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KUNST

Galerie Barbara von Stechow

Der Titel der Serie „Tropen & Figuren“ der Künstlerin Julia Jansen umreißt etwas nicht klar Definiertes. Die Besucher:innen der Schau sind sowohl „Sehende“ als auch „Getäuschte“. Jansen bindet lyrische Stilmittel in ihre Bilder ein. Tropen bezieht sich bei Julia Jansen auf den Begriff Tropus – ein Überbegriff, der in der Rhetorik für bestimmte Klassen rhetorischer Figuren, also Stilmittel, steht. ›› Bis 17.8.2022, Feldbergstr. 28, Di-Fr 11-18+Sa 11-16 Uhr, galerie-von-stechow.com

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Galerie Heike Strelow

Die spanische Künstlerin Irene Grau zeigt ihr Projekt „The Carrier“ – eine Reihe von Aktionen, die sie im Sommer 2018 in den Schweizer Alpen unternahm und die sich auf den Akt des Wandern sowie die Traditionen der Landschaftsmalerei und der monochromen Malerei beziehen. Grau ging mit Rucksackbildern auf ihre Wanderungen auf den Spuren Schweizer Landschaftsmaler wie Caspar Wolf, Alexandre Calame, Aberli, François Diday oder Ferdinand Hodler. Die Freilichtmalerin geht davon aus, dass Kunst über die Erfahrung, durch eine Landschaft zu reisen oder Architektur zu studieren hinausgehen muss. ›› Bis 27.8.2022, Lange Strasse 31, Mi-Fr 12-18+Sa 12-15 Uhr, galerieheikestrelow.de

Historisches Museum

Das Stadtlabor regt in der Ausstellung „Auf Spurensuche im Heute“ zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der „deutschen Erinnerungskultur“ an. Wo in Frankfurt finden sich Spuren des Nationalsozialismus? Wie nehmen unterschiedliche Menschen solche Spuren in der Gegenwart wahr? Eine Gruppe von Frankfurter:innen untersucht in einem partizipativen Prozess Orte, Dinge oder Ereignisse, die sie persönlich an die NS-Zeit erinnern und setzt sich mit deren Fortwirken auseinander. ›› Bis 11.9.2022, Saalhof 1, Di-So 12-18 Uhr, historisches-museum-frankfurt.de

Synnika

Die Schau „The Cave of the Silken Web“ gehört zu dem Projekt „Escaping Involution“ – eine Kooperation zwischen dem Huangbian Station Contemporary Art Research Center (HBS), des Times Museum (Guangzhou) und Synnika. Die Künstlerin Qianyang Zuos rekonstruiert im Synnika Space eine visuelle Installation ihres Atelierraums im Dorf Xiaozhou, Guangzhou: persönliche Erfahrungen sowie analytische Beobachtungen von Mutter-Tochter-Beziehungen und die verschiedenen Formen von Herrschaft, die sich in den traditionellen und modernen Schriftzeichen der chinesischen Sprache verbergen, sind zu sehen. ›› Bis 16.9.2022, Niddastr. 57, Fr 15-19 u.n.V., synnika.spaces

Frei. Schaffend. Die Malerin Ottilie W. Roederstein

›› Bis 16.10.2022, Städel, Di/Mi/Fr/Sa/So 10-18+Do 10-21 Uhr, staedelmuseum.de

VORANKÜNDIGUNG

Die Malerin Ottilie W. Roederstein (1859–1937) war ihrer Zeit weit voraus. Sie zählte zu den erfolgreichsten Künstlerinnen ihrer Zeit, war finanziell unabhängig und eroberte sich gesellschaftliche Freiräume. Die Bilder der Porträtmalerin hingen in Ausstellungen in Deutschland, Frankreich, England, den USA und der Schweiz. Roederstein ließ sich 1891 mit ihrer Lebensgefährtin, Elisabeth Winterhalter – der ersten deutschen Chirurgin –, in Frankfurt nieder. Beide lebten ihre Beziehung öffentlich, setzen sich für die Gründung eines Mädchengymnasiums ein (das später an die neue Schillerschule angegliedert wurde) und unterstützten die Frankfurter Frauenrechtsbewegung. Sie hat so viel bewegt und doch ist die Künstlerin heute einem größeren Publikum nicht bekannt. Die Schau „Frei.Schaffend“ schafft dem jetzt Abhilfe. Die Retrospektive mit rund. 75 Gemälden und Zeichnungen vermittelt einen Überblick über die künstlerische Entwicklung der Malerin. Das Städel verfügt mit 28 Werken – neben dem Kunsthaus Zürich und der Städtischen Kunstsammlung Hofheim – über einen der bedeutendsten Bestände der Künstlerin weltweit. Roedersteins charakteristische Malweise steht im Fokus ebenso wie ihre Rolle und Wirkung als Netzwerkerin, Künstlerin und ihre enge Verbundenheit mit Frankfurt und der Region. Sohra Nadjibi

