BUW Arch 1401 Umbauunternehmen

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ist die erste Ausgabe unseres neuen Magazins am Fachbereich Architektur. In unserem Haus hat sich vieles getan: Wir haben umgedacht, umgebaut, umgeschichtet. Davon wollen wir berichten. Wir haben gemerkt, dass sich unsere Aktivitäten nicht in ein Jahrbuch pressen lassen, in dem Abschlussarbeiten wie Wunderkerzen jährlich aufs Neue abgebrannt werden. Herausragende Entwürfe zeigen wir natürlich auch. Uns geht es aber um mehr. Mit UMBAUUNTERNEHMEN wollen wir eine offene Plattform aufbauen, die unsere eigenen Positionen im Feld der aktuellen Diskurse über Architektur und Stadt widerspiegelt und reflektiert, die neue Standpunkte setzt, und die vor allem die Cross-Overs zwischen Lehrstühlen, Disziplinen und Kompetenzen kultiviert. UMBAUUNTERNEHMEN

In dieser ersten Ausgabe stellen wir unsere eigene Haltung als Architekturschule und die Menschen dahinter vor. UMBAUUNTERNEHMEN zeigt, dass wir als Architekten unsere Rolle als Gestalter in Zukunft stärken und weiterentwickeln müssen. Wenn wir Räume entwerfen, gilt es darüber hinaus, die vielschichtigen Einflüsse auf die Bildung von Raum lesen zu lernen und in unsere Entwürfe einfließen zu lassen: den räumlichen Kontext, aktuelle Nachfragen und Märkte, soziale Dynamiken, technologische Neuerungen und ökologische Einflüsse. Wir geben Einblick in unsere Entwurfspraxis, in Methoden, Tools und Feldversuche. Im besonderen Fokus dieser Ausgabe steht das Thema Raumtransformation, mit Berichten über das regionale Forschungsprojekt »bergisch.project«, ein Buch über Raumunternehmen sowie über einen temporären Mies van der Rohe-Bau in Krefeld. Zwei Wuppertaler Portraits über Fassaden der Stadt und eine Villa im Skulpturenpark zeigen, welchem Spannungsfeld Architektur in Wuppertal entspringt. Stadt und Energie ist ein weiteres Gebiet, das uns bewegt: Wir müssen Häuser entwickeln, die über ihre gesamte »Lebenszeit« mehr Energie produzieren als sie verbrauchen und regenerative Energiesysteme für Quartiere erfinden. Für alle entwerfenden Disziplinen, Architekten und Ingenieure zusammen, bedeutet dies spannende Zeiten und eine große Verantwortung. Viel Spaß bei der Lektüre!

Magazin Fachbereich D Architektur Bergische Universität Wuppertal . Ausgabe Eins 2014



E R S T E AUSGABE 2014

5 GEWÖLBEGEOMETRIEN 15 STADT UND ENERGIE 19 BERGISCH.PROJECT 25 RAUMUNTERNEHMEN 31 ENERGIEOPTIMIERTES BAUEN IM BESTAND 35 WUPPERTALER FASSADENKATALOG 41 NOSPOLIS 47 VILLA WALDFRIEDEN 53 MIES MEETS MATERIAL 57 ENTWURFSPROJEKTE 63 FORSCHENDE UND LEHRENDE 70 FORSCHUNGSPROJEKTE

UMSCHLAG  BERATUNG UND BEWERBUNGSINFORMATIONEN

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GEWÖLBEGEOMETRIEN VON DER ANALYSE ZUM EXPERIMENT

TEXT VON   HOLGER HOFFMANN ULRICH KÖNIGS HANS-PETER NÜNNING ANDRÉ RETHMEIER

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Ergebnisse der Mastervertiefung im Experimentellen Entwerfen: Das Seminar »Experimentelles Entwerfen«, verfolgt grundsätzlich die Weiterentwicklung von Entwurfsmethoden sowie die Erschließung neuer architektonischer Gestaltfindungsprinzipien. Unter dem

Titel »Gewölbeatlas – and beyond« wurde die Entwicklung von Gewölbetypologien, aus unterschiedlichen Epochen und aus verschiedenen Kulturen, untersucht. Die Analyse bildete die Grundlage für die Entwicklung prototypischer Gewölbemodelle durch die Studieren-

den. Im Zuge dieser Untersuchungen wurde die selbstverständliche Annahme moderner Architektur, dass Dächer und Decken planare und meist horizontale Flächen sein sollen, in Frage gestellt. Das Ergebnis der Untersuchung und Weiterentwicklung von Gewölbekonstruktionen ist beispielhaft für die Möglichkeiten der experimentellen Entwurfsforschung. Kooperation der Lehrgebiete Darstellungsmethodik & Entwerfen, Prof. Holger Hoffmann, und Konstruieren & Entwerfen, Prof. Ulrich Königs.

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GEWÖLBEATLAS  Rund 150 Jahre nach Joseph Moniers ersten Versuchen mit Eisenbeton und bald 100 Jahre nach Le Corbusiers Proklamation der besonderen Vorteile flacher Dächer erscheint es Architekten heute selbstverständlich, dass Dächer und Decken planare und meist horizontale Flächen sein sollen. Dabei fußt diese heute übliche Anwendung von Flachdecken nicht nur auf der technisch und ökonomisch getriebenen Entwicklung einer zunehmend industrialisierten, dabei in ihren Produktionsmitteln doch vergleichsweise einfach aufgestellten, Bauwirtschaft. Vor allem hat die konzeptionelle und ideologische Neubewertung architektonischer Räume und ihrer Konstruktion zu Anfang des 20. Jahrhunderts zwei Paradigmen der architektonischen Moderne zu einer Art »Voreinstellung« vieler zeitgenössischer Architekturen gemacht: die Fokussierung auf (planare) Flächen im Raum, wie wir sie seit Theo van Doesburgs Arbeit am Weimarer Bauhaus kennen, und das Bemühen um die durch Standardisierung von Prozess und Form festgeschriebene Gleichheit von Bauteilen. Diese Voreinstellung korreliert mit der Art und Weise wie Architektur bis heute zumeist gezeichnet wird. So, wie die Vorliebe für die Konstruktion in planaren Flächen einer vergleichsweise einfachen Anwendung projektiver Zeichentechniken entstammt, /zum tatsächlichen Potential projektiver Zeichentechniken vgl. z.B. Robin Evans’ Exkurs zum Steinschnitt in Robin Evans, The Projective Cast, (Cambridge, Mass.: MIT Press) 2000, S.178ff./ entspricht das »copy-paste«,

also die angestrebte geometrische Gleichheit von Bauteilen, /vgl. Mario Carpos Einlassungen zum »Albertian Paradigm«, in Mario Carop, The Alphabet and the Algorithm, (Cambridge, Mass.: MIT Press) 2011/ einer bis heute verkürzten

ippenkuppel – Francesco Borromini,  1 R Kapelle Sant'Ivo alla Sapienza in Rom pringgewölbe – Hans Hueber aus Villach,  2 S Kreuzgang Dominikanerkirche in Bozen   3 B ogenkuppel (gestapelt) – Guarino Guarini, Cappella della Sacra Sindone, Turin

Anwendung von CAD-Systemen als reine Zeichenwerkzeuge. So erschienen diese Prinzipien noch bis in die frühen 2000er Jahre fest in unsere (digitalen) Entwurfswerkzeuge eingeschrieben: Planare Decken und Wände in bauteilbasierter Planungssoftware sind bis heute der »default«-Zustand und es bedarf schon in der Gebäudekonzeption, aber vor allem in allen folgenden Planungsphasen, eines besonderen Aufwandes, wenn man diese Basis verlassen möchte.

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Für ein Seminar zum »Experimentellen Entwerfen«, das grundsätzlich die Weiterentwicklung von Entwurfsmethoden sowie die Erschließung möglichst neuer architektonischer Gestaltfindungsprinzipien zum Ziel hat, ist das Hinterfragen dieser Voreinstellungen daher interessant. Und weil sich Gewölbekonstruktionen scheinbar mit den oben skizzierten Prämissen nicht vereinbaren lassen, eignet sich deren Untersuchung und Weiterentwicklung für experimentelle Entwurfsforschung in besonderem Maße. → SEITE 12

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BOGENKUPPEL (GESTAPELT)

Cappella della Sacra Sindone in Turin, Norditalien Architekt: Guarino Guarini — Fertigstellung: 1667 Bauzeit: 23 Jahre — Spannweite: 18,6 m — Höhe: 13 m Bei der Cappella della Sacra Sindone handelt es sich um eine barocke Kapelle in Turin, die 1667 vom Architekten Guarino Guarini vollendet wurde. Sie wurde zum Zweck erbaut, das Turiner Grabtuch zu beherbergen. Die Kapelle wurde in die bestehende Bebauung der Turiner Kathedrale und des Königspalasts eingefügt. Bereits 1430 gab es erste Pläne, eine geeignete Aufbewahrungsstätte für das Heilige Grabtuch zu errichten, die allerdings erst Ende des siebzehnten Jahrhunderts von Guarini weiter entwickelt wurden. Von der vorhandenen Kathedrale aus führt der Weg durch zwei Portale aus schwarzem Marmor über Treppen in die Kapelle, in dessen Zentrum sich ein Barockaltar befindet. Das Grabtuch wird in einem Sarg aus Silber und Glas aufbewahrt. Auch der Boden der Kapelle nimmt das Material des schwarzen Marmors auf. Oberhalb der vorhandenen Basis beginnt die Kuppel, durchbrochen von kreisförmigen Fenstern. Die Kuppel läuft bis zu einem Gesims, über dem das eigentliche Meisterwerk der Kapelle beginnt, die gestapelte Bogenkuppel. Guarini wählte eine transparent anmutende Konstruktion aus Steinbögen, die sich Schicht um Schicht bis zur Laterne, die oben auf der Kuppel sitzt, aufbauen.

Wie viele barocke Gebäude ist auch die Capella della Sacra Sindone mit Symbolik aufgeladen. So ist zum Beispiel die Zahl »3« als Symbol für die Dreifaltigkeit an unzähligen Stellen zu finden. Der Grundriss basiert auf einem gleichseitigen Dreieck. Auf den Wänden des unteren Teiles der Capella della Sacra Sindone nutzte Guarini beim Bau viele optische Stilmittel, um einen möglichst stimmungsvollen Eindruck zu schaffen. Die Transparenz der Kuppel führt dazu, dass diese von hellem Licht erstrahlt wird. In der Kapelle lassen sich drei Bögen finden und zahlreiche Wandnischen sind in drei Teile gegliedert. Das Spiel mit Licht und Schatten auf dem Weg des Besuchers vom dunklen Treppenbereich zur hellen Kuppel hin, spielt wiederum auf die Auferstehung Jesu an. Der Treppenbereich, durch den der Besucher die Kapelle betritt, befindet sich dagegen im Schatten und der Altarbereich im Halbschatten. So entsteht eine Schichtung der Atmosphären, die auf Vertikaltität ausgerichtet ist. Guarini bedient sich bei seiner Kuppel einer optischen Illusion. Der Abstand zwischen den Bogenschichten nimmt nach oben hin ab, was sich auch aus der abnehmenden Größe der Bögen ergibt. Das menschliche Auge jedoch gleicht die Abstände optisch an, wodurch der Eindruck entsteht, die Kuppel sei wesentlich höher, als sie es tatsächlich ist. Text und Zeichnungen von Melanie Quessel


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KNICKRIPPENGEWÖLBE/ CRAZY VAULTS

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20m


10 Kathedrale von Lincoln, England Architekt: Geoffrey de Noiers — Fertigstellung: 1200 Bauzeit: 50 Jahre — Spannweite 12,5 m — Höhe 8,5 m

Das Spannende an diesem Gewölbe ist, dass es in direkter Anordnung neben dem vorangegangenen Kreuzrippengewölbe steht und dadurch verstärkt der Kontrast die Raumwirkung des »Verrückten Gewölbes«. Zudem ist es auch die Einfachheit der Grundgeometrie, die trotzdem ein komplexes Gebilde erzeugt und so dieses Gewölbe so spannend macht. Das geometrische Grundprinzip der »Verrückten Gewölbe« beruht auf der Dreiteilung. Dabei wird zunächst das Joch in Längsrichtung der Kathedrale in drei Abschnitte geteilt [a/3]. Die dabei entstehenden Schnittpunkte [5] und [6] in der Mittelachse erzeugen das Grundgerüst für die Konstruktion. Im Gewölbe übertragen bedeutet es, dass das bis dahin übliche Kreuzrippengewölbe in der Mittelachse durch einen weiteren Schlussstein ergänzt wurde. Aus diesem relativ einfachen Grundprinzip entstanden die »Verrückten Gewölbe« in der Kathedrale von Lincoln.

Die Kathedrale von Lincoln (Cathedral Church of the Blessed Virgin Mary of Lincoln) ist eines der bedeutendsten Werke der englischen Gotik. Die Kathedrale von Lincoln wurde im Jahre 1070 nach der Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer erbaut. Die Kathedrale ist heute wohl die berühmteste gotische Kathedrale Englands. Das wohl Bekannteste an dieser Kathedrale ist der Engelschor mit den sogenannten »Crazy Vaults«. Diese Knickrippengwölbe wurden um 1200 von dem französichen Baumeister Geoffrey de Noiers in die Kathedrale von Lincoln gebaut, nach dem diese in großen Teilen zum Ende des 12. Jahrhunderts von einem Erdbeben zerstört wurde. Es handelt sich hier um die erste Weiterentwicklung der bis dahin verwendeten Kreuzrippengewölbes die von diesem Zeitpunkt an von den Ziergewölben abgelöst werden. Dabei wird das Gewölbe um einen Schlussstein erweitert, durch diesen Sprung entsteht das »Verrückte Gewölbe«. Die für die Gotik typisch Dreiteilung spielt bei der geometrischen Lösung eine wichtige Rolle und findet sich sowohl in der zweidimensionalen Aufsicht auf das Gewölbe als auch in den Proportionen in der Z-Achse wieder. Diese Weiterentwicklung ist bekannt als der erste Versuch in der Gotik neben der statischen Funktion des Gewölbes auch den dekorativen Aspekt zu erfüllen. Auf dieser Basis entstehen im Laufe der Geschichte Gewölbetypen wie beispielsweise das Netzgewölbe oder Fächergewölbe die auch unter dem Gesamtbegriff Ziergewölbe bekannt sind.

Text und Zeichnungen von Hajdin Dragusha

JOCH 1

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Haesley Nine Bridges Golf Club House 11 Yeoju, Südkorea — Architekt: Shigeru Ban Architects Fertigstellung: 2010 — Bauzeit: 3 Jahre Spannweite: 8 m — Höhe 13 m

FLECHTRIPPENGEWÖLBE

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Das Golf Club House wurde 2010 von Shigeru Ban Architects und KACI international erbaut. Es handelt sich hierbei um ein sehr luxuriöses Clubhaus in Südkorea. Es ist Teil einer 16.000 m2 großen Anlage, die einen großen Golfplatz beinhaltet. Das Gebäude verfügt über eine U-Bahn-Ebene und drei weitere Etagen. Es gibt ein Hauptgebäude, eine VIP-Lobby und eine Struktur mit privaten Suiten. Das Atrium und der obere Teil des Hauptgebäudes sind gekennzeichnet durch Holzstützen und eine Glas-Fassade, während die Basis aus Stein gefertigt wurde. Das Gebäude zeichnet sich besonders durch seine Dachstruktur aus, die an die traditionellen koreanischen Sommerkissen (genannt „Bambus wife“) angelehnt ist. Diese Struktur umfasst die Empfangszone, die Lounge und einen Partyraum. Das Dach über dem Hauptgebäude misst 36 x 72 Meter . Die ungewöhnlichen Holzstützen im Atrium erreichen eine Höhe von bis zu drei Etagen. Das innovativste Merkmal ist das Sechskant-Gitterschalendach aus Holz, das Flechtrippengewölbe. Diese Holzkonstruktion ist auf einem hexagonalen Raster angelegt, welches dann in die gewölbten Dachstruktur projiziert wird. Entlang der projizierten Kurven verlaufen die Holzstützen.

