schaufenster KULTUR.REGION Mai 2014

Page 1

Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Mai 2014

schaufenster

KULTUR.REGION Europa Interview / Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll . aufhOHRchen / Volksmusikfestival

P.b.b. · Vertragsnummer 10Z038552S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295

Bauen mit Lehm / Symposium im Museumsdorf Niedersulz


nd u M u uchT rreich. a r B Mehr iederösTe für n

www.noevers.at

Tur l u k s Volk

Wir schaffen das.

WIEN NORD

. k i s u M . z n a T zMusik. n a T n e f f a h c s r i w . s a d


EinBlick / 3

Vielfalt in der Einheit

EUROPA SPÜREN! Europa steht auf dem Prüfstand. Verschiedene Religionen, Ethnien, Rechtssysteme oder Lebenskulturen erfordern viel gegenseitiges Verständnis, Geduld und Ausdauer. Die mühevollen Synchronisationsprozesse überstrahlt jedoch ein Ziel: der Friede!

Nicht müde zu werden beim Überwinden von Hindernissen und Widerständen zählt zu den größten Herausforderungen anspruchsvoller Kulturarbeit. Ob es sich um bloße Banalitäten oder um Entscheidendes handelt: Barrieren auf dem Weg in eine bessere Zukunft finden sich zuhauf. Auf der persönlichen Ebene mag es dabei um Eigenschaften wie Borniertheit, Eitelkeit oder Geltungssucht gehen, betrifft es darüber hinaus die Rahmenbedingungen für unser Zusammenleben, dann finden wir nicht selten Konzepte, die als xenophob und nationalistisch auf der einen oder als beliebig und gleichmacherisch auf der anderen Seite verstanden werden können.

wahrgenommen werde. Diese diplomatische Umschreibung von Dummheit kann Resignation auslösen oder aber einmal mehr die Notwendigkeit von Bildung deutlich machen. Unterhaltung mit bildnerischem Mehrwert bietet daher das Programm im „Haus der Regionen“, das heuer sein Zehn-Jahres-Jubiläum feiert. Gerade das künstlerische Schaffen in den europäischen Regionen liefert regelmäßig den besten Beweis für Vielfalt und hohe Qualität auf unserem Kontinent. Dazu kommen der geistige Diskurs in den „Kremser Kamingesprächen“ sowie die Präsentation junger Gruppen, die nicht müde werden, Europa neu zu entdecken, neu zu denken und neu zu leben.

Mancherorts ist es geradezu schick geworden, Europa und seine Ideale herunterzumachen. Cui bono, also wem zum Vorteil dient ein solches nicht selten nationalistisch gefärbtes Europa-Bashing? Doch diese Fragestellung greift zu kurz, denn sie zielt auf bloß Operationales in jenem Spiel ab, wem denn die Deutungsmacht über die Behauptung irgendwelcher Nachteile zukomme. Wird also Europa heute als Grund für Probleme inszeniert, mussten früher die bösen Geister, irgendwelche Weltverschwörer oder der heilige Bimbam dafür herhalten. Es gilt daher nicht müde zu werden, auch vor diesem Hintergrund Europa als Erfolgsprojekt zu vermitteln.

Spannungsfelder gibt es auch in diesem Europa zur Genüge, ob zwischen urbanen und ländlichen Räumen, zwischen Armut und Wohlstand oder zwischen Gruppenegoismen und Allgemeinwohl. Problemlösungen wird ein nationalistisch gefärbter Populismus nicht bringen, gefragt sind vielmehr eine genaue Kenntnis der Sachlage, ein fairer Ausgleich von Interessen sowie ein darauf basierendes Zusammengehörigkeitsgefühl. „Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt wissen, was Frieden heißt“, meinte der Rockgitarrist Jimi Hendrix. In diesem Sinne gilt es nicht müde zu werden, unser Europa als großes Friedensprojekt zu erklären.

Die Schriftstellerin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner sah den Frieden dadurch gefährdet, dass jede Zeit wie jeder Mensch ein gewisses Gedankenumfeld habe, über das hinaus nichts

Dorli Draxler, Edgar Niemeczek

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014


Top-Termine / 4

Mai 2014

TOP-TERMINE

JUNGE TALENTE IM FESTSPIELHAUS —————————————————— Do, 15. 5. 2014, 19.30 Uhr Festspielhaus St. Pölten ——————————————————

Foto: ORF

DAS FEST DES HUHNES & DUNKLES, RÄTSELHAFTES ÖSTERREICH —————————————————— Mo, 5. 5. 2014, 19.00 Uhr Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein ——————————————————

TAG DER NÖ MUSIKSCHULEN —————————————————— Fr, 9. 5. 2014
 Niederösterreichweit ——————————————————

Junge musikalische Talente präsentieren sich im Festspielhaus St. Pölten. Erstmals haben die niederösterreichischen Preisträgerensembles des Bundeswettbewerbs von „prima la musica“ die Gelegenheit, in einem eigenen Konzert im Rahmen des Kammermusik-Zyklus im Kleinen Saal ihr Können zu zeigen. Gemeinsam gestalten Sieger der vergangenen Jahre ein erlesenes kammermusikalisches Programm. Das Quartett Con Moto, das SMS-Quintett, das Trio KAWUKA und „Two to Two“ präsentieren u. a. Werke von Antonin Dvořák, Joseph Haydn und Richard Strauss und lassen den Funken ihrer Begeisterung garantiert auf das Publikum überspringen.

20.30 Uhr: „Dunkles, rätselhaftes Österreich“

„Ein Land voll Musik“ heißt es am 9. Mai 2014. Denn da öffnen die 131 niederösterreichischen Musikschulen ihre Pforten und laden Jung und Alt zum Kennenlernen ein. Insgesamt werden an Niederösterreichs Musikschulen 58.000 Schüler von 2.300 Lehrern betreut. Damit ist im Vergleich mit anderen Bundesländern die höchste Versorgungsdichte gegeben. Ob beim Instrumentenausprobieren oder einer Musicalproduktion: Von Konzerten bis zum Aktivprogramm decken die Musikschulen eine breite Palette an Veranstaltungen ab und bieten den Besuchern am „Tag der Musikschulen“ einen vielfältigen Einblick.

—————

—————

Information

Information

Information

Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 www.volkskultureuropa.org

Musikschulmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90666 6106 katharina.heger@musikschulmanagement.at www.musikschulmanagement.at

Musikschulmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90666 6110 julia.pfeiffer@musikschulmanagement.at www.musikschulmanagement.at

Die Filme zeigen Kulturphänomene österreichischer Alpenstämme. Der schwarzafrikanische Forschungsreisende Kayonga Kagame dringt mit seinem Team in die Weiten Oberösterreichs und der Nachbarstämme vor und entdeckt ein dunkles, rätselhaftes Österreich. Die beiden Filme werden einleitend vom Hauptdarsteller Frank Oladeinde präsentiert. Regie: Walter Wippersberg 19.00 Uhr: „Das Fest des Huhnes“

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

————— Karten Festspielhaus St. Pölten Tel. 02742 908080600 www.festspielhaus.at


Inhalt / 5

Mai 2014

INHALT Interview mit Dr. Erwin Pröll Europa

6 /

am richtigen Platz ——————

Zeitzeugnis

8 /

Offene Grenzen ——————

Waldviertel Schrammelklang

23 /

——————

Mostviertel Pilgern am Sonntagberg

24 /

——————

Kultur.Region Fortbildung

37 /

38 /

——————

Internationaler Museumstag

Mostviertel tanz&MUSIKwoche &

Kremser Kamingespräche

9 /

Gerechtigkeit ——————

aufhOHRchen Volksmusikfestival

10 /

in Sieghartskirchen ——————

Haus der Regionen Connecting Tunes

13 /

——————

Chorszene Niederösterreich Chorleiten

16 /

——————

Bräuche Mai

18 /

——————

Handwerk Zwirnknöpfe

20 /

——————

24 /

BordunMusikTage ——————

Industrieviertel Florianikapelle Bürg

——————

Museen International Blumenau, Brasilien

39 / Museen präsentieren Objekte

——————

Spielzeug

——————

——————

Weinviertel

Kulturgeschichte

——————

Museumsdorf Niedersulz

——————

Kultur.Region

27 /

28 / Schattauer Pflaster ——————

Kreativakademien Fotomarathon

30 /

——————

Auslage Bücher, CDs & feine Ware

32 /

——————

Forschung Lehmbausymposium

34 /

Museumsdorf Niedersulz ——————

44 / Matador 46 / Der „Brückenheilige“ 48 / Das ist Spitze! 49 / Intern &

Zwischen Himmel und Erde ——————

50 / Die letzte Seite

——————

IMPRESSUM Herausgeber: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Karin Graf, MA, Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger, Mag. Marion Helmhart, Mag. Andreas Teufl, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Anita Winterer, Mag. Eva Zeindl, Michaela Zettl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dr. Franz Oswald, Dr. Erich Rabl, Mag. Christian Stadelmann, Maria Ströbl, Dr. Helga Maria Wolf. Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, office@volkskulturnoe.at, www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Mag. Dr. Harald Froschauer. Sekretariat: Tina Schmid, Carina Stadler. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434. Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln. Coverfoto: Freilichtmuseum Strážnice / Muzeum vesnice jihovýchodní Moravy

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014


Interview / 6

Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll

EUROPA AM RICHTIGEN PLATZ Nicht nur die Wahlen zum Europäischen Parlament am 25. Mai, auch Jubiläen wie der Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren oder die aktuelle Krise in der Ukraine rücken Europa und seine Idee ins Zentrum des Bewusstseins. Dorli Draxler und Edgar Niemeczek führten das folgende Gespräch mit dem niederösterreichischen Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll. Heuer stehen gleich mehrere Jubiläen im Kalender: der Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren, der EU-Beitritt Österreichs vor 20 Jahren und die Erweiterung der EU um weitere Staaten, darunter unsere Nachbarländer, vor 10 Jahren. Welche bewegenden Erinnerungen verbinden Sie persönlich damit? Erwin Pröll: Im Rückblick konnte ich die gesamte Entwicklung Europas in den letzten Jahrzehnten – sieht man ab vom dramatischen Konflikt beim Zerfall Jugoslawiens – als Erfolgsgeschichte erleben. Aufgewachsen in Radlbrunn, nur wenige Kilometer vom Eisernen Vorhang entfernt, bewegt mich heute nach wie vor, dass dieser menschenverachtende Grenzwall überwunden werden konnte und plötzlich nicht mehr da war. Allein schon das rief ein unglaubliches Glücksgefühl hervor, so wie wenn Blockaden gelöst und Schmerzen geheilt werden, frische Luft die Räume durchflutet oder ein weißes Blatt Papier neu beschrieben werden kann. Die Folgejahre brachten dann auch viele persönliche Begegnungen mit Menschen, die nun ganz nahe und leicht erreichbar waren. Mittlerweile ist im Zusammenleben der damals misstrauisch gegenüberstehenden Blöcke in Europa der Alltag eingekehrt. Was die formalen Ebenen anlangt, ist Europa in den letzten Jahren ohne jeden Zweifel zusammengewachsen. Europa Herz und Seele zu geben sind Daueraufgaben der Zukunft.

„Europa Herz und Seele zu geben sind Daueraufgaben der Zukunft.“

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Ein Europa mit Herz, Hirn und Mut ist also keine Selbstverständlichkeit. Wer sind Ihre Vorbilder, denkt man speziell an solche Qualitäten?


Interview / 7

Erwin Pröll: Die Gründerväter der europäischen Gemeinschaft: Robert Schuman und Konrad Adenauer. Der Franzose Robert Schuman erkannte trotz – oder vielleicht als Folge – seiner Erfahrungen mit Nazideutschland, dass nur eine langfristige Aussöhnung mit Deutschland die Grundlage für ein geeintes Europa bilden kann. Für ihn war das Prinzip der Vergemeinschaftung die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg und Basis für den Frieden ebenso wie für den deutschen Kanzler Konrad Adenauer, der sagte: „Die Einheit Europas war ein Traum weniger, wurde die Hoffnung vieler und ist heute eine Notwendigkeit für alle.“ Für den europäischen Gedanken in Österreich hat auf politischer Ebene Alois Mock wie kein zweiter gekämpft. Auch wenn die europäische Integration Zeiten des Stillstandes gesehen habe, meinte Alois Mock, so sei diese noch nie im Wissen um die Bedeutung eines europäischen Friedenswerkes einen Schritt zurück gegangen. Für viele Politiker von europäischem Format – ohne jetzt im Einzelnen Namen zu nennen – ist gerade dieser Friedensappell Mahnung ebenso wie Ansporn. Friede ist also keine Selbstverständlichkeit. Das wissen ältere Generationen. Wissen es aber auch die Jüngeren? Erwin Pröll: Dazu gleich eine persönliche Vorbemerkung: 1946 geboren, ist es mir und den meisten meiner Generation geschenkt und gegönnt, sieben Jahrzehnte lang ohne kriegerische Auseinandersetzungen zu leben. Das ist wohl einmalig in der Geschichte unseres Kontinents und das sollte auch jüngeren Menschen vermittelt werden. Bei einer Veranstaltung bin ich mit einem 25-jährigen Burschen ins Gespräch gekommen, der dann gefragt hat, was denn der Eiserne Vorhang sei. Ich war erschrocken. Das hat mich wachgerüttelt. Wir sollen jede Gelegenheit nutzen, um auch die Geschichte wachzurufen. Heuer begehen wir viele Jubiläen: 25 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs, 20 Jahre Beitritt Österreichs zur EU, zehn Jahre sogenannte EU-Osterweiterung. Zudem erinnern wir an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren. In Niederösterreich läuft jetzt die Ausstellung „Jubel und Elend – Leben mit dem großen Krieg 1914–1918“ auf der Schallaburg. Wir zeigen die bisher umfangreichste Ausstellung zum Thema

Erster Weltkrieg. Oft treibt uns der Materialismus dazu, nur in die Zukunft zu denken. Doch nur wer weit zurückblicken kann, der kann auch weit nach vorne blicken, meinte schon der britische Premierminister Winston Churchill. Diese Erkenntnis bringt die Notwendigkeit auf den Punkt, aus der Geschichte zu lernen. Gerade aber deshalb verwundert es, dass die Europäische Union von den Menschen oft negativ beurteilt wird. Erwin Pröll: Dabei sprechen allein die wirtschaftlichen Fakten für sich. Ab dem Zeitpunkt des Falls des Eisernen Vorhangs und der EU-Erweiterung im Jahre 2004 legten wir unseren Schwerpunkt darauf, die niederösterreichische Wirtschaft international zu positionieren. Wir haben wirtschaftspolitisch neue Chancen bekommen und sie genutzt. Die Anzahl der niederösterreichischen Unternehmen hat sich verdoppelt, die Exporte verdreifachten sich, die Zahl der Arbeitsplätze ist auf ein noch nie da gewesenes Niveau gestiegen. Nicht zuletzt dafür hat Niederösterreich 2007 den Europäischen Preis für innovative Regionen erhalten. Die Konzepte der EU stehen tagtäglich auf dem praktischen Prüfstand, und ich weiß, dass es dabei viel Irritierendes gibt, Stichwort „Marmeladeverordnung“. Wir brauchen also kein überbordendes Regelwerk, sondern mehr Europa am richtigen Platz. Welche Chancen eröffnet ein gemeinsames Europa für den ländlichen Raum? Erwin Pröll: Der ländliche Raum ist nicht mehr das, wofür er lange gegolten hat. Er ist nicht mehr „rückständig“ im Gegensatz zu urbanen Räumen. Dank der modernen Kommunikationstechnik ist das Stadt-LandGefälle aufgehoben. Viele wählen ihren Lebensmittelpunkt in Niederösterreich unter dem Gesichtspunkt einer hohen Lebensqualität. Gerade auch für Wissenschaft und Kunst ist der ländliche Raum eine Zukunftsregion. Denken wir an die Wissenschaftscluster mit dem ISTA Maria Gugging, MedAustron in Wiener Neustadt, Technopol in Tulln oder die Donau-Universität Krems. Es gibt ein dichtes Netz an Fachhochschulen und eine Anzahl von Initiativen, die der Wissenschaft und Forschung dienen. Beispiele aus der Kultur.Region sind die Kultur-

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

„Wir brauchen also kein überbordendes Regelwerk, sondern mehr Europa am richtigen Platz.“

vermittlerlehrgänge des Museumsmanagements, die Erforschung der Regionalgeschichte und jüngst das Symposium über Lehmbau im Museumsdorf Niedersulz. Ich sehe in der Regionalpolitik ein unglaubliches Betätigungsfeld: Das zukunftsträchtige Europa muss von den Regionen getragen sein, denn in der Region kann der Mensch auch den Wert Europas spüren. Im Sinne des Grundsatzes des britischen Soziologen Patrick Geddes: „Think global – act local“. Welche Bedeutung für die europäische Idee haben in diesem Zusammenhang regionale Kulturinitiativen und die Volkskultur? Erwin Pröll: Wir brauchen ein europäisches Bewusstsein. Dieses kann man nicht von oben verordnen, das kann sich nur von der Basis her entwickeln und Tragfähigkeit entfalten. Daher ist es so wichtig, grenzüberschreitende Kontakte zu pflegen. Als Beispiel dafür dient das Programm im Haus der Regionen in Krems, das heuer sein zehnjähriges Bestehen feiert. Die Regionen zu stärken und emotional zu verankern, auch das ist ein Grundgedanke der Volkskultur und entspricht dem Projekt eines Europas der Regionen: sich mit dem Kleinen identifizieren und gleichzeitig sich für ein großes Gemeinsames engagieren. All das entsteht nicht von heute auf morgen, sondern muss mit vielen Initiativen gefördert werden, damit es selbstverständlich wird. Auch da ist Niederösterreich mit seinen zahlreichen grenzüberschreitenden Initiativen im Kulturbereich auf einem guten Weg. / Interview: Dorli Draxler und Edgar Niemeczek Fotos: Erich Marschik


Zeitzeugnis / 8

Offene Grenzen

ZUKUNFTSPROJEKT EUROPA EU-Nutznießer Niederösterreich – in diesem Jahr sind viele Jubiläen zu feiern, allen voran zehn Jahre EU-Osterweiterung.

Edgar Niemeczek, Geschäftsführer der Kultur.Region Niederösterreich, bringt es auf den Punkt: „Ein 100-prozentiges Ja zur Grenzöffnung und zum europäischen Weg, die anfängliche Euphorie ist freilich einer gewissen Ernüchterung gewichen, die Kontakte über Grenzen hinweg haben sich auf ein machbares Maß eingependelt, es gibt noch Ressentiments aus der Vergangenheit. Insgesamt ist die Entwicklung absolut positiv.“

Grenzübergang Fratres–Slavonice/Zlabings: Wohin verschwinden die Grenzen? Kam mizí Hranice? Temporäre Installation von Iris Andraschek und Hubert Lobnig, 2009. Foto: Hubert Lobnig

Die bevorstehenden EU-Wahlen rücken Niederösterreichs Position in der Union stärker in den Fokus. Heute denkt kaum mehr jemand – am wenigsten die Jugend – daran, wie die Situation vor 25 Jahren, vor dem Zusammenbruch der Nachkriegsordnung, politisch, wirtschaftlich und kulturell war. Resümee vorweg: Alles in allem genommen ist gerade Niederösterreich einer der Hauptnutznießer des EU-Beitritts. Wobei sich diese Nutznießung in drei Stufen vollzog, die heuer als Jubiläen (25, 20 und 10 Jahre) begangen werden: 1989: Zusammenbruch des Ostblocks, an dem Niederösterreich im Norden und Osten mit einem 400 Kilometer langen „toten Landstrich“ anschloss. 1994: Jahr des EU-Beitritts Österreichs. 2004: EU-Erweiterung um zehn Staaten. Aus niederösterreichischer Sicht sind dafür besonders die Länder Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn, mit denen das Land schon seit 1984 Kontakte pflegte, relevant. Motto: Kleine Schritte nach Europa.

Die Frage heute: Was hat’s gebracht, wem hat’s genützt? Hier ist nicht Platz für eine Gesamtbilanz, aber schon wenige Kenndaten und Tendenzen sind mehr als beeindruckend, was insbesondere für Wirtschaft und Arbeitsmarkt ebenso wie für für Kunst, Volkskultur und Wissenschaft gilt. Bei der Wirtschaft fällt – wenig überraschend – die geradezu sensationelle Entwicklung der Exportlandschaft auf: Mit einem sprunghaft gestiegenen Warenexport von 20 Milliarden Euro 2012 rückte Niederösterreich auf Platz zwei unter den Bundesländern auf, Tschechien und Ungarn wurden nach Westeuropa die wichtigsten Exportländer. Allein 86.657 Betriebe (!) wurden seit 2004 im Land gegründet. Mehr als ein Viertel der 600.000 Arbeitsplätze sichert der Export. Niederösterreich ist TopTen-Region in Europa. Was bedeutet dieser europäische Weg, der Niederösterreich vom Rand ins Zentrum des Kontinents rückte, aus volkskultureller Sicht?

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Manche grenzüberschreitende Feste existieren länger als der Fall der Systemgrenze, etwa das Blasmusiktreffen „Der böhmische Traum“ in Brand-Nagelberg, wo schon zu Zeiten „tiefsten Kommunismus“ der tschechoslowakische Kapellmeister Ladislav Kubeš sen. mit seinen Musikanten aufspielte. Ungezählte Initiativen wie der kulturübergreifende Verein Lepschi im Walviertel, gemeinsame Wander- und Fahrradwege, Historikertreffen diesseits und jenseits der Grenze, zweisprachige Zeitschriften wie „Okno/Fenster“ u. v. m. wurden ins Leben gerufen. Kaum ein Ort, kaum ein Kulturverein, der nicht schon mindestens einmal mit Partnern „von drüben“ ein Projekt umgesetzt hätte. Manches geht auch ganze ohne Förderung – wie etwa die Weinviertler Fangemeinschaft für den tschechischen Eishockeyverein Orli Znojmo. Das sind nur Beispiele. Dass mehr die Zentralregionen, weniger die Grenzorte gewonnen haben, im Waldviertel Achsen à la Retz– Znaim fehlen, ist einer der Wermutstropfen dieser an sich so erfreulichen Entwicklung. Womit auch gleich greifbare Ziele für die Zukunft abgesteckt sind. / Text: Franz Oswald


Haus der Regionen / 9

Kremser Kamingespräche

TUGEND.RECHT.FIKTION Zum Auftakt der aktuellen Reihe der Kremser Kamingespräche standen die großen Fragen nach Gerechtigkeit, Recht, Ethik und Moral im Mittelpunkt der Diskussion.

Eine wirklich gerechte Welt werde es nie geben, aber jeder solle seinen ganz persönlichen Beitrag leisten, um diesem Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen, resümierten die beiden Referenten die spannende, von Michael Battisti (ORF NÖ) geleitete Diskussion.

Raphael (1483–1520): Justitia, Stanza della Segnatura im Vatikan für Papst Julius II., Deckenfresko, Detail. Foto: The Yorck Project – 10.000 Meisterwerke der Malerei

Im Mai beschäftigen sich Eva Rossmann, Juristin, Autorin und Köchin, und Götz Spielmann, Autor und Regisseur, mit der Bedeutung des Themas Gerechtigkeit im Schaffen von Künstlerinnen und Künstlern. / Text: Marion Helmhart

„Kein Bürger darf so wohlhabend sein, dass er einen anderen kaufen könnte, und keiner so arm, dass er sich verkaufen müsste.“ (Jean-Jacques Rousseau)

Formalen Chancen stünden materielle Chancen diametral gegenüber.

Wer bestimmt, was gerecht ist? Wie gerecht ist unsere Gesellschaft? Und wie lässt sich Gerechtigkeit verwirklichen? Auf diese und ähnliche Fragen versuchten Hon.-Prof. Dr. Irmgard Griss, Leiterin der Schlichtungsstelle für Verbrauchergeschäfte und Ersatzmitglied des Verfassungsgerichtshofs, sowie Univ.Prof. Dr. Konrad Köstlin, Ethnologe, bei den Kremser Kamingesprächen im Haus der Regionen Antworten zu finden.