© Städel Museum

Aernout Mik

›› Schirn, 7.7.-3.10.2022, Di+Fr-So 10-19/ Mi+D0 10-22 Uhr, schirn.de

VORANKÜNDIGUNG

Aernout Miks Raum- und Videoinstallationen inszenieren Situationen, die das Verhalten und die Interaktion von Gruppen in oft instabilen gesellschaftlichen Kontexten untersuchen. Seine fiktiven Szenarien bewegen sich zwischen Dokumentation und Performance, wirken zugleich vertraut und befremdlich. Die choreografierten Videoarbeiten des niederländischen Künstlers setzen sich mit den Suggestionen und Dynamiken von Sicherheit und Bedrohung im öffentlichen Raum auseinander und reflektieren die Position des Individuums in widersprüchlichen oder dysfunktionalen Systemen. Mik konzipierte eigens für die Schau seine Arbeit „Threshold Barriers“ (2022): Hier treffen Gesellschaft und Staatsmacht, Bürger:innen und Polizei direkt aufeinander. Die längst überholten Strukturen von Autorität und Sicherheit haben jedoch ihre Gültigkeit verloren. In seiner Videoinstallation „Double Bind“ (2018) verhandelt Mik die Präsenz von bewaffneten Einheiten des staatlichen Schutzapparats, die sich scheinbar isoliert und ohne direkten Kontakt mit den Passant:innen in der Stadt

© Aernout Mik, Courtesy der Künstler und carlier | gebauer, Berlin/Madrid)

bewegen. Sohra Nadjibi

Mire Lee: Look, I’m a fountain of filth raving mad with love

›› Bis 4.9.2022, ZollamtMMK, Di/Do/Fr/Sa/So 11-18+ Mi 11-19 Uhr, mmk.art

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Die südkoreanische Künstlerin Mira Lee erhält den diesjährigen Jürgen Ponto-Preis, ihre Arbeiten sind auch auf der Biennale in Venedig zu sehen. Lee gilt „als eine der extremsten Künstlerinnen unserer Zeit, die Kunst zu einem Punkt treibt, wo es um Sprachlosigkeit und existenzielle Radikalität geht“ (monopol.de). Im MMK Zollamt zeigt sie in einem dunklen Raum einen Monitor, zu sehen ist ein Interview mit der österreichischen Pornodarstellerin Veronica Moser. Moser spricht über die Sexualpraktik, genannt „Kaviar“, die das Essen von Exkrementen meint. Mehrere Betonmischer und ein raumfüllendes, instabil wirkendes Gerüst voller Baustellenschmutz stehen im Raum. Poetische Weisheiten, die von Stoffwechsel und Lust, Tod und Gebären handeln, sind inmitten rotierender Mischmaschinen positioniert. Dazu handgeschriebene Texte auf Koreanisch, Deutsch und Englisch. Unter anderem ist die Zeile „Schau, ich bin ein Drecksbrunnen im Liebesrausch“ – der Titel der Ausstellung – zu lesen. „Für eine Seite der Wände im ZOLLAMTMMK verwende ich ausgewählte Zitate der koreanischen Dichterin Kim Eon Hee. Ihr Werk stellt für mich bereits seit langer Zeit eine große Inspirationsquelle dar. In ihren Gedichten erschafft sie zahlreiche Bilder von Exkrementen und Körpern, und sie hat auch eine Reihe von Gedichten über Mutterschaft verfasst“, so Lee in einem Interview mit Susanne Pfeffer, Direktorin des MMK. Sohra Nadjibi