nahdran. 3|2016

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Aus Branche und Unternehmen. Dezember 2016

www.veolia.de/nahdran

nahdran.

NOITAMROFSNA RT ELATIGID DER KREISLAUFWIRTSCHAFT


Aus der Kreislaufwirtschaft

Start-up „Supermeat“ Fleisch einfach zuhause züchten

Metall-Recycling Olympia-Medaillen 2020 aus Elektroschrott

Ein israelisches Start-up hat eine Methode zur alternativen Fleischproduktion entwickelt. „Supermeat“ will Fleisch in Zellkulturen heranwachsen lassen. Dazu nutzt es eine neuartige Technologie, durch die kein Tier leidet und keine Antibiotika oder tierischen Seren verwendet werden müssen. Eine kleine Biopsie-Probe aus der Haut eines Huhns reicht. Diese wächst in einer Umgebung, die die Physiologie eines Huhns imitiert. Der Clou: Das ist auch in kleinen „Fleischmaschinen“ möglich. Damit setzt das Start-up der Massentierhaltung die dezentrale Produktion entgegen, die weniger Wasser und Futter braucht, kein Treibhausgas emittiert und genau so günstig ist wie Schlachtfleisch.

In Tokyo stehen schon die olympischen Spiele von 2020 im Fokus, aber das Schmiedefeuer für die Medaillen dürfte deutlich früher entzündet werden – denn sie sollen aus recyceltem Elektroschrott bestehen. Auch wenn im Land der aufgehenden Sonne nur wenig Rohstoffe wie die gewünschten Edelmetalle abgebaut werden können, so besitzen die Japaner doch viel Elektroschrott und das nötige Know-how, es zu recyceln. Bereits 2014 recycelten japanische Unternehmen alleine aus Unterhaltungselektronik-Schrott mehr als 140 Kilogramm Gold, 1.500 Kilogramm Silber und 1.100 Tonnen Kupfer.

[→ www.wiwo.de > Start-up „Supermeat“

[→ www.wiwo.de > Metall-Recycling

Günstige Natur-Batterie Steinhaufen speichert überschüssigen Windstrom

Energieautark wohnen Dieses Hausboot erzeugt seinen Strom selbst

Siemens entwickelt derzeit gemeinsam mit Forschern der Technischen Universität Hamburg Harburg (TUHH) und dem städtischen Energieversorger Hamburg Energie einen Speicher, der konkurrenzlos günstig sein soll. Als Speichermedium dient ein Haufen Steine, der sich in einem gut isolierten Behälter befindet. Gedacht ist er für Windstrom. Wenn zu viel produziert wird, nutzen ihn die Entwickler, um Luft auf mehr als 600 Grad Celsius zu erhitzen. Sie strömt durch die Steinschüttung und erhitzt sie. Bei Strommangel geht es anders herum: Luft wird eingeblasen und erhitzt sich beim Kontakt mit den Steinen. Im Frühjahr 2017 wird Siemens einen kompletten Speicher mit einer Kapazität von 36 Megawattstunden bauen.

„Platz und Ressourcen werden knapper“, erklärt Sebastian Herkel vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE. Gemeinsam mit seinem Team entwickelte er daher eine neue, schwimmende Lösung für das Zuhause von morgen: ein Haus auf dem Wasser. Voraussichtlich im kommenden Jahr will er ein bundesweit einmaliges „Aqua-Solardorf“ auf einem Baggersee im nordrhein-westfälischen Kalkar am Niederrhein mit etwa zehn Häusern aufbauen und zeigen, wie das Zuhause von morgen aussehen kann: schwimmend und energieeffizient. Energie und Wärme werden ausschließlich aus Sonne und Wasser gewonnen. Eingesetzt werden dafür Photovoltaikanlagen, die Strom für elektrische Geräte und den Betrieb der Wärmepumpe erzeugen.

[→ www.wiwo.de > Günstige Natur-Batterie

[→ www.wiwo.de > Energieautark wohnen


Auf ein Wort Bereit sein, neue Wege zu gehen

„Wenn wir aufhören besser zu werden, werden wir bald nicht mehr gut sein“ – diesen Ausspruch des durchaus umstrittenen englischen Politikers und Feldherrn Oliver Cromwell aus dem 17. Jahrhundert kann man getrost auf das Wirtschafts­ leben des 21. Jahrhunderts übertragen.

Etienne Petit, Landesdirektor Veolia Deutschland

Klimawandel, Ressourcenverknappung und zunehmende Urbanisierung sind Faktoren, die uns dazu zwingen, neue Wege zu gehen. Zum Glück entwickeln sich auch die Technik und unser Verständnis weiter und helfen uns auf der Suche nach besser angepassten Lösungen für die Daseinsvorsorge. In der aktuellen Ausgabe der Nahdran werfen wir einen intensiven Blick in die Zukunft unserer Branchen. Wir versuchen darzustellen, welche Potenziale etwa die Digitalisierung für die Kreislaufwirtschaft bietet. Auch wenn die Marktreife einiger der dargestellten Ideen noch zehn bis 20 Jahre von uns entfernt ist, so finden sich dennoch bereits Punkte, an denen ein innovativer Umweltdienstleister wie Veolia gezielt ansetzen kann, um die Welt ein wenig besser zu machen.

»Auch wenn die Marktreife einiger der dargestellten Ideen noch zehn bis 20 Jahre von uns entfernt ist, so finden sich dennoch bereits Punkte, an denen ein innovativer Umweltdienstleister wie Veolia gezielt ansetzen kann, um die Welt ein wenig besser zu machen.«

Veolia ist natürlich nicht das einzige Unternehmen, das sich intensiv mit der Zukunft auseinander setzt. Auf der E-World in Essen im Februar zeigt die Energiebranche geballt ihre besten und wirtschaftlichsten Lösungen für den Wandel. Ich lade Sie herzlich ein, vorbeizukommen und sich zu informieren über unsere Dienstleistungen für den Betrieb industrieller Anlagen und Industrieparks, unser Leistungsportfolio für Stadtwerke und kommunale Kunden sowie unsere Programme zur Unterstützung von Innovationen und Start-ups.

Besonders freut es mich, dass wir auf der E-World erstmals gemeinsam mit unserem Beteiligungspartner ÖKOTEC auftreten werden. Wir werden beweisen, dass in dieser Partnerschaft Dienstleistungen zur Verbesserung der Energie- und der Ressourceneffizienz ideal verschmelzen. Übrigens nimmt auch ÖKOTEC den Anspruch zur ständigen Selbstverbesserung sehr ernst – nicht zuletzt prangt Cromwells Ausspruch in dicken Lettern prominent im Eingangsbereich der ÖKOTEC-Büros. Bevor das neue Jahr mit hoffentlich vielen zukunftsträchtigen Entwicklungen startet, möchte ich Ihnen aber ein frohes Fest und erholsame Feiertage wünschen. Sammeln Sie Kraft!

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FUTURE LOADING…

Die Digitalisierung hat einen grundlegenden Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft in Gang gesetzt. In nahezu allen Lebensbereichen verändern digitale Technologien unseren Alltag, von der Kommunikation bis hin zum Konsum. Etablierte wirtschaftliche Strukturen werden aufgebrochen, neue Geschäftsmodelle entstehen. Was bedeutet diese Entwicklung für das Ressourcenmanagement von morgen? Nahdran gibt Ein- und Ausblicke in den digitalen Wandel der Kreislaufwirtschaft von Gegenwart und Zukunft. Schon heute ist das Smartphone ständiger Begleiter – ob als Kommunikationsmittel, Fahrkarte oder Geldbörse. Bücher werden als E-Books heruntergeladen und Musik gestreamt, Meinungen via Social Media verbreitet und Dienstleistungen über Kollaborationsplattformen gebucht. Zukünftig gewinnen Themen wie Industrie 4.0 und das Internet der Dinge an Bedeutung, bei dem alles miteinander vernetzt ist – vom intelligenten Getränkeautomaten, der selbstständig Nachschub ordert über autonom fahrende Autos bis hin zum Arzt, der seine Patienten per Video-Chat berät. „Die digitale Transformation ist eine der tiefgreifendsten Veränderungen in unserer Gesellschaft, die wir in den letzten Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten erlebt haben“, davon ist Thorsten Diercks, Präsident des Digitalverbandes Bitkom, überzeugt. Und nicht nur er. Im Großteil der deutschen Unternehmen – egal ob Energiebranche, Gesundheitswesen oder Finanzsektor – ist die Digitalisierung Thema Nummer eins.

