GUDBERG #10 “squeegee”

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GUDBERG Independent magazine for art, graphic design & photography Fall 2010 Issue 10

[squeegee]


welcome to gudberg In 2007, the independent GUDBERG Magazine for Art, Graphic Design & Photography was created – each quarterly issue monothematically addressing what is currently moving our visual culture. In collaboration with international artists and renown galleries, GUDBERG curates an exhibition and puts in onto paper, not only taking on a stroll through the globe’s most exciting art scenes, but also serving as a forum for established international artists as well as emerging and promising creative talents. Diese Ausgabe – ein ehrlicher Sprachenmix – erscheint anlässlich des »Flatstock 2010«, widmet sich ganz dem Siebdruck und stellt 5 Künstler(-gruppen) im Portrait vor. Das ganze in etwas anderer, texttastigerer Form, als bisher – aber wir sind ja auch »independent« und können daher machen, was wir wollen. Viel Spass!

inhalt / artists 3 6 14 20 24 30 34 38

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siebdruck manual chicago story Dan Mcadams / crosshair [crosshairchicago.com] douze [Douze.de] GEOFF PEVETO [thedecoderring.com] sonnenzimmer [sonnenzimmer.com] Tilman Knop [tilman-knop.de] flatstock story

Siebdruck Edition »Gefällt mir« von 56K // signiert und nummeriert // limitiert auf 15 Exemplare // 2-farbig auf säurefreiem Karton // 50 x 70 cm // Preis 120,- € // gudberg.de/shop Publisher: VERLAG GUDBERG GmbH & Co KG [publishing@gudberg.de] Concept: Ole Utikal, Jan Mueller-Wiefel, Ralf Krüger // Art Direction: Jan Mueller-Wiefel // Photos cover & manual: David Golz [by youngdivision] Text: Susanne Magister, Ole Utikal, Ralf Krüger // Address: Poolstrasse 8, 20355 Hamburg-Germany // www.gudberg.de GUDBERG is published four times a year. Ever-changing, ever-unique and only to be found in select galleries, bookstores, design offices and agencies, cafés and hotels worldwide. Each issue is released in a limited edition of 2000 copies. Once they’re gone, they’re gone. Available current and back issues, posters and original art from featured artists can be ordered online. Visit us in our new GUDBERG gallery (Poolstrasse 8, Hamburg)!

this issue is presented by:

TION [www.finetunes.net]

thanks for supporting us:

[www.pilsner-urquell.de]

[www.art-lawyer.de]

[www.feinkunst-krueger.de]


Der Siebdruck ist ein Druckverfahren, bei dem die Druckfarbe mit einer Gummirakel (engl. »squeegee«) durch ein feinmaschiges Gewebe hindurch auf das zu bedruckende Material gedruckt wird. An denjenigen Stellen des Gewebes, wo dem Druckbild entsprechend keine Farbe gedruckt werden soll, werden die Maschenöffnungen des Gewebes durch eine Schablone farbundurchlässig gemacht.


manual: 05 01

Die ausgehärtete Emulsion bleibt als Schablone im Gewebe.

Das Sieb wird mit einer lichtempfindlichen Emulsion beschichtet.

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Das Motiv wird in Druckfarben separiert und jede Farbe einzeln auf Transparentpapier ausgedruckt. Diese Ausdrucke kommen nacheinander unter einzelne beschichtete Siebe in eine Belichtungsanlage.

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Eventuelle Löcher in der Schablone können manuell ausgebessert werden.

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Die lichtempfindliche Emulsion härtet unter UV-Licht aus, die durch Schwarz abgedeckten Bereiche bleiben wasserlöslich.

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Das fertige Sieb wird in einen beweglichen Metallrahmen am Drucktisch eingespannt.

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Das belichtete Sieb wird mit einem Hochdruckreiniger ausgewaschen.

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Der Bildträger wird zu dem im Metallrahmen fixierten Sieb ausgerichtet.


13 Um das Sieb mit der Schablone für die zweite Druckfarbe auszurichten, wird der Ausdruck mit Druckfarbe Nr. 2 auf den Bildträger montiert.

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Die Position des Bildträgers auf dem Drucktisch wird mit kleinen Streifen aus Karton markiert.

