Fazit 180

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#180

FA ZITGESPR ÄCH

Nr. 180 1/2022 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Zwischen den Kulturen Autor Omar Khir Alanam im Interview

FAZIT

März 2022

FA ZIT THEMA IMMOBILIENSPEKUL ATION

FA ZITESSAY DEMOKR ATIEDISKURS

Friedhelm Frischenschlager macht sich auf die Suche nach der politischen Kultur Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.

Zweitwohnsitze treiben die Immobilienpreise


Foto: Light & Grace

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Editorial

Von Christian Klepej

M

it dieser Ausgabe starten wir in den Fazitessays einen »Demokratiediskurs«. Die Texte der nächsten Monate sollen durch die verbindende Klammer »Auf der Suche nach politischer Kultur« unter dem (politischen) Schwerpunkt stehen, der wohl nicht nur meines Erachtens eines unserer größten gesellschaftspolitischen Probleme darstellt: die tiefe Zerissenheit der politischen Lager – ob jetzt in Österreich, in der Europäischen Union oder auch weltweit in allen demokratisch entwickelten Ländern. Und die damit verbundene Abkehr von jeder ordentlichen Gesprächs- und Dialogkultur in der öffentlichen Diskussion. Die dramatische »Spaltung der Gesellschaft« hat übrigens nicht erst mit der Coronakrise eingesetzt, die Pandemie war lediglich ein Turbo, mit dem die Spaltung nun auch eher »unpolitische Gesellschaftsschichten« – sprich die echte Welt abseits im Polit-, Medien- oder Twitterzirkus umtriebiger Menschen – erreicht hat. Und droht diese bald zu überrollen, wenn wir den gesellschaftlichen Diskurs nicht schleunigst wieder in ruhigere und vor allem kon-

Auf der Suche nach politischer Kultur

struktivere Bahnen zu lenken beginnen. Die Essays, diese Anregungen zum konsensorientierten Nachdenken, sollen dabei natürlich so weit als möglich ohne tagespolitisches Hickhack auskommen. Es soll, es muss vor allem darum gehen, das gemeinsame Ziel der ständigen Optimierung unserer Gesellschaft und damit die ständige Verbesserung der Umstände für alle Menschen, die an ihr teilhaben, im Auge zu haben und dieses gemeinsame Ziel zuvorderst außer Streit zu stellen. Mit einem klaren wie deutlichen Bekenntnis zur Demokratie als bester Staatsform, die wir kennen, und dem ebenso klaren Bekenntnis zum selbstverständlichen Respekt gegenüber anderen Positionen. Und ohne jetzt Gefahr laufen zu wollen, hier schon parteiisch zu agieren, wird es dabei auch notwendig sein, die »freie Rede« außer Streit zu stellen. Also der sich gar nicht mehr so schleichend auf so viele Themenbereiche ausweitenden »Cancel Culture« Einhalt zu gebieten. Linke aufgepasst: Damit meine ich gar nicht nur diverse Faschismuskeulen, damit spreche ich zudem die Verbissen- und Verbohrtheit in diversen Lagern rechts der Mitte an, deren mangelnde Gesprächs-, Diskurs- und Konsensbereitschaft natürlich auch oft mehr als zu wünschen übrig lässt. Als immerwährender Optimist bin ich übrigens der tiefen Überzeugung, dass der Karren noch lange nicht so verfahren ist, wie es den Anschein hat. Neben der aktuell überhitzten Impfdebatte etwa, erscheint mir die Überhitzung in der sonstigen, in der allgemeinen politischen Debatte vor allem als eine »medial überhitzte«, die sich nicht zuletzt vor allem daraus nährt, dass wir als Einzelne wie als Gesellschaft insgesamt im Umgang mit dem neuen Medium (was sind schon zwanzig Jahre!) »Internet« und den »sozialen Netzwerken« einfach noch nicht ausreichend erfahren sind. Außerdem weiß ich, dass in wirklich allen österreichischen Parteien (in Parlamenten und sonstigen ernsthaften Gremien vertretenden wohlgemerkt) plusminus Menschen am Werk sind, die meine persönliche Mindestanforderung an einen Poltiker erfüllen: Sie haben zumindest ein Anliegen mehr, als nur das der eigenen Person. Und diese

Menschen könn(t)en in aller Regel gut miteinander an der Fortentwicklung unserer Gesellschaft arbeiten. Der gesamtgesellschaftliche Dialog aber, der hat sich von dieser eigentlich guten Basis vollkommen abgekoppelt, der liegt im Argen. Dort wollen wir mit dem Demokratiediskurs ansetzen, dort wollen wir Lösungsansätze anbieten. Die Autoren der Essays werden interessante und »politisch denkende« Menschen aus allen Lagern sein, Friedhelm Frischenschlager, ehemaliger Minister und ehemaliges EU-Parlamentsmitglied macht den Anfang. Sein Text »Liberale versus illiberale Demokratie« (Seite 39) stellt eine Bestandsaufnahme der aktuellen demokratiepolitischen Situation dar und leitet unser Diskursvorhaben sehr gut ein. Dass es Frischenschlager notwendig erschien, auf die aktuell mehr als triste Situation der ÖVP und vor allem auf das verheerende Bild, das sie in den letzten Monaten abgegeben hat, recht schonungslos einzugehen, erscheint mir als Konservativen durchaus schlüssig und kann jedenfalls als konstruktiv gelesen werden. Ich freue mich über seinen Text, ich freue mich auf zahlreiche weitere. Und ich hoffe, dass Fazit damit einen kleinen Beitrag zur Verbesserung unserer politischen n Kultur leisten wird. Möge es gelingen.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT MÄRZ 2022 /// 5


Inhalt Fazit März 2022

Vergoldeter Boden

Mit dramatischen Folgen machen sich Bauinvestoren in den schönsten Gegenden der Steiermark breit.

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Fotos: Adobe Stock, Marija Kanizaj (2), Enlarge, Heimo Binder, Faksimile

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Zwischen den Kulturen

Der Autor Omar Khir Alanam nimmt mit einer Prise Humor die Vorurteile von Arabern und Österreichern unter die Lupe.

Liberale vs. illiberale Demokratie Friedhelm Frischenschlager sieht die liberale Demokratie auch in Österreich in Gefahr. Sie muss verteidigt werden!

Hittrach. Eine steirische Droge

Im Volkskundemuseum begibt sich der Fotokünstler Simon Brugner auf eine visuelle Suche nach der Geschichte der steirischen Giftesser. Seite 80

Ausgabe März 2022 XIX. Jahrgang Nr. 180 (1/2022) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 46

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Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Außenansicht 38 Immobilien 70 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Im Fazitthema geht es um Immobilieninvestoren, die für ihre Anleger Tourismusprojekte und Zweitwohnsitze errichten wollen. Dadurch sind die Immobilienpreise in den Tourismusregionen für viele Einheimische unerschwinglich geworden. Das Fazitgespräch führten wir diesmal mit Omar Khir Alanam. Der in Graz lebende syrische Bestsellerautor hält der europäischen und der arabischen Gesellschaft den Spiegel vor, geradling, witzig und provokant, aber ohne zu beleidigen.

