DER MITTELSTAND Ausgabe 1-2013

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1 | 2013 Februar / M辰rz 2013 4,90 Euro

Der Mittelstand. www.bvmw.de

Das Unternehmermagazin

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Energie

BVMW-Bundestagspetition: F端r bezahlbaren und nachhaltigen Strom

Die Energiewende zum Erfolg f端hren ................... S. 6

Die Strompreispirale stoppen! ................................... S. 8

Wende f端r den Mittelstand?.......................... S. 33

Peter Altmaier

Dr. Michael Vogelsang

Bernd Ratmeyer


11. Symposium Recruiting Trends 2013

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EDITORIAL

F

Für die meisten Verbraucher begann das Neue Jahr mit einem Paukenschlag. Mehr als 740 Energieversorger bundesweit haben zum Jahreswechsel kräftig an der Preisschraube gedreht. Im Schnitt lag die Erhöhung diesmal bei zwölf Prozent. Und dies war erst der Anfang. Die Strompreisspirale dreht sich munter weiter: In den nächsten drei Monaten kommt ein neuer Preisschub auf Bürger und Betriebe zu. Dazu muss man wissen, dass die Kosten für Haushaltsstrom in Deutschland heute schon 45 Prozent über dem EU-Durchschnitt legen. Mit fatalen Folgen. Die Differenz fehlt in der Haushaltskasse, das heißt, der überteuerte Strom hierzulande kostet uns Kaufkraft und Wachstum. Beim Industriestrom sind es rund 20 Prozent mehr als bei unseren europäischen Nachbarn. Setzt sich dieser Preisauftrieb ungebremst fort, gefährdet das akut die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland. Hierzu nur ein Beispiel: Ein größerer Betrieb hierzulande mit einem Stromverbrauch von 50 Gigawattstunden hat gegenüber einem EU-Konkurrenten Mehrkosten von rund einer Million Euro im Jahr. Noch gravierender fällt der Wettbewerbsnachteil bei einem Mitbewerber aus den USA aus: Der Deutsche muss bei gleichem Verbrauch sogar über drei Millionen mehr bezahlen als der USamerikanische Unternehmer. Und im Mittelstand, dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft? Wir wissen aus einer Umfrage unter unseren Mitgliedsunternehmen, dass ein Drittel der Mittelständler weniger investieren und sich bei Neueinstellungen spürbar zurückhalten wird, wenn der Strompreis weiter so dramatisch steigt. Hier ist die Politik gefragt. Denn dass Strom bei uns so teuer ist, hängt ganz wesentlich mit den hohen Abgaben und Umlagen zusammen. Was viele nämlich nicht wissen: Der staatliche Anteil am Strompreis macht rund 45 Pro-

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Foto: Silke Borek

Gemeinsam die Strompreisspirale stoppen! zent aus. Deshalb lautet unsere Kernforderung an die Bundesregierung: Runter mit der Stromsteuer! Das wäre ein konjunkturpolitisch wichtiges Signal und ein erster Schritt in die richtige Richtung. Aber eben nur ein Anfang. Wir brauchen eine völlige Neuausrichtung der Energiepolitik: so dezentral wie möglich, so zentral wie nötig. Ein dezentralerer Energiemix bietet entscheidende Vorteile. Weniger Kosten für den Ausbau der Übertragungsnetze, weil der Strom dort erzeugt wird, wo er verbraucht wird. Die Abhängigkeit von den Energiekonzernen wird verringert, die Akzeptanz bei den Menschen vor Ort nimmt zu. Das jetzige System ist teuer und absurd. Es kann doch nicht sein, dass Konzerne mit Hilfe der Politik die Risiken für den Offshore-Ausbau in der Nordsee auf die Verbraucher abwälzen. Sie sollen für Strom zahlen, der gar nicht geliefert werden kann. Was tun? Wenn der Mittelstand sich nicht wehrt, wird er weggekehrt. Daher hat der BVMW, um den Forderungen an die Politik den nötigen Nachdruck zu verleihen, eine Online-Petition beim Deutschen Bundestag gestartet. Sie läuft bis zum 14. Februar. Das ist zeitlich eng bemessen, aber gemeinsam zu schaffen. Denn bei der OnlinePetition kann jeder Bürger, kann jeder Unternehmer mit unterzeichnen. Wir Verbraucher haben es in der Hand, den Schalter für bezahlbaren und nachhaltigen Strom umzulegen. Gemeinsam sind wir stark. Das gilt nicht nur für die Energiepolitik. Es ist der innere Zusammenhalt, der den BVMW so mächtig macht. Dieses Wir-Gefühl kommt auch in den Testimonials besonders erfolgreicher Repräsentanten unseres Verbandes zum Ausdruck, die Sie in dieser Ausgabe finden. Geschlossen nach innen und außen, so muss der Mittelstand gerade im Wahljahr gegenüber der Politik auftreten. Ihr Mario Ohoven

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INHALT

POLITIK

POLITIK

14 Bundesrat blockiert

27 Tunesien sucht

Entbürokratisierung und Steuervereinfachung

POLITIK

6 Die Energiewende zum Erfolg führen 8 Die Strompreisspirale stoppen! 10 Expertenstreit: Wie ist der Strom­preisanstieg zu stoppen?

12 Von der Vision zur Wirklichkeit 14 Bundesrat blockiert Entbürokratisierung und Steuervereinfachung

16 Energisch für den Mittelstand 17 Ethische Unternehmensführung 18 Bundespressekonferenz BVMW – Wachstums­garant Mittelstand

20 News aus Brüssel 22 Frisches Kapital für Unternehmen in Entwicklungsländern

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Mittelstands-Expertise

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Kontakte angeln am Baikalsee Strom aus dem fernen Süden Tunesien sucht Mittelstands-Expertise

IBWF

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Lohnsteuerkarte 3.0 Ärger mit Bewirtungsaufwendungen Die Motoren der Zukunft

SERVICE

33 Wende für den Mittelstand? 39 Erfolgsfaktor Energieeffizienz:

So können Unternehmer sparen

42 Erfolgreich finanzieren mit Factoring


INHALT

BVMW

BVMW

56 Jahrestagung des BVMW –

58 „Qualität ist unser Ding“

innovativ und wegweisend

44 Richtiges Handeln spart Geld 48 Luftfrachtsicherheit –

60 Mittelständler hilft Kommunen sparen

Übergangsfrist läuft aus

49 Guter Ruf ist Goldes wert 50 Print lebt! 52 Buchtipps 54 Vorübergehende Arbeitnehmer­ überlassung

6 2 Querbeet: Bio in allen Facetten 64 Chancen durch Integration 66 Mit Sicherheit ein Erfolg 68 Dirk Niebel beim Bundeswirtschaftssenat

70 Impressum

BVMW

55 Kurz vorgestellt 56 J ahrestagung des BVMW – innovativ und wegweisend

58 „Qualität ist unser Ding“

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Politik

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Die Energiewende zum Erfolg führen

Deutschland muss die größte wirtschaftspolitische Herausforderung seit dem Wiederaufbau als Chance nutzen

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Der Gegensatz von Ökonomie und Ökologie gehört der Vergangenheit an. Die Wirtschaft der Zukunft wird – im Zusammenspiel mit der digitalen Revolution – weitaus intelligenter und effizienter mit Rohstoffen und Ressourcen umgehen (müssen), als wir das in der Vergangenheit getan haben. Kern dieser großen Transformation, die Wachstum vom Verbrauch endlicher Ressourcen entkoppelt, ist die Energiewende. Sie ist für die Bundesrepublik Deutschland die größte wirtschafts- und umweltpolitische Herausforderung seit dem Wiederaufbau nach dem Krieg. Sie ist zugleich die größte Chance, unseren Wohlstand durch Technologieführerschaft und neues Wachstum nachhaltig zu behaupten.

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Wenn die Energiewende gelingt, wird Deutschland seine starke wirtschaftliche Stellung in der Welt für die nächsten Jahrzehnte festigen und ausbauen. Die Energiewende ist also einerseits eine große Chance für die Innovationsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft, sie ist andererseits aber auch eine Art Operation an ihrem offenen Herzen. Es geht um den kompletten Umbau eines Systems, das in 150 Jahren gewachsen ist. Sie ist ein echtes Generationenprojekt, das nur mit einem nationalen Konsens gelingen kann. Daran arbeiten wir mit Nachdruck. Die Energiewende wird nur dann ein Erfolg, wenn gerade die mittelständischen Unternehmen aus Industrie, Handel, Hand-


Politik

Foto: lassedesignen - Fotolia.com

Neuordnung der Förderkulisse Die Energiewende zum Erfolg zu führen heißt, dass Energie bezahlbar bleiben muss – für unsere Unternehmen genauso wie für alle Verbraucher. Deshalb war es richtig, in einem ersten Schritt die Förderung der Photovoltaik zu kürzen, wie wir das mit der jüngsten EEG-Novelle beschlossen haben. Aber wir müssen noch weitergehen. Wir brauchen eine grundlegende Reform, weil das geltende EEG allein auf den quantitativen Ausbau der Erneuerbaren Energien ausgerichtet ist. Das reicht bei einem Anteil von rund 25 Prozent an der Stromerzeugung nicht mehr. Die Aufgaben sind viel komplexer geworden. Die Ziele von Bund und Ländern müssen aufeinander abgestimmt, der Ausbau der Erneuerbaren mit dem der Netze koordiniert und einseitige Überförderungen müssen abgebaut werden. Ich will eine Neuordnung der Förderkulisse, damit wir die Ausgaben auf das absolut Notwendige begrenzen und die Energiewende kosteneffizienter finanzieren als bisher. Dafür brauchen wir ein reformiertes EEG, das erstens das zentrale Instrument für den stetigen und berechenbaren

Ausbau der Erneuerbaren Energien innerhalb eines vorgegebenen Rahmens ist. Es soll zweitens darauf ausgerichtet sein, möglichst rasch die Markt- und Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren Energien herzustellen. Drittens soll es den Ausbau der Erneuerbaren Energien regional und geographisch koordinieren, ihn viertens mit dem Ausbau der Netze und fünftens mit den Kapazitäten der konventionellen Energien abstimmen.

Wenn die Energiewende gelingt, wird Deutschland seine starke wirtschaftliche Stellung in der Welt für die nächsten Jahrzehnte festigen und ausbauen.

dem öffentlichen EEG-Dialog. Nach Abschluss dieser Veranstaltungsreihe soll ein Gesetzentwurf erarbeitet werden, der in strittigen Fragen unterschiedliche Lösungen zulässt. Sobald Konsens über die wesentlichen Einzelfragen besteht, kann er in den Bundestag eingebracht werden. Wenn wir dieses Gesetz vielleicht sogar in dieser, spätestens aber zu Beginn der nächsten Legislaturperiode, verabschieden, dann haben wir eines der dicksten Bretter des Generationenprojektes Energiewende durchbohrt. Dann sind wir dem Erfolg der Energiewende einen ganz entscheidenden Schritt nähergekommen. Dann kann die Energiewende zu dem werden, was ich mir von ihr erhoffe: Zum weltweit vorbildlichen Modell für eine klimaschonende und nachhaltige Energieversorgung, zum Katalysator unserer wirtschaftlichen Chancen in der Umweltund Energiewirtschaft, zur großen Chance für unsere klassischen Industrien, weil die Energiewende der entscheidende Impuls wird, die großen Innovationspotenziale der Energieeffizienz zu heben – und nicht zuletzt: Zu einem echten Gemeinschaftsprojekt für unser Land.

Ich will, dass wir mit dem neuen EEG zeitlich gestaffelte und quantifizierte Ausbauziele definieren und gesetzlich festschreiben. Das schafft Verbindlichkeit, das führt zu Investitions- und Planungssicherheit. Für das Jahr 2050 soll es bei einem Anteil von 80 Prozent Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bleiben. Der Weg dahin sollte in möglichst gleichmäßigen Schritten erfolgen, weil wir nur so die Kosten des Umbaus unseres Energiesystems gleichmäßig über die Jahrzehnte verteilen und nur so offen bleiben für Technologien, die es heute noch nicht gibt, und von deren Leistungsfähigkeit wir heute noch keine Vorstellung haben. Breiter Konsens angestrebt Eine Neuregelung dieser Tragweite geht nicht mit Schnellschüssen, sondern erfordert einen breiten nationalen Konsens. Deshalb haben wir einen breiten fachlichen, politischen und gesellschaftlichen Diskussionsprozess gestartet – mit der Plattform Erneuerbare Energien und mit

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Peter Altmaier

Foto: CDU/CSU-Bundestagsfraktion/Christian Doppelgatz

werk und Dienstleistungen die vielfältigen Chancen nutzen, die sich durch die Energiewende eröffnen. Viele Unternehmen und Betriebe haben gezielten Informations- und Qualifikationsbedarf, um weitere Energieeinsparpotenziale zu heben und ihre Energieeffizienz zu verbessern. Deshalb freue mich, dass es uns in kurzer Zeit gelungen ist, gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftsministerium, dem Deutschen Industrie- und Handelkammertag und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks eine Mittelstandsinitiative Energiewende ins Leben zu rufen. Seit Jahresbeginn unterstützt diese Initiative mittelständische Betriebe darin, die Chancen der Energiewende erfolgreich zu nutzen, indem sie Information und Beratung über die Möglichkeiten von Effizienzmaßnahmen intensiviert und bündelt und dazu beiträgt, die Wissensvermittlung in den Betrieben zu optimieren. Mit der Einrichtung einer gemeinsamen Servicestelle steht den Unternehmen zukünftig überdies ein zentraler Ansprechpartner zur Verfügung.

Peter Altmaier MdB, ist Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. www.bmu.de

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Politik

Die Strompreisspirale stoppen! Bundestags-Petition für bezahlbaren und nachhaltigen Strom

In den letzten zehn Jahren sind die Stromkosten für Verbraucher und mittelständische Unternehmen kontinuierlich gestiegen. Diese Entwicklung muss aufgehalten werden. Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und als Stromverbraucher und Produzent von Energieanlagen von der Energiewende betroffen. Eine weitere Erhöhung des Strompreises schadet dem Mittelstand und seinen Mitarbeitern. Wir lehnen es ab, dass auch die Risiken für den Offshore-Ausbau

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in der Nordsee auf die Verbraucher abgewälzt werden sollen.

• Eine höhere Transparenz und größere Akzeptanz durch die Bevölkerung wird erreicht.

Werden die Chancen der Energiewende genutzt, bleibt Strom für alle verfügbar, bezahlbar und die Umweltqualität steigt. Denn Wind und Sonne stehen direkt und kostenfrei zur Verfügung. Die Energiewende gelingt, wenn die zukünftige Energieversorgung „so dezentral wie möglich und so zentral wie nötig“ ausgestaltet wird. Um die Chancen für die Wirtschaft zu nutzen und die Bürger zu entlasten, muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Ein dezentralerer Energiemix bedeutet:

• Nachhaltige und regionale Strukturen entstehen.

• Die Kosten des Übertragungsnetzausbaus werden reduziert, denn Strom wird dort erzeugt, wo er auch verbraucht wird. • Die Abhängigkeit von Großanlagen der Energiekonzerne wird verringert.

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• Regionale Schwankungen können durch ein regionales Lastmanagement ausgeglichen werden. Damit Strom auch kurzfristig bezahlbar bleibt, fordern wir, sofort den staatlichen Anteil von rund 45 Prozent am Strompreis (Endverbraucher) spürbar und dauerhaft zu senken. Langfristig empfehlen wir die Einführung eines Stetigkeitsanreizes, um regelbare Kombinationen von konventionellen und regenerativen Erzeugungsanlagen mit Speichern zu fördern.

Dr. Michael Vogelsang Chefvolkswirt BVMW

Foto: FotolEdhar - Fotolia.com

tagste die Bundes it b ie S n e tz Unters tü ident tels tandspräs it M n o v n o ti Peti . Mario Ohoven ng der Unterzeichnu r zu d n u g n u en L ink Zur Anmeld Sie bit te dies n e d n e rw e v Petition g.de/ onen.bundesta ti ti e p /e :/ s p tt h 2012/_11/_08 / /_ n e n o ti ti e p t/ conten 0.html Petition_3768 ode: oder den QR-C


JAHRES | empfang

ter : erlich un d r fo r e g un

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Anmeld

BERLIN, 21. FEBRUAR 2013

PROGRAMM ab 17:00 Uhr 18:00 Uhr

Mario Ohoven

Peter Altmaier

Musikalisches Highlight anschließend Peer Steinbrück

Prof. Dr. Maurizio Casasco

Ort

BVMW - Bundesverband mittelständische Wirtschaft Unternehmerverband Deutschlands e.V. Leipziger Platz 15 · 10117 Berlin · Tel.: 030 533206-0 · www.bvmw.de Nach Ihrer Anmeldung erhalten Sie Ihre persönliche Eintrittskarte per E-Mail. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, die Vergabe erfolgt nach zeitlichem Eingang. Bildnachweis Peer Steinbrück: SPD

Wir danken unseren Partnern

Einlass – Akkreditierung Eröffnung Dr. Stefan Dittrich, BVMW Bundesgeschäftsführer Prof. Dr. Maurizio Casasco, Präsident des italienischen Mittelstandsverbandes Confapi und Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees Italiens Redner Peer Steinbrück, MdB, Bundesminister a. D. Peter Altmaier, MdB, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Mario Ohoven, Präsident BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft e.V. und Präsident des europäischen Mittelstandsdachverbandes (CEA-PME / European Entrepreneurs) Thomas Ruud, Startenor Nataliya Kovalova, Starsopranistin Empfang mit Berliner Buffet Hotel Maritim Berlin Stauffenbergstraße 26 10785 Berlin


Politik

Expertenstreit: Wie ist der Strom­preisanstieg zu stoppen? (Energie)Wende zum Besseren Bedeutet die Energiewende automatisch höhere Kosten für alle Verbraucher? Wieso zahlen Betriebe und Bürger mehr, wenn gleichzeitig der Börsenpreis für Strom fällt? Bringt mehr Energieeffizienz weniger Kosten? Brauchen wir mehr Markt oder stärkere Regulierung durch die Politik? Dazu nehmen anerkannte Energieexperten kurz und kontrovers in Statements exklusiv für den BVMW Stellung.

Agentur für Erneuerbare Energien Geht der Strompreisanstieg unaufhörlich weiter? Nicht, wenn wir auf Erneuerbare setzen. Sie sind langfristig günstiger im Vergleich zur Versorgung mit Öl & Atom, die von knapper werdenden Ressourcen und geopolitischen Entwicklungen abhängt. Außerdem senkt Massenfertigung bei Wind- und Photovoltaikanlagen die Produktionskosten, das spiegelt sich auch in geringen Vergütungssätzen wider. Wie kann man diese Entwicklung für Betriebe und Bürger stoppen? Sie ist schon gestoppt – jedoch nur für energieintensive Industrien und für Strombeschaffer an der Börse. Mittelstand und Bürger schultern dagegen immer mehr Lasten: EEG-Umlage, Netzentgelte und jetzt auch noch CO2-Zertifikate. Es wird Zeit für eine große solidarische Anstrengung, auch und gerade zusammen mit der Industrie, die von der Energiewende gleich mehrfach profitiert. Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien

BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. Geht der Strompreisanstieg unaufhörlich weiter? Wie lässt sich diese Entwicklung für Betriebe und Bürger stoppen? In 2013 erreichen die Staatslasten am Strompreis einen historischen Höchstwert von rund 50 Prozent. Die Gesamtbelastung des Staatsanteils wird sich damit auf über 30 Milliarden Euro plus Mehrwertsteuer summieren. Es ist klar, dass die Energieversorger diese steigenden, vom Staat festgelegten Bestandteile des Strompreises nicht mehr kompensieren können. Zudem steigen auch noch die Netzausbaukosten und damit die Netzentgelte. Die politischen Verantwortlichen haben es letztlich in der Hand, die Belastungen für die Kunden zu reduzieren. Die Politik muss sich hier ehrlich machen und den Verbrauchern offen sagen: Die Energiewende wird zu zusätzlichen Belastungen führen. Was wir fortan brauchen, ist ein Höchstmaß an Kosteneffizienz, z.B. durch die Bevorzugung von Maßnahmen mit den geringsten CO2-Vermeidungskosten. Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des BDEW

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Politik

Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE)

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)

Geht der Strompreisanstieg unaufhörlich weiter? Die Strompreise müssten nicht in diesem Ausmaß steigen – und viele Industrieunternehmen haben von den Erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr sogar profitiert. Allerdings spiegelt sich diese Entwicklung für Otto-Normalverbraucher und die meisten Gewerbetreibenden nicht auf der Stromrechnung wider. An der Leipziger Strombörse betrug der durchschnittliche Spotmarktpreis in den ersten drei Quartalen 2012 nur noch rund 4,3 Cent pro Kilowattstunde (kWh) gegenüber 5,1 Cent/kWh im Vorjahreszeitraum. Unabhängige Berechnungen zeigen: Wenn die Stromversorger ihre gesunkenen Einkaufspreise der letzten Jahre an Privat- und Gewerbekunden weitergeben würden, läge für sie der aktuelle Strompreis um rund 2 Cent pro Kilowattstunde niedriger.

Geht der Strompreisanstieg unaufhörlich weiter? Wie lässt sich diese Entwicklung für Betriebe und Bürger stoppen? Die Strompreise werden auch in Zukunft weiter ansteigen, weil wir im Zuge der Energiewende erneuerbare und effiziente fossile Kraftwerke sowie Stromnetze und Speicher deutlich ausbauen müssen. Das bestehende Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beinhaltet eine Abnahme- und Vergütungspflicht für die Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen, unabhängig davon, ob der Strom benötigt wird. Das wird sich zukünftig auch noch weiter preissteigernd auswirken. Deshalb muss das EEG schnellstmöglich novelliert werden, um nur dann Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien zuzulassen, wenn der Strom auch sinnvoll genutzt werden kann. Auf der anderen Seite können die Verbraucher Strom effizienter nutzen, um so dem Preisanstieg entgegenzuwirken. In einem durchschnittlichen Haushalt kann der Stromverbrauch um bis zu 25 Prozent gesenkt werden.

Wie kann man diese Entwicklung für Betriebe und Bürger stoppen? Indem man auf Erneuerbare Energien setzt. Sie sind langfristig die beste Versicherung gegen steigende Strompreise. Während fossile und nukleare Ressourcen weltweit immer knapper und teurer werden, verringern sich die Kosten für Strom aus regenerativen Quellen durch die technische Weiterentwicklung der Anlagen sowie durch Skaleneffekte zunehmend. Mehr noch: Erneuerbare Energien verringern die Importabhängigkeit von Kohle, Öl und Gas und verursachen – im Gegensatz zu fossilen und atomaren Brennstoffen – keine zusätzlichen Kosten für Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschäden.

Auch in Gewerbe- und Industriebetrieben müssen verstärkt Effizienzprogramme realisiert werden, da hier über 50 Prozent des Stroms in Deutschland verbraucht wird. In Zukunft müssen wir noch stärker auf mark t wir tschaf tliche Instrumente für Energieeffizienz setzen, die die Verbraucher in privaten Haushalten, in Gewerbe und Industrie, aber auch die öffentliche Hand beim Stromsparen unter­s tützen.

BBE-Präsident Dietmar Schütz

Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Foto: Uwe Aufderheide

Geht der Strompreisanstieg unaufhörlich weiter? Wie lässt sich diese Entwicklung für Betriebe und Bürger stoppen? Der Strompreis ist in der Vergangenheit gestiegen, da die Preise für fossile Energien, also die Brennstoffkosten, gestiegen sind. Die Börsenpreise sinken jedoch derzeit aufgrund der Zunahme der Erneuerbaren Energien. Die EEG-Umlage ist jüngst gestiegen, viele Energiekonzerne preisen jedoch zusätzliche Faktoren ein, die nicht transparent sind. Künftig sollten alle Stromkunden nicht nur über die Errechnung der EEG-Umlage informiert werden, sondern auch darüber, wie sich die anderen Kostenkomponenten – übrigens 90 Prozent des Strompreises – zusammensetzen. Mehr Wettbewerb würde helfen. Das würde jedoch voraussetzen, dass mehr Kunden als bisher ihren Anbieter wechseln. Zudem sollte noch mehr als bisher auf das Energiesparen gesetzt werden. Prof. Dr. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW

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Politik

Von der Vision zur Wirklichkeit Wie zwei thüringische Kommunen ihren eigenen Strom erzeugen können

Die Kommunen Brotterode-Trusetal und Floh-Seligenthal im Thüringer Wald verfügen über ein ausreichendes Potenzial der Energieerzeugung zur Versorgung von Unternehmen und Bürgern mit Elektround Wärmeenergie. Zum Beispiel bietet der Kommunalwald gute Voraussetzungen zur Belieferung von Biogasanlagen. Ausgewählte Standorte verfügen über optimale Voraussetzungen zur Errichtung von Windenergieanlagen. Neben der Wind­energie nutzen die Gemeinden bisher nur ungenügend Möglichkeiten der Energieerzeugung mittels Photovoltaik. Die Dächer von Industrieunternehmen sowie die Südseiten der Kirchen bieten sich dazu an.

