Fazit 189

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fazitmagazin.at Nr. 189 10/2022 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M #189 FAZIT Jänner 2023 Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden. FAZITESSAY Jens Ivo Engels über Ursache und Entwicklung der Korruption FAZITTHEMA STANDORT Hat die Industrie noch Zukunft? FAZITGESPRÄCH Gehörig erfolgreich Neuroth-Chef Lukas Schinko im Interview
Foto: Studio Louvain

Gesegnete Weihnachten und einen guten Rutsch!

FAZIT
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Editorial

Elon Musk soll nicht mehr der reichste Mensch der Welt sein. Dafür besitzt er seit Oktober den Microbloggingdienst »Twitter«. Musk leitet zahlreiche Firmen, am bekanntesten ist dabei wohl sein Elektrofahrzeugunternehmen »Tesla«. Seitdem er Twitter übernommen hat, wird er mehr und mehr zur meistgehassten Person der westlichen Welt. Zumindest deren selbstgerechter Hälfte. Und seitdem kann man sich nur schwer des Eindrucks erwehren, Twitter wäre – neben richtigen Pronomen und neben der Korruptheit aller konservativen Parteien –, die wichtigste Sache der Welt. Es vergeht kein Tag, an dem keine Sensationsnachricht erscheint, die die »Ungeheuerlichkeit« seines Vorgehens ausgiebig darstellt. Dabei werden der Ton immer rauher und die Vorwürfe immer substanzloser. Eine »intellektuelle« Abneigung gegen den »aus reichem Haus« stammenden Milliardär zeichnet sich schon länger ab. Als etwa das Time-Magazin vor einem Jahr bekanntgegeben hatte, Musk wäre zur Person des Jahres 2021 erkoren worden, konnte ich bei der Sendung »28 Minu-

ten« des (sehr zu empfehlenden!) Senders »Arte« einer Diskussion über ihn und dieses Time-Cover von fünf Journalisten und Kulturschaffenden ansichtig werden. Im Grunde waren sich alle in ihrer Empörung einig, lediglich die Nuancen der Hysterie wurden gegenseitig abgeklopft. Den Vogel schoss die Bemerkung eines Sendungsgastes ab, der die Runde beruhigen wollte und verdeutlichte, eine Entscheidung für eine Person seitens der Time-Redaktion sei ja keine Sache von Sympathie, Wertschätzung oder gar Zustimmung. Denn immerhin sei ja auch Adolf Hitler Person des Jahres gewesen. Selbst eingedenk des Sendungsmottos »Humor und Polemik sind erlaubt« war das eine ungeheure Entgleisung – den mörderischen Diktator verharmlosend und voller Niedertracht! –, die niemanden in der Runde auch nur zu leisem Widerspruch verführen konnte. Mittlerweile – Sie können es in zahlreichen SZ-, Standard- oder sonstigen Artikeln über das neue Twitter nachlesen – wird Musk mangelnde Managementfähigkeit, Skurrilität und im schlechteren Fall Narzissmus oder eine andere Persönlichkeitsstörung (dezent) angedichtet. Die Schmutzarbeit in der Kampagne gegen ihn leisten dann die Fußtruppen in den Kommentarsektionen, dort wird er schneller zum Gottseibeiuns, als ein durchschnittlicher User braucht, sein Facebook zu öffnen.

Mich errinnert die Entwicklung in der »medialen Darstellung« der Person Elon Musk ab seiner Twitter-Übernahme stark an jene, die der ebenfalls milliardenschwere Donald Trump ab der Realität seiner Präsidentschaftskandidatur, also in den Jahren 2015 und 2016, bei uns genommen hat. Trump war von Start seiner Berühmtheit an als »skurriler« Milliardär bekannt und in einer Dokumentation über ihn aus dem Jahr 2013 wird dieser Skurrilitätsfaktor auch nicht verborgen. Ansonsten ist es aber ein Portrait eines erfolgreichen Entrepreneurs, für den im Übrigen viele gezeigte Mitarbeiter aus allen Schichten und Ethnien durchaus gerne gearbeitet haben.

Mir sind in deutschsprachigen Medien spätestens ab dem Jahr 2016 nur Texte oder Berichte geläufig, in denen er bestenfalls

geistig derangiert aber üblicherweise als Reinkarnation des Bösen dargestellt wurde. Jetzt kann man bei Trump sicher zu Recht sagen, als Politiker, noch dazu als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, gelten andere Maßstäbe und man kann wahrscheinlich zu Recht sagen, dass Donald Trump wenig dazu getan hat, dieses diabolische Image zu entkräften, mir geht es aber um das gleiche Muster, dem mir nun Elon Musk ausgesetzt scheint. Mit dem Moment, mit dem ein nicht unbedingt als links einzustufender Milliardär das Spielzeug der pseudodemokratischen Netzelite übernommen hat, wird auf ihn aus allen Rohren geschossen. Nicht konzertiert natürlich, ich wittere hier keine Weltverschwörung. Nein, es ist der viel gefährlichere Automatismus einer immer stärker versozialistisierten Welt, in der alles und jeder, der mehr hat, der gar reich ist, verdächtig ist. Und damit asozial, korrupt und unmenschlich. Das ist fatal. Wie so oft beten Linke ihre Dogmen lediglich dann an, wenn es in ihren Kram passt. Dass eine Gesellschaft auch Menschen wie Musk braucht, mit Unternehmergeist ausgestattet, ja sogar mit Lust auf monetären Erfolg, das geht ihnen beim ganzen sonstigen Diversitätsgeschwafel nicht in den Kopf. Schade. n

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein hoffentlich glückliches Neues Jahr.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at

FAZIT JÄNNER 2023 /// 5
Persönlichkeiten wie Elon Musk bereichern unsere Gesellschaft

Inhalt Fazit Jänner 2023

Hat die Industrie Zukunft?

Die Rahmenbedingungen werden schlechter. Die Industrie braucht von der Politik ein bedingungsloses Standortbekenntnis.

Gehörig erfolgreich

Lukas Schinko wurde im Jahr 2011 mit 24 Jahren CEO der Neuroth AG. Inzwischen hat er den Konzern deutlich vergrößert.

Korruption

Mit einer »kleinen Geschichte der Korruption« liefert Jens Ivo Engels einen interessanten Überblick dieser »menschlichen Schwäche«.

Professor Bernhardi regendert Das Grazer Schauspielhaus bringt nach dem Wiener Burgtheater nun ebenfalls die SchnitzlerAdaption »Die Ärztin« auf die Bretter. Seite 80

Jänner 2023 XIX. Jahrgang Nr. 189 (10/2022) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit
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6 /// FAZIT JÄNNER 2023 WILLKOMMEN IM FAZIT! 08 22
39
Fotos: Adobe Stock, Erwin Scheriau, Enlarge, Andreas Pankarter, Marija Kanizaj, Johanna Lamprecht

Rubriken

Editorial 5

Politicks 16

Investor 32

Außenansicht 38

Immobilien 70

Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Die steirische Industrie ist seit Jahrhunderten Wirtschafts- und Lebensmotor des Landes. Sie ist für beinahe die Hälfte des Bruttoregionalproduktes verantwortlich. Aber die Rahmenbedingungen haben sich zuletzt gefährlich verschlechtert. Daher braucht es jetzt ein bedingungsloses Bekenntnis zum Standort.

Wirtschaft und mehr. 44 72

Das Fazitgespräch führten wir mit Lukas Schinko, dem CEO der Neuroth AG. Er setzt die Internationalisierung des Unternehmens fort und begründet den Aufstieg zum österreichischen Marktführer mit der 115-jährigen Unternehmensphilosophie, die der Slogan »Besser hören, besser leben« trefflich beschreibt.

Carola Payer geht der Frage nach der Zukunft der Arbeit nach: Die Vorstellung von Arbeit ist im Wandel. Durchschnittlich identifizieren sich 52 Prozent der Beschäftigten mit ihrem Arbeitgeber, bei den unter 30-Jährigen sind es nur mehr 32 Prozent. Und im Fazitessay deckt Jens Ivo Engels auf, dass der Ausgang von Korruptionsdebatten weniger vom Sachverhalt als von den politischen Machtverhältnissen abhängt. Der Standort bestimmt halt auch diesbezüglich den Standpunkt. Gutes Lesen! -red-

Der Korrespondent

Fast täglich informiert Christian Wehrschütz aus der Ukraine und auch aus dem Balkan. Eine Begegnung mit dem Korrespondenten.

Universum Theatercafé

Eine Beschreibung des Theatercafés kann nur der klägliche Versuch einer Annäherung an das Dunkle sein. Eine Art Portrait.

IMPRESSUM

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Redaktion

Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Mag. Michael Petrowitsch, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Erwin Scheriau

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT JÄNNER 2023 /// 7 Außenansicht Peter Sichrovsky über den Verlust des Vergnügens. Seite 38 ErfolgSERIEdurch Führung(56) Seite46
Foto: Adobe Stock 8 /// FAZIT JÄNNER 2023 Fazitthema

Krise: Hat die Industrie Zukunft?

Die steirische Industrie ist seit Jahrhunderten nicht nur Wirtschaftsmotor, sondern auch Lebensmotor des Landes. Die Rahmenbedingungen haben sich jedoch in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Was es jetzt braucht, ist ein bedingungsloses Bekenntnis zum Standort.

Fazitthema FAZIT JÄNNER 2023 /// 9

Die B 115 von Leoben über Trofaiach und Vordernberg nach Eisenerz ist ein uralter Handelsweg. Schon in der Steinzeit wurde der Pfad vom Murtal über den Präbichl nach Enns genutzt, in der Bronzezeit wurde hier Kupfererz abgebaut und natürlich haben auch die Römer ihre Spuren hinterlassen. Der steirische Teil der Eisenstraße ist landschaftlich reizvoll. Die Gegend ist auch touristisch ein Highlight. Wirtschaftlich gesehen ist allerdings nicht mehr viel los: Die Einheimischen und die Bürgermeister der die Eisenstraße säumenden Gemeinden hören und lesen es nicht gerne – aber die Eisenstraße ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie industrieller Niedergang aussieht: Man trifft nicht nur auf die Ruinen der einst allgegenwärtigen Eisenindustrie, die zu Zeiten Erzherzog Johanns so richtig aufzublühen begann. Der Niedergang der Industrie entlang dieses Streckenabschnittes schlägt sich auch im Ortsbild nieder: Man fährt durch Ortszentren, die Schwierigkeiten haben, die notwendigste Infrastruktur aufrechtzuerhalten: Orte, in denen Grund und Boden einmal mehr wert war als an der Wiener Ringstraße, ringen heute darum, attraktiv genug für Lebensmittelhändler, Arzt oder Postamt zu sein.

Schwierige Demografie

Die wenigen, die noch in der Gegend ansässig sind, werden immer älter. Die Jungen gründen ihre Familien bestenfalls in Leoben oder in der Großregion Bruck/Kapfenberg, wo es noch Industrie und damit Ausbildung, Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, Arbeit und Infrastruktur gibt. Viele kehren der Obersteiermark ganz den Rücken und ziehen nach Graz, Wien oder Linz. Die Überalterung schreitet hier schneller voran als in anderen steirischen Regionen: Bis 2048 wächst die Steiermark. Vor allem im Großraum Graz wird mit einer Zunahme der Bevölkerung um 16 Prozent gerechnet –allerdings werden bis 2050 fast 30 Prozent der Steirerinnen und Steirer im Pensionsalter sein. Die Zahl der Arbeitskräfte wird weiter sinken, im ländlichen Raum wird der Rückgang schneller und stärker spürbar sein. In den nächsten 17 Jahren wird die Zahl der Menschen im Erwerbsalter zwischen 20 und 64 Jahren um weitere 70.000 sinken, bis 2050 werden dem Arbeitsmarkt 85.000 Arbeitskräfte fehlen.

Die Folge werden – wie schon jetzt an der alten Eisenstraße – geschlossene Wirtshäuser, verfallende Häuser, blinde Auslagenscheiben und leere Ortszentren, verrostende Schienen und stillgelegte Bahnhöfe sein. Deindustrialisierung ist kein schöner Anblick.

Die Spuren der ersten Globalisierung

Es sind die Folgen der Stahlkrisen der 1970er und 1980er Jahre, die ihre Spuren in der Obersteiermark hinterlassen haben. Damals

ist die Konkurrenz unter den stahlerzeugenden Ländern weltweit sehr rasch gewachsen. Was früher nur wenigen Regionen vorbehalten war, nämlich die Kunst, Erz abzubauen und Stahl daraus zu erzeugen, wurde durch die voranschreitende Globalisierung in immer mehr Ländern möglich. Dazu kam die erste große Ölkrise: Innerhalb kürzester Zeit hatte sich in den 1970ern durch einen Erpressungsversuch der arabischen Staaten der Ölpreis vervierfacht. Weltweite Konjunktureinbrüche waren die Folge. Auch die Steiermark blieb nicht verschont. Inflation, verunsicherte Investoren, Rezession beendeten den jahrzehntelangen Aufschwung der Nachkriegsjahre: Die Nachfrage nach steirischem Stahl brach – ebenso wie die Nachfrage nach deutschem, französischem oder schwedischem Stahl – ein. Ein neuerlicher Aufschwung der Industrie war nur von kurzer Dauer: Schon zu Beginn der 1980er Jahre zeichnete sich die nächste Krise ab – eine, die nun wirklich strukturelle Folgen hatte. Während die VÖEST in Donawitz Betriebe zusammenlegte und verschlankte, wurden andernorts steirische Riesenbetriebe – wie die »Steirischen Gußstahlwerke« mit über 2.200 Arbeitnehmern, die den Ort Judenburg fast 100 Jahre geprägt hatten –, radikal redimensioniert. Hunderte Arbeitsplätze gingen in Judenburg so verloren, um andere Standorte wie zum Beispiel Kapfenberg (das damals politisch größeren Einfluss innerhalb der Kreisky-SPÖ gehabt hatte) zu erhalten, obwohl der Betrieb an sich profitabel gewesen war. Auch andernorts, in Eisenerz, begann es in den 1980er Jahren richtig eng zu werden: 4.000 Menschen arbeiteten bis dahin am Erzberg, Jahr für Jahr wurden mehr Bergleute entlassen, bis kurz vor der geplanten Schließung 2002 nur mehr 150 Kumpel die 1.300 Jahre alte Bergbautradition des Steirischen Brotlaibes aufrechterhielten. Überalterung, Abwanderung, sinkende Kaufkraft sind seither von Judenburg bis Eisenerz Standortfaktoren, derer man kaum Herr wird.

haben sich prächtig entwickelt In Eisenerz und Judenburg hat man sich mit dem Niedergang der einstigen Großindustrien arrangiert. Die verbliebenen Reste sind Perlen der steirischen Wirtschaftskraft geworden, entlang der Mur-Mürz-Furche werden wieder Produkte von Weltruf gefertigt. In Judenburg glänzen Stahlunternehmen wie Stahl Judenburg, Wuppermann oder Hendrickson, die in ihrem Bereich Weltmarktführer sind: Hendrickson im Bereich Blatt- und Parabelfedern für Lkw, Wuppermann bei verzinkten Rohren, Stahl Judenburg bei hochwertigem Stab- und Blankstahl, wie er als Grundlage für hochtechnologisierte Bauteile in der Automobilindustrie oder im Anlagenbau Verwendung findet. Am Erzberg wird nach wie vor Erz gefördert – nicht zuletzt dank der plötzlich gestiegenen Nachfrage aus China –, der Ort selbst nutzt jede sich bietende Gelegenheit, um die strukturellen Schwächen zu überwinden. 250

Die Perlen

»Unsere Industriebetriebe sind Klimapioniere und brauchen dringend MINT-Experten, die an den Lösungen und Technologien von morgen tüfteln. Wir müssen daher schon die Kleinsten mit Naturwissenschaften und Technik in Kontakt bringen.«
10 /// FAZIT JÄNNER 2023 Fazitthema
Dominik Santner, COO der Anton Paar GmbH

»Der Industriestandort steht und fällt mit der Verfügbarkeit von Energie, der Qualifikation der Mitarbeiter, dem Vorhandensein von Arbeitskraft, einer guten Infrastruktur und der Qualität der Produkte.«

Foto: Adobe Stock
FAZIT JÄNNER 2023 /// 11 Fazitthema

Mitarbeiter ringen dem Berg im Tagebau jedes Jahr etwa drei Millionen Tonnen Feinerz ab, das in Donawitz und Linz von der VÖST zu hochwertigem Stahl verarbeitet wird. Tatsache ist: Die steirische Industrie hat die Herausforderungen der vergangenen Jahrzehnte gut gemeistert. Was man am Beispiel Obersteiermark trotzdem gut sehen kann, sind die Auswirkungen von schleichenden, aber plötzlichen Deindustrialisierungsphasen für das Land und dessen Bewohner: Der Industriestandort steht und fällt mit der Verfügbarkeit von Energie, der Qualifikation der Mitarbeiter, dem Vorhandensein von Arbeitskraft, einer guten Infrastruktur und der Qualität der Produkte. Der Wettbewerbsdruck auf dem Weltmarkt bedingt zudem eine große Innovationskraft. Und um ständig mit marktfähigen Innovationen präsent zu sein, ist Forschung und Entwicklung – entweder in eigenen F&E-Abteilungen oder in universitären bzw. außeruniversitären Forschungseinrichtungen – maßgeblich. Fehlt nur eine dieser Voraussetzungen, sind die Folgen für den Standort dramatisch: Denn nicht nur die Industriebetriebe geraten in eine Schieflage, sondern auch die gewerblichen Zulieferer. In der Folge wandert die Bevölkerung ab und ganze Orte sterben im Wortsinne aus.

Ohne tragfähige Zukunftsstrategie ist der Industriestandort nicht zu halten

Die Steiermark als Industriestandort hat auch angesichts der aktuellen Krise extrem viel zu verlieren. Ein Abbau oder eine Redimensionierung der steirischen Industrie hätte weitreichende

Folgen. Schließlich hängt jeder zweite steirische Arbeitsplatz direkt an einem produzierenden Betrieb; je nach Lesart beschäftigt die Industrie zwischen 118.000 und 150.000 Mitarbeiter. Sie tragen zu einem großen Teil die Verantwortung dafür, dass die Steiermark als Exportland weiterhin gefragt ist. Derzeit gehen drei von vier Produkten ins Ausland, Hauptabsatzmarkt ist Deutschland; der Gesamtexport steirischer Produkte setzt 25,95 Milliarden Euro um. Das entspricht der Hälfte des Bruttoregionalprodukts der gesamten Steiermark. Im Vergleich dazu: Der Anteil des landund forstwirtschaftlichen Wirtschaftsbereiches am steirischen BRP betrug 2020 gerade einmal zwei Prozent und der des Tourismus etwa vier Prozent.

Fast zwei Milliarden Euro geben steirische Industriebetriebe für Forschung und Entwicklung aus, das sind drei Viertel der steirischen F&E-Gesamtausgaben – mehr als die meisten anderen Regionen in Europa. Eisen und Stahl dominieren die steirische Industrie immer noch: Die meisten Mitarbeiter sind in den Zweigen Maschinen- und Fahrzeugbau (30.512) sowie Metallerzeugung und -verarbeitung (23.233) beschäftigt. Auch die Zweige »Holz und Papier«, »Nahrungs- und Genussmittel« und »Elektrotechnik und Elektronik« geben in der heimischen Industrielandschaft den Ton an. Relevant sind etwa 520 steirische Industriebetriebe, die sich entlang der Mur-Mürz-Furche, dem Großraum Graz und Graz-Umgebung und etwas verstreut in der Oststeiermark konzentrieren. Vor allem der klugen Clusterpolitik der beginnenden 2000er-Jahre ist es zu verdanken, dass die Steiermark

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Stolitzka, Schuhproduzent und Präsident der steirischen IV.

sich heute im internationalen Vergleich als Wirtschaftsstandort gut behaupten kann. Wie die Vergangenheit zeigt, sind die derzeitigen Herausforderungen jedoch als deutliches Alarmsignal zu verstehen: Steigende Energiepreise, Inflation, überbordende staatliche »regulierende« Eingriffe, falsche Prioritäten und politische Instabilität bergen ein ebenso großes Gefahrenpotenzial wie die geänderten Rahmenbedingungen am Weltmarkt: Die Corona-Pandemie, die Klima-Krise, die Reindustrialisierung der USA, die Dominanz Chinas, die Unberechenbarkeit Russlands, die Energiepreise – all diese und weitere Faktoren gebieten dringend tragfähige Zukunftsstrategien für die steirische Industrie. Mit der positiven Entwicklung, die die steirische Industrie in den letzten Jahrzehnten genommen hat, könnte es sehr schnell vorbei sein, wenn sich die Wettbewerbsbedingungen etwa im Be-

reich der Energieversorgung dramatisch ändern, wenn also auf die Umbrüche der letzten Jahre nicht schnell und pragmatisch reagiert wird.

Seit 2017 hat sich die deutsche PKW-Produktion halbiert Zentrale Themen sind jedoch kaum regional zu lösen. Daher müssen die Herausforderungen – unter anderem, weil die steirische Industrie eine so starke Exportorientierung aufweist – im europäischen Kontext gedacht und bewältigt werden. Von entscheidender Bedeutung gerade für die Steiermark wird zum Beispiel die Entwicklung der Automobilproduktion in Deutschland werden: Seit 2017 hat sich die Pkw-Produktion dort aus unterschiedlichen Gründen praktisch halbiert. Es liegt auf der Hand, dass dies auch

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Fazitthema
Stefan

in den steirischen Zulieferbetrieben des Autoclusters nicht unbemerkt bleiben kann. Fraglich ist auch, ob und wie sich das von der EU verordnete Aus für Verbrennermotoren auf diesen Industriezweig auswirken wird und ob sich dieser ausreichend darauf vorbereitet. Das größte aller Risiken für den Industriestandort Steiermark bleibt aber die bislang nur mangelhaft gelöste Energiefrage. Will die steirische Industrie konkurrenzfähig bleiben, gilt es, einerseits günstige, andererseits saubere Energiequellen zu erschließen. Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass der Umgang mit der Klima-Problematik zur zentralen Herausforderung innerhalb der Europäischen Union werden wird. Die steirische Industriellenvereinigung ist hier wenig optimistisch: Der Weg zwischen einer »politisch propagierten Re-Industrialisierung« und der »defacto fortschreitenden De-Industrialisierung« sei in Europa noch nicht entschieden. »Die Fakten sprechen aber für einen weiteren Substanzverlust, weil die politischen Eliten nicht wirklich ernsthaft um einen Produktionsstandort kämpfen und vor allem die notwendigen Strukturreformen fürchten«, ist einem Grundsatzpapier (»Die wirtschaftliche Zukunft der Steiermark«) zu entnehmen. »Der politisch-ideologische – statt pragmatisch-funktionale – europäische Zugang zur Klimaproblematik führt derzeit dazu, industrielle Kernbranchen zu gefährden. Das beeinträchtigt auch innovative Clean-Tech-Technologien, die das grundsätzliche industrielle Entwicklungs-Know-how klassischer Branchen (Beispiel Special-Steel-Industry, Baustoffindustrie, Materials) benötigen«, heißt es weiter. Mehr noch: Österreich befinde sich seit Monaten im »Alarmstufe-Rot-Modus«. Vor dem Hintergrund der Energiepreise und der innereuropäisch sehr unterschiedlichen nationalen Lenkungsmaßnahmen – zum Beispiel in Deutschland – laufe nun der Countdown zur Deindustrialisierung. Man sei angesichts der zögerlichen Haltung der österreichischen Bundesregierung nicht mehr konkurrenzfähig. »Wir haben in Österreich und in der Steiermark die allerbesten Voraussetzungen für eine florierende Industrie. Wenn aber unsere Industrie mit Energiekosten im drei- bis fünffach höherem Ausmaß produzieren müsste, können die Betriebe am Markt nicht bestehen. Darüber hinaus müssten an Standorten mit derart hohen Nachteilen Investitionen zurückgehalten werden – was eine Deindustrialisierung zur Folge hätte«, so IV-Präsident Stefan Stolitzka.

Die quälend langsame Digitalisierung

Doch die Energie- und Klimaproblematik ist für eine ohnehin schon überregulierte Industrie nicht das einzige Gefahrenpotenzial. Auch die global fortschreitende Digitalisierung entwickelt sich zu einem enormen Risiko für eine Region, in der es nach wie vor oft um Basistechniken wie den flächendeckenden Breitbandausbau geht. Im Januar 2021 waren laut Angaben des Landes Steiermark nur 450.000 Breitbandanschlüsse in der Steiermark aktiv; damit verfügte gerade einmal jeder zweite Haushalt über einen Breitbandanschluss. Eine »Breitbandstrategie 2030« des Landes Steiermark liegt zwar vor, der Ausbau vor allem im ländlichen Gebiet gestaltet sich nicht zuletzt wegen der Topografie oft schwierig.

Digitalisierung mit Blick auf die Industrie 4.0 ist natürlich nicht mit dem Zugang zu schnellem Internet erledigt. Es bedarf hier einer Vielzahl von Maßnahmen, angefangen von der Qualifizierung der entsprechenden Mitarbeiter über Digitalisierungsstrategien für einzelne Unternehmen bis hin zur Schaffung der notwendigen Infrastruktur in den Unternehmen selbst. Die Nutzung von künstlicher Intelligenz, die weitere Automatisierung von Prozessen

»Der politisch-ideologische – statt pragmatischfunktionale – europäische Zugang zur Klimaproblematik führt dazu, dass industrielle Kernbranchen in großer Gefahr sind.

Das beeinträchtigt auch innovative Clean-TechTechnologien, die auf das industrielle EntwicklungsKnow-how klassischer Branchen angewiesen sind.«

Fazitthema 14 /// FAZIT JÄNNER 2023

»Der akute Mangel an Arbeitskräften führt dazu, dass Familien heute ganz genau abwägen können, wo sie sich ihren Lebensund Arbeitsmittelpunkt schaffen. Die Steiermark muss hier dringend an Attraktivität zulegen, die Elementarbildung ausbauen, modernisieren und flexibilisieren.«

und Big Data birgt enormes Potenzial für den Industriestandort Steiermark – doch nicht allen Unternehmen scheint dies bewusst zu sein. Zahlreiche Initiativen und Projekte, wie etwa der »Kompetenzatlas Automatisierungstechnik«, sollen diesbezüglich Abhilfe schaffen.

Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen

Apropos Kompetenz: Um mittelfristig konkurrenzfähig zu bleiben, braucht die steirische Industrie dringend entsprechend qualifizierte Fachkräfte. Dass die digitale Kompetenz ganz oben auf der Liste der benötigten Kompetenzen steht, liegt auf der Hand. Hochqualifizierte Mitarbeiter wird es in der F & E ebenso brauchen wie in der Fertigung. Die Ausbildungsstätten, angefangen von der FH Joanneum über die TU Graz und die Montanuniversität Leoben bis hin zu Instituten wie dem WIFI oder dem BFI, tragen dieser Notwendigkeit mit hochspezialisierten Ausbildungsangeboten zumindest teilweise Rechnung. In der kommenden Generation gibt es jedoch deutliche Schwächen und ein sinkendes Interesse in und an den MINT-Fächern. Nicht zuletzt deshalb sucht die steirische Industrie händeringend nach qualifizierten Fachkräften. Auch hier werden von Bund, Land und IV Initiativen gesetzt: Der Science Garden ist die jüngste davon, eine Online-Plattform, die MINT-Erlebnisse für drei- bis 19-Jährige schaffen und in der ganzen Steiermark, zentral anbieten soll. Dominik Santner, COO der Anton Paar GmbH und Vorsitzender der Jungen Industrie Steiermark ist überzeugt, dass das der richtige Weg ist: »Wir müssen schon die Kleinsten mit Naturwissenschaften und Technik in Kontakt bringen. Die Praxis zeigt: Es macht schon im Kindergarten richtig Spaß zu experimentieren.« Leider ist Zuwanderung kein Allheilmittel, um dem Fachkräftemangel Herr zu werden. Das Mismatch zwischen offenen Stellen und Arbeitssuchenden ist gerade in der Industrie eklatant. Die Einrichtungen zur Qualifikation sind zwar vorhanden, es braucht aber auch Menschen, die sie nicht nur in Anspruch nehmen, sondern in den erlernten Berufen dann auch arbeiten wollen. Mittlerweile fehlen am Arbeitsmarkt nicht nur Fachkräfte: Vor allem der oft geforderte »qualifizierte Zuzug« ist mit den Migranten, die derzeit zu uns kommen, nicht gegeben: Laut Integrationsfonds sind sieben von zehn Zuwanderern, denen heuer seit Jahresbeginn Asylstatus oder subsidiärer Schutz zuerkannt wurde, Analphabeten.

Das ganze Land muss

familienfreundlicher werden

Zudem beklagt die Wirtschaft weitere strukturelle Probleme. Der Mangel an Kinderbetreuungseinrichtungen ist nur einer davon. Dass die Politik trotz der hohen Steuerlast, die sie von den Unternehmen fordert, im Gegenzug wichtige Infrastrukturmaßnahmen schuldig bleibt, ist ein Problem. So ist die Steiermark etwa bei der flächendeckenden flexiblen Kinderbetreuung weiterhin säumig. Und so kann das gewaltige Potenzial, mit dem etwa junge Eltern

an der Beseitigung von Qualifikationsmängeln mitwirken könnten, nur teilweise gehoben werden, weil sie ihre Kinder nicht entsprechend versorgt wissen: Ohne Kinderbetreuung haben Frauen nicht die Möglichkeit, Karriere zu machen und rechtzeitig in den Arbeitsprozess zurückzukommen. Es ist absolut notwendig, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen, stellt etwa die Unternehmerin und IV-Funktionärin Julia Aichhorn klar: »Der akute Mangel an Arbeitskräften führt dazu, dass Familien ganz genau abwägen können, wo ihr Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ist. Die Steiermark muss hier dringend an Attraktivität zulegen und die Elementarbildung ausbauen, modernisieren und flexibilisieren.«

Und dann ist da noch der Verkehr …

Die genannten Bemühungen, die Deindustrialisierung hintanzuhalten, zählen nichts, wenn nicht sichergestellt ist, dass die steirischen Produkte und die Mitarbeiter der Unternehmen zu ihren Abnehmern gelangen. Es gilt, den Ausbau der Infrastruktur voranzutreiben. Die Steiermark hat hier immer noch Lücken: Die S37 muss dringend ausgebaut werden, eine Schnellstraße ist auch zwischen Selzthal/Liezen und Trautenfels nötig. Ausgebaut muss auch die S36 werden (Abschnitt zwischen Judenburg und St. Georgen). Generell braucht es auch eine Stärkung der Hauptverkehrsachse von Graz nach Spielfeld – ein Projekt, das die grüne Umweltministerin gerade abgesagt hat. Darüber hinaus ist der Ausbau der Bahnstrecken voranzutreiben. Neben den laufenden Projekten Semmeringbasistunnel und Koralmbahn ist für den Güterverkehr besonders die Pyhrn-Schober-Achse relevant. Dringend nötig auch: Die Anbindung der boomenden Ostregion durch Elektrifizierung der steirischen Ostbahn und Neubau einer Bahnstrecke entlang der A2 von Graz nach Gleisdorf. Und dann ist da noch das leidige Problem mit den Flugverbindungen. Die Umwelt- und Infrastrukturministerin will ja die Flüge von Graz nach Wien stoppen. Damit würde einer von drei für die Headquartertauglichkeit des steirischen Wirtschaftsstandortes essenziellen Hubs wegfallen. Die meisten Manager und Arbeitnehmer gelangen – in Ermangelung von Direktflügen – nämlich über die Flughäfen Wien, München und Frankfurt zu ihren weltweiten Abnehmern und Zulieferern. Wien ist vor allem für Weiterflüge nach Osteuropa und Asien von großer Bedeutung. Die Politik in Brüssel, Wien und Graz ist also dringend gefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die De-Industrialisierung der Steiermark zu verhindern. Gibt es kein klares Bekenntnis und einen parteiübergreifenden Schulterschluss in der Beantwortung der drängenden Fragen, werden immer weniger steirische Produkte international konkurrenzfähig bleiben. Die geänderten Rahmenbedingungen der Gegenwart steigern den Druck zur Bewältigung der teils lange anstehenden Probleme, denn klar ist: Von der Landwirtschaft und dem Tourismus wird das Land nicht leben können. Die erwirtschaften zusammen nämlich gerade einmal sechs Prozent unseres derzeitigen Wohlstands.