Mit dem Fazitessay beginnen wir einen thematischen Schwerpunkt unter dem Titel »Auf der Suche nach der politischen Kultur«. Den Anfang macht Friedhelm Frischenschlager. Der ehemalige Politiker sieht die liberale Demokratie in Gefahr und geht besonders hart mit der türkisen ÖVP unter Sebastian Kurz ins Gericht.

Musik aus dem Trichter

Volker Schögler traf den Grazer Studenten Martin Schumann. Der betreibt ein kleines wie feines Schellack-Museum.

Arsenik oder Hittrach wurde jahrhundertelang in einem Bergwerk im hintersten Lungau gewonnen. Aus Arsenkies wurde eine leistungssteigernde, aber langfristig tödliche Droge hergestellt. Im Grazer Volkskundemuseum begibt sich der Fotokünstler Simon Brugner auf eine visuelle Suche nach der Geschichte der steirischen Giftesser. Gutes Lesen! -red-

Welt der Wunderlampen

Ein Schritt über die Schwelle des Hauses Sackstraße 25 in Graz lässt den Besucher in eine andere Welt eintauchen.

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Mag. Michael Petrowitsch, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

Füh g du run rch Seit g (47 e 48 )

Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam

Außenanosvisckyht Seite 38

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Erfo SERIE l

Peter Sichr Zukunft denkt über die n nach. unserer Medie

IMPRESSUM

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Foto: Adobe Stock

Fazitthema

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Fazitthema

Von Johannes Roth

Immer mehr Gemeinden werden von Immobilieninvestoren entdeckt. Besonders begehrt sind touristisch erschlossene Gebiete. Die Folgen sind dramatisch.

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as Problem ist nicht neu und es betrifft auch nicht nur die Steiermark: Investoren und Bauträger entdecken in touristisch attraktiven Gebieten unerschlossenes Bauland für sich und entwickeln es. Was in Ballungsräumen allerdings niemanden mehr besonders überrascht, ist für die eher ländlichen Idylle ein Phänomen, mit dem man erst umzugehen lernen muss.

Vorweg: Natürlich spricht nichts gegen die Entwicklung von Projekten in Gemeinden. Vor allem dann nicht, wenn sie durch Zuzug oder organisches Bevölkerungswachstum einfach mehr Wohnraum brauchen, als vorhanden ist. In der Steiermark ist das derzeit der Fall. Seit den 1970er Jahren, als die Steiermark ihren bisherigen Bevölkerungshöchststand erreicht hatte, waren die Einwohnerzahlen – sieht man von einem kleinen Wachstum zu Beginn der 1990ern ab – ja zunächst rückläufig gewesen. Seit der Jahrtausendwende steigt die Bevölkerung dank Einwanderung und der daraus resultierenden Geburten wieder leicht. Ende 2020 hatte die Steiermark so viele Einwohner wie nie zuvor: 1,247 Millionen Menschen bewohnen die Grüne Mark, die Tendenz ist steigend – die langfristige Bundesländerprognose rechnet mit einem weiteren Wachstum. Die Kurve bleibt aber eher flach. Steiler ist die Wachstumskurve naturgemäß eher in den industriell geprägten Ballungsräumen, vor allem entlang der Achse Leibnitz, Graz-Umgebung, Graz und Leoben.

Bautätigkeit stößt auf Widerstand

Aber auch abseits davon wächst in fast der Hälfte der steirischen Gemeinden die Bevölkerung. Es liegt auf der Hand, dass dort Wohnraum geschaffen werden muss. Was natürlich mit Bautätigkeit verbunden ist, die wiederum von der ansässigen Bevölkerung nicht immer goutiert wird, zumal dann, wenn sie in den eher ländlicheren Gebieten dafür sorgt, dass sich Landschaftsbild und Charakter bestehender Siedlungsgebiete gravierend verändert. Dabei stört nicht nur die Optik: Vielerorts ist es paradoxerweise vor allem die Wertsteigerung von Grund und Boden, die nicht von allen gerne gesehen wird. Denn zunehmend sehen sich Investoren, die angesichts einer drohenden Inflation attraktive Kreditzinsen mit Investment in Betongold mit einem komfortablen Zweitwohnsitz verbinden können, in den touristisch erschlossenen Gebieten um. Dadurch steigen die Preise so, dass sich Einheimische Bauland und Wohnflächen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft nicht mehr leisten können. Das Phänomen trifft Gemeinden in ganz Österreich. Wie das aussieht, wenn Gemeinden allzu freigiebig mit Baugenehmigungen für Ortsfremde und für Investoren sind, wird vor allem im Westen deutlich. Dort ist die Neuvergabe von Zweitwohnsitzwidmungen seit geraumer Zeit verboten – was zur Folge hat, dass ganze Dörfer von Geisterhäusern und -wohnungen überzogen sind, die von Investoren offiziell zum Zweck der Vermietung errichtet wer-

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den, während sie inoffiziell während weniger Wochen im Jahr von ihren Eigentümern als Urlaubsdomizil genutzt werden. Den Rest des Jahres stehen sie leer und werden offiziell zu absurden Summen zur Vermietung ausgeschrieben; nur so lässt sich der Nachweis des korrekten Verwendungszweckes erbringen.

Ausgehöhlte Gemeinden

Dass vernünftiges Bauland für Einheimische nahezu unerschwinglich geworden ist, ist mit einer Reihe ungünstiger Entwicklungen verknüpft: Einheimische wandern ab, weil sie entweder ihr Ererbtes verkaufen, statt es zu bewirtschaften, oder in Gegenden ausweichen, wo das Wohnen günstig und die Jobs vielfältig sind. Unter der Abwanderung leidet dann besonders die dörfliche Infrastruktur: Wo die meiste Zeit des Jahres die Häuser leer stehen, da lässt auch das Geschäft für Fleischer, Bäcker, Einzelhandelskaufleute, Handwerker etc. zu wünschen übrig. Auch Schulen, Ärzte und Apotheken werden nur mehr bedingt gebraucht. Und wenn man nicht gerade Kitzbühel, St. Wolfgang oder Lech ist, kann man allein von den Urlaubsgästen und jenen Bewohnern, die geblieben sind, um ihr Geld in der Tourismuswirtschaft zu verdienen, auch nicht leben. Wobei sich in Vorarlberg, Tirol und Salzburg sehr deutlich zeigt, welche Folgen die Kombination historisch niedriger Kreditzinsen und investitionswilliger Oligarchen haben kann. In Lech etwa war die Entwicklung so intensiv, berichtet orf.at, dass man einen zweijährigen Baustopp habe verhängen müssen. Bestehende Hotels und Pensionen würden verkauft, um mit Zu- und Umbau in Luxusappartements umgewandelt zu werden. Wer um 10 Millionen ein solches Objekt erwerbe, könne es nach erfolgtem Umbau »locker« um 30 Millionen Euro an Investoren wieder verkaufen. Das schlägt sich auch auf die Quadratmeterpreise nieder. War in Lech im Jahr 2003 ein Quadratmeter Bauland noch um wohlfeile 800 Euro zu haben, so muss man heute das Zehnfache dafür kalkulieren – und darf, wie die TAZ zu berichten weiß, nur die Hälfte davon verbauen.

Zauberformel »Buy to let«.