Das Gefühl der Gerechtigkeit sei aber für ein funktionierendes Gemeinwesen essenziell, meint Konrad Köstlin. Das Streben nach einer gerechten Welt sei eine Notwendigkeit, die Idee nach Gerechtigkeit habe die Menschen immer vorwärts gebracht. Das sich stetig verändernde moralische Selbstverständnis bewegte unsere Gesellschaft nach verstärkter Forderung nach einer gerechteren Verteilung, nach besserem Umweltschutz oder humaneren Arbeitsbedingungen. Konrad Köstlin: „Recht ist einerseits an Räume wie z. B. Staaten gebunden, andererseits weitet es sich aus und wird universell. Menschenrechte sind global. Das macht deutlich, dass wir in größeren Räumen denken. Dem gegenüber steht, dass in Zeiten und Kulturen Recht unterschiedlich verstanden wird.“

„Formal gesehen leben wir in einer gerechten Gesellschaft“, meint Irmgard Griss. Die österreichische Verfassung, nach der die Rechtsprechung erfolgt, garantiere das Recht auf Gleichbehandlung. Allerdings widersprächen die rechtlichen, vom Gesetzgeber fixierten Normen den persönlichen Empfindungen.

Nachzuhören auf www.volkskultureuropa.org/kgs

Ein essenzielles Gefühl

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

KREMSER KAMINGESPRÄCHE IM HAUS DER REGIONEN

——————————————————— Mi, 14. 5. 2014, 18.00 Uhr Schicksal.Chance.Illusion Eva Rossmann, Götz Spielmann Mi, 11. 6. 2014, 18.00 Uhr Frauen.Männer.Generationen Mag. Klaudia Tanner, Prof. Dr. Bernd Marin Eintritt frei, Anmeldung erbeten! Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 www.volkskultureuropa.org


aufhOHRchen / 10

Sieghartskirchen

ZWISCHEN ALPENVORLAND & WIENERWALD aufhOHRchen 2014 findet vom 12. bis 15. Juni in Sieghartskirchen statt. Ein Ortsporträt der Marktgemeinde.

Hugo Darnaut (1851–1937): Garten und Kellerstöckl (in Plankenberg), Aquarell auf Papier, um 1900. Repro: Dorotheum

Sieghartskirchen liegt am Schnittpunkt vom niederösterreichischen Alpenvorland und dem Wienerwald. Die 1850 gebildeten Gemeinden Abstetten, Kogl, Ollern, Rappoltenkirchen, Ried am Riederberg, Röhrenbach und Sieghartskirchen wurden im Zuge der Kommunalstrukturreform 1972 zu einer einzigen Gemeinde vereinigt.

Einige Orte der Region sind auch durch verschiedene historische Ereignisse überregional bekannt. Im Jagdschloss Plankenberg, einem im 17. Jahrhundert errichteten dreigeschossigen Bau, war zwischen 1814 und 1826 eine Erziehungsanstalt für Adelige untergebracht. Ab dem Jahr 1885 bewohnte der Landschaftsmaler Emil Jakob Schindler

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern Schloss Plankenberg. Er scharte einen kleinen Kreis von Künstlern um sich; Marie Egner, Tina Blau, Olga Wisinger-Florian, Carl Moll, Theodor von Hörmann und Hugo Darnaut zählen zum Plankenberger Malerkreis, dessen Werke dem österreichischen Stimmungsimpressionismus zuge-


aufhOHRchen / 11

Schloss Rappoltenkirchen ließ Baron Simon G. Sina von Theophil Hansen umbauen. Foto: Erich Rabl

rechnet werden. Ein Lieblingsmotiv Schindlers war die unweit von Schloss Plankenberg vorüberführende Pappelallee der Linzer Reichsstraße. Alma Mahler-Werfel, Schindlers Tochter, verbrachte Jahre ihrer Kindheit in Plankenberg. In ihrem Buch „Mein Leben“ schreibt sie darüber: „Meine Kindheit verbrachte ich meist in diesem alten Schlosse. Es war für mich voll Grauen, Legenden und Schönheit.“

Ringstraßenpalais im Wienerwald Auch in Rappoltenkirchen ist das Schloss das größte Juwel des Ortes. Anfang des 19. Jahrhunderts gelangte die Herrschaft und das Schloss Rappoltenkirchen in den Besitz der griechischen Familie Sina. Georg Simon Sina (1782–1856) war der bedeutendste Finanzmann der griechischen Kolonie in Wien, er galt nach Rothschild damals als der zweitreichste Mann Österreichs. An der Ostseite des Schlossparkes ließ Sina 1854 ein großes Mausoleum erbauen. Dort ruhten von 1906 bis 1964 die Gebeine des griechischen Freiheitshelden Alexander Fürst Ypsilanti. Freiherr Simon Georg Sina beauftragte den großen Architekten des 19. Jahrhunderts, den aus Dänemark gebürtigen Theophil Hansen, mit dem Umbau des Schlosses Rappoltenkirchen, der in Wien u. a. das Parlamentsgebäude und die Börse erbaut hatte. Hansen gestaltete Schloss Rappoltenkirchen im neoklassizistischen Stil zu einem „Ringstraßenpalais im Wienerwald“ um. Über eine Tochter Sinas kam Schloss Rappoltenkirchen in den Besitz der griechischen Familie Ypsilanti, die es bis Ende des 20. Jahrhunderts besaß.

In einer Talmulde südöstlich von Ried am Riederberg wurde 1546 ein Franziskanerkloster „im Paradies“ gegründet. Die Einsamkeit des Ortes gefiel den Ordensoberen, sodass das Noviziat und die Studienanstalt hierher verlegt wurden. Ein Großteil des Klosters fiel 1509 einer Feuersbrunst zum Opfer. Im Zuge der ersten Türkenbelagerung Wiens schwärmten türkische Streifscharen in den Wienerwald aus und zerstörten das Franziskanerkloster endgültig. Erhalten sind heute noch die Mauern eines einschiffigen, spätgotischen Kirchleins. Auch die Burg von Sieghartskirchen, die sich nahe dem heutigen „Gasthaus zum Mohren“ befand, wurde von den Türken 1529 zerstört.

Karolingische Urpfarre Die älteste Nennung eines Ortes im Gemeindegebiet von Sieghartskirchen bezieht sich auf Abstetten, das zwischen 983 und 991 als „Abbatesteti“ erstmals in einem Weistum aufscheint. Alle Pfarren im Raum Sieghartskirchen entstanden durch die Abspaltung der großräumigen karolingischen Urpfarre Abstetten. Mittelpunkt der mittelalterlichen Siedlungsanlage Sieghartskirchens war die wehrhafte Kirche, errichtet auf einer Anhöhe und umgeben von Pfarrhof und Friedhof. Am Fuße des Kirchenhügels breitete sich eine unregelmäßige Siedlung aus, die später planmäßig als Straßendorf erweitert wurde. Der Ortsname Sieghartskirchen leitet sich von einem Sieghard ab, der hier die Kirche gegründet und wohl dem Geschlecht der Sieghardinger angehört hat.

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Helene Sina. Foto: Sammlung Rabl

Reichsstraße Wien–Linz Sieghartskirchen hatte sich früh zu einem lokalen Marktzentrum entwickelt, das vor allem Vorteile an der Reichsstraße Wien– Linz ziehen konnte. Im 16. Jahrhundert wurde in Sieghartskirchen eine Poststation, die bis zur Erbauung der Eisenbahnen im 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle spielte, errichtet. Denn lange Zeit führte die von Wien nach Westen führende Hauptverkehrslinie durch Sieghartskirchen. Leider verpasste Sieghartskirchen im 19. Jahrhundert den Anschluss an das Eisenbahnnetz; die zahlreichen Projekte einer Wienerwaldbahn scheiterten alle an der Frage der Finanzierung. Durch die Poststation wurde Sieghartskirchen etwa ab 1700 ein beliebter Übernachtungsort. Vom 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg war es eine gern aufgesuchte Sommerfrische. Seit der Zwischenkriegszeit ist das Gemeindegebiet, ausgehend vom Riederberggebiet, zu einem bevorzugten Siedlungsgebiet von Wienern geworden. Im Jahr 1980 kaufte die Gemeinde das ehemalige Posthaus mit dem weitläufigen Park an und adaptierte das klassizistische Gebäude als Rathaus. Im dazu gebauten „Kulturpavillon“ finden laufend kulturelle und gesellige Veranstaltungen statt. / Text: Erich Rabl


aufhOHRchen / 12

aufhOHRchen 2014

VOLKSMUSIKFESTIVAL Mehr als 1.000 Sänger, Tänzer und Musikanten werden Sieghartskirchen vom 12. bis 15. Juni zum Klingen bringen.

suchten, hoch zu Ross, den Kranz mit einem Degen zu erobern, um ihn ihrer Angebeteten zu überreichen. Auch heute ist das Kranzlstechen ein attraktiver Brauch und beliebter Wettstreit, auch wenn der romantische Bezug ein wenig verloren ging.

Landpartie: Musikalische Kutschenfahrten. Foto: Volkskultur NÖ/Andreas Heske

Singen, tanzen, musizieren und gemeinsam Gastfreundlichkeit erleben, das ist das Motto des größten niederösterreichischen Volksmusikfestivals aufhOHRchen. In enger Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde Sieghartskirchen gestaltet die Volkskultur Niederösterreich ein abwechslungsreiches Kulturprogramm, das für jedes Alter und für jeden Geschmack das Richtige bietet. „Wo immer aufhOHRchen Station macht, sorgt es beim Publikum für offene Augen und Ohren“, ist Dorli Draxler, Festivalleiterin und Geschäftsführerin der Volkskultur Niederösterreich, vom Erfolg des Festivals in Sieghartskirchen überzeugt. Seit Monaten arbeiten lokale Vereine und Kulturschaffende, Lehrer, Schüler und Wirtschaftstreibende gemeinsam an einem attraktiven Programm: Denn aufhOHRchen ist keine von außen aufgesetzte Veranstaltung, sondern bindet alle Kräfte einer Region ein. aufhOHRchen vereint die

aufhOHRchen: vier Tage Volksmusik vom Feinsten.

kulturellen Besonderheiten des Veranstaltungsorts mit den fixen Bausteinen des Festivals, die alle Facetten der niederösterreichischen Volkskultur umfassen: von der Blasmusik über Sänger- und Musikantentreffen, Konzerten der Pflicht- und Musikschulen, Wirtshausmusik, Chöretreffen bis zu einem Radio-Niederösterreich-Frühschoppen sowie einem großen Festkonzert mit Amadeus Brass, Frauenkompott und den Hybridbradlern.

Kranzlstechen In Kooperation mit dem Niederösterreichischen Pferdesportverband wird die alte Tradition des Kranzlstechens Teil des aufhOHRchen-Programms. Einem mittelalterlichen Hochzeitsbrauch zufolge wurde der von der Braut abgelegte Jungfernkranz an einen Baum gehängt. Die männlichen Gäste ver-

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Ein weiterer Höhepunkt der Festivaltage sind die musikalischen Kutschenfahrten zur Waldkapelle am Freitag. Aus vier verschiedenen Richtungen fahren Musikanten auf Pferdegespannen – von den Gestüten Brabec, Deckardt/Schuster, Rieger und Vogl – zur Waldkapelle und unterhalten mit fröhlichen Ständchen. Mehr als 1.000 Sänger, Tänzer und Musikanten werden Sieghartskirchen vom 12. bis 15. Juni zum Klingen bringen. Als Einstimmung auf die Festivaltage stellen fünf Gasthäuser an vier Abenden bereits ab Mai ihre Lokale als Bühne für gelebte Volksmusik zur Verfügung: Hervorragende Ensembles laden zum Mitsingen, Mittanzen, zum Erlebnis von Volksmusik in ihrer unmittelbarsten und schönsten Form ein. / Text: Marion Helmhart

aufhOHRchen 2014

——————————————————— Do, 12.–So, 15. 6. 2014 22. NÖ Volksmusikfestival aufhOHRchen in Sieghartskirchen Vorprogramm ab 23. 5. 2014 Für das Detailprogramm beachten Sie bitte die Beilage! www.aufhOHRchen.at


Haus der Regionen / 13

Connecting Tunes

SPEICHER DER SPRACHE

VON FREMDEN LÄNDERN UND SITTEN

——————————————————— Eine Parodie auf den selbstherrlichen Blick der Expeditionsfilme.

Foto: ORF

Ruzsa Nikolić-Lakatos singt Lieder der Lovara. Die Gruppe Alma spielt zeitgenössische Volksmusik.

nur einzelne Ausdrücke, die heute im alltäglichen Gebrauch kaum mehr (bzw. gar keine) Verwendung finden. 2011 wurden die Lieder der Lovara in das Immaterielle Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Ruzsa Nikolić-Lakatos hat trotz schwerer Schicksalsschläge, dem Tod ihres Sohnes Sascha und ihres Mannes, nach längeren Pausen die Band neu formiert und engagierte sich beim Aufbau der Vienna Gipsy Music School.

Alma, wie die Seele

Ruzsa Nikolić-Lakatos. Foto: z. V. g.

Die Lovarica Ruzsa Nikolić-Lakatos gilt als die Botschafterin der Roma-Musik. Für die in Pápa in Ungarn geborene Sängerin war Musizieren immer schon Teil ihres Familienlebens. Die Musikethnologin Ursula Hemetek ermunterte sie, auch für ein „weißes“ Publikum zu singen. Mit ihren Söhnen Mischa und Sascha bildete sich das Ensemble „Ruzsa Nikolić-Lakatos and The Gypsy Family“. Lieder sind ein wichtiger Bestandteil der Kulturtradition der Lovara. Die Bezeichnung dieser Roma-Gruppe geht auf ihre frühere Haupterwerbstätigkeit zurück: „Lovara“ bedeutet „Pferdehändler“. Die Lieder handeln meist von der Familie und der Gemeinschaft, aber auch die Rolle des Einzelnen und die frühere Lebensweise der Lovara spiegeln sich in ihnen wider. Zudem sind die Lieder ein „Speicher“ der Sprache, beinhalten sie doch für diese Romanes-Variante typische Phrasen, Metaphern, Sprechformeln oder auch

Den ersten Abend der Reihe „Connecting Tunes“ bestreiten Alma, fünf junge Musiker mit Wurzeln in der Volksmusik. Ihre Ausbildungen an unterschiedlichsten Instrumenten und in verschiedenen Musikrichtungen und ihre nicht enden wollende Begeisterung für Bräuche und Kulturen verbinden die Musiker. In ihrer Musik vereinen sich Tradition, Improvisation und Innovation zu einem äußerst lebendigen Neuen. /

CONNECTING TUNES

——————————————————— Fr, 16. 5. 2014, 19.30 Uhr Alma Fr, 23. 5. 2014, 19.30 Uhr Ruzsa Lakatos & Ethno Experience Kat. I: VVK: EUR 16,00, AK: EUR 18,00 Kat. II: VVK: EUR 14,00, AK: EUR 16,00 Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 www.volkskultureropa.org

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Der schwarzafrikanische Forschungsreisende Kayonga Kagame dringt mit seinem Team in die Weiten Oberösterreichs vor, um Sitten und Gebräuche der dort lebenden Stämme zu studieren, und entdeckt dabei völlig neue Kulturphänomene. Die Kirchen, einst wichtige Versammlungsorte, sind leer – dafür drängen sich die Ureinwohner in einem riesigen Zelt zusammen. Dort trinken sie gewaltige Mengen einer gelblichen Flüssigkeit und vertilgen hauptsächlich Hühner, worauf der Forscher eine Sensation wittert. Das weiße Volk hat ein neues Götzenbild: Das Huhn hat das Lamm abgelöst. In einer weiteren Folge von „Fremde Länder und Sitten“ setzt sich die afrikanische Forschungsgruppe zum Ziel, auch das Leben der Nachbarstämme Oberösterreichs, etwa der Steirer, der Salzburger oder der Tiroler, zu dokumentieren. Dabei werden skurrile Entdeckungen gemacht: Ein Höhepunkt der Forschungen ist zweifellos ein spezielles Frühsommerwochenende, an dem plötzlich ungeheure Horden von Angehörigen der nördlichen Nachbarstämme über die ostalpinen Eingeborenen herfallen und von diesen auch noch freundlich, sogar untertänig, aufgenommen werden. Die beiden Filme werden einleitend vom Hauptdarsteller Frank Oladeinde (s. Foto) präsentiert. Mo, 5. 5. 2014, 19.00 Uhr Haus der Regionen, Festsaal 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 19.00 Uhr: Das Fest des Huhnes, 20.30 Uhr: Dunkles, rätselhaftes Österreich, Regie: Walter Wippersberg VVK: EUR 8,00, AK: EUR 10,00, freie Platzwahl www.volkskultureropa.org


Tanz / 14

Ballettkonservatorium St. Pölten

TRAUMBERUF PRIMABALLERINA Ein Schulmodell für Leistungssportler ermöglicht angehenden Tänzern eine professionelle Berufsausbildung am Ballettkonservatorium.

Bestqualifizierte Pädagogen trainieren täglich die erst 14- bis 18-jährigen Tänzer aus Niederösterreich sowie Schüler aus aller Welt. Shida Mubariakova aus Moskau ist für das professionelle Basistraining verantwortlich. Foto: Ballettkonservatorium St. Pölten

Mittwoch, 8.45 Uhr, Theater des Balletts, Oriongasse 4: Musik dringt durch die Gänge und führt zu drei Sälen, in denen Tänzerinnen und Tänzer gerade ihre Aufwärmübungen durchführen. Es ist die erste Trainingseinheit der Schüler des Ballettkonservatoriums St. Pölten an diesem Tag – und auch nicht die letzte. 182 Schülerinnen und

Schüler absolvieren derzeit eine Ausbildung am Ballettkonservatorium St. Pölten. Kinder ab dem Alter von fünf Jahren haben die Möglichkeit, Unterricht in Ballett, Jazz, Modern und Hip-Hop zu nehmen und werden mit den ersten tänzerischen Grundlagen vertraut gemacht. Was spielerisch beginnt, kann sich zu einem Berufswunsch entwi-

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

ckeln. In den sogenannten Pre-Ballett-Klassen können die Schüler gemeinsam mit ihren Eltern über ihre tänzerische Zukunft und eine Berufsausbildung entscheiden. Alina Mares, 14 Jahre, hat sich für eine Berufsausbildung am Konservatorium entschlossen. Ballettunterricht hat Alina schon


Tanz / 15

sehr früh genommen – und damit ihrer älteren Schwester nachgeeifert, durch die sie ihre Liebe zum Tanz entdeckt hat. Besondere Unterstützung hat Alina in der Musikschule Ernstbrunn von ihrer damaligen Lehrerin bekommen, der ehemaligen Staatsoperntänzerin Margit Kleindl-Würzler, die sie auch ermutigt hat, den weiteren Schritt zu wagen und ins Konservatorium zu gehen. Seit einem Jahr wird sie nun in St. Pölten unterrichtet und profitiert von einem Schulmodell der besonderen Art.

Leistungssport und Matura Viele Kinder und Jugendliche in Österreich haben die Begabung zum Spitzensportler und Tänzer. In St. Pölten bieten besondere Schulformen die Möglichkeit für eine höhere Schulbildung bei gleichzeitiger Ausübung eines Leistungssports. Das Bundesoberstufenrealgymnasium und die Bundeshandelsschule für Leistungssportler kooperieren mit Sportverbänden und dem Ballettkonservatorium und ermöglichen den Schülern neben der Schulausbildung die Rahmenbedingungen für intensive Sportausübung unter Begleitung erfahrener Trainer. „Meine Klasse setzt sich zur Gänze aus Jugendlichen zusammen, die Spitzensport betreiben: Fußballer, Leichtathleten, Basketballer etc. Ab der 8. Schulstufe ist die Zeit von 8.00 bis 10.00 Uhr dem Training vorbehalten. In meinem Fall bedeutet das, dass ich fast jeden Vormittag Balletttraining habe, danach gehe ich in die Schule. Außerdem trainieren und proben wir auch noch am Nachmittag und am Samstag“, berichtet Teresa Korntheuer. Die 18-Jährige kommt mittlerweile auf 20 bis 25 Stunden Training in der Woche. Im kommenden Jahr möchte Teresa maturieren, im BORGL hat sie insgesamt fünf Jahre Zeit bis zum Maturaabschluss. Wie unterscheidet sich das Leistungssportmodell außerdem von anderen Schulmodellen? Um die Teilnahme an Veranstaltungen oder Proben zu ermöglichen, wird als Ausgleich zu den versäumten Schulstunden zusätzlicher Individual- und Förderunterricht angeboten. „Freistellungen von der Schule sind grundsätzlich kein Problem. Auch im Schulalltag wird uns vieles erleichtert“, erzählt Alina Mares. Sie besucht, wie einige ihrer Kollegen auch, das Internat,

denn der lange Anfahrtsweg aus ihrer Heimat Mistelbach würde einen Besuch des Konservatoriums unmöglich machen. Auch abseits der Schulfächer profitieren die jungen Tänzerinnen: „Man lernt schnell, auf sich selbst gestellt zu sein. Auch Selbstdisziplin und Durchsetzungsvermögen sind Qualitäten, die bei der Ausbildung einen hohen Stellenwert einnehmen und für die Entwicklung unabdingbar sind.“

Berufsausbildung oder Hobby auf hohem Niveau? „Natürlich möchte ich Balletttänzerin werden“, sind sich die Schülerinnen einig. Das vorrangige Berufsziel der Absolventen des Ballettkonservatoriums ist jenes des Tänzers. „Nur einige wenige schaffen es. Wir alle arbeiten sehr hart daran, so weit zu kommen. Aber wenn du nicht daran glaubst, kannst du gleich aufgeben“, kennt Teresa Korntheuer die Härte des Business. Das Ziel ist, in ein renommiertes Ensemble aufgenommen zu werden, oft genannt: die Wiener Staatoper. Und dennoch gibt es Ersatzpläne, denn allem Optimismus zum Trotz sind die Chancen, es bis ganz oben zu schaffen, gering. „Sollte ich nicht an der Oper aufgenommen werden, möchte ich Medizin studieren“, erzählt die 16-jährige Jana Christova von ihren Plänen. Was sie sich auch gut vorstellen kann: Journalistin oder Tanzkritikerin, denn schließlich habe sie „wirklich Ahnung von Ballett“. Am Ende der Ausbildung stehen den Schülerinnen viele Möglichkeiten offen, der Abschluss bietet eine hervorragende Grundlage für verschiedene Berufe und Tätigkeiten und dank des Abschlusses einer höheren Schule auch mehr Alternativen als die klassische Ballettausbildung. Die Schülerinnen wissen auch um die Vorteile ihres Schulmodells Bescheid: „Durch den Leistungssportabschluss sind auch verschiedenste Tätigkeiten im sportlichen Bereich naheliegend – das kann auch in Richtung Sportpsychologie oder Physiotherapie gehen“, so Jessica Szsilagyi, die jedoch am liebsten in New York tanzen würde.

Bindeglied Musikschule Das Bindeglied zu Ballettinstituten, an denen Vorbereitungslehrgänge für Kinder

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Danceflash 2013: Teresa Korntheurer beim Stangenexercise mit Karina Sarkissova. Foto: Ballettkonservatorium St. Pölten

oder ein Studium zur Berufsausbildung für Bühnentanz oder für Tanzpädagogik angeboten werden, sind die Musikschulen. Viele niederösterreichische Musikschulen bieten qualitative Tanzangebote für Kinder und Jugendliche. Regelmäßig abgehaltene Veranstaltungen wie das Tanzensembletreffen „Tanz im Gespräch“ sollen einen Austausch zwischen den jungen Tänzern ermöglichen. Was jedoch würden die Schülerinnen des Ballettkonservatoriums jüngeren Tänzern raten, die andenken, Tanz zu ihrem Beruf zu machen? „Man muss es wirklich lieben und bereit sein, dafür zu arbeiten.“ Die Rahmenbedingungen dafür sind in St. Pölten mit der Schulkooperation von Konservatorium und Sportleistungszentrum gegeben. / Text: Katharina Heger

DANCEFLASH 2014

——————————————————— Mo, 30. 6.–So, 6. 7. 2014 Europa Ballettkonservatorium St. Pölten / Theater des Balletts 3100 St. Pölten, Oriongasse 4 Sommerworkshop für Amateure & Professionals: Klassisches Ballett, Modern Dance, Pas de deux, Choreographie Tägliche Workshops mit Rainer Krenstetter u. a. (10.00–17.00 Uhr), Kindertraining mit Kristina Chantal, Bühnenschminken mit Karina Sarkissova, Internationale Ballettgala am 5. 7., 19.00 Uhr, u. v. m. Europa Ballettkonservatorium St. Pölten Tel. 02742 230000, info@ballett.cc www.ballett.cc, www.danceflash.cc


Chorszene Niederösterreich / 16

Chorleiten

SINGENDE MENSCHEN LEITEN Chorleitung will gelernt sein – die Chorleiterausbildung der Chorszene Niederösterreich.

