Forum 169/2022 – Das Magazin der IPPNW

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MEINUNG

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Die IPPNW verurteilt den völkerrechtswidrigen russischen Militärangriff auf die Ukraine auf das Schärfste. Die Bundesregierung muss sich gegenüber der russischen Regierung für die sofortige Einstellung aller militärischen Aktivitten, den Rückzug aller Truppen und eine Rückkehr zu Verhandlungen einsetzen.

ine diplomatische Lösung ist immer noch möglich: Statt an der wirtschaftspolitischen und militärischen Gewaltspirale zu drehen, muss es neue diplomatische Initiativen geben. Sonst droht eine weitere Eskalation, die sowohl Westeuropa direkt betreffen als auch zu einem Einsatz von Atomwaffen führen kann, wenn die Dynamik der Geschehnisse weiter außer Kontrolle gerät. Unsere Sorgen gelten jetzt den Menschen in der Ukraine, die durch die humanitären Folgen von Krieg und Flucht betroffen sind. Die Situation ist für die Menschen in der Ukraine ohnehin seit Jahren extrem traumatisierend. Die medizinische Versorgung im Land ist gefährdet. Der „kalte“ Krieg hat seit 2014 bereits 13.000 Menschen das Leben gekostet, darunter rund 3.000 Zivilist*innen. Drei Millionen Menschen mussten aus dem Osten des Landes fliehen, zwei Millionen davon suchten als Binnenvertriebene im Westteil des Landes Schutz. In der Ukraine sind 15 Atomkraftwerke an vier Standorten in Betrieb. Selbst wenn die Reaktorstandorte, die 50 Prozent des ukrainischen Strombedarfs decken, nicht direkt in der Konfliktzone liegen, könnten Militärangriffe katastrophale Folgen haben – durch die Zerstörung von Infrastruktur oder Stromausfällen steigt die Gefahr eines Reaktorunglücks. Auch der TschernobylReaktor und die Sperrzone sind potenziell gefährdet. Wir sind zutiefst betroffen, dass diplomatische Lösungsvorschläge von Friedensforscher*innen für den Konflikt zwischen der NATO und Russland ignoriert wurden. Sanktionen, weitere NATO-Truppenverlegungen und Militärmanöver sowie Waffenlieferungen können die Situation weiter eskalieren. Daher müssen die Gesprächskanäle auf allen Ebenen offen gehalten werden werden. Wir brauchen einen sofortigen Waffenstillstand und eine politische Lösung des Konfliktes zwischen der NATO und Russland auf der Basis der Prinzipien der gemeinsamen Sicherheit. Auch unsere IPPNW hat in allen betroffenen Ländern eine eigene Geschichte. Wir lehnen es ab, zu Feinden zu werden. Dr. Angelika Claußen und Dr. Lars Pohlmeier 5


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