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15m

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Text und Zeichnungen von Hajdin Dragusha


12 In ihrer einfachsten Form werden Gewölbe aus einfach gekrümmten und verschnittenen Flächen, die zum Beispiel durch die Extrusion eines Bogens zu einem Kreiszylinderabschnitt entstehen, addiert und - je nach Intention und Vermögen der (damaligen) Baumeister – rhythmisiert. Dabei sind Gewölbe – soweit deren Formen ungefähr den Stützlinien entsprechen – primär druckbeanspruchte Konstruktionen, deren Kräfte erst an den Auflagern vertikal, als auch als horizontale Schubkräfte, abgeleitet werden. Interessant ist dabei der direkte Zusammenhang zwischen der jeweiligen Gewölbegeometrie, deren Konstruktion beziehungsweise Fertigung, und räumlich-atmosphärischen Effekten, die in ihrer Komplexität und Wirksamkeit über die vielen vergleichsweise einfachen Raumkonstruktionen, die wir als Standard akzeptiert haben, hinauszugehen scheinen. So haben die Baumeister der französischen Gotik ihre in die Vertikale strebenden Konstruktionen mit Hilfe von mehrteiligen Gewölbereihen, deren Schubkräfte außerhalb des Innenraumes abgeleitet wurden, womit das Öffnen der Obergaden möglich war, im einfallenden Licht gleichsam aufgelöst. Auch Arnold von Westfalens

SPALTE 1–3  Variantenstudie zur Rippenstruktur — Durch Änderung des externen Parameters ›Attraktor‹ können unterschiedliche ›Subdivisions‹ generiert werden. Dies ermöglicht innerhalb einer Grundkonfiguration dynamische Varianten einer regelmäßigen Ordnung. SPALTE 4–6 Variantenstudie zu komplexen Geometrien — Aus der Variantenstudie zur Rippenstruktur können in weiteren Schritten Gewölbestrukturen generiert werden, die sich im Laufe der Generationen (zeilenweise) immer weiter von der Ursprungsform etablieren. Alle komplexen Geometrien, die erzeugt wurden, basieren auf Algorithmen mit Komponentenvariationen: ›populate 2D‹ [Spalte 4], ›subsurfaces‹ [Spalte 5], ›circle packing‹ [Spalte 6]. Alle Variantenstudien von Gabriele Gölzer

spätgotische Zellengewölbe in der »Meißener Albrechtsburg« (1471-1524) verteilen Licht bis in die Tiefe der Räume und zeigen die Verbindung handwerklichen Geschicks mit einem offensichtlich profunden Wissen um Geometrie und Raumwirkung. Le Corbusier wiederum hat das »umgekehrte Gewölbe«, das auf dem Innenraum der Kapelle in Ronchamp (1950-55) lastet, farblich dunkel abgesetzt und über umlaufenden Lichtbändern schweben lassen. Auch Felix Candelas »Hypars« der Kirche »La Medalla de la Virgen Milagrosa« (1953-55) sind sowohl tragkonstruktiv optimiert als auch für das expressive Raumkonzept maßgeblich bestimmend. Die im Seminar erarbeitete vertiefte Analyse dieser und anderer Gewölbe, die in einer »Gewölbeatlas« betitelten Dokumentation zusammengefasst wurden, bildet das historische Fundament und konzeptionelle Rüstzeug für die Entwicklung prototypischer Gewölbemodelle durch unsere Studierenden. Dabei stammten die hier untersuchten Raumstrukturen aus unterschiedlichen Epochen und aus verschiedenen Kulturen mit differenten Typologien. In der Sammlung und Gegenüberstellung der Gewölbe wird deutlich, dass allen Strukturen dabei


eine Art gemeinsamer »Code« zu Grunde liegt: Ausgangspunkt ist immer der Versuch zu einem möglichst »raumgreifenden« Deckenabschluss zu gelangen, der die Begrenzung der Spannweite einer Balkendecke überwindet und dabei eine zentrierende Mitte meistens vermeidet (vgl. Zelt, Kuppel). Durch die Reihung, Wiederholung und Variation eines Grundelementes, welches durch seine (meist kreuzweise gespiegelten) bogenförmige Anordnung in der Lage ist, die Dachlasten linear oder meistens punktförmig abzutragen, entsteht eine »lesbare« konstruktive Struktur. Sowohl in der vertikalisierenden Gotik als auch in der die Horizontale suchenden Renaissance sowie in den Faltwerken der Moderne lassen sich geometrisch eindeutig definierte Grundelemente herausfiltern, die durch serielle Drehung, Spiegelung und Reihung und durch Teilungsgeometrien eine komplexe Gewölbestruktur entstehen lassen. Die so entstandenen Geometrien basieren demnach auf einer Einfachheit und Beschreibbarkeit des bogenförmigen Grundelementes und profitieren von der Schönheit einer entschlüsselbaren Komplexität. Diese Effekte des Angebotes einer räumlichen Vielfalt mittels

einer teilweise verborgenen Ordnung wird bei Gewölben zudem an unsere gefühlsmäßige Wahrnehmung gekoppelt: Gewölbedecken sind im affektiven Sinn »kultivierte Höhlenkonstruktionen«, die bei den meisten Menschen Empfindungen wie Geborgenheit, Sicherheit, Vertrautheit auslösen. Die Defizite »moderner« StahlbetonFlachdecken sind demnach in mehrfacher Hinsicht offensichtlich: Mangelnde räumliche Komplexität, fehlende Lesbarkeit der lastabtragenden Struktur, negative Affektauslösung (Bedrohung, Ungewissheit, Langeweile). Mit der konstruktiven Dekompression der Flachdecke werden (raum)ökonomische Vorteile demnach teuer erkauft, deren scheinbare Effizienz aber zukünftig zunehmend in Frage gestellt werden muss. Auf der Planungsebene wird über zeitgemäße Software-Tools das Primat der planaren Fläche aufgebrochen, auf der Materialebene werden durch selbstverdichtende Betonrezepturen, Faserarmierungen und Kompositwerkstoffe diese komplexen Geometrien technisch herstellbar, und auf der Produktionsebene werden vorgefertigte Bauteile nach dem file to factory – Prinzip

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14 gefertigt, gelasert oder »gedruckt«. Es scheint demnach die Zeit reif dafür, die gefundenen Prinzipien der historischen Gewölbestrukturen mit den heutigen Planungs- und Produktionswerkzeugen in einer zeitgenössischen Form weiter zu entwickeln. Für die Genese möglicher zukünftiger Gewölbestrukturen stand die den historischen Gewölben eingeschriebene Addierbarkeit sowie die graduelle Veränderbarkeit der den bekannten Jochformen zu Grunde liegenden geometrischen Operationen im Zentrum unserer Untersuchung: durch die Konzeption geometrisch »elastischer« einzelner Joche (Komponenten) sowie durch die Definition von Regeln für deren Anordnung und Wiederholung (oder Aggregation) sind mit Hilfe digitaler Entwurfswerkzeuge (in diesem Fall McNeels Rhinoceros und Grasshopper) parametrisch veränderbare Entwurfsmodelle entstanden. Anders als bei tradierten linearen Entwurfsprozessen (von der Skizze zum Gebäude) ist das Ziel dieser Modelle, durch unterschiedliche Veränderung und Gewichtung relevanter Einflussgrößen einen sehr breiten Möglichkeitsraum potentieller Ergebnisse

Variantenstudie zur Raumbildung — Durch Änderung der internen Parameter ›Höhe‹ und ›Schaftweite‹ lassen sich verschiedenartige Raumstrukturen generieren. Die Varianz reicht von eng-niedrigen Labyrinthen bis hin zu hohen stalagtitenartigen Gewölben.

abzubilden. Idealerweise entstehen hierbei unvorhersehbare Varianten, deren räumliches, strukturelles und atmosphärisches Potential über bekanntes architektonisches Vokabular hinausgeht. FAZIT Ein gesteigerter Komplexitätsgrad architektonischer Bauteile ist also häufig nicht nur konstruktiv, sondern auch hinsichtlich der Affekte von Architektur wünschenswert – wobei angebliche Grundannahmen der Architektur des 20. Jahrhunderts willentlich unterlaufen werden. Und auch wenn in einem ersten Eindruck die Fremdartigkeit und die spielerische Vielfalt der entwickelten Geometrien im Vordergrund stehen, so wird doch bei näherer Betrachtung deutlich, dass deren inhärenter Code dem der historischen Gewölbekonstruktionen nicht unähnlich ist. Der Grad zwischen einer erkennbaren, stringenten Logik und einer alchemistischen Sensation war immer schon ein schwieriger Grenzgang der Architekten über die Jahrhunderte hinweg.


STADT UND ENERGIE SOLARE POTENTIALE IM STÄDTEBAU FINDEN  – BEWERTEN – NUTZEN

TEXT VON   ALEXANDER SAURBIER KATHARINA SIMON

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Einen wesentlichen Teil des Masterstudienganges Architektur an der Bergischen Universität Wuppertal nimmt der Bereich der Forschung ein. Im Rahmen von Studios beschäftigen wir uns mit innovativen

Themenbereichen und vernetzen Lehre mit Forschung. Die Studios fördern gleichermaßen Kreativität und Forschungsinteresse. Im Wintersemester 2013/2014 stand die Solarenergienutzung im Maßstab des Städtebaus in unserem Fokus. Kooperation der Lehrgebiete Bauphysik und technische Gebäudeausrüstung, Prof. Dr. Karsten Voss, und Städtebau, Prof. Dr. Tanja Siems.

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STADT UND ENERGIE  In dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekt »Solarenergienutzung im städtebaulichen Kontext« beschäftigen wir uns gemeinsam mit nationalen und internationalen Forschungspartnern mit der Fragestellung, wie die Integration von Solarenergie im städtebaulichen Kontext verbessert bzw. beschleunigt werden kann und in welcher Form städtebauliche Planungsabläufe dabei eine Rolle spielen. Ein Baustein ist und war die Evaluierung von Planungswerkzeugen. Softwaretools sind sowohl in der Architektur als auch im Städtebau längst nicht mehr reine Zeichenwerkzeuge. Im Hinblick auf die vielfältigen Aufgabenfelder, mit denen Planende sich auseinandersetzen müssen, sind der Anspruch an den Funktionsumfang, die Handhabung und Effektivität solcher Werkzeuge enorm gestiegen. Sie werden als Unterstützung für die Darstellung und Bewertung von Handlungsalternativen eingesetzt. Doch inwieweit sie dieser Aufgabe im stadtplanerischen Maßstab gewachsen sind, soll im Folgenden an beispielhaften Softwaretools, erörtert und bewertet werden. STUDIO Im Rahmen des gemeinsamen Masterkurses der Lehrstühle »Städtebau« und »Bauphysik & Technische Gebäudeausrüstung« im WS 2013/2014 wird das Zusammenwirken des konzeptionellen städtebaulichen Entwerfens mit der Entwicklung eines energetischen Konzeptes auf Quartiersebene untersucht. In diesem Kontext liegt das Hauptaugenmerk auf ausgewählten Simulationstools und auf der Fragestellung inwiefern diese den Prozess der Konzeptentwicklung auf städtebaulicher und energetischer Ebene unterstützen bzw. verbessern können. Da der Stadtplanungsprozess ein vielschichtiger und komplexer Vorgang ist, an dem viele Akteure beteiligt sind, ist es enorm wichtig die Planungsebenen so früh wie möglich zu vernetzen um zu nachhaltigen Konzepten und neuen Entwurfsstrategien für die Quartiersund Stadtplanung zu gelangen. Dabei spielt die leistungsfähige, visuelle Kommunikation von Strategien und Varianten eine besonders wichtige Rolle.

Vielmehr ist gerade die Schnittmenge der beiden Themengebiete von Interesse, um über ein übergreifendes Konzept einen Mehrwert zu generieren. Mit dieser Vorgehensweise erscheint es möglich, über innovative und auch über radikale Ansätze Ideen zu entwickeln, die es schaffen, unter einem Leitgedanken sowohl die städtebauliche als auch die energetische Sparte sehr gut zu bedienen. Beispielhaft genannt sei die sichtbare Strukturierung eines Gebietes durch Solarsysteme, da sie für bestimmte Orientierungen z.B. an Fassaden bevorzugt einsetzbar sind. Das Zusammenspiel von Energieeffizienz und Solarenergienutzung im städtebaulichen Maßstab reduziert die Inanspruchnahme von externen Ressourcen und die Ausbreitung von Energielandschaften für Wind- und Solarparks.

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FELDVERSUCH Unsere Plattform ist ein existierendes, 60 Hektar großes Stadtquartier aus den 60er Jahren im Rheinland für rund 10.000 Einwohner. Das Stadtquartier ist bis auf vereinzelte Maßnahmen in der Grünraumgestaltung komplett im Urzustand und bietet mit einer überwiegend drei- bis viergeschossigen Bebauung in Riegel- und Blockform und einem verhältnismäßig hohem Grünflächenanteil ein hohes Potential für unser Vorhaben. Im ersten Schritt erfolgt eine Bestandsaufnahme des derzeitigen energetischen Zustandes. Darauf werden im Rahmen einer Quartiersanalyse die städtebaulichen Stärken und Schwächen herausgestellt, um erste Handlungsmöglichkeiten in diesem Bereich hervorzuheben. Als Quintessenz aus den Analysen entwickeln die Studierenden Ideen und Konzepte für beide Bearbeitungsebenen.

Im zweiten Schritt werden mit expliziten »Solartools« die solaren Potentiale des Quartiers analysiert. Neben dieser Analyse steht vor allem die Evaluation der Werkzeuge selbst im Vordergrund. Die Evaluierung erfolgt im praktischen Umgang mit der Software. Hierbei werden neben harten Faktoren wie etwa Beschaffungskosten un dem erforderlichen Betriebssystem, nicht nur grundlegende Der Erfolgsfaktor ist, dass überzeuFunktionen wie beispielsweise korrekgende städtebauliche Konzepte und sinn- te bzw. logische Berechnungsergebnisvolle energetische Ansätze nicht gese im Bereich der solaren Einstrahlung trennt voneinander entwickelt werden. über Parameterstudien und der Umgang

1 Verschattungsstudie für den Monat Dezember, ArchiWizard; Verfasserin: Katharina Wolter 2 Jährliche solare Einstrahlung im Untersuchungsquartier, DIVA Falschfarbenbild; Verfasserin: Katharina Simon → SEITE 18


18 bzw. das Verhalten von Lichtreflexion überprüft, sondern auch weiche Faktoren wie Benutzerfreundlichkeit, Hilfefunktion und Ähnlichem getestet. Die Evaluierung ist auf das zuvor beschriebene Untersuchungsfeld ausgerichtet und berücksichtigt ebenfalls Aspekte bezüglich der Vernetzung und Unterstützung von städtebaulicher und energetischer Konzeptplanung (CAD-Schnittstellen, etc.). SOLARTOOLS Die ausgewählten Tools für die Evaluierung sind: –– ArchiWizard → http://www.archiwizard.fr/de –– D IVA (Plug-in für Rhino und Grasshopper) → http://diva4rhino.com –– OpenStudio (Plug-in für SketchUp) → http://openstudio.nrel.gov

–– A utodesk Ecotect → http://www.autodesk.de/ecotect-analysis

Das bestehende Stadtquartier wird in den Tools abgebildet. Dieses erfolgt toolabhängig über einen Import eines 3D-Modells aus einem CAD-Programm oder eigenständig in der jeweiligen Software. Vorteilhaft ist beim bearbeiteten Quartier der ebene Geländeverlauf und die Tatsache, dass keine entfernten Schattenobjekte (Berge, etc.) vorhanden sind. Im weiteren Verlauf werden zahlreiche Faktoren während der konzeptbezogenen Arbeit mit den Tools erkannt. So werden auch Bereiche wie beispielsweise Materialbibliothek, Abbildung von Verschattungsobjekten in kleiner oder großer Entfernung, exakte Darstellung von Oberflächenmaterialien und Ergebnisexportmöglichkeiten während der Arbeit mit den Tools evaluiert. Generell ist es wichtig, dass man als Nutzer eines solchen Tools alle Ergebnisse oder Erkenntnisse kritisch betrachtet und mit dem gesunden Menschenverstand überprüft. Daran wird erneut deutlich, dass Simulationstools, egal in welcher Hinsicht, Werkzeuge sind, die die Planung unterstützen, aber keineswegs übernehmen können. Physikalisch gesehen gibt es grundlegende Unterschiede zwischen den Berechnungsmethoden der verschiedenen Tools, welche deutliche Auswirkungen auf die Rechenzeiten der Simulationen haben. Ein großes Thema ist hierbei der Umgang mit Licht bzw. mit der solaren Einstrahlung.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Bewertung der Tools, ist die Möglichkeit, Erkenntnisse für die städtebauliche Konzeptausarbeitung daraus zu ziehen und in Bildern zu kommunizieren. In diesem Kontext spielen die Fähigkeit zu Verschattungsstudien in jährlicher oder genauerer Betrachtung und die Erstellung von sogenannten Sonnenstandsdiagrammen eine wichtige Rolle. FAZIT Die Unterschiede zwischen den untersuchten Softwaretools sind sowohl im Funktionsumfang als auch in der Handhabung sehr groß. Lediglich »DIVA« überzeugt durch eine einfache Bedienung als auch durch präzise Rechenergebnisse. Durch die kurze Einarbeitungszeit, die hohe Rechenleistung und visuelle Ergebnisse in Form von Falschfarbenbildern eignet sich dieses Tool sehr gut für den Einsatz in der Aus- und Weiterbildung. Eine direkte zahlenbasierte Ausgabe der Rechenergebnisse für eine Weiterverwendung in anderen Softwaretools wäre ebenso wünschenswert wie eine Version für MAC-OS. Für die Zielgruppe Aus- und Weiterbildung wird aktuell ein webbasiertes Tool, als Baustein des »EnOB-Lernnetzes« am Karlsruher KIT entwickelt. Erste Tests im Rahmen des Studios in Wuppertal zeigen erfolgversprechende Ergebnisse ebenso wie die noch notwendigen Entwicklungsschritte.

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BERGISCH.PROJECT

TEXT VON   RAGNHILD KLUSSMANN BÄRBEL OFFERGELD

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Ein Lehr- und Forschungsprojekt der experimentellen Stadtforschung im Lehrgebiet Städtebau, Prof. Dr. Tanja Siems: Das bergisch.project besteht im Kern aus der internationalen und interdisziplinären Sommerakademie an der Bergischen Universität in den Jahren 2013-2015 und versteht sich als ein kontinuierliches Projekt, das im Verlauf von drei Jahren durch zahlreiche Teilprojekte ergänzt, erweitert und vor allem in der Region verankert wird. Die Methoden der For-

schung zielen auf eine neue Kartierung der Region und beïnhalten das Studium »vor Ort«, Gespräche mit Akteuren, Nutzern, Entscheidungsträgern und Planern. Klassische Planungswerkzeuge des Städtebaus werden dabei nicht immer helfen. Als Entwerfer müssen wir diskutieren, improvisieren, organisieren, moderieren. Wir müssen erkunden, lesen und uns verirren, um zu finden, was eigentlich vorhanden ist. Mit dem Blick in die Zukunft wird die Gegenwart gesucht.

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EinwohnerInnen

620.211 320.185

1 Das Städtedreieck in der Europäischen Metropolregion RheinRuhr, Grundlage: BBR Bonn 2010 2 Großlandschaften in Nordrhein-Westfalen   3 Größte Ausdehnung des Herzogtums Berg: Aus dem historischen Herzogtum Berg ist das Bergische Land hervorgegangen.

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Bergisches Städtedreieck wird eine kulturell und geografisch zusammenhängende Teilregion im Bergischen Land (Nordrhein-Westfalen) genannt, die durch die drei aneinandergrenzenden Städte Wuppertal, Remscheid und Solingen gebildet wird.

