Schaufenster Kultur.Region Oktober/November 2013

Page 1

Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Oktober/November 2013

schaufenster

Kultur.Region Wenn die Tage kürzer werden Haus der Regionen / Bordunmusik . Museumsdorf Niedersulz / Alte Obstsorten

P.b.b. · Vertragsnummer 10Z038552S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295

Kulturpreise Niederösterreich 2013 / Preisträger Volkskultur & Kulturinitiativen


WIEN NORD

e N r o V h c a N aueNS.. a h d N c SWir SchaffreeN.

hnen ckzule h zurü ic s r m e u l lieb lass, ner An en. Vie le in schö enes zu richt n uns auf vie e t is m e g u u n ä e a il g fr r b e Ein Ju Blick auf V ft und Ihnen Zukun m mit n und de ir aber in die wir gemeinsa en. w n ehm blicken hre in dene h vorn e Ja Sie sic weiter haffen, was sc all das

h a J 0 Seit 9

www.noevers.at


EinBlick / 3

Editorial

Wissen

Erst Kreativität und Ausbildung kultureller Kompetenzen vollenden den Menschen. Ein Plädoyer.

Stell dich nicht dümmer als du bist, mit solch einer Bemerkung wurden so manche Schülerin und so mancher Schüler vor noch nicht allzu langer Zeit heruntergemacht und vor der ganzen Klasse verhöhnt. Was seinerzeit zum normalen Schulalltag gehören mochte, kommt heute kaum mehr einer Pädagogin oder einem Pädagogen über die Lippen. Im gesellschaftlichen Diskurs dagegen gewinnt man da und dort den Eindruck, sich dümmer geben zu müssen sei geradezu notwendig – und in der Folge salonfähig geworden. Ein Thema umfassend zu betrachten und eingehender darzustellen, wird ja recht gern als fad, uninteressant und zu kompliziert heruntergemacht. Simplifizieren liegt im Trend, also die Vereinfachung komplexer Inhalte bei gleichzeitigem Ausblenden der gedanklichen Grundlagen. Nur schön an der Oberfläche bleiben, lautet das Motto, denn wer möchte schon mit theoretischem Know-how belästigt werden. Und außerdem: Wissen findet sich lieber auf dem Niveau von Rateshows angesiedelt: Welches Auto fährt Rihannas Frisör? Wann fand der (wirklich) letzte Musikantenstadl statt? Wer erfand den Dudelsack? Wie heißt die Hauptstadt von Absurdistan? A, B, C oder D, drücken Sie auf die richtige Taste!

den Fehleinschätzungen üblicherweise eingestanden, aber erst, wenn es zu spät ist. Ob nun ein Kleidungsstück als Tracht gelten soll oder ein Lied als kunstvoll oder kitschig bewertet wird, ist sicher seriös und wissenschaftlich fundiert nachzuweisen. Für das Gesamtwohl der Menschen ist aber jenes Wissen relevant, das über die Gesundheit oder die Rechte und Pflichten der Bürger in einem konkreten politischen System Auskunft gibt. Hier sind Entscheidungskompetenz und die Fähigkeit zum Ausgleich verschiedener Positionen angesagt: nicht bloß herbeigeredet, angedichtet oder suggeriert, sondern tatsächlich ausgebildet. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird die Kultur.Region.Niederösterreich ihre Angebotspalette zur Ausbildung und Aneignung von Wissen und Kreativität weiter ausbauen. Kulturelle Kompetenz und künstlerisches Schaffen sind integrierende Bestandteile des menschlichen Lebens und weit mehr als philanthrope Freizeitangelegenheiten.

Dorli Draxler, Edgar Niemeczek

Geht es im Quiz nur um den Aufstieg in die nächste Runde, so fordert das wirkliche Leben Entscheidungen, die für weitere Entwicklungen nicht nur wesentlich, sondern im Ergebnis auch unumkehrbar sein können. Ja, wenn ich das gewusst hätte, mit solch einer Floskel wer-

MusikSCHUL management KULTUR . REGION NIEDERÖSTERREICH

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Top-Termine / 4

Oktober/November 2013

TOP-TERMINE

SALTERINA

HANDWERKSMARKT —————————————————— So, 6. 10. 2013, 10.00–18.00 Uhr Brandlhof 3710 Radlbrunn 24 ——————————————————

—————————————————— Fr, 25. 10. 2013, 19.30 Uhr Haus der Regionen Donaulände 56 3504 Krems-Stein —————————————————— Das Ensemble Salterina bietet im Haus der Regionen ein Konzert unter dem Motto „Ländlicher Tanz & Höfische Eleganz“. Das Salterio war im 18. Jahrhundert ein Vorgänger des Hackbretts. Ursprünglich in der Kirchenmusik eingesetzt, fand es nach und nach in virtuoser Spielweise den Einzug in die weltliche Musik.

JUNGE MEISTER Preisträger NÖ Volksmusikwettbewerb —————————————————— Sa, 16. 11. 2013, 18.00 Uhr Haus der Regionen Donaulände 56 3504 Krems-Stein ——————————————————

—————

Im Programm finden sich höfische Musik aus Barock und Renaissance sowie traditionelle Volksmusik dieser Epochen. Gespielt werden Sonaten und Variationen, Duette für zwei Hackbretter, virtuose Kompositionen von Vivaldi und Corelli sowie ländlerische Tänze von Mozart. Zu hören sind Hackbrett, Gitarre, Harfe und Kontrabass.

Beim Niederösterreichischen Volksmusikwettbewerb treten jährlich Musiker und Sänger aus Musikschulen unseres Bundeslandes sowie Familienmusiken an. Auch im Jahr 2013 nahmen wieder zahlreiche hervorragende Solomusiker und Ensembles am Volksmusikwettbewerb teil und bewiesen die Vitalität der jungen Volksmusik. Jene der ausgezeichneten Preisträger, die beim Wettbewerb im Mai einen ersten Preis erlangten, werden im Haus der Regionen auf die Bühne gebeten. Mit einem abwechslungsreichen Volksmusikprogramm zeigen die jungen Talente solistisch oder in Ensembles ihr musikalisches Können.

Information

——————

—————

Tel. 02956 81222 brandlhof@volkskulturnoe.at

Information

Information

Tel. 02732 85015

Tel. 02732 85015

www.volkskulturnoe.at/brandlhof

www.volkskultureuropa.org

www.volkskultureuropa.org

Beim traditionellen Handwerksmarkt steht heuer die Keramik im Mittelpunkt; auch in der Musik, denn es spielt die Sieghartskirchner Pfeiferlmusik mit den Okarinas zum Frühschoppen auf. Keramiker aus Ungarn, der Slowakei und Österreich stellen ihr Handwerk vor, Traditionelle irdene Waren mit ihren überlieferten Mustern werden hier ebenso präsentiert wie moderne Formen. Und es gilt wieder, den Handwerkern über die Schulter zu sehen mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Im Brandlhof wird Handwerk erlebbar.

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Inhalt / 5

Oktober/November 2013

INHALT 350 Jahre Landespatron Hl. Leopold

6 /

—————— Naturgartenfest & Herbstfest

9 /

Ein Fest für Gärten und gute Taten ——————

Haus der Regionen Bordunmusik

10 /

——————

Haus der Regionen Norwegen zu Gast

12 /

——————

Kremser Kamingespräche Selbermachen

13 /

——————

Volkskultur Musik

14 /

——————

NÖ Kulturpreisträger 2013 Helga Maria Wolf

16 /

——————

NÖ Kulturpreisträger 2013 Familienmusik Zehetner &

17 /

pink noise

——————

Musikschulen Kindergarten-Kooperation

18 /

——————

Chorszene Markus Pfandler

20 /

Museum Horn Urgeschichtesammlung

—————— Jazz

—————— Stift Zwettl

23 / mm jazzfestival St. Pölten

——————

Weinviertel Das Literaturviertel

24 /

——————

Mostviertel Stubenmusik Berger

26 /

27 /

——————

Waldviertel Abfischen

28 /

——————

Handwerk Kaffeerösterei

30 /

——————

Ethnologie Das „Kronprinzenwerk“

32 /

——————

Auslage Bücher, CDs & feine Ware

34 /

40 / Schatzkammer

——————

Stadtmuseum Wr. Neustadt Jüdisches Familienalbum

42 /

——————

Museumsdorf Niedersulz Obstgärten & Dorffest

——————

Mährisch-Schlesisches Museum Schuberts Familie

43 /

——————

Mostviertel Mariazellerbahn

39 /

——————

W.-H.-Auden-Museum Kirchstetten Kunst im öffentlichen Raum

44 /

——————

Nachschau Dirndlgwandsonntag

46 /

——————

Kultur.Region Fortbildung

47 /

——————

Kultur.Region

49 / Intern & Zwischen

Himmel und Erde ——————

50 / Die letzte Seite

——————

36 /

——————

IMPRESSUM Herausgeber: Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Karin Graf, MA, Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger, Mag. Marion Helmhart, Mag. Andreas Teufl, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl, Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Michael Ambrosch, Mag. Doris Buchmann, Mag. Ricarda Denzer, MMag. Wolfgang Ch. Huber, Otto K. Knoll, Toni Kurz, Mag. Silvia Reiß, Mag. Josef Schick, Stefan Straubinger, Dr. P. Martin Strauß OCist, Dr. Helga Maria Wolf. Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, office@volkskulturnoe.at, www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Mag. Dr. Harald Froschauer. Sekretariat: Petra Hofstätter, Tina Schmid. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434. Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln. Cover: SpuimaNovas, Foto: z. V. g.

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


350 Jahre Landespatron / 6

Hl. Leopold

SOHN DES HL. PETRUS Der Babenberger Markgraf Leopold III. der Heilige (um 1075–15. 11. 1136) wurde 1663 vom Habsburger Kaiser Leopold I. zum Patron aller österreichischen Länder erhoben.

Rückenschild vom Markgrafen-Ornat, Klosterneuburg, um 1640. Foto: Stift Klosterneuburg

Kaiser Leopold I. war als letztgeborener Sohn von Ferdinand III. für eine geistliche Laufbahn vorgesehen und dementsprechend auch erzogen. Der Tod seines Bruders Ferdinand (1654) brachte für den Erzherzog von heute auf morgen einen Richtungswechsel in das Amt des Thronfolgers; bald darauf wurde ihm auch die Kaiserwürde zuteil. Für Leopold I., der um die großen Verdienste seines von ihm hochverehrten Namenspatrons wusste, war es daher schlüssig, Markgraf Leopold III. zum Landespatron zu erheben. Die Habsburger sahen zudem auch in den Babenbergern ihre Vorgänger im Herrscheramt. Dem Babenberger Leopold III. ist es u. a. gelungen, zur Ausbildung des österreichischen Landesfürstentums entscheidend beizutragen, sodass man von ihm als ersten österreichischen Landesfürsten sprechen kann.

Leopold I. wallfahrte seit 1661 fast jährlich an seinem Namenstag zum Grab Leopolds III. des Heiligen nach Klosterneuburg und legte damit den Grundstein zur „Österreichischen Staatswallfahrt“, die bis in das 18. Jahrhundert das Leopoldifest in Liturgie und Brauch prägte. Das Leopoldifest am 15. November hat in Klosterneuburg auch in unserer Zeit einen hohen Stellenwert im Land. Die Leopoldiwallfahrten sind zentraler Gegenstand des Leopoldifestes, begleitet von Brauchveranstaltungen wie Fasslrutschen, Leopoldimarkt und Weinverkostung.

Österreichischer Erzherzogshut Die Bedeutung Markgraf Leopolds III. für das Haus Habsburg ist bereits auf eine lange Tradition vor Leopold I. zurückzuführen. Der Habsburger Albrecht II., dessen Ehe mit

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Johanna von Pfirt 15 Jahre lang kinderlos blieb, wallfahrte nach der Geburt seines Kindes Rudolf 1339 regelmäßig nach Klosterneuburg zum Grab Leopolds III. Herzog Rudolf IV., der Sohn Albrechts II., unternahm 1358 den ersten Anlauf zum Heiligsprechungsprozess Leopolds III. Im 15. Jahrhundert werden dem milden Markgrafen zahlreiche Gebetserhörungen zugeschrieben, was natürlich einen zweiten Anlauf für einen Heiligsprechungsprozess 1465 begünstigte. 1485 wurde der Babenberger Markgraf Leopold III. vom Papst in die Schar der Heiligen aufgenommen. Erzherzog Maximilian III. schenkte 1616 dem Stift Klosterneuburg als neue heilige Landeskrone und als Gegenstück zur ungarischen Stephanskrone und zur böhmischen Wenzelskrone den Österreichischen Erzherzogshut. Leopold III., erster österreichischer Landesfürst und Landespatron von Österreich, erfreute sich auch bei großen Verantwortungsträgern des 20. Jahrhunderts, wie einem Leopold Figl, der maßgeblich zur Freiheit und zum Frieden Österreichs nach 1945 beitrug, großen Zuspruchs. Leopold Figl gestaltete „aus dem Glauben heraus“, wie sein Sohn Johannes in einem Gespräch mitteilte, sein Leben in Familie und Politik. Leopold III. wurde wegen seiner besonderen Glaubenstreue in einem Schreiben des Papstes im Jahr 1135 die Auszeichnung zuteil, „er wolle ihn wie einen Sohn des heiligen Petrus ehren“. / Text: Otto Kurt Knoll


350 Jahre Landespatron / 7

Hl. Leopold · 350 Jahre Landespatron

LEOPOLD IN DER KUNST Das Bild des hl. Leopolds variiert – je nachdem, ob er eher in spiritueller oder in staatstragender Funktion dargestellt wird.

Darstellungen bischöflicher Heiliger und Kirchenväter herleiten. Einen Mann mit den Leopold zugeschriebenen Charakterzügen konnte man sich nicht als jungen Heißsporn vorstellen, er musste von der Weisheit des Alters gezeichnet sein. Tatsächlich wurde er für seine Zeit außergewöhnlich alt (über 60 Jahre) – und das war wohl auch den Schöpfern dieser Bilder und Statuen bewusst.

Der volkstümliche Markgraf Um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert hat Rueland Frueauf d. J. dann den Markstein gesetzt, mit dem Leopold vor unseren Augen endgültig Gestalt angenommen hat. Seine Bildfolge der Schleierlegende, tausendfach reproduziert, zeigt einen volkstümlichen Markgrafen, einen richtigen Landesvater, besonders schön zu sehen an dem herzlichen Händedruck, mit dem er den Baumeister des von ihm initiierten Kirchenbaus begrüßt.

Rueland Frueauf d. J., Bau der Stiftskirche. Foto: Michael Zechany

Als der historische Markgraf Leopold III. im Jahr 1136 starb, war der Bildtyp des Porträts in der europäischen Kunst unbekannt. Somit ist uns kein authentisches Bild dieses Mannes überliefert. Es lag an den Künstlern, eine Figur des hl. Leopold zu entwickeln, zu prägen und Jahrhunderte hindurch am Leben zu erhalten. Der uns geläufige Typus ist rund um die Heiligsprechung 1485 entstanden und hat sich dann als erstaunlich beständig erwiesen.

Leopold der Heilige auf einem Stammbaum der Babenberger in einer Handschrift des Stiftsarchivs Klosterneuburg.

Der Markgraf ist üblicherweise als älterer, langhaariger und vollbärtiger Mann dargestellt. Auf dem Kopf trägt er den Österreichischen Erzherzogshut, in den Händen das Modell der Stiftskirche oder die Fahne des Landes, je nachdem, ob er eher in spiritueller oder in staatstragender Funktion dargestellt wird. Die gesamte Erscheinung drückt herrscherliche Würde, Weisheit und Milde aus. Der Grundtypus der Figur lässt sich von den

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Die Attribute Erzherzogshut, Fahne und Kirchenmodell zusammen mit der langbärtigen Erscheinung begleiten ihn dann durch die folgenden Jahrhunderte. In der Barockzeit gerät er gern in Ekstase, fährt himmelwärts oder wird von überirdischen Erscheinungen mitgerissen, ganz wie es der kompositionelle Schwung der Altäre erforderte. Für die Habsburger, die wie alle großen europäischen Herrscherhäuser bestrebt waren, sich möglichst tief in der Geschichte verwurzelt zu wissen, wurde Leopold besonders seit dem 17. Jahrhundert eine Art Haus- und Familienheiliger. Das äußerst sich unter anderem darin, dass kaiserliche Prinzen


350 Jahre Landespatron / 8

RUND UM LEOPOLDI

——————————————————— Bis So, 26. 1. 2014 Hl. Leopold – Mensch – Politiker – Landespatron Öffnungszeiten: Di–So, Fei 9.00–17.00 Uhr

Hl. Leopold, Maximilian Lenz,1904, Öl auf Karton (Mosaikentwurf), Stiftsmuseum Klosterneuburg, Inv.Nr. GM 571. Foto: Michael Himml.

gerne auf den Namen Leopold getauft wurden, nicht zuletzt Kaiser Leopold I., dem wir die Erhebung seines Namensheiligen zum Landespatron von Niederösterreich verdanken. Diese Ahnenfunktion beginnt ihn nun aber zusehends zu drücken, er wird immer älter. Im 19. Jahrhundert hat man bei manchen Darstellungen den Eindruck, es handele sich bei ihm um einen zwar milden und fürsorglichen, aber doch schon ziemlich müden Großpapa – ganz anders als seine Kollegen aus den anderen Kronländern: der heißblütige, dynamische Stefan in Ungarn und der jugendliche Märtyrer Wenzel in Böhmen.

Schmid angebracht, dessen Darstellung sich auf die Glasmalereien aus den Stiften Klosterneuburg und Heiligenkreuz zurückführen lässt – es sind, obzwar lange nach seinem Tod entstanden, tatsächlich die ersten bewussten Darstellungen dieses Herrschers. Für die Initiatoren des zeitgenössischen Kunstprojekts 2012/13 im Zuge der Ausstellung „Heiliger Leopold – Mensch, Politiker, Landespatron“ im Landesmuseum Niederösterreich stand außer Frage, dass die Person des Heiligen nur lebendig bleiben kann, wenn es gelingt, weiterhin Künstlerinnen und Künstler für sie zu interessieren.

Das „wahre“ Gesicht

„Schutzgespenst“ & Filmheld

Das 20. Jahrhundert sieht auf der einen Seite Versuche, aufgrund naturwissenschaftlicher Erkenntnisse aus Anatomie und Anthropologie das „wahre“ Gesicht Leopolds zu rekonstruieren – was letztlich doch wieder zu einer idealisierten Darstellung führt. Auf der anderen Seite erleben wir Elemente eines Historismus, der bis dahin unbekannt war: den bewussten Rückgriff auf die ältesten zur Verfügung stehenden Vorlagen, die aus einer Zeit stammen, in der das altbekannte Leopoldsbild noch nicht ausgeprägt war.

Und sie ließen sich interessieren und inspirieren und haben der Leopolds-Ikonographie teilweise überraschend neue und originelle Elemente hinzugefügt: Leopold als „Schutzgespenst“, als Filmheld oder in der antikisierenden Toga. Die Werke, die hier entstanden sind, so unterschiedlich sie auch sein mögen, zeigen eines ganz deutlich: Die Kunst hält den hl. Leopold lebendig – und das gibt Hoffnung für die Zukunft. / Text: Wolfgang Ch. Huber

Anlässlich des 800. Todestages des Heiligen 1936 wurde am Niederösterreichischen Landhaus in der Herrengasse in Wien ein Mosaik nach einem Entwurf von Leopold

In enger Kooperation mit dem Stift Klosterneuburg wird versucht, zunächst den Menschen Leopold III. fassbar zu machen, was sich ohne direkte Zeugnisse als überaus schwierig gestaltet. Alle Nachrichten, Mythen und Legenden sind nach seinem Tod entstanden und haben das Bild von ihm im Laufe der Zeit überlagert. Über eine Dokumentation der Lebensumstände des 12. Jahrhunderts soll der Person nahe gekommen werden. Landesmuseum Niederösterreich 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5 Tel. 02742 908090 www.landesmuseum.net — So, 17. 11. 2013, 14.00 Uhr Leopoldisingen Zisterzienserstift Zwettl Eintritt frei Bereits zur Tradition geworden ist das Leopoldisingen der niederösterreichischen Bäuerinnensinggruppen, das diesmal im Zisterzienserstift Zwettl erklingt. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen, Landwirtschaftskammer Niederösterreich und der Chorszene Niederösterreich bittet die Volkskultur Niederösterreich am 17. November Bäuerinnensinggruppen auf die Bühne, um das Publikum mit geistlichen Volksliedgut zu erfreuen, die von Herzen kommen. — Fr, 1. u. 8. 11. 2013, 16.00 Uhr So, 3. u. 10. 11. 2013, 10.30 u. 15.00 Uhr Es war einmal ein Schleier Schleier liegen über der frühen Geschichte Klosterneuburgs. Der Schleier der Agnes. Schleier schweben über der Donau, aus Nebelschleiern taucht das Donauweibchen auf. Das erste Veilchen wird gefunden. HE-LO hat drei Sagen aus dem Donauraum für Figurentheater dramatisiert. He-Lo Puppentheater 2100 Korneuburg, Laaer Straße 32 Tel. 02262 71774 od. 0650 4158190 eleonore@tele2.at

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Nachschau / 9

Naturgartenfest & Herbstfest für Hilfe im eigenen Land

EIN FEST FÜR GÄRTEN UND GUTE TATEN Beim diesjährigen Naturgartenfest am 14. September standen nicht nur der Pflanzen- und Kunsthandwerksmarkt im Mittelpunkt des Geschehens: Hilfe im eigenen Land feierte parallel das 3. Herbstfest, eine Benefizveranstaltung für in Not geratene Familien. Mit einer Andacht verlieh Pater Martin Rotheneder, Stift Melk, dem Fest einen würdigen Rahmen. Anschließend begrüßte der Chef des Museumsdorfs und Geschäftsführer der Kultur.Region.Niederösterreich Dr. Edgar Niemeczek die Gäste. Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll sprach von einem breiten Kulturverständnis in Niederösterreich: „Dort wo die Kultur des Einzelnen in der Gemeinschaft aufgeht, entsteht Kraft und Zusammenhalt. Die Menschen spüren, dass sie wieder für den Nächsten da sein müssen – ganz im Sinne der Organisation Hilfe im eigenen Land. Die Zusammenarbeit von privaten Eigeninitiativen und Staat führt zum Erfolg.“ Sissi Pröll, Präsidentin der Hilfsorganisation Hilfe im eigenen Land, freute sich, dass so viele Persönlichkeiten aus Kunst, Politik und Wirtschaft gekommen waren, um Hilfe im eigenen Land zu unterstützen. Insgesamt wurden € 7.000 gesammelt. Der Gesamterlös kommt notleidenden Familien in ganz Österreich zugute. „Über 1800 Besucher bestätigen eindrucksvoll wie gut der ,Natur im Garten-Schaugarten’, das Museumsdorf sowie Musik und Tanz zusammenpassen. Wenn ein Benefizgedanke das Fest abrundet, freut mich das umso mehr“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka. Das traditionelle Volkstanzfest mit Publikumstanz, Chöre- und Singgruppen am Dorfplatz, Handwerksvorführungen und Gartenführungen durch die herbstlich blühenden und bunt gefärbten Bauerngärten des Museumsdorfs rundeten den festlichen Tag ab. /

Naturgartenfest im Museumsdorf: Pflanzenmarkt, Gartenführungen und jede Menge Tipps. Foto: Dietmar Bodensteiner

Dorli Draxler, Geschäftsführerin der Volkskultur Niederösterreich, Dr. Edgar Niemeczek, Geschäftsführer der Kultur.Region.Niederösterreich, Landtagsabgeordneter Rene Lobner, Sissi Pröll, Präsidentin Hilfe im eigenen Land, LH Dr. Erwin Pröll, Moderatorin Barbara Stöckl, LH-Stv. Mag. Wolfgang Sobotka, Abg. z. NR. Ing. Hermann Schultes, Militärkommandant NÖ Brigadier Mag. Rudolf Striedinger. Foto: Dietmar Bodensteiner

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Haus der Regionen / 10

Bordunmusik

DAS GROSSE BRUMMEN Dass Bordunmusik nichts mit verstaubten Instrumenten und eintönigen Liedern zu tun hat, beweisen im Oktober zwei Konzerte im Haus der Regionen.

