Die Ehre des Handwerks

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Die Ehre des Handwerks Mythos Puch, Kunst und der Kulturpakt Gleisdorf 2014


Kulturpakt Gleisdorf 2014 Ein kontrastreiches LEADER-Projekt in der Energieregion Weiz-Gleisdorf: Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft Warum ist ein Gleisdorfer LEADER-Projekt diesen Genres in Kombination gewidmet? Wie kann das Projekt im Jahr 2014, da wir an 1914 und die Schüsse von Sarajevo denken, eben diesen Zusammenhängen wenigstens in grundlegenden Zügen gerecht werden und warum? Da wir hier im Rahmen eines EUProgrammes arbeiten, ist unsere Arbeit zwar lokalen und regionalen Fragestellungen gewidmet, doch wir möchten Ihnen zeigen, daß wir diese Arbeit mit weitem Horizont erledigen. Diese Weite meint einerseits historische Tiefe,

meint andererseits unsere konkrete Zukunft und meint überdies Europa. Damit soll gesagt sein: Wir arbeiten an einer Situation in unserem konkreten Lebensraum, hier, abseits des Landeszentrums. Doch dieses Bemühen hat zugleich eine europäische Dimension, in unserem speziellen Fall mit einem besonderen Augenmerk auf Südosteuropa. Es ist kein Zufall, daß wir 2014 bei der Arbeit an kulturellen Fragen zur eigenständigen Regionalentwicklung über einige Themenschwerpunkte im Austausch mit Slowenien stehen, vor allem aber auch mit Bosnien und Serbien. Das geschieht auf eine Art, die Sie vielleicht überraschen wird. ● Für den Projektträger, den TIP-Tourismusverband Gleisdorf: Gerwald Hierzi, City-Manager ● Für die Projektleitung, den Verein Kunst Ost: Martin Krusche, Künstler

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Mythos Puch Zum Hintergrund einer speziellen Veranstaltung vom 20. September 2014 Was hat Johann Puch mit der Oststeiermark zu tun? Seine Laufbahn steht exemplarisch für Kräftespiele, die das 20. Jahrhundert geprägt haben. Dabei macht ein genauerer Blick Linien sichtbar, die wirtschaftlich, sozial- und zeitgeschichtlich, aber auch kulturell und symbolisch in diese Region führen. Die Energieregion Weiz-Gleisdorf hat zwei Hauptthemen: Mobilität und Energieautarkie. Wollen wir zum Auftakt einmal nicht über Motive des Verzichts, sondern des Verstehen einer Epoche an diese Themen herangehen, liegt das Teilthema Mobilitätsgeschichte nahe. Das Vorhaben „Kulturpakt Gleisdorf 2014“ ist ein LEADER-Projekt, getragen vom TIPTourismusverband Gleisdorf. Es ist einem kulturellen Gesamtprojekt gewidmet, das eine Verknüpfung von Kunst, Wirt-

schaft und Wissenschaft vorsieht. Daher haben wir eine Themenund Aufgabenstellung entwickelt, die für kommende Jahre so zusammengefaßt werden kann: Die Ehre des Handwerks Das Gewicht der Kunst Der Geist in der Maschine Warum also Johann Puch? Sein Leben wie sein Werk wiesen den Weg Richtung Volksmobilisierung durch Volksmotorisierung. Das war damals eine absolut neue Situation, welche den Menschen radikale Erfahrungen bescherte. Das erhielt durch zwei Weltkriege ihre stellenweise einschüchternden Kontraste. Unsere heutige Auffassung von Verkehrswesen und Verkehrsmitteln hat sehr haltbare, teilweise fast unverrückbare Bilder aus dieser Geschichte bezogen.

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Dazu fügt sich, daß Altmeister Puch am Vorabend des Großen Krieges starb, nämlich am 19. Juli 1914. Knapp davor, am 28. Juni 1914, hatten die Schüsse von Sarajevo dem habsburgischen Österreich einen lange gesuchten Vorwand geboten, um mit der Kolonialisierung des Balkans zu beginnen. Das löste eine Kettenreaktion von politischen Erschütterungen und fälligen Bündnisverpflichtungen aus, was letztlich zu einem „Zweiten Dreißigjährigen Krieg“ eskalierte, desaströs, Europa bis in die Gegenwart zeichnend. Ein anschwellendes Ensemble brutaler Umwälzungen, die selbst mit dem Mauerfall (1989) und dem Ende des Kalten Krieges keine Beruhigung fanden. Wir sind immer noch damit beschäftigt, die moralischen und kulturellen Konsequenzen aufzuarbeiten.

