend Es kommt darauf an, den Spannungsbogen zu halten. Über gesellschaftliche und politische Themen zu informieren ohne Politmagazin zu werden. Kultur und Konsum zu vermitteln ohne Warenhauskatalog zu sein. Und erotische Anregungen nicht zum Softporno-Blättchen abrutschen zu lassen. NAME IT hält diesen Spannungsbogen. Sehr gut sogar. Glückwunsch aus Berlin.

BDE, digitalimage.at, Birgit Pichler, Roland Unger, Grüne, Evelyn Frerk, Michael Petersohn, Daniel Gebhart de Koekkoek, Foto Fischer

Christian Högl, Vorstand HOSI Wien Gratulation ans NAME IT-Team für die beachtliche Leistung, seit drei Jahren ein Printmedium für uns Schwule (und interessierte Lesben und Heteros) zu produzieren, das einerseits durch seine steigende journalistische Qualität und die gelungene Auswahl an Themen eine wachsende Leserschaft bindet und andererseits im schwierigen Umfeld des kleinen österreichischen Markts auch wirtschaftlich erfolgreich ist. NAME IT besticht durch gute Ideen und seinen frischen, innovativen Charakter und braucht den internationalen Vergleich mit anderen einschlägigen Medien nicht scheuen. Auf viele weitere Jahre!

Nadine Beiler Song Contest-Starterin und Popstar

Ich möchte euch von ganzem Herzen zu eurem 3. Geburtstag gratulieren. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich zwar erst vor einem halben Jahr auf eure Zeitschrift aufmerksam geworden bin, war aber vom ersten Augenblick von der Qualität der Aufmachung und vor allem natürlich wegen des Inhaltes begeistert. Mich faszinieren besonders eure Musikund Kulturbeiträge und da auch besonders die Objektivität eurer Berichterstattung. Alles Gute und macht ein Fass auf!!!!! Bussis!

Thomas Klein, Almdudler-Boss Liebe Freunde! Die Aufgabe meines Lebens besteht nicht darin, auf der Seite der Mehrzahl zu stehen, sondern dem inneren Gesetz des Lebens, nämlich dem Herzen, der Seele und der Menschlichkeit zu folgen. Schön, dass es EUCH gibt! Happy Birthday!


Gebi Mair, Grüner Landtagsabgeordneter, Tirol

Ralf König, Comiczeichner

„Ob das wohl gut geht?“ war mein erster Gedanke vor drei Jahren. Ein ambitioniert gemachtes lesbisch-schwules Magazin in der Alpenrepublik, neben den bestehenden Magazin-Platzhirschen. Ja, es geht! Ich freue mich mit NAME IT und gratuliere. Die kritische Vielfalt macht den Unterschied zwischen Provinz und Welt, egal ob in Medien oder der (lesbischschwulen) Politik aus. In diesem Sinn hat NAME IT aus Österreich ein bisschen mehr Welt gemacht, und darüber freue ich mich.

Revolverheld, deutsche Rock-Pop-Band Herzlichen Glückwunsch, hoch die Tassen und olé! NAME IT wird schon drei Jahre alt und wir freuen uns für Euch! Sich so schnell zu Österreichs No. 1- Gay-Magazin zu entwickeln ist rasant, krass und aller Ehren wert. Deswegen auch dafür einen fetten Glückwunsch! NAME IT ist ein super Beispiel, wie Toleranz und respektvolles Miteinander im 21. Jahrhundert aussehen sollten. Leider gibt es in unserer Gesellschaft immer noch viel zu viel Ablehnung und Intoleranz gegenüber jeglicher Andersartigkeit und wir sind froh, dass NAME IT dem entgegentritt! Alles Gute Euch weiterhin!

Liebes NAME ITMagazin! Ich wünsche dir, liebes NAME ITMagazin und deinen Machern, das Beste zum 3-Jährigen. Möge auch das nächste Jahr ein aufregendes und vor allem erfolgreiches werden und es dir weiterhin so gut gehen.

NAME IT #20 AUGUST/SEPTEMBER ’11

Vera Böhnisch Popstar Mama, ich bin schwul! Söhne, Eltern – & das Coming-out

Dieter Chmelar:

Nr.1 der Models Lagerfelds Muse Babtiste Giabiconi im Exklusiv-Talk

„War in eine Drag Queen verliebt!“

Alexander Wrabetz:

„ORF steht für Vielfalt“

3 Jahre NAME IT

P.b.b. Verlagsort 1070 Wien, 09Z038317M

Lisa Rücker Stv. Bürgermeisterin Graz Wenn wir die Übergriffe bei der Regenbogenparade in Split (im Jahre 2011!) erleben und es noch immer Länder mit der Todesstrafe für homosexuelle Menschen gibt, dann möchte frau meinen, dass sich in Österreich das schwule Leben doch verhältnismäßig gemütlich anfühlt. Nur: So gemütlich ist es auch bei uns noch nicht. Homound Transsexualität sind in unserem schönen Land noch nicht im ganz normalen Alltag angekommen. Und damit sich die Situation nicht wieder verschärft, braucht es Bewegung. Und so bin ich froh, dass es schwule Medien gibt, die sich neben dem Lifestyle auch der politischen Homosexuellenbewegung widmen.

Ich gratuliere NAME IT zu den viel versprechenden drei ersten Jahren und hoffe, so geht's weiter und wird womöglich noch besser! Denn engagierte politische Haltung in Schwulenzeitschriften ist noch immer und schon wieder dringend erforderlich. Wir leben mitten in Europa lediglich in trügerischem Wohlgefallen, in Russland, Polen, in den USA, im Vatikan, in den arabischen Staaten: global reaktionäre Politiker und gefährliche Religionsführer, die gegen Homosexualität hetzen. Also: Ich wünsche mir weiterhin einen gesunden Mix aus Unterhaltung mit guten Fotos und häufigem wachsamen Blick über den regenbogenfarbenen Tellerrand.

#20 AUGUST/SEPTEMBER ’11 E 4,–

Die große Jubelnummer. Wir feiern. 25 Promis gratulieren.

Hollywoods größter Fotograf: Greg Gorman im Gespräch


s Sankil Jone Gästen heizt den ein!

Von Günther Moser

Lasst uns feiern!

3 JAHRE NAME IT NAME IT steht für mich für Stärke, Akzeptanz, Information, Lebensgefühl und Unterhaltung.

Mitten in der Vienna-PrideWoche feierte NAME IT gemeinsam mit seinen LeserInnen und FreundInnen im Palais Palffy seinen 3. Geburtstag – das NITRO Clubbing war wieder angesagt! Rund 250 Gäste sorgten für eine heiße Partynacht. Die DJs Tim Anderson und BektoBek ließen die Bässe anständig wummern, durch den

Mit NAME IT ist es uns gelungen, beide für ein erfolgreiches Magazin notwendigen Gruppen, also Leser und Werber, zu überzeugen.

Dominik Steinmair, Homolka

Zur Gründung eines Magazins gehört eine glasklare Vision, eine große Portion Optimismus, ein Schuss Naivität und die nötigen finanziellen Mittel. Unsere 18 Jahre Erfahrung im Gay Marketing, der bestehende Kundenstock und unsere erfolgreiche Etablierung von Zielgruppenmarketing sprachen eindeutig für unser Vorhaben.

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Die ersten drei Jahre sind wie im Flug vergangen. NAME IT hat sich in dieser Zeit prächtig entwickelt und unseren Workflow stark geprägt. Freude, Erfolg, Rückschläge und Stolpersteine liegen oft eng zusammen. Mit den Menschen, die an NAME IT arbeiten macht es größten Spaß, diese Emotionen zu teilen und NAME IT weiter zu entwickeln. Günther Moser, NAME IT-Gründer

Musiker und Künstler Martin 101.

Im Juni feierte NAME IT mit seinen Lesern und Freunden im Palffy-Club.

Dass für ein hochwertiges Gay-LifestyleMagazin in Österreich Bedarf besteht, war für mich schon Anfang der 1990er-Jahre klar. Mit unserem ersten Gay Magazin „CONNECT“ waren wir der Zeit allerdings zu weit voraus. Die Resonanz der Leser war damals groß, jene der Werbewirtschaft allerdings bei weitem noch nicht.

Mein stärkstes Motiv für die NAME ITGründung war, wieder etwas in die richtige Richtung zu bewegen. So entstand unser Leitbild „Schwulsein ist selbstverständlich“. Damit wollen wir auch vielen nicht geouteten Schwulen und bisexuellen Männern Mut machen, selbstbewusst zu sich zu stehen. Dass das mit NAME IT nun gelungen ist, erfüllt mich auch mit Stolz.

Beste Stimmung im Club Palffy.

Abend führte Szeneliebling Lucy McEvil, die auch sängerisch glänzte. Sankil Jones präsentierte mit seinen sexy Tänzerinnen einige Songs aus seinem neuen Album „Firestarters“, Gogo-Tänzer (u. a. Disco caine) brachten Ibiza-Flair nach Wien. Ein gelungener Abend – mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Community!

Bundesrätin Jennifer Kickert, NAME IT-stv. CR Manuel Simbürger.

NAME ITHerausgeber Ralf Strobl, EUAbgeordnete Ulrike Lunacek.

Musicalstar Norman Stehr, Innovationsmanager Harald Wegerer. NAME IT-Gründer Günther Moser mit heißen Gogos.

Hermann Herunter und „Heaven“-Boss Holger Thor.

Lucy McE vil führte durc eine heiß e Partynac h ht


© PHOTO: EUrOPäIsCHE UnIOn

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Die Grünen / Parlament Europäischen T-Intergroup im

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Hero of the month

Schriftsteller Sina Tahayori

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Mama, ich bin schwul!

Mütter, Söhne und das Coming-out

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Was blieb vom Schwulenaufstand?

24 Die neue Nummer 1 der models Babtiste Giabiconi im Exklusiv-Talk

28 Schwule in Ägypten

Was hat sich nach der Revolution geändert?

30 Haider trifft wrabetz

Alfons Haider trifft den ORF-Chef

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Wie schwul bist du?

Dieter Chmelar im Gay-Check

Life Ball & vienna pride

Wie gut waren die Szene-Highlights?

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Name it-award 2011

Die „Motto“-Macher im Interview

S. 39

vanity

40 upside down you turn me Mode-Leben wie ein Rockstar

50 reisen mit stil

Ein Erlebnis wie vor 60 Jahren!

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Italienisches Flair für wien

Ein Austro-Model bringt neue Schuhe zu uns

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S. 57 balance 58 Schwule im Alter

Neue Studien, neue Erkenntnisse

60 Welcher Sporttyp bist du?

Der große NAME IT-Test für Deine Fitness

62 Horoskop

S. 65

living

66 Homestory

Eine schwule Single-Wohnung mit Pfiff

S. 71 72

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speed

Autotest

Wie gut ist der Renault Wind?

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Greg Gorman

NAME IT traf Hollywoods Top-Fotografen

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84 Bauer sucht mann

Der erste schwule Landwirt im Kuppel-TV

85 Sankil jones

Schwuler Popstar startet durch

86 50 jahre ken

Wir feiern Barbies bessere Hälfte

S. 91 globetrotter 88 CD, Buch, DVD

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92 Indien

Die große Reportage

98 SEX AND A PITY

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Julia Spicker, Miriam Höhne, Ingo Pertramer, Beigestellt, Greg Gorman, Quentin Driftwood



K umne ol

Von Ulrike Lunacek

Eurovision als Hoffnungsträger für lesbischwule Community Die 70x35m große azerische Fahne – angeblich die größte der Welt – weht hoch über der Bucht von Baku, dort wo in weniger als einem Jahr, rechtzeitig für den Song Contest Ende Mai 2012, ein Veranstaltungszentrum mit 20.000 Sitzplätzen gebaut werden soll. Der azerbaidschanischen Regierung ist nichts zu teuer: Durch den hohen Ölpreis hat sie derzeit pro Tag rund 35 Mio.(!) Euro mehr Gewinn als im Budget geplant. Und an Ideen für gigantomanische Infrastrukturprojekte fehlt es nicht: So stechen in der 2 Mio. Stadt am Kaspischen Meer etwa die drei Wolkenkratzer in Gasflammenform ins Auge, die gerade direkt vor dem Parlament fertiggebaut werden. Der Sieg von Ell & Nick beim heurigen Eurovisions-Song Contest und die Aussicht auf die internationale Aufmerksamkeit im kommenden Jahr gibt der autoritären Regierung unter Präsident Aliyew die Möglichkeit, der europäischen Welt das moderne und luxuriöse Gesicht der traditionsreichen Hauptstadt zu zeigen. Baku war schließlich schon vor 100 Jahren aufgrund des Ölreichtums Anziehungspunkt für europäische Architekten, die in ihren Bauten eine faszinierende Mischung aus Art Deco und orientalischen Elementen umsetzten. Gleichzeitig ist den Machthabern aber auch klar, dass die internationale Medienund Politwelt genau hinschauen wird, was mit den rund um die friedlichen Proteste Anfang April verhafteten AktivistInnen der Zivilgesellschaft, BloggerInnen und JournalistInnen geschieht, die entweder immer noch im Gefängnis sitzen oder immer wieder Drohungen ausgesetzt sind. Und dieser Druck von außen wird hoffentlich auch jene innerhalb des Regimes stärken, die wissen, dass sie eine schrittweise Öffnung vorantreiben müssen, soll es ihnen nicht genauso ergehen wie den diktatorischen Langzeitherrschern in Tunesien und Ägypten.

Beigestellt, Bettina Stolze pixelio.de, Gerd Altmann pixelio.de

Auf diese schrittweise Öffnung durch den genauen Blick der internationalen Gemeinschaft hofft auch die lesbischwule Community: K. versicherte mir bei unserem Treffen in einem modernen Café in Baku Mitte Juni, dass es gleich nach dem Eurovisions-Sieg zahlreiche JournalistInnen gab, die sich auf die Suche nach dem „schwulen Baku“ gemacht haben. Ein Regierungsvertreter meinte in einem Interview sogar, dass alle BesucherInnen willkommen seien, egal welche sexuelle Orientierung sie haben. Den jungen Menschen in Azerbaidschan, die sich ein weltoffenes und demokratisches Heimatland mit europäischer Ausrichtung wünschen, in dem sie ihre Zukunft ohne ständige Angst und Drohungen selbst gestalten können, ist zu wünschen, dass die EU nicht nur auf ihre Öl- und Gasversorgung bedacht ist, sondern in ihrer Außenpolitik mit dem südkaukasischen Land die menschenrechtlichen und demokratischen Standards in den Mittelpunkt stellt. Dann kann der nächstjährige Eurovision Song Contest tatsächlich mehr werden als Fassade, kann zu einem europäischen Fest für Friede und Freiheit werden. Ulrike Lunacek ist Europa-Abgeordnete und stv. Klubobfrau der österreichischen Grünen. Sie ist Außenpolitiksprecherin der Grünen/EFA-Fraktion im EP und Vorsitzende der LGBTIntergroup des Europaparlaments.

Aktuelles & Politik TOP Serbien entdeckt den Regenbogen In Kroatien kam es heuer bei der Gay Pride in Split zu schockierenden Zwischenfällen, im benachbarten Serbien machte man in Sachen LGBT-Rechte einen Schritt nach vorne: Mit dem Hissen der Regenbogenfahne am Menschenrechtsministerium zeigte man Solidarität. Toll: Denn Homosexualität wird vom Großteil der serbischen Bevölkerung immer noch als Krankheit angesehen.

FLOP Kenias Führer fordert Todesstrafe für Schwule Scheich Mohammed Khalifa, muslimischer Führer in Kenia, fordert die Todesstrafe für Schwule. Zusätzlich ruft er die Geistlichen des Landes dazu auf, Firmen mit schwulen Inhabern zu boykottieren. „Der Tod ist die einzige vom Islam vorgesehene Strafe für diese Menschen.”Kenias Rat der Imame und Prediger stehen hinter Khalifa …

Schwule in die Kirche! Die Schweiz ist nicht nur neutral, sondern auch liberal: Ein Basler Initiativkomitee sorgt für einen Tabubruch innerhalb der katholischen Kirche, indem es nicht nur die Abschaffung des Zölibats fordert, sondern auch die Zulassung von Frauen und Homosexuellen fürs Priesteramt. „Ich bin für die Zulassung unabhängig von der sexuellen Orientierung!“, meint Univ. Professorin Anne Peters. Zahlreiche Juristen und Professoren unterstützen sie dabei.

meritus 2011 2011 steht wieder im Zeichen des Unternehmenspreises meritus. Der Preis wird – nach 2009 – heuer zum zweiten Mal von Queer Business Women (QBW) und den austrian gay professionals (agpro) ausgeschrieben und richtet sich an Firmen, die die Diversity-Dimension „sexuelle Orientierung“ beispielhaft vorleben. Noch bis 15. September 2011 können sich all jene Unternehmen bewerben, die sich besonders für Chancengleichheit, Fairness und Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben am Arbeitsplatz einsetzen. „Hinter meritus steht die Vision, dass in Österreich in absehbarer Zukunft Lesben, Schwule und Transgenderpersonen ohne Angst vor Diskriminierung arbeiten können. Wir wollen Vorbilder präsentieren“, so Eva Götz, Präsidentin der Queer Business Women. Markus Knopp, Präsident der agpro, betont den praktischen Nutzen von Diversity: „Wer sich zur Vielfalt der Lebensformen bekennt, profitiert davon. Diese Unternehmen treffen bessere Entscheidungen und sprechen breite Kundengruppen an. Lesben und Schwule sind eine Bereicherung für das Wirtschaftsleben!“ Die Gewinner des meritus-Awards 2009 waren IBM und equalizent. Mehr Infos unter www.meritus.or.at.

Gesetz des Monats: Wiener Pflegeeltern nicht mehr benachteiligt Pflegeeltern, die bei der Stadt Wien beschäftigt sind, erhalten künftig die gleichen Rechte wie Adoptiveltern – das wurde nun von der SPÖ gemeinsam mit den Grünen beschlossen. Zukünftig haben auch Wiener Pflegeeltern Anspruch auf Elternkarenz sowie auf Teilzeitbeschäftigung zur Pflege eines Kindes. Etwas, das bisher nur den leiblichen oder Adoptiveltern vorbehalten war. NAME IT sagt: Gut so – besser wäre es aber noch, wenn in Österreich für Schwule und Lesben endlich auch das Adoptionsrecht gelten würde! Damit würde man dem Trend in den USA folgen, wo immer mehr gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren.

Zahl des Monats

66,8 % Mehr als zwei Drittel der Liechtensteiner sprachen sich in einer Volksabstimmung für das Eingetragene-Partnerschafts-Gesetz aus. Die Wahlbeteiligung lag bei 74,2 %. Bravo!


HERO OF THE MONTH Text Thomas Schwentenwein Foto Miriam Höhne

Sina Tahayori Als Sina Tahayori mit 17 am Flughafen Schwechat landete, versagten ihm auf dem Weg zur Ankunftshalle die Stimmbänder. Der Südiraner war die eisigen Wintertemperaturen nicht gewohnt und so musste er – im wahrsten Sinne des Wortes ­– in Wien seine Sprache erst wieder finden. Entdeckung der Literatur. Die Liebe zur Literatur war ihm nicht in die Wiege gelegt. In seiner Heimatstadt Shiraz las er nicht besonders gerne, das änderte sich in Wien, wo er für die Matura eine Leseliste zusammenstellen musste. Obwohl er viele der Bücher nicht verstand und er – so meint er – für den Lesestoff eigentlich noch zu jung gewesen sei, war dies seine erste vertiefende Auseinandersetzung mit Literatur. Heute sind es vor allem viele amerikanische Autoren, die es ihm angetan haben. Ernest Hemingway ist mit seiner Plotlastigkeit und der reduzierten und minimalisierten Sprache eines seiner Vorbilder. Ein Iraner in Österreich. Tahayori selbst schreibt ausschließlich auf Deutsch, weswegen ihn die Frage ob er nun ein österreichischer Schriftsteller sei, amüsiert. Immerhin hat er all seine Geschichten in Wien geschrieben und 2004 den Literaturwettbewerb „schreiben zwischen den kulturen“ gewonnen. Damals hat er die Literatur auch zum ersten Mal als etwas anderes als „nur“ eine Leidenschaft empfunden. Beruflich ist Tahayori einem anderen Kunstfeld verpflichtet. Nach der Matura studierte er Architektur, schrieb seine Doktorarbeit über die Stadtstruktur von Samarkand und ist heute an großen Bauprojekten, etwa im Bereich des sozialen Wohnbaus,

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beteiligt. Dass sich Literatur und Architektur als Betätigungsfelder nicht ausschließen müssen, ist spätestens seit Max Frisch bekannt. Auch Tahayori sieht zwischen den beiden Kunstfeldern Parallelen: „Für mich ist das Konstruieren eines Gebäudes und das Konstruieren einer Geschichte sehr ähnlich. Bei beiden legt man ein Grundgerüst und versucht dann der Substanz näher zu kommen.“ In Wien haben es ihm vor allem die Bauten von Adolf Loos angetan. Sina Tahayori ist kein Freund von Schnörkeln – für ihn ist die Klassische Moderne mit ihren klaren Formen und Linien der ideale architektonische Stil. Er lebt auch privat sehr minimalistisch – in einem Altbau mit weißen Wänden und spartanischer Einrichtung. „Ohne Perserteppich“, wie er schmunzelnd betont. Und auch ansonsten gibt es kaum Reminiszenzen an seine iranische Heimat. Mit der Heimat ist das ohnehin so eine Sache. Tahayori fühlt sich in Sprachen heimisch – mehr als in geografisch-physischen Orten. Er glaubt, dass es möglich sei, sich in einer Sprache, die nicht die eigene Muttersprache ist, eine zweite Heimat zu schaffen und dass man diese Sprache(n) überall hin mitnehmen kann und somit nie heimatlos ist.

Es wäre präpotent zu sagen, ich versuche zwischen den Völkern zu vermitteln.


Entdeckung der Homosexualität. Homosexualität war für Tahayori kein Thema im Iran. Ein verbotenes Wissen, mit dem er nichts anfangen konnte. Für ihn gibt es Männer, die sich ihrer Vorliebe erst durch die Möglichkeit bewusst werden, und solche Möglichkeiten eröffneten sich für ihn in Wien. Die Wiener Szene erscheint ihm als sehr vielschichtig und sich stets dem Puls der Zeit gemäß neu ausrichtend. Schreibt Tahayori, dessen Figuren sich meist in einer sexuellen Ambiguität bewegen, schwule Literatur? Er ist an diesen Kategorien nicht interessiert, viel spannender findet er die Auflösung – wenn sich etwa bei einer Lesung heterosexuelle ZuhörerInnen in einem seiner Charaktere wiedererkennen, führt das dazu, dass sie ihre bisherigen Vorstellungen von Sexualität zwangsweise ein Stück mit überdenken müssen. Dabei erzählt er uns von einer Eigenheit der persischen Sprache. „Die dritte Person Singular ist im Persischen eine Personalunion – es gibt keine Unterscheidung zwischen männlich und weiblich. Also kann man eine Liebesgeschichte zwischen zwei Personen erzählen, ohne dass klar wird, welches Geschlecht sie haben.“ Können Vorurteile überwunden werden? Prinzipiell verhandelt Tahayori in seinen Texten die (Un-)Möglichkeiten der Überwindung von Vorurteilen. „Es wäre präpotent zu sagen, ich versuche zwischen den Völkern zu vermitteln, aber es wäre prinzipiell möglich, sofern auf beiden Seiten die Bereitschaft da ist, aufeinander zuzugehen.“ Der Titel seines ersten Erzählbands „orientExtrem“, der dieses Jahr in der „edition exil“ erschienen ist (siehe auch unsere Buchseite), ist einem Faible für ungenaue Übersetzungen verschuldet. Im Französischen bedeutet „L‘Extrême-Orient “ einfach Ferner Osten. Der Klang des Begriffs löst im Deutschen allerdings ganz andere Assoziationen aus. Durch die Großsetzung des „e“ im Titel wird eine Trennung vorgenommen, es wird angedeutet, dass die beiden Begriffe nicht zwingend zusammengehören und dennoch allzu oft in eine Zwangsehe gedrängt werden.

Assimilierungssucht. Tahayori fühlt sich trotz des stellenweise rauen politischen Klimas wohl in Österreich. Die FPÖ erscheint ihm als eine Partei mit rein opportunistischen Zügen und mit Fremdenfeindlichkeit ist er nie direkt in Kontakt gekommen. Das mag einerseits daran liegen, dass er sich mit Menschen umgibt, die seine Ansichten teilen, andererseits an seiner iranischen Herkunft. Iraner werden oft als die „zuvorkommenden Einwanderer“ erlebt – Tahayori ortet hier auch eine Art Assimilierungssucht, die durchaus bis zur Selbstaufgabe führen kann. Er selbst liest jedes Jahr um die Weihnachtszeit herum zumindest ein Buch auf Persisch. Politischer Geist. Die Revolutionen im Nahen Osten empfindet Tahayori als positiv und zollt vor allem jenen Menschen seinen Tribut, die ihr Leben für die Freiheit riskieren. Er erinnert aber auch daran, dass der Umsturz die eine Sache sei, die Etablierung von demokratischen Strukturen eine ganz andere und weitaus schwierigere ­– vor allem in einer Region, in der es kaum demokratische Traditionen gibt. Er selbst war 12 Jahre alt als im Iran die Islamische Revolution ausbrach. Heute erinnert er sich vor allem an die euphorische Stimmung, die Menschen, die auf die Straßen gingen um ihre Rechte einzufordern. „Außerdem musste ich nicht in die Schule“, fügt er mit einem schelmischen Lächeln hinzu. Dass die Wünsche und Träume der Menschen, die alles riskierten um den Machtwechsel herbeizuführen, nicht erfüllt wurden, stehe auf einem anderen Blatt. Man darf sich zu diesem Thema auf Tahayoris ersten Roman freuen, in dem er diese Zeit aus der Perspektive eines Heranwachsenden auferstehen lässt. Überhaupt kann man sich noch einiges von diesem vielschichtigen und spannenden Autor erwarten. Immerhin hat er vor, so lange in Wien zu bleiben „bis jeder etwas von mir gelesen hat.“ Kaum hat er das gesagt, lacht er verschämt … Eh klar, Iraner sind ja die freundlichsten Menschen der Welt. n

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, a ich m a b Mschwullin Text Manuel Simbürger Fotos Miriam Höhne

Sich innerhalb der Familie zu outen ist auch 2011 noch schwierig. In NAME IT erzählen Mütter offen über das emotionale Coming-out ihrer Söhne. Eine Reportage voll von Liebe, Ängste, Hoffnungen – und vor allem unerschütterlichen Mutterstolz.

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oming-out ist eine gute Sache!”, stellt Wissenschaftler Richard Ryan von der University of Rochester in New York fest. Denn: „Jahrzehntelange Studien haben gezeigt, dass Offenheit homosexuellen Menschen erlaubt, einen authentischen Sinn für sich selbst zu entwickeln und eine positive sexuelle Minderheitenidentität zu kultivieren.” Jene, die sich nicht outen, würden laut Studie eher an psychischen Erkrankungen leiden und somit einem höheren Selbstmordrisiko ausgesetzt sein. Wenig überraschend: Laut Ryans Studie kann ein positives Coming-out nur gelingen, wenn es in einer unterstützenden

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Umgebung passiert. 87 Prozent der 150 befragten Homo- und Bisexuellen gaben an, sich im Freundeskreis geoutet zu haben, immerhin 64 Prozent sind innerhalb der Familie geoutet. Muttersöhnchen. Zu diesen 64 Prozent gehören auch Michael (25), Bernhard (20) und Ernst (28). Die drei jungen Männer leben offen schwul, elterliche Unterstützung inklusive. Das finden wir toll – und lassen prompt die Mütter zu Wort kommen! Auf Mamas Worte soll man schließlich hören … n


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Michael & Martina Der Alltag als Demonstration Schwuler Sohn: Michael, 25, Personal Assistent in einem Wiener Fashion Store und Partyveranstalter („Overdressed and Underfucked“). Er liebt exzentrische Kleidung und High Heels. Power-Mama: Martina, 45, Beruf: „Leitung Finanzen“ in Salzburg. Ebenfalls anwesend: Papa Gerald, 45, Einkaufsleiter eines Wiener Unternehmens. „Ich finde es wichtig, dass auch Väter zeigen, dass sie mit ihrem schwulen Sohn keine Probleme haben.” Michael, wann hattest du dein Coming-out? Michael: Mit 22, also erst ziemlich spät. Martina: Schockierend spät, wenn man bedenkt, dass ich es schon 20 Jahre vorher wusste (lacht)! Mir war es schon klar, als Michael im Kindergarten-Alter war. Er hat sich gern als Mädchen verkleidet, war sehr feminin. Gerald: Er war immer schon sehr künstlerisch begabt, hat gern gesungen und gezeichnet. Sie waren also die treibende Kraft hinter Michaels Coming-out? Gerald: Wir haben Michael darauf angesprochen, als er 13 oder 14 war. Wir haben gemeint, er kann es uns ruhig sagen, wenn er schwul ist. Es wäre kein Problem für uns. Michael: Naja, ein bisschen pushen war schon dabei. Gerald: Wir wollten, dass du glücklich bist! Martina: Es ging sogar soweit, dass ich mit Michael zu einem Psychologen ging, um ihn bei seinem Coming-out zu helfen. Aber Michael hat sofort verstanden, worum es ging, es hat also nichts genützt. Wir haben daraufhin das Thema für einige Zeit ruhen lassen. Michel war und ist sehr sensibel, wir mussten aufpassen, ihn nicht zu überfordern. Ich selbst bin ja von Natur aus eine Powerfrau. Du warst damals noch nicht bereit dafür? Michael: Nein. Ich wollte unbedingt sozial angepasst und ein Teil der Gesellschaft sein. Ich hatte auch eine Freundin – inklusive Sex, gemeinsamer Wohnung und Urlaube. Irgendwann wusste ich: Ich muss da raus! Es war wie ein Gefängnis – zwar ein schönes und gesellschaftlich akzeptiertes, aber ein Gefängnis. Eines Tages habe ich meine Koffer gepackt, bin zu meinen Eltern, habe mich geoutet, danach alle Zelte abgebrochen und bin für zwei Jahre nach Berlin gegangen. Martina: Das Coming-out war dann doch überraschend, weil wir kurz zuvor mit seiner Freundin zusammen auf Urlaub waren. Gerald: Die wir danach trösten mussten. Die war fertig mit den Nerven! Welche Ängste gingen Ihnen bei Michaels Outing durch den Kopf? Martina: Ängste um das Kind hat man als Mutter immer – egal, welche sexuelle Ausrichtung es hat. Man hat Angst, ob es diskriminiert wird, ob es glücklich wird, ob es die Liebe seines Lebens findet. Ich möchte, dass Michael lebt, so wie er es möchte. Natürlich denkt man auch an AIDS, aber diesbezüglich haben wir Michael schon sehr früh aufgeklärt. Und wie ist es mit Enkelkindern? Martina: Natürlich geht einem auch das durch den Kopf, aber das ist ein sehr egoistischer Zugang. Erleben Sie Anfeindungen, weil Michael schwul ist? Martina: Ich würde mir das niemals gefallen lassen! Natürlich werden Michael Blicke wegen seines Outfits nachgeworfen, aber wir geben diese Blicke einfach zurück. Gerald: Bei uns beiden denken die wenigsten an Vater und Sohn, sondern an einen Mann mit seinem jungen Liebhaber. Da muss man drüber stehen, es soll nichts Schlimmeres passieren. Es ist schade, dass man in Österreich immer noch so verkrampft mit Homosexualität umgeht. Das tut einem als Vater weh.