SpuimaNovas, Bavarian Dancef loor im Haus der Regionen. Foto: z. V. g.

„Und i nimm mein Dudldudlsack, dudl mir auf den ganzen Tag”, so lautet der Refrain eines Hirtenliedes aus dem Flachgau in Salzburg. Was ist Bordun eigentlich? Damit bezeichnet man Musik, bei der eine Melodie von einem oder mehreren permanent durchlaufenden Tönen begleitet wird. Der Begriff

Bordun stammt wohl von dem französischen Wort „bourdon“ und bedeutet Hummel. Der Bordun ist seit dem Mittelalter als Bezeichnung für einen tiefen Brummton belegt. Borduninstrumente sind entsprechend Instrumente, bei denen zur Melodie ein oder mehrere gleichbleibende Töne erklingen. In

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

der Regel Grundton oder Quint oder beides. Die Drehleier sowie der Dudelsack gehören zu den Borduninstrumenten. Während bei der Drehleier die Tonerzeugung über ein Rad erfolgt, welches über Melodie- und Bordunsaiten streicht, wie bei der Geige der Bogen, ist der Dudelsack ein Rohrblattinstrument,


Haus der Regionen / 11

bei dem über einen Windbeutel die Spielpfeife sowie Bordunpfeifen angeblasen werden. Beiden Instrumenten gemein sind die tiefen, in gleichbleibender Tonhöhe mitklingenden Bordune. Auch die Maultrommel zählt zu den Borduninstrumenten: durch das Anzupfen einer Metallzunge wird ein Grundton, sprich Bordunton, erzeugt. Durch das Anlegen am Mund, lassen sich mittels Veränderung des Mundraumes, wie beim Pfeifen, unterschiedliche Obertöne erzeugen, also eine Melodie spielen. Man hat somit bei der Maultrommel ebenfalls das den Borduninstrumenten eigene System: Melodie plus Bordun.

Bordunmusik in Europa Bei Drehleier und Dudelsack denken viele zuerst an Irland oder Schottland. Dabei waren beide Instrumente spätestens seit dem Mittelalter in ganz Europa verbreitet, auch im deutschsprachigen Raum. Es gibt einige historische Darstellungen, welche den Gebrauch von Drehleier und Dudelsack in Österreich und Deutschland belegen sowie bis heute erhaltene historische Instrumente. Diese Instrumente waren noch Ende des 18. Jahrhunderts gebräuchliche Volksmusikinstrumente und verschwanden in Österreich und Deutschland etwa bis Ende des 19. Jahrhunderts. Welche Musik wurde nun in Österreich und Deutschland auf Drehleier und Dudelsack gespielt? Bei der Suche nach Handschriften aus dem Mittelalter, der Renaissance sowie alten Volksmusikhandschriften, vor allem aus dem 18. und 19. Jahrhundert, stößt man immer wieder auf Melodien, welche mit Drehleier und Dudelsack spielbar sind und wohl seinerzeit auch mit Borduninstrumenten gespielt wurden. Einige Melodien weisen sogar durch ihre Titel wie etwa „Leirer-Tanz“ darauf hin, dass sie mit Borduninstrumenten gespielt wurden. Ein weiterer Hinweis darauf, wie die ländliche Bordunmusik im 18. Jahrhundert geklungen haben mag, ist die „Bauernhochzeit“ von Leopold Mozart, in dessen Werk Drehleier und Polnischer Bock, also Dudelsack, zum Einsatz kommen.

Lebendige Bordunmusik Nachdem Dudelsack und Drehleier im 20. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit geraten waren, wurden sie ab zirka der Mitte des 20. Jahrhunderts neu entdeckt. So begannen ein paar Pioniere, allen voran der Altmeister des historischen Instrumentenbaus Tibor Ehlers (1917–2001) mit dem Bau und der Wiederverbreitung von Drehleier und Dudelsack im Süddeutschen Raum. Unter anderem durch zahlreiche Bordunmusik-Kurse sowie Instrumentenbauworkshops der letzten Jahrzehnte ist inzwischen in Österreich und Deutschland eine lebendige „Bordunmusikszene“ entstanden, die sich sehen und hören lässt. Die Musik, welche heute im deutschsprachigen Raum mit Drehleier und Dudelsack gespielt wird, ist so vielfältig wie ihre Spieler. Sie erstreckt sich von traditioneller Bordunmusik aus dem deutschsprachigen Raum sowie anderen Ländern Europas über Alte Musik, Pagan Folk, bis hin zu avantgardistischer Musik und Jazz.

Bagpipe & Hurdy-Gurdy Die Experten für Bordunmusik Michael Vereno (Dudelsack, Drehleier, Geige, Gesang) und Rudolf Lughofer (Dudelsack, Gesang) gemeinsam mit Werner Mayrhuber (Klarinette, Gesang) begeben sich am 11. Oktober im Haus der Regionen auf die Spuren der Bordunmusik, die sogar bis in die Antike zurück reichen, sich dann aber im geschichtlichen Dunkel verlieren. Mit vorwiegend österreichischem Repertoire sowie tschechisch-böhmischer Dudelsackmusik, die bis in die böhmische Auswanderergemeinde Puhoi im Norden Neuseelands Verbreitung fand, wird ein abwechslungsreicher Abend geboten. Im Konzertprogramm wird mit fundiertem Hintergrundwissen ein musikalischer Bogen von der historischen Bordunmusik bis hin zu zeitgenössischen Interpretationen gespannt. Gemeinsam mit den Musikern von Spuima Novas stellt Stefan Straubinger am 18. Oktober mit einer exotischen Mischung aus Instrumenten ein eigenwilliges Konzertprogramm auf die Bühne. Alte bayrische Lieder werden in mitreißenden Ethno-Pop verwandelt. Orientalische, brasilianische oder jazzige Einflüsse – die Bandbreite der Interpretation

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Der Dudelsack-Experte Michael Vereno. Foto: z. V. g.

ist weit gefächert. Gekonnt wird Altes mit Neuem verbunden und dabei mit verschiedensten Klängen experimentiert. Da stehen Dudelsack und Drehleier neben Blockflöte und Klarinette, das Bandoneon wird mit Kontrabass kombiniert. E-Gitarre, Saxophon und Perkussion machen das aufregende Hörerlebnis komplett. / Text: Stefan Straubinger

Bordunmusik im Haus der Regionen

——————————————————— Fr, 11. 10. 2013, 19.30 Uhr Die Wiederkehr des Dudelsacks – Vereno, Lughofer, Mayrhuber Fr, 18. 10. 2013, 19.30 Uhr Bagpipe & Hurdy-Gurdy – SpuimaNovas Konzertkarten Kat. I: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00 Kat. II: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00 Kombi-Karte für beide Konzerte Kat. I: VVK: EUR 29,00 Kat. II: VVK: EUR 25,00 Information und Kartenbestellung Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 ticket@volkskultureuropa.org www.volkskultureuropa.org Öffnungszeiten Galerie der Regionen Di–Fr, 10.00–12.00 und 15.00–18.00 Uhr, jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr


Haus der Regionen / 12

Hordaland – Telemark

KLANGWELT DES NORDENS Im Rahmen des Norwegen-Schwerpunkts im Haus der Regionen präsentieren zwei norwegische Duos die Musik ihres Heimatlandes.

Mit Gesang, Maultrommel und Gitarre interpretieren die beiden Norweger wunderschöne nordische Lieder und traditionelle Balladen aus Jon Anders Heimatprovinz Telemark. Die Musiker repräsentieren die stille, gedankenvolle Seite norwegischer Volksmusik und feierten damit bereits große Erfolge im Inund Ausland. / Text: Karin Graf

Jon Anders Halvorsen & Tore Bruvoll. Foto: z. V. g.

Entgegen einiger anderer europäischer Länder besitzt Norwegen eine ungebrochene Tradition der Volksmusik. Die Schauplätze, an denen die Musik präsentiert wird, haben sich jedoch im Laufe der Zeit gewandelt, ebenso wie sich lokale Ausdrucksformen, Variationen und Dialekte entwickelt haben. Als traditionelle Volksmusikinstrumente kommen am häufigsten die Fiedel oder die Hardangerfiedel zum Einsatz. Letzteres Instrument wird insbesondere in Südnorwegen gespielt. Benannt ist es nach der Region Hardanger, aus welcher auch das Duo Djønne & Børsheim kommt, deren Musik eine sensible Mischung aus traditioneller Volksmusik der Westküste Norwegens und Eigenkompositionen ist. Den beiden Musikerinnen gelingt der Spagat zwischen moderner Komplexität und traditioneller Geradlinigkeit wie kaum einem anderen skandinavischen Duo. Rannveig Djønne unterlegt mit ihrem diatonischen Akkordeon die Stücke mit abwechslungsreichen Harmonien und zarten Melodieparal-

Rannveig Djønne & Annlaug Børsheim. Foto: z. V. g.

lelen, während Annlaug Børsheim in virtuoser Weise mit Hardangerfiedel oder Gitarre darauf aufbaut und gefühlvoll dazu singt.

Nordlichter Den zweiten Konzertabend im Haus der Regionen gestaltet das norwegische Duo Halvorsen & Bruvoll. Jon Anders Halvorsen ist ein musikalischer Zauberer, der es versteht, die alten norwegischen Balladen und Lieder so zu erzählen, dass man sie emotional miterlebt. Begleitet wird er vom Gitarristen Tore Bruvoll, der bereits in seinen jungen Jahren einen ganz eigenen, gleichermaßen einfühlsamen wie innovativen Gitarrenstil entwickelte. Sein sparsames, punktgenaues Spiel imitiert den Stil der norwegischen Zither Langeleik ebenso wie den Blues des Mississippi-Deltas. Im Wechselspiel zwischen schlichter und experimenteller Balladenbegleitung blüht Jon Anders Halvorsens SoloStimme auf.

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

NORWEGEN / Hordaland – Telemark IM HAUS DER REGIONEN

——————————————————— Do, 21. 11. 2013, 19.30 Uhr Klangwelt des Nordens Djønne & Børsheim Fr, 29. 11. 2013, 19.30 Uhr Nordlichter Halvorsen & Bruvoll Konzertkarten Kat. I: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00 Kat. II: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00 Kombi-Karte für beide Konzerte Kat. I: VVK: EUR 29,00 Kat. II: VVK: EUR 25,00 Tipp: Genießen Sie vor den Konzerten ab 17.30 Uhr ein dreigängiges Menü im Restaurant Blauenstein inkl. Konzerteintritt um insgesamt EUR 34,00. Information und Kartenbestellung Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 ticket@volkskultureuropa.org www.volkskultureuropa.org


Haus der Regionen / 13

Glauben finden Die Lust am Selbermachen und der Drang zur Individualisierung scheinen auch vor dem Glauben nicht halt zu machen: Im November betrachten Abt Matthäus Nimmervoll und Sissi Pröll, Präsidentin des Vereins „Hilfe im eigenen Land – Katastrophenhilfe Österreich“, das Thema Selbermachen aus einer religiösen Perspektive und diskutieren über „selbstgestrickte“ Lebensmodelle.

Kremser Kamingespräche

SELBERMACHEN

Foto: z. V. g.

Foto: Harald Schmid

Foto: Sissi Furgler

Foto: kollektiv fischa

Die Kremser Kamingespräche gehen in die nächste Runde und sorgen wieder für viel Gesprächsstoff.

Thomas Geisler MAS, Dr. Eva Kreissl.

Prälat Abt Mag. Matthäus Nimmervoll, Elisabeth Pröll.

Im Fokus der aktuellen Staffel stehen Vielfalt und Relevanz des Selbermach-Prinzips in Geschichte und Gegenwart. Wie üblich widmen sich acht Persönlichkeiten in vier Gesprächsrunden dem Generalthema.

(Kustode Sammlung Design, Österreichisches Museum für angewandte Kunst/ Gegenwartskunst) und Eva Kreissl (Kuratorin Universalmuseum Joanneum) über unterschiedliche Lebensstile und die Kultur des Selbermachens.

Was vor nicht allzu langer Zeit noch als altmodisch und rückständig galt, ist heute zur Lebensmaxime vieler geworden: selbst Hand anzulegen, ganz nach dem Motto „Do it yourself “. Als Gegenbewegung zum Dogma von Wachstum und passivem Konsum gewinnt in vielen Bereichen unseres Lebens das Phänomen Selbermachen an Bedeutung. Welche Motive stecken hinter dem Erfindungsreichtum: Ist es Mangel, Neugierde, Protest oder Ausdruck von Kreativität und Individualität? Evoziert die Fortschrittlichkeit unserer Gesellschaft ein Verlangen nach mehr Autonomie?

Lebensstil wählen Zum Start der 15. Staffel der Kremser Kamingespräche diskutieren Thomas Geisler

Was früher Gebot der Not war, ist heute Ausdruck eines alternativen oder vielleicht sogar nachhaltigen Lebensstils – Dinge des täglichen Bedarfs werden wieder selber hergestellt. Immer mehr Menschen finden Gefallen daran, Dingen ihren individuellen Stempel aufzudrücken, der letztendlich einen ideellen, einen symbolischen Mehrwert darzustellen scheint. Ist dieser neue Lebensstil als Gegenbewegung zum Massenkonsum zu verstehen? Leidet die Moderne an der geschaffenen Perfektion des Industriellen? Warum dilettieren immer mehr Menschen in Bereichen, die Professionalisten vermeintlich besser und schneller und manchmal auch günstiger bearbeiten könnten? Gibt es auch eine Kehrseite der Kultur des Selbermachens?

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Angesichts der Pluralisierung der religiösen Angebote können Menschen heute aus unterschiedlichen Traditionen wählen und sich ihre persönliche Religion beziehungsweise Lebensmodelle zusammenstellen. Die Kirchen finden sich als Angebote im Supermarkt der Religionen, Philosophien und Weltanschauungen wieder. Inwiefern lassen sich Religionen in einzelne Fragmente zerlegen? Verändert sich der Glaube angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung hin zu Individualisierung? Lässt sich vor diesem Hintergrund eine eigene Glaubensposition finden? Diesen und ähnlichen Fragen gehen die Kremser Kamingespräche im Herbst/ Winter 2013/14 nach. / Text: Karin Graf

KREMSER KAMINGESPRÄCHE

——————————————————— Mi, 9. 10. 2013, 18.00 Uhr Lebensstil wählen Thomas Geisler MAS, Dr. Eva Kreissl Mi, 13. 11. 2013, 18.00 Uhr Glauben finden Prälat Abt Mag. Matthäus Nimmervoll, Elisabeth Pröll Mi, 11. 12. 2013, 18.00 Uhr Regeln schaffen Dr. Barbara Kolm, Mag. Dr. Stephan Schulmeister Mi, 8. 1. 2014, 18.00 Uhr Talente fördern HR Hermann Helm, Prof. Beatrix Konicek Eintritt frei, Anmeldung erbeten! _ Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 www.volkskultureuropa.org


Volkskultur / 14

Rund um die Musik

LIEDER IM VOLKSTON Von höfischen Liedern, Spielleuten und Meistersingerschulen bis zur Volksliedpflege.

sowie die Schilderung eines Bauerntanzes, wobei die Bauern zu ihrem eigenen Gesang tanzten. Daneben gab es Heldensänger, die allein oder zu zweit auftraten und ihre Erzählungen mit Saiteninstrumenten begleiteten. Das in diesem Zusammenhang immer wieder zitierte Nibelungenlied ist aufführungstechnisch schwierig einzuordnen. Sicher gab es neben dem höfischen Vortrag der geschriebenen (gedichteten) Fassung auch Heldensänger, die diesen und andere Sagenstoffe auswendig, oder den Text im Augenblick erfindend, darboten.

Bauerntanz.

Niederösterreich „war ein Land, das von Volkslied und Volksmusik geradezu überquoll, in dem man einfach viel und gern sang und musizierte“, stellte Leopold Schmidt in seiner „Volkskunde von Niederösterreich“ fest. „Das alte Liedgut war in hohem Ausmaß in das Jahres- und Lebensbrauchtum eingeordnet (…) im dauernden Wandel, nach den wechselnden geschichtlichen Bedingungen.“ Im höfischen Bereich pflegten die Babenberger Lieder und Tänze. Bekannt sind Mai- und

Sonnwendreigen, doch gab es wohl schon um die erste Jahrtausendwende auch andere „liedverwandte Stücke“. Nach dem Tod Herzog Leopold VI. (1176–1230) klagten die Wiener: „Wer singet uns nu vor zu Wienn auf dem chor (…) Wer singet uns nu raien, wer zieret uns nu die maien?“ Im volksmusikalischen Bereich haben wir fast keine schriftlichen Quellen, die ersten sind Geißlerlieder (Hugo von Reutlingen, 1349), Lieder vom Kindelwiegen (ab 1350), einzelne Gesänge der Sammlung des „Mönch von Salzburg“

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Keinesfalls dürfen die Spielleute vergessen werden, die vor Bauern, Kleinbürgern und Handwerkern aufspielten und ihre Lieder sangen oder als sogenannte „bekannte Spielleute“ am Hof und im kirchlichen Bereich tätig waren. Interessant ist auch, dass unter den geistlichen und weltlichen Musikdokumenten des Mittelalters der Großteil der Melodien Textunterlegungen hat. Daraus kann man ableiten, wie wichtig das Singen im Mittelalter war. Instrumentale Tanzmusik ist, in wenigen Einzelfällen, erst ab 1400 dokumentiert. Bis zum 16. Jahrhundert blieben die Quellen spärlich. Das änderte sich durch die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern (Johannes Gutenberg, Mainz, um 1450). In Niederösterreich richtete der Geistliche Myllius (Müller) 1521 in Schrattenthal eine Druckerei ein. Er verfasste, druckte und verlegte geistliche Gesänge in der Mentalität des Mittelalters. Eine weitere Zäsur brauchte die Reformation (Martin Luther, Wittenberg, 1517). Um 1570 waren


Volkskultur / 15

mehr als drei Viertel der Bewohner Niederösterreichs evangelisch. Seit den 16. Jahrhundert sind gedruckte Ansingelieder bekannt, mit denen arme Schüler zu Terminen wie Weihnachten, Neujahr und Dreikönig heischen gingen. „Vielfach scheinen derartige Umzugs- und Singbräuche Einführungen der protestantischen Schulmeister gewesen zu sein“, schreibt Schmidt. Auch der deutsche Kirchengesang gewann an Bedeutung. Die Ausführung dürfte aber nicht sehr ansprechend gewesen sein. In einem Bericht von 1579 heißt es polemisch, die Kirchenbesucher von St. Veit an der Triesting schrien und brüllten so entsetzlich, dass den Priester Furcht, Zittern und Entsetzen befiel. Mit der Ausweisung der evangelischen Prediger und Lehrer durch Kaiser Ferdinand II. (1578–1637) im Jahr 1627 erreichte die Gegenreformation einen Höhepunkt. Alle Meistersingerschulen wurden geschlossen. Neue, katholische Lieder waren gefragt. 1648 erschien das große Gesangbuch „Geistliche Nachtigal der Catholischen Teutschen“. Herausgeber, zum Teil auch Dichter und Komponist, war David Gregor Corner (1585– 1648), Abt des Benediktinerklosters Göttweig und Rektor der Universität Wien. René Clemencic, der mit seinem Ensemble eine CD mit Corners Weihnachtsliedern aufgenommen hat, schreibt: „Von der Macht und Zauberkraft der guten Musik zutiefst überzeugt, war Corner sicher, die katholischen Christen durch diese Weisen und Worte im rechten Glauben zu stärken und zu erhalten. Für seine Auswahl hat er nahezu alle in seiner Zeit verfügbaren katholischen Gesangbücher verwendet.“ Die Wirkung war beträchtlich. Das Medium der Flugblattdrucke, oft generationenlang vom selben Satz hergestellt, erwies sich ebenfalls als breitenwirksam. Leopold Schmidt spricht von einer „Barockisierung des Volksgesanges durch das Flugblattlied“. Auch das weltliche Volkslied des 18. und 19. Jahrhunderts wurde durch Flugblätter verbreitet. Neben sentimentalen Liedern wie „Ich hab’ ein kleines Hüttchen nur“ beeinflussten Theaterlieder den Volksgesang. „So leb’ denn wohl, du stilles Haus“ aus Ferdinand Raimunds Zauberspiel „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ (Musik: Wenzel Müller, 1828) zählt zu den populärsten „volksbekannten Kunstliedern“. Auch das Mundartlied war in der Wiener Spätromantik beliebt.

Auf, auf zum fröhlichen Jagen.