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Das Sieb mit der Schablone für Druckfarbe Nr. 2 wird wie in Schritt 07 & 08 ausgerichtet und eingespannt.

Die Druckfarbe wird auf das Sieb gegossen.

15 Die zweite Farbe wird gedruckt.

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Die Druckfarbe wird mit einer Rakel durch das offene Gewebe auf den Bildträger gedrückt.

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Die mit der ersten Farbe bedruckten Bildträger müssen einige Minuten trocknen.

Die fertigen Drucke müssen nochmal einige Minuten trocknen.


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Wind in Chicagos Kunstszene


story

Siebdrucker lassen sich von ihrer Stadt inspirieren und gründen eine Gilde

Wenn sich die Künstler bei der »Flatstock« Chicago von mittags an bis lange in die Nacht hinein in ihren Posterboots genug die Beine in den Bauch gestanden haben, treffen sich einige von ihnen noch auf dem Dach der Siebdruckwerkstatt von Crosshair alias Dan MacAdam. Das alte Backsteingebäude liegt in einem der von Kleinindustrie dominierten Vororte Chicagos – ganz in der Nähe vom Gelände des Pitchforkfestivals, an das die seit 2002 stattfindenden Posterconventions »Flatstock« regelmäßig angekoppelt sind. Vom Dach aus eröffnet sich die Skyline von Chicago Downtown, die jeden Besucher beeindruckt. Hier lässt es sich beim Bier wunderbar über Politik und andere amerikanische Probleme diskutieren. Doch was machen die Jungs und ein paar Mädels da eigentlich genau? Siebdruck als künstlerische Ausdrucksform für limitierte aufwendig gestaltete Konzertposter und Artprints ist in den USA weit mehr verbreitet als in Europa. Genauer, gibt es dort einige HotSpots, wo sich verschiedene Künstler und Künstlerkollektive sammeln und sich einander fruchtbaren Nährboden schaffen. Einer dieser Knotenpunkte, der ganz sicher zu den bedeutendsten gehört, befindet sich am südlichen Ufer des Michigansees – in der nicht nur auf kriminalgeschichtlicher und politischer Ebene bedeutsamen Metropole Chicago. Sie ist die Homebase von einigen der Großen in der Siebdruckszene. Zu diesen gehört auch der mit dem Fadenkreuz im Namen und dem Ausblicksdach. Dan MacAdam, dessen Englisch zwar lupenrein amerikanisch klingt, dessen feuerrote Haare aber die bereits im Namen implizierte Herkunft einiger seiner Vorfahren verraten, ist einer der Quereinsteiger in der Druckkunstszene. Zwar hat auch er über das hauseigene Bandprojekt zur Konzertposterkunst gefunden. Doch kommt er ursprünglich nicht aus dem künstlerischen Bereich, wie die meisten seiner amerikanischen Kollegen. Als MacAdam Anfang der Neunziger Jahre als 22-Jähriger nach Chicago übersiedelte, fand er zu seiner Überraschung eine pulsierende Gemeinschaft gleichgesinnter Künstler vor. »My naivete and the company of these great people kept me from giving up and going to law school, and I am very thankful for that« beschreibt er seinen persönlichen Einstieg. Was ihm an Chicago gefällt und warum er ausgerechnet dort arbeitet, fasst er genauso klar wie einfach zusammen: »There is an old stereotype about Chicago, that it is a workingman‘s city, productive and unpretentious. And this really is true.« Und um es noch konkreter auf den Punkt zu bringen, kann er sich ein »Bullshit does not fly here« nicht verkneifen. Seit 1995 zieht MacAdam als Crosshair durch Chicago oder durch andere, bevorzugt industriell geprägte Gegenden und fotografiert die Motive, die später als vielfarbige marode bis geheimnisvoll erscheinende Zeitzeugen der menschlichen Zivilisationswut auf den Bandpostern und Artprints auftauchen. Aktuell arbeitet er an serigraphischen Gigposters für The Black Keys und Wilco. Ebenfalls Vorbild und Vorreiter für viele Spätergekommene ist Jay Ryan. Der Hüne mit dem ansteckenden Humor kam 1995 zum Siebdruck – zunächst bei Screwball Press, die mit Steve Walter von einem der alten Hasen der Chicagoer künstlerischen Konzertposterszene ins Leben gerufen worden war. Wie viele seiner Kollegen hatte auch Ryan mit Siebdruck begonnen, um kostengünstig und handmade an Werbung für seine Band und die seiner Freunde zu kommen. Da er selber Kunst studiert hat, war das Handwerkszeug sowieso vorgeprägt. Und ewig Häuser bemalen und anderer Leute Kunst zu drucken, schien ihm irgendwann nicht mehr die erfüllende Lösung zu sein. Deshalb gründete er 1999 mit The Birdmachine seinen eigenen Print Shop, der seitdem weniger industriell als vielmehr vom Chicagoer Field Museum und seiner Fauna inspirierte Postermotive mit hundertprozentigem Wiedererkennungswert ans kunst- und musikbegeisterte Publikum entsendet.


