Fazit 181

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#181

FA ZITGESPR ÄCH

Nr. 181 2/2022 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Handeln und helfen Landesrätin Doris Kampus im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA UKR AINEKRISE

FA ZITESSAY DEMOKR ATIEDISKURS

Leopold Neuhold über die dreifache Herausforderung unserer Gesellschaft

April 2022

Putins Krieg und die Steiermark

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


Foto: Light & Grace

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FAZIT


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Editorial

Von Christian Klepej

D

er russische Machthaber Wladimir Putin hat sein Militär in die Ukraine einmarschieren lassen und führt damit einen nicht zu rechtfertigenden Angriffskrieg gegen ein freies, unabhängiges, europäisches Land. Nach den Balkankriegen von 1991 bis 2001 ist Europa wieder zum Schauplatz fürchterlichen Leids geworden. Hundertausende vor allem Frauen und Kinder befinden sich bereits auf der Flucht, viele sind schon außer Landes, sollten die Kampfhandlungen anhalten, ist mit Millionen an Flüchtlingen zu rechnen. Kiew, Mariupol, Lemberg und andere ukrainische Städte sind Bombardierungen und Raketenangriffen ausgeliefert. Die weltweite Verurteilung von Putins Vorgehen ist ein starkes Signal, die russische Föderation ist quasi vollkommen isoliert, die Wirtschaftssanktionen des Westens werden die russische Wirtschaft zudem weiter schwächen. Aber was tun wir jetzt? Was können wir tun, um diese schreckliche Auseinandersetzung möglichst bald zu beenden? Um nicht noch mehr Kinder, Frauen und Männer sterben zu sehen. Natürlich kann ich

Der Krieg in der Ukraine muss sofort zu einem Ende gebracht werden

da keine Antworten geben, dieser Krieg, der so urplötzlich in unserer unmittelbaren Nachbarschaft ausgebrochen ist und uns in die Realität des tiefsten menschlichen Abgrunds zurückgeworfen hat, lässt mich ratlos werden. Und macht mir Angst. Ursachenforschung kann, soll und muss es geben, wird es geben, als historische Aufgabe nächster Generationen, zur Stunde helfen sie uns wenig. Und den sich in Luftschutzbunkern vor dem nächsten Einschlag fürchtenden Menschen in der Ukraine gar nicht. Die vor allem auch EU-weite »Solidarität« mit der Ukraine ist begrüßenswert, mich fasziniert aber der Umstand, dass sogar in diesem Moment des Schreckens, die Reaktionen auf allen medialen Kanälen viel zu viel mit dem Fußball gemein haben. Plötzlich ist jeder Experte in Fragen internationaler Konflikte, in europäischer (Kriegs)geschichte und im Umgang mit einem despotischen Herrscher, der gerade im Begriff ist, ein Land auszuradieren. Und zur Faszination gesellt sich mein Unbehagen, dass die Mehrzahl dieser »Expertisen« dabei wenn schon nicht auf ein »Zurückschlagen« so aber doch auf militärische Stärke setzen. Offensichtlich bin ich ein »Schlechtwetterpazifist«. Zu Friedenszeiten stehe ich immer für eine ordentliche militärische Landesverteidigung, trete also für ein starkes Bundesheer ein, oder sehe in der Nato ein wichtiges Bündnis (mit dem wir durchaus zusammenarbeiten sollen) und habe mich damit – natürlich von linker Seite – auch oft deutlicher wie harscher Kritik ausgesetzt. Da erscheint es mir nun schon als Treppenwitz der Geschichte, dass auch linke Zeitgenossen heute nur ja keinem »Appeasement« (einer Beschwichtigung des Angreifenden also) anheimfallen wollen. Selbst der Falter, dieses Leuchtblatt aufgeklärter Weisheit, hat sich darin gefallen, auf seinem ersten Titel nach dem Angriff auf die Ukraine ein frisch vermähltes Ehepaar in Kiew abzubilden; jeweils mit einer Langwaffe im Arm. Eine den allumfassenden Krieg also romantisierende Darstellung. Dass die Ukraine sich verteidigt, ist selbstverständlich, wohl auch in vielen einzelnen Schicksalen heldenhaft. Dies aber so zu illustrieren, erscheint mir despektierlich.

Ich will, dass dieser Krieg aufhört, so schnell wie möglich. Ich will, dass das Sterben der Menschen in der Ukraine aufhört, so schnell wie möglich. Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, sollte eher drei- als zweimal die Woche zu sofortigen Friedensverhandlungen aufrufen! Und was die Beschwichtigung betrifft, ja, es muss in solchen Verhandlungen auch etwas geben, dass es dem Kreml überhaupt möglich macht, auf solche Verhandlungen einzugehen. Putin etwa mit einer Anklage in Den Haag zu konfrontieren, erscheint als Drohgebärde ausnehmend kurzgedacht. Lässt nämlich außer Acht, dass die Nuklearstreitkraft Russland etwa Berlin von Königsberg aus in wenigen Minuten dem Erdboden gleich machen kann. Der ungerechteste Frieden ist besser, als der gerechteste Krieg. In der Ukraine müssen die Waffen zum Schweigen gebracht werden. Das kann jetzt nur das Ziel der demokratischen Staatengemeinschaft sein. Danach ist in einer internationalen Konferenz das weitere Vorgehen auszudiskutieren. Und sollte sich dann ein Diktator nicht an Abmachungen halten, ist die Zeit kämpferischer Rhetorik vorbei. Dann muss zurückgeschlagen werden, um unsere Freiheit zu verteidigen. Gnade uns Gott davor. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT APRIL 2022 /// 5


Inhalt Fazit April 2022

Putins Krieg und die Steiermark

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Fotos: Julia Rekamie/Unsplash, Erwin Scheriau, Enlarge (2), Heimo Binder (2),

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Handeln und Helfen

Die steirische Soziallandesrätin Doris Kampus über die Ukrainekrise, Flüchtlinge und die sozialen Folgen der Pandemie.

Vom Krieg in der Ukraine ist auch die Steiermark vielschichtig betroffen. Fazit beleuchtet mögliche Auswirkungen.

Unfrisierte Gedanken zur Politik Ethiker Leopold Neuhold macht seine »Suche nach der politischen Kultur« an Klimakrise, Pandemie und Krieg fest.

Film und Festival

Am 5. April startet wieder die Diagonale in Graz. Michael Petrowitsch hat mit den Intendanten Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger gesprochen. Seite 80

Ausgabe April 2022 XIX. Jahrgang Nr. 181 (2/2022) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

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18 Jahre Wirtschaft und mehr.

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Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Außenansicht 38 Immobilien 70 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Diese Fazitausgabe wird vom russischen Angriff auf die Ukraine überschattet. Diesem brutalen Krieg ist auch der Großteil dieses Magazins gewidmet. So führten wir das Fazitgespräch mit Soziallandesrätin Doris Kampus. In ihrem Ressort bündeln sich die Herausforderungen mit den ukrainischen Flüchtlingen. Wenn Putin weitermacht, könnten es aber über 20.000 Menschen werden, denen bei uns geholfen werden muss.

Auch im Fazitthema geht es um den Krieg. Und zwar um seine wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Steiermark. Wegen seiner starken Industrie ist unser Bundesland besonders hart von den gestiegenen Energiepreisen und den Unterbrechungen der Wertschöpfungskette betroffen. Mit einem Essay des Ethikers und Theologen Leopold Neuhold setzen wir unsere Serie »Auf der Suche nach der politischen Kultur« fort. Neuhold widmet sich dem Thema anhand der Herausforderungen Klima, Pandemie und Krieg.

Fazit wird mit dieser Ausgabe 18 Jahre alt. Wegen der Pandemie und des Krieges fallen wir zum dritten Mal hintereinander um die Party um. Bis zu unserem 19. Geburtstag sind hoffentlich sowohl der Krieg als auch Corona längst vorbei. Gutes Lesen! -red-

Tufting in der Sixerie

Die »Sixerie« in der Grazer Steirergasse ist der einzige Tuftingbetrieb der Steiermark. Volker Schögler trifft Kristina Six.

Durch die digitale Linse

Die Fotografie hat die Digitalisierung weitgehend abgeschlossen, Opernfoto in Graz hat die digitale Herausforderung gemeistert.

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Mag. Michael Petrowitsch, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

Füh g du run rch Seit g (48 e 48 )

Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam

Außenanosvisckyht Seite 38

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Erfo SERIE l

Peter Sichr nken über a d e G h ic s t h c ma China. Russland und

IMPRESSUM

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Erwin Scheriau

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Foto: Adobe Stock


Fazitthema

Putins Krieg und die Steiermark Von Johannes Roth

Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Welt kalt erwischt. Auch die Steiermark ist vielschichtig betroffen. Die Auswirkungen lassen sich noch nicht abschätzen.

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Fazitthema

V

on einer Zeitenwende sprechen die einen; den Beginn eines Weltkrieges fürchten die anderen. Sicher ist: Wer dachte, dass auch im Vorzimmer Europas ewiger Frieden herrsche, der wurde eines Besseren belehrt. 1.536 Kilometer sind es von Graz nach Kiew; will man die Strecke mit dem Auto zurücklegen, braucht man dafür etwa 16 Stunden. Luftlinie Graz – Kiew: 1.640 Kilometer. Eine Hyperschallrakete vom Typ Kinschal fliegt mit Mach 10, also mit 12.000 km/h, bis zu 2.000 Kilometer weit, ist hochpräzise und kann kaum durch ein Raketenabwehrsystem terminiert werden. Wenn an der Situation überhaupt etwas Positives auszumachen ist, dann das, dass die Aggression Russlands uns die Augen geöffnet hat: Wir hatten ausgeblendet, dass wirtschaftliche und militärische Abhängigkeit in Unfreiheit mündet. Die Interessen Putins an der Steiermark dürften, sofern man ihm geistige Gesundheit unterstellt, vernachlässigbar sein. Unsere strategische Bedeutung ist zu gering, als dass wir tatsächlich mit einem Raketenangriff rechnen müssten. Von einiger Relevanz sind jedoch unsere wechselseitigen wirtschaftlichen Verknüpfungen – sowohl mit Russland als auch mit der Ukraine. »Russland war vor dem Ukraine-Krieg ein interessanter Handelspartner für die Steiermark«, erzählt Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. »Der russische Markt war dabei nicht nur für große Industriebetriebe relevant, sondern bot auch gute Geschäftschancen für KMU.« Bis 2014 ging die Exportkurve steil nach oben. Eibinger-Miedl: »Russland war 2014 am Sprung in die Top 10 der Exportmärkte für die steirische Wirtschaft. Durch die Sanktionen in Folge der Auseinandersetzungen in der Ost-Ukraine und die russische Annexion der Krim sind die Exporte dann eingebrochen. In den vergangenen Jahren hatten sich die Beziehungen wieder intensiviert. Durch die aktuellen Sanktionen sind nun aber nahezu alle Wirtschaftsbeziehungen zu Russland auf Eis gelegt. Russland wird als Exportmarkt wohl kurz- und mittelfristig keine Rolle mehr spielen.«

Abhängig von russischen Gaslieferungen

Derzeit sind aber die gestiegenen Energiepreise und unsere Abhängigkeit von Russland das größte Problem. Die Gaspreise waren bereits 2021 durch die Decke gegangen. Gazprom exportierte im Jahr 2020 13,22 Milliarden Kubikmeter nach Österreich, das sind 7,5 % der Gazprom-Gesamtexporte. In europäische Staaten (ohne die der früheren Sowjetunion) lieferte der russische Gasversorger im selben Jahr 175 Milliarden Kubikmeter. Das ist insofern von Bedeutung, als es verdeutlicht, warum die Preise so angezogen hatten: In den Jahren davor, also 2018 und 2019, lag die Liefermenge noch bei knapp 200 Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Russland hatte also schon 2020 damit begonnen, sein Gas zu verknappen. Zwar wurden die vereinbarten Liefermengen immer eingehalten – aber eben nicht mehr als das. Die steigende Nachfrage am Weltmarkt, Wartungsarbeiten an mehreren Gasleitungen, etwa in Norwegen oder bei den russischen Pipelines Jamal und Nord Stream, die höhere Nachfrage in China und die dadurch bedingte

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geringere Liefermenge nach Europa sowie die geringe Stromproduktion mit Windkraft in Deutschland und Großbritannien – eines kam zum anderen. Diese Konstellation bewirkte schon im Vorjahr unglaubliche Preissteigerungen. Die Kosten stiegen so exorbitant, dass es wirtschaftlich nicht opportun schien, die acht heimischen Gasspeicheranlagen im Sommer 2021 wieder aufzufüllen.

Leere Gasspeicher, unrentable Produktion

Was bedeutet: Wir haben zu wenig Gas, um eine kurzfristige Steigerung durch Reserven abzufangen. Dabei gibt es mit den Gasversorgern langfristige Lieferverträge. Selbst in den dunkelsten Sowjetzeiten erwiesen sich die Russen im Wesentlichen als verlässliche Geschäftspartner. 2009 kam es anlässlich des ukrainischrussischen Gasstreites zu einem Lieferstopp, 2014 – wieder im Zusammenhang mit der Ukraine – lieferte die Gazprom 25 Prozent weniger als vereinbart, aber dank der ausreichend gefüllten Gasspeicher konnten diese Engpässe überwunden werden. Das Speichervolumen ist so groß, dass es fast den ganzen Jahresverbrauch Österreichs decken könnte. Gäbe es übrigens einen ernsthaften Engpass – derzeit ist das noch nicht der Fall – würden 30 Prozent des gespeicherten Gases europäischen Abnehmern gehören, 52,5 Prozent der heimischen Industrie und die restlichen 17,5 Prozent den privaten Verbrauchern. Der derzeitige Füllstand gibt Anlass zur Sorge. Spätestens seit der Papierhersteller Norske Skog die Energiepreise ins Kalkül zog und erkannte, dass die Produktion in Bruck an der Mur auf dieser Grundlage unwirtschaftlich sei und sie stoppte, weiß man um den Ernst der Lage. »Viele Unternehmen stehen derzeit täglich vor der Frage, ob und wie Produktionen wirtschaftlich aufrecht zu erhalten sind. Naturgemäß ist vor allem die energieintensive Industrie massiv betroffen. Die Dimension der Kostensteigerung und die hohe Volatilität am Markt haben aber dazu geführt, dass Betriebe in allen Branchen vor großen Herausforderungen stehen. Die Lage wird laufend neu bewertet – derzeit ist der mögliche Planungshorizont kürzer denn je«, fasst der steirische IV-Chef Stefan Stolitzka die Situation zusammen. Die Politik ist bemüht, gegenzusteuern, wo es geht, bestätigt auch Barbara EibingerMiedl: »Kurzfristig braucht es vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Energiepreise Maßnahmen zur Unterstützung heimischer Unternehmen. Dafür habe ich mich beim Bund eingesetzt. Darüber hinaus ist die Gasversorgung für die energieintensive steirische Industrie essenziell und kurzfristig nicht durch andere Energieträger ersetzbar. Hier gilt es, unsere Abhängigkeit von russischem Gas mittel- bis langfristig zu reduzieren und den Ausbau erneuerbarer Energiequellen deutlich schneller als geplant voranzutreiben. Was es dazu jedenfalls brauchen wird, sind beschleunigte Genehmigungsverfahren.« Über die Energie-Schiene hat der Krieg schließlich Unternehmen erreicht, die keine eigenen Interessen in Russland oder der Ukraine verfolgen, wie zum Beispiel den steirischen Leiterplattenhersteller AT&S. Der will nicht auf politische Lösungen warten. »Da wir weder in Russland noch in der Ukraine Kunden oder


Fazitthema

Hauptlieferanten haben, sind wir von den Sanktionen nicht betroffen; ein Thema, das uns aber so wie jeden Bürger und jedes Unternehmen trifft, ist die Energieversorgung. Hier denken wir gegenwärtig intensiv über einen Plan B nach. In Leoben und Fehring werden wir kurzfristig Ölbrenner installieren, längerfristig werden Fernwärme-Lösungen geprüft – entweder schließen wir uns an bestehende Systeme an oder bauen eine eigene BiomasseAnlage«, erklärt AT&S-Unternehmenssprecher Gerald Reischl.

Unterbrochene Lieferketten

Die Energiepreise sind jedoch nur ein Teil der Probleme, die Russland und die Ukraine in der heimischen Wirtschaft verursachen. Ein anderer sind die Sanktionen und deren wechselseitige Auswirkungen. Stolitzka: »Sowohl Russland als auch die Ukraine waren bislang relevante Wirtschaftspartner für uns und stellen wichtige Zielländer für Investitionen aus Österreich dar. Durch den Krieg wurde vielerorts die Versorgung mit für die Produktion wichtigen Rohstoffen und Vormaterialen aus diesen beiden Ländern unterbrochen.« Dennoch, so Stolitzka, trage man diese Sanktionen voll mit. Es gehe schließlich um die Unterstützung von »Menschen, die unverschuldet für die Freiheit und für ihr und unser aller Recht auf Selbstbestimmung kämpfen.« Die Folgen sind nicht vorauszusagen, zumal die heimische Wirtschaft vor einem Dilemma steht. »Es kommt durch diesen Krieg zu weitreichenden Veränderungen – auch in der globalen Wirtschaft. Sowohl hinsichtlich des Absatzes als auch hinsichtlich vernetzter Lieferketten werden sich Verschiebungen ergeben, die wir derzeit maximal in verschiedenen Szenarien vorhersehen können. Die Herausforderung ist nicht zu unterschätzen: Weder können Unternehmen binnen kurzer Frist neue Märkte aufbauen, noch werden wir mittelfristig auf russisches Gas verzichten können«, so der Präsident der IVSteiermark. Tatsache ist aber auch, dass mit Russland ein riesiger Exportmarkt dabei ist, sich der Steiermark zu verschließen. »Derzeit lässt sich noch keine seriöse Einschätzung treffen, da zum einen die Dauer und Tiefe der Sanktionen noch unklar ist. Es ist auch nicht abschätzbar, wie lange der Krieg noch dauert. Fest steht aber, dass die Steiermark wirtschaftlich jedenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird, da wir ein international ausgerichteter und vernetzter Wirtschaftsstandort sind«, lässt die steirische Wirtschaftskammer Fazit wissen. Die Beziehungen sowohl zu Russland als auch zur Ukraine hätten sich in den vergangenen Jahren vielversprechend entwickelt. Laut ICS Steiermark exportierte die Steiermark im Jahr 2020 Waren im Wert von 345 Millionen Euro nach Russland. Unsere wichtigsten Exportgüter: Maschinen (184 Mio. Euro), Autos und Autoteile sowie Waren aus Stahl und Eisen. Seit 2016 steigen unsere Exporte wieder steil an. Aber auch die Importe aus Russland sind erwähnenswert: Um etwa 68 Millionen Euro importieren wir mineralische Brennstoffe (Öl, Gas) aus der Russischen Föderation, und auch Nickel sowie Eisen und Stahl beziehen wir in beträchtlicher Menge. Klar, dass die Ukraine als Handelspartner nicht ganz so wichtig für die Steiermark ist: Einem Außenhandelsergebnis von »nur« 74 Mio. Euro stehen Importe von 100 Mio. Euro gegenüber. Wir exportieren auch in die Ukraine

KFZ-Teile und Maschinen, Papiererzeugnisse und Waren aus Eisen oder Stahl. Was die Importe betrifft, so steht Holz ganz oben auf der Liste der wichtigsten Importgüter aus der Ukraine. Holz-Cluster Geschäftsführer Christian Tippelreither kann das nur bestätigen: »Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der Sanktionen treffen die gesamte Holzwertschöpfungskette von der Säge- und weiterverarbeitenden Industrie über die Papier- und Plattenindustrie bis hin zum Holzbau.« Tippelreither weiter: »Noch nicht absehbar ist derzeit die Verschiebung der weltweiten Holzflüsse, wenn Belarus, Russland und die Ukraine als Lieferanten für längere Zeit ausfallen. Russland galt als aufstrebender Markt und so leisteten einige Unternehmen Investitionen bzw. errichteten Produktionsstandorte mit einigen hundert Mitarbeitern vor Ort. Ebenso wenig absehbar ist der Schaden für die steirische Holzwirtschaft.« Neben den direkten Effekten seien die indirekten Effekte, wie etwa die Steigerungen der Energie-Preise, viel wesentlicher – für die gesamte steirische Industrie. »Was die Vorprodukte angeht: Hier sind Schnittholz sowie Holzprodukte, wie Furniere betroffen. Ca. 10 Prozent des Nadelschnittholzverbrauchs der EU stammen aus Belarus, Russland und der Ukraine.«

Generaldirektionen geschlossen

Neben der Industrie ist auch der Dienstleistungssektor in der Steiermark betroffen. Einen eigenen Standort in der Ukraine unterhält die Grawe, die seit 1998 mit einer Lebensversicherungsgesellschaft und seit 2007 mit einer Schaden- und Unfallversicherungsgesellschaft in der Ukraine tätig ist. Das jährliche Geschäftsvolumen beider Gesellschaften beläuft sich etwa auf 21 Mio. EUR. »Wir beschäftigen rund 120 Mitarbeiter in der Ukraine, deren Sicherheit für uns oberste Priorität hat«, lässt die Versicherung Fazit wissen. Den ukrainischen Bürgern gelte die Solidarität und das Mitgefühl, erklärt die Versicherung. »Unsere Generaldirektionen in Kiew und weiteren Geschäftsstellen haben wir bereits mit Ausbruch des Konflikts geschlossen, um niemanden in Gefahr zu bringen. Wir haben Stabstellen in Graz und der Ukraine eingerichtet, welche mit unseren ukrainischen Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern in permanentem Kontakt stehen. Zudem unterstützen wir aus der Ukraine geflüchtete Mitarbeiterinnen und deren Familien, indem wir ihnen Unterkünfte, finanzielle Mittel und Sachspenden zur Verfügung stellen und sie auch bei Behördengängen sowie bei der Suche nach geeigneten Kindergärten und Schulen begleiten.« Breiter Konsens herrscht bei allen steirischen Beteiligten darin, dass den ukrainischen Flüchtlingen und der Bevölkerung vor Ort bestmöglich geholfen werden müsse. Wie die Grawe hilft auch die AT&S. »Jeder von uns ist zutiefst betroffen«, sagt Unternehmenssprecher Gerald Reischl. »Abgesehen davon, dass der Krieg in Europa passiert, nur wenige hundert Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt, sind bei AT&S einige Mitarbeiter aus der Ukraine beschäftigt. Durch ihre Erzählungen ist die Betroffenheit noch größer. Wir geben unseren Kollegen die Gelegenheit, sich bei voller Bezahlung intensiv um Menschen, die aus der Uk-

FAZIT APRIL 2022 /// 11


Fazitthema

raine hier ankommen, zu kümmern.« Gleich nach Ausbruch des Krieges habe man mit Hilfsaktionen gestartet, man helfe mit Hilfslieferungen den Menschen vor Ort. In Österreich habe man, so Reischl, eine Wohnungsinitiative für Flüchtlinge aus der Ukraine gestartet. »Die ersten 20 Familien wurden bereits in von AT&S angemieteten Wohnungen – in Abstimmung mit der Caritas – untergebracht, insgesamt werden wir 40 Wohnungen zur Verfügung stellen.«

Dauereinsatz für russischen Konsul

Hilfsbereitschaft ist in Tagen wie diesen auch für die PachleitnerGroup das wichtigste. In mehrfacher Hinsicht, denn als Michael Pachleitner vergangenes Jahr die Aufgabe übernahm, als Honorarkonsul der Russischen Föderation zu fungieren, war ein Angriffskrieg Russlands undenkbar. Die Realität hat den Konsul – wie alle – eines Besseren belehrt. Pachleitners Aufgabe als Honorarkonsul ist die Hilfestellung für Angehörige der Russischen Föderation, als Unternehmer ist er um Ausgleich bemüht: »Unser Unternehmen, aber auch meine Familie und ich unterstützen derzeit hauptsächlich ukrainische Mitmenschen. Im Konkreten läuft derzeit eine Spendensammlung für ein SOS Kinderdorf in der Ukraine«, so Pachleitner. Als CEO eines Unternehmens mit 1.500 Mitarbeitern hat er natürlich trotzdem Erklärungsbedarf. In einem

Schreiben erklärt Pachleitner, wie er mit dem Dilemma umgeht: »Als Honorarkonsul habe ich die Aufgabe, kulturell, humanitär und wirtschaftlich zu vernetzen – nicht politisch. Ich bin der Überzeugung, dass die russische Bevölkerung nicht pauschal für dieses Vorgehen verantwortlich gemacht werden kann. Aufgrund dieser persönlichen Grundhaltung möchte ich diejenigen nicht im Stich lassen, die vielleicht gerade jetzt in der Steiermark Unterstützung brauchen.« Diese Überzeugung teilt nicht jeder. »Ja, ich bin der Meinung, dass zu wenig zwischen dem russischen Staat und den russischen Bürgern unterschieden wird«, meint der Konsul. »Bei uns in der MPG arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl ukrainischer als auch russischer Nationalität. Ich betone, dass wir als Arbeitgeber die Kolleginnen und Kollegen jeder Nationalität gleichermaßen wertschätzen und zu einem friedvollen Miteinander aufrufen. Die Nationalität soll für eine einzelne Person weder Vorteil noch Nachteil sein – entscheidend ist allein das persönliche Verhalten im Umgang miteinander, nicht ein kollektives Urteil.«

Unternehmen hoffen auf ukrainische Arbeitswillige

Die Steirerinnen und Steirer jedenfalls werden bald Gelegenheit haben, ihre Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge aus der Ukraine im

SPAR gratuliert zum „s“ wie sensationellen 18. Geburtstag.

exklusiv bei


Fazitthema

täglichen Miteinander unter Beweis zu stellen. Schließlich haben Ukrainerinnen und Ukrainer sofortigen Zugang zum Arbeitsmarkt – viele Hürden, die für Asylsuchende anderer Nationen belastend sind, fallen für sie weg. Womit sich die Frage stellt: Verträgt der steirische Arbeitsmarkt noch mehr ausländische Arbeitnehmer? Bis dato hielt sich der Ansturm aber in Grenzen. Das kann sich jederzeit ändern und noch sei es unmöglich, Prognosen zu treffen, erklärt AMS-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe. »Zurzeit sehen wir, dass die Hälfte der Geflüchteten Frauen mit kleinen Kindern und ein sehr großer Teil ältere Menschen im Pensionsalter sind. Sollte der Krieg länger dauern, ist aber anzunehmen, dass Menschen flüchten, die sehr rasch auf den Arbeitsmarkt gehen werden.« Dass das den Arbeitsmarkt belasten wird, glaubt der AMS-Chef nicht. »Sobald die Menschen etwas Deutsch gelernt haben, werden sie durch uns gut vermittelbar sein. Wir erheben bei jeder geflüchteten Person ihre Qualifikation und können im Bedarfsfall anbieten, dass diese Qualifikationen rasch nostrifiziert werden«, verspricht Karl-Heinz Snobe. Ins gleiche Horn stößt auch WKPräsident Josef Herk: »Jetzt geht es in erster Linie einmal darum, den Ukrainern schnell und unbürokratisch zu helfen. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft unter den steirischen Unternehmern ist groß. Das zeigt sich auch in der Bereitschaft, den Geflüchteten den Einstieg in unseren Arbeitsmarkt zu erleichtern.« Man werde

Herk an diese Solidarität erinnern, wenn der Krieg noch länger dauert. Karl-Heinz Snobe bringt auf den Punkt, was man hierzulande gerne verdrängt: »Die Probleme mit den Lieferketten und die Materialeinschränkungen durch die schon länger dauernden Sanktionen von Russland belasten die heimische Wirtschaft schon einige Zeit. Seit Kriegsbeginn hat das spürbar zugenommen. Auf den Arbeitsmarkt hat das noch keine unmittelbare Auswirkung, die Arbeitslosigkeit geht in der Steiermark nach wie vor zurück. Auch natürlich gilt: Dauert der Krieg länger, werden die Sanktionen verschärft und Gas oder Öl knapp, wird sich das massiv auf den heimischen Arbeitsmarkt auswirken und natürlich auch Kündigungen zur Folge haben. Es gibt bereits Forderungen der Sozialpartner, wegen des UkraineKriegs die Kurzarbeit über den 22. Juni hinaus zu verlängern.« In diesem Fall hätte Putin den Krieg dann auch in die steirischen Familien getragen. Es mag sein Kalkül gewesen sein, dass die nach Corona ohnehin stark belasteten Staaten der Weltgemeinschaft die Wirkung ihrer Sanktionen gegen Russland im eigenen Land nicht lange argumentieren werden können. Man wird sehen, wer am längeren Ast sitzt.

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Ja, der Baumarkt-Spruch stimmt: Es gibt immer was zu tun!

Olaf Scholz, deutscher Bundeskanzler

Foto: Land Steiermark, Europäisches Parlament

Europalandesrat Christopher Drexler will auch die Westbalkanstaaten in die Alpen-AdriaAllianz einbinden. »In einer Zeit, in der der Frieden in Europa auf unvorstellbare Weise gebrochen wurde, sei Völkerverständigung wichtiger als je zuvor«, so Drexler. WhatsApp und E-Mails: EU plant Massenüberwachung In Brüssel tut sich gerade Ungeheuerliches! Während Putins Krieg und die EUSanktionen die Medien beherrschen, wird die EU-Kommission in wenigen Tagen ihre Pläne zur flächendeckenden Chatkontrolle präsentieren. Betroffen sind nicht nur sämtliche Messengerdienste wie WhatsApp, Signal oder der Facebook Messenger, sondern auch alle E-Mail-Anbieter. Damit ist das elektronische Postgeheimnis endgültig Geschichte. Die gutmenschliche Absicht von Ylva Johansson, der aus Schweden stammenden sozialdemokratischen EU-Kommissarin für Inneres, ist die Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Das ist ein edles Ziel. Und dem kann man auch kaum widersprechen. Aber was da von ihr in Umsetzung ist, bringt das derzeit noch 14 /// FAZIT APRIL 2022

freie Europa einem Orwellschen Überwachungsstaat einen Riesenschritt näher. Vor dem Hintergrund sozialer Onlinekontrollmechanismen wie dem chinesischen Sozialkreditsystem oder Putins Internet-Kontrollwahn mag der im Vorjahr geleakte Entwurf Johannsons halb so schlimm erscheinen, aber die Messenger- und E-Mail-Anbieter sollen dazu verpflichtet werden, alles, was über ihre Plattformen läuft, flächendeckend nach »Child Sexual Abuse Material« (CSAM) zu durchsuchen, um die Nutzer danach an die Behörden zu melden. Das wäre das Ende jeder Form effektiver Onlineverschlüsselung. In Zukunft kann nicht nur jemand anderer bei jedem Chat und bei jedem E-Mail mitlesen, die Provider werden sogar dazu verpflichtet. Dabei bleibt die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die verhindert, dass je-

mand eine Nachricht abfangen und dechiffrieren kann, von den EU-Plänen unberührt. Die Kommission verpflichtet die Provider nämlich dazu, die Endgeräte ihrer User, die Smartphones und Laptops, auszulesen. Denn wenn ein Endgerät erst einmal gehackt ist, lässt sich dort der Zugriff auf die Inhalte auch technisch nicht mehr verhindern. Schließlich müssen die entschlüsselten Inhalte auch den Usern ja angezeigt werden. Und dort setzt Johansson an. Mit sogenanntem »Client Slide Scanning« sollen die Inhalte nach jenen Inhalten abgegriffen werden, die von der Kommission, anderen Behörden oder gar kriminellen Organisationen, gefordert werden. Damit stehen sämtliche Inhalte und Geheimnisse für jeden offen, der die App-Anbieter entsprechend unter Druck setzen kann. Das System, das das technisch ermöglicht, wurde aus-


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

gerechnet von Apple erstmalig präsentiert. Denn auch die Gutmenschen in kalifornischen Cupertino kämpfen gegen sexuellen Missbrauch. Sie haben daher eine Datenbank entwickelt, die mit den permanenten App- oder Telefonupdates aktuell gehalten wird. Diese Datenbank ist dazu in der Lage, entsprechende Inhalte abzugleichen und danach jeden zu identifizieren, der sie nutzt. Natürlich schreien die Datenschützer und Bürgerrechtler auf. Was da geplant ist, sei das Ende der privaten Onlinekommunikation und würde einen wichtigen Eckpfeiler unserer Freiheit und unserer Demokratie zum Einsturz bringen. In einem offenen Brief von 39 Organisationen heißt es, die EU mache sich mit der Umsetzung ihrer Pläne zum Weltmarktführer bei der Massenüberwachung ganzer Bevölkerungen. Ob sich Kommissarin Johannson bewusst ist, dass die wichtigste Voraussetzung für die Unterdrückung eine effektive Überwachung ist?