Foto: Adobe Stock Fazitthema FAZIT JÄNNER 2023 /// 15

Die Demokratie ist keine Frage der Zweckmäßigkeit, sondern der Sittlichkeit.

SPÖ-Chefin Pamela RendiWagner unterstützt die Schengen-Blockade gegen Bulgarien und Rumänien, der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig stellt sich gegen sie.

Legitimationskrise:

Ein Viertel der Jugendlichen braucht keine Demokratie!

Das aktuelle Demokratieradar der Universitäten Krems und Graz hat es in sich. Nur mehr 73 Prozent der 1,6 Millionen in Österreich lebenden Unterdreißigjährigen halten die Demokratie für besser als jede andere Regierungsform. Bei der älteren Bevölkerung tun das immerhin noch 85 Prozent. Ein Viertel der Jungen bezweifelt demnach, dass Demokratie die beste Regierungsform ist.

Diese Geringschätzung der Demokratie geht einher mit innenpolitischem Desinteresse. Von den Unterdreißigjährigen interessieren sich 41 Prozent gar nicht für Politik, von den Überdreißigjährigen nur 24 Prozent. Außerdem nutzen die Jungen deutlich seltener klassische Medien, um sich über Innenpolitik zu informieren. Nicht erhoben wurde, ob und wie viele Unterdreißigjährige sich für einzelne politische Themen wie etwa Klima- oder Tierschutz interessieren.

Weiter zurückgegangen ist laut Demokratieradar außerdem die Demokratiezufriedenheit. Im Frühjahr 2018 waren

noch 77 Prozent der in Österreich lebenden Menschen der Meinung, dass die Demokratie »sehr gut« oder »eher gut« funktioniert. Im Herbst 2022 waren nur noch 58 Prozent dieser Meinung. 63 Prozent der Befragten äußerten den Wunsch, das politische System grundlegend umzubauen.

Das Demokratieradar basiert auf einer Umfrage unter rund 4.500 Personen ab 14 Jahren in Österreich, die halbjährlich durchgeführt wird. Die eindeutigen Trends, die sich aus der langfristigen Betrachtung der Ergebnisse ableiten lassen, sollten sowohl die Politik als auch die Medien alarmieren. Es scheint nur mehr eine Frage der Zeit zu sein, bis sich weniger als die Hälfte der jungen Österreicherinnen und Österreicher für Politik interessiert. Damit sinkt natürlich auch das Interesse an Wahlen. Es droht also eine echte Legitimationskrise der politischen Institutionen.

Energiekosten – Regierung reagiert auf Forderungen der Industrie Bundeskanzler Karl Nehammer hat in der ORF-Pressestunde einen weiteren Energiekostenzuschuss für Unter-

nehmen angekündigt. Damit reagiert die Regierung – wie von der Industriellenvereinigung vehement gefordert – auf die deutsche Gaspreisbremse. Die deutsche Bundesregierung hatte zuvor einen innereuropäischen Förderungswettbewerb gestartet und für deutsche Haushalte und Unternehmen eine deutlich günstigere Basisversorgung beschlossen. Nehammer sagte, dass es keinen Wettbewerbsvorteil für die deutsche Industrie geben dürfe. Der Zuschuss solle demnach noch vor Weihnachten präsentiert und rasch umgesetzt werden.

Als Berechnungsgrundlage wird wohl das deutsche Modell herhalten. Dort wird der Gaspreis für jene 25.000 Industrieunternehmen, die mehr als 1,5 Millionen Kilowattstunden jährlich verbrauchen, ab 1. Januar für 70 Prozent des im Jahr 2021 verbrauchten Erdgases mit 7 Cent je Kilowattstunde gedeckelt. Die Differenz zum Marktpreis von etwa 20 Cent je Kilowattstunde übernehmen die deutschen Steuerzahler. Damit beträgt der Zuschuss unglaubliche 65 Prozent. Auch beim Strompreis gilt die 70-Prozent-Regelung. Dort liegt der Maximalpreis bei 13 Cent pro Kilowattstunde. In Österreich beziffert die E-Control den aktuellen Gaspreis übrigens mit 5,4 bis 30 Cent je Kilowattstunde.

Sonntagsfrage – derzeit keine Stimmenmehrheit für die Ampel

In der zweiten Dezemberwoche haben die Institute Insa, Unique Research und Market neue Umfragen für die Bundesebene präsentiert. Die FPÖ liegt demnach zwischen 26 und 29 Prozent, die SPÖ zwischen 25 und 27 und die ÖVP zwischen 20 und 21 Prozent. Inzwischen ist ziemlich klar, dass die ÖVP alles tun wird, damit erst 2024 gewählt wird.

Die einzige Zweierkoalition mit Stimmenmehrheit wäre demnach Blau-Rot. Tatsächlich melden sich immer öfter SPÖFunktionäre zu Wort, die kein Problem damit hätten, mit der Kickl-FPÖ zu koalieren. Eine Mandatsmehrheit wäre derzeit aber auch für Blau-Schwarz und RotSchwarz denkbar. Eine Ampel aus SPÖ,

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Fotos: KPÖ, Steirische Volkspartei

Politicks

Grünen und Neos könnte derzeit hingegen aber nur mit 44 bis 46 Prozent rechnen, was wohl nicht für eine Mandatsmehrheit reichen würde. Daher hat aktuell eigentlich nur die FPÖ ein echtes Interesse an Neuwahlen.

Steiermark – ÖVP, SPÖ und FPÖ wollen den Landeshauptmann Aus der Steiermark sind hingegen keine aktuellen Zahlen bekannt. Eine OGM-Umfrage von vor zwei Monaten sieht die ÖVP, die SPÖ und die FPÖ bei jeweils 24 Prozent. Landeshauptmann Christopher Drexler absolviert seit seinem Amtsantritt ein unglaublich dichtes Programm, um mit möglichst vielen Steirerinnen und Steirern persönlich in Kontakt zu kommen. Seine Hoffnung ist es, bis zur Landtagswahl im Herbst 2024 einen Landeshauptmannbonus aufzubauen, der stark genug ist, um den Gegenwind durch die Bundes-ÖVP zu überwinden und mit der Volkpartei als Nummer eins aus der Wahl hervorzugehen. Aber auch Anton Lang von der SPÖ will Landeshauptmann werden. Die bisherigen Äußerungen von Drexler und Lang lassen zwar darauf schließen, dass die ÖVP-SPÖ-Koalition ein weiteres Mal fortgesetzt werden soll, wobei die stärkere der beiden Parteien den Landeshauptmann stellen wird. Es könnte sich aber auch eine Dreierkoalition aus SPÖ, Grünen und KPÖ ausgehen. Und auch die steirische FPÖ unter Mario Kunasek hofft auf ihr blaues Wunder. Das könnte dann eintreten, wenn die FPÖ Erster oder Zweiter wird. Den Steirischen Landtagsparteien steht jedenfalls ein zweijähriger Marathon bevor, bei dem Landeshauptmann Christopher Drexler gute Chancen hat, sein Amt wieder zu erlangen. Schon bei der Landtagswahl in Tirol hat die ÖVP nur halb so viel verloren, wie in den Umfragen prognostiziert. Und wenn die ÖVP auch die niederösterreichische Landtagswahl am 29. Jänner mit einem blauen Auge – also einem Ergebnis deutlich über 40 Prozent – übersteht, wäre das ein Indiz dafür, dass eine Entkopplung von der Bundes-ÖVP bei der Wählergunst zumindest möglich ist.

Weil Deutschland ab Jänner die Energiekosten massiv subventioniert, sieht sich Nehammer gezwungen, die österreichischen Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten.

Wie schlüssig ist Schengen-Blockade? Innenminister Gerhard Karner und Bundeskanzler Karl Nehammer mussten zuletzt heftige Kritik sowohl von Teilen der Opposition wie auch von manchen Medien einstecken, weil Österreich der Aufnahme von Bulgarien und Rumänien in den Schengenraum nicht zugestimmt hat. Karner argumentiert, dass die Masse der nicht registrierten Migranten, die täglich aus Richtung Osten in Österreich ankommt, der klare Beweis sei, dass Schengen nicht funktioniert und man nicht auf ein System setzen könne, das nachweislich gescheitert sei.

Manche Regierungskritiker sprechen hingegen von einem gewaltigen Schaden, den Karner dem Ansehen Österreichs und der eng mit Osteuropa verbundenen Wirtschaft zugefügt habe. Und natürlich sind die Rumänen und Bulgaren erbost. Rumänien hat sogar seinen Botschafter abgezogen. Dort spricht man von schwer gestörten Beziehungen. Zustimmung zur Ablehnung kam von der FPÖ, Ablehnung von den Neos und vom ÖVP-Regierungspartner, den Grünen. Gespalten waren hingegen die Re-

aktionen aus der SPÖ. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sprach sich gegen einen Schengen-Beitritt von Rumänien und Bulgarien aus, ihr Vorgänger Christian Kern hingegen von einem Schuss ins eigene Knie. Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig konterte seiner Parteichefin hingegen, dass Österreich sich in der EU nicht so stark isolieren solle, weil das zu entsprechenden Reaktionen führen müsse.

Österreich hat jedenfalls erreicht, dass sich EU-Kommission und Rat nun nicht länger davor drücken können, die nicht vorhandene Asylpolitik auf die Agenda zu setzen. Das ist sowohl aus Sicht der Kommission als auch des Rates äußerst unangenehm. Denn obwohl alle in der EU von der dringenden Verbesserung des Außengrenzschutzes reden, ist trotzdem allen klar, dass die illegale Migration unbeherrschbar bleiben wird. Und zwar so lange, bis es weitgehend lückenlose Rückführungsmöglichkeiten für abgelehnte Asylwerber gibt und solange der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die an beinahe allen EU-Außengrenzen praktizierten Pushbacks als illegal definiert.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 17

Recht haben

Der Mangel beim Bau

Was versteht man unter Mangel? Etwas, das schadhaft, defekt oder nicht in Ordnung ist. In bauvertragsrechtlicher Hinsicht ist davon der Mangel in gewährleistungsrechtlicher Hinsicht zu unterscheiden: Eine Leistung ist nur dann mangelhaft im Sinne des Gewährleistungsrechtes, wenn sie qualitativ oder quantitativ hinter dem Geschuldeten zurückbleibt. Wesentlich ist der Vertragsinhalt zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Ein Mangel im Gewährleistungsrecht liegt dann vor, wenn das übergebene Gewerk oder die übergebene Sache nicht dem vertraglich Geschuldeten entspricht. Folgendes Beispiel möge dies veranschaulichen: Kauft jemand etwa ein Autowrack, ist dieses nicht mangelhaft, wenn die Lieferung des Autowracks vereinbart war. Die Vertragswidrigkeit eines übergebenen Gewerkes oder einer übergebenen Sache ist nicht abstrakt, sondern immer aufgrund des zu Grunde liegenden Vertrages zu beurteilen. Der Vertragsinhalt ist wesentlich. Freilich kann es vorkommen, dass der Inhalt eines Vertrages auslegungsbedürftig ist. Bloße Unzufriedenheiten stellen keinen Mangel dar. Dazu wiederum ein Beispiel: Bestellt ein Auftraggeber die Verlegung eines bestimmten Parkettbodens als Tanzboden für ein Après-Ski-Lokal, so kann aus dem Titel Gewährleistung eine Mangelbehebung durch den Austausch gegen einen keramischen Belag nicht verlangt werden. In einem solchen Fall würde die Behebung eines derart geltend gemachten Mangels die Grenzen des zwischen den Parteien geschlossenen Vertrages sprengen. Der Auftragnehmer hat ja gerade das vertraglich Geschuldete geliefert. Eine Verbesserung des vereinbarten und gelieferten Bodenbelages wäre nur durch die Herstellung eines bislang nicht vereinbarten Bodens möglich. Noch ein Beispiel: Der Auftraggeber bestellt beim Beklagten angepasste Fenster, weil er sich dadurch einen niedrigeren Energieverbrauch erwartete. Auf einen bestimmten Hersteller kam es ihm dabei nicht an. Ausschlaggebend war vielmehr der zu erwartende niedrigere Energieverbrauch. Wesentlich war also die Eigenschaft des Fensters mit einem damit verbundenen niedrigeren Energieverbrauch. Insofern ist die Bestellung „funktional“ anzusehen. Selbst wenn im Nachhinein angeboten wird, ein Fenster zu liefern, welches den erwarteten Eigenschaften entspricht, dieses aber teurer wäre, so kann der Auftraggeber dennoch ohne Kostenaufschlag den Austausch gegen ein derartiges Fabrikat verlangen. Es handelt sich aufgrund des funktionalen Auftragsverhältnisses nicht um sogenannte »Sowiesokosten“.

(v.l.n.r.:) Christopher Nebel (Rotes Kreuz Anger), Thomas Zsifkovits, EUROSPAR-Einzelhändler, und SPAR-SteiermarkGF Christoph Holzer.

Nagelneuer EUROSPAR in Anger

Am 1. Dezember hat SPAR-Kaufmann Thomas Zsifkovits seinen nagelneuen EUROSPAR in Anger bei Weiz eröffnet. Der bestehende Markt wurde innerhalb von sechs Wochen zu einem EUROSPAR erweitert. Eines der Highlights ist der großzügige Frischemarktplatz.

Die 4.000-Einwohner-Gemeinde Anger ist um ein Feinschmeckerparadies reicher: Die selbstständige SPAR-Unternehmer-Familie Zsifkovits hat den seit 1995 bestehenden Standort komplett modernisiert und auf einen EUROSPAR-Markt vergrößert. Er löst damit in der Umgebung große Begeisterung aus, denn in der Vorweihnachtszeit legen die Menschen seit jeher einen besonderen Wert auf kulinarische Köstlichkeiten. Klar ist, dass das gewohnt hervorragende Preis-Leistungsverhältnis bleibt – allein schon aufgrund der SPAR-Marken von S-Budget bis hin zu SPAR Premium.

Nahversorgung als Herzensangelegenheit

SPAR-Kauffmann Thomas Zsifkovits und sein Team strahlen bei der Eröffnung mit dem nagelneuen EUROSPAR-Markt um die Wette: „Es ist so schön, dass das neue Geschäft rechtzeitig vor Weihnachten wieder offen ist. Frische, Regionalität und Nahversorgung sind uns eine Herzensangelegenheit“, erklärt der SPARUnternehmer. Sein Supermarkt ist einer von 137 SPAR-Standorten im Gebiet Steiermark und südliches Burgendland, die von selbstständigen SPAR-Unternehmern betrieben werden.

Spende an die Rotes-Kreuz-Ortsstelle

Im Rahmen der Eröffnung übergab SPAR-Geschäftsführer Holzer einen Spendenscheck in Höhe von € 1.500 an das Rote Kreuz/ Ortsstelle Anger. „Wir als SPAR sind regional verankert. Es ist naheliegend, dass wir bei erfreulichen Anlässen wie Eröffnungen einen Beitrag an die Region hier vor Ort zurückgeben und so ein Stück Freude weitergeben können“, erklärt Holzer. Neben dem neuen EUROSPAR-Markt in Anger betreibt Zsifkovits seit 2011 einen zweiten Standort in Hitzendorf.

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Foto: Archiv
Foto: SPAR Foto Krug
Dr. Andreas Kaufmann ist Universitätslektor in Graz.

Neue Führung der WKO Graz

Vor genau drei Jahren hat Paul Spitzer die Position als Regionalstellenobmann der WKO Graz übernommen. Nach dieser herausfordernden Zeit und erfolgreichem Einsatz für die Grazer Wirtschaft folgt ihm mit Jänner 2023 Bernhard Bauer nach.

Als positiver Erfolg konnte verbucht werden, dass die Stadt Graz bereits im April 2020 ein Corona-Soforthilfe-Wirtschaftspaket beschlossen hat, erläutert Spitzer. Unter anderem konnte auch erreicht werden, dass im Herbst 2020 an Samstagen der öffentliche Verkehr kostenlos war, um die Frequenz in der Innenstadt wieder zu erhöhen. „Die Erreichbarkeit der City mittels Pkw ist jedoch auch in Zukunft zu gewährleisten, wenn man sich eine funktionierende Innenstadtwirtschaft wünscht“, erklärt Spitzer. Das Highlight war der Tag der Lehrberufe mit 1.500 Teilnehmern im Jahr 2022, mit dem die WKO Graz einen Beitrag zur Berufsorientierung gesetzt hat, so Spitzer: „Der Wettbewerb um die besten Köpfe und der Mitarbeitermangel wird uns noch länger begleiten. Wir können es uns daher nicht leisten, auch nur einen Jugendlichen am Weg von Schule zu Beruf zu verlieren.“

„Ohne funktionierende Wirtschaft gibt es keine Arbeitsplätze und ohne Arbeitsplätze keine Lebensqualität“, erläutert Bernhard Bauer seine Beweggründe, seine neue Tätigkeit zu übernehmen. Besondere Bedeutung hatten für ihn zu Beginn viele Gespräche mit Unternehmern und Entscheidungsträgern in Graz, „um einen persönlichen Eindruck von den Anliegen zu bekommen“. Sein Interesse gilt angesichts des anhaltenden Wachstums des Großraumes Graz besonders der Stadtplanung. Dazu gehöre ebenso, langfristig urbane Produktion sicherzustellen. Für die Wertschöpfung, Beschäftigung und Innovation brauche es ein klares Bekenntnis zu Produktionsstätten in der Stadt und eine entsprechende Standortsicherung, Vermarktung und Entwicklung, „was nicht im Widerspruch zu den zweifellos immer bedeutenderen Themen Nachhaltigkeit und Klimaneutralität steht“, so Bauer.

Einlass: 18.30 Uhr, Eröffnung: 20.00 Uhr Dresscode: Tracht oder Abendkleidung

Karten erhältlich ab 11. Jänner 2023

„Diese absolut gelungene Kombination aus Brauchtum, Tracht und modernem Zeitgeist begeistert Jahr für Jahr aufs Neue – auch wir lassen uns gerne begeistern. Wir sind seit vielen Jahren Partner des Bauernbundballes und freuen uns auch heuer wieder mit unseren Kunden und Mitarbeitern eine unvergessliche Ballnacht zu feiern.

Mit dabei …

Bock auf Schaf anbraten
FAZIT JÄNNER 2023 /// 19 Anzeige Foto: Foto Fischer
Bernhard Bauer will als neuer Regionalstellenobmann der WKO Graz die Potenziale der Stadt freisetzen helfen.

Graz hat's

Stadt Graz unter den Top-Reisezielen 2023

Das US-Reisemagazin-Magazin „Afar“ mit einer Reichweite von 37 Millionen Lesern hat für 2023 eine Empfehlung mit den „zwölf kreativsten, köstlichsten und erholsamsten Reisezielen des Jahres“ veröffentlicht. Unter diesen attraktiven Destinationen befindet sich als eines von nur drei Orten in Europa auch Graz. Tourismusstadtrat Günter Riegler und Graz Tourismus-GF Dieter Hardt-Stremayr zeigen sich erfreut: „Der Tourismus in Graz hat sich nach den schwierigen Corona-Jahren im vergangenen Sommer erfreulicherweise sehr positiv entwickelt – wie die nächsten Monate laufen werden, ist jedoch wegen Energiekrise und Teuerung ungewiss. Da ist eine Reiseempfehlung für Graz, noch dazu von so einem wichtigen Magazin, viel wert.“

Ein Weihnachtswunder in der Erlebnisregion Graz

Die Freundschaft zwischen Maria Lankowitz und Jübar in SachsenAnhalt besteht seit mittlerweile 25 Jahren. So eine intensive Partnerschaft muss geschätzt und gepflegt werden. Und was ist wohl das repräsentativste und einzigartigste Geschenk aus der Lipizzanerheimat? Natürlich ein Lipizzaner! Also wurde „Neapolitano Argentina“ am 7. Dezember einer Abordnung aus Jübar im Lipizzanergestüt Piber übergeben. Die Freude war riesengroß und das erste Aufeinandertreffen überaus berührend. „Gerade langjährige Partnerschaften wie diese sind überaus wertvoll im überregionalen Marketing und positionieren uns sehr positiv auf der deutschen Landkarte“, sagen Vorsitzende Sylvia Loidolt und Susanne Haubenhofer, GF Erlebnisregion Graz.

Eurowings baut Angebot ab Graz aus

Eurowings erweitert zum Sommer 2023 das Angebot an attraktiven Direktflugzielen. Mit Chania und Larnaca sowie Hurghada, Karpathos, Korfu, Kos und Rhodos stehen sieben Ziele in den Urlaubsländern Griechenland, Ägypten und Zypern auf dem Programm. Eine Ausweitung der Kapazität nach Mallorca ist in Arbeit. „Wir freuen uns sehr, dass wir im kommenden Sommer attraktive Zielen anbieten, die auf der Wunschliste vieler Urlauber ganz oben stehen“, erklärt Eurowings-CEO Jens Bischof. „Hamburg und Berlin stellen eine großartige Bereicherung unseres Flugplangebots dar, von dem auch der Tourismus- und Wirtschaftsstandort Steiermark profitieren wird“, erklären Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig, GF des Flughafen Graz.

Gemeinsam Backen für den guten Zweck

Zusammen mit der Lebenshilfe Soziale Dienste GmbH hat sich die Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark der Giving-Tuesday-Bewegung angeschlossen. Mit der Kraft der Gemeinschaft wurde ein köstlicher Beitrag dazu geleistet. Unterstützt wurden die fleißigen Bäcker und Bäckerinnen von der „Meisterkonditorin mit Herz“ Bianca Lackner. 4.000 Euro konnten durch den Verkauf der Backwaren erzielt werden, der Erlös kommt der Lebenshilfe zugute. GenDir. Martin Schaller: „Zusammen mit Klienten der Lebenshilfe haben es Raiffeisen-Mitarbeiter zum Giving Tuesday sprichwörtlich ‚angebackt‘. Durch den Erlös der Aktion wird einerseits hilfsbedürftigen Menschen in schweren Zeiten geholfen und andererseits zusammen Gutes getan.“

20 /// FAZIT JÄNNER 2023
Fotos: Graz Tourismus, Flughafen Graz, Region Graz –Mias Photoart, RLB Steiermark,

Start für Vivaldi-Projekt Graz

Seit Anfang August waren die Projektverantwortlichen auf der Suche nach jungen Nachwuchsgeigern im Alter von vier bis acht Jahren. Seit kurzem ist das Vivaldi Projekt Graz gestartet und ermöglicht acht Kindern einmal wöchentlich kostenlosen Violin-Einzelunterricht im Jugendzentrum Funtastic in der Neuholdaugasse. Unterrichtet werden die Kinder von vier Violin-Studenten der KUG, die ihrerseits von Daniela Hölbling, Geigerin und Pädagogin am Johann-Joseph-Fux Konservatorium, begleitet werden. Etwa alle sechs bis acht Wochen findet für alle Kinder eine „Geigenparty“ statt. Der Unterricht ist auf zwei Jahre angelegt und eine Kooperation zwischen der Kunstuniversität Graz, dem Johann-Joseph-Fux Konservatorium und der Stadt Graz.

Kurz im Gespräch mit

Die SPÖ Frauen Steiermark luden am 5. Dezember zur Buchpräsentation „Heimat bist du toter Töchter“ von Journalistin und Autorin Yvonne Widler. In dem Buch beleuchtet Widler einige der zahlreichen Femizide in Österreich. Die Erkennung von Hintergründen und Ursachen von Femiziden sind wesentliche Bestandteile für einen besseren Gewaltschutz in Österreich, das Wichtigste jedoch ist ein Aufbrechen unserer Rollenmuster. Dazu SPÖ-Frauen-Landesvorsitzende Bundesrätin Elisabeth Grossmann: „Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass das Gewaltrisiko in gleichberechtigten Gesellschaften und Partnerschaften wesentlich geringer ist. Der beste Gewaltschutz ist also Gleichstellungspolitik in allen Gesellschaftsbereichen.“

Österreich steht vor einer Rezession. Wie sehr sind die Unternehmen diesmal auf die Kurzarbeitsförderung angewiesen, um die Beschäftigten halten zu können?

Die aktuelle Marktsituation ist aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfelds sehr volatil, daher ist die Kurzarbeit in bestimmten Fällen ein sehr probates Mittel, um Produktionsausfälle ohne Personalabbau zu durchtauchen. Mittlerweile sind die Zugangshürden aber sehr hoch.

Die Energiekrise trifft die energieintensive Industrie besonders. Wie sehr leidet die Konkurrenzfähigkeit der metalltechnischen Industrie?

Die Konkurrenzfähigkeit leidet bei einer international ausgerichteten Branche wie der metalltechnischen Industrie sehr, denn einerseits hat Deutschland, wo sehr viele Mitbewerber und Kunden beheimatet sind, deutlich umfangreichere Unterstützungsmaßnahmen und andererseits ist der Energiepreis in Asien kein Thema.

Können die Unternehmen die steigenden Löhne einpreisen oder geht das zu Lasten der Ertragskraft? Kann mit Automatisierungsschritten darauf reagiert werden?

Wegweiser für Kunst im öffentlichen Raum

Das Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark (KiöR) hat in Kooperation mit dem Studiengang Informationsdesign an der FH Joanneum bereits 2019 begonnen, eine App für Smartphones zu entwickeln, die Kunst im öffentlichen Raum auch digital sichtbar macht. Sie zeigt vorwiegend künstlerische Arbeiten und historische Erinnerungszeichen wie Denkmäler und Gedenktafeln ab dem Jahr 1945, die den Umgang einer Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit im öffentlichen Raum sichtbar machen. KiöR-Leiterin Elisabeth Fiedler: „Kunst im öffentlichen Raum begegnet uns meist unvorhergesehen und unvermittelt. Mit der neuen App können erstmals Kunstwerke und Erinnerungszeichen in der Steiermark ab 1945 gesucht, besucht und vermittelt werden.“

Die hohen Lohnabschlüsse lassen sich nicht einpreisen und das wirkt sich negativ auf die Ertragskraft aus. Wegen der Kostenentwicklung und der demographischen Situation kann man nur mit weiteren Automatisierungsschritten konkurrenzfähig bleiben, was aber aufgrund des massiven Fachkräftemangels eine große Herausforderung ist.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 21 Fotos: Stadt
Joanneum /
Graz/Fischer, Peter Drechsler, Universalmuseum
J.J. Kucek
Buchpräsentation „Heimat bist du toter Töchter“
Helmut Röck, GF der Fachgruppe der Metalltechnischen Industrie in der WK Steiermark Foto: Foto Fischer

Fazitgespräch

Von Peter K. Wagner und Johannes Tandl mit Fotos von Erwin Scheriau

Gehörig erfolgreich

Neuroth-CEO Lukas Schinko im Gespräch über das Hörgerät auf dem Weg zum stilischen Designaccessoire, die Herausforderung mit den Babyboomern und über Entrepreneur Elon Musk.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 23

Es ist Tag der »Ugly Sweater« in der Neuroth-Zentrale im Süden von Graz. Zumindest in der Abteilung, in der auch die Office Managerin und der Pressesprecher von Lukas Schinko tätig sind. Unten sticht uns ein Manner-Pullover im Weihnachtslook ins Auge, oben zeigt der Kommunikationsprofi Thomas Huber seine Fußballleidenschaft für einen schwarz-weißen Traditionsverein.

Ein Tischkicker ist es dann auch, der uns gleich ins Auge springt, als wir die »Hörbar« betreten, so etwas wie die Mitarbeiterküche in stylischem Neuroth-Design. Einmal weiter ums Eck wartet dann an diesem 7. Dezember auch noch ein kleiner Schokonikolaus auf uns.

Am 13. Dezember 1907 wurde das Hörakustikunternehmen Neuroth in Wien gegründet, ehe es 1979 nach Graz übersiedelte. »Meine Mutter ist Wienerin, mein Vater Steirer – die Liebe hat sie verbunden und die Steiermark hat gewonnen«, erklärt lachend Lukas Schinko. Heute beschäftigt die Aktiengesellschaft mit Sitz in Lebring bzw. Graz etwa 1.200 Menschen in acht Ländern und erwirtschaftet rund 140 Millionen Euro im Jahr. Geführt werden die Geschäfte von Schinko in vierter Generation. Bereits 2011 übernahm er mit nur 24 Jahren den Chefposten von seiner Mutter. Und nun nimmt er mit uns im Besprechungsraum Platz.

24 /// FAZIT JÄNNER 2023 Fazitgespräch

Herr Schinko, Neuroth ist eines der ältesten Unternehmen des Landes. Alte Unternehmen überleben nur selten so lange die erforderlichen Strukturwandel. Wie hat Neuroth es geschafft? Ganz viel liegt an unserer Geschäftsgrundlage, der in unserem Slogan manifestiert ist: Besser hören und besser leben. Unserer Gründerin hat 1907 als Frau ein Unternehmen gegründet, weil es ihr um Lebensgefühl und -qualität ging. Das Hörgerät hat sich in dieser Zeit viele Male technologisch weiterentwickelt und damit auch das Thema der Anpassung für unsere Kunden. Am Ende ging es aber immer darum, das Hören zurückzugeben. Das tun wir seit dem ersten Tag und es ist unser Anspruch. Wir mussten konsequent am Puls bleiben und haben etwa früh auf eine Private Cloud gesetzt. Wir haben Innovationsgeist im Blut und uns nie davor gescheut, Neues umzusetzen.

Wann hat Neuroth die Marktführerschaft in Österreich errungen? 2009, 2010 etwa. Viennatone war davor führend, wurde aber 2004 an Hansaton verkauft.

Hansaton ist gleichzeitig Lieferant und Konkurrent. Wie sieht die Marktstruktur aus?

In Slowenien gibt es jeden Monat einen Report, wie viele Hörgeräte mit Krankenkassen abgerechnet wurden – so etwas fehlt in Österreich. Es ist also schwer zu sagen, wie sich die Markanteile genau verteilen, weil es keine Daten gibt. Aktuell ist knapp jedes zweite Hörgerät in Österreich von uns. Der Markt wächst jährlich um drei bis fünf Prozent – und unser Ziel ist es, das Marktwachstum mitnehmen zu können.

Sieht sich Neuroth als Technologiekonzern oder als Gesundheitsdienstleister?

Wir sind Gesundheitsdienstleister mit einer vertieften Wertschöpfung am Standort in Lebring, weil nicht nur das Hören, sondern auch die Anatomie des Ohrs sehr individuell ist. Wir haben sehr früh erkannt, dass das eine Spezialisierung von uns sein muss, dass wir Hörgeräte selbst anpassen müssen. Viele andere haben diese sogenannte Otoplastik nicht im Haus, sondern an die Hörgeräteherstellern ausgelagert. Das Berufsbild des Hörberaters nimmt dramatisch in der Wichtigkeit zu, weil sich die Technik so

weiterentwickelt und der Kunde, schon bevor es zum Handwerk der Anpassung kommt, ordentliche Beratung haben möchte, welche Möglichkeiten es eigentlich gibt.

Ist Hörberater ein eigenes Berufsbild? Offiziell noch nicht. Wir versuchen, es Stück für Stück zu einem Berufsbild zu entwickeln. Nicht nur intern, sondern auch extern, gestützt durch Ausbildungsrichtlinien eines deutschen Akustikinstitut. Der Hörakustiker ist ein Lehrberuf, den es schon lange gibt, und der neben Optikern oder Orthopäden Teil der Gesundheitsberufe ist.

Wie wichtig ist Ihr Filialnetz für Ihr Geschäft? Sehr, weil man Hörgeräte nicht vernünftig online kaufen kann. Es gibt zwar Modelle, die es online gibt, aber ein wesentlicher Teil des Versorgungsprozesses ist die Dienstleistung – des Akustikers zur Verbesserung des Hörens. Das kann über Videokonferenzen oder andere Tools theoretisch auch online gemacht werden, aber es geht auch um Zwischenmenschliches. Ich kann über den Bildschirm schwer Empathie aufbauen – Hören ist aber sehr empathisch. Man muss sich das so vorstellen: Wenn Sie schlecht sehen und setzen eine Brille auf, dann ist es ist auf einmal scharf. Das kann auch anstrengend sein, aber sie fühlen sofort einen Benefit. Wenn Sie schlechter hören, haben Sie über einen längeren Zeitraum immer schlechter gehört – man verlernt quasi das Hören. Wenn das Hörgerät – bildlich gesprochen – von der Verstärkung her voll aufgedreht, hat man einen Informationsoverflow. Der Prozess dauert – je nachdem, wie fit man ist – drei bis sechs Monate.