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Artprint von Justin Santora


Auch Kathleen Judge lebt seit fast zwanzig Jahren in Chicago und beschäftigt sich ebenso lange mit allen möglichen Kunstformen, bis sie zehn Jahre später zum Konzertpostersiebdruck kam. Dabei mag sie vor allem »the physicality of screen-printing and the public ‚street‘ access to screen-printed posters«, wobei auch sie durch Steve Walter and Screwball Press an das Medium herangeführt wurde. Judges künstlerisches Werk ist inspiriert von ihrem großstädtischen Umfeld. »As an artist born and raised in the american Mid-West, the industrial urban landscapes are often the subject of my prints and drawings.« Jene Spuren, die von längst vergangenen Industriehochzeiten sprechen, sind ein unerschöpflicher Motivfundus. »Chicago has fantastic old structures, and bridges. I love the steel rusted structures of these sites and usually spend time drawing many of these old buildings and bridges.« Nicht zu vergessen ist dabei die Nähe zum ‚ocean-like’ Michigansee, der jedem Stadtmüden das Gefühl von Weite und Ruhe verschafft. Einer, der Jay Ryan, Kathleen Judge und Crosshair als seine Vorbilder bezeichnet, ist Justin Santora. Er gehört zur jüngeren Generation der Chicagoer Siebdruckszene. Nachdem er 2008 sein Studium beendet hatte, entschied er sich, den Versuch des freischaffenden Daseins zu wagen. Santora ist zugleich einer der wenigen, die in Chicago aufgewachsen und schon immer mit der Stadt verwurzelt sind, was sich wie er betont auch in seinem Werk niederschlägt. »Chicago and the surrounding areas have been the backdrop for most of my life experience, and its bound to have had some profound effect on my artistic output.«
Zudem bilden die Künstler vor Ort »a vibrant and friendly community«, so dass er »wouldn‘t want to be away from it for too long«. Was Dan MacAdam bereits angedeutet hat, sieht auch Justin Santora als großen Vorteil der windigen Metropole an. »The scene here is incredibly supportive and welcoming, which is encouraging when you‘re still one of the smaller guys like me.«

Die Exponate aus dem Chicagoer Field Museum finden zu neuem Leben in den Postern von Diana Sudyka und Jay Ryan: Dianas Jesus Lizard Poster


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Typischer Artprint von Kathleen Judge


