Sauna - Wellness auf Finnisch

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1. Auflage © Kirjakaari und Verfasser, 2011

Text: Keijo Taskinen Titelbilder: Keijo Penttinen Bildredaktion: Keijo Taskinen, Laboratorio Uleåborg Satz und Layout: Laboratorio Uleåborg, www.uleaborg.com Verlag: Kirjakaari Druck: Saarijärven Offset, Saarijärvi 2011

ISBN: 978-952-5969-04-7


Einleitung Die Geheimnisse der Sauna In der Sauna Reiche Saunakultur Tempel des Wohlbefindens Nach der Sauna Saunaverr端ckte Finnen



Aus Liebe zur finnischen Sauna Wir Finnen lieben die Sauna. Sie erweckt in uns viele Gefühle. Mit ihr verbinden wir sehr unterschiedliche und persönliche Dinge und es gibt tausende Geschichten über die Sauna. Wir haben unsere eigenen und alltäglichen Routinen für den Saunabesuch und die tiefste Bedeutung der Sauna existiert in jedem von uns in einer Art stillschweigendem Wissen. Sie bringt uns Erholung und Wohlbefinden. Sie ist tröstlich, erfrischend und gesund. Sie reinigt uns physisch und psychisch. Sauna – Wellness auf Finnisch beschreibt die Vielseitigkeit, Geschichte und die moderne Entwicklung der Sauna und verrät dabei auf unterhaltsame Weise auch ein wenig über uns Finnen. Dieses Buch präsentiert die Sauna als einen Ort der Entspannung und eine Quelle alltäglichen Reichtums. Die Sauna ist eine unserer größten Freuden und wir möchten dies mit Ihnen teilen. Wir wünschen Ihnen eine erholende und vergnügliche Leseerfahrung!!

Carita Harju Sauna from Finland ry



Die Geheimnisse der Sauna Die Sauna hat eine uralte Geschichte. Erwähnt wurde die Sauna schon in der NestorChronik (dem ältesten russischen Geschichtswerk), in den Sagen der Wikinger und im finnischen Nationalepos Kalevala. Die größte Verbreitung fand die Saunakultur im Mittelalter, als Saunaöfen in ganz Europa, sogar in Großbritannien und Norditalien, geheizt wurden. Obwohl die Sauna demnach keine urfinnische Erfindung ist, so ist das Land doch die Großmacht des Saunierens. Die Sauna behielt seit der Steinzeit ihre Form und entwickelte sich während der Jahrtausende von der ursprünglichen Sauna, die in einer Erdhöhle lag, hin zum modernen Bad zu Hause. Finnland ist das gelobte Land der Sauna.



Die Elemente der Sauna Die traditionelle finnische Sauna ist ein aus Holz gebauter, viereckiger Raum, in dem sich in einer Ecke der Saunaofen befindet. Dieser Ofen wird „Kiuas“ genannt. Er erhitzt die Sauna und über seinem Feuer sind Steine ausgelegt. Der Eingang zur Sauna befindet sich auf der gleichen Seite wie der Ofen. Der Tür gegenüber stehen die Saunabänke, für die sich Espenholz besonders eignet. In modernen Saunas kann man den Saunaofen sogar in die Saunapritschen einbauen. Die Einrichtung ist normalerweise einfach und rustikal. Der Erdboden aus früheren Zeiten ist heutzutage aus Zement

und Holz; statt der typischen Balken, sind die Wände und Dächer aus Holzverkleidung. Es gibt oft ein kleines Fenster. Die moderne Bauweise hat die Sauna um dekorative Beleuchtungslösungen und Einrichtungsmöglichkeiten bereichert. Außerdem braucht man einen Wassereimer und eine Saunakelle, um Wasser als Aufguss (Löyly) auf den Ofen zu schütten. Badetücher, Thermometer und verschiedene dekorative Elemente, wie z.B. auf dem Ofen stehende Keramikzwerge, gehören heutzutage zu vielen Saunas.

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Das Gesetz des „Löyly“ Die ältesten überlieferten Entwürfe der finnischen Sauna stammen aus dem Jahre 1699. In den Plänen findet man die Elemente, die nach wie vor für den Bau essenziell sind: der in der Ecke stehende, große Steinofen, hochliegende Bänke, ein tiefliegendes kleines Fensterchen und eine schmale Belüftung an der Rückwand. Obwohl man beim Bau einer Sauna ca. 150 verschiedene Gebäudemaße berücksichtigen sollte, ist schon viel erreicht, wenn die Saunabänke gut angeordnet werden: dem alten Gesetz des Aufgusses (Löyly) zu Folge, sollten zumindest die oberen Bänke weit über dem Ofen liegen. In traditionellen Saunas wäscht man sich in Dampfräumen. Das Wasser wird in einem separaten Behälter oder in einem Tank, der direkt am Ofen liegt, aufgeheizt. In modernen Saunas gibt es normalerweise ein getrenntes Badezimmer. Zu vielen Saunas gehört oft auch ein Entspannungsraum bzw. ein Kaminzimmer, in dem man sich erfrischen, unterhalten und mit einem Snack stärken kann. 12




Die Saunaumgebung Die Rauchsauna (Savusauna) ist sehr feuerempfindlich. Bereits mittelalterliche Gesetze sahen daher vor, dass Saunas nur in sicherer Distanz zu übrigen Gebäuden gebaut werden durften. Allmählich entfernte sich der Platz der Sauna von den Höfen hin zu den Ufern von Seen, Flüssen oder Bächen. Die Saunas haben sich auch aus praktischen Gründen nah an Gewässern befunden. Früher brauchte man ihr Wasser nicht nur fürs Bad und den Dampf, sondern auch zum Waschen der Kleider und für andere Haushaltsarbeiten. Und – selbstverständlich - zum Abkühlen und zum Schwimmen! Auch heute wird das Wasser für die finnischen Sommerhaussaunas noch oft aus dem anliegenden See oder Fluss geschöpft. Die Sauna bedeutet für die Finnen eine starke Verbindung zur Natur. Den Saunagenuss krönt eine wunderschöne Aussicht, die man aus dem Fenster oder von der Veranda aus genießt. Eine Sauna befindet sich normalerweise an ruhigen und stillen Orten, oft im Schatten einer Birke. Schon der Pfad zur Sauna ist wichtig. Man bereitet sich innerlich auf die Sauna vor, wenn man den schönen Saunapfad beschreitet.

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Die acht Generationen der Sauna Die Menschen genießen die Wärme. Wir sind anpassungsfähige Lebewesen. Unsere Vorfahren könnten wie die japanischen Makaken in heißen Quellen gebadet haben. Für den Großteil der Bewohner der nördlichen Hemisphäre standen heiße Quellen jedoch nicht zur Verfügung, sodass es der Erfindung des Feuers bedurfte, um verschiedene Wärme- und Hitzeräume zu entwickeln. Die ersten finnischen Saunas waren einfache, mit Tierfellen bedeckte Erdhöhlen. Sie wurden von Wanderern benutzt, die vor ca. 10.000 Jahren, nach dem Ende der Eiszeit, nach Finnland kamen und auf die Jagd gingen. Dampf bildete man in diesen Saunas indem man Wasser auf Steine goss, die in einem einfachen Lagerfeuer erhitzt wurden. Saunas in Erdhöhlen sind in Finnland verschwunden, allerdings

bewahren die Indianer mit ihren Schwitzhütten eine ähnliche Tradition. Die moderne Variante der Sauna in der Erdhöhle ist die Zeltsauna, die wie ihr Vorbild, leicht zu transportieren und zu versetzen ist. Als sich die Bevölkerung in Folge der Steinzeit nach und nach sesshaft wurde, fand auch die Sauna ihren Platz. Die zweite Generation der Sauna wurde geboren: Die Bodensauna, die beispielsweise an einem Flussufer ohne großen Aufwand errichtet werden konnte. Diese Bodensauna hatte einen Erdboden, drei in den Boden gegrabene Wände, eine vierte Wand aus Holz und eine Decke aus Torf, die sich über ein paar Baumstämmen befand. Ein weiterer Stamm wurde in der Mitte geteilt und wurde als Bank an der Rückseite der Sauna platziert.

