Kinki Magazine - #2

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nr. 2 2008 chf 6.–

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lenamaria thüring S. 22

Die in Zürich lebende Künstlerin studierte Fotografie an der Hochschule für Gestaltung und Kunst als logische Konsequenz ihrer absoluten Leidenschaft. In ihrer Diplomarbeit ‹Chez eux (Mulhouse), 2007› zeigt sie mit der Bildsprache der Modefotografie einen feinfühligen Einblick in die Selbstdarstellung Jugendlicher in einem Vorort von Mulhouse. www.lenathuering.net

nina stiller S. 44

Nina hat für uns Lightspeed Champion fotografiert, danach war klar: sie ist die geborene Musikfotografin. Aus ihren Bildern spricht die Begeisterung und grosses Verständnis für die Musik der Porträtierten. Mit ihrer guten Laune steckt sie alle an, lustige Ideen sprudeln nur so aus ihr heraus und am Schluss sind wunderbar einfühlsame und stylische Fotos entstanden. Schade, dass Nina in Braunschweig wohnt. Es wird aber gemunkelt, dass sie in Zukunft öfter den Weg in die Schweiz finden wird.

haLLe LuJa BrotherS anD SiSterS! S o, da sind wir wieder. Du hast tatsächlich die zweite Ausgabe des kinki magazine in den Händen und somit das neueste Stück bedrucktes Papier zum Thema Schweizer Hoch-, Tief,- und Zwischenkultur. Die erste Ausgabe haben wir schon verdaut und, um auch ehrlich zu sein, schon mental hinter uns gelassen. Denn obwohl wir einen Riesenspass daran hatten, wurde uns recht schnell klar, dass wir einen hohen Anspruch und viel zu wenig Zeit haben. Somit haben sich einige Fehlerteufel eingeschlichen (hat fast niemand bemerkt, oder?), denen wir jetzt die Hölle heiss gemacht haben. Vor Fehlern ist niemand gefeit. Wichtig ist nur, dass man sie erkennt und ihnen in Zukunft gar nicht erst ein gemütliches Plätzchen anbietet. Deshalb haben wir wieder hart gearbeitet (Hallo Augenringe!) und viel Kaffee und Kamillentee getrunken, um euch eine frische Ausgabe präsentieren zu können. Wir haben uns auch fachkräftige Hilfe geholt: zu den ‹Mitarbeitern des Monats› wurden unsere beiden Gast-Fotografinnen Lena-Maria Thüring und Nina Stiller gewählt. Wir freuen uns auch weiterhin auf viele Gastautoren und -fotografen, schlaflose Nächte und den grössten Spass, den wir als Zeitschriftenbastler je hatten.

www.ninastiller.de

In diesem Sinne, Ohren steif halten! Euer kinki magazine Team.

Titelfoto: Nina Stiller

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content

standard

editorial 03 gossip 12 agenda 14 evangelium 15 powerpoint 36 querschläger 42 netcheck 96 abo / impressum 84 versammelt 98

report

südamerikas neue drogenpest 18 iran: protest aus der dose 20 chez eux (mulhouse) 22 sealand: anarchy in the uk 32 dancehall professor 34

sound

20  iran: protest aus der dose Im Iran regieren die Mullahs. Aber durch das Internet sind junge ­Teheraner an die internatio­nale Sprayer-Szene angeknüpft. Es regt sich Protest.

lightspeed champion 44 oi! punk in china 50 buy. insert. listen. 52 cd des monats 54 new old soul queen 56 playlist: round table knights 58

fashion

figaro 16 potipoti 60 vertreter 64 play mode 66 val sinestra 68

art & co

total tilt 38 focussed: patrick o’dell 74 top notch gallery 76 jules julien 88

sport

skateistan 78 tough guy race 82 art- and snowboard­ session 85 urban skills club 86

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22 34 58 44 60  88 82    dancehall-professor Der Intellektuelle Cornel West sieht aus wie Box-Promoter Don King. In den USA hat er durch ­hitzige TV Diskussionen und seine Rap-Alben viel Aufsehen ­erregt.

roundtable knights

Frisch. Sympathisch. Aus Bern. Die Ritter der runden Tafel stellen ihre all time favourite Songs vor.

potipoti

Die Rückkehr der Killer-Knet­ männchen. Eine humorvolle Sommer­kollektion des deutschspanischen Hype-Labels.

chez eux (mulhouse)

In einer eindringlichen Fotostrecke zeigt die Künstlerin Lena-Maria ­Thüring Einblicke in die Selbstdarstellungsmechanismen adoleszenter Vorstädter.

jules julien

Die Illustrationen von Jules Julien wirken verstörend. Zwischen Mode und Homoerotik hat der Pariser Künstler seine Bildsprache gefunden.

tough guy race

Nur die Harten kommen in den Garten. Zwischen Machos und Selbstverstümmlern wagen sich auch manche Frauen durch die ‹Killing Fields› des Mr. Mouse.

lightspeed champion Dass er der Frontmann von Test Icicles war, hört man dem britischen Styler im Ehrenamt nicht mehr an. Muss man auch nicht. Wir dürfen ihn als neuen Menschen kennen lernen.

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gossip

who is mgmt?

Die angesagteste Band südlich von Novosibirsk.

Die Antwort schickt ihr an: kinki magazine, Zürcherstr. 204f, CH 9014 St. Gallen

von einem anderen stern Am 15. März fand dieses Jahr die Modeschau des Instituts für ModeDesign der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel statt. Vor allem die Diplomarbeit ‹Gliese 581› von Walfrido Da Silva Lima überzeugte die hochkarätige und internationale Jury. ‹Im Traum sind mir die Bewohner des neuen entdeckten Planeten Super Erde erschienen, Gestalten ohne Gesichter, bunte Lebewesen in allen Farben›, so Da Silva Lima. Auf der anschliessenden, mittlerweile schon legendären After-Party in der Kaserne Basel liessen sich die frisch Diplomierten u.a. mit dem Sound von The Round Table Knights (siehe S. 58) feiern. www.fhnw.ch/hgk

montreux diesel wall jazz zürich festival 2008 Das Montreux Jazz Festival ist eine Institution und mit Sicherheit das wichtigste Event für anspruchsvolle, zeitgenössische Musik in Europa.

Die Abende werden länger, Rocksäume kürzer, die Hormone tanzen und der ‹Summer of Love› feiert 40-jähriges Jubiläum. Das hört man: Hippierave, Blumenpunk und LolliBeats treffen auf treibende Arrangements, Lust auf bunte Cocktails und grüne Wiesen. Eine Auswahl der leckersten Songs, die das Leben im April und Mai verschönern.

Am Sonntag dem 25.05. wird diese Frage hoffentlich geklärt sein. Da spielt nämlich diese unverschämt 1.Why? junge und heisse Band im Mascotte (myspace.com/whyanticon) Song: The Hollows · Album: Alopecia am Bellevue in Zürich. Und kinki 2. mGmt magazine verlost jetzt schon mal (myspace.com/mgmt) 25 Tickets. Ihr müsst nur folgende Song: Time to pretend · Album: Oracular Frage richtig beantworten: Wie Spectacular heisst das aktuelle Album von MGMT?

‹Gliese 581› von Walfrido Da Silva Lima

kinki hitlist 04/05

3. Vampire Weekend

(myspace.com/vampireweekend) Song: A Punk · Album: Vampire Weekend

4. those Dancing Days

(myspace.com/thosedancingdays) Song: Discho’ · Album: Those Dancing Days

5. hercules and Love affair (myspace.com/herculesandloveaffair) Song : Blind · Album: Hercules and Love Affair

6. Yuksek

(myspace.com/yuksek) Song: TrBoEx · Album: Birdy Nam Nam

7. the Kills

(myspace.com/thekills) Song: Cheap and Cheerful · Album: Midnight Boom (Release im März)

8. the ting tings

(http://www.myspace.com/thetingtings) Song: Fruit Machine

9. Blackmail

myspace.com/thisisblackmail) Song: It's Always A Fuse To Live At Full Blast · Album: Tempo Tempo

10. Santogold

(myspace.com/santogold) Song: Creator vs FreQNasty and Switch Album: Santogold (?)

11. Get Well Soon

(myspace.com/youwillgetwellsoon) Song: You Aurora You Seaside · Album: Rest now weary head you will get well soon

12. Lightspeed Champion (myspace.com/lightspeedchampion) Song: Devil Tricks For A Bitch Album: Falling Off the Lavender Bridge

Format zu veröffentlichen. Der Gewinner bekommt die Möglichkeit, eine monumentale Hauswand (190qm) beim Zürcher Letzigrund zu gestalten. Der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt: Ob Malerei, Fotografie oder grafische Darstellung, alle Arten von künstlerischem Schaffen aus diesen Bereichen sind willkommen. Das Kunstwerk wird während mehreren Monaten dort zu sehen sein, bevor der Wettbewerb neu ausgeschrieben wird. Die hochkarätige Jury entscheidet Ende April 2008, wer der glückliche Gewinner ist. Im Mai wird das Projekt realisiert und

Von Electro Underground bis etablierten Jazz Legenden treten alle dort auf, die das Privileg dazu bekommen. Diese Wand gehört Dir Vom 04. bis 19. Juli ist Montreux pünktlich zum Anfang der auf alle Fälle ein Besuch wert. Das Der italienische Jeans-Riese ‹Diesel› Fussball Euro 2008 vorgestellt. komplette Line Up wird im Juni hat Künstler gesucht, die davon bekannt gegeben. www.montreuxjazz.com träumen, ihre Kunst in gigantischem www.dieselwall.com 12

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ein leben für 10

dieses Ziel letzten Dezember erreicht. Brillen ohne Gläser waren im Sommer 2007 mein Markenzeichen. Das Statement, das ich damit setzen wollte, war Spass zu haben und sich durch Kleidung ständig neu zu erfinden. Damit habe ich mich in den Augen vieler zum Nerd gemacht. Dieses Mal mit Nerds werden von der Gesellschaft ausgeschlosLala aka Lhaga sen, und genau das macht sie in meinen Augen Koondhor, 24, stark. Denn sie sind anders als andere und leben Stylistin, Party-Veranstalterin, Stilihr Leben, ohne sich von anderen etwas diktieren Ikone. zu lassen. Daher der Name Ghettonerd. Die Reaktionen auf meine Brillen waren krass. Einige haben nur den Kopf geschüttelt und gelacht, andere haben ziemlich doofe Sprüche gebracht. Das war, als hätte ich etwas verbroLhaga: ‹Ob Trash oder Hip Hop, für eine gute chen, als wären die Leute sauer auf mich, weil ich Party brauche ich vor allem gute Leute, die mit Brillen ohne Gläser trage. Da dachte ich mir, mir tanzen. Einen Lieblingsclub habe ich nicht, da jetzt erst recht. Ich muss nicht nach der Mehrheit bin ich ziemlich offen. Am meisten bin ich natürschauen, um zu entscheiden, was richtig ist. lich im Superzero anzutreffen, weil ich an der Bar Und die Leute, die die Brillen anfangs so doof arbeite und weil dort der Mix einfach passt. Oben fanden, waren die, die am meisten Spass an den kann man etwas trinken und sich unterhalten, Brillen-Partys hatten. im unteren Stock kann man tanzen und abfeiern, In der Grundschule nannten sie mich Banana wie im Longstreet oder im Bling. Joe, weil ich manchmal von oben bis unten gelb Die Idee für Fashion-Partys kam mir, als ich angezogen war. Ich habe mich immer für Fashion mit C.R.Y. Candy in New York auf Partys war. interessiert. Lange habe ich unter einem Auge Dort feiern super gestylte Leute aus unterschied- einen fetten schwarzen Strich getragen, wie die lichsten Szenen miteinander, die einfach nur Footballspieler. Einfach weil ich mich damit Spass haben, egal wer neben ihnen steht. Wiewohl fühlte und mich nie gestört habe, wie die der daheim, beschloss ich selber solche Partys Leute meinen Stil kommentieren. zu organisieren anstatt zu warten, bis sie jemand Für mich ist die Welt eine Bühne, auf der für mich organisiert. Mit Ghettonerd haben wir jeder seine Rolle selber wählen kann. Als Teen-

too much in too soon

ager war ich mit C.R.Y. Candy Yeshe in Lausanne, da haben wir allen erzählt, wir seien Trendscouts. Also waren wir Trendscouts. Ich lasse mich doch nicht in eine Rolle pressen und verpasse dabei, am Ende Spass zu haben. Ich glaube, dass ich alles sein kann, wenn ich es nur will. Und ich will in keine Schublade gesteckt werden, deswegen ändere ich auch meinen Stil gern und oft. Leben und leben lassen. C.R.Y. Candy gibt es seit zwei Jahren. Yeshe und Lara sind alte Freundinnen von mir, die genauso Spass an Mode haben wie ich. Weil wir alle kreative Projekte verfolgen und uns gegenseitig pushen wollten, haben wir mit C.R.Y. Candy eine Art Firma für unsere gemeinsamen Aktivitäten gegründet. Weil wir uns so lange kennen, sind wir irgendwie eins. Wir ergänzen uns aber auch gut, weil wir ziemlich verschieden sind. Lara hilft mir bei Partys, weil sie Erfahrung und Kontakte im Eventbereich hat. Styling mache ich mit Yeshe. Die Werte von C.R.Y. Candy sind Kreativität, Respekt und Jugend, sie sind die Basis für alles, was ich tue. Egal, ob das meine Partys Ghettonerd oder Superpunk’d sind, meine Arbeit als Stylistin oder die Auftritte mit meiner Tanzgruppe ‹Where The Cash At›. Wenn ich nach meiner Party heimkomme, falle ich totmüde ins Bett. Das letzte, was ich dann denke, bevor ich einschlafe ist, dass ich Spass an meinem Leben habe, so wie es ist. Mein Leben ist so schön.› Text: Vania Kukleta

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last night a dj saved my life

Compilations zusammenstellen! Als Selectors auf Longplayer debutieren die Schweizer DJs Soulinus & Pun – mit nicht weniger als 7 unveröffentlichten Tracks beweisen sie neben Geschmack, vor allem auch Geschick beim Pick! Soulinus, Pun, bitte übernehmen... Mit ihren funkdurchtränkten Freestyle Sets machten die Jungs in den letzten Jahren weit über die helvetischen Landesgrenzen hinaus auf sich aufmerksam. Sie drehten ‹This Is DJs die Plattenteller zusammen mit DJs Choice› ist die wie Quantic (Tru Thoughts), Rob Birch (Stereo MCs), Natural Self neue Compilation-Serie (Breakin’ Bread, UK), Kraak & Smaak (Jalapeno), Nostalgia 77 (Tru von Unique Thoughts), Diesler (Freestyle) und Records – aus der Taufe Henry Storch (Unique Records) in sämtlichen Clubs Europas. gehoben, nicht nur anlässlich des 20jährigen Labeljubiläums in Mit ‹This Is DJs Choice› präsen2008, sondern auch, weil es einfach tieren die beiden Talente nun die wieder Musikliebhaber braucht, die Früchte ihrer zahlreichen DJ-Gigs und der (musikalischen) Freundschaften, die dadurch entstanden sind. Die Platte ist ein Handbuch, nein Tagebuch und legt Zeugnis darüber ab was die Sets von Soulinus Was die gepflegte Collabo von Nike & Pun ausmachen: B-Boy Breaks mit diversen Street Art Künstlern samt rissigem Funk & Soul plus ist, können die Jungs und Mädels allerhand Einflüsse, wie Latin, Jazz, von Colab Sonnenbrillen schon lan- Afro und manchmal auch eine ge. Wie wäre es zum Beispiel mit ei- Spur von Electronica. ner Eboy-Brille? www.colab.com.au Namafte und gestandene Produzenten, aber vor allem auch junge unbekannte Newcomer der Szene steuerten bisher unveröffentlichte Tracks bei und machen ‹This Is DJs Choice› zu einem Muss für jeden Breaks-Süchtigen!

colab für das auge

easy going in ascona

Ascona im ‹Bello Ticino› ist für den globalen Jetsetter der in jeder Metropole dieser Erde Barleute beim Namen kennt, vielleicht nicht gerade die erste Adresse für einen Wochenendetrip. Könnte es aber werden. Im Parkhotel Delta kommen nämlich gerade alle Weltmännerund frauen auf ihre Kosten und noch besser: sie können sogar ihre Kids mitnehmen. Denn wo beim Lifestyle-Pärchen der Nachwuchs die Reiseauswahl einschränkt, bietet das Parkhotel Delta 1A Betreuung für die Bälger – und allerfeinste Erholung inkl. Golfing, Wellness und diversen Sportangeboten für Mama und Papa. Ein Blick auf die Homepage lohnt sich, Online Buchung leicht gemacht. www.parkhoteldelta.ch

stüssy is the shit!

Schweizer und internationale Designer haben bei der ARTig in Basel ihr jährliches Showdown.

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die ihre Werke nebst Party und solidem Rahmenprogramm vor über 500 Besuchern präsentierten. Wer den Termin in diesem Jahr verpasst hat, sollte sich am besten für 2009 das entsprechende Wochenende frei nehmen. Mehr Info und Pics/Vids von der Party gibt es unter: www.artstuebli.ch

armen egoyan

Der Shootingstar aus Armenien stellt in der neuen Kunsthalle St. Gallen aus. 23.04. Mi

poets of rhythm

(Ninjatune D), DJs Novak, Sanfilippo & Wempe (Helsinki Soulstew), Der Klub (Das Haus), Zürich, 20 Uhr 24.04. Do

wünsch dir was

Vernissage: 19.00 Uhr, MadFashionArtGallery (mfag), Zweierstrasse 22, Zürich 30.04. Mi

the go! team (uk) Rote Fabrik Zürich

we are scientists(usa)

05 Kofmehl Solothurn

01.05. Do

beatnuts (usa) Toni Molkerei Zürich 07.05. Mi

blackmail (d) Rote Fabrik Zürich 08.05. Do

liars (usa)

dirty sound system (fr) Der Klub (Das Haus), Zürich, 22 Uhr 09.05. Fr

chicks on speed (aus, usa, d)

Das Schiff Basel, 22.30 Uhr 10.05. Sa

immer schön artig bleiben! ler, Designer und Illustratoren,

05.04.–25.05.

Dampfzentrale Bern

www.myspace.com/thisisdjschoice1

Bereits zum dritten Mal fand in diesem Jahr vom 04.–06. April die von dem Basler Design-Kollektiv ‹Artstübli› organisierte ARTig Ausstellung in der Imprimerie Basel statt. Mit dabei waren renommierte Schweizer und internationale Künst-

04 agenda

dilated people (usa) Rote Fabrik Zürich, 21.00 Uhr

i am kloot (uk), sheila she loves you Biomill Laufen

kings of the jungle

Das sind natürlich keine News. Trotzdem muss man sich auch immer wieder vergewissern, was die Lieblingsbrands von vor 10 Jahren heute so produzieren. Und siehe da: das Independant Streetwear Label ist immer noch frisch! Nur die Bandbreite der angebotenen Styles hat sich erweitert. Neben den bekannten funky T-Shirts hat Stüssy jetzt auch Textilien im Programm, die man problemlos in Berliner Clubs oder zur Pariser Fashion Show tragen kann. www.stüssy.com

3 Floors (Main, Jungle, Dubstep), Chillout Area, Laser, Jungle-Deko und über 20 DJs & MCs. Rohstofflager, Zürich, 22.00 Uhr 14.05. Mi

ween (usa)

Kaufleuten Zürich, 19.00 Uhr 17.–18.05.

kreislauf 4+5

Ein Designweekend mit offiziellem Kreislaufaperó am 17.05. 08 ab 17 Uhr, Viadukt, Ottostrasse 4, Zürich 23.05.–5.06.

diplomausstellung

der Zürcher Hochschule der Künste, ehem. Güterbahnhof, Zürich (Vernissage am 22.05., ab 17 Uhr) 24.05. Sa

urban skills club finale

mit anschliessendem Konzert feat. Deichkind, OBK, K.I.Z., Afrob, Waxolutionists & Madoppelt, 20h. Maag Event Hall, Hardstrasse 219, 8005 Zürich

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2. evangelium

in würde altern

NAME Evangelos TIERE Troll und Tiger PARFUM Creed Erolfa und Penhaligon's Opus 1870 SOUND Pat Mahoney und Lovefingers CITY Reykjavik und Sao Paolo HÜTE Borsalino und Windsor Hatmaker

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in Freund meinte, ich leide unter Arbeitswut, Stress und werde so nicht mal 70 Jahre alt. Ich sagte: ‹Mein Job besteht darin, das Leben zu geniessen und zu studieren. Etwas Besseres gibt es nicht. Gib mir einen Entspannungstipp.› Der Freund antwortete, er sei doch kein Heiler. Arbeitswut und Stress seien bei Conaisseuren/Studenten die Berufskrankheit Nummer 1, so wie der Muskelfaserriss bei Gewichthebern – ich denke, er hat keine Ahnung, was es heisst seitwärts auf dem Ellbogen abgestützt liegend, Austern zu schlürfen ‹Mach eine Pause,› sagte der Freund. ‹Tu dir was Gutes. Esse Obst, trinke viel Wasser.› Ich sagte: ‹Ihr Hippies chillt zu viel und wisst nicht, was es bedeutet sich von Fisch, Fleisch und Champagner zu ernähren.› Da war er sauer. Ich fuhr nach Mailand, zum Besuch der Fashionweek. Ein anderer Freund, der im Modebusiness arbeitet, erzählte mir dass ein so genannter Hollywoodstar (könnte auch ein längst vergessener Seriendarsteller sein) nicht in den ersten fünf Reihen einer Fashion Show sitzen durfte. Dieser Brauch wurde abgeschafft. Es gibt inzwischen einfach zu viele alte Serienstars, die

vergessen wurden. Eine Schwemme von ‹Hasbeens in the Seventies/Eighties› geradezu. Die Arbeitsbelastung für die Organisatoren (die jünger sind als die letzten Ausstrahlungszeiten damals bekannter Serien) wäre zu gross. Ich sagte: ‹Hey, das gibt eine tolle Story, ein Porträt der vergessenen Altstars. Vielleicht sind sie sauer, dass sie nicht mehr eingeladen werden und gehen nur noch an wenig bekannte Shows. Und wie geht es denn all den anderen Schauspielrentnern in Hollywood?› Der Freund sagte: ‹Na ja, jeder zweite sechzig- bis siebzigjährige Star ist leider unbekannt, ist nun mal ein Scheissalter. Nur die Bekanntheit in der Pubertät ist noch schlimmer, siehe ‹home alone›-Star Macaulay Culkin. Am nächsten Tag habe ich eine Show von Burberry besucht. Statistisch gesehen, kommt dieses Ereignis in meinem noch so jungem Leben genau alle Jahre vor. Es war der vierte Besuch bei den Briten. Bei meinem ersten Besuch, stolperte eine lange, grosse Dame (sie wirkte mit ihren Highheels lang) mit ihren Stelzen über meine verschränkten Beine. Sie schüttete Wasser aus ihrem Glas über meine Hose und die schlecht frisierten Haare meiner Platznachbarin. Natürlich verlor ich einen Blick und betrachtete die ungeschickte Frau. Es stellte sich heraus, dass es sich um niemand geringerem als ‹Falcon Crest› Star Abby Dalton handelte. Mit der Tollpatschigkeit wollte Dalton etwas Aufmerksamkeit erregen, wahrscheinlich weil Abby nur in der fünften Reihe sass – und ich immerhin in der vierten. Was ich an Dalton faszinierend finde, ist die Tatsache, dass sie sich nie angebiedert oder rumgeschleimt hat. Sie hatte nie gesteigerten Wert darauf gelegt, dass man sie für sympathisch hält. Nicht dass ich etwas gegen sympathische Menschen hätte. Es kommt nicht auf die Eigenschaft an, sondern auf das forcierte Vorzeigen. Abby Dalton ist ein Beweis dafür, dass man es im Leben auch dann zu etwas bringen kann, wenn man ohne Brimborium einfach das macht, was man kann und gerne tut, sich nicht verstellt und ansonsten den lieben Gott einen guten Mann sein lässt, denn das kann ER zweifellos am besten. Verspätet stolzierten Models den Laufsteg rauf und runter. 20 Minuten ging der Spass bei mittelmässiger Musik. Beim Showdown spielten sie dafür einen schnelleren, komischen Beat, damit die Leute unrhythmisch mitklatschen konnten, was sie dann auch taten. Der Designer erschien, winkte verlegen ins Publikum und verschwand wieder. Ich dachte: ‹Das ist ja alles furchtbar. Ich brauche einen Champagner.› 1981 war Abby Dalton vermutlich Alkoholikerin. Jetzt lebt sie so gesund wie einst Leni Riefenstahl. Sie will 100 werden. Es geht ihr gut, sie isst viele Früchte und trinkt Wasser. Alle mögen sie. Nur ich mag sie nicht mehr. Und die guten Designer werden ihr auch keinen guten Platz in der ersten Reihe verschaffen. Mir vielleicht schon. Ich bin noch jung und werde nicht alt. Illustration: Raffinerie