Moderner Lokalpatriotismus in Fine Art: Diana Sudykas Gigposter f端r Andrew Bird


Neuestes Gigposter im Trockenstapler von Screwball Press

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Seit einem Jahr ist die Chicagoer Kunstdruckszene – und unter ihnen vor allem die Siebdrucker – noch enger zusammengerückt. 2009 gründeten sie die Chicago Printers Guild. Dabei geht es natürlich darum, als zusammengehörige Kraft voranzukommen. Social Networking scheint dabei aber ein ebenso wichtiger Punkt zu sein, glaubt man den Aussagen Santoras, der zur Gilde meint: »We meet regularly to organize, collaborate, and do what we can to advance and promote Chicago print culture. We also have barbecues and drink beer.« Was dabei auch nicht vergessen werden darf, ist neben aller vorhandener künstlerischen Breite und gemeinsamen ethischen Voraussetzungen, das ebenso bedeutsame aufgeschlossene Publikum. »It‘s also been great to see the non-artists community of Chicago embrace screen-printed posters« merkt Kathleen Judge denn auch an. Eine weitere aus der Gilde herausstechende Frau ist Diana Sudyka. Diese hatte sich zunächst im Tiefdruck versucht, vertrug dann aber die gesundheitsschädlichen Chemikalien nicht mehr. Schließlich brachte ihr Ehemann Jay Ryan sie zum Siebdruck. »I am a very visual person, and I have always felt satisfied to work with my hands. Also, in regards to printmaking specifically, there is something very democratic about it. I like making art that is affordable to many people« erklärt Sudyka ihre Affinität zum Siebdruck. Die großgewachsene, schwarzhaarige Frau hat italienische und polnische Vorfahren. Beide Nationen verbindet eine tiefverwurzelte Einwanderungsgeschichte mit Chicago. Der Großteil ihrer Familie wohnt bis heute in den Chicagoer Suburbs. Sie selber wollte lange Zeit eigentlich die Stadt und den mittleren Westen verlassen. »But as I have traveled more and more, I have come to realize that Chicago is a great city« erzählt Sudyka. Auch sie sieht in der Stadt ein großes Potential für Künstler – insbesondere im Vergleich zu anderen amerikanischen Regionen. »There is a vibrant, and wonderful art scene here. It is not as competitive as the east and west coasts, and so, people are really focused on their work.« Nicht zuletzt wegen der immer wieder anklingenden Vergangenheit als Arbeiter- und Industriestadt, die bis heute die moralischen Wertvorstellungen ihrer Bewohner prägt und ein starkes soziales und demokratisches System erstehen lassen hat, gibt es hier eine große Wertschätzung für Kunsthandwerk. Das ist sicher der entscheidende Grund dafür, warum es in Chicago die vielleicht größte Dichte an Künstlern gibt, die sich dem handgemachten Siebdruck verschrieben haben und Monat für Monat eine große Fülle an- und aufregender Werke in die Welt entlassen. Susanne Magister [Autorin: Susanne Magister absolvierte jüngst ihr Magisterstudium in Kunstgeschichte, arbeitet als freie Journalistin und besuchte als Teil der Dresdner douze-Crew um den Künstler Lars P. Krause unter anderem die Chicagoer Flatstock.]


Dan Mc Ad / crossh 14

»Since 1995 I have been active as a serigraph printmaker in Chicago, using the trade name Crosshair. Crosshair is most widely known as a creator and printer of screen-printed concert posters, but I also produce fine art prints, record and cd covers and custom packaging, as well as all manner of commercial printing too boring to mention. In recent years I have moved to a greater emphasis on photography, and my most recognizable work uses the camera as the basis for heavily layered, photorealistic serigraph prints.« Why are you doing what you are doing? I have a deep and abiding love for the printing process. I enjoy the meticulous, repetitive motions that a printmaker must go through to create art, that other people find tedious. I like to fuss over tiny details. It suits my personality. How did that start? I came to screenprinting through an obsession with rock music. Out of college, three friends and I came to Chicago because it was Mecca for the sort of music we liked; the post punk and underground rock scene characterized by labels like Touch & Go, Thrill Jockey, Drag City... We all played in bands (I still do) and had the crazy idea that we would make a living creating rock posters, album covers, shirts, etc. as a way of participating and living in the scene that so fascinated us. When you are 22 you think you are capable of anything, and you can also tolerate horrible living conditions. In Chicago we were surprised to find an amazing community of artists doing the same thing; people like Steve Walters and Screwball Press, Jay Ryan and The Bird Machine, and Fireproof Press. My naivete and the company of these great people and others, kept me from giving up and going to law school, and I am very thankful for that. Since those days the community of printmakers in Chicago has grown into something amazing and inspiring, without equal anywhere.

If you had unlimited capital, which project would you like to provide? As I have begun to rely more heavily on the camera, travel has become very important. Chicago is full of great places and images but my interests draw me elsewhere, often to far away, isolated locations. If cost were not a concern, I would feel much more freedom to travel in search of special things, and to seek my subjects without regard for convenience. Do you have idols? Which artists do you admire? If I have idols, they are musicians, not visual artists. Of course there are artists that I admire. As a rock artist, I have been strongly influenced by Storm Thorgerson and Hipgnosis, who produced many if not most of the classic album covers of the 70‘s Led Zeppelin‘s Houses of the Holy, most of the Pink Floyd art, and many other well known examples. Their manipulations of photographs are a template for much of what I do, and it amazes me that they were able to achieve it before Photoshop, with darkrooms, airbrushes, and razor blades. I also love Roger Dean‘s imaginary landscape illustrations for Yes. It‘s strange because growing up my identity was rooted in punk culture, but I was always drawn to the art associated with Progressive Rock, which punks hated. As far as ‚real‘ art is concerned, the influence of the German photographers Bern & Hilla Becher is probably obvious. What is your special ability?

