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BtX Energy

Andy Gradel, Joachim G. Wünning, Joachim A. Wünning und Tobias Plessing (von links) am ersten kommerziellen Dampfreformer für Biogas in den Hallen der WS Wärmeprozesstechnik GmbH, Renningen (Mutter der BtX).

BIOMASSE WIRD ZU SAUBEREM WASSERSTOFF

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Ein Verbund um die neu gegründete BtX energy, Hof, hat die weltweit erste Anlage entwickelt, die aus Biogas grünen Wasserstoff macht

Reststoffen wie Gülle könnten gute Zeiten bevorstehen, wenn sich eine Innovation eines jungen Unternehmens aus Hof durchsetzt. Dr. Andy Gradel beschäftigt sich schon seit 2016 mit der Frage, wie aus Biomasse saubere Energie und Wärme gewonnen werden kann. 2020 hat er zusammen mit einem Partner aus der Wirtschaft ein Unternehmen gegründet, das die weltweit erste Anlage in den Markt bringt, mit der sich Biogas, z.B. aus dem landwirtschaftlichen Nebenprodukt Gülle, in sauberen Wasserstoff umwandeln lässt.

Das Konzept ist bestechend: Biogas-Landwirte könnten dafür sorgen, dass öffentliche Verkehrsmittel fortan mit sauberem Wasserstoff fahren und keine schmutzigen Abgase produzieren. Die Wasserstoff-Tankstelle kann sich am Hof oder auch fünf Kilometer davon entfernt befinden, so fallen keine unsinnigen Transportwege an. Die regionale Wertschöpfung ist maximal.

AUFFANGLÖSUNG FÜR BIOGAS-ANLAGEN

Was vielversprechend klingt, ist noch Zukunftsmusik. Landwirte produzieren zwar gerade in Bayern viel Gülle. Zu 70 Prozent bleibt diese als Energieträger jedoch ungenutzt und der Einsatz auf dem Feld verursacht dauerhaft mehr Schaden als Nutzen. Mit Biogas-Anlagen wird aus Gülle bislang schon Strom erzeugt. Die Anlagen fallen in den nächsten Jahren nach Ablauf der Verträge jedoch aus dem „Erneuerbare Energien Gesetz“ und lassen sich im kleinen Maßstab bald nicht mehr wirtschaftlich betreiben. Es sei denn, die Biogas-Landwirte werden von einer neuen Technologie aufgefangen. Genau diese steht mit Andy Gradels Anlage und dem hierfür gegründeten Unternehmen „BtX energy“ bereit. Der Vorteil von Wasserstoff: Wasserstoff eignet sich für große Fahrzeuge und über lange Strecken, anders als strombetriebene E-Fahrzeuge. „Gülle ist nur einer von mehreren Energieträgern, die sich mit einem guten Wirkungsgrad in sauberen Wasserstoff umwandeln lassen“, erklärt Andy Gradel. Auch für die Forstwirtschaft arbeitet BtX an Innovationen, um Holzreste sinnvoll zu verwerten. Das Potenzial ist groß.

Für die Startphase ist der Hofer auf der Suche nach finanzieller und politischer Unterstützung. Ein einmaliges Engagement würde reichen, damit sich die Investition trägt. „Der Landkreis Wunsiedel steht dem Projekt mit sehr großem Interesse gegenüber. Und auch die Staatsregierung hat erkannt, dass Biogas etwas richtig Tolles sein kann“, ist der 31 Jahre junge Gründer überzeugt. „ElektrolyseAnlagen, die Wasserstoff für die Mobilität erzeugen, werden gefördert. Warum sollte das bei Biogas-Anlagen nicht der Fall sein?“

BtX Energy GmbH Albert-Einstein-Str. 1 95028 Hof Mobil: 0171/2642839

WWW.BTX-ENERGY.DE

| OLIVER VAN ESSENBERG |

Bei ungebremster Klimaveränderung drohen der Region Bayreuth u.a. heißere und trockenere Sommer. Einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Emissionen leisten Erneuerbare-Energien-Anlagen, die im Landkreis bereits 20 Prozent mehr Strom erzeugen, als vor Ort benötigt wird. Foto: Bernd Rothammel (Windpark im Landkreis Bayreuth)

KLIMASCHUTZ

FÖRDERT INNOVATIONEN

KLIMATOURS

Bei den als KlimaTours bezeichneten Stadtführungen lernen die Teilnehmer Ressourcen- und Klimaschutz an konkreten Beispielen kennen. Sie erfahren, wie sie sich vor Ort für Klimaschutz engagieren können. Die Klimatours sind für Bayreuth, Pegnitz, Pottenstein und Bischofsgrün konzipiert. Start: Ende 2021.