Das Städtedreieck

NEDERLAND

Köln NIEDERSACHSEN

300.026

Ruhrgebiet

4.435,0 km2 5.172.000 Einwohner

Düsseldorf

Wuppertal 168,4 km2 350.000 Einwohner

217,2 km2 592.393 Einwohner

Solingen 89,5 km2

Remscheid 74,6 km2 110.000 Einwohner

405,17 km2 160.000 Einwohner 1.017.155 Einwohner

HESSEN

BELGIQUE

ALZ LZ Z RHEINLAND-PFALZ


BERGISCH.PROJECT Was ist das Bergische Städtedreieck für die Menschen, die hier leben? Was macht diese kleine und unbekannte Region zwischen Rheinland und Ruhrgebiet eigentlich aus? Und wie kann man die drei Städte Wuppertal, Remscheid und Solingen trotz Schrumpfung und Leerstand positiv in die Zukunft denken? Vor mehr als zwei Jahren wurde mit diesen Fragen das »bergisch.project« vom Lehrstuhl Städtebau ins Leben gerufen. Als Kooperationsprojekt der Bergischen Universität Wuppertal mit der Bergischen Entwicklungsagentur gegründet, verfolgt das Projekt die Idee, sich auf städtebaulich-räumlicher Ebene mit dem bergischen Städtedreieck RemscheidSolingen-Wuppertal auseinanderzusetzen und mögliche Entwicklungsperspektiven für ausgewählte Stadträume in experimentellen und kooperativen Formaten auszuloten. Die Konzeption als universitäres Lehr- und Forschungsprojekt bietet dabei einerseits die Basis für eine breit angelegte wissenschaftliche und interdisziplinäre Arbeitsweise, andererseits auch die Möglichkeit, innovative methodische Ansätze und Ideen in Lehrprojekten mit den Studierenden zu

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erproben. Auf diese Weise möchte das Projekt einen Beitrag zu dem immer notwendiger werdenden Wissenstransfer in komplexen Stadtplanungsprozessen sowohl in der Ausbildung von Planern als auch in der Praxis leisten. Begleitet wird das Gesamtprojekt von einer Publikationsreihe, dem »bergisch.paper«, welches in Magazinform Themen, Teilprojekte und studentische Entwürfe dokumentiert. Zusätzlich werden alle Kurzinfos auf einem eigenen Blog zusammengestellt und vernetzt. URBAN SUMMER SCHOOL IM BIRKER BAD, SOLINGEN Für die erste studentische Sommerakademie, an der im September 2013 über 30 Studierende aus 14 Hochschulen teilnahmen, entwickelte das bergisch. project aus einem vorangegangenen Expertenworkshop heraus verschiedene Themen rund um die Frage nach charakteristischen Eigenschaften der Region: Netzwerke, Potenzialräume, Atmosphären, Eigenarten und Geschichten waren die Begriffe, an denen eine Woche lang intensiv gearbeitet wurde. An der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft wurden neue Lesarten für eine Identität der Region gesucht.

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LA NEDERLAND

NEDERLAND LA

Rhein Lippe

Lippe

Ruhr

Ruhr

Schloss Burg

Wupper

Wupper

Dhünn

Dhünn

Weserbergland Rhein

Westfälische Bucht

Rhein

Niederrheinisches Tiefland Bergisches Land, Sauer- & Siegerland Niederrheinische Bucht

BELGIQUE RHEINLAND-PFALZ LZ Z

Eifel

BELGIQUE LZ Z RHEINLAND-PFALZ

HESSEN


22 Die Sommerakademie selbst fand in einem viel diskutierten und stimmungsvollen öffentlichen Gebäude statt. Das Birker Bad ist ein seit 2011 geschlossenes Hallenbad, welches unter Denkmalschutz steht, aber keine Nachnutzung findet. Hier wurden für eine Woche das Schwimmbecken zum Vorlesungssaal, die Schließfächer zu Ausstellungskabinen und der Eingangsbereich zur Küche. Die Studierenden haben auf Feldbetten in Duschräumen und Umkleiden geschlafen, in der Schwimmhalle gearbeitet und gleichzeitig viele Bürger empfangen, die sich noch einmal »ihr« Schwimmbad anschauen wollten. In diesem außergewöhnlichen Umfeld konnten die Teilnehmenden aus Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung, Design, Wirtschaft, Kunst, Soziologie und weiteren Disziplinen für ihre Auseinandersetzung mit dem Städtedreieck eigene Arbeits- und Ausstellungsformate entwickeln, realisieren und der Öffentlichkeit präsentieren. Der partizipative und handlungsorientierte Ansatz des bergisch. project wurde während der gesamten Sommerakademie durch Interventionen im Stadtraum und vor allem mit experimentellen Methoden erprobt.

BERGISCH.TAXI UND CO. Um den Studierenden, für die das Bergische Städtedreieck überwiegend unbekannt war, eine facettenreiche und vielfältige Einführung in die Region zu ermöglichen, begann die Sommerakademie mit einem Aufruf an die lokale Bevölkerung in den Tageszeitungen. Gesucht wurden Menschen, die bereit waren, »ihre« Region auf einer dreistündigen Taxifahrt mit ein bis zwei Studierenden vorzustellen. Diese sehr unterschiedlichen Fahrten, Spaziergänge oder Rundtouren wurden von den Studierenden dokumentiert und in der »bergisch.wall«, einer Ausstellungswand in Form von Fotos, Skizzen und Texten zusammengetragen. Die Ergebnisse wurden dann zwei Tage später im Rahmen des »bergisch.dinner« gemeinsam mit den »Experten aus der Region« präsentiert und diskutiert. Die vielfältige Auseinandersetzung mit der Region, das Engagement aller Beteiligten und die Ergebnisse waren beeindruckend und haben das persönliche Forschungsinteresse der Studierenden in vielen Fällen über die gesamte Arbeitswoche gefördert und zu weiteren Experimenten angeregt. Das Beispiel des »bergisch. taxi« kann zeigen, wie durch urbane

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4 Ausstellung Tische und Schwimmbecken Birker Bad   5 bergisch.wall   6 Ladenlokal bergisch. lab in Remscheid   7 Projektplan bergisch.project: urban potentials of a region somewhere in germany → SEITE 24


Praktiken einerseits die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis gefördert werden kann. Andererseits werden neue und andere Sichtweisen auf bekannte Räume und städtische Phänomene ermöglicht. In Anlehnung an empirischethnografische Forschungsansätze haben wir diese Methoden dem Begriff der »experimentellen Stadtforschung« zugeordnet und sind zur Zeit dabei, die disziplinübergreifenden Referenzen, die Wirkungen und Möglichkeiten dieser Arbeitsweise als Werkzeug der Stadtplanung wissenschaftlich aufzuarbeiten.

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BERGISCH.BOXES Um das offene und vielfältige Bild der Region weiter zu verdichten und die eingeführten Lesarten zu überprüfen wurden im darauf folgenden Wintersemester einige Themenschwerpunkte aus der Sommerakademie im Rahmen eines Seminars in eine interaktive Ausstellung überführt, die ab Frühjahr 2014 durch die Region wandert. Hier geht es um das Verständnis der Besucher von Räumen, Eigenarten, Geschichten, Atmosphären und persönlichen Netzwerken, die das Bergische Städtedreieck prägen und damit Potenzial für zukünftige Entwicklungen bergen. Verschiedene Stationen in Form von Holzboxen fordern dazu auf, eigene Eindrücke und Erkenntnisse in die Ausstellung einzubringen. BERGISCH.LAB IM LADENLOKAL MARKT 13, REMSCHEID War die Sommerakademie 2013 in dem leerstehenden Schwimmbad schon selbst eine Laborsituation, in der durch das Leben und Arbeiten der Studierenden neue Nutzungen für den Leerstand getestet und zur Diskussion gestellt

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24 werden konnten, geht das bergisch.project aktuell noch einen Schritt weiter. In Form eines Reallabors in Miniaturformat hat der Lehrstuhl Städtebau einen Ableger als Zwischennutzer in einem Remscheider Ladenlokal eröffnet. Hier werden im Sommersemester 2014 nicht nur verschiedene Module gelehrt, sondern auch Diskussionsrunden und Veranstaltungen organisiert und räumlichen Interventionen für die partizipative Gestaltung des urbanen Raumes erprobt. Schon die ersten Wochen vor Ort zeigen, wie sich das Netzwerk mit Akteuren und den beteiligten Partnern aus der Stadt, dem Quartier und der Region etabliert und damit die Grundlage für Interventionen und Projekte zum Umgang mit dem sich ausbreitenden Leerstand in der Remscheider Fußgängerzone gelegt werden konnte. Wird das »bergisch.lab« in den kommenden Wochen einen Dialog zwischen den Studierenden und Akteuren vor Ort anstoßen können, der auch über

das Labor hinaus Wirkungen und innovative Ansätze für den Umgang mit Schrumpfung in der Region erzielt? Und welche konkreten Themen und Projekte lassen sich in dieser Zeit vorantreiben? Das sind die Fragen, die alle Beteiligten für die kommende Zeit im bergisch.project begleiten werden. → http://www.bergischproject.com

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2015 LEHRSTUHL STÄDTEBAU Bergische Universität Wuppertal

LAB THREE

Prof. Dr.-Ing. Tanja Siems Ragnhild Klußmann, Bärbel Offergeld

Grundlagen des Städtebaus Übungen – Entwürfe SoSe 2013 PROJEKTPARTNER Stadt Solingen Stadt Remscheid lokale Akteure

FINANZIERUNG Jackstädt-Stiftung

MEDIEN Lokalpresse WDR

2014 BERGISCH.LAB Planungslabor April-Juni 2014 50 Studierende der BUW MARKT 13, REMSCHEID Fokus: Thema Transformation

BERGISCHE ENTWICKLUNGSAGENTUR Carsten Zimmermann Vernetzung in der Region

Auswertung Forschungsbericht Ergebnisse

Bachelorabschlussarbeit ROCKING REMSCHEID Kaufst du noch oder lebst du schon? SoSe 2013

Wahlpflichtfach AUSSTELLUNGSKONZEPT WiSe 2013/2014 Entwicklung Website www.bergischproject.com

2013 URBAN SUMMER SCHOOL

Masterabschlussarbeit SKATE THE REGION WiSe 2012/13

Internationale und interdisziplinäre Sommerakademie 21.-30.09.2013, BIRKER BAD, SOLINGEN 33 Studierende Fokus: Methoden experimenteller Stadtforschung

Masterentwurf Birker Bad SoSe 2013

ERGEBNISSE BERGISCH.BOXES interaktive Ausstellung, Erforschung sozialer u. kultureller Identitäten

BERGISCH.BOXES interaktive Ausstellung

BERGISCH.ATLAS Analyse, Mapping

2012

BERGISCH.SCENARIOS

REGION (ER)FINDEN Expertenworkshop am 04.07.2012 MIRKER BAHNHOF, WUPPERTAL Themen, Fragen, Projekte, Konzept

BERGISCH.THEMES Einzelprojekte, Schwerpunktthemen BERGISCH.PAPER 1 März 2013

BERGISCH.PAPER 2 September 2013

BERGISCH.PAPER 3 Mai 2014

BERGISCH.PAPER 4 Oktober 2014

BERGISCH.PAPER


STADTMACHEN MIT RAUMUNTERNEHMEN

TEXT VON KLAUS OVERMEYER

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Als »Raumunternehmen« wird ein neuer Typus von StadtmacherInnen bezeichnet, wobei der Begriff bezeichnenderweise auch das Machen von Dörfern umfasst. In Raumunternehmen sind in der Regel keine Fachleute aus der etablierten Stadtentwicklungsszene, sondern motivierte Menschen, die die Räume, in denen sie

leben, wohnen und arbeiten, selbst bestimmen und gestalten wollen. Nicht Gewinnmaximierung, sondern Kreativität beim Entwerfen des eigenen Lebens stehen im Mittelpunkt. Somit bringen Raumunternehmen Dinge hervor, die durch externe Entwickler und Investoren so nicht entstehen würden. Zu diesem Thema ist ein Buch im Jovis-Verlag erschienen – herausgegeben von den Lehrstühlen »Landschaftsarchitektur« und »Ökonomie des Planens und Bauens« –, das einen Gedankenaustausch und eine vielbeachtete Ausstellung vom April 2013 in Wuppertal zusammenfasst. Die Ausstellung im Mirker Bahnhof zeigte Beispiele aus Deutschland und den Niederlanden, die einer die einer vernetzten RaumunternehmenSzene entstammen und machbare Alternativen zur herkömmlichen Stadtpolitik darstellen. Kooperation der Lehrgebiete Landschaftsarchitektur, Prof. Klaus Overmeyer, und Ökonomie des Planens und Bauens, Prof. Dr. Guido Spars.

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RAUMUNTERNEHMEN Seit zwei Jahren widmen sich die Lehrstühle von Guido Spars (Ökonomie des Planen und Bauens) und Klaus Overmeyer (Landschaftsarchitektur) einer neuen Spezies in Städten und Dörfern auf dem Land – den Raumunternehmen. Raumunternehmen sind häufig keine Fachleute der Stadtplanung oder der Immobilienwirtschaft. Trotzdem nehmen sie großen Einfluss auf ihre Nachbarschaft. Aus eigenem Antrieb eignen sie sich Räume für eigene Ideen an und bauen sie schrittweise aus. Dabei entstehen Orte, mit sehr unterschiedlich gemischten Nutzungen, die kein Architekt so hätte planen können. Mit ihren Teams haben die beiden Lehrstühle in ganz Deutschland und den Niederlanden insgesamt sechs Projekte untersucht und die Initiatoren zu einem Austausch im April 2013 nach Wuppertal eingeladen. Darunter waren Maria und Rudi Finsterwalder, zwei Architekten, die eine geerbte Mühle im bayerischen Voralpenland zu einem kleinen »Dorf« mit Kletterhalle, Atelierwohnungen, einem Wasserkraftwerk, Schweinehaltung, einem Yogazentrum, Büros und Handwerksbetrieben umgebaut haben.

Kris Koremann und Elma van Boxel nahmen in Rotterdams Bahnhofsviertel ein großes, leerstehendes Bürogebäude zusammen mit 80 Mitstreitern in Besitz und formten innerhalb kurzer Zeit daraus einen Hotspot für Mini-Unternehmen und Kulturbetriebe. Dabei ging es ihnen nicht nur um die Vermietung von leeren Büroflächen. Ihr Ziel ist es, den »Schieblock« zu einem öffentlichen Ort, in dem sonst leblosen Büroviertel zu machen. An Ideen mangelte es dazu nicht: auf dem Dach des achtgeschossigen Gebäudes legte eine Initiative einen öffentlichen Dachacker mit Gemüseproduktion an und durch eine großangelegte Crowdfunding-Kampagne gelang es Kris und Elma, mit einem einzigartigen Holzsteg den Bahnhof durch das Gebäude mit einem benachbarten Stadtteil zu verbinden.

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28 Ganz anders die Situation in Erfurt. Hier eroberten Jugendliche mit Fördermitteln ein leerstehendes Gebäude in der Erfurter Nordstadt und bauten es mit Muskelhypothek zu ihrem eigenen Wohn- und Arbeitsdomizil um. Im Hamburger Gängeviertel konnten sich Aktivisten durch Protest zum Abriss freigegebene Gebäude in einem Büroviertel sichern und in Berlin gelang es Künstlern mit Hilfe einer Schweizer Stiftung eine ehemalige Druckmaschinenfabrik in ein Zentrum für Kunst, Arbeit und Soziales zu verwandeln.

Ohne einen externen Auftraggeber treten sie selbstinitiiert und selbstorganisiert auf. Angestachelt von eigenen Nutzungswünschen, Entwicklungsgeist und lokaler Verbundenheit entwickeln sie den Ort, den sie nutzen und bringen damit etwas hervor, das durch externe Entwickler und Investitionen so nicht entstehen würde.

Bei den Raumunternehmen geht es also darum, Räume selbst zu bestimmen, eigene Formen des Zusammenlebens und –arbeitens zu entwickeln und auf lange Zeit zu sichern. Dabei sind Gewinnmaximierung und individuelle Gewinnausschüttung nicht das erste Ziel, ebenso wichtig ist die Umsetzung eigener Vorstellungen von einer lebenswerten Stadt und Gemeinschaft. Raumunternehmen bedienen sich vielfältiger Ressourcen. Sie beleben, nutzen und kombinieren das, was vor Ort schon da ist. Durch ihre Kreativität und ihren Erfindungsgeist entsteht Neues, in dem sie Vorhandenes wiederverwerten,

Aus den Erforschungen der Fallstudien ist nun ein Buch im Jovis Verlag erschienen: »Raumunternehmen – wie Nutzer selber Stadt entwickeln«. Mit anschaulichen Grafiken werden in den Fallstudien die Lebens- und Arbeitswelten der Projektmacher anschaulich dargestellt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Evolution der Projekte. Was waren Ausschlag gebende Momente der Entwicklung, wo gab es kritische Phasen und zu welchen entscheidenden Veränderungen haben sie geführt? Eine Querauswertung fasst die wesentlichen Erkenntnisse aus den Vor-OrtRecherchen und Interviews zusammen.

vormals geschlossene Orte öffentlich zugänglich machen, Ungewohntes ausprobieren oder sich mit anderen Nutzern verbinden.