What are you currently working on? Right now... I am printing film positives for a new poster for The Black Keys. After that I need to start designing another one for the New Pornographers, and another for Wilco. I just finished the third in a series of art prints I have been working on over a few years. I would like to have more time to work on pure art prints but meanwhile I have these posters to work on. More will come and I won‘t be able to say ‚no.‘

I have a special way of separating colors to screen print photographic images, without using halftones. It isn‘t really that complicated or arcane and I‘m surprised more people don‘t do it.


Adams hair

artist

portrait

»Do It Yourself« Artprint April 2009


»The Jesus Lizard« Artprint Chicago, November 2009

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Which piece of artistic work made you feel glad in the recent past? I recently finished a new art print entitled ‚Fort #3.‘ It is the newest in an ongoing series of images of isolated, box-like structures. It was a real technical challenge and I am happy with the result. I am also pleased with a poster I just did for a band called the Big Pink. What are you doing when you‘re not working? When I am not working, I am building Legos with my son, or reading. I play in a heavy metal band called Arriver. We are the best band in the world. I also like to build model ships.

»Fort #3« Artprint June 2010

What was your worst experience during a project? Have you ever been in serious trouble? Three years ago a hose that was part of my makeshift screen washout system exploded in the middle of the night. I am on the fourth floor of a very old building, and thousands of liters of water poured through all the floors right to the bottom, soaking everything and making a huge mess. There are artist studios below me, and a machine shop on the ground floor. The damage could have been much worse but it was still horrible. I hate to think about it. Which influences beyond your artistic discipline are important to you? Music is very important to me, and it always has been. I was trained as a classical violinist from when I was 6, but when I was a teenager and got heavily into rock music, picked up the guitar, started playing in bands, and a whole world opened up. It is only recently that I have become comfortable identifying myself as a visual artist. Before, if someone asked me what I ‚was‘, I would always have said ‚musician.‘ But seeing and hearing are not that different. I have always been drawn to music that conjures visual images. And in landscapes and structures I see the rhythms, harmonies and dissonances of music. My brain processes them in the same way.

What do you think when a piece of work is finished? Do you want to sell it? Do you want to get praised? And if yes from whom? Every print is an experiment, and I usually know when the last two colors go down if it has succeeded or failed. Other people may disagree. Some of what I think are my best prints never get noticed, but others that I think are ugly disasters have sold out quickly. And that‘s OK. Of course I want to sell it! I have to eat. One of the great things about gig posters is the fact that they are affordable art, accessible to anyone, not just to an economic and cultural elite able to navigate the world of galleries, dealers, academics, and the like. They have no use for me and I have no use for them. Most of the people who buy my prints have never bought a piece of art before, and have never thought of themselves as art consumers. If someone like this sees my print, and it means something to them, and they realize they can have it for thirty dollars, and they walk away happy, then that is all the praise I need.


»Magnolia Electric Co.« Artprint November 2008

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»The Big Pink« Artprint Chicago, August 2010


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»Queens of the Stone Age« Poster Konzert Zitadelle, Berlin

douze

Warum machst Du, was Du tust?

Weil ich nichts anderes kann. Ich hab viel versucht und immer wurde mir Desinteresse bescheinigt, was ja nun auch nicht ganz stimmt. Natur, Technik und Geschichte haben schon wirklich Potenzial ein Menschenleben lang. Fuer abwechslungsreiche Beschäftigung zu sorgen, aber irgendwie hats nicht gereicht, mein Interesse an Stiften und Pinseln erfolgreich zu verdrängen. Und jetzt wehre ich mich nicht mehr, ganz im Gegenteil, ich freue mich jeden Tag über das, was ich tue. Woran arbeitest Du gerade? Momentan bereite ich eine Kunstdruckedition vor. Da ist vor allem mit meinen Partnern bei diesem Projekt eine Auswahl festzulegen und es gibt noch reichlich rechtliche Fragen zu klären. Und wenn das alles klappt, werd ich bald mit dem Zeichnen beginnen. Mein nächstes Gigposter werd ich für ne Band machen, deren Platten bei uns zu hause in hot rotation laufen – Wilco! auf die freu ich mich echt schon ne ganze Weile. Wenn Du unbegrenzte Geldmittel zur Verfügung hättest, was für ein Projekt würdest Du damit realisieren?

