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KULTUR

ITAMAR VIEIRA JUNIOR

Magischer Realismus aus Brasilien

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›› 6.12.2022, 19.30 Uhr, Zentralbibliothek, Stadtbücherei Frankfurt, Eintritt frei

Brasilien hat eine lebendige Literaturszene, in er sich zunehmend vielfältige Stimmen durchsetzen können. Eine davon gehört Itamar Vieira Junior, der mit seinem kraftvollen Romandebüt „Die Stimme meiner Schwester“ einen Bestseller landete. Die beiden titelgebenden Schwestern verbindet ein tragischer Unfall. Beim Spielen finden Bibiana und Belonísia unter dem Bett ihrer Großmutter einen alten Koffer, darin eingewickelt ein großes Messer. Im Rausch dieser Entdeckung passiert das Unglück: Eine der Schwestern verliert ihre Zunge, die andere ersetzt fortan ihre Stimme. Als junge Frauen rebellieren sie gemeinsam gegen die alte patriarchale Welt voller Geister, Gewalt und Rassismus. Bibiana wird das Dorf mit ihrem Geliebten verlassen. Die stumme Belonísia beginnt sich gegen die Schläge des ihr zugewiesenen Mannes zu wehren. Die Kraft der beiden Schwestern und die Solidarität unter den Frauen verändern ihre Welt. Der Roman thematisiert eindrucksvoll das entbehrungsreiche Leben der Landlosen, Nachkommen früherer Sklaven, und nimmt damit eine hochaktuelle Debatte auf. In Brasilien besitzen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung rund 80 Prozent des Landes. Die Bewegung der Landlosen fordert seit Jahren eine umfassende Agrarreform und den gerechten sozialen Umbau der Besitzverhältnisse. Vieira hat als Ethnologe die Gemeinschaften der Nachkommen ehemaliger Sklaven und seine eigene Ahnengeschichte erforscht. Seine Doktorarbeit ergänzt er jetzt um einen Roman in der Tradition des magischen Realismus. Ob der neu gewählte brasilianische Präsident Lula da Silva die – bereits in einer seiner früheren Amtszeit angekündigte Landreform umsetzen kann, bleibt abzuwarten. Lula selbst ist aber auf jeden Fall ein Fan von „Die Stimme meiner Schwester“. Im Wahlkampf postete er ein Bild von sich und Itamar Vieira auf Facebook. Vielleicht kann die Literatur in Brasilien nicht nur die magische, sondern auch die knallharte Realität beeinflussen?

LESUNGEN IM DEZEMBER

Rufus Beck

© Martin Kraft, Wikimedia Commons

Inger-Maria Mahlke

© Nora Battenberg Cartwright

Amanda Lasker-Berlin

© Axel Martens

Max Goldt

1.12.

Rufus Beck: Die Reise von der Erde zum Mond

Der Science-Fiction-Klassiker von Jules Verne erzählt von den Vorbereitungen zu einer Mondreise, lange bevor die Menschheit dort tatsächlich landete. Beck erweckt die Geschichte zum Leben – als Conférencier, Erzähler und genialer Stimmkünstler. ›› Kurtheater, Bad Homburg, 20 Uhr, ab 28 €

5. & 6.12.

Butterfahrt der Besten

Das Literaturhaus geht aufs Schiff und präsentiert Buchempfehlungen für den Gabentisch. Mit dabei: Julia Westlake, Alf Mentzer und Hauke Hückstädt. ›› Eiserner Steg, MS Nautilus, Frankfurt, 18.30 Uhr, 22/ 15 €

6.12.

Federico Italiano: Sieben Arten von Weiß

Jan Wagner präsentiert einen „der herausragenden Dichter der zeitgenössischen italienischen Lyrik“. Spielerisch leichte Gedichte, die Naturbetrachtung mit weltumspannend postmodernen Bildern kombinieren. ›› Romanfabrik, Frankfurt, 20 Uhr, 7/4 €

8.12.