Der zweite Teil des Buches widmet sich aus unterschiedlichen Perspektiven den gesellschaftlichen, planerischen und ökonomischen Fragestellungen, die die Raumunternehmen aufwerfen. So setzen sich mehrere Gastautoren intensiv mit dem Thema der Teilhabe auseinander. Für viele Menschen bieten die Projekte der Raumunternehmen eine interessante Plattform, sich selbst aktiv in die Entwicklung ihrer Nachbarschaft einzumischen. Eine gute Möglichkeit, anonyme Wahlen, langweilige Informationsveranstaltungen und undurchsichtige politische Abläufe zu überwinden. Eigenes Engagement in selbstbestimmten Räumen führt zu handfesten Verbesserungen und einem positiven Lebensumfeld. Doch was gelungene Teilhabe für die einen ist, bedeutet mitunter Ausschluss für andere. Vielfach sind es nämlich gut ausgebildete, aktive Menschen, die sich Räume erobern und letztlich davon profitieren. Wie verhält es sich mit dem gemeinwohlorientierten Anspruch von Raumunternehmen, wenn am Ende ein begrenzter Kreis davon profitiert? Sollen Kommunen Raumunternehmerprojekte bewusst fördern oder laufen sie Gefahr, damit

einen Großteil der Öffentlichkeit auszuschließen? Ein weiteres Themenfeld umfasst die wirtschaftliche Ausrichtung von Raumunternehmen. Sie handeln wie Do-it yourself-Projektentwickler, jedoch nicht, um möglichst viel Geld zu verdienen, sondern um andere Werte wie Vielfalt von Nutzungen, die Vereinigung von Wohnen und Arbeiten, nachbarschaftlichen Zusammenhalt oder soziale Stabilisierung zu schaffen. Diese Werte sind nicht immer mit Geld zu bemessen, aber für eine lebenswerte Stadt sehr wichtig. Wie diese Werte besser in der Stadtentwicklung berücksichtigt werden können und was normale Immobilienentwickler von Raumunternehmen lernen können, versuchen zwei weitere Artikel im Diskursteil des Buches zu beantworten. Am Ende des Buches geht es um die Frage, ob man mit Raumunternehmen nicht auch ganze Stadtviertel bauen kann. Vielen Menschen schließen sich ja schon heute in Gruppen zusammen, um gemeinsam ein Haus zu bauen. Noch besser wäre es natürlich, wenn man zusammen gleich seine eigene Nach-

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In Rotterdam wird der zentral am Hauptbahnhof gelegene Schieblock – ein 20 Jahre lang leerstehendes Bürogebäude – zum Ausgangspunkt für einen neuartigen Ansatz der Quartiersentwicklung. Dahinter steht das junge Planungsbüro ZUS – Zones Urbaines Sensibles. Ausgehend vom Schieblock zeigt ZUS beispielhaft, welche Alternativen der Projektund Quartiersentwicklung sich für einen von der Finanzkrise tief getroffenen Immobilien- und Bausektor bieten. Dabei spielen der Umbau des Bürogebäudes, die Verknüpfung lokaler Akteure und eine Strategie der radikalen Öffentlichkeit eine besondere Rolle.


30 barschaft mit Läden, Werkstätten und Gemeinschaftsräumen gestalten könnte. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber auch hier stellt das Buch einige Beispiele vor, in denen Raumunternehmen eine wesentliche Rolle spielen. Für die Abteilung Architektur an der Bergischen Universität Wuppertal sind die Raumunternehmen ein zentrales Zukunftsthema. Sie schaffen Testfelder für die drängenden Themen der kommen-

»Het Schieblock« und Fußgängerbrücke »Luchtsingel«

den Stadt. Es geht um neue Modelle von Teilhabe und Gemeinschaft, die Kooperation zwischen Bürgergesellschaft und Staat, um lokale Kreisläufe und nachhaltiges Wirtschaften. Nicht mehr expansives Wachstum um jeden Preis, sondern vielmehr die Frage, wie wir in Zukunft in der Stadt gut leben können, rückt in den Vordergrund. Raumunternehmen schaffen Lebenswelten, die darauf Antworten suchen. Das macht sie für Architektur und angehende Architekten so attraktiv.


ENERGIEOPTIMIERTES BAUEN IM BESTAND

TEXT VON   HOLGER HOFFMANN MATTHIAS ROTTMANN KARSTEN VOSS

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Summerschool »Energieoptimiertes Bauen im Bestand« vom 17. bis 26. September 2013: Neun Tage, drei Hochschulen, vier Betreuer: Eine Summerschool ist ein idealer Ausnah mezustand, um außerhalb all-

täglichen Uni-Betriebs in ungewohnter Umgebung und Konstellation außergewöhnliche Lösungen zu finden. In der ExWerkhalle der »August BüngerBob-Textilwerke« in WuppertalOberbarmen entwickelten Studierende aus ganz Deutschland im vergangenen September Konzepte, wie sich verlassene Fabrikhallen energetisch sanieren und neu nutzen lassen. Kooperation der Lehrgebiete Bauen im Bestand, Prof. Mat-

thias Rottmann, Bauphysik & TGA, Prof. Dr. Karsten Voss, Darstellungsmethodik & Entwerfen, Prof. Holger Hoffmann, sowie Michael Müller vom Architektur Contor Müller Schlüter aus Wuppertal.

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ENERGIEOPTIMIERTES BAUEN IM BESTAND  Wuppertal ist geprägt durch seine frühe Industrialisierung bereits zur Mitte des 1850 Jahrhunderts. Entlang der Wupper und die Talhänge hinauf entstand eine feinkörnige Mischung aus Wohnen und Gewerbe aus den Bereichen Textil- und Metallverarbeitung. Im Gegensatz zu den großen Industrialisierungsschüben zum Ende des 19. Jahrhunderts führte diese frühe kleinmaßstäblichere Industrialisierung zu einer engeren Verzahnung der beiden Funktionen, die noch bis heute überall im Stadtkörper sichtbar ist.

Architekturfakultäten der Universitäten Karlsruhe und Kassel organisiert und fand schon zum zweiten Mal in Wuppertal statt. Sie wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

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Die Ergebnisse wurden direkt vor Ort in der Werkhalle der »August Bünger Bob Textilwerke« in Oberbarmen erarbeitet und während der Schlusskritik auch dem Eigentümer wie auch Vertretern der Stadt präsentiert: Von der »Spielfabrik« über »Werken und Stärken« bis zum »Wupper_Bike-Inn« an der Nordbahntrasse reichten die Konzepte der Studenten. Allen Konzepten gemeinsam ist, dass sie auf dem Bestand der alten FabrikimmoBis heute schließen Gewerbebetriebe bilie aufbauen und sie durch gezielte oder ziehen in neue – besser gelegene Eingriffe für die neue Nutzung ertüch– Gewerbegebiete, vorzugsweise am Stadtrand. Zurück bleiben Gewerbestand- tigen. Hohe Energieeffizienz und orte, für die sich aufgrund ihrer Lage eine angemessene Nutzung erneuerbarer Energien vor Ort gehörten ebenso zur im Wohngebiet und der oft schwierigen topographischen Bedingungen kein neuer Programmatik wie die Auseinandersetzung mit Raumklima und Tageslicht für die klassisch gewerblicher Nutzer findet. geplante Nutzung. Als einen SchwerEin solches Objekt sind die »August Bünger Bob Textilwerke« im Wuppertaler punkt während der intensiven Betreuung lernten die Teilnehmer den Umgang mit Stadtteil Oberbarmen, die Gegenstand Simulationswerkzeugen, um ihre Entwürfe und Schauplatz der Sommerakademie in Bezug auf bauklimatische und ener»Architektur mit Energie« vom 17.  bis getische Aspekte zu schärfen. So ist zum 26.  September 2013 waren. Die Sombeispielsweise die Lichtverteilung oder merakademie wurde gemeinsam mit den

1   »260 Grad«, Co-Working, KITA, Café und Ausstellungsfläche: M. Bartsch, D. Offtermatt, E. Ripa, B. Schmitz  2   »Werken und Stärken«, Urban Gardening: K. Einig, I. Hacker, L. Hofmann, H. Zwinge  3   »Spielfabrik«, Indoor-Spielplatz: H. Koch, A. Mruszczyk, M. Voskanian


34 die Raumtemperatur in einer Fabrikhalle mit Membrandach näherungsweise vorausberechnen zu können ein Erfolgserlebnis, aber kein Selbstzweck. Entscheidend ist die Rückkopplung auf die entwurfliche Arbeit eines Architekten. Die Fragen des Angemessenen, des funktional Erforderlichen, des Wirtschaftlichen und des Ästhetischen prägten viele Diskussionen. Dabei erforschten die Studierenden im Detail – unterstützt durch die entsprechende Software – welche Herausforderungen das transdisziplinäre Denken und Entwerfen bereithält. Alle Software-Tools stehen ihnen nach der Sommerakademie auch weiter für die eigene Arbeit zur Verfügung. Einen kurzen Film und eine Broschüre mit den Ergebnissen der Sommerakademie gibt es im Internet unter → http://www.enob.info/de/forschung-imdialog/enob-sommerakademie-2013-transformationgestalten


WUPPERTALER FASSADENKATALOG

FOTOGRAFIEN VON ALEXIA PUSCH

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Die Fotografien sind im Rahmen des BachelorWahlpflichtfachs »Wuppertaler Fassadenkatalog« des Lehrgebiets Darstellen und Gestalten, Prof. Heinrich Weid, unter Betreuung von Dipl.-Des. Andreas Komotzki, entstanden. Auszüge aus dem Fassadenkatalog sind zu sehen unter → http://www.dargestalt.uni-wuppertal.de Eine Buchpublikation ist in Vorbereitung.


NOSPOLIS RÄUME GEMEINSAMER ZUKÜNFTE

TEXT VON

ISABEL FINKENBERGER KLAUS OVERMEYER CHRISTOPH SCHLAICH

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Der Begriff »Nospolis« setzt sich zusammen aus dem lateinischen ›nos‹ – Wir und der griechischen ›polis‹ – Stadt/Staat. Er beschreibt im weitesten Sinne die Idee einer gemeinschaftlich getragenenen Stadt. Das Symposium »Nospolis«, das im Februar 2014 in Wuppertal stattfand, widmete sich der Fragestellung, wie durch kollektive Stadtentwürfe Räume gemeinsamer Zukünfte entstehen können.

Jenseits vom expansiven Ressourcenverbrauch und segregierender Funktionstrennung, die derzeit die Stadtentwicklung dominieren, geht es bei »Nospolis« um eine urbane Allmende, die von Forschern und Machern, von Entwicklern und Visionären, von Bürgern und Kommunalpolitikern sowie von Studierenden und Arbeitenden kooperativ gestaltet wird. Das Symposium mit seinen internationalen Gästen fragte nach der »Stadt der gemeinsamen Gütern«, untersuchte den »Urbanismus der Zellen« und stellte »Ko-Produktive Raumstrategien« vor. Kooperation der Lehrgebiete Architekturgeschichte und -theorie, Prof. Dr. Christoph Grafe, Konstruieren & Entwerfen, Prof. Ulrich Königs, Landschaftsarchitektur, Prof. Klaus Overmeyer, und Ökonomie des Planens und Bauens, Prof. Dr. Guido Spars. 42

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NOSPOLIS   1983 entwickelte der Schweizer

Autor und Philologe Hans Widmer die sozialanarchistische Utopie »bolo’bolo«. Dahinter verbirgt sich die Idee eines gemeinschaftlichen Zusammenlebens von mehreren hundert Menschen in lokalen Nachbarschaften, den bolos. Der Ansatz ist radikal: Jeder Bolobewohner darf nicht mehr besitzen, als in eine tragbare Kiste passt, die persönliche Nutzfläche wird auf ein geringes Maß reduziert, dafür können alle von Gemeinschaftseinrichtungen wie einem Nachbarschaftsrestaurant oder einem Bad profitieren und jedes Bolo erhält seine Nahrung über eine vertraglich gesicherte, regionale Landbewirtschaftung. Was als radikale Utopie bei vielen zunächst auf Skepsis stößt, wird aus unterschiedlichen Perspektiven heute in Diskussionen über künftige Stadtmodelle thematisiert. Ob der Zusammenschluss von mehreren Baugruppen zu einer Nachbarschaft, die Rückkehr von produktiven Nutzungen in innerstädtische Wohnquartiere oder die gemeinschaftliche Nutzung von Gebrauchsgegenständen und städtischen Räumen, hinter all diesen Ansätzen steht der Wunsch, eine auf expansiven Ressourcenverbrauch und Funktionstrennung ausgerichtete Stadtentwicklung zu überwinden.

Doch wie können gemeinschaftlich organisierte Nachbarschaften in Zukunft aussehen? Wer ist an ihrer Entwicklung beteiligt und wie gestaltet sich das Zusammenleben der BewohnerInnen? Welche Rolle spielen Gemeinwohl und Kommunen? Und welche Aufgaben übernehmen Architekten in diesem Zusammenhang? Diesen Fragen ging das Symposium »Nospolis – Räume gemeinsamer Zukünfte« der Abteilung Architektur an der Bergischen Universität Wuppertal in der Pauluskirche auf dem Campus Haspel am 7.2.2014 nach. Eingeladen waren die Expertinnen und Experten Elke Krasny (Wien), Silke Helfrich (Jena), Tobias Goevert (London), Philipp Misselwitz (Berlin), Judith Lösing (London), Georg Franck (Wien) und Andreas Krauth (Berlin), um gemeinsam mit gut zweihundert Besucherinnen und Besuchern aus Wuppertal und ganz Deutschland zu diskutieren. Nospolis – die lateinisch-griechische Synthese aus nos = wir und pólis = Stadt /Staat – beschreibt einen Arbeitsbegriff, der sich mit der Verbindung zwischen neuen Nutzungsformen gemeinschaftlicher Güter, einem bewussten Umgang mit endlichen Ressourcen und nutzergetragenen Modellen der Raumentwicklung auseinandersetzt. Hintergrund ist die sich abzeichnende Tendenz, dass die Entwicklung unserer Städte und ländlichen Räume schon lange keinem linearen und kontinuierlichen Wachstumsparadigma mehr folgt. Vielmehr finden wir vielfach ein Nebeneinander von wachsenden und stagnierenden

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Räumen, von Orten mit hohen und ebensolchen mit geringen Entwicklungsdynamiken und Veränderungspotenzialen – und zwar auf allen Maßstabsebenen. Gleichzeitig erleben wir, dass der in den Nachkriegsjahrzehnten herausgebildete Wohlfahrtsstaat mit seiner versorgenden Funktion zunehmend in die Krise gerät und die Frage nach dem Gemeinwohl und seinen Verantwortlichen neu ausgehandelt werden muss. Unsicherheit, Krise und das »Ende der Planbarkeit« gehen einher mit sich verändernden Wertvorstellungen und dem Wunsch einer inzwischen breiteren Bevölkerungsschicht, wieder (verantwortungs-) bewusster, nachhaltiger, sozial und ökonomisch integrierter zu leben. Parallel zu den Möglichkeiten des globalen Vernetzens suchen Menschen nach Möglichkeiten, sich stärker lokal zu verorten, selbst Raum und Güter zu produzieren und so an der Gestaltung des eigenen Umfeldes aktiv teilzuhaben. 44

Das Symposium widmete sich in drei Schwerpunkten der Bedeutung von »Commons« für die Stadtentwicklung, der Verknüpfung von lokalen Nachbarschaftsprojekten mit gesamtstädtischen Planungsstrategien sowie der Rolle von Architektur Planungsprozessen mit Nutzern.

STADT DER GEMEINSAMEN GÜTER Die Stadt der gemeinsamen Güter definiert deren Mehrwert über die gemeinsame Nutzung von Gütern um die bislang gängigen Modelle von Ressourcenverbrauch und Wachstum zu überwinden. Aber nicht nur Güter sondern auch Infrastrukturen, Wissen und Verantwortung bei der Entwicklung von Gemeinschaftsräumen werden geteilt, um ein Mehr an Lebensqualität für die Gemeinschaft und das Individuum zu erlangen. Dabei geht es bei Nospolis nicht um das Entweder-Oder zwischen »I-City« und »We-City«, sondern vielmehr darum, das Wir bei gleichzeitigem Schutz des Ichs zu stärken. Nicht die Frage nach dem Eigentum von Gütern die entscheidende Rolle spielt, sondern die nach den Möglichkeiten von Zugang, Raumaneignung und geteilter Verantwortungsübernahme. Statt von Gütern zu sprechen, schlägt die Allmende-Forscherin Silke Helfrich vor, den Akt des Aneignens in den Mittelpunkt der Diskussion zu rücken und mit dem Begriff des »commoning« zu beschreiben, welcher sich von »commons«, dem englischen Begriff für Allmende herleitet. URBANISMUS DER ZELLEN Der zweite thematische Schwerpunkt der Konferenz widmete sich der Verbindung zwischen Zelle und Organismus. Nospolis steht für eine Baukultur der Ko-Produktion und der praktischen Teilhabe an der Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes als Teil eines städtischen Ganzen. Neue Raumordnungsmodelle ent-


decken die Potenziale städtischer Lebenswelten in einer re-lokalisierten Gesellschaft als Voraussetzung für einen lebendigen, städtischen Organismus: Die kontinuierliche Rückkopplung zwischen kleinem und großem Maßstab wird zur Ressource für die Selbsterneuerungskraft und Krisenresistenz der Städte. Auf lokaler Ebene werden Kreisläufe und Ökonomien gestärkt und mutifunktionale Räume für die Mischung aus Kultur, Handwerk, Dienstleistung und Wohnen ermöglicht. Der Urbanismus der Zellen folgt dem Prinzip der Akkupunktur: eine gezielte Aktivierung strategischer Orte und deren gesamtstädtische Wirkung bedingen einander.

und Nähe zu ermöglichen, sowie Freiraum für Austausch, geänderte Lebensstile und neue Arbeitsfelder zu schaffen. Eine Konsequenz liegt dabei im Neuinterpretieren von architektonischen Typologien und im Hinterfragen von tradierten Nutzungsfestlegungen. Je nach Dynamik und Akteurslandschaft sind variable Entwicklungspfade möglich.