Studie der Ellen MacArthur Foundation: Intelligent Assets. Unlocking the Circular Economy Potential www.ellenmacarthurfoundation.org > Publications Umfrage von Bitkom zur Digitalisierung der Wirtschaft www.bitkom.org > Presse > Presseinformation > Digitalisierung der Wirtschaft nimmt Fahrt auf Studie von Roland Berger Strategy Consultants im Auftrag des BDI: Die digitale Transformation der Industrie www.bdi.eu > Media > Publikationen

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Nach den Ergebnissen einer Umfrage von Bitkom, die im März 2016 veröffentlicht wurde, nennen 72 Prozent der befrag­ ten Geschäftsführer und Vorstände den digitalen Wandel als Herausforderung für ihre Unternehmen, knapp hinter der Sicherung des Fachkräftebedarfs (73 Prozent). Erst danach folgen mit Abstand interne Herausforderungen wie der Umgang mit starkem Wachstum oder einer Restrukturierung (58 Prozent). Alles so schön smart hier Dieser Wandel ist nicht nur eine Herausforderung, er birgt auch jede Menge Chancen. Laut einer Studie von Roland Berger ergibt sich allein für Deutschland bis 2025 ein zusätzliches Wertschöpfungspotenzial von 425 Milliarden Euro, für die europäische Industrie sind es 1,25 Billionen Euro in den nächsten zehn Jahren – vorausgesetzt, es gelingt, die digitale Transformation erfolgreich zu gestalten. Auch für die gesellschaftliche Entwicklung eröffnen neue Technologien ungeahnte Möglichkeiten. In der Auseinandersetzung mit wichtigen Zukunftsfragen, wie den Auswirkungen des demografischen Wandels, der Verknappung natürlicher Rohstoffe, den Folgen des Klimawandels oder der zunehmenden Urbanisierung setzen Experten weltweit große Hoffnungen in die Digitalisierung. Die Ellen MacArthur-Stiftung etwa geht davon aus, dass bis 2030 fünf Milliarden Menschen in Städten leben werden. Das bedeutet, dass bereits heute Strategien entwickelt werden müssen, Menschen in Ballungsräumen zuverläs­sig zu versorgen. Die „Smart City“ gilt vielen als das Zukunftsmodell von Städten: vernetzt, ressourcenschonend und nachhaltig – so soll das Leben in diesen Städten aussehen.


These >> Die digitale Transformation der Wirtschaft ist der Durchbruch für die Kreislaufwirtschaft. Durch Vernetzung, Kooperation, Transparenz und die sich wandelnde Rolle des Konsumenten wird eine neue Form der Ressourceneffizienz erreicht. Um diesen Weg erfolgreich zu gehen, werden Themen wie die plattformbasierte Steuerung von Prozessen genauso wie das Sammeln und Analysieren von Daten immer elementarer. Big Data lautet hier das Stichwort, denn Daten sind der Rohstoff der Zukunft und gleichzeitig der Schlüssel zum effizienten Ressourcen­schutz. Die digitale Transformation sorgt für einen fundamentalen Wandel in unserer Gesellschaft, der Politik und in nahezu ­allen Branchen – vor diesem Hintergrund formuliert dieses Heft sechs Thesen, wohin die Entwicklung in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren gehen wird. Dabei überträgt die ­Nahdran Ergebnisse aus Studien für die klassischen Industrien auf den Umgang mit Ressourcen in Industrie-, Gewerbe- und Kommunalbetrieben. Zusätzlich werden anhand von „Fenstern in die Zukunft“ Beispiele aufgezeigt, an denen schon heute zu erkennen ist, wohin die Reise geht.

>> Digitalisierung ist die nächste industrielle Revolution. >> Neue Geschäftsfelder, mehr Effizienz und bessere Kunden­

bindung – vom Wandel zur Kreislaufwirtschaft profitieren Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen.

>> Die digitale Transformation hat nicht nur wirtschaftliches

Potenzial, sondern kann auch unser Bewusstsein für Ressourcen verändern.

>> Branchenübergreifende Kooperationen sind der Schlüssel zu mehr Innovation und eröffnen neue Marktchancen.

>> Start-ups spielen bei den neuen Vernetzungen und Kollaborationen eine wichtige Rolle, da sie einen offenen Umgang mit Innovation und Transparenz vorleben.

>> Durch

die digitale Vernetzung und Daten in Echtzeit können neue gesellschaftliche Herausforderungen, wie die sich ändernde Rolle des Konsumenten, bewältigt werden.

Beispiel Wasserwirtschaft: Vernetzt gegen den Klimawandel Die Vernetzung über das Internet und die Steuerung über intelligente Plattformen kann in der Wasserund Abwasserwirtschaft beispielsweise dafür sorgen, das Abwassernetz besser auf Starkregen vorzubereiten. Sagt der Online-Wetterbericht Regen voraus, können die Pegel in den Saugräumen, Schächten und Kanälen rechtzeitig gesenkt werden, um ein größeres Volumen für das erwartete Regenwasser bereitzustellen. So werden Retentionsräume besser bewirtschaftet und damit ungeplante Überläufe an Abwasser in Bäche und Seen verhindert. Kommunizieren etwa Pumpstationen und andere Komponenten miteinander, so gelingt es, Störungen zu minimieren und den Energiebedarf zu optimieren.

Entwicklungen in der Wasserwirtschaft www.process.vogel.de > Suche „Thamsen“ Wasser und Abwasser 4.0 www.wwt-online.de > Suche „Wasser und Abwasser“

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Paradigmenwechsel – neue Möglichkeiten, Vieles besser zu machen Längst geht es in der Wirtschaft nicht mehr nur um die Implementierung digitaler Technologien, sondern vielmehr um einen fundamentalen Wandel – eine Veränderung kompletter Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsprozesse. Im Umgang mit Ressourcen kann dies zu effizienteren Verfahren und neuen Einsparwegen führen. Die digitale Transformation in der Wirtschaft ist nicht weniger als der Schritt zur nächsten industriellen Revolution, schließlich verändert sie Branchen und Unternehmen von Grund auf: Digitale Kundenschnittstellen, beispielsweise über Apps und Social Media, werden unentbehrlich. Fertigungsprozesse erleben eine verstärkte Automatisierung und Autonomisierung. In verschiedenen Branchen wie etwa der Energie- oder Automobilwirtschaft entwickeln sich Kunden zunehmend zu Prosumern, indem sie Strom nicht nur verbrauchen, sondern auch mithilfe der Solaranlage auf dem Dach selber produzieren. In der digitalisierten Welt von morgen werden aus Wertschöpfungsketten Wertschöpfungsnetzwerke, in denen die Akteure in Echtzeit miteinander kommunizieren. So werden Prozesse für alle Beteiligten wesentlich transparenter und effizienter und ermöglichen Unternehmen eine bessere Wertschöpfung. Teamarbeit in der Smart Factory In der Smart Factory beispielsweise arbeiten viele Maschinen zusammen wie ein gut abgestimmtes Team von Handwerkern in einer Manufaktur. Sie kommunizieren miteinander, optimieren und produzieren ein Produkt genau so, wie es der Kunde wünscht. Jede Maschine weiß jederzeit, welches Werkstück sich gerade in welchem Bearbeitungszustand an welchem Ort in der Fabrik befindet. Den Auftragseingang hat das System immer parat.