Michael: In unseren Urlaubsdestinationen, St. Tropez oder St. Moritz zum Beispiel, ist es jedem egal, ob sich zwei Männer küssen, ob ich mit meiner Mutter auf der Tanzfläche abshake oder welches Outfit ich anhabe. In Österreich ist das nicht möglich. Homophobie hat in den letzten Jahren zugenommen, Schwulen-Klatschen ist zum Trend geworden. Meine Freunde und ich waren in letzter Zeit in viele Schlägereien verwickelt. Aber: Auch mit toupierten Haaren, Make-up und Stöckelschuhen wehre ich mich! Was geht einer Mutter durch den Kopf, wenn Sie so etwas hört? Martina: Natürlich empfindet man Angst. Solche Vorfälle gehören angezeigt! Ich weiß nicht, wieso sowas passiert. Genau wie mein Mann bin ich in einem sehr liberalen Umfeld aufgewachsen, habe von klein auf gelernt: leben und leben lassen. Homosexualität ist für mich absolut normal – und man muss auf die Barrikaden gehen, wenn Ungerechtigkeiten passieren! Ich nehme an, Sie nehmen auch an Gay-Rights-Demos teil … Martina: Mein Leben, mein Alltag ist Demonstration. Ich kämpfe gegen Diskriminierungen von Schwulen und Frauen, kann nicht wegsehen. Ich schwimme immer gegen den Strom. Michael: Das hast du immer schon gemacht. Diese Einstellung habe ich von dir: Anfeindungen und Diskriminierungen trete auch ich entgegen. Ist das Verhältnis nach Michaels Coming-out noch besser geworden? Martina: Ist es schlimm, wenn ich sage, dass es nicht so ist? Wir hatten vorher schon eine sehr enge Beziehung. Michael: Meine Eltern waren immer schon meine ersten Ansprechpartner, egal, worum es geht. Was denken Sie über Michaels Styling? Martina: Ich bewundere ihn, dass er mit solch hohen Schuhen gehen kann! Michael: Unter 10 Zentimeter geht nix! Martina: Ich gehe auch lieber mit Michael als mit Gerald einkaufen. Das ist der Vorteil eines schwulen Sohns – man kann sich Styling-Tipps holen (lacht)! Michael: Ich trage auch gerne das eine oder andere Outfit meiner Mutter. Martina: Stimmt. Jetzt, wo du es sagst: Die Schuppenbluse von meiner Hochzeitsfeier ist weg!

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Schwuler Sohn: Bernhard, 20, Modeverkäufer Stolze Mama: Ilse, 45, Sekretärin Bernhard, erzähle uns von deinem Coming-out … Bernhard: Mit 16 Jahren outete ich mich bei meinen Freundinnen, zwei Jahre später sagte ich es auch meinen Eltern. Ilse: Ich kann mich noch genau erinnern, es war der 23. April 2009. Berndi kam von der Schule nach Hause, auf seiner Schultasche war ein Button mit der Aufschrift „100 % Gay“. Mein Mann und ich fragten ihn, ob das stimme – und er bejahte. Empfandest du das Outing als Erleichterung? Bernhard: Auf jeden Fall, da ich immer ein sehr großes Geheimnis mit mir herumschleppen musste, was mich sehr belastete. Ich habe nie gewusst, wem ich es wie sagen soll und ich hatte große Angst, von jemanden zurückgestoßen zu werden. Vor dem Outing ging es mir sehr schlecht, wollte auch nicht mehr leben, weil ich dachte, ich sei krank. Fiel es dir bei deinen Eltern besonders schwer? Bernhard: Ja, ich wollte sie nicht enttäuschen. Ich habe zwar zwei Schwestern, dachte aber, dass ich den Familiennamen weitergeben müsse. Als sie dann den Button auf meiner Schultasche sahen, war ich erleichtert, denn so musste ich es nicht selbst sagen. Warst du von der Reaktion deiner Eltern überrascht? Bernhard: Mein Vater reagierte überraschend gut und meinte, dass sich für ihn nichts geändert habe. Meine Mutter allerdings hat zu meiner Verwunderung weniger gut reagiert. Es war ein Schock für sie. Einen Tag nach dem Outing hat sie im Internet nach dem Thema gesurft, meinte auch, sie könne es sich nicht vorstellen, einen Mann an meiner Seite zu sehen. Nach dem Outing haben wir fast drei Wochen kein Wort miteinander gesprochen, was sehr hart für uns beide war. Ilse: Mir ging so vieles durch den Kopf. Wie wird sich sein berufliches und privates Leben gestalten? Haben Sie das Outing kommen sehen? Ilse: Ich war sehr überrascht und perplex. Berndi hatte immer viele Freundinnen um sich. Dass er mit den Burschen aus der Siedlung so gut wie keinen Kontakt hatte, habe ich damals ganz anders interpretiert. Hat sich Ihre Einstellung zu Homosexualität geändert? Ilse: Ich habe mir vorher nie wirklich Gedanken darüber gemacht, da es mich ja nicht betraf. Das einzige, womit ich grundsätzlich Probleme habe, ist zickiges Gehabe – auch bei Mädels! Reden Sie offen darüber, dass Bernhard schwul ist? Ilse: Ich verheimliche es nicht! Wenn das Gespräch passt, rede ich darüber, sowohl innerhalb der Familie (der Großteil der Verwandten weiß Bescheid), als auch bei Freunden. Der Berndi ist so, wie er ist – ein liebenswerter Mensch! Ich liebe meinen Sohn sehr! Wie ist das Verhältnis zwischen Euch jetzt? Ilse: Ich glaube, es hat sich verbessert. Wir können so schön miteinander reden, unternehmen viel gemeinsam. Berndi ist vor allem in Modefragen ein toller Berater! Es ist immer schön, wenn er zuhause ist. Bernhard: Ich bin froh, solch unterstützende Eltern zu haben. Ich wohne seit kurzem in einer eigenen Wohnung, weiß aber, dass ich jederzeit wieder nach Hause kommen kann.

Bernhard & Ilse Das lebensrettende Outing 20

Ernst & Elisabeth Wenn die Mama zur Schwulen-Mutti wird

Schwuler Sohn: Ernst, 28, Restaurantleiter in Wien Geläuterte Mama: Elisabeth, 45, Gasthaus-Besitzerin in Wien Wie ist das Verhältnis zwischen euch beiden heute? Elisabeth: Sehr gut. Vor einigen Jahren war das noch anders. Das hat aber nichts mit Ernsts Outing zu tun, sondern mit dem Alter. Er versteht mich heute besser als früher, und ich ihn auch. Ernst, wann wusstest du, dass du schwul bist? Ernst: Mit 21, da hatte ich auch mein Coming-out. Vorher habe ich herum probiert, hatte auch eine Freundin. Ich wollte es mir aber nicht eingestehen. Ein Freund hat mir damals sehr geholfen, zu mir selbst zu stehen. Als ich das erste Mal in einen Mann verliebt war, war das für mich sehr schrecklich. Bei wem hast du dich als erstes geoutet? Ernst: Bei meinen besten Freunden, danach bei meiner Schwester. Sie ist Frisörin, hatte drei schwule Arbeitskollegen, die sie liebte, also war das für sie gar kein Problem. Im Gegenteil – die hat sich einen Haxen ausgefreut! Wie haben deine zwei Brüder reagiert? Ernst: Geschockt. Sie haben sich einige Zeit nicht mehr bei mir gemeldet, bis meine Schwester, aber auch meine Mutter eingegriffen haben. Mittlerweile ist es kein Problem mehr. Elisabeth: Ernst war immer schon anders als seine Brüder. Diese waren sehr wild, Ernst war der Ruhige. Styling war ihm immer schon sehr wichtig, während das seinen Brüdern egal war.


Wahala: „Homophobie wieder am Steigen!“

NAME IT sprach mit dem Psychotherapeuten Johannes Wahala (Courage). Wieso fällt ein Coming-out auch 2011 noch so schwer? Johannes Wahala: Heterosexualität wird noch immer als das einzig Normale angesehen. Daraus ergeben sich traditionelle Familienbilder, verzerrte Rollenbilder und (verinnerlichte) Homophobie. Die größte Angst ist nach wie vor, diskriminiert und ausgeschlossen zu werden. Trotz aller Fortschritte: Homophobie ist in der Gesellschaft wieder am Steigen! Wieso sollte man sich dann überhaupt outen? Wahala: Wenn man nie über seine Homosexualität spricht bzw. sprechen darf, führt dies zu einem großen Leidensdruck, was sich negativ auf das Selbstwertgefühl auswirkt. Es ist jedem Menschen, auch Kindern, zumutbar zu wissen, dass es Homo- und Bisexualität sowie Transidentität gibt. Wir müssen nur lernen, wie wir damit umgehen. Wie outet man sich richtig? Wahala: 1. Lass dir Zeit und achte auf dein individuelles Tempo! 2. Lass dich nicht in Schablonen pressen! 3. Such dir Verbündete und überlege genau, bei wem du dich als erstes outest! 4. Sei dir bewusst, dass das Coming-out ein lebenslanger Prozess ist!

Elisabeth: Ja, das kann sein … (wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel) Was hat Ihre Meinung zur Homosexualität geändert? Elisabeth: Nach Ernsts Outing habe ich mir sehr viele Reportagen über Schwule angesehen, Bücher gelesen und sogar einen schwulen Sexfilm geschaut. Als Mutter möchte man wissen, wie das alles so funktioniert. Kam da nie der Gedanke, Ihr Sohn könnte schwul sein? Ernst: Zum Beispiel, wenn ich schon wieder eine Barbie zu Weihnachten wollte (lacht)? Elisabeth: Irgendwie schon. Er war halt immer anders, hat mit Puppen gespielt und hatte vor allem weibliche Freunde. Der Ernst war ein richtiger Frauenschwarm! Die Mädels haben ihn immer um Rat gefragt, sie haben stundenlang miteinander telefoniert! Wie war die Coming-out-Situation mit deiner Mutter? Ernst: Das war spät abends bei uns zuhause. Wir hatten beide schon etwas getrunken, da bin ich plötzlich damit raus geplatzt. Ihr kam das Bier gleich wieder aus der Nase. Elisabeth: Es war ein Schock, das gebe ich zu. Ich habe erst mal eine rauchen müssen und ihn gebeten, mich für ein paar Stunden alleine zu lassen. Ich bin in der Küche gesessen und habe Rotz und Wasser geheult. Danach habe ich mit Ernst geredet und gesagt, dass ich ihn liebe.

privat, Courage

Was geht einer Mutter durch den Kopf, wenn sich der Sohn outet? Elisabeth: Man schluckt erst mal. Man denkt an die Enkelkinder, die man nie haben wird, und an die Schwiegertochter, die er nicht mit heim bringt. Ich habe viele schlaflose Nächte verbracht und die Fehler bei mir gesucht. Was habe ich falsch gemacht? Wieso sind die anderen drei Kinder normal und er nicht? Mittlerweile weiß ich, dass das Blödsinn ist. Ich kann mit Ernst über alles reden, er ist mir vor allem ein guter Style-Berater geworden! Deshalb mag ich Schwule auch so gern – die sind höflich, zuvorkommend und achten auf sich. Wenn Sie Ernst in Sachen Styling um Rat fragen – möchten Sie ihm auf diese Art mitteilen, dass Sie ihn so, wie er ist, akzeptieren – weil es manchmal schwerfällt, es anders auszudrücken?

Wie stehen Sie jetzt zur Homosexualität von Ernst? Elisabeth: Seine Geschwister und ich stehen voll und ganz hinter ihm. Ich bin froh, dass er sich geoutet hat – und vor allem, dass er es mir persönlich gesagt hat! Es von wem anderen zu erfahren hätte mir sehr weh getan. Sie schämen sich also nicht, dass Sie einen schwulen Sohn haben? Elisabeth: Nein, absolut nicht. Es wissen auch alle meine Freunde, ich mach kein Geheimnis daraus. Das einzige, was ich nicht will, ist, wenn Ernst vor meinen Augen einen anderen Mann küsst. Das möchte ich nicht sehen. Und ich möchte es mir nicht vorstellen, wie er Sex mit einem anderen Mann hat. Ich akzeptiere, dass Ernst schwul ist und ich möchte, dass er glücklich wird. Ich liebe ihn über alles und bin sehr stolz auf ihn! Aber manchmal tut´s halt doch noch weh. Kennen Sie auch Anfeindungen, weil Sie einen schwulen Sohn haben? Elisabeth: Ich habe ein paar Beziehungen hinter mir, wo es ein Problem war. Die Männer kamen damit nicht zurecht. Aber: An erster Stelle stehen immer meine Kinder! Akzeptiert das ein Mann nicht, muss er gehen! Stimmt es, dass Sie mittlerweile zur Schwulen-Mutti aufgestiegen sind? Elisabeth: (lacht) Ja, kann man so sagen. Ich habe sehr rasch Ernsts Freunde kennengelernt und war von Anfang an begeistert. Viele der Buam haben ein schlechtes Verhältnis zu ihren Eltern oder können gar nicht mehr nachhause. Ich habe mir geschworen, dass es zwischen mir und meinem Sohn niemals soweit kommen wird! Ernsts Freunde feiern mittlerweile in meinem Gasthaus Geburtstage und nennen mich Zweit-Mutti. Das freut mich und macht mich sehr stolz.

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Text Thomas Schwentenwein

42 Jahre nach Stonewall – alles paletti? Der 28. Juni 1969 ist einer der wichtigsten Tage der Schwulen- und Lesbenbewegung. Damals wehrten sich erstmals Tausende New Yorker Gays und deren Freunde gegen die täglichen Schikanen der Polizei. 42 Jahre danach lud die US-amerikanische Botschaft in Wien zu einer Podiumsdiskussion.

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uf Einladung der US-amerikanischen Botschaft begrüßte Jan Krč die Teilnehmer zur Diskussionsveranstaltung „42 Years After Stonewall“ im Amerikahaus. Der im PR-Bereich tätige Diplomat, der durch den Abend führte, kann selbst auf ein aufregendes Leben zurückblicken. Als Kind habe es ihm an homosexuellen Vorbildern gefehlt und erst im College fand er den Mut zu sich selbst zu stehen. Als er 1984 aufgrund seines offen homosexuellen Lebensstils vom aktiven diplomatischen Dienst ausgeschlossen wurde, kämpfte er gemeinsam mit der ACLU (American Civil Liberties Union) für seine Rehabilitierung und ging mit dem Fall bis zum Supreme Court, der höchsten Rechtsinstanz Amerikas. 1993 konnte er schließlich unter der ersten Clinton-Administration den Dienst wieder antreten. Um eine bessere Vernetzung zu ermöglichen, gründete er gemeinsam mit Kollegen GLIFAA (Gays and Lesbians in Foreign Affairs Agencies) – obwohl er diese (und das erzählte er mit einem Schmunzeln) ursprünglich

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ˇ Mario Soldo und Christoph Im Amerikahaus diskutierten Ulrike Lunacek, Alfons Haider, Jan Krc, Zitzmann über 42 Jahre Stonewall – und was sich seither geändert hat.

Alexander Slabihoud/U.S.Embassy, Johannes Jordan, beigestellt

28. Juni 1969 –erstmals wehrte sich Schwule und Lesben gegen Unterdrückung und Schikane.


Promotion

NAME IT

TIPPS

Das Stonewall Inn – heute das bekannteste Schwulenlokal der Welt.

FAG (Foreign Affairs Gays) nennen wollte. Das heutige Amerika unter Präsident Obama sieht er als durchaus offen und aufgeschlossen an ­– und mittlerweile gebe es auch eine Fülle an schwulen und lesbischen Vorbildern in Politik und Medien. Outing – ja oder nein? Ulrike Lunacek, Delegationsleiter der Österreichischen Grünen im EU-Parlament, erzählte von ihrem eigenen Outing, und dass sie niemals einen Grund sah, ihre sexuelle Orientierung zu verbergen und sich dadurch angreifbar und erpressbar zu machen. Gleichzeitig betonte sie, dass es heute für Jugendliche um einiges leichter sei, sich zu outen. Diesen positiven Befund teilte Entertainer Alfons Haider nur bedingt: Es habe sich in Österreich noch immer zu wenig Richtung Gleichstellung bewegt. Rechtsnationalisten würden ohne Konsequenzen fürchten zu müssen mit homophoben Slogans Politik betreiben. Er schränkte jedoch ein, dass er diese Gesinnung bei maximal einem Drittel der Gesellschaft beobachtet habe – dafür sei dieses Drittel besonders militant und gewaltbereit. Eventveranstalter Mario Soldo verwies auf seine Geburtsstadt Split und die homophoben Gewaltausschreitungen während der dort stattfindenden Parade. Auch Lunacek verurteilte diese aufs Schärfste, wollte aber dennoch nicht am avisierten EU-Beitritt Kroatiens rütteln. Aufholbedarf. Christoph Zitzmann, Vorstandmitglied der agpro (Austrian Gay Professionals), las aus einem Spartacus-Führer von 2000 vor, der betreffend Diskriminierung und ungleichem Schutzalter ein negatives Fazit über die österreichische Politik fällte – mittlerweile sei man schon einen großen Schritt weiter, wenn auch noch nicht am Ziel angekommen. Zitzmann würde sich vor allem weit mehr geoutete Geschäftsleute wünschen und unterstreicht die Wichtigkeit positiver Vorbilder. Haider stimmte dem zu und ergänzte, dass wir mehr politische Repräsentanten bräuchten, die sich zu ihrer Homosexualität bekennen. Auch im Sport und der Kirche sieht er hier Aufholbedarf. Das Outing, so Zitzmann, sei heute auch ein Wirtschaftsfaktor. Glückliche Angestellte, die sie selbst sein können, arbeiten produktiver als solche, die sich andauernd verstecken müssen. Die agpro möchte hier ein Netzwerk bieten um Menschen den Weg zum Outing zu erleichtern. Haider merkte an, dass er viele schwule Freunde habe, die sich nach wie vor nicht outen – aus Angst vor Konsequenzen für ihr Privat- und Berufsleben. Lunacek meinte daraufhin, dass die Angst stellenweise schlimmer sei als die tatsächlichen negativen Folgen eines Outings. Fazit. Der Tenor aller Teilnehmer: Es liegt ein weiter Weg hinter uns, viel wurde erreicht, aber es dürfe auf keinen Fall Stillstand oder gar Rückschritt in Sachen Gleichstellung von LGBT-Personen eintreten. Es fehle zudem nach wie vor an positiven Identifikationsfiguren. Dass bis heute kein/e Politiker/in im Nationalrat Lunaceks Vorbild zum Outing gefolgt ist, zeigt, dass unsere Gesellschaft auch 42 Jahre nach Stonewall noch Aufholbedarf hat. n

Stonewall INN

Die Geschichte des Christopher Street Day Im konservativen Amerika der 1960er Jahre gehörte das Drangsalieren und Schikanieren von Homosexuellen durch die Polizei zur Tagesordnung. Am 28. Juni 1969 hatten die Gäste des Stonewall Inn in der New Yorker Christopher Street genug davon und setzten sich bei einer Razzia erstmals zur Wehr. Die daraus resultierenden

Straßenkämpfe hielten mehrere Tage an und werden heute als Meilenstein der schwulen Geschichte betrachtet. Ein Jahr darauf fand zum Gedenken dieses Aufstands der erste „Christopher Street Day“ statt. Bald wurden CSDs auch in anderen Ländern zelebriert (in Wien als Regenbogenparade ab 1996).

Stil & Lässigkeit

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Interview: Asim Aliloski Foto: Alexis McDrewI / Kyle K. Kamzot


B A P L TL GIABICONI S LTL E Lagerfelds Muse

Das weltweite bestbezahlte Männer-Model wurde höchstpersönlich von Karl Lagerfeld entdeckt, der ihn mittlerweile als Adoptivsohn bezeichnet. Was für ein Aufstieg! Vor drei Jahren noch einfacher Fabrikarbeiter, ist der 21-Jährige heute einer der Superstars der Modewelt. Im exklusiven NAME-IT-Interview verrät Baptiste viel über seine Leidenschaften, seinen Glauben – und seine schwierige Pubertät.

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Das weltweite bestbezahlte Männer-Model wurde höch Baptiste Giabiconi kommt aus der französischen Küstenstadt Marseille. Jetzt weicht er kaum von der Seite Karl Lagerfelds. Das Supermodel ist (leider) heterosexuell („Wäre ich schwul, würde meine weibliche Seite auf den Fotos wahrscheinlich anders rüberkommen“), aber laut eigenen Angaben in einer komplizierten Beziehung. Exklusiv zum Life Ball vom französischen Luxus-Wodkahersteller Grey Goose eingeladen, präsentiert der junge Adonis seine neue Musik, die seine wahre Leidenschaft ist. Er glaubt nicht nur an Wunder und Gott, sondern auch an gute Gesichtscremes und Parfums.

Ich hatte noch Zeit, dich vor dem Interview von weitem zu beobachten. Du wirkst sehr reif auf mich. Und du bist ja erst 21 Jahre alt… Baptiste Giabiconi: Das ist lieb von dir. Sehr angenehm zu hören. Wie kommt das eigentlich? Giabiconi: Ich denke, das kommt von meiner Erziehung und einer schwierigen Pubertät. Die Trennung meiner Eltern hat mich geprägt. Ich blieb damals alleine mit meiner Mutter und versuchte zu helfen. Da wird man wohl schneller reif als andere. Was hat dir damals deine Mutter mitgegeben, das dir jetzt in dieser Phase deines Lebens hilft? Giabiconi: (überlegt lange). Zum Beispiel, dass ich mir keine Fragen stelle. Ja, das ist wohl das wichtigste: Sich nicht zu viele Fragen zu stellen und sich selbst nicht zu oft zu analysieren. Bedeutet das, dass du Dinge einfach tust ohne viel zu überlegen? Ich sage im Coaching immer: „Sich Urlaub von den eigenen Gedanken nehmen.“ Giabiconi: Ja. Ich überlege nicht sehr lange. Ich tue, wonach mir ist. Ich muss die Dinge und Menschen selbst erfahren und mir eine eigene Meinung bilden. Dein Leben hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Von heute auf morgen hat sich deine Realität komplett gewandelt. Nach all den Erfahrungen: Glaubst du an Wunder? Giabiconi: Voll und ganz. Ich bin sehr gläubig. Das Wunder ist manchmal, schlicht und einfach entdeckt zu werden. Aber danach muss man auch Lust und Kraft haben, die Dinge wirklich zu tun und umzusetzen. Es ist wichtig, sich nicht mit dem zufrieden zu geben, was man hat, wenn es in der Welt doch so viel mehr gibt. Und deshalb bin ich in meinem Leben einfach losgestürmt. Auch wenn ich nicht von allen unterstützt wurde. Auf diese Menschen habe ich nicht gehört. Ich habe in mich hineingehört, in mein Herz. Gerade Unzufriedenheit kann ein toller Leistungsmotor sein. Du hast auf dein Herz gehört. Wofür bist du dankbar? Giabiconi: Ich denke, dass ich ein sehr dankbarer Mensch bin. Wenn mich Menschen unterstützen, bin ich ihnen sehr treu. Wenn es um das Unterstützen geht, dann spielt Karl Lagerfeld in deinem Leben eine große Rolle. Ist er für dich ein Freund? Giabiconi: Er ist viel mehr als ein Freund für mich. Meine Zuneigung für ihn ist sehr groß. Ich sehe ihn als Mitglied meiner Familie. Lagerfeld gilt ja quasi als Philosoph unter den Designern. Er ist für dich ein Mentor. Hat er dich auf das jetzige Leben vorbereitet? Giabiconi: Er hat mir nie gesagt, wie ich etwas tun soll. Ich habe mich selbst darauf vorbereitet. Ich konnte durch ihn aber vieles Lernen: Seine Art zu handeln ist bemerkenswert. Ich habe mir vieles herausgepickt und dann eine eigenen Sauce daraus gemacht.

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stpersönlich von Karl Lagerfeld entdeckt, der ihn mittlerweile als Adoptivsohn bezeichnet. Was für ein Aufstieg! Was bedeutet Erfolg für dich? Giabiconi: Ich stelle mir die Frage gar nicht. Ich sage mir nicht einmal, dass ich Erfolg habe.

den Moment nicht genießen zu können, auf den man sich so lange vorbereitet hat. Das führt nur zur Frustration.

Das heißt, du zieht Dein Ding einfach durch? Giabiconi: Ja, genauso ist es. „Je kiffe“. (Anm. d. Redaktion: Interview wurde auf französisch geführt.)

Jetzt machst du auch Musik… Giabiconi: Ja, ich komme zurück zu meiner ursprünglichen Leidenschaft. Ich habe Musik immer geliebt, ich habe immer gesungen. Und dank der Mode kann ich wieder zu meiner ersten Leidenschaft zurückkehren.

Wie bitte, du kiffst? Giabiconi: (lacht) Das bedeutet, dass ich die Dinge liebe, dich ich tue. Das ist ein Ausdruck auf französisch. Hat nichts mit Kiffen zu tun.

Alle anderen Leidenschaften möchtest du dir aber behalten? Giabiconi: Ja, ich behalte alles. Ich lasse keine Brösel übrig.

Okay. Themenwechsel: Du zeigst auf Fotos oft deine feminine Seite. Hast du als Mann deine weibliche Seite quasi „integriert“? Giabiconi: Ja, total. Ich denke, jeder Mann hat einen starken weiblichen Anteil. Der männliche Stolz blockiert aber. Die Machozeit des Mannes ist bald Vergangenheit. Die neue Generation enthaart sich, benutzt die gleichen Parfums und Schönheitscremes wie Frauen.

Gibt es noch so etwas wie ein Ziel für dich? Giabiconi: Zu viele. Weil sonst wäre das Leben nicht interessant. Sonst gräbst du ein Loch, legst dich rein und schaufelst wieder zu. Und das war’s dann (lacht). Was möchtest du den NAME IT-Lesern zum Abschluss mitteilen? Giabiconi: Wenn du einen Traum, große Projekte hast, gehe an die Sachen ran. Versuche es. Im Nachhinein kann man dann nie sagen: „Wenn ich es bloß gemacht hätte …“ n

In deinem Bad wimmelt es von Cremes und Parfüms? Giabiconi: Und wie es wimmelt! Ich liebe das. Ich habe gelesen, dass Du Parfumflaschen sammelst … Giabiconi: Ja, stimmt. Ich kaufe ziemlich viele Parfüms. Und wenn die Flaschen schön sind, dann behalte ich sie. Vielleicht kommt ja einmal ein Duft von mir raus. Geduld. Ist Geduld eine deiner Stärken? Giabiconi: Sie wird es langsam. Früher war ich recht ungeduldig. Wenn man jung ist, soll alles schnell gehen. Man möchte schnell ganz oben, wirklich gut sein. Heute nehme ich mir mehr Zeit. Ich bin darauf gekommen, dass das für das Fällen von Entscheidungen besser ist. Wie schaut denn eigentlich dein Alltag aus? Giabiconi: Es gibt keinen Alltag. Und das ist wohl ein großes Glück! Immer Neues und viel Feuerwerk? Giabiconi: Ja, obwohl man es nicht übertreiben darf. Es kann nicht immer Feuerwerk im Leben geben. Denn, bevor ein Feuerwerk starten kann, muss es vorbereitet werden (lacht.) Erst dann kann es krachen. Viel Vorbereitungszeit für ein kurzes Freudenspiel. Genau das ist das Interessante für mich als Künstler. Die Arbeit für den Tag X. Das ist purer Genuss. Genießen fällt dir leicht? Giabiconi: Ja, das ist sehr wichtig. Es gibt nichts Schlimmeres als

NAME ITMitarbeiter Asim Aliloski mit Babtiste Giabiconi

Oh, Baptiste! Model, Ikone und Muse Baptiste Giabiconi, geboren am 9. November 1989 in Marseille, ist ein französisches Model und Sänger. Giabiconi wurde 2008 in einem Fitnessstudio als Model entdeckt und kurz darauf mit einer Sonnenbrillenkampagne für Karl Lagerfeld bekannt. Lagerfeld erkor Giabiconi zu seiner Muse und arbeitet seit dem sehr häufig mit ihm zusammen. Außerdem wurde das Model zum fast ständigen Begleiter des Modezaren und erreichte auch dadurch einen ernormen Bekanntheitsgrad. Er war in Kampagnen für Chanel, Giorgio Armani, Fendi, Just Cavalli u. a. zu sehen. Models.com listet ihn auf Platz 1 der „Top 50 Best Models“. 2011 erschien seine erste Single „Showtime“ inklusive eines Videos.

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Text Manuel Simbürger

„Die Revolution fängt erst an“ Hat sich die Situation für die ägyptische LGBT-Community nach der Revolution verbessert? NAME IT wollte es genau wissen und sprach mit dem ägyptischen Menschenrechtsaktivisten Kholoud Bidak über Gesellschaft, die Zukunft – und wieso die westliche Welt kein gutes Vorbild abgibt.

on „Post-Revolution-Ära” und einem „neuen, besseren Ägypten” sprechen die einen. Kritische Stimmen sehen nach dem Machtwechsel dagegen „eine Militärdiktatur regieren” und stellen, wie die ägyptische Wochenzeitung „Al Fagr”, resignierend fest: „Es ist alles wie gehabt. Die alten Drahtzieher sind noch immer am Ruder.”