Chorleiterausbildung der Chorszene Niederösterreich.

Mit dem vorbildhaften Konzept im Bereich der Chorleiterausbildung setzt die Chorszene Niederösterreich seit 2007 Maßstäbe. Mit dem Basislehrgang chor.leiten 1 und der Meisterklasse chor.leiten 2, besteht für niederösterreichische Chorleiter die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und auszubauen. Dabei lernen die Teilnehmer von den Besten. So wählten die Teilnehmer des aktuellen Lehrganges aus einer Riege von international erfolgreichen Coaches: Martin Stohl, Edgar Wolf und Gottfried Zawichowski waren die Referenten des zweijährigen Basislehrgangs chor.leiten 1. Der derzeit noch laufende Lehrgang endet am 21. September 2014 im Haus der Regionen in Krems-Stein mit einer Abschlusspräsentation der Teilnehmer und der anschließenden Zertifikatsübergabe. Erwin Ortner, Vorsitzender des Chorsenats

der Chorszene Niederösterreich und Gründer und Leiter des Arnold Schoenberg Chors, zeigte sich äußerst zufrieden: „Wenn die Leitung von Begeisterung getragen ist, können sich Sängern und Zuhörern wunderbare Erlebnisse erschließen.“

chor.leiten 1 Aufgrund der großen Nachfrage starten die nächsten Lehrgänge (chor.leiten 1 und chor. leiten 2) bereits wieder im Oktober 2014. Der Lehrgang chor.leiten 1 der Chorszene Niederösterreich richtet sich an Chorleiter, die sich in grundlegenden Bereichen der Ensembleleitung weiterbilden und ihre Kenntnisse vertiefen möchten. Der Kurs bietet aber auch interessierten Personen mit musikalischen Grundkenntnissen, die gerne als Chorleiter

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

tätig werden möchten, die Möglichkeit zum Einstieg in dieses Tätigkeitsfeld. Der wöchentliche Unterricht an ausgewählten Musikschulen in verschiedenen Vierteln des Landes ermöglicht es, berufsbegleitend in vier Semestern eine fundierte Basisausbildung im Bereich der Chorleitung zu erhalten. Ausbildungsinhalte sind Schlagtechnik, Harmonielehre, Gehörbildung und Stilkunde anhand der Literatur aus den verschiedenen Epochen der Musikgeschichte. Zusätzlich zum theoretischen und praktischen Unterricht werden Stimmbildung und Klavierpraktikum angeboten. Der zweijährige Kurs hat zum Ziel, die Kompetenzen der in Niederösterreich tätigen Chorleiter nachhaltig zu fördern. Der Unterricht findet einmal wöchentlich (30 Termine, beginnend ab Oktober 2014) im Ausmaß von eineinhalb Stunden in der Gruppe (fünf bis acht Personen) sowie im Einzelunterricht in den Fächern Stimmbildung und Klavierpraktikum statt.

chor.leiten 2 Der Lehrgang chor.leiten 2 ist für jene gedacht, die auf dem Gebiet der Chorleitung bereits fortgeschritten sind und auf eine mehrjährige Praxis verweisen können. Gemeinsam mit dem gewählten Coach wird ein individueller Seminarablauf erarbeitet. Vermittelt werden Theorie und Praxis der Chorleitung, allgemeine Musikkunde, Schlagtechnik, Probenmethodik, Gehörbildung. Der Praxisteil umfasst eine wöchentliche Hospitation bei einem Chor und/oder den Besuch eines einwöchigen Seminars, das auch Chorleitungsinhalte anbietet. Möglich sind auch zwei Semester Hospitation, zwei einwöchige


Chorszene Niederösterreich / 17

Tulln

PFINGSTKLANG Ein spezielles auf die Pfingstzeit ausgerichtetes Chorkonzert veranstaltet die Musikalische Jugend Österreichs.

Kurse oder ein Semester Hospitation und ein einwöchiger Kurs. Mögliche Kurse sind etwa die Vokalwoche Melk (20.–27. Juli 2014) oder die Internationale Chor-akademie Krems (4.–13. Juli 2014). Die Dauer beträgt zwei Semester. Der Chorleiter und Dirigent Erwin Ortner: „Eine Gruppe singender Menschen zu leiten, das gehört zu den spannendsten Aufgaben unserer Gesellschaft. Damit dies in qualitätsvoller Verantwortung passiert, bietet die Chorszene Niederösterreich für Einsteiger und Fortgeschrittene, für die das Singen ein wichtiger Teil ihres Lebens darstellt, diese Lehrgänge an. Ehrenamt und Qualität sollen einander nicht ausschließen, sondern untrennbar miteinander verbunden sein.“ / Text: Michaela Zettl

CHOR.LEITEN

——————————————————— chor.leiten 1 – Haag/Mostviertel: Edgar Wolf – Ziersdorf/Weinviertel: Martin Stohl – St. Pölten/Niederösterreich Mitte: Miriam Schmid – Krems/Waldviertel: Gottfried Zawichowski chor.leiten 2 Mit Erwin Ortner, Ingrun Fussenegger Anmeldung & Information Chorszene Niederösterreich Tel. 02742 90666 6117 www.chorszenenoe.at

Heinz Ferlesch. Foto: Michael Inmann

In einer Zusammenarbeit von drei ausgezeichneten Ensembles wird ein Programm präsentiert, das die Auseinandersetzung des „heiligen Geistes“ von verschiedenen Standpunkten aus beleuchtet: vom Zitat des Chorals „Komm, heiliger Geist“ in der BachMotette über Henry Purcells „Magnificat“ und eine Vision des Polarlichtes in den „Northern lights“ des Norwegers Ola Gjeilo. Von jeher hat Komponisten aller Epochen dieses Thema beschäftigt und zu herausragenden Schöpfungen angeregt. Beim Konzert in Tulln soll dabei die Klammer zwischen der Barockmusik und der Gegenwartsmusik herausgearbeitet werden. Die Capella Leopoldina unter der Leitung von Jörg Zwicker wird auf Originalinstrumentarium musizieren, der A-cappella-Chor Tulln unter der Leitung von Gottfried Zawichowski (Koordinator der Chorszene Niederösterreich) übernimmt die Programmteile von Henry Purcell, der Projektchor.szeneNö

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

unter der Leitung von Heinz Ferlesch (Koordinator der Chorszene Niederösterreich) interpretiert die herausragende Deutsche Messe von Johann Nepomuk David. /

KOMM, HEILIGER GEIST

——————————————————— So, 25. 5. 2014, 18.00 Uhr Stadtpfarrkirche Tulln Johann Sebastian Bach: „Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf“, Motette BWV 226 Henry Purcell: „Occasional Suite“, „Lord, how long wilt Thou be angry?“, Anthem Z 25, Magnificat Z 231/1 Ola Gjeilo: „Northern Lights“ (2008) Johann Nepomuk David: „Deutsche Messe“ op. 42 Karten: www.jeunesse.at


Mai / 18

Bräuche

DIE BÄUME SCHLAGEN AUS „Der Mai ist gekommen / die Bäume schlagen aus / Da bleibe, wer Lust hat / mit Sorgen zu Haus! …“

standen, feierten sie ihre Blüte im „marianischen Jahrhundert“, zwischen den Dogmen von 1854 („Unbefleckte Empfängnis“) und 1950 („Leibliche Aufnahme in den Himmel“). Üppig geschmückte Altäre und sentimentale Lieder ließen sie vielen Gläubigen als Inbegriff eines „schönen“ Gottesdienstes erscheinen.

Maistriche

Der „Pfingstkönig“ aus Patzsmannsdorf, der Heimat der Zeichnerin.

Genau 180 Jahre sind vergangen, seit Emanuel Geibel, einer der bekanntesten deutschen Dichter der Spätromantik, sein „Wanderlied“ verfasste. Es passt zum „Wonnemond“, wie der fünfte Monat des gregorianischen Kalenders in der Monatsliste Karls des Großen im 8. Jahrhundert hieß. „Wunnimanot“ stand für Weidemonat. Nun wurde das Vieh ins Freie getrieben. Die schöne Jah-

reszeit war nach den „Eisheiligen“ – Pankratius, Servatius, Bonifatius – und der „nassen Sophie“ in der Monatsmitte nicht mehr aufzuhalten. Abhängig vom Ostertermin können Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam in den Mai fallen. Im „Marienmonat“ finden Maiandachten statt. In der Barockzeit ent-

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Die Bräuche im Mai zeigen sich allerdings oft alles andere als heilig. Das beginnt schon am Vorabend des Monatsersten. Er war in den Dörfern eine gefürchtete Unruhnacht. Vor 80 Jahren schrieb der Heimatforscher Leopold Teufelsbauer (1886–1946): „Wie nun draußen in der Natur alle Lebenskraft erwacht und sich oft stürmisch entfaltet, so scheint es auch im Menschenleben, das manchmal mit seinen Kräften nicht hauszuhalten weiß und sich austoben will … Wagen wurden zerlegt und mit Mist beladen auf die Hausdächer gestellt, Firmentafeln umgehängt, Arbeitsgeräte auf Bäume gezogen und anderes.“ Solche Rüge traf unbeliebte Dorfbewohner und wurde auch „Philippeln“ genannt, weil bis 1955 die Apostel Philipp und Jakob am 1. Mai im Kalender standen. Eine andere Aktion der Burschen, das Ziehen von Steigen zwischen den Häusern von Verliebten, erfreute sich in letzter Zeit besonderer Beliebtheit. Wer in der jüngsten Vergangenheit Anfang Mai feldforschend im Weinviertel unterwegs war, konnte kilometerlange „Maistriche“ verfolgen. Im Unterschied zu früher, und zum Ärger der Bürgermeister und Straßenverantwortlichen, werden die


Mai / 19

dern sollten die Forderung nach dem Achtstundentag unterstützen. 1919 erhob die Nationalversammlung den früheren Streiktag zum allgemeinen Ruhe- und Festtag (Staatsfeiertag). 1955 führte Pius XII. das Fest „Josef der Werkmann“ („Josef der Arbeiter“) als Reaktion auf die Arbeiterfeiern ein.

Pfingstkönig

Maibaumkraxeln.

Spuren nicht mehr einfach mit Kalk gepinselt, sondern man füllt eine Kalk-ÖlMischung in ein Fass und lässt dieses während der nächtlichen Traktorfahrt ausrinnen. Früher mussten die jungen Frauen die Zeichen der Schande beseitigen, bevor sie jemand am nächsten Morgen bemerkte. Männern vorbehalten war hingegen die Ehre, in dieser Nacht eine Maitafel an das Haus gehängt zu bekommen. Das beobachtete in den 1970er Jahren der Volkskundler Werner Galler als neuen Weinviertler Brauch. Er schrieb: „Sie sind prächtig mit Bändern geschmückt, auch mit Tannenreisig verziert, und tragen Aufschriften wie: ,Ein dreifaches Hoch von der Burschenschaft‘.“ Die Tafeln ersetzten die Ehrenbezeugung durch Maibäume. Sie brachten mehr Trinkgeld und waren rasch anzubringen.

Familie der Festbäume Der Maibaum auf dem Hauptplatz hat nicht das Geringste mit einem heidnisch-germanischen Frühlingskult zu tun. Er ist einer aus der großen Familie der Festbäume, zu der u. a. Kirtagbaum, Hüterbaum, Sonnwendbaum oder die Bäumchen zur Dachgleiche zählen.

Maibaum-Feste in den heute bekannten Formen mit Volkstanz etc. sind eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Die flächendeckende Verbreitung des Brauches setzte im 20. Jahrhundert ein. Leopold Schmidt (1912–1981) bewies in seinem Werk „Volkskunde von Niederösterreich“, dass es sich um eine mittelalterliche, städtische Gepflogenheit handelt: Bald nach der ersten bekannten Nachricht (Aachen, 1224) erfährt man von einem Maibaum am Babenbergerhof in Wien. Das Aufstellen und Schmücken war, ebenso wie das anschließende Fest, eine Pflicht der weltlichen Obrigkeit. Als Herzog Leopold IV. (der Glorreiche) anno 1230 starb, klagten die Wiener: „Wer singet uns nu vor / zu Wienn auf dem Chor / als er vil dicke hat getann / der viel tugendhafte man? / Wer singet uns nu raien / wer zieret uns nu die maien?“ In Industriegemeinden ist der 1. Mai ein Fixpunkt im sozialdemokratischen Festkalender. Der dienstfreie „Tag der Arbeit“ wird seit 1890 begangen. 1889 gedachte der Internationale Arbeiterkongress in Paris des Hundertjahr-Jubiläums der Französischen Revolution. Aus diesem Anlass wurde beschlossen, den 1. Mai als Weltfeiertag des Proletariats auszurufen. Manifestationen in allen Län-

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Pfingsten nannte Leopold Schmidt „das eigentliche Frühlingsfest“ mit Bräuchen, die sich auf das Leben und Arbeiten im Freien beziehen. Ab dem Wonnemonat konnte das Vieh draußen grasen und die „Halterbuben“ wurden in ihre Pflichten eingeführt. „Weit verbreitet waren und sind Necknamen und Spottverse für Langschläfer an diesem Fest.“ Der Autor überliefert einen Spottvers, der um 1900 in der Gegend von Waidhofen an der Ybbs bekannt war: „Pfingstlucken steh auf / Reck d’ Luken auf d’Höh auf / Nimm an Besen, kihr aus / Nimm die Goaßl, treib aus / Treib auf ’n grean Wasen / die Küah müssen grasen / Leg di nohmal nieder / Auf ’s Jahr bist es wieder!“ Mit dem Beginn der Weidesaison hat auch der „Pfingstkönig“ zu tun. Die älteste Nachricht des Brauches in Niederösterreich geht auf das Jahr 1555 zurück. Im Weinviertel hat ihn Ende des 19. Jahrhunderts ein Schuldirektor revitalisiert. In Patzmannsdorf (Bezirk Mistelbach) wird ein Bub der letzten Hauptschulklasse verkleidet. Kegelförmig zusammengebundene Birkenzweige umhüllen ihn, an der Spitze stecken drei Pfingstrosen. Kinder führen die Gestalt durch den Ort, Trommler und Sammler begleiten sie. An der Eisenstraße ist das „Heiligengeistfangen“ Brauch: eine Bergwanderung zu einem Kreuz oder Marterl in den frühen Morgenstunden des Pfingstsonntags. Zur religiösen Andacht kommt die Freude über die wieder erwachte Natur. So wie es in Geibels Wanderlied heißt: „Da singet und jauchzet / Das Herz zum Himmelszelt: / Wie bist du doch so schön, / O du weite, weite Welt!“ / Text: Helga Maria Wolf Illustrationen: Magdalena Steiner


Handwerk / 20

Waldviertel

KNOPFERLNÄHEN Klassisch weiß oder bunt wie eine Blumenwiese – Zwirnknöpfe haben eine lange Tradition und sind beinahe unverwüstlich. In Weitra im Waldviertel werden sie noch in Handarbeit hergestellt, in Nordböhmen in einer Manufaktur produziert.

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014


Handwerk / 21

In der Knopfmanufaktur in Jablonné nad Orlici ...

Die Geschichte könnte so beginnen: Hinter den sieben Bergen liegt ein verschlafener Ort. Er heißt Jablonné nad Orlici. Deutsch klingt’s auch schön: Gabel an der Adler. Der Ort im nordböhmischen Adlergebirge hat schon einmal bessere Zeiten erlebt – mit Fremdenverkehr und Fabriken. Eine davon ist die Knopfmanufaktur Šlesinger. Sie hat die Zeiten überdauert. Die Herstellung von Zwirnknöpfen war traditionell Heimarbeit, vor allem dort, wo Textilindustrie angesiedelt war und Frauen sowie Kinder im Nebenerwerb zur Landwirtschaft das Haushaltseinkommen bestritten. Im Waldviertel war es ähnlich. Auch hier wurde „knopferlgenäht“. „Die erste Arbeit, die ich mit meinen Händen gemacht hab – ich war vielleicht vier oder fünf –, war Knopferlnähen. Fast alle Kinder haben damals knopferlgenäht, sobald ihre Finger die Nadel überhaupt halten konnten. Knopferlnähen war Heimarbeit.“ Diese Sätze stammen von einer betagten Waldviertlerin, deren Erinnerungen Lida Winiewicz in dem Band „Späte Gegend. Protokoll eines Lebens“ festhielt. Die Herstellung von Zwirnknöpfen war eine typische Verlagsarbeit: Ringerl und Zwirn wurden vom Verleger zur Verfügung gestellt, in täglicher stun-

... werden einige Millionen Knöpfe pro Jahr auf altehrwürdigen, pfeilschnellen Maschinen genäht.

denlanger Arbeit wurden daraus Zwirnknöpfe gefertigt. Bezahlt wurde pro Umschlag, das waren 960 Knöpfe.

Handgenähte Zwirnknöpfe In Weitra im Waldviertel war bis 2011 die Zwirnknopfmanufaktur von Maria Fiedler in Betrieb. Jetzt führt sie gegen Voranmeldung durch die Werkstatt. Auf besonderen Wunsch fertige sie nach wie vor handgenähte Zwirnknöpfe. „Im Monat sind das etwa 500 Knöpfe“, erzählt sie. „So lange ich kann, werde ich die Knöpfe herstellen. Denn es ist wie eine Sucht für mich. Ich kann gar nicht aufhören.“ Doch für zwei Manufakturen scheint in Mitteleuropa kein Platz zu sein. Die Löhne sind in Tschechien geringer. Und wer braucht heute noch Zwirnknöpfe? „Krankenhäuser. Das sind unsere größten Kunden“, antworten Jaroslav Šedý und David Blecha, zwei junge Männer, die die Knopffabrik Šlesinger im nordböhmischen Adlergebirge leiten. Die Vorteile der Zwirnknöpfe sind ihre Hitzebeständigkeit, sie laufen problemlos durch Bügelmaschinen und sie sind langlebig: „Der Knopf hält länger als der Stoff “, so Jaroslav Šedý.

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Schafhörner Der Dorset-Knopf, wie der Zwirnknopf auch genannt wird, wurde um 1690 in der englischen Grafschaft Dorset erstmals hergestellt. Damals benutzte man Schafhörner, die in feine Scheiben genschnitten und mit Baumwollgarn umwickelt wurden. Die Zwirnknöpfe bestehen aus einem umwickelten Metallring. Dabei wird ein Leinenoder Baumwollgarn sternförmig um einen Metallring geführt, bis sich eine geschlossene Fläche ergibt. Schon 1874 wurde in Potštejn/Pottenstein im Adlergebirge eine kleine Werkstatt gegründet, die ein evangelischer Prediger initiiert hatte, um nach dem Wiener Börsenkrach von 1873 Frauen aus der ökonomischen Krise zu führen. Die Knöpfe wurden für den englischen Markt hergestellt. Antonín Šlesinger gründete 1921 die Knopffabrik in Jablonné nad Orlici. 1951 wurde der Betrieb verstaatlicht und nach der „Samtenen Revolution“ von 1989/90 restituiert. Die Enkelin des Firmengründers verkaufte den Betrieb an den heutigen Eigentümer. Neben dem kleinen Fabrikgebäude steht die Fabrikantenvilla, die von den Nachkommen bewohnt wird.


Handwerk / 22

Abgewogen und paketiert ...

Knöpfe bei der Qualitätskontrolle.

„Das ist eine typische Villa aus der Zeit der Ersten Tschechoslowakischen Republik“, erklärt David Blecha bei einem Rundgang über das Areal. „In kommunistischer Zeit war darin die Werkskantine untergebracht.“ Heute ist eine Werkskantine nicht mehr notwendig. In Spitzenzeiten arbeiten bis zu 15 Frauen in der Manufaktur (und das Essen wird, wie in Tschechien üblich, in MenageTöpfen mitgebracht). Eine Frau näht in Handarbeit die Designer-Stücke. „Jährlich werden fünf Millionen Knöpfe hergestellt, vor der Wende waren es 70 Millionen.“

Knöpfe in 22 Farben Im ersten Schritt wird der Ring aus Hartaluminium gestanzt. Dann werden die Ringerl in eine rotierende Trommel gegeben. Darin sind kleine Holzwürfel, die das Metall polieren. Anschließend werden die Knöpfe genäht. Die Maschinen sind eine Konstruktion des Firmengründers Antonín Šlesinger. „Er hat damit begonnen, eine Singer-Nähmaschine umzubauen“, so Jaroslav Šedý. Der „Maschinenpark“ ist das Reich des Werkzeugmachers, der die beinahe 100-jährigen Maschinen in Schuss hält. Auf dem Metallaufsatz der Knopfmaschine werden fünf Metallringe eingelegt. In Windeseile saust die Nadel um die Ringe. Die

Knöpfe werden – noch der englischen Tradition verhaftet – in der alten Maßeinheit Ligne angegeben. Sie sind in der Größen zwischen 16’’ (12 mm) und 32’’ (20 mm) erhältlich. Die klassischen Zwirnknöpfe sind weiß, „Astra“, „Star“, „Viktoria“ und „Super“ heißen die Variationen, die sich aus verschiedenen Näharten ergeben. Mit Steppstichen können zweifärbige Knöpfe hergestellt werden, so wie sie auch bei Trachtenblusen – weiß und blau oder weiß und rot – Verwendung finden. Die Farbpalette umfasst 22 Farben, diese können in beliebig kombiniert werden – Knöpfe bunt wie Sommerblumen. Die Knöpfe werden nach Deutschland, Frankreich, Belgien, Estland und Japan exportiert. Die beiden jungen Geschäftsführer haben eine eigene Methode erfunden, die Knöpfe noch flacher und stabiler zu machen. „Das ist der Grund, warum wir noch leben.“ Die beiden Geschäftsführer tüfteln laufend an neuen Ideen, haben Kontakte zu Designern. Denn der Markt für Zwirnknöpfe ist nicht gerade expandierend. Jaroslav Šedý: „Vielen meinen, es sind nur Knöpfe. Für uns liegt darin ein kleines Universum“. / Text: Mella Waldstein Fotos: Manfred Horvath

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

… verlassen sie die Manufaktur (rechts). Links im Bild die Fabrikantenvilla.

ZWIRNKNÖPFE

——————————————————— Zwirnknöpfe Maria Fiedler 3970 Weitra, Rathausplatz 55 Tel. 02856 2235 www.knoepfe.co.at Antonín Šlesinger Manufacture CZ – 561 64 Jablonné nad Orlicí Hradisková 253 www.slesinger-buttons.eu

HANDARBEITS-SEMINAR

——————————————————— So, 6.–Fr, 11. 7. 2014 Von Farben und Fäden Schloss Ottenschlag / Waldviertel Klosterarbeiten, Klöppeln, Filzen, Patchwork, Ebenseer Kreuzstich, Modeldruck, Metzgertaschen, Korbflechten, Gebildbrotbacken, Seifensieden und Zwirnknöpfe nähen mit Referentin Erna Gastecker. Anmeldung & Information Volkskultur Niederösterreich Tel. 02732 85015 12 (Karin Gerstbauer) www.volkskulturnoe.at


Waldviertel / 23

Schrammel.Klang.Festival

SCHRAMMELN SPÜREN Musik, Natur, Theater, bildende Kunst rund um den Litschauer Herrensee.

Komparsen in Altwiener Gewandung tauchen zwischen den Bäumen auf. Foto: A. K. Jaritz

„Österreichische Weltmusik“, so nennt es der künstlerische Leiter Zeno Stanek, was beim Schrammel.Klang.Festival in Litschau zu hören sein wird. Nicht nur den Ohren geht’s rundum gut. „Wir sind ein mehrdimensionales Festival, wir legen Wert auf Geschmack, eine regionale Küche und nachhaltige Produkte.“ Darf ’s ein bisserl mehr sein? Für’s Auge die Waldviertler Landschaft, und spüren soll man nicht nur sich, sondern auch das Wasser des Herrensees, den Wald und das taunasse Gras am Morgen. Dass die Wiener Schrammelmusik ihre Ursprünge auch im Urgestein des nördlichen Waldviertels hat, ist seit der Gründung des Schrammel.Klang.Festival vor acht Jahren nicht nur der Szene, sondern auch dem Publikum längst bekannt. Eröffnet wird das Festival mit der Wiener Tschuschenkapelle, die heuer ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Bekanntes und Bewährtes gibt es mit dem Trio Lepschi, Die Strottern & Blech sowie experimentelles zwischen Literatur, Musik und Performativen mit den Weißen Wänden.