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figaro

das hair tattoo HERKUNFT Techno-Szene der späten 90ger MINDSET Spassliebhaber und Minichecker mit Machoattitude GESCHLECHT männlich PASST GUT ZU Muscleshirt, Goldkettchen und Ohrringen, natürlich auch zum Tribaltattoo auf dem Oberarm

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n dieser Ausgabe widmen wir uns voll und ganz der wohl angesagtesten und zugleich meist belächelten Kurzhaarfrisur seit dem Irokesenhaarschnitt. Das Tribal-Tattoo auf dem Oberarm beim Mann oder auf dem Rücken bei der Frau ist schon lange als Trendtattoo abgelöst worden. Ganz anders steht es um das Hair Tattoo, eine perfekte Mischung aus Rasur und Farbe, für Anhänger grosser Techno Veranstaltungen und anderen neonscheinenden Musik Events. So richtig in den Mittelpunkt gerückt wurde diese Frisur unter anderem durch das häufige Auftreten auf dem Fussballplatz oder der Handballhalle. Was Beckham für den Mohawk war, übernehmen die jungen Wilden in Sachen Hair Tattoo. Ob einfach schlicht nur einrasiert oder doch noch mit einer kräftigen Farbe Nachdruck verliehen, alles ist erlaubt, nichts verboten und je schriller, desto besser. Heisst es. Denn wen es in den geschmacklosen Abgrund eines ‹Hair Tattoos› trägt, der will eines um jeden Preis: auffallen. 16

Oft ist diese Haarpracht bei muskulösen Herrschaften mit einer Dauerkarte für ein Solarium ihrer Wahl im Geldbeutel anzutreffen. Denn nur die braun-orange Hautfarbe im tiefsten November und enge T-Shirts in bunten Farben passen und unterstreichen einmal mehr das auffällige Auftreten eines Hair Tattoo-Trägers. Wer cool ist, muss ‹getribalt› sein. Die stolzen Träger dieses Haarschnitts sind alle miteinander verbunden. Man nickt sich auf der Strasse zu, gehört man doch zusammen in den Club der Coolen.

Peinlich wird es vor allem dann, wenn Mitvierziger die beschriebene Frisur tragen, im Partnerlook mit dem 16jährigen Sohnemann und die Mutter das Tattoo als Arschgeweih auf dem verlängerten Gesäss trägt. Na dann, auf die Rasur! Text: Adriana Popescu Illustration: Lina Müller

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my cokemusic

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www.mycokemusic.ch bewerben.

Dem Gewinner winkt ein Hauptgewinn im Wert von 20’000 CHF. An alle Schweizer Bands: höchste Zeit, der musikalischen Karriere einen Schub zu verpassen? Nur wie? Ganz einfach: Song auf www.mycokemusic.ch als mp3Datei hochladen und schon ist man mit dabei. Teilnehmen am ‹MyCokemusic Soundcheck› Songwettbewerb kann ab sofort bis zum 18. Mai jeder – solange Text und Musik Eigenkreationen sind, der Song nicht kommerziell erhältlich ist und noch kein Plattenvertrag abgeschlossen wurde. Der Wettbewerb

Das aktuelle Ausstellungsprojekt der Zürcher Modedesignerin Neomi Gamliel mit dem wohlklingenden Titel ‹Wünsch dir was› entstand einzig und allein, um ‹zu gefallen, anzuregen, Gefühle auszulösen und Eindruck zu hinterlassen›, so die Künstlerin. Es werden Kleider,

endet im September 2008.

Die letztjährigen Gewinner: Modern Day Heroes, Foto: Esther Michel

Zum vierten Mal sucht Coca Cola die beste Nachwuchsband der Schweiz. Ab sofort können sich Bands und Einzelkünstler auf

Nach Abschluss der AnmeldePhase, wird eine Experten-Jury die Finalisten des ‹MyCokemusic Soundcheck 2008› auswählen. Diese Finalisten erhalten in der Festival-Phase die Chance, das Publikum am Openair St. Gallen bzw. am Gurtenfestival auf der Bühne von ihren Qualitäten zu überzeugen. mycokemusic.ch myspace.com/mycokemusicsoundcheck

Zeichnungen/Illustrationen und Fotos zu sehen sein. Die Kleidungs-

Dass Ladys in Wolle verdammt sexy aussehen können, wissen nur die Kunden von Beige Swiss Styling. Alle anderen sollten sich das schnell merken. www.beige.ch

stücke stammen entweder aus einer ihrer alten Kollektionen oder aus dem Brockenhaus. Neomi hat die Stücke zerschnitten, bemalt, neu zusammengenäht, bedruckt und bestickt.

Vernissage: Donnerstag, 24. April 2008, 19.00 Uhr · Dauer der Ausstellung: 3 Wochen · Ort: MadFashionArtGallery (mfag), Zweierstrasse 22, 8004 Zürich

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Südamerikas neue Drogenpest Die Billig-Droge ‹Paco› wird aus den Abfällen der ­ okainproduktion gewonnen und verbreitet sich K wie ein Fegefeuer durch die Slums lateinamerikanischer Städte. Aus wirtschaftlicher Sicht bedeutet die Entdeckung dieses Wirkstoffs uneingeschränkte Macht – für die Drogenkartelle.

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er 11. September 2001: Die Terror­ anschläge in New York bewirkten nicht nur einen grossen Schock in den Gemütern der Menschen, sondern hatten in den folgenden Monaten den Beginn einer weltweiten Wirtschaftskrise zur Folge. Der Aktien- und Devisenmarkt sank innerhalb kürzester Zeit in neue Rekord-Tiefen und ganze Industriezweige erlitten einen schweren finanziellen Rückschlag. Auch die Armenviertel lateinamerikanischer Gross­ städte waren betroffen: Die ansässigen Produk­ tionsstätten internationaler Betriebe entliessen tausende von Mitarbeitern, die fortan von einer spärlichen Sozialhilfe zu leben hatten. In den Vororten der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires und der brasilianischen Millionenstadt Rio de Janeiro hatte der starke Konjunkturrückgang eine besondere Auswirkung auf die schwierige Lebenssituation der Bewohner. Noch mehr Menschen standen ohne Arbeit da und die Perspektiven für angehende Berufstätige wurden noch 18

düsterer, als sie es sowieso schon waren. Von dieser schlagartigen Wirtschaftskrise war auch die lateinamerikanische Drogenindustrie betroffen: Die Drogenmärkte Europas und Nordamerikas verloren schlagartig an Finanzkraft und man musste sich etwas einfallen lassen, um aus dieser Krisensituation noch Kapital schlagen können. Es war die Geburtsstunde der Billigdroge ‹Paco›.

Kokapaste mit Glas-Splittern

Unter ‹Paco› (von ‹Pasta Basica de Cocaina›) versteht man den Bodensatz, der beim Verkochen von Kokapaste mit Wasser und Schwefelsäure entsteht. Diese Mixtur wird mit Glas-Splittern, Putzmittel und Benzol gestreckt und obendrein mit Tabak vermischt. Oftmals werden lediglich auch Abfallprodukte wie Asche oder Stahlwolle zur Produktion verwendet. ‹Paco› ist also nichts anderes, als der recycelte Abfall der Kokaingewin-

nung, gestreckt mit billigsten Chemikalien. Der Trip wirkt kurz und heftig. Auf ein paar Minuten höchster Euphorie folgen oft stundenlange Depressionen, welche die meisten Konsumenten darum rasch in die Abhängigkeit treiben. ‹Paco› hemmt den Hunger, schädigt langfristig die Organe des menschlichen Körpers und verleiht den Abhängigen ein gespenstisches Aussehen – sie verwandeln sich in regelrechte Drogen-Zombies. Zwar beschränkt sich der Preis für eine Portion des bis zu zehnfach gestreckten Stoffes auf zwanzig bis fünfzig amerikanische Cent, Junkies benötigen oftmals jedoch dutzende Pfeifenfüllungen des brösligen Stoffs am Tag. Durch die hohen Streckungsraten und das Ausbleiben des Hungergefühls führt der Konsum sehr rasch zu Blasenbildungen und Blutergüssen auf der Haut. Vita­ min- und Nährstoffmangel führen in vielen Fällen schon nach kurzer Abhängigkeit zum Tod. Laut Statistiken verfünffachte sich der Konsum der Billigdroge in Lateinamerika innerhalb der letz-

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ten fünf Jahre. Die Kokainindustrie hatte also einen Weg gefunden, den wirtschaftlichen Engpass im Exportgeschäft durch Hochkonjunkturen via Paco in den eigenen Ländern auszugleichen. Durch die Einfuhrsperre von Chemikalien in die Hauptproduk­tionsländer Kolumbien, Bolivien und Peru ver­sprachen sich die Vereinten Nationen einen Pro­duktionsrückgang des Kokains. Stattdessen verlagerte sich die Produktion von nun an in die Nachbarstaaten Argentinien und Brasilien – also direkt in jene beide Regionen, deren Slums zu den Hauptabnehmern der Billigdroge Paco geworden waren. Durch die Ansiedlung der Produktionsküchen in den jeweiligen Städten liess sich fortan auch der Zwischenhandel vermeiden – dies bescherte der Drogenmafia noch höhere PacoUmsätze. Die lateinamerikanischen Drogenkartelle lebten in Folge dieses Zusammenspiels aus dem Handel mit der Luxusdroge Kokain und der Marktüberflutung, durch das günstige Abfallprodukt Paco. Und auch in Zukunft wird es wohl keinen wirtschaftlichen Engpass geben, dem diese Spagatstellung nicht standhalten könnte. Gibt es also etwas, das wir von der Drogen­ industrie lernen können, so ist es die Flexibilität, durch welche die Kartelle wirtschaftliche Krisen überleben. Hauptimpuls für den weltweiten Drogenhandel ist zwar zweifellos die Nachfrage der Konsumenten, doch gut organisierte Händlerringe sorgen dafür, dass auf plötzliche Umsatzeinbrüche innerhalb kürzester Zeit reagiert werden kann: Umsatzeinbussen in den USA werden durch stärkere Nachfragen in Europa kompensiert. Neue Trends der Drogenszene werden sofort aufgegiffen.

Der Beginn einer düsteren Epoche

In den Sechzigern und Siebzigern deckten noch Mexiko und Kolumbien den Bedarf Nordamerikas nach Kokain und Marihuana. Die grosse Nachfrage nach Kokain und Crack bewirkte Mitte der Achtziger einen Produktions-Boom in den Andenländern Bolivien, Peru und Kolumbien. Die Drogenindustrie breitete sich somit über jene Teile Lateinamerikas aus, die dank ihrer Abgelegenheit und klimatischer Bedingungen, vor allem aber auch durch die wankenden politischen Situationen jener Staaten, hervorragendes Terrain für billige Produktion und einfachen Export boten. ‹Paco ist das Phänomen einer düsteren Epoche›, meint Buenos Aires’ Bürgermeister Jorge Telerman. Nach eigenen Angaben möchte der Politiker nun den Kampf gegen die Billigdroge aufnehmen und liess unter anderem den Bau einer speziellen Therapieklinik für Drogenabhängige verlauten. Doch auch die lateinamerikanischen Medien würden derzeit Aufklärungshilfe bieten: Sozusagen als Schocktherapie, zeigten diese Bilder ausge­ hungerter Schwerstabhängiger und würden so die Schicksale der Mütter der Betroffenen beleuchten. Die schreckliche Droge ‹Paco› wird wohl nicht so bald aus den Slums und Armenvierteln der lateinamerikanischen Städte verschwinden – zumindest nicht solange den betroffenen Menschen eine Alternative zum Drogenrausch fehlt. Text: Rainer Brenner Illustration: Sarah Parsons

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Iran: Protest aus der Dose Man muss genau hinschauen, wenn man dieser Tage durch Teheran läuft. Sobald man die Augen von ­ den imposanten Porträts der religiösen Führer des Landes abwendet, fällt sie nämlich auf – die urbane Streetart an den Wänden der Stadt: Man geht davon aus, dass es momentan 20 aktive Sprayer in Teheran gibt. Bei knapp 8 Millionen Einwohnern nur ein k ­ leiner Kreis, doch die Szene organisiert sich immer besser.

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er Startschuss für Streetart im Iran fiel 1980. Zu einer Zeit, als sich der Iran in kriegerischer Dauer-Fehde mit seinem Nachbarn Irak befand, entdeckte man die ersten ‹Stencils› – allerdings beschränkten sich diese vorgefertigten Sprühschablonen noch auf wenige Motive, die zum Beispiel Fussballclubs oder Heavy Metal Bands aus dem Westen glorifizierten. Es war besonders der Verdienst des Künstler-Kollektivs ‹Kolahstudio›, welches die Graffitikultur im Iran etablierte. Die umtriebigen Mitglieder dieses Konglomerats aus Sprayern, Grafik­designern und Malern versteht sich auch heute noch als kreativer Nabel der Szene in Teheran. Dabei ist die anfänglich jugendliche Semiprofessionalität einer straff organisierten Organisation gewichen. Ein Beispiel dafür war die Austragung der ‹Spray›, einer ersten und international besetzten Ausstellung von Graffitikünstlern, im letzten Herbst in Teheran. Die Sprayer-Szene unterhält auch ein eigenständiges E-Mag namens ‹Brainstorm›. In diesem Magazin wird in loser Reihenfolge die künstlerische Entwicklung im Iran beschrieben. Die Szene ist in einem Land wie dem Iran jedoch unter besonderen Gesichtspunkten zu betrachten: Während es im Westen für illegale Sprayer maximal darum geht, nicht den Straftatbestand der Sachbeschädigung zu erfüllen, wird es für einen Graffitikünstler im Iran schon brenzliger. Die allgegenwärtigen ‹Wächter der Revolution›, eine Art paramilitärischer islamischer Sitten-Hüter, kennen nämlich auch beim Sprayen kein Pardon. Die Grenzerfahrung mit der Gefahr ist dadurch mit dem Westen nicht vergleichbar. Viele Sprayer im Iran wünschten sich wahrscheinlich eine Strafverfolgung der Nulltoleranz à la Rudy Giuliani – die Härte des ehemaligen New Yorker Bürgermeisters 20

gegen Sprayer ist mit einem iranischen Gefängnis nicht annähernd gleichzusetzen. Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass es im Iran eigentlich gar kein Gesetz gegen Graffiti gibt. Diese Tatsache lässt den jeweiligen Einzelfall jedoch zum unkalkulierbaren Risiko werden: Die Bestrafung reicht von schmerzhaften Stockhieben bis hin zum mehrmonatigen Gefängnisaufenthalt. Die Hoffnung der jungen Szene liegt, wie für viele progressiv eingestellte Iraner, vor allem in den Möglichkeiten des Internets. Im World Wide Web ist noch der Raum gegeben, sich weitgehend ‹gefahrlos› zu vernetzen und auszutauschen. Nicht von ungefähr ergibt sich der unglaubliche Fakt, dass es mittlerweile mehr iranische Blogs gibt, als spanische, deutsche, italienische, chinesische oder russische Website-Journale zusammen genommen. Somit ist das persische ‹Farsi› nicht nur die Sprache des Iran, sondern auch eine in InternetTagebüchern am häufigsten benutzten weltweit. Die aktuelle Szene im Iran lässt sich grob in zwei Lager kategorisieren: Für die einen wird Graffiti als ein Ausdrucksmittel des urbanen Lebensgefühls verstanden, für die anderen ist es das Handwerkszeug politischer Statements. Stellvertretend für letztere steht der Name ‹A1ONE›, den unumstrittenen Pionier der iranischen Graffitiszene. Er begann 2003 mit seinem ersten Stencil und schon damals ging es bei dem festen Mitglied des ‹Kolahstudio› provokativ zu: Das Motiv war eine Abwandlung von Edvard Munchs ‹Der Schrei›. A1ONE sprayte seine Version des psychedelischen Bilds vor allem an Universitätswände Teherans, um seinen Unmut über den politischen Druck an iranischen Hochschulen kundzutun. Einen Druck, den er als Student am eigenen Leib zu spüren bekam, denn wie viele Sprayer hatte er seine künstlerische Ausbildung an der ‹Art-University› in

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herans auch die Zukunft nicht versiegen lassen wird – dass der kritische Sprayer ­A1ONE im Frühjahr diesen Jahres nun trotzdem seine erste Ausstellung in Teheran stattfinden lassen wird, ist wird im Iran hingegen darauf verzich- zumindest ein erstes Anzeichen. tet. Die noch kleine Szene richtet seine Mehr Informationen: ‹Disse› lieber gegen den selbsternann- www.irangraffiti.blogspot.com ten politischen Gegner und kann es Text: Mathias Bartsch sich nicht leisten, durch ‹an Wände Fotos: www.kolahstudio.com skizzierte Selbstzerfleischung› sich zu schwächen, wie man auf einigen Sprayer-Blogs zu lesen bekommt. ‹Pieces› (Bezeichnung für ein aufwändiges, mehrfarbiges und grossflächiges Graffiti) gibt es im Stadtgebiet von Teheran dennoch nur wenige, dafür ist die Kontrolle der Öffentlichkeit durch die ‹Revolutionswächter› einfach zu straff. Die technische Entwicklung der ‹Writer› ist trotz alledem nicht zu übersehen: Mittlerweile finden sich viele Graffitis, die nicht nur in ‹Farsi›, sondern obendrein im perfekten ‹Wildstyle› (Graffitis, die sehr kompliziert aufgebaut und deren Elemente verworren sind) – an so etwas wäre vor einigen Jahren nicht einmal zu denken gewesen. In einem Land, in dem 70 % der Bevölkerung unter 30 Jahre alt sind, ist es schwer vorstellbar, dass sich diese junge Bevölkerung auf Dauer von den herrschenden Mullahs einengen lässt. Die Notwendigkeit für politischen Protest, der auch über Graffitis seinen Weg findet, ist laut der iranischen Sprayer-Szene, auf jeden Fall gegeben: Es ist davon auszugehen, dass die prekäre politische Situation, den Protest-Quell an den Wänden TeMittlerweile finden sich viele Graffitis, die nicht nur in ‹Farsi›, sondern auch im perfekten ‹Wildstyle› gemalt sind.

Kritische Graffiti-Kunst an iranischen Wänden: Für Teherans Bürger ein ungewohntes Bild.

Teheran abgelegt. Für wei­teres Aufsehen sorgte eine andere spektakuläre Aktionen, als A1ONE unzählige Stencils mit der Aufschrift ‹Access Denied› in der iranischen Hauptsstadt anbrachte. Die Initiative richtete sich gegen die massenweise Abschaltung vieler Internetseiten im Iran. Während es in westlichen Ländern zur Etikette gehört, sich gegenseitig zu ‹dissen› und den gegnerischen Sprayer an den Wänden zu übermalen,

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Lena Maria Th端ring Chez eux (Mulhouse), 2007

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Über mehrere Monate hinweg hat Lena Maria Thüring (*1981) in Mulhouse Hip Hopper porträtiert. In enger Zusammenarbeit mit ­Mitgliedern der Band ‹Methasmorphose› sind Fotografien ent­stan­ den, die Fragen nach der Iden­ titätsbildung von Jugendlichen aufwerfen und ihre Einflüsse durch Musik und Medien unter­ suchen. Die vordergründig ­offensiven Gruppenbilder bekommen Risse, wenn unklar wird, ob die Kapuze als ‹coole› Geste tief ins Gesicht gezogen wird oder sich der Junge dahinter versteckt. Mit ‹chez eux (Mulhouse), 2007› wirft die Künstlerin Fragen zu soziokulturellen Phänomenen auf und konfrontiert uns nicht zuletzt mit unseren eigenen Vor­ urteilen. Text: Annette Amberg

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Sealand: Anarchy in the UK Zehn Kilometer vor der englischen Küste taucht es plötzlich auf, wie ein Koloss im Nebel der rauen und stürmischen Nordsee. ‹Sealand› steht in milchweissen Lettern auf der rostbraunen Plattform, die sich auf zwei gigantischen Betonsäulen aus dem Meer ­erhebt und man erkennt die Überreste einer gewaltigen Luftabwehrkanone und einen herunter­ge­kommenen Blechbunker auf der oberen Ebene: Willkommen in Sealand.

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yan Lackey sieht aus, wie das fleischgewordene Klischee eines New-EconomyComputerfreaks: Bleich, etwas übergewichtig und gräuliche Ringe unter den Augen, die von zahllosen Nächten vor flackernden PC-Bildschirmen zeugen. ‹Geh doch mal raus, an die Sonne›, möchte man Lackey zurufen, der mit seinen 26 Jahren aussieht, als wäre er nie richtig erwachsen geworden. In der wilden Welt des ‹www› nennt man ihn einen Cyber-Punk, gar einen Internet-Anarchisten und man belächelt und bewundert ihn zugleich für seine visionären Ideen und seinen latenten Hang zum Grössenwahn. In der realen Welt hat er sich in den letzten Jahren rar gemacht, nur vereinzelt taucht er auf, bei Kongressen und Geschäftspartnern. Die restliche Zeit verbringt er auf Sealand und widmet sich den wirklich wichtigen Dingen – unter dem sonoren Surren zahlloser Computer: Ryan Lackey arbeitet an der Verwirklichung einer Geschäftsidee, seiner besten bisher, wenn man ihm Glauben schenken mag. ‹Secure Offshore Colocation› nennt er sie, was in etwa so viel bedeutet, wie ‹Sicheres Serverhosting, weit weg vom Festland›. Zu deutsch: Ryan Lackey bietet Internetserver an, über die sich Webseiten betreiben lassen. Nur eben nicht auf dem Festland, nicht in Grossbritannien, der Schweiz oder in Deutschland, sondern auf Sealand, einer der letzten ‹Mikro-Nationen› der Welt.