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Erst im Untergang Jugoslawiens während der 1990er-Jahre, wo in Kürze noch einmal alle uns vertrauten Grausamkeiten Europas durchgespielt wurden, fanden wir offensichtlich zu Klarheit. Klarheit darüber, was alles erneut geschieht, sich wiederholt, obwohl es sich nicht wiederholen sollte, wenn wir in unserer Deutung der Geschichte Europas zu nachlässig sind. Wie kann sich aber nun eine kleine Gleisdorfer Kulturinitiative, die aus einer Kooperation des TIP-Verbandes mit dem Verein Kunst Ost erwuchs, solchen Themen stellen? Gerade das kleine Kulturprojekt, wo es unter anderem mit öffentlichen Geldern und Mitteln der EU arbeitet, muß sich auf angemessene Art


solchen Zusammenhängen gewachsen zeigen. Und das mit dem Fokus auf Gegenwartskunst, mit dem Augenmerk auf regionale Kulturarbeit an der Basis, ohne die Implikationen der lokalen und regionalen Wirtschaft zu ignorieren? Wie soll das gehen? Da kommt nun wieder der symbolträchtige Johann Puch ins Spiel. Es ist nicht nur seine Persönlichkeit, die uns dazu einige Motive in die Hände spielt. Es ist auch der klingende Name, den er selbst noch zur international renommierten Marke gemacht hat. In der Folge wuchsen quer durch das vorige Jahrhundert mehrere Betriebe Österreichs zu einem bedeutenden Mischkonzern zusammen, dessen Produkte

immer noch in unsere aller Alltag präsent sind. Dieses Firmen-Konglomerat ging nach etlichen Wandlungsschritten als Steyr-Daimler-Puch AG vor allem in Magna Steyr auf. Die drei wichtigsten Konzernwurzeln sind Austro-Daimler, Steyr und Puch. Der historische Betrieb wird wegen seiner Wirkung als „österreichischer Erinnerungsort“ gewertet, einst gleichermaßen im Dienste der Menschen wie auch im Dienste der Tyrannis. Zu dieser Jahrhundertgeschichte gehören Waffen und Werkzeuge, gehören hoch qualifizierte Facharbeiter und mißhandelte Arbeitssklaven. Bis heute reicht das Produktspektrum der Güter, auf denen man die klassischen Logos Steyr und Puch findet, von automatischen Gewehren über Traktoren, LKW, bis zu Bootsmotoren. Abschnitt-

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weise kamen da sogar Ölöfen, Schneefahrzeuge und FitnessGeräte vor. Aber Johann Puch? Welche Rolle spielt er in der Geschichte unseres Kulturprojektes? Der Keuschlerbub Janez Puh, in der steirischen Provinz als eines von mehreren Kindern aufgewachsen, kannte die Mühen einfacher Leute in der agrarischen Welt. Der Mangel war stets präsent, der Hunger oft zu Gast. Aus den kleinen Landwirtschaften konnte kein Wohlstand erwachsen. So war es nahe Ptuj,in der damaligen Untersteiermark, heute Slowenien. So war es in der Oststeiermark, über Jahrhunderte ein „Armenhaus“ der Monarchie. Erst geschickte Handwerker, gute Facharbeiter, die von tüchtigen Unternehmern gebraucht und gefunden wurden, brachten jene Kaufkraft in die Region, dank derer dann neue Güter und Dienstleistungen gewünscht und gekauft werden konnten. Mächtige soziale Prozesse, die ein städtisches Leben förderten und Kaufleuten in der Region neue Betätigungsfelder boten. 6

Das sind gleichermaßen Elemente der Geschichte von Gleisdorf und der Bezirkshauptstadt Weiz. Heute haben Österreichs Facharbeiterinnen und Facharbeiter weltweit einen sehr guten Ruf. In der Regionen sind nicht bloß Kleinund Mittelbetriebe, sondern auch einige sehr große Firmen ansässig. Das hat auch mit der Lebensqualität und mit der Kaufkraft in der Oststeiermark zu tun, wo die Arbeiterschaft fürs gleiche Geld wesentlich mehr bekommt als an anderen Orten.