Ist dieser Prozess der USP von Neuroth? Ja, unsere Kundennähe zeichnet uns mit Sicherheit aus. Man darf nicht unterschätzen, was für ein großer Schritt es für Menschen ist, sich einzugestehen, dass sie schlecht hören und dass sie etwas dagegen tun müssen. Das Produkt Hörgerät selbst hat mittlerweile nicht mehr so ein Stigma. Hörgeräte schauen schön aus und gewinnen Designpreise. Wir wollen daher den Menschen sagen, dass sich niemand schämen muss. Vor 30 Jahren wurde auch von der Brillenschlange gesprochen und jetzt ist die Brille ein Modeartikel, den sich manche mit Fensterglas aufsetzen.

26 /// FAZIT JÄNNER 2023 Fazitgespräch
Man darf nicht unterschätzen, was für ein großer Schritt es für Menschen ist, sich einzugestehen, dass sie schlecht hören.
Lukas Schinko

In der ganzen westlichen Welt gibt es den Bedarf an Hörgeräten. Warum gibt es keinen Megakonzern, der sich versucht, den Weltmarkt unter den Nagel zu reißen?

Es gibt sie. Zum Beispiel Sonova mit Milliardenumsätzen. Das Produkt selbst ist aber noch immer eher eine Nische.

Was sind die Markteintrittsbarrieren?

Es braucht Mitarbeiter mit der Kompetenz, Hörgeräte gut anpassen zu können, und das muss auf ein großes Filialnetz skaliert werden.

Kann Neuroth überhaupt wachsen bei dem akuten Personalmangel in allen Branchen?

Wir bilden jedes Jahr Akustiker aus. Es gibt eine Fluktuation und Pensionierung, aber wir wachsen konsequent, wodurch wir das Marktwachstum auch abdecken können. Wenn man sich das Potenzial anschaut, ist nur etwa ein Viertel der Betroffenen in einem Versorgungszyklus. In Österreich haben rund 20 Prozent der Bevölkerung einen Hörverlust, der versorgt werden sollte. Im Durchschnitt warten Betroffene sieben bis zehn Jahre auf Behandlung, obwohl ihnen bewusst ist, dass sie unter Hörverlust leiden. Unser absolutes Bestreben ist es, diese Zeitspanne zu reduzieren. Das Hörgerät wird ja vom Staat bezuschusst und Hörverlust verursacht einen gewaltigen volkswirtschaftlichen Schaden. In Europa schätzt die WHO die Kosten aufgrund von unversorgtem Hörverlust jährlich auf 216 Milliarden Euro. Dabei geht es um Dinge wie den Rückzug aus der sozialen Interaktion, Konsumrückfall, frühere Pensionierung oder Arbeitszeitreduktion und vieles mehr.

Wir sehen eine gesellschaftliche Pflicht, auf das Thema Hören aufmerksam zu machen.

Ist das die Aufgabe von Neuroth oder die Aufgabe der Mediziner? In der Erstversorgung muss ein Betroffener zum HNO-Arzt, um sich ein Rezept zu holen und einen Zuschuss von der Krankenkassa zu bekommen. Bei zwei Geräten sind es in der Regel bis zu 1.400 Euro, was dazu führt, dass auch ohne persönliche Zuzahlung eine sehr gute Hörgerätversorgung möglich ist. Es gibt aber teure Zusatzfunktionen, die von der Krankenkassa nicht bezahlt werden – wie etwa eine Bluetooth-Anbindung, die technische Rauschunterdrückung und viele andere Zusatzfunktionen.

Warum sind die einen Hörgeräte sichtbar und die anderen nicht? Das hängt mit der Anatomie zusammen. Manche Gehörgänge machen es erforderlich, ein Hörgerät außen zu tragen. Dazu gibt es weitere medizinische Gründe, die Geräte außen zu tragen. Wir empfehlen unseren Kunden, ihr neues Hörgeräte 14 Tage zur Probe zu nutzen. Das bieten wir seit jeher an. Wir sagen unseren Kunden immer, dass sie unter die Leute gehen sollen, um herauszufinden, ob das Hörgerät bemerkt wird. Dem Großteil fällt es nicht auf, aber die Träger haben trotzdem das Gefühl, einen Rollstuhl am Ohr zu tragen. Das versuchen wir den Leuten aus den Köpfen zu bringen.

In den Oberösterreichischen Nachrichten stand vor zwei Jahren, dass die ganze Branche große Angst hat, dass Pearle oder Fielmann in den Markt einsteigen. Ist das realistisch?

Fazitgespräch
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Fielmann hat es bereits getan – zumindest in der Schweiz und in Deutschland. Es gibt auf den ersten Blick eine gewisse Nähe zwischen den Bereichen Optik und Akustik. Auch wir haben es Anfang der Zweitausenderjahre bereits mit Optik probiert. Wir haben aber bald erkannt, dass wir uns auf die Akustik konzentrieren müssen. Daher gibt es inzwischen eine Kooperation mit Optik Wutscher, die gut funktioniert, weil wir ähnliche Leute ansprechen und eine ähnliche Zielgruppe haben.

Die Ohren der Babyboomer sind doch sicher durch Arbeits- oder durch Discolärm enorm geschädigt. Kommt eine große Welle auf Neuroth zu?

Die ist schon da. Was wir auch gesehen haben: Die Babyboomer bringen die große Sorge mit, durch ein Hörgerät als alt zu gelten. Das bringt eine noch höhere Hürde mit sich, ein Hörgerät in Anspruch zu nehmen, als bei den Generationen davor. Diese Menschen adaptieren den schleichenden Hörverlust über Jahrzehnte und lernen etwa durch Lippenlesen und andere Techniken viel des Nichtmehrgehörten zu kompensieren. Aus der Logik heraus, weiß ich schnell, ob etwa über die FPÖ oder die SPÖ gesprochen wird. Bei Hörverlust höre ich meistens nur »PÖ«. Nur aus dem Kontext zu verstehen, ist aber enorm anstrengend.

Es gibt Hörgeräte, die sogar Gehörlosen das Hören wieder möglich machen. Ist das auch der Markt von Neuroth? Da geht es meist um Implantate und da sind die Mediziner direkt mit den Herstellern in Kontakt. Mit der MED-EL in Innsbruck [Anmerkung: MED-EL Elektromedizinische Geräte Gmbh.] gibt es da

auch in Österreich einen tollen Produzenten. Wir kommen da erst beim Service wieder zum Tragen.

Neuroth hat mit Mika Häkkinen ein bekanntes Gesicht als Testimonial. Der ehemalige Formel-1-Weltmeister trägt Hörgeräte. Funktioniert diese Kampagne?

Bei seinem Unfall in Australien hatte er eine Schädelfraktur und hat dabei auf einer Seite sein Gehör fast vollständig verloren und auf der anderen Seite ist die Hörfähigkeit eingeschränkt. Seitdem ist er Hörgeräteträger. Wir setzen ihn nicht mehr stark in unserer Kommunikation ein, weil wir draufgekommen sind, dass wir näher an die Bevölkerung rankommen müssen. Die Menschen denken zwar, dass ein Formel-1-Fahrer ein Hörgerät benötigt, aber schließen dadurch nicht automatisch auf sich –dass es auch für sie von Bedeutung sein könnte. Gut Hören darf kein Thema mehr sein.

Ist es ein Weg, dass man zuerst zum Hörtest bei Neuroth geht und später erst zum HNO-Arzt?

Wir können handwerklich einen Hörverlust feststellen, aber der Mediziner muss draufschauen. Das ist nicht nur in Österreich so, sondern überall.

Als Sie das Unternehmen übernommen haben, lag der Umsatz bei 90 Millionen Euro, heute sind es 140 Millionen. Welche Wachstumsstrategie verfolgen Sie?

Wir sehen ganz klar die Wachstumsmärkte Österreich-Schweiz, südliches Deutschland, aber auch Südosteuropa.

Fazitgespräch

Lukas Schinko wurde am 6. März 1987 geboren. Er besuchte die HTL Bulme für Nachrichtentechnik in Graz und stieg im August 2007 in die Neuroth-Gruppe seiner Mutter ein. 2011 übernahm er, mit erst 24 Jahren, als Vorstandsvorsitzender das Unternehmen. Schinkos Großvater war der Neffe der kinderlosen Unternehmensgründerin Paula Neuroth.

Lukas Schinko ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in der Schweiz.

Warum Südosteuropa?

Weil wir dort sehr viel von jenem Handwerk und jener Qualität, die wir in anderen Märkten erlernt haben, tagtäglich qualitätssteigernd einbringen können. Wir sind vor bald zwei Jahren in Serbien eingestiegen. In der Vergangenheit war der Hörgerätakustiker irgendwo im zweiten oder dritten Stock versteckt – wir haben gesagt, wir müssen uns nicht verstecken, weil wir schöne Produkte haben und gehen ins Erdgeschoß mit Schaufenster. Das sind Entwicklungen, mit denen wir dem Produkt und damit dem Thema »Gut Hören« die notwendige Sichtbarkeit geben.

Wäre es ein Ziel, globaler am Weltmarkt mitzumischen? Das ist als Retailer nicht so einfach. Eine Skalierung mit Shopnetz ist wahnsinnig kapitalintensiv. Wir haben vorher schon von den Mitarbeitern gesprochen – das Ausbilden kompetenter Mitarbeiter braucht seine Zeit. Da gibt es auch andere Herausforderungen: Man braucht in Österreich etwa für zwei Geschäfte, die eine gewisse Nähe haben müssen, mindesten einen Hörakustikmeister.

Gibt es einen funktionierenden Arbeitsmarkt?

Die Akustiker, die wechseln, gibt es natürlich. Das ist wie in jeder anderen Branche. Was wir gut können, glaube ich: Wir halten und binden Mitarbeiter, weil wir auf ein sehr gutes Miteinanderauskommen setzen.

Wie erreicht Neuroth dieses gute Auskommen?

Am Ende ist es die Unternehmenskultur.

Sie selbst wurden bereits mit 24 Jahren Vorstandsvorsitzender der Gruppe. Wie herausfordernd war das?

Ich habe zwei Momente in meinem Leben, die prägend waren. Der eine war die Meisterprüfung, die ich bei uns absolviert habe. Das war für mich mehr Stress als die Matura, weil ich wusste, dass bei

uns Dutzende Mitarbeiter diese bereits bestanden haben. Ich kann nur ein guter Chef sein, wenn ich beim ersten Mal durchkomme. Der andere war die geglückte Übernahme. Meine Mutter musste damals sehr schnell übernehmen, weil ihr Vater gestorben ist. Ich hatte es besser. Sie hat mir anfangs noch zur Seite stehen können. Sie wollte den Wurf ins eiskalte Wasser verhindern und der Übergang ist uns dadurch gut gelungen.

Sie sind das jüngste von drei Kindern. Warum haben ausgerechnet Sie übernommen?

Mein Bruder ist im Aufsichtsrat aktiv noch immer, aber – so spannend es klingt im Nachhinein – für mich war schon während der Schulzeit klar, dass ich mir die Frage gestellt habe: Will ich etwas Bestehendes weiterführen oder etwas Neues aufbauen? Meine Antwort war: Anstrengend ist beides, aber bei einer Übernahme startet man an einer anderen Position. Deswegen wurde es die Übernahme.

Elon Musk hat auch als Millionär gestartet auf seinem Weg zum Multimilliardär. Was plant Lukas Schinko? Sicher nicht, ein Elon Musk zu werden. [lacht] Wenn man ein Familienunternehmen hat, das es schafft, übergeben zu werden, ist das herausfordernd und schön genug als Aufgabe. Und das ist mein Ziel, einmal an die nächste Generation zu übergeben.

Was macht Lukas Schinko eigentlich privat, um Kraft zu tanken?

Die Familie und meine beiden Kinder stehen an erster Stelle. Das lernt man erst dann, wenn man Familie hat, was es an Kraft zurückgibt. Für mich selbst war es eine Zeit lang sehr viel Sport. Ich bin früher sehr viel gelaufen – irgendwann ging es Richtung Wassersport und ich bin jetzt leidenschaftlicher Kitesurfer.

Herr Schinko, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT JÄNNER 2023 /// 31 Fazitgespräch
Wenn man ein Familienunternehmen hat, das es schafft, übergeben zu werden, ist das herausfordernd und schön genug als Aufgabe.
Lukas Schinko

Investitionsfreibetrag Reloaded

Für die Anschaffung oder Herstellung bestimmter Wirtschaftsgüter nach dem 31.12.2022 steht künftig ein Investitionsfreibetrag (IFB) zu. Dabei handelt es sich um eine zusätzliche steuerliche Betriebsausgabe, die zu einer Steuerersparnis führt. Abhängig von der Art der Investition können 10 %, bei Anschaffungen bzw. Herstellungen mit dem Etikett „Ökologisierung“ – die genaue Definition bleibt einer Verordnung vorbehalten – 15 % der Anschaffungs- und Herstellungskosten geltend gemacht werden. Ein steuerliche Verlust, der durch den IFB entsteht, ist voll ausgleichs- und vortragsfähig. Die begünstigten Wirtschaftsgüter müssen eine Nutzungsdauer von zumindest 4 Jahren haben. Ausgeschlossen sind unter anderem Grund und Boden, PKW und Kombi mit Emissionen von mehr als 0 g/km und Gebäude. Der IFB ist nachzuversteuern, wenn das Wirtschaftsgut innerhalb von 4 Jahren aus dem Betriebsvermögen ausscheidet, außer es liegen besondere Umstände vor. Einnahmen-Ausgaben-Rechner müssen nun entscheiden, ob sie beabsichtigte Investitionen nicht in das nächste Jahr verschieben, um den IFB zu beanspruchen. Und ab 2023 gilt: Der IFB schließt die Nutzung des Wirtschaftsguts für den investitionsbedingten Freibetrag aus und umgekehrt, was künftig eine Abwägung im Einzelfall erfordert. Im Rahmen einer Pauschalierung ist der IFB nicht zulässig. Für Kapitalgesellschaften ist die Inanspruchnahme des IFB immer vorteilhaft. Die degressive Abschreibung ist auch neben dem IFB möglich. Leasingfinanzierung schließt den IFB aus.

Fazit: Das Instrumentarium von Steuerplanung und -gestaltung wird durch den IFB bereichert.

Der Social-Commerce-Markt auf Plattformen wie TikTok und Instagram wächst rasant und dürfte den klassischen E-Commerce-Markt in absehbarer Zeit überholen.

Social-Media-Shopping auf dem Vormarsch

Beim Online-Shopping stehen große Umbrüche bevor. Mit prognostizierten Wachstumsraten von 50 Prozent geht das Beratungsunternehmen Deloitte davon aus, dass Social-Media-Shopping schon bald den klassischen E-Commerce-Bereich überholen wird.

Die Pandemie hat die Verlagerung vom stationären Handel zum OnlineShopping deutlich beschleunigt. Doch angesichts der Krise klagen auch immer mehr Onlineanbieter über stagnierende bzw. im Mass-Market-Segment sogar über rückläufige Umsätze. Klassische Online-Shops kämpfen in und außerhalb der Megaplattformen Amazon oder Alibaba mit steigenden Marketingkosten. Auf den digitalen Marktplätzen treten zunehmend Social-Media-Plattformen in den E-Commerce-Markt ein. Dieser Trend wird sich – so Deloitte – weiter fortsetzen. Aus-

gaben für Waren und Dienstleistungen in sozialen Medien wie Instagram oder TikTok werden 2023 erstmals die Grenze von einer Billion Euro überschreiten.

Jüngere Konsumenten lassen sich bei ihren Kaufentscheidungen immer stärker von Influencern auf Social Media beeinflussen – ein Trend, der auch in den Absatzzahlen immer sichtbarer wird. Deloitte-Partnerin Nikola Süssl geht angesichts der enormen Wachstumsraten davon aus, dass der Social-Commerce-Markt den traditionellen E-Commerce-Markt langsam, aber sicher überholen wird.

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Mag. Alexander Hofer
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32 /// FAZIT JÄNNER 2023

Beim Grazer Megaphon-Verkäufer Luke Alert Owobu kann man das Straßenmagazin ab sofort auch bargeldlos bezahlen. Sein Handy wird durch eine App zum Kartenterminal.

Kartenzahlung beim Megaphon

Ab sofort kann man das von der Caritas herausgegebene Straßenmagazin Megaphon auch mit Karte bezahlen. Möglich wird das durch eine App von Global Payments, mit der die Handys der Megaphon-Verkäufer zum Kartenterminal aufgerüstet werden.

Bereits 39 Prozent der Österreicher bezahlen vorwiegend oder ausschließlich mit Karte oder digital. Das hat auch Folgen beim Thema Spenden, denn für die Straßenverkäufer von Megaphon macht das den Verkauf deutlich schwieriger, so MegaphonChefin Sabine Gollmann, weil ja immer weniger Menschen Bargeld mit sich tragen. Seit Anfang Dezember kann man in Graz und Umgebung bei 18 speziell dafür gekennzeichneten Straßenverkäufern auch mit Karte zahlen. Damit kommt die Caritas dem Trend zur bargeldlosen Zahlung entgegen, der auch Branchen, in denen bisher das Bargeld dominierte, erfasst hat. Möglich wird das mit einer für Android entwickelten App des Zahlungsdienstleister Global Payments namens „GP Tom“. Die App arbeitet auf Basis der NFCTechnologie, mit der inzwischen sämtliche Karten und Handys ausgestattet werden.

„Unser Ergebnis zeigt klar, wie gefragt unsere hochqualitativen Produkte sind. Mit dem EU Chips Act steht nun ein wichtiges Instrument zur Diskussion, das es auch für kleinere Mitgliedsländer wie Österreich zu nutzen gilt“, so Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG.

Starkes Wachstum bei Infineon

Im am 30. September abgelaufenen Geschäftsjahr konnte der Umsatz bei Infineon Austria um 34 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro gesteigert werden. Gleichzeitig wurden 650 zusätzliche Mitarbeiter rekrutiert und 590 Millionen Euro investiert – 160 Millionen Euro davon in die Entwicklung energieeffizienterer Halbleitermaterialien. Den EU Chips Act sieht man bei Infineon als große Chance für Österreich.

Das Ergebnis vor Steuern stieg von 302 auf 663 Millionen Euro. Vor allem die Digitalisierung und Dekarbonisierung sorgten für einen strukturell steigenden Halbleiterbedarf in den Automobil- und Industrie-Zielmärkten sowie bei Anwendungen für das Internet der Dinge. Bei Infineon sieht man sich gut auf überproportional wachsende Zielmärkte ausgerichtet. Infineon Austria ist innerhalb des Konzerns unter anderem für Energiesparchips sowie neue Halbleitermaterialien zuständig. Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka erklärt zum abgelaufenen Geschäftsjahr: „Unser Ergebnis zeigt klar, wie gefragt unsere hochqualitativen Produkte sind.“ Infineon Austria biete geeignete Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit. Man habe wesentliche Beschleuniger von Digitalisierung und Dekarbonisierung an der Hand und könne damit weltweit einen signifikanten Beitrag zur Energiewende leisten. „Mit dem EU Chips Act steht nun ein wichtiges Instrument zur Diskussion, das es auch für kleinere Mitgliedsländer wie Österreich zu nutzen gilt, um in dieser Schlüsseltechnologie wettbewerbsfähig zu bleiben und diese auszubauen“, so Herlitschka. Im Geschäftsjahr 2022 wurden die Investitionen um 27 Prozent erhöht und betrugen 588 Millionen Euro. Der Großteil floss in Entwicklung und Produktion von Technologien, welche die Anwendungen durch Energieeffizienzsteigerungen umweltfreundlicher und nachhaltiger machen. So finden sich neue Halbleitermaterialien verstärkt in energieeffizienten Anwendungen wie Solaranlagen, Elektroautos, Rechenzentren oder Ladestationen. Sie schalten Strom noch effizienter und ermöglichen noch kleinere Bauformen. Infineon hat sein globales Kompetenzzentrum für die neuen Halbleitermaterialien Siliziumkarbid und Galliumnitrid in Villach angesiedelt.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 33
Fotos: The Schubidu Quartett

Fiskalrat empfiehlt: Weniger expansive Fiskalpolitik

Der Fiskalrat errechnet in seiner aktuellen Prognose trotz der erwarteten wirtschaftlichen Eintrübung einen Rückgang des Budgetdefizits von 3,2 Prozent des BIP (2022) auf 2,0 Prozent des BIP im Jahr 2023. Ausschlaggebend dafür sind die robuste Entwicklung des Arbeitsmarktes und des nominellen privaten Konsums sowie der Wegfall der Corona-Hilfen.

Die weitgehende Beseitigung der schleichenden Progression sowie die Indexierung der Familien- und Studienbeihilfe würden diese Verbesserung aber deutlich abschwächen, ist der Präsident des Fiskalrates, Christoph Badelt, überzeugt. Steigende Sozialleistungen, Verteidigungsausgaben und Zinskosten belasten den Finanzierungssaldo auch in Zukunft. Doch trotz dieser ausgeprägt expansiven Budgetpolitik wird die Schuldenquote – ungeachtet der Erhöhung der Staatsschulden – kontinuierlich sinken (2021: 82,3%; 2026: 73,2% des BIP). Diese sich verbessernde fiskalische Situation sei jedoch ausschließlich auf das inflationsbedingt hohe nominelle Wirtschaftswachstum zurückzuführen.

„Zur Wiedererlangung fiskalpolitischer Spielräume ist eine konjunkturgerechte Rückführung der expansiven Fiskalpolitik sowie

Österreicher wollen im Homeoffice bleiben

Corona hat an Schrecken verloren, die Sehnsucht nach der Arbeit im Homeoffice ist geblieben. Zumindest zeitweise von zu Hause zu arbeiten gehört tatsächlich für immer mehr Beschäftigte zum Alltag. Raiffeisen Immobilien hat sich dem Thema mit einer repräsentativen Umfrage gewidmet.

76 Prozent derjenigen, die wegen Corona von zu Hause aus arbeiteten (45 Prozent der Berufstätigen) möchten auch zukünftig wenigsten zeitweise im Homeoffice arbeiten. Auf die Frage „Was schätzen Sie am Homeoffice am meisten?“ nannte die Mehrheit (53 Prozent) den Wegfall der Fahrt zur und von der Arbeit als größten Vorteil, gefolgt von der freien Zeiteinteilung und der Möglichkeit, länger zu schlafen. Die größte Herausforderung im Homeoffice stellt für die Österreicher die Trennung zwischen Beruf und Privatleben dar. Über zu wenig Platz im Homeoffice klagen nur neun Prozent – die Bewohner von Immobilien unter 60 m2 Wohnfläche erwartungsgemäß deutlich häufiger. 62 Prozent der heimischen Homeoffice-Worker verfügen über kein eigenes Arbeitszimmer. Etwa die

Fiskalratspräsident Christoph Badelt fordert eine Rückführung expansiven Wachstums der Staatsausgaben.

eine planmäßige Rückführung temporärer Unterstützungsleistungen unerlässlich“, erklärt Badelt. Es brauche ein Gesamtkonzept für die langfristige Stabilisierung der öffentlichen Finanzen einschließlich der Gegenfinanzierung von Krisenmaßnahmen. Die anstehenden Verhandlungen zum Finanzausgleich 2024 sollten genutzt werden, um innerstaatliche Finanzierungsströme und gebietskörperschaftsübergreifende Aufgaben zu entflechten. Dazu zählen etwa das Gesundheitswesen und der Bildungsbereich. Außerdem müsse eine gesamtstaatliche Förderungsstrategie entwickelt werden, um unbeabsichtigte Mehrfachförderungen und gegenläufige Anreize zu vermeiden.

53 Prozent der Gefragten schätzen am Homeoffice den Wegfall des Wegs zur Arbeit am meisten, andere freuen sich über die Chance zum Längerschlafen.

Hälfte arbeitet an einem Schreibtisch, der Rest am Küchen- oder Couchtisch. Die Wohnfläche der Immobilie hat nur geringen Einfluss auf den Wunsch nach zukünftigem Homeoffice. Wichtiger als die absolute Wohnfläche sei daher der richtige Grundriss, erklärt man bei Raiffeisen-Immobilien. Er sollte die Möglichkeit bieten, sich einen ruhigen und ergonomisch passenden Arbeitsplatz zu schaffen. Kluge Planung vorausgesetzt, sei das auch in kleineren Wohnungen realisierbar.

34 /// FAZIT JÄNNER 2023 Investor
Fotos: Shane Adams, BMF/Wenzel

Land beteiligt sich am TU-Graz-Spin-Off »Kraken-Innovations«

Im Rahmen ihres Venture-Capital-Programmes beteiligt sich die Steirische Wirtschaftsförderung SFG mit 400.000 Euro am Grazer Start-up Kraken Innovations GmbH. Das Spin-off der TU Graz will mit einem zahnradlosen Getriebe die Energieeffizienz im Windkraft- und Robotikbereich verbessern.

Die „Kraken Innovations GmbH“ wurde Anfang 2021 von Philipp Eisele, Michael Michelitsch und Daniel Fürhapter gegründet. Die drei Gründer hatten im Rahmen ihrer Diplomarbeiten die Idee für leistungsfähigere und kompaktere Antriebssysteme. Sie haben ein „zahnradloses“ Koaxialgetriebe entwickelt und mittlerweile patentiert, bei dem sich eine Sensorik zur Überwachung im Kern befindet. Die übertragbaren Kräf-

te sind um ein Vielfaches höher als bei klassischen Zahnrädern. Zu Beginn des heurigen Jahres konnte mit der Nanotec Electronic GmbH ein deutscher Motorenhersteller als Investor gewonnen werden. Das zusätzliche Investment von 400.000 Euro der SFG wird für den Markteintritt benötigt, der im Jahr 2023 erfolgen soll.

Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl sieht in Start-ups wichtige Innovations- und Wachstumstreiber

die – wenn sie funktionieren – wertvoll für den gesamten Standort sein werden. „Kraken Innovations ist ein tolles Beispiel für Unternehmensgründungen im Umfeld der Technischen Universität Graz und für das hervorragend funktionierende Ökosystem aus Wissenschaft und Wirtschaft“, so die Wirtschaftslandesrätin

Das Ziel des SFG-Venture-Capital-Programmes ist es, das Gründungspotenzial weiter zu

heben und das Wirtschaftsressort als starken Partner in der Start-Up-Szene zu positionieren. In den vergangenen fünf Jahren wurden insgesamt 2,5 Millionen Euro in neun Unternehmen investiert. Laut Start-up-Barometer sehen Jungunternehmer Graz als guten Nährboden für Gründungen, aber es gebe noch großen Bedarf an Risikokapital.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 35 Foto: F oto Fischer
Daniel Fürhapter und Philipp Eisele von Kraken Innovations besiegeln mit Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl und SFG-Prokurist Gerd Holzschlag das Venture-Capital-Investment der SFG an diesem TU-Graz-Spin-off.

Alle Jahre wieder …

… mahnt der nahende 32. Dezember: Die Zeit wird knapp!

Disponieren Sie rechtzeitig mit unseren ausgesuchten Steuertipps:

Noch heuer investieren?

Oder auf Investitionsfreibetrag 2023 warten?

Last-Minute-Investitionen berechtigen zumindest noch zu einer Halbjahresabschreibung. Alternativ kommt die degressive Abschreibung mit vollen 30 % in Frage. Entscheidend – auch für Einnahmen-Ausgaben-Rechner – ist, dass die Wirtschaftsgüter noch 2022 in Verwendung gehen, unabhängig von der Bezahlung. Einzelunternehmern vermitteln die Investitionen zudem die Möglichkeit auf den Gewinnfreibetrag (GFB). Wertpapiere müssen dafür bis zum 31.12.2022 am Wertpapierdepot gebucht sein. Ausgaben für (geringwertige) Wirtschaftsgüter bis € 800 können sofort abgesetzt werden. Ab 1.1.2023 wird diese Grenze auf € 1.000 angehoben, so dass im Einzelfall die Anschaffung 2023 vorteilhaft sein kann. Die Neuregelung gilt z.B. auch für Werbungskosten im Rahmen eines Dienstverhältnisses.

Für die Anschaffung oder Herstellung bestimmter Wirtschaftsgüter nach dem 31.12.2022 steht künftig ein Investitionsfreibetrag (IFB) zu – lesen Sie dazu auch unser Steuerboard auf Seite 32. Der IFB ist eine zusätzliche Betriebsausgabe in Höhe von 10 %, für Wirtschaftsgüter im Bereich der Ökologisierung 15 % der Anschaffungs- oder Herstellungskosten. Die Wirtschaftsgüter müssen eine Nutzungsdauer von mindestens vier Jahren haben und ungebraucht sein. Vom IFB ausgenommen sind insbesondere Wirtschaftsgüter, die für den Gewinnfreibetrag verwendet werden und Wirtschaftsgüter mit einer Sonderform der AfA wie Gebäude und Pkw, ausgenommen Kfz mit einem CO2Emissionswert von 0 g/km. Eine Gewinnpauschalierung schließt den IFB aus.

Achtung: Der IFB 2023 steht selbst dann von den gesamten Investitionskosten zu, wenn bereits vor dem 1.1.2023 Teilbeträge der Anschaffungs- oder Herstellungskosten aktiviert worden sind.

Eventuell trifft es sich gut, wenn ein Investitionsvorhaben erst nächstes Jahr abgeschlossen werden kann.

Noch Kleinunternehmer?

Für umsatzsteuerbefreite Kleinunternehmer ist es eventuell geboten, Umsätze erst im nächsten Jahr zu realisieren, um die maßgebliche Umsatzgrenze nicht zu überschreiten. Bei grundsätzlich 20%igen Umsätzen liegt diese bei 42.000 Euro, bei grundsätzlich 10%igen Umsätzen bei 38.500 Euro. Vielleicht lässt sich durch das Verschieben der Einnahmen ein weiteres Kleinunternehmerjahr retten.

Die Beachtung der Kleinunternehmergrenzen erlaubt eine besonders vorteilhafte Art der Betriebsausgabenpauschalierung mit 45 % der Einnahmen bzw 20 % bei Dienstleistungsbetrieben. Daneben können immerhin noch Sozialversicherungsbeiträge, das Arbeitsplatzpauschale (siehe unten), das 50%ige Pauschale für das Verkehrsticket sowie der Grundfreibetrag des GFB abgezogen werden. Da 2023 die Grenze für die Pauschalierung um 5.000 Euro angehoben wird, lohnt sich unter Umständen die Verschiebung von Einnahmen in das nächste Jahr.

Selbstständige zwischen Home Office und Straßenbahn Selbständige ohne Büro und Ausgaben für ein Arbeitszimmer können ab 2022 die Nutzung privaten Wohnraums steuerlich pauschal berücksichtigen. Das Arbeitsplatzpauschale beträgt abhängig von der Höhe zusätzlicher aktiver Erwerbseinkünfte und bestimmter anderer Kriterien entweder 1.200 Euro oder 300 Euro. Neben dem Pauschale von 300 Euro sind noch Aufwendungen für ergonomisch geeignetes Mobiliar bis zu insgesamt 300 Euro abzugsfähig. Das Arbeitsplatzpauschale steht auch zusätzlich im Rahmen anderen Gewinnpauschalierungen zu.

36 /// FAZIT JÄNNER 2023 Steuertipps
Anzeige Foto: Hofer Leitinger Steuerberatung

Weiters können Selbstständige auch 50 % der Ausgaben für eine Wochen-, Monats- oder Jahreskarte für Massenbeförderungsmittel pauschal als Betriebsausgaben absetzen, sofern diese auch für betriebliche Fahrten verwendet wird. Der Pauschalbetrag kann auch bei der Basis- oder Kleinunternehmerpauschalierung als zusätzliche Betriebsausgabe berücksichtigt werden.

Popstar Elektromobilität Fahrzeuge mit einem CO2-Emissionswert von 0 g/km genießen ab 2023 weitere Privilegien. Ein kurzer Überblick: Der Vorsteuerabzug steht bei Anschaffungskosten bis 40.000 Euro voll zu und reduziert sich bis zu einem Betrag von 80.000 Euro linear gegen null. Die Grenzen verstehen sich inklusive Umsatzsteuer. Auch für laufende Kosten gebührt der Vorsteuerabzug. Ertragsteuerlich ist die Luxustangente zu beachten und eine grundsätzlich 8-jährige Nutzungsdauer bei der Bemessung der Abschreibung. Allerdings kann die degressive Abschreibung geltend gemacht werden. Außerdem steht für Anschaffungen ab 2023 der Investitionsfreibetrag in Höhe von 15 % zu. Relevant für den Anschaffungszeitpunkt ist die Übergabe des Fahrzeugs, nicht Kaufvertragsabschluss, nicht Anmeldung. Für Mitarbeiter, die arbeitgebereigene E-Fahrzeuge (nicht nur Autos!) privat nutzen dürfen, fällt kein Sachbezug an. Das gilt auch für die Kostenübernahme des Aufladens, die Kostentragung einer E-Ladestation beim Arbeitnehmer bis 2.000 Euro sowie die Möglichkeit für den Arbeitnehmer, sein eigenes E-Fahrzeug beim Arbeitgeber kostenlos aufzuladen. All diese Vorteile sind – teilweise erst ab 1.1.2023 – von der Einkommensteuer, Sozialversicherung sowie von allen Lohnabgaben befreit. Und all das gilt auch für den selbständigen Gesellschafter-Geschäftsführer.

