Fazit 183

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#183

FA ZITGESPR ÄCH

Anwalt der Menschen

Nr. 183 4/2022 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Volksanwalt Werner Amon im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA SPIT ZENFUSSBALL

FA ZITESSAY

Frank Sauer über die Gefahr durch nukleare Waffen in Europa

Juni 2022

Die Probleme mit der Ausbildung

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


Foto: Light & Grace

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FAZIT


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Editorial

Von Christian Klepej

D

ie Delegierten haben am 14. Mai in Graz beim ÖVP-Bundesparteitag Karl Nehammer mit 100 Prozent zum neuen Parteichef gewählt und damit ein starkes Zeichen gesetzt. Glauben die Delegierten. Oder zumindest die Spitzenproponenten der österreichischen Volkspartei, die sich – und das ist bis zu einem gewissen Grad verständlich und zulässig – Geschlossenheit und Einigkeit für ihre Partei gewünscht und mit diesem dann doch etwas seltsam anmutenden Ergebnis wenigstens für die paar Tage der Berichterstattung über die Abstimmung auch erhalten haben. Selber bin ich mit einem flauen Gefühl hingegangen, war ich doch bass erstaunt darüber, dass die ÖVP eine so wichtige Versammlung abhält, ohne auch nur eine einzige Wortmeldung zuzulassen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, die Vorkommnisse der letzten Jahre (in welcher Art auch immer) aufzuarbeiten. Die erste Viertelstunde hat dann mein Unbehagen zusätzlich befeuert. Und befeuert, ja geradezu eingepeitscht wurden dann auch alle Anwesenden mit furioser Musik

Die Volkspartei muss ihre Fehler aufarbeiten, will sie eine Zukunft haben

und einem Moderator, der mit ungeheurer Emphase das inszenierte, was er sich unter der Nachstellung eines us-amerikanischen Parteitages vorstellt. Aber dieser Firlefanz ging wie ein Kelch an mir vorüber und spätestens als die beiden Altkanzler Wolfgang Schüssel und Sebastian Kurz ihre Statements hielten, hatte ich mich auch von der Euphorie in der Helmut-List-Halle anstecken lassen und war – für diese paar Augenblicke – ganz von »meiner Volkspartei« begeistert; so sind wir halt, sperrig, unflexibel und ein bisschen spießig. Schüssel hat im Übrigen eine tatsächlich großartige und mitreissende Minirede gehalten und auch Kurz war beeindruckend professionell wie sympathisch. Die beiden haben den Parteitag im Grunde gerettet und die Bühne frei gespielt für die etwas zu lang geratene, aber inhaltlich ausnehmend sinn- wie qualitätsvolle Rede Nehammers. So gesehen geht diese Wahl durchaus in Ordnung, Karl Nehammer hat die Parteipflicht erfüllt und kann sich jetzt ganz auf seine Arbeit als Bundeskanzler konzentrieren. Nicht in Ordnung gehen die zwei Baustellen, die dieser Bundesparteitag geradezu schonungslos offengelegt hat. Zum ersten ist das der schon angesprochene »Zustand« der ÖVP nach »Chatprotokollen« (usw.) und während eines »ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschusses«. Ich bin jetzt seit bald vierzig Jahren Mitglied der Partei und ich habe in dieser Zeit noch nie soviel an Ablehnung und Missgunst gegenüber »uns Schwarzen« erleben müssen. Die Verachtung gegenüber der Volkspartei hat eine neue Dimension erfahren. Und auch wenn viel zu viele Anschuldigungen und Unterstellungen gegenüber VP-Funktionären jeder Grundlage entbehren, auch wenn die WKSTA augenscheinlich einen Kampf gegen alles Volksparteiliche führt und auch wenn es evident erscheint, dass es Linke nicht ertragen, wenn die ÖVP den Kanzler stellt, hilft das der ÖVP nicht weiter. Robert Lichal würde von der »normativen Kraft des Faktischen« sprechen, mir jedenfalls erscheint es für die Partei unerlässlich, diese jüngste Vergangenheit ordentlich aufzuarbeiten. Die Partei hat, wir haben nämlich – natürlich – auch Fehler gemacht.

Und eine solche Aufarbeitung ist gerade auch deswegen notwendig, weil die Partei nicht diese kriminelle Bande ist, als die sie derzeit hingestellt wird. Findet sie da keinen Weg dazu, droht ihr noch viel mehr an Ungemach, als bei der nächsten Wahl die Kanzlerschaft zu verlieren. Die zweite Baustelle betrifft im Grunde alle Parteien, es geht um den nicht vorhandenen innerparteilichen Diskurs. Parteitage gleichen politischen Folkloreveranstaltungen, bei denen nur ja nichts Ungeplantes »passieren« darf. Dieser parteidemokratische Niedergang geht einher mit dem des Journalismus, dessen Investigativpotential nur mehr für Fragen à la »bleibt türkis Parteifarbe« oder »sind Sie unangefochtener Parteichef« auszureichen scheint. Ich bin ein großer Anhänger der Vertretungsdemokratie, eine solche bedingt Parteien. Und dort muss ein demokratischer Meinungsbildungsprozess gelebt werden, um dann in den Parlamenten das zu vertreten, was ein solcher Prozess erarbeitet hat. Das ist aber – vor allem bei ÖVP, SPÖ und FPÖ – nicht der Fall. Und das ist ein demokratiepolitisches Armutszeichen. Wenn wir das nicht abstellen, wird es allen konstruktiv für Österreich arbeitenwollenden Parteien kräftig auf den Kopf fallen. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JUNI 2022 /// 5


Inhalt Fazit Juni 2022

Maximal zwei Kontakte

Warum die besten Nachwuchsfußballer oft nie eine Akademie von innen sehen und es trotzdem in eine Topliga schaffen.

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39 Fotos: Emilio Garcia/Unsplash, Erwin Scheriau, Enlarge, Heimo Binder (2), Christian Benesch

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Anwalt der Menschen

Volksanwalt Werner Amon über Menschenrechte und die Volksanwaltschaft als gesellschaftlicher Seismograph.

Nukleare Abschreckung

Frank Sauer erklärt, wie die atomare Abschreckung funktioniert und warum der Ukraine-Krieg so gefährlich für Europa ist.

Biennale mal wieder

Die 59. internationale Kunstausstellung in Venedig hat begonnen. Für Fazit war Michael Petrowitsch bei der Eröffnung. Und er zeigt sich angetan.

Ausgabe Juni 2022 XIX. Jahrgang Nr. 183 (4/2022) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


18 Jahre Wirtschaft und mehr. 44

70

Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Außenansicht 38 Immobilien 68 Alles Kultur 78 Schluss 82

Liebe Leser!

Das Fazitthema befasst sich mit der für viele »schönsten Nebensache der Welt«, dem Fußball. Konkret mit den Gründen, warum österreichische Fußballtalente in Topligen erfolgreich sind, obwohl sie nie eine Fußballakademie absolviert haben. Das Fazitgespräch führten wir mit Volksanwalt Werner Amon. Er erklärt, wie die Volksanwaltschaft zum Seismographen gesellschaftlicher Entwicklungen wurde und warum sie nicht nur für Österreicher da ist. Der Steirer fühlt sich in der Rolle des überparteilichen Politikers und Ombudsmannes sichtlich wohl, denn als Volksanwalt erfährt er eine Wertschätzung, die Parteipolitikern versagt bleibt. Der Essay von Frank Sauer klärt auf, wie die atomare Abschreckung funktioniert und warum die Gefahr für Europa groß ist, Leidtragender eines begrenzten Atomkriegs zu werden.

Zeitreise ins Espresso

Carl Binder hat sein Kaffeehaus am Grazer Dietrichsteinplatz in den Siebzigern übernommen und die Zeit dort angehalten.

Außerdem war Fazit bei der Eröffnung des österreichischen Biennale-Pavillons in Venedig. Die beiden queeren Künstler Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl gestalteten ihn mit gewohnt bunten und schrillen Installationen. Und nicht nur der österreichische Beitrag ist einen Ausflug zur Biennale wert. Gutes Lesen! -red-

Die letzte Reise

IMPRESSUM

Die Bestattung der Stadt Graz schafft es trotz harten Wettbewerbs, ihren Marktanteil bei über 80 Prozent zu halten.

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Mag. Michael Petrowitsch, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

Füh g du run rch Seit g (50 e 46 )

Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam

cht Außenanyspilä diert Seite 38

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Erfo SERIE l

k Peter Sichrovs ültigkeit statt hg für mehr Gleicer Streitkultur. vermeintlich

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Erwin Scheriau

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT JUNI 2022 /// 7


Foto: Adobe Stock


Fazitthema

Immer mehr gute Fußballer schaffen es derzeit nicht mehr über den klassischen Weg der Fußballakademien in den Profifußball. Stattdessen arbeiten sich Kicker über unterklassige Vereine hinauf ins Millionengeschäft. Auch wenn dieser Karriereweg noch die Ausnahme bildet, stellt sich die Frage: Warum versagt das Akademie-System und bringt keine Ausnahmekönner hervor? Fußballscout Fabio Schaupp versucht, Antworten zu finden. Und weiß, dass auch die Strukturen des Österreichischen Fußballbunds und der Bundesliga ebenso zu hinterfragen sind.

Maximal Zwei Kontakte Von Fabio Schaupp Es ist 20:57 Uhr, ein Freitagabendspiel Ende Jänner in der deutschen Bundesliga, als Patrick Wimmer mit seiner Rabona-Vorlage nicht nur die Fans von Arminia Bielefeld, sondern ganz Fußball-Deutschland verzaubert. Rabona, das bedeutet einen Pass mit überkreuzten Beinen zu spielen. So extravagant es klingt, ist es auch. Wimmer hat zuvor selbst das 1:0 erzielt, aber die hervorragende Technik, mit der er das zweite und zugleich letzte Tor in dieser Partie einleitet, ist herausragend. Wimmer hat eine Saison der Extravaganz hinter sich, mal begeistert er mit Kunststücken, mal bringt er seinen Trainer und die Fans zur Weißglut. »Das ist dieser jugendliche Irrsinn. Er hat was Verrücktes, was Unbekümmertes, was uns unheimlich guttut«, sagt Teamkollege Stefan Ortega nach dem Spiel beim Bezahlsender DAZN und hätte es kaum treffender benennen können. Dabei ist Patrick Wimmer keiner, der den klassischen Weg in den Profifußball gefunden hat. Ohne jemals eine Akademie durchlaufen zu haben, schaffte der 2001 geborene Tullner den Sprung von der vierthöchsten österreichischen Spielklasse in die deutsche Bundesliga – und das in nur zwei Jahren. Vom SV Gaflenz ging es über die Wiener Austria zu Arminia Bielefeld. Es ist eine Seltenheit, dass ein Spieler zu Topklubs wechselt, ohne jemals in einem großen Ausbildungszentrum trainiert zu haben. Es ist aber auch ein Trend zu erkennen: Eine gewisse Unbekümmertheit und der etwas andere Weg zum Fußballprofi scheint sich vor allem bei offensiven Kreativspielern zu entpuppen. Kicker, die sich Kunststücke wie Rabonas aneignen, machen oft den Unterschied aus und bringen ihren Teams damit Erfolg – und letztlich irgendwann Millionen. Ganz egal, ob diese Spieler Patrick Wimmer heißen oder Marco Grüll, der als ÖFB-Teamspieler bei Rapid Wien unter Vertrag steht, oder Sasa Kalajdzic, der unlängst den VfB Stuttgart vor dem Abstieg bewahrte und nun von Bayern München und sogar Paris Saint-Germain gejagt werden soll. Alle diese jungen torgefährlichen österreichischen Spieler fanden den Weg in den Profibereich, ohne jemals in einer Akademie gewesen zu sein. Daher muss eine Frage erlaubt sein: Läuft in der Ausbildung, Förderung von jungen Talenten etwas schief? Wird viel Geld für nichts ausgegeben? Und welche Rolle haben Akademien in Österreich?

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Fazitthema

Erste Fußballakademie dank Stronach

Im Jahr 2000 legte Frank Stronach mit der ersten FußballAkademie in Österreich den Grundstein für die heutige Ausbildung zum professionellen Kicker. War es zuvor noch normal, über den Heimatklub auf sich aufmerksam zu machen, ist heutzutage fast nur mehr ein Weg der »richtige« – und zwar der, eine der 13 Fußball-Akademien im Lande zu durchlaufen. Anders als vor über 20 Jahren ist es mittlerweile so, dass jeder Verein seine eigene Akademie betreiben möchte. Dadurch befindet sich der Österreichische Fußballbund in einer Zwickmühle, die so nie geplant war. Einerseits ist die Anzahl der Akademien seit Jahren beständig bei zwölf gelegen, auf der anderen Seite ist es für Profiklubs ein Lizenzkriterium für die Teilnahme an der höchsten Spielklasse Österreichs, eine Akademie zu betreiben oder mit einer bestehenden Akademie zu kooperieren. Ansonsten muss man mit Strafzahlungen rechnen. GAK-Sportdirektor Didi Elsneg, der sich die letzten Monate intensiv mit dem Akademie-Thema auseinandergesetzt hat, sieht vor allem ein Problem: »Liga und ÖFB wissen, dass da umgedacht gehört. Vereine, die um eine Lizenz ansuchen und alle Kriterien erfüllen, aber dennoch nicht die Akademie-Lizenz erhalten, dürfen nicht Gefahr laufen, eine Strafe zahlen zu müssen.« Er betont aber auch: »Für den GAK hat das Bestreben einer eigenen Akademie nichts mit dem Aufstieg zu tun, sondern mit der Entwicklung des Vereins. Wir haben eine breite Jugend mit vielen Spielern und daher eine gute Basis. Aber bei uns schaffen zu

wenig Spieler den Sprung in den Kader der ersten Mannschaft und wir verlieren zu viele Talente an andere Akademien.«

Ein Team zu viel in den Jugendligen

Seit der Saison 2021/22 wird in den ÖFB-Jugendligen erstmalig eine Saison mit 13 Teams gespielt – eine ungerade Zahl, womit jede Woche ein Team pausieren muss. Grund dafür ist, dass Austria Klagenfurt seit dieser Saison Teil der ÖFB-Jugendliga ist und somit auch einen Akademie-Status erhalten hat. Kurios dabei ist, dass auch der Nachbar und Ligakonkurrent Wolfsberger AC eine Akademie betreute, welche die Spiele großteils ebenso in Klagenfurt austrägt. Das wirft einige Fragen auf, welche derzeit auch für die Bundesliga und den ÖFB zum Problem werden, denn einerseits wird bei zu vielen Teams der Terminplan zu groß und auf der anderen Seite geht durch mehrere Akademien auch die Leistungsdichte verloren. Wolfgang Fiala, Sportkoordinator und Akademieleiter der SV Ried, sieht die Sache kritisch: »Ich glaube nicht, dass es mehr Akademien braucht. Es ist vor allem die Nachhaltigkeit der Geschichte wichtig. Wenn wie in Klagenfurt zwei Akademien auf demselben Standort sind, dann wird das eher weniger sinnvoll sein. Wenn jetzt jeder Klub, der vielleicht noch dazu einen Investor hat, eine Akademie aufsperrt, dann muss auch langfristig gesichert sein, dass die Qualitätskriterien oben bleiben.« Ganz verschließen sollte man sich laut Fiala nicht: »Ich bin kein Freund davon, die Aka-

Der Rapidler Marco Grüll startete seine Karriere beim UFC Radstadt. Er hat das Potenzial für eine internationale. Und das obwohl oder vielleicht weil er nie eine Fußballakademie besuchte.

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Fazitthema

Ante Bajic von der SV Ried hat ebenfalls nie eine Akademie von innen gesehen. Er kam von SV Union Gurten, in der Regionalliga Mitte, zu den Innviertlern und traf in dieser Saison neun Mal ins Tor.

demien grundsätzlich zu erhöhen, gleichzeitig muss ich aber auch sagen, jeder, der nachhaltig Geld in den Nachwuchsfußball investieren will, den sollte man sich anhören. Es gibt diesbezüglich auch eine Reformgruppe, die das versucht auszuarbeiten.« Auch Elsneg sieht das ähnlich: »Das Wichtigste ist, dass das Qualitätsmerkmal der Akademien hochgehalten wird und nicht das Motto ‚Wer zuerst kommt, malt zuerst‘ gelebt wird. Es kann nicht sein, dass jemand mit einem vielleicht sogar besseren Konzept nicht an der ÖFB-Jugendliga teilnehmen darf, nur weil ein anderer Klub schon seit Jahren dabei ist.« Und dann hat man auch noch ein weiteres Problem, denn nicht nur im Profi-Fußball ist RB Salzburg das Maß aller Dinge, sondern auch im Jugendfußball ist die sogenannte Red-Bull-Akademie Dominator und kann sich international mit den Besten der Besten messen. Wenn die Qualität der anderen Teams daher zu stark abnimmt, könnte auch das Interesse der Salzburger Akademie an der ÖFB-Jugendliga sinken und der Bewerb einfach mit internationalen Testspielen ersetzt werden.

Fotos: Gepa/Admiral

Klagenfurt als mahnendes Beispiel

Wie schwer es ist, sich in der Spitze des österreichischen Jugendfußballs zu etablieren, zeigt das Beispiel von Austria Klagenfurt. Sowohl im U16- als auch im U18-Bewerb sind die Kärntner mit Abstand Letzter und in der U15 Vorletzter. In allen drei Bewerben übergreifend haben die Kärntner nach 60 Spielen (20 Spiele pro Bewerb) ein Torverhältnis von Minus 183 Toren mit nur drei Siegen am Konto. Nicht nur die sportliche Sinnfrage und welches Konzept Klagenfurt der Liga vorgelegt hat, gilt es zu hinterfragen, sondern auch, inwiefern es den Bewerb für die anderen Mannschaften uninteressant macht. Neben dem steirischen Zweitligisten GAK liebäugeln auch der steirische Bundesligist Hartberg sowie die niederösterreichischen Zweitligaklubs Horn und St. Pölten mit einer eigenen Akademie, wobei in St. Pölten schon eine Akademie steht, welche aber vom Landesverband betrieben wird und nicht vom Verein. Inwiefern man da noch Qualität und Top-

talente fördert, ist in Frage zu stellen, denn man kann Spieler verbessern, aber man kann keine Talente züchten und schon gar nicht in so einer kurzen Zeit.

Wie viele Fußballakademien verträgt die Steiermark?

In der Steiermark gibt es derzeit nur die »Fußballakademie Steiermark«, welche zu 51 Prozent dem SK Puntigamer Sturm Graz gehört und zu 49 Prozent dem Steirischen Fußballverband. Man stelle sich vor, der GAK, Hartberg und vielleicht noch ein weiterer steirischer Zweitligist wie Kapfenberg erhalten einen Lizenzstatus. Um einen ausgeglichenen Wettkampf zu haben, müsste man die Talente gleichmäßig verteilen, das würde allerdings bedeuten, dass nicht mehr die 17 besten Fußballer in der Steiermark zusammen trainieren und spielen und sich gegen die Besten aus anderen Bundesländern messen, sondern nur mehr 4 bis 5 Talente pro Klub spielen. Es würden sich selbstverständlich auch die anderen Spieler verbessern, nur wäre der Sinn der Leistungsorientierung und der Spitzensportgedanke verloren gegangen. Man würde Spieler für die dritte und vierte Liga in Österreich ausbilden und nicht mehr für den Profifußball. Denn um die besten Fußballer im Lande noch besser zu machen, müssten sie tagtäglich mit den Besten zusammen trainieren.

»Zwei Prozent Akademiker werden Pro�is«

Wolfgang Fiala sieht das nicht als großes Problem: »Wenn mehrere Akademien dazu kommen, dann werden die Toptalente weiterhin noch gefördert, aber es werden auch mehr Spieler aus dem System Akademie ausgespuckt.« Und er ergänzt: »In den letzten Jahren haben es im Schnitt nur zwei Prozent der Spieler aus den Akademien zu den Profis geschafft. Man sieht: Die Luft ganz nach oben ist schon sehr dünn. Ich denke, dass das Thema duale Ausbildung und Fernstudien, die von der Bundesliga zum Teil angeboten werden, enorm wichtig sind. Sodass die Spieler neben ihrer Zeit der Überführung eine zweite Identität erhalten. Mit 23 oder 24 Jahren FAZIT JUNI 2022 /// 11


Fazitthema

muss sich ein Spieler, der noch immer in der Regionalliga spielt, entscheiden, ob es noch in Richtung Bundesliga gehen kann. Und dann muss man realistisch sein, dass die meisten Spieler vermutlich nicht mehr so viel Geld mit Fußball verdienen werden.« Auch Didi Elsneg, der Sportdirektor des GAK, ist sich bewusst, dass der Großteil der Spieler es nicht in den Profibereich schaffen wird: »Für uns ist aber auch die Qualitätsdichte bei der zweiten Mannschaft wichtig. Für uns ist die Akademie ein wichtiger Entwicklungsschritt als Verein.« Jörg Schirgi ist Trainer von Regionalligist SC Weiz und aktuell Teilnehmer am Pro-Lizenz-Kurs der Bundesliga, der nach Absolvierung möglich macht, in der höchsten Spielklasse in Österreich zu trainieren. Er erinnert sich noch gut an seine Zeit als Jugendspieler beim SK Sturm zurück: »Wenn man es nicht zu den Profis geschafft hat, dann hat man versucht, woanders einen Verein zu finden. Da war es schon ein Erfolg, in der Regionalliga oder Landesliga unterzukommen. Heutzutage schauen sich die Akademie-Spieler zuerst in den zwei Profiligen um, wenn sie dort nichts bekommen, gehen sie in die Regionalliga, wo sie nahezu jeder Verein mit Handkuss nimmt.« Viele dieser Spieler füllen die Regionalligen auf und versuchen so über Umwege den Weg doch noch in den Profifußball zu schaffen, doch nur den wenigsten gelingt es. Da die Spieler in der Akademie schon ein gewisses Werkzeug und eine taktische Schulung mitbekommen haben, ist die große Leistungsexplosion kaum noch möglich. Es wurde nahezu alles aus dem sogenannten Talent ausgeschöpft. Marco Grüll, der den Weg über das Salzburger Unterhaus in den Profifußball gefunden

hat, war vergangenes Jahr zum ersten Mal mit dem SV Ried in der höchsten Spielklasse. Mit elf Treffern war der Salzburger, der einst seine Schuhe zuvor bei UFC Radstadt, SC Pfarrwerfen und TSV St. Johann geschnürt hatte, der dritterfolgreichste Österreicher der Liga. Nach dem Wechsel zum SK Rapid Wien kam Marco Grüll in dieser Saison auf insgesamt sieben Tore und sieben Assists in der Liga, was ihn unter die Top-10-Scorer der Liga bringt. Vor ihm finden sich unter anderem der deutsche Nationalspieler Karim Adeyemi oder der Schweizer Internationale Noah Okafor. Die SV Ried hat mit Ante Bajic wieder einen Spieler gefunden, der nicht durch eine Akademie, sondern von SV Union Gurten, der Regionalliga Mitte, zu den Innviertlern kam. Diese Saison traf der Oberösterreicher in 25 Spielen neun Mal und assistierte bei drei weiteren Treffern. Wolfgang Fiala schätzt die Stärke solcher Spieler wie folgt ein: »Was solche Spieler auszeichnet, ist eine gewisse unkonventionelle, durchsetzungsfähige Spielart, die sie dann bekommen, wenn sie frühzeitig im Erwachsenenfußball spielen. Das ist der Mehrwert, den man hat.« Er ergänzt aber auch: »Wie im echten Leben gibt es verschiedenste Ausbildungswege, die zum Erfolg führen können. Der erfolgversprechendere Weg ist vermutlich, die Schule mit Matura zu machen und vielleicht danach zu studieren, aber es geht eben auch anders. Faktum ist aber auch, dass diejenigen, bei denen es anders läuft, die absolute Ausnahme sind.« Elsneg ergänzt: »Es kommt automatisch dazu, dass sehr viele ähnliche Spieler in einer Akademie ausgebildet werden. Spieler mit großem Potenzial, die über Regionalligen kommen, haben mit an-

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Fazitthema

deren Hürden zu kämpfen. Sie müssen in jungen Jahren lernen, sich gegen ältere und körperlich stärkere Spieler zu behaupten. Als Akademie sollte man sich diesem Problemfeld widmen, um die Individualität der Spieler bestmöglich aufrechterhalten zu können.«

Ein Messi braucht mehr Kontakte

Tatsache ist, dass Spielern im täglichen Akademie-Training neben vielen guten vermittelten Inhalten auch tendenziell das Außergewöhnliche genommen wird. Es werden Spieler gerügt, wenn sie den Ball im Dribbling verlieren, anstatt ihnen Risikomanagement beizubringen. Etwa: Wann darf der Spieler ins Dribbling gehen und probieren, einen Gegenspieler zu überspielen? Wann sollte er zu seinem Mitspieler passen? Stattdessen wird den Spielern die Angst vor dem Misslingen eingetrichtert und stetig erklärt, nicht zu lange den Ball zu halten. Auf fast allen Ausbildungsstätten hört man den Trainer in gewissen Spielformen rufen: »Maximal zwei Kontakte!« Dadurch bestraft man den Spieler, der vielleicht vier Gegner überspielt und anschließend noch den Tormann mit einem schönen Abschluss überlistet hätte. Einer der besten Fußballer, Lionel Messi, hätte mit maximal zwei Kontakten wohl kaum der Spieler sein können, der er heute ist. Denn außergewöhnliche Spieler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten benötigen auch einen gewissen Spielraum mit außergewöhnlichen Rahmenbedingungen, in dem sie sich bewegen und kreative Lösungen finden dürfen. Didi Elsneg sieht noch einen weiteren Faktor: »Es

hat vermutlich auch damit zu tun, dass diese Spieler nicht so viele Dinge vorgegeben bekommen haben und eigene Vorstellungen haben, gewisse Situationen zu lösen.« Patrick Wimmer hatte Ende Jänner mit seinem Rabona-Kunstpass eine besondere Lösung für eine Situation parat. Eine Lösung, die er nicht in einer Akademie gelernt hätte. Nach dem Spiel meinte er: »Ich glaube, im Training probiert man das eher aus Spaß. Da in der Situation habe ich einfach kein Vertrauen in meinen linken Fuß gehabt, deswegen musste ich ihn entweder so nehmen oder mit dem rechten Außenrist. Zum Glück ist es ein Tor geworden, sonst wäre mir wahrscheinlich Arroganz vorgeworfen worden.« Hätte Wimmer nur zwei Kontakte in dieser Situation als Lösung auserkoren, wäre es nie zu dieser Flanke gekommen. Allein diese einzelne Aktion zeigt, dass der etwas andere Weg vielleicht nicht immer der falsche ist. Wir wissen nicht, was aus den Wimmers, Grülls oder Kalajdzics und vielen weiteren österreichischen Top-Kickern geworden wäre, wenn sie in eine Akademie gegangen wären und ob sie denselben Weg einschlagen hätten können. Fakt ist aber, dass Patrick Wimmer in einem Trainingsspiel bei maximal zwei Kontakten so ein Tor nie hätte vorbereiten können. Und dass sein Weg noch nicht zu Ende ist. Arminia Bielefeld stieg diese Saison aus der deutschen Bundesliga ab, doch Wimmer bleibt der Liga erhalten. Er macht den nächsten Schritt und schloss sich für kolportierte fünf Millionen Euro dem VfL Wolfsburg an. Patrick Wimmer ist endgültig im großen Fußallgeschäft angekommen, ohne auch nur einen Tag in einer Akademie verbracht zu haben.

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Putin wird erst aufhören, wenn er Berlin erreicht hat. Wolodymyr Selensky, ukrainischer Staatspräsident

verzichtete und in einen Wohltätigkeitsfonds der KPÖ einzahlte. Damit brachte sie nicht nur die Graz-Redaktion der Kleinen Zeitung auf ihre Seite. Sie holte in der Folge auch viele der sonst grünen BoboStimmen.

Fotos: ÖVP, KPÖ

Langsam finden die Grazer ÖVP-Spitzen Stadtrat Kurt Hohensinner (Mitte), Klubchefin Daniela Gmeinbauer und Stadtrat Günter Riegler in eine sachliche Oppositionsrolle. Graz – Die ÖVP lernte auf die harte Tour Die Grazer Gemeinderatswahl am 26. September 2021 war für viele ÖVP-Funktionäre bis zum Wahltag eine reine Formsache. Der Kampf um die Nummer Eins war aus ihrer Sicht klar entschieden. Und entsprechend fiel auch der Einsatz aus. Für sie hatte nur Siegfried Nagl das Zeug zum Bürgermeister. Der bei der Bevölkerung beliebten Elke Kahr traute man zwar Zugewinne und einen souveränen zweiten Platz zu, aber das erklärte man sich mit dem desaströsen Zustand der Grazer SPÖ und den fast ausschließlich auf BoboThemen ausgerichteten Grünen. Wie in aller Welt sollte eine Partei, die eine von den meisten Demokraten verachtete verbrecherische und totalitäre Ideologie vertritt, auch jemals Nummer Eins in der zweitgrößten Stadt Österreichs werden? Da konnte Elke Kahr noch so sympathisch wirken oder sein – schließlich war und ist sie Kommunistin! Und so führte die ÖVP ihren Wahlkampf ähnlich wie fünf Jahre zuvor. Sie zeigte auf, dass sich Graz unter Siegfried Nagl zum dynamischsten Ballungsraum Österreichs entwickelt hat und dass es jetzt darum gehen würde, die Verkehrsinfra14 /// FAZIT JUNI 2022

struktur der Stadt an seine inzwischen 300.000 Einwohner und 100.000 Einpendler anzupassen. Und auch der Grazer KPÖ-Wahlkampf verlief so wie immer. Elke Kahr setzte auf das bewährte Konzept ihres Vorgängers Ernest Kaltenegger, der von Beobachtern gerne als »HerzJesu-Kommunismus« bezeichneten Politik für die sozial Schwachen. Die KPÖ konzentrierte sich auf die schlecht ausgebildeten Wohlstands- und Gentrifizierungsverlierer. Menschen, für die die große Dynamik vor allem zu überteuerten Mieten und zu anderen kapitalistischen Ungerechtigkeiten – jedenfalls zu einer schlechteren Lebensqualität geführt hatte. In jeder Großstadt gibt es eine Schicht, die ihr Leben lang vom Staat alimentiert werden muss und es daher nie zu nennenswertem Eigentum schafft. Und zum linkspopulistischen »Herz-Jesu-Kommunismus« gehört natürlich auch, »die da oben« für das eigene Unvermögen verantwortlich zu machen. Kahr zeigte aber auch persönliche Solidarität mit den Grazer Wohlstandsverlierern. Sie machte sich selbst zu einer von ihnen, indem sie – wie übrigens auch ihre Parteikollegen – auf die Hälfte ihres aus Steuergeld finanzierten Politikereinkommens

Der bürgerliche Frust saß tief Das alles hätte jedoch noch nicht zum desaströsen ÖVP-Ergebnis des 26. September geführt. Die großen Veränderungen, die Nagl in Graz bewirkt hatte, verunsicherten nämlich auch viele bürgerlichen Wähler. Die gingen jedoch – anders als etwa die Fridays-for-Future-Umweltschützer – nie für ihre Sehnsucht nach einem Ende der Bauwut an die Öffentlichkeit. Obwohl die Antennen von Nagl gewöhnlich sehr sensibel auf Stimmungen und Trends reagieren, unterschätzte er das Potenzial dieses bürgerlichen Unmuts. Dabei war nicht nur die Stimmung, sondern auch das Ergebnis erkennbar. Nach einem Interview mit Siegfried Nagl, etwa acht Wochen vor der Wahl in Fazit, gab es zahlreiche Reaktionen. Viele Grazerinnen und Grazer fürchteten angesichts der Verdichtung ihrer Wohngebiete und tausenden Wohnungen, die überall in der Stadt neu entstanden, um ihre Lebensqualität und um den Wert ihres Wohneigentums. Von Fazit Anfang September darauf angesprochen, erklärte Nagl, dass ihm schon klar sei, dass man es nie allen recht machen könne. Er werde die Wahl trotzdem gewinnen, weil alle in der ÖVP mit vollem Einsatz an der Mobilisierung der Wählerinnen und Wähler mitwirken würden. Das Ergebnis und die niedrige Wahlbeteiligung sprachen eine andere Sprache. Viele ehemalige ÖVP-Wähler nutzten den Wahltag lieber für Ausflüge an die Weinstraße oder in die Berge und blieben der Urne fern, weil es ihr Siegi sicher auch ohne ihre Stimme schaffen würde oder weil er ihre Stimme diesmal ganz einfach nicht verdient hatte. Die schwierige Oppositionsrolle der Grazer ÖVP. Sieben Monate nach der Gemeinderats-


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr setzt den »Herz-Jesu-Kommunismus« auch im Bürgermeisteramt fort und punktet mit sozialem Engagement und Gagenverzicht. wahl beginnt sich der Schock, der die Grazer ÖVP mit der Wahlniederlage von Siegfried Nagl erfasst hatte, langsam zu lösen. Das hat lange gedauert, aber das ist verständlich. Schließlich musste man erst einen Weg finden, um mit der neuen Rolle als Oppositionsführer umzugehen. Da ist zum einen ein ideologisches Dilemma: Wie soll man mit einer Bürgermeisterin umgehen, die zweifellos sozial engagiert ist und für die Schwachen eintritt, jedoch mit dem Kommunismus eine verbrecherischen Ideologie vertritt? Entschuldigen soziales Engagement und eine pragmatische – weitgehend ideologiebefreite – Kommunalpolitik, die vielen Menschen, die im Namen des Kommunismus im letzten, aber auch noch in diesem Jahrhundert ermordet wurden? Wenn man sich dazu bekennt, die KPÖ wegen ihrer Grazer Ausprägung wie jede andere Partei zu behandeln, müsste man dann nicht auch die Anhänger ande-

rer Totalitarismen nach ihren Handlungen und nicht nach ihrem Gedankengut bewerten? Die Spitzen der Grazer ÖVP, das sind die Stadträte Kurt Hohensinner und Günter Riegler sowie Fraktionsführerin Daniela Gmeinbauer, tun das einzig in ihrer Position Mögliche. Sie versuchen, dieses ideologische Dilemma weitgehend zu ignorieren und wagen sich an die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Politik der KPÖ-geführten Stadtregierung. Wie sonst könnte man mit Kommunisten über bessere Kinderbetreuungseinrichtungen, Fahrradwege oder Eintrittspreise in die Grazer Freibäder diskutieren? Dann gibt es da auch ein personelles Dilemma: Kurt Hohensinner war als Nachfolger von Siegfried Nagl im Bürgermeisteramt prädestiniert und Günter Riegler ist als Steuerberater ein Wirtschafts- und Finanzexperte. Keiner der beiden eignet sich zum polternden oder polemisierenden Oppositionsführer. Konstruktiv innerhalb der Ressorts, schonungslos bei den Schattenthemen Sowohl der sozial engagierte Hohensinner als auch der technokratische Riegler bekennen sich zu ihrer vom Proporzsystem vorgegebenen Verantwortung als Stadtsenatsmitglieder. Und sie versuchen in ihren von der Linkskoalition ziemlich zerfledderten Ressorts, so viel wie möglich für die Grazer Bevölkerung zu erreichen. Beide machen ihre Oppositionsrolle an ihren Schattenressorts – das sind jene Bereiche, die sie wegen ihres beruflichen Werdegangs oder ihrer ehemaligen Ressortverantwortung bestens kennen – inhaltlich fest. Bei Hohensinner sind das Sozial-, Bildungs- und Integrationsfragen und Riegler ist Experte in finanziellen Angelegenheiten sowie bei den städtischen Beteiligungen. Bis jetzt versucht die unerfahrene Rathauskoalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ, Angriffsflächen so gut es geht zu vermeiden. Daher gibt es auch noch so gut wie keine eigenen Projekte der neuen Stadtregierung. Außerdem muss der durch-

aus umgängliche Finanzstadtrat Manfred Eber gerade ein Budget aufstellen. Sein Schattenstadtrat Günter Riegler hat bereits deutlich aufgezeigt, dass er Maßnahmen wie die von Eber geplante Auflösung von Rücklagen in den Abteilungen schonungslos und öffentlich diskutieren wird. Vor diesem Hintergrund darf man durchaus gespannt sein, wie die KPÖ ihre zahlreichen Wahlversprechen finanziell bedecken will, ohne die Stadt zu überschulden.