Janez Puh, Staatsbürger Österreichs, ethnisch ein Slowene, mußte seinerzeit die Provinz verlassen, um zu reüssieren. Schon als Kind an harte Arbeit gewöhnt, konnte er seine Lehrzeit erfolgreich absolvieren. Über eine Stelle in Bad Radkersburg fand er den Weg nach Graz, wo er sich während des Militärdienstes als Regimentsschlosser bewährte. Daß aus ihm schließlich der Fabrikant Johann Puch wurde, hat viele Elemente, die für jene Zeit sehr typisch sind, aber nur von

wenigen so kombiniert werden konnten, wie von Puch. Es vollzogen sich Umbrüche ganzer Gesellschaften, befeuert von technischen Innovationen, denen inspirierte Handwerker zu großer Wirkung verhalfen. So verlief etwa eine Revolution individueller Mobilität über das Fahrrad, das Motorrad, zum Automobil. Es war anfangs eine Zeit, in der auch Nähmaschinen und Schreibmaschinen wachsende Verbreitung fanden. Feinmechanisches Können wurde eine wichtige Triebfeder dieses Geschehens. Die „Autler“ waren während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts meist nur unter den wohlhabenden Leuten zu finden. Die allgemeine Motorisierung auf je vier Rädern fand erst nach dem Zweiten Weltkrieg statt; und zwar in Österreich sehr wesentlich mit einem Auto, das noch den Namen des Altmeisters trug, der mit dieser Epoche natürlich nichts mehr zu tun hatte: Der Puch 500, das „PuchSchammerl“, das „Pucherl“. Es wird übrigens in Graz seit über 30 Jahren ein Auto gebaut, das immer noch den Namen Puch trägt, 7


nämlich der mit Mercedes-Benz gemeinsam entwickelte Puch G. Dieser „G-Wagen“ und seine nahen Allrad-Verwandten aus dem Grazer Werk, der Steyr-Puch Haflinger und Pinzgauer, weisen einen ganz speziellen Bezug zur hiesigen LEADER-Region auf. Nördlich von Gleisdorf, auf dem Weg nach Weiz, passiert man die kleine Gemeinde Albersdorf. In diesem Korridor nahe der Raab ist ein Industriegebiet ausgewiesen. Auf der Höhe von Albersdorf residiert die Firma S-Tec. Dieser aus Graz in unsere Region verlegte Betrieb, der Magna gehört, war davor eine Allradwerkstatt der Steyr-Daimler-Puch AG. Und 8

zwar auf dem Terrain des „EinserWerkes“ von Johann Puch, mehr noch, in der letzten noch original erhaltenen Halle aus den Tagen des Altmeisters. Von dort, wo heute das Johann Puch Museum Graz eingerichtet und Johann Puch einst selbst zugange gewesen ist, ging also jener Teilbetrieb aus, der heute in der Energieregion ansässig ist. Spricht man in diesem Betrieb mit einigen schon länger tätigen Handwerkern wie etwa Alois Schadler, wird man erfahren, daß sie sich als „Puchianer“ verstehen. Sie verwalten kein Erbe, sie sind tätige Gegenwart des historischen Konzerns und eines klassischen


Arbeitsethos. Etliche von ihnen sind außerdem mit früheren „Puchianern“ im Einvernehmen und Austausch, mit teilweise so exponierten Kräften wie Ferdinand „Fredi“ Thaler. Bei „Mythos Puch“ waren auch jüngere, noch im Berufsleben stehende Handwerker mit von der Partie; Männer wie etwa Franz Pollhammer oder Bernhard Lagler. Die findet man dann teilweise im Dialog mit älteren Routiniers wie zum Beispiel Franz Tantscher, der einst Werksmechaniker von Moto Cross-Weltmeister Harry Everts gewesen ist. Das sind engere Kreise von Fachkräften rund um das Stichwort

Puch. Darum gruppieren sich dann jene Schrauber und Sammler, die historische Fahrzeuge am Laufen halten. Ein nächster Kreis sind jene Menschen, in deren Biographie Puch-Fahrzeuge eine markante Rolle gespielt haben. Ob Waffenrad, Moped oder Motorroller, ob Puch-Schammerl, Fünfzehner Traktor oder Lastwagen, das ist alles mit der Konzerngeschichte und den alten Marken verbunden; mindestens durch Mopeds und Mofas. Vor allem über das robuste Puch Maxi, stützt sich individuelle Mobilität im Nahverkehr heute immer noch auf PuchProdukte, obwohl die schon lange nicht mehr erzeugt werden. 9