Kein Wunder, dass die Gemeinden zu immer drastischeren Maßnahmen greifen müssen, um ihre Integrität zu schützen. Zweitwohnsitzverbote, Baustopps und Kontrollen – in Summe haben zu ausufernde Investitionen äußerst unangenehme Folgen. Allein, gegen die Investorenmodelle scheint kein Kraut gewachsen. »Buy to let« heißt das Zauberwort, mit dem sich Zweitwohnsitzeinschränkungen umgehen lassen. Die Geschäftsmodelle sind immer die gleichen, egal ob in den attraktiven Schigebieten in Lech oder in der steirischen Gebirgsidylle. Eines davon: Eine Errichtungsoder Betreibergesellschaft kauft ein touristisch genutztes Objekt, das von den Eigentümern nicht mehr bewirtschaftet werden kann oder diese das nicht wollen. Das wird dann ausgebaut, denn Bau-


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und Nutzungsbewilligungen für touristische Projekte sind seitens der Gemeinden nicht so ohne weiteres zu verweigern, zumal dann, wenn es sich um Objekte handelt, die ohnehin bereits touristisch genutzt werden und die sich mit ein wenig gutem Willen ins Ortsbild fügen. Es entstehen also Luxusappartements, die noch während der Bauzeit teuer verkauft werden – an »Investoren«, die die Appartements nur während einer kurzen Zeitspanne im Jahr selbst nutzen dürfen: Kurz genug, um keinen Zweitwohnsitz begründen zu müssen, lange genug, um einige Wochen mit Familie in den schönsten österreichischen Winterwonderlands verbringen zu können. Wobei nicht selten die Zweitwohnsitzregelung und die damit verbundene begrenzte Aufenthaltsdauer schlicht und einfach ignoriert werden, wie sich in den Anfängen der Corona-Lockdowns zeigte: Ganze russische, niederländische und britische Familien bevölkerten so fröhlich wochenlang die Skigebiete, während die örtlichen Beherbergungsbetriebe geschlossen halten mussten. Wird also ein Hotel erworben und umgebaut, so wird oft jedes Hotelzimmer einzeln verkauft, wie es beispielsweise gerade in einem riesigen Appartement-Komplex in St. Gallenkirchen in Vorarlberg geschieht. Dort gibt es dann 170 verschiedene Investoren – an einem einzelnen Projekt, in diesem Fall einem riesigen Hotelkomplex mit drei umliegenden Appartementhäusern.

Projekt Engelweingarten.

Nicht unbedingt in diesen Dimensionen, aber doch in der Struktur erinnert das St. Gallenkirchner-Projekt an eines aus der Steiermark, das gerade heftig diskutiert wird. Es geht dabei um ein Projekt in Stainz, genauer um den Engelweingarten, der vielen Grazern und Weststeirern noch bestens als ein von einem riesigen Weingarten umgebenes Landgasthaus bekannt ist. Es genoss einst einen erstklassigen Ruf, die Betreiberfamilie verließ das Traditionshaus jedoch; es steht seit einigen Jahren leer. Das Landgasthaus und der Weingarten – oder zumindest Teile davon – sollen nun von einer Immobiliengesellschaft übernommen und einer »touristischen« Nutzung zugeführt werden. Die Gemeinde Stainz hat den Weg dafür vergangenes Jahr geebnet, hat sie doch im Zuge der Neuerstellung des Flächenwidmungsplanes einen Teil des Engelweingartens extra als Bauland für touristische Zwecke umgewidmet. »Gemäß dem vom Gemeinderat als Teil des örtlichen Entwicklungskonzeptes und dem verordneten, sehr detaillierten räumlichen Leitbild sowie der Aufschließungserfordernisse können am Engelweingarten ausschließlich im oberen Bereich neue Gebäude errichtet werden. Diese dürfen ausschließlich für gastronomische Zwecke (Essen, Trinken), sowie Übernachtung und Erholung genutzt werden. Es wurde ein Ausschluss von Zweitwohnsitzen verordnet«, verlautet die Gemeinde. Ein Schelm, wer hier sofort an ähnliche Projekte in anderen Gemeinden denkt, in denen auch, wie oben ausgeführt, Gasthäuser, Pensionen und Ho-

tels an Bauträger verkauft, ausgebaut und mit »Chalets« umgeben wurden, während durch die Gemeinde »Zweitwohnsitze« ausgeschlossen worden waren und die errichteten Gebäude »ausschließlich touristischen Zwecken« zugeführt werden durften. 25 bis 30 Millionen Euro sollen dem Vernehmen nach in den Engelweingarten investiert werden, drei Hotelkomplexe mit rund 600 Quadratmeter und ein Kranz von »etwa« sieben Weinberghäusern mit je 50 Quadratmeter sind vorgesehen. Das Projekt ist noch im Planungsstatus; noch liegen längst nicht alle Genehmigungen vor, die Verfahren sind noch nicht abgeschlossen. Die Gemeinde setzt auf fristgerechte und vollständige Information der Anrainer, die auch mittels Bürgerversammlung die Möglichkeit hatten, sich bei den Proponenten der Gemeinde und der Investoren über das Projekt zu informieren.

Betongold an der Weinstraße

Entrüstung macht sich auch in der Südsteiermark breit. Dort soll in Graßnitzberg ein Wohnblock gebaut werden, der, so die Nachbarn, so eigentlich nicht genehmigt werden dürfte. »Acht Wohneinheiten, vier Swimmingpools, Tiefgarage, das Ganze mindestens 10 Meter hoch in einem beschaulichen Ort, der von lauter kleinen Einfamilienhäusern dominiert wird«, weiß Sonja Gaberszik, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bauvorhaben lebt. Die Anrainer bezweifeln, dass sich ein zehn Meter hoher Neubau harmonisch in das Orts- und Landschaftsbild einfügt, zumal Gaberszik, die sich mit ihren Nachbarn gegen das Bauvorhaben wehrt, vermutet, es würde sich um Zweitwohnsitze handeln. Zumindest ersteres ließe sich durch einen unabhängigen Ortsbildsachverständigen belegen, zweiteres schließt Gaberszik aus der Struktur der geplanten Wohneinheiten: Eine geschlossene Einheit mit einem gemeinschaftlichen Weinkeller und »Degustationsraum«, jede Wohneinheit mit zwei Schlafzimmern und Stellplätzen – Wohnraum für junge Familien, die sich hier ansiedeln, sieht anders aus. Zumal ja auch der Preis einen anderen Schluss zuließe: Von 5.000 bis 6.000 Euro pro Quadratmeter ist die Rede, eine der Wohneinheiten würde dann so um die 700.000 Euro kosten – zu viel für Jungfamilien. Man befürchtet, die Einheiten würden als Zweitwohnsitze genutzt werden, also Party am Wochenende für wohlhabende Auswärtige, bis die das Interesse verlieren und die Wohnungen leer stehen oder zum Spekulationsobjekt werden. In die gleiche Kerbe schlägt auch Johann Schantl, ein anderer Nachbar, der vieles am Projekt hinterfragenswert findet. Wie sich die auf Stahlpfeilern montierten Gebäude und Terrassen harmonisch in die bestehenden Gebäude am Graßnitzberg als bezeichnete »Chalets« einfügen können, das erschließt sich weder ihm noch dem privat bezahlten Gutachter, den man mit einem Ortsbildgutachten beauftragt hatte. Dieses fiel erwartungsgemäß nicht gut aus, was aber offenbar keine Rolle spielt, da im erlassenen Baubescheid zu diesem Thema lediglich vom nicht amtlichen Bausachver-

