Fazit 194

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FAZITGESPRÄCH Ökonom und Klimaschützer

Christian Helmenstein im Interview

FAZIT

Juli 2023

FAZITESSAY

André Härtel über den Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.

FAZITTHEMA GREENFLATION

Wie teuer wird die Klimawende?

fazitmagazin.at Nr. 194 5/2023 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M #194
ktundp.com Illustration: Maria Skrigan

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Mehr Miteinander.

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Editorial

Nach nur einem guten Monat Andreas Babler als neuem Vorsitzenden der Sozialdemokraten fühlen sich die Aufrechten und vor allem die Selbstgerechten unseres Landes schon einer »Politik als Jagdgesellschaft« ausgesetzt, die mit »voller Wucht« gegen den Traiskirchner Bürgermeister als Bundesparteichef vorgehen würde. Dass etwa Isolde Charim im Falter »alle Kräfte zu einer Hetzjagd gegen Babler« verbunden sieht, überrascht dabei wenig und passt im Grunde gut in mein Gesamtbild dieser Philosophin, Publizistin und wissenschaftlichen Kuratorin.

Was aber den mir in vielen seiner Analysen sehr wertvollen Paul Lendvai dazu getrieben hat, im Standard von einer »in ihrem Ausmaß absurden Debatte über Babler« zu sinnieren, kann ich nicht nachvollziehen. Er versteigt sich sogar, Elias Canetti zu zitieren – wenn nicht zu mißbrauchen – und dabei (eben zitierend) von einer »Hetzmasse, die aufs Töten aus sei und wisse, wen sie töten will« zu schreiben. Die »Gegner der SPÖ« würden auf den politischen Mord Andreas Bablers hinarbeiten und täten dies mit

Österreich sollte sich vor Populismusextremen hüten.

Vor rechten wie linken

»maßlosen Angriffen und Vorverurteilungen«. Werter Herr Lendvai, gehts auch eine Nummer kleiner?

Andreas Babler hat sich selbst als Marxist bezeichnet, zumindest für die paar Stunden zwischen einem Interview in einem Privatsender und einem weiteren im ORF, wo er seine Aussage wieder revidierte. Dass sich da der politische Mitbewerb ab und zu (diese Wehleidigkeit links verorteter Schreiber ist mir für alle Beteiligten geradezu peinlich) draufsetzt und auch schon an Nordkorea erinnert hat, wenn es um den neuen SP-Chef geht, erscheint zulässig. Auch in gepflegter politischer Auseinandersetzung. Bablers Äußerungen zur EU, die von Lendvai zu »früheren Aussagen« verromantisiert wurden, dabei sind die gerade einmal zwei, drei Jahre her, haben nun mal das Zeug dazu, deutlich kritisiert zu werden. Übrigens kann und soll jeder die EU kritisieren, da gibts stundenlanges Potential; nur war halt Bablers Stoßrichtung auch aus meiner Sicht sehr fragwürdig. Wie sich sein Text für Lendvai übrigens selber ausgeht, wenn er nur einige Momente an den Umgang der twittermedialen Blase und der ORF-Falter-Standard-Mediengruppe mit etwa Exkanzler Sebastian Kurz erinnert, würde mich übrigens wirklich sehr, sehr interessieren.

Von all dem gefühlten Hass gegenüber Babler ist im ORF nichts zu spüren. Bei seiner ersten Pressestunde gab es im Grunde nur stillstaunende Begeisterung und kaum Nachfragen auf seine zahlreichen zum Teil wirren Ideen und noch wirreren Forderungen. Etwa Tempo 100 auf unseren Autobahnen, was zu »100 Verkehrstoten weniger im Jahr« führen würde. So Babler. Schaut man in die Verkehrsstatistik, wäre Babler dann wirklich der Heiland, den sich jede Partei nur wünschen kann. 2022 gab es auf Österreichs Autobahnen weniger als 40 Tote. Und wenn jetzt auch vom Sterben die Rede war, hoffe ich, dass ich nun trotzdem nicht zur »Jagdgesellschaft« gehöre, der es um den »politischen Mord« am Andi geht, nur weil ich mir erlaube, auf so kleine aber halt wesentliche Details hinzuweisen. Mir ist Andreas Babler nicht unsympathisch, ich halte ihn für einen engagierten Politiker,

dem es um jedenfalls mehr als nur das Anliegen der eigenen Person geht. Das halte ich plusminus übrigens so mit vielen wenn nicht den meisten Funktionären aller österreichischen Parteien.

Andreas Bablers Wahl hat wieder einmal die Zeit der Populismusextreme eingeläutet. War das in den letzten Jahren Domäne der Rechtsrechten, spielt jetzt offenbar auch die SPÖ diese Karte. Der eine Populist beantwortet alle gesellschaftlichen Fragen mit »dem Ausländer«, der andere bezahlt jedes Problem mit dem Geld anderer Leute und den Hinterlassenschaften unserer Eltern. Beides wird nicht funktionieren. Vielleicht schlägt nun die Stunde der ÖVP, die bei der nächsten Nationalratswahl mit klarer konservativer Kante in Genderund Migrationsfragen sowie in der deutlichen Ablehnung von Vermögenssteuern, als moderate, (rechts)konservative und konstruktive Kraft, das beste Angebot weit in die Mitte der Gesellschaft hinein machen könnte. Dazu muss die ÖVP sich aber besser aufstellen und vor allem – Koalitionspartner! – muss sich entweder die SPÖ oder die FPÖ von ihrem extremen Populismuskurs verabschieden. Man wird ja wohl noch träumen dürfen. Österreich würde es guttun. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at

FAZIT JULI 2023 /// 5

Inhalt Fazit Juli 2023

Die grüne Variable

Klimaschutzinvestitionen stehen enorme

Produktivitätsfortschritte bei erneuerbaren Energien gegenüber. Geht sich das aus?

Stabil nach oben Ökonom Christian Helmenstein ist »Wissenschaftsunternehmer«. Seine Analysen zeigen auf, wie Krisen überwunden werden können. Der Wiederaufbau der Ukraine Politologe André Härtel fordert vom Westen die baldige Bereitstellung der Ressourcen für den Wiederaufbau der Ukraine.

Lauter partizipative Eindrücke

Michael Petrowitsch war in Venedig und hat sich auf der Archtiktur-Biennale umgeschaut. Vor allem der österreichische Pavillon hat es ihm angetan.

Seite 80

Ausgabe Juli 2023 XX. Jahrgang Nr. 194 (5/2023) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen. 6 /// FAZIT JULI 2023 WILLKOMMEN IM FAZIT!
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Fotos: Appolinary Kalashnikova/Unsplash, Jacqueline Godany, Enlarge, Andreas Pankarter, Heimo Binder

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Souvenir, Souvenir

Alexander Drexler-Mohr haucht dem Kälbernen Viertel in Graz mit seinem Souvenirshop »Mei Graz« neues Leben ein.

72

Rubriken

Editorial 5

Politicks 14

Investor 32

Außenansicht 38

Immobilien 70

Alles Kultur 80

Schluss 82

Vom Glück der Erde

1973 gründete Ludwig Hoffmann in Fernitz eine Reitschule, in der in den letzten 50 Jahren zahlreiche Reiterkarrieren begonnen haben.

Liebe Leser!

Im Fazitthema geht es um die mögliche Verteuerung unseres Lebens durch den Klimaschutz. Denn um die Klimaziele auch nur annähernd erreichen zu können, müssen jährlich sowohl vom Staat als auch von der Industrie und von den privaten Haushalten viele Milliarden Euro investiert werden. Ob sich diese Investitionen positiv oder negativ auf unseren Wohlstand auswirken, hängt nicht nur von der Innovationsrate der Klimaschutztechnologien, sondern auch von den Finanzierungsmöglichkeiten ab. Sicher ist jedenfalls, dass es teuer wird.

Zum Fazitgespräch waren wir in Wien, um mit IV-Chefökonom Christian Helmenstein über die aktuellen Herausforderungen für den heimischen Wirtschaftsstandort zu sprechen. Helmenstein ist davon überzeugt, dass die Klimaziele zumindest technologisch erreicht werden können. Helmenstein fordert einen deutlich schnelleren Ausbau erneuerbarer Energieanlagen.

Das Fazitporträt führte uns nach Fernitz, wo Ludwig Hoffmann seit 50 Jahren mit großem Erfolg eine Reitschule betreibt. Und in der Kultur berichten wir über den gelungenen österreichischen Beitrag zur Architekturbiennale in Venedig. Gutes Lesen! -red-

IMPRESSUM

Herausgeber

Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Medieninhaber & Verleger

Klepej & Tandl OG

Chefredaktion

Christian Klepej

Mag. Johannes Tandl

Redaktion

Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina

Zimmermann, Mag. Michael Petrowitsch, Kim Vas (Satz und Produktion), Vanessa Fuchs (Organisation)

Lektorat

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Druck

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T. 0316/671929*0. F.*33

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FAZIT JULI 2023 /// 7 ErfolgSERIEdurch Führung#61 Seite46 Außenansicht
Sichrovsky über recht teures politisches Mäzenatentum. Seite 38
Peter
Titelfoto von Jacqueline Godany
Wirtschaft und mehr.

Greenflation: Die grüne Variable

Fazitthema

Von Johannes Roth

Um die Klimaziele zu erreichen, muss man knapp kalkulieren können.

Und eher früher als später wird man sich der Frage stellen müssen, welchen

Preis man bereit ist, dafür zu bezahlen, alles versucht zu haben.

Sicher ist: Es wird teuer.

Die Summen, die in Bezug auf den Klimawandel im Raum stehen, sind für das menschliche Gehirn nicht mehr vorstellbar. Neurowissenschafter haben herausgefunden, dass man Mengen, die die 1.000 überschreiten, nur mehr im Vergleichsweg erfassen kann. Bei anderen Themen hat man die Möglichkeit, sich mit Fußballfeldern als Vergleichsgröße zu behelfen, oder mit Stapeln, die bis zum Mond reichen. Die Mengen und Einheiten aber, die benutzt werden, um den Klimawandel in all seinen Facetten zu beschreiben, sind auch damit nicht mehr zu verdeutlichen. Hier geht es um Terawatt Energie, die zur Verfügung stehen müssen, und um Billiarden Tonnen CO2, die man einsparen muss. Und schließlich geht es um Milliarden Euro, die uns der Klimawandel kostet – ob wir es nun schaffen, ihn in Grenzen halten, oder eben nicht. Nicht erst seit Greta Thunberg begonnen hat, der Welt die Welt zu erklären, müssen sich die Volkswirtschaften dieser Erde im Wortsinne unvorstellbare Summen aus dem Fleisch schneiden, um eine tatsächlich nachhaltige Wirkung zu erzielen.

Der Euroraum und Österreich als Teil davon bilden hier keine Ausnahme – alles dreht sich um das Erreichen der Klimaziele. Um zu verstehen, warum diese so wichtig sind und wie stark uns der Budgetposten »Klima« finanziell belastet, müssen wir in der Geschichte 44 Jahre zurückgehen. Es war das Jahr 1979, in dem im Rahmen der ersten Klimakonferenz der Weltorganisation für Meteorologie in Genf diskutiert wurde, was man gegen den Klimawandel tun könne. Die Erkenntnis: Nur die Weltgemeinschaft

könne in einer gemeinsamen Kraftanstrengung eine drohende Katastrophe abwenden. Die erste Klimakonvention 1992 in Rio de Janeiro brachte ein Rahmenabkommen der UN über Klimaänderungen mit sich, das erstmals den teilnehmenden Staaten die Verantwortung für die Reduktion von Treibhausgasen übertrug – allerdings war das Werk eher unverbindlich –, bis im Jahr 1997 in Kyoto für die Industriestaaten genaue Reduktionsziele für Treibhausgasemissionen verbindlich festgelegt wurden.

Zahnlose Klimaschutzverpflichtungen

Das sogenannte Kyoto-Protokoll, in dem die EU sich verpflichtete, zwischen 2008 und 2012 die Treibhausgas-Emissionen um acht Prozent unter den Wert von 1990 zu senken (Österreich sollte 13 Prozent erreichen), erwies sich als äußerst mangelhaft. Die USA ratifizierten das Protokoll überhaupt nie, die restlichen Industrieländer unterwarfen sich einer Selbstverpflichtung, die Entwicklungsländer, die den größten Zuwachs an Emissionen hatten, waren ausgenommen. Ein neues Übereinkommen musste her: 2015 einigte sich die Weltgemeinschaft endlich und schloss in Paris das gleichnamige, noch heute gültige Übereinkommen. Die Ziele dieses Übereinkommens sind sportlich. Die wichtigsten Ziele sind, die globale Erderwärmung auf »deutlich unter« zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen und die globalen Treibhausgasemissionen bis Mitte des Jahrhunderts auf netto null zu senken. Zudem muss jeder Staat alle fünf Jahre seinen Plan zur Emissionsreduktion vorlegen. Letzteres hat Österreich zu-

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Foto: Appolinary kalashnikova/Unsplash

letzt 2019 getan: Der »Nationale Energie- und Klimaplan« definiert 300 Maßnahmen, mit denen gewährleistet werden soll, dass Österreich seine Ziele gemäß 2015 erreicht.

Dass dieser Plan nie halten würde, war allen Beteiligten sofort klar. Überambitioniert hatte man sich darauf verständigt, Fleißaufgaben zu machen: Nicht 2050, wie von der EU vorgesehen, sondern schon 2040, also in 17 Jahren, wollte Österreich klimaneutral sein. Den Weg dorthin sollte ein Klimaschutzgesetz ebnen, das längst ausverhandelt und beschlussreif gewesen wäre. Da aber dazu Verfassungsänderungen nötig gewesen wären, handelt es sich um eine Zweidrittelmaterie, der die SPÖ aus parteitaktischen Gründen die notwendige Zustimmung verweigert hatte. Zwar wurde trotzdem ein Energieeffizienzgesetz beschlossen, aber nur eine Minimalvariante.

Strafzahlungen als Rute im Fenster

Ab hier wird es teuer. Denn ohne die in der ursprünglichen Regierungsvorlage vorgesehenen Maßnahmen sind die Klimaziele nicht mehr zu erreichen. Das heißt: Es drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Denn die EU hat als »Motivationshilfe« mit dem »Fit for 55-Paket« die Regeln noch einmal verschärft. Österreich muss die Emissionen in den kommenden sechseinhalb Jahren um 48 Prozent verringern. Was bei allen Bemühungen aus heutiger Sicht nicht nur ziemlich unrealistisch ist, sondern im »worst case« bei Nichterreichen des Zieles laut Experten des Rechnungshofes alleine an Kompensationszahlungen – Stichwort Ankauf von Emissionszertifikaten – bis zu neun Milliarden Euro kosten würde. Damit nicht genug, drohen einem Bericht des Magazins Profil zufolge die Schäden, die sich durch das bereits veränderte Klima ergeben, das Börserl der Österreicher jährlich mit einer zusätzlichen Milliarde zu belasten. Acht Milliarden, schreibt das Profil, würden die Schäden jährlich betragen, »wenn die Temperaturen stark steigen«. Zurück nach Brüssel: Bis Ende Juni sollte dort eine aktualisierte Fassung des Nationalen Energie- und Klimaplans inklusive Bewertung des bisher Erreichten eingelangt sein. Man darf gespannt sein, wie man in Brüssel den Plan, der

zu Redaktionsschluss noch nicht fertiggestellt war, interpretieren wird, zu befürchten steht jedenfalls, dass man sich gelinde gesagt unzufrieden zeigen wird. Und an dieser Stelle wird es das zweite Mal teuer: Denn um die Ziele zu erreichen, sind drastische Maßnahmen notwendig, deren Folgen auf die Gesellschaft sich noch nicht absehen lassen.

Verkehr größter CO2-Sünder

Eine davon ist das Verbot von Neuzulassungen von Verbrennermotoren schon 2027 statt 2035, denn der Verkehr gilt als massivster CO2-Verursacher. Die Kosten einer solchen Maßnahme lassen sich noch nicht abschätzen. Alleine die Anschaffungskosten von E-Autos sind derzeit noch deutlich höher als bei Verbrennermotoren. Würde das Verbot schon 2027 greifen, könnte das dazu führen, dass schlicht nicht genug E-Autos zur Verfügung stehen, um den Bedarf zu decken: 215.050 PKW-Neuzulassungen waren es im Vorjahr, davon waren nur 34.165 Elektro-PKW, schon jetzt betragen Lieferzeiten für Elektroautos bis zu einem Jahr. Die Nachfrage am Gebrauchtwagenmarkt würde steigen, das Angebot sinken. 2022 beschleunigte sich die Teuerung in diesem Marktsegment dramatisch, sie betrug einer Erhebung des Portals »Auto Scout« zufolge durchschnittlich 21 Prozent. Ganz abgesehen von der teuren Ladeinfrastruktur und anderen unbeantworteten Fragen … Diese Maßnahme würde diejenigen, die auf ihren PKW angewiesen sind, finanziell empfindlich treffen. Überhaupt wird, wer mit dem Auto unterwegs ist, künftig noch kräftiger zur Kasse gebeten: Kilometergeld und Pendlerpauschale sollen »ökologisiert« werden, Parkplätze werden verteuert, die Einführung einer City-Maut wird diskutiert, Innenstädte sollen – mit allen unerfreulichen Folgen für den Handel – autofrei werden. Selbstredend würden auch die Preise für fossile Treibstoffe für diejenigen, die nicht auf ein E-Auto umsteigen können, teurer werden: Die CO2-Steuer, ein Kernstück der ökosozialen Steuerreform, beträgt derzeit 32,5 Euro pro Tonne und wird schrittweise angehoben. Die Auswirkungen sind unmittelbar spürbar. Der Einstiegssatz bewirkte einen Preisanstieg von 8,17 Cent (inkl. MWSt.)

„Wenn der Preis für Sprit steigt, steigt auch der Preis für Lebensmittel.“
Kurt Egger, Wirtschaftsbund-Generalsekretär
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je Liter Benzin (mit Beimischung) und 9,0 Cent (inkl. MWSt.) je Liter Diesel (mit Beimischung). Beim Heizöl gab es einen durch die CO2-Steuer verursachten Preisanstieg von 11,66 Cent (inkl. MWSt.). Doch das sind Peanuts im Vergleich zu den Mehrkosten, die Wirtschaft und Industrie zu stemmen haben.

Investmentkosten überall spürbar

Das Investment der Unternehmen in den Strukturwandel ist jetzt schon gewaltig und wird das auch in den kommenden Jahren bleiben. Diese Mehrkosten werden, so gut es geht, an die Konsumenten in fast allen Lebensbereichen weitergegeben werden müssen. Das heizt die Inflation an. Steigende Treibstoffpreise schlagen sich über kurz oder lang bei den Lebensmitteln nieder, ebenso im Agrarbereich: Auch hier ist die CO2-Bepreisung spürbar. Beide Bereiche haben zudem in der Produktion und Verarbeitung mit den substanziell höheren Energiepreisen für Strom und Gas zu kämpfen. Auf teurere Lebensmittel müssen dann natürlich auch die Gastronomen reagieren, die Folge ist ein Preisanstieg. Als im vergangenen Oktober die Inflation, getrieben durch Lebensmittelund Gastronomiepreise, auf den damals höchsten Wert seit 1952, nämlich elf Prozent, geklettert war, waren die Hauptpreistreiber Haushaltsenergie und Nahrungsmittelpreise. Der im selben Monat erstmals eingeführte CO2-Preis auf Treibstoffe hatte deutliche Spuren hinterlassen. Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger bestätigt das in einer Aussendung: »Wenn der Preis für Sprit steigt, steigt auch der Preis für Lebensmittel«, so Egger. »Die Konjunktur trübt sich stärker ein als angenommen. Europaweit und in Österreich schrumpft das Wirtschaftswachstum 2023 und wir erleben wieder einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Wir müssen unseren heimischen Betrieben jetzt Planungssicherheit geben. Hohe Kosten, insbesondere für Energie, waren für viele Betriebe im letzten Jahr schwer verkraftbar. Daher ist es bei der instabilen Wirtschaftslage der falsche Weg, die CO2-Bepreisung ein weiteres Mal zu erhöhen«, bekräftigt Egger.

Wirtschaftsfaktor Energiewende

All das treibt die Inflation. Der Kampf gegen den Klimawandel und der damit verbundene Ehrgeiz hinsichtlich der Energiewende ist zweifellos an ein gewaltiges Investment gebunden, das die Preise steigen und die Teuerung verstärken wird. Ein Investment, das sich jedoch, wenn die jüngsten Berechnungen stimmen, bezahlt machen wird. Experten des Energieinstitutes der Linzer JohannesKepler-Universität schätzen im Rahmen einer eigenfinanzierten, im Jahr 2020 veröffentlichten Studie die Kosten auf 45 Milliarden Euro. Gelingt die Energiewende, setzt man auf Kompetenzauf- und Standortausbau und nutzt man das im Land vorhandene Knowhow, können positive volkswirtschaftliche Effekte erzielt werden: Bis zu 100.000 zusätzliche Arbeitsplätze könnten laut dieser Studie pro Jahr geschaffen werden, wohingegen Kosten von mehr als 100 Milliarden Euro drohten, wenn die Wende nicht mit dem nötigen Ernst verfolgt werde. Die Strafzahlungen in Höhe von etwa neun Milliarden Euro wären laut der Studie der JKU den 100 Milliarden Euro zuzurechnen, die alleine der Import von fossilen Energieträgern in den nächsten zehn Jahren kosten würde.

EZB sieht eher Gefahr einer »Klimaflation« ln die gleiche Kerbe schlägt auch Isabel Schnabel, eine deutsche Wirtschaftswissenschafterin und Mitglied des Vorstandes der EZB. Sie erklärte Anfang des Jahres im Rahmen eines Symposiums über die Unabhängigkeit von Zentralbanken in Stockholm, man

„Die langfristigen Realzinsen, die für grüne Investitionen am wichtigsten sind, sind im historischen Vergleich weiterhin niedrig.“
Isabel Schnabel, EZB Direktoriumsmitglied
FAZIT JULI 2023 /// 11 Fazitthema
Fotos:
Parlamentsdirektion/Johannes Zinner , Gregor Fischer

müsse sich nicht nur des Risikos einer »Greenflation«, sondern auch einer »Klimaflation« bewusst sein: Mit häufigeren Naturkatastrophen und der dauerhaften Abhängigkeit von fossilen Energiequellen gehe auch ein anhaltender Inflationsdruck einher. Sie argumentiert, dass die Klimawende ohne parallele Bemühungen der EZB um Inflationssenkung nur schwer machbar sei. »Angesichts der großen Ungewissheit über das Fortbestehen der Inflation sind die Kosten, die entstehen, wenn man zu wenig tut, weiterhin höher als die Kosten, die entstehen, wenn man zu viel tut«, so Schnabel gegenüber dem Manager-Magazin.

Anders gesagt: Nicht die Kosten der Energiewende seien ausschlaggebend für die hohe Inflation, sondern umgekehrt könne es eine solche Wende nur geben, wenn Preisstabilität gegeben sei. Aus EZB-Sicht bedeute dies, dass davon auszugehen sei, dass »die Zinssätze noch deutlich und stetig steigen müssen, um ein Niveau zu erreichen, das ausreichend restriktiv ist, um eine rechtzeitige Rückkehr der Inflation zu unserem mittelfristigen Ziel von zwei Prozent zu gewährleisten.«

Das würde zwar zunächst die Finanzierung von Investitionen in Technologien teurer machen, wodurch das Tempo der Dekarbonisierung verlangsamt würde. Sie sei dennoch unabdingbar und würde der Wende bislang auch noch nicht im Wege stehen. Schnabel: »Obwohl die Kreditkosten aufgrund unserer Maßnahmen teurer geworden sind, bleiben die Finanzierungsbedingungen im historischen Vergleich günstig. So sind beispielsweise die lang-

fristigen Realzinsen, die für grüne Investitionen am wichtigsten sind, im historischen Vergleich weiterhin niedrig.« Dementsprechend sehe eine große Mehrheit der führenden Klimaökonomen nur eine geringe oder sehr geringe Auswirkung steigender Kreditkosten auf das Erreichen des Netto-Null-Emissionszieles bis 2050. »Bislang gibt es auch keine Anzeichen für Finanzierungsengpässe bei grünen Investitionsprojekten. Während konventionelle Anleiheund Aktienfonds im Jahr 2022 einen erheblichen Rückgang der Nettomittelzuflüsse verzeichneten, galt dies nicht für Umwelt-, Sozial- und Governance-Fonds (ESG-Fonds). ESG-Aktienfonds verzeichneten sogar anhaltende Zuflüsse«, führt die EZB-Expertin weiter aus.

Globale finanzielle Herausforderung

Tatsächlich ist die Finanzierung des Umstieges nicht nur für die europäische Industrie ein Problem. Die Investitionen in saubere Energie müssen sich weltweit in den nächsten beiden Jahrzehnten vervierfachen. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht der Energy Transitions Comission (ETC), den diese Anfang April veröffentlich hat. Die Summen, die nötig sein werden, um die globalen Klimaziele zu erreichen, sind unvorstellbar: »Um weltweit eine klimaneutrale Wirtschaft zu schaffen, werden von jetzt an bis 2050 jährlich durchschnittlich rund 3,5 Billionen USD an Kapitalinvestitionen erforderlich sein. Diese Summe beläuft sich aktuell auf nur etwa 1 Billion USD pro Jahr. Davon sind 70 Prozent für eine CO2arme Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung erforderlich,

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welche die Dekarbonisierung in fast allen Wirtschaftssektoren unterstützt«, erfklärt die ETC.

Die gute Nachricht: Es gibt weltweit genug Kapital, um die Energiewende zu finanzieren. Die Frage ist, ob in jedem Land der Weitblick vorhanden ist, es zunächst in die grüne Wende zu investieren. Denn der Teufel steckt laut ETC im Detail, denn »in Wirtschaften mit hohem Einkommen und China werden die jährlichen Investitionen zum Aufbau einer CO2-armen Wirtschaft bis 2030 rund doppelt so hoch sein wie heute. In Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen ist bis 2030 ein vierfacher Anstieg erforderlich.« Die reicheren Volkswirtschaften müssen also, wenn sie wollen, dass das globale 1,5-Grad-Ziel erreicht wird, die ärmeren Volkswirtschaften mit Kapital versorgen. Bis 2030 müssten global für Konzessions-/ Zuschusszahlungen 0,3 Billionen US-Dollar aufgebracht werden. Genauer: Bis zu 50 Milliarden USD pro Jahr, um den frühzeitigen Ausstieg aus bestehenden Kohle-Assets zu erzielen, rund 130 Mrd. USD pro Jahr zur Beendigung der Waldrodungen bis 2030 – aber möglicherweise deutlich mehr, wenn der Konsum roten Fleisches weiter ansteigt. Und dann wären da noch die ca. 1.000 Mrd. USD pro Jahr zur Finanzierung von CO2-Abschneidungen aus der Luft. Zunächst vor allem über naturbasierte Lösungen wie Wiederaufforstung, aber mit einer zunehmenden Rolle technischer Lösungen wie direkte Kohlenstoffabbindung und- speicherung.

Die ETC hat auch eine Idee, wie diese enormen Summen für die einkommensschwächeren Volkswirtschaften aufgebracht werden

sollen: »Dieses Geld könnte theoretisch von Firmen via freiwilligen Kohlenstoffmärkten, philanthropischen Hilfsgeldern und Ländern mit hohem Einkommen stammen.« So weit zur Theorie.

In der Praxis stellt sich allerdings die Frage, wie die reichen Volkswirtschaften, zu denen auch Österreich zählt, es politisch und budgetär darstellen sollen, die eigenen Kosten zu stemmen und darüber hinaus Öko-Zuschusszahlungen an andere Länder zu leisten.

Alternativlosigkeit trotz kurzfristiger Inflation

Schon jetzt ist der Steuerzahler veranlasst, tief ins Börserl zu greifen: Österreich hat 450 Millionen Euro an Energiekostenzuschüssen für die Industrie budgetiert, ein jetzt beschlossenes Gesetz, das noch von Brüssel freigegeben werden muss, sieht weitere 233 Millionen Euro vor, um Industrieunternehmen die indirekten CO2-Kosten zu kompensieren. Kompensiert sollen Ausgaben aus dem Jahr 2022 – die finden sich aber längst (wenn auch nicht zur Gänze) in den gestiegenen Preisen wieder. Und natürlich muss der Staat sich ebenfalls finanzieren, die ohnehin enormen Staatsschulden werden nicht weiter abgebaut, sondern bleiben bestenfalls gleich: Auch das trägt zur Inflation bei. Aber selbst wenn eine ökologisch einwandfreie Zukunft mit einer vorübergehend höheren Teuerung erkauft wird , so lohnt der Preis den Einsatz. Langfristige Kosteneinsparungen und Energieunabhängigkeit, technologischer Fortschritt und Wachstum in völlig neuen Wirtschaftszweigen sollten Argumente sein, die neben den Umweltvorteilen überzeugen. n

 In Umsetzung:

Feldbach, Wildon, Trofaiach, Gratkorner Becken, Kleinregion Hartberg, Fürstenfeld, Bruck/Mur, Radregion Weiz, Kleinregion Gleisdorf, Leoben, Zentralraum Leibnitz, Radoffensive Graz 2030, Bad Radkersburg, Fehring, Murau-Murtal, GU-Süd

 Vor Umsetzung:

GU6, Kernraum Voitsberg, Region Deutschlandsberg, Mürzzuschlag, Region Steirisches Salzkammergut, Frohnleiten, Region Mureck-Deutschgoritz, Teilregionale Zentren Südweststeiermark Teil 1

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 In Planung und Vorbereitung: Region Kapfenberg, Liezen, Teilregionale Zentren Südweststeiermark Teil 2 und 3

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„Die Demokratie ist kein Supermarkt. Da kann man nicht hingehen und sich das, was einem gefällt, aus dem Regal nehmen.“
Frank-Walter Steinmeier, deutscher Bundespräsident

Innenminister Gerhard Karner sieht im vorliegenden EU-Asylkompromiss die Chance auf ein zwar schärferes, aber dafür gerechteres Asylsystem.

Was taugt der EU-Asylkompromiss aus österreichischer Sicht? Es ist ganz egal, ob die SPÖ nach links wandert, ob die FPÖ am rechten Rand verharrt oder ob die anderen Parteien in Richtung der angeblich frei gewordenen Mitte streben. Die beherrschenden Themen für die kommende Nationalratswahl, die spätestens im Herbst 2024 stattfinden wird, sind vorgegeben. Neben der Teuerung und dem Klimaschutz wird die Armutsmigration nach Europa, wegen der hohen Emotionen, die sich mit den dadurch ausgelösten Verteilungskämpfen erzielen lassen, das wichtigste Thema bleiben.

Daher wird der EU-Flüchtlingskompromiss darüber mitentscheiden, wer bei dieser Wahl wie abschneidet. Der zukünftige Umgang der EU mit Asylsuchenden, Asylberechtigten und abgelehnten Asylwerbern soll bis zum Herbst 2024 nicht nur rechtsgültig finalisiert sein, die Beschlüsse sollen auch international durchsetzbar sein und vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof (EGMR) halten.

Wenn die ÖVP jubelt, weil sie im Kompromiss einen Sieg von Innenminister Gerhard Karner verkaufen will, wenn die SPÖ und die Neos schweigen, weil ihnen im Großen und Ganzen keine bessere Lösung einfällt, wenn die Grünen verhalten jammern, weil sich ihr linker Flügel wieder einmal nicht in den EU-Beschlüssen

wiederfindet, und wenn die migrationsfeindliche FPÖ tobt, dann kann der EU-Asylkompromiss aus österreichischer Sicht eigentlich nicht vollkommen falsch aufgesetzt sein.