Das heißt, die Marke ist seit über hundert Jahren auf unseren Straßen und im Alltag präsent, wird durch ältere Fahrzeuge, die immer noch laufen, nun von der x-ten Generation an Fans geschätzt und hochgehalten. Cobra, Monza, MC 50 und Konsorten, aber auch unzählige Maxi-Varianten machen den Fuhrpark einer wieder wachsenden Youngtimer-Szene aus. Selbst der Motorsport trägt das Zeichen Puch, wie etwa bei der regionalen Crew von „Bist du Moped“. Wir durchforsten also diese Mischung von kollektivem Bewußtsein und Alltagserfahrungen nach interessanten Berührungspunkten. 10

Die Zusammenschau der Teilthemen als Aufgabe des Kulturpakt Gleisdorf 2014 Sozialgeschichte, Alltagsgeschichte, historische Betrachtungen, triviale Darstellungen, wirtschaftliche Gegenwart oder kulturelle Deutung: Die Person und die Marke Puch bieten uns eine Vielzahl an Verzweigungsmöglichkeiten zu den großen und kleinen Themen des 20. Jahrhunderts. Das LEADER-Projekt Kulturpakt Gleisdorf 2014 ist mehreren Aufgaben gewidmet, die innerhalb einer begrenzten Projektlaufzeit zu erledigen waren. Darin ist „Mythos Puch“, heuer erstmals


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konzipiert vom „Kuratorium für triviale Mythen“, eines der komplexen Arbeitsfelder, in denen sich so ein Projekt praktisch einlösen muß. „Mythos Puch“ wurde in Korrespondenz mit dem dritten Gleisdorfer Kunstsymposion realisiert, das seinerseits der Thematik „Hundert Jahre nach den Schüssen von Sarajevo“ gewidmet war. Parallel dazu gedachte die Crew des Johann Puch Museum Graz, zum hundertsten Todestag von Altmeister Johann Puch. In der Verknüpfung solcher Ereignisse und einer kollektiven Kulturpraxis bereiten wir die Basis für die Themenstellung der kommenden Jahre; nach wie vor in der Vebindung von Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft.

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Fotolegende Seite 1 (Cover): Puch Mistral als Tattoo auf dem linken Unterarm von Burn Hard, dem Handwerker Bernhard Kober. Seite 2: Ausschnitt aus „Beyond Memory“, Ausstellung von Radenko Milak zum Gleisdorf Kunstsymposion 2014. Seite 3: Künstler Winfried Lehmann im Cockpit eines renntauglichen Steyr-Puch 650 TR2. Seite 4, oben: Aufkleber mit dem Portrait von Rennfahrer Jochen Rindt, Weltmeister 1970. Seite 4, unten: Steyr 680, das „Blogmobil“, ein fahrbares Medienlabor. Seite 5, oben: Puch MC 50 als unrestaurierter Scheunenfund. Seite 5, unten: Modifizierte Puch MV 50 mit maximalem Chrom-Dekor. Seite 6, oben: Steyr-Puch 700 in untypischer Lackierung. Seite 6, unten: Hinter der sportlichen 250er eine Monza und eine wassergekühlte Cobra. Seite 7, oben: Puch M 125 im PostlerOutfit. Seite 7, unten: Handwerker Bernhard Lagler mit einer unrestaurierte Puch 250 TF, der „Steirischen Norton“. Seite 8: Der „Ur-G“, ein früher, für das Militär modifizierter Puch G im Besitz der S-Tec. Seite 9: Handwerker Franz Tantscher (links) inspiziert einen preisgekrönten Chopper von Customizing-Fachmann Roman Hold (rechts). Seite 10: Das robuste Puch Maxi als preiswerte Basis für junge Schrauber, um im Motorsport zu punkten (MaxiRennen des oststeirischen Clubs „Bist Du Moped“). Seite 11: Handwerker Bernhard Naumann auf seinem Unikat, dem „Steyr Strömer“.