Anerkannte Poeten und Gelegenheitsdichter begannen, sich dem „Volkston“ zu nähern. Es war die Zeit der Entdeckung der Alpen, der Alm-, Jäger- und Wildschützenlieder. Zum „Eigenwuchs des Landes“ zählt Schmidt u. a. bergbäuerliche Lieder des Südens, Jodlerlieder des Schneeberggebietes, Landlerlieder des Mostviertels sowie ländliche Parodien und Spottlieder. Im ausgehenden 18. und mehr noch im 19. Jahrhundert, setzte die städtisch-bürgerliche Volksliedpflege ein, die zu traditionellen Überlieferungen neue Liedarten hinzufügte. 1837 bemerkte der Schriftsteller und Literaturkritiker Ignaz Jeitteles (1783–1843): „Der eigentliche Charakter dieser Volksmelodien wurde meistens von jenen, die sie sammelten, verwischt, weil sie bessern und angeblich veredeln wollten, statt die Töne, wie sie der wandernde Musikant spielte oder die Bauerndirne sang, genau und unverändert niederzuschreiben.“ „Wie von selbst ergab sich eine vom Städter beabsichtigte Spiegelung des Landlebens in den ,Liedern im Volkston‘, die der bürgerliche Dichter und Komponist im naturnahen

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Schwärmen für ,Land und Leute‘, für die ,Lieder zur Laute‘ und für den vielerorts entstehenden Männerchor schuf. So begann am Ende des 18. Jahrhunderts eine Produktionswelle volkstümlicher Liedgattungen, die bis in die Gegenwart anhält“, schreiben die Musikethnologen Walter Deutsch und Gerlinde Haid. Und weiter: „Im Gegensatz zum volkstümlichen Lied, dessen Kennzeichen es ist, größte ,Popularität‘ zu erreichen, ist das Volkslied regional gebunden und erreicht in den seltensten Fällen eine größere Verbreitung.“ / Text: Helga Maria Wolf Illustrationen: Magdalena Steiner Verwendete Literatur: René Clemencic: „Weihnachts- und Hirtenmusik aus dem alten Österreich“, CD, Wien 2001 Walter Deutsch, Gerlinde Haid, Herbert Zeman: „Das Volkslied in Österreich“, Wien 1993 Gerhard Kilger (Hg.): „Musik als Glück und Nutzen für das Leben“, Katalog zur Ausstellung „macht musik“, Köln 2005 Leopold Schmidt: „Volkskunde von Niederösterreich“, Horn 1972


Kulturpreise des Landes Niederösterreich / 16

Volkskultur und Kulturinitiativen

NACH DREI JAHREN „URALT“ Die Ethnologin, Journalistin und Autorin für „Schaufenster Kultur.Region“ Helga Maria Wolf erhält den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für Volkskultur und Kulturinitiativen.

milch mitbekommen“, sagt Prof. Wolf, eine zarte Dame, die in ihrem Salon sitzt, wo die Bücher bis zum Plafond der Wiener Wohnung reichen. Ihr Studium – damals hieß es noch Institut für Volkskunde – absolvierte sie unter Prof. Helmut Fielhauer, der mit modernen Ansätzen frischen Wind und radikalen Aufbruch in die vom Nationalsozialismus kontaminierte Wissenschaft brachte. Das war die Zeit, in der „oral history“ aufkam, die Geschichte von unten. Parallel zum Studium arbeitete sie in der väterlichen Druckerei. Und von dort war der Schritt zum Journalismus nicht weit. Helga Maria Wolf schrieb für „Die Presse“ und wechselte danach in die ORF Landesstudios Wien und Niederösterreich. „So bin ich eine berufliche Zweitwohnsitzerin in Niederösterreich geworden.“

„Das lässt sich kaum ausrotten“

Helga Maria Wolf. Foto: Helmut Lackinger

Sie erklärt uns Bräuche, geduldig und immer mit Enthusiasmus, Jahr für Jahr: vom Fasslrutschen bis zum Osterhasen, vom Peitschenknallen über Halloween bis zum Mittelalterrevival. Schon der Großvater war Sammler und Mundartdichter, der Vater, Druckereibesitzer, war 33 Jahre Leiter des Bezirksmuseums Alsergrund. „Das Interesse für die Volkskultur habe ich schon mit der Vater-

Die Volkskunde und der Journalismus hätten einen ähnlichen Zugang, räsoniert Wolf, in beidem müsse man auf Menschen zugehen und neugierig sein. Sie hat für den ORF jahrelang die Sendung „Ins Land einischaun“ gemacht. Wichtig dabei ist ihr, bei Bräuchen und Festen mit den Vorurteilen „uralt“, „mythisch“, „keltisch“ und „germanisch“ aufzuräumen. „Das lässt sich kaum ausrotten. Gerade heute erlebt das wieder Hochkonjunktur.“ Warum?

zwei Jahren ist etwas ein Brauch, nach drei Jahren ein uralter. Dabei hat schon Professor Károly Gaál uns Studierenden eingeschärft: ,Uralt ist ein Weinbrand‘.“ Für Helga Maria Wolf gilt der Grundsatz, dass Volkskunde zu sehen hat, was ist, und nicht zu bewerten. So hält sie es als freischaffende Autorin bis heute. Einerseits für das österreichische Wissensnetz im Internet, dem „Austria Forum“ (www.austria-forum.org), oder im „Schaufenster Kultur.Region“ (siehe vorangehende Doppelseite).

Eine Lücke füllen Jahr um Jahr wird bei ihr angefragt, warum es Osterhasen gibt. Da füllt sie eine Lücke. Denn das Institut für Europäische Ethnologie (ehemals Volkskunde) geht in eine andere Richtung. „Da will sich niemand mit dem Osterhasen beschäftigen. Also mache ich es.“ So entstanden ihre zahlreichen Bücher wie „Das neue BrauchBuch“ (Öst. Kunst- und Kulturverlag, 2000) oder „Österreichische Feste & Bräuche“ (NP-Verlag, 2003). Im kommenden Jahr erscheint ihr Buch über Wiener Bräuche. „Ein kleiner Stachel bleibt“, sagt Helga Maria Wolf: „Was wäre gewesen, wenn ich in der Wissenschaft geblieben wäre?“ Wir können das beantworten, geschätzte Frau Wolf: Wer würde uns dann Fasslrutschen, Peitschenknallen und Halloween erklären? / Text: Mella Waldstein

„Einerseits können sich durch das Internet falsche Vorstellungen explosionsartig verbreiten. In der öffentlichen Meinung gilt ,uralt‘ als Qualitätsmerkmal. Manche meinen, nach

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Kulturpreise des Landes Niederösterreich / 17

Volkskultur und Kulturinitiativen

Volkskultur und Kulturinitiativen

GELEBTE VOLKSKULTUR

MÄDELS AUF DIE BÜHNE

Die Familienmusik Zehetner zeichnet sich vor allem durch unglaubliche Virtuosität, schwungvollen Stil und eine gewisse Leichtigkeit aus.

Pink noise begleitet Mädchen auf den Weg zur Bühne und stärkt sie abseits von Klischees.

Die Familienmusik Zehetner stammt aus St. Georgen am Ybbsfeld, einem idyllischen Ort im Mostviertel. Musik und das gemeinsame Musizieren in der Familie und mit Freunden spielte im Leben von Vater Alois Zehetner bereits in seiner Kindheit und Jugend eine bedeutende Rolle. Diese Liebe für traditionelle, authentische Volksmusik gab er später auch an seine Kinder weiter. Ende der 1980er Jahre begleiteten die beiden Töchter Elfi und Maria ihren Vater zur Abschlussveranstaltung eines Hackbrettkurses. Sie waren von den aufgeführten Stücken so begeistert, dass sie das Instrument gleich selbst erlernten. Alois Zehetner begleitete auf der Gitarre und Schwester Elisabeth komplettierte vorerst die Familienmusik mit dem Kontrabass. Schließlich stießen auch die jüngeren Geschwister Alois und Michaela zum Ensemble hinzu, beide sind Könner an der Geige. Und so treten die „Zehetners“ seit etwa zehn Jahren auch als Geigenmusi mit zwei bis drei Geigen, Steirischer Harmonika, Gitarre, Harfe und Kontrabass auf. Es ist vor allem die traditionelle, alpenländische Volksmusik, die ihnen am Herzen liegt. Mehrfach waren sie beim Niederösterreichischen Volksmusikfestival aufhOHRchen zu Gast, genauso wie bei Aufnahmen für Sepp Forchers „Klingendes Österreich“, für den Fernsehfrühschoppen oder zahlreiche Radiosendungen wie „aufhOHRchen auf Radio Niederösterreich“. Die Familienmusik Zehetner zeichnet sich vor allem durch unglaubliche Virtuosität, schwungvollen Stil und eine gewisse Leichtigkeit aus. Sie begeistern in den unterschiedlichsten Besetzungen. Hausmusik, Tanzmusik, Saitenmusik, Geigenmusik oder Stubenmusik – all diese Bezeichnungen passen zur Familienmusik Zehetner. / Foto: Helmut Lackinger

Mädchen finden nur wenige weibliche Vorbilder in der Kunst, die nicht idealisiert und/ oder stark sexualisiert sind. Es fehlen role models, die nahe und natürlich genug sind, um für das Leben ganz normaler Personen eine Bedeutung zu bekommen. Hier setzt die Arbeit von pink noise an. Mädchen und junge Frauen sollen in ihren künstlerischen Fähigkeiten bestärkt werden und in dem Willen, Ziele zu formulieren und umzusetzen. Musik eignet sich dafür hervorragend. Jedoch bietet die Branche zu wenig Angebote. So entstand das Girls Rock Camp (GRC) als Projekt des Vereins pink noise. Und das bedeutet: Mädels auf die Bühne! Zugleich geht es um einen größeren popkulturellen Kontext, definiert durch die Eckpunkte Musik, Comic, Film und Medien. Eine Woche lang arbeiten die Teilnehmerinnen intensiv an unterschiedlichen Themen, mit Bandcoaching-Einheiten als Kernstück. Sie formieren sich zu Bands, proben gemeinsam, Songs entstehen und werden auf die Bühne gebracht. Die Gruppendynamik und der Umgang miteinander ist dabei ebenso wichtig wie die Musik. Was ist eine Band? Wie ist es, gemeinsam auf der Bühne zu stehen? Wie funktioniert die Technik? Kabel, Monitore, Mischpult? pink noise organisiert diese intensive Woche der Auseinandersetzung mit Musik und sich selber seit 2011. Die Idee kommt wie vieles im PopKontext aus den USA und wurde in den frühen 2000ern erstmals in Portland umgesetzt. Inzwischen gibt es die European GRC-Alliance mit Dependancen in 45 Ländern und dem Ziel, GRC weltweit zu initiieren. Die wahre Herausforderung: Bei jeder künstlerischer Aktivität soll die Person mit ihren Fähigkeiten bewertet werden. Und nicht das Geschlecht. / Text: Josef Schick Foto: Helmut Lackinger

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Musikschulen / 18

Kindergarten

MIT MUSIK DURCHS JAHR Kooperationen von Musikschulen und Kindergärten bereichern beide Institutionen und bestärken die musikalischen Fähigkeiten der Kinder. Für dieses Jahr wurde das Thema „Musik im Jahreskreis“ gewählt. schen gesehen werden, um neue Ausdrucksmöglichkeiten für ihre Talente und Begabungen zu erfahren. Lange Zeit wurde diese Erziehung ausschließlich in die Hände der Familie und des Elternhauses gelegt. Natürlich obliegt es dem Elternhaus, den Grundstein für soziale und kulturelle Bildung zu legen. Werden jedoch auch Kindergarten, Schule und Musikschule miteinbezogen, kann eine weit größere und breitere Wirkung erzielt werden. Musik, Spiel und Tanz sind aber nicht nur unter entwicklungspsychologischen Aspekten wichtig, sondern auch als kultureller Baustein von großem Stellenwert. Es geht darum, Kindern die Möglichkeit zu bieten, sich Kunst und Kultur zu nähern und sich kulturell zu betätigen. Nur wenn Kinder an Kunst und Kultur herangeführt werden, können sie auch die Werte unseres kulturellen Erbes als Bereicherung ihres eigenen Lebens erkennen. Musische Bildung muss spätestens im Kindergarten beginnen, um Kinder in die kulturelle Umwelt einzuführen und einzubetten. Im Landeskindergarten Breitenwaida wird musikalisch mit Gartenschläuchen experimentiert. Foto: z. V. g.

Die Frage nach der Notwendigkeit von Kooperationen zwischen Musikschule und Kindergarten bzw. zwischen Musikschule und allgemeinbildender Schule wird oft sehr einseitig gesehen und beantwortet. Pressemeldungen wie „Musikschulen fürchten um Nachwuchs“, die die Sorge der Musikschule angesichts des Ausbaus ganztägiger Schulformen und sinkender Schülerzahlen ausdrücken, werden immer häufiger. Doch ist es wirklich nur die Sorge um den zukünftigen Musikschulnachwuchs, die die Musikschulen

Entwicklungspsychologische Grundlagen veranlassen sollten, die Zusammenarbeit mit anderen Bildungsinstitutionen zu suchen? Natürlich bieten Kooperationen die Chance, mehr Kinder zu erreichen. Wird aber die Musikschule als gleichberechtigter Bildungspartner gesehen, eröffnen sich andere Sichtweisen. Kinder brauchen Musik, Spiel und Tanz als ganzheitliches Bildungsangebot in der kindlichen Erziehung. Musische Bildung muss als eine der wichtigsten Erziehungsbereiche für junge Men-

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

In der Debatte über die Gewichtung von Anlagen und Umwelt muss sinnvoll gefragt werden, welcher Anteil an Fähigkeits- und Merkmalsunterschieden in einer Population auf Unterschiede in den Erbanlagen und in der Entwicklungsumwelt zurückführbar sind. Die Qualität der Wechselwirkungen zwischen Anlage- und Umweltfaktoren scheint entscheidend für eine optimale Entwicklung des Kindes zu sein. Natürlich spielt das familiäre Umfeld für die musikalische Sozialisation


Musikschulen / 19

und Entwicklung eines Kindes eine entscheidende Rolle, aber nicht zu unterschätzen sind weitere Sozialisationsinstanzen wie Kindergartenpädagogen, Lehrer, Erzieher und in späterer Folge die Gruppe der Gleichaltrigen und die Medien. Durch die Bildung und Förderung eines Verständnisses und Umgangs mit Musik werden einerseits die Bereiche Kognition, Motorik und Sprache weiterentwickelt und vertieft, andererseits wäre der Aufbau musikalischer Fähigkeiten ohne ein kognitives, sprachliches und soziales Repertoire nicht möglich. Bei Vorschulkindern liegen in der Regel große Unterschiede in den entwicklungspsychologischen Kategorien wie musikalische, motorische, kognitive und sprachliche Fähigkeiten, Sozialverhalten und Kommunikationsfähigkeiten sowie Spielverhalten vor. Diesem Umstand ist bei der musikalischen Arbeit mit dieser Zielgruppe Rechnung zu tragen.

Workshops 2011/12 Bereits im Schuljahr 2011/12 wurden in den Landeskindergärten Robert-Löffler-Straße Hollabrunn und Breitenwaida zwei Kooperationsprojekte mit der Walter-Lehner-Musikschule Hollabrunn durchgeführt. In beiden Kindergärten waren als Zielgruppe die Kinder aller Kindergartengruppen definiert. Konzepterstellung und Organisationstätigkeiten wurden von Silvia Reiß, Instrumentalpädagogin für Violine und Blockflöte an der Musikschule Hollabrunn, übernommen. Wesentlich war dabei die enge Zusammenarbeit mit den Kindergartenpädagoginnen beider Kindergärten. Durchgeführt wurden die Workshops von Lehrern und Schülern der Musikschule Hollabrunn. Das Ziel der Projekte war nicht, den Musikschulunterricht zu ersetzen, sondern die musikalischen Angebote des Kindergartens zu bereichern. Das Hauptanliegen war das Herstellen von Zugänglichkeit durch eigenes Tun und musikalisches Experimentieren. Die Evaluierung der ersten Projekte zeigte großen Erfolg und stellte unter Beweis, dass die Beschäftigung mit Musik einen hohen Stellenwert im Kindergarten hat. Die Workshops wurden sowohl von den Kindern als auch den anderen Akteuren (Eltern, Kindergartenpädagogen) positiv aufgenommen.

Im Landeskindergarten Robert-Löffler-Straße, Hollabrunn. Foto: z. V. g.

Kindergartenjahr 2013/14 Aufgrund der positiven Erfahrung und der Begeisterung der Kinder in den ersten Projekten gab es auch im Kindergartenjahr 2012/13 einen gemeinsamen musikalischen Schwerpunkt – das Theaterstück „Regenbogenfisch, komm hilf mir“ wurde instrumental, rhythmisch, gesanglich und kreativ von Musikschul-Partnern begleitet. Eine weiterführende Kooperation wird während des gesamten Kindergartenjahres 2013/14 stattfinden. Ausgehend vom Projektthema „Musik im Jahreskreis“ sollen die musikalischen Fähigkeiten der Kindergartenkinder positiv beeinflusst und weiterentwickelt werden. Durch das außermusikalische, übergeordnete Thema wird in der musikalischen Arbeit der rote Faden gewährleistet und inhaltlich an den Jahreskreis im Kindergarten angeknüpft. Das Projekt wird von verschiedenen Musikschullehrerinnen

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

durchgeführt, um ein breites Spektrum musikalischer Erscheinungsformen anbieten zu können. Als Abschluss des Projektjahres wird unter Einbeziehung der Eltern eine gemeinsame Veranstaltung geplant. Besonders anzumerken ist nochmals, dass dieses Projekt den Musikschulunterricht nicht ersetzen kann und soll. Während sich in der Nutzung von Musikschule und außerschulischen kulturellen Angeboten eine soziale Selektion zeigt, werden durch die musische Bildung im Kindergarten alle Kinder erreicht. Übergeordnetes Ziel dieser Kooperation zwischen Musikschule und Kindergarten ist die musische Bildung für Kinder im letzten Kindergartenjahr, wobei im Kindergartenalltag eine größtmögliche Kontinuität in der Arbeit bei größtmöglicher Flexibilität in der Zusammenarbeit mit den Kindergartenpädagoginnen gegeben sein muss. / Text: Silvia Reiß


Chorszene Niederösterreich / 20

Interview

KNABENCHOR IST DIE KÖNIGSDISZIPLIN Markus Pfandler-Pöcksteiner, Komponist und Chorleiter der Altenburger Sängerknaben im Gespräch über Kafka, Komposition und Knabenchöre.

Markus Pfandler an der Orgel der Stiftskirche von Altenburg. Foto: Dieter Schewig

Markus Pfandler-Pöcksteiner, geboren 1979 in Zwettl, studierte Katholische Kirchenmusik und Gesangspädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Er gründete während des Studiums den Kammerchor „studiovocale“, ist als Komponist tätig und seit 2005 Chorleiter der Altenburger Sängerknaben sowie in der Ausbildung zum Psychotherapeuten.

Wie haben Sie zur Musik gefunden? Markus Pfandler-Pöcksteiner: Der Weg zur Musik kam über die Kirchenmusik. Als Kind wollte ich eigentlich im Kirchenchor singen und kam dann aber auf Empfehlung des Chorleiters in Gmünd zuerst zur Orgel. Das Übernehmen einer Rolle in der Gemeinschaft, besonders als Kind, hat mir gefallen. Auch die Liturgie hat mir entsprochen. Sie ist ein Gesamtkunstwerk.

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Warum Kirchenmusik? MPP: Das schöne an Kirchenmusik ist, dass sie keine „Behübschung“, sondern integraler Bestandteil einer Handlung ist und eine Funktion hat. Denn wo singen wir sonst? Gerade bei einem Geburtstag wird ein „Happy Birthday“ angestimmt, bei sportlichen Ereignissen wird gesungen, aber ansonsten konsumieren wir Gesang und Musik zumeist in Form von Konzerten oder als Hintergrundbeschallung.


Chorszene Niederösterreich / 21

Sie sind Komponist und schreiben Auftragswerke. Wie läuft der Prozess? MPP: Meist läuft das so, dass man z. B. von einem Streichquartett, einem Chor oder einer Kollegin, einem Kollegen für ein Stück angefragt wird. Im Gespräch findet man heraus, ob man für das Projekt „zusammenpasst“ und steckt einen zeitlichen Rahmen ab. Meist inspirieren mich die Auftraggeber selbst, wie sie über das gewünschte Stück reden, was sie sich von ihm wünschen. Komponieren ist für mich die Sucht, die eigene Musik durch andere aufgeführt zu erleben. Nur fallweise schreibt man Stücke für die Schublade, von denen man hofft, dass sie aufgeführt werden. Natürlich ist die Schublade trotzdem voll. Arbeiten Sie aktuell an einem Auftrag? MPP: Da gibt es ein Projekt für ein szenisches Stück über eine Episode aus dem Leben Franz Kafkas. Kafka hat sich, nachdem zwei andere Frauen den Vorschlag zuvor abgelehnt hatten, mit einer von ihm stark verehrten Frau – Milena Jesenská – in Gmünd getroffen,. Sie kam aus Wien, er aus Prag und sie trafen sich auf halbem Weg, am Bahnhof Gmünd – heute Česke Velenice – und haben eine Nacht miteinander verbracht. Diese wird von beiden ganz unterschiedlich beschrieben. Ich habe durch Zufall von der Geschichte erfahren und den aus Gmünd stammenden Autor Thomas Sautner kontaktiert. Wir haben einen Kaffee getrunken und gefunden, dass das ein Wahnsinnsstoff für eine Kammeroper wäre. Die Altenburger Sängerknaben … MPP: … das sind 34 Buben zwischen fünfter und zwölfter Schulstufe. Es gibt in Österreich vier Klöster mit Sängerknaben, wobei Altenburg die einzige Institution ist, wo die vierzehntägige Gestaltung der Liturgie die Hauptaufgabe der Sängerknaben ist. Außerdem fahren wir jährlich auf Konzertreise. Unser Chor hat ein großes Repertoire – in der Kirchenmusik können wir schließlich auf 2000 Jahre Repertoire zurückgreifen. Auch haben mich die Burschen schon gefragt, ob wie in diesem Jahr „eh wieder Gregorianik machen“, was mich sehr gefreut hat. In Altenburg ist es Tradition, dass die Chorleiter Stücke schreiben. Insgesamt haben alle Chorleiter vom Stift an die 900 Stücke geschrieben, ich davon knappe 300. Eine Auswahl davon wird als „Altenburger Chorhefte“ vom Pastoralamt

und dem Kirchenmusikreferat der Diözese St. Pölten herausgegeben. Worin liegt die Herausforderung, einen Knabenchor zu leiten? MPP: Knabenchor ist für mich die Königsdisziplin. Erstens ist es der Stimmwechsel, mit dem man pädagogisch und organisatorisch erst umgehen lernen muss und zweitens ticken Jugendliche ganz anders als Erwachsene, haben andere Ansprüche, Fähigkeiten und auch Grenzen. Ich wundere mich oft, dass sie so schön singen, wenn man bedenkt, was sie alles um die Ohren haben – von der Schule bis zur Pubertät. Wie motivieren Sie? MPP: Wenn man vermitteln kann, was für eine Freude man an der Musik hat, dann kann man auch Disziplin einfordern. Sie merken dann, dass Qualität Spaß macht. Aber keine Sorge, unsere Proben sind keinesfalls militärisch. Ich sehe den Chor nicht als Meute und kann bei der Einzelstimmbildung auch auf jeden einzelnen eingehen. Die Sängerknaben sind nicht nur regional stark verankert, sondern sie wirken auch weiter. In den Chören der Region und darüber hinaus finden sich viele ehemalige Altenburger Sängerknaben. Auch bedeutende Kirchenmusiker Österreichs sind darunter, wie der Domkapellmeister von Graz, Josef Döller und Norbert Matsch, Stiftskapellmeister von Wilten. Die Sängerknaben sind nicht Ihr einziger Chor? MPP: Nein, da gibt es noch den Altenburger Kirchenchor und meinen vor 16 Jahren gegründeten Chor „studiovocale“. „studiovocale“ macht im Jahr drei bis vier Projekte. Ich habe mich beim Chor immer für die kleine Besetzung mit drei bis vier Personen pro Stimme interessiert. Wir suchen neue Orte für Aufführungen, wie etwa den Wienerwald, wo wir im vergangenen Jahr Mendelsohns „Sechs Lieder, im Freien zu singen“ gesungen haben. Da wir in diesem Chor aber etwa alle etwa gleich alt sind und nun viele von uns junge Familien haben, lassen wir es gerade etwas ruhiger angehen. Das heißt aber für Sie nicht, dass Sie weniger tun, oder? MPP: Parallel zur Musik mache ich eine Ausbildung zum Psychotherapeuten. Dabei ist mir in den Praktika unter anderem erst be-

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

wusst geworden, welch dramatisch positive Auswirkungen das Singen auf die Seele und die Psyche hat. Es kann auch für Menschen, die jahrelang keinen Ton mehr gesungen haben, zu einer wichtigen Ressource werden. / Interview: Mella Waldstein Weitere Informationen: www.markuspfandlerpoecksteiner.at

SHALOM! MUSIC BETWEEN FRIENDS

——————————————————— Di, 22. 10. 2013, 19.30 Uhr Ein musikalisches Freundschaftstreffen. Katholisch, jüdisch, evangelisch; drei Geistlichkeiten und ein Staatsdiener; vier prominente Hobbymusiker überwinden Grenzen mit ihrer Musik: BenediktinerAbtprimas Notker Wolf (Rom, Querflöte), Bischof Michel Bünker (Schlagzeug), Sektionschef Gerhard Steger (Gitarre) und Oberrabbiner Chaim Eisenberg (Gesang) präsentieren klassischen Pop und jüdische Traditionales. Dabei werden sie unterstützt von Jakob Sint (Piano), Marc Bruckner (Bass) und unter der Leitung von Markus Pfandler. Die Journalistin Susanne Scholl führt durch das Programm, dessen Erlös die interreligiöse Bildungsarbeit des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit unterstützt. Theater Akzent 1040 Wien, Theresianumgasse 18 Tel. 01 50165-3306, www.akzent.at

ZEITEN-STRÖME

——————————————————— CD-Präsentation So, 27. 10. 2013, 15.00 Uhr Stiftskirche Altenburg, Abt Placidus Much – Straße 1, 3591 Altenburg Tel. 02982 345118 Auf der neu erschienen CD kann die große Altenburger Stiftsorgel mit Werken von J.N. David, H. Schroeder und J. S. Bach erlebt werden. Um 14.00 Uhr gibt es eine Einführung mit M. PfandlerPöcksteiner-Pöcksteiner und um 15.00 Uhr die Präsentation der CD mit einem Orgelkonzert.