Man kann jedenfalls sagen, dass die EU-Innenminister ihre engen Spielräume auszureizen versucht haben. Ob die Folgen der Beschlüsse dem EU-Parlament und den Entscheidungen des EGMR standhalten werden, steht trotzdem auf einem ganz anderen Blatt.

Warum ist eine Asylreform so schwierig?

1998 hat der Europarat das 11. Zusatzprotokoll zur Europäischen Menschenrechtskonvention beschlossen und in sämtlichen Mitgliedsstaaten ratifiziert. Dieser Beschluss wurde von der EU einstimmig in den gemeinsamen Rechtsbestand übernommen. Er stand damals im Banne der Neuordnung Europas nach dem Zerfall des Ostblocks und Flüchtlinge kamen damals – wenn überhaupt – nur als Individualreisende aus den späteren osteuropäischen EU-Mitgliedsländern und nicht zu Hundertausenden und von Schleppern bestens organisiert. Daran, dass dieses Protokoll im Jahr 2015 eine gewaltige Flüchtlingswelle ermöglichen könnte, hat damals ganz einfach niemand gedacht. Und wegen der komplizierten einstimmigen Beschlussfassung, samt nationalen Ratifizierungen, ist heute an eine Reform der umstrittenen Materie nicht einmal zu denken. Und so sind die EU-Mitglieder bei der Auslegung von Menschenrechten – anders als etwa die USA oder Australien – ausschließlich an den EGMR als Gemeinschaftsgericht gebunden, denn der ist mit dem 11. Zusatzprotokoll dazu befugt worden, als einziges und alleiniges Organ über Beschwerden gegen Menschenrechtsverstöße zu befinden. Daran ändert übrigens auch die Fantasie von FPÖ-Chef Herbert Kickl nichts, der populistisch von seiner »Festung Österreich« träumt. Sämtliche nationalen Beschlüsse, die einer Festung Österreich nahekommen, würden ganz einfach vom EGMR für ungültig erklärt werden.

Warum ist der Außengrenzschutz entscheidend?

Bevor der EGMR 1998 seine Befugnisse erhielt, konnte die Auslegung der EMRK von der Europäischen Kommission für Menschenrechte und dem Minister-Komitee des Europarats stark beeinflusst werden. Seit 1998 ist die Rolle der Minister darauf beschränkt, die Umsetzung der EGMR-Urteile zu überwachen. Ein illegaler Grenzübertritt stellt aus Sicht des EGMR keinen Asylhinderungsgrund dar. Nicht einmal Zurückweisungen von Flüchtlingen ohne Papiere sind zulässig, sobald diese das magische Wort »Asyl« ausgesprochen haben. Und weil das die Schlepper natürlich ebenfalls wissen, raten die ihren Kunden – unabhängig von deren tatsächlicher Herkunft – immer dazu, ihre Papiere wegzuwerfen und sich als Afghanen oder Syrer auszugeben. Und selbst wenn die Asylbehörden diesen Schwindel im Zuge der jahrelangen Verfahren aufdecken, bringt das meist nichts, weil sich die tatsächlichen Herkunftsländer dieser Scheinasylanten weigern, ihre Bürger zurückzunehmen. Denn auf die Summen, die sie so durch »Western Union« und ähnliche Dienste in ihre Heimatländer überweisen, wollen Staaten wie Marokko, Tunesien, Indien oder Pakistan natürlich nicht verzichten.

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Fotos: Axel Öberg/Government of Swedish Offices, Kiril Konstantinov

Was steht im EU-Asyl-Kompromisspapier? Nach jahrelangem ergebnislosem Ringen haben sich die EU-Staaten im Rat der Innenminister nun auf eine Verschärfung der EU-Asylregeln verständigt. Dabei geht es um die zukünftige Verteilung der Asylsuchenden in der Europäischen Union und um eine Vorabprüfung von Asylanträgen von Menschen ohne entsprechende Chancen auf Asylgewährung unmittelbar an der EU-Außengrenze. Die Pläne können, so die EU-Kommission, dann umgesetzt werden, wenn entsprechende Kooperationen mit Drittsaaten an der Außengrenze gelingen.

Menschen, die aus als sicher geltenden Ländern kommen, sollen dazu in geschlossenen Einrichtungen an der EU-Grenze so lange angehalten werden, bis ihr Asylantrag innerhalb von höchstens sechs Monaten abgelehnt oder wider Erwarten doch positiv entschieden ist. Bei Ablehnung sollen die Menschen umgehend zurückgeschickt werden. Dabei soll die Abschiebung in sämtliche Länder möglich sein, zu denen diese Scheinasylwerber »eine Verbindung haben«. Ob für diese Verbindung schon die Durchreise in Richtung EU reicht oder ob darüber andere Voraussetzungen entscheiden, soll im Ermessen der zurückweisenden Mitgliedsstaaten liegen. Das ist natürlich ein weiterer Konfliktpunkt auf dem Weg zu einem rechtsgültigen Beschluss durch das EU-Parlament. Erst wenn man den vom Rat akzeptierten Gesetzestext kennt, der dem EU-Parlament zur Beschlussfassung zugeführt wird, wird sich entscheiden, ob eine beschlussfähige Lösung zustande kommt oder nicht. Der österreichische Innenminister Gerhard Karner zeigte sich jedenfalls zufrieden und sagte: »Nach harten, zähen Verhandlungen ist ein weiterer wichtiger Schritt gelungen für ein strengeres, auch manchmal schärferes und gerechteres Asylsystem.«

Politicks

Asyl im »Wunschland« soll nicht mehr möglich sein

Bisher haben sich Asylsuchende ihr Zielland innerhalb der EU de facto aussuchen können. Wegen der gut ausgebauten Sozialsysteme waren daher Länder wie Österreich, Deutschland oder Schweden heiß begehrt. Neben den verschärften Asylverfahren soll es daher in Zukunft auch mehr Solidarität innerhalb der EU-Mitgliedstaaten geben. In Zukunft sollen daher Staaten, die keine Flüchtlinge aufnehmen wollen, zu hohen Ausgleichszahlungen – die Rede ist von 22.000 Euro je nicht aufgenommenem Flüchtling – gezwungen werden können. Ob es für Österreich oder Schweden wegen der vielen aufgenommenen Asylwerber und -berechtigten Sonderregelungen bei der Verteilung zukünftiger Flüchtlinge geben wird, ist dennoch zweifelhaft. Von der

Pflicht zur Solidarität würde jedenfalls ganz sicher Italien profitieren. Polen, Ungarn, Malta, die Slowakei, Bulgarien und Tschechien haben jedoch bereits ihren Widerstand gegen die Verteilung angekündigt. Und auch die Europäischen Grünen wollen die Umsetzung bekämpfen, weil es an den Außengrenzen zu haftähnlichen Bedingungen für Flüchtlinge aus Staaten mit geringer Anerkennungsquote kommen kann.

Daher wird es bis zur Beschlussfassung noch zu zahlreichen Änderungsvorschlägen des Innenminister-Kompromisses kommen. Die EU-Kommission will die Agenda jedenfalls bis zu den Europawahlen, Anfang Juni 2024, erledigt sehen. Und nach begonnener Umsetzung wird man auch feststellen, ob die Richter des EGMR ebenfalls mit dem Kompromiss leben können. n

Harte Kritik kommt von der FPÖ. Für Obmann Herbert Kickl stellt sich unter anderem die Frage, warum ein neuer komplexer Überprüfungsprozess für Menschen geschaffen werden soll, bei denen ohnehin keine Chance auf Asyl bestehe.

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Recht haben

Rechte nach einer missglückten Schönheitsoperation

Eine plastische Operation ist für Betroffene mitunter medizinisch indiziert. Etwa nach einem Unfall oder schweren Erkrankungen, wie Brustkrebs. Für manche Menschen ist eine Schönheits-OP ein freiwillig gewählter Weg, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ihr äußeres Erscheinungsbild zu verbessern. Leider kommt es manchmal vor, dass eine solche Operation nicht das gewünschte Ergebnis liefert und stattdessen zu körperlichen und seelischen Schäden führt. In solchen Fällen ist es wichtig zu wissen, welche Rechte Betroffene haben.

Zunächst einmal gilt es festzuhalten, dass Schönheitsoperationen als medizinische Eingriffe gelten und somit den allgemeinen medizinischen Standards unterliegen. Behandelnde Ärzte trifft daher die Pflicht, die Operation lege artis durchzuführen und über Risiken angemessen aufzuklären. Die Aufklärungspflicht unterliegt bei medizinisch nicht notwendigen Eingriffen strengeren Anforderungen.

Im Falle einer fehlerhaften Schönheits-OP kann der Betroffene Schadensersatz geltend machen. Dieser umfasst sowohl materielle Schäden, wie beispielsweise Kosten für eine notwendige Korrekturbehandlung oder entstandene Einkommensverluste, als auch immaterielle Schäden, wie Schmerzengeld für erlittene körperliche oder seelische Beeinträchtigungen. In Österreich gilt eine Verjährungsfrist von drei Jahren ab Kenntnis des Schadens und des Schädigers, innerhalb derer Klage eingereicht werden muss.

Es ist wichtig anzumerken, dass die genaue Höhe des Schadensersatzes vom Einzelfall abhängt. In aller Regel wird dafür ein Sachverständigengutachten notwendig sein, welches die Grundlage für die Bemessung der Höhe der Entschädigung bietet. Wichtig und hilfreich ist es, alle relevanten Unterlagen und Nachweise im Zusammenhang mit der Operation und den entstandenen Schäden zu sammeln. Dazu gehören beispielsweise ärztliche Berichte, medizinische Gutachten, Rechnungen für Folgebehandlungen und Korrespondenzen mit dem Arzt und der Klinik.

Fazit: Es ist anzuraten, sich vor einer Schönheitsoperation ausführlich über den behandelnden Arzt oder die Klinik zu informieren und sich über die Risiken und möglichen Komplikationen aufklären zu lassen. Im Falle einer (schuldhaft) missglückten Schönheits-OP ist es ratsam, sich frühzeitig an einen Rechtsanwalt zu wenden, um die eigenen Ansprüche zu prüfen und mögliche rechtliche Schritte abzuklären und gegebenenfalls einzuleiten. n

2. Grazer Airport Run

Am 14. Juni um 19:00 Uhr fiel bei perfekten Lauftemperaturen der Startschuss für den 2. Graz Airport Run. Obwohl in diesem Jahr 200 Startnummern mehr ausgeben wurden, war der Lauf wieder schnell ausgebucht. Diese besondere Atmosphäre, neben startenden und landenden Flugzeugen eine Strecke von 5,8 Kilometern zurückzulegen, haben sich rund 700 Läufer und Läuferinnen nicht entgehen lassen. „Dass auch in diesem Jahr alle Startplätze vergeben werden konnten, obwohl wir deutlich mehr Startplätze ausgegeben haben, zeigt, wie attraktiv die Location Flughafen ist“, erklärten die beiden GF Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig. „Die Spenden für einen guten Zweck beweisen aber auch, dass die Steierinnen und Steirer ein großes Herz haben.“

Solares Großprojekt

„Helios“ der Energie Graz

Das solare Speicherprojekt „Helios“ ist eines der Vorzeigeprojekte für die Zukunft der Grazer Fernwärme. Bereits seit 2018 wird auf der „Altdeponie Köglerweg“ erneuerbare Energiegewinnung mit moderner Speichertechnologie kombiniert. Dabei wird Wärme aus Sonnenenergie und Deponiegas gewonnen und gespeichert. Im Zuge des dritten Bauabschnittes wurde die Kollektorfläche der thermosolaren Großanlage auf eine Gesamtfläche von 6.000 m2 erweitert. „Wir freuen uns, dass wir mit diesem europaweit einzigartigen Innovationsprojekt nun noch mehr ökologische Wärme erzeugen können. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung Dekarbonisierung der Grazer Fernwärme“, freuen sich Boris Papousek und Werner Ressi, GF der Energie Graz.

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Foto: Archiv
Fotos: Newfish Media Energie Graz
Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz.

Messe Graz – in Van Goghs Kunst eintauchen

Diese virtuelle Ausstellung des niederländischen Malers Vincent van Gogh (1853–1890) in der Grazer Messe bietet den Besuchern und Besucherinnen ein völlig neu konzipiertes MultimediaSpektakel, das seine weltberühmten Kunstwerke auf noch nie zuvor gesehene Art und Weise präsentiert.

Die Gemälde werden mithilfe von aufwendigen Lichtinstallationen und Projektionen mehrfach vergrößert und an den Wänden der Präsentationsräume zum Leben erweckt. Meisterhafte Kunst trifft auf modernste Technik – eine Symbiose, die Van Goghs Genialität in ein neues Zeitalter transportiert. Das interaktive Kunsterlebnis hat bereits über 2,5 Millionen Besucher begeistert. Nach Stationen in Paris, Barcelona, Brüssel, Berlin oder Linz ist die Immersive Experience erstmals zu Gast in der Steiermark und seit Anfang Juni für kurze Zeit in der Messe Graz (Halle A) zu sehen.

Kunst als beeindruckendes Erlebnis

Der bekannte Passauer Musical-Produzent und Ausstellungsmacher Oliver Forster (COFO Entertainment) hat dieses multimediale Spektakel nun auch in die steirische Landeshauptstadt gebracht. „Wir machen Kunst zum Erlebnis, das für alle Menschen zugänglich und zugleich tief beeindruckend ist. Mit der Immersive Experience, einem 360-Grad-Multimedia-Ausstellungserlebnis, werden die Besucher in Van Goghs Meisterwerke förmlich hineingezogen, sie tauchen ein in seine Farbenwelt und erleben den Künstler in noch nie zuvor gesehener Weise.“

Bei „Van Gogh – The Immersive Experience“ erfährt man zugleich auch Hochspannendes über die Hintergründe und Entstehungsgeschichten der wohl berühmtesten Kunstwerke der Welt. Die Ausstellung zeigt nicht nur über 500 Arbeiten Van Goghs, sie erklärt auch das Leben des 1853 geborenen Künstlers. So ist seine Zeit im Kloster und der Aufenthalt in Arles ebenso Bestandteil der virtuellen Entdeckungstour wie die geheimnisvollen Briefe,

die er an seinen Bruder schrieb – eine 360-Grad-Multimedia-Zeitreise durch die Geschichte eines der größten Genies der vergangenen beiden Jahrhunderte.

Eine neue Perspektive auf Altbekanntes In der einmaligen Inszenierung taucht der Besucher in die Werke Van Goghs ein und erlebt die virtuelle Illusion als Realität. So bleibt dem Besucher kein Detail der berühmten Kunstwerke verborgen. Van Goghs Werke wie die weltberühmten „Sonnenblumen“, „Das Nachtcafé“ oder die „Sternennacht“ werden aus einer neuen Perspektive erlebbar. Der Betrachter befindet sich inmitten der Gemälde, er wird Teil der Szenerie, versinkt in Licht und Ton, die Kunstwerke interagieren mit ihm.

Auch Christof Strimitzer von der Messe Graz ist begeistert, dieses Highlight zu Gast zu haben: „Wenn Kunst zum echten Erlebnis wird … Unter diesem Motto hat sich unsere Halle A in den letzten Jahren als wahre Kunststätte etabliert. Viele Ausstellungsformate haben bereits über 250.000 Besucher angelockt und in ihren Bann gezogen. Mit der diesjährigen Ausstellung „Van Gogh – The Immersive Experience“ wird die Latte noch ein Stück höher gelegt. Auf dieses völlig neu konzipierte Multimedia-Spektakel freuen wir uns ganz besonders, wie auch auf viele Besucherinnen und Besucher, die in atemberaubender Atmosphäre die Kunst des niederländischen Malers auf ganz besondere Weise genießen dürfen.“

MCG

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Die macht Kunst zum Erlebnis − (v.l.n.r.) Christof Strimitzer (MCG), Oliver Forster (COFO) und Alexander Götz (MCG)
Fotos: MCG / Krug, Wiesner

Graz hat's

Merkur mit solider Bilanz für 2022

Die Merkur Versicherung AG schließt das Geschäftsjahr 2022 mit einem guten Ergebnis ab. Insbesondere der Fokus auf zukunftsweisende Geschäftsfelder und eine langfristig ausgerichtete Strategieumsetzung zeigen sich in der Bilanz. Insgesamt steigt das Prämienvolumen im abgelaufenen Jahr 2022 um 4,12 % und wächst damit über Marktniveau. Die Prämien steigen auf 584,1 Mio. Euro. Der Gewinn vor Steuern (EGT) liegt bei 4,3 Mio. Euro. „Dass wir 2022 wachsen konnten, macht uns stolz, aber was viel wichtiger ist: Es geht um die Gesundheit des Unternehmens als Ganzes, dazu zählen Kundenzufriedenheit und die Leidenschaft unseres Teams. Die Merkur Versicherung ist und bleibt ein verlässlicher Partner“, erklärt CEO Ingo Hofmann.

Lebenswerk-Auszeichnung für Hans Roth

Hans Roth, der Gründer des internationalen Entsorgungs- und Recyclingunternehmens Saubermacher wurde am 9. Juni vom „Club 55“, den Business Experts for Marketing and Sales, mit dem Special Award anlässlich des Jahreskongresses der Gesellschaft in Castiglione della Pescaia in der Toskana ausgezeichnet. Der Präsident des Club 55, Guglielmo Imbimbo, überreichte den Special Award an den Saubermacher-Gründer. Diese hohe Auszeichnung des Club 55 erhielten zuvor schon zahlreiche namhafte Unternehmer, wie Dietrich Mateschitz (Red Bull), Götz W. Werner (Gründer dm-drogerie markt), Klaus J. Jacobs (CEO Jacobs AG). Heuer wurden die beiden Unternehmer Hans Roth und Jean-Claude Biver (Hublot, Biver Uhren) ausgezeichnet.

Cleto Munari zu Gast bei Schullin Snoopy, Marylin, Mata Hari und Hula Hoop – die unkonventionellen Schmuck-Kreationen des legendären italienischen Designers Cleto Munari sind an Einfallsreichtum kaum zu übertreffen, seine Kunst findet man unter anderem im New Yorker Metropolitan Museum of Art. Am 31. Mai lud Juwelier Hans Schullin den international renommierten Designer in die Herrengasse 3, wo sich Design- und Schmuckliebhaber mit Cleto Munari persönlich austauschen und seine Kreationen probieren konnten. Darunter befinden sich auch Kreationen aus der Zusammenarbeit mit berühmten Designern und Architekten wie Hans Hollein, Alessandro Mendini oder Carlo Scarpa. Munaris geniale Schmuckstücke waren auch im Rahmen des Designmonats Graz bei Schullin zu entdecken.

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Wertschätzung für Grazer Unternehmen

Vertreter der WKO Graz haben in den letzten drei Monaten mehr als 50 Unternehmen besucht. Insbesondere Bernhard Bauer, Obmann der Regionalstelle Graz, war es ein wichtiges Anliegen, mit vielen ins Gespräch zu kommen, um über aktuelle Anliegen und Sorgen zu reden. „Diese Gespräche haben großen Mehrwert, da es unsere Aufgabe ist, genau jene Themen zu vertreten, die für unsere Mitgliedsbetriebe am brennendsten sind“, erläutert Bauer und ergänzt: „Besonders beeindruckend war es aber für mich zu sehen, wie sehr Unternehmen in Lösungen denken und sich jeder Herausforderung stellen. Diesen Spirit erwarten wir auch von der Stadtregierung, denn ein attraktives Umfeld fängt damit an, dass man sich als Unternehmen wertgeschätzt fühlt.“

Geburtstagsfeier für Anita Priebernig

Die Grazer Friseurin Anita Priebernig feierte am 13. Juni 2023 in ihrem Friseursalon „La Bionda“ in der Kalchberggasse 5 in Graz ihren 60. Geburtstag. Bereits seit dem Jahr 2004 ist die gebürtige Kärntnerin mit ihrem Friseursalon in Graz selbständig tätig. Ihre Familie, zahlreiche Freunde und Kunden durften sich an zahlreichen kulinarischen Leckerbissen erfreuen. Für eine musikalische Umrahmung wurde natürlich auch gesorgt. Das gesamte Fazit-Team wünscht nochmals Alles Gute und weiterhin viel Erfolg im geschäftlichen Bereich!

Kurt Hohensinner, Stadtrat für Bildung, Jugend, Familie, Inklusion, Sport und Märkte

Was sind die zentralen Ergebnisse der vor kurzem veröffentlichten Grazer Jugendstudie?

„Lass hören“ war die bisher größte Jugendbefragung in Graz. Wir konnten gemeinsam mit der Uni Graz rund 1.800 Rückmeldungen einsammeln. Sehr positiv empfinden junge Menschen den innerstädtischen Bereich und den Schloßberg, die vielen Grünflächen und Freizeitangebote. Aber es gibt natürlich auch Handlungsbedarf: Die Jugendlichen wünschen sich etwa mehr Rückzugsorte und Treffpunkte, mehr öffentliche und kostenfreie Sportangebote und eine bessere ÖffiFrequenz vor allem in der Nacht.

Welche Angebote gibt es für junge Menschen im niederschwelligen Bereich?

Für das Miteinander bietet die Stadt zahlreiche Möglichkeiten − wie die Grazer Parks, Sportflächen, Schulen und unsere 13 Jugendzentren. Vor allem Letztere hatten während der Corona-Pandemie einen enormen Zulauf. Diese Angebote wollen wir laufend und bedarfsorientiert erweitern. Als Richtschnur haben wir 2022 die erste Grazer Jugendstrategie beschlossen. Eine direkte Folge ist der kürzlich beschlossene Neubau des Jugendzentrums EggenLend.

Wo gibt es nach Ansicht der Jugendlichen

Defizite im urbanen Raum?

Graz hat eine sehr vielfältige Jugendkultur. Unser Ziel ist es, dass sich junge Menschen in der Stadt ausprobieren und entfalten können. Dafür braucht es Angebote und Raum. Das wurde auch in der Befragung bestätigt. Deshalb wollen wir sowohl bei den Jugendzentren als auch bei der Sportinfrastruktur weiter ausbauen. Das Anliegen nach besseren Öffis, vor allem bei den Nightlines, kann ich sehr gut nachvollziehen und habe ich an die zuständigen Stellen weitergegeben.

FAZIT JULI 2023 /// 19
Fotos:Marija Kanizaj Saubermacher, Geopho, www.gimpel.at, Georg Weinseiss, Wein Steiermark / Fotokuchl Johannes
/ Skrabel
Kurz im Gespräch mit Fotos: Grazer Volkspartei

Fazitgespräch

Ökonom und Klimaschützer

Christian Helmenstein ist Chefökonom der Industriellenvereinigung, Wissenschaftsunternehmer und Universitätsprofessor. Seine Analysen liefern der österreichischen Industrie Grundlagen für ihre Forderungen an die Politik. Und sie zeigen Wege auf, wie Krisen überwunden werden können.

20 /// FAZIT JULI 2023

Mit seiner Expertise schafft es Christian Helmenstein bei einschlägigen Rankings regelmäßig unter die Top Ten der wichtigsten österreichischen Ökonomen. Als gnadenloser Optimist sucht er Möglichkeiten, Erfordernisse der grünen Transmission mit ökonomischen Notwendigkeiten in Einklang zu bringen.

Das macht den Chefökonomen der Industriellenvereinigung zum begehrten Keyote-Speaker.

Dort, wo andere Gefahren und Risiken sehen, findet er Herausforderungen und Gelegenheiten. Gemeinsam mit seinem 110-köpfigen Team hat er den »Cognion Forschungsverbund« mit dem »Economica-Institut« zum größten nichtsubventionierten Wirtschaftsforschungsinstitut des Landes gemacht. Helmenstein lehrt an der Privatuniversität »Schloss Seeburg« in Seekirchen am Wallersee Volkswirtschaftslehre. Und er ist Mitglied des Generalrats der Österreichischen Nationalbank.

Das zwingt ihn zur Zurückhaltung bei Aussagen zum Zinsausblick. Seine Analysen zur Klimapolitik sind treffsicher und überzeugend.

Dabei befürchtet er, dass wir das Etappenziel 2030 auf dem Weg zur Klimaneutralität vor allem wegen der langen Genehmigungsverfahren verfehlen werden.

22 /// FAZIT JULI 2023 Fazitgespräch
Grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass auch zwei Prozent Inflation zu hoch sind.
Christian Helmenstein

Herr Helmenstein, wir haben gerade die achte Zinserhöhung erlebt. Wie lange kann die EZB, Ihrer Meinung nach, diese Politik noch fortsetzen? Und wie kriegsabhängig ist unsere Inflation tatsächlich? Eine adäquate Therapie benötigt zuerst eine zutreffende Diagnose. Was also ist die Ursache für die Inflation? Wir tragen bereits seit der Lehman-Krise einen zu weit geschnittenen Geldmantel, und der wurde im Prinzip immer weiter statt enger. Im Gefolge der Eurokrise 2012 hat die EZB die Märkte sodann noch weiter mit Liquidität geflutet. Meine Modellrechnungen zeigen, dass es aber nicht die Leitzinspolitik per se war, die zur derzeitigen Inflation geführt hat, sondern die Fortführung der ultraexpansiven, unkonventionellen Geldpolitik über einen zu langen Zeitraum hinweg und in einem zu großen Umfang.

Also das Anleihekaufprogramm zugunsten finanziell schwächerer Euroländer …

Ja, hinzu kamen die langfristigen Refinanzierungsgeschäfte; bei den Anleihekäufen selbst ist noch einmal zwischen Corporate Bonds [Anmerkung: Unternehmensanleihen] und Sovereign Bonds [Anmerkung: Staatsanleihen] zu differenzieren.

Warum ist die Inflation nicht schon viel früher durch die Decke geschossen?

Solange der enorme Liquiditätszuwachs im Bankensystem geblieben ist oder sich »nur« im Vermögenssektor auswirkte – denken wir etwa an die gestiegenen Immobilienpreise oder die enorm teuren Anleihen mit entsprechend niedrigen Renditen –, stellte sie für die Güterpreise kein Problem dar. Erst in dem Moment, als Angebotsverknappungen infolge der Covid-Krise aufgetreten sind, wirkte sich die Liquiditätsschwemme dergestalt aus, dass große Spielräume für Preiserhöhungen entstanden, die genutzt wurden.

Und der Krieg hat das dann verschärft?

Die Inflation lag zu Beginn des Ukraine-Kriegs, im März 2022, bei rund fünf Prozent, denn bereits während der Pandemie entstand eine Kluft zwischen Angebot und Nachfrage. Durch den Krieg mit Lieferkettenunterbrechungen und Auswirkungen auf die Energiepreise ist die Situation noch einmal deutlich verschärft worden. Die steigenden Preise haben nach den Vermögensmärkten sodann auch die Gütermärkte erfasst.

Und wie wirken sich die aktuellen Zinserhöhungen auf die Geldmenge aus?

Der Jahresabschluss der EZB weist immer noch eine erhebliche Bilanzverlängerung [Anmerkung: Aktiva und Passive steigen ohne Auswirkung auf den Erfolg gleichermaßen] aus. Die Geldmenge stagniert inzwischen und ging zuletzt sogar leicht zurück, aber der mitgezogene Liquiditätsüberhang ist erst einmal über höhere Preise zu absorbieren.

Die Zinspolitik muss also so weitergehen?

Eine gelingende Geldpolitik ist nicht nur Ausdruck von Wissenschaft, sondern auch von Kunst. Und zwar der Kunst, Erwartungen der Marktteilnehmer in stabilitätsorientierter Weise zu beeinflussen. In meiner Wahrnehmung versucht die EZB eine Gratwanderung, indem sie die Zinsen zur Eindämmung der Inflation moderat erhöht, zugleich aber die Tragfähigkeit der Staatsverschuldung zu gewährleisten versucht.

Aber sind wir nicht bereits in einer Rezession?

Die europäische Wirtschaft befindet sich in einer Stagnationsphase. Das ist insofern bemerkenswert, als die Lieferkettenunterbrechungen und die Energiepreisexplosion im Kontext des Kriegs in der Ukraine durchaus das Potenzial für eine weitere konjunkturelle Großkrise in sich bargen.

Wie beurteilen sie die Antiteuerungsmaßnahmen der Regierung?

Ohne das massive fiskalpolitische Gegensteuern der europäischen Staaten befänden wir uns jetzt nicht in einer Stagnationsphase, sondern nach Lehmann und Covid in einem dritten Rezessionstief. Insofern waren die Stabilisierungsmaßnahmen durchaus erfolgreich.

Wie wirkt sich das auf die zukünftige Inflation aus?

Die EZB erwartet während der kommenden beiden Jahre einen deutlichen Rückgang der Kerninflation.

Das Zweiprozentziel lebt also noch?

Wir werden uns wieder in diese Richtung entwickeln. Grundsätzlich bin ich allerdings der Überzeugung, dass auch zwei Prozent Inflation zu hoch sind. Bei zwei Prozent Inflation pro Jahr nimmt die Kaufkraft einer Geldeinheit innerhalb einer Generation um 45 Prozent, grosso modo also um die Hälfte ab. Preisstabilität ist bei null Prozent gegeben und nicht bei zwei Prozent.

Aber aus Sicht der EZB ist eine zu niedrige Inflation doch ähnlich schädlich wie eine zu hohe … Meiner persönlichen Ansicht nach ist selbst ein Inflationsziel von zwei Prozent vor dem Hintergrund strukturell wirkender Preisauftriebsfaktoren durchaus ambitioniert.

Wie hoch werden die Zinsen also noch steigen?

Das Maß für den von den Kaptalmarktteilnehmern erwartete Zinshöhepunkt ist die sogenannte »Terminal Rate«. Die kann man zwar messen, sie verhält sich aber mitunter sprunghaft. Als die Fusion von UBS und Credit Suisse bekanntgegeben wurde, ist sie kurzzeitig sogar auf ein Niveau unterhalb des damals herrschenden Leitzinsniveaus gefallen. Die EZB hat sich davon nicht beirren lassen. Ihre folgende Zinserhöhung drückt aus, dass sie dem Ziel der

FAZIT JULI 2023 /// 25 Fazitgespräch

Das Gespräch mit Christian Helmenstein führten wir in seinem Büro im Haus der Industrie am Wiener Schwarzenbergplatz. Eines der wenigen Gebäude Österreichs, in dem noch ein Paternoster in Betrieb ist.

Preisstabilität verpflichtet ist. So ist auch die letzte Zinserhöhung einzustufen, insbesondere da die Leitzinsen noch unter der aktuellen Kerninflationsrate liegen [Anmerkung: im Mai: 5,3 Prozent].

Jetzt sehen wir uns zwar seit einem Jahr mit fallenden Energiepreisen konfrontiert. Trotzdem beträgt unser Energiepreisniveau ein Vielfaches des amerikanischen oder des asiatischen. Sind die Energiepreissubventionen für die Unternehmen ausreichend, um im Wettbewerb bestehen zu können?

Sie sind eine wesentliche Hilfe für die energieintensive Industrie. Unternehmen mit Inlandsausrichtung ohne einen nennenswerten Wettbewerb durch Anbieter aus Drittländern haben ein viel geringeres Problem als die international exponierte Industrie, die gegen globale Mitbewerber bestehen muss. Die große Herausforderung für den Standort Österreich ist also, dass wir die energieintensive Industrie und die damit verbundenen Wertschöpfungsnetzwerke nicht verlieren dürfen, indem sich ein Gaspreisniveau etabliert, das beim vier- bis fünffachen des US-amerikanischen liegt. Dass kann die energieintensive Industrie Europas auf Dauer nicht aushalten.

Die energieintensive Industrie ist also kaum zu halten?

In Deutschland wurde wegen der hohen Gaspreise zum Beispiel die Ammoniakherstellung zurückgefahren. Sie wird bei dieser Energiepreisrelation nicht mehr zurückkehren. Dadurch kann auch die weiterverarbeitende Industrie am Standort in Probleme geraten. Das ist eine wirkliche Bedrohung für Europa als Industriestandort und damit den Wohlstand der Gesellschaft.