Klimarat: Gibt es einen grünen Freunderlwirtschaft- und Kostenskandal? Schon im Jänner wollte FPÖ-Umweltsprecher Walter Rauch von Umweltministerin Leonore Gewessler in einer parlamentarischen Anfrage wissen, wie viel Geld der Klimarat mit seinen 100 zufällig ausgewählten Mitgliedern den österreichischen Steuerzahlern kosten werde. Anfangs war nämlich nur von Kosten in Höhe von 41.000 Euro für die Auswahl der Mitglieder bei der Statistik Austria und von einem sechsstelligen Betrag für die für Anreisen, Nächtigungen und Aufwandsentschädigungen der 100 Teilnehmer die Rede. Inzwischen liegt jedoch die Anfragebeantwortung der grünen Ministerin vor und die hat es in sich. Inzwischen liegen die Kosten nämlich bei zwei Millionen Euro. 390.000 Euro davon gehen an die begleitenden Werbeagenturen. Und da gibt es jetzt massive Zweifel an der Auftragsvergabe. Denn obwohl seine Agentur beim Bieterverfahren nur an dritter Stelle lag, ging der Zuschlag

ausgerechnet an den grünen Spin Doctor Lothar Lockl. Der bestens vernetzte ORF-Stiftungsrat war bekanntlich Wahlkampfmanager von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker ortet daher eine »unappetitliche und nicht hinnehmbare Verflechtung von Politik, Wirtschaft und Einfluss im Medienbereich«. In seinem Rundumschlag bezog sich Hafenecker auch auf den geleakten türkis-grünen Sideletter zum Regierungsübereinkommen, die Lockl die Funktion des ORF-Stiftungsratschefs zusicherte. Der grüne Parteisoldat verdanke seine Karriere ausschließlich den Grünen und es sei zu befürchten, dass Lockl auch mit seiner ORF-Vernetzung für gute Stimmung für die Grünen sorge, so der FPÖ-Mediensprecher.

Steiermark übernimmt Vorsitz der Alpen-Adria-Allianz Europalandesrat Christopher Drexler hat bei der ordentlichen Sitzung des AlpenAdria-Rates am 9. März 2022 im kroatischen Varaždin offiziell den Vorsitz der Alpen-Adria-Allianz übernommen. Drexler will die zweijährige Amtszeit nutzen, um die Menschen im Alpen-Adria-Raum weiter zusammenzubringen, aber auch potenziell neue Partnerregionen aus dem Westbalkan anzusprechen. Die Alpen-Adria-Allianz ist vor neun Jahren aus der bereits 1978 auf Initiative der Steiermark gegründeten Arge Alpen-Adria hervorgegangen und hat nach dem Beitritt der ungarischen Komitate-Regionen beiderseits des Eisernen Vorhangs in Form einer historisch einmaligen Kooperation zusammengearbeitet. Bisher bestand die Allianz aus elf benachbarten Regionen in Kroatien, Österreich, Slowenien und Ungarn. Jetzt ist die Gespanschaft Zagreb mit mehr als 300.000 Einwohnern aus dem Umland der kroatischen Hauptstadt als zwölftes Mitglied hinzugekommen. Im Zuge der steirischen Präsidentschaft strebt Drexler die stärkere Einbindung der Regionen aus den sechs Westbalkan-

Die schwedische EU-Kommissarin für Inneres, Ylva Johansson, macht die EU aus Sicht von 39 Bürgerrechtsorganisationen zum Weltmarktführer bei der Massenüberwachung ihrer Bevölkerung. ländern Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien an. Auch ehemalige ArgeAlpen-Adria-Mitglieder aus Norditalien, wie Friaul-Julisch Venetien, sollen wieder für die Alpen-Adria-Allianz gewonnen werden. Ein weiterer Fokus von Drexler liegt auf dem zielgerichteten und effizienten Umgang mit EU-Fördermitteln zur Umsetzung gemeinsamer Projekte. In den vergangenen acht Jahren wurden insgesamt 260 Projekte von der Allianz unterstützt. Rund 90 dieser Projekte sind dem vom Land Steiermark koordinierten Bereich Kunst und Kultur zuzuordnen. Aufgrund des großen Interesses wird der nächste Fördercall bereits im April erfolgen. FAZIT APRIL 2022 /// 15


Recht haben Funktionalität versus Sowiesokosten

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

16 /// FAZIT APRIL 2022

VP-Klubobfrau Barbara Riener und VP-Gemeindesprecher Erwin Dirnberger: „Der Schutz unseres Lebensraumes hat für uns oberste Priorität.“

Umfangreiche Novelle von Raumordnung und Baugesetz Nach Abschluss der Detailverhandlungen präsentierten die Regierungsfraktionen ÖVP und SPÖ nun Entwürfe für umfangreiche Novellierungen des Raumordnungs- und Baugesetzes sowie eines neuen Zweitwohnsitzund Wohnungsleerstandsabgabengesetzes. Die Beschlussfassungen im Landtag sind bereits im April geplant.

M

it diesem Gesetzespaket stellen sich die Raumordnung und das Baugesetz den Herausforderungen der Zukunft. Wir wollen damit die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln und den Erhalt unserer landwirtschaftlichen Betriebe sichern – gleichzeitig den Bodenverbrauch reduzieren und Maßnahmen zum Klimaschutz setzen“, so VP-Klubobfrau Barbara Riener und VP-Gemeindesprecher Erwin Dirnberger. Weitere Ziele der Reform: Schaffung von leistbarem Wohnraum und Stärkung der Regionen, vor allem durch Wiederbelebung der Ortskerne. Die „vorrangige Entwicklung von innen nach außen“ wird zum Raumordnungsgrundsatz. Mit dem Instrument der Baulandmobilisierung soll die widmungsgemäße Nutzung von bereits ausgewiesenem Bauland forciert werden, bevor eine Neuausweisung von Bauland erfolgt. Auch Handelsbetriebe werden verstärkt zu flächensparender Bebauung animiert. Für tierhaltende Betriebe bringt die Novelle erhöhte Rechtssicherheit. Eine eindeutige Darstellung der von Geruch betroffenen Gebiete in der Flächenwidmung soll auch präventiv gegen beiderseitige Nutzungskonflikte mit der Wohnbevölkerung wirken.

Foto: VP-Klub

Leider sehr häufig stellt sich die Frage, wer für Schäden, die durch das Umstürzen von Bäumen verursacht werden, zu haften hat. Ein Beispiel möge dies veranschaulichen: Auf einer Liegenschaft der beklagten Gemeinde standen mehrere Bäume, die bei einem Sturm mit Windspitzen bis zu 110 km/h umstürzten und den Zaun des Klägers beschädigten. Die Bäume wurden etwa bereits im Jahre 1970 gepflanzt. Es handelte sich um sogenannte Flachwurzler. Der Boden betrug wegen des darunterliegenden Grobschotters nur 30 bis 40 Zentimeter. Dies war damals üblich. Nach heutigem Stand der Technik wäre ein tieferer Untergrund erforderlich. Die Bäume waren bis zum Schadensereignis gesund. Sie wurden regelmäßig durch ein von der beklagten Gemeinde beauftragtes Unternehmen kontrolliert. Die Bäume waren auch in ein Baumkataster eingetragen. Die Kontrollen erfolgten regelmäßig nach den einschlägigen Ö-Normen L 1122 (Baumpflege und Baumkontrolle) und L 1125 (Anforderungen an einen Baumkataster) sowie den dafür geltenden Richtlinien einer Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklungen und Landschaftsbau. Die Gerichte, zuletzt der OGH (2 Ob 50/20x), entschieden, dass Schäden, die durch das Umstürzen von Bäumen verursacht werden, im Wege der Analogie in den Anwendungsbereich von Paragraph 1319 ABGB einzubeziehen sind. Bei Bäumen liegt der Grund einer verschärften Haftung nicht darin, dass sie grundsätzlich als gefährlich angesehen werden, sondern darin, dass aufgrund eines Mangels eine erhöhte Gefährlichkeit besteht, also dann, wenn durch den Zustand eines Baumes von diesem eine besondere Gefahr ausgeht. Der Eigentümer eines Baumes muss sich quasi freibeweisen. Er hat zu behaupten und zu beweisen, dass er alle Vorkehrungen getroffen hat, die vernünftigerweise nach den Umständen von ihm erwartet werden können. Das Maß der Zumutbarkeit geeigneter Vorkehrungen gegen den Schadenseintritt bestimmt sich nach den Umständen des Einzelfalls. Im vorliegenden Fall hatte die beklagte Gemeinde die Überprüfung der auf ihren Liegenschaften stehenden Bäumen einem fachkundigen Unternehmen übertragen. Dies genügt im Regelfall für den Entlastungsbeweis nach Paragraph 1319 ABGB. Im konkreten Fall handelte das Unternehmen nach dem Stand der Technik, der sich insbesondere in den Ö-Normen (siehe oben) widerspiegelte. Im gegebenen Fall hat die beklagte Gemeinde sohin nicht für die Baumschäden beim Kläger haften müssen. Ein vorab eingeholter fachkundiger Rat kann viele Probleme verhindern.


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Sozialministeriumservice

Kurz & News

Erfolgreich am Arbeitsmarkt! Das Netzwerk Berufliche Assistenz. Menschen mit Behinderungen sind besonders von den Konsequenzen am Arbeitsmarkt betroffen. Die massiven Auswirkungen durch COVID-19 gilt es mit vereinten Kräften abzufedern. Um Menschen mit Benachteiligungen und/oder Behinderung erfolgreich an den Arbeitsmarkt heranzuführen bzw. deren Verbleib im Erwerbsleben zu sichern und zu erhalten, stehen dem Sozialministeriumservice zahlreiche Unterstützungsleistungen und finanzielle Förderungen zur Verfügung. Im Netzwerk Berufliche Assistenz (kurz NEBA genannt) hat das Sozialministeriumservice sechs Unterstützungsleistungen zusammengefasst, die österreichweit von über 180 Anbieter:innen umgesetzt werden.

Merkur Versicherung:

Hilfe für die Ukraine

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ie Merkur Versicherung reagiert auf die Ereignisse in der Ukraine mit Empathie und einer klaren Haltung. Im Namen von Sicherheit, Freiheit und Selbstbestimmung übernimmt die Merkur Versicherung soziale Verantwortung und hat konkrete Sofortmaßnahmen beschlossen, um den betroffenen Menschen zu helfen. „Wir müssen als Gemeinschaft zusammenrücken und Solidarität als Grundvoraussetzung für ein friedliches Miteinander verstehen. Vor allem müssen wir jene Menschen unterstützen, die dafür einstehen und Hilfe benötigen. Die Energie und Entschlossenheit unserer Mitarbeiter machen uns stolz und ermöglichen es uns, konkrete Projekte zu fördern, die humanitäre Hilfe für die Menschen in der Region leisten“, so CEO Ingo Hofmann.

Fotos: Foto: Tschebular Stadt Graz / Fischer, Saubermacher, Marija Kanizaj

Flughafen Graz präsentiert Sommerflugplan Am 27. März startet am Flughafen Graz der Sommerflugplan, der Reiselustigen und Erholungssuchenden ein buntes und abwechslungsreiches Flugprogramm bietet. Neu im Bereich der Linienflüge ist die türkische Hauptstadt Ankara. Im Charterbereich werden nach einer Pause unter anderem wieder Burgas an der bulgarischen Schwarzmeerküste (von Juli bis September) sowie Catania auf Sizilien (Sonderflüge Ende Mai/Anfang Juni) angeboten. „Nachdem viele Länder das Reisen durch die Zurücknahme von Reisebeschränkungen wieder vereinfachen, sehen wir dem Sommer optimistisch entgegen“, informiert Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz. „Es ist gelungen, ab Graz ein vielseitiges Destinationspaket zu schnüren, das sicher kaum Wünsche offen lässt!“ FAZIT APRIL 2022 /// 17

Zielgruppe sind sowohl Menschen mit Behinderung als auch sozial benachteiligte Personen, insbesondere ausgegrenzte bzw. von Ausgrenzung gefährdete Jugendliche, aber auch Unternehmen. NEBA begleitet alle Betroffenen bedarfsgerecht u.a. bei der Jobsuche oder dem Erhalt des Arbeitsplatzes und unterstützt auch Unternehmen bei der Personalakquise oder bei allfällig auftretenden Problemen. Welche NEBA-Angebote gibt es? Das Jugendcoaching richtet sich an Jugendliche ab dem individuellen 9. Schulbesuchsjahr sowie an abbruchsgefährdete Jugendliche unter 19 Jahren bzw. an Jugendliche mit Behinderung oder sonderpädagogischem Förderbedarf. AusbildungsFit wendet sich an Jugendliche bis zum vollendeten 21. Lebensjahr bzw. bis zum vollendeten 24. Lebensjahr (für Jugendliche mit Behinderung) und soll vor allem als Vorbereitung auf eine berufliche Ausbildung dienen. Die Berufsausbildungsassistenz (BAS) unterstützt Lehrlinge im Rahmen einer verlängerten Lehre oder Teilqualifikation. Die Unterstützung beginnt bei der Lehrstellensuche oder beim Abschluss des Lehr- bzw. Ausbildungsvertrages. Die Arbeitsassistenz unterstützt bei der Arbeitsplatz- oder Lehrstellensuche, hilft bei der Sicherung von Arbeitsplätzen und der Bewältigung von Krisen. Mit dem Jobcoaching werden die Stärken von Menschen mit Assistenzbedarf mehr herausgearbeitet und am konkreten Arbeitsplatz trainiert. Das Betriebsservice berät Sie abgestimmt auf Ihren Betrieb, Ihre Anforderungen und Bedürfnisse gezielt über die Möglichkeiten der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung und welchen Nutzen Sie daraus erzielen können! Alle Angebote können von den Betroffenen (Jugendliche, Angehörige, Unternehmen) kostenlos genutzt werden.

Infos unter: sozialministeriumservice.at neba.at


Graz hat's

Wieder Direktflüge nach Düsseldorf und Stuttgart

Cheftouristiker-Gipfeltreffen in Graz

Die Stimmung in der Reise- und Flugbranche ist zusehends optimistisch. So führt die Lockerung vieler Reisebeschränkungen zur Wiederaufnahme der Linienflüge nach Düsseldorf und Stuttgart seit 28. Februar 2022. „Nachdem das Reisen wieder einfacher wird und ein Abflauen der Infektionskurve abzusehen ist, erkennen wir einen deutlichen Anstieg der Nachfrage bei Geschäftsreisen. In den Wirtschaftszentren Stuttgart und Düsseldorf sind viele Partnerunternehmen für die exportorientierte steirische Wirtschaft angesiedelt. Zusätzlich bieten die Direktflüge für Urlaubsgäste aus Deutschland eine attraktive Anreisemöglichkeit nach Graz und in das Grüne Herz Österreichs“, informiert Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz.

Vier Mal pro Jahr treffen sich die Landestourismus-Chefs unter der Ägide der Österreich Werbung in den unterschiedlichen Landeshauptstädten, um gemeinsame Marketing-Maßnahmen zu planen bzw. abzustimmen. Am 22. Und 23. Februar war Graz Schauplatz dieser Fachgespräche. Mit dabei waren diesmal (v.l.): Florian Grösswang (Österreich Werbung), Didi Dunkel (GF Burgenland Tourismus), Leo Bauernberger (GF SalzburgerLand Tourismus), Lisa Weddig (GF Österreich Werbung). Christian Schützinger (GF Vorarlberg Tourismus), Steiermark-Gastgeber Erich Neuhold (GF Steiermark Tourismus), Michael Duscher (GF NÖ Werbung), Oliver Csendes (Österreich Werbung), Florian Phelps (GF Tirol Werbung) und Christian Kresse (GF Kärnten Werbung).

Für die digitale Zukunft gut gerüstet: Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach IT-Fachkräften bietet das AMS zwei attraktive Formate zur Qualifizierung – die Digitalisierungsstiftung sowie den digiCampus. „Die Digitalisierungsstiftung ist als arbeitsplatznahe Ausbildung konzipiert, mit Mitspracherecht der beteiligten Unternehmen“, erläutert der Landes-GF des AMS Steiermark, Karl-Heinz Snobe. „Bis zu zwei Drittel der Ausbildung finden direkt im Betrieb statt.“ Die DIGI-Stiftung wurde mit Dezember 2021 gemeinsam mit dem Land Steiermark ins Leben gerufen und sieht bis zu 200 Ausbildungsplätze vor. „Ergänzend dazu steht das Angebot des digi CAMPUS mit Entwicklung, Coding, Netzwerktechnik etc. als Ausgangspunkt für den Einstieg in die Digitalisierungsstiftung“, betont die stv. AMS-Landes-GF Christina Lind.

Premiere für die Motion-Expo 2022 Von 11. bis 13. März 2022 fand in der Messe Graz die Premiere der Motion-Expo statt. Die Schau war ein voller Erfolg – über 300 Neufahrzeuge, eine Mobility-Stage mit Live-Stream, ein Fahrtechnikzentrum begeisterten die rund 12.000 Besucher. Über 80 Experten, Stars und Aussteller leisteten Beiträge zur Mobilität. Weiters zu gab es vier Sonderausstellungen, die von der Vergangenheit bis hin zur Zukunft der Mobilität vieles zeigten, unter anderem „Fahrzeugbau in der Steiermark“ und „75 anni der Mythos Ferrari“. MCG-Vorstand Armin Egger: „Die Premiere der MotionExpo2022 ist wirklich sehr gut gelaufen. Gerade in dieser Zeit zeigt sich, wie wichtig persönliche Kommunikation ist und wie sie von den Besuchern dankend angenommen wurde.“

Fotos: Steiermark Tourismus / Harry Schiffer, FHGRZ, MCG / Remling

AMS setzt auf Ausbildung zur Digitalisierung


Foto: Werner Krug

Kurz im Gespräch mit Andreas Hofer,

Leiter von Tann Graz, Frischfleischund Wurstwarenproduktion

Revitalisierung beim ORF-Funkhausteich Die Hör- und Seebühne im Funkhauspark des ORF-Landesstudio ist bei Literaturfans beliebt. Das klare Wasser des Teiches trägt zum zauberhaften Ambiente bei. Voriges Jahr wurden erste gezielte Maßnahmen gegen die fortschreitende Verlandung gesetzt. Um das ökologische Gleichgewicht weiter zu optimieren, wurde vom Verein „Blühen & Summen“ ein weiterer Pflegeeinsatz durchgeführt. Durch die Revitalisierung des Teiches entsteht wieder ein Refugium für zahlreiche Teichbewohner. Bestände des Schilfgürtels wurden auf mechanische Art und Weise umweltschonend dezimiert. Für die Entsorgung und Kompostierung von 15 m3 organischem Material sorgte wiederum die Firma Saubermacher mit ihrer Tochterfirma „wastebox.bix“.

Grazer Frühjahrsmesse auf 2023 verschoben Nach zwei Jahren Pause sollte die Grazer Frühjahrmesse 2022 vom 28. April bis zum 2. Mai ihr großes Wiedersehen feiern. Die Rahmenbedingungen – vom Krieg unweit von uns bis hin zu den nach wie vor hohen Corona-Inzidenzen – lassen ein unbeschwertes Wiedersehen in der gewohnten Qualität und Umfang nicht zu. Das Team der MCG Graz hat zwar mit vollem Elan an der Planung gearbeitet und sich für die Durchführung der Grazer Frühjahrsmesse voll eingesetzt. Für viele Aussteller ist der Planungshorizont nach den erfolgten Öffnungsschritten leider zu kurz, um eine wirtschaftlich einträgliche Messe mitzutragen, dazu kommt in vielen Branchen Personalknappheit und die wirtschaftlichen wie finanziellen Auswirkungen der zwei Corona Jahre und des Ukraine Krieges.

Fotos: Stadt Graz / Fischer, Saubermacher

Grazer Zukunftspaket für Kinderbetreuung Die Covid-Pandemie hat den bestehenden Personalengpass in der Kinderbetreuung weiter verschärft. „Graz steht dank eines gut geplanten Ausbaus hervorragend da, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Dieser hat jedoch dazu geführt, dass es immer schwerer wird, Personal zu finden. Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf, nicht nur in Graz, sondern steiermarkweit“, erklärt Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner. Aus diesem Grund hat das Bildungsressort ein umfangreiches Maßnahmenpaket erarbeitet, das zu einer Entspannung der bestehenden Situation beitragen soll. Basis dieses Pakets sind über 100 Gespräche mit Pädagogen und Betreuern sowie der intensive Austausch mit Personalvertretung und Träger-Organisationen.

Hat die Corona-Pandemie das Kaufverhalten beeinflusst? In der Anfangsphase und den ersten Lockdowns haben die Kunden verstärkt zu SBWare gegriffen. Hier sind wir mit unserem Sortiment aber sehr gut aufgestellt. Das hat sich aber schnell wieder gelegt. Die Kunden schätzen unsere Bedienungstheken, weil sie dort kompetente Beratung erhalten und die Ware in der gewünschten Menge aufgeschnitten wird. Während der Pandemie hat auch das Thema Herkunft weiter an Bedeutung gewonnen. Tann bietet seit über 25 Jahren bei Kalb-, Rind- und Schweinefleisch ausschließlich Qualität aus Österreich.

Welche Rolle spielen Zusammenarbeit mit den Landwirten, Regionalität und Tierwohl für Tann? Tann wurde ja vor fast 60 Jahren in der Steiermark gegründet. Seit jeher pflegen wir eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit der heimischen Landwirtschaft. Qualitativ bestes Fleisch aus der Region auf die Teller unserer Kunden zu bringen, ist unser wichtigstes Anliegen. Auch in puncto Tierwohl haben wir gemeinsam mit steirischen Landwirten Qualitätsprogramme entwickelt: Das Mühlenhof-Duroc-Schwein hat ein erhöhtes Platzangebot, ständigen Zugang ins Freie und Stroheinstreu. Dieses hochwertige Fleisch gibt es bei über 70 steirischen Spar-, Eurospar- und IntersparStandorten und es wurde 2020 mit dem Landestierschutzpreis ausgezeichnet.

FAZIT APRIL 2022 /// 19


Kurz & News

Quereinstieg in FH-Pflegestudium

Karrieremesse für Frauen in Kapfenberg

Die Akademisierung des Gesundheits- und Pflegebereichs schreitet voran. Pflegefachkräfte aller Richtungen können ab dem kommenden Wintersemester in das 2. beziehungsweise 3. Semester des Bachelorstudiengangs „Gesundheits- und Krankenpflege“ an der FH Joanneum einsteigen. Instituts- und Studiengangsleiterin Eva Mircic erklärt: „Diese Möglichkeit eines verkürzten Studiums durch Anrechnung von bereits erworbenen Kompetenzen ist ein wichtiger Schritt für die Durchlässigkeit innerhalb der Ausbildungen in der Pflege und soll einen Beitrag zur Attraktivitätssteigerung der Berufsbilder in der Pflege leisten.“ Voraussetzung ist ein erfolgreich absolviertes Aufnahmeverfahren. Bewerbungen sind bis zum 31. März 2022 möglich.

Am 8. März ging mit der „Female Future“ an der FH Joanneum in Kapfenberg eine Bildungs- und Karrieremesse für Frauen über die Bühne. Mehr als 100 Frauen informierten sich bei Unternehmen über berufliche Möglichkeiten in der Region. Die Veranstaltung richtete sich insbesondere an Frauen, die studieren, eine einschlägige Ausbildung haben, sich beruflich verändern wollen oder sich mit Unterstützung des AMS qualifizieren möchten. „Wir haben mit der ‚Female Future‘ ein starkes Signal gesetzt: Frauen finden in technisch-handwerklichen Branchen sehr gute berufliche Perspektiven vor und gerade in der Obersteiermark ist die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften groß“, betont die Stv. Landes-GF des AMS Steiermark, Christina Lind.

Ab Sommerferienbeginn gibt es in der Region um Deutschlandsberg zahlreiche Verbesserungen im RegioBus-Verkehr. „Nach der Busrevolution im Grazer Südosten und den S-Bahn Taktverdichtungen Richtung Leibnitz setzen wir im Raum Deutschlandsberg das nächste Signal im öffentlichen Verkehr“, sagt Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang. „Neben einem Halbstundentakt zwischen Stainz und Graz, einem Stundentakt zwischen Wettmannstätten und Gleinstätten sowie Wies und Eibiswald, bis hin zu einer besseren Verknüpfung mit der S-Bahn gibt es wesentliche Verbesserungen, die viele Vorteile für unsere Fahrgäste bringen“, erklärt Lang: „Der RegioBus bietet perfekte Anschlüsse zur S-Bahn. Damit stärken wir die gesamte Netzwirksamkeit von Bus und Bahn.“

Frauen am steirischen Arbeitsmarkt 2021/22 Das AMS Steiermark setzte 2021 vom gesamten Förderbudget knapp 52 % für die Förderung von Frauen ein. Ein besonderer Fokus wurde dabei auf die Qualifizierung von Frauen ohne verwertbare Ausbildung gelegt. 2021 befanden sich durchschnittlich 4.481 Frauen in einer Schulung, das ist eine Steigerung von 18,4 Prozent gegenüber 2020. Tausende Frauen nutzten die Chance, sich mit einer hochwertigen, zukunftsträchtigen Aus- oder Weiterbildung für die Berufstätigkeit zu rüsten und sich so künftig besser gegen Arbeitslosigkeit zu schützen. „Über die Corona-Joboffensive wurden mehr als 10.000 Steirerinnen in zukunftsträchtigen Bereichen wie Handwerk und Technik, Umwelt, IT und Pflege ausgebildet – eine tolle Erfolgsgeschichte“, freut sich die stv. AMS-Landes-GF Christina Lind. 20 /// FAZIT APRIL 2022

Fotos: Land Stmk / Robert Frankl, FH Joanneum / Egger Kovacs, FH Joanneum / Morgenstern

Mehr Busverbindungen für Deutschlandsberg


Foto: Wiki

Kurz im Gespräch mit Christian Leitner,

Geschäftsführer von Wiki Steiermark

Fordern Neuregelung der Schülerbeförderung (vl.n.r.): Sylvia Loibner, Eva Karrer, Walter Rauch, Elisabeth Grossmann, Peter Lackner, Kurt Riemer und Patrick Derler.

Schülerbeförderung ist gefährdet

Die Tarife für die Schülerfreifahrt decken oft nur mehr 50 Prozent der realen Kosten. Für Unternehmen und Kommunen ist das eine „nicht länger tragbare Situation“, so die WKO Steiermark.

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Foto: Foto Fischer

er finanzielle und rechtliche Rahmen der seit 1971 bestehenden Schülerfreifahrt gehört dringend reformiert“, fordern Gemeinden sowie Vertreter der Wirtschaftskammer. Gefordert werden eine finanzielle Absicherung sowie eine Überarbeitung der Zumutbarkeitsregeln. Immer mehr Unternehmen ziehen sich zurück, viele Gemeinden können die Beförderung nur mehr mit hohen Zuzahlungen aufrechterhalten. Aus diesem Grund wurde eine Petition gestartet, mit der sie eine Neuregelung sowie eine Anpassung der Tarife an die wirtschaftlichen Notwendigkeiten fordern. Unzumutbare Regelungen für Schüler Die Rufe von Gemeinden an den Bund blieben ungehört, wie Bürgermeisterin Eva Karrer aus Passail betont: „Es liegt nicht in der Verantwortung der Gemeinde, den Schülertransport zu finanzieren, es darf keine Kostenverschiebung vom Bund auf die Gemeinden geben.“ Dringend gefordert wird auch eine Än-

derung der „Zwei-Kilometer Regel“. Dazu meint Bürgermeister Franz Feirer, Marktgemeinde Stallhofen: „Ein bis zu zwei Kilometer langer Fußweg auf zum Teil unbeleuchteten Gemeindestraßen, ohne Gehsteig und zu allen Jahreszeiten und Wetterlagen ist nicht zumutbar und veranlasst Eltern, den Schülertransport mit dem privaten PKW durchzuführen.“ Dazu ergänzt Sylvia Loibner, Obfrau der Fachgruppe Personenbeförderungsgewerbe: „Die grundsätzlich sinnvolle Einführung neuer Buslinien im öffentlichen Verkehr hat dazu geführt, dass sich für viele Schüler deutlich längere Wartezeiten ergeben“. Peter Lackner, GF der Fachgruppe, setzt auf die Unterstützung von Bundesrätin Elisabeth Grossmann, die erklärt: „Wir unterstützen diese wichtige Petition gerne, weil Familien am Land nicht benachteiligt werden dürfen. Es geht auch um die Stärkung des ländlichen Raumes, denn hier spielt die Erreichbarkeit von Bildungseinrichtungen eine große Rolle.“

Trotz massiver Investitionen in die Kinderbetreuung fehlen hunderte Krippenplätze. Welche Dienstleistungen bietet Wiki diesbezüglich an? Als größter Anbieter im Bereich der institutionellen Kinderbildung und -betreuung betreiben wir aktuell 73 Kinderkrippen in der Steiermark und sind bezüglich der Bedarfsplanung laufend in Abstimmung mit unseren Partnergemeinden und der Stadt Graz.

