Wirtschaftszeitung - das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung | März 2024

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DasUnternehmerblattderLeipzigerVolkszeitung wirtschaftszeitung.lvz.de

VERSANDHANDEL LEBENSMITTEL KOSMETIKUNDKÖRPERPFLEGE NON-FOOD EINZELHANDEL

Ausgabe18

Heft1/2024

Preis:2,90€

Einzelhandel: drittgrößteWirtschaftskraft

BAU-UNDHEIMWERKERBEDARF

WostehtdieBranche undwiesieht dieZukunftaus?

Kostensteigerung:Sachsens Handelsverbandspräsident undHauptgeschäftsführer drückenimInterviewihre Sorgenaus. Seite3

Wandel:Rundgangmit CitymanagerRobinSpanke zeigtneueChancenfürden EinzelhandelinderLeipziger Innenstadtauf. Seiten6-8

Erfolgsstory:GründerinEmilie Wegnerberichtet,wiesie ihrStart-upHülsenreich entwickelt,aufgebautund erweiterthat. Seite17

NeuerKollege:Weniger Erkrankungen,verbesserte Kreativität–welcheVorteilefür UnternehmenderBürohund nochhat. Seite29

WOHNMÖBEL UNTERHALTUNGSELEKTRONIK UHRENUNDSCHMUCK ONLINEHANDEL LEBENSMITTEL KOSMETIKUNDKÖRPERPFLEGE NON-FOOD WOHNMÖBEL

Grafik:ChristianeKunze ANZEIGE

Inhalt

■ Handel

SachsensHandelsverbandspräsidentJoachimOttoundHauptgeschäftsführerRenéGlaser sindbesorgtundfordernvonderPolitikmehrVerlässlichkeit. .................3

Ost-TextilbranchebangtumdieWettbewerbsfähigkeit......................4

HerrenausstatterDavidvanLaakundModedesignerinSilkeWagler habenihrenWegausderKrisegefunden.............................4-5

RundgangmitCitymanagerRobinSpankedurchdieLeipzigerInnenstadt. ........6-8

Podcast„MacherOst“:ThomasOehme,VorsitzenderdesVereinsCityMarketingLeipzig,überdenstationärenHandelinderCity,denEinflussvonOnlineshopsundneueIdeen. ..8

UmfrageunterGewerbevereinen undStandortinitiativenausdenRegionenzulokaler LobbyarbeitundbesonderenAktivitäten. .............................9

ZwischenRückzugundAusbau–derKampfderLebensmittel-LieferdiensteinLeipzig . .10

AlternativenfürdieländlicheRegion:24-Stunden-SupermärkteinMitteldeutschland....11

SteigendeKosten,enormeArbeitsbelastung,hoherZeitaufwand:Apothekenkämpfen umihreExistenz ............................................12

OnlinehandelimUmbruch: DreiBeispieleausLeipzig,diemitEffizienz,Innovationund Servicepunkten. ...........................................13

MarktführerimOsten:PorträtüberdasSächsischeUnternehmenRiesaerNudeln. ....14

Klein,abergroßinderNische:SobehauptetsichKonsumLeipziggegendieRiesenim Lebensmitteleinzelhandel ......................................15

MittlerzwischenIndustrieundAbnehmern:SogehtesSachsensGroßhandel........15

■ Gründerszene

WieEmilieWegnermitKichererbseneinerfolgreichesStart-up andenMarktgebrachthat......................................17

Die16.KlassevonStart-upsistinsLeipzigerSpin-Labeingezogen. .............18

■ Boss-Büro

ZuBesuchbeiJosefineFrank,LeiterinSchloss&ParkPillnitz..................19

■ Innovation HHLundFraunhoferIMWhabendas„CenterforDeep-Tech-Transfer“eröffnet. ....20-21

■ Porträt

66JahreVNG:LeipzigerErdgaskonzernistfürdieZukunftgerüstet. ............22

GestalterderVerkehrswende:LeipzigerIftechatsich zueinemführendenProblemlöserfürSchienenfahrzeugeentwickelt.............23

ViaOeconomica-Preisträger:ElektromontagenLeipzig gebenEinblickinihrezahlreichenProjekte . ...........................24

■ Tourismus

LeipzigverzeichnetsteigendeÜbernachtungszahlen,aberesmangeltan internationalenGästen........................................25

■ Wirtschaft

DerWachstumsfondsMittelstandSachsenistbeiZetti-HerstellerGoldeckSüßwaren eingestiegen.ZurZukunftssicherungwurdedieFührunginjüngereHändegegeben. ...26

FrühzeitigeBürgerbeteiligung:DamitderNetzausbauvoranschreitenkann,hatsich MitnetzStromdasUnternehmenSteinbeis-BeratungszentrumWirtschaftsmediation andieSeitegeholt...........................................27

SunfireinstallierterfolgreichFinnlandsersteElektrolyseanlageimindustriellenMaßstab.27

■ Finanzwirtschaft

WiedieLeipzigerVolksbankderImmobilienkrisetrotzt......................28

■ Wissen

BenefitsinUnternehmen:ArbeitnehmerinnenundArbeitnehmerwünschensichlaut einerUmfrageeinenBüro-Hund.WelcheVorteilederneueKollegebringt..........29

■ Weinkeller

EinWeingutanderAhrerzähltseineunglaublicheGeschichte vonden„verlorenenFässern“....................................30

■ Genuss

ErfrischungsgetränkeaufMineralwasserbasis:DersächsischeMineralwasserproduzent MargonhatseinPortfolioumSorteWildBerryergänzt......................31 UweWinklerhatseinHobbyzumBerufgemachtundverkauftoffiziellinderDDR erschieneneVinyl-Schallplatten...................................31

DIEWIRTSCHAFTSZEITUNG–ABSOFORTDIGITAL.

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Impressum

Wirtschaftszeitung–einProduktderLeipzigerVolkszeitung

Verlag und Herstellung: LeipzigerVerlags-undDruckereigesellschaftmbH&KG Peterssteinweg19,04107Leipzig.

Geschäftsführer: BjörnSteigert

Vermarktung: Thomas Jochemko

V.i.S.d.P.: HannahSuppa

Redaktion: NannetteHoffmann(Redaktionsleitung),AndréBöhmer,UweKöster,UlrichLanger, PatriciaLiebling,UlrichMilde,SusanneReinhardt,­JochenReitstätter

Druck: PressedruckPotsdamGmbH,Friedrich-Engels-Straße24,14473Potsdam

Auflage: 20000

Redaktionsschluss: 1.März2024

Nächster geplanter Erscheinungstermin: Juni2024

Preis: 2,90Euro

Idee und Konzept: LeipzigMediaGmbH FürFragenoderHinweisezurLieferungderLVZ-WirtschaftszeitungerreichenSieunskostenfreiunter08002181-020.WennSieFragenzu einerAnzeigen-Buchunghaben,meldenSiesichbitteunterder Telefonnummer03412181-1909.

Kontakt: wirtschaftszeitung@lvz.de;www.lvz.de

BittebeachtenSiedieInformationenzurHerkunftundVerarbeitungIhrerpersonen­bezogenen

Daten:https://www.madsack.de/datenschutzhinweise/

Editorial

Wichtiger Wandel

VonNannetteHoffmann

DerEinzelhandelistlautStefan Gerth,Hauptgeschäftsführerdes HandelsverbandesDeutschland, mitrund280000Unternehmenund einemjährlichenUmsatzvonrund 630MilliardenEuroimJahr2022 nachIndustrieundHandwerkdie drittgrößteWirtschaftsbranchein Deutschland. Trotzdem: Der Handel muss immer wieder erheblichen Veränderungen trotzen. Erst die Corona-Pandemie, dann gestörte Lieferketten, gestiegende Energiepreise, nun ­Inflation und Kaufzurückhaltung. Hinzukommen der demografische ­Wandel und der anhaltende Fachkräftemangel. Ende 2022 sieht sich laut ifo-Umfragen mindestens ­jedes zehnte Unternehmen im ­Einzelhandel in seiner wirtschaftlichen Existenz bedroht. Dennoch gibt es auch Postives zu berichten: Eine aktuelle ­„Global Consumer Insights-Befragung von PwC zeigt: Der stationäre Handel bleibt für deutsche Konsumentinnen und Konsumenten der meistgenutzte Einkaufskanal. 34 Prozent kaufen mindestens ­wöchentlich im Geschäft vor Ort ein. Der weltweite Schnitt liegt mit

41 Prozent sogar noch ein Stückchen höher.

Den aktuellen Schlagzeilen folgend haben wir in dieser Ausgabe der LVZ Wirtschaftszeitung den Handel in den Mittelpunkt gestellt. In den vergangenen Wochen und Monaten war immer wieder von der enormen Pleitewelle in der Schuh- und Modebranche zu ­hören. Namhafte Unternehmen mussten einen Insolvenzantrag stellen –nach Zahlen des Portals „Textilwirtschaft“ waren 2023 mindestens 153 Modeanbieter von Insolvenzen betroffen. Wie können sich Modegeschäfte heutzutage überhaupt noch am Markt behaupten? Das stellen wir exemplarisch an zwei Leipziger Beispielen vor. Und wie sieht es in den Innenstädten aus? Viele Ladengeschäfte sind verwaist. Zwar wird ihnen durch kreative Zwischennutzung neues Leben eingehaucht – aber reicht das? Wie können Innenstädte für die Zukunft attraktiv bleiben? Dazu haben wir mit Leipzigs ­Citymanager Robin ­Spanke einen Rundgang durch die Innenstadt unternommen. Er meint: „Der Wandel in der Innenstadt ist ein

Kommentare

Gutes Signal für die Demokratie

Bürgerentscheidesindeinehohe ­demokratischeErrungenschaft. ­Demokratieistvorallemdanngut, wenndieBürgerinnenundBürger auchjenseitsderWahlenmitbestimmendürfen. In der Gemeinde Wiedemar nördlich von Leipzig möchte der Freistaat Sachsen ein gut 400 Hektar großes Areal für eine Industrieansiedlung erschließen, wobei es sich um Zukunftsbranchen handeln soll. Es geht um die letzte große Fläche, die der Freistaat zur Verfügung hat. Dagegen gibt es, wie bei vielen Infrastrukturvorhaben, Widerstand in der Bevölkerung. Ein Bürgerentscheid am 1. September wird den Ausschlag geben, ob das Projekt weiterbetrieben werden kann oder zu den Akten gelegt wird. Ministerpräsident Michael Kretschmer, der mehrfach vor Ort zu Gesprächen war, hat dabei betont, dass der Ausgang des Votums bindend sein werde. So weit, so gut für die Betroffenen. Anders sieht es bei den Strom-

netzen aus. Gas und Öl sollen durch erneuerbare Energien ersetzt ­werden. So muss etwa die Energie aus Windparks im Norden zu Industriebetrieben und Großstädten im Süden und Westen transportiert werden. Auch der wachsende europäische Stromhandel ist zu berücksichtigen.

Das alles erfordert, Stromautobahnen wie Verteilnetze massiv zu erweitern. Letztlich können die Bürgerinnen und Bürger hier durch Einwände und Klagen zwar die Verfahren hinauszögern, Trassenverläufe ändern – aber ein grundsätzlicher Stopp ist so gut wie unmöglich. Sonst wären die großen Ziele der Energiewende nicht umsetzbar. Hier hat der Bürgerentscheid seine Grenzen. Dabei haben die Stromnetzbetreiber wie die verantwortliche Bundesnetzagentur in den vergangenen Jahren ohne Zweifel die ­vorgeschriebene Beteiligung formal erfüllt. Aber ihnen ist es dabei häufig nicht gelungen, den Wider-

Foto:HagenWolf

völlig normaler Prozess und auch gut für die zukunftsgerichtete ­Entwicklung einer Stadt.“

Wir blicken auf den Trend der „24-Stunden-Supermärkte“ und darauf, ob die Lebensmittel-Lieferdienste weiter auf der Überholspur sind. Wir nehmen die Zukunft des Arzneimittelhandels unter die Lupe, fragen, welche Rolle der Groß­handel in der Region spielt und wie es der Konsum Leipzig schafft, gegen die Riesen im Lebensmitteleinzelhandel zu bestehen. Natürlich schauen wir auch wieder über den (thematischen) Tellerrand hinaus und werfen einen Blick auf Frauen in der Gründerszene, stellen den Preisträger der Via ­Oeconomica in der Kategorie „Leipzig wächst“ vor und zeigen, wie die Volksbank Leipzig der Immobilienkrise trotzt. Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre!

Foto:AndréKempner

Lähmende Grundstimmung

VonUlrichLanger

EinGespenstgehtuminDeutschland–einnebulöserUnmut,eineallgemeinenegativeGemütslage,die sichwieFesselnüberalleslegt. Und dies hemmt die wirtschaftliche Entwicklung mindestens genauso wie steigende Kosten, fehlende Fachkräfte oder Lieferengpässe. „Unsere vorherrschende Stimmung hat mehr mit Erfolg oder Fehlschlag jedes Unternehmens zu tun als irgend etwas sonst.“ So brachte es seinerzeit Prentice Mulford (18341891) auf den Punkt. Wie recht doch der US-amerikanische Erzieher, Goldgräber und Warenhausbesitzer hatte. Zugleich beschrieb er mit scharfen Worten die schlechteste Version davon: „Es gibt vergiftete Geistesströme… Wer in passivem Zustand nur eine Stunde unter neidischen, hasserfüllten, ­zynischen oder unfreien Menschen in einem Zimmer sitzt, absorbiert von ihnen ein giftiges Gedankenelement voll Krankheit und zerstörerischer Kraft.“ Klingt wie wenn hiesige Handelsunternehmer eine miese Grundbefindlichkeit unter

stand gegen neue Leitungen oder Windkraftanlagen auszuräumen. Oft wurde die Öffentlichkeit nicht ausreichend informiert, Einwände wurden nicht ernst genommen. Wie es sinnvoller geht, beweist Mitnetz Strom. Die Verfahren wurden neu aufgesetzt, Profis des Konfliktmanagements mit an Bord genommen. Das hat sich als richtig erwiesen. Kritik und Gegenargumente werden nicht von oben herab ­abgebügelt. Es wird seriös, ernsthaft und wiederholt mit den ­Betroffenen gesprochen. So wird versucht, einen Kompromiss zu ­finden. Was nicht immer, aber in vielen Fällen möglich ist. Wenn die Zeiten, Infrastrukturprojekte mit der Brech­stange durchzusetzen, vorbei sein sollten, wäre das ein gutes Signal für mehr Demokratie. der Bevölkerung kritisieren, geprägt von der Angst, es könne alles noch schlimmer kommen, also ­lieber das Geld zusammenhalten. Das führt zu einer erschreckenden Kaufzurückhaltung der Kunden und damit zu enormem Schaden. Getreu dem Motto: „Ich bin so ­typisch deutsch, ich fang schon an zu motzen, bevor ich überhaupt weiß, worum es eigentlich geht.“ Am Ende trifft diese lähmende Laune faktisch alle Branchen. Ein schlechtes Zeichen, noch dazu in Zeiten, in denen schwierige globale Bedingungen ohnehin das Leben erschweren. Deshalb muss hier kräftig umgesteuert werden. Denn mit ständigen Horrornachrichten, wiederholtem Wehklagen, fortwährendem Jammern über die schlimmen Umstände, dass sowieso alles nichts hilft, ist keinem geholfen. Sicher, objektive Schwierigkeiten kann keiner einfach weglächeln. Sie aber wehmütig und selbstbemit­leidend anzubeten, sich darin zu ergeben, macht alles nur noch

Foto:AndréKempner

schlimmer. Vielmehr sind mit einer mitreißenden Aufbruchstimmung Unwägbarkeiten und Widrigkeiten konstruktiv anzugehen, um sinnvolle Auswege zu finden. Das schließt ein, viel häufiger und freudvoll über gelungene Lösungen zu reden. Das kann anstacheln, es im besten Falle nachzumachen. Oder daraus kräftigen Mut zu schöpfen, der die Suche nach eigenen überraschenden Innovationen befördert und zum Erfolg führt. Das ist genialer Fortschritt. Dazu bedarf es in der Gesellschaft allerdings eines allgegenwärtigen anspornendes Klimas.

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„Die Kosten steigen stärker als die Umsätze“

SachsensHandelsverbandspräsidentJoachimOttoundHauptgeschäftsführer RenéGlasersindbesorgtundfordernvonderPolitikmehrVerlässlichkeit

VonUlrichMilde

Die Ertragslage im sächsischen Einzelhandel ist fragil. „Die Kosten werden stärker steigen als die ­realen Umsätze“, befürchtet Verbandspräsident Joachim Otto (63). Sein Hauptgeschäftsführer René Glaser (48) kritisiert komplizierte Förderprogramme.

HerrOtto,Siesindfroh,dass2024 einSchaltjahrist?

Otto: Siemeinen,weildaseinenTag mehr Umsatz für den Handel bedeutet?

Nein,weilSiedanneinenTagmehr IhrenLieblingssongintonierenkönnen:KlagenistdesKaufmannsLied. DabeiistimvorigenJahrderEinzelhandelsumsatzbundesweitvon632 auf650MilliardenEurogestiegen.

Otto: Klagen bei mehr Umsatz – das scheint sich zu widersprechen. Die Mehrumsätzesindjedochgetrieben durch Preissteigerungen bei Personal, Energie, Mieten, Lieferantenausgaben. Die Kosten fressen uns auf. Sie machen bei immer kleiner werdenden Margen einen großen Faktor aus.

Glaser: Real ist der Umsatz im vorigenJahrumrund3,5Prozentgesunken. Nicht zu vergessen: Die Corona-KrisewarfürdenNon-Food-Einzelhandel unheimlich schwer und wird noch lange Zeit nachwirken. Wenn man von einer Krise in die nächste kommt, wird man zudem immer anfälliger, die Krisenresilienz lässt nach.

WiehatsichCorona,abgesehenvon fehlendenUmsätzen,nochausgewirkt?

Glaser: Es wurden Eigenkapitalreserven aufgebraucht, neue Kredite waren nötig, die nun zurückgezahlt werden müssen – neben den Corona-Hilfen.

Otto: Alle anderen Bundesländer hatten während der Pandemie Zuschüsse gegeben, nur Sachsen nicht. Hier gab es Kredite. Der Einzelhändler in Sachsen hat sich schlechter behandelt gefühlt. Und das bei einer historisch bedingt niedrigeren Eigenkapitalquote als im Westen.

DrohenSchließungen?

Otto: Wenn ein Geschäft schließt, wird das nicht so wahrgenommen, als wenn ein Industriebetrieb mit mehreren hundert Beschäftigten vordemAussteht.DerProzess,dass Läden dicht gemacht werden, passiert und summiert sich. Der Einzelhandel ist mit 113000 sozialversicherungspflichtigBeschäftigtender zweitgrößte Wirtschaftszweig in Sachsen.

Glaser: Während der Corona-Zeit von 2020 bis 2022 mussten deutschlandweit 40000 Standorte aufgeben.Daruntersindungefähr1500in Sachsen.DerEinzelhandelstirbtleise. Ein Großteil der Unternehmen, die aufgeben, beantragt keine Insolvenz, sondern macht einfach zu. Wenn die Rahmenbedingungen sich nicht ändern, setzt sich dieser Trend fort.

Otto: Wir befürchten, dass bundesweit in diesem Jahr weitere 5000 Geschäfte schließen. Das wären über 200 in Sachsen.

WelcheRahmenbedingungenmeinen Sie?

Otto: Etwa die Energiepreisbremse, die nicht für uns gelten soll. Wir

haben gefordert, dass auch der Einzelhandel einbezogen werden sollte. Die Kühlung für Lebensmittel etwa verursacht hohe Stromkosten. Wir fanden die Aussage des ­Bundeskanzlers zynisch, dass den Branchen,dienichtinsAuslandverlagern können, nicht geholfen werden müsse.

Glaser: WirsindbeimKonsumbarometer noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Die Anschaffungsneigung der Verbraucher ist relativ gering. Die Konsumstimmung der Verbraucher hängt auch mit einer verlässlichen oder eben nicht verlässlichen Politik und Planbarkeit zusammen. Das Problem ist: Keiner weiß, wo die Reise hingeht,derVerbraucheristverunsichert.

EsscheintBesserunginSichtzusein. IhreBrancheerwartetfür2024real einPlusvoneinemProzent.

Otto: AberdieKostenwerdenstärker steigen als die realen Umsätze. Folglich wird die Ertragslage fragiler.

Glaser: Real ein Prozent ist vergleichsweise wenig. Wir alle legen darüber hinaus viel Wert auf den inhabergeführten Facheinzelhandel in unseren Städten. Er ist das Salz in der Suppe. Sein Anteil sinkt leider permanent, er dürfte 2024 auf 13 Prozent zurückgehen. Das ist ein absolutes Alarmzeichen.

Otto: Generell gilt: Wir haben einen immens harten Wettbewerb bei hoherPreissensibilität.InDeutschland istderKonkurrenzkampfamhärtesten. Wer hier überlebt, überlebt überall in Europa. Die Margen im Lebensmitteleinzelhandel sind sehr gering.

IstdieMarktmachtderHerstellerzu groß?

Glaser: Die verarbeitende Ernährungsindustrie hat schon eine entsprechende Marktmacht. Da können manche Einzelhändler bei den

Sachsens­Einzelhandel

geforderten Preisen nicht mehr mitgehen.

Esheißt,dieLebensmittelpreisein Deutschlandsindeuropaweitsehr niedrig.BeutenSiedieLandwirtschaftaus?

Glaser: Es bestehen kaum direkte Beziehungen zwischen Handel und Landwirtschaft.Esistfastimmerdie Ernährungswirtschaft dazwischen. Der Einzelhandel drückt den Bauern keine Preise auf.

DiestationärenGeschäftehabenmit demOnlinehandelzukämpfen. ­DessenUmsatzreduziertesichim vorigenJahrumzwölfProzentauf 80MilliardenEuro.IstderHöhepunkt überschritten?

Otto: Es gibt keine strikte Trennung zwischen stationärem Einzelhandel undOnlinemehr.VieleEinzelhändlersetzenaufMulti-Channel,haben auch einen Onlineshop. Aber es dauert, bis er profitabel ist.

Glaser: Die Grenzen verschwimmen. Deshalb wäre es schwierig zu behaupten, der Höhepunkt sei überschritten.

DieInnenstädtegeradekleiner ­Kommunensindhäufigdurchhohen Leerstandgeprägt.Isthierein ­SchulterschlussdesHandelsmitder Kommunalpolitiknötig?

Otto: Das ist ganz wichtig. Der Händler braucht die City nicht unbedingt, er könnte seine Umsätze auch im Einkaufscenter machen. Die Innenstadt braucht den Händler. Unser Ziel ist, die Attraktivität der Innenstädte zu erhalten. Die PolitikmusssichumihreInnenstädte kümmern, die Aufenthaltsqualität erhöhen. Der Einzelhandel macht da gerne mit. Er investiert ständig,umdasEinkaufserlebniszu erhöhen. Modernität, Wohlfühlen spielen eine große Rolle, aber auch Verkehrskonzepte mit Augenmaß.

Glaser: Den Schulterschluss brauchtesdefinitiv.MitBlickaufdie

ImFreistaatgibtes13000Einzelhandelsunternehmenmitzusammen 20000Standorten.Mit113000BeschäftigtenistderHandelderzweitgrößte Arbeitgeber.DerJahresumsatzliegtbei27MilliardenEuro,dasbedeutetPlatz dreiunterallenBranchen.EsgibttäglichzweiMillionenKundenkontakte. 67ProzentderMitarbeitersindFrauen.DabeiistderHandelvergleichsweise jung.FastdieHälfteallerBeschäftigtensindjüngerals40Jahre.Ausgebildet wirdin60Berufen.Gut80ProzentderFührungskräftehabenihreLaufbahn miteinerLehreimEinzel­handelbegonnen.

Bundes- und Landesebene brauchen wir weniger eine Politik der betroffenenGesichter,sonderneine klare und verlässliche Zukunftsorientierung.

Otto: Was wir nicht benötigen, ist Mitleid seitens der Politiker, schon aber Unterstützung.

Sondern?

Otto: Wir brauchen weniger Bürokratie auch bei den Förderprogrammen. Sie müssen praktikabel und umsetzbar sein, gerade für kleinere Unternehmen.

Glaser: Wir erleben, dass die Förderinstrumente zu kompliziert sind, zu viele Nachweispflichten haben. Nötig sind barrierearme Instrumente, die schnell wirken und bei den Unternehmenankommenundnicht überbordet werden mit Bürokratie.

Otto: GenerellistdieZeitreiffüreine positive Wahrnehmung des Unternehmertums.DahabenunszumBeispiel die Bayern einiges voraus.

Glaser: Wir haben viele Marktaustritte, weil das Eigenkapital nicht mehr reicht oder kein Nachfolger vorhanden ist. Das Bild des Unternehmers muss wieder besser werden, hier brauchen wir mehr Wertschätzung. Ohne diese sinkt die Lust, einen Betrieb zu übernehmen

WorinliegtderReiz,selbstständiger Einzelhändlerzuwerden?

Glaser: Wir sind nah am Menschen, haben täglich Kundenkontakt. Und es handelt sich um eine innovative Branche, die sich täglich verändert. Kauffrau oder Kaufmann im Einzelhandel liegen bei den Berufswünschen künftiger Auszubildender ganz vorne. Die jungen Menschen wissen, es ist eine tolle, abwechslungsreiche Branche, die viele Aufstiegsmöglichkeiten bietet.

Otto: Die Motivation, viel Geld zu verdienen,darfnichtanersterStelle stehen. Dann muss man vielleicht lieberBankerwerden.EsmussSpaß machen, kreativ und flexibel zu sein, mit Menschen zu arbeiten. Unddas machtes ­Ihnennach wievor?

Otto: Ganz klar ja.

einewachsende­

RenéGlaser HauptgeschäftsführerdesHandelsverbandsSachsen JoachimOtto PräsidentdesHandelsverbandsSachsen Fotos:UlrichMilde
HANDEL|3 280 Rund280000EinzelhandelsunternehmengibtesinDeutschland. DieBrancheinZahlen 3 RunddreiMillionenMenschensind imEinzelhandelbeschäftigt. 630 InsgesamterwirtschaftenEinzelhandelsunternehmen jährlichrund630MilliardenEuroUmsatz. 125 DerstationäreEinzelhandelverfügtüber rund125MillionenQuadratmeterVerkaufsfläche. 15,31 DerUmsatzmitBiolebensmittelninDeutschland betrug imJahr202215,31MilliardenEuround stiegdamitseit2014um176Prozent. 15
UmsatzvolumenvonSecond-Hand-Waren
2022
15MilliardenEuro.
zweiProzent
zuGebrauchtwarenhinweist. 1,9 ImJahr2004betrugderUmsatzmitFair-Trade-Produkten 99MillionenEuro.ImJahr2021istdieserUmsatzauf 1,9MilliardenEuroangestiegen.DieseDatenverdeutlichen daserheblicheWachstumdesFair-Trade-Marktesin ­Deutschlandübereinen­Zeitraumvon17Jahren. Quelle:handelsverbandDeutschland(Zahlen2022) 3,5% UmsatzprognosefürdenEinzelhandel2024 NominalesUmsatzwachstum+3,5Prozentund RealesUmsatzwachstum+1Prozent PrognosedesHDEfür2024: 3% WachstumimOnline-Handel NominalesWachstum:+3Prozent, RealesWachstum:+1Prozent TrotzdeshohenUmsatzniveauswird keingroßesWachstumerwartet. Quelle:HDEKonsumbarometerFebruar2024
Das
betrug
knapp
Diesentsprachetwa
desgesamtenUmsatzvolumensimEinzelhandel. IndenvergangenenJahrenhatdasWachstumdesSecondHand-Marktesdeutlichzugenommen,wasauf
Affinitätder­Bevölkerung

Ost-Textilbranche bangt um Wettbewerbsfähigkeit

VerbandkritisierthoheEnergiekostenundmeldetAuftragsrückgänge

In der Textilindustrie der neuen Länder hängt die Wettbewerbsfähigkeit zahlreicher Unternehmen am seidenen Faden. Dabei wird kein Licht am Ende des Tunnels gesehen. Das geht aus den Ergebnissen einer Umfrage hervor, die der Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie (vti) mit Sitz in Chemnitz jetzt erhoben hat. „Die Energiekosten stellen das größte Problem dar“, erläuterte Hauptgeschäftsführer Jenz Otto. Es folgten Rechts- und Planungssicherheit sowie die Arbeitskosten.

„Die Produktion hochspezialisierter Textilien in Deutschland, die in der ganzen Welt hohes Ansehen genießt, ist zum unternehmerischen Risiko geworden“, ergänzte Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer beim Gesamtverband textil+mode. „Die Bundesregierung will nicht begreifen, dass für das in Deutschland produzierende Gewerbe die Energiepreispolitik der Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit ist“, kritisierte er. Die Folgen seien mittlerweile deutlich zu spüren. Jüngste Gespräche tarifgebundener Textilfirmen des Verbandes verdeutlichten die kritische Lage.KeinerderBetriebegehein den nächsten Monaten mehr von einem Wachstum aus. Auftragsrückgänge stünden auf der Ta-

Abwanderungvon Firmenistkeine ­Befürchtung, sondern bittereRealität.

JenzOtto Hauptgeschäftsführer VerbandderNord-OstdeutschenTextilundBekleidungsindustriee.V.(vti)

gesordnung. „Langfristig wird in der Produktion mit deutlich verringertem Volumen gerechnet“, sagte Mazura.

AbwanderungRealität Otto verwies darauf, dass nur noch 60 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle wirtschaftliche Situation mit „gut“ oder „befriedigend“ bezeichneten. Es sei noch nicht das Vor-CoronaNiveau wieder erreicht worden. 2023seiderUmsatzuntermStrich um 13 Prozent gesunken, für dieses Jahr werde mit einem weiteren Rückgang gerechnet. Die schwierige Lage und die trüben Aussichten haben nach seinen Angaben bereits Konsequenzen. „Abwanderung von Firmen ist keine Befürchtung, sondern bittere Realität“, sagte er im Gespräch mit der LVZ-Wirtschaftszeitung.Betriebe,diebereitsjetzt im kostengünstigeren Ausland produzierten, lagerten weiter dorthinaus.DieInvestitionsquote hierzulande werde reduziert, dafür werde Geld ins Ausland gesteckt. Die Reaktionen der Unternehmen auf die Folgen der Standortbedingungen sprächen Bände. Ganz vorn mit fast 80 Prozent stünden die Themen Effizienzsteigerung und Ausgabenreduktion – auch der Arbeitskosten –, gefolgt von Innovation, EinführungneuerTechnologienoderEr-

weiterung der Märkte. „Ein Flächenbrand ist zwingend zu vermeiden“, sagte Mazura. Die alarmierenden Meldungen aus den Leitindustrien, die vermehrt mit Arbeitsplatzabbau drohten, steigertennichtdieZuversichtseiner Mitgliedsunternehmen. „Diese Entwicklung wird sich zwangsläufig auf die Zulieferstrukturen ausdehnen.“ Otto sagte, die ­Politik sei gefordert, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, die die Rahmenbedingungenfürdiemittelständische Industrie verbesserten.

EinerdergroßenStandorte

Der vti umfasst die neuen Bundesländer einschließlich Berlin.

Von den 16000 Beschäftigten sind 12000 in Sachsen und 2500 in Thüringen tätig. Damit gehört diese Region neben NordrheinWestfalen, Baden-Württemberg und Bayern zu den vier großen deutschen Textilstandorten. Sie verfügt über moderne Spinnereien,Webereien,Strickereien,Wirkereien, Vliesstoffhersteller, Stickereien, Veredelungsbetriebe und Konfektionäre sowie über leistungsfähige Forschungs- und Bildungseinrichtungen.

Weit mehr als die Hälfte des Umsatzes der ostdeutschen Textil- und Bekleidungsbranche entfiel bislang auf die Technischen Textilien, gefolgt von den Heimtextilien mit rund 30 Prozent und

dem Bekleidungssektor mit 10 Prozent. Der vti wirkt als InteressenvertreteraufLandes-,Bundes-undEU-Ebene,alsTarif-und Sozialpartner sowie als Dienstleister für seine 160 Mitgliedsunternehmen.

Otto sagte, die Zahl der 16000Beschäftigtensei„mitVorsicht“ zu betrachten. Schließlich würdeninderStatistiknurBetriebe erfasst, die mehr als 50 Beschäftigten hätten. „Viele unserer Firmen in Ostdeutschland sind aber kleiner.“

Bundesweit kommt die Branche mit ihren 1400 Unternehmen und 122000 Mitarbeitern auf einen Jahresumsatz von 32 Milliarden Euro. Umsatztreiber sind die technischen Textilien, die unter anderem in der Automobilindustrie und der Chemie zum Einsatz kommen. Die Textil- und Bekleidungsindustriebildetehistorisch gesehen die Speerspitze der industriellen Revolution. Vor allem in Webereien und Spinnereien wurde die maschinelle Produktionsweise im großen Maßstab erprobt und umgesetzt.

„Der stationäre Handel ist so wichtig wie nie zuvor“

HerrenausstatterDavidvanLaaktrotztderKriseinderModebranche

Die Lage in der Modebranche ist alles andere als rosig.

Manche Unternehmen, darunter Riesen wie der Konzern H&M, legen Sparprogramme auf, andere wie Gerry Weber, Hallhuber und große Häuser von Peek & Cloppenburg schlitterten im vorigen Jahr in die Insolvenz, können aber zumeistdankausgeklügelterSanierungspläne weiter ihre Kunden ­bedienen. Kaufzurückhaltung, verursacht unter anderem wegen der hohen Inflation, steigender Energiekosten und der unsicheren wirtschaftlichen Lage, zählt zu den Gründen.

David van Laak mit seinem Herrenausstatter-Geschäft („David van L“)istdaoffenkundigwieeinFelsin derstürmischenBrandung.„Wirhaben 2023 den höchsten Umsatz in unserer neunjährigen Firmengeschichte erzielt“, berichtet der ­52-Jährige. Von Krisenstimmung ­also keine Spur. „Wir jammern überhaupt nicht“, betont der ge­bürtige Münsteraner.

VerzichtaufLaufkundschaft

Was wohl auch maßgeblich daran liegt, dass der Hobby-Segler ein eher ungewöhnliches Konzept verfolgt, das ihn auch über die Flauten während der Corona-Pandemie getragen hat. Das fängt schon mit der Lage seines 400 Quadratmeter großen Ladens an. Es befindet sich nicht in der Leipziger Innenstadt, sondern im Industriepalast, an der viel befahrenen Brandenburger Straße östlich des Hauptbahnhofs. Laufkundschaftfehltsomit,dafürist die Sichtbarkeit hoch. Zu van Laak kommen die Kunden gezielt, haben in der Regel einen Termin ausge-

macht. „Dadurch können wir eine Beratung ohne Zeitdruck garan­tieren.“ Das leitet zu einem weiteren Aspektüber,aufdenderModehändler extremvielWertlegt.„Wirglauben, dass unsere Gäste sich am wohlsten fühlen,wennsiespüren,dassunsere Verkäufer ihnen authentisch, fachlichkompetentundehrlichzurSeite stehen.“WenndemGasteinJackett nicht passe, „dann sagen wir das und erklären es“. Hier gehe es um Passformkriterien und stilsicheres Auftreten. Gestartet wird in der Regel immer gerne mit einem frischen Kaffee. Nebenbei: Auch in den Anproberäumen stehen Getränke bereit, ebenso kann eine Ladestation für das Handy genutzt werden.

der Modeexperte ein Änderungsatelier eingerichtet. Und am Leipziger Dittrichring wurde die David van L. Maßlounge eröffnet. Hier könnensichdieKundendenfürsie perfekten Anzug (Van Laak: ­„Jeder einzelne ist ein handwerkliches Meisterexemplar“) anfertigen lassen. Das benötigt zahlreiche Schritte, von der Beratung über die Vermessung und der Schnitterstellung bis hin zur ­Anfertigung. So entstehen die ­exklusiven Einzelstücke.

GaststehtanersterStelle

An erster Stelle steht bei van Laak der Gast, dann folgen die Mitarbeiter. Erst zum Schluss kommt der Chef selbst. „Das ist unsere DNA.“

Wirhabenalle ­möglichen ­Maßnahmenergriffen, umhalbwegsgut durchdieKrise zukommen.

DavidvanLaak Geschäftsführer

Baukastensystem

EinweitererwichtigerPunktfürvan Laak ist das, was er Größenverfügbarkeit nennt. „Entschuldigung, aber in Ihrer Größe haben wir das nicht mehr da – so etwas gibt es bei

unsnicht“,sagtderverheirateteVater von drei Kindern. Und wenn für die Hose eine andere Größe als für das Sakko benötigt wird, dann sei das ebenfalls kein Problem. „Wir bieten unser gesamtes gehobenes Sortiment im Baukastensystem an.“ Einen Kleidersack und eine kostenlose Premiumerstreinigung für den Anzug gibt es obendrauf. Ungewöhnlich sind auch die Öffnungszeiten. Von Dienstag bis FreitagistdasGeschäftvon13bis20Uhr auf, samstags von 10 bis 16 Uhr. Seit einiger Zeit bleiben die Türen montags geschlossen. Zu Umsatzeinbußenhabedasnichtgeführt.„Wirhaben zuvor unsere Gäste befragt“, berichtet der Firmenchef. Händler, die ihr Heil in längeren Öffnungszeiten suchten, seien auf dem Holzweg. Im Gegensatz zu vielen KonkurrentenwirbtvanLaakauchnicht mit Preisnachlässen. „Wir haben noch nie Rabatte gegeben.“

Pandemiehalbwegsgut ­überstanden Natürlich sind die EinschränkungenwährendderCorona-Pandemie an van Laak nicht spurlos vorüber gegangen. „Das haben wir schon bei unseren Erlösen gemerkt.“ Das Geschäft durfte längere Zeit nicht geöffnetwerden,zudemfielenviele MessenwegunddamitdieAufträge für Anzüge der Mitarbeiter an den Ständen. Auch Hochzeitsfeiern fandenzumeistnurimkleinenRahmen statt. Der Unternehmer hat darauf reagiert. „Wir haben alle möglichen Maßnahmen ergriffen, um halbwegs gut durch die Krise zu kommen.“ So hat er zusammen mit ­Herstellern aus der Region Masken produziert und verkauft. „Das hat ein Stück weit geholfen.“

ZudemwurdeeinBuchungstool entwickelt, das in der Folge die Planungssicherheit deutlich verbesserthat.InseinemGeschäfthat

Die Beschäftigten hätten einen großen Entscheidungsspielraum, um eigenständig im Sinne der Kunden handelnzukönnen–mitRückendeckung durch die Geschäftsführung. Mit der Konzentration auf diese ­Aspekte sieht van Laak sich für die Zukunft gut gerüstet. „Man muss zugleich offen für Veränderungen sein und eine Mannschaft haben, die bereit ist, mitzuziehen und eigene Ideen einzubringen.“ Erfreulicherweisehabeerdas.„Ichbinstolz auf mein Team.“ Das er nach eigenen Angaben besser entlohnt als im Branchenschnitt üblich. Auch der Onlinehandel macht ihm keine Sorgen. „Er sorgt für ein Alleinstellungsmerkmal von Geschäften wie unseres, da wir individuell beraten und unsere Gäste wertschätzen.Deshalbistderstationäre Handel so wichtig wie nie ­zuvor.“ Vorausgesetzt, es dreht sich alles um den Kunden.