Nächstes Jahr ist Präsidentschaftswahl Man darf gespannt sein, wann Bundespräsident Alexander Van der Bellen seine Wiederkandidatur als Bundespräsident bekanntgeben wird. Dass er das Rennen macht, steht außer Zweifel. Schließlich wollen sich SPÖ und ÖVP nicht wieder so eine blutige Nase holen wie bei der letzen Wahl, als sie mit ihren Kandidaten Rudolf Hundsdorfer und Andreas Khol spektakulär gegen Van der Bellen und Norbert Hofer scheiterten. Sie werden daher auf eigene Kandidaten verzichten. Ein einsames Rennen wird es für Van der Bellen trotzdem nicht werden, denn bis jetzt haben bereits Bierparteigründer Marco Pogo und Oe24 Polit-Talker Gerald Grosz ihre Spaßkandidaturen bekanntgegeben. MFG-Chef, Michael Brunner, hat sein Antreten ebenfalls angedeutet, um die Impfgegner-Bewegung im Gespräch zu halten. Der Grazer Gerald Grosz ist übrigens schon im Wahlkampf. Auf Amazon verkauft er TShirts mit seinem Slogan »Make Austria Grosz again«. Spannend wird, wen die FPÖ nächstes Jahr ins Rennen schicken wird. Im Gespräch ist etwa Susanne Fürst, der man ein ähnliches Ergebnis wie vor fünf Jahren Norbert Hofer zutraut, weil sie bis weit in die bürgerliche Mitte hineinwirken könnte. Es wäre aber auch möglich, dass Parteichef Herbert Kickl selbst antritt. Er könnte den Wahlkampf dazu nutzen, um sein Image als rechter Scharfmacher abzumildern. Das könnte der FPÖ dann ein Jahr später bei der Nationalratswahl nützen, wenn es darum geht, der ÖVP die ehemaligen KurzWähler wieder wegzunehmen. FAZIT JUNI 2022 /// 15


Recht haben Die werkvertragliche Warnpflicht im Bau

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

16 /// FAZIT JUNI 2022

VP-Klubobfrau Riener: „Altern in Würde für jeden Menschen ermöglichen“

VP-Klubobfrau Riener: Ein großer Schritt bei Weiterentwicklung der Pflege und Betreuung

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ie Weiterentwicklung der Pflege und Betreuung schreitet auch auf Landesebene voran: Alle im Landtag vertretenen Parteien haben sich auf einen gemeinsamen Antrag geeinigt. „Mobil vor stationär“ soll die oberste Prämisse bleiben. Neben der ÖVP bekannten sich auch die anderen Fraktionen zur Ausarbeitung eines neuen Pflege- und Betreuungsgesetzes, das etwa das Case- und Caremanagement, die mobile und stationäre Pflege, die Kurzzeit- und Übergangspflege, die Tageszentren und das betreute Wohnen beinhaltet und eine zeitgemäße und bedarfsorientierte Pflege ermöglichen soll.

Die Schwerpunkte des Maßnahmenpaketes: • Ausbau der Ausbildungsplätze für qualifiziertes Fachpersonal • Erweiterung des Pflegeangebotes im Sinne von mobil vor stationär • Entlastung der in der Pflege tätigen Menschen. Die Pflege und Betreuung ist für die Gesellschaft von hoher Bedeutung. Vor allem die gesellschaftliche Entwicklung macht es notwendig, diesen Bereich laufend an die Bedürfnisse und den Bedarf anzupassen. Bund und Länder arbeiten daher für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für alle Beteiligten - sowohl für pflegebedürftige Menschen, als auch für alle, die in der Pflege tätig sind. „Altern in Würde muss für jeden Menschen möglich sein. Deshalb gilt es, die Rahmenbedingungen für Pflegekräfte und pflegende Angehörige stetig zu verbessern. Diesen Prozess treiben wir auch im Landtag intensiv voran. Mit dem gemeinsamen Antrag zur Weiterentwicklung der Pflege und Betreuung ist uns ein wichtiger Schritt gelungen. Der breite Konsens stimmt sehr positiv“, betont ÖVP-Klubobfrau und – Pflegesprecherin Barbara Riener.

Foto: VP-Landtagsklub

In der Praxis ist es oftmals der Auftraggeber, der den für ein Werk benötigten „Stoff“ besorgt. Ebenso ist es oftmals der Bauherr als Werkbesteller, der dem Unternehmer für die Ausführung eines Werks Anweisungen erteilt. Doch was geschieht, wenn der zur Verfügung gestellte „Stoff“ bzw. diese Anweisung zur Ausführung des geforderten Werkes untauglich sind? Wer ist verantwortlich, wenn das Werk anschließend tatsächlich mangelhaft ausgeführt wurde? Die Paragraphen 1168 und 1168a des ABGB liefern die Antwort. Diese Normen legen die Haftung des Werkunternehmers für das Misslingen des Werkes aufgrund offensichtlicher Untauglichkeit des vom Besteller gegeneben Stoffes oder offenbar falscher Anweisungen des Bestellers fest. Bei Vorliegen dieser Umstände, hat der Werkunternehmer die Pflicht, den Besteller zu warnen. Nach herrschender Rechtsprechung geht diese Warnpflicht sogar so weit, dass sie auch gegenüber einem sachkundigen Besteller oder einem sachkundig beratenen Besteller besteht, wobei den Besteller hier Mitverschulden treffen kann. Doch was versteht man unter den Begriff „Stoff“? Die Rechtsprechung legt diesen Begriff weit aus und versteht darunter alles, aus dem oder mit dessen Hilfe ein Werk herzustellen ist. So sind hier auch die vom Werkbesteller zur Verfügung gestellten Pläne als „Stoff“ zu verstehen sowie Vorarbeiten anderer Beteiligter, auf denen der Werkunternehmer schließlich aufbauen muss. Untauglich ist ein „Stoff“, wenn das vom Werkbesteller vertraglich geforderte Leistungsziel damit nicht erreicht werden kann. Weiters fordert Paragraph 1168a des ABGB, dass diese Untauglichkeit auch „offenbar“ ist. Eine Untauglichkeit ist offenbar, wenn der Unternehmer diese Untauglichkeit bei seiner Sachkenntnis hätte wahrnehmen müssen. Der Oberste Gerichtshof stellt bei dieser Sachkenntnis auf jene Kenntnisse, die nach einem objektiven Maßstab den Angehörigen der betreffenden Branche gewöhnlich eigen sind. In der Praxis werden zur Feststellung dieser üblichen Sachkenntnis technische Sachverständige herangezogen. Schon aus diesen Aspekten ist ersichtlich, wie es dazu kommen kann, dass Paragraph 1168a des ABGB oftmals Brennpunkt zahlreicher Bauprozesse sein kann. Zusammengefasst ist daher festzuhalten, dass den Werkunternehmer, auch ohne, dass er den „Stoff“ zur Verfügung gestellt hat oder an etwaigen Vorarbeiten beteiligt gewesen ist, die Warnpflicht gegenüber dem Werkbesteller trifft. Dies gilt, wenn die Gefahr des Misslingens eines Werkes oder ein möglicher Schaden besteht und diese Gefahr für den Werkunternehmer offenbar erkennbar gewesen ist.


Ein ultramodernes Kongress- und Messegelände oder klassische, elegante Ballsäle – dank unserer großen Auswahl an Veranstaltungsorten ist alles möglich. Alle Locations sind mit der derzeit besten Technik ausgestattet. Das garantiert einmalige Erlebnisse. So auch bei den kommenden Business-Highlights, wie unter anderem: Rolling Pin Convention 2022, 30.-31.05.2022 Fifteen Seconds Festival Graz, 09.-10.06.2022 63. Österreichischer Chirurgenkongress, 15.-17.06.2022 ISNVH – Kongress Virtual Vehicle, 22.-24.06.2022 Österreichischer HNO Kongress, 21.-23.09.2022 World Usability Congress 2022, 11.-13.10.22

www.mcg.at


Graz hat's Griechische Inselträume ab Graz

(v.l.n.r.) Grawe-Generalsdirektor Klaus Scheitegel, Vorstände der Bank Burgenland: Gerhard Nyul, Andrea Maller-Weiß, CEO Christian Jauk und Berthold Troiß mit Manfred Huber

Frühlingsfest der Bank Burgenland

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m Rahmen eines Frühlingsfestes, das Mitte Mai im Innenhof der Grazer Wechselseitigen Versicherung in der Herrengasse stattfand, wurde Manfred Huber, Landesdirektor für die Steiermark der Bank Burgenland Filiale Graz, gebührend gefeiert und in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger Klaus Kranner wurde zugleich als neuer Filialleiter und Landesdirektor in der GraweBankengruppe herzlich willkommen geheißen. Sein Vorgänger hat ihm einen bestens eingespielten Filialbetrieb übergeben, erklärt Kranner: „Er hat die Bank Burgenland in der Steiermark auf jenes hohe Niveau gebracht, auf dem sie sich jetzt befindet. Ich freue mich gemeinsam mit meinem Team, auf den bisherigen Erfolgen aufzubauen und die Bank weiterzuentwickeln. Die Mitarbeiter am Standort Graz sind hochmotiviert und engagiert – so bereitet das Arbeiten viel Freude.“

Im Sommer 2022 werden die griechischen Inseln Skiathos, Paros und Naxos wieder mit Springer Reisen angeflogen. Geflogen wird freitags von 27. Mai bis 30. September ab/bis Graz nach Skiathos. Weiter geht es per Schiffstransfer auf die Inseln Skopelos und Alonissos. Mehr als 60 Strände machen diese Insel zu einem wahren Badeparadies. Türkisblaues Wasser, feiner Sand und ein umfassendes Gastronomie- und Sportangebot erwarten die Gäste. Paros wird heuer wöchentlich von 28. Mai bis 1. Oktober jeden Samstag ab Graz bedient. Die Insel Naxos wird ab Ende Mai ebenfalls samstags mit einem Flug via Paros ab Graz angeboten. Ein privater Schiffstransfer bringt die Gäste in nur 20 Minuten nach Agia Anna auf Naxos.

Tipps der Grazer Stadtplanung

Die Grazer Stadtplanung gibt mithilfe von Broschüren gleich in zehn Gebieten der Stadt nützliche Infos und Empfehlungen für Neu- und Umbauten. Es werden Fragen beantwortet wie: Wo in Ihrem Wohngebiet sollen in Zukunft Gebäude stehen? Wie hoch dürfen diese sein? Wo sollen Grünflächen/Vorgärten jedenfalls erhalten bleiben? Die Broschüre dient als „Gebrauchsanweisung“ und planerische Unterstützung, wenn man einen Neubau oder Umbauten beabsichtigt. Vize-Bgm. Judith Schwentner, Stadtbaudirektor Bertram Werle, Stadtplanungsamtsleiter Bernhard Inninger und Thomas Wagner-Bornik freuten sich darüber, dass diese Planungshilfe für Bauvorhaben an zahlreiche Grazer Liegenschaftseigentümer als zukunftsweisende Broschüre versendet wurde.

Treffen SPÖ-Geschäftsführung in Graz Auf Einladung von SPÖ-Bundes-GF Christian Deutsch trafen sich die Landesgeschäftsführer zum Austausch und zur Abstimmung in der steirischen Landeshauptstadt. Die Wahl der neuen Landesparteizentrale der SPÖ Steiermark war dabei nicht zufällig. Sie ist hinsichtlich technischer Ausstattung und moderner Arbeitsstruktur ein Vorbild für die anderen Bundesländer. „In den vergangenen Monaten konnte die Sozialdemokratie stark an Vertrauen bei der Bevölkerung gewinnen. Eine starke SPÖ ist wichtig für Österreich, das zeigt sich aktuell beim Thema Teuerung. Hier ist die SPÖ die einzige Partei, die klare Lösungsvorschläge auf den Tisch legt. Um weiter erfolgreich zu sein, ist die Abstimmung mit den Landesorganisationen Grundvoraussetzung“, sagt Deutsch. 18 /// FAZIT JUNI 2022

Unter dem Titel „Garten-Opening mit der Business Discovery Challenge“ luden die Seifenfabrik, Retter Events, 4Events und Graz Convention Bureau nach der winterlichen Zwangspause zu einem Wieder-Zusammentreffen der Grazer Tagungs- und Veranstaltungsbranche. Spannende Erlebnisstationen, Live-Musik und Begegnungen mit Netzwerkpartnern machten den Abend zu einem ganz besonderen Business-Treff. Die Gastgeber 4Events GmbH mit Innovationsleader GF Helmut Knapp, Graz Tourismus & Stadtmarketing mit GF Dieter Hardt-Stremayr, die Seifenfabrik mit Eventmanagerin GF Doris Weilguni und Retter Events GmbH mit GF Thomas Hammer (Incentive-Programme) konnten zahlreiche Gäste aus der Eventbranche, Unternehmer und Medienvertreter begrüßen.

Fotos: Flughafen Graz, Stadt Graz, Sebastian Sontacchi, SPÖ Stmk

Garten-Opening in der Seifenfabrik


Foto: Ralph König

Kurz im Gespräch mit Klaus Scheitegel,

Grazer Wechselseitige Versicherung

Netzwerkfrühstück des Wirtschaftbund Rund 40 Unternehmerinnen und Unternehmer folgten der Einladung von Stadtgruppenobfrau Daniela Gmeinbauer und Landesgruppenobmann und WKO-Präs. Josef Herk zum Netzwerkfrühstück. Der Regionalstellenleiter Graz Viktor Larissegger erklärt dazu: „Wir wollen als Wirtschaftsbund wieder verstärkt in das persönliche Gespräch mit unseren Mitgliedern treten, um über die aktuellen Herausforderungen und Anliegen zu sprechen und auch wieder eine Plattform für ein Netzwerk zu bieten.“ Darüber hinaus wurde beim Frühstück von Josef Herk auch die aktuelle WKO-Kampagne unternimmwas.at präsentiert, mit der sich die WKO Steiermark für Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise und eine Entlastung der Unternehmen einsetzt.

Treue Partnerin der Oper Graz

In der Saison 2022/23 wird die seit 1897 bestehende erfolgreiche Partnerschaft der Steiermärkischen Sparkasse mit der Oper Graz ihre Fortführung finden. Bei der Programmpräsentation für die Opernsaison 2022/23 wünschte Georg Bucher, Mitglied des Vorstandes, eine inspirierende Saison. „Die Oper Graz hat zu jeder Zeit alles darangesetzt, auch in Zeiten der Pandemie ein sicheres reales oder – falls nötig – digitales Opernerlebnis zu ermöglichen. Dadurch haben die Künstler und alle Beteiligten einmal mehr gezeigt, dass die kulturelle Leidenschaft stärker ist. Dieses leidenschaftliche Engagement macht Mut und gibt Hoffnung für die kommende Opernsaison, die uns – allen Widrigkeiten zum Trotz – begeistern will und wird.“

Fotos: Verena Koch, Foto Fischer, Oliver Wolf

Klanglicht 2022 – Save the Date

„Klanglicht“, das Kunstfestival der Bühnen Graz, kehrt 2022 an vier Abenden in den Herbstferien, von 27. bis 30. Oktober 2022, in den öffentlichen Raum zurück. Das größte Licht- und Klangfestival Österreichs trägt seit 2015 die Magie zweier zentraler Elemente des Theaters hinaus in den öffentlichen Raum und bespielt in seiner siebten Ausgabe erstmals zwei Locations. International renommierte Kunstschaffende öffnen mit ihren Licht- und Klanginterventionen Auge und Ohr für den Schloßberg als UNESCO-Weltkulturerbe, als Naturschauspiel und Aussichtspunkt, der von nahezu allen Winkeln der Stadt sichtbar ist. Zeitgleich leuchtet und klingt es auf der anderen Seite der Mur auf den Reininghaus-Gründen.

Inwieweit hat die Ukrainekrise Einfluss auf die Geschäftstätigkeit der Grazer Wechselseitigen? Die Grawe ist in der Ukraine mit zwei Tochtergesellschaften und mit ca. 120 Mitarbeitern tätig. Die Büros in Kiew und Lemberg sind geöffnet, die Grawe Ukraine ist weiterhin operativ tätig. Das UkraineGeschäft hat einen Anteil von rund einem Prozent an der Bilanzsumme der Grawe Group. Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Konzern sind daher gering, jedoch ist die Situation emotional sehr belastend. Wie beurteilen Sie die wirtschaftlichen Risiken aus Inflation und Zinsentwicklung? Eine hohe Inflation kombiniert mit einer Niedrigzinsphase ist für die gesamte Wirtschaftsentwicklung zweifellos ungünstig. Eine Erhöhung der Leitzinsen im Spätsommer oder Herbst 2022 zeichnet sich ab, was zu einem Anstieg der Zinsen im Kreditbereich führen wird. Steigende Rohstoff- und Energiepreise setzen der Bevölkerung ebenfalls erheblich zu. Umgekehrt fördert die Entwicklung der vergangenen Jahre das Absicherungsbedürfnis, weshalb die Nachfrage an Vorsorgeprodukten derzeit besonders hoch ist.

Welche Bedeutung hat der Aspekt der Nachhaltigkeit für die Grazer Wechselseitige? Die Aspekte der Nachhaltigkeit haben für die Grawe seit jeher einen besonderen Stellenwert und ziehen sich durch nahezu alle Bereiche. Sie reichen von der CO2Reduktion in den täglichen Abläufen über die Kapitalveranlagung bis hin zum nachhaltigen Bauen, Wohnen und Sanieren, um nur einige Punkte zu nennen. FAZIT JUNI 2022 /// 19


Kurz & News

WKO Graz sagt nein zu Leerstandsabgabe

Graz stellt erste Jugendstrategie vor

„Es ist wenig überraschend, dass unsere Stadtregierung rasch eine Leerstandsabgabe für Graz einführen will – sinnvoll ist es aber sicherlich nicht“, ärgert sich Paul Spitzer, Regionalstellenobmann der WKO Graz, über den Vorstoß der Grazer SPÖ, diese neue Abgabe schon ab 2023 umzusetzen. „Ich halte es offen gesagt für unseriös und populistisch, wenn damit argumentiert wird, dass mit der Einführung dieser Abgabe Mieten gesenkt und die Verbauung reduziert würden.“ Aufgrund der vielen im Gesetz vorgesehenen Ausnahmebestimmungen sei davon auszugehen, dass es sich um eine Bagatellsteuer handle, die keinerlei Lenkungseffekt, wenig Einnahmen, aber dafür umso mehr Verwaltungsaufwand mit sich bringen würde, so Spitzer.

Die Stadt Graz hat sich eine umfassende Jugendstrategie auferlegt, damit sich junge Menschen bestmöglich entfalten und weiterentwickeln können. Die bestehenden Angebote, Jugendzentren und aktive Jugendarbeit sind weiterhin wesentliche Säulen. Jugend- und Familienstadtrat Kurt Hohensinner sieht die offene Jugendarbeit in der Stadt als Seismograf für Bedürfnisse und Anliegen der Jugendlichen, dem mit diesem Konzept entsprochen wird: „Die vorliegende Jugendstrategie legt fest, in welche Richtung sich unsere Jugendarbeit entwickeln wird, und dient uns als Orientierungshilfe für die nächsten fünf Jahre.“ Hohensinner war Mitinitiator des Citybeach, des proact Jugendgemeinderats und des Mobilitätsschecks für Studierende.

Gemeinsam haben das Land Steiermark und die Stadt Graz den „Masterplan – Radoffensive Graz 2030“ mit Gesamt-Investitionen von 100 Mio. Euro entwickelt. „Wir setzen unsere erfolgreiche Radverkehrsstrategie Schritt für Schritt um und investieren als Land Steiermark in diesem Jahr rund fünf Mio. Euro in den Ausbau der Radinfrastruktur in Graz. Damit setzen wir konkrete Maßnahmen, die die Bedingungen für Radfahrer in der Stadt wesentlich verbessern. Auch außerhalb von Graz arbeiten wir mit Hochdruck am Ausbau des Alltagsradverkehrs. Gemeinsam mit Städten und Gemeinden leisten wir einen wesentlichen Beitrag für mehr Klimaschutz und schaffen attraktive Möglichkeiten für die Steirerinnen und Steirer“, sagt LH-Stv. Anton Lang

Gleichenberger Bahn bis Ende 2025 gesichert

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Verkehrsreferent Anton Lang und die Landtagsabgeordneten Franz Fartek und Cornelia Schweiner stellen gemeinsam die Zukunft der Gleichenberger Bahn bis Ende 2025 sicher. Die Bahn wird zu den gleichen Zeiten wie 2021 verkehren. „Ergänzend dazu werden wir die Situation im Jahr 2025 erneut evaluieren“, sagt LH-Stv. Lang. Das von der Region erarbeitete Konzept wurde eingebracht und wird von den Verantwortlichen in der Region in den nächsten Jahren sukzessive mitgedacht. „Wir freuen uns sehr, dass die Zukunft der Gleichenberger Bahn gesichert ist. Unser Dank gilt dem Land Steiermark für die Unterstützung zum Erhalt der Bahn, die für uns in der Region eine enorme Bedeutung hat“, erklärten Fartek und Schweiner.

Fotos: Foto Fischer, Stadt Graz/Fischer, Land Stmk / Resch, Land Steiermark

Radstreckenausbau in Graz schreitet voran


Foto: Anna Stöcher

Kurz im Gespräch mit Werner Luttenberger, GF Wein Steiermark

Eleven-Inhaber Arsim Gjergji mit dem Winzer Gerald Silly (re.) bei der Präsentation seiner Weinspezialitäten.

Steirischer Weingenuss in der neuen Eleven-Vinothek Das vor sechs Jahren von Arsim Gjergji eröffnete Lokal Eleven in der Grazer Kaiserfeldgasse ist seit einigen Wochen um eine Attraktion reicher. Die vom Grazer Tischler Feldbaumer stilvoll und in Massivholz ausgeführte Vinothek lädt zum Verweilen und zum gemütlichen Genuss exquisiter Weinspezialitäten aus Österreich ein.

Foto: Eleven / Lichtgewoben

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er in der Szene bestens etablierte Lokalinhaber Gjergji führt in seiner kleinen, aber feinen Vinothek die edlen Weine von handverlesenen Winzern in erster Linie aus der Steiermark, aber auch von Weingütern aus dem Burgenland: „Gemäß meiner Vorliebe für die Zahl elf führen wir fix elf Winzer aus der Steiermark und dem Burgenland auf unserer Weinkarte. Am 11. jeden Monats haben wir eine Veranstaltung, bei der wir mit unseren Gästen neue Weine präsentieren und kommentiert verkosten.“ Mit den Winzern des Monats gibt es einen Sommelier-Lehrgang der Extraklasse für die Gäste des Eleven. Am 11. Mai gastierte das Weingut Silly von der Südsteirischen und Sausaler Weinstraße mit Weißburgunder, Morillon, Muskateller und Co in der Eleven-Vinothek. Für musikalische

Unterhaltung sorgte Gernot Fraiss, der mit seinen Künsten auf der Gitarre und als Sänger das Publikum begeisterte. Die nächste Weinverkostung wird sich am 11. Juni 2022 ausführlich dem Weingut Stelzl aus Leutschach widmen. „Dadurch, dass unser Lokal für Feiern jeglicher Art bekannt ist, ist es noch um ein Stück attraktiver geworden“, betont Gjerji. Zusätzlich bietet er für seine Weingenussecke im Lokal eine eigene Karte mit elf Gerichten an: „Kulinarisch haben wir auf der zusätzlichen Speisekarte elf kleine Speisen für zwischendurch, angefangen von unseren beliebten Antipasti, über Beef tartare bis hin zu Garnelenspießen und vieles mehr. Ein zusätzliches Highlight ist natürlich unser schöner und gemütlicher Gastgarten im Innenhof mit neuer Überdachung.“

Was bedeutet die Jahrgangspräsentation für die steirische Weinwirtschaft? Die heuer wieder durchgeführte Weinpräsentation ist für die Vermarktung des steirischen Weins von besonderer Bedeutung. Durch den persönlichen Kontakt zwischen Weinbauern und Konsumenten bekommt eine ansonsten anonyme Flasche Wein ein „Gesicht“ und damit einen Ansprechpartner. Bei den Präsentationen kann man sich je nach Vorliebe durch die einzelnen Sorten oder Anbaugebiete durchkosten und seinen Lieblingswein entdecken. Welche Rolle spielt das Online-Marketing für die steirischen Winzer? Die Umstellung der Weinvermarktung vom klassischen Ab-Hof-Verkauf auf OnlineVerkauf war zu Beginn der Pandemie die größte Herausforderung für viele Weinbetriebe. Weingüter, die diese Verkaufsplattform bislang noch nicht bedient hatten, wurden von uns bei der Umstellung unterstützt. Der Erfolg der Vertriebsumstellung war so groß, dass nach Ende des ersten Pandemiejahres viele Weine des Jahrganges 2019 ausgetrunken waren. Wie hat sich das DAC-System etabliert und welche Akzente setzt es für das Marketing? Mit diesem System zeigt die steirische Weinwirtschaft, dass es durch Zusammenhalt und eine gemeinsame Vermarktungsstrategie möglich ist, auch als kleines Weinland mit schwierigen Produktionsbedingungen das ohnehin hohe Qualitätsniveau weiter zu verbessern, die Alleinstellungsmerkmale der Steiermark zu kommunizieren und dafür einen gerechten Erlös zu erzielen. FAZIT JUNI 2022 /// 21



Fazitgespräch Von Peter K. Wagner und Johannes Tandl mit Fotos von Erwin Scheriau

Anwalt der Menschen Volksanwalt Werner Amon über seine politische, aber

überparteiliche Funktion, Menschenrechte und die Volksanwaltschaft als Seismograph gesellschaftlicher Entwicklungen.

FAZIT JUNI 2022 /// 23


Fazitgespräch

Im März 1993 verschlug es Werner Amon nach seiner Wahl

zum Bundesobmann der Jungen ÖVP nach Wien. Ab Frühling 1994 saß er im österreichischen Nationalrat. Seitdem ist er Wochen-

pendler. »Meine Familie lebt in der Steiermark, ich bin unter der

Woche meist in Wien«, erzählt er, als wir uns am Montag nach dem ÖVP-Parteitag in Graz in der steirischen Landeshauptstadt treffen.

Amon ist einer der langjährigsten Funktionäre der Volkspartei, von den prominenten Vertretern der Bewegung wahrscheinlich der prominenteste, der auf Bundesebene über lange Zeit Verantwortung übernehmen durfte. »Ich werde dem

Parlamentsklub nächstes Jahr drei Jahrzehnte angehören«, sagt Amon, der einst – gemeinsam mit Karlheinz Kopf – bereits der längstdienende Abgeordnete im Nationalrat war.

Der Werner Amon, der heute vor uns Platz nimmt, ist seiner

Partei naturgemäß noch verbunden, sitzt uns allerdings in einer überparteilichen Funktion gegenüber. Er wurde von der ÖVP – die drei stimmstärksten Parteien haben das Vorschlagsrecht –

vor drei Jahren als Volksanwalt nominiert. Eine Aufgabe, die nicht nur de jure, sondern auch de facto überaus politisch ist, wie er uns in der kommenden Stunde erklären wird.

24 /// FAZIT JUNI 2022




Fazitgespräch

Alle Systeme laufen Gefahr, dass Handlungen gesetzt werden, die nicht im Einklang mit den Menschenrechten sind. Werner Amon, Volksanwalt

Herr Amon, Sie wurden einmal als »Politdinosaurier« bezeichnet und haben sich dann selbst als Triceratops definiert. Warum? Meine Kinder haben damals nach Analogien gesucht, weil sie das in einem Medium gelesen haben und sich gefragt haben, welcher Dinosauriertyp zu mir passen würde. Der Triceratops ist ein eher untersetzter Dinosaurier mit einem breiten Nackenschild. Er ist an sich friedlich, erscheint aber bullig. Das passt zu meinem Äußeren. [lacht] Sie haben eine politische Karriere sehr früh angestrebt. Warum eigentlich? Zum einen war es in ganz frühen Jahren als Schülervertreter und Teil der Jungen ÖVP für mich der einzig vorstellbare Weg, weil mir die politische Arbeit eine große Freude bereitet hat. Andererseits hat sich das zwischendurch aufgrund von Ausbildungen oder anderen Erfahrungen durchaus einmal geändert, ich war ja auch 14 Jahre lang im Aufsichtsrat einer Bank. Die Option, in die Wirtschaft zu gehen oder Teil eines internationalen Konzerns zu werden, war eine echte Alternative. Doch bis jetzt kam es im Wesentlichen nicht dazu. Gab es prägende Persönlichkeiten in der Politik, die dazu führten, diesen Weg einschlagen zu wollen? Viele. Aber vor allem Landeshauptmann Josef Krainer junior und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel haben mich in ihrer Art, Politik zu machen, sehr fasziniert.

Das Bild der Politik hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch gewandelt – und das nicht zum Besseren. Könnten Sie sich vorstellen, sich als junger Mensch heute mit den herrschenden Voraussetzungen noch für eine ähnliche Karriere zu entscheiden? Das sehe ich anders. Ich habe 2017 ein Grundmandat im Wahlkreis Südwest gewonnen und mir in weiterer Folge vor drei Jahren sehr gut überlegt, was ich nach meinem Ende als ÖVP-Generalsekretär tun will. Ich habe mich sehr bewusst entschieden, Volksanwalt werden zu wollen. Denn, auch wenn es eine politische Funktion ist und man vom Parlament gewählt wird, ist es eine überparteiliche Aufgabe, die auch so ausgeübt werden muss. Die Entscheidung war – das kann ich jetzt, zur Halbzeit sagen –

zweifelsohne richtig. Ich habe einen unheimlich interessanten Themenbogen, der vom Finanz-, über das Justiz- und Verteidigungsministerium bis hin zum Äußeren reicht. Darüber hinaus habe ich alle Gemeinden mit Themen wie Raumordnung, Flächenwidmung oder auch Friedhofsverwaltung sowie den internationalen Bereich in meinem Aufgabengebiet. Letzteres Gebiet war mir insofern besonders wichtig, da Österreich seit 2009 Sitzstaat des »International Ombudsmann Institute« (IOI) ist. Das ist eine globale Organisation mit über 200 Mitgliedern aus über 100 Staaten der Welt und seit 1. Jänner sind wir auch internationale Einrichtung nach dem österreichischen Amtssitzgesetz. Zudem verhandeln wir seit Herbst mit den Vereinten Nationen über einen ständigen Beobachterstatus bei der Generalversammlung. Das ist eine wichtige und tolle Aufgabe.