AUSBLICK Das breit angelegte Symposium bildet den Auftakt zu einem Forschungsfeld, das diese neue Art des gemeinsamen Stadtmachens transdisziplinär und gemeinsam mit Forschern und Machern, Entwicklern und Visionären, Bürgern, Verwaltern und Studierenden weiterentKO-PRODUKTIVE RAUMSTRATEGIEN wickeln und untersuchen will. Auf unterschiedNospolis beschreibt eine neue Balance zwischen lichen Maßstabsebenen sollen nun Themenindividuellen und gemeinschaftlichen Räuschwerpunkte definiert und Projekte initiiert men sowohl im Neubau als auch im Umbau von werden, die sowohl wissenschaftlich vertieft wie auch in der Lehre verortet werden sollen. Bestehendem. Der Flächenverbrauch durch Wohnungen wird zugunsten von multifunktioZiel ist darüber hinaus, Nospolis in der Region nalen und gut ausgestatteten gemeinschaftlichen Räumen reduziert. Das können ein Bade- zu verankern. Gerade Wuppertal, eine Stadt mit traditionell hohem bürgerlichen Engagehaus, eine Kinderspielhalle, ein Restaurant oder kollektive Lagerflächen sein. Im Sinne der ment, birgt hierfür einen reichhaltigen NährNachhaltigkeit gilt es, durch eine möglichst boden. Das Interesse seitens der Bürgerschaft hohe Dichte wenig Raum zu verbrauchen, gleich- scheint, wie sich im Symposium und dem zeitig aber ein Maximum an Nutzungsvielfalt Feedback gezeigt hat, groß. Und auch die Unterstützung der Landesinitiative »StadtBauKultur« mit ihren Schwerpunkten »Umbaukultur«, »Wir-Urbanismus« und »Lebensräume in NRW« bestärkt Nospolis als wegweisendes Forschungsfeld. Wie wir in Zukunft in unseren Städten leben wollen, brennt uns allen unter den Nägeln. Nospolis will dazu einen Beitrag leisten. → http://www.nospolis.org

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WUPPERTALER ARCHITEKTUREN VILLA WALDFRIEDEN

TEXT VON CAROLIN KREUTZBERG

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Jeder kennt natürlich die Schwebebahn in Wuppertal. Was vielleicht nur wenige wissen, ist, dass Wuppertal auch bemerkenswerte Architekturdenkmäler besitzt. Im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert bot die Stadt vielen talen-

tierten – bekannten wie weniger bekannten – Architekten ein Arbeitsfeld. An dieser Stelle stellen wir jeweils eines dieser Projekte vor. Die Texte sind Bearbeitungen von längeren Aufsätzen, die von Studierenden im Lehrstuhl Architekturge-

schichte und –theorie geschrieben wurden. Die Langfassung dieses Textes ist auf der Webseite des AGT verfügbar.  → http://www.agt-arch. uni-wuppertal.de/ Lehrgebiet Architekturgeschichte u. -theorie, Prof. Dr. Christoph Grafe 48


VILLA WALDFRIEDEN   Die Villa Waldfrieden

thront als Hauptgebäude im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden. Der Skulpturenpark Waldfrieden liegt im circa 14 Hektar großen und sehr bergigen Waldgebiet Christbusch über dem Tal der Wupper zwischen den Stadtteilen Barmen und Elberfeld. Die von dem Architekten Franz Krause gestaltete Grün- und Gartenanlage war Teil des Konzepts Waldfrieden, das von Kurt Herberts, einem der erfolgreichsten Unternehmer Wuppertals in der Periode nach dem Zweiten Weltkrieg, entwickelt wurde. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Bau der Villa Waldfrieden, die von 1947 bis 1950 auf den Grundsteinen eines im Krieg zerstörten Wohngebäudes errichtet wurde. Der promovierte Chemiker Kurt Herberts, der dem Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, in jungen Jahren begegnet war, trat als Verfasser von kulturphilosophischen, religiösen, kunstkritischen, sozialpsychologischen und -pädagogischen Studien hervor und war einer der Gründer des »Wuppertaler Arbeitskreis«, dem der Architekt Franz Krause im Jahre 1944 beitrat. In diesem Zusammenhang lernten sich Bauherr und Architekt kennen. Für Herberts waren die »Originalität seiner Gedankengänge« das Hauptkriterium, Krause mit dem Neuaufbau der Villa zu beauftragen. Der Architekt wollte die »modulierende Kraft

der Materie« zusammen mit den im Bauwerk herrschenden Bewegungen und Zeitabläufen zur Geltung bringen. Während der Entwurfsplanung entwickelte der Bauherr Interesse an der »reziproken« Architektur und beteiligte sich an dem alternativen Entwurfsverfahren, von innen nach außen, ohne formale Vorgaben zu bauen.Das Ziel des Gespanns aus Auftraggeber und Architekt war ein spontaner, von allen Konventionen befreiter Schöpfungsakt, womit Krauses Auffassungen auch mit den anthroposophisch geprägten Ansichten seines Bauherren korrespondierten. Die daraus entstehende, organische Architektur ist heterogen, also keiner bestimmten Ästhetik verpflichtet und illustriert damit Krauses Auffassung, nicht die Funktion, Materialien und Zweck einer bestimmten Form zu unterwerfen, sondern die Form aus diesen Bedingungen »organisch« wachsen zu lassen. Die das Gebäude prägenden organischen Formen entwickelte der Architekt im Zusammenspiel mit »drei dynamischen Faktoren: zu den Bewegungen des menschlichen Körpers, zur Natur des umgebenden Geländes und zum einfallendem Tageslicht.« Das Gebäude soll im Sinne Rudolf Steiners als Ausdrucksgestalt interpretiert werden. Dieses Auffassung ist in den choreografischen Skizzen der Grundrisse sichtbar, in denen der Architekt

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die Bewegungen der Bewohner mit den Wandformen /-linien, Raumfolgen und auch der Treppenführung vereint, wobei der organische Eindruck im Inneren jedoch durch die ausnahmslos senkrecht zur horizontalen Bodenfläche gemauerten Wände abgemildert wird. 50

des Mobiliars umhüllen den Menschen genau wie die Raumformen und vermitteln eine schützende Atmosphäre. Den größten Teil der Möbel behielt Cragg und ließ sie aufwendig restaurieren.

Die Art und Weise, wie im Entwurf der Villa Waldfrieden architektonische Formen den Menschen mit der baulichen Hülle verschmelBesucher gelangen über eine geschwungene Freitreppe zum Eingang auf der Nordostseite zen lassen, ist einzigartig. Der Bauherr Kurt des Hauses, von dem sich eine Gartenhalle Herberts wollte Räume für sich modellieren, mit offenem Kamin und weitläufigem Panora- die das alltägliche Leben organisch aufmafenster öffnet. Die Lebendigkeit der Form nehmen. Für Außenstehende kann es zunächst ist herausgelöst aus dem realen Geometrischen, schwer sein, diesem Gedankengang zu folgen und das Gebäude zu verstehen. Durch die sodass man sich, den anthroposophischen Vorstellungen entsprechend, weiter von der außergewöhnlich konsequente Umsetzung der Schwere des Jetzt und von dem Materiellen gemeinsam entwickelten Ideen von Auftragentfernt. Kurt Herberts hat einen Raum für sich geber und Architekt strahlt dieses Wohnhaus und seine Seele modelliert. Von hier erschliesüber dem Tal der Wupper eine besondere sen sich weitere Wohnräume. Im Obergeschoss Intensität aus, der sich wohl niemand leicht entziehen kann. findet sich eine zellenartige Anordnung der Räume um die Diele vor, in der sich ursprünglich Schlafzimmer und angrenzende Badezimmer befanden. Organisch geformten Wände AUSGEWÄHLTE LITERATUR –K lement, Carmen: Der Skulpturenpark umhüllen den Menschen und bilden Räume für den Rückzug. Im westlichen Teil, direkt an Waldfrieden. Wuppertal 2012 der großen Dachterrasse, befinden sich – Gibiec, Christiane: Ein Beweger, heute die Arbeitsräume des britischen Bildein Impulsator — Der Lackfabrikant hauers Tony Cragg, der das Anwesen im Dr. Kurt Herberts. Wuppertal 2010 – Online Architekturführer Wuppertal: Jahr 2006 übernahm und den Skulpturenpark Waldfrieden einrichtete. www.architektur-wuppertal.de Franz Krause entwickelte ein Konzept, in dem / weitere Informationen zum Skulpturendie Zimmerwände in verschiedenen Farben park Waldfrieden unter: auf weißer Basis getönt wurden. Durch die Farb- www.skulpturenpark-waldfrieden.de gebung der Fensterbänke und Verkleidungen aller Zimmer gab es bereits eine gewisse Farbstimmung, welche jeden Raum durch das einfallende Tageslicht anders erscheinen lies. Das war der Grund für die sehr schlichte Farbwahl in dieser Villa. Im Zuge der Neugestaltung gab Cragg allen Wänden eine komplementäre gelb-violette Farbstimmung. Das in der Farbe enthaltene transparente Wasserglas lässt Lichtstrahlen ungehindert auf die stark verdünnten Farbpigmente treffen, sodass beim ersten Betreten der Villa alle Wände weiß erscheinen, jedoch beim zweiten Blick und bei wechselnden Licht- und Sichtverhältnissen, sich die Farbwirkung verändert. Die Wände reflektieren auf diese Weise das Tageslicht so wirksam, dass die Innenräume strahlend aufgehellt sind. Herberts bevorzugte bei der Inneneinrichtung rundumlaufende, an die organischen Formen angepasste, Simse und Einbauschränke aus Edelholz und Marmor, sowie Parkett- und Marmorböden. Viele Möbel wurden in Handarbeit nach Krauses und Herberts’ Skizzen angefertigt und passen sich durch ihre Leichtigkeit perfekt an ihre Umgebung an. Die runden Formen


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MIES MEETS MATERIAL UNDER CONSTRUCTION

TEXT VON MARIJKE ARNDT ANNETTE HILLEBRANDT

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Sommerwerkstatt in Krefeld unter der Leitung von Prof. Annette Hillebrandt und Marijke Arndt, Lehrgebiet Baukonstruktion, Entwurf & Materialkunde: Im Sommer 2013 errichtete der Verein »Mies van der Rohe in Krefeld« unter der Leitung von Christiane Lange im Rahmen der Ausstellung »MIES 1:1 Das Golfclub Projekt« das unvollendete Golfclubhaus von Ludwig Mies van der Rohe von 1930 als begehbares Modell am Originalstandort. Das Golfclub Projekt bot sich als Möglichkeit und

Chance für eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Werk und mit der Entwurfsmethodik Mies van der Rohes. Lehrende und Studierende der Bergischen Universität Wuppertal, der FH Aachen und der msa|münster school of architecture stellten sich dieser Herausforderung und machten sich im Rahmen der Sommerwerkstatt »mies meets material - under construction« auf die Suche nach einer konstruktiven Lösung des nie vollendeten Entwurfs. 54

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MIES MEETS MATERIAL   Inspiriert von der Ausstellung »MIES 1:1 Das Golfclub Projekt«, initiiert von Christiane Lange (Projekt MIK e.V. Krefeld, 6.5. - 27.10 2013), entstand die Idee zu einer studentischen Sommerakademie. Wir empfanden es als einmalige Chance, Mies van der Rohes Entwurfsmethodik auf den Grund zu gehen - inmitten eines ursprünglich von ihm geplanten Projekts, welches jedoch erst 83 Jahre später in Form eines abstrakten 1:1-Modells durch das Büro »Robbrecht en Daem Architecten« aus Gent (BE) zur Umsetzung kam.

Ziel und Aufgabe des Workshops sollte die Erarbeitung einer konstruktiven Lösung des nie vollendeten Entwurfs sein. Nach vorausgehenden Recherchen sollten dem Entwurf eine Materialität zugeschrieben und eine Schlüsseldetaillierung im Sinne der Mies’schen Detailfreude versucht werden.

gemeinsam eine knappe Woche in Wuppertal und vor Ort im »Mies 1:1 Golfclub Projekt« in Krefeld, die Aufbereitung der Arbeitsergebnisse und Dokumentation in Form einer Veröffentlichung wurde von Studierenden der Bergischen Universität Wuppertal angefertigt.

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Es sind 4 unterschiedliche Konzepte entstanden: Die Planung »Reconstructed 1930« orientiert sich am vermuteten Originalerscheinungsbild verortet in der Entwurfszeit, ebenso »Mies today«, jedoch geplant mit heutigen Mitteln. Auch »Mies goes to Switzerland« ist nach heutigem Stand der Technik gedacht, orientiert sich jedoch nicht am Original, sondern unterstellt Mies den Einfluss einer Reise in die Schweiz: Viel Beton! »Mies designed to disassemble« huldigt dem aktuellen Forschungsschwerpunkt des Lehrstuhls, dem rückbaubaren Bauen der Zukunft: Viel Metall!

Nachdem wir Lehrende und Studierende der FH Aachen und der msa|münster school of architecture zur Teilnahme begeistern konnten wurden vier gemischte Teams gebildet. So konnten wir einen hochschulübergreifenden Erfahrungsaustausch der Studierenden über unterschiedliche Arbeitsmethodiken in Recherche, Entwurf, Konstruktion und Darstellung fördern. Die Studierenden arbeiteten

Mies 1:1 Golfclub Projekt in Krefeld:   1 begehbares Modell im Originalmaßstab

TEAMS → SEITE 56  2 Reconstructed 1930: Gerald am Wege, Malte Wilms, Benedikt Wahlbrink  3 Mies Today: Linus Reich, Max Adams, Tammanna Saiedzadah  4 Mies goes to Switzerland: Larissa Rohr, Leon Hillebrand, Stanislav Memtsev, Sandra Zänger  5 Mies designed to disassemble: Aneta Dobozi, Ann Kirchhoffer, Lorenz Wittkugel, Kevin Osterkamp


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ENTWURFSPROJEKTE

ARBEITEN VON GEORG EICKHOFF DAVID RUNKEL ALEXANDRA RADOUNIKLI KATRIN HOCHSCHUH LINDA ANN ZACHARIAH

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Grundriss EG

Der Entwurf für einen fiktiven Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte ist eine Untersuchung nach einem neuen architektonischen Vokabular für die Repräsentation gemeinschaftlicher Werte. Anknüpfend an die Debatte über Monumentalität in der modernen Architektur, wie sie Sigfried Giedion, Josep Luis Sert und Fernand Léger bereits in den 1940ern anregten, untersuchen die Entwürfe, wie ein Gebäude im Kontext der Berliner Innenstadt Begriffe wie Transparenz, Würde, Zugänglichkeit und Demokratie aufgreifen kann.

Security

Garderobe

Foyer

Nord-Süd

Grundriss E1

Sockelgeschoss stehen. Aus den Riegeln schieben sich unregelmäßig die Konferenz- und Seminarräume des Gerichtshofes und bilden so Terrassen und Balkone. Das Sockelgeschoss beinhaltet mit dem Foyer und den beiden großen Gerichtssälen die zentralen Räume des Gebäudes, und dient zudem der Erschließung. Die Riegel hingegen sind nach Privatheitsbedarf und Nutzung getrennt. Der erste Riegel enthält ausschließlich Büronutzungen sowie die auskragenden Konferenz- und Seminarräume. Dieser gesamte Bereich ist privat und kann

Ansicht Ost-West

GEORG EICKHOFF Das Grundstück für den Neubau des internationalen Gerichtshofes in Berlin befindet sich in direkter Nachbarschaft zum heutigen Finanzministerium sowie dem Deutschland- und Europahaus. Ziel war es, das neue Gebäude in diesen städtebaulichen Kontext einzufügen, ohne sich jedoch der bestehenden Bebauung unterzuordnen. Zu diesem Zweck nimmt das Gebäude die Achsen der bestehenden Umgebung auf und schafft so einen Vorplatz. Das Gebäude selbst besteht aus zwei gegenüberliegenden Riegeln, die auf einem gemeinsamen

Kantine

Internet

Essensausgabe

Vorbereitung

nur von Angestellten betreten werden. Der zweite Riegel enthält in den unteren drei Etagen sowohl Internetpools als auch die Bibliothek und die Kantine und ist damit auch für Besucher zu betreten. Die beiden oberen Geschosse, in denen das Archiv lagert, sind nicht zugänglich. Die Geschosse verfügen über große Balkone, welche auf den Dächern der darun terliegenden und ausgeschobenen Konferenz- u. Seminarräume liegen. betreut von Prof. Susanne Gross

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DAVID RUNKEL Das gegebene Grundstück im Zentrum Berlins, liegt in direkter Nachbarschaft zu geschichtsträchtigen Gebäuden, die über ihre unterschiedliche Gestaltung die bewegte Vergangenheit des Ortes reflektieren. Die unmittelbare Nähe zu den Museen ›Topographie des Terrors‹ und dem Martin-Gropius-Bau, bedingt eine sensible Ausgewogenheit bezüglich der Repräsentation einer solchen Institution im urbanen Raum und der Wahrung der charakteristischen Souveränität der Bestandsgebäude. Der Entwurf nimmt Bezug auf den benachbarten, um 1877 nach einem Entwurf von Martin Gropius errich-

teten Neorenaissancebau, mit seiner charakteristischen räumlichen Schichtung von Erschließungsund Ausstellungsräumen innerhalb eines streng geometrischen Grundgefüges, der Differenzierung und Inszenierung der Wegführungen, aber auch der Möglichkeiten einer formal definierten Architektur, Veränderungen in Nutzung und Bedeutung zuzulassen. Auf Grundlage einer Analyse der Organisation eines internationalen Gerichtshofs für Menschenrechte, mit Bezug auf die Aspekte der Öffentlichkeit, Funktionalität und Sicherheit, realisiert der Entwurf eine Verbindung und gleichzeitige räumliche

Trennung der durch das Raumprogramm gegebenen Funktionen. Entstanden ist ein Gebäude, welches sich in die städtebaulichen Strukturen einfügt und zugleich seine markante Eigenständigkeit einfordert. Die Form des Gebäudes mit seiner plastischen Ziegelfassade und seinen tief einschneidenden Öffnungen, lässt verschiedene Interpretationen der Nutzung offen. Betritt man das Gebäude, überraschen die deutlich voneinander getrennten Räume durch Transparenz und individuelle Sinnlichkeit. betreut von Prof. Susanne Gross