Ulrich Milde

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Neustart am neuen Standort

LeipzigsModedesignerinSilkeWaglersetzt aufkunsthandwerklicheexklusiveKleidung

SiehatberuflichHöhenundTiefen erlebt. Aufgeben ist jedoch nicht ihr Ding. Auch wenn die Aussichten ungewiss sind, das Umfeld abrät: „Ich möchte Mut machen, den Wunschberuf zu ergreifen, wenn es in einem brennt“, sagt Silke Wagler. Das beinhalte zwar auch Verzicht und könne schlaflose Nächte verursachsen, bereite aber auf der anderen Seite auch viel Freude. Und das überwiegt. Die renommierte Leipziger ­Modemacherin geht dabei mit gutem Beispiel voran, lässt sich von schwierigen Rahmenbedingungen nicht ausbremsen. Als Folge der Corona-Pandemie musste sie ihr Couture-Atelier im Thomaskirchhof schließen, anstatt dort wie ursprünglich geplant ihr 30-jähriges Firmenjubiläum zu feiern. Es gab kaum noch Hochzeiten, Abi-Bälle oderandereFeste,dieUmsätzebrachen ein. Mit ihren Anzügen und KleidernhattesiesicheinenNamen gemacht. Die Kunden kamen nicht nur aus der Region, sondern auch aus Wien und Zürich, New York, Frankfurt, Hannover und Berlin. Jetzt ist die Modedesignerin dabei, in neuen Räumen, in einem ehemaligen Kutscherhaus in der KätheKollwitz-Straße, idyllisch direkt am Elstermühlgraben gelegen, wieder durchzustarten.„Dasisteinherausfordernder, spannender Abschnitt.“

GeschäftruhtaufdreiSäulen

Dabei beruht ihr Geschäft, das nun keine Laufkundschaft hat, sondern in dem Termine vergeben werden, auf drei Säulen. Im Bereich Couture entstehen im Atelier individuell geschneiderte Unikate „in bewusst gepflegter kunsthandwerklicher Tradition“, wie Wagler sagt. Da zeichnetsieselbstdieEntwürfe.Der Privilege Club umfasst Maßkonfektionen, die in der Messestadt entworfen und später in Portugal genäht werden. Neu ist die Sparte Pret-à-Porter – Kleidung in limitierter Stückzahl. Im Gegensatz zur Couture wird die Bekleidung nicht maßgeschneidert, sondern kommt in gängigen Größen auf den Markt.

Dazuhatsiezusammenmitihrem Lebens- und Geschäftspartner Steve Rosenstock eine GmbH gegründet. „Wir haben uns vorher überlegt, welche Klassiker gut gelaufen sind“, sagt die gebürtige Leipzigerin. Dazu gehören Wickelkleider und Wickelblusen. Alle Schnitte seien überarbeitet worden. Nunsollensie„auchonlinesichtbar gemacht werden“. Gefertigt wird diese Kleidung im Erzgebirge. „Wir versuchen generell, so viele AufträgewiemöglichindieRegionzuvergeben.“

EinsatzKünstlicherIntelligenz Dabei scheut sie sich nicht davor, KünstlicheIntelligenz(KI)einzuset-

zen. Das ermöglicht „ganz neue Werkzeuge“, um etwa exklusive Mode kleiner Firmen bekannt zu machen. „Wir wollen damit zeigen, dass man mit handwerklichen ­Produkten Geld verdienen kann“, betont Rosenstock. Der gebürtige Dessauer hat früher Start-ups fit gemacht und kümmert sich im Unternehmen auch um die Digitalisierung der Prozesse. „Wir versuchen so, alles zu optimieren.“ Große Lagerhaltung etwa gibt es nicht mehr, das drückt die Kosten.

IchmöchteMut ­machen,den ­Wunschberufzu ­ergreifen,wennes ineinembrennt.

SilkeWagler Designerin

Rosenstock glaubt für Wagler an eine gute geschäftliche Zukunft. „Diejenigen, die wie wir die komplette Wertschöpfungskette bieten,

werden überleben“, sagt der Betriebswirt voraus. Schwierig werde es für alle Ketten, die im mittleren Preissegment anbieten. „Entweder billig – oder teuer“, so werde sich derMarktaufstellen.„Wirbedienen das obere Segment und bringen so Frische in den Textilmarkt.“ Weshalb Rosenstock von vornherein ausschließt, ein riesiger Betrieb mit nur einem Produkt zu werden. „Wir bleiben bei dem, was wir können. Deshalb wird es uns noch ganz lange geben.“ Klein, aber fein. ImSozialismusnichtbewährt IhreLiebezuModeundStoffenhatte Wagler aus dem Elternhaus mitgebracht. Der Vater war in der Textilwirtschaft tätig. Sie erlernte den Beruf des Herrenmaßschneiders, dabei wollte sie eigentlich Schneiderin für Bühnenkostüme studieren. „Das ging aber nicht, weil ich mich im Sozialismus nicht bewährt

hatte“,erinnertsiesich.Kurzvorder Wende schlug sie eigene Wege ein, nähte Kostüme für kleine Leipziger Bühnen. Mit 22 Jahren machte sie sich 1990 selbstständig, wohnte zunächst in einem besetzten Haus. Sie war für ein vereintes Deutschland auf die Straße gegangen. „Viele Menschen haben kurz vor der WiedervereinigungLeipzigdenRücken gekehrt. Das hat bei mir eine Trotzreaktion ausgelöst.“ Leipzig war wegenderMessestetseineauchfür ModeweltoffeneStadt,weshalbdas Risiko überschaubar war. Ihre erste Kollektion feierte 1994 Premiere.

Die Kunsthandwerkerin bricht eine Lanze für ihren Beruf. Ihr Ziel seies,dieseTraditionindieZukunft zu überführen. „Das ist nur mit dem Engagement der jungen Leute zu meistern.“Deshalbhatsieauchviele Lehrlinge gehabt. „Ich halte es gesellschaftlich für wichtig, auszubilden.“ In Hoch- wie Tiefzeiten.

Fotos:WolfgangSchmidt,AndrÉKempner,Freepik.Com

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Wandel schafft neue Chancen für Einzelhandel in Leipzigs City

DieStadtunterstütztfrischeShop-IdeenfürPop-up-StoresundmitProgrammenwiedemCityfonds. NebenEinkaufsmöglichkeitenlegenBesuchervermehrtWertaufErholungsorteundmehrGrünflächen.

Charles Darwin sagte einmalsinngemäß,dass nicht die stärkste Spezies überlebt, sondern diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann. Für die Umbrüche im Innenstadthandel gilt dies gleichermaßen – der Wandel ist allenthalben spürbar und erlebbar, der Veränderungsdruckebenso.Umdie Chancen und Herausforderungen der Leipziger Innenstadtentwicklungprofessionellzubegleiten,gibt es seit Ende 2021 den Leipziger ­CitymanagerRobinSpanke,derdie Akteure zusammenbringt, Konzepte entwickelt und zukunftsfähige Entwicklungen initiiert und be­gleitet.

DernächsteWandelstehtbereits wieder an in Leipzigs Innenstadt: das Modegeschäft Zara übernimmt die Räumlichkeiten von Sport Scheck in der Grimmaischen­Straße, der Sportwarenladen zieht in die Hainstraße. „Der Wandel in den Innenstädten ist ein völlig normaler Prozess und auch gut für die

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DerWandelinden ­Innenstädtenistein völlignormaler ­Prozessundauch gutfürdiezukunfts­gerichteteEntwicklungeinerStadt, nursokannNeues entstehenoder ­könnenAnpassungen an­veränderte ­Bedingungenerfolgen.

RobinSpanke Citymanager

zukunftsgerichtete Entwicklung einer Stadt, nur so kann Neues entstehen oder können Anpassungen an veränderte Bedingungen erfolgen“, erklärt Leipzigs Citymanager Robin Spanke.

Seit 2021 begleitet der gelernte Immobilienkaufmann die Entwicklung der City der Messestadt und bringt die Innenstadtakteure sowie die Vertreter von Politik und Stadtverwaltung an einen Tisch. Wie wichtig die professionelle Begleitung der Weiterentwicklung der ­Innenstädte ist, sieht man in den ­gewaltigenUmbrüchendervergangenen Jahre, die einen enormen Anpassungsdruck erzeugt haben. VeränderteEinkaufsgewohnheiten,steigendenMietenund Corona-Auswirkungen

SchonvorCoronahabendieAuswirkungen des Onlinehandels den Vorortverkaufbeeinflusst.DieVeränderungenimEinkaufsverhaltengingen zulastendesHandelsindenStädten, der Einzelhandel ist schon lange nichtmehrderüberwiegendeGrund

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füreinenBesuchderInnenstadt.Die Zunahme der Arbeit im Homeoffice imZugederPandemieundgestiegene Miet- und Mietnebenkosten haben im Ergebnis den Einzelhandel weiter belastet. Die Leerstandstatistik von 13 Prozent ist Ausdruck dieser Umwälzungen, die Frequentierungszahlen einzelner Magistralen in der Innenstadt wie auch die aktuelle Aufgabe einzelner Standorte von Modeketten in Leipziger Shopping Malls ebenso. „Es kommen zwar Besucher in die Innenstadtgeschäfte, aber das Geld sitzt nicht mehr so locker“, beschreibt Spanke dieProblematik.

OhneLeerstandweniger PotenzialfürVeränderungen „DerLeerstandinLeipzigmachtmir keine großen Sorgen“, beruhigt ­Citymanager Spanke, denn dieser sei auch teilweise strukturell bedingt. Veränderungen sind seit jeher Normalität, und nicht für jede Lage und jede Räumlichkeit findet sich sofort jemand, der genau das Gleiche benötigt. Allgemein spürt man aber, dass Neuansiedlungen überlegter sind und länger dauern.

„Ohne eine geringe Leerstandsquote gäbe es auch keine Möglichkeit, neue Formate und Läden zu bekommen, die wiederum neue ­Bedürfnisse befriedigen und die ­Attraktivität der Innenstadt als ­Ganzesaufwerten“,erklärtSpanke.

Gerade in Zeiten des Klimawandels und der veränderten Anforderungen an die Innenstädte ist der Rückgang konventioneller Einzel-

handelsgeschäfteaucheineChance für neue Formate in der City. „So können leer stehende Läden des Einzelhandels zur Förderung nachhaltigen Konsums genutzt werden, zum Beispiel durch Reparaturbetriebe, „repair cafés“, Orte des ­Tauschens und Schenkens oder für Leihangebote“, wie das Umweltbundesamt anmerkt.

Der neue Store der StadtreinigungLeipziglebtgenaudiesesKonzept, in den Höfen am Brühl soll der Konzeptladen „Wiederschön“ bis Mai 2024 entstehen, Informationen gibt es unter im Internet unter www.stadtreinigung-leipzig.de.

CityfondssollVeränderungen anstoßen

Neue Konzepte fördert auch die StadtLeipzig,wieSpankeanmerkt, unddasbereitssehrerfolgreich.„Es gibt verschiedene Förderprogramme der Stadt, welche auf die Belebung und Attraktivitätssteigerung auch der Innenstadt abzielen, zum Beispiel durch den ‚Cityfonds‘ für ­alle, die ihre unternehmerische KreativitätinkonkreteProjekteummünzen wollen“, so Spanke.

Ziel ist, bestehende Leerstände zwischenzunutzen, mehr attraktive Ladengeschäfte zu bieten und generelldieAufenthaltsqualitätinder City zu erhöhen. Eine zwölfköpfige Jury bewertet jeden Antrag und zeigt den positiven und aktiven Austausch. Insgesamt stehen von 2023 bis August 2025 knapp 1 Million Euro zur Verfügung. Seit 2023 gab es schon über 60 Beratungster-

ShoppinginderInnenstadt: BlickindievollePetersstraße.

Foto:AndréKempner

mine und 24 positiv bewertete Projekte wurden bereits umgesetzt.

Pop-up-StoreszumProbieren neuerGeschäftsideen Wer neue Ideen für Produkte hat, KunstoderHandwerkdarbietenwill oder seine Produktionsprozesse gleichimLadenzeigt,dembietetdie Stadt im Rahmen des Programms „Pop-up-Stores“ für einen symbolischenEuroVerkaufs-undLadenflächeninderInnenstadt.UmdaseigeneGeschäftzumLaufenzubringen, ist eine erfolgreiche Bewerbung beim Amt für Wirtschaftsförderung Voraussetzung.

KlimapolitischeMaßnahmen ­erhöhenAufenthaltsqualitätin derCity Chancen trotz schwierigerem UmfeldfürdenEinzelhandelsiehtCitymanager Spanke somit trotz allem. „Aufgrund der Veränderungen im Klima, mit längeren Hitzephasen

DieInnenstadtbesuchesindindenJahrenderPandemiestarkeingebrochen,wiedieStatistikfürdie ­Hainstraßebeispielhaftaufzeigt,ab2022normalisiertesichdieFrequentierungwieder.FrequenzHainstraße 2019-2023 Quelle:Hystreet.com

Citymanager RobinSpanke

LeipzigsCityistimWandel,zahlreicheMaßnahmenzurAttraktivitätssteigerungundTransformation werdenvonverschiedenenAkteurenbegleitetundumgesetzt.Um dieseProzessezukoordinierenund zusteuern,gibtesseitDezember 2021beiLeipzigTourismusMarketingdiePositioneinesCitymanagersvonLeipzig.RobinSpankeist derersteCitymanagerderMessestand.DergebürtigeAhlenerbringt zehnJahreBerufserfahrungim Handels-Immobilienbereichmit. Der32-Jährigewarunteranderem stellvertretenderCentermanager imPaunsdorfCenter(2014),CentermanagerinStraubing(20152016)undCentermanagerderHöfe amBrühl(2017-2021).Robin ­Spankeistverheiratetundhat eineTochter.

VonJochenReitstätter 6|HANDEL
Frequenz InnenstadtbesucheHainstraße inMillionen 1 0 2023 2022 2021 2020 2019 Januar Februar März April Mai Juni Juli AugustSeptemberOktoberNovemberDezember Vermittelt,koordiniertundbringtIdeenundAkteurezusammen: CitymanagerRobinSpanke. Foto:RaikSchache

und Trockenheit und der Notwendigkeit, mit konkreten Maßnahmen gegenzusteuern, ist der Umbau der InnenstädteeineChance,dassauch wieder mehr Menschen in die City kommen“, ist sich Spanke sicher.

DieEntsiegelungvonStraßenzugunsten von Grünflächen oder die Umnutzung von Fahrbahnen des Autoverkehrs für Radfahrer und Fußgänger können die Lebensqualität und Gesundheit sowie die AufenthaltsqualitätinderCityerhöhen, was sich auch positiv auf die Frequentierung der Innenstädte auswirkt, verdeutlicht auch das Umweltbundesamt. „Durch mehr Grün- und Wasserflächen können urbane Teilflächen um bis zu vier Grad abgekühlt werden“, so eine Studie des UBA.

TrotzVeränderungsdruckgute

VoraussetzungenfürHandel

Beim Gang durch die Innenstadtmagistralen sieht man bereits die PotenzialederLeipzigerInnenstadt, soSpanke.„DerHandelprofitiertin Leipzig von verschiedenen Aspekten,dienurwenigeStädtesogeballt

DurchmehrGrün-und ­Wasserflächen könnenurbane ­Teilflächenum biszuvierGrad ­abgekühltwerden.

StudiedesUBA

DerBedarfanweiteren StandortenvonReparaturinitiativenistin ­Leipziggroß,bestätigt LisaKuhley,Koordina­torindes„Cafékaputt“ ausLeipzig. Foto:Cafékaputt

zu bieten haben: Die Stadt ist architektonisch schön, sie ist kompakt, auf gut 800 mal 800 Metern findet maneinenbuntenMixanEinkaufsmöglichkeiten, Orte der Erholung und des Verweilens, Gastronomie, aberauchKulturundKunst–esgibt also viele Gründe, in die Innenstadt zu kommen“, befindet Spanke. AuchderLebensmittelhandelinder Innenstadt ist nun wieder präsenter und die Schaffung von mehr Wohnraumistgeplant,wieaktuellbeiden Planungen des Matthäikirchhofs. EinzelhandelbleibtHauptsäule innerstädtischenWirtschaftens Spanke sieht die Entwicklung und dieVeränderungeninderLeipziger Innenstadt auf einem guten Weg. „Die Studie ‚Vitale Innenstädte 2022‘derIFHKölndokumentiertdie hohe Zufriedenheit mit der Leipziger City, die Hauptmagistralen zeigen deutliche Steigerungen mit positiven Effekten für alle Händler undLadengeschäfte“,soSpanke.In der Studie erhielt Leipzig von den Befragten für die Attraktivität der Innenstadt die Note 1,9 – Platz 1 bei

Städten über 500000 Einwohner und Ausdruck eines Wandels im Sinne der veränderten Wünsche undBedürfnissederEinwohnerund Pendler, interpretiert Spanke. Lediglich bei den Orten zum Verweilen wünschen sich gut 40 Prozent nochmehrParks,PlätzeundSitzgelegenheiten.

SteigtdieAttraktivitätderInnenstadt, profitiert auch direkt der Einzelhandel, ist sich Spanke sicher, unddiesermusstesichschonimmer aufs Neue erfinden, bestätigt auch Gunter Engelmann-Merkel, Geschäftsführer beim Handelsverband Sachsen e.V. „Die Digitalisierung wird auch Teil des stationären Handels, und zugleich bauen Geschäfte ihre Stärken als vor Ort präsente Händler aus, lassen ihre Läden mit überraschenden Inszenierungen und spannenden Sortimenten so besonders werden, dass ihre Anziehungskraft permanent erneuert wird.“ Der Einzelhandel werde die Hauptsäule innerstädtischen Wirtschaftens bleiben. Pop-up-Store

StadtrundgangmitCitymanager

LautdemLeipzigerAmtfürWirtschaftsförderunggabes2012in derInnenstadt589Einzelhandelsbetriebe,2019warenesnoch527 undinzwischensindesnurnoch492.WiewirktsichdieserWandel aufLeipzigundseinenHandelaus?AusdiesemaktuellemAnlass hatLVZ-WirtschaftszeitungsredakteurJochenReitstätter(li.)mit CitymanagerRobinSpankeeinenStadtrundgangdurchdieCity unternommen. DieBelastungimEinzelhandelistspürbar,dasGeldderBesucherinnenundBesuchersitztnichtmehrsolocker.DasseieinProblem, weißderCitymanager.Dennochseierpositivgestimmt:„Ohneeine geringeLeerstandsquotegäbeesauchkeineMöglichkeit,neue FormateundLädenzubekommen,diewiederumneueBedürfnisse befriedigenunddieAttraktivitätderInnenstadtaufwerten.“ ErverweistaufdasBeispiel„Neo“–dasneueWork-Life-Quartierim HerzenLeipzigs,daswiraufderfolgendenSeiteetwasgenauer beleuchtenwerden.MitderWiederbelebungdesehemaligen ­Karstadt-Warenhausesentstehtmitdem „Neo“einOrt,derWohnen,Arbeiten, Shoppenund„Wohlfühlen“aufbesondereWeisemiteinanderverbindet.

ImDigitalmagazinderLVZ-WirtschaftszeitungwerdenwirdenCityrundgang zudemumBild-undVideomaterial ­erweitern.

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desLeipziger Spielwarenherstellers TicToys–zurWeihnachtszeitmiteigenemStoreinder City. Foto:JacobSchröter
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KulminationspunktinnerstädtischenWandels:Arbeiten, Relaxen,EinkaufenundGenießensollesimneuen„Neo“ geben. Fotos:RaikSchache

Entwicklung des „Neo“im alten Karstadt-Gebäude

MixausEinzelhandel,BürosundGastronomie

Einzigartig in der Innenstadtentwicklung ist die Renaissance des alten Warenhauses, welches zuletzt Karstadt beherbergte und als „Neo“ durch die ­AssetManagementGesellschaftec/ Advisors GmbH im Auftrag des Eigentümers mit Flächen für Büros, Einzelhandel und Gastronomie komplett umgebaut wird. „Der Rewe ist bereits in das Untergeschoss eingezogen, insgesamt 2500 Quadratmeter stehen für den Lebensmittelhändler zur Verfügung. Die Parkplätze sind ebenfalls bereits nutzbar und technisch auf dem neuesten Stand, mit Lichtleitsystem und Lademöglichkeiten für aktuell 60 E-Autos und einem Fahrradraumfürbiszu300Fahrräderinklusive Lademöglichkeit. „Weitere Fashion- und Lifestyle-Anbieter werden im Laufe des Jahres im Unter- und Erdgeschoss noch einziehen“, berichtet die verantwort­liche Senior Asset Managerin, Alexandra Wagner.

Für Nutzer der ersten Etage stehen nach Ausbau flexibel wählbare BüroflächenzurVerfügung,fürFreelancer, Start-ups und auch größere Unternehmen. Trotz der Größe des imposanten Gebäudes sorgen sechs großzügige,neuerrichtete,Lichthöfe fürvielTageslichtundeineangenehme Arbeitsatmosphäre. In den Büroetagenlassensichdieseauchalsweitere, später einmal begrünte RelaxundPausenorteunterfreiemHimmel für die betreffenden Mieter nutzen.

BeliebterBrunnenbleibt erhalten Nicht verzichten müssen die Leipzigerinnen und Leipziger auf den beliebten Brunnen, der weiterhin zentraler Bestandteil im offenen Atrium bleiben wird und mit Lichtund Wasserspielen sowie musikalischer Untermalung schon im alten Karstadt die Besucher verzauberte.

Den gleichen Effekt erhoffen sich die Betreiber des multifunktionalen HausesauchfürdieGästeundArbei-

DasGebäude istAusdruck dessen, wasWandel zuleisten imstandeist.

Alexandra

AlsprägendesGestaltungselementdurchziehtLichtdasgesamteGebäude,sechsgroßeLichthöfe tragenwesentlichzueinemfreundlichenundhellenInnerenimehemaligenEinkaufstempelbei, ebensowiederzentraleBereichüberdemBrunnen.DieDachterrassesollamEndeüberwiegendbegrüntseinundstehtnachjetzigerPlanungdenMieterndesHauseszurVerfügung.

Die Stimmung im Handel ist „wie bei einem guten Cocktail“

NeueFolgedesWirtschaftspodcasts„MacherOst“ mit

Aktuelle

Folge

jetzthören:

ThomasOehme währendder ­Aufzeichnungdes Podcastsim ­BasislagerMedia Hub.

tenden im Bereich der Gastronomie. Mit ausgewählten Spezialitäten soll der Anreiz für die Entdeckung der AnnehmlichkeitenundAngeboteim Haus nochmals erhöht werden. ÖkologieundKlimaschutz werdengroßgeschrieben

In den weiteren Etagen entstehen moderne Büroflächen auf jeweils rund5000Quadratmetern.„Mitinsgesamtmehrals21000Quadratmetern Büroflächen, einer 3000 Quadratmeter großen begrünten Dachterrasse, eigener Stromerzeugung, den Möglichkeiten für E-Mobilität sowieeinerLEED-Zertifizierungfür ökologisches Bauen ist das GebäudeAusdruckdessen,wasWandelzu leisten imstande ist“, beschreibt Wagner den Anspruch an das Projekt. So haben nicht nur die Mitarbeitenden der einzelnen Mietpartner einen klaren Mehrwert, auch die Umwelt profitiert vom Gesamtkonzept der Maßnahmen. Jochen Reitstätter

VonSusanneReinhardt

Thomas Oehme ist Vorsitzender des City Marketing Leipzig e. V. und im Hauptberuf Geschäftsführer der Promenaden Hauptbahnhof Leipzig.Erweiß,wasGewerbetreibende und Gastronomen in der Leipziger City beschäftigt. In dieser Folge des LVZ-Wirtschaftspodcasts „Macher Ost“ sprach das Moderatoren-Duo Susanne Reinhardt und Marco Weicholdt mit Thomas Oehme über den stationären Handel in der Leipziger Innenstadt, den Einfluss von Online-Shops und über neue Ideen wie Pop-up-Stores und Eventshopping.Außerdem:Wieverändertsich die City und wie wird sie sich weiter verändern? Wie groß ist der Leerstand? Welchen Einfluss haben Großveranstaltungen auf die Umsätze und welche neuen Ansätze neben Handel und Gastronomie oder Mixed Use wie im Neo gibt es?

Ein kurzer Auszug aus dem Gespräch mit Thomas Oehme unter anderem über …

… die aktuelle Stimmung im Handel unddasKonsumverhalten: Die StimmungistwiebeieinemgutenCocktail: gemischt. Das Konsumverhalten ist gedämpft. Vor allem Besucher und Besucherinnen der Stadt sind von Bedeutung. Es sind die Touristen, auch Business- und Tagestouristen, die wir verstärkt ansprechen müssen und das Umland.

Leipzigistarm, abersexy.

ThomasOehme

Vorsitzenderdes CityLeipzigMarketinge.V.

…denstationärenHandelundwieer von Online-Shops beeinflusst wird: Der Online-Handel ist eine feste Säule,aberauchdortistderKonsum zurückgegangen. Aber beides ist verzahntunddasistauchnichtmehr zu lösen. Große Ketten probieren sich mit Online-Showrooms, um nichtmehralleProduktevorOrtbereithalten zu müssen. Das können kleinereHändlernicht.Fürdieistes wichtig, online auffindbar zu sein, ein gutes Google-Ranking zu haben. Auch, weil die Menschen ihre Shopping-Trips planen. Da muss klar sein, wie sind die Öffnungszeiten wirklich. Diese Verlässlichkeit kanndasInternetbieten.DerVorteil der Innenstadt ist die sofortige Verfügbarkeit. Man kann es direkt mit nach Hause nehmen. Wir leben da vielvonTouristen,weildienochImpulskäufe tätigen, sich etwas gönnen,wassiegeradeimSchaufenster

Foto:AndréKempner

sehen.DavonlebendieGeschäftein den großen Städten. Das ist ein großer Vorteil, den wir haben. Bei den Leipzigern selbst geht es mehr in Richtung Bedarfskauf.

…LeipzigsKaufkraft: Leipzig ist arm, aber sexy. Unter den 15 größten deutschen Städten sind wir aktuell, glaube ich, auf Rang 14 in der Einzelhandelskaufkraft. Wir müssen Gas geben. Aber die Landkreise Nordsachsen und Leipzig sind in Sachsen mittlerweile die Landkreise mit der meisten Kaufkraft.

…denLeerstandinderLeipzigerCity: Die absolute Leerstandsquote wird gerade von unserem City Manager Robin Spanke, der das gemeinsam mitderWirtschaftsförderunginAuftraggegebenhat,ermittelt.Ichdenke, diese wird noch einstellig sein und so bei acht, neun Prozent der Handelsflächen in der Innenstadt liegen. Das ist durchaus ein gebräuchlicher Wert. Wir haben StädteoderauchEinkaufscenter,diehaben mittlerweile ganz andere Leerstandsquoten.

… Trends im Innenstadthandel: Der LeerstandansichistkeineKenngröße, mit der man wirklich arbeiten kann, weil die Geschäftsformate sich immer wieder verändern. Es gab eine Zeit, da hat man Megastores sehr gern gehabt, da waren kleinere und mittlere Flächen nicht so beliebt. Jetzt geht der Trend wieder zu größeren Flächen.

… Neueröffnungen trotz Konsum­flaute: Es trauen sich immer wieder Leute in den Handel hinein. Die sagen, ich teste das jetzt für mich, ich will das jetzt und dann muss es den Proof of Concept geben. Nimmt das derMarktauf,wasichhieranzubieten habe? Das ist der erste Schritt, das Ausprobieren. Vielleicht auch mit einem Pop-up-Store, wo man geringes Risiko gehen kann, schauenkann,dassdieKostenüberschaubarbleiben.Ichglaube,dassesSinn macht, da weiter dran zu bleiben und dass die Innenstadt weiterhin attraktive Geschäfte bieten wird für die Kunden.

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MehrzumThema imPodcast „MacherOst“. ZuhörenaufLVZ.de unddort,woes Podcastsgibt.

AnkeRüssel,VorsitzendedesGewerbevereins Grimma UmdieSorgenund ­ProblemederUnternehmengehtesdemGewerbevereinGrimma.„Um unsauszutauschen,nutzenwirdieeinmalmonatlichstattfindende Mitgliederversammlung“,sagtAnkeRüssel.Die ­VorsitzendedesVereinsformuliertalsZielderAkti­vitäten,dieRegionGrimmazufördern.„Diesbein­haltetdieBelebungderInnenstadtsowiedie ­UnterstützungvonNeuansiedlungenvonGewer-

betreibendenundHändlern.“Damitwerdedielokale Wirtschaft­gestärktunddieEntwicklungderRegion gefördert.Umdieszuschaffen,lockederVereinverstärktKundenindiekommunalenZentren.„InsbesonderederhoheAnteilaninhabergeführtenGeschäften­ermöglichtindividuelleBeratungund schaffteineeinzigartigeEinkaufserfahrunginGrimma“,istRüsselüberzeugt.DieseVielfaltundpersönlicheNoteseieinstarkerTrumpf.Dasziehenichtnur vieleLeutean,sondernsteigerezugleichdieAttraktivitätderlokalenGeschäftslandschaft.

ZurVerwirklichungseinerZielesetztderVerein nachAngabenderVorsitzendenaufvielfältige ­Aktivitäten.DazuzähleetwadasvonihmorganisierteStadtfestimSeptember,fürdasumfangreich

HelkoLeischner,Vereinsmitgliedim GewerbevereinBorna

DerGewerbevereinBornae.V.blicktauf eineüber150-jährigeGeschichtezurückundhatseitdemeinengroßenEinflussauchaufdiewirtschaftlicheund gesellschaftlicheEntwicklungder Stadt.„EinesistwährenddergesamtenZeitvon1860bisheuteerhalten geblieben,derGemeinschaftssinn unsererGewerbetreibendenunddasInteresse,anbe­währten Traditionenfestzuhalten,ohnedabeialteStrukturenwiederzu belebenundsomitunserenBeitragzurallumfas­sendenEntwicklungunsererHeimatregionbeizutragen“,meintVereinsvorstandsmitgliedHelkoLeischner.„MitdemtraditionellenBornaer EventshoppingfülltderdortigeGewerbevereinimmersorichtigdie Innenstadt.ÄhnlichesgeschiehtauchzurLichternacht.Undeine großeGewerbevereins-WeihnachtsfeierfürbenachteiligteKinder, wodiegesamteStadtundGewerbetreibendeSpendensammeln unddannfürüber300KinderneinLeuchtenindieAugenzaubern, istnahezueinzigartig.DafürwurdedieVorstandskolleginMartina Vollmitdem­EhrenamtspreisdesLandkreisesLeipzigausgezeichnet.NahezueinzigartigsinddieDialog-RundendesVereinsmit namhaftenPolitikernzuaktuellenThemen.Sounteranderemzur ­Energiepolitik.Am25.MärzfindetdiedrittederartigeVeranstaltung statt–„diesmalmitdemsächsischenMinisterpräsidentenMichael KretschmerunddemOppositionsführerderCDU-CSU-Fraktionim BundestagFriedrichMerz.Ichglaube,daraufkönnenwirmitRecht stolzsein“,soHelkoLeischner.

MatthiasSebald, ­Wirtschaftsfördererder StadtSchkeuditz „FürSchkeuditzsinddie Rahmenbedingungenim Einzelhandelschonlängerundnichterstseit demWachstumdes ­OnlinehandelsoderCoronaalsherausfordernd zubezeichnen“,betontMatthiasSeebald,WirtschaftsfördererderStadtSchkeuditz.DieLagezwischendenGroßstädtenLeipzigundHallesowiedem nichtweitentferntenEinkaufszentrumNovaEventis inSachsen-AnhaltführezuKaufkraftabflüssenindie umliegendenEinkaufszentren.Deshalbhabe SchkeuditzeinEinzelhandels-undZentrenkonzept, dasdieInnenstadtalswichtigesZentrumdesHandelspriorisiertundImpulsefürdieVerbesserungder Versorgungssituationsetze.

SohabedieStadtseit2019wiedereineWirtschaftsförderung.SieagierealsAnsprechpartnerfür alleansässigenUnternehmen,stelledieThemenund HerausforderungenderGewerbetreibendenund ­EinzelhändlerinsZentrum.„UnsereAufgabeals Kommuneistes,denOrdnungs-,aberauch ­Gestaltungsrahmenzuschaffen,umdieInnenstadt mitLebenzufüllen.“

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geworbenwerdeunddasmiteinerlebendigenAtmosphärefüreinebesondereAnziehungskraftsorge. ZweimaljährlicherscheinendeAktionshefte„bieten HändlernundFirmendieMöglichkeit,sichdurch ­RabatteundandereSonderangebotezupräsen­tieren“.ZudemkönntenseitdreiJahrenUnternehmen Holzbannerwändemieten,umgezieltfürsichzu ­werben. DarüberhinausstärkederVereindiekommunalen Zentrenetwadadurch,dasseinbunterMixvon Händlern,GeschäftenundInstitutionengefördert werde.ZudemtragedieGrimmacardalsindividuell aufladbarerStadtgutscheindazubei,lokaleEinkäufe zuforcierenunddieBindungderKundenandie ­regionalenGeschäftezufestigen,betontRüssel.

Umfrage

Gewerbevereine der Region trotzen Konjunkturflaute

DunkleWolkensindamKonjunkturhimmelüberDeutschlandaufgezogen. NachdreiQuartalenderStagnationimvorigenJahrsankdasBruttoinlandsproduktimviertenVierteljahrgegenüberdemVorjahreszeitraumsogarum 0,4Prozentab.ImGesamtjahrgingespreisbereinigtum0,3Prozentzurück.GepaartmitimSchnitt5,9ProzenthöherenVerbraucherpreisengegenüber2022 bliebdasnatürlichnichtohneAuswirkungenaufdenEinzelhandel.Ermussteim vorigenJahrpreisbereinigtUmsatzeinbußenvonmehralsdreiProzenthinnehmen,wiedasStatistischeBundesamterrechnete.DiedeutscheWirtschaftsteckt inderRezessionfest,urteilendieWirtschaftsexperten.EinTrend,derselbstredendumMitteldeutschlandkeinenBogenmacht.DiesächsischeWirtschaftblickt pessimistischauf2024,sodasFazitderjüngstenKonjunkturumfragedersächsischenIndustrie-undHandelskammer(IHK).„DerEinzelhandelistimWandel–ob Innenstadt,Fußgängerzone,Shoppingcenter–dieKonzeptederVergangenheit habenanAnziehungskraftverlorenundneueIdeen,KreativitätundMutsindgefragt“,sagtderWirtschaftsfördererderStadtSchkeuditz,MatthiasSebald.„Dabei sitzenEinzelhändler,Dienstleister,GewerbetreibendeunddieKommuneineinem Boot,umdieAttraktivitätderInnenstädtezuerhöhen.“Umsobedeutsamersind jeglicheBemühungen,dementgegenzuwirken.EinewichtigeRollespielendabei etwaGewerbevereineundStandortinitiativen.DerenAktivitätenliegenschwerpunktmäßignebengemeinschaftlichenWerbeaktionenundlokalerLobbyarbeit oftauchiminformellenAustauschundgegenseitigerUnterstützung.

Gefragtseiendabeiauchprivateundöffentliche InitiativenundbürgerschaftlichesEngagement. ­„AttraktiveAngeboteundMöglichkeitenderKommunikation,InteraktionundInspirationdurchHandel undDienstleistung,Gastronomie,KulturundFreizeit verbundenmiteinerhohenAufenthaltsqualitätsind dasIdealbildeinerInnenstadt“,betontSebaldund siehtzugleichdiedamitverbundeneHerausfor­derung:„IndiesemZusammenhangmüssenAnsätze vonMobilität,StadtstrukturundAufteilungdes ­öffentlichenRaumsneugedachtwerden.“DerRathausplatzalsMobilitätsknotenpunktseigeprägtvon einerstarkenLebendigkeitundhohenFrequenz.„Die gezielteundsichtbareInformationundPräsentation dervorhandenenAngebotemussinSchkeuditzbesserwerden“,meintderWirtschaftsförderer.Oftmals seinichteinmalbekannt,dassesinSchkeuditzetwa eineBuchhandlunginderInnenstadtoderinDölzig einenHofladengebe.Dabeimüsseestrotzweiter voranschreitenderDigitalisierunggelingen,dieMenschenzuüberzeugen,dasssichderWegindieInnenstadtlohne.„NebendemEinkaufenoderdemBesuchderGastronomieheißtes,weitereAnreizezu schaffen,Begegnungsräumezuentwickeln,InteraktionenundErlebnissezuermöglichensowiedie ­Aufenthaltsqualitätzuerhöhen“,soSebald.Unddas nichtnurzumStadtfest,zudenKulturtagenoder beimWeihnachtsmarkt.

BirgitHessel,Vorstandsmitgliedund ersteStellvertreterindesVorsitzendenderStandortinitiativeWurzen undWurzenerLandundLeiterindes TUIReisecentersWurzen „Wirhabenuns2003gegründet,zunächstmit24Mitgliedern.Inzwischen sindwirüber100“,erzähltdiegelernte Industriekauffrau.Zielseies,dieeinzelnenUnternehmenundAkteuregemeinsamzustärken,Netzwerkezupflegenundsichgegenseitigzu helfen.„DazutreffensichdieVertreterderFirmenzuregelmäßigen Zusammenkünften.“DabeiwürdensichUnternehmenvorstellen, aberauchWeiterbildungsveranstaltungenorganisiert,etwaüber wissenschaftlicheThemen.„UmesaufdenPunktzubringen:GenerellgehtesunsererStandortinitiativeumdieEntwicklungder Stadt­WurzenundihresUmlandeszueinemdynamischenWirtschaftsstandort.ZugleichsollersichdurchunsereAktivitätenzunehmendalsattraktiverWohnortsowiealsStättederKulturund Bildungentfalten.“DerVereinwerbeumUnterstützungfürdie StadtentwicklunginderÖffentlichkeit,gegenüberpolitischenund VerwaltungsgremienderRegionunddemFreistaatSachsen. DazuhabendieInitiatorenderStandortinitiativeverschiedene Aktivitätenentwickelt,diediesenZielengerechtwerdensollen.„So etwadenLunchclub.HiertreffensichInteressentenallezwei ­MonateundsprechenüberanstehendeProblemeundThemen–letztenszumBeispielgingesumdieAgrarwirtschaft.“BeiKawumz geheesumdieverstärkteFachkräftegewinnungderBetriebeund Gewerbetreibenden.BeiderVeranstaltungtrafensichSchülerund Firmen.„Zuzeigen,wasHandwerkundIndustrieinWurzenbieten“, seieinZiel,sagteOberbürgermeisterMarcelBuchtazurEröffnung vonKawumzimNovembervorigenJahres.DerName„Kawumz“ stehtfür„KarriereimWurzenerLandmitZukunft“undvermittelt EinblickeindieBerufsmöglichkeitenderBetriebe. HesselberichtetauchvonanderenAktivitäten,diedieStandortinitiativeaufdenWegbringt:AusstellungenüberImmobilienund Infrastruktur,aberauchdaszweimalimJahrorganisierteNachtshopping,fürdasnichtzuletztmitPlakatengeworbenwird.„Klarist esschwierig,LeipzigernachWurzenzulocken.Abertrotzdemist beimNachtshoppingimmermächtigwaslos.VorallemausderUmgebungströmenvieledanninunsereKreisstadt“,berichtetsie.JedesMalwürdenneueGeschäftedazukommen.„InderJacobsgasseundderWenceslaigasseistabendskeinDurchkommenmehr“, erzähltHessel.DieLädenhabenbis22Uhrgeöffnet.Vieleließen sichetwasBesondereseinfallen–Modenschauenbeispielsweise. SowürdenichtnurdurcheinbesonderesRahmenprogrammeine unverwechselbareEinkaufsatmosphäregeschaffen.„DankindividuellerAngeboteversammelnsichKauf-sowieSchaulustigeinder historischenAltstadt–Spiel,SpaßundSpannungmitGarantie!“heißtesbeiderStandortinitiative.Am22.MärzdiesesJahresfindet dasnächsteNachtshoppingstatt–„übrigensschonzum27.Mal“, sagtHesselstolz.Daszeigedoch,wiegutesbeiallenankomme.

ManuelaBellmann, ­VorsitzendeGewerbevereinGeithain MitbesonderenAktivitätentrumpftauchder ­GewerbevereinGeithain auf,umKundenanzu­locken.„IndiesemJahr organisierenwirbereits zum16.MalunserEventshoppinginderInnenstadtvonGeithain“,berichtet ManuelaBellmann,ChefindesGeithainerGewerbevereins.„DabeientlastenwirunsereMitglieder,die sichandiesemAbendvollaufihreigenesAngebot konzentrierenkönnen.WirschaffenalsVereindafür alleRahmenbedingungen,dassdieVeranstaltung stattfindenkann.UnserEventshoppingziehtjedes JahrunzähligeBesucher–auchausderRegion–in dieInnenstadtundalleteilnehmendenGewerbe­treibendenkönnenIhreProdukteundDienstleistungeninschönemAmbienteundungezwungener ­Atmosphärevorstellen.“EsgebezahlreicheAngebote,auchkulinarischerArt,diedenAbendzueinem Highlightwerdenlassen. AufähnlicheWeisehelfederVereinbeiderOrganisationdesjährlichenWeihnachtsmarktes.Die ­dortigeVerlosungvonPräsentenderGewerbe­treibendenerfreuesichgroßerBeliebtheit.DieLose

dazuwürdenandieKundenkostenloseinigeWochen vorherindenGeschäftenbeimEinkaufenvergeben. UmmöglichstvieleInteressentenanzulocken, „bewerbenwirunsereAktionenmitAnzeigenim ­GeithainerNachrichtenblatt,demSachsenSonntag undderLVZ“.ZudemwürdenBannerundSchau­fensterplakateauchindenumliegendenStädtenangebracht. NebendiesenHöhepunktenbemühesichihr Verein,generelldieInnenstadtindenFokuszu ­rücken,„sodassnichtnurdiegroßenEinkaufszentrenund-märkteBeachtungfinden“.Schließlich ­geltees,dieVielfaltderkleinenGeschäfteunbedingt zuerhalten.DerVereinunterstützeseineMitglieder, „indemwirvielfältigegemeinsameTreffen ­organisierenundsomiteinePlattformzumAustausch untereinanderbieten“.