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Der nächste Entwicklungsschritt war revolutionär. Die Sauna wurde ein oberirdisches Gebäude. Gegen Mitte der Eisenzeit ebnete die Entwicklung des Blockholzbaus den Weg für die dritte Generation der Saunas. Diese sehr geschickt gestalteten Rauchsaunas hatten große Öfen, die gewöhnlich aus einem Haufen von Bruchsteinen bestanden und mit einem Hohlraum versehen waren. In diesem Hohlraum brannte das Feuer. Einen Schornstein gab es nicht. Für ein halbes Jahrtausend badeten die Finnen in diesen Vorgängern der heutigen Saunas. Bis in die 1930er Jahre waren die Hälfte aller finnischen Saunas noch Rauchsaunas, aber ihr großer Verbrauch an Feuerholz und die lange Vorwärmzeit ließ ihre Anzahl sinken. In den letzten Jahren erlebt die Rauchsauna eine Renaissance – ihr feiner Dampf und der rauchige Duft verleihen ihr eine Atmosphäre, die von Sauna Liebhabern wieder geschätzt wird. Im Mittelalter wurden Schornsteine in Wohnungen langsam üblich und es dauerte nicht lange, bis sie ihren Weg in die Saunas fanden. Die ersten Saunas der vierten Generation, die mit Schornsteinen versehen waren, erreichten Westfinnland als so genannte Malzsaunas. In ihnen trocknete man, neben dem Saunieren, das keimende Getreide. Die Schornsteine verbesserten die Feuersicherheit der Öfen und sie verbreiteten sich somit schnell in den Saunas der Städte des 18. und 19. Jahrhunderts. Im 20. Jahrhundert wurde der gemauerte Saunaofen aus Ziegelsteinen immer seltener und von verstärkten, aus Blech geformten Öfen, ersetzt. Nach dem 2. Weltkrieg hat sich die Anzahl dieser großen, ein Mal geheizten, wärmespeichernden Saunaöfen im Herzen des Raumes stark verringert. Allerdings wurde auch dieser vergleichsweise große Ofen im vergangenen Jahrtausend wiederbelebt, da Saunaenthusiasten ihn für seinen milden Dampf loben. In den Mangel- und Notzeiten nach dem 2. Weltkrieg wurde eine holzsparende Methode zum Aufwärmen der Sauna entwickelt; der kleine, kaminähnliche, kontinuierlich geheizte Saunaofen. Revolutionär war, dass man den Saunaofen auch während des Saunierens heizen konnte. Der kleine und leichte Saunaofen konnte den Raum in nur einer halben Stunde erhitzen und verbrauchte nur einen Bruchteil des Holzes seiner Vorgänger. Ein großer Teil der finnischen Sommerhaus- und Gartensaunas sind Vertreter dieser fünften Generation.

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Mit der sechsten Generation zogen die Saunas zurück in die Wohnungen. Dies ermöglichte eine neue Erfindung: Der elektrische Saunaofen. Die Sauna brauchte nun weder einen Schornstein noch ein Feuer zu haben und konnte daher fast überall stehen. Die praktischen Saunaöfen verdrängten bald ihre mit Holz betriebenen Vorgänger und schafften den endgültigen Durchbruch in die finnischen Wohnungen in den 1970er Jahren. Heute ist die mit einem Badezimmer ausgestattete Sauna ein weit verbreiteter Standard. Dies gilt sogar für Einzimmerwohnungen in Mietshäusern und Wohnhausblöcken. Der nächste Schritt war die intelligente Sauna mit einer mechanisierten Belüftung und einem computergesteuerten elektrischen Saunaofen. Dieser intelligente Saunaofen speichert die Wärme je nach Bedarf und ist in einigen Minuten bereit, sodass man jederzeit Saunieren kann. Aus den kleinen Saunas innerhalb der Wohnungen sind

Saunalandschaften geworden, mit separaten Öfen für die alltägliche und die festliche Benutzung. Zugleich ist aus der Sauna ein Designprodukt geworden, welches über ein ausgefeiltes Licht- und Raumdesign verfügt.

Folgende Seite Die Saunas der achten Generation sind nicht mehr an einem Platz gebunden: die Sauna hat sich in Bewegung gesetzt. In Finnland kann man immer auf eine Sauna treffen, weil sie u. a. mit Pontons, Kufen und natürlich Reifen ausgestattet werden. So kann man beispielsweise sowohl in einem Saunabus nach einer Schneeschuhwanderung durch verschneite Wälder, als auch nach einem harten Arbeitstag in der Innenstadt, saunieren. Diese Spezialsaunas, wie der erwähnte Saunabus, sind populäre Orte für Betriebsausflüge und andere Veranstaltungen. 21




Das ABC der Sauna Es gibt drei Millionen Saunas und fünf Millionen Saunaexperten in Finnland. Dementsprechend unterschiedlich sind die Meinungen und Ideen bezüglich einer guten Sauna. Obwohl man über Geschmack nicht streiten kann, gibt es einige Merkmale die alle guten finnischen Saunas gelten:

Eine gute finnische Sauna

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1. Hat die passende Temperatur (etwa +80 °C). Die Temperatur der Sauna ist Geschmackssache, aber sie sollte nicht lauwarm sein. 2. Riecht gut. Als Aromen kann man Holz, Saunabesen, natürliche Aufgusszusätze oder den sanften Duft von Rauch benutzen. 3. Hat eine funktionierende Lüftung. 4. Ist für Aufgüsse geeignet. Man kann genug Wasser auf den Steinen gießen – natürlich nach eigenem Geschmack. 5. Ist entweder alt oder neu, jedoch immer in gepflegtem Zustand. 6. Liegt an einem angenehmen Platz. Auch in einer städtischen Umgebung ist eine Abkühlungsmöglichkeit für die Finnen wichtig. 7. Ist für ihre Benutzer vor allem die Quelle des Wohlbefindens.




In der Sauna Für Finnen, die in der Saunakultur geboren worden sind, ist der Aufenthalt in der Sauna ganz natürlich. In Finnland gehen Kinder mit Gästen und auch Fremden zusammen in öffentliche Saunas. So ist die Sauna zu einer Stätte der Erholung geworden, zu dem Gäste wärmstens eingeladen werden. Nichtsdestotrotz können Hitze, Feuchtigkeit und die finnischen Saunariten seltsam und ungewohnt auf Anfänger wirken. Aus diesem Grund sollten gute Gastgeber ihnen die Rituale und die Vorgehensweise vorher erklären und die Schritte einzeln durchgehen. Gäste sollte darüber informiert werden, wann was wie gemacht wird und welchen Zweck es erfüllt. Das Erlernen der Eigenheiten lohnt sich, da man sich üblicherweise spätestens nach einigen Saunagängen in die Sauna verliebt.


Etikette in der Sauna

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Finnen sind normalerweise nackt in der Sauna. Die Nacktheit erfüllt jedoch keinen Selbstweck – Saunieren mit einem Badeanzug, einer Badehose, im Bikini oder einfach einem Handtuch ist genauso akzeptiert. Finnen schätzen Nacktheit einfach als gemütlich ein. Titel spielen keine Rolle mehr und man kann einfach sich selbst sein. In der Sauna sind die Menschen wirklich demokratisch. Die finnische Sauna hat zudem nichts mit Sex zu tun, auch wenn sie unter gegebenen Umständen ein romantischer Ort sein kann. In den alten Zeiten haben die Menschen unabhängig vom Alter und dem Geschlecht gemeinsam sauniert. Dies kann für Fremde und Außenstehende mitunter sehr seltsam erscheinen: Schon der italienische Forscher Giuseppe Acerbi wunderte sich während seiner Lapplandreise im

Jahre 1799 über den Umstand, dass Männer und Frauen, selbst wenn sie zusammen badeten, nicht „das geringste Interesse“ aneinander zeigten. Nach wie vor ist die Sauna, ihrer uralten Tradition entsprechend, ein keuscher Ort. Ursprünglich war die Sauna ein Ort der Ruhe und Stille. Für Finnen ist die Sauna immer noch ein Platz an dem man gesellig schweigen kann. In Pausen der Stille werden Dies und Das besprochen, davor und danach wieder tiefe Gedanken gehegt. Den Lauf der Zeit zu vergessen, gehört auch zum innersten Wesen der Sauna. Höflichkeit, Gemütlichkeit und die Rücksichtnahme auf die übrigen Saunabesucher sind die Eckpfeiler der Saunaetikette.