Werkseinstellung mit Inger-Maria Mahlke

Was zeichnet das Werk der Autorin, Buchpreisträgerin von 2018, aus? Ein Blick auf vier Romane und eine Vorausschau auf ihr nächstes Buch. ›› Litertaturform im Mousonturm, Frankfurt, 19.30 Uhr, 5 /8/12 €

11.12

Amanda Lasker-Berlin: Spes heißt Hoffnung

Wie erfindet man sich neu, ohne sich selbst zu verlieren? Reicht die Kraft für eine Utopie, für einen Neuanfang? Die Frankfurterin erzählt von vier Menschen, die versuchen, sich von Zuschreibungen zu lösen und eine Krise zu überwinden. ›› Denkbar, Frankfurt, 19 Uhr, Spende willkommen 13.12.

Moritz Hürtgen: Boulevard des Schreckens

Eine Mediensatire vom Titanic-Chefredakteur: Der ehrgeizige Jungjournalist Martin fälscht mal eben ein Interview mit einem Künstler. Kurz darauf muss er über dessen plötzlichen Tod recherchieren. ›› Romanfabrik, Frankfurt, 20 Uhr, 7 / 4 €

20./21.12.

Max Goldt

Schon wieder weihnachtet es mit ‥. schwarzem Humor, scharfen Beobachtungen, absurden Übertreibungen und furiosen Wendungen. ›› Mousonturm, Frankfurt, 20 Uhr, AK 20 € Dörte Hansen

Zur See

Penguin, 24 € Die Sanders leben seit Generationen auf einer Nordseeinsel. Ihre Heimat verkommt langsam zur einen Touristenattraktion und auch in der einen Touristenattraktion und auch in der Familie sind die Zeichen des Niedergangs spürbar. Diesmal braucht die großartige Erzählerin Hansen ein bisschen Anlauf, mäandert und verliert sich bisweilen in Anekdoten. Trotzdem: Ihr Roman versprüht Salzluft und reißt uns dann doch mit in das Leben der Gescheiterten, Träumenden und Desillusionierten.

Ruth Ozeki

Die leise Last der Dinge

Eisele Verlag, 26 € Benny ist zwölf Jahre alt, als sein Vater stirbt. Fortan hört er alle Dinge sprechen, Christbaumkugeln schreien, Schechen, Christbaumkugeln schreien, Scheren reden und Spielzeuge weinen. Ist er verrückt? Im Gegenzug hortet seine liebevolle, am Leben scheiternde Mutter Annabelle alles, was ihr in die Finger kommt. Wie die beiden wieder zu sich selbst und zueinander finden, ist eine seltsam verspielte Geschichte, eine gewagte Melange aus Fantasy, Zen, Philosophie und Psychologie.

Celeste Ng

Unsere verschwundenen Herzen

dtv, 25 € Die Kraft der Worte und Poesie, eine berührende Mutter-Sohn-Geschichte, Widerstand, Kämpfer:innengeist und te, Widerstand, Kämpfer:innengeist und politische Kontrolle sind die Zutaten für Celeste Ngs neuen dystopischen Roman. Der 12-jährige Bird lebt mit seinem Vater in Harvard, wo ihr Alltag von Gesetzen bestimmt wird, die nach Jahren der wirtschaftlichen Instabilität und Gewalt die „amerikanische Kultur“ bewahren sollen. Asiatisch aussehende Menschen werden besonders diskriminiert. Birds Mutter, eine chinesische widerständige Künstlerin, ist verschwunden und er macht sich auf die Suche nach ihr.

Behzad Karim Khani

Hund, Wolf, Schakal

Hanser Berlin, 24 € Nachdem seine Mutter – eine Widerstandskämpferin – während der iranischen Revolution hingerichtet wird, fliehen der 11-jährige Saam und sein jünhen der 11-jährige Saam und sein jüngerer Bruder Nima mit dem Vater nach Deutschland. Sie versuchen anzukommen, während der Vater den Verlust von Frau und Heimat nie verwinden wird, versucht Saam, sich Respekt zu erkämpfen auf den rauen Straßen Neuköllns. „In seinem spektakulären Debüt [‥] entwickelt Khani einen ganz eigenen Sound, in dem sowohl die Melancholie iranischer Prosa als auch die Härte afroamerikanischen Raps anklingen.“ (hanser.de) Khani erhielt den Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals 2022.