0 2 o S d n Sa 19. u

uer, er, Bildha tl s n ü K e d en 1100 Bild en Mehr als erker öf fn w d n a th s n n und Ku Galeriste h ein. ie her zlic S n e d la n und ihre Pfor te r hs Künstle ic e rr te s rö Sie Niede Besuchen en Sie ein b e rl e d n nu rbeitsstätte A n re ih n a nde twochene s rb e H s ndere ganz beso d. Bundeslan m re e s n u in Detailinfo e ll a r, e m h Alle Teilne

ww

netzu r e v r u t l u k w.

2 T: 02572/

0 250, o

t der Ein Projek

s:

ng.at

ur verne f fice@kult

tzung.at

brantits

e g a T NÖ s r e i l e t A n e n e f f der o 3 1 0 2 r e b . Okto


Musik / 23

mm jazzfestival

TALENTE WERDEN IMMER MEHR Beim mm jazzfestival in St. Pölten treten junge Musiker innerhalb der von Marianne Mendt geleiteten Nachwuchsförderung gemeinsam mit Größen österreichischer Jazzmusik auf.

ner und die zwölfjährige Hannah Schultermandl, die bei der CD-Präsentation „Live in St. Pölten 2012“ schon vorab eine Kostprobe ihrer großen Stimme gab. „Besonders freut es mich, denn das ist selten, dass wir auch einen jungen Sänger gefunden haben.“ Martin Egger, geboren 1991, studiert Jazzgesang am Konservatorium Wien. Im Rahmen des mm jazzfestival wird auch „5/8 in Ehr’n“ auftreten. Man könnte sie fast Kinder von Marianne Mendts Nachwuchsförderung nennen, denn auch sie waren einmal ihre „Youngsters“. Mittweile sind sie Preisträger des Amadeus Austrian Music Award 2012 und 2013 in der Kategorie Jazz/World/Blues. / Die mm band und die Nachwuchssängerin Barbara Neuhauser. Foto: Andreas Müller

„Die Idee“, so Marianne Mendt „entstand bei einem Gespräch mit einem Kollegen. Für ein Jazzfestival in der Steiermark hatte er internationale Größen eingeladen. ,Und österreichische Musiker?‘, fragte ich nach. ,Das überlegen wir uns …‘, war seine Antwort.“ Und Marianne Mendts Antwort war, ein eigenes Festival zu gründen – mit österreichischen Musikern. In diesem Herbst findet es zum neunten Mal in St. Pölten statt. Es spielt die „mm band“ mit Thomas Kugi (Sax), Daniel Nösig (Trumpet), Johannes Herrlich (Trombone), Oliver Kent (Piano), Ulli Langthaler (Bass) und Mario Gonzi (Drums). Weiters die „mm big band“ unter der Leitung von Thomas Huber. Komplettiert und aufgemischt wird, wie in jedem Jahr, das Festival durch die „Youngs-

ter“, wie Mendt ihre jungen Musikerinnen und Musiker nennt. Wie jedes Jahr ist sie durch Österreich getourt auf der Suche nach Talenten. Und sie stellt fest: „Talent stirbt nicht aus. Die Talente werden immer mehr.“ Aber auch der Unterricht auf Musikschulen und Hochschulen wird immer besserer. In der Musik ist es wie beim Sport. Es braucht eine breite Basis, damit die Spitzen herauskommen. Außerdem, so die Festivalleiterin: „Jazz ist kein Minderheitenprogramm.“

Kein Minderheitenprogramm Bei den Auditions ist sie fündig geworden. 16 junge Musikerinnen und Musiker werden in St. Pölten gemeinsam mit den Profis auf der Bühne stehen. Es sind auch Kinder dabei, wie der neunjährige Schlagzeuger Max Platt-

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Text: Mella Waldstein

MM JAZZFESTIVAL

——————————————————— Fr, 4. 10. 2013, 20.00 Uhr Festspielhaus St. Pölten Marianne Mendt präsentiert Talente der mm Nachwuchsförderung Sa, 5. 10. 2013, 19.00 Uhr Festspielhaus St. Pölten Marianne Mendt & mm big band Do, 10. 10. 2013, 19.00 Uhr Cinema Paradiso Karl Markovics & Fenority Sa, 12. 10. 2013, 21.00 Uhr Musikcafé Egon 5/8 in Ehr’n www.mmjazzfestival.at


Weinviertel / 24

Literatur

IM GRÜNEN MEER In keinem anderen Viertel Niederösterreichs ist das geschriebene Wort so verwurzelt wie im Weinviertel. Literatur im Herbst gibt es heuer wieder auf dem Brandlhof.

„Tauchgänge im grünen Meer“ titelte Alfred Komarek seine Spaziergänge durch das Weinviertel.

Der Gendarm Simon Polt fährt mit seinem Fahrrad über die Landstraße, zwischen Weingärten und Ackerland hinein in die Kellergasse. Das Bild strahlt Geruhsamkeit aus, schon durch die Bezeichnung Gendarm werden positive Kindheitserinnerungen heraufbeschworen, nicht zuletzt deshalb, da mein Vater die graue Uniform jahrzehntelang trug. Mit Alfred Komareks Kriminalromanen tauche ich förmlich „in das grüne

Meer“ ein, es gilt, lesend die Landschaft, die Menschentypen zu entdecken. Alfred Komarek hat hier einen Nerv getroffen, die Weinviertler kennen Simon Polt – nicht zuletzt deshalb, da Erwin Steinhauer dem introvertierten Gendarmen ein Gesicht gegeben hat – und so mancher fährt heute mit einem anderen Blick durch das Weinviertel. Ein Blick, der auch durch zahlreiche Publi-

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

kationen geschärft wurde. In Ferdinand Altmanns „A Gulasch und a Bier“ werden die Geschichten von Weinviertler Wirten und ihren Gasthäusern erzählt, es ist eine Dokumentation einer verschwindenden Alltagskultur. Es scheint, als wäre dies eine Wirtschafts- und Sozialgeschichte einer längst vergangenen Zeit. Und doch erinnern sich die Leser an den Bäcker, der ins Gai fuhr (Wolfgang Galler: „Unser täglich Brot. Von


Weinviertel / 25

LITERATUR AM BRANDLHOF

——————————————————— So, 3. 11. 2013, 17.00 Uhr Martin Neid liest Martin Neid, musikalisch begleitet von den Haus&Hofmusikanten Brandlhof 3710 Ziersdorf, Radlbrunn 24 Tel. 02956 81 222 Eintritt frei! www.volkskulturnoe.at/brandlhof _

IM WEINVIERT’L DRIN

——————————————————— Sa, 26. 10. 2013, 17.00 Uhr CD-Präsentation: Im Weinviert’l drin 1. Singen ist uns’re Freud (1:59) · 2. Grüaß enk Gott liabe Leit (1:13) ·

Weinviertler 3-Xang Leobendorfer Viergesang Fensterlmusi

3. Ihr Herren schweigt ein wenig still (1:47) · 4. Jo im Weinviert’l drin (1:49) · 5. Aber Hansei spann ei (2:39) · 6. Gott segne den edlen Weinbau (2:20) · 7. Drentan Steg, überm Bach (1:23) · 8. Drei Berg und drei Tål (1:41) · 9. Der Wein is a Luida (1:35) ·

10. Winkler Boarischer · 11. A Busserl is a g’spassigs Ding (1:41) · Theodor Kramer: „Einen der größten Dichter der jüngeren Generation“ nannte ihn(2:36) Thomas Mann. 12. Hintn bei da Stadltür (2:06) · 13. An Klopfer åns Fernsterl (2:09) · 14. In Gerhard seiner (2:42) · 15. Der Weg zu mein Diandle is stoani (1:39) · 16. Geh, gib mir a Busserl (1:43) · Collage: Viertelfestival NÖ. 17. Håb dir in d’ Äugerl g’schaut (1:39) · 18. Kam kraht der Håhn die Morgenstund’ (2:07) ·

DPAC NP 0215

19. Boarischer aus Klein-Mariazell (2:09) · 20. Drunt in da grean Au (3:17) · 21. Heint iß i nix, heint trink i nix (1:15) · 22. A Tag voller Sunn (1:23) · 23. Juhu und juhe! (1:09) · 24. Auf’m Bergerl steht a Häuserl (1:49) · 25. Geh is her über’s Wieserl (2:00) ·

Im Weinviert’l drin

26. Jetzt möcht i amol wissen (1:52) · 27. O, den hätt i so gern (0:51) ·

Gibt es spezielle Sagen im Weinviertel? Thomas Hofmann hat in seinen „Das Weinviertel in seinen Sagen“ Überliefertes gesammelt. Und wieder führen uns die Erzählungen an besondere Plätze, topografisch auffallende Orte, an denen wir im Alltag vorüberhasten. Otto J. Schöffl, ein Mühlenkind und -forscher, beschreibt nicht nur die längst verschwundenen Mühlen des Weinviertels, auch er sammelte Sagen, thematisch beim Mühlrad angesiedelt.

Denkmal ui-Mundart In den letzten Jahren wurde der ui-Mundart ein Denkmal gesetzt – auch hier wird nur mehr Vergangenem nachgetrauert, den gesprochen wird dieser Dialekt im Alltag im Weinviertel nicht mehr. Aber nicht zuletzt durch die Initiativen der Bacher-Runde und

28. Gebirgsfreuden-Walzer (3:26) · 29. I mog koa Wasser net (2:17) ·

dem Joseph-Misson-Bund bekamen die Werke von Joseph Misson, Josef Weiland, Lois Schiferl, Georg Pfeifer, Karl Bacher, Josef Pazelt u. a. einen neuen Stellenwert. Lesungen aus deren Werken erfreuen sich großer Beliebtheit, ist es doch wieder ein Eintauchen in eine längst vergangene Zeit, in das Idiom der Kindheit. 30. I find heit nimma hoam (1:57) · 31. Drei Winter, drei Summer (1:21) · 32. Gehts, Buama, gehn ma hoam (1:44) · 33. A ganze Weil (1:56) ·

Es singen und spielen: Weinviertler 3-Xang · Leobendorfer Viergesang · Fensterlmusi

(c) (p) HeiVo CD 115 AuMe

Herausgeber: Volkskultur Niederösterreich GmbH 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1 © 2013 Kultur.Region.Niederösterreich GmbH Alle Rechte vorbehalten

Heimat bist du großer Söhne: „Einen der größten Dichter der jüngeren Generation“ nannte ihn Thomas Mann. Dennoch war Theodor Kramer lange Zeit vergessen. Aber besonders im Weinviertel – er wurde in Niederhollabrunn geboren – erinnern wir uns des Lyrikers gerne. Es ist doch schön, wenn einer der ganz Großen aus der eigenen Heimat stammt, auch wenn wir ihn, als es politisch opportun war, vertrieben und vergessen haben. Digipack_HeiVo_115.indd 1

Jahrzehntelang war das Weinviertel nur ein Landstrich zwischen Wien und der toten Grenze. Heute schauen wir selbstbewusst auf dieses Viertel, auf seine Schönheiten und auch auf seine Geschichte. Es ist „Mehr als Idylle“. Und schlussendlich: Peter Turrini und Felix Mitterer sind doch Weinviertler, oder? / Text: Eva Zeindl Fotos: Manfred Horvath

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Im Weinviert’l drin

Bäckern, Müller und Bauern im Weinviertel“), die Fahrten mit der Eisenbahn auf heute längst stillgelegten Nebenbahnen (Peter Wegenstein: „Wege aus Eisen im Weinviertel“) oder die Betriebsamkeit in einer Kellergasse in den Monaten September und Oktober (Wolfgang Krammer, Johannes Rieder: „Weinviertler Kellergassen“). Die Geschichten und Texte berühren, wir werden uns unserer Landschaft und ihrer Besonderheiten bewusst – und wir bekommen Lust auf mehr.

Seit annähernd zehn Jahren tritt der Weinviertler 3-Xang auf und bringt bei verschiedensten Anlässen vor allem in seiner Heimat Harmannsdorf einen reichen Schatz an Liedern, vor allem aus dem Weinviertel, zu Gehör. Gemeinsam mit dem Leobendorfer Viergesang ging das Ensemble nun ins Studio. Das Repertoire der gemeinsamen CD umfasst überlieferte Lieder, ebenso wie neue Volkslieder. Die Instrumentalbeiträge stammen von der Fensterlmusi. Über Jahre hinweg bereicherte die Formation in wechselnder Besetzung musikalisch-gesellige Runden. Im Jahr 2010 wurde der Motor der Gruppe Herbert Lacina, viel zu früh aus dem Leben gerissen. Die für die CD ausgewählten Stücke wurden schon im Jahr 2004 aufgenommen.

08.03.13 12:25

Am 26. Oktober 2013 laden der Leobendorfer Viergesang und der Weinviertler 3-Xang nach Harmannsdorf/Rückersdorf zur CD-Präsentation. Bei einem Glaserl Wein und dem einen oder anderen geselligen Lied wird dieser Abend ausklingen. Hauptschule Harmannsdorf 2111 Harmannsdorf, Bahnstraße 1 Tel. 0664 8208595 (Eva Zeindl)


Mostviertel / 26

Stubenmusik Berger

WENN FÜNF BRÜDER FEIERN Fünf Brüder und kein bisschen leise – 20 Jahre Stubenmusik Berger.

Die Brüder Berger: Christoph, Roland, Sepp, Robert, Georg (v. l. n. r.). Foto: z. V. g.

Die Stubenmusik Berger wurde 1993 spontan aus der Taufe gehoben. Anlässlich der Kulturtage ihrer Heimatgemeinde Ferschnitz setzten sich die fünf Brüder Robert, Sepp, Christoph, Georg und Roland zusammen und versuchten sich auf einem für sie völlig neuen Gebiet der Musik – der traditionellen Volksmusik, nachdem sie in den Bereichen klassische Musik sowie Tanz- und Unterhaltungsmusik schon einige Erfolge gefeiert hatten. Das gemeinsame Musizieren bereitete so viel Spaß, dass die fünf Brüder nach mittlerweile 20 Jahren noch immer gemeinsam Musik machen. Viele Jahre nahmen sie an den Volksmusikseminaren auf Schloss Seggau bei Leibnitz teil, wo sie auch unzählige Kontakte zu Volksmusikanten im gesamten Alpenraum knüpfen konnten. Nach der Präsentation ihrer ersten CD „greahoidn“ wurden auch die Medien auf die Stubenmusik Berger auf-

merksam. Neben zahlreichen Einspielungen auf Radiosendern in Österreich, Bayern, Südtirol und diversen Internetsendern waren die fünf Brüder auch bei Großereignissen wie „Licht ins Dunkel“ oder „Klingendes Österreich“ im Fernsehen zu sehen. Mit der Aufnahme des zweiten gelungenen Tonträgers, „blaumocha“, gelang es ihnen, ihre Musik bis weit über die Grenzen in die Niederlande, nach Ungarn, Deutschland, Australien und in die USA zu tragen. Auch auf zahlreichen Gemeinschaftsproduktionen mit anderen Musikgruppen, wie dem Scheibbser3er, d’Kiahmöcha, oder auf Produktionen der Volkskultur Niederösterreich sind Stücke der Stubenmusik zu hören.

Charme und Spielwitz Dank des abwechslungsreichen Repertoires an Instrumental- und Gesangsstücken, Jodlern, Liedern und Volkstänzen sind sie auf

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

verschiedensten Veranstaltungen anzutreffen. Mittlerweile ist die Musik der Stubenmusik Berger nicht mehr aus dem Mostviertel wegzudenken. In den 20 Jahren ihres gemeinsamen Musizierens hat die traditionelle Volksmusik gerade im Mostviertel einen enormen Zuwachs an Wertschätzung erfahren. Den Aktivitäten der fünf Brüder ist es zu verdanken, dass die Volkskultur in dieser Region immer mehr an Selbstvertrauen und Qualität gewinnt. Sie begeistern durch ihren Charme und spielerischen Witz die Besucher: von der kleinen Musikantenrunde bis zur voll besetzten Basilika, beim offenen Singen, bei Musikantentreffen, Volksmusikveranstaltungen und auch Musikantenwallfahrten. Am 25. Oktober lädt die Stubenmusik Berger zur Jubiläumsfeier und Präsentation ihrer neuen CD in das Gasthaus Affengruber in Ferschnitz ein. Ihre neue CD ist wieder eine gelungene Mischung aus Instrumental- und Gesangsstücken, von ruhig und beschaulich bis heiter und witzig – ein Querschnitt über 20 Jahre gemeinsamen Musizierens./ Text: Claudia Lueger

JUBILÄUMSFEIER

——————————————————— Fr, 25. 10. 2013, 18.30 Uhr Gasthaus Affengruber 3325 Ferschnitz, Marktstraße 6 Tel. 0664 8373928 (Sepp Berger) info@stubenmusik.at www.stubenmusik.at


Mostviertel / 27

Mariazellerbahn

AUF DER HIMMELSTREPPE UNTERWEGS Seit September ist die erste Triebzuggarnitur „Himmelstreppe“ auf der Mariazellerbahn unterwegs. Ein guter Anlass für den steirisch-niederösterreichisches Kulturaustausch „Mariazellerland trifft Pielachtal“ in Kirchberg/Pielach. Überlegungen zur Errichtung einer Bahn von St. Pölten nach Mariazell gab es schon seit der Eröffnung der Westbahn im Jahr 1858. Durch die Wallfahrten war Mariazell schon im 19. Jahrhundert einer der am stärksten besuchten Fremdenverkehrsorte der Donaumonarchie. Im Jahr 1895 wurde der Bau der „Pielachtalbahn“ beschlossen und ein Jahr später mit den Bautätigkeiten begonnen. Die Eröffnung der Stammstrecke von St. Pölten über Kirchberg an der Pielach bis nach Mank erfolgte im Juli 1898. Fallweise sieht man auch noch alte Grenzsteine mir der Bezeichnung St.P.K.M. (Lokalbahn St. Pölten–Kirchberg/ Pielach–Mank). Die ersten eingesetzten Dampfloks stammten von den Lokomotivfabriken Krauss & Comp. des Gründers Georg Ritter von Krauss. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die einzige elektrifizierte Schmalspurbahn Österreichs – bosnischer Spurweite – bis Laubenbachmühle weitergebaut, der Bau der Bergstrecke dauerte bis 1906. Zu Beginn nur Güterverkehr, wurde der Personenverkehr nach Mariazell im Jahr 1907 aufgenommen und in weiterer Folge bis Gusswerk ausgebaut. Dieser Abschnitt wurde Ende der 1980er Jahre eingestellt.

Rüsten für die Landesausstellung 2015 84 Kilometer schlängelt sich die Mariazellerbahn, auch Niederösterreichisch-Steirische Alpenbahn genannt, von der niederösterreichischen Landeshauptstadt zum steirischen

Wallfahrtsort. Die Streckenführung lässt sich in eine Talstrecke von St. Pölten bis Laubenbachmühle, dem neuen Zentrum der Bahnstrecke und auch einem der Hauptorte der Landesausstellung 2015, sowie eine Bergstrecke unterteilen. Die Bergstrecke führt von Laubenbachmühle bis Gösing und von Gösing nach Mariazell. Die Bahn trifft auf ihrem Weg auch auf vier Flusstäler: das Traisental bei St. Pölten, das Pielachtal, das Erlauftal und das Salzatal auf der ehemaligen Strecke von Mariazell nach Gusswerk. Die an Kunstbauten überaus reiche Bahnstrecke hat eine maximale Neigung von 25 Promille und erreicht im 2.369 Meter langen Gösingtunnel eine Höhe von 892 Meter. Ab September, ziemlich genau 100 Jahre nach dem Einsatz der ersten Elektrolok, ist die Himmelstreppe auf der Strecke unterwegs, Niederflurtriebzüge, die im kommenden Jahr mit Panoramawaggons ergänzt werden. Durch die höheren Geschwindigkeiten, die mit den neuen Garnituren gefahren werden können (bis zu 80 statt bisher max. 45–60 Stundenkilometer), werden die Fahrzeiten verkürzt und attraktivere Fahrpläne ermöglicht. Die historischen Garnituren werden als Nostalgiezug beibehalten. Ganz im Zeichen der Mariazellerbahn, der Verbindung zwischen Niederösterreich und der Steiermark, findet am Samstag, 26. Oktober, der „erste Kulturaustausch“ statt: Mariazeller Land trifft Pielachtal. Die Anreise der mitwirkenden Ensembles aus Mariazell erfolgt mit der Mariazellerbahn, schon während der Zugfahrt wird eifrig gesungen und musiziert. Im Gasthof Kalteis in Kirchberg

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Die Himmelstreppe seit September auf der Mariazellerbahn unterwegs. Foto: NÖVOG

an der Pielach treffen sie mit den Musik- und Gesangsgruppen zum gemeinsamen Singen und Musizieren zusammen. / Text: Claudia Lueger

MARIAZELLER LAND TRIFFT PIELACHTAL

——————————————————— Sa, 26. 10. 2013, ab 11.00 Uhr Gasthof-Restaurant Kalteis Melker Straße 10 3204 Kirchberg/Pielach Tel. 02722 7223, kalteis.hubert@aon.at www.kalteis.at


Waldviertel / 28

Teichwirtschaft

WENN TEICHE KOCHEN Die sonst so stillen Teiche beginnen beim Ablassen „zu kochen“. Das Abfischfest in Heidenreichstein gibt Einblick in die Teichwirtschaft und bietet Kulinarisches und Wissenswertes rund um den Karpfen.