Vom Dampf erfasst! Die Freude beim Saunieren beruht auf dem Wechsel zwischen Luftfeuchtigkeit und Wärme. Der Aufguss (Löyly) hat eine Schlüsselposition als wichtigste Besonderheit der finnischen Sauna. „Löyly“ ist ein uraltes finnisch-ugrisches Wort das in seiner Originalbedeutung sowohl den Dampf meinte, der vom Ofen aufstieg, als auch die Seele eines Menschen bezeichnen konnte. Das Verhältnis von Wärme und Feuchtigkeit wird in der Sauna durch das angemessene Aufgießen von Wasser auf die heißen Steine des Ofens geregelt. Der auf den Aufguss folgende heiß-beißende Dampf verschwindet schnell und bald wollen die Saunabesucher weitere Aufgüsse. Im besten Fall ist der „Löyly“ mild und wohltuend, sodass man sich wie von einem Engel umarmt fühlt.

„Vihtominen” – Die Benutzung des Birkenreisigs Die zweite finnische Besonderheit ist das „Vihtominen“, das leichte Schlagen und Klopfen der Haut mit gebundenen Bündeln frischer Birkenzweige. Der Birkenreisig (Vihta) wird ganz individuell benutzt: so wie es dem Saunabesucher am besten gefällt. Menschen mit kräftiger Haut können die „Vihta“ durchaus vehement anwenden. Die Benutzung des Birkenreisigs ist ein unzertrennlicher Bestandteil der traditionellen finnischen Saunakultur. Eine finnische Volkweisheit erklärt ganz unorthodox wie man sie zu gebrauchen hat. „Fang vom Kopf an Dich mit der Vihta zu schlagen und fahre fort, die Krankheiten aus Deinem Körper zu vertreiben: Durch die Zehen in die Büsche, durch die Fingernägel ins Moos.“ Während man in Westfinnland den Birkenreisig „Vihta“ nennt, heißt er in Ostfinnland „Vasta“. Die beste Zeit Birkenreisige für den Winter vorzubereiten ist der Hochsommer. Die frischen Birkenreisigs werden getrocknet oder eingefriert. Vor der Benützung werden die Reisigs im Wasser gespült, bis sie wieder weich sind.

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Das heiße Bad Obwohl die Grundlagen des Saunierens über die Jahrtausende hinweg ziemlich ähnlich geblieben sind, verändern sich die Saunatraditionen im Laufe der Zeit. So haben sich beispielsweise außenstehende, große und geheizte Badebottiche im letzten Jahrzehnt ausgebreitet. Aus der Sauna kommend, benutzt man den Badebottich in der Regel, nachdem man geduscht hat oder geschwommen ist. Das anschließende heiße Bad verstärkt die erholende Wirkung. Im Winter kann man sich eine Wollmütze im Bad aufsetzen. Es ist wunderschön aus dem warmen Badebottich heraus den nördlichen Sternhimmel und die Nordlichter zu bewundern.

In den See! Die Erfrischung ist ein wesentlicher Teil des Saunierens. Man genießt die Aufgüsse solange man sich gut fühlt, um danach die Abkühlung zu genießen. Wenn der Körper sich erfrischt hat, kann man zurück gehen. Es ist sehr gut, sich nach dem Ende des Saunabesuchs eine Weile abzukühlen. Für die Finnen ist speziell im Sommer das Schwimmen die liebste Art der Erfrischung. Im Land der tausend Seen gibt es viele saubere Seengebiete, wo besonders Kinder stundenlang spielen und baden können. Die Finnen holen aus dem kurzen Sommer alles heraus – die Sommerhaussaunas werden im warmen Licht der Mittsommernachtssonne bis spät in die Nacht geheizt.

Folgende Seite Im finnischen Winter ist es einfach, sich im frischen Frost oder im Schnee abzukühlen. Auch aufs Baden braucht man im Winter nicht zu verzichten, denn in fast jedem Dorf gibt es eine Sauna, neben der sich einen Eisloch (Avanto) befindet. Das Baden im „Avanto“ gehört immer öfter zum wöchentlichen Alltag vieler Finnen. Abgehärtete Finnen genießen das Eisbad unter dem Vollmond sogar bei Temperaturen unter minus 37°C.






Das ABC des Saunierens 1. Nehmen Sie sich viel Zeit für die Sauna. 2. Bringen Sie Neugier mit. 3. Saunieren Sie entweder nackt oder mit einer Badehose, Badeanzug oder einem Bikini. Lassen Sie Ihre Brille draußen und setzen Sie sich auf Ihr Badetuch auf die obere Bank. 4. Entspannen Sie sich und atmen Sie ruhig. 5. Hören Sie auf Ihren Körper und vertrauen Sie Ihrem Gefühl. Schwitzen und errötende Haut sind vollkommen normal. Trinken Sie zur Erfrischung und zum Ausgleich des Schwitzens viel Wasser. 6. Wenn es Ihnen auf der oberen Bank zu heiß wird, setzen Sie sich einfach auf die unteren Bänke.

7. Wenn Sie sich an die Wärme gewöhnt haben, können Sie je nach Geschmack in kleinen Mengen Wasser aufgießen. 8. Kühlen sie sich zwischendurch mit einem Bad oder im Schnee ab. 9. Benutzen Sie den Birkenreisig „Vihta“ und schlagen Sie sich mit ihm leicht, bzw. je nach Gefühl auf Ihren Oberkörper und Ihre Beine. 10. Gehen Sie so oft in die Sauna wie es Ihnen gefällt. 11. Waschen Sie sich nach dem Besuch der Sauna. 12. Entspannen Sie sich nach dem Saunieren. In Gesellschaft oder auch allein.



Reiche Saunakultur Nirgendwo sonst in der Welt spielt die Sauna eine so wesentliche Rolle im Leben der Menschen wie in Finnland. Die Sauna ist eine finnische Spezialität, die für die Finnen eine enge Verbindung zur Natur und zu den eigenen Wurzeln symbolisiert. Für unsere Vorväter war die Sauna eine Leben spendende Erfindung, ohne die unser Land unbesiedelt geblieben wäre. Der finnische Ursprung der Sauna wird durch die Tatsache bekräftigt, dass die Sauna auf allen Sprachen der Welt – außer im Schwedischen und Russischen – auch „Sauna“ genannt wird. In der Sauna hat man gewohnt, Kinder zur Welt gebracht und die Mahlzeiten zubereitet. Heute saunieren die Finnen in vielen verschiedenen Zusammenhängen. Je nach Kontext und Situation verändert sich auch die Natur der Sauna. So sind beispielsweise die traditionelle Familiensauna am Sonnabend, der Saunaabend mit internationalen Konferenzteilnehmern oder auch die gemeinsame Siegesfeier eines Sportvereins in der Sauna, höchst unterschiedliche Saunaerfahrungen.


Finnische Saunagesellschaft Die finnische Leidenschaft für die Sauna beruht auf ihrer Bedeutung in verschiedenen Lebensabschnitten und auf dem Erbe, das die jahrtausendealte, ununterbrochene Saunatradition unseres Volkes mit sich bringt. Die Sauna verbindet die Finnen mit vergangenen Generationen und der ganzen Geschichte Finnlands. Die im Jahr 1937 gegründete Finnische Saunagesellschaft e.V. pflegt und bewirbt diese Tradition. Die Gesellschaft besitzt ein Saunahaus in Vaskiniemi, Helsinki, wo die Mitglieder und ihre Gäste saunieren können. Sie produziert, sammelt und veröffentlicht darüber hinaus Material zur Saunakultur in Finnland als auch im Ausland.

