Skizzenbuch

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Frank-Joachim Grossmann

Skizzenbuch


Monotypie


Impressum

Texte Werner Marx Birgit Möthrath Anna-Maria Ehrmann Umschlag Hagen Kayser 1.Auflage 10 Stück Laserdrucke und Monotypie April 1994

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Frank-Joachim Grossmann

HolzstraĂ&#x;e 1 67346 Speyer Tel. (0 62 32) 7 95 94



Biografie

Lebenslauf 07.06.1958 geboren in Jena/Thüringen Mai 1978 Abitur in Mannheim Oktober 78 bis März 83 Studium an der Fachhochschule für Gestaltung Mannheim Mai 83 bis August 84 Zivildienst Abenteuerspielplatz September 84 bis März 85 Werkstattleiter der BBK-Druckwerkstätten im Kulturzentrum Alte Hauptfeuerwache Mannheim seit März 1985 freischaffend im Bereich Zeichnung, Aquarell und Lithografie seit April 1986 wohnhaft in Speyer seit März 1992 Lehrauftrag an der Fachhochschule für Gestaltung Mannheim

Ausstellungen u.a. Ankara, Auxerre, Chartres, Bukarest, Damaskus, Istanbul, London, Lorient, Pasadena, Petrosawodsk, Ravenna, Sestola, Simferopol, Spalding, St.Petersburg Mitglied Künstlerbund Rhein-Neckar Künstlerbund Speyer Künstlergruppe Der Anker Ludwigshafen Bezirksverband Bildender Künstler Mannheim Ankäufe Land Rheinland-Pfalz, Land Baden-Württemberg, Stadt Speyer, Stadt Mannheim, Stadt Pirmasens, Landkreis Ludwigshafen, Klinikum Heidelberg, BASF, Saar Ferngas, Speyerer Volksbank, sowie private Ankäufe


Zur Ausstellung Speyerer Kunstverein 6.6.1993

Werner Marx

Nach der üblichen Definition ist eine Zeichnung eine Arbeit auf Papier, und zwar eine solche, die ursprünglich von der Linie ausgeht, wobei die Linie über die Schraffur in die Fläche überführt wird. Zu fragen bleibt bei diesem Prozeß: Wie verhalten sich die Gestaltungsmittel zur Naturnachahmung? Denn die Linie, das ureigenste Mittel der Zeichnung, existiert in der Natur nicht, ist von vornherein Produkt eines darstellenden, entwerfenden Vermögens. Das heißt aber auch: Alle darstellenden Möglichkeiten eines Bleistifts von Frank-Joachim Grossmann sind spezifisch künstlerische, nicht bloß „imitative“. Scheinbar nicht gerichtet durchqueren helle Linien den imaginären Raum der weißen Bildfläche. Grundlos heben sie an und brechen ab, tauchen auf, um zu verebben, überlagern und durchkreuzen sich wie zufällig und scheinen dennoch einer geheimen Logik zu folgen, die sich aus dem Wechselspiel von Bewegungsimpuls und Trägheit der Materie erzeugt. Brüchig registrieren diese Linien jeden verminderten Druck der Hand, um sich dann an einer signifikanten Landschaftsformation zu verdichten, Felsvorsprünge oder Steinstrukturen richtiggehend plastisch zu modellieren. In der simultanen Darstellung von Aufrissen, Ansichten und beinah sezierenden Schnitten werden komplizierte räumliche Gefüge in Erinnerung gerufen die mit zeitlichen Abfolgen in Zusammenhang stehen. Jede naive