artist

portrait

Woran denkst Du, wenn eine Arbeit fertig ist? Willst Du sie verkaufen? Willst Du gelobt werden? Wenn ja, von wem? Geld ist wichtig. Das ist die Paste, die das Leben schmiert. Aber Anerkennung, Kritik und Feedback sind ganz sicher wichtiger. Wenn da nichts kommt, ist das ein uebles Ding, weil du nicht weisst, ob du verstanden wurdest. Trotzdem versuche ich immer, mich nicht selbst unter Druck zu setzen. Ein kleines bisschen Selbstvertrauen schadet der Kunst nicht. Und sie würde sich ohne nicht weiterentwickeln. Lars Krause (DOUZE)

Ach, solche teuren Projekte gibt es doch schon so sehr viele. Würde ich nicht immer die Paste im Nacken haben, würd ich viel lieber mal etwas extrem auf die Spitze treiben wollen. Ein Buch vielleicht – im richtig guten Bleisatz, ner ganz tollen Schrift vielleicht, edles Papier, mit handgedruckten Grafiken, geprägter Ledereinband und so Sachen – sowas wuerde mich tatsaechlich extrem reizen. Hast Du Vorbilder? Welche Künstler bewunderst Du? Oh ja, da gibts schon einige. Dieser extrem verfitzelte Horkey aus Amerika Nord, der zeichnet krude Welten in wunderbarer Detailverliebtheit, oder die Selbstvermarktungsexperten von House Industries – auch ne tolle Kreativitätsdichte! Wenn ich mich in der Vergangenheit umschaue, werd ich nicht mehr fertig. Mucha schiesst mir natuerlich sofort ein. Aber tausend namenlose grosse Maler und Grafiker beeinflussen tagtäglich mit ihrer Arbeit. Was machst Du, wenn Du nicht arbeitest? Dann guck ich mir die Arbeit anderer an. Meine Freundin ist begeisterte Kunsthistorikerin und wir gehen ziemlich oft in Austellungen und zu Vernissagen von Kollegen. Oder Urlaub – wenn es an dem Ort, wo es uns hintreibt, was zu gucken gibt, ziehn wir uns das rein. Freilich, manchmal ist echt Mist dabei, aber nur so kann man einen Spot auf wirklich gute Kunst ausmachen. Gute Partys hab ich auch gern. Ein paar Bier und ein gutes Gespräch – so lang das noch geht – und wenn die Mucke stimmt, etwas zappeln. Wenn am Tag danach etwas Zeit zum joggen bleibt, prima. Montag am Zeichentisch sprudelt‘s dann wieder heraus...

»PEARL JAM« Poster, Konzert Wuhlheide, Berlin


Poster »Melvins«, Paris

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»SLAYER« Poster, Konzert Columbiahalle Berlin


GEOFF PEVETO

artist

portrait

What are you currently working on?

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I opened a restaurant called Frank a year ago and we have done a massive amount of ongoing branding for it. It‘s been pretty cool being on both sides of the client-firm relationship. Lots of uninhibited creativity. On the music side we are getting close to music festival season in Austin so we‘ll be doing a bunch of poster design for Austin City Limits shows and Fun Fun Fun Fest. If you had unlimited capital, which project would you like to provide? That would be pretty awesome. I‘d do a couple of things I think. A record label to support my friends bands and more restaurant concepts. Create a job out of two of my favorite things in music and food. What are you doing when you‘re not working? It‘s rare that I‘m not actually working but I will check out shows, walk the dogs and take care of our yard at the house. If I ever get more than a couple days we take of and travel.

Artrprint »Grizzly Bear Emo‘s Austin«



Artprint »The hold Steady, these miracles work«

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Artprint »Kings Of Leon«


Artprint »Deer Tick ACL Aftershow Party«

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Artprint »Ratatat at FunFunFunFest«


sonnen zimmer

artist

portrait

Why are you doing what you are doing?