Sehen Sie sich eher als Ombudsmann oder Politiker in Ihrer Funktion als Volksanwalt? Man ist nicht Rechnungshof, aber auch nicht Staatsanwalt – und das ist das Schöne daran. Es ist eine politische Funktion, weil man versucht, mit den Verwaltungseinheiten Lösungen zu finden. Es geht nicht immer nur ums Rechthaben im engeren Sinn, sondern vor allem darum, verhärtete Fronten aufzuweichen. Das Aufgabengebiet ist auch breiter als das, was man in der ORF-Sendung Bürgeranwalt sieht. Die Überprüfung der Verwaltung auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene ist nur ein Teil, darüber hinaus haben wir seit 2012 etwa das wichtige Menschenrechtsmandat OPCAT – das »Optional Protocol to the Convention against Torture« (»Fakultativprotokoll zum Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe«). Da überprüfen wir mit sieben interdisziplinär besetzten Spezialistenkommissionen alle Einrichtungen der Freiheitsbeschränkung und -entziehung. Reagieren Sie auf Beschwerdefälle oder präventiv? Wir arbeiten präventiv. Es nennt sich auch »Nationaler Präventionsmechanismus zum Schutz der Menschenrechte« und die Kommissionen gehen in der Regel unangemeldet zu jeder Tagesund Nachtzeit in diese Einrichtungen und überprüfen, ob es menschenrechtsverletzende oder erniedrigende Verhaltensweisen

FAZIT JUNI 2022 /// 27


Fazitgespräch gegenüber den Bewohnern oder Insassen usw. gibt. Wir vollziehen aber auch noch das Heimopferrentengesetz. Ähnlich zu dem, was Waltraud Klasnic für kirchliche Einrichtungen macht, haben Menschen, die bei Pflegeeltern oder in Pflegeheimen misshandelt oder missbraucht worden sind, bei uns die Möglichkeit, eine kleine Rente zu beantragen. Das sind leider noch immer ein paar 100 Fälle pro Jahr.

Wo gibt es im Bereich der Menschenrechte den größten Bedarf an Kontrolle? Alle Systeme laufen Gefahr, dass Handlungen gesetzt werden, die nicht im Einklang mit den Menschenrechten sind. Wenn beispielsweise in Pflegeheimen Medikamente verabreicht werden, die zu früherem Einschlafen oder Beruhigung führen sollen, ist das menschenrechtlich nicht zu akzeptieren, wenn es dafür medizinisch keine Rechtfertigung gibt. Uns geht es in unserer Tätigkeit allerdings nicht darum, Skandale zu produzieren und Menschen etwa Angst vor Pflegeheimen zu machen. Wir wollen lediglich, dass die Qualität stimmt.

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Wie wird man auf Missstände aufmerksam? Der größte Teil aller Überprüfungen von – zunächst einmal – »vermeintlichen« Missständen erfolgt über Beschwerden. Uns haben 2021 rund 23.600 Beschwerden erreicht, im Vergleich dazu gab es im Jahr davor 19.000. Das sind durchschnittlich 95 Beschwerden pro Arbeitstag, worauf etwa ein Drittel auf meine Bereiche entfällt. Es gibt dabei immer wieder Spitzen in unterschiedlichen Bereichen – wie etwa zuletzt im Asylbereich wegen

der MA35 [Anmerkung: Wiener Magistratsabteilung für Einwanderung und Staatsbürgerschaft]. Lag diese Steigerung im Jahr 2021 an Corona? Auch, aber nicht ausschließlich. Ich sehe uns als Seismograph für die gesellschaftliche Entwicklung. Wir haben eine Reihe anderer Beschwerden erhalten, die nicht unmittelbar auf Corona zurückzuführen waren, aber sicher hatte die knapp dreißigprozentige Steigerung sicher auch etwas mit den pandemischen Umständen zu tun. Die Menschen waren mehr zuhause, weshalb etwa die Aggression und Kritik gegenüber der Verwaltung eher zunahm. Wenn aus dem angesprochenen Asylbereich eine Beschwerde eingeht – langt diese vom Asylwerber selbst ein oder eher von einer NGO oder einem Anwalt? Ganz unterschiedlich. Es können auch Freunde sein, die ein Vollmacht erhalten, ein Anwalt oder die Person selbst, die betroffen ist. Es kann sich bei uns jeder beschweren, der sich im Bundesgebiet befindet oder mit einer österreichischen Behörde im Ausland zu tun hat. Wir sind keine Serviceeinrichtung nur für österreichische Staatsbürger.

Ist die Volksanwaltschaft mit Website, der ORF-Sendung Bürgeranwalt und einer Telefonhotline niederschwellig genug aufgestellt für Beschwerden im Jahr 2022? Man denke vor allem an soziale Medien, wo man nicht präsent ist. Während des ersten Lockdowns war das die erste Frage, die wir uns gestellt haben: Wie sichern wir unseren niederschwelligen

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Allgemeine Coronavirusinformationen erhalten Sie telefonisch über die Hotline der AGES unter 0800 555 621.


Fazitgespräch Zugang ab? Die Sprechstunden, von denen wir im Jahr 150 machen, waren nicht mehr durchführbar, weil der Parteienverkehr in Bezirkshauptmannschaft nicht möglich war. Wir haben auch unser Haus weitestgehend zugesperrt. Außerdem sind viele Menschen, die zu uns kommen, nicht sehr digitalaffin, weil wir ein durchaus älteres Publikum haben, was auch an den Themen liegt. Der Flächenwidmungsplan betrifft jemanden, der ein Haus oder einen Grund besitzt, und das sind in der Regel nicht Schüler oder Studenten. Für jüngere Menschen gibt es andere gute Vertretungen wie die Schülervertretung, die ÖH oder die Bundesheerbeschwerdekommission. Da wird viel abgefangen, was nicht heißt, dass wir aus diesem Klientel nicht auch Beschwerden erhalten. Zwei Dinge haben wir gemacht, um die Niederschwelligkeit zu erhalten: Wir haben Telefonsprechtage eingeführt, die wir regional so beworben haben wie sonst Präsenzsprechtage. Auch haben wir geschaut, dass wir bei der Sendung Bürgeranwalt andere Themen bearbeitet haben. Gerade in der ersten Phase der Pandemie haben wir sehr stark Rechtsauskünfte und nicht nur Beschwerdefälle gezeigt, weil es einfach ganz viele Fragen gab. Wir haben die Niederschwelligkeit gut erhalten, glaube ich, die Zahlen der Beschwerdefälle sind Beweis dafür. Zum zweiten Frageteil: Mehr Präsenz in sozialen Netzwerken es ist ein großes Thema, um junge Leute stärker anzusprechen, aber es gibt einen großen Widerstand von unseren Chefjuristen. Warum? Die Volksanwaltschaft legt größten Wert auf höchste Qualität in der juristischen Expertise und wir haben in den letzten 45 Jah-

ren praktisch kein Verfahren vor einem Höchstgericht verloren. 50 unserer etwa 100 Mitarbeiter sind Juristen und ihnen ist das enorm wichtig. Wir haben die absoluten Experten bei allen Themen wie Raumordnung, Bauordnung, Naturschutz, Wasserrecht usw. und hören daher auf sie in der Frage der schnellen Medien. Sie sagen: Wenn jemand online schreibt, musst du in der Verhaltensweise mit dem digitalen Medium mithalten und entsprechend schnell antworten. Nur zurückzuschreiben: »Danke für die Anfrage, es dauert aber 14 Tage, bis dich eine profunde Antwort erreicht« ist zwar tatsächlich wirklich eine schnelle Antwort, weil wir durchschnittlich etwa nach 14 Tagen eine Erstinformation geben können, aber dieses Zeitfenster gilt im digitalen Raum als überaus langsam. Bürgeranwalt ist ein Quotenrenner im ORF. Warum sind Sie so oft zu sehen? Das ist ein Zufall. Wir sind auch hier gedrittelt. Aber ja, die Quoten sind hervorragend. Letzten Samstag war der Marktanteil bei 29 Prozent – für uns haben doppelt so viele Menschen eingeschalten wie für den Song Contest, der dieser Tage ebenfalls lief. Wir matchen uns mit Erfolgsformaten wie Zeit im Bild oder dem Wetter. Wer sucht die Fälle aus, die gezeigt werden? Der jeweilige Volksanwalt. Wir bereiten diese in der Regel einige Wochen vor der Sendung vor. Meist sind es Fälle, die repräsentativ für andere sind oder besonders auffällig sind.

WIR SIND TEIL DER LÖSUNG Steirische Technologien und Produkte haben letztes Jahr so viel TreibhausgasEmissionen vermieden, wie ganz Deutschland ausgestoßen hat.

steiermark.iv.at


Werner Amon wurde am 28. Mai 1969 in Graz geboren. Er ging in Graz, Knittelfeld und Judenburg zur Schule und fand bereits in der Schulzeit als Bundesschulsprecher zur Politik. Als Bundsobmann der Jungen ÖVP zog er mit 24 Jahren in den Nationalrat ein. Ab 2016 war er bis zur türkisen Revolution ÖVP-Generalsekretär. Amon ist Obmann des Steirischen Feuerwehrmuseums und lebt in der Weststeiermark sowie in Wien. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.


Fazitgespräch

Die Volksanwaltschaft legt größten Wert auf höchste Qualität in der juristischen Expertise. Werner Amon, Volksanwalt

Sie waren 2017 ÖVP-Generalsekretär unter Reinhold Mitterlehner. Sebastian Kurz und seine Mitstreiter haben Sie abgelöst. Es gibt eine geflügelte Steigerungsform in der Politik: Feind – Todfeind – Parteifreund. Stimmt das oder war Ihnen klar, dass Dankbarkeit keine Kategorie in der Politik ist? Das darf einen nicht wundern. Kein Parteiobmann würde es anders machen – es war klar, dass es einen neuen Generalsekretär geben wird.

Warum konnten Sie Volksanwalt werden, obwohl Sie bei der türkisen Revolution auf der anderen Seite standen? Hat das Netzwerk in der steirischen Volkspartei geholfen? Ich hatte immer eine starke Unterstützung der steirischen Volkspartei, war aber auch immer der Steiermark gegenüber ein verlässlicher Partner. In dem Zusammenhang war wahrscheinlich wichtig, dass ich mir über die vielen Jahre im ÖVP-Klub ein Standing und eine Anerkennung erarbeitet habe und dem Klubobmann sowie Parteiobmann gegenüber sehr früh signalisiert habe, dass ich für die Funktion als Volksanwalt kanditieren möchte. Bis zu meiner Wahl gab es oft Kampfabstimmungen über diese Position und auch immer Überraschungen bei der Besetzung. Ich war der einzige Kandidat im Klub. Es sind vor kurzem Chats veröffentlicht worden, in denen sich Thomas Schmid und Gernot Blümel nicht gerade wohlwollend Ihnen gegenüber geäußert haben. Spüren Sie Genugtuung, dass die beiden keine Rolle mehr spielen in der Partei? Das war ein internes machtpolitisches Match damals, in dem ich klar auf der Seite des Reinhold Mitterlehner stand und auch stehen musste in meiner Funktion. Viele haben gesagt, ich solle wechseln, ich antwortete, ich werde mit wehenden Fahnen untergehen, weil es undenkbar ist, als Generalsekretär gegenüber seinem Parteiobmann illoyal zu werden. Ich will diese Chats aber nicht weiter bewerten, das ist für mich erledigt. Sie waren Bundesschulsprecher, ÖAAB-Generalsekretär und vieles mehr – wo konnten Sie am meisten für die Allgemeinheit bewirken? Als Volksanwalt tun Sie es für die Beschwerdeführer. Was bewirkt wird, ist nicht immer überprüfbar, aber es gibt viele Gesetze, an denen ich initiativ beteiligt war. Als ich als

junger Mann in der Schülervertretung war, gab es nur einen Landesschulbeirat im Gesetz und ich konnte in diesem Bereich an der ersten großen Reform seit der Schaffung der Schülermitverwaltung maßgeblich mitwirken. Es ging weiter in der Jugendarbeit – etwa mit einem Bundesjugendvertretungsgesetz. Dann war ich lange Bildungssprecher mit vielen Reformen wie die Matura- und Oberstufenreform. Später habe ich als Sozialsprecher ASVG-Reformen begleitet und die »Abfertigung Neu« mitverhandelt. Und ich habe auch das erste Staatsschutzgesetz verhandelt. Es ist ein sehr breites Spektrum. Ich habe erst unlängst zu einem Bürgermeister gesagt, dass das Schöne an der Kommunalpolitik ist, dass man genau sieht, was geschaffen wurde; vom Feuerwehrhaus bis zur Volksschule. Wenn man auf Bundesebene einen Paragraphen in ein Gesetz verhandelt, weiß nie jemand, wer der Urheber war.

Warum hatten Sie eigentlich nie ein Regierungsamt inne? Ich war wohl manchmal im Gespräch, vielleicht sogar auf einer Shortlist, aber ich freue mich, dass ich heute Volksanwalt bin. Es ist eine sehr schöne und auch gleichwertige Aufgabe. Ich bin in dieser Funktion ja auch einem Regierungsmitglied protokollarisch gleichgestellt, was auch nicht anders ginge, weil wir Volksanwälte sonst Minister nicht kontrollieren könnten. Dadurch hat die Volksanwaltschaft auch eine exzellente Reputation. Ich erinnere mich noch, als ich ganz am Anfang meiner Zeit als Volksanwalt am Flughafen Wien meinen Pass präsentiert habe und der junge Herr hinter dem Schalter aufstand, mir die Hand entgegenstreckte und meinte: »Herr Volksanwalt, es ist mir eine große Ehre, sie persönlich kennenlernen zu dürfen.« Das ist mir in 25 Jahren als Abgeordneter nicht passiert, obwohl ich mich da auch redlich bemüht habe und Sprechtage abgehalten habe. Strebt der Triceratops also keine Rückkehr in die klassische Politik an? Nein, ich würde gerne in drei Jahren noch einmal für die Volksanwaltschaft kandidieren. Zwei sechsjährige Perioden sind ja möglich. Herr Volksanwalt, vielen Dank für das Gespräch!

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Unberechenbare Zeiten beinhalten auch große Chancen. RLB-Generaldirektor Martin Schaller blickt mit Hoffnung in die Zukunft: „Die Robustheit der steirischen Wirtschaft hat 2021 bewiesen, dass wir es gemeinsam schaffen können.“

Raiffeisen Steiermark

Erstmals 50 Milliarden Euro Kundengeld Die Raiffeisen Bankengruppe Steiermark blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021 zurück. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) wuchs auf 328 Millionen Euro. Und die Summe der von Raiffeisen Steiermark gemanagten Kundengelder (Kredite, Guthaben, WertpapierVeranlagungen und Rückkaufwerte von Versicherungen) durchbrach erstmals die 50-Milliarden-Euro-Schwelle.

A

ls führende Regionalbanken-Gruppe hätten die steirischen Raiffeisenbanken ihre Verantwortung wahrgenommen, die regionale Wirtschaft auch in Krisenzeiten zu begleiten und diverse Marktbewegungen auszugleichen, ist RLB-Generaldirektor Martin Schaller überzeugt: „So haben wir stabilisierend für den Wirtschafts-Standort gewirkt.“ Schaller blickt trotz unruhiger Zeiten auch weiterhin zuversichtlich in die Zukunft. Er

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geht davon aus, dass neben der Ukraineund der Corona-Krise auch die Zinspolitik sowie das Nachhaltigkeitsthema und die Inflation noch stärker in den gesellschaftlichen Fokus rücken werden. Schaller, der die Jahresergebnisse nach zwei Jahren erstmals wieder in einer RealLife-Pressekonferenz präsentierte, hob die intensive Kundenbetreuung als Folge der Pandemie hervor. Die Wirtschaft müsse sich darauf einstellen, dass Krisen

Foto: photoworkers.at

Die Zahl der Elektroautos auf den österreichischen Straßen wächst. Kein Wunder, denn die öffentliche Förderung der E-Mobilität sucht Ihresgleichen – ungeachtet ihrer ökologischen Sinnhaftigkeit. Ein guter Grund für Unternehmer, Stromer als Firmenautos für Mitarbeiter zu wählen, ist der Entfall des Sachbezugs. Bei jedem Fahrzeug mit einem CO2-Emissionswert von Null Gramm unterbleibt die Besteuerung, selbst wenn das Fahrzeug privat genutzt werden darf. Auch das unentgeltliche Laden von arbeitgeber- wie dienstnehmereigenen E-Mobilen beim Arbeitgeber führen zu keinem Sachbezug für den Strombezug. Anders jedoch, wenn der Arbeitgeber auch die Ladekosten am Wohnort des Dienstnehmers übernimmt: Errichtet der Dienstnehmer an seinem Wohnort eine private Ladestation und bekommt er die Stromkosten für das Aufladen des arbeitgebereigenen E-Autos vom Arbeitgeber ersetzt, handelt es sich grundsätzlich um beitrags- und steuerpflichtigen Arbeitslohn. Kurz: Es ist ein Sachbezug zu berücksichtigen. Weist der Dienstnehmer dem Dienstgeber allerdings die tatsächlichen Lade-(Strom-)kosten, die bei ihm zu Hause anfallen, nach, kann der Sachbezug entfallen. Ein steuerpflichtiger Arbeitslohn liegt außerdem vor, wenn der Arbeitgeber die Kosten für die Errichtung der Ladestation am Wohnort des Dienstnehmers übernimmt. Sind Stromkosten als Sachbezug zu werten, kann der Dienstnehmer diese, soweit sie auf beruflich gefahrene Strecken entfallen, bei seiner Arbeitnehmerveranlagung als Werbungskosten ansetzen. Dafür ist allerdings ein Nachweis, Stichwort Fahrtenbuch, notwendig.


Foto: Foto Fischer

wieder zum Normalzustand gehören. Es habe sich gezeigt, dass Banken ein Puffer für die Wirtschaft seien. Als Leitinstitut der Steirischen Raiffeisenbanken erzielte die RLB Steiermark mit einer Bilanzsumme von 20,2 Milliarden Euro ein EGT von 144,3 Millionen. Die Eigenmittelquote liegt mit 19,2 Prozent auf gutem Niveau und die Verschmelzung mit der HYPO Steiermark ist erfolgreich verlaufen. Die RLB betreut in 16 Bankstellen insgesamt 87.500 Firmen- und Privatkunden. Insgesamt konnte der Wert der Finanzierungen um 1,8 Milliarden gesteigert werden. Das RLB-Ergebnis vor Steuern beträgt 115 Millionen. Und das obwohl die Abschreibung anteiliger RBIWerte den Gewinn um 100 Millionen dämpft. Schaller sieht das Thema Nachhaltigkeit endgültig in der Finanzwirtschaft angekommen. Und das zeigt sich auch im Kundengeschäft. So seien bei Raiffeisen mittlerweile 80 Prozent aller neu abgeschlossenen Wertpapierfonds nachhaltig. Und auch die Finanzierung von ökologischen Projekten und Investitionen legte mit 15 Prozent deutlich zu. Vor diesem Hintergrund unterstützt die RLB Steiermark Kunden gezielt mit Spezialberatungen. Aktuell leiden viele steirische Unternehmen unter den hohen Energiepreisen sowie Währungs- und Zinsunsicherheiten. Daher bleiben für Schaller das gezielte Monitoring sowie die Beratung essenziell: „Wir begleiten unsere Kunden weiterhin intensiv und sind zur Stelle“, so der steirische Raiffeisen-Chef.

EU bleibt bei Verbrennerbverbot ab 2035

Waren die Bemühungen jener Experten und E-FuelPioniere, die eine Dekarbonisierung des Straßenverkehrs auch mit synthetischen CO2-neutralen Kraftstoffen erreichen wollten, vergeblich? Sowohl im Europaparlament wie auch im Rat der EU-Mitgliedstaaten zeichnet sich eine Zustimmung für ein Verbrenner-Verbot ab 2035 ab.

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as Leitprinzip der technologieoffenen Klimaschützer lautet: „Emissionen reduzieren und nicht Optionen verbieten!“ Ein Aspekt der Technologieoffenheit ist die Entwicklung von CO2-neutralen Kraftstoffen auf Basis von erneuerbarem Strom und CO2 aus der Atmosphäre. Der Umweltausschuss des EU-Parlaments hat nun jedoch dem von der EU-Kommission vorgeschlagenen faktischen VerbrennerVerbot ab dem Jahr 2035 für neue Pkw und leichte Nutzfahrzeuge zugestimmt. Das ist ein massiver Rückschlag für die technologieoffene Dekarbonisierung des Straßenverkehrs. Nun steht am 7. Juni zwar noch die Abstimmung im Plenum des EU-Parlaments auf der Tagesordnung, doch dort zeichnet sich ebenso die Zustimmung zum Kommissionsvorschlag ab wie im EU-Rat der Mitgliedsstaaten. Der Präsident der E-Fuel-Alliance-Öster-

reich, Jürgen Roth, sieht in diesem Vorgehen einen klaren Irrweg, der keinen wirklichen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Für Roth steht die Gesamtenergiebilanz des Verkehrssektors – von der Energieerzeugung bis zum Verbrauch – im Vordergrund. Solange ein wesentlicher Teil des Stroms – vor allem in der kalten Jahreszeit – aus fossil betriebenen Kraftwerken kommt, habe es keinen Sinn, die gesamte Pkw-Flotte auf Elektroantrieb umzustellen. Der Vorschlag der Kommission sei daher für den Klimaschutz kontraproduktiv. Die E-Fuel-Alliance will mit günstig erzeugbarem Ökostrom aus der südlichen Hemisphäre sowie CO2, das der Atmosphäre entzogen wird, synthetische Kraftstoffe produzieren, die in herkömmlichen Fahrzeugen mit Diesel- und Benzinmotoren zum Einsatz kommen sollen.

»Es ist eine Tatsache, dass in Österreich nicht genügend Strom aus erneuerbarer Energie zur Verfügung steht, um die gesamte Pkw-Flotte auf Elektroantrieb umzustellen.« Jürgen Roth, Präsident der E-Fuel-Alliance-Österreich

FAZIT JUNI 2022 /// 33


IV-Präsident Stolitzka warnt vor Gasausfall Die Regierung hat beschlossen, aktiv auf eine Bevorratung von Gas einzuwirken. Das ist aus Sicht der steirischen Industrie zwar ein erster wichtiger Schritt, der aber nicht ausreichen wird, um bei einem drohenden Ausfall eine schwere Rezession zu verhindern. IV-Präsident Stefan Stolitzka fordert von der Bundesregierung eine Strategie zur Sicherung der Gasversorgung sowie eine professionelle Energie-Koordination.

D

er Wohlstand des Landes basiert auf der Verfügbarkeit von Energie. Die steirische Wirtschaft ist geprägt von Unternehmen mit besonders hohem Energiebedarf. In der steirischen energieintensiven Industrie arbeiten aktuell 32.000 Menschen, indirekt sind es rund 70.000. Gas ist der Hauptenergieträger.

Der steirische IV-Präsident fürchtet im Falle eines Gasembargos den Fall in eine tiefe Rezession.

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78 Prozent des steirischen Gasbedarfs geht an die Wirtschaft. Aktuell wird dieser Bedarf zu 80 Prozent aus russischen Lieferungen gedeckt. Die Produkte der energieintensiven Industrie sind wichtige Vorprodukte für weitere Produktionen. Sie spielen im täglichen Leben eine unersetzliche Rolle. Beispielsweise als

Glas für Medizinprodukte oder als Verpackungsmaterial von Lebensmitteln, als Produkte der chemischen Industrie oder auch der Stahl- und Papierindustrie, im gewohnten Alltag. „Es ist von immenser Bedeutung, dass Österreich den Ernst der Lage erkennt“, führt der steirische IV-Präsident Stefan Stolitzka aus und unterstreicht damit die Forderung nach einer kurz- und mittelfristigen Sicherung der Energieimporte. Die von der Regierung beschlossene Bevorratung von Gas sei zu begrüßen, weil dann bei einem Ausfall der Gaslieferungen die Versorgung zumindest einige Monate lang aufrechterhalten werden könnte. Bei einem längerfristigen Ausfall kann das einen volkswirtschaftlichen Kollaps aber nicht verhindern. Experten sind sich einig, dass ein Gasausfall zu massiven, bisher nicht gekannten Verwerfungen führen würde. Binnen weniger Wochen müssten energieintensive Betriebe ihre Produktion einstellen. Damit stünden auf einen Schlag viele wichtige Vorprodukte für zahlreiche andere Unternehmen nicht mehr zur Verfügung. Die Verknüpfung von Lieferketten über Produkte und Nebenprodukte wäre binnen kurzer Zeit für alle spürbar. Zahlreiche Produkte des täglichen Lebens wären auf einen Schlag nicht verfüg- oder substituierbar und unzähligen Arbeitsplätzen würde die Grundlage wegbrechen. Der Gaskrise würde binnen kurzer Frist eine Strom-Krise folgen. „Alles, was ich bislang an ökonomischen Abschätzungen eines Gas-Embargos gelesen habe, halte ich für übertrieben optimistisch. Europa, Österreich und die Steiermark würden binnen kurzer Zeit in eine tiefe Rezession stürzen. Das Spiel mit dem Gedanken eines EU-seitigen Gas-Embargos ist ein Spiel mit dem Feuer. Vielmehr müssen wir auf jedmögliches Szenario vorbereitet sein“, so Stolitzka. Daher muss Österreich neben dem Befüllen der Gasspeicher die Suche nach alternativen Bezugsquellen massiv aufnehmen. Die Ausgangslage Österreichs sei schlechter als die der meisten anderen europäischen Staaten, so die Industriellenvereinigung. Wegen der geographischen Lage fehlt nämlich der Zugang zu einem LNG-Terminal, über welches Flüssiggas in das heimische Leitungsnetz eingespeist werden kann. Stolitzka fordert in diesem Zusammenhang endlich Gespräche mit Italien, Kroatien und Slowenien über mögliche gemeinsame Investitionen in die LNGInfrastruktur bzw. über die Nutzung vorhandener Terminals.

Foto: Archiv

Investor


Erfolgreiche Kooperation: Franz Habel (Vulcano) und Andrea Huber (AMS Feldbach)

Qualifizierung mit Geschmack Die bekannte Vulcano Schinkenmanufaktur schulte gemeinsam mit anderen Betrieben aus der Südoststeiermark die eigenen Beschäftigten. Ermöglicht wurde dieser Qualifizierungsverbund durch die gute und langjährige Zusammenarbeit mit dem AMS Steiermark.

Entgeltliche Einschaltungen Fotos: AMS / Günther Linshalm und SPAR / Krug

G

emeinsam ausbilden – so lautet das Motto beim Impuls-Qualifizierungsverbund: „Wir haben hier in der Region viele Betriebe und Manufakturen, die in der Kulinarik, im Lebensmittelbereich und im Tourismus tätig sind“, schildert Franz Habel von der bekannten Vulcano Schinkenmanufaktur in der Südoststeiermark. Über den Qualifizierungsverbund konnten Mitarbeitende mehrerer Betriebe zusammen geschult werden, neben Sprachkursen gab es etwa Schulungen zu Themen wie Sicherheit und Hygiene, dem Generationenmanagement oder Weiterbildungen für Führungskräfte. „Alleine hätten wir diese Schulungen nicht stemmen können, so konnten wir aber alles in der Region abdecken und mussten unsere Mitarbeitenden dafür nicht nach Graz fahren. Wir profitierten dabei doppelt: Neben der Weiterbildung unserer Arbeitskräfte diente der Verbund auch der Vernetzung und dem Erfahrungsaustausch mit ande-

ren Betrieben“, zeigt sich Habel zufrieden. Ermöglicht wurde dieser Qualifizierungsverbund durch die gute und langjährige Zusammenarbeit mit Beraterin Andrea Huber vom AMS Feldbach. Die erfolgreiche Partnerschaft mit Unternehmen aus der ganzen Steiermark steht auch im Mittelpunkt der AMS Business Tour 2022. Vom 16. Mai bis 10. Juni sind die Mitarbeitenden des Service für Unternehmen im AMS Steiermark wieder verstärkt unterwegs zu den heimischen Betrieben, um offene Stellen entgegenzunehmen und über attraktive Fördermöglichkeiten zum weiteren Personalaufbau zu informieren.

Mehr Informationen: www.ams.at/weiter

Schlüssel- und Scheckübergabe (v.l.n.r.) Petra Michelatsch und Matthias Pickl (Supernova Immobilien), SPARMarktleiter Christoph Pock, SPAR-Marketingleiter Richard Kaufmann, SPAR-Vertriebsleiter Werner Wabnigg und Maria Williams (Lebenshilfe).

Neuer SPAR-Supermarkt beim Grazer Ostbahnhof Am 12. Mai wurde in der Conrad-vonHötzendorfstraße (gegenüber dem Ostbahnhof) ein neuer SPAR-Supermarkt eröffnet und lockt mit einem erweiterten Frische-Sortiment, Sushi und warmen Speisen to go. Im Zuge der Neueröffnung übergab SPAR 2.000 Euro an die Lebenshilfe Graz.

R

egionale Produkte, tolle Preise und modernste Marktatmosphäre: Die Eröffnung des neuen SPARSupermarkts verspricht alles, was ein innovativer Lebensmittelmarkt seiner Kundschaft bieten muss. „Für unsere Kundinnen und Kunden ist es natürlich toll, wenn man nicht nur ein großzügiges Sortiment zur Auswahl hat, sondern während des Einkaufs von einladender, schöner Gestaltung umgeben ist“, freut sich Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark über das moderne Gebäude mit LED-Beleuchtung, Wärmeversorgung mit Luftwärmepumpe und CO2-Kühlung. Beim Neubau wurde nicht nur Wert auf modernes und freundliches Design gelegt, sondern auch die bequeme Anreise mitgedacht, inklusive 39 Parkplätze, zwei davon barrierefrei. Der neue Nahversorger in der

Conrad-von-Hötzendorfstraße bleibt bewährten Grundsätzen treu – frische Lebensmittel aus der Region, engagierte Mitarbeitende und absolute Wohlfühlatmosphäre –, erweitert jedoch sein Verkaufskonzept: Den Kunden wird nun auch warme Küche geboten – und das sogar to go. Wer sich mehr über ein kaltes Genusserlebnis freut, für den gibt es zusätzlich frisches Sushi. Mit 18 Mitarbeitenden sorgt Marktleiter Christoph Pock mit seinem Stellvertreter Lukas Fink für ein rundum gelungenes Einkaufserlebnis. „Wir freuen uns, unsere Kundinnen und Kunden hier begrüßen zu dürfen. Uns ist es wichtig, dass die Menschen, die bei uns einkaufen, merken, dass Mitarbeitende sich um sie bemühen“, betont Pock, der wie seine Kolleginnen und Kollegen bei SPAR einen sicheren und vielfältigen Arbeitsplatz gefunden hat. FAZIT JUNI 2022 /// 35


Andreas Hofer (Leiter TANN Graz) mit den geschmackvollen Dry Aged Steaks − ideal auch zum Grillen.

Vize-Bgm. Maximilian Jäger (l.) und Referatsleiter Gernot Kreindl freuen sich über ein weiteres nachhaltiges Projekt der Stadt Leoben.

Pünktlich zum Saisonstart kehren die Grillklassiker in die SPAR-Lebensmittelregale zurück: In den beiden Dry-Aged-Steak-Reiferäumen in der TANN Graz entstehen die besten Steaks für alle SPARStandorte Österreichs. Von Hand selektierte, spezielle Fleischstücke reifen bis zu 21 Tage, um ihr unverwechselbares Aroma entfalten zu können.

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ls Vorzeige-Steak für die nächste Grillparty eignen sich die Dry-Aged-Klassiker: Ribeye- und Rumpsteak sowie Karreesteak, natur oder mariniert. Auch Prime-, Rib-, Club-, T-Bone- und Tomahawksteaks mit Knochen, Karree- und Schopfsteak mariniert sowie Ribeye- und Rumpsteak vom Qualitätsrind, Murbodner Rind oder Alpenochs sorgen für ein unvergessliches Geschmackserlebnis. Special Cuts wie Flanksteak, Flat Iron und Teres Major Steak gewinnen immer mehr an Beliebtheit. „Qualität, Regionalität und Vielfalt haben bei SPAR oberste Priorität, wenn es um Grillprodukte geht“, betont Andreas Hofer, Betriebsleiter TANN Graz.