Den Bürgermeistern scheint es eher um schöne Kindergartengebäude zu gehen, als um eine tägliche Kinderbetreuung zwischen 7 und 19 Uhr in jeder Gemeinde. Woran hapert es? Im Falle eines Neu- oder Umbaus einer Betreuungseinrichtung wird auf großzügige, offene und helle Räumlichkeiten Wert gelegt. Das ist auch gut, damit sich Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen wohl fühlen und entfalten können. In den durch Wiki betreuten Gemeinden gibt es eine jährliche Evaluierung der gewünschten Öffnungszeiten, in den meisten Fällen ergibt sich daraus ein Betreuungsbedarf bis 17 Uhr, einzelne Einrichtungen haben auch länger geöffnet. Aufgrund des massiven Personalmangels sehen wir eine Ausdehnung der Öffnungszeiten in den nächsten Jahren als unrealistisch. Der Personalmangel in der Elementarpädagogik ist eklatant. Sind die Anforderungen an den Beruf zu hoch oder sind die Verdienstmöglichkeiten zu niedrig? Um dem Personalmangel entgegenzuwirken, ist ein Bündel an Maßnahmen notwendig. Gemeinsam erarbeitete Vorschläge aller Trägerorganisationen liegen bei Stadt und Land auf. FAZIT APRIL 2022 /// 21



Fazitgespräch Von Peter K. Wagner und Johannes Tandl mit Fotos von Erwin Scheriau

Handeln und helfen Doris Kampus, steirische Landesrätin für Soziales, Arbeit

und Integration über die Krise in der Ukraine, Flüchtlinge und die sozialen Folgen der Pandemie.

FAZIT APRIL 2022 /// 23



Fazitgespräch

Die Stimmung ist hektischer dieser Tage. Der Terminkalender

von Landesrätin Doris Kampus ist noch voller als ohnehin schon.

Denn die Ressorts, die in ihrem Büro vereint sind, werden gerade besonders gebraucht: Ob Soziales, Arbeit oder Integration – alle

drei Teilbereiche sind von Bedeutung, wenn Menschen aus einem Krisengebiet flüchten und in der Steiermark Schutz suchen.

Etwa 30 Minuten Zeit wurden uns innerhalb von 24 Stunden

dennoch kurzfristig versprochen, es werden dankenswerterweise 40 werden, auch wenn wir das Gefühl haben, wir könnten noch

viel länger sprechen. Der Krieg in der Ukraine hat die Steiermark nämlich an diesem Donnerstag Mitte März endgültig erfasst. Das Erstaufnahmezentrum des Landes hat vor einem Tag geöffnet.

»Es tut mir leid, dass ich nur so kurz Zeit habe«, entschuldigt sich

Kampus gleich bei der Begrüßung. Sie lächelt freundlich, aber will

auf den Fotos nicht strahlen wie sonst. »Es sind nicht die richtigen Zeiten dafür«, sagt sie mit sorgenvollem Blick.

Flüchtlinge begleiten Kampus seit ihrem Beginn als Landesrätin. Als sie 2015 die Ressorts übernahm, spitzte sich gerade die

Krise in Syrien zu, deren Folgen bis Österreich zu spüren waren.

FAZIT APRIL 2022 /// 25


Fazitgespräch

Die Welle der Solidarität ist unglaublich. Ich glaube auch, dass sie breiter getragen wird als 2015. Doris Kampus

Frau Landesrätin, das Erstaufnahmezentrum in der Messe hat gestern geöffnet, viele Menschen aus der Ukraine finden sich dort ein. Was kommt auf die Steiermark zu? Wir sind inmitten eines furchtbaren Krieges, dessen Auswirkungen ganz Europa treffen und zu einer humanitären Krise führen. Österreich und die Steiermark sind bereit, alles zu tun, um in dieser Krise ihren Beitrag zu leisten. Wir haben unterschiedliche Maßnahmen gesetzt – eine davon ist das Ankunftszentrum in der Messehalle der Stadt Graz. Das Zentrum hat unterschiedliche Funktionen. Die erste Funktion ist, Menschen zu registrieren. Wir haben aktuell ganz andere Rahmenbedingungen als im Jahr 2015. Warum? Dank eines Beschluss der EU haben wir die Möglichkeit, die Menschen auf Basis einer Vertriebenenverordnung zu unterstützen. Die Menschen haben absolute Reisefreiheit im Schengenraum, können sofort arbeiten und werden in die Grundversorgung aufgenommen. Es sind außerdem überwiegend Frauen und Kinder.

Was passiert in der Messe? Die Polizei registriert, es sind aber auch mit Mitarbeiter der Sozialabteilung vor Ort. Auch die Caritas ist im Auftrag des Landes dort, um die Menschen akut zu begleiten und über die nächsten Schritte zu informieren. Das Rote Kreuz steht für medizinische und therapeutische Versorgung zur Verfügung, falls diese benötigt wird. Im ersten Stock sind außerdem Notunterkünfte eingerichtet. Es ist nicht geplant, dass die Menschen dort länger bleiben, aber wenn in der Nacht ein Bus mit vielen kleinen Kindern ankommt, können die Mamas und Kinder dort verpflegt werden und übernachten. Von der Messe aus geht es dann in Landesquartiere oder in eine der vielen Privatunterkünfte. Schon viele Steirer haben sich dazu bereit erklärt, Plätze anzubieten. Werden wir wie 2015 weitgehend ohne Großquartiere auskommen?

26 /// FAZIT APRIL 2022

Ich verspreche nicht, was ich nicht halten kann. Aber Stand jetzt sage ich: Ja. Sollte sich die Entwicklung schlagartig ändern, kann ich Großquartiere aber nicht ausschließen.

Die Vertriebenenverordnung besagt, dass die Menschen auf den Arbeitsmarkt dürfen, aber nicht in die Sozialhilfe. Wann haben Sie Zugang zum Sozialstaat? Sobald die Menschen einen Job haben, fallen sie natürlich aus der Grundversorgung und erhalten ihre normalen Bezüge am Arbeitsmarkt. Diese Verordnung gilt grundsätzlich für ein Jahr. Die Menschen möchten sich rasch selbst versorgen.

Und sie möchten wieder heimfahren. Ja, alle wollen nach Hause zurück. Und man muss auch dazu sagen, dass wir zu einem durchaus respektablen Prozentsatz viele gut ausgebildete Menschen registrieren. Etwa Kindergartenpädagoginnen oder Pflegerinnen aus dem Gesundheitsbereich. Es wird nun auch darum gehen, dass Berufsausbildungen, die nicht in Österreich absolviert wurden, anerkannt werden. Bundesarbeitsminister Kocher hat bereits angekündigt, dass etwa die Anerkennung von Studienabschlüssen möglichst rasch passieren soll. Über diese Nostrifizierungen wären wir im Sinne der Menschen aus der Ukraine sehr dankbar. Die Dankbarkeit der Menschen ist groß und es ist spürbar, dass sie etwas zurückgeben wollen. Da viele Frauen mit Kindern kommen, wollen wir rasch dafür sorgen, dass Kindergarten- oder Schulplätze zur Verfügung stehen, damit die Frauen die Möglichkeit hätten, zumindest assistierend tätig zu sein. Außerdem gibt es zahlreiche Unternehmen, die dringend nach Fachkräften suchen … Das ist eine Hoffnung in dieser furchtbaren Situation, weil es sich herumspricht, dass es Menschen sind, die mit einer guten Ausbildung zu uns kommen. Auch wir haben da eine gewisse Hoffnung, aber bleiben dennoch realistisch. Es werden auch andere



Fazitgespräch Herausforderungen auf uns zukommen und nicht umsonst arbeiten wir mit Traumapsychologen zusammen. Fest steht: Arbeit ist Identifikation und Teilhabe. Aber man darf nicht vergessen, dass die meisten Angekommenen sich ständig fragen, wie es ihren Verwandten und Freunden in der Heimat geht, die für ihr Land kämpfen wollen oder müssen. Ist es nicht eine Form von Rassismus, wenn wir einen Unterschied zwischen den Flüchtlingen aus der Ukraine und jenen der Fluchtbewegungen 2015 machen? Das könnte man vortrefflich als moralische Frage diskutieren, es ist aber vor allem eine rechtliche Frage. Neben der Rechtssituation stellt sich auch die Frage, welche Voraussetzungen die Menschen mitbringen. Man kann nicht alle Menschen über einen Kamm scheren. Wir sehen das im Bereich der Beschäftigungslosen nicht nur bei Menschen mit Fluchtkontext, sondern im Allgemeinen, dass es ganz unterschiedliche Qualifikationen und damit Herausforderungen für die Ankunft am Arbeitsmarkt gibt.

Die rechtliche Situation geht zurück auf die Sonderverordnung, die von der Politik erlassen wurde. Es wäre auch 2015 möglich gewesen, eine andere rechtliche Situation zu schaffen. Es ist auch faktisch eine andere Situation. Ich glaube, man kann Menschen, die aus Systemen kommen, in denen die Bildungsfrage einen anderen Stellenwert hat, nicht mit jenen Menschen aus der Ukraine vergleichen, die nun ins Land kommen. Und das ist bitte keine Beurteilung, das würde ich mir nie anmaßen. Ich muss mir ganz genau die Qualifikation und die Möglichkeiten der Qualifizie-

rung anschauen. Aufgabe der Politik ist es, treffsicher das zu tun, was es braucht. Also dort einzusteigen, wo es die Situation verlangt.

Wird es wieder Deutschkurse geben? Die wurden ja interessanterweise abgeschafft. Der Bund wird sie wieder einführen, ja. Damals 2015 – und ich muss jetzt verallgemeinern, was ich nicht gerne tue – hatten wir in höherem Ausmaß die Herausforderung, Menschen zu unterstützen, den Pflichtschulabschluss nachzuholen und Deutschkurse anzubieten. Jetzt sind wir wahrscheinlich in einer Situation, wo wir Geflüchtete schneller den Zugang zum Arbeitsmarkt möglich machen können.

Menschen, die 2015 ins Land kamen, hatten oft lange Asylverfahren, in denen der Zugang zum Arbeitsmarkt verwehrt bleibt. 2015 haben Asylverfahren sehr lange gedauert, ja, im Schnitt waren wir auch in der Steiermark bei weit über einem Jahr, das ist zu kritisieren, weil uns da sicher auch Möglichkeiten genommen wurden für die Integration. Aber noch einmal: Die rechtliche Situation ist eine andere und obendrein eine EU-Entscheidung, die vom Bund getragen wird und auf die wir keinen Einfluss haben. Aber wie ist Ihre persönliche Meinung? Ist es fair, einen Unterschied zwischen Flüchtlingen aus dem Nahen Osten oder Afghanistan zu machen und jenen aus der Ukraine? Auch, wenn es so sein mag, dass die Menschen in der Ukraine westlicher sozialisiert und unseren Werten näher sind. Und auch, wenn 2015 auch viele Wirtschaftsflüchtlinge auf dem Weg nach Zentraleuropa waren.

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Fazitgespräch Der Begriff Wirtschaftsflüchtlinge gefällt mir nicht. Ich habe selber drei Kinder, wenn ich die nicht mehr versorgen könnten, würde ich meine Heimat auch verlassen. Ich habe die Unterteilung nie für notwendig erachtet. Ich glaube auch nicht, dass jemand leichtfertig oder gerne flüchtet. Aber heißt das nicht, jeder hätte im Lande bleiben sollen, der 2015 gekommen ist? Nein, dafür haben wir einen Rechtsstaat. Wir sind vereidigt auf Gesetze und das ist die Basis unseres Handelns.

Wie weit sind eigentlich die Integrationsfortschritte der Menschen, die 2015 gekommen sind? Das ist die Zuständigkeit des AMS. Wir waren immer dafür, dass auch Menschen mit langem Asylverfahren eine Form der Beschäftigung erhalten. Aber da waren die bundespolitischen Bedingungen nicht entsprechend zu dieser Zeit, dafür gab es keine Mehrheiten. Heute haben wir für die Menschen aus der Ukraine die Möglichkeit der raschen Integration am Arbeitsmarkt und ich halte das für ganz wichtig und großartig. Wie groß ist die Gefahr, dass die Solidarität mit den Flüchtlingen aus der Ukraine kippt? Auch 2015 gab es anfangs eine große Solidarität. Ich würde es umgekehrt formulieren. Die Welle der Solidarität ist unglaublich. Ich glaube auch, dass sie breiter getragen wird als damals. Es ist das eine, spontan zu helfen, aber das andere ist, die Geflüchteten langfristig zu unterstützen. Wir haben großartiVolkshochschule Volkshochschule Steiermark Steiermark

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Doris Kampus wurde am 26. April 1967 in Köflach geboren. Sie studierte Übersetzung sowie Dolmetsch in Graz und war von 1996 bis 2001 Geschäftsführerin des Regionalmanagement Obersteiermark-Ost. Nach sieben Jahren als selbstständige Unternehmensberaterin übernahm sie 2008 die Abteilung für die Landes- und Gemeindeentwicklung im Amt der Steiermärkischen Landesregierung. Seit Juni 2015 ist sie als Landesrätin für die Bereiche Soziales, Arbeit und Integration zuständig. Kampus ist verheiratet und hat drei Kinder.


Fazitgespräch

ge Freiwillige, die in ein großartiges Netzwerk mit den zuständigen Behörden und tollen NGOs eingebunden sind. Dieses Dreieck stimmt mich positiv und ich hoffe, dass wir die Solidarität lange aufrechterhalten können.

Ist die Fluchtbewegung aus der Ukraine also besser vergleichbar mit jener im Zuge des jugoslawischen Bürgerkriegs? Möglicherweise. Wir hören das aktuell immer wieder, auch den Vergleich mit der Ungarnkrise 1956. Vielleicht ist es aufgrund der geografischen Lage und des europäischen Kontinents eine andere Situation. Dennoch bin ich gegen Vergleiche. Wir müssen jetzt einfach akut handeln und unser Bestes tun.

Weg von der Flucht, hin zu Sozialbudgets. Nach 1989 sind die Kriegsbudgets massiv nach unten gegangen. Man spricht von der sogenannten Friedensdividende, die eins zu eins in den Sozial- und Gesundheitsbereich geflossen ist. Wir hatten 2021 ein Heeresbudget von 2,7 Milliarden Euro, nun spricht man davon, dass 10 Milliarden Euro in das Heer investiert werden müssen. Haben Sie Sorge, dass sich der Sicherheitsbereich die Friedensdividende wieder zurückholen wird? Das würde für die Steiermark Hunderte Millionen Euro weniger an Ertragsanteilen bedeuten. Ich verstehe die Frage und halte die Diskussion für wichtig. Ich glaube aber nicht, dass die Budgets in Konkurrenz stehen. Ich glaube, soziale Sicherheit ist von enormer Bedeutung und durch einen gut funktionierenden Sozialstaat kann enorm viel an Spannung und Sorge in der Bevölkerung abgefangen werden kann. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch Akzente im Bereich Sicherheit und Schutz im militärischen Sinn geben kann und darf.

können. Die Energiekosten sind ein Thema, das Tanken zuletzt, die Lebensmittel sowieso. Von Frieren zu reden, ist nicht mein Zugang und so haben wir deshalb gerade den Heizkostenzuschuss erhöht. Außer Frage steht, dass Klima- und Sozialpolitik Hand in Hand gehen und ein Zurücknehmen im Sinne unseres Planeten nicht schadet. Aber Zurücknehmen darf nie auf dem Rücken der Ärmsten ausgetragen werden. Also müssen wir über Mindestlöhne reden und auch über die Erhöhung der Pensionen ...

Auch über die Sozialhilfe? Ja. Immer. Man muss überall hinschauen und alle Instrumente permanent evaluieren. Wir haben in der Steiermark ein stabiles System. Wir indexieren die Sozialhilfe jährlich im Jänner. Wir sehen allerdings andere Hebel, die besser wirken. Wie etwa der Heizkostenzuschuss, die Pendlerbeihilfe und die Wohnunterstützung. Die Systeme müssen weiterentwickelt werden, damit die Menschen gut und sicher leben können. Auch, wenn der Krieg in der Ukraine eine Rolle spielt, hatten wir – nicht zuletzt durch die Pandemie – schon zuvor enorme Preissteigerungen und soziale Verwerfungen. Darüber hinaus gibt es neben Grundbedürfnissen auch psychische Belastungen, die in der Pandemie gestiegen sind. Das Gefühl, dass die Welt nicht mehr zur Ruhe kommt, ist sehr belastend. Auf der anderen Seite gibt es diese Hilfsbereitschaft der Steirerinnen und Steirer, die wir gerade jetzt während der Ukrainekrise sehen. Frau Kampus, vielen Dank für das Gespräch!

Der ehemalige bundesdeutsche Präsident Joachim Gauck warf in einer Talkshow die Frage auf, ob wir nicht für den Frieden frieren sollten. Was halten Sie davon? Für mich als Soziallandesrätin ist es eine ganz schwierige Situation, dass sich immer mehr Menschen das Leben nicht mehr leisten

FAZIT APRIL 2022 /// 31


Steuerboard

Glasfaserausbau:

Mag. Alexander Hofer

Krypto-Steuer ab März 2022

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Krypto-Assets erfreuen sich zunehmender Beliebtheit – Grund genug für unsere Regierung, die Besteuerung von Kryptowährungen im Zuge der ökosozialen Steuerreform einer grundlegenden Änderung zu unterziehen. Bisher wurden Gewinne aus der Veräußerung von Kryptowährungen nur innerhalb der einjährigen Spekulationsfrist besteuert. Ab dem 01.03.2022 zählen die Einkünfte aus Kryptowährungen zu den Einkünften aus Kapitalvermögen und der besondere Steuersatz von 27,5 % findet Anwendung. Somit werden also laufende Einkünfte aus Kryptowährungen („Früchte“) und Einkünfte aus realisierten Wertsteigerungen erfasst. Der besondere Steuersatz kommt dann nicht zur Anwendung, wenn die zugrundeliegenden Überlassungsverträge in rechtlicher und tatsächlicher Hinsicht nicht öffentlich angeboten werden. Die Regelungen sind erstmals auf Kryptowährungen anzuwenden, die nach dem 28.02.2021 angeschafft wurden und folglich am Zeitpunkt des Inkrafttretens noch spekulationsverfangen sind. Erfolgte die Anschaffung vor dem 01.03.2021, unterliegen diese als „Altvermögen“ nicht der neuen Besteuerungssystematik. Für laufende Einkünfte im Zeitraum von 01.01.2022 bis 28.02.2022 hat der Steuerpflichtige ein Wahlrecht, diese bereits nach den neuen Regelungen (Sondersteuersatz, Verlustausgleich, etc.) zu erklären. Die Verpflichtung zum Kapitalertragsteuerabzug für inländische Schuldner und Dienstleister gilt erstmals für Kapitalerträge, die nach dem 31.12.2023 anfallen.

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Schluss mit der Bummelei!

Nachdem der Glasfaserausbau wegen fehlender Mittel zuletzt nur sehr schleppend voranging, hat die Österreichische Glasfaser-Infrastrukturgesellschaft (ÖGIG) einen völlig neuen Schwung in den Netzausbau gebracht. Bis 2025 will das im Eigentum der Allianz-Versicherung stehende Unternehmen eine Milliarde Euro in den österreichischen Breitbandausbau investieren. Und das hat alle Anbieter aufgeschreckt. Fazit führte mit ÖGIG-CEO Hartwig Tauber das folgende Gespräch. Herr Tauber, derzeit wird der Breitbandausbau von der Politik zwar massiv gefordert, aber bisher war niemand in der Lage, die gewaltigen Kosten zu stemmen. Und jetzt investiert Ihr Unternehmen eine Milliarde. Wie ist das möglich? Das geht, weil wir kein Telekommunikationsunternehmen, sondern ein Infrastrukturunternehmen sind. Unsere Investitionen müssen sich nicht in kurzer Zeit refinanzieren, sondern wir suchen ausschließlich langfristige Veranlagungen für die Versicherungsgelder unseres Eigentümers, die Allianz-Gruppe. Das heißt, Sie haben keine Ertragserwartungen? Natürlich wollen auch wir mehrwertig investieren. Aber wir bauen eine Glasfaserinfrastruktur und betreiben kein Telekomnetz. Anders als bei Private Equities, wo es sehr oft um rasche Renditen und klare Ausstiegsmöglichkeiten geht, wollen wir langfristig – auf 30 oder gar 50 Jahre – veranlagen. Jetzt kann sich ein Glasfasernetz vielleicht im urbanen Bereich rechnen. Aber Sie wollen ja gerade auch den ländlichen Raum versorgen. Unser Geschäftsmodell zeigt, dass es sich 32 /// FAZIT APRIL 2022

für uns ausgeht. Tatsächlich wird dieser Ansatz in Österreich von keinem anderen Unternehmen verfolgt. Das ist auch der Grund dafür, dass unser Land bei der Breitbandversorgung so weit zurückliegt. Trotzdem ist diese Infrastruktur dringend notwendig. Sobald das eine Gemeinde erkannt hat, sind wir da.

Aber wenn man durch das Land fährt, sieht man doch inzwischen überall die vielen orangen Glasfaserkabel, die gerade unter Schirmherrschaft der EVUs verlegt werden. Machen die nicht das gleiche wie Sie? Sie würden gerne das gleiche machen, können es aber nicht. Unser Ziel ist es, nicht punktuell nur jene Unternehmen zu versorgen, die sich einen Glasfaseranschluss leisten können. Wir wollen flächendeckend so viele Haushalte wie möglich integrieren. Und anders als manche Mitbewerber bauen wir unabhängig von der Förderung. Sie bauen den Datenhighway und leben dann von jenen, die ihn benutzen? Die ÖGIG baut nur die Infrastruktur und betreibt sie. Bei uns kann man aber kein Internetpaket bestellen. Stattdessen sieht unser Geschäftsmodell vor, das Netz für alle interessierten Internetserviceprovider zu öffnen. Bei diesem typischen Open-Ac-


cess-Modell kann sich der Kunde also aussuchen, welche Breitbanddienstleistungen er von wem beziehen will.

Und wer sind Ihre Kunden? Auf der einen Seite natürlich alle Unternehmen und Haushalte, die einen Glasfaserzugang und damit die höchstmögliche Onlinegeschwindigkeit haben wollen. Und auf der anderen Seite sind das die Onlinedienstleister.

Sie versprechen mit Ihrem Produkt Ö-Fiber eine 100 %-Glasfaserversorgung bis ins Haus. Wenn ich bei meinem derzeitigen Versorger A1 anrufe, verspricht man mir zwar auch 100 Mbit/Sek, aber da werden dann Kupfer-DSL und 5G gebündelt; ganz ohne Glasfaser. Wie schaffen Sie eine Versorgung ohne diese instabile Technologie? Vor uns hat auch noch niemand eine Milliarde Euro in die Glasfaserinfrastruktur investiert. Und obwohl auch wir Geld verdienen müssen, rechnet sich das für unsere Kunden auf jeden Fall.

Foto: Anna Rauchenberger

Ist das nicht eine sehr gewagte Aussage? Betrachten Sie einmal, was volkswirtschaftlich passiert, wenn ich im ländlichen Raum Glasfaser zur Verfügung stelle. Durch die Investitionen der ÖGIG werden etwa 9.000 Vollzeitarbeitsplätze erhalten oder geschaffen. Unsere Studien dokumentieren klar, dass auch die Attraktivität als Wirtschaftsstandort steigt. Und zwar nicht erst irgendwann in der Zukunft, sondern bereits in der Investitionsphase. Wir stimulieren sämtliche Wirtschaftsbereiche. Durch ein stabiles Breitband werden nicht nur neue Wirtschaftsformen konkurrenzfähig, es erhöht sich auch die Nachfrage nach heimischen Vorleistungen.

Sehen Sie Glasfaser auch als Instrument im Kampf gegen die Abwanderung aus den Randregionen? Ob eine Region wächst oder schrumpft, bildet sich am besten in den Immobilienpreisen ab. Wir können beweisen, dass eine Glasfaserversorgung zu einem Preisanstieg von etwa acht Prozent führt. Mo-

Die ÖGIG investiert bis 2025 eine Milliarde in den Breitbandausbau. „Bei der ÖGIG wird ein Projekt innerhalb von 12 bis 18 Monaten fertig umgesetzt und dauert nicht fünf bis sechs Jahre“, erklärt CEO Hartwig Tauber im Gespräch mit Fazit.

derne hybride Arbeitsverhältnisse mit hohem Homeoffice-Anteil werden überhaupt erst durch ein leistungsfähiges Breitband möglich.

Sehen Sie in den halböffentlichen Breitbandgesellschaften, die meist an die Energieversorger angebunden sind, Konkurrenten oder Partner? Wir haben die Aufgabe, bis 2025 eine Milliarde zu investieren. Wir haben dieses Geld fix committed. Alles, was die Ausbaugeschwindigkeit erhöht, wird von uns begrüßt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss ganz Österreich in fünf bis zehn Jahren vollständig mit Glasfaser versorgt sein. Da kann man doch nicht erst in fünf Jahren mit dem Ausbau beginnen. Daher gehen wir mit viel positivem Druck in den Markt. Wir wollen sehr schnell umsetzen. Und wenn wir ein Projekt (Anmerkung: eine Gemeinde oder Region) angehen, dann bauen wir die in einem durch. Das darf dann nicht fünf oder sechs Jahre lang dauern. Bei der ÖGIG wird ein Projekt innerhalb von 12 bis 18 Monaten fertig umgesetzt.

Was sollte ein Bürgermeister also tun, der seine Gemeinde so rasch wie möglich mit Breitband versorgen will? Er sollte sich einen Anbieter suchen, der ihm zusichert, dass er seine Gemeinde größtmöglich erschließen will und nicht bloß die Gewerbegebiete, die hohe Erträge oder Förderungen versprechen. Zudem sollte er sich eine Zusage geben lassen, bis wann der Ausbau abgeschlossen sein wird. Er wird nämlich keinen Anbieter finden, der zu vernünftigen Kosten in der Lage sein wird, die restlichen Gebiete zu versorgen.

Sind Sie überhaupt auf die Zustimmung der Gemeinden angewiesen? Grundsätzlich könnten wir auch ohne Einbindung der Bürgermeister bauen, aber für uns sind die Gemeinden wichtige Ansprechpartner. Und weil wir so schnell bauen können, haben wir auch kein Problem, Gemeinden zu finden, die sich mit der ÖGIG in eine andere Dimension im Standortwettbewerb katapultieren wollen. Herr Tauber, vielen Dank.

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Wirtschaft

Raus aus der Krise „Ich krieg die Krise!“ Schön – aber wie kommen wir da wieder raus? Lebensund Sozialberater*innen sind darauf spezialisiert, Menschen Wege aus Sackgassen und Krisen – kleineren wie großen – aufzuzeigen und sie auf ihrem Weg zu mehr Zufriedenheit, Gesundheit und Wohlbefinden zu begleiten. erade jetzt, wo der Krieg in den Nachrichten ist und dazu die Pandemie kein Ende findet, spüren viele am eigenen Leib, was Krise bedeutet. Wie schaut es tief drinnen in unserer Seele aus, etwa trüb und grau, auch wenn sich draußen schon der Frühling abzeichnet? Eine emotionale Achterbahnfahrt. Und nun hat sich auch noch Corona wie ein Schleier über unser Leben gelegt. Konflikte, Ängste – sie wirken sich auch auf Gesundheit und körperliches Wohlbefinden aus. Viel zu oft fressen wir es in uns hinein, im eigentlichen wie im übertragenen Sinn. Und unsere Ambitionen, regelmäßig den Alltag ein, zwei Stunden hinter uns lassen, um eine Runde zu laufen oder uns sonst etwas Gutes zu tun – sie verlieren sich in der nasstrüben Herbst- und Winterstimmung. Und es bleibt das Gefühl, dem Leben, den Träumen immer ein paar Schritte hinterherzurennen. Gesundheit und Glück im Visier Resilienz heißt das – gar nicht mehr so neue – Schlüssel-, um nicht zu sagen, Zauberwort. Im Kontext professioneller Lebens- und Sozialberatung durch Expertinnen und Experten in den drei Beratungsbereichen psychologische Beratung, sportwissenschaftliche Beratung und Ernährungsberatung bedeutet das: Wir erarbeiten uns Wege, um unser Leben selbst in die Hand zu nehmen, besser in den Griff zu bekommen, aktiv und bewusst zu gestalten. Wir setzen uns mentale und körperliche Ziele und wir arbeiten bewusst, konsequent und lustvoll daran, auf sie zuzugehen und sie zu erreichen: physisches und mentales Wohlbefinden, Lebensenergie, Freude an dem, was wir tun. Wir arbeiten daran, uns weiterzuentwickeln, Dinge, die uns belasten und

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bremsen, hinter uns zu lassen; Gewohnheiten, Fixierungen oder Süchte, die uns beeinträchtigen, zu überwinden. Wir lassen uns nicht mehr in die Defensive drängen, wir nehmen das Glück ins Visier. „Die aktuellen Entwicklungen“, zieht Andreas Herz, Obmann der Fachgruppe Personenberatung und Person en bet reuun g, Vizepräsident der WKO Steiermark und selbst Resilienzexperte, Bilanz, „haben den Resilienzbegriff neu aufgeladen. Mit einem Mal war vielen Menschen klar, was Resilienz bedeutet, worum es dabei geht. Krisen kommen – unweigerlich. Ein Leben ohne Krisen – das wird es auf lange Sicht nicht geben. Vor bestimmten Einbrüchen, seien es gesundheitliche, zwischenmenschliche, private oder berufliche, körperliche, mentale, können wir uns nicht verkriechen oder davonlaufen. Wir müssen uns diesen Krisen stellen. Wir können uns auf sie vorbereiten. Wir können sie bewältigen. Und wir können unsere Schlüsse und Lehren daraus ziehen, um für künftige Krisen besser gerüstet zu sein.“ Wie keiner anderen Dienstleistung im Umfeld von Gesundheit und Glück gelingt es den Lebens- und Sozialberater*innen mit ihrer professionellen Expertise den Resilienzcode zu aktivieren. Sie beraten auf Augenhöhe und be-

gleiten uns auf unserem Weg zu uns selbst. Mehr über Lebensberatung:

www.lebensberater.at

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Wirtschaft

Innovationspreis Steiermark 2022 im neuen Gewand Als starke Partnerin unterstützt die Steiermärkische Sparkasse den vom Wirtschaftsressort des Landes Steiermark ins Leben gerufenen neu gestalteten Innovationspreis 2022. Erstmals wird der Wirtschaftspreis heuer in den beiden Kategorien Digitalisierung und Nachhaltigkeit vergeben.