MitzahlreichenIdeenunterstützederVereindie vonderStadtGeithaininsLebengerufeneAktion zurEtablierungeinesRegiomarktesinderInnenstadt. PlakatedazufändensichinallenGeschäftenrundum denMarkt.„AnderdazulaufendenUmfrage,um einmöglichstbreitesBildderWünschederKunden abzubilden,sindwirebenfallsbeteiligt“,sagt ­Bellmannundfügthinzu:„EinenWochenmarktin Geithainzuetablieren,haltenwiralsVereinfür ­absolutnotwendigunderstrebenswert.“

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KatrinLanger

Foto:GermanProfessionalSchool

IndiesemMonatstartet die„GermanProfessional School“inErfurt.­Damit willdasLand­Thüringen einenBeitragzurGewinnungund­Vorbereitung vonAuszubildendenaus DrittstaatenfürdenAusbildungs-undArbeitsmarktleisten.ZurPräsidentinderEinrichtung wurde Katrin Langer (58) bestimmt.Diegebürtige BerlinerinistseitvielenJahrenalsBildungs-und­Projektmanagerin inderberuflichenundakade­mischenAus-undWeiterbildungtätig. ZuletztleitetediepromoviertePädagogineinGemeinschafts­projektderThüringer­KammernzurberuflichenIntegrationaus­ländischerFach-undArbeitskräfte.Wirtschaftsstaatssekretärin ­Katja Böhler (52)­sagte,derFreistaatmüsseesbeiwachsender Konkurrenzschaffen,„jungeMenschendafürzubegeistern, nachThüringenzukommen,sichhierzuintegrierenundeineAusbildungzuabsolvieren“.

MatthiasKreft

BeidenThüringer Arbeitgeber-undWirtschaftsverbändenhates einenFührungswechsel gegeben.Derlang­jährige Hauptgeschäftsführer Stephan Fauth (64)istin denRuhestandgetreten. SeinNachfolgerist ­Matthias Kreft (51).Der Jurististbereitsseit

Foto:ThüringerArbeitgeberverbände

13JahrenindenVerbändentätig,zunächstals Geschäftsführerundseit2018alsstellvertretenderHauptgeschäftsführer.SeineSchwerpunktewarendasArbeits-undTarifrecht.AlsgebürtigerThüringer„kennterdasLandunddieMentalitätderMenschen“,sagte Thomas Kaeser (70),Vor­sitzenderdes VerbandesderMetall-undElektroindustriein­Thüringen.„Ichbin sicher,dasserdiebesonderenHerausforderungeninWirtschaft undPolitiksowiedieZusammenarbeitmitunserenMitgliedernmit GespürundderrichtigenPrioritäten­setzungmeisternwird.“

Hans-Peter Kemser

InLeipzigunterwegs: derKonsum-Lieferdienst.

Zwischen Rückzug und Ausbau –der Kampf der Lieferdienste in Leipzig

Lebensmittel-LieferdienstegalteninderCorona-Pandemiealsdiegroßen Aufsteiger.Dochdaswareinmal.DasersteStart-uphataufgegeben, daszweitekämpftumsÜberleben.DagegenkönnendieSupermarkt-Anbieter KonsumundReweinLeipzigzulegen.

SVonAndréBöhmer wurden 15325 Lieferungen getätigt. Das entspräche durchschnittlich 51 Auslieferungen pro Verkaufstag. „Der Durchschnittswert einer Lieferung beläuft sich auf gut 85 Euro brutto“ , sagte Friedrich. Das seien gut zwölf Prozent mehr als noch 2022 (Durchschnittslieferung: knapp 76 Euro).

chnell aufgeblasen und aufgestiegen, nach und nachLuftabgelassenund dann zu Boden getrudelt. Das Luftballon-Prinzip hatte im Herbst 2023 den mit viel Tamtam gestarteten Lebensmittel-Schnelllieferdienst Gorillas in Leipzig wirtschaftlich in die Knie gezwungen. Dabei galten Lieferdienste während der von Einkaufsbeschränkungen geprägten Corona-Zeit (2020-2022) noch als die neuen Aufsteiger.

kleebergundSchkeuditz.Gewinne wurden noch keine gemacht. Man gehe 2023 von einem Verlust beim Jahresergebnis von 25000 Euro aus, 2022 habe das Minus noch bei 40000 Euro gelegen, so Friedrich. „Den Break-Even-Punkt sehen wir in etwa zwei Jahren.“

DasvonderrenommiertenArchitektin Zaha ­Hadid (1950-2016)entworfeneZentralgebäude desLeipzigerBMWWerksistdasVorbild. Ähnlichwieinder ­MessestadtistdasKommunikationszentrumder künftigenFabrikdes bayerischenAutobauers imungarischenDebrecendasVer­bindungsgliedzwischenden Produktions-TechnologienKarosseriebau,LackundMontage.Die Architekturistoffenundbietet­sowohlBesprechungs-alsauch Rückzugsmöglichkeiten.DaszweistöckigeKommunikationszentrumist19000Quadratmetergroß,etwadieHälftesindBüro­flächen.Jetzthabendie1000MitarbeitermitWerkleiter Hans-Peter Kemser (59)anderSpitzedasneueGebäudebezogen.Kemser kenntdasLeipzigerZentralgebäudeausdemEffeff,dennvon2015 bis2021verantworteteerdieGeschickeindersächsischenProduktionsstätte.„InwenigenMonatenwirdhierinDebrecenbereits dieVorserienproduktionstartenunddabeineueMaßstäbesetzen“, kündigteKemseran.Dortsolldie„NeueKlasse“gebautwerden.

JörgHomering

Foto:ChristophBusse

Der Abschied von Gorillas geschah ohne große Vorankündigung.InderGorillas-Apphießeslediglich, es sei „Zeit, Tschüss zu sagen“. Es sei ein Vergnügen gewesen, „über die Jahre Lebensmittel zu liefern“. Auf LVZ-Anfragen zu den Hintergründen hatten Gorillas unddertürkischeEigentümerGetir nichtgeantwortet.Kundenmussten sich notgedrungen umorientieren.

Gorillas-KonkurrentFlink weiterinLeipzigaktiv Handelsexperten wie Erik Maier von der Handelshochschule Leipzig(HHL)erklärtenvordemHintergrund der Gorillas-Aufgabe, sie erwarteteneineweitereAusdünnung auf dem Markt. „Die Unternehmen sind angetreten, um den Lebensmittelmarkt zu revolutionieren“, sagte Maier. „Diese Hoffnung löst sich nun Stück für Stück in Luft auf.“

Laut Friedrich verfolgt der Konsum aktuell keine LieferdienstStrategie, die primär auf Umsatzwachstumausgerichtetist.„Eswurden einige weiter entfernte Liefergebiete eingestellt, was das Umsatzwachstum natürlich verlangsamt“, sagte er. Zum aktuellen Liefergebiet von Konsum zählt im Wesentlichen das Leipziger Stadtgebiet und der Großraum Leipzig mit Schwerpunkt-Städten wie Mark-

Konsum-Lieferdienstmit vierFahrzeugenunterwegs Für den Konsum-Lieferdienst ist momentaneineFlotteausvierFahrzeugen unterwegs. Dabei handelt es sich um Kühltransporter unter 3,5 Tonnen Gesamtgewicht. Laut Friedrich besteht das Team aus 14 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Im Service wird gewährleistet, dass bei einer Bestellung bis 12 Uhr „in aller Regel noch am Vormittag

des Folgetags“ ausgeliefert wird. Der Mindestbestellwert ist 50 Euro, ab 100 Euro Bestellwert ist die Lieferung kostenlos. Der Warenkorb von 50 Euro bis 100 Euro kostet 4,90 Euro Anlieferung. Die Konsum-Vorstände Dirk Thärichen und Michael Faupel sehen das Lieferdienst-Geschäft als wirtschaftlich tragbar an. Es bestünden gute Wachstumschancen in der Region, was auch mit der zunehmenden Relevanz im OnlineZeitalter zusammenhänge, so Vorstandssprecher Thärichen. Er wies auch darauf hin, dass Lieferdienste für die Versorgung älterer Kunden und Genossenschaftsmitglieder eine Alternative seien. Summa summarum: „Im dicht besiedelten Stadtgebiet ist ein Lieferdienst perspektivisch wirtschaftlich betreibbar.“

Foto:Mercedes-Benz

BeiderMercedesBenz LudwigsfeldeGmbHhat eseinenFührungs­wechselgegeben.Neuer Standort-undProduktionsleiterist Jörg ­Homering (54).Erfolgte damitauf Markus ­Keicher (56),derandereAufgabenimUnter­nehmen übernommenhat.Homeringstarteteseine ­Karriere1998beiderdamaligenDaimlerBenzAGimWerkBerlinMarienfelde.NachStationenimzentralenPersonalbereichin ­StuttgartwechselteerzuMitsubishiFusoinJapan,woerzuletzt Leiter­Qualitätsmanagementwar.ImNovember2015übernahmer imQualitätsmanagementbei­Mercedes-BenzVansdieLeitungder globalenLogistikfunktion„Supply“MercedesBenzVans.Ab2020 wareralsLeiterQua­litätsmanagementvonMercedes-BenzVans tätigundwurdeimJahr2023LeiterIndustrialStrategy.Alsneuer ChefwirdJörg­HomeringfürdenoperativenBetriebdesBrandenburgerWerkeszuständigsein.InseinerneuenFunktionwirderdie weitere­Entwicklungvorantreibenundunteranderemfüreinen ­reibungslosenAnlaufdereSprinterProduktionsorgen,dieimzweitenQuartal2024beginnenwird.

NochHoffnungbestehtdagegen beim Gorillas-Konkurrenten Flink, dessen Kuriere im pinkfarbenen Outfit weiter in Leipzig unterwegs sind. Über genaue Zahlen hüllt sich das Berliner Unternehmen trotz LVZ-NachfragezwarinSchweigen, über die App kann man aber Lebensmittel in Leipzig bestellen. Die Rezensionen im Netz schwanken von Totalkritik („Ich rate jeden davon ab“) bis zur Empfehlung („Superschnellgeliefert,eineechte Alternative“).

KonsumLeipzig: 51AuslieferungenproVerkaufstag InLeipzigbringenaberauchdiebekannten Händler Lebensmittel an die Haustür. So bieten Konsum und Rewe ihre eigenen Services an. Bei der von Plagwitz (Industriestraße) aus operierenden Konsum-GenossenschaftbetrugderBrutto-Umsatz nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr gut 1,3 Millionen Euro und steigerte sich damit leicht um 3,8 Prozent zu 2022. Insgesamt, so Konsum-SprecherStefanFriedrich,

AuchdieLebensmittel-Gruppe ReweistinLeipzig miteinemLieferdienstaktiv.

Flinkliefert

Rewe-Lieferservicemit 150MitarbeiterninLeipzig Auch Konsum-Konkurrent Rewe sieht eine sichere Perspektive für Lieferdienste. Laut Rewe-OstSprecherin Stephanie Behrens erstreckt sich das Liefergebiet für Bestellungen aus dem Rewe-OnlineShop von Leipzig aus bis ins Umland nach Markkleeberg, Zwenkau, Markranstädt, Schkeuditz, Taucha und Brandis. „Unser Lieferservice in Leipzig beschäftigt 150 Mitarbeiter und Mitarbeiter­innen und verfügt über eine Flotte aus 40 Lieferfahrzeugen“, sagte Behrens.

LeipzigzähltdabeifürdieKölner Lebensmittel-Gruppe zu den sieben neuen „Food Fulfillment Centern“,diedengesamtenProzessder Auftragsentwicklung leisten, und bundesweit in den vergangenen beiden Jahren eröffnet wurden. AusWettbewerbsgründen keineRewe-Details Grundsätzlich sei man mit der Entwicklung des Rewe-Lieferservice deutschlandweit sehr zufrieden, so Ost-SprecherinBehrens:„Auchder Standort in Leipzig erfreut sich größter Beliebtheit. Die Nachfrage wächst stetig auf hohem Niveau.“ Zugleich bat aber die Sprecherin umVerständnis,„dasswirausWettbewerbsgründen keine weiteren Details zu unseren Prozessen und wirtschaftlichen Kennzahlen bekannt geben können“. Generell gelteaber,dassderRewe-Lieferservice auch in Leipzig davon profitiere, sich frische Lebensmittel online nach Hause zu bestellen.

BusinessClass
UlrichMilde 10|HANDEL
Von
weiterin ­Leipzig ­Lebensmittel aus–aufFahrrädernund ­E-Bikes.

24-Stunden-Supermärkte

Alternativen für die ländliche Region

WeiteWegezumEinkaufen,weilesimeigenenOrtkeinenSupermarktgibt:Für vieleMenschenimländlichenRaumAlltag.Wohldem,derhilfs-undfahrbereite FamilienoderFreundeinderNähehatoderselbstnochmobilunterwegsist. Undwernicht?DasetztdasKonzeptmitSelbstbedienungslädenan.Siewollen dieseVersorgungslückeinländlichenGegendenschließen.Inverschiedenen ­RegioneninMitteldeutschlandhabenindenvergangenenJahrensogenannte24-Stunden-Supermärkteeröffnetodersollendemnächstöffnen.SieversorgendieBevölkerungmitProduktendestäglichenBedarfs–abseits vonPersonalmangel,ÖffnungszeitenundLadenschluss. HierfindetsicheinekleineAuswahl,wodasEinkaufen rundumdieUhrbereitsmöglichoderwoesgeplantist. EineÜbersichtskartemit24-Stunden-Supermärktenin derRegionfindetsichimDigitalmagazin.

SeitDezember2021 gibtesinNobitzer OrtsteilTaupadelim AltenburgerLand einen24-StundenSupermarkt.Der„Immerkauf“inTaupadel Nummer10istaufdem DreiseitenhofvonFamilieKochentstandenund bietetmehrals1000 verschiedeneProdukte. MöglichwirdderDauereinkaufdurchdieECKartederKundinnen undKunden.DieseöffnetübereinLesegerät anderLadentürden Zutrittzum„Immerkauf“ undermöglichtamKassenautomateneinbargeldlosesZahlen.

ImMoritzburgerOrtsteilFriedewaldistimFebruar2023der erste24-Stunden-Supermarkteröffnetworden.MargitVoß, dieKämmerinvonMoritzburghatsichfürdenautomatischen SupermarktohneKassiereranderKötzschenbrodaerStraße engagiertundkauftselbstdortein.Beider„Fritz’NahkaufBox“ vonRewewerdenaufeinerFlächevonrund40Quadratmetern rund800ArtikeldestäglichenBedarfesangeboten.DieKunden gelangenmitihrerEC-KarteindenContainer,füllensichihr KörbchenmitdenWaren,diesiebrauchen,scannenamKassenterminalamAusgangallesselbstundzahlenwiedermitKarte.

ImNeukieritzscherOrtsteilKahnsdorfimNordenderStraße anderLagunegleichdirektamHainaerSeehatderautoma­tischeSupermarkt„Box’nShop“seinenStandortgefunden. BestelltwirdineinembarrierefreienVorraum,indemsichzwei BedienterminalsundAusgabeschächtebefinden.Kundinnen undKundenkönnenausrund600Artikelnwählen.Bezahltwird bargeldlosperKarteoderperBezahlsoftwarewieGoogle-oder ApplePaymitdemHandy.ImInnerenarbeitenmehrereTransportautomaten.DieholendieWarenausdenRegalenundbringensienachvornzumAusgabeschacht.

Bei„TanteEnso“könnenKundinnenundKundenineinem150bis200 QuadratmetergroßenMini-SupermarktjederzeitmiteinerKundenkarte,diealsSchlüsselfungiert,einkaufen.DasSortimentumfasstbiszu 3000Artikel.DieStadtMarkranstädtversuchtderzeit,denLebensmittelhändlerindenOrtsteilGroßlehnazuholen.DerStadtrathatdafürgestimmt,dassdieBürgermeisterineineAbsichtserklärungfürdieEröffnung unterzeichnenkann.VoraussetzungfüreineAnsiedelung:Mindestens300 MenschenmüsseneinenGenossenschaftsanteilzu100Eurozeichnen. EineentsprechendeKampagnesolljetztbeginnen.ImFrohburgerOrtsteil Kohren-Sahlis(LandkreisLeipzig)istdieEntscheidungzurEröffnung schongefallen.

„TanteEnso“hatbereitsimSeptembervergangenenJahresinSachsenAnhalteinen24-Stunden-Supermarkteröffnet–genauergesagtin ­GörzigimLandkreisAnhalt-Bitterfeld. Dievorausgesetzten300Anteilseignerhabensichgefunden.DanndurftendieGörzigerauchmitbestimmen,wieesbei„TanteEnso“aussehensoll.EtwabeiderFarbgestaltung, beidenÖffnungszeitenundauchbeimSortiment.Dank„TanteEnso“konntesichauchWörlitz(beiCoswig)wiedereinenSupermarktindenOrtholen. DerersteStandortinSachsen,der33.desUnternehmensinsgesamt,ist Falkenau(StadtFlöha).

AuchinThüringengibtesbereitsmehrere24-Stunden-Läden,beispielsweiseinAltengotternimUnstrut-Hainich-Kreis,inEttersburgim ­WeimarerLandundKammerforstimUnstrut-Hainich-KreissowieinZella inderRhön.AuchinGrabe,einemOrtsteilvonMühlhausen,eröffnete kürzlicheinneuer24-Stunden-Shop.

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Apotheken kämpfen um ihre Existenz

BelastungeninderBranchesetzenFilialenzu/AllgemeineSkepsis gegenüberdengeplantenNeuerungendesBundesgesundheitsministers/ GrundsätzlicheReformdesdeutschenGesundheitssystemsgefordert

VonUlrichLanger

Es ist das Schöne am Beruf, weshalb viele Apotheker diese Fachrichtung eingeschlagen haben. „Du tust jeden Tag etwas Gutes“, bringt es BirgitSchadeaufdenPunkt.Die51jährige Inhaberin der PetersbogenApotheke in Leipzigs Innenstadt schwärmt regelrecht. Sie führt das Geschäft in vierter Generation. „Menschen zu helfen – das ist unsere Berufung“, stimmt ihr Thomas Dittrich (60) zu. Der Vorstandsvorsitzende des Sächsischen Apothekerverbandes (SAV) betreibt eine Apotheke im ostsächsischen Großröhrsdorf. Das sieht Katharina Anderle (48) genauso. Die Inhaberin der Brunnen-Apotheke in der Leipziger Wiedebach-Passage nahe des Connewitzer Kreuzes spricht von der Freude, durch ihre Arbeit Leiden der Kunden lindern zu können. SotolldieseberuflicheErfüllungsei, trotzdem beurteilen alle drei die derzeitige Lage der ArzneimittelVersorung als überaus angespannt.

„Viele Apotheken stehen mit dem Rücken zur Wand“, bestätigt Anderle. Sie malt ein düsteres Bild. „Bei der Anzahl der Apotheken ist momentaninDeutschlandderniedrigste Stand seit der Wende erreicht.“ Die Zahl der Schließungen in der Branche habe ein noch nie dagewesenes Maß erreicht, sagt die approbierte Apothekerin, die drei studierte Kolleginnen und vier Pharmazeutisch-Technische Assistentinnen(PTA)sowie zwei Mitarbeiterinnen fürBotengängeundeine Reinigungskraft beschäftigt. Bei Schade sind es 40 Mitstreiter in ihren drei Geschäften –neben dem Peters­bogen noch in Leipzigs Grimmaischer Straße und auf der Alten

Messe. Zu Dittrich gehören sieben Angestellte, die zum pharmazeutischen Personal zählen.

ZahlderApotheken deutlichgesunken

Der Verbandschef belegt diesen „gefährlichen Trend“ mit handfestenDaten.„Bundesweitsankimvorigen Jahr die Zahl der Apotheken um497Apotheken.Dassindinetwa soviele,wieganzThüringenderzeit hat.“ In Sachsen existierten noch 900, 23 weniger als ein Jahr zuvor. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 17400 Apotheken. Auch in Sachsen kämpft laut Verband ein Drittel mit einer wirtschaftlichen Schieflage, elf Prozent arbeitet defizitär. Als Ursache zahlreicher Schließungensehendiedreivorrangig wirtschaftliche Gründe, aber auchfehlendeNachfolgerfürKollegen, die in Rente gehen, und allgemeinen Fachkräftemangel. Zudem machten Lieferengpässe in besonderem Maße zu schaffen und nicht zuletzt die ausufernde Bürokratie.

Die finanziellen Schwierigkeiten schätzt Anderle deutlich prekärer ein als noch vor fünf oder gar zehn Jahren. „Die Honorare, die wir pro verkauften verschreibungspflichtigem Arzneimittel erhalten, befinden sich nahezu auf dem Niveau von2004.“DannseiimvorigenJahr unterm Strich noch der gesetzlich festgeschriebene Abschlag der

Apotheken an die Krankenkassen pro rezeptpflichtigem Medikament erhöht worden. Alles in allem wirke sich dies deutlich negativ auf den Ertrag aus.

SteigendeKostenfürMieten, StromundPersonal Dittrich macht eine etwas andere Rechnung auf, die allerdings die gleiche Entwicklung markiert.

„War zum Beispiel 2013 die Einkommenssituation pro verkauftem verschreibungspflichtigen Medikamentnochauskömmlich,fahrenwir inzwischen ein Minus von 46 Cent je Packung bei den Krankenkassenein.“Dies

denn?Gut,beiWerbekostenknapse ich schon ab, so weit es geht. Etwa nicht mehr so viele Ausgaben der Apotheken-Umschau kaufen, die ich dann an die Kunden kostenlos weitergebe. Hier versuche ich, es auf ein Minimum zu reduzieren.“ AllesinallemfehltenanallenEcken und Enden Gelder für Rücklagen und Investitionen. Die jedoch unabdingbar seien. „Das Kassensystem undderServermüssenzumBeispiel circa alle fünf Jahre ausgetauscht werden“, sagt der Verbandsobere. Hinzu komme, betont Schade, eine enorme Arbeitsbelastung, die den Alltag zunehmend

Und wie gewaltig der Aufwand ist,umErsatzmedikamentezuorganisieren, schildert Schade recht anschaulich: „Zunächst muss der Patient die Lage verstehen und eine Alternativmedizin akzeptieren. Zudem bedeutet die Umorganisation Telefonwarteschleifen für Apothekenmitarbeiter beim Kontakt mit der Arztpraxis, Störung der Abläufe in der Arztpraxis, verängstigte und verunsicherte Patienten gilt es seitensderApothekezuberuhigen,individuelle Alternativrecherchen in der Apotheke sind notwendig, Botenfahrten zur Rezeptänderung in die Arztpraxis bei Papierrezepten, Wartezeiten für unseren Fahrer am Tresen oder für den Patienten zusätzlicheLaufwegeindiePraxisund zurück, Abklappern von weiteren Apotheken, ob jemand etwas zufällig noch vorrätig hat...“

Menschenzu helfen–dasist unsereBerufung.

ThomasDittrich Vorstandsvorsitzenderdes SächsischenApothekerverbandes (SAV)

sei nur durch Quersubventionierungen aus anderen Bereichen, etwa über den Verkauf freier ­Medikamente,auszugleichen.„Das kann nicht funktionieren.“ Schließlich macht nach Verbandsangaben eineApothekeimSchnitt80Prozent ihres Umsatzes über rezeptpflichtige Produkte mit den gesetzlichen Krankenkassen. „In den vergangenenzehnJahrensindjedochdieBetriebskosten, Miete und Energiepreise deutlich gestiegen“, erklärt Anderle. „Um 60 Prozent“, fügt Dittrich hinzu. Dazu gehören auch die Personalausgaben.„Letzteresistallerdings vollkommen in Ordnung“, so Anderle. „Denn der Job meiner Mitarbeiter ist unglaublich verantwortungsvoll. So gesehen sind die Löhne im Vergleich zu anderen Branchen sogar noch relativ gering.“Dittrichkritisiert,dassdieBezahlung hier schlechter ist als bei Pharmazeuten in Krankenkassen, der pharmazeutischen Industrie oderBehörden.Mehrzuzahlen,gebe die wirtschaftliche Situation ­jedoch nicht her – sind sich alle drei einig.

EnormeArbeitsbelastung erschwertAlltag

Optimieren – heißt das Zauberwort. Allgemeines Schulterzucken. Anderle fragt mehr rhetorisch: „Wie

erschwere. „Wir fahren Volllast“, beschreibt Anderle die Umstände und verweist nicht zuletzt auf Nacht- und Notdienste, die besetzt werden müssen. „Neueinstellungen kommen allerdings bei dem engen Finanzkorsett nicht infrage. Leider“, fügtsiehinzu,die2007dasGeschäft in der Südvorstadt von ihrem Vorgänger übernommen hatte.

Weggebrochene Lieferketten Schade macht noch eine andere Schwierigkeit aus, die die ­täglichen Herausforderungen erhöhe: weggebrochene Lieferketten. „Früher, vor fünf Jahren, da hatten wir in der RegeleinbestelltesMedikamentinnerhalb eines halben Tages verfügbar. Heute sind zum Teil Wartezeiten von einem oder mehreren Monaten an der Tagesordnung.“ Und Anderle ergänzt: Wenn eine Arznei bei dem von Apotheken zu „bedienenden“ Hersteller – Kassen haben mit bestimmten Firmen Rabattverträge – nicht zu haben sei, „müssen wir umplanen, neue Anbieter suchen.“ Das bedeute enorm mehr Arbeitszeit, „die uns für unsere Kunden verloren geht“. Abgesehen davon garantiere der Produzentenwechsel nicht eine stabile Lieferung. „Immerhin fischen ja alle Apotheken in diesem Pool.“

50Centfürenormen Zusatzaufwand Dittrichstimmteinindiesekritische Sicht. Und steuert erneut Zahlen bei.Schadeweistzuvornochdarauf hin, dass ja meist auch der behandelnde Arzt konsultiert werden müsse, bevor ein anderes Medikament geordert werde. „Genau so“, sagt Dittrich und wird konkret: „Es ist kaum vorstellbar: Pro Arzneimanagement, also ein Ausweichpräparat zu organisieren, hat das Bundesgesundheitsministerium 50 Cent als Zuzahlung für uns festgelegt. Im Schnitt bedeutet der ZusatzaufwandproApothekemindestens sechs Stunden Arbeit pro Woche.“ Das seien über 300 Stunden im Jahr, bundesweit auf alle Apotheken umgerechnet kämen rund 5,5 Millionen Stunden jährlich zusammen. „Die vom Ministerium ­zugestandenen 50 Cent pro Vorgang sind ein Witz.“ All diese Umstände würden die Freude an der Arbeit deutlich schmälern. Weil jeder dabei viel Zeit und Nerven lassen müsse. Zudem stehe damit ja auch die sichere Versorgung mit Medikamenten auf dem Spiel. „EinegewisseGefährdungsehe ichdadurchaus“,erklärtAnderle. Dittrich fügt hinzu: „Klar ist allerdingsschonjetzt,dassvielKraftverloren geht, sich um die Kunden zu kümmern.“

An der grundlegenden Misere in der Branche änderten die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eingebrachten Reformvorschläge „im Prinzip nichts“, ist die Connewitzerin genauso überzeugt wieSchadeundderVerbandsvorsitzende.DieangestrebtebessereFörderung der Landapotheken – „das geht zulasten der städtischen Kollegen, denn der Minister hat im Unklaren gelassen, wie das geregelt werden kann, ohne andere zu benachteiligen. Woher soll denn das Geld kommen?“, fragt Anderle. Ein Weg,dasApotheken-Sterbenzubeenden oder wenigstens einzudämmen, ist hier für keinen der drei ­erkennbar.

ExpertenseheninReformansatz Nullsummenspiel

Das Bundesgesundheitsministeriumplantzudem,dendreiprozentigen Anteil am Apothekenhonorar schrittweise abzusenken und das Fixhonorar im Gegenzug schrittweise zu erhöhen. Dies solle insbesondere kleinen Apotheken helfen. Das ist aber – so schätzen es Betroffene ein – nicht der Fall. Denn auch kleine Filialen geben hochpreisige Arzneimittel ab. Am Ende sei dies

Klaristallerdings schonjetzt,dassviel Kraftverlorengeht, sichumdieKunden zukümmern.

KatharinaAnderle InhaberinderBrunnen-Apotheke inConnewitz

nach jetzigen Erkenntnissen finanziell nicht neutral, sondern bewirke insgesamt eine Kürzung der Vergütung. Experten sprechen hier von „Nullsummenspiel“. Denn damit erhielten die Apotheken etwa 300 Millionen Euro weniger pro Jahr, und das würde die Erhöhungen beim Festzuschlag aufzehren. Es gäbe also für die Arzneimittelabgabe nicht mehr Geld, aber VerschiebungenzwischendenApotheken. Vielmehr müsste das Fixum nach Ansicht von Dittrich auf 12 Euroerhöhtwerden,ummindestens die Inflationsentwicklung der vergangenen zehn Jahre auszugleichen. Auch die Lauterbachsche TelePharmazie brächte keine Erleichterung. Anderle: „Demnach soll nicht jedes Mal ein approbierter Apotheker physisch anwesend sein, sondern nur im speziellen Fall dazugeholt werden. Also müssen die BetreffendendanndochdieganzeZeit parat stehen und können sich nicht vollkonzentriertanderenAufgaben widmen.“ Für sie erschließe sich kein wirklicher Nutzen. Abgesehen davon „erhält jeder, der bei uns anruft, auch jetzt schon sachkundigen Rat–kostenlos“.Zudemmüsstenfür Tele-Pharmazie zusätzliche Geräte angeschafft werden, „liefe ja wahrscheinlichüberVideo…Dasistalles unausgegoren“, meint Anderle. Und bei der vom Minister angedachten Arznei-Abgabe durch nichtapprobierteFachkräfteerhöhe sich das Risiko für Fehleinschätzungen. Ob und wann in bestimmten Beratungssituationen die apothekerliche Kompetenz in Anspruch genommen werden muss, läge allein im Ermessen der PTA, verbunden mit der Gefahr, falsch zu entscheiden. Dies gefährde die Patientensicherheit.

HeutesindzumTeil Wartezeitenvon einemodermehreren Monatenander ­Tagesordnung.

BirgitSchade Petersbogen-Apotheke

BildungvonRücklagen erforderlich Eine Perspektive hätten, da sind sich die Betroffenen einig, Apotheken nur, wenn langfristig deren wirtschaftliche Situation eine sichere Planung erlaubt, die zugleich nötige Rücklagenbildung einschließt, ebenso wie stabile Lieferketten. Nicht zuletzt sei der Bürokratieberg abzubauen. „Wir ersticken nahezu in riesigen Dokumentationsaufgaben“, sagt Anderle. Manche Experten sprechen gar davon, dass die Apotheken der am meisten kontrollierte Bereich im deutschen Gesundheitswesen sind. Alle möglichen Genehmigungen und sonstigen Erlaubnisse müssten eingeholt beziehungsweise vorgelegt werden,nurdamitdieArbeitgetanwerden könne.

AlldasbeeinträchtigedieFreude am Beruf. „Das ist schade und das hört man leider auch zu häufig von unseren Beschäftigten“, berichtet Dittrich.Dieszuänderngelingenur, wenn die kritisch angesprochenen Punkte ausgemerzt seien, bestätigt Anderle. Und der Verbandsvorsitzende setzt noch hinzu: „Dabei ist eine gesamtheitliche Reform des Gesundheitssystems nötig. Das derzeitige ständige Reagieren statt zukunftsträchtiges Agieren muss ein Ende haben. Dann erst kann auch bei unseren Apotheken endlich wieder Planungssicherheit und Zukunftsoptimismus einziehen.“ Und damit einhergehend „unsere große Leidenschaft für unseren Beruf neuen Auftrieb erhalten“. Ein Herzenswunsch, den alle drei in sich tragen und für dessen Erfüllung sie sich tagtäglich ins Zeug legen.

12|HANDEL

Onlinehandel im Umbruch

BranchebietetsteigendenKosten mithöhererEffizienzParoli

VonUlrichLanger

DerelektronischeHandelübersInternet boomt. Eine landläufige Auffassung, die einer kleinen Korrektur bedarf. Die Corona-Pandemie hat dem langjährigen Aufwärtstrend einen Haken verpasst. Wie das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) in seiner jüngsten Analyse feststellt, rutschte der deutschlandweite Umsatz in der Krisenphase unter die 100 Milliarden-Marke, die die Branche 2021 erstmals geknackt hatte. Damals betrugen die Erlöse der Onlinehändler 102,1 Milliarden Euro. Nach vorläufigenPrognosendesInstitutsgabesimvorigen Jahr wieder ein leichtes Plus von 0,9 Prozent, sodass 100,4 Milliarden Euro eingefahren wurden.UnddieVoraussagenderIFH-Expertenmarkieren für 2027 sogar Erlöse von fast 120 Milliarden Euro.

Fakt ist: Nahezu jeder hat schon mal per Computer etwas gekauft und sich nach Hause liefern lassen.Wasabernichtautomatischheißt,dassdie Entwicklungskurve immer nach oben zeigt.

Dasistetwabeim LeipzigerTaschenkaufhausderFall ­gewesen.„Esging nichtimmernuraufwärts.2003,imGründungsjahrdesUnternehmens,wardasEinkaufenperComputer nochnichtsostark ausgeprägt,nochnichtsosehrinMode“,erzählt ConstanzeBeier,GeschäftsleiterinMarketing/ Vertrieb.VielepotenzielleKundenhättennoch Zweifelgehabt,obwirklicheinPaketankomme undwiedieWareinnaturaaussehe.„Dashatsich dannraschverändert.EsentstandhiereinregelrechterWachstumsmarkt,vondemwirauchprofitiertenundbis2019kontinuierlichzulegten“,berichtetdieManagerin.Allerdingsseienimmermehr AnbieterindiesesGeschäfteingestiegen.Mitder Folge,dassschließlichheutigeGrößenwieAmazonundZalandoundnocheinigeanderedieBranchebeherrschen.Undjederknapstetwasabvom Kuchen.„Dasbekamenwirnatürlichzuspüren.So istdasGeschäftindenvergangenenfünfJahren deutlichschwierigergeworden.“UndebenvorallemCoronahabehierkräftiginsKontorgeschlagen.„ImmermehrLeutebliebenzuHause.Verreisenwarkaumnochmöglich.Werbrauchteda nochAkten-,Handtaschen,RucksäckeoderKoffer?DieEinnahmenschrumpftenerschreckend“, erinnertsichBeier.

Vertriebschefingemeinsammitden50MitarbeiterninLeipzigamHauptstandortinPlagwitzsowie indenbeidenTaschen-LädeninderLeipzigerund DresdnerInnenstadt.„Esbleibtabereineständige Herausforderung“,konstatiertdiestudierteKommunikationswissenschaftlerin.

Wiesiedasgedeichselthaben?„MitKosten­senkungenwoimmerdiesemöglichsind.“DieinnerbetrieblichenProzesseseieneffizientergestaltetworden.MehrTechnikhelfeebenfalls.Siesei zwarinderAnschaffungnichtganzbillig,beschere imLaufederNutzungabermehrEffizienz.„SoerstellenwirzumBeispielBeschreibungenunserer ProduktenichtmehrdurcheinzelneKollegen,sondernzunehmendautomatisiertüberKünstlicheIntelligenz.“DannwerdebeiVerpackungengespart, woessichanbietet.„NichtjedeTaschemussin einemKartonverschicktwerden.Manchmalreicht aucheinepreisgünstigereTüte.“

TeuerungbeimTransport

AufundAbderUmsätze

Dieswarauchbundesweitfestzustellen.SosacktenlautIFHdieUmsätzebeiElektrogerätenund ElektronikimvorigenJahrumneunProzentab,bei UhrenundSchmucklagdasMinusbeiimmerhin vierProzent.HingegenlegtenWarendestäglichen BedarfsbinnenJahresfristum14Prozentzu.„Zum GlückhatsichdieLagestabilisiert“,freutsichdie

BeiTransportkostenhingegenlassesichweniger sparen.ImGegenteil,siewürdensteigen.Soetwa beimVersandpartnerDHL.„DessenPreiserhöhungenkönnenwirnicht1:1anunsereKundenweiterreichen.“AußerdemklettertendieMindestlöhne kontinuierlich.Alldas„müssenwirüberdieangesprochenenEffizienzsteigerungensogutesgeht abfangen“.AlleindieLieferkostenmachtenetwa neunProzentdesUmsatzesaus.Undmitteurerer EnergieundwachsendenMietenindenbeiden Großstädten„habenwirweitereProbleme,diewir indenGriffbekommenmüssen“,berichtetdiegebürtigeChemnitzerin.

DabeibergedurchausdasspezielleTaschenkaufhaus-GeschäftsmodellVorteile.„Naja,die KombinationvonOnline-unddenbeidentraditionellenEinkaufsmöglichkeitenhatschonübermancheSchwierigkeitenhinweggeholfen.“Manche KundenwolltenebendieTaschemalanfassen,das Materialgenauer„erfühlen“und„erleben“.Dann

IhreServicegesellschaft fürFahrwegeundSchienenfahrzeuge

könnevorOrteineFachberatunggenossenwerden.OderjemandemfallebeispielsweiseeineUmhängetascheinsAuge,„aberdieFarbesagtnicht zu.KeinProblem,dannwirddasfehlendeModell ausderLogistikzentralebesorgt.Somüssenwir nichtalleWarenaufVorrathaben“,erklärtBeierdie Vorzüge.ImmerhinlagerninderPlagwitzerFirmenzentrale,dievornunmehrzwölfJahrenneuerbaut wurde,10000Produkte.InsgesamtmehrereMillionenEuroanInvestitionenstecktenimUnter­nehmen.

GleicheWettbewerbsbedingungennötig DieHerausforderungendernächstenJahre–da fälltBeiereinigesein.„EsmüssengleicheWettbewerbsbedingungenher.Eskanndochnichtsein, dassgroßeAnbieterinDeutschlandihreSachen beiunsverkaufen,hieraberkeineSteuernzahlen, weilsichihrFirmensitzetwaimAuslandbefindet.“ DeutlichaufwärtsgeheeswomöglichimHandel erstwieder,wennsichdie„generellekonjunkturelleLageaufhelle.DazugehörtmeinesErachtens aucheinpositiveresKonsumgebahren.Überallim LandherrschtnegativeStimmung.Dasschlägt ­natürlichaufdenHandeldurch.AllehaltenihrGeld zusammen“,istBeierüberzeugt.

DennochhegtsiekeinerleiZweifel,dassder OnlinehandeltrotzallerWidrigkeitenüberlebt. WenngleichsiewieandereExpertenaucheinSterbenvielerkleinererOnlinehändlerindennächsten Jahrenbefürchtet.GanzsoschwarzwieIFHGeschäftsführerKaiHudetzesvoreinigerZeit ­formulierte,siehtsieesjedochnicht.Er ­meinte,dass90ProzentderOnlinelädennicht überleben.BeiersprichthingegenvonderChance, dasssichkleinereAnbieterzusammenschließen, umbestimmteAufgabenzueffektivieren.Beim Marketing,beiderSoftwarenutzungundhierund daimPersonalbereich„kannichmirKooperationen durchausvorstellen“.