Was wurde aus den Träumen von einem besseren Ägypten? Die Revolution jedoch empfindet er als etwas Positives: „Ich selbst, als junger, ägyptischer Mann, habe sehr lange von einem besseren Ägypten geträumt, einem Ägypten, in dem mehr Platz für alle ist. Und nichts ist passiert. Dann kam die Revolution, und in ganz kurzer Zeit ist ganz vieles davon wahr geworden.“

Uneinigkeit. Auch in LGBT-Belangen herrscht Uneinigkeit. Keine Hoffnung nach der Revolte sieht zum Beispiel der ägyptische Menschenrechtsaktivist Hossam Bahgat, der Kholoud Bidak analysiert die Situation in Ägypten. das Problem in der ägyptischen Gesellschaft verankert NAME IT fragte nach. Die Revolution: Fortschritt oder Stillstand? NAME IT wollte es genau wissen und fragte sieht: „Jetzt, da Ägypten keine Diktatur mehr ist, sondern selbst nach – bei Kholoud Bidak, 33, ägyptischer Menschenrechtsdas Volk Mitspracherecht hat, müssen wir gegen die gesellschaftlichen Vorurteile ankämpfen”, so Bahgat im Gespräch mit dem aktivist und offen schwul lebend. Nach Bidaks Meinung liegt die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen: Nein, es lebe sich in Ägypten Online-Portal edgeonthenet.com. „Manche Kämpfe werden wir als LGBT-Person immer noch nicht leicht, dank der Revolution seien gewinnen, manche verlieren.” Bahgat gibt sich aber optimistisch, denn die jungen Ägypter (unter 30 Jahren) seien dem Konzept einer aber erste Fortschritte erkennbar. Überraschend: Die Gesellschaft vielfältigen Gesellschaft offen eingestellt. Der 25-jährige Hassan sei seiner Meinung nach weiter als das Regime selbst, ist Bidak R. schlägt im Interview mit der deutschen Wochenzeitung „Jungle überzeugt – weshalb die Revolution in Wirklichkeit immer noch in vollem Gange ist. World” in dieselbe Kerbe: „Die Diskriminierung hat keine legalen,

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Essam Sharaf, beigestellt, Kodak Agfa

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sondern rein kulturelle Ursachen. Das Hauptproblem ist nicht der Staat, sondern die Gesellschaft. (…) Schwul-Sein greift nach Ansicht der Gesellschaft das Bild des Mannes an, deshalb reagiert sie so empfindlich.“


„Schwuchtel” und schlimmeres. Ich muss aber sagen, dass die Anzahl der Übergriffe nach der Revolution abgenommen hat. Jetzt, da die Revolution vorbei ist, sprechen viele von einem „neuen Ägypten”. Wird es auch für Homosexuelle ein neues Ägypten geben? Bidak: Ich bin überzeugt davon, dass die Revolution nach wie vor in vollem Gange ist. Mehr noch: Sie fängt erst an! Das alte Regime zeigt sich bloß in neuem, dafür aber erschreckenderem Gesicht als jemals zuvor! Der Militärrat ist eine Diktatur, im ägyptischen Museum werden Leute gefoltert! Am 28. Juni wurde eine Gruppe von LGBT-Personen, darunter ich selbst, erneut von der Polizei auf den Straßen attackiert, sie setzten sogar Giftgas gegen uns ein. Viele von uns trugen schwere Verletzungen davon, erbrachen und urinierten Blut. Wir befinden uns eindeutig noch in der Revolutions-Ära! Die Situation für LGBTs ist also durch die Revolution nicht besser geworden? Bidak: Der große Vorteil, den wir der Revolution zu verdanken haben, ist, dass alle Ägypter eine Stimme bekommen haben – und von dieser auch Gebrauch machen. Das gilt auch für LGBT-Personen: Es gibt überall Schwule, Lesben und Transgender-Personen, auch in Ägypten. Nun gehen wir endlich auch auf die Straße und kämpfen für unsere Rechte! Haben sich während der Revolution viele schwule Männer geoutet? Bidak: Da bin ich mir nicht sicher. Ich weiß nur, dass wir unsere Identität nicht versteckt haben und klar positionierten, wer wir sind. Zuerst haben die anderen Demonstranten mit Überraschung und Ablehnung reagiert, nach ein paar Tagen hat sich das aber gelegt. Inwieweit können westliche Länder Einfluss auf Ägypten ausüben, was LGBT-Rechte oder auch die Gleichstellung der Frauen betrifft? Bidak: Ich denke nicht, dass es überhaupt erstrebenswert ist, der westlichen Welt zu folgen. Sie hat selbst sehr viele ungelöste Probleme, Kapitalismus und Materialismus beherrschen immer noch die Menschen. Viele von uns, die in der westlichen Welt leben, berichten von Diskriminierungen und Phobien aller Art – Islamphobie, Homophobie und Transphobie, um nur einige zu nennen. Minderheiten werden auch in der westlichen Welt diskriminiert, Frauen sind nicht gleichgestellt. Das empfinde ich als kein gutes Vorbild, an dem man sich orientieren sollte. Wie lebt es sich als schwuler Mann in Ägypten? Kholoud Bidak: Bis 2001 gab es das „Queen Boat” und einige andere versteckte Plätze in Kairo, wo sich schwule Männer treffen konnten. Der Vorfall am „Queen Boat” (siehe auch Infokasten) 2001 verschlechterte die Situation für Schwule dramatisch. Viele gingen Scheinehen ein, aus Angst, geoutet zu werden. Andere schwule Männer zogen aus Ägypten weg oder suchten Hilfe in der Religion und ihren Glaubensgemeinschaften. Heute gibt es sehr viele versteckte Schwulenlokale in bestimmten Bezirken von Kairo. Das macht Mut, gleichzeitig leben wir aber in ständiger Angst vor Polizeiattacken. Wenn man jedoch der reichen Gesellschaftsschicht angehört, hat man vielfältigere Möglichkeiten, sich zu treffen. Gibt es ägyptische Gesetze, die LGBT-Personen schützen? Bidak: Nein, ganz und gar nicht. Es gibt einige NGOs, die unter dem Deckmantel „Kampf gegen HIV/AIDS” für Schwule, Lesben und Transgender-Personen kämpfen. Dies geschieht allerdings im Untergrund und mit extrem eingeschränkten Mitteln. Bist Du jemals Opfer homophober Übergriffe geworden? Bidak: Andauernd! Ich wurde und werde auf der Straße wegen meines femininen Aussehens attackiert, vor allem von Männern. Aber auch Frauen belästigen mich immer wieder, nennen mich

Im September finden die ersten Wahlen in Ägypten nach dem Sturz von Mubarak statt. Man sagt, die konservative islamische Partei „Muslim Brotherhood” werde als Sieger hervorgehen. Bidak: Das glaube ich nicht. Ich bin Teil von sogenannten „Komitees”, einer Gruppe von Menschen, die sich für sozial Benachteiligte einsetzen. Hier spricht sich jeder klar gegen „Muslim Brotherhood” aus. Keiner möchte, dass Ägypten zu einem islamistischen Land wird. n

Homosexualität in Ägypten Daten & Fakten Homosexualität ist zwar laut Strafgesetzbuch in Ägypten nicht illegal, es werden aber andere allgemeinere Strafgesetze herangezogen, um homosexuelle Handlungen bestrafen zu können. Vor allem der Analverkehr wird nach konservativer, mehrheitlicher Auslegung laut Koran untersagt. Homosexualität ist nach wie vor ein Tabuthema, Antidiskriminierungsgesetze gibt es keine. 2011 wurden am „Queen Boat”, ein Gay-Partyschiff, 52 Männer festgenommen, 23 davon zu Gefängnisstrafen verurteilt. Fotos der Verurteilten inklusive persönlicher Details wurden in den Medien veröffentlicht, Kairos Gay Szene löste sich auf. Der Vorfall erregte internationale Aufmerksamkeit.

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Fotos Ingo Pertramer

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Alexander Wrabetz führt seit mehr als vier Jahren als Generaldirektor die Geschicke des ORF. Und hat in dieser Zeit das wichtigste Medium des Landes offener, liberaler und minderheitenfreundlicher gestaltet. Alfons Haider bat Wrabetz zum Interview über Diversity im TV, Polit-Begehrlichkeiten und seine Pläne für die zweite Amtszeit. Das weltweit erste Männerpaar bei „Dancing Stars“. Der Life Ball als Live-Event im ORF. Und homosexuelle Partnersuchende bei Elizabeth T. Spira. Unter Wrabetz-Vorgängerin Monika Lindner war all dies völlig undenkbar – die sorgte noch dafür, dass selbst bei zugekauften Serien alles, was nicht der konservativen

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Papa-Mama-Kind-Scheinidylle entsprach, beinhart zensuriert wurde. Keine Frage: Dank Wrabetz weht im ORF seit nunmehr vier Jahren ein frischer, zeitgemäßer und respektvoller Wind. Grund genug, Wrabetz, der am 9. August für eine zweite Amtszeit wiedergewählt wird, zum Interview zu bitten …

Alfons Haider: Ein öffentlich-rechtlicher Sender hat ja große gesellschaftspolitische Verantwortung. Dabei ist vor allem auch unseren Lesern aufgefallen, dass Diversity in deiner ersten Amtszeit sehr hochgehalten wurde … Alexander Wrabetz: Ja. Denn ein öffentlich-rechtlicher Sender sollte nicht aus Selbstzweck stark sein oder viel Geld


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Wrabetz empfing NAME IT in seinem Büro am Küniglberg.

verdienen. Ein Sender wie der ORF muss etwas für die Gesellschaft leisten. Haider: Konkret? Wrabetz: Wir leben in einer Gesellschaft, die einen ungeheuren Wandel durchmacht. Daher sehe ich es als Aufgabe des ORF, diese Veränderung darzustellen, ihr ein Gesicht und eine Geschichte zu geben. Den Menschen in diesem rasanten Veränderungsprozess eine Orientierung zu bieten. Tatsache ist, dass unsere Gesellschaft vielfältiger wird – in der ethnischen Zusammensetzung und der Art und Weise, wie Menschen ihr Leben gestalten. Haider: Nehmen wir als Beispiel „Dancing Stars“ – da gab es einen türkischen Star, einen ungarischen Tänzer, eine englische Tänzerin – und weltweit erstmals zwei Männer, die miteinander getanzt haben. Hast Du geglaubt, dass wir neun Wochen durchhalten werden? Wrabetz: Ich habe schon gedacht, dass ihr ein paar Runden durchhalten werdet (lacht). Weil ich an dich geglaubt habe und weiß, wie beliebt du beim Publikum bist. Aber dass es neun Wochen werden – darauf hätte ich nicht gewettet. Das tolle ist doch, wie sich die Gesellschaft innerhalb weniger Wochen entwickeln kann. Am Anfang war das Männerpaar eine riesige Sensation, auch umstritten. Und dann ist es zu einer Selbstverständlichkeit

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geworden. Während der letzten Sendungen war es kein Thema mehr, dass zwei Männer miteinander tanzten. Sondern alle haben nur mehr gefragt: Tanzt Haider gut? Kurz: Die letzte „Dancing Stars“-Staffel war ein wunderbares Beispiel dafür, dass Unterhaltung mit Haltung wirkt. Haider: Aber nicht nur bei „Dancing Stars“ hat der ORF unter Wrabetz für gesellschaftliche Vielfalt geworben … Wrabetz: Ja, nimm als weiteres Beispiel Elizabeth T. Spiras „Liebesg’schichten und Heiratssachen“. Da hat Spira zwei homosexuelle Paare, die über ihre Sendung zueinander gefunden haben, zu deren Hochzeit begleitet. Das ist geradezu unglaublich – immerhin war eine gleichgeschlechtliche Verpartnerung vor wenigen Monaten noch rechtlich unmöglich. Inzwischen ist das schon fast selbstverständlich. Das Bild, wo eine Landhochzeit zwischen zwei Männern stattfindet, das fand ich unheimlich spannend und gut. Man sieht, dass die Gesellschaft oft viel weiter ist, als diejenigen, die über sie berichten oder sie scheinbar vertreten. Und da können wir als ORF eine wichtige Rolle spielen. Haider: Wo siehst du da die Grenzen? Wrabetz: Wir können nicht 100 Meter vor der Gesellschaft marschieren, wir sind ja der „Rundfunk der Gesellschaft“, müssen

immer die Verbindung zu den Menschen haben. Aber ein paar Meter können wir vorangehen. Und damit wichtige gesellschaftliche Entwicklungen befördern. Haider: Eine private Frage: Du bist ja Vater zweier Söhne. Wäre es ein Problem gewesen, wenn einer schwul geworden wäre? Wrabetz: Die Frage hat sich nie gestellt. Aber es wäre sicher kein Problem gewesen, da dies deren freie Entscheidung ist. Jedenfalls ist für mich klar: Homosexualität ist eine ganz normale Sache. Haider: Zurück zum ORF: Wie würdest Du Deinen Führungsstil beschreiben?


Wrabetz: Du kannst heute ein modernes, kreatives Unternehmen nicht in einem autoritären Stil führen, das ist vorbei. Mein Stil ist durch den Respekt vor den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen geprägt. Und ich glaube, dass man manche Dinge auch ausdiskutieren muss. Der ORF ist ja keine Schraubenfabrik, wo man einfach ein paar Schalter umlegt und alles funktioniert. Haider: Und was hat in deiner ersten Amtszeit funktioniert? Wrabetz: Ich habe zu Beginn meiner Amtszeit gesagt, dass uns Jahre der größten Herausforderungen ins Haus stehen werden – allein durch die volle Konkurrenz, die die Digitalisierung mit sich bringt. Trotz dieser massiven Verschärfung der Konkurrenz haben wir in allen Medien – Fernsehen, Radio, Online – die überlegene Marktführerschaft gehalten. Und wir haben es aus eigener Kraft geschafft, wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen.

Wrabetz: Unsere Rolle in der EBU ist enorm wichtig. Wir sind dort mittlerweile eine mittlere Großmacht – auch durch unsere Programme wie das Neujahrskonzert, das Sommernachtskonzert oder gemeinsame Eurovisionssendungen. Für mich ist es wichtig, dass wir die öffentlich-rechtlichen Sender in den Ländern Mittel- und Osteuropas unterstützen, damit diese bestehen bleiben oder sich entwickeln können. Denn die öffentlichrechtlichen Sender haben nur dann eine Chance, wenn sie in allen Ländern Europas eine wichtige Rolle spielen. Das System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist eine zivilisatorische Errungenschaft Europas, auf die wir stolz sein können. Haider: Man hört immer wieder, hohe Qualität gibt´s im ORF erst in der Nacht … Wrabetz: Wir sind der Sender, der am allermeisten hohe Qualität zur Primetime anbietet – etwa „Universum“ oder unsere zahlrei-

Haider: Und was hat weniger funktioniert? Wrabetz: Auf dem Weg dorthin hat es die einen oder anderen Scharmützel gegeben …

wichtig, dass wir die besten internationalen Serien im Programm haben – etwa „Grey`s Anatomy“ oder „Desperate Housewives“. Und das exklusiv und als Erstaustrahlung. Haider: Wie wird das Fernsehen in zehn oder 20 Jahren aussehen? Wrabetz: Die Kernfunktionen des Fernsehens mit seinem Live-Charakter, seinem Informationsangebot und als Gemeinschaftserlebnis wird es noch Jahrzehnte geben. Daneben werden neue Angebote – etwa überall und jederzeit fernsehen zu können – entstehen, auch in Verbindung mit dem Internet. Haider: Was verstehst du unter „Gemeinschaftserlebnis“? Wrabetz: Das kann ein herausragendes Sportevent, eine tolle Unterhaltungsshow oder –wenn etwas dramatisches passiert – eine Informationssendung sein. Etwas, wo ich als Seher weiß, dass ich am nächsten Tag

Alexander Wrabetz mit Alfons Haider und NAME IT-Chefredakteur Ralf Strobl.

Haider: Apropos Scharmützel: Warum ist der ORF permanent Ziel von Angriffen? Wrabetz: Die Österreicher beschäftigen sich mit ORF-Programmen – TV, Radio, Online – 240 Minuten am Tag. Das ist mehr als der durchschnittliche Österreicher mit seiner Familie verbringt. Wir haben eine große Bedeutung – und viele wollen deshalb mitreden. Zweitens: Über Medien, also auch über den ORF, berichten immer andere Medien, die auch Konkurrenten sind. Das gibt’s sonst in keiner anderen Branche. Deswegen werden wir auch häufig in den Medien kritisiert. Haider: Und wie sieht es mit der politischen Einflussnahme auf den ORF aus? Wrabetz: Dass man Gegenstand der öffentlichen Debatte ist, ist auch ein Zeichen, dass man eine große Bedeutung hat. Aber keine Frage: Es wäre lustiger, wenn es ohne Kommentare aus der Politik abginge. Haider: Wo siehst du deine Schwerpunkte für die zweite Amtszeit? Wrabetz: Erstens, die wirtschaftlichen Grundlagen absichern. Zweitens, besonderes Augenmerk auf die journalistische Qualität legen. Und zwar in allen Bereichen – von der Information bis zur Unterhaltung. Mir geht es um die „Medienqualität der Zukunft“. Es wird ein stärkeres Zusammenwachsen von Internet und TV auf neuen Plattformen geben. Da müssen wir mit den richtigen Angeboten zu Stelle sein. Und den Kurs der Unabhängigkeit fortsetzen. Haider: Du wirst oft zur EBU (Vereinigung der europäischen öffentlich-rechtlichen Sender) geholt. Warum?

chen Magazine im Hauptabend. Außerdem lasse ich mir nicht sagen, dass eine topgemachte Unterhaltungsshow wie „Dancing Stars“ nicht unter den Qualitätsbegriff fällt. Zudem sind wir jener Sender in Europa, der regelmäßig Hochkulturproduktionen in der Primetime zeigt – etwa Übertragungen aus der Wiener Staatsoper. Und: Bestimmte Sendungen wie „Kreuz & Quer“ oder den Kulturmontag werden wir ab Herbst, wenn wir ORF 3 gestartet haben, dort am nächsten Tag um 20.15 Uhr anbieten. Haider: Wie viel muss ein öffentlich-rechtlicher Sender selbst produzieren? Wrabetz: In einer globalisierten Welt ist es wichtig, dass die Seher ihr eigenes Umfeld, ihr eigenes Leben sehen. Daher mein Credo: Je mehr österreichische Eigenproduktionen – desto besser. Aber es ist auch toll und

mit meinen Arbeitskollegen darüber sprechen kann – einfach weil diese Sendung von sehr vielen gesehen wurde. Wir müssen an 200 von 365 Tagen das „Ereignis des Tages“ haben. Wenn ich „Dancing Stars“, den Song Contest, eine tolle Dokumentation oder etwa den Kardinal-König-Film ausstrahle – dann wissen wir: Darüber wird am nächsten Tag geredet. Deshalb ist ein „Rundfunk der Gesellschaft“, der auch von der Gesellschaft finanziert ist, so wichtig. Nur dieser kann sich, im positivsten Sinne, etwas leisten – etwa auch ein dichtes Korrespondentennetz. Haider: Was soll man in einigen Jahren über Alexander Wrabetz als ORF-Chef sagen? Wrabetz: Insgesamt hat er seine Sache gut gemacht und den ORF und damit Österreich in eine bessere, zukunftsweisende Richtung bewegt. n

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Interview Manuel Simbürger Fotos Miriam Höhne

Wie schwul bist Du, Dieter Chmelar? Gestern noch am Tanzparkett, heute bei unserem Gayfaktor-Test: „Dancing Star” und Journalist Dieter Chmelar überrascht mit Geständnissen – und verrät, wieso Klaus Eberhartinger eine Granate im Bett ist.

Chmelar mit einem seiner Jugendfotos – als heißer Dressman.

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it Dieter Chmelar, neuerdings Tanzbär der Nation, ein Interview zu machen, heißt: Er spricht, man selbst hört zu. Wenn man Glück hat, kriegt man die eine oder andere Frage dazwischen rein gequetscht. Macht aber gar nix, denn der „Jim Carrey Österreichs” (wie kann ein einziger Mensch so viele Grimassen schneiden?) weiß einiges zu erzählen. Über Dancing Stars, seine Frau („Sie hat mir meine ganzen blöden Sprüche ausgetrieben. Eigentlich redest du heute mit meiner Frau!”), den 1970ern und natürlich über Homosexualität („Wenn man sich Schwarzenegger anschaut: Wieso soll hetero normaler als schwul sein?!”). Dass Chmelar ein sehr entspanntes Verhältnis zum Thema Homosexualität hat, beweist die Interview-Location, die er selbst ausgesucht hat: Das Restaurant „Schon Schön” im

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lustiges Aussehen, zappelt herum, die Haare gehen ihm aus. Er ist humorvoll, herzensgut und politisch hellwach. Ich bin sicher, der Klaus ist eine Kanone in der Hapfn! Interessant. Ab nun sehen wir Eberhartinger mit anderen Augen… 

7. Wiener Bezirk, von einem schwulen Pärchen gemanagt, ist Chmelars Stammlokal. Kein Wunder, dass er während des Interview nicht nur immer wieder von (schwulen!) Freunden und Bekannten begrüßt wird, sondern auch NAME IT kennt. „Ich lese jede Ausgabe. Geniales Magazin!” Und nach dem Interview ging`s auch noch zum „Tuntatlon”, in dessen Jury er saß. Dieter Chmelar, die neue Gay-Ikone? Eher nicht. „Ikonen schauen so Dagmar-Kollermäßig aus.” Stimmt, dann lieber doch nicht. Was war das Schwulste, das Du jemals getan hast? Dieter Chmelar: Ich habe mich mit 19 in eine Drag Queen aus Hamburg verliebt. Ich habe sie in Spanien kennengelernt und wusste anfangs nicht, dass sie eigentlich ein Mann ist. Mit Mona, so der Künstlername von Wolfram, war es Liebe auf den ersten Blick! Es folgte eine wunderbare Sommerbeziehung, inklusive Sex, auch wenn ich ihn vor allem als „Sie” gesehen habe. Er war sowohl ein wunderschöner Mann, als auch eine wunderschöne Frau. Ich war sehr stolz auf meine Eroberung. Er hatte einen Freund, der mich sogar mit dem Messer bedroht hat! Bisher habe ich das nur Alfons Haider erzählt… Wow, wir sind baff. Und finden das cool – und rooomantiiisch!  Hast Du es danach wieder mit Männern probiert? Chmelar: Sicher! Aber das war alles ein Flop und für beide Seiten nicht sehr geil. Aber das Erlebnis mit Wolfram trage ich für immer als wunderschönes Erlebnis in meinem Herzen. Ui, ist das schön. Das mit den Flops kriegen wir hin – mit Nachhilfe und so. 

Was empfindest du generell als sexy? Chmelar: Schönheit geht mir am A*** vorbei. Ich liebe kleine Fehler! Da und dort das eine oder andere Speckröllchen – wunderbar! Schön. Aber nicht schwul. Leider. 

Chmelar: Die Samba. Da bin ich mit einem Popeye-Kostüm aufgetreten. Sehr schwul, übrigens (lacht). Mit einem wohligen Schauer habe ich allerdings festgestellt: Es gfoit ma! Stimmt, sehr schwul. Dieter, der sexy Matrose… grrr.  Dein größtes Hobby? Chmelar: Obsessive Neugierde. Aber nicht, was Klatsch und Tratsch betrifft, sondern ich bin geil auf Wissen. Ich recherchiere oft tagelang, wenn mich ein Gedanke nicht loslässt. Neugierde ist immer gut. Sagen wir mal und lassen es so stehen.  Ist Dir Mode wichtig? Chmelar: Meine Frau ist für meine Klamotten zuständig. Du wirst bei mir nichts entdecken, das auf Markenbewusstsein schließen lässt. Meine Sonnenbrille ist aber von Ray Ban. Meine Hose, die ich heute anhabe, ist von Pierre Cardin. Und ach ja, Versace-Hosen mag ich auch ganz gerne. So viel zur angeblichen Marken-Ignoranz. Sowas von schwul. 

Mit welchen drei Wörtern würdest Du Männer beschreiben? Chmelar: (denkt lange nach) Opfer, Täter, Ahnungslose. Wir sind Opfer der Programmierung der Schöpfungsgeschichte. Schwule sind ja eine göttliche Errungenschaft! Wieso sind nicht alle Männer so wie Schwule? Wüssten wir auch gern. Und ja, wir sind ein Geschenk Gottes! 

Smoking oder Anzug? Chmelar: Smoking, der ist eleganter. Den genauen Unterschied zum Anzug weiß ich aber nicht... Aber ich weiß, woher die Bezeichnung „Smoking” kommt! „Smoking-Jacket” bezeichnete in den 1920ern eine Samtjacke, die sich Männer anzogen, wenn man sich nach dem Dinner ins Raucherzimmer begab. Da man die Damen aber nicht mit dem Rauch belästigen wollte, zog man sich danach wieder die Frackjacke an. Hilft mir das in die nächste Runde? Ein Smoking unterscheidet sich vom Anzug durch die Anzahl der Jacketknöpfe, dem Revers und der Außennaht an der Hose. Die Herkunft des Namens wussten wir allerdings nicht. Du darfst weitermachen, Dieter. 

Was ist Dein geheimes Talent? Chmelar: Tanzen! (lacht) Es weiß nur keiner! Weil wir alle „Dancing Stars“ gesehen haben, gibt’s nur 2 Gay-Sterne ;-)  Dein Lieblingstanz bei „Dancing Stars“?

Ab wann ist ein Mann sexy? Chmelar: Ich spüre instinktiv, ob ein Mann ein geiler Typ ist uns es im Bett drauf hat. Mein lieber Freund Klaus Eberhartinger zum Beispiel: Er ist klein und zierlich, hat ein

Was macht einen richtigen Schwulen aus – außer, dass er Sex mit Männern hat? Chmelar: Aus meinem Freundeskreis hab ich den Eindruck gewonnen, dass Schwule ehrlicher sind als Heteros. Wir lassen Dieter in dem Glauben. 

Was wäre Dein Name als Pornostar? Chmelar: In den 1970er-Jahren habe ich tatsächlich in einem Softporno mitgespielt. Alfons hat das im Rahmen unseres Kabarettprogramms „Kalt Warm” ausgegraben und mir den Pornonamen „Rocky Wichtel” gegeben. der würde aber eher nicht so gut kommen. Ich denke, ich würde als Dieter Chmelar auftreten. Übrigens: Ich rede meine Frau zum Orgasmus! Wir hätten bessere Namen. „The Fast Tounge” zum Beispiel. Gnadenpunkt für die Softporno-Erfahrung. Hat was.  Wer oder was ist ein „Gaydar“? Chmelar: Darth Vader, der in Wirklichkeit schwul ist? Nein. Gemeint ist der innere Radar, den Schwule haben, um andere Schwule zu erkennen. Aber lustig.  Wer oder was ist „Gayromeo“? Chmelar: Ein sehr romantischer schwuler Mann, der vorm Balkon singend auf den Liebsten wartet. So ziemlich genau das Gegenteil.  Vervollständige bitte folgenden Satz: „Für mich soll´s rote Rosen regnen...” Chmelar: „…mir sollten sämtliche Wunder begegnen.” Von Hildegard Knef. Großartig! Da gibt´s nix hinzuzufügen.  Drag Queens oder Lederkerle? Chmelar: Drags natürlich. Bei „Dancing Stars” war ich ja selbst eine! Einem weisen Mann soll man nicht widersprechen.  Alfons Haider oder Mike Galeli? Chmelar: Alfons. Nach Jahren des Bekriegens habe ich mittlerweile eine sehr enge Verbindung zu ihm, sowohl beruflich als auch privat. Ich kenne keinen anderen Menschen, der derart aufmerksam ist wie Alfons. Das neue (Tanz)-Traumpaar!  Was fällt dir ein zu: „Sex”? Chmelar: Ich möchte, dass er so gut ist, wie ich die anderen fälschlich darum beneide. Schön. Wahr. Irgendwie. 

Ergebnis: 62/90 Sternen. Schon ziemlich gut, das Gayfaktor-Ergebnis. Trotzdem: Eigentlich wird es Dieter Chmelar gar nicht gerecht. Denn der Gute fühlt sich in der schwulen Welt derart wohl, dass man sich schon seine Gedanken machen müsste, würde er nicht so von seiner Frau schwärmen… Dieter hält uns für ehrlicher als Heteros und als Gottesgeschenk noch dazu. Drag Queens findet er ganz besonders toll und bezeichnet sich auch gern selbst als eine. Beim schwulen Wissen (Gayromeo, Mode) happert's noch ein bisserl, aber das kriegen wir hin. Gratuliere!

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z n a r e l o T r ü f e t s e F i Zwe g n u z n e r g s u A n e g e und g

e Ball, hervor: Der Lif rs e d n so e b n e den nstaltung ride“) rund um Jahr zwei Vera P s a e n d n je ie n „V e r h e c d e lfalt st smal Teil h waren. eren Event-Vie genparade (die o b n e g e R t sie tatsächlic u Unter der que ie g d ie ie w w t, so g s, sa a d Simbürger Text Manuel -Event Europ gen dabei un n ty u ri lt a a h C st n s ra te e ß V rö g beiden AME IT war bei Wiener Ring. N

Life Ball 2011 Unter dem Motto „Luft” (das dritte im großen ElementeZyklus, der nächstes Jahr mit dem Element „Feuer” seinen fulminanten Höhepunkt feiert) fand am 21. Mai der 19. Life Ball statt. Tausende Engel, Himmelsgötter, Schmetterlinge und Paradiesvögel tummelten sich um die Rathausbühne, die mottogetreu von zwei tonnenschweren Engelsflügeln umrahmt wurde. Die Promidichte (u. a. Lydia Hearst, Natasha Bedingfield und Francesca Habsburg) war okay, mit Janet Jackson und Brooke Shields konnten sogar echte SuperstarKaliber gewonnen werden. Die Eröffnungsshow, die ganz im Zeichen von „30 Jahre AIDS” stand, war wie immer fulminant und erreichte ihren Höhepunkt mit der Fashionshow des Stardesigner-Duos Dsquared²,

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die mit sexy-rockigen Outfits, knackigen Kerlen und einem Busenblitzer von Amanda Lepore überzeugte. Danach wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Dass die HIV/AIDS-Problematik trotz Feierlaune nicht unterging, beweist das Spenden-Rekordergebnis: Sensationelle 1,9 Millionen Euro konnten für nationale und internationale HIV- und AIDS-Hilfsprojekte gesammelt werden. „Ein harmonisches und professionelles Life-Ball-Team, eine spürbare Disziplin der hunderten Ehrenamtlichen und die gute Laune und Großzügigkeit der Life-Ball-Gäste: Darin sehe ich den emotionalen und finanziellen Erfolg des Life Balls”, so das Resümee von Life-Ball-Vater Gery Keszler. NAME IT gratuliert und freut sich auf den Life Ball 2012!

Das mit Spannung erwartete Debut der Vienna Pride war schon im Vorfeld ein riesiges Gesprächsthema in der Community. Und die Mühe der Organisatoren hat sich gelohnt: Die Vienna Pride wurde ein voller Erfolg, Wünsche nach einem Revival im nächsten Jahr wurden von BesucherInnen bereits geäußert. Das Konzept einer mehrtägigen Veranstaltungsreihe (14. bis 19. Juni 2011) in Form eines „Pride Village” in unmittelbarer Nähe des Naschmarkts mit der berühmten Regenbogenparade als Abschlussevent wurde mit Begeisterung aufgenommen. Das Opening des Pride Village war, trotz eines DienstagAbends, ein Publikumsmagnet. Auch die nächsten Tage wurde zwischen, um und in den Zelten gegessen, getrunken, gelacht, Kontakte geknüpft und am „Sand Beach” entspannt. Das abwechslungsreiche Programm (Diskussionsrunden, Workshops,

Filmvorführungen) sorgte für tolle Zeltfest-mit-SubstanzStimmung. Insgesamt lockte das viertägige Pride Village rund 20.000 BesucherInnen an. Nicht schlecht! Die Pride-Stimmung schien auch auf die Regenbogenparade (18. Juni) abzufärben. 120.000 BesucherInnen setzten unter dem Motto „Show Your Face“ ein gemeinsames Zeichen für Liebe, Toleranz und Solidarität und zogen von der Wiener Börse bis zum Rathausplatz, wo am Abend die Pride Show mit einem bunten Bühnenprogramm und zahlreichen PolitikerInnen und KünstlerInnen stattfand. Dass es auch 2011 nicht nur um Party, sondern vor allem um politische Messages und den persönlichen LGBT-Stolz ging, zeigten die zahlreichen Demoschilder während der Parade. Dies betonten bei der Abschlusskundgebung auch die Politikerinnen Maria Vassilakou, Ulrike Lunacek, Sandra Frauenberger und Gabriele Heinisch-Hosek: „Wir werden alles daran setzen, dass die Zukunft Gleichberechtigung für jeden Bürger bringt – egal ob schwul, lesbisch oder transgender!“, so die gemeinsame politische Botschaft.

Lifeball: Miriam Höhne, Vienna Pride: by dost.at/Steinmair Dominik

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Text Thomas Schwentenwein Foto Miriam Höhne

„Wir wollen Trends setzen“ Den NAME IT-Award 2011 für das beliebteste Restaurant holte sich das MOTTO. Wir trafen Bernd Schlacher, der dem Lokal zu Kultstatus verhalf, und seinen Restaurantleiter Gerry Jessner im MOTTO-Wintergarten und sprachen über Wien vor 20 Jahren und das Schwule am MOTTO.

lle Serie: A ardIT-Aw NAME 2011 Sieger

Bernd – eine einfache Frage zum Einstieg: Könntest du uns kurz die wichtigsten Stationen deines Lebens aufzählen? Bernd Schlacher: Zunächst einmal die Geburt in der Steiermark (lacht). Ich bin mit 15 nach Wien gekommen, habe dann mit 17 im „Leo“ angefangen. Mit 20 habe ich im „Wiener“ als Kellner begonnen, bin daraufhin ein halbes Jahr nach Jamaika, wo ich als Assistant Manager in einem Hotel gearbeitet habe. Ein halbes Jahr später bin ich zurück und habe die ersten Anteile am „Wiener“ gekauft, die ich mit 25 wieder verkauft habe um mir das MOTTO zu leisten. Und da haben wir ja erst kürzlich das 20-Jahr-Jubiläum gefeiert... Zur Feier kamen viele Prominente, auch Hollywood-Beau Jude Law... Schlacher: Der hat zu der Zeit in Wien gedreht. Ich hab den Regisseur und den Produzenten angerufen und gefragt, was wäre, wenn Jude Law vorbeikommen würde... Das hat er dann auch wirklich gemacht und bis zum Ende mitgefeiert. In Cannes bei den Filmfestspielen hat er dann zu Elisabeth Sereda (Österreichische Hollywood-Reporterin; Anm.d.Red.) gesagt: „It was one of the greatest parties I have ever had!“ 20 Jahre MOTTO – wie hat sich das Lokal in der Zeit verändert? Schlacher: Das MOTTO hat es ja schon vor der Übernahme gegeben, da war es viel kleiner. Vor 19 Jahren habe ich die Bar dazu gebaut, ein paar Jahre darauf ist der Wintergarten dazugekommen. Insgesamt haben wir drei Mal das gesamte Interieur umgestaltet. Hier haben viele Generationen gefeiert und sind auch erwachsen geworden. Inzwischen kommen die Großmütter, die früher Stammgäste von mir im „Wiener“ waren, mit ihren Enkelkindern... Und wie hast du dich in der Zeit verändert? Schlacher: Ich bin sicherlich weiser geworden, verantwortungsbewusster, was auch manchmal hemmt – da kann man nicht mehr jede Nacht Party feiern. Die Parties feiert jetzt also Gerry... Gerry Jessner: Ja! Vor allem am Freitag und Samstag, auch um den Kontakt mit den Gästen nicht zu verlieren... Und wie hat sich Wien verändert? Schlacher: Die Leute sind bunter geworden, viel offener. Ich hoffe, dass man als offen schwul Lebender in Wien heute nicht mehr diskriminiert wird. Ich habe da jedenfalls nur gute Erfahrungen gemacht. Jessner: In den acht Jahren, die ich in Wien bin, hat sich für mich persönlich nicht so viel verändert. Die Stadt ist aber spannender geworden, vor allem was die Mischung der hier lebenden Menschen angeht. Bernd, dir gefällt ja das Label „Szene-Gastronom“ nicht so... Schlacher: Was ist die Szene? Es gibt mittlerweile die Kulturszene, die schwule Szene, die Technoszene, die Hip-Hop-Szene... Es gibt Tausende Szenen. Man liest halt immer „Szene-Gastronom Bernd Schlacher“. Wenn man mich fragt, sage ich einfach: „Ich bin Wirt“.