Lesart, die die Linie kurzschlüssig als unmittelbaren Ausdruck psychischer Bewegung begreift, verfehlt den Gegenstand, der in den gleitenden Übergängen der subtilen Linienverläufe, zwischen Bewegung und Spur, zwischen Geste und Ereignis, zwischen Aktion und Resultat schwebend verharrt. Die doppelte Lesart der Linie als Ereignis und als Zeichen, als Produktion und als Produkt, ist für das Verständnis aller Arbeiten von Grossmann konstitutiv. Somit sind die Bilder immer auch Darstellung künstlerischen Handelns überhaupt: Zusammen mit dem Endergebnis zeigen sie nicht Figur, sondern Bildgestalt: die gesetzten Zeichen in ihrem Verhältnis zueinander und zum Bildgrund. Im Zusammenhang mit dem Stichwort Bildgestalt sind für die Zeichnungen Grossmanns folgende prinzipielle Stilmerkmale zu nennen: Der geschlossene Kontur hat für den Zeichner drei Vorteile. Er vereinfacht die Darstellung, macht sie lesbar. Er gibt den Dingen Genauigkeit und Schärfe und vereinheitlicht das durch den Kontur Umrissene. Eugène Delacroix hat die entscheidenden Nachteile des Konturs aufgezählt: Zerstörung der Plastizität, eine relative Plattheit und eine an die Fläche des Papiers gebundene Leblosigkeit. Grossmann verzichtet konsequent auf die geschlossene Umrißlinie, auch bei der Härte gezeichneter Steine, bei Stilleben und Architekturzeichnungen. Seine Zugehensweise ist eine, die die Natur auf ihre


Zeichenmöglichkeiten hin untersucht und ihre Erscheinungsformen dadurch präzisiert und persönlich akzentuiert. Der Zeichner geht mit Bleistift und Tusche dahin, wo die Natur durch Öffnungen, Versperrungen, Höhlungen, Zuordnungen von Felsen und Steinen dazu herausfordert oder die Möglichkeiten offen läßt. Das Nicht-Abgeschlossene macht deutlich, daß die Einbildungskraft nicht von inhaltlichen Prämissen oder einem Gestaltplan gelenkt wird - sie setzt an beim Prämorphen, noch Ungeformten. „Prendre par les milieux“ - die Dinge von der Mitte her fassen. FrankJoachim Grossmanns Arbeiten (Ich denke besonders an einige Akte und Stadtlandschaften.) betonen die Eigenschaften der Gegenstände bestimmter und klarer. Dieses Verfahren ist getragen von der Absicht, unsere gewöhnliche Art der Beobachtung auf das Papier zu übertragen, denn beim Wahrnehmungsakt können bestimmte Objekte mehr hervortreten und somit deutlicher erscheinen als andere. Die Genauigkeit einer Zeichnung wird in Stufen erfolgen, gruppiert um ein Interessezentrum. Da die Darstellung nicht mehr logischen, narrativen Gesetzen folgt, entsteht eine Atmosphäre, die der Betrachter mehr assoziativ als rational erfassen kann. Die Zeichnungen vertuschen dabei nicht eine gewisse Nervosität und positive Labilität. Es ist alles im

Werden, im Prozeß begriffen und von einer leichten Bewegtheit erfüllt, da das, was man sieht - zumal wenn man direkt vor der Natur arbeitet - bereits vergangen ist. Durch die Konzentration auf ein Zentrum erhalten die Zwischenräume zwischen Figuren, Flächen oder Landschaftsfragmenten eine besondere Bedeutung. Worauf das Auge in Grossmanns Bildern dann immer wieder stößt, ist die Grenze des Verschwindens, wo vor dem unendlich weißen Hintergrund das Bildgeschehen sich einspielt. Vor allem aber hat das Auge des Betrachters mit der Fülle des Sichtbaren auch die Absenz, das Verschwinden, das Nichtsein zu akzeptieren. Der Schein des weißen Grundes mit seiner unbestimmten, doch nuancierten, subtilen Raumhaltigkeit, mit seiner sich in opaken und transparenten Zonen wandelnden Körperhaftigkeit und Entgrenzung, dieser Schein des Grundes durchflutet alle Zeichnungen.