SPAR-Klassiker für den Griller Daneben bietet SPAR alle Wurst- und Burger-Spezialitäten für Grill-Fans ebenso wie Burger-Patties vom Qualitätsrind, Murbodner Rind oder Alpenochs, marinierte Bauchschnitten und Spare Ribs. Das umfassende Sortiment an Grillwürsten erfreut bei TANN alle Geschmäcker: Die Auswahl reicht von der klassischen Bratwurst, dem zarten Käsekrainer, bis zur unverwechselbaren Chiliund Käsebraunen. Ausschließlich streng kontrolliertes Frischfleisch mit AMA-Gütesiegel und nationaler Herkunftsgarantie findet seinen Weg in die SPAR-Lebensmittelregale. „Mein wichtigstes Anliegen ist weiterhin die gute Partnerschaft zur steirischen Landwirtschaft sowie unseren Kundinnen und Kunden die beste Qualität und den höchsten Fleischgenuss auf den Teller zu zaubern“, so Andreas Hofer. 36 /// FAZIT JUNI 2022

Die Stadt Leoben startete mit Anfang Mai gemeinsam mit der Münzer Bioindustrie GmbH aus Sinabelkirchen einen Pilotversuch zur Sammlung von Kleinstmengen an Altspeisefetten und -ölen. Das Ziel ist es, herauszufinden, ob sich durch zusätzliche Abgabestellen die Sammelquote erhöhen lässt.

M

it dem Pilotversuch sollen vor allem jene Haushalte angesprochen werden, die keine Möglichkeit haben, größere Mengen an Altöl zu Hause aufzubewahren und ins Altstoffsammelzentrum zu bringen. Die Stadt Leoben ist bestrebt, teure Sanierungen des Kanalsystems durch Ablagerungen von Altspeisefetten und -ölen zu vermeiden, da Kleinstmengen an Öl häufig über die Kanalisation entsorgt werden. Kostenlose Leergebinde An den unten angeführten Standorten erhalten die Bewohner kostenlos ein verschraubbares Leergebinde aus Kunststoff mit einem Fassungsvermögen von einem Liter sowie einen Folder mit Hinweisen für den Gebrauch der Flasche und Informationen zu den Standorten. Für den Pilotversuch wurden 1.000 Stück mehrfach befüllbare Flaschen aufgelegt, die Ausgabe erfolgte nach dem Prinzip „first come, first serve“, solange der Vorrat reicht. Volle Flaschen können bei den Partnerbetrieben zu den jeweiligen Öffnungszeiten gegen saubere, leere Flaschen getauscht werden. Das gewonnene Altöl wird von der Münzer Bioindustrie GmbH abgeholt und in speziellen Anlagen in Biodiesel umgewandelt. „Die Stadt Leoben nimmt mit ihren zahlreichen Initiativen in punkto Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle unter den steirischen Gemeinden ein und trägt damit wesentlich zur Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung bei“, erklärt Bgm. Kurt Wallner. Folgende Betriebe haben sich bereiterklärt, am Pilotversuch teilzunehmen, der vorerst für ein Jahr läuft: Jugend am Werk, Schießstattstraße 10a, Judendorf; Arkadenhof Schwarzer Adler, Hauptplatz 11; Gösser Bräu, Turmgasse 3, Göß und ADEG Kurzmann, Steigtalstraße 26, Göß.

Anzeigen Fotos: SPAR/Werner Krug und leopress

Die Grill-Saison beginnt mit TANN-Qualitätsfleisch

Leoben startet Pilotprojekt zur Altölsammlung


(v.l.n.r.) Mario Kuss (Innostable), Matthias Kaltenbrunner (Improvem), Vize-Bgm. Maximilian Jäger, Vizerektorin Martha Mühlburger, Bernhard Reinwald (Flameey), Thomas Rockenbauer und Thomas Grießer (Luxinergy)

Start-up-Werkstatt mit hochkarätigen Experten Von 10. bis 12. Juni 2022 wird die Start-upWerkstatt des Gründerzentrums an der Montanuniversität Leoben zum sechsten Mal ihre Tore öffnen. Innovative Köpfe erhalten ein Wochenende kostenfrei lang wertvolle Inputs sowie Feedback, um ihre Geschäftsidee zu schärfen.

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Anzeige Foto: Freisinger

as Gründerzentrum ist die Plattform für Startups in der Frühphase. Projektbezogene Finanzierung, intensive inhaltliche Unterstützung, die Bereitstellung von moderner Infrastruktur und ein über die Jahre gewachsenes erfahrenes Partnernetzwerk stellen die Eckpfeiler der Startförderung dar. Durch dieses Service können sich Start-ups voll und ganz auf ihren Unternehmensaufbau konzentrieren und ihre Ideen zu markttauglichen Produkten und/oder Dienstleistungen reifen lassen.

Eine Idee als Eintrittskarte Die Start-up-Werkstatt ist bodenständig und einfach organisiert: Eine zu Papier gebrachte Idee ist die Eintrittskarte. Bei dem Wochenende werden die Komponenten eines Businesskonzeptes als Grundlage für das eigene Startup schrittweise erarbeitet. Es werden Märkte analysiert, U n t e r n e h m e n s s t ra t e g i e n und Finanzierungen diskutiert sowie Umsetzungskonzepte für innovative Produkte und Dienstleistungen entwickelt. Dies geschieht bei Impulsvorträgen und individuellen Coaching-Gesprächen. „An unserer Universität, aber

auch außerhalb, treffen wir immer wieder auf Menschen, die voller Ideen sind – für innovative Produkte und Dienstleistungen. Woran es aber oft fehlt, ist das Know-how, die Erfahrung, die Unterstützung und die Ermutigung, um sie auch Realität werden zu lassen“, so die Vizerektorin der Montanuniversität Martha Mühlburger.

Coaching mit Unternehmern „Die Stadt Leoben ist seit der Gründung des Zentrums für angewandte Technologie ein 50 %-iger Gesellschafter dieser erfolgreichen Institution. Grund dafür ist das Interesse der Stadt Leoben daran, junge und innovative Köpfe – insbesondere Absolventen der Montanuniversität in der Region zu halten, Unternehmensgründungen zu forcieren und Arbeitsplätze zu schaffen. So konnten in den letzten Jahren über 70 Gründerprojekte umgesetzt werden“, berichtet Vize-Bgm. Maximilian Jäger. Die einzelnen Ideen werden gemeinsam mit Fachexpertise und erfahrenen Unternehmen weiterentwickelt. Es werden sowohl Fragen rund um das Gründen theoretisch beleuchtet, als auch Einblicke in

den realen Businessalltag gegeben. Die Teilnehmenden haben die einzigartige Möglichkeit, wertvolle Kontakte für die Zukunft zu knüpfen. Im Finale des Werkstatt-Wochenendes werden die besten Businesspläne prämiert – und alle Teams sind der Realisierung ihrer Idee einen Schritt näher. Teilnahme an der Start-up-Werkstatt Innovative Köpfe und engagierte Andersdenkende, die

sich für Entrepreneurship interessieren, sowie potenzielle Gründerinnen und Gründer können sich online unter www.startupwerkstatt.com bewerben, allein oder gerne auch im Team. Alle Interessierte können mitmachen – egal ob jung oder alt, ob mit Erfahrung oder gänzlich neu im Gebiet. Die Anzahl der Teilnehmenden ist begrenzt – daher wird empfohlen, sich rasch auf der Website zu registrieren.

100 Jahre BKS Bank

„Hundert Jahre Tradition bedeuten für uns offen für Neues zu bleiben.“ Mag. Dr. Herta Stockbauer Vorstandsvorsitzende

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Außenansicht Von Peter Sichrovsky

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ie Demokratie wird mit unterschiedlichen Ansichten gefüttert und so überlebt sie. Es ist ihre Nahrung, so wie die Gleichschaltung von Meinungen eine notwendige Nahrungsbasis für Diktaturen sind. Die beiden leben mit unterschiedlichen Diäten und würden mit ihren Verdauungssystemen die Ernährung des anderen nicht vertragen. Es existieren keine Diktaturen – und haben nie existiert – mit Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, freien Wahlen und frei gewählten Politikern und Parlamenten. Das »Andere« in einem Staat mit autoritärer Struktur ist das »Gefährliche«, während es in einer Demokratie »falsch« sein könnte oder ein Irrtum, oder eben nur anders. Ein demokratisches System, das beginnt, ihren Ernährungsplan umzuwerfen und im Sinne der Diktatur das »Andere« plötzlich nicht als anders, sondern als gefährlich zu denunzieren, wird sich zu Beginn den Magen verderben und später an der falschen Ernährung zugrunde gehen. Ebenso wird eine Diktatur nicht überleben, die versucht, ihren Diktator

Gleichgültigkeit statt Streitkultur

38 /// FAZIT JUNI 2022

oder die Einheitspartei über freie Wahlen bestätigen zu lassen. Jeder muss bei seinem Speiseplan bleiben, die beiden Verdauungssysteme lassen keine Überschneidungen zu. Nun erleben wir allerdings in den westlichen Demokratien eine gefährliche Annäherung an Strukturen der Kommunikation, wie sie in Diktaturen üblich sind. Widersprüchliche Meinungen und Ansichten wurden von »richtig oder falsch« zu »gefährlich oder ungefährlich«, oder »dumm und intelligent« verschoben. Das kann nicht gut gehen. Wenn der politische Gegner zum »Idioten« erklärt wird, der die Welt nicht verstehen würde, dann verliert auch der Aufruf zum Dialog, der angeblich abhandengekommen sei, seinen Sinn. Welchen Sinn sollte es haben, mit einem Idioten zu diskutieren? Wozu sollte man mit jemandem reden, dessen Ansichten meine Welt zerstören könnte? Von der EU gehen zahlreiche Projekte aus, die zum Dialog aufrufen, das sei eine notwendige Grundlage einer demokratischen Gesellschaft. Kirchen und andere Organisationen laden zu Diskussionen ein und gehen davon aus, wenn Menschen mit unterschiedlichen Ansichten miteinander reden, könnte das Vorurteile abbauen. Vielleicht, vielleicht auch nicht, ich bin mir da nicht so sicher. Mich persönlich haben noch nie Vertreter einer politischen Partei deren Programm ich ablehne, überzeugt, dass irgendeine ihrer Ideen einen tatsächlichen Wert hätte. Irgendetwas sträubt sich in mir, vielleicht ist es unsachlich, vielleicht sind es meine Vorurteile gegenüber ihrer Überzeugung. Ich habe dennoch einen Weg gefunden, mit anderen Meinungen umzugehen. Sie sind mir einfach egal. Es steht immer wieder dieser Mensch vor mir und erklärt, warum der Politiker oder die Politikerin so viel besser sei, als jene, die ich unterstütze, warum seine Religion eher den Menschen glücklich machen könnte als meine, warum im kriegerischen Konflikt der eine recht habe und der andere nicht, und warum ein Schnitzel so viel besser schmecke als Lasagne. Meine neue Strategie ist ein-

fach zuzuhören und zu antworten: »Sehr interessant«. Ich widerspreche nicht. Aus zwei Gründen. Erstens hört man mir nicht zu und zweitens habe ich noch nie jemanden mit meiner Meinung überzeugt, seine oder ihre aufzugeben. Die Gleichgültigkeit wäre ein kultureller Fortschritt. Streit könnte verhindern werden, Aufregungen und persönliche Angriffe. Vielleicht ist die viel gelobte Toleranz, die sich ja definiert, man setze sich dafür ein, dass andere Meinungen geäußert werden könnten, auch wenn sie der eigenen widersprechen, nichts anderes als eine intelligent formulierte Gleichgültigkeit. Wir sollten zu unserer Interesselosigkeit stehen, die Indifferenz kultivieren und die Teilnahmslosigkeit zum demokratischen Verhalten erhöhen. Ein Nebeneinander von konkurrierenden Ideen – ohne, dass sie sofort zum Widerspruch provozieren – wäre erholsam für die Demokratie und nach einem Schritt zurück könnten man langsam versuchen, wieder auf einander zuzugehen, immer noch zurückhaltend, vorsichtig, mit der notwendigen Leidenschaftslosigkeit. Vielleicht könnte so der derzeit oft lächerliche, plakative und aufgeregte Schaukampf widersprüchlicher Ansichten, Vorstellungen und Meinungen unterbrochen werden. n

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Essay von Frank Sauer

Nukleare Abschreckung Theorie, Grenzen und Kritik

ie nuklearen Arsenale Russlands und der USA schrumpften nach dem Ende des Ost-West-Konflikts drastisch. Trotzdem bleiben bis heute mehr als genug atomare Sprengköpfe, um eine zivilisationsgefährdende Katastrophe zu verursachen. Aktuelle Klimamodelle unterstützen die aus den 1980er-Jahren stammende Befürchtung eines »nuklearen Winters«: Ein umfassender nuklearer Schlagabtausch würde nicht nur Millionen von Menschenleben fordern – er würde so viel Staub in die Atmosphäre wirbeln, dass durch Dunkelheit und Kälte Pflanzenwachstum auf Jahre hin unmöglich würde. Die allermeisten Menschen und größeren Lebewesen würden dies nicht überleben. Die Bedrohung durch einen Einsatz nuklearer Waffen bleibt unverändert. Aber im Bewusstsein der breiteren Öffentlichkeit spielten Nuklearwaffen in den letzten Jahrzehnten trotzdem kaum eine Rolle. Mit der Zerstörung der europäischen Sicherheitsarchitektur durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind sie nun zurück in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Abschreckung, so hört man nun wieder, solle den Einsatz von Nuklearwaffen verhindern. Aber funktioniert »nukleare Abschreckung« zuverlässig – und wenn ja, wie? Auf den ersten Blick ist die Antwort ganz einfach. Denn das Konzept der Abschreckung begegnet uns überall. Im Tierreich finden sich zahllose Beispiele dafür, wie Beutetiere durch Androhung von Gefahr mittels Farben oder Formen Angriffe von Fressfeinden abzuschrecken versuchen. Auch wir Menschen setzen in unserem Zusammenleben auf Abschreckung: So droht in modernen demokratischen Gesellschaften der Rechtsstaat mit Strafe, um Gesetzesbrüche zu verhindern. Es geht bei Abschreckung also um die Androhung von Strafe, um das Verhalten des Gegenübers zu beeinflussen. Abschreckung ist demzufolge nicht Verteidigung. Vielmehr soll Abschreckung den Gegner vom Angriff abhalten, so dass eine Verteidigung gar nicht erst notwendig wird. Dreh- und Angelpunkt für funktionierende Abschreckung ist die Fähigkeit zu und die glaubwürdige Androhung von Bestrafung (oder Vergeltung). Dieser Mechanismus kommt bei der nuklearen Abschreckung in besonderem Maße zum Tragen – denn es brauchen nur einige wenige Nuklearwaffen ihr Ziel zu erreichen, um dem Gegner immensen Schaden zuzufügen. Eine wirksame Verteidigung gegen Nuklearwaffen ist kaum möglich.

Die Gefahr durch Nuklearwaffen in Europa ist wieder brandaktuell: Im Krieg gegen die Ukraine setzt Russland auf nukleare Drohungen. Aber funktioniert »nukleare Abschreckung«? Und wenn ja, wie?

Foto: Universität der Bundeswehr München

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Grundlagen nuklearer Abschreckung Ohne die entsprechenden Kapazitäten kann keine Drohung mit nuklearer Vergeltung (Zweitschlag) aufrechterhalten werden. Sie soll den potenziellen Aggressor vor dem Überfall mit Nuklearwaffen (Erstschlag) abschrecken. Dies erfordert die Fähigkeit:

1) zur stabilen, kosteneffizienten Aufrechterhaltung des Zweitschlag-Arsenals samt Maßnahmen gegen Fehlalarme und unbefugten Zugriff; 2) einen gegnerischen Erstschlag frühzeitig erkennen zu können; 3) die Entscheidung zum Zweitschlag zu fällen und an die ausführenden Stellen zu kommunizieren; 4) zum Erreichen des gegnerischen Territoriums mit Trägersystemen, wie Flugzeugen oder Raketen; 5) zur Überwindung gegnerischer Abwehrmechanismen; 6) zur Zerstörung von Zielen trotz Verteidigungs- und Schutzmaßnahmen. Die Kriterien 4 bis 6 erledigten sich spätestens ab den 1960er-Jahren mit der Einführung von mit Wasserstoffbomben bestückten Mittelstrecken- und Interkontinentalraketen. Raketenabwehr ist so aufwendig und teuer, dass der Angreifer stets im Vorteil ist, denn einige Raketen werden immer ihr Ziel erreichen. Wasserstoffbomben entfalten zudem die tausendfache Sprengkraft der Bomben, die 1945 Hiroshima und Nagasaki zerstörten.

Dr. Frank Sauer hat Politikwissenschaft, Soziologie, Philosophie und Rechtswissenschaft studiert. Er forscht und lehrt an der Universität der Bundeswehr München u.a. zu den Themen Nuklearwaffen, Terrorismus, Cybersicherheit sowie zur Nutzung von Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI) im Militär. Er ist Teil des Podcastteams von »Sicherheitshalber«. sicherheitspod.de FAZIT JUNI 2022 /// 39


Nukleare Abschreckung

Neben dem Vorhalten von Waffen und Trägersystemen muss für funktionierende Abschreckung der Wille zum Zweitschlag glaubhaft signalisiert werden.

Kriterien 1 und 2 werden in der Regel durch mobile Raketenträgersysteme oder U-Boote erfüllt, die die eigenen Vergeltungskapazitäten gegen einen Entwaffnungsschlag und die vollständige Ausschaltung schützen. Nuklearwaffenstaaten gehen dabei unterschiedlich vor: Während die USA und Russland besonderen Aufwand mittels einer sogenannten Triade betreiben, indem sie ihr Nuklearwaffenarsenal auf landgestützte Interkontinentalraketen, luftgestützte Trägersysteme wie Bomber mit Marschflugkörpern sowie U-Boote mit Interkontinentalraketen verteilen, belassen es andere Länder, wie Frankreich, bei Marschflugkörpern und U-Booten oder, im Falle Großbritanniens, nur bei U-Booten. Neben dem Vorhalten von Waffen und Trägersystemen muss für funktionierende Abschreckung der Wille zum Zweitschlag glaubhaft signalisiert werden. Die Theorie der nuklearen Abschreckung versucht die Probleme rund um das Senden und Empfangen solcher »glaubwürdigen Signale« mittels spieltheoretischer Modelle auszuloten. Staaten werden dabei als rationale Akteure verstanden, die zwischen Kosten und Nutzen abwägen. Die Abschreckungstheorie kennt dabei zwei idealtypische Möglichkeiten, um die Glaubwürdigkeit der Vergeltungsdrohung zu gewährleisten: Die Eskalation von Risiken und die Eskalation von Gewalt. Ziel in beiden Fällen ist Eskalationsdominanz, also dem Gegner glaubhaft zu signalisieren, dass man bereit ist, stets den einen entscheidenden Schritt weiterzugehen und er daraufhin einlenkt. Das Modell der Risikoeskalation Nach dem Risikoeskalationsmodell werden Krisen – nicht zwingend, aber durchaus auch in Form begrenzter, konventioneller (also nicht mit nuklearen Waffen geführter) Kriege – zu Wettkämpfen darum, wer durch die Eskalation der Krise das Risiko für den Beginn eines nuklearen Schlagabtauschs am höchsten treibt, ohne diesen Ausbruch tatsächlich auszulösen. Der spieltheoretische Gedanke hinter dem Risikoeskalationsmodell ist der des »Chicken Game«, der Mutprobe zweier Autofahrer, die mit hohem Tempo aufeinander zurasen. Das Chicken Game veranschaulicht die Interessenlage in einer Konfliktsituation zwischen zwei Akteuren, in der zwar niemand einen Rückzieher machen will, gleichzeitig aber auch beide den tödlichen Zusammenprall nicht herbeiführen wollen. Es leuchtet unmittelbar ein, dass derjenige der beiden gewinnt, der für den anderen deutlich sichtbar sein Lenkrad aus dem fahrenden Auto wirft. Denn selbst wenn er wollte, könnte er den Kurs nun nicht mehr ändern. Er erhöht damit das Risiko eines Zusammenpralls und zwingt gleichzeitig seinen Gegner zum Einlenken. Er hat die Risikoeskalationsdominanz. Übertragen auf die nukleare Abschreckung zwischen Staaten führt die Anwendung dieses Prinzips dazu, dass bei einer Konfrontation widersinnig und gefährlich anmutende Praktiken erfolgversprechend erscheinen können. Um den Gegner zum Einlenken zu bringen, muss er nach dieser Logik etwa glauben gemacht werden, dass sich auf Seiten seines Gegenübers im Krisen- oder Kriegsfall das Risiko eines Fehlalarms oder eines versehentlich ausgelösten Erstschlags gefährlich erhöhen oder dass sich das Staatsoberhaupt tatsächlich in selbstmörderischer Manier für einen nuklearen Erstschlag entscheiden könnte. Sobald aber mittels zuverlässiger Vergeltungsfähigkeit die gegenseitige Zerstörung gesichert (also der Zustand MAD, Mutual Assured Destruction, erreicht) ist, gilt: Wer als erstes schießt, ist als zweites tot. Damit wird nicht nur die Frage irrelevant, wer den nuklearen Erst- und wer den Zweitschlag ausführt. Nach einigen Wiederholungen verliert der »Mad Man« mit dem Finger auf dem roten Knopf an Glaubwürdigkeit – insbesondere in Situationen, in denen keine existenziellen Interessen auf dem Spiel stehen. Mit anderen Worten: Die fortwährende Drohung mit der nuklearen Apokalypse verfängt irgendwann nicht mehr. Unter anderem deswegen wurde das Modell der Gewalteskalation entwickelt. Das Modell der Gewalteskalation

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In diesem Alternativmodell wird den nahezu unverwundbaren Arsenalen auf beiden Seiten Rechnung getragen, indem die Möglichkeit der gegenseitigen Vernichtung als gegeben, aber nicht länger als Teil der Drohung betrachtet wird. Soll die Kosten-Nutzen-Kalkulation des Gegners unter dieser Maßgabe noch manipuliert werden, so muss man mit etwas anderem drohen. Das zweite Modell setzt dazu auf das Führen begrenzter


Essay von Frank Sauer

Kriege und die Eskalation von Gewalt. Dazu wird ein Spektrum kontrolliert eskalierbarer Gewaltoptionen angenommen. Dem Gegner sollen Schritt für Schritt immer weiter steigende Schäden und Verluste aufgebürdet werden, die ihm das Erreichen seiner ursprünglichen Kriegsziele als zu kostenintensiv erscheinen lassen. Im Mittelpunkt steht die Demonstration von Entschlossenheit angesichts der Zerstörungen, die man selbst zu tragen hat. Seine Abschreckungswirkung erzielt dieses Modell also nicht im Risiko der totalen Vernichtung, sondern in den Kosten, die es dem Gegner in Aussicht stellt. Auch das auf den ersten Blick schlüssigere Modell der Gewalteskalation hat seine Tücken. Erstens verlässt man sich darauf, dass der Gegner mit dem Rücken zur Wand letztlich doch nicht zu Nuklearwaffen greift. Zweitens beruht das Modell auf der Annahme eines geteilten Verständnisses der Eskalationsleiter – ganz so, als ob in der Praxis beide Seiten stets genau wüssten, auf welcher Stufe der jeweils andere gerade steht. Drittens muss dem Gegner Gewalt angetan werden. Die resultierenden Zerstörungen lassen sich jedoch – anders als Risiken – nicht wieder »deeskalieren«. Die Summe der Gewalt auf beiden Seiten bleibt also bestehen, auch wenn einer der beiden schließlich nachgibt. Die Gewalteskalation transportiert so zwar eine abschreckende Drohung, gleichzeitig unterminiert sie womöglich die Bereitschaft zum Frieden. Kritik an der Theorie der nuklearen Abschreckung An der Theorie der nuklearen Abschreckung lässt sich aber noch grundlegendere Kritik formulieren. Eine Fundamentalkritik an der Abschreckungstheorie bezieht sich auf die vereinfachende Annahme der rational im Sinne einer Kosten-Nutzen-Kalkulation handelnden Akteure. Historische Fallstudien legen nahe, dass diese theoretische Annahme sich mit dem Verhalten realer EntscheidungsträgerInnen nicht deckt. So gut wie nie wählten diese in Krisen absichtlich und in kalkulierter Weise Handlungsoptionen, mit denen übermäßiger Druck auf ihr Gegenüber ausgeübt worden wäre. Vorsicht, Besonnenheit und Angst sind weit häufiger anzutreffen als die Bereitschaft zur gezielten Risiko- oder Gewalteskalation. Die intensiv erforschte Kuba-Krise gilt dafür in der Fachliteratur als ein besonders nachdrücklicher historischer Beleg. Auch eine Reihe anderer vereinfachender Annahmen lassen sich hinterfragen. So schlüpfen etwa durch die groben Maschen des Chicken Game nicht nur die Nuancen des politischen Geschäfts. Ganz entscheidende Aspekte, wie etwa der Einfluss dritter Akteure, Belohnungen aufgrund bewältigter Krisen oder auch die Möglichkeit eines Kompromisses bleiben außen vor. Darüber hinaus kann in der Praxis nicht unterstellt werden, dass Signale wie im Modell tatsächlich empfangen und korrekt interpretiert werden. Die Gefahr von Fehlwahrnehmungen und Fehlkalkulationen zwischen Nuklearmächten wiegt in der Abschreckungspraxis enorm schwer. Die Psyche von Entscheidungsträgern, ihre Wertvorstellungen und kulturellen Hintergründe ebenso wie die innere Verfasstheit von Staaten und Entscheidungsprozesse in Regierungsapparaten kommen in der Theorie der nuklearen Abschreckung gar nicht vor. Ihren schärfsten Kritikern gilt die Abschreckungstheorie daher als ebenso theoretisch elegant wie praktisch irrelevant. Abgerundet wird die Kritik durch einen letzten, fundamentalen Zweifel. Da seit Hiroshima und Nagasaki kein Nuklearwaffeneinsatz mehr stattgefunden hat, lässt sich streng genommen kein Kausalzusammenhang zur Abschreckung herstellen. Der seit 1945 anhaltende Nichtgebrauch von Nuklearwaffen ist eben genau das, ein Nicht-Ereignis. Und Ursachen sind dort, wo keine klar beobachtbaren Effekte sichtbar werden, eben bestenfalls näherungsweise, im strengen Sinne gar nicht, festzumachen. Blieb der Nuklearkrieg bisher also wirklich wegen oder vielleicht eher trotz der nuklearen Abschreckung aus?

Ihren schärfsten Kritikern gilt die Abschreckungstheorie als ebenso theoretisch elegant wie praktisch irrelevant.

Nukleare Abschreckung: Eine Einordnung Trotz der fundamentalen Kritik an der Theorie der Abschreckung und den Zweifeln an ihrer genauen Wirkung in der Praxis wäre es übertrieben, nuklearer Abschreckung gänzlich die Bedeutung abzusprechen. Denn es ist, wenngleich nicht erwiesen, so doch zumindest plausibel, dass sie das Verhalten und Entscheidungen von Staaten beeinflusst. Die Vermutung, dass nukleare Abschreckung zwar praktisch relevant, aber theoretisch nicht zufriedenstellend erfasst ist, treibt die Forschung weiter an. Statt nukleare Abschreckung als einen modellhaften, reproduzierbaren Mechanismus zwischen automa-

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Nukleare Abschreckung

tenhaft-rational funktionierenden Staaten zu verstehen und zu beschreiben, bekommen die Staatskunst und das Handeln und Empfinden von politischen und militärischen EntscheidungsträgerInnen mehr Gewicht. Die Zweifel an der Berechenbarkeit der US-Nuklearpolitik während der Präsidentschaft Donald Trumps sind dafür genauso beispielhaft wie die aktuellen Versuche, die persönliche Risiko- und Eskalationsbereitschaft des russischen Präsidenten Wladimir Putin einzuschätzen. Die von Rationalitätsannahmen verdrängte Bedeutung von Emotionen systematisch zu berücksichtigen ist nur ein Beispiel für solche neueren wissenschaftlichen Ansätze – denn Furcht ist ganz offensichtlich der Dreh- und Angelpunkt der Abschreckung. Damit kehrt die Forschung auch zu den Wurzeln der akademischen Beschäftigung mit nuklearer Abschreckung direkt nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, als über nukleare Abschreckung noch weniger rationalistisch und szientistisch nachgedacht wurde. Nukleare Abschreckung und der Krieg in der Ukraine

Aus militärischer Sicht existieren weder in der Ukraine noch irgendwo sonst auf der Welt legitime Ziele für Nuklearwaffen.

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Ordnet man den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine in das oben entwickelte theoretische Gerüst ein, so lassen sich einige Aspekte besser systematisieren. Zugleich begegnen uns die bereits bekannten Blindstellen und Fallstricke der Abschreckung wieder. Russlands wiederholte nukleare Drohungen sind leicht als Risikoeskalation zu erkennen. Das Warnen vor dem Überschreiten der nuklearen Schwelle soll den Westen zum Einlenken bei Wirtschaftssanktionen sowie der Unterstützung der Ukraine zwingen. Russlands Bedrohungspotenzial ist dabei beträchtlich. Schon seit Jahren sind etwa Iskander-Raketen in der russischen Enklave Kaliningrad stationiert. Sie können mit nuklearen Gefechtsköpfen bestückt werden, reichen bis nach Berlin, und ihre Flugzeit beträgt nur wenige Minuten. Ob Wladimir Putin die rote Linie zu einem Nuklearwaffeneinsatz aber wirklich überschreiten würde – gegen welche Ziele, in der Ukraine oder gar in Europa, unter welchen Umständen – bleibt Spekulation. Er müsste mit exorbitanten Kosten für sich und sein Land rechnen. Und das oben beschriebene Problem des Glaubwürdigkeitsverlusts nach der x-ten Drohung stellt sich auch für ihn. Um die Risikoeskalation nicht zu befördern, verzichten die westlichen Staaten bisher auf jegliche gleichrangige Reaktion. Die USA verschieben eigene Raketentests und verurteilen das russische Säbelrasseln als unverantwortlich, und in Europa bleiben Fingerzeige auf die nukleare Teilhabe oder eigene nukleare Fähigkeiten bislang aus. Die Gefahren durch Fehlwahrnehmung oder ein unabsichtliches Auslösen eines Nuklearschlags stehen allen EntscheidungsträgerInnen zweifelsohne klar vor Augen. Zeitgleich eskalieren sowohl Russland als auch die dank westlicher Hilfe mit Waffen, Gerät und Munition gestärkte Ukraine Gewalt. Die Kriegsparteien ringen mit konventionellen Mitteln um die Eskalationsdominanz. Die Verlautbarungen aus Moskau lassen hier erwarten, dass Verhandlungen um eine Waffenruhe wohl erst dann Aussicht auf Erfolg haben werden, wenn das angreifende Russland sich von weiterer Eskalation keine Gewinne mehr verspricht. Die komplexe Gleichzeitigkeit von Risiko- und Gewalteskalation zeigt bereits, dass die idealtypischen Modelle in der Analyse nur bedingt weiterhelfen. In der Realität sind sie selten klar zu trennen und treten fast immer miteinander verquickt auf. Des Weiteren unterstreicht der russische Krieg gegen die Ukraine nachdrücklich, dass Nuklearwaffen politische – keine militärischen – Waffen sind. Denn aus militärischer Sicht existieren weder in der Ukraine noch irgendwo sonst auf der Welt legitime Ziele für Nuklearwaffen. Ihre explosive Wirkung ist immer zu massiv, die Folgen ihres Gebrauchs immer zu dramatisch, eine Vereinbarkeit mit dem Kriegsvölkerrecht immer unmöglich. Selbst aus der Sicht eines Wladimir Putins wäre der Einsatz einer Nuklearwaffe das Überschreiten einer international wohlverstandenen Grenze, ein gezielter Tabubruch. Deswegen werden gegenwärtig auch Szenarien diskutiert, in denen Russland eine Nuklearwaffe über der Ostsee oder dem Schwarzen Meer – also gleichsam »nur« zu Demonstrationszwecken – zünden könnte. Zu guter Letzt bleiben die oben diskutierten Schwierigkeiten des Gewalteskalationsmodells. Können die Ukraine und der Westen verlässlich genug einschätzen, auf welcher Eskalationsstufe Russland – mithin Putin persönlich – sich im Ukrainekrieg selbst sieht? Historische Beispiele legen nahe, dass unterlegene Gegner Nuklearmächte durchaus mit konventionellen Mitteln zurückschlagen können, ohne damit unweigerlich eine nukleare Reaktion auszulösen. So haben die USA letztlich weder im Korea- noch im Vietnamkrieg


Essay von Frank Sauer

zu Nuklearwaffen gegriffen, ebenso wenig die Sowjetunion im Afghanistankrieg. Auch ein hart sanktioniertes und in der Ukraine militärisch scheiterndes Russland greift also nicht zwangsläufig zu Nuklearwaffen. Aber weil Abschreckung eben keine nach Naturgesetzen funktionierende politische Physik ist, sondern von Menschen gemacht werden muss und folglich immer auch scheitern kann, bleibt das Restrisiko, das Nuklearwaffen per se problematisch macht. Abschreckung und Rüstungskontrolle Schon die frühsten Schriften zur nuklearen Abschreckung erkannten sie als paradoxes Unterfangen: Indem man mit ihr alles darauf ausrichtet, die Welt jederzeit in die Luft sprengen zu können, soll man eben jenes niemals tun müssen. Es scheint dringend geboten, politisch so zu handeln, dass man nie gänzlich und ausschließlich auf nukleare Abschreckung angewiesen ist. Rüstungskontrolle ist daher seit Jahrzehnten, insbesondere nach dem Schock der Kuba-Krise, gleichsam die Kehrseite der Abschreckung. Sie soll Vertrauen aufbauen und Schritt für Schritt das im »Gleichgewicht des Schreckens« angelegte Vernichtungsrisiko reduzieren. Die Erosion einiger bedeutender Rüstungskontrollverträge in den letzten zehn Jahren ist deswegen Anlass zu großer Sorge – für Europa ist dabei insbesondere das Ende des INF-Vertrags bedauerlich. Dieser hatte in Europa über 30 Jahre lang die Gefahr durch nukleare Mittelstreckenraketen entschärft. Strategien aus dem Kalten Krieg taugen nur bedingt zum Umgang mit dem wieder erstarkenden nuklearen Risiko. Denn die Sicherheitslandschaft in Europa und auf der Welt ist komplizierter geworden. Die Zahl der Nuklearwaffenstaaten hat zugenommen. Konventionelle Hightech-Waffen, die Möglichkeit zu militärischen Operationen im Cyberraum und eine manipulationsanfällige globale Informationslandschaft verkomplizieren die Beziehungen zwischen Nuklearwaffenstaaten zusätzlich. Einen Meilenstein konnte die nukleare Rüstungskontrolle zuletzt verbuchen: Am 22. Januar 2021 trat der Atomwaffenverbotsvertrag (Treaty on the Prohibition of Nuclear Weapons, TPNW) in Kraft, der Nuklearwaffen, genau wie Bio- und Chemiewaffen, verbieten und ihre Zahl weltweit auf Null reduzieren will. Doch kein Nuklearwaffenstaat hat unterzeichnet oder wird dies in absehbarer Zukunft tun. Das erstrebenswerte Ziel einer atomwaffenfreien Welt rückt aktuell eher in die Ferne. Wir werden mit nuklearer Abschreckung gezwungenermaßen noch eine Weile leben müssen. n

Strategien aus dem Kalten Krieg taugen nur bedingt zum Umgang mit dem wieder erstarkenden nuklearen Risiko. Denn die Sicherheitslandschaft in Europa und auf der Welt ist komplizierter geworden.