Steuertipps von den Experten: Alexander Hofer, Nadja Hubmann und Helmut Leitinger

Last Minute

Spenden an bestimmte Institutionen bis maximal 10% des laufenden Gewinns bzw 10 % des Jahreseinkommens sind heuer noch absetzbar, wenn sie bis spätestens 31.12.2022 geleistet werden. Zusätzlich zu diesen Spenden sind als Betriebsausgaben auch Geld- und Sachspenden im Zusammenhang mit der Hilfestellung bei nationalen und internationalen Katastrophen möglich. Auch „Wohnraumspenden“ – die vorübergehende, unentgeltliche oder niedrigpreisige Überlassung von Immobilien an Flüchtlinge aus der Ukraine – sind möglich.

Mitarbeitergewinnbeteiligung und Teuerungsprämie Seit 1.1.2022 können Mitarbeiter am Vorjahreserfolg des Unternehmens bis zu 3.000 Euro steuerfrei beteiligt werden. In 2022 und 2023 haben Arbeitgeber zudem die Möglichkeit der abgabenfreien Gewährung einer Teuerungsprämie von bis zu € 3.000 Euro. Letzte Möglichkeit der begünstigten Berücksichtigung für 2022: Dezember 2022.

Geschenke und Betriebsveranstaltungen (Weihnachts-)Geschenke an Mitarbeiter sind bis zu 186 Euro jährlich lohnsteuer- und sozialversicherungsfrei, wenn es sich um Sachzuwendungen wie Gutscheine oder Goldmünzen handelt. Geldgeschenke sind immer steuerpflichtig. Für eine Teilnahme an Betriebsveranstaltungen wie Betriebsausflug und Weihnachtsfeier steht pro Mitarbeiter und Jahr ein Freibetrag von 365 Euro zur Verfügung. Ein eventueller Mehrbetrag ist steuerpflichtig.

Weitere Steuertipps finden Sie unter: www.hoferleitinger.at oder in unserem Podcast STEUERAFFE unter www.steueraffe.at

FAZIT JÄNNER 2023 /// 37 Steuertipps

Außenansicht

Wenn dieser Text erscheint, ist die Fußball-WM vorbei. Dennoch wage ich jetzt schon die Prophezeiung: Entgegen aller Voraussagungen war sie ein großer Erfolg. Wer die Begeisterung der arabischen Fans erlebte, als Marokko die Fußballkönige Spanien und Portugal aus dem Turnier warf, musste erkennen, dass alle kritischen Kommentare in westlichen Medien keinen Einfluss hatten. In Doha wurde gefeiert, auf eine neue, völlig unterschiedliche Art und Weise. Besucher aus allen Ländern lobten das Alkoholverbot, die Sicherheit auch nachts auf den Straßen, die perfekte Organisation, die modernen Stadien mit bequemen Sitzen, die guten Angebote in den Restaurants und Hotels. Man wollte sich wohl fühlen, sich vergnügen und einfach nur guten Fußball sehen, und der wurde geboten. Und nicht die Europäer waren die wichtigen Besucherinnen und Besucher, sondern jene aus Asien, Südamerika und Afrika.

Vielleicht kündigt sich hier eine neue Sehnsucht an. Ein Ereignis zu genießen,

Über den Verlust des Vergnügens

ohne sich mit Problemen zu belasten, die Schrecken der Wirklichkeit für kurze Zeit hinter sich zu lassen, wie bei einem Kinobesuch, einem Tag im Vergnügungspark, im Urlaub am Strand. Diese Momente an sich zu reißen und sich von nichts und niemandem stören zu lassen, eine imaginäre Schutzmauer aufzubauen, die wie ein Filter Probleme und Kritik fern hält.

»Kritisch zu sein« ist zu einer Ersatzreligion geworden. Wer nicht wenigsten einen kritischen Kommentar, eine Bemerkung zu einem Ereignis, einer Person, einer Idee, einer politischen Strategie, einer Religion, einer Ideologie, einem Theaterstück, einem Buch oder Film, einem Politiker, einer Politikerin, dem Nachbar, dem Busfahrer, der Eisenbahn, der Topfengolatsche oder dem Schnitzel im Gasthaus um die Ecke bietet, wird sich überlegen müssen, ob sein kritisches Bewusstsein nicht erkannt, und er oder sie als oberflächlich und leichtgläubig gesehen werde; und wer will das schon. Früher war es einfach nur Nörgeln, vielleicht aus mieser Laune, man hatte einen schlechten Tag, am Abend zuvor zu viel getrunken oder nicht gut geschlafen. Heute ist es die Kritikfähigkeit, die uns prägt gegenüber anderen und unsere intellektuelle Position in der Gesellschaft definiert. Das ehemalige Nörgeln wurde ersetzt durch die Fähigkeit, reale Fehler zu entdecken, und das Aufdecken von verborgenen Lücken in der angeblichen Perfektion. Dabei definiert der Kritiker oft selbst die scheinbar reale Situation, um dann den Spalt zu finden, in den er schlägt.

Wenn also der Wirt um die Ecke glaubt, das beste Schnitzel anzubieten, so irrt er, sein Schnitzel ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Doch hat der Wirt tatsächlich behauptet, sein Schnitzel sei das beste?

Hat Katar je behauptet, eine Demokratie zu sein und allen Homosexuellen die gleichen Rechte einzuräumen? Orientiert sich Kritik und kritisches Verhalten an einer Erwartungshaltung, die nie Realität war?

Was bleibt, ist eine Gesellschaft, die die Fähigkeit, sich zu vergnügen, verloren

hat. Lachen kann man nur mehr über politisches Kabarett, in dem der politische Gegner verhöhnt wird. Wirklich lustig sind zynische Kommentare auf Twitter oder Karikaturen, die jene lächerlich machen, die man verachtet. Vielleicht darf es kein »harmloses« Vergnügen mehr geben? In Zeiten wie diesen muss man ernst sein und Lachen könnte ein Zeichen von Oberflächlichkeit bedeuten, das völlige Loslassen und Vergessen aller Probleme ein Symbol für dumpfes Spießertum. Nach dem zweiten Weltkrieg sprach der deutsche Psychoanalytiker und Schriftsteller Alexander Mitscherlich von der »Unfähigkeit zu Trauern«. Diese Zeit ist längst vorbei, heute dominiert die »Unfähigkeit, sich zu erfreuen«. Der Genuss beschränkt sich auf Kaviar und Champagner zu Silvester, sich über einfache Dinge des Alltags zu begeistern – wie die Übertragung eines tollen Fußballspiels aus einem schrecklich undemokratischen Land – ist verpönt. Manchmal hilft der Alkohol, der die Kritikhemmung außer Kraft setzt, aber ohne »Hilfsmittel« versinken viele in Verzweiflung über extreme Rechte und Linke, Islamisten, Klimaprobleme, Plastikverschmutzung, Asylbetrug, den Bundeskanzler, die Opposition, die Bürgermeisterin, Benzin-, Gas- und Strompreise, Ukrainekrieg, Trump, und – natürlich –das Schnitzel beim Wirt um die Ecke. n

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at

38 /// FAZIT JÄNNER 2023

Essay von Jens Ivo Engels

Kleine Geschichte der Korruption

Über Korruption gibt es die Alltagsweisheit, dass sie das zweitälteste Gewerbe der Welt sei. Das ist bemerkenswert. Denn zum einen deutet dies auf die moralische Anrüchigkeit der Korruption, ganz so wie beim »ältesten Gewerbe«. Zum anderen unterstellt diese Aussage, Korruption begleite die Menschheit von Beginn an. Die Botschaft lautet also: Zu den Schwächen des Menschen gehört die Korrumpierbarkeit. Das kann mit fatalistischem Unterton versehen sein, der auf die Unausrottbarkeit des Übels verweist. Es kann aber auch die dringende Aufforderung motivieren, sich nun aber endlich von dieser Geißel zu befreien. Beides sollte Interesse und Widerspruch von Historikerinnen und Historikern provozieren. Behauptungen, dass etwas überall oder seit jeher vorkomme, sind noch immer widerlegt worden. Auch spielt die angebliche Natur des Menschen keine Rolle in der seriösen Geschichtswissenschaft. Selbst zur moralischen Erbauung trägt Historie nur noch selten bei. Andererseits ist die Beobachtung hinter der Alltagsweisheit nicht völlig aus der Luft gegriffen: Über Korruption und Bestechung diskutieren die europäischen Gemeinwesen seit der griechischen und römischen Antike – bis hin zur Verurteilung des ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy wegen Bestechung oder zur sogenannten Masken-Affäre im Deutschen Bundestag im März 2021. Es handelt sich also gewiss um einen Dauerbrenner politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzung in unserem Kulturkreis. Außerdem kommt es für eine realistische Einschätzung aktueller Korruption und ihrer Bekämpfung darauf an, ihre Geschichte zu kennen. Der historische Blick ermöglicht es, ein wenig zurückzutreten und jenseits praktischer Anforderungen, juristischer Sachverhalte oder politischer Aufgeregtheiten über Grundstrukturen des Problems nachzudenken. Einige Dinge, so meine These, lassen sich niemals lösen – allerdings nicht, weil es sich um eine Fatalität der menschlichen Natur handelte. Andere Gründe sind entscheidend. Auch davon wird im Folgenden die Rede sein.

Von Wörtern und Begriffen Spricht man über Korruption, so stehen vielfache Annahmen im Raum, die oft nicht klar benannt sind. Entscheidend sind die Wörter und Begriffe, mit denen man ein Problem beschreibt. Hier gilt es zu unterscheiden. Heutzutage ist das Wort »Korruption« (corruption, corruzione, corrupción, коррупция, etc.) in vielen Sprachen mit ähnlicher Bedeutung verbreitet. Man kann sich also leicht verständigen. Das war nicht immer so. Der aus dem Lateinischen entlehnte Wortstamm corruptio/corruptus ist in der europäischen (Rechts-)Kultur seit der Antike tradiert worden. Aber in einigen Sprachen fand er erst spät Verwendung. In deutschen Wörterbüchern setzte sich die Vokabel erst allmählich im Verlauf des 19. Jahrhunderts durch, ganz anders als in englischen Nachschlagewerken, in denen das Wort schon sehr früh verbreitet war. [1] Dennoch war das dahinterstehende Problem auch in Deutschland bekannt, wurde aber anders benannt. In der Frühen Neuzeit bezeichnete man anstößige Einflussnahme auf Amtsträger durch Geschenke als »miet« (im Gegensatz zum erlaubten »schenk«). [2] Bereits im 14. Jahrhundert kritisierte der englische Philosoph und Theologe John Wyclif in einer lateinischen Schrift den Ämterkauf – allerdings nannte auch er das Wort »Korruption« nicht, sondern schrieb »De Simonia«, also über die Simonie, den Kauf kirchlicher Ämter. [3] Umgekehrt bedeutet der jahrhundertelange Gebrauch dieses Wortes nicht, dass jeweils dasselbe gemeint ist. Die lateinische »corruptio« etwa bezeichnete beim Kirchenvater Augustinus und im frühen Mittelalter noch etwas ganz anderes, als wir heute damit verbinden. Gemeint war der Unterschied zwischen dem perfekten Wesen Gottes und dem moralisch fehlerhaften Menschen. Korruption verwies also unspezifisch auf die Sündhaftigkeit der Erdenbewohner im Kontrast zur untadeligen Herrlichkeit Gottes. [4] Hinter den unterschiedlichen Vokabeln steht der Begriff, also der Sachverhalt, um den es geht. Wie bereits angedeutet, bestehen heutzutage kaum noch sprachliche Abweichungen. Dafür herrscht bei der Definition des Begriffs eine erhebliche Bandbreite. So gibt es

In seiner »kleinen Geschichte der Korruption« zeichnet Jens Ivo Engels einen interessanten Überblick dieser »Schwäche des Menschen«. Unter anderem zeigt er auf, dass es weniger vom Sachverhalt als von politischen Machtverhältnissen abhängt, wie Debatten über Korruption politisch ausgehen.

Dr. Jens Ivo Engels, geboren 1971 in Köln, ist Historiker. Er studierte Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-LudwigsUniversität in Freiburg. 2008 wurde er an das Institut für Geschichte der Technischen Universität Darmstadt berufen. Er ist geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift Neue Politische Literatur und seit 2020 als »Pricipal Investigator« Mitglied eines Forschungsverbunds, der die digitale Stadt der Zukunft erforscht.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 39
Foto: Gregor Schuster

Kleine Geschichte der Korruption

Heute stehen neben den negativ konnotierten Seilschaften und »old boys’ networks« die positiv bewerteten Frauennetzwerke – erstere stehen für verkrustete Machtstrukturen, während letztere als Abhilfe dagegen angesehen werden.

etwa eine Art Standarddefinition von Korruption: Nach dieser handelt es sich bei Korruption um einen Missbrauch von anvertrauter Macht (oder: eines öffentlichen Amtes) zum privaten Nutzen. Allerdings gibt es daneben eine Vielzahl unterschiedlicher Spezifikationen. So wird in einem Teil der Literatur zwischen petty corruption und grand corruption unterschieden, also zwischen einer Art Alltagskorruption mit Bestechlichkeit in der öffentlichen Verwaltung und der strukturellen Käuflichkeit ganzer politischer Systeme. Noch allgemeiner wird mit Korruption auch der Niedergang ganzer Gesellschaften, ihrer Moral und Sitten beschrieben. Das sind fundamentale Unterschiede, die aber oft nur unzureichend reflektiert werden. [5] Auch der Begriff der »Käuflichkeit« ist verhältnismäßig unbestimmt. Liegt Korruption nur dann vor, wenn die Entscheidung eines Akteurs mit klingender Münze bezahlt wird (das wäre eine Form direkter Bestechung)? Können auch weitere Personen einbezogen sein, bis hin zu Vergünstigungen für Dritte oder Vierte? Solche Strukturen finden sich in Klüngelnetzwerken. [6] Auch hier ist die Lage nicht eindeutig: Sind Begünstigungssysteme immer auch korrupt? Heute stehen neben den negativ konnotierten Seilschaften und old boys’ networks die positiv bewerteten Frauennetzwerke – erstere stehen für verkrustete Machtstrukturen, während letztere als Abhilfe dagegen angesehen werden. [7] In der Masken-Affäre der Unionsabgeordneten Nikolas Löbel (CDU) und Georg Nüßlein (CSU) geht es eher um Vorteilsnahme als um Bestechung. Manipuliert ist nach derzeitigem Stand der Berichterstattung nicht die Sachentscheidung selbst, also der Kauf von Atemschutzmasken durch den Bund. Kritikwürdig ist, dass die Beschuldigten sich dabei Einnahmen verschafften, die ihnen nach allgemeiner Auffassung nicht zustanden, also ein ungerechtfertigter persönlicher Vorteil.

Modernität von Korruption Korruption ist modern. Wie wir sie heute kennen, entstand sie erst um 1800. Diese Aussage überrascht auf den ersten Blick. Üblicherweise sehen wir Korruption als das Gegenteil von Modernität an, nämlich als ein Überbleibsel aus dunklen Zeiten der Vormoderne. Aber hier liegt ein Paradox vor: Die Auffassung, Korruption sei etwas Unmodernes, konnte erst mit dem Aufkommen der Moderne entstehen. Nicht die Korruption, sondern unsere Auffassung von Korruption ist also modern. Und das hat zwei Aspekte. Dazu gehört zunächst einmal eine politische Strategie. Erst in der Epoche der Aufklärung gegen Mitte/Ende des 18. Jahrhunderts entstand eine Vorstellung davon, dass es so etwas wie gesellschaftlichen Fortschritt geben könne. Zuvor dominierte die Ansicht, Geschichte wiederhole sich in Zyklen von Aufstieg und Verfall. [8] Der Glaube an den Fortschritt ließ es sinnvoll erscheinen, neue Ideen radikal von der Vergangenheit abzugrenzen – so wie beispielsweise in der Französischen Revolution durch die Zerstörung der alten Ordnung. In den Jahrzehnten um 1800 kam es in nahezu allen europäischen Staaten zu tiefgreifenden Reformprozessen von Staat und Verwaltung. Die alten, oft über lange Zeiträume gewachsenen und vielfach schwer verständlichen, extrem komplizierten Rechtssysteme wurden durch systematisch gedachte und schlankere Regelungen ersetzt. Öffentliche Ämter erhielten eine eindeutige Zweckbestimmung: Sie sollten ausschließlich dem öffentlichen Interesse dienen. Anders, als es häufig in der Frühen Neuzeit der Fall war, sollten diese Ämter den Inhabern nun nicht mehr zusätzlich zum Aufbau eines Vermögens oder einer Gruppe von Gefolgsleuten dienen. Kurz gesagt entstand um diese Zeit die im Kern bis heute gültige Vorstellung von Staat und Bürokratie. An diesem Punkt kam die vormoderne Korruption ins Spiel: In nahezu allen Ländern nutzten die Reformer das Korruptionsargument für ihre Zwecke. Sie bezeichneten die bestehende, aus dem Ancien Régime stammende Rechtsordnung als korrupt und verbanden dies mit Kritik am Verhalten vieler Amtsträger. In der englischen Debatte kursierte der sprechende Begriff der old corruption: Gemeint war die alte Staatsordnung, gegen die die Fortschrittsorientierten kämpfen müssten. [9] In den Augen der neuen Staatseliten und zunehmend auch der Öffentlichkeit verfestigte sich das Bild von der korrupten vormodernen Gesellschaft, die ein moderner, reformorientierter Staat überwinden müsse und könne. Nun erscheint diese Darstellung des Alten als Propaganda einer aufsteigenden Elite. Ein Vorwurf, der scheinbar in jeder Reformära erhoben werden kann. Dies wird dem Kampf gegen old corruption aber nicht ganz gerecht. Es stand noch eine andere Veränderung dahinter, die bis heute unser Korruptionsverständnis prägt. Und damit sind wir beim zweiten fundamentalen Wandel.

Korruption als Grenzüberschreitung

Die oben erwähnte Standarddefinition von Korruption beruht auf dem Gegensatz zwischen öffentlichem Interesse oder Gemeinwohl auf der einen Seite und dem individuellen Interesse oder Privatnutzen auf der anderen. Diese Gegenüberstellung setzt voraus, dass beide Sphären, nämlich Gemeinwohl und Privates, systematisch voneinander getrennt und als

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Gegensatz aufgefasst werden. Man kann diese Grenze nur verletzen, wenn es sie gibt. Und hier finden wir um 1800 eine fundamentale Änderung. Zwar gab es auch in der Frühen Neuzeit ein Bewusstsein dafür, dass hohe Amtsträger das Wohl des Ganzen beachten mussten. Allerdings basierte diese Vorstellung nicht auf der abstrakten Trennung zwischen dem Eigenen und dem Fremden. Vor allem gab es sozusagen mehrere Formen von Gemeinwohl, die allesamt legitim erscheinen konnten. Unterschiedliche Normen standen in offener und unauflösbarer Konkurrenz. [10] Es war nicht von vornherein ausgeschlossen, dass die systematische Begünstigung der eigenen Familie oder einer politischen Klientel nicht doch eine Form von Dienst an der Gemeinschaft war. Und ganz praktisch: Bereicherung im öffentlichen Amt war häufig notwendig, um das Amt überhaupt ausführen zu können, da es in vielen Fällen keine Gehälter gab. Umgekehrt war Ämterkauf ein verbreitetes, völlig legales, wenn auch nicht immer gelobtes Phänomen. Typisch für die Frühe Neuzeit blieb, dass die Regeln nie besonders trennscharf waren – was im einen Fall als Menschenfreundlichkeit gelten mochte, konnte im anderen Fall als Korruption gebrandmarkt werden. Die Grenze war nicht klar, sondern sie verlief im Ungefähren. Meist wurden Übertreibungen in die eine oder andere Richtung kritisiert. Das änderte sich fundamental mit dem Beginn der Moderne. Erst das moderne politische Denken schuf eine harte und eindeutige Grenze zwischen dem Gemeinwohl und dem Privatinteresse. Der Staat wird spätestens seit dem 18. Jahrhundert als etwas Abstraktes verstanden und der Staatszweck endgültig abgetrennt vom Interesse des Herrschers und seiner Beamten. Der Staatsdienst löste den Fürstendienst ab. Auch das Lebensgefühl, vor allem des Bürgertums, schuf eine Demarkationslinie zwischen dem Handeln in der Öffentlichkeit und dem Rückzugsort des Privaten. Für Inhaber öffentlicher Ämter bedeutet dies bis heute, dass sie ihr Amt nicht nutzen dürfen, um einen Vorteil für ihr privates Ich zu erwerben oder Verwandte und Freunde zu begünstigen. Die Beachtung dieses Grundsatzes wird in der Öffentlichkeit strikt eingefordert. Anders als in der Vormoderne lässt sich dessen Übertretung nicht mehr rechtfertigen. Man kann lediglich versuchen nachzuweisen, dass keine Übertretung vorlag – oder eine solche leugnen. Legitimieren kann man sie nicht mehr. Später, im 20. Jahrhundert, wurde die Trennung zunehmend auch auf Privatunternehmen übertragen. Das öffentliche Interesse entspricht hier dem Unternehmensziel: Wer eine Firma zum eigenen Nutzen schädigt, begeht Untreue.

Unlösbarkeit des Korruptionsproblems

Die geschilderte Trennung zwischen öffentlichem Interesse und Privatperson führte dazu, dass ab dem frühen 19. Jahrhundert zunächst zögerlich, dann immer flächendeckender Gesetze erlassen wurden, die das Verhalten in öffentlichen Ämtern regulierten. Hier standen zunächst Beamte im Zentrum, später auch Inhaber politischer Funktionen. Bereits im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts gab sich das britische Unterhaus Regeln zur Abwehr von Korruption und Vorteilsnahme bei den Abgeordneten, insbesondere im Kontakt mit der Privatwirtschaft. Der mit der Industrialisierung beginnende Lobbyismus galt von Anfang an als Treiber von Korruptionsgefahren. [11] Heute ist das juristische Regelwerk stark ausdifferenziert, zumal seit den 1990er Jahren sogenannte Compliance-Regeln im Bereich der Privatwirtschaft hinzugekommen sind. [12] Außerdem sind Korruptionskritik, Korruptionsskandale und Antikorruptionsmaßnahmen ein wiederkehrendes Thema in der öffentlichen politischen Debatte. Allerdings scheint das Problem trotz zweier Jahrhunderte intensiver und konsequenter Auseinandersetzung weiter von einer Lösung entfernt als zuvor. Wie ist das zu erklären? Grund hierfür ist zum einen die seit etwa 1990 wieder gewachsene Sensibilität für das Thema, nachdem Korruption in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wenig Aufmerksamkeit erhielt. Der eigentliche Grund liegt jedoch in der Problembeschreibung selbst. Denn die Trennung zwischen öffentlichem und privatem Interesse ist in der Praxis oft nicht klar zu bestimmen, gelegentlich unmöglich. Es entstand im 19. Jahrhundert die bis heute gültige Fiktion, dass Amtsinhaber ähnlich abstrakt wie die Staatsidee seien, der sie dienen. Das funktioniert als Ideal, geht aber oft an der Lebenswirklichkeit vorbei. Oder, um es anders zu formulieren: Es kommt sehr auf die gesellschaftlichen und politischen Kontexte an, ob das Verhalten von Amtsträgern, Politikern und zunehmend auch von Unternehmensangehörigen akzeptabel oder problematisch erscheint. Hierzu ein paar Beispiele: In den 1840er Jahren entzündete sich in Frankreich eine Debatte darüber, ob König Louis-Philippe den Erwerb von Kolonien im heutigen Algerien im Dienst des Landes (Gemeinwohl) oder zur Mehrung des Ruhms seiner Dynastie (Privatnutzen) betrieben habe. Es liegt auf der Hand, dass diese Frage nicht beantwortet werden kann, selbst von Louis-Philippe persönlich nicht. [13] In unterschiedlichen Dienstwagenaffären, die die

Es kommt sehr auf die gesellschaftlichen und politischen Kontexte an, ob das Verhalten von Amtsträgern, Politikern und zunehmend auch von Unternehmensangehörigen akzeptabel oder problematisch erscheint.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 41 Essay von Jens Ivo Engels

Kleine Geschichte der Korruption

Die Stärke des modernen Denkens, in der Beschreibung von Natur und Gesellschaft klare und unzweideutige Kategorien zu entwickeln, erweist sich im Fall der Korruption jedenfalls als Stoff für nicht enden wollende Debatten.

Bundespolitik seit den 1950er Jahren gesehen hat, ging es stets um die Frage, ob eine Politikerin oder ein Politiker staatlich finanzierte Autos mit Chauffeur jeweils für private, parteipolitische oder amtsbezogene Zwecke nutzte. Eine Antwort war auch hier häufig nicht möglich, etwa wenn eine Ministerin wie die damalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt im Ausland den privaten Urlaub unterbrach, um vor Ort dienstliche Termine wahrzunehmen. Zur Verwirrung trug in den 1990er Jahren bei, dass anstelle des Chauffeurs der Ehemann der Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth die Staatskarosse lenkte, die im Übrigen völlig bestimmungsgemäß genutzt wurde: War das nun Kostenersparnis zugunsten der Staatskasse oder ein Privatvergnügen? [14]

»Vergebliche[s] Streben nach Eindeutigkeit« beherrscht all diese Debatten. [15] Dabei handelt es sich bei der Korruption nicht um ein isoliertes Phänomen, sondern um eine in der Erkenntnistheorie moderner Gesellschaften tief verwurzelte Problematik. Die Stärke des modernen Denkens, in der Beschreibung von Natur und Gesellschaft klare und unzweideutige Kategorien zu entwickeln, erweist sich im Fall der Korruption jedenfalls als Stoff für nicht enden wollende Debatten. Die Dehnbarkeit des Korruptionsbegriffs führte um die Jahrtausendwende Peter Eigen vor, der damalige Vorsitzende der Antikorruptionsorganisation Transparency International. Er äußerte sich damals zur Parteispendenaffäre um Helmut Kohl. Kohl sah sich dem von ihm selbst nicht bestrittenen Vorwurf ausgesetzt, er habe illegale Parteispenden angenommen. Allerdings unterstrich der Altkanzler, dies sei keine Korruption, denn er habe das Geld nicht zum Privatnutzen, sondern zum Aufbau seiner Partei in den neuen Bundesländern eingesetzt. Peter Eigen widersprach: Kohl habe das Geld zur Festigung seiner persönlichen Rolle innerhalb der Partei genutzt, damit habe er das eigennützige und quasi private Ziel der Machtabsicherung verfolgt, es habe sich folglich um Korruption gehandelt. [16] Dieses Argument besitzt in der Tat eine gewisse Logik, allerdings bedeutet es in der Konsequenz: Jeder Politiker und jede Politikerin ist korrupt, da Politik ohne das Anstreben von Ämtern und Machtausübung nun einmal nicht funktioniert. Wenn man kein Geld dafür einsetzt, dann doch Absprachen, Verbindungen, Begünstigung auf Gegenseitigkeit. So scharf der moderne Korruptionsbegriff also ist, in der politischen Lebenswirklichkeit ist er oft untauglich. Das rechtfertigt nicht den Gesetzesbruch durch Helmut Kohl – doch ist fraglich, ob der Korruptionsvorwurf hier ins Schwarze traf. In der öffentlichen Debatte des Jahres 2000 klang er gleichwohl stark durch.

Wer kritisiert politische Korruption?

Wie Debatten über Korruption politisch ausgehen, hängt weniger vom Sachverhalt als von politischen Machtverhältnissen ab. Das lässt sich im Verlauf der vergangenen zweihundert Jahre nachverfolgen. Kritik an Korruption und das Bemühen um Antikorruptionsmaßnahmen verschwanden in dieser Zeit nie ganz. Allerdings lösten sich Phasen intensiverer und weniger intensiver Debatten ab. Insgesamt sind drei Perioden mit starker Fokussierung auf das Korruptionsproblem festzustellen. Die erste Phase deckt sich mit der Kritik an old corruption und dem Ancien Régime an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wie bereits geschildert, engagierten sich hier vor allem reformorientierte Kräfte des aufstrebenden Bürgertums und aus dem Adel mit dem Ziel, alteuropäische Rechts- und Moralvorstellungen zu modernisieren. Die zweite Hochphase der Korruptionsdebatten fällt zeitlich mit der Entstehung des politischen Massenmarktes im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zusammen und zog sich bis in die 1930er Jahre. Beherrschende Themen dieser Debatten, die in nahezu allen europäischen Staaten geführt wurden, bezogen sich auf den Parlamentarismus und die in dieser Zeit aufkommende Figur des Berufspolitikers. Auch der Stimmenkauf bei politischen Wahlen fand damals große Aufmerksamkeit, jedenfalls bevor die geheime Stimmabgabe Anfang des 20. Jahrhunderts zur Regel wurde. In der Kritik standen wahlweise käufliche Volksvertreter oder käufliche Wähler. Ein europaweit diskutiertes Fanal bildete der sogenannte Panamaskandal in Frankreich Anfang der 1890er Jahre. Hier hatten sich Hunderte Abgeordnete und Journalisten von einem Unternehmen dafür bezahlen lassen, positiv über die Finanzierung des Baus des Panamakanals zu berichten und ein vorteilhaftes Gesetz hierzu zu verabschieden. Leidtragende waren Tausende Kleinanleger, die durch die eigentlich schon längst absehbare Insolvenz der Finanzierungsgesellschaft ihr Vermögen verloren. [17] Der politische Tenor in dieser zweiten Phase europäischer Korruptionskritik wurde wieder von der Opposition gesetzt. Vor allem sozialistische Stimmen waren zunächst daran beteiligt. Doch in dem Maße, wie rechte und rechtsnationalistische Bewegungen aufkamen – in Frankreich bereits in den 1890er Jahren, in anderen Ländern nach der Jahrhundertwende –, griffen diese die Korruptionsvorwürfe auf und verbanden sie zunehmend mit Antisemitismus, rechtem Antikapitalismus und dem

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Vorwurf, die parlamentarischen Systeme seien in erster Linie Bereicherungsmaschinen. Seit den 1920er Jahren avancierte der Korruptionsvorwurf zu einem Standardargument all jener, die sich autoritäre Regierungsmodelle wünschten. Das Versprechen, endlich die politische Korruption auszuradieren, gehörte zum Kernprogramm späterer Diktatoren wie Mussolini, Franco und Hitler. [18]

Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte Korruption als beherrschende Zeitdiagnose des Politischen zunächst keine Rolle mehr. Das änderte sich nach 1990, als die dritte und bis heute anhaltende Hochphase der modernen Korruptionsdebatte begann. Auch diese Debatte weist einige Besonderheiten auf. Von Beginn an gab es einen globalen Bezug. Zum ersten Mal ging es um weltweite Entwicklungen, beispielsweise mit Blick auf die Schwellenländer und die postsozialistischen Länder des ehemaligen Ostblocks, und erstmals waren internationale Organisationen wie die UNO, die OECD und die Weltbank Treiber der Diskussion. Im scharfen Kontrast zur zweiten Hochphase der Korruptionskritik war der Kapitalismus nun nicht Teil des Problems, sondern eher Teil der Lösung. Zwar spielte auch in dieser Phase Kritik am Lobbyismus eine ganz zentrale Rolle, doch ebenso häufig sollte Korruptionsbekämpfung auch der Öffnung von abgeschotteten Märkten im Globalen Süden dienen, sollte der Abbau von Staatlichkeit im Globalen Norden das Korruptionsproblem lösen. Regulierung wurde gleichgesetzt mit Korruption, Korruptionsbekämpfung befreie dagegen die Wirtschaft von sachfremden Einflüssen. Dieser neoliberale Zungenschlag ist mittlerweile verklungen. Ein anderes Motiv der 1990er Jahre aber blieb: das Staatsmisstrauen. Neben der neoliberalen Agenda grundierte zunächst eine antiautoritäre, von den Neuen Sozialen Bewegungen geprägte Politiker-, Parteien- und Staatskritik die neue Korruptionsdebatte. Ab den 2000er Jahren erklang die bis heute aktuelle Forderung nach Transparenz als Antikorruptionsstrategie, begleitet von einem fast grenzenlosen Misstrauen gegenüber der moralischen Integrität der politischen und ökonomischen Eliten. Dieses Misstrauen lässt sich an den immer sensibler anschlagenden Korruptionsskandalen beobachten. Außerdem, das ist ebenfalls neu, etablierten sich ab den 1990er Jahren private Organisationen, die als Kämpfer gegen die Korruption sowie verbundene Probleme wie Lobbyismus auftreten und schon aus diesem Grund der Debatte weitere Kapitel hinzufügen. [19]

Lehren aus der Geschichte?