EinAufundAb,wiebeim ­Taschenkaufhaus,machtauch Spreadshirtaus.Das2002in LeipziggegründeteUnternehmen–esistinzwischeneineMarkederSpreadGroup,derDachmarkevonfünfinternationalagierendenE-Commerce-Plattformen mitSitzinLeipzig,hatebenfallsin denvergangenenJahren„dieEffektederRezessioninFormvonKaufzurückhaltungunserer Endkonsumentengespürt“,erklärtNoraKulling,Vize-Marketing-ChefindesUnternehmens.„WirwarenjedochinderLage,dieseSchwächezumGroßteilüberunserwachsendesFirmenkundengeschäftauszugleichen.“Geholfenhabeauchder EinstiegindasLive-Entertainment-Geschäft„mitSpreadLive, wowirerfolgreichalsMerchandising-PartnerderMusikfestivalsRockamRing/RockimParkfungierthaben“.UnwägbarkeitenprägtendienächstenMonate.GeopolitischeKonflikte inOsteuropaundimNahenOsten,aberauchdiehöhereInflationsratebeschertenbeiUnternehmenwieVerbrauchernanhaltendeVerunsicherungundteilweiseKonsumzurückhaltung.Hinzukämendie„steigendenKosteninvielenBereichen“,vordenenauchdieSpread-Gruppenichtgeschütztsei. Kulling:„MitunserenWerkeninEuropaunddenUSAwerden wirpreislichniemitLow-Cost-WettbewerbernausFernost mithaltenkönnen,wirbesinnenunsdaherstarkaufInnovationenundQualität.Sohabenwirauchineinemschwierigen wirtschaftlichenUmfeldwieimJahr2023weiterinunseren MaschinenparkunddenAufbauneuerGeschäftsfelderinvestiert.“OptimistischblickedasUnternehmenalsoindieZukunft.„GeradeunsereDienstleistung,personalisierteProdukteabMengeeins,lassensicheigentlichnuronlineeffizient darstellen“,betontKulling.

TrotzdervonConstanzeBeier erwartetenMarktbereinigung schließtdies­Expansionenund NeuansiedlungeninderRegion nichtaus.BestesBeispielist Mytheresa.DerinternationalrenommierteOnlinehändlerfürLuxusmodeundAccessoires,der seinenSitzinMünchenhat,nahm kürzlichamAirportLeipzig/Halle einneuesLogistikzentruminBetrieb.Dies„legtdenGrundsteinfürzukünftigesmehrjährigesWachstumunddieErweiterungunsererServiceleistungen.EspasstperfektzuunsererstrategischenVisionundstärktdiePositionvonMytheresaalsweltweitenMarktführerimLuxussegment“,sagtCEO MichaelKliger.DasUnternehmenbieteteineumfangreiche AuswahlanProduktenvonmehrals200bekanntenMarken undDesignern,darunterGucci,SaintLaurent,Prada,BurberryundValentino.MitseinemweltweitenVersandinrund 130LänderhatsichMytheresanacheigenenAngabenals führenderAnbieterimLuxussegmentetabliert.LautStatista, einerglobalenDatenbank,erwirtschafteteerimGeschäftsjahr2023,dasimJuniendete,rund769MillionenEuroUmsatz.ImVergleichzumVorjahreszeitraumentsprichtdies einemWachstumumrundelfProzent.Allerdingsverfehlte dasUnternehmendamitdaseigenegesetzteZielvon 780MillionenEuroknapp.ImlaufendenJahrstrebtMytheresaeinWachstumvon15Prozentauf946MillionenEuroan. DazusollderneueStandortinLeipzigseinenBeitragleisten.DiegestecktenZieleverdeutlichendieZukunftsvision desUnternehmens.„DasneueLogistikzentrumwirddankder einzigartigenLageindirekterNachbarschaftzuminterna­tionalenLuftfrachtdrehkreuzvonDHLnichtnurunseren ­Servicesignifikantverbessern,sondernauchdieKapazität fürdaskünftigeWachstumunseresGeschäftsliefern.Wir ­optimierenGeschwindigkeit,FlexibilitätundKosten“,meint COOSebastianDietzmann,derfürdieLeitungdesopera­tivenGeschäftszuständigist.„Wirkönnen20Prozent ­unsererBestellungenfrüherzustellen“,betonter.

UnddassdasUnternehmendemOnlinehandeleinepositiveEntwicklungzutraut,dafürsprechenauchdiePlanungen fürdienächstenJahre.Rund330MitarbeiterInnenwurden bereitsinLeipzigeingestelltundbiszumJahr2030werden insgesamtsogarandie1000Arbeitsplätzegeschaffen.Kein Wunderdaher,dassdieAnsiedlungvonMytheresainder sächsischenMetropolesowohlinderBranchealsauchvon WirtschaftsforschernalsMeilensteinfürdenLogistikstandort Mitteldeutschlandgewertetwird.

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Riesaer Nudeln –110 Jahre präsent

SächsischesUnternehmenproduziertjährlich über25000TonnendergelbenKöstlichkeiten undfreutsichüberguteGeschäfte.

VonUlrichLanger

Esmutetsoan,alsseihier der Bock zum Gärtner gemacht worden. Derjenige,derdasGeschaffene am liebsten selber verdrückt, ist – so der Gedanke bei dieser Redewendung – eher ungeeignet für die ihm übertragene Aufgabe. Bei Mike Hennig ist das Gegenteil der Fall. Hier ist der Experte zum Chef geworden. Als Geschäftsführer der Teigwaren Riesa GmbH hat er genaudenrichtigenPosteneingenommen. Schließlich weiß er, worauf es in diesem Job ankommt. Denn: „Ich esse wahnsinnig gerne Nudeln“, gesteht der 56-Jährige freimütig ein. Welche Formen, welche Geschmacksrichtungen, welche Raffinessen besonders einschlagen könnten, da macht ihm keiner so schnell etwas vor. Immerhin hat er nicht nur seit reichlich vier Jahren den Chef-Hut bei der Riesaer Nudelfabrikauf,sondernverfügtschon

über mehr als ein Vierteljahrhundert Erfahrungen in der Lebensmittelbranche. Etwa beim UnileverKonzern oder Homann-Feinkost.

„Ich war 25 Jahre im Westteil Deutschlandszugange,bisichdann in Riesa angeheuert habe.“ Wohl eher angeheuert wurde – über eine Personalberatungsfirma.

UnserBestreben ist,etwasBesonderes zuproduzieren.

Keinesfallswollen wireinebillige ­italienischeErsatz­nudelanbieten.

MikeHennig Geschäftsführerder TeigwarenRiesaGmbH

MarktführerimOsten

NunisterderHerrübereineenorme Nudelmenge. „Wir schaffen an die 25000 Tonnen jährlich.“ Und das konstant seit Jahren. In diesem Januar sei noch eine neue Anlage zur Spätzle- und Walznudelherstellung inBetriebgegangen.„Siebringtzusätzlich 15000 Tonnen.“ Eine nahezu unvorstellbare Größenordnung. Allerdings helfen so die Riesaer mit Bravour, den jährlichen Pro-KopfVerbrauchandiesenTeigwarenvon fast zehn Kilogramm zu decken. Dies ist nach Angaben des StatistischenBundesamtesinzwischenfast doppelt so viel wie noch vor 15 Jahren. Mit ihren Kapazitäten ist die sächsische Teigwarenfabrik seit Langem der Marktführer „in den ehemaligen neuen Bundesländern“,wieesHennigscherzhaftfor-

muliert. „Von Rostock bis Sonnebergsindwirpräsent.AuchinRandgebieten Nordbayerns, Hessens und Niedersachsens.“

Wenn das die Firmengründer 1914 geahnt hätten. Damals schuf die Großeinkaufsgesellschaft deutscherConsumvereine–alsKonsumgenossenschaft eine Art Vorläufer der heutigen Supermärkte – im Gewerbegebiet des Riesaer Stadtteils Gröba das Unternehmen, das noch heute in den Gemäuern von damals residiert. „Allerdings ist 2008 noch dasneueWerk2hinzugekommen“, fügt der gebürtige Hallenser hinzu. Dass sein Unternehmen heute in der Spitzenposition deutscher Nudelhersteller steht, in Ostdeutschland neben den Konkurrenten Erfurter Teigwaren und Möwe in WarenanderMüritzsogardieNummer 1 ist und sich bravourös im Wettbewerb behauptet, kommt nicht von ungefähr. „Klar schreiben wir schwarze Zahlen“, platzt es aus Hennig heraus. Der gelernte Kaufmann, der 1995 sein Diplom an der Martin-Luther-Universität in Halle machte, mag hier keine konkreten Zahlen nennen. Beim Umsatz ist er hingegenredseliger.„Auf40Millionen Euro bringen wir es.“ Dies sei ein Plus von etwa zehn Prozent innerhalb der vergangenen fünf Jahre.„DaspielenallerdingsPreiserhöhungen hinein“, erklärt der Vater dreier Kinder, der übrigens nach demStudiumalsNiederlassungsleiter zum Backwarenriesen HarryBrot nach Thüringen ging und 2002 zu Unilever nach Hamburg wechselte.

EffizienzundInnovation Beim Stichwort Preis wird er nachdenklich und sagt: „Die Deutschen sind Weltmeister im Streben danach, am allerwenigsten für Lebensmittel auszugeben.“ Das verschärfe den Wettbewerb in Deutschland enorm, auch mit Blick auf ausländische Anbieter – etwa aus Italien. „Trotz allem: Unser Bestreben ist, etwas Besonderes zu produzieren. Keinesfalls wollen wir eine billige italienische Ersatznudel anbieten.“

Um dennoch am Markt nicht unterzugehen,„müssenwiraufEffizienz und Innovation setzen“. Zwei Worte, die er so leicht ausspricht, hinter denen sich aber schwerwiegende Ziele verbergen. Das weiß der Firmenchef nur allzu gut. Hat auch gleich einige Beispiel parat, wie die Riesaer es in der schwierigen Nachwendephase bis heute vermochten, in ihrer nunmehr 110jährigen Tradition zu brillieren. Investitionen in Millionenhöhe – „bestimmt so an die 50 Millionen Euro“ – sind ein Stichwort. Dies sei vor allem der Familie Freidler aus Trochtelfingen in Baden-Württemberg zu verdanken, „die mit ihrer Firma Alb-Gold1992beiunseingestiegen ist“. Vielmehr die Teigwarenfabrik Riesa wiederbelebte. „Denn 1990 hat die Treuhand den Standort geschlossen, weil der Absatz weggebrochen war. Die Leute kauften damalsfastnurWest-Waren“,erinnert sichHennig.DasseizumGlückGeschichte. Und um mit Ost-Nudeln wieder gute Geschäfte machen zu können, sei die Fertigung in der sächsischen Fabrik modernisiert worden. Dazu zählt etwa eine eigene Dampfproduktion. „Dies brauchen wir in besonderem Maße, um die Nudeln zu trocknen“, erklärt der Chef. Allerdings stünde hier schon die nächste

Veränderung an. „Die Politik hat ja den Kohleausstieg beschlossen. Da werden wir auf Dauer dann nicht mehr so wie bisher agieren können.“ Wie dies dann funktionieren soll? „Das ist noch unklar. Bislang bietet sich als Lösung nur an, mit Elektroenergie Wasser zu verdampfen. „Das ist aber wahnsinnig teuer.“ Zumal die Strompreise steigen und Deutschland im internationalen Vergleich verliert. „Das macht uns zu schaffen, erhöht den Wettbewerbsdruckaus dem Ausland“, ärgert sich Hennig. Immerhin verbrauche die Firma jährlich mehrere Millionen Kilowattstunden Strom. Fünf Prozent vomProduktpreisentfallenauf die Energiekosten, 20 Prozent auf Personalausgaben und der Rest auf die Rohstoffe, Steuern und Abgaben.

Nachhaltigdenken Auf sparsamen Umgang mit allen Ressourcen legt das Unternehmen deshalbgroßenWert.Dazugehören stromsparende Leuchtstofflampen,

aber auch die Photovoltaik-Anlage auf dem Fabrikdach. „Das sind etwa5000Quadratmeter“,sagtder Nudelliebhaber. „Damit erzeugen wir immerhin etwa zehn Prozent unseres jährlichen Strombedarfs.“ Nicht zuletzt helfedieneueTechnik,dieimLaufe der vergangenen drei Jahrzehnte dankderwestdeutschenMutterangeschafft wurde, effizienter zu produzieren. So sparten beispielsweise neueKompressorenEnergiegenauso wie moderne Automatisierungstechnik.

Hinzu kommt der Anspruch, mit kurzen Lieferwegen „von den Bauern über die Mühle bis zu uns“ zu punkten und so weniger Kraftstoffabgase in die Luft zu pusten. „Unsere Rohstoffe, vor allem der Hartweizengrieß, kommen komplett aus Mitteldeutschland – aus der Lommatzscher Pflege, aus dem Thüringer Becken und aus der Leipziger Tieflandsbucht.“ Innovativ sind die Riesaer auch in Sachen Verpackung.„LängstverwendenwirdünnereFolienfürdieNudel-Tüten.Immerhin verkaufen wir 40 Millionen davon jedes Jahr. Da kommt schon einiges an Einsparung zusammen“, merkt Hennig an. Auch der Verschluss sei verändert worden. „Die Clips aus Draht und Papier nutzen wir nicht mehr, statt dessen wird verschweißt.“ Zudem werde auf Papieraufkleberverzichtet.„Alldas hilft, effizienter zu sein.“

Solche Schritte seien unverzichtbar, „damit die Nudelproduktion und der Absatz stabil sind, seit Jahrenschon“,freutsichderGeschäftsführer der sächsischen Firma, in die im vorigen Herbst der irische Lebensmittel-Konzern Biavest eingestiegenistund80ProzentderAnteile von der Familie Freidler übernommen hat. „Der Kontinuität tut

dies keinen Abbruch, im Gegenteil“, ist Hennig überzeugt, birgt sie doch immer auch Neues in sich. MitneuenKreationenMarkt ­begeistern Was so viel heißt wie: „Natürlich möchten wir eine Besonderheit sein aufdemNudelmarkt.Wirwollenihn interessantmachenfürdieVerbraucher.“ Also immer mit tollen Kreationen auftrumpfen. In 65 verschiedenen Formen sind Teigwaren aus Riesa zu haben. Weitere kommen ständig hinzu. „Den Ideen unserer Mitarbeiter sind da keine Grenzen gesetzt. Anlässlich der FußballEuropameisterschaft bringen wir zum Beispiel Nudeln in Ball- oder Schuhform heraus.“ Aber nicht nur dieGestaltsolllocken.AuchderGeschmack. So verfeinern Steinpilze, IngwerundKnoblauchdieKöstlichkeiten. Hinzu kommen spezielle Riesaer Soßen und Pestos. Hennig zählt auf: Carbonara-, Pilz-, Orangen-Pfeffer- und Gemüse-Soße, Thunfisch-Pesto. Letzteres gebe es extra nur für Teigwaren Riesa. Und nicht zu vergessen die Mie-Nudel –„eine asiatische Version, die wir allerdings nicht unter eigenem Namenherstellen,sondernfürspezielle Anbieter“. Eine Fülle an Leckereien, die „vonRostockbisSonnebergüberall zuhabensind“,betontHennignicht ohne Stolz. Gelistet sind die Riesaer TeigwarenbeiallengroßenLebensmittelhändlern von Aldi über Rewe, Edeka bis zur Schwarz-Gruppe, zu der Kaufland und Lidl gehören. Damit die „Nudelversorgung weiterhin problemlos funktioniert, kümmern wir uns um unseren Fachkräftenachwuchs auch selbst“, berichtet der Wahl-Leipziger. Zehn Auszubildende beschäftige die Firma derzeit.Esseinichtsoeinfach,junge Leute zu finden. „Immerhin arbeiten wir sechs Tage die Woche drei Schichten.“DaesbiszusechsStunden dauere, bis aus dem Grieß eine Nudel entstehe, „müssen die Anlagen durchlaufen“.

Und das haben die Riesaer in den vergangenen Jahren toll gemeistert. Der Blick aus den Fenstern des Firmengebäudes untermauertdieseEinschätzung. Die ebenfalls 1914 errichteten Werke der Zündholz- und Seifenfabriksteheninzwischen leer. „Sie sind pleite“, sagt Hennig mit Wehmut. Aber das sei eben marktwirtschaftlicher Wettbewerb. Vor diesem müssen sich die 135 Mitarbeiter in der Produktion und die 20 im „touristischen Geschäft“, wie der Chef denWerksverkauf,das Museum und das Restaurant nennt, nicht fürchten. „Schließlich stehen wir gut da und dazu hat jeder einzelne beigetragen.“ So verwundert nicht, dass Hennig auf die Frage, ob er seinen Wechsel nach Riesa schon einmal bereut hat, wie aus der Pistole geschossen antwortet: „Nie!“

14|HANDEL Historie ■ 1914GründungRiesaTeigwaren ■ 1950bis1990Haupt-NudelproduzentderDDR.LangsameAutomatisierung. ■ 1990SchließungdurchdieTreuhand ■ 1992ÜbernahmedurchAlb-Gold–FamilieFreidlerBaden-Württemberg ■ 1997MarkeRiesawirdzumMarktführerimOstenDeutschlands ■ 2003EröffnungNudelcenter ■ 2008BauWerk2inRiesa ■ 2014Feier100JahreTeigwarenRiesaGmbH ■ 2020bis2023RelaunchVerpackungRiesaNudeln NudelnamlaufendenBand. SiefindenreißendenAbsatz–schon seitvielenJahren. Fotos: TeigwarenRiesa GmbH MitmodernerTechnikgelingtesdenRiesaern, ihreProduktionzueffektivieren.

Die Vorfreude steigt beim Konsum Leipzig. Am 8. Mai feiert der als Consum-Verein für Plagwitz und Umgebung gegründete Lebensmitteleinzelhändler seinen 140. Geburtstag. Ein stolzes Alter, das generell weniger als zwei Prozent aller Firmen erreichen.

Der Konsum mit seinen heute knapp 30000 Genossenschaftsmitgliedern hat noch mehr Grund zum Strahlen. So ist das vorige Jahr erfolgreich verlaufen, der Umsatz kletterte um zehn Prozent auf 200,6 Millionen Euro. Die 17,3 Millionen Einkäufe bedeuten einen Anstieg um 8,7 Prozent. Der durchschnittliche Bonwert lag bei 11,57 Euro. „Das sind sehr ordentliche Ergebnisse, unsere 1200 BeschäftigtenhabeneinentollenJob gemacht“, sagt Michael Faupel (57), der gemeinsam mit Dirk ­Thärichen (54) den Vorstand bildet. Kein Wunder also, dass der Aufsichtsrat angesichts dieser Erfolgszahlen kürzlich den Vertrag [verlängert hat.

WeiteresWachstumgeplant Und die Aussichten bleiben trotz der bundesweiten Konjunkturschwäche, die auch am Einkaufsverhalten nicht spurlos vorbei geht, immer noch gut. „Wir rechnen für 2024 mit einem Wachstum von fünf Prozent“, prognostiziert Faupel. Das sei anspruchsvoll. Gerade, weil „auch wir merken, dass die Verbraucher angesichts der allgemeinen Teuerung noch preisbewusster geworden sind“. Da spare der Deutsche zuerst bei den ­Lebensmitteln.

AlsmodernerLebensmittelhändlersetzt KonsumLeipzigaufdasMotto„Nah.Frisch. Freundlich.“DieVorständeDirk­Thärichen(li.) und­MichaelFaupelwollenweiterhinden ­FokusaufFrischeundRegionalitätsetzen. Foto:AndréKempner

Klein, aber groß in der Nische

KonsumLeipzigbehauptetsichmit seinemKonzeptgegendieRiesenim Lebensmitteleinzelhandel

Mittler zwischen Industrie und Abnehmern

SachsensGroßhandelistderdrittgrößteWirtschaftszweigimFreistaat

EristsoetwaswiedasWarenhaus für Firmen: der Großhandel. Er kauft Produkte verschiedener Herstellerundveräußertsieangewerbliche Kunden, aber auch Behörden, Bildungsstätten, Kantinen und Vereine. Privathaushalte haben in der Regel keinen Zugang. Da bestellt die Apotheke ihre benötigten Arzneimittel im Großhandel etwa bei Noweda in Taucha. Gastronomen und Kioskbetreiber fahren gerne zurMetrooderzuSelgrosinLeipzig, Elektrohandwerker in den Elektrogroßhandel etwa zu Obeta, das Sanitärhandwerk holt sich die benötigten Materialien beispielsweise bei Richter + Frenzel.

Ohne einen funktionierenden Großhandel würden Industrie, Handwerk und Versorgung zum Erliegen kommen, meint Franziska Scherf, Präsidentin des Landesverbandes des Sächsischen Groß- und Außenhandels (SGA) mit Sitz in Dresden.Handwerker,Industrieund Verbraucher könnten Produkte oft nur schwer direkt bei der Industrie beziehen.Zudemspartbeispielsweise die Apotheke Lagerhaltungskosten und wäre allein aus räumlichen Gründen nicht in der Lage, alle Medikamente selbst vorrätig zu halten. 38000Beschäftigte

„Wir sind der drittgrößte Wirtschaftszweig im Freistaat“, berichtet die Verbandschefin. Einige ZahlenmachendieBedeutungsichtbar.

Die Branche, der Scherf eine Mittlerfunktion zwischen Industrie und Abnehmern zuschreibt, beschäftigt rund 38000 Mitarbeiter, der Umsatz liegt in der Größenordnung von 16 Milliarden Euro.

Die Wichtigkeit der Branche sei vorallemwährendderCorona-Pandemie deutlich spürbar gewesen, meint Scherf, im Hauptberuf Geschäftsführerin der Henka Werkzeuge + Werkzeugmaschinen GmbH in Stolberg, und spielt unter anderem auf den Pharma- und Hygienegroßhandelan.ImÜbrigensei der Wirtschaftszweig im Wesentlichen vom Lockdown während der Pandemie ausgenommen gewesen. NegativerTrend Rosig sind die Zeiten derzeit allerdings nicht. Nach Angaben von

Scherf sank der Umsatz im vorigen Jahr von Januar bis Oktober – die kompletten Jahreszahlen liegen nochnichtvor–nominalum4,1Prozent. Werde hier jetzt noch preisbereinigt,alsoreal,gerechnet,wasdas Statistikamt nicht mache, „so wird der Rückgang noch größer, was uns erhebliche Sorgen bereitet, zumal der Trend leider anhält, sich eher verschärfen wird“.

Neuebürokratische Monstererschweren denUnternehmendie Arbeitzusätzlich.

FranziskaScherf PräsidentindesLandesverbandesdes SächsischenGroß-undAußenhandels

Kleiner Lichtblick: Die Beschäftigtenzahl blieb dabei weitgehend konstant. Die diplomierte Wirtschaftsingenieurin verweist dabei darauf, dass der Anteil von Teilzeitoder Mini-Job-Beschäftigten im Großhandel, insbesondere im Vergleich zum Einzelhandel, „verschwindend gering“ sei. Der Verband gehe jedoch auch hier von einer negativen Entwicklung aus, was sowohl mit dem Angebot als auchmitderNachfragezutunhabe. „BürokratischeMonster“ Als „extrem herausfordernd“ bezeichnet die Präsidentin die Rahmenbedingungen. Sie verhießen „nichts Gutes“, insbesondere im Baunebengeschäft. Der Verband gehe insgesamt von einem noch höheren Rückgang aus. Kritisch sähen

Doch wie behauptet sich die kleine Konsumgenossenschaft in einem Umfeld, in dem Giganten wie Aldi (Nord und Süd) sowie Lidl jährlich in Deutschland jeweils gut 30 Milliarden Euro erlösen, dabei dank der Marktmacht Takt und Preise vorgeben? Thärichen holt bei der Antwort ein wenig aus und erinnert sich, dass „alles ein bisschen wacklig war“, als er 2014 und einJahrspäterFaupelzumKonsum stießen. „Da haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, mit welcher Strategie wir das operative Geschäft wieder vernünftig zum Laufen bringen können.“ Bald stand der Plan. Der Modernisierungskursumfasstedieheute59Filialen, das Sortiment wurde umgekrempelt. Es wird seitdem Wert auf mehr Standards, deutlich größere Vielfalt bei regionalen Produkten sowie ein umfangreiches Frischeangebot bei Obst und Gemüse gelegt. „In der unmittelbaren Region gibt es hervorragende Produzenten, die für die großen Ketten zu klein,fürunsaberperfektsind“,erklärt Faupel.

Nah,frisch,freundlich

Die Organisation wurde komplett neu aufgestellt, außerdem erhielten die Mitarbeiter mehr Geld und Verantwortung. Ein leistungsabhängiges Prämiensystem gab es obendrauf. „Wir wollen nah, frisch und freundlich sein“, gibt Thärichen die Marschrichtung vor. Was einschließt, dass die Angestellten auch mal ein kleines Schwätzchen mit Stammkunden halten dürfen, ohne gleich schief angesehen zu werden. „Wir bedienen auch das untere Preissegment“, betont Fau-

pel. „Da sind wir genauso günstig wie die Discounter.“ .

Eine wichtige Rolle kommt den Filialen zu. Sie haben das Angebot einesSupermarktes,sindaberkleiner, dadurch auch übersichtlicher als die der Handelsgiganten und liegenimKiez,alsoinderNachbarschaft und sind gut fußläufig erreichbar. „Unsere Kunden kommen in der Regel zwei- bis dreimal pro Woche“, berichtet Thärichen.

als die der Handelsgiganten und liegenimKiez,alsoinderNachbarschaft und sind gut fußläufig erreichbar. „Unsere Kunden kommen in der Regel zwei- bis dreimal pro Woche“, berichtet Thärichen. „So haben wir unsere Nische gefunden und heben uns als Nahversorger vom Wettbewerb ab.“

die Firmen die Bürokratie. „Neue bürokratische Monster wie das Lieferkettensorgfaltsgesetz, das Hinweisgeberschutzgesetz, die Verpackungsverordnung et cetera erschweren den Unternehmen die Arbeit zusätzlich, erhöhen die Kostendeutlich.“ZusätzlicheAusgaben kämen durch die Lkw-Maut und die angehobene CO2-Abgabe hinzu, nach den bereits enormen KostensteigerungenbeiEnergieundPersonal in den vergangenen Jahren.

Bei nachlassender Nachfrage werdeesschwer,dieseAnhebungen andieKundenweiterzugeben.„Das wird den existentiellen Druck in einigen Bereichen, vor allem in Zusammenhang mit Bau, erheblich erhöhen.“AberauchimNicht-Baubereich seien die Herausforderungen groß.ExplizitnenntScherfdenPharmagroßhandel, der die Kosten auch nichtbeziehungsweisenurteilweise weitergeben könne. Viele Apotheken stünden mit dem Rücken zur Wand, da die Arzneimittelgesetze seit Jahren die Margen bei steigenden Kosten deckelten. Der Lebensmittelgroßhandel (Edeka, Rewe) und der c+c-Handel (Cash and Carry) von Metro und Selgros spürten die Kaufzurückhaltung deutlich.

SichausbreitendeRezession Gleichwohl gebe es Teilbereiche, die auf mittlerem Niveau noch ordentlich agieren könnten. Das sei insbesondere der Produktionsverbindungshandel, der Industrie oder Handwerk beliefert, denen es noch gut gehe. „Aber auch dort merken wir zunehmend die sich ausbreitende Rezession bei unseren Kunden.“

Sorgen bereite der Branche neben mangelnder Planbarkeit durch ständig neue Verordnungen und kurzfristige Einschränkungen vor allem der Fachkräftemangel, sagtScherf.Letzterer„trifftunsähnlich“wieandereWirtschaftszweige. Es herrsche „praktisch ein Verdrängungswettbewerb“ – und das angesichts gestiegener Erwartungshaltung der Beschäftigen „bei tendenziell sinkender Arbeitsmoral“. Zudem „wirbt uns der Staat mit unseren Steuern durch unvernünftige Entgeltsteigerungen und enorm aufgeblähtem Personal die potenziellen Kandidaten ab“.

Wirrechnenfür 2024miteinem Wachstum vonfünfProzent.

MichaelFaupel VorstandKonsum

„So haben wir unsere Nische gefunden und heben uns als Nahversorger vom Wettbewerb ab.“

RegionalesEngagement

Eine wichtige Rolle kommt den Filialen zu. Sie haben das Angebot einesSupermarktes,sindaberkleiner, dadurch auch übersichtlicher

Sorgen bereiten dem Konsum zwei Punkte: Die Baubranche kriselt, „da stehen auch einige unserer neuen Filialprojekte auf der Kippe“,berichtetThärichen.Zwar hat der Konsum derzeit 47 Auszubildende. Dennoch „fehlen uns nicht nur Fach-, sondern ganz einfach Arbeitskräfte“, ergänzt sein Vorstandskollege mit Blick auf die demografische Entwicklung. „Der Beruf des Fleischermeisters ist leider nicht mehr attraktiv. Das tut dem Land nicht gut“, meint Faupel.

RascheDigitalisierung

Folglich „brauchen wir schnell die Digitalisierung“. So werde es Kassen,andenendieKundenihreEinkäufe selbst scannen, Ende des Jahres in mindestens 20 Filialen geben. Derzeit sind es fünf. „Solche Terminals kosten also keine Jobs“,beschwichtigtFaupel.Noch in diesem Jahr werde auch eine neue moderne Kunden-App eingeführt. Viele Aufgaben warten also auf den Konsum. Was den Vorstand nicht schreckt. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren viele Herausforderungen gemeistert und werden das auch weiterhin tun, um positiv die nächsten 140 Jahre Konsumgeschichte einzuläuten“, verspricht Thärichen.

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Im Jahr 2019 hat Emilie Wegner im Alter von 24 Jahren das Lebensmittel-Start-up „Hülsenreich“ gegründet. Ein Unternehmen, das aus Kichererbsen gesunde Snacks herstellt. Der Frauenanteil bei Start-up-Gründungen lag damals bei 15,7 Prozent – inzwischen ist er auf knapp über 20 Prozent angestiegen. Das zeigt der Female Founders Monitor 2022 und beweist, dass trotz einer stetigen SteigerungFrauenimStart-up-Ökosystem weiterhin unterrepräsentiert sind. Wie Emilie Wegner ihre Gründung erlebt hat, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert war,obsiediesenSchrittwiedergehen würde und was sie zukünftig plant, berichtet sie hier.

Emilie Wegner läuft die Treppe neben der Produktionshalle nach oben in den Konferenzraum. Dabei fällt ihr Blick auf die Röstmaschine. SieistdasHerzstückderProduktion und der Grund für den Umzug vor zwei Jahren in den Industriepark nach Eutritzsch. Die Röstmaschine verarbeitet pro Stunde 50 Kilogramm Kichererbsen aus italienischem Anbau und macht sie zur Grundlage der Snacks, die Hülsenreich in neun salzigen und vier süßen Geschmacksrichtungen produziert. „Aktuell laufen wir auf Höchstlast. Wir produzieren bis zu 75000 Tüten im Monat“, sagt sie.

Ichwollteeinfach eingutesProdukt ­machenundaufden Marktbringen.

Dazuhateben gehört,dassichein ­Unternehmen gründe.

EmilieWegner GründerinHülsenreich

SchmackhafteStart-up-Idee

Die Idee zur Gründung eines eigenen Unternehmens kam ihr während des Studiums der Ernährungswissenschaften an der Martin-Luther-Universität in Halle (Saale). Oder anders gesagt: aus ihrer Leidenschaft für die Kichererbse heraus. „Ich wollte einfach ein gutes Produkt machen und auf den Markt bringen.Dazuhatebengehört,dass ich ein Unternehmen gründe“, sagt die heute 29-Jährige. Sie sei quasi von der Produktseite ins Unternehmertum hineingewachsen. Erfolgreich, muss man anerkennen. Steigerung des Wachstums, der Umsatzzahlen,derVerkaufsstellenund des Teams sowie Vergrößerung der Produktionsstätte innerhalb von fünf Jahren.

KonzeptfürgesundeErnährung Ihr Konzept der gerösteten KichererbsengabesschonindenUSAund Indien.AbereherinexotischenVerbindungen und unter dem Begriff „Super Food“. In Deutschland und Europadagegenwaresstillrundum die Hülsenfrucht. „Ziel meiner Gründung war und ist es, Snacks gesünderzumachenundzuzeigen, wasdieHülsenfrucht,dieimPrinzip vorunsererHaustürwächst,soalles kann“, sagt Emilie Wegner. „Nämlich lecker sein und gesund.“

Von Hause aus seien Kichererbsen vegan, zucker- und glutenfrei. „Alles Themen, die heute mehr dennjeeineRolleinunsererErnährung und unserem Alltag spielen“, weißsie.„Alswirgegründethaben, waren wir die ersten, die Hülsenfrüchte als Snack ins Regal gestellt haben.Heute,fünfJahrespäter,fin-

Viersüßeund neunsalzige ­Geschmacks­richtungenhat

Fotos:

Mit Kichererbsen zum Erfolg

EmilieWegnerführtdasLeipzigerStart-upHülsenreich

den mehr solcher Produkte in dieMärkte.“

OhneBWLergehtesnicht ImGründungsprozesshatsiezuBeginnfinanzielleUnterstützungüber den Gründerservice der Martin-Luther-Universität beantragt. „Hier sagte man mir, ich bräuchte eine Kompetenzerweiterung im Team, um genau zu sein, betriebswirtschaftliche Kompetenzen, um (erfolgreich) an den Markt zu gehen.“ Oft, weiß sie heute, sei die Initialzündung eines Start-ups anders.

„Da gibt es BWL-Teams, die eine

Marke entwickeln und sich dann Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler suchen, die das Produkt dazu entwickeln.“ Sie sei aus der anderen Richtung gekommen: Zuerst war das Produkt da, dann kam die Marke. „Ich habe daraufhin zwei BWLStellenausgeschrieben.“Beworben hatten sich ausschließlich Männer. Ihre Entscheidung fiel auf Simon Vogt und Gunnar Schulze. Sie brachteninHülsenreichdieKompetenzen in Wirtschaftswissenschaft undMarketingein.„BeiderPräsentation meiner Idee bei externen In-

vestoren hat sich eine Art Dynamik entwickelt: Ich war diejenige, die dasProduktvorgestellthat.Dieharten Finanzfakten haben Simon und Gunnarvorgebracht.Sowurdenwir dannauchwahrgenommen–mirallein hätte man das alles nicht zugetraut.“ Es war aber keine Strategie, es sei einfach passiert, dass in der Außenpräsentation jeder den Part übernommen hat, den er am besten konnte.

Das habe sich zwei Jahre später gewandelt. „Simon ist seit drei JahrenwegundichmachedenVertrieb allein und selbst die Finanzumsatz-

„FraueninderGründerszene: einErfolgsmodellodereineSeltenheit?“

DerGründerinnenanteilunterdeutschenStart-upsistzwischen2020 und2022lautdemFemaleFounders Monitor2022von16auf20Prozent gestiegen.Dasspiegeltsichauchin derTeamzusammensetzungwider:

37ProzentderStart-upshaben mittlerweilemindestenseineFrau imGründungsteam.Dasklingtdoch nachWachstum?Odertrügtder Eindruck?VerenaPausder,Chefin desdeutschenStart-up-Verbands, führtfürdieLVZ-WirtschaftszeitungeinenFaktencheckzumThema durch.

■ Frauengründenwenigerals ­Männer. Stimmt.LautunseresDeutschen Start-up-Monitors2023liegtder Gründerinnenanteillediglichbei 21Prozent.Frauenstoßenoftauf Hürden,wennsiealsGründerin durchstartenwollen.Beispielsweise habensieesschwerer,anGeldfür ihreIdeenzukommenundguteKontaktezuknüpfen.EinweiteresgroßesThemaist,wiesieFamilieund ihreUnternehmenspläneuntereinen Hutbekommen.Dasistbesonders wichtig,weilvieleFraueninihren Dreißigerngründen,genaudann, wennauchdieFamilienplanungangegangenwird.Daherbrauchenwir bessereBedingungen:ZumBeispiel einenechtenMutterschutzfür SelbstständigeundUnternehmerinnen,mehrFlexibilitätbeimElterngeld unddieMöglichkeit,BetreuungskostenvollumfänglichvonderSteuer abzusetzen.AußerdemisteinflächendeckenderAusbauvonqualitativenBetreuungsangebotenwichtig, damitFrauenundMännergleichberechtigtihreberuflichenundfamiliärenPläneverwirklichenkönnen.Fa-

milienministerinPaushathierschon voreinemJahrangekündigt,dasssie dieVereinbarkeitvonUnternehmertumundFamilieverbessernwill.Bisheristleidernichtspassiert.

■ FrauengründeninjungenJahren. Stimmt.MiteinemDurchschnittsalter von35,7JahrensindGründerinnen deutlichjüngeralsErwerbstätigein Deutschlandinsgesamt(43,3).Der Grunddafür:IndieserAltersphaseist meistdasStudiumabgeschlossen, ersteBerufserfahrungwurdegesammelt,IdeenkonntenreifenundNetzwerkegeknüpftwerden.

■ Frauenbekommenweniger ­Finanzierung(Kapital). Stimmt.Männerteamshabenneun MalsovielKapitalwieFrauenteams. Warum?Investorensindwiederum vermehrtMänner,dieFrauenwenigerzutrauen.WenndualsFrau einemreinmännlichenInvestorenTeamgegenüberstehst,fühlstdu dichimwahrstenSinnedesWortes einsam.DaraufmussmansicheinstellenundseinDingunbeirrtdurchziehen.Glücklicherweisegibtesaber auchpositiveBeispiele:AcceleratorenundInvestment-Fonds,diedas großePotenzialvonGründerinnen erkannthaben.

■ Frauengründenanders. Stimmt.Siehabeneinenanderen BlickaufMärkteundGesellschaft. DeshalberschließendiverseTeams größerePotenziale.DasThema„Purpose“spieltfürFrauenteamseine entscheidendeRolle:DerökologischeundgesellschaftlicheImpact ihresStart-upsistwichtig.Mit 23ProzentistderGründerinnenanteilbeigrünenStart-upshöherals

unternicht-grünenStartups(18Prozent,QuelleGreenStart-up-Monitor).WennwirdieinnovativeKraft vonGründerinnenimKampfgegen Krebs,DepressionenundPlastikmüll stärkernutzen,dannprofitiertunseregesamteGesellschaft.

■ Frauengründenlieberallein ­(Sologründerin). Stimmt.Frauengründenhäufigerallein:13ProzentderGründerinnenin DeutschlandsindohneCo-Founder aktiv–deutlichhäufigeralsdieMänner.DasistnichtohneFolge:Häufig fehlenKontakteundNetzwerke,die geradeinderFrühphasesowichtig sind,uminentscheidendenBereichenschnellvoranzukommen.

■ DieVereinbarkeitvonFamilieund BerufstelltGründerinnenvorbesondereHerausforderungen. Stimmt.Gründenistzeitintensiv. HäufigwirdauchzuRandzeitengearbeitet.UmFamilieundStart-up untereinenHutzubringen,braucht maneingutesSet-upfürdieKinderbetreuungdurchPartner,Großeltern oderprofessionelleBetreuung.Darumsehen81ProzentgeradeVerbesserungenindiesemBereichals zentralenHebelzurStärkungdes Ökosystems.

Fazit:DerAnteilderGründerinnenin Deutschlandsteigt,abersiesind nachwievorklarunterrepräsentiert. Undja,geradeimBereichWachstum undFinanzierungzeigensichweiterhindeutlicheUnterschiede.DieDoppelbelastungvonGründerinnenmit KinderngehthäufigaufKostenihrer Arbeitszeit.MeinAppellanFrauen, diemitdemGedankenspielenzu gründen,abersichnichttrauen:Ich

mir viele Infos von der Gründerinitiative eingeholt und Veranstaltungen besucht, wo Gründerinnen mit mirgepitcht,vonihrenErfahrungen berichtet haben. Ihr Erfolg hat mir gezeigt, ich kann das auch“, erzählt sie.

SiehabeohneErfahrunggegründet und ohne unternehmerischen Background in der Familie. Das sei in ihren Augen aber nicht verkehrt gewesen. Das hatte seine Vor- und Nachteile. Ein großer Vorteil bestand darin, dass sie mutiger agierte. „Was man nicht kennt, macht einem auch keine Angst. Dadurch war ich sehr innovativ, habe viel ausprobiert. Ich habe mir meinen eigenen Weg gesucht und keinen vorgefertigten eingeschlagen“, erklärt sie.