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Fazitthema

ständigen in einem lapidaren Satz erwähnt wurde, dass sich der neue Baukörper gut in die hügelige Naturpark-Landschaft integrieren würde, berichtet Schantl. Der Bürgermeister meinte, dass er gegen dieses Bauprojekt nichts unternehmen könne und grünes Licht geben müsse, andernfalls er gegen das Steiermärkische Baugesetz verstoßen würde. Zum Ortsbildgutachten sowie zu den nicht eingehaltenen Grundstücksgrenzen äußerte er sich nicht. Man darf gespannt bleiben. Und doch ist dieses Bauvorhaben nur eines von vielen im Süden der Steiermark, die in jüngerer Vergangenheit für Unmut unter den Anrainern gesorgt haben. Tatsache ist, dass die Süd- und Weststeiermark stärker denn je im Fokus von Investoren steht, wobei natürlich nicht jeder Investor – auch das muss gesagt sein – Landschafts- und Baukulturzerstörung oder den vielfach befürchteten »Ausverkauf der Heimat« zum Ziel hat. Tatsache ist aber auch, dass die Südsteiermark einen Tourismus-Boom erlebt, der seinesgleichen sucht. Das macht sie attraktiv – sowohl für die wohlhabenderen privaten Wahl-Südsteirer wie Peter Kraus, Dietrich Mateschitz oder Michael Pachleitner, als auch für Großinvestoren wie den deutschen Unternehmer Hans Kilger. Dementsprechend wird dort gebaut: In Ottenberg an der Weinstraße wird gerade das »Ratscher Landhaus« um sieben Millionen Euro erweitert, berichtet die Kleine Zeitung, während eine »Rebenhof-Living GmbH« in Ehrenhausen »am höchsten Punkt der südsteirischen Weinstraße« 74 Chalets und Appartements errichten will. Ein ähnliches

Projekt des 82-jährigen Schlagerstars Peter Kraus, der in Ehrenhausen das »Ratsch Resort« mit 65 Zimmern und Infrastruktur auf einem 20.000 Quadratmeter großem Areal errichten wollte, scheiterte am Widerstand der Ehrenhausner. In einer Bürgerbefragung sprachen sich 84 Prozent der Stimmberechtigten gegen die notwendige Änderung des Flächenwidmungsplanes aus.

Ramsau, Schladming, Haus, Öblarn, Ausseerland, ...

In der Obersteiermark und im steirischen Salzkammergut ist man dergleichen Kummer schon seit Jahren gewohnt. Durch Corona und die dadurch entstehenden Investitionsbegehrlichkeiten hat sich der Wunsch nach Zweitwohnsitzen jedoch verdichtet, wissen die Einheimischen zu berichten. Schon vor zwei Jahren sah man sich daher etwa in der Gemeinde Ramsau dazu genötigt, dem Beispiel von Lech am Arlberg zu folgen und einen zweijährigen Baustopp zu verhängen. Damit verknüpft war die Hoffnung, dass es für Investoren ungemütlicher werden würde, entsprechende Projekte zu planen und zu realisieren. In einer Gemeinde wie Ramsau, die 2.800 Einwohner, aber 1.400 Zweitwohnsitze zählt, ist dieser Schritt, sich eine Verschnaufpause zu verschaffen, überlebensnotwendig. Die in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Gemeinde Haus im Ennstal hat es Ramsau gleichgetan: Zweijähriger Baustopp für Investorenprojekte. In dieser Zeit wollte man sich in Ruhe einer neuen Flächenwidmungs- und Raumplanung widmen.


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In anderen steirischen Skigemeinden – Gröbming, Bad Mitterndorf z.B. steigen die Zweitwohnsitze ebenfalls rasant an. In Schladming ließ der Bürgermeister vergangenes Jahr 400 Nebenwohnsitze überprüfen, um einer für Einheimische unguten Preisentwicklung entgegenzuwirken, wohl zu spät: Bis zu 1.320 Euro pro Quadratmeter Bauland muss man bereits hinblättern. Will man Ferienwohnung in Schladming erwerben, dann liegt der Preis dafür bei 13.000 Euro pro Quadratmeter, berichtet die Kleinen Zeitung. Um ein Immobilienprojekt abzuwehren, hat sich in Öblarn eine Bürgerinitiative gebildet. Es geht um ein altes Gasthaus, den Bäck’n Hansl, der abgerissen und einem Appartementkomplex mit allem Drum und Dran weichen soll: Gastronomie, Sauna, Wellness, Tiefgarage und das alles mitten im Dorf, wie Der Standard zu berichten weiß. Wie so oft steht eine niederländische Investorengesellschaft hinter dem Vorhaben, aber auch wohlhabende Einheimische und Ferienwohnungsspezialisten haben sich beteiligt. Verhindern lässt sich das Projekt nicht, der Bürgermeister der Gemeinde steht voll dahinter. Schlussendlich spürt man im steirischen Salzkammergut wie etwa in Bad Aussee gerade besonders deutlich, wie schwierig die Gratwanderung zwischen notwendiger touristischer Weiterentwicklung einerseits und dem Profitstreben von Immobilienentwicklern und Investoren andererseits ist. Die Region, deren Einwohnern ohnehin eine ganz eigene Mentalität in Bezug auf die Bewahrung ihre Heimat nachgesagt wird, leidet zunehmend unter Massentourismus. Der hat nur mehr wenig mit der

einstigen Sommerfrische, für die das Ausseerland einst berühmt war, zu tun. Im Zentrum des Unmutes stehen Chaletdörfer wie das »Narzissendorf Zloam«, das am Grundlsee situiert ist und aus 34 brandneuen Chalets im Ausseerhausstil bestehen soll. Bauprojekte wie das von Hannes Androsch, der gemeinsam mit anderen Investoren eine Seilbahn auf den Loser errichtet hat, erschließen die Gebiete noch weiter und beflügeln die Begehrlichkeiten von Touristen und Investoren. Ersteres zur Freude, zweiteres zum Leidwesen der betroffenen Regionen. In der Steiermark haben sich ÖVP und SPÖ nun auf die Einführung einer Leerstands- und Zweitwohnsitzabgabe geeinigt. Allerdings soll es den Gemeinden freistehen, diese auch einzuheben. Erwin Dirnberger, Präsident des Gemeindebundes Steiermark will damit die derzeitige Ferienwohnungsabgabe ersetzen. Maßstab für die Höhe der neuen Steuer soll die Nächtigungsabgabe sein – diese liegt derzeit pro Nacht bei 1,50 Euro. Kritik kommt hingegen von den Grünen, die sich eine konkrete Novelle erwartet und stattdessen eine vage Aufzählung möglicher Maßnahmen erhalten hätten. Tatsächlich sehen auch die Baufinanzierer in der jetzt geplanten Form der Leerstands- und Zweitwohnsitzabgabe keine wirksame Bremse für von der Bevölkerung abgelehnte Investorenprojekte.