Gerry Jessner und Bernd Schlacher.

Das MOTTO ist ja nicht dezidiert gay. Was ist das Schwule am Lokal? Schlacher: Na, der Gerry (lacht). In Wahrheit hat das MOTTO immer schon einen schwulen Ruf gehabt, auch unter meinem Vorgänger, der es auch nicht als rein schwules Lokal geführt hat. Wir haben sicher einen schwulen Schmäh, wir sind schwul, haben schwule Kellner, die gibt es beim Plachutta aber genauso... Jessner: Wir spielen damit! Und unsere Gäste tun das genauso. Das MOTTO ist für sein stylishes Interieur bekannt. Lebt ihr auch so? Schlacher: Ich wohne nicht so wie das MOTTO aussieht – auch wenn es lange mein Wohnzimmer war, weil ich hier mehr Zeit verbracht habe als in meiner Wohnung. Jessner: Zuhause schaut es bei mir komplett anders aus. Ich bin hier fünf Tage die Woche und will mich nicht unbedingt gleich einrichten wie in der Arbeit. Und was birgt die Zukunft für das MOTTO und für euch? Jessner: Wir wollen weiterhin die Trends setzen und unserer Linie treu bleiben. Und natürlich Spaß an der Arbeit haben. Schlacher: Ich bin natürlich weniger da, auch durch die anderen Geschäfte. Für mich ist es wichtig, dass die Jugend, die nächste Generation, das MOTTO leitet und dabei genau so viel Spaß hat wie ich. Und ich will natürlich, dass sich die Gäste heute genau so wohl fühlen wie damals bei mir. Bar | Restaurant MOTTO, Schönbrunnerstraße 30, 1050 Wien www.motto.at, 01/587 06 72

NAME IT-Award 2011 Die besten Restaurants

1. Motto Restaurant-Bar-Catering 17,1 % 2. The Sly & Arny Restaurant-Bar 16,5 % 3. Santo Spirito 14,0 % 4. Motto am Fluss 9,8 % 5. Café-Rest. Willendorf 8,8 %

6. Schon Schön 7. Zum Roten Elefanten 8. Café Berg 9. Goldener Spiegel 10. Kulinarium7

8,1 % 6,2 % 6,1 % 5,5 % 3,3 %

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INSERAT GAP KOMMT DIREKT VON PINK (MOSER)


Ermenegildo Zegna dagegen orientiert sich an der Eleganz der Widersprüche. Verspielt, aber erwachsen, intim, aber rational, sophisticated und doch volksnah. Wie sich das beim Style zeigt? Baumwollund Leinenanzüge dominieren die Männer-Frühjahr/ Sommer-Kollektion 2012 von Zegna, farblich hält man sich an sommerliche Pastelltöne wie himmelblau, hellgrün, mauve, ecru oder grau. Wenn das Ganze dann auch noch glänzt, umso besser! Zwischendurch schwindelt sich die eine oder andere bunte Weste und Hemden mit verspieltem Design darunter. We like!

Zegna

Neue Trends, neue Klamotten, neuer Stil! Bei den Männer-Sommer-Kollektionen 2012 fallen besonders jene von Louis Vuitton und Ermenegildo Zegna auf. Bei Vuitton debütierte der britische Designer Kim Jones als rechte Hand von Marc Jacobs – und stellte seinen Chef (beinahe) in den Schatten! Jones orientierte sich an Kenia, was sich bei den leuchtenden Mustern der Halstücher, dem khakifarbenen Safari-Look oder den stylishen Hochwasserhosen widerspiegelt. Zu jedem Outfit darf natürlich, wir sind schließlich bei Vuitton, die passende Big Bag nicht fehlen. Kenia, wir kommen!

Zegna

PREVIEW: So wird der Modefrühling und -sommer 2012

Mode & Beauty

Zegna

Vom 14. bis 18. September 2011 findet zum dritten Mal die Vienna Fashion Week im Museumsquartier statt – ein Pflichttermin für Einkäufer, Trendscouts und Fashionistos! Nach dem großen Erfolg der vergangenen Jahre werden auch heuer nicht nur heimische Labels wie Tiberius, Anelia Peschev, Michel Mayer, Pitour, Callisti und Superated, sondern auch internationale DesignerInnen erwartet. Modefans dürfen dieses Spektakel nicht verpassen, aber auch jene, die weniger an Mode interessiert sind, sollten einen Blick riskieren: Das ganze bringt tatsächlich ein bisserl Paris, London und Mailand nach Wien.

Versace for H&M Schon wieder ein großer Coup von H&M: Nach Karl Lagerfeld, Stella McCartney und Jimmy Choo gelang es dem schwedischen Moderiesen jetzt, das legendäre italienische Modelabel Versace für seine nächste DesignerKollektion an Bord zu holen. Donatella Versace wird die Teile entwerfen, es wird auch eine Herrenkollektion geben. Ab 17. November ist die Kollektion in ausgesuchten H&M-Shops – aber auch online – erhältlich. „Die Kollektion wird durch und durch Versace sein, perfekt für H&M- und Versace-Fans“, freut sich Donatella. Und wir freuen uns auch. Denn VersaceKlamotten zu erschwinglichen Preisen – ja, das hat definitiv was!

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Gaga-Mode Gibt es etwas, das die Frau nicht kann (oder glaubt

Vuitton

Iona Pesarin, Ludwig Bonnet, Max Abadian, Davis Shankbone, Fotograf Fashionweek: Joachim Haslinger

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Event-Tipp des Monats: MQ Vienna Fashion Week

zu können)? Lady Gaga, anscheinend gelangweilt von der Musik, möchte nun auch ins Modebiz einsteigen. „Ich bewundere Modedesigner so sehr und bin schon jetzt mit vielen von ihnen befreundet”, flötet sie. Vielleicht half aber auch, dass Gaga kürzlich in New York zur Fashion Ikone 2011 gekürt wurde.


Fotos: Julia Spicker Produktion: Susanne Gosch Grooming: Patrick Glatthaar Styling: Angelika Kรถnigseder @ making of, Christoph Nardeaux @ making of Styling Assistent: Julia Rupertsberger Model: Mario Loncarski / Wiener Models Spezial Thx to: The Ring Hotel, Morisson Club, Szene Wien

Upside down you turn me Jeden Abend eine neue Stadt. Jeden Abend neue Gesichter. Jeden Abend ein anderes Hotelzimmer. Grund genug, einmal auszubrechen.

by Julia Spicker


Smoking Blazer von John Richmond, District 1, ¤ 1299,– Latexhose von Tiberius, ¤ 1299,– Nietengürtel von Replay Schmuck von Stephen Webster

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Blazer von John Richmond, District 1, ¤ 879,– Latexhose von Tiberius, ¤ 1299,– Schmuck von Stephen Webster


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Weisses Pailettenhemd von Diesel, District 1, ¤ 199,– Mantel von Tiberius, ¤ 1400,– Schmuck von Stephen Webster Sonnenbrille von Dior


Pailettenhemd, schwarz, von Diesel, District 1, ¤ 199,– Jeans von Diesel, ¤ 170,– Blazer von drykorn for beautiful people, District 1, ¤ 329,– Gürtel von Drunken Sailors, Happy Needles, ¤ 35,– Schmuck von Stephen Webster

Jeans von John Richmond, District 1, ¤ 239,– Gürtel von Fishbone, New Yorker Schuhe, T-Sign bei Humanic, ¤ 29,95 Schmuck von Stephen Webster


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Hemd und Sakko von Guess, Preis auf Anfrage


40 Shirt und Schal von Guess by Marciano Mantel von Liska Hose von Diesel Schuhe: models own


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Schmuck vonSolar Plexus, ¤ 180,– Armbänder von Fossil


Mantel von Tiberius, ¤ 1400,– Jeans von Diesel, ¤ 170,–


Schal von Guess Jeans von Diesel, ¤ 170,– Parka von Refurbished, Preis auf Anfrage, Schuhe von G-Star


Text Manuel Simbürger Fotos Miriam Höhne

Reisen mit Stil

Wie reist der schwule Mann von Welt? NAME IT meint: Mit einer JU 52 und den dazu passenden Koffern. Wir haben`s für euch getestet.

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er moderne Mann ist auf der ganzen Welt zuhause. Wien, New York, Paris, London, Berlin, Lissabon – die Welt ist ein Dorf. Die einzige Konstante im Leben des (schwulen) Jetset-Mannes ist sein Reisebegleiter. Hier kommt es auf Stil, Gewicht, Form und Proportionen an. Da sind wir schon beim Thema „richtiges Gepäck”. Ganz nach dem Motto: Zeig mir deinen Koffer, und ich sag dir, wie du reist und wer du bist. NAME IT über den Wolken! Und weil wir gerade bei Fragen des Stils sind: Natürlich ist es angenehm, in einem modernen Großraumflugzeug Platz zu nehmen und das Boardprogramm bei einem Gläschen Champagner zu genießen. Aber drehen wir doch die Zeit um gut 60 Jahre zurück. In eine Epoche, wo das Reisen noch ein Privileg der Oberschicht war. Also ging NAME IT buchstäblich in die Luft – und unternahm einen Rundflug mit der „JU 52 HB-Hoy” (Baujahr: 1949). Mit an Bord: Die berühmten Aluminium-Koffer von Rimowa, die sich am Design der „guten, alten Tante JU 52”, orientieren. So viel Stil muss eben sein. Mit der JU 52 weiß man, was Fliegen „wirklich” bedeutet: Windstöße lassen das rund 30 Meter kurze Flugzeug ruckeln und wackeln – einen guten Magen sollte man auf

Auch Hollywoodstar Bradley Cooper weiß stilvoll zu reisen – sportlich, leger und mit dem richtigen Gepäck.

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Reisen wie vor 60 Jahren – NAME IT ging mit einer JU 52 in die Lüfte.

„Respekt zu zeigen ist kultiviert!“

NAME IT sprach mit Dieter Morszeck, Geschäftsführer von Rimowa, über kultiviertes Reisen.

Rimowa ist bekannt für seine Koffer aus Aluminium und Polycarbonat – beides Materialien, die auch im Flugverkehr verwendet werden. Wie kommt man auf so eine Idee? Morszeck: Mein Vater ist schon von Flugzeugen begeistert gewesen und mich fasziniert der Flugverkehr seit meiner Kindheit. Die Verbindung ist naheliegend, da Flugzeuge ebenfalls leicht und stabil sein sollten. Das Reisen ist für uns selbstverständlich geworden. Gibt es heutzutage noch kultiviertes Reisen? Morszeck: Da bin ich mir ganz sicher, nur ist dies in Zeiten des

Massentourismus nicht mehr direkt ersichtlich. Zu Zeiten meines Vaters waren Reisen noch etwas ganz Besonderes, was leider heute nicht immer so gesehen wird. Vorbilder für kultiviertes Reisen sehe ich auf meinen vielen Reisen durch die Welt – wer Land und Leute respektiert und dementsprechend behandelt, reist in meinen Augen kultiviert. Wie schwierig ist Gepäckdesign? Morszeck: Unser Design sind seit über 60 Jahren die Rillen, ich würde hier nicht von schwierig sprechen. Welche Richtung schlägt Rimowa in Zukunft ein? Morszeck: Wir möchten uns stets treu bleiben und machen, was uns Spaß macht. Natürlich möchten wir unseren Kunden auch immer neue, innovative Produkte anbieten – man darf gespannt sein!

Fotos beigestellt

Wie ist das perfekte Gepäcksstück? Dieter Morszeck: Das würde ich natürlich immer individuell betrachten, doch die Grundvoraussetzung sollte stets die Leichtigkeit des Gepäcks und natürlich die Qualität sein.


jeden Fall haben! Besonders, wenn man haarknapp an Bergen vorbeidüst (die JU 52 fliegt mit über 200 km/h) und ab und an auch mal scharfe Kurven fliegt – unwillkürlich fällt einem da „Top Gun” ein, nur dass Tom Cruise nicht neben einem sitzt. Gott sei Dank. Charakteristisch ist auch das dumpfe Grollen der drei großen BMW9-Zylinder-Sternmotoren, die das Feeling „Abenteuer Fliegen” zusätzlich verstärken. Als Passagier bekommt man die Möglichkeit, einen Blick ins offene Cockpit zu werfen, was man sich nicht entgehen lassen sollte! Der Komfort ist natürlich nicht mit jenem in modernen Flugzeugen zu vergleichen, Fußfreiheit und allzu bequeme Sitze gab es damals noch nicht. Das Wissen, dass die „Tante JU” als Lazarett- und Transportflugzeug eingesetzt wurde und somit das Leben vieler Soldaten rettete, lässt einem zusätzlich Schauer über den Rücken laufen. Die Wellblech-Konstruktion der Flügel erinnert dagegen auf den ersten Blick an Rimowa-Koffer und lässt eine Zeit wieder auferstehen, in der das Reisen noch ein Wert an sich war – der Weg ist das Ziel. Inspiration Flugzeug. Und während wir unsere Kreise ziehen, dabei kräftig durchgeschüttelt werden, wird uns bewusst: Schon (und gerade) damals waren stabile Koffer ein absolutes Muss. Bereits 1937 brachte Richard Morszeck, Sohn des Rimowa-Firmengründers Paul Morszeck und Vater des aktuellen Firmenvorstandes Dieter Morszeck, den weltweit ersten Überseekoffer aus Leichtmetall auf den Markt, 1950 folgte jene Innovationsidee, die Rimowa bis dato prägen sollte: Der erste Koffer aus Flugzeugaluminium erscheint und revolutioniert den Koffermarkt. Wir blicken auf die gerillten Wellenblech-Flügeln unseres Flugzeugs und da wird klar: Die JU 52, die bereits nach ihrem Erstflug 1932 für die Lufthansa zum Standard-Flugzeugtyp wurde und nur sechs Jahre später 75 Prozent des gesamten Luftverkehrs abdeckte, diente den Kofferfabrikanten als Vorbild. Oder, um es mit Dieter Morszecks Worten auszudrücken: „Diese Koffer sind unser Herzstück. Unser Herz ist aus Aluminium mit Rillen.”

Willem Defoe – lässig zieht der Hollywoodstar seinen Rimowa-Koffer hinter sich her.

Liev Schreiber (u. a. „Scream“) verwendet seine Koffer auch als Kinderwagen – praktisch!

Revolution mit Polykarbonat. Weil man sich in Herzensangelegenheiten weiterbilden, seinen Prinzipien aber treu bleiben muss, kam im Jahr 2000 der nächste Paukenschlag aus dem Hause Rimowa: Erstmals setzt Morszeck den recyclefähigen Werkstoff Polykarbonat im Kofferbau ein – ein Material, das unter anderem für Flugzeugscheiben eingesetzt wird. Das Ergebnis? Extrem belastbare und stoßfeste Gepäckstücke, bei denen Beulen – ganz praktisch – von alleine wieder herausspringen. Und auch, wenn es sexy ist, so Männer schwere Koffer schleppen: Schon die Aluminium-Koffer aus dem Jahr 1950 zeichneten sich durch ein sehr geringes Gewicht aus, durch Polykarbonat wird es nun möglich, dieses Gewicht noch mehr zu reduzieren. In der NAME IT-Redaktion selbst erprobt: Ein Rimowa-Koffer lässt sich mit nur einem Finger heben! Nun stellt sich aber die für schwule Männer entscheidende Frage: Sieht das Ganze auch gut aus? Ja, tut es! Die Koffer sind in verschiedenen Farben erhältlich und versprühen diese gewisse CelebrityExtravaganz. Kühle Eleganz mischt sich mit Vintage-Flair. Für die schicken Reisebegleiter muss man aber auch tief ins Geldbörserl greifen: Die guten Stücke gibt es ab 299,- Euro aufwärts. Dafür darf sich der Reisende in glamouröser Gesellschaft wähnen: Auch Stars wie Bradley Cooper, Liev Schreiber oder William Dafoe reisen nicht ohne ihre Rimowa-Koffer. Dafür sind die noch nie mit einer JU 52 geflogen… Wetten? n

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Interview Asim Aliloski

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n osen e ook-Gru (Schuhgröße auf Wir verl -Faceb n en NAME IT ptember post r Informatione en. re se n u Se eh loss , bis 10. d gewinnen! M sgesch n u e a t rd is e w n rmeg echtsw en!) – u Rotentu vergess sso.com. Der R i Colli-Filiale, e aro nb www.sc ini sind in Wie , erhältlich5 Mocass strasse

Italienisches Flair für Wien! Das österreichische Model Constantin Simon ist Gründer der exklusiven Herrenschuh-Marke Scarosso. Im Name IT Interview verrät das Model wie man auch unter schönen Menschen ohne Komplexe leben kann.

Wie sind die Österreicher gekleidet? Constantin Simon: Huch. Im internationalen Vergleich haben wir da einiges an Aufholpotenzial. Ich habe lange Zeit in Mailand und in der Modewelt gelebt und weiß, dass Mode dort einen anderen Stellenwert hat. Mode ist zwar nicht das Wichtigste im Leben, aber ab und zu darf man sich passend kleiden.

Für welche Label hast du schon gemodelt? Simon: Ich arbeite in Mailand, Hamburg, Wien. Letztens war ich für den Anzughersteller Boglioli in Mailand. Auch für Burberry und Armani war ich im Einsatz. Was magst du am Modeln außer dem Geld? Nur das Geld. (lacht)

Was ziehst du am liebsten an? Simon: Hemd, Jeans, Moccasins ohne Socken. Ich mag es leger: Armband, T-Shirt mit V-Ausschnitt. Individuell, farbenfroh, peppig, interessant. Sind die meisten auf der Straße langweilig gekleidet? Simon: Gerade im Business sehen die Leute den Anzug oft als Qual. Ich habe ihn dagegen genossen als ich noch im Finanzbereich gearbeitet habe. Wie gut kann ein Mann in Wien einkaufen? Simon: Gerade im deutschsprachigen Raum ist da noch einiges zu tun. Die Auswahl ist sehr begrenzt.

Wordrap mit Constantin Simon

Schuhe: ausdrucksstarkes Kleidungsstück, das viel über die Persönlichkeit des Menschen aussagt. Model: vielseitig, interessante Menschen, Reisen. Schwul: Als Model kenne ich die schwule Gemeinde sehr gut. Am Anfang war das sehr neu, jetzt habe ich einen guten Zugang dazu. Sex: Wichtiger Teil des Lebens, worum sich vieles dreht.

Wien ist langweilig? Simon: Wenn man in Italien lebt, sieht man Männer im schicken Business-Outfit am Fahrrad – das hat Flair und schaut cool aus. Letztens war ich in einem Mailänder Cafe. Da saß ein älterer Mann mit hellblauer Leinenhose, dunkelgelbem Kaschmirpulli, cooler Sonnenbrille und Mokassins… Simon: Das ist genau, was wir auch mit unseren Schuhen rüberbringen möchten. Die Leichtigkeit, das Flair und die Lebensfreude.

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Das ist ehrlich. Simon: Es gibt einem die Möglichkeit zu reisen, nicht nur als Tourist. Man wohnt ja dort für einige Zeit, geht normal in den Supermarkt und am Abend aus. Shanghai hat mir beispielsweise sehr gefallen. Und man lernt sehr viele hübsche Leute kennen. Kriegt man unter Schönlingen keine Komplexe? Simon: Ich habe aufgehört, mich mit anderen zu vergleichen. Am Anfang hab ich es schon gemacht. Man kann aber bei den Castings nicht jedem Ideal entsprechen, das gerade gefragt ist. Gegen Komplexe hilft also, sich nicht permanent mit anderen zu vergleichen? Simon: Ja, absolut. Du kannst nicht alle Schönheitsideale erfüllen.

Was muss der Mann im Kasten haben außer Scarosso-Schuhe? Simon: Ein weißes Hemd, das perfekt geschnitten ist. Am besten ein Maßhemd. Ich finde, man braucht auch einen coolen Anzug. Und wirklich angenehme schöne Raulederschuhe. Ich finde es toll, dass Schwule da ein viel breiteres Interesse haben, sich individuell zu kleiden, sich Dinge zusammenzustellen. Einfach die Möglichkeiten zu sehen, kreativ zu sein.

Also ist in Österreich noch nicht alles verloren? Simon: Man darf auch nicht zu streng sein! Ich finde es cool, wenn die Menschen einfach Freude haben…

Scarosso, Kosmas Pavlos

Wann hat ein Mann Stil? Simon: Eine zu kurze oder zu lange Anzughose, schlechter Schnitt des Sakkos – das geht jedenfalls nicht. Ich schaue persönlich immer auf die Schuhe. Die sollten einen eleganten Schnitt haben und passend zum Outfit sein.


Ă–sterreich entspannt.

Wien 103.2 Linz 102.0 Wels 95.8 Steyr 99.4 Gmunden 90.6 Klagenfurt 93.4

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It’s a gay world

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AHA! des Monats

Ist Nadal schwul?

Infektionen mit HIV steigen erneut Das Robert Koch-Instituts berichtet, dass in Deutschland im Jahr 2010 bei Männern, die Sex mit Männern haben, HIV-Infektionen weiter steigen. Von den 2.700 gemeldeten HIV-neuinfizierten Männern waren rund 2.200 homosexuell. Die meisten davon waren unter 30 Jahre, laut Studie aber lassen sich Männer über 45 Jahren weit weniger testen als jüngere. NAME IT fragt sich: Was ist los? Heutzutage sollten die Gefahren von HIV/AIDS und der Schutz davor bei jedem einzelnen angekommen sein. Am Life Ball sollte nicht nur gefeiert, sondern auch die Message dahinter verstanden werden. Play safe!

David Beckham und Christiano Ronaldo sind ein alter Hut (oder eher: alte Unterhosen), was Armani-Werbungen anbelangt. Der neue Körper des Kultlabels ist der spanische Tennisspieler Rafael Nadal. Aber: Irgendwie ist das alles fad, prickelnd kommt's nicht rüber. Das traute sich auch die britische Zeitung „Sunday Times“ zu schreiben und ging noch einen Schritt weiter: Ist Nadal schwul? Sein Styling und seine Körperhaltung erinnere an Freddie Mercury, die Beziehung zu seiner Freundin scheint auch mehr Schein als Sein zu sein. Zu viel für Nadal-Fans, die „Sunday Times“ wurde mit Hassbriefen bombardiert.

Körper & Geist Dummheit des Monats: Homöopathie gegen das Schwul-Sein www.gleichklang.de, Marcel Rolfes- pixelio.de, Silke Kaiser- pixelio.de

Frauen mit Gaydar!

Die meisten schwulen Männer haben ihn, Frauen anscheinend auch: Eine kanadische Studie fand heraus, dass Frauen die sexuelle Orientierung von Männern an deren Gesichtszügen erkennen können. Diese Fähigkeit ist übrigens noch ausgeprägter, wenn Frauen in ihrer fruchtbaren Phase oder in romantischer Stimmung sind. Kein Witz. Wir sollten wieder öfter mit unseren Freundinnen um die Häuser ziehen. Die wissen wenigstens, wie und wo der Hase läuft …

Wie groß ist dein Ringfinger?! Handlesen einmal anders: Je länger beim Mann der Ringfinger im Vergleich zum Zeigefinger ist, desto länger ist auch der Penis - das will nun eine südafrikanische Studie herausgefunden haben. Untersucht wurden dabei insgesamt 144 Männer zwischen 21 und 89 Jahren. Mehr schreiben wir darüber gar nicht mehr, weil du wahrscheinlich gerade dabei bist, deine Finger zu begutachten …

Wäre es nicht so traurig, wär´s schon wieder lustig: Der deutsche „Bund katholischer Ärzte” (BKÄ) bietet auf seiner Homepage „Therapiemöglichkeiten von Homosexualität” an (obwohl wenige Zeilen davor noch festgestellt wird, dass „Homosexualität keine Erkrankung” sei). Neben psychotherapeutischen Maßnahmen werden auch - jetzt kommt´s - homöopathische Mittelchen gepriesen. Weil man Suchenden eine Hilfestellung geben möchte, so der BKÄ. Schließlich leiden so viele schwule Männer an ihrer sexuellen Orientierung und würden sich wünschen, es wäre anders. Wir würden uns auch wünschen, katholische Kreise wären anders. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland stieg bereits auf die Barrikaden. Gut so!

balance

Gerücht des Monats

Haarige Angelegenheiten

Rasiert oder natürlich haarig? Eine aktuelle Studie von Gillette zeigt, dass die Meinungen zwar auseinandergehen, Männer aber genauso deutlich wie Frauen wissen, was sie in punkto Rasur wollen. Beinahe alle Befragten (96 %) rasieren sich im Gesicht, schon deutlich weniger widmen sich auch anderen Körperstellen: 38 % entfernen ihre Achselhaare, immerhin 33 % bringen ihren Intimbereich in Form – 2/3 davon lieben es hier glatt. Wer schön sein will, muss auch Zeit investieren: Die Intimrasur dauert durchschnittlich 6,4 Minuten, das Gesichtshaar ist dagegen schon in 5,7 Minuten entfernt. Und: 71 % der befragten Männer, die sich im Gesicht rasieren, gaben an, sich „sehr attraktiv“ zu finden. Körperpflege lohnt sich also.

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Text Michael Schmucker

Alter Sack?!

Schwule Männer und das Alter

Es ist bis heute ein Tabuthema, über das nur ungern – selbst innerhalb der Community – gesprochen wird: Schwule und das Alter. Jugendwahn und vielleicht die eigene Angst vor dem Altern führen dazu, dass junge Homosexuelle bis heute ihre älteren Gleichgesinnten meistens ignorieren oder sogar ausgrenzen. Wie geht es also dem schwulen älteren Mann im Jahr 2011?

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ine neue Studie aus Großbritannien rüttelt mit ihren alarmierenden Ergebnissen auf: Demnach leben über 75 Prozent der älteren Homosexuellen in England alleine, sind oftmals sozial isoliert – und haben sich in erschreckend hohem Ausmaß total zurückgezogen, wollen nicht mal mehr über ihre Bedürfnisse oder ihre Sexualität sprechen. Ähnliches bestätigt eine Studie der amerikanischen UCLA. Auch im Sonnenstaat Kalifornien leben über die Hälfte der älteren Schwulen zwischen 50 und 70 Jahren alleine. Zum Vergleich: Bei den heterosexuellen Altersgenossen sind es gerade einmal 13 Prozent. Alt und krank. Die Einsamkeit vieler älterer Schwule sei auch ein Hauptgrund, warum Homosexuelle im Alter deutlich eher erkranken als gleichaltrige Heterosexuelle. Studienleiter Steven Wallace: „Viele ältere Schwule und Lesben in Kalifornien haben keine biologischen Kinder und kaum Rückhalt in ihrer Familie.“ Allein gelassen würden diese Menschen dann schneller erkranken. Einfach, weil der soziale Kontakt, das Miteinander und das Füreinander-Dasein völlig fehlen. Und wie sieht es bei uns in Österreich aus? Zwar zeigen alle Studien, die seit rund zwanzig Jahren in diesem Bereich gemacht wurden, übereinstimmend, dass sich ältere Homosexuelle von jüngeren Generationen ausgegrenzt fühlen. Doch belegt das Datenmaterial auch den gestiegenen Drang älterer Männer, in der Öffentlichkeit und speziell auch in der Szene vermehrt wahrgenommen zu werden. Österreich ist weiter! Der Berliner Sexualforscher Dr. Michael Bochow kam in einer Umfrage unter schwulen Männer, die sich im sogenannten „dritten Lebensalter“ befinden, zum Ergebnis, dass die Hälfte der über 55-jährigen Homosexuellen in Ländern wie Österreich oder Deutschland in einer festen Partnerschaft leben. Und das wirke sich positiv auf deren Lebensgefühl aus. Auch seien bei uns ältere schwule Männer – und das erstaunt und erfreut – insgesamt gesellschaftlich besser integriert als etwa in den angelsächsischen Ländern. Diese Tendenz bestätigt auch der deutsche Lesben-undSchwulenverband, kurz LSVD. In Mitteleuropa formieren sich unter dem Motto „Gay and Gray“ selbstbewusste schwule Senioren und beginnen langsam, die selbstgewählte, oft durch die strafrechtliche Verfolgung früherer Jahrzehnte geprägte Isolation zu verlassen. Es gibt zum Beispiel die ersten schwulen Wohnprojekte für Ältere (NAME IT berichtete), gemeinsam organisierte Freizeitaktivitäten und öffentliche Veranstaltungen. Doch es gebe noch viel tun, gerade im Bereich Altenpflege herrsche nach wie vor ein enormer Informationsmangel, so der LSVD weiter. Schwule Senioren müssen oftmals nach einem Leben im Kampf für Gleichberechtigung in einem (traditionell heterosexuell ausgerichteten) Altersheim aus Angst vor Diskriminierung ihre sexuelle Identität erneut verbergen. Das Thema Sex unter älteren Homosexuellen wird wieder zu einem (verletzenden) Tabu. Denn nicht nur in Heimen gilt: Ein Senior ist automatisch heterosexuell, am besten asexuell. Ob man verheiratet, verwitwet oder geschieden, ob man Kinder hat oder nicht – das interessiert die Heimleitung. In der Süddeutschen Zeitung wurde dazu ein deprimierendes Bild gefunden: „Die Alten sitzen dann am Kaffeetisch, die einen ziehen stolz Fotos der Enkel aus der Tasche, und daneben sitzt der schwule Senior und hofft auf Themenwechsel.“

Schwul, älter = kein Sex? In der Gesellschaft – aber auch in der schwulen Szene – herrscht nach wie vor die Meinung vor, ältere Homosexuelle hätten oder dürften keinen Sex mehr haben. Dieses Klischee stimmt jedoch keineswegs: Rund 80 Prozent der schwulen Männer über 50 Jahre haben durchaus noch sexuelles Interesse, ein Großteil von ihnen hat im Durchschnitt noch einmal in der Woche Sex. Nur 14 Prozent der Befragten einer (international durchgeführten) Studie der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Journal of Homosexuality leben gänzlich ohne Geschlechtsverkehr. Laut einer New Yorker Studie von Raymond Berger sind sogar rund 75 Prozent der schwulen Senioren mit ihrer Sexualität insgesamt zufrieden. Basis für ein erfülltes Sexualleben auch im höheren Alter ist dabei zumeist die eigene Lebensgeschichte: Wer seine Sexualität auch in jüngeren Jahren ausgelebt hat, wird diese auch im Alter schätzen und versuchen, diese zu genießen. Ob mit einem Partner oder auch alleine. In diesem Punkt sind homosexuelle Senioren den gleichaltrigen, heterosexuellen Männern sogar ein wenig im Vorteil. Dies bestätigt der Sexualwissenschaftler Professor Dr. Martin Dannecker, der sich ausführlich mit dem Thema im Rahmen einer Tagung der Schwulenberatung Berlin beschäftigt hat: „Alle empirischen Resultate deuten daraufhin, dass homosexuelle Männer in jeder Altersgruppe eine höhere sexuelle Aktivität als heterosexuelle Männer haben. Diese Differenz geht vor allem auf die weitaus höhere Onaniehäufigkeit von homosexuellen Männern zurück. Das gilt auch für homosexuelle Männer, die in einer Beziehung leben.“ Kurz: Auch die (sexuelle) Liebe zu sich selbst hält jung und fit. Und macht glücklich. Mehr Respekt – auch innerhalb der Community! Ist also eigentlich alles in Ordnung mit den schwulen Alten? Nicht ganz, denn die größte Enttäuschung erfahren homosexuelle Senioren in der schwulen Szene durch den nach wie vor vorherrschenden Jugendkult. Laut Bochow gilt in der schwulen Community der Faktor „Jugendlichkeit“ als geradezu unerlässliche Bedingung für das Begehrtwerden. Die meisten in der Studie befragten Senioren bevorzugen aber erstaunlicherweise Gleichaltrige als Sexualpartner, nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz jagt verbissen – und manchmal zum Schmunzeln einladend – der verlorengegangenen Jugend nach. So findet sich in Internetforen wie Gayromeo ab und an ein selbsternannter „Boy“, dessen Alter weit jenseits der 50 Jahre liegt. Dank solcher Einzelfälle hält sich so beharrlich das Klischee vom „lüsternen alten Sack“. Doch diese, dem Jugendwahn verfallenen Männer, sind definitiv die Ausnahme – trotzdem werden Ältere in der Szene fast immer als nicht existent behandelt. Eine Tatsache, die extrem schmerzt und kränkend wirkt. So kann es für einen älteren Homosexuellen sehr bitter sein und vereinsamend wirken, wenn die Community, für deren Gleichberechtigung er sich viele Jahre eingesetzt hat, nun selbst von ihm nichts mehr wissen will. Der schwule Jugendwahn raubt älteren Homosexuellen einen ganz wesentlichen, sinnstiftenden Teil ihrer Identität. Denn, so Bochow: „Noch wichtiger als das Ausüben von schwuler Sexualität ist das Aufrechterhalten der schwulen Identität.“ Vielleicht würde der schwulen Szene ein bisschen mehr Toleranz, die Homosexuelle zu Recht für sich einfordern, selbst auch gut tun? n

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Der grosse NAME IT-test

Sporttyp Welcher

Text Heidelinde Fischer

bist Du?