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ieser Innovationspreis holt kreative Beispiele, die eine lebenswertere Zukunft ermöglichen, vor den Vorhang. Die hellsten Köpfe der Steiermark zeigen sich mit beeindruckenden Projekten als Favoriten für die begehrte Auszeichnung. Unter den Kandidaten für den Innovationspreis Steiermark 2022 finden sich die besten Projekte steirischer Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Die jeweiligen Innovationen müssen schwerpunktmäßig entweder das Thema Digitalisierung oder den Bereich Nachhaltigkeit behandeln. Christoph Ludwig, Geschäftsführer der SFG, betont: „Man darf ohne Übertreibung sagen, dass alle Einreichungen von außerordentlicher Qualität sind und spannende Antworten auf aktuelle Herausforderungen geliefert haben.“ Die Steiermärkische Sparkasse unterstützt diesen Wettbewerb der innovativsten Ideen als starke Partnerin. „Es liegt in unserer Unternehmens-DNA, an Menschen und ihre Träume zu glauben. Deshalb sind wir eine Partnerin für all jene, die mit Know-how und Herzblut an einer besseren Zukunft arbeiten“, erklärt Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied der Steiermärkischen Sparkasse. Das sind die Finalisten Der Innovationspreis Steiermark 2022 prämiert die besten Projekte steiri-

Die Finalisten

tionen zu schädigen. Aus knapp hundert Einreichungen für den Innovationspreis des Landes wurden in einem ersten Schritt die 18 Finalisten in den beiden Themenbereichen Digitalisierung und Nachhaltig-

Der Innovationspreis 2022 in seiner neuen Gestaltung scher Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Er richtet sich an Unternehmen des Gewerbes und der Industrie, an Dienstleister und Forschungseinrichtungen. Der inhaltliche Schwerpunkt der Digitalisierung steht für die Transformation von industriellen Produkten, Dienstleistungen und Prozessen – beispielsweise von analog zu digital und einfacher Spracherkennung zu künstlicher Intelligenz. Wirtschaftliche, ökologische oder soziale Nachhaltigkeit als zweiten Schwerpunkt meint den Anspruch, heutige Bedürfnisse zu decken, ohne den Lebensraum künftiger Genera-

Bereich Digitalisierung:

Anzeige Fotos: Steiermärkischen Sparkasse

keit ermittelt. Die sechs Sieger sowie die Vorschlagskandidaten für den bundesweiten Innovationspreis werden in Kürze bekanntgegeben.

Online: www.sfg.at/n/innovationspreis-steiermark-2022-das-sind-die-finalisten/

Luxinergy GmbH – 3D Druck KML Vision GmbH – IKOSA Image Analysis Plattform SimVantage GmbH – Bioreaktorsimulation Zeta GmbH – Smart Engineering Services Nextsense GmbH – CALIPRI CB20 AT&S Austria Technologie & Systemtechnik – Flexible Minileiterplatten • MCL - Materials Center Leoben Forschung GmbH – Nanosensoren • PCCL - Polymer Competence Center Leoben GmbH – Hochgeschwindigkeitsprüfung • Virtual Vehicle Research GmbH – ARG-Algorithmen

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Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied der Steiermärkischen Sparkasse: „Innovationen sind der Motor der steirischen Wirtschaft und für uns als regionales Finanzinstitut der Schlüssel für eine florierende Zukunft. Der Innovationspreis 2022 vereint die Ansprüche unserer Wirtschaft von morgen und das Potenzial der steirischen Unternehmer-Community.“

Bereich Nachhaltigkeit: • • • • • • • • •

Aquaslide Lubricants GmbH – AQUASLIDE qoncept dx GmbH – qontrol maps Packnatur – Netzverpackungen AVL List GmbH – BIC4FUTURE-BATTERY Andritz AG – Smart Bleaching Austria Email AG – Warmwasserspeicher acib GmbH – Proteine aus CO2 Pro2Future GmbH – Energieeffizienzsteigerung Virtual Vehicle Research GmbH – BATTLAB

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Kurz & News

Förderung für Blackout-Sicherheit

Für die Charity-Aktion „Köche kochen für Kinder“ von TV-Hobbyköchin Renate Zierler schwangen vorigen Sommer Prominente im Quellenhotel den Kochlöffel. Über sieben Monate lang war der steirische Schwarzbeerstrudel – nach dem Geheimrezept von Küchenchef Peter Jungbauers Oma – auf der Speisekarte im Quellenhotel und der Heiltherme Bad Waltersdorf zu finden. Die beliebte Süßspeise stand im Dienst der guten Sache und brachte einen grandiosen Erfolg. Heilthermen-GF Gernot Deutsch freute sich, die Hilfsaktion mit 3.000 Euro zu unterstützen: „SOS Kinderdorf ist eine Institution, die mit viel Herz Familien in schwierigen Lebenslagen unterstützt. Es freut mich ganz besonders, dass wir dazu einen Beitrag leisten durften.“

Merkur Innovation Lab kooperiert mit Leftshift One

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Das Merkur Innovation Lab und das auf künstliche Intelligenz spezialisierte Grazer Hightech-Unternehmen Leftshift One widmen sich kundenorientierten Zukunftslösungen. Mit Hilfe neuer Technologien soll die Kundeninteraktion verbessert und teilautomatisiert werden. Ein am Merkur Campus stattfindender „Datathon“ stellt dafür die Weichen. „Innovation entsteht im fortlaufenden Austausch, wo Ideen nicht nur gesammelt, sondern kreiert werden. Wir machen das mit dem Blick auf die sich dynamisch verändernden Kundenbedürfnisse. Mit der Ideenkraft von Leftshift One wollen wir Lösungen finden, um Prozesse zu automatisieren und damit das Kundenerlebnis zu optimieren“, erläutert Daniela PakGraf, GF des Merkur Innovation Lab.

Fotos: Merkur, Heiltherme Bad Waltersdorf, Lebensressort

Schwarzbeerstrudel für Charity

Das Land Steiermark fördert den Ankauf von Notstromaggregaten für land- und forstwirtschaftliche Betriebe mit 50.000 Euro. „Ein Blackout bzw. länger andauernde Stromausfälle sind eine echte Bedrohung für unsere Lebensmittelversorgung. Deshalb unterstützen wir unsere bäuerlichen Betriebe dabei, auch auf extreme Ausnahmesituationen vorbereitet zu sein“, erklärt der zuständige Landesrat Hans Seitinger. Gefördert wird die Neuanschaffung von Notstromaggregaten mit eigenem Motor oder Zapfwellenaggregaten, die eine Leistung von 25 kW oder mehr und zumindest die Euro-Abgasstufe 5 aufweisen. Die Fördersumme beträgt 750 Euro je Neuanschaffung. Anträge können bis 15. Juni direkt bei der Agrarabteilung des Landes eingereicht werden.


Foto: Marija Kanizaj

Kurz im Gespräch mit Juliane Bogner-Strauß,

Landesrätin für Bildung, Gesellschaft, Gesundheit und Pflege

Freuen sich mit Nina Schweinzger: Obmann Franz Labugger, Kammerdirektor Werner Burgner und GF Reinhold Zötsch (v.l.n.r.)

Grünes Steirer-Gold weiter auf Höhenflug

Außergewöhnliche Glanzleistungen gab es auch in diesem Jahr bei der Landesprämierung Steirisches Kürbiskernöl 2022. Die exzellente Qualität beflügelt auch den Export.

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Foto: Stefan Kristoferitsch

ie Kürbiskernöl-Landesprämierung ist für die Produzenten ein jährlicher Höhepunkt. Insgesamt 513 eingereichte Kürbiskernöle wurden heuer von den Juroren nach Farbe, Geschmack, Reintönigkeit und Konsistenz bewertet.

Neue Rekorde und Preisträger Fast jeder zweite Betrieb erzielte die Höchstnote. Und starke 90 Prozent der getesteten Öle erzielten die goldene Auszeichnung „Prämierter Steirischer Kernölbetrieb 2022“. In die Bestenliste haben sich vier neue Produzenten katapultiert. Somit hat sich die Rangliste der Allerbesten auf 17 Betriebe ausgeweitet. Neu dabei sind die Familien Schweinzger/St. Veit in der Südsteiermark, Haidl/Seibersdorf, Pein/Mureck und Schillinger/Straden. Nina Schweinzger freut sich: „Ich bin überwältigt, in diese ehrwürdige Liga aufgestiegen zu sein. Unsere hohen Qualitätsansprüche werden von unseren Kunden geschätzt. Das motiviert uns, weiterhin

bestes steirisches Kürbiskernöl anzubieten.“

Goldregen für Kernölgemeinde Es gab einen wahren Goldregen für die erste steirische Kernölgemeinde St. Veit in der Südsteiermark, sie stellt 23 mit Gold prämierte Betriebe. „Diese Spitzenleistungen sind die Früchte unserer jahrelangen Qualitätsoffensive mit den Kürbiskernöl-Produzenten“, unterstreicht Kammerdirektor Werner Brugner. Franz Labugger, Obmann Gemeinschaft steirisches Kürbiskernöl, ist besorgt: „Das Jahr 2022 wird nicht zuletzt wegen der Ukraine-Krise ein herausforderndes Kürbisjahr. Die Kernölproduzenten sind mit erheblichen Kostensteigerungen vom Anbau bis zur Pressung konfrontiert.“ Zum ersten Mal gibt es steirisches Kürbiskernöl nun auch als Kernölschmatzer. Dahinter verbirgt sich ein Schokotaler gefüllt mit Presskuchenmehl und steirischem Kürbiskernöl, ummantelt mit Zartbitter-Schokolade.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Covid-Impfquote trotz Aussetzung der Impfpflicht zu verbessern? Wir müssen uns im Sommer auch für den Herbst vorbereiten. Dafür sind wir – mit oder ohne Impfpflicht – mit unserem dualen System aus Impfstraßen und niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen sehr gut aufgestellt. Die Intensivstationen sind inzwischen weniger stark ausgelastet, aber wie sieht es beim medizinischen Personal und in der Pflege aus? Die KAGes hat einen Ausfall an bis zu 15 Prozent beim Personal, zumeist Krankenstände. Der Höhepunkt der Omikron-BA2Welle sollte bald überschritten sein. Das Gesundheitspersonal, aber auch Lehrpersonal, die Elementarpädagogen und Elementarpädagoginnen, sie alle stemmen derzeit Unglaubliches. Inwiefern werden die Ausbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich angesichts des Bedarfs ausgebaut? Es sind in der Pflege insgesamt 2.200 Ausbildungsplätze in der Steiermark vorhanden. Mit einem weiteren Ausbau löst man das Hauptproblem nicht, dass die Absolventen und Absolventinnen abschließend nicht unbedingt in diesen Beruf gehen oder dauerhaft in diesem bleiben. Daher werden wir unsere Pflegekampagne zielgruppenspezifisch fortsetzen.

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Außenansicht Von Peter Sichrovsky

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urz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, als Mao Zedong seinen Konkurrenten Chiang Kai-shek endgültig auf die Insel Taiwan zurückdrängte, war China ein einziger Trümmerhaufen. Jahrzehntelanger Bürgerkrieg zerstörte die Landwirtschaft, die Industrie und kostete Millionen Menschen das Leben. Die ersten Jahre der Volksrepublik China waren gezeichnet von Fehlplanung, Missernten, Hungersnöten und der Verfolgung von kritischen Intellektuellen und Künstlern. Beinahe die gesamte Intelligenz des Landes wurde vertrieben, eingesperrt oder ermordet. Als dann in den Neunzehnfünfzigerjahren auch noch der Bruch mit der Sowjetunion dazu führte, dass Wissenschaftler, Techniker und Professoren nach Moskau zurückgerufen wurden, schien das Land vor einer nationalen Katastrophe zu stehen. Niemand hätte damals auch nur ansatzweise China mit der Sowjetunion verglichen, um einen möglichen Unterschied zu beschreiben. Die Sowjetunion war der benachbarten Volksrepublik um Jahr-

Russland vs. China. Kein Vergleich

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zehnte voraus und China schien trotz aller Anstrengungen den Abstand nicht zu verkleinern, sondern versank im Chaos. Ein Sprung von 1960 in das Jahr 2022 zeigt ein ganz anderes Bild. In Oxford und Cambridge drängen sich die chinesischen Studenten in den Speisesälen in einem eigenen Bereich, sitzen meist zusammen an einem Tisch und haben kaum Kontakt zu den Kollegen und Kolleginnen. Jedes Jahr werden es mehr. Russische Studenten sind kaum zu sehen. Der chinesische Präsident hat bei seinem letzten Besuch in England das »Imperial Colleges« besucht, eine der besten Universitäten der Welt mit einem extrem hohen Anteil an Studenten aus China. Kann sich jemand erinnern, dass Putin jemals eine Universität besuchte, weil dort so viele Studenten aus Russland studierten? China ist etwa halb so groß wie die Russische Föderation – mit zehn Mal so vielen Einwohnern. Die Lebenserwartung der Männer liegt in China sieben Jahre über der von Russland, die der Frauen ist etwa vergleichbar. Alle anderen Werte wie Wirtschaft, Arbeitslosigkeit, Gesundheitsversorgung und Ausbildung sind durchaus vergleichbar, keiner der beiden Staaten ist gegenüber dem anderen voraus oder zurück. Dennoch, ein Wert lässt die unterschiedliche Entwicklung besser verstehen. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist in zwei Jahrzehnten in China von 318 auf 10.500 US-Dollar nach oben geschossen, und ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen. In Russland hat es sich kaum verändert, ist in den letzten Jahren sogar leicht rückläufig. China könnte in den nächsten Jahren die USA als weltweit größte Volkswirtschaft ablösen, und das ohne Öl und Bodenschätze. Während die Transsibirische Eisenbahn wie vor hundert Jahren im Schritttempo von Moskau nach Vladivostok schleicht, hat China Dutzende Schnellverbindungen gebaut – mit Zügen, die bis zu 600 Kilometer pro Stunde fahren könnten. Die Strecke von Peking nach Shanghai mit 1300 Kilometer dauert etwas mehr als vier Stunden, genauso lang wie der Zug von Wien nach Klagenfurt. China plant in den

nächsten 15 Jahren 216 neue Flughäfen, dutzende neue Bahnverbindungen und modernisierte Bahnhöfe. In den Städten nördlich von Hong Kong fühlt man sich wie in einen futuristischen Film versetzt, mit Wohn- und Verkehrsflächen auf bis zu zehn verschieben Ebenen. Beide Länder sind mit westlichen Demokratien nicht vergleichbar. Die Menschenrechte werden missachtet, es herrscht weder Pressefreiheit noch gibt es freie Wahlen. Dennoch gibt es einen entscheidenden Unterschied: China hat sich das Ziel gesetzt, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern; Russland lebt in dem Wahn, wieder eine wichtige Großmacht zu werden und investiert die Einkünfte der Exporte in Militär und die Entwicklung moderner Waffen. Der historische Beweis des Unterschieds ist ebenso eklatant. Während die »Große Chinesische Mauer« ein Zeichen der Verteidigung ist und China nie in seiner Geschichte Expansionspolitik betrieben hatte, ist Russland das Symbol für Imperialismus und Expansion. Ein einfacher Test des Alltags zeigt die unterschiedliche Entwicklung. Auf billigen Souvenirs, auf teuren Mobiltelefonen und den neuesten Tennisschlägern finden wir das Kleingedruckte »Made in China«. Dagegen ist ein »Made in Russia« nirgends zu finden. Die gesamte Volkswirtschaft Russn lands liegt unter der Erde.

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Leopold Neuhold

Unfrisierte Gedanken zur Politik

Aktuelle Herausforderungen unserer Gesellschaft enn man die Frage formuliert, wie die Covid-Pandemie die Politik herausfordert, so greift diese Frage angesichts der derzeitigen Situation zu kurz. Vielmehr gilt es, sich der Herausforderung einer dreifachen Krise zu stellen: der Pandemie, der Umweltkrise und dem Krieg, also: Welche Fragen an die Politik stellen sich durch die Herausforderungen von Corona, des Klimawandels und des Krieges als Wiederkehr der Fortführung der Politik mit anderen Mitteln? Diese Fragen können, auch wegen des beinahe gleichzeitigen Auftretens nicht hintereinander abgearbeitet werden, sondern können nur in der Beachtung ihrer Zusammenhänge und ihrer jeweiligen Besonderheiten einer Lösung näher gebracht werden. Wenn man die Bewältigung unabhängig voneinander machen wollte, nimmt man sich auch die Chancen, welche in der Zusammenschau der Bekämpfung der drei Herausforderungen liegen. Aber: Als ob nicht schon eine Krise schwer genug zu bewältigen wäre! Hier wird vor allem von der Pandemie her, die zeitlich in der Mitte der Krisen, also zwischen besorgniserregendem Klimawandel und todbringendem Krieg steht, gedacht. Zuerst einmal gilt es die Frage zu stellen, worauf uns diese dreifache Krise aufmerksam machen könnte und worin die Herausforderungen in Bezug auf vorherrschende Wertemuster liegen. Die Pandemie lässt uns unsere Vergänglichkeit erkennen, die Umweltkrise die Begrenztheit unserer Ressourcen materieller und geistiger Art, die in der Abhängigkeit, die uns der Krieg in der Ukraine deutlich aufzeigt, noch stärker zum Tragen kommt. Offenbar haben wir mit verdichteter Gegenwart in Ausblendung der Zukunft, in der Tendenz zur Negierung aller Grenzen, mit beanspruchter Autonomie und zum Teil anmaßender Machbarkeit auf die falschen Pferde gesetzt. Nicht die Leugnung oder das Bemühen um Abschaffung von Vergänglichkeit, Begrenztheit und Abhängigkeit kann das Ziel sein, sondern ein angemessener Umgang mit diesen Rahmenbedingungen menschlichen und gesellschaftlichen Lebens. Im Folgenden sollen kurz einige in diesem Zusammenhang stehende Herausforderungen an die Politik angesprochen werden. Dies will ich auf dem Hintergrund einer weit verbreiteten Definition von Politik tun. Politik kann man in Anschluss an den großen österreichischen Sozialethiker Johannes Messner als interessengeleiteten Kampf um die rechte Ordnung mit Mitteln der Macht definieren. Ich will meine Gedanken um die einzelnen Elemente dieser Umschreibung ordnen.

Demokratiediskurs (2) Diesmal begibt sich der Grazer Theologe Leopold Neuhold auf die »Suche nach der politischen Kultur« und macht diese an den drei aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen Klima, Pandemie und Krieg fest.

Foto: Gerd Neuhold

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Interessengeleiteter Kampf Politik ist ein interessengeleiteter Kampf. Klingt das nicht zu martialisch? Dieser Einwand wäre längere Zeit berechtigt gewesen, aber nun ist der von der Uno geächtete Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, um Carl von Clausewitz zu bemühen, zurückgekehrt. Politik ist natürlich immer von Konkurrenz und bzw. oder dem Bemühen um Ausschaltung dieser bestimmt. Die Konkurrenz ist Resultat verschiedener Interessen verschiedener Einzelner und Gruppen, die zur Durchsetzung drängen, in vielen Fällen gegeneinander, wobei viel an Energie auf den jeweiligen Seiten daraus gewonnen wird, dass die Interessen gegen die anderen durchgesetzt werden sollen. In Österreich lebten wir lange eher in einer Konkordanzdemokratie, in der die Konkurrenz im Bemühen um ein gemeinsames Ziel »gezähmt« worden war, jetzt zeigen sich aber deutliche Züge hin zu einer Konkurrenzdemokratie, wobei es in manchen Punkten zu einer Verselbstständigung der Interessen kommt. Waren etwa am Anfang der Pandemie die Interessen der verschiedenen Parteien noch zusammengeführt in die gemeinsame Bekämpfung des gemeinsamen Feindes Corona, so wurde bald von einigen Seiten die Ausrichtung darauf favorisiert, mit dem jeweils eigenen Modell dem politischen Gegner, der der Tendenz nach zum Feind erklärt wurde, den Kampf anzusagen und daraus politisches Kapital zu schlagen. Das gemeinsame Ziel geriet dadurch für manche aus dem

Dr. Leopold Neuhold, 1954 geboren, wurde 2003 zum Universitätsprofessor für Ethik und Gesellschaftslehre berufen und war von 2001–2019 Vorstand des Instituts für Ethik und Gesellschaftslehre an der Karl-Franzens Universität Graz. In zahlreichen Publikationen und Büchern beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit der katholischen Soziallehre, ethischen Aspekten der modernen Gesellschaft und dem damit verbundenen Wertewandel in unserer heutigen Zeit. FAZIT APRIL 2022 /// 39


Auf der Suche nach politischer Kultur (2) Unfrisierte Gedanken zur Politik

Blickpunkt. Die Energie wird deswegen nicht mehr in die gemeinsame Bewältigung der Krise investiert, sondern in die eigene Darstellung gegen den anderen kanalisiert. Das gemeinsame Interesse in der Bekämpfung der Pandemie wird aufgesprengt in die Verfolgung von eigenen Wegen zur Bekämpfung der Pandemie in der Diffamierung des Gegners, wobei man des öfteren das Gefühl haben konnte und kann, dass man in Bezug auf die Vorschläge auf dem Hintergrund, dass man nicht an der Regierungsmacht ist, auch nicht das unbedingte Verlangen hatte, in die Umsetzungsverpflichtung zu kommen. In der Versuchung, über Darstellungsmuster in Teilen der Gesellschaft Erfolg zu haben, wurde das Gemeinwohl – das gemeinsame Interesse über alle Gruppen hinweg – außer Acht gelassen, und erst in einer nachträglichen Verabsolutierung der eigenen Vorschläge wurde beansprucht, das bessere Modell für das Gemeinwohl zu haben. Dabei schien und scheint es, noch einmal gesagt, nicht in erster Linie um dieses Gemeinwohl zu gehen, sondern darum, in einem unsicheren Kontext mit plakativen Gegenvorschlägen den skeptischen Menschen sie in Sicherheit wiegende Anhaltspunkte anzupreisen.

Vor allem haben wir es aber übersehen, die sich in manchen Entwicklungen zeigenden Möglichkeiten zu einem Agieren in der Bewältigung der Herausforderung der Umwelt zu realisieren.

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Ein weiterer Aspekt in Bezug auf das Interesse war deutlich zu erkennen. Angesichts der Pandemie wurden andere gesellschaftliche Problemzonen, etwa die Umweltkrise, in den Hintergrund gedrängt, oder vielmehr, die Pandemie bot die Möglichkeit, diese zu relativieren. Natürlich beherrscht eine für die meisten bis dahin nicht gekannte und mit Angst besetzte Pandemie die öffentliche, vor allem aber die veröffentlichte Meinung und aktiviert und paralysiert zugleich die Menschen in der Konzentration auf die Bekämpfung derselben; besonders angesichts der Tatsache, dass es keine erprobten und in ihrer Erfolgsaussicht klar abschätzbaren Mittel zur ihrer Bekämpfung gibt. Das angsterfüllte Abwarten führte zuerst zur Delegation der Bekämpfung an die dafür zuständig Gehaltenen, dann, wenn sich der Erfolg nicht in der erwarteten Schnelligkeit und Durchschlagskraft zeigte, zur Skepsis und zur teilweisen Aggression denen gegenüber, die diese Mittel favorisierten. Wenn man aber bedenkt, in wie kurzer, anfänglich nicht für möglich gehaltenen Zeit durchaus auch erfolgreiche Impfungen entwickelt wurden, so reichte das vielen nicht. Angesichts der Notwendigkeit, sich als kompetent in der Strategie der Bekämpfung des Virus darzustellen, um mit der Demonstration von Kompetenz die Menschen zum Mittun zu ermutigen, wurde der geforderte und beanspruchte Erfolg, hundertprozentig wirksame Mittel gefunden zu haben, dann nicht erreicht; konnte es ja gar nicht. Termine von Öffnungsschritten nach einem Lockdown ohne ausreichende Sicherheiten in Bezug auf den Verlauf der Pandemie oder der Bekämpfung anderer Krisen lässt mit überbordenden Erwartungen konfrontierte Akteure nach Festlegungen rufen, die dann gebrochen werden müssen. Wir haben es nicht gelernt, mit Unsicherheiten umzugehen. Vor allem haben wir es aber übersehen, die sich in manchen Entwicklungen zeigenden Möglichkeiten zu einem Agieren in der Bewältigung der Herausforderung der Umwelt zu realisieren. Die zum Teil menschenleeren Straßen, der auf dem Hintergrund des Homeoffice reduzierte Verkehr, die Bedeutung der Regionalisierung, sie standen vor allem im Kontext der Lockdowns und der Beengung – die sie auch waren –, die damit gegebenen Chancen wurden aber nicht systematisch ausgearbeitet; auch infolge der natürlich verstehbaren Konzentration des Interesses auf die Pandemiebekämpfung. Dabei scheint die Freude an der Demokratie heute vielen abhandengekommen zu sein. Wer will sich noch die zum Teil mühsamen und ermüdenden Diskussionen antun, wenn es über verschiedene Interessen um das Bemühen um eine rechte Ordnung geht, wer


Essay von Leopold Neuhuld

sich den Zorn der Bevölkerung zuziehen, wenn es gilt, unpopuläre Maßnahmen zu setzen, wer will schon in der Gegenwart einschneidende Gestaltungen vornehmen, auch wenn es um das Gelingen der Zukunft geht? Unpopuläre Maßnahmen werden zurückgezogen, bevor sie noch real in Kraft getreten sind. Wer tut sich den anderen in einer Diskussion noch an, das ist doch nur vergeudete Zeit! Politische Diskussion wird durch mediale Darstellung auf dem Hintergrund des eigenen Interesses ersetzt, aus Werten werden Darstellungsmuster, die der Herrschaft der Meinung folgen. Es zählt nicht das reflektierte Argument, sondern der emotionalisierte Werbespot. Viele halten es für Zumutung, dass die Stimme des anderen gleich viel zählt wie die eigene. Dabei wird der andere als defizient betrachtet, auf die bei ihm wahrgenommenen und dann verallgemeinerten Defizite reduziert. Denn Demokratie kann schwierig und zeitaufwendig sein. Ein Beispiel: In einem Dorf soll eine Verkehrsampel aufgestellt werden. Weil er längere Zeit nichts gehört hat und die Ampel bereits aufgestellt sein sollte, ruft der Bezirkshauptmann im Gemeindeamt an, wie weit das Projekt schon gediehen sei. Der Bürgermeister antwortet: »Es läuft ganz gut. Wir haben uns schon in Bezug auf die Farben rot, gelb und grün geeinigt.« Demokratische Entscheidungen sind oft nicht die schnellsten, aber hoffentlich sehr nachhaltig. Dazu bedarf es des Einbeziehens aller und der Bereitschaft, aus Betroffenen Beteiligte zu machen. Wenn man sich aber nur selbst betroffen fühlt? Demokratie kann mühsam sein, aber es ist ja schon etwas, sich auf die Farben der Ampel geeinigt und dadurch vielleicht den Sinn der Farben vertieft zu haben. Aber es könnte auch sein, dass man an dieser Stelle gar keine Ampel braucht. Über die Konzentration auf die Farbenwahl wird diese Frage oft vergessen. Vor allem gilt das, wenn in kurzer Zeit eine Lösung gefunden werden soll. Daraus resultiert dann ein Unbehagen an der Demokratie, die für manche nicht mehr als ein Instrument des Interessensausgleiches in gerechter Weise – gerecht so, wie sie gerecht sehen – dienen kann. Weshalb also mit dem anderen reden? Das Bild, das man sich vom anderen geschaffen hat, findet auf dem Hintergrund von Mutmaßungen Bestätigung und weitergehend Verstärkung in die angedachte Richtung. Wenn der andere nicht in eine Konfrontation treten will, bleibt die Begegnung aus, und viele hoffen, dass der andere sich nicht vom Fleck rührt: Sonst wäre vielleicht eigene Flexibilität erforderlich. Dazu kommt noch die auf dem Versprechen der Verringerung der Distanz durch digitale Medien oft vergrößerte Distanzierungsmöglichkeit in Echokammern und Filterblasen als Verstärkungsräumen für die eigene Meinung, sodass diese nach und nach einer kritischen Überprüfung entzogen ist.

Aus der geforderten physischen Distanz wurde für viele durchaus auch erwünscht soziale Distanzierung; wozu den anderen noch treffen?

Das Schlagwort »Social Distancing« und die damit verbundene Aufforderung wegen Corona kam und kommt hier vielen entgegen. Aus der geforderten physischen Distanz wurde für viele durchaus auch erwünscht soziale Distanzierung; wozu den anderen noch treffen? Eine Herausforderung für die politische Auseinandersetzung besteht ja darin, den anderen nicht treffen zu müssen, um in dieser Begegnung sein eigenes Bild von ihm vielleicht zu korrigieren, sondern in der selektiven indirekten Begegnung dieses verfestigen zu können. Denk- und Redeverbote in einem endlosen Meinungsgewirr werden errichtet, diese nicht so sehr in doktrinärer Art, sondern in oft unreflektierter, sehr emotionalisierter Weise, wenn man der Begegnung ausweichen kann – und es gibt viele Möglichkeiten, dies zu bewerkstelligen. Was fehlt, ist das Vorantreiben von tragfähigen Ideen,

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Auf der Suche nach politischer Kultur (2) Unfrisierte Gedanken zur Politik

und seien sie auf den ersten Blick noch so ungewöhnlich, in der Auseinandersetzung mit anderen und ihre Umsetzung. Im funktionalen, professionellen Zugang, der Politik zu einem Ergebnis von Konzepten angestellter Bürokraten macht, das den Bürgern weitgehend entzogen ist oder das sie nur für ihre eigenen Gedanken instrumentalisiert, macht aus Bürgern nur zu leicht Stimm- und Stimmungsvieh, und viele finden auch wenig dabei, nicht Bürgerinnen und Bürger im Vollsinn des Wortes sein zu müssen.

In einer komplexen Situation, wie sie mit diesen drei Krisenphänomenen gegeben ist, wird es wichtig, diese Komplexität zu analysieren, um sie in Handlungsschritten einer Behandlung zuzuführen. Die Reduktion von Komplexität in »einfache«, von der breiten Masse nachvollziehbare Handlungen wird immer mehr zu einer Aufgabe von Experten und Politikberatern.

