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UNTERKUNFT GESUCHT

Quote in Frankfurt bei 7,28 % UNTERKUNFT GESUCHT

Frankfurt rühmt sich gerne als Universitätsstadt. Wer als Student hier wohnen möchte, hat es jedoch schwer. Deshalb ringen AStA, Studentenwerk und Hochschulen mit der Stadt Frankfurt um bessere Bedingungen für mehr Wohnraum.

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Es klang wie die perfekte Welle, ein Lehrstück von Interessenvertretung im politischen Diskurs: Bei den Kommunalwahlen am 14. März wurden die Grünen zur stärksten Kraft in Frankfurt. Am 7. April forderte der AStA der GoetheUniversität den „erkennbaren politischen Willen in der Bekämpfung der Wohnungsnot unter Studierenden“ und kritisierte, dass Studieren in Frankfurt „in den vergangenen Jahren zunehmend zur sozialen Frage“ geworden sei. Am 7. Mai folgte eine gemeinsame Erklärung von AStA, Frankfurter Studentenwerk und dem Präsidium der GoetheUni mit dem Titel „Hochschulstandort Frankfurt benötigt Weiterentwicklung studentischen Wohnens.“ Unter anderem müsse, so die Beteiligten, in allen zukünftigen Entwicklungsquartieren in Frankfurt, wie dem Ernst-May-Viertel, den Günthersburghöfen, dem Schönhofviertel, auf dem Kulturcampus Bockenheim, am Rebstock oder im Römerhof, studentischer Wohnraum möglichst zum BAföG-Bedarfssatz von 325 Euro monatlich inklusive Nebenkosten realisiert werden.

WIE GEHT ES WEITER MIT DER RÖMERKOALITION?

Zwei Wochen später, am 21. Mai, die nächste Pressemeldung, dieses Mal abgesendet von Studentenwerk, Goethe-Uni, Frankfurt University of Applied Sciences und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, jeweils unterzeichnet von Präsidium und AStA. „Das von der neuen Römerkoalition formulierte Ziel, fünf Prozent des in Zukunft neu entwickelten Baulandes u. a. für studentisches Wohnen vorzusehen, ist absolut richtig“, sagte da Dr. Albrecht Fester, Verwaltungsratsvorsitzender des Studentenwerks Frankfurt und Kanzler der Goethe-Uni, „dafür sind nun geeignete Grundstücke, aber auch passende Objekte zu identifizieren.“ Ein Hoffnungsschimmer. Was da noch niemand wissen konnte: Am 28. Mai verweigern die Mitglieder der FDP ihre Zustimmung zum Koalitionsvertrag. Bei Druckschluss dieser Ausgabe war offen, ob sich diese Einstellung gegebenenfalls noch dreht oder ob die Grünen eine neue Koalition schmieden müssen.

FRANKFURT UNTER DEM BUNDESDURCHSCHNITT

Es bleibt zu hoffen, dass nach Abschluss der Verhandlungen der Abschnitt zum studentischen Wohnraum im Koalitionsvertrag bestehen bleibt oder sogar noch fortschrittlicher gestaltet wird. Denn die Situation am Wohnungsmarkt in Frankfurt ist extrem angespannt. Gerade einmal 7,28 Prozent beträgt die Versorgungsquote in Frankfurt mit Wohnplätzen, so die jährliche Statistik des Deutschen Studentenwerks. Dass es auch in großen Städten besser geht, zeigen die Quoten in München (11,29 %) oder Stuttgart (14,01 %). Ähnlich prekär oder noch angespannter sieht es in Berlin (5,81 %), Hamburg (7,82 %) oder Köln (6,86 %) aus. Der Bundesdurchschnitt beträgt 9,44 Prozent.

HOFFNUNGSSCHIMMER UND ZWISCHENLÖSUNGEN

Natürlich, es gibt einige Hoffnungsschimmer. Zum Beispiel das neue Studierendenwohnheim am Riedberg mit 324 Wohneinheiten mit 359 Plätzen. Das 38,5 Millionen Euro teure Vorzeigeobjekt feierte kürzlich Richtfest und soll Mitte 2022 fertiggestellt werden. Dies ist jedoch eines der wenigen echten Neubauprojekte. Davon abgesehen, gab es in den vergangenen Monaten viele temporäre Lösungen. So hat sich das von der Corona-Pandemie gebeutelte Hotel Excelsior im Bahnhofsviertel als Studierendenhostel neu erfunden und bietet Zimmer für unter 500 Euro inklusive Nebenkosten und WLAN, vorerst bis Ende des Jahres. Im Schönhofviertel soll ebenfalls ein Studierendenhostel entstehen mit 200 Plätzen für Kurzzeitwohnen von maximal drei Monaten. Es soll vor allem die Not lindern, die oft rund um den Semesterbeginn besteht. Dabei wird es erstmals in Hessen sogenannte Schlafkapseln geben, abschließbare Schlafkabinen in einem Großraum, 20 Stück an der Zahl. Das Hostel entsteht auf einer gewerblichen Fläche, wo kein langfristiges Wohnen erlaubt ist. Wie groß die Not ist, zeigt abschließend diese Nachricht: Es gilt bereits als Erfolg, dass 150 Wohnheimplätze in der Stralsunder Straße, die für einen schulischen Neubau bereits im Sommer 2019 abgerissen werden sollten, nun noch einmal bis Ende März 2022 an Studierende vergeben werden können.