Finnland – Das Land der Saunas • Finnland ist das bedeutendste Saunaland der Welt. • Finnen saunieren sehr viel: 90% der Finnen saunieren mindestens einmal pro Woche. • Die Saunagänge summieren sich auf über eine halbe Milliarde pro Jahr. • Es gibt ca. 3 Millionen Saunas in Finnland. • Ungefähr 500.000 Saunas liegen am Wasser. • Finnland hat fast 190.000 Seen. • Die Küstenlinie umfasst insgesamt 88.000 Kilometer. • Die finnischen Seen- und Flussgebiete sind sehr sauber. 40




Vielseitigkeit der Sauna Die Sauna war immer ein zentraler Bestandteil des finnischen Lebens. Außer zur Entspannung, Erholung und zum Waschen hat man die Sauna über die Jahrhunderte folgende Zwecke benutzt: •Als Wohnraum • Für die Geburt • Als Aufbahrungsraum für Verstorbene vor dem Begräbnis • Zur Heilung von Krankheiten • Für die Pflege von Kriegswunden und Sportverletzungen • Zur rituellen Säuberung von Erkrankungen und Sünden • Zum Schröpfen • Als Massageraum • Für die Zubereitung von Mahlzeiten • Für die Verarbeitung von Leinen • Für magische Zwecke • Zur Beschwörung der Liebe und des Heiratsglücks • Zum Ausgleich politischer Beziehungen • Für den Abschluss wichtiger Geschäfte und Verträge • Für die Verbesserung der Welt - oder zumindest für diesen Versuch! 43



Saunatraditionen in früheren Zeiten Die vergangenen Jahrhunderte waren von Mythen und Zauberformeln geprägt, mit deren Hilfe man Ungeziefer und Erkrankungen vertrieb, aber auch einen sehr guten, heißen Dampf herstellen konnte. Für den richtigen Bauplatz, das Ma terial wie auch das zu verwendende Feuerholz, gab es eigene Glaubensvorstellungen. Für die ersten Aufgüsse in einer neuen Sauna musste man über Kenntnisse der traditionellen Rituale verfügen, falls man in ihr auch in Zukunft gut saunieren wollte. Der Besuch fremder Saunas erforderte ebenfalls eigene Zauberformeln. Die Sauna wird nie auf einen Platz gebaut, wo schon ein Gebäude stand. – Viljakkala 1936 Früher dachte man, dass jeder Sauna einen Schutzgeist hatte, der die Sauna vor Feuer oder weiterem Schaden beschützte. Um ihn zu besänftigen, musste man über die entsprechenden Kenntnisse der Saunatradition verfügen. Man durfte den Schutzgeist keinesfalls mit lauter Rede, Gesang oder gar Fluchen ärgern. Wenn die Hausgemeinschaft sauniert hatte, hinterließ sie weitere Aufgüsse für den Schutzgeist, manchmal sogar eigenen Wasserzuber und an Weihnachten einen Teller mit Brei. In manchen modernen Saunas findet man kleine Schutzgeister aus Holz oder Keramik. Sie sind Erinnerungen an diese alte Tradition. Der Saunaschutzgeist ist ein langbärtiger, einäugiger, alter Greis mit einem spitzen Hut. Sein Wohnplatz ist hinter dem Saunaofen. – Mikkeli 1936

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Zaunbauer im hohen Norden Die Sauna hat für die Finnen immer die Bedeutung einer Art Grenze gehabt, die man überschritt und durch die man kam. Wichtige Übergangsriten waren früher zum Beispiel die Geburt, die Brautsauna, das Waschen der Verstorbenen und die Begleitung der Seele auf ihrer letzten Reise. In der Sauna wurden ebenso magische Beschwörungen gesprochen, wie Heilungen vollführt – kein Wunder, dass die Sauna geehrt und respektiert wurde. Auch moderne Finnen erfahren die Sauna in emotionalen Situationen als Grenze. Erfolge werden mit ordentlichen Aufgüssen gefeiert, während sich Trauer im Dampf der Sauna auflösen kann. Zur Reise in das Sommerhaus gehört die Ankunfts- wie die Abschiedssauna.

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Die festliche Sauna Zur Sauna gehören, je nach Jahresund Festzeit, eigene Vorstellungen und Merkmale. Wenn man aus der Johannissauna kommt und den Birkenreisig in die Luft wirft, erzählt das Birkenbündel aus welcher Richtung der Ehepartner kommen wird. Am Silvester Abend kann man sich von den Missgeschicken und schlechten Erlebnissen des vergangenen Jahres reinigen. Das an Weihnachten auf den Saunaofen gegossene Bier soll eine einträgliche Ernte garantieren. Die Sauna ist ein elementarer Bestandteil des finnischen Weihnachtsfestes. Millionen Finnen genießen die Aufgüsse der Weihnachtssauna fast zur selben Zeit. Aber keine Sorge, auf den Bänken unserer Saunas gibt es sowohl ausreichend Platz für gut fünf Millionen Finnen, als auch für viele Gäste. Auch im Korvatunturi, wo der Sage nach der Weihnachtsmann samt seiner Helferlein wohnt, wird gleich im Anschluss an die Weihnachtseile sauniert.

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Nach der Arbeit Die Sauna entspannt Körper und Geist, die von der Arbeit müde geworden sind. Früher wurde am meisten im Sommer nach der harten Landarbeit sauniert. Die Rauchsauna wurde im Sommer mindestens zweimal und im Winter einmal pro Woche geheizt. Heute gehen manche Finnen fast jeden Tag im Anschluss an den Arbeitstag in die Sauna. Der Arbeitsalltag ist für gewöhnlich kein Gesprächsthema in der Sauna, sondern das Leben im Allgemeinen. In den Personalräumen der Fabriken gibt es oft eine Sauna, wo sich die Arbeiter nach der anstrengenden Arbeit sowohl physisch wie psychisch entspannen können.

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Plätze auf der ersten Bank Sport und Sauna gehören in Finnland zusammen – sogar während sportlicher Wettkämpfe. In einigen Eishockeyhallen kann man die Spiele und Veranstaltungen von der Saunabank aus verfolgen. Das Harju Stadion in Jyväskylä ist der einzige Ort, wo man Spitzenfußball anschauen und gleichzeitig saunieren kann. direkt am Stadion gibt es die mobile Sauna Bar. Diese stillvolle Sauna hat der Architekt Jarkko Könönen entworfen.

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Musik für die Seele Die Sauna hat finnische Künstler, Schriftsteller und Musiker jahrhundertelang inspiriert. Hochkulturelle Aufgüsse werden in Büchern, Gemälden und in Filmen genossen. In der Sauna organisiert man auch heute Kulturveranstaltungen. Ein gutes Beispiel ist das alljährliche Swingkonzert in Rymättylä, das in den Schären vor Turku liegt. Die große Bodenrauchsauna kann 124 Frauen als Publikum fassen. Es herrscht eine ausgelassen-fröhliche Stimmung, wenn der legendäre Trompeter Ted Curson als Headliner sein Konzert mit der Finlandia von Sibelius beendet.

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Öffentliche Saunas

Männersauna

Öffentlichen Saunas waren in Finnland bis in die 50er Jahre üblich. Es war oft Tradition, dass das die ganze Dorfbevölkerung der Reihe nach badete, wenn jemand seine Sauna heizte. Das nächste Mal war ein anderer an der Reihe seine Sauna bereit zu stellen. In den Städten ging man in öffentliche Saunas um sich zu entspannen und zu waschen. Als private Saunas anfingen sich zu verbreiten, wurden die öffentlichen Saunas weit weniger besucht. In Städten gibt es heute nur noch einige öffentliche Saunas. In letzter Zeit hat man das kommunale Saunieren wieder entdeckt. So locken wohngemeinschaftliche Saunas und Dorfsaunas wieder viele Besucher an. Für viele Finnen ist der wöchentliche Saunabesuch mit Freunden oder Nachbarn ein wichtiger Aspekt des Alltags.

Die Schweigsamkeit der Finnen, insbesondere der Männer, ist sprichwörtlich. Dies gilt allerdings nicht in der Sauna. Seit Anbeginn der Zeiten haben selbst die härtesten Burschen, im sanften Nebel und Dämmerlicht der Sauna, ihren Freunden von Dingen berichtet, die sie bei Tageslicht nie erzählen würden. Aus diesen Geschichten ist der Film „Miesten vuoro“ (Internationaler Titel: „Steam of Life“) gemacht, eine poetische Darstellung der Menschlichkeit in der Sauna. In diesem preisgekrönten Film sitzen nackte Männer auf den Saunabänken und erzählen sich die Dinge, die sie beschäftigen und die sie auf dem Herzen haben. Der Film reist durch Finnland und macht in den Saunas halt, um die berührenden Geschichten der Männer von Liebe, Tod, Geburt, Freundschaft - eben dem Leben - zu hören. Einige Bilder aus dem vorliegenden Buch sind aus diesem sehr empfehlenswerten Film. Das Bild oben zeigt Mika Hotakainen (links) und Joonas Berghäll, die gemeinsam das Drehbuch schrieben und den Film drehten, wie sie gemeinsam in die Sauna gehen. 57


Friedenstruppen Die Finnen, die ins Ausland ziehen, bringen die Vorstellung von einer richtigen Sauna mit sich. Und in den meisten Fällen nicht nur die Vorstellung – viele Auslandsfinnen bauen als erste Maßnahme eine Sauna fürs eigene Wohlbefinden, als auch dem der Freunde. Wenn Finnen umziehen, kommt die Sauna mit. Die heißesten Stellen in den Krisengebieten der Welt seit den 1950er Jahren, sind die Saunas der finnischen Friedenstruppen gewesen. Das Motto der finnischen Friedenstruppen, was es auch für immer für eine Operation ist, lautet: „Zuerst eine Sauna bauen, dann die Streitparteien beruhigen.“ Die Friedenstruppen haben in den legendären finnischen Saunas während etwa 30 Friedensoperationen in Asien, Afrika, dem Balkan und im Nahen Osten sauniert. Unter den harten Umständen stellen die Saunas Entspannungsoasen dar, durch die sich die finnische Saunakultur in der Welt ausgebreitet hat. Die Friedenstruppen sind demnach auch Botschafter der Sauna.