Materials Data Space: Der Werkstoff wird digital www.materials.fraunhofer.de Prognosen von Accenture www.accenture.com > Strategy > Latest Thinking Delphy Energy Future Studie www.delphi-energy-future.com

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Laut Frank Riemensperger, Deutschlandchef der Beratungsgesellschaft Accenture, ist die Smart Factory technisch schon bald möglich. Mit sehr begrenzten Investitionen ins IT-System ließen sich die Produktion beschleunigen, Material und Energie einsparen oder die Logistik verbessern. Effizienzgewinne von fünf bis sechs Prozent pro Jahr sind nach Accenture-Berechnungen in diesem ersten Schritt möglich. Wie digitale Technologien über Unternehmensgrenzen hinweg den Ressourcenschutz fördern können, zeigt der Fraunhofer-Verbund MATERIALS mit dem Konzept des Materials Data Space. Die Idee: Das System stellt alle relevanten Informationen zu Werkstoffen und Bauteilen in einer digitalen unternehmensübergreifenden Plattform zur Verfügung. „Wir bringen die Werkstoffe zum Sprechen. Sie können uns zu jedem Zeitpunkt ihre Eigenschaften mitteilen. Das hilft beispielsweise, den Materialverbrauch zu senken, die Entwicklung neuer Werkstoffe zu beschleunigen, den Herstellungsprozess zu optimieren, Lebensdauer und Zuverlässigkeit zu steigern oder zu erkennen, bei welchen Produkten sich das Recycling lohnt“, erläutert Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn, der das Projekt koordiniert. Gemeinsam mit Industriepartnern sollen zunächst drei Pilotprojekte im Bereich der Automobilindustrie umgesetzt werden. Konkret geht es dort um Metalle, Faserverbundwerkstoffe sowie Funktionsmaterialien und ihr Recycling.


These >> Digitalisierung ist die nächste industrielle Revolution.

Der Abfallsauger Digitalisierung in der Ver- und Entsorgungsbranche Mithilfe der Digitalisierung lässt sich im Bereich der Versorgung der individuelle Bedarf der Kunden präzise ermitteln. Die Delphy Energy Future Studie prognostiziert, dass im Jahr 2040 die Produktion und der Verbrauch von Strom im „Internet der Dinge“ koordiniert werden. Demnach sollen alle elektrischen Geräte ihren Energiebedarf online und autonom melden – entsprechend kann die Produktion darauf abgestimmt werden. Gleichzeitig reagieren die Geräte auf Angebot und Preise, so schaltet sich beispielsweise die Spülmaschine automatisch ein, wenn die Strompreise günstig sind. 60 Prozent der befragten Experten halten diese Zukunftsprognose des plattformbasierten Energiemanagements für realistisch. Die digitale Transformation bestimmt also wesentlich die künftige Entwicklung der Branche: Sie bietet enorme Chancen, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Denn neue branchenfremde Wettbewerber drängen auf den Markt und bedrohen das Geschäftsmodell etablierter Akteure. Gleichzeitig verändern sich die Erwartungen der Kunden, für die der Umgang mit digitalen Technologien immer selbstverständlicher wird. Hier gilt es, bereits heute die Weichen zu stellen, um das Unternehmen zukunftsfest aufzustellen.

In Frankreich wird der Staub nicht nur vom Boden gesaugt, sondern auch der Abfall aus der Tonne. Im Ort Fort d'Issy Les Moulineaux, nahe Paris, hat Veolia Mülltonnen installiert, die mit einem Röhrensystem, das unter der Erde liegt, verbunden sind und den Abfall direkt zur Sammelstation saugen. Das Rohrnetz sammelt den Abfall in einem Einfüllstutzen. Von dort wird er dann mittels Vakuum durch das Hauptnetz transportiert. Am Ende des Rohrnetzes wird der Abfall an der Sammelstelle in Container sortiert und anschließend abgefahren. Das System ist zusätzlich in der Lage, die verschiedenen Sorten Abfall zu unterscheiden und zu sortieren. Ähnliche Systeme gibt es beispielsweise bereits in Helsinki und Barcelona.

www.veolia.com > Veolia Group > Media > News

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Die zirkuläre Zukunft in Zahlen Eine gesellschaftliche Entwicklung hin zur Kreislaufwirtschaft, in der Rohstoffe möglichst abfall- und emissionsfrei so lange wie möglich wiedergenutzt und durch Sharing-Konzepte geteilt werden, bringt signifikante Chancen mit sich: So könnten allein in Deutschland bis 2030 die Ausgaben für Mobili­tät, Wohnen und Lebensmittel um 25 Prozent sinken. Zudem ist ein Wirtschaftswachstum von jährlich 0,3 Prozentpunkten möglich. Dies hat die Ellen MacArthur-Stiftung gemeinsam mit Billionen Euro der Strategieberatung McKinsey ermittelt. In ihrer Einsparung aktuellen Studie „Towards a Circular Economy: Business Rationale for an Accelerated Transition“ durch das Schließen kommt sie zu dem Ergebnis, dass die EU-Länder von Stoffkreisläufen durch das Schließen von Stoffkreisläufen bis 2030 bis 2030 etwa 1,8 Billionen Euro einsparen können. Besonders für die Wirtschaft brächte die Kreislaufwirtschaft handfeste Vorteile mit sich – so die Verfasser des Berichts.

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Neue Einnahmequellen und Effizienzgewinne: Chancen für die Wirtschaft Ob Upcycling oder Recycling – die Kreislaufwirtschaft eröffnet Unternehmen neue Einnahmequellen durch neue Produkte und Dienstleistungen. Gleichzeitig lassen sich Produktionskosten einsparen. Im Detail hat die Ellen MacArthurStiftung bei Produkten mit mittlerer Lebensdauer Einsparpotenziale von mehr als 570 Milliarden Euro durch reduzierte Materialkosten ermittelt. Damit verbunden wäre eine Steigerung Mrd. Euro des Europäischen BruttosozialEinsparpotenziale produktes um 11 Prozent bis 2030 und bis 2050 sogar um 27 Prozent. Die Vernetzung der Wirtschaft zu in der EU durch reduzierte Materialkosten bei kollaborativen Plattformen, die Produkten mit mittlerer Lebensdauer gemeinsam Produkte entwickeln,

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Informationen teilen und industrielle Standards setzen, würde außerdem zu einer höheren Innovationsrate, einer größeren Effizienz und folglich auch zu größeren Gewinnen für Unternehmen führen. Durch die Wiederverwendung von Materialien werden Unternehmen zudem unabhängiger von Preisentwicklungen auf dem Rohstoffmarkt. Dadurch erhöhen sie ihre Stabilität gegenüber Preisschwankungen und lösen sich durch dezentrale Versorgungsmodelle zudem von klassischen Lieferketten. Außerdem werden sich in einer zirkulären Wirtschaft neu­ artige Geschäftsmodelle entwickeln, die den gesamten Verwertungs- und Aufwertungsprozess umfassen und so Wachstumspotenziale für die gesamte Branche schaffen. Dazu zählen vor allem Logistikmodelle und digitale Plattform­ lösungen, die die Ressourcenbewegung im Kreislauf effektiver steuern und koordinieren. Zudem liefern sie detaillierte Daten – beispielsweise zum Nutzerverhalten, um zukünftig die eigenen Produkte und Dienstleistungen noch besser am Kunden ausrichten zu können. Sinkende Preise und individuelle Angebote: Chancen für Verbraucher Zielgruppengerechte Angebote erhöhen die Kundenzufriedenheit und verbessern damit die Kundenbindung. Die Effizienzgewinne beim Wiederverwenden von Rohstoffen können zudem an die Konsumenten weitergegeben werden, was perspektivisch zu sinkenden Preisen führen wird, prognostizieren die Forscher der Ellen MacArthur-Stiftung.


These >> Neue Geschäftsfelder, mehr Effizienz und bessere Kundenbindung – vom Wandel zur Kreislaufwirtschaft profitieren Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen. „Von der Einführung einer Kreislaufwirtschaft würden in Deutschland vor allem die privaten Haushalte profitieren“, sagt Martin Stuchtey, Co-Autor der Studie und Leiter des McKinsey Center for Business and Environment. Das durchschnittlich verfügbare Haushaltseinkommen könnte bis 2030 um bis zu 3.000 Euro jährlich zusätzlich ansteigen. Die Kosten für Verkehrsstaus und für Wohnraum würden beispielsweise um ein Fünftel verringert

-50% CO2-Ausstoß

Auch der CO2-Ausstoß könnte, gemessen am aktuellen Niveau, um rund die Hälfte sinken. Zudem ließe sich auch der Rohstoffverbrauch durch Auto- und Gebäudebau, Kunstdünger, Pestizide, landwirtschaftliche Wassernutzung und fossile Brennstoffe bis 2030 im Vergleich zu heute um bis zu einem Drittel senken. Eine wichtige Rolle spielt zudem der Einsatz von Erneuerbaren Energien: Denn Wind- und Solarenergie kann zu immer geringeren Kosten produziert werden und dient im Zuge der Sektoren­kopplung zukünftig nicht nur der Stromversorgung, sondern ist auch im Wärme- und Mobilitätsmarkt einsetzbar.