Abfischen am Streitteich bei Heidenreichstein.

„Tradition, das ist was für die Alten“, sagt häufig lächelnd die jüngere Generation. Das traditionelle Handwerk der Teichwirtschaft, im speziellen die Technik des Abfischens, hat sich seit dem Mittelalter kaum verändert. Verändert haben sich die Materialien für diese Arbeit. Anstatt Holz und Leder werden heute Kunststoffe und Gummi verwendet, und die Fische werden auch nicht mehr mit dem Ochsenkarren, sondern mit

LKWs in die Hälterungen transportiert. Die Modernisierung liegt eher im Verborgenen. Schon an der Ausbildung zum Fischmeister lässt sich erkennen, welch umfangreiches Wissen und Geschick in der heutigen Zeit gefragt ist. Die Lehrzeit zum Fischereifacharbeiter dauert drei Jahre, zum Meister ist eine weitere dreijährige Praxis mit einer abschließenden Meisterprüfung erforderlich.

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Waldviertler Karpfen Die Fisch-Mensch-Beziehung entspricht auch dem Zeitgeist des 21. Jahrhunderts, so wie die Achtsamkeit, die den Teichen gewidmet wird. Wasserkontrollen mit z. B. Messung von pH-Wert und Sauerstoffgehalt sind Standard. Betreuung durch den Fischgesundheitsdienst und Markenrichtlinien für den Waldviertler Karpfen garantieren


Waldviertel / 29

Die Fische werden in einen dorfnahen Hälter gebracht.

uns als Konsumenten höchste Qualität. Der Karpfen (Cyprinus carpio) wurde von den Römern von Asien nach Europa gebracht. Im frühen Mittelalter hielt man den Karpfen in Weihern von Mühlbächen und ähnlichen – der Wasserkraft wegen – angelegten Aufstauungen. Von Natur aus entstandene Seen, wie sie im westlichen Österreich zu finden sind, gibt es auf der „Böhmischen Masse“ nicht. Die Seen, die nach der Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren auf diesem Granit-Hochplateau nördlich der Donau entstanden sind, sind heute verlandet und Moorgebiete. Um Fische züchten zu können, mussten Teiche angelegt werden. Das Anlegen der Teiche und die damit verbundene Fischzucht erfolgten im 14. und 15. Jahrhundert durch Adel und Mönche. Dämme wurden gebaut und der Abfluss mit dem sogenannten „Trum“ oder „Mönch“ geregelt. Bei großen Teichen braucht das Ablassen mehrere Wochen. Einerseits um keine Überschwemmung zu verursachen, andererseits um den Fischen die Möglichkeit zu geben, sich in der Fischgrube zu sammeln. „Die Teiche kochen“, heißt es dann bei den Fischmeistern. Auch die Grafen Puchheim, ab 1348 Burgherrn zu Heidenreichstein, erkannten die wirtschaftliche Gelegenheit, den sonst so kargen Boden zu nutzen. Es ist anzunehmen, dass der Wassergraben der Burg schon damals, so wie heute, zur Fischzucht genutzt wurde. Der Teichbau hielt bis ins 16. Jahrhundert an und veränderte dadurch das Landschaftsbild. Aus dem Waldviertel wurde das „Land der tausend Teiche“. Diese vom Menschen geschaffenen Biotope sind auch vielfältiger Lebensraum für unterschiedlichste Arten von Fauna und Flora. Schon im 15. Jahrhundert dürfte der Bruneiteich bei Heidenreichstein angelegt worden

Ablassen des Burgteiches in Heidenreichstein.

sein. Der ursprünglich 39 Hektar große Teich hat durch die Verlandung der Uferzonen nur mehr ca. 25 Hektar Wasserfläche. Dieser wertvolle Schilfgürtel ist seit 1980 Naturschutzgebiet. Da die Teichwirtschaft zwar ökonomisch, aber sehr naturnahe und nachhaltig betrieben wird, gelingt die Symbiose von Ökologie und Ökonomie sehr zufriedenstellend.

Dem Fischerlatein lauschen Die Krönung dieser Symbiose ist das alljährliche Abfischen des Bruneiteiches mit dem Abfischfest am Nationalfeiertag, am 26. Oktober. Die Besucher erwartet die Präsentation des Fischerhandwerks mit einem entsprechenden Rahmenprogramm und den kulinarischen Genüssen der Fischernte. Unter dem Motto „Der Waldviertler Karpfen in der modernen Küche“ erfährt man bei einer Filetier- und Kochpräsentation die Zubereitung dieses Fisches. Beim Abfischfest kann man den Fischern in ihren Wathosen zusehen, wie sie das große Zugnetz austragen, es ans Ufer ziehen und die Fische in wassergefüllte Bottiche auf LKWs verladen. Die Moderation dieses sich wiederholenden Fischerhandwerks wird ergänzt mit Fischerlatein und Interviews mit Gästen und Fachleuten. Im „UnterWasserReich“, ein eigener Programmpunkt dieses Abfischfestes, betrachtet man unter dem Mikroskop Karpfenschuppen, Karpfenkiemen und Flossen einmal in „ganz groß“. Bei einem Blick durch das Mikroskop erkennt man die Planktonlebewesen, das „winzig kleine“ Futter des Karpfens. Die Experten aus dem „UnterWasserReich“, dem Besucherzentrum des Naturparkes Schrems, unterstützen dabei und informieren außer-

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

dem über die Ökologie der Teiche, Flora und Fauna. Natürlich ist auch für Gäste, die keinen Fisch essen, bestens gesorgt. Hausgemachte Mehlspeisen und der Witterung entsprechende warme Getränke ergänzen dieses Naturerlebnis für die gesamte Familie. Für Kinder empfiehlt sich Kleidung, die schmutzig werden darf – und Gummistiefel, um der Erforschung des faszinierenden und zugleich spannenden Teichgrundes freien Lauf zu lassen.

Karpfenquiz Ein Bauern- und Regionalmarkt, ein Waldviertler Karpfenquiz, ein Schaubecken bzw. Aquarium mit Experteninformation, Infostände über die Region sowie ein Schauschmieden und eine Präsentation von Holzverarbeitung für Teiche stehen zusätzlich am Programm des Heidenreichsteiner Abfischfestes. Übrigens: Alle Besucher mit dem Namen Fischer genießen freien Eintritt. Ein Ausflug ins Heidenreichsteiner Moor und ein Besuch der Burg Heidenreichstein lassen den Tag zu einem großartigen Waldviertler Erlebnis werden. / Text: Andreas Teuf l Fotos: Archiv Kinskysches Forstamt

ABFISCHFEST HEIDENREICHSTEIN

——————————————————— Sa, 26. 10. 2013, 9.00–15.00 Uhr Tel. 0664 5858091 (Reinhard Sprinzl) www.abfischfest.at


Handwerk / 30

Kaffee

röstfrisch Die Hausfrau machte es am Küchenherd und jeder Greißler um die Ecke: Sie rösteten Kaffee. In Stein an der Donau gibt es noch einen Familienbetrieb, der Kaffee röstet.

kauft. So ändern sich die Zeiten.“ Frau Beyer trinkt Kaffee. Wie viele am Tag? „Vier bis fünf Tassen.“ Und welche Zubereitungsart? „Alle haben ihre Vorteile – man muss nur den richtigen Kaffee dafür haben“, ist die salomonische Antwort.

Edith, Gerhild und Emmerich Beyer (v. l. n. r.) vor der Kaffeerösterei in Stein.

Beyers beste Werbung ist der Duft. Wenn sie rösten, öffnen sie die Tür des kleinen Geschäfts am Ende der Steiner Landstraße – hier entströmt ein köstlicher Geruch, der magisch anzieht. Die alten Leute kennen diesen Duft aus ihrer Jugend, als die Mütter die Ringe aus der Ofenplatte heraushoben und über dem offenen Feuer eine Kugel einhängten, in der die Kaffeebohnen unter ständigem Drehen geröstet wurden. „Dann ist der Meinl gekommen. Und die Hausfrauen haben aufgehört“, sagt Emmerich Beyer. Beyers haben einen Lebensmittelhan-

del: ein Geschäft, das tief ins Haus und ins mittelalterliche Gewölbe reichte. Dort im Gewölbe lagern jetzt der Kaffee und die Lebensmittel, vorne beschränken sie sich auf das Nötigste: Milch und Butter, Brot und Zucker, Eistee, Cola, Zuckerl und ein bisserl Wurst. Emmerich und Gerhild Beyer haben 1960 – als die anderen kleinen Kaffeeröstereien ihre Maschinen einmotteten – die Liebe zum Kaffee entdeckt. „Damals haben wir fünf Dekagramm Kaffee in kleinen Sackerln ver-

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Selbstverständlich trägt der Chef eine Krawatte – geschneidert aus einem eigenen Jutesack. Die Säcke aus aller Herren Länder, die im Gewölbe lagern, sind gefragte Sammlerstücke – besonders jene aus Australien, auf denen ein Känguru springt. En passant ein kleiner Sackquiz: „Wo ist der Unterschied zwischen einem Erdäpfel- und eine Kaffeesack?“, fragt der Chef. „Der Inhalt eventuell?“ – „Ja, der auch, aber ein Erdäpfelsack wird zugebunden, eine Kaffeesack wird zugenäht.“ Das ist Kaffeebasiswissen. In Beyers Gewölbe lagern Spezialitäten, die sonst nur bei Meinl am Graben in Wien zu finden sind: Skybury Fancy aus Australien und Kaffee aus Altura, Mexiko. Oder Blue Mountain aus Jamaika – und der wird übrigens nicht in Säcken, sondern in Fässern gehandelt – und eigens aus Äthiopien geholte Hochlandsorten. Im Geschäft vorne haben zwei alte Damen aus der Nachbarschaft Platz genommen. Sie sitzen zwar auf ausrangierten Blue-Mountain-Fässern, trinken aber die Hausmarke. Die Spezialitäten werden zum großen Teil per Post verschickt. Der Chef geht in das Lager zurück und holt einen Sack. Dann kommen die Kaffeebohnen in einen Kübel, er steigt auf ein Stockerl und schüttet die Bohnen in die Apparatur, die den kleinen Laden beherrscht: die Röstmaschine. Die


Handwerk / 31

Der Spalt der Arabica-Bohne muss hell bleiben …

Maschine funktioniert wie eine Waschmaschine. Bei 150 Grad Celsius drehen sich die Bohnen in einer Trommel. Nach etwa 15 Minuten beginnen sie zu knistern. Das ist der Zeitpunkt, wo die Ladentür sperrangelweit geöffnet wird und der Duft Passanten anlockt. Dann sind die Bohnen fertig geröstet. „Wichtig ist, dass bei den ArabicaBohnen der Spalt hell bleibt, ansonsten sind sie zu stark geröstet.“ Wo liegen nun die Geheimnisse des Kaffeeröstens? „Das ist schnell erklärt“, antwortet Beyer. „Wer oben Qualität reinleert, bekommt unten eine raus, alles andere sind Launen.“ Die Maschine, in die oben die Qualität reinkommt, ist aus Gusseisen und kommt aus Emmerich im Rheinland. Ein schöner Zufall, dass Herr Beyer auch Emmerich heißt. Wenn die Maschine defekt ist, muss ein Techniker aus Deutschland kommen. Der fliegt nach Schwechat und fährt mit einem Mietwagen in die Wachau. Ein teurer Spaß für einen Greißler. Es gibt die italienische, die französische und die Wiener Röstung, wobei die italienische die stärkste und die französische die schwächste Röstung ist. Beyers rösten nach Wiener Art, die in der Mitte liegt. „Rösten tut nur der Mann, ich hab’ keine Nerven dazu“, meint die Chefin. Zweimal hat die Maschine schon gebrannt, denn Kaffee ist leicht entzündlich. Die duftenden Bohnen werden nun abgepackt. Tochter Edith und Gattin Gerhild Beyer bedienen einstweilen die Nachbarinnen, die auf den Fässern Platz genommen haben, und die Kundschaft, die um Wurstsemmeln oder einen Liter Milch

kommt. Und natürlich jene, die Kaffee kaufen. Der wird bei Beyers noch in wunderbar altmodische Packungen gefüllt, der Mocca in eine braune mit honiggelber Schrift. Oben ist ein verwegener Kopf eines Mannes zu sehen, der aus „Ali Baba und die 40 Räuber“ entsprungen ist, drunter steht schlicht: „Mocca – feinster Bohnenkaffee“. Weiters gibt es rote und blaue Packungen, die speziellen Sorten werden in goldene Sackerl abgefüllt. Da wäre vor allem – „aber das ist eine Liebhaberei“, sagt Emmerich Beyer – der „Katzenkaffee.“ So nonchalant nennt er den teuersten Kaffee der Welt. Die in Indonesien wachsende Kaffeesorte Kopi Luwak wird mithilfe der Zibetkatze veredelt. Diese fressen die Kaffeebohnen und scheiden sie unverdaut, aber dafür wunderbar fermentiert wieder aus. Der Kot der Katzen wird gesammelt, die Bohnen herausgenommen, geputzt, geschält und geröstet. Der Kaffee schmeckt sehr würzig, mit einem leichten Karamell- bis Schokogeschmack. Ein Kilo kostet ein paar hundert Euro und wird auch bei Beyers nur in homöopathischen Mengen verkauft. Die Kaffeesorten werden in Hamburg am Kaffeemarkt geordert. Nicht über Computer und Internet, sondern noch ordentlich mit Telefon und Schriftverkehr. Oder die Kaffeeröster aus Stein fahren einkaufen nach Äthiopien. Äthiopien ist die Urheimat des Kaffees. Bei einer Reise durch das Land besuchte Emmerich Beyer Kleinbauern, Fabriken und kaufte bei den Händlern vor Ort ein. „Ich bin dabei die Fotografin“, kommentiert Frau Beyer, „und außerdem muss ich schauen, dass ich ihn wieder wegbring’.“

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

... anschließend wird röstfrisch abgepackt.

„Kaffeekirschen werden nie gemeinsam reif, deswegen ist es das Beste, sie mit zwei Fingern zu ernten“, erklärt Herr Beyer. Dann werden sie gewaschen, geschält und kommen in Betonbecken, wo sind mit Wasser vermengt werden. Es beginnt der Fermentierungsprozess. Danach werden sie auf Tischen getrocknet und in die Fabrik gebracht, wo die Zellhaut geschält wird. In Säcken verpackt kommen sie in den Handel. Beyers haben 300 Säcke à 60 Kilogramm aus Äthiopien mitgebracht. Hochlandbohnen aus Harrar und Yirgacheife. „Zuerst wurden sie in Waggons verladen und danach im Container verschifft. Übrigens, die Transportkosten von Äthiopien nach Krems sind billiger als die von Hamburg.“ Seitdem die Beyers in Äthiopien waren, wissen sie um den Wert des Kaffees und heben jede Bohne, die ihnen auf den Boden fällt, wieder auf. „Wir sind schon museumsreif “, lacht Gerhild Beyer und bietet einen Kaffeelikör an. Auch selbst gemachtes Kaffeegelee. Dann aber schwappt eine ganze Schiffsladung an Touristen herein und die Beyers haben alle Hände voll zu tun. / Text: Mella Waldstein Fotos: Gregor Semrad

KAFFEERÖSTEREI BEYER

——————————————————— Reisperbachtalstraße 2 3500 Stein an der Donau Tel. 02732 83122


Ethnografie / 32

Das Kronprinzenwerk

DURCH WEITE, WEITE LANDE „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“ umfasst 24 Bände. Neben Landeskunde, Geschichte und Wirtschaft besticht die Reihe durch eine umfassend dargestellte Ethnografie.

stets wechselnder Bilder“. Rudolf war Schirmherr und Mitarbeiter des Komitees, das aus Wissenschaftlern, Publizisten und Persönlichkeiten der Gesellschaft zusammengesetzt war. Der Kronprinz, dessen liberale Ideen im Widerspruch zum Hof standen, veröffentlichte politische Artikel unter einem Pseudonym und war mit dem Verleger und Publizisten Moritz Szeps befreundet, der die liberale Zeitung „Das neue Wiener Tagblatt“ herausgab und in dieser für das Kronprinzenwerk warb und beratend zur Seite stand.

Kloster Imbach mit Ruine Senftenberg im Hintergrund, Kremstal, Niederösterreich, in: Die österreichischungarische Monarchie in Wort und Bild – Wien und Niederösterreich, Wien 1888.

24 Bände, Leineneinband mit geprägten Goldlettern und wappengeschmückt, machen in einem Buchregal immer Eindruck. Diese, in denen ich blättere, schaue, lese und rieche sind aus der k. u. k. Kriegsmarine-Bibliothek in Pola (Pula, Istrien). Ihren Weg von der adriatischen Küste in ein Waldviertler Haus ist gleichzeitig ein Aspekt dieser dargestellten Geschichte in Wort und Bild, wo wir doch vielfach eine ungarische Großtante und einen seefahrenden Ururgroßvater im Stammbaum tragen.

Allgemein das „Kronprinzenwerk“ genannt, erschien die Reihe zwischen 1886 und 1902. Die Idee dafür wird Erzherzog Johann Salvator (der den bürgerlichen Namen Johann Orth annahm und mit seinem Schiff auf der Reise nach Südamerika verschollen ist) zugeschrieben. 1884 gründete Kronprinz Rudolf ein Komitee sowie zwei Redaktionen in Wien und Budapest. In einer Einleitung ruft der Kronprinz die Leser auf „zu einer Wanderung durch weite, weite Lande, zwischen vielsprachigen Nationen, inmitten

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

„Ethnografie als ästhetischer Kitt“, nennt Konrad Köstlin, em. Professor und Vorstand des Instituts für Europäische Ethnologie in Wien, seinen Aufsatz über das Kronprinzenwerk. Wiewohl landeskundliche, historische, künstlerische und wirtschaftliche Aspekte in den 24 Bänden behandelt werden, liegt doch der Schwerpunkt in der Beschreibung der Volksgruppen, die explizit nicht als Nationen genannt sind. Im erstarkenden Nationalismus und beginnenden Autonomiebestrebungen sollte ein umfassendes Werk die Vielfalt der Einheit beschwören. Kronprinz Rudolf schreibt im Vorwort: „Jene Volksgruppen, welche durch Sprache, Sitte und teilweise abweichende geschichtliche Entwicklung sich von den übrigen Volksbestandteilen abgesondert fühlen, werden durch die Thatsache, dass ihre Individualität in der wissenschaftlichen Literatur der Monarchie ihr gebührendes Verständniss und somit ihre Anerkennung findet, wohltätig berührt werden; dieselben werden aufgefordert, ihren geistigen Schwerpunkt in Österreich-Ungarn zu suchen.“


Ethnografie / 33

Trachtentypen von Krakowiaken und Goralen, in: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild – Galizien, Wien 1898.

Prinzip des Lobens Dieser Reichtum an Volksgruppen wird im Band über die Bukowina (1899) augenscheinlich: Je ein Kapitel ist den Rumänen, Ruthenen, Huzulen, Lippowanern, Deutschen, Polen, Ungarn, Slowaken, Armeniern und Zigeunern gewidmet. Es herrscht das Prinzip des Lobens: Die Stärke der jeweiligen Volksgruppe – „fromm“, von „guter Constitution“, „arbeitsam“ etc. – wird hervorgehoben. Der Erfolg der Reihe – vor allem der deutschen Ausgabe und weniger der ungarischen – ist auch der Exotik der bildlich dargestellten Volksgruppen zu verdanken. Die Autoren stammten aus allen Teilen der Monarchie, teilweise mussten polnisch, ukrainisch oder italienisch verfasste Beiträge ins Deutsche übersetzt werden. Die Auflage des Kronprinzenwerks erfolgte in den beiden Landessprachen des cis- und transleithanischen Reiches – deutsch und ungarisch. „Das Kronprinzenwerk erschien zu einer Zeit, als sich der Antisemitismus in Österreich ideologisch-politisch organisierte und bezog dezidiert Stellung gegen diesen“, schreibt Justin Stangl in „Ethnographie in Serie“ (Institut für Europäische Ethnologie, Wien 2008). Allerdings unterscheidet sich die deutsche von der ungarischen Ausgabe insofern, da in Letzterer antisemitische Töne geduldet wurden. Die Bände sind nach Kronländern gegliedert, die ersten vier behandeln Wien und Niederösterreich. Hier übernimmt Erzherzog Rudolf die landschaftlichen Schilde-

Kohlebergbau in Dux, Böhmen, in: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild – Böhmen, Wien 1896.

rungen der „Donauauen von Wien bis zur ungarischen Grenze“ sowie die des Wienerwaldes, beides Jagdgebiete der Habsburger und somit dem Thronfolger vertraut. Die volkskundlichen Kapitel von Niederösterreich wie „Die physische Beschaffenheit der Bevölkerung“, Volkstracht, Mythen, Sagen und Märchen stammen von Pater Robert Weißenhofer, der zu seiner Zeit beliebte Jugendliteratur verfasste und Lehrer am Stiftgymnasium Seitenstetten war. Weißenhofer stammt aus einer Ybssitzer Schmiededynastie.