Klassische Schrammelmusik ist mit den wien. ton.schrammeln oder mit Roland Neuwirth und seinen Extremschrammeln zu hören. Bratfisch haben sich zu Ehren von Kaspar Schrammel mit dem Landler auseinandergesetzt und werden neben Bratfisch-typischen auch ganz eigenwillige Ergebnisse präsentieren. Kaspar Schrammel (1811–1895), der Vater der Brüder Josef und Johann, war, bevor er nach Wien ging, in der Gegend um Litschau als Musikant unterwegs.

Schrammelpfad „Manche zeichnen sich Diagramme“, so Zeno Stanek, um beim nachmittäglichen Schrammelpfad mit Musik und Lesungen, Theater und schlussendlich ins „Gemüthliche“ – dem Schrammelheurigen – nichts zu verpassen. „Am besten“, so der Tipp des Festivalleiters, „man lässt sich treiben.“ Komparsen in Altwiener Gewandung tauchen zwischen den Bäumen auf und Straßenverkäufer bieten frische Brezeln und Lavendel feil. Denn so manches Lied hat seinen Ursprung in den G’stanzeln der Marktschreier: „Morg’n san ma nimmer do, kaufts uns an o! / Aber an Lavendel, an Lavendel, an Lavendel hab’n ma do, / ’S Büscherl kost’ nur zwanzig Gröscherln, / An Lavendel kauft’s uns o!“ Die Bauhütten haben ihren festen Platz beim Schrammel.Klang. Die Bauhütte für Kontragitarre betreut Michael Eipeldauer, der sich mit der Restauration und dem Umbau von akustischen Gitarren und Saiteninstrumenten beschäftigt. In der Bauhütte für Akkordeon kann man kostenlos Akkordeons jeglicher Marken überprüfen lassen. Angeboten wer-

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

den auch Reparaturen aller Art und Umfang, Stimmarbeiten durch einen eigenen Akkordeonstimmer und Beratung eines Akkordeonbauers mit jahrzehntelanger Erfahrung.

Nachtwanderung Die Nachtwanderung wird von der Künstlergruppe This.Play begleitet. Sie ist als eine Zusammenführung von Medienkunst, Performance, Tanz, Musik und Lichtdesign zu umschreiben. Am Sonntag fährt der Dampfzug von Gmünd nach Litschau. Beim Frühstück am Kulturbahnhof wird Jazz und Schrammelmusik zusammengeführt. Beim Abschlusskonzert legen Birgit Denk und Band los. „Durch die Wüste“ heißt ihr Programm an den Gestaden des Herrensees. / Text: Mella Waldstein

UNENDLICHE WEITEN

——————————————————— Fr, 4.–So, 6. 7. 2014 8. Schrammel.Klang.Festival 3874 Litschau Tel. 0720 407704 Tageskarte: EUR 26,00 / 22,00 3-Tages-Karte: EUR 58,00 www.schrammelklang.at Das Schrammel.Klang.Festival wurde mit dem österreichischen Umweltzeichen für „Green Meetings und Green Events“ ausgezeichnet. www.greeneventsaustria.at


Mostviertel / 24

Wallfahrten

DEM HIMMEL NÄHER 50 Jahre Erhebung der Sonntagberger Kirche zur „Basilica Minor“ und 400 Jahre Gnadenbild. Das Buch „Vom Hirtentraum zum Wallfahrtsort“ führt durch die Geschichte des Sonntagbergs.

Basilika Sonntagberg – Einkehr und Weitblick. Foto: Herbert Schreiner

Als Herausgeber eines wirklich interessanten Buchs fungiert einmal mehr die Volkskultur Niederösterreich: „Sonntagberg – Vom Hirtentraum zum Wallfahrtsort“. Autor Franz Überlacker möchte mit diesem überaus reich bebilderten Buch durch die wechselvolle Geschichte des Sonntagbergs führen. Seit fast 300 Jahren thront die barocke Wallfahrtskirche auf dem weithin sichtbaren Sonntagberg im westlichen Niederösterreich, aber schon seit über 500 Jahren kommen

Wallfahrer zum Dreifaltigkeitsheiligtum auf den heiligen Berg. Eine kleine Kapelle steht am Beginn der Geschichte der Wallfahrt auf den Sonntagberg, die der Seitenstettner Abt Benedikt 1440 erbauen ließ. Den Ursprung der Wallfahrt versucht eine spätere Legende zu erklären: Während ein Hirt sein Vieh weidete, schlief er ermüdet ein und verlor dadurch seine Tiere. Nachdem er zunächst vergeblich gesucht hatte, fand er die verlaufene Herde an dem Platz, der ihm im Traum gezeigt worden war.

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Altarbild und Fresko von Daniel Gran. Foto: RANDLOS media & kultur werkstatt

Sonntagberger Gnadenstuhl Weil die Kapelle die Zahl der Pilger bald nicht mehr fassen konnte, wurde eine spätgotische Kirche gebaut. Das Kultbild stellte die drei göttlichen Personen bei der Krönung Mariens dar. Einen herben Rückschlag für die Sonntagberger Wallfahrt bedeuteten die Wirren der Reformation. Abt Kaspar Plautz leitete 1614 mit einem neuen Dreifaltigkeitsbild, dem „Sonntagberger Gnadenstuhl“, eine neue Wallfahrtsepoche ein. Die Zahl der Wallfah-


Mostviertel / 25

rer stieg rasch an, das Einzugsgebiet weitete sich über Wien, Nieder- und Oberösterreich auch auf Böhmen, Mähren und Ungarn aus. Die selbstbewusste Barockzeit ersetzte die kleine Kirche durch einen prächtigen Barockbau. Hervorragende Künstler wie Jakob Prandtauer, Daniel Gran, Melchior Hefele und Martin Johann Schmidt wirkten am Bau und an der inneren Ausstattung mit. Ein weihevoller Hochaltar mit dem Gnadenbild im Zentrum dominiert den Innenraum. Im 18. Jahrhundert erlebte der Sonntagberg die Blütezeit der Wallfahrt. Manche Pilger besuchten bei einer Mehrortewallfahrt neben Mariazell und Maria Taferl auch den Sonntagberg, die größten Wallfahrtsorte der Monarchie. Der grandiose Aussichtsberg mit der prächtigen Basilika möchte Wallfahrern, Pilgern und Besuchern das beglückende Gefühl vermitteln, am Sonntagberg „dem Himmel ein Stück näher“ zu sein.

Wallfahrten

WEGE ZUM LEBEN Die Ausstellung „Wallfahren und Pilgern“ ist der Beitrag des Stifts Seitenstetten zum Sonntagberger Jubiläumsjahr.

Die Präsentation des Buchs gemeinsam mit der des ORF-Films über den Sonntagberg findet am Dienstag, den 3. Juni 2014 um 19.30 Uhr in der Basilika Sonntagberg statt, zu der wir herzlich einladen. / Text: Claudia Lueger

Das Gnadenbild vom Sonntagberg. Foto: RANDLOS medien & kultur werkstatt

INFORMATION

——————————————————— Di, 3. 6. 2014, 19.30 Uhr Sonntagberg Vom Hirtentraum zum Wallfahrtsort Buch- und Filmpräsentation Basilika Sonntagberg, 3332 Sonntagberg Tel. 0664 820 8594 (Claudia Lueger) www.volkskulturnoe.at – Sonntagberg Vom Hirtentraum zum Wallfahrtsort ISBN 978-3-901820-94-6 Subskriptionspreis: EUR 27,00 (statt EUR 32,90) – Film: „Der Sonntagberg und seine Kraft“, ORF Landesstudio NÖ Sendetermin: Pfingstmontag, 9. 6. 2014, 17.30 Uhr, ORF 2

Wallfahren und Pilgern heißt nicht nur, einen religiösen bedeutsamen Ort aufzusuchen, sondern ist auch Ausdruck und Symbol für unseren Lebensweg. Schritt für Schritt führt der Weg zum Ziel der Pilgerstätte. Die Bewegung bleibt nicht nur Sinnbild, sondern wird Erfahrung der Selbst- und Gottesfindung. Die zahllosen Pilgerwege sind damit auch Wege zum Leben. In vielen Religionen, im Alten und Neuen Testament wird von Wallfahrten und von Pilgern berichtet. Wallfahrtswege führen zu den Reliquien von verschiedenen Heiligen. Besonders beliebt sind die vielen Marienwallfahrtsorte. All dies wird in der Ausstellung präsentiert. Kern der Schau sind die einzigartige Bedeutung des Sonntagberges für die Region, die Geschichte der Sonntagbergwallfahrt, die Schönheit der Prandtauerkirche mit

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Abt Petrus Pilsinger. Foto: Weinfranz/Stift Seitenstetten

ihrem hochwertigen Bilderprogramm von Daniel Gran und die spirituelle Bedeutung des Gnadenbildes von der heiligsten Dreifaltigkeit. /

STIFT SEITENSTETTEN

——————————————————— Wallfahrten und Pilgern – Wege zum Leben 3353 Seitenstetten, Am Klosterberg 1 Tel. 07477 42300 233 Bis 31. 10. 2014, tägl. 9.00–12.00 und 13.00–17.00 Uhr Neben dem Kultur- und Ausstellungsprogramm bietet das Stift Seitenstetten begleitete Pilgerwanderungen auf den Sonntagberg an. www.stift-seitenstetten.at


Mostviertel / 26

tanz&MUSIKwoche

BordunMusikTage

VOLKSMUSIK PUR

DARF ICH BITTEN?

Woche der österreichischen Volksmusik in Hollenstein an der Ybbs.

Südosteuropäische Tanzmusik bei den 23. BordunMusikTage auf Schloss Zeillern.

Im Mittelpunkt dieser Seminarwoche steht die österreichische Volksmusik: gespielt, gesungen, getanzt. Fachkundige Referenten zeigen die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten traditioneller Stücke auf und vermitteln Volksmusik spannend und praxisnah. Sänger sind herzlich Rundum Sommer und Musik. eingeladen, weltliche und geistFoto: z. V. g. liche Volkslieder sowie Jodler zu erlernen. Die Tänzer widmen sich österreichischen Volkstänzen, zudem stehen Kreis- und Reigentänze sowie Schuhplatteln auf dem Programm. Für die Jüngsten wird Kinderbetreuung, Kindertanz sowie Spiel & Spaß angeboten.

Diesmal ist das Motto: Molja sa edin?, Szabad egy táncra?, Hajdemo plesati? – oder sinngemäß übersetzt: Darf ich bitten? Alles dreht sich um Tanzmusik, und zwar, wie die drei Sprachen (Bulgarisch, Ungarisch, Kroatisch) suggerieren, um südosteuropäische Tänze. Das Kursprogramm bietet Bulgarischer Dudelsack. neben hervorragendem InsFoto: Kuerschner trumentalunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene auch interessante Vorträge über Geschichtliches zum Thema Bordunmusik und die Rekonstruktionen historischer Dudelsackfunde. Als Referenten konnten die beiden Kursleiter, Christian Blahous und Norbert Suchy, namhafte Größen der Bordunszene aus Österreich und Bayern gewinnen: Albin Paulus, Nupi Jenner, Anna Barbara Wagner, Sepp Pichler, Simon Wascher, Stefan Straubinger, Thomas Rezanka und Valentin Arnold. Am Freitag, den 30. Mai um 20 Uhr, wird im Festsaal des Schlosses Zeillern unter anderem barocke Tanzmusik mit Dudelsack und Cembalo zu hören sein. Orgel.Klang in der Pfarrkirche Zeillern präsentiert am Samstag, den 31. Mai nach der Messe ab ca. 20.00 Uhr die Ergebnisse des Kurses Bordunmusik und Orgel. Die BordunMatinée am Sonntag, den 1. Juni um 10.00 Uhr lässt die BordunMusikTage 2014 mit Darbietungen aller Kursteilnehmer im Festsaal des Schlosses wieder ausklingen. Dazu gibt’s allabendlich, getreu dem Kursmotto, Tanz (fast) ohne Ende. /

Sommerwochen wie diese schaffen Schlüsselerlebnisse, die die Wahrnehmung von Klängen, Melodien und Bewegungen schärfen und den Gemeinschaftssinn fördern. Ein stimmungsvolles Abendprogramm, die herausragende Qualität der Küche der Landwirtschaftlichen Fachschule Unterleiten und die herrliche Umgebung des oberen Ybbstals machen die tanz&MUSIKwoche schließlich zu einem Erlebnis für alle Sinne. /

TANZ&MUSIKWOCHE 2014

——————————————————————————————— So, 6.–Sa, 12. 7. 2014 Fachschule Unterleiten für ökologische Land- und Hauswirtschaft 3343 Hollenstein an der Ybbs, Dornleiten 1 Referentinnen und Referenten: Dorli Draxler (Seminarleiterin), Birgit Glawischnig, Franz Huber, Petra Humpel, Barbara Kremslehner, Julia Lacherstorfer, Klara Mühlberghuber, Gregor Narnhofer, Julia Schenkermayr, Dieter Schickbichler, Ernst Spirk, Marie-Theres Stickler

———————————————————————————————

Anmeldung & Information Tel. 02732 85015-23, birgit.bosch@volkskulturnoe.at www.volkskulturnoe.at

Anmeldung & Information Tel. 0664 8223963, andreas.teufl@volkskulturnoe.at www.volkskulturnoe.at

HAST DU TÖNE? BORDUNMUSIKTAGE

Do, 29. 5.–So, 1. 6. 2014 3311 Schloss Zeillern

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014


Industrieviertel / 27

Florianikapelle Bürg

GEMMA KOGLBETEN Mit freiwilligem Arbeitseinsatz und Freude wurde die 140 Jahre alte Florianikapelle am Florianikogel instand gesetzt.

„Gemma Koglbeten“ heißt es seit jeher, wenn die Bewohner von Bürg-Vöstenhof im Mai Samstag für Samstag in der Abendstunde auf den Gipfel des Florianikogels (787 m) spazieren, um in der dortigen Kapelle ihre Andachten zu verrichten. Vor 1872 stand dort ein „hölzerner Kasten, welcher dem Wind und dem Wetter nicht lange mehr zu widerstehen schien“, schrieb Pfarrer Ignaz Artner im Gedenkbuch der Pfarre Pottschach. Mit unverdrossenem Eifer errichteten die Ortsbewohner die heutige Florianikapelle. Der Altarraum wurde gemauert, über die Sitzreihen zimmerten sie eine hölzerne Überdachung, die ostseitig zum Wald hin offen ist. 1872 wurde die Kapelle von Pfarrer Ignaz Artner eingeweiht. 1905 brannte der Altarraum aus, die ursprünglichen Holzfiguren aus Tirol, ein hl. Florian und ein hl. Sebastian, dürften diesem Brand zum Opfer gefallen sein. Sie wurden durch Gipsfiguren ersetzt.

Komitee gegründet Mehr als 140 Jahre hat das kleine Bauwerk nun schon am Buckel, der Zahn der Zeit hinterließ auch hier seine Spuren. Im Frühjahr letzten Jahres fanden sich ein paar Liebhaber zusammen und gründeten das Komitee zur Restaurierung der Florianikapelle. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, das „Koglbeten“ wieder zu beleben und die Kapelle in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlen zu lassen. In zahlreichen freiwilligen Arbeitsstunden wurde mit den Restaurierungsarbeiten begonnen. Sanierungsarbeiten an der Steinmauer, Grabarbeiten, Ausbesserungsarbeiten

Die Kapelle am Florianikogel. Foto: z. V. g.

an der Holzkonstruktion und an den Bänken gingen rasch von der Hand, auch ein kleiner Zaun musste erneuert und ein paar Bäume gefällt werden. Die Gipsfiguren und die Kerzenleuchter wurden zum Restaurator gebracht. Den Materialtransport bewerkstelligten die freiwilligen Helfer mit dem Traktor oder einem Geländewagen, das letzte steile Stück manchmal auch zu Fuß. Die Finanzierung des Projektes ist mit Spenden vieler Liebhaber der Kapelle, den freien Spenden bei Volksmusikabenden in Bürg, einer Führung im Schlossgarten von Vöstenhof, der Unterstützung der Gemeinde und des Landes Niederösterreich möglich. Dank dieser breiten Unterstützung können sich auch künftige Generationen in den Abendstunden im Mai Samstag für Samstag zum „Koglbeten“ aufmachen. / Text: Maria Ströbl

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

8. SCHWAIGEN-REIGEN

——————————————————— Sa, 14. 6. 2014 Festival der Almhütten am Wechsel Der „Schwaigen-Reigen“ ist eine „grenzüberschreitende“ Veranstaltung auf den Almhütten, Schwaigen und den weit ausladenden Almwiesen des gesamten Wechselgebiets. Einen ganzen Tag lang wird von hunderten Musikanten, Sängern und Tänzern für Wanderer gesungen, getanzt und gespielt. „Schwaigen-Reigen“-Button: EUR 10,00 Erhältlich ab Mitte Mai im Österreichischen Volksliedwerk, 1010 Wien, Operngasse 6; im Österreichischen Gebirgsverein, 1080 Wien, Lerchenfelder Straße 28, und auf den Almhütten am Wechsel. www.schwaigen-reigen.at


Weinviertel / 28

Straßenbild

HÄRTER ALS GRANIT Einst prägte es das Straßenbild – und das nicht nur im Weinviertel: das Klinkerpflaster der Schattauer Tonwarenfabrik aus Schattau/Šatov in Mähren. Weder glatt noch schlüpfrig Klinker sind Ziegel, die unter so hohen Temperaturen gebrannt sind, dass durch den beginnenden Sinterprozess die Poren des Brenngutes geschlossen werden. Klinker nehmen kaum Wasser auf und sind sehr widerstandsfähig. Die keramischen Pflaster werden unter hydraulischen Druck hergestellt und durch einen hochgradigen Brennprozess glashart gebrannt. In einem Katalog der Fabrik rühmt man sich, ein Material liefern zu können, dass „härter als Granit“ ist und eine Druckfestigkeit 2.500 Kilogramm pro Quadratzentimeter aufweist.

Schattauer Pflaster in einer Kellergasse in Poysdorf.

Die Farbe reicht von Ockergelb bis Grüngelb. Die Größe ist die eines Briketts. Sie sind auf Straßen und Gehsteigen, Vorplätzen und Hofeinfahrten zu finden. Sie prägten einst das Dorf- und Stadtbild des Weinviertels: Die „1. Schattauer Thonwaarenfabrik“ lieferte den Straßenbelag für viele Ortschaften in Mähren, Niederösterreich und Wien. Heute drohen „die Schattauer“, wie sie früher genannt wurden und jedem ein selbstverständlicher Begriff war, ganz zu verschwinden – aus dem Ortsbild und aus dem Wissen. Die Erneuerung von Ortsdurchfahrten und Gehsteigen bedeuten für die Schattauer Klinker, die oftmals schon

schief lagen, aber selten beschädigt oder gar gebrochen waren, das Aus. Produziert wurden die Schattauer Klinker in Šatov/Schattau, einer Ortschaft nahe der österreichischen Grenze bei Haugsdorf. Die Tonwarenfabrik wurde 1873 vom Bauunternehmer Wolfgang Jochem gegründet. Er baute 1870 die Strecke Schattau–Znaim der österreichischen Nordwestbahn. Da sah er bei den Ziegelöfen von Schattau verklinkerte Ziegelsteine und ließ infolgedessen den in Schattau vorkommenden Ton chemisch untersuchen. Die Ergebnisse sprachen für sich.

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Nicht der Begründer Wolfgang Jochem machte die Fabrik zu einem Großunternehmen, sondern der Architekt und Entrepreneur Carl Schlimp, der diese 1876 kaufte. Er war bei der Südbahngesellschaft als Architekt tätig, projektierte Bahnhofsbauten und wurde 1868 in den Vorstand der Hochbauabteilung der österreichischen Nordwestbahn berufen. Schlimp – ein Mann ganz im Geiste der Gründerzeit – ist auch als Unternehmer tätig. 1868 eröffnet er mit seinem Bruder ein Tischler- und Schlosserunternehmen in Wien. 1876 kauft er die Fabrik Schattau. Er kennt diesen Ort bereits, war er doch zehn Jahre davor mit der Planung der Hochbauten an der Nordwestbahn betraut gewesen. Nach Investitionen in Maschinenhäusern und Brennöfen, Administrationsgebäude und Wohnhäuser für die Angestellten geht die Produktion steil aufwärts. Seine guten Beziehungen zur Eisenbahnverwaltung


Weinviertel / 29

„Schattauer“ in Schattau/Šatov.

Die Belegschaft der Schattauer Tonwarenfabrik um 1920. Foto: Bezirksarchiv Znaim/Znojmo

1927 Groß Russbach: 1.800 m2 1912/13 Ladendorf: 3.848 m2 1905 Mitter Retzbach: 405 m2 1917 Wullersdorf: 2.000 m2.

ermöglichen, dass ein Großteil der Bahnsteige mit Schattauer Klinkerpflaster ausgestattet werden. Carl Schlimp schreibt: „Zu erwähnen wäre noch, dass die Fabricate der Schattauer Fabrik bereits auf der Weltausstellung zu Paris 1878 die silberne Medaille errungen haben; ebenso haben dieselben bei den Gewerbeausstellungen in Wien 1881, 1888, 1890 und bei vielen Territorialausstellungen die höchsten Auszeichnungen erhalten und wurden von dem Mährischen Gewerbeverein mit der goldenen Medaille ausgezeichnet.“

Empfohlen wurde das Produkt für Trottoirs und Remisen, Perrons, Heiz- und Kesselhäuser, Stallungen, Garagen und Fabrikhallen. Die besondere Säurebeständigkeit empfahl das Material für Obst und Milch verarbeitende Betriebe, sodass auch die Steiermark und Slowenien den Klinker aus Schattau/Šatov bezogen.

„Mit Sorgfalt der Straße widmen“

Netz- und Fischgrätmuster

Ende des 19. Jahrhunderts ist die gute Konjunktur auch im Weinviertel zu spüren. Durch die Eisenbahnlinien rückt das Land näher an Wien, die agrarischen Produkte werden zur Versorgung der steigenden Arbeiterschaft gebraucht. Nun kann man sich im Weinviertel etwas leisten. Zum Beispiel eine Pflasterung der Straße. Aber weit und breit kein Granitsteinbruch in Sicht. Da kommt die Schattauer Tonwarenfabrik, direkt an den Gleisen der Nordwestbahn gelegen, gerade recht.

Die Gehsteige wurden mit den quadratischen Steinen in „opus reticulatum“ (Netzmuster) gepflastert, wobei es eigene Elemente für Regenrinnen gab. In den 1890er Jahren kam Konkurrenz aus böhmischen Werken, der sogenannte Feinklinker. Doch anders als die Ware aus Schattau wird der Feinklinker bei Regen, Nebel oder Schnee glatt und schlüpfrig, sodass Schlimps Erzeugnisse konkurrenzlos blieben, zumal die in Wien vorgeschriebene Dicke von fünf Zentimeter nur in Schattau produziert werden konnte. Die Straßen wurden mit den länglichen Steinen mit den Ausmaßen 20/9/7 Zentimeter in „opus spicatorum“ (Fischgrätmuster) verlegt.

Mit dem Wundermaterial aus dem benachbarten Mähren änderte sich das Straßenbild nachhaltig. Der Staub des Sommers, der Schlamm des Herbstes verschwanden aus den Dörfern. Eine detailgenaue Liste mit Jahreszahl und gelieferten Quadratmetern führt alle Ortschaften an, die das Klinkerpflaster bestellten. Ein Auszug daraus: 1914 Asparn/Zaya: 1.700 m2 1912 Enzersdorf im Thale: 1.330 m2

1897 legt Carl Schlimp, Besitzer der „k. k. priv. Erste Schattauer Kunstbasalt, Chamotte- und Steinzeugwarenfabrik“, das Gewerbe zurück. Die Fabrik wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Nach dem Ersten Weltkrieg geht es wieder bergauf. Die nun-

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

mehr tschechoslowakische Aktiengesellschaft bittet 1923 ehemalige Kunden um ein Referenzschreiben. Hier eine Antwort die aus Retz einlangte: „Bezugnehmend auf ihr Schreiben vom 17. dieses Monats, teilt ihnen die unterfertigte Straßenverwaltung des Bezirks Retz mit, dass die Pflasterung der Straßen aus Schattauer Klinkern am Betonuntergrund mit Fugen, die mit Asphalt gefüllt sind, durchgeführt von ihrer Firma in acht Gemeinden in den Jahren 1904, 1905, 1915, 1916 und 1917 zur vollen Zufriedenheit der Straßenverwaltung, bis heute keinerlei Reparatur bedurfte. Die Straßenverwaltung kann sich über ihre Arbeiten und Material nur lobend äußern. Klinkerpflasterung können wir wegen geringer Abnutzung und Staublosigkeit, einfacher Reinigung, schönes Ansehen und Beständigkeit jedem bestens empfehlen. (Bezirksstraßenverwaltung Retz, Anton Zach)“ Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Betrieb an andere Keramikfabriken der ČSSR angegliedert und beliefert Brauereien, Molkereien und Fabriken mit Industriekeramik. Die Fabrik schließt in den 1990er Jahren. Die Fabrikhallen in Schattau/Šatov sind desolat, Gestrüpp überwuchert das Werksgelände. Vom Bahnhof führt eine schnurgerade Straße in die Ortschaft. Sie ist über Kilometer mit Schattauer Klinker gepflastert. / Text und Fotos: Mella Waldstein


Kreativakademien / 30

Fotomarathon

AUF DIE PLร TZE, FERTIG, KNIPS! Die Kreativakademie bringt am 24. Mai den Fotomarathon nach St. Pรถlten.