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Hermann Schützenhöfer, Landeshauptmann

Schützenhöfer – ein Großer wird 70 Das Kuriosum, am Schalttag geboren zu sein, führt dazu, dass der nächste reguläre Geburtstag von Hermann Schützenhöfer eigentlich erst der 29. Februar 2024 wäre. Aber das hat den steirischen Landeshauptmann bisher nicht am Feiern gehindert; die Pandemie jedoch schon. Ohne Corona würde sich alles, was in unserem Land Rang und Namen hat, wie schon bei Schützis 50er und 60er, auch beim 70er wieder im Festsaal der Steirischen Arbeiterkammer treffen, um einem großen Steirer zu huldigen. Darüber, dass Schützenhöfer wieder einmal in der AK gefeiert hätte, wundern sich die wenigsten, die ihn näher kennen. Er ist in der Jungen ÖVP und später im Steirischen ÖAAB groß geworden. Das politische Talent des im niederösterreichischen Edlitz geborenen Einzelhandelskaufmanngesellen machte ihn im Jahr 1971 zum Landessekretär der Jungen ÖVP und 1976 zum Landesobmann. 1978 holt ihn sein Mentor und Freund Franz Wegart als Landessekretär zum Steirischen ÖAAB. Seit dieser Zeit ist Schützenhöfer einer der bedeutendsten nicht-sozialdemokratischen Arbeitnehmervertreter des Landes. Er führte die ÖAAB-Fraktion in der Arbeiterkammer an, wo er sich legendäre Gefechte mit der sozialdemokratischen Mehrheit lieferte. Und weil er auch der Erste war, der in Österreich einen gesetzlichen Mindestlohn forderte, hatte er im ÖVP-Wirtschaftsflügel auch nicht nur Freunde. Schützenhöfer konnte immer schon hart austeilen. Er kann aber auch harte Schläge einstecken, ohne den Respekt vor seinem jeweiligen politischen Gegenüber zu verlieren. Und ganz egal welches Handy noch gehackt oder beschlagnahmt wird – ein Chat, in dem Schützenhöfer die SPÖ pauschal als »rotes Gesindel« bezeichnet, wird sich nirgendwo finden. 1994 wurde Schützenhöfer Klubobmann des ÖVP-Landtagsklubs, ein Jahr später stieg er im ÖAAB zum Landesobmann auf. Mitglied der Landesregierung wurde er nach der gewonnenen Landtagswahlsieg der ÖVP am 15. Oktober 2000, wo es 14 /// FAZIT MÄRZ 2022

Landeshauptfrau Waltraud Klasnic gelang, den Schwung, den Bundeskanzler Wolfgang Schüssel der ÖVP gegeben hatte, für die Steirische ÖVP zu nutzen. Als die SPÖ fünf Jahre später, mit Franz Voves an der Spitze, einen fulminanten Wahlsieg einfahren und dadurch den Landeshauptmann stellen konnte, musste Schützenhöfer plötzlich die nach der Niederlage am Boden liegende steirische ÖVP als Obmann übernehmen. Der Konsenspolitiker überwand seine inneren Widerstände und setzte auf einmal auf einen strikten Oppositionskurs – mit dem Ziel, die ÖVP so rasch wie möglich wieder zur Nummer eins in der Steiermark zu machen. Mit dieser Strategie kam die ÖVP bei der Landtagswahl 2010 zwar bis auf wenige tausend Stimmen an die SPÖ heran, Franz Voves blieb jedoch Erster. Das Ergebnis der Regierungsverhandlungen war die sogenannte Reformpartnerschaft. SPÖ und ÖVP einigten sich auf eine breite Zusammenarbeit, um die Steiermark in vielen Bereichen endlich zu modernisieren und das unter der Regierung »Voves I« explodierte Budgetdefizit einzufangen. Ganz anders als sonst bei zwei Regierungsparteien, die vom Wähler zur Zusammenarbeit gezwungen wurden, passte fünf Jahre lang tatsächlich kein Blatt Papier zwischen Franz Voves und Hermann Schützenhöfer – zwischen SPÖ und ÖVP. Tatsächlich gelang es den beiden gemeinsam mit Walter Kröpfl (SPÖ) und Christopher Drexler (ÖVP) als Regierungskoordinatoren, viele Verkrustungen aufzubrechen. Gegen breite Widerstände wurden nicht nur die Landesverwaltung, sondern auch das Sozial- und Gesundheitswesen modernisiert. Was jedoch nicht gelang, war die Sanierung des Landeshaushalts. Die von unverantwortlichen Banken ausgelöste Weltwirtschaftskrise schlug nämlich voll auf die Steuereinnahmen durch und ließ eine nachhaltige Haushaltskonsolidierung einfach nicht zu. Aus heutiger Sicht ist der Mut zu unpopulären Reformen, wie er von Voves Schützenhöfer an den Tag gelegt wurde,

nur schwer nachvollziehbar. Nach Jahren der wahltagsgetriebenen Umfragedemokratie erscheinen Reformen im Sozialbereich oder die Auflösung von Bezirken und Gemeinden wie ein politisches Harakiri. Doch anders als geplant, machten diese den in wenigen Tagen 70-jährigen Jubilar zum Landeshauptmann. Obwohl es Franz Voves bei der Landtagswahl 2015 gelungen war, mit 29,3 Prozent Zustimmung, die Nummer Eins für die SPÖ zu verteidigen, trat er zurück. Er fühlte sich nämlich an sein vor der Wahl gegebenes Versprechen gebunden, bei einem Ergebnis unter 30 Prozent nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Zur völligen Überraschung aller – angeblich hatte die SPÖ Angst vor einer schwarzblauen Landeskoalition – schlug Voves nicht Michael Schickhofer, seinen designierten Nachfolger als Parteivorsitzender, zum Landeshauptmann vor, sondern seinen Regierungspartner Hermann Schützenhöfer. Selbstverständlich nahm die ÖVP dieses Geschenk an. Und so gelangte Hermann Schützenhöfer am 16. Juni 2015 doch noch an sein Ziel, den steirischen Landeshauptmannsessel. Danach funktionierte auch seine Zusammenarbeit mit der Schickhofer-SPÖ recht ordentlich. Aber natürlich konnte die sozialdemokratische Basis den Schock darüber, dass ihr ehemaliger Obmann den LHSessel aus ihrer Sicht einfach verschenkt hatte, nicht so ohne weiteres überwinden. Auf die Reformpartnerschaft folgte »Governance as usual«. Nach der Gemeindestrukturreform, die 2015 in Kraft trat, hatten weder Schützenhöfer noch Schickhofer die Kraft und die Lust zu weiteren harten Einschnitten. Und so konnte Schützenhöfer – auch angesichts des gewaltigen Popularitätsschubs, den der neue ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz der gesamten Volkspartei gegeben hatte – einen fulminanten Wahlsieg einfahren. Die ÖVP hatte die Wahl nämlich um einige Monate, auf November 2019, vorverlegt und lag damit auch goldrichtig. Schützenhöfer wurde mit einem riesigen Stimmen-


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

zuwachs Landeshauptmann – und diesmal, anders als fünf Jahre zuvor, aus eigener Kraft. Doch aus der erwarteten gemütlichen Legislaturperiode, die er nutzen hätte können, um sein politisches Vermächtnis in die Wege zu leiten, wurde nichts. Und noch weiß niemand, wie sich Corona, aber auch die gewaltige Krise, die die ÖVP auf Bundesebene gerade durchlebt, auf die politischen Verhältnisse in der Steiermark auswirken werden. Eigentlich haben die meisten Insider spätestens mit dem Ende des Vorsitzhalbjahres der Steiermark bei der Landeshauptleutekonferenz am 30. Juni 2021 mit Schützenhöfers Rückzug als Landeshauptmann gerechnet. Und so sehen die landespolitischen Auguren der Tagesmedien diesen Tag nun eben irgendwann zwischen Frühsommer und Herbst kommen. Doch ganz egal, ob und wann der bis Herbst 2024 gewählte Schützenhöfer Platz macht: Er wird einer der letzten Kaufmannsgesellen sein, die es bis zum Landeshauptmann bracht haben und auch seine Größe wird bleiben. Alles Gute zum Geburtstag, Herr Landeshauptmann!