Müssen die Energiepreise für die energieintensive daher dauerhaft vom Steuerzahler gestützt werden?

Das ist das in Deutschland diskutierte Modell eines Industriestrompreises von sechs Cent. Das Problem dabei ist jedoch, dass sich dadurch die Wettbewerbsposition aller anderen europäischen Staaten, die bei diesen Subventionen nicht mithalten können oder aus ordnungspolitischer Überzeugung heraus nicht mithalten wollen, erheblich verschlechtert.

Welchen Ausweg gibt es aus diesem Dilemma?

Es gilt, bei der Erschließung sämtlicher Formen erneuerbarer Energie so rasch wie möglich voranzukommen, um von fossilen Energieimporten möglichst unabhängig zu werden.

Halten Sie es für denkbar, dass Europa bis 2050 vollständig klimaneutral wird?

Ich bin optimistisch, dass wir über die Technologien verfügen werden, um diese Zielmarke zu erreichen, fürchte aber, dass wir sie trotzdem verfehlen werden; und zwar wegen der langen Vorlaufzeiten für die Implementierung der grünen Transformation auf Projektebene. Die Blockaden entstehen längst nicht mehr durch Konflikte zwischen Ökonomie und Ökologie, sondern aufgrund widerstreitender ökologischer Interessen.

26 /// FAZIT JULI 2023 Fazitgespräch

Die Naturschützer gegen die Klimaschützer … Die grüne Transformation geht nicht ohne Eingriffe in die Ökosysteme. Rohstoffe müssen gewonnen, Stahl und Beton produziert, Energieerzeugungsanlagen, Trassen und Speicher errichtet werden, die Bodeninanspruchnahme fällt dementsprechend nicht vernachlässigbar gering aus. Wenn die Erreichung der Klimaziele scheitert, dann nicht am Investitionsinteresse oder an der Technologiekompetenz, sondern an intraökologischen Zielkonflikten.

Das gemeinsame Klimaschutzcommitment reicht also nicht aus?

Allein um die Ziele des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes bis 2030 zu erreichen, sind über 50 Milliarden Euro in Österreich zu investieren. Das käme einer Verdopplung der gesamten Industrieinvestitionen gleich. Neben den langen Genehmigungsverfahren sind außerdem noch Kapazitätsengpässe in der Produktion und Beschäftigtenengpässe in der Implementierung zu überwinden. Eine seriöse Prognose, bis wann wir klimaneutral sind, vermag ich daher schlichtweg nicht abzugeben. Die Leitlinie kann nur lauten: Schnellstmöglich genehmigen und ehestmöglich die Orders platzieren, um zumindest einen Teil des Weges bis 2030 zurückzulegen.

Jetzt gibt es nicht nur den europäischen CO2-Zertifikatehandel, sondern auch den österreichischen CO2-Preis für Endverbraucher, um die Marktteilnehmer zum Umstieg zu bewegen. Die Industriezahlt derzeit etwa 85 Euro je Tonne CO2. Beschleunigt das die Dekarbonisierung?

Die Industrie unternimmt enorme Anstrengungen, um fossile Energieträger zu ersetzen, weil die CO2-Zertifikate durchaus markante Kostenbelastungen darstellen.

Jetzt zahlen auch die Endverbraucher einen CO2-Preis. Derzeit beträgt er 36 Euro inklusive Mehrwertsteuer je Tonne und in vier Jahren wird er bei 80 Euro liegen. Ist dieser Lenkungseffekt immer noch nicht ausreichend?

Die Herausforderungen liegen nicht im Sektor Industrie. Vielmehr liegt die Sanierungsrate bei Gebäuden derzeit in einer Größenordnung von ein bis zwei Prozent pro Jahr. Wir würden also 50 bis 100 Jahre benötigen, um alle Gebäude energetisch zu sanieren. Damit lassen sich die Dekarbonisierungsziele nicht erreichen. Hier bestehen auch noch technologische Hindernisse: Wie kann man dichtverbaute, historisch wertvolle Innenstädte energetisch auf den erforderlichen Stand der Technik bringen?

Wie beurteilen Sie die Chancen der klimaneutralen Mobilität?

Da bin ich optimistischer. Bis zum Jahr 2040 sollte die Dekarbonisierung des Verkehrs weitgehend gelingen. Vor allem dann, wenn E-Fuels als Teil der Lösung mitberücksichtigt werden, denn dann kann der auch jenseits von 2040 noch erhebliche Bestand an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren klimaneutral betrieben werden.

FAZIT JULI 2023 /// 27 Fazitgespräch

Der Gamechanger ist also die Technologieoffenheit?

Werfen wir einen Blick auf die Innovationsraten in Technologiefeldern, die wir üblicherweise nicht mit »Hochtechnologie« assoziieren würden. Hätte jemand im Jahr 1995 erwartet, dass sich die Erzeugungsleistung je Windkraftanlage alle 48 Monate verdoppeln lässt? Die Windkrafterzeugung bildet hier ein Analogon zur Halbleiterbranche mit ihrer Mooreschen Gesetzmäßigkeit der Verdopplung der Prozessorleistung. Im Herbst dieses Jahres werden erste Windkraftanlagen mit sieben Megawatt Nennleistung in Österreich errichtet werden. Damit ersetzt eine einzige Windkraftanlage des Jahres 2023 ganze 240 Windkraftanlagen des Jahres 1995. Das ist eine fantastische Relation. Voraussichtlich im Jahr 2026 vermag ein neues Windrad 500 Windräder jenes Modells zu ersetzen, wie es seinerzeit im Weinviertel errichtet wurde. Was für eine großartige Perspek-

Fazitgespräch
Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark VIELFALT DES LEBENS 29. Apr. bis 5. Nov. 2O23 Tierwelt Herberstein

sein, zumal auch hier beträchtliche Effizienzsteigerungen zu erwarten sind. Zudem werden Flugzeuge auf E-Fuels angewiesen sein. Sie werden also verfügbar sein.

Ist das Klimaproblem damit technologisch gelöst?

Da ist noch sehr viel zu tun. Einer Innovationsdynamik, wie wir sie anhand der Windkraft diskutiert haben, bedarf es auch bei der Speicherproblematik. Wir haben noch keine effiziente Möglichkeit gefunden, erneuerbar produzierten Strom sowie Wärme, die vor allem im Sommer gewonnen werden, während des gesamten Winters verfügbar zu halten.

Diesbezüglich gibt es keine Lösungen? Was ist mit Wasserstoff und E-Fuels, die in der südlichen Hemisphäre hergestellt werden? Lösungsansätze gibt es. Dazu gehören neben den E-Fuels auch Batteriespeicher mit enormer Kapazität. In der Steiermark könnte ein riesiger unterirdischer Warmwasserspeicher entstehen, der im Sommer aufgeheizt wird, und aus dem im Winter die Wärme entnommen wird. Noch größer gedacht bräuchte es Energiespeicherunternehmen, die hinsichtlich ihres Wertschöpfungspotenzials auf Augenhöhe mit den bekannten US-amerikanischen und chinesischen High-Tech-Giganten operieren könnten. Am besten mit Headquarter in Europa.

Österreichs globaler Treibhausgasteil liegt bei 0,2 Prozent der deutsche bei knapp über zwei Prozent. Welchen Sinn ergibt es, dass Europa klimaneutral wird, während in China und Indien wöchentlich neue Kohlekraftwerke und Flughäfen eröffnet werden?

In der Tat liegt die Erreichung der globalen Klimaziele nicht in europäischer Hand. Daher ist es zwar sinnvoll, entsprechende Anlagen zu bauen und im Erfolgsfall die zugrundeliegenden Technologien weltweit auszurollen, um zu demonstrieren, dass sich erneuerbare Energie günstig erzeugen lässt. Weil sich der globale Transformationserfolg aber dem direkten europäischen Einfluss weitgehend entzieht, sollten wir parallel zur Treibhausgasvermeidung stark auf Adaptierungstechnologien setzen, mit denen wir uns an den Klimawandel anpassen können.

Was meinen Sie damit?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Bei einer steigenden Weltbevölkerung und infolge des Klimawandels gleichzeitig steigendem Meeresspiegel werden die fruchtbaren Äcker immer knapper und die Lebensmittelpreise weiter steigen. Daher gilt es, die Bodenversalzung hintan zu halten. Das kann mit sogenannten Halophyten mit entsprechenden Weiterverarbeitungstechnologien gelingen. Dabei erhalten Pflanzen, die Salz einlagern, bei wiederholt von Meerwasser überschwemmten Böden die Fruchtbarkeit – oder stellen diese erst wieder her.

Wie weit sind die Technologien zur CO2-Einlagerung noch vom Durchbruch entfernt?

Vor allem die Pyrolyse hat ein enormes Potenzial. Das ist meines Erachtens aus heutiger Sicht die Königsdisziplin des Klimaschutzes. Dabei wird aus organischen Abfällen Pflanzenkohle hergestellt, die CO2 dauerhaft bindet. In jeder größeren österreichischen Gemeinde sollte eine Pyrolyseanlage errichtet werden.

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Fazitgespräch
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Dr. Christian Helmenstein studierte in Köln und Bochum und ist seit 2004 Chefökonom der österreichischen Industriellenvereinigung. Zuvor war er zwölf Jahre am Institut für Höhere Studien in Wien tätig. Er ist Gründer und Leiter des Economica Wirtschaftsforschungsinstituts, Mitglied des Generalrats der Österreichischen Nationalbank und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Privatuniversität Schloss Seeburg in Salzburg. Helmenstein ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.

Ich wundere mich, dass so vielen Menschen die Zuversicht in unsere Lösungskapazität abhandengekommen ist.
Christian Helmenstein

Die Pflanzenkohle eignet sich wiederum zur Bodenverbesserung, während die Gülledüngung Methanausdünstungen mit hoher Treibhauswirkung verursacht, oder man kann die inerte Pflanzenkohle schlicht als Kohlenstoffsenke endlagern.

Sehen Sie dafür einen Markt?

Ich halte den Weltmarkt für Adaptionstechnologien sogar für deutlich größer als jenen für CO2-Vermeidungstechnologien.

Und sehen Sie auch eine Chance, die Sinnhaftigkeit dieser Technologien in das Bewusstsein der stark ideologisierten Klimaschützer – etwa jenen der letzten Generation – zu pflanzen?

Wir sollen Narrative wie jenes über die Windkraft, welches wir zuvor diskutiert haben, unter die Menschen bringen, um Wege aufzuzeigen, dass die Herausforderungen lösbar sind. Ähnlich wie mit der Windkraft verhält es sich auch beim Wirkungsgrad der Photovoltaik. Auch diesbezüglich werden wir noch gewaltige Technologiesprünge erleben. Ich wundere mich, dass so vielen Menschen die Zuversicht in unsere Lösungskapazität abhandengekommen ist.

Aber passen technische Lösungen überhaupt zum religiösen Eifer, mit dem viele junge Menschen die Dekarbonisierung vorantreiben wollen? Sind da nicht Verzicht und Leid die Voraussetzung für eine Erlösung?

Was vielen Klimaschützern jetzt als Erlösungsszenario vorschwebt, kommt einer neotribalistischen Rückkehr in die Subsistenzwirtschaft gleich, bei der die Menschen in kleinen Einheiten leben und sich bestmöglich wieder selbst versorgen. Abgesehen von nichttrivialen anderweitigen Problemen würde dann das Malthusianische Szenario einer durch Unterernährung in ihrer Größe beschränkten Weltbevölkerung wahrscheinlich Realität werden.

Was halten Sie von den Gefahren, die angeblich die »Greenflation« mit sich bringt; dass also die klimaneutrale Transmission unser Leben dermaßen verteuert, dass viele sich kein Auto oder keine klimaneutrale Heizung mehr leisten können werden?

Wir beobachten derzeit gegenläufige Prozesse. Die hohen Produktionszuwächse bei der Photovoltaik oder beim Windstrom wirken stückkostensenkend und damit inflationsdämpfend. Anders verhält es sich mit den erforderlichen Investitionen etwa in

den Netzausbau. Aber auch die Sanierungskosten bei den Gebäuden, denken wir etwa an den Heizungstausch, werden die Inflation eher antreiben. Denn diese gewaltigen Investitionen müssen, ich darf nochmals den Betrag von über 50 Milliarden Euro bis 2030 für den Ausbau der erneuerbaren Energien aufrufen, finanziert werden. Ob der Nettoeffekt auf das Preisniveau positiv oder negativ sein wird, wage ich noch nicht anzugeben. Das hängt stark von den Annahmen ab, mit denen die Berechnungen durchgeführt werden.

Wie sehen sie eigentlich die Chancen für die Steiermark, unter den gegenwärtigen Bedingungen im globalen Standortwettbewerb zu bestehen?

Ich nehme wahr, dass in der Steiermark mehrere positive Standortfaktoren zusammentreffen. Da ist zunächst die gute Ausbildung der Beschäftigten zu nennen, zweifellos auch die ausgeprägte F&E-Orientierung – die Steiermark gehört bekanntlich zu den europäischen Nuts-2-Regionen mit der höchsten Forschungsquote. Es gibt hervorragende wissenschaftliche Einrichtungen und außerdem ein sehr gut ausgebautes System der Kooperation zwischen der Industrie und den Wissenschaftseinrichtungen. Eine wirtschafts- und standortaffine Wirtschaftspolitik versucht darüber hinaus beständig, Fortschritt zu ermöglichen.

Wie beurteilen Sie Infrastrukturprojekte wie den Koralmtunnel, der ja 2025 in Vollbetrieb gehen soll?

Das ist ein faszinierendes Vorhaben, weil die Steiermark und Kärnten wirtschaftlich zusammenwachsen werden. Derzeit arbeiten nur drei Prozent der Kärntner Bevölkerung in der Steiermark. Umgekehrt ist es sogar nur ein Prozent. Das wird sich im Laufe der Zeit um ein Mehrfaches steigern. Durch ein besseres Matching von Arbeitskräfteangebot und Arbeitskräftenachfrage erwachsen daraus beträchtliche Produktivitätszuwächse. Einen ähnlichen Effekt hatte übrigens die Eröffnung der Neubaustrecke zwischen den Hauptbahnhöfen von Wien und St. Pölten einschließlich des Lainzer Tunnels, welche die Fahrzeit zwischen Wien und St. Pölten auf 27 Minuten reduziert hat. Das mündete in einen Arbeitsmarkteffekt von 60.000 neuen Jobs.

Herr Helmenstein, vielen Dank für das Gespräch.

Ich danke Ihnen, es war mir ein Vergnügen.

FAZIT JULI 2023 /// 31 Fazitgespräch
GmbH-Stammkapital,

FlexCo und Start-UpMitarbeiterbeteiligung:

Es

gibt immer was zu tun!

Noch heuer soll für GmbH das Mindeststammkapital auf 10.000 Euro herabgesetzt werden und sich damit die Mindestbareinzahlung bei Gründung auf 5.000 EUR und die Mindestkörperschaftsteuer auf 500 EUR reduzieren. Und eine neue Gesellschaftsform wird die Rechtsformlandschaft bereichern: Die Flexible Kapitalgesellschaft – mit dem (möglichen) Rechtsformzusatz „FlexCo“ – soll Start-Ups durch Vereinfachungen und weniger Formalismus beflügeln. Bis zu 25 % des Stammkapitals dürfen als völlig neue Anteilskategorie ausgegeben werden, nämlich als sogenannte Unternehmenswert-Anteile. Gemeinsam mit steuerlichen Änderungen für Start-Up-Mitarbeiterbeteiligungen sollen so insbesondere Mitarbeiter motivationsfördernd und zunächst steuerneutral am Gewinn und möglichen Verkaufserlös beteiligt werden können. Die Besteuerung des Gewinns bei späterer Anteilsveräußerung soll überwiegend mit 27,5 % der Besteuerung der normalen Gesellschafter gleichgestellt sein. Außerdem sollen bislang nur Aktiengesellschaften vorbehaltene Kapitalmaßnahmen – wie zB Erwerb eigener Anteile, bedingte Kapitalerhöhung – den Start-ups zugänglich sein. Es gibt immer was zu tun: nämlich demnächst klären, ob man seine GmbH in eine FlexCo umwandeln soll. (Die Beschlussfassung des Pakets durch den Nationalrat bleibt allerdings noch abzuwarten.)

Grüner Wasserstoff –Global billiger als die Öl- und Gas-Förderung

Am Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft ist der Einsatz von grünem Wasserstoff unumgänglich. Laut einer aktuellen DeloitteAnalyse hat der Markt enormes Potenzial: Er wird bis 2050 auf über 600 Millionen Tonnen Handelsvolumen wachsen und hat ein potenzielles Umsatzvolumen von 1,4 Billionen US-Dollar. Um die Vorteile der grünen Technologie künftig nutzen zu können, gilt es aber jetzt die Weichen zu stellen – auch in Europa.

Um Klimaneutralität auch in schwer dekarbonisierbaren Bereichen wie der Industrie oder dem Verkehr zu erreichen, braucht es die Entwicklung und die Verbreitung von CO2-neutralen Alternativen. Grüner Wasserstoff ist dabei ein entscheidender Faktor, wie die Deloitte-Studie zeigt. Demnach erreicht der Markt bis 2050 ein Umsatzvolumen von 1,4 Billionen US-Dollar. Außerdem wird grüner Wasserstoff künftig den Versorgungsmix dominieren: Dieser erreicht bis 2050 einen Marktanteil von 85 Prozent. Und auch für die Arbeitsmärkte bietet der grüne Wasserstoffmarkt Chancen: Bis 2050 können bis zu zwei Millionen neue Arbeitsplätze entstehen.

„Der Einsatz von Wasserstoff, hergestellt aus erneuerbaren Energien, ist für die rasche Klimawende ein wichtiger Schlüssel. Mit 42 Prozent prognostizierter Nachfrage aus der Industrie und 36 Prozent Nachfrage aus dem Verkehrssektor wird es dafür laut unseren Berechnungen in den kommenden Jahrzehnten besonders emissionsintensive Abnehmer geben“, erklärt Christoph Obermair, Sustainability Partner bei Deloitte Österreich.

Dazu sind jedoch globale Investitionen in Höhe von 9,4 Billionen US-Dollar in die Wasserstoffversorgungskette erforderlich, davon 3,1 Billionen US-Dollar in den Entwicklungsländern. Im Durchschnitt sind das rund 375 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Im Vergleich dazu lagen die jährlichen weltweiten Ausgaben für die Öl- und Gasförderung 2022 bei 417 Milliarden US-Dollar beliefen. 46 Prozent der weltweiten Wasserstoffproduktion und 90 Prozent des Handels werden, so Deloitte, bis 2050 auf die vier großen Regionen Nordafrika (44 Millionen Tonnen), Nordamerika (24 Millionen Tonnen), Australien (16 Millionen Tonnen) und den Nahen Osten (13 Millionen Tonnen) verteilt werden. Europa hingegen wird neben Japan, Korea und Indien die Rolle eines der wichtigsten Importzentren zukommen.

Um die Versorgungssicherheit durch Wasserstoffimporte sicherzustellen, gelte es jetzt die notwendige Infrastruktur aufzubauen.

„Für den rasanten Anstieg des Wasserstoffhandels braucht es bis 2050 nicht nur hunderte neue Tanker der höchsten Größenklasse, sondern auch den Ausbau der Hafeninfrastruktur in Europa sowie der Infrastruktur für den Weitertransport in die Industriezentren.

Nur so kann grüner Wasserstoff auf dem Weg zur Klimaneutralität einen veritablen Beitrag leisten“, weiß Christoph Obermair.

Dazu müssten folgende Maßnahmen schon jetzt gesetzt werden:

- Wirtschaftlichkeit sichern: Durch den Einsatz gezielter politischer Instrumente kann der Kostenunterschied zwischen sauberen und umweltschädlichen Technologien verringert werden. Auch im Sinne der Wirtschaftlichkeit von Wasserstoff können langfristige Abnahmemechanismen die Projektrisiken erheblich mindern. So kann auch die Kluft zwischen Preis- und Zahlungsbereitschaft überbrückt und die Preisstabilität gestärkt werden.

- Klimaorientierte Marktstrukturierung schaffen: Zur Gewähr leistung von Transparenz ist ein gemeinsamer Zertifizierungsprozess für sauberen Wasserstoff notwendig. Außerdem braucht es internationale Zusammenarbeit zur Umsetzung nationaler Strategien. So können gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleistet, Synergien mit Entwicklungs- und Klimazielen gestärkt und ein starker lokalen Anteil gefördert werden.

- Versorgungssicherheit gewährleisten:

Bei der Vergabe öffentlicher Fördermittel, wie etwa dem EU-Global-Gateway-Programm, sowie der Schaffung von Energiebeziehungen sollten Diversifizierungsziele zur Förderung der regionalen Integration berück sichtigt werden. Eine gerechte Entwicklung setzt dabei voraus, dass Entwicklungs- und Schwellenländer einen beträchtlichen Anteil an den globalen Wertschöpfungsketten erhalten. n

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32 /// FAZIT JULI 2023

24-Stunden-Kinderbetreuung bei der Voestalpine

Als erster österreichischer Industriebetrieb bietet die Voestalpine AG ab September 2023 in Linz eine 24-Stunden-Kinderbetreuung für Kinder bis 12 Jahre an. Bei Bedarf können Mitarbeiter im Schichtdienst ihre Kinder somit künftig auch an Wochenenden und Feiertagen sowie in der Nacht familiär betreuen lassen. Die Räumlichkeiten bieten Platz für bis zu 200 Kinder

Derzeit sind rund 100 Kinder angemeldet, bei der Platzvergabe wird besondere Rücksicht auf die Bedürfnisse sowie die Arbeitssituation der Eltern genommen. „Hochqualifizierte und topmotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Voestalpine“, erklärt dazu CEO Herbert Eibensteiner. Eine zunehmende Rolle spiele dabei auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mit dem innovativen Konzept der familiären Rund-um-die-Uhr-Betreuung setzt der Voestalpine-Konzern jedenfalls einen neuen Standard. Das Angebot richtet sich vor allem an Mitarbeiter, bei denen beide Elternteile im Schichtbetrieb arbeiten. Die Eltern können ihren Bedarf für Übernachtungen und für eine Betreuung im Früh- oder Spätdienst, am Wochenende oder an einem Feiertag entsprechend ihrer Dienstpläne im Voraus anmelden. Für Kinder, deren Eltern in einer Nachtschicht gearbeitet haben, ist eine Schlafenszeit vorgsehen; diese werden bis zum frühen Nachmittag betreut. An den schichtfreien Tagen bleiben die Kinder zu Hause bei den Familien. n

Die Voestalpine in Linz bietet ihren Mitarbeitern im Schichtdienst ab September eine 24-Stunden Kinderbetreuung an. Fotos: krakenimages/unsplash

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FAZIT JULI 2023 /// 33
Investor

Wirtschaftsparlament fordert Versicherung gegen Naturkatastrophen

Derzeit übernimmt der Staat über den Katastrophenfonds bei Naturkatastrophen nur etwa 20 bis 50 Prozent der erlittenen Eigentumsschäden. Und nicht einmal darauf gibt es einen Rechtsanspruch. Das Wirtschaftsparlament der WKO Steiermark hat nun in einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen eine rechtliche Lösung gefordert, mit der die Österreicher das Recht erhalten, sich gegen Naturkatastrophen zu versichern. Damit hätten die Versicherungsnehmer einen Anspruch auf die volle Abdeckung ihrer Naturkatastrophenschäden.

Die Wirtschaftskammer und die Versicherungswirtschaft wollen den Versicherungsnehmern die Möglichkeit geben, ihren Besitz umfassend gegen die Folgen von Naturkatastrophen zu versichern. Im Bild: Präsident KR Ing. Josef Herk, GRAWE-CEO KR Mag. Klaus Scheitegel, Uniqa-Landesdir. KR Johannes Rumpl und FVO-STV KR Gunther Riedlsperger

Dazu soll zur ebenfalls im Versicherungsvertragsgesetz geregelten Feuerversicherung der Bereich Naturkatastrophendeckung hinzugefügt werden, um sowohl für gewerbliche Unternehmen als auch private Versicherungsnehmer das Risiko von Katastrophenschäden bewältigbar zu machen, ohne auf die viel zu knapp dotierten Katastrophenfonds der öffentlichen Hand angewiesen zu sein. Gunther Riedlsperger, Fachgruppenobmann der steirischen Versicherungsmakler, weist darauf hin, dass Studien der ZAMG klar zeigen würden, dass in den letzten 20 Jahren allein die Starkregenereignisse um 20 Prozent zugenommen haben. „In Prognosemodellen ist eine weitere Steigerung um bis zu 40 Prozent zu erwarten“, so Riedlsperger. Private Versicherungen stellten daher eine geeignete Möglichkeit zum Risikotransfer von Naturkatastrophen dar. „Derzeit werden solche Versicherungen in Österreich nur für Naturrisiken wie Sturmschäden und Hagel flächendeckend angeboten. Bei anderen Naturgefahren wie Erdbeben, Hochwasser, Vermurungen oder Lawinen gibt keinen Rechtsanspruch auf eine Abdeckung der vollständigen Risiken durch eine Versicherung.“ Daher brauche es entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen. Dann könne der gesetzlich geregelten Feuerversicherung

ganz einfach der Bereich Naturkatastrophendeckung hinzugefügt wird. Hierfür ist jedoch eine Novelle des Versicherungsvertragsgesetzes notwendig. Die Versicherungswirtschaft hat auch bereits eine auf einer plausiblen Modellrechnung basierenden Vorschlag vorgelegt, der folgende Bereiche umfasst:

Elementarschadenpaket: Die Deckungen in der Feuerversicherung müssten um diese Naturkatastrophen-Deckung erweitert werden.

Risikodifferenzierte Prämien: Das Modell sollte insofern gerecht sein, dass es eine risikobezogene Gestaltung der Prämie gibt. Selbstbehalte: Die bereits ausgearbeiteten Modelle sehen zur Reduktion der Prämie auch einen möglichen Selbstbehalt vor, sodass sich insgesamt ein sehr kostenverträgliches Modell für alle Versicherten ergibt.

„Daraus würden sich zahlreiche Vorteile für die Versicherten, aber auch für die öffentliche Hand ergeben“, so Riedlsperger und er ergänzt: „Der Betroffene wird vom Bittsteller beim Staat zum Berechtigten eines Rechtsanspruches gegen seinen Versicherer.“

34 /// FAZIT JULI 2023 34 /// FAZIT MAI 2023
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FAZIT MAI 2023 /// 35

SPAR besetzt steiermarkweit

100beit, die Sinn macht: Genau das bietet das Unternehmen SPAR.geschlossen haben, weiterhin als Mitarbeiter im Unternehmen

Um die motiviertesten Jugendlichen für sich zu gewinnen, müssen sich Arbeitgeber etwas einfallen lassen. Für SPAR alsgünstigungen bei Versicherungen oder Sofortrabatte bei Hervis zahlt SPAR die höchsten Lehrlingsprämien im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel. Insgesamt können SPAR-Lehrlingedienen. Gute Leistungen werden außerdem nach dem Ende des ersten Lehrjahres mit einem iPad honoriert. Am Ende der Lehrzeit winken bei guten Praxis-Beurteilungen und Vorzugszeugnissen in der Berufsschule 2.500 Euro Prämie, die Jugendliche z. B. für

„Junge Menschen befinden sich in der Entdeckerphase. Es ist legitim, dass die Jobwahl, die man mit 14 oder 15 Jahren trifft, manchmal auch nicht ganz die richtige war oder man sich später in einem anderen Bereich weiterentwickeln will. Mit 24 verschiedenen Lehrberufen und den zahlreichen Jobs, die es bei SPAR gibt, hat man alle Möglichkeiten. Die Lehre legt eine sichere Basis im jeweiligen Beruf und ist Grundstein für die Weiterentwicklung innerhalb des SPAR-Konzerns. Zahlreiche SPARianer:innen hatten in ihrer SPAR-Berufslaufbahn schon verschiedene Berufe und Positionen innerhalb des Konzerns inne.

Schulterschluss von Politik und Wirtschaft für die „AREA SUED“: LR Sebastian Schuschnig, WKO-Regionalstellenobmann Manfred Kainz, WK-KärntenDir. Meinrad Höfferer, EU-Abg. Simone Schmiedbauer, WK-Kärnten-Präs. Jürgen Mandl, WKO-Steiermark-Präs. Josef Herk, WK-Bezirksstellenobmann Wolfsberg Gerhard Oswald, EU-Abg. Barbara Thaler und WKO-Steiermark-Dir. Karl-Heinz Dernoscheg (v.l.)

Koralmbahn bringt Wirtschaftsregion „AREA SUED“ auf Schiene

Mitte Juni fand in der steirisch-kärntnerischen Grenzregion ein für den Süden Österreichs durchaus als historisch zu bezeichnendes Ereignis statt: Nach rund 15 Jahren Bauzeit ist der 33 Kilometer lange Tunnel erstmals auf Geleisen durchfahrbar. Damit wurde ein beeindruckender Meilenstein auf der rund 130 Kilometer langen Strecke der Koralmbahn gesetzt, die eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte Europas darstellt.

Zugleich erfolgte mit der Präsentation der neuen Dachmarke „AREA SUED“ im weststeirischen Groß St. Florian die Weichenstellung für einen Wirtschaftsraum im Süden Österreichs, der durch die Koralmbahn entsteht. Dieses Jahrhundertprojekt bietet Bewohnern und Unternehmen in der Region unzählige Chancen. Mit der neuen, durch die beiden Wirtschaftskammern Steiermark und Kärnten initiierten Dachmarke will man diese noch besser nutzen. „Unser Ziel ist es, den durch die Bahnverbindung entstehenden Ballungsraum als gemeinsamen Wirtschaftsraum international zu positionieren“, erklärten

Bewerbungen sind jederzeit online über die SPAR-Jobbörse auf www.spar.at/lehre möglich.

die beiden WKO-Präsidenten Josef Herk (Steiermark) und Jürgen Mandl (Kärnten).