Saunadiplomatie Saunapolitik hat eine lange Tradition in Finnland. Viele wichtige Entscheidungen und Verträge sind in der Sauna vorbereitet worden. Das Geheimnis der Harmonie in der Sauna ist einfach: sobald man die Kleidung abgelegt hat und in die Wärme der Sauna eingetreten ist, sprechen die Menschen, nicht die Titel. Ein gutes Beispiel für die moderne Saunadiplomatie ist die beliebte Saunagesellschaft der Botschaft von Finnland in Washington („Diplomatic Finnish Sauna Society of D.C.“). Ihre Mitglieder und Besucher sind Beamte, Lobbyisten, Journalisten und anderen wichtigen Personen aus Politik, Medien und Wirtschaft. Das Ziel der Gesellschaft ist der Austausch der heißesten Nachrichten und Exklusivmeldungen in Washington, um neue Themen zu diskutieren und sich in angenehmer Gesellschaft zu erholen. Darüber hinaus verbreitet sie auf diese Weise die finnische Saunakultur und andere finnische Errungenschaften. Im Bild: Botschafter Martti Ahtisaari (rechts), Außenminister Ahti Karjalainen und Tansanias Außenminister John Samuel Malecela saunieren in Daressalam im Jahr 1974. Ahtisaari wurde 2008 mit dem Friedensnobelpreis für seine unermüdlichen Bemühungen hinsichtlich internationaler Konfliktlösungen ausgezeichnet. 58




Badekultur Öffentliche Schwimmbäder und Badeanstalten gehören zum finnischen Alltag. Die Sauna ist ein wichtiger Teil der finnischen Badekultur. In den Saunawelten der Badeoasen gibt es u. a. Rauch-, Dampf- und Höhlensaunas. In manchen Saunas kann man sich sogar mit den Stimmen und Tönen der Natur erholen. Viele Schwimmbäder umfassen auch einen vielseitigen Wellnessbereich.

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Saunabusiness Die Sauna ist ein essenzieller Teil des finnischen Arbeits- und Wirtschaftslebens. In Finnland gibt es hunderte Firmen, die sich auf Saunaprodukte und -dienste spezialisiert haben. Die Bedeutung der Saunabranche für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt in Finnland ist sehr groß. Die Sauna ist überdies ein wichtiges Exportprodukt, da die finnischen Hersteller absolute Spitzenreiter auf ihrem Gebiet sind, wie es auf den Seiten dieses Buchs zu sehen ist. Die Unternehmer dieses Wirtschaftszweigs haben die „Sauna From Finland“ Gesellschaft gegründet, deren Ziel es ist, die finnische Saunakultur zu fördern und die Entwicklung von Dienstleistungen in diesem Bereich zu unterstützen. 62




Tempel des Wohlbefindens Die Sauna ist für Finnen die Quelle des Wohlbefindens. Saunieren entspannt physisch und beruhigt mental. Das Schlagen mit dem Birkenreisig, verschiedene Behandlungen und Saunadüfte, das abkühlende Schwimmen oder das Wälzen im Schnee machen den Saunagenuss intensiver. Gegenwärtige Untersuchungen bestätigen den uralten finnischen Glauben an die Gesundheit der Sauna: Sie ist ein sauberer Ort und das Saunieren tut allen Menschen, unabhängig von ihrem Alter und Gesundheitszustand, gut. Die Sauna ist ein moderner Wellness Raum mit alten Traditionen.


Sauna für Jeden Die Haut hat die wichtige Funktion, Abfallprodukte des Körpers zu entfernen und ist zudem das größte Organ des Menschen. Daher ist es kein Wunder, dass man schon seit tausenden von Jahren überall auf der Welt Schwitzbehandlungen durchführt. In der Hitze weiten sich die Kapillaren des Blutkreislaufes, so dass bis zu 70% des Blutes durch die Haut kreisen. Beim Saunieren geschehen die wichtigsten physischen Veränderungen im Blutkreislauf. Durch das Schwitzen wird die Haut effektiv tiefengereinigt und die toten Hautzellen dabei entfernt. Die hauptsächlichen Auswirkungen auf die Gesundheit sind die Entspannung und die Erholung vom Stress, die aus der Stille und der Wärme, die durch den Körper fließt, erzeugt werden. Der Anstieg der Körpertemperatur wirkt auch auf die Hormontätigkeit des Menschen. Die höhere Temperatur vermehrt die Anzahl des Serotonins, das ein wichtiger Vermittlerstoff für den Schlaf ist. Saunieren sollte das Einschlafen erleichtern und die Qualität des gesamten Schlafs verbessern. Man hat die Wirkungen des Saunabesuchs sowohl in Finnland, als auch in Deutschland und Japan erforscht. So hat beispielsweise die Universität Jyväskylä eine informative Studie über die heilende Wirkung der Sauna herausgegeben. Es ist bewiesen, dass eine vorsichtige Benutzung der Sauna, auch für Menschen mit Herzerkrankungen oder für schwangere Frauen, sicher ist. Daher kann man sagen, dass die Sauna für Jeden - vom Baby bis zum Großvater – gesund ist. 66




Die heilende Wirkung der Sauna

Sauna und Schröpfen

In früheren Zeiten hatte die Sauna eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung und Heilung von Krankheiten inne. Schon im finnischen Nationalepos Kalevala rettete Väinämöinen sein Volk vor drohenden Erkrankungen, indem er die Sauna heizte und den Gott mittels einer Zauberformel zum Aufguss und zum Heilen beschwor. Auch Sprichwörter wie „Wenn die Sauna, der Schnaps und Teer nicht mehr helfen, tötet die Krankheit“ und „Sauna ist die Medizin des finnischen Volkes“, bezeugen den festen Glauben der Finnen an die heilende Wirkung der Sauna. Die Torfsauna ist eine moderne Form der Behandlung mit Hilfe der Sauna.

Das Schröpfen ist eine über 5.000 Jahre alte Therapie, die im 15. Jahrhundert nach Finnland kam. Kurz darauf begannen spezialisierte Schröpfer von Sauna zu Sauna zu ziehen und ihre Methode anzuwenden. Diese Behandlungsform geriet in Vergessenheit, aber ist in letzter Zeit wieder üblicher geworden. Schröpfen hilft u.a. bei Hautkrankheiten, Blutkreislaufproblemen, Migräne und Muskelschmerzen.

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Torf und Sauna Schon die Römer der Antike kannten die therapeutische Wirkung von Torf. Die Mitteleuropäer, einschließlich Napoleon und anderer Kaiser und Könige, haben die Behandlung mit Torf genossen. Doch erst die Finnen erfanden die Torfsauna, die die Wirkung der Behandlung verstärkt. In der Torfsauna wird der Körper mit sterilem Riedgras und Hochmoortorf eingerieben, die aus den Tiefen des Moores ausgegraben sind. Danach geht man in die milde Wärme einer Sauna bei einer Temperatur von 50°60° Celsius. Etwa eine Viertelstunde reicht. Danach wäscht man den Torfmantel ab und es ist die Zeit für eine Erholung. Während der Behandlung sollte man viel Wasser zu sich nehmen. Die Torfsauna hilft bei verschiedenen Problemen: bei Arthritis, Gicht, Muskelund Knochenerkrankungen, bei Symptomen der Prostata, in den Wechseljahren und bei Erkrankungen der Haut. Außerdem entschlackt die Torfsauna, entspannt Muskeln und erholt den Körper von Stresssymptomen. Die Torfsauna ist eine sehr intensive Behandlungsmethode, die ohne ärztliche Erlaubnis, nur gesunden Menschen zu empfehlen ist. 70