Schützenhöfer – Ist sein Mut zum Unpopulären zurück? Während der Reformpartnerschaft zeichnete sich Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer durch seinen Mut zum Richtigen aus, selbst wenn es aus Sicht der Betroffenen unpopulär war. Dass er immer noch nicht davor zurückschreckt, auch gegen die veröffentlichte Meinung und Reformverweigerung aufzutreten, zeigt sich gerade jetzt wieder in der Impfdebatte. Anders als die Landeshauptleute von Salzburg, Oberösterreich oder Kärnten, die sich in einer Art verzweifelter Kindesweglegung gerade von der Impfpflicht verabschieden, bleibt Schützenhöfer standhaft. Schließlich hat er als erster maßgeblicher österreichischer Politiker schon im Herbst 2020 eine Impfpflicht gefordert. Aber erst ein Jahr später konnte er sie – gemeinsam mit seinen LH-Kollegen – der in dieser Frage über lange Zeit zaudern-

Der Impfpflichtbefürworter der ersten Stunde, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, kann sich vorstellen, dass die Impfkomission die vorgesehenen Strafen aussetzt. Er will den Ungeimpften oder Nicht-Geimpften auch mit der Öffnung am 5. März und dem Wegfall der 3G-Pflicht am Arbeitsplatz eine goldene Brücke bauen den Bundesregierung abtrotzen. Schützenhöfer steht zu seinem Wort. Und so erklärte er vor wenigen Tagen: »Die Impfpflicht kommt zweifellos zu spät. Wir hätten sie zur Bekämpfung der Delta-Variante schon viel früher gebraucht.« Man könne, so der LH, doch kein Gesetz schaffen, und sich danach einfach davon verabschieden. Dabei ist auch dem steirischen Landeshauptmann bewusst, dass der aktuelle Impfstoff nur recht bescheiden gegen die zwar harmlosere, aber umso infektiösere Omikron-Variante wirkt. Und er weiß natürlich auch, dass die vom Nationalrat deutlich abgemilderte Impfpflicht erst in einiger Zeit organisiert und exekutiert werden kann. Schützenhöfer wird Bundeskanzler Karl Nehammer, der ja erst von den Landeshauptleuten zur Initiierung der Impf-

pflicht veranlasst werden musste, also ganz sicher nicht in den Rücken fallen. Als darüber zuletzt im Landtag diskutiert wurde, zeigte Schützenhöfer zumindest seine Bereitschaft, über eine Aussetzung der vorgesehenen Strafen zu diskutieren. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die bereits vor Jahrzehnten abgeschaffte Wahlpflicht, die, obwohl entsprechende Verstöße nicht exekutiert wurden, ebenfalls von fast allen befolgt wurde. Damit liegt auch eine gesichtswahrende Lösung auf der Hand. Die Impfpflicht wird zu einer Art Vorratsbeschluss, der erst dann mit Verordnungen scharf gestellt wird, wenn im Herbst auf Omikron nicht nur eine gefährlichere Virusvariante folgt, sondern auch ein entsprechender Impfstoff, der nicht nur wie ein Medikament, das den Krankheitsverlauf abmildert, wirkt. FAZIT MÄRZ 2022 /// 15


Recht haben

Kurz & News

Haftung bei umfallenden Bäumen

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

16 /// FAZIT MÄRZ 2022

Kinder- und Jugendschwerpunkt für Graz

D

ie Stadt Graz setzt in den kommenden fünf Jahren einen klaren Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendliche. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat der Gemeinderat am 17. Februar einstimmig beschlossen. Nach der Vertagung in der letzten Sitzung und einem Runden Tisch, bei dem alle Gemeinderatsfraktionen ihren Input einbringen konnten, wird es nun kein Themenjahr geben, sondern stattdessen einen fünfjährigen Schwerpunkt mit einem starken Auftaktimpuls im heurigen Jahr. Unter dem Titel „Kinder- und Jugendstadt Graz“ wird man gerade jetzt – nach zahlreichen Lockdowns und einem nicht absehbaren Ende der Pandemie – die jungen Menschen in der Stadt wieder in den Fokus stellen. Der Start ist für den Sommer geplant.

Partnerschaft: Steiermärkische und Oper Graz A

m 12. Februar kam mit „Morgen und Abend“ eine Oper des international renommierten Grazer Komponisten Georg Friedrich Haas an der Oper Graz zur österreichischen Erstaufführung. Mit „Morgen und Abend“ schuf Haas ein komplexes Werk nach Jon Fosses gleichnamigem Roman über einen Fischer, nach den eigenen Worten von Haas „eine Oper über das gesamte Leben eines Menschen, ohne auch nur etwas über dieses Leben zu erzählen“. Nach der Uraufführung 2015 am Covent Garden gab es nun die österreichische Erstaufführung, bei der wie schon in London Cornelius Obonya den Sprechpart übernahm. Als langjährige Partnerin war die Steiermärkischen Sparkasse, vertreten durch Oliver Kröpfl, Mitglied des Vorstandes, vor Ort.

Fotos: Stadt Graz / Fischer, Oliver Wolf

Leider sehr häufig stellt sich die Frage, wer für Schäden, die durch das Umstürzen von Bäumen verursacht werden, zu haften hat. Ein Beispiel möge dies veranschaulichen: Auf einer Liegenschaft der beklagten Gemeinde standen mehrere Bäume, die bei einem Sturm mit Windspitzen bis zu 110 km/h umstürzten und den Zaun des Klägers beschädigten. Die Bäume wurden etwa bereits im Jahre 1970 gepflanzt. Es handelte sich um sogenannte Flachwurzler. Der Boden betrug wegen des darunterliegenden Grobschotters nur 30 bis 40 Zentimeter. Dies war damals üblich. Nach heutigem Stand der Technik wäre ein tieferer Untergrund erforderlich. Die Bäume waren bis zum Schadensereignis gesund. Sie wurden regelmäßig durch ein von der beklagten Gemeinde beauftragtes Unternehmen kontrolliert. Die Bäume waren auch in ein Baumkataster eingetragen. Die Kontrollen erfolgten regelmäßig nach den einschlägigen Ö-Normen L 1122 (Baumpflege und Baumkontrolle) und L 1125 (Anforderungen an einen Baumkataster) sowie den dafür geltenden Richtlinien einer Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklungen und Landschaftsbau. Die Gerichte, zuletzt der OGH (2 Ob 50/20x), entschieden, dass Schäden, die durch das Umstürzen von Bäumen verursacht werden, im Wege der Analogie in den Anwendungsbereich von Paragraf 1319 ABGB einzubeziehen sind. Bei Bäumen liegt der Grund einer verschärften Haftung nicht darin, dass sie grundsätzlich als gefährlich angesehen werden, sondern darin, dass aufgrund eines Mangels eine erhöhte Gefährlichkeit besteht, also dann, wenn durch den Zustand eines Baumes von diesem eine besondere Gefahr ausgeht. Der Eigentümer eines Baumes muss sich quasi freibeweisen. Er hat zu behaupten und zu beweisen, dass er alle Vorkehrungen getroffen hat, die vernünftigerweise nach den Umständen von ihm erwartet werden können. Das Maß der Zumutbarkeit geeigneter Vorkehrungen gegen den Schadenseintritt bestimmt sich nach den Umständen des Einzelfalls. Im vorliegenden Fall hatte die beklagte Gemeinde die Überprüfung der auf ihren Liegenschaften stehenden Bäume einem fachkundigen Unternehmen übertragen. Dies genügt im Regelfall für den Entlastungsbeweis nach Paragraf 1319 ABGB. Im konkreten Fall handelte das Unternehmen nach dem Stand der Technik, der sich insbesondere in den Ö-Normen (siehe oben) widerspiegelte. Im gegebenen Fall hat die beklagte Gemeinde sohin nicht für die Baumschäden beim Kläger haften müssen. Ein vorab eingeholter fachkundiger Rat kann viele Probleme verhindern.