– gemessen am aktuellen Niveau – durch Einführung einer Kreislaufwirtschaft

Ellen MacArthur-Stiftung Die Ellen MacArthur-Stiftung engagiert sich seit 2010 für die Kreislaufwirtschaft und setzt sich diesbezüglich für ein Umdenken der Entscheider in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein. Um den Nutzen und die Vorteile der Kreislaufwirtschaft einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, veröffentlicht die Stiftung in Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Wirtschaft eine Vielzahl an Studien, Berichten und Lehrmaterialien. Der Bericht erschien 2012 das erste Mal.

Studie der Ellen MacArthur Foundation und McKinsey: Towards a Circular Economy: Business Rationale for an Accelerated Transition www.ellenmacarthurfoundation.org > Publications

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Welche Auswirkungen hat das auf uns und unsere Gesellschaft? Intelligente Mülltonnen, automatisierte Produktionsprozesse, Smart Factory – alles Teil der schönen neuen digitalen Welt. Doch kann die Kreislaufwirtschaft wirklich von Industrie 4.0 profitieren? Im Doppelinterview sprechen Trendforscher Prof. Peter Wippermann, Leiter des Trendbüros Hamburg, und IT-Experte Wolfang Dorst, Bereichsleiter Industrial Internet des Digitalverbandes Bitkom, über die Möglichkeiten und die nötigen Rahmenbedingungen des digitalen Wandels. Manche Unternehmen der „Old Economy“ stehen der Digitalisierung eher skeptisch gegenüber. Lohnt es sich wirklich, in die neuen Technologien zu investieren, und was bringt es in Sachen Ressourceneffizienz? Dorst: Die Chancen von Industrie 4.0 in der Kreislaufwirtschaft sind wesentlich größer als die Risiken. Wenn zum Beispiel grenzüberschreitender Verkehr von Abfällen oder die Marktsituation verschiedener Stoffströme mit Algorithmen und Sensoren besser gesteuert werden kann, entsteht nicht nur ein betriebswirtschaftlicher, sondern auch ein volkswirtschaftlicher Nutzen. Wippermann: Bei der voranschreitenden Digitalisierung sind wir auf eine haltbare Hardware angewiesen, weil die Software immer wieder aktualisiert werden muss. Das bedeutet, dass künftig nicht mehr das Produkt an sich ausgetauscht werden wird, sondern es lediglich mit einer neuen Software bespielt wird. Das ist eine ganz neue Herangehensweise im Vergleich zum heutigen Umgang mit Ressourcen. Während heute hauptsächlich kurzlebig produziert wird, geht in Zukunft der Trend dahin, haltbare Produkte zu entwickeln. Welche Auswirkungen hat das auf die Gesellschaft? Verändert sich dadurch unser Umweltbewusstsein? Wippermann: Ein gesellschaftlicher Beitrag zur Ressourcen­ effizienz ist der gesellschaftliche Wandel der Definition von Wohlstand. Während Wohlstand früher noch durch Besitz zum Ausdruck gebracht wurde, ist Wohlstand heute viel mehr in der immateriellen Welt zu finden. Wohlstand bedeutet schon heute und besonders in Zukunft, Möglichkeiten zu haben. Das kann auch einfach Zeit sein. Besitz wird im Gegensatz dazu immer unwichtiger. Statt des Besitzes steht der Nutzen im Vordergrund. 10

Viele Innovationen entstehen heute im Silicon Valley. Was machen wir in Deutschland falsch? Wippermann: Vernetzung ist die Voraussetzung, beispielsweise für die Fernwartung von Produkten. An dieser Stelle hinkt Deutschland jedoch noch deutlich hinterher. Einerseits, weil wir mit unserem Breitbandausbau noch nicht weit vorangeschritten sind, andererseits, weil Deutschland durch Gesetze, die den Datenschutz und die Privatsphäre regeln und aus Zeiten der Industrialisierung stammen, versucht, die Digitalisierung zu unterbinden. Die Lösung zu diesem Problem ist jedoch nicht auf juristischer Ebene zu finden, sondern auf der technischen. Nicht Gesetze können diese Probleme beheben, sondern Programmierer, die in der Lage sind, zuverlässige Sicherheitsprogramme zu entwickeln. Cyber Security ist vor allem ein technisches Thema. Das wird besonders in Hinblick auf die Infrastruktur in der Wasser- oder Energiewirtschaft wichtig. Inwiefern kann die zunehmende Vernetzung für die kritische Infra­struktur gefährlich werden? Dorst: Die Risiken liegen in der Störung der Verfahrensprozesse und im unberechtigten Zugriff auf die Prozessdaten der Verfahren oder die personenbezogenen Daten der Verfahrens­ beteiligten, also der Mitarbeiter oder der Kunden. Darum reicht bei der IT-Sicherheit der gängige Basisschutz für Geräte nicht mehr aus.


These >> Die digitale Transformation hat nicht nur wirtschaftliches Potenzial, sondern kann auch unser Bewusstsein für Ressourcen verändern.

Prof. Peter Wippermann Trendforscher Leiter des Trendbüros Hamburg

Wolfang Dorst IT-Experte, Bereichsleiter Industrial Internet des Digitalverbandes Bitkom

Wie kann ich mich als Unternehmen schützen? Dorst: Durch „Security by Design“ bei allen Schnittstellen und vernetzten Geräten. Wir müssen die Sicherheit der Vernetzung von Anfang an mit berücksichtigen und mitdenken. Es muss sichergestellt sein, dass die richtigen Geräte miteinander unverfälscht sprechen. Zudem braucht es individuelle „Security Information Event Management“-Lösungen, d. h. intelligente Software muss die ausgetauschten Informationen der vernetzten Geräte überwachen und Anomalien in der Kommunikation erkennen. Darüber hinaus muss ein präventives und permanentes Risikomanagement die Gefahren und Auswirkungen konkret benennen, um die Schwachstellen zu kennen und Lücken zu schließen, bevor sie ausgenutzt werden. Wo geht die Reise in Sachen Sicherheit zukünftig hin? Experten sehen großes Potenzial in der so genannten Blockchain, beispielsweise für die Abwicklung von Verträgen. Was hat es damit auf sich? Wippermann: Die Blockchain ist eine Programmieridee, bei der Daten auf Servern aller Beteiligten in einem Prozess gespeichert werden. Das bedeutet, dass alle Prozessbeteiligten zu jedem Zeitpunkt Zugriff auf alle Daten haben und somit eine maximale Transparenz in der Lieferkette hergestellt wird. Transparenz bedeutet in diesem Sinne auch Sicherheit, denn wenn alle Beteiligten zu jeder Zeit Einblick in die gleichen Daten haben, wird Betrug schwierig.

Was braucht es neben einer IT-Sicherheitsstrategie noch für eine gelungene digitale Transformation? Dorst: Bildung und Weiterbildung sind in der digitalen Welt das A und O. Zwar zeigt eine Bitkom-Studie, dass die Unternehmen Digitalkompetenz einen hohen Stellenwert beimessen. Auf der anderen Seite sind sie aber häufig nicht bereit, in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu investieren. Außerdem haben sie oft keine zentrale Strategie, wie sie die Digitalkompetenz ihrer Mitarbeiter verbessern können und kein Budget dafür. Angesichts des Tempos, mit dem sich digitale Technologien weiterentwickeln, kann man sich leicht ausrechnen, dass das nicht gutgehen kann. Was also tun? Dorst: Es kann sinnvoll sein, einen „I4.0-Coach“ einzusetzen, also einen Experten, der das Thema im Unternehmen vorantreibt, der sowohl Ansprechpartner für das Management als auch für die Beschäftigten ist. Mittelfristig muss es vor allem darum gehen, den Mitarbeitern interdisziplinäre Kompetenzen zu vermitteln bzw. solche Mitarbeiter einzustellen, die schon „von Haus aus“ interdisziplinär ausgebildet sind. Aus­ bildungen und Studiengänge müssen dafür viel stärker interdisziplinär ausgerichtet werden als bisher.

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These >> Branchenübergreifende Kooperationen sind der Schlüssel zu mehr Innovation und eröffnen neue Marktchancen.