Gemeinsame Dachmarke für den Süden Mehr als 250 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung verfolgten die Vorstellung des ambitionierten Projekts im Rahmen einer großen Festveranstaltung im weststeirischen Groß St. Florian. Nach der Tunnelbesichtigung standen mehrere Keynotes und Diskussionsveranstaltungen am Programm, die von der Bedeutung des Bahnhofs Weststeiermark bis zur Koralmbahn im europäischen Kontext und einer gemeinsamen Agenda für den Wirtschafts-

raum Südösterreich reichten. Dabei wurde erstmals auch die neue Dachmarke „AREA SUED“ präsentiert. Mit dieser soll nicht nur internationales Standortmarketing betrieben werden, sondern auch ein strategischer und operativer Austausch auf Politik-, Verwaltungs- und Wirtschaftsebene institutionalisiert werden. Ein bundesländerübergreifendes Bündnis mit definierten Themenbereichen und einem gemeinsamen Forderungspaket auf Bundesebene, wie Manfred Kainz, WK-Regionalstellenobmann Deutschlandsberg, betont: „Mit der Koralmbahn hat die Politik die Basis für eine neue wirtschaftliche Entwicklung im

36 /// FAZIT MAI 2023 36 /// FAZIT JULI 2023

Süden Österreichs geschaffen. Diese Chance gilt es mittels eines gemeinsamen Wirtschaftsraums zu nutzen. Denn das Potenzial ist auf jeden Fall riesig.“

Geballte Wirtschaftskraft

Die künftige „AREA SUED“ besticht mit imponierenden Eckdaten: Sie umfasst ein knappes Drittel der Fläche Österreichs, auf dem 1,8 Mio. Menschen und mehr als 50.000 Arbeitgeberbetriebe mit 730.000 Beschäftigten eine Wirtschaftsleistung von etwa 70 Mrd. Euro erbringen. Das Zusammenrücken der beiden Zentralräume löst nach Studien der Wirtschaftskammern Kärnten und Steiermark einen starken Impuls für die gemeinsame Standortentwicklung aus. Schließlich entsteht durch die Koralmbahn der zweitgrößte Ballungsraum Österreichs, der auch international neue Akzente setzen soll, so der Kärntner Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig: „Diese Infrastruktur bringt unfassbare Chancen mit sich. Ich glaube, dass der Wirtschaftsraum Süd zu einer der am stärksten wachsenden Regionen in Europa werden wird. Daher ist es wichtig, dass auch wir jetzt unsere Hausaufgaben machen. In 45 Minuten von Klagenfurt nach Graz − was für uns ein historischer Moment ist, wird für unsere Kinder und Kindeskinder völlig normal sein.“

Regionale Grenzen überwinden

Dem neuen Wirtschaftsraum liegen umfassende, mehrjährige Standortstudien eines wissenschaftlichen Konsortiums bestehend aus dem Joanneum Research, der Uni Graz und dem Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung im Auftrag der Wirtschaftskammern Steiermark und Kärnten zugrunde. Die Studie zeigt Kooperationsmöglichkeiten sowie Ergänzungspotenziale der beiden Bundesländer auf und liefert zudem Best-Practice-Beispiele, wie Regionen voneinander lernen und regionale Grenzen überwinden können. Der steirische Europa-Landesrat Werner Amon betont: „Die starke Achse zwischen der Steiermark und Kärnten wird durch die Koralmbahn noch stärker. Mit diesem Jahrhundertprojekt entsteht ein attraktiver Lebens-, Arbeits-, und Wirtschaftsraum im Herzen der Europäischen Union. Gemeinsam haben wir die Chance, im europäischen und internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein − der Alpe-Adria-Wirtschaftsraum erfährt dadurch eine neue Bedeutung.“

Europäische Ost-West-Achse

Neben der Schaffung einer neuen Metropolregion profitiert die Steiermark besonders von ihrer Brückenfunktion für die künftige Baltisch-Adriatische Achse. Durch sie wird das Land über den im Bau befindlichen Semmeringtunnel bis an die Ostsee angebunden sein. Dazu kommt noch eine Verstärkung der Bahnverbindung nach Norden über den geplanten Ausbau der Pyhrn-Schober-Achse. Für Kärnten bedeutet die Koralmbahn nicht nur eine wesentlich verbesserte Anbindung an den starken Wirtschaftsraum Graz im Osten, sondern auch ans Mittelmeer im Süden. Jürgen Mandl: „Mittelfristig streben wir in der AREA SUED den Aufbau einer Green-Tech-Region an, in der wir unsere natürlichen Ressourcen wie Holz, aber auch Wasser, Sonne und Wind sowie das gewaltige Know-how im Umweltbereich zum Aufbau einer europäischen Modellregion für erneuerbare Energie nutzen.“

Synergien im Wettbewerb der Regionen

Die Vorteile für die beiden Bundesländer liegen dabei auf der Hand, erklärt auch Josef Herk: „Nun gilt es, eine gemeinsame regionalpolitische Agenda zu definieren, um den Wirtschaftsraum zu einem Vorzeigestandort in Europa zu machen. Diese Agenda beginnt

beim Arbeitsmarkt – Sichtwort Skills − und führt über den weiteren Infrastrukturausbau sowie den F&E- und Innovationsbereich bis hin zu einer gemeinsamen Vermarktung mit der neuen Dachmarke AREA SUED.“ Entscheidend ist nach Ansicht der Wirtschaftsvertreter daher zum einen die Erreichung einer kritischen Masse, um im Wettbewerb der Regionen auch auf europäischer Ebene wahrgenommen zu werden − daher will man regionale Zentren stärken (Steiermark) bzw. einen echten Zentralraum schaffen (Kärnten) und die hohe Lebensqualität als gemeinsames Asset der Region in den Vordergrund stellen. Durch den neuen Wirtschaftsraum steigen zum anderen nicht zuletzt auch die Chancen auf qualifizierte Zuwanderung aus dem Ausland.

Rund 250 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung erschienen zur Präsentation der Dachmarke des neuen Wirtschaftsraums.

FAZIT JULI 2023 /// 37 Foto: Verena Kaiser, Grafiken: eigene Darstellungen JR-POLICIES

Außenansicht

Es gibt also einen neuen Parteichef der SPÖ. Das nehmen wir zur Kenntnis. Ich habe allerdings noch nie die SPÖ gewählt, wenn ich das hier einfach so schreiben darf. Aus einem einzigen Grund. So verzweifelt war ich noch nie, um eine Verbesserung meiner Lebensbedingungen an Politiker und Politikerinnen zu delegieren, mich mit meinen Hoffnungen an sie zu klammern, sie mit meiner Stimme um Hilfe zu bitten.

Selbst während der Studentenzeit, als wir bereits eine Familie waren mit unserem Sohn, kein Geld von den Eltern bekamen, in einer winzigen Wohnung im 10. Wiener Bezirk lebten, mit einer Kaffeefabrik gegenüber. An manchen Tagen hätte ich den dunkelbraunen Staub auf dem Fensterbrett einfach mit heißem Wasser aufgießen können. Ich nahm einen Halbtagsjob, meine Frau unterrichtete ein paar Stunden, irgendwie kamen wir mit fast nichts durch und schlossen dennoch unser Studium ab. Wenn eine politische Partei sich angeboten hätte, den verarmten Studenten und Studentinnen die Sti-

pendien zu erhöhen – wenn sie die Wahl gewinnen würden –, hätte ich sie trotz dieses Versprechens nur gewählt, wenn mich ihr politisches Programm und die Persönlichkeiten der Partei überzeugt hätten. Aber vielleicht werden manche Menschen durch Versprechungen motiviert. Es geht hier nicht um Armut, nicht um Bedürftigkeit, nicht um Verzweiflung der Benachteiligten. Natürlich kämpfen viele Familien mit der Teuerung, den hohen Mieten und dem realen Einkommensverlust. Es geht um die Ankündigungen des neuen SPÖ-Parteichefs, dass er es ändern wird, ändern werde können. Manchmal kündigt er das in direkten Reden an: »Wir als Sozialdemokraten werden … die Mieten senken … die Lebensmittelpreise kontrollieren … die Arbeitsplätze sichern … jedem Kind einen freien Kindergartenplatz garantieren …«

Wie allerdings so ein Versprechen in die Realität umgesetzt wird, ist schwer vorstellbar. Könnte ich tatsächlich der SPÖ meine monatliche Mietabrechnung schicken und sie wird sich mit dem Vermieter zusammensetzen, um meine Kosten zu reduzieren? Wenn meine Schlussfolgerung zu naiv ist, mein Verständnis von Politik das einem Zehnjährigen gleicht, warum wird es dann als neue Strategie der SPÖ angekündigt?

Natürlich sollten 350.000 Kinder nicht in Armut leben, natürlich sollte es mehr Ärzte mit Kassenverträgen geben, natürlich sollte Arbeitnehmern ein fairer Lohn gezahlt werden, die Arbeitszeit verkürzt und die Pensionen gesichert werden – das sind berechtigte Anliegen. Jede Gesellschaft hat einen gewissen Prozentsatz von Benachteiligten und es gehört zur Verantwortung einer sozialen Politik, Ungleichheiten mit Steuergeldern auszugleichen. Der neue SP-Vorsitzende hat bei seiner Rede am Parteitag eine lange Liste mit Benachteiligten präsentiert und angekündigt, dass eine Sozialdemokratie unter seiner Führung sich um diese Menschen kümmern und ihre Bedürfnisse ernst nehmen würde. Es gab donnernden Applaus, die Funktionäre sprangen von den Sesseln und waren begeistert. Endlich gäbe es

wieder eine optimistische Stimmung und eine echte sozialdemokratische Politik. Nur – wenn der Einwand erlaubt sei – jene, die dort aufstanden und hysterisch applaudierten, waren nicht die Betroffenen. Im Gegenteil, dort sammelte sich eine mit Steuergeldern durchgefütterte verbeamtete Funktionärselite, die weder hungernde Kinder hat noch die Miete nicht bezahlen kann und problemlos einen Wahlarzt aufsuchen könnte. Dennoch klatschten sie aufgeregt dem Retter der Sozialdemokratie zu, der den Funktionären versicherte, da gäbe es Menschen, die unsere Hilfe brauchen könnten – diese sollten wir mit Versprechungen zu unseren Wählern und Wählerinnen machen. Naiv formuliert –wie ich es halt verstehe – könnte die SPÖ die nächste Wahl mit den Stimmen der Opfer gewinnen, denen versichert wird, dass sie nach der Wahl keine mehr sein würden. Um stärkste Partei zu werden, und damit den Regierungsauftrag zu erhalten, benötigt es allerdings eine genügende Anzahl von Opfern, denen man die versprechenden Versprechungen überzeugend verspricht. Derzeit liegt die FPÖ bei fast dreißig Prozent. Um die Wahlen zu gewinnen, müsste die SPÖ zumindest 25 bis 30 Prozent der Stimmen bekommen. Kein einfaches Vorhaben, mehr als ein Viertel der Wahlberechtigten zu Opfern zu machen, denen man die Rettung garantiert. n

38 /// FAZIT JULI 2023
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Politisches Mäzenatentum #44

Wiederaufbau der Ukraine

Dimensionen, Status quo und innerukrainische Voraussetzungen

Die Debatte um den Wiederaufbau der Ukraine begann schon wenige Wochen nach dem russischen Angriff vom 24. Februar 2022. Bereits im Juli bekannte sich die Europäische Union zum Wiederaufbau des Landes in enger Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Staat und der Zivilgesellschaft. Seitdem hat die Wiederaufbaudebatte – anders als in der Ukraine selbst – international an Dynamik verloren. Der anhaltende Krieg und die Frage der Waffenlieferungen überlagern die Thematik, zudem fehlt es gerade innerhalb der EU an politischer Führung und entsprechenden Ressourcen. Dabei wären aufgrund der Erfahrungen mit früheren Wiederaufbaukontexten und der Multidimensionalität derartiger Kampagnen ein früher Start und umfangreiche Investitionen in eine strategische Planung nötig. Schon jetzt müsste in die erforderlichen Kapazitäten investiert werden, die einen Beginn des Wiederaufbaus erst ermöglichen. Auch werden in der Ukraine schon heute die politischen und rechtlichen Grundlagen für den Wiederaufbau und damit folgenreiche Tatsachen geschaffen. Die internationalen Partner sollten ihre Anstrengungen daher umgehend intensivieren und auf eine enge Verknüpfung der Kampagne mit dem seit 2014 in der Ukraine begonnenen Reformprojekt sowie einem eventuellen EU-Beitrittsprozess achten.

Dimensionen der Wiederaufbaudebatte

Die neben dem laufenden Krieg vielleicht größte Herausforderung sind die vielen Dimensionen, die sich hinter dem Konzept Wiederaufbau verbergen. Hierzu zählen unter anderem die Themen Sicherheit, Modernisierung, Zeithorizont, innerukrainische und internationale Voraussetzungen sowie die (immateriellen) Kriegsfolgen. Erstens sind sich im Grunde alle Beobachter einig, dass Wiederaufbau und Sicherheit zwei Seiten derselben Medaille sind. Ersterer wird nur gelingen, wenn die Ukraine ein akzeptables Minimum an sicherheitspolitischer Stabilität aufweist und somit langfristige Investitionen in das Land sinnvoll sind. Dabei geht es sowohl um die kurzfristige Ertüchtigung der ukrainischen Luftabwehr zur Beruhigung der Gebiete jenseits der Front als auch um langfristige Sicherheitsarrangements. Diese sind – wie auch das unlängst von der »Working Group On International Security Guarantees for Ukraine« veröffentlichte Dokument zu »Sicherheitsgarantien« [1] oder ein zukünftiger Nato-Beitritt – momentan noch kaum Gegenstand internationaler Debatten. Zweitens wurde bereits bei der ersten Wiederaufbaukonferenz in Lugano, bei der im Juli 2022 mehr als 40 Staaten zusammen mit internationalen Organisationen über Hilfe beim Wiederaufbau berieten, festgehalten, dass es sich im Fall der Ukraine nicht um einen klassischen Wiederaufbau handeln kann. Denn dies würde bedeuten, ein oft dysfunktionales und stark von postsowjetischen Hinterlassenschaften geprägtes Gemeinwesen wiederherzustellen. Vielmehr müsse der historische Moment genutzt werden, um eine »neue Ukraine« entstehen zu lassen. [2] Diese solle sich an der Entwicklung der konsolidierten Demokratien und Marktwirtschaften des Westens orientieren und die neue Frontlage des Landes berücksichtigen. Eine sehr ambitionierte Position ist hier diejenige, dass die Ukraine als »Green Ukraine« beziehungsweise umwelt- und energiepolitisches Vorzeigeprojekt wiederaufgebaut werden soll.

Eine der umstrittenen Fragen ist drittens, wann mit dem Wiederaufbau der Ukraine begonnen werden sollte. In der Ukraine sind sich staatliche und nicht-staatliche Akteure darüber einig, dass dies unmittelbar und bereits während des laufenden Krieges passieren sollte und auch kann. Viele Projekte jenseits der Front belegen das. Die Befürchtung ist hier groß, dass ein Verschieben von entsprechenden Maßnahmen auf die Zeit nach dem Krieg den Menschen die Hoffnung nehmen und Geflüchtete von einer Rückkehr abhalten könnte. Die internationalen Partner sind skeptischer und wollen sich zunächst auf die militärische Unterstützung sowie auf Sofortmaßnahmen konzentrieren, die die Ukraine durch den zweiten Kriegswinter bringen. Bezüglich der innerukrainischen Voraussetzungen gilt viertens, dass die Ukraine bereits heute nicht mehr das Land ist, das sie bis zum 24. Februar 2022 war. Neben den Zerstö-

Anders als in der Ukraine selbst hat die Wiederaufbaudebatte international an Schwung verloren. Dabei wären wegen der Komplexität des Unterfangens frühzeitige Planungen notwendig, um die Wiederaufbaukampagne mit den 2014 begonnenen Reformen zu verknüpfen.

Dr. André Härtel, geboren 1979, ist Politikwissenschafter. Er hat über ukrainische Außenpolitik promoviert und war u. a. politischer Berater beim Europarat in Straßburg und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Derzeit ist er Leiter des Brüsseler Büros der Stiftung Wissenschaft und Politik.

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Essay von André Härtel
Foto: SWP-Berlin

Demnach soll die Ukraine als »europäischer Staat«, »repräsentative Demokratie« und »offene Marktwirtschaft« gestärkt und weiterentwickelt, »monopolistische« Tendenzen in Politik und Wirtschaft aber entschieden bekämpft werden.

rungen der Infrastruktur haben der Krieg und das herrschende Kriegsrecht die politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Gegebenheiten deutlich verändert. Im politischen System ist ein starker Trend zur weiteren Stärkung der Exekutive und damit auch zur Marginalisierung anderer Verfassungsinstitutionen offensichtlich. Weite Teile der zentralstaatlichen und lokalen Administration sind durch Flucht ausgedünnt und durch die Bewältigung des Kriegsalltags überlastet. Die Zivilgesellschaft ist vor allem damit beschäftigt, den Abwehrkampf zu unterstützen. Die Wirtschaftsleistung ist um mindestens ein Drittel zurückgegangen, das Land von externer Budgethilfe abhängig. Fünftens hat sich die internationale Gemeinschaft einerseits klar zum Wiederaufbau der Ukraine bekannt, andererseits ist unklar, ob sie die enormen Mittel und den anhaltenden politischen Willen für dieses außerordentlich große Projekt aufbringen kann. Anders als in der jüngeren Vergangenheit sind Wille und Möglichkeiten, hohe Milliardenbeträge für jahrzehntelange Wiederaufbaukampagnen aufzubringen, begrenzt. Zu hoch sind die Kosten der Hilfsprogramme, die westliche Staaten schon angesichts der energiepolitischen Folgen des russischen Angriffskrieges schultern müssen. Entsprechend mangelt es an Führungsbereitschaft gerade innerhalb Europas und an externen strategischen Impulsen für den Wiederaufbau.

Zu einem umfassenden Verständnis von Wiederaufbau nach einem Krieg gehört sechstens auch die Überwindung der immateriellen Kriegsfolgen. Hierzu zählen die Therapie der Traumatisierungen von Kämpfern und übriger Gesellschaft, die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen (transitional justice) und die Demilitarisierung der politischen Kultur. Langfristig sind es diese »weichen« Faktoren, die den infrastrukturellen Wiederaufbau erst nachhaltig machen. Momentan spielt diese Dimension, abgesehen von den Rufen nach einem Sondertribunal für russische Kriegsverbrecher, eine stark untergeordnete Rolle.

Post-Lugano-Vakuum: Wo stehen die Wiederaufbaubemühungen?

Die ukrainische Präsidialadministration hat im Frühjahr 2022 ein Dokument vorgelegt, das den ukrainischen Wiederaufbauplan skizziert. [3] Demzufolge sollen Wiederaufbau und Modernisierung in drei Phasen, beginnend unmittelbar mit einer als »Kriegsökonomie« bezeichneten Phase, innerhalb von zehn Jahren umgesetzt werden. Von der Modernisierung des Verteidigungssektors bis hin zu einer effektiven Sozialpolitik wurden hier bereits konkrete Projektvorhaben eingebracht. Für die Umsetzung des Plans soll ein dem Präsidenten unterstehender Nationaler Wiederaufbaurat verantwortlich sein. Die Ukraine gab in Lugano an, für den gesamten Wiederaufbau bis zu 750 Milliarden Euro zu benötigen. Auch die ukrainische Zivilgesellschaft, repräsentiert durch über einhundert ukrainische NGOs, hat mit dem »Lugano Manifesto« [4] eine langfristige Vision für den Wiederaufbau entworfen und damit gleichzeitig ein wichtiges Signal an die eigene Regierung gesendet. Demnach soll die Ukraine als »europäischer Staat«, »repräsentative Demokratie« und »offene Marktwirtschaft« gestärkt und weiterentwickelt, »monopolistische« Tendenzen in Politik und Wirtschaft aber entschieden bekämpft werden. Die zivilgesellschaftlichen Akteure wollen eine aktive Rolle bei der Umsetzung des Wiederaufbaus spielen und nicht nur als »Watchdog« dienen. Die EU wollte laut Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen »Nukleus« der Wiederaufbaubemühungen sein. Nach der Konferenz in Lugano und der dortigen Ankündigung, eine Plattform aus politischen Vertretern, hohen Beamten und Experten schaffen zu wollen, war aus Brüssel aber nur wenig Substanzielles zu vernehmen. Keiner der Mitgliedstaaten hat bisher Führungsinitiative erkennen lassen, und offenbar fehlt es auch an Geld. Das im August 2022 erschienene »Rapid Damage and Needs Assessment« [5] von Weltbank und EU-Kommission bezifferte die notwendigen Mittel auf rund 350 Milliarden Euro, davon 100 Milliarden Euro kurzfristig. Ende 2022 schätzte die Weltbank die Kosten aber schon auf über 500 Milliarden Euro. [6] Angesichts der russischen Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur verdrängten bei Konferenzen in Berlin, London und Paris Sofortmaßnahmen die langfristige Wiederaufbauplanung. [7] Lediglich in der Debatte über die strukturelle Umsetzung der Zusammenarbeit mit der Ukraine zeichnete sich im Dezember 2022 Bewegung ab. So scheinen – entgegen der frühen EU-Ambitionen – die G7-Staaten mit einer »Multi-Agency Donor Coordination Platform« die koordinative Führung übernehmen zu wollen. [8]

Die Bundesregierung hatte mit einer Expertenkonferenz im Oktober 2022 den Faden von Lugano aufgenommen. Die Konferenz sollte eine belastbare Strategie der EU für

40 /// FAZIT JULI 2023
Wiederaufbau der Ukraine

diese »Kraftanstrengung für Generationen« entwerfen und eine Geberkonferenz vorbereiten. [9] Die konkreten Vorarbeiten für eine deutsche Rolle beim Wiederaufbau sind dabei auch in den betreffenden Ministerien angelaufen. Im federführenden Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wurde unlängst eine Projektgruppe Ukraine gegründet, auch im Bundeswirtschaftsministerium, im Bundesbauministerium und bei der Staatsministerin für Kultur und Medien diskutiert man mögliche Beiträge. Ähnlich wie in der EU-Kommission stehen für die Bundesregierung derzeit aber noch der laufende Krieg und die unmittelbare Nothilfe für Geflüchtete im Vordergrund. Strategisch müsse sich der Wiederaufbau aus Sicht der Bundesregierung auf die zukünftige Sicherheit der Ukraine und deren Europäisierung konzentrieren, den Schwerpunkt bei der Finanzierung sieht sie auch bei privatwirtschaftlichem Investment. Erste gedankliche Vorarbeiten leistete auch die deutsche Wirtschaft, die sich einen »grünen, innovativen und EU-orientierten« Wiederaufbau wünscht. [10]

Die ukrainische Regierung und die Zivilgesellschaft haben eine klare, wenn auch nicht deckungsgleiche Vorstellung vom Wiederaufbau. Bemerkenswert ist, mit welcher Dynamik und intellektuellen Tiefe Ukrainer in- und außerhalb des Landes trotz des Kriegsalltags an diesen Themen arbeiten. Gleiches kann von der internationalen Gemeinschaft nicht gesagt werden. Insbesondere auf Ebene der EU-Institutionen und der Mitgliedstaaten mangelt es nach Lugano an Dynamik. Es fehlen eine Konkretisierung des weiteren Vorgehens, verbindliche finanzielle Zusagen und Personalentscheidungen.

Zentralisierung und Erschöpfung: Politik und Gesellschaft der Ukraine im Krieg

In den westlichen Wiederaufbaudebatten dominieren die Fragen danach, wie die enormen Mittel für eine solche Kampagne aufzubringen sind, wie diese verwaltet werden sollen und wer die politische Führung übernimmt. Eine marginale Rolle spielen bisher die innerukrainischen Voraussetzungen des Wiederaufbaus. Nach den bemerkenswerten militärischen Erfolgen des ersten Kriegsjahres herrscht ein stark gestiegenes Vertrauen in die ukrainische Führung, in die einst für ihre Schwäche belächelten Institutionen und vor allem in die Zivilgesellschaft, der eine besondere Rolle beim Wiederaufbau zukommen soll. Allerdings hat der Krieg diese Akteure und ihr Zusammenspiel stark beeinflusst, weshalb hier im Hinblick auf einen erfolgreichen Wiederaufbau eine tiefere Analyse angebracht ist.

Auf institutioneller Ebene hat der Krieg eine Tendenz zur Stärkung der Exekutive gegenüber den anderen Verfassungsinstitutionen begünstigt, die bereits vor der Invasion zu beobachten war. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte sich so schon bis Ende 2021 die Kritik progressiv-liberaler Kräfte zugezogen, er würde einer Art »populistischem Autoritarismus« anhängen. [11] Dafür sprach seine Nutzung der bereits großen Machtfülle des Präsidentenamtes und der absoluten Parlamentsmehrheit seiner Partei Sluga Narodu zum Ausbau von Präsidialamt und Sicherheitsrat zu faktisch der Gewaltenteilung entzogenen Machtzentren. Hinzu kam der Ausbau der Medienmacht des Präsidenten, zuletzt durch das »Anti-Oligarchengesetz«. [12] Während diese Schritte vor dem Krieg eher zur Konfrontation mit den anderen Gewalten und zu niedrigen Umfragewerten für Selenskyj führten, halfen ihm der Kriegskontext und das Kriegsrecht bei der Umsetzung dieser Ziele. Selenskyj ist heute ein unumstrittener Oberbefehlshaber mit sehr hoher Popularität, er dominiert nach der Zusammenschaltung der großen TV-Sender kurz nach Kriegsbeginn im »Telemarathon« den öffentlichen Raum und muss sich derzeit weder bedeutsamer politischer Opposition noch unbequemer institutioneller Einschränkungen erwehren.

Für den Wiederaufbau ist diese Machtstellung des Präsidenten, die auch nach einem möglichen Friedensschluss lange Schatten werfen wird, nicht unproblematisch. Es ist bereits ersichtlich, dass die Präsidialadministration ihre eigene Version eines Wiederaufbaus entworfen hat, der es an Inklusivität und an Rückbezug auf das 2014 vereinbarte Reformprogramm mangelt. So wurde der hastig entworfene Nationale Wiederaufbauplan im Grunde unter nur symbolischer Mitarbeit der Zivilgesellschaft verfasst und weist daher vor allem eine starke Neigung zu politisch nützlichen Großprojekten auf. [13] Das Parlament, das sich vor Februar 2022 trotz der Mehrheitsverhältnisse eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt hatte, wird seit Kriegsbeginn immer mehr vom Präsidialamt dominiert. Die meisten Gesetze – auch im Bereich der von der EU geforderten Reformen – werden ohne politische Debatte im Rekordtempo verabschiedet. [14] Als Kontrollinstrument, das gerade für einen gerechten und effektiven Wiederaufbau dringend

Bemerkenswert ist, mit welcher Dynamik und intellektuellen Tiefe Ukrainer in- und außerhalb des Landes trotz des Kriegsalltags an diesen Themen arbeiten.

FAZIT JULI 2023 /// 41 Essay von André Härtel

Die Beziehung zwischen Zentrum und Regionen spielt im politischen System der Ukraine eine zentrale Rolle und hat sich in den Jahrzehnten seit der Unabhängigkeit immer mehr zur Sollbruchstelle eines funktionierenden Staatsaufbaus entwickelt.

notwendig wäre, droht die Verchovna Rada auszufallen. In eine ähnliche Richtung gehen die administrativen Reformen, die der Präsident trotz des Krieges im Bereich des Regierungsapparates anstrengt. Beobachter kritisieren das populistische Beharren des Staatsoberhauptes auf einer massiven Verschlankung des Apparats, die bereits im vergangenen Jahr zu einer funktional kaum nachvollziehbaren Fusion mehrerer Ministerien führte. [15] Hier stellt sich die Frage, mit welchen Ressourcen sich die staatlichen Institutionen an der verwaltungstechnischen Großaufgabe des Wiederaufbaus beteiligen sollen. Die Beziehung zwischen Zentrum und Regionen spielt im politischen System der Ukraine eine zentrale Rolle und hat sich in den Jahrzehnten seit der Unabhängigkeit immer mehr zur Sollbruchstelle eines funktionierenden Staatsaufbaus entwickelt. Daher ist sie auch für den Wiederaufbau von zentraler Bedeutung. Seit 2014 hat das Land eine Dezentralisierungsreform eingeleitet, die Subsidiarität und finanzielle Autonomie auf Gemeindeebene entscheidend gestärkt hat. Der Erfolg der Dezentralisierung gilt als eine der Grundlagen des erfolgreichen Abwehrkampfes der Ukrainer gegen die russische Invasion und für die anhaltende Stabilität des Landes. [16] Die neue Machtbalance wurde allerdings von einem Großteil der politischen Eliten des Zentralstaates noch nicht verinnerlicht. Gerade Präsident Selenskyj und seinen engsten Vertrauten wird ein konfrontatives Verhalten gegenüber lokalen Eliten wie den mächtigen Bürgermeistern der Großstädte nachgesagt. Diese werfen dem Zentrum vor, die Beziehungen zu den Regionen und Kommunen stark zu politisieren und den Dezentralisierungsprozess auszubremsen. Der Konflikt hat sich während des Krieges durch zunehmende Ressourcenknappheit und den Durchgriff des Präsidenten über Militärverwaltungen auf die lokale Ebene noch verstärkt. [17] Für ein Gelingen des Wiederaufbaus braucht es sowohl starke lokale Eigenverantwortung als auch ein funktionierendes Zusammenspiel zentraler und regionaler wie lokaler Körperschaften und Eliten.

Die westliche Vorstellung eines inklusiven Wiederaufbaus hebt stets auf die zentrale Rolle der ukrainischen Zivilgesellschaft ab. In der Tat hat sich die Zivilgesellschaft des Landes insbesondere nach der »Revolution der Würde« von 2014 eine Stellung innerhalb des politischen Systems erarbeitet, die im postsowjetischen Raum und darüber hinaus einzigartig ist. Nach 2014 wurden spezialisierte NGOs teilweise in den politischen Institutionenlauf eingebunden. Der Krieg hat die Zivilgesellschaft allerdings stark beeinträchtigt. Einerseits gab es eine Verschiebung weg von professionalisierten NGOs hin zu Freiwilligen, [18] andererseits ist die überwiegende Mehrzahl der zivilgesellschaftlich Aktiven heute in den Kriegsalltag, die Unterstützung der Armee und die Bewältigung der humanitären Kriegsfolgen eingebunden. Überlastung und organisatorische Defizite sprechen derzeit eher gegen die der Zivilgesellschaft pauschal zugedachte Rolle beim Wiederaufbau. In jedem Fall müsste bereits jetzt erheblicher Aufwand betrieben werden, um die notwendigen Aufnahmekapazitäten für die enormen Mittel zu schaffen, die für den Wiederaufbau notwendig werden. Freiwillige müssten darin geschult werden, Organisationen zu gründen, Anträge zu stellen und größere Projekte zu implementieren. Letztlich ist von entscheidender Bedeutung, die Zusammenarbeit zwischen zentralstaatlichen, regionalen sowie lokalen Behörden und der Zivilgesellschaft zu verbessern. Bei aller berechtigten Kritik an den defizitären staatlichen Institutionen ist es eine Illusion, dass ein nachhaltiger Wiederaufbau durch eine einseitige Konzentration auf nicht-staatliche Akteure gelingen kann. Die internationale Gemeinschaft sollte deshalb auf ein schnelles Vorantreiben der ukrainischen Verwaltungsreform drängen, die Rekrutierung und Ausbildung professioneller Bürokraten durch spezifische Projekte fördern und Kapazitäten für inklusive Trialoge schaffen.