Form ist Linie ist rational Farbe ist Fläche ist emotional Werkstatt-Gespräch 22.9.1993

Birgit Möthrath Die Rheinpfalz Speyerer Rundschau

„Die Linie ist analytisch.“ Und entspricht der Strich tatsächlich der Analyse, der Deutung, des Zeichners, dann scheint der Speyerer Künstler Frank-Joachim Grossmann sich nie letztendlich sicher in der künstlerischen Auslotung des Gesehenen. Seine Linien mit Kreide, Kohle oder Bleistift sind vorsichtig, scheinen sich nur langsam an die Form heranzutasten, so als ob sie dem Gegenstand der Betrachtung immer noch eine Chance lassen wollten, einer Interpretation dessen zu entfliehen, der sie auf Papier bannen will. Arbeiten des 1958 im thüringischen Jena geborenen Künstlers waren diesen Sommer zusammen mit Gemälden Finn Cato Gabrielsens im Blauen Haus des Kunstvereins zu sehen. Wer die Arbeiten Grossmanns kennt - etwa aus mehreren Ausstellungen des Speyerer Künstlerbundes in den vergangenen Jahren - dürfte von den jetzt gezeigten Studien überrascht sein. Es sind nicht mehr die großformatigen Ölgemälde mit ihrer dunklen schweren Farbigkeit. Nicht mehr Bilder, in denen pastos und flächig aufgespachtelt Erd- und Grautöne mit kräftigem Türkis zu kämpfen scheinen. Diese Malerei hat Grossmann vor zwei Jahren hinter sich gelassen, als er nach eigenen Worten an einem Punkt gekommen war, an dem er nicht mehr weiter wußte. Denn für den sehr ruhigen, in sich gekehrten Menschen

ist die Malerei gleichbedeutend mit dem Ringen um eine Aussage, der angestrengte Versuch, sie zu verdichten. Malerei heißt für den Künstler, „sich mönchartig zurückzuziehen und die Auseinandersetzung mit sich selbst zu suchen.“ Deshalb könne sich die Malerei eben auch einmal totlaufen. Zumal der Künstler, der sich als Perfektionisten bezeichnet, seine Arbeiten immer wieder neu übermalt hat. „Ich wollte einfach zu viel gleichzeitig.“ Zeichnen dagegen ist in Grossmanns Augen eine Auseinandersetzung mit der Umwelt. Es sei für ihn spontaner, da er dabei nicht so lange an einer Arbeit festhalten müsse. So begann er nach dem Bruch vor zwei Jahren mit dem Zeichnen vor allem nach der Natur, „um sich ein Formenrepertoire zu erarbeiten“. Denn an dem Objekt seiner künstlerischen Annäherung hat sich durch den abrupten Wechsel nichts geändert: Grossmann thematisiert immer noch das Spannungsverhältnis zwischen Mensch und Natur. Zuerst entstehen Skizzen, meist sehr schnell. Erst bei der eigentlichen Zeichnung setzt der Absolvent der Mannheimer Fachhochschule für Gestaltung, an der er seit 1992 auch lehrt, seine Idee um. Denn: „Die Formensprache der Welt ist endlich, ihre Komposition ist nicht endlich.“ So brachte er von seinem Urlaub in Norwegen eine ganze Mappe mit Zeich-


nungen zurück: darin Skizzen vor allem von Steinen und Holzstücken, dazwischen ein Fisch. Akt oder Stein: Das Skizzieren ist für Grossmann das „Aufnehmen der Form vom ästhetischen Standpunkt.“ Die Form als Quelle der Inspiration. So hat er bei seiner Skandinavienreise der inneren Spannung eines merkwürdig gebogenen Holzstücks seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Das leistet die Farbe für ihn zur Zeit nicht. Dabei ist gerade sie für Grossmann das emotionale Moment. Form dagegen ist Linie, ist rational. So ist einer seiner liebsten Kollegen ein Künstler der Farbe: Giorgio Morandi, der sich ausgehend von der „Pittura metafisica“ in seinen Stilleben meditativ immer wieder mit einigen wenigen Gegenständen - zumeist Flaschen und Krügen - auseinandersetzte. „Er immer das gleiche, aber immer differenziert“, begeistert sich Grossmann. Den berühmten italienischen Künstler zeichne das differenzierte Wahrnehmen von Farbe aus: die Korrespondenz der Umwelt zu seinen Gegenständen. „Dadurch habe er eine unheimliche Tiefe erreicht.“ Auch gefällt dem Speyerer Künstler, daß Morandi immer technik-spezifisch gearbeitet hat; viele Künstler setzten heute Techniken so ein, daß sie wie andere wirken.