Frankfurter Kunstverein

Zwölf Erzählungen aktueller Kunst aus Spanien führen in „Wie geht es jetzt weiter?“ im Frankfurter Kunstverein auf eine Reise durch das Werk unterschiedlicher spanischer Künstler:innen. Die Arbeiten erzählen Geschichten, welche die kulturellen und sozialen Konstruktionen und Ideologien möglicherweise in Frage stellen ›› Bis 29.1.2023, Markt 44, Di-So 11-19+Do 11-21 Uhr, fkv.de

Portikus

Mais nahm in der präkolumbianischen Mythologie eine zentrale Rolle ein, war die HauptNahrungsquelle und ist nach wie vor eine der wichtigsten Kulturpflanzen in der Weltwirtschaft. Die peruanische Künstlerin Ximena Garrido-Leccas thematisiert in ihrer Ausstellung „Inflorescence“ die komplexen Bedeutungen des Maisanbaus in Bezug auf antike Glaubensvorstellungen, die koloniale Aneignung von Wissen und Ressourcen und die Prozesse der Modernisierung. ›› Bis 12.2.2023, Alte Brücke 2, Di-Fr 12-19/Sa+So 11-19 Uhr, portikus.de

Historisches Museum

Der Künstler und Landschaftsmaler Carl Theodor Reiffenstein zog einst mit dem Skizzenbuch durch Frankfurt und hielt Plätze, Gassen und Häuser in Bleistiftzeichnungen und Aquarellen fest. Er wollte für die Nachwelt das architektonische Erbe seiner Geburtsstadt in allen Details bewahren, eine wahrheitsgetreue historische Quelle für spätere Generationen. Die Schau „Alles verschwindet! Carl Theodor Reiffenstein (1820 – 1893) – Bildchronist des alten Frankfurt“ zeigt sein Werk, das eine „einzigartige Quelle zur Kunst- und Sozialgeschichte Frankfurts“ ist. (historisches-museumfrankfurt.de) ›› Bis 12.3.2023, Saalhof 1, Di-So 11-18 Uhr, historisches-museum-frankfurt.de

Museum Angewandte Kunst

Die Schau „CONTACT ZONES Murat Adash, Céline Berger, Syowia Kyambi“ entstand in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik. Gestartet mit dem Artist in Residence-Programm INHABIT, in welchem pro Jahr drei Gastkünstler:innen unterschiedliche künstlerische Disziplinen für drei Monate im Dialog und Austausch mit Wissenschaftler:innen des Forschungsinstituts ausarbeiten, gewährt sie einen Blick auf entstandene und sich noch im Entstehungsprozess befindende Arbeiten. ›› Bis 15.1.2022, Schaumainkai 17, Di/Do-Fr 12-18/Mi 12-20/Sa+So 10-18 Uhr, museumangewandtekunst.de ›› Bis 12.2.23, Museum Sinclair Haus, Di-Fr 14-19 Uhr, museum-sinclair-haus.de

nnnn n

Beim Anblick der bizarr geformten, riesigen Eisfelsen in den Fotos von Tiina Itkonen oder den Filmaufnahmen von Susan Schuppli fragt man sich unwillkürlich, ob die Bilder vielleicht doch computergeneriert sind. Tatsächlich sind sie das natürlich nicht, obwohl die atemberaubenden, weiß-blauen Landschaften wirken, als seien sie aus einer anderen Welt. Die Ausstellung zeigt die Schönheit und die Zerbrechlichkeit des Ewigen Eises, in den Bergen, der Antarktis und Arktis. Viele Positionen haben etwas Dokumentarisches, etwa die Serie von Olafur Eliasson, der isländische Gletscher im Abstand von 20 Jahren fotografiert hat. Nicht nur in seiner Arbeit sind die dramatischen Folgen der globalen Erwärmung offensichtlich. Wie sich eine Landschaft in der Rhein-MainEbene von der Eiszeit bis zum Jahr 2122 entwickeln könnte, ist im Film „Time Shift“ vom Senckenberg Naturmuseum zu sehen – von der Eiswüste zur ausgedorrten Einöde. Für Ivan Murzin ist die weiße Kälte Heimat. Er gibt in seiner Installation Einblicke in das Leben in Sibirien, zwischen Schneeburgen und Wodkaschlürfen direkt vom Eis. Ann Wente-Jaeger

