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DROHT DAS AUS?

DAS ENDE DES HOCHBUNKERS IM MARBACHWEG?

Imposant, mächtig, historisch, beeindruckend – zwischen Wohnsiedlungen und im Nachmittagskehr von Blechlawinen umgeben. Das ist das Umfeld des riesigen Hochbunkers im Marbachweg unweit der U-Bahn-Station Dornbusch. Der Bunker ist eine Frankfurter Institution, die für viele Musikschaffende und Fans der Frankfurter Kultur ein fester Bestandteil ihres Lebens ist, doch nun droht das Aus. ›› Text & Fotos: Jana Jost

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›› Bunker Marbachweg, Ecke Kaiser-Sigmund-Straße, Frankfurt-Dornbusch

HEIMAT FÜR KREATIVITÄT

Manche gehen gerne in die Oper, andere wiederum schwören auf elektronische Musik, lieben Charthits und der:die eine oder andere hat die große Liebe auf einem Frankfurter Rockkonzert kennengelernt. Manch ein Kind oder Erwachsener lernt aktuell bei einer Lehrerin oder einem Lehrer ein Musikinstrument. 1943 zum Schutz der Menschen vor Bombenangriffen gebaut, bietet der Bunker Marbachweg in den letzten Jahrzehnten Musikern:innen aller Couleur Schutz vor dem, was draußen ist, um Kreativität eine Heimat zu geben. Um sie zu leben, zu fördern. Über 40 Rock-Bands, Musikstudierende und Musiklehrende, Mitglieder des HR-Symphonieorchesters, professionellen Musikern:innen wie schon Terence Trent D‘arby oder Daniel Wirtz ermöglichte der Bunker schalldichte und bezahlbare Übungsräume und tut das bis jetzt. Er ist außerdem ein Ort der Zusammenkunft und des kulturellen Austausches.

KÜNDIGUNG WEGEN BRANDSCHUZRELEVANTEN MÄNGELN

Alle diese Aktivitäten könnten bald der Vergangenheit angehören, denn die Eigentümerin des Bunkers, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), hat den drei Mieter:innen samt den unzähligen Untermietern:innen zum Ende dieses Jahres gekündigt. Ab dem 31.12.2021 darf niemand mehr den Bunker betreten. Grund dafür sind Brandschutzauflagen, deren Kosten der Bund aufbringen möchte, da sie nicht im Verhältnis zu den Mieteinnahmen stehen. Die Option, mit den Mieter:innen einen Pachtvertrag abzuschließen, die unter solchen Voraussetzungen die äußerst kostenintensive Brandschutzauflagen umgesetzt hätten, wurde nicht umgesetzt. Nun kündigte die BImA den Mieter:innen nach 37 Jahren das Mietverhältnis.

EIN GEBÄUDE MIT VIEL GESCHICHTE

Alteingesessene Frankfurtern:innen berichten, dass es in diesem Bunker seit seinem Bestehen noch nie einen Brand gegeben haben soll. Nur einmal wurde der Bunker während des Zweiten Weltkrieges getroffen. Die Spuren sind bis heute deutlich an der Wand und Decke zu sehen.

Aber warum sind bei so einem historischen Gebäude solche Auflagen überhaupt nötig? Die Frankfurter Branddirektion muss alle fünf Jahre Gefahrenverhütungsschauen in öffentlichen Gebäuden, wie Krankenhäusern, Schulen oder eben Musikbunkern, durchführen. Gehören solche Immobilien Privatleuten, können Auflagen zur Beseitigung von Mängeln ausgesprochen und diesen muss bis zu einem bestimmten Datum Folge geleistet werden. Ist der Besitzer aber der Bund kann die Branddirektion nur eine Empfehlung aussprechen. Dies wurde vor fünf Jahren bereits getan. Da die Mängel durch die BImA nicht behoben wurden, kann der Musikbunker jetzt nicht weitervermietet werden. WS HP

Rechtsanwälte und Notare

Bad Vilbel | Frankfurt am Main | Berlin

ENTBEHRLICHE LIEGENSCHAFT

Doch Mieter:innen, Untermieter:innen und viele Anwohner:innen möchten diesen Ort für Kulturschaffende erhalten und einer Entmietung und Verwertung durch Dritte entgegenwirken. Sie wiesen über soziale Medien auf die Problematik hin und starteten einen Hilferuf. Viele Frankfurter Medien berichteten über den Bunker am Marbachweg, auch die Linke spricht sich für den Erhalt des Musikbunkers aus. Doch ob er erhalten werden kann, ist nach wie vor ungewiss..

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SOKO KULTUR

Das Kulturamt der Stadt Frankfurt prüft derzeit gemeinsam mit dem Frankfurter Amt für Bau und Immobilien, ob es in weiteren Bunkern, die die Stadt 2016 erwarb, noch Kapazitäten gibt. Das Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

DIGITALER START IN DEINE ZUKUNFT

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