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Selfstorage in Köln von ALEXANDRA RADOUNIKLI Städtebaulich stellen die oft zentral liegenden Gebäude für temporäre Lager — Self-storages — eine ungelöste Herausforderung dar. Aufgrund ihrer introvertierten Monofunktionalität ist das Potential der Verzahnung mit Ihrer Umwelt gering. Bisher beschränkt sich die Ambition der Fassadengestaltung auf die Gestaltung von Werbeflächen und kosmetische Mimikry. Doch auch über die dringenden städtebaulichen Probleme hinaus stellen sich kulturelle und architektonische Fragen: Wie entwirft man ein »Haus für Dinge«? Ist es nötig eine architektonische »Kultur des Lagerns« zu etablieren bzw. zu

reanimieren? Wir kennen den besonderen Geruch und Lichteinfall eines Speichers im Dachstuhl eines alten Hauses bzw. die modriggeheimnisvolle Atmosphäre eines Kellers. Die Architekturgeschichte hat für Praxis des Lagerns eindrucksvolle Bauten wie z.B. Grain Elevators in Nordamerika und die Hórreos in Südeuropa hervorgebracht. Wie wollen wir die Dinge, die uns wertvoll sind, aufbewahrt und beschützt sehen? Die Arbeit von Alexandra Radounikli überzeugt durch ihre gedankliche Komplexität, die die Aufgabe des Selfstorage und die Besonderheit des Ortes, die Grube des eingestürzten Stadtarchivs der Stadt Köln, in eine sowohl symbiotische als auch

symbolische Beziehung setzt. Den Prozess der Archivierung macht sie durch transparente Lagertürme, die nach dem Prinzip des Paternosters funktionieren, sichtbar. Die Zwischenräume, die bewusst ungestaltet bleiben, bleiben öffentlich, was dem Wunsch der Kölner Bevölkerung entspricht und die Spuren des Einsturzes lebendig hält. Das Gedenken an die Katastrophe, das lebendige Treiben des öffentlichen Marktes und die Kultur des Einlagerns vermischen sich hier auf unprätentiöse Art und Weise. betreut von Prof. Ulrich Königs und Dipl.-Ing Christoph Schlaich

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4D. Mobile Museum Prototypes Bielefeld von KATRIN HOCHSCHUH »Eine Box öffnet sich. Ein Schwarm fliegender Roboter, eine Mischung aus Biene und Spinne, schwirrt daraus hervor. Er schwärmt aus, scannt mit seinen 3D-Scannern die Umgebung, die Gebäude, die Straßen, die Bäume, alles wird zu einer Karte von Punkten zusammengesetzt. Die Materialien und Belastbarkeit bzw. die Tragfähigkeit der Umgebung wird ermittelt und mit dem vom Controller vorgegebenen Raumprogramm abgeglichen. Ein zentraler Computer verarbeitet die Informationen und sendet mehrere mögliche Baupläne mit der Grundstruktur der Konstruktion und den

sich daraus ergebenen Grundrissen an den Controller. Dieser trifft eine Entscheidung und der Schwarm setzt sich erneut in Bewegung. Durch Drüsen sondern die Roboter Fäden aus transluzentem Kunststoff ab, und spinnen sie von einem Stützpunkt zum nächsten, umschwirren sich gegenseitig und verweben ihre Fäden miteinander. Währenddessen wurden Strukturroboter mit Stützen auf Raupenketten losgeschickt, die ihre Positionen einnehmen und in das Netz eingewickelt werden. Am Rande des Geschehens hat sich eine große Menschenmenge angesammelt um das bizarre Schauspiel zu betrachten. Vor ihren Augen entwickelt sich eine

Art riesiges Spinnennetz, welches immer dichter wird und den Blick nach innen versperrt. Einige Tage später ist das Kunstwerk vollbracht, das Museum wird eröffnet. Die Roboter sind verschwunden. Die Menschen schwärmen nun aus, in die Netze des Pavillons, werden durch tunnelartige Gänge in unterschiedliche Kokons geleitet, verweilen ein bisschen und vergessen die Zeit. Nach einem Monat ist die Ausstellung beendet. Schade eigentlich, da sie doch so einen Besucheranstrom ausgelöst hat und auch in Zukunft gut die Kassen der Stadt füllen könnte. Doch daraus wird nichts. Das Material, das die Roboter ausgesondert haben, wurde extra für den Zeitraum der Ausstellung gemischt, ist biologisch abbaubarer Kunststoff, der je nach Zugabe von bestimmten Mitteln, nach einer bestimmten Zeit anfängt zu zerfallen. Noch erinnert die Hülle des Netzes daran, was bis vor kurzem hier stand, doch sie weist schon Risse auf und ist etwas in sich zusammengesackt. Nicht mehr lange und alles ist wieder wie vorher, als wäre nichts gewesen.« betreut von Prof. Holger Hoffmann

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Axonometrie, Gebäudestruktur mit Erschließungssituation durch das Forum für Menschenrechte im Anbau in den Gerichtshof für Menschenrechte.

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fentlichkeit sowie die internen Abläufe in ein spannendes Verhältnis zueinander zu bringen ohne an Funktionalität und städtebaulicher Logik einzubüßen. Der hochbauliche Entwurf wurde im Rahmen der Thesis mit einem Beleuchtungskonzept vertieft. In einer Vielzahl von Variantenanalysen mit dem Hilfsmittel der Lichtsimulation entstand ein sensibles Beleuchtungskonzept unter Einbeziehung der umliegenden Bebauung und der Beleuchtung der damit verbundenen öffentlichen Räume. Mit dem gefundenen Konzept gelingt die Gestaltung des Übergangs vom Licht

im Innern des Gebäudes und die damit verbundene Wahrnehmung des Baukörpers als nächtliche Lichtskulptur, über den Gang entlang der Medienfassade bis hin zur Beleuchtung für den Vorplatz und das anliegende Robinienwäldchen. Die dabei eingesetzten LEDLeuchten reflektieren die zeitgemäße Forderung nach gutem Licht mit wenig Energie. betreut von Prof. Susanne Gross und Prof. Dr. Karsten Voss

1 Außenraumperspektive bei Nacht, illuminiertes Gerichtsgebäude mit Medienfassade und beleuchtetem Innenraum, sowie Beleuchtungskonzept zum Vorplatz und Park

Innenraum des Gerichtsgebäudes, Empfangshalle mit »schwebenden« Gerichtssälen, die sich von der Gebäudestruktur abheben.

auf das Thema der Menschenrechte. Der Entwurf gliedert die wichtigen öffentlichen und internen Bereiche im Gebäude auf sichtbarer Ebene und lässt Einblicke der Öffentlichkeit in den Gerichtsalltag zu, ohne dass diese die internen Abläufe stören. Das Wechselspiel zwischen offenen und geschlossenen Zonen ist im gesamten Konzept wiederzufinden, angefangen bei der Zonierung der öffentlichen und internen Flächen, über die Anordnung im Städtebau bis hin zur Gestaltung der Fassade. Die Idee ist ein Spiel mit der Transparenz de Institution, die Einbindung der Öf-

Grundriss EG-Eingangsgeschoss, Foyer und Eingang durch das Forum für Menschenrechte und Archiv im Sockel des Gerichtsgebäudes

Internationaler Gerichtshof Berlin von LINDA ANN ZACHARIAH Der Komplex des Internationalen Gerichtshofs soll in Berlin in unmittelbarer Nähe zu geschichtsträchtigen Orten entstehen. Der Entwurf wird um ein Forum für Menschenrechte ergänzt, welches eine Anlaufstelle für diverse Menschenrechtsorganisationen bildet, die im kommunikativen Austausch miteinander stehen und als kontrollierendes Organ zum Gericht wirken. Das Forum für Menschenrechte dient als Eingangsgebäude für den Gerichtshof. Es wirkt als ein Filter und sensibilisiert die Besucher

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FACHBEREICH D ARCHITEKTUR WUPPERTAL FORSCHENDE UND LEHRENDE

63 ARCHITEKTURGESCHICHTE UND -THEORIE BAUEN IM BESTAND BAUKONSTRUKTION, ENTWERFEN, MATERIALKUNDE BAUPHYSIK UND TECHNISCHE GEBÄUDEAUSRÜSTUNG DARSTELLEN UND GESTALTEN DARSTELLUNGSMETHODIK UND ENTWERFEN ENTWERFEN UND GEBÄUDEKUNDE KONSTRUIEREN UND ENTWERFEN LANDSCHAFTSARCHITEKTUR ÖKOLOGISCHES BAUEN UND ENTWERFEN ÖKONOMIE DES PLANENS UND BAUENS STÄDTEBAU TRAGWERKLEHRE UND BAUKONSTRUKTION


Matthias Rottmann  vertritt für zwei Jahre den Lehrstuhl Bauen im Bestand. Zuvor war er als Dozent mit der Rotterdamer Akademie für Baukunst und der ArtEZ in Arnheim verbunden. Er ist Architekt und Associate des Architekturbüros De Zwarte Hond und Geschäftsführer der Kölner Tochtergesellschaft. Schwerpunkte seiner Bürotätigkeit liegen in städtebaulichen Planungen und architektonischen Entwürfen für komplexe Transformationsräume. Sein aktuelles Forschungsprojekt »Beyond Plan B« liegt auf der Schnittstelle räumlicher und ökonomischer Disziplinen. Vor dem Hintergrund sich überlagernder Krisen wird die Fähigkeit von konkreten Projekten zur Stärkung von Regionen und deren Resilienz in einem internationalen und transdisziplinären Netzwerk entlang des Rheins untersucht.

LEHRGEBIET BAUEN IM BESTAND

der Technischen Universität Wien. Er ist als Architekturtheoretiker tätig und hat diverse Beiträge zu den Themen des Baukulturbegriffs und Architekturpolitik, sowie zur politischen Theorie der Architektur und der Institutionsgeschichte der Architektenkammern veröffentlicht. Zur Zeit arbeitet er an seiner Dissertation zum Thema »Baukulturindustrie – Architekturpolitik und Zivilgesellschaft in Zeiten neoliberaler Hegemonie«.

Oliver Ziegenhardt  studierte Architektur an der Bauhaus Universität Weimar und

Online-Zeitschrift Archimaera und hat unter anderem für die Architekturzeitschrift Archithese geschrieben. Seit 2011 ist sie tätig in der Lehre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehr- und Forschungsgebiet Konstruktives Entwerfen an der Architekturfakultät der RWTH Aachen und seit 2014 an der Bergischen Universität Wuppertal.

Adria Daraban  arbeitet als Architektin und Publizistin, ist Redakteurin der

und Technische Gebäudeausrüstung. Er war in verschiedenen nationalen und interna-

Eike Musall  ist Architekt (M. Sc. ) und Doktorand am Lehrgebiet für Bauphysik

Environmental Building Design an der Bergischen Universität Wuppertal. Seit Abschluss ihres Masterstudiums ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl tätig und arbeitet dort am Forschungsprojekt »100% Wärme aus erneuerbaren Energien? Auf dem Weg zum Niedrigstenergiehaus im Gebäudebestand« und in der Begleitforschung zu den Demonstrationsprojekten innerhalb des Förderkonzepts »Energieoptimiertes Bauen« (EnOB) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

Carolin Künz  studierte von 2006 bis 2012 Architektur mit dem Schwerpunkt

eclim. Er studierte Physik in Bonn und promovierte an der Universität Köln in der experimentellen und Satelliten-Meteorologie. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Solarenergie, energetische Eigenschaften und Nutzungsqualität von Gebäuden sowie Raumakustik. Er entwickelte am Wuppertal Institut Lehrmaterial für Architekten zu diesem Themenbereich und am Institut Wohnen und Umwelt eine Neufassung des Leitfadens Elektrische Energie im Hochbau. → www.eclim.de

Detlef Hennings  ist seit 2003 Lehrbeauftragter für Akustik und Inhaber des Büros

Oliver Hans  ist gelernter Schreiner und Architekt mit Studium an der FH Aachen und der Bergischen Universität Wuppertal, an der er seinen Master mit dem Schwerpunkt Ressourcen optimierten Bauen absolvierte. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete er in verschiedenen Forschungsprojekten im In- und Ausland. Schwerpunkte bildeten die Analyse energieoptimierter Bauten und Forschungen zu Maßnahmen der passiven Kühlung von Gebäuden. Aktuell beschäftigt er sich im Kontext seiner Dissertation mit der Entwicklung eines parametrisierbaren Fassadensystems.

Reinhard Beck  ist seit 2005 Lehrbeauftragter für den Bereich Wasserbau und Wasserwirtschaft für Gebäude. Er ist Gründer und Geschäftsführer des Ingenieurbüros Reinhard Beck in Wuppertal-Ronsdorf mit Schwerpunkt auf wasserwirtschaftlichen Konzepten und Planungen. → www.ibbeck.de

war zuvor zwölf Jahre am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in der Energieforschung tätig. Zahlreiche nationale und internationale Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Gebäudeperformance zeichnen ihn aus. Buchpublikationen wie Bürogebäude mit Zukunft (2005), Solararchitektur (2011) oder Nullenergiegebäude (2011) kennzeichnen thematische Meilensteine. Die Teilnahme beim »Solar Decathlon Europe« (2010, Madrid) und der Studienschwerpunkt Nachhaltigkeit und Architekturperformance sind mit seiner Person verbunden

Karsten Voss  ist Professor für Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung und

Christoph Grafe  ist Professor für Architekturgeschichte und –theorie. Er ist tätig

als Architekturtheoretiker, Kurator und Publizist, unter anderem in den Zeitschriften Oase und Journal of Architecture und hat zahlreiche Beiträge zur Architekturgeschichte und –theorie vor allem zum Thema der europäischen Nachkriegsmoderne und der zeitgenössischen Architekturkultur verfasst. Daneben ist er Mitinitiator der neuen Publikationsreihe NORTHNORTHWEST, in der sich junge Architektenbüros aus Nordwesteuropa vorstellen. Er leitet seit 2011 das Flämische Architekturinstitut in Antwerpen, wo er unter anderem die Architectural Review Flanders herausgibt. Von Wuppertal aus gibt er die Zeitschrift Eselsohren heraus. Im Frühjahr 2014 erschien Peoples Palaces – Architecture, Culture and Democracy in post-war Western Europe, eine Untersuchung radikaler Architekturkonzepte für Kulturbauten aus den 1960er Jahren.

LEHRGEBIET BAUPHYSIK UND TECHNISCHE GEBÄUDEAUSRÜSTUNG

LEHRGEBIET ARCHITEKTURGESCHICHTE UND -THEORIE 64


Edwin Rotzal  ist Umweltingenieur und bereits seit 1980 an der Universität Wuppertal

kunde und Architekturmaterialität. Er befasst sich mit den Themen einer wahrnehmungsorientierten, kulturellen und weitesgehend raumbezogenen Materialbetrachtung, sowie einer materialimmanenten Baukonstruktion. Er führt das Architekturbüro andreas decker architekt, welches individuelle Hochbau- und Ingenieurprojekte realisiert, überwiegend mit eigenen Kunstlicht- und Möbelentwürfen.

Andreas Decker  ist Honorarprofessor und lehrt momentan im Bereich der Baustoff-

HONORARPROFESSUR ARCHITEKTURMATERIALITÄT

Entwurf und Materialkunde – TEAMhillebrandt. Zuvor hat sie an der Münster School of Architecture zusammen mit Prof. Annette Hillebrandt die »materialbibliothek« aufgebaut. Sie promoviert zum Thema Rückbaufähigkeit von Bauwerken und ist als Sachverständige für Nachhaltiges Bauen und DGNB-Auditorin tätig für agn Niederberghaus & Partner in Ibbenbüren.

Anja Rosen  ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Baukonstruktion,

konstruktion, Entwurf und Materialkunde – TEAMhillebrandt. Zuvor war sie angestellt tätig für die Architekturbüros m.schneider a.hillebrandt architektur und synn architekten in Wien sowie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wohnbau und Entwerfen, Prof. Wim van den Bergh an der RWTH Aachen.

Petra Riegler-Floors  ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bau-

und Materialkunde – TEAMhillebrandt. Sie absolvierte ihr Studium an der Münster School of Architecture und spezialisierte sich bereits währenddessen auf das Thema Licht. Nach mehrjähriger Mitarbeit in einem Münsteraner Lichtplanungsstudio ist sie nun als Freiberuflerin im Bereich Architektur und Licht tätig.

Marijke Arndt  ist Lehrbeauftragte am Lehrstuhl für Baukonstruktion, Entwurf

denden Kunst in Stuttgart, Berlin und Düsseldorf war er über Jahre als freier Künstler tätig. Er realisierte zahlreiche Projekte in öffentlichen und privaten Räumen. 2013 gründete Weid das Museum für Autokolonialisierung, ein Museum ohne festen Ort, das letztlich Sinn und Ziel musealer Sammlungen unter dem Aspekt des Fetisches Auto hinterfragt ( → www.autokolonialismus.de). Das Lehrgebiet betont und untersucht die künstlerische Seite in der Architektur. Erklärtes Ziel ist es, Gestalter zu schulen, die sich – abhängig von ihren eigenen Vorstellungen und Analysen der Gegebenheiten, eigenständig denkend und handelnd – der plastischen Möglichkeiten und der damit verbundenen Materialität von Architektur sowie ihrer gesellschaftlichen Bedeutung annehmen.

Heinrich Weid  ist Professor für Darstellen und Gestalten. Nach dem Studium der bil-

LEHRGEBIET DARSTELLEN UND GESTALTEN

Wuppertal leitete er am Lehrgebiet für Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung verschiedene Forschungsprojekte zur Analyse der passiven Kühlung von Bürogebäuden. Derzeit implementiert er in enger Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institute of Technology eine Software zur energetischen Berechnungen in eine E-Learningplattform. Voß promoviert über die Kühlung dezentral belüfteter Gebäude.

Tjado Voß  studierte Bauingenieurwesen an der TU Dortmund. An der Universität

Im Sommersemester 2013 schloss er das Masterstudium an der Bergischen Universität Wuppertal im Schwerpunkt environmental building design ab. Derzeit betreut er Studierende des Masterstudienganges im Themenbereich der Gebäude- und Lichtsimulation und forscht zu integrierten Quartiersenergiekonzepten.

Alexander Saurbier  ist seit 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl.

im Arbeitsbereich Bauklimatik und Bauphysik tätig. Neben der Lehrtätigkeit koordiniert er die Stundenpläne des Studiengangs und nimmt für die Universität Aufgaben als Gutachter für Schallschutz wahr.

Raphaela Nordhaus  studierte Architektur in Wuppertal und ist, nach freier Mitar-

beit in verschiedenen Architekturbüros, seit 1995 Mitarbeiterin an der Universität Wuppertal. Neben der Tätigkeit in der Lehre der Bauklimatik und Technischen Gebäudeausrüstung koordiniert sie die Studienberatung und die Öffentlichkeitsarbeit für den Studiengang Architektur.

tionalen Forschungsprojekten an der Schnittstelle zwischen Architektur und Gebäudetechnik als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Den Schwerpunkt bilden methodische und technisch-gestalterische Fragestellungen aus dem Bereich der Null- und Plusenergiegebäude. Musall ist Autor der Buchpublikation Nullenergiegebäude und promoviert über die Bedeutung von Strategien für die Architektur von (Nullenergie-)Gebäuden.

kunde. Zuvor lehrte sie in Kaiserslautern als Professorin für Baukonstruktion, Entwurf und Bauen im Bestand und in Münster als Professorin für Baukonstruktion und Materialkunde. Sie ist assoziierte Architektin BDA in m.schneider a.hillebrandt architektur in Köln und erhielt für ihre Werke zahlreiche Auszeichnungen. Sie hat die »materialbibliothek« (→ www.material-bibliothek.de) initiiert und befasst sich mit Themen des recyclingfähigen Bauens u.a. in einer Expertengruppe der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen.