Amna Elhassan

›› 4.11.2022-12.2.2023, Schirn, Di/Fr-So 10-19/Mi+Do 10-22 Uhr, schirn.de

VORANKÜNDIGUNG

© Amna Elhassan

„Eine Hommage an die Demokratiebewegung“, so die Schirn über die Schau „Amna Elhassan. Deconstructed Bodies – In Search of Home“. Aktueller denn je, mit Blick auf Iran, wo seit der Ermordung von Jina Mahsa Amini am 16. September täglich Menschen sterben – weil sie für Demokratie und Menschenrechte auf die Straße gehen. Die Künstlerin Amna Elhassan porträtiert in ihren Werken die soziopolitischen Veränderungen und den kulturellen Widerstand im Sudan mit Fokus auf die Frauen in ihrem Land. Für die Rotunde der Schirn konzipierte sie die großformatige Wandmalerei „December (2022)“. Elhassan verarbeitete in „December“ die Zerschlagung der Demokratiebewegung im Sudan und bezieht sich darin auf das Massaker von Khartum am 3. Juni 2019. Regierungstruppen beendeten gewaltsam die friedliche Dezember-Revolution, die mit landesweiten Protesten und einer dreimonatigen Besetzung des Platzes vor dem Militärhauptquartier in Khartum zum Sturz der 30-jährigen Diktatur des ehemaligen Präsidenten Omar alBashir führte. Zahlreiche Leichen der Opfer wurden in den Nil geworfen, Frauen vergewaltigt. „Elhassans Gemälde thematisiert den Nil als Fluss des Lebens und des Todes und widersetzt sich der Annahme, dass der Tod das Ende von Träumen und Ambitionen eines Menschen bedeutet.“ (schirn.de) Audre Lordes Zitat: „Ich bin nicht frei, solange irgendeine andere Frau noch nicht frei ist“ ist immer noch aktuell! Sohra Nadjibi

Guido Reni. Der Göttliche

›› 23.11.2022-5.3.2023, Städel, Di/Mi/Fr/Sa/So 10-18+Do 10-21 Uhr, staedelmuseum.de

VORANKÜNDIGUNG

Er war einst der Star des italienischen Barocks – Guido Reni (1575–1642), seinerzeit gefeierter und erfolgreicher Maler, der unter anderem den Borghese-Papst Paul V., den Herzog von Mantua und die englische Königin malte. In Kooperation mit dem Museo Nacional del Prado in Madrid vereint das Städel rund 130 Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken und eröffnet einen neuen Blick auf Guido Reni. „Guido Renis Stellenwert in der europäischen Barockmalerei ist überragend. „Die Rezeptionsgeschichte hat lange den Blick auf andere faszinierende Aspekte seiner Kunst verstellt“, sagt Museumsdirektor Philipp Demandt. Die Ausstellung zeige, warum Reni im 17. Jahrhundert der erfolgreichste und meistgerühmte Maler Italiens sei. Reni galt als Maler des Göttlichen. Denn er übersetzte die Schönheit des Göttlichen in Malerei und prägte die europäische Bildwelt tiefgreifend. Unzählige Varianten seiner Darstellungen des Hauptes Christi und Mariens mit zum Himmel gewandtem Blick zeugen davon. „Guido Reni ist der Maler der Himmelsvision: Wie kein anderer verlieh er dem Göttlichen anschauliche Gestalt. Mit der Ausstellung zeigen wir, wie der ‚göttliche Guido‘ zu seinem transzendenten Stil fand“, so Kurator Bastian Eclercy. Die Schau zeigt eine Reihe von neu entdeckten und noch nie ausgestellten Werken Renis.