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Eine weitere Quelle bilden der Grünschnitt in den Kommunen sowie die neben dem Nutzholz anfallende Biomasse aus dem Kommunalwald. Hier entstehen Nutzungsmöglichkeiten für Abwärme. Da das Grünland zunehmend verbuscht, lassen sich durch gezielte Landschaftspflegemaßnahmen weitere Ressourcen für die energetische Nutzung von Biomasse erschließen. Zudem ist dieser Bereich der Energieerzeugung grundlastfähig und steht dauerhaft zur Verfügung. Die Bachläufe in den beiden Kommunen sind jahrhundertelang als Energieerzeuger für Mühlen und Hammerwerke genutzt worden. Im Ortsteil Kleinschmalkalden bestand im letzten Jahrhundert bereits ein Elektrizitätswerk auf Basis der Wassernutzung. Die meisten Mühlgräben sind noch erhalten und könnten reaktiviert werden. Zudem gibt es neuere Technologien, die auch mit niedrigem Höhenunterschied Wasserläufe energetisch nutzbar machen. Bei einem Gesamthöhenunterschied von 250 beziehungsweise 300 Metern steht

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damit ein erneuerbares Energiemedium zur Verfügung, welches ebenfalls grundlastfähig ist und ausgebaut werden sollte. Da die Erneuerbaren Energien aus Wind oder Photovoltaik nicht dauerhaft zur Verfügung stehen, muss ein Weg gefunden werden, bei Überschussproduktion die erzeugte Energie zu speichern, um sie später, wenn sie gebraucht wird, wieder einspeisen zu können. Ein Verkauf und die Einspeisung von Überschüssen ins überregionale Netz nach den Bedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ist ein möglicher Weg, die Versorgungssicherheit zu garantieren. Bei Unterversorgung sind die Kommunen über den Zukauf von Energie nach wie vor von der Preisentwicklung auf den Energiemärkten abhängig. Ein großer Vorteil besteht darin, dass die Gemeinde Floh-Seligenthal mit dem zukünftigen Konzessionär Werra Energie GmbH für die Netze in der Gemeinde einen Partner hat, welcher nicht nur über die Energienetze

Foto: luigi giordano - Fotolia.com

Wann hören die Preissteigerungen bei der Energiewende auf? Diese Frage lässt sich nur beantworten, wenn regionale Energieversorger den Strom selber erzeugen und dadurch nicht mehr der Preispolitik der Konzerne unterliegen. In zwei thüringischen Gemeinden wurde ein Projekt zur Energieautarkie auf den Weg gebracht.


Politik

verfügt, sondern über das Partnerunternehmen Werra Gas GmbH auch die Kommunen mit Gas versorgt. Damit bestünde die Möglichkeit, über Power-to-Gas-Technologie überschüssig erzeugte Windenergie in Methan umzuwandeln und im Gasnetz zwischenzuspeichern. Bei Bedarf kann daraus wieder Elektroenergie gewonnen werden. Die dabei entstehende Abwärme kann zur Heizung des Schwimmbads in Brotterode oder zur Lieferung von Fernwärme und Warmwasser für Unternehmen und Haushalte in den Kommunen genutzt werden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, mit SIEMENS eine Firma als Partner zu gewinnen, die in der Wasserstoffspeichertechnologie führend ist und zudem mit ihrer neuen Speichertechnologie SIESTORAGE ein Produkt entwickelt hat, welches für die unterschiedlichen Speicherkapazitäten ausgelegt ist und dezentral aufgebaut werden kann.

Mit der Einspeisung der erzeugten Energie in das Leitungsnetz der Gemeinde Floh-Seligenthal entsteht ein wesentlicher Kostenvorteil, da in diesem Fall für die selbst verbrauchte Energie kein Leitungsentgelt für das überregionale Netz (50-Hertz-Transmission und TEN) bezahlt werden muss. Damit können alle Unternehmen und Bürger von diesem Kostenvorteil partizipieren. Zusätzlich besteht bei der Nutzung der vorhandenen Ressourcen Planungssicherheit in der Preiskalkulation für viele Jahre. Die Stadt Brotterode-Trusetal (Ortsteil Brotterode) hat ihre Konzession für die nächsten 20 Jahre noch nicht vergeben und kann diesen Kostenvorteil bei der Vergabeentscheidung mit berücksichtigen.

der Bürger, vor allem an den Investitionen der Windenergieanlagen in Erwägung ziehen. Eine solche Beteiligung könnte nicht nur über eine entsprechende Verzinsung gefördert werden, sondern auch über einen Kostenvorteil beim Strompreis im Stromlieferangebot von Werra Energie GmbH. Gegenwärtig laufen Grundsatzentscheidungen der Stadt und der Gemeinderäte zur Schaffung der planungsrechtlichen Grundlagen. Damit sich Bürger und Unternehmen finanziell beteiligen können, ist eine Energiegenossenschaft gegründet worden, welche die Rolle als Rechtsträger und Investor übernommen hat.

Zur Verbesserung der Akzeptanz bei den Bürgern und den verantwortlichen Stadtund Gemeinderäten sollte man darüber hinaus eine Beteiligung der Kommunen und

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Politik

Bundesrat blockiert Entbürokratisierung und Steuervereinfachung Herausforderungen der Mittelstandspolitik

Der Mittelstand und die deutschen Familienbetriebe dürfen nicht nur in Sonntagsreden der wichtigste Wirtschaftszeig unseres Landes sein, sondern dieses politische Bekenntnis muss auch in der praktischen Gesetzgebung deutlich werden.

Christian von Stetten, MdB, ist Mittelstandspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Vorsitzender des Parlamentskreis Mittelstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

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Entbürokratisierung und Steuervereinfachung sind nur zwei Themen, die zwar im Bundestag beschlossen, aber im Bundesrat von der rot/grünen Mehrheit gestoppt wurden. Seitdem Peer Steinbrück Kanzlerkandidat der SPD ist, blockiert der Bundesrat wichtige mittelstandspolitsche Maßnahmen. Die Verkürzung der Aufbewahrungsfristen, die steuerliche Förderung der energetischen Gebäu-

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desanierung und der Abbau der facharbeiter- und mittelstandsfeindlichen kalten Progression im Steuerrecht sind gescheitert. Die jüngsten wirtschafts- und finanzpolitischen Beschlüsse des SPD-Bundesparteitages, wie Erbschaftsteuererhöhung, Vermögensteuer, Grundsteuer und ein höherer Spitzensteuersatz, zeigen zusätzlich, wer Verlierer einer SPD-Bundesregierung im Herbst 2013 wäre: Der deutsche Mittelstand und die zahlreichen Familienbetriebe. Statt Neiddiskussionen und staatliche Reglementierung braucht der Mittelstand mehr Freiheit, mehr Wettbewerb und mehr soziale Marktwirtschaft. Das Jahr 2013 beginnt gut: Die Senkung der Rentenversicherungsbeiträge entlastet Arbeitgeber und Arbeitnehmer um drei Milliarden Euro,

Foto: Nomad_Soul - Fotolia.com

Bis zur Bundestagswahl ist noch genügend Zeit, um wichtige mittelstandspolitische Gesetze zu verabschieden.


Politik

Positive Aussichten In den nächsten Monaten stehen weitere mittelstandsrelevante Gesetze auf der Tagesordnung. Wir brauchen eine mittelstandsadäquate Regelung des Beschäftigtendatenschutzes und der Kurzarbeitergeldregelung. Wir werden eine unternehmensinhaberfeindliche gesetzliche Frauenquote verhindern und eine Lösung für die komplizierten Mehrwertsteuerreglungen finden. Die ständig steigenden Energiekosten werden den Mittelstand auch in Zukunft stark belasten. Aber die Politik darf es

nicht akzeptieren, dass der Mittelstand die Hauptkosten trägt und Verlierer der deutschen Energiewende ist. Die Eurokrise trübt derzeit die Stimmung in der Wirtschaft. Nach zähen, schwierigen Verhandlungen und Beschlüssen ist es nun wichtig, dass sich die Lage stabilisiert und Deutschland keine weiteren Ausnahmen bei der Kontrolle der Schuldnerländer zulässt. Die Konjunkturaussichten sind für dieses Jahr aber positiver als angenommen: Deutschland hat so wenig Arbeitslose wie seit 20 Jahren nicht mehr, die Sozialversicherungen stehen stabil da, und die Exportzuwächse werden nach vier Prozent in 2012 bei drei Prozent in 2013 angesetzt. Dies dürfte, verbunden mit einer positiven Grundstimmung, dafür sorgen, dass die deutsche Wirtschaft und insbesondere der Mittelstand ein positives Jahr erwarten können. Christian von Stetten

Der Mittelstand. | 1 | 2013

Foto: Christian Göwecke

und die elektronische Lohnsteuerkarte entlastet von Bürokratie. Die Aufhebung des Schornsteinfegermonopols bietet dem Mittelstand im Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk neue Betätigungschancen, und das seit Jahresbeginn abrufbare Zuschussprogramm zur energetischen Gebäudesanierung setzt mehrere Investitionsmilliarden frei.

Christian Göwecke

Leiter des Kreisverbandes Stadt & Landkreis Osnabrück

» Für 2013 wünsche ich mir, dass

die wertvolle Arbeit des BVMW immer mehr in den Fokus des Mittelstandes rückt. In Zeiten von Unsicherheit und Zögern ist es mein persönliches Anliegen, den Unternehmern die Wichtigkeit hochqualitativer Führungsarbeit ins Bewusstsein zu rücken.

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Politik

Energisch für den Mittelstand Präsidiale Spitzengespräche mit Abgeordneten des Deutschen Bundestags Gerade im Wahljahr 2013 ist es entscheidend, dass der BVMW in Berlin sichtbar „Flagge zeigt“. Dem dient unter anderem der regelmäßige Gedankenaustausch mit und auf Einladung von Spitzenpolitikern. In Gesprächen mit führenden Repräsentanten ihrer Parteien bezieht Mittelstandspräsident Mario Ohoven zu Fragen der Energie-, Wirtschafts- und Steuerpolitik aus Sicht des Mittelstands Stellung – sehr pointiert und dezidiert.

Die mittelstandspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Claudia Bögel, mit dem Präsidenten des BVMW, Mario Ohoven. Das Gespräch drehte sich um Initiativen für den Mittelstand, die im Wahljahr 2013 auf der Agenda stehen.

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Gerda Hasselfeldt, Ministerin a.D. und Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, mit Mario Ohoven, Präsident des Europäischen Dachverbands European Entrepreneurs. Bei dem Gespräch standen steuer- und energiepolitische Fragen im Vordergrund.

Der Mittelstand. | 1 | 2013

Fotos: BILDSCHÖN

Der wirtschafts- und energiepolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Dr. Georg Nüßlein, mit der Stimme des Mittelstands, Mario Ohoven. Bei dem Treffen, an dem auch Stefan Zickgraf von dem Europäischen Dachverband European Entrepreneurs und Dr. Michael Vogelsang, BVMW-Chefvolkswirt, teilnahmen, lag der Schwerpunkt auf energiepolitischen Fragen (v. li.: Dr. Michael Vogelsang, Mario Ohoven, Stefan Zickgraf, Dr. Georg Nüßlein).


Politik Kommentar

Ethische Unternehmensführung Mit den Stärken des Mittelstands gegen den Werteverfall

Foto: Sychugina_Elena - Fotolia.com

Was für eine Groteske: Kasinobanken und planlose Staatsakteure, die sich am Nasenring der Investmentbanker durch die Arena führen lassen. Und wo bleibt das politische Management der Krise? Hilfspakete, Schuldenschnitte – aber niemand wagt sich an die Architektur des Versagens, an die Finanzmarktregulierung. Längst macht die Meinung die Runde, die Marktwirtschaft und das Unternehmertum neigten zu selbstzerstörerischem Werteverfall und belohnten am Ende nur den mutigen (oder unkontrollierten) Hasardeur. Das ist Wasser auf die Mühlen aller Kulturpessimisten. Sind nicht der Verfall der Werte und eine ökonomische Ethik des Turbokapitalismus inzwischen unübersehbare Fakten unserer Zeit? Man sollte sich jedoch bei solch undifferenzierten Vorverurteilungen vorsehen. Sie bringen keine Erkenntnis und bedienen lediglich sensationslüsterne Dekadenzthesen. Kennt unser Land wirklich nur noch Egoismus, Gier und gesellschaftliche Apathie? Tatsache ist: 21 Millionen Deutsche engagieren sich ehrenamtlich. Dies geschieht in der Betreuung behinderter Menschen,

in Sportvereinen, bei der Freiwilligen Feuerwehr und in allen nur denkbaren Einrichtungen, deren Existenz wir als selbstverständlich akzeptieren. Also keine Spur von Werteverfall. Es ist die Mittelschicht, die mit ihrem Engagement das soziale Fundament unserer Gesellschaft bildet, und Millionen bedürftiger Menschen eine unverzichtbare Stütze im Alltag bietet.

Der Mittelstand steht zu seinen Belegschaften und verhindert damit zerstörerische Entlassungswellen. Diese Ethik von Verantwortung und Gerechtigkeit prägt gerade auch den wirtschaftlichen Mittelstand, der die Prinzipien humanistischer Ethik, auch in wirtschaftlich turbulenter Zeit, in seine

Der Mittelstand. | 1 | 2013

Betriebe transponiert. Kooperativ und integrativ geht es zu in den Unternehmen. Die besondere Atmosphäre eines verantwortlichen Miteinanders ist Normalität, nicht Ausnahme. Diesem Leitbild folgend, gelingt es einer Vielzahl mittelständischer Betriebe, sich auf globalen Märkten zu behaupten, indem sie das Wissen der Menschen als wichtigste Ressource aktivieren. Die Krise der vergangenen Jahre hat eines deutlich gemacht: Der Mittelstand steht zu seinen Belegschaften und verhindert damit zerstörerische Entlassungswellen. Das Wirken im Hintergrund und Bescheidenheit sind Tugenden des ordentlich wirtschaftenden Kaufmannes. Sie garantieren die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft fernab aller Dekadenzhysterie und sollten zum Gegenstand einer Wertedebatte gemacht werden.

Thomas Kolbe BVMW-Pressesprecher Nordrhein-Westfalen

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Politik

Bundespressekonferenz BVMW – Wachstums­garant Mittelstand

Foto: Christian Kruppa

Umfrage: Im Bundestagswahljahr 2013 zeigt sich der Mittelstand verhalten optimistisch

Gefragt: Mario Ohoven im Interview mit der „Tagesschau“ zu den Ergebnissen der BVMW-Mittelstandsumfrage.

Begleitet von überaus starkem Interesse nationaler und internationaler Medien, hat Mittelstandspräsident Mario Ohoven zum Jahreswechsel die traditionelle Unternehmerumfrage bei der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt. „Der Mittelstand sorgt auch 2013 verlässlich für Wachstum und Beschäftigung in unserem Land. Allerdings wirkt sich die Krise in der Eurozone dämpfend auf das Wachstum aus. Die große Mehrheit der Mittelständler erwartet eine Stagnation, bewahrt sich aber ihre optimistische Grundhaltung“, fasste er die wichtigsten Ergebnisse zusammen. Und knüpfte daran die ausdrückliche Warnung an die Bundesregierung vor einem Dreh an der Steuerschraube zur Finanzierung von Wahlkampfgeschenken. Weltweites Medienecho An der repräsentativen Umfrage hatten im Dezember 2012 knapp 3.300 Unternehmer aller Branchen und Regionen teilgenommen. „Einmal mehr zeigt sich, dass unser Verband wie kein anderer weiß, wie der Mittelstand in Deutschland tickt“, so Ohoven zur Rekordbeteiligung. Auch die Medienresonanz war rekordverdächtig: Über die Pressekonferenz berichteten neben „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ nahezu alle deutschen Tageszeitungen. Daraus resultierte eine

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Der Mittelstand. | 1 | 2013

58,5 % steigern

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Reih


Politik

Auflagenreichweite von 73 Millionen – ebenfalls ein Spitzenwert. Dank der Nachrichtenagentur Bloomberg wurde erstmals weltweit über die Mittelstandsumfrage des BVMW berichtet. So gab es Meldungen in englischer, chinesischer und russischer Sprache. Im Ergebnis der Unternehmerbefragung ist der Mittelstand in Deutschland mit verhaltenem Optimismus in das neue Jahr gestartet. Gut 28 Prozent der Klein- und Mittelbetriebe erwarten, dass sich ihre Geschäftslage in den ersten sechs Monaten verbessern wird, knapp 53 Prozent rechnen mit einer gleichbleibend guten Geschäftslage. Rund 27 Prozent wollen das Investitionsvolumen im Gesamtjahr 2013 erhöhen, knapp 45 Prozent der Mittelständler genauso viel investieren wie im Jahr 2012. Damit fungiere der Mittelstand auch dieses Jahr wieder verlässlich als Beschäftigungsmotor in Deutschland, sagte Ohoven. Laut Umfrage plant etwa ein Drittel (32,1 Prozent) der Unternehmen, in 2013 zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Weit mehr als die Hälfte (58,5 Prozent) will die Mitarbeiterzahl zumindest halten. Sehr positiv wird die Finanzierungssituation bewertet: Etwas über 81 Prozent der Mittelständler vergeben dafür die Schulnoten befriedigend, gut oder sehr gut. Klares Ja zum Euro Als ein überwältigendes Bekenntnis zum vereinigten Europa würdigte Mittelstandspräsident Ohoven das klare Ja der Unternehmer zur Gemeinschaftswährung: Über 88 Prozent votieren dafür, dass Deutschland den Euro behält. Allerdings lehnt zugleich jeder zweite Unternehmer den Verbleib aller heutigen Mitgliedsländer in der Euro-Zone ab. SehrJA kritisch (87,4NEIN Prozent) wird auch die Haftung Deutschlands für die Schulden anderer Euro-Länder gesehen. Reihe 1

88,2

„Durch ihren energiepolitischen Kurswechsel hat die Bundesregierung an Vertrauen bei den Unternehmern eingebüßt.“ Mario Ohoven 58 Prozent der Mittelständler bewerteten die Umsetzung der Energiewende mit den Schulnoten ausreichend, mangelhaft oder sogar ungenügend. Unternehmer favorisieren Schwarz-Gelb Dennoch genieße die schwarz-gelbe Regierungskoalition insgesamt breite Zustimmung im Mittelstand, betonte der BVMWPräsident. Bei der Frage, welche Partei aus Sicht der Unternehmer die mittelstandsfreundlichste Politik mache, entfielen auf CDU/ CSU und FDP gut 70 Prozent. Die SPD erreichte nur 10,4 Prozent, die Grünen kamen auf knapp sieben Prozent. Das schlechte Abschneiden von Rot-Grün habe einen Grund, so Ohoven. Deren im Wahlkampf bekannt gewordenen Pläne zu Steuererhöhungen auf breiter Front haben die Unternehmer offenbar erschreckt. Anzeige Quelle: www.istockphoto.com Fotograf: LUGO

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Von der Bundesregierung forderte Ohoven vor allem Planungssicherheit für die Millionen Klein- und Mittelbetriebe in unserem Land ein. Ein Negativbeispiel sei hier die Energieversorgung. „Durch ihren energiepolitischen Kurswechsel hat die Bundesregierung an Vertrauen bei den Unternehmern eingebüßt.“ Knapp

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Der Mittelstand. | 1 | 2013

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Politik

News aus Brüssel Ein echter Meilenstein Das Europaparlament hat im Dezember 2012 das Gesetzespaket zum EU-Patent verabschiedet. „Das EU-Patent ist ein echter Meilenstein. Gerade für innovative kleine und mittlere Unternehmen wird das neue System erhebliche Vorteile bringen“, sagte der Vorsitzende des Rechtsausschusses, der EVP-Abgeordnete KlausHeiner Lehne. Nach Angaben der EUKommission dürfte künftig ein Patent nur noch circa 4.750 Euro kosten, weit weniger als die heute üblichen Durchschnittskosten von 36.000 Euro. Das einheitliche EU-Patent ist in allen 25 teilnehmenden Mitgliedsstaaten (außer Spanien und Italien) gültig. Anträge müssen in Englisch, Französisch oder Deutsch eingereicht werden. Die neue Regel, die am 1. Januar 2014 in Kraft tritt, wird laut Lehne bisherige Wettbewerbsnachteile im Verhältnis zu den USA und China beseitigen.

Foto: benqook - Fotolia.com

www.epo.org

EU-Datenschutzrecht

Realitätsfremde Anforderungen Zu Beginn der kalten Jahreszeit erinnern Kfz-Werkstätten gern ihre Kunden mit einem freundlichen Schreiben daran, rechtzeitig Winterreifen aufzuziehen. Geht es nach dem Willen der EU-Kommission,

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müssten die Betriebe künftig eine Einverständniserklärung für solche Kontaktaufnahmen einholen. Diese realitätsfremde und bürokratische Anforderung wäre die Folge einer ab 2014 geplanten Verschärfung des EU-Datenschutzes. Zahlreiche Interessenvertretungen von Handwerk und Mittelstand laufen dagegen Sturm. Die Abläufe und Geschäftspraktiken von Betrieben seien nicht vergleichbar mit Facebook oder Google, hier müsse der Datenschutz differenzieren, was bislang jedoch in Brüssel nicht geschehe. www.eu-datenschutzverordnung.de

EU-Bankenaufsicht

Auf März 2014 verschoben Der Beginn einer europäischen Bankenaufsicht war ursprünglich für den 1. Januar 2013 geplant. Nun hat sich der EUGipfel auf März 2014 geeinigt. Ob dann dieser „Meilenstein für eine krisenfestere Währungsunion“ arbeitsfähig ist, scheint allerdings nach den bisherigen Erfahrungen fraglich. Immerhin wurde mit diesem Zeitplan auch eine direkte Rekapitalisierung von Banken aus dem europäischen Rettungsschirm bis nach der Bundestagswahl vertagt. Was ist geplant? Für die Aufsicht wird ein neues Gremium bei der EZB in Frankfurt eingerichtet. Es setzt sich aus nationalen Aufsehern der 17 Euro-Staaten und EZB-Vertretern zusammen. Der Vorsitzende wird von den EU-Finanzministern gewählt. Die Bankenaufsicht gilt nur für

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grenzüberschreitende Institute mit einer Bilanzsumme von mehr als 30 Milliarden Euro. Die europäischen Kontrolleure erhalten volles Durchgriffsrecht, sie prüfen Bilanzen, können Geldbußen verhängen und Banklizenzen entziehen. Der nächste Schritt zur „Bankenunion“ soll die Schaffung eines europaweiten Abwicklungsfonds für marode Institute sein. www.ecb.int

Finanztransaktionssteuer

Grünes Licht aus dem EU-Parlament Der Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments hat grünes Licht für die verstärkte Zusammenarbeit zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer gegeben. Zugleich wiesen deutsche Regierungskreise darauf hin, dass die Einführung der neuen Abgabe sich bis 2016 verzögern könne. Das stößt in Brüssel und Straßburg auf wenig Verständnis. „In Zeiten, in denen sich die Zukunft des Euro innerhalb von Stunden entscheidet, kann die Bundesregierung nicht ernsthaft von mehrjährigen Verhandlungen ausgehen“, kritisierte der Europa-Abgeordnete Udo Bullmann. Der SPD-Politiker versteht das Votum des Wirtschaftsausschusses als klare Aufforderung an den Ministerrat, mit Hochdruck an einer zeitnahen Einführung der Steuer zu arbeiten. Hierzu liegt ein Gesetzesentwurf von EU-Steuerkommissar Algirdas Šemeta vor. www.euractiv.de → Finanztransaktionssteuer

Fotos: DOC RABE Media - Fotolia.com (oben Mitte); Denis Junker - Fotolia.com

EU-Patentschutz


Politik

Foto: Xebeche - Fotolia.com

Machenschaften der kalabrischen „Ndrangheta“ in Deutschland. Nachlässigkeit und Verharmlosung hätten dazu geführt, dass Deutschland „die zweite Heimat für eine der kriminellsten Organisationen der Welt“ geworden sei, so ihr bitteres Fazit. Vor allem bemängelt die EU-Abgeordnete, dass in Deutschland nicht wie in Italien ein Straftatbestand der Mafia-Zugehörigkeit existiere. Es sei höchste Zeit, die grenzüberschreitenden Ermittlungen der nationalen Polizeibehörden zu erleichtern und zu beschleunigen.