Dieser Parforceritt durch die Geschichte der modernen Korruptionsdebatten kann ein paar Dinge verdeutlichen. Zum einen ist Korruption ein sehr formbarer Begriff. Die damit verbundenen Vergehen unterscheiden sich erheblich je nach Epoche und Gesellschaft. Daher ist Korruption selbstverständlich keine Fatalität. Vielmehr ist das Unbehagen an Korruption ein Ausdruck veränderlicher Normen und Werte in sich wandelnden Gesellschaften. Zum anderen ist die moderne Auffassung von Korruption seit zweihundert Jahren vergleichsweise stabil. Sie beruht auf einer rigorosen Trennung des privaten vom öffentlichen Interesse. Das ist einerseits ein Fortschritt an Klarheit im Vergleich zur Vormoderne. Andererseits stößt diese Trennung an die Grenzen der Realität. Wenn das Verbot der Vermischung öffentlicher mit privaten Interessen allzu expansiv postuliert wird, droht eine Tendenz zur Generalverdächtigung nahezu all jener, die ein öffentliches Amt ausüben. Korruptionskritik wird häufig von Gruppen oder Strömungen vorgetragen, die die herrschenden Verhältnisse verändern oder umdeuten wollen. Sie kann Reformen legitimieren, kann aber auch dazu beitragen, politische Akteure zu delegitimieren. Die antidemokratische Stoßrichtung in der zweiten und der oft staatlichen Eliten gegenüber verächtliche Zungenschlag der dritten Debatte sollten zu denken geben.

Angesichts der aktuellen »Masken-Affäre« sollte sich jede Bürgerin und jeder Bürger fragen, ob sie oder er dem Impuls nachgeben will, das Fehlverhalten der beiden Abgeordneten für »die Spitze des Eisbergs« einer moralisch verrotteten Politikerkaste zu halten, oder ob es sich lohnt, ein Grundvertrauen in die Institutionen zu bewahren. Ähnliches gilt für Vertreterinnen und Vertreter der Medien. Die politischen Mitbewerberinnen und -bewerber der Unionsparteien wiederum müssen einen schmalen Grat beschreiten: ihre Funktion als Kritikerinnen und Kritiker zu erfüllen, ohne zugleich das Kind mit dem Bade auszuschütten. Der Unionsführung hingegen bleibt nichts anderes, als die zutage getretenen Probleme sehr ernst zu nehmen und Handlungsfähigkeit zu beweisen. n

Vorliegender Text ist am 7. Mai 2021 auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung unter der Creative Commons Lizenz »CC BY-NC-ND 3.0 DE« erschienen. Er ist Bestandteil der Ausgabe 19-20/2021 der Zeitschrift »Aus Politik und Zeitgeschichte«. bpb.de

Fußnoten

[1] Vgl. Jens Ivo Engels, Politische Korruption in der Moderne. Debatten und Praktiken in Großbritannien und Deutschland im 19. Jahrhundert, in: Historische Zeitschrift 1/2006, S. 313–350, hier S. 327ff.

[2] Vgl. Valentin Groebner, Gefährliche Geschenke. Ritual, Politik und die Sprache der Korruption in der Eidgenossenschaft im späten Mittelalter und am Beginn der Neuzeit, Konstanz 2000, S. 235.

[3] Vgl. Gunda Steffen-Gaus, Gute Patrone als Korrektoren der Simonie. Das Korruptionsmodell in John Wycliffs »De Simonia«, in: Niels Grüne/Simona Slanička (Hrsg.), Korruption. Historische Annäherungen, Göttingen 2010, S. 79–98.

[4] Vgl. Bruce Buchan/Lisa Hill, An Intellectual History of Political Corruption, Basingstoke 2014, Kap. 2.

[5] Zum Definitionsproblem gibt es eine reichhaltige Debatte. Vgl. etwa Ronald Kroeze/André Vitória/Guy Geltner, Introduction. Debating Corruption and Anticorruption in History, in: dies (Hrsg.), Anticorruption in History. From Antiquity to the Modern Era, Oxford 2018, S. 1–17; Arnold J. Heidenheimer/ Michael Johnston/Victor T. LeVine, Terms, Concepts, and Definitions. Introduction, in: dies. (Hrsg.), Political Corruption. A Handbook, New Brunswick 1990, S. 3–14.

[6] Vgl. Erwin K. Scheuch, Die Mechanismen der Korruption in Politik und Verwaltung, in: Hans Herbert von Arnim (Hrsg.), Korruption. Netzwerke in Politik, Ämtern und Wirtschaft, München 2003, S. 31–75, hier S. 53.

[7] Vgl. Arne Karsten/Hillard von Thiessen, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Nützliche Netzwerke und korrupte Seilschaften, Göttingen 2006, S. 7–17, hier S. 9.

[8] Vgl. dazu den Klassiker Reinhart Koselleck, Kritik und Krise. Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt, Frankfurt/M. 201814.

9] Hierzu gibt es mittlerweile Studien zu verschiedenen Ländern, vgl. z.B. Robert Bernsee, Moralische Erneuerung. Korruption und bürokratische Reformen in Bayern und Preußen, 1780–1820, Göttingen 2017; Toon Kerkhoff/Ronald Kroeze/Pieter Wagenaar, Corruption and the Rise of Modern Politics in Europe in the Eighteenth and Nineteenth Centuries: A Comparison between France, the Netherlands, Germany and England – Introduction, in: Journal of Modern European History 1/2013, S. 19–30; Philip Harling, The Waning of »Old Corruption«. The Politics of Economical Reform in Britain, 1779–1846, Oxford 1996.

[10] Vgl. Hillard von Thiessen, Normenkonkurrenz. Handlungsspielräume, Rollen, normativer Wandel und normative Kontinuität vom späten Mittelalter bis zum Übergang zur Moderne, in: Arne Karsten/ders. (Hrsg.), Normenkonkurrenz in historischer Perspektive, Berlin 2015, S. 241–286.

[11] Vgl. Christian Ebhardt, Interessenpolitik und Korruption. Personale Netzwerke und Korruptionsdebatten am Beispiel der Eisenbahnbranche in Großbritannien und Frankreich, 1830–1870, Göttingen 2015.

[12] Vgl. die umfassende juristische Darstellung in Markus Busch et al. (Hrsg.), Antikorruptions-Compliance, Heidelberg 2020.

13] Zur Korruptionskritik an der Juli-Monarchie vgl. William Fortescue, Morality and Monarchy. Corruption and the Fall of the Regime of Louis-Philippe in 1848, in: French History 1/2002, S. 83–100.

[14] Diese und weitere Beispiele in Jens Ivo Engels, Alles nur gekauft? Korruption in der Bundesrepublik seit 1949, Darmstadt 2019, insbesondere S. 300–344.

[15] Vgl. ders., Vom vergeblichen Streben nach Eindeutigkeit. Normenkonkurrenz in der europäischen Moderne, in: Karsten/von Thiessen (Anm. 10), S. 217–237.

[16] Vgl. Engels (Anm. 14), S. 320.

[17] Vgl. Jean-Yves Mollier, Le scandale de Panama, Paris 1991; Christophe Portalez/Anna Rothfuss, Panama and the Opposition. The Perception of French and German Socialists of the Panama Scandal, in: Frédéric Monier et al. (Hrsg.), Scandales et corruption à l’époque contemporaine, Paris 2014, S. 181–194.

[18] Vgl. zu den beiden ersten Phasen die ausführliche Darstellung in Jens Ivo Engels, Die Geschichte der Korruption. Von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert, Frankfurt/M. 2014, Kap. 7–9.

[19] Vgl. zur dritten Hochphase Engels (Anm. 14), S. 143ff.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 43 Essay von Jens Ivo Engels

Christian Ferdinand Wehrschütz wurde am 9. Oktober 1961 in Graz als einziges Kind der Feinkosthändlerin Erika und des TU-Professors Ferdinand Wehrschütz geboren. Er maturierte 1980 am Gymnasium Kirchengasse und studierte Jus (Mag.iur.) und Slawistik. Seit mehr als 30 Jahren ist er beim ORF, spricht bis zu acht Sprachen und berichtet aus dem Balkan und der Ukraine. Der Autor von vier Büchern ist verheiratet, hat zwei Töchter und ein Enkelkind.

Fazitbegegnung

Volker Schögler trifft Christian Ferdinand Wehrschütz

Der Korrespondent

Er ist der zurzeit wohl gefragteste ORF-Korrespondent – Christian Wehrschütz hie, Christian Wehrschütz da: im Fernsehen auf verschiedenen Sendern als Ost- und Südosteuropa-Experte, genauer für den Balkan und die Ukraine, in Zeitungen als Berichterstatter über den Ukrainekrieg, auf Werbeplakaten, Inseraten und Lesungen als Autor seines neuesten Buches »Mein Journalistenleben zwischen Darth Vader und Jungfrau Maria«. Ständig scheint er auf Achse zu sein – wie er denn zur Ruhe komme? »Ich bin nie unruhig«, meint der eher gemütlich wirkende Kriegsberichterstatter, »ich treffe oft meine Familie, spiele gern mit der Enkelin, und meine Frau begleitet mich auf sämtlichen Lesereisen, die eine meiner beiden Töchter organisiert. Es ist nicht wie 2014, als ich nur 20 Tage zu Hause war.« Damals begann der Ukrainekonflikt und auch Veranstaltungen zu »100 Jahre Erster Weltkrieg« ließen den Milizoffizier im Rang eines Majors des höheren fachlichen Dienstes als gefragten Gesprächspartner von Podium zu Podium eilen. Im Laufe von drei Jahrzehnten entwickelte er sich vom nicht unumstrittenen »Rechtsaußen«, der als Jus-Student für das national-freiheitliche Monatsmagazin »Die Aula« schrieb und in der Folge 1987 bis 1991 für die »Neue Freie Zeitung«, das Parteiorgan der FPÖ, zu einem geradezu kultigen, von allen Seiten respektierten Journalisten des öffentlich rechtlichen Rundfunks, mit Auftritten bei »Willkommen Österreich« von Stermann und Grissemann inklusive. »Wir haben die NFZ stark verändert, nicht unbedingt zur Freude des damaligen Parteivorsitzenden Jörg Haider. Etwa mit einer Doppelseite über Friedensreich Hundertwasser, den ich von einer Baumpflanzaktion vor dem »Steirerhof« in Graz kannte oder einer vierseitigen Beilage zu »100 Jahre Sozialdemokratie«. Wir waren breiter aufgestellt, als es die Arbeiterzeitung je war,« meint er und es bleibt unklar, ob mit oder ohne Koketterie. Und wie denn heute sein Wertbild sei? Wehrschütz: »Ich bin gesellschaftspolitisch wertkonservativ, staatspolitsch extrem liberal.« Das heißt? »Die Familie ist die Keimzelle des Staates, wobei Familie für mich nicht auf Mann und Frau beschränkt ist, ich habe einen weiteren Familienbegriff. Wichtig ist das Kindeswohl, egal ob mit oder ohne Trauschein.« Inklusive Ehe für alle? »Nichts

gegen die Ehe für alle, aber für alle Formen müssen die gleichen Pflichten und Rechte bestehen, es kann also nicht so sein, dass man in gleichgeschlechtlichen Partnerschaftsformen besser gestellt ist, als in Ehen, die seit 40 Jahren Bestand haben. Und staatspolitisch bin ich ein Anhänger von Friedrich von Hayek.« Aufgewachsen ist Christian Ferdinand Wehrschütz am Grazer Hauptplatz, im Hinterhaus jener Passage direkt hinter der Weikhard-Uhr, die einst zu einem Reiseverkehrsbüro führte. Bis heute wohnt hier seine 93jährige Mutter Erika, mit Blick auf den vormaligen Gambrinuskeller und das »Ferdinandeum«, seine ehemalige Volksschule: »Mein kürzester Weg, den ich jemals zu einer Ausbildungsstätte hatte.« Viel Zeit verbrachte der junge Christian Wehrschütz auch am Franziskanerplatz 13, im Adeg-Feinkostladen »Kostka« seiner Mutter: »Dort habe ich Kopfrechnen gelernt. Die Mutter hat damals mehr Trockenfrüchte verkauft als Adeg-Austria insgesamt.« Das ursprüngliche Kolonialwarengeschäft wurde 1886 von seinem Urgroßvater gegründet und ist nach wie vor in Familienbesitz. Heute befindet sich darin »Werner‘s Elektroladen«, dem übrigens vor fünf Jahren ein ausführliches Fazit-Portrait gewidmet war. Sein Jusstudium absolvierte er im Schnelltempo von drei Jahren, das Slawistikstudium schloss er zwar nicht ab, aber es machte ihm acht Sprachen zugänglich, für Ukrainisch und Russisch ist er auch Militärdolmetscher. 1991 kam er zum ORF, zunächst zu Teletext, dann für sieben Jahre zum Radio. Ab 1992 begannen seine Reisen in die Ukraine. 1999 wurde er in das ORF-Fernsehen versetzt und er war für einige Monate dritter Korrespondent in Brüssel. Seit 2000 schließlich ist er ORF-Korrespondent in Belgrad und seit 2014 zusätzlich erster Korrespondent des ORF für die Ukraine mit Sitz im Kiew. Seitdem berichtet er über beide Regionen. Sein Schlüsselerlebnis die Ukraine betreffend, hatte »Perry-Rhodan«-Fan Wehrschütz 1998, als er mit dem Franziskanerpater Uli Zankanella vor einer aufgelassenen Kirche in der Westukraine stand: »Als mir klar wurde, dass nicht Stalin diese Kirche aufgelöst hatte, sondern Joseph II., also der lange Arm Wiens vor 200 Jahren bis hierher gereicht hat, war mir plötzlich bewusst, dass die Ukraine Teil Europas ist.« n

FAZIT JÄNNER 2023 /// 45 Menschen
Foto: Andreas Pankarter

Managementserie Erfolg braucht Führung

Hat die Arbeit noch Zukunft?

Unsere Lebenswelt im Wandel

Carola Payer im Gespräch mit den Kindern Jonas, Mona und Lilly. Alle drei also aus der »Generation Alpha«.

Fast jedes Unternehmen kann in den letzten Jahren ein Lied davon singen: Die Einstellung zu und die Vorstellung von Arbeit ist im Wandel. Der Arbeitgeber wird zum Lebensabschnittspartner. Auf immer und ewig sicher im Hafen einer Organisation zu sein, ist nicht mehr das primäre Ziel. Durchschnittlich identifizieren sich 52 Prozent mit ihrem Arbeitgeber, bei den unter 30-Jährigen sind es angeblich nur mehr 32 Prozent. Das liegt eventuell daran, dass bei der jüngeren Generation eine größere Individualisierung stattfindet, im Sinne von: »Ich bin nicht nur mein Job.« Die logische Konsequenz, nach der Ausbildung automatisch in einen Beruf zu gehen, ist auch nicht immer gegeben. Arbeit ist für einige nicht mehr erstrebenswert. Für viele Menschen ist die Geschwindigkeit – »Alles muss schnell« gehen – erschöpfend und ermüdend. Viele Unternehmen beklagen, zu wenig Interesse an Führungspositionen oder an bis vor kurzem noch attraktiven Karrieremöglichkeiten.

Viele Fragen entstehen Wollen die jüngeren Generationen nicht mehr arbeiten? Wollen sie keine Verantwortung übernehmen? Wollen Sie nur Freizeit? Brauchen Sie kein Geld? Wollen Sie nicht mehr in der Art von Unternehmen arbeiten, die wir die letzten 50 Jahre aufgebaut haben? Sind Sie faul? Was rennt falsch? Wollen alle Influencer werden? Wieso streben viele Menschen in die Frühpension, die vor Jahren nicht an frühes Aufhören dachten? Wo ist die Arbeitsmoral? Was führt dazu, dass die Work-Life-Balance oft an erster Stelle steht?

Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt Alle oben angeführten Fragen entstehen mit der Brille unserer bisherigen Arbeitswelten. Sie betrachten die zukünftige Arbeitsgeneration als defizitär. Um in ein neues Wirtschaften zu kommen, müssen bisherige Konzepte in Frage gestellt werden und es erfordert viel Austausch mit den jungen Generationen. Das Verständnis zwischen den Generationen muss gefördert werden. Weiters zahlt es sich aus, Hypothesen zu generieren, wie der neue Blick auf Arbeit von jungen Menschen entstanden ist. Waren wir als Eltern Vorbilder? Haben die Medien so einen starken Einfluss? Wodurch wurde der Wunsch nach mehr Individualisierung und Flexibilität gefördert?

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

Samantha Bruenner (2), Thomas Linortner

Differenzierung Beruf(ung), Arbeit und Arbeitsumfeld Es bedarf in diesem Thema einer Differenzierung von Beruf bzw. Berufung, das Verständnis was Arbeit ist, und Erwartungen an ein Arbeitsumfeld. Selbst die Generation »Alpha«, geboren nach 2010, kann hier differenzieren. Jonas, der in die 4. Volksschule geht, versteht zum Beispiel Arbeit als Pflicht oder körperliche Anstrengung. Jonas: »Schreiben oder rechnen und Hausübung machen ist für mich Arbeit. Zuhause ist für mich Arbeit, wenn ich Holz für das Lagerfeuer aus dem Wald holen muss. Das bestätigt auch Mona, die auch die 4. Volksschule besucht: »Für mich ist Arbeit, wenn ich für

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Fotos: Marija
Kanizaj,
ALPHA
»Wenn es Spaß macht und ich es gut kann, ist es keine Arbeit.«
MITGLIEDER DER GENERATION

die Schule lerne. Zuhause ist Arbeit, wenn ich das Zimmer sauber mache, Staub sauge oder im Garten arbeite.« Lilly, die das 1. Gymnasium besucht, sieht sowohl Spaßfaktoren als auch Anstrengung in der Arbeit für die Schule. Geschirrspüler ausräumen und Hausarbeit ist aber auf jeden Fall Arbeit. Bei der Frage, ob Arbeit auch Spaß macht, werden folgende Kriterien definiert: Jonas: »Glaube schon, weil man eine Beschäftigung hat, und dann ist einem ja nicht langweilig. Sonst ist mir fad. Spielen ist lustig, aber nicht immer.« Mona: »Nur wenn man einen Beruf hat, den man gerne macht, wird es sicher Spaß machen. Man sollte viel ausprobieren, um das Richtige zu finden.«

Lilly: »Es könnte schon Spaß machen, aber kann auch anstrengend sein. Manchmal ist es lustig, wenn man was gut kann und es dann einsetzen muss. Mathe macht zum Beispiel Spaß, weil ich es kann.« Trotz des kindlichen Alters gibt es schon Vorstellungen zum Beruf. Jonas: »Ich möchte mal Bauer werden. Meine Oma hat einen Bauernhof. Da arbeite ich öfters mit. Ich füttere Kühe und Schafe und muss den Stall ausmisten. Wir tun die Milch an die Kälber verteilen. Eishockeyspieler wäre auch noch was, was mir taugen würde. Das mache ich gerne. Ich spiele momentan den rechten Flügel.« Mona: Ich habe immer sehr viele Ideen. Momentan will ich Buchautorin werden. Ich habe schon ein kleines Buch geschrieben und das macht mir enorm viel Spaß. Für das Schreiben brauch ich Ruhe.« Lilly: »Das weiß ich noch nicht so richtig, aber ich denke eher was Kreatives, weil ich nicht so lange am PC sitzen möchte.« Nur im Homeoffice zu sitzen, betrachtet diese Generation noch nicht als erstrebenswert, da sind sich alle einig. Jonas: »Die Zeit im Schul-Homeoffice war nicht lustig und der Kontakt mit meinen Freunden hat mir schon sehr gefehlt.« Mona: »Wir sind uns alle auf die Nerven gegangen..« Lilly: »Es war richtig anstrengend, nur vorm PC zu sitzen und Onlineunterricht und Schule zu haben.«

Berufe, die wahrgenommen oder benannt werden können Ein interessanter Aspekt ist, dass die befragten Kinder leichter und exakter die Berufe ihrer Eltern benennen konnten, mit denen sie selbst schon Kontakt hatten, wie zum Beispiel Lehrerin und Fotografin. Rollen in Konzernen können sie nicht benennen. Hier sehen sie eher den Prozess der Arbeit. Jonas: »Papa macht so Pläne für andere Firmen. Die anderen Firmen bauen das dann nach den Plänen, die er gezeichnet hat.« Mona: »Was mein Papa macht, das weiß ich nicht so genau, aber ich glaube, er stellt Autoteile zusammen.« Lilly: »Papa arbeitet in der Firma, die irgendwas mit Papiermaschinen macht. Er arbeitet viel vorm Computer und muss auch in andere Länder reisen, aber nur für wenige Tage.« Eventuell auch ein guter Hinweis für »Employer Branding« und den Bedarf, zukünftige Generationen mit verschiedenen Berufsbildern in Berührung zu bringen. Unsere Wahrnehmung wird stark beeinflusst von dem, was wir bis jetzt erfahren haben. Das wird wahrscheinlich noch zu sehr unterschätzt. Ob Handwerk oder Studium, auch hier haben die jungen Interviewten schon Ideen. Jonas: »Eher Handwerk. Ich werke gerne, vor allem mit Holz.«

Mona: »Studieren wäre meines. Ich bin kein Handwerker. Ich lerne eigentlich sehr gerne. Ich habe seit drei Jahren alles Einser.« Lilly: »Ich würde gerne Tierärztin werden, da muss ich studieren. Ich möchte gerne helfen. Aber da bin ich mir nicht sicher, ob ich Menschen oder Tieren helfen möchte. Aber meine Wünsche ändern sich ja oft.«

So wie diese jungen Menschen, gilt es heute bei jedem, viel stärker das Potenzial und das eigene Feld für eine sinnstiftende Tätigkeit zu

finden. Konfuzius soll es einst auf den Punkt gebracht haben: »Wähle einen Beruf, den du liebst, um keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten.« Es steht in unserer Gesellschaft wahrscheinlich mehr als zuvor an, mit offenen Augen und Ohren auf unsere neuen Generationen zu zu gehen und Sie dabei unterstützen, ihre Sinnfelder zu finden sowie Berufe wieder positiver zu besetzen. Wie auch die jungen Befragten bestätigten: »Wenn es Spaß macht und ich es gut kann, ist es keine Arbeit.« n

Lilly, zehn Jahre

FAZIT JÄNNER 2023 /// 47 Managementserie [56]
»Es war richtig anstrengend, nur vorm PC zu sitzen und Onlineunterricht zu haben.«
»Ich möchte mal Bauer werden. Meine Oma hat einen Bauernhof.« Jonas, neun Jahre
»Studieren wäre meines. Ich bin kein Handwerker. Ich lerne sehr gerne.« Mona, neun Jahre

WKO-Ehrung für SinnWin-GF Schenner-Klivinyi

Am 25. November wurde Claudia Schenner-Klivinyi (GF SinnWin, Seiersberg und Graz) von der Wirtschaftskammer zum 10-jährigen SinnWin Firmenjubiläum geehrt. Die Ehrung fand bei der Styria Media Group im Skyroom durch WK-Vizepräsidentin Gabriele Lechner sowie Stefan Helmreich und Michael Hohl von der WK Graz-Umgebung statt. Schenner-Klivinyi bedankte sich in ihrer Ansprache: „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung und dass ich nun mit SinnWin bereits zehn Jahre viele Unternehmen unterschiedlichster Branchen und Größen erfolgreich bei den Themen Neue Arbeitswelten, Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit / Verbesserung des Arbeitgeberimages, zum leichteren Finden und Halten der besten Mitarbeiter unterstützen durfte.“

Unternehmen gründen mit dem AMS

Mit dem Unternehmensgründungsprogramm UGP unterstützt das AMS geeignete Arbeitsuchende bei der Firmengründung. Bereits 679 Personen gründeten im Jahr 2022 in der Steiermark ein Unternehmen und schufen 224 zusätzliche Jobs. Mit einer veganen Kochschule hat sich 2021 Beate Prader selbständig gemacht; sie offeriert in ihrer „Pflanzenküche“ neben Kochkursen auch Vorträge und Workshops. „In der Planungsphase und zu Beginn meiner Selbstständigkeit war es extrem hilfreich, die Kurse des UGP und deren Expertise einholen zu können. Von Steuer- und Arbeitsrecht, Buchhaltung sowie Zeitmanagement über Social Media konnte ich mein ganz persönliches Förderprogramm nützen“, resümiert die Ernährungstrainerin und Kochkursleiterin.

Mobil in der Südweststeiermark

Das eigene Auto bleibt zu Hause, und trotzdem ist man in der Region unterwegs? In der Südweststeiermark ist das kein Widerspruch! Durch die gelungene Kombination von alltags- und touristischen Mikro-ÖV-Systemen gibt es in der Südweststeiermark ein Vorzeigeprojekt, welches österreichweit Beachtung findet. „RegioMOBIL“ und „Weinmobil“ Südsteiermark sind mittlerweile eine flächendeckende Lösung für die Alltags- und Tourismusmobilität in der Region Südweststeiermark. Als so genanntes Mikro-ÖV-System ergänzen „RegioMOBIL“ und „Weinmobil“ Südsteiermark mit rund 3.300 Alltags- und 2.000 touristischen Haltepunkten das bestehende Bahn- und Busverkehrsnetz in 41 Gemeinden der Bezirke Leibnitz und Deutschlandsberg.

Testimonials für Social Business Hub Styria-Kampagne

Mit den Grazer Frauenpreis-Siegerinnen Sarah Kampitsch und Anna Majcan unterstützen zwei junge Aktivistinnen die Bewusstseins-Kampagne des Social Business Hub Styria „Wir retten die Welt! Bist du dabei?“ Sie wurden im Jahr 2022 vom Referat für Frauen & Gleichstellung der Stadt Graz für ihr Ausstellungs-Projekt „Galerie gegen Sexismus“ ausgezeichnet. Mit den „Catcalls“, die sie von Betroffenen zugeschickt bekommen und an den Orten des Geschehens auf den Boden schreiben, machen sie auf verbale sexuelle Belästigung im Alltag aufmerksam. Kampitsch und Majcan sind sich einig, dass „es total wichtig ist, dass es solche Anlaufstellen wie den Social Business Hub Styria gibt, die präsent sind und zeigen, dass es auch anders funktioniert“.

48 /// FAZIT JÄNNER 2023
Fotos: SBHS / Mohr-Ziak, SinnWin, Privat, RMSW GmbH Kurz & News

Spannender Austausch erfolgreicher Unternehmerinnen zum Thema „Mental Health“ beim ersten Female Empowerment Talk in Graz: (v.l.n.r.): Barbara Sekulovska (Luminous Labs GmbH), Gabriele Lechner (VP- & FiWLandesvorsitzende), Anita Höller (Bezirksvorsitzende FiW Graz), Bernadette Frech (Insta Communication GmbH) und Ines Wöckl (Flasher GmbH)

1. Female Empowerment Talk

Rund 150 steirische Unternehmerinnen sind am 23. November 2022 der Einladung von FiW (Frau in der Wirtschaft) Steiermark zum ersten Female Empowerment Talk gefolgt. Es war ein sehr inspirierender, interaktiver Abend mit Top-Vortragenden und hochkarätiger Diskussionsrunde.

Beim 1. Female Empowerment Talk von Frau in der Wirtschaft Steiermark, der das bisherige UnternehmerinnenForum ablöst, ging es vor allem darum, wie Unternehmerinnen in Zeiten von digitalen Arbeitswelten und vielen Herausforderungen mental stark bleiben und ihr Unternehmen in eine gesunde Zukunft führen.

Thema mentale Gesundheit

Bernadette Frech, CEO des Digital Health Start-ups Instahelp, einer erfolgreichen Online-Plattform für psychologische Beratung, welche in fünf europäischen Ländern vertreten ist, zeigte, wie wichtig es ist, in mentale Gesundheit zu investieren,

um unternehmerisch erfolgreich zu sein und mit allen Herausforderungen bestmöglich umgehen zu können. Die weiteren Teilnehmerinnen der Diskussionsrunde waren Ines Wöckl (Flasher GmbH), Barbara Sekulovska (Luminous Labs GmbH) sowie die FiW-Landesvorsitzende und WKO-Vizepräsidentin Gabriele Lechner. Der Event fand gemeinsam mit dem Team von Frau in der Wirtschaft Graz unter Bezirksvorsitzender Anita Höller und ihren Stellvertreterinnen Edith Farcher, Ulli Gugel und Petra Fröschl-Zückert statt. Im Anschluss an den interaktiven Impulsvortrag von Bernadette Frech wurden in großer Diskussionsrunde viele weitere aktuelle Themen angesprochen.

Kurz im Gespräch mit

Sie sind zuständig für die steirischen Pflichtschulen. Was kann getan werden, dass alle Schulabgänger so gut lesen und schreiben können, dass sie sich für eine Lehre eignen?

Wir haben sehr gute Mittelschulen. Vor allem im ländlichen Raum werden die Schülerinnen und Schüler bestens auf eine Lehre, aber auch auf weiterführende Schulen vorbereitet. Aber es gibt auch Verbesserungspotenziale – das gemeinsameZiel aller Verantwortlichen müssen Maßnahmen sein, die gewährleisten, dass kein Kind zurückgelassen wird.

Das Land Steiermark nimmt wieder zahlreiche Lehrlinge auf. Welche Möglichkeiten hat man mit einer bestandenen LAP im Landesdienst?

Nach dem Lehrabschluss ist das Land Steiermark selbstverständlich bestrebt, die Lehrlinge in ein reguläres Dienstverhältnis zu übernehmen. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass auf diesem Weg hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden wurden.

Mit 15 stehen die meisten jungen Menschen vor der Wahl, entweder weiter in die Schule zu gehen oder in die Lehre zu starten. Was spricht für die Lehre?

Für eine Lehre spricht vieles. Als junger Mensch kann man in der Berufsausbildung vom ersten Tag an Erfahrung sammeln und verdient sein eigenes Geld. Außerdem sind Lehrlinge die gefragtesten Fachkräfte der Zukunft und können sich aufgrund ihrer fundierten Ausbildung einer „Karriere mit Lehre“ sicher sein – die Hälfte aller Unternehmer hat als Lehrling angefangen.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 49 Anzeige Foto: Regine Schöttl
Werner Amon, Steirischer Bildunsglandesrat
Foto: Archiv

Only bad news are good news?

good good news!

Steiermag. Das neue Onlinemagazin. Immer in einem Internet in Ihrer Nähe!

steiermag.at fb.com/steiermag

Zum runden Geburtstag gaben sich zahlreiche Persönlichkeiten bei der Jubiläumsfeier in der Landstube des Landtag Steiermark die Ehre. Zu den Gratulanten zählten etwa die beiden Landtagspräsidenten Manuela Khom und Gerald Deutschmann, die Abgeordneten Sandra Holasek, Barbara Riener, Lara Köck, Georg Schwarzl und Niko Swatek, Landtagsdirektor Maximilian Weiss, Herwig Hösele, Landesbibliothek-Chefin Katharina Kocher-Lichem, Bildungsnetzwerkobmann Hannes Galter, Kulturförderung-Referatsleiterin Evelyn Kometter und viele Wegbegleiter der Steirischen Berichte, darunter die Redakteure und die Nachkommen des ersten Chefredakteurs Franz Maria Kapfhammer.