Bewegte Märkte Bestehende Strukturen kommen in Bewegung: Immer mehr ambitionierte Start-ups drängen auf den Markt der klassischen Industriebranchen. Für etablierte Akteure kann das eine Chance sein. Denn wenn sie mit den Start-ups kooperieren und die eigene Erfahrung und die Branchenkenntnis mit der Agilität und der Innovationskraft der Start-ups verbinden, eröffnen sich ungeahnte Marktchancen. Eine wichtige Folge der Digitalisierung sind veränderte Wettbewerbsbedingungen. Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom aus dem März 2016 beobachten mehr als 50 Prozent der befragten Unternehmen, dass Wettbewerber aus der Digitalbranche in ihren angestammten Markt drängen – und zwar häufig mit so genannten disruptiven, also verdrängenden Geschäftsmodellen. Das lässt sich besonders gut am Beispiel der Musikindustrie illustrieren: Mit der Einführung der Compact Disc Anfang der 80er Jahre verdrängte zwar eine digitale Technologie den analogen Vorgänger, doch an der Wertschöpfungskette änderte sich nichts. Die Unterhaltungselektronik-Hersteller boten CD-Spieler anstelle von Plattenspielern an, die Press­werke verlegten sich auf die neuen Tonträger und blieben ebenso im Geschäft wie die Plattenhändler. Auch im Verhältnis zwischen Künstlern und Musikverlagen änderte sich nichts. Der Markt blieb, wie er war.

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Der iTunes Music Store nahm 2003 hingegen nicht nur Presswerke und Händler aus dem Spiel. Es schaffte für Kunden den Zwang ab, Musik im Bündel von zehn bis 15 Songs zu kaufen. Zudem bot digitaler Musikvertrieb Künstlern die Möglichkeit, ohne Platten-Label zu veröffentlichen und dennoch als Band weltweit präsent zu sein. Wettbewerbsvorteil durch Kooperation und Vernetzung Doch eine derartige Verdrängung muss nicht stattfinden, wenn etablierte Marktteilnehmer rechtzeitig umdenken, querdenken, Neues wagen. Kooperationen zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen sind ein zukunftsweisender Weg. Denn die Technologie-Branche ist nicht nur Lieferant von Geräten, Software und Telekommunikationsleistungen, sondern auch strategischer Partner bei der digitalen Transformation von Geschäftsmodellen.


Der Weg zu einem German Enervalley „Deutschland kann das ‚Silicon Valley‘ der Energiewirtschaft – ein German EnerValley – werden“, sind Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft, und Heiko Kretschmer, Inhaber der Kommunikationsberatung Johanssen + Kretschmer überzeugt.

Dies wird besonders in Anbetracht der sich ändernden Rolle des Konsumenten wichtig. Der Verbraucher gewinnt durch die Digitalisierung mehr Unabhängigkeit und muss künftig als Geschäfts­partner auf Augenhöhe betrachtet werden. In der Energiebranche etwa wird der Verbraucher beispielsweise durch Photovoltaikanlagen auf dem Dach selbst zum Produzenten, wodurch neue Geschäftsmodelle entstehen. Für die Versorgungsbranche bedeutet das, die Vorteile in den sich daraus entwickelnden Möglichkeiten zu finden. Trendforscher Peter Wippermann sieht hier ein Potenzial für die Branche: „Wenn der Konsument plötzlich zum Prosumenten wird, bedeutet das nicht, dass die klassische Energiewirtschaft überflüssig wird. Im Gegenteil, sie muss sich neu definieren, beispielsweise als Versorger, der die nötigen Services und die nötige Infrastruktur anbietet. Wir kommen von einem hierarchischen System in eine „Netzökonomie“ aus Käufern und Verkäufern, aber es muss auch jemanden geben, der das Netzwerk aufrechterhält, beispielsweise durch das Angebot der nöti­gen Plattform wie Service und Infrastruktur.“

Im Rahmen eines Manifests stellen sie die These auf, dass Deutschland als Pionier der Energiewende zum Weltmarktführer avancieren könne, denn hier entstehen die Geschäftsmodelle, die neu, disruptiv und richtungsweisend seien. Dafür sei aber eine komplette Transformation der Energiewirtschaft nötig: „Ob Erzeugung, Erzeugungsstrukturen, Netze, Netzstrukturen, Sektorkopplung von Wärme, Strom und Verkehr, Rolle der Kunden, digitale Geschäftsmodelle, Konvergenz von Energienetzen und Internet – nichts bleibt wie es ist. Diese Entwicklung ist unaufhaltsam und unumkehrbar“, so Busch und Kretschmer. Denn das Beispiel der ‚Divestment‘-Bewegung zeige, dass große Finanzinvestoren das fossile Zeitalter bereits als beendet ansähen. Weltweit ließe sich diese Abkehr von den klassischen Geschäftsmodellen der Energiewirtschaft erkennen. www.enervalley.de

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Plattform für Experimente Schon in der Architektur spiegelt sich wider, dass man im InfraLab eine besondere Form der Zusammenarbeit pflegt: In dem kürzlich offiziell eröffneten Containerbau auf dem Berliner EUREF-Campus gibt es offene Räume mit viel Licht, die sich mithilfe von Modulen, Trennwänden und mobilen Möbeln innerhalb von Minuten an die Bedürfnisse der dort arbeitenden Start-ups und Teams anpassen können. Ryotaro Bordini Chikushi, kurz Ryo, ist als Leiter des InfraLab-Projekts gleichzeitig Vertrauensperson, Gastgeber und eine Art Hausmeister für die dort ansässigen Teams von sechs Berliner Versorgern, darunter BSR, Vattenfall und Veolia, die im InfraLab innovative Ideen für die nahe Zukunft entwickeln. „Bei uns kommen Firmen in den Dialog, erschaffen neue Formate und Lösungen. Wir bieten dafür die Plattform, auf der Experimente möglich sind“, beschreibt der gebürtige Japaner das besondere Umfeld. Familiär, kommunikativ und durch die Leidenschaft für die Visionen geprägt sei die Atmosphäre im InfraLab. Während die Corporates große Netzwerke und Budgets mitbrächten, um neue Konzepte zu entwickeln, zauberten Start-ups meist aus minimalen Ressourcen ein maximales Ergebnis, allein durch hohe Motivation und den Glauben an ihre Ideen. „Ein wesentlicher Faktor für die gute Zusammenarbeit ist jedoch Transparenz. Sie ist Basis für Vertrauen“, ist Ryo überzeugt. Er glaubt, dass sich dies auch außerhalb der Start­up-Szene durchsetzen wird. Firmen wie der Outdoor-Bekleidungshersteller Patagonia oder der Online-Shop Zappos hätten deshalb ein holistisches, also ganzheitliches Management eingeführt, die funktionalen Einschränkungen der Mitarbeiter aufgehoben und planen, alle Gehälter transparent zu machen.

»Ein wesentlicher Faktor für die gute Zusammenarbeit ist Transparenz. Sie ist die Basis für Vertrauen.« Ryotaro Bordini Chikushi Leiter des InfraLab-Projekts EUREF-Campus Berlin

So weit ist Deutschland zwar noch nicht, doch der InfraLab-Leiter glaubt, dass viele deutsche Start-ups durch den Geist der amerikanischen Gründer beeinflusst sind. „Wichtig ist, dass mit dem Produkt auch eine Geschichte erzählt wird und dass dahinter eine glaubwürdige Persönlichkeit steht“, meint Ryo. Ob dies auch bei den Innovationsprojekten der Berliner Versorger gelingt, werden die kommenden drei Jahre zeigen. So lange darf ohne Einschränkungen in dem besonderen Rahmen experimentiert werden. Beim Climathon, der Auftaktveranstaltung im InfraLab, entwickelten internationale Teams in 24 Stunden innovative Strategien gegen den Klimawandel. Mehr zum holistischen Management: www.holacracy.org + www.reinventingorganizations.com