Anti-Mafia-Gesetze

Nachlässigkeit und Verharmlosung

von Transparency International, die 176 Länder untersucht hat. In Europa stehen Dänemark und Finnland am besten da. Griechenland bildet mit nur 36 von 100 möglichen Punkten das Schlusslicht. Das Land leidet besonders unter Bestechlichkeit und ineffektiven Verwaltungsstrukturen. Innerhalb Europas belegt Italien den drittletzten Platz (42 Punkte), Deutschland liegt mit 79 Punkten auf Platz neun und damit weiter im Mittelfeld. www.transparency.org

www.soniaalfano.it www.euronews.com/tag/mafia/

Korruptionsindex

Griechenland ist Schlusslicht

Foto: VRD - Fotolia.com

Um das weit verzweigte Netzwerk der verschiedenen Mafia-Clans in Europa wirkungsvoller zu bekämpfen, wurde vor rund zehn Monaten die Europäische Anti-MafiaKommission gegründet. Deren Vorsitzende, die italienische Europaabgeordnete Sonia Alfano, warnt vor den Einflüssen und

In keinem anderen Land Europas ist die Korruption so verbreitet wie in Griechenland. So lautet das Ergebnis einer Studie Anzeige

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Politik

Frisches Kapital für Unternehmen in Entwicklungsländern Die wichtigsten Entwicklungsimpulse gehen von der Privatwirtschaft aus

Doch ausgerechnet die kleineren und mittleren verarbeitenden Betriebe in diesen Ländern kämpfen mit vielfachen Problemen. So mangelt es oft an einer dauerhaften und verlässlichen Stromversorgung, gut ausgebildetem Personal und Geld für weitere Investitionen. Genau hier setzen die Entwicklungsfinanzierer an, nicht nur mit Geld, sondern auch mit Know-how, unter anderem die Deutsche Investitionsund Entwicklungsgesellschaft. Arbeitsplätze für Jugendliche Die Studie zieht ein klares Fazit: Wirtschaftswachstum führt zu mehr, neuen und im besten Fall höher qualifizierten Arbeitsplätzen und damit zur Armutsreduzierung. Doch darüber hinaus stellt der private Sektor auch neue wichtige Dienstleistungen zur Verfügung, besonders im Bereich Telekommunikation und Infrastruktur bis hin zu Bildung und eben auch Finanzierung. Springt der Motor einer Volkswirtschaft an, führt dies zu Armutsabbau und zu einem integrierten Wachstum. Aber auch umgekehrt sprechen die Zahlen eine deutliche

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Die Volkswirt­ schaften in den Entwicklungs­ ländern wachsen, dies ist die gute Nachricht, und sie brauchen Kapital, um das Wachstum zu sichern. Sprache. Im Nahen Osten und den Staaten Nordafrikas ist die Jugendarbeitslosigkeit mit über 27 Prozent weltweit am höchsten. Ingrid Hoven, Deutsche Exekutivdirektorin bei der Weltbank, nennt Zahlen: Offiziell sind weltweit 200 Millionen Menschen arbeitslos, 600 Millionen Arbeitsplätze müssen in den kommenden Jahren geschaffen werden, und noch immer müssen 900 Millionen Menschen auf dieser Erde von weniger als zwei Dollar am Tag existieren. Außerdem verweist sie darauf, dass Beschäftigung nicht zwangsläufig Wachstum bedeutet. Wer Hungerlöhne verdient, kann auch nicht konsumieren. Doch die Volkswirtschaften in den Entwicklungsländern wachsen, dies die ist gute Nachricht, und sie brauchen Kapital, um das Wachstum zu sichern. So werden allein

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für Infrastrukturprojekte in der Subsahara jährlich 93 Milliarden US-Dollar benötigt. Die Landwirtschaften der Entwicklungsländer haben laut Studie einen jährlichen Investitionsbedarf von 83 Milliarden Dollar, denn die Produktivität muss um bis zu 70 Prozent steigen, um 2050 auch noch neun Milliarden Erdenbürger ernähren zu können. Zwar bringen öffentlicher Sektor und Zivilgesellschaft in den entwickelten Ländern heute schon 100 Milliarden Dollar jährlich auf für humanitäre Hilfe und Entwicklungshilfe, doch kommt den Investitionen in den Privatsektor zukünftig eine entscheidende Bedeutung zu. Natürlich kann Wirtschaftswachstum an sich kein Maßstab sein, wenn es um nachhaltige Entwicklung geht. Denn die Frage ist: was wird finanziert? Mit über 30 Fallbeispielen gibt die Studie auch hierauf eine anschauliche Antwort. So vergab die Asian Development Bank einen Kredit von 140 Millionen US-Dollar für den Bau von Windparks in drei Bundesstaaten im Westen Indiens – ein umweltverträglicher Beitrag zur Reduzierung des chronischen Strommangels. Swedfund finanzierte eine Abfallentsorgungsanlage in Vietnam für 1.200 Tonnen Müll täglich. So können erstmals Kunststoffe und Metalle zurückgewonnen und verkauft werden, und 80 Prozent des Mülls landen nicht mehr auf der Deponie.

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Foto: w3-media.de - Fotolia.com

In Deutschland bilden die klein- und mittelständischen Unternehmen das Rückgrat der Wirtschaft. Doch auch in Entwicklungsund Schwellenländern sind die KMU von zentraler Bedeutung, wie eine Studie zur Privatsektorförderung deutlich zeigt, die in Berlin bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vorgestellt wurde. 90 Prozent aller Arbeitsplätze in Entwicklungs- und Transformationsländern finden sich in der Privatwirtschaft, damit kommt deren Förderung eine besondere Bedeutung zu.


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Politik

Kontakte angeln am Baikalsee Sibirien verfügt über eine leistungsfähige Industrie und reiche Naturressourcen

In diesem Jahr wurde Russland Mitglied der Welthandelsorganisation WTO, was mit der Öffnung für ausländisches Kapital und der Beseitigung vieler Handelshemmnisse einherging. Die Naturschätze und die menschlichen Ressourcen Russlands sind sehr attraktiv für internationale Unternehmen – es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich die neuen Investitionschancen herumgesprochen haben. Deshalb ist es für Unternehmen wichtig, ausreichend und kompetent über den russischen Markt informiert zu sein.

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Auf der Frankfurter Buchmesse wurde eine brandneue 14-bändige Enzyklopädie vorgestellt, die ausführlich über die wichtigen Wirtschafts- und Industriedaten aller russischen Regionen informiert. Die Bände drei und vier sind ausschließlich dem sibirischen Föderationskreis und seinen bedeutendsten wirtschaftlichen Regionen (beispielsweise Nowosibirsk und Irkutsk) gewidmet. In den vergangenen zehn Jahren sind dort die Kapitalanlagen von russischen und ausländischen Firmen um fast 85 Prozent und das Volkseinkommen um gut 73 Prozent gewachsen. Dennoch ist dieses Gebiet weiterhin unterentwickelt und bietet nach wie vor große Investitionschancen.

sind die Zellulose- und Holzverarbeitung. Fast 20 Prozent der russischen ZelluloseProduktion und mehr als zehn Prozent der Kartonherstellung stammen von hier. Weitere wichtige Zweige sind die Chemie und Erdölchemie, Elektroenergetik, Aluminium- und Kabelproduktion.

Die Oblast Irkutsk ist eine Region im Südosten Sibiriens. Mit ihren 2,5 Millionen Einwohnern verfügt sie über eine doppelt so große Fläche wie Deutschland. Die wichtigsten Industrien dieser Region

Stark im Export Annähernd 150 regionale Betriebe sind mit mehr als 80 Ländern im Außenhandel engagiert. Aufgrund der geographischen Lage sind die Länder der asiatisch-pazifischen

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Politik

Die wichtigsten Ausstellungen in Irkutsk „Wood Processing Industry of Siberia“: Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit Holzproduzenten „Zoovetindustry“:internationale Zootechnik-Industrie-Ausstellung von großer Beliebtheit

Sibirien erwartet Sie nach Branchen und individuelle Termine. Zum Abschluss des Programms besichtigen wir einzigartige Schutzgebiete am Baikalsee.

Das Programm bietet kleinen und mittleren Unternehmen Kooperationsgespräche mit örtlichen Wirtschaftsvertretern, Unternehmensbesichtigungen

Interessierte Unternehmer können sich per E-Mail unter: info-expont@gmx.de anmelden.

„Siberian Health Care“ und „Dentistry“: neueste medizinische Technologien, Instrumente und Präparate

ressourcen, die für den Tourismus sehr attraktiv sind. Der Baikalsee ist weltweit der sauberste und tiefste Süßwasserspeicher mit einer einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt. Auf der internationalen Messe „Sport. Recreation. Hunting. Fishing“ stellen Hersteller von Fischereizubehör und Jägerausrüstung ihre Produkte vor.

Elena Harrer

Region die Hauptwirtschaftspartner. Der Außenhandelsumsatz der Region Irkutsk Oblast mit diesen Ländern liegt bei mehr als 63 Prozent. Für die Exportgeschäfte ist er mit circa 70 Prozent noch bedeutender. China, Japan, die USA, die Mongolei und Kasachstan sind hierbei die wichtigsten Handelspartner.

Foto oben: lexan - Fotolia.com

„Baikal Construction Week“ und „Transport and Special Equipment“: innovative Bautechnologien, Baufachtechnik und Einrichtungen

In Kooperation mit der Administration Irkutsk Oblast laden wir Anfang September 2013 herzlich ein, der sibirischen Region einen Besuch abzustatten.

Das raue sibirische Klima erzwingt die Entwicklung energetisch effektiver Technologien in der Region. Deren Leistungen werden auf internationalen Messen ausführlich dargestellt. Sie finden im Ausstellungskomplex in Irkutsk statt. Dieser Komplex ist das größte Ausstellungsgelände in Sibirien, in dem mehr als 30 Messen jährlich stattfinden. Der Themenkreis der Messen umfasst nahezu alle in der Region Irkutsk vertretenen Wirtschaftsbranchen.

BVMW Ständige Vertretung Russland Expont GmbH www.bvmw.de/ auslands­vertretungen/auslandsbueros/russland.html

Francois Hauviller

Leiter des Kreisverbandes Bodensee

» Um den Bodensee herum ist die Dichte

und die Qualität des Mittelstandes ganz außerordentlich und resultiert in einer hohen Wirtschaftsleistung gepaart mit niedriger Arbeitslosigkeit. Dies fördert den dynamischen Aufbau eines BVMW-Netzwerkes von Top-Unternehmern, die sich in dieser Region auf Augenhöhe begegnen.

«

Jenseits der Industrie verfügt die Irkutskaya Oblast über einmalige Natur-

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Politik

Strom aus dem fernen Süden Können deutsche Unternehmen vom Wüstenstrom profitieren?

Doch mit der Finanzspritze und der unlängst durch Wirtschaftsminister Dr. Rösler angekündigten Regierungsunterstützung sieht sich Dii auf gutem Weg. Pressesprecher Klaus Schmidtke ermutigt daher deutsche Unternehmen, mit ins Boot zu kommen. Bislang verfügt die Initiative über 36 assoziierte Partner. Doch die Partnerschaft ist keine Garantie für schnellen Profit. „Wir werden nicht die Auftragsbücher unserer Partner füllen, und wir helfen auch nicht bei der Bewerbung um Ausschreibungen in der Region“, stellt Schmidtke klar. Dii bereitet den lediglich politischen Boden. Assoziierte Unternehmen erhalten privilegierten Zugang zu Informationen, Erkenntnissen aus Arbeitsgruppen, Einladungen zu Kongressen und

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Kontakt zu einer Vielzahl von Unternehmen der Energiebranche. „Der Markt in Nordafrika und im Nahen Osten wächst, man sollte jetzt einsteigen – auch kleinere Unternehmen haben hier eine Chance.“

„Wir planen kein riesiges Kraftwerk, das die halbe Welt versorgt. Keiner wird abhängig von uns.“ Der Wüstenstrom soll zu 15 Prozent durch Solarthermie gewonnen werden. Diese Technologie braucht speziell gebogene Spiegel, und genau die stellt die Nürnberger FLABEG GmbH her. Die assoziierte Partnerschaft mit Dii kostet dem fränkischen Mittelständler immerhin 75.000 Euro im Jahr. Für Verkaufsdirektor Thomas Deinlein eine gute Investition: „Desertec ist ein Lobbyarbeiter und Netzwerker, der uns Zugang zu bislang unbekannten Märkten ermöglicht.“ Nordafrika ist für Deinlein ein langfristiges Engagement; er teilt

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die Vision „Desert Power 2050“ der Dii. Die Angst vieler Mittelständler vor einer zentralistischen Energieversorgung durch wenige große Anbieter aus einer fernen Wüste hat Deinlein nicht: Erst mal muss sich Nordafrika selbst mit Strom versorgen können, hier sieht er den Markt der Zukunft. Der geplante Wüstenstrom für Deutschland ist für ihn eher zweitrangig und schon gar keine Bedrohung für den Mittelstand. Auch Klaus Schmidtke entwarnt: Er glaubt sogar an die dezentrale Versorgung durch Erneuerbare Energien in Deutschland; der Wüstenstrom soll lediglich die Kapazitäten erhöhen und Spitzen ausgleichen. „Wir planen kein riesiges Kraftwerk, das die halbe Welt versorgt. Keiner wird abhängig von uns.“ Es geht also gar nicht so sehr um die Energieversorgung Deutschlands, sondern um die Zukunftsmärkte Nordafrikas und des Nahen Ostens. Und so kann Strom aus der Wüste durchaus eine Chance für die Internationalisierung des deutschen Mittel­ standes bieten.

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

Foto: Desertec

Die "Desertec Industrial Initiative" (Dii) will die Erzeugung von Strom aus Sonne und Wind in Nordafrika ermöglichen. Im November 2012 hat die KfW Bank dem privaten Konsortium 100 Millionen Euro für ein Referenzkraftwerk in Marokko gewährt. Davor indes war die Nachrichtenlage für Dii wenig sonnig: Wichtige Partner wie Bosch und Siemens sprangen ab, und die Idee, 15 Prozent der Energie nach Europa zu leiten, schien technisch und politisch unausgereift.


Politik

Tunesien sucht Mittelstands-Expertise Die wichtigsten Entwicklungsimpulse gehen von der Privatwirtschaft aus

Foto: Mohamed Hammi

Vor zwei Jahren wurde das diktatorische Regime von Ben Ali in die Wüste geschickt. Heute zeigt sich, dass eine Demokratie noch kein Garant für Wohlstand ist. Tunesien braucht private Investoren und sucht Hilfe bei der Entwicklung eines leistungsfähigen Mittelstands. Deshalb wurde Mittelstands-Präsident Mario Ohoven von Regierungschef Hamadi Jebali zum Persönlichen Berater berufen.

momentan nicht in ein entsprechendes Wirtschaftswachstum umsetzen kann. Ein Grund ist die fehlende Verfassung. Die verfassungsgebende Versammlung wurde schon vor geraumer Zeit einberufen, ist aber noch zu keinem Ergebnis gekommen. Ausländische Investoren lenken deshalb ihre Gelder zu anderen Zielen.

Tunesien verfügt über viele Vorteile: Die politische Lage ist stabiler als in den Nachbarländern Algerien und Libyen. Tunesien ist von Deutschland aus in zwei Flugstunden zu erreichen. Die Distanz zu Italien über das Mittelmeer beträgt nur 200 Kilometer. Unternehmen, die in den nordafrikanischen Markt eintreten wollen, wählen häufig Marokko oder Tunesien als Basis. Die Bevölkerung gilt als liberal und gut ausgebildet.

In vielen Sektoren fehlt der Wettbewerb. Gemüse ist zu einem Luxusgut geworden, Milch ist teilweise gar nicht verfügbar. Während die offizielle Inflationsrate niedrig ist, berichten die Menschen in Tunesien von Preissteigerungen bei Lebensmitteln von bis zu 40 Prozent im vergangenen Jahr. Kleinunternehmen entwickeln sich, aber häufig nur im informellen Bereich. Der Zugang zu Krediten ist schwierig. Aus Bankensicht ist dies sogar verständlich, denn die Ausfallraten sind hoch.

Aber die Arbeitslosenrate von etwa 18 Prozent zeigt, dass Tunesien diese Vorteile

Vor diesem Hintergrund hat Ministerpräsident Hamadi Jebali seine ökonomischen

Berater im Januar nach Karthago gebeten. Mario Ohoven nahm dabei kein Blatt vor den Mund: Die Regierung dürfe nicht mit Reformen warten, sondern müsse jetzt handeln. Dazu gehöre es zum Beispiel, ein funktionierendes Ausbildungssystem zu etablieren. Ohoven unterbreitete konstruktive Vorschläge zur Verbesserung der Situation im Land. Der Ministerpräsident und sein Kabinett nahmen diese zustimmend zur Kenntnis. Denn mehr Beschäftigte im öffentlichen Dienst einzustellen, kann kein dauerhaft erfolgreicher Weg sein, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Dies ist eine wichtige Botschaft, damit ausländische Investoren nach Tunesien zurückkehren.

Dr. Michael Vogelsang Chefvolkswirt BVMW

Die europäische Delegation und der Rat der ökonomischen Sachverständigen mit BVMW-Präsident Mario Ohoven vor dem Regierungssitz des tunesischen Ministerpräsidenten. In der Mitte (vorne) der Vize-Präsident der EU-Kommission, Antonio Tajani.

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IBWF

Lohnsteuerkarte 3.0 Was bei der Umstellung auf die elektronische Übermittlung zu beachten ist Nachdem der Start zweimal verschoben wurde, können Arbeitgeber seit dem 1. November 2012 die Lohnsteuermerkmale ihrer Angestellten elektronisch über das Internet abrufen. Ab Dezember 2013 wird dies zur Pflicht. Somit können Arbeitgeber bis November 2013 selbst entscheiden, wann sie auf das elektronische Verfahren umsteigen wollen. Solange bleibt die letztmalig 2010 ausgestellte Lohnsteuerkarte bzw. die Ersatzbescheinigung des Finanzamtes gültig.

Technisch erfolgt der Datenabruf über das Elster-Portal. Mit der WirtschaftsIdentifikationsnummer des Arbeitgebers sowie der Identifikationsnummer und dem Geburtsdatum des Arbeitnehmers werden die Daten in das Lohnbuchhaltungsprogramm geladen. Gleichzeitig erfolgt die offizielle Anmeldung als Arbeitnehmer. Es ist also kein Programmablauf vorgesehen, bei dem man sich unverbindlich über bestimmte Personen informieren kann. Auf diese Weise ist die Einhaltung des Datenschutzes gewährleistet. Da leider noch keine Wirt-

schafts-Identifikationsnummern vergeben wurden, soll bis dahin die Steuernummer verwendet werden, unter der bisher die Lohnsteueranmeldung abgegeben wurde. Die Lohnsteuermerkmale eines Arbeitnehmers sollen dann solange verwendet werden, bis etwaige Änderungen vom Finanzamt angezeigt werden. Um keine Veränderungen zu übersehen, kann man sich beim E-Mail-Mitteilungsservice anmelden. Man darf gespannt sein, ob die Daten, die bereitgestellt werden, wirklich immer richtig sind. Damit bei der Auszahlung der Gehälter kein unnötiger Ärger entsteht, ist es ratsam, die Daten vor der Verarbeitung den Mitarbeitern zur Kontrolle zu geben. Schon jetzt ist bekannt, dass die Freibeträge, die für die Kalenderjahre 2010 bis 2012 vom Finanzamt bescheinigt worden sind, nur für das (alte) Papierverfahren gelten. Wenn diese weiterhin gelten sollen, müssen sie vom Angestellten vor der Einführung des elektronischen Verfahrens beim zuständigen Finanzamt neu beantragt werden. Zudem ist abzuwarten, ob wirklich zu allen Personen mit einer Identifikationsnummer auch ein elektronischer Datensatz hinterlegt ist. Sollte das nicht der Fall sein, könnte der schwarze Peter sehr schnell beim betreffenden Mitarbeiter landen. Wenn dieser keine besondere Bescheinigung des Finanzamtes vorweisen kann, dann hat die Lohnbuchhaltung keine andere Wahl, als mit der Lohnsteuerklasse VI abzurechnen.

Dipl.-Wirtsch.-Inf. Ullrich Hänchen Foto: Photo-K - Fotolia.com

Steuerberater Vizepräsident des IBWF – Institut für Betriebsberatung, Wirtschafts­ förderung und -forschung e.V. www.wagemann.net

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IBWF

Ärger mit Bewirtungsaufwendungen Das Leben bringt es mit sich, dass ein Unternehmer oft unterwegs ist. Als Ort für Besprechungen mit Geschäftspartnern bieten sich Restaurants an. Weil der Erfolg nicht von Kleinigkeiten abhängig sein soll, übersteigen Gaststättenrechnungen nicht selten die Kleinbetragsgrenze von 150,00 Euro.

Foto: Jenny Hartmann

Foto: dilynn - Fotolia.com

Wenn der Wirt die Rechnung ohne den Bewirteten macht

Kerstin Kramer

Leiterin des Kreisverbandes Greiz

» Ich wünsche mir, dass die

Gesellschaft klarer erkennt, dass ohne Mittelstand, ohne das Wirken risiko-und verantwortungsbewusster Menschen das soziale Umfeld nicht entwickelt werden kann. Das Zusammenspiel zwischen Gesellschaft und Mittelstand als langfristige Basis sozialökonomischer Entwicklung muss besser funktionieren.

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Bei der Steuerveranlagung können siebzig Prozent der Bewirtungsaufwendungen als Betriebsausgabe abgezogen werden, wenn die folgenden schriftlichen Angaben vorgelegt werden: Ort, Tag, die Namen der Teilnehmer und der Anlass der Bewirtung. Hat die Bewirtung in einer Gaststätte stattgefunden, so genügen zwar die Angaben zum Anlass der Bewirtung und zu den Teilnehmern, aber nach dem Buchstaben des Gesetzes ist den Unterlagen auch die Rechnung der Gaststätte beizufügen. Zur Erfüllung dieser Forderung wird üblicherweise von der Restauration ein Maschinenbeleg abgefordert. Die notwendigen Bestandteile einer Rechnung kann man im Umsatzsteuergesetz nachlesen. Bei Rechnungsbeträgen über 150,00 Euro müssen Name und Anschrift des Leistungsempfängers, also des einladenden Gastes, angegeben sein. Mit Gastwirten wird jeder Unternehmer schon ausgiebige Erfahrungen gemacht haben. Wenn die Bezahlung ansteht, wird das Geld zwar gern genommen. Aber wenn es um die Rechnungslegung geht, entstehen regelmäßig Kommunikationsprobleme. Die Standardantworten des Bedienungspersonals lauten, dass man doch schon eine Rechnung bekommen habe oder dass noch kein anderer Gast jemals eine Rechnung gefordert habe. Das Problem ist, dass man sich beim Aufbruch eher um seine Kunden kümmert, als mit stoischer Ruhe alle notwendigen Belege einzufordern. In der Praxis werden dann oft die fehlenden Rechnungsangaben handschriftlich vervollständigt.

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Bei der umsatzsteuerlichen Betrachtung kommt man schnell zur Einsicht, dass diese pragmatische Handlungsweise für einen Vorsteuerabzug schädlich ist. Das Finanzamt und zuletzt auch der Bundesfinanzhof gingen jedoch im Urteil vom 18. April 2012 (BFH – X R 57/09) noch einen Schritt weiter: Auch für die Einkommensteuer (damit auch Körperschaftsteuer) und für die Gewerbesteuer wurde der Abzug komplett gestrichen. Zur Begründung wurde darauf verwiesen, dass das Gesetz eine Rechnung verlange. Diese höchst richterliche Verknüpfung von Umsatzsteuer und Einkommensteuer ist für den Steuerfachmann überraschend, weil sonst immer der Grundsatz gilt, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Man kann hier also auf hohem steuerrechtlichen Niveau darüber diskutieren, ob der BFH mit seiner Entscheidung durch den Nebel geritten ist. Für die tägliche Praxis jedoch kann man einem Unternehmer nur dringend raten, die Dokumentation der Bewirtungsaufwendungen ernsthaft, vollständig und zeitnah zu erledigen.