Perspektiven auf siebzig Jahre Zeitungstradition

»Siebzig Jahre Steirische Berichte – darin lagert ein prominenter wie wertvoller Vorrat an Positionen zum Zeitgeist und Zeitgeschehen. Namhafte, engagierte und inspirierende Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft, Bildung, Kultur, Kunst und Wissenschaft haben in den Steirischen Berichten zu unterschiedlichsten Themenbereichen Stellung genommen«, erklärt Franz Majcen stolz. Der ehemalige Landtagspräsident ist als Präsident des Steirischen Volksbildungswerks auch Herausgeber der Zeitschrift. Der Vorsitzende des Österreichischen Schriftstellerverbands, Christian Teissl, würdigt in seiner Festrede die Tradition der Zeitschrift: »Wer Bericht erstattet, will nicht glänzen, ist nicht auf Beifall aus, nicht auf den großen Effekt, nimmt sich selbst nicht wichtiger als die Sache, von der die

Fotos: Fischer (2), Faksimile
#nurgutenachrichten
»Wer Bericht erstattet, will nicht glänzen.«
50 /// FAZIT JÄNNER 2023
CHRISTIAN TEISSL
Jubiläum

Eine steirische Kulturzeitschrift feiert ihren Siebziger

Die Steirischen Berichte erzählen Geschichte(n)

Herausgeber Franz Majcen und Chefredakteurin Isolde Seirer-Melinz überreichen Landtagspräsidentin Manuela Khom die erste Ausgabe der Jubiläumsnummer.

Rede ist, die Geschichte, die es zu erzählen und das Gespräch, das es zu führen gilt, immer wieder und wieder aufs Neue, zwischen Gestern und Heute, zwischen Land und Stadt, zwischen Alt und Jung, zwischen Fremde und Heimat.«

Steirische Geschichte(n)

Diese Tradition hat der unvergessene Kulturpolitiker Hanns Koren geprägt und ihr bleiben die Berichte auch heute noch treu: »Ein Heft der ‚Berichte‘ herauszubringen, heißt, eine Geschichte zu erzählen. Besser gesagt: steirische Geschichte(n) zu schreiben. Es sind die Geschichten derer, die die Steiermark geprägt haben, und jener, die sie weiterschreiben«, meint dazu Chefredakteurin Isolde Seirer-Melinz, die das Magazin auch auf den Prüfstand stellt, indem sie mit dem Jubiläumsheft auch die Zukunft von Printmedien diskutiert. Ihr Fazit: »Print ist mit seiner besonderen Haptik und Themendichte aktuell wie nie.«

Spannende Jubiläumsausgabe mit Podcast

Unter dem Titel »Was uns ausmacht« erscheint die 72 Seiten starke Jubiläumsausgabe des Magazins mit einem Bonus: nämlich zehn Podcastfolgen. Ausgewählte Beiträge werden in der Ausgabe damit auch zum Hörerlebnis: Im Podcastformat können Leser in einem Beitrag von Kurt Wimmer mehr über das Wirken des ersten Volksbildungswerkobmanns Hanns Koren erfahren, Hans Putzer widmet sich dem »Beziehungsgeflüster« zwischen Graz und der Steiermark, Ingomar Fritz klärt über die geologische Beschaffenheit der Steiermark auf und Karin Hojak-Talaber widmet sich den Klauberfrauen am Erzberg. Gertraud Hopfer-

wieser berichtet über die Roboterforschung an der Technischen Universität Graz und Albert Kirchengast würdigt den Architekturwissenschaftler Franz Riepl. »Bist du Sturm oder GAK?«, fragt Martin Schreiner und Isolde Seirer-Melinz macht sich Gedanken über die steirische (Volks-)Kultur. Das Titelbild würdigt die Essenz des Steirischen: Mit einem mikroskopischen Blick auf Eisensulfitkristalle, in die der Grafiker Christian Seirer als Collage die Geschichte der Steirischen Berichte verwoben hat. Einblicke gibt es als Wegmarken in Texte aus siebzig Jahren zu brandaktuellen Themen wie Frieden, der Bauernschaft oder der Rolle von Frauen in der Gesellschaft, die mit QR-Codes im Heft verlinkt sind. Wir freuen uns auf die nächsten siebzig Jahre! n

Steirische Berichte

Die Zeitschrift erscheint viermal jährlich und bringen Reportagen über Bildung, Kunst und Kultur. Herausgeber ist das Steirische Volksbildungswerk. steirische-berichte.at

FAZIT JÄNNER 2023 /// 51 Jubiläum

Wechsel an der steirischen ÖAAB-Spitze

Nach 16 Jahren übergibt Christopher Drexler das Ruder als Obmann des Steirischen ÖAAB. „Nach der Wahl zum Landesparteiobmann war für mich klar, dass ich die Hauptverantwortung im Steirischen ÖAAB – der immer meine politische Heimat bleiben wird – abgeben werde. Ich freue mich, sie in gute und verantwortungsvolle Hände übergeben zu können“, bedankte sich Drexler. Bei der Sitzung des Landesvorstands am 30. November wurde Günther Ruprecht auf seinen Vorschlag einstimmig zum geschäftsführenden Landesobmann des ÖAAB der Steirischen Volkspartei gewählt. Der gelernte Kaufmann Ruprecht (45) ist seit 2015 GF des Steirischen ÖAAB. Die Wahl von Ruprecht zum Landesobmann soll am 24. Juni 2023 beim Landestag des Steirischen ÖAAB offiziell erfolgen.

High Power Charger für Norden von Graz

Der erste High-Power-Charger-Standort im Norden von Graz wurde von der Energie Graz auf dem Gelände des Einkaufzentrums Shopping Nord eröffnet. Insgesamt vier Ladepunkte mit maximal 150 kW Ladeleistung ermöglichen eine Ladung des E-Autos innerhalb kürzester Zeit. Die öffentlichen Ladestationen am Parkplatz des Shopping Nord an der Wiener Straße stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Der Standort verfügt über eine gute Anbindung an die Autobahn sowie zur Stadteinfahrt. „Bereits in den ersten Wochen sehen wir, dass der High-Power-Ladestandort sehr gut angenommen wird. Dank dieser Partnerschaft ist es uns gelungen, den Grazer Norden für E-Autofahrer attraktiver zu machen,“ so Werner Ressi, GF der Energie Graz.

SPÖ-Helpline Bilanz 2022

Heuer gingen bisher 224 Anträge bei der Helpline ein. Die Anfragen spiegeln die Auswirkungen der Teuerungswelle wider, meist Rückstände bei der Miete, Strom- oder Heizrechnungen oder für notwendige Anschaffungen. Zusätzlich dazu wurden rund 170 Einkaufsgutscheine für Lebensmittel ausgegeben. Die Unterstützungsleistungen der Helpline im Jahr 2022 betrugen bisher über 16.000 Euro. Neben der finanziellen Hilfe führten die Helpline Mitarbeiter rund 380 Telefonate mit Beratungen. SPÖ-Chef LH-Stv. Anton Lang unterstreicht ihren Wert als Ergänzung zur politischen Arbeit: „Wir arbeiten hart daran, die Menschen spürbar zu entlasten. Zusätzlich dazu ist die Helpline ein gelebter Ausdruck unseres Grundwerts der Solidarität.“

AMS befürchtet Anstieg der Arbeitslosigkeit

Im Durchschnitt werden 2022 geschätzt 30.200 Personen als arbeitslos beim AMS Steiermark gemeldet sein, ein erheblicher Rückgang zum Vorjahreswert von 37.179 Personen. Für 2023 geht das AMS jedoch wieder von einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit von im Schnitt 1.300 Menschen aus, betont die Landesgeschäftsführung, Karl-Heinz Snobe und Christina Lind. Durch Krieg, Rekordinflation, hohe Energie- und Rohstoffpreise hat sich das wirtschaftliche Umfeld deutlich eingetrübt, erklärt Snobe: „Vor allem Männer, ältere Personen und Personen mit Pflichtschulabschluss werden wieder stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sein. Die demografische Struktur des Arbeitskräftepotenzials bleibt eine zentrale Herausforderung.“

Initiative gegen Gewalt an Frauen

Allein heuer gab es bereits 28 Frauenmorde und 25 versuchte Morde. Überwiegend bestand ein familiäres Naheverhältnis zwischen Opfer und Täter. Der häufigste Tatort ist das persönliche Umfeld ─ der Ort, an dem man sich sicher und geborgen fühlen sollte. „Es muss alles unternommen werden, um Gewalt an Frauen zu verhindern. Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht, obwohl gerade in der Steiermark sehr viel zum Schutz von Frauen und Kindern unternommen wird. Die gestiegenen Zahlen der Betretungs- und Annäherungsverbote sind ein Alarmsignal. Dies verlangt österreichweit nach einer tiefgreifenden Ursachenforschung, um gezielte Lösungen zu erarbeiten“, so SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Bundesrätin Elisabeth Grossmann.

52 /// FAZIT JÄNNER 2023
Fotos: Steirischer ÖAAB, Parlamentsdirektion / Simonis, AMS / Tauscher, Foto Fischer, Stefan Leitner
Kurz & News

Kochbuchklassiker der Südsteiermark

Eine Premiere feierte die Gady Family am 1. Dezember im Schlosskeller Südsteiermark mit der exklusiven Präsentation ihres ersten Kochbuchs. In weihnachtlichem Ambiente wurde „Genuss trifft Gastlichkeit“ von Haubenkoch Markus Rath und Weinconnaisseur Michael Hrobath im Traditionswirtshaus über den Dächern von Leibnitz vorgestellt – inklusive Verkostung von ausgewählten Köstlichkeiten.

Regionale und innovative Schmankerl

Der Schlosskeller Südsteiermark ist gleichermaßen Traditionswirtshaus wie auch Gourmetrestaurant für Genießer und Weinliebhaber. Markus Rath erfreut dort seit März 2020 seine Gäste nach dem Motto »Wirtshausküche trifft Gourmetmenü«. „In diesem Buch verrate ich mehr als 100 Rezepte meiner Kochkunst“, sagt Küchenchef Rath, Mitglied der „Jeunes Restaurateurs“-Vereinigung. Lokale Wirtshausklassiker wie das Backhendl und Spezialitäten mit innovativen Akzenten,

etwa Sauerkleesorbet mit hausgemachter Dickmilch, sind im Buch ebenso zu finden wie persönliche Geschichten von Produzenten aus der Region, die den Schlosskeller Südsteiermark beliefern. So wurden für die Zubereitung der Kochbuchgerichte Fleisch und Wurst von Fleischhacker Robert Buchberger verwendet, Geflügel kam vom Geflügelhof Hütter, Pilze von Franz Prawdic, Essig und edle Brände von Alois Gölles, Gemüse von Christa Wonisch, Biokäse von der Biokäserei Deutschmann, Schokolade von Josef Zotter und feine Öle von der Ölmühle Hartlieb. „Mit unserem ersten Kochbuch gibt es einen neuen Klassiker der südsteirischen Küche und das stärkt die Verbundenheit zu unserer Heimatregion“, sagt Philipp Gady, Eigentümer und GF der Gady Family, und fügt hinzu: „Wir stehen mit der Gady Family für Tradition. Dazu zählt auch die heimische Küche.“ Das Buch ist ab sofort an allen Standorten der Gady Family und auf www.schlosskellersuedsteiermark.at erhältlich.

Kurz im Gespräch mit

Gibt es Pläne zur Erweiterung der Palette an Routker’s Whiskeys?

Aufgewachsen in einem auf Obstbrand fokussierten Betrieb, wollten wir von jeher auch die Getreidesorten, die auf unseren Feldern wachsen, destillieren. So können wir unser Sortiment mit limitierten Einzelfassabfüllungen erweitern. Da wir nicht in einem Gersten-Anbaugebiet leben, war klar, dass wir dank unserer Rohstoffvielfalt den Bourbon-Whiskeys näherstehen. Diese bekommen noch einige Jahre, um ihren vollen Geschmack entfalten zu können.

Der Trend zum Rum ist unverkennbar, inwiefern unterscheiden sich Ihre Kreationen vom üblichen Sortiment?

Das Besondere ist vor allem das Spiel mit den unterschiedlichen Fässern und der Dauer, die wir unserem Rum zur Reife gönnen. Man kann sagen, unsere Geheimzutat ist Zeit. Geduld ist eine Tugend und zahlt sich wirklich aus.

Welche Rolle spielt bei Ihnen die Dauer und Art der Fässer für die Qualität von Bränden?

Das Spiel mit unterschiedlichen Fässern ist ein essenzieller Bestandteil meiner Arbeit. Aktuell liegen über 40 Fasstypen in unseren Kellern und ständig kommen neue dazu. Es gibt nichts, was mich nicht interessiert, und es lohnt sich, alles auszuprobieren. Neben dem klassischen Eichenfass liegen hier auch Sherry-, Portwein- sowie verschiedene Weinfässer. Abgerundet wird das Portfolio mit Tequila-, Mezcal- sowie Shochu-Fässern. Die Spielwiese ist also riesig, die Spannung ebenso.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 53 Foto: Foto Fischer
Stolz auf das neue Kochbuch: (v.l.) Philipp Gady – GF und Eigentümer der Gady Family, Küchenchef und Autor Markus Rath und Weinconnaisseur Michael Hrobath David Gölles, GF von house of whiskey, gin & rum Foto: Ingo Pertramer

Eröffnung in Vasoldsberg: (v.l.n.r.) Bgm. Johann Wolf-Meier, Marktleiterin Brigitte Grubholz, Daniela Resch und Dorothea Fuchs (Kindergarten Vasoldsberg) und SPAR Steiermark-GF Christoph Holzer

Drei SPAR-Märkte auf einen Streich eröffnet

Der 24. November war ein Jubeltag für SPAR Steiermark: An diesem Tag haben gleich drei neue SPAR-Standorte eröffnet. Neben dem Nahversorger am Grazer Dietrichsteinplatz erstrahlen auch in Vasoldsberg und Bad Gams völlig neu gebaute SPAR-Supermärkte.

Ganz im Sinne der Kunden wurden alle drei neuen Supermärkte innerhalb nur weniger Monate umgebaut und designmäßig auf den neuesten Stand gebracht. Im Fokus stehen die Lebensmittel, die in den nagelneuen Märkten leuchten und glänzen: Gleich nach dem Eingang erwartet die Kundschaft jeweils ein heller, großzügige Frischemarktplatz. Im Anschluss daran folgt die modernisierte Feinkostabteilung in Bedienung.

Moderne Nahversorgung

Für SPAR-Steiermark-GF Christoph Holzer stand der 24. November ganz klar im Zeichen der Dreifach-Eröffnungsoffensive. „So macht moderne Nahversorgung Freude! Es ist perfekt, dass wir rechtzeitig zur Vorweihnachtszeit unsere kulinarischen Spezialitäten, die vielen steirischen Schmankerl und natürlich die beliebten SPAR-Marken im neuen Umfeld zeigen können“, zeigt sich Holzer begeistert. Gleichzeitig bedankt er sich bei allen Beteiligten für ihren Einsatz: „Ein großes Danke an alle, die mitgeholfen haben. Ein besonderer Dank gebührt den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen vor Ort!“

Nachhaltige Konzepte

Alle drei neuen SPAR-Standorte wurden ressourcenschonend und nachhaltig umgebaut. Außen wie innen sind sie mit energiesparender Technik ausgestattet. Ein Vorzeige-Standort ist der neue SPAR in Vasoldsberg: Er wurde innerhalb eines halben Jahres neu gebaut und auf 750 m² Verkaufsfläche vergrößert. Am Dach des Supermarkts befindet sich jetzt neu eine Photovoltaikanlage, darüber hinaus ist der Markt mit einer Technologie zur Wärmerückgewinnung ausgestattet. Dreißig Kilometer südlich von Graz dreht sich alles um den neu eröffneten Supermarkt der selbstständigen SPAR-Kauffrau Christina Farmer-Rabensteiner. Nach nur zwei Monaten Umbauzeit eröffnet der SPAR auf 550 m² in innovativem Design wieder seine Pforten. Mit großer Begeisterung führt die SPAR-Unternehmerin durch ihr neues Geschäft. Ein besonderer Fokus liegt auf regionale steirische Spezialitäten.

Geld- und Lebensmittelspenden

Der SPARSupermarkt am Grazer Dietrichsteinplatz erstrahlt in neuem Glanz mit dem Frischemarktplatz.

Im Rahmen der drei Eröffnungen am 24. November setzte SPAR Steiermark bewusst ein Zeichen für Menschlichkeit. Spendenschecks für regionale Institutionen wurden übergeben – in Bad Gams etwa überreichte GF Christoph Holzer einen Betrag von 1.500 Euro an den örtlichen Kindergarten, der nur wenige Minuten entfernt vom SPAR-Supermarkt liegt. Auch der Kampf gegen die Verschwendung von Lebensmitteln steht bei den drei neuen Märkten im Fokus. Mit nur ein bis zwei Prozent ist der Anteil an nicht verkauften Lebensmitteln bei SPAR erfreulich gering. Man macht es sich bereits seit Jahren zur Aufgabe, diese Menge niedrig zu halten und nicht mehr verkäufliche Ware einem guten Zweck zuzuführen. Österreichweit sind es rund 200 soziale Einrichtungen, an die SPAR Lebensmittel spendet. Der SPAR Vasoldsberg etwa gibt nicht mehr verkäufliche, aber einwandfreie Lebensmittel an die Team Österreich Tafel des Roten Kreuzes sowie an den Lebi-Laden Gleisdorf weiter.

54 /// FAZIT JÄNNER 2023 Fotos: Lunghammer

WKO-Barometer: Dunkle Wolken am Horizont

Der Ukrainekrieg und seine Folgen haben gravierende Auswirkungen auf die heimische Konjunktur. Im aktuellen Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark rutschen die Saldenwerte beim allgemeinen Wirtschaftsklima sowohl beim IstStand als auch bei den Erwartungen massiv ins Minus und zeigen auf Rezession.

Diese Werte signalisieren leider wenig Gutes für die Aussichten: „Die Gefahr einer Rezession ist nicht mehr von der Hand zu weisen“, warnen WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Sie fordern von der Politik endlich „Taten statt Worte“, vor allem,was die Eindämmung der horrenden Energiepreise betrifft. Diese werden von 78,4 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer als größte Herausforderung für 2023 genannt, dicht gefolgt vom Arbeits- und Fachkräftemangel (77 Prozent). „Wir stehen vor enormen Herausforderungen, für die es endlich praktikable Lösungsansätze braucht. Denn nicht alle Probleme sind auf den Ukrainekrieg zurückzuführen, wir müssen endlich auch im Land selbst unsere Hausaufgaben erledigen“, betonen Herk und Dernoscheg. Konkret fordern sie die Einführung eines Strom-Gewerbetarifs für Klein- und Mittelbetriebe, der – wie in Salzburg – mit 15 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt ist, darüber hinaus müsse der Energiekostenzuschuss bis Ende 2023 verlängert werden.

Massive Eintrübung der Stimmung Massive Teuerungen und horrende

Energiepreise haben die Stimmung in der steirischen Wirtschaft massiv getrübt, wie die Einschätzung des allgemeinen Wirtschaftsklimas im neuen Wirtschaftsbarometer zeigt. 755 Unternehmen haben an der großen Konjunkturumfrage der WKO Steiermark teilgenommen: 43,8 Prozent geben an, dass das Wirtschaftsklima sich verschlechtert habe, 18,0 Prozent sehen eine Verbesserung. Dass ergibt unterm Strich einen Negativsaldo von -25,8 Prozentpunkten. Beim Erwartungssaldo für die kommenden zwölf Monate sinkt dieser Wert sogar auf -74,2 Prozentpunkte, ein neuer Tiefstand im langjährigen Vergleich.

Die bisherige Umsatzentwicklung wird aufgrund der guten ersten Jahreshälfte zwar noch überwiegend positiv bewertet, der Ausblick erweist sich jedoch als düster. Mehr als ein Drittel der befragten Betriebe (37,7 %) rechnen mit einem Umsatzrückgang in den kommenden zwölf Monaten, nur noch 16,8 % zeigen sich gegen Jahresende optimistisch. Der Erwartungssaldo sinkt damit erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder deutlich unter die Nulllinie auf -20,9 Prozentpunkte. Auf Platz zwei der Unternehmersorgen steht der Arbeits-

und Fachkräftemangel. „Angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen ist dieser Wert bemerkenswert und zeigt, wie akut der Handlungsbedarf hier ist“, so Herk und Dernoscheg. Sie fordern darum eine grundlegende Reform. „Hier darf es bei Lösungsansätzen keine Denkverbote geben, speziell was Fachkräfte aus Drittstaaten betrifft.“

Konkrete Forderungen an die Politik

Im Einzelnen fordern Herk und Dernoscheg, eine Strom- und Gaspreisbremse sowie darüber hinaus die Verlängerung des Energiekostenzuschusses bis Ende 2023. Weitere Forderungen gelten der Erleichterung qualifizierter Zuwanderung sowie der Mobilisierung des heimischen Arbeitskräftepotenzials und einer umfassenden Bildungsoffensive. Weiters sind der Ausbau der Verkehrs-Infrastruktur sowie die Beseitigung von „Bottlenecks“ ebenso wie der Ausbau des öffentlichen Verkehrs wichtige Anliegen der Wirtschaft.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 55 Anzeige Foto: Foto Fischer
WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk (r.) und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg fordern rasche Maßnahmen: „Die Politik muss endlich Taten setzen, anstatt die Probleme nur zu verwalten.“

„Menschen im Porträt“ feiert den 4. Geburtstag

Der Unternehmer und Buchautor Markus Leyacker-Schatzl hat im Oktober 2018 sein Herzensprojekt „Menschen im Porträt“ gestartet. In sehr persönlichen Interviews erzählen seine Gäste von ihren Anfängen, Niederlagen und wie sie diese gemeistert ha-

Naturgasanlage

Leibnitzerfeld-Süd

belastet Gemeinden

Neue Blockheizkraftwerke in Leoben

Der Reinhaltungsverband Leoben hat zwei neue Blockheizkraftwerke in Betrieb genommen. Diese ersetzen die alten, nicht mehr funktionsfähigen Anlagen. Beide verfügen über eine elektrische Leistung von 120 kW und werden mit Biogas befeuert. Das Gas wird auf der eigenen Anlage in den Faultürmen produziert. Der Strom wird auf der Kläranlage verbraucht. Die Wärme wird für die Aufbereitung des Warmwassers und die Heizung genutzt und ist somit ein Vorzeigemodell einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. „Zusätzlich zum Biogas können wir die Anlage auch mit Erdgas befeuern. Damit sind wir bestens gegen ein mögliches Blackout-Szenario vorbereitet, da wir unsere Anlage im Inselbetrieb fahren können“, informiert Bgm. Kurt Wallner.

Unter keinem guten Stern standen die Errichtung und der Betrieb der Naturgas-Anlage des Abwasserverbandes Leibnitzerfeld-Süd. Zu diesem Schluss kommt der Landesrechnungshof unter der Leitung von Dir. Heinz Drobesch in seinem jüngsten Prüfbericht. Seit 2011 erfolgten Investitionen für den Bau der Anlage, auch mit Bundes- und Landesförderungen. Doch aufgrund der verfahrenstechnischen Komplexität war ein dauerhafter Vollbetrieb der Anlage zu keinem Zeitpunkt möglich. Daher türmten sich massive Verbindlichkeiten in Höhe von 18,7 Mio. Euro auf. Aus Sicht des LRH wird die Verrechnung der Rückzahlung künftig eine erhebliche Belastung für die jeweiligen Gemeindehaushalte darstellen und deren finanzielle Situation schwächen.

Initiative für mehr Gewaltschutz

Spar Steiermark und das Sozialressort des Landes Steiermark haben Maßnahmen initiiert, um von Gewalt Betroffenen ein niederschwelliges Informationsangebot zu bieten. Von 25. November, dem internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden, bis 2. Dezember wurde die Notrufnummer der Frauenhäuser auf allen Spar-Kassabons abgedruckt, von 3. Dezember bis 10. Dezember die Telefonnummer der Männerinfo. „Gewalt ist keine Privatsache, sondern sie geht alle an. Unser Ziel ist es, möglichst vielen Betroffenen zu vermitteln, dass sie nicht alleine sind und es Hilfsangebote für sie gibt“, betont LRin Doris Kampus und ergänzt: „Mein besonderer Dank gilt Spar Steiermark für die Zusammenarbeit.“

56 /// FAZIT JÄNNER 2023 Kurz & News
Fotos: Privat, LRH Stmk, Peter Drechsler, Foto Freisinger ben. Darunter sind prominente Namen wie Josef Zotter, Christina Stürmer, Ina Regen, Wolfgang Fasching oder Felix Gottwald. Doch waren es vor allem die Gänsehautgeschichten von „Alltagshelden“, die die Zuseher begeistern, wie z.B. Horst Joachimbauer, der den Krebs besiegte, oder Helmut Gombocz, der zweimal klinisch tot war. Die jüngsten Highlights waren die Interviews mit Dieter Hallervorden und dem letzten Überlebenden der Schlacht von Stalingrad: Hans-Erdmann Schönbeck.
www.gkb.at Wir wünschen frohe Weihnachten und eine gute, sichere Fahrt im Jahr 2023!

Auszeichnung für neun steirische Top-Skigebiete

Das steirische Pistengütesiegel gilt seit etlichen Jahren als verlässlicher Gradmesser für die Qualität, Sicherheit und Vertrauen sowie Vielseitigkeit und Innovationskraft der Pistenbetreiber. Heuer sind es neun Skigebiete, die sich über den Award freuen dürfen – darunter eine Erstverleihung, aber auch zahlreiche „alte Hasen“.

Familiär und sportlich präsentiert sich der heurige „Neuling“ im Kreise der Gütesiegel-Preisträger: Das Skigebiet Hauereck in den Fischbacher Alpen, das sich als „Alternative zu den großen Skigebieten“ sieht, freut sich über die Erstverleihung 2022. Zwischen 1.000 und 1.300 Meter Seehöhe gelegen, gibt es drei HauptAbfahrten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden, dazu einen Funpark. Eine Vierer-Sesselbahn und Schlepplifte bringen die Skibegeisterten auf den Berg, die Angebote Baby- und Übungslift sowie Zauberteppich sind gratis.

Qualitätsoffensive und nachhaltige Technologien Fachgruppenobmann Fabrice Girardoni gratulierte am 29. November den Preisträgerinnen und Preisträgern im „aiola upstairs“ am Grazer Schloßberg und betonte den Wert des Gütesiegels: „Mit ihren zahlreichen Auszeichnungen zeigt sich die Steiermark als vielseitiges und attraktives Wintersportland, das mit stets höchster Qualität punktet.“ Er nutzte die Gelegenheit, sich bei Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl für die Verlängerung der Qualitätsoffensive zu bedanken. Diese ermögliche es vor allem kleinen und mittleren Skigebieten, anstehende Modernisierungen der Infrastruktur umzusetzen, etwa in mehr Energieeffizienz und nachhaltige Technologien. Die Seilbahnen schaffen, so Girardoni, verlässliche Arbeitsplätze und erbringen eine hohe Wertschöpfung mit einem Faktor von 7,4, der vor allem den ländlichen Regionen zugutekommt.

Vielseitiges Wintersportland Steiermark

„Die Steiermark ist ein traditionelles Wintersportland. Entscheidend dafür ist die Vielfalt und die hohe Qualität des Angebotes, das wir den Steirerinnen und Steirern sowie unseren Gästen aus dem Inund Ausland bieten können. Das Steirische Pistengütesiegel ist das sichtbare Zeichen

dafür“, gratulierte LRin Eibinger-Miedl den ausgezeichneten Skigebieten. Auf diese enorme Bedeutung wies im Rahmen der Veranstaltung auch WKO Steiermark Prä-

auf diesem Niveau, wird das nachhaltige Folgen auf unsere Betriebe und damit den allgemeinen Wohlstand haben. Darum gilt es im Sinne einer leistbaren Energiever-

sident Josef Herk hin: „Die steirischen Seilbahnen sind in vielen Regionen ein wichtiger wirtschaftlicher Impulsgeber. An ihrem Beispiel zeigt sich, wie essenziell die aktuelle Energiefrage ist. Bleiben die Preise

sorgung, alle Hebel in Bewegung zu setzen“, so Herk. „In der Steiermark sind es mittlerweile bereits 27 Skigebiete, die mit dem steirischen Pistengütesiegel ausgezeichnet wurden. Der hohe Standard rund um das Thema Sicherheit ist besonders wichtig. In Zukunft sollen mehr kleine Skigebiete beim Pistengütesiegel mitmachen, damit besonders Kinder dort das Skifahren erlernen können, so Weihs, der Vorsitzende der Pistengütesiegelkommission.

Die neun steirischen Top-Schigebiete mit Pistengütesiegel:

Skigebiet Hauereck

Die Steiermark zeigt sich als vielseitiges, attraktives Wintersportland, sind sich Fachgruppengeschäftsführer Mag. Oliver Käfer und Fachgruppenobmann Mag. Fabrice Girardoni einig.

Familienskigebiet Mönichwald Skigebiet Grebenzen Galsterberg Hauser-Kaibling Lachtal Mariazeller Bürgeralpe Planai und Hochwurzen Skigebiet Stuhleck

FAZIT JÄNNER 2023 /// 57 Wirtschaft Anzeige Fotos: Lunghammer
WKO Stmk.-Präs. Josef Herk und LRin Barbara Eibinger-Miedl (v.l.) haben mit Thomas Weihs, Vorsitzender der Pistengütesiegel-Kommission, und FG-Obmann Fabrice Giradoni (v.r.) das Skigebiet Hauereck, vertreten durch GF Hannes Willenshofer, zum ersten Mal mit dem Steirischen Pistengütesiegel ausgezeichnet.

Preis für Montanuni-Forscher

In der Kategorie „Physical Sciences and Engineering“ erhielten sieben Wissenschaftler einer österreichischen Universität den Preis des hochdotierten ERC Starting Grant. Einer davon ist Aleksandar Matković vom Institut für Physik der Montanuniversität Leoben. Sein Projekt zielt darauf ab, eine neue Klasse von 2D-Isolatoren für mikroelektronische Anwendungen zu entwickeln. „Wir werden Schichtsilikate untersuchen. Diese werden in in der Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie verwendet“, erklärt Matković. Wenn diese als ultradünne kristalline Filme synthetisiert werden, könnten sie in Zukunft eine wichtige Rolle für Mikrochip-Architekturen, neuromorphes Rechnen und sich selbst entwickelnde Hardware darstellen.

Hans Roth Umweltpreis 2022

Bereits zum 17. Mal wurde am 22. November in St. Pölten der „Hans Roth Umweltpreis“ für Nachwuchswissenschaftler vergeben. Nora Kober von der Universität Graz entwickelte in ihrer Masterarbeit ein Bewertungstool für Innovationsprojekte. Nikolai Emanuel Kuhn von der Montanuniversität Leoben erhält die Auszeichnung für seine Forschung zur Abfallsortierung mit Hilfe eines Multisensor-Sortiersystems. Saubermacher-Gründer Hans Roth ist beeindruckt ob der Kompetenz und Originalität der Arbeiten: „Ich gratuliere den Gewinnern zu ihren herausragenden Abschlussarbeiten. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist wesentlich für die Innovationsfähigkeit unseres Landes und auch der Abfallwirtschaft im Speziellen.“

Frohe Weihnachten

Kurz & News
und alles Gute für 2023! wünscht
SPÖ Graz-Umgebung/Voitsberg
die
Fotos: FWF / Sabine Hoffmann,, Saubermacher

Die Steirischen Top-Exporteure 2022 sind gewählt

Unter dem Motto „Cheers to Export“ wurden am 15. November zum krönenden Abschluss des Steirischen Exporttags auch in diesem Jahr wieder die Steirischen Exportpreise für herausragende Leistungen an heimische Top-Exporteure verliehen. Ausgezeichnet wurden die PJ Monitoring GmbH, die smaXtec animal care GmbH und die Boehlerit GmbH & Co.KG.

Das vom Internationalisierungs-Center Steiermark in Kooperation mit dem Landesgremium des Außenhandels Steiermark organisierte Exportevent fand heuer erstmalig in den Räumlichkeiten des Aiola im Schloss statt. ICS-GF Robert Brugger durfte bei der Veranstaltung u. a. LRin Barbara Eibinger-Miedl, WKO Steiermark-Präs. Josef Herk, ICS AR-Vors. Jürgen Roth und Obmann-Stv. Landesgremium des Außenhandels Christoph Kovacic begrüßen. „Es ist innerhalb eines Jahres gelungen, das Exportniveau, das wir vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten, wieder zu erreichen. Dies verdanken wir den innovativen Betrieben, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen weltweit erfolgreich sind“, betonte Eibinger-Miedl. „Damit diese Entwicklung sich auch in Zukunft fortsetzt, unterstützt die WKO unsere Mitglieder mit einem umfassenden Serviceangebot bei der Erschließung neuer Märkte“, erklärte Herk.