Foto: photo-graphic-art.at

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014


Kreativakademien / 31

Wer beim Wort „Marathon“ bisher nur an 42,2 schweißtreibende Kilometer im Laufschritt gedacht hat, wird überrascht sein: Denn beim von der NÖ Kreativakademie veranstalteten Fotomarathon stellen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer keinem Wettbewerb der Geschwindigkeit, sondern der Kreativität: zehn Stunden, zehn Themen, zehn Bilder lautet die Aufgabenstellung, die bis zu 150 Fotobegeisterte am 24. Mai 2014 in St. Pölten auf Trab halten wird. Denn auch wenn es dabei nicht um Leistungssport geht – es können nur die Besten gewinnen. Und dazu braucht es nicht nur Ausdauer, sondern vor allem Kreativität, Können – und Freude am Fotografieren. „Für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellt der Fotomarathon die besondere Verbindung von Kreativität, künstlerischer Herausforderung, Spaß und generationsübergreifender Begegnung dar. Jeder ist aufgerufen, sein Arbeits-, Wohn- und Lebensumfeld neu zu sehen und neu zu entdecken“, freut sich der Initiator der NÖ Kreativakademie, Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Sobotka, auf die Veranstaltung.

10 Stunden – 10 Themen – 10 Bilder Wie bei einem „echten“ Marathon auch startet das Teilnehmerfeld zur gleichen Zeit am gleichen Ort und stellt sich einer Herausforderung: In vorgegebener Zeit eine bestimmte Anzahl von Bildern in einer festgelegten Reihenfolge abzuliefern. Die Themen für die einzelnen Bilder werden erst beim Start bekannt gegeben. Die Vorgabe in St. Pölten lautet: zehn Stunden – zehn Themen – zehn Bilder. Mit dem Startschuss strömen die Teilnehmer also aus, um – jeder für sich und ganz individuell – die vorgegebenen Motive kreativ und künstlerisch in Szene zu setzen. Fantasie, der Blick fürs Wesentliche, Organisationstalent – das und noch mehr ist gefragt, um das Ziel zu erreichen. Die Bewertung der Bilder erfolgt dann durch eine Fachjury, die sowohl Idee wie auch technische und künstlerische Umsetzung bewertet.

Offen für alle Fotobegeisterten Bis zu 150 Startplätze für den Marathon werden vergeben. Wer mitmachen möchte,

muss kein Profi sein. Jeder und jede ab zwölf Jahren kann teilnehmen – von absoluten Newcomern bis hin zu geübten Fotografen. Die Bewertung erfolgt in zwei Altersklassen: von 12 bis 19 und ab 20 Jahre. Um dem Comeback der Analogfotografie Rechnung zu tragen, wird es neben der digitalen Kategorie auch die Kategorie „LOMO“ geben. Dafür werden sogar kostenlos LOMOKameras zur Verfügung gestellt – natürlich leihweise für die Zeit des Marathons.

Fotomarathons im Vormarsch In Österreich hat sich die Idee des „Fotomarathons“ bereits in Wien und Graz einen Namen gemacht. Mittlerweile hat sich das Veranstaltungsformat aber wie ein Lauffeuer verbreitet und ist vielerorts Treffpunkt für Freunde der Fotografie. Denn spätestens seitdem Digitalkameras in alle Haushalte eingezogen sind, ist das Fotografieren als kreativ-künstlerisches Hobby im Vormarsch und erfreut sich quer durch alle Altersschichten großer Beliebtheit. Deshalb sprechen auch die Fotomarathons die ganze Familie an – von Jung bis Alt kann jeder mitmachen. Das gilt auch für den Fotomarathon in St. Pölten, der auf Initiative der NÖ Kreativakademie heuer erstmals veranstaltet wird.

Eine Initiative der NÖ Kreativakademie „Bei unserem Fotomarathon soll der Spaß an der kreativen Auseinandersetzung im Vordergrund stehen – wie es der Philosophie der NÖ Kreativakademie entspricht“, betont deren Projektleiter in der NÖ Kreativ GmbH, Giuseppe Rizzo. „Der St. Pöltner Fotomarathon möchte besonders jungen Fotokünstlern eine Plattform bieten, um ihre persönlichen Sichtweisen jenseits des konventionellen Bilderstroms zu zeigen“, beschreibt er die Intention. Gleichzeitig ist das Event natürlich eine gute Plattform, um das Angebot der „Sparte Fotografie“ der Kreativakademie NÖ bekannter zu machen. Die NÖ Kreativakademie gibt seit zehn Jahren kreativen, phantasievollen und neugierigen Jugendlichen und junge Erwachsenen den Raum, ihre künstlerischen Talente zu entfalten. Die Palette reicht von der Malerei über Schreibwerkstätten und Schauspiel bis

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Startschuss zum Wiener Fotomarathon 2013. Foto: Günter Hofstädter

hin zu Medien wie Film und eben Fotografie. An fünf Standorten – in Baden, St. Pölten, Pöchlarn, Horn und Melk – zeigen professionelle Fotografen den Nachwuchstalenten in regelmäßigen Kursen das Handwerkzeug der modernen Fotografie.

Gute Aussichten „Wir werden alles tun, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen aufregenden Tag in St. Pölten erleben können, von dem sie gute Bilder, schöne Erlebnisse und spannende Momente mit nach Hause nehmen“, so Giuseppe Rizzo. Wenn das gelingt, wird der Fotomarathon in St. Pölten keine „Eintagsfliege“ bleiben: „Wenn das Interesse da ist, wird der Marathon in den kommenden Jahren auf Reisen durch Niederösterreich gehen. Denn es gibt noch so vieles zu entdecken und mit neuen Augen zu sehen.“ /

FOTOMARATHON

——————————————————— Sa, 24. 5. 2014 St. Pölten, Start Bildungsservice NÖ (Tor zum Landhaus) Teilnahmebedingungen: Mindestalter 12 Jahre www.fotomarathon-noe.at


Bücher, CDs & feine Ware / 32

AUSLAGE ROTWEAN

DAS GLÜCK IS A VOGERL

——————————————————————

—————————————————————

Stubenmusik Berger CD, EUR 18,00 Erhältlich über www.stubenmusik.at

Erwin Steinhauer & Oberösterreichische Concert-Schrammeln Erhältlich über p.gillmayr@eduhi.at www.gramola.at

Anlässlich ihres Jubiläums – 20 Jahre Stubenmusik Berger – hat das Ensemble aus Ferschnitz im Mostviertel letztes Jahr die mittlerweile dritte CD herausgebracht: „rotwean“. Nach „greahoidn“ und „blaumocha“ bietet die neue CD wiederum eine abwechslungsreiche Mischung aus Instrumental- und Gesangsstücken, von ruhig und beschaulich bis heiter und witzig, von altbekannten bis zu neuen Kompositionen, vom Jodler bis zum Marsch. Mit Charme, leutseligem Witz und großer Musikalität begeistern die fünf Brüder das Publikum im Privaten, bei Konzerten und im Wirtshaus. /

SCHATZKISTE AUS SPANNBERG

—————————————————————— Sigrid Pribitzer-Wohlmuth und Edith Wohlmuth (Hg.): Spannberg – ein Ort entdeckt seine Geschichte(n) Eigenverlag, EUR 21,00 Erhältlich bei: fam.pribitzer@aon.at, Tel. 0664 73108304 70 Männer und Frauen aus oder mit Bezug zu Spannberg wurden interviewt. Die Texte im Buch basieren auf diesen Interviews. Die Leser dürfen sich eine Sammlung, eine Fundgrube, eine Schatzkiste erwarten – voll gefüllt mit Geschichten, Erinnerungen, Lebensberichten und Anekdoten. Unterschiedliche Perspektiven ermöglichen einen besonderen, einmaligen Blick auf den Ort Spannberg und seine Bewohner. Den Herausgeberinnen ist es gelungen, durch sehr viel persönliches Engagement ein detailreiches Bild von einem Ort im Weinviertel zu zeichnen: Bestürzendes, Verblüffendes aber auch recht Erfreuliches. /

Erwin Steinhauer singt, begleitet von den Oberösterreichischen Concert-Schrammeln, Wienerund Heurigenlieder und erzählt dazu G’schichtln rund um Wein und Wien. Erwin Steinhauer vorzustellen ist müßig, ist er doch als Allrounder – als grandioser Mime in Film, Fernsehen, bei den Salzburger Festspielen, am Burgtheater oder am Theater in der Josefstadt und auch als Kabarettist – im gesamten deutschsprachigen Raum anerkannt. Dass seine Rezitationsabende, besonders die mit Geschichten rund um seine Heimatstadt Wien, Generationen begeistern, ist auch bekannt. 
Im reiferen Alter hat er nun ein weiteres Talent entdeckt: die Interpretation von Wienerliedern. /

BISTRO III

——————————————————————

Dobrek Bistro Erhältlich über: www.dobrecords.com Sieben Jahre mussten Dobrek-Bistro-Fans auf ein neues Werk des vom Akkordeonisten Krzysztof Dobrek und dem Geiger Aliosha Biz im Jahr 2000 gegründeten Quartetts warten. Mit „Bistro III“ legt die Band ihr bislang reifstes Werk vor, welches aus dem Vollen rhythmischer und klanglicher Möglichkeiten schöpft. Krzysztof Dobrek zeichnet wieder für alle Kompositionen verantwortlich, durch die Jahre wurden

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Arrangement-Ideen kollektiv ausprobiert, Meister Dobrek hat sie dann in einem halben Jahr akribischer Feinarbeit zu jenem schillernden Prisma geschliffen, das nun beim bandeigenen Label Dobrecords vorliegt. Auch dass ein Großteil von Dobreks Kompositionen auf „Bistro III“ zwischen 7/8- und 23/8-Takt changiert, ist kein bewusster Balkanismus, sondern längst Standard bei Musikern, die auf ihr Recht pochen, sich nicht zu langweilen. Einzig in der Nummer „Sedmaček“ wird der ungerade Rhythmus Melodien unterlegt, die dem geographischen Raum von Mazedonien bis Armenien zuordenbar wären. Gäste u. a.: Harri Stojka an der Gitarre, Gerald Preinfalk am Saxofon, Thomas Gansch am Flügelhorn. /

KREMSER SPAZIERGÄNGE

——————————————————————

Franz Schönfellner: Krems und Stein Reiseführer, 2., überarbeitete Neuauflage Fotos: Gregor Semrad Bibliothek der Provinz, EUR 24,00 ISBN 978-3-85252-861-8 www.bibliothekderprovinz.at Rätselfrage: Was liegt zwischen Krems und Stein? Genau: Und, das Kloster Und. Krems, Stein und natürlich auch Und sind besondere Sehenswürdigkeiten. Reiche Geschichte, außergewöhnliche Kulturschätze und herausragende Genüsse – dies machen die Wachau und Krems zum bevorzugten Treffpunkt von Genießern und Kennern aus aller Welt. Franz Schönfellner ist Historiker und seit Jahrzehnten mit dem kulturellen Geschehen in Krems eng verbunden. Gregor Semrad ist freier Fotograf und bekannt durch seine Arbeiten für Magazine, Zeitschriften und Zeitungen. Er gilt als der „WachauFotograf“ und hat in einer Reihe von Publikationen unter anderem die Wachau immer von Neuem vorgestellt. /


Bücher, CDs & feine Ware / 33

AM EISERNEN VORHANG

——————————————————————

Stefan Karner: Halt! Tragödien am Eisernen Vorhang. Die Verschlussakten Unter Mitarbeit von Dieter Bacher, Harald Knoll, Philipp Lesiak, Kateřina Lozoviuková und Mirjana Söhn EcoWin Verlag, EUR 21,90 ISBN 978-3-7110-0049-1 www.ecowin.at Am Eisernen Vorhang an der niederösterreichisch-tschechoslowakischen Grenze haben sich im hier behandelten Zeitraum von 1945 bis 1955 unglaubliche Tragödien abgespielt. Zwischen Thaya und March, so der Autor Stefan Karner, starben beinahe so viele Flüchtlinge wie an der Berliner Mauer. Das Material gibt einen erstaunlich detailreichen Einblick in die Spionage- und Grenzsicherungsaktivitäten der tschechoslowakischen Dienste. Hier war Schnittpunkt von Ost und West, Sowjetbesatzung und amerikanischer Geheimdienst waren ebenso involviert. 129 flüchtende Menschen starben hier im Kugelhagel der Grenzer, nicht mitgerechnet die Grenzsoldaten, die bei Unfällen oder durch Selbstmord ums Leben kamen. Der heute vor allem als Naturreservat und grünes Band durch Europa wahrgenommene Grenzstreifen zwischen Ost und West wird in seiner Unmenschlichkeit erst langsam konkret erfassbar. Das Weinviertler Dreiländereck von Schrattenberg bis Rabensburg, in dem ich aufgewachsen bin, ist einer der Schauplätze. Die genannten Orte sind heute verschlafen, unschuldig und langsam entvölkert. In meiner Kindheit war die Grenze nicht hinterfragte Realität, unheimlich und gespickt mit Schauergeschichten, aber was dort passierte, wusste vor Ort niemand. Bis heute aber ist der Eiserne Vorhang im Kopf geblieben, in Form eines Unbehagens, das unter anderem diese Publikation benennen kann. Nur wenn die historischen Wunden geöffnet und allgemein diskutiert werden, nicht nur in Fachkreisen, sondern in Politik und Gesellschaft auf beiden Seiten, wird es möglich sein, dieses schwelende Unbehagen zu überwinden. Es ist noch viel zu tun, um zu einer guten Nachbarschaft zu kommen. Nicht nur das Südmährer-Thema ist unaufgearbeitet. (Richard Edl) /

DAS LEBENSREZEPT

—————————————————————— Josef Ponweiser: Von karger Nachkriegskost zu delikaten Leckerbissen! Eigenverlag, EUR 19,90 Erhältlich über Buchhdlg. Mayerhofen (Kirchschlag), Buch-Hdlg. Thiel (Wiener Neustadt) oder beim Autor (aon.913455574@aon.at) Der gelernte Koch Josef Ponweiser serviert in seinem Buch seine Lebensgeschichte garniert mit schmackhaften „Rezepten“ aus seinem privaten und beruflichen Erfahrungsschatz. Aus kulinarischer Sicht ist das Leben mit einer Speisenfolge zu vergleichen. Die Vorspeise – die Kindheit, die man als sehr leicht und bekömmlich empfindet. Die Eingangsgerichte, wie Suppen und Fischspeisen, spiegeln die sehr aufregende und erlebnisreiche Schul- und Jugendzeit wider. Das Hauptgericht kann man mit der Entscheidung für einen bestimmten Lebensweg und der Erwerbstätigkeit vergleichen. Die Beilagen stellen das Engagement im öffentlichen Leben sowie die Vorlieben und Hobbys dar. Die süße Abrundung findet man in seiner Familie und seinen Freunden. Die facettenreiche Geschichte von Josef Ponweiser, der nicht nur 32 Jahre lang Berufsschullehrer, sondern auch 30 Jahre lang Gemeindepolitiker und Gründer sowie Obmann des Tourismusvereins in Hochwolkersdorf war, ist das beste Beispiel für einen menschlichen, politischen und kulinarischen Höhenflug.
 /

EIN HUND FLOG NACH AMERIKA

——————————————————————

Michael Korth: Flizziflux. Eine Zaubermantelgeschichte in Reimen und Liedern, incl. CD. Offsetlithos von Norbert Ch. Schröckenfuchs, signiert, EUR 32,00 Erhältlich über toni.kurz@thurnhof.at www.thurnhof.at Mit frischer Großvaterstimme gesungen, mit Schalk geschrieben: Michael Korth, Spezialist für die Musik des Mittelalters, hat in der bibliophilen Edition Thurnhof ein Kinderbuch gestaltet, das Erwachsenen ebensolche Freude macht. Flizziflux, der Mantelreiter, lässt in der U-Bahn von Berlin ein widerspenstiges Löwenzahn wachsen und befreit in Bayrisch Grantl ein Mädchen von ihrem Wackelzahn. Und wenn die Osterhasen sich im Kalender vertan haben, weiß er auch einen Ausweg: Katzen schlüpfen ins Hasenkostüm. Illustriert mit frohen Bildern vom Grafiker und Maler Norbert Christoph Schröckenfuchs. /

GRÜNES GLAS

———————————————————— Die Galerie der Regionen bietet auserlesenes Handwerk aus Europa und heimischen Werkstätten, etwa Thüringer Glas aus der Waldglashütte Lauscha: meist ein mehr oder weniger intensiv getöntes grünes Glas, das oft mit kleinen Bläschen durchsetzt ist. Der typische Farbton des Waldglases entstand durch den reichen Eisengehalt des verwendeten Sandes. Auf der Glasmacherbühne wird noch nach den Arbeitsmethoden und mit den gleichen Werkzeugen wie schon in Lauschas erster Glashütte vor über 400 Jahren gearbeitet. Krug EUR 31,90 Weinglas EUR 16,90–21,90 Galerie der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Di–Fr, 10.00–12.00 u. 15.00–18.00 Uhr, jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014


Forschung / 34

Lehmbau

VON WUZELMAUERN UND HASENHAAR Das Museumsdorf Niedersulz lud gemeinsam mit tschechischen Partnern zu einem dreitägigen Lehmbau-Symposium. Experten und interessierte Laien trafen sich zum Erfahrungsaustausch.

Kein Dominoeffekt, vielmehr das Wenden der Lehmziegeln zum Trocknen im Freilichtmuseum Strážnice. Fotos: Muzeum vesnice jihovýchodní Moravy

„Man könnte vom Lehmviertel sprechen“, so begann der Geologe Thomas Hofmann seinen Vortrag über die Entstehung des Lehms im Weinviertel. „Das aber würden den Touristikern nicht gefallen.“ Den Teilnehmern des Symposiums aber umso mehr. Schließlich waren sie aus Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Deutschland sowie aus dem Weinviertel gekommen, um mehr über den Lehmbau zu erfahren.

geschützten – Vorfeld der vergletscherten Alpen abgelagert wurde. Der Zeitraum der Lössbildung geht bis zur letzten Eiszeit (Würm). „Geologie passierte, als Menschen lebten“, so Thomas Hofmann. Die Venus von Willendorf (25.000 v. Chr.) fand sich in Lössschichten bei der Errichtung der Wachaubahn.

Der Lehm des ostösterreichischen Raums zählt zu den Lösslehmen. Am besten ist er an den Wänden der Hohlwege sichtbar und war quasi ein Baustoff vor der Haustür. Dieser Löss ist Gesteinsstaub, der durch starke Westwinde aus dem vegetationsarmen – und daher nicht mit Pflanzenbedeckung

„Lehmbau war Massenbauweise bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts“, beginnt Roland Meingast sein Referat, das den historischen Lehmbau in Ostösterreich umfasst. Mit der industriellen Produktion von gebrannten Ziegeln im Weinviertel wie in den Ziegelwerken von Frättingsdorf oder Neubau-

Aus der Loamgrui

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Kreuzstetten verschwinden die meisten Lehmbauten in den 1960er Jahren beinahe endgültig. Die luftgetrockneten, in eine feuchte Holzform geschlagenen Lehmziegel werden im westlichen Weinviertel als „Loamziegel“ bezeichnet. Im Osten und im Norden sprach man von „Erdziegeln“, im Donaugebiet und im Burgenland von „Kotziegeln“. Der Aufwand für Lehmziegel war hoch, denn der örtlich gestochene Baustoff aus der „Loamgrui“ musste von gröberen Störstoffen gereinigt werden und das Trocknen erforderte einen überdeckten Platz. Ein weiterer Ziegel ist der Quaderstock. Für diesen wurden größere Holzmodel verwendet, die unten offen waren. Lehm wurde mit „G’hack“ (Strohhächsel) oder „Åum“ (Spreu) gemischt. Auch dieser Ziegel musste luftgetrocknet werden, der Lehm brauchte allerdings keine große Bindigkeit und Störstoffe waren kein Hindernis. Mittelalterliche Bauten waren Massivlehmbauten: Stampflehmbau wird als „g’steßene Mauer“ bezeichnet. Dabei werden keine Ziegel hergestellt, der Lehm wird zwischen Schalungsbretter gestampft. Nach einer Trocknungsphase wird die nächste Schicht eingestampft, dabei soll der Lehm einen Gesteinkornanteil haben. Bei Familien, die sich keine Bretter leisten konnten, wurde die „g’satzten Mäuer“ aufgezogen. Die gesatzte Mauer bedarf keine Schalung, Lehm wurde mit Spreu vermischt, gestampft und getrocknet. Eine Schicht kann bis zu 60 Zentimeter hoch sein. Überhängendes wurde abgestochen.

Wie ein Brotlaib Beim „Wuzel- oder Batzenmauerwerk“ wird


Forschung / 35

Familien im Süden Ungarns die Grassodenwand. „Dabei wurden rechteckig ausgestochene Grasziegel mit der Grünseite nach unten ziegelförmig aufgeschichtet.“

Translozierte Wand (links) und Lehmbau-Ausstellung im Museumsdorf Niedersulz.

Lehm mit Wasser versetzt, mit gehacktem Stroh vermengt und zu größeren Batzen geformt („gewuzelt“). Diese werden in nassem Zustand aufgeschichtet, indem man sie relativ kräftig aufeinanderschlägt. Dadurch verbinden sich die einzelnen Schichten und die Verwendung von Mörtel erübrigt sich. Nach dem Trocknen wird die Mauer mit Schaufeln, Spaten, Hauen oder sonstigen Werkzeugen abgestochen, um eine ebene Oberfläche zu erreichen. Drohte der Lehmbau ganz zu verschwinden und mit ihm auch das Wissen, ist mit der Ökologiebewegung auch der Lehmbau wieder ins Interesse der Forschung gerückt. Die Vorteile sind mannigfaltig. Zur Aufbereitung und Verarbeitung wird sehr wenig Primärenergie benötigt. Lehm wirkt Luftfeuchte regulierend und ist diffusionsfähig. Trockener Lehm wirkt antibakteriell und abweisend gegen Schädlinge. Lehm konserviert Holz – so kann lehmverputzter Holzbau von beiden Komponenten profitieren. Lehm ist vollständig recycelbar und speichert Wärme. Schlussendlich bindet er Schadstoffe. Der Feind des des Lehms ist das Wasser. Deswegen soll ein Lehmhaus einen „guten Hut und feste Schuhe“ haben. Ist der Altbestand von Lehmbauten bei uns fast völlig verschwunden, stellt sich die Situation in Ungarn ganz anders dar, wie Zsuzsa Kovács vom Freilichtmuseum Szentendre berichtete: „Bis in die Gegenwart waren Holz und Lehm die wichtigsten Baumaterialien der ungarischen Dorfarchitektur.“ So verdrängte der Lehmbau nicht nur in der Tiefebene, sondern auch im Karpatenbecken den Holzbau, sodass zu Beginn des 20. Jahrhunderts praktisch alle dörflichen Bauten aus Lehm errichtet wurden. Neben den oben genannten Techniken gab es bei ganz armen

Der Großteil der ländlichen Häuser wurde bis Ende der 1950er Jahre mit Lehmziegeln gebaut. Das kommunistische Regime begann ein Hausbauprogramm anzubieten, in dem die Behörden rasche Baubewilligungen erteilten, wenn die Gebäude aus gebrannten Ziegeln oder Beton errichtet wurden. Durch die praktische Erfahrung mit Lehmbau bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ging das Wissen um die Techniken nicht verloren. Die Häuser im Freilichtmuseum von Szentendre sind historischen Techniken errichtet. In Tschechien bietet das Institut für Denkmalpflege in Brno/Brünn Workshops für traditionellen Lehmbau für Fachleute und Bauhandwerker an. Diese Techniken werden im Freilichtmuseum von Strážnice im südöstlichen Mähren angewendet. Die arbeitsintensive Herstellung von Lehmziegeln für möglichst originalgetreue Rekonstruktionen wird mit technischen Hilfsmitteln wie motorbetriebenen Stampfern und Rührwerken erleichtert. Die Besucher des Freilichtmuseums können sich aber beim Ziegelschlagen und Lehmstampfen versuchen.