Vorliegender Text ist am 6. Mai dieses Jahres auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung unter der Creative Commons Lizenz »CC BY-NC-ND 4.0« erschienen. bpb.de FAZIT JUNI 2022 /// 43


Carl Maria Maximilian Binder wurde am 7. August 1946 in Graz geboren, er ist ledig. Schon sein Großvater hatte drei Lokale in Wien, sein Vater Carl Johann zog wegen Carls Mutter Maria nach Graz und öffnete vor 95 Jahren das Lokal am Dietrichsteinplatz. Carl jun. besuchte die Wieland-Hauptschule und absolvierte die Konditormeisterprüfung, um Mitte der Neunzehnsiebzigerjahre das Lokal zu übernehmen. Spätestens seit dem Film »Im Jakotop« genießt er Legendenstatus.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Carl Binder Fotografiert von Heimo Binder

Auf Zeitreise ins Espresso E

in Kaffeehaus von 1927 muss man erst einmal finden – und einen Besitzer, der es geschafft hat, Mitte der Neunzehnsiebzigerjahre die Zeit anzuhalten. So geschehen am Dietrichsteinplatz 13a in Graz. Carl Maria Maximilian Binder (75) hat das Lokal von seinem aus Wien stammenden Vater Carl Johann übernommen, nachdem die Mutter Maria es als Witwe nur mit Dispens eine Zeit lang fortführen durfte (auch das waren die Siebziger!). Und er hat es im Stil der Zeit aus- und umgebaut, daher ist es ein »Espresso« – und das ist es bis heute geblieben. Carl Binder: »Nur mit den besten Materialien: Teakholz, Messing, Brüsseler Spitzengardinen, Stühle von Thonet, Musikbox von Rock-Ola, nicht von Wurlitzer, damals eine der ersten in Graz.« Und Stones statt Beatles. Analog als Singles aus Vinyl natürlich. Da ist er konsequent – kein Handy, kein Computer und ein Opel Rekord von 1956, noch vom Vater geerbt. Und dieser Vater war in den Fünziger- und Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts als »singender Konditor« bekannt, ist im Stefaniensaal aufgetreten und durfte in seinem Lokal Gäste wie Hans Moser begrüßen. Und er hat ein strenges Regiment geführt. Sohn Carl musste die Ware mit dem Rad ausführen, Gedichte aufsagen und auch »entsprechen«, als er schon älter war: »Sonst habe ich die Schlüssel für den Alfa Romeo Giulia Super nicht gekriegt.« Carl Binder hat eine raue Schale, aber einen weichen Kern, zu dem man sich allerdings erst vorarbeiten muss. Wohlgemeinter Tipp: Sagen Sie nicht »Wirt«, auch nicht »Herr Wirt« zu ihm. Diese Bezeichnung hört er nicht gern, schließlich ist er Konditormeister: »Seinerzeit sogar der jüngste! Gelernt beim Strehly in Graz und beim Musil in Klagenfurt.« Mehrfach prämiert gilt er auch als der Erfinder der Grazer Schloßbergtorte. Torten macht

er als Einmannbetrieb heute allerdings keine mehr, aber noch Brioche, herrliche Nußbeugerl oder diverses Plundergebäck. Eigentlich ist er der letzte richtige Alt-Wiener-Cafetier, genauer Espressier – falls es dieses Wort überhaupt gibt. In Binders Espresso ändert sich der Rhythmus der Stundentrommel, umgeben von Versatzstücken und Fotos aus vergangenen Zeiten eröffnet sich hier eine Parallelwelt, in der eine Zeitreise möglich ist. Ob es früher besser war? Carl Binder: »Die Autobusse in der Grazbachgasse haben früher längere Stehzeiten gehabt. Da sind viele auf einen Kaffee hereingekommen.« Die langen Schließungsphasen während der Covidkrisenzeit hingegen haben der Gastronomie merklich zugesetzt. Binders Auftritt im Film »Im Jakotop«, einer Dokumentation über den Bezirk Jakomini von Markus Mörth im Rahmen des Kulturjahres Graz 2020, dürfte das entrückte, wie aus der Zeit gefallene Kaffeehaus aber vor allem einem jüngeren Publikum nähergebracht haben. Es gilt mittlerweile als »kultig«. Zweiter Tipp: Schauen Sie sich den Film an, dann wissen Sie zum einen was Sie erwartet, falls Sie noch nie im Espresso Binder waren, zum anderen machen Sie dem Chef eine Freude. Aber fragen Sie niemals, ob er etwas verkauft, schon gar nicht den Opel, über den man auf dem Weg in die Toilette quasi stolpert oder gar das Kaffeehaus. Er könnte es für Neid halten und da hat er eine eindeutige Meinung: »Geiz ist gegen Neid eine Nobeltugend.« Antreffen werden Sie ihn leicht, jeden Tag von 7 bis 20 Uhr, außer samstags. Auch Sonntage und Feiertage hat er geöffnet. »Ich bin jeden Tag 13 Stunden im Geschäft«, bringt es Carl Binder auf den Punkt, »und ich gehe nicht in Pension, sondern ich bleibe bis sie mich raustragen.« Der Mann gehört unter Denkmalschutz. n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Innovativ spenden Über Schenken mit Genuss Ein Gespräch von Carola Payer mit Thomas Schenk, dem Obmann des gemeinnützigen Vereins »Wine-Aid«

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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ine-Aid wurde 2009 von Thomas Schenk gegründet. Seitdem setzt er sich mit engagierten Ehrenamtlichen dafür ein, die Unternehmensvision umzusetzen. Thomas Schenk sagt dazu: »Es war eine spontane Idee im Rahmen meines Studiums als ich noch in einem Großkonzern tätig war. Soziales Engagement war mir schon immer wichtig. Außerdem bin ich ein Genussmensch und habe mich viel mit Wein beschäftigt. Mit den Kompetenzen und Erfahrungen aus meiner jahrelangen Tätigkeit in Marketing und Vertrieb sowie meinem Wissen aus dem Studium habe ich die Prinzipien von Wirtschaft, sozialer Hilfe und Genuss in einen Businessplan gepackt. Ich beweise indirekt, dass (Nächsten-)Liebe durch den Magen geht. Während einer Motorradtour mit einem Freund habe ich ihn gefragt, ob er mir 3000 kg Weintrauben schenken kann, habe ihm die Idee vorgestellt und ihn davon begeistert. Ein halbes Jahr später gründeten wir schlussendlich den Verein. Zuerst habe ich dabei parallel in meinem damaligen Beruf gearbeitet. Dann habe ich mich ganz dem Verein gewidmet. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich das, was ich gerne mache, auch tun sollte.«

Wine-Aid – Das Konzept Chancengleichheit ist das übergeordnete Ziel von Wine-Aid. Benachteiligte Kinder und Jugendliche sollten sich gesund, gebildet und familiär aufgehoben fühlen. Daher werden Therapien und begleitende Maßnahmen für junge Menschen ausgewählter Hilfsorganisationen unterstützt. Die Spenden sollen eine bessere Zukunft ermöglichen. Thomas Schenk erklärt: »Um die Spenden zu lukrieren, vermarkten wir österreichischen Wein aktiv für einen guten Zweck. Hierfür haben wir eine Spendenangebotspalette kreiert, die Unternehmen die Möglichkeit bietet, – durch beispielsweise den Kauf von Weinen als Kundenpräsent, Weingeschenke mit Grußkarten, Weinbegleitung für ein Sommerfest, Bereitstellung des Tischweins bei einer Veranstaltung, oder in Rahmen von Charity Veranstaltungen –, nachhaltig ihre CSR-Strategie umzusetzen und gleichzeitig Zielgruppen unserer Gesellschaft, die Hilfe brauchen, damit zu unterstützen. Es können auch Patenschaften für Schützlinge übernommen werden. Menschen können aber auch direkt unterstützt werden, wie zum Beispiel Sportler mit Handicap. Auch Zeitspenden sind im Angebot. Der Arbeitgeber gewährt den Mitarbeitenden etwa einen Tag für einen sozialen Zweck, wie zum Beispiel für das Einpacken von Weihnachtspaketen mit Kindern im Kinderdorf oder die soziale Weinlese.«

»Um die Spenden zu lukrieren, vermarkten wir österreichischen Wein aktiv für einen guten Zweck.« THOMAS SCHENK

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Managementserie [50]

Nachhaltigkeit als wesentliches Vereinsprinzip Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch das Wine-Aid-Konzept. Wein ist eine Kulturpflanze, die seit fast 2000 Jahren in Österreich gepflanzt wird. Nachhaltigkeit von der Rebe bis zur Verpackung und durch langfristige Kooperationen mit Wirtschaft, Helferorganisationen, Projektpartnern und Botschaftern aus Kunst, Sport (beispielsweise Gerhard Zadrobilek) und Kultur, so lautet das Motto. Der Unternehmensgründer Schenk ergänzt: »Das war mein Studium. Das hat mich voll geprägt. Der Produktlebenszyklus soll bei Wine-Aid eingehalten werden und nachhaltig das Unternehmen prägen. Wine-Aid soll genussvoll sein. Ein feines Tröpfchen aus Österreich ist und hat sehr viel Wert. Unsere Kooperationswinzer sind namhafte und etablierte Weinproduzenten.« Die Entscheidungen über das Portfolio an Angeboten wird im Vorstand getroffen. Der Wiener Gemischte Satz als Cuvee Wein

steht zum Beispiel exklusiv nur Wine-Aid zur Verfügung. Aus der Steiermark kommt ein Blauer Zweigelt und ein Sauvignon Blanc. Es gibt drei große Organisationen, die von Wine-Aid besonders unterstützt werden. Die Österreichische Krebshilfe, österreichische Kinderdörfer und die Österreichische Sporthilfe. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es Ein wesentlicher Punkt für das Team von Wine-Aid ist es, dass Geld nicht in bürokratische Maßnahmen versinkt, sondern in einem hohen Prozentsatz direkt bei den Zielgruppen landet. Schenk nennt dafür ein Beispiel: »Eine Firma feiert ein 50-jähriges Sommerfest mit Mitarbeitenden. Dafür stellt Wine-Aid ein Spendenangebot mit Weinbegleitung zum Essen. Der Wein wird geliefert und ausgeschenkt. Gespendet werden rund 80 Prozent pro Flasche. In zwölf Jahren haben wir eine halbe Million Spenden eingebracht. Wir wollen bis 2029 die erste Million an Spendengeld erreichen. Dafür müssen wir uns noch mehr anstrengen. Der Trend geht coronabedingt jetzt vorerst in Richtung kleinerer Veranstaltungen, bis hin zu Onlineverkostungen. Individuelle Unterstützung wird auch immer attraktiver. Janina Falk war bei den Paraolympics in Tokyo die jüngste Sportlerin im Olympischen Starterfeld. Wir konnten sie in ihrem Training unterstützen. Die gemeinsame Vision ist im Verein eine starke Triebfeder. Helfen mit Genuss – eine wunderschöne Zeitinvestition!« Wine-Aid unterstützt aktiv die 17 SDG-Ziele (Sustainable Development Goals) der Uno. Das sind unter anderen: keine Armut, Gesundheit und Wohlergehen, gute Arbeit und Wirtschaftswachstum, weniger Ungleichheit, nachhaltige Städte und Gemeinden, nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion, Klimaschutz und Anpassung, Leben am Land, Frieden, Recht und starke Institutionen sowie Partnerschaft zur Erreichung von Zielen. Helfen mit Genuss – wohl einen Versuch wert! n

Thomas Schenk, Obmann des Vereins »WineAid«

WineAid Wir helfen Kindern!

1010 Wien Himmelpfortgasse 11/20 wineaid.at

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Jugend voller Innovationsgeist, Datendrang und Optimismus, mit LK-Präs. Franz Titschenbacher (l.), Vizepräsidentin Maria Pein (r.) und Studienautor Leopold Kirner (3.v.r.).

Woche der Landwirtschaft im Zeichen der Jugend „Future Farm Rockers – wir spielen Zukunftsmusik“, so lautete heuer das Motto der steiermarkweiten Woche der Landwirtschaft von 9. bis 15. Mai. Sie stand ganz im Zeichen der künftigen Generation auf den heimischen Bauernhöfen.

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Anzeige Fotos: LK/Danner

s ist eine viel versprechende junge Generation, die auf den Höfen nachfolgt. „Sie unterscheidet sich klar von der älteren, will mit großer Bereitschaft die Höfe weiterführen und hat feste Pläne für die Zukunft“, unterstreicht LK-Präsident Franz Titschenbacher. Sie ist gekennzeichnet durch hervorragende Ausbildung, Innovationsgeist und Tatendrang sowie hohes Selbstbewusstsein. „Damit verfügt die junge Landwirtschaft über bestes Rüstzeug, die künftigen Herausforderungen wie eine sichere Versorgung mit heimischen Lebensmitteln auch in Krisenzeiten, trotz Klimawandel, mit Tierwohl und mifhilfe der Digitalisierung zu meistern“, betont Titschenbacher.

Studie zu Werten der bäuerlichen Jugend Einen tiefen Einblick in die Lebens- und Wertewelt der Jugend auf den Höfen gibt die Jugendstudie von Leopold Kirner (Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien), der erklärt: „In vielen Punkten ticken die Jugendlichen in der Stadt und vom Land heute ähnlich. Die ländliche Jugend beschäftigt sich aber auch intensiv mit den Tieren und der Natur.“ Besonders auffallend ist, dass

die ländliche Jugend sehr feste Pläne für die Zukunft hat und überaus optimistisch ist, diese auch umsetzen zu können. Ganz wichtig: Neben dem Beruf muss es ausreichend Platz für Freizeit und Familie geben. „Als Trendsetterinnen stechen vor allem junge Frauen hervor. Sie setzen auf gesunde Lebensführung, gesunde Ernährung, sind sozial orientiert und besonders natur- und umweltbewusst sowie innovativ“, erläutert der Studienautor.

Ernsthaftes Engagement für Tier und Umwelt „Die Top-Anliegen der jungen Generation sind hohe Tierwohlstandards und hohe Lebensmittelqualität. „Damit werden sie den Wünschen der Gesellschaft voll gerecht. Jedoch müssen sie beim Bau von tierfreundlichen Ställen auch entsprechend unterstützt werden, damit sie ihre Pläne auch verwirklichen können“, fordert Vizepräsidentin Maria Pein. Trotz Zukunftsoptimismus hat die junge Generation auch Sorgen. Laut Kirner-Studie beunruhigen die jungen Menschen auf den Bauernhöfen vor allem die Umweltverschmutzung und der Klimawandel. Die Jugendlichen erklären, worauf es ihnen ankommt, Florian Hörmann (22)

aus Oberaich, Milchvieh, Hofübernehmer.: „Ich blicke positiv in die Zukunft, weil regionale Lebensmittel heutzutage mehr wertgeschätzt werden. Tierwohl ist mir ein besonderes Anliegen.“ Apfelkönigin Ulrike Kreimer (26) aus Neudorf bei St. Ruprecht/Raab, Hofübernehmerin: „Ich wünsche mir von der Bevölkerung, dass sie sich für unsere Tätigkeiten interessiert und unsere Leistungen auch anerkennt. Mir ist ständige Weiterbildung sehr wichtig, um den Betrieb in herausfordernden Zeiten gut führen zu können.“ Weinbäuerin Simone Wechtitsch (20) aus Großklein: „Herausfordernd

Apfelkönigin Ulrike Kreimer: „Arbeit muss sinnvoll sein und muss Spaß machen – Weiterbildung ist besonders wichtig.“ sind die Kostensteigerungen im landwirtschaftlichen Betrieb. Mir sind der Austausch mit Gleichgesinnten meines Alters, der Zusammenhalt und das Miteinander sehr wichtig. Daher bin ich sehr optimistisch, dass wir alles schaffen werden. Ich will Weinbaumeisterin werden. Das Wissen und Schaffen meiner Eltern ist meine Grundlage, dennoch ist mir die Offenheit für neue Ideen sehr wichtig.“ FAZIT JUNI 2022 /// 49


Kurz & News

Fünfter Steirischer Vorlesetag

SPÖ Steiermark wird noch kampagnenfähiger

Die Landesorganisation der SPÖ hat in Weiz eine dreitägige Klausur abgehalten. Dabei wurden die Schwerpunkte der inhaltlichen Arbeit für die nächsten Monate und Jahre festgelegt, interne Organisationsabläufe weiter konkretisiert und verbessert und im Zuge des Rahmenprogramms auch das Teamgefühl gestärkt. Der Landesparteivorsitzende LH-Stv. Anton Lang eröffnete die Klausur und ging auf die aktuelle Teuerungswelle ein. Dabei machte er klar, dass es darauf dringend sozialdemokratische Antworten braucht, um ein leistbares Leben für alle Steirer zu sichern. „Wir gehen gestärkt aus dieser Klausur und sind bereit für alle Aufgaben und Herausforderungen, die uns erwarten“, fasst Landes-GF Günter Pirker zusammen.

Umweltprojekt: „Mürztal trennt schlau“

Bessere Mülltrennung dank künstlicher Intelligenz und digitaler Helfer: Ein Wertstoffscanner wertet in Zukunft die Qualität der Mülltrennung im Mürztal aus. Interessierte Bürger und Bürgerinnen erhalten direktes Feedback per SMS oder E-Mail zu ihrem persönlichen Mülltrennergebnis. Ziel des Projektes „Mürztal trennt schlau“ ist es, die Mülltrennung und das Recycling zu stärken sowie einen positiven Beitrag für die Region zu leisten. Hans Roth, Saubermacher Gründer: „Das Wertstoffscanner-Projekt ist in dieser Dimension europaweit einzigartig und ein wichtiger Schritt, die Abfallwirtschaft ökologischer und zukunftsorientierter zu machen. Ich danke allen Gemeinden und ihren Bürgern sehr herzlich, dass sie mitmachen.“

Parkside Interactive eröffnet Standort in Portugal

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Digitalisierung für mehr Kundenservice Die Grazer Merkur Versicherung hat mit Kyndryl den weltweit größten Anbieter von IT-Infrastrukturleistungen an ihrer Seite, um Digitalisierung im Sinne ihrer Kunden zu nutzen und auszubauen. Dabei liegt der Fokus auf der Optimierung der digitalen Infrastruktur und Prozesse. „Am Ende des Tages muss Innovation für den Kunden spürbar sein. Dazu braucht es Partner, die mit dir die Zukunft gestalten und auch über den Tellerrand hinausblicken. Mit Kyndryl arbeiten wir an der steten Optimierung in den Bereichen Daten- und Ausfallsicherheit. Hier haben wir nicht nur Expertise und Innovationsmut, sondern vor allem einen verlässlichen Partner gefunden“, so Christian Kladiva, Vorstandsdirektor der Merkur Versicherung.

Mit der Eröffnung des Büros in Porto stärkt Parkside Interactive seine Position als zuverlässiger und weltweit tätiger Partner für digitale Produkte. So betreuen die Software-Experten, neben heimischen Konzernen, auch internationale Tech-Giganten und innovative „Silicon Valley“-Unternehmen. Am neuen Standort werden künftig Digitalexperten, aufgrund der Zeitverschiebung, sowohl für den US- als auch für den DACH-Markt tätig sein. „Unser Ziel ist es, unsere Kundinnen und Kunden bestmöglich bei ihren Digitalisierungsprozessen zu unterstützen. Dabei wird uns der neue Standort – gerade in Hinblick auf die unterschiedlichen Zeitzonen – bei internationalen Projekten sehr helfen“, erklärt Parkside-CEO Christoph Platzer.

Fotos: Land Steiermark / Binder, Marija Kanizaj, www.timertl.com, Carina Mayerhofer, Saubermacher / P. Friesenbichler

Am 11. Juni wird in der ganzen Steiermark wieder vorgelesen. Bildungslandesrätin Juliane Bogner-Strauß lädt Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum 5. Steirischen Vorlesetag ein. Vorgelesen wird an zahlreichen und teils ungewöhnlichen Plätzen – z. B. am Flughafen, in Schwimmbädern, Museen, Tierparks, Bergstollen. Der Vorlesetag ist eine Initiative des Landes mit dem Lesezentrum Steiermark, die das Lesen ins Zentrum des gesellschaftlichen Interesses rückt. Dabei betont Bogner-Strauß: „Schon mit geringem Aufwand − 15 Minuten Vorlesen am Tag genügen − fördern Sie Wortschatz, Fantasie und Urteilsfähigkeit Ihres Kindes nachhaltig. Wer eine freie Gesellschaft will, muss über den Wert von Büchern, von Geschichten und ihren Erzählern sprechen.“


Foto: Arnold Pöschl

AK-Vollversammlung:

Pflegekrise

Faire Bedingungen für das Gesundheits- und Pflegepersonal sind längst nicht mehr nur ein Anliegen der Beschäftigten in diesen Bereichen. Die Problematik ist so dringlich, dass die Versorgung der Bevölkerung gefährdet ist. Die Arbeiterkammer erhöht den Druck für Reformen und nimmt gezielt die Landesregierung in die Pflicht.

Foto: AK / Graf-Putz

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ie Pflegemisere mit Personalmangel, geschlossenen Stationen, fehlenden Ausbildungsplätzen, schlechten Arbeitsbedingungen und weiteren Baustellen im System nimmt an Dramatik zu. AK-Präsident Josef Pesserl betonte am 5. Mai in seinem Bericht an die Vollversammlung der AK, dass es für die Bevölkerung zunehmend schwierig werde, rasch zu qualitätsvollen Gesundheits- und Pflegeleistungen zu kommen: „Pflegende Angehörige brauchen eine gute Unterstützung, zu Pflegende ein qualitätsvolles Angebot, Erkrankte eine optimale Versorgung. Das alles geht nur mit fairen Bedingungen für das Pflegepersonal.“ Die AK hat ein 8-Punkte-Sofortprogramm beschlossen, das in der Verantwortung des Landes Steiermark umgesetzt werden kann. „An den Kosten darf es nicht scheitern“, richtet Pesserl den Verantwortlichen aus, „denn Pflege schafft nachhaltig Arbeitsplätze und sichert der Bevölkerung ein würdevolles Altern. Jede Investition in die pflegerische Versorgung rentiert sich gesamtgesellschaftlich mehrfach.“ Zentral seien bessere Arbeitsbedingungen durch mehr Personal und attraktive Arbeitszeitmodelle. Wie der Landesrechnungshof jüngst bestätigt hat, müssen weitere Plätze geschaffen werden, damit genügend Fachkräfte ausgebildet werden können. Unabhängig von Ausbildungsform und Alter

AK-Präsident Josef Pesserl: „Qualitätvolle Pflege braucht faire Bedingungen für das Gesundheits- und Pflegepersonal.“ fordert die AK ein angemessenes Ausbildungsgeld. Der zweite Schwerpunkt in den Beratungen der Vollversammlung, waren die Auswirkungen der Teuerung. Berechnungen der AK zufolge wird ein durchschnittlicher Haushalt heuer wegen der weiter steigenden Preise um rund 1.400 Euro mehr ausgeben als im Vorjahr, allein für Lebensmittel werden es rund 200 Euro sein. Die auf viele Behörden aufgeteilten Hilfsmaßnahmen sollen an einer Stelle zusammenlaufen, damit Betroffene rasch Hilfe erhalten.

Kurz im Gespräch mit Manfred Geiger,

Direktor der BKS Steiermark Die BKS-Bank-Filiale in Feldbach wurde grundlegend umgestaltet, was bedeutet das für den Kundenservice? Neben der bekannt angenehmen Wohnzimmeratmosphäre steht unser neuer Service Desk im Mittelpunkt des Filialkonzepts. Unsere Kunden erhalten dort erste Informationen und Unterstützung bei ihren täglichen Bankgeschäften. Für größere Geschäfte steht eine eigene Diskretkasse zur Verfügung.

Wie wichtig ist regionale Präsenz für die Geschäftsstrategie der BKS Bank? Sehr wichtig, denn unsere Kernkompetenz liegt seit nunmehr 100 Jahren in der persönlichen Begleitung unserer Kunden in allen finanziellen Lebenslagen. Auch wenn die Frequenz in den Filialen aufgrund der Digitalisierung weniger geworden ist, finden persönliche Beratungen bei Finanzierungen, Veranlagungen und in allen Bereichen des Firmenkundengeschäfts nach wie vor vorwiegend in unseren Filialen statt. Welche Rolle spielen die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz für die BKS Bank? Nachhaltigkeit und Qualität bilden seit vielen Jahren das Fundament unserer Unternehmensstrategie. Unser Green-BankingAngebot ist umfangreich und wir setzen uns intensiv mit den Vorgaben der EU, welche im Rahmen des Green Deals an Banken und Unternehmen gestellt werden, auseinander. Dieses Know-how geben wir gerne an unsere Kunden weiter. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir seit kurzem zu den Gründungsmitgliedern der zukunftsorientierten Klimaschutzministeriumsinitiative Green Finance Alliance zählen. FAZIT JUNI 2022 /// 51


Wirtschaft

Profi-Tipps zum Start in die Gartensaison mit (v.l.n.r.) LR Johann Seitinger, Blumenkönigin Julia II., LKVizepräsidentin Maria Pein und Ferdinand Lienhart, Obmann der steirischen Gärtner.

Zum Start in die Gartensaison gab es am 22. April für alle Hobbygärtner Profi-Tipps und -Tricks aus erster Hand von Floristen und Gärtnern, damit Blumen und Gemüse prächtig gedeihen.

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ntworten auf die Frage, was die Pflanzen brauchen, gaben heimische Gartenbaubetriebe und Baumschulen. Und genau deshalb verwandelten sie den Grazer Landhaushof in ein leuchtendes Garten-Wissensparadies. An über 100 Pflanzenarten, von der kleinen zarten Schlüsselblume, der kräftig lila blühenden Fächerblume, über den erhabenen zwei Meter großen Bonsai-Ahorn, bis hin zum exotisch duftenden Lebkuchenbaum demonstrierten die Gartenexperten, was die Pflanzen benötigen, um ihre volle Pracht zu entfalten. „Oft sind es nur ein paar Kleinigkeiten, die einen grünen Daumen ausmachen. Die Fachleute der heimischen Gartenbaubetriebe und Baumschulen geben ihr geballtes Fachwissen gerne an die Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner weiter, damit die Lust auf das Garteln nicht zum Frust und der Garten zu einer Wohlfühloase wird“, betonte LK-Vizepräsidentin Maria Pein. Infos auf www.garten-stmk.at

»Maecenas« für Steiermärkische und Diagonale Die Steiermärkische Sparkasse wurde gemeinsam mit der Diagonale − Festival des österreichischen Films in der Kategorie Bestes Kunstsponsoring „Großunternehmen“ mit dem Maecenas-Preis ausgezeichnet. Alexander Eberan nahm ihn gemeinsam mit Diagonale-Vertretern Brigitte Bidovec und Peter Schernhuber entgegen. „Die Auszeichnung unterstreicht unsere große Bedeutung im Bereich Kunstund Kultursponsoring. Durch die langjährige Partnerschaft mit der Diagonale erweitert die Steiermärkische Sparkasse ihr Kulturportfolio um ein gesellschaftskritisches und zeitgerechtes Gut und leistet damit einen aktiven Beitrag zur Vielfalt in der steirischen Kultur“, erläuterte Eberan, Leiter Private Banking Wien Steiermärkische Sparkasse. 52 /// FAZIT JUNI 2022

Vulkanland-Duroc-Schweinefleisch:

Neu bei SPAR

Ausgezeichneter Geschmack, höchste Qualität und mehr Tierwohl: dafür steht das neue TANN Vulkanland-Duroc-Schweinefleisch. Ab sofort sind die Vulkanland-Duroc-Produkte in Selbstbedienung steiermarkweit und im südlichen Burgenland bei allen SPAR-Märkten erhältlich.

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as Schweinefleisch der Extraklasse entsteht durch Kreuzung der bewährten heimischen Rassen „Edelschwein“ und „Landrasse“ mit speziell ausgewählten Tieren der Duroc-Rasse. Dadurch kommen die Vorzüge aller eingekreuzten Rassen in Form exzellenter Fleischqualität zu Geltung. Das Fleisch ist sehr feinfaserig und aufgrund seiner hervorragenden Marmorierung äußerst aromatisch. „Unser neues Vulkanland-Duroc-Schweinefleisch bietet neben bestem Geschmack und regionaler steirischer Herkunft auch ein Mehr an Tierwohl. Es steht also für höchsten Genuss mit gutem Gewissen“, sagt TANN-Graz-Leiter Andreas Hofer. Mehr Tierwohl und gentechnikfreie Fütterung Die Vulkanland-Duroc-Schweine werden artgemäß in Gruppen gehalten und haben 100 % mehr Platz als vorgeschrieben.

Es gibt überall weiche, eingestreute Liegeflächen und auch jeweils einen Außenbereich. So wird der natürlichen Verhaltensweise, dem Wühlen, bestmöglich Rechnung getragen. Das Menü der Vulkanland-Duroc-Schweine besteht aus Mais und Getreide, das vorwiegend von den eigenen Feldern der Bauern kommt. Die besondere Fütterung mit mehr Getreide und weniger Mais manifestiert sich in kernigem Fett und einer ausgezeichneten Fleischqualität. „Weil uns Vulkanland-Landwirten auch die Artenvielfalt unserer Fauna am Herzen liegt, haben wir uns dazu entschlossen, an Rand- und Eckflächen unserer Äcker Blumenwiesen anzulegen, die den Bienen Lebensraum bieten“, sagt Vulkanland-Duroc-Landwirt Richard Loidl. Die Landwirte leisten somit einen Beitrag zu nachhaltiger Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur steht.

Anzeigen Fotos: LK Stmk / Danner, Ivo Velchev, picturesborn

Gartenparadies im Landhaushof

Regionales Fleisch mit Geschmack: (v.l.n.r.) Christoph Holzer (GF SPAR Steiermark), Richard Loidl (Duroc-VulkanlandLandwirt), Andreas Hofer (Leiter TANN Graz) und DI Martin Gressl (Leiter Qualitätsmanagement AMA).


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In geselliger Runde lässt sich steirischer Wein am besten verkosten und genießen.

Vorhang auf für den steirischen Wein 2021 Mit der Präsentation des steirischen Weinjahrgangs 2021 wurde am 5. Mai die „Steirische Weinsaison“ offiziell eröffnet. Die Veranstaltung der Wein Steiermark in der Messe Graz bot rund 700 Besuchern die exklusive Möglichkeit, den aktuellen Jahrgang zu verkosten.