What is your special ability?

Nick: I don‘t know how to do anything else. Nadine: Because once you put your income by 8 dollars an hour, it rules when you are your own boss.

Nick: Mixing color. Oh, and small talk. Nadine: Not taking things for granted.

How did that start?

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Which piece of artistic work made you feel glad in the recent past?

Nick: When I was 13 or so, I met a kid who screen printed his on t-shirt. It had a flower on it and the center of the flower was a pentagram. My mind was blown. I started screen printing as soon as I got a chance... which was 5 years later when I started college. Nadine: I visited Chicago where the Bird Machine was sharing a space next to the magazine Punk Planet. I was interning between two worlds one that represented the freedom of disseminating speech to the world and one that created a walking gallery through the medium of screen printed posters. Both Dan Sinker of Punk Planet and Jay Ryan of the Bird Machine had a very do-it-yourself attitude. I really felt a connection with the people, the medium and the idea of printing and letting messages disseminate into the world and ultimately wanting to live independently and not wait around for opportunities to happen.

Nick:Time is a Good Thing by Denzel and Huhn and Luminarium by Tape. Nadine: All the work on the Bravo‘s TV series, Work of Art. It made me glad that I don‘t have to think being on a reality show is an opportunity.

What are you currently working on?

What do you think when a piece of work is finished? Do you want to sell it? Do you want to get praised? And if yes from whom?

Nick: A poster for Andrew Bird and Ian Schneller for a performance at the Guggenheim Museum in New York City. Nadine: And a 10 poster series for Insound10. If you had unlimited capital, which project would you like to provide? Nick: I would like to make small runs of LPs and provide the artwork for them... and music for some of them too! Nadine: I would love to curate a show with Inuit printmakers. I love their print work. Or go to Japan for some wood block printing residencies. Do you have idols? Which artists do you admire? Nick: If I had to pick an idol it would be the painter, Robert Ryman. I admire his resilience and direction, and his paintings! I also really love Philip Guston, Albert Ayler, Ornette Coleman, Jon Coltrane, Richard James... Abstract painters, Free jazzers, and electronic musicians... Nadine: Anybody in the arts that has lived off of their artwork for more then 10 years and hasn‘t sacrificed their artistic vision. Kudos!

Which influences beyond your artistic discipline are important to you? Nick: Nadine. Music. Quiet. Landcape. Friends. Family. Nadine: Friends and strangers that live in my city. Nick. Questions from my mom. The light in the morning when I have my first coffee. The idea of the ocean. The ocean.

Nick: Relieved or disappointed. Its always hard to stop adding things. Yes, I love selling stuff. I don‘t like holding on to things, and the process is always more important to me than the finished result. Sure, if its good. I‘ll take anything I can get! Nadine: When it shapes itself. Usually. It‘s a test of confidence when I can let it go. No. Selling it is usually an indirect compliment in my eyes. When you make art for a living, alot of those questions are easy to answer if you have to pay rent. Ideology ceases practicality. Ideally I‘d like to sell it to someone who likes the imagery and not the value or name. Liking for liking sakes.


nr

Tape, Mountains, 19“×25“, 6-colors by Nadine & Nick, January, 2010 Poster Edition of 140


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The Printers‘ Ball, 20×26“, 6-colors by Nick & Nadine, June, 2010 Poster Edition of 310


Mazes, Brotherhood, 19×25“, 4-colors by Nadine & Nick, June, 2010 Poster Edition of 100


Warum machst Du, was Du tust? Es ist der Haken ist, an dem man hängt.

Tilma Knop

Wie hast Du damit angefangen?

artist

portrait

Lieber ‚Wann‘? – 1990 und früher.