Dass Sport gesund ist wissen wir alle. Dass er uns fit, schlank und sexy macht, hoffen wir alle. Noch dazu ist er einer der besten Anti-Stressmittel. Trotz dieser Vorteile schaffen es dennoch nur wenige sich aufzuraffen und regelmäßig Sport zu betreiben. Gründe und Ausreden finden wir nur allzu leicht. Doch damit ist jetzt Schluss!, Denn der NAME IT-Sporttest sagt Dir, welcher Sport für Dich genau der richtige ist! Garantiert. Wann betreibst Du am liebsten Sport? 1.) am Wochenende. E 2.) 4 bis 5 Mal pro Woche, sonst bekomme ich Entzugserscheinungen. B 3.) Wenn grad nichts Besseres zu tun ist (was irgendwie gar nicht so oft der Fall ist)! A 4.) 2 bis 3 Mal in der Woche, aber regelmäßig. C, D 5.) Sport? Na gut, morgen fang ich an. F Sport machen – wozu? 1.) Klar doch! Um andere zu besiegen, um der Beste zu sein, um zu gewinnen. B 2.) Weil ich dabei am besten entspannen und abschalten kann (außer natürlich bei … aber, das ist ja auch Sport) C 3.) Um dem Alltag zu entfliehen. D 4.) So finde ich meine innere Ruhe und Zufriedenheit. A 5.) Weil man schließlich was für seine Gesundheit tun muss. Ich bleibe ja auch nicht ewig jung. E 6.) Das frage ich mich eigentlich auch! F Was ist für Dich am wichtigsten beim Sport? 1.) Freunde zu treffen, Spaß zu haben, flirten!!! C 2.) Es langsam angehen zu lassen. Der Weg ist wichtiger als das Ziel! A 3.) Der Wettkampf, das Messen mit anderen (die sowieso nie meine Klasse erreichen!). B 4.) Ihn im Fernsehen anzusehen. Es hat schon was, Männern beim Schwitzen zuzusehen. F 5.) Das „ganz bei sich Sein“, hier kann ich mich ganz auf mich konzentrieren. D 6.) Ich will mich so richtig fordern, obwohl

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ich Trainingspausen mindestens genauso schätze. E Wann bist Du nach dem Sport so richtig zufrieden? 1.) Wenn ich mich müde aber auch erholt fühle und eine Stunde Ruhe genießen konnte. D 2.) Wenn es mir nach einem stressigen Arbeitstag wieder gut geht. A 3.) Wenn mir meine Konkurrenten anerkennend auf die Schulter klopfen (oder sich sonst wie angetan zeigen!). B 4.) Wenn ich mit meinen Trainingspartnern noch auf ein Bier gehen kann (und danach…?). C 5.) Wenn ich kaum Schweiß vergießen musste und die Frisur noch sitzt wie zuvor. F 6.) Wenn meine Muskeln schmerzen und mein Herz rast. E Wie lautet Dein Motto beim Sport? 1.) Only the strong survive! 2.) Sport ist Mord! 3.) In der Ruhe liegt die Kraft. 4.) Spiel und Spaß! 5.) Am meisten Spaß macht´s mit mir selbst! 6.) Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden. Für mich ist es ein schönes Gefühl wenn ich… 1.) in Ruhe auf meinem Sofa chillen kann! 2.) in meinen Gedanken versunken in eine andere Welt abtauchen kann. 3.) meinem Spieltrieb endlich nachgeben kann. Es lebe das Kind im Manne! 4.) unter Menschen bin, ich kann einfach

E F A C D B

F D B

nicht allein sein! C 5.) an meine Grenzen gehe – oder darüber hinaus. E 6.) innere Harmonie spüre und mich nichts erschüttern kann. A Was fällt dir in deinem Leben (auch abseits des Sports) am schwersten? 1.) Still zu sitzen. C 2.) Konsequent und diszipliniert bei einer Sache zu bleiben. A 3.) Mich vor anderen Leuten zu präsentieren. D 4.) Mich auf andere zu verlassen, Hilfe anzunehmen, Aufgaben zu delegieren. B 5.) Zeitmanagement. E 6.) Mich zu motivieren und die Geduld aufzubringen, eine Sache langfristig zu verfolgen. F Wenn ich Sport mache, freue ich mich darüber, dass… 1.) Körper und Geist gefordert werden (wie bei gutem Sex!). A 2.) ich endlich wieder angestauten Frust abbauen konnte, jetzt übersteh ich den Rest der Woche leichter (wie bei gutem Sex!). E 3.) ich herumtoben kann und mit anderen Zeit verbringe (wie bei gutem Sex!). C 4.) ich mich wieder auf die wesentlichen Dinge in meinem Leben konzentrieren kann, ohne gestört zu werden (wie bei gutem Sex!) D 5.) ich mir durch meine Leistungen den Respekt anderer verdiene (wie bei gutem Sex!). B 6.) der Mann hinter der Fitnessbar so ein schnuckeliger Typ ist und ich heute seine Telefonnummer ergattern konnte (und danach… guter Sex!). F


Auswertung Zähle, wie oft du welchen Buchstaben angekreuzt hast. Lies bei jenem Buchstaben nach, den du am öftesten ausgewählt hast. Solltest du bei mehreren Buchstaben die gleiche Auswertung haben, bist du ein Mischtyp. Typ A – Der Genießer Für dich ist der Genuss das Wichtigste. Bei jeder körperlicher Betätigung. Du lässt es lieber langsam angehen, es geht dir nicht darum Rekorde zu brechen, du brauchst den Sport um zu entspannen und abzuschalten. Regelmäßiges Training ist nicht in deinem Terminkalender eingeplant, gibt es doch noch so viele andere Dinge, die man genießen kann! Der Genuss-Sportler braucht Bewegungsarten, die Körper und Geist fordern. Empfehlenswert sind vor allem Sportarten, die man in freier Natur ausüben kann, etwa Wandern, Golfen oder Nordic Walking. Diese Sportarten können auch Menschen ausüben, die nicht so oft trainieren, sie bewegen praktisch alle Muskelgruppen und wirken sich positiv auf die Ausdauerleistung aus. Und bei Schlechtwetter einfach einen Yoga-, Pilatesoder Qi Gong-Kurs besuchen. Typ B – Der Wettkämpfer Du willst dich mit anderen messen, du möchtest deine Leistung stetig steigern und du suchst den Wettkampf. Wahrscheinlich nicht nur im Sport! Dabei spielt es keine Rolle, ob du als Einzelsportler agierst oder in der Mannschaft, Hauptsache die Konkurrenten erschaudern beim Anblick deines gestählten Köpers. Du brauchst klare Ziele, ich rate dir zu einem Trainingstagebuch, vielleicht auch mit Begleitung durch einen Personal Trainer. Gut geht es dir erst dann, wenn du dich beim Sport richtig auspowern kannst. Kraftvolle, schnelle Sportarten wie Boxen, Mountainbiken aber auch herausfordernde wie Klettern sind für dich geeignet. Den Spieler in dir reizt in erster Linie der Wettkampf. Um deine Motivation aufrecht zu erhalten solltest du regelmäßig an sportlichen Wettkämpfen teilnehmen, dann hast du auch ein konkretes Ziel, auf das du hinarbeiten kannst. Wir sehen uns beim nächsten Iron Man!

Typ C – Der Gemeinschaftssportler Du brauchst Menschen um dich, Sport ist für dich in erster Linie ein Gemeinschaftserlebnis. Du genießt es in der Gruppe oder mit Freunden aktiv zu sein. Das muss nicht gleich eine ganze Mannschaft sein, es reicht auch der beste Freund, nur alleine magst du dich gar nicht motivieren! Ich rate daher, dein Training auch so zu planen. Verabrede dich mit Freunden zum gemeinsamen Sporteln! Geeignete Sportarten sind alle Mannschaftssportarten, wie Fußball, Volleyball, etc. aber auch Radfahren oder Laufen. Versuch es doch einmal auch mit einem Tanzkurs, gemeinsam mit anderen macht Bewegung einfach viel mehr Spaß. Trainiert wird dabei vor allem deine Beweglichkeit, Koordination und Kraftausdauer. Der Gemeinschaftssportler geht aber auch gerne ins Fitnesscenter, denn da findet sich immer jemand, mit dem man auch seine sozialen Fähigkeiten trainieren kann… Typ D – Der Einzelsportler Ins Fitnessstudio bringt man dich nur unter lautstarkem Protest. Du magst es nicht, wenn dir andere beim Training zusehen und unterhalten willst du dich während des Sports schon gar nicht! Solo-Sportler bevorzugen daher Ausdauersportarten in freier Natur – etwa einen einsamen Waldlauf. Schwimmen ist ebenfalls eine geeignete Sportart, so abgetaucht, kannst du der ganzen Welt entfliehen. Aber auch Heimtraining ist eine sinnvolle Alternative. Um am Hometrainer effektiv zu trainieren, brauchst du ein hohes Maß an Disziplin und Konsequenz. Dennoch kann man seinen Körper durchaus auch mit Elastikband oder den guten alten Liegestützen und Kniebeugen kräftigen, solange das Training regelmäßig stattfindet. Ausdauer fördernde Sportarten wie Radfahren, Joggen oder Inlineskaten sollten dieses Training ergänzen. Das Gute ist, dass du bei diesen Sportarten das Tempo und dadurch die Anstrengung je nach Fitnesszustand variieren kannst!

Typ E – Der Teilzeitsportler Du trainierst ausschließlich an wenigen Tagen, zumeist am Wochenende, um dein Gewissen zu beruhigen. Wenn du dann sportlich aktiv wirst, neigst du mitunter dazu, die Sache maßlos zu übertreiben. So erhöht sich allerdings das Risiko irgendwann gar nicht mehr motiviert zu sein und den Sport ganz zu lassen. Teilzeitsportler müssen lernen, Bewegung zu einem Fixpunkt in ihrem Alltagsleben zu machen, die Regelmäßigkeit ist wichtiger als das Ausmaß! Baue kurze Bewegungsabläufe (Yogaübungen, Liegestütze, Sit ups) in deinen Tagesablauf ein. Verabrede dich mit Freunden zum Training, möglichst zu einem, bei dem ein Platz reserviert werden muss und man dafür bezahlt, auch das motiviert! Tennis etwa! Typ F – Der Nicht-Sportler Warum hast du eigentlich diesen Test gemacht, du weißt doch längst das Sport nichts für dich ist. Dein Körper braucht dennoch regelmäßige Bewegung – und auch dein Geist! Du brauchst ideale Bedingungen, um Sport machen zu wollen, das heißt keine Überanstrengung und ein schönes Ambiente. Wir empfehlen Sport in der Gruppe, da hier der Druck höher ist, wirklich teilzunehmen. Achte darauf, dich mit Leuten zu verabreden, die ungefähr dein Leistungsniveau haben! Mach es Alfons Haider nach und buche einen Tanzkurs, besser lässt sich sportliches Training und Spaß nicht vereinen! Du wirst sehen: Sport macht tatsächlich glücklich!

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August/September

HOROSKOP von Heidelinde Fischer

ZWILLING

WIDDER

Du fühlst dich eingeschränkt und bevormundet, das stachelt deine Streitlust an. Lieber auf den Boxsack einschlagen, als blind um dich zu schlagen. Sport tut gut! So ermüdet, schaffst du eine diplomatischen Haltung, was sich in Liebesdingen positiv auswirkt. Liebe:  Erfolg: 

Der Weg ist wichtiger als das Ziel - das solltest du dir vor Augen halten, denn über deine Ziele bist du dir gerade nicht im Klaren. Macht nichts! Du begegnest auf deinem Weg ungewöhnlichen Menschen, die dich auf interessante neue Ideen bringen. Umsetzen! Liebe  Erfolg 

JUNGFRAU (-MANN)

Geheim gehaltenes kommt jetzt ans Tageslicht. Taktiere klug, denn die Konkurrenz schläft nicht! Im August noch schwach und verletzlich, startest du im September voll mit besten Chancen in der Liebe durch – es muss ja nicht der Mann fürs Leben sein!? Liebe  Erfolg 

Glückskind Skorpion

Besser geht´s nicht! Im Job stichst du durch deine Leistung hervor, in der Liebe läuft es harmonisch und körperlich bist du in Topform. Soviel kosmisches Glück kannst du in deine Karriere oder in dein Privatleben investieren – aber bitte vor Ende September! Liebe  Erfolg 

Den Partner festzuhalten, obwohl er sich nicht sicher ist, ob er wirklich mit dir zusammen sein möchte? Wozu? Alleine bleibst du sowieso nicht lange, die Sterne sehen heiße Partynächte auf dich zukommen. Viel Selbstbewusstsein macht dich sexy! Liebe  Erfolg 

Glückskind

WAAGE

SCHÜTZE

Ablenkung vom Gefühlschaos bietet der Arbeitsalltag, da wirst du besonders gefordert. Der richtige Zeitpunkt um mehr Gehalt zu verlangen. Im September heißt es aufräumen – auch in deinem Leben. Trenne dich von Dingen (Menschen?), die nur noch eine Last sind! Liebe  Erfolg 

FISCHE

Genau jetzt solltest du nach den Sternen greifen! Das wird im Beruf belohnt, und in der Liebe! So verliebt warst du das letzte Mal als Teenager! Um deinen Schwarm ins Netz zu bekommen, musst du deine Aktionen planen. Gutes Timing ist alles! Liebe  Erfolg 

 Die Sterne lieben dich! 

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Inspiriert, brillant und galant startest du in den August. Die Sterne raten dir genau jetzt an der Verwirklichung eines lang gehegten Traums zu arbeiten – es gelingt! Im September sind es dann die Liebessterne, die dir mehr als nur gut gesinnt sind! Liebe  Erfolg 

Du kannst deine Talente ins beste Licht rücken und erfolgreich neue, kreative Wege beschreiten. Nur in der Liebe kommt es heiß und kalt – im August schwebst du dank umwerfenden Sexappeals auf rosa Wolken, im September droht Sturzgefahr! Liebe  Erfolg  Alles okay 

Zurzeit hast du wenig zu lachen, denn nichts läuft wie geplant! Die Sterne raten, deine Ziele neu zu definieren und deinen Gefühlen endlich freien Lauf zu lassen – friss nicht alles in dich hinein! Durchhalten heißt es auch noch im September, aber alles wird gut. Liebe  Erfolg 

STIER

Dir werden Erfolge auf dem Silbertablett serviert, selbst wenn du dich dem süßen Nichtstun und dem Genuss hingibst (und das wirst du im August). Gott sei Dank bietet sich genug Gelegenheit, die Kilos wieder „abzuarbeiten“ – ein lustvoller Sommerausklang erwartet dich! Liebe  Erfolg 

WASSERMANN

LÖWE

Gute Zeit 

STEINBOCK

Anstrengende Zeit 

Neptun ist schuld, dass du deine Ideen nicht so umsetzen kannst, wie gewollt. Deine Mitmenschen reagieren ablehnend. Gottseidank nur im Job! In der Liebe kannst du dir alles erlauben, frei und ungehemmt, so wie der Wassermann es gerne hat! Liebe  Erfolg 

Durchhalten! Das Weltall ist derzeit gegen dich.

istockphoto.com/red frog

KREBS


it e z h c o h m u a r T e in e D e n n i w e G

g! r u b lz a S in

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Shop des Monats

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Gemeinsam alt werden Porcelain is a gay’s best friend Der Augarten Wien, eine der ältesten Porzellanmanufakturen, kann auf eine 300-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Um dem exquisiten Ruf auch gerecht zu bleiben, präsentiert sich der neue Augarten-Flagshipstore in der Spiegelgasse 3 (1010 Wien) in einem ganz außergewöhnlichem Design: 20.000 Porzellanscherben, die von der Decke hängen. Warmgewalztes Stahlblech, das Boden und Möbel ziert. Rotbraunes Leder an Pulten und Wänden. Ein maßgeschneiderter 5 Meter langer Präsentationsflügel. Schauregale mit hochglänzender Mahagonioberfläche und Alcantarabespannung. Das klingt gut – und schaut auch toll aus! Verantwortlich für dieses exquisite Interieur zeichnet Philipp Bruni.

„Schwules Wohnen” wird immer aktueller und beliebter – nach dem queeren Wohnmodell „Queerbau” (siehe NAME IT 17), das immer noch in der Vorbereitungsphase steckt, macht aktuell die „schwule Senioren-WG” in der Paulanergasse (1040 Wien) von sich reden. Die Firma „Bauer und Partner”, seit Jahrzehnten im Bereich von Gesundheitseinrichtungen tätig, errichtete eine Senioren-Wohngemeinschaft, die sich ausschließlich an schwule Männer richtet. Denn schließlich will keiner alleine alt werden – aber alt werden wir alle. Die 25m2-großen Zimmer dienen als Rückzugsort, es gibt aber auch eine Gemeinschaftsküche, Gruppenräume und zahlreiche Sanitäreinrichtungen. Die WG ist behindertenund seniorengerecht eingerichtet, es gibt zusätzlich einen 24-Stunden-Notdienst und eine wöchentliche Wohnungsreinigung. Das Projekt entstand in Kooperation mit der Stadt Wien, die Kosten betragen 950,- Euro im Monat. Mehr Infos unter buero@bauer.co.at.

Wohnen & Design

Beigestellt, Vitra, Russell Hobbs , Alice Schnür-Wala, Rainer Sturm-pixelio.de

Favorit des Monats

Der singende Toaster

Manchmal kommen der NAME ITRedaktion Produkte unter, die so außergewöhnlich sind, dass wir es oft selbst nicht glauben. Wie zum Beispiel dieser Edelstahl-Toaster im Fifties-Look von Russell Hobbs! Da wollen wir sofort Grease-Songs trällern, wenn man da flockig ein Toastbrot reinschiebt. Und das könnte man tatsächlich, denn der Swing-Toaster ist mit Radio und MP3-Anschluss ausgestattet. Und praktische Dinge wie variable Bräunungsstufen (für den Toaster, nicht den MP3-Player) oder einen Bröselbehälter gibt’s auch dazu.

Sommerliche Leichtigkeit

Zweimal im Jahr inspiriert „Flamant Home-Interieurs“ mit einer neuen Kollektion. Um das Sommer-Feeling zu unterstreichen setzen die InterieurSpezialisten in dieser Saison auf klare, reduzierte Linien und fröhliche Farben. Bunte Sitzwürfel oder minimalisierte, dafür umso elegantere Accessoires lassen beim Möbelinhaber das Herz höher schlagen. Noch nie war der Sommer so trendig wie dieses Jahr.

Pimp my garden

Der Garten – die sommerliche Chill-Out-Area, besonders, wenn das Geld gerade nicht für den Urlaub reicht. Im eigenen „grünen Wohnzimmer“ kann man die Seele baumeln lassen, da tun’s irgendein dahergelaufener Plastiktisch und klapprige Sessel einfach nicht mehr. Gartendesign steht heutzutage dem Innen-Interieur um nichts mehr nach. Das Einrichtungsfirma Vitra präsentiert diesen Sommer herrlich frische Gartenmöbel und -accessoires, mit denen man sich bestimmt von Nachbars Garten abhebt. Und sie passen optisch sogar zum Fifties-Toaster (siehe nebenan), auch ganz praktisch.

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IE SER S WOHNEN

SCHWULE CH IN ÖSTERREI

Wie lebt der moderne, schwule Single-Mann? Wir haben den 23-jährigen Markus in seinem neuen Domizil in Wien besucht – und sind in eine Welt voll Mode, Kreativität und Stil eingetaucht. Text Manuel Simbürger Fotos Miriam Höhne

Viele Hüte, ein großer Spiegel – und alles in weiß und schwarz gehalten. So lebt Markus seinen Traum von der ersten Singlewohnung.


„Meine erste Single-Wohnung“ M

änner kommen und gehen, die Wohnung bleibt. Das dachte sich auch der 23-jährige Markus, als er vor zwei Monaten in seine 50m² große Wohnung im 17. Wiener Gemeindebezirk zog. „Mit einer Wohnung verhält es sich wie mit Männern: Sie muss mich sofort ansprechen und das gewisse Etwas haben. Ich muss wissen: Das ist meins!”, zieht Markus gleich zu Beginn unseres Besuchs am liebevoll gedeckten Kaffeetisch Parallelen zwischen Wohn- und Liebesleben. „Schließlich soll eine Wohnung Rückzugsort sein, aber auch das eigene Ich ergänzen und widerspiegeln. Sie ist dein persönliches Reich, komme was wolle.” Und, das muss jetzt auch noch schnell gesagt werden: „Männer kommen und gehen, aber die Wohnung bleibt.” Bevor wir uns aber die Einrichtung (und somit Markus´ Charakter) näher ansehen, gehen wir zurück zum Start. Start in ein neues Leben. Die Wohnungssuche war „aufreibend und spannend”, erinnert sich Markus. Eingezogen ist er erst vor zwei Monaten. „Weil sich mein Leben damals grundlegend änderte.” Markus hat nicht nur den Job gewechselt (er arbeitet jetzt als Verkäufer bei einer großen Modekette), auch seine Beziehung ging überraschend nach sechs Jahren in die Brüche. Da er aber mit seinem Freund zusammenwohnte, „musste ich so schnell als möglich raus – im wahrsten Sinne des Wortes. An einer eigenen Wohnung führte kein Weg vorbei.” Er hatte sich viele Wohnungen angesehen, die richtige war aber nie dabei. Sie seien zwar alle schön, aber zu kühl und zu kalt gewesen, erinnert sich Markus. „Ich hatte bei den leeren Räumen keine Vision, wie ich sie einrichten sollte. Das ist aber ein Muss – ein Raum muss von mir Besitz ergreifen, ich muss mich sofort wohlfühlen, wenn ich ihn betrete.” Und, davon ist Markus überzeugt: „Eine Wohnung schreit nach einem. Nicht du suchst die Wohnung aus, sondern die Wohnung sucht dich aus.” Den Eltern sei Dank. Ganz so verlief es dann aber doch nicht, als er die Wohnung im 17. Bezirk fand. „Ich kannte natürlich Fotos, beim Besichtigungstermin musste ich aber arbeiten. Also haben das meine Eltern übernommen.” Bewerber für die Wohnung gab es viele, also war eine schnelle Entscheidung gefragt. Markus ging ein Risiko ein – und vertraute sein zukünftiges Wohl- (und Wohn-)gefühl ganz Mama und Papa an. Wenn die Wohnung nur annähernd so schön wie auf den Fotos aussah, mögen sie doch zuschlagen, trug Markus seinen Eltern auf. „Meine Eltern kennen meinen Geschmack – sie wussten, die Wohnung ist die richtige für mich.” Nervös war er trotzdem, denn die Wohnung betrat er das erste Mal erst nach Vertragsunterzeichnung und Schlüsselübergabe. „Ich mache oft extreme Sachen.” Aber, großes Aufatmen, die Wohnung erwies sich von Beginn an als Glücksgriff – „etwas, das ich meinen Eltern zu verdanken habe”, ist Markus auch heute noch gerührt. „Sie haben mich beim Prozess der Wohnungssuche tatkräftig unterstützt und sind auch weiterhin immer für mich da. Deshalb: Danke, Mama und Papa!” Ich selbst sein. Das Gefühl, angekommen zu sein, hatte Markus recht schnell, nämlich gleich am ersten Tag. „Als ich das erste Mal

in der Wohnung aufgewacht bin, habe ich mich in den damals noch leeren Räumen umgeschaut. Und plötzlich realisierte ich: Das hier ist alles meins! Das ist mein Reich, das ich gestalten kann, wie ich will. Hier darf ich ich sein.” Heißt konkret? Ein moderner Style durchzieht alle Räume, vor allem in schwarz und weiß gehalten. Wieso? „Weil es sehr stylish aussieht”, ist die lapidare Antwort, die aber doch auf Markus´ Charakter schließen lässt: Der junge Mann legt großen Wert auf Stil, sei es in Sachen Mode oder eben bei der Wohnungseinrichtung. Wobei, das will Markus schon betont wissen: „Stil bedeutet nicht Kälte oder blind irgendwelchen Trends zu folgen. Ein Style muss immer zu einem passen, muss immer die Persönlichkeit widerspiegeln.” Austria’s next Topmodel. In der Wohnung schafft dies Markus durch gezielt platzierte Accessoires und die einen oder anderen Farbtupfer (zum Beispiel im Badezimmer). Das schwarze Stoffschaf auf der Wohnzimmercouch symbolisiert ihn selbst, wie Markus sagt.

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Die Modepuppe Wölfchen ist der perfekte Mann für Markus: „Er redet nicht zurück, braucht kein Geld, beschützt mich und kann Modelmaße vorweisen.” An der Staffelei kann sich Markus künstlerisch austoben – während der Rest der Wohnung sehr auf Schwarz-Weiß-Kontraste setzt.

Die Bilder, die sich im Wohn- und Schlafzimmer befinden, hat er alle selbst gemalt, eine Staffelei besitzt er auch. „So verwirkliche ich mich selbst.” Den Spiegel im Wohnzimmer hat Markus „von der Mama bekommen”, er bezeichnet ihn als „Heidi-Klum-Spiegel”. Denn Markus´ große Leidenschaft ist die Modelcasting-Show „Germany´s Next Topmodel.” Er kennt alle Folgen, Heidi Klums Sprüche bereichern seinen Alltag. „Vor diesem Spiegel ziehe ich mich nicht nur an, ich übe auch den richtigen Catwalk-Lauf. Vorm Fortgehen zum Beispiel.” Nett. Um das Modelfeeling weiter zu perfektionieren, plant Markus einen roten Teppich („Red Carpet”), der quer durchs Wohnzimmer, ausgehend vom Spiegel, gelegt werden soll. „So kann ich noch besser meinen richtigen Lauf üben”, lacht er. Soviel zum Heidi-Effekt auf die heutige Jugend. Wölfchen, der Traummann. Passend zu „Germany´s Next Topmodel” ist Markus´ zweite große Leidenschaft die Mode. Hüte sind perfekt platziert in der gesamten Wohnung verteilt („Manchmal probiere ich sie erst, wenn ich sie bereits gekauft habe!”), im Schlafzimmer befinden sich zwei große Kleiderschränke – „und ich brauche jeden einzelnen Millimeter davon.” Die Verbindung zwischen Markus´ Kreativität und seiner Modeaffinität symbolisiert die Modepuppe, „Wölfchen” mit Namen, die dominierend im Wohnzimmer platziert wurde. Von KollegInnen geschenkt bekommen, wird Wölfchen zu Ereignissen (zum Beispiel Halloween) oder Motto-Partys passend gekleidet. Da kommt Partystimmung auf, meint Markus. Außerdem, und da sind wir wieder bei den Männern: „Wölfchen ist

„Ich denke, Schwule sind kreativer in ihrer Einrichtung und legen


Ein Platz, fast an der Sonne: ein schicker Stuhl verführt zu einer kurzen Zigarettenpause – und wieder dominieren helle Farben den Raum.

der perfekte Mann: Er redet nicht zurück, braucht kein Geld, beschützt mich und kann Modelmaße vorweisen.” Wer sagt´s denn, so einfach kann´s gehen. Wer braucht da noch Gayromeo? Die Couch, der Lieblingsplatz. Apropos Party: Freunde ladet Markus gerne ein, dann wird auch zusammen gekocht. Ein elektrischer Herd wird erst besorgt, momentan muss er sich noch mit zwei alten Herdplatten zufriedengeben. „Das taugt mir gar nicht, weil ich sehr gerne koche.” Cola-Huhn zum Beispiel, nur so nebenbei. Kreativität geht eben auch durch den Magen. In der Küche mag zwar (noch) nicht alles perfekt sein, dafür hat Markus andere Lieblingsplätze in der Wohnung. Neben der Badewanne („Mit einer Tasse Tee halte ich es dort stundenlang aus!”), die von Haarpflegeprodukten umringt ist, ist die Couchecke im Wohnzimmer „the place to be” für Markus. Hier hält er sich die meiste Zeit auf, surft im Internet, quatscht mit Freunden, kuschelt mit seinem Stoffschaf, schaut fern. Klingt gemütlich – und ist es auch, wie wir uns selbst nach kurzem ProbeSitzen überzeugen durften. Manchmal ist es still. Apropos fernsehen: Markus dritte große Leidenschaft sind Horrorfilme. „Seitdem ich alleine wohne, habe ich danach aber immer Angst”, schmunzelt er. Das ist nicht die einzige Umstellung, die ein Alleine-Wohnen mit sich bringt, gibt Markus zu: „Manchmal ist es schon sehr still. Natürlich gibt es Phasen, in denen ich mir wünsche, es würde daheim jemand auf mich warten.” Dann grinst er aber gleich wieder: „Aber momentan genieße ich es

Stil muss sein: Im weißen Regal stehen Designobjekte neben coolen Turnschuhen – und langsam bringen auch Bilder buntes Leben in die Singlewohnung.

in vollen Zügen, alleine zu wohnen. Es gibt nichts Schöneres, als nach der Arbeit seine Ruhe zu haben. Ich habe alle meine Freiheiten, brauche mich vor keinem recht zu fertigen.” Wenn aber der Richtige kommt, „darf er natürlich einziehen – meine Wohnung gebe ich allerdings nicht mehr her”, betont Markus. Ein Bild im Entstehungsprozess. Was darf in keiner schwulen Single-Wohnung fehlen? Markus überlegt lange. „Ein Kleiderschrank, der eigentlich für zwei Leute gedacht ist und groß genug ist, um alle Klamotten unterzukriegen. Und natürlich Stil – sonst sollte er sich Gedanken über seine Sexualität machen.” Klischees können manchmal auch liebenswürdig sein. Ob Schwule denn anders als Heteros wohnen, wollen wir noch wissen, bevor wir Markus mit Wölfchen wieder alleine lassen. „Weiß ich nicht, ich war noch nie hetero!”, lacht er. „Aber im Ernst: Ich denke, Schwule sind kreativer in ihrer Einrichtung und legen mehr Wert auf Stil.” Kreativ zeigt sich Markus auch, was die Zukunft der Wohnung betrifft: Die jetzt noch weißen Wände hinter der Wohnzimmercouch möchte er „bunt bemalen”. Wie, weiß er aber noch nicht genau. Vielleicht knallgrün, vielleicht lässt er ein selbst gemaltes Leinwandbild mit der Wand verschmelzen. Oder er bemalt die Wand selbst „Ein riesengroßes Bild, das sich mit der Zeit immer mehr vervollständigt und ein großes Ganzes ergibt.” Mit diesen symbolträchtigen Worten verlassen wir Markus´ Wohnung – jener Ort, der für den 23-Jährigen der Startschuss in den nächsten Lebensabschnitt bedeutet. n

mehr Wert auf Stil. Jedenfalls genieße ich es momentan in vollen Zügen, alleine zu wohnen. Ich habe alle Freiheiten!” 69



Auto & Technik

Von Marco Schreuder Plus statt Like

Miriam Höhne, Loewe, Ubisoft, Apple Inc.