Annette Hillebrandt  ist Professorin für Baukonstruktion, Entwurf und Material-

LEHRGEBIET BAUKONSTRUKTION, ENTWURF UND MATERIALKUNDE

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LEHRGEBIET KONSTRUIEREN UND ENTWERFEN

Andreas Komotzki  ist Grafikdesigner mit einem eigenen Büro für Visuelle Kom-

versität Wuppertal. Nach seinem Studium sammelte er Erfahrungen in den unterschiedlichen Gebieten des Fachbereiches Architektur und Bauingenieurwesen sowie Maschinenbau und Sicherheitstechnik. Am Lehrstuhl für Darstellungsmethodik und Entwurf betreut er das digitale Labor im Bereich der Anwendung von CNC-Technik und Rapid Prototyping im Architekturmodellbau. In der Modellbauwerkstatt begleitet er die Studierenden bei der Entwicklung und Umsetzung der Modellbaukonzepte.

Gregor Hummel  absolvierte 2007 das Architekturstudium an der Bergischen Uni-

werfen. Sein Hauptinteresse sowohl im eigenen Büro one fine day: office for architectural design in Düsseldorf, als auch in der Lehre gilt den besonderen Möglichkeiten computergestützter Entwurfs- und Darstellungstechniken für die inhaltliche Weiterentwicklung der zeitgenössischen Architektur. Büroprojekte, wie der treehugger-Pavillon auf der BUGA 2011 in Koblenz oder der Wettbewerbsbeitrag für die zukünftige Zentralmoschee in Priština, illustrieren diesen Ansatz genauso wie die experimen-tellen Entwurfsprojekte zu Aggregationen, Gewölben und hybriden Gebäudetypologien des Lehrstuhls DME. → www.o-f-d.net → www.dme.uni-wuppertal.de

Holger Hoffmann  ist Architekt und Professor für Darstellungsmethodik und Ent-

LEHRGEBIET DARSTELLUNGSMETHODIK UND ENTWERFEN

Lehrstuhl Darstellen und Gestalten. Er lebt in Düsseldorf und beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit Formen und Phänomenen, die er als »Archetypen einer kollektiven Erinnerung« bezeichnet. Seine Plastiken und Installationen sind weniger Neuschöpfungen als vielmehr träumerisch verdichtete Fragmente einer gegebenen Dingwelt, die er uns als seltsam vertraut und rätselhaft alltäglich vor Augen führt. Seine neuesten Installationen stellen Fragen nach der Identität, Wahrscheinlichkeit und Einzigartigkeit von Objekten und somit nach der Doppelbödigkeit dessen, was wir gemeinhin Realität nennen.

Christian Schreckenberger  ist Künstler und wissenschaftlicher Mitarbeiter am

munikation in Wuppertal. Parallel dazu entstehen freie, meist serielle fotografische Arbeiten, in denen er sich mit dem Thema Reise beschäftigt und unsere Wahrnehmung von Alltag im Hinblick auf Entfremdung, Beschleunigung und Erinnerung hinterfragt. → www.komotzki-dialog.de  → www.komotzki-monolog.de

Konstruieren und Entwerfen. Nach seinem Diplom an der RWTH Aachen 2004 arbeitete er als Architekt in Aachen und dann von 2007-2010 in London für u.a. Sergison Bates. Im Jahre 2011 gründete er mit Andre Rethmeier das Architekturbüro rethmeierschlaich architekten in Köln. Sein Forschungsschwerpunkt liegt neben der Baukonstruktion in der Schnittstelle zwischen Gebäude und Stadt (Konzeption und Durchführung des Symposiums »Nospolis – Räume gemeinsamer Zukünfte«). Christoph Schlaich hat in Zeitschriften wie der Stadtbauwelt, Clownfish Statementmagazin und Aus Politik und Zeitgeschehen veröffentlicht und arbeitet als Lehrbeauftragter an der RWTH Aachen.

Christoph Schlaich  ist seit 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl

André Rethmeier  studierte Architektur an der RWTH Aachen und an der ETH Zürich. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Konstruieren und Entwerfen. Seine akademischen Forschungsschwerpunkte liegen in der Wechselwirkung von Raum, Konstruktion und Gebäudetypologie sowie in der theoretischen Untersuchung von Einfachheit und Komplexität. André Rethmeier ist Gründer des Kölner Büros rethmeierschlaich architekten, das sich im Spannungsfeld zwischen Ausstellungsarchitekturen (z.B. mehrere Sonderausstellungen im Museum Folkwang in Essen) über das innovative Bauen im Bestand bis hin zu städtebaulichen Planungen bewegt.

Studium in Wuppertal war sie tätig in verschiedenen Architekturbüros. Sie ist feste Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Konstruieren und Entwerfen. Ihr akademisches Interesse liegt in der Auseinandersetzung mit Entwurfsprozessen in Wechselwirkung mit Raumkonzeption, Gebäudestruktur und Darstellung. In freier Tätigkeit arbeitet sie an der Entwicklung von Corporate Design, web-CI und deren Umsetzung.

Ela Dippel  ist Diplom-Ingenieurin im Bereich Architektur. Während und nach dem

Architekturbüro Königs Architekten in Köln liegt sein Tätigkeits- und Forschungsschwerpunkt bei öffentlichen Gebäuden. Insbesondere die Realisation von Kirchenneubauten in Regensburg und in Schillig haben zu renommierten internationalen Auszeichnungen geführt: Fritz-Höger-Preis, International Brick Award sowie die Nominierung für den Mies van de Rohe Award. Er beschäftigt sich zudem mit Phänomenen der Komplexitätstheorie sowie adaptiven und selbstorganisierenden Systemen auf der Ebene der Stadt, des Gebäudeprogramms und der Baukonstruktion.

Ulrich Königs  ist Professor für Konstruieren und Entwerfen. Mit seiner Praxis im

richtete ab 2009 als Lehrbeauftragter am Lehrstuhl Konstruieren und Entwerfen an der Bergischen Universität Wuppertal. Seit 2013 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Entwerfen und Gebäudekunde und Qualitätsbeauftragter für die Abteilung Architektur. Neben seiner Arbeit an der Hochschule arbeitet er als Architekt für das Buero Molestina Architekten in Köln.

Bildhauer in Düsseldorf und rückt in seinen oft mehrstufigen Projekten Alltagsräume in den Fokus. Sie werden mit künstlerischen Mitteln betrachtet, reflektiert, kommentiert, umgewertet und umgeformt. Neben freien Projekten arbeitet er als Kurator und realisiert Workshops und Seminare zu künstlerischen Strategien im städtischen Kontext.

Oliver Gather  ist Lehrbeauftragter am Lehrstuhl Darstellen und Gestalten. Er ist 66


LEHRGEBIET ÖKOLOGISCHES BAUEN UND ENTWERFEN

und der Technischen Universität Wien. 2006 erhielt er den BDB-Förderpreis. Nach seinem Studium sammelte er Erfahrungen in diversen Architekturbüros und unter-

Stephan Schorn  studierte Architektur an der Bergischen Universität Wuppertal

Sandra Lippert-Vieira  ist Architektin. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Prof. Amancio Guedes in Lissabon und von Prof. Daniele Marques in Karlsruhe. 2009 promovierte sie mit ihrer Arbeit Dissoziative Architektur - von Teufels krallen und Scheinriesen: Weitere Wege zum Verständnis Expressionistischer Architektur. Neben ihrer Arbeit an der Hochschule stehen Projekte zu Themen wie »Urbane Allmende«, »UnArchitekturen« und »StudentenDachBlumen«.

versität Wuppertal absolviert und führt in wechselnden Kooperationen mit Ex-Kommilitonen ein Architekturbüro in Wuppertal. Neben Wettbewerbserfolgen ging aus dieser interdisziplinären Kooperation im Jahr 2011 ein Dorfentwicklungsprogramm in Südwestfalen in der Zusammenarbeit mit der Universität Siegen und der Regionale Agentur hervor. Seine Forschungsinteressen umfassen die soziokulturellen Auswirkungen von Architektur im ländlichen Raum. Seit 2013 ist Stephan auf der Brücken wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Entwerfen und Gebäudekunde.

Entwerfen. Parallel ist sie Gesellschafterin im Büro BHBFH, in dem sie seit ihrem Abschluss 1996 an der RWTH als Architektin und Stadtplanerin arbeitet. Neben großen, zumeist öffentlichen Projekten, wie z.B. den Abgeordnetenbüros für den Deutschen Bundestag in Berlin, sind derzeit vermehrt Umnutzungen, Sanierungen und Erweiterungen Thema der beruflichen Praxis. Insbesondere die Erfahrungen im Wohnungsbau, mit Versammlungsstätten und bei der Transformation von Gebäuden fließen in die Lehre ein.

Sabina Hauers  ist Mitarbeiterin am Lehrgebiet für ökologisches Bauen und

architektonischen Praxis entwirft er vor allem öffentliche Gebäude wie Schulen und Sporthallen. Die Berufskollegs in Recklinghausen und die Sporthalle plus X in Mannheim wurden in den letzten BDA Landesprämierungen in NRW bzw. BW ausgezeichnet. Aktuell versucht er der nachhaltigen Architektur durch das Entwickeln von Gebrauchsformen, welche das Zugefallene und das Alltägliche aufnehmen und sich dabei atmosphärisch aufladen, näher zu kommen.

Rainer Scholl  ist Professor für ökologisches Bauen und Entwerfen. In der

finkenberger bearbeitet sie Projekte, die sich an der Schnittstelle zwischen Planung und Forschung bewegen und Alternativen zu der gängigen Planungspraxis aufzeigen. Ihr Interesse gilt insbesondere der Entwicklung integrierter Nachbarschaften, die Themen der Nachhaltigkeit und Prozessgestaltung miteinander verknüpfen. Nach Stationen in Hamburg, Berlin, London, Stuttgart und Sydney lehrt und forscht sie zudem seit 2011 am Lehrstuhl Landschaftsarchitektur der Bergischen Universität Wuppertal.

Stephan auf der Brücken  hat seinen Architekturmaster an der Bergischen Uni-

und Stadtplanerin und befasst sich in der Lehre vorwiegend mit den Typologien öffentlicher Bauten. In der Praxis ist sie Mitinhaberin des Kölner Architekturbüros Kister Scheithauer Gross, mit dem sie vornehmlich öffentliche Bauten realisiert. Schwerpunkte sind Sakralbauten, z.B. die Doppelkirche in Freiburg und die Synagoge in Ulm. Ein weiterer Schwerpunkt ist Laborbau, z. B. das Institut für Tropenmedizin in Hamburg und das Institut für Tribologie in Karlsruhe, z.Zt. im Bau. Zahlreiche Tätigkeiten in Preisgerichten für Wohnungsbauten, Industriebauten, Kulturbauten.

Isabel Finkenberger  ist Architektin und Stadtplanerin. Mit ihrem Kölner Büro frau-

architektur. Er ist Träger des Deutschen Landschaftsarchitekturpreises 2003 und Gründer des Berliner Büros Urban Catalyst Studio, das sich mit zahlreichen Planungs- und Forschungsprojekten zur Gestaltung und Nutzung von Transformationsräumen international einen Namen gemacht hat. An der Bergischen Universität forscht Overmeyer zur nutzergetragenen Entwicklung von Freiräumen, Gebäuden und Stadtquartieren. Er ist Co-Herausgeber der Publikationen Urban Catalyst – The Power of Temporary Use und Raumunternehmen – wie Nutzer selbst Räume entwickeln (mit Guido Spars und Lisa Buttenberg, Berlin 2014).

Klaus Overmeyer  ist gelernter Gärtner, Stadtforscher und Professor für Landschafts-

LEHRGEBIET LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Susanne Gross  ist Professorin für Entwerfen und Gebäudekunde. Sie ist Architektin

LEHRGEBIET ENTWERFEN UND GEBÄUDEKUNDE

Mitarbeiter am Lehrgebiet Darstellungsmethodik und Entwerfen. Nach seinem Masterabschluss an der Münster School of Architecture arbeitetete er von 2007 bis 2010 im Architekturbüro UNStudio in Amsterdam, und danach bei Zaha Hadid Architects (2010 – 2012) an verschiedenen internationalen Projekten und Wettbewerben in allen relevanten Maßstäben. Seit 2013 ist Hans-Peter Nünning Partner im Düsseldorfer Architekturbüro one fine day: office for architectural design. Sein besonderes Interesse gilt der Entwicklung und Anwendung computergestützter Entwurfswerkzeuge in Lehre und Praxis.

Hans-Peter Nünning  ist Architekt und seit dem Jahr 2011 wissenschaftlicher

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Fachgebiet Ökonomie des Planens und Bauens. Nach Ihrem Architekturstudium an der Hochschule Bochum war sie in Architektur- und Planungsbüros tätig, zudem spezialisierte sie sich auf den Bereich Projektentwicklung. Ihre Arbeitsschwerpunkte an der Bergischen Universität Wuppertal sind die Lehre mit immobilienökonomischen Lerninhalten, sowie die Forschung zum Thema der Wirtschaftlichkeit.

Olivera Obadovic  ist Architektin und seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin am

of Newcastle upon Tyne. Sie ist seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Ökonomie des Planens und Bauens. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Themenbereichen Stadt- und Regionalentwicklung, zivilgesellschaftliche Teilhabe (z.B. Forschungsfeld Raumunternehmen), Evaluation und Wirkungsanalyse von raumbezogenen Förderprogrammen sowie der Wohnungswirtschaft.

Anja Müller  studierte Raumplanung an der TU Dortmund und der University

Lehrstuhl Ökonomie des Planens und Bauens. Parallel ist er Geschäftsführender Gesellschafter am Institut für Raumforschung und Immobilienwirtschaft, Dortmund. Forschungsschwerpunkte sind die Stadt- und Regionalentwicklung, Städtebauförderung sowie die Wohnungswirtschaft.

Michael Heinze  ist Stadtplaner und seit 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am

arbeiter am Lehrstuhl. Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit liegen im Bereich der Evaluation öffentlicher Förderprogramme und vor allem im Bereich der Immobilienmarktforschung. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit den räumlichen Strukturen des Logistikimmobilienmarktes in Deutschland. Für die Dissertation wurde er 2013 mit dem 1. Forschungspreis der Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung (gif ) ausgezeichnet.

Roland Busch  studierte Raumplanung und ist seit 2006 wissenschaftlicher Mit-

Als Teil der PEM-Forschungsgruppe arbeitet er zusammen mit dem Lehrstuhl CAAD an der ETH Zürich. An der Schnittstelle zwischen Architektur, Informatik, Mathematik,

Dennis Lagemann  forscht zu agentenbasierten Systemen zur Raumorganisation.

ausbildung sowie im Modul Konstruieren und Entwerfen. Ihr Schwerpunkt liegt in der Fachdidaktik der Wuppertaler Tragwerklehre, die die notwendigen Kompetenzen für den kreativen Tragwerksentwurf vermitteln will, ohne sich in akribischen Details der Berechnungs- und Nachweismethoden zu verlieren.

Anne Reimertz  leitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin Seminare in der Grundlagen-

werklehre am Lehrstuhl für Tragwerklehre und Baukonstruktion und selbstständiger Architekt. Im Rahmen der Lehre befasst er sich mit Fragestellungen parametrischer Entwurfs- und Konstruktionsmethoden, in diesem Zusammenhang wird derzeit ein Pavillon in Frankfurt am Main (CRR - child’s refuge riedberg) realisiert. In seiner praktischen Tätigkeit beschäftigt er sich vornehmlich mit Thematiken der Instandsetzung und des Neubaus von Wohn- und Geschäftshäusern. Im Rahmen dieser Tätigkeit wurden in den vergangenen Jahren mehrere richtungsweisende Projekte mit gebäudeintegrierten PV-Fassaden in enger Zusammenarbeit mit der Robert Bosch GmbH realisiert, auf deren Grundlage ein Forschungsprojekt an der Uni Wuppertal formuliert wird.

Michel Jan Gladis  ist Lehrbeauftragter mit dem Schwerpunkt Experimentelle Trag-

Jürgen Scholte-Wassink  ist Professorenstellvertreter im Fach Tragwerklehre. Als Absolvent der staatlichen Hochschule für bildende Künste Frankfurt (Städelschule) und ausgebildeter Bauingenieur arbeitet er an der Schnittstelle zwischen Entwurf und Ingenieurwissenschaft. Er befasst sich mit hocheffizienten Tragwerken bis hin zu aerodynamischen Fragestellungen in flugfähigen Strukturen, die er in Kooperation mit dem Institut Aerospace Engineering an der TU-Delft entwickelt. Sein Interesse gilt sowohl hybriden als auch räumlich komplexen Tragstrukturen. In seinem Frankfurter Büro wassink ingenieure widmet er sich den Methoden zum Konstruktionsprozess vor allem mithilfe geometrischer Topologieoptimierung. Der Forschungsansatz ist tranzdiziplinär. Hierzu wird auch ein intensives Netzwerk zu Künstlern gepflegt. Als Gastdozent hält er Kontakte zur Architekturfakultät in Riga (FAD) und zur Columbia University (GSAPP)/ Paris Atelier sowie zum Masterstudiengang der TU-Delft (AEROSPACE ENGINEERING).

Er befasst sich aktuell mit der »particle equilibrium method« (PEM) und hat dazu ein Promotionsseminar aufgebaut, das sich mit komplexen geometrischen Strukturen, Evolutionsalgorithmen sowie vieldimensionalen Diagrammen auf der Basis von Schwarmsystemen beschäftigt.