Der vergessene Puch-Marsch Ein Werk von Eduard Wagnes aus dem Jahr 1900, in Gleisdorf 2014 neu aufgeführt Der Militärkapellmeister Eduard Wagnes arbeitete für das in Graz stationierte Bosnischherzegowinischen Infanterieregiments Nr. 2. Diese „Zweier-Bosniaken“ wurde im Ersten Weltkrieg zur am höchsten dekorierte Einheit des Kaisers. Wagnes hatte am 28. Mai 1900 die Komposition seines „Puch-Marsch“ abgeschlossen. Über die Uraufführung wissen wir derzeit noch nichts. Nachdem die Habsburger in jenem von ihnen angezettelten Krieg als politischer Faktor Europas untergingen, war Österreich radikalen Umbrüchen ausgesetzt. Der “Puch-Marsch” von Wagnes hatte in diesen Kräftespielen kein ausreichendes Gewicht, um in unseren kulturellen Archiven an sichtbarer Stelle aufbewahrt zu werden. Das änderte sich, als der Publizist Andreas Stangl das Gleisdorfer “Kuratorium für triviale Mythen” auf die Spur des Marsches brachte. Siegfried Teller, Leiter der Stadtkapelle Gleisdorf, zeigte sich sofort interessiert, als ihm die Wiederaufführung vorgeschla-

gen wurde. Es mußte aber erst jemand gefunden werden, um die verfügbaren Noten für ein Blasorchester der Gegenwart zu arrangieren. Das besorgte der Komponist Franz Cibulka. So konnte Moderator Harry Prünster die Aufführung des „Puch-Marsch“ auf dem Gleisdorfer Hauptplatz präsentieren; an der Schnittstelle zwischen der “Geschichtsgasse”, in der “Mythos Puch” stattfand, und dem Hauptplatz, wo die “Auto Novo” eingerichtet war. Mobilitätsgeschichte in einiger Lautstärke.

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Moderator Harry Prünster (links) und Kapellmeister Siegfried Teller vor der Stadtkapelle Gleisdorf

1. Es radelt heut‘ schon Jedermann, Ob krumm er oder grad, S’ist einerlei, er fliegt dahin, Stolz auf dem flinken Rad, Hinaus in’s freie, frische Grün, Zur Tanne und zur Buch‘! Heil dir, mein wack‘res Stahlross, dir, Heil dir, mein Rad von Puch Refrain Wir halten treu in Lieb zusammen, Ich und mein Rad, mein Rad und ich, Du bist ein treuer Freund mir immer, Und dafür liebe ich auch dich! All Heil!

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2. Und hat dir Gott ein Lieb beschert, Das mit dir reisen will, So zög’re nicht und setze dich Schnell auf’s Automobil! Und fahre lustig in die Welt, O‘ mach‘ nur den Versuch, Doch nimm ein schmuck‘ Automobil, Automobil von Puch!

3. Ob Stahlross, ob Automobil, Das bleibt sich einerlei, Ein jedes ist dir treuer Freund Schafft Freuden dir herbei! Vertreiben Sorge dir und Plag‘, Des Lebens grösster Fluch, Doch acht‘, dass es die Marke trägt, Die Marke Johann Puch!

Refrain

Refrain Text von Joseph Huber

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Oben: Selman Trtovac bei einer Arbeit von Radenko Milak im Gleisdorfer MiR: Museum im Rathaus. Mitte links: Herbert Nichols-Schweiger (links) bei einer Kulturkonferenz zum Kunstsymposion.

Mitte rechts: Ewald Ulrich, Ida Kreutzer und Jaqueline Pölzer bei “Brot und Kuchen“ a la 1914 („Kriegsküche“). Unten: Mirjana Peitler-Selakov und Radenko Milak beim Ausstellungsaufbau. Rechte Seite: Emina Saric, Martin Krusche, Muhidin Saric und Jelena Juresa im MiR: Museum im Rathaus.

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The Track: Axiom|2014 Kunst, Kultur und Handwerk in eigenständiger Regionalentwicklung Nach einem Gleisdorfer Kunstsymposion im Jahr 2012 war für mich klar, es möge Richtung 2014 einen wachsenden Dialog zwischen Kunstschaffenden und Intellektuellen aus Österreich, Bosnien-Herzegowina und Serbien geben. Drei Generationen suchten nun bei diesem 2014er Kunstsymposion Augenhöhe in der Begegnung für eine Verständigung über diese Epoche, in der Imperien versanken. Es ist eine Station in einem Verlauf, der im Jahr 2007 mit der Ausstellung „Nobody Wants To Be Nobody“ begann. Den größeren Zusammenhang ergibt das erste Jahrzehnt Laufzeit des Langzeitprojektes „The Long Distance Howl“, das zwischen 2002 und 2003 entstanden war. Ein Verlauf im Leben der Menschen einer konkreten Region als Möglichkeits-

raum. Dazu ist heuer auch unser Kuratorium für triviale Mythen mit „Mythos Puch“ aktiv. Im Wechselspiel all dieser Themen und Genres wird „The Long Distance Howl“ im zweiten Jahrzehnt des Prozesses langsam von „The Track: Axiom“ zu „The Track: Pop“ übergeleitet. Über den Kulturpakt Gleisdorf ist dieser künstlerische Verlauf mit soziokulturellen Vorgängen in der Stadt und in der Region verknüpft. Dabei wurde der TIP Tourismusverband Gleisdorf zu einem Angelpunkt für die Verbindung zwischen den verschiedenen Genres.

