Steiner-Wirt & Visionär in Zell am See

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Wirt & menschen Das Porträt

Visionär Johannes Schwaninger ist ein außergewöhnlicher Wirt und Hotelier. Einer, dem stets tausend Ideen im Kopf herumspuken. In seinem „Boutique Hotel Steinerwirt 1493“ konzipiert der 37-Jährige Kulturveranstaltungen, die ihresgleichen suchen.

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eben ist das, was dir passiert, während du dabei bist, andere Pläne zu schmieden“, meinte einst John Len„ non. Eine Lebensweisheit, die auf Johannes Schwaninger, Inhaber des „Boutique Hotel Steinerwirt 1493” in Zell am See, garantiert zutrifft. Manchmal nimmt das Schicksal schon seltsame Wendungen! Philosophiestudium in Rom, Psychologiestudium in New York, Anmeldung zum Doktoratsstudium an der Columbia-University: Alles sprach dafür, dass der begabte Zeller Hotelierssohn eine wissenschaftliche Karriere, weitab des Pinzgaus, einschlagen würde. Doch das Leben hatte anderes für ihn vorgesehen. Bei einem Flugzeugabsturz kamen Johannes’ Vater, sein Bruder, damals designierter Nachfolger als Wirt, und seine jüngere Schwester ums Leben. Ihre Maschine zerschellte nach einem Wetterumschwung an einem Berg. „Mich für die Rückkehr nach Zell am See und ein völlig anderes Leben zu entscheiden, war die schwierigste Wahl, die ich je zu treffen hatte“, schildert Johannes Schwaninger rückblickend. „Meine Frau Gunda und ich nahmen uns ein Jahr Bedenkzeit, bevor wir uns durchrangen, unsere bisherigen Ziele, Prioritäten und unser soziales Umfeld komplett über den Haufen zu werfen.“ Hat er - der seinen Hotelfachschulbesuch als „größte Zeitverschwendung seines Lebens“ bezeichnet, diese Entscheidung je bereut? „Man darf eine Entscheidung dieser Tragweite niemals bereuen“, hält der 37-Jährige fest. „Man muss stets an seiner einstigen Überzeugung festhalten, sie sich notfalls einhämmern, ansonsten gerät man in eine Spirale der Unzufriedenheit.“ Ähnlich denkt Johannes Schwaninger über das Unglück, das seine Familie wie ein

!Wirtschaft statt Wissenschaft: Dass Johannes Schwaninger zuguns-

ten des „Steinerwirts“ sein Doktoratsstudium nicht beenden konnte, tut ihm bis heute leid.

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Hammerschlag traf. „Letztlich ist der Mensch ein zukunftsgerichtetes Wesen“, gibt sich der Bergstädter weise. „Nach vorne, vorne, vorne - das ist unsere Marschrichtung. Man darf nicht in der Vergangenheit steckenbleiben, muss immer nach vorne schauen. Freilich prägt einen so ein Schicksalsschlag fĂźr immer, aber irgendwann lassen Schmerz und Trauer auch nach und weichen positiven, schĂśnen Erinnerungen.“