Als gescheitert sieht sich FrankJoachim Grossmann in der Malerei nicht. Sein Ziel nun: Nach künstlerischer These und Antithese eine Synthese zu finden. In seinen Arbeiten ist er auf der Suche nach einem Gleichgewicht, will Rhythmus zwischen den beiden Momenten finden: dem erkennenden der Linie und dem zerstörerischen der Farbe. Erst langsam tastet Grossmann sich wieder an die Farbe heran, läßt sie als Fläche eine Rolle spielen. Dabei setzt er vor allem zarte Töne ein: viele Variationen von Beige, Ocker und Grau. Nur hin und wieder taucht in letzter Zeit ein kräftiges Türkis auf.„Transparenz, Leichtigkeit sind wichtig.“ Denn Grossmann will eine Korrespondenz zwischen Linie und Fläche erreichen: „Eine plakative Farbe würde die Zeichnungen nur erdrücken.“ Und sein Strich ist flüchtig: will dadurch nach eigenen Worten das Bewegte im Lebendigen herausarbeiten. Eine Linienführung, die sich eher der Veränderlichkeit der Dinge versichern will, denn ihrer Unverrückbarkeit. So setzt Grossmann besonders gerne Aquarellfarben und Tusche ein, die ihm wegen des spontanen und flüssigen Auftrags liegen. Denn seine Hoffnung ist: „irgendwann auch wieder die Malerei fließen zu lassen.“


Zur Ausstellung Jenaer Kunstverein 16.1.1994

Anna-Maria Ehrmann

Mit der hier gezeigten Auswahl von Werken Frank-Joachim Grossmanns erhalten Sie einen Einblick in eine hintergründige und feinnervige Kunst der Zeichnung. Frank-Joachim Grossmann - der früher vorwiegend gemalt hat - hat sich der Zeichnung seit über zwei Jahren gänzlich verschrieben. Eine Einsicht macht sich bei ihm geltend, die bereits Leonardo da Vinci folgendermaßen formulierte: „Die Zeichenkunst besitzt so außerordentliche Eigenschaften, daß sie nicht nur den Werken der Natur nachgeht, sondern unendlich mehr hervorbringen kann, als die Natur selbst gemacht hat.“ Seit Leonardo wird die Zeichnung als eigenständiges künstlerisches Medium verstanden. Von allen künstlerischen Disziplinen ist das Zeichnen am wenigsten materiell. Es bringt Vorstellungen hervor, die sich aus ihrer Askese, dem Lauf der Linien und den Freiräumen ergeben. Nach nun mehr als zwei Jahren des intensiven Zeichnens verfügt Grossmann virtuos über das zeichnerische Vokabular. Die Ausdruckspalette reicht vom Zarten bis zum Kräftigen, vom Spröden bis zum Atmosphärischen. Zum trockenen, oft spröden Strich mit Bleisitft, Kohle, Pastell, gesellt sich die Pinsellavierung mit Wasserfarbe und Tusche. Farbe wird in zart getönten, transparenten Flächen eingesetzt. Je nach Absicht bringt Grossmann raumschaffende Linien, die sich kreuzen, Plastizität herstellende Schraffu-