Mit Exotik zum Erfolg Reichlich illustriert, das verspricht auch schon der Titel „in Wort und Bild“, ist die Reihe mit Holzschnitten, deren Vorlagen in den Bänden Niederösterreich und Wien von den großen Landschaftsmalern ihrer Zeit stammen, wie etwa Franz von Pausinger, Jakob Emil Schindler, Eduard Zetsche, Robert Ruß und Julius von Blaas. Frauen arbeiteten in den Redaktionen nicht mit, allerdings muss erwähnt werden, dass doch einige Illustrationen aus Frauenhand stammen. So auch von Erzherzogin Stephanie, der Frau des Thronfolgers, die für den ersten Band eine Ansicht der Guntramsdorfer Au beisteuerte. Nach Rudolfs Tod übernahm die Witwe auf Bitte des Kaiser Franz Joseph die Schirmherrschaft, auf den ersten Seiten ist zu lesen: „Auf Anregung und unter Mitwirkung weiland Seiner kaiserl. und königl. Hoheit des durchlauchtesten Kronprinzen Erzherzog Rudolf begonnen, fortgesetzt und dem Pro-

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

tectorate Ihrer kaiserl. und königl. Hoheit der durchlauchtigsten Frau KronprinzessinWitwe Erzherzogin Stephanie.“ Den Liedern, Bräuchen und der Hausindustrie wird viel Platz eingeräumt. So beschreibt der Band über die Bukowina die Herstellung von Kleidung, Hauswäsche, das Besticken von Pelzen – Männerarbeit! – Holz- und Tonwaren, Körben, Strohmatten, Bienenkörben und Fischernetzen. Das mag in der Zeit der Industrialisierung, der ein marginaler Platz eingeräumt wird, befremdlich wirken. Doch folgte das einer inneren Logik heraus, in dem die Vielfalt und Divergenzen des großen Reiches ein möglichst harmloses Ventil brauchten – die Volkskunde eignete sich dafür bestens. Köstlin schreibt: „Und es wird ersichtlich, dass dieser Akzent der Unterscheidung allenfalls auf der folkloristischen Ebene sozusagen ,kompensatorisch‘ aktiviert werden darf.“ / Text: Mella Waldstein

INFORMATION

——————————————————— Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild wurde von der Bibliothek der Universität von Michigan online gestellt: archive.org (im Suchfeld den Titel eingeben)


Bücher, CDs & feine Ware / 34

Auslage IM LAUF DER GEHZEITEN

—————————————————————

Goiserer Klarinettenmusi EUR 18,00 Erhältlich in der Galerie der Regionen Das Aushängeschild für echte und gute Volksmusik im Salzkammergut, die Goiserer Klarinettenmusi, stellt ihre neue CD zum 25-jährigen Jubiläum vor: Mit Christoph Leitner als Tenoristen, Peter Rebmann als Tubisten, Fritz Schodterer an der Gitarre und Hubert Gschwandtner als 2. Klarinettisten erfolgten die ersten Auftritte, wobei es gleich zwei Live-Sendungen im ORF-Hörfunk unter dem Motto „Literatur am Bahnhof“ sein mussten. Gernot Gföllner aus Gmunden, ein lang jähriger Volksmusikkamerad von Klaus Neuper, kam alsbald mit seiner musikalischen Vielfalt dazu und so konnte in verschiedensten Besetzungen musiziert werden. Da das Musikantenleben gewisse familiäre Akzeptanz bedarf, kam es bereits nach kurzer Zeit zu Umstellungen. Diese brachten mit den Brüdern Manfred (2. Klarinette) und Hermann Neubacher (Tuba und Kontrabass) zwei Vollblutmusikanten zur Goiserer Klarinettenmusi. Somit entstand eine Mischung aus echten Volksmusikanten und Musikanten aus der volkstümlichen Abteilung, was wahrscheinlich die ganz eigene Art zu musizieren ausmacht. Ende April 2007 traf sie ein harter Schicksalsschlag: Bassist Hermann Neubacher wurde während der Vorbereitungen zu einem neuerlichen Auftritt bei der „Liabsten Weis“ unerwartet aus ihrer Mitte gerissen. In Walter Klanner aus Strassen/Bad Aussee fanden sie einen exzellenten Musikanten, der seither mit Posaune, Tuba, Bassgeige, Gitarre und Gesang eine der wichtigsten Kräfte der Goiserer Klarinettenmusi ist. Rainer Fischer aus Altaussee löste Posaunist Peter Rebmann ab und bringt seitdem mit seiner unnachahmlichen Art nicht nur frischen Wind, sondern ob seiner Jugend auch neue Ideen ein. Damit motiviert er die knorrigen „Alten“ neu, was sie froh in die

Zukunft der Goiserer Klarinettenmusi blicken lässt. In dieser Besetzung produzierten sie die CD „ausgspielt is“. Die Jubiläums-CD beinhaltet Stücke, die während eines Konzerts im Haus der Regionen in Krems-Stein im Herbst 2012 live mitgeschnitten wurden. „Ein bisschen stolz sind wir schon darauf, bereits so lange Jahre ein kleiner Teil der Alpenländischen Volkskultur zu sein. Umso mehr, als wir für den einen oder anderen jungen Musikanten Vorbild waren und vielleicht noch ein paar Jahre sein dürfen.“ /

FRANZ XAVER FRENZEL

——————————————————————

Concerto grosso g-Moll, Concerto in F, Swinging Symphony EUR 21,00 www.fxfrenzel.at Barockmusik aus dem Jahr 2012? Darf das sein? Das gibt es doch gar nicht mehr. Warum nicht, Franz Xaver Frenzel ist ja auch eine Kunstfigur. Als Österreichs letzter lebender Barockkomponist setzt er sich unbeirrbar für Dreisätzigkeit, Basso continuo und Harmonik ein. Der Mann, der dahintersteht, agiert gegenwärtig: Der Oberösterreicher Friedemann Katt, Jahrgang 1945, reüssierte als Organist (etwa in Heiligenkreuz). Auftragswerke für das Brucknerhaus, den japanischen Kaiser oder die erfolgreiche „Rieder Symphonie“ fernab jeglicher Avantgarde geben dem Suchenden Recht. Seine Musik geht zu feurigen Latin-Rhythmen über, Mazurken schauen vorbei, auch Jazz und Swing fühlen sich bei ihm pudelwohl. In klassischen Aufbauten glänzen die Soloinstrumente mit dem Ensemble, der Festival Sinfonietta Linz unter Lui Chan, um die Wette. Und Kritikern, die meinten, dass er sich als Epigone alter Stile betätigt, sei entgegengehalten, dass diese Werke die geschickte Verbindung vorhandenen Musikmaterials auszeichnet. Das Ergebnis ist herzerfrischend reich – eine Conclusio aus 350 Jahren Kulturgeschichte. / schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

WAS DER BUCHABAUER ALLES SIEHT

—————————————————————— Erich Stöger: Mostviertler Mundartgedichte Erhältlich über Erich Stöger, Buchen 1, 3300 Winklarn, Tel. 07472 61337 Vor fast 30 Jahren erschien der erste Band der Mundartgedichte von Erich Stöger vulgo Buchabauer. Inzwischen sind sechs Bände, ein Sammelband und ein Band mit Vierzeilern und Gstanzln erschienen. Der nunmehr vorliegende neunte Band beinhaltet wieder einmalige Gedichte im kostbaren Dialekt. Es sind unnachahmliche, meist humorvolle Gedichte, die das Leben der Bauern und ihrer Partner, wie Ärzte, Jäger, Politiker usw., aufs Korn nehmen. Aber auch dem Alltagsleben sind Gedichte gewidmet, dem Muttertag, dem Bittgang, dem Erntedank, dem Tratsch, auch vor der Kirchentür – immer wieder wundert man sich, was der Buchabauer alles sieht und was er dazu zu sagen hat. /

MOSAIKSTEINE

——————————————————————

Spurensuche in der Mostviertler Geschichte Bildband, reich illustriert, ca. 500 Seiten Subskriptionspreis: EUR 25,00 VEMOG – Verein zur Erforschung der Mostviertler Geschichte Erhältlich unter: Tel. 0676 88511229 eva.zankl@magistrat.waidhofen.at 35 Autorinnen und Autoren aus den Bereichen Geschichte, Heimatkunde und Literatur erzählen bisher noch nicht gehörte Geschichten aus dem Mostviertel. Ein liebevoll gestaltetes Buch begleitet den Leser auf einer spannenden Reise durch die Region zwischen Donau und Alpen. /


Bücher, CDs & feine Ware / 35

DER BEZIRK HORN IN ALTEN ANSICHTEN

——————————————————————

Erich Rabl: Der Bezirk Horn Die Reihe Archivbilder / Niederösterreich Sutton Verlag, 96 Seiten, 167 Bilder (sw) ISBN: 978-3-95400-172-9 EUR 19,95 Im Sutton Verlag erschien jetzt ein neuer Bildband: „Der Bezirk Horn“ von Dr. Erich Rabl, Leiter des Stadtarchivs Horn. Mit knapp 170 bisher weitgehend unveröffentlichten historischen Aufnahmen aus privaten und öffentlichen Sammlungen wird die abwechslungsreiche Geschichte des Bezirks von den 1870er bis in die 1970er Jahre dokumentiert. Die Aufnahmen zeigen zahlreiche Personen, die im Bezirk gewirkt haben, kirchliches und schulisches Leben, Vereine, private und öffentliche Feste sowie das frühere Aussehen der Orte im Bezirk. Der Band gliedert sich in vier Abschnitte. Zuerst werden die Bezirkshauptstadt Horn, ihr Werden, frühere Ansichten und wichtige Ereignisse bildlich erfasst. Im zweiten Abschnitt, „Menschen im Bezirk“, werden Personen vorgestellt, die im Bezirk im positiven wie negativen Sinn im Blickfeld der Öffentlichkeit standen. Die Bandbreite reicht vom Ausrufer Johann Singer (1902–1984) bis zu den Bundespräsidenten Wilhelm Miklas (1872–1956) und Rudolf Kirchschläger (1915–2000). Der dritte Abschnitt widmet sich den Städten Eggenburg, Drosendorf, Geras und dem Markt Gars am Kamp. Der vierte Teil des Bildbandes beschäftigt sich mit den „kleinen Orten im Bezirk“. Hier reicht der Bilderbogen von Altenburg bis Zogelsdorf. Dabei wird der Leser vieles Unbekannte oder wenig Bekanntes finden. Wer hat z. B. wirklich schon den neugotischen Altar der Kirche Maria im Gebirge gesehen? /

WEINVIERTLER BROT

——————————————————————

Wolfgang Galler: Unser täglich Brot. Von Bäckern, Müllern und Bauern im Weinviertel. Mit traditionellen Brotgerichten von Manfred Buchinger. Edition Winkler-Hermaden, 2013. ISBN 978-3-9503378-6-0 EUR 19,90 www.edition-wh.at Entgegen dem Untertitel berichtet Wolfgang Galler von Bauern, Müllern und Bäckern und nicht umgekehrt, was eine sehr sinnvolle Abfolge darstellt. Als Historiker mit persönlicher Beziehung zur Regionalgeschichte und großer volkskundlicher Neigung stellt uns der Autor einen gelungenen Mix aus Bilderbuch, Familiengeschichten, Sagenhaftem und fundierter Sachkenntnis zum Thema Brot vor. Da sind es der Bauer, der das Korn liefert, der Müller, der es vermahlt, und schließlich der Bäcker, der uns das Brot auf den Tisch liefert, deren Geschichte im Weinviertel nachgezeichnet wird. Galler musste aufwändig recherchieren. Dabei hat er nicht nur Facts zusammengetragen, sondern auch ein umfangreiches Bildmaterial, vorwiegend aus privaten Fotoschachteln. Gerade die Bebilderung bietet eine zweite Ebene, die durch die sorgfältig recherchierten Bildtexte eine Metageschichte erzählt. Es werden Müller- und Bäckerdynastien vorgestellt, die über Generationen die Region geprägt haben. Manche Sprosse sind berühmt geworden wie Schauspieler Oskar Sima, Bäckerssohn aus Hohenau/March, oder Vizekanzler Hermann Withalm, Müllerssohn aus Gaweinsthal. Die Lektüre ist unterhaltsam und abwechslungsreich, geeignet, sich eine Leserschaft weit über das Fachpublikum hinaus zu erschließen. Manfred Buchinger, Haubenkoch in Riedenthal, hat ein paar Brotrezepte beigesteuert und lädt zum Nachkochen ein. / (Richard Edl)

DER BRÜNNERSTRASSLER SOLL LEBEN

—————————————————————— Thomas Hofmann: Brünnerstraßler ABC Mit Farbillustrationen von Franz Schwarzinger Driesch Verlag, ISBN 978-3-902787-11-8 EUR 13,00 www.drieschverlag.org Wer wie Thomas Hofmann ebenso Weinviertler wie Wiener ist, obendrein Geologe und Autor, kann als ausgewiesener Fachmann des Brünnerstraßlers gelten. Erstens ist die Brünner Straße jene Verbindung zwischen Wien und dem Weinviertel bis hinaus nach Brünn, zweitens kennt er als Geologe die Grundlage des Weins. In alphabetischer Reihenfolge huldigt er dem Brünnerstraßler, der als Gemischter Satz in Dopplern auf dem Tisch stand. Schon hier sehen wir – drei vom Aussterben bedrohte Dinge. Eben jener rescher Wein, der nicht sortenspezifisch, also als Gemischter Satz in Dopplern abgefüllt wird. Noch. Hofmann hat von A bis Z viele triftige Gründe mit ernster Liebe und gleichzeitig augenzwinkernd gelistet, die den Brünnerstraßler neben all den hochgebildeten Weinen leben lassen sollen. Denn „der Brünnerstraßler bleibt ein Brünnerstraßler und will auch gar nichts anderes sein“. /

HEIZKISSEN

——————————————————————

Das ist ein ganz natürliches Heizkissen, ohne Strom, aus heimischer Wollkraft und alles öko. Die Popodackerl aus der Waldviertler Obermühle sind aus gefilzter Wolle. 35 cm x 35 cm und aus grauem Filz und wahlweise mit bunter Oberseite: rot, blau, grün, violett. Das Wollwerk und die Matratzen- und Deckenerzeugung in der Obermühle bei Kautzen waren wesentlich an der Wiederentdeckung und -verarbeitung der Handfilztechnik beteiligt. / Galerie der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 15 Öffnungszeiten Di–Fr, 10.00–12.00 u. 15.00–18.00 Uhr, jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 u. 14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Museumsdorf Niedersulz / 36

Alte Obstsorten

SPĂ„TE SCHĂ–NHEIT An die 400 alte und lokale Obstsorten werden im Museumsdorf Niedersulz kultiviert.

Batullenapfel.

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Museumsdorf Niedersulz / 37

Gelbe Museum: Ein Lokalsorte, die im Museumsdorf entdeckt und getauft wurde.

Der Herbst zeigt sich in den Gärten als ganz besondere Jahreszeit. Für manche gilt er sogar als die schönste Gartenjahreszeit: Als buntes Farbenfeuerwerk mit einer Prise Vergänglichkeit und Morbidität präsentiert er sich. Prächtige farbenintensive Herbstblüher leiten als späte Schönheiten in den Herbstgärten das „grande finale“ des Gartenjahres ein. Herbstzeit ist in unseren heimischen Breiten gleichzeitig auch Erntezeit. Die Weinlese findet in diesen Herbsttagen statt; auch für viele landwirtschaftliche Feldfrüchte wie Kürbisse, Kartoffel, Mais etc. oder für viele Obstfrüchte wie Apfel, Birne und Zwetschken ist nun die Zeit der Ernte gekommen. Im Museumsdorf Niedersulz nehmen vor allem die rund 600 Obstbäume mit ca. 400 alten und lokalen Sorten in dieser Zeit eine ganz besondere Stellung ein. Nicht nur die Sammlung historischer Gebäude und Objekte steht im Fokus des größten Freilichtmuseum Niederösterreichs, sondern auch die Sammlung, Evaluierung und Erforschung alter Obstsorten hat man sich im Museumsdorf schon seit über zwei Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht.

Sortenwissen erhalten Die Sammlung alter Obstsorten im Museumsdorf beruht auf einer langjährigen Kooperation mit dem Ökokreis, einem Verein zur Förderung biologischer, ökologischer und sozialer Initiativen mit Sitz in Ottenstein im Waldviertel (www.oekokreis.org). Bereits im Jahr 1990 wurde die Idee geboren, auch im Weinviertel nach „verschollenen“ alten Sorten zu suchen und diese im Muse-

umsdorf Niedersulz als lebende Zeugen einer blühenden, bäuerlichen Kulturpflanzenvielfalt zu erhalten. „Die Harmonie zwischen Kultur und Natur macht das Museumsdorf zu dem, was es heute ist“, sagte Prof. Josef Geissler, der Begründer des Museumsdorfes, vor vielen Jahren. Viele jahrelange Aktivitäten, Akribie und Konsequenz waren notwendig, um zu dieser umfangreichen Sammlung alter und lokaler Kern- und Steinobstsorten zu gelangen und diese zu erhalten. Mitarbeiter des Ökokreises und Studenten der Universität für Bodenkultur Wien waren im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Kartierung und Erhaltung genetisch wertvoller Obstsorten in Niederösterreich in den Jahren 1992 bis 1994 tätig. Im Jahr 2002 erfolgte die Einbindung des Obstprojektes in die Aktion „Natur im Garten“. Die lange Jahre geführte Baumschule, in der Jungbäume alter Sorten erhältlich waren, wurde vor einigen Jahren stillgelegt, existiert jedoch noch im kleinen Rahmen zur Anzucht von Erhaltungsbäumen in der angeschlossenen Gärtnerei des Museumsdorfes. Bereits im Jahr 1991 konnte im Rahmen eines „Erntedankfestes“ die erste Obstausstellung mit über hundert unterschiedlichen, alten Apfel- und Birnensorten präsentiert werden – mit gleichzeitiger Verkostung einer Selektion reifer Früchte. Vor allem die Vielfalt der unterschiedlichen Geschmacksvariationen des „alten“ Obstes faszinierte damals wie heute. Die Aktion zur Erhaltung der alten Sorten hat im Laufe der Jahre viele einzigartige

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Seit 20 Jahren werden hier alte Obstsorten kultiviert.

„Obst-Schätze“ im Museumsdorf zum Vorschein gebracht: So galten beispielsweise die Kritzendorfer Einsiedekirsche oder die Schneebergkirsche als verschollen, bis sie in einigen Weinviertler Hausgärten wieder entdeckt wurden. Überraschend war auch die Vielzahl von Sommeräpfeln wie etwa der Herzogin-Olga-Apfel oder der sogenannte Müschens-Rosenapfel, die beide in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland erstmals beschrieben wurden und die eine gute Alternative zum Klarapfel darstellen. Neben diesen pomologisch eindeutig bestimmbaren alten Sortenraritäten findet man im Museumsdorf eine Fülle sogenannter Lokalsorten. Diese sind aus Sämlingen oder Wildlingen (= verwilderte Kulturformen von Pflanzen) hervorgegangen, mit hervorragenden Eigenschaften, die sich optimal an den jeweiligen Standort angepasst haben. Sie wurden zwar ebenfalls immer wieder veredelt, jedoch nie von einem Pomologen erfasst und beschrieben und in ein Sortenbuch übernommen. Diese „namenlosen Waisenkinder“ sind ganz besondere Raritäten im Museumsdorf. Ein Beispiel dafür ist der köstlich schmeckende „Museumsdorfapfel“ oder „Gelber Museum“, der im Museumsdorf entdeckt und deshalb auf diesen Namen getauft wurde.

Vitamine für den Winter Will man sich für den Winter einen kleinen Vitaminvorrat an Obst zulegen, ist eine sachgerechte Lagerung unabdingbar – hier einige Tipps: Eine gute Obstlagerung beginnt primär mit der richtigen Ernte. Ein


Museumsdorf Niedersulz / 38

Winterforellenbirne.

Parameter, der bei der Obsternte besonders wichtig ist, ist der richtige Erntezeitpunkt und Pflückreife. Auf keinen Fall dürfen die Früchte zu „grün“ sein. Ein zu frühes Abernten ist ebenso wenig optimal wie eine zu späte Ernte, wenn das Obst überreif und bereits mehlig ist – wobei es nach Sorte variiert. Beim Erntevorgang sollte man zudem aufpassen, dass die Frucht mitsamt dem Stiel gepflückt wird. Weiters sollen nur wirklich einwandfreie Früchte zur Lagerung ausgewählt werden. Das heißt: Früchte mit faulen Stellen oder mit Schädlingsbefall wie etwa Fraßspuren sind ein „No-go“ für Lagerobst. Eine Ernte bei Regen bringt ebenfalls keinen Lagererfolg, da feuchte Früchte ideale Nährböden für Pilze sind und sehr leicht verderben. Beim Ernten das Obst vorsichtig in einen Kübel legen, den man am besten mit einem Haken am Baum befestigt. Früchte nicht fallen lassen oder unvorsichtig in eine Kiste schütten. Achtung vor Druckstellen! Im Lager selbst sollten die Früchte nicht übereinander gelegt werden. Ideal ist, wenn man Frucht für Frucht nebeneinander legt. Dafür eignen sich am besten Regale mit Einlegeböden, sodass die Luft zirkulieren kann (Schimmelbildung!). Das Obstlager sollte wöchentlich kontrolliert und faulende

Herbstbirne „Grand Champion“ im Südmährerhof des Museumsdorfs.

Früchte entfernt werden. Äpfel sollten auch niemals neben Erdäpfeln gelagert werden, denn die Reifehormone, die die Äpfel bei der Lagerung bilden, regen die Erdäpfel zum Austreiben an. Traditionell werden und wurden Äpfel und Birnen in den sogenannten Erdkellern gelagert. Der offene Erdboden und die Ziegeln aus Ton oder Lehm, die die Feuchtigkeit ausgleichen, schaffen frostfreie und durchlüftete Bedingungen und ein ideales Klima für die Obstlagerung. Wenn kein Lehmkeller vorhanden ist, wäre ein kühler, luftiger und dunkler Raum eine alternative Möglichkeit. Eine nette Idee ist der „Minikeller“ für den Balkon: Man nimmt eine große Holzkiste mit Deckel, legt sie mit Ziegeln aus und deckt sie mit einem mit Stroh gefüllten Jutesack ab. Im Kühlschrank gelagertes Obst wird oft schnell runzelig, da die Kühlung den Früchten die Feuchtigkeit entzieht. Wenn trotzdem keine andere Möglichkeit vorhanden ist, kann man das Obst in luftdurchlässige Frischhaltefolie einpacken, dann hält es zumindest kurzfristig. / Text: Ute Baich, Ulrike Nehiba, Freya Martin Fotos: Museumsdorf Niedersulz

veranstaltungen im OKtober

——————————————————— So, 6. 10. 2013, 10.00–18.00 Uhr Dorfherbst Herbstliche Arbeiten rund um Erntedank wie „Woaz ausles’n“ und „Drischel dresch’n“. Traditionelle Bräuche, altes Handwerk, Musik, Schmankerl und frischer Sturm. In Kooperation mit der Landjugend Zistersdorf. 15.00 Uhr: Betty Bernstein im Museumsdorf – Familienführung durchs Dorf. Sa, 26. 10. 2013, 13.00–17.00 Uhr Weinviertler Herbstbräuche Federn schleiß’n und Striezel poschn – traditionelle Weinviertler Herbstbräuche und Winterarbeiten zum Saisonende im Museumsdorf Niedersulz. 15.00 Uhr: Spezialführung „Herbst- und Winterbräuche“ mit Andrea Grünwald. Museumsdorf Niedersulz 2224 Niedersulz 250 Tel. 02534/333 info@museumsdorf.at www.museumsdorf.at

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Museen / 39

Museen der Stadt Horn

MAMMUTJagd & LANGHAUS Die reiche Urgeschichtssammlung wurde neu aufgestellt.

eigenen Zubau untergebracht. Stadtgeschichte und Volkskunde fanden neue Räume. Beim letzten wesentlichen Zubau in den Jahren 2007/08 entstand durch die „Überbauung“ des Hofes eine neue Halle.

Depotbestände ins Rampenlicht

Die „Venus von Eggendorf“.