„Wir wollten aus dem ,Steinerwirt‘ etwas vĂśllig Neues machen!“

GroĂ&#x;e Fliesenaktion bei Bruno Berger in Hollersbach

Johannes Schwaninger

Wenn sie aus den USA in den Pinzgau zurĂźckgingen, dann wĂźrden sie aus dem „Steinerwirt“, bis dato ein typisches Wirtshaus, etwas Anderes, Kulturelles und damit vĂśllig Neues machen - so die einstige Ăœberlegung von Gunda, einer Molekularbiologin, und Johannes Schwaninger. Gesagt getan! Das Paar lieĂ&#x; den SĂźdflĂźgel des Hauses umbauen, die Fassade modern gestalten, die Zimmer nach Design-Aspekten renovieren, das Interieur von hellem Naturholz prägen und konzipierte ein weltoffenes Kulturprogramm. Im Treppenhaus wurde Kunst ausgestellt, im Kastaniengarten gelesen. Der Autor Martin Suter war der Erste, der 2004 in den „Steinerwirt“ kam. Und weil sich Ăźberraschenderweise 150 Menschen zu seiner Lesung anmeldeten, musste sie, statt in der Gaststube, im Kastaniengarten Ăźber die BĂźhne gehen. Mit Wolldecken, Heizstrahlern und GlĂźhwein - weil es Ende Oktober war. Aber genau deswegen ist der Abend mittlerweile so eine Art GrĂźndungsmythos des neuen „Steinerwirts“. Nach diesem gelungenen Auftakt folgten ihm - in Kooperation mit „ZellerLesen“ Ingrid Noll, Eva Menasse, Josef Haslinger, Thomas Glavinic, Michael KĂśhlmeier, Martin Pollack, Arno Geiger, Franzobel und viele mehr in die Bergstadt. Aus dem „Steinerwirt“ wurde ein Fixpunkt der Ăśsterreichischen Gegenwartsliteratur. Doch Johannes Schwaninger wäre nicht er selbst, wĂźrde er sich auf dem bisher Erreichten ausruhen: „Ich mĂśchte das Haus in ein Gesamtkunstwerk verwandeln“, hat sich der 37-Jährige vorgenommen. „Der Plan sieht vor, dass KĂźnstler in unserem Haus in Zukunft nicht nur ausstellen, sondern einen permanenten Eingriff in die Substanz tätigen.“ Den Auftakt macht Heidi Popovic, Wiener LieblingskĂźnstler der Schwaningers, der den „Steinerwirt“-Lift gestalten wird. Im April letzten Jahres staunten die „Steinerwirt“-Gäste nicht schlecht, als sich eine !

Fliesenaktion verlängert

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Herzlich Willkommen in der grĂśĂ&#x;ten Bodenausstellung der Region!

Familienglßck ist fßr Johannes Schwaninger - im Bild mit Gattin Gunda und den entzßckenden Mädchen Julie und Alba - das Wichtigste.

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brunoberger.at


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menschen Das Porträt

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Nachgefragt

Wordrap mit Johannes Schwaninger: " Kaffeetrinken würde ich gerne

Manfred Walcher www.data01.at • office@data01.at 5730 Mittersill • Tel. 06562/4787-0

WORD - HyperlinkAutomatik ausschalten Word wandelt bei Eingabe von Internetadressen diese direkt in einen Hyperlink um. Wenn Sie zum Beispiel „www.data01.at" eingeben, macht Word daraus automatisch einen blau unterstrichenen Hyperlink, der auf die entsprechende Website verweist. Diese Automatik kann man einfach abstellen: 1. Wählen Sie in Word 2010 DATEI-OPTIONEN an oder klicken Sie in Word 2007 auf die OFFICE-Schaltfläche und dann auf WORD-OPTIONEN. Dann wechseln Sie zur Kategorie DOKUMENTPRÜFUNG und klicken auf die Schaltfläche AUTOKORREKTUR-OPTIONEN. 2. Bei älteren Word-Versionen wählen Sie EXTRAS-AUTOKORREKTUR(-OPTIONEN) an. 3. Aktivieren Sie im danach angezeigten Dialogfeld die Registerkarte AUTOFORMAT WÄHREND DER EINGABE. 4. Deaktivieren Sie das Kontrollkästchen INTERNET- UND NETZWERKPFADE DURCH HYPERLINKS (im Abschnitt WÄHREND DER EINGABE ERSETZEN) und danach klicken Sie auf OK. 5. Bei Word 2010 oder 2007 schließen Sie dann auch noch das Dialogfeld der Word-Optionen mit OK. Ab nun werden in Word eingegebene Internetadressen nicht gleich automatisch in Hyperlinks umgewandelt.

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Der „Steinerwirt“ und die Kultur: Autor Martin Suter war der Erste, der 2004 bei Johannes Schwaninger (im Bild mit Schwester Elisabeth) las.