ren oder flächenstrukturierende Tönungen zur Anwendung. Eine wichtige Rolle spielt für ihn die Materialität des Papiers. Zum Teil nur hauchfein, hält es nur leichter Bearbeitung mit Stift und Aquarell stand. Manchmal collagiert er Papier so, daß der Effekt des Durchscheinens entsteht. Strukturierungen ergeben sich durch Knitterung und in einem Fall sogar durch hinterklebte Strohhalmstücke. Während Grossmann in der Malerei versucht hatte, eine künstlerische Aussage in einem langwierigen Prozeß zu verdichten, ist sein Blick bei der Zeichnung verstärkt nach außen, auf die Umwelt gerichtet. Die Art der Auseinandersetzung mit Gegenständen ist spontan. Dabei zählt jeder Strich, jede Linie - denn nichts ist widerruflich oder zu korrigieren. Die beim Entstehungsprozeß erforderliche Konzentration reflektiert sich anschließend beim Betrachten als gelungene und spannungsvolle Kompostion. Grossmanns Bildthema ist die Natur, seine Schwerpunkte sind die Landschaft - insbesondere Gesteinslandschaften - und der menschliche Körper. Aber auch ein Tierschädel, ein Hummerkrebs, vertrocknete Meeresquallen können Gegenstand spielerischer Umsetzung in gegenstandsbezogene sowie inhaltlich ambivalente oder offengelassene Form sein. Grossmanns Gabe der differenzierten Wahrnehmung, sein feines Empfinden für Formen und deren Korre-


spondenzen zur Umwelt und die Könnerschaft seines Handwerks werden sichtbar an seinen Natur- oder Aktskizzen. Und hier in diesen Formen der Natur liegt seine Inspiration für künstlerische Transformationen. Der Künstler bringt sich ein mit seiner persönlichen Sichtweise und findet für diese prägnante Formen, die für den Betrachter unmittelbar eingängig sind. Grossmann schafft Akzente plastischer oder farblicher Art, die den Wahrnehmungsakt lenken, sowie nicht abgeschlossene Partien, die die Imagination anregen. Die Welt der Dinge und des Menschen wird aufgefaßt als etwas Flüchtiges, Morbides, was in zarten Linien festgehalten wird, oft als feines Netz, welches im nächsten Moment wieder zu verschwinden scheint. Dazwischen sind Partien des Bildgegenstandes mit kräftigen Strichen herausgearbeitet. Doch auch ein malerischer Aspekt spielt mit herein, indem aquarellierte Flächen das Lineament mit Leben erfüllen: In bräunlichen und grauen Tönungen werden die sinnlichen Gegensätze von Warm und Kühl geschaffen. Es entsteht - formal gesehen - ein spannungsvolles Gegeneinander von Linie und getönter Fläche - folglich inhaltlich gesehen - des Analysierenden und des Emotionalen oder des Immateriellen und des Materiellen. Die fest den Gegenstand umschließende Kontur wäre unvereinbar mit Grossmanns Sichtweise. Die Welt ist

nicht definitiv und abschließend faßbar, sondern von ihrem lebendigen Wesen her ständigen Veränderungen ausgesetzt. Diese Anschauung ist geprägt von der Einsicht, daß es dem Menschen nicht möglich ist, eine Totalität zu fassen. Im Wahrnehmungsprozeß fixiert sich der Blick auf bestimmte Punkte, andere Stellen wiederum bleiben im Unbestimmten und schaffen imaginäre Spielräume. So ist die Gegenstandswelt von Grossmanns Zeichnungen fragmentarisch und hauchfein. Dinge sind wie im Entschwinden oder in einem transitorischen Zustand gezeichnet. Was im einen Moment noch wie etwas Anthropomorphes wirkt, kippt im nächsten Moment um in etwas Biomorphes, in eine ungeklärte organische Form. Dabei wird deutlich, daß alles dem Verfall, dem Übergang in andere organische Zustände preisgegeben ist. Das Entstehende bzw. Entschwindende wird unterstrichen durch die großen Freiflächen des Papiergrundes. Grossmann, also keineswegs bestrebt, Natur abzubilden, bringt sie mit Hilfe seiner feinen, sparsamen Mittel auf dem Papier neu hervor, indem er durch die Oberfläche hindurchsieht und sie bis in die Tiefe durchdringt. Weil die Natur jedoch stets Ausgangs- und Orientierungspunkt bleibt, gibt es bei Grossmann keine Beliebigkeit, kein vordergründiges Streben nach Neuheit, denn für