Freier Handel als Garant des Wohlstands „Um wettbewerbsfähig zu produzieren, müssen unsere Energiepreise wieder dem internationalen Niveau entsprechen und die Innovationskraft unserer Unternehmen sichergestellt sein, damit auch in Zukunft ‚Made in Austria/Styria‘ eine be-

gehrte Marke sein wird. Weiters müssen wir stärker an den Wachstumsmärkten andocken“, führte Roth aus. Die Länderschwerpunkte des ICS für das Jahr 2023 sind Polen, Serbien, Vietnam und die Vereinigten Staaten. „Nur der weltweite freie Handel sorgt auch für die Möglichkeit, Wohlstand zu schaffen. Unsere Exportpreissieger 2022, haben in der Steiermark einen großen Anteil daran und sie nehmen den Weg zur Nachhaltigkeit ernst“, betonte Manfred Kainz, Obmann Landesgremium des Außenhandels der WKO Steiermark. Brugger ergänzte: „Die Steirischen Exportpreissieger 2022 haben mit ihrer Strahlkraft einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der steirischen Exportwirtschaft geleistet. Ihre großartigen Leistungen – in herausfordernden Zeiten – werden mit dieser Ehrung hervorgehoben.“

Die Gewinner des Exportpreises 2022

Die Kategorie Kleinunternehmen konnte die PJ Monitoring GmbH für sich entscheiden. Das 2006 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Graz ist ein international renommierter SystemSpezialist für den Schienenverkehr. Dem steirischen Unternehmen ist es als Branchenvorreiter gelungen, ein digitales Gesamtsystem für Güterzüge zu ent-

wickeln. Der patentierte „WaggonTracker“ ist das einzige System weltweit, das Monitoring-Funktionen und automatisierte Prozesse für Güterzüge erfüllt.

In der Kategorie Mittleres Unternehmen ging die Exporttrophäe an die smaXtec animal care GmbH. Das Unternehmen smaXtec animal care GmbH wurde 2009 als steirisches Forschungsprojekt gegründet. Das erfolgreiche Agri-Tech-Unternehmen hat ein Gesundheitssystem zur Erfassung und Analyse von Kuhgesundheitsdaten für Milchviehbetriebe entwickelt, das Landwirte dabei unterstützt, die wichtigsten Parameter der Kuhgesundheit im Blick zu behalten.

In der Kategorie Großunternehmen konnte sich die Boehlerit GmbH & Co.KG durchsetzen. Die Marke Boehlerit wurde 1932 gegründet und feiert heuer ihr 90-jähriges Jubiläum. Die Hartmetalle und Werkzeuge des steirischen Betriebs setzen seit Jahrzehnten Maßstäbe in der Bearbeitung von Metall, Holz, Kunststoff und Verbundwerkstoffen.

Informationen zu den Veranstaltungen des ICS: www.ic-steiermark.at/veranstaltungen

FAZIT JÄNNER 2023 /// 59 Anzeige Foto: Foto Fischer
(v.l.n.r.) ICS AR-Vors. Jürgen Roth, Stv. Obmann des Landesgremiums des Außenhandels Christoph Kovacic, ICS-GF Robert Brugger, LRin Barbara Eibinger-Miedl, WKO Steiermark-Präs. Josef Herk und die Exportpreisträger 2022

Ungarn sagt der Steiermark Danke!

Über 50.000 Menschen sind 1956 – dem Jahr der ungarischen Revolution – allein in die Steiermark geflüchtet und hier warmherzig und großzügig aufgenommen worden. Zum 65. Jahrestag bedankte sich der ungarische Botschafter in Österreich, Andor Nagy, beim steirischen LH Christopher Drexler für die große Hilfe der Steirer in schweren Zeiten. Übrigens: Der wohl berühmteste Fußballer Ungarns, Ferenc Puskás, war einer dieser Flüchtlinge, der in Graz viele Monate betreut wurde und danach bei Real Madrid zum Weltstar reifte. Im Beisein von Konsul Rudi Roth, selbst ehemaliger Profifußballer beim GAK, überreichte der ungarische Botschafter symbolhaft einen originalen „Puskás“-Ball als großes Dankeschön!

BKS Bank mit guter Geschäftsentwicklung

Die zahlreichen geopolitischen Unsicherheiten und die hohe Inflation gingen auch an der BKS Bank nicht spurlos vorüber. Sehr zufrieden zeigt sich Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer dennoch mit der Entwicklung des operativen Geschäfts: „Dieses entwickelte sich trotz des herausfordernden Marktumfeldes erfreulich. Die Bilanzsumme blieb konstant und im Zinsgeschäft wirkt sich die Abkehr von der Nullund Negativzinspolitik positiv aus ─ das Zinsergebnis vor Risikovorsorge legte um 3,7 % auf 106,8 Mio. Euro zu. Der Periodenüberschuss im Firmenkundensegment von 64,9 Mio. Euro übertraf den Vorjahreswert um 4,7 Mio. EUR, jener im Privatkundengeschäft von 4,5 Mio. Euro erhöhte sich signifikant um 47,1 %.“

IV-Steiermark wird Partner von „Wir hilft“

Die jüngsten Herausforderungen zeigen auf, dass in bewegten Zeiten der Zusammenhalt besonders wichtig ist. Raiffeisen Steiermark hat dazu ein Maßnahmenpaket geschnürt, das neben finanziellen ebenso gesellschaftliche Instrumente zur Bewältigung alltäglicher Herausforderungen der Bevölkerung beinhaltet. Ein wesentlicher Teil davon ist der Raiffeisen-Sozialfonds „Wir hilft ─ für gesellschaftlichen Zusammenhalt“. Nun wurde für die Hilfsaktion mit der Industriellenvereinigung Steiermark ein neuer wichtiger Partner vorgestellt. Stefan Stolitzka, Präsident IV-Steiermark, erklärt: „Der Fonds greift Menschen unter die Arme, die unsere Unterstützung dringend notwendig haben. Es freut mich sehr, dass wir Teil dieser Aktion sind.“

Finanzstreit auf dem Rücken der Pflegeheime

Allianz-Studie: Digital ist das neue Normal

„Digital ist das neue Normal geworden“, fasst Allianz Österreich COO Xaver Wölfl die Studienergebnisse zusammen und betont: „Digitale Tools beeinflussen immer stärker die Lebensqualität der Menschen – sowohl die der jüngeren als auch die der älteren Generation. Die digitalen Medien haben vor allem bei den unter 30-Jährigen einen sehr hohen persönlichen Stellenwert. Aber auch die Über-60-Jährigen schätzen digitale Features zur Pflege ihrer Kontakte ganz besonders und empfinden dies als ein Stück gewonnener Freiheit.“

Werner Beutelmeyer, Vorstand des market-Instituts, ergänzt: „Die Digitalisierung ist längst auch im ältesten Bevölkerungssegment angekommen. 82 % der über 70-iährigen Österreicher nutzen Smartphones.“

Das Bündnis Pflege in der Steiermark drängt auf eine rasche Lösung für die Kostenübernahme beim Covid-Besuchsmanagement in Pflegewohnhäusern. Die Träger fordern vom Land rd. 2,4 Mio. Euro für erbrachte Leistungen zurück, um die finanzielle Sicherheit der Pflegewohnhäuser zu gewährleisten. Volkshilfe, Verband Steirischer Altenheime, Caritas und WK-Steiermark sprechen von einem „unwürdigen Finanzstreit auf dem Rücken der steirischen Pflegeheime“. „Mehrmals wurde uns versichert, dass es eine Kostenübernahme durch die öffentliche Hand geben wird“, bekräftigt Franz Ferner, GF der Volkshilfe in der Steiermark. „Es ist angesichts der Belastungen, unter denen wir arbeiten müssen, nicht zumutbar, uns die Kosten auf einmal nicht mehr zu ersetzen.“

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Fotos: Gernot Gleiss, Roth, Allianz / Wilke, Anna Rauchenberger, RLB Steiermark,

„Green

Brand“ für die BKS Bank

Besonders ökologisch nachhaltige Unternehmen dürfen die EUGewährleistungsmarke „Green Brand“ tragen. Die BKS Bank erhielt am 28. November bei einer Gala-Veranstaltung zum zweiten Mal diese begehrte Auszeichnung verliehen. Der Umwelt- und Klimaschutz spielt in der Nachhaltigkeitsstrategie der BKS Bank eine zentrale Rolle. „Daher freut es uns sehr, dass unser Engagement auch mit der Auszeichnung als Green Brand gewürdigt wird“, sagt BKS-Bank-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer. Die Auszeichnung nahmen Martin Gratzer, Leiter der BKS-Bank-Direktion Wien-NÖ-Burgenland, Manfred Isopp, GF der BKS Immobilien-Service Gesellschaft, und Christian Derler, Leiter Veranlagen und Vorsorgen, entgegen.

Energiehandel warnt vor Kostensteigerungen

Der Energiehandel warnt einmal mehr vor den Kostensteigerungen bei Mineralöl-Produkten, die mit Jänner bevorstehen. Zusätzlich zur Erhöhung der Raffinerieabgabe-Preise treten mit 1. Jänner 2023 weitere Kostentreiber in Kraft: Zum einen durch die neuerliche Anhebung der CO2-Steuer, zum anderen durch die Kraftstoffverordnung. Unterm Strich, rechnet FG-Obmann Jürgen Roth vor, würden sich die Preise an der Zapfsäule im Jänner um bis zu 11 Cent pro Liter verteuern. Der Branchenvertreter Roth appelliert daher, die neuerliche Steueranhebung auszusetzen und die Einführung der Kraftstoffverordnung zu verschieben. Zudem fordert er Planungssicherheit für die Branche: „Leider haben wir noch immer keine klaren Vorgaben bekommen.“

Fahrplan für Klimaneutralität 2040

Die Energie Steiermark präsentierte vor kurzem ihren „Fahrplan Klimaneutralität 2040“. Als ambitioniertes Zwischenziel richtet das Unternehmen all seine Geschäftsaktivitäten auf eine deutliche Reduktion der direkten und indirekten CO2-Emissionen um mindestens 50 % bis 2030 aus. „Die aktuellen Herausforderungen in der Energiewirtschaft verstärken die Bedeutung von wirksamen Maßnahmen zum Erreichen des Status Klimaneutralität. Neben den ambitionierten konzerninternen Zielen und Maßnahmen fokussieren wir uns daher seit Längerem auf gemeinschaftliche Projekte und Aktivitäten mit unseren Kunden und Partnern. Mit dem Fahrplan Klimaneutralität setzt die Energie Steiermark ein klares Zeichen für Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit“, erklärt das Vorstandsduo Christian Purrer und Martin Graf.

Heimische Christbäume für den Klimaschutz

Auf den steirischen Christbaumhöfen herrscht derzeit Hochbetrieb: Nach der Tannenreisig-Ernte für das Binden von Adventkränzen und Schmücken sind die rund 350 heimischen Christbaumbauern jetzt damit beschäftigt, die zehn bis 14 Jahre sorgsam gepflegten Weihnachtsbäume auf die Märkte auf öffentlichen und privaten Plätzen zu bringen. Viele Christbaumbauern laden ihre Kunden auch auf ihre Höfe sowie in ihre Christbaumkulturen ein, um den idealen Weihnachtsbaum auszusuchen. „Ein geschmückter Weihnachtsbaum sowie der Duft der Nadeln und Kerzen machen das Weihnachtsfest gerade in nicht so einfachen Zeiten zu einem besonders schönen und vor allem sinnlichen Erlebnis“, sagt LK-Präsident Franz Titschenbacher.

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Fotos: Landentwicklung Steiermark, LK Steiermark / Foto Fischer,
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Steiermärkische unter den besten Banken

Die Zeitschrift „Der Börsianer“ bewertet jährlich die größten 150 Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften sowie Pensions- und Vorsorgekassen in verschiedenen Ranglisten.

In der Rangliste „Beste Banken“ reiht sich die Steiermärkische Sparkasse auf Platz 4 ein und kann sich somit gegen die Oberbank AG, die Raffeisen-Landesbank Steiermark AG, die Raffeisen Bank International AG und die BKS Bank durchsetzen. „Die Platzierung unter den Top 5 in der Kategorie ‚Beste Banken‘ haben wir unseren engagierten Mitarbeitern zu verdanken. Sie sind es, die tagtäglich für die finanzielle Gesundheit unserer Kunden und Kundinnen sorgen und eine erfolgreiche Steiermärkische Sparkasse ausmachen“, betont Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse.

Steiermärkische erhält Dachfonds-Award

Seit zwei Jahrzehnten ermittelt das „Geld-Magazin“ die besten Dachfonds in Österreich. Die Steiermärkische Sparkasse belegt regelmäßig Spitzenplätze. Heuer wurde das regionale Finanzinstitut erneut ausgezeichnet: Der Dachfonds „Avantgarde Klassik“ erhielt den Dachfonds Award 2022 in der Kategorie „Gemischte Dachfonds anleihenorientiert“. „Gerade in turbulenten Phasen brauchen Anleger ein gewisses Maß an Sicherheit. Die Auszeichnung mit dem Dachfonds Award ist eine Bestätigung für die konsequente Arbeit unseres Fondsmanagements, das bei allen Entscheidungen die Menschen in den Fokus rückt und auf Basis dessen zukunftsfähige Anlageprodukte entwickelt“, zeigt sich VorstandsVors. Gerhard Fabisch erfreut über die Auszeichnung.

Arbeiterkammer kritisiert Pflegebonus

„Die Beschäftigten im Gesundheits-, Pflege- und Behindertenbereich sind wegen der Ausgestaltung des Pflegebonus enttäuscht und angefressen“, erklärt AK-Präsident Josef Pesserl und fordert eine Nachbesserung. Pesserl berichtet von zahlreichen Gesprächen mit Betroffenen, dass der von der Regierung angekündigte Pflegebonus von 2.000 Euro tatsächlich nur zu einem Bruchteil in den Geldbörsen ankommt, dass viele Beschäftigte überhaupt nichts bekommen und dass die Steirische Landesregierung den Bonus auch noch mit einer ungerechten Stichtagsregelung versehen hat. „Da ist vieles schiefgelaufen“, sagt der Präsident der Arbeiterkammer. Es sei verständlich, dass sich die Beschäftigten nicht ernst genommen fühlen und sauer sind.

Aufschlag zu den Layjet Open

Nach 15 Jahren Pause feiert die ATP-Challenger-Tour ein Comeback in der Steiermark! Bei den Layjet Open im Sportaktivpark in Bad Waltersdorf wird den Fans vom 17. bis 24. September 2023 Top-Tennis präsentiert. Die Layjet Open sind ein „125er-Turnier“ und damit ein Challenger-Event der höchsten Kategorie. Mit einem Preisgeld von 145.000 Euro steigt das Tennis-Highlight im oststeirischen Thermen- und Vulkanland zum drittgrößten Turnier in Österreich nach den Erste Bank Open in Wien und den Generali Open in Kitzbühel auf. „Die Layjet Open setzen die Tradition internationaler Tennisevents in der Steiermark fort und ermöglichen uns, das Grüne Herz Österreichs als Tourismus- und Sportland zu präsentieren“, so LRin Barbara Eibinger-Miedl.

„Gemeinsam stark für Kinder“ in Gemeinden

Seit 2014 hat die Landentwicklung Steiermark in 25 steirischen Gemeinden quer durch alle Regionen einen Kindergemeinderat aufgebaut. Und es werden immer mehr. „Der KiGra ist in guter Gesellschaft“, freut sich Sandra Höbel, GF der Landentwicklung Steiermark, „gemeinsam mit der Jugendbeteiligung und der Zertifizierung zur kinder- und jugendfreundlichen Gemeinde bildet er eine wesentliche Angebotssäule.“ Im Zeitraum 21.11. bis 21.12.2022 können sich Gemeinden um die Teilnahme an „Gemeinsam stark für Kinder“ bewerben. Die Förderungsperiode ist mit 1.4.2023 bis 31.3.2025 angesetzt und umspannt neben der Förderung von Personalkosten vor allem immaterielle Unterstützung im Auf- und Ausbau kommunaler Präventionsketten.

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Fotos:
Landentwicklung Steiermark, LK Steiermark / Foto Fischer, Foto Fischer, Gepa Pictures,

Köstlichkeiten aus der Region zu den Festtagen

Heimische Lebensmittel haben viele Vorzüge: Sie schmecken gut, sind frisch und es ist ein gutes Gefühl, regionales Essen auf die Teller zu bringen. Erfreulicherweise hat sich in den vergangenen Jahren auch der Trend herauskristallisiert, Köstlichkeiten aus der Region zu schenken.

Aber nicht nur durch erstklassige Qualität, sondern auch durch klimafreundliche Erzeugung und kurze Transportwege überzeugen regionale Produkte. Der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher erklärt: „Weihnachten und Neujahr sind ein guter Anlass, bewusst Lebensmittel aus der Region auf den Tisch zu bringen sowie als Geschenk unter den Christbaum zu legen.“ Selbst ein kleiner Schritt hat hier auch für die inländische Wirtschaft große Wirkung: Laut Berechnungen des Wifo tritt dieser positive Effekt bereits ein, wenn jeder steirische Haushalt monatlich um 3,50 Euro internationale durch heimische Lebensmittel ersetzt. So entstehen nachhaltig 500 neue Arbeitsplätze und das Wertschöpfungsplus in den Regionen beträgt 18

Gutes tun mit einem weiß-grünen Einkaufskorb: (v.l.n.r.) Erich Hohl (Vize-Dir. Caritas Steiermark), LK-Präs. Franz Titschenbacher, Wolfgang Neubauer (Dachverband Wirtschaftsverbände) und Hans Roth (Saubermacher)

Millionen Euro. Auch das Geldbörserl wird geschont: Wer selbst kocht und die Zutaten direkt beim Bauern kauft, weiß nicht nur, woher die Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt werden, sondern spart sich bares Geld. Zum Beispiel: Eine Käseplatte für sechs bis sieben Personen, bestückt mit individuell zusammengestellten Landessiegerkäsesorten der steirischen Direktvermarkter, ist im Schnitt um etwa 15 Euro preiswerter als eine anonyme Käseplatte aus dem Handel. Doch angesichts üppiger Feiertage es gilt auch zu beachten, dass „während der Weihnachtsfeiertage jedes Jahr über 20 Prozent mehr Abfall entsteht und Lebensmittel im Wert von 30 Mio. Euro vernichtet werden“, ist Saubermacher-Gründer Hans Roth alarmiert. Und Caritas-Vizedirektor Erich Hohl ruft dazu auf, „verpackte, nicht abgelaufene Lebensmittel zu spenden“.

Foto: LK Steiermark / Foto Fischer

Leobener Weihnachtspackerl-Aktion

Die Weihnachtspackerl-Aktion der Stadt Leoben, die in Zusammenarbeit mit der Bezirksstelle des Roten Kreuzes heuer zum ersten Mal durchgeführt wird, findet großen Zuspruch. An die 150 Geschenkspackerl wurden gespendet, die von Bgm. Kurt Wallner kürzlich an Josef Himsl, den Bezirks-GF des Roten Kreuzes Leoben, zur weiteren Verteilung übergeben wurden. Die Packerl sind für Kinder aus sozial und finanziell schwachen Familien bestimmt. „Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die sich an der Aktion ‚Geschenk vom Christkind‘ beteiligt haben und somit für strahlende Augen zu Weihnachten sorgen werden. Gibt es eine größere Freude, als anderen eine Freude zu bereiten?“, freut sich Wallner über die große Spendenbereitschaft.

BKS-Bank-Vorstand wird 2023 erweitert

Der Aufsichtsrat der BKS Bank hat am 1. Dezember zwei neue Vorstandsmitglieder bestellt. Claudia Höller, bisher im Vorstand der Tiroler Sparkasse, wechselt voraussichtlich im September 2023 in den Vorstand der BKS Bank. Sie wird dort für den Aufgabenbereich Risikomanagement zuständig sein. Damit folgt sie Dieter Kraßnitzer nach, dessen Vorstandsmandat Ende August 2023 abläuft. Ebenfalls neu im Vorstand ist Dietmar Böckmann. Der derzeitige CEO der Erste Digital GmbH wird ab Mitte 2023 die Funktion des CIO/COO in der BKS Bank wahrnehmen. Die Bestellung eines Vorstandsmitglieds, das diesen Bereich verantwortet, ist eine logische Konsequenz für das verantwortungsvolle Wachstum der BKS Bank auch in diesem wichtigen Bereich.

Präsentation des neuen BMW i7 bei Gady

Am 5. Dezember enthüllten Eigentümer und GF Philipp Gady, GF Eugen Roth und BMW/Mini-Markenleiter Ranko Antunovic im Rahmen einer exklusiven Abendveranstaltung bei Gady BMW in Lieboch den neuen BMW i7. „Wir sind stolz, Ihnen heute das derzeit innovativste Auto in der Luxusklasse, ‚The New i7‘ zeigen zu dürfen. Mit dem neuen BMW 7er in siebenter Generation beweisen die Bayern eindrucksvoll, dass sie dem Anspruch, die Nummer 1 im Premiumsegment zu bleiben, durchaus gerecht werden“, sagte Gady vor den rund 250 Gästen. Gleichzeitig zeigte der Grazer Juwelier Klaus Weikhard eine erlesene Auswahl an Uhren und Schmuck, Walter und Armin Tement vom südsteirischen Weingut Tement sorgten für die passende Begleitung im Weinglas.

Neuer Professor an der Montanuniversität

Vor kurzem hat Jörg Thuswaldner die Leitung des Lehrstuhls für Mathematik und Statistik am Department Mathematik und Informationstechnologie der Montanuniversität Leoben übernommen. „Die Eleganz der Mathematik den Studierenden verständlich näherzubringen, das ist mein großes Ziel in der Lehre“, betont Thuswaldner. Die Lehre ist dem neuen Professor ein besonderes Anliegen: „Denn nur durch eine verständliche und gute Grundlagenausbildung können die angehenden Ingenieure Lösungen für die Zukunft anbieten“, stellt er klar. Natürlich habe sich die Lehre in den vergangenen beiden Jahren sehr verändert, „ich bin aber froh darüber, dass ich meine Studierenden nun wieder im Hörsaal begrüßen darf“, erklärt Thuswaldner.

64 /// FAZIT JÄNNER 2023 Kurz & News
Fotos: BKS Bank, leopress, Montanuni Leoben, Gady Family

Gesunde Ernährung muss nicht teuer sein

Die Teuerungswelle hat die Lebensmittelpreise teilweise erheblich in die Höhe schnellen lassen. Beim Einkauf auf die Kosten zu achten, ist für viele Steirer und Steirerinnen unerlässlich. Ein neues Informationsangebot des Gesundheitsfonds Steiermark zeigt, wie es zu schaffen ist, weiterhin günstig und gesund zu kochen. Viele Institutionen haben sich mit der Frage beschäftigt, ob eine gesunde Ernährung teurer ist als eine herkömmliche. „Sie alle kommen zum selben Ergebnis: Eine gesunde Ernährung kann in etwa gleich viel kosten bzw. sogar günstiger sein“, sagt Martina Steiner vom Gesundheitsfonds Steiermark. Dieser hat ein neues Informationsangebot zum Thema „gesund und günstig kochen“ gestartet. Infos: www.gemeinsam-geniessen.at.

EU Regiostars-Award für Green Tech Valley

Das Green Tech Valley ist der Nährboden für grüne Innovationen. Die Jury der EU-Kommission zeichnet das Valley nach 2012 nun mit dem „Best-of-15-Jahre“-EU-Regiostars-Award aus. Jährlich gehen im Rennen um die begehrten Regiostars-Awards hunderte Projekte in fünf Kategorien wie grünes, faires oder städtisches Europa an den Start. Das Valley wurde nun aus 300 Finalisten und Gewinnern der letzten 15 Jahre mit besonders starker Weiterentwicklung zum Jubiläum erneut geehrt. „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung, die wir stellvertretend für die großartigen Leistungen und die gelebte Kooperation aller Unternehmen im Green Tech Valley entgegennehmen dürfen“, so Bernhard Puttinger, CEO des Green Tech Valley Cluster.

STARKE STEIERMARK –STARKES EUROPA

Europa? Gerade jetzt!

Jeden Tag bringt uns die Zusammenarbeit innerhalb der EU weiter nach vorne und macht uns stärker. Wir sehen heute mehr denn je, wie wichtig der Zusammenhalt in einem geeinten Europa ist, denn es gibt Herausforderungen, die nur auf europäischer Ebene bewältigt werden können. Umso wichtiger ist es, dass die Stimme der Steiermark in Europa gehört wird und wir die internationale Politik mitgestalten – denn Europa sind wir alle!

Kurz & News
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www.europa.steiermark.at
Fotos: Jerónimo Heitor Coelho / Green Tech Valley Cluster, Gesundheitsfonds / Lunghammer

Top of Styria 2022: Starke Unternehmen in schwierigen Zeiten

Dem Standort Steiermark und seinen starken Unternehmen ist die diesjährige Ausgabe von „top of styria“ gewidmet. Der Gesamtumsatz der TOP 100 Unternehmen beträgt (für 2021) 44,75 Mrd. Euro – der höchste Wert, seit es das Ranking gibt. Aber auch die Zahl von insgesamt 197.499 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist top und liegt um 3.352 über dem Jahr zuvor.

Josef Schiffer

Der wohl renommierteste Wirtschaftspreis der Steiermark konnte 2022 heuer wieder bei einem Event verliehen werden. WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und LRin Barbara EibingerMiedl gratulierten den Gewinnerinnen und Gewinnern persönlich gemeinsam mit „top of styria“-Chefredakteur Martin Novak. Mehr als 300 Jurorinnen und Juroren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medien haben in einem anonymen Wahlverfahren die Gewinner ermittelt.

Lebenswerk-Preis für „Fruit Partners“-Gründer Für ihre Leistungen im Bereich der steirischen Wirtschaft erhielten die Sieger in den Kategorien „Produktion“, „Handel, Dienstleistung, Tourismus“ und „Innovation“ sowie „Lebenswerk“ in Stahl gefasste Felsbrocken vom Dachstein. WKO-Präsident Herk freut sich: „Dass die Steiermark bis dato so hervorragend durch die CoronaKrise gekommen ist, hat sie vor allem den Unternehmerinnen und Unternehmern zu verdanken. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern sorgen diese auch in schwierigen Zeiten tagtäglich für innovative Höchstleistungen.“ Wirtschaftslandesrätin Eibinger-Miedl ergänzt: „Die ‚Tops of Styria‘ 2022 stehen stellvertretend für die vielen herausragenden Unternehmen der Steiermark. Mit dieser Auszeichnung wollen wir ihre Leistungen entsprechend würdigen.“ Für sein Lebenswerk wurde der gebürtige Franke und steirische Kren-Pionier Herbert Hörrlein gewürdigt. 1976 hat er das Unternehmen Feldbacher Fruit Partners (ursprünglich Feldbacher Konserven GmbH) gegründet. Unter den Markennamen „Steirerkren“ in Österreich, „Lieblingskren“ in Deutschland, der Schweiz und Ungarn sowie „rooty’s“ (international) gibt es frisch gerissenen und haltbar gemachten Kren im Glas aus Feldbacher Produktion. Das Familienunternehmen mit 160 Beschäftigten am Standort

Feldbach und 35 Mio. Euro Umsatz wird seit mehr als einem Jahrzehnt von Herbert Hörrleins Sohn Philipp geführt.

Sieger in den Kategorien

In der Kategorie Produktion ging der Sieg an die Breitenfeld Edelstahl-Finanzchefin Huberta Eder-Karner. Das Unternehmen produziert seit der Gründung vor 80 Jahren Stahl mittels Elektrolichtbogenofen. Als Zweiter in der Produktion folgt Austria-Email-CEO Martin Hagleitner, der in der französischen Muttergesellschaft Groupe Atlantic auch AREA Manager für die DACH-Region ist. An dritter Stelle liegt Georg Feith, seit 2018 CEO der Stoelzle Glass Group mit Hauptsitz im weststeirischen Köflach. Die Kategorie Dienstleistung, Handel, Tourismus entschied Jufa-Chef Gerhard Wendl für sich. Jufa steht für Jugendund Familienhotels in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein und Ungarn. Den zweiten Platz in dieser Kategorie erreichte Alexander Albler, einer der beiden Gründer der Netzwerk Telekom Service AG. Eisperle-Gründerin Mariane LeyackerSchatzl komplettiert das Trio. Gewinner in der Kategorie Innovation ist Andreas Wilfinger. Mit Ringana produziert er nachhaltige Kosmetik, seit dem Vorjahr setzt auch das Headquarter, der Ringana Campus in St. Johann in der Haide, neue Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit. Auf den zweiten Platz wählte die Jury Thomas Rath, der mit Geero in Graz besondere E-Bikes herstellt. Auf Platz drei folgt Helena Milchrahm mit dem Schmucklabel Bruna, das für frisches internationales Design sowie für soziale und ökologische Verantwortung steht.

Informationen: www.topofstyria.at

66 /// FAZIT JÄNNER 2023 Foto:
Harry Schiffer LRin Barbara Eibinger-Miedl (5. v. l.), Chefredakteur Martin Novak (8. v. l.) und WKO-Dir. KarlHeinz Dernoscheg (11. v. l.) mit den stolzen Gewinnern der „Tops of Styria“-Kategorien.

Beim Turnier der Legenden treffen unter anderem die Veteranen von Sturm Graz und GAK aufeinander.

Fußballturnier der Legenden

Es wird ein grandioses Treffen der Fußballgrößen vergangener Tage: Der Lions Club Graz veranstaltet am 27. Dezember 2022 um 15 Uhr im Raiffeisen Sportpark Graz ein Hallenfußballturnier der Legenden.

Bei diesem Hallenturnier werden unter anderem die LegendenMannschaften von SK Sturm Graz, GAK, DSV Leoben, Rapid Wien, Austria Wien sowie das kroatische Nationalteam für Fußball der Spitzenklasse sorgen. Darüber hinaus konnten zwei TopMannschaften aus Deutschland für dieses Turnier gewonnen werden: ein offizielles Seniorenteam von Bayern München und die Traditionsmannschaft von Schalke 04, zusammengestellt von Olaf Thon.

Große Namen für den guten Zweck Legenden wie Mario Haas, Ivo Vastic, Hannes Reinmayr, Enrico Kulovits, Richi Wemmer, Dominic Hassler, Jimmy Hoffer, Steffen Hofmann, Florian Sturm, Toni „Rambo“ Pfeffer, Thomas Flögel, Joachim Standfest, Stipe Brnas, Jerko Leko, Edi Glieder und viele weitere spielen gemeinsam für einen wohltätigen Zweck und werden auch heuer wieder für volle Ränge im Sportpark sorgen. Dem Lions Club Graz ist das Thema Inklusion sehr wichtig und daher wird es auch ein Grazer Derby der beiden Special-Teams mit der einen oder anderen Überraschung geben. Den Besuchern wird eine Versteigerung der von den Mannschaften signierten Trikots geboten. Dazu gibt es eine limitierte Auflage von Fanschals und Signierbällen mit allen Mannschaftslogos. Autogrammjäger können sich nicht nur Unterschriften zahlreicher Ex-Nationalspieler, sondern auch von aktiven Spitzensportlern holen.

Mit dem Reinerlös der Veranstaltung wird bedürftigen Familien sowie notleidenden und kranken Kindern, vor allem bei akuten Notfällen, in der nahen Umgebung geholfen. Darüber hinaus unterstützt Lions Graz mit einem E-Auto die Kinderkrebshilfe in der Steiermark. Um erdenklich vielen Menschen in Not helfen können, sollen die Kartenverkäufe natürlich einen möglichst hohen Betrag hereinspielen.

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Neue Leitung der Tierwelt Herberstein

Im Sommer 2022 wurde die Geschäftsführung der Tierwelt Herberstein öffentlich ausgeschrieben, da der Vertrag der derzeitigen GF Doris Wolkner-Steinberger mit Ende des Jahres 2022 ausläuft. Da der Auswahlprozess zu keinem Ergebnis führte, ist es erforderlich, eine interimistische Geschäftsführung zu bestellen. Alexia Getzinger, die als kaufmännische Geschäftsführerin der Universalmuseum Joanneum GmbH sowohl den Eingliederungsprozess der Landestiergarten GmbH in das Unternehmen als auch die organisatorischen Vorbereitungen auf die Steiermark-Schau 2023 maßgeblich begleitet und abgewickelt hat, soll daher mit 1. Jänner 2023 für die Dauer von sechs Monaten die interimistische Geschäftsführung der Steirischen Landestiergarten GmbH übernehmen.