Zukunftsstrategie: Das Dreieck Wiederaufbau, Reformen, EU-Beitrittsprozess

Aus Sicht des neutralen Beobachters war die Vergabe des EU-Kandidatenstatus an die Ukraine am 23. Juni 2022 eine erstaunliche Entwicklung – vor allem, weil die Umsetzung des Assoziierungsabkommens von 2014 bis zum Kriegsbeginn 2022 ins Stocken geraten war. So ging es Präsident Selenskyj, ähnlich wie seinem Vorgänger Petro Poroschenko, vor allem um den mittelfristigen Machterhalt. Die entscheidende Reform des Justizwesens beispielsweise wurde nur bis zu dem Punkt von der Regierung unterstützt und vorangetrieben, ab dem die Interessen der Abgeordneten der präsidentiellen Mehrheitsfraktion beziehungsweise der Angehörigen des Präsidialamtes bedroht waren. [19] Mit der Generalstaatsanwaltschaft und dem mächtigen Inlandsgeheimdienst steuerte der Präsident der Autonomie der von der internationalen Gemeinschaft stark unter-

42 /// FAZIT JULI 2023 Wiederaufbau der Ukraine

stützten neuen Antikorruptionsinstitutionen geschickt entgegen. Der Krieg verstärkte diesen Trend und führte zu einer schleichenden, größtenteils jedoch unbeabsichtigten Entfernung von den 2014 für sämtliche Politikfelder vereinbarten Reformen. Die EU stand dieser Entwicklung vor dem Krieg mehr oder weniger machtlos gegenüber. Da eine Mitgliedschaft nicht zur Debatte stand und sich in der Ukraine der Eindruck verfestigte, dass mehr als ein Assoziierungsabkommen mittelfristig nicht realistisch sei, war die Konditionalitätspolitik der Union ausgehöhlt. Diese Entwicklung ist durch den Krieg noch verstärkt worden, da der erfolgreiche Abwehrkampf das Selbstbewusstsein der Ukrainer gegenüber der Außenwelt noch verstärkt hat und man Brüssel in der moralischen Bringschuld sieht. Der voraussichtlich Hunderte Milliarden Euro teure Wiederaufbau der Ukraine muss in diesem Spannungsfeld zwischen der limitierten Reformbereitschaft ukrainischer Eliten und fehlender Konditionalität externer Akteure analysiert werden. Im Zweifel tragen die enormen Mitteltransfers dazu bei, eine von den derzeitigen Kreisen um Präsident Selenskyj entworfene exklusive Version der Entwicklung der Ukraine zu verwirklichen und über lange Zeit festzuschreiben. Für die EU ist ein baldiger Beginn des Beitrittsprozesses aus diesen Gründen fast schon alternativlos. Er ist wohl die einzige Möglichkeit, die Verwendung der jetzt schon investierten Ressourcen in Form von Waffen und Budgethilfen in einem festgesetzten rechtlichen Rahmen zu kontrollieren. Dies trifft umso mehr auf die Wiederaufbaumittel zu –hier hatten Vertreter der ukrainischen Zivilgesellschaft schon vor der Entscheidung über den Kandidatenstatus betont, dass nur ein Beitrittsverfahren dafür sorgen könne, dass die Mittel in der Ukraine nicht zweckentfremdet werden. [20] Die Risiken bleiben erheblich. Auch ein Beitrittsverfahren bliebe wohl stark von geopolitischen und moralischen Fragen und damit hohem öffentlichen Druck überschattet, der entsprechende negative Spielraum ukrainischer Regierungen hoch. Um sich aus dieser Zwangslage zu befreien, bleibt der EU im Grunde nur die Option einer Neugestaltung des Beitrittsverfahrens. So ließe sich darüber nachdenken, den Weg zur formalen Mitgliedschaft abzukürzen, für viele der zu erwartenden Beitrittsvorteile – wie etwa den Zugriff auf Strukturfonds –aber längere Übergangsfristen einzuführen. Ein alternativer Ansatz wäre, zweigleisig zu fahren und der Ukraine jenseits des üblichen EU-Beitrittsverfahrens langfristige Unterstützung im sicherheitspolitischen Bereich zuzusichern (über sogenannte Security Compacts [21] bis hin zu Sicherheitsgarantien von EU-Mitgliedern). So könnte die Union den Beitrittsprozess wie in der Vergangenheit glaubhaft als Anpassungsprozess gestalten – ohne sich der Kritik auszusetzen, man erkenne die historische Tragweite der Unterstützung Kyjiws nicht. Die EU gewönne somit auch mehr strategischen Zugriff auf den Wiederaufbau und könnte die ukrainische Regierung wieder stärker auf das Reformprogramm von 2014 verpflichten.

Schluss

Nach mehr als einem Jahr Krieg stellen sich die Kriegsparteien und ihre Verbündeten zunehmend auf eine langfristige, mehrjährige Konfrontation ein. Auch aus diesem Grund genießt das Thema Wiederaufbau der Ukraine derzeit keine Priorität. Die westlichen Partner der Ukraine, darunter auch die EU-Institutionen und die Mitgliedstaaten, denken derzeit stärker in Sofortmaßnahmen, um das unmittelbare Überleben des ukrainischen Staates zu sichern. Der Wiederaufbau des Landes, als »Jahrhundert-Projekt« beschworen, sollte trotzdem auf der Agenda der internationalen Gemeinschaft bleiben. Die Ukrainer brauchen die Vision einer besseren Zukunft, um den Kampf gegen die russische Invasion durchstehen zu können. Die westlichen Partner des Landes sollten daran interessiert sein, dass die Nachkriegsukraine nicht durch dauerhafte Instabilität oder autoritäre Tendenzen zum politischen Bumerang für das europäische Projekt wird. Deshalb sollten vor allem die europäischen Partner der Ukraine schon jetzt in Strategie und Kapazitäten einer Wiederaufbaukampagne investieren und diese eng mit dem 2014 begonnenen Reformprojekt und einem zügig zu beginnenden EU-Beitrittsverfahren verknüpfen. n

Fußnoten

[1] Vgl. The Kyiv Security Compact. International Security Guarantees for Ukraine: Recommendations, 13.9.2022, Link: http://www.president.gov.ua/storage/j-files-storage/01/15/89/41fd0ec2d72259a561313370cee1be6e_1663050954.pdf.

[2] Vgl. Benno Zogg, Lugano Conference: A First Step Towards Ukraine’s Recovery, 21.7.2022, Link: http://www.shrmonitor. org/lugano.

[3] Siehe die englischsprachige Präsentation des Plans unter Link: http://www.urc2022.com/urc2022-recovery-plan.

[4] Siehe die »Lugano-Deklaration« bzw. das »Civil Society Manifesto« 2022 unter Link: https://manifesto.org.ua/eng.

[5] Vgl. Weltbank/Regierung der Ukraine/Europäische Kommission, Ukraine Rapid Damage and Needs Assessment, August 2022, Link: https://reliefweb.int/attachments/ef17d9002057-4094-9c37-3f4ff0b0b93b/EN%20full.pdf.

[6] Vgl. Ukraine: »Die Entwicklung von 15 Jahren ist ausgelöscht«, Interview mit Anna Bjerde, Vizepräsidentin der Weltbank, 3.12.2022, Link: http://www.diepresse.com/6223189.

[7] Vgl. Stefan Brändle, Geberkonferenz im Ukraine-Krieg: Was in Paris beschlossen wurde – und was nicht, 13.12.2022, Link: http://www.fr.de/-91973865.html.

[8] Vgl. Delegation der EU in der Ukraine, G7 Leaders’ Statement, 14.12.2022, Link: http://www.eeas.europa.eu/delegations/ukraine/g7-leaders%E2%80%99-statement-0_en.

[9] Vgl. Bundesregierung, Namensbeitrag Scholz und von der Leyen: Ein Marshallplan für die Ukraine, 24.10.2022, Link: http://www.bundesregierung.de/-2137442.

[10] Vgl. Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, Rebuild Ukraine: Proposals of the German Business Community for the Reconstruction and Modernization of the Ukrainian Economy, 20.9.2022, Link: http://www.ost-ausschuss.de/sites/default/ files/page_files/2022-10-12%20PM%20Ukraine_Dossier%20 Recovery%20Ukraine.pdf.

[11] Vgl. z.B. Oleksyj Haran, In der Ukraine erwächst die Gefahr des politischen Autoritarismus (Übers. d. Verf.), 7.10.2021, Link: https://dif.org.ua/en/article/v-ukraini-vinikla-zagroza-populistskogo-avtoritarizmu-oleksiy-garan.

[12] Vgl. Kira Rudik, Ukraine’s Anti-Oligarch Law: President Zelenskyy’s Populist Power Grab?, 15.11.2021, Link: http:// www.atlanticcouncil.org/blogs/ukrainealert/ukraines-anti-oligarch-law-president-zelenskyys-populist-power-grab.

[13] Vgl. bspw. Irina Egorchenko/Elisaveta Tschepetelnikova, Wiederaufbauplan für die Ukraine: Was damit im Bereich Höhere Bildung und Wissenschaft nicht stimmt (Übers. d. Verf.), 10.7.2022, Link: https://zn.ua/EDUCATION/plan-vosstanovlenija-ukrainy-chto-v-nem-ne-tak-s-vysshim-obrazovaniem-i-naukoj.html.

[14] Vgl. Sergej Benedisjuk, Turboregime für Europa. Wie die Rada plant, den Gesetzgebungsprozess anzupassen – und ob die EU das braucht (Übers. d. Verf.), 4.1.2023, Link: http://www.eurointegration.com.ua/rus/articles/2023/01/4/7153530.

[15] Vgl. Die Regierung plant, den Staatsapparat um das Dreifache zu verkleinern. Experten nennen die Risiken (Übers. d. Verf.), 15.6.2022, Link: https://zn.ua/POLITICS/vlasti-sobirajutsja-sokratit-hosapparat-v-tri-raza-eksperty-nazvali-riski. html.

[16] Vgl. bspw. Oleksandra Keudel/Oksana Huss, National Security in Local Hands? How Local Authorities Contribute to Ukraine’s Resistance, Ponars Eurasia Policy Memo 825/2023, Link: http://www.ponarseurasia.org/wp-content/ uploads/2023/01/Pepm825_Keudel-Huss_Jan2023.pdf.

[17] Vgl. Man versucht, die Bürgermeister in eine Machtvertikale zu integrieren. Dabei sind wir einfach eine andere Machtebene (Übers. d. Verf.), 26.11.2022, Link: https://zn.ua/UKRAINE/ merov-pytajutsja-vstroit-v-vertikal-a-my-prosto-druhoj-uroven-vlasti-filatov.html.

[18] Vgl. Marko Bajanov, Freiwillige: Wir brauchen alle Gerechtigkeit (Übers. d. Verf.), 22.11.2022, Link: https://zn.ua/social_secutity/volontery-vsem-nam-nuzhna-spravedlivost.html.

[19] Vgl. z.B. Brian Bonner, Riaboshapka: Zelensky Has Lost His Way, 30.4.2020, Link: http://www.kyivpost.com/ukraine-politics/riaboshapka-zelensky-has-lost-his-way.html; Isabelle Khurshudyan/Praveena Somasundaram, Zelensky Removes Security Head, Top Prosecutor in High-Level Shake-Up, 18.7.2022, Link: http://www.washingtonpost.com/world/2022/07/17/ ukraine-bakanov-venediktova.

[20] Vgl. Push Forward Reforms in Ukraine and Maintain Faith in Europe. Joint Letter by Ukrainian NGOs, 2.6.2022, Link: http://www.eurointegration.com.ua/eng/articles/2022/06/2/7140485.

Vorliegender Text von André Härtel erschien erstmals am 6. März dieses Jahres in der Zeitschrift APuZ 10-11/2023 (Aus Politik und Zeitgeschichte; Krieg in der Ukraine) unter der Creative Commons Lizenz »CC BY-NC-ND 3.0 DE«. APuZ ist das Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung. bpb.de

[21] Vgl. Gustav Gressel/Nico Popescu, The Best Defence: Why the EU Should Forge Security Compacts with Its Eastern Neighbours, European Council on Foreign Relations, ECFR Policy Brief, 3.11.2020, Link: https://ecfr.eu/publication/ the-best-defence.

FAZIT JULI 2023 /// 43 Essay von André Härtel

Alexander Drexler-Mohr wurde am

August

Er besuchte das Caneri-Gymnasium, wo er vor 15 Jahren Stephanie kennenlernte, mit der er seit Mai verheiratet ist. Nach dem Zivildienst und diversen Jobs im Verkauf und im Eventbereich studiert er zurzeit berufsbegleitend Marketing und Sales an der FH-Campus-02 und ist hauptberuflich parlamentarischer Mitarbeiter. 2021 gründete er mit Markus Zisser den Souvenirshop »Mei Graz« in der Franziskanergasse.

24. 1997 in Graz geboren.

Fazitbegegnung

Volker Schögler trifft

Alexander Drexler-Mohr

Souvenier, Souvenier

Die Franziskanergasse lebt. Junge Unternehmer wie Alexander Drexler-Mohr (25) und Markus Zisser (32) hauchen der schmalen, in den letzten Jahren etwas heruntergekommenen Verbindungsgasse zwischen dem Grazer Hauptplatz und dem Franziskanerplatz frisches Leben ein. Ihr Souvenirshop »Mei Graz« ist eines von vier neuen Geschäftslokalen, die die Attraktivität der einstigen Nahversorgergasse im Kälbernen Viertel heben sollen. Statt Fleisch, Eiern und Gemüse gibt es hier heute Naturkosmetik, Patisseriewaren, Nudeln plus Wein und eben Graz-Souvenirs.

Warum gerade Souvenirs? Drexler-Mohr: »Ursprünglich war die Idee, den Weihnachtsmarkt am Schloßberg mit einem eigenen Stand mit Holzsouvenirs zu ergänzen. Das wurde aber wegen Corona abgesagt. Im Gespräch mit Markus stellte sich heraus, dass er Kontakt zur Fairtrade-T-Shirt-Branche hatte. Textil und Holz haben einen gemeinsamen Bezug, nämlich Nachhaltigkeit. So ergab sich die Zusammenarbeit.« Als ihnen im zweiten Lockdown auch noch ein Geschäftslokal in der Franziskanergasse angeboten wurde, gründeten sie die »We attract the City OG« und sperrten im Jänner 2021 den Laden unter dem Markennamen »Mei Graz« auf.

Da beide dem Zeitgeist entsprechend Wert auf Qualität, Fairness, Regionalität und Nachhaltigkeit legen, handeln sie auch mit entsprechenden Produkten, die in drei Kategorien einteilbar sind. Zunächst Textilprodukte: T-Shirts aus Biobaumwolle, Hoodies, Socken oder Babybodys, jeweils mit originellem Graz- oder Steiermarkbezug, gestaltet von jungen Künstlern aus Graz. Dann Holzprodukte: Vom einfachen kleinen Kreisel bis zu Modellen wie die riesige Burg Hochosterwitz, vom funktionstüchtigen Spielzeug wie Minikatapulten bis zum 58-teiligen Uhrturmbausatz, allesamt hergestellt vom Partnerbetrieb »Wood Heroes«. Schließlich Genussprodukte: etwa Graz-Gin mit 42,1 Prozent (weil auf den Schloßberg ingesamt 421 Stufen führen), Bienen-

wachspapier, Schokolade aus Graz oder Biobier von der Affenberger Brauerei. Klassiker wie Schneekugeln oder Graz-Tassen deuten auf das Zielpublikum hin: »60 Prozent unserer Kunden sind Touristen und ein Großteil des Rests ist auf Geschenksuche für jemanden, der nicht mehr in seiner Heimat lebt.« Das Geschäft ist daher äußerst saisonal, weshalb im Jänner Betriebsurlaub gemacht wird, während Ostern eine starke Zeit ist, wie auch die Sommersaison von Juni bis September sowie die Weihnachtszeit, wenn die Glühweinstände am Hauptplatz und am Franziskanerplatz die Massen anlocken. Für beide Jungunternehmer ist es nicht der Hauptberuf. Zisser betreibt mit »Der Klub« ein Lokal im Univiertel und ist Sachbearbeiter in Teilzeit beim Land Steiermark, Drexler-Mohr ist seit dem Vorjahr parlamentarischer Mitarbeiter beim Nationalratsabgeordneten Christoph Stark, der auch Bürgermeister von Gleisdorf ist. Als Landesschulsprecher, als Landesobmann der steirischen Schülerunion und als Generalsekretär der Aktionsgemeinschaft in Graz hat sich Drexler-Mohr schon früh die ersten politischen Sporen verdient.

Wegen ihrer Hauptberufe sind die »Mei Graz«-Gründer nur einoder zweimal pro Woche selbst im Geschäft, daher gibt es zwei Teilzeitangestellte, die von Dienstag bis Samstag jeweils von 10 bis 18 Uhr die Stellung halten. Hilfreich für die Vorbereitungen und die Umsetzung der Pläne waren und sind jedenfalls auch Alexanders Erfahrung im Eventbereich, mit verschiedenen Jobs etwa beim Grazathlon, beim USI-Fest oder beim Aufsteirern, sowie Markus´ Knowhow aus der Gastrobranche.

Das Alexander indirekt auch haben müsste, zumal sein Vater Gerald Landschbauer langjähriger Betreiber des Lokals »Eschenlaube« ist. Und weil wir gerade bei der Familie sind: Den Doppelnamen führt Alexander erst seit Mai, als er seine Stephanie geheiratet hat. Deren Vater hat auch einen tollen Job. Er ist Landeshauptmann. n

FAZIT JULI 2023 /// 45 Menschen
Foto: Andreas Pankarter

Mut zur Selbständigkeit

Von der Idee bis zur eigenen Marke

Selbstständigkeit ist für einige Menschen der Weg, sich »ständig selbst zu leben«. Die eigenen Talente auszuleben, seinen Sehnsüchten zu folgen, seinen eigenen Weg und sein Arbeitsumfeld zu gestalten, können Motivatoren sein. Aber auch eine starke Mission und Vision, für die man noch keinen Schauplatz in bestehenden Organisationen sieht. Nichtsdestotrotz entscheiden sich viele Menschen, eher den Vorstellungen anderer zu folgen, als sich selbst zu verwirklichen. Angst, als egoistisch gesehen zu werden, Angst zu scheitern, Angst vor Ablehnung, Angst vor Widerständen können dazu beitragen. Stabilität von außen zu bekommen versus sich immer wieder den sicheren Rahmen selbst zu geben, können ebenfalls ausschlaggebend sein. Durch unsere Sozialisation, aus uns nützliche und angepasste Mitglieder einer Gesellschaft zu machen, wissen die meisten von uns gar nicht mehr, wer sie wirklich und was ihre eigenen Bedürfnisse sind. Träume, Sehnsüchte und Talente liegen manchmal unter einem großen Berg der Anpassung begraben. Auch wenn wir wissen, was uns selbst gut täte, wenn wir unsere Bedürfnisse kennen und im Einklang mit diesen leben wollen, fehlt uns oft der Mut und das nötige Selbstvertrauen für die Selbstverwirklichung und Selbstfindung.

Starke Vision und Mut, den eigenen Weg zu gehen

Ein Gespräch von Carola Payer mit Tim Nöhrer, dem Designer und Hersteller seiner eigenen Balance-Boards

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

Der Weg von Tim Nöhrer hat schon sehr früh begonnen. Mit elf Jahren hat er das erste Longboard mit seinem Vater gebaut. Dann sind viele verschiedenen Boards daraufgefolgt. Unter Anleitung von Videos haben sie experimentiert. 30 Bords wurden so für die Eigennutzung und für Freunde gebaut. Es war ein Hobby, das mit Taschengeld und Unterstützung der Eltern finanziert wurde. Dann reifte irgendwann der Traum, etwas Eigenes zu bauen und zu vermarkten. Tim Nöhrer: »In der Corona-Zeit habe ich die Longboards einfach mal als »Balance Board« missbraucht und dann in diese Richtung zu entwickeln begonnen. Meine Freundin hat die Boards bemalt. Da reifte die Idee, diese einfach in der Wohnung aufzuhängen. Eine Konstruktion mit Magneten und Wandhalterungen wurde designt und schon konnte das Balance-Board auch als Kunstwerk verwendet werden. Kunst und Bewegung zu verbinden, war immer mein Ziel. Eine Kombination zu finden, wo meine Freundin Lena den künstlerischen Part erfüllen kann und ich eben den sportlichen Teil. In der Corona-Zeit habe ich das Ganze dann verfeinert und professionalisiert, das Produkt zur Marktreife gebracht und begonnen, die Boards zu verkaufen. Mein Ziel war immer schon, mit 18 Jahren ein eigenes Unternehmen zu gründen. Silvester 2020 auf 2021 ist

»Angst vor dem Scheitern hatte ich nie. Ich habe alles ohne finanzielle Risiken gemacht und aus dem Cashflow immer wieder neue Schritte finanziert.
Da bleibe ich flexibel und frei.«
46 /// FAZIT JULI 2023 Managementserie Erfolg braucht Führung
Fotos: Marija Kanizaj, Lena Potzinger
TIM NÖHRER

mir die Website abgestürzt und da habe ich die ganze Nacht wie wild gearbeitet, um diese wieder zu reparieren. Somit habe ich mein Ziel umgesetzt und mit Jänner 2021 mein Unternehmen angemeldet und die Boards auf den Markt gebracht.«

Originalität leben

Selbstverwirklichung kann mit dem inneren Dialog beginnen: Was erfüllt mich von innen? Wofür brenne ich? Was ist mir wirklich wichtig? Worüber kann ich nicht mehr aufhören zu sprechen? Wo springt und lacht mein Herz? Was möchte ich der Welt geben? Worauf möchte ich am Ende meiner Tage zurückblicken? Tim Nöhrer hat mit seinem Produkt schon einen sichtbaren Fingerabdruck seiner Originalität hinterlassen. Dabei wurde er auch immer von seiner Familie unterstützt und bestärkt. Zweifler gab es eher im weiteren Umfeld. Tim Nöhrer: »Ich war immer fasziniert von coolen Marken aus dem Snowboard- oder Surfbereich. Ziel ist es, von meinem Business auch gut leben zu können. Um mein Unternehmen gut weiter entwickeln zu können, braucht es auch eine sehr gute Vermarktung. Deshalb habe ich auch eine Marketingausbildung begonnen um auch diesen Bereich im Unternehmen zu professionalisieren.«

Von der Selbstverwirklichung zur Vernetzung auf Augenhöhe

Die eigenen Stärken und die eigene Individualität und Originalität gut zu kennen, ist auch die Basis für gute Vernetzung und Kooperationsgestaltung. Die eigenen Grenzen werden so bewusster und

Nahtstellen zu Kooperationspartnern klarer. Tim Nöhrer: »Momentan produziere ich noch alles selbst, aber ich bin gerade dabei, die Produktion auszulagern. Es gibt schon einige konkrete Partner, mit denen ich in Verhandlungen stehe. Die ersten 300 Boards habe ich selber gemacht. Den Druck macht eine Druckerei in Fürstenfeld. Ich habe mir für die Produktion sogar eine eigene spezielle Presse gebaut. Einige Prototypen waren dafür erforderlich, bis ich die richtige Variante gefunden hatte. Auf der künstlerischen Ebene habe ich mit meiner Freundin die 'Feminine Energy'-Kollektion produziert und mit einem Freund die 'Landscape'-Kollektion. Letztes Jahr kam ein Surffotograf als Partner dazu, mit dem eine limitierte Kollektion mit drei verschiedenen Designs entstanden ist. Meine Vision ist es, dass ich mit Freunden, coolen Menschen und Persönlichkeiten an einer Sache gemeinsam arbeite, diese umsetze und am Ende damit Geld verdiene. Es inspiriert mich, meine Gedanken und Ideen auszuprobieren. Einiges klappt, vieles auch nicht!«

Keine Angst vorm Scheitern und klares Risikomanagement

Tim Nöher bezeichnet sich derzeit als »mega happy«. Er sucht gerade jemanden, der ins Unternehmen mit einsteigt, in weiterer Folge auch einen Investor. Er freut sich daran, täglich neues dazuzulernen. Tim Nöhrer: »Angst vor dem Scheitern hatte ich nie. Ich habe alles ohne finanzielle Risiken gemacht und aus dem Cashflow immer wieder neue Schritte finanziert. Da bleibe ich flexibel und frei.« Derzeit arbeitet Tim Nöhrer zwei bis drei Tage in der Werkstätte, um Boards zu bauen. Die restlichen Tage verbringt er mit der Direktvermarktung der Balance-Boards, dem Planen von Märkten und Messen, Buchhaltung, Vertrieb, Social Media und organisatorischen Themen.

Mit Glitzern in den Augen Bewegung jederzeit ermöglichen Tim Nöhrer erzählt mit Glitzern in den Augen: »Unsere jetzige Mission ist es, Bewegung in den Alltag zu integrieren. Schnell mal das Brett von der Wand abhängen, den Rücken stärken und die Knie durchstrecken und dann wieder weiterarbeiten. Es ist mein Traum, eine weltweite Bewegung aufzubauen, die Sport, Kunst und Bewegung mit dem Balance-Board in den Alltag integriert. Wir wollen einfach die Hemmschwelle für Bewegung runtersetzen bzw. Bewegung einfach zugänglich machen. Da jedes Board auch ein kleines Kunstwerk ist und an der Wand hängt, ist es auch schnell verfügbar. Balance-Boards beanspruchen die tiefe Muskulatur, egal ob man sich beim Zähne putzen einfach draufstellt oder zwischen zwei Businessterminen spezielle Übungen, nach Anleitung oder mit Absprache des Physiotherapeuten, durchzuführt!« »Ride your Art« soll ein lustvoller und freier Ansatz sein, Bewegung zu jeder Zeit in den Alltag zu integrieren. Das bewirkt das Aufheben jeglicher Einschränkung sich nicht bewegen zu können. Es gibt keine Ausrede mehr! Und: Das Ganze auf einem Balance-Board, das auch künstlerisch ein Augenschmaus ist. n

Ride Your Art

Balance-Boards von Tim Nöhrer

8071 Hausmannstätten, Hochfeldweg 22

rideyourart.com

FAZIT JULI 2023 /// 47 Managementserie [61]

Grazer Bestattung: ein Friedhof als Naherholungsgebiet

Naturbestattungen bieten eine ökologische und außergewöhnliche Alternative zu den klassischen Bestattungsformen. Immer mehr Menschen möchten sich naturnah bestatten lassen. Die Grazer Bestattung will mit dem Projekt „Klimafreundlicher Parkfriedhof“ mehr Menschen diese Möglichkeit geben.

Im Rahmen des Projekts wird die Grazer Bestattung den bestehenden Urnenfriedhof gen Osten erweitern. Ziel ist es einerseits, die bestehende Friedhofsfläche aufzuwerten und andererseits dem immer stärker werdenden Wunsch der Grazer Bevölkerung nach naturnahen Bestattungsformen nachzukommen.

Es entsteht so eine etwa ein Hektar große Grünfläche, inmitten der Wohn- und Industriezone, die das Gelände umgibt. Die Anrainer können die Ruhe- und Grün-Oase daher als Ort der Erholung nutzen, der aktuell im Viertel noch fehlt.

Die Gestaltung soll möglichst viele verschiedene Menschen ansprechen und Aufmerksamkeit erregen. Der neue Friedhof soll also nicht nur Friedhofsbesucher ansprechen, sondern auch die Erholungssuchenden. Ein Wasserfall, eine Blumenwiese und verschiedene Rundwege geben der Ruhestätte einen Parkcharakter.

Das Projekt bringt auch mehr Nachhaltigkeit ins Viertel. Die neuen Photovoltaikanlagen werden den Energieverbrauch der Parkbeleuchtung und der Wasserbrunnen sichern. Mit den zahlreichen CO2 speichernden Holz- und Straucharten trägt der neugestaltete Friedhof zur ökologischen Aufwertung bei. Das Gelände kann so eine „grüne Lunge“ der Stadt bilden. Damit wird der neue Urnenfriedhof zum stadtklimafreundlichen Parkfriedhof.

Im ausgewachsenen Zustand können die vielen neuen Bäume:

- rund 150 m³ Sauerstoff pro Tag produzieren

- bis zu 600.000 l Wasser pro Tag verdunsten

- eine flächige Abkühlung der Temperatur unter Baumkronen von 2 bis 3 °C erzielen

- bis zu 1.800.000 Staubteilchen absorbieren

- bis zu 1.500 kg CO2 pro Jahr binden

- Die Kühlleistung eines Baumes beträgt zwischen 20 und 30 Kilowatt

FAZIT JULI 2023 /// 49
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Gayatri Malhorta/Unsplash
Der ausgebaute Friedhof hat einen Parkcharakter und kann zur Naherholung genutzt werden.

Kurz & News

Starkes Ergebnis für steirischen Wintertourismus

Ein Blick auf die letzte Wintersaison zeigt eine erfreuliche Tendenz. 1.725.186 Gästeankünfte im Winter 2022/23 bedeuten ein Plus von 32,2 % im Vergleich zum Winter 2021/22 und ein Minus von 3,6 % zum letzten Vor-Covid-Winter 208/19. „Die Bilanz der Wintersaison ist äußerst positiv und zeigt, dass wir wieder auf dem hohen Niveau liegen, das wir vor Corona hatten“, so LRin Barbara Eibinger-Miedl. „Besonders positiv haben sich unsere internationalen Nahmärkte mit einem noch nie dagewesenen Wert von 2.656.374 Nächtigungen entwickelt. Deutschland, Tschechien, Niederlande, Polen und Slowakei haben dabei neue Rekordnächtigungen generiert“, sagt Michael Feiertag, GF der Steirischen Tourismus und Standortmarketing GmbH.

Großer Andrang bei Ukraine-Jobmesse

Das AMS und die WKO Steiermark veranstalteten am 31. Mai unter dem Motto „Your Job in Styria“ wieder eine Jobmesse für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. „Momentan sind rund 800 geflüchtete Menschen aus der Ukraine beim AMS als arbeitsuchend gemeldet oder absolvieren eine Schulung, davon sind drei Viertel Frauen. Bei der neuerlichen Jobmesse führten wir sie mit Betrieben zusammen und fördern so tatkräftig die Aufnahme einer Beschäftigung in Österreich. An einem Ort gebündelt stand ihnen zudem ein umfassendes Beratungsangebot zur Verfügung, um bei persönlichen Anliegen etwa zu Sprachkursen, der Anerkennung von Qualifikationen oder der Kinderbetreuung weiterzuhelfen“, betont AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe.

Regio Bus baut Angebot im Südosten aus

Der Südosten von Graz ist eine der am stärksten wachsenden Regionen Österreichs. Diese Entwicklung hat es notwendig gemacht, den Busverkehr gänzlich neu zu organisieren und dabei das Angebot massiv auszubauen. Zentral ist dabei eine lückenlose Anbindung der S-Bahn und die Neuplanung der Verbindungen zwischen Ost und West im Regio Bus-Verkehr. Eine neue Linie verbindet Raaba und Hart über die Ragnitz mit dem LKH. „Mit dem neuen Fahrplankonzept bieten wir ein dichteres Angebot auf den Hauptachsen von und nach Graz und neue tangentiale Verbindungen. Mit diesem verbesserten Fahrplan können wir noch mehr Menschen von einem Umstieg vom Auto zu unseren Öffis überzeugen“, versichert Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang.

50 /// FAZIT JULI 2023
Fotos: STG / Jesse Streibl, Foto Fischer, Brandimages

Wir investieren in die Zukunft!

Die SPÖ Graz-Umgebung/Voitsberg hat am 14. Juni im Rahmen einer Pressekonferenz auf die im Landtag beschlossenen Verbesserungen in der Kinderbildung und -betreuung aufmerksam gemacht. In den kommenden fünf Jahren investiert das Land Steiermark in diesem Bereich 270 Millionen Euro.

Zu den wichtigsten Punkten des Gesetzespakets gehören:

- Stufenweise Senkung der Gruppengröße von 25 auf 20 Kinder

- Verbesserungen für Elementarpädagogen und -pädagoginnen

- Ausbau des Angebots und Ausweitung der Öffnungszeiten

- Geringere Beiträge für Eltern durch die Sozialstaffel in den Kinderkrippen

- Entlastungen für Tageseltern und Städte/Gemeinden

Alle Neuerungen werden mit dem Kinderbetreuungsjahr 2023/24 in Kraft treten. SPÖ Regionalvorsitzende LRin Ursula Lackner freut sich: „Alle Kinder in der Steiermark verdienen die besten Bildungschancen. Als Sozialdemokraten ist das für uns ein Herzensanliegen. Vor allem darf Bildung nicht von der Geldbörse abhängen. Darum ist die Einführung der Sozialstaffel in Kinderkrippen besonders wichtig. Angesichts der aktuell immer noch viel zu hohen Inflation ist das eine wichtige finanzielle Entlastung für Familien.“

Auch für die Städte und Gemeinden bringt das neue Gesetz zahlreiche Verbesserungen. So gibt es mehr finanzielle Mittel für den Ausbau der Kinderbildung und -betreuung in allen steirischen Regionen. Viele sozialdemokratisch regierte Städte und Gemeinden gehen hier mit gutem Beispiel voran. Ein gutes Beispiel dafür ist Voitsberg, denn in der weststeirischen Stadt gibt es schon sechs Kinderbetreuungseinrichtungen. Bgm. Bernd Osprian verweist auf die Vorteile, welche die zusätzlichen Finanzmittel für den Ausbau der Kinderbetreuung mit sich bringen: „Ein gut ausgebautes Angebot in der Kinderbildung und -betreuung, mit entsprechenden Öffnungszeiten ist inzwischen ein wesentlicher Standortfaktor geworden.“

LRin Ursula Lackner präsentierte mit Bgm. Werner Baumann von Seiersberg-Pirka (li.) und Bgm. Bernd Osprian von Voitsberg das umfangreiche Gesetzespaket des Landes zur Verbesserung der Kinderbildung und -betreuung.