Mikro-Nation mit eigenen Briefmarken

Sealands bewegte Geschichte ist ebenso kurz wie kurios. Im zweiten Weltkrieg von den Engländern in der Nordsee gebaut, um deutsche Flugzeuge abzuwehren, wurde die Plattform, die ‹Roughs Tower› getauft worden war, nach dem Kriegsende aufgegeben und ihrem Schicksal überlassen. Doch ‹Roughs Tower› hatte noch nicht 32

ausgedient: 1967 erreichte Paddy Roy Bates, der Betreiber eines in England illegalen Radiosenders, die Festung und erklärte sie für besetzt. Da sich die Plattform ausserhalb der Dreimeilenzone befand, also ausserhalb der britischen Hoheitsgewässer, blieb den Behörden zunächst nichts anderes übrig, als tatenlos zuzusehen, wie Bates die Festung ‹Sealand› taufte und sich und seine Frau zu Sealands Alleinherrschern ausrief – Fürst Roy und Fürstin Joan. Zwar versuchte die Royal Navy 1968, die beiden Monarchen gewaltsam von ihrem Eiland zu vertreiben, Bates jedoch feuerte einige Schüsse auf die sich nähernden Soldaten, die daraufhin unverrichteter Dinge abziehen mussten. Sealand befand sich schliesslich in internationalen Gewässern und nicht im Bereich britischer Jurisdiktion. Die folgenden Jahre blieben turbulent: Während der Zahn der Zeit an der gigantischen Konstruktion aus Stahl und Beton nagte und sich der Rost langsam durch die Wände des kleinen Fürstenzimmers auf ‹Roughs Tower› zu fressen begann, verabschiedete Fürst Roy ‹Sealands Verfassung›, führte Briefmarken, eine eigene Währung ein und liess letztendlich sogar Pässe drucken: Sealand war auf dem besten Weg zur unabhängigen Mikro-Nation. Auch wenn dies von den umgebenden Staaten – allen voran Grossbritannien – widerwillig aufgenommen wurde. Ein Umsturzversuch durch den von Fürst Roy selbst eingesetzten ‹offiziellen› Aussenminister Sealands wurde 1978 von der fürstlichen Familie erfolgreich abgewehrt. Die Putschisten bilden seit dieser Zeit eine Exilregierung, die an der Rechtmässigkeit von Fürst Roy als alleinigem Befehlshaber über Sealand Zweifel hegen und die rostige Insel lieber als Steuerparadies sehen würden. Fürst Roy blieb standhaft und hielt an seiner Idee von Sealand als eine unabhängige Mikro-Nation fest – auch als Ende der 90er Jahre gefälschte Sealand-Pässe auftauchten und in Verbindung mit illegalen Machenschaften gebracht wurden. Wirtschaftlich war Sealand jedoch weniger lukrativ:

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Wie ein rostiger Koloss mitten in der unruhigen Nordsee: Die MikroNation Sealand.

Ein wenig Fischfang war bis vor ein paar Jahren das einzige, was Sealand zu bieten hatte. Bis Ryan Lackey kam. Das staubige Empfangszimmer mit der überdimensionalen Sealand-Flagge an der Wand versprüht den Charme erster James-Bond-Filme – fast mag man sich vorstellen, 007s ewiger Gegenspieler Blofeld, sässe auf dem speckigen Sofa und hätte die weisse Perserkatze im Arm: ‹Herzlich Willkommen, Mr. Bond. Sehen Sie sich ruhig ein wenig um›. Wenige Meter unterhalb der Lounge, in einem der beiden hohlen Betonsäulen, auf denen Sealand ruht, sitzt jedoch Lackey und tippt Daten in seinen Laptop, neben ihm steht eine Flasche Diät-Cola. Sieben Ebenen befinden sich in den beiden Säulen. Jede ist etwa 50 m2 gross. In den weisslackierten Metallregalen an den Wänden stehen Dutzende von Computern, die Tag und Nacht in Betrieb sind – doch Tageszeiten verschwimmen sowieso, im Neonlicht der fensterlosen Betonröhren. Kein Zweifel: Es braucht gute Gründe, um hier seine Zeit zu verbringen. Und die liegen auf der Hand: Sealand ist, juristisch gesehen, ‹flexibler› als andere Staaten: In Sealands Verfassung finden weder strikte Copyright-Gesetze, noch Verbote von Glücksspiel oder extremen politischen Verfassungen. Auf Sealand besteht die Möglichkeit, Internetgeschäfte aller Art ‹diskret› und legal abzuwickeln – und das lassen sich die Kunden einiges kosten: 1500 Dollar muss man für einen Linux-Server auf Sealand pro Monat lockermachen. Doch auch WWW-Anarcho Lackey kennt moralische Grenzen. Kinderpornografie darf auch auf Sealands Servern nicht gehostet werden; auch das Versenden von Spam-Mails wird von seiner Firma nicht zugelassen. Über seine Kunden verliert er selbstverständlich kein Wort. Einzig die Webseite der von China nicht tolerierten tibetanischen Exilregierung soll Gerüchten zufolge von Sealand aus gehostet werden – vielleicht aber auch nur, um dem Image des skrupellosen Kapitalisten entgegenzuwirken, das Lackey anhängt. Ganz davon lösen wird er sich nie können, schliesslich war es zumindest Michael Bates’, Fürst Roys einzigem Sohn und inzwischen Staatsoberhaupt von Sealand, ausdrücklicher Wunsch, das Fürstentum zu sanieren – finanziell, aber auch im wahrsten Sinn des Wortes: Ohne umfassende Renovierungsarbeiten dürfte Lackeys ‹Offshore Colocation› irgendwann in der rauschenden Nordsee untergehen und mit ihm Sealand. Ein letzter Nervenkitzel bleibt übrigens: Erst kürzlich stellte Grossbritannien einmal mehr die Unabhängigkeit Sealands in Frage und auch Rest-

Ein regelrechter Datenhafen auf mehr als ­sieben Ebenen: Das betongemauerte Innen­leben Sealands.

Europa dürfte nicht tatenlos zu­ sehen, wenn die Zahl der nach EU-Recht illegalen Web-Seiten, die auf ‹Roughs Tower› gehostet werden, überhand nehmen. HavenCo, die Firma, mit der Lackey vor einigen Jahren die Idee des sicheren Datenhafens entwickelte, hat sich aus diesen – und Gerüchten zufolge auch aus finanziellen Gründen – von Sealand zurückgezogen. Lackey selbst, der das Unternehmen zuvor verlassen hatte, hält mit seiner neuen Firma ‹Metacolo› an seiner Geschäftsidee fest. Und mit ihr an der Idee einer nicht antastbaren ‹Autonomie der Daten›.

Ein-Mann-­ U-Boot oder Ultraleicht­ flugzeug?

‹E mare libertas›, aus dem Meer die Freiheit, heisst es in Sealands Nationalhymne. Wohin diese Freiheit führen wird, bleibt ebenso unklar, wie die Frage, wie lange Sealand noch als skurriler anarchischer Mikrokosmos existieren kann. Ginge es nach Ryan Lackey, könnte es ewig so weitergehen, das Leben auf der rostigen Plattform, durch deren massive Wände nur ganz selten das Rauschen der schäumenden Meeresgischt dringt. Und sollte Sealand eines Tages untergehen – Ryan Lackey hat mit Sicherheit einen Plan B: Ein

kleines Ein-Mann-U-Boot oder ein propellergesteuertes Ultraleichtflugzeug, zur schnellen Flucht auf die Malediven oder irgendeine andere Insel im Pazifik, auf der Platz ist für ein gutes Dutzend Computer und einen etwas bleichen, aber an sich netten und zuvorkommenden Informatiker – und dann käme er auch endlich mal wieder an die Sonne. Links: www.sealandgov.org (Offizielle Homepage der ‹Principality of Sealand›) www.metacolo.com (‹Secure Offshore Colocation›, Ryan Lackeys Firma) Text: Manuel Niess Fotos: Ryan Lackey

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Der DancehallProfessor Cornel West ist Religionsdozent an der Princeton University und heiss diskutierter Philosoph der afro-amerikanischen Community. Auf seinem neuen Rap-Album verbindet er intellektuellen Diskurs mit dem Sound der Strasse: Es geht gegen Armut und alltäglichen Rassismus. Und um Barack Obama als zukünftigen Präsidenten.

Packt die Sklaverei-Keule aus, um weisse Kritiker mundtot zu machen: Cornel West.

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it seinem exaltierten Auftreten, seinen schwarzen Anzügen und hochstehenden Haaren im Afro-Look, ­erinnert er oftmals eher an den BoxPromoter Don King, als an einen Gelehrten der Religionswissenschaften und Philosophie an einer der angesehensten Universitäten der USA: Cornel West ist ein gekonnter Selbstdarsteller, der seine Popularität gezielt nutzt, um die Jugend Amerikas für die drängenden gesellschaftlichen Fragen wachzurütteln und zu politisieren. Dazu 34

bedient er sich, neben dem Schreiben dicker Bücher und wissenschaftlicher Abhandlungen, auch der Kommunikationsmittel seiner Zielgruppe. Egal ob HipHop, Fernsehen, Podcast oder Science-Fiction-Film, ein bisschen Cornel West ist auch ohne akademisches Interesse leicht zugänglich. ‹Never Forget. A Journey of Revelations› heisst sein nunmehr drittes Album. Unter den Gaststars ist die Speerspitze der US-Rapper mit sozialem Anspruch und politischem Bewusstsein versammelt: Black Thought, der charismatische Frontmann von The Roots, Black-ConsciousnessRapper Talib Kweli, Soul-Sängerin Jill Scott, Andre 3000 von Outkast und Altmeister Prince. So viel Starpower hat West auch nötig. Seine eigenen Fähigkeiten am Mikrofon sind nämlich eher überschaubar. Er ist mehr ein Spoken-Word-Artist als ein echter Rapper. Amtlich produziert ist das Album jedoch allemal. Doch darum geht es in erster Linie auch nicht. Was Cornel West ausmacht, ist seine Stellung als Paradiesvogel der GeistesElite – sein Showtalent, sein Bekanntheitsgrad und seine Botschaft. West wurde Universitätsprofessor, als nur sehr wenige Schwarze in den USA eine solch herausgehobene Stellung erreichen konnten, und der Rassismus unter der weissen Mehrheit im Alltag noch wesentlich sichtbarer war als heute. Dieses Erbe und die Erinnerung an Martin Luther King und die amerikanische Bürgerrechtsbewegung sind zentrale Orientierungspunkte in Wests eigener Geschichte und prägen auch seine Auseinandersetzung mit den USA von heute: ‹Die Regierung dient den Menschen und nicht die Menschen ihrer Regierung› heisst es im Intro zu ‹Bushonomics›, seiner musikalischen Abrechnung mit dem ‹Kriegstreiber›, der in Washington zur Zeit die Macht hat. ‹Dancehall Education› nennt West seine Soundprojekte. Die Engstirnigkeit im zeitgenössischen Hip Hop ist ihm ein Dorn im Auge. ‹Hedonistisch, narzisstisch, individualistisch, schwu­len­ feindlich›, das sind die Vokabeln, die ihm dazu

einfallen. Die US-Rapgrössen blendeten die Probleme und Fragen der Jugend einfach aus. Die ­letzten vierzig Jahre in seinem Land nennt er eine Eiszeit, in der es angesagt gewesen sei, sich gegenüber den Nöten und dem Leid der Anderen unbeteiligt und uninteressiert zu geben. Seine Aktivitäten abseits des Hörsaals führten ihn sogar schon einmal nach Hollywood. Die Regie-Brüder Larry und Andy Wachowski, bekennende Fans von Wests Büchern, engagierten ihn für eine Nebenrolle ihrer Matrix-Trilogie. West spielte sich mehr oder weniger selbst. Als Ratsmitglied von Zion, der letzten Bastion der Menschheit im Kampf gegen die Maschinen, hatte er nur eine einzige Textzeile: ‹Verständnis ist keine Vorraussetzung für Kooperation› heisst es da und das steht auch für Wests eigene Sicht der Dinge. Selbst einen Gangster- und Bling-Bling-Rapper wie 50 Cent, so hat er mal gesagt, habe er noch nicht aufgegeben. Für die DVD-Special-Edition von Matrix hat West eine ausführliche Analyse der philosophischen Untertöne der Film-Trilogie beigesteuert. Soviel Aktivität und Engagement ausserhalb der Uni hat ihm aber nicht nur Respekt eingebracht. Aus Harvard ging er weg, nachdem ihm vorgeworfen worden war, seine akademischen Pflichten zugunsten von Publicity-Aktionen zu vernachlässigen. Andere sagen, West packe bei jeder sich bietenden Gelegenheit die SklavereiKeule aus, um weisse Kritiker mundtot zu machen. West sieht das anders. Für ihn ist der Prozess der Gleichberechtigung von Schwarzen und Frauen in den USA noch lange nicht abgeschlossen. Auch wenn bei den kommenden Präsidentschaftswahlen für die Demokraten entweder eine weisse Frau, oder ein schwarzer Mann antreten werden, hat sich West zur Unterstützung der Kandidatur von Barack Obama entschlossen. Gegen die rechten Kreise in der Gesellschaft, die Obama schon allein aufgrund seiner Hautfarbe um jeden Preis verhindern möchten, nimmt West ihn in Schutz. Von seinem Favoriten fordert er trotzdem mehr persönliches Profil und die völlige Offenlegung der Herkunft seiner Wahlkampfgelder. Und wenn ihm eine mögliche Regierung Obama irgendwann mal nicht mehr passen sollte, wird er es hoffentlich musikalisch zu verarbeiten wissen. Dann haben wir immerhin ein gutes Stück Hip Hop davon. Text: Kai-Holger Eisele Foto: Promo

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power point

Tamara M. müsste 327 Jahre arbeiten, um gleich viel zu verdienen, wie Daniel V. in 2007.

Tennis-Arm, dafür Tennis reich.

Tamara müsste rund 192 Jahre lang Salben an Roger F. verkaufen, um gleich viel Lohn zu erhalten, wie er 2007 an Preisgelder gewonnen hat.

Roger F. gewinnt rund 10 Millionen und verdient 10 Millionen. (Marcel O. verliert 4'384 Millionen und verdient 2.5 Millionen.)

Pharma X beliefert Apotheke A.

PHARMA

Berechnungsgrundlagen: Einkommen von Daniel V. nach Geschätsbericht 2007 CHF 17’037’000 Geschätztes Einkommen von Maria P., Raumpflegerin: monatlich 3’500.– Jahreseinkommen: CHF 42’000.– 17’037’000 : 42’000 = 405.64 Roger F., Preisgeld 2007: ca. $ 10’130’000 (nach Wikipedia) Tamara M., Apothekerin, Stadt Zürich, Quelle: Lohnrechner Jobwinner Jahreseinkommen: CHF 52’000 17’037’000 : 52’000 = 327.63

Roger F. hat wieder einmal gewonnen.

Daniel V ist Angestellter bei Pharma X.

Mal im Kreis gedacht: Wie lange müsste eine Frau aus einer niederen Einkommensklasse arbeiten und wie viel müsste sie verdienen, um das selbe Geld zu bekommen, das ein Mann aus einer hohen Einkommensklasse mit den Produkten oder Leistungen verdient, die diese Frau erwirtschaftet? Rätsel schon gelöst? Nein? Vielleicht hilft diese kleine Geschichte: Raumpflegerin Maria P. putzt die Toilette, auf der zuvor ­Pharma X CEO Daniel V. sass und eine Zeitung las. In der Zeitung stand, dass Tennis Star Roger F. im vergangenen Jahr rund 10 Mio ­Franken Preisgeld gewonnen hat, sich aber am Oberarm verletzte. Die Verletzung musste mit einer Salbe behandelt werden, die von der Apothekerin Tamara M. verkauft und von der Pharma X hergestellt wurde.

Daniel V.

Illustration: Raffinerie Sitzung der Geschäftsleitung. Interessante WC-Lektüre.

405 Raumpfleger-Löhne = 1 CEO-Lohn.

Maria P.

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total tilt Augenzeugen zufolge enden die Fotosessions von Tilt nicht selten in einer handfesten Orgie.

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Sein Name ist Tilt und er stammt aus Südfrankreich – genauer Toulouse, wo angeblich das Wetter besser ist und die Mädchen schöner sind als in Paris. Und damit wären wir auch schon bei einem Hauptbestandteil der Arbeit des international anerkannten Graffitikünstlers mit der Lieblingsfarbe Pink: Tilt bemalt nämlich die nackten Körper seiner ‹Bubble Girls›.

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um Bubble GirlsKonzept hat ihn die Idee gebracht, alles zu verbinden, was ihm Spass macht – nämlich Graffiti, Reisen, Fotografie und hübsche Mädchen. Seine Ex-Freundin und gleichzeitig erstes Model, mit der er viel auf Reisen war, sieht Tilt rückblickend als eine Art Muse für seine Arbeit. Daraus entstanden ist der ganz spezielle ‹Tilt Lifestyle›: Der Künstler bereist Städte auf der ganzen Welt, castet sich seine Bubble Girls auf der Strasse, bemalt ihre Körper, fotografiert sie und sprüht zuletzt ihren Namen in seinem besten Bubble Style an grosse Wände. Dabei braucht er keine Visagisten, Stylisten und Fotoassistenten und schafft sich somit Intimität, Vertrauen und auch die Freiheit, um spontan arbeiten zu können. Keines seiner

Als Dank für die menschliche Leinwand sprüht Tilt den Namen seiner Models auf eine Wand in ihren Heimatstädten.

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Anscheinend ist die Farbe auf Den zweidimenden Körpern der Bubble Girls sionalen Daddy kann man sich abwaschbar. Schade eigentlich… über das I­ nternet bestellen.

Shootings ist geplant: ‹Das Bubble Girl muss sich wohlfühlen. Wenn sie total nackt, dirty und super sexy sein will, kann sie das auch. Die Mädels sind am schönsten, wenn sie machen können, was sie wollen. Und erst dann bin ich zufrieden!› Mädchen zu finden, sei für ihn nicht schwer. ‹Ich denke, den Mädchen gefällt diese Art von Spiel und sie vertrauen mir. Ich sehe wahrscheinlich wie ein cooler Typ aus, mit dem man verrückte Sachen machen kann, ohne sich zu schämen oder sich schuldig zu fühlen. Ein zusätzlicher Anreiz ist sicherlich auch die Tatsache, dass sie ihren Namen auf einer Wand in ihrer Stadt in meinem Bubble-Graffiti-Style finden können – Mädchen lieben Bubbles!› Seit 1988 bezeichnet er sich selbst als ‹GraffiTiFeTILTshist›, was sich in seiner Obsession für schöne Frauen und Graffiti äussert. Tilt nennt eine grosse High Heel Sammlung sein eigen, liebt den Mund von Amanda Lepore und steht auf Bettie Page, Latex, Leder, Bondage und Fotografien von Richard Kern. Ausserdem ist Tilt passionierter Skater und Sprayer – beeinflusst haben ihn Powell Peraltas Old School Skateboard Videos, die New Yorker Graffiti Szene und Kollegen wie Os Gemeos. Früher hat Tilt hauptsächlich aufwändige Styles mit komplexen Hintergründen gemalt, was seine Spontaneität jedoch stark einschränkte. Er beschloss deshalb, den nächtlichen Throw Up Style auch am Tag zu malen. ‹Ich glaube, dass ich wegen dieser Entscheidung auch nach 16 Jahren immer noch Graffiti mag. Ein einfaches Throw Up auf einer Wand voll dreckiger Tags kann genauso stark wirken, wie eine 3D Arbeit mit kompliziertem Hintergrund. Und ersteres macht mit Sicherheit mehr Spass!›

Was für manche Menschen der Flachbildschirm, das Auto oder die Ein­bauküche ist, findet Tilt in Schlaf­ zimmern rund um den Globus: Girls und Bubbles. Tilt hat bereits drei Bücher über seine Kunst und Fotografien mit den Titeln ‹Egodrips›, ‹PhotoGraffi­ Tiltism› and ‹Fetish Bubble Girls› herausgebracht. Wie er sich seine Zukunft vorstellt? ‹Die Welt ist ein riesiger Spielplatz und ich will für den Rest meines Lebens Kind sein – immer die Hände voller Farbe, im Flugzeug sitzend, mit einem Bubble Girl in jeder Stadt dieser Welt. Ohne einen Chef, ohne Zukunftspläne.› Text: Meike Frank Fotos: Tilt

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Tiago Pires and The Murf, making new beats.

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felix dättwyler – auf der lichtseite des mondes

Der Schöngeist in der ­Schoko-Branche steht auf blumige Dekors und wacklige Stühle.

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elix Dättwyler zählt wohl zu den interessantesten Charakteren Zürichs. Der ‹Schog­gi­könig› fiel vor allem durch seine Vorliebe für blumige Dekors auf, die bislang sein Café Schober prägten, und fortan wohl auch sein neuestes Projekt, ein Kaffeehaus am Zürcher Bellevue mit Blick auf den See, von anderen Kaffeehäusern unterscheiden wird. Ausserdem ist Felix Dättwyler Teilhaber der Firma Teuscher, die weltweit über mehr als hundert Filialen auf vier Kontinenten verfügt.

Sie versuchten sich ja auch als Chansonnier… … ja natürlich! Dürfen wir uns auf ein Comeback freuen? Nein, wo denken Sie auch hin, das ist mehr als zwanzig Jahre her. Ich rutschte eigentlich eher zufällig in dieses Musikgeschäft, zeigte ­irgendwann mal dem Chef einer Plattenfirma unsere Lieder, und siehe da, die Platte fand ihren Weg bis nach Paris, Berlin und Rom. Doch dieses Business war damals schon grauenhaft! Kompliziert und undurchsichtig. Ich war ja der Ent­decker von Paola Felix, ich habe sie damals meinem Produzenten vorgestellt. Danach nahm sie dann ihre erste Platte auf und fuhr zum Grand-Prix. Uns verbindet bis heute eine tiefe Freundschaft.

Herr Dättwyler, Sie stehen kurz vor der Schliessung ihres Kaffee­ hauses Schober im Zürcher ­Niederdorf und befinden sich mitten in den Vorbereitungen zur Eröffnung Ihres neuen ­Lokals im Bellevuehaus. Wie sieht denn momentan Ihr Tagesablauf aus? Tagesablauf? Fragen Sie mich etwas Einfacheres … alle quetschen mir jetzt ihre Termine rein, die ganzen Medien wie Zeitungen und Fernsehen. An einen geregelten Tagesablauf ist also momentan nicht zu Welche Seite ist denn die stärdenken. kere: die des Managers oder die des Schöngeists? Sie entstammen ja einem sehr Das Finanzielle übernimmt zum in­teressanten Geschlecht. Glück mein Geschäftspartner, der Was können Sie uns denn von Teuscher. Ich selbst befinde Ihrer illustren Ahnengalerie mich auf der Lichtseite des Mondes. ­er­zählen? Jaja, vor allem mütterlicherseits. Mein Wird Ihnen diese Stadt eigentUrurgrossvater, ein gewisser Herr lich nicht manchmal zu klein? Munzinger, war einer der ersten Doch, natürlich, deshalb eröffnen wir Bundesräte und schrieb zusammen ja ständig neue Läden rund um den mit Jonas Furrer 1848 die VerfasGlobus: Amerika, Japan, China, sung. Mein Ururgrossvater war das. überall. Ich bewege mich viel in den Oder war es mein Urururgrossvater? USA und in Japan, freue mich aber jedes Mal aufs Nachhause­ Lange her auf jeden Fall. kommen. Ausserdem gehörte er zu den Grün- Für weitere Informationen aus der Welt der Schokolade: www.teuscher.com. dungsvätern der FDP, stellen Sie Die Eröffnung des Grand-Café Bellevue sich das mal vor! Er war damals Fiist für Oktober 2008 geplant. nanzminister, und führte den FranRainer Brenner ken in unserem Land ein, vorher hat- Text: Foto: Daniel Tischler ten wir ja weiss der Kuckuck was alles, Taler und Kronen. Sein Sohn reiste nach Ägypten und wurde dort sehr reich. Man nahm ihn sogar in die Regierung auf, er wurde zum Grossgouverneur über den Sudan, ausserdem Gouverneur von Ägypten selbst. Er heiratete eine englische Prinzessin, das bedeutet also, dass ich in der englischen Thronfolge ­ungefähr auf Platz achthundert liege. Ich müsste also etwa achthundert Leute umbringen, um König von England zu werden (lacht). Das ist machbar. Jaja, wissen Sie, wir hatten natürlich auch viele Musiker und Künstler in der Familie, meine Mutter selbst war Bildhauerin. Von dorther kommt wohl meine kreative Seite.