ihn gilt: „Die Formensprache der Welt ist endlich, ihre Komposition ist nicht endlich.“ Die bildnerischen Mittel, die Linie und die Schattierung, halten Kontakt zur Natur, sie sind jedoch primär Prinzip der Bilderwelt. Erst in ihrem Verhältnis zueinander und zur Bildfläche, in ihrer absichtsvollen Vernetzung, tritt Gegenständliches zutage. In ihrer feinen und überzeugenden Strukturierung erhalten die Arbeiten Grossmanns ästhetischen Reiz und geistige Tiefe, die in ihrer Kombination die Qualität ausmachen. Ihre Besonderheit liegt in der spannungsvollen Schwebe von Linie und Fläche, Oberfläche und Tiefe, Gegenständlichkeit und Offenheit, von Ratio und Sinnlichkeit.



Um ein Bild zu machen habe ich erst einmal nichts.

Zur Malerei 1987 Frank-Joachim Grossmann

Ich habe Leinwand, Papier, Pigmente, Malmittel und Farben, sonst nichts. Ich habe mein Leben, meine Gefühle, meine Wünsche, meine Vorstellungen und Erfahrungen, sonst nichts. Ich weiß, Malerei ist weder Modenschau mit vorgefertigten Erklärungsmustern noch eine dekorative Darstellung von Realität. Malerei ist Pigment und Bindemittel auf Leinwand, sonst nichts. Ich lebe, ich beobachte und sauge auf wie ein Löschblattpapier (die Flecken bleiben auf dem Papier), Bilder entstehen im Kopf, ich bin betroffen oder genieße, sonst nichts. Jetzt nur nicht sentimental oder platt werden. Endlich habe ich Ruhe und Zeit. Ich möchte malen. Ich sitze oder stehe vor der Leinwand - leer. Meine Idee zeichne und male ich, Formen, Beziehungen, Grenzen, Farben, Verbindungen, Klänge, Proportionen. Ich werde nervös, die Konzentration fehlt noch, ist es noch nicht klar? Rausgehen, reingehen, schauen und neu sehen. Da stimmt es noch nicht, da hilft nur Kräfte sammeln und loslegen. Meine Hand und die Leinwand kommen ins Schwingen, es fließt und keine Zeit vergeht. Ich bin er–schöpft, und

nur noch hier und da sind Stellen, die herausfallen. Ich muß aufhören, sonst wird es zu viel. Fertig? Vielleicht - der nächste Tag wird es zeigen. Alles reinigen und wieder ordnen. Anschauen, Prüfen, Umdrehen, Sehen. Zufrieden? Fast - beim nächsten Bild könnte ich noch dies oder das machen, mal ausprobieren. Das Bild wird selbständig, es erzählt aus sich heraus, nach Tagen, Wochen und Jahren, wenn es gut war. Und der Betrachter? Schauen und Sehen.



Ausstellungsdokumentation

1984 Forum der Jugend Mannheim „Galerie für junge Künstler“ Kulturzentrum Alte Hauptfeuerwache Mannheim „Jugend gestaltet“ (Künstlerbund Rhein-Neckar) Limburgerhof „Kunstpreis des Landkreises Ludwigshafen Malerei“ Stadtgalerie Ludwigshafen „10 Jahre Offene Werkstatt Ludwigshafen“