Kurz im Gespräch mit

Was hat die heurige Landesweinprämierung ausgezeichnet?

Die Siegerehrung der besten Weine der Steiermark ist traditionell einer der nervenaufreibendsten Events für die heimische Weinszene. Wie kaum ein anderes Jahr zuvor schrieb diesmal das Drehbuch eine überaus spannende Dramaturgie, schafften es doch einige engagierte Newcomer neben renommierten Weinbaubetrieben ins Finale. 2.049 Weine wurden diesmal eingereicht, von einer Fachjury blind verkostet und bewertet. 108 Weine schafften es in die Endrunde, 18 hiervon wurden in den einzelnen Kategorien als steirische Landessieger finalisiert.

Welchen Beitrag leistet das DAC-System für den steirischen Wein?

Besonders stark bei der Landesweinbewertung vertreten waren mit über 1.400 Proben jene Weine, die nach dem neuen Herkunftssystem gekeltert wurden und in der Broschüre mit dem Kürzel DAC gekennzeichnet sind. In den Kategorien, wo DAC-Weine eingereicht werden konnten, war deren Anteil bereits bei über 87 Prozent. Für Konsumenten bedeutet das Kürzel DAC, dass die Weine mit einer 100-prozentigen Herkunftsgarantie ausgestattet sind und auch herkunftstypisch sind.

Welche aktuellen Trends hat das jüngste Roséweinfestival in Graz aufgezeigt?

Beim 3. internationalen Roséweinfestival präsentierten 32 der besten Rosé- und Schilcherwinzer in der Aula der Alten Universität Graz ihre feinsten Weine. Längst sind Roséweine nicht nur Sommerweine, sondern haben ganzjährig Saison und sind besonders vielfältige Speisebegleiter. Mit der autochthonen Sorte „Blauer Wildbacher“, aus welcher der bekannte Schilcher gekeltert wird, hat die Steiermark hier schon früh eine Vorreiter-Rolle übernommen.

FAZIT JULI 2023 /// 51
Foto: Anna Stöcher
Fotos: SSPÖ GU

Referierten am Raiffeisen-Agrarsymposium (v.l.n.r.) Martin Schaller, Ariane Pfleger, Josef Hainzl, Martina Prutsch, Rainer Stelzer, Irene Gombotz, Peter Stachel und Josef Rohregger.

Agrargipfel zu Landwirtschaft im Umbruch

Welche Chancen bietet Innovation für die heimische Landwirtschaft?

Diese Frage bewegte die rund 450 Besucher und Besucherinnen beim steirischen Raiffeisen Agrarsymposium. Zum steirischen Agrargipfel unter dem Motto „WIR denkt Zukunft – Innovation als Chance für unsere Landwirtschaft“ luden AR-Präs. Josef Hainzl und Gen.-Dir. Martin Schaller mit dem Vorstandsteam der RLB Steiermark.

Vor dem Hintergrund sinkender Betriebszahlen verwies Hainzl auf aktuelle Herausforderungen, wie die Nachhaltigkeits- und Klimaziele. „Deshalb ist Innovation so wichtig, denn es braucht neue Wege in der Agrarwirtschaft“, hielt Hainzl fest. Für Schaller ist Innovation einer der großen Hebel, um nachhaltige Lösungswege zu finden. „Neue Ideen sind immer dann gefragt, wenn die alten Rezepte nicht mehr greifen. Innovation ist aber mehr als nur eine gute Idee, sie braucht auch eine starke Umsetzung“, sagte Schaller. Raiffeisen treibt die eigene Weiterentwicklung voran. „Raiffeisen will dafür ein ‚Center of Gravity‘ in der Steiermark sein, denn wir sind inmitten von zentralen Zukunftsthemen Vorbild und Vorreiter“, erklärte Schaller weiter.

Innovationen für neue Lösungen

Ariane Pfleger, Vorstandsdirektorin für Transformation der RLB Steiermark, lieferte gemeinsam mit Junglandwirtin Martina Prutsch, Innovationsberater Peter Stachel sowie Irene Gombotz von den „Jungen wilden Gemüsebauern“ im Innovationsgespräch konkrete Beispiele für lösungsorientiertes Handeln. „Innovativ zu handeln ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern mit Blick auf die künftigen Generationen essenziell“, so Pfleger. Raiffeisen treibt daher Innovationen etwa im Digital Banking voran und setzt parallel in der persönlichen Beratung vor Ort neue Maßstäbe, etwa in speziellen ESG-Workshops für Unternehmen. Ein weiteres Beispiel ist die Gründung von regionalen Energiegenossenschaften.

Auszeichnung für GastroBotschafterinnen

44 steirische Wirtinnen, die mit viel Leidenschaft und Engagement einen langjährigen Beitrag für die heimische Gastronomie leisten, wurden mit der Goldenen Wirtinnenrose ausgezeichnet.

Alle zwei Jahre würdigt die Sparte Tourismus der WKO Steiermark heimische Wirtinnen, die auf eine über 30-jährige Karriere im weiß-grünen Gastgewerbe zurückblicken, mindestens 55 Jahre alt sind und besondere Verdienste für die steirische Gastlichkeit erworben haben. Überreicht wurde die Wirtinnenrose von Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, WKO-Steiermark-Präs. Josef Herk und hochrangigen WKO-Funktionären. Auch die Tourismus-„Urgesteine“ Ex-WKO-Präsident Peter Mühlbacher und Karl Wratschko zollten den Leistungen der Unternehmerinnen Beifall.

Ausdruck der Wertschätzung

„Mit ihrem unermüdlichen Einsatz und ihrer Gastfreundschaft sind die heimischen Wirtinnen wichtige Botschafterinnen des Genusslandes Steiermark. Mit der Wirtinnenrose wollen wir ihr großes Engagement entsprechend würdigen“, betonte EibingerMiedl. „Die steirischen Wirtshäuser sind ein wichtiger Pfeiler der regionalen Wirtschaft und leisten einen Beitrag zur regionalen Lebensqualität“, betonte WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk.

Ins selbe Horn stießen die Branchenvertreter Johann Spreitzhofer, Alfred Grabner und Klaus Friedl: „Wir möchten uns auf diesem Wege für das wertvolle Engagement bedanken, dass die Wirtinnen in den Regionen Tag für Tag auf Neue beweisen.“ „Das Bild, das die Wirtinnen mit ihrem Einsatz nach außen vermitteln, ist auch ganz wesentlich, wenn es darum geht, den passenden Nachwuchs zu finden“, unterstrich Friedl. Die Verleihung der Wirtinnenrose hat langjährige Tradition und ging heuer zum 40. Mal über die Bühne. Insgesamt wurden rund 1.500 steirische Wirtinnen ausgezeichnet. Die Anstecknadel aus Gold wird in der Steiermark hergestellt.

Verleihung der Wirtinnenrose (v.l.n.r.) Klaus Friedl, Hans Spreitzhofer, WKO-Präs. Josef Herk, Annemarie Neureiter, Barbara Fuchs, LRin EibingerMiedl und Alfred Grabner.

52 /// FAZIT JULI 2023
Foto: Hannes Loske Anzeige F oto:
Steiermark / photoworkers
RLB

Steirische Landessieger 2023 im Schaufenster

Die jährliche Landesweinbewertung ist für die steirischen Weinbaubetriebe ein Sprungbrett, um nationale und internationale Aufmerksamkeit zu erhalten. Auch der Jahrgang 2022 konnte mit feiner Fruchtigkeit und Qualität überzeugen.

Der Andrang der steirischen Weinbauern zum Wettbewerb brach auch heuer wieder alle Rekorde. „An der Bewertung können alle geprüften steirischen Qualitätsweine teilnehmen. Um aber ins Finale zu kommen, muss eine Mindestweinmenge vorhanden sein“, so Weinbauchef Werner Luttenberger. Außerdem muss in den meisten Sortengruppen der klassisch-steirische, extra trockene Weinausbau mit weniger als 13 Vol.-Proz. Alkohol eingehalten werden.

Knock-out beim Semifinale und Finale

„Das extrem strenge Auswahlverfahren zeigt, wie schwierig es ist, mit einem Wein das Semifinale sowie das Finale zu erreichen oder gar Landessieger zu werden“, betont Luttenberger. Die Finalverkostungen jeder Sorte bzw. Kategorie werden nach der Platzziffernmethode durchgeführt. Hier stehen sämtliche Finalweine Glas an Glas und müssen direkt verglichen und beurteilt werden. „Die besten steirischen Weine werden in der begleitenden Broschüre in allen Kategorien vorgestellt, um die Kaufentscheidung zu erleichtern und auf weniger bekannte Betriebe aufmerksam zu machen“, erklärt der Weinbaudirektor. Bei vielen Sorten oder Sortengruppen musste aufgrund der Menge ein Semifinale durchgeführt werden, um die endgültigen Finalweine zu erkosten. Den Einzug in das Semifinale schafften 17 Prozent bzw. 354 der teilnehmenden Weine.

Bewerb für Riedenweine sehr beliebt

Der Bewerb der Lagenweine erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Die für die Burgunder- und die Sauvignon-Gruppe nominierten Weine müssen eine so hohe natürliche Reife aufweisen, dass sie mindestens 13 Vol.-Proz. besitzen. Weiters müssen sie mindestens ein Jahr alt und trocken ausgebaut sein. Sowohl biologischer Säureabbau als auch Holzeinsatz sind möglich. Immerhin 139 Burgunder und 113 Sauvignons stellten sich dem Wettbewerb, in dem die zwei Landessieger ermittelt wurden. Für Schilcher mit Orts- oder Riedenbezeichnung gemäß der DAC-Regelungen wurde heuer eine eigene Kategorie geschaffen. 54 Weine ritterten in dieser Kategorie um den Premierensieg.

Über den Titel „Weingut des Jahres“ freuten sich Andrea und Andreas Posch vom Weingut Posch, das die meisten Punkte in der Landesweinbewertung erzielen konnte.

Die Landessieger 2023:

Welschriesling DAC, Weingut Giessauf-Nell, Klöch

Weißburgunder DAC, Weingut Marko Ottenberg, Ehrenhausen

Morillon DAC, Weingut H. u. R. Albrecher, Leutschach

Sauvignon Blanc DAC, Weinhof-Winzerhaus Oswald, Großklein

Muskateller Eichberg DAC, Weingut Adam-Lieleg, Leutschach

Riesling DAC, Weingut Müller Klöch, Klöch

Scheurebe Urbanus, Weinhof Leitner, G. Pesendorf

Schilcher Klassik DAC, Weinhof Johann Reicher, St. Bartholomä

Schilcher Ried Gaiseregg, Weingut Wiedersilli, Wies

Sauvignon Blanc Gamlitz DAC, Weingut Buschenschank Tinnauer, Gamlitz

Grauburgunder DAC, Weinhof Platzer, Tieschen

Gewürztraminer Reserve, Panoramaweinhof Strablegg-Leitner, Arnfels

Trockenbeerenauslese, Weingut Stefan Potzinger, Gabersdorf

Sauvignon Blanc Ried Kogelberg DAC, Weingut Assigal, Leibnitz

Chardonnay Reserve Ried Hollerberg DAC, Posch. Wein gut zum Lesen, Pischelsdorf

Schilcher Sekt Brut, Weingut Lex Langmann, St. Stefan / Stainz

Zweigelt Eruption Rot, Weinhof Ulrich, St. Anna / Aigen

ZW BW Rotwein Cuvée, Weinbau-Buschenschank Labanz, Oberhaag

Als „Weingut des Jahres 2023“

wurde das Weingut Posch. Gut zum Lesen, Pischelsdorf, ausgezeichnet.

FAZIT JULI 2023 /// 53
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Raiffeisen Bausparkasse feiert 525.000. Wohntraum

In Deutschlandsberg wurde am. Juni das 525.000. von der Raiffeisen Bausparkasse finanzierte Eigenheim gefeiert. Die Festivität fand bei der Familie Größbauer in Bad Gams im Garten ihres Einfamilienhauses statt. Ebenso vertreten waren Günter Krainer, Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Schilcherland, RLB-Vorstandsdirektor Rainer Stelzer sowie Hans-Christian Vallant, GF der Raiffeisen Bausparkasse (RBSK). Musikalisch umrahmt wurde das Fest von der Marktmusikkapelle Bad Gams. Für Krainer ist die Nähe zu den Kunden ausschlaggebend für die beste Finanzierungsberatung. „Als regionaler Vertriebspartner der Bausparkasse kennen wir unsere Kunden. Wir beraten sie umfassend in allen Aspekten ihrer Immobilienfinanzierung“, so Krainer.

Neuer Vorstandsvorsitzender der Brau Union

Hans Böhm (51) übernimmt ab 1. September 2023 als Nachfolger von Klaus Schörghofer die Funktion des Vorstandsvorsitzenden der Brau Union Österreich. In seiner aktuellen Funktion als Managing Director von Heineken Niederlande war Hans Böhm für den Aufbau eines starken Marken-Portfolios verantwortlich und hat bedeutende Markteinführungen verwirklicht. Persönlich hat der Vater von drei erwachsenen Töchtern einen starken Bezug zu Österreich: Bereits seit über 40 Jahren verbringt er jährlich Urlaube in Österreich. Böhm meint: „Ich freue mich, ab September die Geschäfte der Brau Union Österreich zu leiten – immerhin handelt es sich um den stolzen Marktführer in Österreich, in dem Land, das meine Familie als zweite Heimat betrachtet.“

Vorstandsteam der Steiermärkischen bestätigt

Der Aufsichtsrat der Steiermärkische Bank und Sparkassen AG hat in der Sitzung vom 6. Juni die Wiederbestellung aller Vorstandsmitglieder für die jeweils maximal mögliche Funktionsperiode beschlossen. Gerhard Fabisch übt weiterhin die Funktion des Vorsitzenden des Vorstandes aus, die spätestens mit 31. Mai 2025 endet. Georg Bucher beendet seine Vorstandsfunktion spätestens per 31. Mai 2028. Oliver Kröpfl und Walburga Seidl werden für die Funktionsperiode bis 31. Mai 2029 wieder als Vorstandsmitglieder bestellt. „Der erfolgreiche Weg und die positive Entwicklung der Steiermärkische Bank und Sparkassen AG sind Beleg für die hervorragende Leistung des Vorstandes und aller Mitarbeiter“, betont der AR-Vors. Friedrich Santner.

Mit Stabilität und Innovation auf Erfolgskurs

Für die Knapp AG war es ein herausforderndes, aber erneut sehr erfolgreiches Geschäftsjahr. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnte das Technologieunternehmen das hohe Umsatzwachstum der letzten Jahre fortführen. Das sehr gute Ergebnis im Wirtschaftsjahr 2022/23 ermöglicht weitere Investitionen in neue Technologien und in den Ausbau der Standorte. Den globalen Mastertrends folgend setzt Knapp mit Innovationen immer wieder Trends in der Intralogistik. „Unsere Lösungen reichen von intelligenten Pick-Robotern über vollautomatische Systeme für die Versorgung von Lebensmittelfilialen bis hin zu selbstfahrenden Roboter-Flotten für innerbetriebliche Transporte. Automatisierung kann so den Arbeitskräftemangel abmildern“, sagt Knapp-COO Franz Mathi.

54 /// FAZIT APRIL 2023 54 /// FAZIT JULI 2023
Fotos: Werner Krug, RBSK, Knapp / Marija Kanizaj, Marjoleine Brons

Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl mit dem Philosophen Peter Sloterdijk beim Pfingstdialog 23 auf Schloss Seggau.

Pfingstdialog 23: „The

European Way of Life“

Beim elften Pfingstdialog Ende Mai stellten sich 80 Vortragende und Experten – darunter Paul Lendvai, Peter Peter Sloterdijk oder Ulrike Ackemann – die Frage nach der Zukunft des „European Way of Life“. Unterschiedlichste Diskussionsrunden vertieften einzelne Aspekte der scheinbar unendlichen Debatte.

Eine schlüssige Definition der europäischen Lebensweise zu finden, scheint zu Beginn des Pfingstdialogs undenkbar. „Es ist etwas Besonderes, dass Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Kirche, aus Wissenschaft und Forschung und aus der jungen Generation miteinander die großen Fragen unserer Zeit diskutieren“, stellt Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl schon bei der Eröffnung fest.

In seiner Keynote zeichnete Paul Lendvai eine Bestandsaufnahme des „European Way of Life“. Er fordert dazu auf, der Polarisierung und Radikalisierung der Gesellschaft durch populistische Kräfte stärker entgegenzutreten: „Trotz allem ist die Europäische Union eine Erfolgsgeschichte.“

Gemeinsam mit Ulrike Ackermann, Direktorin des John Stuart Mill Instituts, und Elisabeth Tichy-Fisslberger, Richterin am EUGH, diskutierte Christoph Grabenwarter, Präsident des Verfassungsgerichtshofs, über die Gefahren, die es zu überwinden gilt, um die Werte der liberalen Demokratie für die europäische Identität weiter zu sichern.

Daran anschließend referierte Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl über die Berührungspunkte zwischen dem christlichen Glauben und der europäischen Lebensweise. Dabei betonte er vor allem die Wichtigkeit von Einigkeit und Gemeinsamkeit, auch in Krisenzeiten. Was Europa teilt, ist eine Geschichte. Doch lernen wir aus den vergangenen Fehlern? Über diese Frage philosophierten Zeithistoriker Helmut Konrad (Universität Graz), Historiker Helmut Longerich (University of London), die Direktorin für Kriegsfolgenforschung des Grazer Ludwig Boltzmann Instituts, Barbara StelzlMarx, und die Direktorin des Haus der Geschichte Österreich, Monika Sommer. Das Ergebnis: Nicht nur Individuen können aus der Geschichte lernen, sondern auch die Gesellschaft.

Am zweiten Tag folgen weitere Diskussionsrunden. Die Ökonomen Birgit Bednar-Friedl, Gabriel Felbermayr und Monika Köppl-Turyna diskutieren mit Georg List von AVL und dem Energieexperten Karl Rose über den Wirtschaftsstandort Europa.

Auch das Thema Digitalisierung spielt in der europäischen Lebensweise eine zentrale Rolle. Florian Frauscher vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft fasste die Diskussion wir folgt zusammen: „Wir sollten uns von neuer Technologie nicht fürchten, das tun wir in Europa und besonders in Österreich sehr gerne.“

Zum Grübeln bringt die Keynote von Meisterdenker Peter Sloterdijk, in denen er Europa mit Prometheus, einer Figur aus der griechischen Mythologie, vergleicht. In der abschließenden Diskussionsrunde wird – passend zum Thema – über den Anspruch und die Wirklichkeit von Europa und der Welt geredet. Es herrscht ein Konsens: Die Beziehung zwischen Europa und den Vereinigten Staaten verbindet einige Grundwerte, die Zusammenarbeit ist unabdingbar.

Landesrätin Eibinger-Miedl schließt den geistreichen Pfingstdialog: „Ich bin überzeugt davon, dass es unser aller Aufgabe ist, für diese europäischen Werte nicht nur schöne Worte zu finden, sondern auch einzustehen, wenn es weh tut.“ Der Pfingstdialog 2023 wirft genauso viele Fragen auf, wie er versucht hat zu beantworten. Herwig Hösele betont in seiner Schlussreflexion, dass ein Gefühl dafür entstanden sei, was die europäische Lebensweise ausmache. Am Ende stehe das Ergebnis aber auf der gleichen Basis, wie jene, auf der die Diskussionen begonnen hätten.

Europa hat gemeinsame Grundwerte, die unter Beschuss stehen: Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte.

FAZIT JULI 2023 /// 55
F oto: Foto Fischer

Bank Burgenland: Wir sehen uns als Nahversorger.

Klaus Kranner – Landesdirektor der Bank Burgenland für die Steiermark – will die Bank Burgenland Filiale in Graz als Nahversorger für alle Finanzdienstleistungen verstanden wissen und setzt auf regionale Nähe zu den Kunden. Außerdem verrät er, welche Anlageprodukte

gerade attraktiv sind und worauf die Bank Burgenland zukünftig setzt.

Wie haben sich die strengeren Regeln für die Vergabe von Wohnbaukrediten ausgewirkt?

Die neuen Vergabestandards haben einen rund 50 %igen Rückgang bei privaten Wohnbaufinanzierungen zur Folge. Aufgrund des sprunghaft gestiegenen Baupreisindex sowie des Zinsanstiegs gehen wir weiterhin von einer deutlichen Reduktion der Nachfrage und Vergabe von Wohnbaukrediten aus. Wir als Bank Burgenland haben auch vor der Einführung der neuen Regel eine konservative Kreditvergabe verfolgt und uns bei der Beurteilung der Kreditwürdigkeit nicht auf starre Kennzahlen, sondern auf die individuelle Situation unserer Kunden und deren familiärer Unterstützungsmöglichkeiten konzentriert. Wir sind der Meinung, dass die Regulatorik diesen Spielraum wieder zulassen sollte.

Wie entwickeln sich die Kredit- und Sparzinsen?

Die Kunden – insbesondere die jüngeren – haben mit diesem rasanten Zinsanstieg natürlich nicht gerechnet. Sie haben die Niedrigzinsphasen der letzten zehn Jahre erlebt. Derzeit bewegen wir uns mit Leitzinsen von 4 Prozent und Kreditzinsen von rund fünf Prozent in einem neutralen Kreditzinsumfeld. So hatten wir zum Beispiel in den Achtzigern Kreditzinsen von über 10 Prozent. Des einen Glück ist des anderen Leid. Die Zinsanhebungen durch die EZB haben dazu geführt, dass Anleihen, Festgelder und Spareinlagen

wieder attraktiver werden. Auch wir als Bank Burgenland bieten in diesem Bereich eine Vielzahl von Anlageprodukten an. Unsere Kunden haben die Möglichkeit, zwischen mündelsicheren Pfandbriefen mit 3 %iger Verzinsung bei einer Laufzeit von fünf Jahren oder einer Wohnbauanleihe mit 3,25 % (KESt-frei) zu wählen. Wer nicht auf Einzeltitel setzen möchte, kann bereits ab 50 Euro monatlich in Fonds investieren.

Stichwort Digitalisierung: Wie sieht aus Ihrer Sicht das Bankgeschäft der Zukunft aus?

Wir sehen uns als Nahversorger für Finanzdienstleistungen aus einer Hand mit unserem zentralen Standort in der Jungferngasse in der Grazer Innenstadt. Wir nehmen uns Zeit für unsere Kunden, stellen Fragen, hören zu, unterstützen sie und freuen uns mit ihnen, wenn sie erfolgreich tätig sind. Denn wir spüren, dass Kunden das persönliche Gespräch mit ihrem Kundenbetreuer suchen, wenn es um Themen wie Wohnbaukredite oder Veranlagungen geht. Wenngleich die Digitalisierung auch im Bankgeschäft weiter Einzug hält und wir unser digitales Angebot stetig ausbauen, sind wir vom stationären Vertrieb über unsere Filiale im Herzen von Graz überzeugt. Ob online oder vor Ort: Als verlässlicher und kompetenter Partner setzen wir auch in Zukunft auf beides.

56 /// FAZIT JULI 2023
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Landesdirektor Steiermark Klaus Kranner MBA
Burgenland

Das mobile Gady Landmaschinenservice

Der unkomplizierte Ablauf und die rasche Verfügbarkeit machen das mobile Gady Landmaschinenservice besonders attraktiv. Wenn der Fehler gefunden ist, wird entschieden, ob das Problem sofort und vor Ort gelöst werden kann oder ob die Maschine abgeschleppt werden muss.

Komfortabel, schnell und flexibel

Die Mitarbeiter der mobilen Werkstätte führen auch regelmäßige Servicearbeiten an Maschinen direkt am Hof durch. „Das ist sehr komfortabel und bedeutet eine immense Zeitersparnis, wenn der Traktor nicht in die Werkstatt gebracht werden muss. Die mobilen Servicebusse sind eine innovative Weiterentwicklung unseres Kundenservice, der schon immer unter der Prämisse stand, beste Leistung zu liefern“, sagt GF Philipp Gady. Die Gady Landmaschinen Servicebusse sind in Lebring, Krieglach, Fehring sowie Deutsch Goritz stationiert, die zentrale Leitstelle befindet sich in Fehring. Mit den mobilen Werkstätten will die Gady Family die Steiermark und das Südburgenland abdecken, um so eine lückenlose Serviceleistung für den Bereich Landmaschinen zu bieten. Ziel ist, schnell beim Kunden zu sein und rasche Hilfe bieten zu können.

Bei Anruf kommt der Bus

Ein kurzer Anruf beim Gady Landmaschinen-Servicecenter unter der Nummer 0699 16004199 reicht, um das Expertenteam auf den Weg zu bringen. Unter der Notfallnummer 0699 16004099 ist außerhalb der Geschäftszeiten der Bereitschaftsdienst erreichbar. In den Servicebussen selbst werden nicht nur top geschulte Techniker für Landmaschinen transportiert. Sie befördern auch Werkstattausrüstung für Service und Reparatur. Mit den rollenden Werkstätten ist auch die Direktlieferung von Ersatzteilen möglich. So müssen Kunden wegen eines kleinen Gebrechens oder wegen eines Ersatzteils nicht mehr extra in die Werkstatt fahren, sondern können das Problem gleich auf dem Hof – oder auf dem Feld – lösen.

(v.l.) Vize-Bgm. Judith Schwentner, Branddirektor Klaus Baumgartner und Alexander Podesser von GeoSphere haben die neue Messstation über dem Lendplatz eröffnet.

Mitten in der Stadt gibt’s Klima nach Maß

„Und nun zum heutigen Wetter in Graz, sonnig, 20 Grad“, hieß es am 19. Juni um 8 Uhr. Was daran besonders ist? Die Meldung stammt erstmals aus dem dicht verbauten innerstädtischen Bereich und gibt somit ein realistisches Bild von urbanen Bedingungen ab.

Die Gady Servicebusse kommen mit Technikern, Ersatzeilen und allem, was eine Werkstatt braucht.

Möglich wird dies durch eine neue Messstation, die von Vize-Bgm. Judith Schwentner, Branddirektor Klaus Baumgartner, Alexander Podesser von GeoSphere und dem städtischen KIS-Team (Klimainformationssystem) eröffnet wurde. Bei der Grazer Berufsfeuerwehr am Lendplatz thronen nun in 36 Meter Höhe modernste Messgeräte. Vorher stammten die Daten über Temperatur, Windstärke, Strahlung, Niederschlag und Co. von den Stationen der Universität Graz, dem Flughafen Graz und aus Straßgang − alles jedoch Örtlichkeiten, die von Grünflächen umgeben sind. GeoSphere sammelt und interpretiert im Auftrag der Stadt Graz die erhobenen Daten am neuen Standort. Somit werden realistische Infos direkt von einem innerstädtischen Hotspot geliefert.

Warnung vor Wetterextremen

Das hat ganz konkrete Vorteile für die Grazer Bevölkerung. Denn dadurch können auch Extremwetterereignisse schneller vorhergesagt werden und die Menschen somit besser gewarnt werden. Vize-Bgm. Judith Schwentner: „Ich freue mich sehr, dass Graz nun die erste Wetterund Klimamessstation im Zentrum bekommen hat. Wir erhalten so fundierte Daten zur Wetterlage in der Innenstadt und können schon in diesem Sommer sehr konkrete Auskunft über Tropennächte geben. Sie ist ein enorm wichtiger Beitrag, damit wir unsere Stadt klimagerechter und damit lebenswerter für die Zukunft gestalten können.“ Erste Auswertungen der Lufttemperatur der GeoSphere Austria zeigen bereits deutlich, dass die neue Messstation am Lendplatz im Tagesverlauf höhere Temperaturen misst als an der Station Graz Universität. Bei steigenden Temperaturen, insbesondere bei Hitzewellen, werden deutlich größere Temperaturunterschiede erwartet.

FAZIT JULI 2023 /// 57
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Vollautomatisiertes Laden von E-Autos mit „AC/DC“

Automatisierte Ladetechnologien ohne Ladekabel für Elektrofahrzeuge bieten viele Vorteile. Das Projekt „AC/DC“ hat es sich zum Ziel gesetzt, ein innovatives Flottenmanagement der Zukunft zu gestalten. Zentrales Thema ist hierbei die Entwicklung einer innovativen Ladetechnologie, die einen autonomen Ladevorgang mittels Laderoboter ermöglicht. Dieser verbindet sich automatisch mit dem Fahrzeug und startet den Ladevorgang, der nahezu verlustfrei mit bis zu 22 kW Ladeleistung verläuft. „Als Teil des Projektteams von AC/DC gestaltet die Energie Graz die Zukunft des emissionsfreien Fahrens aktiv mit. Wir freuen uns sehr, den ersten Laderoboter bei uns unter realen Bedingungen zu testen“, so die GF Boris Papousek und Werner Ressi.

225 Jahre Merkur Versicherung

Die älteste Versicherung Österreichs feierte am 17. Juni in der Grazer Messe ihr 225-jähriges Bestehen: Gedankt wurde jenen, die zum Erfolg beigetragen haben und mit Pioniergeist ihrer Zeit immer einen Schritt voraus waren. Aus dem ersten Start-up der Versicherungsbranche wurde eine der führenden Personenversicherungen. Partner und Wegbegleiter sowie zahlreiche Gäste folgten der Einladung. „Solidarität, Sicherheit und Stabilität sind von jeher die verbindenden Elemente. Durch das Wirken von Menschen, die mutig und neugierig waren, wurde das möglich, worauf wir heute mit Freude blicken: ein Unternehmen, das fit für die Zukunft ist. Der wahre Maßstab für unseren Erfolg ist die Kraft, die von innen kommt“, betonte CEO Ingo Hofmann.

Mit Bus, Bahn und Bim zum neuen Job

Der Verkehrsverbund Steiermark und das AMS Steiermark starteten Ende Mai gemeinsam die Infokampagne „Mit Bus, Bahn und Bim zum neuen Job“ und machen damit auf das öffentliche Verkehrsangebot in der Steiermark aufmerksam. „Gerade bei wesentlichen Veränderungen im Leben, wie zum Beispiel bei einem Jobwechsel, ist es wichtig, auf schnelle und unbürokratische Services zurückgreifen zu können. Eine solche Unterstützung ist uns mit der Kooperation von AMS und Verkehrsverbund Steiermark gelungen. Für Arbeitssuchende bietet die neue Broschüre die Möglichkeit, den Arbeitsweg in der Region mit den Öffis zu planen. Das schont das Geldbörserl und hilft CO2 einzusparen“, freut sich Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang.

Steirische Handelstalente im Rampenlicht

Beim großen Live-Wettbewerb der besten Handelslehrlinge traten im Finale heuer neun steirische Nachwuchstalente im Europasaal der WKO Steiermark gegeneinander an, nachdem sie zuvor mit kreativen virtuellen Bewerbungen ihre Tickets für das Event lösen konnten. Den ersten Platz – und damit auch den Titel „Junior Sales Champion 2023“ – sicherte sich Leon Heiling von der Musik Hammer GmbH. Aufs Stockerl schafften es Kim Sophie Kuntner (XXXLutz KG) und Lena Trummer (Modehaus Roth) auf den Rängen zwei und drei. „Die Rahmenbedingungen waren in den letzten Jahren nicht einfach, so viel ist klar. Umso schöner ist es zu sehen, wie viele junge Talente im steirischen Handel arbeiten“, betont Gerhard Wohlmuth, WKO-Spartenobmann des steirischen Handels.

58 /// FAZIT JULI 2023
Fotos: Foto Fischer, Verkehrsverbund Steiermark, Daniela Juwan, Chris Zenz

Kern engineering careers auf Wachstumskurs

Kern engineering careers, eines der erfolgreichsten Specialist Recruitingunternehmen Österreichs, setzt seinen Wachstumskurs in der Steiermark konsequent fort. Seit 2016 ist das Unternehmen mit Hauptsitz in Linz auch mit einem Büro in Graz vertreten.