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Auf solcher Praxisebene der Regionalentwicklung unterstreicht die Kooperation von Kunst Ost und dem kultur.at: verein für medienkultur einen Arbeitsschwerpunkt, der für die kommenden Jahre mit folgender Themenstellung überschrieben ist: Die Ehre des Handwerks Das Gewicht der Kunst Der Geist in der Maschine Kontext Die Veranstaltung „Mythos Puch“, unterstützt vom Johann Puch Musem Graz, fand in Nachbarschaft zur Auto Novo statt, einer Schau des Gleisdorfer Autohandels. Dazu kam die „E-via Rallye“ mit Elektro- und Hybridfahrzeugen als einer Schau neuer Technologien für die individuelle Mobilität. Das MiR: Museum im Rathaus zeigte in diesen Tagen eine Ausstellung zum Thema altes Handwerk und altes Wissen als Beitrag zur „Langen Nacht der Museen“.

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Fotos Seite 18 Unten links: Wissenschafter Günther Marchner und Künstlerin Herta Tinchon. Unten rechts 1: Künstlerin Jelena Juresa neben einem wanderen Handwerksburschen (Zimmermann). Unten rechts 2: Kulturkonferenz. Fotos Seite 19 Unten links 1: Handwerker Franz Pollhammer mit einer CZ 380. Unten links 2: Der legendäre PuchDesigner Friedrich Spekner (links) und Karlheinz Rathkolb, Leiter des Johann Puch Museum Graz. Unten rechts 1: Sepp Schnalzer mit einem 1913er „Styria“-Rad, dem ein „Wall Auto-Wheel“ angebaut ist. Unten rechts 2: Der soektakuläre BMW i8 hybrid auf der Auto Novo.


Handarbeit ...ist von Kopfarbeit ungetrennt Selbstverständlich schöpfen Handwerker teilweise aus den gleichen Quellen wie wir Kunstschaffende. Uns verbindet viel. Langjährige Praxis in der Handfertigkeit, im Lösen von Problemen, im qualifizierten Zupacken gibt es nicht ohne einen wachen Geist, der daran ständig wächst. Handgreifliche Problemlösungsqualität hat außerdem viel mit

der Kenntnis von Materialien, von Werkstoffen zu tun, setzt voraus, daß mein seine Werkzeuge beherrscht. Das verlangt Kreativität und sehr oft ein unkonventionelles Denken. Aus solchen Zusammenhängen kenne ich eine Klugheit von Handwerkern, die keineswegs bloß in Werkstätten stattfindet. Wie ist es daher möglich, daß die körperliche Arbeit von vielen Menschen auffallend abschätzig betrachtet wird? Warum gibt es immer noch diese unübersehbaren Ressentiments gegenüber der Handarbeit? Da besteht Klärungsbedarf.

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Oben: Das „Blogmobil“, ein mobiles Medienlabor (Basis: Steyr 680 von 1968) Unten: Der historische GOWI-Puch, ein Spielzeug aus den 1960ern

Oben: Sonderpostkarte zur Veranstaltung (Interieur eines Steyr-Puch 650 TR2) Unten: Die Praxis des Kontrastes mit Fahrzeugen der Energieregion Weiz-Gleisdorf

The Track: Axiom|2014

Das Kunstsymposion ● Gleisdorf Ein Text von Martin Krusche zum Zwischenstand von „The Long Distance Howl“ und zum aktuellen LEADERProjekt Kulturpakt Gleisdorf 2014. Alle relevanten Links zu dieser Publikation finden Sie im Internet unter: www.van.at/myth/puch/

Impressum Kunst Ost Florianiplatz 8, 8200 Gleisdorf 2014 Eine Kooperation des Kuratorium für triviale Mythen (Kunst Ost) mit dem TIP Tourismusverband Gleisdorf

KURATORIUM FÜR TRIVIALE MYTHEN


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