Dipl.-Wirtsch.-Inf. Ullrich Hänchen Steuerberater Vizepräsident des IBWF www.wagemann.net

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IBWF

Die Motoren der Zukunft

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Allgemeine Kraft-Wärmekopplung ist der fehlende Baustein zur Energiewende

Experten schätzen, dass Sonne, Wind und Biomasse bis zum Jahre 2030 gute 30 Prozent und bis 2050 eventuell sogar 50 Prozent des Stromes liefern können. Doch

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was ist mit der anderen Hälfte, vor allem wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint? Die Situation wird sich ein wenig entspannen, wenn die neuen Nord-Süd-Trassen der Stromübertragung gebaut sind, um Windstrom nach Süden und Sonnenstrom nach Norden verteilen zu können. Zauberformel „General CoGeneration“ Dennoch bleibt die Frage: was ist mit der Differenz im Bereich von 30 bis 50 Prozent? Dazu ist wenig von Experten, Regierung und Medien zu vernehmen. Die Lösung des Problems, wie die restliche Hälfte erneuerbaren Stromes zu verwirklichen ist, liegt seit Jahrzehnten vor unseren Augen – die Zauberformel heißt „Allgemeine Kraft-Wärmekopplung“ oder „General CoGeneration“.

Foto: Evgeny Korshenkov - Fotolia.com

Mit dem 2001 beschlossenen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), inzwischen von zahlreichen Staaten übernommen oder kopiert, sind erstaunliche Wirkungen festzustellen. In der kurzen Zeit von 2001 bis Ende 2012 ist der Anteil des erneuerbaren Stromes in Deutschland von circa vier Prozent auf 25 Prozent gestiegen. Wind, Sonne und Biomasse machen es möglich. Aus verspotteten Pionieren der ersten Ölkrise 1973 ist ein dynamisch wachsender Sektor neuer Industrien, neuer Handwerke und Forschungsrichtungen mit über 300.000 Arbeitsplätzen entstanden.


IBWF

Susanne Schlüters

Leiterin des Kreisverbandes Steinfurt

» Jeder von uns hat persönliche Strategien

Foto: Fotohaus Kiepker, Lengerich

bei der Umsetzung seiner Ziele. Jedoch erst die Zusammenarbeit mit unserem Team im Münsterland und den Unternehmern macht die Realisierung vieler kreativer Ideen möglich. Gemeinsam nehmen wir die wirtschaftliche Entwicklung in 2013 als unternehme­rische Herausforderung an.

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Es entsteht eine weitere, mittelständische Industrie, bzw. expandiert die vorhandene. Dabei ist zu beachten, dass es einen gleitenden Übergang der Brennstoffe von heute Heizöl und Gas auf erneuerbare Energieträger geben kann und wird, beispielsweise Bio- und Windgas.

Dazu sind zwei Maßnahmen nötig: Vision 1: Bis zum Jahr 2035 werden etwa fünf Millionen alte Öl- und Gas-Heizkessel in Deutschland verschrottet – hier wäre eine Verschrottungsprämie angebracht – oder in Reserve gestellt und gegen Mikro-Hauskraftwerke ausgetauscht. Das ist etwa die Hälfte der Ein- und Zwei­ familienhäuser.

Verbrennungs­motoren können vom Prinzip her grundsätzlich neu gestaltet werden. Vision 2: Bis zum Jahr 2035 werden in Deutschland 100.000 gewerbliche Wärme-Kraft-Anlagen an Stelle der vorhandenen Öl- und Gaskessel geplant, hergestellt, installiert und in Betrieb gehalten.

Innovationssprung erforderlich Allerdings sind die heutigen Diesel- und Gasmotoren für diese Aufgabe nicht gut genug: laut, schlechtes Abgas vor und nach dem Katalysator, nicht sehr langlebig und zu hoher Servicebedarf. Der Weg zu General CoGeneration erfordert daher einen Innovationssprung bei den Verbrennungs­ maschinen: leise, langlebig, wenig Service, preiswert. Es gibt fortschrittliche Mikrohauskraftwerke mit Brennstoffzellen, die eigentlich Wasserstoff als Brennstoff benötigen oder Erdgas in Wasserstoff umwandeln. Das sind sehr teure Lösungen mit sehr geringen Leistungen; sicher gut geeignet für Nullenergie- oder Niedrigenergiehäuser, aber niemals für 90 Prozent des Bestandes an Ein-und Zwei­familienhäusern. Verbrennungsmotoren können jedoch vom Prinzip her grundsätzlich neu gestaltet werden. Dies wäre nicht nur für General CoGeneration der denkbare Einstieg, sondern für alle anderen motorischen Zwecke. Bei den üblichen Diesel- und Gasmotoren wird Luft oder bei Gasmotoren ein GasLuftgemisch kalt angesaugt, hoch verdichtet, beim Diesel der Brennstoff eingespritzt und bei hoher Temperatur, etwa bis 2.000 Grad Celsius explosionsartig verbrannt. Dann erfolgt die Expansion, die die eigentliche Arbeitsleistung liefert; zwischen 250

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Grad Celsius (Diesel) und 600 Grad Celsius verlässt das Abgas den Motor. Anders die zukünftige Lösung: Die Verbrennungsluft wird kalt angesaugt, in der Maschine über einen Wärmetauscher vorgewärmt, dabei steigt der Druck mäßig. Die Verbrennung läuft auf niedrigem Niveau, etwa 1.050 Grad Celsius ab, in einem Bereich des natürlichen Minimums für alle Schadstoffe. Schließlich gibt das ausströmende Abgas seine Wärme vor Austritt in die Umwelt an den Vorwärmer (Wärmespeicher) ab. Dieser Prozess, als ICSE (internal combustion Stirling engine) bekannt, erreicht oder übertrifft den Wirkungsgrad der heutigen Motoren. Da keine Explosion, sondern ein weicher Druckwechsel abläuft, ist der ICSE-Motor leise und schadstoffarm ohne Katalysator. Damit öffnet diese neue Klasse von Verbrennungsmaschinen den Markt, um in Privathäusern die Gas-und Ölkessel zu ersetzen, aber auch im Gewerbe und in großen Gebäuden. Wenn im Jahre 2035 etwa fünf Millionen solcher Mikro-Hauskraftwerke mit 3-5 kW elektrischer Leistung am Netz sind, können für etwa 15.000 Megawatt veraltete Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Mit weiteren 10.000 Megawatt aus dem Gewerb­lichen Sektor braucht sich niemand mehr vor eisigen, windstillen Winternächten zu fürchten.

Peter Rabien Im Auftrag des IBWF Geschäftsführer der Rabien Energy AG www.rabien.de

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Mit erfahrenen Experten schnell und sicher ans Ziel! Für Ihr mittelständisches Unternehmen finden Sie den spezialisierten Mittelstandsberater im Beraternetzwerk des IBWF Institut e.V.

Mitglieder sind etwa 1.000 geprüfte Unternehmensberater Rechtsanwälte/Notare, Steuerberater/Wirtschaftsprüfer. Das IBWF ist das größte fachübergreifende und flächendeckende Beraternetzwerk aus diesen Berufsgruppen in Deutschland. Das IBWF benennt als Mitglieder seines Beraternetzwerks nur solche Berater, die hinsichtlich Ausbildung und Beratungsqualität besondere Kriterien erfüllen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) akzeptiert die Zertifizierung durch das IBWF als Qualitätskriterium für Ihre Beratungsförderung. Die IBWF-Netzwerkstrategie macht es auch spezialisierten Kanzleien und Beratungsunternehmen möglich, ein für Ihr Unternehmen und Ihre Aufgabe optimal zugeschnittenes und/oder umfassendes Beratungsangebot bieten zu können. Durch die über den jeweiligen Fachbereich hinausgehende Zusammenarbeit Ihrer Berater profitieren Sie – so gewünscht – stets vom aktuellsten Fachwissen in allen beteiligten Disziplinen. Weitere Informationen und Beraterdatenbank unter

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IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e.V. im Verbund mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft e.V. Bundesgeschäftsstelle: Leipziger Platz 15 · 10117 Berlin · Tel. 030 /53 32 06 11 · ibwf@ibwf.org


SERVICE

Wende für den Mittelstand? Widersprüchliche Signale aus der Politik – Kritik von Unternehmern

Foto: Ingo Bartussek - Fotolia.com

Die Energiewende müsste eigentlich für Wachstum im deutschen Mittelstand sorgen, doch die Realität sieht anders aus. Klimawandel, Fukushima, Peak Oil: Es gibt gute Gründe für Politik, Wirtschaft und Verbraucher, Emissionen zu reduzieren, den Energieverbrauch einzuschränken, Erneuerbare Energie zu fördern, Mobilität zu elektrifizieren und Häuser zu sanieren. Aufgaben und Geschäftsfelder, die eigentlich wie geschaffen sind für den innovativen deutschen Mittelstand. Vier Unternehmer berichten, wie weit Ideal und Realität auseinanderliegen.

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SERVICE

In den Bereichen Wohnen und Verkehr erhofft sich die Bundesregierung erheb­ liche Fortschritte zur Reduzierung der CO2 Emission und zur Energieeinsparung. So soll die Energieeinsparverordnung (EnEv) den Primärenergieverbrauch von Wohnund Gewerbeimmobilien um 30 Prozent senken – durch bauliche Dämmung sowie effizientere Heizung, Lüftung und Kühlung. Eigentlich eine gute Nachricht für mittelständische Unternehmen und regionales Handwerk wie Heizungsinstallateure, Handwerker, Ingenieure, Glaser und viele andere. Doch die Freude währte nur bis zum 12.12.2012. Da kippte eben jene Regierung, die die Förderung energetischer Maßnahmen zur Chefsache gemacht hatte, die Steuervergünstigungen für die so dringend gewünschte Gebäudesanierung. Bund und Länder können sich nicht über die Verteilung der Mehrkosten einigen. Ein widersprüchliches Signal, wie Christian Stolte von der dena, der Deutschen Energie-Agentur GmbH findet. Der Experte für Gebäudesanierung ist sich sicher: „Durch mehr Sanierungsaktivität entstehen mehr Wertschöpfung und mehr Einnahmen für den Staat, die die Steuerverluste ausgleichen.“ Der Sanierungsstau muss abgearbeitet werden; das generiert Aufträge für KMU. Stolte wünscht sich ein Förderprogramm der Regierung, das sich nicht ständig ändert, sondern für Eigentümer und Unternehmer Planungssicherheit und langfristige Perspektiven eröffnet. Dabei setzt Stolte auf eine „Subventionstrias“ aus Zuschüssen, Krediten und steuerlichen Abschreibungen für Eigentümer – denn diese haben sehr unterschiedliche Ausgangslagen und Interessen. Den Unternehmen der Branche empfiehlt er dringend, über

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das eigene Handwerk hinauszuschauen und sich zu vernetzen. Die Akquise von Sanierungsaufträgen wird leichter fallen, wenn der Eigentümer nicht zahlreiche Unternehmer einzeln aufsuchen muss, sondern ein Angebot aus einer Hand bekommt, denn zumeist wird zugleich auf mehreren Ebenen saniert. Wenn ganzheitlich saniert wird, dann sollte der regionale Mittelstand auch ein ganzheitliches Sanierungsangebot machen. Konzerne diktieren die Themen Axel Popp, Geschäftsführer der Berliner Firma deematrix GmbH, ist so ein mittelständischer Unternehmer, der Eigentümern bei der energetischen Sanierung hilft. Er hat den e+Tank entwickelt, eine hocheffiziente Anlage zur Speicherung von Energie aus Umwelt, Abwärme und Sonne. Überschüssige Energie wird unterirdisch im Tank zwischengepuffert und erst bei Bedarf der Wärmepumpe zugeführt. Auch Popp hält den Wegfall der steuerlichen Förderung für ein katastrophales Signal. „Eine Regierung, die vorhat, bis 2050 sogar die EU-Ziele zu übertreffen und den Primärenergieverbrauch um 50 Prozent zu senken, macht sich damit unglaubwürdig.“ Umwelttechnik ist für Popp eine der Schlüsseltechnologien, die Deutschland als innovativen Standort weiterbringen, wesentlich getragen von mittelständischen Unternehmen. Die Politik aber wird dem nicht gerecht, indem sie die Schwerpunkte anders setzt. Die lässt sie sich nämlich von den großen Stromkonzernen diktieren: Die PR-Abteilungen von Eon, RWE und Co. sorgen dafür, dass die Debatte wesentlich um Strom geführt wird: Stromgewinnung (ob Kohle, Sonne oder Wind), Bundesnetzausbau, Stromtrassen, etc. Doch die Zahlen zum Problem des Primärenergieverbrauchs

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sprechen eine andere Sprache: Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht 26.000 kWh/Jahr, davon fließen 6.000 Stunden in den Betrieb elektrischer Geräte, 3.000 werden für die Erzeugung von Warmwasser gebraucht – und mit 17.000 kWh wird geheizt. 70 bis 80 Prozent des Primärenergieverbrauchs in Unternehmen und Privathaushalten geht für Wärme verloren. Während der Stromverbrauch durch energieeffiziente Waschmaschinen und Kühlschränke nur in geringem Maß zu beeinflussen ist, kann eine effiziente Haustechnik mit modernster Regelungs-

Umwelttechnik ist die Schlüssel­ technologie, die Deutschland als innovativen Standort weiterbringt – getragen von mittelständischen Unternehmen. und Speichertechnik bis zu 70 Prozent Ersparnis herauswirtschaften. Und diese Technologien werden von mittelständischen Unternehmen entwickelt und von regionalen Dienstleistern an den Kunden gebracht. KMU-freundlicher geht es nicht. Doch Konzerne haben kein Interesse an einer dezentralen, regionalen Energieversorgung – die schafft nämlich Unabhängigkeit. Konzerne aber wollen Abhängigkeit, das ist ihr Geschäftsmodell.


SERVICE

Margit Schmitz

Leiterin des Kreisverbandes Köln, Leverkusen, Rhein-Berg, Rhein-Erft

» Was den Erfolg ausmacht, ist vermutlich

meine unendliche Freude über die Begegnung mit Menschen auf Augenhöhe. Gute Gespräche, ein Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen im Innen und Außen. Meine Vision: etwas mehr Zeit für SIE persönlich.

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Foto: beermedia - Fotolia.com

Sich unabhängig machen Die erreichen sie durch die Etablierung einer zentralistischen, überregionalen Versorgungsstruktur. Das Unternehmen oder der Privatkunde am Ende der langen Stromtrasse hat keine Planungssicherheit, keine Kalkulationsbasis und keinen Einfluss auf die Energiepreise – das schafft Unsicherheit. Durch das Investment in Erneuerbaren Energien plus moderner Speichertechnik reduziert sich die Abhängigkeit von Großkonzernen und erhöht sich die Planungssicherheit. Axel Popp begrüßt eine Förderung der energetischen Sanierung, die aber nicht den Kriterien der Großkonzerne folgt. So schreibt die EnEv eine dicke Dämmung von Außenmauern vor, doch ab 14 cm, so Popp, macht sich der abnehmende Grenznutzen dieser Technik bemerkbar: Jeder weitere cm bringt dem Eigentümer kaum Ersparnis, der Dämmstoffindustrie aber Gewinne. Und 20 Jahre später profitieren die Entsorgungsunternehmen, denn dann muss die Dämmung als Sondermüll entsorgt werden. Gebäudesanierung wird erst dann die Energiewende vorantreiben, wenn sie so gefördert wird, dass der Energiebedarf eines Hauses durch die Erzeugung und Speicherung von Energie gesenkt wird, nicht nur durch Dämmung. Olaf Tinzmann kann dem hemmungslosen Dämmen ebenfalls wenig abgewinnen. Aber anders als Axel Popp ist der Chef des mittelständischen Münchner Unternehmens Accuramics der Ansicht, dass auch alte Heizungen energetisch optimiert werden können. Ihm fällt auf, dass Anla-

gen demontiert werden, die noch lange Jahre arbeiten könnten. Der Gesetzgeber fördert den Austausch alter Heizungen mit zehn Prozent Kostenzuschuss – nicht aber deren energetische Optimierung. Das ärgert Tinzmann, denn er hat den Accuramics 1100 entworfen, einen HighTechKeramikspeicher zur Heizkosten- und Schadstoffreduzierung. Der Speicher heizt sich während der Brennerlaufzeit auf und

Die eigentliche Innovation im Bereich E-Mobility kommt immer von Klein­unternehmen. gibt die Wärme nach Abschaltung der Anlage kontinuierlich an den Kessel ab, die Stillstandszeiten des Brenners erhöhen sich beträchtlich; bis zu 15 Prozent Brennstoff können eingespart werden – und das vom ersten Tag an. Kein Vergleich zu den Amortisierungszeiten einer aufwändigen Dämmung. Ähnlich wie Axel Popp sieht Tinzmann in der Energiewende erhebliche Chancen für den Mittelstand, wenn man das Feld nicht den Konzernen und ihren Lobbyisten überlässt. Darum gründet er gerade den Fachverband „Besser heizen“, um künftig die Interessen seiner Branche besser durchzusetzen. Ähnlich stellt sich die Lage für KMU in der Automobilindustrie dar. Im Zeichen der Energiewende ist Elektromobilität ein großes Thema – und Chefsache der Kanzlerin,

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seit sie als Regierungsziel verkündete, im Jahr 2020 mindestens eine Millionen Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen. Dafür investierte der Bund 180 Millionen Euro in die „Schaufenster der Elektromobilität“, in denen sich Länder und Regionen mit ihren Bemühungen um alternative Motorisierung vorstellen sollten. Nun hängen an der Automobilbranche traditionell viele KMU: Zulieferer, Logistiker, Dienstleister. Jeder siebte Arbeitsplatz in Deutschland hängt mittel- oder unmittelbar von der Branche ab. Das dürfte sich bei einer zunehmenden Elektromobilisierung nicht ändern. Erfolgreicher im Verbund Kurt Sigl, Vorsitzender des Bundesverbandes emobilität e.V. (BEM), weiß das und ist sich außerdem sicher: „Die eigentliche Innovation im Bereich E-Mobility kommt immer von Kleinunternehmen. Die großen Autobauer sind lediglich Konvertierer.“ Außer in Baden-Württemberg und Berlin ist keine sonderliche Aktivität in den teuer geförderten regionalen Schaufenstern zu bemerken. Und an den für diese Branche wichtigen kleinen und mittleren Unternehmen geht die Förderung ohnehin vorbei, denn die federführende NPE, die „Nationale Plattform Elektronik“, hat die Ausschreibungen sehr einseitig auf die Autobauer ausgerichtet. Und gerade die brauchen nun wirklich keine Förderung, „nicht bei 4,7 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern.“ Dabei sind, sagt Sigl, die Innovationen und Produkte der KMU im Bereich E-Mobility ausgereift und einsatzbereit, doch die Konzerne kaufen sie nicht. Sie unterschätzen das Marktpotenzial und die Vielzahl der Anwendungen. Radnabenmotoren und Antriebsstränge, neue Speichertechnologien und intelligente Kommunikationstechnologien, Solar-Carports,

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SERVICE

Mittelstand hilft Mittelstand Florian Hempel weiß sehr genau, wozu Mittelständler im Bereich neue Mobilität

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und ihrer Peripherie in der Lage sind. Hempel ist Vertriebs- und Marketingleiter von E-COLLECTiON, einem Hamburger Unternehmen, das ganzheitliche Energiekonzepte entwickelt, präsentiert und verkauft. Ihm sind die Ankündigungen der Politik zu vage und zu ungenau. Das Ziel von einer Million E-Autos auf deutschen Straßen im Jahr 2020 mag klar sein, doch die Politik weiß nicht, wie man dorthin gelangt. Ärgerlich für die vielen KMU, die genau diesen Weg innovativ und mutig beschreiten. E-COLLECTiON selbst stellt keine Produkte her, hat aber in den vergangenen zwei Jahren ein Produkt- und Projektportfolio aufgestellt, das zahlreiche Innovationen versammelt: „vom Pedelec über die Lithium-Batterie bis zum Elektroauto. Wir sind kein Prototypenmuseum. In unserem Showroom in der HafenCity ist die Großzahl unserer Produkte wirtschaftlich umsetzbar. Wir warten nicht auf eine Förderung oder den Großauftrag – wir zeigen, was es heute schon gibt.“ Mehr als Geld vom Staat wünscht sich Hempel, dass KMU aus anderen Branchen Elektromobilität nutzen. Die Fördertöpfe der Politik gehen ohnehin notorisch an die Großen. Kleinen Unternehmen kann man nur helfen, indem

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andere Mittelständler Elektroautos und die entsprechende Infrastruktur kaufen und verwenden. Florian Hempel, Olaf Tinzmann, Axel Popp, Kurt Sigl – alle vier mittelständische Unternehmer und Vermarkter, die täglich Energiepolitik an der wirtschaftspolitischen Wirklichkeit messen. Sie müssen feststellen, dass beides oft nicht zusammengeht. Aber manchmal gibt es Lichtblicke: Genau eine Woche nach dem Wegfall der Steuervergünstigungen für energetische Gebäudesanierung hat die Bundesregierung ein milliardenschweres Zuschussprogramm für Eigentümer angekündigt. Statt Steuerersparnis also Geld von der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW – immerhin. Auf der Folgeseite finden Sie einen Überblick von Förderprogrammen mit dem Schwerpunkt Energieeffizienz.

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

Foto: Iurii Druzhynets - stockphoto.com

modernes Fuhrparkmanagement und CarSharing Modelle – all das bedeutet „neue Mobilität“, wie Sigl es nennt. Und wenn Audi und Co. sie nicht wollen, dann werden die Mittelständler eben nach Asien oder Amerika verkaufen. Sigl warnt vor einer Wiederholung der Geschichte: Vor 20 Jahren glaubten die Marktführer im Bereich Unterhaltungselektronik und Kommunikationstechnologie, also Branchenriesen wie Nokia, Siemens oder Philips, den Markt im Griff zu haben – ein schwerer Irrtum, wie wir heute wissen. Das darf einer volkswirtschaftlich so wichtigen Branche wie der Automobilindustrie nicht passieren. Sigl rät den mittelständischen Unternehmen, sich zu Verbünden zusammenzuschließen und Netzwerkarbeit in eigener Sache zu betreiben. Wenn schon Fördergelder benötigt werden, kommen KMU in Kooperation eher an die Töpfe. Auf lange Sicht glaubt er eher an nicht-monetäre Förderung in Form höherer CO2-Abgaben, höheren Pendlerpauschalen (für Pendler sind e-Autos ideal), Parkvergünstigungen und Extraspuren im Stadtverkehr.


SERVICE

Wer hilft Unternehmen sparen? Förderprogramme mit Schwerpunkt Energieeffizienz für Mittelständler – ein Überblick

www.umweltinnovationsprogramm.de In Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltamt und der KfW fördert das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Unternehmen, die neue energieeffiziente Technologien anwenden oder neu kombinieren

wollen; dazu gehören insbesondere bauliche und maschinelle Investitionen. Gefördert wird mit einem Zinszuschuss zur Verbilligung eines Kredites oder mit einem Investitions­ zuschuss.

www.bafa.de/bafa/de/energie/querschnittstechnologien/ Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA fördert KMU, die in hocheffiziente Querschnittstechnologien investieren wollen. Die Gelder kommen aus dem Energieeffizienzfonds der Bundesregierung zur Förderung der rationellen und sparsamen Energieverwendung. Damit sollen die

bestehenden Einsparpotenziale erschlossen und Ressourcen eingespart werden. Beispiele sind Elektrische Motoren und Antriebe, Pumpen, Raumlufttechnische Anlagen, Druckluftsysteme, Anlagen zur Wärmerückgewinnung und zur Abwärmenutzung.