Die Museen der Stadt Horn gehen im Kern auf die lebenslange Sammlertätigkeit von Josef Höbarth zurück, der 1930 mit seiner Schenkung den Grundstock des Höbarthmuseums gelegt hat. Durch intensivste Grabungs- und Sammeltätigkeit, durch Lesen und Begegnungen mit Fachleuten hat er sich im Laufe seines Lebens den Ruf eines exzellenten Kenners der urgeschichtlichen Entwicklung der Region um Horn schwer erarbeitet. Im ursprünglichen Museum in der Prager Straße platzten die Räume aus allen Nähten, da der Sammler natürlich zeigen wollte, was es an Schätzen gab. Mit der Übersiedlung des Museums in das ehemalige Bürgerspital gliederte ein Ausstellungskonzept die Schau, welche vier Jahrzehnte die Sammlung zeigte. Damit verbunden war die Inventarisierung der über 19.000 Artefakte der Urgeschichte. Ständig wurden die Museen erweitert, die agrartechnische Sammlung Mader in einem

Das war Anlass, die Urgeschichte neu aufzustellen. Umfangreiche Depotbestände der einzelnen Abschnitte waren zu sichten, vieles kommt dadurch wieder ins „Rampenlicht“. An den Bedürfnissen des interessierten Besuchers war die Neuaufstellung zu orientieren, keine technisch aufwändigen Inszenierungen, sondern die Präsentation der Originale, die gerade diese Sammlung ausmachen. Als erster Schritt wird in zwei Räumen die Steinzeit dargestellt: vom ersten Nachweis des Menschen hier, seiner Tätigkeit als Jäger und Sammler, seine Werkzeuge, wovon er sich ernährt, wie er gelebt, sich gegen Witterung und Kälte geschützt hat. Der erste Blick im Altsteinzeitraum fällt auf einen enormen Mammut-Stoßzahn, eine Projektion gibt den Eindruck dieser mächtigen Tiere wieder. Die Entwicklung, Verfeinerung der Werkzeuge in den einzelnen Kulturschritten, vor allem aber die Dichte der Funde gerade im Horner Raum, zeigt sich in den Vitrinen. Das Sesshaftwerden als wesentlicher Kulturschritt wird im Raum der Jungsteinzeit gezeigt. Verbunden mit dem Bau von sogenannten „Langhäusern“ – ein anschauliches Modell ragt durch ein Fenster in die neue

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Halle – ist der Beginn einer Feldwirtschaft und Tierhaltung, damit die Erfordernis neuer Werkzeuge. Bestattung und Erinnerung an Verstorbene erhalten mit der neuen Lebensweise neue Formen. Eine große Vitrine zeigt ausgewählte Steinbeile. Die Darstellung einer Kreisgrabenanlage verbindet sich in diesem Raum mit einem der attraktivsten Fundstücke, der „Venus von Eggendorf “. Eine Reihe von sogenannten „Idolen“ – Menschund Tierdarstellungen – ist zu sehen.

Schädelnest von Poigen Ein bis heute unerklärliches Ereignis liegt dem „Schädelnest aus Poigen“ zugrunde. Mord oder Hinrichtung einer Gruppe von Menschen könnten die Erklärungen für diesen Fund sein. Beschriftung, Bilder, Projektionen und Zeittafeln stellen im erforderlichen Ausmaß Informationshilfen, ohne die Besucher mit Texten zu überfrachten. An den nächsten Räumen – Bronze- und Eisenzeit – wird gearbeitet. / Text: Toni Kurz Foto: Wolfgang Andraschek

MUSEEN DER STADT HORN

——————————————————— 3580 Horn, Wiener Straße 4 Tel. 02982 2372 wwww.hoebarthmuseum.at Öffnungszeiten: Bis Do, 31. 10. 2013, Di–So 10.00–17.00 Uhr


Stift Zwettl / 40

Schatzkammer

KOSTBARE aufGABE Die Neugestaltung der Schatzkammer anlässlich des Jubiläums 875 Jahre Stift Zwettl.

Kloster der Zisterzienser von Zwettl ist die neue Sakristei im Stil des Barock an die Ostseite der Kirche, an deren „österliche“ Seite, angebaut, wobei die obere Etage alles im Gottesdienst Verwendete aufbewahrt und Schatzkammer genannt ward, die untere Etage zur Bereitung der Feier des Heiligen dient und als Sakristei (im eigentlichen Sinne) bezeichnet wird. So war es bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Elfenbeinmadonna, Frankreich, vor 1258 (?).

Eine Schatzkammer im Kloster – ist das eine Selbstverständlichkeit oder ein Widerspruch? Die einen identifizieren Klöster mit Reichtümern, Kostbarkeiten und Schätzen, durch Jahrhunderte angesammelt, an Wert gewonnen und ehrfürchtig aufbewahrt. Für die anderen widerspricht es sich: In Klöstern leben doch Menschen, die sich dem Ideal der Armut verschrieben haben; ihr Schatz ist im Himmel (vgl. Mt 6,19–21; 19,21; Lk 12,33–34; Jak 5,2–3). Deshalb braucht er weder gesichert noch bewacht zu werden.

lichen Menschen nach der Weisung des hl. Benedikt über alles zu gehen hat! In den offenen Himmel hinein feiern sie und werden zum Echo der Engel. Und darf dem Gotteslob nichts vorgezogen werden und ist der Liebe zu Christus nichts vorzuziehen, so ist das Gotteslob der Nonnen und Mönche vornehmste Auf-Gabe und die Liebe zu Christus deren Motiv(ation).

Wie kommt ein Kloster zu seinen Schätzen?

Hat die Sakristei, ihrem Namen gemäß, ursprünglich das vor allem für die Kranken aufbewahrte Allerheiligste in sich geborgen, so ward sie später zur Aufbewahrungsstätte für alles im Gottesdienst Benötigte. Im

Sie sind ursprünglich Materie und Material zum Vollzug des Gottesdienstes, der klöster-

Wo sind die Schätze in einem Kloster?

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Abt Ferdinand Gießauf (1961–1980) ließ das in den klösterlichen Anfängen an der Ostseite des Kreuzganges für den Prior anberaumte Sprechzimmer zu einer neuen, nunmehr auch so genannten Schatzkammer adaptieren und mit bedeutsamen Exponaten aus der oberen Etage der barocken Sakristei und aus dem aufgelassenen Stiftsmuseum der Öffentlichkeit zugänglich machen. Der Einbau einer Panzertür vor der Jahrtausendwende erwies sich als Unglück für die beiden Ausstellungsräume, deren klimatische Bedingungen und Pflege darunter zu leiden begann. So entschlossen sich Abt Wolfgang Wiedermann und sein Konvent anlässlich der Restaurierung der Stiftskirche zu einer Sanierung und Umgestaltung der bisherigen Schatzkammer. Das neue Antlitz dazu gaben Doris Zichtl und Marcello Martin Hrasko, als „no mad designers“, vermittelt durch Andreas Gamerith, einem exzellenten Experten für Paul Troger und dessen Schaffen und Werke.

Schatzkammer Sakristei Die altehrwürdige Darstellung des Gekreu-


Stift Zwettl / 41

Detail: Engel vom Sockel der Elfenbeinmadonna.

zigten mag, beim Eintritt in den Raum der edlen Kostbarkeiten, an die grünende Eiche des Hochaltars in der Kirche mit dem Crucifixus inmitten erinnern, und dies alles wiederum, „was Gott den Menschen an dieser Stätte paradiesisch träumen lässt“! So wird überliefert, dass „in den Weihnachten“ (1137/38) das Traumgesicht der Frau, die Gott unter den Menschen geboren und damit zuerst das wahre Licht der Welt erblickt hat, dem Ritter Hadmar von Kuenring und dem Mönch Hermann von Heiligenkreuz die Stätte zur Errichtung eines Klosters mit einer mitten im Winter grünenden Eiche bezeichnet habe. Zur Zeit von Abt Johann Bernhard Linck (1646–1671) wurde das romanische Reliquienkreuz zu einem Vortrags- und Kapitelkreuz adaptiert. Dieser Abt datiert es, nach seiner Deutung verschiedener historischer Quellenangaben in einer Inschrift, in die Zeit von Abt Bohuslaus: um 1250. Doch dem Stil nach und ob anderer vergleichender Studien mag dieser kunsthistorisch sehr wertvolle und kostbare Gegenstand mittelalterlicher Goldschmiedekunst im Zwettler Kloster älter sein, etwa um 1170 entstanden. Abt Bohuslaus (1248–1258) war ein eifriger Reliquiensammler. Die schier unglaubliche Menge von über 300 Reliquien, wie sie das Stiftungenbuch von Zwettl auflistet und der Freude des Abtes zuschreibt, kann unmöglich in diesem Kreuze sein, obgleich es davon seinen in die Fachliteratur und in die Klostergeschichte eingegangenen Namen beibehalten wird.

Entgegen aller Überlieferung enthält auch die anmutige gotische Madonna aus Elfenbein gewiss keine Reliquien, wie wohl sie selbst eine „Reliquie“ sein mag, aus ebenso alter Zeit, ein weiteres Kleinod inmitten der neuen klösterlichen Schatzkammer. Diese Statuette dürfte der „heilige Rest“ aus dem Mittelstück eines Klappaltärchens sein. Die Legende weist sie aus als ein Geschenk des heiligen Königs Ludwig IX. von Frankreich, dem Ursprungsland der Zisterzienser, an Abt Bohuslaus bei dessen Aufenthalten zum Generalkapitel in Citeaux, in der Mutterabtei des Ordens. An Reisen, wie an das Kommen der Weisen aus dem Morgenland, wie an die Aussendung der Apostel in alle Welt, wie an das (klösterliche) Leben selbst, im Sinnbild eines Weges durch die Zeit auf Erden, erinnert jedes – gemäß dem lateinischen Wortsinn sogenannte – Pastorale, des Hirten Stab (vgl. Ps 23(22),1.4) in vielerlei Formen und Fassungen. Der romanische Abtstab aus Elfenbein ist um 1240 angefertigt, die zierliche Figurengruppe in der Krümmung jedoch erst um 1650.

Die wahren Schätze Galt der erste Blick dem Gekreuzigten, auf den alle schauen werden, die ihn durchbohrt haben (Sach 12,10; Joh 19,31; Offb 1,7), so gilt insgesamt der im davon angesprochenen Herzen bewahrte, alles zusammenschauende „Ein-Blick“ in diese Schatzkammer dem Mysterium des Kreuzes, unter dem die Frau in den Wehen seines Todes steht, also dem

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Abtstab aus Elfenbein, um 1250 (barock ergänzt mit gefassten Glassteinen und Figurengruppe).

Geheimnis eines Glaubens, der auch durch kostbare Kunst entbirgt und verbürgt, „was der Mensch Gott wert ist“! Eine begnadete Antwort, die dem am Kreuz ausgelegten Ernstfall der Liebe menschlich dankt, ist gewiss jedes Martyrium, das am Beispiel der hl. Barbara und der hl. Agatha, den Frauen unter dem Kreuze gleich, zwei spätgotische Holzreliefs eindrucksvoll und ausdrucksstark „auszeichnen“, worauf das ebenso altehrwürdige Agneskreuz verweist. Die wahren Schätze sind die Menschen, nämlich jeder Mensch, der diese klösterliche Schatzkammer besucht und ein Leben lang ihn (er)sucht, der aus solcher Kunst kündet: „Ich liebe dich, o Mensch! Du bist mein Schatz im Himmel!“ / Text: P. Martin Strauß OCist Fotos: Dieter Schewig

STIFT ZWETTL

——————————————————— Schatzkammer Zisterzienserstift Zwettl, 3910 Zwettl Tel. 02822 20202-0 Öffnungszeiten Bis Do, 31. 10. 2013 täglich mit Führung um 11.00 und 14.00 Uhr, ebenso Ostern bis Fr, 31. 10. 2014 www.stift-zwettl.at


Museen / 42

Stadtmuseum Wiener Neustadt

FAMILIENALBUM Die Ausstellung zeigt anhand von Fotos und einmaligen Exponaten die Lebenswege von jüdischen Familien, die im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in die Stadt zugewandert waren.

Ein Teil konnte dem NS-Regime entrinnen und in verschiedenen Exilländern überleben. Unzählige Leben wurden ausgelöscht – nur wenige überlebten den Völkermord.

Chinesisches Dokument des Herrn Kaufmann.

Mit ihren Bildern kommt die Geschichte der Menschen jetzt zurück. Überlebende der Shoah und ihre Nachkommen schlagen ihr Familienalbum für uns auf, um uns einen Einblick in ihr Leben zu gewähren. Diese Bilder führen uns in die Vergangenheit von Wiener Neustadt, in die jüdische Welt von damals und lassen uns Lebenswege jüdischer Familien nachvollziehen. / Fotos: Stadtmuseum Wiener Neustadt

Als die Welt noch fast in Ordnung war: Eislaufen in Wiener Neustadt.

Die Ziehharmonika gehörte einer Flüchtlingsfamilie aus Wiener Neustadt, die auf der „Patria“ war.

FAMILIENALBUM

———————————————————

Kurz nach der Stadtgründung im Jahr 1192 hatten sich bereits Juden und Jüdinnen in der einstigen „Neustadt“ angesiedelt. Ihre Zahl wuchs bis zum Spätmittelalter kontinuierlich an. Mit dem Ausweisungsbefehl von Kaiser Maximilian I. im Jahr 1496 wurde die geduldete Minderheit schließlich vertrieben – mit dem Ziel, sie „auf ewige Zeit“ vor die Tore der Stadt zu setzen. Doch es kam anders, als sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Juden und Jüdinnen in Wiener Neustadt wieder niederlassen durften. Die jüdische Gemeinde von Wiener Neustadt entwickelte sich zu einer der größten Israelitischen Kultusgemeinden (IKG) des Landes Niederösterreich. In den 1920er Jahren lebten fast 700 Glaubensjuden in der IKG, die damals die

zweitgrößte IKG des Landes darstellte. 1938 wohnten schließlich ca. 870 Juden und Jüdinnen im Stadtgebiet. Es waren Jahrzehnte des lebendigen und vielfältigen jüdischen Lebens in der Steinfeldstadt. Mit der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung im Jahr 1938 wurde die jüdische Gemeinde von Wiener Neustadt zum zweiten Mal zerstört. Dieses neuerliche Ende war aber gewaltsamer denn je, weil das Ziel des Nationalsozialismus letztlich in der totalen Vernichtung des jüdischen Volkes bestand.

Shoah und Exil Die jüdischen Mitbürger verschwanden aus der Stadt und mit ihnen die jüdische Kultur.

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Stadtmuseum Wiener Neustadt 2700 Wiener Neustadt, Petersgasse 2a Tel. 02622 373951 Öffnungszeiten: Bis So, 2. 2. 2014, Mi, Fr, Sa, So, Fei 10.00–16.00 Uhr, Do 10.00–20.00 Uhr stadtmuseum.wiener-neustadt.at Werner Sulzgruber: „Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre Schicksale. Eine biografische Reise in die Vergangenheit von Wiener Neustadt“ 602 Seiten, Verlag Berger EUR 29,90 ISBN 978-3-85028-557-5 www.verlag-berger.at


Museum / 43

Familie Schubert

VERMENSCHLichUNG Der Familie von Franz Schubert ist die Sonderausstellung im Mährisch-Schlesischen Heimatmuseum gewidmet. Ein Beitrag zur „Vermenschlichung des Genies“.

einen anderen Weg. Ausstellungskurator Michael Ambrosch sieht den Beitrag des Museums als „Ergänzung, Erweiterung und Vermenschlichung des Genies“. Er will den Besuchern „manch unbeachtetes Detail aus dem Leben des Komponisten näher bringen, um das allzu oft idealisierte und verklärte Bild ein wenig ins wirkliche Leben zurückzuholen“.

Geburtshaus der Mutter Franz Schuberts in Zuckmantel/Zlaté Hory. Foto: MSHM

Bauer-Lehrer-(Lieder-)Fürst, das ist eine bemerkenswerte Karriere innerhalb von drei Generationen. Allerdings war schon Carl Schubert – der Großvater des Komponisten – kein gewöhnlicher Bauer, sondern „Bauer und Dorfrichter“ in Neudorf/Vysoká bei Mährisch-Schönberg, Bezirk Altstadt (Šumperk, Tschechien). Das MährischSchlesische Heimatmuseum widmet der Familie Franz Schuberts (1797–1828) seine diesjährige Sonderausstellung. Das Deutsch-Verzeichnis der Werke Franz Schuberts umfasst 1.000 Nummern, darunter 600 Lieder. Über den „Liederfürsten“ hat es schon viele Ausstellungen gegeben, besonders in Jubiläumsjahren. Das Mährisch-Schlesische Heimatmuseum geht

Man betritt die Ausstellung durch ein Portal, das jenem des Geburtshauses in Wien IX, Nussdorfer Straße 54, nachempfunden ist, und lernt die Umwelt kennen, in welcher der Komponist groß wurde, wie die Häuser, in denen er als Schulgehilfe seines Vaters unterrichtete, oder die Lichtentaler Kirche, in der die Uraufführung seiner Messen stattfand. Notenblätter, Erinnerungsstücke und eine historische Nachbildung der „Schubertbrille“ sind hier zu sehen. Den Blickpunkt bildet eine Collage aus Dutzenden Schubertporträts, die im Lauf von Jahrzehnten der – mehr oder weniger künstlerischen – Phantasie entsprungen sind.

Mährische Wurzeln Der Hauptraum stellt die älteren Familienmitglieder im Bild vor: den Vater Franz Theodor (1763–1830), der nach Wien auswanderte und hier Bürger wurde, die Brüder Ferdinand (1794–1859) und Karl (1795– 1855), die zu ihrer Zeit als Schulbuchautor bzw. Maler bekannt waren. Die Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände aus der städtischen Biedermeierkultur kontrastieren mit der Lebenswelt der bäuerlichen Großeltern in Mähren. Schlichte Holzobjekte und

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Geräte zur Flachsverarbeitung illustrieren deren hartes Leben. Franz Schuberts Großvater, Carl (1723–1787), trat dennoch als Mäzen in seiner Heimatgemeinde auf. Er stiftete eine Sandsteinfigur des Christus am Ölberg und eine Kapelle. Beide sind erhalten, anders als das Geburtshaus der Mutter Franz Schuberts in Zuckmantel im ehemaligen Österreichisch-Schlesien (Zlaté Hory, Tschechien). Auch die älteste fassbare Generation, Franz Schuberts Urgroßeltern – Johannes Schubert (1678–1760) und mütterlicherseits Valentin Vietz (1679–1754) – wird noch gewürdigt. Der Überlieferung zufolge war Johannes Vietz Regimentsmusiker in Flandern; das fränkische Geschlecht der Schubert lässt sich in der Gegend von Mährisch-Altstadt schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts nachweisen. / Text: Michael Ambrosch

BAUER – LEHRER – LIEDERFÜRST

——————————————————— Familie Franz Schubert Bis Mi, 20. 8. 2014 Mährisch-Schlesisches Heimatmuseum Schießstattgasse 2 (Rostock-Villa) 3400 Klosterneuburg Öffnungszeiten Di 10.00–16.00 Uhr, Sa 13.00–17.00 Uhr, So 9.00–13.00 Uhr, Fei geschlossen Schließtage: Mi, 18. 12. 2013–Mo, 6. 1. 2014 www.mshm.at


Ausstellung / 44

W.-H.-Auden-Gedenkstätte Kirchstetten

IN AND OUT Anlässlich des 40. Todestages des Schriftstellers W. H. Auden zeigt eine Ausstellung rund um sein Haus die Werke internationaler Künstler, die sich in ihrer Arbeit mit dem Hören, mit der Stimme und mit Sprachhandlungen beschäftigen.

zu dem, was wir hinlänglich als öffentlich und politisch oder privat und persönlich verstehen, von einem gegenwärtigen Standpunkt aus neu zu zeichnen. In der Ausstellung werden rund ums Haus die Werke internationaler Künstlerinnen und Künstler zu sehen sein, die sich in ihrer Arbeit mit dem Hören, mit der Stimme und mit Sprachhandlungen sowie deren formaler, sprachlicher, räumlicher und gesellschaftspolitischer Transformation und Übersetzung beschäftigen.

The Cave of Making – Die Höhle des Schaffens

W. H. Auden (1907–1973) verbrachte die Sommer in Niederösterreich, die Winter in den USA. Foto: z. V. g.

Der angloamerikanische Schriftsteller Wystan Hugh Auden hatte bereits sein frühes Coming-out als homosexueller Mann und Schriftsteller im Berlin der Weimarer Zeit, sein politisches Engagement als Antifaschist im Spanischen Bürgerkrieg und dem Japanisch-Chinesischen Krieg, seine Hochzeit mit Erika Mann, um sie vor der Deportation des Naziregimes zu schützen, seine Emigration von England nach New York 1939, die Zusammenarbeit mit Komponisten wie Igor Strawinsky, Benjamin Britten oder Hans Werner Henze sowie weltweite Reisen und zahlreiche Publikationen hinter sich, für die Auden bereits internationalen Ruhm erlangte, als er 1958, gemeinsam mit seinem Partner Chester Kallman, in das neu

erworbene Haus in dem niederösterreichischen Dorf Kirchstetten zog. Mit diesem Haus, in dem er bis zu seinem Tod 1973 immer in den Sommermonaten lebte, scheint Auden so etwas wie eine Insel gefunden zu haben. Von hier aus und hierher zurückkehrend knüpft er – In and Out – Verbindungslinien zu einer Gemeinde, mit der er scheinbar nichts gemeinsam hat. Das Leben und Werk W. H. Audens steht hier für die Verinnerlichung eines Außenseitertums. Die Gleichzeitigkeit von Dislokation und Anderssein sowie die Nähe zum Alltäglichen und das „Innen“ sind Motive dieses Kunstprojektes, um anhand von künstlerischen Werken die Grenzlinien

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Das Auden-Haus in Kirchstetten ist sowohl der reale Ausstellungsort als auch ein Ausgangspunkt für Überlegungen zu der Frage, wie die Trennlinie zwischen dem privaten Innen und dem politischen Außen dimensioniert werden kann. Die Beschreibung des Hauses steht hier für die Verlängerung des eigenen Selbst. Durch die wiederholte Handlung des Hinein- und Herausgehens, wo Privates und Gesellschaftliches zusammentrifft, wird das Haus zu dem Ort der Erzählung über die Poetik dieser Wechselbeziehung. Das ursprünglich im Auden-Haus beheimatete Archiv wandert während der Ausstellungsdauer in einer neu adaptierten audiovisuellen Zusammenstellung in den öffentlichen Raum von Kirchstetten. Die Bewegung zwischen mündlichen und schriftlichen (kulturellen) Quellen, Interviews und Gesprächen mit Dorfbewohnern, histo-


Ausstellung / 45

Migrationsforschung

HERÜBEN „Langsam ist es besser geworden.“ Vertriebene erzählen vom Wegmüssen, Ankommen und Dableiben. Treffpunkt Käfer: W. H. Audens Auto wird zum Austragungsort für Lesungen.

rischen Aufnahmen, Briefverkehr, Lesungen, Auden-Zitaten auf Twitter, Zeitungsausschnitten aus der Dorfchronik, Originaltexten und Übersetzungen von Audens späten Haikus bis zu dem „Zeitalter der Angst“ bildet die Grundlage dieses subjektiv arrangierten Archivs. Auf dem Bahnhofsgelände sind wechselnde Texte auf einem FlipDot-Panel wie Untertitel in der Dorflandschaft zu lesen; im Warteraum des Bahnhofs ist der historische Film „Night Mail“ zu sehen; gegenüber, in den Fenstern der Post, wird auf die Bedeutung der Briefe in Audens Nachlass Bezug genommen, und auf dem Weg zum Haus kommt man am Dorfplatz vorbei, wo der originale VW Käfer Audens zum Austragungsort für eine öffentliche Lesung wird. Zu hören ist die Stimme des Autors. Das zu diesem Anlass belebte Archiv kann nach Ende der Ausstellung als Ergänzung in das AudenHaus mit einziehen. / Text: Ricarda Denzer Fotos: eSeL.at

ABOUT THE HOUSE

——————————————————————————————— Silence Turned Into Objects

Vertreibung aus der Tschechoslowakei 1945.