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Die Welt ist unser einziges Zuhause. Be tolerant. Die Welt ist zu klein für Religionskonflikte. Zu klein für Kriege. Zu klein für Kleingeister. Die Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz (IRAS COTIS) fördert den Dialog mit anderen Kulturen, damit alle sich in dieser Welt zu Hause fühlen. Mit Verständigung. Mit Vertrauensbildung. Mit Ihnen: www.iras-cotis.ch

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LIGHT SPEED CHAMPION FILE UNDER: INDIE-COUNTRY

Der klassische Verweis auf die Vorgängerband macht in der Vorstellung von Devonte Hynes a.k.a. ‹Lightspeed Champion› recht wenig Sinn. Denn musikalisch ist nicht mal zu erahnen, dass er noch vor zwei Jahren der Gitarrist der chao­ tischen New Raver ‹Test Icicles› war. Statt damals gern genommener Elektrobeats und Neonlook, greift er nun beherzt zur Folkgitarre.

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it seinem neuen Album ‹Falling Off the Lavender Bridge› singt er plötzlich luftige Popsongs und gibt so ein cooles Statement in Sachen Indie-Country ab. Aufgenommen hat der Multiinstrumentalist Hynes sein Debüt unter der Regie des ‹Saddle Creeks›- Chefproduzenten Mike Mogis. Neben Mogis selbst, sind auch ‹The Faint›-Schlagzeuger Clark Baechle und die Sängerin ‹Emmy the Great› – sowie diverse Mitglieder von ‹Cursive› und ‹Tilly and the Wall› auf der Platte

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Den Sprung vom Disco Punk zum Songwriter hat Lightspeed Champion glaubwürdig geschafft. Das gelingt den wenigsten.

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geschlafen, hab mich nicht mit Freunden getroffen, all dieser Kram. Das einzige war dann die Musik in meinem Kopf, als Spiegel für die Situation. Heute ist das Album emotional ganz schön weit weg, doch ich finde es gut, seine Emotionen so beschrieben zu sehen, denn es ist ein Teil der eigenen Geschichte.

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as empfindest du als grössten Unterschied zwischen dem Spielen in deiner ehemaligen Band ‹Test Icicles› und den jetzigen musikalischen Solopfaden?

Na ja, irgendwie habe ich jetzt mit mehr Menschen zusammengearbeitet als je zuvor, was ziemlich seltsam ist. Solo bedeutet eigentlich nur, dass ich alle Songs geschrieben habe, aber ich hatte grossartige Musiker, die auf dem Album mitspielen und noch mehr tolle Menschen, die mit mir auf der Bühne die Songs live performen. Eigentlich bin ich aber nicht so gern in einer Band unterwegs. Für mich ist das Schönste an der Musik eindeutig der Aufnahmeprozess. Die Zeit im Studio toppt nichts, da der Kontakt zur Musik so eng ist. zu hören. Das musikalische Ergebnis kommt entspannt und an selige Antifolkzeiten erinnernd aus den Boxen. Von den Pedal-Steel-Klängen des Openers bis zum strahlenden Schluss hält sich die semiakustische Grundstimmung. Egal ob mit smarten Kammerpop-Miniaturen wie ‹Devil Tricks For A Bitch› oder fulminanten Epen wie dem zehnminütigen ‹Midnight Surprise›. Thematisch schwankt Hynes in seinen Liedern zwischen autobiografischen Skizzen und surrealen Träumen. Dass ihm der musikalische U-Turn aufregend gut steht, macht es umso spannender. kinki magazine sprach mit dem sympathischen Nerd über das Setting seines Aufenthalts im ländlichen Nebraska, wo die Platte entstand, und entlockte dem gebürtigen Texaner auch seine persönlichen Tagträume.

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ie erste Frage ist gleichzeitig als Kompliment zu verstehen, woher stammt dein Name?

Ich habe in der Schule seitdem ich 13 Jahre alt war immer Comics gemalt, besonders produktiv bei Mathestunden… Eine der Figuren hiess Speedlight Champion, ein cooler Typ, der höchst erfolgreich durchs Leben ging… Es ist der einzige Name, den ich immer noch kannte von all den Charakteren aus der Zeit. Also dachte ich mir, O.K. so schlecht kann er nicht sein.

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as für ein Konzept hast du auf deiner aktuell erschienenen Platte ‹Falling Off the Lavender Bridge›

verfolgt?

Ich würde sagen ‹really weird›. Es gab keinen Plan für die eingeschlagene Richtung. Es war eine Momentaufnahme von mir und meinen Gedanken. Die Musik zu schreiben war ein träumerischer Prozess, der losgelöst war von allem in der Vergangenheit. In meinem Kopf war das Bedürfnis nach genau diesen Klängen, auch nach der Ruhe, oder der Reduzierung, die sie ausstrahlen. Im Nachhinein macht es wieder Sinn. Ich war gut zerstört zu der Zeit, als Nachwirkung einer gescheiterten Beziehung. Ich habe kaum 46

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ür dein Album hast du mit dem famosen ‹Saddle Creek› – Labelgründer und Ex-Mitglied von ‹Bright Eyes› Mike Mogis zusammen gearbeitet. Wie hat er deine Musik beeinflusst?

Der Einfluss war genauso gross wie positiv. Er schafft es in seinem musikalischen Gegenüber stets das Beste zu herauszukitzeln. Kurzum für mich die Definition von Inspiration. Bei der Arbeit mit ihm hast du so ein Gefühl des natürlichen Flusses. Als ich z.B. bei ihm im Studio ankam, ging es sofort los. Also kein endloses und nervendes Durchhören von mitgebrachten Demos, sondern O.K. lass uns anfangen.

In Omaha sehe ich aus dem Fenster und blicke auf einen blauen Himmel, in London schaue ich aus meinem Fenster und sehe weinende Prostituierte…

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annst du uns etwas über den Menschen Mike Mogis hinter der Musikerlegende verraten?

Scheisse, er ist so verdammt nett. In machen Situationen sogar etwas schüchtern, obwohl er ja diese wahnsinnige Erfahrung besitzt. Was ich besonders an ihm schätze ist aber, dass er in keiner Situation unfreundlich oder verletzend zu den Menschen in seinem Umfeld ist, eigentlich fast schon beängstigend.

D

ie Platte hast du ja in Nebraska aufgenommen. Wie war das Setting vor Ort und könntest du dir vorstellen wieder in den Staaten zu leben?

Ich fand es grossartig, ich mag die Staaten, denn ich mag die Weite, die Sie vermitteln. Ich lebe jetzt schon länger in London und finde es ermüdend. In Omaha sehe ich aus dem Fenster und blicke

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ich hätte natürlich eine Liste im Kopf, ganz oben wären: die schon genannten Weezer, Smashing Pumpkins, aber vor allem auch ein Typ wie Eminem, den ich als hyperkreativ ansehe.

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ie wichtig für deine Karriere als Musiker waren Plattformen im Internet wie z.B. ‹Myspace›?

Darüber denke ich nicht gross nach, es ist für mich ein so vertrautes Medium, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie es ohne Internet und seine Plattformen wäre. Für mich ist es wichtig, ständig online zu sein, denn es ermöglicht mir den kreativen Austausch, den ich gerade auch für meine Arbeit als Musiker brauche. Für die Karriere aber sicherlich ein wichtiger Pluspunkt.

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as Internet ist der Feind› hört man ja aus allen Büroecken der Musikindustrie. Was denkst du über Sachen wie illegales Downloaden von Musik?

Also der Feind für die Musikindustrie eher und nicht für die Musik. Die Musik gewinnt durch das Internet, sie wird breiter gestreut und ist leichter zugänglich. Das finde ich ganz grundsätzlich cool.

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eine vorletzte Platte war ein komplettes Coveralbum mit Songs von Green Day, wie kam es denn dazu?

Viele Leute dachten sicherlich, es wäre nur ein Joke. Doch tut mir leid, ich bin wirklich Fan von Green Day und meinte die Platte vollkommen ernst. Auch wenn Green Day heutzutage im Mainstream angekommen ist, finde ich ihren Einfluss enorm. Immerhin waren sie es, die damals am Anfang der 90er Jahren das ganze Punk-Revival losgetreten haben.

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as fällt dir eigentlich ein – Stereotype sind herzlich willkommen – wenn du an die Schweiz denkst?

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ie würde deine Liste für die berühmten drei Wünsche ‹For Free› aussehen?

Also, zunächst Käse, kaltes Wetter, blonde Menschen und natürlich die Europameisterschaft, bei der die Schweiz wahrscheinlich überraschen wird… Zugegeben: das ist nicht viel.

O.K., kein Problem, ich würde permanent in einem Studio wohnen, in dem ich immer genau das Essen habe, was ich gerade will und ausserdem wäre ich überglücklich liiert! als absoluten Fan von der Band einfach grossartig. Was ich momentan auch oft höre ist die neue EP ‹The Leak› von Lil Wayne, den ich als grosse Hoffnung für den amerikanischen Hip Hop sehe. Und Neil Young, aber den höre ich eigentlich immer…

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ei welcher aktuellen Platte hältst du gerade den Repeatknopf gedrückt und warum?

Ich mag das neue Soloalbum ‹Alone – The Home Recordings of Rivers Cuomo› vom gleichnamigen Sänger von Weezer. Eine grandiose Platte, auf der er die ganzen unveröffentlichten Sachen von Weezer verarbeitet, gerade für mich 48

it welchem Künstler würdest du gern einmal kollaborieren?

Ich bin unglaublich schüchtern bei Leuten, die ich musikalisch verehre. Ich werde immer nervös, wenn ich auf sie treffe und trete quasi aus mir heraus. Das bedeutet im Umkehrschluss für mich, dass ich nur mit Leuten zusammen arbeiten kann, die ich nicht mag… Nein ernsthaft,

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as kann das Publikum von deinen Konzerten erwarten?

Jede Menge Funk, noch mehr Tanzen, eine gute Zeit und ein Übermass an Gitarrensolos! Vielen Dank für das Interview! Mehr Informationen: www.lightspeedchampion.com Text: Mathias Bartsch / Florian Hennefarth Fotos: Nina Stiller Photo: Vincent Skoglund

auf einen blauen Himmel, in London schaue ich aus meinem Fenster und sehe weinende Prostituierte… Ich werde demnächst auf jeden Fall wieder in die Staaten zurückkehren. O.K. nicht ganz so rural, eher New York, aber ich mag die Möglichkeit, schnell zu solchen Plätzen zu gelangen.

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Don’t know what I want, but I know how to get it Leijun hat Bock auf laute Musik, kaltes Bier und ­ egröle. Er trägt Glatze und Springerstiefel, HosenG träger und Fred Perry-Shirts. Er geht jeden Tag zur Arbeit, hat aber keine Lust auf das System: Leijun ist Skinhead und Sänger der ersten chinesischen Oi!-Punk-Band MiSanDao.

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n den trostlosen englischen Industriestädten der 70er war ‹Oi!Punk› die Antwort der Kids der Arbeiterklasse auf den Ausverkauf von The Clash oder den Sex Pistols. Um sich von den verhassten Modepunks abzugrenzen, die in ihren Augen die Bewegung dem Mainstream verkauften, rasierten die Oi!s ihre Schädel, entledigten sich jeglicher Karnevalsästhetik und nannten sich fortan Streetpunks, Real Punks oder Skinheads. Der ‹Spirit of 69›, wie ihn Sham 69 oder die Cockney Rejects vormachten, war politisch links, aber härter und schneller, um die MittelklassePunks von den Konzerten zu vergraulen. Der Schlachtruf aus den Fussball-Stadien wurde zum Programm der Bewegung: ‹Oi! Oi! Oi! Bier, Glatzen, Frauen, Fussball, Punk und Party!› In Leijuns Zimmer hängt eine Nazi-Flagge mit einem Hakenkreuz. ‹Must be dead›, steht in der Mitte des Kreuzes und Leijun betont, dass er NaziSkins scheisse findet: ‹Tod den Nazis! Ihre Zeit ist vorbei!› Aber zum Lebensgefühl der Ois! gehört eben eine proletarische Attitüde und eine rebellische Haltung gegenüber Autoritäten. Aggressive Verhaltensweisen werden ästhetisiert, Alkohol wird zur Lebenseinstellung. Vorbild dafür sind Skinhead-Filme aus England, die natürlich in Originalsprache angesehen werden. Sie zeigen, wie der rohe Arbeiterklasse-Lifestyle im Westen funktioniert und was es heisst, ein Skinhead zu sein.

Prügelnde Skins und verwirrte Polizei

Obwohl die Öffentlichkeit und die Medien Skinheads schon immer am liebsten mit Neo-Nazismus assoziierten, entstand erst Mitte der 80er eine rechtsradikale Skin-Szene, das ‹White Power Movement›. Gegen diese faschistische Richtung wehrten sich viele Mitglieder der alten Szene. Es entstanden Gruppierungen wie ‹S.H.A.R.P.› (Skin Heads Against Racial Prejudice) und R.A.R. (Rock against racism), die sich mit den neuen Skins prügelten und zur Verwirrung von Polizei und Medien 50

Parolen skandierten wie ‹Skinheads gegen NaziGlatzen!› Die meisten Skins sind gegen Rassismus, sehen sich sonst aber unpolitisch. Die Frage nach dem nächsten Bier ist zentraler als ‹Wer vertritt mich im Bundestag?›. Doch was bedeutet Punk in einem kommunistischen Land wie China, in dem Tätowierungen immer noch der Mafia als optische Kennzeichung vorbehalten sind? In der Regel haben Bands in China nur dann eine grosse Fangemeinde, wenn sie sich auf süssliche Schlagermelodien mit eingängigen Texten zum Mitsingen einlassen – auf eine Musik also, wie sie in den zahlreichen Karaokebars der Stadt gesungen wird. Durch Internet, DVDs und ausländische Studenten erfuhr die chinesische Jugend erst vor zwanzig Jahren von Rock’n’Roll, Rebellion und Easy Living, wie sie in Europa und den USA in den letzten 60 Jahren gelebt wurden. Der Dokumentar-Film ‹Beijing Bubbles› von Susanne Messmer und George Lindt lässt erahnen, dass die chinesische Interpretation von Punk und Rock, ähnlich wie Uhren und Bekleidung, eine gekonnte Imitation westlicher Popkultur ist. ‹In China versuchen einige Bands einen typisch chinesischen Stil zu entwickeln, aber ich mag das nicht. Skinheads kommen aus England, also spreche ich englisch.› Auch wenn die Regierung MiSanDaos Platten verbietet, verkauft Leijun seine CDs an seinen Konzerten. ‹Skinhead zu sein ist keine Mode, sondern ein Lebensstil.› In seinen Songs schreit er: ‹You take money, you kill people. We don’t need no fucking cops.› Auf der Strasse feiern, sich nichts vorschreiben lassen, darum geht’s: Jung sein, anders sein, gegen den Staat rebellieren, das stösst im konservativen China oft auf Unverständnis. ‹China ist grossartig – die Regierung ist Scheisse›, steht auf Leijuns T-Shirt. Er will sich nicht mit den konservativen Normen und Werten der chinesischen Gesellschaft abfinden und einem Staat, der das Recht auf freie Meinungsäusserung radikal einschränkt. Die Freiheit liegt darin, sich durch europäische Symbole aufzulehnen und zum Feind des Systems zu werden.

Die Skinhead-Szene boomt. Bei Konzerten in Underground-Clubs und beim Abhängen in kleinen WG-Zimmern zelebrieren Leijun und die anderen Skinheads ihren Zusammenhalt und ihre Indivi­ dualität.

‹Fickt die Regierung!›

In den kleinen Clubs geht das, die Polizei kommt höchstens wegen Lärmklagen vorbei. Tagsüber arbeitet Leijun für ein Online-Musik-­Magazin, wo er von den Kollegen wegen seiner Glatze geschnitten wird. Von der Musik zu leben, undenkbar. Seinen grösster Traum, auf einem europäischen Skinhead-Festival zu spielen, hat er sich letzten Herbst erfüllt. Rock’n’Roll und Punk war für Jugendliche aller Länder, Altersklassen und Geschlechter immer das Versprechen von Freiheit, Spass und Selbstverwirklichung. Diese Forderung scheint banal, hat in China aber eine eigene Aussage und einen Boden, der aktuell fruchtbarer ist als je zuvor. ‹Chinesischer Oi!-Punk sollte generell nicht überbewertet werden, dafür ist er inhaltlich und formal zu jung.› Liu Donghong, Sänger der Punkband Sha Zi (chin. Sand) weiss, dass in China Individualismus erst noch entdeckt werden muss: ‹Ein Mensch kann sich in China leicht vorkommen wie ein winziges Sandkorn unter vielen – andererseits kann ein einziges Sandkorn im Getriebe manchmal durchaus Wunder wirken.› Leijun wird sich von seinem Oi! Punk Lifestyle jedenfalls nicht abbringen lassen. Text: Vania Kukleta Fotos: Guillaume Gilbert (Flickr: gguillaumee)

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Ficken gemeinsam die Regierung: Chinesische Oi!s und ihre Fans auf der Bühne. ‹Oi! Oi! Oi! Bier, Glatzen, Frauen, Fussball, Punk und Party!›. Wie das wohl im Kanton-Dialekt klingt?

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nach diesem sound wirst du süchtig

Durch die unübersichtliche Flut monatlicher Neuveröffentlichungen hat sich unser ‹Reviewnator› Florian Hennefarth durchgelauscht, um uns wie jeden Monat mit dicken Ohren und den edelsten Klangperlen zu verzücken. Auf der Henne-Skala von 1 bis 10 – hier sind die Gewinner:

Frühgeburt der Plattenfirmen klassifiziert hatte, die zu Zeiten des Erstlings ‹A Fever You Can't Sweat Out› noch die Flucht in Stadion tauglichem Massenrock suchten. Das Kind ist jetzt erwachsen, schon längst aus der musikalischen Pubertät heraus gewachsen und setzt sich letztendlich gegen das opportunistische Elternhaus durch. Schluss mit geschminkten Augenpartien und glatt gefeilten Melodien: Bläser, Streicher, Piano-Einlagen und choraler Wonnegesang lautet das neue Kredo der ‹Panikmacher› – oder mit anderen Worten: Noch nie klang poppiger Rock mit Chart-AmbitioPanic At The Disco!: nen so angenehm charmant und erPretty. Odd. quickend. Den eingefleischten ‹Zurück auf den Stras- ‹Emo's› wird diese Platte die bunt sen, auf denen wir be- gefärbten Haare zu berge stehen lasgonnen haben und wir sen, dem anspruchsvollen Hörer mit fühlen uns so gut, wie einem Faible für fortschrittlichen sich Verliebte nur fühlen können› – Rock im Retro-Gewand wird dieses klingt wie einer dieser poetischen Scheibchen jedoch das Wasser im Schmachtstellen, aus einem dieser Munde zusammenlaufen lassen – da türkisfarbenen Schmalzschmöker im könnte man die Anschaffung von Vintage-Einband, die es grundsätzWimperntusche schon fast in lich nur am Bahnhof zu erwerben ­Betracht ziehen. gibt. Tatsächlich handelt es sich aber www.myspace.com/panicatthedisco um den textlichen Auszug einer Platte, von der man nie erwartet hätte, dass sie eben jenes Groschenroman-Niveau übersteigen könnte – willkommen in der ‹hübschen Merkwürdigkeit› von Panic At The Disco!. ‹Pretty. Odd.› heisst das neue Werk der Reklame rummelisierten Mannen aus dem Zockerparadies Las Vegas und das Scheibchen hat nicht etwa nur eine äusserst nette Verpackung zu bieten, sondern auch das entsprechende Innenleben: 15 verspielte Songs, die klingen wie Sgt. Pepper auf seinem ersten LsdTrip – verrrückt, spannend und unDuffy: Rockferry berechenbar. Eine echte ÜberraDie Engländer sind schung also: Auch aufgrund der schon arme SchweiTatsache, dass man die Burschen ne: In welchem Land von Panic At The Disco schon längst Europas bekommt als Boyband der Emoszene abgeman denn sonst fettistempelt und als weitere Retorten-

die musiker hinter der wimpern­ tusche

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ein trockenes soulsternchen

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ge Fischreste in altem Zeitungspapier und wenn man sich daraufhin den Frust von der Seele saufen möchte, setzen einen die Pub-Besitzer entweder um Zehn vor die Tür oder man muss sich mit lauwarmen Dunkelbier begnügen. Warum die Briten nicht schon längst auf den Strassen marschieren? Nun ja, rein musikalisch treibt es ‹die Queen› eben immer noch am heissesten! Die letzten Bilder von ‹Schluckspecht Amy› gingen durch die Presse wie ein Lauffeuer: Ein aufgedunsener Superstar übersät von Pickeln, der ausschaut als könne er alles, nur eben nicht Superstar sein. Dann die Worte, die schon mehrmals das Leben junger Künstler veränderten: ‹Wir haben sie, die nächste grosse Sängerin!›. Da hat man natürlich nur noch einen Gedanken: Schön, aber schliesst verdammt nochmal den Wodka weg! Duffy scheint aber im Gegensatz zu anderen britischen Musikwunderkindern wie Amy oder Pete, die Latten noch alle am Zaun zu haben – ‹clean›, gelassen und nur musikalisch exzessiv kommt die süsse Waliserin daher. ‹Rockferry› heisst das Scheibchen, von dem die Kritiker mal wieder glauben, das nächste grosse Stück femininer Songwriterkunst in den Händen zu halten und sie könnten ausnahmsweise mal Recht haben: Mit Gitarren untermalten Popkrachern wie ‹Warwick Avenue› oder ‹Mercy› schafft Duffy warme Wonnelieder, mit denen man sich zu dieser Jahreszeit am liebsten zudecken möchte – trotz fehlender ‹Dick-KlangProduktionen› und lästiger SongBeiwerke. Soul-Pop nennt sich das und ist eigentlich nichts anderes als Folkrock – nur eben ein wenig gediegener. Und tatsächlich ist ‹Rockferry› eine Platte wie ‹Back to Black›: Gewagt, divergent, ziemlich genial und man könnte stundenlang über die sinnlichen Tiefen in Duffys Stimme und Texten sinnieren, bis plötz-

lich ein Gedanke in den Kopf schiesst: ‹Trinken Waliser nicht gerne Whiskey?› – Gott sei Dank sind das die Iren und U2 sind mit Sicherheit alles, nur keine Wunderkinder. www.myspace.com/duffymyspace

indierock im namen ihrer majestät

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The Young Knives: Superabundance