Google+ funktioniert grundsätzlich anders als Facebook. Während auf Mark Zuckerbergs Plattform nur wechselseitige Freundschaften Austausch ermöglichen, setzt Google+ auf ein flexibleres System: Man kann Kontakte diversen Kreisen (Circles) zuordnen, etwa Freunde, Familie, Arbeitskollegen, schwule Freunde etc. Fügt man einen Kontakt hinzu, ist es nicht zwingend, dass dieser ihn ebenfalls seinen Kreisen hinzufügt. Das „Freunde”-System ist offener und flexibler. Dazu kommt: Bei jedem Beitrag ist der User aufgefordert, sich genau zu überlegen, welchen Kreisen man die Nachricht zustellen will. Auf Privatsphäre wird bei Google+ mehr Rücksicht genommen. Bei der Macht von Google stellt sich natürlich die Frage: Wird Google+ Facebook gefährlich werden? Wird es eine Massenmigration von Mark Zuckerbergs Plattform zum Riesen geben? Es wird wohl schwer möglich sein, dass Millionen ihr gewöhntes Spielzeug schnell aufgeben. Aber Google+ bereichert die Internet-Landschaft. Und zwar erfolgreich. Soviel ist sicher. Marco Schreuder ist Kommunikationsund Strategieberater mit Schwerpunkt Social Media. http://schreuder.at/

Erlebniswelt TV Fernsehen hat heutzutage den Charakter von Heimkino angenommen. Bild, Sound, Größe, technisches Schnickschnack – alles muss stimmen. Der Markt wird mit TV-Geräten überhäuft, die sich gegenseitig übertreffen wollen. NAME IT hat aber einen Fernseher entdeckt, der den Titel „Erlebniswelt TV“ verdient: Der „Art 37 LED“ von Loewe überzeugt mit klassischem Design als auch mit exzellenter Technik. In punkto Bildtechnik sorgen das Edge-LED-Backlight, die automatische Lichtstärkeanpassung und die automatische Dimmung anhand des Bildinhalts für stärkste Kontraste und Bilder bei geringem Stromverbrauch. Die 100-Hz-Bildverarbeitung des LED-Panels ermöglicht eine vortreffliche Bewegungswiedergabe mit höchster Präzision und Kantenschärfe. Den passenden Sound bieten die integrierten Lautsprecher – präzise Höhen, kräftiger Bass. Kurz: Heimkino im Großformat, ohne das Mobiliar wechseln zu müssen.

Game of the month

Google startete vor einigen Wochen die Social-Media-Plattform Google+ und die Early Adopters reagierten euphorisch. Der Konzern scheiterte bislang mit seinen Versuchen eine Antwort auf Twitter, Facebook und Co zu finden. Doch mit Google+ scheint dem kalifornischen Riesen der Durchbruch gelungen zu sein. Google spielt seine Stärken aus: die Suchmaschine, Google Docs, Kalender, Gmail, Google News, Places, usw. – Wer einen Google+-Account anlegt, hat Zugriff auf alle Features und kann sie spielend integrieren.

Child of Eden Mit „Child of Eden“ gelingt Rez-Schöpfer Tetsuya Mizuguchi ein echter InstantClassic. Cool: Das Game lässt sich auch per Kinect steuern – was zwar auf Dauer einem Konditionstraining nahe kommt, aber das Verschmelzen mit einer wahren Explosion aus Grafik & Sound entschädigt jeden Muskelkater. Sicher einer der schönsten Kinect-Titel. Einzig bemängelnswert an „CoE“ ist die kurze Spieldauer der Kampagne, doch wie jeder Kenner des „RailShooter“-Genres weiß: Nicht die Länge macht‘s, sondern die Jagd nach dem nächsten Highscore. Preis: ca. 50,– Euro, Systeme: XBOX 360, PS 3 (ab September)

Der Biss in den sauren Apfel Apple und die Homosexualität – ein schwieriges Verhältnis. Die Marke gehört zu den Favoriten schwuler Männer, gleichzeitig macht Apple aber immer wieder mit homofeindlichen Apps von sich reden. Aktuell wird der Apfel von der USamerikanischen Social-MediaPlattform change. org unter Beschuss genommen: Der Student Ben Crowther erstellte auf der Plattform eine Petition, in der er Apple auffordert, seinen OnlineStore vom „Christian Values Network“ (www.cvn.org) zu nehmen. Das Network, das sich mittels der von ihm gelisteten Firmen und Online-Stores finanziert, benutzt seine Gelder, um homophobe und frauenfeindliche Organisationen wie „Focus on the Family“ (Zitat: „Homosexualität ist eine Lüge Satans!“) oder „Family Research Council“ zu unterstützen. Viele Firmen wie Microsoft oder Delta haben CVN bereits den Rücken gekehrt!

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Ein Test von Ralf Strobl Fotos Renault

Der Sommer kann kommen! Mit dem Wind bietet Renault ein Spaßauto, das Cabrio, Roadster und Coupé in einem ist. Die schwulen Autofans sind begeistert – zurecht? Wir haben`s getestet.

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ommer. Sonne. Sonnenschein. – Und Du sitzt noch immer in einer Konservendose von Auto? Klimaanlage auf – und das war’s? Keine Frage, so machen die heißesten Wochen des Jahres (autofahrenderweise) keinen Spaß. Da ist ein Cabrio schon eine andere Sache: Dach auf, starten, losfahren – und plötzlich ist die Natur mit all ihrer Pracht dein Beifahrer. NAME IT hat eines der attraktivsten CoupéCabrios, das derzeit am Markt erhältlich ist, für dich getestet – den Renault Wind. Obwohl Renault seinen Flitzer lieber als „CoupéRoadster“ bezeichnet. Weil`s eben ein Zweisitzer ist. Verwandlung in 12 Sekunden. Der kleine schnittige Franzose ist tatsächlich ein vollwertiges Coupé – und ein Cabrio mit enormen Spaßfaktor. Den Renault-Ingenieuren ist dabei ein kleiner Coup gelungen – beim Dachkonzept. Wird nämlich bei der Konkurrenz das Dach geöffnet, verschwindet der Kofferraum fast völlig, was die Alltagstauglichkeit massiv einschränkt. Nicht so beim Wind: Egal ob oben ohne oder ganz brav geschlossen, der Gepäckraum bleibt immer gleich groß. Immerhin 270 Liter Volumen bietet dieser – auch wenn die Ladekante etwas hoch geraten ist. Ob shoppen oder Urlaubstrip, diese Größe ist in der Regel ausreichend. Apropos „Öffnen des Verdecks“: So ratzfatz schnell kriegt es sonst keiner hin. In rekordverdächtigen 12 Sekunden verschwindet das Hardtop in der kassettenartigen Hecklappe. Wer also an einer roten Ampel eine kleine Verwandlungsshow abziehen will – kein Problem. Eher schon spektakulär. Einziges (kleines) Manko: Vor der Markteinführung wurde angekündigt, dass das Öffnen und Schließen des Verdecks auch bei (langsamer) Fahrt möglich sein werde. Aber aus Gründen der Sicherheit und um die Verdeckmechanik zu schonen, verzichtete Renault auf dieses Tool, jetzt muss brav stillgestanden und die Handbremse angezogen werden. Spaß für zwei. Den Renault Wind gibt es nur als Zweisitzer – ein Familienauto ist er definitiv nicht. Aber diese Ehrlichkeit und Konsequenz gefällt uns. Konkurrenten wie der Peugeot 207 cc sind zwar offiziell Viersitzer, aber deren Rückbank ist jeweils so minimalistisch angelegt, dass ohnedies nur Kleinwüchsige Platz nehmen können. Da ist uns ein großzügiger Zweisitzer definitiv lieber. Apropos großzügig: Selbst großgewachsene Menschen werden im Wind genug Platz finden – lichte Höhe und Breite des „Aufenthaltraums“ bieten großzügige Bewegungsfreiheit. Die Sportsitze mit integrierten Kopfstützen sind in Höhe und Neigung verstellbar, bieten perfekten Halt. Das vermittelt cooles Sportwagenfeeling. So markant die äußere Erscheinung des Renaults auch ist (er überragt übrigens seine Basis, den Twingo, um ganze 23 Zentimeter, dafür duckt er sich um fünf Zentimeter tiefer), so klassisch-schlicht ist die Innenraumgestaltung. Zwar setzen die Pedale mit ihrem

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In nur 12 Sekunden wir aus dem WindCoupé ein Cabrio. Cool! Mit 190 km/h Spitzengeschwindigkeit ist der Wind ein kleiner Orkan.


Der AluminiumRundbogen verleiht dem RCZ das gewisse Etwas.

Unser Testwagen

Renault Wind TCe 100 Leistung: 102 PS Hubraum: 1149 ccm Getriebe: 5-Gang Verbrauch auf 100 km: 6,3 Liter Super 95 (Werksangabe) Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h Startpreis: 16.990,- Euro.

Aluminium-Look sowie die peppig-höhlenförmig gestalteten Instrumente Akzente und das Vierspeichen-Lenkrad vermittelt Sportlichkeit – aber französische Verspieltheit sucht man ansonsten vergeblich. Dass der Innenraum aus Kunststoff gefertigt ist, stört nur wenig, da die Verarbeitungsqualität durchwegs hoch ist. Nur an den Ablagen hat Renault etwas gespart, auch wenn es hinter den Sitzen noch ein kleines Staufach gibt.

Schicke Leuchten und 270 Liter Kofferraumvolumen überzeugen.

Sportlicher Frechdachs. Aber wie fährt sich nun der kleine Frechdachs? Da fällt als erstes die betont straffe Fahrwerksabstimmung auf, die erneut die Sportlichkeit unterstreicht. Der Wagen hat eine hohe Steifigkeit, lässt sich aber sehr präzise führen. Der Zweisitzer freut sich auf jede Kurve ohne allzu übermütig zu werden. Ein kleines Manko ist die Federung – auf unebenen Straßen ruckelt es ganz schön heftig. Das ist aber letztlich eine Geschmacksfrage: Sportlichkeit oder zu wenig Bequemlichkeit? Aber gerade jüngere Fahrer – und die sind definitiv die Zielgruppe des Wind – wird`s wohl weniger stören …

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Die Sitze des Renault Wind sind absolut sportwagentauglich.

Kurzwertung

+ knackiges Getriebe + genügend Kofferraum + schnelle Dachautomatik + günstiger Preis --– schlechte Sicht nach hinten – wenig Ablagen – nur fünf Gänge

„Gay Cars Of The Year“ Fahrzeugliebhaber aus ganz Europa kürten auf www.ledorga.fr die zehn schwulsten Autos des Jahres: 1. Peugeot RCZ (Test in NAME IT 18) 2. Citroen DS 3 (Test in NAME IT 16) 3. Alfa Romeo Giulietta 4. Audi A1 (Test in NAME IT 19) 5. Renault Wind (Test im diesem NAME IT) 6. Nissan Juke 7. Mini Countryman (Test in NAME IT 17) 8. Mercedes-Benz SLS 9. Audi R8 Spyder 10. Maserati Grancabrio Fehlt Dir eine Ausgabe? Einfach unter redaktion@name-it nachbestellen!

Das Cockpit ist einfach und praktisch – aber leider aus Plastik.

Wissenschaftliche Erhebung „Lesbische / Schwule UnternehmerInnen und Selbstständige in Wien Chancen, Risken, Hindernisse“ Um die Herausforderungen, aber auch Chancen von homosexuellen UnternehmerInnen bei der Geschäftsgründung und –führung zu ermitteln, fördert das Diversity-Referat der WK Wien ein webbasiertes Forschungsprojekt an der WU-Wien. Bitte unterstützen Sie die Erhebung indem Sie den unter ww2.unipark.de/uc/WU-Wien onlinegestellten Fragebogen ausfüllen. Die Ergebnisse der Studie werden zur Weiterentwicklung unserer zielgruppengerechten Angebote für lesbischschwule UnternehmerInnen und Selbstständige verwendet. Wir danken im Voraus für ihre Unterstützung.

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Wir öffnen das Verdeck und cruisen durch die Stadt, was tatsächlich ein Vergnügen ist. Der kleine Franzose zieht immer wieder Blicke auf sich und wir stellen erfreut fest, dass nach einer gemütlichen „Oben-Ohne-Fahrt“ auch die Frisur noch sitzt – dank eines Windschotts bleibt es im Renault ziemlich windstill. Nur beim einparken haben wir so unsere Probleme: Durch das weit nach oben gezogene Heck sieht man beim Blick in den Rückspiegel fast gar nix. Für knapp 250,– Euro gibt`s aber einen Rückfahrpiepser … Laut, aber herzlich. Etwas gewöhnunsbedürftig die Lautstärke, die zumindest bei Fahrten auf der Autobahn rasant zunimmt. Jenseits der 130 km/h müssen sich Fahrer und Beifahrer brüllend verständigen. Also mehr Orkan statt Wind. Dafür ist die Höchstgeschwindigkeit mit 190 km/h recht ordentlich, die Beschleunigung – in 10,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h – passabel. Auf der Autobahn würden wir uns zwar einen sechsten Gang wünschen, aber das vergessen wir schnell. Denn wir düsen – nein cruisen – auch im fünften Gang sehr gerne mit dem kleinen Franzosenflitzer der Abendsonne entgegen … Fazit. Der Renault Wind ist ein Spaßauto, das tatsächlich Laune macht. Und mit einem Preis ab 16.990,– Euro zielt es auf eine junge (schwule) Klientel, die dafür sehr viel Auto bekommt. n

12.07.2011 09:52:39



S T O C K E R A U

O P E N

A I R

F E S T I V A L

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DAS BROADWAY MUSICAL

Foto: Inge Prader

INES HENGL-PIRKER ALFONS HAIDER REGIE GABRIEL BARYLLI

. g u A . 3 1 – i l u 12. J 9 8 6 7 6 / 6 6 2 2 0 : n e rt a K www.stockerau.at

They’re Playing Our Song

BUCH Neil Simon MUSIK Marvin Hamlisch LIEDTEXTE Carole Bayer Sager

MEDIAPARTNER


KOLUMNE

Kunst-Tipp

Manuels bunte Flimmerkiste Happy Birthday, Name it! Eigenlob stinkt bekanntermaßen. Dann sollte man sich beim Lesen der nächsten Zeilen wohl ordentlich die Nase zuhalten.

Maschek, Caroline True, Manfred Werner, Miriam Höhne

Das Erfolgsgeheimnis von NAME IT? Ein gelungener Mix aus Politik, Sex, Promis, Gesundheit und was halt sonst noch so den schwulen Mann bewegt. Sorgfältig recherchierte Reportagen, aufschlussreiche Interviews, tolle Fotos, stylishes Layout. Wissen wir alles, halten wir ja in den Händen. Was man aber vielleicht nicht sieht (oder sehen mag), ist die Leistung jener Personen, die hinter dem Magazin stehen. Die NAME ITRedaktion besteht aus einem kleinen, aber mehr als engagierten Kern von Leuten, die hochwertigen Journalismus noch großschreiben. Und die vor allem eines verbindet: der Wille, ein tolles Magazin auf die Beine zu stellen, das unterhalten, aber auch bewegen und verändern möchte. Und das auch schafft, unseren zahlreichen Leserbriefen nach zu schließen: Sätze wie „Danke, dass es euch gibt!” oder „Bitte macht weiter!” bestärken uns, eben das zu tun. Ja, es ist nicht immer einfach. Und ja, auch wir machen Fehler. Die Umstände, in Österreich ein Gay-Magazin über Jahre hinweg am Markt zu halten, sind, sagen wir mal so, nicht immer ein Zuckerschlecken. Aber: Je mehr Steine wir auf unserem Weg finden, desto mehr erwacht unser Kampfgeist. Weil wir wissen: Es ist wichtig, was wir hier tun. Allen voran für unsere Leser, ganz klar, aber auch für uns selbst: Weil wir dank NAME IT einen weltoffenen Blick behalten und auch mal über uns selbst lachen können. Danke! Deshalb: Danke an alle, die uns seit Jahren die Treue halten! Danke an unsere Leser und danke auch an meine KollegInnen: Ralf, Miriam, Eva und Co.: Ihr seid die Besten. Auf die nächsten 3 Jahre!

Das britisch-schwule Künstlerduo Gilbert & George gibt der „britischen Exzentrik“ neue Bedeutung: Mit ihrem Credo „Art for All“ und der Idee, sich selbst als „lebende Skulpturen“ zum Material ihrer Kunstwerke zu machen, erweiterten die „Godfathers of British Art“ den Kunst- und Skulpturbegriff. Sie bezeichnen sich selbst als „zynisch, gehirnmüde, verdorben, intellektuell, verträumt, gut.” Das Linzer Kunstmuseum Lentos zeigt noch bis 9. Oktober 78 Exponate aus der Werkserie „Jack Freak Pictures”. Gilbert & George at it´s best: Sie rütteln mit ihren symbolträchtigen Werken auf, beunruhigen, provozieren, faszinieren. Es geht um Sexualität, Natur, Nationalstolz. Und ein bisserl viel Pop-Art ist auch dabei. Das beste: alles im Namen des Union Jack. The Queen’s surely not amused. But we are! www.lentos.at .

Schwule Herzen schlagen höher: Am 21. November 2011 gibt sich Pop-Legende George Michael in der Wiener Stadthalle die Ehre gemeinsam mit einem SymphonieOrchester performt er die größten Hits seiner 30-jährigen Karriere, aber auch neue Songs werden dabei sein. Das darf man sich nicht entgehen lassen! NAME IT verlost 1x2 Konzertkarten für „George Michael: Symphonica – The Orchestral Tour”. Schnell die NAME IT-Facebook-Seite besuchen, mitspielen und mit ein bisserl Glück gewinnen!

Comeback des Kindermädchens Was haben wir sie nicht vermisst: Fran Drescher alias Fran „The Nanny” Fine, das schrille Kindermädchen mit der wohl nervtötendsten Stimme der Welt. Nun ist Fran wieder da, zwar nicht als Nanny, aber in der neuen US-Comedy „Happily Divorced”. Dort erzählt sie die wahre Geschichte ihres Ex-Ehemanns, der sich nach 18 Jahre Ehe als schwul outet, aber weiterhin mit seiner Frau unter einem Dach wohnt. „Happily Divorced” schlug im US-TV ein wie eine Bombe – wenig überraschend: Autoren und Produzenten waren auch schon bei „The Nanny” tätig.

Kunst & Kultur

3 Jahre NAME IT. Denn anstatt über Hollywood und Promi-Sternchen zu schreiben, möchte ich diese Kolumne nutzen, um laut zu sagen: HAPPY BIRTHDAY, NAME IT! 3 Jahre gibt es uns nun schon, man mag´s ja fast gar nicht glauben, die Redaktion wohl zum Teil am wenigsten. Wir sind immer wieder totgesagt worden, und doch hält der werte Leser/ die werte Leserin wieder eine aktuelle Ausgabe in den Händen. Ja, darauf sind wir stolz. Sehr sogar.

Gilbert & George

Gewinnspiel Ab zu George Michael!

Wenn Tunten Sport betreiben Neben der Regenbogenparade findet alljährlich im Juni auch der Tuntatlon statt – das mit Abstand tuntigste Sportevent des Jahres! Und weil 2011 das zehnjährige Jubiläum gefeiert wurde, ging's heuer besonders sportlich-tuntig zu: Neben Disziplinen wie Handtaschenwerfen, Stöckelschuhwettlauf und Synchronbügeln gab‘s dieses Jahr den Queen-Mum-Jubiläums-Contest. Da freuten sich nicht nur die stolzen Tunten, sondern auch die große Menge an Schaulustigen, die sich am Jenny SteinerWeg im 7. Wiener Bezirk versammelten, um den „Damen“ zuzujubeln. Zu gewinnen gab's übrigens ein supertolles Bügeleisen. Eh klar. In der Fachjury saßen Szenestar Lucy McEvil sowie Dieter Chmelar, der sich kurz zuvor unserem Gaytest stellte (siehe Seite 34). Nächstes Jahr bitte wieder!

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Elijah Wood – ein Meisterwerk von Greg Gorman des „Herr der Ringe”-Stars.

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EYE MAZING

MR. GORMAN

Der schwule US-Amerikaner Greg Gorman hat während der vergangenen 40 Jahre die berühmtesten Musiker und Filmstars porträtiert. Und gilt als einer der besten und gefragtesten Fotografen der Welt. NAME IT bat ihn zum exklusiven Interview – und hat ihn einen Tag lang bei der Arbeit beobachtet. Interview Miriam Höhne

Grace Jones – eine der unzähligen Diven, die Gorman vor der Linse hatte.

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Die AthertonZwillinge sind Stars des „Cirque du Soleil”.

Bei Frauenakten setzt Gorman auf weicheres Licht und zartere Schatten.

„Klar gibt es Persönlichkeiten, die ich immer fotografieren wollte aber bisher nicht vor der Linse hatte. Und ob du‘s glaubst

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normaler Menschen zu zeigen. Oder in seinen zahlreichen Buchprongefangen hat alles Ende der 1960er-Jahre – mit einer geliehenen jekten wie „As I see it” oder „In their Youth”, in denen er den Fokus Kamera, einem Jimi-Hendrix-Konzert und einer verwackelten Aufauf den männlichen Körper legt, schlicht in schwarzweiß porträtiert, nahme. Nun, mehr als vier Jahrzehnte später, muss man die Frage sehr (homo-)erotisch und ästhetisch. stellen, welche der großen Stars aus Musik- und Showbiz er noch nicht fotografiert hat. Die Liste der Celebrities ist lang – John Waters, NAME IT traf den Weltklasse-Fotografen zum Gespräch über Jeff Bridges, Jude Law, Tom Cruise, Brad Pitt, Sharon Stone, Jack Nicholson, Bruce Willis, Helen Mirren, John Travolta, Leo DiCaprio, nackte Männer, verklemmte Skandinavier und sein neues Leben als Weinbauer. Rupert Everett, Elton John um nur einige zu nennen. Richard Gere meinte: „Greg Gorman ist an der Kamera das, was Eric Clapton an Was ist das Wichtigste bei der Arbeit mit deinen Modellen? der Gitarre ist.” Einige der Porträtierten wie Marlon Brando, Michael Greg Gorman: Eine gute Kommunikation, die auf Ehrlichkeit und Jackson, Timothy Leary oder Andy Warhol sind mittlerweile gestorben, die Essenz ihrer Ausstrahlung ist aber in Gormans Bildern erhal- Vertrauen basiert. Ich teile den Leuten, die ich fotografiere, meine Vision des Bildes mit. Wenn sie verstehen, was ich aus dem Bild herten. Die Werke des heute 62-Jährigen sind um die Welt gegangen und ausholen möchte, dann können wir gemeinsam daran arbeiten. zierten die Cover aller großer internationaler Magazine – von „Rolling Stone” bis „Vogue”. So nebenbei zeichnet er auch für „Wenn ich jemand Fällt Dir dieser Ideenaustausch mit Männern leichter? Kinoplakate wie „Fluch der Karibik”, „Transfomers” oder „Terminator 2” verantwortlich. stimulierend finde, Gorman: Ich denke nicht, dass das Geschlecht dabei ausschlaggebend ist, eher, ob man eine gewisse Sensi„I see my picture before I take it.” Deutlich wird das ist es mir egal, ob bilität miteinander teilt, oder nicht. auch in jenen Projekten, in denen nicht Stars im Mittelpunkt stehen, wie etwa in „We the people”, für ich einen Mann Aber es gibt einen Unterschied zwischen der Fotodas er innerhalb eines Monats alle US-Bundestaaten oder eine Frau grafie von Männern und Frauen? bereiste um das „wahre” Amerika anhand ganz

fotografiere.”

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Jude Law – sinnlich und nachdenklich eingefangen.

Auch Andy Warhol ließ sich von Greg Gorman verewigen.

oder nicht, ganz oben auf der Liste steht Brigitte Bardot. Schon als Kind habe ich sie bewundert, liebte ihre frühen Filme.”

Gorman: Einen Mann beleuchte ich mit etwas härterem Licht, bei dem die Kanten herausgearbeitet werden. Eine Frau beleuchte ich sanfter. Der Unterschied ist, dass härteres Licht die männliche Sexualität auf interessante Weise betont, andererseits entsteht bei Frauen durch das sanfte Einhüllen mit Licht eine gewisse Sinnlichkeit.

Glaubst du, dass du mit deiner Arbeit das Tabu des männlichen Akts lockern konntest? Gorman: Das ist sicher nicht mein alleiniger Verdienst, da war eine ganze Gruppe daran beteiligt. Es hat schon lange vor mir fantastische Aktfotografen, die sich auf Männer spezialisiert haben, gegeben. Etwa Wilhelm von Gloeden oder anderen frühen Meister. Ich hab gerade ein Blackout – aber da gab‘s einen großartigen deutschen Fotografen, der wunderschöne Aufnahmen von jungen Männern gemacht hat, aber mir fällt der Name jetzt nicht ein....

Fotografierst du lieber Männer oder Frauen? Gorman: Ich fotografiere mehr Akte von Männern als von Frauen, mache aber beides gerne. Wenn ich jemanden stimulierend finde, ist es mir egal, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Im Laufe der Zeit Herbert List? habe ich bemerkt, dass ich mich zum Subjekt hingezogen fühlen Gorman: Ganz genau! Herbert List war ein Pionier in bezug auf muss, entweder aufgrund der Physis oder mentaler Aspekte. Dann die Salonfähigkeit der männlichen Sexualität. Besonders seine ganz entstehen die Bilder, die mir am besten gefallen. Das hat mit der frühen Werke für „GQ“ und ganz sicher mit seinem Spätwerk für die vorher angesprochenen Kommunikation zu tun, wenn die Chemie „Abercrombie & Fitch“-Kataloge. zwischen mir und dem Subjekt stimmt, kommen auch „In den Staaten großartige Portraits raus. Homoerotische Bilder finden immer mehr Einzug in kannst Du Du hast mal gesagt, dass bei der Fotografie etwas für die Werbung. Haben Dich diese beeinflusst? einen nackten die Fantasie des Betrachters übrig bleiben muss. Gorman: Ich denke nicht, dass ich dadurch sehr beGorman: Ein faszinierendes Bild entsteht oft durch das, einflusst wurde. Mir gefällt, dass Werbung jetzt mehr Frauenhintern was man mit Hilfe der Schatten verschweigt. Bilder, bei Akte verwendet, aber das ist in Europa viel ausgeprägzeigen, aber keinen ter als in den USA. In den Staaten kannst du einen denen Fragen offen bleiben, sind die erfolgreicheren. Zu diesen Bildern kehre ich immer wieder zurück. Männerhintern.” 81


Frauenhintern zeigen, aber keinen Männerhintern. Ich hab aber noch ein besseres Beispiel: Die nächsten Workshops machen wir in Stockholm und Kopenhagen. Und dann verlangen die allen Ernstes, dass dort keine männlichen Models dabei sein dürfen. Die wollen dort keine Männerakte! In Stockholm? Gorman: Ja, in Stockholm und Kopenhagen! Wir wissen nicht, wer sich da querlegt. Aber wenn ich dort bin, werde ich deswegen einen großen Aufstand machen. Es ist einfach blöd. Dass ich nicht zeigen kann, wie die Unterschiede in der Beleuchtung von Männern und Frauen sind, ist einfach hirnrissig! Ich bin echt schockiert, ich hab immer gedacht, dass die Skandinavier in sexuellen Belangen viel liberaler sind. Das So sieht Miriam Höhne Greg Gorman. Und Gormans Portrait von Höhne. wird eines der größten Themen sein, über die ich dort sprechen werde. Die sind schon between us“ mit den Bildern meines damaligen Partners Greg veröfnervös deswegen, aber das ist mir egal. Das ist einfach Bullshit. Jetzt fentlicht wurde, da sind einige recht kontroverse Artikel erschienen. haben sie mir erlaubt, dass ein männliches Model teilnehmen darf, Aber wie ich in den meisten Interviews bereits sagte: Die ersten, aber nur mit nacktem Oberkörper. Es ist einfach total lächerlich. die das Buch verteufeln, sind die ersten, die es sich im stillen Kämmerlein ansehen. In Amerika leben wir in einer viel heuchlerischen, Denkst Du, dass die Zunahme homoerotischer Fotografie auf eine weniger offenen Gesellschaft als ihr sie in Europa habt. liberalere Gesellschaft zurückzuführen ist, oder wurden Schwule einfach nur als neue Zielgruppe entdeckt? Aber es gibt einen Wandel? Gorman: Ich glaube nicht, dass das an mehr Toleranz oder AkzepGorman: Nur sehr, sehr langsam. Sicher, es gibt jetzt bezüglich tanz liegt. Ich denke eher, dass Homosexualität in den Köpfen der Schwulen und deren Anliegen mehr Bewusstsein und Akzeptanz, Leute immer schicker wird, also passen sie sich langsam an. Hinter aber im Großen und Ganzen ist es ein ziemlich langsamer Wandel. verschlossenen Türen gibt es sicher viele Diskussionen deswegen. Schön aber, dass sich jetzt immer mehr Menschen mit ihrer SexuaMeistens ist das, was man offiziell sagt, nicht das, was sich die lität leichter tun. Denn dann gehen sie auch offener mit ihr um. Das Leute wirklich denken. Viele wollen einfach nur toleranter wirken, ist für eine entspanntere Gesellschaft sehr hilfreich. aber die Probleme bei der Einführung der Homo-Ehe in den Staaten zeigen, dass Homosexualität noch immer ein umstrittenes Thema ist. Besonders bei der alten Garde. Beim österreichischen Ableger von „Dancing Stars” tanzten zwei Männer miteinander, wäre das in den USA möglich? Gorman: Nunja, das ist recht komisch... Ich bin mein ganzes Leben lang offen schwul gewesen, aber ich hab nie wirklich einen schwulen Lebensstil gepflegt. Ich gehe eigentlich nicht in Schwulenbars oder bewege mich in den üblichen Schwulenkreisen. Ich war nie der Meinung, dass man seine Sexualität in die Welt posaunen muss. Ich hab kein Problem mit meiner Sexualität, aber sie ist kein großer Teil meines Lebensstils. Ich lebe mein Leben, ich weiß wo und mit wem ich schlafen will, aber das ist nicht das Hauptkriterium meines Lebens. Ich unterstütze aber die Schwulenbewegung, zum Beispiel bin ich bei Elton Johns AIDS-Stiftung als Berater tätig und arbeite eng mit ihm zusammen. Naja, ich weiß auch nicht, wahrscheinlich bin ich insgesamt kein gutes Vorbild für Schwule. Wurdest Du schon mal wegen deiner Männerakte in den USA angefeindet? Gorman: Nein, eigentlich nicht. Es war aber recht interessant als das Buch „Just

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Gorman in Wien

Der Starfotograf Greg Gorman gab im Juni in der Jugendstil-Villa von Ernst Fuchs einen seiner begehrten Workshops. Im Rahmen der Sunbounce-Europatournee hatten die Teilnehmer Gelegenheit, vom Profi zu lernen. Gormans Portrait- und Aktfotografie setzt auf hohe Kontraste, spannende Kombinationen aus Licht und Schatten und schafft dadurch eine skulpturhafte, klassische Ästhetik. Für seine ausdrucksstarken Bilder setzt Gorman seit Jahren auf die kalifornische Marke Sounbounce, deren vielseitige Produkte zu den besten der Welt zählen und für seine fotografische Arbeit entscheidend sind.