VonderGründerinzur Geschäftsführerin

Und Nachteile? „Ich bin im fünften Gründungsjahr und lerne immer noch Dinge dazu, die gut wären bereits am ersten Tag zu wissen.“ Bürokratische Dinge zum Beispiel –Werweißschon,waseinZolltarifist? „Und, dass Netzwerke das A und O sind. Gerade in Bezug auf Messen. Da habe ich gelernt, im Vorfeld der MesseaufEinkäuferzuzugehen,sie an meinen Stand einzuladen.“

planungliegtmittlerweilezu80Prozent in meinen Händen“, betont Emilie Wegner. EigenenWegeingeschlagen „Ich dachte am Anfang, dass es reicht, wenn ein Produkt gut ist, dann wird das schon gekauft. Aber dassdazunochsovieleandereThemen gehören, war mir nicht so klar. Da bin reingewachsen. Marke aufbauen, Kommunikationsstrategie, Netzwerk bilden, Außenpräsentation – auch bezogen auf die eigene Person.“ Gerade das Thema Netzwerken sei sehr wichtig. „Ich habe

VerenaPausder,Vorstandsvor­sitzendedesStart-up-Verbandes, Unternehmerin,Investorin& ­Co-GründerindesFCViktoriaBerlin. Foto:PatryciaLukas

verstehedieseSorgentotal,weil mansichjaständigfragt:Wennich aufdieseIdeekomme,kannsichdas nichtjederausdenken?Istdasgut genug,umerfolgreichzuwerden? AbermandarfdasnichtsovomEnde herdenken.Dumusstehersagen:Ich binineinemBereichsehrkompetent, dahabeichetwasgesehen,wases nochnichtgibt.Vielleichtbraucht derMarktdas,ichhabeeineklare Vorstellung,wiedasaussehenkönnteunddannlegeichlos.Wennman sichamAnfangschonunterDruck setztundglaubt,„dasmussjetzt abergroßwerden,ichgründeein Unicorn“,dannkanndiesesZukunftsbildauchbremsen.Also:step bystep,dieIdeevielleichtberufsbegleitendverfolgen.Undwennich danndasGefühlhabe,daistwas, dannsucheichmirdierichtigenMitstreiterinnenoderMitstreiterundlegerichtiglos.EingutesNetzwerk undMenschen,diedieeigenen Schwächenausgleichen,sindsuper wichtig!

Die Jahre brachten Emilie WegnerauchimmermehrErfahrungbei. „Ichentwicklemichimmermehrzur Geschäftsführerin des Unternehmens. Am Anfang war ich Gründerin und habe alles gemacht, sogar produziert. Jetzt habe ich ein Team aus 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ich leite.“ Dabei musste sie auch lernen, Verantwortung abzugeben, es anderen zuzutrauen. „Aber so kann ich mich auf andere Dinge konzentrieren“, betont sie. Denn gerade die Produktion sei eine Herausforderung. „Eigentlich ist es unüblich, dass ein Start-up selbst produziert. Aber wir wolltenesso,schondeshalb,umbei der Produktion die volle Kontrolle –auch in Sachen Qualität – zu haben.“

DieZukunftbringtAutomation Mit Blick auf die Zukunft sei es das Ziel, „das Unternehmen profitabel zu bekommen“. Das ist es bislang noch nicht. „Die Skalierung erschwertesuns.Skaliertwirdderzeit noch über Menschen, das geht auf Dauerabernicht,wennwirdieKosten stabil halten wollen. Das heißt, wir müssen Prozesse automatisieren, um die Absätze zu erhöhen.“ Ein weiteres Thema, dem sich Emilie Wegner annehmen möchte, ist die regionale Wertschöpfungskette. Hülsenreich bezieht die ­Kichererbsen aus Italien. „Mein Wunsch wäre es, sie aus Deutschland zu bekommen. Dazu führe ich derzeitGesprächemitLandwirten.“ Auch die Verbreitung soll ausgebaut werden. Rund 2500 Verkaufsstellen bieten laut Emilie Wegner in Deutschland mittlerweile die BioSnacks von Hülsenreich an, darunterzumBeispielRossmann,Müller und Rewe. „Der Onlineshop lief von Beginn an mit.“ Auch hier wurde in Personal investiert und der Shop weiterentwickelt.

EinLebennebenHülsenreich Was Emilie Wegner in der Gründungszeit und heute noch hilft, ist sich immer eine Identität beizubehalten , die nicht Hülsenreich betrifft. „Ich bin weiterhin Freundin, Sportlerin, Tochter … Und Wochenende ist Wochenende. Das ist mir wichtig“, sagt sie. Wenn sie den Kopf mal frei bekommen möchte, fährt sie Rad, geht bouldern oder zum Yoga. Für sie ist Hülsenreich wie ein ­Baby,umdasmansichintensivkümmert, das Aufmerksamkeit und Liebe braucht, um sich zu entwickeln, nun Stück für Stück wächst und selbstständiger wird. Vielleicht ein Zeitpunkt,umnochmalzugründen? „Warum nicht? In diesem kreativen Freiraum fühle ich mich sehr wohl.“

LesenSiediesenBeitragim Digitalmagazin underhalten zudemnoch Einblickindie Produktion.

GRÜNDERSZENE|17
Angebot.
Hülsenreichim
hülsenreich

Das

85 Prozent der Start-ups sind weiter am Markt

SpinLab-ChefhältLeipzigalsStandortfürsehrattraktiv

VonUlrichMilde

EricWeberziehteinepositive Zwischenbilanz.„DasSpinLab hat sich noch besser entwickelt, als wir es uns in unseren optimistischen Plänen erhofften.“ Es werde regelmäßig als eines der besten Programme für Start-ups in Europa und Deutschland ausgezeichnet, „was uns sehr stolzmacht,dawirausrelativwenig RessourcenhiereinMaximumrausholen“, sagte der Geschäftsführer derEinrichtungimGesprächmitder LVZ-Wirtschaftszeitung.

In den vergangenen gut neun Jahren seien mit den sechsmonatigenProgrammenandenStandorten inLeipzigundimRootCampinHannover insgesamt über 160 Start-ups gefördert worden. „Wir freuen uns, dass durch die sorgfältige Auswahl und zusätzliche Unterstützung unsererseits insgesamt über 85 Prozent davon am Markt aktiv sind.“ DamitseidasmarktüblicheVerhältnis von erfolgreichen und gescheiterten Start-ups „quasi umgedreht worden“. Auch wenn die Zahl der Arbeitsplätze in der Realität recht schwergenauzuzählensei,„gehen wir von über 2000 geschaffenen Jobs aus“.

HoheDichteanHochschulen LeipzigimZentrumderRegionMitteldeutschland hat nach Einschätzung des gebürtigen Riesaers ein tollesPotenzial.EsgebeinSachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt eine hervorragende Dichte an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, teilweise von Weltruhm wie der Medizin-Nobelpreisträger SvantePääbo.WieinganzDeutschland herrsche aber Nachholbedarf bei der Kommerzialisierung dieser Ideen und Technologien, etwa

durcherfolgreicheAusgründungen. „AuchwennalledreiBundesländer in den vergangenen Jahren wirklich tolle Fördermöglichkeiten und auch eine super Infrastruktur

alles Faktoren, die sich über viele Jahre weiterentwickeln müssen.“

Dassindalles ­positiveFaktorenund dennochistder ­Abstandzumlokalen ÖkosysteminBerlin, Münchenoder ­Hamburgnochgroß.

EricWeber GeschäftsführerSpinLab

und Unterstützungsangebote aufgebaut haben, mangelt es noch etwas an der Unternehmerkultur.“ Es existierten im Vergleich mit anderen Standorten wie Berlin oder München vielleicht noch zu wenige erfolgreiche Vorbilder, ein noch zu wenig ermutigendes soziales Umfeld und auch die Vermögensbasis seivergleichsweiseklein.„Dassind

Stichwort:SpinLab

DasSpinLabwurde2014vonEricWeber gemeinsammitderManagerschmiede HHLundweiterenPartnerngegründet.Im Februar2015gingesmitsechsStart-ups los.DasSpinLabhatseinenSitzinder ­historischenBaumwollspinnereiinLeipzig. EskonzentriertsichaufjungeFirmen­gründungenmitinnovativen,technologieorientiertenIdeenindenBereichen

16. Klasse ist am Start

Die16.KlassevonStart-upsistinzwischenins Leipziger­SpinLabeingezogen.Aus500Bewerbungen wurdenzehninternationalejungeFirmenausgewählt.

DieneuenStart-ups:

■ bitteiler entwickelteineinnovativeKommunikationsplattform, die eine effiziente und sichere Datenverwaltung großer IoT-Systeme (Internet of Things) ermöglicht. Die Lösung verspricht,dieanfallendeDatenmengeinSensorenumbiszu90Prozentzuvermindern.Das führt zu erheblichen Kosteneinsparungen bei Datenübertragung und Speicherung und hilft bei der Senkung des Energieverbrauchs.

■ LOKK entwickelt ein analytisches Onlineformat für Städte, die verschiedene Planungsprozesse und Akteure zusammenführt. Die Plattform ermöglicht es, raumbezogene Daten automatisch zu verknüpfen, bedarfsgerecht auszuwerten und die Ergebnisse in einem Stadtmodell zu visualisieren. Auf diese Weise bleiben alle Beteiligten auf dem Laufenden und können jederzeit ihre eigenen Daten, Kommentare oder Projektvorschläge ein­bringen.

GutesÖko-Systemmit ­Basislager LeipzigistalsStandortnachEinschätzung des SpinLab-Chefs sehr attraktiv. Die Lebensqualität sei ein Faktor, mitdemdieStadtimmergutpunkten könne. „Dadurch gelingen immer wieder interessante Ansiedlungen auch von Start-ups.“ Allerdings: Bei der Zahl von neu gegründeten Startupspro100000EinwohnerseiLeipzig noch nicht in den Top 10 angekommen. Gleichwohl gebe es ein gutes Ökosystem verschiedener Akteure wie dem Basislager Coworking, die Bio-City Leipzig, dem Hochschulgründernetzwerk Smile, Investoren wie der Technologiegründerfonds Sachsen und viele weitere Akteure mehr. Mit dem „MACHN Festival“ finde das mit Abstand größte mitteldeutsche Event für Technologie und Kreativität in Leipzig statt. „Das sind alles positive Faktoren und dennoch ist der Abstand zum lokalen Ökosystem in Berlin, München oder Hamburgnochgroß“,berichtetWeber. Geldgeber für Start-ups zu finden,seinieeinfachgewesen,insbesondere in der allerersten Finanzierungsrunde. Aktuell seien die Investoren aufgrund gestiegener ­Zinsen sowie der generellen Konjunkturflaute noch zurückhaltender. „Trotzdem gilt: Egal wo und wie, hervorragende Start-ups haben überall gute Chancen, Geldgeber zu finden“, meint der SpinLabGeschäftsführer.

■ Breathment will digitale Therapien für Patienten ermöglichen, die an chronischen Atemwegserkrankungen leiden. Eine mit künstlicher Intelligenz gestützte mobile Therapie-AppwirdmitderSoftwarezurFernüberwachung und Telepathie kombiniert. Mithilfe von medizinischem Fachpersonal werden digitale Präventions- und Rehabilitations­programme für Krankenkassen angeboten. Das soll den Patienten den Zugang zur ­Behandlung erleichtern und die Zahl der ­Krankenhausaufenthalte verringern. Zudem verspricht es Kostensenkungen der Kassen.

■ Brandenburg Labs erarbeitet kopfhörer­basierte Audiolösungen für ein fesselndes Hörerlebnis. Das Unternehmen wurde von Karlheinz Brandenburg gegründet, einem der Entwickler des mp3-Formats zur Audiodatenkompression. Der Schwerpunkt liegt auf der Weiterentwicklung des Konzepts „Personalized Auditory Realities“ für intelligente ­Wearables.SosollenStörgeräuscheminimiert, die Fokussierung auf gewünschte Schallquellen verbessert und authentische räumliche Klänge erzeugt werden. Alles das soll das Potenzial des menschlichen Gehörs maxi­mieren.

■ HeatVentors will für Energieeinsparungen vonbiszu50Prozentsorgen.Durchihrepatentierte Thermobatterie einschließlich zentraler Datenaufzeichnung und Überwachungs­software wird das Speichern thermischer Energie von minus 30 bis plus 120 Grad erleichtert. Unter anderem sollen Fernwärme­netze so flexibler werden.

E-Health,SmartCity,EnergieundQuerschnittstechnologien.Start-ups,diefür sechsMonateaufgenommenwerden, ­zahlenkeineMiete,profitierenvon ­umfangreichenUnterstützungsmaß­nahmenwieKontaktenzuMen­toren, ­potenziellenInvestorenundeinemNetzwerkvonHilfestellung­gebenden ­Partnerunternehmen.

■ LipoCheck ist nach eigenen Angaben die erste auf Künstliche Intelligenz gestützte Gesundheitsplattform, die von Patientinnen und medizinischem Fachpersonal genutzt wird, um Lipödem zu erkennen, zu dokumentieren und zu behandeln. Das Lipödem ist eine krankhafte Fettverteilungsstörung, die Schmerzen in Armen und Beinen verursacht undvorallemFrauenbetrifft.Siestoßenoftauf Unkenntnis, Fehldiagnosen, lange Wartezeiten und mangelnde medizinische Betreuung. Das soll geändert werden.

■ PolymerActive hat es sich zur Mission gemacht, wesentliche Ressourcen zu erhalten und die Kreislaufwirtschaft neu zu gestalten. Das Start-up entwickelt Schadstofffilter aus Plastikabfällen, um chemische KontaminantenwieHormone,Arzneimittelrückständeund Pestizide aus Abwasser und Abluft zu ent­fernen. Die Technologie widersteht Verschmutzungen und altersbedingten StrukturschädenvonKunststoffen.Diesemüssennicht entsorgt werden, sondern bleiben für mindestens einen weiteren Lebenszyklus im Umlauf. Mithilfe der Lösung werden Wasser und Luft gereinigt, der Plastikmüll reduziert und eine CO2-sparendeFilteralternativezurAktivkohle geschaffen.

■ Streamcheck ermöglicht Männern ab dem 35. Lebensjahr, wichtige urologische Untersuchungen bequem von zu Hause aus durchzuführen.DasMessgerätsammelt­Informationen über Harnfluss, Urinvolumen und -dauer sowie biochemische Daten. Diese werden in der App gespeichert und auf Veränderungen untersucht. So können mögliche Anzeichen von Blasen- oder Nierenerkrankungen frühzeitig erkannt werden, um präventive Maßnahmen einzuleiten.

■ Unbound Potential entwickelt, baut und skaliert eine neue membranlose Redox-FlowBatterie. Sie verbessert den Ionenaustausch durch 3D-Optimierung der Grenzfläche beider Elektrolyten, was zu einer Kostenredu­zierung und gleichzeitig zu einer Steigerung derEffizienzführt.DerAnsatzistnichtaufeine spezifische Zellchemie beschränkt, sondern kannalsPlattformtechnologiefüreineVielzahl von Elektrolyten eingesetzt werden.

■ OLIMENT arbeitet an einer nachhaltigen Alternative für die Betonherstellung. Anstatt den herkömmlich kohlenstoffintensiven Kalkstein zu verwenden, wird auf den Einsatz von kohlenstofffreiem Olivin gesetzt. Olivin ist ein Mineral, das natürlicherweise in großen Mengen vorkommt und eine vielversprechende ­Lösung darstellt, um die Umweltauswirkungen der Betonproduktion zu reduzieren.

18 | START-UPS
sinddieGründerinnenund Gründerder16.KlasseimSpinLab inLeipzig. Foto:Eric-Kemnitz.com

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AlselfjährigesMädchenbesuchteJosefineFrankdasersteMalSchloss& ParkPillnitz.Heute,26Jahrespäter,hatdiegebürtigeThüringerindie ­Verantwortungüberdas85HektargroßeAreal.DennseitNovember2022 istsiedieSchlossleiterin.

IndenRäumlichkeitendesNeuenPalaisgleichnebenderKatholischen­HofkapellebefindetsichihrBüro.Werglaubt,dorteröffnesichdemBesucher einherrschaftlichesZimmermitallerleiPrunkundPracht,derirrt.Josefine Frankarbeitetineinemkleinen,moderneingerichtetenBüro.Nebeneinem Schreib-undBeratungstischgibtesnochzweiAktenschränke.Mehrbrauchesienicht.DafürgenießtJosefineFrankeinenfantastischenAusblickauf denFliederhof.DiehochstämmigenBäumchenleuchtenimFrühjahrineinem wunderschönenLilaundtrageneinenzauberhaftenDuftinihrBüro. IhreArbeitinPillnitzunterscheidesichlautJosefineFranknichtvondenen andereröffentlichenEinrichtungen.Sieweiß,wovonsiespricht.Nachihrem ­StudiumwarJosefineFrankinverschiedenenMuseeninGroßbritannientätig,danachimDeutschenHygiene-MuseumDresdenundbeiderStiftung SchlossFriedensteinGotha.„DieArbeitmachtgroßenSpaß,hatabermit vielenalltäglichenDingenzutun:OrientierungaufdemGeländegeben, schauen,dassallesfunktioniert,Personalplanenetcetera“,zähltdie37Jährigeauf.Knapp400000MenschensindjährlichaufSchloss&ParkPillnitzzuBesuch.„IhneneinenangenehmenAufenthaltzuverschaffen,isteine meinerHauptaufgaben.“DafürsindJosefineFrankundihrzwölfköpfiges TeamtagtäglichimEinsatz.

AlssievorguteinemJahranfing,hatsiesicheineSaisonZeitgenommen, ­allesanzuguckenundProzessekennenzulernen.„Einfach,umeinGefühlfür diesenOrtzubekommen.“Gleichdanachgingeslos:„Wirsinddabei,die ­DauerausstellungimSchlossmuseumzuüberarbeiten.“Diesesollnunauch einenBlickaufdieLebensgeschichtedesKüchenpersonalswerfenundzeigen,wiefürdieKönigsfamiliegekochtwurde.BisAprildiesesJahreswirdzudemeinneuerBeschilderungs-undOrientierungsplansamtFlyer­erarbeitet. „DamitwollenwirdenBesucherinnenundBesuchernnochbesserzeigen, wasesbeiunsalleszuentdeckengibt.“Vielewüsstennicht,dassesneben der25HektargroßenParkanlagemitPalmenhausauchdasSchloss-und dasKunstgewerbemuseumgibt.„NebenGeschichteundGartenkannman beiunsauchschöngestalteteDingeerleben.“ AuflangeSichtseiesihrZiel, dieInfotafelnimSchlossparkzuerneuern–inklu­siveeinerdigitalenVariante. GroßeSorgenbereiteJosefineFrankdieVitalitätderPflanzen.„Mehrals 2000historischeBäumewachsenbeiuns.DavonsindvieleaufgrundandauernderTrockenheitundHitzeineinemschlechtenZustand.“Einederzwei Blut­buchenmusstebereitsgefälltwerden.AlseinegroßeHerausforderung siehtdieSchlossherrindieSanierungdesKuppelsaals.„DergrößteklassizistischeSaalinSachsenwartetschonseit20JahrenaufseineVerschönerung.“WennJosefineFrankmaleineAuszeitbraucht,unternimmtsieeine RundedurchdenSchlosspark.ZujederJahreszeitgebeeshieretwaszu entdecken.„IchhabedasGlück,andemOrtzuarbeiten,woandereErholung ­suchen.“ NannetteHoffmann

BOSS-BÜRO|19
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Fotos:NannetteHoffmann

BasislagerCoworking meetsWirtschaftszeitung

Wie Kliniken per Klick effizienter werden

Wer sich mit dem deutschen Gesundheitswesen beschäftigt, wird nach kurzer Zeit zu einem klaren Ergebnis kommen: Ärzte sind erschöpft und frustriert, während sich Patienten unzureichend betreut fühlen. Ein Knopfdruck reicht natürlich nicht aus, um beide Seiten glücklich zu machen. Mit Sediwork hat Dilan ­Sinem Sert aber ein Unternehmen gegründet, dass zumindest mit einem Klick zur Lösung beiträgt: Excel wird durch eine cloudbasierte Lösung ersetzt und das ärztliche Personal von einer zeitfressenden Aufgabe befreit. Eine Erleichterung, die seit diesem Jahr auch die Leipziger Uniklinik nutzt.

Doch wo eine Lösung ist, muss erst mal ein Problem sein und das beginnt genau da, wo das Studium endet: Approbierte Ärzte kommen in die Klinik, um in mehreren Jahren zum Facharzt weitergebildet zu werden. Zur Garantie einer vollumfänglichen Weiterbildung rotieren sie durch verschiedene Stationen. Klingt nach einer leichten Aufgabe, ist in der Realität aber mit einigen Problemen verbunden. An der Erstellung eines Rotationsplans sind etwa 15 Menschen beteiligt.

Das wiederum ist die Ursache für Frustration: Das Personal wird nicht effizient eingesetzt, Chef- und Oberärzte kämpfen mit Tabellen, statt sich selbst und junge Kollegen weiterzubilden, die Behandlung von Patienten bleibt auf der Strecke und die rotierenden Ärzte warten und warten und warten. Am Ende warten 75 Prozent von ihnen sogar so lange, dass sich ihre Weiterbildung um 16 Monate verlängert. Fast anderthalb Jahre, die eine Klinik länger auf Fachpersonal wartet –wegen einer nicht funktionierenden Rotationsplanung.

Dr. Sert hat Medizin studiert, war selbst Ärztin – bis sie genau dieses Problem immer wieder von ihrer Arbeit abhielt. Gemeinsam mit ihrem Oberarzt entwickelte sie deshalb einen Prototypen, um die Erstellung von Rotationsplänen zu vereinfachen. Im Gespräch mit anderen Kliniken wurde aber klar: Deutschlandweit gibt es unzählige Excel-Tabellen und das immer wieder gleiche Problem. Dilan Sinem Sert verabschiedete sich von ihrer gelernten Profession und stürzte sich 2020 in das Start-up-Leben. In Leipzig fand sie mit dem Basislager ihr Business-Zuhause – hier ist sie mit ihrem Team kürzlich sogar in ein größeres Büro gezogen. Gleichzeitig bot die Stadt mit der Uni Leipzig, der Wirtschaftsförderung oder der HTWK aber auch die Institutionen, die es für ein Start-up braucht. „Leipzig ist hervorragend zum Gründen, weil es eine Stadt ist, die in jeder Hinsicht wächst“, so Dr. Sert.

Mitten in der Südvorstadt wurde aus den Excel-Tabellen Deutschlands eine cloudbasierte Lösung für alle entwickelt. Sediwork bildet die Klinikstruktur als digitalen Zwilling ab, ist innerhalb von zwei Wochen funktionsfähig und erstellt problemlos Rotationspläne – ohne, dass dafür eine einzige Mail notwendig ist. Mehrere Oberärzte können parallel an den Plänen arbeiten, während Ärzte in Weiterbildung mit einer App ihre Rotationswünsche eintragen können. Das spart Zeit sowie Nerven und trägt vor allem dazu bei, dass Excel endlich wieder für das genutzt werden kann, wofür es gemacht wurde: Rechnungswesen.

Klinik-oderstandortübergreifendeRotationspläneper Klick,intelligenteVertretungsvorschlägebeikurzfristigen Krankheitsausfällen:SediworkistdieAlternativezuExcel fürdiePlanungvonRotationenimKlinikverbund.

Fotos:sediwork

FeierlicheEröffnungdesCentersforDeep-Tech-TransferinLeipzig:HolgerMann,SprecherfürBildungundForschungderSPD-Bundestagsfraktion, ClemensSchülke,LeipzigsWirtschaftsbürgermeister,PrivatdozentDr.ChristianGrowitsch,InstitutsleiterdesFraunhoferIMW,Dr.-Ing.Sophie ­Hippmann,DirektorinfürTransferundInnovations­managementderFraunhofer-Gesellschaft,SebastianGemkow,sächsischerWissenschaftsminister, Prof.Dr.TobiasDauth,RektorundKaufmännischerGeschäftsführerderHHL(v.l.).

Foto:FraunhoferIMW

Technologietransfer systematisch beschleunigen

ProfessorTobiasDauth,RektorundKaufmännischerGeschäftsführerderHHL, undPrivatdozentDr.ChristianGrowitsch,InstitutsleiterdesFraunhoferIMW,über ihregemeinsameInitiativeCenterforDeep-Tech-TransferimInterview

VonNannetteHoffmann

Im November vergangenen Jahres eröffneten VertreterinnenundVertreterausWissenschaft, Industrie und PolitikdasCenterforDeep-TechTransfer, eine wegweisende InitiativederHHLLeipzigGraduate School of Management und des Fraunhofer-Zentrums für Internationales Management und Wissensökonomie IMW. Professor Tobias Dauth, Rektor und Kaufmännischer Geschäftsführer der HHL, und ­Privatdozent Dr. Christian Growitsch, Institutsleiter des IMW, geben im Interview Einblick in die Aufgaben des Centers, wie es zu dieser gemeinsamen Initiative kam und warum Leipzig der richtige Standort dafür ist.

2022gabesinDeutschland

275NeugründungenimBereichDeep Tech.Dassind33Prozentmehrals 2021.

Wiekamesdazu,dassSieals ­Forschungseinrichtungzusammen mitderWirtschaftshochschuleein solchesCentereröffnenwollten?

Priv.-Doz. Dr. Christian Growitsch:

Ziel des Center for Deep-TechTransfer ist die systematische Beschleunigung von Technologietransfer – insbesondere von Erfindungen aus dem Deep-Tech-Bereich, also besonders forschungsintensiven Erfindungen, die Deutschland und insbesondere auch den Freistaat Sachsen, auszeichnen. Bei vielendieserErfindungenerfolgtdie Kommerzialisierung überhaupt nicht oder eben erst nach relativ langer Zeit. Hier wollen wir ansetzen; hierwollenwirInnovationbeschleunigen.

Das braucht vor allem gute Teams. Ein gutes Team zeichnet sich dadurch aus, dass es technologische Kompetenz aufweist, die wir an den technischen Hochschulen, bei der Fraunhofer-Gesellschaft und anderenaußeruniversitärenForschungseinrichtungen haben. Aber wir brauchen auch unternehmerisch denkende und handelnde Betriebs-

75

2022hatten75ProzentderDeepTech-Gründerinnenund-Gründer einenMaster-,­Diplom-oderDoktor­titel.BeidenNicht-Deep-TechGründerinnenund-Gründernwarenes gerade­einmal58Prozent.

wirte und Betriebswirtinnen. Kern unserer Partnerschaft ist es, diese Personen miteinander zusammenzuführen. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Partnerschaft zwischen HHL und Fraunhofer eine perfekte Ergänzung ist.

Prof. Dr. Tobias Dauth: In den vergangenen Jahren haben sich Gründungsaktivitäten deutlich gewandelt. Früher war es durchaus üblich, dass sich eine Gruppe von BWL-Absolventinnen und – Absolventen zusammenschloss, um ein Unternehmenzugründen.Inzwischenmüssen Gründungsteams fachlich diverser aufgebaut sein. Ich bin davon überzeugt, dass Business Schools in Zukunft in der Lage sein müssen, Schnittstellenkompetenzen auszubilden: Wirtschaft plus Technologie. Und genau das ist es, was wir mit dem Center for Deep Tech Transfer abbilden. Hiermit bedienen wir den wachsenden Bedarf

FraunhoferIMW

anMenschen,diebeideWeltenverstehen: Management und Technologie.

AlsowarfürSiejetztderrichtige Zeitpunkt?

TobiasDauth: IchmöchtedasBestreben nach einer systematischen Beschleunigung nach TechnologietransfernichtaufeinDatumfixieren. Der Markt um Aus- und Weiterbildung, aber auch das Ökosystem rund um Start-ups, sind in Bewegung. Deswegen ist es eine logische Konsequenz, dass sich mehr Bildungs-undForschungsinstitutionen verbinden – in Richtung Interdisziplinarität, weg von Silodenken. Das kann in Deutschland meines Erachtens gern häufiger passieren. Wir setzen hier ein Zeichen.

Christian Growitsch: Die Zeiten haben sich in den letzten zwei, drei Jahren massiv geändert. Das zeigt dieVielzahlderHerausforderungen, denenwirunsaktuellgegenübersehen. In dieser Polykrise bekommt der Aspekt der Beschleunigung von Innovation, auch um technologische Souveränität wiederzugewinnen und Resilienz aufzubauen, für Deutschland und für Europa, tatsächlich eine neue Bedeutung. Mit dem Center for Deep-Tech Transfer können wir dazu beitragen, Technologieentwicklung in unterschiedlichen Bereichen jetzt voranzutreiben.

DasFraunhoferIMWblicktaufmehrals17Jahreangewandte,sozioökonomischeForschungundErfahrungininternationalenProjektenamStandort ­Leipzigzurück.FürdenlangfristigenErfolgvonKundenundPartnernausWirtschaft,Industrie,ForschungundGesellschaftentwickeltdasinterdisziplinäre TeamwissenschaftlichfundierteLösungenfürdieHerausforderungenderGlobalisierung.DasInstitutundseineKöpfebesitzenausgewieseneKompetenzen indenBereichenInternationalisierung,Innovations-undTechnologiemanagement,Technologieökonomik,Strukturwandel,regionaleTransformation, Daten-undPlattformökonomie,digitaleWertschöpfung,Strategieentwicklung undWissensökonomie.UrsprünglichalsFraunhofer-ZentrumfürMittel-und OsteuropaMOEZimJahr2006gegründet,kommtdieinhaltlicheundstrate­gischeNeuausrichtungdessozio-undtechnoökonomischenInstitutsder Fraunhofer-Gesellschaftseit2016imneuenNamenFraunhofer-Zentrumfür InternationalesManagementundWissensökonomieIMWzumAusdruck.Das CenterforEconomicsofMaterialsergänztdasPortfoliodesLeipzigerFraunhoferIMWalsdessenAußenstelleinHalle(Saale)umwerkstoffwissenschaft­licheundtechnoökonomischeExpertise.DerÜbergangindasFraunhoferIMW erfolgtezum1.Januar2020.DamitistdasFraunhoferIMWnebendemStandortimFreistaatSachsenzusätzlichinSachsen-Anhaltvertreten.

WelcheTechnologiebereiche ­möchtenSiespeziellansprechen? Christian Growitsch: Grundsätzlich sind wir offen für alle Technologien. Es bieten sich natürlich vor allem Technologien an, in denen Sachsen und Mitteldeutschland stark sind und in denen es industrielle Cluster und einen lebendigen Mittelstand

2,1

2022flossinDeutschlandammeisten KapitalindenBereichKünstliche ­Intelligenz(2,1MilliardenDollar).Aber auchCleanEnergy(846Millionen ­Dollar),Robotik(653MillionenDollar), Blockchain(668MillionenDollar)und SpaceTechnologiesverzeichnenein hohesInvestitionsaufkommen.

gibt.DasistdergesamteBereichder Mikroelektronik, der vermutlich erweitertwirdumThemenwieKünstliche Intelligenz (KI). Das sind Fragen neuer Materialien, grüner Energien, die Zukunft von Automotive und Life Science. Das sind alles Technologien,diefürDeep-Techtypisch lange Forschungs- und Entwicklungszeiträume aufweisen, dann aber auch steile Wachstumsmöglichkeiten bieten.

Tobias Dauth: Wir haben mit unserem Inkubationsprogramm „HHL Digital Space“ gute Erfahrungen gesammelt. Es wurden hierbei keine Technologiebereiche ausgeschlossen oder explizit hervorgehoben.Voraussetzungist,dassesdigitale Geschäftsmodelle sein müssen, die hier entwickelt werden. Einen spezifischen Branchenfokus gibt es nicht. Das hat die letzten Jahre gut funktioniert. Und die Hypothese ist, dass es auch im Center for Deep Tech Transfer gelingen kann.

Christian Growitsch: Gerade aus dieser Technologieoffenheit kann etwas bahnbrechend Neues entstehen. Besonders werthaltige junge Unternehmen bilden sich häufig an der Schnittstelle unterschiedlicher neuerTechnologien.Dort,woKIauf LifeSciencetrifft,entstehtvielleicht so etwas wie das nächste Biontech.

275
20|INNOVATION
DilanSinemSert

Wennesunshiergelingt,soeinvielfältiges Ökosystem zu gestalten, dann kommen die Gründerinnen undGründerunddiejungenundinnovationsorientierten Unternehmen auch mit anderen neuen Technologien in Kontakt.

WasistdieAufgabedesCentersfor Deep-Tech-Transfer?

Tobias Dauth: Ich sehe drei Bereiche: erstens das Thema Forschung rund um Deep Tech, zweitens Schnittstellenkompetenz – das heißt, das Zusammenbringen von TeamsausStudierenden,Unternehmen und Start-ups –, drittens Ausund Weiterbildung.

Unsere Konzepte gehen weg von klassischen Studienprogrammen, imSinnevonMasterofScienceoder MBA-Programmen.Wirplanenkürzere, kompaktere Seminare für Unternehmen und für Menschen in Führungspositionen.DurchdieVerbindung von Fraunhofer IMW und HHL vereint sich die Technologieperspektive mit der Managementperspektive zum Vorteil von Unternehmen und deren Geschäftsmodellen. Damit einher geht unser Qualitätsversprechen an den Markt.

Christian Growitsch: Das Center for Deep-Tech Transfer bietet die Möglichkeit, zu diesen Prozessen zu forschen. Mit dem Angebot an andere Forschungseinrichtungen, an Wirtschaftsunternehmen, an junge Gründerinnen und Gründer, beginnt systematisches Lernen. Neue Geschäftsmodelle werden mit den Akteuren systematisch ausgetestet,siewerdenbetreut,ihnenwirdbeiderUmsetzunggeholfen und lernt damit auch institutionell und lässt das in die Forschung einfließen.

Foto: Jan Woitas/dpa

SachsensWissenschafts­ministerSebastianGemkow unterstütztdieGründung desCentersforDeep-TechTransfer.

„DieEröffnungdes‚Centersfor Deep-Tech-Transfer‛istein entscheidenderSchrittfürden FreistaatSachseninder ­Wissenschaftslandschaftund seinePositionalsInnovationsführer.TiefgreifendeTech­nologiensindderMotorder ­ZukunftunsererVolkswirtschaft,unddiesesCenterwird eine­Schlüsselrolledabei ­spielen,sächsischeSpitzenforschunginmarktfähigeInno­vationenzuverwandeln.Ichbin überzeugt,dassdiese ­Zusammenarbeitzwischender HandelshochschuleLeipzig (HHL)unddemFraunhoferIMW dieGrundlagefürbahn­brechendeEntwicklungenund erfolgreicheStart-upslegen wird.“

WashabenSieindenerstenfünf­Monatenbereitsvorantreiben ­können?

Christian Growitsch: Wir haben die Konzeptentwicklung für das Ausund Weiterbildungsprogramm abgeschlossen. Wir haben es geschafft, ein Partnernetzwerk zu etablieren, die uns bei der Umsetzung eng begleiten. Intern konnten wir bereits Fraunhofer-Pilot-Kunden gewinnen aus Chemnitz und Dresden gewinnen. Wir sind jetzt dran, die Industrie mit ins Boot zu holen und die relevante politische Öffentlichkeit anzusprechen.

WaskanndasCenterdeninnovativen Tech-Unternehmenbieten,was ­andereForschungseinrichtungen hierinLeipzignichtkönnen?

Tobias Dauth: Der Ansatz, „wir oder die anderen“ ist der falsche. Unsere Konzeption weicht von den bisherigen Modellen ab. Allein die Kombination aus HHL und Fraunhofer IMWisteinzigartig.UnserAnsatzist es,frühimProzessanzufangen–der klassische Inkubatoransatz. Wir schauen, welche Geschäftsideen wachsen, was sich bewährt und tolerieren es, dass bestimmte Dinge nicht funktionieren. Ich glaube, das ist ein wesentlicher Unterschied.

ChristianGrowitsch: Wirwollenhier keine Konkurrenz aufbauen, sondern das Ökosystem weiterentwickeln. Wir verstehen andere Anbieter oder Akteure in diesem Ökosystem als natürliche Kooperationspartner. Ziel ist es Leipzig als natürlichen Standort für mitteldeutsche Start-ups, auch im Bereich DeepTech zu etablieren. Wenn man hohe Technologie-undEntwicklungsrisiken eingeht, dann gehört Scheitern zumProzess.Daszusystematisieren undausdiesemScheiternzulernen,

ist dabei ein wesentlicher Teil der Aufgabe.

IstLeipzigderrichtigeStandortfür solcheinCenter,wodochdieTopPlayerderDeep-Tech-Gründerinnenund -GründerinMünchenzuHausesind?

Christian Growitsch: Ich finde, Leipzig ist der ideale Standort. Weil wir hier neben einer reichhaltigen Wissenschaftslandschaft zudem eine große unternehmerische Tradition haben, weil sich Sachsen traditionell u. a. im Maschinenbau oder in der Automobilproduktion seit 150 Jahren als Standort für Deep-Tech-Entwicklungen auszeichnet. Mittlerweile hat sich hier wieder ein unternehmerisch denkender Mittelstand etabliert. Wir haben den Eindruck, dass Sachsen bereit ist, durchzustarten. Man erlebt das an dem Wachstum, das in den letzten Jahren stattgefunden hat. Ja, das Ökosystem in München ist etablierter. Ja, dort gibt esmehrZugangzuprivatemKapital. Aber wir sind zuversichtlich, dass sich das auch hier aufbauen lässt.

Europaweitwurden2022etwa

19,7MilliardenUS-Dollarin DeepTechinvestiert–unddamit

31MilliardenDollarweniger alsindenUSA,wo­Investorinnen undInvestorenin2022

51MilliardenDollaraufwendeten.

SowirdaktuellindenUSA mehralszweieinhalbMal sovielWagniskapital bereitgestelltwieinEuropa.

Tobias Dauth: Die Frage fordert ein Stück weit heraus. Wir brauchen uns definitiv nicht zu verstecken. „Wir“ meint alle, die in Leipzig und Sachsen etwas zum Thema Unter-

HHLLeipzigGraduateSchoolofManagement

DieHHLLeipzigGraduateSchoolofManagementisteineuniversitäreHochschulemitPromotions-undHabilitationsrecht.LautFinancialTimes-Ranking zähltsiezudenführendeninternationalenBusinessSchoolsunderreichtglobalTop-PlatzierungenindenBereichenKarriereberatung,Alumni-Netzwerk undGehalt.ZielderältestenbetriebswirtschaftlichenHochschuleDeutschlands,siewurdeam25.April1898alsHandelshochschuleLeipziggegründet, istdieAusbildungunternehmerischdenkender,verantwortungsbewusster undleistungsfähigerFührungspersönlichkeiten.DieHHLzeichnetsichaus durchexzellenteLehre,klareForschungsorientierungundpraxisnahenTransfersowiehervorragendenServicefürihreStudierenden.DerStifterverband fürdieDeutscheWissenschafthatdieHHL2021zumfünftenMalinFolgeals führendeGründerhochschuleDeutschlandsausgezeichnet.AusderHHLsind indenletzten30Jahrenüber530Unternehmensgründungenhervorgegangenmitmehrals50000Mitarbeitenden.AlserstedeutscheprivateBusiness SchulewurdedieHHLdurchdieinternationalrenommierteAACSBakkreditiert underlangtediesenQualitätsstatusseithervierMalinFolge.

nehmertum und Deep Tech beitragen. Leipzig ist ein guter Standort und bietet alles, was es braucht, um ein funktionierendes Ökosystem aufzustellen und Deep Tech-Unternehmen groß werden zu lassen. WaskanndasCenterfürLeipzig, SachsenodergarDeutschland bewirken?

Christian Growitsch: Wir glauben, dass sich mit dem Center für DeepTech-Transfer sehr werthaltige Unternehmen entwickeln können. Der Anspruch ist, dass so etwas wie ein neuer sächsischer Mittelstand, imbestenFallsogareinodermehrere Unicorns entstehen. Und das wäre ein toller Erfolg. Weil wir dann an erfolgreiche sächsische Traditionen anschließen können.. Und sich im Wettbewerb zu entwickeln, ist die ureigene Aufgabe von unternehmerischem Handeln. Wir haben diese gemeinsame Idee geboren,diegehenwirjetztunternehmerisch an. Schnell, agil, zielorientiert, nicht zu verkopft, praxisorientiert. Aber immer mit einem wissenschaftlichen Anspruch und Hintergrund und diesem institutionellem Lernen.Wirglaubenschon,dasswir das Ökosystem in Leipzig, in Sachsen, Mitteldeutschland mitprägen können,dasswireinengroßenpositiven Beitrag leisten können. Das dannirgendwannauchWirkungauf Gesamtdeutschland entfaltet.