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In der Zeit von Pandemie, Klimawandel und Krieg zeigt sich nämlich auch die Zunahme der Bedeutung von Beratern und Experten. In einer komplexen Situation, wie sie mit diesen drei Krisenphänomenen gegeben ist, wird es wichtig, diese Komplexität zu analysieren, um sie in Handlungsschritten einer Behandlung zuzuführen. Die Reduktion von Komplexität in »einfache«, von der breiten Masse nachvollziehbare Handlungen wird immer mehr zu einer Aufgabe von Experten und Politikberatern. Franz Wegart sagte nun immer – damals aus einer nicht unbedingt gendergerechten Sicht –, dass sich ein Politiker auf dreifache Weise seinen politischen Tod bereiten könne: Mit Frauen sei es am schönsten, mit Alkohol am schnellsten, mit Experten am sichersten. Dies gilt besonders dann, wenn Experten sich nicht einig sind, und dann verstärkt, wenn beispielsweise selbsternannte Experten mit tierspezifischen, die Schranken zwischen Mensch und Tier niederreißenden und damit auch von Tierschützern zu akzeptierenden Mitteln die Pandemie bekämpfen wollen. Was man in Ermangelung von Polizeipferden nicht anwenden kann, soll nun bei Menschen die Pandemie bekämpfen helfen. Jede Partei hält sich, wenn sich denn die Politiker selbst nicht als diese Experten sehen wollten, ihre Experten, die gegen die Experten der jeweils anderen in Stellung gebracht werden. Partialerkenntnisse werden dadurch oft verallgemeinert und das Resultat ist oft nicht nur Verwirrung, sondern auch Erfolgslosigkeit. Dazu eine Geschichte: Tief besorgt kommt ein Bauer zu seinem Nachbarn, eine Krankheit hat viele seiner Hühner in seiner sonst gut gehenden Hühnerfarm dahingerafft. Auf die Frage, womit er die Hühner füttere, gibt der Bauer zur Antwort, er gebe ihnen Hafer als Futter. Der Nachbar gibt zu bedenken, dass Hafer nicht gut sei für die Hühner, er solle sie mit Weizen füttern. So macht er es. Als sich die beiden nach einer Woche auf dem Markt treffen, beklagt sich der Bauer, dass wieder über 50 Hühner gestorben seien. Als der Nachbar fragt, was er den Hühnern zu trinken gebe, antwortet der besorgte Bauer: »Frisches Quellwasser aus dem Brunnen.« Da fordert der Nachbar ihn auf, den Hühnern abgekochtes Wasser zu geben. Nach wieder einer Woche beklagt sich der Bauer, als er seinen Nachbarn zufällig trifft, dass die Ratschläge nichts genützt hätten. »Das ist schlimm!«, bedauert der Nachbar, um dann hinzuzusetzen: »Gute Ratschläge hätte ich noch viele, aber hast Du noch genug Hühner?« Es sind nicht nur die Vorschläge »ad experimentum«, die in einer Situation, für die uns Erfahrungen fehlen, zum Einsatz kommen, sondern es ist auch der mit dem schnellen Veränderungsprozess gegebene Zeitdruck, der beachtet werden muss. Dem daraus entstehenden Veränderungsdruck auf die Strategie der Bekämpfung eines Virus, das sich dauernd ändert, können dann viele nicht folgen.


Essay von Leopold Neuhuld

Rechte Ordnung Nun zum Bestimmungsstück: rechte Ordnung, eine Formulierung, die von manchen nicht in Ausrichtung auf das inhaltlich Richtige, sondern auf die politische Positionierung gesehen wird. Die Ordnung ist für viele nur dann richtig, wenn sie ihnen Recht gibt. »Ich-meiner-mich-mir, Gott segne alle vier.« So lautet das Gebet unbezogener Individualisten, die dann das, was Recht sein soll, von sich abhängig machen. Angesichts dessen ist es schwer, eine rechte Ordnung zu finden, vor allem auch dann, wenn die Ordnung angesichts ungewisser Verläufe der Pandemie oder der Strategien zur Umweltgestaltung auch flexibel sein muss. Und dann wird Ordnung gegen die Freiheit gerichtet gesehen. Natürlich, es gibt Ordnungen, die gegen die Freiheit oder die neben der Freiheit stehen. Aber es ist auch Tatsache, dass eine rechte Ordnung Voraussetzung für die Freiheit aller ist. Damit dies erkannt werden kann, bedarf es einer Basis von Grundwerten, die für alle gelten muss. Ohne diese Anerkennung kann der Pluralismus nicht als Chance des Gehens von unterschiedlichen Wegen zu einem gemeinsamen Ziel gestaltet werden, weil das gemeinsame Ziel aus dem Blick gerät. Die gemeinsame Ordnung besteht ja wesentlich auch in der Beziehung auf das Allgemeinwohl, das den Sinnkontext der Ordnung darstellt. Es bedarf der Bereitschaft, die einzelnen Elemente der Ordnung auf dieses Ziel zu beziehen. Ohne diesen Blick auf das Ganze bleiben die einzelnen Gesetze fragmentierte, in ihrer Sinnhaftigkeit nicht zu erkennende und erkannte Elemente, deren Befolgung dann nicht auf dem Hintergrund dieses Gemeinwohlbezuges besteht, sondern nur auf der Tatsache, dass sie vorgeschrieben sind. Eine Grundlage für Recht ist die grundsätzliche Akzeptanz bzw. wenigstens die Möglichkeit, es zu akzeptieren. Das formale Recht stellt dann eine Durchführungsverpflichtung für das grundsätzlich Akzeptierte dar. Wenn das Recht nur als Einschränkung verstanden wird, als Freiheitsberaubung, weil etwa das Ziel der Ordnung in der Bekämpfung der Pandemie, der Bewältigung der Umweltherausforderungen oder der Verhinderung von Krieg nicht mehr gesehen wird und die Einhaltung der Ordnung nur eine erzwungene, nicht eine akzeptierte ist, kann Gesetz sein Ziel nur bedingt erreichen.

Handeln ist nach Max Weber ein mit Sinn bedachtes Verhalten. Ohne Bedenken dieses Sinns wird aus Handeln bloßes reflexhaftes Verhalten. Dies zeigt sich dann darin, dass in der Gesetzesbefolgung nur auf die genauen einzelnen Bestimmungen, nicht auf die das Ziel gerichteten Intentionen Wert gelegt wird.

Einmal wird im Sinne des von Götz Briefs oder Werner Schöllgen ausgearbeiteten Konzepts der Grenzmoral die durch den Druck auf die Grenze gegebenen Vorteile in der Unterbietung der Normen das Recht mit allen Raffinessen, etwa der mitunter mehr als fadenscheinigen Begründung, warum Masken nicht getragen werden dürfen, an die Grenze der gerade noch oder der schon nicht mehr, aber wegen der Toleranzgrenze noch akzeptierten Auslegung getrieben. Auf der anderen Seite gibt es, wenn ein Gesetz nicht in eine umfassende Strategie zur Bekämpfung der Pandemie eingebettet ist, den Zwang zur buchstabengetreuen Befolgung des Gesetzes mit der Kritik an denen, die das Recht nicht genauestens einhalten. Handeln ist nach Max Weber ein mit Sinn bedachtes Verhalten. Ohne Bedenken dieses Sinns wird aus Handeln bloßes reflexhaftes Verhalten. Dies zeigt sich dann darin, dass in der Gesetzesbefolgung nur auf die genauen einzelnen Bestimmungen, nicht auf die das Ziel gerichteten Intentionen Wert gelegt wird. Daraus folgt dann, dass Lockerungen der Lock-downs durch ein abruptes Abgehen von den Regeln gekennzeichnet sind. Hatte man vorher den Babyelefanten durch das Maßband be-

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Auf der Suche nach politischer Kultur (2) Unfrisierte Gedanken zur Politik

stimmt, so folgt mit der Aufhebung eine Abstandslosigkeit, die nur kontraproduktiv sein kann. Die Notwendigkeiten zur Vorsicht werden dann nicht gesehen, vor allem aber die Aufmerksamkeit hervorrufende Wirkung nicht erkannt. Dazu eine Geschichte: In stockdunkler Nacht geht ein Blinder durch die engen Gassen seines Städtchens. Auf der Schulter trägt er einen Krug, in der Hand hält er eine brennende Lampe. Mit großer Vorsicht tastet er sich vorwärts. Ein Mann, der den Blinden kennt, kommt ihm entgegen und fängt sofort an, ihn von oben herab zu behandeln. »Dass du blind bist, das wusste ich schon immer, aber dass du dumm bist, das habe ich bis jetzt nicht gewusst. Du bist doch total blind und siehst überhaupt nichts. Welche Dummheit, dass du da eine brennende Lampe trägst! Du siehst damit doch nichts.« Der Blinde lacht und antwortet: »Die Lampe leuchtet auch nicht für mich. Sie ist für so unvernünftige Leute wie dich, damit sie mich in der Dunkelheit nicht anrempeln und so meinen Krug nicht zerbrechen.« In der bloßen Befolgung wird der Hinweischarakter von Maßnahmen in der Aufforderung zur Aufmerksamkeit dann nicht erkannt und die erwünschten Nebenwirkungen reduziert. So kann sich die buchstabengemäße Befolgung einer Regel gegen den Sinn der Regel richten, vor allem dann, wenn die gemeinsame Grundlage, die den Sinn konstituieren soll, nicht mehr gegeben ist. Wenn de gemeinsame Basis an Grundwerten fehlt, dann kommt auch das nicht in den Blick, was anderen zugemutet werden kann. So ist es etwa in Konflikten auch wichtig, dem anderen ein Ausstiegsszenario zu geben. Putin, der schon mit Botox sein Gesicht zu bewahren sucht, will natürlich sein Gesicht nicht verlieren. Wieviel kann ihm zugemutet werden, wobei das mit Mut zu tun hat? Das gilt natürlich auch umgekehrt. Zu fragen, was eine von der einen Seite geforderte Maßnahme für die andere bedeuten würde, to take the part of the other, das ist für viele angesichts einer fehlenden gemeinsamen Grundwerteordnung nicht im Horizont des Denkens. Mit Mitteln der Macht Macht ist nach Max Weber jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung seinen Willen auch gegen Widerstreben anderer durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht. Diese Durchsetzungsmacht ist notwendig, um zu einer rechten Ordnung zu kommen, es stellt sich aber die Frage, welche Mittel ergriffen werden, um seinen Willen auch gegen Widerstreben anderer durchzusetzen. Die Mittel sind nicht nur auf die Angemessenheit, sondern auch auf ihre Gesetzeskonformität hin zu überprüfen, soll es um das Finden einer rechten Ordnung gehen. Vor allem geht es aber auch darum, ob man mit den anderen kooperiert oder sie in der Willensbildung auszuschalten versucht.

Differenziertes Vorgehen scheint in solchen verabsolutierten Zuständen, die den Ordnungsbezug nicht mehr aufweisen, nicht mehr gegeben zu sein.

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»When your only tool is a hammer, every problem looks like a nail«, so ein englisches Sprichwort. Differenziertes Vorgehen scheint in solchen verabsolutierten Zuständen, die den Ordnungsbezug nicht mehr aufweisen, nicht mehr gegeben zu sein. Mit dem Hammer auf das zum Nagel erklärte Problem einzuschlagen, sich den Gegner so zurechtzurichten, dass man leicht gegen ihn als »So-Zurechtgemachten« auftreten kann, das scheint für viele die Devise zu sein. Jemanden mit Jauche anzuschütten und sich dann zu beschweren, wie der Angeschüttete stinkt, das bedeutet oft Umkehr der Gegebenheiten. Und Fake News sind ja eine besondere Art des zu rationalisieren versuchten Irrationalismus. Aber es kann noch weitergehen! Beschwert sich eine Filmdiva: »Furchtbar, welche Lügen die Journalisten über mich verbreiten! Das ist nicht zum Aushalten.« Darauf ihr Manager: »Seien Sie froh, dass sie nicht die Wahrheit schreiben.«


Essay von Leopold Neuhuld

Dazu kommt dann oft eine Absolutsetzung von Mitteln. Eine Krankenschwester schüttelt einen schlafenden Patienten. Der Arzt, der vorbekommt und das Treiben beobachtet, fragt, was und warum sie da tue. Die Schwester antwortet: »Ich muss den Patienten wach kriegen, damit er das verschriebene Schlafmittel einnehmen kann.« Weil es verschrieben ist, muss es eingenommen werden, auch dann, wenn der Zustand eingetreten ist, den das Medikament bewirken sollte. Aber doch nicht ohne das Medikament! Das Tina-Prinzip – there is no alternative – scheint hier Anwendung zu finden. Es geht also um die Haltung der Entschiedenheit gepaart mit Bescheidenheit: hunderprozentige Sicherheit gibt es nicht, es gibt damit auch keine hunderprozentigen Mittel. Es geht um die Kunst des Möglichen mit begrenzten Mitteln. Um das zu erkennen und diese einzusetzen, bedarf es der Bürgerinnen und Bürger, die sich nicht nur als solche sehen, sondern sich auch als solche erweisen. Schlussbemerkung Nah ist Und schwer zu fassen der Gott. Wo aber Gefahr ist, wächst Das Rettende auch. So liest man am Anfang des Gedichtes »Patmos« von Friedrich Hölderlin. Ist das Wachsen des Rettenden aber in der heutigen Herausforderung sichtbar? Das scheint nicht so zu sein. Im Bedenken der Herausforderung und in der Gewinnung eines sozialen Handelns, in dem das eigene Handeln auf das des und der anderen bezogen wird, liegen aber Ansätze einer Lösung, die wir nutzen sollten. Auch wenn die heutige Situation Elemente der Einzigartigkeit enthält, die Geschichte lehrt, dass Lösungen im Ausblick über die Situation hinaus auf das Ganze, wie es bei Hölderlin mit Gott anvisiert wird, nah, wenn auch schwer zu fassen sind. Politik ist eben ein Bohren von dicken und harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich. So kann auch das Rettende gefunden werden. n

Lesen Sie auch den ersten Text unserer Reihe »Demokratidiskurs« (Fazit 180): Liberale versus illiberale Demokratie von Friedhelm Frischenschlager FAZIT APRIL 2022 /// 45


Kristina Six wurde am 10. September 1988 in Wolfsberg geboren, aufgewachsen in der Gaal bei Knittelfeld mit zwei Geschwistern. Der Vater ist Pilot beim Bundesheer in Zeltweg, die Mutter Sprachlehrerin in Judenburg. Sie wurde von der Physiotherapeutin zur Kunsterzieherin und »Neuen Selbständigen« mit dem Textilatelier »sixerie« in der Steyrergasse 49, dem einzigen Tuftingbetrieb in Graz. sixerie.com


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Kristina Six Fotografiert von Heimo Binder

Tufting in der Sixerie J

a, der kryptische Titel soll neugierig machen. Und nein, niemand kann ihn ganz verstehen. »Was ist eine Sixerie?«, frage ich Doktor Google und er gibt 2270 Antworten, wovon sich 2269 auf Monte Sixeri auf Sardinien beziehen und falsch sind. Noch falscher ist die eine Antwort, die auf ein Traktat von Antonio de Guevara aus dem 16. Jahrhundert über die Verachtung des Hoflebens verweist. Künstlicher Intelligenz ihre Grenzen aufzuzeigen, ist für Liebhaber des Analogen immer ein Vergnügen. Höchst analog geht es auch bei Kristina Six zu, die ihr Atelier »sixerie« im Grazer Bezirk Jakomini schlicht nach ihrem Namen benannt hat. Das winzige Geschäftslokal im Parterre eines Altbaus in der Steyrergasse sorgt schon von außen mit lackierten Holzprofilen und -füllungen an Tür und Auslage für Atmosphäre. Und gewährt im vintagegeprägten Inneren direkten Einblick in jenen Kunst/Handwerk/Designbereich, der in der Auslage mit einem delikaten, scheinbar schwebenden Neonschriftzug näher beschrieben ist: Tufting steht hier in roter Schreibschrift. Stopfen, stechen, Büschel – so lauten die Übersetzungen, eingedeutscht auch »tuften«. Gemeint ist damit eine Technik zur Herstellung dreidimensionaler textiler Flächen. »Malen mit Faden und Nadel«, sagt Kristina Six zu ihrer Tätigkeit, »dabei entstehen Gemälde und Landschaften in unterschiedlichen Florhöhen.« Tufting ist grundsätzlich das weltweit am häufigsten eingesetzte Verfahren zur Herstellung von Teppichböden, natürlich auf maschineller Basis. Six hingegen ist Handarbeiterin, ihren ersten Teppich hat sie überhaupt nur mit einer sogenannten Punch Needle, einer einfachen Stanznadel, Stich um Stich gefertigt. Heute steht sie vor dem, auf einen Rahmen aufgespannten Trägermaterial in Leinwandbindung, einem sogenannten Mönchsstoff, wie ein Maler vor seiner Leinwand und hält statt eines Pinsels eine Art Pistole in den Händen – eine Schlingenflormaschine, auch Tufting Gun genannt. Über Führungsösen ist der »Pistole« der Wollfaden zugeleitet, der sich von speziellen, konisch geformten Kegelformen abwickelt. Die sich nach oben verjüngende Form der Kegel ist wichtig, weil die Wolle beim Einschalten der Pistole

sehr rasant abgewickelt wird. Die Pistole wird dabei auf die »Leinwand« gepresst und ist der Abzug einmal gedrückt, schießt eine Nadel, ähnlich wie bei einer Nähmaschine, den Wollfaden in die Leinwand, auf der die Pistole frei und relativ schnell bewegt wird. Die Fäden werden schließlich mit Kleber oder Latex fixiert. So kreiert Kristina Six völlig freihändig ihre Ideen, Motive und Formen auf dem Mönchsstoff. Auch die Florhöhe, die Länge der Fäden, kann bis zu einem gewissen Grad variabel eingestellt werden. »Außerdem muss spiegelverkehrt gearbeitet werden«, erklärt die Spezialistin. Denn das ist Six wirklich, nachdem sie die Kunstuni in Linz absolviert und im Textilzentrum Haslach an der Mühl ihre Tuftingkompetenz perfektioniert hat: »Dort wird mit teuren Luftdruckpistolen gearbeitet, mit denen man Teppiche mit wesentlich längeren Fäden herstellen kann. Das geht mit meinem elektrischen Modell nicht.« Hauptberuflich ist Kristina Six seit sechs Jahren Lehrerin für Bildnerische Erziehung und Werken, aktuell an der Modellschule in Graz. Ursprünglich ist sie gelernte Physiotherapeutin, aber nach einem Berufsjahr in der Gebietskrankenkasse konnte sich ihre kreative Ader durchsetzen. Das Textilatelier hat sie erst vor ein paar Monaten angemietet, einige Teppiche sind bereits entstanden und hängen an den Wänden – dort gehören sie auch hin, denn zum Draufsteigen sind sie zu schade. Im Vordergrund steht für sie zunächst Leidenschaft und Entfaltung. Harmonie in der Farbgebung und Komposition sind ihr wichtig, die amerikanische Künstlerin Trish Anderson ein Vorbild. Six: »Es ist eine meditative Arbeit, es entstehen Zeitdokumente, die bleiben und wenn sich design- und kunstaffine Menschen finden, die Handarbeit schätzen, ein besonderes Stück, einen Farbtupfer suchen, freue ich mich und sehe es auch als Verkaufslokal«. So hat sich die Dreiunddreißigjährige einen expliziten Wohlfühlort geschaffen, den sie zeitgemäß auf Instagram dokumentiert. Dazu gehört auch ein Schrank voller Vintagemode, die sie aufpeppt, um- oder neugestaltet und Musik von deutschem Hip-Hop und Rap über Indie bis zu den Klängen der Neunzehnachtzigerjahre. Ein roter Teppich für das Lebensgefühl. n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Lehre statt Studium Handwerk hat goldenen Boden

Ein Gespräch von Carola Payer mit Christian Holzer, Chef eines Handwerkbetriebs bei Graz

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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as Handwerk war bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts eine der tragenden Säulen der Wirtschaft und war in Zünften organisiert. Handwerker stellten alles her, was die Bevölkerung zur Lebensbewältigung nicht selbst herstellen konnte: Behausung, Einrichtung, Nahrung, Kleidung, Werkzeuge. Handwerk war immer geprägt von Fortschrittsgeist und Innovationskraft, steht aber auch für traditionelle Werte. Bei der Ausbildung galt immer der Generationenvertrag und Fertigkeiten wurden vom Meister zum Gesellen und dem Lehrling wieder vermittelt. Kein Berufsfeld verknüpft die Anforderungen modernster Technologie und überlieferter Tradition so konsequent wie das Handwerk. Berufseinsteiger können sich über gute Arbeitsmöglichkeiten freuen. In diesen Berufen werden Arbeitskräfte knapper und knapper. Vor allem aufgrund des seit Jahren bestehenden Trends zunehmender Akademisierung. Immer mehr Schüler machen einen Abschluss mit Matura und gehen danach an eine Fachhochschule oder Universität. Das Sprichwort "Handwerk hat goldenen Boden" entspricht immer mehr der Wirklichkeit. Wer heute eine gute Ausbildung zum Elektriker, Installateur, Tischler oder Schlosser macht, hat bessere Chancen am Arbeitsmarkt als mit einem Soziologie- oder Jusstudium. Christian Holzer zu den Gründen, einen Installationsbetrieb zu gründen: »Das war eigentlich ein Zufall. Ich habe die Unternehmerschule gemacht und mein Chef hat zugesperrt. Da habe ich spontan beschlossen einen Betrieb zu gründen. Am Anfang habe ich noch stark aktiv mitgearbeitet. Jetzt bereite ich die Projekte vor, manage die Ressourcen und führe meine 13 Mitarbeiter. Handwerk hat für mich dann goldenen Boden, wenn die Qualität stimmt und ein profundes technisches Know-how vorhanden ist. Dann rennt es. Ohne Qualität kann sich ein Handwerksbetrieb nicht vergolden.«

Agilität im Handwerk – Anpassung an die Auftragslage Nachdem gute Handwerksbetriebe bei Kunden sehr begehrt sind, ist die Auftragslage naturgemäß gut. Umso herausfordernder ist es, wenn Mitarbeiter ausfallen. Was ist der Schlüssel, um Kundenwünsche dennoch rasch und verlässlich zu bedienen? Christian Holzer managt das sehr professionell. Er hat zwei Mitarbeiter mehr als er benötigt, um die unvorhersehbaren bzw. nicht geplanten, meist in der Priorität akuteren (etwa ein Rohrbruch) Kundenanforderungen zu bearbeiten. Er definiert klar die Prioritätenreihung der Aufträge und setzt auf ehrliche Kommunikation zum Kunden hin. Wer es kalt oder einen Rohrbruch in seinem Haus hat, wird als erstes bedient. Christian Holzer: »Aktuell haben wir drei Partien Facharbeiter und Helfer, die für längerfristige Bauwerke verplant sind. Die Wartezeit beträgt momentan so zirka einen Monat. Wir können innerhalb von 24 Stunden auf Notfälle reagieren. Eine Partie ist von Montag bis Mittwoch fix verplant, die andere ist der Springer im System. Saisonbedingt ist der spontane Einsatz unterschiedlich. Im Herbst ist meist alles akut. Da klingelt das Telefon im Minutentakt!« Fehlende Lehrlinge als Bedrohung der Branche Christian Holzer sieht eine sehr düstere Zukunft für qualifizierte Facharbeiter: »Lehrlinge zu finden, ist schon fast unmöglich. 2013 haben im Schnitt zehn Lehrlinge bei uns wegen einer Lehre angefragt, 2021 kein einziger mehr. Es fehlt bei den Lehrlingen die mittlere Leistungsqualität. Die Guten sind meist gleich weg vom Arbeitsmarkt und jene mit schlechteren Voraussetzungen tun sich überall schwer, eine Lehre zu finden. Im Jahr 2016 hat-


Managementserie [48]

te ich einige Anfragen von jungen Frauen. Grundsätzlich gibt es von Frauen eher wenig Interesse. Unser Beruf erfordert auch eine gewisse körperliche Voraussetzung, die Kraft betreffend, die man mitbringen muss. Mädchen haben auf jeden Fall die gleichen technischen Fähigkeiten und das gleiche Grundverständnis wie Männer. Beim Thema Sauberkeit auf der Baustelle und beim Kunden, was bei uns sehr wichtig ist, sind sie um einiges aufmerksamer. Es kommt mehr auf die Persönlichkeit als auf das Geschlecht an. Wer Abwechslung in den Aufgaben mag, bereit für Weiterbildung bei Heizungssystemen ist, gern selbständig auf den Baustellen arbeitet, passt gut in unser Berufsbild. Die große Bandbreite eines Handwerksberufes müsste wieder mehr

»Lehrlinge zu finden, ist schon fast unmöglich. « CHRISTIAN HOLZER

hervorgehoben und publik gemacht werden. Dann würden sich vielleicht viel mehr Jugendliche dafür interessieren. Wir verlegen nicht nur Heizungsrohre oder lösen Kanalverstopfungen!« Engagierte und erfahrene Mitarbeiter mit langer Zugehörigkeit fördert er besonders. Christian Holzer: »Wer mehr Nutzen einbringt, soll auch mehr Chancen haben!«

Zahlreiche Herausforderungen für das Unternehmen Christian Holzer: »Zum Glück haben wir vier unterschiedliche Großhändler in Graz. Momentan geht es noch. Ich muss mir aber alle Produkte von den unterschiedlichen Lieferanten zusammenwürfeln. Artikel mit Elektronik haben eine Wartezeit von zwei Monaten. Aktuell ist die Teuerung vom C-Stahl-Rohr zirka 110 Prozent. In der Menge wird das zum Problem, wenn man zum Beispiel einen ganzen Wohnblock mit Heizungsrohren ausstatten muss. Generell ist momentan alles um fünf Prozent teurer. Das Management des Einkaufs wird noch wichtiger. Nach der Auftragsvergabe bestellen wir sofort beim Großhandel und lagern es dort.« Drei Heizungssysteme sind aufgrund der geltenden Förderungen sehr gefragt: Fernwärme, Pellets-Anlagen und Wärmepumpen. Die Fachabteilung Heizung der WKO bietet hier ein breites Spektrum an Weiterbildungen an. Nur in Partnerschaft mit einem konzessionierten Wärmepumpeninstallateur kann der Kunde die Förderung lukrieren. Christian Holzer:

»Auch wir sind durch diese Ausbildung bei der Wirtschaftskammer dafür berechtigt.« Die Umrüstung auf elektrische Heizsysteme, wie Wärmepumpen, ist riesengroß. Christian Holzer: »Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine wollen die Leute ihre Flüssiggas-Anlagen austauschen. Eine Alternative zu Gas ist jetzt plötzlich gefragt.« Energieeffizienz wird Kunden immer wichtiger. Christian Holzer: »Wir machen eine Klimaanlage nur gekoppelt mit einer Photovoltaikanlage. Das macht den meisten Sinn. Tagsüber braucht die Klimaanlage Strom.« Bei Heizungen ist die Digitalisierung mittlerweile ein großes Thema. Christian Holzer: »Digitale und visuelle Heizungsregelung mittels Tablets und Handys und die Fernregelung der Heizungssysteme zur Optimierung des Energieaufwandes sind bei den Kunden sehr gefragt.« Die Qualität der Berufsausbildung wird in erfolgreichen Handwerksbetrieben immer noch sehr hoch gehalten. Es müsste gesellschaftlich noch viel mehr von Interesse sein, dass bewährte, über Generationen erworbene Fertigkeiten weitergegeben werden. Zunftwissen in Kombination mit den neuen digitalen Möglichkeiten bieten Unternehmen Erfolgschancen und Mitarbeitern einen spannenden, sehr wertschöpfenden Beruf. Der Erhalt dieses Handwerkswissens ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht wichtiger denn je. Steigende Rohstoff- und Energiepreise, wachsendes Bewusstsein für Umwelt und Regionalität erhöhen die Bedeutung des Handwerks und führen eventuell vermehrt zu einer Renaissance von Reparatur und Sanierung. Christian Holzer auf die Frage, was ihn tagtäglich motiviert, sich für das Installationshandwerk einzusetzen: »Die Kundenzufriedenheit motiviert mich und dass wir unser technisches Knowhow tagtäglich mit hoher Qualität für unsere Kunden umsetzen. Auch wenn die Energiekosten steigen, den Bedarf zu heizen wird es immer geben. In Zukunft wird es noch wichtiger sein, den Kunden bei der Auswahl und Installation des richtigen Systems oder der richtigen Systemkombination, wie zum Beispiel einer Solaranlage zur Heizungsn unterstützung, zu beraten.«

Holzer Installationen GmbH 8075 Hart bei Graz Pachern-Hauptstrasse 151 Telefon +43 664 1287712 holzer-installationen.at

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Kurz & News

Saubermacher unterstützt Ukraine-Hilfe

Premstätten ist Wasserschutzgemeinde

In der Ukrainekrise unterstützt „Saubermacher“ Hans Roth mit einer namhaften Spende die Caritas in der Hilfe vor Ort. Über ihr Netzwerk kann die Caritas Steiermark beitragen, humanitäre Soforthilfe über die Caritas für die Stadt Lemberg für 300.000 Binnenflüchtlinge bereitzustellen. „Aufgrund der kritischen Lage in der Ukraine wollen wir gerne helfen“, erklärt Roth zu der Spende, zu der Führungskräfte und Mitarbeiter beigetragen haben. „Durch unsere guten Kontakte zum österreichischen Konsul in Lemberg, dem ukrainischen Konsul in der Steiermark, Fritz Möstl, und dem Umweltunternehmen von Christian Tscherner in Lemberg konnten wir neben der Geldspende auch Sachspendenlieferungen direkt vor Ort unterstützen“, so Roth.

Anlässlich des Weltwassertages am 22. März erweiterten die steirischen Wasserschutzbauern ihre Aktivitäten: „Aufgrund ihrer österreichweit einzigartigen Pionierrolle wurde nun nach Gössendorf auch die Gemeinde Premstätten als Wasserschutzgemeinde ausgezeichnet“, hebt Markus Hillebrand, Obmann der steirischen Wasserschutzbauern, hervor. Konkret unterstützt die Gemeinde Premstätten die Bauern beim Grundwasserschutz aktiv: Ein besonderer Hebel für einen gelebten Grundwasserschutz ist die Anlage von Begrünungen – den Saatgutankauf übernimmt die Gemeinde. Gleichzeitig hat die Gemeinde auch einen Bodenlehrpfad eröffnet, bei dem die Bevölkerung dem Bodenleben von Regenwurm & Co auf die Spur kommen kann.

Kostenlose Öffis für ukrainische Flüchtlinge Aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine werden ab sofort Personen, die sich auf der Flucht aus der Ukraine befinden, mit allen Bussen und Bahnen im Verkehrsverbund Steiermark zum Zwecke der An- und Durchreise kostenlos befördert. Bei diesen Verkehrsunternehmen gilt die Freifahrt für die An- und Durchreise ukrainischer Staatbürger. Bei den Graz Linien und den Verkehrsbetrieben der Stadtwerken Leoben gibt es keine Einschränkung auf die An- und Durchreise. „Unser Dank gilt den Verkehrsunternehmen, die diese schnelle Hilfe möglich machen. Es ist unsere Pflicht, diesen Menschen zu helfen und ihnen bei ihrer Durchreise als auch bei ihrem Aufenthalt zur Seite zu stehen“, betonen LH Hermann Schützenhöfer und LH-Stv. Anton Lang

Im März 2022 wurde der Murtax Unternehmensgruppe, nach erfolgreicher externer Begutachtung, die staatliche Auszeichnung „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ vom Familienministerium offiziell verliehen. Durch die Maßnahmen der „Zertifizierung Beruf und Familie“ wird die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben der MitarbeiterInnen in allen Lebensphasen als auch das Employer Branding verbessert. Claudia Schenner-Klivinyi von SinnWin unterstützte Murtax als Beraterin bei der Einführung des betrieblichen Vereinbarkeitsmanagements Berufs- und Privatleben mittels des Prozesses „Zertifizierung Beruf und Familie“ von der Förderabwicklung, Durchlaufen des Prozesses inkl. Moderation von Workshops bis hin zur Preiseinreichung.