©The Metropolitan Museum of Art

›› 22.12., Staatstheater Mainz, 19.30 Uhr, 31.12., 21 Uhr, 17 € Infos & Tickets: (06131) 28 51-222, staatstheater-mainz.com nnnnn

Als „Er“ (Henner Momann) die Tür öffnet, spaziert der Tod (David T. Meyer) in seine Wohnung und offenbart „ihm“, dass er in drei Minuten sterben werde. Der unzählige Male praktizierte Ablauf geht bei „ihm“ erstmals schief. Plötzlich kommt Sophia, die Ex-Freundin des nur mit „Er“ bezeichneten Protagonisten (Anika Baumann), vorbei. Der Tod findet es herrlich, dass er endlich mal was erleben darf, und die drei starten einen Roadtrip der ganz besonderen Art. Sie sammeln noch die Schwiegermutter ein, um den Sohn aus früherer Beziehung ein letztes Mal zu besuchen. „Sophia, der Tod und ich“, die Bühnenfassung des gleichnamigen Romans von Sänger Thees Uhlmann, ist grandios. Schon das Warm-up vor dem eigentlichen Beginn des Stücks mit dem Bier von der Bühne verteilenden Henner Momann macht Lust auf den Abend. Alle drei Protagonist:innen sprühen vor Spielfreude. Der Text besticht mir Wortwitz und Charme, weist aber dennoch Tiefe auf. Eine absolute Empfehlung, die jeden Meter des Wegs nach Mainz wert ist. Jürgen Mai

Der gestiefelte Kater

›› 2./11./16./29./30./31.12., 8./21./22.1., Papageno Musiktheater am Palmengarten, 16 Uhr, 3./17.12., 13.30 und 16 Uhr 15-17 €, Infos & Tickets: (069) 13 40 400 nnnn n

Das Papageno Musiktheater am Palmengarten bringt mit „Der gestiefelte Kater“ eine ebenso zauberhafte wie für Kinder und Erwachsene gleichermaßen unterhaltsame Musicalfassung des Brüder-GrimmMärchens auf die Bühne (Bearbeitung: Manfred Hinrichs, Regie: Hans-Dieter Maienschein). Hauke, ein armer Müllersbursche, hat von seinem Vater nur einen Kater geerbt. Doch dieser Kater verhilft seinem Besitzer mit List und Tücke nicht nur zu Wohlstand und Ansehen, sondern sorgt auch dafür, dass Hauke die schöne Prinzessin Merle heiraten darf. Die beiden entflammen gleich zu Beginn füreinander: Als „Windfänger“ sorgt Hauke dafür, dass der Drachen der Prinzessin endlich in den Himmel steigt. Die Moral von der Geschicht‘ ist zeitlos aktuell: So zu tun, als sei man mehr, als man ist, kann zu Reichtum und Ruhm verhelfen. Wobei Hauke am Ende erkennt, dass sein künftiges Leben nicht auf einer Lüge basieren soll … Die Rollen sind alle überzeugend besetzt, Vincent Hübner als naiver Müllersbursche, der nicht so recht weiß, wie ihm geschieht, Paloma Selim als anmutige Prinzessin, Christoph Winkelmann als schrulliger Doktor des sehr beleibten Königs (Felipe Carrillo Quintero) und Larissa Rexhaus als raffinierter gestiefelter Kater. Die Rolle der Hofdame Gunda ist mit Semira Samar und Natalie Raggi doppelt besetzt, ebenso der Part am Klavier, den Irina Fundiler oder Nina Gurevich übernehmen, die Geige spielt Stany Anders. Eine sehr charmante, unbedingt empfehlenswerte Inszenierung mit Musik von Stefan Hiller und Antonio Vivaldi. Antje Kroll

Bei Anruf Mord

›› Bis 4.12., Fritz Rémond Theater im Zoo, Frankfurt, täglich (außer Mo), 20 Uhr, So 18 Uhr, 29.11, 14 und 20 Uhr, 19-30 €, Infos & Tickets: (069) 43 51 66, fritzremond.de

