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Smart City Wunsiedel

MIT SCHWARMINTELLIGENZ VORNE DRAN

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Zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises wurde das Konzept für das „Smarte Fichtelgebirge“ erfolgreich erarbeitet. Erste Teilprojekte befinden sich bereits in der Umsetzung

Wie stellen sich die Menschen im Fichtelgebirge die Zukunft ihrer Heimat vor? Was wünschen sich Unternehmen? Um dies herauszufinden, hat der Landkreis Wunsiedel Ende April 2020 eine großangelegte Bürgerbeteiligung gestartet. Anlass war der Start des Projekts „Smartes Fichtelgebirge“, für den das Bundesinnenministerium den Landkreis als bundesweite Modellregion ausgewählt hat. Das Ziel des Projekts: bürgerorientierte, digitale Anwendungen zu entwickeln, die sich auf andere ländliche Regionen übertragen lassen. Adressaten der Bürgerbeteiligung waren neben den Landkreisbürgern, die Unternehmen der Region und die Mitarbeiter aus dem Landratsamt sowie den 17 Landkreiskommunen.

FOKUS AUF ZWÖLF THEMENFELDER

Was erwarten die Menschen vom öffentlichen Nahverkehr? Wie können wir die Wirtschaft nachhaltig unterstützen? Dies waren nur zwei der zahlreichen Fragestellungen, die das Team des Landkreises gestellt hat. Behandelt wurden insgesamt zwölf Themenfelder: Mobilität, Infrastruktur, Tourismus und Kultur, Gesundheit, Image, Ehrenamt, Natur und Landwirtschaft, Bildung, Energie und Klimaschutz, Soziales, Verwaltung und Wirtschaft.

Einbringen konnten sich die Bürger über einen Fragebogen, der jedem Haushalt im Landkreis zugestellt wurde, sowie über die landkreiseigene Online-Plattform. Auf mach-mit. freiraum-fichtelgebirge.de können sich Interessierte auch weiterhin über Details des Projekts informieren und bei den zwölf ausgewählten Handlungsfeldern mitdiskutieren. Im zweiten Schritt, den Expertenworkshops, wurden gezielt regionale Akteure der Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung zu Workshops eingeladen, um Projektideen zu entwickeln und auszuarbeiten.

Die Lösungsideen wurden schließlich im Oktober auf einer Bürgerwerkstatt vorgestellt und für Feedback freigegeben. Als Ergebnis des Gesamtprozesses wurde im März dieses Jahres das neue Wunsiedler Kreisentwicklungskonzept „Freiraum Fichtelgebirge 2030 – Smart. Nachhaltig. Resilient.“ vom Kreistag verabschiedet.

SMARTE WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG

Ein Ziel besteht darin, die lokale Wirtschaft zu fördern, die nach dem Strukturwandel einer erneuten Belastungsprobe unterliegt. Großkonzerne in der Region haben meist kein Problem, sich auf dem weltweiten Markt mit Dienstleistungen zu versorgen. Klein- und mittelständischen Unternehmen im Fichtelgebirge tun sich hingegen wesentlich schwerer, Zugang zu den nötigen Ressourcen zu finden. Die erfolgreiche Bürgerbeteiligung hat jedoch gezeigt, wie viel kreatives Potenzial in den Menschen der Region steckt. Ein Poten-

zial, dass es noch stärker zu nutzen gilt, unabhängig davon, welchen beruflichen Hintergrund, welchen Bildungsstand oder welches Alter der oder die Ideengeberin hat.

„Ich wünsche mir noch mehr Macher im Fichtelgebirge. Um das zu unterstützen, haben wir jetzt das Projekt ‚Innovation-Hub‘ gestartet. Die Idee stammt ebenfalls aus dem Beteiligungsprozess zum Smarten Fichtelgebirge und wird dem Mut zum Machen weiteren Anschub geben“, sagt Landrat Peter Berek. „Der Innovation-Hub wird in den kommenden Monaten entwickelt und soll insbesondere auch eine Macher-Mentalität wecken.“

KERNAUFGABE MOBILITÄT

Mobilität stellt eine Kernaufgabe dar. „Mobility as a service“ (abgekürzt „MaaS“) soll deshalb ein Schlagwort im Fichtelgebirge werden. Es bildet das Herzstück eines umfangreichen Konzeptes, mit dem sich der Landkreis Wunsiedel für ein weitergehendes Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums beworben hat. „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ heißt es und stellt den Antragstellern Förderungen in Millionenhöhe in Aussicht. Ziel der Förderung ist es, die Attraktivität und Nutzung des ÖPNV zu steigern, den Individualverkehr zu verringern und CO2-Emmissionen im ÖPNV zu reduzieren.

Den Hauptbestandteil bildet dabei eine genossenschaftlich organisierte Datenplattform inklusive einer Mobilitäts-App. Diese kann nicht nur Auskunft über vorhandene Angebote geben, sondern auch deren Buchung und Bezahlung abwickeln. Im Hintergrund kann die Plattform die entstehenden Daten auswerten und die Angebote kontinuierlich an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen. Weitere Teilprojekte beziehen sich auf zusätzliche, neuartige Mobilitätsangebote: So soll der klassische Linien- und Bedarfsverkehr um nachhaltige Lösungen ergänzt werden. Neben einem On-Demand-Verkehr (ÖPNV auf Bestellung) sind Schnellbusse und sogenannte Mobilitäts-Stationen geplant. Die Einheimischen und Gäste im Fichtelgebirge sollen an viel genutzten Knotenpunkten ökologische öffentliche Verkehrsmittel wie Pedelecs, E-Scooter, BioHybride (überdachtes Pedelec mit drei bis vier Rädern) oder Segways mieten können.

Weitere Projekte im Zuge des Förderprojektes „Smartes Fichtelgebirge“ befinden sich in der Vorbereitung. Unter anderem soll zeitnah die „Fichtel-App“ als zentrales Medium für Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stehen.

| OLIVER RAUH |