1987 Goetheinstitut Damaskus „Sieben Künstler Sieben Techniken“ Galerie Hartmannstraße Ludwigshafen (Einzelausstellung) Foyer des Mainzer Landtages „Künstlerische Weinetiketten“ Zehnthaus Jockgrim (Gruppe Trotzdem) Werkstattgalerie Heidelberg „Betrifft: Mensch“ (mit Günther Berlejung) Hackmuseum Ludwigshafen 1985 (Der Anker) Kulturzentrum Alte Hauptfeuerwache Museum für Weinkultur Deidesheim Mannheim „Jugend gestaltet“ „Künstlerische Weinetiketten“ Preisträger Kulturzentrum Alte Hauptfeuerwache Bukarest/Rumänien (BBK) Mannheim „Begegnung zwischen Rathaus Ladenburg (BBK) italienischen und deutschen Künstlern“ Kunstverein Speyer 1986 „Aus Speyerer Ateliers“ Kunstverein Frankenthal Lorient/Frankreich (Der Anker) (Gruppe Trotzdem) Alter Stadtsaal Speyer Kunstverein Kehl (Gruppe Trotzdem) (Künstlerbund Speyer) Auxerre/Frankreich (Gruppe Trotzdem) Goetheinstitut Ankara Sestola/Italien „Sieben Künstler Sieben Techniken“ (Künstleraustausch Stadt Mannheim) Dudenhofen „Kunstpreis des 1988 Landkreises Ludwigshafen Grafik“ Werkstattgalerie Heidelberg Alter Stadtsaal Speyer „Tier-Mensch“ (Künstlerbund Speyer) Goetheinstitut Istanbul Kreisverwaltung Südl. Weinstr. Landau „Sieben Künstler Sieben Techniken“ „Künstlerisch gestaltete Weinetiketten“ Pfalzgalerie Kaiserslautern Kunstverein Mannheim „Förderpreis Junger Künstler“ „Serien-Sequenzen-Zyklen“ (BBK) Villa Michels Andernach „Kunst und Kulturzentrum Alte Hauptfeuerwache Künstler aus Rheinland-Pfalz“ Mannheim Pasadena/USA (Der Anker) (Künstlerbund Rhein-Neckar) Schloßscheune Fußgönheim (Der Anker)


Rheinland-Pfälzer Landesvertretung Bonn „Künstlerische Weinetiketten“ Scharpff-Galerie Ludwigshafen (Der Anker) Alter Stadtsaal Speyer (Künstlerbund Speyer) 1989 Prüm „Kunst und Künstler aus Rheinland-Pfalz“ Hackmuseum Ludwigshafen (Der Anker) Schwetzinger Schloß (BBK) Rathaus Frankenthal „Perron-Preis“ Chartres/Frankreich (Künstlerbund Speyer) Künstlerhaus Speyer (mit Armin Liebscher) Kunstverein Mannheim „Kunst Präsent“ 1990 Kunstverein Speyer „Speyerer Künstler der Gegenwart“ Stadthalle Speyer „Purrmann-Preis 1990“ Kulturzentrum Alte Hauptfeuerwache Mannheim „Spuren“ (mit Norbert Nüssle und Rainer Negrelli) Heidelberger Schloß „Schöne Aussichten“ (Künstlerbund Rhein-Neckar) Alter Stadtsaal Speyer (Künstlerbund Speyer) Klinik Markgröningen Schloßscheune Fußgönheim „Grafik-Ausstellung“ (Der Anker)

1991 Kongresshaus Stadthalle Heidelberg (BBK) Hackmuseum Ludwigshafen Jubiläumsausstellung „Aufbrüche“ (Der Anker) Schloßscheune Fußgönheim (mit Armin Liebscher) Ravenna/Italien (Künstlerbund Speyer) Kunstverein Mannheim (Artothek)