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These>> Start-ups spielen bei den neuen Vernetzungen und Kollaborationen eine wichtige Rolle, da sie einen offenen Umgang mit Innovation und Transparenz vorleben. Intelligente Container, Trucks und Pressen Gespräch mit Pascal Alich, technischer Direktor beim Hamburger Unternehmen Pendula, das eine innovative Online-Recycling-Plattform entwickelt hat. Pendula ist als Gewinner einer Ausschreibung von Veolia und seinem Partner EIT Raw Materials zum Thema Kreislaufwirtschaft hervorgegangen. Das junge Unternehmen erhält nun eine Förderung, um sein Produkt zur Marktreife weiterzuentwickeln. Recycling nachhaltig und transparenter gestalten – wie schafft ihr das? Die Recyclingindustrie hat kräftiges Nachholpotenzial im Bereich der Digitalisierung, insbesondere bei der Schnittstelle zum Kunden. Hier setzen wir an. Die Abläufe in Zukunft digital zu haben, bringt von ganz allein höhere Standardisierung und Transparenz mit sich. Viele Recycler fürchten, durch diese Transparenz austauschbar zu werden. Es ist aber eher eine riesige Chance, einen Mehrwert für die Kunden zu liefern und diese langfristig an sich zu binden. Die gewonnenen Daten ermöglichen zudem Optimierungen, die der Nachhaltigkeit dienen. Die Palette reicht hier von optimierten Transportrouten bis hin zu alternativen Verwendungsmöglichkeiten von Materialien. Wie kann Veolia dabei helfen? Zunächst einmal durch die Offenheit. Wir betrachten es als großen Gewinn, dass sich Veolia vor dem Digitalisierungstrend nicht verschließt. Dies wird auch eine wichtige Signalwirkung im Markt haben. Darüber hinaus können wir mit Veolia in Pilotprojekten unser Produkt unter Realitätsbedingungen testen und erhalten so wertvolles Feedback. Dieses fließt direkt wieder zurück in die Produktentwicklung. Als Start-up in der Recyclingindustrie haben wir außerdem noch viel über Recycling, die Player und Zusammenhänge zu lernen. Hier stehen uns die Coaches aus dem U-STARTProgramm sehr gut zur Seite.

Ihr bezeichnet euch als „Vorreiter“ der digitalisierten Abfallwirtschaft. Wie sieht für euch die Entsorgungsbranche in 20 Jahren aus? Im nächsten Jahr werden wir eine Recycling-App veröffentlichen, mit der das Management von Recycling kinderleicht für jeden wird. Innerhalb der nächsten Jahre werden wir immer mehr intelligente Container und Pressen vorfinden, die wir an unsere Plattform anbinden, um die Abläufe noch weiter zu vereinfachen. Aber in 20 Jahren? Vielleicht werden wir dann schon selbstfahrende Trucks haben, die den Container automatisch abholen, sobald dieser über einen Füllstandsensor „voll“ gemeldet hat. Recyclingroboter übernehmen dann die Sortierung ...

Mit seinem Programm U-START fördert Veolia seit Ende 2015 mit wechselnden Partnern Start-ups aus den Bereichen Energie, Wasser und Entsorgung. Die nächste Förderrunde mit dem Inkubator KIC InnoEnergy beginnt am 16. Januar 2017 zum Thema Energieeffizienz, Energiewende und kohlenstoffarme Wirtschaft. 15


FUTURE LOADING…

System im Einklang Energieerzeuger, Netzbetreiber, Vermarkter und Nutzer – auf dem Energiemarkt tummeln sich viele Akteure. Umso mehr, seit mit der Energiewende mehr und mehr dezentral produzierte und volatile Erneuerbare Energien einbezogen werden und aus den Verbrauchern verstärkt Prosumenten, also produzierende Konsumenten werden.

»Klar ist, dass künftig Speicherlösungen eingesetzt werden müssen, um den noch fehlenden Netzausbau auszugleichen, doch ohne die Flexibilität der Verbraucher geht es auch dann nicht.« Arne Grein Wirtschaftsingenieur und Berater ÖKOTEC Energiemanagement GmbH

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„Wir arbeiten intensiv an den technischen Voraussetzungen, um all diese Akteure zusammenzubringen“, erläutert Arne Grein, Wirtschaftsingenieur und Berater bei der ÖKOTEC Energiemanagement GmbH, die innovative Lösungen wie die Energieeffizienzsoftware EnEffCo entwickelt. Denn digitales Energiecontrolling und Effizienzüberwachung werden nicht nur in Industriebetrieben wichtige Hilfsmittel, sondern können auch in größeren Einheiten wie Regionen und Bundes­ ländern als Steuerungsmittel dienen, um die Netzstabilität effizient sicherzustellen. Angebot und Nachfrage zusammenbringen Bestes Beispiel ist das Projekt WindNODE, bei dem seit Kurzem sechs Bundesländer im Nordosten Deutschlands mit vielen Spezialisten, darunter auch ÖKOTEC, zusammen­ arbeiten. Dünn besiedelte Gegenden mit Windenergieerzeugung werden dabei mit urbanen Zentren verknüpft. Denn in den kommenden zwei Jahrzehnten wird im Nordosten der größte Teil des Verbrauchs regenerativ erzeugt, dann muss auch sichergestellt sein, dass Angebot mit Nachfrage zu­sammenkommt und die Übertragungsnetzbetreiber dies gewährleisten können, ohne dass es zu Ausweichschleifen über die Netze der Anrainerstaaten kommt.


>> These Durch die digitale Vernetzung und Daten in Echtzeit können neue gesellschaftliche Herausforderungen, wie die sich ändernde Rolle des Konsumenten, bewältigt werden.

„Klar ist, dass künftig Speicherlösungen eingesetzt werden müssen, um den noch fehlendenden Netzausbau auszugleichen. Doch ohne die Flexibilität der Verbraucher geht es auch dann nicht, da mit dem Rückbau von Braunkohlekapazitäten und dem Atomausstieg rund 20 Prozent der konventionellen Leistungen wegfallen“, erklärt Grein. Ansatzpunkte seien daher neben flexibler Erzeugung und effizienten Netzbetriebskonzepten auch das Marktdesign, innovative urbane Quartierskonzepte, die Vernetzung der Endkunden sowie die Möglichkeit, industrielle Lasten zeitlich zu verschieben. Bester Zeitpunkt für Be- und Entlastung der Netze Wie der Industriebereich dabei unterstützen und gleichzeitig Geld sparen kann, erforscht ÖKOTEC deshalb gemeinsam mit der TU Darmstadt in der Versuchsfabrik Phi-Factory. Welche Auswirkungen der Betrieb einer Produktionsanlage auf die andere hat, welche Anlagen flexibel genug sind und welche nicht – dies wird über eine Echtzeitdatenerfassung überwacht und über das Energiecontrolling die effizienteste Stromversorgung ermittelt. Der nächste Schritt ist die automatische Steuerung einer Gruppe von Anlagen, zum Beispiel Lüftungen, direkt über die Software, um sich den besten Zeitpunkt für den Strombezug zu sichern und die Netze zu entlasten. Grein ist überzeugt: „Ein guter Ansatz aus der digitalisierten Industrie 4.0, der auch ideal auf Kommunen und Regionen übertragbar ist, um das System in Einklang zu bringen.“

Vom Konsument zum Prosument Der Prosument nimmt aktiv am Produktionsprozess teil und beeinflusst damit direkt oder indirekt die Wertschöpfung von Produkten und Dienstleistungen. Ein einschlägiges Beispiel für diese Entwicklung ist die Webplattform „Wikipedia“, auf der freiwillige und unbezahlte Autoren bereits mehrere Millionen Einträge erstellt haben. Ein weiteres Beispiel ist der steigende Einsatz von 3DDruckern. Es gibt eine wachsende Anzahl an gegenständlichen Produkten, die mit dem 3D-Drucker hergestellt werden können, ohne aufwändige Materialien, Maschinen und Produktionsprozesse zu benötigen. Die Produktion ist vergleichsweise günstig und ermöglicht es Menschen überall auf der Welt, individuelle Lösungen zu erschaffen. Dies führt zu einer zunehmenden Unabhängigkeit. Aber auch in klassischen Branchen kommt der Drucker zum Einsatz. In der Medizin werden beispielsweise Protesen durch den 3D-Drucker produziert und im Bauwesen werden sogar Häuser gedruckt. Eine chinesische Firma bietet Häuser aus dem 3D-Drucker für 3.500 Euro an, die innerhalb von 17 Tagen gedruckt werden können. 17