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Frederick Knotts Thriller „Bei Anruf Mord“ dürfte den meisten Theaterbesucher:innen durch die legendäre Alfred-Hitchcock-Verfilmung mit Grace Kelly geläufig sein. Das Ensemble im Fritz-Rémond-Theater überzeugt einmal einmal mehr durch hohe Professionalität: Zu sehen sind Michel Guillaume als ehemaliger Tennisstar, der das Vermögen seiner attraktiven Frau Sheila (Yael Hahn) künftig am liebsten für sich allein hätte. Sein früherer Studienkollege Captain Lesgate (Christian Buse) ist aufgrund seiner kriminellen Vergangenheit erpressbar und Guillaume beauftragt ihn, Sheila zu ermorden, die sich jedoch zu wehren weiß und Lesgate in Notwehr ersticht. Dafür wird sie zum Tode verurteilt, ihr Ende scheint besiegelt. Doch der Kriminalschriftsteller Max Halliday (Michael Schiller), der Sheila liebt, und Inspektor Hubbard (Stefan Rehberg), geben dem Lauf der Dinge eine andere Wendung. Ein sehr unterhaltsamer Ausflug in eine vergangene Zeit, als im gediegenen Wohnzimmer schwarze Telefone auf dem Schreibtisch standen und Frauen (zum Glück oft nur scheinbar) immer taten, was ihre Männer ihnen sagten. Und während die Handlung reibungslos dahinschnurrt, gibt es auch den einen oder anderen humorvollen Moment. Antje Kroll

Willkommen

Wer kriegt den freien Platz in der WG? Wie offen sind wir? Schaffen wir das? Die Komödie von Lutz Hübner und Sarah Nemitz wirft ein Schlaglicht auf eine „Bildungsbürger-WG“ aus fünf privilegierten Erwachsenen deutscher Herkunft. Das WG-Leben wird turbulent, als Benny mitteilt, für ein Jahr ins Ausland zu gehen und vorschlägt, sein Zimmer für syrische Geflüchtete zur Verfügung zu stellen. Und Anna ist schwanger und möchte gerne mit ihrem türkischstämmigen Freund Achmed zusammenziehen. Eine Inszenierung von Ankunftshalle T. ›› 9.12. (Premiere) 10.12., Kellertheater, Frankfurt; 20.30 Uhr Uhr, 6./7.1., 20 Uhr, Galli-Theater Frankfurt, 20 Uhr, 12, erm. 6 € (kellertheater-frankfurt.de), 18, erm. 12 € (gallitheater.de)

Shelter

Die Delattre Dance Company untersucht die unterschiedlichen Formen und Bedeutungen von Schutz und Zuflucht für den Menschen. Irgendwann sehnt sich auch der oder die Freiheitsliebenste nach einem Ort oder einem Menschen, die oder der ihm Hilfe und Sicherheit bietet. Diese Sehnsucht, die Wege dorthin und den Zweifel daran illustriert der thematische Ballettabend auf mitreißende Weise. ›› 9./10.12., Gallus Theater, Frankfurt, 20 Uhr, 11.12., 19 Uhr, 28, erm. 24 €, Infos & Tickets: (069) 75 80 60 20, gallustheater.de

Verrückt nach Trost

Der Autor und Regisseur Thorsten Lensing hat dieses Stück für seine langjährigen Weggefährt:innen, die Schauspieler:innen Ursina Lardi, Devid Striesow, Sebastian Blomberg und André Jung, geschrieben. Lensing erkundet eine bunt schillernde Grau-Welt zwischen Lebenswillen und Todessehnsucht. Im Mittelpunkt stehen die Geschwister Charlotte und Felix, die ihre Eltern verloren haben. Ein „Fest großer Schauspielkunst, ernst und voll zärtlicher Komik“. ›› 15./16./17.12., Mousonturm, Frankfurt, 19 Uhr; 18.12., 18 Uhr, Solidarisches Preissystem: 7-35 €, Infos & Tickets: (069) 40 58 95 20, mousonturm.de

Jesus d‘amour

Das Theater Willy Praml hat sein ganz eigenes Krippenspiel kreiert. Basierend auf den vier Evangelien erzählt Praml die allseits bekannte Geschichte neu, Die Geburt zweier Jungen, Jesus und Johannes, führt zu einem politischen Chaos und der Staat droht zusammenzubrechen. König Herodes erfährt von dem zukünftigen König und hat Angst um seinen Thron. Die Geburt Jesu im Industriedenkmal ist immer wieder sehenswert. Nach der Vorstellung am 18.12. beginnt um 20.30 Uhr ein Konzert mit dem Jazzensemble [Acht.]. Inspiriert von der Musik des Saxophonisten Oliver Leicht. ›› 17./21./22./23.12., 20 Uhr, 18.12., 18 Uhr, Solidarisches Preissystem: 7-35 €, Infos & Tickets: (069) 43 05 47 34, theaterwillpraml.de