Stadt Leoben eröffnet Familientreff

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Als familienfreundliche Gemeinde hat es sich die Stadt Leoben zum Ziel gesetzt, Rahmenbedingungen für ein gesundes, glückliches Aufwachsen von Kindern zu schaffen. Mit dem Familientreff in der Timmersdorfer Gasse 14 wurde eine Drehscheibe für Eltern und Kinder aller Altersstufen geschaffen. Der Familientreff verfügt über einen Beratungs- sowie einen Gruppenraum, der mit Küche, Wickeltisch etc. und allem, was einen Familientreff ausmacht, ausgestattet wurde. Bgm. Kurt Wallner: „Gerade rund um die Geburt und in den ersten Lebensjahren ergeben sich für junge Eltern unzählige Fragen. Ich freue mich, dass wir als Stadt Leoben mit diesem Angebot jungen Familien Starthilfe für eine erfolgreiche Elternzeit geben können.“

Fotos: Caritas / Jauschowetz, Freisinger, Sinnwin / murta, Andreas Halb

Familienfreundlichkeit-Auszeichnung für Murtax


Saubermacher teilt sein Know-how und unterstützt beim aktiven Klimaschutz.

Wie recyclingfähig ist Ihr Produkt? Zero Waste birgt großes Potenzial für zukunftsfitte Betriebe. Saubermacher unterstützt Unternehmen bei ihrer Nachhaltigkeitsstrategie.

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er Trend zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz nimmt laufend zu: Nicht nur Privatpersonen achten in ihrem Umfeld darauf, ihren Lifestyle umweltverträglicher zu gestalten. Auch Unternehmen richten ihr Business immer mehr nach ökologischen Gesichtspunkten aus. Um einen wesentlichen Impact zu erzeugen, muss das Rad nicht immer neu erfunden werden.

Anzeige Fotos: Saubermacher

Experten im Einsatz Saubermacher erstellt praxisorientierte Nachhaltigkeitsstrategien für Unternehmen, unterstützt beim Vermeiden von Abfällen und optimiert den Ressourcenverbrauch. Die Leistungen reichen vom herkömmlichen Abfallmanagement über die Abwasserberatung bis hin zu Zero Waste-Konzepten. Auch werden Unternehmen bei der Erstellung von CO2-Bilanzen unterstützt. Digitale Lösungen wie smarte Behälter schaffen weitere Vorteile. Betriebe profitieren durch die umsetzungsorientierte Beratung von erheblichen Einsparungspotenzialen und einer zukunftsfähigen Positionierung.

Ist Ihr Produkt kreislauffähig? Die Produktentwicklung von heute bestimmt das Recycling von morgen. Saubermacher unterstützt Betriebe beim nachhaltigen Produktdesign und bei der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele. Bei einer detaillierten Produktanalyse wird die Materialzusammensetzung geprüft. Außerdem wird der Entsorgungsweg analysiert. In weiterer Folge zeigt Saubermacher Verbesserungsmöglichkeiten beim Design auf und erstellt ein kreislauforientiertes Verwertungskonzept.

Recyclingfähige Friseur-Trainigsköpfe Dass jegliche Produkte kreislauffähig gemacht werden können, zeigt die Zusammenarbeit mit Uwe Damm aus Hartberg. Das Unternehmen entwickelt hochwertige Trainingsköpfe für die Schönheitsbranche und vertraut auf das NachhaltigkeitsConsulting von Saubermacher. Im Bereich der Entsorgung wurden durch die angepasste thermische Verwertung von acht Tonnen Trainingsköpfen jährlich rd. 2.364 kg Treibhausgase eingespart. Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung Der steirische Umweltpionier steht seit über 40 Jahren für gelebte Nachhaltigkeit. Dafür wurde der Betrieb im Vorjahr zum vierten Mal in Folge zum nachhaltigsten Entsorgungsunternehmen weltweit ausgezeichnet. Wie überall gilt auch beim Entsorgen: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Deswegen zahlt es sich aus, Spezialisten rechtzeitig an Bord zu holen. Zero Waste im Unternehmen? Im Hinblick auf die EU-Kreislaufwirtschaftsziele und den Schutz unseres Klimas zählt hier jeder Beitrag.

Recyclingfähig dank Zero Waste Beratung: Puppenköpfe von Uwe Damm

Mehr Infos unter:

www.saubermacher.at FAZIT APRIL 2022 /// 51


Kurz & News

Mit Kraft des Grünen Herzens

Ursula und Franz Tappauf strahlen voller Freude über die Auszeichnung der Landwirtschaftskammer und können es fast nicht fassen. Unter 23 Kandidaten quer durch alle agrarischen Sparten haben sich die steirischen Kren- und Knoblauch-Pioniere quasi in letzter Sekunde überraschend an die Spitze katapultiert. Denn lange Zeit führten die begeisterten Acker- und Schweinebauern Elisa und Johannes Neubauer aus St. Peter am Ottersbach. Den dritten Platz erzielte der für seine exzellenten Fischspezialitäten bekannte Weixelbaumer Teichwirt Josef Schlein. LK-Präs. Franz Titschenbacher gratuliert den Siegern und allen Teilnehmern: „Sie sind überzeugende Botschafter für die heimische Landwirtschaft und für regionale Lebensmittel.“

52 /// FAZIT APRIL 2022

Energiepreissteigerung für steirische Haushalte Der Landesversorger Energie Steiermark sieht sich gezwungen, mit Ende der Heizsaison Preisanpassungen im Bereich der Haushalts- und Gewerbekunden vorzunehmen. Damit wird der Gesamtpreis der Stromrechnung ab Mitte Mai für einen Durchschnittshaushalt um rund 18 Euro pro Monat steigen. Bei Fernwärme wird es ab 1. April ebenso zu Mehrkosten von 20 Euro im Monat kommen. „Wir appellieren an die Politik, unseren Ausbauplan für Erneuerbare Energie noch stärker zu unterstützen, um die Abhängigkeit von Zukäufen zu reduzieren“, so das Vorstands-Duo Christian Purrer und Martin Graf. Für die Errichtung von Wind- und Wasserkraftwerken sowie Photovoltaik-Großanlagen will die Energie Steiermark in den nächsten Jahren mehr als 1,2 Mrd. Euro investieren.

Tag des Waldes „Wälder schützen und nachhaltig nutzen, anstatt sie zu zerstören“ lautet seit 51 Jahren die Botschaft des weltweiten Waldtages am 21. März. Besonders in der Steiermark nehmen sich das Land, die Betriebe, und nicht zuletzt jene Personen, die den Wald bewirtschaften, diesen Slogan zu Herzen. Sie setzen sich für eine zukunftsträchtige und klimafitte Waldnutzung ein. Während der Covid-Pandemie lernten die Steirer die Wälder als Naherholungsgebiete schätzen. Die Funktion als Kraftort, um dem Alltagsstress zu entfliehen, ist nur eine von vielen. „Er schützt Siedlungsgebiete vor Naturkatastrophen und funktioniert als natürliche Klimaanlage und CO2-Speicher“, erklärt Paul Lang, Obmann von proHolz Steiermark.

Bauarbeiten am Leobener Mareckkais starten

Die Baustelle für die Neugestaltung von Teilen des Leobener Mareckkais zwischen Waasenbrücke und Spielplatz ist eingerichtet; Mitte März haben die Grabungsarbeiten begonnen. Bis in den Sommer soll der Bereich attraktiv und benutzerfreundlich adaptiert werden. Nach den Erdarbeiten wird eine helle Pflasterung verlegt, um ein einheitliches Erscheinungsbild zu schaffen. Auch die Bepflanzung wird neu vorgenommen. „In ein paar Monaten haben wir eine weitere komfortable Erholungszone mitten in der Stadt, die mit neuen Sitzgelegenheiten und schattigen Flächen zum Verweilen einlädt. Mit der Trennung von Radweg und Spielplatz wird auch mehr Sicherheit gegeben sein“, informiert Bgm. Kurt Wallner.

Fotos: proHolz Steiermark, LK-Stmk, Steiermark Tourismus / Bernhard Loder, Foto Freisinger

„Scharfer“ Bauernhof

Das Grüne Herz feiert heuer seinen 50. Geburtstag und steht mehr denn je als markantes Symbol für das Urlaubsland Steiermark. „Die vergangenen beiden Sommersaisonen waren für den heimischen Tourismus trotz großer Herausforderungen sehr erfolgreich: Im Sommer 2021 konnten wir das beste Nächtigungsergebnis aller Zeiten erzielen. Daher blicken wir auch dem heurigen Sommer insgesamt zuversichtlich entgegen, obwohl der UkraineKrieg und steigende Preise aktuell für Unsicherheiten sorgen. Die Sehnsucht nach Unbeschwertheit und Sicherheit im Urlaub ist jedoch ungebrochen und ich bin davon überzeugt, dass gerade wir als das Grüne Herz Österreichs mit unserem Angebot dies bieten können“, betont LRin Barbara Eibinger-Miedl.


Foto: Kiendler / RP Photographie

Kurz im Gespräch mit Paul Kiendler,

GF der Kiendler E-Werke GmbH

KNAPP ist ein staatlich ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb und bietet dieses Jahr 50 neue Lehrstellen in Hart bei Graz und in Leoben an.

Knapp AG schafft 50 neue Lehrstellen

Die Knapp AG ist ein sicherer Arbeitgeber für Generationen und bietet den Mitarbeitern viele Entwicklungsmöglichkeiten. Einen großen Stellenwert hat die Lehrlingsausbildung, denn das Unternehmen wächst ständig und sucht heuer 50 neue Lehrlinge.

Foto: Knapp / Kanizaj

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ls staatlich ausgezeichneter Lehrlingsbetrieb bildet Knapp seit mehr als 30 Jahren Lehrlinge an den Standorten Hart bei Graz und Leoben aus. Die Lehrlingsausbildung soll kontinuierlich erweitert werden, erzählt Jörg Bergmann, Vice President Operations bei Knapp: „Unsere Lehrlinge sind unsere Fachkräfte von morgen. Aktuell haben wir rund 80 Lehrlinge in Ausbildung, diese Zahl wollen wir in den nächsten drei Jahren fast verdoppeln.“ Für Christoph Haidic, Leiter der KnappLehrlingsausbildung, ist es wichtig, dass seine Lehrlinge nach Abschluss der Lehre berufliche Perspektiven haben: „Wir legen großen Wert auf Fleiß und den Willen, etwas zu erreichen. Wer Einsatz zeigt, wird es nach seiner Lehre bei Knapp weit bringen. Christian Becskei, Lehrlingsverantwortlicher am Standort Leoben, betont: „Es ist auch wichtig, dass

die jungen Leute in ihrer Ausbildung die Möglichkeit haben, Fehler zu machen, damit sie daraus lernen können. Zudem blicken wir mit Auslandseinsätzen und Schulungsmaßnahmen außerhalb des Betriebs über den Tellerrand hinaus.“ Ein Beispiel dafür ist Yasmin List. Sie hat 2012 mit der Mechatroniklehre bei Knapp begonnen. Nach dem Lehrabschluss arbeitete sie im Sondermaschinenbau, wo sie bald zur Gruppenleiterin aufstieg: „Da ich mit Werkzeug aufgewachsen bin und mich alles interessiert, was Technik betrifft, war es für mich klar, dass ich einen technischen Beruf erlernen möchte.“ Ein besonderes Anliegen ist KNAPP, Mädchen für Technik zu begeistern und diese Begeisterung aufrechtzuerhalten, damit sie eine Lehre oder ein Studium in diesem Bereich absolvieren und einen MINT-Beruf ergreifen.

Ab wann werden bei Ihren Kunden die abzusehenden Preissteigerungen am Strommarkt ankommen? Wir haben die Preise schon leicht angehoben, wir sind aber bei weitem noch nicht bei den Börsenpreisen die im Moment Gültigkeit haben. Diese schwanken immer noch zeitweise stündlich außergewöhnlich stark. Im Vorjahr lag der Energiepreis für Kunden bei 6 Cent, heute haben wir Preise von 25 bis 55 Cents pro Kilowattstunde. Gegen die Mitte des Jahres werden wir daher eine weitere Erhöhung durchführen müssen, aber was die Zukunft bringt, wird sich erst in den kommenden Monaten weisen.

Inwiefern beeinflusst diese Ihre Pläne für den Ausbau alternativer Energien? Schon seit längerem bieten wir CO2freien Ökostrom an. Unsere Ausbaupläne im Bereich Wasserkraft und PV sind abgeschlossen und werden so rasch als möglich durchgeführt. Aber es geht nicht von heute auf morgen. Die teilweise mühsamen Bewilligungen seitens der Behörden sind jedoch abzuwarten. Nach den extremen Ausschlägen scheinen sich die Kurse an den Strombörsen gefangen zu haben, wie schätzen Sie die nähere Zukunft ein? Davon kann leider keine Rede sein, dazu ist die Lage im Moment einfach viel zu volatil – politische Entscheidungen können praktisch täglich neue Überraschungen für den Markt bringen, der sensibel auf jede Entwicklung reagiert!

FAZIT APRIL 2022 /// 53


LR Barbara Eibinger-Miedl, WK-Präs. Josef Herk und Ewald Verhounig, Leiter des IWS, stellen die Ergebnisse der Studie für den „Wirtschaftsraum Südösterreich“ vor.

Innovationsbündnis für einen starken Süden Eine umfassende Standortstudie hat jüngst nicht nur aktuelle Zahlen, Daten und Fakten für den „Wirtschaftsraum Südösterreich“ vorgestellt, sondern diese Region gezielt nach in ihren Zukunftsperspektiven und -potenzialen durchleuchtet.

Von Josef Schiffer ie vorliegende Studie − erstellt von der Joanneum Research, der Uni Graz und dem Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung – betrachtet erstmals den Süden Österreichs umfassend über die Wirtschaftsaspekte hinaus. Damit bietet sie eine solide Basis für gemeinsame Aktivitäten. Ausgangspunkt und Motivation dafür war nicht nur die bevorstehende Fertigstellung des Jahrhundertprojektes Koralmtunnel, sondern auch die zunehmend erstarkte Kooperationsvernetzung zwischen Steiermark und Kärnten.

Agenda Südösterreich 2030 Basierend auf der umfassenden Analyse streben die beiden Bundesländer eine umfassende und vertiefende Kooperation zur gemeinsamen Entwicklung des Wirtschafts- und Innovationsraums Südösterreich an. Dazu schlagen LH-Stv. Gaby Schaunig und Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl gemeinsam mit den WKOPräsidenten Josef Herk und Jürgen Mandl die Erarbeitung einer gemeinsamen Agenda vor. Eibinger-Miedl hebt hervor: „Gemeinsam haben wir es geschafft, Schlüsselprojekte wie Silicon Austria Labs oder den Digital Innovation Hub Süd in den Süden Österreichs zu holen. Beide Länder sind sich einig, dass diesen Initiativen noch zahlreiche weitere folgen sollen, um den Süden Österreichs in Sachen F&E weiter zu stärken. Dazu soll die gemeinsame F&E-Quote der Region bis zum Jahr 2030 von derzeit 4,57 auf mehr als 5 Prozent steigen.“ LH-Stv. Schaunig betont die Zukunftschancen: „Mit der Koralmbahn wachsen bislang voneinander getrennte Zentralräume zusammen. Damit steigt die internationale Sichtbarkeit unserer Stärkefelder, etwa im Bereich der grünen Technologien oder der elektronikbasierten Systeme – zwei Felder, auf denen wir

54 /// FAZIT APRIL 2022

seit Jahren eng kooperieren. Darauf können wir nun die Weiterentwicklung des Wirtschaftsraums Süd aufbauen.“ Der Ökonom Ewald Verhounig vom Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung erklärt dazu: „Neben dem Arbeitsmarkt, der Infrastruktur sowie dem Innovationsbereich bieten sich auch regionalökonomische Herausforderungen wie die Schaffung eines international wahrnehmbaren Zentralraums in Südösterreich als gemeinsame Ansatzpunkte an.“

Demografische Herausforderung Angesichts des wirtschaftlichen Aufschwungs der Wirtschaftsregion Südösterreich ist gerade in dieser Region der Fachkräftemangel zur dringenden Herausforderung der Zukunft geworden. Zwischen Kärnten und der Steiermark soll es in Zukunft eine enge Kooperation geben, um gemeinsam Fachkräfte, die zunehmend gebraucht werden, anzuwerben. In beiden Bundesländern können zuwandernde Personen und Familien nicht nur attraktive Ausbildungs- und Arbeitsplätze, sondern auch eine hohe Lebensqualität vorfinden. Diese Vorteile müsse man nutzen, um etwa gemeinsame Kampagnen auf internationaler Ebene umzusetzen, erklärt WKO-Präsident Herk: „Die zentrale gemeinsame Herausforderung für die Region Südösterreich wird die Sicherstellung des Humankapitals in Form von top-qualifizierten Mitarbeitern sein. Der Mangel droht sich durch den demographischen Wandel weiter zu verschärfen, wir steuern hier auf einen Flaschenhals für jeden künftigen Aufschwung hin. Mein Ziel ist es, den Schwung, den wir durch die Euro-Skills erfahren haben, mitzunehmen und in Form eines tiefgehenden Nachfolgeprogramms für den Süden gewinnbringend zu nutzen. Denn wir dürfen keinen hellen Kopf und keine geschickten Hände mehr durch den Bildungsrost fallen lassen.“

Foto: Foto Fischer

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Wirtschaft

direktor Michael Luidold, der zur Expertenkonferenz geladen hat.

Für den klimafitten Wald (v.l.n.r.) Harald Vacik (Institut für Waldbau der BOKU), Sektionschefin Maria Patek (Landwirtschaftsministerium), LR Hans Seitinger und Landesforstdirektor Michael Luidold

Steirisches Vorzeigeprojekt für klimafitten Wald Mit dem Abschluss des Projekts „Dynamische Waldtypisierung Steiermark“ kombiniert die Steiermark ihre Vorreiterrolle in Forst und Forschung. Ein europaweit einzigartiges Webtool hilft bei der klimaangepassten Waldbewirtschaftung.

Foto: Lebensressort / Ramona Lavrincsik

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as innovative Webtool, das kostenlos zur Verfügung steht, liefert Empfehlungen für eine nachhaltige und standortspezifische Waldbewirtschaftung. Durch die Kombination von Standortdaten und Klimawandelprognosen unterstützt das Webtool bei der Wahl der richtigen Baumart. „Ein Baum wächst über viele Jahrzehnte und in diesen langen Zeiträumen verändert sich auch das Klima. Das Webtool liefert den Waldbesitzern einen Blick in die Zukunft, damit sie jene Baumarten pflanzen können, die nicht nur

heute, sondern auch noch morgen gut gedeihen. So machen wir unseren Wald klimafit“, erläutert Landesrat Hans Seitinger und ergänzt: „Mit dem Waldbauberatertool bleibt die Steiermark auch für die nächsten Generationen das grüne Herz Österreichs.“ Internationale Fachtagung in Graz Das steirische Vorzeigeprojekt Dynamische Waldtypisierung wurde am 10. und 11. März im Rahmen einer internationalen Fachtagung in der Messe Graz vor über

500 Experten aus Österreich, Deutschland, Slowenien, der Schweiz und Südtirol präsentiert. „Auf Basis der Dynamischen Waldtypisierung wird es in Verbindung mit dem Geschick der Forstleute gelingen, nicht nur die umfangreichen Funktionen des Waldes sicherzustellen, sondern vor allem auch die Produktionsbedingungen der Forstwirtschaft zu verbessern und damit die Existenzsicherung der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer für die Zukunft zu gewährleisten“, erläutert der steirische Landesforst-

Dynamische Waldtypisierung Herzstück dieser Strategie ist die international einzigartige „Dynamische Waldtypisierung“. Auf Basis wissenschaftlicher Datengrundlagen und Prognosemodellen wurden Handlungsempfehlungen für eine zukunftsorientiere Waldbewirtschaftung erarbeitet. Zentrale Elemente sind dabei der Wasser-, Wärme- und Nährstoffhaushalt als Basis für die Charakterisierung des Waldstandortes. Diese wurden systematisch erfasst und mit den Klimawandel-Szenarien für die nächsten 80 Jahre verknüpft. Dies entspricht einer vollen Waldgeneration. „Waldbauliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in den steirischen Wäldern sollten drei Aspekte berücksichtigen: Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen, Förderung der Resilienz und Anpassungsfähigkeit der Waldbestände. Mit der dynamischen Waldtypisierung liegen die fachlichen Grundlagen für eine wissensbasierte Entscheidungsfindung durch die Waldbesitzer vor“, erläutert Projektleiter Harald Vacik von der Universität für Bodenkultur. Informationen unter:

www.waldbauberater.at

WE PROCESS THE FUTURE Binder+Co gilt als Synonym für innovative Aufbereitung in der Rohstoff- und Recyclingindustrie. Weltweit erfolgreich eingesetztes Know-how, ein hochqualifiziertes Mitarbeiterteam und wegbereitende Technologien sind unsere Stärke. Das macht uns zum Weltmarktführer in der Altglasaufbereitung und in der Siebtechnik für schwierige Aufgabenstellungen. Binder+Co - ein kompetenter Partner in über 100 Ländern. www.binder-co.at

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Kurz & News

Partnerschaft mit Gründermesse 2022

Der große steirische Frühjahrsputz

Um Gründern und Jungunternehmern den Start des eigenen Business zu erleichtern, bietet die Gründermesse am 26. März 2022 alle Informationen. Gemeinsam mit der Steiermärkischen Sparkasse, der WKO Steiermark und der SFG wird der Messe Congress Graz erneut der Place-to-be der Gründerszene. Dazu Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied der Steiermärkischen: „In vielen Gesprächen erlebe ich die Begeisterung junger Innovatoren, die für eine lebenswerte Zukunft brennen. Als Steiermärkische ist es unsere Leidenschaft, sie beim Verwirklichen ihrer Träume zu unterstützen. Mit der Gründermesse verbindet uns eine langjährige Partnerschaft und die Gründer profitieren an diesem Tag von geballtem Spezialwissen unserer Experten.“

Die erfolgreiche Umweltaktion findet heuer ihre Fortsetzung: Die Projektpartner Lebensressort des Landes Steiermark, die FG Entsorgungs- und Ressourcenmanagement der WKO Steiermark, der Dachverband der steirischen Abfallwirtschaftsverbände und der ORF Steiermark rufen zum 14. Mal zum „Großen steirischen Frühjahrsputz“ auf: Von 4. April bis 21. Mai 2022 sind in der Steiermark wieder alle Interessierten dazu eingeladen, ein Zeichen gegen das unbedachte Wegwerfen von Müll zu setzen und Wiesen, Wälder, Bachläufe, Grünanlagen, öffentliche Flächen etc. zu reinigen: Auf der Internetseite www.saubere.steiermark.at gibt es alle Informationen und Kontaktadressen rund um den 14. „großen steirischen Frühjahrsputz“.

CO2-Einsparung durch ökologische Müllfahrzeuge

Das Klimaschutzministerium will den Transportsektor emissionsärmer gestalten. Dafür fließen in den nächsten Jahren 275 Mio. Euro in die Umstellung von Bus- und Lkw-Flotten auf alternative Antriebe. Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) begrüßt die E-Mobilitätsoffensive, appelliert aber an die Politik, dass es für eine emissionsärmere Zukunft realistischere Fördersummen braucht. In einer aktuellen Studie errechnete das Beratungsunternehmen denkstatt das Einsparungspotenzial an CO2-Emissionen, wenn alle 5.000 Fahrzeuge der privaten Abfallwirtschaft umgerüstet werden würden. Das Ergebnis: Mit elektro- oder wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen könnten 10 % der Gesamtemissionen der Branche eingespart werden, also rund 250.000 Tonnen CO2 jährlich.

Aufgrund des Ukraine-Krieges droht die Ukraine als Kornkammer Europas und viertgrößter Weizenproduzent weltweit für längere Zeit als Exporteur auszufallen. In Österreich ist die Versorgung durch die heimische Landwirtschaft gesichert, doch führt die Situation auf dem Weltmarkt zu massiven Verwerfungen, die vor allem ärmere Länder mit voller Wucht treffen könnten. „Umso wichtiger ist es, die heimische und die EU-weite Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und agrarischen Rohstoffen zu stärken“, betonen Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher sowie EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer und verlangen eine Nachdenkpause für den Green Deal, der die land- und forstwirtschaftliche Produktion in Europa einschränkt.

Saubermacher setzt neue Standards beim Recycling von Lithium-Ionen-Batterien

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Am 18. März wurde der Weltrecyclingtag begangen. Klimawandel und Kriege zeigen, wie wichtig die Rückgewinnung von Rohstoffen und Energie aus Abfällen ist. Gemeinsam mit dem Tochterunternehmen Redux Recycling GmbH erreicht der steirische Umweltpionier Saubermacher dank der laufenden Weiterentwicklung seines Recyclingverfahrens für Lithium-Ionen-Batterien erstmals Verwertungsquoten von 95 Prozent bei Metallen. Gleichzeitig gelingt die Herstellung von Aktivmasse mit Nickel, Kobalt, Lithium und Kupfer in höchster Reinheit. Die Recyclingprodukte werden nach industriellem Maßstab in Norddeutschland produziert. Das verdeutlicht, dass fachgerechtes Recycling als „siebte Ressource“ angesehen werden kann.

Fotos: ORF / Oliver Wolf, Saubermacher, MC / Wiesner,

Nachdenkpause für Green Deal


Kurz & News

Gewinner beim Knapp Coding Contest

© Stefan Kristoferitsch, Adobe Stock

Fotos: Knapp AG / Maltseva,

Neuroth spendet für Not in der Ukraine Der mitten in Europa stattfindende Krieg in der Ukraine bewegt die Welt zutiefst. Um flüchtenden Familien und Menschen in den Kriegsregionen zu helfen, spendet der Hörakustiker Neuroth 65.750 Euro an das Rote Kreuz. Der gesammelte Betrag ist aus den verkauften Hörgeräte-Batterien der vergangenen Wochen zusammengekommen, von denen das traditionsreiche Hörakustikunternehmen pro Packung 1 Euro spendet. „Als Familienunternehmen ist es uns ein besonderes Anliegen, den flüchtenden Familien und Menschen in den betroffenen Gebieten zu helfen. Wir wollen mit unserer Spende dringend benötigte humanitäre Hilfe leisten“, sagt CEO Lukas Schinko, der das steirische Traditionsunternehmen Neuroth in vierter Generation leitet.

Rund 90 Schüler und Studenten trafen sich am 18. März beim Knapp Coding Contest in Hart bei Graz. Der Programmierwettbewerb fand dieses Jahr bereits zum zehnten Mal statt. Nach Lösen einer komplexen Coding-Aufgabe aus dem Bereich der Shop-Automatisierung freuten sich die zwei Sieger der beiden Kategorien „Schüler“ und „Studenten“ über ein Preisgeld von je 1.000 Euro. Nach über zwei Stunden intensiver Programmierarbeit und einem anschließenden Chill-out an der Beer und Burger Bar standen die Gewinner fest. Die Sieger des Jubiläums-Coding Contests sind Jakob Jakwerth von der HTL Rennweg (Kat. Schüler) und der Student Michael Krickl von der Johannes-Kepler-Universität in Linz. Die TU-Graz landete diesmal auf dem dritten Platz.

AK und ÖGB: Kostenexplosion stoppen Die massiven Preissteigerungen bei Treibstoff, Energie und Wohnen, belasten die Steirer seit Wochen – und ein Ende ist nicht in Sicht. Die AK und der ÖGB Steiermark fordern von der Bundesregierung umgehend Maßnahmen zur Eindämmung der Kostenexplosion. „Immer mehr Menschen haben aufgrund der exorbitanten Preissteigerungen größte Probleme, die Fahrt zur Arbeit, den Strom, die Heizung – einfach, das Leben – zu finanzieren“, so AK-Präsident Josef Pesserl und ÖGB-Vorsitzender Horst Schachner. Beide fordern: „Wir brauchen rasch Lösungen, die spürbare Entlastungen mit sich bringen, wie Erhöhung des Kilometergeldes, der Pendlerpauschale, des Heizkostenzuschusses und der Wohnbeihilfen sowie das Aussetzen der Mietpreiserhöhungen.“

Natur Steirisch pur In einer Flasche vereint.

www.steirisches-kuerbiskernoel.eu

FAZIT APRIL 2022 /// 57


Kurz & News

Studienzentrum Weiz: Lehrgang Energieeffizienz Wo kann man Energie einsparen, wie kann man sie effizient nützen? Welche Investitionen sind wirtschaftlich und technisch ausgereift? Fragen, denen wir uns heute in Zeiten der Energieverknappung stellen müssen.

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as Studienzentrum Weiz hat einen Lehrgang zum zertifizierten Energietechniker entwickelt: Die wesentlichen Inhalte sind u.a.: technisch-naturwissenschaftliche Grundlagen, Grundlagen der Thermodynamik und Wärmelehre, Messtechnik und Überwachung von Prozessen und Anlagen, thermische Anlagen, Grundlagen der Umwelttechnik, Energiewirtschaft, Projektmanagement etc. Der Lehrgang ist berufsbegleitend, die Präsenzveranstaltungen finden sechs bis sieben Mal, je Semester, an Freitagen und Samstagen statt. Der Basislehrgang ist für zwei Semester ausgelegt. Ein 3. Semester kann zur Vertiefung in den Bereichen Maschinenbau, Gebäudetechnik, Elektrotechnik, Energietechnik oder Bautechnik zusätzlich gebucht werden. Der Lehrgang wurde in den letzten Jahren entwickelt und an vier Standorten in Österreich und Ungarn (Universität Keszthely) realisiert. Ein weiterer Lehrgang läuft derzeit in Weiz und in Wiener Neustadt. Der nächste Lehrgang ist in Planung, Anmeldungen sind ab sofort möglich. Nähere Informationen unter:

Web: aufbaustudium.at

Telefon: +43/3172-603-4020.

Häufige Höreinschränkungen Es ist 24 Stunden pro Tag im Einsatz, für unsere tagtägliche Kommunikation essenziell, wird im Alltag aber nach wie vor unterschätzt: unser Gehör. Anlässlich des Welttages des Hörens am 3. März wurden im Auftrag des Hörakustikers Neuroth 3.900 Personen zwischen 18 und 80 Jahren befragt, wie es um ihr Gehör steht. Immerhin 44 % der Befragten gaben an, schon eine Einschränkung des Hörvermögens bemerkt zu haben, etwa in Gesprächen oder im Beruf. Die gute Nachricht: Fast die Hälfte der Betroffenen erklärte, bereits Schritte unternommen zu haben, um ihre Hörminderung auszugleichen. 9,5 % hatten sich ein Hörgerät anpassen lassen, und 36,6 % informierten sich aktiv über verschiedene Möglichkeiten, dem Hörverlust entgegenzuwirken.