Entspannung mit dem Birkenreisig Die Verwendung des Birkenreisigs gehört elementar zur finnischen Sauna. Das leichte Schlagen regt den Blutkreislauf insbesondere der äußeren Hautschichten an und verbessert den Stoffwechsel. Man kann auf diese Weise zudem einfach eventuell schmerzhafte Stellen des Körpers vorsichtig erwärmen. Insgesamt wirkt das Schlagen wie eine sanfte Massage. Zusätzlich bekommt der Saunabesucher eine erfrischende Hautbehandlung, denn die Birkenblätter duften nicht nur frisch, sondern setzen auch hautpflegende Stoffe frei. Um die Wirkung zu intensivieren, kann man auch einen Wachholderreisig verwenden oder einzelne Wachholderzweige einem Bündel aus Birkenzweigen hinzufügen. Neben dem Schlagen mit dem Birken- oder Wachholderreisig, kann der Erholungseffekt und das Wohlbefinden u.a. durch ätherischen Öle, Honig oder andere Hautpflegeprodukte vertieft werden. Auch eine atmosphärische Beleuchtung kann hierzu beitragen. 73


Sport und Sauna Müde Muskeln und Gelenke entspannen sich in der Saunawärme und beginnen mit der Regeneration. Es ist also kein Wunder, dass der Saunabesuch im Trainingsprogram der finnischen Sportler inbegriffen ist. Früher hat man in der Sauna sogar eine geheime Waffe der finnischen Ausdauersportler vermutet. die entspannende Wirkung der Sauna auf überanstrengte Muskeln ist allgemein bekannt, sodass sie in Finnland eine Institution nach dem Sporttraining geworden ist. Während die heimische Sauna langsam warm wird, gehen manche Finnen joggen. Der Saunabesuch krönt sowohl das Training, als auch eine Wanderung.

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Saunayoga Sauna und Yoga haben viel gemeinsam; beide sind Ausdruck des Strebens nach Entspannung und Gemütsruhe. Wenn man die Spiritualität der Sauna und das Muskeltraining des Yoga miteinander verbindet, entsteht das Saunayoga. Das Training ist für jedermann erlernbar, etwa halbstündig, sehr ruhig und basiert auf verschiedenen Yogaarten. Ma kann es entweder auf einer Yogamatte oder einfach auf einer Saunabank betreiben. Zu Beginn sitzt man still um sich zu beruhigen und um Atemübungen zu machen. Man stärkt seinen Körper, indem man sich zunächst im Sitzen und später im Stehen dehnt. Das Training endet mit einer Entspannungseinheit. Das Dehnen der Muskeln ist, in der sanften Wärme der Sauna bei einer Temperatur von 50° Celsius, angenehm und leicht. Im Dämmerlicht der Sauna, erholen die Yogaübungen die Seele und erweitern die Sinne. Nach dem Saunayoga funktioniert der Stoffwechsel besser und man ist positiv gestimmt. 77


Kälte härt ab Was ist der Sinn von der Sauna ins eiskalte Wasser zu gehen? Erstens ist das regelmäßige Schwimmen im Eisloch auf viele Art und Weisen gesund: Der Bluthochdruck sinkt, der Energiehaushalt und die Kälteresistenz werden verbessert, Stress wird gemildert und die Stimmung steigt. Zweitens bewahrt das Baden in eiskaltem Wasser auch die Elastizität der Haut, weil es das Altern der Zellen aufhält. Die erfrischende Wirkung eines Winterbades basiert auf dem großen Temperaturunterschied, der die Absonderung von Stresshormonen steigert. Die gleiche Hormonausschüttung wird auch von einem langen Schneebad angeregt. Eislochschwimmen ist fast für Jeden geeignet, doch sollten Menschen mit gesundheitlichen Problemen zuerst ihren Arzt aufsuchen. Ein Merkzettel für Anfänger: - Lassen Sie den Körper zuerst etwas abkühlen, bevor Sie von der Sauna ins Eisloch gehen. - Am Anfang ist es besser, nur einige Sekunden im Eisloch zu verbringen. - Erschrecken sie sich nicht, wenn Ihr Atem zunächst etwas stocken wird. Atmen Sie tief ein, bevor Sie ins Eisloch gehen, und atmen Sie ruhig aus, wenn Sie ins Eiswasser gleiten. - Ziehen Sie sich nach dem Saunieren und dem Schwimmen im Eisloch besonders warm an. - Hören Sie auf Ihren Körper – das Eislochschwimmen ist sehr individuell.

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Betriebsausflüge Die Sauna ist Bestandteil des finnischen Wohlbefindens auf der Arbeit und im Betrieb. Viele Dienste der betrieblichen Gesundheitsvorsorge kulminieren im Saunadampf. Die Tagesabläufe auf vielen Weiterbildungen finden oft auf der Saunabank ihren Abschluss. Ausbildung, Sauna und gutes Essen – das ist alles was ein guter Mitarbeitertag braucht. In der Sauna lernt man die Arbeitskollegen neu kennen und betrachtet sogar schwierige Aufgaben in einer neuen Perspektive. Die Betreuung der Mitarbeiter von Kommunen und Unternehmen schafft so auch Arbeitsplätze: Viele Firmen haben sich auf saunaspezifische Erholungsprogramme spezialisiert.

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Der Saunageist In alten Zeiten war die Sauna ein heiliger Platz für die finnisch-ugrischen Völker. Der aus den Steinen des Saunaofens steigende Saunadampf verband die Sauna mit dem Jenseits. Die an Lagerfeuern und beim Saunieren gesungenen Mythen erzählten, wie der Mensch sich durch die Heilung in der Sauna mit dem ganzen Weltall in Einklang brachte. Das andächtige Saunieren ist ein zeitloses Ritual, das die mentale Gesundheit fördert. Der Saunageist lebt fort, wann immer der Ofen zischt.

Folgende Seite In alten Zeiten war die Sauna ein heiliger Platz für die finnisch-ugrischen Völker. Der aus den Steinen des Saunaofens steigende Saunadampf verband die Sauna mit dem Jenseits. Die an Lagerfeuern und beim Saunieren gesungenen Mythen erzählten, wie der Mensch sich durch die Heilung in der Sauna mit dem ganzen Weltall in Einklang brachte. Das andächtige Saunieren ist ein zeitloses Ritual, das die mentale Gesundheit fördert. Der Saunageist lebt fort, wann immer der Ofen zischt.

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Nach der Sauna Sauna und Essen gehören zusammen. In früheren Zeiten war die Sauna ein wichtiger Bestandteil der häuslichen Küche. In der Wärme und Sauberkeit der Sauna räucherte man u.a. Fleisch und trocknete Malz. Nach der Sauna trank man frische Getränke und nahm eine leichte Mahlzeit zu sich. Immer noch gehört ein salziger Snack oder ein schmackhaftes, aus frischen Zutaten zubereitetes Gericht zu einem Saunaabend. Für spezielle Saunagerichte existieren eigene Rezepte und Zubereitungsweisen. Die Festsauna wird mit einem umfangreichen Saunamenü gekrönt.



Geschenke der Natur Saftige Triebe, süße Beeren, aromatische Pilze, frische Fische – Die finnische Natur ist voll von Delikatessen. Die Saunagerichte werden oft aus gesunden Naturprodukten zubereitet. Die leichten und natürlichen Zutaten erhält man vor allem während der Erntezeit des Spätsommers. So gehören beispielsweise Krebsfestivitäten im August zur Sommertradition vieler Finnen. In Finnland gilt das in Skandinavien verbreitete Jedermannsrecht. Ihm zu Folge dürfen auch Ausländer fast überall Beeren und Pilze pflücken, sowie in vielen Seen angeln. Viele Finnen haben einen eigenen Garten, in dem sie Wurzelgemüse und Salate züchten, um das Angebot für das Saunamenü zu bereichern. In den Saunas der Sommerhäuser wird viel regionales Essen zubereitet.

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SAUNAMENÜ Die Finnen saunieren im so viel, dass das Essen nach der Sauna im Alltag normalerweise einfach ist. Doch manchmal ist es Zeit für eine Festsauna und das dazugehörige Festessen. Hier finden Sie ein köstliches Menü (ca. 4 Personen) für die Feiertage des Lebens:

Sauna-Sapas (Finnische Tapas, Vorspeisen) Pfifferlingsuppe Rentierfilet und Wildwurst Mit Porree umwickelte Kartoffelterrine Moltebeerenbrulée und Moltebeerenkompott Sauna-Sapas:

Malzbrot, Dillbutter und Pfefferlachs 400 g Lachsfilet 10 % Salzbrühe

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Rot-, Grün- und Schwarzpfeffer (Körner) frische Kresse

3cm dicke Stücke aus dem Filet schneiden und 2½ Stunden in der Salzbrühe marinieren lassen. Anschließend die Lachsstücke trocknen und die beiden Seiten des Filets in der heißen Pfanne braten. Die Pfefferkörner zermahlen und den Lachs im Pfeffergemisch wenden. Darauf müssen die Stücke in eine Alufolie gewickelt und in den Kühlschrank gestellt werden.