Foto: gubh83 - Fotolia.com

www.foerderinfo.bund.de Hier gibt der Bund einen guten Überblick über Förderprojekte, die speziell KMU bei der Forschung und Entwicklung unterstützen. Insbesondere das Fördermodul go-effizient fördert die Verbesserung der Rohstoff- und Materialeffizienz und das Erkennen von Einsparpotenzialen. In diesem Rahmen wurde auch das Regierungsprogramm Elektro­mobilität initiiert, das

KMU unterstützt, die in den Bereichen Speichertechnologien, Antriebssysteme, Ladeinfrastruktur, Abrechnungssysteme und Sicherheit entwickeln und pro­duzieren. Förderberatung gibt Christian Stolper von der Bundeslotsenstelle Elektro­ mobilität, c.stolper@fz-juelich.de.

www.zim-bmwi.de Das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie ist zwar ein branchenoffenes Förderprogramm für mittelständische Unternehmen, doch es unterstützt im Rahmen der Energie-

wende natürlich auch Forschungsprojekte mittelständischer Unternehmen, die sich um Energieeffizienz und Ressourcenschonung bemühen. Das ZIM bietet Programme bis ins Jahr 2014.

www.kfw.de > Inlandsförderung > Förderratgeber Die Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW hat mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie das Programm Energieberatung Mittelstand aufgelegt. Es bezuschusst die fachliche und unabhängige Energieberatung für KMU, deren jährliche Energiekosten mehr als 5.000 Euro betragen. Das Programm Umweltschutz im Unternehmen richtet sich

besonders an KMU und fördert Maßnahmen zu Abfallvermeidung, Umweltschutz und effizienter Energieverwendung. Ebenso werden kleine Unternehmen bei der Anschaffung emissionsarmer Nutzfahrzeuge unterstützt; der Zuschuss kann bis zu 6050 Euro pro Fahrzeug mit mindestens 12 Tonnen Gewicht betragen.

www.efu-institut.de Das efu - Europäisches Institut für Unternehmensfinanzierung GmbH hilft KMU bei der Suche nach Fördermitteln, Subventionen

und Zuschüssen; es erstellt eine Fördermittel-Analyse und berät bei der Antragstellung.

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SERVICE

Wir fördern Energieeffizienz.

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LOHNT SICH

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Mit der passenden Förderung lohnt sich Energieeffizienz für Sie gleich dreifach: Sie modernisieren mit günstigen Zinsen, sparen Energiekosten und schonen die Umwelt. Ob mit dem NRW.BANK.Effizienzkredit für Unternehmen oder dem Förderkredit NRW.BANK.Gebäudesanierung für alle Eigenheimbesitzer – Energieeffizienz lohnt sich. Fragen Sie Ihre Hausbank oder direkt uns: 0211 91741-4800 (Rheinland) oder 0251 91741-4800 (Westfalen). www.nrwbank.de Der Mittelstand. | 1 | 2013


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Erfolgsfaktor Energie-­ effizienz: So können Unternehmer sparen BVMW-Broschüre stellt Rezepte zur Energieeinsparung vor

Foto: Nicolas Loran - istockphoto.com

Der Mittelstand ist der Vorreiter in Sachen Energieeffizienz. Nicht nur durch innovative Produkte, sondern auch im eigenen Betrieb glänzen deutsche Unternehmen mit Ideen zur Senkung des Verbrauchs. Aber auch die eigene Erzeugung von Energie bietet ungeahnte Möglichkeiten. In Zeiten steigender Energiepreise zeigen folgende Beispiele, wie gut Kosteneffizienz und die Minimierung des ökologischen Fußabdrucks einhergehen können.

Rezept 1: Energetische Sanierung Durch die Modernisierung eines Gebäudes kann der Energieverbrauch für Heizung, Warmwasser und Lüftung gesenkt werden. Gebhardt Stahl GmbH, Werl

Dirk Thörner, Prokurist bei GEBHARDTSTAHL: „Wir haben rund 400.000 Euro in diese Maßnahmen investiert. Weil man von weiter steigenden Energiepreisen ausgehen muss, wird sich diese Investition aber schnell rentiert haben.“ Die energetischen Maßnahmen in Summe führen zu einer jähr­lichen Kosteneinsparung von rund 20.000 Euro. Neben der Dachsanierung und der neuen Heizung steuert ein Lux-Messer automatisch die Beleuch-

tung im Betrieb. „Allein diese Investition amortisiert sich innerhalb eines Jahres“, so Thörner. Auch die Kompressoranlage ist mit einer Wochenendschaltung auf Energieeffizienz getrimmt worden. Für die Produktion von Luftkanalprofilen der höchsten Dichtheitsklasse sowie von thermisch getrennten Profilen für Kunststofffenster, die dem Passivhausstandard genügen, ist das Werler Unternehmen bereits vor zwei Jahren mit dem Qualitätssiegel „Energieeffizienz – Made in Germany“ ausgezeichnet worden.

Foto: Gebhardt-Stahl GmbH

GEBHARDT-STAHL setzt auf die Kostenreduktion durch energetische Maßnahmen. Im Frühjahr 2012 hat der Stahlprofilierer seine 4.200 Quadratmeter große Werkshalle mit einer Wärmedämmung des Daches sowie mit der Installation moderner Gas-Brennwerttechnik energetisch saniert. Allein durch diese Maß-

nahmen konnte das Unternehmen seine Energiekosten zuletzt um 25 Prozent reduzieren.

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Rezept 2: Beleuchtung Energieeffiziente Beleuchtung spart Kosten, schützt die Umwelt und kann dazu beitragen, die Arbeitsqualität der Mitarbeiter zu verbessern. Eine automatische Lichtsteuerung über Lichtsensoren ist energiesparend und ermöglicht die optimale Ausleuchtung der Räume. ebm GmbH & Co. KG, Osnabrück

Foto: ebm-GmbH

Die ebm GmbH & Co. KG ist ein mittelständisches Unternehmen des Elektrohandwerks. Im Jahr 1975 gegründet, ist die ebm heute zu einem Unternehmen mit mehr als 180 Mitarbeitern an drei Standorten und einem Tochterunternehmen in Frankreich gewachsen. In Zeiten steigender Energiekosten wird das Thema Energieersparnis immer wichtiger. Nach Erfassen der Ist-Situation

wurden durch einen Arbeitskreis mittels Pflichtenheft klare Sparziele zur Verminderung der Abfälle sowie des Papier-, Wasser- und elektrischen Energieverbrauchs gemacht. Das Sparziel für den Strombereich betrug 35 Prozent. Die Umsetzung bestand aus einer kompletten Neugestaltung der internen Beleuchtung. Jeder Mitarbeiter konnte sein Büro individuell gestalten. Betriebskostenintensive Beleuchtungsanlagen mussten moderner, spar­samer LED-Beleuchtung mit tageslicht- und bewegungsabhängiger Steuerung weichen. Automatisch ändernde Lichtfarben über den Tagesverlauf erhöhen nicht nur die Konzentration, sondern auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Die Beleuchtung der Lagerräume wird mit innovativen Beleuchtungsreglern betrieben, wobei die intelligente Steuerung bis zu 35 Prozent Ersparnis bietet.

Klimageräte werden im Hause der ebm ausschließlich mit Fensterkontakten betrieben; die Geräte schalten sich beim Öffnen der Fenster automatisch ab. Durch diese Maßnahmen und die von den Mitarbeitern „gelebte“ Zertifizierung zum Gütesiegel Ökoprofit 2010/2011 ist das Energiesparziel ein voller Erfolg geworden. Um den stetig steigenden Benzinkosten entgegen­zuwirken, wurde das hausinterne Fahrsicherheitstraining um Schulungen zu dem Thema „Energiesparendes Fahren“ ergänzt. Das Unternehmen verspricht sich eine Reduzierung von 15 Prozent der Energiekosten und der Umweltbelastung.

Rezept 3: Umweltmanagementsysteme und Zertifizierung Umweltmanagementsysteme (UMS) helfen, den betrieblichen Umweltschutz zu verbessern und zu dokumentieren. Umweltrelevante Schwachstellen, wie Abfälle, Emissionsausstoß oder Ressourceneinsatz, können gezielt aufgedeckt und beseitigt werden. Werner & Mertz GmbH, Mainz Die Pflege aller guten Dinge ist das Credo von Werner & Mertz – und das seit über 140 Jahren. Das Unternehmen verfügt über ein umfangreiches Produktportfolio für die Reinigung und Pflege im Haushalt und bietet auch professionellen Großverbrauchern Produkte und Dienstleistungen. Starke Marken, hoch qualifizierte und motivierte Mitarbeiter und die konsequente Umweltausrichtung sichern die Zukunft von Werner & Mertz. Seit Jahren berichten Umwelterklärungen über den Vorsprung des Unternehmens, ökologisch verträglich, rohstoff- und energiesparend zu produzieren. Mit EMAS, der umfassendsten und anspruchsvollsten Umweltzertifizierung wird belegt, wie konsequent diese Nachhaltigkeitsphilosophie auch tatsächlich im Unternehmen gelebt wird. Foto: Werner&Mertz

Am Stammsitz in Mainz entstand von Mai 2009 bis zum Herbst 2010 eine neue Hauptverwaltung. In Bezug auf die Umwelt­ orientierung werden mit diesem Neubau neue Maßstäbe in der Energieeffizienz gesetzt. Das Gebäude besticht durch ein

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SERVICE

Rezept 4: Synergien nutzen Ein energetisches Gesamtkonzept zeichnet sich dadurch aus, dass alle betriebsspezifischen Abläufe einbezogen werden. Das Zusammenwirken verschiedener Maß­nahmen ermöglicht zusätzliche Einspareffekte gegenüber vielen un­koordinierten Einzelmaßnahmen. Viessmann Werke GmbH & Co. KG, Allendorf (Eder) Als international führender Heiztechnikhersteller und Familienunternehmen in dritter Generation bekennt sich Viessmann seit jeher zum Prinzip der Nachhaltigkeit. Im Mittelpunkt seines Engagements steht ein strategisches Nachhaltigkeitsprojekt, das mit einem ganzheitlichen Konzept der Ressourceneffizienz, dem Klimaschutz und der Standortsicherung dient.

Dieses ökologisch vorbildliche Ergebnis wird durch ein ähnliches Vorgehen wie bei der Marke Frosch erreicht. Es gilt, möglichst viele Bestandteile der Umweltorientierung voranzutreiben. Damit entsteht in der Summe ein herausragendes Gesamtresultat. Schon vor der Einweihung wurde der Neubau mit dem rheinland-pfälzischen Umweltpreis im Juni 2010 ausgezeichnet. Im September 2012 erhielt Werner & Mertz mit LEED Platinum die anspruchsvollste Nachhaltigkeits-Zertifizierung für Gebäude, und ist damit Deutschlands einzige Industrieverwaltung dieser Auszeichnungsklasse. An diesen Beispielen ist erkennbar, dass Maßnahmen zur Energieeffizienz bei Werner & Mertz eine Philosophie erlebbar machen – getreu dem Motto: Sei ein Frosch, mach mit!

Das Energiekonzept für den Standort Allendorf (Eder) folgt der energiepolitischen Doppelstrategie aus Effizienzsteigerung und Substitution fossiler durch Erneuerbare Energien. Der Einsatz hocheffizienter Maschinen und Anlagen, die Rückgewinnung der bei den industriellen Prozessen entstehenden Abwärme, bedarfsangepasste Regelungen, eine verbesserte Anlagenhydraulik und die Dämmung

Bei den Erneuerbaren Energien setzt Viessmann insbesondere auf Biomasse. Auf einer Fläche von 180 Hektar wurden dazu Pappeln und Weiden angepflanzt, die alle drei Jahre geerntet und in Form von Hackschnitzeln energetisch verwertet werden. Zusätzlich liefert eine Biogasanlage jährlich rund 2,7 MWh Strom und Wärme. Schon heute deckt Bioenergie aus eigener Erzeugung 80 Prozent des Wärmebedarfs am Standort Allendorf. Langfristiges Ziel ist die vollständige Versorgung. Im Ergebnis wurden der Verbrauch fossiler Energie am Unternehmensstammsitz Allendorf um zwei Drittel und der CO2-Ausstoß um mehr als 80 Prozent gesenkt. Damit zeigt Viessmann, dass die energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung für 2050 schon heute mit marktverfügbarer Technik erreicht werden können.

nd für z. Vom Mit telsta n e zi ffi e ­ ie rg e n E bvmw.de oder @ „Erfolgsfak tor k re ti ü li h o p sc : h ro B lic lt ie D s erhä l d.“ is t kostenlo tik /energie.htm den Mit tels tan li o /p e .d w vm w w w.b abrufbar unter

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Foto: Viessmann Werke

einmaliges Energiekonzept: Mittels Windkraft, Photovoltaik und geothermischer Grundwassernutzung erzeugt der Neubau 20 Prozent mehr Energie, als er für den laufenden Betrieb benötigt.

der Gebäudehülle haben den Energieverbrauch um 9,6 GWh und die CO2Emission um jährlich rund 3.000 Tonnen gemindert. In der neu errichteten Energiezentrale werden sowohl fossile als auch erneuerbare Energieträger eingesetzt. Für ihre hocheffiziente Nutzung sorgen innovative Technologien wie Brennwerttechnik und Kraft-WärmeKopplung.

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SERVICE

Erfolgreich finanzieren mit Factoring

Erfolg setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, die alle Hand in Hand gehen sollten. Im finanziellen Bereich ist neben Liquidität vor allem Flexibilität erforderlich. Durch Basel III wird es für mittelständische Unternehmen mit niedriger Eigenkapitalquote immer schwie-

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riger, sich kurz- oder auch mittelfristig Liquidität von Banken zu beschaffen. Wer keine umfangreichen Sicherheiten erbringen kann oder will, hat es nicht leicht, zu erträglichen Konditionen an eine wachstumsbedingte Finanzierung des Working Capital zu gelangen.

Der Mittelstand. | 1 | 2013

Der Grund, warum Factoring, also der Verkauf offener Forderungen, als moderne, flexible Finanzierungsform immer beliebter wird, liegt jedoch nicht nur darin, dass hierfür keine zusätzlichen Sicherheiten erbracht werden müssen. Viele Firmen verschaffen sich durch Factoring

Foto: denis_pc - Fotolia.com

Eine flexible Dreiecksbeziehung zwischen Kreditor, Debitor und Faktor schafft Wettbewerbsvorteile


SERVICE

Kurzfristig gesehen steht für die meisten Unternehmen die sofortige Liquidität (einen Tag nach Rechnungseinreichung) im Vordergrund, die beispielsweise zum Abbau eigener Lieferantenverbindlichkeiten unter Skontoabzug eingesetzt werden kann. Bei längeren Zahlungszielen oder steigendem Umsatz wächst die Finanzierung aus dem Factoring flexibel mit.

Viele Firmen verschaffen sich durch Factoring nicht nur in Krisenzeiten, sondern auch in Wachstums­ phasen entscheidende Wettbewerbsvorteile. Liquidität und Wachstum Das Risiko, dass die Debitoren nicht zahlen, übernimmt der Factor dabei für

Christina Schulz-Heidorf

Beauftragte des Verbandes Berlin Treptow-Köpenick

» In den nächsten Jahren sind mehr als

Foto: Wolfgang Schulz-Heidorf

nicht nur in Krisenzeiten, sondern auch in Wachstumsphasen entscheidende Wettbewerbsvorteile. Nach Angaben des Deutschen Factoring-Verbands wurden in Deutschland 2011 mehr als 157 Milliarden Euro Forderungsvolumen über Factoring abgewickelt, bei Wachstumsraten um die 19 Prozent pro Jahr.

350.000 familiengeführte Unternehmen mit der Nachfolgeregelung beschäftigt. Ich lerne immer wieder Menschen kennen, die ihr Unternehmen verkaufen möchten und andere, die Interesse am Erwerb haben. Ich möchte diese Menschen für einen gegenseitigen Austausch gewinnen, sie begleiten und ihnen neben dem klassischen Verkauf alternative Gestaltungsmöglichkeiten, wie Aufnahme neuer Gesellschafter, Teilver­ äußerung oder Verpachtung vorstellen.

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bis zu 100 Prozent der Nettoforderung. Damit kann das Unternehmen sicherer produzieren, planen und insbesondere auch mit Neukunden wachsen. Oftmals wird Neukunden aufgrund fehlender Zahlungserfahrungen, insbesondere im Ausland, nur Vorkasse angeboten. Mit Factoring kann risikolos auf Zahlungsziel geliefert und entsprechendes Wachstum geschaffen werden. Durch die Unterstützung im Debitorenmanagement, das individuell mit dem Kunden abgestimmt wird, kann das Unternehmen eine signifikante Arbeitserleichterung in der Administration erzielen und somit Fixkosten unter Beibehaltung der Entscheidungsbefugnis reduzieren. Die Bilanzverkürzung durch Factoring und der daraus ermöglichte Abbau der Verbindlichkeiten führt zu einer höheren

Eigenkapitalquote und damit zu einem besseren Rating bei Banken (Basel III). Dadurch können Unternehmen Konditionsverhandlungen mit Banken oft erfolgreicher führen. Für die meisten Unternehmen ist der Mix aus den verschiedenen Vorteilen entscheidend für das Factoring als Ergänzung zur bestehenden Kontokorrent-Linie, die nur den Liquiditätseffekt abdecken kann, aber auch in diesem Bereich nicht umsatzkongruent und sicherheitenunabhängig mitwächst.

Stephan Klusmann BFS finance GmbH www.bfs-finance.de

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SERVICE

Kostenfalle nachvertragliches Wettbewerbsverbot Verlässt ein Know-how-Träger das Unternehmen und wechselt zur Konkurrenz, so ist damit in der Regel auch ein Transfer des Wissens über Technologien und Fertigungsmethoden des bisherigen Arbeitgebers verbunden. Der mittelständische Unternehmer ist natürlich daran interessiert, einen solchen Wissenstransfer zu verhindern, und greift daher gerne zu nachvertraglichen Wettbewerbsverboten. Doch hierbei ist einiges zu beachten. Nicht ohne schriftliche Vereinbarung Nur durch schriftliche Vereinbarung zwischen dem Arbeitgeber und seinem Arbeitnehmer kann dessen berufliche Tätigkeit für die Zeit nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses beschränkt werden. Ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot kann bereits im schrift­lichen Arbeitsvertrag vorgesehen werden. Denkbar ist aber auch, ein solches Verbot später auszuhandeln oder es sogar erst in einem Aufhebungs- beziehungsweise Abwicklungsvertrag zu regeln.

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Der Mittelstand. | 1 | 2013

Nur bei berechtigtem Interesse des Unternehmens Nachvertragliche Wettbewerbsverbote sind nur zulässig, wenn sie dem Schutz eines berechtigten Interesses des Unternehmens dienen und nach Gegenstand, Zeit und Ort die Berufsausübung und die wirtschaftliche Betätigung des Arbeitnehmers nicht unbillig erschweren. Ein berechtigtes Interesse kann insbesondere in dem Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen oder im Schutz der Kundenbeziehungen liegen. Nachvertragliche Wettbewerbsverbote dürfen nur für eine maximal zweijährige Laufzeit vereinbart werden. Das nachvertragliche Wettbewerbsverbot darf sich geographisch nur auf die Gebiete erstrecken, in denen das Unternehmen bei Ausscheiden des Mitarbeiters geschäftlich aktiv ist und – in der Regel – auch nur auf die Geschäftsbereiche, in denen der Mitarbeiter tätig war. Unterhält also zum Beispiel ein Unternehmen einen Geschäftsbereich „Künstliche Gelenke“ in Europa und Nordamerika und einen weiteren

Foto: www.Finanzfoto.de - Fotolia.com

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Richtiges Handeln spart Geld


SERVICE

Der Unternehmer sollte seine Gestaltungs- und Handlungsoptionen kennen und ausüben, um Kosten und Aufwand zu sparen. Geschäftsbereich „Diagnosegeräte“ nur in Deutschland, und war der betroffene Mitarbeiter nur im letztgenannten Geschäftsbereich tätig, darf sich ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot auch nur auf Deutschland erstrecken. Nicht ohne Karenzentschädigung Nachvertragliche Wettbewerbsverbote binden den Arbeitnehmer nur, wenn sich der Arbeitgeber verpflichtet hat, für die Dauer des Verbots eine Karenzentschädigung zu zahlen. Diese muss für jedes Jahr des Verbots mindestens die Hälfte der vom Arbeitnehmer zuletzt bezogenen vertragsmäßigen Leistungen betragen. Neben der regelmäßigen monatlichen Vergütung sind damit zum Beispiel auch variable Vergütungsbestandteile und der geldwerte Vorteil einer privaten Nutzung des Dienstwagens gemeint. Drum prüfe, wer sich ewig bindet… Nun kommt es aber nicht selten vor, dass der Unternehmer die Vereinbarung eines nachvertraglichen Wettbewerbsverbots – und insbesondere seine Verpflichtung zur Zahlung der Karenzentschädigung – später bereut und gerne darauf verzichten würde. So kann sich der vielversprechende neue Vertriebsmitarbeiter als unfähig erweisen, oder das Arbeitsverhältnis muss gar aus verhaltensbedingten Gründen gekündigt werden. In beiden Fällen bleibt das nachvertragliche Wettbewerbsverbot grundsätzlich bestehen.

aufnimmt, sollte er gut überlegen, ob und inwieweit er es wirklich braucht und ob ihm dieses eine Karenzentschädigung wert ist. Oftmals wird der Unternehmer diese Frage erst beantworten können, wenn er sich ein Bild von seinem neuen Mitarbeiter und dessen Qualitäten machen konnte. Bewährt haben sich daher Vertragsklauseln, wonach ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot nicht besteht, wenn das Arbeitsverhältnis bereits innerhalb der Probezeit oder innerhalb eines anderen festgelegten Zeitraums wieder endet. Denkbar ist auch die Vereinbarung, wonach das nachvertragliche Wettbewerbsverbot automatisch mit dem Bezug einer Altersoder Erwerbsminderungsrente endet. Unzulässig wäre allerdings eine Vereinbarung, wonach der Unternehmer bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses selbst entscheiden kann, ob ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot eingreifen soll. Das Gesetz ermöglicht ihm nur, durch schriftliche Erklärung gegenüber dem Arbeitnehmer vor Beendigung des Arbeitsverhältnisses auf ein einmal vereinbartes nachvertragliches Wettbewerbsverbot zu verzichten.

Die Krux besteht in diesem Fall jedoch darin, dass zwar das nachvertragliche Wettbewerbsverbot sofort entfällt, der Anspruch auf Karenzentschädigung indessen erst nach Ablauf eines Jahres erlischt. Da diese Jahresfrist jedoch bereits ab dem Zeitpunkt des Zugangs der Verzichtserklärung beim Mitarbeiter eintritt (also unabhängig davon, ob das Arbeitsverhältnis noch weiter besteht), sollte insbesondere bei langen Kündigungsfristen, beziehungsweise langen Laufzeiten des Verbots, an diese Möglichkeit gedacht und der Verzicht so früh wie möglich schriftlich erklärt werden. Kündigt der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis außerordentlich fristlos aufgrund eines vertragswidrigen Verhaltens des Mitarbeiters, so kann er sich innerhalb eines Monats nach der Kündigung durch schriftliche Erklärung gegenüber dem Arbeitnehmer von dem nachvertraglichen Wettbewerbsverbot lösen. In diesem Fall entfällt nicht nur das Verbot, sondern auch der Karenzentschädigungsanspruch. Bei der Erklärung gegenüber dem Mitarbeiter sollte daher auf die richtige Formulierung geachtet werden.

Tobias Grambow Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Buse Heberer Fromm Rechts­ anwälte Steuerberater PartG www.buse.de

Gordon Sommer

Beauftragter des Verbandes für Bremen

» Der Mittelstand ist die tragende Säule der

deutschen Wirtschaft. Doch sein ganzes Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. Ich wünsche mir für 2013, dass sich die UnternehmerInnen verstärkt auf partnerschaftliche Kooperationen einlassen. Die daraus entstehenden Ideen und Synergien werden uns, den Mittelstand, stärken und weiter voranbringen.

Der Unternehmer sollte also seine Gestaltungs- und Handlungsoptionen kennen und ausüben, um Kosten und Aufwand zu sparen. Bevor er in den Arbeitsvertrag ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot

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Der Mittelstand. | 1 | 2013

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Gebührenerhöhung der GEMA 2013! Mit der neuen Tarifstruktur erhöht die GEMA ihre Gebühren in bestimmten Bereichen um bis zu 150 Prozent. Auch Sie als Mittelständler sind hiervon betroffen!