Lehmstuck im Schloss Der (Lehm-)Verputz des Hauses war Frauenarbeit. Sie trugen den Feinputz mit Hilfe von Fetzenbällen auf. Gröberer Verputz wurde mit den Besen aufgetragen. Reliefverzierungen wurden mit Hilfe eines Weinglases, welches ist den frischen Putz gedrückt wird, gemacht, berichtet Vera Kovářů vom Brünner Institut für Denkmalpflege. Nicht nur in der Dorfarchitektur, auch für Schlösser kam Lehm zur Anwendung. Astrid M. Huber von der Abteilung Baudenkmalpflege des Bundesdenkmalamtes in der Kartause Mauerbach stellte beim Symposium die Restaurierung einer Lehmstuckdecke in Schloss Juliusburg in Stetteldorf, Weinviertel vor: „Löss, Tegel, Haferspreu und Hasenhaar sind die Materialkomponenten für die Herstellung von Lehmstuck, der im ausgehenden 16. und frühen 17. Jahrhundert nördlich der Alpen umgesetzt wurde.“ Das Museumsdorf Niedersulz als Gastgeber der Symposiums „Lehmbau – Tradition und Moderne“ hat mit der Translozierung einer Lehmwand im Jahr

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

2013 einen neuen Schritt beim Übertragen historischer Bauten in Freilichtmuseen gesetzt. Das zwei Meter hohe und zwei Tonnen schwere Wandstück eines Lehmziegelhauses aus Hörersdorf wurde von einer Spezialfirma mit Stahlrahmen fixiert und nach Niedersulz gebracht. Damit wurde der Grundstein für das Lehmbau-Kompetenzzentrum gesetzt, das nun entwickelt wird.

Römische Betrachtung „Es drängt sich aus lehmbautechnischer Sicht“, so schloss der Vortragende Roland Meingast seinen Vortrag, „eine Schlüsselstelle in Tacitus ethnografischer Schrift ,Germania‘ neu zu übersetzen: ,… Ne caementorum quidem apud illos aut tegularum usus: materia ad ommnia utuntur informi et citra speciem aut delectationem.‘ Forscher plagen sich seit dem 19. Jahrhundert mit der Interpretation von ,materia‘ mit ,Holz‘: ,… nehmen sie Holz dazu, formlos, unansehnlich und ungefällig“ (A. Baumstark 1876). Die begriffliche Verbindung von ‚Holz‘ mit ‚formlos‘ erscheint mir aber weniger zutreffend als eine genauso zulässige Übersetzung mit: ‚… nehmen sie zu allem ein Baumaterial, unförmig, unscheinbar und unerfreulich‘, die treffend den indignierten Eindruck eines hauptstädtischen Römers beim Anblick von unvermeidlich lehmbeschmierten Barbaren beim Herstellen und Verlegen von unförmigen ,Wuzeln’ aus formloser Lehmbreimasse wiedergeben würde.“ / Text: Mella Waldstein

MUSEUMSDORF NIEDERSULZ

——————————————————— Öffnungszeiten: tägl. 9.30–18.00 Uhr Tel. 02534 333 www.museumsdorf.at Der Tagungsband „Lehmbau – Tradition und Moderne“ ist deutsch und tschechisch verfasst, mit einer englischen Summary. EUR 9,90 zzgl. Versandkosten Erhältlich über info@museumsdorf.at Das Symposium und der Tagungsband wurden im Rahmen des Programms Europäische Territoriale Zusammenarbeit Österreich–Tschechische Republik 2007–2013 der Europäischen Union durch die Mittel des EFRE gefördert.



Kultur.Region / 37

Kurse & Seminare

FORTBILDUNG TANZFRÜHLING IN KIRCHSCHLAG

VERMITTLUNGSPRAXIS

MUSIK BEGEISTERT!

——————————————————————

——————————————————————

——————————————————————

Sa, 3. 5. 2014, 19.00–22.00 Uhr 2860 Kirchschlag in der Buckligen Welt, Pfarrzentrum Kirchschlag Passionsspielstraße 3

Fr, 16. 5. 2014 Landesmuseum Niederösterreich 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5

Di, 1.–Do, 3. 7. 2014 Retz, Hotel Althof

Referentin: Martina Gebhard Musik: Heanagschroa

Eine Vermittlungsaktion im kulturellen Kontext wird praxisnah erprobt. Die Teilnehmer erarbeiten eine Vermittlungssequenz, werden – basierend auf Wertschätzung und Empathie – evaluiert und erhalten ein persönliches Coaching.

Keine Kosten, Teilnehmeranzahl nicht begrenzt Anmeldung & Information franz.huber@volkskulturnoe.at Tel. 0664 9608876 www.volkskulturnoe.at _

THEATER IM MUSEUM

—————————————————————— Mi, 14.–Do, 15. 5. 2014 Stadtmuseum Wiener Neustadt 2700 Wiener Neustadt, Petersgasse 2A Referentinnen: Margarete Meixner und Brigitte Tauchner-Hafenscher (SOG.Theater) „Living History“: Einführung, Überblick, Anforderungen. Praxisteil: Entwicklung szenischer Elemente in einem Museum mit anschließender Aufführung. Präsentation von Beispielen aus dem In- und Ausland. Anmeldung & Information Museumsmanagement Niederösterreich Tel. 02732 73999 fortbildung@noemuseen.at www.noemuseen.at _

Referentin: Helga Steinacher

Anmeldung & Information Museumsmanagement Niederösterreich Tel. 02732 73999, fortbildung@noemuseen.at www.noemuseen.at _

HOLZ & EISEN

—————————————————————— Sa, 24. 5. 2014 Museumsdorf Niedersulz, Bauhof 2224 Niedersulz 250 Referent: Peter Huber Instandsetzen und konservieren von Gegenständen aus Holz und Eisen – Aufbaukurs. Der Kurs ist als Fortsetzung der Grundkurse aus den Vorjahren gedacht. Besichtigen eines Objekts aus den Beständen des Museumsdorfs und Besprechen der Schäden und deren Behebung. Erstellen eines Instandsetzungskonzepts. Besprechen und Behandlung der von den Teilnehmern mitgebrachten Objekten. Es sollen kleine Gegenstände aus Holz und/oder Eisen mitgenommen werden. Anmeldung & Information Museumsmanagement Niederösterreich Tel. 02732 73999, fortbildung@noemuseen.at www.noemuseen.at _

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Vom Singen über Musikhören bis zum Tanzen, von Volksmusik bis Pop, von der Liedbegleitung mit Orff-Instrumenten über Trommeln, rhythmisches Klassenmusizieren sind die Themen dieses Seminars, ein Kooperationsprojekt zwischen dem Landesschulrat für Niederösterreich, der Pädagogischen Hochschule NÖ und der Volkskultur Niederösterreich. Hervorragende Referenten wie Monika Ballwein, Richard Filz, Stephan Gleixner u.v.m. versprechen abwechslungsreiche Tage. Mit Hermann Fritz, Ländlergeiger und Musikethnologe, begeben sich die Teilnehmer auf eine musikalische Reise und bekommen Ohrwürmer aus Feldforschung und Archiven präsentiert. Anmeldung & Information www.ph-online.ac.at _

NÖ MUSEUMSKUSTODENLEHRGANG 2014/2015

—————————————————————— Museumsarbeit – Einführung Fr, 19.–Sa, 20. 9. 2014, 9.00–17.00 Uhr Referentin: Mag. Evelyn Kaindl-Ranzinger Inhalte: Historische Museologie und Definition, Sammlung, Verwaltung, Konzepte und Leitbild, Projektentwicklung, „Das Museum und ich“. Der Lehrgang besteht aus sechs einzeln buchbaren Modulen und einer Abschlussexkursion. Kursbeitrag: EUR 1.200,00 bzw. EUR 990,00, Buchung einzelner Module nach Verfügbarkeit freier Plätze möglich. Anmeldung & Information Museumsmanagement Niederösterreich Tel. 02732 73999, fortbildung@noemuseen.at www.noemuseen.at _


Museen / 38

Brasilien

TRAUTES HEIM, GLÜCK ALLEIN Deutscher Fleiß unter tropischer Sonne: Die Auswanderer im Süden Brasiliens brachten nicht nur Sprache, Architektur und ihre Bräuche mit – sondern auch bestickte Wandschoner. Eine Sammlung im „Instituto Terapêutico do Bordado“ in Blumenau zeigt die beliebten Sinnsprüche. Windmühlen, Leuchttürme, Segelschiffe. In Brasilien „Chimarrão“ genannt, flossen mit der Zeit tropische Blüten und portugiesische Wörter in die deutschen Wandschoner.

„Reinlichkeit ist eine Zier“

Segens- und Sinnsprüche sind auf den Wandschonern zu lesen. Foto: Janete Pasold

„Das schönste Glück, die liebste Freud ist eine liebe Häuslichkeit.“ Doch bis dahin waren noch viele Strapazen zu überstehen. Die deutschen Auswanderer, die über Hamburg als Zwischendeckpassagiere nach Brasilien fuhren, ließen sich u. a. in Blumenau nieder, gegründet 1850 vom deutschen Apotheker Hermann Blumenau. Die Siedler im Süden Brasiliens arbeiteten in Textilfabriken, waren Handwerker und Farmer. Heute ist Blumenau eine beliebte Touristendestination – es gibt deutsche Fachwerkhäuser und ein Oktoberfest. „Ich bin im deutschen Ambiente aufgewachsen. Bei meiner Omi habe ich Sticken gelernt“, so Janete Pasold, die in Krems den Museumskustodenlehrgang des Museumsmanagement Niederösterreich besucht. Ihr Interesse fürs Sticken begleitet sie nun schon das ganze Leben. Die gelernte Krankenschwester setzt Sticken therapeutisch ein und hat das Institu-

Bildunterschrift. Foto:

to Terapêutico do Bordado (Therapeutisches Stickzentrum) in Blumenau gegründet. „Als Krankenschwester habe ich den Patienten Stickzeug in die Hand gegeben. Damit fing das therapeutische Sticken an“, erzählt die Brasilianerin mit deutschen Wurzeln. Jetzt will Pasold ihre Sammlung an bestickten Wandschonern öffentlich machen – und damit ein Stück deutscher Auswanderergeschichte. Das ist auch der Grund, warum sie sich für den Lehrgang in Krems entschieden hat. Die Blütezeit erlebten die mit Sinnsprüchen bestickten Stoffe zwischen 1870 und 1930. Ausgelöst wurde die Begeisterung für Kunstgewerbe durch die großen Weltausstellungen in London, Paris und Wien. Bei den oft kunstvoll in Stiel- oder unterlegtem Plattstich-Stickereien brachten die 1920er Jahre typische Blumen- und Obstschalendekorationen und die 1930er und 1940er Jahre Küchenszenen und Holländermotive wie

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Die Wandschoner hingen, wie der Name schon sagt, genau an jenen Stellen, wo die Mauer besonderer Schonung bedurfte, weil sie stark beansprucht wurde, also z. B. hinter dem Diwan oder hinterm dem Bett, wo die Hausfrau mit Sprüchen wie „Froher Morgen aus liebem Mund bringt am Tag manch frohe Stund’“ ihren Gefühlen Ausdruck verlieh. Wichtig war der Schutz hinter dem Waschtisch, wo vornehmlich das Thema Hygiene aufgenommen wurde: „Reinlichkeit ist eine Zier“. Die ersten Wandschoner bekam Frau Pasold von ihren Tanten. Mittlerweile sammelt auch eine Freundin aus München auf Flohmärkten die Wandschoner, die das Frauenbild, aber auch die Zeit, in der sie entstanden, widerspiegeln. Neben dem Therapiezentrum und der Stickerei-Sammlung will sie mit einem Bus als „rollendes Museum“ auch die Menschen erreichen, die nicht zu ihr kommen. Sie denkt dabei an Schulen und soziale Randgruppen. In der Mittagspause des Museumskustodenlehrgangs spaziert Janete Pasold durch Krems: „Ach, wie ist hier das Wetter herrlich“, schwärmt sie, „wir haben heuer einen so strengen Sommer.“ / Text: Mella Waldstein


Museen / 39

Internationaler Museumstag

SAMMLER SIND GLÜCKLICHE MENSCHEN Dieser Satz wird Goethe zugeschrieben. Außerdem: „Sammeln verbindet“, so das Motto des Internationalen Museumstag am Sonntag, den 18. Mai. Niederösterreichische Museen präsentieren auf den folgenden Seiten ihr besonderes Programm.

Feldpostkorrespondenzkarte, gezeichnet von Martin Anton (1886–1975), Zeichnerlehrling in den Berndorfer Metallwarenfabrik. Sammlung R. Muschik

Latènezeitliche Standarte im Stadtmuseum Mannersdorf a. Lgb. Foto: Helmut Mauthner

„Die Sieben aus der Speichergrube“. Foto: Museum Stillfried

Alltag an der Heimatfront. Es gibt heute keine Zeitzeugen mehr, keine Menschen, die von ihren Erfahrungen im Ersten Weltkrieg berichten könnten. Und dennoch: Die Katastrophe am Beginn des vergangenen Jahrhunderts hat Spuren hinterlassen. Sie werden sichtbar in Geschichten, die über Generationen weitergegeben werden, in Bildern, Feldpostkarten, Chroniken und unseren heutigen Lebensumständen. Die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg soll keine Glorifizierung des Krieges sein, sondern den Wahnsinn eines Krieges vor Augen führen. krupp stadt museum BERNDORF www.kruppstadtmuseum.at _

Eiserne Lanzenspitze mit eingesetzter Bronzescheibe. Die 47,2 Zentimeter lange Spitze wurde anlässlich einer Notgrabung des Bundesdenkmalamtes im latènezeitlichen Gräberfeld Reinthal-Süd aus dem Grab eines etwa 19 bis 25 Jahre alten Kriegers geborgen. Sie ist im oberen Bereich langschmal-bajonettartig ausgeführt. Aufgrund ihrer Übergröße und Ornamentik kann sie als Standarte angesprochen werden. Außergewöhnlich ist die eingesetzte gelochte Rosette, die mit Fischblasenornamentik verziert ist. Das seltene Stück wurde bisher noch nie ausgestellt. Stadtmuseum Mannersdorf www.mannersdorf-leithagebirge.gv.at _

Das historische Wasserschloss Vösendorf beherbergt mehrere außergewöhnliche Sammlungen, u. a. Miniaturen von historischen Agrarmaschinen und -geräten, die an den Agrarpionier Peter Jordan erinnern, der in Vösendorf ein landwirtschaftliches Versuchsund Mustergut leitete. Schlossmuseum Vösendorf www.museumsverein.org _

In Privatbesitz finden sich häufig berührende persönliche Erinnerungen, die mitunter ihren Weg in eine museale Sammlung finden. Im Gedenken an Kriegszeiten auch solche, die Einblick geben in die Kindheit und das „Krieg spielen“ im Jahr 1944. Röschitzer Raritätenmuseum www.röschitzermuseum.at _

Ein Sensationsfund kehrt zurück. Gerade rechtzeitig zu den Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geburtstags des Museumsvereins Stillfried kommen die berühmten „Sieben aus der Speichergrube“ nach 38 Jahren wieder nach Hause. Sie waren der Sensationsfund im Jahr 1976. Eine Großfamilie aus der späten Bronzezeit, am Boden einer Getreidespeichergrube bestattet. Ein einmaliger Befund, wurden doch zur Zeit der Urnenfelderkultur die Toten verbrannt. Erleben Sie noch einmal die spannenden Tage der Auffindung und erfahren Sie, was die Skelette und ihre Beigaben über das Leben der Menschen in der späten Bronzezeit preiszugeben haben. Auf die jüngsten Besucher wartet eine völlig überarbeitete Rätselrallye. Museum Stillfried www.museumstillfried.at _

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Verkehrstechnik in Kriegszeiten zeigen die Sonderausstellungen „1914 bis 1919“ – „Als der Krieg in die Luft ging“ und „Verkehrsmittel im Großraum Wien“ Mödlinger Stadtverkehrsmuseum www.moedling.at _


Museen / 40

Schwemmgut schwimmt gut. Foto: Rainer Prohaska

Gesammelt aus schwimmendem Fundmaterial. Der Künstler Rainer Prohaska baut „Schiffe“ aus Fundmaterial und widmet sich der Donau als Handelsweg. Um 15.00 Uhr präsentiert das museumORTH ein neues Museumsobjekt im „Karl-Schiske-Gedenkraum“: den Originalflügel, auf dem der Komponist in den 1940er Jahren seine wichtigsten Werke schuf. Prof. Erich Urbanner stellt sie vor und erinnert sich an seine Zeit als SchiskeSchüler. Der Klavierbaumeister Philipp Schneider berichtet, was es mit den Bösendorfer-Seriennummern auf sich hat, und anschließend spielen Margarete Babinsky und Andreas Wykydal die „Klaviersonate zu vier Händen“ – 65 Jahre nach der Entstehung auf dem Originalinstrument. museumORTH www.museum-orth.at _

Die Schlacht bei Austerlitz, 1805. Foto: z. V. g.

Einem Zufall ist es zu verdanken, dass ein Schlachtengemälde den Ehrenplatz im Museum Wilfersdorf einnimmt. Das Gemälde zeigt die Schlacht bei Austerlitz im Jahre 1805. 1945 requirierte die Rote Armee das letzte Pferd einer Weinviertler Bauernfamilie. Diese versuchte sich dagegen zu wehren und bekam von einem russischen Soldaten als „Bezahlung“ jenes Gemälde, das nun in Schloss Wil-

fersdorf zu sehen ist. Jahrelang stand es am Dachboden, jahrelang hing es wie ein Fremdköper im Wohnzimmer der Familie. Als ein Ausflug die Bewahrerin des Bildes nach Schloss Wilfersdorf und weiter zu den südmährischen Liechtenstein-Schlössern führte, erkannte sie in den Schlachtenbildern von Schloss Vatlice/ Feldsberg und Lednice/Eisgrub die Serie, aus der auch „ihr“ Bild stammen könnte. Auf den Spuren der Liechtensteiner www.liechtenstein-schloss-wilfersdorf.at _

Heldenallee am Heldenberg. Foto: Werner Glock

Der Heldenberg – Berg der Superlative. Die berühmtesten Pferde, die größten Feldherrn, die schönsten Automobile … Die Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule sind in den Monaten Juli bis Mitte August auf Sommerurlaub am Heldenberg. Der Kinderreitparcours ist für die Jüngsten ein Muss, hier wird kindergerecht der Weg der jungen Hengste bis zum Star der Hofreitschule gezeigt. Die Radetzky-Gedenkstätte ist die letzte Ruhestätte der Feldmarschalle Radetzky und Wimpffen. Die Ausstellung ist vollkommen neu gestaltet. Die schönsten Automobile mit Kollers Oldtimern zeigen die Entwicklung des Automobils von der Kutsche bis zum modernen Sportwagen. Der Heldenberg www.derheldenberg.at _ Holzknechte, Schindelmacher, Köhler, Rechenmacher, Wagner – das Waldbauernmuseum dokumentiert die Arbeit mit Holz. „Hacke & Beil“ zeigt einen Einblick in den reichen Depotbestand des Museums. Waldbauernmuseum Gutenstein www.waldbauernmuseum.at _

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Alexander Pock: Zwei Ulanen im Schnee, Öl auf Leinwand (Detail).

Das farbenfrohe Erscheinungsbild der k. u. k. Armee aus dem Œuvre des in Zaim/ Znojmo geborenen Militärmalers Alexander Pock (1871–1950) darf nicht über die Grauen des Krieges hinwegtäuschen. Die Südmährische Galerie im Museum Retz widmet ihm eine Ausstellung. Eine weitere Sonderausstellung widmet sich den 27 Feuerwehren des Abschnittes Retz. Ab 16. Mai ist der neugestaltete Teil der Dauerausstellung „Der Retzer See von der Urgeschichte bis heute“ zu sehen. Internationaler Museumstag: Unter dem Motto „Living Exhibition“ geben Kuratoren Auskunft und treten in den Dialog mit den Besuchern. Museum Retz im Bürgerspital www.museumretz.at _

Der Bronzeschatz von Neudorf bei Staatz – 1908 aus dem Mistkorb gerettet.

Bronzeschmiede und Handelsherren – Bronzezeit im Wald- und Weinviertel. Am Wochenende (17. und 18. Mai) wird der Bereich „Bronzezeit“ der Archäologischen Sammlung des Krahuletz-Museums völlig neu gestaltet wiedereröffnet. Das diesjährige Motto „Sammeln verbindet“ wird in vielfältiger Weise zu erleben sein: Gerade die Epoche der Bronzezeit war stark durch weiträumige Kulturkontakte, die durch das Sammeln von Kupfer und Zinn in weit voneinander entfernten Lagerstätten zustande gekommen waren, geprägt. In Sonderführungen werden die vielfältigen Facetten


Museen / 41

der Bronzezeit in der Region vorgestellt und auch auf die bisweilen ungewöhnliche Auffindungsgeschichte einiger Sammlungshighlights eingegangen. Im Außenbereich wird eine bronzezeitliche Schmiedewerkstatt betrieben. Krahuletz-Museum www.krahuletzmuseum.at _

Der Traum von einem barocken Klosterpalast. Foto: Stift Altenburg

Zeitreise in ein vergessenes Jahrhundert: Die Aufbaujahre im Stift Altenburg nach dem Dreißig jährigen Krieg standen ganz im Zeichen der Modernisierung der Klosteranlage und der Erneuerung des religiösen und intellektuellen Lebens im Kloster. Dieser Kraftakt sollte allerdings durch den überragenden Schaffenswillen jenes Mannes verdrängt werden, der 1715 vom Konvent zum neuen Abt gewählt wurde: Mit Abt Placidus Much veränderte sich das Erscheinungsbild von Stift Altenburg grundlegend, er verwirklichte seinen Traum vom barocken Klosterpalast. Der neu gestaltete Rundgang schärft den Blick für die Spuren des 17. Jahrhunderts und lädt zur Suche nach den verborgenen Grundlagen des Barockjuwels des Waldviertels ein. Stift Altenburg www.stift-altenburg.at _

Für Kaiser und Vaterland? Beeindruckende Sonderausstellung zum Thema Erster Weltkrieg und wie die Stadtbevölkerung von Wiener Neustadt diesen erlebte. Stadtmuseum Wiener Neustadt http://stadtmuseum.wiener-neustadt.at _

Multimediale Erdäpfelwelt. Foto: Erdäpfelwelt Schweiggers

Erdäpfel klaubt man, aber in der Waldviertler Erdäpfelwelt kann der Besucher Wissen über die Knolle sammeln. Von der Biologie über Anbau, Pflege, Ernte früher und heute, Lagerung und Verwertung bis hin zur Bedeutung der Erdäpfel in aller Welt reicht die multimediale Schau. Internationaler Museumstag: geöffnet von 10.30 bis 17.00 Uhr mit Erlebnisführung zum Sonderpreis. Waldviertler Erdäpfelwelt www.schweiggers.gv.at _

Bilderzyklus von Makis Warlamis. Foto: IDEA

Geheimnis Athos. Der Künstler und Architekt Makis Warlamis widmete seinem Paradies einen Bilderzyklus und schuf mit der großen Athos-Ausstellung eine Reise in das Mysterium, in das tiefere Geheimnis des heiligen Berges. Bilder der Klöster, der Landschaften, der Mönche – teils minutiös genau, teils expressiv gemalt –, eine Kapelle, ein Gebetsraum, Inszenierungen, Gesänge der Mönche und Filme offenbaren diesen inneren Einklang, der auf Athos spürbar ist. Internationaler Museumstag: Rätselrallye für Kinder. Das Kunstmuseum Waldviertel www.daskunstmuseum.at _ Das Zeitbrückemuseum führt in die Vergangenheit von Gars. Präsentation eines typischen „Museums-Depot-Objekts“ mit toller Geschichte, aber begrenzter Ausstellungsmöglichkeit: der historische Rollstuhl eines kaiserlichen Rats, der in Gars ein Mäzen war. Zeitbrückemuseum Gars am Kamp www.zeitbruecke.at _

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Elfenbeinmadonna, Frankreich, vor 1258. Foto: Dieter Schewig