Informationsrecherche Fehlanzeige: Nach eigenen Angaben sollen die Young Knives ihren ersten Gig im ‹Bull's Head› in Ashby de la Zouch, irgendwo in der dort ansässigen Hauptstrasse gespielt haben. Das Datum ist wie das meiste über die Band unbekannt. Geradezu grundsätzlich scheint es für die Knives, dass sich nur spärliche Indizien über das Werkeln der Band aufspüren lassen und so sollen die Drei den dritten Platz bei einem Bandwettbewerb in Loughborough belegt haben, worauf eine der stolzen Mütter zur Feier des Tages einen riesigen Topf Spaghetti gekocht haben soll – diese Angaben stammen übrigens von besagter Mum. Doch was soll all dieses Getuschel? Ist Roy Orbison vielleicht doch nicht bei einem Flugzeug-Absturz ums Leben gekommen und spielt jetzt bei den ‹Messern›? Den-

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selben Herrenausstatter teilen sie zumindest. Vielleicht ist das Trio ja auch im Namen ihrer Majestät auf der Jagd nach windigen Spionen der Musikindustrie auf der Suche nach den Ingredienzen für Britrock der mitreissenden Sorte – für das Geheimnis von ‹Superabundance› zumindest, würde so mancher seine Seele verkaufen. Die Young Knives sind ihren Genre-Mitstreitern ständig einen Schritt voraus: Während andere Künstler stets damit bemüht sind, auch ja den Tonus angesagter Schrammelbands zu treffen, pfeifen die Young Knives auf jegliches Schubladendenken und zimmern sich ihre eigene musikalische Kommode: Unten findet man mehrstimmigen Gesang, in der Mitte groovige Basseinlagen und knarrende Gitarren und ganz oben residieren neben Streicher-Einlagen und disharmonischen Licks, ein angenehmes Mass der Eingängigkeit – Und während Songs wie ‹Light­ switch› oder ‹Turn Tail› krächzend über die Boxen schweifen, kann man sie sich schon gut vorstellen: Die hundsgemeine Queen, wie sie sich ins Fäustchen lacht, dass Bands wie die Young Knives eben alles sind, nur nicht kopierbar.

auf das – ‹die sehen aus, als könnten sie spielen› (O-Ton einer ­österreichischen Radio-Journalistin auf die Frage, warum sie das damals aktuelle Album der Erfolgsband empfehle) – der Killers. Klingt ziemlich abgedroschen und das ist es ­irgendwie auch, aber dennoch präsentieren We Are Scientists mit ­ihrer zweiten Platte lieblichen ­Indierock an der Schwelle zum Mainstream-Pop, ohne Kitsch und auf­ gesetzte Gelassenheit. Und wenn die zwei Spät-Zwanziger dann noch erzählen, dass sie die Schweiz ­gerne auf die Bahamas verlegen würden, um den dadurch entstandenen Hohlraum mit Schokolade zu ­füllen, glaubt man fast alles – nur eben nicht, dass man mit ‹Brain Thust Mastery› eine der ambitioniertesten Platten des Jahres in den Händen hält – oder vielleicht doch?

thüringer klangimpressionen

www.myspace.com/theyoungknives

die wissenschaft der kauzigkeit

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We are Scientists: Brain Thust Mastery

Wenn man We Are Scientists fragt, wie sie ihren Sound ­definieren würden, bekommt man nicht etwa standardisierte Phrasen vorgesetzt, sondern das intellektuelle Abstrakt einer Gruppe, die mit Pressetypen überhaupt nicht kann: ‹Unsere Musik ist wie ein Rennwagen, der in eine grosse Torte rast›. Und seltsamerweise trifft das New Yorker Duo damit genau den richtigen Ton – süss, aufregend und ziemlich überwältigend kommt ‹Brain Thust Mastery› auf den Hörer zugerast: Da trifft der Charme der Beatles auf die Spiellaune der Arctic Monkeys und das Understatement der Smiths

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Northern Lite: Super Black

Schwarz ist keine Farbe, zumindest wenn es nach Northern Lite geht. Den Hass der Lack-ledernen Friedhofs-Übernachter sicher, de­finiert die Thüringer Elektroband ­einen ganz neuen Sound, schmeisst das farbliche Seelen-Befinden aller Robert Smith- Fans einfach mal so aus der Farbpalette und ergänzt diese um eine weiteres Klangcouleur: ‹Düster, aber gut ­gelaunt›. Und so erfinden sich die Jungs aus dem Osten der Nachbar­ republik auch gerne immer mal wieder neu: wo sich vor einigen Jahren noch vornehmlich Ravelinge mit Zelten statt Hosen und Meerschweinchenfrisuren auf den ­Veranstaltungen der Nordlichter tummelten, schlürfen heute lässige Indie-Kids in Acne Jeans ihre ­Longdrinks kopfnickend zum RockBeat. Und das gefällt der Band, die sich ganz ohne Arroganz auch so verstanden wissen möchte. Denn eigentlich sind die Drei von Northern Lite richtig dufte Typen.

Immer höflich auftretend, irgendwie aber auch stets versoffen, haben die Thüringer Elektromusiker durch ihren brillanten Mix aus urbanen Rock-Riffs und clubtauglichen ­Synthie-Tunes ihre ganz eigene Nische geschaffen. Irgendwo zwischen Depeche Mode, britischem Indierock und den Disco Boys auf Gruftie-Kurs: ‹Super Black› klingt einfach tief, dröhnend, knarrend, gar schwellend und manchmal sogar anheimelnd harmonisch. So schwermütig das auch klingt, ­Northern Lite machen Musik für die sonnigen Tage der regnerischen Zeit oder mit anderen Worten: Wer sich mal im eigenen Leid suhlen möchte, wird niemals mehr Spass dabei haben können, als mit Songs wie ‹Please› oder ‹Different›. Ist der seelische Purzelbaum erst überwunden, warten auch schon aufputschende Gassenhauer wie die erste Single ‹Girl with a Gun› auf und versüssen die durchtanzten Abende in stickigen Kellerclubs. Northern Lite präsentieren mit ihrem fünften Silberling dunklen Neo-Pop an der Schwelle zum Fortschritt. Manchmal zu depressiv, ­oftmals zu berechenbar, gelingt es dem deutschen Dreier dennoch ­einen auf das Vorgängerscheibchen ‹Unisex› draufzusetzen und serviert 13 Stücke im Gewand der zelebrierten Trübseligkeit – nur dass diese eben nie spassiger ge­ klungen hat. Ausser vielleicht bei den Scissor Sisters – doch die ­haben in der Tat ‹echte› Probleme. www.myspace.com/northernlite

ein gesundes mass an wahnsinn

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Gnarls Barkley: The Odd Couple

Für beste Unter­ haltung in der kombinatorischen ‹Feder- bis Schwergewichts-Klasse› sorgen seit doofdicken Sketch-Barden aus Gross­ britanien und cineastischen Italo-Prügelknaben, das amerikanische Zweier-Pack Gnarls Barkley: Das singende Gute-LauneMoppelchen ‹Cee-Lo› und sein

recht stiller Beat- und Liedermacher ‹Danger Mouse› laden mit ‹The Odd Couple› einmal in eine Welt voller Soul gespickt mit einem ­gesunden Mass an Wahnsinn – und eben letzteren pflegen die beiden mit jeder einzelnen Faser ihres ­Körpers… Gnarls Barkley waren einmal der Geheimtipp der anspruchsvollen Musikhörerschaft – bis ihnen ­Myspace in die Quere kam: Mag man den beiden talentierten ­Musikern nämlich Glauben schenken, haben sie gar nicht so richtig Freude an der ganzen ‹Hyperei› und der Honig schmierenden Kritikerschaft, die wenn sie sich denn mal anbiedert, auch in einschlägigen Strassen Amsterdams eine gute Figur machen würde. Jetzt heisst es Schluss mit all den Schleimspuren und der Musik-Sender gesteuerten Masse, die tatsächlich glaubte, mit ‹St. Elsewhere› ganz vorne im Trendmacher-Bereich mitschwimmen zu dürfen – dieses Prädikat kann man nämlich erst ‹The Odd Couple› verleihen. Fernab von Hit-Allüren und berechenbaren Beats und Drops präsentieren Gnarls Barkley Herz erwärmenden und von Grund auf ehrlichen Soul mit einem Schuss edelstem R'n'B, toupiert mit dem besten, was zeitgemässe Sampler so zu bieten haben: Raus kommt dabei klassischer Groove und retro-lastiger Sound, der tatsächlich in jeder Phrase immer neue Kleinigkeiten aufwirft und einfach fesselt. Qualitativ hoch und inszenatorisch brillant schaffen die US-­ Musiker so mitreissende Bilder, die in fremde Gefühlswelten entführen – chillige, aufwühlende und zumeist farbenfrohe, die man so nur von dieser aussergewöhnlichen Band geboten bekommt. Danger Mouse und sein Sänger Cee-Lo, der ausschaut, als wäre er das sympathischere Brüderchen von NBA-Brummbärchen Charles ­B arkley, schaffen es einmal mehr ihre eigenwillige Vorstellungen moderner Musik in ein hübsches ­Gewand zu stopfen und servieren mit ‹The Odd Couple› eine Platte für Trend-Bewusste Musikliebhaber – ja, und jetzt dürft ihr euch auch angesprochen fühlen! www.myspace.com/gnarlsbarkley

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cd des monats

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blackmail – tempo tempo Aydo ist der Sänger von Blackmail. Warum ihre neue Platte ‹Tempo, Tempo› die kinki CD des Monats ist, erklärt er uns hier.

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1. 7. False Medication Speedluv Als meine Mutter vom Arzt die Diagnose Krebs erhielt, war ich wochenlang mit ihr bei der Bestrahlung im Krankenhaus, wo ich mir viele absurde und traurige Krankengeschichten angehört habe, und begriff, dass im Umgang mit Krankheiten Humor das Wichtigste ist.

2. Mine Me I

8. U Sound

3. (Feel it)

9. The Mentalist

Der Songtitel ist ein Slogan, ein Motto, eine Kampfansage. Es war der erste Song, den wir im Studio für die neue Platte eingespielt haben. Er sollte ausdrücken, dass wir wieder da sind und weitermachen. Und zwar wie immer mit Volldampf.

Day by Day

Die vielen Ärztegespräche mit meiner Mutter waren ein Kampf, eine Schocktherapie. Hier ist alles verpackt, was sie aus meiner Sicht gefühlt hat und was ich ihr an guten Ratschlägen mitgeben konnte.

4. The Good Part

Ein klassisches Liebeslied. Ich war enorm verknallt, nein, bin es immer noch. Ich hatte es ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht offenbart, aber gehofft, dass sie meine Zeichen, irgendwann richtig interpretieren würde.

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eutsche Indie-Bands haben es nicht leicht. Schon gar nicht, wenn sie aus Koblenz kommen und es mit ihrer Musik ernst meinen. Blackmail scheint das nicht zu kratzen. Ihr sechstes Album Tempo Tempo kommt im gewohnten Gewand daher, ist immer noch 100 % Blackmail und doch ausgefeilter als alle vor­ herigen Alben. Dass sie damit den internationalen Durchbruch wieder nicht schaffen werden, ist wohl Schicksal – und mit ein Grund dafür, dass man diese Band einfach lie­ben muss, neben der Power, den Harmonien und der Poesie in ihrem Sound. Ihr gesundes Selbstvertrauen wird Blackmail von der Presse immer wieder als Arroganz ausgelegt. Was unsinnig ist, da die eigene Musik zu mögen nicht zwingend bedeutet, 54

5. It’s Always A Fuse dass man ein engstirniger Schwanzrocker wie Dieter Bohlen ist. Die vier Koblenzer Weltmeister sind Weltmeister im Feiern, lassen sich immer gern auf Cocktails und Konversationen ein und sind sich auch nicht zu schade, anderen IndieBands unter die Arme zu greifen. So schuf Sänger Aydo Abay ein mehrmals jährlich stattfindendes Live-Format namens ‹Aydo Abay präsentiert›, in dem er seine Lieblings-Undergroundbands vor Publikum auftreten lässt: ‹Ich wollte Kaki King und Voltaire live sehen, und wenn die sonst keiner bucht, dann buch ich die halt.› Blackmail, wir lieben euch! Nächstes Mal am 7. Mai in der Roten Fabrik mit anschliessender Afterparty im Mascotte, wo Aydo am Karaoke from Hell vielleicht noch eine Zugabe zum Besten gibt.

Der zweite Teil von Good Part. Die fantasievolle Fortsetzung einer Geschichte, die nicht stattgefunden hat, weil sie nicht weiss, ob sie mich will. Aber vielleicht bin ich auch zu doof um ihre ­Zeichen zu lesen.

To Live A Good Blast

Wenn man morgens aufsteht und sich fragt, warum man sich am Vorabend wieder kaputt gemacht hat, sollte man nie vergessen, dass ein Kater zwar das Resultat einer suboptimalen Entscheidung ist, die man aber nicht überbewerten sollte. Die orientalischen Streicher vermitteln dieses ausufernde Abendgefühl, dieser wirre Wust von Reflexen, in dem man sich so schön verlieren kann. Und wenn man am nächsten Tag aufsteht, geht alles wieder von vorne los.

6. Shshshame

Während der Albumproduktion ist unser Vermieter an Lungenkrebs gestorben. Er war einer der gesündesten Menschen, die ich kannte und ich hätte nie gedacht, dass er stirbt. Im Studio konnten wir immer hören, wie er Saxofon spielte. Dieser Song ist ein Dankeschön an ihn.

Der Songtitel ist in letzter Sekunde ­entstanden, als ich gehört habe, dass Uri Geller ein Mentalist ist. Mit tele­ pathischen Kräfte lässt sich Gutes verschenken und Feinde vertreiben.

10. Swinging Exit Pleasure

Wieder ein Katersong. Sich veraus­ gaben, manchmal kaputtmachen und immer wieder von vorn anfangen.

11. So Long Goodbye

Die grosse Liebe, von der man sich trennt, einfach weil’s besser ist. Weil man sich nichts zu sagen hat. Weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort stattgefunden hat.

Text und Interview: Vania Kukleta Foto: Nina Stiller

Eine fiktive SM-Geschichte. Man probiert sexuell alles aus und weiss im Endeffekt nicht mehr, ob es sich richtig oder falsch anfühlt. Ich war mal zum Beispiel mal in einer Sexkabine und mein Ding ist das nicht. Aber am Ende muss das jeder selbst für sich ent­ scheiden.

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New Old Soul Queen Bei Sharon Jones trifft Lebenserfahrung auf musika-

lische Seele. Mit Energie geladenen Auftritten und unscheinbaren Vinyl-Scheiben für Sammler lässt die Musikerin und ihre Band Trend-Gesellschaften an sich vorüberziehen – für 2008 lieferten sie nun brandneue Songs: R’n’B für Amy Winehouse-Kritiker. boten: Da lauscht man Kratzgeräuschen und Piano-Klängen, BongoSounds und komplexen Rhythmen, klaren, trockenen Akkorden und einer Stimme, die sofort in die Knie zwingt: Dem markanten Stimmchen von Sharon Jones eben. Wenn sich die Sängerin um die eigene Achse dreht und beginnt zu intonieren, entstehen Oktaven, die oben: Die Band The Dap man so nicht erwarten würde – ihre Musik wurde Kings ist das rhythmische in den Sixties durch Motown-Sängerinnen wie Rückrat von ­Sharon und mittGladys Night oder Stax-Aktivisten wie Booker T lerweile so wichtig wie ihre eigene Familie geworden. & the MGs nicht besser zelebriert. Trotz alledem links: Sharon Jones’ Schönmussten sich Sarah Jones und ihre Band ‹The heit liegt in ihrer majestätiDap Kings die hoheitliche Stellung im südstaat­ schen Stimme. Das macht sie lichen Soul-Reich hart erarbeiten – auf dem gezweifelsohne zur neuen ‹Queen of Soul›. samten Globus: ‹Ich möchte euch schwitzen sehen›, appelliert Jones bei einem Zürcher Festival und die Hüften zu altbewährten ans Publikum. In der Limmatmetropole war jedoch Soul-Krachern schütteln zu lassen. sprichwörtlich tote Hose und man konnte lediglich Bestes Beispiel: James Brown von einem leisen Echo der 60er sprechen. und seine kultverdächtige ‹Sexmachine›. Eine Musikerin aus der gleichen Gemeinde des ‹Godfathers of Soul›, die 35 Jahre lang nur in Warenhäusern und auf Es wird geschrieben, Sharona Lafaye Jones sei in Hochzeiten spielte, stösst seit ein der selben Stadt wie James Brown herangewachpaar Jahren auf grosse Anerken- sen. Lebte Joseph Brown Jr. aka James Brown nung und ist dennoch eine Art tatsächlich nur um die Ecke oder war er einfach Geheimtipp: Sharon Jones (51) nur eine berühmte Stimme im Radio? Jones offenwird als die neue ‹alte Queen Of bart sich: ‹Ehrlich gesagt war ich sehr jung, als er Soul› gepriesen. Tamla-Motown-, Stax-Kenner und durchstartete.› – sie ging noch wie viele Mädchen auch Amy Winehouse-Anhänger zeigen sich be- in die Kirche und hörte Country, ­Motown bis zu eindruckt, angesichts dieser grossen musikali- den Stars aus dem Vereinigten König­reich. Ihr schen ‹Erfahrung›. Bruder, ‹und überhaupt alle imitierten Brown›, erEin achtköpfiges Orchester stellt sich mit zer- zählt Jones. ‹Unglücklicherweise traf ich James kratzten Instrumenten auf. Falsche Schnauzer erst ein paar Tage vor seinem Tod. Zwei Tage späoder teure Retro-Klamotten gehen Musiker wie ter starb dann auch noch mein Bruder. So kann ‹The Dap Kings› nichts an. Die New Yorker spielen man sich natürlich nicht gebührend austauschen.› ihre Horn-Linien auf den Punkt genau, Bass und Die Schulen, die Jones besuchte, trennten Schlagzeug swingen und grooven. Dieser Sound Schüler noch nach Hautfarben und später in New klingt einerseits wie in einer Garage eingespielt, York meinten Plattenproduzenten sogar, Jones andererseits auch wie in einer Kathedrale darge- müsse ihre Haut bleichen, um erfolgreich sein zu

Country und Hautbleicher

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in rhythmisch akzentuierter Gemütsausbruch hallte durchs Gebäude und man spürt regelrecht die ‹Seele› einer wahren ‹Grande Dame› der Musik – geschichtsträchtig der Auftritt von Aretha Franklin in Montreux aus dem Jahre 1971: Einer Zeit also, als Beats per Mausklick und Bands aus der Box noch der ‹Stoff von Übermorgen› waren. Während heutzutage die Computertechnik gerne eigensinnigen Instrumentalisten vorgezogen wird, schaffen es dennoch ein paar musikalische Dinosaurier, mitteleuropäische Musikhochburgen zu erschüttern 56

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können. Die Sängerin bereut ihre Entscheidungen jedoch nicht: ‹Das Singen half mir über all diese Hindernisse hinweg zu kommen. Als ich Mitte zwanzig war, sagten mir Leute, dass ich nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen würde. Meine Haut sei zu schwarz, ich zu klein und zu alt. Alles Mögliche sagten sie über mich.›

Songideen und Klappmesser

Durch ihre Songs und Musik, sollte die selbstbewusste Sängerin ihren Kritikern beweisen, weshalb sie zukünftig einen Anspruch auf den Thron ehemaliger Soulqueens wie Aretha Franklin stellen könnte: ‹Als ich jünger war, ging es im Soul um Respekt, wie in diesem Song von Aretha eben. Heute dreht sich alles um Sex und so. Man ahmt einander nach und Ideen werden per Tastatur geklaut. Wenn ich ein Lied singe, denke ich auch an Aretha, aber das ist Inspiration und keine Imitation.› Sharon Jones steckte in vielen paradoxen Lebenssituationen. Sie schuftete unter anderem als Aufseherin auf ‹Riker’s Island›, dem berüchtigten Gefängnis nahe der Bronx. Wenn sie nicht jedoch nicht arbeitete, tingelte sie durch die USA als Unterhalterin – und mit einem Schlag kam alles anders: Als zwei ihrer Kolleginnen bei ‹Desco Records› zu einer Gesangs-Session nicht erschienen, sang Jones kurzerhand sämtliche Parts alleine ein. Die Produzenten waren derartig beeindruckt, dass sie ein Solo-Lied für sie komponierten: Den Song ‹Switchblade› (zu deutsch: Klappmesser).

Viele, auch die Züricher Musikliebhaber und eigentlichen James Brown-Fans, gehen aus Neugier und nicht aus Tugend zu den Konzerten von Sharon Jones. Während Pendler-Zeitungen dazu verleiten, künstlerische Freiheiten mit Nervenkliniken zu assoziieren (wie im Falle Winehouse), wird man allenfalls noch darüber informiert, welcher Lidschatten sich zum Event besonders ziemt. Schade, dass nicht einfach zur Musik ‹abgehottet› wird. Liegt dies es an Schamgefühlen oder an Eitelkeiten? ‹Glaub mir, um Soul zu fühlen, muss man erstmal sich selbst fühlen.›, so Jones. Viele Medien führen mittlerweile ihren Namen auf: David Letterman und Boulevard-Journalisten, die sich noch um ‹The Dap-Kings› scheren, seit Künstler wie Mark Ronson, vieles im Proberaum der Dap-Kings ‹analog› aufnehmen. ‹Amy spielt unsere Musik›, meint Jones, ‹aber muss man gleich mit seinem Leben leichtfertig spielen?› Sharon Jones wollte nie aufgeben: Alleine seit 2005 seien 25 ihrer besten Freunde gestorben. Ein kleiner Wermutstropfen: Sie bekam die Gelegenheit in einem Film mit Denzel ­Washingtons mit zu spielen. ‹Im Dezember 2006 holte mich ­ausserdem Lou Reed als Begleitsängerin auf die Bühne.› So laufe nun mal das Leben, so die smarte Soul-Sängerin, ‹mal ist man vorne, mal im Hintergrund›.

Vinyl, CDs und Projekte Sharon Jones & The Dap Kings Single-Tipps: ‹I Am Not Gonna Cry› (Daptone Rec.) 2008 ‹What if We All Stopped Paying Taxes› (Daptone Rec.) 2005 CD-Tipps: ‹Naturally› (Daptone Rec./Grooveattack) ‹1000 Days & 1000 Nights› (Daptone Rec./Disctrade) 2006 Soundtrack – ‹The Great Debaters› (Atlantic/i-Tunes) 2007

Interview & Text: Miky Merz Foto: Promo

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playlist: swiss dj supreme evergreens

round table knights Jeden Monat stellen die besten DJs der Schweiz ihre absoluten all time favourites vor.

crookers: dusty kid ‹the cat› (crookers rmx)

‹Der Crookers Sound aus Italien haut mich einfach immer wieder um!!! Klar, vieles klingt sehr ähnlich, aber ich finde es einfach immer wieder der Hammer! Unglaublich, was die Jungs auch für ­einen Output haben! Möglichst laut und viel Bass! Auch persönlich sind Jungs einfach super und man hat viel Spass mit ihnen! Forza!›

sebastien tellier: look

‹El Maestro is back! Eigentlich hätte ich für diese Liste irgendein Song aus dem neuen Album ‹Sexuality› auswählen können. Produziert von Guy-Manuel De Homem-Christo (Die eine Hälfte von Daft Punk) ist die neue Platte zwar etwas elektronischer als die alten Sachen, aber die schönen Melodien von Monsieur Tellier sind geblieben. SUPER!›

reel 2 real: i like to move it!