Tobias Dauth: Wir sehen, dass es in Zukunft Kompetenzen und Fähigkeiten braucht, die an den Schnittstellen unserer beiden Institutionen liegen. Deswegen verbinden wir uns und schaffen Voraussetzungen für Wirtschaftswachstum am Standort in der Region, im Freistaat. Das muss die Denkhaltung sein, mit der wir in die nächsten Jahre gehen.

Quelle:AnalysedestechnologieunddatengetriebenenVentureCapital-UnternehmensMorphaisVC ANZEIGE

INNOVATION|21
19,7

1:FirmensitzderVNGimLeipzigerStadtteilBöhlitz-Ehrenberg: Am29.Juni 1990wurdedieUmwandlungvoneinemVolkseigenenBetriebineineAktiengesellschaftvollzogen.

4 22|PORTRÄT

4:EineÄragingzuEnde:Am14.Juni1995erloschdie­letzteStadtgasflammedankderUmstellungaufErdgasundderModernisierungalterKohleheizungen.Die­erste­Energiewendewargemeistert. Fotos:VNG

1 3 2

66 Jahre VNGfür die Zukunft gut gerüstet

VonUlrichMilde

Die Zahlen sind beeindruckend–positivwie negativ.EinenUmsatz von 36,2 Milliarden Euro erwirtschaftete der Leipziger Gaskonzern VNG AG mit seinen 1600 Beschäftigten im Jahr 2022. Allerdings stand beim Ergebnis ein dickes Minus. Der Verlust betrug 337 MillionenEuro.DochdieZeitenhaben sich wieder gebessert. „VNG blickt auf ein gutes Geschäftsjahr 2023 zurück und steht stabil da“, sagte vor einiger Zeit FinanzvorstandBodoRodestock.DasvonUdo JürgenskomponierteundgesungeneLied„Mit66Jahren“,wonachda das Leben erst richtig anfange, scheint also auf das gemessen am Umsatz größte ostdeutsche Unternehmen zuzutreffen, dessen Vorläufer 1958 als Volkseigener Betrieb (VEB) Verbundnetz Gas ins Leben gerufen wurde.

VNGstecktevorallemnachdem Ausbruch des Krieges in der Ukraine in einer elementaren Krise. Er habe „unser Unternehmen vor Herausforderungen gestellt wie noch nie zuvor in unserer Geschichte“, schrieb der Vorstand, dem neben Rodestock noch Ulf Heitmüller (Vorstandsvorsitzender) und HansJoachim Polk (Technik) angehören. Die Erdgaslieferbeziehungen mit Russland wurden gekappt, das Überleben stand auf dem Spiel. „Das war schon eine gewisse Nahtoderfahrung“,erinnertesichRodestock auf einer Veranstaltung zum Leipziger Herbst im vorigen Jahr.

Die Anteilseigner, vor allem Mehrheitsaktionär EnBW, stellten als Kapital­erhöhung 885 Millionen Euro zur Verfügung, VNG war gerettet. Schon zuvor waren die Herausforderungen groß. Die Bundesrepublik bereitet den Ausstieg aus fossilen Energieträgern vor, da soll es auch dem Erdgas an den Kragen gehen, eher früher als später. „Die Versorgungssicherheit für den Stromsektor kann aktuell noch nicht allein durch Erneuerbare ­gewährleistetwerden“,heißtesdagegenbeiVNG.Hierbleibe–insbesondere mit dem Blick auf den Industriesektor – Erdgas im Spiel, bevor mittelfristig und infrastrukturell eine dekarbonisierte Umstellung auf Wasserstoff möglich werde.

Vorreiter­rolleim ­Transformations­prozess

In diesem Transformationsprozess hin zu einer CO2-neutralen Ener-

Privatisierter­Ost-Betrieb

LeipzigerErdgaskonzernbautaufgrünenWasserstoff VNGinZahlen

DieVersorgungs­sicherheitfürden Stromsektorkann ­aktuellnochnicht ­alleindurch ­Erneuerbare ­gewährleistet werden.

giewirtschaft sehen sich die Leipziger in der Vorreiterrolle. Bis 2035 sollenrundfünfMilliardenEurovor allemindasWasserstoffgeschäft,in die Infrastruktur und auch in Biogasanlagen investiert werden. Insgesamt ist VNG für den Wasserstoffhochlauf in Ostdeutschland gut aufgestellt. Das Unternehmen verfügt über eines der größten FernleitungsnetzeinderBundesrepublik, das in weiten Teilen auch auf Wasserstoff umstellbar ist. Teile desNetzeskönntendahereinwichtiger Bestandteil des Wasserstoffkernnetzes in Ostdeutschland sein. ZusätzlicheLeitungenwirdesnoch brauchen. Das geplante Wasserstoffkernnetz ist ebenfalls als eine Kombination aus neuen und Bestandsleitungen ausgelegt.

Im Energiepark Bad Lauchstädt ist VNG dabei, in einem Konsortium die gesamte Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff abzubilden. Ziel ist, grünen Wasser-

ineinerdeutschenBank,umdorteinGeschäftskontofürVNGzueröffnen.Ruhrgaszahlte 100000D-Markein–dieeineHälftezurständigenVerfügung,derandereTeilalsFestgeldanlagefüreinJahr.DasInstitutbotHolstdafüreinen ZinssatzvonfünfeinhalbProzentan.Alsder Ruhrgas-Vertreterdaskurzdanach­erfuhr, machteer„aufdemAbsatzkehrtundeilteherbei,hellesEnt­setzenunterdemgegeltenHaar“, 1578 MitarbeiterinnenundMitarbeiter 36,2 MillionenEuroUmsatz 558 MilliardenKilowattstunden Gasabsatz

stoffausWindstrommittelsElektrolyse zu produzieren, ihn in einer umgestellten Leitung zu transportieren, in einer eigens gesolten Salzkaverne zu speichern und Abnehmer direkt zu beliefern. Mit der Total-Raffinerie in Leuna wurde hierfür bereits ein Großkunde gewonnen. Bereits 2025 soll der erste grüne Wasserstoff ausgeliefert werden.

Importe­erforderlich Gleichwohl wird es nicht möglich sein, grünen Wasserstoff allein in Deutschland herzustellen. An dieser Stelle mangelt es an den erforderlichenMengengrünenStroms. Importe werden erforderlich sein. Hier ist VNG in Gesprächen mit möglichen Lieferanten aus dem nordafrikanischen Raum, dem Nahen Osten und Chile sowie für ebenfalls unbedingt notwendigen blauen Wasserstoff mit Norwegen.

schriebHolstinseinenErinnerungen„Bewegte Zeit“.DerWest-ManagerschlugKrach–mitdem Ergebnis,dassdieVerzinsungauf7,45Prozent angehobenwurde.SpätererhieltdieVNGals WiedergutmachungvonderBankdenersten Fotokopierergeschenkt.KaumwarderVervielfältigerinderFirmenzentraleaufgestellt,„begannsichdieArbeitderSekretariateschlagartig effizienterzugestalten“,soHolst. 5 europäischeLändermit VNG-Beteiligung(Deutschland,Italien,Österreich, Polen,Tschechien)

Weitere Erdgaslieferungen sind alsoerforderlich.DazuhatVNGvor wenigen Wochen mit dem staatlichen algerischen Energieunternehmen Sonatrach einen Gasliefervertrag abgeschlossen. Heitmüller sprach von einer Diversifizierung des Bezugsportfolios. Aber auch da wurde bereits eine Brücke indieZukunftgebaut.„NebenErdgas aus Algerien als wichtigem Rohstoff für die Energiewende ist es das langfristige Ziel, eine WasserstoffpartnerschaftmitSonatrach aufzubauen und zukünftig grünen Wasserstoff aus Algerien nach Deutschland zu importieren“, sagtederVorstandschef,dessenUnternehmen auch massiv auf Biogas setzt. Die Tochter Balance betreibt inzwischen 40 Anlagen in Nord- und Ostdeutschland und zählt damit zu den führenden Biogasanlagenbetreibern in der Bundesrepublik. OstdeutscheDNA VNG definiert sich als Unternehmen mit ostdeutscher DNA, fühlt sich in Leipzig tief verwurzelt – seit bald 66 Jahren. „Wir generieren in Leipzig und der Region wertvolle Wertschöpfung“, wird betont. Es gebe ostdeutsche Aktionäre, die InfrastrukturbefindesichimOsten der Republik.

Zudem werde über zahlreiche Unterstützung, unter anderem des Leipziger Gewandhauses und acht ostdeutscher Hochschulen, etwas an die Gesellschaft zurückgegeben.

7700 KilometerFernleitungsnetz 2,2 MilliardenKubikmeter Speicherkapazität 174 Megawattinstallierte ­Feuerungswärmeleistung
VNGwar1990dererstevonderTreuhandanstaltprivatisiertegroßeOst-Betrieb.Federführendwar­dabeiderlangjährigeVorstandschef Klaus-EwaldHolst. DerIngenieurwarseit1968dorttätig.Zuden erstenAktionärengehörtemiteinemAnteilvon 35ProzentdieRuhrgasAG,heutealsEonRuhrgaseineTochterdesEnergieriesenEon.Holst war1990miteinemRuhrgas-VertreterinBerlin
3:Am16.Dezember1993schlossVNGeinGroßhandelsabkommenmitnorwegischenPartnernab.Dadurchgelanges,dieErdgasbezügezudiversifizieren.DaserstenorwegischeErdgasfloss1995nach­Ostdeutschland.Zu sehensindhier(vonlinks)PeterMelbyvonStatoil,LeipzigsOberbürgermeisterHinrichLehmann-GrubeundVNG-ChefKlaus-EwaldHolst.
2:1992waressoweit:EswurdedasVNG-Netzbei­Vitzerodaander ­hessisch-thüringischenGrenzeandaswestdeutscheErdgas-Verbund­systemangeschlossen.MitBeginnderLieferungendurchdieRuhrgasAG strömteerstmalsErdgasausWesteuropanachOstdeutschland. Zweiter vonrechts:derdamaligeVNG-ChefKlaus-EwaldHolst.

Gestalter der Verkehrswende

LeipzigerIftechatsichzueinemführendenProblemlöserfür Schienenfahrzeugegemausert

VonUlrichMilde

Das Fahrzeug glänzt in der riesigen Halle in blank poliertem roten Lack. Von außen und innen sieht es aus wie neu. Es handelt sich um die letzte von der Leipziger Iftec GmbH & Co. KG modernisierte Straßenbahn für die Nürnberger VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft. 40 Fahrzeuge aus der Frankenmetropole wurden in Sachsen seit 2016 wieder auf Vordermann gebracht, technisch und optisch.

Es ging um einen Auftrag über 24 Millionen Euro, der europaweit ausgeschrieben werden musste. Iftec bekam den Zuschlag, denn „sie hatsichdurchQualitätundihrengutenRufhervorgetan“,sagtekürzlich anlässlich einer Feierstunde zur Übergabe Thomas ­Luber, Geschäftsbereichsleiter SchienenfahrzeugederVAG.DiekommunaleFirma sorgt mit 277 Bussen, 115 UBahn-Wagenund70Straßenbahnen für den öffentlichen Personennahverkehr in Nürnberg.

KeinUnterschiedzum ­Neufahrzeug

„Das war ein Riesenkraftakt“, betonte Luber. Schließlich würde jede Straßenbahn für den Betrieb benötigt. Gleichwohl sind regelmäßige Wartungen ebenso notwendig wie Reparaturen.DievonIftecmodernisiertenWagen„sindjetztwiederauf demaktuellenStandderTechnik,es gibt praktisch keinen Unterschied zu neuen Fahrzeugen“. Luber sagte,seineGesellschafthabedenAuftrag im Sinne der Fahrgäste und der Stadt Nürnberg erteilt. Schließlich gehe es um ein Stück Lebensqualität.„WirsinddiewahrenKlimaaktivisten und setzen auf grüne Mobilität.“

Den Auftrag wickelte Iftec in Kooperation mit Kiepe Electric (ehemals Vossloh Kiepe) aus Düsseldorf ab. „Unsere wahren Kunden sind diejenigen,diemitdenStraßenbahnen fahren“, sagte Kiepe-Manager Andreas Heitland. Sein Betrieb gehörte seit 2017 zum Münchner Knorr-Bremse-Konzern (31 000 Beschäftigte, Jahresumsatz mehr als sieben Milliarden Euro), nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Bremssysteme und führender Anbieter weiterer Systeme für Schienen- und Nutzfahrzeuge. Jetzt wurde Kiepe Electric zu 85 Prozent an die Berliner Investmentfirma Heramba veräußert.

700Gleiskonstruktionen

Ein spannendes Umfeld, in dem die Leipziger sich zu einem inzwischen deutschlandweittätigenProblemlöser bei allen Instandhaltungsfragen im Bereich Fahrweginfrastruktur und Schienenfahrzeuge entwickelt haben. Neben der Modernisierung von Fahrzeugen baut Iftec auch Weichen und Gleisanlagen für Straßenbahnsysteme deutscher Verkehrsbetriebe.AlleinindenvergangenenachtzehnJahrenerstelltedas Unternehmen rund 700 Gleiskonstruktionen für den öffentlichen Personennahverkehr. „Mit dem Knowhow unserer Kollegen unterstützen wir den Infrastrukturausbau und damit die Gestaltung der Verkehrswende in Deutschland“, betont ­Geschäftsführer Peter Tesch. Mit modernen Anlagen, wie einer neuen Portalfräsmaschine, werde das Angebot erweitert, um die Kunden mit technischen Lösungen zu unterstützen.

DieeigentlicheGeschichtederIftec begann 1896 mit der Gründung desBetriebsvonWerkstättenzurInstandhaltung der Gleisanlagen und Straßenbahnen für die Große LeipzigerStraßenbahn.ImKerngeschäft ist der Betrieb, der 530 Mitarbeiter hatundaufeinenJahresumsatzvon rund 72 Millionen Euro kommt, für die Instandhaltung der Fahrwege und Schienenfahrzeuge in Leipzig verantwortlich. Gesellschafter sind jezurHälftedieLeipzigerVerkehrsbetriebe(LVB)unddieSiemensAG.

PORTRÄT

Herzstückdes neuenInno­vationsverbundes:Das „4transferLab“ inDresden dientals ­zentraleInformations-und Veranstaltungsfläche.

Foto:Tine Jurtz

Siehtauswieneu:derInnenraumdiesesStraßenbahnfahrzeuges,dasdieIftecfürdie NürnbergerVerkehrsbetriebe modernisierthat.

Foto:BertramBölkow

ZunehmendwerdenauchOrderanderer Verkehrsbetriebe abgearbeitet–nachdemMotto:InLeipzigverwurzelt, jedoch in Deutschland und Europa aktiv.

„DieBeteiligungisteinwichtiger Baustein für uns“, sagt LVB-Geschäftsführer Ulf Middelberg. Zum einengebeesErträge,zumanderen versuche Iftec, viele Bestellungen im Umland auszulösen. „Wir lassen so einen Gutteil der Wertschöpfung in der Region.“ Die Tochter steht im Konkurrenzkampf mit vielen anderen Firmen. „Dieser Wettbewerbsgedanke tut auch den LVB gut“, meint Middelberg.

Auftragsbüchergutgefüllt

Mit dem vergangenen Jahr zeigt sich das Iftec-Management zufrieden, die Entwicklung verlief stabil. DieAuftragsbüchersindgutgefüllt, das Unternehmen ist gut ausgelastet. Wie in den meisten Branchen bestehenHerausforderungeninder Harmonisierung von Lieferketten bei den benötigten Materialien und Baugruppen. Die Bindung der Mitarbeiter sowie die Gewinnung neuer Fachkräfte wird als beständige Herausforderung gesehen, um die Wettbewerbsfähigkeitabzusichern. Auch für das laufende Jahr erwartet die Geschäftsführung eine kontinuierliche wirtschaftliche Entwicklung. Der Fokus liegt auf der Realisierung der Aufträge und der Gewinnung neuer Kunden. Darüber hinaus wird das Unternehmen weiterhin die Arbeitsstätten und Produktionsbereiche modernisieren. So wird im Weichen- und Anlagenbau eine neue Anlage zur Herstellung von Radreifen in Betrieb genommen. Die BrennschneidetechnikzurFertigungvonWeichenanlagen wird erneuert. Die derzeit

Mitdem Know-how unserer ­Kollegen unterstützen wirden ­Infrastruktur­ausbauund damitdie ­Gestaltung derVerkehrswendein Deutschland.

PeterTesch ­GeschäftsführerIftec

imNetzderLVBeingesetztenOberleitungsmontagefahrzeuge haben das Ende der technischen und wirtschaftlichen Nutzungsdauer erreicht. Hierfür hat Iftec die Ausschreibung für die Beschaffung von zwei neuen Fahrzeugen gestartet.

VerlässlicherPartner

Damit soll die Position als verlässlicher, innovativer und zukunftssicherer Instandhaltungs- und Wartungspartner für die wachsende Straßenbahnflotte der LVB weiter ausgebaut werden. Ziel ist zudem, die bestehenden Beziehungen zu anderen Mobilitätsdienstleistern zu erhalten und zu erweitern.

In die Waagschale werfen die Leipziger das breite Leistungsportfolio und die hohe Fertigungstiefe. Auch die Bearbeitung an verschiedensten Fahrzeugtypen außerhalb derLVB-Flottesichereeinenständigen Know-how-Zuwachs des hoch qualifizierten Fachpersonals, heißt es. Davon profitieren auch die LVB als Mutterkonzern.

Mit Siemens als Gesellschafter steht den Leipzigern ein TechnologiepartneraufWeltmarktniveauzur Seite. Insbesondere der Wissensaustausch und die Zusammenarbeit bei innovativen Zukunftsthemen wiedem3D-DruckfürErsatzteileist hier hervorzuheben. Iftec hat durch die intensive Zusammenarbeit mit beiden Gesellschaftern sowohl Zugriff auf die Anforderungen eines Verkehrsunternehmens (LVB) als auchdurchdieKooperationmitSiemens einen durchgängigen Blick aufdieEntwicklunginderBranche. Zusätzlich bringt Siemens Managementkompetenz ein, etwa bei der kontinuierlichen Suche nach Verbesserungspotenzialen und deren Umsetzung.

Vier wachsen

zusammen

NeuerTransferverbund„4transfer“stärkt seiteinemJahrdieInnovationskraftinSachsen

Die Welt steht vor großen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Ressourcenknappheit, der nachhaltigen Energieerzeugung und der Bewältigung sozialer Ungleichheiten.DieseProblemeerfordern laut Dr. Stephan Meschke innovative Lösungen, die durch Wissens- und Technologietransfer ermöglicht werden können. Partnerschaftenkönnen Innovationenvorantreiben

Für den Projektleiter des neuen Innovationsverbundes „4transfer“ stellt sich dabei die Frage: „Wie können wir sicherstellen, dass neue Ideen effektiv entwickelt und umgesetzt werden?“

Die Antwort könnte in einem innovativen Ansatz liegen, der als „Quadruple-Helix“ bekannt ist. Dieser betone die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und der Gesellschaft als Ganzes, und zeige, wie solche Partnerschaften dazu beitragen können, Innovationen voranzutreiben und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu haben.

NeuerVerbundvereint vierPartner Aus diesem Ansatz heraus wurde „4transfer“ gegründet. Er vereint vier Partner, die diese vier Bereiche miteinander vernetzen: Die TU Bergakademie Freiberg stehe für den wissenschaftlichen Input, sei es an neuen Erkenntnissen oderneuenTechnologien.DieBerufsakademie Sachsen stehe für eine große Industrie- und Marktnähe und könne helfen, mögliche Anwendungsfelder zu identifizieren, um Forschungs- und EntwicklungsprojektemitUnternehmen zu initiieren. Der LandesverbandderKultur-undKreativwirtschaft Sachsen e.V. schlage die Brücke in die Zivilgesellschaft und verknüpfe Menschen mit demVerbund,dieanNeueminteressiert sind und gehört werden wollen. Die Hochschule für öffentlicheVerwaltungundRechtspflegeMeißen(FH)bildedieMitarbeitenden der Behörden von morgen aus, kenne Fallstricke und finde Möglichkeiten im verwaltungstechnischen Raum, um zum Beispiel neue Ansätze oder Technologien auszutesten.

Der Verbund wird durch die Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ gefördert. Die Förderung erfolgt bis 2027 mit insgesamt 15 Millionen Euro.

DieMission

„Die Aufgabe des Verbunds ist es, Forschende bei Innovations-

und Transferprozessen zu unterstützen, das Wissen durch die Einbindung von Wirtschaftsunternehmen, Behörden und den betroffenen Bevölkerungsgruppen regional verfügbar zu machen und so neue Technologien in Anwendung zu bringen“, erklärt Dr. Stephan Meschke. Dabei baue der Verbund auf die strategische VernetzungdereinzelnenVerbundinstitutionen: „Wir schaffen einzigartige Synergien, indem wir unsere exzellente Lehre und Forschung mit der Nähe zu Unternehmen, Verwaltung und Politik verknüpfen.“ Durch eine koordinierte Zusammenarbeit aller Beteiligten könnten so innovative Lösungen schneller entwickelt und umgesetzt werden.

Die Idee, dass die vier Bereiche Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Verwaltung in Innovationsprozessen zusammengedacht und zusammengebracht werden müssen, sei nicht neu. „Aber wir sind die ersten, die diese Idee im großen Maßstab für den Transfer in die Tat umsetzen“, freut sich Meschke. DasersteJahr

Das erste Jahr war laut dem Projektleiter entscheidend für das Zusammenfinden der vier Partner,fürdenAufbaueigenerInfrastruktur und auch verbundübergreifender Strukturen. „Die ersten Monate wurden dazu genutzt, um die notwendige Personalstruktur und Personalentwicklung herzustellen, die Partnernetzwerkezuverknüpfenund für die zukünftigen Aktivitäten notwendige Dynamik herzustellen.“ So sei es den Partnern gelungen, eine gemeinsame Basis zu schaffen und auch erste neuartige Formate zu entwickeln. Herzstück des Verbunds ist das „4transferLab“ in der FritzReuter-Straße 1 in Dresden. „Ein großer Teil der Bemühungen flossimvergangenenJahrindessenAusgestaltungdesalszentrale Anlaufstelle sowohl innerhalb als auch außerhalb des Verbunds. Im Ergebnis stehen nun 270 Quadratmeter Fläche zum gemeinsamen Arbeiten, Netzwerken, Erkunden und Entwickeln von Ideen und Innovationen zur Verfügung“, ist Dr. StephanMeschkestolz.ErsteVeranstaltungen wie das „Pop Up ­Science“ seien bereits erfolgreich durchgeführt worden.

Aufwww.4transfer-innovation.de machtderVerbundErgebnisse ­zugänglich.

GelungenerStart:ImSeptembervergangenenJahresfandinder St.-Pauli-RuineinDresdendieerste4transfer-Jahreskonferenzmit zahlreichenGästenausWissenschaft,Wirtschaft,Verwaltungund PolitiksowieKultur-undKreativschaffendenstatt. Foto:Crispin-IvenMokry
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Harmonie, Zusammenhalt, gegenseitige Wertschätzung – darauf kommt es ihm an. Dieser Anspruch verbirgtsichnahezuinjedem Satz, den er äußert. In Stephan Findeisens Stimme schwingt er mit, der Stolz auf das durch dieses Miteinander Erreichte im Laufe der 55jährigen Geschichte seines Unternehmens. Als Geschäftsführer der Elmo Elektromontagen GmbH Leipzigversuchtertagtäglich,„dasBeste aus allem herauszuholen, was möglich ist“. Bescheiden fügt der 58-Jährige hinzu: „Ich allein kann ja lediglicheinbisschensteuernundlenken. Im besten Sinne Ziele vorgeben.“ Und zugleich seinen 60 Mitarbeitern „Karrierechancen aufzeigen und ermöglichen“. Das ist ihm außerordentlich wichtig. Er bringt diesen sich selbst gestellten Vorsatz auf den Punkt mit einer warmherzigen Formulierung: „Alles steht und fällt mit unseren Fachleuten, mit unserer tollen Mannschaft, die wir haben.“ DabeisprichterauchseinemGeschäftsführer-Partner und Bruder Thorsten (59) aus dem Herzen. Die Leute „müssen Bock haben, wie man so sagt, auf die herausfordernden Aufgaben“, umschreibt Stephan Findeisen den Ehrgeiz, den die Beschäftigten des Unternehmens an den Tag legen.AlsChefmüsseerfordernund fördern. „Gelingt einem das, dann hat man eine prima Truppe, mit der nahezu alles zu packen ist“, ist der gebürtige Leipziger überzeugt. Und geschafft haben die ElmoExperten Erstaunliches, und schaffen es nach wie vor. Kein Wunder, dass das Unternehmen im Oktober vorigen Jahres mit dem Preis „Via Oeconomica“ des Vereins Gemeinsam für Leipzig ausgezeichnet wurde. „Das ist eine außerordentliche Ehrung“, freut sich der Firmenlenker.Erseitotalüberraschtgewesen, seisichüberhauptnichtbewusstgewesen, „dass über uns geredet wird“, sagt er etwas scherzhaft.

ZahlreicheAuszeichnungen

Dabei muss sich Elmo beileibe nicht verstecken. Nicht nur wegen zahlreicherandererEhrungen,dieinder Vitrine im Sitzungsraum zu finden sind. Etwa die höchste bundesweite Auszeichnung, der „Premier“ des Großen Preises des Mittelstandes 2021,2009und2008oderderGoldene Sachse 1995. Und eine Plakette des Airports Leipzig/Halle wiederum macht mit einer besonderen Aufschrift aufmerksam: „Sie haben ein Stück Start- und Landebahn Nord in der Hand.“

DaswarvorzweiJahren,erinnert sich Findeisen. „Die Erneuerung der Start- und Landebahnbefeuerung während der Sanierung der Nordpiste war der bislang größte Auftrag unserer Unternehmensgeschichte. Er belief sich auf 10,5 Millionen Euro.“ Innerhalb von sieben Monaten musste alles erledigt sein. Elmo hat das – so zeigt der lobende Satz – mit Bravour vollbracht. Dies istinzwischenlängstnichtdaseinzige Flughafenprojekt der Leipziger. „Im Prinzip sind wir in ganz Deutschlandzugange,etwaaufden Flughäfen München, Berlin, Hannover, Hamburg und Bremen.“

Zwar habe das 1969 als Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) gegründete Unternehmen bereits in den 1980er-Jahren am hiesigen Flugplatz mitgewirkt. Abersorichtiglosginges1996.„Damals war ich als Jungmeister im Betrieb meines Vaters als Baustellenleiter zugange und wir hatten erstmalseineFlughafenvorfeldbeleuchtung45Meterhochmitabsenkbaren Traversen zu installieren – hier in Leipzig. Das war sogar eine Deutschlandpremiere“, betont der heutige Firmenchef, der in dieser Position seinen Vater Jochen 2003 beerbte. Noch nie vorher gab es die Möglichkeit, die Lampen zur Wartung vom Hochmast nach unten zu bewegen.

BerlinerAirportimBlick Dass es nicht beim hiesigen Airport blieb,sondernebenindergesamten Bundesrepublik Elmo-Spuren zu finden sind, verdankt das Familienunternehmen in erster Linie Stephan Findeisen. „2007 entschied ich,solcheProjekteauchananderen

Elmo Leipzig bringt Licht ins Dunkel

Elektromontagen-Firma hatihreSpuren nichtnuraufzahlreichen Flugplätzen inDeutschland hinterlassen

Allesstehtundfälltmitunseren­Fachleuten, mitunserertollen­Mannschaft,diewirhaben.

StephanFindeisen GeschäftsführerElmoElektromontagenGmbH

Standorten zu übernehmen.“ Der erste außerhalb der Messestadt war derBerlinerFlughafenBER.Undvor 19 Jahren „errichteten wir das Luftfracht-Drehkreuz für DHL in Leipzig, haben die kompletten elektrotechnischen Installationen vorgenommen“, fügt der Chef hinzu. Westenabgehängt

Spezialisiert auf die elektrotechnische Flughafeninfrastruktur hat sich Elmo längst einen Namen gemacht. Ob Vorfeldbeleuchtung, Landebahnbefeuerung, Anflugblitz, Rollwegbeschilderung, 400Hertz-Bodenstromversorgung für die Flugzeuge an ihrer Parkposition oder Andock-Anzeige als Art Einparkhilfe für die Piloten – alles kein Problem.SohabendieLeipzigerauf diesemGebietdenWesteningewisser Weise abgehängt, wenngleich Findeisen das so nicht formulieren mag. Es gebe immerhin auch andereFirmen,dieinDeutschlandelektrotechnisch auf Airports agierten. „Allerdings“, hebt er mit Stolz hervor,„sindwirdieeinzigen,diediese Leistungen in derartiger Komplexität anbieten.“ Andere würde lediglich die eine oder andere Sache übernehmen – den Bodenstrom oderdieBefeuerung,„wirhingegen haben das alles zusammen im Portfolio“.

HalbesJahrhundertpräsent Peu á peu hat sich dieses Geschäftsfeld inzwischen so gut entwickelt, dassesbereitsdieHälftedesGesamtumsatzes einfährt. „Hier haben wir nach wie vor gut zu tun.“ Die andere Hälfte entfällt auf Elektroinstallationen aller Art. Findeisen nennt zum Beispiel die Vertragspartnerschaft ElektroaufderLeipzigerMessewährend Ausstellungen, die Sanierung des Neuen Rathauses in Leipzig, das Leipziger Uniklinikum, das Völkerschlachtdenkmal, Schulen und Kindergärten, Gewerbe- und Industriebauten sowie den Wohnungsbau –„überall sind wir mit von der Partie“. Die Zahl der Kunden insgesamt –„das kann ich gar nicht mehr zählen. Bei über einem halben Jahrhundert Firmengeschichte findet sich überall immer irgendetwas, wo wir die Finger im Spiel hatten“. Selbstverständlich ist für Findeisen, dass Elmo immer schwarze Zahlen schreibt. Wenngleich es auch hier wie beim Umsatz immer ein Auf und Ab gebe. „2021 haben wireinenRekorderlösvon20Millionen Euro eingefahren. Im Schnitt sind es sonst zwischen neun und 12 Millionen Euro.“ Familiensinngefragt

All das fällt selbstredend nicht vom Himmel. Harte Arbeit steckt dahinter – und wie in diesem Fall eine gehörige Portion Familiensinn. Denn faktisch steckt ein Meister-Quartett hinter dieser Erfolgsstory. Es muss das Gen von Vater Jochen gewesen sein, das sich vererbt hat und den beiden Söhnen innewohnt. Schließlich qualifizierten sich Stephan und ThorstengenausowieihrVaterzum Elektroinstallateur-Meister. Stephan,derdenAbschluss1993inder Tasche hatte, schloss noch eine zweijährige Ausbildung zum Betriebswirt des Handwerks an. Die Vierte im Bunde ist Stephans Tochter Janine Findeisen (30). Die frisch gebackene Meisterin steigt gerade als Projektleiterin bei Elmo ein. „Deshalb bauen wir derzeit das Büro um“, erklärt ihr Vater. Dieser schwört auf das gemeinsame Verständnis, auf das harmonische Miteinander, auf den Respekt vor der Leistung des anderen. „Was mein Bruderkann“,betontStephanFindeisen, „kann ich nicht so gut, und was ich mache, ist nicht so sehr sein Ding.“ Mit Hochachtung spricht er auch von seinem Vater und seinem Engagement nach der Wende. „Die UmgründungvoneinerPGHineine GmbH, das mühevolle Durchschiffen der stürmischen Zeit nach 1990 und das Fußfassen in der für uns so ungewohnten Marktwirtschaft – er hat es überragend gemeistert“, erzählt er von seinem Vater. Auch er sei „mit dafür verantwortlich, dass wir den Preis Via Oeconomica erhalten haben. Wie alle unserer super Mannschaft.“ Einen würdigen Platz für die Auszeichnung – „da sind wir noch am Suchen. Aber werden ihn gemeinsam bestimmt bald finden“.

24|PORTRÄT BeidemProjekt„AufundAbstiegedesVölkerschlachtdenkmals“ hatdasUnternehmen 2000MeterhalogenfreieMantelleitung ­verschiedenenQuerschnittsverlegtsowie 55StückLED-Strahler undeineZentralbatterieanlagemit18Stromkreisenmontiert.
Großprojekt„ErneuerungderElektroinstallationimNeuenRathaus“:mehrals 300BohrungenundKernbohrungen,mehrals50AnschlussarbeitenfürFremd­gewerbe,AustauschevonsechsHauptverteilungenundErweiterungvon31Unter­verteilungenwurdenvorgenommen. FotoS:Appaloosa;RaikSchache,ELMOElektromontagenLeipzigGmbH(2) EinweiteresProjektwardieStraßenbeleuchtungder Staatsstraße8aamFlughafenLeipzig-Halle.Hierhatdas UnternehmenachtLichtmastenvon30MeterHöhemit absenkbarerTraversemontiert. 25 TausendverbauteSteckdosen 3 TausendglücklicheKunden 842 TausendKilometer verlegteKabelproJahr 60 motivierteMitarbeiterinnen undMitarbeiter

In den Hotels mangelt es an internationalen Gästen

TourismuszahlenmachenEinbruchwährendderCorona-Pandemiewiederwett

Leipzig ist eine anziehende Stadt. Das belegen zumindest die Gästezahlen. So verzeichnete die Stadt im vorigen Jahr gut zwei Millionen Besucher, die zusammen auf 3,8 Millionen Übernachtungenkamen.Dasistfasteine halbe Million mehr als 2022. Die Kommune hat damit als einziges Reiseziel im Freistaat das bisherige Rekordjahr 2019 mit 3,6 Millionen Übernachtungen übertroffen und den Einbruch während Corona mehr als wettgemacht. Sachsen insgesamt verzeichnete mit 7,9 Millionen Gästen knapp 20 Millionen Übernachtungen. Das sind drei Prozent weniger als vor der Pandemie 2019, stellt aber immerhin das drittbeste Tourismusjahr dar.

„Dieses Ergebnis ist besonders ermutigend, da es zeigt, wie resilient und attraktiv unsere Region trotz der Herausforderungen der letzten Jahre geblieben ist“, kommentierte Jörg Markert, der Präsident des LandestourismusverbandesSachsen.DerErfolgLeipzigsresultiere aus einem guten Gästemix von Touristen und Geschäftsreisenden.

Besseralserwartet

Das sieht Stefanie Kristensen grundsätzlich ähnlich. Leipzig sei „20 Mal besser“ als sie es erwartet habe, erinnerte sich die 47-Jährige,

diebisvorKurzemChefindesMariott-Hotels (231 Zimmer, 140 Mitarbeiter) war und inzwischen in München das zur Gruppe gehörende größere Hotel Le Meridien leitet.

Hiermüssenwir ­besserwerden, daistLuft nachoben.

StefanieKristensen Ex-ChefinMariott-HotelLeipzig

Nahezu jede Straße habe eine Geschichte, die kulturelle Vielfalt sei exzellent, es gebe eine Vielzahl an Tagungen, Kongressen und Messen, hinzu kämen die Seenland-

schaften im Süden und Norden.

DochdieNiederländerinlegtden Finger in die Wunde. „Wir haben ganzvieledeutscheGäste,zuwenig internationale“,sagtdieverheiratete Mutter zweier Kinder. In Leipzig betrug2022derAnteilderausländischen Besucher knapp 14 Prozent. DashabefinanzielleAuswirkungen für das Beherbergungsgewerbe. Kristensen, die früher unter anderem in Spanien, der Schweiz, Asien, AmsterdamundHamburgtätigwar, fordert, die Region müsse in der internationalen Vermarktung jetzt „den nächsten Schritt gehen“. Wenn etwa die Flugverbindung nach Paris wieder eingestellt worden sei, dann könne das auch daran liegen, dass in der französischen HauptstadtzuwenigfürLeipziggeworbenwird.„Hiermüssenwirbesser werden, da ist Luft nach oben.“

Das würde Auslastung und Einnahmen erhöhen. „Mit den jetzigen Erlösen“, warnt die Managerin, „lassen sich die regelmäßig erforderlichen Renovierungsarbeiten kaum finanzieren.“ Die verhältnismäßig geringe Quote ausländischer BesucherhatAuswirkungenaufdie finanzielle Lage der Hotellerie. Je

landsanteil) bei 102 Euro und in München, wo der Anteil der internationalen Gäste 41 Prozent ausmacht, bei 123 Euro. Die Leipziger 87 Euro sind zudem der niedrigste BetragunterdenelfbundesrepublikanischenGroßstädtenmitmehrals 500 000 Einwohnern. Laut Auswertungen von Kreditkartenunternehmen geben ausländische Touristen im Schnitt mehr Geld vor Ort aus als die deutschen Urlauber.

ZahlreicheAktivitäten

Influencern. Gemeinsam mit dem Flughafen Leipzig/Halle und mit Unterstützung einer Presseagentur aus Großbritannien seien diverse Kampagnen durchgeführt worden. Damit soll die Direktflugverbindung nach London-Stanstedt unterstützt werden. „Im Vordergrund steht die Vorstellung der Musikund Kulturstadt Leipzig“, heißt es bei LTM. Im vorigen Oktober beteiligten sich die Vermarkter an einem Workshop für Reiseveranstalter in Paris. Das Profil bei SmartGuide

wurde dabei eine Tour mit touristischen Highlights rund um das Stadion aufgelegt.

Der Fremdenverkehr spielt in Leipzigeinenichtzuunterschätzende wirtschaftliche Rolle. Von ihm profitieren das Gastgewerbe wie der Einzelhandel, Dienstleister und Zulieferer regionaler Produkte. So lag der Tourismus-Umsatz im Jahr 2022 bei immerhin 2,2 Milliarden Euro, was letztlich auch zu Steuereinnahmen der Stadt führt. Weshalb sich nach Expertenansicht Investitionen von Kommunen und

TOURISMUS|25
LVZ+SPORT LVZ.de/sportabo
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GuidoSchäfer LeipzigerVolkszeitung
Foto: freepik.com 451 450,8MillionenÜbernachtungen (+45,3Prozentzu2021), davon68,1Millionenausländischeund 382,7MillioneninländischeGäste 27 ProzentderReisenderBundesbürger hatten2022DeutschlandzumZiel Quelle:DeutscheReiseverband 163 MillionenGästeankünfte (+68,4Prozentzu2021), davon28,5Millionenausländischeund 134,6Millionen­inländischeGäste Quelle:StatistischesBundesamt(2023)

Das positive Preissignal aus Leipzig

Die bundesrepublikanische Wirtschaft präsentiert sich in alles andere als einer guten Verfassung. Das Wachstum schwächelt, Firmen verlagern ins kostengünstigere Ausland. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte da auf einer Veranstaltung in der für Sachsen und Thüringen zuständigen Hauptverwaltung (Leitung: Hubert Temmeyer) wenigsten von der Preisfront eine gute Nachricht. „Spätestens 2025 wird die Inflationsrate wieder da sein, wo sie sein sollte: bei ungefähr zwei Prozent“, prognostizierte der oberste deutsche Währungswächter. Das ist die von der Europäischen Zentralbank angestrebte Zielgröße.

Währungshüteruntersich:

Die Teuerungsrate hat sich in Deutschland in jüngster Zeit ermäßigt. Im Januar lag der Wert bei 2,9 Prozent. Im vorigen Jahr kletterten die Preise um 5,9 Prozent. Der Höhepunkt in jüngster Zeit war im Oktober 2022 mit einem Plus von 8,8 Prozent.

Mit den gegenwärtigen Wachstumsraten „können wir nicht zufrieden sein“, sagte Nagel. Unter den G-7-Nationen sei die Bundesrepublik das Schlusslicht. Für dieses Jahr rechnet er unterm Strich mit einer leichten Zunahme zwischen 0,3 und 0,5 Prozent. Es sei Luft nach oben, „wenn wir die Probleme angehen“. Dazu zählt der 57-Jährige die Bürokratie. Zudem sei die Steuerbelastung in Deutschland „eher am oberen Ende“. Der gebürtige Karlsruher forderte, die Wirtschaftspolitik wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken. „Wenn die Wirtschaft wächst, steigen auch die Verteilungsspielräume.“ Nötig sei dazu, den Menschen eine Orientierung zu geben und zu zeigen, „wohin der Weg führt“.

