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KUNST

Galerie Rothamel

Der Maler Wieland Payer erschafft in seinen Arbeiten „Terra Incognita“ den Gegenentwurf zum Anthropozän (Zeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse wird). Seine Ideallandschaften – Visionen einer anderen Welt – bestehen aus Pastellmalereien, in welchen er Gegenständliches, Abstraktes und Metaphysik zu etwas Neuem vereint. ›› Bis 30.8., Fahrgasse 1, rothamel.de

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Frankfurter Goldkammer

Geborgenen Schätzen aus dem Meer haftet immer etwas besonders Geheimnisvolles an. In der Goldkammer Frankfurt können in unterirdischen Stollen und Kammern 500 Exponate bestaunt werden. Der Ausstellungsraum „Gold aus den Meeren“ präsentiert einmalige Fundstücke – wie eine sechs Meter lange goldene Kette des Admirals des spanischen Flottenschiffs „Atocha“ – sowie weitere Exponate, die aus historischen Schiffswracks geborgen wurden. ›› Dauerausstellung, Kettenhofweg 27, Di-So 11-17 Uhr, goldkammer.de

Museum für Kommunikation

An die 600 Millionen Menschen verfolgten live im TV, wie Neil Armstrong den Mond betrat in der Nacht vom 20. Juli 1969. Die erste bemannte Mondladung zählt bis heute zu einem der größten Medienereignisse der Geschichte. Die Ausstellungsexponate umfassen Clips aus Spielfilmen, Bildungssendungen und der Marathonübertragung des WDR sowie Hörstationen mit O-Tönen aus den 50erund 60er-Jahren und Zeitzeugenberichte. Spannend: Das Webspecial von Klaudija Schnödewind (HR) zeigt eindrucksvolle Bilder und O-Töne: special.hr.de/apollo-11#7876. ›› Bis 10.1.2021, Schaumainkai 53, Di-So 11-18 Uhr, mfk-frankfurt.de

TOR Art Space

Die beiden Künstler Janusch Ertler und Yasuaki Kitagawa bestreiten die Ausstellung mit dem vielsagenden Titel „Before The Turtle Snaps“. Ertler ist Absolvent der Städelschule und seit 2018 künstlerischer Leiter des TOR Art Space. Kitagawa ist ebenfalls Absolvent der Städelschule und seit 2016 dort als Dozent tätig. Der Entstehungsprozess der zwei großformatigen raumfüllenden Skulpturen kann in einem „digital special“ verfolgt werden: instagram.com/tor_artspace facebook.com/torartspacefrankfurt. ›› 13.8.-13.9., Am Städelshof 8/Breite Gasse 10, Sa+So 15-20 Uhr, tor-artspace.de ›› Bis 3.1.21, Museum Angewandte Kunst, Di/Do-So 10-18+Mi 10-20 Uhr, museumangewandtekunst.de

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Gleich beim ersten Schritt aus dem Fahrstuhl werden die Besucher*innen mit einem erfrischenden Wasserschwall empfangen, der sich als Fototapete rings um die Tür ergießt. Die in Paris lebende Anette Lenz ist eine der einflussreichsten Grafikdesigner*innen der Gegenwart in der immer noch männlich dominierten Kommunikationswelt. Ihre Farb- und Formsprache prägt das Gesicht vieler französischer Kultureinrichtungen. In der Ausstellung präsentiert sie Grafik-Design als begehbare Installation. Das ist faszinierend – als würde man einen Blick in den Kopf der Künstlerin werfen, während ihre Werke entstehen. Je nach Standpunkt verändern die frei im Raum schwebenden und an den Wänden und Säulen angebrachten Elemente die Gesamtkomposition. Die eingangs hintereinander aufgehängten Tafeln bilden von der einen Seite die Farben des Regenbogens, von der anderen lassen sie das Foto einer brechenden Glasscheibe erkennen. Hinter der nächsten Wand findet sich das passende Manifest dazu: „Break the glass ceiling“. Ann Wente-Jaeger

© Wolfgang Günzel, Courtesy Galerie FILIALE

Garten Eden

›› Bis 29.8.20, FILIALE, Di-Fr 14-18+Sa 11-15 Uhr, galerie-filiale.de

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Das Renaissance-Gemälde vom Garten Eden auf der Ausstellungsankündigung täuscht: Darstellungen vom Paradies in der zeitgenössischen Kunst lassen selten wirklich paradiesische Assoziationen aufkommen. Die Künstler*innen in der Gruppenausstellung zeigen ihre eigenen Vorstellungen vom Paradies, was dort passiert, wie man dort hingelangt – und was dort gewaltig schiefgelaufen ist. Sebastian Volz malt in seinem Bilderzyklus groteske Köpfe, die aus ineinander verflochtenen Fleischlappen bestehen, Schöpfungen, die eher aus der Hölle zu stammen scheinen. Julian Heuser verrät in seinem Bild „Nächstes mal lieber Gemüse“ nur wenig über seine eigentliche Vision vom Garten Eden. Es ist nur ein winziger Ausschnitt davon im Maßstab 1:1.000.000 vergrößert. Aber allein die Maße der Leinwand, 66,6 x 33,3 cm, lassen auf wenig Harmonie schließen … die Zahl des Teufels und der Dreifaltigkeit in einem Bild vereint. Carolin Trunks Farbexplosionen scheinen die bunten Blumen des Paradieses ins Bild zu holen. Allerdings ist auch hier die Farbwahl das kleine Stück zu grell und neonfarben, eher wie verseucht als aus dem perfekten Garten Eden. Ann Wente-Jaeger

Hajra Waheed: HUM

›› Bis 6.9.2020, Portikus, Di-So 11-18+Mi 11-20 Uhr, portikus.de

VORANKÜNDIGUNG

„HUM“ bedeutet auf Urdu „Wir“. Im Englischen wird damit summen bezeichnet. Die Klangarbeit „HUM“ der kanadischen Künstlerin Hajra Waheed ist in der Einzelausstellung im Portikus zu sehen/hören. „HUM“ nutzt als mehrkanalige Musikkomposition und Klanginstallation das Medium des oft überhörten Summens als, laut Portikus, „Mittel zur Erforschung radikaler Formen kollektiver und akustischer Handlungsfähigkeit“. Der Titel der Ausstellung bezieht sich auch auf die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts formierten internationalen Solidaritätsbewegungen während des Prozesses der Dekolonisierung im Globalen Süden. Die Notwendigkeit, sich kritisch mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen – insbesondere mit der deutschen Kolonialgeschichte und deren Auswirkung, die bis heute andauert – ist im Moment brisanter denn je. Waheeds Arbeit vereint acht gesummte Lieder des Widerstands aus Afrika, Süd-, Zentral- und Westasien in einer Komposition. Den gesummten Versen liegen Geschichten über den Kampf gegen staatliche Unterdrückung, Autoritarismus und die Not und Hoffnung der Arbeiterklasse, der Marginalisierten und Enteigneten zugrunde. Lieder, die an Wirkung und Sogkraft nichts verloren haben und auch heute noch in gesellschaftlichen Protestbewegungen gesungen werden. Hajra Waheed arbeitet multidisziplinär, ihr Repertoire umfasst Malerei und Zeichnung sowie Video- und Soundkunst, Skulptur und Installation. In ihren Arbeiten setzt sie sich laut Portikus mit „den Traumata und der Entfremdung von Vertriebenen, die von dem Vermächtnis kolonialer und staatlicher Gewalt betroffen sind“ eindrucksvoll auseinander.