‹1994 landeten DJ Erick Morillo und dem Rapper Mark Quashie, genannt The Mad Stuntman ihren grössten Hit! Läuft wohl noch immer an jeder Hits and Shit Party und auch zwischen durchmal wieder bei uns… Dabei sind dann alle immer peinlich berührt, aber freuen sich dann trotzdem! Ja, ich hab halt auch eine kleine Schwäche für Euro-Dance!›

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ie Round Table Knights (RTK) sind ein DJ- und Produzenten-Duo aus Bern, bestehend aus DJ Questionmark und DJ Atomik. Wenn man die zwei Jungs mit einem Wort beschreiben müsste, würde man wohl ‹Vielseitigkeit› wählen. Die RTK spielen alle Arten von elektronischer, akustischer, futuris­tischer, spannender, romantischer und intensiver Musik. Mit ihrem musikalischen Horizont sind sie zu Gast in Clubs und auf Festivals in ganz Europa. Unter dem fordernden Titel ‹Hold Me Back› veröffentlichen die Round Table Knights ihre erste Single: ein waschechter Disco-Elektro-Indierock-Club-Kracher. Die catchy Vocals des Leadsängers von Labrador City, Disco-Keyboards, eine kleine Menge Rock und das Beste aus der Sparte Elektro ergibt einen einzigartigen, höllisch explosiven Cocktail! Wie die All-Time-Favourite-Evergreen Liste der Berner Tafelritter klingt, ist hier nachzulesen: Text: Matthias Straub / RTK Foto: Beat Schweizer

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a tribe called quest: find a way

‹MCs Q-Tip, Phife Dawg und Jarobi White sowie der DJ und Produzent Ali Shaheed Muhammad eben A Tribe Called Quest gehören für mich zum Besten im Hip-Hop! Klar gibt’s da noch viele andere, egal ob alte oder neue Acts. Ich vermisse es sehr, einfach wiedermal zu guten Hip-Hop in der Disco tanzen zu können! Vorschläge?›

panthers & holy ghost: goblin city (holy ghost! disco dub)

‹Diesen Track habe ich zum Ersten mal auf dem Cut Copy ‹So Cosmic› Mix gehört. Seit ich ihn dann endlich auf Beatport gefunden habe, gehört dieser Song immer in unser DJ Set. Perfekt für am Anfang oder zum Schluss. Die ganzen DFA Releases (Holy Ghost, Hercules & Love Affair, Shocking Pinks… etc) sind für mich momentan sowieso etwas vom besten, was es gibt.›

round table knights: hold me back

‹Der Track ist irgendwie aus Spass entstanden. Nik der Frontsänger von Labrador City hatte den Refrain eingesungen (weil es draussen in Strömen geregnet hatte und wir nicht das Studio verlassen wollten) und der Rest ergab sich wie von selbst… Der Refrain geht einfach nicht mehr aus dem Kopf! Ob jetzt die Version von Labrador City oder unsere Version, die tollen Remixen von Passions (Kitsuné) oder The Bulgarian am besten sind, müsst ihr schon selber herausfinden… Bald auch als Video Clip…›

mgmt: electric feel

‹Meiner Meinung nach ist Brooklyn, NYC zur Zeit eindeutig der Ort, wenn es um neue interessante Musik geht. All die neuen Bands aus dieser Ecke schaffen es irgendwie spielend, verschiedene Einflüsse zu kombinieren und etwas neues daraus zu machen. MGMT ist genau so eine Band und ‹Electric Feel› der Hit aus Ihrem Debut ‹Oracular Spectacular.›

foals: olympic airways

‹Diese Band wird gross! Die Foals sind für mich derzeit wohl die interessanteste ­Gitarrenband aus England. Ihr Debut-Album ‹Antidotes› wird dem Hype eindeutig gerecht und ist auf dem besten Wege eines der Top-Alben 2008 zu werden. ‹Olympic Airways› ist ein Song, den ich ununterbrochen auf meinem Ipod hören kann und der auch auf der Tanzfläche super funktioniert.›

patent ochsner: bälpmoos

‹Nun ich muss gerade ehrlich sein, ich war nie an einem Konzert von Patent Ochsner oder Züri West etc… Ich kann auch den Text nicht auswendig mitsingen oder habe solche CDs zuhause stehen. Nö. Aber ­irgendwie finde ich halt die Berner PopRock Szene schon noch toll und da macht es halt auch Spass am Schluss vom Abend mal äs schwitzerdütsches Lied zu spielen und alle singen mit und ich tue so als ob… Wer weiss, vielleicht spickts mie Bälpmoos o mau furt vo hie!?›

phoenix: too young

‹Meine Lieblingsband! Dieser Song ist ein Klassiker. Da freue ich mich doch schon auf das angekündigte neue Studio Album im Sommer/Herbst 2008!›

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01/2008

MAGAZIN

DANIEL BRÜHL

Es darf auch etwas mehr sein

DIE LINKEN So sehen sie aus!

BIOMETRIE

NIE!

Die Nils Bokelberg Kolumne im FACEMAGAZIN | www.facemagazin.de

D E 5,00

Verschlimmbessern:

>FD:< Dirt Crew . Laura Lopez-Castro . BossHoss Francis International Airport . Inverse Cinematics . Young Knives 7:=> „Höhere Gewalt“- Vinzenz Kiefer & Tobias Schenke Die neue Boshaftigkeit über „Taxidermia“ . „Ex-Drummer“

Fallen Angels – Fotos von Baben & Cortez

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potipoti M odelabels sprechen ungern über ihre Produktionsstätten. Meistens um deren Sittenwidrigkeit und Qualitätsdefizite zu verschleiern (Stichwort Fernost) oder aber, um sich vor lästigen Mitbewerbern zu schützen.

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uch wenn Silvia Salvador und Nando Cornejo von potipoti über ihre Lieferanten sprechen, klingt das eher nach blühender Phantasie, als nach ModemacherRealität des 21. Jahrhundert: ‹Am Anfang haben wir mit einem Kloster in Valencia zusammengearbeitet. Als ihr Hauptkunde «El Corte Inglés» seine Produktion nach Asien verlegte, mussten die Nonnen umdisponieren. Jetzt backen sie Kekse›, erzählt Silvia. ‹Wir haben dann einen kleinen Familienbetrieb in dem Bergdorf, aus dem Nando stammt, entdeckt. Seitdem freuen wir uns immer sehr auf die Produktionskontrolle. Die Landschaft ist herrlich und seine Mama verwöhnt uns mit ihrem grossartigen Essen. Die Nonnen besuchen wir aber immer noch und kaufen Gebäck.› Wahrscheinlich sind es genau diese liebenswerten Details, die potipoti so eigenartig einzigartig macht. Statt dem schnöden Mammon hinterher zu jagen, arbeiten die beiden in Berlin ansässigen Spanier lieber mit netten Zeitgenossen zusammen und geben ihren Kollektionen die Zeit und Aufmerksamkeit die nötig ist, um ein wirklich rundes Produkt zu schaffen. Bevor es Silvia und Nando 2001 in die deutsche Hauptstadt verschlug, studierten sie Freie Kunst und Kommunikationsdesign in Salamanca und arbeiteten als Artdirektoren für diverse Agenturen in Madrid. ‹Very Berlin› bedruckten sie zunächst ein paar T-Shirts und Taschen und verkauften sie in kleinen Lädchen. Die Nachfrage stieg und so gründeten sie das ‹graphic fashion›-Label potipoti. Neben der Arbeit an ihren eigenen Kleidern basteln die beiden gern an Kollaborationen mit anderen Labels – zuletzt entstand eine eigene Brillen-Linie mit General Optica – oder zeigen ihr Artwork auf Ausstellungen, bislang unter anderem auf dem FIB Festival Benicassim, der Pictoplasma Konferenz oder 20/20 Expo Toys. Jede potipoti-Kollektion ist an eine Reise gekoppelt, die Inspiration oder Arbeitsweise vorgibt. Für ‹Lujo y Plastilina› – ‹Luxus und Knete›, so der Name der aktuellen Sommer-Linie ging es nach New York. ‹Normalerweise entwickeln wir unsere Prints, indem wir zeichnen und die Skizzen ein-

scannen›, erklärt Silvia. ‹In New York hatten wir keinerlei Equipment und haben einfach Knete gekauft, Figuren geformt, diese fotografiert und daraus sind die Drucke entstanden.› Das Ergebnis ist entsprechend farbenfroh und naiv und zeigt den label-typischen Spassfaktor übertragen auf schlichte, tragbare Schnitte. Schicke HipsterBoutiquen wie WoodWood Berlin, Doshaburi in Barcelona oder Ships in Tokyo verkaufen bislang die Styles der beiden. www.potipoti.com Text: Romy Übel Fotos: Rian Heller

Potipoti Collections Womans and Mens SS 2008 Photos: Rian Heller Models: Amanda und Tim Make Up & Hair: Annete Kamont ART Direction: potipoti Graphic Division Sun Glasses: Linea De by potipoti for General Optica Shoes: KTW for potipoti

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vertreter Geburtsjahr Name Hersteller Typ

1945 Dr. Martens Dr. Maertens / Griggs Company Stiefel

In jeder Ausgabe präsentiert kinki magazine den prominentesten Schuhvertreter einer Gattung eines bestimmten Jahres – seit dein Opa deinem Papa den ersten Schuh geschenkt hat. Ob Herrenhalbschuhe, High Heels, geht um die Stilikonen vergangener Zeiten, von denen die meisten auch heute noch ungebrochene Anziehungskraft besitzen. Dieses Mal: Doc Martens Begibt man sich auf die Suche nach dem Ursprung dieses Kultschuhs mit der luftgepolsterten Sohle, stösst man auf den Namen Dr. Klaus Maertens. Anfangs waren sie als schmerzlindernde Massnahme gedacht, welche die geschundenen Füsse ihres Schöpfers entlasten sollte. Dieser hatte sich nämlich beim Skifahren den Fuss gebrochen. Da er sich nach Schuhen sehnte, die ihm das Laufen erträglich machten, griff er zu Leisten und Leder und im Jahre 1945 war der Prototyp der Docs geboren. Die Geschichte der Docs begann also in der Nähe von München, fortgeführt wurde sie allerdings in England, wo ein gewisser Bill Griggs von dem Schuh mit der luftgepolsterten Sohle begeistert war. Griggs war es schliesslich auch, der das Logo kreierte, und den berühmten Slogan ‹with bouncing soles› ins Leben rief. Der ultimative Arbeitsstiefel war geboren, weiter entwickelt und konnte von England aus seinen Siegeszug um die Welt fortsetzen. Der Schuh, der sich in den 60ern noch durch seine acht Löcher für das Schnürband auszeichnete, sollte nun Polizisten, Soldaten und auch Postboten gute Dienste erweisen. Bekanntlich entdeckten bald auch andere Gruppen als die Arbeiterklasse die strapazierfähigen Lederstiefel für sich. Aus einigen Jugendbewegungen sind, beziehungsweise waren die Docs gar nicht mehr wegzudenken. Die ersten, die sich die robusten Arbeiterschuhe zu eigen machten waren die Skinheads, eine Splittergruppe der Mods. Sie wollten sich abgrenzen von dem Summer of Love-Look und den ‹Every-DayWorker› verkörpern. Aufgrund ihrer Geschichte wurden die Docs oftmals von Menschen getragen, die durch diese Schuhe ihre Verbundenheit zur Arbeiterklasse zeigen wollten. 64

Auch die Füsse des einen oder anderen Punks stecken ganz gerne mal in dem robusten Wunder aus Leder. Auch die Kinder der 80er werden sich an so manchen Künstler erinnern, der in Docs über die Bühne hüpfte – siehe Anne Clark oder Dave Gahan. Gegen Ende der 80er war man vor allem gegenüber Varianten, die sich durch zehn Löcher oder mehr auszeichneten nicht abgeneigt. Was schliesst man daraus? Man darf gespannt sein, was noch kommt. Der eingefleischte Doc-Fan musste allerdings im Jahre 2003 einen herben Schlag wegstecken, da sämtliche Fabriken ihren Sitz von England nach Vietnam und Thailand verlegten. Auf der Sohle nicht mehr lesen zu können ‹Made in England› trieb dem ein oder anderen schon eine Träne der Wehmut in die Augen. Es finden sich jedoch auch heute noch genug Menschen, die den Doc Martens die Treue halten, vereint durch das Motto: the shoe musst walk on! Text: Carina Bögerl Illustration: Raffinerie

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play mode

ohne kunst hast du keine chance

Die Mode flirtet heftig mit der Kunst. Die Kunst geht fremd mit dem Big Business. Kann das gutgehen? PLAY investigiert und findet die Erleuchtung in der Innerschweiz.

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m Anfang steht wie immer die Frage: Was ziehe ich heute an? Die modische Grosswetterprognose lau­ tet: Egal, Hauptsache es ist bunt und sieht aus wie ein Action Painting von Jackson Pollock. Oder es hat surreale Nymphen (Prada) oder futuristische Blumenprints (Balenciaga) drauf. Oder der Look verbindet Entzugsklinik-Chic und Konzeptkunst, wie die Krankenschwester bei Louis Vuitton mit der Richard Prince-Tasche. Dazu empfehle ich die surrealistischen Espadrilles von Junko Shimada und die Fusstasche von Chanel in Gold. Aber nicht nur die Grenze zwischen Mode, Kunst und Klapsmühle verwischt zusehends. Während die Modedesigner gerade die Kunst als politische und weltanschauliche Mission wiederentdecken, haben die Künstler selber dieses Feld längst verlassen. Seit auch wir Kinder der Generation Web 2.0 das Monopol der Selbstdarstellung an uns gerissen haben, positionieren sich die Künstler als Mix zwischen Anlagestrategen und Glückspieler. Das Businessmodell lautet: Erfolgreich ist, wer phänomenal teuer verkauft. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden. Der kanadische Kunst-Star und It-Boy Terence Koh macht zum Beispiel offen Kunst, um sich Mode von Balenciaga und Gareth Pugh zu kaufen. Das gibt ihm den Status eines Schutzheiligen der Modeavantgarde.

Die Frage bleibt: Kann der Flirt mit dem Big Business gut gehen, oder bleibt die Kunst auf der Strecke?

Ich verabrede mich zu einer kleinen Landpartie mit dem Schweizer Konzeptkünstler, DJ und Musiker Spichtig, denn: Er bietet eine neue Art des Kunstinvestments an, das gleichzeitig die Seele befreit. Wir treffen uns in der Silberkugel. 66

PLAY: Was machst du genau?

Spichtig: Ich kaufe Seelen. Ich bin ein moderner Seelenfänger im Auftrag der Kunst. Das trifft sich gut. Gerade wir Fotografen ­stehen ja im Ruf, Seelen zu klauen.

Ich klaue nicht. Ich bringe die Seelen in Sicherheit. Einen Service der Kunst. Die Klienten ­erhalten Geld und einen Kaufvertrag. Auf der Website saveyoursoul.biz kann man einen Vertrag he­runter­laden, den unterschreiben und mir ­zuschicken. Anschliessend wird ein Dollar überwiesen und die Seele ist von mir gekauft. Sind unsere Seelen denn in Gefahr?

Wir verkaufen unsere Seelen an alles Mögliche. Dann muss man in so öde Wellnesstempel, zu Scientology oder zum Seelenklempner, um sein Karma wieder aufzubessern. Oder noch ­besser, man kauft sich ein gutes Gewissen und spendet für tote Fische bei WWF.

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ir fahren los Richtung Urschweiz. Letzte Ausfahrt Niemandsland. Ein Motel steht neben einem ­Lager für Schlacht­ bedarf, steht neben einer Bowlinganlage, steht neben dem Zentrallager einer karitativen Kleidersammlung. Hier gibt’s alles für fünf Franken das Kilo. Egal ob Designertasche oder Plüschtier. Spichtig sucht sich zwei Pelzmäntel aus. 4 Kilo, macht total 20 Franken. Und ich kriege ein Paar Box­handschuhe gratis obendrauf. Unfassbar. Wir fahren weiter. Spichtig raucht eine im Pelzmantel. Zu dumm, dass diese Art von Zigi-Glamour bald vorbei ist, wie gehobene Herrenwitze. Höchste Zeit für die Pelzfrage. Spichtig, wir haben soeben das Schnäppchen unseres Lebens gemacht. Dafür wird uns PETA garantiert lynchen. Ich habe ja schon wüste Morddrohungen gekriegt, nur weil es auf ­mei­­ner MySpace-Seite ein Bild von mir mit Waschbärenstola gibt.

Darum empfehle ich eben, die Seele zu verkaufen. Bist du die erst einmal los, bist du erlöst, weil du dich niemandem mehr verkaufen musst. Verkaufst du deine Seele bewusst an die Kunst, ist endlich all das vom Tisch, und du kannst beruhigt Pelz tragen oder auch mal ein gutes Stück Fleisch ge­niessen, und die Feste werden bestimmt ausgie­biger gefeiert.

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Für einen Stutz im Prinzip gerne. Aber warum sollte ich mich entmündigen? Bei Faust kam das ja auch nicht gut, wenn ich mich recht entsinne.

Faust erlebt grossartige Dinge und wird zum Kunst­werk. Was gibt es Besseres? Wir sind schon ­lange frei, die Frage ist nur, was wir damit anstellen. Und da in der Kunst eben alles möglich ist, sollte man seine Seele der Kunst verkaufen. Das ist also genau das Gegenteil von Entmündigung. Ein Kunstwerk zu werden, klingt jedenfalls ­sexier, als die Seele zum x-ten Mal während einem Wellness-Wochenende baumeln zu ­lassen.

Nächste Destination: Ein Privatstift in der Innerschweiz.Wir schiessen einige Fotos in der Kapelle. Danach kaufen wir als Ablass-Handel eine Postkarte von Papst und Stilikone Benedikt XVI (trägt Schuhe von Prada) für einen Franken.

Zudem ist der Markt nur ein Instrument der Kunst, um sich zu verbreiten. Im Mittelalter war dies die Kirche. Gott kann man totsagen, den Markt dann vielleicht auch mal, doch die Kunst ist ewig und allumfassend. Da spielt Geld keine Rolle. Bis es aber soweit ist, spielt Geld sehr wohl eine Rolle. Ich würde sagen: Es gibt keine bessere Art, sein Geld loszuwerden, als in die Kunst zu investieren. Kunst ist das ultimative Statussymbol. Als Sammler und Investor kannst du dich der Nachwelt verewigen und mit dem Künstler erst noch an der gleichen Party abtanzen. Und wie wir wissen, sind Kunstpartys der hippste Ort überhaupt. Mittlerweile tummeln sich dort mehr Leute aus der Fashion-Szene als Künstler. Was vielleicht die derzeitige Obsession der Modewelt mit der Kunst erklärt.

Ueli der Knecht trifft auf Voo­dooZauber.

Wir hocken uns an den Tisch und trinken einen Kafi Schnaps. Weisst du was? Sobald du unsere Seelen ­gerettet hast, solltest du hier drin einen Heimat­ film drehen. So einen richtig schön urchig-­ abgespaceten Schinken.

Ja unbedingt. Darth Vader wird dem Ueli die Kühe melken und die Götter sich am Stammtisch besaufen. Dafür sollte ich noch den Dieter Roth channeln, den hätt’ ich gerne als Hauptdarsteller.

Genau. Fashion ist ja eigentlich der Jesus der Kunst, weil sie sich immer opfert, um uns eine Ab Oktober befindet sich Spichtigs Seele für Freude zu bereiten. ein Jahr im Schaulager in Trogen und kann auf Heute ist es doch so, dass der Kunst-und KulAnfrage besichtigt werden. turbetrieb die Religion als Opium fürs Volk it dieser Erleuchtung verlassen ­ersetzt hat. Der Kunstmarkt ist quasi ein glowir die Zivilisation und erreichen PLAY ist Fotografin und Stylehunter / playlust.net saveyoursoul.biz bal operierendes Wallfahrtsunternehmen, einen Ort tief in der Urschweiz, Saveyoursoul: Surrealistische Espadrilles: junkoshimada.com mit all den Biennalen und Kunstshows. beinahe hätte ich ‹gottverlassen› Das Schöne ist, dass es kein besseres Opium als gesagt. Hier befindet sich Spichdie Kunst gibt. Endlich, endlich werden wir dank tigs ‹Heimet› und HQ: Ein verwittertes Holzhaus dem Kunstmarkt mit dem besten Stoff versorgt. mit Bergsicht. Stube, Kachelofen, Perserteppich, Heiligenbilder an der getäferten Wand. Auf dem Sofa dösen Plüschtiere. In der Ecke türmt sich ein Stapel Modezeitschriften. Auf der Kommode stehen Reliquien, Ikonen, Fotos und eine Manga-Katze dichtgedrängt Spalier.

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Spichtig: Fashion ist ja eigentlich der Jesus der Kunst, weil sie sich ­immer opfert, um uns eine Freude zu bereiten.

Spichtigs Stil: Action-Paint Hose (Privat, Preis auf Anfrage), ­Fuchspelzmantel (10 Franken, ­Kleidersammlung)

Spichtigs Heimat: Ueli der Knecht trifft auf Voodoo-Zauber.

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ach 12 intensiven Jahren im verwunschenen Schlosshotel Val Sinestra, der legendären Partylocation im Unterengadin, ist es nun Zeit für immer Lebewohl zu sagen.

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it einem lachenden und weinenden Herzen ­haben sich die Organisatoren entschieden, die äusserst beliebten Val Sinestra Events im ­Silvretta Gebiet zu beenden. Viele Geschichten ranken sich um die zügellosen Partynächte in den Gemäuern des alten Hotels. Von Alkoholbowlen mit vielen Zusätzen und Kissenschlachten mit 30 und mehr Leuten ist die Rede, von enthemmten Tanzorgien und den besten DJ-Sets, die in der Schweiz je gespielt wurden. Nicht jeder hatte das Privileg Teil dieser Nächte im Paralleluniversum zu sein, aber Geschichten darüber gehören mittlerweile zum Schweizer Volksgut. So heftig die Nächte auch waren, so entspannt konnten die Chill-Out Sessions im Schnee und an der Sonne im Skigebiet von Scuol zelebriert werden.