Harald Langenfeld, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Leipzig, berichtete, dass seine Kundenberater in Gesprächen mit hiesigen Firmen eine große Irritation spürten. „Das ist Gift für die Wirtschaft.“ Sie verursache Zurückhaltung bei den Unternehmens-Investitionen. „Ich sehe jeden Tag, wie unsere Kunden noch mehr verunsichert werden, wie Investitionen zurückgehalten werden, wie die Konkurrenz Marktanteile übernimmt, weil wir nicht mehr wettbewerbsfähig sind“, klagte dazu kürzlich der Markleeberger IT-Unternehmer Frank Tornau.

Das alles beeinflusse negativ das Konsumverhalten der Bevölkerung, analysierte auf einer Tagung seiner Einrichtung Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, das neben dem Hauptsitz in München noch eine Niederlassung in Dresden unterhält. Er kritisierte einen extremen Anstieg der Bürokratiekosten. Insgesamt zeichne sich die Politik durch eine „Explosion von Planwirtschaft und Interventionismus“ aus. Reint E. Gropp, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), beurteilte das ähnlich. „Wir sehen im Moment einen mikrodirigistischen Ansatz, der nicht funktioniert.“

Der Wissenschaftler rechnet nicht damit, dass die von vielen Betrieben beklagten hohen Energiekosten sinken werden. Sie sollten auch oben bleiben, da sonst die Klimaziele nicht erreicht würden. So werde ein Anreiz für die Unternehmen geschaffen, neue, effizientere Verfahren zu entwickeln.

Der IWH-Experte äußerte erneut Unverständnis für die zehn Milliarden Euro Subventionen, die der Chiphersteller Intel für sein neues Werk in Magdeburg erhalten soll. Es wäre besser, dieses Geld in die Infrastruktur, Forschung und Bildung zu stecken, die Bürokratie abzubauen und die Digitalisierung voranzubringen., „Das würde allen zugutekommen“, sagte der Professor. mi

VonUlrichMilde

Die Unterschiede sind deutlich. Noch. Die Knusperflocken und die Bambina-Schokolade von Zetti sind in Ostdeutschland bekanntwieeinbunterHund.Nahezu jeder kennt diese Süßigkeiten, die in Zeitz in einer modernen Fabrik produziert werden. Zwischen Kap Arkona und dem vogtländischen Bad Brambach gibt es eine flächendeckende Distribution der Kultprodukte.

ImWestenderRepubliksiehtdas anders aus. Dort hat Zetti zwar jetzt schon eine ordentliche Position, ist aber erheblich weniger verbreitet. VieleAlt-Bundesbürgerkönnenmit den Marken noch nichts anfangen. Der Plan ist, das zu ändern. Unter demMotto„DeutschlandholtGold“ sollen die Knusperflocken im WestenderRepublikpopulärergemacht werden. Auffällig sind sie auf jeden Fall in den Regalen der Supermärkte und Discounter, denn die Verpackung, die vor zwei Jahren neu designed wurde, ist goldfarben. RegionfürRegion Schritt für Schritt werden die erforderlichen und kostspieligen Maßnahmen vorgenommen. Nicht gleich überall, sondern langsam, RegionfürRegion.InDortmundbeispielsweise fährt bereits eine Straßenbahn mit der Zetti-Knusperflocken-Werbung. Das flächendeckende Marketing können sich nur Megakonzerne wie Mars Wrigley (Umsatz 20 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021), Ferrero (13,5 Milliarden), Milka-Hersteller Mondelez International (11,5 Milliarden) oder Smarties-Fabrikant Nestlé (7,6 Milliarden) leisten. „Wir sind da eher eine kleine, clevere Schokoladenfabrik“, sagt der bisherige ZettiChief Executive Officer (CEO) RolfChristian Stratz bescheiden. Gleichwohlisterzuversichtlich,seine Naschereien zu einer gesamtdeutschen Marke zu formen, wie es bereitsOst-ProduktenwieRotkäppchen, Radeberger und Fit gelungen ist. Dabei „dürfen wir unsere starke Basis im Osten nicht vernachlässigen“, mahnt Stratz.

„Es wird wohl bis zu fünf Jahre dauern, bis wir das dicke Brett durchgebohrt haben“, schätzt der scheidende Firmenchef. Gelingt dies,dürftesichderUmsatz,dendie derzeit 100 Beschäftigten erwirtschaften,aufrund80MillionenEuro verdoppeln. Dabei wird in einem ersten Schritt auf die Knusperflocken gesetzt. Später soll auch Bambina in den West-Handelsregalen breiten Einzug halten. „Wenn wir konsequent bleiben, sind wir uns ziemlich sicher, das Ziel auch zu erreichen.“ Ausländische Märkte werdendabeivorerstnichtinsVisier genommen.

HochwertigeInhaltsstoffe DerManagerbetont,dassZetti„nur Markenware“ herstelle. Es gibt also keine Fertigung für Eigenmarken von Discountern. Dahinter steckt das Ziel, mit Top-Qualität zu punkten. „Wir verwenden ausschließlich hochwertigeundnatürlicheInhaltsstoffe.“ Zudem werde weniger Zuckerverwendet,wodurchdieSüßigkeiten verhältnismäßig wenig Kalorienenthalten.„Wirändernauchan

Firmengeschichte

Gold für Deutschland

DieErfolgsgeschichteOstder KnusperflockenvonZetti sollindenWestenderRepublik ausgedehntwerden

Wirglauben andieErfolgs­geschichte vonZetti, eshandelt sichumeine ­prominenteMarke.

StefanLeermann WMS-Manager

Esistgroßartig,dass StefanJungundmir dasVertrauengeschenktwird,ZettigemeinsammitCarsten KaiserzurgesamtdeutschenMarken auszubauen.

den Rezepten nichts. Das ist einer unserer Werte.“

Stratz sieht in Zetti einen unabhängigen, traditionsreichen Mittelständler. Der Erfolg basiere auf guten Geschäften. Gewinnmaximierung sei nicht vorrangig. Das Unternehmen verfolge einen teamorientierten Ansatz, kontinuierliche Verbesserungen und ein respektvolles Miteinander. Auch setze die Firma sich für Nachhaltigkeit und einen vorsichtigenGebrauchderRessourcen ein, um die Umwelt für künftige Generationen zu schützen.

WMSneuerGesellschafter Daran wird nach seiner Einschätzung auch der Gesellschafterwechsel nichts ändern. Der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen (WMS) hat vor einiger Zeit den 48-ProzentAnteil übernommen, den bislang die zum genossenschaftlichen Verbund gehörende Beteiligungsgesellschaft VR Equitypartner gehalten hatte. Die Frankfurter, die zwölf Jahre dabei waren, hatten die vergangene Phase des Zetti-Wachstums mitgetragen. „Wir haben Distribution und Rotation der Kernprodukte gezielt weiter ausgebaut, in Mitarbeiter und Maschinen investiert und auf eine flexiblere Produktion umgestellt“, berichtet Stratz. Gut fünf Millionen Euro („für uns ist das viel Geld“) wurden in den vergangenen Jahren dafür in die Hand genommen. Die Hessen sind planmäßig ausgestiegen. Die weiteren bisherigen Gesellschafter bleiben unverändert an Bord.

Der WMS (Stratz: „Unser Traumpartner“), eine Initiative des FreistaatesundregionalerKreditinstitute, begleitete seit 2005 bisher 50 sächsische Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Wachstumsstrategie. „Wir glauben an die Erfolgsgeschichte von Zetti, es handelt sich um eine prominente Marke“, so WMS-Manager Stefan Leermann, der mit seiner Mannschaft den Einstieg in sechs Monaten über die Bühne brachte. Zetti sei ein Vorzeigeunternehmen mit einer hohen Eigenkapitalquote und stabilem Cash-Flow. Die Firma bekomme für die Expansion „die Zeit, die sie braucht“. Dazu ist vereinbart worden, dass in den nächsten fünf Jahren die Gewinne nicht ausgeschüttetwerden,sondernkomplettimBetrieb bleiben. Und: „Wir verstehen uns als wohlwollender Wegbegleiter, greifen aber nicht ins operative Management ein.“

WechselinderFührung

Zugleich hat Goldeck zur Zukunftssicherung den Verjüngungsprozess in der Führung vollzogen. Stratz sowie die Mit-Geschäftsführerin RoswithaMoosdorfhabendieoperative Verantwortung an Michael Hohmann (41) und Stefan Jung (43) übergeben, die beide in der Region aufgewachsen sind. Es bleibt aus der vorherigen Firmenspitze Carsten Kaiser (53). „Es ist großartig, dass Stefan Jung und mir das Vertrauen geschenkt wird, Zetti Knusperflocken und Zetti Bambina gemeinsam mit Carsten Kaiser zur gesamtdeutschen Marken auszubauen“, sagt Hohmann. „Wir sehen uns mit unseren neuen Partnern gut gerüstetfürdieseAufgabeundfreuen uns sehr darauf!“

DieHistorievonZetti,eineMarkedesSüßwarenherstellersGoldeckSüßwarenGmbHinLeipzig,geht bisinsJahr1821zurück.DamalsgründeteWilhelm ­FelscheinLeipzigeineKonditoreiwarenhandlung.Der BetrieberweiterteseinTätigkeitsfeld1835miteinem CaféamAugustusplatz.DieSchokoladenherstellung wurde1841nachReudnitzund1873nachGohlisverlegt.

ZweiweiterePersonenwarenwichtig:FriedrichAugustOehler,der1846inZeitzdieFertigungvonBackundZuckerwarenstartete,sowieFranzOskarRichter, einLeipzigerSchokoladenpionier. AusFelschewurde1953/55derVolkseigeneBetrieb (VEB)SüßwarenfabrikGoldeck,1962folgtederZusammenschlussmitdemVEBEmpor(Richter)zum VEBLeipzigerSüßwarenbetrieb.Derwurde1980in

denVEBKombinatSüßwarenDelitzscheingegliedert. AuchOehler–derBetriebbegann1878mitderHerstellungkleinerSchokoladentafeln,diedieMarkeZetti populärmachten–kamdazu.Inden1970er-Jahren begannauchdieProduktionderKnusperflocken. 1993wurdedieheutigeGoldeckSüßwarenGmbHmit SitzinLeipziggegründet.SieübernahmdieProduktionsanlagenundnutztedieMarkenrechtevonZetti.

26|WIRTSCHAFT
Hubert ­Temmeyer(links),PräsidentderBundesbank-Hauptverwaltungfür­Sachsenund Thüringen,undJoachim­Nagel,seit2022 PräsidentderDeutschenBundesbank. Foto:UlrichMilde FotoS: AndrÉ Kempner

Die Bürger als Mitgestalter

MitnetzStromundSteinbeis plädierenfürfrühzeitigeBeteiligung beimNetzausbau

Der Strombedarf nimmt zu.NachSchätzungen der EU-Kommission wird er bis 2030 um 60 Prozent steigen. Die wachsende Nachfrage liegt unter anderem an der Elektrifizierung der Industrie, der Produktion von grünem Wasserstoff, der ­E-Mobilität. Dazu muss das Stromnetz ausgebaut werden. NachderzeitigemStandbeträgtder AusbaubedarfalleininDeutschland 14000 Kilometer. Davon sind 2000 Kilometer fertiggestellt.

„Netzausbau ist das Gebot der Stunde: Hunderttausende von dezentralen Erzeugungsanlagen und neuen Verbrauchseinrichtungen werden in den nächsten Jahren ans Netz gehen und der Transportbedarfnimmtweiterzu.FürdenHochlauf des Wasserstoffs in Deutschland muss ein Wasserstoffnetz entwickelt werden“, sagt Andrees Gentzsch, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Die Branche investieremassivindenAus-undUmbau der Netze. „Bis 2030 wollen die Übertragungsnetzbetreiber

126MilliardenEuroinvestieren.Hinzu kommen gut 50 Milliarden Euro bei den Verteilnetzbetreibern und weitere 25 Milliarden Euro zum Aufbau des Wasserstoffkernnetzes. Das Stromnetzwirdbis2045etwadoppelt so viel leisten müssen wie heute.“

ImSchneckentempo

DochdieErweiterung,umetwaOffshore-Wind über Stromautobahnen

aus dem Norden in Industriegebiete im Süden zu transportieren oder um über die Verteilnetze die nötige Energie für Elektroautos und Wärmepumpen an die Haustür zu bringen, kommt nur im Schneckentem-

WennbeideSeiten einenBeitragleisten, gibteseineLösung.

SteffenZerge LeiterderNetzregionSüdsachsen derMitnetzStrom

po voran. Behindert wird der Ausbau vor allem durch Widerstand der betroffenenBevölkerung,derbishin zu Klagen geht. Von Planung bis Fertigstellungdauereeslockerzehn biszwölfJahre,biseinProjektfertiggestellt ist, berichtet Steffen Zerge, Leiter der Netz­region Südsachsen

Stichwort

LautBundesministeriumfürWirtschaft undKlimaschutz müsseninden nächsten­Jahren ­insgesamtmehrals 13000Kilometerim Übertragungsnetz optimiert,verstärkt oderneugebaut werden.Eine ­besondereRolle spielenhierbeidie HöchstspannungsGleichstrom-Übertragungsleitungen.

Fotos:Wolfgang Runge/dpa,Christian Kortüm,DirkBrzoska,

DerAusbaudesStromnetzeshatnachAnsichtdesUmweltbundesamtesin Dessau-RoßlauAuswirkungenaufdieUmwelt.

Daskönnenseinbeider ­Freileitung:

■ möglicheGesundheitsrisiken durchelektrischeundmagnetische Felder(bishernochimmerUn­sicherheiteninderWissenschaft)

■ BeeinträchtigungdesLandschaftsbildes

■ GeräuschedurchKoronaentladungindirekterUmgebungbeibestimmtenWetterlagen

■ witterungsbedingteGefahrenwie Eisbruch,Mastbruch,Blitzeinschlag

■ GefährdungvonVögelndurch Leitungsanflug(insbesondereZugvögel)

■ SchneisenbildungimWaldund ZerschneidungvonLebensräumen (beispielsweisezerschneiden ­FreileitungenmitunterSchlaf-und NahrungsgebietefürVögel)

Sunfire erreicht Meilenstein

AnlageinFinnlandmitTechnologieausSachsenfertiggestellt

Eine Wirtschaft ohne Treibhausgase – bei der Umgestaltung der Energieversorgung wirdWasserstoffeinewichtigeRolle spielen. Das meint zumindest das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Es ist in allen Bereichen der Wasserstoffforschung entlang der gesamten Prozessklette dabei. „Von der Erzeugung über die Speicherung bis zur Nutzung“, wie es Vorstandsmitglied Karsten Lemmer formuliert.

Die Dresdner Sunfire GmbH ist längstaufdiesenEnergiezugaufgesprungen. Die Firma zählt zu den weltweit führenden ElektrolyseUnternehmen. Sie entwickelt und produziert effiziente, industrielle Elektrolyseure, die grünen Wasserstoff und Synthesegas erzeugen. Mithilfe von Elektrolyseuren kann Wasser in seine Bestandteile WasserstoffundSauerstoffaufgespalten werden.

Jetzt haben die Dresdner einen wichtigen Schritt absolviert. Im finnischen Harjavalta ist im vorigen Monat die erste Elektrolyseanlage im industriellen Maßstab fertiggestelltworden.InderzweitenJahreshälfte soll mit der Herstellung von grünemWasserstoffbegonnenwerden. Kernstück ist der 20 Megawatt starke Druck-Alkali-Elektrolyseur von Sunfire. „Dieses Projekt umfasst viele Meilensteine auf dem Weg zur Öffnung der finnischen, grünenWasserstoffwirtschaft“,sagte Herkko Pllit, Vorstandschef des Projektpartners P2X Solutions. Der grüne Wasserstoff soll für verschiedene Anwendungen in der chemischen Industrie genutzt werden. Zu diesem Zweck hat Sunfire

GrünerWasserstoff wirdeineent­scheidendeRollebei derTransformation desChemiesektors spielen.

NilsAldag Co-GründerundCEOvonSunfire

dieAnlageauchfürdieMethanisierung konzipiert, wobei erneuerbares, synthetisches Methan aus Kohlenstoffdioxid und grünem Wasserstoff erzeugt wird. „Grüner Wasserstoff wird eine entscheidende Rolle beiderTransformationdesChemiesektors spielen“, betonte SunfireChefNilsAldag.Erfreuesich,„dass unsere Elektrolysetechnologie made in Europe finnische Energiegeschichte mitschreiben wird. Wir brauchenmehrLeuchtturmprojekte wiediesesvoralleminEuropa.“Die finnischeRegierungunterstütztdie-

sesProjektmiteinerumfangreichen Förderung: Das Ministerium für Wirtschaft und Beschäftigung und derfinnischeKlimafondsstelleninsgesamt36MillionenEurozurVerfügung.P2XSolutions,einPionierdes nordeuropäischen Landes bei grünem Wasserstoff, hat eine Gesamtinvestition von rund 70 Millionen Euro eingeplant.

Aber auch Sunfire selbst nimmt viel Geld in die Hand. In Dresden bautderBetriebindenkommenden fünf Jahren für 30 Millionen Euro ein modernes Forschungs- und Entwicklungszentrum mit Prototypenfertigungauf.Sunfireistseit2011in Sachsen Zuhause. Bislang ist Dresden nicht nur Firmensitz, sondern auch Fertigungsstandort. Hier baut die Firma ihre Hochtemperatur­SOEC-Elektrolyseure zur HerstellungvongrünemWasserstoff.Diese wurden bereits bei Industrie-Partnern wie RWE, der Salzgitter AG und Neste installiert.

„WennwirindieSerienfertigung einsteigen, werden wir unsere SOEC-Elektrolyseure an einem anderenStandortproduzieren,sowiewir es heute schon mit unserer DruckAlkali-Technologie tun“, kündigte Aldag an. In der sächsischen Landeshauptstadt werde sich auf die Weiterentwicklung der Technologien konzentriert. Dazu entstehen auf dem Gelände neue Hallen für die Prototypenfertigung und die Tests der hier entwickelten Anlagen. Von dort aus werden auch die Projekte mit Industriekunden aus ganz Europa gesteuert.

Von den derzeit mehr als 500 Beschäftigtenarbeiten400inDresden, Tendenz steigend. „Insgesamt wer-

DaskönnenseinbeimErdkabel:

■ magnetischesFeld(nimmtrasch mitderEntfernungab)

■ Bodenerwämungund-austrocknung,Drainagewirkung

■ eingeschränktelandwirtschaft­licheNutzung

■ SchneisenbildungimWaldführt zuVeränderungendesLebensraums(KabeltrassemitSchutz­streifendarfnichtbebautundmuss vontiefwurzelndenPflanzenfrei­gehaltenwerden)

■ BodenveränderungeninMooren undFeuchtgebieten

bei Mitnetz. „Da wollen wir runterkommen.“

Die Tochter des führenden ­ostdeutschen Energieversorgers EnviaMhatdaraufreagiertundsetzt seiteinigerZeitaufeineebensoumfangreiche wie frühzeitige Bürgerbeteiligung. Dazu wurde mit dem

Frühzeitige ­Information, ­Transparenz, ­Glaubwürdigkeitund Vertrauensindfürdie Bevölkerungdie ­maßgeblichen ­Erfolgsfaktoren einergelungenen ­Bürgerbeteiligung.

Prof.GernotBarth Institutschef

Steinbeis Beratungszentrum Wirtschaftsmediation in Leipzig professionelle Unterstützung ins Boot ­geholt. Steinbeis hat sich Beteiligungsprozesse bei Infrastrukturvorhaben auf die Fahnen geschrieben. Wie Institutschef Gernot Barth, Professor für Konfliktmanagement, als Ergebnis einer Langzeitstudie zu den Einstellungen der Bevöl­kerung zu Infrastrukturprojekten berichtet, habe der Ausbau der Windenergie das höchste Konfliktpotenzial.

Bei Informationen zu ­Infra­strukturprojekten bestehe aus Sicht derBevölkerungnochvielLuftnach oben. „So fühlt sich nahezu jeder zweite Bürger unzureichend über entsprechende Vorhaben aufgeklärt.“ Dagegen wollten sie frühzeitig informiert werden. GesprächeaufAugenhöhe Barth organisiert die Beteiligungsprozesse für Mitnetz Strom. Dabei „sehen wir die Bürger nicht als Bremser, sondern als Mitgestalter, siebringenregionalesDenkenein“. WichtigseieinefrühzeitigetransparenteEinbindung,diezueinemlangen, dialogischen Prozess führe. „Dadurch entwickelt sich Vertrauen.“ Wichtig seien etwa in Projektwerkstätten Gespräche auf Augenhöhe.„Esgehtnichtdarum,dieBürger zu überzeugen, sondern es geht um Mitgestaltung.“ Das sieht Zerge ähnlich. „Wenn beide Seiten einen Beitrag leisten, gibt es eine Lösung.“ Dafür sorge häufigdasAkzeptanzmanagement, wobei Zuhören ein ganz wichtiger Aspektsei.„EsträgtersteFrüchte“, meint der gebürtige Döbelner. Grundsätzlich sei etwa bei Planung und möglichem Verlauf neuer Leitungen „nichts in Stein gemeißelt“. Kompromisse würden häufig „sehr kleinteilig und vor Ort bei dem ­Betroffenen“ausgehandelt,ergänzt Barth. Durch eine leicht geänderte Streckenführung könne durchaus ein Kahlschlag bei Bäumen vermieden werden.

„Frühzeitige Information, Transparenz, Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind für die Bevölkerung die maßgeblichen Erfolgsfaktoren einer gelungenen Bürgerbeteiligung“, betont Barth. Sie könne einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Konflikten vorzubeugen, Klagen zu vermeiden und Verständnis für die Planung zu verbessern. Und esspartnebenZeitauchGeld.AnalysenzufolgeentstehenfürdenVorhabenträger ungefähr halb so hohe KostenalsbeieinerspätenInformation der Öffentlichkeit.

Seit2023wirdmit eineminnovativen HochtemperaturFestoxid-ElektrolyseurvonSunfirebei RWEimEmsland Wasserstofferzeugt.

FotoS:sunfire

Wasserstoff

WasserstoffistdashäufigsteElementimUniversum.Er kommtnurgebundenvor,etwamitSauerstoff(O2)als Wasser(H2O).AuchMethan(CH4),derHauptbestandteil vonErdgas,sowieErdölsindwichtigewasserstoffhaltige Verbindungen,sogenannteKohlenwasserstoffe.Zudem enthaltenmehralsdieHälfteallerbisherbekanntenMineraleWasserstoff.InderErdatmosphäreisterimWasserdampfenthalten.Eshandeltsichumeinnatürliches chemischesElement,dessenEnergiegehaltgenutztwerdenkann.ErlässtsichalsEnergieträgerspeichernund transportierensowiezurEnergieumwandlungeinsetzen. DaWasserstoffnurinFormvonVerbindungenvorkommt, musserunterEinsatzvonEnergieauseinemwasserstoffreichenAusgangsstoffwieErdgas,Erdöl,Biomasse oderWasserabgespaltenwerden.DieseStoffewerden mithilfevonchemischer,elektrischer,thermischeroder solarerEnergiegetrennt.AufdieseWeisewirdreiner,ungebundenerWasserstofferzeugt.

den wir uns hier etwa verdoppeln“, versprach Aldag und begründete das. „In Dresden finden wir hervorragende Bedingungen für unser Wachstum vor: top ausgebildete ­Talente, eine erstklassige Forschungslandschaft, starke Industriepartner und politische Unterstützung.Deshalbweitenwirhierunser Engagement aus.“ Gemeinsam mit strategischen PartnernundInvestorenwillSunfire die nachhaltige Transformation energieintensiver Sektoren wie der Chemie-, Kraftstoff- und Stahlindustrie realisieren. Jüngst sichertensichdieDresdnerineinerFinanzierungsrunde über eine halbe Milliarde Euro für das weitere Wachstum. Ulrich Milde

WasserstofflässtsichdurchverschiedeneVerfahrengewinnen,unteranderemdurchdieElektrolyse.Dabeiwird WasserunterEinsatzvonStrominseineBestandteile WasserstoffundSauerstoffzerlegt.DerWasserstoff wandertzumnegativgeladenenundderSauerstoffzum positivgeladenenPol.DieeingesetzteelektrischeEnergiewirdinchemischeEnergieumgewandeltundimWasserstoffgespeichert.

StammtderzurElektrolysebenötigteStromauserneuerbarenQuellen,wirdvongrünemWasserstoffgesprochen. WeitereMöglichkeiten,grünenWasserstoffzuerzeugen, besteheninderVergasungundVergärungvonBiomasse sowiederReformierungvonBiogas.AlldieseVerfahren sindCO2-neutral. DerzeitsinddieKostenzurErzeugungvongrünemWasserstoffsehrhoch,dasehrvielStromundEnergiebedarf benötigtwerden.ZurProduktionvoneinemKiloWasserstoffsindrundneunLiterWassererforderlich.

WIRTSCHAFT|27
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VonUlrichMilde

BusinessClass

HolgerKramer

Leipziger Volksbank trotzt der Immobilienkrise

GenossenschaftlichesInstitut

erzieltbeidenKundeneinlageneinPlusvonfünfProzent

Foto:EBAA

ErwarzehnJahrelangfürdieFDP EuropaabgeordneterundMit­gründerderLeipzigerKaffeeröstereiGanos.NachseinemAusscheidenausdemParlament2014­wurde Holger Krahmer (53)DirektorfürRegierungs-undIndustriebeziehungendesAutobauersOpel,bevorer ab2019fürMercedesdieeuropäischenAngelegenheitendesKonzernsverantwortete.Jetzterfolgte dernächsteJobwechsel.SeitJahresbeginnisterGeneralsekretär derEuropeanBusinessAviationAssociation(EBAA).­Dabeigehees ihmdarum,„sicherzustellen,dassdieGeschäftsluftfahrtweiterfloriert,Regionenverbindet,wirtschaftlicheundgesellschaftliche EntwicklungenermöglichtundalsInkubatorfürInnovationeninder gesamtenLuftfahrtindustriedient“.

ClaudiaBuch

Foto:GabyGerster

InMitteldeutschlandstartetesie denKarriere-Turbo. Claudia Buch (58)wurde2013Präsidentindes InstitutsfürWirtschaftsforschung Halle(IWH).EinJahrspätergingsie nachFrankfurt.DieBundesregierungberiefsieindenVorstandder DeutschenBundesbank.Dortwar sieVizechefinvonNotenbank-Präsident Jens Weidmann (55).Doch damitwarnochnichtSchluss.Die gebürtigePaderbornerinistseitJahresbeginnneueVorsitzende derBankenaufsichtderEuropäischenZentralbank(EZB).Passend, dennderForschungsschwerpunktderProfessorinistdieRegulierungundAufsichtvonBanken.Derzeitstehen109Bankenunter derdirektenAufsichtderEZB.

RolandErmer

VonUlrichMilde

DVerbandspräsidentin MarijaKolakwar GastbeiderLeipzigerVolksbank(v.li.): AndreasWoda, ThomasAuerswald, MarijaKolakund ChristopfKothe. Foto:AndréKempner

ErwarzehnJahrelangPräsident desSächsischenHandwerkstages. SeinVersuch,indenBundestag einzuziehen,scheiterte.Doch ­Roland Ermer (59),Bäckermeister ausBernsdorfimLandkreisBautzen,lässtsichvonsolchenRück­schlägennichtentmutigen.Der ­LausitzeristneuerPräsidentdes ZentralverbandesdesBäckerhandwerks.BeiderWahlhatteerkeinen Gegenkandidaten.ErmeristseitvergangenemOktoberauchVizepräsidentdesinternationalenBäckerverbandesUIBC.„Unsere BranchestehtvorgroßenHerausforderungen“,sagteErmernach seinerErnennung.„Ichmöchtedazubeitragen,dassdieInteressenvertretungweitergestärktwirdunddasBäckerhandwerkals hörbareStimmewahrgenommenwird.“

Stephanie ­Albrecht-Suliak

Foto:ROBERTMICHAEL/dpa

er Immobilienmarkt ist eine riesige und zum Teil stillgelegte Baustelle. Er steckt in der Krise. Vom ambitionierten Ziel der 400000neuenWohnungenproJahr, wie es die Bundesregierung anvisiert hat, sei die Branche„meilenwert entfernt“, so Christoph Kothe, Vorstand der Leipziger Volksbank. Es sei ein „ausgesprochen schwieriges Jahr für den Wohnungsbau gewesen, das Neugeschäft blieb weit unter dem Niveau der Vorjahre zurück“, konstatierte Klaus Wohlrabe, Wissenschaftler am renommierten Ifo-InstitutfürWirtschaftsforschung.

Rechnunggehtnichtauf Trotzdem haben nach Angaben ­Kothes die gestiegenen Zinsen und die höheren Lebenshaltungskosten bei nahezu konstanten Immobilienpreisen dafür gesorgt, dass sich viele Finanzierungen für die Investoren nicht mehr gerechnet hätten. Außerdem verringerten sich auch die Möglichkeiten für potenzielle Käufer. Immobiliendarlehen würden meist mit langfristigen Zinsbindungen abgeschlossen.

standsgebäude klimatechnisch zu verbessern. Nötig seien außerdem weniger Regulierungen.

SorgenumBebauungspläne

Konjunktur, die hohen Leitzinsen und der anhaltende Fachkräftemangel dämpften die Wirtschaftsleistung. Auch sei mit dem NahostkonflikteinweitererBelastungsfaktor entstanden.

Foto:STEPHENPETRAT

AuchOstdeutschekönnenKarriere machen. Oliver Heinrich (47),in Lauchhammergeboren,istinden von Michael Vassiliadis (60)geleitetengeschäftsführendenHauptvorstandderIndustriegewerkschaft Bergbau,Chemie,Energie(IGBCE) eingezogen.VomSitzderArbeitnehmerorganisationinHannover ausverantwortetHeinrichnunin ersterLiniedieTarifpolitik.NachdemRealschulabschlussabsolviertederverheirateteVatervondreiKindernvon1993bis1996 eineAusbildungzumProzessleitelektronikerbeiBASFSchwarzheide.2002wechselteerhauptberuflichzurGewerkschaftundleitetespäterdenLandesbezirkNordost.SeineNachfolgerinals ChefindiesesBezirksist Stephanie Albrecht-Suliak (45),einegebürtigeHamburgerin.DiestudierteSozialpädagoginarbeitetseit 2012fürdieIGBCEundverantwortetezuletztinderZentraleals AbteilungsleiterindasRessortPolitikundInternationales.DieverheirateteMuttereinerTochtersitztunteranderemindenAufsichtsrätenderLausitzEnergieKraftwerkeAGundderBASF SchwarzheideGmbH.

EvaInésObergfell

Eine Entwicklung, die auch die Leipziger Volksbank spürt. „In AnbetrachtdesMarktgebietesunseres Instituts hat die Immobilienbranche dengrößtenAnteilanunseremKreditportfolioundsomiteinesehrhohe Bedeutung“, berichtete Kothe. Hierzu zählt das Geldhaus die gewerbliche Baufinanzierung, Kapitalanleger sowie die klassische Hypothek an private Kunden. Sein Vorstandskollege Thomas Auerswald ergänzte das. Die ImmobilientransaktionenunddieFertigstellungen im Neubausektor „sind auf einen langjährigen Tiefstand gefallen“. Hatte die Bank in den vergangenen Jahren in diesem Segment zweistellige Wachstumsraten erreichen können, „verzeichnen wir für das Jahr 2023 einen Zuwachs von achtProzent“.DamitliegedasGeldhaus knapp über den Planwerten, betonte Auerswald.

GestörteLieferketten Marija Kolak, Präsidentin des BundesverbandesderDeutschenVolksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), begründete den Absturz am Bau unter anderem mit den kräftig gestiegenen Kosten, verursacht auch durch gestörte Lieferketten. DasThüringerLandesamtfürStatistik meldete vor wenigen Wochen, dass die Baupreise für neue Häuser im Schnitt im vorigen Jahr um 11,2 Prozent über dem Niveau von 2022 lagen.

Sorgen bereiteten Kolak zudem die gekletterten Preise für Bauland. 4500EurojeQuadratmeterinBerlin seien an der Regel. Wenn ein neues Haus eine halbe Million koste und 20 Prozent Eigenkapital erforderlich seien – „wie sollen das junge Menschen schaffen?“, fragte sie rhetorisch und schlussfolgerte: „Da steckt sozialer Sprengstoff drin.“ Die Präsidentin sprach sich dafür aus, nicht nur die klimafreundliche neueImmobiliestaatlichzufördern. Es dürfte auch in Sachen Umweltschutz eine Menge bringen, Be-

Torsten Reh, Geschäftsführer der Leipziger Reinbau GmbH, kritisierte in diesem Zusammenhang die Dauer von Genehmigungsverfahren. „In zehn Jahren werden wir keinen Bebauungsplan mehr durchbringen“, warnte er. Früher habe man mit Gegnern noch reden können, diese seien auch verhandlungsbereit gewesen. „Heute weiß mangarnichtmehr,wasdieKritiker wollen.“ Um der dümpelnden Baubranche einen nachhaltigen und kräftigen Impuls zu verleihen, sprach Reh sich für eine Sonderabschreibung wie nach der Wende aus. „Alles andere macht keinen Sinn.“

Gesamtwirtschaftlichbleibendie Aussichten in diesem Jahr verhalten. „Die deutsche Wirtschaft wird nichtwachsen“,prognostizierteKolak. Die immer noch verfestigte

VerhalteneKreditzunahme

Die Leipziger Volksbank gibt sich gegen diesen Trend durchaus optimistisch. „Wir gehen davon aus, dass die langfristigen Zinsen ihren Gipfel bereits erreicht hatten“, sagte Kothe. Da in absehbarer Zeit mit einem leichten Rückgang der Sätze gerechnet werde, „sollte sich die Nachfrage nach Krediten wieder stabilisierenundaufgrundnachhaltiger Investitionen kontinuierlich steigen“,deutetedasVorstandsmitglied einen Silberstreif am Horizont an. Der Einstieg sowohl für private als auch gewerbliche Kunden werde „zunehmend wieder interessanter“. Deshalb plane sein Haus für 2024 mit einer verhaltenen Kreditzunahme,„etwasunterhalbunserer langjährigen Wachstumswerte“. Vorstand Andreas Woda teilte diese Einschätzung. „Die KreditnachfragewirdzunehmendauchdurchModernisierungsdarlehen getrieben.“ Kunden möchten ihre Immobilien nachhaltig modernisieren, neben neuen Heizungen spielten dabei auchFassade,FensterundDachzur Verbesserung der Energieeffizienz eine große Rolle.

Foto:ChristianHüller

Eshandeltsichumdiestrategische Interessenvertretungfünfzehn ­forschungsstarkerundinternational sichtbarerdeutscherVolluni­versi­täten.DieseHochschulenbilden fasteinDrittelallerdeutschenund internationalenStudierendenin Deutschlandausundbetreuendie Hälfteallerabgeschlossenen Promotionsvor­haben.IndasFührungsgremiumdieserGruppe,die sichGermanU15nennt,istjetzt Eva Inés Obergfell (52),Rektorin derUniversität­Leipzig,alsstellvertretendeVorsitzendeeinge­zogen.ChefistMichaelHoch(62),EntwicklungsbiologeundRektorderUniversitätBonn.DieRechtsprofessorinObergfellsagte, GermanU15stehefüreineErfolgsgeschichte.Diesewollesiemitgestalten.„DavonwirdauchdieUniversitätLeipzigprofitieren.“

Die Verbandschefin führte die missliche Lage auf einer Veranstaltung der Leipziger Volksbank mit Vertretern der Immobilienbranche (Kothe: „Sie ist auf dem Hosenboden gelandet“) auch auf den rasanten Anstieg der Bauzinsen zurück. Die Europäische Zentralbank hatte ihre jahrelange Nullzinspolitik beendet. Baugeld verteuerte sich in kurzer Zeit von ein auf vier Prozent. Das habe zu einer Normalisierung des Geschäftsmodells der Banken geführt, sagte die Betriebswirtin. Gleichwohl sind die Hypothekenzinsen im langfristigen Vergleich immer noch relativ günstig.

VierProzentDividende Für diese Herausforderungen fühlt sichdieLeipzigerVolksbankgutgewappnet. Ihre Bilanzsumme blieb im vorigen Jahr mit knapp 1,5 Milliarden Euro stabil. Nach Angaben von Auerswald verzeichnete das Institut bei den Kundeneinlagen eine Zunahme von fünf Prozent. „Zum Jahreswechsel haben wir reichlich 1,2 Milliarden Euro in den Büchern.“ Nach dem deutlichen Wachstum im vergangenen Jahr (achtProzent)betreuedasHausnun 744 Millionen Euro an Kundenkrediten. Die an die Verbundpartner vermittelten Einlagen „haben wir umneunProzentausgeweitet“,sagte Woda. Immer mehr Sparer nutzten beispielsweise Wertpapieranlagen,umdieInflationauszugleichen. Auch insgesamt liege der Ertrag über den Erwartungen. Von den Erfolgen sollen auch die Mitglieder profitieren. Woda: „Wir werden der Vertreterversammlung im Juni die Zahlung einer Dividende in Höhe von vier Prozent für das Geschäftsjahr 2023 vorschlagen.“ Kunden, die noch nicht Mitglieder geworden sind, hätten die Möglichkeit, der Genossenschaft beizutreten, um künftig alle Vorzüge zu genießen.

28|FINANZWIRTSCHAFT
FertiggestellteneueWohnungen JahrPrognoseIfO-Institut 2018 287.352 2019 292.000 2020 306.376 2021 293.392 2022 295.275 2023* 245.000 2024* 210.000
287.352 292.000 306.376 293.392 295.275 245.000 210.000 201820192020202120222023*2024* FERTIGGESTELLTE NEUEWOHNUNGEN 2018-2024* neueWohnungen|*PrognoseIfO-Institut Quelle:StatistischesBundesamt|GRafik:ChristianeKunze
Quelle:StatistischesBundesamt

Vier Pfoten für das Büro der Zukunft

Jobticket,ObstkorbundGratis-Kaffeeüberzeugen BewerberinnenundBewerberlängstnichtmehr. WahreVorteilesehendieganzwoanders,wieeine Umfrageoffenlegt.

Flexible Arbeitszeit, Homeoffice und – ein Hund im Büro. Laut einer Umfrage der Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu gehört der Bürohund zu den Top-drei-Wünschen, wenn es um die Benefits im Betrieb geht. Ob es einen Bürohund gibt oder man seinen eigenen VierbeinerzurArbeitmitbringendarf,kann also darüber entscheiden, ob sich ein Bewerber oder eine Bewerberin für oder gegen ein Jobangebot entscheidet. Und Befürworter versprechen noch weitere Vorteile für Unternehmen.

Welchen Nutzen es konkret bringt, dem Vierbeiner die Tür in einenBetriebzuöffnen–darüberinformiert etwa der Aktionstag KollegeHund,deram6.Junibundesweit begangen wird. Organisiert wird er vom Deutschen Tierschutzbund als Dachverband der Tierheime. Sein Ziel:fürmehrAkzeptanzsorgen,indemVorbehalteabgebautundpositive Effekte sichtbar gemacht werden.

Mitarbeiterfindenundbinden

Doch warum ist das überhaupt so ein großes Thema? Die Antwort liegt auf der Hand: Nach Angaben des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH) leben derzeit rund 9,8 Millionen Hunde in den Haushalten. 2014 waren es noch rund 6,9 Millionen. Auch die Corona-Pandemie hat ihren Teil dazu beigetragen.SosindnachVDH-Angaben 2020 im Vergleich zu NichtCorona-Jahren bundesweit 20 Prozent mehr Hunde gekauft worden. Die Pandemie ging vorüber, die Menschen kehrten aus dem Homeoffice zurück ins Büro. Wohin nun also mit dem Hund? „Nach der Pandemie hatten wir eine VerdreifachungderKontaktaufnahmenvor allem von Unternehmen, darunter auch viele weltweit tätige Konzerne“, sagt Markus Beyer, Vorsitzender des Bürohunde-Verbands, im GesprächmitderDeutschenPresseAgentur.

Der Arbeitskräftemangel führe seiner Ansicht nach zu einem Umdenken. „Die Personalabteilungen haben registriert, dass die Genehmigung, den eigenen Hund mitzubringen, hilfreich bei der Mitarbeiterbindung und beim Recruiting sein kann.“

„Immer mehr Unternehmen zeigen sich tolerant und erkennen die Vorteile“, meint Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes,imGesprächmitdem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Die Vierbeiner sorgen für gute Stimmung im Büro, die MitarbeitendenverbringenihrePausen an der frischen Luft und das Risiko, dass Hunde aufgrund von ZeitmangelimTierheimabgegebenwerden, sinkt“, fasst Schröder die Pluspunkte aus seiner Sicht zusammen.