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Anzeige Fotos: Wein Steiermark / Johanna Lamprecht

ie 90 Winzer aus den drei DAC-Gebieten Südsteiermark, Vulkanland Steiermark und Weststeiermark präsentierten an den Verkostungsständen 700 Weine − neben Gebiets-, Orts- und Riedenweinen aus dem Jahr 2021 wurden auch reifere Jahrgänge zur Degustation gereicht. Die steirischen Winzer bewirtschaften insgesamt rund 5.100 ha Weingartenfläche und erzeugten mit dem Jahrgang 2021 ins 222.900 hl Wein.

Ein rundum gelungener Jahrgang Die ersten Verkostungen haben gezeigt, dass der Jahrgang 2021 etwas reifer, sehr elegant, enorm fruchtig und in einzelnen Weinen bereits jetzt mit viel Fülle und Harmonie am Gaumen ausgestattet ist. „Die teilweise etwas höhere Säure ist optimal eingebunden und bringt die notwendige Frische und Lebendigkeit, welche die Konsumenten vom steirischen Wein erwarten“, erklärt Wein-SteiermarkGF Werner Luttenberger. Um diese feinen Qualitäten keltern zu können, war es für die Weinbauern notwendig, nicht zu früh mit der Lese zu beginnen, sondern den gesamten prachtvollen September und die ersten Oktoberwochen zu nutzen. „Aufgrund des perfekten Traubenmaterials war kein weiteres Selektionieren nötig. Zuckergradation und Säurewerte sind in einem optimalen Verhältnis, und die klare Frucht, Eleganz und Rasse der Jungweine begeistern schon jetzt. Über den Jahrgang ‚mit dem goldenen Herbst‘ wird man wohl noch lange sprechen“, führt Luttenberger aus. Auch in der Weststeiermark war geduldiges Zuwarten mit der Hauptlese

wichtig. Für die Rieden-Schilcher ging diese zum Großteil erst im November vonstatten. Das Resultat sind rosarote Elixiere voll Saft und Kraft und seltener Eleganz. Auch die Burgunder und der Sauvignon Blanc sind zu ausdrucksstarken und Terroir-geprägten Weinen herangewachsen. „Bei rundum sehr guter Qualität sind die Burgundersorten äußerst viel versprechend, und auch die vollreifen wie vielschichtigen Sauvignon Blancs und die Gelben Muskateller, die diesmal mit ihrem Rosenduft nahezu Traminer-artig erscheinen, lassen einen großen Jahrgang erwarten“, hebt Luttenberger hervor. 75 Jahre Landesweinbewertung Die Landesweinbewertung der Landwirtschaftskammer ist traditionell der größte und wichtigste Weinwettbewerb der Steiermark. Die Beteiligung der steirischen Winzer war auch im Jubiläumsjahr wieder hervorragend: rund 500 Weinbauern

reichten insgesamt 1.899 steirische Weine zum Wettbewerb ein. Bei der Bewertung durch die Juroren ist die Verkostung, die ausnahmslos blind erfolgt, auch entsprechend aufwendig. Um im Anschluss die hervorragende Qualität der besten steirischen Weine ins Rampenlicht zu stellen, präsentiert das Team des Weinbaureferats am 2. Juni ab 16.00 Uhr in der Seifenfabrik in Graz die besten Weine der Steiermark. Aus den exakt 108 Finalisten in achtzehn Kategorien werden hier dann ab 20:30 Uhr die Landesieger und das Weingut des Jahres gekürt. Neu sind in diesem Jahr die Kategorien Alternativweine und Piwi, womit erstmals die trendigen sogenannten Orange Weine, aber auch pilzresistente Rebsorten bei diesem Bewerb repräsentiert sind.

Weitere Infos unter: www.landessieger.at

Im Zeichen des guten Jahrgangs: (v.l.n.r.) Obmann Stefan Potzinger, LK-Präs. Franz Titschenbacher, Weinhoheit Beatrix Luttenberger, Weinkönigin Katrin Dokter, Weinhoheit Lisa Müller, LR Johann Seitinger, Wein-Steiermark-GF Werner Luttenberger und Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse Oliver Kröpfl FAZIT JUNI 2022 /// 53


Kurz & News

Akzente gegen Klimawandel

Schutz-Programm für Narzissen-Wiesen

Vertrocknete Wiesen und Weiden – das sind die sichtbaren Folgen der Klimakrise, die die heimischen Bauern in aller Härte treffen. Jahr für Jahr bangen sie um ihre Heu- und Silageernte als Futter für ihre Tiere. „Mit der klimafitten Grünlandwirtschaft steuern aktiv dagegen, um sich vor den Schäden der Klimakrise besser zu schützen“, betont LK-Präsident Franz Titschenbacher. Zur steiermarkweiten Unterstützung und Beratung der Bauern hat die Landwirtschaftskammer das Kompetenzzentrum Grünland in Judenburg eingerichtet. Die wirksamen Werkzeuge für eine klimafitte Grünlandwirtschaft sind trockenheitsresistentes Grünland-Saatgut, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, modere Technik sowie gezieltes Management.

Die Energie Steiermark ist Nachhaltigkeitspartner des Narzissenfestes im Ausseerland-Salzkammergut, das heuer vom 26. bis 29. Mai stattfindet. Gleichzeitig übernimmt das Unternehmen die Schirmherrschaft über das Projekt „Schutzprogramm Narzissenwiesen“. „Das Narzissenfest ist die wohl blühendste Veranstaltung in der gesamten Steiermark mit unschätzbarem Wert für die Region. Das Engagement der Ausseer Bevölkerung für ihr Fest ist bewundernswert. Als auch im Ausseerland verwurzeltes Unternehmen fühlen wir uns geehrt, dass wir die Schirmherrschaft über das Nachhaltigkeitsprojekt „Schutzprogramm „Narzissenwiesen“ anvertraut bekommen haben“, betonte Christian Purrer, Vorstandssprecher der Energie Steiermark.

Die SPÖ in Graz-Umgebung und Voitsberg setzt in der heurigen Regionalakademie einen Schwerpunkt zu Maßnahmen und Konzepten gegen die Teuerung. Der Fokus der Ausbildungsreihe, die sich von Mai bis November erstreckt, ist klar definiert: Was kann und muss getan werden, um die Teuerungswelle zu stoppen? „Dafür haben wir ein breites Programm zusammengestellt. Von Expertenworkshops bis hin zu einer gemeinsamen Exkursion stehen viele spannende Termine am Programm“, erzählt der stv. Regionalbildungsvorsitzende der SPÖ GU/Voitsberg, LT-Abg. Udo Hebesberger, und ergänzt: „Das Leben muss für alle Menschen leistbar bleiben! Deswegen müssen wir neben Sofort-Maßnahmen auch langfristige Perspektiven betrachten und neue Konzepte andenken“.

Meistbesuchte Ausflugsziele der Steiermark

Steiermark Tourismus hat wieder die Besucherzahlen der Sehenswürdigkeiten erhoben. Die beliebtesten Ausflugsziele 2021 nach Bezahl-Eintritten sind: Schloßberg Graz, Projekt Spielberg, Schlosspark Eggenberg, Tierwelt Herberstein und Dachstein-Gletscher; nach Schätzungen sind es die Murinsel Graz, Basilika Mariazell und der Motorikpark Gamlitz. „Vom Berg bis ins Tal, von der Stadt bis in die ländlichen Regionen hat die Steiermark eine unglaubliche Vielfalt an Ausflugszielen zu bieten. Genau dieser bunte Mix an Aktivitäten in einer außergewöhnlichen Landschaft zeichnet das Grüne Herz Österreichs aus und macht es zum beliebtesten Urlaubsland der Österreicherinnen und Österreicher“, so LRin Barbara Eibinger-Miedl.

Pionier im Zeichen der Gesundheitsvorsorge

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Die Merkur Lifestyle GmbH als Tochterunternehmen der Merkur Gruppe spezialisiert sich auf Gesundheit, ganzheitlich gedacht. Und hat damit begonnen, als Vorsorge noch kein Trendthema war. 30 Jahre später lässt sich der Erfolg auch in Zahlen abbilden: Mehr als 350.000 Kunden konnten auf ihrem Weg zu einem gesünderen Leben begleitet werden. Aktuell kümmern sich an sechs Merkur Health-Standorten mehr als 150 Mitarbeiter um das Wohlbefinden ihrer Kunden. „Hinter einer Erfolgsstory stehen immer Menschen mit Mut, Neugierde und Teamspirit. Wir möchten den ganzheitlichen Blick weiter stärken, konkret Innovationen rund um das Thema Früherkennung fördern“, erklärt Xaver Seeliger, GF der Merkur Lifestyle GmbH.

Fotos: IBEX.agency / Klaus Pressberger, Energie Steiermark, SPÖ, Steiermark Tourismus / ikarus.cc, Merkur

SPÖ-Regionalakademie zu leistbarem Leben


Wochenends & berufsbegleitend zum akademischen Abschluss

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m Wochenende berufsbegleitend studieren, dazu bietet das Studienzentrum Weiz in Kooperation mit der HS Mittweida österreichweit maßgeschneiderte Studienprogramme in den Fachrichtungen Wirtschaftsingenieurwesen, Elektrotechnik und Maschinenbau an.

Stolz auf die Goldene Tanne (v.l.n.r.) Gerhard Weinberger (Vertriebsleiter), Hans K. Reisch (SPAR-Vorstand) Gabriela Sorger (Marktleiterin) und Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und südliches Burgenland

SPAR Gössendorf mit »Goldener Tanne« prämiert Die „Goldene Tanne 2021“, die höchste Auszeichnung der SPAR Österreich, ging in diesem Jahr an den SPAR Gössendorf bei Graz. Marktleiterin Gabriela Sorger gewann mit ihrem Team den Filialwettbewerb. Das gesamte Team hat wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen und bewiesen, dass man es mit viel Engagement und persönlichem Einsatz weit bringt.

Anzeige Foto: SPAR / Foto Vidalli

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5 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen gemeinsam mit Marktleiterin Gabriela Sorger für ein zeitgemäßes Einkaufserlebnis im SPAR Gössendorf. Mit kompetenter Beratung und einer vielfältigen Auswahl an regionalen sowie internationalen Spezialitäten ist das Team im SPAR Gössendorf mit ihrem Nahversorger ganz nah an den Wünschen ihrer Kundinnen und Kunden dran. Marktleiterin Gabriela Sorger nahm stellvertretend für die gesamte Belegschaft die „Goldene Tanne“, die höchste interne Auszeichnung von SPAR, entgegen. Die Verleihung fand im Rahmen der Filialtagung in Loipersdorf statt. Freundlichkeit und Service Gabriela Sorger leitet den SPAR in Gössendorf seit September

Verkürzte Studiendauer für HTL-Absolventen Durch die Möglichkeit der Anrechnung von bereits erworbenen Kompetenzen steigen HTL-Absolventen mit mindestens einjähriger Praxis direkt in das 5. von 8 Fachsemestern ein. Flexible Zeiteinteilung: Die Vorlesungen finden 6 bis 7 Mal pro Semester am Freitag und Samstag statt. Gelernt wird im Fernstudium unter Einsatz von Fernstudienelementen/Webinaren und am Semesterende ist eine Blockwoche vorgesehen. „Ausbildung in Kombination mit beruflicher Erfahrung sehe ich im Wirtschaftsumfeld als sehr gutes Rezept, um sich auf die aktuell dynamische Entwicklung und benötigte Agilität bestmöglich einzustellen.“ Dipl.-Ing. (FH) Markus Kogler, Absolvent Maschinenbau Studienstarts September 2022 Besuchen Sie unsere Infoabende, wir beantworten gerne alle Fragen rund ums Studium: Maschinenbau an der BULME Graz, Infoabend: 20.06.2022, 17.30 Uhr und Wirtschaftsingenieurwesen an der HTBLuVA Wr. Neustadt, Infoabend: 03.06.2022, 17.00 Uhr

Weitere Infos & alle Starts:

Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz T: +43 3172 603 4020, I: www.aufbaustudium.at

2006 (davor war sie im SPAR Vasoldsberg als Markleiterin tätig) und ist bereits seit 1996 im Familienunternehmen tätig. Ausschlaggebend für den Sieg waren, neben der perfekten Optik des Marktes, auch die umfangreiche Sortimentsvielfalt, Top-Werte bei der Kundenzufriedenheit sowie die Freundlichkeit und Kompetenz der Mitarbeitenden. „Das gesamte Team freut sich riesig über den Gewinn. Die Auszeichnung ist eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit im Markt. Und wir werden auch weiterhin unseren Kundinnen und Kunden den besten Service bieten!“, so Marktleiterin Gabriela Sorger über den Gewinn der „Goldene Tanne“.

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Wirtschaft

IV-Chefökonom Christian Helmenstein sieht massive Herausforderungen für Politik und Wirtschaft. So diene die aktuelle Fachkräfte-Knappheit gerade einmal als Aufwärmphase für zukünftige Entwicklungen und die Lieferkettenprobleme befeuerten gemeinsam mit dem Versagen der EZB die Inflation.

Konjunkturgespräch:

Schwierig aber chancenreich! H

erausfordernde Zeiten könne man nur gemeinsam bewältigen, unterstrich RLB-Generaldirektor Martin Schaller in seinen Grußworten. Dazu präsentierte er Raiffeisen als starken Partner, der stets zur Stelle sei, wenn es darum geht, Handelsbeziehungen mit Europa und der Welt zu unterstützen. Das steirische Exportvolumen von zuletzt 25 Milliarden Euro sichere 180.000 steirische Arbeitsplätze. Schaller wies auch auf die konjunkturelle Bedeutung der Exportwirtschaft hin. „Exportierende Unternehmen wachsen um 50 Prozent stärker als das BIP“, so der RLB-Chef. Christian Helmenstein, der traditionell am Konjunkturgespräch referierende Chefökonom der Industriellenvereinigung, zeigte einige Besonderheiten der aktuellen Wirtschaftsentwicklung auf. Schon zur Jahreswende zeichnete sich ab, dass 2022 ein Jahr der Superlative werden würde. Dem stärksten Zwei-Jahres-Wachstum seit fast fünfzig Jahren stand jedoch die höchste Inflation seit mehr als vierzig Jahren gegenüber. Der Ukrainekrieg seit 23. Februar war eine Zäsur. 2022 werde daher als Jahr einer Zeitenwende in die Annalen eingehen, das den beschleunigten Ausstieg aus fossi-

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ler Energienutzung ebenso wie das Wiederaufflammen der schon totgesagten Inflation markiert. Helmenstein kritisierte die EZB, die zur Dämpfung der Inflation schon längst mit Zinsanhebungen reagieren hätte müssen. Was die sowohl durch die Pandemie als auch den Krieg angeschlagenen Lieferketten betrifft, unterstrich er die dringende Notwendigkeit, nach einer viel stärkeren Diversifizierung. Redundante Lieferketten würden zudem neue Chancen für Produktionsstandorte in Europa bieten. Infineon-Austria-Chefin Sabine Herlitschka forderte dazu auf, die neuen Rahmenbedingungen für Veränderungen in der Digitalisierung und für mehr Klimaschutz zu nutzen. Die Corona-Pandemie habe die strategische Bedeutung von Technologiesouveränität und Investitionen in die gesamte Wertschöpfungskette in Europa sehr deutlich aufgezeigt. Die neuen Rahmenbedingungen sollten für eine kluge Digitalisierung und für den Klimaschutz genutzt werden. Der „European Chips Act“, mit dem europäische Firmen unabhängiger von Chip-Herstellern in Asien werden sollen, sei ein wichtiger und richtiger Schritt zur Stärkung der Innovationskraft im globalen Wettbewerb.

Foto: photoworkers.at

Beim Konjunkturgespräch 2022 in der Zentrale der Raiffeisenlandesbank in Raaba ging es vor 500 Teilnehmern um Chancen in der Krise. Die Veranstaltung war von großem Optimismus getragen. Und die vortragenden und diskutierenden Experten betrachteten die kurzfristigen Herausforderungen zwar als schwierige, aber lösbare Aufgaben.


Wirtschaft

Studium oder Arbeit? Warum nicht beides? „Dual Studieren“ hat sich in den letzten Jahren in Österreich etabliert. Hochschule und Unternehmen gestalten gemeinsam eine Ausbildung auf Hochschulniveau. NAPP Systemintegration in Leoben ist neben weiteren namhaften Unternehmen der Region Ausbildungspartner der FH Joanneum und Mitgestalter des BachelorStudienganges Industrielle Mechatronik in Kapfenberg. 2018 begannen die Hochschule und die Ausbildungsunternehmen mit der Konzeption des Studienganges. „Es ist für uns wichtig, zukunftsträchtige Studiengänge zu etablieren, den Bedarf an

Arbeitskräften zu decken und die Region zu stärken. Den Studierenden soll ein breites Basiswissen aus den drei Gebieten Mechanik, Elektronik und Technische Informatik sowie ihr interdisziplinäres Zusammenwirken nähergebracht werden. Ausbildungsunternehmen wie KNAPP spielen dabei eine entscheidende Rolle“, sagt Wolfgang Belitsch, Studiengangleiter des neuen dualen Bachelor-Studienganges.

Durch die duale Gestaltung des Studiums steigt man im dritten Semester in die verpflichtende Betriebspraxis ein. Die Bachelorarbeit wird in Zusammenarbeit mit dem Ausbildungsunternehmen erstellt. Einmal im Unternehmen Fuß gefasst, erhöht das deutlich die Chancen auf eine dauerhafte Anstellung, da mit Abschluss des Studiums bereits Praxis gesammelt werden konnte. Für KNAPP Systemintegration in Leoben ist die Kooperation mit der FH Joanneum ein

wichtiger Faktor in der strategischen Personalentwicklung. Es werden gut ausgebildete Fachkräfte benötigt, die am Puls der Zeit sind. Gefragt sind nicht nur Neueinsteiger – auch Quereinsteiger und bestehende Mitarbeiter können das Programm nutzen. Bis Ende Mai läuft die Bewerbungsfrist für den dualen Bachelor-Studiengang Industrielle Mechatronik an der FH Joanneum in Kapfenberg. Infos: https://www.fh-joanneum.at/industrielle-mechatronik/bachelor

BEZAHLTE ANZEIGE

Anzeige Foto: KNAPP

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Studierende des Studienganges Industrielle Mechatronik können sich vor Ort ein Bild machen und ein IntralogistikSystem von KNAPP live erleben.

EUROPA stärkt die STEIERMARK. Die Steiermark hat in 25 Jahren Mitgliedschaft zur Europäischen Union enorm profitiert. Jeden Tag bringt uns die europäische Zusammenarbeit weiter nach vorne und macht uns stärker. Auch aus der aktuellen Krise werden wir nur gemeinsam erfolgreich hervorgehen können.

Mehr über die Steiermark als starke Region im Herzen Europas: EUROPA.STEIERMARK.AT

Die STEIERMARK stärkt EUROPA. Die Steiermark bringt sich mit kräftiger Stimme in die politischen Entscheidungen auf europäischer Ebene ein. Wir mischen mit, um die steirischen Interessen zu wahren und um das gemeinsame Projekt Europa zu stärken. Denn davon profitieren alle Steirerinnen und Steirer.

EUROPE DIRECT Steiermark


Kurz & News

Melissa Naschenweng live auf der Teichalm

Spar startet in die steirische Spargelsaison E

s ist wieder Saison für das beliebte Frühlingsgemüse: Seit Mitte April finden SPAR-Kunden grünen und weißen Spargel aus der Region bei SPAR, EUROSPAR und INTERSPAR. Neben bewährter Frische und Regionalität setzt SPAR mit dem Spargel auf eine über Jahre erfolgreich gewachsene Partnerschaft mit den sechs „jungen WILDEN“ Gemüsebauern: Sie bauen den grünen und weißen Spargel in der Südoststeiermark rund um Bad Radkersburg an. „Die steirischen Landwirte sind ein wichtiger Partner von SPAR, da wir unseren Kunden regionale Produkte von höchster Qualität anbieten“, sagt SPAR Steiermark GF Mag. Christoph Holzer. „In unserer Gruppe ist die Vorfreude auf den Spargelstart riesig. Im vorigen Erntejahr hatten wir aufgrund des zu kalten Frühlings mit großen Ernteeinbußen zu kämpfen. Für eine gute Ernte hoffen wir auf einen sonnigen und frostfreien Frühling. Wir sind froh, SPAR als Partner an unserer Seite zu haben, und freuen uns über die langjährige Partnerschaft“, erklärt Claudia Tscherner, eine der sechs Landwirte, die SPAR mit Spargel beliefern.

10. Recommender Award für Grawe

Am 11. Mai wurde die Grazer Wechselseitige Versicherung AG zum 10. Mal in Serie mit dem Recommender Award ausgezeichnet. Grawe-Vorstandsdirektor Georg Schneider nahm den Preis im Namen des Unternehmens entgegen. Doch nicht nur über die Erfolgsserie in der Kategorie „Versicherungen bundesweit“ darf sich das Unternehmen zum 15. Mal in 16 Jahren freuen, sondern auch über die Verleihung des Gütesiegels „Hervorragende Kundenorientierung“. „Dieser Award zeigt, dass wir die Leistungen erbringen, die unsere Kunden von uns erwarten, und dass sie uns vertrauen, auch in herausfordernden Zeiten für sie da zu sein. Dafür möchte ich allen Grawe-Mitarbeitern im Innen- und Außendienst sowie allen Vertriebspartnern danken“, so Schneider.

Bienengesundheit

Der 20. Mai ist der offizielle Weltbienentag. Zu diesem Anlass hat Spar an den Spitzenforscher für Bienengesundheit an der Universität Graz, Robert Brodschneider, einen Scheck über 30.000 Euro überreicht. „Mit dieser Unterstützung kann in der Forschung viel bewirkt werden, Ziel ist es, eine gesunde Bienenpopulation zu erhalten“, so Brodschneider. Auch Spar ist es ein großes Anliegen, sich mit Biodiversität und der Förderung der Bienengesundheit auseinanderzusetzen. „Bienenschutz ist uns enorm wichtig. Bedenkt man, dass die Insekten für Biodiversität und Ernährungssicherheit unverzichtbar für die Menschen sind, so ist es unsere Aufgabe, diese auch in Österreich zu schützen“, so Spar-Vorstand Markus Kaser. 58 /// FAZIT JUNI 2022

Busrevolution für den Süden von Graz Gemeinsam mit zahlreichen Bürgermeistern aus der Region hat Verkehrsreferent und LH-Stv. Anton Lang am 9. Mai die beiden neuen Busbündel für den Süden von Graz präsentiert. „Mit diesen Busbündeln Graz-Südost und Graz-Südwest leiten wir ab Juli 2023 eine echte Revolution ein. Insgesamt kommt es für die betroffenen Gemeinden fast zu einer Verdoppelung der Fahrplankilometer, womit wir den öffentlichen Verkehr für tausende Steirerinnen und Steirer weiter attraktiver machen können“, erklärt Verkehrsreferent Lang. Die neuen Fahrplankonzepte im Süden von Graz schaffen ein deutlich dichteres Angebot auf den Hauptachsen von und nach Graz, zusätzlich werden auch gänzlich neue tangentiale Linien geschaffen.

Fotos: SPAR / evatrifft, Land-Stmk / Resch, Lambauer, Martin Hörmandinger,

Steirischen Spargel in höchster Qualität gibt es nun wieder bei SPAR

Eine spektakuläre Show verspricht das 2. Bergbauern Open Air am 9. Juli mit traumhafter Kulisse und jede Menge Rahmenprogramm. Dunkelgrüne Wälder und saftig grüne Wiesen bilden auf der Teichalm die Kulisse für Melissa Naschenweng, das Showhighlight des Jahres. Neben dem Sternenhimmel über dem weiten Hochplateau, dem Mondlicht, das sich im dunkelblauen Teichalmsee spiegelt, wird jene Dame alles überstrahlen, die unsere Herzen im Sturm erobert hat. Naschenweng, frischgebackene vierfache Amadeus-Gewinnerin, wird die eigens angefertigte Open-Air-Bühne inmitten der Teichalm rocken. Für die zahlreichen Besucherinnen und Besucher sorgen zudem Mutter Natur, regionale Köstlichkeiten und ein umfangreiches Rahmenprogramm.


Kurz & News

AMS-Ausbildung zum Softwaretechniker Das Technologieunternehmen Knapp AG und das AMS Steiermark starten Anfang Juni 2022 den zweiten Durchgang eines erfolgreichen Projekts zur Ausbildung von Software-Technikern. Im Anschluss an die mehrmonatige Qualifizierung beginnt das Dienstverhältnis bei der Knapp AG. Gesucht werden interessierte, IT-affine Personen, die beim AMS als arbeitslos vorgemerkt sind, auch berufliche Quereinsteiger sind willkommen. „Diese zukunftsträchtige Ausbildung wird über eine Digitalisierungsstiftung abgewickelt und vom AMS und dem Land Steiermark finanziell gefördert“, betont AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe. „Damit treten wir auch zielgerichtet dem Fachkräftemangel entgegen, von dem gerade der IT-Bereich stark betroffen ist“.

BKS Bank feiert Neustart in Feldbach

Anzeige Foto: Landentwicklung Steiermark // Knapp AG, AMS/Günther Linshalm, Neuroth AG,

Die feierliche Eröffnung der neuen Filiale am Feldbacher Hauptplatz fand am 22. April in den modernisierten Räumlichkeiten statt. Vorstandsmitglied Nikolaus Juhász überbrachte seine Glückwünsche. Die neue Filiale wurde als „Filiale der Zukunft“ errichtet. „Das Investitionsvolumen betrug rund 450.000 Tsd. EUR. Eine wesentliche Neuerung ist der zentrale Service Desk, der den klassischen Schalter abgelöst hat. Neu ist auch, dass Bargeldbehebungen in einem eigenen Raum stattfinden, der den Kunden ein Höchstmaß an Diskretion gewährt“, so Manfred Geiger, Leiter der BKS Bank-Direktion Steiermark. Darüber hinaus können Kunden größere Geldbeträge mit einer White Card direkt in der Filiale zu beheben.

Das Gehör vor Dauerbelastung schützen Auf die Dosis kommt es an – auch beim Musikhören. Zu große Lautstärke über zu lange Zeit kann die Sinneszellen im Ohr dauerhaft schädigen. Auch stundenlange Telefonkonferenzen im Home Office können sich auf das Gehör schlagen. Wie man seine Ohren schützen kann, erklärte Hörakustikexperte David Wanderer von Neuroth zum Tag gegen Lärm am 27. April. Höchstens 60 Minuten pro Tag bei nicht mehr als rund 60 Prozent der maximal möglichen Lautstärke hören. Danach sollte man den Ohren eine Pause gönnen. „Wie bei sehr lautem Schall können die feinen Haarzellen im Innenohr auch bei zu langem, zu lautem Musikhören wie Streichhölzer abknicken. Dadurch kommt es zu einer dauerhaften Hörminderung“, erklärt Wanderer.

Das Team der Landentwicklung Steiermark wurde zum Jubiläum mit neuen Blazern und Sakkos ausgestattet.

Landentwicklung Steiermark setzt auf Regionalität Die im Jahr 1997 von Landesrat Erich Pöltl gegründete Landentwicklung Steiermark begleitet steirische Gemeinden in ihrer Zukunftsentwicklung und setzt dabei auf Nachhaltigkeit. Heuer feiert sie ihr 25-jähriges Bestehen.

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abei geht es vorrangig um Zusammenleben, einen attraktiven Lebensraum, Klima und Umwelt, und nicht zuletzt auch um regionale Wirtschaft und Wertschöpfung. So ist es der Landentwicklung Steiermark unter ihrem Obmann LTabg. Franz Fartek wichtig, mit Kaufentscheidungen Betriebe vor Ort zu unterstützen und damit die regionale Wirtschaft zu stärken.

Neuer „Look“ für das Team So auch in einem Projekt anlässlich des 25-jährigen Bestehens. Das Team der Landentwicklung Steiermark wurde mit einem einheitlichen Blazer bzw. einem Sakko im typischen Grün ausgestattet. Für Maßarbeit und Ausführung zeichnete sich das Nähatelier Andrea Braunsberger in Bad Radkersburg verantwortlich. „Als Regionsvorsitzender sind mir die kleinen Betriebe in der Region ein Herzensanliegen. Das Ergebnis der Kooperation ist einfach toll“, zeigt sich Fartek begeistert. Auch Braunsberger freut sich über die gute Zusammenarbeit: „Mir ist heimische Qualität sehr wichtig, ich arbeite fast ausschließlich mit kleinen Manufakturen zusammen, der persönliche Kontakt ist mir sehr wichtig. Es hat mir viel Freude bereitet, die Landentwicklung Steiermark auszustatten. Die Ausstattung von z. B. Musikvereinen ist ein wesentlicher Teil meiner Arbeit.“

Feier zum 25-jährigen Bestehen Die nächste Gelegenheit, zu der die Landentwickler in ihrem neuen Outfit auftreten, steht vor der Tür, erklärt GF Sandra Höbel: „Am Donnerstag, dem 9. Juni, ab 16 Uhr geht in Spielberg am Red Bull Ring unsere Jubiläumsfeier über die Bühne, zu der wir alle Bürgermeister, Gemeindevertreter, Partner und sonstige Interessierte sehr herzlich einladen.“ Anmeldung unter 0316 / 82 48 46 oder per E-Mail office@landentwicklung-steiermark.at FAZIT JUNI 2022 /// 59


Kurz & News

Ländliche Fortbildung im Spannungsfeld

Eine ordentliche Portion good vibes, Hawaii-Flair und eine Prise Romantik: Mit ihrer Debütsingle „Regenbogen“ machen die beiden Steirer Sandra Maria Held und Manuel Guggi aus der Saubermacher-Familie Lust auf den Sommer. Kein Wunder, dass der Song nach wenigen Stunden Platz 1 der iTunes-Charts genreübergreifend erobert hatte. Dem Namen Aloha – dem hawaiianischen Wort für „Liebe“ – macht das Musikerduo Held und Guggi alle Ehre: Ihre Debütsingle „Regenbogen“ handelt – wie könnte es anders sein – von der schönsten Sache der Welt: der Liebe. Der Regenbogen ist für die beiden dabei das Sinnbild einer erfüllten Beziehung. Schließlich steht er nicht nur für Sonne und Regen, sondern auch für die bunte Vielfalt des Lebens.

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Wirtschaft begrüßt Reparaturbonus

Mit insgesamt 130 Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Umwelt und Klimaschutz die Reparatur von Elektro- und Elektronikgeräten: Privatpersonen können die Förderung ab 26. April beantragen, regionale Unternehmen können sich als Reparaturbetriebe registrieren lassen. Die Förderaktion wird auch von der Wirtschaft begrüßt. Branchenvertreter sehen darin einen „wichtigen Beitrag, um den Wert von Reparatur und Instandhaltung in der Gesellschaft stärker zu verankern.“ Auch Heizsysteme wie Warmwasserboiler, Elektroradiatoren oder Wärmepumpen fallen unter die Förderung. Privatpersonen können den Bonus für eine Reparatur bzw. einen Kostenvoranschlag ab sofort auf www.reparaturbonus. at beantragen.

Top-Ranking für Campus 02

LRH-Bericht zu Bau-Abfällen Etwa drei Viertel am Gesamtabfall-Aufkommen steuert die heimische Bauwirtschaft bei – Grund genug für den Landesrechnungshof unter der Leitung von Dir. Heinz Drobesch, die konkrete Umsetzung der Abfall- und Kreislaufwirtschaft auf Landesebene näher zu beleuchten. Bei ihren Erhebungen in der Abt. 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit fanden die Prüfer des LRH nichts, was sozusagen „zum Himmel stinkt“, um im Abfall-Jargon zu bleiben. Ganz im Gegenteil: Mit dem Baurestmassen-Leitfaden wird allen Beteiligten ein praktisches Hilfsmittel zur Verfügung gestellt. Dessen laufende Aktualisierung und die geplante Ergänzung um das Thema Verwertbarkeit von BodenaushubMaterial erachtet der LRH als „sinnvoll“.

Im Hochschulranking hat die FH Campus 02 wieder einen Spitzenrang erreicht. Bei der Analyse von Fachhochschulen durch das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) ist die Studienrichtung Automatisierungstechnik wieder ganz vorn im Ranking gereiht. Wählt man die Zielsetzungen aus, die für berufstätigte Studierende entscheidend sind, steht die Grazer Automatisierungstechnik auf Rang 2 aller Fachhochschulen in Deutschland und Österreich. „Am stärksten sind wir, wo es um Praktika, Labor, Studienorganisation, Betreuung durch Lehrende geht“, stellt Studiengangsleiter Udo Traussnigg fest. „Und natürlich spielt die Orientierung an Zukunftsthemen wie Industrie 5.0 und Energieeffizienz dabei eine wichtige Rolle.“

Fotos: GoldenHill Performance / Lisa Reiterer, LFI / Jung-Leithner, LRH Stmk, Foto Fischer, Leitner

Von Saubermacher zum Sommerhit

In welchem Spannungsfeld zwischen Digital und Analog sich das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) seit Corona verstärkt befindet, wurde am 12. Mai anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums bei einem Pressegespräch in Graz deutlich. LFI-Vorsitzende Maria Hutter und der Präsident der LK Österreich, Josef Moosbrugger, und der LK Steiermark, Franz Titschenbacher, beleuchteten dabei, welche Formate und Inhalte wohl die Zukunft der ländlichen Aus- und Weiterbildung prägen werden. „Ausschlaggebend für diesen Erfolg ist, dass das LFI mit einer höchst engagierten Mitarbeiterschaft stets am Puls der Zeit ist – sowohl was die Bildungsinhalte als auch die Formate betrifft“, so die LFI Österreich-Vorsitzende.