Schneiden sie das Malzbrot an. Benutzen sie eine Ringform (z.B. scharfe Keksformen) für drei runde Scheiben pro Person. Reiben sie die Brotscheiben mit der Butter ein, in die der zerhackte Dill untergemischt ist. Daraufhin können sie aus den Lachsstücken dünne Streifen schneiden. Legen sie jeweils drei Scheiben auf ein Brettchen und dekorieren Sie diese mit frischer Kresse.

Pfifferlingsuppe: 300 g Pfifferlinge 100 g Zwiebeln 3 dl Hühner- oder Gemüsebrühe

3 dl Schlagsahne 2 EL Weizenmehl 50 g Butter Salz, Pfeffer

Erhitzen Sie die Butter in einem kleinen Topf, bis sie schmilzt. Geben Sie die Zwiebeln und die Pfifferlinge hinzu und braten Sie sie leicht an. Anschließend muss das Weizenmehl hinzugegeben werden. Daraufhin die Brühe und danach noch die Schlagsahne hinzuschütten. 30 Minuten kochen lassen. Abschließend mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Petersiliencrème: 2 dl entrahmte Milch 3 Zweigen Petersilie

Salz, Pfeffer

Zerkleinern Sie die Petersilie und schütten Sie diese gemeinsam mit der Milch in einen Topf. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Erhitzen Sie den Topf. Sie müssen die Petersilienmilch so lange umrühren, bis sie cremig wird.

Rentierfilet: 150g Rentierfilet pro Person. Das Rentierfleisch muss früh in Zimmertemperatur. Die Filets mit Salz und Pfeffer würzen. Anschließend die Filets in Butter leicht anbraten und danach im Ofen bei 100°C fertig backen. Die beste Innentemperatur des Fleischs liegt bei 53° Grad Celsius.




Wildwurst: 250 g Elch- und Schweinefleisch (aus der Brust) 2 m Schweinedarm 2 EL Gewürzpfeffer 1 Lorbeerblatt

Rotweinsauce: Wasser 250 g Kartoffeln 0,5 dl zerkleinerte Zwiebeln Salz, Weiß- und Gewürzpfeffer Fleischbrühe

Das Fleisch mit den Gewürzen in wenig Wasser kochen bis das Fleisch gar ist. Die geschälten Kartoffeln ca. 10 Minuten kochen lassen. Braten Sie die Zwiebeln in Butter leicht an. Zermahlen sie alle Zutaten mit einer groben Einstellung des Fleischwolfs und vermischen Sie sie mit einer Fleischbrühe, bis die Masse zähflüssig wird. Mit Salz abschmecken. Schneiden sie den Schweinedarm in passende Stücke. Spülen Sie die Därme sorgfältig aus und füllen sie das Fleisch hinein. Allerdings sollten die Därme nicht randvoll gefüllt sein. Die Enden der Därme müssen nun mit einer Bratenschnur verknotet werden. Die Würste so lange in einer Fleischbrühe kochen, bis sie gar sind. Bevor Sie sie servieren können, müssen Sie die Würstchen in einer Pfanne anbraten.

Gefüllte Kartoffel-Lauchröllchen: 500 g Kartoffeln (Rosamunde) 100 g Butter

Saft einer halben Zitrone Lauch

Fetten Sie die Kartoffeln mit Öl ein und backen Sie sie im Ofen bei 160° Celsius für 50 Minuten. Braten Sie etwas Butter leicht bräunlich an. Pressen Sie danach den Zitronensaft aus. Dünsten Sie die Lauchblätter leicht an und trocknen Sie sie gut ab. Legen Sie anschließend die Blätter nebeneinander in eine passende Auflaufform. Halbieren Sie die heißen Kartoffeln und holen Sie mit einem Löffel das weiche Kartoffelinnere heraus. Geben Sie die Kartoffelmasse zusammen mit dem Zitronensaft und der angebratenen Butter in eine Schüssel. Stampfen Sie die Kartoffeln mit einer Holzkelle und vermischen Sie alles kräftig. Mit Salz abschmecken. Verteilen Sie die Kartoffelmasse in die ausgelegten Lauchröllchen. Der Auflauf sollte darauf für 3-4 Stunden im Kühlschrank auskühlen.

2 Schalotten 30 g Karotten 30 g Pastinaken 30 g Stangensellerie 1 TL Tomatenmark 1 Knoblauchzehe

4 dl Rotwein 4 dl (hausgemachte) Gemüsebrühe 2 dl Wasser Zucker Thymian und schwarzer Pfeffer

Rösten Sie die Karotten, Pastinaken und den Stangensellerie in etwas Butter in einem Topf. Geben Sie etwas Zucker, das Tomatenmark, den Rotwein und Wasser hinzu. Lassen Sie alles kochen, bis ca. 2/3 der Flüssigkeit verdunstet ist. Geben Sie darauf die Gemüsebrühe und die Gewürze hinzu und kochen Sie alles kurz auf. Nehmen Sie direkt im Anschluss den Topf vom Herd. Filtern Sie das Gemüse mit einem Sieb aus der Sauce. Zum Andicken der Sauce gegebenenfalls etwas Mehl verwenden. Schmecken Sie Die Sauce ab.

Moltebeeren brülée: 5 dl Schlagsahne 5 Eigelbe 1 Vanillestange

200 g Moltebeeren 75 g Zucker

Die Schlagsahne und die halbierte Vanillestange mit dem Zucker zum Kochen bringen. Fügen Sie die Moltebeeren hinzu. Rühren. Stellen Sie die Créme für 24 Stunden in den Kühlschrank. Sieben Sie am nächsten Tag die Créme und fügen Sie die Eigelbe hinzu. Füllen Sie die gesiebte Créme brülée in ofenfeste Förmchen. Backen Sie sie bei 93° Celsius für 20-35 Minuten (solange bis sie geliert). Anschließend abkühlen lassen. Verstreuen Sie Rohrzucker auf den Förmchen und karamellisieren Sie ihn mit einem geeigneten Küchenbunsenbrenner. Servieren Sie die Moltebeeren brülée gemeinsam mit dem Moltebeerenkompott.

Moltebeerkompott: 200 g Moltebeeren 0,8 dl Gelierzucker Die Moltebeeren zusammen mit dem Gelierzucker zum Kochen bringen. Rühren Sie nicht zu stark, so bleiben die Moltebeeren als ganze Früchte erhalten. Lassen Sie sie abkühlen und servieren Sie das Kompott gemeinsam mit dem Moltebeeren brülée. 93


Saunawürstchen Würstchen sind typische finnische Snacks in der Sauna. Sie können sogar in der Sauna zubereitet werden. Entweder auf den Ofensteinen oder über dem Feuer. Gerne können die Würstchen mit Käse und Gemüse kombiniert werden. Und zwar folgendermaßen::

1 Packung Grillwürstchen 1 dl gehäckselte, eingelegte Gewürzgürkchen 2 gewürfelte Tomaten 100 g geriebener Käse 2 Zwiebeln 2 Knoblauchzehen 1 Zucchini Öl ½ TL Thymian 1 TL Salz Schwarzer Pfeffer Aluminiumfolie Die Tomatenwürfel mit dem Gurkensalat verrühren. Pellen Sie die Würstchen und ritzen Sie sie diagonal an. Füllen Sie die Schnitte mit der Gurkensalat-Tomatenmischung und streuen Sie den geriebenen Käse darauf. Wickeln Sie die Würstchen anschließend in zwei Lagen Alufolie ein. Schneiden Sie die Knoblauchzehen in Scheiben und würzen sie die Zwiebeln und die Zucchini. Träufeln Sie ein wenig Öl auf das Gemüse und die Knoblauchscheiben. Platzieren Sie das so vorbereitete Gemüse über den Würstchen im Alubeutel. Verschließen Sie den Beutel gut. Backen Sie das Ganze entweder in einem Gefäß auf dem Saunaofen, auf einem Grill oder im Feuer des Ofens für ca. 20-30 Minuten. Die Würstchen können direkt aus dem Beutel serviert werden. 94




Saunaverrückte Finnen Finnische Wohnungen und Sommerhäuser sind für gewöhnlich mit einer Sauna ausgestattet. Es gibt in Finnland so viele Saunas wie Autos! Beinahe ein Drittel der weltweit ungefähr zehn Millionen Saunas steht in Finnland. Es Saunas für jeden Bedarf und Geschmack, von der traditionellen Sauna am See, bis zu den modernen Designsaunas der Stadtwohnungen. Für die saunaverrückten Finnen ist das jedoch nicht genug – der Sauna sind in Finnland keine Grenzen gesetzt.