Welches Shooting hat am meisten Spaß gemacht? Gorman: Oh, da gibt es einige. Fotoshootings mit Leuten, zu denen ich aufgesehen habe, waren zwar recht stressig. Einfach weil ich so großen Respekt vor ihnen hatte. Aber dennoch waren es großartige Sessions. Ich liebe die frühen Aufnahmen von David Bowie oder von Bette Midler, die jetzt schon seit über vierzig Jahren eine meiner Kundinnen ist. Ein Highlight war auch Bette Davis. Oder mit Legenden wie Sophia Loren, Robert de Niro, Al Pacino oder Marlon Brando zusammen zu arbeiten war großartig. Unvergessen auch die frühe Arbeit mit Barbra Streisand oder mit Dustin Hofmann bei „Tootsie“. „Tootsie“ war ja dein Durchbruch… Gorman: So ziemlich. Das war eines der ersten wirklich bekannten Filmposter, die ich fotografiert habe! Du bist seit Jahrzehnten im Olymp der Fotografen. Gibt es da noch jemanden, den du noch nicht fotografiert hast, aber noch möchtest? Gorman: Klar gibt es Persönlichkeiten, die ich immer fotografieren wollte aber bisher nicht vor der Linse hatte. Und ob du‘s glaubst oder nicht, ganz oben auf der Liste steht Brigitte Bardot. Schon als Kind habe ich sie bewundert, liebte ihre frühen Filme. Und auch jetzt, wo sie als ältere Dame, umringt von all ihren Tieren und Hunden, in St. Tropez wohnt, fasziniert sie mich sehr… Wenn du für die Werbung fotografierst, gibt es Grenzen, die du nicht überschreitest? Gorman: Ja, in dieser Phase meiner Karriere schon. Wenn man anfängt, ist man geneigter, das, was verlangt wird, einfach zu tun. Aber irgendwie hat sich da ein Kreis geschlossen, weil, als ich einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hatte, war ich an einem Punkt, wo ich öfters mal etwas abgelehnt habe. Heute lehne ich ohnedies mehr Aufträge ab als ich welche annehme. Welche Frage würdest Du Dir selbst gerne stellen? Gorman: Vielleicht, was meine heutigen Leidenschaften sind und wie ich mir meine Zukunft vorstelle. Was die Promifotografie betrifft: Da gibt es nichts, das ich nicht schon kenne. Meine heutige Leidenschaft ist der Weinanbau in Kalifornien. Es ist sehr wichtig, dass man sich Leidenschaften außerhalb des Bereichs, mit dem man seine Brötchen verdient, behält. Meine echte Passion ist heutzutage Winzer zu sein. Seit den Siebzigern liebe ich Wein und vor vier Jahren habe ich dann einfach mit dem Weinbau angefangen. Ja, das macht mir echt Spaß. Der Wein, den Heath Ledger zu trinken bekam, war aber nicht dein eigener? Gorman: Ja, das stimmt! Ich habe mit Heath bei „Casanova“ zusammengearbeitet. Heath war ein interessanter Typ, allerdings jemand, der nicht gern fotografiert wurde. Ich war schon seit drei oder vier Tagen in Venedig und Heath hatte immer noch nicht für mich posiert. Da wir wussten, dass er ein Weinfan war, haben wir Flaschen im Wert von 2.000 Dollar eingekauft und zum Shooting mitgebracht. Er war toll, ist dagesessen, hat sich fotografieren lassen und als der Wein alle war, ist er einfach gegangen. Zum Schluss hatten wir jedenfalls großartige Fotos. Und er hatte sehr viel guten Wein getrunken… n

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Text Astrid Hofer

Bauer sucht Mann! Bei der RTL-Show „Bauer sucht Frau“ ist erstmals ein – noch dazu fescher – schwuler Landwirt auf Partnersuche. Wir stellen Philipp vor. Plus: Auch bei „unserem“ ATV sind schwule Bauern willkommen!

ttraktiv soll er sein, ehrlich und besser forsch als schüchtern. Und wenn er einen gewissen Sinn für Romantik mitbringt, ist das auch kein Fehler. Philipp (27) weiß ziemlich genau, wonach er sucht. Nur fündig geworden ist er bisher nicht. Doch das soll sich jetzt ändern. Und das gleich vor einem Millionenpublikum. Denn Philipp, sympathisch, durchtrainiert, Pferde-Fan mit Leib und Seele, sucht seinen Traummann bei „Bauer sucht Frau“ auf RTL. Als erster schwuler Mann in der Geschichte der Show. Heustadl-Romantik. Neben „Uwe – der sanfte Schweinebauer“ und „Thomas – der schwäbische Pfundskerl“ will der Noch-Single aus NordrheinWestfalen, der mit seiner Gelfrisur und den engen Jeans so gar nicht in das gängige Bauernklischee passen will, sein Glück finden. In der Sendung, die in diesem Jahr in der siebten Staffel läuft, hört er übrigens auf den Beinamen „Philipp – der fleißige Pferdewirt“. „Philipps Teilnahme ist ein Statement für Toleranz – gerade auf dem Land“, lässt seine Kupplerin in spe, „Bauer sucht Frau“-Moderatorin Inka Bause (42), wissen. Und: „Ich würde mich freuen, ihm bei der Suche nach seinem Traummann helfen zu können.“ Pferdenarr. Doch wer ist eigentlich der Mann, über den seit der Vorstellungsrunde im Juni jeder spricht, der mehr Internet-Klicks erhält als jeder andere Kandidat – und der ab Herbst auf RTL (montags, 19.05 Uhr) Hof hält? Philipp ist ein Naturbursche wie aus dem Bilderbuch. Gemeinsam mit Eltern, Oma und Geschwistern betreibt er einen 84 Hektar großen Milchviehbetrieb mit angeschlossener Pferdepension in Nordrhein-Westfalen. Wer bei ihm landen will, muss Tiere lieben, denn davon gibt es in seinem Zuhause eine ganze Menge: Neben vier Generationen auf zwei Beinen leben 70 Kühe, 30 Pferde und Hunde auf dem Bauernhof, dazu Hausschwein Pumba, Philipps ganzer Stolz. „Ich bin ein Bauer aus Leidenschaft. Ich liebe die Natur, mit Tieren zu arbeiten, auf dem Rücken eines Pferdes durch den Wald zu reiten“, sagt der RTL-Kandidat über sich. Zu seinem fünften Geburtstag bekam er ein Pony geschenkt, seit damals ist es um ihn geschehen. Glücklich geoutet. Seine Liebe zu Männern entdeckte er dann etwas später, mit 14 Jahren. Doch anders als andere Homosexuelle,

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die wegen Vorurteilen und Anfeindungen fluchtartig die Dorfidylle in Richtung anonyme Großstadt verlassen, hatte Philipps Familie nie ein Problem damit, dass den Sohnemann die hübsche Nachbarstochter kalt lässt. „Ich hoffe, dass er glücklich wird und dass er es dann für immer ist“, drückt Mutter Elke die Daumen. Und auch Oma Gerda hofft, dass Philipp bei „Bauer sucht Frau“ endlich der richtige Mann über den Weg läuft. Drei Beziehungen hatte der 27-Jährige bisher, doch richtig klappen wollte es nie. Jetzt will der Deutsche endlich Nägel mit Köpfen machen. Und wohl nicht zuletzt weil in seinem Heimatdorf die Auswahl bescheiden ist, via Fernsehshow. „Mein Traum wäre ein Mann, der mich so nimmt, wie ich bin, mit mir gemeinsam durchs Leben geht und auch mal einen romantischen Abend verbringt.“ Zwischen 25 und 35 soll er sein, attraktiv, selbstbewusst, ehrlich und mit Philipps Familie möge er doch auch gut auskommen, denn an der führt am Vier-Generationen-Hof kein Weg vorbei: „Zum Essen kommen alle zusammen. Um meine Familie kommt er nicht drum rum.“ Wer Philipp kennenlernen will, kann sich auf www.rtl.de bewerben. Im Herbst dürfen dann seine Favoriten für eine Woche auf den Bauernhof. Passt die Chemie, steht einem Liebesabenteuer nichts mehr im Weg. Spätestens nach dem Ende von „Bauer sucht Frau“ auch ohne Kamerabeobachtung durchs Schlüsselloch. n

Wann gibt`s den ersten schwulen Austro-bauer bei uns im TV? Gehen bald noch mehr schwule Bauern im TV auf Partnerschau? Nicht nur bei RTL, sondern auch beim österreichischen „Bauer sucht Frau“-Pendant auf ATV stehen die Türen offen. „Natürlich sind schwule Bauern willkommen“, heißt es auf NAME IT-Anfrage. Bislang hat sich noch kein schwuler Mann zu Katrin Lampe getraut. Doch wen Philipp jetzt auf den Geschmack gebracht hat, der meldet sich auf www.atv.at.

RTL (Bauer), ATV (Lampe)

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Text Manuel Simbürger

BOY

That can sing!

Jung, sexy, talentiert – Sankil Jones gilt als heißes Sing- und Tanztalent. Jetzt ist er dabei, auch den ORF zu erobern – in der großen Show „Die große Chance“. Und vielleicht fährt er ja 2012 zum Song Contest ...

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n den letzten Monaten kam man nicht an ihm vorbei: Sankil Jones debütierte vor einem ausschließlich schwul-lesbischem Publikum beim Straßenfest „Andersrum ist nicht verkehrt”, begeisterte kurz darauf zweimal im Rahmen des Pride Village, bezauberte beim NAME IT-Clubbing NITRO und legte einen umjubelten Auftritt bei der Abschlusskundgebung der Regenbogenparade hin. Sein sexy Hüftschwung, die soulig-weiche Stimme und die ins Ohr gehenden Songs sind uns im Gedächtnis geblieben.

Diana, Dionne und Patti. Und er kam mit den ganz großen MusikDiven wie Diana Ross, Chaka Khan oder Dionne Warwick, die Sankils Kinder-Gospelchor baten, sie auf ihre Tourneen zu begleiten, in Kontakt. „Diana Ross war für mich als Kind vor allem die Tante mit den lustigen Haaren! Sie ist sehr mütterlich, hat uns backstage alle bekocht.” Es folgten Geige-, Bauchtanz- und Afrodance-Unterricht. Nach Modeljobs und Hauptrollen in Musicals und englischen Theaterstücken kam der Stein ins Rollen: Mit Auftritten bei Shows, Konzerten und Galas in Deutschland, Amerika, Österreich und der Schweiz machte sich Sankil langsam aber sicher einen Namen als Solokünstler. Das blieb auch den ganz Großen im Musikbiz nicht verborgen: Mariah Carey und Alicia Keys ließen Sankil über seine damalige Plattenfirma ausrichten, sein „stuff” wäre „really great”, und Ikone Patti LaBelle, mit der Sankil gemeinsam auf der Bühne stand, lobte gar: „That boy can sing!” Firestarters. Heute, ein paar Jährchen danach, ist Sankil nach Wien zurückgekehrt und mit seinem ersten Album am Start. „Firestarters” heißt es und vereint „die verschiedenen Kulturen, die in mir sind.” Da hört man Pop heraus, ein bisserl Dance, sehr viel R&B. Karibische und orientalische Einflüsse mischen sich darunter, Sankils Stimme wechselt spielerisch zwischen Bass und Tenor, Balladen finden sich auf der Scheibe genauso wie tanzbarer Club-Sound. Auch, was die Bühnenshow betrifft, ist eine genaue Definition nicht einfach: Von zwei Tänzerinnen begleitet („Damit die Heteros auch was zum Schauen haben!”), liefert Sankil einen Mix aus AfroDance, Bauchtanz und auch ein bisserl Macho-Posen. „Die Bühne ist mein zuhause!”, schwärmt der Sänger. Und: „Es ist spannend,

sein eigenes Ding zu machen. Für mich ist Musik etwas sehr Persönliches, eine Konstante in meinem abwechslungsreichen Leben. Musik ist Ausdruck dessen, was ich bin.” Schwuler Künstler? Was auch bedeutet: Seine Homosexualität („Eigentlich bin ich ja bi, aber das ist eh dasselbe wie schwul!”) wird für die Karriere nicht verheimlicht – aber auch nicht betont. „Ich möchte für meine Musik, nicht für meine Sexualität bekannt werden!” Was nicht bedeutet, dass Sexualität in seinen Songs keine Rolle spielt – ganz im Gegenteil: Sankils Lieder, die er alle selbst schreibt und komponiert, handeln von „Leben, Liebe, Leidenschaft – und ganz viel Sex!” Ob schwuler Künstler oder nicht – macht es ihm trotzdem Spaß, vor seinen schwulen Fans aufzutreten? „Natürlich!”, lacht Sankil. Besonders während der Pride Week habe er sehr viele schwule Fans (und Freunde) hinzu gewonnen, mittlerweile habe er mehr männliche als weibliche Groupies. „Das ist schon sehr cool!” Auch, weil es Sankils Flirtereien mit dem Publikum während seiner Auftritte entgegen kommt – etwas, das er sehr gerne macht. „Ich liebe es zu flirten, auf der Bühne ganz besonders!”, gibt er grinsend zu. Überhaupt sei das schwule Publikum „viel mehr bei der Sache als das heterosexuelle. Es schaut intensiver zu.” Die große Chance. Was bringt die Zukunft für den „neuen SzeneStar”, wollen wir noch wissen. Neben Album-Promotion und Arbeit an einer neuen Bühnenshow geht´s Anfang August zum Casting der großen ORF-Show „Die große Chance”, die ab Herbst zu sehen sein wird. „Ja, der ORF hat Interesse gezeigt”, meint Sankil. Natürlich hofft er aber, in die Finalshow zu kommen. „Es würde mir sehr viel bedeuten, wenn die Szene für mich votet.” Und: Exklusiv in NAME IT verrät er, wohin es ihn 2012 zieht – nicht nur zum Life Ball, sondern auch nach Aserbaidschan: „Ich möchte beim Song Contest 2012 teilnehmen!” n Mehr Informationen über Sankil Jones unter: www.SankilJones.com

Quentin Driftwood

Kosmopolitisch. Wer ist Sankil Jones, fragen wir den 30-jährigen Sänger. Da muss er erst mal lachen und überlegt lange. „Sankil Jones ist Kosmopolit”, antwortet er schließlich. Sein Vater hat libanesische Wurzeln, seine Mutter ist Österreicherin. Geboren ist Sankil in Wien, aufgewachsen in Long Island, USA – „der Geburtsort von Mariah Carey!”, betont er . Gesungen und getanzt habe er „immer schon”, das Künstlergen liegt in seiner Familie: Der Papa war Maler, die Mama Ballerina. Sie dirigierte zusätzlich den GospelKinderchor, mit dem Sankil quasi aufwuchs.

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2010 1961 1984

1972 1979

2010

H A P P Y B I R H D AY , T

Text Manuel Simbürger

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K EN !

er „Original Boy Toy” und das hübscheste Accesoire der Traumfrau schlechthin feiert dieses Jahr seinen 50. Geburtstag: Ken Carson, der berühmteste Plastikmann der Welt und Barbies sexy Begleiter, ist bereits ein halbes Jahrhundert alt. Ansehen tut man ihm das freilich nicht, Plastik (statt Botox) sei Dank. Und dass sich Ken, der sich in den letzten Jahren aus dem Showbiz zurückzog, um seine privaten Wunden zu lecken, für sein großes Comeback von Celebrity-Stylist Philipp Bloch ein waschechtes Hollywood-Make-Over verpassen ließ, schadet natürlich auch nicht. Aber von Anfang an. Barbie will doch nur spielen! Geboren wurde Ken Carson 1961 in Kalifornien, später stammte er plötzlich aus Wisconsin, aber wer nimmt´s schon so genau. So wie Gott den ersten Menschen aus Schlamm schuf, wurde Ken aus einem Klumpen Plastik von Ruth Handler modelliert, die zwei Jahre zuvor auf dieselbe Weise ein Püppchen – ähm, eine Frau – namens Barbie erschuf. Jawohl, Barbie ist zwei Jahre älter als Ken, entdeckte den Reiz eines jüngeren Lovers also schon lange, bevor Demi Moore es tat. Emanzipation pur! Ken, übrigens nach Handlers Sohn benannt (der deswegen in der Schule mächtig gehänselt wurde, wegen anatomischer Unkorrektheiten und so), durfte das Licht der Welt nur deshalb erblicken, weil sich Karrierefrau Barbie in ihrem Traumhaus alleine fühlte und einen männlichen Partner an ihrer Seite brauchte. Getroffen haben

B OY S W I L L xx 86

sich die beiden bei einem Dreh zu einem Werbespot. So sagt´s zumindest der Mythos. Kind der 60er – oder doch nicht? Schon bei seinem ersten Auftritt war Ken – zumindest nach damaligen Standards – perfekt gestylt. Ein rot-weiß gestreiftes Hemd, rote Schwimmshorts und Sandalen wählte Mattel, der große Macher hinter Ken, aus. Barbie trug einen schwarz-weiß gestreiften Badeanzug mit Sonnenbrille und schicker Frisur. Ganz Sixties halt. Schon beim ersten Treffen legte Barbie die Regeln fest: Das überdrüber-supertolle Mädchenideal ist alles, kann alles, will alles. Und sieht natürlich immer top aus. Barbie ist es, der das Traumhaus gehört, die das Traum-Cabrio fährt und all die tollen Klamotten hat. Der lusche Ken liebt Barbie so sehr, dass er gerne im Hintergrund bleibt und das Rampenlicht seiner Freundin überlässt. Nicht, dass sie ihn nicht lieben würde, Karriere und Kultstatus gehen aber nun mal vor. Zuviel Männlichkeit verträgt Barbie nicht, also darf Ken auch nur ein angedeutetes Beulchen im Schritt haben anstatt… naja, einer richtiger Anatomie eben. Da erinnert Barbie irgendwie an Heidi Klum, by the way. Ken scheint schon beim ersten Treffen zu ahnen: Mehr als eine Nebenrolle ist für ihn nicht drin. Mit melancholischen Äuglein, schmalen Augenbrauen und nur angedeutetem Lächeln sieht er in eine pinke emanzipierte Plastik-Zukunft. 1962 darf er dann seine

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Mattel

Ken feiert heuer seinen 50. Geburtstag. Grund genug, dem berühmtesten Boyfriend der Welt ein Porträt zu widmen. Und sich zu fragen: Ist Ken in Wirklichkeit nicht doch schwul?


R O L EM O D E L Schwimmshort für einen (ungemütlich aussehenden) Smoking eintauschen. Der ängstliche Gesichtsausdruck bleibt. Ken im Wandel der Zeit. Mit den Jahren hat Ken sein Styling weiterentwickelt, an der Seite von Barbie muss man sich schließlich ranhalten. Vom schmalgesichtigen Bubi in den 1960er-Jahren mutierte er immer mehr zum Idealbild eines Mannes: Sixpack, gebleckte und blütenweiße Zähne, einfach männlich. In den 1970er-Jahren durfte er (versteckter) Pornostar sein, mit noch mehr Muskeln als heute, gelbem Haar, bis zum Bauchnabel geöffnetem Hemd und John-Travolta-Matte („New Good LookinKen”). Das erste Mal entschied sich Ken auch für eine Unterhose (Slip, nicht Boxer). Die 80er waren geprägt von Sportbekleidung und Superstar-Image („Superstar Ken”). Seine Haare waren wieder an den Kopf geklebt, nachdem Ken in den 70ern ein typisches Männerproblem hatte: Ihm fielen die Haare aus. Zumindest wenn sie nass wurden. Nobody´s perfect. Die 1990er lassen sich auch bei Ken nur schwer definieren: Oftmals wechselte er die Haarfarbe, schwankte zwischen weißen Anzügen, knallbunten (bauchfreien!) Sporttops und Hawaii-Hemden. Braungebrannt wie niemals zuvor, einmal mit Bart und einmal ohne, versucht Ken während dieser Dekade verzweifelter denn je, neben Barbie aufzufallen. Und versagte kläglich: Barbie blieb Kult, während Ken in Gefahr geriet, in Vergessenheit zu geraten. Motto: Kleine Mädchen wollen nicht mit Puppen-Jungs spielen, und Jungs nicht mit Puppen (oder sie dürfen es nicht). Ken in der Sinnkrise. Trennung! Obwohl Ken karrieretechnisch einiges vorzeigen kann (er übte über die Jahrzehnte mehr als 40 Berufe aus, darunter Pilot, Geschäftsmann, Profisportler und allen voran Schauspieler), so setzte Barbie immer eins drauf – sie war Model, Filmstar, Chirurgin, Astronautin und kandidierte zweimal sogar für das Präsidentinnenamt. Zwar ohne Erfolg, aber was soll´s. Ken durfte es nicht mal probieren. Im Jahr 2004 die Hiobsbotschaft der Pressesprecherin von Mattel: „Barbie und Ken nehmen, wie viele andere Hollywood-Paare auch, eine Auszeit voneinander. Sie bleiben aber Freunde.” Schock! Was war passiert? Vielleicht kam Ken mit Barbies Geltungsdrang nicht zurecht, vielleicht war er auch einfach nur beleidigt, dass er durch Blaine, den knackigen (und jüngeren) Surferboy aus Australien, 1992

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schwupp-di-wupp ersetzt wurde. Trost für Ken: Blaine kam bei den Fans noch weniger an, also schickte ihn Barbie alsbald in die Wüste. Ken 2011. Ken wäre aber nicht Ken, wenn er um seine große Liebe nicht kämpfen würde. Verjüngt mit erblondetem, wallendem Haar und stylishen Klamotten (enges Shirt, Old-Look-Jeans) meldete er sich 2010 zurück. Er kurbelte seine Schauspielkarriere an und spielte sich im oscarnominierten Blockbuster „Toy Story 3” selbst. Er twittert, facebookt und dient als Inspiration für die erfolgreiche US-amerikanische Reality-Soap „Genuine-Ken: The Search for the Great American Boyfriend”. Hier müssen gutaussehende Kerle auf Ken machen und ihre perfekten Boyfriend-Qualitäten unter Beweis stellen. 2011 bekam Ken endlich auch eine Stimme: „Sweet Talkin-Ken” wiederholt alles, was man ihm ins Mikrofon flüstert. Ein Mädchentraum wird wahr. Plastikliebe rostet nicht. Das alles erweckte auch Barbies Aufmerksamkeit wieder. Auf XXL-Plakaten wirbt Ken um Barbies Liebe: „Wir mögen zwar aus Plastik sein, aber unsere Liebe ist real!” Und, juhu: Seit dem Valentinstag dieses Jahres sind Ken und Barbie wieder ein Paar. Plastikliebe rostet eben nicht. Wie schwul bist du, Ken? Aber halt, bevor alles in rosarotem Heterokitsch erstickt: Seit Kens Geburt kursieren hartnäckig Gerüchte um seine Homosexualität. „Barbie & Ken” – nichts mehr als eine Pseudoliebe? Vieles scheint dafür zu sprechen. Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: Ken kocht gut, ist immer offen für Neues, achtet penibel auf sein Äußeres und macht seinem Ruf als „Fashionista” alle Ehre. 1993 kam er unter dem Namen „Earring Magic Ken” mit einem Netzhemd, einem Ohrring, blondierten Haaren und einer Kette daher, dessen Schmuckstück verdächtig nach Cockring aussah. Ein heimliches Outing? Für die Gay-Community auf jeden Fall, die spätestens seit Cock – ähm, Earring-Ken – treue Fans des Plastikmanns ist. Der übrigens genau 30,5 Zentimeter groß ist ... just sain´. Kens (kleines) soziales Umfeld besteht zudem hauptsächlich aus attraktiven Schönlingen. 1964 lernte er den rothaarigen Allan kennen, vier Jahre später stieß Brad, die erste afroamerikanische Puppe, zur Gruppe. Im Laufe der Zeit wurde die Männerclique um Steve, Todd, Derek, Curtis und Steven erweitert. Allesamt sensible Typen mit dem gewissen Gespür für Mode. Mode, die sie wegen der gleichen Größe untereinander tauschen können. Eine Bromance, wie sie im Buche steht – ziemlich homoerotisch, aber nie offen schwul. Heiße Gerüchte. Vielleicht schaffte es deshalb der mehr oder weniger offen schwule G.I. Joe nie in den engen Freundeskreis von Ken. Joes von harten Kerlen und Militärfetisch geprägtes Umfeld passt halt nicht so ganz in die heile Mattel-Welt. Schade. (Was passiert, wenn Joe und Ken aufeinandertreffen, ist ausführlich auf www. ultrasparky.org/poseablethumbs zu bestaunen). Wenn Ken so offensichtlich schwul ist – was ist dann mit seiner Beziehung zu Barbie? Trotz diverser Hochzeitssets „vollzogen” Ken und Barbie niemals den Hochzeitsakt, beide sind bis heute kinderlos. Laut Mattel wurde nicht mal wirklich geheiratet, was angeblich daran liegt, dass Ken zu einer Ehe nicht bereit sei. Hm. Und, wenn wir schon dabei sind: Wieso es 2004 wirklich zur Trennung zwischen Ken und Barbie kam, wurde ebenfalls nie ganz geklärt. Es mag doch wohl nicht an Kens Homosexualität liegen? Nein, natürlich nicht. In der pinken Mattel-Welt gibt´s schließlich keine schwulen Männer. Nur männliche Accessoires. n

EXY

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Lesespaß im Liegestuhl Egal ob am Mittelmeer, dem Neusiedlersee oder im Schwimmbad eures Vertrauens – hier drei Bücher, die nach erfrischender Abkühlung gut für Lachmuskeln, Seele und Herz sind.

BÜCHER von Thomas Schwentenwein

Top-Tipp der Redaktion

Sina Tahayori orientExtrem. Erzählungen

2011, 91 Seiten, Broschiert, € 12,00, edition exil 

David Sedaris Das Leben ist kein Streichelzoo. Fiese Fabeln

Die weinende Bärin am Cover hat gerade ihre Mutter verloren. Sie könnte einem leid tun, wäre sie nicht so penetrant darauf bedacht aus diesem Unglück Kapital zu schlagen. Perfekt einstudiert, beklagt sie sich bei allen, die ihr begegnen, hofft auf Mitleid und erschleicht sich Gefälligkeiten. Als ihr niemand mehr zuhören möchte, zieht sie von dannen, wird für den Zirkus eingefangen und gezwungen, sich fürs Publikum zu prostituieren. Es sind tatsächlich fiese Fabeln, die David Sedaris geschrieben hat. Bitterböse Momentaufnahmen voll unerwarteter Wendungen und meist ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Sedaris ist eigentlich für seine autobiographischen Reflexionen, in denen er schonungslos sein eigenes Leben, seinen Freund, aber auch seine Familie aufs Korn nimmt (seine Schwester ist die Komikerin Amy Sedaris), berühmt. Der Sprung ins Tierreich kehrt bei Sedaris seine zynische Seite noch mehr hervor und rückt das Motto „Alles für eine Pointe“ in den Mittelpunkt – ohne dabei mit tragischen Zwischentönen zu sparen. Und die kongenialen Illustrationen von Ian Falconer machen dieses Buch zu einem diabolischen Schmuckstück, das auch mit tragischen Zwischentönen nicht geizt.

Sina Tahayori ist Geschichtenerzähler – im wahrsten Sinne des Wortes. Wie ein nicht enden wollender Teppich breiten sich seine Erzählungen aus und man läuft Gefahr, sich in den vielen Mustern und Facetten zu verlieren. Seine Figuren sind umherirrende Gestrandete, stets auf der Suche nach Nähe, Zugehörigkeit und sich selbst. Manche davon führen ein Leben voller Abwesenheit – in Erinnerung an etwas, das sie zurücklassen mussten. Der Begriff „Heimat“, auch wenn er nie explizit genannt wird, ist ihnen auf die Stirn gebrannt. Andere, wie Pedram, liebenswürdiger Held gleich zweier Erzählungen, flüchten vor sich selbst – und scheitern doch auf tragisch-komische Art. Tahayori schreibt Sätze, die den Leser mit einem Brennen in der Kehle zurücklassen, einem Durst nach immer mehr. Seine Geschichten sind sehnsuchtsvoll und voller Verlangen, gleichzeitig distanziert und mit trocken-lakonischer Feder verfasst. Sexualität und Geschlechterzuordnungen werden hinterfragt, wenn etwa die Travestiekünstlerin Prinzessin Soraya den Journalisten Ivan verführt. Dieser kann sich den Vorurteilen doch nicht entziehen – in Tahayoris Welt gibt es ein ganzes Repertoire der (Un-)Möglichkeiten des Verstehens. Abgeschlossen wird der Band mit einer Farce voller Überspitzungen über das Land Tyrannien, dessen König an die Abdankung denkt. Er lässt es bleiben, denn nur zwei Ländern haben ihm Exil angeboten – Argentinien und Österreich. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Fazit: So böse kann guter Humor sein!

Fazit: orientExtrem? Extrem gut!

Fotos beigestellt

2011, 176 Seiten, Hardcover, € 15,40, Blessing 

 Pflichtlektüre 

Lesespaß 

Okay 

... wenn sonst kein Buch zur Hand ist ... 