Unternehmerinnen und Covid-Folgen

Anlässlich des Weltfrauentags hat das Institut für Wirtschaftsund Standortentwicklung 745 steirische Unternehmerinnen quer durch alle Branchen und Regionen zu den aktuellen Herausforderungen befragt. Wie hat Covid-19 das Leben der steirischen Unternehmerinnen verändert? 55 % verzeichnen pandemiebedingte Umsatzrückgänge, 54 % ein Minus bei den Aufträgen. Jede vierte weiß-grüne Chefin dachte „sehr häufig“ oder zumindest „häufig“ darüber nach, die unternehmerische Tätigkeit an den Nagel zu hängen. „Frauen haben unter der Pandemie besonders stark gelitten, speziell in der Wirtschaft. Darum ist es höchst an der Zeit, für eine entsprechende Entlastung zu sorgen“, so Gabi Lechner, Landesvorsitzende von „Frau in der Wirtschaft“.

WKO fordert Steuerentlastung bei Treibstoffen Angesichts der drastischen Preissteigerungen bei Treibstoffen konstatiert WKO Steiermark Präsident Josef Herk: „Es herrscht akuter Handlungsbedarf.“ Konkret schlägt er eine temporäre Aussetzung der Mineralölsteuer vor, allein damit würde der Literpreis um 40 Cent bis 50 Cent sinken. Darüber hinaus plädiert er für eine – ebenfalls temporäre – Halbierung der Mehrwertsteuer auf Treibstoffe. „Die aktuelle Situation ist weder für Arbeitgeber noch für Arbeitnehmer tragbar. Vor allem nicht, wenn der Staat durch die mitsteigenden Steuern am meisten von dieser katastrophalen Entwicklung profitiert. Wenn wir nicht rasch handeln und ab Juli auch noch die CO2-Bepreisung einführen, droht eine Inflationsspirale, wie wir sie in der zweiten Republik noch nie gesehen haben.“ 58 /// FAZIT APRIL 2022

Foto links: Fotalia, Foto rechts: Neuroth AG, Foto Fischer, Adobe Stock

Alternative Energien und Umwelttechnik stehen im Fokus des Lehrgangs Energieeffizienz.


Im Rahmen der Eröffnung übergab SPAR 2.000 Euro an die Kinderkrebsstation des LKH Graz (v.l.n.r.) − Spar-GF Christoph Holzer mit Martin Benesch (Leiter der Klinischen Abt. für pädiatrische Hämato-Onkologie) und Marktleiter Arnold Baumgartner

Neuer SPAR-Supermarkt in der Stiftingtalstraße Am 24. Februar öffnete ein neuer SPARSupermarkt Graz in der Grazer Stiftingtalstraße seine Tore. Das moderne Innendesign sorgt für ein entspanntes Einkaufserlebnis und eine Vielfalt an regionalen Spezialitäten wartet auf die Kundinnen und Kunden.

Österreichweit laden mit nur einer Karte

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an mehr als 6.500 Ladepunkten mit der Ladekarte der Energie Graz

Anzeigen Foto: SPAR

as Unternehmen SPAR steht für regionale Vielfalt, kompromisslose Frische und verlässliche Versorgungssicherheit. Die beiden zentralen Konzepte der Philosophie der Spar-Supermärkte kommen den heutigen Wünschen der Kunden entgegen: regionale Frische und gesicherte Nahversorgung. Das bewährte SPAR-Supermarktkonzept mit einladender Marktatmosphäre hat jetzt auch in Stiftingtal Einzug gehalten. „Einkaufen ist mehr als die Besorgung von Lebensmitteln“, sagt Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und Südburgenland, „Das Auge isst mit – ansprechende Gestaltung gehört bei unseren Standorten zur Unternehmensphilosophie.“ Auch Bequemlichkeit gehört zum Gesamtkonzept: Geräumige 620 Quadratmeter umfasst der neue Supermarkt, 28 Gratis-Parkplätze machen den Einkauf per Auto angenehm und unkompliziert. Zusätzlichen Service bieten die Lotto-Toto-Annahmestelle und ein Zigarettenautomat. Extra große Vielfalt von regionalen Lieferanten Den Wunsch vieler Kundinnen und Kunden nach hochwertigen Lebensmitteln aus der Region nimmt sich SPAR zu Herzen. Daher hat man in Stiftingtal eine besonders große Auswahl an regionalen Köstlichkeiten vorbereitet. Es gibt Produkte unzähliger Lieferanten aus der Umgebung, darunter Backwaren von der Bäckerei Kern, Fleisch- und Selchwaren von Vulcano, Schilcherland-Produkte, Eier von Höllerl, Wein von Holler und Toso sowie diverse weitere Köstlichkeiten von Zotter und Kiendler. „Unsere enge Kooperation mit regionalen Produzenten sorgt auch für eine Stärkung der regionalen Landwirtschaft“, betont Holzer. Im Zuge der Neueröffnung übergab SPAR 2.000 Euro an die Kinderkrebsstation des LKH Graz. FAZIT APRIL 2022 /// 59

JETZT:

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mit freiem Zugang zu tim mit gratis tim-Jahresmitgliedschaft ohne einmaliger Aktivierungsgebühr für Energie Graz-Kund:innen

Weitere Informationen auf www.energie-graz.at/ elektromobilitaet

Österreichweites Laden bezieht sich auf alle gekennzeichneten Ladestationen der Mitglieder des Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ), Smatrics, da emobil, ÖAMTC sowie Wels Strom.


Die Geschäftsführer der Grazer Bestattung Gregor Zaki (rechts) und Friedrich Probst bei einer Ehrung durch die WKO. Ihnen ist es gelungen, die Position ihres Unternehmens als innovativer Marktführer zu stärken.

Grazer Bestattung:

Innovativer Marktführer Die Grazer Bestattung ist steirischer Marktführer. Das Unternehmen ist im Besitz der Stadt Graz und existiert seit über 100 Jahren. Fazit traf die beiden Geschäftsführer Gregor Zaki und Friedrich Probst, um mit ihnen über die Herausforderungen der letzten beiden Jahre und Innovationen zu sprechen.

Corona hat den Personalmangel in allen Bereichen der Wirtschaft verstärkt, weil viele Mitarbeiter die Lockdowns nutzten, um sich neu zu orientieren. Betrifft das auch die Grazer Bestattung? Friedrich Probst: Während manche Mitbewerber die Personalknappheit mit Aushilfskräften überwinden müssen, können wir uns auf unseren bestens geschulten Mitarbeiterstamm verlassen. Hin und wieder wird zwar versucht, unsere Leute abzuwerben, aber Geld ist nicht alles. Bei uns passt das Betriebsklima. Daher ist die Fluktuation äußerst gering. Die Grazer 60 /// FAZIT APRIL 2022

Bestattung ist daher immer in der Lage, pietätvolle Verabschiedungen sowie Kremierungen und Erdbegräbnissen zu organisieren und durchzuführen.

Sie haben natürlich auch während der Lockdowns Verabschiedungen durchgeführt. Wie war das auf ein würdevolle Art und Weise möglich? Zaki: Tatsächlich durften nur sehr wenige Angehörige an der Verabschiedung teilnehmen. Wir haben daher die Möglichkeit zu Livestreams geschaffen. Aufgrund unserer technischen Möglichkeiten war die Nachfrage nach unseren Verabschiedungsräumlichkeiten während der Lockdowns noch größer als sonst. Wir haben aber auch zahlreiche weitere technische Innovationen umgesetzt, dazu gehören etwa Multimedia-Verabschiedungen.

Da haben Sie ja einen klaren Marktvorteil gegenüber dem Mitbewerb. Probst: Tatsächlich wollten schon öfter auch die Kunden von Fremdbestattern unsere Räumlichkeiten buchen. Da kann man nur sagen, dass das viel kostengünstiger geht. Und zwar wenn sie sich gleich direkt an uns wenden. Da hat man

dann außerdem den Vorteil, dass alles aus einer Hand kommt.

In welchen Steirischen Regionen steht das Service der Grazer Bestattung zur Verfügung? Probst: Wir haben ein dichtes Filialnetz und betreuen etwa 80 Gemeinden. Außerdem arbeiten wir gerade an einer weiteren Neuerung, die unser Betreuungsgebiet deutlich erweitern wird. Spielt Klimabewusstsein eigentlich auch in Ihrem Geschäft eine Rolle? Zaki: Und ob! Wir achten schon seit vielen Jahren auf die Umwelt und passen unser Krematorium laufend an den neuesten Stand der Technik an. Für Baumbestattungen haben wir mit unserem Parkfriedhof schon seit Längerem ein Nachhaltigkeitsprojekt eingerichtet. Dieser Friedhof in leicht erreichbarer, zentraler Lage ist auch entsprechend nachgefragt und wird daher permanent erweitert. Sie sehen also – Klimaschutz ist uns enorm wichtig! Danke für das Gespräch.

Foto: Grazer Bestattung

Wie schwierig war und ist die Pandemie aus Sicht der Grazer Bestattung? Gregor Zaki: Viel herausfordernder als für uns war und ist Corona für unsere Kunden. Es ist bitter, wenn sich Hinterbliebene, die einen lieben Menschen verloren haben, durch die Maßnahmen daran gehindert sehen, würdevoll Abschied zu nehmen. Wir haben daher zahlreiche Innovationsschritte gesetzt, um trotzdem pietätsvolle Feiern gewährleisten zu können. Als Grazer Bestattung kommen wir seit 100 Jahren mit herausfordernden Zeiten zurecht.


Kurz & News

Der Bedarf an Nachhilfe bei Kindern und Jugendlichen steigt jährlich an. Die AK Steiermark bietet daher mit „AKtiv Lernen“ erneut eine kostengünstige und abwechslungsreiche Lernhilfe in den Sommerferien an. Rund 200 Plätze stehen heuer wieder für „AKtiv Lernen“ zur Verfügung. Zusätzlich gibt es 40 weitere Plätze für die „TUit-Workshop-Wochen“, bei denen Mädchen und Buben Einblicke in die Welt der Technik, Physik und Chemie erhalten. Beide Angebote finden parallel von 22. August bis 9. September 2022 im AK-Bildungszentrum Volkshochschule Graz statt. Die Teilnahmekosten belaufen sich auf 50 Euro pro Woche, inklusive Verpflegung. Anmeldungen sind online ab sofort unter www.akstmk. at/lernen bis zum 31. Mai 2022 möglich.

Destillierkunst auf höchstem Niveau Großer Triumph für die Edelbrandgrößen bei der Landesprämierung: Gerald und Gerlinde Hochstrasser aus Mooskirchen stellten sich mit dem einzigen Hattrick an die Spitze – der Familienbetrieb ist dominant bei den Likören (Kirschfruchtsaftlikör, Kürbiskerncremelikör) und mit ihrem Gin (Holy Gin). Dicht gefolgt von den beiden Doppel-Landessiegern Günter Peer aus Leitring (Quittenbrand, Mispelbrand) sowie Franz und Gertrude Semlitsch aus Deutsch-Haseldorf (Birnenbrand und Himbeerbrand). „Die Edelbrand-Herstellung ist für viele steirische Obstbauern ein wachsendes Standbein und viele Obstbaubetriebe können nur dadurch weitergeführt werden“, sagt Herbert Muster, Leiter des Obstbaureferates in der Landwirtschaftskammer.

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Fotos: LK / Danner,

„Aktiv Lernen“ im Sommer

EUROPA stärkt die STEIERMARK. Die Steiermark hat in 25 Jahren Mitgliedschaft zur Europäischen Union enorm profitiert. Jeden Tag bringt uns die europäische Zusammenarbeit weiter nach vorne und macht uns stärker. Kooperationen und internationaler Austausch sind jetzt so wichtig wie schon lange nicht.

Mehr über die Steiermark als starke Region im Herzen Europas: EUROPA.STEIERMARK.AT

Die STEIERMARK stärkt EUROPA. Die Steiermark bringt sich mit kräftiger Stimme in die politischen Entscheidungen auf europäischer Ebene ein. Wir mischen mit, um die steirischen Interessen zu wahren und um das gemeinsame Projekt Europa zu stärken. Denn davon profitieren alle Steirerinnen und Steirer.


Kultur

Live Congress in Leoben eröffnet D

as Motto des Live Congress Leoben „Event − Business − Culture“ macht deutlich: Das 10 Mio. Euro Bauprojekt mit 1700 m2 Veranstaltungsfläche sowie Meetingräumen, großzügigen Freiflächen sowie einer 200 m2 großen Bühne inmitten der Stadt Leoben, verspricht Vielfältigkeit für unvergessliche Indoor-, Outdoorsowie Livestream-Erlebnisse. Der Live Congress Leoben wurde von LH-Stv. Anton Lang, Bgm. Kurt Wallner sowie GF Gerhard Samberger vor zahlreichen Gästen feierlich eröffnet. Durch den Abend führte Moderatorenlegende Alfons Haider. „Einzigartig ist die Experience der Location und nicht mit einem herkömmlichen Kongresshaus oder Messeareal zu vergleichen. Die Buchungslage ist ausgezeichnet“, so GF Gerhard Samberger. Acts wie Thomas Stipsits, Gernot Kulis, Ciro de Luca sowie die Berlin Comedian Harmonists, die Wiener

Gute Unterhaltung ist garantiert im Live Center Leoben mit (v.l.) Bgm. Kurt Wallner, LH-Stv. Anton Lang, sowie GF Gerhard Samberger. Sängerknaben oder die europaweite Erfolgstour „Night of the Dance“ füllen bereits jetzt den Veranstaltungskalender.

Virtual Dome als Highlight „Der Live Congress Leoben mit dem modernst ausgestatteten Congress Saal ist ein generationenübergreifendes Projekt, das gegenwärtige Standards bestmöglich erfüllt, aber auch zukünftige Entwicklungen zulassen soll“, so Bgm. Kurt Wallner. Einzigartig in Österreich: Ein besonderes Highlight bietet der Live Congress Leoben mit dem VR-Dome. Mittels VR-Brille lassen sich Städte-, Fern-, und Abenteuerreisen, Events oder Messebesuche virtuell und dennoch höchst real erleben. Es wird auch noch an einem Konzept gearbeitet, dass Veranstalter ihre Events auf Wunsch auch in 8k und 360° live streamen können. Informationen: www.livecongress-leoben.at

Foto: Freisinger

Mit einem Galaabend eröffnete am 3. März in Leoben eine Kultur- und Veranstaltungsstätte, die dem internationalen Vergleich mehr als nur gerecht wird. Der Live Congress Leoben steht zusätzlich für Unternehmen, Kongresse, Tagungen oder Incentive-Formate als neue Location im Fokus.


Kurz & News

Die Volkshochschule Steiermark ist seit Ende Februar wieder im Präsenzmodus: Alle Teilnehmer können wieder steiermarkweit vor Ort Kurse besuchen. Bedingt durch die Corona-Krise mussten die VHS-Kurse großteils vom Präsenzmodus auf Onlineangebote umgestellt oder leider komplett abgesagt werden. Jetzt gibt es aber endlich wieder erfreuliche Nachrichten: „Ab sofort starten wieder steiermarkweit die Präsenzkurse an den Volkshochschulen“, sagt VHS-GF Christine Sudy und verweist auf www.vhsstmk.at – die Website der Volkshochschule. „Mit dem digitalen Kursprogramm sind Interessierte stets auf dem aktuellsten Stand. Mit ein paar Klicks tauchen sie ganz unkompliziert in unser Kursangebot ein.“ Infos unter www.vhsstmk.at.

Gewinnerinnen des Rotahorn-Literaturpreises 2021 Die Preisträger des Hans Roth Literaturpreises „Rotahorn“ und der Literaturzeitschrift „Manuskripte“ stehen fest. Den Hauptpreis erhielt Volha Hapeyeva, mit dem zweiten Preis wurde Freda Fiala geehrt. Die beiden Autorinnen überzeugten die Fachjury mit ihrem literarischen Können. LR Christopher Drexler und der Kulturstadtrat Günter Riegler überreichten die Prämierungen im neu renovierten Minoritensaal in Graz. Volha Hapeyeva und Freda Fiala wurden aus einer hochklassigen Shortlist talentierter Lyrik und Prosa-Autoren ermittelt. Die Fachjury, bestehend unter anderem aus Barbara Frischmuth, Valerie Fritsch, Andreas Unterweger und Julian Kolleritsch lobte in ihrer Begründung die literarischen Leistungen.

Foto: istockphoto.com/Petmal

Fotos: Saubermacher

Volkshochschule wieder im Präsenzmodus

WIR SENKEN EMISSIONEN Innovative Lösungen aus der Steiermark tragen weltweit zum Klimaschutz bei. Die steirische Industrie kann das. Einer nachhal g guten Qualität des Lebens verpflichtet.

steiermark.iv.at


Kurz & News

Klares Votum gegen Baustopp für S37

Archivschätze aus Leoben gesichert

Ein klares Ergebnis zeigt eine aktuelle Umfrage des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung unter 713 Unternehmen aus den hauptbetroffenen Bezirken Murau, Murtal, Leoben und Liezen. Den von BM Leonore Gewessler verordneten Planungsstopp für den Lückenschluss im Straßennetz zwischen Steiermark und Kärnten beurteilen 89 % negativ, für 79 % ist der Status-quo dieser Straßenverbindung nicht zufriedenstellend. „Mit ihrem Alleingang trägt die Ministerin zu einer weiteren Abwanderung bei, diese Entwicklung müssen wir verhindern“, fordern WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Regionalstellenobmann Norbert Steinwidder ein Umdenken. „Die Ministerin sollte endlich mit den Betroffenen reden und ihre Sorgen ernst nehmen.“

Bis vor kurzem lagerte im Keller der Roseggerstraße 17, dem Sitz der Leobner Realgemeinschaft, ein historischer Schatz: Bücher, Akten und Archivalien zur Geschichte der Realgemeinschaft. Diese ist aus der Leobner Eisenhandelskommunität des Mittelalters hervorgegangen. Der Großteil des historischen Schatzes stammt aus dem 19. Jahrhundert, die ältesten Stücke reichen sogar noch in das Mittelalter bis 1496 zurück. Nach umfangreichen Vorarbeiten erfolgte Ende Jänner 2022 der Transport des Archivs nach Graz. Die Aufarbeitung im Landesarchiv wird voraussichtlich das ganze Jahr in Anspruch nehmen. Mit Jänner 2023 wird der Archivbestand geordnet und für eine wissenschaftliche Bearbeitung zugänglich sein.

Leoben schnürt Paket für Ukraine-Flüchtlinge

Sehr gutes Zeugnis für Reha-Klinik Tobelbad

Mit steirischer Kreativität zum Erfolg

Wie in allen AUVA-Einrichtungen, wurde auch in der Rehabilitationsklinik Tobelbad eine Patientenbefragung durchgeführt. Bei mehr als 86 % der Befragten stellte sich nach den Behandlungen eine deutliche Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit ein; 85,6 % stellten nach der Behandlung eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität fest. „Jeweils mit der Note 1,1 wurde durch die Patienten die Kompetenz des Pflegepersonals sowie des Ärzteteams und des Therapieteams bewertet. „Ich danke allen Mitarbeitern der Reha-Klinik Tobelbad für ihr Engagement zum Wohle der Patienten. Sie alle gemeinsam sind es, die durch ihren täglichen Einsatz in allen Bereichen für diese Zufriedenheit sorgen“, so Alexander Bernart, Gen-Dir. der AUVA.

Im Februar wurde der Österreichische Bundeswerbepreis Austriacus online verliehen. Fünf steirische Kreativagenturen konnten sich über die Auszeichnung freuen. Gleich zweimal wurde die moodley group GmbH ausgezeichnet: Gold gab’s in der Kategorie „Digital“ für die Website des Designstudios Vagabund Moto, Silber in der Kategorie „Grafik Design“ für das Bio-Weingut Zahel. Ebenfalls Silber ging an En Garde Interdisciplinary in der Kategorie „Out of Home“ für das „Grawe Fahrrad“. Einen weiteren Austriacus in Silber sicherte sich in der Kategorie „Event“ das Team Hartinger Consulting und FH Campus 02 mit Drive-In-Sponsion 2020. Über Bronze in der Kategorie „Digital“ freut sich das Duo Vom Reiter/ Stoff Werbeagentur.

64 /// FAZIT APRIL 2022

Fotos: Freisinger, AUVA, Purgstaller, KK, Katharina Schiffl, Land Steiermark / Binder, BüKo

Die Stadt Leoben stellt für ukrainische Flüchtlinge und deren Angehörige, die ihre Heimat aufgrund des anhaltenden Krieges verlassen mussten, zwölf Gemeindewohnungen zur Verfügung. Die Wohnungen sind mit einer Küche und notwendigem Mobiliar ausgestattet. Die Kosten für Miete, Strom, Heizung, Kaution und Einrichtung trägt großteils die Stadt Leoben in Form von Sachleistungen. Weitere Unterstützung wird es beim Schul- und Kindergartenbesuch sowie für Studierende der Montanuniversität geben. Bgm. Kurt Wallner: „Ich bedanke mich für die große Hilfsbereitschaft der Leobenerinnen und Leobener, die mit Spenden, Hilfsgütern oder durch die Bereitstellung von Wohnraum dabei helfen, das Leid der ukrainischen Bevölkerung zu lindern.“


Kurz & News

Fotos: Land Steiermark

„Soziale Projekte Steiermark“ hilft Ukraine Die meisten Menschen mit Behinderungen (rund 2,7 Mio. in der Ukraine) werden nicht fliehen können, sie sind gefangen, sie sind unsichtbar. Eine Flucht wäre zu gefährlich für sie – sie kennen die Barrieren. Sie können nicht darauf vertrauen, die Unterstützung zu bekommen, die sie brauchen. Für viele Menschen sind Hilfsmittel (über-)lebensnotwendig. Katheter, Stoma, Windeln etc. sind jedoch in Kriegszeiten absolute Mangelware. Die Vorräte schwinden und es gibt keinen Nachschub. Soziale Projekte Steiermark sammelt Hilfsmittel für Menschen in der Ukraine und wird diese in Zusammenarbeit mit der Kleinen Zeitung, Institutionen und öffentlichen Stellen zum Krisengebiet bringen. Informationen: office@spstmk.at, www.spstmk.at, Tel. 0660/7258092.

Kostenloses E-Bike-Fahrsicherheitstraining Die vermehrte Nutzung von E-Bikes führt leider auch zu mehr Unfällen im Straßenverkehr und im Freizeitbereich. Daher hat das Verkehrsressort im vergangenen Jahr erstmalig ein E-Bike Fahrsicherheitstraining für Personen ab 50 Jahren angeboten. „Diese Aktion für mehr Verkehrssicherheit war ein voller Erfolg. Daher weiten wir sie in diesem Jahr aus und bieten ab April ein kostenloses E-Bike Fahrsicherheitstraining für alle Steirerinnen und Steirer an. Damit wollen wir allen die Möglichkeit geben, ihr Fahrgerät gut kennen zu lernen und Gefahrenquellen rechtzeitig zu erkennen. Das Training leistet einen Beitrag für noch mehr Verkehrssicherheit. Ich danke allen Partnerin, die uns bei dieser wichtigen Aktion unterstützen“, erklärt LH-Stv. Anton Lang.


Kurz & News

Entwickeln Strom aus Windenergie in einem neuartigen Verfahren(v. l.): Horst Kautschitz, Harald Noak, Markus Schlagbauer und Rene Maiberg.

»Grüne« Start-ups:

Auszeichnung für Science Park E

ine Jury von vestbee, die führende internationale Investorenplattform für Start-ups in Zentral- und Osteuropa, hat den Science Park Graz als „qualitativ zukunftsträchtigsten Inkubator Österreichs“ ausgezeichnet. „Forschung und Entwicklung sind ein zentraler Schlüssel, um wirksame Lösungen für die grüne Transformation zu finden und die Klimaziele zu erreichen. Am Science Park Graz werden die Lösungen für die grüne Transformation in Arbeitsplätze und zukunftsorientierte Unternehmen übersetzt“, betont LRin Barbara Eibinger-MIedl.

Windkraft ohne Rotor Die grüne Transformation am Science Park Graz geht z. B. von Renewgery aus: Das junge Unternehmen entwickelt ein neues Verfahren, um aus Wind Strom zu erzeugen. Dabei kommen modulare Windpaneele zum Einsatz, die ohne bewegte Teile auskommen. „Die Instandhaltung von gewöhnlichen Windrädern, die mit Motoren, Generatoren und Lagern gebaut werden, kostet über die Lebenszeit betrachtet noch einmal 50 % der Investitionskosten. Unser Produkt bedarf lediglich einer simplen Reinigung“, erklärt GF Markus Schlagbauer, der das Start-up gemeinsam mit Harald Noack, Rene Maiberg und Horst Kautschitz gegründet hat. Die Lösung erinnert an Solarpaneele, der Strom wird durch den ankommenden Wind – und nicht etwa durch Drehbewegungen – erzeugt. Die hohe Skalierfähigkeit soll eine Verwendung der modularen Windpaneele in Haushalten genauso wie etwa auf Bergen ermöglichen. „Die prinzipielle Durchführbarkeit des Vorhabens ist wissenschaftlich validiert, aktuell gehen wir in die Entwicklung“, sagt der promovierte Physiker Schlagbauer. Dafür wurden aktuell entsprechende Förderungen beantragt.

66 /// FAZIT APRIL 2022

LRH-Direktor erfreut über hohe Umsetzungsquote Insgesamt 18 Berichte des Landesrechnungshofes wurden im Vorjahr veröffentlicht, und das trotz widriger Umstände, bedingt durch die Corona-Pandemie. Die Quote der umgesetzten Empfehlungen kann sich sehen lassen: Von den 259 empfohlenen Maßnahmen wurden nur 33 nicht in Angriff genommen – das entspricht einem Umsetzungsgrad von 87,3 Prozent, zeigt sich LRH-Direktor Heinz Drobesch über die Kooperationsbereitschaft der geprüften Stellen erfreut. „Ich danke dem Direktor sowie den Prüfern für die Bilanz dieses erfolgreichen Prüfjahres. Neben der hohen Umsetzungsrate der Empfehlungen freut es mich, dass die Berichte mit einer ausschließlich weiblichen Schreibweise auf ein wichtiges Thema aufmerksam machen“, betont Landtagspräsidentin Khom.

Agrarlandesräte zur Versorgungssicherheit Gemeinsam mit den anderen Bundesländern wurde im Zuge der Landesagrarreferentenkonferenz in Wien ein Beschluss für die Stärkung der regionalen Versorgungssicherheit sowohl mit Lebensmitteln als auch mit Energie gefällt. Vor diesem Hintergrund fordern die Agrarreferenten ein Überdenken der EU-Agrarpolitik. „Es ist unverantwortlich in Krisenzeiten landwirtschaftliche Flächen in der EU stillzulegen. Das führt zu einer noch stärkeren Abhängigkeit von Importen“, so Agrarlandesrat Hans Seitinger. Dasselbe gilt für die Energie erläutert Seitinger: „Biomasse kann einen wesentlichen Beitrag für die Energiewende leisten und die Abhängigkeit von Gaslieferungen reduzieren. Allein in der Steiermark wird nur die Hälfte vom jährlichen Holzzuwachs genutzt. In unseren Wäldern schlummert ein enormes Potenzial.“

Fotos: FotoCRafie, LRH Stmk,

Immer mehr Start-ups der Gründerschmiede Science Park Graz beschäftigen sich mit Technologien für den Umwelt- und Klimaschutz. Bereits jedes dritte Unternehmen dort entwickelt Lösungen zum Schutz des Planeten.


Kurz & News

Fotos: Land Steiermark / Binder,

4.855 Neugründungen im Jahr 2021 Dem Trend, sein eigener Chef zu werden, hat auch das zweite CoronaKrisenjahr keinen Abbruch getan. Im Jahr 2021 wurden in der Steiermark 4.855 Unternehmen gegründet, mit der Personenbetreuung waren es sogar 6.132. Die Wirtschaftskammer unterstützte mit rund 50.400 Gründungsberatungen die Neo-Unternehmen beim Weg in die Selbständigkeit. Hauptmotive sind: eigener Chef sein, Wunsch nach zweitem beruflichem Standbein und das Streben nach flexibler Zeit- und Lebensgestaltung. 46,4 Prozent der neu gegründeten Einzelunternehmen sind in weiblicher Hand. Unternehmensneugründer sind (ohne selbständige Personenbetreuer) im Durschnitt 35,3 Jahre. Die Gründungsintensität in den Bezirken Weiz (9,9 %), Murtal (9,2 %) und Graz-Stadt (8,5 %) liegt über dem steirischen Durchschnitt.

Richtige Ernährung beim Sport für Jugendliche Mit der richtigen Ernährung läuft es einfach besser. Wie sich das im Alltag umsetzen lässt und wie Sporternährung mit regionalen Lebensmitteln funktioniert, zeigen neue Infomaterialien. Diese richten sich an sportliche Jugendliche, sollen aber auch zum Ausprobieren von Bewegung und „g’miasiger Ernährung“ motivieren, verweist Landesrätin Juliane Bogner-Strauß auf die gesundheitsförderlichen Aspekte sowie die zahlreichen Programme und Förderungen des Gesundheitsfonds Steiermark. „Das Pilotprojekt ‚tägliche Bewegungseinheit‘ in Kooperation mit dem Bund soll noch mehr Sport und Bewegung in den Alltag der Kinder bringen. Auch die richtige Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle“, ergänzt LR Christopher Drexler.

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Kurz & News

Musik verbindet Kontinente Am 29. März wird ein wichtiger Tag für die österreichisch-jamaikanische Zusammenarbeit in der Musik- und Kulturlandschaft begangen. Es ist der 220. Todestag von Samuel Felsted, Jamaikas erstem dokumentierten Komponisten, der mit „Jonah“ das früheste in Amerika geschriebene Oratorium überhaupt verfasst hat. Maßgeblich beteiligt an der Erforschung des Musikers ist die aus Trössing bei Gnas stammende Musikerin Rosina Christina Moder, Gründerin und GF der „Music Unites Jamaica Foundation“. Aus aktuellem Anlass werden beim Konzert mit Live-Streaming in der Mariahilferkirche Graz am Dienstag, dem 29. März um 20:00 Uhr Spenden gesammelt, die der Unterstützung und Hilfe ukrainischer Familien zugutekommen.

Das Besitzerehepaar freut sich auf Ihren Besuch im il centro!

Wo die Wellen rauschen!