Karl Schwalbenhofer  ist Professor für Tragwerklehre und Baukonstruktion.

Guido Spars  ist Professor für die Ökonomie des Planens und des Bauens und stell-

vertretender Studiengangleiter des Weiterbildungsstudienganges Real Estate Management und Construction and Projekt Management (REM/CPM). Seine Forschungsgebiete sind Stadt- und Regionalökonomie sowie –entwicklung und Immobilienwirtschaft. Seine Dissertation schrieb er über den Bodenmarkt und seine Habilitation (beide TU Berlin) beschäftigte sich mit der Immobilienwirtschaft aus der Perspektive neuerer stadt- und regionalökonomischer Ansätze. Neben zahlreichen Forschungsprojekten, Veröffentlichungen und Vorträgen im benannten Themenfeld ist er berufenes Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, des wissenschaftlichen Beirats des IWU (Darmstadt), des Kuratoriums des Bundesverbandes für Wohnen und Stadtentwicklung e.V. sowie des Fachbeirates für das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal.

LEHRGEBIET TRAGWERKLEHRE UND BAUKONSTRUKTION

LEHRGEBIET ÖKONOMIE DES PLANENS UND BAUENS

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studium befasste sie sich mit der Thematik des ressourcenschonenden Bauens. Seit 2010 lehrt und forscht sie an der Schnittstelle von »Stadt und Energie«, zu dem aktuell das international ausgelegte Forschungsprojekt »Solarenergienutzung im städtebaulichen Kontext« gehört.

Katharina Simon  ist wissenschaftliche Mitarbeiterin. Bereits in ihrem Architektur-

künstlerische Mitarbeiterin im Lehrstuhl Darstellen und Gestalten der BUW. Sie ist seit Oktober 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Städtebau. Dort leitet sie derzeit das »bergisch.project«.

Bärbel Offergeld  studierte Architektur in Wuppertal. Von 2011 bis 2013 war sie

Ragnhild Klußmann  ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Städtebau und an diversen Forschungsprojekten und –initiativen in NRW beteiligt. Als Architektin führt sie gemeinsam mit Marc Hübert das Kölner Architekturbüro raumwerk. architekten. An der Bergischen Universität leitet sie das »bergisch.project«, ein Forschungs- und Lehrprojekt der experimentellen Stadtforschung an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft.

tebau. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten INIS Verbundprojekts »SaMuWa: Die Stadt als hydrologisches System im Wandel – Schritte zu einem anpassungsfähigen Management des urbanen Wasserhaushalts« forscht und promoviert er am Lehrstuhl. Davor gewann er mit dem BUGA Team 2012 den Deutschen Städtebaupreis mit dem Projekt »Vom Koblenzer Schloss bis zum Deutschen Eck«, die Auszeichnung des Sozialverbandes Deutschland e.V. für Barrierefreies Bauen und einen Sonderpreis für die Umgestaltung des Schorfheideviertels in Berlin Marzahn.

Johannes Geyer  ist seit Juli 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Städ-

Tanja Siems  ist Professsorin für Städtebau. Als Stadtplanerin befasst sie sich mit integrierter Planung sowie der Auswirkung medialer Kommunikation auf Planungsund Entwurfsprozesse. Die Auseinandersetzung mit disziplinübergreifenden Methoden und Arbeitsweisen im Feld der »Mediierenden Stadtentwicklung« und »Nachhaltigen Stadterneuerung« gehören zum Lehr- und Forschungsprogramm des Lehrstuhls Städtebau. Aktuelle transdisziplinäre Forschungsvorhaben sind die Projekte »Solar Energy in Urban Planning« und »Stadt als hydrologisches System im Wandel«. Darüber hinaus hat Tanja Siems u.a. durch ihre Lehr- und Forschungstätigkeit im Graduiertenprogramm »AAIS Interprofessional Studio« an der Architectural Association School in London seit 1998 ein weit verzweigtes internationales Netzwerk im Bereich »spatial, urban performance and design« aufgebaut.

LEHRGEBIET STÄDTEBAU

schungsgebiet Computational Design sowie als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl Darstellen und Gestalten. Im Rahmen des PEM-Promotionsseminars befasst er sich mit generativen komplexen Strukturen (u.a. automatische Detailausbildung und Fertigung des CRR-Pavillons in Frankfurt). Er entwickelt computergestützte Produktionsprozesse auf Konstruktions- und Steuerungsebene sowohl für additive (Stereolithografie, 3D-Printing) als auch subtraktive Verfahren (3D-Milling, CNC Styro Cutter).

Heiner Verhaeg  arbeitet seit seinem Master-Abschluss 2013 an der BUW im For-

Sie ist in der Vermittlung und dem Verständnis der Grundlagen der Tragwerklehre tätig, ebenso in der technischen Entwurfsbetreuung und in der Bearbeitung der Entwürfe mit computergestützten FEM-Methoden.

Alice Strohm  ist Mitarbeiterin am Lehrgebiet Tragwerklehre und Baukonstruktion.

Tragwerklehre und Computermethoden. Als Teil der Forschungsgruppe PEM beschäftigt er sich mit der Geometrie von Flechtwerkschalen (Kooperation mit der HS Bochum) und der Weiterentwicklung von Partikelsystemen zur volumetrischen Gebäudesimulation. In der Lehre unterstützt er das Seminar Computational Design, welches zusammen mit dem Lehrstuhl Darstellungsmethodik und Entwerfen bei Prof. Holger Hoffmann stattfindet und sich aktuell mit der Entwicklung von interaktiven Installationen im Stadtraum auseinandersetzt.

Alec Singh  ist Mitarbeiter in Forschung und Lehre sowie Promovend im Bereich

Philosophie und Sozialwissenschaft beschäftigt er sich mit den Fragen »Was ist Raum?«, »Wie konstituieren Menschen Raum den Raum, den sie bewohnen?« und »Wie kann man Theorien zur Raumbildung in agentenbasierte Organisationssysteme übersetzen?«

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und Raumforschung

Grundlagen zur Evaluierung des Städtebauförderungsprogramms »Soziale Stadt – Investitionen im Quartier«  Prof. Dr. Guido Spars   Regionale Reichweite der ökonomischen Effekte der Städtebauförderung (ExWoSt)  Prof. Dr. Guido Spars, im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt-

und Montag Stiftung Urbane Räume

Prof. Dr. Guido Spars, Prof. Klaus Overmeyer, in Zusammenarbeit mit Utopiastadt

Raumunternehmen — Nutzergetragene Stadt- und Projektentwicklung

entwicklungsgesellschaft

Prof. Dr. Karsten Voss, in Zusammenarbeit mit der Wuppertaler Quartiers-

Urbane Infrastruktur als Steuerungsinstrument langfristiger Transformationsprozesse  Prof. Matthias Rottmann   Wechselseitige Effekte und Interdependenzen zwischen ökonomischen Entwicklungen und räumlichen Strategien oder Projekten  Prof. Matthias Rottmann   Energieerzeugung als urbane Aufgabe  Prof. Matthias Rottmann   Quartiersenergiekonzept für Wuppertal-Wichlinghausen – Szenarien

Prof. Dr. Guido Spars

Klushuizen — Machbarkeitsstudie Bastelhäuser in Gelsenkirchen

Bosch Stiftung, Entwurfsseminar in Zusammenarbeit mit Montag Stiftung Urbane Räume

Prof. Dr. Christoph Grafe, Symposium unterstützt von NRW Stadtbaukultur und Robert

Kooperation von Prof. Klaus Overmeyer, Prof. Ulrich Königs, Prof. Dr. Guido Spars,

Nospolis – Entwicklung von ko-produktiven Raumstrategien

Transformation von Quartieren, Städten und Regionen

F O R S C H U N G S P R O J E K T E

Prof. Dr. Karsten Voss, Prof. Matthias Rottmann, gefördert vom WWF Prof. Dr. Karsten Voss, gefördert

NWO (Niederlande)

Konstruktion und Material - Strukturen, Technologien und Materialien für Entwurfsstrategien zukünftiger Architekturen  Prof. Ulrich Königs   Tacit knowledge in architecture – Europäisches Forschungsnetzwerk zu Methoden der Erhebung impliziten Entwurfswissens  Prof. Dr. Christoph Grafe, gefördert von

Prof. Ulrich Königs

Entwicklung der baulichen Elemente von Gebäuden und ihr Zusammenspiel in komplexen Architekturräumen  Prof. Susanne Gross   Entwicklung von Typopologien für Gebäude der Öffentlichkeit  Prof. Susanne Gross   Gebäude und Programm - Emergenz als Erklärungsmuster komplexer Systeme

Prof. Holger Hoffmann

Prototypologien: hybride Programme und zukünftige Bauformen – zugehörige Projekte (u.a.): Sehnsuchtsorte 2012, Identität und Koexistenz 2013, Intermodal/ Mixed-Use 2014  Prof. Holger Hoffmann   Methoden zur Ordnung und Systematisierung komplex erscheinender (Raum-) Konstruktionen – zugehörige Projekte (u.a.): Sinesurf 2012, on growth 2012/13; thickskin 2013, Gewölbeformen 2013/14  Prof. Holger Hoffmann   Haptisch-Virtuell: Architektur jenseits ihrer materiellen Begrenzung — zugehörige Projekte (u.a.): 100m2 interaktiv 2013/14; 4D mobile museum prototypes 2013/14

Biologische Station Mittlere Wupper e.V.

Verbindung(s)Lösung — Lösbare Konstruktionen und Schichtenaufbauten und Recyclingpotenziale in der Architektur  Prof. Annette Hillebrandt   Kunst und Naturraum — Neue Formen der Wissenserhebung unter Beteiligung der künstlerischen Praxis  Prof. Heinrich Weid, gefördert von der EU und vom Trägerverein

Methoden des Architektonischen Entwerfens

gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

Die Stadt als hydrologisches System im Wandel — Schritte zu einem anpassungsfähigen Management des urbanen Wasserhaushalts (SaMuWa)  Prof. Dr. Tanja Siems,

Prof. Matthias Rottmann

Resilienz als Planungsziel  Prof. Matthias Rottmann   Strategien zur nachhaltigen Aktivierung von Wohnungsbaupotentialen in metropolitanen Konditionen  Prof. Matthias Rottmann   Unscharfe Methoden zur Bewertung komplexer, mulitdisziplinärer Systeme

Universität Wuppertal – Bauen und Wohnen

Schulbauten in Holz – neue Konstruktions- und Gestaltungstechniken für Gebäude der Gemeinschaft  Prof. Rainer Scholl   Flächensparendes und klimagerechtes Bauen und die ökologische Bewertung von Gebäuden  Prof. Rainer Scholl, in Zusammenarbeit mit dem Umweltforum der Bergischen

vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Rahmen von ›Zukunft Bau‹

AkuCheck – Ein Messwerkzeug zur Raumakustik

und der Robert Bosch Stiftung → http://www.wwf-jugend.de/durchstarten/2-grad-campus

2° Grad Campus  70


Prof. Dr.

vom

Stand 2014

Luftbewegung zur Kühlung  Prof. Dr. Karsten Voss, Eigenforschung   PEM - Particle Equilibrium Methode - Anwendung von Partikelsystemen auf strukturelle Problemstellungen in der Architektur  Prof. Dr. Karl Schwalbenhofer

(Sozialgeografie), Eigenforschung

Architektur ist Materialwerdung - Entwicklung von online-tools für eine Materialbibliothek  Prof. Annette Hillebrandt   Licht-Architektur-Gesundheit  Prof. Dr. Karsten Voss, Prof. Dr. Andreas Keil

Entwicklung neuer Techniken

Prof. Dr. Christoph Grafe

Interior Architecture – constructed cultures of public sociability

gefördert von Stimuleringsfonds Creatieve Industrie (Niederlande)

Revisionen der Moderne – Episoden einer alternativen Architekturgeschichte

Trotz der Bemühungen der Herausgeber ist es nicht gelungen, alle Inhaber von Copyrights der Abbildungen zu kontaktieren. Eventuelle Inhaber von Copyrights werden gebeten, sich schriftlich an die Herausgeber zu wenden.

Bildnachweise 6-7 [1] http://cmapspublic.ihmc.us/rid%3D1KFQ3BX5C-26Z7WRT-78W/BORROMINI%2520-%2520SANT%27IVO%2520INTERNO.jpg, Autor unbekannt [2] Autor unbekannt [3] http://classconnection.s3.amazonaws.com/203/flashcards/3647203/jpg/ m-140E64A6559054DF641.jpg, Autor unbekannt 8 http://www.uciimtorino.it/fantino/duomo_m7cecb587.jpg 9 Dr. Ruth Dean 11 http://2.bp.blogspot.com/-WmCij8urTaU/UGmUaLN9ZtI/AAAAAAAAJ1A/ybQAaob_M9c/s1600/Haesley+nine+bridges+golf+ clubhouse+by+Shigeru+Ban09.jpg, Autor unbekannt 20-21 Bergische Entwicklungsagentur GmbH 22-23 Bärbel Offergeld 24 Ragnhild Klußmann 26 Thomas Rustemeyer 27  Jörn Gertenbach 28-29 Thomas Rustemeyer 30 Ossip van Duivenbode 33-34 Cornelia Moosmann 42—45 Sven Pacher 46 Klaus Overmeyer 48 Robert Hanke 49 Frank Vincentz 51 https://farm6.staticflickr.com/5309/5635827926_36d81f3ec9_o.jpg, Autor unbekannt 52 Frank Vincentz 54 Marijke Arndt

→ www.arch.uni-wuppertal.de

Magazin des Fachbereichs D – Architektur der Bergischen Unversität Wuppertal. Ausgabe Eins, Juni 2014. Herausgeber Fachbereichs D – Architektur der Bergischen Unversität Wuppertal. Haspeler Strasse 27, 42285 Wuppertal Zusammenstellung Christoph Grafe, Holger Hoffmann, Klaus Overmeyer, Karsten Voss, Heinrich Weid Gestaltung Tatjana Pepke & Jan-Christoph Schumm, Wuppertal → www.schummrig.de Druck Hitzegrad, Wuppertal — auf Alster Werkdruck 1.3, FSC- und PEFC-zertifiziert DIESE PUBLIKATION WURDE ERMÖGLICHT DURCH DIE FREUNDLICHE UNTERSTÜTZUNG DER STADTSPARKASSE WUPPERTAL.

IMPRESSUM

Umwelt, Bauen und Reaktorsicherheit

Prof. Dr. Karsten Voss, Prof. Dr. Guido Spars, gefördert vom Bundesministerium für

Auf dem Weg zum Niedrigstenergiehaus im Gebäudebestand

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie → www.enob.info

Begleitforschung zum Förderprogramm Energieoptimiertes Bauen EnOB:Monitor  Prof. Dr. Karsten Voss, Prof. Dr. Guido Spars, gefördert

Energie → http://task51.iea-shc.org

Tanja Siems, Prof. Dr. Karsten Voss, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft u.

Solarenergienutzung im Städtebau — Solar Energy in Urban Planning

Strategien der Nachhaltigkeit

Rhein und Berg - Geschichte und Zukunftsentwicklung einer europäischen Kernregion und Kulturlandschaft  Prof. Dr. Christoph Grafe

del und neue Finanzinvestoren auf den Wohnungsmärkten in NRW

Prof. Dr. Guido Spars, im Auftrag der Enquetekommission Wohnungswirtschaftlicher Wan-

Wohnsituation in Quartieren mit Beständen sog. ›Neuer Finanzinvestoren‹ im Themenfeld »Wohnungswirtschaftlicher Wandel und neue Finanzinvestoren«

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MANIFEST

In den vergangenen zwei Jahren haben wir uns intensiv mit unserem Profil auseinandergesetzt. Wir waren und sind uns nicht immer einig. Aber genau darin liegt unsere Stärke. Unsere Positionen sind nicht in Stein gemeißelt. Sie sind Anker und im Fluss zugleich.

Der Standort Wuppertal und die Region Rhein-Ruhr sind unser Labor.

Die Region ist für uns Bedingung. Hier zu studieren heißt, die zeitgenössischen Themen von Architektur und Städtebau in einer spannungsvollen Stadtlandschaft zu erproben.

Wir arbeiten transdisziplinär an — dem Bauwerk als erlebbarem Entwurfsobjekt

Architektonisches Entwerfen ist eine sinnliche Praxis im Zusammenspiel zwischen Raum, Material und Konstruktion.

— der Nachhaltigkeit räumlicher Systeme

Nachhaltigkeit ist für uns ganzheitliche Auseinandersetzung: Neben bautechnologischer Innovationen beschäftigen wir uns mit der Krisenresistenz und Selbsterneuerungskraft von räumlichen Systemen.

— Akteuren, Prozessen und Ökonomien der Raumproduktion

Wir wollen die produktiven Prozesse, Wertschöpfungsketten und Akteure verstehen, die auf die Gestaltung eines Raumes Einfluss nehmen.

— Transformation als treibende Kraft für Raum- und Stadtentwicklung

Unsere Städte und Regionen verändern sich rasant. Wir arbeiten an der Umformung des Bestehenden und entwerfen Räume, die Vorhandenes integrieren, multifunktionaler nutzbar und ressourcenschonend gebaut sind.

Wir sind klein und beweglich.

Nähe und Überschaubarkeit sind uns wichtig. So kann ein beweglicher Austausch auch über den fachlichen Tellerrand hinweg entstehen.

Wir denken Architektur von möglichen Zukünften her.

Im Spannungsfeld zwischen dem baukulturellen Erbe und den Fragen der zukünftigen Stadt erproben wir in unseren Entwürfen und Forschungen tragfähige Modelle.

Wir stellen Fragen und probieren aus.

Wir lernen, indem wir Fragen stellen. Immer wieder und ohne Scheuklappen. So entstehen Ideen, die wir in der Debatte, im Modell oder 1:1 testen.

Wir arbeiten an eigenen Positionen.

Ein respektvoller Umgang ist uns wichtig. Wir schaffen Räume, in denen eigene Positionen mit Engagement und Leidenschaft wachsen können.

Wir mischen uns ein.

Architektur ist keine Privatsache. Deshalb gestalten wir den Diskurs über die Zukunftsoptionen von Städten und Regionen, von Gebäuden und Räumen öffentlich.


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