Wertvoll wie Gold, von unendlicher Reinheit – im Mittelalter verkörperte Elfenbein beides, Kostbarkeit und Unschuld. Vor über 750 Jahren brachte Abt Bohuslaus die kleine Elfenbeinstatue der Jungfrau Maria mit dem Kind aus Frankreich in sein Kloster Zwettl; hier wurde dieser Schatz über Jahrhunderte sorgfältig gehütet und blieb bis zum heutigen Tag erhalten. Im Rahmen von Sonderführungen wird dem Geheimnis des Elfenbeins nachgespürt und die Geschichte der Zwettler Madonna erzählt. Internationaler Museumstag: ermäßigte Sonderführungen um 11.00 und 14.00 Uhr. Zisterzienserstift Zwettl www.stift-zwettl.at _

Postillion Huber, Lilienfeld. Foto: Bezirksheimatmuseum Lilienfeld

Schmiergeld war kein Bestechungsgeld für eine schnellere Fahrt oder einen besseren Sitzplatz, sondern das amtlich festgelegte und geregelte Entgelt für das regelmäßige Schmieren der Wagenräder (durch den Postillion oder Knecht) und wurde wie das Trinkgeld genau abgerechnet. Es war somit ein fixer Teil der


Museen / 42

gesamten Reisekosten. Das und noch viel mehr ist über das Postwesen in Lilienfeld zu erfahren: Mit dem Posthorn musste der Postillion zumindest acht verschiedene Signale blasen können, um vor allem dem Postmeister in der nächsten Poststation schon von Weitem ankündigen zu können, was auf ihn zukam. Alle acht Signale und die Beschreibung ihrer Bedeutung sind jedoch nur bei uns im Museum zu hören. Bezirksheimatmuseum Lilienfeld www.zdarsky-ski.museum.at _

Flipper, Detailansicht. Foto: Günter Freinberger

Pinballmachine heißen die Flipper im Englischen – und Günter Freinberger bekam in Sammlerkreisen den Namen Pindigi. So nennt er auch seine Erlebniswelt, in der 450 Flipper und Jukeboxen zu sehen sind. Seit seiner Lehrzeit sammelt der Radio- und Fernsehtechniker schon Musikboxen. Dabei kommt ihm seine Ausbildung von der Röhrentechnik bis zum Audio- und Videoelektronikmeister bei anfallenden Reparaturen der Jukeboxen und auch der Flipperautomaten zugute. Internationaler Museumstag: Vortrag „Zeitund Kulturgeschichte in Pinball“ oder „Nicht jede Musikbox ist ein Wurlitzer“. PindigiLand in Ruprechtshofen www.pindigi.at _ Rund um den Ziegel. Schmuckes Museum mit toller Ziegelsammlung in einem ehemaligen Weinkeller. Ziegel- und Weinbaumuseum Jetzelsdorf http://home.tele2.at/ziegel/ziegel_home.html _

Engel aus dem Depot. Foto: 5e-Museum Waidhofen/Ybbs

Himmelsboten im Museum. Unter dem Motto „Sammeln verbindet“ präsentiert der Musealverein Waidhofen/Ybbs anlässlich des Internationalen Museumstages einen ganz speziellen Bereich seiner Sammlung. Die Skulpturensammlung des Vereins enthält einige reizende Engel und Heiligenfiguren, die auch aufgrund ihres manchmal restaurierungsbedürftigen Zustandes nur selten das Depot verlassen. Jetzt sollen sie für ein Wochenende einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Lassen Sie sich vom himmlischen Charme der Figuren verzaubern und machen Sie Bekanntschaft mit einem musealen Schatz Ihrer Heimat. 5e-Museum Waidhofen an der Ybbs www.5e-waidhofen.at _

Einmal stehen all jene Frauen im Zentrum, die sein Leben geprägt haben: Schieles Mutter und Schwestern, Margarete Partonek als erste große Liebe des 16-jährigen Künstlers und schließlich seine lang jährigen Beziehungen, die Geliebte „Wally“ Neuzil und seine Ehefrau Edith Harms. Auch künstlerisch schließt die Ausstellung einen Kreis, indem gezeigt wird, wie sehr Schiele am Ende seines Schaffens zum akademisch geprägten Stil der Frühzeit zurückfindet. Internationaler Museumstag: 13.00 Uhr: Familienführung, 14.00–17.00 Uhr: Ein Kulturvermittler steht für Ihre Fragen rund um Schiele bereit. Egon Schiele Museum www.egon-schiele.eu _

Moritz von Schwind: Gesellschaftsspiel, Erinnerung an Atzenbrugg. Belvedere

Das Suchbild im Museum ist für die heimatkundlich und kriminalistisch interessierten Schüler besonders interessant. Der Maler Moritz von Schwind hat in dieses Bild auch von den umliegend besuchten Orten Schuberts und seinen Freunden bei ihren Sommeraufenthalten in Atzenbrugg zu erkennende Suchobjekte hineingezaubert. Museum Franz Schubert und sein Freundeskreis www.atzenbrugg.at _

Egon Schiele: Selbstbildnis, Bleistift, Gouache, 1914 (Detail). Nárondní Galerie Prag

Das Egon Schiele Museum in Tulln stellt anlässlich des Gedenkjahres 2014 das Frühwerk Egon Schieles dem finalen Schaffen in der Zeit des Ersten Weltkriegs gegenüber. Dadurch werden zentrale Aspekte im Leben und Werk des Ausnahmekünstlers beleuchtet.

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Josef Reither galt als markante Persönlichkeit des politischen Lebens und war niederösterreichischer Landeshauptmann. Ins Zentrum gerückt werden eine besondere silberne Ehrenbürgerschaftstafel für Reither und ein selten gezeigtes Bild aus dem Jahr 1938, das Figl und Reither als Fronarbeiter in Dachau zeigt. Josef Reither Museum Langenrohr www.reither-museum.at _


Museen / 43

Das Museum Kierling zeigt Werke der in Kierling geborenen Scherenschnittkünstlerin Josefine Allmayer (1904–1977). Erstmalige Präsentation eines gestickten Scherenschnittbildes nach Josefine Allmayer. Museum Kierling www.museumkierling.com _

Das vierrädrige Fahrrad. Foto: z. V. g.

Von Weitem ist der Schlot des BAXA-Kalkofen am Fuße des Leithagebirges zu sehen. Im adaptierten Schauraum ist ein besonders kurioses Objekt eines ungarischen Tages-Pendlers zu bewundern: ein vierrädriges Fahrrad! BAXA Kalkofen- und Steinabbaumuseum Mannersdorf www.noemuseen.at _

Karl-Renner-Devotionalien. Foto: Renner Museum Gloggnitz

Dr. Karl Renner persönlich. Die Dokumentation zeigt die Wohnräume Karl Renners und gibt Auskunft über seinen politischen Werdegang. Internationaler Museumstag: Programm ab 10.00 Uhr, u. a. „Renners Special“ – Besonderheiten aus dem Depot. Dr. Karl Renner Museum Gloggnitz www.rennermuseum.eu _

Keramik mit Tradition. Spezialführungen zum Vergleich der Freistädter Keramik (Sonderausstellung 2014) mit der Scheibbser Keramik – beide expressive Zierkeramiken der 1920er und 1930er Jahre. Keramikmuseum Scheibbs www.keramikmuseumscheibbs.at _ Landleben anno dazumal … Der Vergangenheit des ländlichen Lebens begegnen und Erinnerungen Revue passieren lassen! Privates Dorfmuseum Hagendorf Hagendorf, Tel. 02524 3395 _

Der österreichische Herzogshut passt gut. Foto: Ostarrichi-Gedenkstätte

Nie wieder Krieg. Sonderausstellung zum Kriegs-Gedenkjahr 2014 – „Krieg, der falsche Weg in der Geschichte …“, mit Bau eines Friedens-Puzzles Europa! Ostarrichi-Gedenkstätte Neuhofen an der Ybbs www.ostarrichi-kulturhof.at _ Das Richard Simoncic-Museum ist nach einem Rabensburger Pfarrer benannt, dessen Sammlung volkskundlicher Gegenstände schrittweise erweitert wurde. Die Ausstellung „Rabensburg 1914–1918“ zeigt das Dorfleben in den Jahren des Ersten Weltkriegs. Richard Simoncic-Museum Rabensburg www.noemuseen.at _

Eine englische Rudge. Foto: Sammlung Friedrich Ehn

Ein Sammler-Museum par excellence. Friedrich Ehn begann in den 1960er Jahren Motorräder zu sammeln. Das Museum zeigt: 300 Motorräder, 200 Marken und Modelle, 100 Jahre Motorradgeschichte. Internationaler Museumstag: 14.00 Uhr: Führung und Publikumsgespräch zu den Sonderobjekten „Motorräder, die im Ersten Weltkrieg fuhren“. Motorradmuseum – Sammlung Ehn, Sigmundsherberg www.motorradmuseum.at _

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

INFORMATION

——————————————————— So, 18. 5. 2014 Internationaler Museumstag Informationen zu allen Museen, die an diesem Tag ein Sonderprogramm anbieten: www.noemuseen.at Fragen Sie nach – Museen gewähren zum Teil freien Eintritt für FamilienpassInhaber!


Kulturgeschichte / 44

Spielzeug

M–A–T–A–D–O–R 111 Jahre – Bauen, Hämmern & Schrauben in Kinderhand.

sierten Hände zu nehmen. Im Jahr 1903 wurde in einer kleinen Werkstatt im 4. Wiener Gemeindebezirk die erste Serie eines Matador-Baukastens hergestellt. In der Wohnung der Familie Korbuly war in diesen ersten Produktionsjahren das Verkaufsgeschäft untergebracht. Allerdings lief in diesen ersten Jahr der Matador-Verkauf nur sehr schleppend an, doch nach und nach konnte sich die innovativen „Wunder-Klötzchen“ am Spielzeugmarkt durchsetzen und wurden zum Erfolgs- und auch Exportschlager. 1915 wurde die erste Matador-Fabrik im niederösterreichischen Pfaffstätten gebaut und eröffnet.

Nein, kein Stierkämpfer verbirgt sich ursprünglich und leicht irreführend hinter dem Namen „Matador“, sondern vielmehr das Synonym „der Beste unter vielen“, der „Champion“ oder der „Held“, stand ursprünglich namengebend Pate für die Bezeichnung der hölzernen Bauklötze „Matador“.

Wunder-Klötzchen Alles begann um 1900, als der in Wien geborene Eisenbahningenieur und Geometer Ing. Johann Korbuly (1860–1919) seinen drei kleinen Söhnen Rudolf, Anton und Johann junior zu Weihnachten einen Holzbaukasten schenkte. Die Buben spielten mit

Begeisterung, allerdings fielen die phantasievollen Bauten der kleinen Baumeister doch immer wieder in sich zusammen oder wurden umgestoßen. Und genau das war die Initialzündung für die Idee Korbulys, in die einzelnen Holzbauelemente Löcher zu bohren, diese durch Holzstäbchen miteinander zu verbinden und sie damit zu fixieren, zu stabilisieren und fest verbindbar zu machen. 1901 ließ sich Korbuly diesen genialen und für die Kinderwelt bahnbrechenden Einfall patentieren. Als sich jedoch in weiterer Folge kein Produzent und Abnehmer für sein „Baukasten-Patent“ finden ließ, beschloss Korbuly, der Absolvent der Wiener Baugewerbeschule, die Produktion der Baukästen in seine eigenen technisch ver-

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Die Firma Matador blieb nach dem Tode Johann Korbulys im Jahre 1919 in Familienbesitz und wurde von dessen Söhnen Johann und Rudolf weitergeführt. Mitte der 1960er Jahre dann die erfolgreiche Markteinführung über den „großen Teich“, in den USA. Allerdings hatte Matador in dieser Zeit bereits zunehmend mit großen Konkurrenzen von Kunststoffbaukästen wie beispielsweise LEGO oder Metallsystemspielzeugen wie Märklin zu kämpfen. Fast sechzig Jahre später, 1978, wurde Matador an den Mitbegründer und -herausgeber der „Kronen Zeitung“, Kurt Falk, verkauft. Es kam zum etwas unglücklichen KonzeptRelaunch: Die ausschließlich aus Holz bestehenden Bauteile wurden vermehrt durch Kunststoffteile ersetzt, wahrscheinlich bedingt durch den einsetzenden „Plastik“Trend der 70er Jahre. Dieser Schwenk weg von der ursprünglichen Firmenphilosophie tat dem Produkt Matador sowohl wirt-


Kulturgeschichte / 45

Die gelöcherten Holzklötzchen einst …

schaftlich als auch seinem Image nicht gut – die Produktion wurde 1987 stillgelegt. Erst 1996 verkaufte Kurt Falk die Marke Matador inklusive Maschinen an den heutigen Eigentümer, Mag. Michael Tobias. In Kooperation mit der Tischlerei Diwald in Waidhofen an der Thaya konnte die Familie Tobias den Maschinenpark und die Produktionsabläufe modernisieren und den österreichischen Wertschöpfungsanteil der gesamten Produktpalette mittlerweile auf rund 97 Prozent erhöhen. Allerdings: „Made in Austria“ und die Kompromisslosigkeit zur Natürlichkeit des Produktes hat seinen Preis. Eigentümer Michael Tobias dazu: „Die Produktionskosten sind entsprechend hoch. Auf der anderen Seite funktioniert Matador nur, wenn es sehr exakt hergestellt wird. Wir arbeiten mit Toleranzen von 5/100 mm. Jeder, der mit dem Werkstoff Holz arbeitet, weiß, was dies für eine Herausforderung darstellt.“ Im Gegenzug dazu bekommt man allerdings ein Produkt, das gänzlich aus dem Rohstoff Holz (Rotbuche) gefertigt ist, das aus nachhaltig bewirtschafteten heimischen Wäldern kommt, ohne Verwendung von schädlichen Lacken, Farben, Plastik oder anderen schädlichen Stoffen. Die Kontinuität der Produktpalette bei gleichbleibender Qualität mit Ersatzteil- und Nachkaufgarantie ist ein zusätzliches positives „Asset“ für den Verbraucher.

Learning by doing! Die Begeisterung der Kinder für die Marke Matador war damals – und ist auch heute noch – ungebrochen und lässt sich wahr-

… und jetzt gendergerecht mit Mädchen. Fotos: z. V. g.

scheinlich dadurch am besten erklären, dass sich Korbulys Holzklötze als eine der ersten Systemspielzeuge der Welt etablieren konnten; noch vor dem LEGO des dänischen Tischlermeisters Ole Kirk Christiansen im Jahr 1932 oder lange vor dem Deutschen Hans Beck, der als Vater von Playmobil gilt, im Jahr 1974. Eine weitere Besonderheit von Matador ist, dass es (fast) keine Alterslimits nach oben gibt: Kinder, aber auch Väter und Großväter, die den Kleinen eigentlich „nur“ beim Zusammenbauen helfen müssen, bauen mit Matador. Ein generationenübergreifendes, zeitloses Spielzeug quasi. „Matador ist ein sehr universelles, lehrreiches und sinnvolles Spielzeug mit nahezu unbegrenzten Baumöglichkeiten. Die Welt unserer Kinder ändert sich seit geraumer Zeit immer weiter in Richtung virtuelle Welt. Computer und Handys werden oft schon im Volksschulalter immer bestimmender. Oft kommen dadurch andere wichtige Dinge in der Entwicklung zu kurz, wie z. B. die Entwicklung der Motorik, der Kreativität, des handwerklichen Geschickes oder des technischen Verständnisses“, so Mag. Michael Tobias, Eigentümer und Produzent von Matador. Die Prämisse von Matador ist auch nach über 111 Jahren gleichgeblieben: Ein gutes Spielzeug soll Kinder fördern, ihre Phantasie, ihre kreativen Fähigkeiten und das analytisch-räumliche Denken anregen. Seit 2005 ist Matador auch eine dauernde Ausstellung im Stadtmuseum Traiskirchen gewidmet. / Text: Freya Martin

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Mister Matador: Michael Tobias. Foto: z. V. g.

MATADOR

——————————————————— www.matador.at _ Matador-Ausstellung im Stadtmuseum Traiskirchen 2514 Traiskirchen, Wolfstraße 18 Tel. 0664 2024197 Öffnungszeiten: So, Fei 8.30–12.30 Uhr _ So, 1. 6. 2014, 13.00–18.00 Uhr Kinder- und Spielefest im Museumsdorf Niedersulz Das Museumsdorf steht an diesem Tag ganz im Zeichen der Kinder! Ein Nachmittag mit alten Spielen wie Kasten- oder Tempelhüpfen, Zehnerln, Blinde Kuh u. v. m. inklusive einer Matador-SpieleStation! 11.00 Uhr: Eröffnung der Ergänzungsausstellung in der historischen Volksschule aus Gaiselberg im Museumsdorf Niedersulz. Museumsdorf Familienkarte: EUR 19,00 (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder)


Kulturlandschaft / 46

Hl. Johannes Nepomuk

STEINERNES VERGESSEN Der „Brückenheilige“ Nepomuk und sein Siegeszug in der Zeit der Gegenreformation.

Ansichtskarte Lilienfeld. Nepomuk-Gruppe an der Traisenbrücke in Lilienfeld. Angeblich hat die eindringliche Darstellung des Brückensturzes frühere Mariazell-Pilger aus Böhmen dazu veranlasst, den Schergen mit Ruten zu schlagen oder sogar mit Steinen zu bewerfen.

Abgewittert, grau und ein bisschen einsam stehen sie in der Gegend – an Bächen und Flüssen zumeist. Die Statuen sind ein selbstverständlicher Teil der Kulturlandschaft geworden, man nimmt sie vielerorts gar nicht recht wahr. Eigentlich erkennt man den hl. Johannes Nepomuk sofort am Sternenkranz, dem Hermelinumhang und dem Kreuz, das er in der Hand hält. Das Bewusstsein aber dafür, welch große Aufmerksamkeit ihm einst geschenkt wurde und was die

Menschen dazu veranlasst hat, sein Standbild derart zahlreich aufzustellen, ist verloren gegangen. Jener Aufklärer, der vor 230 Jahren seiner Verwunderung über den Nepomukkult Ausdruck gegeben hat, hat Recht behalten, als er gemutmaßt hat, dass die Nachkommen es kaum glauben würden, dass „eine Zeit war, wo der Altar des hl. Johann von unten bis oben beleuchtet gewesen, indessen

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Christus unbemerkt auf einem Seitenaltar stand und gleichsam nur toleriert wurde“. Damals wurde im Zuge der Kirchenreformen Josephs II. gerade versucht, die ausufernde Nepomuk-Verehrung einzudämmen. In den Jahrzehnten davor hatte der böhmische Heilige nämlich eine mehr als bemerkenswerte Karriere durchlaufen. Dass ihn die Menschen leidenschaftlicher verehrten als Christus, ist bestimmt zutreffend.


Kulturlandschaft / 47

rechten Haltung als Beichtvater der Königin sollte er zudem das Patronat über das Beichtgeheimnis zugesprochen bekommen. Wundersam bestätigt wurde diese Zuweisung schließlich dadurch, dass seine Zunge unverwest vorgefunden wurde, als man den Sarg Johannes Nepomuks, der im Prager Veitsdom bestattet war, öffnete.

Den „anderen Johannes“ verdrängen

Die Nepomuksäule von Stein an der Donau. Hier haben sich alljährlich Bürger der Stadt, „die Herren Fußwasser“, in der Passion Christi geübt, armen Menschen die Füße gewaschen, ein Essen bezahlt und ein Geldgeschenk überreicht. Foto: Waltraud Breiteneder

Wasserpatron Das Fest des Johannes Nepomuk wird am 16. Mai gefeiert. Der Frühling insgesamt, aber vor allem die darauf folgende Woche, war seiner Person gewidmet. Man versammelte sich allabendlich bei einer der mit Kerzen erleuchteten und Blumen geschmückten Statuen, hielt Andacht und musizierte. Zahlreich waren die Lieder, die zu Ehren des Heiligen in Umlauf waren und von seiner Vita berichteten – einer Legende, die das Empfinden der Menschen ansprach. Seine fassbare Biografie ist rasch erzählt: Um 1350 im südböhmischen Städtchen Pomuk geboren, beschritt Johannes eine kirchliche Laufbahn und wurde 1389 zum Generalvikar des Prager Erzbischofs ernannt. Er geriet in dessen machtpolitischen Konflikt mit König Wenzel IV., wurde gefoltert und in die Moldau geworfen. Die Legende erklärte die spektakuläre Hinrichtung dann fantasievoller: Johannes Nepomuk war der Beichtvater der Gemahlin des Königs. Als dieser ihn dazu aufforderte, ihm anzuvertrauen, was die Königin gebeichtet hatte, verweigerte er dies – auch unter Folter. Der Sturz in die Moldau prädestinierte ihn später als Wasserpatron, weshalb seine Statuen vor allem an Brücken aufgestellt wurden. Aufgrund seiner auf-

Ein Heiliger war er damals aber noch nicht. Seine Verehrung blieb bis zur Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert regional beschränkt. Deren Verbreitung im heutigen Niederösterreich und im Habsburgerreich überhaupt ist dann eigentlich eine politische Angelegenheit. Im Dreißigjährigen Krieg hatten die Habsburger die reformierten Länder Böhmens blutig unterworfen. Und nun galt es, die katholische (und damit die habsburgische) Identität im Land zu stärken. Johannes Nepomuk war insofern auch ein Instrument, die Erinnerung an „den anderen Johannes“ möglichst zu verdrängen. Gemeint ist der böhmische Reformator Jan Hus, den die katholische Kirche am Beginn des Reformationszeitalters hintergangen und verbrannt hatte. Im Verein mit den Jesuiten wurde die Verehrung Johannes Nepomuks gefördert – ganz vorsichtig als Nationalheiliger in Böhmen und geradezu exzessiv als Heiliger Habsburgs im übrigen Reich. Die zeitlichen Marksteine dafür sind die Stationen der Erhebung Johannes „zur Ehre der Altäre“: 1715 wurde dieser Prozess eingeleitet, 1721 erfolgte die Seligsprechung und 1729 die Heiligsprechung. Schon in den Jahren davor hatten böhmische Adelige, die auch in Niederösterreich Besitzungen hatten, einzelne Nepomukstatuen im Land errichten lassen. Bereits 1706 ließ das Stift Lilienfeld an der Brücke über die Traisen von dem Wilhelmsburger Bildhauer Christoph Brandl eine sehr lebendige NepomukGruppe aufstellen. Womöglich ist dies mit Blick auf böhmische Mariazell-Pilger geschehen, die über die Brücke und am Stift vorbei gekommen sind. Die Nepomuksäule von Stein wurde 1715 errichtet, im selben Jahr, als der Seligsprechungsprozess eingeleitet wurde. Sie geht unmittelbar auf die Aktivitäten der Jesuiten zurück. Deren Intention war es, damit dem

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

Sieg des Katholizismus über den Protestantismus Ausdruck zu verleihen. Heute wird diese Ikonografie nicht mehr verstanden, damals sehr wohl. Die in Stein gegründete Nepomuk-Bruderschaft entwickelte bemerkenswerte Aktivitäten. Im Rahmen der Nepomukfeiern wurden in den Jahren zwischen der Selig- und der Heiligsprechung Oratorien veranstaltet und Fußwaschungen der Armen durchgeführt. Die Nepomukstatuen im Land wurden allesamt in den folgenden Jahrzehnten aufgestellt. Und die ausgeprägte Verehrung, die der steingewordene Heilige überall genoss, dauerte offenkundig auch noch über die Zeit der aufgeklärten Restriktionen Kaiser Josephs II. hinaus an. Sicher hatte das gemeinschaftliche Beisammensein und Musizieren auch eine Bedeutung für die Menschen, die jenseits eines religiösen Frömmigkeitsverhaltens lag. Zeitgenössische Berichte deuten denn auch an, dass eine Nepomuk-Andacht als Anlass für ein abendliches Stelldichein genutzt wurde. Die bekannteste Darstellung, Ferdinand Georg Waldmüllers „Johannis-Andacht“, ist ungefähr 1843 entstanden. Wenn auch biedermeierlich verklärt, so mag sie doch etwas von der Charakteristik vermitteln, die dieser kirchliche Frühjahrsbrauch auch nach den Kirchenreformen noch gehabt hat. Zeugnisse dafür, wie bunt es einst um die Nepomukstatuen zugegangen ist, gibt es bis ins beginnende 20. Jahrhundert, erst danach sind sie endgültig grau und einsam geworden. / Text: Christian Stadelmann

EINWEIHUNG HL. NEPOMUK

——————————————————— So, 18. 5. 2014, 14.00 Uhr Museumsdorf Niedersulz Präsentation der Nepomukstatue im Museumsdorf Niedersulz: Die Statue ist eine Replik und wurde vom „Verein Freunde des Weinviertler Museumsdorfes Niedersulz“ geschenkt. Sie wird durch Dechant Mag. Bernhard Messer eingeweiht.