MehralsMarketing-Gag Kleinere Unternehmen stellen inzwischen nicht nur sich und ihr menschliches Team, sondern auch ihre vierbeinigen Begleiter ganz selbstverständlich – etwa als FeelGood-Manager – auf ihrer Website vor. „Das unterscheidet das Unternehmenvonanderen,dienursotun, als ob sie den Wandel der Arbeitswelt verstanden hätten“, sagt ­Markus Beyer, Gründer des BundesverbandesBürohund,demRND.

Und es sorgt für Aufmerksamkeit –nicht nur in den sozialen Medien.

Gassigehenstatt ­rumsitzen:Bürohunde bringenBewegung undfrischeLuftindie Mittagspause. Fotos:drobotdean/freepik;LightfieldStudios/ AdobeStock

RechtlicheSituation

EsgibtkeinenrechtlichenAnspruchdarauf,denHundmitan denArbeitsplatzzunehmen. Dasheißt:DieoderderVorgesetztemussesnichterlauben. Wer­seinenHundohneGe­nehmigungmitbringt,riskiert eineAbmahnung,imwiederholtenFallsogareineverhaltens­bedingteKün­digung.DieErlaubnisseitensdesArbeitgebers oderderArbeit­geberinkann auchanBedingungengeknüpft werden.Dazu­gehörenetwa ­Größe,Erziehung,Gesundheit (Impfung),SicherheitundReinlichkeit.VerursachtderHund einenSchadenimBüro,kommt imRegelfallderHalteroderdie Halterinbeziehungs­weisederen Hundehaftpflichtversicherung dafürauf.

Schongewusst?

ImDeutschenBundestaggilt Hundeverbot.EineGruppevon rund80Abgeordnetennahezu allerimBundestagvertretenen Fraktionenwilldasändern. MitteMai2023hatsiesicherstmalszusammengefundenund denParlamentskreisHund ­gegründet.DieForderungen:Der HundsollkünftigauchZutritt zumBundestaghabendürfen. DieÄnderungderHausordnung istjedochkompliziert.Dazu ­müssenPräsidium,Ältestenrat undamEndedieAbgeordneten inGänzeüberzeugtwerden.Die Gesprächedazuwurdennoch nichtaufgenommen.Darumwill sichderParlamentskreisim ­LaufedesJahres2024kümmern.

HundeimBüro-Vorteilefür...

...Hunde

PsychischeGesundheit VerminderteVereinsamungsgefahrundAngstgefühlen WohlbefindendurchGruppenverbleibundStärkungder Mensch-Hund-Beziehung

BessereSozialkompetenz

Doch das ist nicht alles. Eine Studie der schwedischen Doktorandin Linda Handlin aus dem Jahr 2010 zeigte, dass Hunde das Arbeitsklimaverbessernkönnen.Denn:Wenn der Mensch einen Hund streichelt, wird Oxytocin freigesetzt. Das Hormon mindert den Stress und damit das Risiko, einen Burn-out oder Depressionen zu bekommen. Davon profitieren auch Mitarbeitende ohne Hund, wenn sie etwa den Hund streicheln oder sich bei Spaziergängen anschließen. Der Hund trägt also dazu bei, Mitarbeitende gesund zu erhalten. Nicht zuletzt kann das Tier dazu beitragen, die Kommunikation im Unternehmen zu erleichtern – zum Beispiel mit anderen Abteilungen, mit denen man sonst nicht so viel zu tun hat.

Bei allen Vorteilen: Nicht für jeden Arbeitsbereich sind Hunde laut MarkusBeyerdenkbar.„AnFabrikarbeitsplätzen und an Orten mit strengen Hygienevorschriften sind Hunde nicht möglich“, sagt er dem RND.„Verwaltungsjobseignensich jedoch hervorragend.“

Pausen,PflichtenundPrivates Sind Unternehmer und Unternehmerinnen daran interessiert, sich dem Thema Hund im Betrieb zu öffnen,könnensiesichimRahmendes bundesweiten Aktionstages Kollege Hund informieren. Ebenso beim internationalen Bürohundtag am 21. Juni. Denn ein paar Maßgaben

gilt es unbedingt zu beachten und nach Möglichkeit in einer Betriebsvereinbarung festzuhalten, in der die Rechte und Pflichten aller Beteiligten stehen, empfiehlt Beyer: Das betrifft betriebliche Bereiche, die hundefrei zu belassen sind, um Kolleginnen und Kollegen zu schützen, die Ängste haben oder von Allergien betroffen sind. Zu klären ist ebenfalls, wie man anderen – zum Beispiel auf dem Flur – begegnet. Dem Tier selbst sollten ein Rückzugsort sowie Wasser- und Futternapf bereitgestellt werden. Und nicht zuletzt muss das Gassigehen geklärt sein. „Denn zusätzliche Pausen gehen nicht auf Kosten des Unternehmens“, sagt Tobias Werner, Fachanwalt für Arbeitsrecht. „Auch wenn der Chef den Hund im Büro duldet, bleibt er Privatangelegenheit.“

InfoInhaberoderMitarbeitendevon Unternehmen,dieHundeamAktionstag–odersogardauerhaft–zulassen, könnensichüberwww.kollegehund.deanmelden.JederTeilnehmendeerhältvorabeinenLeitfaden,der dieIntegrationvon ­Hundenin denBüro­alltagerklärt.

...Menschen

PsychischeGesundheit

VerminderteBurnout-Gefahr, wenigerpsychische Erkrankungen

GeringereGefahrvon Dauerstress

WenigerDepressionen

PhysischeGesundheit

GeringereErkrankungsgefahr desHerz-Kreislauf-Systems GeringereGefahrvon psychosomatischerKrankheiten GeringereGefahrvonFettstoffwechselstörungen,Übergewicht undArteriosklerose

Neuhundebesitzer

GeringereGefahrsozialer VereinsamungnachderArbeit

PhysischeGesundheit

Gesünderdurch Oxytoncinausstoß

VerbesserteGesundheit durchBewegung ZeitnaheHilfebei Erkrankung

Tierheimhunde

Chanceaufeinwürdevolles Lebenmit„seinem“Menschen

...Unternehmen

Mitarbeiter

Insgesamtgesündere Mitarbeiter

LeistungsfähigereMitarbeiter

Motivierte,engagierteund flexiblereMitarbeiter

Imageverbesserung

VorteilimWarofTalents

Ertragssteigerung

SenkungderKrankenkosten

ReduzierungAusfall-und Fehlerquoten

Motivierte,engagierteund verbesserteKreativitätder Mitarbeiter

Mitarbeiterbindung

Vereinfachung (Neu)Teambildung Mitarbeitersindloyaler

WISSEN|29
Quelle:BVBHBundesverbandBürohundee.V.,Grafik:AdobeStock/anastasy_helter;ChristianeKunze

Es ist kein Geheimnis: Hat ein Produkt eine Geschichte, macht es das interessant(er). Gilt auch und erst recht im Weinhandel.

Weine mit besonderer(n) Geschichte(n) haben Dörte und Meike NäkelvomWeingutMeyer-Näkelzu bieten. Vor einigen Wochen haben die Schwestern den Spätburgunder desJahrgangs2020abgefüllt.Theoretischunmöglich,denndieFlut-KatastropheanderAhrhatbeidenNäkel-Schwestern (und bei vielen anderen Weingütern auch) den kompletten Jahrgang vernichtet. Doch nun gibt es Weine von 2020, es sind die Weine von den „Lost Barrels“ (verlorene Fässer). Ausgezeichnete Spätburgunder mit unglaublichen Geschichten. Sie klingen fantastisch, doch es ist eben auch die Geschichte einer Katastrophe.

Wiewardasgenaumit den­Fässern?

Meike Näkel: „Wir haben in dieser Flut Totalschaden erlitten, bei uns ist alles weggespült worden, inclusiveder350Fässer.Wirhabengesehen, wie die weggeschwommen sind. Uns war sofort klar, dass nun nichts mehr da ist. Wir haben auch gar nicht nach Fässern gesucht.“

Dörte Näkel: „Weil wir gar nicht damit gerechnet haben, dass da irgendwo noch ein Fass existiert. Wir hatten eigentlich alles abgeschrieben.“

Meike Näkel: „Aber schon währendderAufräumarbeitenimWeingut wurden die ersten beiden Fässer gefunden. Mein Mann hat sie gefunden, als der mit seinem BruderdasKelterhausgeräumthat.Die habenBaumstämmeausgesägtund Müll rausgefahren. Ein Fass lag im Gebäude,dasandereaußerhalbvor

NeunFässer–dieLostBarrels–sindauchneunGeschichten

Am 14. Juli 2021 zerstörte die Jahrhundertflut an der Ahr das Weingut Meyer-Näkel in Dernau. Über Nacht verloren die Schwestern Dörte und Meike Näkel nahezu alles. Die Flut riss auch den gesamten Wein-Jahrgang 2020 mit sich. Dass davon etwas zu retten sein würde, glaubten die Schwestern damals selbst nicht. Tatsächlich wurden jedoch neun Fässer wiedergefunden. Neun von insgesamt 350 Fässern. In denFässern(228Liter,französisches Barrique) lagen neun verschiedene Pinot Noirs aus Spitzenlagen.

Meike Näkel: „Der Jahrgang 2020 Spätburgunder war ja im Juli 2021 noch nicht in Flaschen gefüllt, dalagallesnochindenFässern.Wir konnten alles zuordnen, denn wir hatten alles sehr gut beschriftet. Machen wir schon immer so, und nicht mit Kreide! Wir wissen von jedem Fass, wann der Lese-Tag war, wievielGradOechsle,wievielSäure, wie der Gärverlauf war. Und wir wissen von jedem Fass, aus welchem Weinberg der Wein kommt.“

der Tür, das ist da hängen geblieben. Dann hat sich ein paar Tage späterjemandgemeldetundmitgeteilt: Ich habe ein Fass von euch gefunden. Das war ein Winzer-Kollege, der hat ein Fass von uns entdeckt, rund 5 Kilometer entfernt vom Weingut. Wir dachten noch, das wird beschädigt sein oder leer. War es aber nicht.“

So ging das weiter. Dörte Näkel: „Ein Kollege aus dem Dorf kam zu uns, bei dessen Nachbarn wurde das Fass quasi unter die Garage gedrückt. Er sagte nur, ich weiß nicht, ob da noch was drin ist, müsst ihr mal gucken. Dann sind wir direkt dahin gegangen, haben es von der Feuerwehr rausholen lassen. Das Fass war tatsächlich noch voll und auch noch richtig verschlossen.“

So hat jedes Fass seine eigene Geschichte. Meike Näkel: „Da hat unsjemandangerufen,einFassvon uns lag halb unter den Gleisen. Ein anderes Fass ist bei einer Bekannten aufgetaucht, Pädagogin einer Hebammenschule. Die hatte ein Fass in ihrer Garage liegen, in Ahrweiler, 6 Kilometer weit weg.“

WeinemitGeschichte(n)

Die verlorenen Fässer

DiebesonderenGeschichtenvonWeinen

Aberwasistmitdenübrigen 341Fässernpassiert?

Dörte Näkel: „Die Straßen waren ja blockiert,mitSchlamm,Schutt,Geröll, Autos und eben auch Fässern. DasinddieFrontlader,auchPanzer, einfachdurchgefahren.AmAnfang ging es doch einfach nur darum, Menschenleben zu retten. Da wurde sicher einiges zerstört. Das ist völlig legitim. Da war alles andere wichtiger als unsere Fässer. Aber die Fässer, die halt zufällig in irgendeinerGartenlaubehängengeblieben sind, die konnten gerettet werden.“

Meike Näkel: „Es sind viele kaputtgegangen, da waren die Dauben zerstört, da war der Stopfen ab,

EsgibtWeine,diekönnenGeschichtenerzählen.OderWeingüter.EinesehrunvollständigeAuswahl.

WeingutKlausBöhmein ­Kirchscheidungen(Saale-Unstrut) DieSpitzederQualitätspyramidesind WeinederMarkeBergstern–WeißburgunderundRieslinge,indenmeistenFällenAuslesenvonüberragenderQualität. „WirwolltenWeinekreieren,beidenen wirzeigenkönnen,wasanKonzentration undTiefgangimtrockenenBereichbei WeinenausdemUnstruttalmöglichist“, erzähltKlausBöhmevonderIdee.So weit,sogut.AbernahezujederKunde fragtnun,wasesmitdemNamen Bergsternaufsichhat.Dahatder WinzereineGeschichteparat.„Es sollteschonsoetwaswieeinMarkennamesein“,erzähltBöhme,ein begeisterterSkifahrer.„DieIdeezum NamenBergsternkammiraufeiner SkihütteamWurmkoglinHochgurgl inÖsterreich.DieHüttehießMountainStar,aufdeutschBergstern.Und überunserenSpätlesenleuchten Bergsterne...“

sofort gesehen hat, da war nichts mehr zu retten. Das am weitesten entfernt gefundenen Fass, das aber auch halb leer war, also kaputt, das wurde in Nijmegen in Holland gefunden. Das ist über 500 Kilometer weitweg!DasFassistvonderAhrin denRheinundso­RichtungNordsee indieMündunggeflossenunddann gefunden ­worden.“

Die Geschichte der Lost Barrels klingt nach Happy End und ist versöhnlich. Aber an jenem 14. Juli 2021waransolcheGeschichtennatürlich nicht zu denken.

WelcheErinnerungenhabendie

Dörte Näkel: „Wir hatten uns auf das Hochwasser vorbereitet, wie jeder im Tal. Hochwasser ist bei uns nichts Außergewöhnliches, kommt hin und wieder vor. Wir haben im ganzen Team Sandsäcke gepackt,über2Tonnen.Wirhaben Sachenhochgestelltundgesichert. Dann haben wir unsere Mitarbeiter nach Hause geschickt. Viele wohnen ja auch in Flussnähe, die hattenauchnochzutun.Dannsind wir vom Wasser eingeschlossen worden.“

Meike Näkel: „Wir haben uns eigentlich sehr sicher gefühlt,

nachdem alles erledigt war. Wir dachten, jetzt kann uns eigentlich nichts passieren. Mit der Wucht, mit der das Wasser dann kam, hat niemand gerechnet. Das Wasser kam dann sehr schnell. Zwischen ‚Wir fühlen uns sicher’ und der absoluten Katastrophe waren es ein bis zwei Stunden. Und ja, es war dann auch lebensgefährlich.“

Dörte Näkel: „Wir waren in unserem Betriebsgebäude. Da sind die Tore gebrochen, mit großer Wucht kam die Flutwelle rein. Wir mussten raus, sind dann im Wasser geschwommen. Letztlich haben wir acht Stunden zusammen auf einem Baum verbracht, bisdieFeuerwehrunsamnächsten Morgen gerettet hat. Zum Glück nur wir zwei, weder unsere Kinder noch unsere Mitarbeiter.“ WasmachtmaneineNachtlang aufeinemBaum?

Meike Näkel: „Erst mal waren wir froh, dass wir uns auf einen Baum retten, dass wir uns irgendwo festhalten konnten. Dann ging die Panik weiter, denn das Wasser ist ja zunächst noch gestiegen. Wir sind ja nicht auf den Baum geklettert, wir sind oben in der Krone hängen geblieben. Wir hatten schon große Panik. Dann versucht man sich gegenseitig zu beruhigen. Es war eine sehr krasse Situation. Das Wasser war sehr laut. Da kam ja alles Mögliche an uns vorbeigeschwommen, Gastanks, Bäume, Autos. Das war sehr laut, wenn das irgendwo gegen gekracht ist. Da haben wir schon gedacht: Halten wir das jetzt aus? Dann haben wir angefangen, uns zu unterhalten. Wirhabengesehen,esistallesweg, alleskaputt.Wirhabengesagt:Was machen wir jetzt? Wie geht es weiter? Geht es überhaupt weiter? Wir haben überlegt: Gegen was sind wir versichert? Schaffen wir das hier? Uns war schnell klar, dass das ein Totalschaden wird. Über solche Sachenhabenwirgeredet.Daswar auch purer Zeitvertreib, man muss ja irgendwas machen, auch um die Panik zu bekämpfen. Also haben wir diskutiert.“

Für die Schwestern nahm alles letztlich ein gutes Ende, was an der Ahr nicht jedem vergönnt war. Die Weine aus den neun gefundenen Fässern – pro Fass gibt es maximal 280 Flaschen – sind eine ewige ErinnerungandasJahrhundertereignis. Interessant sind die Etiketten: DiewurdeneigensfürdieLostBarrels kreiert, die Anzahl der stilisierten Tropfen auf dem Etikett entspricht der Fass-Nummer. Und im dunklen leuchten sie …

IndenregulärenHandelkommendie WeineausdenLostBarrelsnicht.Das Subskriptionsverfahrenläuftnoch unterwww.lost-barrels.com

WeingutSchlossWackerbarth ­(Sachsen)

VomSächsischenStaatsweingutkommentolleSekte.AufeinemEtikettsteht Hommage1836.Tja,waswardalos 1836?TatsächlichbeginntdieSektbereitunginSachsenimJahr1836mitder GründungdererstensächsischenManufakturfürmoussierendeWeine–der Sektkellerei„Bussard“.Vonderersten sächsischenundeinerderältesten SektkellereienEuropasgibtesviele Geschichten.DerersteKellermeister hießJosephMouzonundkam,natürlich,ausderChampagne.Der brachtedie„Méthodechampenoise“,dieklassischeFlaschengärung,nachRadebeul.ImZugeder inderDDRangeordnetenVerstaatlichungallerBetriebe1972 zieht„Bussard“nachWackerbarth um.BisheutewerdendieSekte aufWackerbarthnachderklassischenFlaschengärunghergestellt.

WeingutBöhmeundTöchter,Gleina (Saale-Unstrut)

DasVDP-WeinguthateinenWeinmit demgeheimnisvollenNamenT&M imSortiment.Eshandeltsichum eineRotweincuvéeausdenRebsortenCabernetSauvignonundCabernetMitos.EinfeinerRotwein,ein echterKlassikerdesWeinguts. AberwashatesmitdenBuchstabenT&Maufsich?Essinddie AnfangsbuchstabenderNamen derTöchtervonWeingut-GründerFrankBöhme–Toscaund ­Marika.SeitdemerstenJahrgang,schonAnfangder 2000er-Jahre,trägtdieCuvée denNamenderWinzertöchter, diedenBetriebmittlerweile führen.Undeserfordertkeine großeKombinationsgabe,um zuahnen,dassFrankBöhme ­großerMusikliebhaberist.

WeingutDreiHerreninRadebeul(Sachsen) EsmüssennichtunbedingtWeinesein,dieGeschichten ­erzählen,manchmalistesaucheinWeingutselbst.ImWeingut DreiHerren–einerderführendenBetriebeinSachsen–fragt ­jederzweiteBesucher,wasesmitdendreiHerrenaufsichhat. InhaberProfessorRainerBeckerzähltdieGeschichtegern. 2002haterdieImmobilieinderWeinbergstraßeinRadebeulgekauftundmitzweiFreundenbeschlossen,einWeingutzu ­gründen.AlsFreundeinszuseinerFraunachHausekamundihr vonderWeingut-Gründungberichtete,habesiezuihmgesagt: WennihrsoeinewichtigeEntscheidungtrefftohneeure ­Frauenzufragen,dannkönntihrdasgleichdreiHerrennennen.„Dahabenwirgesagt,dasmachenwir“,erzähltBeck. „AlsFreundzweizuHausevondemPlanberichtete,hatihm dieFamiliedieroteKartegezeigt.Dahaterkleinlaut ­angerufenundabgesagt.Dawarenwirnurnochzwei.Dann kamalsMitarbeiterinFrauWiedemanndazu.Wirhaben ­gesagt,diehatdochdasMannimNamen,daspasst,dieist einfachderdritteHerr.SosinddieDreiHerrenentstanden.“

DerNamemitseinerschönenGeschichteistgeblieben,auch wennFrauWiedemannundFreundeinsinzwischenaus­geschiedensindundnurRainerBeckübriggebliebenist. AberWeingutEinHerrwürdewohlnichtsogutklingen…

30|WEINKELLER
DieSchwesternDörteNäkel(links)undMeikeNäkel. Fotos:UweKöster;SandraFeher

Der Trend ist bitter

ErfrischungsgetränkeaufMineralwasserbasis legenbeiMargonzu

VonUlrichMilde

Es handelt sich seit Jahren um das beliebteste alkoholfreie Kaltgetränk. Durchschnittlich 130 Liter Mineral- und Heilwasser konsumiert jeder Bundesbürger im Schnitt im Laufe von zwölf Monaten. Das verteilt sich auf 150 Mineralbrunnen, die zusammen mehr als 500 Sorten anbieten. „Hoch in der Gunst der Verbraucher“ stehen, heißt es beim Verband Deutscher Mineralquellen, ebenfalls Erfrischungsgetränke auf Mineralwasserbasis. Jede vierteabgesetzteFlaschegehtmittlerweile auf dieses Konto. Auf dem befindensichdieSchorle,vonApfel über Himbeer-Holunder bis hin zu rotenFrüchten,WassermitAromen und Bittergetränke. Sogibtesetwabeimsächsischen Mineralwasserproduzenten Margon seit Jahren Tonic, Ginger Ale und Bitter Lemon – alles auf der ­Basis des Mineralwassers. Auch hier bleibt der Markt nicht stehen, werden neue Angebote herausgebracht.MargonhatihnmitderSorte WildBerryergänzt.Unddiehatsich nachAngabenvon­Geschäftsführer PaulK.Korninzwischenerfolgreich etabliert. „Ihr Absatz wuchs 2023 um 66 Prozent“, berichtet er. Die Sorte punkte mit ihrem fruchtigen Geschmack von Tonic und wilden Beeren. „Mit dieser positiven Entwicklungkannsieesinnerhalbkürzester Zeit mit den fest etablierten Geschmacksrichtungen wie Bitter Lemonaufnehmen“,sagtderMineralwasser-Manager.

Diese Geschmacksrichtung im Bitter-Segment habe sich in den vergangenen Jahren als neue Standard-Sorte herauskristallisiert und zeige das höchste Wachstumspotenzial. „Als regionaler Bitterspezialist haben wir mit der Einführung von Wild Berry diesen Trend aufgegriffen, um unsere Markenstärke weiter auszubauen.“ Mit dem Getränk werde eine Zielgruppe angesprochen, die Mixgetränke liebe. Zudem „kommt der Trend zu regionalen Produkten der Marke Margon ebenfalls zugute“, ergänzt Managerin Julia Otto.

DieBittergetränkegibtesbereits sei1966undsinddasabsatzstärkste regionale Produkt in diesem Segment in Sachsen. Ihr Marktanteil liegt nach Angaben von Korn bei 13,9 Prozent im Freistaat und in ganz Ostdeutschland bei 5,3 Prozent. Damit befinde sich Margon aufdemzweitenPlatzundvorinternationalen Wettbewerbern. „Der Anteil am ostdeutschen Markt ist bemerkenswert, da unsere Bittergetränke fast ausschließlich in Sachsen erhältlich sind“, ergänzt der ­Geschäftsführer.

DerAnteilam ­ostdeutschenMarkt istbemerkenswert,da unsereBittergetränke fastausschließlichin Sachsenerhältlich sind.

PaulK.Korn GeschäftsführerMargon

Margon blickt auf eine lange ­Geschichte zurück. Der Naturheilund Pilzkundler Gottfried Moritz Gössel entdeckte 1903 in Burkhardswalde eine Quelle mit einer heilenden Wirkung. Gössel erwarb sie, taufte sie auf den Namen Augen-Quelle und setzte das Wasser zu therapeutischen Zwecken ein. Die Heilerfolge erklärte Gössel damit, dass mit dem Quellwasser das „Margon“, wie er die geistige Energie und geheimnisvolle Kraft nannte, auf den kranken Men-

Rezept-TippmitWild BerryvonJuliaOtto

AuseinergewaschenenundgutabgetrocknetenLimettemiteinem Zestenreißereinenhauchdünnen Streifenabreißen.Damitwirdein Longdrinkglasvoninnenbenetzt. EinigeEiswürfelindasGlasgeben, dieLimettenzeste,2clChartreuse Jauneund15clMarginWildBerry hinzufügen.VordemServieren leichtumrühren.

schen übergeht und ihn dadurch heilt. Der ­Name stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Die Perle“.

Das Unternehmen hat eine für den Osten der Republik durchaus typische Vergangenheit. Besitzer Artur Kunz musste zu DDR-Zeiten seine Anteile an den Staat verkaufen. Ab 1. Januar 1981 hieß der BetriebVEBMargonDresdenundwar TeildesGetränkekombinatesDresden.ImMüglitztalverbliebeineBetriebsstelle mit der Bezeichnung VEB Margon Dresden, Betriebsteil Margonwasser Burkhardswalde. Im Jahr der Wiedervereinigung erhielt Kunz seine Firma zurückübertragen.MitdenneuenPartnern,der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co KG und der Sächsischen Aufbaubank, wurden umfassende Investitionen in neue Abfüllanlagen und Umweltschutzmaßnahmen getätigt.

2003 beging Margon sein 100jähriges Firmenjubiläum und wurde an die Brau und Brunnen AG Dortmund verkauft. Diese wiederum ging zwei Jahre später in der Radeberger Gruppe auf, die sich kurz danach von den Mineralquellen trennte. Die Hassia Mineralquellen GmbH & Co. KG aus dem hessischen Bad Vilbel übernahm die Margon Brunnen GmbH. Im November fand die Marke Margon in Lichtenau ein neues Zuhause. Der Abfüllstandort bietet entscheidendeVorteile.Dennhierstehteine eigenständige und ergiebige Quelle in Ebersdorf zur Verfügung, die nachhaltig bewirtschaftet werden kann. Diese gleicht mit seiner Mineralisation den Quellen aus dem Müglitztal.

Jedes Jahr füllen die mehr als 200Beschäftigten(davon14Auszubildende) bis zu 24 Millionen Liter in Flaschen am Standort Lichtenau ab. Damit ist Margon eine der stärksten regionalen Marken in Sachsen beim Mineralwasser. Die Absatzwege sind regional: Das durchschnittliche Liefergebiet befindetsichimUmkreisvon100Kilometern.

Hassia hat in Lichtenau vor den Toren von Chemnitz das firmeneigene Kompetenzzentrum für alkoholfreie Getränke im Osten Deutschlands etabliert. Dort vereinen sich unter dem Dach der Lichtenauer Mineralquellen GmbH drei bekannte Marken. Das sind neben Margon noch Lichtenauer und das Kultgetränk Vita Cola. Mittels moderner Hochleistungsanlagen und zeitgemäßer Logistik können so täglich rund 800000 Flaschen–imSommerbiszu1,5Millionen Flaschen – produziert und ausgeliefert werden.

Margon

DerWechselvom professionellen ­Pyrotechnikerzum Schallplattenver­käuferwarnichtfreiwillig,aberfürUwe Winklereinguter PlanB.

Fotos:Nannette Hoffmann

„Bei mir geht

es um Klasse statt Masse“

UweWinklersammeltseitfast50JahrenalleoffiziellinderDDR erschienenenSchallplattenundhatdieseLeidenschaftnunzum Berufgemacht.Rund30000PlattenstehenbeiihmzumVerkauf.

Als Uwe Winkler vor zwei Jahren den Entschluss fasste, nach 20 Jahren seinenBerufalsprofessionellerPyrotechniker an den Nagel zu hängen, standen ihm Tränen und Wut gleichermaßen ins Gesicht geschrieben. „Eigentlich wollte ich als Feuerwerker in Rente gehen“, sagt der 62-Jährige rückblickend. DochwieeseinstWilhelmBuschformulierte:„Erstenskommtesandersundzweitensals mandenkt.“DiePandemieunddasdamitverbundene Verbot für den Verkauf von Feuerwerk,dasVerbotfürprivatesFeuerwerksowie Streitigkeiten mit Ämtern und Behörden haben ihm so sehr zugesetzt, dass er eine Entscheidung treffen musste. „Eine Entscheidung, die ich mir wohl überlegt und ja, auch traurigen Herzens getroffen habe. Aber ich wollte so etwas nicht nochmal so durchmachen.“

EinEndeundNeuanfang

Also war Ende 2022 Schluss – und 2023 zugleich ein Neuanfang. „Denn ich habe nun mein Hobby Schallplatten zum Beruf gemacht“,erzählter.QuasiseinPlanB.Soerfolgte dann auch die Namensgebung: Mit „Winkler’s Plan B – Schallplatten und mehr“ hat er einen Handel für gebrauchte Tonträger und Musikliteratur mit in der DDR erschienen Vinylplatten sowie internationalen Editionen auf die Beine gestellt.

Er baute sein Feuerwerkslager selbstständig um, brachte frische Farbe an die Wände, zimmerte sich ein eigenes Ablagesystem, kaufte sich eine neue Musikanlage inklusive Schallplattenspieler und öffnete am 1. März 2023 erstmals seine Türen. In zwei Räumen findet jeder ein Stück DDR-Geschichte. Im erstenRaumgibtesjedesGenrevonSchlager, Rock, Pop bis Volksmusik alphabetisch sortiert, von deutschsprachiger Musik (Kraftwerk, Bap, Milva) bis international gefeierte Künstler (Abba bis Zappa). Im zweiten Raum schlummern klassische Werke sowie Märchen, Humor und Literatur ebenso alphabetisch sortiert. „Bei mir findet wirklich jeder etwas – und zwar in 1A-Qualität“, betont Uwe Winkler.

EchteKundennähe

Varianten einzelner klassischer Werke legen. „Sprich, wenn verschiedene Dirigenten oder verschiedene Klangkörper ein Werk intonieren. Da gibt es kleine, aber feine Unterschiede.“ZumanderensindSammlerStammgäste. „Bei mir findet sich die eine oder andere Rarität.“ Dafür fahren Kunden auch mehrere hundert Kilometer oder anders gesagt, sein Einzugsgebiet umfasst nicht nur Mitteldeutschland.

EinHobbyausKindheitstagen

Seine Sammelleidenschaft für Schallplatten wurde mit 13 Jahren entfacht. „Da habe ich mir einen Plattenspieler gewünscht zu Weihnachten gewünscht und erhalten“, erzählt Uwe Winkler. Mit seinem Opa ist er dann in einen Plattenladen gegangen und er konnte sich drei Schallplatten aussuchen – darunter war dann die erste der Puhdys. Auf dem Gymnasium wurden dann fleißig Platten hin und her getauscht. „Bis zur Wende habe ich auch alles zusammengekauft, was man in die Finger bekam.“ So wuchs sein Bestand auf 1000 Stück an.

DannkamderBruch,alsseinPlattenspieler kaputt ging. „Irgendwie war dann auch die Luft raus. ich hatte das Interesse verloren und warberuflichvielunterwegs.“Soverschwand die Sammlung für 10 Jahre im Schrank. Irgendwann kaufte er sich doch wieder einen Plattenspieler und setzte sich zum Ziel: „Von jeder offiziell in der DDR erschienenen Vinylplatte–jedesLabel,jedePlattengröße–möchte ich einen Beleg im Schrank haben.“ Heute hat er dieses Ziel zu 99,7 Prozent erreicht. SeineSammlungumfasstdenZweitraum1957bis 1990. Wie viele Platten er insgesamt unter seinem Dach stehen hat, kann er nicht genau sagen. „Schätzungsweise sind es 60000.“ Schallplattenklingenbesser

Das gibt es auch bei gebrauchten Platten, sagt er.„BeimirgehtesumKlassestattMasse.“Ein vielzitierter Satz, der bei Uwe Winkler aber Wirklichkeitwird.„MiristderKontaktmitden KundinnenundKundenwichtig.Jeder,derzu mir in den Laden kommt, weiß etwas zu Produktionen, Pressungen, Etikettierung oder Matrizen.Undichkannwiederumdazuebenso Auskunft geben. So profitieren beide Seiten.“DasseiauchderGrunddafür,dasserkeinen Online-Versandhandel betreibt. „Ich möchte, dass sich die Besucherinnen und Besucher bei mir in Ruhe umschauen können, stöbern, anfassen, fragen und sich die Platten auch anschauen und anhören können.“ Für ihn ist das Kundennähe. Zu ihm kommen zum einen Musikliebhaber, die Wert auf

Fotos:Margon

Die Antwort, warum Schallplatten für ihn etwas Besonderes sind, liegt für Uwe Winkler praktisch auf der Hand. „Ich halte physikalisch etwas zum Anfassen und ein Stück GeschichteindenHänden.“ZudemseiendieGestaltungsmöglichkeiten bei der Platte ausgeprägter als bei der CD. „Schallplatten gibt es mit Pop-up-Cover oder das Cover auch mal in rund statt eckig. Die Platte kann auch in Colored-Vinylodergarmarmoriertherausgegeben werden.“UndschließlichseiesdieKlangtiefe, die Schallplatten einfach besser klingen ließen.

BilanznacheinemJahr

Sein erstes Jahr als Schallplattenverkäufer sieht Uwe Winkler positiv. „Es läuft gut. Bis sehr gut ist aber noch Luft nach oben“, sagt er. „Aber ich sehe es so: Als Pyrotechniker habe ich zehn Jahre gebraucht, bis sich der Beruf rentiert hat. Hier gebe ich mir drei Jahre.“ Jeder, der bislang zu ihm ins Geschäft kam, hat immer etwas gekauft und – das ist ihm wichtig–kommtauchwieder.„Ichsorgedafür,dass immer frischer Nachschub in meinem Geschäft steht.“ Nannette Hoffmann

BesonderheitenTeil1(li):Eine dermeistgesuchtenPlatten ist„GrüßeausderBörde“mit demZupforchesterderLPG Pflanzenproduktion,,IX.Parteitag“Dahlenwarsleben. ­Warum?Siewurdeinineiner geringenAuflagegepresst. BesonderheitenTeil2(re.): WennCellistJürnjakobTimm spielt,istdiePlatteheißbegehrt–wiehierbeiBachs ­Suitenfür­Violoncello.

GENUSS|31
WildBerry ­eignetsichauchfür Longdrinks.

Machnislikethinking,onlykrasser

ZweiTage Zukunftanpacken

DasBusiness-FestivalfürMitteldeutschland Machn24bringtGründerszene, technologischeInnovationundKreativwirtschaftmitUnternehmenzusammen

WasgibtesNeuesauf demMarkt?WaspassiertinMitteldeutschlandinSachen Zukunftstechnologien,ArbeitsweltundDigitales?WelcheTrends gibtesundwelchelohntes,mitzugehen,umeinenlangfristigen MehrwertfürdieRegion,aber auchfürdaseigeneUnternehmen zuschaffen?Am29.und30.Mai gibtesAntwortenaufdieseFragen.Denndannfindetaufdem GeländederLeipzigerBaumwollspinnereidas„MACHN24“statt.

dieWeltvonmorgengestalten „DasFestivalbieteteinefasteinmaligeGelegenheit,indieWelt derandereneinzutauchenund voneinanderzulernen“,erklärt FestivalleiterMarcoWeicholdt. DasMACHN24sensibilisiertfür diewechselseitigenBedürfnisse undhilft,vermeintlicheHürden zuüberwinden.„Eslegtoffen, wasEntwickler,Kreativeund Gründerbrauchen,umihreErfindungenerfolgreichindieWeltzu bringen.Ganzunmittelbarund aufAugenhöhe.“

Branchenübergreifenderaustausch zwischenGenerationen WährendStart-ups,Unternehmen,InstitutionenundYoung

Professionalseinanderbesser kennenlernen,sorgenSpeaker, WorkshopsundvertiefendeFachveranstaltungen,sogenannte Satelliten-Eventsfürspannende Side-Kicks,beidenenPerspektivenverschobenundTeilnehmendeangeregtwerden,außerhalb ihrerProzessezudenken.

Vonmp3-Erfinderbiski-spezialist KarlheinzBrandenburg,derErfinderdesmp3-Formats,gewährt mitseinenimmersivenAudioerlebnissenimvirtuellenRaum einenBlickindieZukunftdes Entertainments,währenddiein LeipzigansässigeBundesagentur fürSprunginnovationen (SPRIND)sichihrerDrohnenChallenge,demautonomenFliegenundderZukunftvonMobilitätundLogistikwidmet.Esgeht umdieFragen:WelcheRolle spieltKIimGesundheitswesen derZukunftundwelcheTippsgebenMarketing-Profisjungenund etabliertenUnternehmenfürihre Marken?

WeiterbildeninWorkshops AufdreiverschiedenenAreas wartenzudemWorkshopsauf Teilnehmende.Hierdrehtsich allesumDesign,MitarbeitermotivationundMarketing,aberauch

SpeakerundTalks

ImpulseausersterHand,emotional, überraschendundinformativ.Mehrals 14speakerwerdendasMACHN24mit ihrenThemenbereichernund PerspektivenderZuschauerverschieben. MalsetzensiemitihrenKeynotes Akzente,malwerdendieTalksmoderiert. DieSpeakersindaufderIndoor-Stageim EingangsbereichderHalle14undauch draußenimInnenhofzuerleben.

3AreasfürWorkshops

● creativearea:WorkshopszuDesign, Kreativität,Marketing,Ausstellungen undSächsischerStaatspreisfürDesign

● innovationarea:Workshopszuneuen Technologien,VorstellungvonPrototypen,Robotics,LifeScience,MedTech

● Workshoparea:praxisnaheSchulungenvonProfis,unteranderem„DigitalPayment:DerZahlungsverkehrvon morgen“oder„MarketingfürGenZ“

4Satellite-Events

● agileBarcamp:DieZukunftdesagilen Arbeitens,29./30.Mai

● transformationBarcamp: VeränderungeninderOrganisationsentwicklung,29.Mai

● aifusionxchg:Daten-Transformationsprojekte,KI,GenAI.30.Mai

● hhlspinlabinvestorsday:All-day specialisteventforthe(corporate) VCsceneund20toppitches.29.Mai

29.und30

.Mai2024LeipzigerBaumwollspinnerei

umInnovationenausderTechBranche.EswerdenneueTechnologienundPrototypenvorgestellt. Sogehtesunteranderemum„No Code“undwiedamitdieSoftwareentwicklungabseitsklassischerSoftwareprogrammierung demokratisiertwird.EbensowerdenThemenwieDigitalPayment undderZahlungsverkehrvon morgenindenFokusgerückt.

ParallelzumFestivalprogramm fokussierenvierSatelliten-Events aufverschiedeneSchwerpunktthemen–vonArbeitsorganisation bishinzuDaten-TransformationsprojektenwieKIundGenAIund wiesichGeschäftszieledamit schnellererreichenlassen.

festivalfeelinggarantiert AufdemAußengelände,vorder Halle14,schlagendasVillage samtFoodCourtdieZelte,Stände undLiegestühleauf.Speisenvon lokalenProduzenten,Straßenmusik,DJs,eineWein-BarundAftershow-PartyssorgenfürdasrichtigeFestivalfeeling.Dennvorallem wollendieOrganisatoreneines vermitteln:dieLustaufsMitgestaltenundAnpacken.

allEinfoszutickEts, locationundMEhrgibtesunter www.machn-festival.de

DasDrumherum

DasHerzdesFestivalswirdumeinen „Marktplatz“vorderHalle14schlagen. MitVillageundfoodcourtwartenFood Trucks,Bars,StraßenmusikundDJsauf Festivalbesucher.Partnerunternehmen präsentierensichalsArbeitgeber,esgibt interaktiveSessions,Musikunddasalles vonlokalenProduzenten.Beide Festival-AbendeklingenmitAftershowPartysaus.

Festival99Euro*

EintrittzumFestival ZugangzuWorkshops Community-Party

Proab199Euro*

EintrittzumFestival ZugangzuWorkshops Community-Party TeilnahmeaneinemSatellit

Conference 299Euro*

EintrittzumFestival ZugangzuWorkshops Community-Party TeilnahmeaneinemSatellit Catering Merch

*zzgl.19ProzentMwSt.

OffeneGalerien

Ateliers,WerkstättenundoffeneGalerien aufdemSpinnereigeländebietenführungenundkunstbezogenetalksan.Mit dabeisindunteranderem„SheBAM!“ (Kunstmarkt&Kunsthandel_galerieas businessmodel),Eigen+Artund„Laden fürNichts“.

fEssElndE thEMEn,drinnen unddraußen:beim MACHN24aufder LeipzigerBaumwollspinerei. Foto:AnneSchwerin
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