Erfinder bei der Arbeit Studenten des Ingenieurwesens in Kuopio wollten eine moderne und verkehrssichere Sauna bauen. Daher entwickelten sie die innovative INSSIsauna, die nun von den Studenten genutzt wird. Die Sauna verfügt über eine ovale Form, die dafür sorgt, dass sich die Wärme der Aufgüsse gleichmäßig in der ganzen Sauna verteilt. Die stufenlose Einstellung der Lüftung, sorgt für eine hohe Löyly Qualität. Die Temperatur der Ofensteine, des Rauches und der Raumtemperatur wird sekündlich gemessen.

Aus der Temperatur der Ofensteine errechnet sich die Menge des benötigten Feuerholzes, sowie der richtige Zeitpunkt zum Nachlegen. Die Messresultate kann man auf Bildschirmen verfolgen, die an der Innen- und Außenseite der Sauna angebracht sind. Beim Saunieren kann man Musik hören, im Internet surfen oder Filme anschauen. Die Saunageräte bekommen den benötigten Strom von einem großen Akku, der mit umweltfreundlichen Solarzellen aufgeladen wird.

Folgende Seite Eine Mähdrescher-, Telefonzellen- und Heißluftballonsauna – einige Erfindungen der eher besonderen Art von finnischen Saunafanatikern. Überall in Finnland gibt es ideenreiche und findige Tischler, die eine Sauna in ein altes Auto oder auf einen Anhänger bauen. Zum Saunatreffen in Teuva kommen jedes Jahr tausende Menschen, um diese eigentümlichen Saunas zu bestaunen und die Aufgüsse in ihnen auszukosten.

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Landschaftssauna In der wunderschönen Landschaft bei Ylläs, in Lappland, kann man eine ganz besonders moderne Sauna bewundern. In die Gondel eines Skiliftes gebaut, vereinigen sich in ihr ein milder Dampf mit den Weiten der Wildmark – von der Spitze des Ylläs–Fjälls kann man unter guten Bedingungen bis zu 130 Kilometer weit blicken. Die Fahrt mit dem Lift dauert hin und zurück eine Viertelstunde. Die einzige Gondelsauna der Welt hat einiges Aufsehen auf sich gezogen: Über diese sprichwörtlich hochklassige Sauna wurden weltweit viele Berichte in den Medien veröffentlicht.

Schornsteinsauna (Folgende Seite) Die erste finnische Sperrholzfabrik, gegründet von Wilhelm Schaumann, begann ihren Betrieb im Jahre 1912 in Jyväskylä. Sie war lange der größte Arbeitgeber von Jyväskylä, das sich um sie herum entwickelte. Die im Zentrum der wachsenden Stadt verbliebene Fabrik schloss ihre Pforten im Jahre 1995 und stellte ihren Betrieb ein. Eines der alten Fabrikgebäude wurde von der Fachhochschule Jyväskylä (JAMK) saniert, und beherbergt jetzt ein Ausbildungsrestaurant für die Studenten. Auch der alte Schornstein der Fabrik raucht wieder – in ihm wurde eine schöne und äußerst runde Sauna gebaut. In dieser einzigartigen Sauna findet sich für zehn Personen Platz.

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Auf dem Dach des Europas Die leichten Zeltsaunas sind ein Teil der finnischen Wildnis- und Campingtradition. Auf Jagd- und Wanderausflügen genießt man einzigartige Aufgüsse in der Abgeschiedenheit und Einsamkeit der Wildnis. Auch in den Bergen kann sauniert werden: eine finnische Expedition hat sogar auf dem Mont Blanc, dem größten Berg Westeuropas (4,810 Meter), eine Sauna geheizt. Dank eines speziellen Ofens lief die Sauna dermaßen gut, dass sich die Expeditionsteilnehmer und Saunabesucher im Schnee waschen konnten.

Folgende Seite Große Zeltsaunas schlagen die Finnen beispielsweise während längerer Auto- und Bootsfahrten oder auf Festivals auf. In einem ehemaligen Militärzelt gibt es Platz für gut 20 Personen. Vor solch einer Zeltsauna kann man sich gut abzukühlen und am Lagerfeuer entspannen.

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Auf dem See

Aufgüsse im Eis (Folgende Seite )

Die Wellen plätschern am Bootsrand und Sonnenstrahlen funkeln auf der Wasseroberf läche. Sauberes Seewasser umspült die in der Sauna erwärmten Füße der Badenden. Wenn man auf den offenen See schwimmt, begegnen sich Himmel und Wasser. Die Gedanken schweifen gleichsam in einer blauen Ruhe. Taucht man, ist man von Stille umgeben, während über der Wasseroberf läche der Lockruf einer Seeschwalbe zu hören ist. Eine schwimmende Sauna ist eine schöne Weise um den Sommer Finnlands zu genießen.

Beim Bau einer Eissauna ist viel zu berücksichtigen. Man sägt Balken aus dem Eis, die zu Stapeln aufgeschichtet werden. Eis und Schnee werden wie Mörtel zwischen den Balken verwendet und verteilt. Insgesamt benötigt man gut 20 Tonnen Eis. In solch einer Eissauna friert man nicht, da der Wasserdampf mitunter so dicht sein kann, dass er es schwierig ist sich umzuschauen. Dieser Saunagenuss wird mit einem Bad im Eisloch gekrönt.

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Der finnische Traum Der Blick aus der eigenen Sauna am Sommerhaus eröffnet die Seelenlandschaft vieler Finnen… „Die zweite Ladung Feuerholz brennt im Ofen. Ich setze mich, um den Augenblick zu genießen. Der Duft des Rauches verbreitet sich in der Abenddämmerung des Spätsommers. Ich schließe meine Augen. Zu dieser Sauna gehören viele Erinnerungen an die Sommerferien der Kindheit, wie auch an die Erzählungen der Großeltern über unsere Familiensauna. Es gibt viele verschiedene Saunas, aber für mich ist eine wichtiger als all die die anderen. Dies ist ein heiliger Platz für meine Seele, in der die Eile des Alltags verschwindet und das Gemüt sich beruhigt. Wie ich gelassen ich mich hier immer fühle Gemäß unserer Tradition schmeiße ich ein wenig mehr Feuerholz in den Ofen und hinterlasse dem Saunaschutzgeist etwas Wasser. Danach rudere ich auf den See hinaus. Vom Ruder tropft Wasser auf die letzten Sonnenstrahlen, die auf den Wellen tänzeln. Ich bin glücklich.“ 114



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Literatur Über die finnische Sauna gibt es dutzende lobenswerte Bücher und hunderte interessante Artikel. Die Finnische Saunagesellschaft e.V. gibt die liebevolle Sauna-Zeitung (Sauna –lehti) für Saunaliebhaber heraus. Eine aktuelle Untersuchung der Universität Jyväskylä über die heilende Wirkung der Sauna ist eine informative Quelle und beinhaltet viele weiterführende Internet-Adressen. Hierbei einige Quellen, die das Buch inspiriert haben. Die Saunatexte von Eeva-Liisa Anttila Heli Koppelo & Milka Alanen: Naisten saunakirja. Ajatuskirjat 2006 Jari Jetsonen & Juha Pentikäinen: Löylyn henki, kolmen mantereen kylvyt. Rakennustieto 2000 Juha Nirkko & Henriikka Salonen: Sauna – pieni perinnekirja. SKS 2010 Liisa Neittaanmäki: Saunan terveysvaikutustutkimus. Jyväskylän yliopisto 2011 Marketta Forsell: Saunan taikaa. Minerva 2007 Mervi Hongisto & Merja Pihlajamäki: Saunan Salaisuus. 2005 Päivi Eronen: Kylpijät – The Bathers. Maahenki 2007 Saunaniekka Pekka E. Tommilas Interviews und Texte Finnische Saunagesellschaft e.V. (Suomen Saunaseura ry): Sauna-lehti


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