Foto: Tschebular


Erlebnisregion Graz startet ins Jahr

Grawe High Potential Awards 2021

Mit der ersten Teamklausur Mitte Jänner in Köflach setzte das Team der neuen Erlebnisregion Graz den Auftakt für die neue Erlebnisregion Graz und wurde von Bgm. Helmut Linhart herzlich willkommen geheißen. Susanne Haubenhofer fungiert als neue Geschäftsführerin der Erlebnisregion Graz und verfügt über langjährige touristische Erfahrung. Finanzreferent Thomas Apfeltaler sieht in dem Neustart eine große Chance für die touristische Zukunft. Ziel ist es, ein starkes Fundament für haltbare Strukturen für die Zukunft zu schaffen. Nachdem das erste Treffen in der Lipizzanerheimat stattgefunden hatte, war es diesmal Frohnleiten, wo am Hauptplatz eine der fünf Geschäftsstellen des neuen Verbandes zu finden ist.

Mit den Grawe High Potential Awards werden jährlich Absolventen der Institute International Management, Bank- und Versicherungswirtschaft sowie Internet-Technologien & -Anwendungen der FH Joanneum für ihre hervorragenden Studienleistungen sowie Bachelorarbeiten bzw. Masterarbeiten geehrt. Die Preisträger bekamen die Trophäen aufgrund der COVID-19-Situation nicht, wie üblich, im Rahmen der Graduierungsfeiern überreicht, da diese nicht stattfinden konnten. Im Namen von Wolfgang Thelesklav, dem Leiter der Personalabteilung der Grazer Wechselseitigen, wurden die High Potential Awards mit einer Urkunde zu den Gewinnerinnen und Gewinnern nach Hause geschickt, die sich unter anderem mit einem Foto bedankten.

Flughafen Graz legte 2021 an Passagieren zu Trotz Corona-Pandemie konnte der Flughafen Graz im Gesamtjahr 2021 sein Ergebnis gegenüber dem Vorjahr steigern. Das Jahr hat global und damit auch für den Flughafen Graz sehr schwierig begonnen. So konnten in den ersten fünf Monaten 2021 nur knapp über 16.000 Passagiere betreut werden. Das erste Halbjahr 2021 war im Vergleich mit 2020 deutlich im Minus. Der neuerliche Lockdown im Spätherbst 2021 hat die gute Entwicklung wieder etwas eingebremst, trotzdem konnte mit 226.562 Passagieren ein Plus von +13,6 % erreicht werden.

THE

Fotos: Spar / Foto Krug, FH Joanneum, Region Graz, Mias Photoart

Graz hat's

ACTIVE TOURER

Gady Graz-Liebenau Liebenauer Hauptstr. 60 8041 Graz Tel. 0316/47 22 20-0

Graz-Nord Wiener Straße 314 8051 Graz Tel. 0316/23 23 16-0

Lebring Leibnitzer Straße 76 8403 Lebring Tel. 03182/24 57-0

Fehring Bahnhofstraße 21 8350 Fehring Tel. 03155/2310-0

Deutsch Goritz* Werkstätte 8483 Deutsch Goritz Tel. 03474/8256-0

BMW 2er Active Tourer: von 100 kW (136 PS) bis 150 kW (204 PS), Kraftstoffverbrauch gesamt von 4,8 l bis 6,2 l/100 km, CO2-Emissionen von 126 g bis 141 g CO2/km. Angegebene Verbrauchs- und CO2-Emissionswerte ermittelt nach WLTP.

Lieboch Gadystraße 1 8501 Lieboch Tel. 03136/90310-0

www.gady.at

*Verkaufsfiliale von Gady Graz


Foto: www.gimpel.at

Spar übergibt Spende ans Marienstüberl Anlässlich des neuen „Marienstüberl-Kochbuchs“ hat Spar heuer eine Verkaufsaktion gemeinsam mit der Caritas gestartet. Insgesamt kamen so über 7.400 Euro für das Marienstüberl Graz zusammen. Der Erlös kommt der Caritas-Einrichtung zugute, die seit über 25 Jahren Essen und Unterstützung für Menschen in Not bietet. „Wir freuen uns sehr, dass zahlreiche Kundinnen und Kunden durch den Kauf des Kochbuches einfach und unkompliziert geholfen haben und wir nun € 7.400 übergeben dürfen“, sagt SPAR Steiermark GF Christoph Holzer. „Manchmal geht nicht nur Liebe, sondern auch Hilfe durch den Magen. Mein Dank geht an alle jene, die durch den Kauf des Kochbuches diese Spende ermöglicht haben“, so Caritasdirektor Herbert Beiglböck.

GKB dankt Seiersberger Polizei

Anfang November 2021 kam es an der Strecke der GKB im Bereich von Seiersberg-Pirka mehrfach zu Akten von Bahnfrevel. Wiederholt wurden Gegenstände am Gleiskörper abgelegt und gefährdeten den Bahnverkehr. Die Polizeiinspektion Seiersberg konnte anhand einer Zeugenaussage die beiden jugendlichen Täter noch am selben Tag ausforschen. Vertreter der Graz-Köflacher Bahn gratulierten der Seiersberger Polizei persönlich zum schnellen Ermittlungserfolg im November. GKB-Bereichsleiter Gerald Klug hält fest: „Solche Aktionen gefährden und behindern den Bahnbetrieb massiv und verursachen erhebliche Kosten. Die GKB dankt der Polizei für ihre gute Ermittlungsarbeit und gratuliert zum schnellen Erfolg.“

Fotos: Benedikt Lechner / werbelechner, GKB Motschnik

Neuer Standort für Agentur werbelechner

Die letzten zwei Jahre waren für viele Unternehmen nicht leicht. Die Grazer Werbeagentur werbelechner meisterte diese Zeit jedoch gut und beginnt das Jahr 2022 mit einem Neustart. Von der Glacisstraße siedelt sie in die Brockmanngasse in einen schönen Altbau. Herzstück des neuen Büros ist ein begrünter Innenhof und ein Balkon, welcher auch mit allerlei Kräutern bepflanzt werden soll. Aber nicht nur der Standort ist neu: Die Werbeagentur arbeitet an der Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene. Gabi Lechner ist dieses Thema ein besonderes Anliegen: „Vor allem Unternehmen können einen Teil zum Schutz des Menschen und der Umwelt beitragen und ein gutes Vorbild sein.“