FUTURE LOADING…

Die Stadt der Zukunft: digital = nachhaltig? Bis 2030 soll der Bevölkerungsanteil, der in Städten lebt, auf 60 Prozent ansteigen. Das sind fünf Billionen Menschen, die im urbanen Raum leben werden. Um diese fortschreitende Urbanisierung positiv zu gestalten und vorhandene Ressourcen effizient einzusetzen, setzen Smart Cities auf den Einsatz von intelligenten Technologien in der Stadtinfrastruktur. Mit der wachsenden Urbanisierung steigt auch der Bedarf nach Ressourcen. Schon heute verbrauchen Städte global betrachtet 75 Prozent der natürlichen Ressourcen, produzieren 50 Prozent des globalen Abfalls und bis zu 70 Prozent der Treibhausgasemissionen. Wie müssen Städte vor diesem Hintergrund entwickelt werden, um weniger Ressourcen zu verschlingen, weniger Abfall und Emissionen zu produzieren und dafür mehr Umweltschutz und mehr Lebensqualität zu bieten? Die Lösung sehen viele Akteure in der Smart City. In der smarten Stadt sind Informations- und Kommunikationstechnologien so eingebettet, dass sie Bewohnerinnen und Bewohner in ihrem Alltag unterstützen, vorhandene Ressourcen optimal einsetzen und damit die Lebensqualität für alle steigern. Europas Vorzeigestadt auf dem Weg zu einer Smart City ist derzeit die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Mittels Digitalisierung möglichst vieler Lebensbereiche will Kopenhagen bis 2025 klimaneutral werden. Bereits jetzt hat die Stadt mit weniger als zwei Tonnen pro Kopf den geringsten Kohlenstoff-Gesamtausstoß auf der Erde. Instrumente auf dem Weg zur Klimaneutralität sind beispielsweise Sensoren: In Abfallbehältern messen sie die Abfallmengen, in Laternen und Kanälen die Kohlendioxidemissionen, den Lärm und Luftverschmutzungs-Daten. Auf Basis einer Analyse dieser Daten werden konkrete Maßnahmen entwickelt. „Ob zur Verbesserung in den Bereichen Logistik und Verkehr bis zur Optimierung von Anfahrtswegen im Notfall zur Rettung von Leben – offener Datenumgang dient einem realen Zweck und wird in Zukunft immer wichtiger werden“, sagt Klimastratege Dr. Boyd Cohen, der jedes Jahr ein Ranking der Smart Cities weltweit erstellt.

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Mit gutem Beispiel voran: Kopenhagen

Wie zukunftsfähig Städte hierzulande bereits aufgestellt sind, haben die „Morgenstadt“-Forscher des Fraunhofer Instituts am Beispiel von 30 deutschen „Schwarmstädten“ untersucht. Schwarmstädte sind Kommunen mit einem hohen Bevölkerungszuwachs, insbesondere bei den 20- bis 34-Jährigen. In den Schwarmstädten, so die Forscher, zeigt sich, welche Themen alle Großstädte bewegen oder bewegen sollten. Der „Morgenstadt-Index“ umfasst 28 Indikatoren; sie erlauben eine objektive Einstufung unter den vier übergreifenden Aspekten Lebensqualität, Resilienz (Fähigkeit, Krisen zu bewältigen), Umweltgerechtigkeit und Innovationsfähigkeit. Wie gut eine Stadt beispielsweise zur Schonung des Klimas beiträgt, haben die „Morgenstadt“-Forscher anhand von fünf Indikatoren gemessen: dem Ausstoß von Treibhausgasen; dem Anteil erneuerbarer Energien an der selbst erzeugten Energie; dem Müllaufkommen; der Recyclingquote bei festen Abfällen und dem Wasserverbrauch.


These>> „Um zu überleben, sind Städte künftig auf das Internet der Dinge angewiesen. Sie müssen zu Smart Cities werden. Es stellt sich die Frage, ob eine Smart City mehr als ein gut organisierter Betrieb ist.“ Hans Frei, Journalist

Prozessen aus der Kreislaufwirtschaft kommt also in der Stadt der Zukunft eine zentrale Rolle zu. Wenn unterschiedliche technische Systeme nahtlos miteinander funktionieren und untereinander vernetzt sind, können Versorgungs- und Entsorgungsnetze für Strom, Wasser, Gas und Waren optimal gesteuert werden. In der Umsetzung kann dies konkret bedeuten: Die Straßenbeleuchtung leuchtet nur dann, wenn die Straße auch tatsächlich befahren wird, Gebäude werden zu Energieproduzenten und dezentrale Systeme wie Solar Panels verbinden sich mit großen zentralen Netzen. Ebenso wichtig wie Vernetzung ist Transparenz in der Smart City. Die Idee: Mittels entsprechenden Apps können Bürger zum Beispiel vermüllte Ecken, Schlaglöcher auf der Straße oder kaputte Spielgeräte auf Spielplätzen direkt an die zuständige Behörde melden. Von dieser erhalten sie über die App ein transparentes Feedback, etwa dass sich ein Sachbearbeiter um den Fall kümmern wird. Dieses Beispiel macht deutlich: Smart Cities erfordern auch Smart People, die mit den neuen Strukturen umgehen und sie als Vorteil gestalten.

Die Definition einer Smart City www.smartcity.tu-berlin.de Morgenstadt Initiative www.morgenstadt.de Audi Urban Future Initiative www.audi-urban-future-initiative.com

100 Resilient Cities Das Projekt 100 Resilient Cities wurde von der Rockefeller Stiftung initiiert und unterstützt Städte dabei, widerstandsfähig gegenüber sozialen, ökonomischen und umweltbedingten Herausforderungen zu werden. Vor allem sollen Städte auf die durch die rasche Urbanisierung, Globalisierung und den Klimawandel verursachten Erschütterungen und Belastungen vorbereitet werden. Unter den ausgewählten Städten sind beispielsweise New York City, Paris und Jakarta. New York City legt den Fokus unter anderem auf Veränderungen bezüglich des Umgangs mit Abfällen und der steigenden sozialen Ungerechtigkeit. Ein konkretes Ziel ist, bis 2030 eine 100-prozentige Verwertung von Abfällen zu erreichen. 100 Resilient Cities bietet unter anderem Unterstützung durch einen Zuschuss für die Einstellung eines Resilienzbeauftragten in allen Städten, der den Aufbau der Resilienz leitet. Die wachsende Digitalisierung wird die Entwicklung zu einer resilienten Stadt fördern, denn sie ist ein wichtiger Schritt, um einen schonenden Umgang mit Ressourcen zu fördern und urbanes Leben zukunftssicher zu gestalten. Aus diesem Grund unterstützt auch Veolia das Programm seit 2014 und bietet Expertise und Beratung in den Bereichen Wasser- und Energieversorgung sowie Recycling. www.100resilientcities.org

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Aus dem Unternehmen

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Gepflegtes Arbeitsumfeld bei Adam Opel

Inhaltsstoffe aus dem Abwasserstrom herausfiltern

Für eine Fläche von 246.000 Quadratmetern, das entspricht rund 35 Fußballfeldern, übernimmt Veolia Indus­ trieservice ab 2017 im Adam Opel Werk Kaiserslautern das Housekeeping und sorgt für ein optimales Arbeitsumfeld. Dazu gehören unter anderem die Maschinenreinigung in sechs Werkshallen sowie der Kehrdienst über zwölf Kilo­ meter Werkstraßen, 80.000 Quadratmetern Außenfläche und 2.500 Quadratmetern Parkflächen sowie der Winterdienst. Der Vertrag des Gesamtpakets wurde für drei Jahre mit einer Verlängerungsoption von zwei Jahren abgeschlossen.

Im sächsischen Westewitz ist Mitte November ein einmaliges, mit EU-Mitteln gefördertes Modellprojekt namens Powerstep gestartet: Auf der von der Veolia-Tochter OEWA Wasser und Abwasser GmbH betriebenen Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Döbeln-Jahnatal wird in den nächsten 18 Monaten bei laufendem Betrieb getestet, ob sich das Abwasser energiesparender klären und zugleich mehr Biogas gewinnen lässt. Mithilfe einer von Veolia neu entwickelten Filtrationsanlage wird der Abwasserstrom vor der biologischen Reinigung zusätzlich behandelt und über ein spezielles, feinmaschiges Trommelsieb geleitet, um so möglichst viele der energiereichen Abwasserinhaltsstoffe herauszufiltern. Die Abwasserreinigung verbraucht so nicht mehr so viel Energie und es kann zusätzlich mehr Biogas erzeugt werden. So könnten zukünftig auch kleinere Kläranlagen zum Lieferant von regenerativen Energien werden. www.powerstep.eu


Umstellung auf H-Gas Rund 5,6 Millionen Gasgeräte in Haushalten und Gewerbebetrieben müssen bis 2030 im Nordwesten Deutschlands umgestellt werden, denn bundesweit wird von niedrigkalorischem L-Gas auf das hochkalorische H-Gas umgestiegen. Ein Mammutprojekt für die Netzbetreiber, das Veolia Industrieservice mit seinem neu aufgebauten Gasservice unterstützt. Zwei erste Aufträge wurden bereits gewonnen: In Bad Nauheim sowie bei den Stadtwerken Lehrte wird Veolia zunächst betroffene Geräte erheben und sie ab 2019 an die neue Gasqualität anpassen. Bis zu 30 qualifizierte Mitarbeiter von Veolia Industrieservice werden zukünftig im Gasservice im Einsatz sein.