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n Ostern 2008 wurde nun das ­allerletzte Val Sinestra Easter Happening durchgeführt. ­Deshalb noch mal ein grosses Dankeschön an Muri und seine Crew, die beiden Event­organisationen Soulride aus Holland und Cool Monday Productions aus Zürich, die im magischen Schlosshotel Val ­Sinestra Events organisierten und damit unvergessliche Momente schufen. Never forgotten! 1 Caroline Rieser, 2 Shilara ­Säuberli, 3 Roman Hofacher, 4 Hans Laseroms, 5 Pascal Gallo Hahn, 6 Sarna a.k.a. snook later, 8 Kalabrese, 11 Dani Suess, 13 Danuscha Kull, 18 Adrian Studer, 19 Sonja Stern, 22 Daniele Jovi Loffredo, 23 Jiro ­Haditsch, 26 Amy, 27 Nadine K ­ oller, 28 Philipp ­Mysicka, 29 Daniela Baya, 32 Michi Sager, 34 Amanda Nikolic, 35 Martin Tschaina ­Lieberherr

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Text: Matthias Straub Fotos: Nico Schärer www.nicoschaerer.com

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Focussed: PATRICK O’DELL Der New Yorker Skateboardfotograf Patrick O’Dell ist ein Selfmade Man. Und er ist in seinem 32-jährigen Leben schon verdammt viel herum ­gekommen.

oben: Der Skatepunk Ali Bouala noch lange vor dem ­grossen Flip-Hype beim Worldcup in Dortmund. unten: Patrick hat immer eine Kamera dabei. Sonst könnte er spontane Trash Dives wie diesen auch ­niemals auf Film bannen.

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atrick wurde in St. Louis ganz im Süden der USA, geboren und zog wegen dem Beruf seiner Eltern alle zwei Jahre in eine andere Stadt. Unter anderem hat es ihn auch nach Hong Kong verschlagen, wo er als 13-Jähriger das Skaten für sich entdeckte. An der amerikanischen Schule in Hongkong, an der auch schon Kim Gordon, die Sängerin von Sonic 74

Youth büffelte, lernte Patrick ein paar Jungs kennen, die ihm die ersten Tricks beibrachten. Als er kurze Zeit später nach Columbus, Ohio zog und dort in die High School gehen sollte, beschloss er sich eine eigene Ramp hinter das Haus seiner Eltern zu bauen. Das war der Beginn einer langen Reise vom Skateboarding zur Fotografie und letztlich zur eigenen Fernsehsendung. 1996 zog Patrick nach San Fransisco, wo er das ‹Art Institute› besuchte und alles zu fotografieren begann, was ihm vor die Linse kam. Er beschloss, seinen Lieblingsmagazinen Fotos zu ­schicken, in der Hoffnung, dass sie eines davon

abdrucken würden. Das Thrasher Magazin, das Patrick heute noch für die beste Zeitschrift der Welt hält, meldete sich und bot ihm einen Job an. Keine grosse Sache, aber so konnte er jeden Monat ein paar Kröten dazu verdienen. Und Thrasher schickte ihn mit auf die berüchtigten Touren durch die gesamte USA. Dort sammelte er neben klassischen Skatepics auch ohne Ende Eindrücke vom Rande der Demos. Seine ungewöhnlich direkte und freche Art die Pros und Kids zu fotografieren und seine witzigen Kommentare zu den Bildern schlug bei den Thrasher Lesern auf der ganzen Welt ein wie eine Bombe. Bald wurde Patrick zum ‹Senior Photographer› berufen und zog im Auftrag von Thrasher 1999 nach New York, wo er bis heute lebt. Neben seiner Arbeit für Thrasher nahm Patrick auch kommerzielle Aufträge an und fotografierte schon bald für Zeitschriften wie ­‹Nylon›, ‹Self-service› oder das berühmte ‹Vice›. Inspiriert von diversen Fotoblogs seiner Freunde, rief Patrick 2003 seinen eigenen Blog ‹Epicly Later’d› ins Leben, weil er mittlerweile so viele Fotos besass und keine sonst Möglichkeit sah, diese zu veröffentlichen. Anfänglich scannte er einfach zusammenhanglose Bilder, die ihm gefielen. Er ordnete sie unter Kategorien, denen er als grosser Morissey Fan die Namen von Songs von ›The Smiths› gab. Später kaufte er sich eine Digitalkamera und stellte fast täglich Fotos aus seinem Alltag von Freunden oder Partys ins Netz. Und weil seine Freunde eben Typen wie Kevin ‹Spanky› Long, Dustin Dollin, Andrew Reynolds, Eric ­Ellington und Jerry Hsu sind, wuchs die Beliebtheit seines Blogs in der Skateboard Community mit unglaublicher Geschwindigkeit. Ausserdem freundete sich Patrick mit der New Yorker Schauspieler Clique aus dem Film ‹Kids› von Larry Clarke an. Deshalb sind Chloe Sevigny, Ben Cho, Leo Fitzpatrick aus dem Film und Musiker wie Chan Marshall (aka Catpower) nicht selten auf den Bildern zu sehen, was dem Blog zu noch grösseren Besucherzahlen verhalf.

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bracht habe. Heute gehe ich höchstens zweimal die Woche in Bars oder auf Partys, alleine deswegen kann ich den Blog nicht mehr ständig aktualisieren. Ich habe auch nicht mehr so viel Zeit, seitdem ich ‹Epicly Later’d› als TV Format mache. Zu Beginn hatte ich sogar noch ein Guestbook, wo die Leute die Fotos kommentieren konnten. Aber das ging dann zu weit. Ich bekam Kommentare wie ‹Hey, das Mädchen mit den roten Haaren ist doch nett. Warum ist sie nicht deine Freundin?› oder ‹Trink nicht soviel Alkohol.› Die Leute haben angefan­gen, mein Leben zu kommentieren und das ging mir auf die Nerven. ­Deshalb hab das Guestbook dann raus genommen.

schon Trends und Stimmungen herauslesen und diese neuen Aspekte in meine Arbeit einfliessen lassen. Aber abgesehen davon, dass ich wirklich sehr viele Fotos zu sehen bekomme, liegt meine Aufgabe eher im ‹Management› von Fotos, d.h. ich muss Bildrechte anfragen, mich ständig für meine Auswahl rechtfertigen oder mich mit verärgerten Fotografen herumschlagen, deren Name im Heft aus Versehen nicht genannt wurde.

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ährend der Foto Blog ‹Epicly Later’d› im ­Internet sehr viele Aspekte aus deinem Leben zeigt, ist die gleichnamige Sendung als Online TV ganz stark skateboard­ lastig. Was denkst du, warum auch Leute, die nicht skaten, sich die Sendung so gerne ­ansehen?

Ich glaube, gerade weil sie so nerdy ist. Ich stelle mir vor, dass mein Publikum ein 28-jähriger Skater ist. Für den mache ich die Sendung. Und weil im Skateboarding auch viele schräge Vögel unterwegs sind, schauen sich das auch Nicht-Skater gerne an. Wenn ich mir zum Beispiel eine Sendung über die Hell’s Angels und ihre Motorräder angucken, ist das ja auch interessant, obwohl ich keine Harley habe. Das liegt an unserer voyeuristischen Ader. Wenn man sich aber im Fernsehen etwas über Skateboarding u hast ja auch ­anguckt, wird dort über die Klamotten und Tattoos viele deiner der Skater oder den Hip Hop Trend diskutiert. Freunde in Die versuchen einen Skateboard-Lifestyle zu verziemlich priva- kaufen und das ist dann eher langweilig und ten oder unangenehmen ­unglaubwürdig. Unsere Show ist ehrlich, wir zeiSituationen fotografiert, gen Skateboarding für Skater.

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wie zum Beispiel den übel zugerichteten Ed Templeton. Waren die dann nie ­sauer darüber?

Durch den gestiegenen Bekanntheitsgrad von ‹Epicly Later’d› entschied sich das ‹Vice Magazine› Patrick die Stelle des Bildredakteurs anzubieten. Patrick nahm an und brachte der Zeitschrift eine Heerschar neuer Leser aus der Skateboard Gemeinde mit. Mit dem Online TV Format ‹VBSTV. COM› von Vice schien der nächste Schritt nahe zu liegen: eine eigene ‹Epicly Later’d› Sendung, die Patrick als Autor und Produzent bis heute leitet. Trotz vollem Terminkalender und einer überstandenen zweiwöchigen Krankheit fand Patrick Zeit mit uns über seine Arbeit zu sprechen.

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allo Patrick, hoffentlich geht es dir wieder besser. Erzähl uns mal, wie es dazu kam, einen Foto Bog mit sehr persönlichen Aufnahmen von dir und deinen Freunden ins Leben zu rufen. Muss man denn eine exhibitionistische Ader haben, um so etwas zu tun?

Vermutlich schon. Ich hatte eben einfach so viele Fotos, die ich nicht verwerten konnte, dass ich mir dann dieses Format überlegt habe. Das heisst, ich habe die Fotos immer nach bestimmten Themen sortiert und jeder Blog Eintrag ergibt eine abgeschlossene Serie. Man hat sonst nirgendwo die Möglichkeit, seine Bilder so zu ­zeigen. Zu Beginn habe ich jeden Tag einen neuen Eintrag hochgeladen, weil ich auch jeden Abend unterwegs war und neue Bilder mitge-

Eigentlich nie. Ed bat mich sogar in diesem Moment Fotos zu machen. Und sonst frage ich die Leute immer vorher. Sie wissen, was auf sie ­zukommt, wenn sie mit mir rumhängen. Es soll ja allen Spass machen. Ausserdem bekommt man durch den Blog oft einem falschen Eindruck von meinem Leben. Ich lebe ja auch zwischen den Partys. Natürlich trifft man in New York einen Haufen interessanter Leute, wie Schauspieler und Künstler und ich wurde auch schon zu Partys mit der Limousine abgeholt und wir haben ­Champagner getrunken. Aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt meines Lebens. Die letzten zwei Wochen war ich fast nie unterwegs. Ich war krank und hab ‹Law & Order› im Fernsehen geguckt. Und ich war schon viel zu lange nicht mehr ­skaten. Das ist auch ein Problem von New York: im Winter kannst du nicht draussen skaten, es ist einfach zu kalt.

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ls Fotoeditor von ‹Vice Magazine› bist du den ganzen Tag mit einer Unmenge von fremden Fotos beschäftigt, da du ja ständig ­Material von anderen Fotografen zugeschickt bekommst. Hat dich der Umgang mit dieser Bilderflut in deinem eigenen Schaffen beeinflusst?

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elche Personen würdest du gerne noch ­fotografieren, die dir bisher noch nicht vor die Linse gekommen sind?

Unter den Skatern habe ich eigentlich schon alle fotografiert, von denen ich begeistert bin. Aber es gibt noch einige Skater, mit denen ich gerne ­einen Film für VBSTV.COM mache würde. Es sind vor allem die Persönlichkeiten, die zum einen das Sakteboarding prägen und zum anderen menschlich interessant sind. Dazu gehören für mich ­Leute wie Anthony Pappalardo, Mark Gonzales, Bobby Puleo, Lennie Kirk, Gino Ianucci, oder auch John Cardiel, dem die nächste Show gewidmet ist. Ausserhalb des Skateboarding würde ich gerne mal den Musiker Will Oldman aka Bonnie ‹Prince› Billy fotografieren, den ich mal in einer Bar getroffen habe und so sprachlos war, dass mir die Knie zitterten und ich meinen Mund nicht aufbekommen habe. Und natürlich Morissey, den ich schon so oft bei Konzerten fotografiert habe, aber noch kein Porträt mit ihm machen konnte. Und natürlich Elvis Presley, wenn das möglich wäre… Interview: Matthias Straub Fotos: Patrick O’Dell

Ich denke schon, dass man von den Arbeiten ­anderer Fotografen viel lernen kann. Anhand der zahlreichen Einsendungen kann ich auch früh kinki

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top notch gallery Europas wichtigste Galerien für junge Kunst

heliumcowboy artspace in hamburg

Unter einem gekrümmten Wellblechdach befindet sich in der Sternstrasse die erste Adresse für junge Kunst in Hamburg.

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ie Galerie Heliumcowboy Artspace hat sich seit ihrer Gründung im März 2003 zu einer wichtigen Adresse für Gegenwartskunst aus dem tatsächlichen ‹Hier und Jetzt› entwickelt. Dabei versteht sie sich als Hybrid zwischen dem professionellen Kunstmarktverständnis klassischer Galerien und der Inszenierungstechniken aktueller Ausdrucksformen moderner Urban Art. Sie vertritt ausschliesslich Künstler, die fähig sind, Grenzen aufzubrechen, immer auch ‹underground› sind und deren Ästhetik die Zukunft der Kunst ist. Heliumcowboy Artspace trägt grossen Anteil an der Entwicklung einer neuen, urbanen Galeriekultur, die mit traditionellen Erwartungshaltun76

gen bricht und einer frischen, jungen Ästhetik der Kunst zu Öffentlichkeit und Anerkennung verhilft. Zentral in der Alltagskultur einer jungen Künstler-Generation verhaftet, erobert die Galerie derzeit ein bislang unbesetztes Segment des Kunstmarktes – und zwar international, da die Künstler der Galerie aus ganz Europa und den USA stam­men. Seit 2006 ist Heliumcowboy Artspace auch auf internationalen Messen vertreten, dem nach wie vor elementarsten Zugang zum Kunstmarkt und der Beeinflussung von Kunstrichtungen. Der Grossteil der heutigen Galeriekunden (Kunstverkäufe) ist international. Nach der Teilnahme an der ersten Messe, der art.fair in Köln im November 2006, wurden die Galerie drei Mal in Folge zu den wichtigsten Messestandorten der Welt eingeladen: nach Miami (scope, Dezember 2006), New York (scope, Februar 2007) und nach Basel (Juni 2007). Seit der Eröffnung der Galerie wurde über sie in nationalen und internationalen Publikationen

wie u.A. Der Spiegel, Brand Eins, Style & the family tunes, Hamburger Abendblatt, Rheinischer Merkur, PRINZ, MODART (europaweit), DPI (Taiwan), Actitudes (Spanien und wichtigen Web-Magazinen berichtet. Nach der Veröffentlichung des ersten Buches ‹A Cowboys Work is Never Done› im Jahr 2006 und des Katalogs zur Ausstellung ‹La Vagina› von Boris Hoppek im Sommer 2007, folgen nun weitere individuelle Künstlerpublikationen, die als Katalog begleitend zu ihren Ausstellungen im Heliumcowboy Artspace konzipiert wurden. Der Leitgedanke hinter diesen Publikationen ist, dem Publikum der Galerie einen tieferen Einblick in die Arbeit des ausgestellten Künstlers zu gewähren.

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Heliumcowboy Artspace GmbH Sternstrasse 4 20357 Hamburg Öffnungszeiten: Mittwoch — Freitag, 11.00 — 19.00 Uhr und nach Vereinbarung www.heliumcowboy.com

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Skateistan: Afghanistans erste RollBRETTschule Wo die Granaten der Taliban einschlagen, denkt man nicht

gleich an einen Skatespot. Trotzdem versuchen Entwicklungshelfer mit Kickflips den Alltag nach Kabul zu bringen.

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gal, in welcher Stadt man sich auch befinden mag, praktisch überall auf dieser Welt findet sich ein asphaltiertes Plätzchen Erde, auf dem Einheimische sich zum Skateboarden treffen. So holperig der raue Untergrund auch sein mag, fast jeder mehr oder weniger ebene Quadratmeter dieser Welt dürfte schon mal in Berührung mit dem Urethan eines Satzes Skateboardrollen gekommen sein. Der Skateboardboom Mitte der Achtzigerjahre hatte sich über alle Kontinente verteilt, und seit einigen Jahren scheint sich dieser Boom zu wiederholen: MTV besitzt mittlerweile zwei Reality-Soaps, welche sich mit dem mehr oder weniger interessanten Alltag zweier Skatepros beschäftigt. Skateboarding war jedoch niemals einfach nur ein Trend, wie er so kommt und geht, sondern konnte sich stets vollends auf die Hingabe und Leidenschaft seiner Jünger verlassen. Wer sich erst einmal in diesen Sport verliebt hat, der nimmt sein Board überall hin mit, und sei es bis ans Ende der Welt. So ähnlich muss es auch Oliver Percovich, Sharna Nolan und Travis Beard ergangen sein, als sie vor eineinhalb Jahren nach Kabul reisten. Die Entwicklungshelfer und der Fotojournalist hatten ihre Skateboards aus Melbourne mitgebracht und sich allen Warnungen zum Trotz nach einiger Zeit auch gewagt, die Stadt per Board zu erkunden. Und siehe da, vor allem die Jugendlichen zeigten sich neugierig. Und lernwillig! So kam es, dass die drei Australier fortan ihre Schuhe und Bretter mit allen, die sich für diese Sportart interessierten, teilten. Auf dem Schulhof der deutschen AmaniOberrealschule fand sich ein gut asphaltierter Platz, wo sie von nun an nach der Arbeit den Jugendlichen das Balancieren auf dem wackeligen Stück Holz beizubringen versuchten. ‹In Kabul ist es momentan so, dass Kinder selten die Möglichkeit haben, wirklich Kinder zu sein. Natürlich ist der Zugang zu Bildung besser als in den letzten fünfzehn Jahren, aber wenn sie aus der Schule nach Hause kommen, müssen sie, da ihre Familien so arm sind, sofort arbeiten gehen und ihren Beitrag zum täglichen Überlebenskampf leisten›, beschreibt Sharna Nolan die derzeitige Situation für Jugendliche in Kabul. 78

Mit Skateboards für eine bessere Welt: Ein sehr ambitioniertes Projekt von drei Australiern will das möglich machen.

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Das Brett mit den vier Rollen könnte von Einheimischen als Versuch der Amerikanisierung missverstanden werden.

Der engagierte Einsatz von Travis und seinen Freunden ist zuweil ein gefährliches Unterfangen. ‹Geht nicht auf die Strassen›, sagen die Afghanen.

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Für den Coach eine echte Herausforderung: am Hindukusch ist ‹Skateboard› noch ein Fremdwort.

Dieser traurige Fakt und die Tatsache, dass viele – wenn auch gut gemeinte – Versprechen von Entwicklungsprojekten bei den Afghanen nicht viel mehr als Misstrauen in westliche Institutionen solcher Art bewirkt hatten, inspirierte die drei dazu, ihre abendlichen Skatesessions zu einem unabhängigen Hilfsprojekt auszubauen. ‹Wir wollen Kinder ansprechen und ihnen etwas Neues zeigen, bevor sie glauben, dass sie niemals ein Teil der internationalen Gemeinschaft sein können. Wir arbeiten mit Kindern, um ihnen Selbstachtung, Selbstbewusstsein und die Möglichkeit, sich eigene Meinungen zu bilden, zu vermitteln›, meint Nolan. Das Projekt Skateistan befindet sich momentan in der Aufbauphase: man versucht, grössere Firmen – auch aus der Skateboardindustrie – als Sponsoren zu gewinnen. Den Betrag fürs erste Jahr einer solchen ‹Skateboardschule› schätzen die Australier auf etwa 120’000 Dollar. Diese Summe beinhaltet die Miete eines sicheren Gebäudes für schulische Aktivitäten und die Auslagen für Bretter, Schoner und Schuhe der angehenden Skateschüler. Doch Oliver Percovich weiss auch um die Risiken, die ein solches Projekt mit sich bringt: ‹Die Gefahr besteht darin, die Unterstützung der Gemeinden vor Ort zu verlieren. Wenn ein Mullah von dem Projekt erfährt und beschliesst, es nicht zu mögen, wenn er es

zum Thema seiner Predigten macht, dann bedeutet das Ärger für uns. Deshalb wollen wir vor Ort möglichst bescheiden auftreten, wir wollen die Leute, die mitarbeiten, selbst aussuchen, wir brauchen die Unterstützung der Familien unserer Schüler. Sie müssen verstehen, dass wir hier etwas Gutes tun, aber dass nicht unbedingt jeder davon erfahren muss.› Dass dieser Sport ursprünglich aus den USA stammt und dort auch seine grösste Verbreitung findet, dürfte die Situation ebenfalls erschweren. Doch die Australier zeigen sich trotz aller finanziellen und sozialen Hindernisse optimistisch. Sie sind fest entschlossen, nicht nur die Sichtweisen der Afghanen, sondern auch jene, mit welchen sie vom Westen aus betrachtet werden, positiv zu verändern: ‹Eines der wichtigsten Ziele unseres Projektes ist es, eine positive Wahrnehmung afghanischer Jugendlicher zu schaffen. Es gibt viele Vorurteile, die abgebaut werden müssen. Afghanische Jugendliche sind keine Terroristen, sondern Individuen, die genauso viel Spass an einer angesagten Sportart haben, wie Menschen in anderen Ländern auch. Wir möchten diese kulturelle Befremdung bekämpfen, die immer dann auftaucht, wenn von der muslimischen Welt geredet wird›, so Sharna Nolan. Ob Skateistan Vorbildcharakter für andere Hilfsprojekte ähnlicher Art haben wird, und ob es den drei Skateboardlehrern gelingen wird, das Projekt zu einem Selbstläufer auszubauen, wird sich zeigen. Allerdings wäre dies nicht das erste, und hoffentlich auch nicht das letzte Mal, dass Skateboarding kulturelle Barrieren überspringt! Für weitere Infos, Fotos und Kontakt: www.skateistan.org Sharna, Oliver und Travis suchen ausserdem immer noch nach Sponsoren und grosszügigen Spendern… Text: Rainer Brenner Fotos: Travis Beard (argusphotography.com)

Der Vorteil der ersten Skater in Afghanistan: sie werden nirgendwo verjagt. Im Gegenteil, es kommen viele Menschen zum Staunen.

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Tough Guy Race: Willkommen im Dreck Dass Sport tatsächlich Mord sein kann – zumindest

wenn man ihn mit der Ausbildung zum Elitesoldaten verwechselt – beweist zweimal im Jahr das britische ‹Tough Guy Race›: Die harten Guys und Girls, die an dem Hindernismarathon bei Birmingham teilnehmen, riskieren die volle Bandbreite an vorstellbaren Ver­ letzungen – und das auch noch zu einem guten Zweck.