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Luftfrachtsicherheit – Übergangsfrist läuft aus Verlust des Status' droht

Stichtag 25. März 2013 Ohne die Zulassung kommt es am 25. März 2013 zum Verlust des bisherigen Status Bekannter Versender. Das bedeutet, dass dann Röntgenkontrollkosten in Rechnung gestellt werden und es durch diese Kontrollen zu entsprechenden Verzögerungen kommt. Die momentanen Röntgenkosten belaufen sich auf etwa 10 Cent je Kilogramm oder mindestens 40 Euro pro Sendung, die Laufzeitverzögerung dauert heute ein bis zwei Tage. Mit steigenden Kosten und längeren Wartezeiten ist zu rechnen. Die Sicherheitserklärungen, die bisher gegenüber den Spediteuren gezeichnet wurden, verlieren zum 25. März ihre Gültigkeit. Da nur begrenzte personelle Mittel beim LBA für die Prüfung der Dokumente und Vor-Ort-Audits zur Verfügung stehen, ist eine Zulassung bis zum Stichtag allerdings nur noch schwer zu erlangen. Daher ist mit einem Abfertigungsstau an deutschen Flughäfen zu rechnen. Berücksichtigt werden sollte auch die noch nicht veröffentlichte Luftsicherheits-Gebührenverordnung. Diese sieht vor, dass die Zulassung für fünf Jahre kostenfrei ist, bis auf die Auslagen, die im Zusammenhang mit dem Besuch entstehen. Dienstleister oder In-house-Lösung? Versender von Luftfracht müssen sich schnell entscheiden, welcher Weg zur Einhaltung der neuen Bestimmungen für sie der richtige ist. Dafür kann auch ein Dienstleister beauftragt werden, der nicht nur Beratung sondern auch Überprüfung der

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Dokumente und Örtlichkeit anbietet, dessen Kompetenz zum Beispiel mit Hilfe des Spediteurs geprüft werden kann. Auch sollte die weitere Vorgehensweise nach der Zulassung mit in Betracht gezogen werden. Mindestanforderungen an Bekannte Versender: • F estlegung des Sicherheitsbeauftragten und eines Stellvertreters • Zuverlässigkeitsüberprüfung der Sicherheits­ beauftragten gemäß § 7 ZÜP einholen (5 Jahre gültig) • Schulung der Sicherheitsbeauftragten (35 Stunden alle 5 Jahre) • Erstellung und stetige Überarbeitung des Sicherheitshandbuches auf Grundlage von Gesetzesänderungen, um Luftfracht vor unbefugtem Zugriff zu schützen • Jährliches internes Audit • Einholung von Transporteurserklärungen samt Schulungsnachweisen der Fahrer • Verfügbarkeit von sicheren Räumen und zuverlässigem Personal • Schulung der Mitarbeiter mit Zugang zu Luftfracht (3 Stunden alle 5 Jahre) • Sicherer Transport zur Airline (RegB gewährleisten) • Manipulationssichere Verpackung gewährleisten

Rüdiger Behrendt Geschäftsführer Behrendt Consulting GmbH www.behrendtonline.com

Der Mittelstand. | 1 | 2013

Foto: mirpic - Fotolia.com

Wer zukünftig Luftfrachten ohne Kontrollen und damit ohne Kostenaufwand und Zeitverlust versenden möchte, sollte sich schnellstens um die offizielle Zulassung als Bekannter Versender kümmern. Die offizielle Zulassung setzt voraus, dass alle Bereiche in einem Unternehmen, die für die Versendung von Luftfracht relevant sind, vom Luftfahrtbundesamt (LBA) besichtigt und zugelassen werden.


SERVICE

Guter Ruf ist Goldes wert Foto: Do Ra - Fotolia.com

Verteidigungsstrategien im Internet Eines der gefährdetsten und zugleich wichtigsten Güter eines jeden Unternehmens – der gute Ruf – ist Angriffen im Internet scheinbar nahezu schutzlos ausgeliefert. Negative Bewertungen oder Kommentare und schlechte Presse sind schnell geschrieben und noch schneller verbreitet. In vielen Fällen verstecken sich die Angreifer unter dem Deckmantel der Anonymität. Sogar wer sich selbst nicht aktiv im Internet bewegt, muss damit rechnen, in negativer Weise präsent zu sein. Dies gilt auch für zurückliegende Jahre, denn das Internet vergisst erst einmal nichts.

„Man braucht zwanzig Jahre um eine Reputation aufzubauen und fünf Minuten um sie zu ruinieren.“ Warren Buffet

schutzlos ausgeliefert. Im Einzelfall können Ansprüche auf Unterlassung, Gegendarstellung, Widerruf, Schadensersatz und Geldentschädigung entstanden sein. Es ist möglich, Bewertungen und Kommentare löschen und sogar Einträge bei Google sperren zu lassen und natürlich auch Presseartikel anzugreifen. Gleichwohl kann keine Zensur durchgesetzt werden. Angreifbar sind Unwahrheiten, falsche Eindrücke und Beleidigungen, nicht jedoch Meinungen. Die Grenzen sind fließend, daher lohnt es sich, regelmäßig einen auf das Persönlichkeitsrecht/Reputationsrecht spezialisierten Anwalt zu Rate zu ziehen. Nur ein spezialisierter Anwalt kann die – bei jedem Gericht unterschiedlichen – Fristen für eine etwaige Rechtsdurchsetzung im Eilverfahren im Blick haben und innerhalb eines sehr kurzen Zeitfensters (zwei bis vier Wochen nach Kenntniserlangung) auch alternative Maßnahmen veranlassen. Der Schutz der Reputation hat natürlich seinen Preis. Eine negative Bewertung oder ein negativen Kommentar läßt sich nicht für kleines Geld löschen, ebensowenig wie eine gute und effektive Werbe- oder

Marketingmaßnahme. Viele Portale und erst recht die Presse und Suchmaschinenbetreiber nehmen Eingaben von Betroffenen nicht ernst und antworten gar nicht oder nur ungenügend. Die vollständige Löschung von Inhalten aus Bewertungsforen, von Einträgen aus dem Suchindex von Suchmaschinen wie Google, Bing und Co. ist in der Regel nicht ohne anwaltliche Hilfe zu erwirken. Dies allein schon deshalb, weil weitere Voraussetzungen vorliegen und bestimmte Schritte unternommen werden müssen, damit Bewertungsplattformen oder Suchmaschinenbetreiber überhaupt in die Haftung genommen werden können. Werden hier Fehler gemacht, kann der folgende Prozess allein deshalb verloren werden, obwohl eine Rechtsverletzung in der Sache unzweifelhaft gegeben ist.

Dr. Steffen Bunnenberg Mediator, Rechtsanwalt für Medienrecht, Datenschutzrecht, Online-Reputation, IT-Recht und gewerblichen Rechtsschutz www.bunnenberg-bertram.de

Achim Wiedemann

Die gängigen Suchmaschinen im Internet befeuern die Rechtsverletzungen. Potenzielle Kunden oder Geschäftspartner „googeln“, um sich ein erstes Bild zu verschaffen. Bewertungen der letzten Jahre werden studiert, Presseartikel und sonstige Beiträge in Blogs zur Kenntnis genommen. Das, was dabei gefunden wird, bleibt unabhängig vom Wahrheitsgehalt zunächst an dem Betroffenen haften. Ist das Gefundene ansatzweise negativ, wird der Suchende zum nächsten Anbieter gehen, der nur einen „Klick“ entfernt ist. Einem solchen Vorgang ist jedoch niemand

Beauftragter des Verbandes Rhein-Hunsrück/ Wirtschaftsregion Mittelrhein

» Der deutsche Mittelstand kann selbstbe-

wusst und doch achtsam die Entwicklung in Europa sehen. Der Mittelstand muss jedoch viel strategischer agieren: Proaktiv handeln und nicht erst, wenn das Schreckgespenst der Rezession wieder am Himmel steht. Die ganze Welt schaut auf uns und bewundert unsere Werte und Leistungen. Dieses Bild gilt es ständig zu verbessern.

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SERVICE

Print lebt! Wie Broschüren in digitalen Zeiten Erfolg haben Nutzung Broschüren B2B: Eine Umfrage bei amerikanischen Entscheidern ergab, dass 72 Prozent vor dem Kauf eines technischen Produktes Broschüren gelesen haben, bei 43 Prozent war die Broschüre in der Pre-Sale-Phase sogar die erste Informationsquelle. **

Nutzung Broschüren B2C: Für die Mehrheit der Verbraucher sind Broschüren und Kataloge eine nützliche Informationsquelle und häufig der entscheidende Impulsgeber für den Kauf. Knapp 80 Prozent informieren sich in Print-Katalogen, um anschließend in einer stationären Geschäftsstelle zu kaufen. Für den Kauf in Online-Shops sind gedruckte Informationsmaterialien bei 68 Prozent der Impulsgeber.*

Vorteile von Broschüren Dass gedruckte Informationen weiterhin so beliebt sind, liegt an folgenden Faktoren: Broschüren sind... ... praktisch: Man kann überall sofort darin lesen, Notizen darin machen sowie das Druckwerk an Andere weitergeben. Und man ist unabhängig von Internet und Strom.

... vertrauensbildend: Für Viele haben gedruckte Informationen immer noch eine höhere Glaubwürdigkeit als Inhalte aus dem Internet. ... emotional ansprechend: Große Bilder, gute Texte in einer ansprechenden Typo­ graphie, schönes Papier und Druckveredelungen sprechen mehrere Sinne gleichzeitig an. ... vielfältig einsetzbar: Sie können bei Kundenkontakten persönlich überreicht, der Korrespondenz (Angeboten, Rechnungen) beigefügt, am Point of Sale und auf Messen ausgelegt oder in einer gezielten Mailingaktion verschickt werden.

*Quelle: CUSTOMER-JOURNEY-TYPOLOGIE 2012 IfH Institut für Handelsforschung GmbH / AZ Direct GmbH; **Quelle: Eccolo Media 2011, B2B Technology Collateral Survey Report

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Foto: gena96 - Fotolia.com

Social Media, Webseiten und Newsletter boomen – doch als „Werbung-to-go“ sind Broschüren immer noch unschlagbar, um Botschaften im wahrsten Sinne schnell begreifbar zu machen. Wie wichtig gedruckte Broschüren im Multi-Channel-Marketing weiterhin sind, zeigen folgende Zahlen:


SERVICE

Wichtige Fragen vorab: Was wollen Sie mit Ihrer Broschüre bei wem bewirken? Wie bei jeder Werbemaßnahme stehen am Anfang viele Fragen, die Sie vorab beantworten sollten: • Wollen Sie das gesamte Unternehmen in einer Imagebroschüre präsentieren oder einzelne Produkte in einer Produkt­ broschüre? • Was soll die Broschüre erreichen? Neue Kunden ansprechen, vorhandene Kunden über zusätzliche Angebote informieren? • Wer ist die Zielgruppe und welchen Nutzen bieten Sie dieser? • Wie sollen Leser reagieren? Termin per Telefon oder Mail vereinbaren, Produkte online bestellen, weitere Infos abrufen? • W ie bekommt Ihre Zielgruppe die Broschüre? Auf einer Messe, per Mailing, in Ihrem Geschäft, per Online-Bestellung? • Werden Preise in der Broschüre genannt? Wenn nicht, gibt es Beileger mit aktuellen Konditionen?

Extra-Tipp: Print wird zusätzlich digital Machen Sie die Broschüreninhalte unbedingt auch online nutzbar: • Die einfachste Variante ist das Ver­ öffentlichen der gedruckten Ausgabe als (blätterbares) pdf auf Ihrer Website. • Aufwändiger – aber auch viel interessanter – ist eine Extra-Version als App für die Darstellung auf Ipad und anderen Tablet-PCs, die zusätzliche multimediale Inhalte einbindet wie Bildergalerien, Filme, Interviews, 360-Grad-Panoramen, Spiele. Dadurch wird die Nutzungsdauer der Broschüre deutlich erhöht.

Praxis-Tipp: Broschüren erfolgreich machen Eine gute Broschüre funktioniert wie ein erfolgreiches Verkaufsgespräch. Hier 10 Tipps zum Aufbau, Inhalt und Stil: 1. Der wichtigste Produktvorteil zuerst: Möglichst schon auf dem Titel muss erkennbar sein, welchen Vorteil Ihre Leistung beziehungsweise Ihr Produkt dem Leser bietet. 2. Kundennutzen vor Produktdetails: Ihr Angebot löst ein Problem bei Ihren Kunden oder befriedigt ein Bedürfnis. Beschreiben Sie vor allem den konkreten Nutzen und was Ihre Leistung vom Wettbewerber unter­scheidet. Ausführliche technische Details gehören nachfolgend übersichtlich aufbereitet in Tabellen oder auf beigefügte Datenblätter. 3. Aus Kundensicht formulieren: Sammeln Sie die wichtigsten Fragen, die Ihre Kunden immer wieder stellen. Nehmen Sie diese Fragen und Antworten als Leitfaden für Aufbau und Inhalt der Broschüre. 4. Direkte und aktive Ansprache: Sprechen Sie die Leser möglichst häufig direkt an und nutzen Sie aktive Formulierungen. 5. Taten und Kunden sprechen lassen: Referenzen, Kundenstatements und kurze Fallstudien erfolgreicher Projekte unterstreichen die Glaubwürdigkeit. 6. Zusatzinformationen bieten: Wenn der Platz vorhanden ist, dann reichern Sie den Inhalt mit Tipps, aktuellen Studien oder Fachinformationen an. 7. Kraft von Bildern nutzen: Arbeiten Sie mit möglichst vielen Fotos und Grafiken. Aber achten Sie dabei unbedingt auf eine professionelle Qualität. 8. Kurze Selbstdarstellung: Firmengeschichte, Leitbild, Qualifikation der Mitarbeiter oder besondere Auszeichnungen – überlegen Sie, welche Fakten wirklich wichtig für Ihre Kunden sind. Hintergrundinformationen schaffen Vertrauen, sollten aber so knapp wie möglich sein. 9. Lesefreundlich und verständlich texten: Verzichten Sie auf lange Sätze, Fremdwörter, Abkürzungen und Worthülsen. Achten Sie auf knackig-kurze Überschriften, strukturieren Sie Texte mit Zwischenüberschriften und nutzen Sie übersichtliche Aufzählungen. 10. Q ualität von Text, Gestaltung und Druck entscheidet über Erfolg! Arbeiten Sie mit Experten zusammen. Und lassen Sie sich beraten über Sonderformate, Papiersorten oder Druckveredelungen. den Leser direkt mit Ihrer (mobilen) Website. QR-Codes können aber auch direkt neben einzelne Produkte gesetzt werden, um Filme, Zusatz-Informationen oder Bilder abzurufen. • Mit Augmented-Reality-Applikationen können Sie die Broschüre zusätzlich

beleben. Ihr Leser scannt dazu Cover oder einzelne Seiten und sieht diese dann plastisch mit 3D-Animationen auf dem Smartphone oder Tablet-Computer. So können Möbel aus Ihrer Broschüre direkt im Raum des Lesers virtuell ausprobiert werden. Oder Häuser auf möglichen Baugrundstücken und vieles andere mehr.

Claudia Mattheis

• Eine direkte Interaktion mit der gedruckten Broschüre erreichen Sie durch das Einbinden von QR-Codes. Diese werden mit Smartphones gescannt und verbinden

Geschäftsführerin mattheis werbeagentur GmbH www.mattheis-berlin.de

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SERVICE

Gehirngerechte Preisfindung oder: „Die Milch ist auch schon wieder teurer geworden“ Steigt der Milchpreis um einige Cent, ist es ein Politikum. Steigt der Preis von Leberwurst um einige Cent, interessiert es kaum jemanden. Wie Konsumenten Preise bewerten, wie sich höhere Preise durchsetzen lassen, und was Preise im Gehirn auslösen, all das erklärt Dr. KaiMarkus Müller in seinem Buch „Neuro­ Pricing“. Eine faszinierende Verknüpfung von Neurowissenschaften, Betriebswirtschaft und Marketingpraxis. Welchen Preis sind Kunden bereit zu bezahlen und wieso? Der Homo oeconomicus, der rein rational denkende Mensch, sieht im Preis eines Produktes erst einmal den Tauschwert eines Gutes. In einer Marktwirtschaft wird der Preis darüber hinaus, so hat man es gelernt, durch Angebot und Nachfrage bestimmt. So weit, so gut. Doch warum, fragt sich nun der geneigte Konsument, wechselt der Benzinpreis dann manchmal mehrmals täglich? Wie können Neuwagen mit Nullprozentfinanzierungen, Rabatten oder Tageszulassungen verkauft werden? Und warum macht man sich keine großartigen Gedanken über den überzogenen Preis einer Kugel Eis, wenn man schwitzend in der Schlange steht?

Labs“ erklärt anhand vieler Praxisbeispiele anschaulich den Unterschied zwischen betriebswirtschaftlicher und neurowissenschaftlicher Preisermittlung – und kommt dabei zu erstaunlichen Erkenntnissen.

Welche Preise von Kunden noch als fair wahrgenommen werden, und welcher Preis folglich der optimale für ein Produkt ist, darüber gibt Dr. Kai-Markus Müller in seinem Buch „NeuroPricing“ Auskunft. Der Gründer von „The Neuromarketing

Dr. Kai-Markus Müller NeuroPricing: Wie Kunden über Preise denken Haufe-Lexware 211 Seiten

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Norbert Schuster

Alexander Reyss, Thomas Birkhahn

Die Unersättlichen

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Was Kunden wirklich über Preise denken All das funktioniert, weil der Mensch eben kein rational denkendes Wesen ist. In Wahrheit, das zeigen neurowissenschaftliche Forschungen, bestimmt das Unterbewusstsein, was gekauft wird. Und es bestimmt, bis zu welcher Preisgrenze das Gehirn grünes Licht gibt. Unterbewusst wahrgenommene Signale wie Preisschwellen, Markenimage und Referenzpreise beeinflussen Kaufentscheidungen deshalb auch weitaus mehr als rein ökonomische Überlegungen.

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Der Mittelstand. | 1 | 2013

Mankau 332 Seiten

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SERVICE

Synergien statt Entweder-Oder-Entscheidungen! „Das Leben ist voller Probleme. Scheinbar unlösbarer Probleme. Persönlicher Probleme. Familiärer Probleme. Beruflicher Probleme. Probleme in unserer Nachbarschaft und in der großen weiten Welt. Wir resignieren, streichen die Segel oder lassen uns zu einem Kompromiss breitschlagen, der uns nicht zufriedenstellt. Deshalb schreibe ich dieses Buch. Es handelt von einem Prinzip, das so elementar ist, dass es unser aller Leben und die ganze Welt auf den Kopf stellen wird.“ Diese Sätze formuliert Stephen R. Covey im ersten Kapitel von "Die 3. Alternative". Der große Wirtschaftsdenker und Weltbestsellerautor ist im Juli 2012 im Alter von 79 Jahren gestorben, somit ist es sowohl seines jüngstes als auch leider sein letztes Werk. „Synergien schaffen“ ist ein wichtiges Prinzip von Covey. Dabei geht es um echte Lösungen. Sie entstehen, „wenn zwei oder mehr Menschen beschließen, ihre eigene Sicht der Dinge in den Hintergrund zu stellen, um gemeinsam ein schwieriges Problem zu lösen“. Covey zeigt nicht nur theoretisch, wie das Prinzip funktioniert. Er bringt Beispiele von Menschen und

Organisationen, die mittels des synergetischen Prinzips echte Quantensprünge in der Bewältigung ihrer Probleme gemacht haben. Und er zeigt, dass die neuen Denkmuster in allen Bereichen funktionieren: im Beruf und in der Familie, im Bildungswesen und Rechtssystem, im eigenen Leben, in der Gesellschaft und sogar bei Herausforderungen, die die ganze Welt betreffen.

Fazit: Die 3. Alternative lässt die gängigen Techniken für Konfliktlösungen, Verhandlungen und Innovationen hinter sich und eröffnet eine Option, bei der niemand etwas aufgeben muss und alle gewinnen.

Stephen R. Covey Die 3. Alternative So lösen wir die schwierigsten Probleme des Lebens GABAL 520 Seiten

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Alle Bücher erhalten Sie versandkostenfrei!

Covey erzählt Geschichten der Synergie, die zugleich als Denk- und Umsetzungshilfe für den Leser funktionieren: Immobilienhaie gegen Sozialromantiker, pubertierende Kinder gegen die Eltern, die Linke gegen die Rechte – es gibt immer eine Lösung, die auch scheinbar unüberbrückbare Gegensätze überwindet.

Karl Heinz Däke

Heyne Verlag 256 Seiten

Bitte richten Sie Ihre Bestellungen an: BVMW-Servicegesellschaft mbH, Berlin theresa.collberg@bvmw.de www.shop.bvmw.de Tel. 030-533206-26

Brun-Hagen Hennerkes, George Augustin, Thomas Hund, Thomas Bach

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Der Mittelstand. | 1 | 2013

Wertewandel mitgestalten Herder 638 Seiten

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SERVICE

Vorübergehende Arbeitnehmerüberlassung Wann entsteht ein Arbeitsverhältnis zum Entleiher?

Streitpunkt „vorübergehend“ Mit Urteil vom 16.10.2012 (Az. 7 Sa 1182/12) hat das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg nun entschieden, dass auch bei einer nicht nur vorübergehenden Arbeitnehmerüberlassung kein Arbeitsverhältnis mit dem Entleiher zustande kommt. Im zugrunde liegenden Fall hat eine Krankenhausgesellschaft (Beklagte) von einem ihrer Tochterunternehmen eine Arbeitnehmerin (Klägerin) ausgeliehen. Das Tochterunternehmen betreibt Arbeitnehmerüberlassung mit Erlaubnis und hat die Klägerin für die gesamte, bisher über

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vierjährige Dauer des Arbeitsverhältnisses der beklagten Muttergesellschaft über­ lassen. Die entliehene Arbeitnehmerin war der Auffassung, dies widerspreche dem AÜG (Arbeitnehmerüberlassungsgesetz) und führe zu einem Arbeitsverhältnis mit der Muttergesellschaft.

Das Gericht hat die Klage mit der Begründung abgewiesen, dass das Gesetz die von der Klägerin geforderte Rechtsfolge (Arbeitsverhältnis mit Entleiher) nicht vorsieht. Im Kern geht es um § 1 Abs. 1 Satz 2 AÜG, wo es seit dem 01.12.2011 wörtlich heißt: „Die Überlassung von Arbeitnehmern an Entleiher erfolgt vorübergehend.“ Das Gericht hat die Klage mit der Begründung abgewiesen, dass das Gesetz die von der Klägerin geforderte Rechtsfolge

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(Arbeitsverhältnis mit Entleiher) nicht vorsieht. Offen gelassen hat das Gericht, ob es sich bei einer vierjährigen Arbeitnehmerüberlassung an denselben Entleiher noch um eine vorübergehende Überlassung handelt. Ursprünglich war die Überlassungsdauer auf maximal zwei Jahre begrenzt. Im Jahr 2002 wurde diese Höchstdauer vom Gesetzgeber gestrichen. Der Begriff „vorübergehend“ soll als flexible Zeitkomponente verstanden werden. Es dürfte daher vertretbar sein, „vorübergehend“ dahingehend auszulegen, dass nur die als endgültig geplante Überlassung nicht mehr vorübergehend ist.

Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt Mitglied im IBWF www.zl-legal.de

Die BVMW-IBWF-Rechts­hotline erreichen Sie: Mo. und Mi. 10.00 – 15.00 Uhr, Do. 10.00 – 17.00 Uhr Tel.: 030 / 533206-63 Fax: 030 / 533206-50 rechtshotline@bvmw.de

Foto: Aamon - Fotolia.com

Die vorübergehende Beschäftigung von Leiharbeitnehmern eines anderen Arbeitgebers (Verleiher) im eigenen Unternehmen als Entleiher ist in vielen Wirtschaftsbereichen und Branchen etabliert und aus der Wirtschafts- und Arbeitsmarktlandschaft in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Die Zahl der Leiharbeitnehmer ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, was auch zahlreiche Rechtsfragen, vor allem im Hinblick auf die längerfristige Arbeitnehmerüberlassung aufgeworfen hat. Erfolgt die Arbeitnehmerüberlassung nämlich nicht nur vorübergehend, kann ein Arbeitsverhältnis des Leiharbeitnehmers mit dem Entleiher entstehen. Gesetzlich geregelt sind die Rechtsfragen der Arbeitnehmerüberlassung im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG).