1945, als sie als „Deutsche“ aus der Tschechoslowakei vertrieben wurden, waren sie Kinder. Fast 70 Jahre danach erinnern sie sich. Erzählen vom Ankommen in Niederösterreich. Dem Bitten und Betteln um Essen. Von der Suche nach einem Dach über den Kopf. Von der Angst wieder abgeschoben zu werden. Vom langsamen, schmerzhaften Hineinfinden der Eltern in ein neues Leben. Ihren ersten Schultagen „herüben“. Von Hilfe und Ablehnung in einem Land, welches für viele nie ganz Heimat geworden ist. Von ihrem Kummer und ihrer Sehnsucht, von Begegnungen mit „Drüben“, von Besuchen und Kontakten heute. Die Ausstellung des NÖ Landesarchivs stellt die Erinnerungen der Kinder von damals, heute hochbetagten Menschen, in den Mittelpunkt. /

Auden-Haus 3062 Kirchstetten, Hinterholz 6 Öffnungszeiten: Sa, So 13.00–17.00 Uhr und auf Anfrage bei der Gemeinde Kirchstetten Tel. 02743 8206, 0676 89585035 Ein Kunstprojekt von Ricarda Denzer zu W. H. Auden mit Arbeiten von Fatih Aydogdu, Ricarda Denzer, Simone Forti, Sharon Hayes, Olga Karlíková, Pamelia Kurstin, Brandon LaBelle, Jonathan Quinn, Annette Stahmer, Imogen Stidworthy, Ultra-red und einem Interview von Marcel Broodthaers mit einer Katze.

LANGSAM IST ES BESSER GERWORDEN

——————————————————————————————— Ab Do, 31. 10. 2013 Ausstellung des neuen Zentrums für Migrationsforschung (ZMF) in der NÖ Landesbibliothek Niederösterreichische Landesbibliothek 3109 St. Pölten, Kulturbezirk 4 Öffnungszeiten: Mo, Mi–Fr 8.30–16.00 Uhr,
Di 8.30–18.00 Uhr www.migrationsforschung.at

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Nachschau / 46

Dirndlgwandsonntag

tag der tracht

VOLKSMUSIKSENDUNGEN des ORF

——————————————————————————————— ORF 2 Wetter-Panorama täglich 7.00–9.00 Uhr Mei liabste Weis, Sa, 19. 10., 20.15 Uhr, zu Gast beim Urdlwirt in Unterpremstätten bei Graz Klingendes Österreich, Sa, 26. 10., 20.15 Uhr, „Inmitten stiller Berge“ – Zwischen Annaberg und Mürzzuschlag

Dirndln, Lederhosen und Trachtenanzüge prägten das Bild am Sonntag, den 8. September und das Dorffest in Furth an der Triesting.

Fernsehfrühschoppen, Sa, 26. 10., Fr, 1. 11., 12.00 Uhr _ ORF 3 Unser Österreich, Sa 17.00 Uhr, Mo 12.00 Uhr _ RADIO NIEDERÖSTERREICH aufhOHRchen Spezial zu Allerheiligen, Fr, 1. 11., 11.00–12.00 Uhr Gestaltung: Dorli Draxler und Edgar Niemeczek

ORF NÖ Landesdirektor Norbert Gollinger, Volkskultur NÖ Geschäftsführerin Dorli Draxler, EVN-Vorstandssprecher Peter Layr, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll mit Aaron Horvath, Bürgermeister Franz Seewald, Kultur.Region.Niederösterreich Geschäftsführer Edgar Niemeczek. Foto: Volkskultur Niederösterreich/Lackinger

„Der Dirndlgwandsonntag ist bereits zu einer festen Tradition geworden und wird begeistert aufgenommen. Es zeigt uns, dass Volkskultur modern und aktuell ist und Tracht als Ausdruck von Lebensfreude und Heimatverbundenheit begeistert aufgenommen wird“, freut sich Dorli Draxler, Geschäftsführerin der Volkskultur Niederösterreich, die gemeinsam mit Bürgermeister Franz Seewald das Dorffest in Furth an der Triesting eröffnete. Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll zeigte sich von der Vielfalt der Trachten und der liebevollen Gestaltung des Festes beeindruckt: „Veranstaltungen wie der Dirndlgwandsonntag lassen uns im Jahreskreislauf innehalten und ein Leben mit Werten und Gemeinschaftssinn wieder wertschätzen.“ Auch die Partner der Initiative Wirtragen-Niederösterreich Militärkommandant Brigadier Mag. Rudolf Striedinger, EVN-Vorstandssprecher Dr. Peter Layr, ORF NÖ Landesdirektor Norbert Gollinger, NV Generaldirektor Dr. Hubert Schultes und Dorferneuerungsobfrau Maria Forstner waren von dem fröhlichen Miteinander beeindruckt. Der Dirndlgwandsonntag wurde darüber hinaus in ganz Niederösterreich gefeiert. Unter anderem feierte man in Mitterndorf am Erlaufsee einen Berggottesdienst, in der Gemeinde Markt Piesting gab es einen Festzug mit anschließendem Frühschoppen und in Eichgraben einen Dirndlkirtag. /

aufhOHRchen, Di 20.00–21.00 Uhr 1. 10.: „Tierisch“ Ernsthaftes und Heiteres, Gestaltung: Nobert Hauer 8. 10.: Volkskultur aus Niederösterreich, Gestaltung: Dorli Draxler 15. 10.: taktvoll vokal: Volkstänze und ihre Singweisen, Gestaltung: Edgar Niemeczek 22. 10.: Volksmusikalische Kostbarkeiten, Gestaltung: Walter Deutsch 29. 10.: Neues aus der Volksmusik, Gestaltung: Edgar Niemeczek 5. 11.: Der Hiata-Einzug in Perchtoldsdorf, Gestaltung: Hans Schagerl 12. 11.: Volkskultur aus Niederösterreich, Gestaltung: Dorli Draxler 19. 11.: Literarisches aus dem Brandlhof, Gestaltung: Edgar Niemeczek 26. 11.: Volksmusikalische Kostbarkeiten, Gestaltung: Walter Deutsch Kremser Kamingespräch, Mi 21.00 Uhr 16. 10. Selbermachen / Lebensstil wählen 20. 11. Selbermachen / Glauben finden „vielstimmig“ – Die Chorszene Niederösterreich, Do 20.00 Uhr 10. 10.; 24. 10.; 7. 11.; 21. 11. G’sungen und g’spielt & Für Freunde der Blasmusik, Mi, Do 20.00–21.00 Uhr Musikanten spielt’s auf, Fr 20.00–21.00 Uhr Frühschoppen, So 11.00–12.00 Uhr Lange Nacht der Volksmusik 2013 Live auf Radio Niederösterreich: Sa, 9. 11. 2013, 20.00–23.00 Uhr ORF NÖ Landesstudio in St. Pölten Es spielen auf: Weinviertler Mährische Musikanten, streichfähig, Stammtischmusi Wieselburg, Heanagschroa, Prigglitzer Vorstadtsänger, Linzer Packl und Rosenegger Zwiefache Gewinnen Sie Ihre Karten ab 4. November um 9.50 Uhr auf Radio Niederösterreich! Information: noe.orf.at Die Volkskultur Niederösterreich verlost Karten! Schreiben Sie an: aufhOHRchen@volkskulturnoe.at Programmänderungen vorbehalten Detailprogramme unter www.orf.at

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Kultur.Region / 47

Kurse & Seminare

Fortbildung WIEDERSEHEN MACHT FREUDE

—————————————————————— Kundenbindung im Veranstaltungsbereich Di, 1. 10. 2013, 18.00–21.00 Uhr Hotel Steinberger Hauptstraße 52, 3033 Altlengbach Referent: Dr. Leo Hemetsberger Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Positive Erfahrungen unterstützen den Wunsch nach Wiederholung von angenehm Bekanntem. Der Kunst- und Kultursektor pendelt zwischen der Suche nach dem ewig Neuen und der Frage, wem man Traditionelles so verpacken kann, dass es interessant bleibt. Wie können wir Erkenntnisse zu diesen Problemen aufnehmen und im Sinne der nachhaltigen Kundenbindung in der Praxis umsetzen? Reichen dazu die gängigen Marketinginstrumente aus, oder braucht es das gewisse Etwas? Der Vortrag unterstützt Sie dabei, Initiativen zu diesen Fragen in Ihrer praktischen Arbeit lösungsorientiert zu gestalten. Es werden Instrumente zur Kundenbindung und ihre Anwendung vorgestellt. Anmeldung & Information Kulturvernetzung NÖ – Büro Industrieviertel Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider) seminaranmeldung@kulturvernetzung.at www.kulturvernetzung.at _

AUFTRETEN – WIRKEN – ÜBERZEUGEN

—————————————————————— Ihr Auftritt in der Öffentlichkeit Mo, 14. 10. 2013, 18.00–21.00 Uhr BHW NÖ Linzer Straße 7, 3100 St. Pölten Referent: Peter Possert-Jaroschka www.peter.possert.eu Wann immer wir mit Menschen im Gespräch sind, machen sich unsere Gesprächspartner von uns ein Bild – wir hinterlassen „Eindruck“. Bei Auftritten in der Öffentlichkeit werden diese

Eindrücke multipliziert mit der Anzahl der Zuschauer und Zuhörer. Einerseits erzeugt das Unsicherheit („Komme ich gut an?“), andererseits ist genau das die große Chance für uns: Welches Bild von uns soll denn in den Köpfen des Publikums entstehen? Welche Botschaft(en) sollen sich die Menschen merken? Holen Sie sich an diesem Abend Tipps und Anregungen für Ihre Reden, Präsentationen und Auftritte. Anmeldung & Information Kulturvernetzung NÖ – Büro Industrieviertel Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider) seminaranmeldung@kulturvernetzung.at www.kulturvernetzung.at _

VOM TEXT ZUM MANUSKRIPT

—————————————————————— Texte besser zur Geltung bringen Di, 29. 10. 2013, 9.00–18.00 Uhr Hotel Böck 2345 Brunn/Gebirge, Wiener Straße 196 Referentin: Petra Ganglbauer www.schreibpaedagogik.com Sie schreiben an einem Text für ein Buch und sind interessiert, wie dieser bei der Leserschaft ankommt? Basierend auf in Arbeit befindlichen längeren Texten oder Textzyklen (Lyrik oder Prosa) werden Strukturen genauer analysiert und stilistische, dramaturgische oder auch konzeptuelle Schwächen korrigiert. Der Workshop richtet sich an angehende Autoren und Literaten, mit den vorabgesendeten Texten beschäftigen sich die Teilnehmer in Gruppenund Einzelarbeit. Begrenzte Teilnehmerzahl, vorrangig Mitglieder oder Mitarbeiter der Kulturvernetzung Niederösterreich, des BHW Niederösterreich und der Volkskultur Niederösterreich! Teilnahmegebühr: EUR 70,00 Anmeldung & Information Kulturvernetzung NÖ – Büro Industrieviertel Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider) seminaranmeldung@kulturvernetzung.at www.kulturvernetzung.at _ schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

MIT GUTEM GEFÜHL PRÄSENTIEREN

—————————————————————— Dinge auf den Punkt bringen und Menschen begeistern Mi, 13. 11. 2013, 9.00–18.00 Uhr Hotel Römerhof Tulln 3430 Tulln, Hafenstraße 3 Referent: Peter Webhofer M. A. www.peterwebhofer.at Immer wieder ist es notwendig, dass wir unsere Ideen, Anliegen oder Themen vor anderen Menschen präsentieren. Wir haben dabei meist wenig Zeit, um die Dinge auf den Punkt zu bringen und Menschen zu begeistern oder zu überzeugen. Oft vergeuden wir diese Zeit mit vielen Powerpoint-Folien und unwichtigen Details. Wir müssen sie aber eigentlich kreativ nutzen, um unsere Anliegen gut zu kommunizieren. Im Rahmen dieses Seminars lernen Sie einfache und praktische Schritte, mit denen Sie kurz und prägnant präsentieren und Menschen für Ihre Ideen und Anliegen begeistern können. Begrenzte Teilnehmerzahl, vorrangig Mitglieder oder Mitarbeiter der Kulturvernetzung Niederösterreich, des BHW Niederösterreich und der Volkskultur Niederösterreich! Teilnahmegebühr: EUR 70,00 Anmeldung & Information Kulturvernetzung NÖ – Büro Industrieviertel Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider) seminaranmeldung@kulturvernetzung.at www.kulturvernetzung.at _

UMGANG MIT URHEBERRECHT

—————————————————————— Wie schütze ich mein geistiges Eigentum? Do, 28. 11. 2013, 18.00–21.00 Uhr SZ Schwaighof 3100 St. Pölten, Landsberger Straße 11 Viele Menschen – gerade in den Bereichen Kunstvermittlung und Kulturmanagement – sind sowohl Nutzer fremder als auch Urheber


Kultur.Region / 48

eigener Werke. Das Urheberrechtsgesetz schützt eben nicht nur Schriftsteller und Komponisten, sondern etwa auch Fotografen und Filmschaffende, Herausgeber von Ausstellungskatalogen, Veranstalter und Datenbankhersteller. Das Seminar bietet eine kompakte Einführung ins Urheberrecht und widmet sich dann den beiden entscheidenden Fragen: Gegen welche Eingriffe ist ein Urheber geschützt? Und was alles darf ein Nutzer tun, ohne irgendjemandes Zustimmung einholen zu müssen? Beispiele aus der anwaltlichen Praxis illustrieren die Brisanz des Themas und zeigen, welche Lösungen der Gesetzgeber und die Gerichte bereithalten.

Text fehlt

text fehlt Text fehlt

Anmeldung & Information Kulturvernetzung NÖ – Büro Industrieviertel Tel. 02639 2552 (Stephanie Brettschneider) seminaranmeldung@kulturvernetzung.at www.kulturvernetzung.at _

TANZMUSIKANTENSCHULUNG

—————————————————————— Sa, 23.–So, 24. 11. 2013, Eintreffen: Sa, 14.00 Uhr Bildungswerkstatt Mold bei Horn 3580 Mold 72 Referenten: Gerhard Fuchs (Bläser, Bassgeige und Steirische Harmonika), 
Alfred Gieger (Streicher), 
Raphael Kühberger (Steirische Harmonika) Susi Raschbacher (Okarina, Ensemble), Volker Schöbitz (Ensemble, Harfe und Schwegel), Franz Fuchs (Akkordeon, Steirisches Hackbrett, Steirische Harmonika) Tanzmusikantenschulung für jeden, der ein beliebiges Volksmusikinstrument schon halbwegs beherrscht, auch wenn er noch nie Volksmusik gespielt hat. Am Programm stehen: selbst spielen, üben, Perfektion, musikantisches Spiel, zum Volkstanz aufspielen, Zusammenspiel mehrerer Instrumente, Singen zur Harmonika, Begleiten mit Begleitinstrumenten, Harmonielehre, Harmonikaspiel nach Noten, Probenwochenende für Musikgruppen. Anmeldung & Information Anmeldung bis 16. 11. 2013 bei Franz Fuchs Tel. 0664 9804315 franz.fuchs@stammtischmusik.at www.volksmusik.cc _

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Kultur.Region / 49

Kultur.Region.Niederösterreich

Zwischen Himmel und Erde

INTERN

ACHTSAMKEIT

Wir gratulieren! Ihren runden Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder:

Matthäus Nimmervoll: Ein erster Schritt dazu bedeutet, gut zu sich selbst sein.

Bgm. a. D. Edwin Pircher (80), Tulln an der Donau, 4. Oktober

Als Christ bin ich fest davon überzeugt, dass alles, was Gott geschaffen hat, gut ist. Auch seine Geschöpfe, die Natur und der Mensch, wie wir in der Bibel lesen können: Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, als Mann und Frau schuf er sie. Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut (Genesis 1,27 und 31).

Leopold Wagner (85), Aspang, 4. Oktober Etienne Vankeirsbilck (80), Oostrozebeke, Belgien, 11. Oktober Peter Ebner (65), Wieselburg an der Erlauf, 13. Oktober Landtagspräsident a. D. Mag. Franz Romeder (75), Schweiggers, 16. Oktober Bgm. a. D. Michael Pirgmaier (95), Rabenstein an der Pielach, 17. Oktober Bgm. a. D. Ing. Erich Grabner (85), Krems-Stein, 23. Oktober Leonhard Kaiser (80), Miesenbach, 27. Oktober Hermann Rottensteiner (70), St. Anton an der Jeßnitz, 28. November Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder: Dir. Herta Hofer, Reichenau, 6. Oktober Willfriede Emberger, Krems an der Donau, 24. November Lucia Resch, Emmersdorf an der Donau, 28. November Ihren runden Geburtstag feiern unsere Mitglieder: Josef Heinz (75), St. Pölten, 19. Oktober RegR Ludwig Köcher-Schulz (75), Wien, 24. Oktober Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Mitglieder: OSR Dir. Gertrud Egger, Lunz am See, 10. Oktober VSDir. Phyllis Poduschka-Aigner, Staatz-Kautendorf, 29. Oktober Leopoldine Thallauer, Atzenbrugg, 16. November Angela Dürr, Tribuswinkel, 17. November _

neue mitglieder Unterstützende Mitglieder: Mag. Rosemarie Hochmuth, Wien DI Michael Sykora, Wien Susanne Kappeler-Niederwieser, Wien _

Darum tun wir gut daran, behutsam miteinander umzugehen. Wir nennen das Achtsamkeit. Ein erster Schritt dazu bedeutet: Gut zu sich selbst sein. In mich hineinzuschauen: Welche Gefühle wecken diese oder jene Handlungen und Worte in mir? Was reizt mich? Wie reagiere ich? Wo verletze ich den anderen, obwohl ich das gar nicht möchte? Ein zweiter Schritt der Achtsamkeit bedeutet: Auf die positiven Dinge zu schauen. Was verbindet uns? Wie viel Schönes erleben wir miteinander? Wodurch kann die Nächstenliebe unter uns wachsen. Schließlich gilt es drittens: Unsere Wahrnehmung zu schärfen. Da genügen oft kleine Augenblicke des Kontakts: Bei jeder Begrüßung und bei jeder Verabschiedung in die Augen schauen, uns dabei wirklich wahrnehmen – denn: Die Augen sind die Fenster der Seele und die Türen des Herzens. Achtsamkeit heißt wahrzunehmen, was tatsächlich ist, nicht was sein soll. Achtsamkeit wertet nicht und beurteilt auch nicht. Von Kindern sagt man, dass sie nicht verwöhnt, sondern wahrgenommen werden wollen. Aber auch Erwachsene spüren, ob und wie sie für mich und dich wirklich existieren. Ich denke oft an das Wort von Albert Schweitzer: Es gibt so viel Kälte unter den Menschen, weil sie sich nicht so herzlich geben, wie sie sind. / Mag. Matthäus Nimmervoll ist Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013


Die letzte Seite / 50

2nd life Die Herbstsonne soll man in einem Schanigarten genießen. Wieder wurden wir in Bratislava/Pressburg fündig. Diese Kabeltrommeln kommen vor allem beim Verlegen von unterirdischen Telefonleitungen zum Einsatz. Die Do-it-yourself-Bewegung hat sie schon längst als brauchbaren Tisch entdeckt, auf einschlägigen Seiten werden jede Menge von diesen hölzernen Trommeln gesucht und angeboten. Recht praktisch sind die Vertiefungen in der Platte, als wären sie

für das sichere Abstellen von Flaschen und Kaffeebechern gemacht. Auch die passenden Sesseln hat man in Bratislava gefunden: aus-

rangierte Bürosessel ohne Räder. Die Gäste können nicht davonrollen. / Foto: Wolfgang Stecher

Landeinwärts

OH BUDDHA! Daneben finden sich Ankündigungen zum Oktoberfest, PensionistenInnenkränzchen (sic!, das Binnen-I hat nun ländliche Rentenverbände erreicht) und die Plakate des hier ansässigen Filmclubs.

Ich stelle mir vor, wie die alte Frau Blaha „Oh Buddha!“ ausruft, bevor sie beinahe über die Schwelle des örtlichen Geldinstituts stolpert. Aber, Buddha sei Dank, nix ist ihr passiert. Warum? Weil seit Kurzem wirklich ein Buddhakopf in der Auslage des örtlichen Geldinstituts steht und über uns wacht.

Der Kopf ist aus grüner Keramik und wirklich sehr schön. Schon seit Längerem beobachte ich diesen interreligiösen Transfer. Auf der der Internetverkaufsplattform e-bay läuft Buddha und Co. unter der Sparte „Dekoration“, in den Baumärkten ist er meist aus Ton gefertigt, für den Gartengebrauch, und steht in der Nachbarschaft von Gartenzwergen. Das muss doch den friedvollsten Buddhisten in der von uns friedvoll rezipierten Religion ärgern. Auch in unserer Drogerie gibt es Buddha-Statuen (dort sind sie käuflich zu erwerben). Ich glaube, mit Buddha haben wir keine Probleme. Er gehört zur Ikonografie einer Religion, die weit weg ist und die wir nicht verstehen.

schaufenster / Kultur.Region / Oktober/November 2013

Was aber würde passieren, wenn unserer Bäcker statt dem Kipferl ein Davidsternderl backen würde? Oder ein Kreuzerl mit Rosinen? Dabei ist das Kipferl ja gar nicht so ohne. Dass die Form des Kipferls mit dem türkischen Halbmond im Zusammenhang steht, ist allerdings nicht nachweisbar. Fälschlicherweise wird die Entstehung des Kipferl auf die Legende zugeschrieben, dass es als Hohn auf die verlorene Zweite Türkenbelagerung entstanden sein soll. Ich freue mich schon, wenn in unserem Ort wieder Markttag ist. Da steht nämlich seit vielen Jahren ein Sikh mit seinem eindrucksvollen Turban genau vor der Kirche und verkauft Palästinensertücher. Und vis-à-vis lächelt Buddha unergründlich aus der Auslage des Geldinstituts. / Mella Waldstein


Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen viele Kulturveranstaltungen durch seine regionalen und lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von Kulturinitiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch von finanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach stärker. www.raiffeisen.at


Auditorium Schloss Grafenegg

NIEDERÖSTERREICHISCHES

ADVENTSINGEN Familiengesang Wolf · Texingtaler BlechMusikanten · Ö-Streich Chor der Chorszene Niederösterreich · Barbara Stöckl (5.12.) · Nadja Mader-Müller (6.12.) Konzept und Moderation: Dorli Draxler, Edgar Niemeczek Der Reinerlös kommt der Organisation „Hilfe im eigenen Land – Katastrophenhilfe Österreich“ zugute.

Karten und Information Auditorium Grafenegg · T.: 02735 5500 · www.grafenegg.com Tonkünstler-Kartenbüro · T.: 01 586 83 83 Karten: EUR 14,00 bis EUR 24,00

sive itt u l Ink Eintr tis gra zum ger g ene t f a Gr dven A

Foto: © Grafenegg

5. und 6. Dezember 2013 · 19.00 Uhr


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.