Foto: Jorj Konstantinov

Kurz im Gespräch mit Jochen Pack,

Geschäftsführer des Steirischen Wirtschaftsbundes

(v.l.n.r.) Franz-Karl Kottulinsky, LRin Ursula Lackner, Supernova-GF Frank Albert, Vorstandssprecher Christian Purrer, Vorstandsdirektor Martin Graf und LT-Abg. Bgm. Wolfgang Dolesch

Baustart für großen Photovoltaik-Park in Neudau Auf einem rund zwölf Hektar großen Areal entsteht bei Neudau ein PV-Park, der ab Herbst 2022 mit einer Leistung von 11 MW jährlich über 12 Mio. Kilowattstunden Sonnenstrom erzeugen wird. Damit werden jährlich 3.600 Tonnen CO2 eingespart. Die Energie Steiermark investiert gemeinsam mit dem Unternehmen Supernova rund 7,5 Mio. Euro in das Projekt, für das Grundstückseigentümer Alexander Kottulinsky die entsprechenden Flächen zur Verfügung gestellt hat.

Foto: Energie Steiermark

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ie Planungen wurden vor mehr als zwei Jahren gestartet; bei der dramatischen Lage auf den internationalen Energiemärkten zeigt sich, wie wichtig die Entscheidung war“, so Vorstandssprecher Christian Purrer. „Derzeit haben wir uns landesweit rund 450 Hektar für ähnliche PV-Parks gesichert. Dabei ist eine agrarische Doppelnutzung, wie sie auch in Neudau umgesetzt wird, wichtig“. „Wir haben allein im letzten Jahr 190 Mio. Euro für den Ausbau erneuerbarer Energie aufgewendet, Photovoltaik ist ein überaus wichtiger Aspekt dabei. Unsere Sonnenstrom-Offensive sieht vor, dass wir in den kommenden Jahren rund 250 Mio. Euro in ähnliche Anlagen investieren – unser Ziel sind etwa 300 MW Leistung. Damit könnten in Summe über 100.000 Haushalte ausschließlich über die Sonne

versorgt werden“, ergänzt Vorstandsdirektor Martin Graf. Energie-Landesrätin Ursula Lackner erklärt: „Der Ausbau grüner Energiequellen hat viele positive Auswirkungen: Einerseits reduzieren wir die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und steigern durch die Energieproduktion vor Ort die Versorgungssicherheit. Andererseits stellen wir uns so dem Klimawandel und seinen Folgen entgegen.“ In der e5-Programm-Gemeinde Neudau findet das Projekt starken Zuspruch, denn damit wird die Gemeinde komplett energieautark. „In Kombination mit den Projekten in den Bereichen Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft wird mit dem PV-Park Neudau ab Herbst 2022 erneuerbarer Strom für über 5.000 Haushalte erzeugt,“ ist Bgm. Wolfgang Dolesch von Neudau sichtlich stolz.

Was muss jetzt getan werden, um Unternehmen, die wegen gestörter Lieferketten in Schwierigkeiten geraten sind, zu unterstützen? Die Kurzarbeit ist ein erster Schritt. Die Betriebe brauchen aber auch Hilfe bei der Liquidität. Und bei öffentlichen Bauaufträgen muss klar sein, dass nur mehr zu variablen Preisen ausgeschrieben werden kann. Feste Preise – etwa bei der Wohnbauförderung – müssen ausgesetzt werden. Trotz 330.000 Arbeitsloser suchen viele Betriebe verzweifelt nach Mitarbeitern. Wie erklären Sie sich das? Wenn es kein Problem ist, von Hartberg nach Wien zu pendeln, darf es auch kein Problem sein, von Wien nach Hartberg zu pendeln. Außerdem ist die Frauenerwerbsquote zu niedrig. Jede Frau muss einer Vollbeschäftigung nachgehen können. Für viele Arbeitslose rechnet sich eine Arbeitsstelle erst ab 29 Wochenarbeitsstunden. Das ist ein Problem. Und wir brauchen überall qualifizierte Migration. Die hohe Inflation setzt die Lohnverhandler unter Druck. Wie kann man die Folgen der Inflation zusätzlich dämpfen? Die Inflation zur Gänze abzufedern, gelingt weder dem Staat noch den Lohnverhandlern. Es wurde ein Entlastungspaket beschlossen, das bald voll wirken wird. Außerdem gehört die „kalte Progression“ abgeschafft. Sowohl das Kilometergeld als auch die Kleinunternehmer-Grenze müssen angehoben werden.

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Kunden sollten aufgrund der aktuell langen Lieferzeiten frühzeitig zum Autohändler ihres Vertrauens kommen“, appellieren Bundesgremialobmann Klaus Edelsbrunner (Mitte), Peter Jagersberger (l.) und Gerhard Monsberger vom steirischen Landesgremium.

Mangelware Auto Autokauf braucht Zeit, im Moment auch Vorlaufzeit, denn sowohl Neu- als auch Gebrauchtwagen werden knapp. Der steirische Fahrzeughandel startet nun eine Initiative, damit man bei geplanten Anschaffungen nicht bis zu 18 Monate warten muss.

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er in der ehemaligen DDR einen fahrbaren Untersatz erwerben wollte, reichte am besten gleich am 18. Geburtstag die erforderlichen Unterlagen ein. Ab diesem Stichtag war die Bestellung zumindest eines Trabanten, liebevoll „Trabi“ genannt, erlaubt und warten musste man ohnehin 10 Jahre lang. Bis dahin hatte man im besten Fall auch das nötige Kleingeld für einen „Trabant S de luxe“ zusammengekratzt. Ganz so schlimm sieht es in der Steiermark im Moment zwar nicht aus, mit längeren Vorlaufzeiten ist jedoch auf jeden Fall zu rechnen. Grund für die momentane Verzögerung in der Lieferkette ist der Krieg in der Ukraine: Chipmangel, Rohstoffkrise und Co. stellen die Produktion vor immer neue Herausforderungen. Alternative Zulieferer müssen gefunden werden und bis diese in die Massenproduktion gehen können, vergeht wieder Zeit, die die Branche empfindlich zu spüren bekommt. In Zahlen ausgedrückt, präsentiert sich die Situation derzeit so: Während im Vergleichszeitraum Jänner bis April 2021 noch 13.062 Kraftfahrzeuge in der Steiermark ihre Käufer fanden, sind es heuer nur 10.405. Das bedeutet ein Minus von über 20 Prozent, wobei jegliche Antriebsart betroffen ist. Benziner verzeichneten im ersten Jahresdrittel einen Rückgang von 7.906 auf 6.194 Neuzulassungen,

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Dieselfahrzeuge von 3.872 auf 3.019 sowie E-Autos, inklusive Hybrid-Kfz, von 1.278 auf 1.171. Insgesamt wartet man statt ein bis drei Monate nun durchschnittlich drei bis 18 Monate auf das neue Fahrzeug. Auch im Gebrauchtwagensektor ist ein massiver Einbruch erkennbar; einfach beim Händler vorbeizuschauen und im besten Fall gleich handelseinig zu werden, gehört der Vergangenheit an. Die Preise sind innerhalb eines Jahres um 15 Prozent gestiegen und laut Gerhard Monsberger vom steirischen Landesgremium wird sich die Lage bis 2024 nicht verbessern. Auch Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann im Fahrzeughandel, rät nachdrücklich zur Weitsicht: „Zurzeit werden nur direkte Kundenbestellungen von den Importeuren akzeptiert, es gibt keine Möglichkeit, Fahrzeuge auf Lager zu bestellen.“ Bis es wieder so weit ist, muss erst ein Berg an Bestellungen abgearbeitet werden. Wer spontan ein Auto benötigt, sei es aufgrund eines Schadenfalles oder weil der Leasingvertrag abläuft, könnte jedenfalls plötzlich ohne fahrbaren Untersatz dastehen. Sobald eine Neuanschaffung absehbar ist, sollte daher die Planungsphase beginnen. Trabi wird man zwar sicher keinen aufgezwungen bekommen, aber da ein Autokauf eine langfristige Investition ist, sollte dieser gut geplant sein.

Foto: Foto Fischer

Von Mirella Kuchling


Recyceln von E-Auto-Batterien mit System

Batterien-Kreislaufwirtschaft für E-Mobilität: Ralf Mittermayr, Wolfgang Wurm, Gregor Strassl, Werner Kogler, Klaus Edelsbrunner und Hans Roth (v.l.n.r.)

Die zunehmende E-Mobilität hat den Kfz-Betriebsalltag maßgeblich verändert und erfordert gänzlich neue Strukturen und Prozesse. Die im April 2022 von Denzel, Porsche Austria und Saubermacher gegründete Saubermacher Battery Services GmbH schafft mit seinen maßgeschneiderten Services im AboFormat Abhilfe für Werkstätten, Händler und Importeure.

Anzeige Foto: Saubermacher / Scheriau

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as Angebot reicht von spezifischen Beratungsleistungen und Schulungen über die Bereitstellung von SpezialEquipment bis hin zur Organisation von fachgerechter Sammlung und Transport sowie der gesetzeskonformen nachhaltigen Verwertung. Damit schafft das Unternehmen maßgebliche Erleichterungen für die E-Kfz-Betriebe und Händler bei den erforderlichen behördlichen Verfahren durch fachspezifische Beratung und pilotierte Referenzbetriebe in jedem Bundesland. „Diese branchenübergreifende Zusammenarbeit ist einzigartig in Europa und ein klares Bekenntnis zu gelebter Kreislaufwirtschaft“, freut sich Saubermacher-Gründer Hans Roth. Rundum-sorglos-Pakete Der Umgang mit Hochvolt-Batterien erfordert besonders qualifiziertes Personal, umfangreiche Investitionen in Ausrüstung und Infrastruktur sowie eine

intensive Auseinandersetzung mit den sich ändernden Rechtsvorschriften. Hier setzen die für die E-Mobilität entwickelten Abonnements der Saubermacher Battery Services an und sorgen für Erleichterungen. Je nach Paketumfang werden verschiedene Consultingservices durchgeführt, die Mitarbeiter rund um Handling, Lagerung und Entsorgung beschädigter und unbeschädigter E-Autobatterien geschult und UN-geprüfte Lager- und Transportbehälter, die an die Platzverhältnisse im Unternehmen angepasst werden können, bereitgestellt. Wolfgang Wurm, GF Porsche Austria, ist überzeugt von dieser innovativen Kooperation: „Mit diesem Joint-Venture aus drei gleichberechtigten und kompetenten Partnern machen wir die E-Mobilität sicherer und schaffen dank einer fairen monatlichen Rate für die Kfz-Servicebetriebe ein markenübergreifendes und finanziell risikofreies Angebot.“

Nachhaltige Kreislaufwirtschaft In Österreich wurden im Vorjahr rund 33.400 E-Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Anteil von 13,9 Prozent, Tendenz weiter stark steigend. Der Bedarf an knappen Rohstoffen steigt stetig an, wie allein das Beispiel der E-Mobilität zeigt. Doch in Europa gibt es keine relevanten Rohstoffvorkommen. Mehr als 70 Prozent der weltweiten Kobaltversorgung kommen aus der Demokratischen Republik Kongo. Umso wichtiger ist fachgerechtes Recycling. Saubermacher ist gemeinsam mit seiner 100-Prozent-Tochter Redux Recycling führend auf dem Gebiet. Mit einer Recyclingeffizienz von 95 Prozent bei Metallen erreicht Redux schon heute die Vorgaben der geplanten neuen EU-Batterieverordnung. Auch die sog. Aktivmasse stellt ein bedeutendes Verwertungsprodukt dar. Das Aufbereitungsverfahren wurde von Saubermacher und Redux selbst entwickelt und kontinuierlich verbessert. Durch die Kombination von thermischen Behandlungsprozessen mit mechanischer Trennung und Separation werden optimale Ergebnisse erreicht. „Insgesamt zeigen uns sowohl die Pandemie, der Krieg in der Ukraine als auch die Klimakrise, wie wichtig die Entwicklung hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft ist – Stichwort Energieautarkie, Rohstoffunabhängigkeit und Klimaschutz. Um hier voranzukommen, braucht es einen engen Zusammenschluss zwischen Industrie, Handel und Entsorgungswirtschaft“, so Ralf Mittermayr, Vorsitzender des Vorstands Saubermacher. FAZIT JUNI 2022 /// 63


Kurz & News

SPÖ Graz fordert: Schluss mit Immobilienspekulation Das neue Steiermärkische Zweitwohnsitz- und Wohnungsleerstandsabgabegesetz erlaubt es Städten und Gemeinden künftig, eine Abgabe auf leerstehende Wohnungen einzuheben. Am 28. April im SPÖ Pavillon forderten SPÖ-Graz-Klubobmann Michael Ehmann, Wohnbausprecherin Anna Robosch und SPÖ-Stmk-Klubobmann Hannes Schwarz: „Zweitwohnsitz- und Leerstandsabgabe müssen so schnell wie möglich umgesetzt werden, um die Menschen in Graz zu entlasten“, sind sich die beiden Klubobleute und die Gemeinderätin einig. Gleichzeitig wünscht sich der SPÖ-Landtagsklub eine ehestmögliche Umsetzung steiermarkweit: „Darum starten wir eine Kampagne, um die Gemeinden und Menschen einmal mehr auf dieses effektive Instrument aufmerksam zu machen.“

Emissionsfreies Shuttle startet Testbetrieb „Zero Emission“: So lautet in Zukunft auch bei öffentlichen Verkehrsbetrieben die Devise, wenn es um Neubeschaffungen für den Fuhrpark geht. Um dem Ziel einer vollständig emissionsfreien Busflotte schrittweise näher zu kommen, hat die Holding Graz gemeinsam mit Projektkoordinator Grazer Energieagentur und 12 weiteren Partner:innen aus Forschung und Industrie bereits 2019 das Forschungsprojekt „move2zero“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, die städtische Busflotte der Holding Graz durch klimafreundliche Alternativen wie batterieelektrische und Brennstoffzellenbusse zu ersetzen. Parallel dazu wird mit der Einführung von bedarfsabhängigen Angeboten das öffentliche Verkehrssystem erweitert und attraktiviert.

Steiermärkische verlängert Recreatiopartnerschaft Vor zwei Jahrzehnten begann in Graz eine musikalische Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert: 2002 formierte sich recreation – das Orchester. Georg Bucher, Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse, bekräftigt die Partnerschaft mit recreation: „Die Musiker von recreation stammen aus halb Europa und sind Beispiele für die Kraft der kulturellen Vielfalt, die auch wir als Steiermärkische Sparkasse durch unser Engagement am Westbalkan zu nützen und zu fördern verstehen. Die Musik von recreation fungiert als kultureller Anker, der Beständigkeit vermittelt und Gemeinsinn stiftet. Werte, die gerade in herausfordernden Zeiten unerlässlich sind und auch uns in der Steiermärkischen Sparkasse als Maßstäbe dienen.“

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BMin Leonore Gewessler präsentierte am 11. Mai in Wien die Green Finance Alliance, eine Initiative des Klimaschutzministeriums für zukunftsorientierte Finanzunternehmen. Im Fokus steht die Ausrichtung der Finanzierungs- und Investmentportfolios am 1,5 Grad Klimaschutzziel von Paris. „Ich bin stolz darauf, dass die BKS Bank sich zu den Gründungsmitgliedern der Green Finance Alliance zählen darf. Die BKS Bank ist seit vielen Jahren eine Vorreiterin in Sachen Nachhaltigkeit. Der Klimaschutz spielt eine große Rolle in unserer Nachhaltigkeitsstrategie. In der Green Finance Alliance können wir gemeinsam mit den anderen Mitgliedern viel für Umwelt und Gesellschaft bewirken“, betont BKS BankVorstandsvors. Herta Stockbauer.

Sorgsamer Umgang mit Wasser für Pools

Vor den ersten Sommertagen werden in der Steiermark traditionell auch die privaten Schwimmbäder aus dem Winterschlaf geholt. „Ein Pool kann viel Freude bereiten, aber bei unsachgemäßer Betreuung eine große Sorgenlawine auslösen. Eigenverantwortung ist gefragt“, betont Nachhaltigkeitslandesrat Hans Seitinger. Er erläutert die wichtigsten Regeln: „Die Befüllung ist zeitlich unbedingt mit dem Wasserversorger abzustimmen, damit es zu keinen Versorgungsengpässen kommt. Wichtig ist auch, dass Kleinkinder besonders im Auge behalten werden, weil die Ertrinkungsgefahr sehr groß ist, und dass die Hygieneempfehlungen beachtet werden, damit es zu keinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommt.“

Fotos: SPÖ Graz / Wolfgang König, Foto Fischer, styriarte recreation, Gernot Gleiß, Lebensressort / Erwin Scheriau, Miriam Raneburger

BKS Bank stößt zur Green Finance Alliance


Kurz & News

Spargel aus Steiermark statt Peru Jetzt ist frischer steirischer Spargel da und von Tag zu Tag wächst mit den steigenden Temperaturen auch die Erntemenge: Seinem unvergleichlichen Aroma und seiner exzellenten Qualität haben die Niederschläge zuletzt gutgetan. Vor allem hat steirischer Spargel auch besonders kurze Transportwege. Alle Spargelliebhaber können unter dem Motto „Steiermark statt Peru“ somit auch dem Klima etwas Gutes tun, indem heimischer Spargel aus der Region auf den Teller kommt. Der spezifisch steirische Geschmack entsteht durch die idealen Bodenverhältnisse, die die Täler der Safen, Lafnitz, Feistritz, Raab und der südlichen Mur bieten. Deren leichte, sandige und humusreiche Böden sind die Voraussetzung für diese hervorragende Qualität.

Orion launcht neuen Online-Shop

Wirtschaftsstammtisch zur Familienfreundlichkeit

Beim österreichischen Familienbetrieb Orion Leuchten heißt es „Light up your life – im neuen Online-Shop“. Von klassisch-elegant über modern-ausgefallen bis hin zu extravaganten Leuchten im Vintage-Style ist für jeden etwas dabei. „Zeig mir deine Lampe und ich sag’ dir, wie du wohnst.“ Lampen und Leuchten sind wahre Designelemente, die die Wohnräume ebenso wie Geschäftsräume in Szene setzen, in eine angenehme Atmosphäre tauchen oder einen ganz persönlichen Charakter verleihen. Wie vielfältig Wohn- und Einrichtungsstile sein können, weiß der international agierende Familienbetrieb Orion Leuchten. Um diese zukünftig noch besser präsentieren zu können, heißt es nun „Light up your life – im neuen Online-Shop“ von Orion.

Am 28. April fand ein Wirtschaftsstammtisch der WKO GU und der Gemeinde Lieboch zum Thema zum Thema „Familienfreundlichkeit als Standortfaktor“ für Unternehmen der Gemeinden Graz Umgebung Süd in Lieboch statt, um Beispiele aus der Praxis inkl. Förderungen vorzustellen. Dabei wurden drei spannende geförderte Projekte vorgestellt. Claudia Schenner-Klivinyi, GF von SinnWin, moderierte die Veranstaltung und hielt einen Fachvortrag zur Familienfreundlichkeit als Arbeitgeberin, d.h. Einführung von betrieblichem Vereinbarkeitsmanagement mittels „Zertifizierung Beruf und Familie“. Dabei gab sie den interessierten TeilnehmerInnen hilfreich Impulse, die sie bei der Bearbeitung dieses aktuellen Themas unterstützen.

Fotos: Miriam Raneburger, LK/Danner, SinnWin, Bodo Thausing

Designmonat Graz 2022

Anerkannte Designexperten laden bis 12. Juni zur kostenlosen Erstberatung und Diagnose in die „Ordination“ der Design-Clinic, um Gestaltungsfragen zu behandeln. Hier werden ästhetische und funktionelle Problemzonen von ExpertInnen untersucht und behandelt, ohne dass Kunden über Nacht bleiben müssen. Angesiedelt ist diese ErstaufnahmeStelle für Design-Notfälle in der Girardigasse 1 in Graz. Die Ausstellung „Design Everyday“ im Minoritenzentrum Graz zeigt außerdem herausragend gestaltete Alltagsgegenstände aus verschiedenen österreichischen Designstudios. Im Fokus der Auswahl stehen Möbel und Produkte des täglichen Lebens, die einen Beitrag zur Weiterentwicklung zeitgenössischer Gestaltung in Österreich und darüber hinaus leisten.

SPÖ und ÖVP beschließen neue Raumordnung Nach ausführlichen Gesprächen mit Betroffenen sowie Experten, einem Begutachtungsverfahren und umfassenden Verhandlungen haben SPÖ und ÖVP am 26. April das neue Bau- und Raumordnungsgesetz sowie eine Zweitwohnsitz- und Leerstandsabgabe für die Steiermark beschlossen. „Damit ist uns ein guter Ausgleich zwischen Gemeinde- und Wohnentwicklung, Landwirtschaft und Naturschutz gelungen. Mit dem beschlossenen Gesetzespaket sagen wir ausuferndem Bodenverbrauch den Kampf an, erhöhen die Verfügbarkeit von leistbarem Wohnraum und verbessern die Versorgungssicherheit mit regionalen Lebensmitteln“, sind die beiden Chefverhandler und Gemeindesprecher Wolfgang Dolesch (SP) und Erwin Dirnberger (VP) überzeugt. FAZIT JUNI 2022 /// 65


Kurz & News

Zweite Auflage der Sternenkindbox Sternenkinder sind Kinder, die nicht in das Leben fanden. Für ihre Trauerbegleitung engagiert sich das Ehepaar Juriatti und hat 2021, mit Unterstützung der Stadt Graz und des Landes Steiermark, die Sternenkinderbox entwickelt. Nachdem 150 davon verteilt wurden, kommt nun die zweite zum Einsatz. „Gerade die letzten Monate haben bewiesen, dass Krisen nur gemeinsam zu bewältigen sind. Das Ableben eines Kindes ist das Schmerzhafteste, das Eltern passieren kann, und gerade dann müssen sie Trost und Unterstützung erfahren. Mit der Sternenkindbox soll den betroffenen Eltern das Gefühl vermittelt werden, dass sie in ihrer Trauer nicht alleine gelassen werden“, so Familienlandesrätin Juliane Bogner-Strauß.

Fisch-Tools ist bestes Familienunternehmen Am 10. Mai wurden in der Aula der Wissenschaft in Wien Österreichs beste Familienunternehmen ausgezeichnet und geehrt. Bereits zum 22. Mal wählte eine namhafte Jury die Gewinner aus. Fisch-Tools hat 2021 einen Gesamtumsatz in der Höhe von 16,1 Mio. Euro erwirtschaftet. Damit hat das Unternehmen einen weiteren Rekordumsatz und das beste Wirtschaftsjahr seit der Firmengründung erzielt. Aber wirtschaftliche Erfolge sind nur ein Kriterium der Auszeichnung. Es geht auch um Sicherheit und Stabilität in Krisenzeiten, nachhaltige Ziele und langfristige Perspektiven für die Zukunft. „Wir planen den Bau einer weiteren Werkshalle, der die Produktionsfläche bis zu einem Viertel vergrößern soll“, so Andreas Eberhard, Technischer GF.

Gastro-Eröffnung Trash Panda Was 2013 mit La Meskla begonnen, sich 2016 mit Tropicante fortgesetzt sowie 2018 mit Shake Shaka vorläufig eine Verschnaufpause gegönnt hat, wird 2022 fortgesetzt. Doch diesmal dreht sich alles um die ganz eigene Interpretation eines Barkonzepts, wie es Graz noch nicht gesehen hat. Angelehnt am Namenspatron wollen die Betreiber von Trash Panda den Lendplatz um einen die ökologischen Probleme ernst nehmenden Schankbetrieb aufwerten. Ganz nach dem Motto „reuse & reduce“ soll aufgezeigt werden, auf welch mannigfaltige Weise man auch den flüssigen Genuss nachhaltig realisieren kann. Regionalität meets Ressourcenoptimierung meets Produktqualität. Eben ein dem 21. Jahrhundert würdiger Trinkgenuss mit grünem Gewissen.

Das Formula-Student-Team der FH Joanneum präsentierte am 8. April seinen ersten Elektro-Boliden, den JR22. Die Studierenden gehen damit beim internationalen Konstruktionswettbewerb Formula Student an den Start. Nach einer zweijährigen Pause freute sich das Team von Joanneum Racing Graz, sein Rennauto wieder in Präsenz vorstellen zu können. „Vor zwei Jahren entschied sich das Racing-Team FH Joanneum dazu, die Verbrenner-Ära hinter sich zu lassen. Mit der Umstellung kamen auch neue Aufgaben auf, die mitunter für schlaflose Nächte sorgten. Auf einmal sind andere technische Aspekte in den Fokus gerückt“, sagt Fahrzeugtechnik-Student Alexander Zopf, der die technische Leitung des JR22 innehat.

Generali startet mit neuer Mobilitäts-App Die Generali, Österreichs größter Kfz-Versicherer, bringt eine neue Mobilitäts-App auf den Markt: Mit „Generali Mobility“ können User ihr Fahrverhalten optimieren und auf eine Balance zwischen Kfz, öffentlichen Verkehrsmitteln und Fahrrad achten. Die App schafft damit nicht nur Anreize für eine achtsamere und nachhaltigere Mobilität, sie belohnt zusätzlich mit Spaß und attraktiven Goodies. Generali Mobility steht allen Menschen in Österreich kostenlos zur Verfügung. Generali-CEO Gregor Pilgram zum Serviceangebot: „Bei unserer Mobilität stehen Flexibilität und Nachhaltigkeit in Zukunft immer stärker im Fokus. Die App verrät mir nicht nur mehr über meine Fahrgewohnheiten, sondern erkennt auch Potenzial für ein nachhaltigeres Mobilitätsverhalten.“ 66 /// FAZIT JUNI 2022

Fotos: Robert Binder / Land Steiermark, Die Presse / Günther Peroutka, La Meskla, FH Joanneum

Joanneum Racing Graz goes electric


Kurz & News

Blumauer Buzara made in Styria

Fotos: Werner Krug, LK / Danner, Foto Fischer

Vor kurzem kam mit der „Blumauer Tomaten Buzara“ die 1. steirische Buzara-Sauce im Glas auf den Markt. Entwickelt wurde das Rezept dafür in monatelanger Zusammenarbeit von Kroatienliebhaber und „Buzara-König“ Christof Widakovich und Frutura, Produzent und Österreichs größtem Vermarkter von Obst und Gemüse mit Sitz im oststeirischen Hartl. „Wir wollten den authentischen Geschmack, den man sonst nur aus dem Urlaub oder von einem Buzara-Gericht im El Pescador oder Fischwirt kennt, für jedermann daheim zugänglich machen“, so Widakovich. Auch Frutura-Chef Manfred Hohensinner zeigt sich höchst begeistert: „Ich bin stolz, gemeinsam mit Christof ein derartiges Top-Produkt auf den Markt gebracht zu haben.“

Neue Apfelhoheiten für die Steiermark

Prämierung von Most und Apfelsaft

Die Steiermark bekommt neue Apfelhoheiten. Königin Ulrike I. und Prinzessin Helene I. werden in den kommenden zwei Jahren Botschafterinnen für die steirischen Äpfel sein. Organisiert wurde die Wahl von der Landwirtschaftskammer und dem Verband Steirischer Erwerbsobstbauern. Königin Ulrike I. heißt mit bürgerlichem Namen Ulrike Kreimer und kommt aus St. Ruprecht/ Raab im Bezirk Weiz. Die 26-jährige HLW-Absolventin stammt von einem Obstbaubetrieb, hat Spanisch und Italienisch studiert und Erfahrungen in der Gastronomie gesammelt. Prinzessin Helene I. kommt vom Bio-Obstbaubetrieb Fattinger aus Stübing/Deutschfeistritz. Die 20-jährige wird ab Herbst den Aufbaulehrgang in Silberberg besuchen.

Immer mehr begeisterte Obstverarbeiter stellen sich dem landesweiten Qualitätswettbewerb. Ein neuer Rekord: 115 Obstbaubetriebe reichten 461 spritzige Moste und Natursäfte ein, um die begehrten Landessiege zu erringen. Gleichzeitig kündigt sich ein Generationenwechsel an: Die Jugend nimmt langsam, aber sicher das Zepter auf den Höfen in die Hand. Ebenso mischen viele Newcomer bei den Landessiegen mit. Verkostungschef Georg Thünauer betont zwei Vorteile: „Die Herstellung von Most und Säften aus Obst bester Qualität wird für die heimischen Obstbauern immer wichtiger, um die Höfe in Zukunft abzusichern. Der Vorteil für die Konsumenten ist, dass sie beste regionale Qualität zu fairen Preisen erhalten.“

Jubiläum für KLM mit Graz-Amsterdam Am 15. Mai 2017 startete KLM die Flugverbindung zwischen Graz und Amsterdam, dem drittgrößten Flughafen Europas, der Drehscheibe für Flüge in die ganze Welt. Reisende aus der Steiermark können bequem via Amsterdam 167 internationale Flugziele erreichen. Im Sommer 2022 fliegt KLM 5-7 mal wöchentlich von GRZ nach AMS und bietet eine exzellente Auswahl an weltweiten Destinationen. Guido Hackl, Country Sales Manager Aif France KLM Austria, Czech Republic & Slovakia: „Die Nachfrage nach Flugreisen steigt, da die COVID-19-Beschränkungen in den Niederlanden und anderen EU-Ländern aufgehoben wurden. KLM hat darauf reagiert und die Kapazität auf europäischen Strecken im Vergleich zum Vorjahr um 10 % erweitert.“ FAZIT JUNI 2022 /// 67


Bauen & Wohnen

v.l.n.r.): Vorstandssprecher Christian Purrer, Bgm. Johannes Schmid (Rosental/ Kainach), LH Hermann Schützenhöfer, BMin Leonore Gewessler, Vorstandsdirektor Martin Graf und Bgm. Jochen Bocksruker (Bärnbach)

Ihr PARTNER in Sachen GEWERBEIMMOBILIEN in der STEIERMARK.

Energie Steiermark baut Rekord-Photovoltaik-Park Die Energie Steiermark setzt ihre Offensive in Sachen „Erneuerbare Energie“ fort: Auf dem Areal des ehemaligen BraunkohleAbbaus in der Weststeiermark entsteht auf einer Fläche von 21 Hektar der größte Photovoltaik-Park Österreichs, der ab Herbst in das öffentliche Stromnetz einspeisen wird.

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it einer Leistung von 16,1 MW werden pro Jahr mehr als 18 Mio. kWh grüner Strom erzeugt. Das sorgt für die Einsparung von über 13 Mio. Kilogramm CO2 jährlich. Die Energie Steiermark investiert 12 Mio. Euro in die Umsetzung dieses österreichweiten Vorzeigeprojekts in Sachen Energiewende. Während ähnliche Projekte auf Deckung des Eigenbedarfs ausgelegt sind, wird hier der Sonnenstrom direkt über das Umspannwerk in Bärnbach den privaten Kunden verfügbar gemacht. „Die konstruktive Zusammenarbeit mit den Gemeinden und den Behörden hat die Umsetzung in nur zwei Jahren ermöglicht“, so Vorstandssprecher Christian Purrer beim Baustart. „Auch die GKB Bergbau als Grundstücks-Eigentümer und die Anrainer haben sich partnerschaftlich und positiv eingebracht. In den kommenden Jahren wollen wir landesweit mit einer Gesamtleistung von rund 300 MW über 100.000 Haushalte mit Strom aus Photovoltaik versorgen. Unser Budget für den Ausbau Erneuerbarer EnergieProduktion liegt bei über 2 Milliarden Euro“. Zusätzlich zu den bestehenden rund 25.000 privaten PV-Anlagen sollen in den kommenden Jahren noch mindestens 20.000 weitere dazukommen. „Dabei liegt unser Fokus bei der PV-Offensive auf der Nutzung bestehender Dachflächen – insbesondere auch von Industrieund Agrar-Betrieben sowie auf der Errichtung von Freiflächenanlagen“, so Vorstandsdirektor Martin Graf, „wir haben dafür bereits Flächen im Gesamtausmaß von 450 Hektar gesichert und ein Investvolumen von über 250 Millionen Euro eingeplant.“

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Foto: Energie Steiermark

M


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Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder

Die letzte Reise

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Fazitportrait

Nächstes Jahr kann die Bestattung Graz auf 120 Jahre Erfahrung und Tradition verweisen. Als ausgegliederte Gesellschaft gehört das Unternehmen zur Holding Graz, vormals Stadtwerke, und ist damit als kommunaler Betrieb dennoch Bestandteil der öffentlichen Verwaltung. Damit verbundene Begriffe wie Verlässlichkeit und Seriosität gehören zu den Trümpfen in der seit fast 20 Jahren liberalisierten Branche und sind mit ein Grund für eine Marktabdeckung von mehr als 80 Prozent durch die Bestattung Graz GmbH in der Landeshauptstadt.