Vor kurzem wurde der Standort im Herzen von Graz auf eine Bürofläche von mehr als 650 m2 verdoppelt. „Mit unserer hohen Expertise und Kompetenz bei der Talentsuche von Technikern und IT-Fachkräften haben wir in der Steiermark rasch Fuß fassen können. Begonnen haben wir hier vor sieben Jahren mit drei Mitarbeitern. Jetzt sind wir im Recruiting bereits mehr als 20 Mitarbeiter und rund 150 unserer technischen Spezialisten arbeiten in den steirischen Unternehmen“, erläutert Unternehmensgründerin und GF Bettina Kern die Investition in den Ausbau des Standortes Graz: „Wir arbeiten jeden Tag mit vollem Einsatz daran, Bewerbern den Einstieg in ihren persönlichen Traumjob zu ermöglichen. So können sie ihr Potenzial voll entfalten und heimische Unternehmen bekommen jene gefragten Spezialisten, die sie für die Verwirklichung ihrer Ziele benötigen.“

Personalspezialist für Automotivindustrie

Zur feierlichen Büroeröffnung konnte Kern-Area-Manager Tobias Glauninger mehr als 150 Gäste aus der steirischen Wirtschaft begrüßen. „Dank unserer großartigen Kunden haben wir es geschafft, dass wir der führende Personalspezialist für die steirische Automotivindustrie sind. Auf diese Partnerschaften wollen wir weiter aufbauen“, betonte Glauninger. Kern engineering careers wurde 2009 gegründet und hat sich auf die Vermittlung und Überlassung von Technikern und IT-Fachkräften spezialisiert. An den Standorten Linz, Steyr, Graz und Wien arbeiten aktuell mehr als 70 Mitarbeiter im Recruiting und Sourcing für die renommiertesten und größten Unternehmen Österreichs. Gemeinsam mit seinen technischen Spezialisten zählt das Unternehmen derzeit rund 400 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Das NEBA-Netzwerk unterstützt am Übergang Schule-Beruf!

NEBA steht Jugendlichen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder mit Ausgrenzungsgefährdung zur Verfügung.

NEBA begleitet alle Betroffenen bedarfsgerecht u.a. bei der Jobsuche oder dem Erhalt des Arbeitsplatzes und unterstützt auch Unternehmen bei der Personalakquise oder bei allfällig auftretenden Problemen.

Das sind die NEBA-Angebote für Jugendliche:

Jugendcoaching will ausgrenzungsgefährdeten Jugendlichen Perspektiven aufzeigen, die ihren Fähigkeiten entsprechen

AusbildungsFit hilft dabei, Basisqualifikationen und Social Skills nachträglich zu erwerben

Berufsausbildungsassistenz begleitet die Ausbildung im Betrieb und in der Schule

Arbeitsassistenz begleitet bei der beruflichen Erstintegration

Jobcoaching gibt individuelle Einschulung im neuen Unternehmen oder bei neuen Aufgaben

Wie komme ich zu den NEBA Angeboten?

NEBA wird österreichweit und kostenfrei von knapp 200 Partnerorganisationen angeboten.

Die NEBA Partner:innen und alle Informationen zu den NEBA Angeboten findet man unter www.neba.at

Besuchen Sie uns auf der SBim-Messe!

Berater:innen der NEBA Angebote stehen auch auf der SBim, der Messe für Schule und Beruf, von 19. bis 21.10.2023 in der Grazer Stadthalle zur Verfügung. www.sbim.at

Dort bekommt man auch Auskünfte zur AusBildung bis 18: Ziel der AusBildung bis 18 ist es, allen Jugendlichen eine Ausbildung zu ermöglichen, die über den Pflichtschulabschluss hinausgeht, um ihnen bessere Zukunftschancen mit auf den Weg zu geben.

https://ausbildungbis18.at/

FAZIT JULI 2023 /// 59
Anzeige F oto: Kern / Godina
Unternehmensgründerin und GF Bettina Kern mit Area Manager Tobias Glauninger
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FIT FÜR DIE ZUKUNFT
Sozialministeriumservice Beratung & Information

Staatliche Auszeichnung für Boehlerit

Das Unternehmen Boehlerit durchlief mit Claudia Schenner-Klivinyi von Sinnwin den geförderten Einführungs- und Verbesserungsprozess für die staatliche Auszeichnung für „Zertifizierung Beruf und Familie“. In Workshops wurden unter Mitwirkung von Geschäftsführung, Führungskräften und Mitarbeitern Vereinbarkeitsressourcen wieder bewusst gemacht und Verbesserungspotenziale erhoben sowie Ziele und Maßnahmen abgeleitet. Schenner-Klivinyi: „Mit dieser Zertifizierung sprechen Unternehmen als Arbeitgeber eine breitere Personengruppe als künftige Mitarbeiter an, bzw. halten bestehende Mitarbeiter langfristig im Unternehmen und wirken so dem Fachkräftemangel – auch in Zeiten der Veränderungen − besser entgegen.“

Landesrechnungshof-Kritik an Verein WIKI

Als im Vorjahr bekannt wurde, dass der Kindergartenverein über Jahre hinweg von den Eltern überhöhte Kindergartenbeiträge eingehoben hatte, wurde der Landesrechnungshof auf Antrag des Landtages mit einer Prüfung des Vereins WIKI „Wir Kinder, Bildung und Betreuung“ sowie der WIKI Kinderbetreuungs GmbH beauftragt. Nun liegen die Ergebnisse der LRH-Kontrolle vor, die eine Reihe von Kritikpunkten aufweist. Dass die Rückzahlung dieser Beiträge nur für Einrichtungen, die dem Sozialstaffelsystem des Landes unterliegen, nicht aber auch für Kindergkrippen und Horte erfolgte, stößt auf Kritik der Prüfer, ebenso wie die „schiefe Optik rund um das Tanzsportzentrum“ in Graz.

Neues Zentrum an der Montanuni Leoben

Aus den Infrastrukturmitteln des BMBWF wird an der Montanuni Leoben ein Zentrum für digitale Drucktechnologie entstehen. Die effiziente Herstellung von dehnbaren Leiterbahnen, elektronischen Schaltungen und Bauelementen gehört zum stark wachsenden Forschungsfeld der gedruckten Elektronik. Diese gilt als Schlüsseltechnologie für das Internet der Dinge, das Auto der Zukunft mit flexiblen Displays und Sensoren sowie die nächsten Generationen von Wearables. „Damit wollen wir einfach und kostengünstig elektrische Bauteile mit Hilfe von leitfähigen Tinten bzw. Pasten durch einfache Drucktechniken wie z. B. dem Tintenstrahloder Siebdruck herstellen“, erläutert Thomas Grießer vom Lehrstuhl für Chemie der Kunststoffe.

Neue modulare Hallen bei Leoben-West

Die positive wirtschaftliche Entwicklung Leobens spiegelt sich auch darin, dass erneut große Nachfrage nach den modular erweiterbaren Hallen besteht und Mitte Juni der Grundstein am Prettachfeld gelegt werden konnte. Die ersten Firmen sollen bereits im Herbst 2023 einziehen. Vorverhandlungen mit weiteren potenziellen Interessenten laufen. Bgm. Kurt Wallner bekräftigt: „Der Wirtschaftspark in Leoben-West bietet ideale Voraussetzungen für die Ansiedelung von Industriebetrieben. Große, bestmöglich aufgeschlossene Flächen, eine optimale Verkehrsanbindung, flexible und motivierte Arbeitskräfte sowie ein attraktives Wohnund Lebensumfeld – Standortfaktoren, die Leoben als Wirtschafts- und Innovationsmotor der Obersteiermark auszeichnen.“

60 /// FAZIT JULI 2023
Fotos: Foto Freisinger, LRH Stmk., cargo partner, aromatherapie.info

Montanuni Leoben investiert in Infrastruktur

Mit dem Beginn der Bautätigkeiten für das ‚Haus der Digitalisierung‘ am Campusgelände setzt die Montanuniversität Leoben den Ausbau ihrer Infrastruktur gezielt fort. Wie Rektor Wilfried Eichlseder erklärt, sollen vor allem für die geplanten Schwerpunkte im Bereich der Digitalisierung neue kompakte Einheiten geschaffen werden. „Wir wollen hier bewusst infrastrukturelle Maßnahmen treffen, die es uns ermöglichen, alle relevanten Lehrstühle und Forschungseinrichtungen in einem Gebäude zusammenzuführen, um ein effizientes Arbeiten zu ermöglichen“, so der Rektor. „Die Fertigstellung des neuen Gebäudes, das sich in unmittelbarer Nähe des erst jüngst eröffneten Studienzentrums befindet, ist für September 2024 geplant“, ergänzt Vizerektorin Martha Mühlburger

Die Essenz heilender Aromatherapie

Der Aromatherapie-Kongress „The Essence of Clinical Aromatherapy 2023“ in Edinburgh / UK war ein bemerkenswertes Ereignis, das den Teilnehmern eine Fülle an wertvollen Einblicken und Inspirationen bot. Über zwei Tage hinweg wurden faszinierende Vorträge zu einer Vielzahl von Aroma-Themen präsentiert. Auch die Grazerin Ingrid Karner hielt einen Vortrag zum Thema „Ätherische Öle im Spannungsfeld zwischen Therapie & Wellness“, dem etwa 300 Menschen vor Ort folgten und der in 32 Länder übertragen wurde. Neben den Vorträgen war es eine wertvolle Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen, und ermutigend zu sehen, wie Menschen aus verschiedenen Ländern sich zusammenschließen, um gemeinsam an einer gesundheitsorientierten Zukunft zu arbeiten.

Cargo Partner gewinnt Exportpreis 2023

Bei der Verleihung im Rahmen des „Exporters´ Nite 2023“ am 19. Juni konnte sich der internationale Transport- und Logistik-Anbieter cargo-partner den begehrten Exportpreis sichern. Die Fachjury prüfte die Performance des Unternehmens anhand der Geschäftskennzahlen und ernannte cargo-partner in der Kategorie „Transport & Verkehr“ zum Sieger. Stefan Krauter, CEO von Cargo Partner, zeigte sich sehr erfreut: „Diese Auszeichnung ist besonders erfreulich, zeigt sie doch, dass man als solide arbeitendes Unternehmen auch international ohne Weiteres reüssieren kann. Ohne das herausragende Engagement unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weltweit wäre der Gewinn des Exportpreises zum 40-jährigen Firmenjubiläum nicht möglich gewesen.“

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FAZIT JULI 2023 /// 61

Sozialfonds für Menschen in Leoben

Mehr als jeder 10. Leobener Haushalt ist auf Unterstützung durch die LE-Sozialcard angewiesen. Daher hat der Leobener Gemeinderat im Dezember 2022 die Einführung eines Sozialfonds für notleidende Leobener unter Beachtung des Prinzips „warm, satt und sauber“ beschlossen. Bgm. Kurt Wallner unterstreicht: „Soziales Engagement ist ein wichtiger Grundpfeiler, um gesellschaftliche Probleme zu lösen, Lücken im sozialen Miteinander zu schließen und Verantwortung für eine funktionierende Gesellschaft zu übernehmen. Daher ist es mir ein besonderes Anliegen, die Menschen mit ihren finanziellen Sorgen nicht allein zu lassen und, durch Mittel aus dem Leobener Sozialfonds, Hilfe in diesen herausfordernden Zeiten bereitzustellen.“

„Beruf und Familie“-Zertifizierung für RLB

Im feierlichen Ambiente des Palais Berg in Wien überreichte BM Susanne Raab der Vorstandsdirektorin der Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark, Ariane Pfleger, sowie dem RLB-Bereichsleiter für Human Resources (HR), Peter Krtschal, das staatlich geprüfte Zertifikat „berufundfamilie“. In der RLB Steiermark sind die drei wichtigsten Maßnahmen für die Zukunft die Etablierung eines professionellen Karenz-Managements, ein modernes Arbeitszeitmodell und Workshops zu Themen wie Diversität und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Die Freude über die Auszeichnung ist groß und ein Ansporn für die Re-Zertifizierung in drei Jahren. Wir werden für die laufende Weiterentwicklung als Arbeitgeber an diesen Themen dranbleiben“, erklärt Pfleger.

WB-Diskussion mit BM Martin Kocher

Rund 50 Personen folgten der Einladung des Steirischen Wirtschaftsbund und diskutierten mit BM Martin Kocher im Rahmen der WB-Reihe „Wirtschaft. Diskutiert.“ Zentrale Themen waren die Herausforderungen am Arbeitsmarkt sowie die Suche nach Möglichkeiten, das Leistungsprinzip in unserer Gesellschaft wieder stärker zu verankern. Besonders das Thema Vollzeitbeschäftigung sowie der massive Mangel an Arbeitskräften und die Inflation wurden von den Teilnehmern als besonders große Herausforderungen für die Wirtschaft identifiziert. „Der erhöhte Bedarf an Fachkräften wird uns noch viele Jahre beschäftigen. Deshalb haben wir die Rot-Weiß-Rot-Karte reformiert und beobachten seither erfreulicherweise, dass deren Anzahl deutlich zugenommen hat“, so Kocher.

22. Ausgabe des Schlossberg-Magazins

Am 14. Juni wurde die 22. Ausgabe des Schlossberg-Magazins, das kulinarische Kundenmagazin der Gastrofamilie Grossauer-Widakovich, offiziell präsentiert. Im Pop-up im „Streets“ − das derzeit unter dem Motto „Steak‘n‘Roll“ steht, wurden die Gäste von den Grossauer-Betrieben kulinarisch verwöhnt. Dabei wurde die druckfrische Ausgabe präsentiert, die für Aufsehen sorgte. Quadratisches Format, Hochglanzcover sowie viele Foodfotos/Rezepte und jede Menge News und genussvolle Infos. Federführend beim Magazin waren Grossauer-Küchenpatron Christof Widakovich, Agenturchefin Christina Dow und die Fotografen Werner Krug und Paul Stajan. Das Magazin liegt bei allen Grossauer Betrieben auf sowie bei ausgesuchten Partnern auf.

62 /// FAZIT JULI 2023
Fotos: Foto Freisinger,
Harald Schlossko, St. WB / Richard Großschädl, Werner Krug

Lehrlingswettbewerb der Mechatroniker

„Zukunft beginnt mit einer guten Ausbildung“: Unter diesem Motto wurde der diesjährige Lehrlingswettbewerb der Mechatronik und Elektrobetriebstechnik in der LBS Eibiswald durchgeführt.

Die Teilnehmer stellten ihr Fachwissen eindrucksvoll unter Beweis. Der erste Platz in der Kategorie Mechatronik-Automatisierungstechnik ging an Nico Paul Reif (Magna Steyr Fahrzeugtechnik). In der Kategorie Mechatronik allgemein siegte Oliver Novak, in der Elektrobetriebstechnik reüssierte Manuel Lenzbauer (beide TDK Electronics). Wer einen technischen Beruf ergreife, treffe mit Blick in die Zukunft eine gute Entscheidung, gratulierte der stv. Innungsmeister Johannes Binder: „Herzliche Gratulation allen, die mitgemacht haben – allen voran natürlich den Siegern.“

„Grünes Herz“ für Gewaltprävention

Im Rahmen eines hausinternen „Ideen-Contest“ der Energie Steiermark hat Patricia Stadler das Projekt „Grünes Herz“ eingereicht. Ihr Ziel: rasch, diskret und direkt all jene Personen zu erreichen, für die Beratung und Betreuung in Sachen Gewaltprävention entscheidend ist, um ihnen eine Übersicht der wichtigsten Betreuungs- und Beratungsstellen zu geben. Auf diese Idee wurde das Sozialressort aufmerksam und gemeinsam entstand ein modellhaftes Projekt. Das Ergebnis: ein Informationsblatt, das auch in allen Kunden-Centern der Energie Steiermark aufliegt. „Wir sind stolz, dass unsere Mitarbeiter ihr berufliches Netzwerk nutzen, um ein so wichtiges Thema anzusprechen und zu fördern “, freut sich die Vorstände Christian Purrer und Martin Graf.

Wir investieren € 270 Mio. in die Kinderbildung und –betreuung! Für mehr Flexibilität, Gerechtigkeit und Qualität!

Steiermarkweit werden in 1.081 Einrichtungen, aufgeteilt auf derzeit 2.064 Gruppen, Kinder während des Vorschulalters betreut und auf den allerersten Schritten am Bildungsweg begleitet.

LANDTAGSKLUB DER STEIRISCHEN VOLKSPARTEI www.klub.stvp.at
Fotos: Foto
BESTE BILDUNG UND BETREUUNG FÜR DIE JÜNGSTEN STEIRERINNEN UND STEIRER! WIR INVESTIEREN IN DIE ZUKUNFT!
Fischer, Energie Steiermark

Kurz & News

Sportinklusionstag an der HLW Graz

Das Motto der HLW Sozialmanagement Graz lautet „Menschlichkeit macht Schule“. Aus diesem Grund lud die Schule unter der Projektleitung von Agnes Kari zusammen mit dem Steirischen Behindertensportverband und dem Steirischen Tennisverband zu einem gemeinsamen Aktionstag. Schüler und Schülerinnen der 3. und 4. Klassen spielten mit den Rollstuhlsportlern Heike Koller, Martin Hörz-Weber, Martin Strassnig, Leo Fischer und Michaela Rautz Tennis am Sportplatz des bischöflichen Gymnasiums Graz. „Dem Steirischen Tennisverband ist die Inklusion von allen tennisspielenden und -begeisterten Menschen ein besonderes Anliegen. Auch Aktionen wie heute unterstützen wir sehr gerne, da wir Inklusion leben und für ein starkes Miteinander einstehen“, so Barbara Muhr.

Internationales Roséweinfestival 2023

Das Internationale Roséweinfestival Steiermark in der Alten Universität Graz ging am 7. Juni in die dritte Runde: 32 Spitzenwinzer präsentierten ihre besten Weine und Sekte. Wein Steiermark und die Fachzeitschrift „Vinaria“ organisierten das Internationale Roséweinfestival wieder in Form einer Verkostung für Fachpublikum und für private Weinliebhaber. Zum Verkosten stand eine breite und repräsentative Auswahl an erstklassigen Roséweinen – still und prickelnd. Schilcher- und Roséweine aus der Steiermark, beste Rosé aus österreichischen Weinbaugebieten und internationale Vertreter. Die Weine werden mittlerweile in allen Qualitätsstufen gekeltert, auch als Riedenweine. Legendär sind auch die österreichischen Winzersekte in Rosé.

Glänzendes Jubiläumsfest von Sauber & Co

Jasmina Gutleben feierte am 16. Juni in Seiersberg das Jubiläumsfest zum 25-jährgen Bestehen von Sauber & Co, mit strahlenden Rückblicken und glänzenden Aussichten. Jasmina und ihr Mann Andreas begrüßten alle Gäste persönlich und standen kurze Zeit später auch schon im Mittelpunkt der „unterhaltsamen“ und sehr persönlichen Segnung durch Pfarrer Krystian Puszka. Das Eheversprechen – ja auch geheiratet wurde vor 25 Jahren – wurde ebenfalls erneuert. Rund 200 Gäste wurden humorvoll durchs Programm geführt. Oliver Zeisberger lud zu „Talk & Torten“. Wegbegleiter und Wegbereiter waren mit Geschichten und Anekdoten auf der Bühne, und brachten mit acht Riesentorten auch schon einen Ausblick aufs Nachspeisenbuffet mit.

64 /// FAZIT JULI 2023
Fotos: STTV, Mario Gimpel

Billa-Vorstand Robert Nagele (li.) und Saubermacher Gründer Hans Roth bewerben die kostenlose Rückgabe alter Batterien.

Kooperation mit Handel für Batterienrecycling

Nur durch richtige Entsorgung und Trennung von Batterien und Akkus lassen sich daraus Ressourcen für die Wiederverwendung gewinnen. Saubermacher ruft mit der Handelskette Billa zur sicheren und kostenlosen Sammlung auf.

Rund 6.100 Tonnen Gerätebatterien wurden 2021 in Verkehr gebracht – über 850 Tonnen Batterien und Akkus wurden 2018 in Österreichs Restmülltonnen entsorgt und sind damit für das Recycling verloren. Das Problem ist, dass sich diese oft gar nicht entnehmen lassen, denn viele der Lithium-Ionen-Batterien sind „unsichtbar“ verbaut. Ausgebaute Akkus und Batterien können im Handel in den „Her mit Leer“-Batteriesammelboxen richtig entsorgt (bzw. durch Rückgabe im ASZ) und im Kreislauf gehalten werden. Billa-Vorstand Robert Nagele appelliert: „Leere Batterien und alte Akkus eignen sich nicht für den Restmüll, daher haben wir in all unseren Märkten brandhemmende Sammelboxen aufgestellt, die man zur Abgabe nützen kann.“

Strukturierte Sammlung sichert Rohstoffe

Für die Sortierung und Verwertung der gesammelten Batterien werden im nächsten Schritt Recyclingunternehmen wie Saubermacher beauftragt. Bei Alkali-Mangan-Batterien erreicht der Umweltpionier eine Verwertungsquote von rund 90 % und auch bei LithiumIonen-Batterien können bereits über 95 % der Metalle rückgewonnen werden. An zwei steirischen Standorten werden wichtige Vorarbeiten dafür durchgeführt, wie etwa die Sortierung kleiner haushaltsüblicher Batterien. Lithium-Ionen-Akkus aus der E-Mobilität werden in Premstätten entladen, demontiert und für die Verwertung vorbereitet.

Saubermacher-Gründer Hans Roth zur Zielvorgabe der EU zur Batteriesammlung: „Die Sammelquote bei Gerätebatterien von derzeit 45 Prozent wird 2025 auf 65 und 2030 auf 70 Prozent angehoben. Die Herausforderung der nächsten Jahre wird sein, die Bevölkerung mit Aufklärungsarbeit zu ermutigen, Batterien noch gewissenhafter zu sammeln und zu entsorgen.“ n

Kurz im Gespräch mit

Manfred Geiger, Direktor der BKS Steiermark

Inwiefern bietet eine regionale Bank wie die BKS Bank Vorteile bei individueller Betreuung und maßgeschneiderten Anlagen?

Der größte Vorteil liegt wohl in unserer Beziehungsstärke. Wir sind für unsere Kunden nach wie vor persönlich erreichbar und bieten exzellente Beratungsleistungen in allen Bankbereichen. Auch wenn die Digitalisierung vieles im Bankgeschäft vereinfacht hat, so hat die Komplexität aufgrund der Regulatorien und der Internationalisierung zugenommen. Unsere Anlageberater sind hochqualifiziert und bieten bis hin zum professionellen Vermögensmanagement umfangreiche Beratungsleistungen an.

Auf welche Bereiche fokussieren Ihre Empfehlungen in Zeiten steigender Zinsen?

Eine breite Diversifizierung sowie ein langfristiger Anlagehorizont sind immer zu berücksichtigen, ganz gleich in welcher Form am Kapitalmarkt investiert werden möchte. Von den gestiegenen Zinsen profitieren derzeit vorwiegend Anleihen, die gleichzeitig ein solides Fundament für den Vermögensaufbau darstellen. Wir bieten hier aktuell interessante Obligationen mit 5 und 3,60 % an.

Welche Bedeutung haben Nachhaltigkeit und Klimaschutz für die BKS Bank?

Als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit bieten wir speziell im Bereich der nachhaltigen Veranlagung für jede Risikoklasse und Veranlagungsgröße passende Lösungen an. Sehr beliebt sind unsere Green-, Social- und Sustainability-Bonds, die in regionale Projekte investieren und hohe ökologische und soziale Nachhaltigkeitsaspekte erfüllen, oder unsere BKS-Portfolio-Strategie nachhaltig, eine Vermögensverwaltung, die das österreichische Umweltzeichen für Finanzprodukte trägt.

FAZIT JULI 2023 /// 65
Foto: Arnold Pöschl
Fotos: Saubermacher

Jeder Kilometer zählt!

Neues Nachwuchstalent der Spediteure

Im Wettbewerb zeigten kürzlich die besten Nachwuchskräfte der Branche, wie sie Probleme professionell und zeitnah lösen. Sechs Jung-Speditionsexperten ritterten um den Sieg, der äußerst knapp war, trennten doch nur 0,9 Punkte den Zweitplatzierten von der Siegerin. Zum „Superstar der Spediteure“ wurde von der Fachjury Nadine Pressl gekürt. Die angehende Speditionskauffrau steht kurz vor der Lehrabschlussprüfung. Danach möchte sie die Doppellehre zur Speditionslogistikerin absolvieren. „Die Speditionsbranche hat sich für mich eher zufällig ergeben, war aber ein echter Glückstreffer“, schwärmt sie. Was ihr besonders gefällt? „Probleme mit Kommunikation möglichst rasch zu lösen, sei es am Telefon, mit Kollegen oder am Computer.“

WIRTSCHAFT BEWEGT – UND HILFT

WIRTSCHAFT BEWEGT – UND HILFT

Die große Bewegungsinitiative der steirischen Wirtschaft

Die große Bewegungsinitiative der steirischen Wirtschaft

Machen Sie mit und starten Sie in Ihrem Unternehmen eine Bewegungsaktion, um die Gesundheit und Fitness Ihrer Mitarbeiter:innen zu fördern – und zu helfen.

Machen Sie mit und starten Sie in Ihrem Unternehmen eine Bewegungsaktion, um die Gesundheit und Fitness Ihrer Mitarbeiter:innen zu fördern – und zu helfen.

Aktionszeitraum bis 31. Oktober 2023

Aktionszeitraum bis 31. Oktober 2023

• Sammeln Sie mit Ihren Mitarbeiter:innen so viele Bewegungs-Kilometer wie möglich. Jede Form der Bewegung, jede Sportart zählt.

• Sammeln Sie mit Ihren Mitarbeiter:innen so viele Bewegungs-Kilometer wie möglich. Jede Form der Bewegung, jede Sportart zählt.

• Setzen Sie eine Spendensumme je km oder für das Erreichen des gemeinsam angepeilten km-Ziels fest.

• Setzen Sie eine Spendensumme je km oder für das Erreichen des gemeinsam angepeilten km-Ziels fest.

Schenken Sie mit Ihrer Spende Krebspatient:innen und deren Familien Hilfe und Hoffnung!

Schenken Sie mit Ihrer Spende Krebspatient:innen und deren Familien Hilfe und Hoffnung!

Alle Details unter: www.krebshilfe.at/wirtschaft-bewegt oder persönlich: Birgit Jungwirth 0699 13 13 0616 jungwirth@krebshilfe.at

Alle Details unter: www.krebshilfe.at/wirtschaft-bewegt oder persönlich: Birgit Jungwirth 0699 13 13 0616 jungwirth@krebshilfe.at

Übrigens: Ihre Spende ist steuerlich absetzbar!

Übrigens: Ihre Spende ist steuerlich absetzbar!

Mit freundlicher Unterstützung von:

Mit freundlicher Unterstützung von:

Montanuni setzt auf neue Sommer-Initiative Mit einem brandneuen VW ID Buzz geht die Montanuniversität im Sommer als Botschafter auf Reisen. Damit beschreitet die Universität einen innovativen Weg, um Studierende für die Technik zu begeistern. Sie wird bei diversen Sommerevents vor Ort sein. Erster Termin war am Nova Rock-Festival im Burgenland. Unter dem Motto „Rocke deine Zukunft!“ informierten junge Wissenschaftler in der Grill & Chill-Area interessierte Jugendliche über ihre Forschungsarbeiten und die Studien an der Montanuniversität. Im Laufe des Sommers wird der Buzz bei folgenden Events dabei sein: 1. bis 2. Juli: Riverdays, Graz; 15. bis 16. Juli: Erzberglauf, Eisenerz; 28. bis 30. Juli: Iron Road for Children, Leoben und 16. September: LE-Laufevent, Leoben

66 /// FAZIT JULI 2023 Fotos: Foto Fischer, Montanuni Leoben

Ein Grund zum Feiern: 30 Jahre Ford-Händler

»Zusammenkommen ist ein Beginn. Zusammenbleiben ist ein Fortschritt. Zusammenarbeiten ist ein Erfolg.«

30 Jahre und 3 Generationen: (v.l.) Sonja Gaberszik, Senior-Chefin Maria Gaberszik, Maria Gaberszik und die Kinder Julia und Markus.

Im Jahr 1996 erfolgte der Startschuss zur großartigen Erfolgsgeschichte von Ford Gaberszik mit der Vertragsunterzeichnung als Ford-Händler in Graz mit 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wurden im ersten Händlerjahr noch 184 Neufahrzeuge verkauft, so hat das Autohaus 2017 einen Meilenstein erreicht und zum ersten Mal die 1.000-Einheiten-Schallmauer beim Verkauf durchbrochen.

Eine andauernde Erfolgsgeschichte

Eine kontinuierliche und erfolgreiche Weiterentwicklung, die sich jährlich fortsetzt − so wurde 2019 der Gebrauchtwagenplatz in die Kärntner Straße 133 verlegt, wo ständig rund 150 Gebrauchtwagen vorrätig sind. Im Jahr 2021 erreichte das Autohaus Ford Gaberszik durch die Eröffnung eines eigenen Nutzfahrzeug-Zentrums und der Verlegung des PKW-Schauraums in das Nebengebäude einen weiteren Meilenstein.

Überaus stolz blickt man auf das Jahr 2022 zurück, denn trotz Krise und schwierigem Marktumfeld wurden 1.017 Neuwagen und 470 Gebrauchtwagen abgesetzt. Eine überaus beachtliche Leistung, die auf mittlerweile 30 Jahren Erfahrung und Erfolg im Autohaus-Geschäft fußt.

Feiern mit Ausblick in die Zukunft

Und 2023? 2023 wird die Erfolgsgeschichte weitergeschrieben und es wird gefeiert! 30 Jahre voller Auszeichnungen, Verkaufserfolge und Wachstum. 30 Jahre stetige Entwicklung und Etablierung am Automarkt. 30 Jahre lang exzellenter Kundenservice durch das engagierte Ford-Gaberszik-Team, zu dem mittlerweile 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählen.

Seit 30 Jahren steht Ford Gaberszik für Zuverlässigkeit, Tradition und Innovation. Das Vertrauen unzähliger Kunden hat diese Entwicklung maßgeblich mitgestaltet. Im Jubiläumsjahr warten nun eine Reihe von Angeboten und Top-Aktionen auf alle Kunden. Feiern Sie mit!

Die

erfolgreichen Geschäftsführerinnen des Grazer Autohauses Sonja (li.) und Maria Gaberszik.

Bei der Händler-Vertragsunterzeichnung im Jahr 1993 (v. l.) Sonja Gaberszik, Verkaufsdirektor der Ford Motor Company Fritz Schmutzhart, Maria Gaberszik und Gen.-Dir. Alfred May.

FAZIT JULI 2023 /// 67
beiden Anzeige F otos: Ford Gaberszik

Kurz & News

Die Apotheke im Gemüsekorb

Steirisches Gemüse ist gesund und es schmeckt gut. Das erfuhren die Teilnehmer beim Veggie-Day mit allen Sinnen. Von beeindruckenden Keynotes ging es weiter zur Filmpräsentation „Die Apotheke im Gemüsekorb“, die der Podiumsdiskussion vorausging. Das hochkarätig besetzte Podium – wie LK-Vize-Präs. Maria Pein, LRin Juliane Bogner-Strauß und Mediziner Martin Grassberger –diskutierte mit den jugendlichen Gästen. Maria Pein: „Gemüse hat Zukunft. Vom gesundheitlichen Wert bis zum Geschmack zeigt das Gemüse, dass es mehr Platz am Teller haben darf.“ Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß betonte den Anteil von Gemüse für die gesunde Lebensweise: „Damit wir gesünder älter werden können, spielt es für die Ernährung eine wesentliche Rolle.“

Montan Uni: Brücken bauen –

Diversität schaffen

Die Montanuniversität Leoben nahm heuer zum zweiten Mal am Diversity Month der Europäischen Union unter dem Motto „Building Bridges“ teil. Die Aktivitäten reichten von Workshops über Vorträge bis hin zu einer Movie Night. Die zahlreichen Teilnehmer waren begeistert und das Thema „Diversität“ soll nun das ganze Jahr über die Montanuniversität begleiten. Die Auftaktveranstaltung fand am 4. Mai statt. Nach einer kurzen Einleitung durch Eva Wegerer, Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen, hielt Lisa Mittischek die Keynote zum Thema „Digitale Diversitätskompetenzen für eine vielfältige Zukunft an Hochschulen“. Die Soziologin hat sich auf das Thema gender- und vielfaltssensible Didaktik spezialisiert.