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nscheinend gibt es in der Tat Menschen unter uns, denen die unaufgeregte Routine der Wohlstandsgesellschaft zwischen rückenfreundlichem Bürosessel, komfortabler Sitzheizung im Auto und linksdrehenden Joghurtkulturen nicht die geeignete Plattform bietet, die eigene körperliche und geistige Belastbarkeit einer Prüfung zu unterziehen. Die Sehnsucht nach einer echten Herausforderung ist für den modernen Westeuropäer kaum noch zu befriedigen – ohne zwangsläufig mit Recht und Gesetz in Konflikt zu geraten. Abhilfe schafft da nur noch die kostenträchtige Besteigung eines ‹Achttausenders›, oder ein sportliches Ereignis der besonders heftigen Gangart: Das ‹Tough Guy Race› verbindet den Fitnesswahn unserer Tage mit den fragwürdigen Trainingsmethoden aus Stanley Kubricks ‹Full Metal Jacket›. Schon 1987 findet das Rennen auf dem Privatgrundstück seines Gründers Billy Wilson, unter den Teilnehmern auch als ‹Mr. Mouse› bekannt, nunmehr statt – und ‹Herr Maus› lässt sich nicht lange bitten, wenn es darum geht, seiner internationalen Kundschaft alles Menschenmögliche abzuverlangen. Dabei beginnt das beliebte Folter­ programm mit einem zehn Kilometer langen Geländelauf noch eher gemächlich. Mit gewöhnlichem Jogging ist diese ‹Aufwärmphase› aber schon nicht mehr zu vergleichen: Es geht querfeldein, über rauen Untergrund und steile Hügel, durch dichtes Gebüsch und matschige Tümpel. Ist zu diesem Zeitpunkt des Rennens die überwiegende Mehrheit des Teilnehmerfeldes, bis auf wenige Knochenbrüche und Blessuren, noch ganz gut in Form, trennen sich spätestens auf den letzten drei Kilometern bis zum Ziel die begnadeten Hobbysportler von den richtig zähen Kerlen. Auf die Läufer warten jetzt die eigentlichen Herausforderungen, die das ‹Tough Guy Race› zum härtesten Massensportereignis der Welt machen: Die berühmt-berüchtigten ‹Killing Fields›. Von circa sechstausend Teilnehmern in diesem Jahr schafften es weniger als die Hälfte ins 82

Ziel, und das ist einzig und allein der sadistischen Phantasie von Billy Wilson und seinem Team zu verdanken. Die Quälereien hören auf so viel versprechende Kosenamen wie ‹The Vietcong Tunnels›, ‹Anaconda›, ‹Berlin Wall› oder ‹Tyre Torture› und sind so vielfältig, wie monströs: Die Teilnehmer schwimmen durch eiskaltes Wasser, überklettern zehn Meter hohe Holzkonstruktionen, kriechen unter Stacheldraht durch den Matsch und robben auf Knien und Ellenbogen durch enge Betonröhren. Wer unter Höhenangst oder Klaustrophobie leidet, sollte besser erst gar nicht anreisen, oder sich darauf gefasst machen seinen Ängsten per Schocktherapie ins Auge zu blicken. An Ausrüstung sind zumindest festes Schuhwerk und Handschuhe zu empfehlen. Ein Neoprenanzug lindert die schlimmsten Folgen der eisigen Temperaturen. Ein paar ganz Furchtlose wagen sich aber mit nichts als einer Unterhose bekleidet auf den Kurs. Für kurze Erwärmung sorgen allein die lodernden Feuergräben, die es zu überspringen gilt – nicht selten bleibt dabei die Beinbehaarung auf der Strecke. Die Unglücklichen, deren Bekleidung in Flammen aufgeht, werfen sich in das nächstgelegene Wasserloch. Auf Sicherheit – sofern man in diesem Fall überhaupt davon sprechen kann – wird aber Wert gelegt. Ständig sind die Organisatoren damit beschäftigt, die Belastbarkeit der Anlagen zu testen und zu erneuern. Trotzdem wäre eine vergleichbar gefährliche Veranstaltung in anderen europäischen Ländern aus rechtlichen Gründen wohl nur schwer vorstellbar – die Briten sind eben ein aussergewöhnlichens Völkchen.

Stacheldraht und ­Betonröhren

zung kommt von den Schaulustigen, die den Läufern mit Motivationsgesängen und Trinkflaschen unter die Arme greifen: Beim ‹Tough Guy Race› stecken gestandene Männer weinend bis zu den Hüften im Schlamm und wälzen sich mit schmerzverzerrten Gesichtern fluchend im Dreck. Das gemeinsame Leiden fördert in hohem Masse Soli­ darität und ein Gemeinschaftsgefühl unter den Läufern. Man hilft sich gegenseitig mit Räuberleiter und Durchhalteparolen durch physische und psychische Krisen. Dieser Teamgeist gilt vielen als das eigentliche Erlebnis beim ‹Tough Guy Race›. Einzelkämpfer haben es ungleich schwerer ins Ziel zu gelangen. Bei aller Männerromantik sind die Herren der Schöpfung aber nicht mehr gänzlich unter sich – ein paar dutzend ‹Tough Girls› wagten sich im vergangenen Januar ebenfalls auf den Parcour. Sieger 2006 blieb aber dennoch der 24-jährige Thomas Michael Owens mit der sensationellen Zeit von einer Stunde und siebzehn Minuten. Eine Medaille, zusammen mit der zertifizierten Erlaubnis sich fortan einen ‹Harten Kerl› nennen zu dürfen, bekommt aber jeder, der die Schinderei bis zum bitteren Ende durchsteht. Und was macht ‹Mr. Mouse›, der früher Trainingslager für britische Elitesoldaten entworfen haben soll, mit den Einnahmen seines privaten ‹Boot Camp›? Er hat sich der Wohltätigkeit verschrieben und pflegt alte und kranke Pferde auf seiner ‹Farm for Unfortunates›. Das Mitleid mit den Tieren scheint ihm also leichter zu fallen, als das Mitgefühl mit den ‹Opfern› seines Vergnügungsparks für harte Kerle – die haben ihr Schicksal schliesslich selbst gewählt. www.toughguy.co.uk Text: Kai-Holger Eisele Fotos: a-punkt

Knochenbruch, Kreislaufkollaps, Schürfwunde und Muskelkrampf werden von einem freiwilligen Helferteam, genannt die ‹Marshalls›, in Empfang genommen und behandelt. Moralische Unterstüt-

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Schürfwunden, Knochenbrüche und Brandwunden gehören zum Standardrepertoire der Tough Guys. Es gibt sogar immer einige Tough Girls bei den Wettkämpfen � die haben mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen, die Mr. Mouse für die Männer ausgeheckt hat.

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nimm mich! jetzt! sofort!

kinki märz/april 08 Herausgeber Aurum Communication AG c/o kinki magazine Zürcherstr. 204f CH 9014 St. Gallen Verlagsleitung Mark Mirutz Chefredakteur Matthias Straub Projektleitung Melania Fernandez

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Gestaltung Raffinerie AG für Gestaltung, Zürich, www.raffinerie.com Redaktion Mathias Bartsch, Kai-Holger Eisele, Meike Frank, Adriana Popescu Fotografie Travis Beard (Argusphotography.com), Guillaume Gilbert, Rian Heller, Ryan Lackey, Beat Schweizer, Nico Rudaz, Nico Schärer, David Spaeth, Nina Stiller, Matthias Straub, Lena-Maria Thüring, Daniel Tischler, photocase.com, Marvin Zilm Illustration Lina Müller, Sarah Parsons, Raffinerie Bildbearbeitung Cyrill Frick Freie Mitarbeit Annette Amberg, Carina Bögerl, Rainer Brenner, Neomi Gamliel, Evangelos Kleiman-Kontopoulos, Vania Kukleta, Miky Merz, Manuel Niess, PLAY, Romy Übel Marketing Service Melania Fernandez Abo Service www.kinkimag.com/abo Druck AVD Goldach Einzelverkauf CHF 6.– / EUR 4.– pro Exemplar

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Aurum Communication AG c/o kinki magazine Zürcherstr. 204f 9014 St. Gallen *so lange Vorrat – first come, first serve!

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Art- And Snowboardsession Natürlich wusste ich im holperi­ Hohe Airs und Spray Can Art gehen eine ­wunderbare ­Symbiose ein. Zum ­B ei­spiel beim ‹You know what time it is› Event in ­Thyon.

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n Thyon, einem etwas futuristisch anmutenden Skiort im Wallis, empfingen mich die freundlichen Veranstalter. Alles schien bis ins Detail organisiert, und der mächtige Hip Jump stand tatsächlich in voller Grösse vor mir. Als dann langsam der Abend anbrach, begannen die insgesamt sechzehn Rider ihr Können zu zeigen. Die Landung wurde durch Videoproduktionen beleuchtet, davor befanden sich insgesamt drei Leinwände, auf welchen im Laufe des Abends Graffiti- und Ölbilder entstehen sollten. Die Stimmung war gemütlich, doch wem dieses Spektakel trotz sommerlicher null grad etwas zu kalt wurde, der konnte das Geschehen auch gemütlich vom Restaurant aus betrachten. Ebenfalls zur entspannten Atmosphäre trug auch das Rankingsystem des Snowboardcontests bei, in welchem die Fahrer die Sieger selbst wählen durften. Diesem (der Glückliche war ein junger Walliser namens Johan Fragnière) wurde dann gegen elf Uhr ein vom Künstlers Joël ‹JoD› Dewarrat soeben fertig gestelltes Ölbild überreicht. Danach verlagerte

gen Postauto von Sion nach Thyon les Collons noch nicht, was mich am Abend erwarten würde. Ich rechnete mit einem Haufen kreischender Mädchen und coolen Jungs, die sich im Flatrate-Saufen üben würden. Da es die letzten Tage nur geregnet hatte, ­konnte ich mir auch den ­Kicker, den die Veranstalter im Dorf aufbauen wollten, noch nicht so ganz vorstellen. Doch ­alles sollte ganz anders ­kommen.

sich das gut gelaunte Publikum in den nahe gelegenen Club, um die Nacht zu Hip-Hop-Beats ausklingen zu lassen. Speziell an diesem Event war, eine entspannte Mischung aus Kunst, Snowboarden und guter Musik in einem kleinen und gemütlichen Rahmen erleben zu können. Snowboarding zeigte sich auf einmal von seiner zurückhaltenden Seite, und das schien sich sowohl auf die Teilnehmer als auch aufs Publikum positiv ausgewirkt zu haben. Text: Rainer Brenner Foto: Niko Rudaz

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Urban Skills Club Hip Hop ist der Sound, Fussball ist das Leben. Beim Urban Skills Club geht es ums Kicken und Bouncen – what else could you ask for?

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ur Einstimmung auf den Fussballsommer startet Nike den ‹Urban Skills Club› – ein Streetsoccer-Battle, das Hip Hop mit Strassenfussball vereint und eine Hommage an den legendären Nike-Sneaker Dunk ist. In fünf Grossstädten messen sich die aufgerufenen Teams untereinander. Das grosse Finale des ‹Nike Urban Skills Club› findet am 24. Mai in ­Zürich mit einem Konzert aller beteiligten Künstler statt. Mit dabei: K.I.Z. aus Berlin, Deichkind aus Hamburg, Afrob aus Stuttgart, Waxolutionists live & special guest MAdoppelT aus Wien und OBK für Zürich. Pass the mic – pass the ball: HipHop und Streetsoccer verbindet viel mehr als nur die gemeinsame urbane Umgebung. Kreativität und ein besonders ausgeprägter Teamgeist sind die erforderlichen Attribute. Kein Wunder, dass Rap und Fussball mittlerweile auch in der Popkultur eng miteinander verzahnt sind. Das zeigen Athleten, die in Hip Hop Videos auftreten und Hip Hop Acts, die sich für ihre favorisierten Clubs engagieren. Was zählt, sind die Skills des Einzelnen und die Fähigkeit, diese in der Gruppe zu entfalten. Gesucht werden für den ‹Nike Urban Skills Club› daher die besten Fussball-Amateurteams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der ‹Nike Urban Skills Club› gibt der Allianz aus Strassensport und Strassenkunst eine ganz neue Plattform und feiert zugleich eine Nike Ikone, die wie keine andere die Akzeptanz der Strasse erfahren hat: Der Nike Dunk. 1985 ursprünglich als Basketballschuh auf den Markt gekommen, ist er heute ein Kult-Schuh in der Sneaker-Szene und für seine unerschöpflichen Farbvarianten bekannt. Ausgetragen wird der ‹Nike Urban Skills Club› in Kooperation mit fünf Städten, die über eine ausgeprägte urbane Fussballkultur verfügen: Städte mit langer Fussballtradition, leidenschaftlichen Fans und einer starken Strassenkultur-Szene. Die Paten der Vorrundenspiele sind folgende KultClubs: Hamburg mit dem FC St. Pauli, Berlin mit dem 1. FC Union, Stuttgart mit den Stuttgarter Kickers, Zürich mit dem FC Zürich und Wien mit dem 1. FC Vienna. Jedem dieser Clubs widmen lokale Künstler ein spezielles Dunk-Artwork.

Spielmodus

Zwölf ausgewählte Teams aus jeder Stadt treten auf einem Fussball-Kleinfeld gegeneinander an. Eine Mannschaft besteht aus fünf Spielern (inkl. 2 Ersatzspieler), gespielt wird drei gegen drei. Die besten Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für das Viertelfinale, es folgen Halbfinale, Spiel um Platz drei und das Finale des jeweiligen Vorrundenturniers. Die einzelnen Siegerteams treten dann als Vertreter ihrer Stadt in Zürich beim grossen Final-Battle am 24. Mai 2008 gegeneinander an und beweisen, wer die besten Skills hat. 86

Afrob aus Stuttgart (oben), MAdoppelT aus Wien (mitte) und OBK aus Zürich (unten) repräsentieren beim Abschlusskonzert am 24.05. in Zürich die Fussball-Städte am Mic.

Bewerbung und Registrierung

Mitmachen kann jeder ab 18 Jahren, der urban Football und Musik liebt und sich rechtzeitig anmeldet. Die Bewerbung und Registrierung für die limitierten Turnierplätze sowie weitere Infos rund um den ‹Nike Urban Skills Club› sind ab Mitte März 2008 unter www.myspace.com/Urban­SkillsClub zu finden. Der Hauptpreis für das Siegerteam ist ein exklusives VIP-Wochenende zum Fussball-Ereignis des Jahres in Wien.

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K.I.Z. aus Berlin (mitte links), Deichkind aus Hamburg (mitte rechts) und die Waxos aus Wien (unten) rocken die Hütte nach dem Finale in Zürich am 24.05.

Alle Urban Skills Club ­Turnier-Termine im Überblick: HAMBURG Sa. 26.04. 2008 – Arrival: 10.00 Uhr, Kick-Off 11.00 Uhr FC St. Pauli/Location: ­Sportplatz an der Feld­strasse, am Millerntorstadion, 20359 Hamburg Anmeldeschluss: 12.04.2008

STUTTGART So. 11.05. 2008 – Arrival: 10.00 Uhr, Kick-Off 11.00 Uhr Stuttgarter Kickers/Location: Vereinsgelände Stuttgarter Kickers, Königssträssle 56, 70574 Stuttgart/Degerloch Anmeldeschluss: 27.04.2008

BERLIN So. 04.05. 2008 – Arrival: 10.00 Uhr, Kick-Off 11.00 Uhr 1. FC Union/Location: An der alten Försterei, An der Wuhlheide 252–256, 12555 Berlin Anmeldeschluss: 20.04.2008

WIEN Sa. 17.05. 2008 – Arrival: 10.00 Uhr, Kick-Off 11.00 Uhr 1. FC Vienna/Location: Stadion Hohe Warte, Klabund­gasse, 1194 Wien Anmeldeschluss: 03.05.2008

ZÜRICH Fr. 23.05. 2008 – Arrival: 15.30 Uhr, Kick-Off 16.30 Uhr FC Zürich/Location: SBB Parkplatz, Hohlstrasse-Ecke Duttweiler Brücke, 8048 Zürich­ Anmeldeschluss: 09.05.2008

FINALE ZÜRICH Fr. 23.05. Turnier: Hosted by Samurai und DJ K Rim Sa. 24.05. 2008 – Arrival: 14.00 Uhr, Kick-Off 15.00 Uhr hosted by Misk. Konzert: 20.00 Uhr DJs Greg und Freaza (Heavyhitterz/ZH) Hosted by Samurai und P. Moos Featuring: K.I.Z./Berlin, Deichkind/Hamburg, Afrob/ Stuttgart, Waxolutionists (live) & MAdoppelT/Wien und OBK/Zürich. Location: MAAG Event Hall, Hardstrasse 219, 8005 Zürich

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JULES JULIEN D

Aus dem Dunkeln in den Vordergrund er französische Künst­­­ler Julien Roure aka Jules Julien (32) stammt aus einem kleinen Dorf in der Provence und hat sich mit Illustrationen einen Namen gemacht, die durch eine realistisch-fotografische Ästhetik und starke Farben auffallen – aber auch manchmal in die verzerrt Groteske reichen. ‹Ich versuche immer, die Dinge aus einer neuen Perspektive her­ aus zu zeigen. Mit anderen Worten, ich rücke in den Vordergrund, was normalerweise im Dunkeln bleibt.›, sagt Jules über seinen Stil. ‹Das ist meine Entscheidung in Reaktion auf die Anforderungen der Produktion, der Geschwindigkeit und des Profits, die von der Gesellschaft gestellt werden. Eine Art Pause vom Wahnsinn und vom heutigen Zwang des Überbietens. Ein Moment, um die Welt einmal anders zu betrachten.› Jules ist kein Autodidakt. Noch während er Grafikdesign studierte, wurde eine Kommunikationsagentur auf den jungen Künstler aufmerksam, die ihn auch prompt anheuerte. Seit etwa zwei Jahren ist er Freelancer mit Wohnsitz in Paris. ‹Die Kommunikationsbranche hat ihre eigenen Beschränkungen. Deshalb habe ich mich entschieden einen persönlicheren Weg einzuschlagen, der Autor meiner eigenen Arbeit zu werden und meine eigenen Projekte zu realisieren.› Die Früchte dieser Arbeit, seine erste Gruppenausstellung, waren letzten Oktober im belgischen Antwerpen zu bewundern. Seitdem haben Galerien in Brüssel und Toronto ihr Interesse angemeldet. Ausserdem ist eine erste Ausstellung geplant, die sich einzig und allein mit Juliens Illustrationen 88

beschäftigen wird. Trotzdem lebt er noch notgedrungen von den Ersparnissen aus seiner Zeit in der Werbebranche: ‹Die Presse zahlt schlecht oder überhaupt nicht, und in den Galerien hab ich bis jetzt nur mein Debüt abgeliefert. Mein Engagement ist deshalb noch rein persönlich.› ‹Wenn ich zwei Künstler wählen könnte, mit denen ich in Zukunft gerne zusammenarbeiten würde, dann wären das der französische Autor Eric Chevillard, den ich sehr schätze und der Tänzer und Choreograph Xavier Le Roy. Ich glaube, dass Literatur und Tanz, jeweils für sich, einen interessanten Einfluss auf meine Arbeit haben könnten, mehr als das bei einer Verbindung Grafiker zu Grafiker der Fall wäre.› Doch was bedeutet für Jules die Kunst an sich? ‹Für mich ist Kunst der Ausdruck von Realität durch die Eigenarten und Entscheidungen des Künstlers. Jede künstlerische Handlung ist eine Reaktion auf die Realität.› Aktuell arbeitet Jules Julien an einer Serie mit dem Titel ‹Welcum› für ein spanisches Kunstmagazin, sowie an einer Ausstellung mit dem hoffnungsvollen Namen ‹Happy End›. Ein Ende seiner Produktivität, und mag es auch noch so glücklich ausfallen, müssen wir aber so bald wohl nicht befürchten. Text: Kai-Holger Eisele

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Fetish Boy

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oben: L’oeil se fait tirer l’oreille unten: Love You

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flitzer erwischt

Der effizienteste Weg deine Freunde im Netz zum Affen zu machen. Aber Vorsicht: Rache ist süss!

http://a.muglets.com

Es gibt diese Exhibitionisten unter unseren Freunden. Oder die Discoqueens. Die nervigen Clowns. Ewigen Cowboys. Wir wussten es nur nicht, weil sie es verheimlichen. Aber sobald man diesen Link verschickt wird einem schnell klar: die Freunde sind nicht ganz so harmlos, wie man dachte. Michael Jackson Double, Fussballstars, Wannabe Clint Eastwoods. Alles ist vertreten. Aber was ist ein Muglet? Ganz einfach selber ausprobieren. Bild hoch laden, Figur aussuchen, Specialmove bestaunen und fleissig die Links verschicken. So kann

das gesicht von morgen www.faceofthefuture.org.uk

Nein, hier werden keine neuen Topmodels gesucht, hier wird nur ein kurzer Blick in die Zukunft geworfen. Alle quälen sich doch eines Tages mit der Frage, welches Gesicht wohl zurückschaut, wenn man in zehn Jahren in den Spiegel blickt. Sind die Falten um die Augen schon zahlreicher geworden oder die Haare an den Schläfen grau? Hat man dann dort noch Haare? Eine Antwort bietet jetzt, wie so oft das Internet. Einfach und schnell ein gutes Foto von sich selbst hoch laden und abwarten. Zuerst der

Blick zurück, sah man als Baby wirk96

man auch ganz hervorragend Rache nehmen am verhassten Kollegen, der immer den letzten Schluck Kaffee trinkt oder am Chef, der die Gehaltserhöhung verweigert. Das Internet als Blamage Plattform. Aber ist doch alles nur Spass. Auch wenn es lustig ist zu sehen, als welchen Muglet man sich selber sieht, das sagt bestimmt etwas über die Psyche. Aber das will man auf dieser Spassseite nicht wissen. Hier geht es nur darum, sich selbst zum Affen zu machen. Oder eben Freunde. Auf die Muglets, fertig, los.

Die heissesten Outfits für Wuffi und Sissi. Federboa inklusive. Gaaaaanz herzig!

gay queer dog www.breel.pwp.blueyonder.co.uk/gaydog

Sind wir doch mal ehrlich, wenn gleichgeschlechtliche Zweibeiner eine Lebensgemeinschaft eingehen, sollte man dem besten Freund des Menschen zumindest die Chance geben, etwas mehr auf sein Äusseres zu achten. Ob nun als schwuler Rocker aus der ‹Blue Oyster› Bar oder doch lieber die Pinke Version eines extrem metrosexuellen Designerfans, ‹Dress your gay dog› ist eine Internetseite, die Spass machen soll und das auch tut. Ohne darauf zu achten, politisch korrekt zu sein, gibt es hier das kurzweilige Spiel um Schnelligkeit, mit dem Ziel, lich so schrecklich aus? Und der seinen Köter mit den nötigen Acceshoffnungsvolle Blick in die Zukunft. soires einzukleiden, während die Zeit Ob das Ergebnis dann der Realität entsprechen wird, weiss man natür- unaufhaltsam runter tickt. Von Federboas über Perlenohrringen, nichts lich jetzt noch nicht. Jeder dreht darf vergessen werden. Dazu die doch gerne mal am Glücksrad der Zukunft, wenn auch nur aus Spass. poppige Musik einer Schwulendisco, die mit halbnackten Männern Wenn man das Foto schon mal bestückt ist und die grelle Regenbohoch geladen hat, sollte man auch die ‹Monkey Version› nicht auslas- genfarbe. Auf den Hund – fertig – sen. Als Statist in ‹Planet der Affen› LOS! Immerhin hat der vierbeinige hätte man auf alle Fälle eine Chance Freund von heute auch Geschmack gehabt. Es lohnt sich auch eine und das Recht, schick über die Manga Version des sonst so verStrassen zu marschieren, während trauten Gesichts zu bestaunen. das Herrchen, ob nun heteroDer perfekte Link für eine Rundmail. oder homosexuell, die hoffentlich perlenbestückte Leine hält. Nicht vergessen die Ergebnisse der Freunde anzufordern!

Nur für echte Masochisten: wer will denn wirklich wissen, wie man selbst mit Falten aussieht?

Text: Adriana Popescu

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versammelt Der Sammeltrieb ist wie ein geheimnis­ voller Virus, der jeden befallen kann. kinki stellt seine prächtigsten Exemplare aus. Name, Vorname

Mario Janser, 35 Wohnort

Winterthur Beginn der Sammel­ tätigkeit

1989 Erste Beute

Altered Beast für Mega Drive Letzte Beute

Mario Kart für Nintendo Wii Teuerstes Game

Wahrscheinlich ­‹Shenmue Collectors Edition (Japan)› für Sega Dreamcast, ca. CHF 200.– bei eBay Anzahl

ca. 500 Stück Weitere Sammel­ angewohnheiten

Vinyl Foto: Marvin Zilm

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Time to change. MINI CLUBMAN. THE OTHER MINI. Ein unverwechselbarer Charakter. MINI.ch

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