Der Name „il centro“ ist seit zwanzig Jahren Programm: Denn das familiär geführte Ristorante im Herzen der Graz Altstadt ist als Zentrum für mediterrane Genüsse bestens bekannt! ie mediterranen Speisen rund um Fisch, Pastagerichte sowie facettenreiche Pizze werden im „il centro“ mit auserwählten Weinen kredenzt und zum südländischen Service bekommt der Gast das Ambiente der Grazer Altstadt gleich mitserviert. Die lauen Frühlingstage vermischen sich im Gastgarten inmitten des Mehlplatzes mit den Gerüchen von Meer und knusprigem Pizzateig, und zahlreiche Stammgäste der letzten 20 Jahre meinten schon oft, hier das Wellenrauschen zu hören. Denn das „il centro“ holt mit seiner familiären Gastfreundlichkeit jeden Sommer das „Dolce Vita“ auf die Tische. Der Gaumen jubiliert ob der Auswahl an typisch italienischen Rot- und Weißweinen sowie von heimischen Winzern, und man kann sich vom Geschmack der abschließenden Dessertvariationen nicht losreißen. Unter der Woche und auch am Wochenende gönnt man sich hier einen „Kurzurlaub“ mit dem abwechslungsreichen Mittagsmenü. Abends verfolgt man von den Tischen aus das bunte Treiben in der Innenstadt und ist in Graz bei Wein, Antipasti, Piatto di pesci sowie Tagliatelle und Panna cotta dem Meer und Strand selten so nahe gewesen.

il Centro

Mehlplatz 4, 8010 Graz T.: 0 316/82 41 58 Öffnungszeiten: Di. – Sa.: 10:00 bis 24:00 Uhr Warme Küche: 11:00 bis 22:30 Um Reservierung wird gebeten! 68 /// FAZIT APRIL 2022

Fotos: Foto Fischer, Scheriau

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Kurz & News

Fotos: Gerhard Donauer / C&G Pictures

Apleona übernimmt Siemens Gebäudemanagement Siemens Österreich hat den Verkauf der Siemens Gebäudemanagement & -Services G.m.b.H. (SGS) an Apleona vereinbart. Damit ebnet Siemens nicht nur der SGS den Weg, den eingeschlagenen Wachstumskurs fortzuführen, sondern schärft auch sein Portfolio als fokussiertes Technologieunternehmen in Österreich. Gerd Pollhammer, Head of Siemens Smart Infrastructure der Siemens AG Österreich: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Apleona einen neuen idealen Eigentümer für die SGS gefunden haben. Wir sind davon überzeugt, dass mit dem Zusammenschluss von Apleona und SGS ein Mehrwert für die Mitarbeiter, wie auch unsere Kunden, entstehen wird. Dies wird sich nicht nur in einem verbesserten Serviceangebot, marktführender Qualität, sondern auch in einer breiteren regionalen Abdeckung niederschlagen.“

Neueröffnung von McDonald’s Lauzilgasse Nach den großen Umbauten der McDonald's-Filialen in der Plüddemanngasse und der Conrad-von-Hötzendorf-Straße wurde nun auch die Filiale in der Lauzilgasse 31 fertiggestellt. Insgesamt wurde in diese drei Standorte eine Investition von über 2 Mio. Euro getätigt. McDonald's-Franchisenehmer Daniel Boaje setzt damit neue Maßstäbe in den Bereichen moderne Technologien und Kinder-Entertainment. „Als Unternehmer ist es meine Verantwortung, unsere McDonald’s-Standorte nachhaltig zu sichern und weiterzuentwickeln. Das heißt konkret – trotz aktueller Herausforderungen – in mein Team zu investieren, die Betriebe mit modernen Designs, nachhaltigen Gebäudestandards und neuen Technologien auszustatten und die Restaurantabläufe zu optimieren“, so Boaje.


Bauen & Wohnen

Rauchfangkehrer-Innungsmeister Christian Plesar und Innungs-GF Johannes Weiß raten zu nachhaltigen Lösungen beim Heizen.

In Krisenzeiten rückt die Versorgungssicherheit auch bei Energie und Raumwärme wieder in den Fokus. Der „Tag des Kamins“ gab aus aktuellem Anlass einen Anstoß, über Energieunabhängigkeit und Alternativen nachzudenken.

W

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ie jedes Jahr stand auch heuer der 13. März ganz im Zeichen des „Tag des Kamins“. Angesichts der aktuellen Entwicklungen werden besonders die Energieunabhängigkeit und Versorgungssicherheit geschätzt, wie aus einer aktuellen Umfrage hervorgeht. Demnach präferieren 82,4 Prozent der Befragten einen Lebensraum mit Kamin und schätzen Behaglichkeit und Energieautarkie. Das bestätigt auch RauchfangkehrerInnungsmeister Christian Plesar: „Energieunabhängigkeit und eine leitungsunabhängige Wärmequelle sind wichtiger denn je. Denn Heizen mit Kamin- oder Kachelöfen ist krisensicher und funktioniert auch bei Unwetterereignissen, Leitungsausfällen, Energiekrisen oder Stromausfällen.“

70 /// FAZIT APRIL 2022

Auch der Kostenfaktor spiele eine wichtige Rolle, ergänzt Innungsgeschäftsführer Johannes Weiß: „Die Möglichkeit günstigen Heizens in der Übergangszeit rückt angesichts der hohen Energiepreise gerade jetzt immer mehr ins Bewusstsein.“ Zudem werde bei der Wahl der Heizungsform immer öfter zu nachhaltigen Lösungen gegriffen, bestätigt Plesar. „Wenn im Gebäude ein Kamin vorhanden ist, hat man jederzeit die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Wärmequellen zu wählen.“ Die Nutzung lokal vorhandener Biomasse mache aus volkswirtschaftlicher und ökologischer Sicht Sinn, sind Plesar und Weiß überzeugt: „Die damit verbundenen Investitionskosten amortisieren sich rasch durch die Kostenersparnis bei den Heizkosten.“

Foto: WKO

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FAZIT APRIL 2022 /// 71


Best of Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder

Durch die digitale Linse 72 /// FAZIT APRIL 2022




Fazitportrait

Das Fotofachgeschäft Opernfoto in der

Grazer Gleisdorfergasse hält seit 83 Jahren in mittlerweile dritter Generation die Stellung. Auch den Wandel von der Analog- zur

Digitalfotographie hat es als Gesamtanbieter

mit Verkauf, Labor und Fotostudio unter einem Dach gemeistert.

Und im Service ist der Familienbetrieb der Hausleitner-Zwillinge besonders stark.

W

ie oft musste ich bei »Opernfoto« vorbeigehen, um endlich in die Situation zu kommen, auch einzutreten? Ein Leben lang. Na gut, könnte man jetzt meinen, das wird bei den meisten Läden und Geschäften so sein und es wird auch den meisten Zeitgenossen so ergehen. – Aber doch nicht in so einer kleinen Stadt, die immer winziger wird, je länger man lebt. Sagt die Zweitmeinung in meiner Brust, die fatalerweise immer zu fünfzig Prozent recht hat und damit zu hundert Prozent für jegliche Entscheidungsschwäche verantwortlich ist. Um mehr als achtzig Jahre lang so ein Fotogeschäft erfolgreich zu führen, muss man schon aus anderem Holz geschnitzt sein. Das gelingt der Familie Hausleitner bereits seit drei Generationen. Die Goldene Zeit 1937 gründete Reinhold Hausleitner, der Großvater der beiden heutigen Eigentümer, als klassischer Straßenfotograf das Unternehmen. Sein gleichnamiger Sohn übernahm es in den neunzehnsechziger Jahren und führte es mit seiner Frau Annemarie, die das Fotostudio leitete, ebenfalls über mehrere Jahrzehnte bis zur Hochblüte. Die beiden, die sich übrigens schon an der Berufsschule kennengelernt hatten, erlebten die Goldene Zeit der Fotobranche. Das waren die 1980er und 1990er-Jahre, die Zeit vor der Digitalfotografie, als man noch mit 12-, 24- oder 36-Bilder-Filmen ausFAZIT APRIL 2022 /// 75


Fazitportrait

Bei der Jugend liegt Polaroid im Trend. Gernot Hausleitner

kommen musste. Nicht nur aus diesem Grund überlegte man sich damals jedes Foto sehr genau. Der analoge Film musste schließlich zunächst zum Entwickeln gebracht werden, um ein Negativ zu erhalten, was schon seinen Grundpreis hatte. Dann erst wurden die eigentlichen Fotos auf Fotopapier zum Positiv ausbelichtet. Dem lag ein aufwendiger photochemischer Prozess zugrunde, der in der Dunkelkammer der Vergangenheit an Zeiten rührt, in denen man »Prozess« noch mit scharfem ß schreiben musste – wie übrigens auch »musste« – und Foto mit »Ph« schreiben durfte, was der Duden heute ungern sieht. Dass die Rechtschreibreform ein Synonym für jämmerliches Scheitern ist, wäre zumindest eine frugale Fazitabschweifung wert, aber abgesehen davon, dass das ein Widerspruch in sich wäre, erweist sich der Umstand, dass sich die Mehrheit heute auf eine, wegen eben dieses Scheiterns unvollkommene künstliche Intelligenz namens Rechtschreibprüfung verlässt, zu sehr als Spielverderber. Demokratisierung der Fotographie Wir waren beim fertigen Foto: Egal ob gelungen oder nicht, jedes musste extra bezahlt werden, das ging wirklich ins Geld. Sparfüchse konnten zwar, ähnlich wie bei den heutigen virtuellen Bildern am Display oder Bildschirm, eine Auswahl der zu entwickelnden Fotos treffen, aber bloß anhand der Negative. Neben der hochnotpeinlichen Qual, Bilder weglassen und verlieren zu müssen, bedurfte und bedarf es nach wie vor einer hohen Kunstfertigkeit des Auges, besser des Gehirns, quasi verkehrtherum sehen zu können. Dunkel ist hell, hell ist dunkel, grün ist rot und umgekehrt. Kurz, ein Albtraum. Voller Hoffnung ließen daher die meisten den ganzen Film ausarbeiten, kostete es was es wollte. Das war natürlich gut fürs Geschäft. Der Druck war noch viele Jahre keine Alternative. Wer gar Sonderformate wie ein »Poster« ins chemische Bad schicken wollte, musste noch tiefer in die Brieftasche greifen. So gesehen ist die Digitalisierung eigentlich die Demokratisierung der Fotographie. Sie kennen die Geschichte: König und Adelige machen es vor, Bürgerliche machen es nach, und irgendwann darf und kann es jeder, zum Beispiel mit dem Smartphone. Da Fotos nicht so öffentlich herumstehen wie Einfamilienhäuser ist das eine gute Entwicklung. Ist es das für ein Fotogeschäft auch? Das ist eine der Hauptfragen an die heutige Generation.

76 /// FAZIT APRIL 2022

Zwillinge und Miss Austria Diese wird durch die Zwillingsbrüder Gernot und Peter Hausleitner repräsentiert. Ihre Schwester Susanne »Sunny« Hausleitner ist übrigens so manchem noch als Miss Austria 1990 in Erinnerung. Sie ist heute selbständige Diplomkosmetikerin im Frisiersalon »Schnittfritz« ihres Ehemannes. Das Brüderpaar, Jahrgang 1974, ist Anfang der neunzehnneunziger Jahre in das Fotogeschäft der Eltern eingestiegen. Beide haben Fotokaufmann und Fotograf gelernt – heute ist das Gewerbe bekanntlich frei – und Anfang der zweitausender Jahre haben sie die Geschäftführung übernommen, 2012 schließlich das Unternehmen selbst. Damit haben sie den Übergang der Fotographie vom analogen zum digitalen Medium rund um die Jahrttausendwende hautnah miterlebt. »Opernfoto« ist Gesamtanbieter geblieben und als solcher breiter aufgestellt als spezialisierte Mitbewerber. »Unser Geschäft beruht auf drei Säulen«, erklären Gernot und Peter Hausleitner. Als Handelsunternehmen steht in erster Linie der Verkauf von Hardware und Software im Vordergrund, also etwa von Fotoapparaten, Objektiven, Zubehör oder auch nach wie vor von analogen Filmen. Die zweite Säule bildet das 45 Quadratmeter große Fotostudio im ersten Stock, das mit Garderobe und Nassräumen professionelle Arbeit und Kundenbetreuung ermöglicht. »Hier werden vor allem Passbilder, Bewerbungsfotos oder Familienfotos gemacht«, so die Zwillinge. Insgesamt umfassen die Räumlichkeiten rund 200 Quadratmeter, die von sechs weiteren Mitarbeitern bespielt werden. Wenig Platz benötigt heutzutage die dritte Säule des Unternehmens, das Fotolabor. Denn die analogen Filmentwicklungen machen nur mehr rund 10 bis 20 Prozent gegenüber früher aus. Die Dunkelkammer ist schon lange tot. Daher benötigt sie auch keinen Platz mehr. Sie wurde bei den Hausleitners durch zwei kompakte, wenn auch hochtechnische Maschinen ersetzt. Für technikbefreite oder zumindest -ferne Luftschloßbesitzer und Satzformulierer der schreibenden Zunft schaut die Sache angenehm einfach aus. Als Peter Hausleitner einen Kunden bedient, steckt er in die eine Maschine etwas hinein, aber eben kein digitales Speichermedium wie USB-Stick oder SD-Card, sondern völlig funk- und kabellos ein analoges Negativ. Über einen wundersamen Scanvorgang erscheint das Bild auf einem integrierten Bildschirm, wo es, so gewünscht und gegen Aufpreis, nachbearbeitet werden kann und



Foto: Opernfoto


Fazitportrait

Workshopteilnehmer werden oft zu Freunden und Stammkunden. Peter Hausleitner

über einen ebenso wundersamen Vorgang an die zweite Maschine geschickt wird. Diese verbirgt von außen nicht erkennbar in ihrem Inneren das seinerzeitige chemische Fotolabor inklusive der verloren geglaubten Dunkelkammer sowie einen Tintenstrahldrucker und wirft das fertige Bild aus. Auch wenn es so erscheinen mag, ist das genauso kein Wunder, wie etwa das langsame Erscheinen eines Bildes auf einem wieder trendigen analogen Polaroidfilm, dem tatsächlich ein chemischer Prozess zugrunde liegt. Und sollte diese Erläuterung aus technischer Sicht nicht ganz korrekt gewesen sein, ist vielleicht die Berufung auf Wittgenstein eine gute Ausrede: »Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.« Letztere sind durch die Digitalisierung natürlich schon längst erreicht, aber gewöhnt an und verwöhnt durch ein Knopfdruckdenken überwiegt des Kunden Dankbarkeit dafür, dass die Sache funktioniert, das Foto real existiert und auf der Hand liegt. Hauptsache Peter und Gernot Hausleitner haben das im Griff und das haben sie zweifellos. Die Ergebnisse der Philosophie sind die Entdeckung irgendeines schlichten Unsinns und die Beulen, die sich der Verstand beim Anrennen an die Grenze der Sprache geholt hat. Sie, die Beulen, lassen uns den Wert jener Entdeckung erkennen. – Das sagt Wittgenstein auch.

Das Tor des Möglichen ist noch viel weiter geöffnet, wir sind wieder bei Familie Hausleitner, wenn die analoge und die digitale Welt miteinander auch beim bewegten Bild verbunden werden. So wie man zu Zeiten des mittlerweile ausrangierten Videorecorders die alten Super-8-Filme auf Magnetband umspeichern konnte, kann man auch die Videobänder digitalisieren und entsprechend abspeichern lassen, was vor allem hinsichtlich diverser Familienaufnahmen sinnvoll sein kann. »Das machen wir natürlich auch«, so Gernot Hausleitner, »und haben dafür spezialisierte Partner außer Haus.« Günstig ist es mit 30 Cent pro Minute in allen Video-Forma-

ten auch, Super-8-Filme schlagen mit 3 Euro pro Minute zu Buche. Nahezu ausrangiert am digitalen Sektor sind übrigens die Camcorder. Gefilmt wird heute mit Fotoapparat, weil über das Objektiv etwa Lichtstärke und Tiefenschärfe einstellbar sind.

Service als Wert 75 Prozent des Jahresumsatzes von 2 Millionen Euro werden bei »Opernfoto« durch den Handel vor allem mit Fotoapparaten und Objektiven lukriert. Zwar gibt es die analogen Filme für die alten Kameras noch, die hier auch gebraucht zu erstehen sind beziehungsweise beim Kauf einer neuen Kamera auch gern eingetauscht werden, aber die Systemkameras von heute, egal ob mit oder ohne Spiegelreflex, wie auch die Bridgekameras mit fixem Objektiv sind allesamt digital. So wie die Handykameras. Da die Kameras aber hochwertiger sind und Modellpflege betrieben wird, wird die Verringerung der Kundenfrequenz im Vergleich zur Goldenen Zeit zumindest zum Teil kompensiert. Der Kameraverkauf bringt zwar weniger Ertrag, sprich Gewinn, aber der Umsatz ist in all den Jahren trotzdem immer leicht gestiegen, so die Hausleitner-Zwillinge. Das bessere Geschäft ist der Verbund Studio und Labor, also die Dienstleistung. An den fünf Terminals des digitalen Fachlabors wird im Selfservice digital ausgedruckt und insbesondere den vielen Handyfotokunden auch hilfreich beigestanden, das Foto zu 39 bis 49 Cent, für Eilige 69 Cent. Und was der hohe Stammkundenanteil oder auch geradezu hymnische Rezensionen im Internet bestätigen – die hier gebotene Beratung ist so wichtig wie erstklassig, ein Verleihservice für Kameras und Objektive ermöglicht praktisches Ausprobieren und findet naturgemäß großen Anklang wie auch ein anderer, ganz spezieller Service: In eigenen Fotoworkshops vermittelt Peter Hausleitner die Grundlagen der Fotographie und die Geheimnisse der jeweils eigenen Kamera. n Denn durch das Objektiv gesehen ist alles subjektiv.

Opernfoto Hausleitner GmbH 8010 Graz, Gleisdorfer Gasse 19 Telefon +43 316 818888 opernfoto.at

Dieses Fazitportrait erschien erstmals im August 2020.

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Es gibt einen besonderen Ort in der Hölle für Frauen, die anderen Frauen nicht helfen.

Madeleine Albright, 1937–2022, Politikerin und ehemalige Außenministerin der Vereinigten Staaten

Filmfestival Diagonale

Gekommen, um zu bleiben Die Diagonale steht im Zeichen allgemeiner Umwälzungen. Ein Interview mit einem Intendantenpaar, das fähig ist, Stellung zu beziehen und etwas auszusagen. Von Michael Petrowitsch

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Fotos: Außenministerium der Vereinigten Staaten, Sebastian Reiser, Enlarge

er gelernte Kunstschaffende neigt, so behaupten wir hier einfach, eher schon grundsätzlich zur Toleranz allem und jedem gegenüber. Im Zweifelsfall, um abzuwägen, und zur Mediation. Sich eindeutig zu beziehen, liegt ihm meist fremd. Gut, dass sie gekommen ist, um zu bleiben, die Diagonale. Internationalität gehört zum guten Ton und ist in Zeiten wie diesen durchaus brauchbar. Wir sprechen mit Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger über all das und noch mehr.

Hat Kunst gesellschaftspolitische Bedeutung? Wenn ja, welche? Wenn man beobachtet, wie sich so manch politische Debatte an Kunstwerken und -aktionen entfacht, wird deutlich, dass hier ein Spannungsfeld und ein komplexes Verhältnis existiert. Natürlich wirkt Kunst immer auf die Gesellschaft zurück. Allein für die Diagonale lässt sich sagen, dass das Kino oft Dinge weiß, die wir selbst nicht oder noch nicht wissen. In einer zunehmend komplexen Gegenwart schafft der Gang ins Kino so möglicherweise Abhilfe, um auf andere Gedanken zu kommen – gleichermaßen im Sinne der Zerstreuung und der Erkenntnis. Ist der Ausschluss von Künstlern, die aus kriegsführenden Ländern stammen, das richtige Statement oder eher ein Fehler? Wir haben den Eindruck, dass die aktuelle Situation viele vor eine gewisse Ohnmacht

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stellt und möglicherweise ist eine weitverbreitete und sehr zeitgeistige Reaktion darauf Meinungssofortismus und Ad-hoc-Aktivismus. Leider. Es muss natürlich einen Unterschied machen, ob Künstler mit einem Regime gemeinsame Sache machen, ihre Kunst propagandistischen Zwecken zur Verfügung stellen oder aber von außen in Sippenhaft genommen werden. Generell rechtfertigt nichts einen pauschalen Ausschluss von Künstlern und auch die derzeit aufkommenden antirussischen Ressentiments sind unerträglich. Hätten nicht gerade Künstler und Menschen, die im »Betrieb« arbeiten, die Pflicht, sich intensiver politisch zu äußern und sich zu exponieren? Woher sollte diese Pflicht kommen? Ihrem Selbstverständnis nach? Oder dem Klischee entsprechend? Wir beobachten eine gewisse Sehnsucht nach eindeutigen politischen Bekenntnissen, selbst dann, wenn die Dinge komplexer sind. Widersprüche liegen nicht gerade im Trend. Bei dieser Frage sollte man auch über die politischen Rahmenbedingungen sprechen: es macht natürlich einen Unterschied, ob man sich in Graz, Moskau oder Teheran äußert. Sind Solidaritätsbekundungen zu kurz gegriffen, darf es ein wenig mehr sein? Es ist fürs Erste sehr einfach, Solidaritätsbekundungen zu kritisieren oder sogar mit Polemik oder Zynismus zu reagieren.

Gleichzeitig ist Kritik immer notwendig. Vor allem wenn der Verdacht besteht, dass die Solidarität eigentlich keine politischen Motive hat, sondern vielmehr der Selbstvergewisserung und Selbstdarstellung dient. Es ist dies, zugegeben, oft ein schmaler Grat. Zudem muss zwischen politischen und individuellen Motiven unterschieden werden: Es macht ja einen Unterschied, ob eine Einzelperson ein Zeichen setzen will und dieser Tage mit einer Ukraine-Fahne auf die Straße geht oder eine westliche Regierung Gebäude blaugelb anstrahlt und es dabei belässt.

Konkret: Reicht es, die nämliche Situation auf Menschenrechte und Flüchtlingsfragen zu reduzieren, oder ist ein proaktives, prorussisches oder (wie zu 90 Prozent) proukrainisches Äußern nicht ehrlicher im Sinne der Diskussion? Eine komplexe Frage, zumal hierzulande, wo die Neutralität ja identitätsstiftender »Nationalfetisch« ist. Wir sind weder Außenpolitiker noch Diplomaten. Als Privatpersonen scheint uns Österreichs außenpolitische Heuchelei aber mitunter fatal. Nicht nur im Zusammenhang mit der Ukraine. Gibt es – rückblickend auf die letzten Jahre – Formate, die man neu denken sollte? Selbstverständlich! Im Kern der Diagonale steht ein nationaler Filmwettbewerb, der den Anspruch verfolgt, einen repräsentativen Überblick über ein österreichisches Filmproduktionsjahr zu geben. Die Grund-


Alles Kultur idee ist es, diese Filme im Kino zu zeigen. In den letzten Jahren kamen beispielsweise immer wieder auch Serien hinzu, die bei der Diagonale (auszugsweise) ebenfalls im Kino gezeigt wurden. Zugleich ist es uns ein Anliegen, das filmhistorische Erbe lebendig und sichtbar zu halten. Ein Bereich, der unserer Meinung nach immer wichtiger wird. Wenn sich die gesellschaftliche und mediale Umwelt radikal verändert, müssen auch die Programmformate immer wieder hinterfragt werden. So wurde etwa entschieden, auch Regisseurinnen und Regisseure zum Wettbewerb zuzulassen, die – unabhängig von ihrem Pass – ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt in Österreich haben. Auch gab es Programmschwerpunkte, in denen überprüft wurde, ob das Thema Virtual und Augmented Reality für den österreichischen Film interessant ist. Die grundlegende Aussage der Diagonale ist jedoch immer, dass der österreichische Film Teil der kulturellen Identität dieses Landes ist und einen entsprechenden gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Stellenwert haben sollte. Wie sieht die Zukunftsprognose aus? Wir freuen uns auf die Ausgabe 2022 – die 25. Diagonale in Graz! 2023 wird dann das letzte Festival sein, für das wir uns als Leistungsduo verantwortlich zeichnen. Danach werden wir die Diagonale acht Jahre leitend und fünfzehn Jahre im Team begleitet haben und hoffen für das Festival n auf eine glorreiche Zukunft!

Weizer Schülerinnen »bespielen« Baustelle

Kunstvoll gerüstet Von Andreas Pankarter

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er Grazer Cafetier Simon Lackner hat aus der kleinen Not, sein Kaffeehaus Kaiserfeld quasi vollständig durch ein Baugerüst umgeben zu wissen, eine Tugend gemacht. Gemeinsam mit Lara und Lena Annerer, beide Schülerinnen an der HLW Weiz in ihrem Abschlussjahr, hat er das Gerüst kurzerhand in ein kleines wie feines Kunstwerk im öffentlichen Raum umwandeln lassen. Unter dem Motto »Gut gerüstet durch die Bauzeiten« wurden die Metallstreben (auf Höhe des Erdgeschosses und der ersten Etage) mit bunten Bändern umwickelt und zahlreichen weiteren Farbakzenten versehen. So entstand ein echtes »Hinschauobjekt«, das den ansonsten eher fad daherkommenden Stahlstangen eines Baugerüstes einen ästhetischen Reiz ver-

leiht, und das Durchschreiten zu einem kurzen künstlerischen Erlebnis werden lässt. Die eben Verwendung findenden starken Farben sorgen dabei für eine kräftige optische Auffrischung – und zudem auch für etwas mehr an Sicherheit. Das von den beiden Nachwuchskünstlerinnen erdachte Projekt stellt den Praxisteil ihrer Diplomarbeit dar, an der sie in Weiz gerade intensiv arbeiten. Bauträger und Hausherr der Immobilie – die Merkur-Versicherung – hat übrigens gemeinsam mit den beauftragten Bauunternehmen das Projekt finanziell unterstützt. Und sich damit als sympathischer Kunstsponsor auch im Kleinen bewiesen. Da ja gerade die Gastgartensaison wieder begonnen hat, kann Ihre nächste Melange im Kaiserfeld also durchaus kulturell werden. Schauen Sie sich das an. n

Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger, das Intendantenduo der Diagonale Eine Langversion dieses Interviews können Sie auf unserer Webseite unter fazitmagazin.at nachlesen.

Lara und Lena Annerer mit Simon Lackner

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Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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ie Diskussion über einen Importstopp von russischem Öl und Gas bleibt nicht zuletzt wegen der verzweifelten Apelle des ukrainischen Präsidenten auf der Agenda. Wolodymyr Selenskyj hat jedes Recht der Welt, unsere Solidarität einzufordern. Das betrifft Waffenlieferung ebenso wie den Boykott russischer Energielieferungen an die EU oder die Luftunterstützung der Ukraine durch die Nato. Während westliche Waffen außer Streit stehen, bleibt Selenskyj bei der Forderung von Nato-Luftangriffen ebenso ungehört wie beim Aufruf, russisches Gas für Europa zu boykottieren. Denn beides wäre kontraproduktiv. Österreich kann zwar recht rasch das russische Öl ersetzen, beim Erdgas sind wir jedoch zu etwa 80 Prozent von den russischen Gazprom-Lieferungen abhängig. In Deutschland sind es etwa 45 Prozent. Daher ist die EU zumindest mittelfristig auch weiterhin auf russisches Gas angewiesen. Daran ändert auch die europäische Empörung darüber nichts, dass Putins zukünftig nur mehr gegen Rubel liefern will. Um das

Putin muss weg! Und nicht die EU-Wirtschaft

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Gas bezahlen zu können, müssten die dafür notwendigen Rubel nämlich zuvor bei der russischen Zentralbank gegen Euro getauscht werden. Damit würde die EU den Kurs des Rubels stützen, statt den mit den Sanktionen beabsichtigten russischen Staatsbankrott herbeizuführen. In Deutschland ist mit »Frieren für die Freiheit« eine gefährliche Boykottbewegung entstanden, die kurzfristig alle EU-Energieimporte aus Russland stoppen will. Initiator war der ehemalige deutsche Bundespräsident Joachim Gauk. Aus seiner Sicht seien die Wohlstandsverluste durch einen Boykott sogar jahrelang zu ertragen. Dabei steht fest, dass dieser Boykott Europa mehr Schaden zufügen würde als Russland. Putin kann sein Gas nämlich mittelfristig problemlos nach China und Indien verkaufen. Und die Lieferverträge kann er schon jetzt – noch bevor ein Kubikmeter Gas geflossen ist – um viele Milliarden Euro, Dollar, Yuan oder gar Rupien monetarisieren. Ein Energieboykott würde die Finanzierung des verbrecherischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht gefährden. Die EU hingegen braucht ständig verfügbare bezahlbare Energie. Sonst würde nicht nur unser Lebensstandard dramatisch sinken, Schlüsselbereiche unserer Industrie hätten plötzlich keine Zukunft mehr in Europa. Entsprechend groß ist die Sorge bei sozial engagierten Politikern, die immer mehr Steuergeld für Heizkostenunterstützungen zur Verfügung stellen müssen, und bei Gewerkschaften und Wirtschaftsvertretern. »Den Gashahn von heute auf morgen so stark zu drosseln, hätte katastrophale Auswirkungen auf unser alltägliches Leben«, ist etwa IV-Präsident Georg Knill überzeugt, denn damit würden wir unsere Industrie und Arbeitsplätze vernichten. Besorgniserregend ist die Forderung »Frieren für die Freiheit« auch deshalb, weil sie nicht mehr nur von Joachim Gauck – übrigens einer der am besten bezahlten Politpensionisten der Welt – kommt. Sie findet europaweit breite Unterstützung bei all jenen, die eine Chance erkennen, mit den Putin-Sanktionen gleichzeitig auch ein schnelleres Ende der fossilen Energien herbeizuführen. Wenn gleich-

zeitig die wirtschaftliche Vormachtstellung Deutschlands innerhalb der EU geschwächt wird, wäre das ein weiterer positiver Nebeneffekt. Mit den Fridays-for-Future-Kindern fordern europaweit gleichzeitig viele einschlägige Journalisten einen russischen Energieboykott. Auch die Biden-Administration will die Chance nutzen, endlich mehr amerikanisches Fracking-Gas nach Europa zu verkaufen. Dass dem womöglich größenwahnsinnig gewordenen »Zaren« dadurch das Geld für seinen Angriffskrieg ausgeht, bleibt ein frommer Wunsch. Putin hat seit seinem legendären Auftritt auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Jahr 2007 nichts unversucht gelassen, um die freie Welt zu destabilisieren. So hat er Georgien überfallen, steckt hinter den Kriegen in Syrien und Libyen sowie zahlreichen afrikanischen Bürgerkriegen. Er hat der Ukraine die Krim und den Donbass gestohlen, den Brexit befeuert und mitgeholfen, den NATO-Gegner Trump zum US-Präsidenten zu machen. Putin muss weg. Und zwar noch bevor überzogene und wirkungslose Sanktionen n zu Armutsunruhen in Europa führen.

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 26. APRIL 2022!


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