1993 Alter Stadtsaal Speyer „Kunst der Gegenwart aus 5 Partnerstädten“ Hackmuseum Ludwigshafen „Aus-Teilen“ (Der Anker) Kunstverein Ludwigshafen „Emy-Roeder-Preis“ Ravenna „Kunst der Gegenwart aus 5 Partnerstädten“ Stadthalle Speyer 1992 „Purrmann-Preis 1993“ Kunstverein Speyer „Aus Ravenna“ Kunstverein Speyer (Künstlerbund Speyer) (mit Finn Cato Gabrielsen) Heidelberger Schloß Chartres „Kunst der Gegenwart „Schöne Aussichten’92“ aus 5 Partnerstädten“ (Künstlerbund Rhein-Neckar) Kunstverein Villa Streccius Landau St.Petersburg/GUS „Reflexionen-Reflections“ (Landesverband Bildender Künstler London „Reflexionen-Reflections“ Baden-Württemberg) „Kunst im Herrenhof Mußbach“ Petrosawosk/GUS Neustadt/Weinstraße (Landesverband Bildender Künstler (Speyerer Künstlerbund) Baden-Württemberg) Spalding „Kunst der Gegenwart Simferopol/GUS aus 5 Partnerstädten“ (Landesverband Bildender Künstler „Forum-Inter-Regional Rheinland-Pfalz“ Baden-Württemberg) Kunstmesse Pirmasens Pfalzgalerie Kaiserslautern „Pfalzpreis“ Kunstverein Speyer „Tabula rasa“ Rathaus Ludwigshafen„Kultur(Künstlerbund Speyer) sommer‘92“ (mit Armin Liebscher) Kunstwochenende im Alten Posthof Speyerer Volksbank Edesheim „Kunstpreis Speyerer Volksbank’92“ Alter Stadtsaal Speyer (Künstlerbund Speyer) Opel Tretter Kandel „DozentenAusstellung“ (Kunstschule Villa Wieser)


1994 Jenaer Kunstverein (Einzelausstellung) Sparkasse Karlsruhe „Die Zeichnung als zeitgenössisches Medium“ Kunstverein Speyer „Zeichen zeigen“ Speyerer Volksbank „Kunstpreis Speyerer Volksbank’94“ Saarbrücker Künstlerhaus „Zeichen zeigen“




Skizzen


1 Skånevik 12.8.1993 Bleistift 35 x 45 cm

9 Skånevik 6.8.1993 Bleistift und Aquarell 28 x 38 cm

2 Skånevik 12.8.1993 Bleistift 35 x 45 cm

10 Barsch 27.7.1993 Bleistift und Aquarell 28 x 38 cm

3 Skånevik 12.8.1993 Bleistift 35 x 45 cm

11 Nachtfalter 31.1.1994 Bleistift und Aquarell 28 x 38 cm

4 Skånevik 5.8.1993 Bleistift und Aquarell 28 x 38 cm

12 Atelierblumen 20.9.1993 Bleistift und Aquarell 24 x 32 cm

5 Skånevik 2.8.1993 Bleistift 35 x 45 cm

13 Zweig 7.2.1994 Bleistift und Aquarell 28 x 38 cm

6 Holz 26.9.1993 Bleistift 35 x 45 cm

14 Schoten 5.12.1991 Bleistift und Aquarell 28 x 38 cm

7 Holz 16.12.1993 Bleistift und Aquarell 35 x 45 cm

15 Atelierfenster 7.2.1994 Bleistift und Aquarell 28 x 38 cm

8 Holz 18.12.1993 Bleistift und Aquarell 35 x 45 cm

16 Tisch 14.6.1992 Bleistift 47 x 35 cm


17 Lampe 14.6.1992 Bleistift 47 x 35 cm

25 Malta 5.2.1993 Bleistift 35 x 45 cm

18 Kanne 13.6.1992 Bleistift 34 x 24 cm

26 Malta 5.2.1993 Bleistift 35 x 45 cm

19 Kanne 13.6.1992 Bleistift 34 x 24 cm

27 Paris 2.3.1992 Bleistift 24 x 34 cm

20 Haken 21.3.1993 Bleistift 34 x 24 cm

28 Paris 2.3.1992 Bleistift 24 x 34 cm

21 Klöppel 21.3.1993 Bleistift 38 x 28 cm

29 Ravenna 11.4.1993 Bleistift und Aquarell 38 x 28 cm

22 Saharah-Stein 18.12.1993 Bleistift 35 x 45 cm

30 Sénanque 25.4.1993 Bleistift und Aquarell 38 x 28 cm

23 Port Manec’h 10.6.1991 Bleistift 30 x 39 cm

31 Stein 12.3.1993 Bleistift, Aquarell, Pastell 28 x 38 cm

24 Finistre 14.6.1991 Bleistift 30 x 39 cm

32 Stein 2.3.1993 Bleistift, Aquarell, Pastell 28 x 38 cm





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