Innovationen für mehr Lebensqualität Die Innovationswerkstatt Braunschweig will Konzepte entwickeln, die das Leben in der Stadt angenehmer machen. Ins Leben gerufen wurde die Initiative von BS|ENERGY und drei weiteren regionalen Partnern. In vier Arbeitsgruppen mit Braunschweiger Studenten und Experten aus den Reihen der Projektpartner wurde nach dem überzeugendsten und umsetzungstauglichsten Konzept gesucht. Während einer zwölfwöchigen „Werkstattphase“ in Begleitung eines Start-up-Experten wurden Ideen rund um die Themen Innovatives Wohnen, Digitales Zuhause, Einfach Mobil und Bürgerportal entwickelt. Durchsetzen konnte sich am Ende die Arbeitsgruppe Digitales Zuhause mit dem Konzept für eine App, die das Prinzip der Nachbarschaftshilfe digital aufgreift und Hilfesuchende mit Helfern aus der Nachbarschaft oder lokalen Serviceanbietern zusammenbringt. www.bs-energy.de > Engagement > Innovationswerkstatt Braunschweig

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Aus dem Unternehmen

Veolia Stiftung unterstützt Beleuchtungsprojekt in Kamerun Anlässlich der Klimakonferenz COP22 Mitte November in Marrakesch hat die Veolia Stiftung eine neue Fördervereinbarung für ein öffentliches Beleuchtungsprojekt in Kamerun getroffen. Initiiert von 30 Bürgermeisterinnen aus ländlichen Regionen Kameruns werden die Städte Bangangté und Fokoué im Westen des Landes mit einem Beleuchtungsnetzwerk auf Basis von Solarenergie ausgestattet. Darüber hinaus unterstützt die Veolia Stiftung den Bau eines kleinen Wasserkraftwerks für die lokale Stromproduktion.

Energieverbräuche im Blick Die eigenen Energieverbräuche per Mausklick überwachen und kurzfristig auswerten – das gelingt Geschäftskunden von BS|ENERGY seit Kurzem mit dem neuen interaktiven Webportal „BUSINESS|MONITOR“. Das Portal hilft dabei, Einsparmöglichkeiten durch Auswertung der eigenen Zählpunkte sichtbar zu machen, Energieeffizienz-Maßnahmen nachzuverfolgen und somit Kosten zu senken. Es können nicht nur sämtliche Daten, wie Verbrauch, Leistung und Blindarbeit im Bereich Strom, sondern auch andere Medien wie Wasser, Nah-/Fernwärme sowie Gas erfasst, visualisiert und ausgewertet werden. Dies ermöglicht einen direkten Vergleich auf Basis erfasster Werte oder durch Abgleich der Kennzahlen einzelner Standorte und Filialen. So kann beispielsweise eine Bäckereikette den Energieaufwand je Brötchenhälfte für verschiedene Produktionsstandorte mit einem Mausklick erfahren oder Industriekunden mittels Untermessung anlagenscharfe Auswertungen erhalten. 22


Sauberes Trinkwasser nach Wirbelsturm über Haiti

Wasser 2.0 im Großraum Paris

Mit bis zu 250 Stundenkilometern ist Anfang Oktober der Hurricane Matthew über Haiti gefegt und zerstörte vor allem den Süden der Insel. Schon kurz nach der Naturkatastrophe hat sich die Veolia Force, ein Freiwilligennetzwerk des Unternehmens, der französischen Soforthilfe angeschlossen und Spezialisten sowie sechs mobile Wasseraufbereitungsanlagen und Speichertanks geschickt. Diese versorgten rund 12.000 Menschen pro Tag mit sauberem Trinkwasser und halfen, die Choleragefahr einzudämmen. Die Veolia Force war in diesem Jahr bereits bei einem schweren Erdbeben in Ecuador und 2015 in Nepal im Einsatz.

Um den Großraum Paris mit über 150 Gemeinden optimal mit Wasser versorgen zu können, haben die kommunale SEDIF und ihr betriebsführender Partner Veolia kürzlich gemeinsam ein innovatives Kontrollzentrum eingeweiht. In ServO laufen über 1,25 Milliarden Einzeldaten zusammen, so kann direkt auf alle Eventualitäten im Netz reagiert und die Kunden über präzise Echtzeitinformationen auf dem Laufenden gehalten werden. Die Inbetriebnahme ist für Veolia ein wichtiger Schritt, um Wasserdienstleistungen in urbanen Großräumen transparent, umweltfreundlich und sozial gestalten zu können.

Staubsauger mit umweltfreundlichem Herz Um den Anteil von Recyclingmaterial in seinen Produkten zu erhöhen, hat sich der holländische Haushaltsgerätehersteller Philips mit dem Umweltspezialisten Veolia zusammengetan. Im Bereich Staubsauger geht die Zusammenarbeit zurück auf 2010, als sich die Partner schon in der Designphase über die Anteile von recyceltem Polypropylen, Farben und Stoßfestigkeit austauschten und damit experimentierten. Mit Erfolg: In Kürze kommt bereits die vierte Generation von Staubsaugern auf den Markt, die über 1,5 Kilogramm Recyclingmaterial enthält und damit die Ressourcen schont. Als nächste „Recyclingobjekte“ werden Kaffeemaschinen unter die Lupe genommen. 23


Treffen Sie Veolia Unsere Termine April/Mai 2017 SPD Landesparteitag Mecklenburg Vorpommern 24.-26.01.2017 23. Handelsblatt Jahrestagung Energiewirtschaft 2016 Berlin 16.-19.03.2017 Löwen Classics Braunschweig

Veolia Deutschland wird erneut seine Dienstleistungen bei der E-World energy&water vom 7. bis zum 9. Februar 2017, Europas Leitmesse der Energie- und Wasserwirtschaft in Essen, präsentieren. Schwerpunktthemen sind Energie- und Ressourceneffizienz, der Betrieb industrieller Anlagen und Industrieparks, Dienstleistungen für Stadtwerke sowie Innovationen und das Start-up-Programm U-START. Um eine kostenlose Eintrittskarte zu erhalten, melden Sie sich bitte bei uns und vereinbaren einen Termin: de.eworld@veolia.com oder +49 30 20 62 95 686 21.-23.02.2017 InservFM Frankfurt 05.-06.04.2017 new energy world Leipzig Impressum: nahdran. Aus Branche und Unternehmen | Herausgeber: Veolia Deutschland GmbH, Unter den Linden 21, 10117 Berlin, www.veolia.de/nahdran | Redaktion: Martina Rauch (verantwortlich für den Inhalt), Sabine Kraus, Andreas Jensvold, Lennart Danckert, Sylke Freudenthal, Telefon: 030-206 295 630, nahdran@veolia.com | Druck: AlsterWerk MedienService GmbH | Konzept, Realisierung, Illustration: Johanssen + Kretschmer Strategische Kommunikation GmbH | Illustration + Layout: www.acrobaat.de | Bildnachweise: Wirtschaftswoche Green Economy Handelsblatt GmbH (S. 2), Shutterstock (S. 5 – 6, 8 – 13, 16 – 19), Ellen MacArthur Foundation (S. 9), Trendbüro Hamburg (S. 11), Bitkom (S. 11), Climate-KIC Deutschland (S. 14), Ryotaro Bordini Chikushi privat (S. 14), Pendula (S. 15), ÖKOTEC Energiemanagement GmbH (S. 16), Fotolia (S. 20), Veolia (S. 20 – 23). Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier.

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