Museumsdorf Niedersulz / 48

Ausstellung

DAS IST SPITZE! Textiles der „Spitzenklasse“ im Museumsdorf Niedersulz.

Trachten, Nachtwäsche oder auch Dessous. Vor allem die Häkelspitze, die im Gebrauch strapazierfähiger und robuster ist, hat allgemeinere Verbreitung gefunden und wird gerne an Vorhängen, Bett- und Tagesdecken oder Zierpölstern verwendet.

Von Richelieu bis Occhi

„Das ist Spitze!“ ist der Titel und das Thema der diesjährigen textilen Sonderausstellung im Museumsdorf Niedersulz, die wie jedes Jahr am Muttertag eröffnet wird. Textilexpertin Maria-Theresia Kiessling widmet sich intensiv und en détail dem Thema Spitze und zeigt dabei so manches „Spitzenstück“ aus der umfassenden und interessanten Sammlung. Der Terminus Spitze ist im Textilgenre ein Sammelbegriff für Dekorelemente, die vornehmlich aus Garn oder in der Kombination Garn/Stoff bestehen. Was jedoch allen Variationsformen der verschiedenen Spitzenmodelle gemeinsam ist: dass sie „durchbrochen“ sind. Meistens wurden und werden Spitzen als Randverzierungen und Dekorelemente an Kleidungsstücken verwendet – wie auch heute hauptsächlich noch bei Brautmoden,

Erste sogenannte Nadelspitzen (it. „reticella“) wurden bereits im 15. Jahrhundert in Norditalien – hauptsächlich in Mailand und Venedig – gefertigt. Sie waren ein absolutes Luxusgut und dem Adel vorbehalten. Es gab und gibt unterschiedlichste Herstellungsarten und -techniken von Spitzen, wobei man bei den handgefertigten Spitzen zwischen Häkel-, Klöppel-, Tüll-, Nadel- und Strickspitze unterscheidet. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts, mit der zunehmenden Industrialisierung und Technisierung, konnte man Klöppelspitze und Lochspitze auch maschinell fertigen, sodass die traditionellen, manuell gefertigten Spitzentechniken peu à peu vom Aussterben bedroht waren. Die Klöppelei wird heute hauptsächlich noch regional von engagierten Vereinsinitiativen am Leben erhalten, während die ursprüngliche Nadelspitzen-Technik als ausgestorben gilt. Weitere Spitzentechniken sind beispielsweise die sogenannte „Entre-deux-Spitze“, bei der Spitze als Einsatz zwischen zwei Stoffstücken verarbeitet wird, oder die Weißstickerei. Dabei werden in feinen weißen Leinen- oder Baumwollstoff Löcher geschnitten, gestochen oder durch das Herausziehen der Fäden gebildet und die Kanten der Löcher dann mit weißem Garn dicht umstickt. Eine auch heute

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

noch beliebte Form der Weißstickerei ist die sogenannte Richelieu- oder Ausschnittstickerei. Ihre eigene Hintergrundgeschichte hat auch die sogenannte „Occhi“-Stickerei (it. „Augen“), wahrscheinlich entstanden aus dem Müßiggang und als Beschäftigungstherapie der feinen Damen aus den oberen Schichten im 19. Jahrhundert, denn ein tatsächlich praktischer Nutzen und Verwendungszweck ist bei den „an Augen erinnernden“ Spitzenkunstwerke nicht zu erkennen. Die Ausstellung „Das ist Spitze!“ zeigt über 500 verschiedene Muster von Spitzen und „Spitzenstücken“ aus zwei Jahrhunderten, ob genäht, geklöppelt, gehäkelt oder gestickt … / Text: Freya Martin

DAS IST SPITZE!

——————————————————— Ab So, 11. 5. 2014 Eröffnung: 13.00 Uhr, Hörersdorfer Hof Weitere Termine für Handarbeitsvorführungen mit Textilexpertin Maria-Theresia Kiessling: So, 18. 5.; Sa, 8. 6.; Sa, 21. 6. und So, 13. 7. 2014; jeweils 13.00–17.00 Uhr Museumsdorf Niedersulz Öffnungszeiten: tägl. 9.30–18.00 Uhr Tel. 02534 333 www.museumsdorf.at


Kultur.Region / 49

Zwischen Himmel und Erde

RUHETAG Wir brauchen die Zeiten zum Abschalten. Im übertragenen und im wörtlichen Sinn.

Schon im ersten Buch der Bibel lesen wir: Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte (Genesis, 2,3). Und im zweiten Buch heißt es: Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten Tag aber sollst du ruhen (Exodus 34,21). Dieser Weisung aus dem Alten Testament folgen Juden wie Christen. Sie unterteilen die Woche in sechs Arbeitstage und einen Ruhetag, in den jüdischen Sabbat und den christlichen Sonntag. Diese Ordnung hat sich bewährt, denn sie gibt dem Leben einen Rhythmus. Und ein Rhythmus tut den Menschen gut: zu wissen, wann die Zeit der Arbeit und des Einsatzes ist. Aber auch zu wissen, dass es eine Zeit der Erholung gibt. Immer wieder hört man: Ich habe keine Zeit. Hektik im Beruf, gesellschaftliche Termine, Erledigungen im Haushalt und in der Familie prägen den Alltag. Erholung, Ruhe und der sonntägliche Kirchgang bleiben auf der Strecke. Nicht wenige Gestresste drehen sich wie im Hamsterrad – bis zur Erschöpfung und zum Burn-out. Wie kann ich da einen Rhythmus für die Woche finden? Das Gebet, auch wenn es kurz ist, kann dem Tag Struktur geben: Morgengebet, Tischgebet, ein Innehalten vor Gott am Abend. Der Sonntag mit der hl. Messe ist wertvoll: mit der Freude und der Last der vergangenen Woche vor Gott hintreten und ihn um seinen Segen für die kommende Woche bitten. Das hat Sinn. Denn das Leben ist nicht ein Zufallsprodukt, es hat einen Ursprung und ein Ziel. Es hat seinen Sinn in Gott.

Kultur.Region.Niederösterreich

INTERN WIR GRATULIEREN! Ihren runden Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder: BH a. D. Dr. Albert Hamböck (80), Bad Ischl, 6. Mai Ing. Fred Helmut Brandstätter (70), Baden bei Wien, 9. Mai Erich Zahnt (70), Gaming, 17. Mai Alois Kaiser (65), Hofstetten-Grünau, 31. Mai Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder: Angela Zwinz, Miesenbach, 8. Mai Renate Ströbitzer, Haag, 16. Mai Ihren runden Geburtstag feiern unsere Mitglieder: Mag. Dr. Ernst Schödl (65), Wien, 13. Mai Karl Groll (60), Kirchberg am Wagram, 22. Mai Friedrich Plappert (70), Gresten, 28. Mai Ihren besonderen Geburtstag feiert unser Mitglied: Dr. Elisabeth Thalmayr, Möllersdorf, 30. Mai _

NEUE MITGLIEDER Unterstützende Mitglieder: Gertraud Kalisch, Wien; Dr. Ingrid Schreiner, St. Pölten Fördernde Mitglieder: Alexandra Eichenauer-Knoll, Hainfeld; Dr. Margarete Kowall, Hainfeld _

EHRUNG Brigitte Buchegger aus Maria Laach am Jauerling wurde am 23. 2. 2014 das Silberne Ehrenzeichen der Regionalkultur Niederösterreich überreicht. Wir gratulieren herzlich! _

POST VON …

Wir brauchen die Zeiten zum Abschalten. Im übertragenen und im wörtlichen Sinn. Am Sonntag den Computer, das Smartphone oder den Fernseher abschalten. Wie viel Zeit hätten wir dann plötzlich wieder zur Verfügung! Zeit für uns, für unsere Lieben und für Gott. /

„Der 3. Niederösterreichische Trachtenball auf Schloss Grafenegg war für uns ein wunderbares Erlebnis, an das wir uns gerne erinnern werden. Haben Sie vielen Dank dafür und für Ihre hervorragende Organisation dieser Veranstaltung, sie war ein voller Erfolg. Das Essen von Herrn Mörwald war zünftig und bodenständig originell präsentiert. Schloss Grafenegg eignet sich ganz hervorragend für die Gestaltung des Trachtenballs und verleiht der Veranstaltung den richtigen Rahmen.

Abt Matthäus Nimmervoll, Zisterzienserstift Lilienfeld

Mit freundlichem Gruß Christiane und Emil Underberg, Rheinberg, Deutschland“

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014


Die letzte Seite / 50

2nd LIFE Das ist keine Jurte. Das ist ein Glashaus, errichtet aus Gurkengläsern. Besonders in der Gegend um Znojmo/Znaim in Südmähren, bekannt für die Znaimer Gurkerln, haben Hobbygärtner jahrelang Essiggurkerln gegessen, um mit den famosen Fünflitergläsern eine schützende Hülle um die keimenden Gurkenpflänzchen zu schaffen. So schließt sich der Kreislauf. Die Eisheiligen Pankratius, Servatius und Bonifatius, in Tschechien Eismänner genannt, haben da keine Chance. /

Landeinwärts

STEINREICH

Manche lieben Gartenzwerge. In manchen Gärten säuseln Windspiele. Wir aber lieben es wuchtig – wir haben Granit im Garten. Es ist so, wie aus einer Not eine Tugend machen. Überall ist Stein, auf den Feldern, im Wald – und überhaupt die ganze böhmische Masse, von der ich viele Jahre lang dachte, sie sei ein Kuchenteig. Mitnichten – Stein, mehr noch Granit. Granit ist die Metamorphose des Steins: erstens geologisch, zwei-

tens von unbelebter Materie zur solchen, die mit Bedeutung aufgeladen ist. Da gibt es die Boadwandln, Teufelsluck’n, Weltkugeln, Franzosensteine, auf www.steiniges.net sind viele davon dokumentiert. Manche dieser Steinformationen werden als vorchristliche Kultplätze gesehen, manche wurden „christianisiert“ und mit Kapellen überbaut wie etwa die Eisgarner Kolomani-Kapelle, die auf einem Schalenstein errichtet wurde. Der Gebärstein bei Kautzen soll bei der Geburt aufgesucht worden sein, im Boadwandl (Großweißenbach) wurde das Jesuskind gebadet. Auf dem weiteren Lebensweg können wir bei Raststeinen innenhalten, wie jener von Reingers mit der Aufschrift „7. 7. 1896“. Sie wurde angeblich von einem Steinbrucharbeiter angebracht, als er vor einem Gewitter unter diese Granitplatte Schutz suchte. Dieses Waldstück war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Granitsteinbruch. Schlussendlich bedeckt uns eine Granitplatte.

schaufenster / Kultur.Region / Mai 2014

In unseren Vorgärten ist die Waldviertler Verbundenheit zum Stein zu erkennen. Aus ehemaligen Brunnentrögen werden Blumentröge. Pilze aus Marmorstein. Ich sehe Karpfen und Buddhaköpfe aus Granit. Aus Mühlsteinen werden Skulpturen. Oder Stein pur. Granit hat bei uns einen hohen Identifikationswert. Granit, der wie ein Faustschlag auf den Wiesen liegt; Granit, der sich in Wäldern turmhoch stapelt; Granit, der wackelt; Granit als Sitzmöbel im Wohnzimmer: „Die berühmten Waldviertler Sitzsteine, weich und leicht, sehen den echten Steinen täuschend ähnlich“, preist die „Waldviertel Collection“ des Designcenter Warlamis. Das sind Granitsteine aus Schaumstoff. Eine Granitdestillerie destilliert kein Gestein, aber Äpfel, Quitten oder Mohn. Und schlussendlich Granit hautnah, nein, nicht als Kopfpolster, sondern als Schmuck. / Mella Waldstein


Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen viele Kulturveranstaltungen durch seine regionalen und lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von Kulturinitiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch von finanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach stärker. www.raiffeisen.at


TAG DER MUSIK SCHULEN

Ein Land voll Musik 9. Mai 2014

Komposition / Klarinette / Musikcomputer / Kontrabass / Darstellendes Spiel / Harfe / Stimmbildung / Mandoline / Tanzakrobatik / E-Gitarre / Rhythmik / Akkordeon / Stabspiele / Musiktheater / Dirigieren / Trompete / Violoncello / Zither / Saxophon / Schlagwerk / Volkstanz / Kindersingschule / Fagott / Flügelhorn / Kirchenchor / Hip-Hop / Bläserklasse / Musical-Tanz / Klavier / Musiktherapie / Horn / Jazz-Chor / Cembalo / Banjo / Musikgarten / Bass-Tuba / Drumset / Steirische Harmonika / Blockflötenklasse / Oboe / Steptanz / E-Bass / Posaune / Singklasse / Violine / Hackbrett / Eltern-Kind-Gruppe / Percussion / Kreativer Kindertanz / Pfeifenorgel / Panflöte / Rhythmusklasse / Gesang / Viola / Moderner Tanz / Gitarre / Musik und Bewegung / Gospel-Chor / Jazz-Mallet / Tanz-Improvisation / Streicherklasse / Elektronisches Tasteninstrument / Irische Flöte / Jazz-Tanz / Gambe / Gitarrenklasse / Musikalische Früherziehung / Laute / Musikalische Grundausbildung / Kinderchor / Tenorhorn / Musikwerkstatt / Ukulele / Blockflöte / Spielmusik / Instrumentenkarussell / Jugendchor / Querflöte / Künstlerischer Tanz / Ballett / Allgemeine Musikkunde / Komposition / Klarinette / Musikcomputer / Kontrabass / Darstellendes Spiel / Harfe / Stimmbildung / Mandoline / Tanzakrobatik / E-Gitarre / Rhythmik / Akkordeon / Stabspiele / Musiktheater / Dirigieren / Trompete / Violoncello / Zither / Saxophon / Schlagwerk / Volkstanz / Kindersingschule / Fagott / Flügelhorn / Kirchenchor / Hip-Hop / Bläserklasse / Musical-Tanz / Klavier / Musiktherapie / Horn / Jazz-Chor / Cembalo / Banjo / Musikgarten / Bass-Tuba / Drumset / Steirische Harmonika / Blockflötenklasse / Oboe / Steptanz / E-Bass / Posaune / Singklasse / Violine / Hackbrett / Eltern-Kind-Gruppe / Percussion / Kreativer Kindertanz / Pfeifenorgel / Panflöte / Rhythmusklasse / Gesang / Viola / Moderner Tanz / Gitarre / Musik und Bewegung / Gospel-Chor / Jazz-Mallet / Tanz-Improvisation / Streicherklasse / Elektronisches Tasteninstrument / Irische Flöte / Jazz-Tanz / Gambe / Gitarrenklasse / Musikalische Früherziehung / Laute / Musikalische Grundausbildung / Kinderchor / Tenorhorn / Musikwerkstatt / Ukulele / Blockflöte / Spielmusik / Instrumentenkarussell / Jugendchor / Querflöte / Künstlerischer Tanz / Ballett / Allgemeine Musikkunde / Komposition / Klarinette / Musikcomputer / Kontrabass / Darstellendes Spiel / Harfe / Stimmbildung / Mandoline / Tanzakrobatik / E-Gitarre / Rhythmik / Akkordeon / Stabspiele / Musiktheater / Dirigieren / Trompete / Violoncello / Zither / Saxophon / Schlagwerk / Volkstanz / Kindersingschule / Fagott / Flügelhorn / Kirchenchor / Hip-Hop / Bläserklasse / Musical-Tanz / Klavier / Musiktherapie / Horn / Jazz-Chor / Cembalo / Banjo / Musikgarten / Bass-Tuba / Drumset / Steirische Harmonika / Blockflötenklasse / Oboe / Steptanz / E-Bass / Posaune / Singklasse / Violine / Hackbrett / Eltern-Kind-Gruppe / Percussion / Kreativer Kindertanz / Pfeifenorgel / Panflöte / Rhythmusklasse / Gesang / Viola / Moderner Tanz / Gitarre / Musik und Bewegung / Gospel-Chor / Jazz-Mallet / Tanz-Improvisation / Streicherklasse / Elektronisches Tasteninstrument / Irische Flöte / Jazz-Tanz / Gambe / Gitarrenklasse / Musikalische Früherziehung / Laute / Musikalische Grundausbildung / Kinderchor / Tenorhorn / Musikwerkstatt / Ukulele / Blockflöte / Spielmusik / Instrumentenkarussell / Jugendchor / Querflöte / Künstlerischer Tanz / Ballett / Allgemeine Musikkunde / Komposition / Klarinette / Musikcomputer / / Banjo / Musikgarten / Bass-Tuba / Drumset / Steirische Harmonika / Blockflötenklasse / Oboe / Steptanz / E-Bass / Posaune / Singklasse / Violine / Hackbrett / Eltern-Kind-Gruppe / Percussion / Kreativer Kindertanz / Pfeifenorgel / Panflöte / Rhythmusklasse / Gesang / Viola / Moderner Tanz / Gitarre / Musik und Bewegung / Gospel-Chor / Jazz-Mallet / Tanz-Improvisation / Streicherklasse / Elektronisches Tasteninstrument / Irische Flöte / JazzTanz / Gambe / Gitarrenklasse / Musikalische Früherziehung / Laute / Musikalische Grundausbildung / Kinderchor / Tenorhorn / Musikwerkstatt / Ukulele / Blockflöte / Spielmusik / Instrumentenkarussell / Jugendchor / Querflöte / Künstlerischer Tanz / Ballett / Allgemeine Musikkunde / Komposition / Klarinette / Musikcomputer / Kontrabass / Darstellendes Spiel / Harfe / Stimmbildung / Mandoline / Tanzakrobatik / E-Gitarre / Rhythmik / Akkordeon / Stabspiele / Musiktheater / Dirigieren / Trompete / Violoncello / Zither / Saxophon / Schlagwerk / Volkstanz / Kindersingschule / Fagott / Flügelhorn / Kirchenchor / HipHop / Bläserklasse / Musical-Tanz / Klavier / Musiktherapie / Horn / Jazz-Chor / Cembalo / Banjo / Musikgarten / Bass-Tuba / Drumset / Steirische Harmonika / Blockflötenklasse / Oboe / Steptanz / E-Bass / Posaune / Singklasse / Violine / Hackbrett / Eltern-Kind-Gruppe / Percussion / Kreativer Kindertanz / Pfeifenorgel / Panflöte / Rhythmusklasse / Gesang / Viola / Moderner Tanz / Gitarre / / Banjo / Musikgarten / Bass-Tuba / Drumset / Steirische Harmonika / Blockflötenklasse / Oboe / Steptanz / E-Bass / Posaune / Singklasse / Violine / Hackbrett / Eltern-Kind-Gruppe / Percussion / Kreativer Kindertanz / Pfeifenorgel / Panflöte / Rhythmusklasse / Gesang / Viola / Moderner Tanz / Gitarre / Musik und Bewegung / Gospel-Chor / Jazz-Mallet / TanzImprovisation / Streicherklasse / Elektronisches Tasteninstrument / Irische Flöte / Jazz-Tanz / Gambe / Gitarrenklasse / Musikalische Früherziehung / Laute / Musikalische Grundausbildung / Kinderchor / Tenorhorn / Musikwerkstatt / Ukulele / Blockflöte / Spielmusik / Instrumentenkarussell / Jugendchor / Querflöte / Künstlerischer Tanz / Ballett / Allgemeine Musikkunde / Komposition / Klarinette / Musikcomputer / Kontrabass / Darstellendes Spiel / Harfe / Stimmbildung / Mandoline / Tanzakrobatik / E-Gitarre / Rhythmik / Akkordeon / Stabspiele / Musiktheater / Dirigieren / Trompete / Violoncello / Zither / Saxophon / Schlagwerk / Volkstanz / Kindersingschule / Fagott / Flügelhorn / Kirchenchor / Hip-Hop / Bläserklasse / Musical-Tanz / Klavier / Musiktherapie / Horn / Jazz-Chor / Cembalo / Banjo / Musikgarten / Bass-Tuba / Drumset / Steirische Harmonika / Blockflötenklasse / Oboe / Steptanz / E-Bass / Posaune / Singklasse / Violine / Hackbrett / Eltern-Kind-Gruppe / Percussion / Kreativer Kindertanz / Pfeifenorgel / Panflöte / Rhythmusklasse / Gesang / Viola / Moderner Tanz / Gitarre / / Banjo / Musikgarten / Bass-Tuba / Drumset / Steirische Harmonika / Blockflötenklasse / Oboe / Steptanz / E-Bass / Posaune / Singklasse / Violine / Hackbrett / Eltern-Kind-Gruppe / Percussion / Kreativer Kindertanz / Pfeifenorgel / Panflöte / Rhythmusklasse / Gesang / Viola / Moderner Tanz / Gitarre / Musik und Bewegung / Gospel-Chor / Jazz-Mallet / Tanz-Improvisation / Streicherklasse / Elektronisches Tasteninstrument / Irische Flöte / Jazz-Tanz / Gambe / Gitarrenklasse / Musikalische Früherziehung / Laute / Musikalische Grundausbildung / Kinderchor / Tenorhorn / Musikwerkstatt / Ukulele / Blockflöte / Spielmusik / Instrumentenkarussell / Jugendchor / Querflöte / Künstlerischer Tanz / Ballett / Allgemeine Musikkunde / Komposition / Klarinette / Musikcomputer / Kontrabass / Darstellendes Spiel / Harfe / Stimmbildung / Mandoline / Tanzakrobatik / E-Gitarre / Rhythmik / Akkordeon / Stabspiele / Musiktheater / Dirigieren / Trompete / Violoncello / Zither / Saxophon / Schlagwerk / Volkstanz / Kindersingschule / Fagott / Flügelhorn / Kirchenchor / Hip-Hop / Bläserklasse / Musical-Tanz / Klavier / Musiktherapie / Horn / Jazz-Chor / Cembalo / Banjo / Musikgarten / Bass-Tuba / Drumset / Steirische Harmonika / Blockflötenklasse / Oboe / Steptanz / E-Bass / Posaune / Singklasse / Violine / Hackbrett / Eltern-Kind-Gruppe / Percussion / Kreativer Kindertanz / Pfeifenorgel / Panflöte / Rhythmusklasse / Gesang / Viola / Moderner Tanz / Gitarre / / Banjo / Musikgarten / Bass-Tuba / Drumset / Steirische Harmonika / Blockflötenklasse / Oboe / Steptanz / E-Bass / Posaune / Singklasse / Violine / Hackbrett / Eltern-Kind-Gruppe / Percussion / Kreativer Kindertanz / Pfeifenorgel / Panflöte / Rhythmusklasse / Gesang / Viola / Moderner Tanz / Gitarre / Musik und Bewegung / Gospel-Chor / Jazz-Mallet / Tanz-Improvisation / Streicherklasse / Elektronisches Tasteninstrument / Irische Flöte / Jazz-Tanz / Gambe / Gitarrenklasse / Musikalische Früherziehung / Laute / Musikalische Grundausbildung / Kinderchor / Tenorhorn / Musikwerkstatt / Ukulele / Bl/ Jugendchor / Querflöte / Künstlerischer Tanz / Ballett / Allgemeine Musikkunde / Komposition / Klarinette / Musikcomputer / Kontrabass / Darstellendes Spiel / Harfe / Stimmbildung / Mandoline / Tanzakrobatik / E-Gitarre / Rhythmik / Akkordeon / Stabspiele / Musiktheater / Dirigieren / Trompete / Violoncello / Zither / Saxophon / Schlagwerk / Volkstanz / Kindersingschule / Fagott / Flügelhorn / Kirchenchor / Hip-Hop / Bläserklasse / Musical-Tanz / Klavier / Musiktherapie / Horn / Jazz-Chor / Cembalo / Banjo / Musikgarten / Bass-Tuba / Drumset / Steirische Harmonika / Blockflötenklasse / Oboe / Steptanz / E-Bass / Posaune / Singklasse / Violine / Hackbrett / Eltern-Kind-Gruppe / Percussion / Kreativer Kindertanz / Pfeifenorgel / Panflöte / Rhythmusklasse / Gesang / Viola / Moderner Tanz / Gitarre /

DEINE LERNE CHULE S MUSIK NEN! N E K

Alle Veranstaltungen auf www.musikschulmanagement.at


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.