Saisonstart für Leobener Schmollhube

Seit 16. Juni ist die beliebte Jausenstation „Schmollhube“ wieder Freitag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Jausenstation bietet ihren Gästen verschiedene Brote, den Hub’n Toast sowie Tagesschmankerl. „Es freut uns sehr, dass es nun doch noch gelungen ist, die Schmollhube wieder öffnen zu können. In Zusammenarbeit mit dem AMS Leoben haben wir zwei motivierte Mitarbeiterinnen gefunden. Wir hoffen natürlich auf viele Besucher auf der Schmollhube“, freut sich GF Wolfgang Winterer von der WBI Leoben GmbH. „Die Schmollhube ist ein besonders beliebtes Ausflugsziel. Ich bedanke mit bei allen Beteiligten, die es ermöglichen, dass die Schmollhube wieder bewirtschaftet wird“, sagt Bgm. Kurt Wallner.

68 /// FAZIT JULI 2023 Fotos: MUL, Franz Suppan , AT Styria
Fotos: STTV, Mario Gimpel

AT Styria Generalversammlung 2023

Die diesjährige Generalversammlung der AT Styria − Plattform Automatisierungstechnik fand am 16. Mai 2023 bei Siemens in Graz Straßgang statt. An der Veranstaltung nahmen auch heuer wieder zahlreiche Vertreter und Vertreterinnen aus den Mitgliedsunternehmen teil.

Auf der Generalversammlung der AT Styria gab es für die Mitglieder viele interessante Informationen und Einblicke

Seit der Gründung der ARGE Plattform Automatisierungstechnik (www.at-styria.at) im Jahr 2016 ist das spartenübergreifende Netzwerk für Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen stetig gewachsen und verzeichnet inzwischen bereits 122 Mitglieder. Die Voraussetzungen für eine Kooperation lagen auf der Hand: Die Steiermark und speziell der Großraum Graz weisen eine hohe Dichte an spezialisierten technischen Industrie- sowie kleinen und mittleren Betrieben (KMU) im Bereich Automatisierungstechnik auf. Durch die Vernetzung von Betrieben und Institutionen können innerhalb der gesamten Branche wertvolle Synergien genutzt und ein wichtiger Beitrag für die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Steiermark geleistet werden. Vorstandvorsitzender Herbert Ritter dazu: „Aufgrund der Vielzahl an Innovationen und Technologien liegt der Erfolg heutzutage nicht mehr bei einer einzelnen Person.“

Blick in die Zukunft

Das Team der AT Styria präsentierte die Entwicklungen des vergangenen Jahres. Besonderes Augenmerk wurde auf die Vorstellung des zukunftsweisenden Projekts AT Styria 2.0 gelegt – bei diesem Punkt erfolgte Unterstützung durch Hermann Stern vom Projektpartner Know Center. Im Anschluss an die gemeinsame Sitzung der Generalversammlung organisierte Hausherr Herbert Tanner mit seinem Team einige interessante Betriebsführungen. In mehreren Kleingruppen konnte man so spannende Einblicke in die aktuellen Tätigkeiten von Siemens gewinnen. Für ihre fünfjährige Mitgliedschaft wurden folgende Unternehmen geehrt: BT-Anlagenbau GmbH & Co.KG; charismaTec OG; ematric GmbH; HMI-Master GmbH, pewag engineering GmbH; Pirkheim Automation GmbH; Wildpower Engineering GmbH sowie WSCAD Software GmbH

Kurz im Gespräch mit

Florian Seifter, SPÖ-Landesgeschäftsführer

Sie sind seit einem halben Jahr neuer SPÖ-Landesgeschäftsführer, wo setzen Sie Akzente in der politischen Arbeit?

Unsere gesamte politische Tätigkeit ist darauf aufgebaut, Vertrauen zu gewinnen. Wir bekommen es aber nur dann, wenn uns die Menschen zutrauen, ihr Leben wieder einfacher zu machen. Dafür müssen wir auf Augenhöhe kommunizieren, Teil des Alltags der ganz normalen Leute sein. Mit unseren Ideen nicht im Parteibüro bleiben, sondern präsent sein, wo immer ein Austausch möglich ist. Die politische Aktion muss unser Handeln bestimmen.

Mit welchen Themen will die SPÖ Steiermark die Menschen ansprechen?

Die Teuerung ist leider nach wie vor brandaktuell, weil die Bundesregierung schläft und die Bevölkerung im Stich lässt. LH-Stv. Anton Lang und sein Regierungsteam handeln und helfen jenen, die am stärksten von der Teuerung betroffen sind. Auch bei der Kinderbildung und -betreuung wird die sozialdemokratische Handschrift gerade deutlich sichtbar − kleinere Gruppen, flächendeckender Ausbau, geringere Elternbeiträge in Kinderkrippen. Es macht einen gewaltigen Unterschied, wenn die SPÖ in einer Regierung vertreten ist.

Wie beurteilen Sie aus steirischer Sicht die personelle Aufstellung der neuen Bundesgeschäftsführung der SPÖ?

Mit Klaus Seltenheim gab es zuvor schon einen sehr guten Austausch und Zusammenarbeit. Sandra Breiteneder hat mir in den ersten Gesprächen bereits signalisiert, dass sie die Landesparteien stark einbinden will. Das stimmt mich sehr zuversichtlich. Ab sofort geht es geeint nach vorne. Das ist gut so, denn nur eine starke SPÖ kann Österreich aus der Teuerungskrise führen.

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Foto: Wolfgang Spekner Fotos: AT Styria

Bauen & Wohnen

Großteil der Bau- und Abbruchabfälle ist recycelfähig

Die Baubranche ist für 38 % des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Verschiedene Gesetzesinitiativen in der EU und Österreich fordern nachhaltigeres Bauen, dazu gehört auch das Recycling von Bauschutt. Die Abfall- und Ressourcenwirtschaft begrüßt den neuen Blick auf Bau- und Abbruchabfälle als Lieferanten für wertvolle Rohstoffe.

Knappe Ressourcen, steigende Energiepreise und die Anforderungen des Green Deals lassen die Nachfrage nach recycelten Baustoffen steigen. Derzeit machen Bauund Abbruchabfälle 16,4 % des Gesamtabfallaufkommens in Österreich aus, das sind 11,4 Mio. Tonnen pro Jahr. Davon werden

Bauschutt und Abbruchabfälle sind in hohem Maße recycelbar.

der Kreislaufwirtschaft als Recycling-Baustoffe wieder zugeführt. Das sei im europäischen Vergleich ein guter Wert, dennoch sei Luft nach oben: Alois Fürnkranz, VOEBExperte für Baurecycling, ist überzeugt, dass in den nächsten fünf Jahren eine Erhöhung der Recyclingrate auf 90 Prozent möglich ist.

Ab Jänner 2024 sind laut EU-Taxonomie börsennotierte Unternehmen verpflichtet, Nachhaltigkeitskennzahlen zu veröffentlichen. „Das ist eine echte Revolution für die Bauwirtschaft“, freut sich Fürnkranz. „Denn jede Baumaßnahme muss auf Nachhaltigkeitskriterien überprüft werden. Das wird zu einer starken Nachfrage nach recycelten Baustoffen führen.“

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Zahlreiche österreichische Unternehmen der Abfall- und Ressourcenwirtschaft sind auf das Recycling von Bau- und Abbruchfällen spezialisiert. Sie betreiben zum Teil seit Jahrzehnten hochwertige Aufbereitungsanlagen für Bauschutt und sind somit Teil einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. „Der Green Deal der EU hat zu einem unglaublichen Innovationsschub rund um ökologisches Bauen geführt“, bestätigt VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly. „Die Abfall- und Ressourcenwirtschaft war schon immer ein verlässlicher Partner der Baubranche. In Zukunft werden wir sie auch darin unterstützen, den Zielen des Green Deals und der EU-Taxonomie zu entsprechen.“

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Foto: Raiffeisen

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FAZIT JULI 2023 /// 71

Fazitportrait

Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder

Vom Glück der Erde

72 /// FAZIT JULI 2023

1973 gegründet, feiert die Reitschule

Hoffmann in Fernitz, südlich von Graz, heuer das 50-jährige Jubiläum. Gründer Ludwig Hoffmann hat damit eine reiterliche Institution geschaffen, auf deren Schulpferden zahlreiche Reiterkarrieren begonnen haben. Insbesondere der Dressursport in der Steiermark hat davon profitiert. Dieser Text ist auch für Nichtreiter geeignet.

Es gibt tatsächlich den Begriff Hippologie, die Lehre vom Pferd. Dass Pferde eine Wissenschaft sind, war zu befürchten – das ist zumindest die Erkenntnis eines Nichtreiters nach dem Besuch einer Reitschule. Aber mit reiner Theorie macht man im Reitsport keine großen Sprünge. Wenn man allerdings das Glück hat, von einem ausgewiesenen Pferdefachmann in die Materie eingeführt zu werden, bekommt man zumindest eine Ahnung von der Praxis. Und Ludwig Hoffmann ist immer gut für griffige Sprüche und aphoristische Lehrsätze, wie zum Beispiel: Was ist Theorie? Wenn‘s klappen soll und es klappt doch nie. Was ist Praxis? Frag nicht so dumm – wenn‘s klappt und keiner weiß warum. Der 73-jährige ist ein gestrenger Mann der alten Schule, was nicht nur Anfängern zugutekommt und der Erfolg gibt ihm wohl recht. Unter seiner Führung gelang es fünf Reitern an einer Europameisterschaft teilzunehmen, mehr als zehn Reiter wurden österreichische Staatsmeister in verschiedenen Klassen und 40 Reiter wurden steirische Landesmeister. Er selbst bestritt unzählige Dressurund Springturniere und wurde dreimal steirischer Landesmeister. Bei allen Erfolgen ist er aber nie zufrieden. Auf die Frage, ab wann man sagen darf, dass man reiten könne, lautet seine Antwort: »Nie. Aber man kann es bis zu einem gewissen Grad erlernen.«

Futtermittelpreise verdoppelt

Ludwig Hoffmann ist als ehrenamtlicher Multifunktionär nicht nur Präsident des Steirischen Pferdesportverbands und der Steirischen Ländlichen, sowie des RC Auhof-Fernitz, sondern auch Vizepräsident des Österreichischen Pferdesportverbands, dessen Präsidentin die Dressurolympiasiegerin von 1980, Elisabeth »Sissy« Max-Theurer, ist. Weiters ist er staatlich geprüfter Reitlehrer, Dressur- und Springrichter und gerichtlich beeideter Sachverständiger in allen Pferdeangelegenheiten. Insgesamt sind es zwölf Ämter: »Ich mache das gern, das ist es mir einfach wert. Nur als internationaler Richter möchte ich nicht tätig werden, dafür fehlt die Zeit.«

FAZIT JULI 2023 /// 75 Fazitportrait
Nie. Aber man kann es bis zu einem gewissen Grad erlernen.

Ludwig Hoffmann auf die Frage, wann man wirklich reiten kann

Beleg dafür ist der Umstand, dass er seit mindestens 30 Jahren nicht auf Urlaub war. Kein Wunder, eine Reitschule hat das ganze Jahr über geöffnet und die 18 Schulpferde wollen täglich versorgt und bewegt sein, so wie auch die 35 von Privaten eingestellten Pferde, die für 630 Euro im Monat Anspruch auf Vollpension haben. »Davon bleiben gerade einmal 50 bis 60 Euro im Monat übrig«, erläutert Hoffmann. Unter anderem deshalb, weil die Preise für Futtermittel seit Beginn des Ukrainekriegs sich verdoppelt haben. Immerhin, so lernen wir, braucht ein Pferd pro Tag 15 bis 20 Kilogramm Stroh zum Einstreuen und 10 bis 15 Kilogramm Heu sowie drei bis sechs Kilo Kraftfutter zum Fressen. Und natürlich einen Pfleger, der sich darum kümmert. Mit dem Schul- und Einstellbetrieb wird ein Umsatz von 360.000 Euro erwirtschaftet. Der Ausfall des Schulbetriebs während der Pandemie war ein veritables Problem, konnte aber einigermaßen gemeistert werden, wie Hoffmanns Frau Claudia erklärt. Sie ist als Übungsleiterin eine der Mitarbeiterinnen, die den Betrieb am Laufen halten. Dazu gehören noch zwei Pferdepfleger, Reitinstruktorin Paula Seidl sowie Reitlehrerin und Turnierrichterin Marita Stuckel, mit der Hoffmann seinerzeit den Betrieb aufgebaut hat.

Zwei Hallen und zwei Freiplätze

Begonnen hat alles Anfang der Neunzehnsiebzigerjahre im angrenzenden Bauernhof ohne Telefon und Wasser mit einem Plumpsklo. »Im Winter war es eiskalt, im Sommer hat es gestunken.« Hoffmann fühlte sich in seinem Job in der ersten steirischen Reitschule Helmbrecht dermaßen ausgenutzt, dass er sich unbedingt selbstständig machen wollte. Er startete seine eigene Reitschule mit einem Kapital von 2.800 Schilling und ohne Pferde. Da er für die Bank nicht kreditwürdig war, half die Großmutter von Marita Stuckel mit 50.000 Schilling aus, womit zwei Pferde angeschafft werden konnten. Die erste Reithalle war die Wagenhütte des Bauernhofs, die er mit von der Karlau angeforderten Sträflingen in der Folge umgebaut hat. Bereits 1975 baute er die heutige kleine Reithalle im Ausmaß von 20 mal 40 Metern. Im Laufe der Zeit konnte Hoffmann Flächen im Gesamtausmaß von drei Hektar erwerben beziehungsweise pachten. Seinerzeit wurde noch mit acht bis zehn Pferden ausgeritten, zwei Stunden am Vormittag und zwei Stunden am Nachmittag. Das geht heutzutage nicht mehr, die Gegend ist zu bevölkert, auch die Bauern rundum wollen nicht mehr jeden Tag soviel Pferde akzeptieren. Das funktioniert für den privaten Bereich mit zwei oder drei Pferden noch immer gut, aber nicht mehr für den Schulbetrieb. Hoffmann: »Ich sah es kommen, dass sich das Geschäft so entwickelt. Die Leute wollen Dressurreiten und Springen, daher habe ich im Jahr 1991 für zehn Millionen Schilling die große Halle gebaut.« Dafür musste er Grundstücke von elf Bauern erwerben »Das war damals die größte Reithalle in der Steiermark.« Die Ausmaße sind beeindruckend: Das Viereck, in dem geritten wird, mißt 20 mal 60 Meter, die Halle selbst 70 mal 30 Meter. Direkt daneben breitet sich der große Springplatz aus, mit einem Ausmaß von 35 mal 70 Metern. Und zwischen den beiden Hallen befindet sich der Dressurplatz. Ein ei-

genes Kapitel sind die Böden. Sie bestehen aus einer Mischung aus Sand und Vlies, damit die Pferde nicht ins Rutschen kommen. »Der Boden in der Halle hat 30.000 Euro gekostet, der Boden im Freien 50.000 Euro, ohne den Unterbodenaufbau«, so Hoffmann, »und allein heuer musste schon um 10.000 Euro aufgebessert werden.« In den Hallen kommen zweimal pro Tag Beregnungsanlagen zum Einsatz, damit es nicht zu sehr staubt. »Zum Glück haben wir einen eigenen Brunnen.«

Klein-Laxenburg bei Graz

Gerne erzählt Ludwig Hoffmann eine Anekdote mit dem seinerzeitigen Bundesreferenten für Dressurreiten und Piber-Chef Hofrat Heinrich Lehrner, als er 1976 als frischgebackener Dressurreferent – der er bis heute ist – bei diesem mit dem Ansinnen vorsprach, eine Meisterschaft in Fernitz auszurichten. »Dafür ist ein würdiger Rahmen notwendig, so wie Schloss Schwarzenegg bei Wildon«, bekam er als abschlägige Antwort. Aus einer »Gstättn« einen würdigen Rahmen zu machen, war fortan sein Ziel. Er pflanzte Bäume und Hecken, legte Rasen an und setzt bis heute jährlich fast tausend rote Pelargonien. Im wahren Wortsinn eigenhändig. Für die Rasenflächen benötigt Ludwig Hoffmann mit dem »Hoftrack« vier Stunden. Das ist ein Allzweckfahrzeug zum Rasenmähen, Mistausführen, Stroh und Heu abladen und zum Planen der Reitbahnen. Wie lang er zum Heckenschneiden braucht ist unbekannt, bekannt ist aber die Länge: drei Kilometer! Und alles wird mit der Krawatte erledigt. O-Ton: »Ohne Krawatte springt der Track gar nicht an.« Als der Hofrat die Anlage Anfang der Neun-

76 /// FAZIT JULI 2023 Fazitportrait
Ohne Krawatte springt der Track gar nicht an.
Ludwig Hoffmann

zehnachtzigerjahre besuchte, tat er den Ausspruch, über den Hoffmann sich heute noch freut: »Das schaut ja aus wie Klein-Laxenburg.« Inzwischen sind es mehr als 20 Staatsmeisterschaften geworden, die hier abgehalten wurden.

Die Fragen des Laien

Was Sie schon immer über Pferde wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten – hier die Hoffmann‘schen Antworten. Warum lieben junge Mädchen Pferde so sehr? »Mädchen tun gern hegen und pflegen, dahinter steckt der Wunsch nach einem Partner. Jedenfalls haben sich schon viele Väter bei mir bedankt: Es war nicht billig Herr Hoffmann, aber die Tochter hat die blödeste Zeit zwischen 14 und 17 toll überbrückt.« Wie lenkt man ein Pferd? »Durch Biegen und Stellen.« Soll heißen, der Reiter gibt mit der Innenseite der Wade links oder rechts den Impuls zum Biegen in die Rippen des Pferdes, zugleich muss das Gesicht des Pferdes in die Richtung gebracht, also gestellt werden. Klingt einfach? Siehe Theorie und Praxis oben. »Der Hals ist die Balancestange des Pferdes«, sagt er noch. Wenn man den Hals des Pferdes zur Seite zieht, dann bringt man es aus dem Gleichgewicht. In alten Westernfilmen sieht man, wie die Reiter ein Pferd zum Sturz bringen: Sie ziehen den Hals zu Seite, dann stürzt das Pferd über die Schulter. Wie wird man ein Meistermacher? »Fast jedes Jahr habe ich einen, der wie Phoenix aus der Asche kommt und Meister wird.« Offenbar ist es ein Geheimnis, jedenfalls aber bedeutet das, wie oben angeführt, 40 Landesmeistertitel in verschiedenen Disziplinen: Dressur, Springen und Vielseitigkeit. Letztere beinhaltet Geländeritt mit Naturhindernissen, Dressur und Springen. Und die Staatsmeistertitel. Und die Teilnahme an Europameisterschaften. Und reiten auch die Pfer-

de gern? »Man muss wissen, dass das Pferd ein Zehenspitzen- und Fingerspitzengeher ist. Das heißt, das Pferd hat Hände und Füsse und es hat die gleichen Gelenke wie der Mensch. Damit versteht man einiges besser.

Auf allen Vieren liegt das Gewicht wie beim Menschen auf den Händen, also auf der Vorhand. Unsere Aufgabe ist es, im Laufe des Trainings dafür zu sorgen, dass das Pferd die Vorderbeine etwas entlastet. Das heißt, das Pferd muss hinten im Kniegelenk und Hüftgelenk vermehrt beugen lernen , sodass es vorne nicht mehr das ganze Gewicht hat. Denn die Vorderbeine sind wie die Hände beim Pferd schwächer als die Hinterfüße. Wir versuchen durch die Ausbildung das Pferd auch zu schonen. Schließlich wird es durch das Reiten auch belastet. Schonen bedeutet zu versuchen, dass das Pferd immer mehr Gewicht auf die Hinterbeine übernimmt. In der Natur geht das Pferd kreuzhohl mit erhobenem Kopf. Wir als Reiter wollen sitzen können und schauen darauf, dass der Rücken sich aufwölbt und das Pferd mit den Hinterbeinen weit unter dem Bauch vorsteigen kann und dass es in die Knie geht, damit das Gewicht wegkommt. Deswegen muss das Pferd den Kopf nach unten halten.« Warum man immer von links aufsteigt ist klar – weil der links getragene Säbel sonst im Weg wäre. Ab warum scheuen Pferde eigentlich so leicht? » Zum einen sind Pferde Fluchttiere, zum anderen hat ein Pferd einen anderen Blickwinkel, weil es die Augen seitlich hat. Es kann dem linken Auge nicht vermitteln, was es mit dem rechten bereits gesehen hat und umgekehrt. Daher schreckt es sich, wenn man von der, für das Pferd ungewohnten Seite an einem Störfaktor vorbeireitet, den es schon längst kennt und akzeptiert hat. Die rechte Gehirnhälfte kann der linken nicht sagen: Das hast Du schon gesehen.« Fazit vom Fazit: Wieder was gelernt. n

Reitschule Hoffmann GmbH

8272 Fernitz bei Graz

Johannes-Kepler-Straße 42

Telefon +43 664 4422805

auhof-fernitz.at

FAZIT JULI 2023 /// 79 Fazitportrait

Nur Bill Gates wirft einen noch längeren Schatten als ich.

Silvio Berlusconi, 1936–2023, italienischer Politiker und Unternehmer

Architekturbiennale Venedig 2023

Lauter partizipative Eindrücke

Der österreichische Beitrag der heurigen Architekturbiennale zu Venedig darf getrost als bester seit langem bezeichnet werden. Wieso das so ist, liegt an der praxisnahen Umschiffung verkopfter Modeströmungen und an der beherzten Herangehensweise des Kollektivs.

Von Michael Petrowitsch

Laboratory of the Future« betitelt Biennale-Direktorin Lesley Lokko (Gründerin des African Futures Institute) ihre Hauptausstellung. »Eine Architekturausstellung ist sowohl ein Moment als auch ein Prozess«, sagt die ghanaisch-schottische Architektin. Und weiter: »Es ist unmöglich, eine bessere Welt aufzubauen, wenn man sie sich nicht vorher vorstellen kann.«

Ein Erlebnis

Und die Liste der Teilnehmenden ist lang: Allein 55 beteiligte Positionen umfasst die von ihr besorgte Hauptausstellung. Angeblich sind Blicke in die Zukunft oft mit Kaffeesudlesen verbunden, die Palette jener Projekte, die sich allzu theoretisch mit dem, was kommen mag, auseinandersetzen, ohne praktische Bewältigungsstrategien der Gegenwartsprobleme anzubieten, ist lang. Die technische Aufbereitung der Ideen ma-

chen dank der immensen Möglichkeit via Sound und Visuals Staunen und den Besuch solcher Megaevents zum Erlebnis. Die inhaltliche Aussage bleibt allerdings oft allzu verborgen.

Eine löbliche Ausnahme ist das Projekt »Neighbours« im Schweizer Pavillon. Die Macher fokussieren auf die unmittelbare Nachbarschaft innerhalb der Giardini und machen den Schweizer und den venezolanischen Pavillon zu einem Ensemble von architektonischer und skulpturaler Qualität. Die Venezolaner hatten nichts dagegen, dass aus der trennenden Grundstücksmauer ein Stück herausgenommen wurde, um die engen Bezüge der benachbarten Architekturen zu betonen, aber auch als prinzipielle ethische Geste.

Das Österreichische ... Noch einen Schritt weiter geht der österreichische Beitrag. Wie alle lang- und noch längerlebigen Metabegriffe im Kulturbereich hat auch der Begriff der »Partizipation« sein Ablaufdatum. Momentan

jedoch steht er hoch im Kurs. »Partizipative Projekte« – die es, Hand aufs Herz, auch früher gegeben hat nur anders geheißen haben – sind mit überladendenden Konzepten überall und allgegenwärtig. Gerade die Architekturbiennale ist prädestiniert, sich nicht nur spekulativ, sondern auch praktisch mit dem Themenbereich auseinanderzusetzen.

... das gut tun kann

Wohltuend ist daher, dass sich der Österreichbeitrag vom hochtrabenden Metagesäusel abhebt und gleich einer Grätzelinitiative ins Eingemachte, nämlich in die direkte Nachbarschaft des Pavillons vordringt. Der so praktizierte Begriff erfordert Arbeit mit Menschen und kein Sinnieren im stillen Kämmerchen der Theorien-Thinktanks. Das ist zeitaufwändig und arbeitsintensiv. Die Mannschaft setzte sich nämlich über Monate mit der Umgebung des Pavillons, jenseits des Zaunes auseinander. Für »Partecipazione/Beteiligung« wird der symmetrische Pavillon geteilt. Die

80 /// FAZIT JULI 2023
Fotos: EPP, Clelia Cadamuro (2), H. Czech

Alles Kultur

westliche Hälfte bleibt von der Biennale aus begehbar. Die östliche Hälfte des Gebäudes sollte samt Hof über einen neu hergestellten Zugang von der Stadt aus frei zugänglich sein. So zumindest der Plan, der naturgemäß politisch-bürokratisch vereitelt wurde. Übergeblieben ist die Dokumentation des Prozesses und die hat es in sich.

Internationale Exklave

Das Architekturkollektiv AKT und der Wiener Architekt Hermann Czech haben einen gesellschaftlich wirksamen, temporären Umbau des österreichischen Pavillons konzipiert. Der Pavillon liegt an der nordöstlichen Grenzmauer des Biennale-Areals zur Stadt. Diese Nachbarschaft steht sinnbildlich für die sozialräumliche Entwicklung Venedigs im Laufe der vergangenen Jahrzehnte: die Biennale als Exklave des internationalen Kunsttourismus, der umliegende Stadtteil Castello als ein noch überwiegend von lokaler Bevölkerung bewohnter Bezirk Venedigs

Vizekanzler und Kunstminister

Werner Kogler war bereits vor Ort

und gleichzeitig umstrittenes Entwicklungsgebiet. Per Eigendefinition steht im Zentrum des architektonischen Eingriffs von AKT & Hermann Czech die Frage nach der Verfügungsmacht über Raum in einer Stadt mit begrenztem Boden und mit ihr die Frage nach der sozialen Nachhaltigkeit der wichtigsten Architekturausstellung der Welt im Kontext der Altstadt. Ein Grund von vielen, der wieder grauslich überfüllten Lagunenstadt einen Kurzbesuch abzustatten. n

Architekturbiennale von Venedig 2023

»Laboratory of the Future«

20.5.–30.9.2023

labiennale.org

labiennale.at

FAZIT JULI 2023 /// 81

Tandl macht Schluss!

Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

Seit der Wahl von Andreas Babler zum SPÖ-Chef wird in Österreich über die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer diskutiert. Für einen echten Klassenkämpfer gilt Reichtum schließlich als Diebstahl. Für alle, die sich in der politischen Mitte verorten, ist das Vermögenssteuer-Thema hingegen »abgelutscht«. Jedem, der sich mit der Materie auseinandersetzt, sollte klar sein, dass eine echte Vermögenssteuer nur auf Immobilienwerte und Betriebsvermögen eingehoben werden kann und daher voll auf die Mieten und Warenpreise durchschlagen würde. Vermögenssteuerpflichtige Privatpersonen würden ihr Geld hingegen vor dem Fiskus verstecken oder ins Ausland verschieben. Das rotgrüngelb regierte Deutschland würde sich gut dafür anbieten. Dort gibt es zwar eine Vermögenssteuer, aber die wird seit einem Vierteljahrhundert nicht eingehoben, weil sie nichts einbringt. Daher sind Bablers Steuerpläne inhaltlich wenig zielführend. Es besteht außerdem die Gefahr, dass viele in Stiftungen geparkte auslän-

Wie gefährlich sind die Ideen von Andreas Babler?

dische Milliardenvermögen aus Österreich vertrieben würden. Das wiederum würde sehr viel Geld dauerhaft von den heimischen Kapitalmärkten abziehen. Babler hat die Wiedereinführung von Vermögenssteuern sogar zur Koalitionsbedingung für eine zukünftige SPÖ-Regierungsbeteiligung erklärt. Damit hat er bewiesen, dass er die Kunst des »Agendasettings« beherrscht. Vielleicht schafft er es ja tatsächlich, den Aufstieg einer weiteren Linkspartei bzw. den Einzug der KPÖ in das Parlament zu verhindern.

Andreas Babler ist mit großer Wahrscheinlichkeit der am weitesten links stehende SPÖ-Chef der letzten 50 Jahre. Daher wäre es denkbar, dass er tatsächlich selbst an sozialistische Heilsversprechen wie jene des linken Superstars Thomas Piketty glaubt. Piketty will die aktuellen Krisen bekanntlich mit der »Überwindung des Eigentums« und mit Vermögenssteuern von bis zu 90 Prozent der Nettovermögen bewältigen. Trotz einer verheerenden Empirie sind überzeugte Marxisten immer noch davon überzeugt, dass alle bisherigen Versuche der Gemeinwohlwirtschaft nur deshalb gescheitert sind, weil sie falsch aufgesetzt waren. Das gilt für die ehemalige Sowjetunion ebenso wie für Kuba oder Venezuela. Tatsächlich hat der Sozialismus bisher ausnahmslos zur Verelendung der Massen geführt. Bis den Fleißigen und Wohlhabenden, die alles bezahlen müssen, die Taschen geleert sind, funktioniert er allerdings großartig.

In Österreich wurde die Vermögenssteuer bereits 1993 vom sozialdemokratischen Finanzminister Ferdinand Lacina abgeschafft. Trotz erheblichen Einhebungsaufwandes trugen die Steuereinnahmen nur etwa ein Prozent zum Gesamtsteueraufkommen bei. Bezahlt wurde die Vermögenssteuer ausschließlich von Unternehmen – unabhängig von deren Ertragslage. Sie konnten sich nämlich als Einzige nicht dagegen wehren. Die wohlhabenden Privatpersonen wurden damals noch vom inzwischen abgeschafften Bankgeheimnis geschützt. Daher würden bei einer neuerlichen Vermögenssteuer wohl Kryptowährungen die Rolle des sicheren Geldver-

stecks übernehmen. Die SPÖ hat natürlich recht, wenn sie die hohe Belastung der österreichischen Erwerbseinkommen nicht länger hinnehmen will. Denn während die Mittelschicht mit einer Steuer- und Abgabenlast von 50 Prozent gequält wird und wegen der Teuerung ausblutet, schwimmt der Staat im Geld.

Als Folge der Inflation werden die Steuereinnahmen heuer erstmals die 100-Milliarden-Euro-Marke durchbrechen. Die Regierung kann daher mit Milliarden um sich werfen. Das führt dazu, dass selbst Gutverdienern der Strom subventioniert wird. Und der Klimabonus wird auch an zu 100 Prozent vom Staat alimentierte Personen, wie Asylwerber oder gar Häftlinge, ausbezahlt. Eine Senkung der Steuer- und Abgabenlast für die arbeitenden Menschen wäre daher auch ohne neue Steuern möglich. Die neue SPÖ-Führung hat leider kein Interesse daran, dass sich die Österreicher wieder aus eigener Kraft Eigentum in Form von Eigenheimen schaffen können. Stattdessen schwadroniert Babler auf Twitter davon, dass das Immobilieneigentum nicht zielführend ist, weil »Grund und Boden dauerhaft der Spekulanten entzogen« werden müssen. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at

82 /// FAZIT JULI 2023 WIR LESEN UNS WIEDER AB 2. AUGUST 2023!

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