AHT unterstützt auch 2023 das SOS-Kinderdorf

Wie bereits 2022 übernimmt AHT auch im kommenden Jahr wieder eine Hauspatenschaft in der Höhe von 8.000 Euro für das „Haus Ulme“ der SOS-Kinderwohngruppe in Stainz in der Steiermark. „Wir freuen uns sehr, dass AHT entschieden hat, auch 2023 unsere Kinderwohngruppe ‚Haus Ulme‘ für ein weiteres Jahr zu unterstützen“, freut sich Mario Edler vom SOS-Kinderdorf Steiermark. „Das SOS-Kinderdorf macht es möglich, dass Kinder und Jugendliche in einem sicheren und familiären Umfeld aufwachsen können. Besonders in herausfordernden Zeiten wie diesen ist es uns daher eine große Freude, durch unsere Patenschaft für die Kinderwohngruppe im ‚Haus Ulme‘ einen Beitrag zu leisten“, erklärt AHT-CEO Martin Krutz.

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News
Oliver Wolf Kurz &

Eine Variobahn im Zeichen der Bewusstseinsbildung

Seit 2018 fährt die Variobahn der Grazer Bestattung täglich durch die Stadt Graz, um Bewusstsein für ein Thema zu transportieren, das kaum im täglichen Leben behandelt wird und doch so wichtig ist. Mit dem Engel und der Frage nach dem, was nach dem Sterben sein wird, ist die Straßenbahn mittlerweile ein fixer Bestandteil der Öffi-Flotte der Graz Linien. Jetzt präsentiert die Grazer Bestattung ein neues Design.

Vertrauensvolle Begleitung

Mit der Straßenbahn, die durch Graz fährt, soll Bewusstsein in die Bevölkerung gebracht werden, um zu erreichen, dass sich die Menschen aktiv mit diesem Thema beschäftigen. So kann auch eine Auseinandersetzung stattfinden, um rechtzeitig alle Maßnahmen zu treffen und mehr oder weniger vorbereitet zu sein, wenn es einen Trauerfall gibt. Die Grazer Bestattung kommuniziert damit ihr Ser-

vice, Fragen rund um die vertrauensvolle Begleitung zur letzten Ruhe rechtzeitig zu klären. „Die Thematisierung von Sterben und Bestattung im öffentlichen Raum kann zu Gesprächen anregen und die Menschen zum Nachdenken bringen, um ihren individuellen Zugang zum Abschied zu finden und Angehörige im Bedarfsfall unterstützen zu können“, erklären die Geschäftsführer der Bestattung Graz GmbH Gregor Zaki und Friedrich Probst. Bei der Gestaltung der Straßenbahn setzt das Führungsduo weiter auf den Leitspruch „Begleitung ist Vertrauenssache“. Auch Graz-Holding-Vorstandsdirektor für Mobilität und Freizeit, Mark Perz, freut sich über das neue Design: „Unsere Variobahnen fahren 365 Tage im Jahr durch die Stadt und immer auch durch die frequenzstarke Grazer Innenstadt. Straßenbahn-Totallooks bringen nicht nur Farbe ins Stadtbild, sondern bieten auch dauerhafte Präsenz.“

Kurz im Gespräch mit

Wie unterstützt die SPÖ die Bevölkerung in der Steiermark bei den Teuerungen?

Wir haben über 30.000 steirische Haushalte mit dem Steiermark-Bonus von 300 Euro unterstützt, als manche Politiker noch von einer „Teuerungshysterie“ gesprochen haben. Der Heizkostenzuschuss wurde auf 340 Euro verdoppelt, mit dem Klimaticket, das noch günstiger wird, und unserer Sozialstaffel in Kinderkrippen ab 2023/24 zeigen wir, dass wir auch in unsicheren Zeiten an der Seite der Menschen stehen.

Wie könnte eine Teuerungsbremse in der Praxis funktionieren?

Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Deutschland, Frankreich und viele andere Länder haben bereits Maßnahmen gesetzt, an denen man sich orientieren kann. Es braucht ein entschlossenes Eingreifen des Staats. Der freie Markt regelt in der Krise gar nichts. Wir fordern die Rücknahme der Erhöhung der Kategorieund Richtwertmieten sowie ein Einfrieren dieser Mietpreise bis ins Jahr 2025.

Viele, etwa größere Familien, haben hohe Mehrkosten, wie kann hier geholfen werden?

Hier ist die Bundesregierung gefordert, es kann aber nicht sein, dass sich die Arbeitnehmer ihre Unterstützung selbst bezahlen. Es müssen endlich auch Reiche ihren gerechten Beitrag zum Gemeinwohl leisten und die Übergewinne der Energiekonzerne wirksam abgeschöpft werden. Außerdem müssen wir die Strompreise durch einen Ausstieg aus dem Merit-Order-System wieder unter Kontrolle bringen.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 69 Foto: Foto Fischer
Gregor Zaki, GF der Grazer Bestattung, und Holding-Mobilitäts-Vorstandsdirektor Mark Perz präsentieren das neue Design der auf die Bestattung Graz gebrandeten Straßenbahn. Günter Pirker, SPÖ-Landesgeschäftsführer Foto: Wolfgang Spekner

Immobilien

Energiekosten senken im Altbau – Darauf ist beim Kauf & Verkauf zu achten

„Es ist grundsätzlich zu erwarten, dass bei Immobilien, die nicht den energietechnischen Anforderungen entsprechen, in den kommenden Zeiten die Preise stagnieren oder sinken werden“ – so Michael Molnar, Geschäftsführer der s REAL. Wenden Sie dieses Wissen für Ihre Immobilienzukunft an

Achten Sie beim Kauf darauf, welche Sanierungsmaßnahmen in Zukunft an der gesamten Immobilie geplant sind. Handelt es sich um Maßnahmen, die einen allgemeinen Teil betreffen, muss man sie als Miteigentümer:in mitfinanzieren. Zu solchen energietechnischen Maßnahmen gehört etwa die

Dämmung, die bei der Preisfindung mitbedacht werden sollte.Auch beim Verkauf einer Wohnung ist zu überlegen, inwieweit sich die Maßnahmen auf den Preis auswirken könnten und welche Maßnahmen vielleicht im Vorhinein gesetzt werden sollten. Die Lage der Wohnung trägt stark zu ihrer

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Energieeffizienz bei. In Eckwohnungen beispielsweise wird weitaus mehr Energie zum Heizen benötigt, weil sie nicht rundum von anderen Wohneinheiten umschlossen sind. Diese Umschließung schützt die Räume und sorgt dafür, dass weniger Wärme austritt. Dafür heizen sie sich aber auch im

Sommer umso mehr auf. Zusätzlich kann man beim Kauf bedenken, dass warme Luft immer aufsteigt, daher sind Erdgeschosswohnungen über einem Keller im Winter besonders kühl.

Sowohl der Winter als auch der Sommer haben bei der Energieeffizienz eine Gewichtung. Man sollte sich gut überlegen, wie man bei Hitze die Wohnungen temperieren kann und will. Besonders Dachgeschosswohnungen in Häusern ab den 1950er Jahren können im Sommer heiß werden. Martina Hirsch, Geschäftsführerin der s REAL, empfiehlt Wohnungen zu wählen, die keine Klimaanlage benötigen. Sie wollen laufend mehr hilfreiche Tipps für Ihren Immobilienverkauf oder -kauf erhalten: sreal.at/de/ immoblog

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FAZIT JÄNNER 2023 /// 71
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Best of Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Marija Kanizaj

Universum Theatercafé

72 /// FAZIT JÄNNER 2023

Als Tanja Baumgartinger im Jahr 2008 das Grazer Theatercafé kaufte, hatten sie und Manfred Koch bereits langjährige Erfahrung im Lokal von Dieter Slanz und sie wollten vor allem eines: die Kleinkunstbühne retten.

Mit bis zu 25 Mitarbeitern ist ihnen das auch gelungen. Schauen Sie sich das an.

Selbstverständlich läßt sich auch Unbeschreibliches beschreiben, wenn auch auf die Gefahr hin, dass der Mythos stirbt. Das will dem Theatercafé niemand antun. Wäre auch nicht möglich, zu mächtig ist seine Vergangenheit, zu dunkel sein Inneres. Daher kann jedwede Beschreibung nur der klägliche Versuch einer Annäherung an das Stockdunkle sein. Aber was will man dort schon sehen?

Mit dieser Einleitung sei begründet und vorgewarnt zugleich, dass in Umkehrung der üblichen Weise, wie ein Fazitportrait gestaltet ist, diesmal der Kunst der Abschweifung möglicherweise der größere Raum eingeräumt wird, als dem Portraitierten selbst. Dennoch, es scheint nur so.

Aus irgendeinem Grund muss ich beim Theatercafé immer an Jorge Luis Borges denken, wenn er schreibt: »Wenn die Seiten dieses Buches den einen oder anderen glücklichen Vers gewähren, so möge der Leser die Unhöflichkeit verzeihen, dass ich ihn mir als erster angemaßt habe. Unsere Nichtigkeiten unterscheiden sich kaum; es ist ein bedeutungsloser und zufälliger Umstand, dass du der Leser dieser Übungen bist und ich ihr Verfasser.« In seiner Vorstellung von einer kreisförmig verlaufenden Zeit ist jeder Mensch schon einmal jeder andere gewesen, so war etwa schon jeder einmal Homer. Wie unterschiedlich die Gäste des Theatercafés auch immer gewesen sein mögen, im Borges‘schen Sinne fällt es leicht, ihnen Sympathie entgegenzubringen, schließlich könnte man bereits jeder von ihnen gewesen sein.

Künstler und Bohemiens

So auch jener Wolfgang Bauer, der im zum Glück vergriffenen Buch »Eierspeis und Kabarett« vom langjährigen Theatercafébesitzer Dieter Slanz und dem vormaligen Kulturchef des steirischen ORF Peter Wolf prominent – wie er nun einmal war – vorkommt. »Zum

FAZIT JÄNNER 2023 /// 75 Fazitportrait

Burschenschaftler sitzen neben Dreadlocks.

Glück vergriffen« wohlgemerkt nicht, weil es so schlecht ist, ganz im Gegenteil, ist es doch eines der letzten und damit wertvollsten Zeugnisse darüber, wie es einmal war, sondern weil es nunmehr leicht und vergnüglich ist, daraus abzukupfern, ohne dass es gleich wer merkt. Tatsächlich hat Wolfgang Bauer als Zentralgestalt der 60er Jahre die literarische und die gesamte künstlerische Entwicklung entscheidend geprägt. Der Mythos der »wilden 60er Jahre in Graz« geht wesentlich auf ihn und seinen Freundeskreis zurück und bewirkt heute noch, dass die Lokale, in denen er verkehrte – auch wenn sie gar nicht mehr existieren – zur Legende wurden: Haring, Kodolitsch, Lückler und eben das Theatercafé. Das Buch hält eine Anekdote bereit, die Bauers prophetische Grenzgenialität bis in die Gegenwart zu bezeugen scheint. Nach einer Vorstellung war die Bühne noch nicht weggeräumt worden. Wolfgang Bauer betrat mit seiner Frau das Lokal und ging sofort auf die Bühne. Zehn Minuten lang rezitierte er: »Die Grünen sind Scheiße, scheiß Grünen, die Grünen sind Scheiße, scheiß Grünen«, dann ging er wieder von der Bühne und setzte sich zu seiner Frau. Diese meinte, ob er nicht noch einmal hinaufgehen und noch etwas machen könne. Darauf er: »Bist deppert, glaubst mir fällt immer so was Gutes ein!«

Bühne retten

Es grenzt an ein Wunder, dass es dieses Lokal überhaupt noch gibt. Als Dieter Slanz das Theatercafé 1962 von seinem Großvater mit den Worten »Du kannst es selbst führen oder verkaufen« übertragen bekam, war er 21 Jahre alt. Er verkaufte es erst 46 Jahre später an Tanja Baumgartinger und verstarb bereits im Jahr darauf. Sie führt es seit 2008 gemeinsam mit dem Leiter der 1983 entstandenen Kleinkunstbühne »Hin & Wider«, Manfred Koch. Die beiden Kärntner sind Jugendfreunde, seit 30 Jahren ein Paar und seit diesem Sommer verheiratet. Dass sie Betriebswirtschaft fertig und er Maschinenbau fast fertig studiert hat, ist nicht von Nachteil. »Wir haben beide schon jahrelang bei Dieter Slanz im Theatercafé mitgearbeitet und 2008 war unser erster Gedanke: Die Kleinkunstbühne muss gerettet werden«, schildert die Wirtin. Das ist den beiden in fulminanter Weise gelungen. Wie der Name der Bühne »Hin & Wider« anklingen läßt, war ihre Nutzung ursprüng-

lich eher sporadisch geplant. Das ist anders geworden: Kabarettvorstellung ist jeden Tag! Außer sonntags und montags, da hat das Theatercafé geschlossen. Stimmt auch nicht ganz, denn jeden vierten Sonntag steht Varieté am Programm. »Ursprünglich wollten wir nach dem Cabaret zusperren, aber das ist wirtschaftlich nicht möglich«, so die Betriebswirtin. Sie haben mit dem Lokal das einzig Richtige gemacht: nichts verändert. Sogar die Speisekarte ist gleich wie vor sechzig Jahren. Gulaschsuppe, Würstl, Toast, Punkt. Und dann das, wofür das Theatercafé berühmt ist: Eierspeis. Mit Kernöl, mit Grammeln, mit Spinat – es gibt quasi unzählige Varianten. Ein absolutes Muss, mythosbehaftet mit einem Hauch Abenteuer, letzteres allerdings für den Koch. Dieter Slanz hatte vom Aufschlagen der Eier einen Tennisarm – ärztlich verbrieft.

Parallel- und Gegenwelten Ursprünglich war das Theatercafé eine Spelunke; eine andere Welt ist es immer noch. Der Besuch einer Gegenwelt mag eine Flucht sein, aber kleine Fluchten sind legitim, oft notwendig und der Erheiterung der Seele jedenfalls dienlich. Nach neuesten Theorien der Quantenphysik leben wir – unser ganzes Universum betreffend – doch auf einer Scheibe, einer Art Membran, die unmittelbar neben unzähligen anderen Membranen in einem großen Ganzen aufgehängt ist wie Wäsche an Wäscheleinen. Die anderen Wäschestücke sind völlig andere Welten, Parallelwelten oder Gegenwelten, mit völlig anderen Naturgesetzen. Die Physiker des 21. Jahrhunderts vermuten, dass es aber einige Gesetze und Kräfte gibt, die alle Welten durchdringen, so zum Beispiel die Schwerkraft. Man könnte nun die Behauptung aufstellen, dass diese Theorie bei Besuchen der Gegenwelt »Kaffeehaus« untermauert wird. In der Mandellstraße 11 – es gibt sogar ein Buch gleichen Namens aus dem Jahr 1993, erschienen anläßlich des zehnjährigen Jubiläums der Kleinkunstbühne Hin & Wider – genauer in eben jenem Theatercafé, scheinen tatsächlich andere Naturgesetze zu herrschen. Generationen von Strizzis, Studenten und Künstlern, aber auch völlig Unverdächtigen können bestätigen, dass dort die Stundentrommel anders schlägt. Dass Wertigkeiten sich verschieben, dass Gemüter aufhellen, dass Schwingungen unbekannter Natur Geist und Seele positiv beeinflussen.

76 /// FAZIT JÄNNER 2023 Fazitportrait

Aufschläger, Taverne, München, Theatercafé

Das Universum Mandelstraße 11 wurde in den Jahren 1866 /67 in Form eines Hauses von Josef Aufschläger erschaffen, 1885 erschuf er das erste Lokal, das Café Aufschläger. Auch das Nachfolgelokal von 1920, die »Taverne«, war von nobler Sorte, teilweise sogar schon mit Unterhaltungsprogramm. Weniger unterhaltend war das Nachfolgelokal »Café München« in den 1930er Jahren, Treffpunkt von Nationalsozialisten, wo auch der Gauleiter seinen Stammtisch hatte. 1945 erfolgte der Neubeginn mit Thilde Amschl und dem heutigen Namen »Theatercafé« mit Gastgarten im Hof. 1950 übernahm Jakob Dieter, der Großvater von Dieter Slanz das Café und 1962 übergab er an den Enkel. Bis auf die Bar, die heute als Künstlergarderobe dient, ist die Einrichtung seit damals gleich und sie steht – ein Kuriosum – unter Denkmalschutz, was auf das Betreiben von Slanz zurückzuführen war.

Das Tapetengeheimnis Wer bis hierher gefolgt ist, wird mit einem Geheimnis belohnt. Der Zauber des Theatercafés entspringt einerseits der vollständigen Vermeidung von Tageslicht, bei einem Nachtcafé nicht ganz überraschend, andererseits aber auch der wirklich kräftigen Patina, die alles zu überziehen scheint, so auch die Tapeten. Aber – die ist nicht ganz echt. Anläßlich von ORF-Aufnahmen Anfang der 1980er Jahre habe Dieter Slanz extra neu austapezieren lassen, woraufhin künstlich nachpatiniert wurde. Kommt in den besten Universen vor und ist auch schon im wahrsten Sinn verjährt. Das Spelunkenhafte ist besser belegt. Die illustre Gästeschar in den Neunzehnsechzigerjahren »bestand aus Strizzis, Zuhältern und Huren sowie Berufskartenspielern«. Es war ein langer Weg, gepflastert mit neun Vorstrafen, bis Slanz diese Gäste buchstäblich rausgeworfen hatte. Sein Trick war es in der Folge, vielen Vereinen beizutreten, um neue Gäste zu akquirieren, was ihm auch gelang.

Eine Aufgabe, die auch Tanja Baumgartinger zu meistern hatte: »Wir mussten uns um junges Publikum bemühen und uns etwas einfallen lassen.« Abgesehen von täglichem Kabarettprogramm war ein Magnet, wie seinerzeit der legendäre »Herr Albin« am Klavier vonnöten. In seiner Nachfolge etablierte sich schließlich die »Jazz-Night«. Donnerstag nach dem Kabarett ab 23 Uhr kommen in Kooperation mit der Kunstuni Graz Musiker und Studierende des Jazzinstituts zum Jammen ins Theatercafé. Und die Hütte ist voll! Insgesamt weiß Baumgartinger: »Das Publikum ist total durchmischt, da sitzen die Burschenschaftler neben den Dreadlocks und alle lassen sich gegenseitig in Ruhe.«

Nachwuchswettbewerb

An den Kabarettnachwuchs wird bereits der 31. Grazer Kleinkunstvogel vergeben. Das Theatercafé darf sich mit der Bezeichnung »ältester deutschsprachiger Nachwuchswettbewerb« schmücken und hat schon viele »Stars« hervorgebracht, als da etwa sind: Mike Supancic, Michael Mittermeier, Martin Puntigam, Markus Hirtler, Clemens M. Schreiner oder Paul Pizzera. Aber auch die »Alten« wie etwa Andreas Vitasek haben schon im Theatercafé ihre ersten Sporen verdient. Die an der Eingangstür angegebenen Öffnungszeiten (22 bis 4 Uhr) haben sich wegen des täglichen Kabaretts auf 20 Uhr nach vorne verschoben, Einlass ist schon eine Stunde vorher. Auch schon länger nicht mehr dort gewesen, werden jetzt viele denken. Hin und wieder erscheint es notwendig und ratsam, einfach ins Theatercafé zu gehen. Was ist es in Wahrheit anderes als Quell von Lebensfreude und Hoffnung, Spender von Trost, Kurort auf Zeit, zeitloser Schutzraum mit Schwerkraft? – Da ist sie wieder. Die Raumzeit, ein Begriff aus der Quantenphysik; diese Geschichte ist nicht leicht verständlich, aber das Theatercafé hat irgendetwas damit zu tun. n

Theatercafé

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Dieses Fazitportrait erschien erstmals im November 2017.

FAZIT JÄNNER 2023 /// 79 Fazitportrait

Erfolg ist, ein- und dieselbe Sache lange genug tun.

Rezension

Professor Bernhardi regendert

Das Grazer Schauspielhaus bringt nach dem Wiener Burgtheater nun ebenfalls die Schnitzler-Adaption »Die Ärztin« auf die Bretter. Ein Grund, nicht nach Wien pilgern zu müssen, wenn man es nicht komparatistisch anlegt? Dem Vernehmen nach jedenfalls.

Der britische Regisseur und Autor Robert Icke arbeitet sich seit Jahren an Überschreibungen und Inszenierungen klassischer Texte ab. Eine Eigenschaft des Autor-Ichs, über die freilich auch eifrig diskutiert werden darf. Romeo und Julia, Orestea und eben auch Schnitzlers »Professor Bernhardi« wurden von ihm »bearbeitet« und »neu gedeutet«. Letzteres vor kurzem von ihm persönlich in Wien und seit einigen Tagen in der Regie von Anne Mulleners am ersten Theater Steiermarks schöner Landeshauptstadt. In diesen Neuinterpretationen bemüht er sich mit einigen Tricks um eine Verständlichmachung, die »am Puls der Zeit« und wohl auch im Trend liegt/liegen muss. Jetzt ist das angelsächsische Empfinden wohl auch ganz anders als das unsrige oder vielleicht eben nicht und damit wären wir schon richtig in der Identitätsdiskussion. Schnitzlers »Professor Bernhardi«, knapp vor dem ersten Weltkrieg entstanden und bis zum Ende der Monarchie in Österreich verboten, kam auch in der Nachkriegszeit kaum zur Aufführung. Zu sperrig das eigentlich zu Transportierende, das sich vom Schwarz-Weiß-Denken abhebt. Die Interpretation der letzten Jahrzehnte kreiste um die Gedankengebäude »Unter-

gang des Abendlandes«, der deutschnational und klerikal geprägten Donaumonarchie und des zum wiederholten Male Erstarkens des politischen Antisemitismus. Interpretationen, die freilich zu kurz gegriffen sind. Eine Neuinterpretation des alten Stoffes wäre dringend von Nöten.

Robert Icke allerdings schafft etwas völlig Neues, das mit Schnitzler wenig zu tun hat. Und eine Trennung der beiden Stoffe vor dem Theaterbesuch ist dringend anzuraten.

Medial übersteuerte Unübersichtlichkeit

Was bei Schnitzler noch ein mahnendes Bloßlegen des vorherrschenden Antisemitismus ist, und zwar am Beispiel eines jüdischen Arztes, der Opfer einer Hetzkampagne wird, nachdem er einem katholischen Priester die Verabreichung der Sterbesakramente an eine im Sterben liegende Frau verweigert, wird im Jahr 2022 zum sogenannten »Debattenstück«. In Ickes Version wird der Arzt zur Ärztin. Selbige ist eine säkulare Jüdin, die eine prestigeträchtige, auf Alzheimer spezialisierte Klinik leitet. Was bei Schnitzler in präziser Dialoghaftigkeit die Themenbereiche Rassismus, Probleme der Ethik im Spannungsfeld mit der Juristerei sowie des Katholizismus abdeckt, wird bei Icke

zum permanenten Identitätsdiskurs in der medial übersteuerten neuen Unübersichtlichkeit. In mehr als zwei Stunden werden allerhand Themen verhandelt, die momentan brachialpermantent um woke und unwoke Ecken lugen. Die Auflösung sämtlicher Identitäten im Bereich »Geschlecht«, »Rasse«, »Religionen« und (spannend!) Sprache beziehungsweise Sprechakte reitet durch die Aufführung. So wird etwa Grazer vs. bundesdeutsches Bühnendeutschidiom und Brechung durch migrantische Realisierung wunderbar akzentuiert. Das Ganze gipfelt im zweiten Teil in einem Talkshowszenario, das die Welt zwischen Gruppenbewusstsein und Ich-Identität aufzeigt und das Scheitern in den Fragestellungen »was ist richtig« und »was ist falsch« sezieren will: Persönlicher Ehtikkanon versus Gemeinschaftsziel, permanente politische Korrektheit im Sprechen und Handeln vs. tagespolitischer Lebenspraxis. Höhere politisch korrekte Sprachpolizei vs. proaktivem Handeln gemäß noch höherer ethischer Konstanten. Moralische Überhöhtheit allenthalben. Etc. pp.

Dass das Stück über intellektuelle Identitätsunübersichtlichkeit und Moral nicht bereits im Ansatz zu altbacken daher-

80 /// FAZIT JÄNNER 2023 Fotos: Ariane Segenbach, Johanna Lamprecht, Martin Kraft, Faksimile
Christiane Hörbiger, 1938–2022, Schauspielerin

kommt und nicht in der Agitpropfalle und der Betroffenheitsschiene landet, ist der flotten Übersetzung von Christina Schlögl und dem Spitzenensemble des Schauspielhauses mit einer grandiosen Sara Sophia Meyer in der Titelrolle zu verdanken. Der Abend zeigt nämlich vor allem eines: Trendige, als schwere Kost verkleidete Diskurse können auch wahnsinnig lustig und befreiend daherkommen, wenn man sie so inszeniert. Das Bühnenbild und dann doch eher dezent gehaltenes sparsam eingesetztes und nichtüberbordendes Live-Videofootage tun der Sache mehr als gut.

Anhaltender frenetischer Applaus am Premierenabend gibt der Programmierung recht. Schwere Empfehlung! n

Die Ärztin Theaterstück von Robert Icke sehr frei nach Arthur Schnitzler; Regie von Anne Mulleners Aktuelle Termine: 7./12./21./24.1.23, 19.30 Uhr schauspielhaus-graz.com

Alles Kultur

Nach der Documenta

Bazon Brock war in Graz

Und dieser Besuch ist im virtuellen Raum auffindbar

Repräsentationsformate wie die alle fünf Jahre stattfindende Kunstleistungsschau documenta im fernen Kassel offenbaren bei genauerer Analyse sämtliche Mechanismen der im Zeitschnitt relevanten Fragestellungen, die weit über den Kunstund Kulturbetrieb hinausgehen. Diese Offenbarung steht im offensichtlichen Widerspruch zu den von den Aktanten gewollten »hochpolitischen« Diskursen und äußern sich spannenderweise gerade in der Diskursverweigerung, wenn die Thematiken im Realpolitischen schlagend werden. Die im von Michael Petrowitsch herausgegebenen Band »Doc/kumentarisches« für die Steiermark versammelten Positionen legen die Relevanz der herrschenden Diskurse offen und diskutieren darüber hinaus mögliche Problemstellungen, die ein Eingreifen in den bestehenden im Kunst- und Kulturbetrieb ermöglicht. So bekommt der Wunsch nach »Sichtbarmachung« eine andere Bedeutung und der eigentliche Drang »Kunst« mit politischen Floskel aufzuwerten sieht sich mit der Tatsache konfrontiert

Bezauberndes Kinderbuch

realen Problemen auf der Agenda zu haben. Bazon Brock sprach zu diesem Anlassfall im November im Grazer Kultum und weitete die Themenbereiche wie es seine unnachahmliche Art ist gekonnt auf andere Felder aus. Ein zudem äußerst überraschend theologisch geratener Abend. Das rhetorische Feuerwerk ist unter bit.ly/F189Brock auf Youtube nachseh- und hörbar. Etwas für einsame lauschige Winternächte, auf alle Fälle ein Denkapparat an dem man sich freudvoll abarbeiten kann. n

FAZIT JÄNNER 2023 /// 81
Bazon Brock
Der Grazer Geschäftsmann Nikolaus Lallitsch hat gemeinsam mit Illustratorin Christina M. Weigel ein schönes (Vor-)lesebuch für Kinder vorgelegt. Die Geschichte um Puppe Annabelle, dem Stoffbären Balou und der Puppenmama Rosa wird Ihre Kleinen begeistern. Das Buch ist im Eigenverlag erschienen und Sie können es über unsere Redaktion erwerben.
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Tandl macht Schluss!

Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

Karl Marx bezeichnete Arbeitslose als »industrielle Reservearmee«. Er meinte damit Menschen, die gezwungen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, ohne dafür einen Käufer zu finden. Und da Marx jedes Wirtschaftswachstum mit der steigenden Ausbeutung der Arbeiter, nicht jedoch mit Innovationen begründete, führte bei ihm jede Produktivitätssteigerung zur Vergrößerung der industriellen Reservearmee. Mit diesem längst widerlegten marxistischen Gedankenkonstrukt begründen die Gewerkschaften heute noch ihre Lohnund Gehaltsforderungen. Aber die Arbeitgeber spielen bereitwillig mit. Schließlich haben sie über höhere Haushaltsbudgets auch etwas davon, wenn die Arbeitnehmer am technologisch begründeten Wirtschaftswachstum teilhaben. Ähnlich verhält es sich mit der Argumentation der Gewerkschaften bei der Arbeitslosigkeit. Obwohl der demografische Wandel in den nächsten Jahrzehnten sicherstellt, dass es mehr Arbeit als Arbeitslose geben wird, tut der ÖGB immer noch so, als

Populismus statt Arbeitsmarktreform

wäre jeder Arbeitslose von Not und Elend bedroht. Dabei hat etwa die Hälfte der aktuell 257.000 arbeitslos gemeldeten Österreicher bereits eine Einstellungsgarantie für ihr nächstes Beschäftigungsverhältnis. Diese Arbeitslosen sind es ein Zeichen für einen gut funktionierenden Arbeitsmarkt. Es ist gut für alle Beteiligten, wenn Arbeitnehmer einen Jobwechsel riskieren können, um sich persönlich zu verbessern. Wesentlich herausfordernder ist die konjunkturelle Arbeitslosigkeit. Sie wird durch Überkapazitäten und Pleitewellen bei Wirtschaftskrisen ausgelöst. Doch davon ist aber trotz der gegenwärtigen Rezession noch nichts zu merken. Richtig problematisch ist die strukturelle Arbeitslosigkeit, wie es sie in den steirischen Abwanderungsregionen gibt. Und wenn etwa ein Unternehmen seine Fertigung nach Asien verlegen muss, weil es sich bei uns die Energiekosten nicht mehr leisten, wird man die arbeitslos gewordenen Menschen kaum für den Pflegebereich umschulen können, obwohl dort dringend Arbeitskräfte benötigt werden. Zum Glück betrifft die strukturelle Arbeitslosigkeit nur einen Bruchteil der Arbeitslosen. Die Arbeitnehmervertreter tun trotzdem so, als ob das ganze Land unter strukturellen Problemen leiden würde. Außerdem bekämpfen sie die Verschärfung der Zumutbarkeitsregeln für Arbeitssuchende. Aktuell gilt nämlich die Annahme von Arbeitsstellen, die weiter als eine Wegstunde von zu Hause entfernt sind, als nicht zumutbar. In einer Stunde kommt man aber nicht einmal von Fürstenfeld nach Weiz. Und sollte man von Arbeitssuchenden nicht Ähnliches verlangen können, wie den Zigtausenden Oststeirern, die täglich nach Graz pendeln?

Offiziell beträgt die Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld zwischen 55 bis 60 Prozent des letzten Nettobezugs. Das ist viel zu wenig! Daher ist eine Erhöhung überfällig. Der Anspruch auf Arbeitslosengeld besteht für 20 bis 30 Wochen. Das ist angesichts der Arbeitsmarktsituation zu lange! Der Besuch von AMS-Schulungsmaßnahmen und Umschulungen erhöht die Bezugsdauer aus nachvollziehbaren

Gründen. Um die Menschen während ihrer Arbeitslosigkeit nicht gänzlich von einer regelmäßigen Beschäftigung zu entwöhnen, hat der Gesetzgeber außerdem die Möglichkeit geschaffen, zusätzlich zum Arbeitslosengeld 485 Euro steuerfrei dazuzuverdienen. In Zeiten, als es tatsächlich deutlich mehr Arbeitslose als verfügbare Arbeit gab, mag das sinnvoll gewesen sein. Durch den demografischen Wandel hat sich das aber dramatisch geändert. Um die 250.000 offenen Stellen endlich besser auf die 258.000 Arbeitssuchenden zu verteilen, ist eine Arbeitsmarktreform überfällig. Dazu sind aber auch Verschärfungen für die Arbeitslosen – wie etwa die Verkürzung der Anspruchsdauer, die Beendigung der steuerfreien Zuverdienstmöglichkeit oder die Zumutbarkeit längerer Wegzeiten – notwendig. Doch diese Reform wurde von der Regierung nun endgültig gecancelt. Die Grünen weigern sich nämlich, Reformen zuzustimmen, die für die Gewerkschaft unbequem sind. Und das obwohl die meisten Unternehmen verzweifelt nach willigen und fähigen Mitarbeitern suchen. Diese Zeiten eignen sich nicht für parteipolitisch motivierten Populismus. n

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