Sabine Huttel Slalom. Erzählungen

2011, 118 Seiten, Broschiert, € 12,30, fhl 

Sabine Huttel hat sich an das Unterfangen gewagt als Hetera einen Blick auf schwule Lebensrealitäten zu werfen und berichtet in ihren Erzählungen von sieben sehr unterschiedlichen Männern, die in den verschiedensten Stadien ihres Outings stehen. Die Stärke Huttels liegt eindeutig im Offenlegen von scheinbar beiläufigen Momentaufnahmen, die unverhofft in irrsinniger Brillanz und mit seidener Zartheit hervortreten. Ihre Charaktere bleiben dabei leider häufig in einem schemenhaften und halbgaren Zustand gefangen. Vor allem die Dialoge erscheinen stellenweise stark konstruiert. So bleibt die wehleidige Hausfrau in „Zumutung“, die sich bei einer Freundin am Telefon über das späte Outing des Vaters echauffiert, ohne Nuancen und eindimensional. In „Neuland“ hingegen wird auf bittersüße Art von Stefans Coming-out vor seiner verständnisvollen Mutter erzählt und dem ersten Date mit seiner Internetbekanntschaft Zdenek. Dass ein Schatten über der Erzählung liegt, wissen wir vom ersten Satz an: „Der Tag, an dem Stefan zusammengeschlagen wurde, war einer der schönsten seines Lebens.“ Solch wunderbare, Gänsehaut erzeugende Fragmente hätte man sich mehr gewünscht! Fazit: ein leider nicht immer klischeefreier Blick auf schwule Lebenswelten. Zeitverschwendung

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DVD von Roland Bonimair

Von Fußballern, Berlinern und Müttern NAME IT stellt Dir drei neue Filme auf DVD vor – zum gemütlichen Kuscheln bei verregneten Sommerabenden…

Top-Tipp der Redaktion

I Killed My MOther

Drama, D 2010 Von Tor Iben Mit Sinan Hancili, Engin Sert, Martina Hesse FSK: ab 16; L: 70 Min. Salzgeber  Cibrâil ist ein türkischstämmiger Streifenpolizist, der als Vorbereitung für den CityMarathon durchs sommerliche Berlin joggt, ziemlich verschlossen wirkt und mit einer Galeristin liiert ist. Als deren Cousin Marco aus Rom zu Besuch kommt, gerät Cibrâils Leben durcheinander: Marco ist nämlich schwul, und Cibrâil – wussten wir’s doch! – begehrt ihn heftig… Der Regisseur hat einen Kick für Körperbehaarung aller Art. Diesen sollte man teilen, um den teilweise doch recht amateurhaften Low-Budget-Film zu mögen. Berlin-Fans dürfen sich über einige Impressionen der Stadt freuen (incl. Subkultur und Pride). Und „leidenschaftslos“ kann man mit etwas gutem Willen ja auch durch „lakonisch“ ersetzen. Fazit: unaufgeregt und eh ganz nett.  DVD-Highlight 

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 Hubert (Xavier Dolan) ist ein verwöhnter 16-jähriger Bengel mit Hang zu melancholischer Lyrik. Er lebt bei seiner Mutter Chantal, die null Verständnis für seine Intellektualität und seine künstlerischen Neigungen hat. Dafür und für ihre Biederkeit und Borniertheit verachtet er sie – und erklärt sie in seiner Schule für tot. Mutter und Sohn streiten viel, aber reden können sie nicht miteinander. Auf Verständnis stößt Hubert nur bei seiner Französischlehrerin und bei seinem Klassenkameraden und Lover Antonin. Als Chantal zufällig von Huberts Homosexualität erfährt, steckt sie ihn gegen seinen Willen ins Internat… Das erfrischende und berührende Werk des kanadischen Wunderknaben Xavier Dolan – der nicht nur das autobiographisch inspirierte Drehbuch schrieb, sondern auch Regie führte und die Hauptrolle übernahm – verströmt die rebellische Kraft der Jugend und wurde in Cannes 2009 mit drei Preisen ausgezeichnet. Homosexualität steht nicht im Vordergrund und kommt als etwas völlig Selbstverständliches daher. Schön gruselig: Irgendwann entdeckt Hubert mit Schrecken, dass sein Geliebter ähnliche Gewohnheiten hat wie seine Mutter. Fazit: voller Ironie, ästhetisch und erzählerisch elegant; für Cineasten.

Kick OFF Komödie, GB 2010; OmU Von Rikki Beadle Blair Mit Jason Maza, Jay Brown, Rikki Beadle Blair, Stephen Hoo FSK: ab 12; L: 99 Min. Pro-Fun Media  Fußball ist kein Sport für Schwule? Blödsinn. Diese sehr vergnügliche britische Komödie dribbelt traditionelle Rollenbilder ebenso genüsslich wie schwule Klischees aus. Wir sehen ein queeres und völlig chaotisches Amateurteam, das in seinem allerersten Match ausgerechnet gegen die brutalste und gefürchtetste Mannschaft von ganz London antreten muss: Zickige Drama-Queens treffen auf schräge Macho-Psychotiker, na bumsti! Weil auch der Schiedsrichter ein blutiges Greenhorn ist, spielen sich am und rund um den Fußballplatz die verrücktesten Dinge ab. Es gibt viel zu lachen, daneben werden einige kluge Dinge gesagt. Man fiebert mit und weiß bald nicht mehr, wem man die Daumen drücken soll. Denn eigentlich sind auch die Heteros ganz patente Burschen. Am Ende haben alle ihre Lektion gelernt, und wir erfahren nebenbei noch, dass Justin Fashanu (1961-98) der bislang einzige Fußballprofi war, der sich geoutet hat. Mehr als heiße Küsse und knackige Oberkörper gibt’s nicht zu sehen – man kann sich den Spaß also auch bedenkenlos mit fußballnarrischen Hetero-Kumpanen angucken. Fazit: sonnig-leichte Wohlfühlkomödie.

Sehenswert  Okay  … wenn nichts Besseres im TV läuft  Augen zu!

Fotos beigestellt

CibrÂil - Eine liebe in berlin

Tragikomödie; CDN 2009; DF und OmU Von Xavier Dolan Mit Anne Dorval, Xavier Dolan, François Arnaud, Suzanne Clement FSK: ab 16; L: 100 Min. Kool / Indigo


Ranking des Monats

Noch immer keinen Plan, wohin es diesen Sommer gehen soll? Kein Problem: Die Gay-Seite advocate.com hat die 15 schwulsten nordamerikanischen Cities erhoben. Sprich: Wo leben die meisten Schwulen in den USA und Kanada? Das Ergebnis: Die Gay-Community ist weit verstreut. Und sichtbarer als jemals zuvor. Damit dürfte sich auch die Frage nach der Urlaubsplanung geklärt haben. NAME IT präsentiert euch die (überraschenden) Top 10 – San Francisco landete übrigens auf Platz 11. Sexuelle Aktivität hin oder her (siehe „Zahl des Monats”).

Zahl des Monats

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Minneapolis Sante Fé Las Vegas Orlando Pittsburgh Vancouver Atlanta Washington, D.C. Seattle St. Louis

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Die Nacht zum Tag machen, mit den besten Club-DJs abfeiern, mit den heißesten Jungs flirten – und das alles vor der traumhaften Kulisse Griechenlands? Das „Mykonos Gay Festival” macht´s möglich: Vom 24. Bis 28. August 2011 geht´s auf der griechischen Insel Schlag auf Schlag, ein vibrierendes Gay-Clubbing jagt das nächste. Insgesamt vereint das Festival fünf (Strand-)Partys und Clubbings unter einem Dach. Die NAME IT-Prognose: Mykonos wird als neue „Gay-Summer-Destination” Barcelona bald den Rang ablaufen! Infos unter: http://www.xlsior.gr/2011/

So viele Sexpartner hat im Durchschnitt jeder Bewohner von San Francisco (USA) während seines Lebens. Damit ist die Stadt die sexuell aktivste in den Vereinigten Staaten. Den letzten Platz belegt Chigaco – hier kommt der Bewohner auf nur 11 Sexpartner. Jetzt wissen wir, welche Stadt wir (nicht) besuchen, wenn wir in den USA sind.

Amsterdam, wir kommen!

Ernmuhl, beigestellt, Faceme PLS, Holger Gräbner pixelio.de

Mykonos Gay Festival

Für Schwule ist Amsterdam eine der attraktivsten Städte Europas. Nirgendwo findet man(n) pro Quadratmeter so viele Gay-Attraktionen wie in der Amsterdamer Innenstadt. Auch im Sommer 2011 kann Amsterdam wieder mit vielen Attraktionen aufwarten: Vom 30. Juli bis 7. August findet die „Amsterdam Gay Pride” statt – eines der Highlight im Paradensommer! Straßenfeste, Sportwettkämpfe, ein Filmfestival und als Höhepunkt die berühmte Bootsfahrt. Rund eine halbe Million Besucher werden erwartet!

Reise & Urlaub

Die schwulsten Städte Amerikas

Reisewarnungen für schwule Touristen

Die deutsche Bundesregierung veröffentlichte Reisewarnungen für schwule, lesbische und transsexuelle Touristen. In einer umfassenden Liste werden Länder genannt, in denen Homosexualität verfolgt wird oder unter Strafe steht – unter anderem werden Ägypten, Malaysia, Marokko, Libanon, Gambia, Ghana oder die Malediven genannt, viele davon sind beliebte Gay-Reiseziele. Die deutschen Grünen forderten nun aber, diese Liste überprüfen zu lassen. Viele Länder wurden ausgelassen, kritisieren sie, bei anderen Fällen müsse man überprüfen, ob tatsächlich eine strafrechtliche Verfolgung vorliege. Schade: Dezidierte Reise-Empfehlungen für schwul-lesbische TouristInnen wurden keine ausgesprochen.

Love is in the air Über den Wolken soll die Freiheit bekanntlich grenzenlos sein. Zumindest fallen die Hemmungen. Laut einer Umfrage der Reiseseite skyscanner.net (1.000 Teilnehmer) lieben es 45 % der Reisenden, während des Fluges zu flirten. 20 % Prozent gaben zu, schon mal während eines Fluges Sex gehabt zu haben, immerhin ein Drittel der Flirtbegegnungen treffen einander nochmals nach dem Flug. Und aus 8 % der Begegnungen ist sogar eine Beziehung geworden. Romantisch. Sex mit dem Piloten wäre uns aber am liebsten.

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Text und Fotos Matthias Schneider

Faszination

Indien

Prächtige Paläste, quirlige Metropolen, beeindruckende Landschaften, duftende Gewürzbasare und eine Schwulen- und Lesbenszene, die langsam, aber sicher Fahrt aufnimmt: Indien will der neue Shooting-Star unter den Reisezielen für Lesben und Schwule werden. Kann das klappen?

Die Metropole Udaipur beeindruckt mit ihren Kontrasten.

B

ildhübsche, junge Frauen in vornehmen Saris haben sich zum Empfang aufgereiht. Ebenso wie deren Chef falten sie zur Begrüßung die Hände, neigen den Kopf leicht nach unten und heißen uns herzlich willkommen. Von oben, wie aus Geisterhand, fallen Blumenblätter herab, zwei Musiker spielen mit Trommel und Sitar, die Frauen legen uns Blumenketten um den Hals und malen uns einen Tilaka, einen runden Punkt aus roter Farbe auf die Stirn. Es duftet nach Räucherkerzen, ein Kellner reicht uns einen Begrüßungscocktail. Willkommen im Leela Palace Hotel in Udaipur! Leben wie ein Maharadscha. „Im The Leela Palace Kempinski Udaipur erwartet Sie ein Paradies, in dem sämtliche Sinne verwöhnt und bezaubert werden. Bei uns leben Sie inmitten einer malerischen Atmosphäre wie ein Maharadscha“, haben wir zu Hause auf der Website des Hotels gelesen – und müssen schon nach wenigen Minuten zugeben: Es stimmt. Die „Anfahrt“ zum Leela Palace erfolgt mit einer Gondel über den malerischen Pichola-See, vorbei am Lake Palace Hotel, Drehort des James-Bond-Films „Octopussy“ mit Roger Moore. Schon beim Einchecken in die Gondel fühlt man sich wie ein König, pardon, wie ein Maharadscha. Ein Hoteldiener geleitet uns mit einem Sonnenschirm zum Boot, zwei weitere Bedienstete kümmern sich im Hintergrund dezent um die Koffer. Das Einchecken erfolgt problemlos: Zwei Männer, ein Doppelzimmer, natürlich

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The Leela Palace Kempinski in Udaipur punktet mit Luxus pur – und ist auch gayfriendly.

In diesem Haus in Mumbai lebte Mahatma Ghandi 17 Jahre seines Lebens. Heute ein Highlight für Touristen.


Oben: Leela Palace. Unten: Azaad Bazaar ist der erste GLBT-Shop Indiens – in Mumbai.

Uidapur, Leela Palace

im Doppelbett. An der Rezeption weiß man Bescheid. Keine Fragen, keine scheelen Blicke. Die Reise wurde über die Agentur SITA gebucht; sie ist eine der größten Incoming-Agenturen Indiens. Viele namhafte Reiseveranstalter wie Marco Polo, Meyer‘s Weltreisen und Studiosus schicken jährlich Tausende Urlauber aus Europa nach Indien – und lassen das Programm und die Betreuung vor Ort von SITA erledigen. Sie gilt als einer der ältesten, größten und erfahrensten Reiseagenturen Indiens und hat sogar mehrere deutschsprachige Mitarbeiter. Schwules Pärchen? Kein Problem! Einer von ihnen ist Sanjay Malik. Der 34-Jährige arbeitet seit Ende 2002 bei SITA und leitet das Team, das sich um den deutschsprachigen Markt kümmert. Hin und wieder betreut er auch heute noch Touristen, die durch Indien reisen. So auch uns. „Wir hatten in der Vergangenheit schon öfters Männer- und Frauenpaare betreut, die durch Indien gereist sind. In den Hotels ist die Belegung eines Doppelzimmers für sie überhaupt kein Problem“, berichtet er in fließendem Deutsch. Mehrere Jahre besuchte er das Goethe-Institut in Delhi, schnell wurde die deutsche Sprache seine Leidenschaft: „Ich verschlinge alles, was mir an Filmen und Büchern aus Deutschland in die Finger gerät“, verrät er schmunzelnd.

Überwältigende Paläste. Heute gehen wir mit ihm in Udaipur auf Entdeckungstour. In Rajasthan, dem Bundesstaat, in dem Udaipur liegt, kann fast jede Stadt ihre eigene Geschichte erzählen. Bekannt ist Rajasthan vor allem durch seine Vielzahl an Palästen, alten Forts und anderen Kultur-Denkmälern aus dem Mittelalter. Und nirgendwo anders in Indien lässt sich besser auf den Spuren der Maharadschas wandeln. Mehr als tausend Jahre hat das Kriegervolk der Rajputen mit ihrer in ganz Rajasthan vertretenen Adelshierarchie diesen Teil Indiens beherrscht. Ihre Courage und Unerschrockenheit war legendär; von ihrem Stolz und ihrer Anmut haben sie bis heute nichts verloren. Einige ihrer überwältigenden Paläste und Festungen, die an ein Märchen aus 1001 Nacht erinnern, haben die ehemaligen Regenten zu Hotels umgewandelt. Nicht jedes davon hat den Standard eines Luxushotels, aber alle haben ihren eigenen Charakter. Wenn bei vielen Indien-Besuchern etwas nachhaltig in Erinnerung bleibt, dann sind es vor allem diese märchenhaften Hotels. Udaipur – Romantik pur. Die von Besuchern gern auch als Venedig des Ostens bezeichnete Stadt ist mit ihren imposanten Palästen, grünen Gärten mit vielen exotischen Pflanzen und dem spiegelglatten Pichola-See eine der schönsten Städte des Landes. Udaipur wechselt ihr Gesicht wie keine andere mit dem sich verändernden

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Lichteinfall. Morgens erstrahlt die Stadt in leuchtendem Weiß ihrer Häuser, der Sonnenuntergang hinter den weichen Hügeln des Aravalligebirges taucht den See und die Stadt in ein majestätisches Violett, und nachts scheint das Lake Palace Hotel inmitten des im Mondlicht schimmernden Pichola-Sees zu schweben. Highlight ist der Palast von Udaipur, hier drängen sich tagtäglich Busladungen von Touristengruppen. Schließlich gehört die Stadt zur Pflichtagenda jeder Rajasthan-Reise. Am größten Palastkomplex Indiens wurde über 400 Jahre gebaut. Heute sind hier ein Museum, zwei Luxushotels und die Privatresidenz des Maharadschas untergebracht. Durch den Haupteingang, über dem ein goldenes Sonnenemblem prangt, gelangt man in das Museum des Palastes. Für die Besichtigung der durch zahlreiche mit Korridoren und Treppen verbundene Räume und Höfe, die an ein Labyrinth erinnern, sollte man sich drei bis vier Stunden Zeit nehmen. Es gibt viel zu entdecken: Waffensammlungen und Gemälde, die von Elefantenkämpfen und Jagd auf Tigern Zeugnis ablegen. Schwule und Lesben sind herzlich willkommen! Wer neben der Kultur die Lesben- und Schwulenszene des Landes entdecken möchte, sollte seine Reise am besten von SITA organisieren lassen. Als Mitte April dieses Jahres in Jaipur die Touristikmesse „The Great Indien Travel Bazaar“ (GLTB) stattfand, kündigte SITA-Chef Prabhat Verma an, man werde sich künftig verstärkt um lesbische und schwule Touristen bemühen: „Das ist ein sehr attraktiver und interessanter Markt für uns“, so Verma. Man habe bereits speziell für Lesben und Schwule Reisepackages geschnürt, die über die Website tomontour.com buchbar sind. Doch in unseren Breitengeraden ist das Land noch völlig unbekannt als Reiseziel für Lesben und Schwule. Kann man mit seinem Freund offen zu seinem Schwulsein stehen? Gibt es eine Lesben- und Schwulenszene, die man als Single unsicher machen kann? Gay-Knigge. Günther Maria Norrenberg lebt seit vielen Jahren in Indien. Früher war er Reiseleiter für Studiosous, ist wochenlang mit Touristen aus Deutschland durch Indien gereist und hat ihnen Land und Leute gezeigt. Heute ist er Besitzer eines Restaurants, Savage Garden, und eines Cafés, das den Namen Edelweiss trägt. Beide Betriebe befinden sich im Zentrum der Stadt, in der Nähe des Gangaur Ghats. Wir treffen Günther um die Mittagszeit im Savage Garden. Das Restaurant liegt versteckt in einer Seitengasse und hat einen wunderschönen Innenhof. Die Wände sind meeresblau gestrichen, viele Pflanzen begrünen den Hof. Es ist eine Oase der Ruhe. Auf der Speisekarte dominieren italienische Gerichte, vor allem Nudeln in allen möglichen Variationen. Bevor der Tisch gedeckt wird, berichtet Günther über die indische Kultur: „Also, wenn ihr hier Männer Hand in Hand über die Straßen gehen seht, hat das nichts zu sagen. Das nennt man in Indien yaari, es handelt sich um eine Männerfreundschaft, die keinerlei sexuellen Bezug hat.“ Also auch keine Küsse? „Nein, nein, auf keinen Fall. So etwas gibt es in Indien nicht in der Öffentlichkeit, weder bei Homo- noch bei Heteropaaren.“ Und offenes Lesbisch- und Schwulsein? „Das wird in Indien als westlicher Import betrachtet.“ Wahr sei auf der

Kleines Straßenrestaurant in Udiapur.

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anderen Seite aber auch: „Homophobe Gewalt ist in Indien tabu.“ Indiens Weg zur Normalität. In den großen Metropolen Indiens ist das schwul-lesbische Leben vor zwei Jahren aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Grund war die Anfang Juli 2009 vom Gerichtshof in Delhi verkündete Entscheidung, dass die Strafbarkeit von Homosexualität nicht mit der Verfassung vereinbar sei. Religiöse Gruppen legten allerdings Widerspruch ein. Beobachter und Vertreter der Lesben- und Schwulenszene Indiens gehen aber davon aus, dass das Verfassungsgericht die Entscheidung des Gerichtshofes in Delhi bestätigen wird. So auch Sabina und Simran. Die beiden Lesben eröffneten vor einem Jahr in Mumbai den ersten (!) Shop für Lesben und Schwule in Indien. Azaad Bazaar heißt er, und befindet sich im Stadtteil Bandra West, rund 5 Kilometer vom internationalen Flughafen entfernt. Strenggenommen ist der Azaad Bazaar ein kleiner LGBT-Shop auf 10 Quadratmetern, in dem es verschiedene Szene-Utensilien wie T-Shirts, Tassen oder Bücher zu kaufen gibt. Ihn darauf zu reduzieren, wird dem Shop aber nicht gerecht, denn da die Szene in Mumbai noch in den Kinderschuhen steckt, ist das Azaad für viele Lesben und Schwule in der Stadt ein beliebter Treffpunkt, um neue und alte Freunde auf einen Kaffee oder Tee zu treffen. Und auch für Touristen ist der Shop äußerst interessant und in jedem Fall einen Besuch wert: Wer wissen möchte, wo und wann sich die Mumbaier Szene gerade trifft, wird hier mit den aktuellsten News versorgt: Flyer informieren über die neuesten Partys und auch die Mundpropaganda sorgt für den neuesten Klatsch und Tratsch. Angesagter Treffpunkt am ersten Dienstag im Monat ist die Banana Bar, samstags veranstalten die Macher von gaybombay. org Schwulenpartys in wechselnden Clubs. Bitterer Wermutstropen für ausgehhungrige Party People: Einen Gay-Club, der täglich geöffnet hat gibt es ebenso wenig wie ein schwul-lesbisches Café oder eine Bar. „Selbst in so großen Städten wie Delhi, Mumbai oder Kalkutta leben viele Lesben und Schwule immer noch versteckt“, sagt Simran. „Es wird zwar immer freier und liberaler, aber solange die Familie und der Arbeitgeber große Probleme beim Outing machen, wird es nur in kleinen Schritten vorangehen.“ Und so treffen sich viele Schwule beim Spazierengehen am Marine Drive am Meer. Ganz diskret. Von Cruising kann hier keine Rede sein, Rückzugsorte

Dächer von Udiapur.

Azaad Bazaar in Mumbai.


Promotion

NAME IT

TIPPS Berlin: Raum für Sinne Links: Das Restaurant Savage Garden wird von einem deutschen Auswanderer geführt. Rechts: In Udiapur trifft der Gast auf die spannende Kombination aus Tradition und Moderne.

für ein Techtelmechtel gibt es nicht. Aber sich auf eine Bank zu setzen, schauen, wer vorbeikommt, miteinander flirten und plaudern ist ohne Probleme möglich … Mumbai – die indische Metropole. Wer sich für einen Abstecher nach Mumbai entscheidet, was nahe liegt, da sich die Stadt als Ankunfts- oder Abflugort für Flüge von und nach Europa anbietet, sollte eine gewisse Vorliebe für indisches Metropolenfeeling haben. Die Autos kriechen in der Stadt nur im Schneckentempo über die Straßen. Ein U-Bahn-Netz, das den Namen auch verdient, existiert nicht. Am Straßenrand leben Menschen in Zelten, manche haben ihre gesamten Habseligkeiten allein unter Plastikplanen untergebracht. Die Armut ist groß, zuweilen hat man das Gefühl, als würde der Moloch Mumbai sie alle verschlingen. Als Must-To-See empfiehlt sich zum einen das Mani Bhawan, das Haus, in dem der bekannteste Inder aller Zeiten lebte: Mahatma Gandhi. Der indische Volksheld wohnte von 1917 bis 1934 in dem Haus, das sich in einer ruhigen, gutbürgerlichen Straße im Zentrum der Stadt befindet. Es beherbergt eine umfangreiche wissenschaftliche Bibliothek, zahlreiche Fotos, Briefe und ein originalgetreuer Nachbau seines Arbeits- und Schlafzimmers. Zum anderen lohnt ein Besuch des Wahrzeichens der Stadt, das Gateways of India, im Stadtteil Colaba. Es wurde 1924 zu Ehren des Besuchs des britischen Königs Georg V. erbaut. Wuselig ist es hier: Touristen, behangen mit Fotoapparaten, schüchtern Händchen haltende indische (Hetero!-) Paare, junge Männer in langen(!) Jeans neben Frauen in traditionellen Saris, die mit Kind und Kegel unterwegs sind. Mittendrin fliegende Händler, die CDs und Accessoires feilbieten, und auf Wunsch gerne den allerneuesten Bollywood-Hit präsentieren. n

TIPPS UND INFOS ZU Indien

Auf einen Blick: Der NAME IT-Check für Deine Indienreise. FLUG Austrian Airlines bedient Delhi und Mumbai nonstop: www.aua.com. Der Flugpreis beträgt rund 700 Euro. UNTERKUNFT The Leela Palace Kempinski, Udaipur, Lake Pichola, Tel. 0091-294 670 1234, www.kempinski.com/de/ udaipur und Leela Kempinski, Mumbai, Sahar, Andheri, Tel. 0091-22 6691 1234, www.kempinski.com/de/mumbai. BUCHEN Die Agentur SITA bietet 45 Jahre Erfahrung, ein riesiges Netzwerk und eine ausgebaute Infrastruktur im gesamten Land sowie

unvergleichliche Erfahrungen in der Organisation von Reisen. Das Unternehmen steht für Professionalität und Reisevergnügen, das Angebot reicht von klassischen Touren bis hin zu faszinierenden neuen Erkundungsreisen. Informationen über die gayfriendly Packages auf der Website www.tomontour.com und auf www.sita.in. INFORMATIONEN Die Website www.india-tourism.de informiert über alles Wissenswerte für einen gelungenen Aufenthalt in Indien, die Webseiten www.gaybombay.org, www.salvationstar. com und www.azaadbazaar.com geben Informationen über die Schwulenszene in Mumbai.

G

ute Lage, modernes Design und österreichische Gastlichkeit sorgen für einen angenehmen Aufenthalt, direkt im Herzen von Berlin. Die komplett verglaste Fassade lässt das 4-Sterne-Hotel von außen wie einen riesigen Spiegel wirken, der das Bild der Straße reflektiert. Die Zimmer sind nach dem Motto "Raum für Sinne“ gestaltet. Die großen Glasfronten vom Boden bis zur Decke verleihen ein Gefühl von Weite und die Einrichtung von Wärme und Gemütlichkeit. Ein Hit sind die Suiten im siebten Stock mit Blick über die Dächer Berlins. www.arcotelhotels.com

Kunst & Kultur in Wien

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n Fußweite zur Gay-Community rund um den Wiener Naschmarkt und in unmittelbarer Nähe von Wiens längster Einkaufsmeile, der MariahilferStraße, liegt das Austria Trend Hotel Anatol. Das moderne Stadthotel mit 62 Zimmern bietet im Zeitraum 01.08. - 25.11.2011 ein attraktives Package für den idealen Wochenend-Trip in die Kulturstadt Wien. Zwei Übernachtungen im Standardzimmer inklusive einem reichhaltigen Frühstück im Hotel sowie folgende Zusatzleistungen: Brunch für zwei Personen im "Café Berg" (10-15 Uhr): Frühstücksplatte mit "Häferlkaffee", Tee oder heißer Schokolade, weiche Eier, Gebäck, Butter und Wiener Marmelade von "STAUDS". Je zwei Eintrittskarten für das Haus der Musik, das Wien Museum und das Mozart Haus und zwei "72-Stunden Tickets" für alle öffentlichen Verkehrsmittel im Package machen den unbeschwerten Kulturgenuß perfekt. Preis: € 248,Einzelzimmer,€ 371,- Doppelzimmer. Buchbar unter +43 1 599960 oder per Mail an reservierung.anatol@austria-trend.at www.austria-trend.at/hotel-anatol

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SEX AND A PITY von anonymous

der test

geilheit vs. vernunft. ganz ehrlich, wenn dich die geilheit überkommt, und kein kondom zur hand ist, kann es schon mal passieren, dass du drauf pfeifst und es eben einfach ‚ohne’ machst. so wie mit philipp, den ich in einer bar aufgegabelt und mit nachhause genommen hatte. wir machen so rum, und dabei rutscht ein teil von mir wohin, wo er ohne schutzbekleidung eigentlich nicht hin sollte. ‚oh!’ sage ich zu phillipp. „sorry, ich hol schnell einen gummi“ – er: „nein, passt schon, mach weiter“. ganz wohl ist mir nicht, aber meine erregung und der alkohol schalten meine vernunft aus und ich mache tatsächlich weiter, bis zum schluss. aber was sollte mir als aktivem schon passieren, denke ich. „bist du deppert?“ sagt am nächsten tag mein guter freund dimitri. „schon mal dran gedacht, dass du am schwanz schleimhäute hast?“ nein, daran hatte ich nicht gedacht. panik steigt in mir hoch. für die direkte chemiekeule danach war es schon zu spät... also warte ich 6 wochen und gehe zu meinem hausarzt zum test. eine woche muss ich auf die befundbesprechung des blutbilds warten. eine woche ohne viel schlaf. dafür mit ärgsten horrorphantasien. ich sitze schließlich mit schatten und ringen unter den augen im wartezimmer, blättere schlauerweise auch noch broschüren über die gut sortierte auswahl an geschlechtskrankheiten, die man sich sonst noch so holen kann, durch und merke, ich werde immer kurzatmiger. schließlich ruft mich der doc zu sich. ich versuche, seinem gesichtsausdruck erste informationen zu entnehmen, während er den befund studiert. fehlanzeige. pokerface. „dein guter cholesterinwert ist etwas niedrig, du solltest mehr fisch essen.“ der mann ist mir deutlich zu relaxt. mein cholesterinwert? absolute themenverfehlung, denke ich. „und bei einem leberwert bin ich ein bisschen stutzig geworden. hast du viel party gemacht in letzter zeit?“ ich kann mich nicht mehr zusammenreißen. „hiv! was is mit hiv??“. er schaut mich verdutzt an, blättert im befund. „ach so. ja eh negativ! hast du dir etwa sorgen gemacht?“ ich nicke und beschließe die hysterie der letzten tage zu verschweigen. komprimierte panik. den nächsten test mache ich dann nach einer knapp 2-jährigen beziehung. mein exfreund hatte zwar immer gesagt, er hätte einen aktuellen test, eine bestätigung hatte ich aber nie gesehen. einen frischen test wollte er nicht machen, er knüpfte das thema an die vertrauensfrage. wobei – ich finde ja, vertrauen ist hier fehl am platz. dennoch, sex wollte ich trotzdem mit ihm haben. meistens safe, aber eben nicht zu 100 %. nach dem beziehungsaus beschließe ich, dass es zeit für einen test sei. ich gehe in ein labor, das den befund bis zum nächsten tag ausstellt, gebe blut, bekomme einen abholschein. ich stelle fest: zwar dauert mein panikzustand nun nicht 7 tage, dafür ist er komprimiert auf ein paar stunden. ich bringe sie damit zu, mich an jedes einzelne sexuelle erlebnis zu erinnern, das ich seit dem letzten test hatte. in der beziehung, in der singlezeit im urlaub, nach parties, mit affären... zwar waren keine richtigen risikofälle dabei, aber kann man je hundertprozentig sicher sein? tags darauf gehe ich zum labor, mein herz klopft wie wild, ich stelle mir alle möglichen schrecklichen konsequenzen vor, die der positive befund mit sich führen würde. ich gebe der stoischen rezeptionistin meinen abholschein, sie durchwühlt eine schreibtischlade, findet aber nichts. „oh gott“, irrationale gedanken

„wir machen so rum, und dabei rutscht ein teil von mir wohin, wo er ohne schutzbekleidung eigentlich nicht hin sollte.“ anonymous schießen mir durch den kopf... „sie hat mich bei den negativen nicht gefunden, jetzt sucht sie den befund in der lade mit den positiven...“ sie verzieht keine miene, gibt mir ein kuvert, ich nehme es entgegen, reiße den zettel raus, suche hysterisch nach der richtigen zeile... „negativ“ steht da. erleichterung macht sich breit, mein puls normalisiert sich, ich schicke sms an alle freunde, die ich seit dem vortag ebenso narrisch gemacht habe wie mich selbst. get tested! bisher hatte ich also immer glück, dass meine risikofälle offenbar hiv-negative jungs waren – oder es einfach zu keiner ansteckung gekommen ist. es hätte aber auch anders laufen können. und auch wenn ich mich in dem zeitraum zwischen blutabnahme und befundbesprechung in einem psychischen ausnahmezustand befinde, kann ich gar nicht oft genug sagen, wie wichtig es ist, über seinen hiv-status bescheid zu wissen. gerda-rogers-horoskope oder mantras wie „es wird schon nix sein!“ sind keine alternative. klar, es sind nicht mehr die 1980er und die forschung ist schon viel weiter, sodass viele betroffene gut mit hiv leben können. dennoch: es geht um verantwortung. sich selbst – und anderen gegenüber. denn schlimmer als die vorstellung, es mir selbst zu holen, ist für mich der gedanke, es – ohne bescheid zu wissen – jemand anderem weiterzugeben.  tests in deiner nähe: www.aidshilfen.at such mich auf facebook: www.facebook.com/anonymous.nameit

Andreas Hofmann

für jemanden wie mich, der doch schon ne runde um den block gekommen ist, war und ist hiv ein großes thema. ich würde mich sogar als ziemlich hiv-panisch einstufen. natürlich, todesurteil ist es keines mehr heute, aber es würde mein leben doch sehr entscheidend verändern. ich bin deshalb sehr vorsichtig. weder gehöre ich zu den größten schluckspechten der nation, noch mache ich bei russian-roulette-barebackparties mit. und trotzdem: in meiner nunmehr 12-jährigen schwulenkarriere ist es doch auch mal zu ausrutschern gekommen.

Achtung! Die neue Ausgabe von NAME IT erscheinT am 28. Oktober 2011


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