BVMW

Kurz vorgestellt

Foto: José Carlos Pires Pereira - istockphoto.com

Hier bieten wir Mitgliedern unseres Verbands die Möglichkeit, ihr Unternehmen vorzustellen abakus solar AG

BAVARIA Brandschutz Industrie GmbH & Co. KG

Corporate Textiles Kolling GmbH

Leistungen: abakus solar ist ein führendes, international tätiges Systemhaus für Photovoltaik (PV). Das 1995 gegründete Unternehmen konzentriert sich auf die Planung und den schlüsselfertigen Bau von PV-Kraftwerken und individuellen, gebäudeintegrierten Anlagen sowie auf den Großhandel mit qualitativ hochwertigen Komponenten und Komplettsystemen. Darüber hinaus entwickelt und vermarktet abakus solar PV-Projekte im In- und Ausland.

Leistungen: Als Hersteller von Feuerlöschgeräten und umfangreichen Brandschutzlösungen bietet BAVARIA vorbeugenden Brandschutz für alle Bereiche. Wir entwickeln individuelle Lösungen und bieten neben dem breiten Produktportfolio auch im Schulungsbereich interessante Alternativen, von der Schulung zum Brandschutzhelfer bis zum Brandschutzbeauftragten. Ein bundesweites Händlernetz sorgt für Service vor Ort mit zuverlässigen Ansprechpartnern.

Leistungen: Wir bieten hochwertige Mitarbeiterbekleidung und Merchandising, Grafikdesign, nachhaltige und permanent verfügbare Textilkollektion der Schweizer Marke Switcher sowie Business Hemden und Anzüge. Hochwertige Stickereien, Textildruck und Laser sind in kleinen Stückzahlen möglich, Sonderproduktion ab 300 Stück. Style Beratung zu Ihrem Firmen-CI, Bestellmöglichkeit Ihrer Kollektion über Web und Textil-Logistik. Wir machen Sie zur Marke!

Hauptsitz: Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen)

Hauptsitz: Waldmünchen (Bayern)

Hauptsitz: Berlin (Berlin)

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In-House Englishtraining

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Leistungen: Wir bieten seit 1999 Englischtrainings für die international erfolgreiche Kommunikation auf Augenhöhe. Sorgfältige Bedarfsanalysen wie auch präzise Einstufungstests für größtmögliche Effizienz sind ebenso selbstverständlich wie zertifizierte Trainer. Business-Kompaktseminare für den schnellen Einstieg in die wichtigsten Geschäftsthemen. Wir sind ein inhabergeführtes Institut mit nachweislichen Erfolgen und besten Referenzen.

Leistungen: KOMPASS organisiert Events und Trainings für Mitarbeiter aus Unternehmen, Auszubildende und Schüler mit handlungsorientierten Outdoormodulen (Floßbau, Kanutouren, Teamseilgarten, GPS-Ralleys, Schneeschuhtouren). Unsere Trainings steigern und fördern die Team-Kommunikation und tragen zur Verbesserung der Sozialkompetenz bei. Wir legen hohen Wert auf individuelle Konzepte, abgestimmt nach den Zielen des Kunden.

Leistungen: Wir sind eine bundesweit tätige Gesellschaft mit Schwerpunkt auf der Beratung mittelständischer Unternehmen. Auf der Basis eines leistungsfähigen internationalen Netzwerkes bieten wir umsetzbare Lösungen zu den unternehmerischen Fragestellungen unserer Mandanten. Leistungsschwerpunkte sind: Strategie- und Führungskräfteentwicklung, Sanierung, Unternehmensführung, Risiko­ management, Compliance, Einkauf und Kostenmanagement.

Hauptsitz: Gladbeck (Nordrhein-Westfalen)

Hauptsitz: Neukirch (Baden-Württemberg)

Hauptsitz: Oldenburg (Niedersachsen)

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BVMW

Jahrestagung des BVMW – innovativ und wegweisend Der BVMW nimmt die Herausforderungen im Wahljahr 2013 an

Oder beim Bürokratieabbau: Erst nach Protesten des BVMW seien die Vorschriften entschärft worden. Das gelte auch für

die Gelangensbestätigung, ein bürokratisches Monstrum für alle Exporteure. Das Bundesfinanzministerium habe die MussBestimmung durch eine Kann-Regelung ersetzt. Als weiteres Beispiel nannte Ohoven die Senkung der Rentenbeiträge zum 1. Januar. Dies habe der BVMW mehrfach angemahnt, denn „Sozialversicherungen sind keine Sparkassen“. Zudem prüfe der Bundestag gerade eine Rücknahme der Vorfälligkeit der Sozialbeiträge. Auch dafür habe sich der BVMW stark gemacht. Die mehr als 250 Repräsentanten dankten Ohoven mit starkem Beifall. Viel Zustimmung fanden die Positionsbestimmungen der prominenten Gastredner zum Auftakt des Wahljahrs. Vom VizeBundesvorsitzenden und NRW-Landes-

Auftakt im Wahljahr: Der BVMW stellt sich den Herausforderungen.

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chef der CDU, Armin Laschet, gab es ein glasklares Nein zu Eurobonds und Schuldenvergemeinschaftung. Grünen-Chef Cem Özdemir forderte einen „Masterplan Energie“ – und warb charmant für Steuererhöhungen. Das FDP-„Urgestein“ Dr. Wolfgang Gerhardt eroberte mit seinem feurigen Plädoyer für einen starken Liberalismus in Deutschland die Herzen der Verbandsrepräsentanten. Auf der Jahrestagung wurde das Zusammengehörigkeitsgefühl der VerbandsFamilie spürbar. „Gemeinsam sind wir stark“, betonte Bundesgeschäftsführer Dr. Stefan Dittrich. Wachstum durch Attrak­tivität, hier befinde sich der BVMW bereits auf einem guten Weg. So kamen allein im Vorjahr fast 3.000 neue Mitglieder dazu. Die neu gewonnenen Unternehmer gelte es aber auch im Verband zu halten. Deshalb bildete das Thema Mitgliederbindung einen inhaltlichen Schwerpunkt in Düsseldorf. Mit Anne M. Schüller konnte eine ausgewiesene Expertin für Kundenloyalität als Referentin gewonnen werden. Erfolgstrainer Dr. Marco Freiherr von Münchhausen zeigte auf humorvolle Weise, wie der „innere Schweinehund“ im Alltag zu zähmen ist. Zu den künstlerischen Highlights zählte der Auftritt des internationalen Startenors Tomas Ruud und seiner charmanten Begleiterin Laura Poo am Flügel. Beim Galaabend Blau-Weiß schließlich verwandelten sich selbst Nicht-Rheinländer in enthusiasmierte Karnevalisten. Davon zeugte eine rekordverdächtig lange Polonaise durch den Festsaal. Substanz, Atmosphäre und Aufbruchsstimmung machten die erste Jahrestagung zu einem wegweisenden Event. Der BVMW, diese Botschaft ging von Düsseldorf aus, ist für alle Herausforderungen im Wahljahr 2013 bestens gerüstet.

Fotos: Susanne Weiland

Mit einem mitreißend-substanzvollen Vortrag eröffnete Mittelstandspräsident Mario Ohoven die 1. Jahrestagung im Maritim Hotel Düsseldorf. Nach einer fundierten, visionären Analyse der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland, der Europäischen Union und den USA hob er die eindrucksvolle Reihe politischer Erfolge des Verbandes aus jüngster Zeit hervor. So habe sich der BVMW als einziger Verband in Brüssel für eine Mittelstandsklausel bei Basel III eingesetzt. Mit Erfolg – die Risikogewichtung für Kredite an Klein- und Mittelbetriebe soll jetzt um etwa 30 Prozent gesenkt werden.


BVMW

Vorkämpfer des Liberalismus: Ex-FDP-Chef Minister a. D. Dr. Wolfgang Gerhardt, MdB.

Die Besten der Besten: Ehrung der erfolgreichsten Verbands­repräsentanten.

Dem Mittelstand verbunden: Minister a. D. Armin Laschet, MdL, Vize-Bundes­ vorsitzender der CDU und Chef der CDU Nordrhein-Westfalen.

Spitzenredner: Grünen-Chef Cem Özdemir, MdB und Mittelstands­präsident Mario Ohoven.

Motivierend: Erfolgsreferent Dr. Marco Freiherr von Münchhausen.

Musikalisches Glanzlicht: Tenor Thomas Ruud mit Pianistin Laura Poo.

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BVMW

„Qualität ist unser Ding“ BAE Batterien – ein Berliner Traditionsunternehmen auf neuen Wegen Großbatterien werden bei BAE fast ausschließlich in Handarbeit hergestellt.

Dass dies möglich ist, und dass das Traditionsunternehmen BAE Batterien international beachtet wird, ist vor allem Jan IJspeert zu verdanken. Der gelernte Bankkaufmann ist seit 2006 Geschäftsführer des Unternehmens. IJspeert ist mit Herz und Seele bei der Sache. Stolz erzählt er, wie Produkte der BAE im Datencenter der Royal Bank of Canada und bei American Electric Power zum Einsatz kommen. Ein Großauftrag für die Metro in Hongkong stehe ebenfalls ins Haus. Die Produktpalette hat sich im Laufe von mehr als 110 Jahren häufig geändert. Zu Anfangszeiten produzierte man kleine transportable Bleiakkumulatoren für Taschenlampen und Telegraphen. Heute zählen zum Sortiment Batterien für stationäre Anlagen, insbesondere dort, wo auf dem Betriebsgelände Strom ohne Unterbrechung fließen muss, zum Beispiel bei der Notstromversorgung in Datenzentren, Krankenhäusern, für Energieversorgungsanlagen und Telekommunikationseinrichtungen; Batterien für Schienen- und

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Flurförderfahrzeuge sowie Batterien für Erneuerbare Energie Anwendungen. Das mittelständische Unternehmen mit 160 Mitarbeitern ist weltweit tätig. Nahezu 80 Prozent der Produktion gehen in den Export. Die USA, Kanada und Australien stehen an der Spitze, gefolgt von Belgien, Niederlande und der Türkei. Batterien sind im Zeichen der Energiewende zunehmend gefragt. Schöneweide gehörte zu den bedeutendsten Industrieanlagen der Gründerzeit. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann der AEG-Gründer Emil Rathenau auf dem Betriebsgelände in der Wilhelminenhofstraße mit der Herstellung von Bleiakkumulatoren. Später entstand aus dem Unternehmen die VARTA GmbH, die Gustav Quandt übernahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik zum Volkseigenen Betrieb umgewandelt.

Im Zuge der Wiedervereinigung entstand die BAE GmbH, die zunächst von der Treuhand verwaltet wurde. Es sollten Batterien in Lizenz für die VARTA produziert werden, doch die Gewinne blieben aus. Vier Jahre nach der Wende kam es zur Privatisierung des Betriebes. Die neuen Eigentümer setzten von diesem Zeitpunkt an überwiegend auf Batterien für Gabelstapler – und scheiterten. Erneut wurden neue Investoren gesucht und 2005 gefunden. Der Niederländer Jan IJspeert war einer dieser Investoren. Anfangs war er nur projektbezogen in die Steuerung des Unternehmens einbezogen. Die Zahlen ließen zu wünschen übrig und die Investoren mussten handeln, um eine endgültige Schließung zu vermeiden. Zum Geschäftsführer bestellt, änderte IJspeert die strategische Ausrichtung. Er spielte damals eine Art

Jan IJspeert, Geschäftsführer der BAE Batterien GmbH.

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Fotos: BAE GmbH

Der Berliner Ortsteil Schöneweide erstreckt sich entlang der Spree und liegt im Bezirk Treptow-Köpenick. Industriebauten aus rotem und gelbem Klinker erzählen vom Aufbruch der Gründerzeit. Auch das Gebäude der BAE Batterien GmbH (Berliner Akkumulatoren- und Elemente­fabrik) zählt zu den vielen Kulturdenkmälern im Kiez. Seit der Firmengründung 1899 von der „Gesellschaft für elektrische Unternehmungen“ bis heute werden dort Batterien hergestellt – eine Ausnahme.


BVMW

„Wenn ich sehe, dass ich eine falsche Entscheidung getroffen habe, dann ziehe ich die Konsequenzen. Für mich gibt es keine Einschränkungen in den Gedanken.“ Jan IJspeert www.bae-berlin.de Feuerwehrmann. „Man muss die Leute an der richtigen Stelle platzieren“, sagt IJspeert. „das ist wie im Sport, ein Coach kann mit derselben Mannschaft erfolgreich sein, mit der ein anderer gescheitert ist.“ Er setzte nun auf zukunftsorientierte Produkte. Statt vorwiegend Batterien für Gabelstapler anzufertigen, verlagerte er die Produktion auf die Herstellung von Batterien für die unterbrechungsfreie Stromversorgung und auf Speichertechnologie für Solar- und Windkraftanlagen. Obwohl hochwertige Produkte produziert wurden, verkaufte BAE viel zu lange zu Dumpingpreisen. Auch hier setzte IJspeert eine Zäsur. Ein gutes Produkt hat seinen Preis. Und seine Batterien haben eine lange

Lebensdauer, je nach Herstellungstyp sind es bis zu zwanzig Jahre im Stand-byBetrieb. „Qualität ist unser Ding“, sagt auch Produktionsleiter Dietmar Herden, „das ist fast schon ein Alleinstellungsmerkmal.“ In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich in einem ehemaligen Kabelwerk die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Schon bei mehreren Projekten haben BAE und die Hochschule zusammengearbeitet. Zwei der Absolventen sind heute im Unternehmen beschäftigt. IJspeert und sein Team haben 2012 an 17 internationalen Messen teilgenommen. Er engagiert sich im BVMW, vor allem in der Energie-Kommission. Als Partner ist BAE zusammen mit der Deutschen Energieagentur (dena) an der „Exportinitiative Erneuerbare Energien“ in Kasachstan beteiligt. Das Solardachprojekt wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Ein ähnliches Solarprojekt startete 2010 in Moskau und wird 2013 in Tadschikistan umgesetzt. Daneben unterstützt das Unternehmen ein Projekt von „Ingenieure ohne Grenzen“

in Sierra Leone. Hier erhielt ein Ausbildungszentrum für Jugendliche 2011 eine Photovoltaikanlage. Noch ist die Speicherkapazität traditioneller Batterien beschränkt, sodass sie nicht in der Lage sind, die Solar- und Windenergie an besonders ergiebigen Tagen einzufangen und zu speichern. Das ist die Herausforderung der nächsten Jahre. Wer Jan IJspeert erlebt hat ahnt, dass die BAE GmbH maßgeblich an neuen Entwicklungen beteiligt sein wird. IJspeert hat in den letzten Jahren viel dafür getan, den Standort Berlin – und ganz besonders Schöneweide - als traditionellen Industriestandort wieder ins Bewusstsein zu rücken. Man darf gespannt sein, wie es dort weitergeht.

Friederike Pfann BVMW

Angela Willeke

Leiterin des Kreisverbandes Krefeld-Viersen

» Deutschlands Reichtum basiert

fast ausschließlich auf der Real­­wirtschaft. Diese Substanz bröckelt aber mit jedem Problem, welches nicht angefasst wird. Der BVMW ist immer präsent, wenn es um die Belange des Mittelstands geht, auch wenn sich die Politik gern mal wegduckt. In meiner Arbeit steht weiterhin das Unter­nehmergespräch sowie die Be­gleitung unternehmerischer Interessen im Mittelpunkt. „Power und Life Container“: Wind-Photovoltaik-Anlage mit Speichersystem für die autarke Stromversorgung.

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BVMW

Mittelständler hilft Kommunen sparen Ein Zerbster Ingenieur steuert Luft und Licht Intelligente Dimmsysteme aus Zerbst helfen Kommunen, wie hier in Magdeburg, Stromkosten bei der Straßenbeleuchtung einzusparen.

Angebote für frischgebackene Diplomingenieure waren 1990 im Osten dünn gesät. Die volkseigenen Betriebe wurden der Marktwirtschaft angepasst und bauten Personal ab. Ralf Kleinodt hatte sein Studium in Ilmenau abgeschlossen und suchte in den alten Bundesländern seine Zukunft. Trotz eines interessanten Jobs in Stuttgart fühlte er sich nicht wirklich heimisch, seine Freunde und Bekannte waren im anhaltischen Zerbst zurückgeblieben. Am Anfang war die Luft Nebenberuflich beschäftigte sich Ralf Kleinodt mit der Entwicklung elektronischer Schaltungen, speziell für Belüf-

tungsanlagen in Wohnungen. "Damals wurde ich ein wenig belächelt, heute gehören solche Systeme zum Standard im Wohnungsbau", berichtet er. Der Gedanke an eine Rückkehr nach Sachsen-Anhalt blieb aber trotz einer gesicherten Existenz immer lebendig. 2001 dann die Entscheidung. Eine Wohnung in Zerbst war schnell beschafft, die ganze Familie zog um. Mit großem Mut wagte Kleinodt den Schritt in die Selbstständigkeit. Oft kamen ihm anfangs Zweifel. Erspartes half, den Start zu meistern. Im angemieteten Büro startete das Ein-Mann-Unternehmen die Entwicklung und Fertigung erster Bauteile. Von Anfang an spielten Kooperationen eine

Ralf Kleinodt entwickelte ein System zum Dimmen von Straßenlampen. Herzstück ist eine von ihm gefertigte und patentierte Leiterplatte.

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Rolle, zum Beispiel für die Bestückung von Leiterplatten, vor allem aber lieferte Kleinodt Lösungen für Klimatechnik. Der Erfolg blieb nicht aus, und die KD Elektroniksysteme GmbH stellte Mitarbeiter ein, generierte Aufträge. Kleinodt setzte auf eigene Ideen für die Klimatisierung von Schaltanlagen, Serverräumen oder Wohnungen und für komplexe Gebäudeleittechnik in Schulen, Pflegeheimen oder Museen. Schritt für Schritt erweiterte sich sein Portfolio. "Heute ist Wohnraum nahezu abgeschlossen, dichte Fenster und Türen verhindern die Zufuhr frischer Luft", erklärt der Geschäftsführer. Nur durch eine intelligente Steuerung eines Klimasystems lasse sich der Luftaustausch gewährleisten, könne Schimmelbildung verhindert werden. Eines der Vorzeigeobjekte in der Referenzliste ist das Bauhaus Dessau. Der Zerbster Betrieb lieferte für Heizung und Lüftung eine komplexe Lösung. "Etwas visionär sollte jeder Unternehmer sein", findet Kleinodt. Innovative Projekte verschafften ihm regelmäßig Fördermittel für Forschung und Entwicklung. Strom sparen mit Licht Dann ein nahezu unbeackertes Feld. Bei den klammen Kassen der öffentlichen Hand und steigenden Energiepreisen erkannte Kleinodt den Bedarf der Kommunen, ihre Straßenbeleuchtung effektiver zu betreiben. Die meist orange und weiß strahlenden Leuchten lassen sich


BVMW

nunmehr durch eine raffinierte Steuerung dimmen, ohne die Spannung wie bei anderen Systemen abzusenken, und damit einen optimalen Spareffekt zu erreichen. Für Gasentladungslampen ist dafür nur eine Nachrüstung mit einem schuhkartongroßen Gerät notwendig. Eine ausgeklügelte Elektronik ermöglicht, dass sich je nach Standort und Wochentag die Helligkeit der Beleuchtung regulieren lässt. Beispielsweise kann der Stromverbrauch zwischen 17 und 22 Uhr um 30 Prozent sinken, dann bis Mitternacht um die Hälfte und bis 5 Uhr um 67 Prozent. Danach wird die Leuchtkraft je nach Bedarf allmählich wieder gesteigert.

Fotos: Klaus-Peter Voigt

So reduziert sich der Energiebedarf um jährlich 200.000 Kilowattstunden, nahezu 40.000 Euro bleiben dem Stadt­säckel erspart.

Kluge Kämmerer Ralf Kleinodt ist zu Recht stolz auf seine Erfindung. Zwei Patente auf die weltweit einmalige Lösung sind angemeldet. Obwohl seit 2006 die Marke "DIMMlight" angeboten wird, üben sich potenzielle Kunden noch in Zurückhaltung. Weit über 1.200 Anlagen sind installiert, die Nachfrage beginnt zu steigen. Naumburg stellt gerade seine gesamte Straßenbeleuchtung um. In Leipzig und im österreichischen Linz sind erste Abschnitte modernisiert, auch in Fürstenfeldbruck und Braunschweig. Die nahe Landeshauptstadt Magdeburg betreibt an rund 30 Standorten etwa 1000 Leuchten mit Dimmgeräten. Das entspricht fast fünf Prozent des Bestandes. So reduziert sich der Energiebedarf um jährlich 200.000 Kilowattstunden, nahezu 40.000 Euro bleiben dem Stadtsäckel erspart. Um Kommunen die Investitionen zu erleichtern und schmackhaft zu machen, gibt es mittlerweile auch ein Mietkaufmodell. Patente und Preise Zufrieden zeigt Kleinodt auf Preise, die ihm für sein Umweltengagement verliehen wurden. 2009 erhielt die Firma die Ehrung als "Ort der Ideen". Im Herbst 2012 vergab die Umweltallianz Sachsen-Anhalt ihren Klimaschutzpreis in der Kategorie "Bestes Konzept" an die GmbH. Das macht Mut für

"Auch in Zukunft werden wir Mitarbeiter brauchen, Ingenieure ebenso wie Facharbeiter. Es wäre ein Fehler zu warten, dass sie alle von allein zu uns kommen. Wir müssen selbst aktiv werden und beispielsweise Studenten frühzeitig an uns binden." Ralf Kleinodt, Geschäftsführer KD Elektroniksysteme GmbH Zerbst neue Vorhaben. In diesem Sommer wird der neue Unternehmenssitz bezogen, der mit einem Aufwand von zwei Millionen Euro entsteht. Erst vor kurzem meldete Kleinodt sein drittes Patent an, das die Steuerung von Motorendrehzahlen optimieren soll. Dann sieht er weitere Möglichkeiten, sein Dimmsystem noch zukunftsfähiger zu gestalten. "Das Potenzial für Erweiterungen ist groß und passt genau in die Zeit", lautet die optimistische Einschätzung. Im Konzert der Offerten bei Erneuerbaren Energien könnten die Beleuchtungsanlagen zum Beispiel auf ein Überangebot von Strom reagieren und kurzfristig auf volle Leistung umschalten, um das Kollabieren von Netzen zu verhindern. Ingenieure gesucht Von den 48 Mitarbeitern arbeiten neun in der Forschung und Entwicklung. Per Internet sucht Kleinodt permanent nach Spezialisten. Ihm fehlen die Fachkräfte für sein Reservoir an Plänen. Allein auf den Zufall warten möchte Kleinodt aber nicht. Er holt Studenten ins Haus, lässt sie Erfahrungen in der Praxis sammeln oder ihre Diplomthemen bearbeiten. Manchem zahlt das Unternehmen auch ein Stipendium. "Ich möchte gerade jungen Leute aus der Region eine Perspektive bieten", lautet seine zukunftsorientierte Einschätzung.

Klaus-Peter Voigt Von Partnern produzierte Leiterplatten werden bei der KD Elektroniksysteme GmbH in Zerbst komplettiert und programmiert.