Gruppe von Menschen an einem Tisch im altehrwürdigen Speisesaal niederließ, ein Gebet intonierte, das mit einem kräfigen „Amen“ endete und schließlich irritierende Redewendungen wie „In jeder Suppe findet ihr die Nazis. Nazisuppe, Nazisuppe, Nazisuppe“ ausstieß. Johannes Schwaninger klärte das Geschehen rasch auf: „Sie sahen das Dramolet ,Der deutsche Mittagstisch’ von Thomas Bernhard“, ließ der Gastronom verlauten. Es handelte sich um ein Irritationstheater, das unangekündigt in öffentlichen Räumen stattfindet.

„Ich wünsche mir mehr Mut und größere Visionen!“ Johannes Schwaninger

Wie definiert Johannes Schwaninger seinen Beruf? „Ich bin Gastgeber“, erklärt der Hotelier und Wirt. Und wie seinen typischen Gast? „Der ist weltoffen, neugierig, anständig, respektvoll und hat die Werte, an denen auch wir uns orientieren“, zählt der Querdenker auf. Er ist sich sicher: „Unser Haus hat eine Strahlkraft nach außen; es zieht immer die richtigen Leute an.“ Johannes Schwaningers Kopf ist - wie er selbst zugibt - stets prallgefüllt mit tausenden Ideen. „Ich habe immer darauf geachtet, mich mit Menschen zu umgeben, die gescheiter sind als ich“, plaudert der Zeller. „Auf diese Weise kriege ich die verschiedensten Inputs, die ich verwerte.“ Und was möchte der Vordenker in Zell am See verändern? „Ich hätte so gerne ein Museum für zeitgenössische Kunst! Das wäre einfach großartig!“, schwärmt Johannes Schwaninger. „Ich gehe zwar gerne Ski fahren, bin ansonsten aber nicht der große Outdoor-Freak, der 37 Berge in seinem Umfeld braucht. Wenn heute einer käme und sagte, er baue mir ein Guggenheim-Museum, dafür müsse er jedoch einen unserer Berge wegschieben, dann würde ich sagen: Komm, such dir einen aus!“ Für die Macher in der Region wünscht sich der Gastronom, „dass sie mehr Mut an den Tag legen und im größeren Stil denken.“ Johannes Schwaninger: „Wir dürfen uns nicht immer nur von dieser kleingeistigen, spießigen Idee des machbaren Kompromisses leiten lassen, sonst verrottet alles in totaler Durch! schnittlichkeit, die keinen interessiert!“ Text: Silke Burgsteiner | Fotos: Gernot Gleiss, Evelyn Thurner, Larry Williams

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einmal mit... ...Eric Kandel, einem amerikanischer Neurowissenschafter österreichischer Herkunft.

" Mich ärgern...

...faule Kompromisse!

" Immer im Kühlschrank habe

ich... Als Wirt habe ich keinen Kühlschrank, sondern ein Kühlhaus. Was da drinnen ist? Viele gute Sachen.

" Meine Mutter hat immer gesagt... „Es wiederholt sich alles im Leben!“

" Ich träume von...

...einem Museum für zeitgenössische Kunst in Zell am See.

" In meinem CD-Player liegt zur Zeit... ...„Mini-Disco” - die aktuelle Lieblings-CD meiner Tochter Julie. Leider liegt sie nicht nur im CD-Player, sondern läuft eigentlich pausenlos, was den Rest der Familie ziemlich nervt. Naja, Hauptsache ihr gefällt's...

" Kraft tanke ich durch...

...meine Familie und Freunde.

" Meine Traumfrau heißt...

...mit vollem Namen Gunda Felicitas Anna Maria. Sie ist 2003 meine Ehefrau geworden und bis heute meine Traumfrau geblieben.

" Ein besonderes Hobby von mir ist... ...meine Schallplattensammlung! Obwohl ich ein absoluter Technikjunkie bin, gibt es für mich nichts Schöneres als Vinyl.

" Mein Erfolgsrezept lautet...

...mich mit Menschen zu umgeben, von denen ich etwas lernen kann.

" Wenn ich im Urlaub bin... ...bin ich der Allerfaulste!


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