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Woran arbeitest Du gerade? Ich führe Serien fort, mit denen ich seit jeher beschäftigt bin. Wenn Du unbegrenzte Geldmittel zur Verfügung hättest, was für ein Projekt würdest Du damit realisieren? Ich würde mir die USA und China kaufen, und alle anderen 203 Staaten auch. Hast Du Vorbilder? Welche Künstler bewunderst Du? Sagen wir eher schätzen, nicht bewundern: Dieter Roth, C.O.Paeffgen, Helge Schneider. Welche Einflüsse außerhalb Deiner Disziplin sind Dir wichtig? Musik, die Tundra. Woran denkst Du, wenn eine Arbeit fertig ist? Willst Du sie verkaufen? Willst Du gelobt werden? Wenn ja, von wem? Mir liegt besonders der Prozess, das Machen. Wenn das Ergebnis dieses Prozesses zum Schluss jemand kauft, dann freue ich mich.


an p

MANN, ROHR, SONNE 2010, Siebdruck & Lack auf Markisenleinen, 110 x 140 cm


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DER GEBÄUDESLIP 2007, Siebdruck & Lack auf Markisenleinen, 110 x 140 cm


GENERATION URKNALL 2009, Siebdruck & Lack auf Markisenleinen, 110 x 140 cm


flatsto Was ist Flatstock?

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Keine unberechtigte Frage hier in Europa, in Amerika braucht man sie schon nicht mehr zu stellen. Zu bekannt ist sie dort, die große Convention der besten und berühmtesten Musik Poster Künstler unserer Zeit. In der Musik Poster Art findet sich die gebündelte Essenz aus der Musik, die sie promotet und den aktuellen Strömungen der Kunst. Auf dieser Convention präsentieren die Künstler ihre Plakate, die sie für ihre Lieblingsbands kreiert haben. Diese haben aber nichts mehr gemeinsam mit den langweiligen Konzertankündigungen, die man hier in den Straßen sieht. Es sind Kunstwerke mit explodierenden Farben und künstlerischen Motiven. Gedruckt im Siebdruckverfahren und als kleine, limitierte, handsignierte Auflage herausgebracht, sind sie sehr begehrte Sammlerstücke. Seit dem Jahre 2002 findet Flatstock regelmäßig statt und bietet Künstlern und Fans die Möglichkeit, sich hautnah zu treffen und auszutauschen. Die Convention wird präsentiert vom American Poster Insitute (API), einem Zusammenschluss vieler Künstler, die dieses Event auf unkommerzieller Basis organisieren. Flatstock wird immer begleitet von einem Musikfestival und was lag näher, als es im Jahre 2006 im Rahmen des Reeperbahn Festivals erstmals nach Europa zu holen. In Hamburg findet das einzige Flatstock auf nichtamerikanischen Boden statt. Dieses geschieht hier nun zum 5. Mal und insgesamt findet das Flatstock zum 28. Mal statt.


ock

story

Die Geschichte der »Rock Poster Art« in Kurzform In den 60er Jahren gestalteten Rick Griffin, Victor Moscoso, Stanley Mouse, Alton Kelly, Frank Zappa und andere Plakate für Jimi Hendrix, Greatful Dead, Jefferson Airplane oder das Woodstock und Filmore Festival. Es ging diesen Künstlern darum, die Musik, die Happenings genauso wie ihr Lebensgefühl und ihre Trips bildlich wiederzugeben. In den 70er Jahren flachte dann nicht nur die Gestaltung der Tourplakate sondern auch die ganze Rockmusikszene völlig ab. Die Idee der Selbstdarstellung wurde Anfang der 80er Jahre vom Punk wieder relativiert. Man nahm die Sache wieder selbst in die Hand und gestaltete mit einfachsten Mitteln und Techniken Plakate, Flyer, Schallplattenhüllen und Fanzines. Anfang der 90er Jahre wurden dann aus den fotokopierten oder mit bescheidenen Mitteln gedruckten Plakaten und Flyern der 80er Punkära immer mehr Siebdruckplakate höchster Qualität und Originalität. Regelmäßige Ausstellungen in Art Rock Galerien, auf Musikbörsen und bei Konzerten fördern und verbreiten die Kunst. In den 90ern kamen auch viele neue Strömungen hinzu und das Internet ließ die Szene explodieren. Künstler wie Derek Hess huben die Art auf ein neues Level (seine Drucke sind in der Sammlung des Pariser Louvre) und heute scheint alles möglich. Längst tauchen nicht mehr nur die üblichen Motiven auf, die Gestaltung kennt keine Grenzen mehr. Es gibt Künstler die aus dem grafischen Bereich kommen, viele aus dem Bereich der bildenden Kunst, wieder andere verwenden die traditionellen Jugendstil Motive und immer wieder gibt es Autodidakten die neue Ideen an Motiven, Material und Formen hinein bringen.



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