B

estattungen sind ein Indiz für erste metaphysische Vorstellungen, heißt es. Angesichts des Todes geht es auch in kapitalistischen Gesellschaften niemals nur um den wirtschaftlichen Aspekt und die Frage »Wieviel kostet es?«. Aber natürlich spielt die Bezahlung immer eine Rolle. Sei es auf der Ebene des Humors: »Der Tod ist nicht umsonst, er kostet das Leben«, oder jener des Rituals: So war es etwa im antiken Griechenland Brauch, dem Toten Münzen auf die Augen zu legen, als Bezahlung für den Fährmann Charon, damit er die Seele des Verstorbenen in das Reich der Toten überführt. Doch woran immer man glaubt – das Ritual der Bestattung dient vorrangig der Trauerbewältigung der Angehörigen. Dessen sind sich die Geschäftsführer der Bestattung Graz, Gregor Zaki und Friedrich Probst sehr bewusst. Zaki: »Wir sehen es als Privileg, wenn Menschen in dieser schweren Zeit zu uns kommen. Für Menschen in ihrer Trauer ist das Beste und Teuerste oft gerade gut genug, aber egal in welcher Preiskategorie wir uns bei den Bestattungskosten bewegen, ist es uns ein Anliegen, die Bestattung schön und würdevoll zu gestalten.« Ein besonderer Vorteil des Unternehmens ist die konkurrenzlose Infrastruktur. Neben dem eigenen Krematorium ist auch der unmittelbar angrenzende Urnenfriedhof im Eigentum der Holding Graz, wo sich auf 43.000 Quadratmetern rund 11.000 aktive Gräber befinden. Im Vergleich: Der benachbarte Zentralfriedhof umfasst 230.000 Quadratmeter mit etwa 35.000 (Erd-)Gräbern. Zaki: »Für den letzten irdischen FAZIT JUNI 2022 /// 73


Fazitportrait

Wir sehen es als Privileg, wenn Menschen in dieser schweren Zeit zu uns kommen. Gregor Zaki, Bestattungsdirektor

Weg kann die Grazer Bestattung als einziges Bestattungsunternehmen in der Steiermark, inklusive Krematorium und eigenem Friedhof alle Serviceleistungen aus einer Hand anbieten.« Der kommunale Dienstleister ist in der Lage, umfassende Gesamtpakete zu schnüren, die sowohl Erdbegräbnisse wie auch Feuerbestattungen und naturnahe Alternativen umfassen.

Ein Prozent stirbt pro Jahr Grundsätzlich ist von einer üblichen Sterblichkeit von rund einem Prozent der Bevölkerung auszugehen. Für Graz heißt das, von der alten Einwohnerzahl von 250.000 ausgehend, etwa 2.500 Tote pro Jahr. Die Bestattung Graz betreut mit sechs Filialen etwa 70 steirische Gemeinden und steiermarkweit rund 3.000 Sterbefälle pro Jahr, davon 2.000 in Graz und kommt so als zweitgrößtes Bestattungsunternehmen von Österreich auf durchschnittlich 83 Prozent Marktanteil. Für den pietätvollen und reibungslosen Ablauf sowie einen Umsatz von 8 Millionen Euro sorgen 70 Mitarbeiter, davon 45 Arbeiter und 25 Angestellte, vom Sargträger bis zum Abholer. Letztere steuern einen speziellen silbernen Konduktwagen von Mercedes, umgebaut von Kuhlmann-Cars. Für die Bestattungsfahrzeuge verfügt die Hauptzentrale in der Grazbachgasse über eine eigene Waschanlage, denn Sauberkeit und Hygiene spielen in dieser Branche eine große Rolle. So findet sich in der Zentrale auch eine eigene Wäscherei und eine Näherei für die uniformierte Bekleidung der Bediensteten. »Jede Uniform bei uns ist ein Maßanzug«, verrät Friedrich Probst (59), der seit vier Jahren im Unternehmen ist und für Marketing, IT, Social Media und die Filialbetreuung zuständig zeichnet. Der ehemalige Croupier und Saalchef bei Casinos Austria verabschiedete sich von dort per Golden-Handshake in die Vermögensberatung und war schließlich wie sein Kollege Zaki im politischen Bereich tätig. Gregor Zaki (59) kam 2003 zunächst als Assistent des Vorstandes zur Holding, gerade als das ehemalige Monopol »Bestattung« liberalisiert wurde und Mitbewerber wie Pax und Alpha auftauchten. In dieser Funktion betraut mit dem Marketing in der Bestattung zur Positionierung und Behauptung im Wettbewerb übernahm er 2005 die Gesamtverantwortung als Bestattungsdirektor. Außerdem ist er Innungsmeisterstellvertreter in der Steiermark und Ausschussmitglied in der Bundesinnung.

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Bis zu 75 Prozent Feuerbestattungen Da der Trend zu Feuerbestattungen ungebrochen ist und zumindest in der Stadt bereits 75 Prozent aller Bestattungen ausmacht, ist das eigene Krematorium ein großer Vorteil für das Unternehmen wie auch für die Kunden. Das Krematorium Graz führt als Dienstleister auch Einäscherungen für zahlreiche Bestattungsunternehmen in der Steiermark, Kärnten und dem Burgenland durch. In ganz Österreich gibt es rund 500 Bestattungsunternehmen, aber nur 20 Krematorien, in der Steiermark sind es zwischen 50 und 60 Bestatter und gerade einmal vier Krematorien. Jenes der Grazer Bestattung ist im Übrigen technisch und ökologisch auf dem letzten Stand bis hin zur High-Tech-Filteranlage. Betrieben werden die zwei Öfen elektrisch mit 1.200 Grad. Zaki: »Das ist notwendig, damit zuerst der Sarg Feuer fängt, was den ganzen Verbrennungsvorgang erst ermöglicht.« Dieser Vorgang dauert rund eineinhalb Stunden. Verbrannt wird also immer mit Sarg und darin befindet sich immer ein Schamottstein, eine nummerierte runde Scheibe mit rund 6 Zentimeter Durchmesser, die zur Identifizierung des Leichnams beziehungsweise der Asche dient. Nach der Verbrennung werden die (Knochen-)Reste von der sogenannten Aschenplatte des Ofens abgezogen, in einer Aschenmühle vermahlen und in eine Aschenkapsel gefüllt. Dorthinein kommt auch der Schamottstein. Die Feuerbestattung ist zwar schon seit Jahrtausenden bekannt, war in unseren Breiten aber lange Zeit verboten. Für Katholiken war das Zweite Vatikanische Konzil von 1963 von Bedeutung, als die Feuerbestattung der Erdbestattung gleichgestellt wurde. Seither steigt die Zahl der Feuerbestattungen stetig an. Was eine Bestattung kostet, ist nicht leicht herauszufinden. Die Bestattung Wien wirbt neuerdings für eine Billigschiene namens »Baba«-Feuerbestattung um 1.350 Euro. Da ist aber nicht einmal die Beisetzung am Friedhof dabei, die allein rund 1.000 Euro zusätzlich kostet. Auch bei privaten Anbietern ist genau zu prüfen, was alles dabei, genauer was nicht dabei ist. Zaki: »Die Frage ist, was die Leute wollen. Ein Begräbnis ist heute auch ein Statement.« Was bleibt der Bestattung eigentlich übrig, wenn die Rechnung für ein Standard-Feuer- oder Erdbegräbnis inklusive Fremdleistungen rund 5.500 Euro ausmacht? Abgezogen werden müssen




Fazitportrait

Es ist uns ein Anliegen, die Bestattung schön und würdevoll zu gestalten. Gregor Zaki, Bestattungsdirektor

etwa Krankenhausgebühren von rund 200 Euro, die Stolagebühr für den Priester (60 bis 200 Euro), ferner die Friedhofsgebühr, der Totengräber der Friedhofsverwaltung (600 bis 800 Euro) oder die Parte in der Zeitung (ab 400 Euro). Die Abholung mit dem »Leichenwagen« beläuft sich übrigens auf 200, die Überführung zum Friedhof auf weitere 200 Euro. Zaki: »Grob geschätzt bleiben dabei der Bestattung zwei Drittel der Rechnungskosten.« Eine bloße Einäscherung ohne Friedhof beginnt bei rund 1.800 Euro, da auch die Kosten für den Sarg und den Transport des Verstorbenen anfallen. Nach oben hin sind Begräbniskosten kaum Grenzen gesetzt, Gruftsärge etwa können auch 5.000 Euro und mehr kosten. In Österreich herrscht Sargpflicht, dass gilt auch für Muslime, die den in Tücher gewickelten Leichnam nach den rituellen Waschungen eigentlich direkt der Erde zu übergeben haben. Der Kompromiss: Es kommt auch etwas Erde in den Sarg. Auf dem Urnenfriedhof der Holding befindet sich auch ein interkonfessioneller Friedhof mit einem eingegrenzten Gräberfeld für Muslime zur Erdbestattung. Im Trend liegt seit einigen Jahren die naturnahe Bestattung in Form von Baumbestattung und Rasenbestattung. Die Grundidee ist, dass die Asche des Verstorbenen mit der Zeit und nach Auflösung der Urne von der Natur aufgenommen wird. Mit dem Baum beziehungsweise dem Gedenkstein ist ein Ort bezeichnet, an dem des Verstorbenen gedacht werden kann. Die Grabpflege entfällt. Das Geheimnis von Jon Lord Exotische Varianten der Bestattung sind wohl eher mit Skepsis zu betrachten, man denke an James Doohan (1920–2005). Der kanadische Schauspieler wurde in seiner Rolle als »Scotty« in »Raum-

schiff Enterprise« und »Star-Trek« bekannt. Doch seine Weltraumbestattung ging ziemlich schief. Seine Mikro-Urne hat gemeinsam mit 207 anderen an Bord einer Falcon-1-Trägerrakete nicht einmal die Erdumlaufbahn erreicht. Drei Jahre später soll es mit zurückbehaltenen Ersatzmengen der Aschen besser geklappt haben. Ob Wahrheit oder nicht ist wie auch bei den viel zitierten »letzten Worten« Prominenter fraglich. Hat Goethe wirklich »Mehr Licht« gesagt oder doch »Mehr nicht«? Von Churchill gibt es sogar unterschiedliche letzte Worte, Einsteins Worte waren angeblich auf Deutsch, daher habe die amerikanische Krankenschwester nichts verstanden. Originell wird der mexikanische Revolutionär Sancho Villa zitiert: »Schreiben Sie, dass ich was gesagt hätte.« Wer glaubt, dass die Arbeit als Bestattungsdirektor die Ansichten zu Leben und Tod verändert, wird von Gregor Zaki eines Besseren belehrt: »Viele glauben, es relativiert sich deswegen alles, das ist aber nicht so. Ich ärgere mich immer noch über unnötige Kleinigkeiten.« Der studierte Romanist und geprüfte Bestatter ist Bücher- und Plattensammler, hat ein Autograph von Flaubert, hat Carlos Fuentes, Jorge Semprun und Martin Walser persönlich kennengelernt, er hat Chuck Berry und Bob Dylan die Hand geschüttelt und reist Elvis Costello sogar zu Konzerten nach. Jon Lord, der legendäre Hammond-Organist von Deep Purple hat ihm sogar verraten, unter welchem Pseudonym er in Hotels eingecheckt ist. Nachdem er auch schon verstorben ist, darf das Geheimnis hier verraten werden: Theo Penrode. Des Rätsels Lösung: Den letzten Buchstaben des Vornamens als ersten des Nachnamens verwenden, sprich The Open Rode (Road). Ob Humor gegen den Tod hilft, ist leider auch fraglich, aber wenn, dann so: je feiner, desto besser. n

Bestattung Graz GmbH 8010 Graz, Grazbachgasse 44-48 Telefon +43 316 8872810 grazerbestattung.at

FAZIT JUNI 2022 /// 77


Fußball ist praktisch das einzige Spiel, wo die bessere Mannschaft verlieren kann.

Ivica Osim, 1941–2022, bosnischer Fußballspieler und Trainer, Meistermacher des Grazer SK Sturm

Biennale in Venedig

Von sanften Maschinen und grantigen Körperteilen Von Michael Petrowitsch

D

Fotos: SK Sturm Graz, Georg Petermichl (2), Christian Benesch

as Wetter war gnädig bei der Eröffnung des österreichischen Pavillons und gnädig war auch die Stimmung. Denn sehr entspannt gestaltete sich der Umgang mit den beiden Kunstschaffenden Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl. Als Duo arbeiten sie seit Jahren an Themenstellungen, die gesellschaftlich breit diskutiert werden. Anlässlich des Auftritts bei der letzten Documenta durften wir schon hoffen, dass in noch höhere Sphären vorgestoßen wird - und es wurde. Kollektiv in Höchstform Unter dem Titel »Invitation of the Soft Machine and Her Angry Body Parts« konzipiert das Duo Rauminstallationen, in denen sich ihr gesamter künstlerischer Kosmos ausbreitet. Das Pendeln zwischen Malereien, Skulpturen und Fotografien, über Textilarbeiten, Schrift und Video ist natürlich ein Drahtseilakt. Zusammengehalten wird dieser Akt durch die intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit körperlicher Identität. Jetzt »mag« man ein wenig vorverurteilend anmerken, dass »man« hier auf einen schon recht flott fahrenden Zug aufspringt. Natürlich tut »man« das, allerdings ist es wohl so, dass das Kollektiv bereits seit Jahren in diese Richtung arbeitet und unter Kuratorin

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Die Eröffnung der 59. internationalen Kunstausstellung der Biennale Venedig 2022 ist geschlagen. In den nächsten Monaten kann man sich noch davon überzeugen lassen, ob sich die Reise in ein (leider wieder) heillos überfülltes Venedig gelohnt hat. Soviel vorweg, es lohnt sich! Karola Kraus im diesjährigen Pavillon zur Höchstform aufläuft. Hinter mehr oder weniger versteckter Modekollektion und einer Publikation in Form eines Magazins verbirgt sich eine kluge und Gott sei Dank nicht affirmative Auseinandersetzung mit dem Thema Gender im Allgemeinen und dem Teilspezifikum Identitätskonstruktion im Besonderen. »Die Installation ist von einer dynamischen Gegenüberstellung bzw. Verschränkung von verschiedenen, zueinander paradox anmutenden Räumlichkeiten, Stilen und piktogrammartigen Symbolen gekennzeichnet, die alle mit ihren jeweiligen Mitteln die Aufmerksamkeit der BesucherInnen erhaschen wollen. Diese wiederum werden zu ProtagonistInnen in diesem Stück und setzen die Szenerie mit ihren Körpern in Bewegung«, so Karola Kraus, Chefin des mumok und auch Kuratorin des Pavillons ist. Begehbares Selbstporträt So erweist sich ein Teil der Installation Ashley Hans Scheirl als begehbares


Alles Kultur Selbstporträt einer Malerin. Wie in der Szenerie eines Theaters staffeln sich flache Kulissenelemente, die gleichzeitig die Schichten dieser aufgeklappten Malerei sind. Diese Szenerie besteht aus architektonischen Interventionen, Malereien, Tapeten und Objekten aus verschiedenen Materialien. Es ist faktisch eine betretbare, zugängliche Malerei und gleichzeitig eine Theaterbühne, die in den Zuschauerraum versetzt wird. Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer ergänzt anlässlich der Eröffnung: »Mutige und reflektierte künstlerische Beiträge wie der im österreichischen Pavillon der Biennale di Venezia 2022 schulen unser Auge und unseren Geist, unser Verständnis von der Welt und den herrschenden Zuständen.« Ganz so ist es ja nicht, dass Kunst irgendetwas oder irgendjemanden schult, da sie ohnehin nur von jenen gesehen wird, die sie sehen, der Rest lässt sich auch nicht schulen. Über Transgender ... Und sonst so? Neben der gesamten zentralen Ausstellung, die von Cecilia Alemani auf dem Gelände der Gardini kuratiert wurde, sind wohl folgende Pavillons der Länder einen intensiveren Besuch wert und attraktiv. Francis Alÿs etwa bekam für seinen belgischen Pavillon eine Menge Vorschusslorbeeren, und er enttäuscht die Erwartungen nicht. Der studierte Architekt Alÿs ist vor zwanzig Jahren nach Mexiko-Stadt gezogen, um nach dem verheerenden Erdbeben von 1985 Aufbauarbeit zu leisten und er ist geblieben. Mittlerweile verschrieb er sich der Stadt als Künstler, der diese in immer neuen Anläufen kartografiert. Seine mehrteilige Videoarbeit »The Nature of the Game« im Pavillon kann durchaus als poetisch bezeichnet werden. Im Stile eines vergleichenden Anthropologen filmte der Künstler Kinder aus verschiedensten Gegenden der Welt beim Spielen. Auf hohen Videowänden betrachten wir Kinder in Afrika, die singend und tanzend einen Mosquitoschwarm in Schach halten oder eine kleine Schar im Irak, die ohne Ball Fußball spielt. Zum Gesamtkunstwerk zählen zu-

dem kleinformatige Gemälde. Ein anrührender Blick auf die Resilienz von Kindern und Facetten des Menschseins. Der slowenische Beitrag im Arsenale zeigt vorbildlich, wie man den Malereibegriff gekonnt und ergriffen in Szene setzt. Gewidmet ist er dem Maler Marko Jakše, den der Autor dieser Zeilen schon selbst kuratieren durfte. Der 1959 in Ljubljana geborene verfolgt seit dreißig Jahren seine ganz eigene künstlerische Vision als Maler. Auch das ist revolutionär. Die Wände des Beitrags sind in schwarzes Tuch gehüllt, sodass der Fokus ganz auf den hervorragend beleuchteten Gemälden liegt, die – Kirchenfenstern gleich – geradezu von innen heraus zu strahlen scheinen. Sie zeigen eine surreale Welt aus gepfählten Kühen, klagenden Eisbären und bedrohlichen Kaninchen, die auch gut in Cecilia Alemanis Hauptausstellung »The Milk of Dreams« gepasst hätte. Er hätte sich mehr Aufmerksamkeit verdient, der slowenische Beitrag, wahrlich! Mit Transgender und Kolonialismus in der Kunstgeschichte geht der neuseeländische Pavillon gleich zwei momentan global präsente Themen auf geradezu spielerische Weise an. Und er steht zugleich für einen Trend der diesjährigen Biennale, nämlich die indigene Bevölkerung des jeweiligen Landes zu Wort kommen zu lassen, wie es etwa auch der nordische Pavillon mit seinen Sami-Künstlerinnen und -Künstlern tut. » ,…‘ live matters!« scheint die Schablone zu lauten. Zutreffendes bitte einsetzten.

... zurück zu den Wurzeln Die US-Amerikanerin Simone Leigh ist die Künstlerin der Stunde auf der Biennale 2022. Mit einer ihrer überlebensgroßen Büsten, »Brick House« von 2019, beginnt der Rundgang der Hauptausstellung im Arsenale, und sie bespielt den Pavillon der USA auf dem Giardini-Gelände mit einer Reihe weiterer monströser Arbeiten. Unter dem Titel »Sovereignty« eröffnet sich hier die Erfahrungswelt schwarzer Frauen sowie eine Synthese afrikanischer Kunsttradition und europäischer Moderne. Weiterlesen auf Seite 80

Die Kuratorin des ÖsterreichPavillons Karola Kraus

FAZIT JUNI 2022 /// 79


Alles Kultur Fortsetzung Biennale von Seite 79

K

ennen Sie Gender? fragte Birgit Kelle vor fünf Jahren in ihrem Bestseller GENDERGAGA. Heute ist klar: Die Realität hat die Satire längst überholt. Wer heute denkt, er sei normal, steht schon morgen als transphob, homophob, antifeministisch oder natürlich als »rechts« am Pranger. Gefühl sticht jetzt Fakten, Frau sticht Mann, homo sticht hetero, schwarz sticht weiß, trans sticht alles. Dafür ruinieren wir Karrieren und Kindheiten, zensieren Sprache, Wissenschaft, Debatte und freies Denken. Statt Probleme zu lösen, schafft die neue Genderund Identitätspolitik täglich neue Opfer. Wenige Jahre und Millionen Euro später ist klar: Es geht um nicht weniger als um alles. Zeit für Birgit Kelle nachzulegen.

Dass die Arbeit des Ukrainers Pavlo Makov dieses Jahr in Venedig zu sehen ist, ist eine wichtige Randnotiz der Geschichte. Mag es Ausdruck von Mut und Entschlossenheit sein, mag es Kalkül sein. Die Kuratorin Maria Lanko schaffte Fragmente des »Brunnen der Erschöpfung«, so der Titel, in den ersten Kriegstagen mit ihrem privaten Auto aus dem umkämpften Kiew nach Italien. Die Kokuratorin Lizaveta German floh erst später und dazu hochschwanger aus Kiew, bekam in Lwiw ihr erstes Kind und ist gerade rechtzeitig zur Eröffnung eingetroffen. Ein stilles Werk im Stil der Arte povera, entstanden in den Neunzehnneunzigerjahren und seit mehr als zwei Jahrzehnten in unfertigem Zustand, ist er jetzt ein Mahnmal geworden. Der russische Pavillon selbst bleibt geschlossen und wird von Sicherheitskräften bewacht, eine Sozialskulptur. Im Großen und Ganzen ist die diesjährige Biennale wieder verstärkt zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. Man hat den Eindruck, Corona hatte etwas Gutes. Die Themenlagen sind griffiger, die Aussagen sind aussagekräftiger. »Kunst« als Kunst scheint sich eine wenig vom eingeschlichenen L’art pour l’art-Gedanken erholt zu haben und macht wieder mehr in Richtung gesellschaftspolitischer Relevanz. Deutscher Pavillon Der ganz persönliche Sieger des Autors ist der deutsche Pavillon. Die wunderbare Konzeptkünstlerin Maria Eichhorn überrascht mit Fragestellungen nach Architektur, Historizität und Eigentum. So bleibt der Pavillon wie schon im letzten Jahr zur Zeit der Architekturbiennale weitge-

Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl

Noch Normal? Das lässt sich gendern! Gender-Politik ist das Problem, nicht die Lösung ISBN: 978-3-95972-364-0 304 Seiten Softcover 19,99 € (D) 20,60€ (A)

80 /// FAZIT JUNI 2022

hend kahl. »Relocating a Structure« heißt das Projekt, und es besteht aus verschiedenen Komponenten. Das ist Eichhorn wichtig. Sie ist eine Konzeptkünstlerin, für die Kunst ein Prozess ist. Eine Auseinandersetzung mit einem Problem. In diesem Fall ist das Problem zunächst einmal der Ausstellungsort und seine Geschichte. Manche werden abwinken: Das gab es doch schon vielfach, das Abarbeiten am Deutschen Pavillon, der 1909 zunächst als Bayerischer Pavillon errichtet worden war, den die Nationalsozialisten anschließend ins Monumentale erweiterten. Die Künstlerin organisiert zudem Stadtführungen durch das Venedig der Partisanen und der Judendeportationen, um auch diese deutsch-venezianische Geschichte auszuleuchten. Alles wie gehabt? Das Angenehme: Das Gebäude ist weitgehend leer und wirkt durch seine Wuchtigkeit am, ja, am schönsten. Einer evangelischen Kirche gleich. Ein Ort der Beglückung. Während sich die Besucher vor dem Nachbarn Großbritannien und Frankreich die Beine in den Bauch stehen, ist der deutsche Beitrag geradezu ein Labsal für die wunden Augen im Allgemeinen und sämtliche restlichen müden Sinne im Speziellen. Das Abarbeiten an deutscher Geschichte selbst mag mittlerweile fadisieren, die Ruhe in den Räumlichkeiten tut das Gegenteil und bereitet auf den schönsten Spot der Gardini vor: das kleine Buffet neben den Deutschen mit dem wunderbaren Blick unter den Pinien auf das venezianische Meer. Ein Ort, auf den man sich Jahr für Jahr aufgrund seiner Ruhe am meisten freut n Die internationale Kunstausstellung findet noch bis 27. November 2022 statt. labiennale.org labiennale.at


Alles Kultur

Kultur auf der Insel

Die kulturelle Welle

Die meisten Menschen beehren Kroatien sommers für Urlaub. Doch eine Ausstellung im namentlich kleinen, aber gefühlt großen Ort der Insel Losinj bewies: es gibt auch künstlerische Gründe für eine Reise ins Land der malerischen Buchten. Und obendrein sogar athletische. Von Peter K. Wagner

E

s ist gemeinhin bekannt, dass Kroatien eine der besseren Optionen für Urlaub darstellt. 22 Millionen Menschen sollen sich jährlich aus touristischen Gründen in dem Land der vielen malerischen Küsten aufhalten. Die meisten von ihnen kommen sommers, sehr viele von ihnen kehren in Istrien ein, aber nicht zuletzt sind die fast 1.300 Inseln gerne Ziel Ruhe- und Ausgleichssuchender.

Gruppenausstellung Ende April wurde in Mali Losinj eine Gruppenausstellung eröffnet. Ihr unmissverständlicher und sommerurlaubsentsprechender Mottotitel: »Welle – Val – Wave«. Auch Josef Wuketich, der österreichische Botschafter in Kroatien, ließ sich die Vernissage nicht entgehen, hatten doch sieben Künstlerinnen und Künstler des österreichischen Kunstvereins »Atrium ed Arte« infolge eines Insel-Symposiums im Spätsommer 2021 meeresaffine Arbeiten entstehen lassen, die in der Galerie Fritzi ausgestellt wurden. Zu sehen war dort Kunst in unterschiedlichsten Facetten. Ob Skulptur, Bodenarbeit, Zeichnung oder Installation in Form einer wellenförmig zerschnittenen

Künstler Fridolin Welte (links) im Gespräch mit Josef Wuketich, dem österreichischen Botschafter in Kroatien. Vierkantleiste, die zu dreidimensionalen Wellenformen wird. Und ganz egal, welch Affinität man für die unterschiedlichsten Techniken hat, luden die Exponate ein, sich einer Intensität zu verträumen, die man in dieser Umgebung sonst nur beim letzten Sonnenuntergang des Sommerurlaubs zu erreichen vermag.

Athlet aus Losinj Ach ja, und wer die Ausstellung unglücklicherweise verpasst haben sollte, aber schon bald in Losinj weilt, und sich für kulturelle Exkursionen aller Arten begeistern kann: Neben dem kleinen Losinj-Museum oberhalb des im Erdgeschoss gelegenen Ausstellungsraums des Palazzo Fritzi findet sich im Hafen des namentlich kleinen (»mali« ist das kroatische »Klein«), aber gefühlt großen Hauptortes der Insel, in Mali Losinj also, ein weiterer Ort der Kultur. Auch, wenn

nicht direkt Wellen im Mittelpunkt stehen, mag eine etwas gar zu groß geratene Vertreterin einer Ozeanaufwölbung eine Rolle gespielt haben, dass hier einst der »Athlet aus Losinj« unterging. Erst im Jahr 1996 war der »Apoxyomenos aus Kroatien« in 45 Meter Tiefe gefunden worden. 1999 konnte die Bronzestatue geborgen werden. In der Folge kämpfte Losinj lange, das gut erhaltene Stück Geschichte selbst ausstellen zu dürfen, und hat nun, nachdem der Athlet zwischendurch gar kurze Zeit im Pariser Louvre zu sehen war, unweit seines Fundortes eine Heimat für ihn geschaffen. Direkt an der Hafenpromenade und stolz inszeniert. Wer also noch Optionen für den kroatischen Sommerurlaub sondiert und Kulturaffinität hat – es muss nicht immer das Amphitheater im istrischen Pula sein. Losinj ist jedenfalls eine der besseren Alternativen. n FAZIT JUNI 2022 /// 81

Fotos: Christian Benesch, Bojan Puric

Ziel r eeresa�i ionados Unter den 67 bewohnten bzw. touristisch gut erschlossenen, aus dem Wasser ragenden Landmassen hat jeder Kroatienfreund seine persönlichen Favoriten. Losinj ist durchaus in den Toplisten vieler Meeresaficionados zu finden. Die wohlduftende Macchia und die charmanten Buchten samt kristallklarem Wasser bieten vieles, was sich Urlauber wünscht. Aber: Losinj, am Ende einer Auto- und Fährenfahrt über Krk und Cres oder Istrien – je nach Anreisewahl – gelegen, ist nicht nur eine Infrastrukturüberraschung samt deutscher Diskonter- und Drogerieableger im gefühlten Niemandsland, sondern auch: ein Ort der Kultur.


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

S

oziale Gerechtigkeit, Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit, Leistungsgerechtigkeit. Ist es eigentlich gerecht, die Gerechtigkeit zu verbessern oder wird die allgegenwärtige Gerechtigkeitsdebatte sowohl von Politikern als auch den Lobbys nur geführt, um ihre jeweilige Klientelpolitik zu rechtfertigen oder gar um verschiedene Gesellschaftsgruppen gegeneinander auszuspielen? Theoretisch müsste Chancengleichheit das oberste Ziel jedes demokratischen Staatswesens sein. Doch was bedeutet das etwa für einen schlecht qualifizierten Langzeitarbeitslosen, den unsere hochkompetitive Arbeitswelt abgeworfen hat? Aus Sicht eines potenziellen Arbeitgebers könnte mit Chancengleichheit die Chance auf Weiterbildung gemeint sein. Der Langzeitarbeitslose selbst könnte der Meinung sein, dass es gerecht sei, ihn dauerhaft so ausreichend zu alimentieren, dass er seinen Unterhalt auch ohne Arbeit bestreiten kann. Gerechtigkeit für einen Langzeitarbeitslosen – das ist ange-

Wie gerecht ist »mehr Gerechtigkeit«?

82 /// FAZIT JUNI 2022

sichts des größten Arbeitskräftemangels der Geschichte ein herausforderndes Unterfangen, bei dem wie immer der Standort den Standpunkt bestimmt. Im politischen Diskurs dominieren oft demagogische Rattenfänger, die jedes Thema nutzen, um ihre potenziellen Anhänger und ihre potenziellen Gegner auseinanderzudividieren. Doch dazu benötigen sie einfache, leicht vermittelbare Antworten. Die lösen zwar kein komplexes Problem, schaffen aber zuerst Narrative und danach Identitäten. Und das ermöglicht wiederum eine populistisch dominierte Zielgruppenansprache. Wo bleibt da jene demokratische Reife, die einen differenzierten Blick auf die aktuellen Herausforderungen ermöglicht? Warum kann in Graz eine Kommunistin mit einem »Ihr da oben, wir da unten«-Wahlkampf Bürgermeisterin werden? Wie ist es möglich, dass große österreichische Parteien trotz einer der höchsten Abgabenquoten der Welt zusätzliche Vermögenssteuern fordern, obwohl sie genau wissen, dass sich die Vermögenden nur bei der Besteuerung von Grund und Boden nicht entschlagen? Über die Mieten würde der Großteil der zusätzlichen Belastung erst wieder die Eigentumslosen treffen. Nehmen wir das Thema Bildungsgerechtigkeit: Natürlich ist es ungerecht, wenn Kinder aus bildungsfernen Migrantenfamilien nicht die gleichen Karrierechancen haben wie Kinder aus einem bildungsaffinen Umfeld. Aber tritt die Aufregung über die Bildungsungerechtigkeit nicht völlig in den Hintergrund, wenn man sich vor Augen hält, dass ein bildungsfernes Migrantenkind im Herkunftsland der Eltern oft nicht einmal eine Schule besucht hätte. Und zwar weil es dort entweder gar keine gibt oder weil es wegen der noch immer deutlich höheren Kindersterblichkeit nicht einmal bis zum Schuleintrittsalter überlebt hätte. In Frankreich wollte die Gleichmacherregierung unter dem Sozialisten François Hollande das Problem der unterschiedlichen Bildungschancen lösen, in dem sie den Lehrern verbot, Hausaufgaben zu geben. Schließlich verschärften die Hausaufgaben

das Problem der Bildungsungerechtigkeit, weil bildungsferne Eltern ihre Kinder mit den Aufgaben alleine ließen, während die anderen sie dabei unterstützten. Natürlich hätte das Hausaufgabenverbot zu einer Nivellierung der Schulbildung nach unten geführt, womit letztlich nur die Gesellschaft geschädigt worden wäre. Die Lehrer hebelten das Verbot jedoch aus, indem sie die Kinder einluden, jene Themen freiwillig zu Hause zu lernen, die sie am nächsten Tag in der Schule abfragten. In Österreich wurde übrigens in den letzten beiden Ferienwochen die Sommerschule eingeführt, um herkunftsbezogene Bildungsdefizite zu reduzieren. Sie dient der gezielten Förderung von Schülern zur Wiederholung von Lehrinhalten und zur Vorbereitung auf das kommende Schuljahr. Das Angebot steht heuer auch ukrainischsprachigen Kindern zur Verfügung. Die Sommerschule ist wegen der Freiwilligkeit für Schüler und Lehrer nur ein halbherziger Versuch, Ungerechtigkeiten im Bildungswesen zu beseitigen. Im Vorjahr wurden aber immerhin fast 40.000 Kinder dafür angemeldet. Und besser als die Idee eines Hausaufgabenverbotes ist sie auf jeden Fall. n

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