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BVMW-Pressesprecher Sachsen-Anhalt

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BVMW

Querbeet: Bio in allen Facetten Der Pappelhof in der Wetterau als Modell für nachhaltige Energiewirtschaft Der Pappelhof mit seinen rund 40 Hektar Land in der Wetterau sieht auf den ersten Blick wie ein ganz normaler landwirtschaftlicher Betrieb aus: mehrere Gebäude, ein Hofladen und eine Töpferei, umringt von Feldern, Hecken, Blumenbeeten und Reihen von Obstpflanzen. Doch ist hier vieles anders – wie schon die Lieferwagen auf dem Hof und ein Blick hinter die erste Tür verraten. Zwei Erzeuger, ein Vermarkter Hier öffnet sich eine Halle, in der unzählige grüne Kisten, mit denen Querbeet allwöchentlich über 1.200 Haushalte im RheinMain-Gebiet beliefert, individuell mit frischen Bio-Lebensmitteln konfektioniert werden. Der Pappelhof ist der gemeinsame Sitz von zwei landwirtschaftlichen Erzeugerbetrieben, die nach strengsten Bio-Richtlinien wirtschaften und dem Bio-Direkt­

vermarkter Querbeet, der neben dem Lieferservice auf Märkten der Region zur Nahversorgung mit erstklassigen regional erzeugten Bio-Lebensmitteln beiträgt. Schaut man hinter die Kulissen, fällt noch etwas auf: Nachhaltigkeit ist das oberste Gebot aller auf dem Pappelhof ansässigen Unternehmen. Energieeffizienz sowie Ressourcenschonung sind hier grundlegende Werte. Ein Ansatz, der mit einer Vielzahl von Maßnahmen stringent in allen Bereichen umgesetzt wird. Querbeet optimiert diese Maßnahmen zur Erzeugung nachhaltiger Energie sowie zur Energieeinsparung kontinuierlich und mit hohem Aufwand. Hier wird Bio in allen Facetten gelebt. Nachhaltigkeit komplett „Nachhaltigkeit geht nach unserem Verständnis weit über die Steigerung der Energieeffizienz, die Einsparung von Energie und Ressourcenschonung im Zusammenhang mit Energieerzeugung hinaus“, so Geschäftsführer Thomas Wolff. Nachhaltigkeit umfasst bei Querbeet alle Facetten der Lieferkette vom fairen Handel über „Tierwohl“ und die eingesetzten Materialien bis hin zur Familienfreundlichkeit. Der Bio-Direktvermarkter Querbeet wurde 1993 gegründet. Das Unternehmen hat aktuell mehr als 45 Mitarbeiter. Querbeet betreibt einen Bio-Lieferservice und ist auf Wochenmärkten in der Rhein-Main-Region mit Bio-Lebensmitteln präsent. www.querbeet.de

Möhrenernte auf dem Pappelhof, der nahezu ganzjährig Möhren auf eigenen Feldern erzeugt.

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BVMW

Strom aus Sonne und Wind Der Stromverbrauch des Gesamtanwesens lag im Jahr 2011 bei 154.800 kWh, der Anteil von Querbeet daran bei etwa 36 Prozent. Die Stromerzeugung erfolgt über drei Photovoltaikanlagen, ein Blockheizkraftwerk und die Beteiligung an drei Windkraftanlagen. Besonders vorteilhaft ist die lokale Kombination aus Photovoltaik und Kühlanlagen, da dann viel Strom erzeugt wird, wenn viel benötigt wird. Der Transport des Stroms entfällt, da er direkt dort entsteht, wo er zum Einsatz kommt. Die jüngste Photovol-

Fotos: Querbeet

Nachhaltigkeit ist das oberste Gebot aller auf dem Pappelhof ansässigen Unternehmen.

Christian Würzburg

Leiter des Kreisverbandes Berlin-Reinickendorf, Spandau

» Zum Abschluss eines erfolgreichen Jahres

Foto: Agentur Mattheis

Der Energiewirt Götz Wollinsky hat auf dem Hof eine zentrale Stromversorgung sowie in weiten Teilen auch eine zentrale Wärmeversorgung über ein Nahwärmenetz eingerichtet. Dadurch hat sich die Möglichkeit zur Nutzung verschiedener innovativer Energieformen ergeben. Auf diese Weise hat der Pappelhof Modell­ charakter, sowohl für den Biolandbau als auch für nachhaltige Energiekonzepte.

2012 zogen viele Unternehmerinnen und Unternehmer eine gute Bilanz für ihre Unternehmen. Einige von ihnen erkrankten. Mein Schluss für das Jahr 2013 lautet deshalb, beruflicher Erfolg und Gesundheit sind sehr eng miteinander ver­ bunden. Deshalb wird ein Schwerpunkt meiner Arbeit im Verband die Gesundheit des Unternehmers. Unser neu gebildetes BVMW-Counsellingcentrum wird dazu aktiv beitragen.

«

taikanlage hat beispielsweise im Jahr 2011 31.000 kWh erzeugt, von denen nur 6.000 kWh den Hof verlassen haben. Bei starker Sonneneinstrahlung wird zu viel erzeugter Strom ins Stromnetz eingespeist. Da Querbeet auch nachts Strom benötigt, wird dafür Strom aus Erneuerbaren Energien und atomstromfrei zugekauft. Seit vor fünf Jahren ein Stromvertrag mit dem Ökostrom-Anbieter „Lichtblick“ geschlossen wurde, werden die von den Haushalten und Betrieben zusätzlich benötigten Strommengen erneuerbar und atomstromfrei zur Verfügung gestellt. Durch die beiden ins Netz einspeisenden Photovoltaikanlagen werden jährlich über 60.000 kWh Sonnenstrom zur Verfügung gestellt. Durch Beteiligungen an drei Windkraftanlagen werden anteilig etwa 50.000 kWh/a ins Stromnetz eingespeist. Neu ist

seit 2011 die dritte PV-Anlage, mit der die gesamte Jahresstrommenge aller Teilbetriebe und Wohngebäude erzeugt werden kann. Wärme aus fünf Systemen Zur Wärmeerzeugung betreibt der Pappelhof ein heizölbetriebenes Blockheizkraftwerk und eine thermische Solaranlage. Die Verteilung erfolgt über ein Nahwärmenetz. Die Einrichtung des Nahwärmenetzes bietet zusätzlich die Möglichkeit, weitere umweltfreundliche Energieerzeugungsanlagen auf dem Hof zu integrieren. In einem Gebäudeteil, der nicht über das Nahwärmenetz erreicht wird, stellt eine BrennwertGastherme die Wärme zur Verfügung. Energieeffizienz und Ressourcenschonung sind die wesentlichen Aspekte des von Querbeet gelebten Nachhaltigkeitsgedankens. Deshalb wird jede Investition nicht nach möglichst kurzer Amortisation vorgenommen, sondern mit dem grundsätzlichen Ansatz, langfristig die vorhandene Energie sparender einzusetzen. Ein gutes Beispiel dafür ist die jüngste Stromsparinvestition: Die Kältemaschinen für zwei große Kühlräume werden mit Steuer- und Regelungstechnik ausgerüstet. Dadurch können die Bio-Waren bei der Ernte schnell gekühlt und die Temperaturen im Verlauf dem benötigten Kühlbedarf energiesparend angepasst werden.

Katja Weigand Leitung Nachhaltige Wirtschaft und Pressereferentin BVMW Hessen

Reichhaltiges Angebot auf dem Markt.

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BVMW

Chancen durch Integration Soziales Engagement und unternehmerischer Erfolg schließen sich nicht aus Diese Geschäftsidee könnte Schule machen: Die 2009 gegründete Integrationsfirma IVS aus München bietet professionelle und individuell auf den Kunden zugeschnittene Service- und Dienstleistungen an und integriert gleichzeitig Menschen mit Behinderungen in den ersten Arbeitsmarkt und damit in die Gesellschaft. Die Firma ist ein Beweis dafür, dass sich wirtschaftlicher Erfolg und soziales Engagement nicht ausschließen.

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Birgid Zoschnik

Die ICP Gruppe wurde 1956 in München unter dem Namen „Spastikerzentrum“ gegründet und betreut in verschiedenen Spezialeinrichtungen Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit infantiler Cerebralparese (ICP), einer frühkindlichen Hirnschädigung. Darüber hinaus werden hier immer häufiger Menschen mit SchädelHirnverletzungen nach Verkehrs- oder Sportunfällen intensiv gefördert. In den Ausbildungs- und Fördereinrichtungen in München-Sendling, Giesing und Freimann kümmern sich etwa 690 Mitarbeiter um rund 550 Menschen mit vorwiegend spastischen Behinderungen. Im Berufsbildungswerk des ICP werden 160 junge Erwachsene aus ganz Deutschland in fünf Berufsfeldern in anerkannten und regulären Berufen ausgebildet. Die meisten jungen Leute absolvieren eine kaufmännische Ausbildung – und fast alle (97 Prozent) bestehen die IHK-Prüfung. Da aber jedes Jahr ein erheblicher Teil der Absolventen keine Arbeit findet, gründeten Bruno Egglhuber und Alfons Forstpointner eine Integrationsfirma in Form einer GmbH, um wenigstens einem Teil der Absolventen einen adäquaten und sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz anbieten zu können. Die Finanzierung der Firma erfolgt über die Akquirierung und Bearbeitung eigener Aufträge. Die Mitarbeiterzahl richtet sich damit allein nach dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens.

Foto: ICP

Eine Auftragsvergabe an die Integrations­ firma zahlt sich für die Kunden aus. Die Integrationsfirma ICP Verwaltungsund Service GmbH (IVS GmbH) beschäftigt als hundertprozentige Tochter der ICP Gruppe insgesamt 20 Menschen mit und ohne Behinderung und bietet unterschiedliche Service- und Dienstleistungen rund um Büro und Verwaltung an. Zu den Leistungsangeboten gehören Dateneingaben

Leiterin des Kreisverbandes Berlin-Süd

» Was macht den BVMW stark? Neben allen wirtschaftlichen und politischen Aspekten sind es besonders seine Mitglieder: Sie prägen das Netzwerk, knüpfen interessante Kontakte, kooperieren, helfen einander. Auf dieser persönlichen Ebene findet das Verbandsleben statt, und dabei unterstütze ich „meine“ Unternehmer/-innen. Denn wer sich aufgehoben fühlt, kann sein und damit unser gemeinsames Netz – den BVMW – stärken.

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für Lohn- und Gehaltsabrechnungen, das qualifizierte Erfassen von Versicherungsverträgen, Serienbrieferstellung und -versand, Paketversand und -bestückung, Archivierung sowie ein Telefonservice für Kunden. Dabei arbeiten die Mitarbeiter auf Wunsch auch bei den Firmen vor Ort. Ein weiteres Standbein der Integrationsfirma stellt die komplette Rezeptabrechnung für Physiotherapie, Ergotherapie und Logotherapie dar. Die ICP Verwaltungs- und Service GmbH wurde wegen ihrer Einzigartigkeit in Konzeption und Leistungsangebot von der „Aktion Mensch“ ausgezeichnet. Hohe Kundenzufriedenheit Die Kunden der IVS sind mit der Arbeitsleistung und dem Service der Integrationsfirma sehr zufrieden. Die gut ausgebildeten und aufgabenspezifisch geschulten Mitarbeiter der IVS arbeiten zuverlässig und überaus korrekt. Die Kundenwünsche stehen bei dem Unternehmen an erster Stelle. Dabei erledigt die IVS Aufträge für große Kunden wie die D.A.S. Allgemeine Rechtsschutz Versicherungs-AG, ebenso wie für kleinere Betriebe. Eine ständige Weiterbildung der Mitarbeiter bringt große Flexibilität und Einsatzmöglichkeiten für unterschiedlichste Kundenaufträge. Vorteile für die Firmen Eine Auftragsvergabe an die Integrationsfirma zahlt sich für die Kunden aus. Durch Auslagerung oft belastender Verwaltungsarbeiten kann sich der Auftraggeber auf das Kerngeschäft konzentrieren und gewinnt so freie Kapazitäten. Attraktive Stundensätze und eine zuverlässige

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Arbeitsweise sind zusätzliche Pluspunkte der Integrationsfirma. Darüber hinaus zeigen Firmen, welche die IVS engagieren, ein hohes soziales Engagement. Dies wirkt erfahrungsgemäß positiv auf die Mitarbeiter und nach außen auf Kunden und Geschäftsfreunde. Denn ein Auftrag an die IVS sichert Menschen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt und damit soziale Teilhabe und Integration in die Gesellschaft. Wer Aufträge an die Integrationsfirma vergibt, profitiert gleich in mehrerer Hinsicht: Er erhält eine einwandfreie und preislich attraktive Leistung, zeigt soziale Verantwortung und kann sich und die Firma positiv nach außen darstellen. Weitere Auftraggeber willkommen Die Münchener Integrationsfirma möchte weiter erfolgreich wirtschaften und auch weiter wachsen, um noch mehr Menschen mit Behinderung die Chance auf eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt zu geben. Deshalb ist die IVS immer auch auf der Suche nach neuen Kunden und Auftraggebern. „Unsere Mitarbeiter sind sehr motiviert und arbeiten äußerst zuverlässig und hoch engagiert“, so Geschäftsführer Bruno Egglhuber. „Wir würden uns freuen, wenn wir noch mehr Kunden beweisen könnten, wie gut wir arbeiten.“

Achim von Michel BVMW-Pressesprecher Bayern www.mit-sicherheit.bvmw.de

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BVMW

ein Erfolg Gemeinsam für mehr Sicherheit im Mittelstand

Wichtig ist, dass die vor­handenen Informationen unternehmerfreundlich aufbereitet werden und die Wirtschaftlichkeit von IT-Sicherheit verdeutlicht wird. Immer neue Innovationen drängen auf den Markt, optimieren Arbeitsabläufe, vereinfachen die Kommunikation oder den Verkauf von Produkten. Smartphones erlauben den Abruf der E-Mails auf dem Weg zur Arbeit, Cloud-Computing Anwendungen ermöglichen den unkomplizierten Austausch von Daten mit Kunden oder Kollegen auf der ganzen Welt. Doch wie smart ist es, wichtige und sensible Firmendaten auf einem mobilen Endgerät zu trans-

portieren oder über öffentliche WLAN-Netze zu versenden? Wer hat die Rechte an Dateien, die in der Cloud abgelegt sind? Dass Daten gestohlen wurden, stellt sich oft erst Monate später heraus, wenn ein innovatives Produkt plötzlich im Ausland zur Marktreife gelangt, oder wenn Wettbewerber zum dritten Mal den Zuschlag auf Grund günstigerer Preise erhalten. Gemeinsam mit scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten wachsen auch die Gefahren, die sich aus der Nutzung von IT-Systemen ergeben. Um KMU gezielt bei der Bewältigung der neuen Herausforderungen zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) im Jahr 2011 die Task Force ‚IT-Sicherheit in der Wirtschaft‘ ins Leben gerufen. Das Projekt [m]IT Sicherheit des BVMW geht aus der Task Force des BMWi hervor. Als branchenübergreifender Verband ist der BVMW der ideale Brückenbauer zu den Unternehmen, um gemeinsam mit Finanziererverbänden langfristig die bundesweite Sensibilisierung von KMU für das Thema IT-Sicherheit zu fördern. Wichtig ist dabei, dass die vorhandenen Informationen unternehmerfreundlich aufbereitet werden, und die Wirtschaftlichkeit von IT-Sicherheit verdeutlicht wird. Die Identifikation der zu schützenden Daten und Bereiche ist der erste Schritt, um eine zielgerichtete und rentable Investition zu tätigen. Aufwändige technische Lösungen sind nicht immer erforderlich. Menschliches Fehlverhalten ist mit 63 Prozent Hauptursache für IT-Schadensfälle in Unternehmen. Die Implementierung von Sicherheitsregeln und Datenschutzrichtlinien hilft, dieses Risiko einzudämmen. Die Einbindung der Mitarbeiter in den Entwicklungsprozess von IT-Sicherheitsstandards und regelmäßige Schulungen sind gute Möglichkeiten, um das Gefahrenbewusstsein zu stärken und die Einhaltung der aufgestellten Regeln langfristig sicherzustellen. Neben der bundesweiten Roadshow setzen sich im Rahmen des Projekts [m]IT Sicherheit des BVMW verschiedene Arbeitsgruppen mit der gezielten Informationsaufbereitung für KMU auseinander. Nur im Verbund können die Unternehmen nachhaltig für individuell abgestimmte IT-Sicherheitslösungen sensibilisiert werden.

Max Kettner BVMW www.mit-sicherheit.bvmw.de

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Foto: Pavel Ignatov - shutterstock.com

Informationen zum Thema IT-Sicherheit gibt es wie Sand am Meer. Fachzeitschriften, Ministerien, Initiativen oder Onlineportale bemühen sich seit Jahren, mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten und für aktuelle Bedrohungen die adäquate Sicherheitsmaßnahme zu präsentieren. Doch wie kommt es, dass laut einer aktuellen Studie 93 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland Schadensfälle durch IT-bedingte Sicherheitslücken hatten, wenn doch die nötigen Informationen zur Absicherung vorhanden sind?


IBB

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BVMW

Dirk Niebel beim Bundeswirtschaftssenat Festlicher Ausklang der hochkarätigen Veranstaltungsserie 2012 – Verleihung der Senatorenwürde an Vorzeigeunternehmer Frieder Flamm Mit einem Galaempfang in Berlin beendete der Bundeswirtschaftssenat seine Veranstaltungsserie im Jahr 2012. Zunächst lud Senatsmitglied Dr. Hans-Georg Giering, Vorstandsvorsitzender der First Sensor AG, zu einer beeindruckenden Führung durch den High-tech-Betrieb. Als einer der weltweit führenden Hersteller von optischen PräzisionsSensoren produziert das Unternehmen hochkomplexe Messsysteme für Medizin, Industrie und Wissenschaft. Im Anschluss empfing Senatsmitglied Jan IJspeert, CEO der BAE Batterien GmbH, den Bundeswirtschaftssenat. Seit mehr als 100 Jahren sorgt BAE dafür, dass Strom unterbrechungsfrei fließt.

Mittelstandpräsident Mario Ohoven begrüßte die Senatsmitglieder zur feierlichen Gala. Im Mittelpunkt seiner Festrede standen die Chancen und Risiken, die das Jahr 2013 für den Mittelstand bereithält. Neben der weiter brodelnden Staatsschuldenkrise lenkte Ohoven den Blick auf die Entwicklung der BRIC-Staaten. Waren diese Länder bislang von den Auswirkungen der EU-Schuldenkrise verschont geblieben, kommt der Wachstumsmotor langsam ins Stottern. Den deutschen Mittelstand sieht Ohoven derweil in guter Verfassung, da die Hausaufgaben aus der letzten Krise gemacht wurden. Afrika im Fokus Anschließend sprach Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenar-

beit und Entwicklung, als Keynote Speaker über die Chancen von öffentlich-privaten Partnerschaften in Entwicklungsländern. Anhand von Praxisbeispielen verdeutlichte der FDP-Spitzenpolitiker, wie sich Mittelständler an solchen Partnerschaften beteiligen können. Im Fokus seiner zukünftigen Entwicklungspolitik, so Niebel, werde Afrika stehen. Die Vielfalt des Kontinents biete deutschen Unternehmern attraktive Investitions- und Expansionsmöglichkeiten. Ministerialer Berater für den BVMW Sein Ministerium will Niebel auch als Servicedienstleister für den Mittelstand verstanden wissen. Ein eigens eingerichtetes Referat dient als zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, die sich über die Möglichkeiten öffentlich-privater Partnerschaften informieren möchten. Für die Beratung seiner Mitglieder erhält der BVMW in naher Zukunft einen aus dem Ministerium delegierten Scout für Entwicklungszusammenarbeit. Einen weiteren Höhepunkt der Gala bildete die Verleihung der Senatorenwürde an Frieder Flamm, Vorstand der Flamm AG. Der Vorzeigemittelständler führt eines der innovativsten deutschen Unternehmen im Bereich Metallumformung, Montage und Zerspannung. Als Zulieferer ist die Flamm AG ein zuverlässiger Partner für die Luftfahrt-, Automobil- und Haushaltsgeräteindustrie.

Matthias Schweiger Mario Ohoven verleiht dem erfolgreichen Unternehmer Frieder Flamm die Senatorenwürde.

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Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

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BVMW


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2013 – ein Jahr mit positiven Vorzeichen

Deutscher Mittelstand trotzt der Krise – Kostenkontrolle hat Priorität

In weiten Teilen positiv gestimmt blicken kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Deutschland auf den Jahresverlauf – trotz der unsicheren Wirtschaftslage. Das ist das Ergebnis des KMU-Barometers von American Express, für das über 200 Entscheider in den Unternehmen befragt wurden. Demnach geben 60 Prozent der Befragten an, dass der schwächelnde Euro ihr Geschäft nicht beeinflusst und mehr als ein Drittel sieht in den nächsten Monaten sogar eindeutige Wachstumschancen. Kein Platz für Schwarzmalerei 35 Prozent der deutschen Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern gehen von einer positiven Entwicklung im Jahr 2013 aus. Erwartet werden positive Wachstumskennzahlen. Deutschland als sicherer Wirtschaftsstandort spielt hier eine wichtige Rolle: 76 Prozent sind überzeugt, dass in Deutschland größere Chancen für das Unternehmenswachstum liegen als im Ausland. Lediglich 16 Prozent der Befragten rechnen mit einem schwachen (15 Prozent) oder signifikanten (1 Prozent) Wachstumsrückgang. Tobias Czekalla, Leiter Business Card Deutschland bei American Express, meint: „Diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland sind gut aufgestellt und können trotz der unsicheren Wirtschaftslage positiv in die Zukunft blicken.“ Von der zuversichtlichen Grundstimmung profi tiert auch der Arbeitsmarkt: Deutsche KMU reduzieren in diesem Jahr nur wenig Personal (8 Prozent) und Arbeitszeit (6 Prozent). Auch Einstellungsstopps und Nullrunden beim Gehalt sind nur selten geplant (6 Prozent). 70 Prozent werden ihre Einstellungspolitik aller Wahrscheinlichkeit nach gar nicht ändern.

Kunden und Kostenkontrolle im Fokus Neben der optimistischen Erwartungshaltung sehen sich die Befragten natürlich auch mit Herausforderungen konfrontiert, die es in diesem Jahr zu meistern gilt: So schätzt mehr als jeder Zweite (54 Prozent), dass die größte Hürde für das Geschäftswachstum in einem Rückgang der Kundenausgaben liegen könnte. Damit sich das nicht in sinkenden Umsätzen für das Unternehmen niederschlägt, wird in die Neukundengewinnung investiert. Entsprechend haben in diesem Jahr bei 85 Prozent der Entscheider Akquiseaktivitäten höchste Priorität. Aber auch die Betreuung bestehender Kunden wird nicht unterschätzt – für 70 Prozent steht sie ganz oben auf der Liste der wichtigsten Aufgaben im Geschäftsalltag. „Für eine positive Unternehmensentwicklung ist es unerlässlich, die richtige Balance zu finden zwischen der Betreuung der Bestandskunden und den nötigen Investitionen, um neue Kunden zu gewinnen“, so Czekalla. Bedenken, die von den befragten Entscheidern im Hinblick auf das neue Jahr gehegt werden, betreffen laut KMU-Barometer vor allem die wirtschaftliche Gesamtsituation in Deutschland: 37 Prozent der Unternehmen gehen von einer Verschlechterung im ersten Halbjahr aus. Um die eigene wirtschaftliche Situation nicht aus den Augen zu verlieren, setzen viele KMU auf Instrumente zur Kostenkontrolle. Denn diese zählt für mehr als die Hälfte von ihnen (54 Prozent) zu den zentralen Herausforderungen in 2013. Auch bei der Auswahl von Lieferanten sind die Kosten für 84 Prozent das entscheidende Kriterium.

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Tobias Czekalla, Leiter Business Card Deutschland bei American Express

„Maßgeblich für den erwarteten wirtschaftlichen Erfolg ist, dass Herausforderungen wie eine effektive Kostenkontrolle gemeistert werden. Dies setzt Transparenz bei allen Geschäftsausgaben voraus.“ Maßgeschneidert für den Mittelstand – die Business Card von American Express Kosten kontrollieren und Transparenz schaffen – das sind die aktuellen Herausforderungen für eine erfolgreiche Unternehmensführung. Genau hier setzt die für KMU maßgeschneiderte Business Card von American Express an. Mittelständische Unternehmen erhalten mit ihr ein Paket von Leistungen, das ihnen finanzielle Flexibilität und Vereinfachung in der Prozessorganisation bietet. Die Ausgaben werden monatlich in einer Sammelrechnung beglichen: für das Unternehmen bedeutet dies Kostentransparenz und einen Liquiditätsvorteil von bis zu 58 Tagen. Für Mitarbeiter können Zusatzkarten mit individuellem Verfügungsrahmen beantragt werden. Bargeldvorschüsse und der damit verbundene Vorfinanzierungs- und Zeitaufwand werden überflüssig, alle Ausgaben werden gesammelt abgerechnet. Außerdem sind ein Reiseservice, ein Versicherungspaket und ein attraktives Bonusprogramm bei dem Angebot inklusive. Weitere Informationen erhalten Sie unter: https://www.amex-business.de

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Impressum Der Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Mario Ohoven Mosse Palais, Leipziger Platz 15 10117 Berlin www.bvmw.de Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de

Eberhard Vogt (Chefredakteur) Rotger H. Kindermann (Korrespondent) Friederike Pfann Frithjof Siebert Titelbild: Berlin Partner / FTB-Werbe­ fotografie Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de

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Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH, Zepelinstraße 6 16356 Ahrensfelde, OT Blumberg Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unter­nehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet. Druckauflage: 30.000

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