KLIMA-EXIT-ROOM

Für die Region Bayreuth wird aktuell ein mobiler Klima-Exit-Room zu den Themen Klimaschutz und Klimaanpassung entwickelt. Dieser soll von Schulklassen und anderen Gruppen genutzt werden können. In „Exit-Rooms“ können die Teilnehmer Rätsel und Aufgaben zu einem fiktiven Szenarium lösen. Im Rennen gegen die Zeit gilt es, schnell Informationen zu verarbeiten und gemeinsam Schlüsse zu ziehen. Die spielerische Aneignung ist pädagogisch besonders geeignet, um Wissen intensiv zu vermitteln.

Der Landkreis Bayreuth wappnet sich gegen die Folgen der Erderwärmung

Wie heute im nördlichen Balkan wäre das Klima im Bayreuther Land, wenn das Klimaziel von Paris verfehlt wird. Heiße und trockene Sommer, milde Winter, aber auch häufigere Wetterextreme stünden uns bevor. Ende des Jahrhunderts könnte es im Jahresmittel rund vier Grad wärmer sein, prognostiziert ein Klimamodell für den Landkreis Bayreuth. Vier Grad klingen vielleicht wenig, sind aber dramatisch: Nur so viel Temperaturunterschied liegt zwischen der letzten Eiszeit und heute!

Die Klimamodellierung ist Teil der Strategie, mit der sich der Landkreis an die Folgen der Erderwärmung anpasst. Diese wird zurzeit im Auftrag des Landkreises Bayreuth von der KlimaKom eG sowie dem Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz ThINK erarbeitet und mit Hilfe bayerischer Fördermittel finanziert. Die ersten Ergebnisse geben Anlass zu großer Sorge. Landrat Florian Wiedemann beunruhigt besonders die Zukunft der Wälder, weil die Bäume heute schon kränkeln: „Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984 ging es den Bäumen noch nie so schlecht wie 2020. Ihr Zustand ist heute sogar noch schlechter als in den 1980er Jahren, als man den Begriff Waldsterben prägte.“

UMFASSENDE AUSWIRKUNGEN

Doch nicht nur unsere Wälder stehen vor großen Herausforderungen. Im Landkreis sind neben der Land- und Forstwirtschaft vor allem die Sektoren Tourismus, Wasserwirtschaft, Verkehr und Infrastruktur sowie Gesundheit und Bevölkerungsschutz von der Klimakrise betroffen. Für diese Schwerpunkte werden daher in Workshops unter Einbeziehung der regionalen Akteure geeignete Anpassungsmaßnahmen entwickelt. Die Ergebnisse werden im Oktober 2021 beim Bayreuther Klimaschutzsymposium vorgestellt. Die Klimaanpassungsstrategie ergänzt die laufenden Klimaschutzprojekte des Landkreises: Um die Emissionen im eigenen Verantwortungsbereich zu senken, führt der Landkreis aktuell ein Energiemanagement für seine Gebäude ein und stellt den Fuhrpark sukzessive auf Elektrofahrzeuge um. Außerdem wurden die umfangreichen Angebote der Bürgerenergieberatung kürzlich nochmals deutlich erweitert. Ergänzt werden diese durch den Online-Solarrechner der Region Bayreuth, der eine Berechnung des Solarpotenzials des eigenen Hausdaches ermöglicht. Hinzu kommen innovative Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung (z.B. KlimaTours oder Klima-Exit-Rooms) und zur klimafreundlichen Mobilität, um Menschen für den Klimaschutz zu motivieren.

| BERND ROTHAMMEL |

KLIMA.LANDKREIS-BAYREUTH.DE