Neues Konzept für Gastro Weinzödl Nachdem der bisherige Betreiber AKG Gastronomie GmbH auf dem Sport-Campus Weinzödl Insolvenz beantragen musste, eröffnet das „Nordstern“ dort bereits am 1. März wieder, nun mit dem Gastronomie-Vollprofi Lukas Steinwender als neuem Betreiber und mit neuem, ganz auf das Thema Sport fokussierten Konzept. Damit möchte Steinwender insbesondere die „Synergien der Lage“, wie er es nennt, stärker nutzen. „Wir werden den GAK ganz stark einbinden. Aber auch Golf, Klettern, Mountainbike und was es sonst noch alles in unserer unmittelbaren Umgebung gibt. Damit wird Weinzödl ein neues Herz, eine neue Seele bekommen.“

Kurz im Gespräch mit Hannes Schreiner,

GF Technopark Raaba Holding Wie entwickeln sich Angebot und Preise für Gewerbeflächen im südlichen Grazer Umland? Hier im Süden von Graz entwickeln sich die Gewerbeflächen sehr dynamisch. Das hat eine Reihe von Ursachen: Die Verfahren verlaufen viel unkomplizierter als in Graz, die Verkehrsanbindungen sind ausgezeichnet und nicht zuletzt ist hier ein attraktives Umfeld, von der Infrastruktur wie von der Landschaft und den Freizeitmöglichkeiten her. Die Mieten liegen zudem um rund 10 % unter jenen von Standorten im Grazer Westen. Was sind eure weiteren Pläne zur Entwicklung und Attraktivierung des Technopark Raaba? Seit November ist unser neues Parkhaus mit 750 Stellplätzen in Betrieb, ab April werden auch der Sportplätze am Dach eröffnet. Im September ist der Baubeginn für unser neuestes Gebäude TP 7 mit einem Konferenzzentrum. Dabei setzen wir hier auf nachhaltiges Energie-Contracting mit dem französischen Partner Engie.

Was tut sich bezüglich einer besseren ÖffiAnbindung für den Süden von Graz? In den letzten Jahren sind alle Verhandlungen mit der Stadt bezüglich einer besseren Öffi-Anbindung des südlichen Umlands nach Graz enttäuschend verlaufen, bis jetzt haben immer alle Visionen der Verkehrsplanung am Stadtrand geendet. Ich setze hier Hoffnungen in die neue Stadtregierung für eine konstruktivere Haltung.

FAZIT MÄRZ 2022 /// 19


Wirtschaft

»Kontrollscheibe« hilft Tankstellen beim Jugendschutz Tankstellen-Shops sind beliebt, um schnelle Last Minute-Einkäufe zu erledigen. Leider machen sich Jugendliche diese Anlaufstellen gern zunutze, um entgegen dem geltenden Alterslimit Alkohol oder Zigaretten zu erwerben. Eine handliche „Alterskontrollscheibe“ soll hinkünftig dem Verkaufspersonal wieder dabei helfen, dem Missbrauch besser vorzubeugen. in mit der Pandemie einhergehender Faktor hat besonders zu der vermehrten Nachfrage nach alkoholischen Getränken beigetragen: Die Nachtgastronomie befindet sich seit Monaten im DauerLockdown und der Alkoholkonsum hat sich zunehmend in den privaten Bereich ver-

lagert. Die Verlockung ist daher auch für Jugendliche groß, sich ihre Getränke im Supermarkt und an Tankstellen zu besorgen. Regelmäßige Testkäufe an den verschiedenen Verkaufsstellen haben – auch schon vor Corona – gezeigt, wie leicht es mitunter ist, als Jugendlicher

an Alkohol zu kommen, obwohl das Stmk. Jugendgesetz das verbietet. Angesichts der gesetzlichen Bestimmungen und drohender Strafen sind die Shop-Betreiber aber nicht untätig geblieben: Schon seit Längerem schieben sie gemeinsam mit Hilfe der WKOFachgruppen der Tankstellen

und des Energiehandels dieser Praxis einen Riegel vor. „Drehscheibe“ zur schnellen Alterskontrolle Als eine wirksame Maßnahme gegen illegale Abgabe von Alkohol etc. an Jugendliche wurde nun bereits zum dritten Mal die bewährte „Alters-

Jugendschutz mit „Kontrollscheibe“: (von li.) Sabine Neubauer (Stadt Graz), Bundesobmann Energiehandel Jürgen Roth, Tankstellen-Obmann Harald Pfleger und Mario Wünsch (Land Steiermark) 20 /// FAZIT MÄRZ 2022

Anzeige Fotos: Lunghammer, Kurt Keinrath

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Wirtschaft

kontrollscheibe“ neu aufgelegt, damit sich Verkäufer rasch über die Altersgrenze orientieren können, erklärt Harald Pfleger, Obmann der Fachgruppe Tankstellen an der WKO Steiermark: „Schon im Jahr 2012 hatten wir die erste Auflage der Alterskontrollscheibe an Tankstellen und 2016 kam die zweite Auflage.“ Bei einem Kaufversuch lässt sich mittels der einfachen Pappscheibe das Alter anhand des Geburtstags sofort ablesen. „Damit erleichtern wir die Kontrollen im Verkauf und

andrang im Shop hilft ein schneller Blick auf die Altersdrehscheibe. Sie ist auffällig sichtbar und griffbereit an der Kassa angebracht und hilft, Rechenfehler zu vermeiden“, sagt Harald Pfleger. Sie erleichtert erstens das Rechnen im Stress während des Kassierens und ist gleichzeitig ein sichtbares Signal an die Jugendlichen und suggeriert: „Hier wird kontrolliert - hier bekommst du keinen Alkohol!" Pfleger ist sich der Verantwortung der Tankstellenbetreiber bewusst: „Dass das ‚Vorglühen am Parkplatz‘ billiger kommt als in der Gastronomie, haben die Leute durch Corona gelernt.“ Gerade aus diesem Grund müsse beim Verkauf nun noch stärker kontrolliert werden. Ein weiteres Problem seien die im Lockdown unerlaubten „Ansammlungen“ auf Parkplätzen, wenn der Alkohol gleich vor

WKO-Bundesobmann Energiehandel Jürgen Roth: „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und leisten daher selbstverständlich unseren Beitrag.“ schützen Jugendliche“, betont Jürgen Roth, WKO-Bundesobmann des Energiehandels, gemeinsam mit Pfleger: „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Die ‚Alterskontrollscheibe‘ ist ein einfacher, aber dafür umso effektiverer Beitrag zum Jugendschutz an den Tankstellen.“ Neben den Konsequenzen für die Jugendlichen bzw. ihre Erziehungsberechtigten kann das auch für die Tankstellenpächter teure Folgen haben, denn es drohen Strafen von bis zu 3.600 Euro. Bewusstsein für Jugendschutz schärfen „Gerade bei regem Kunden-

WKO-Tankstellen-Obmann Harald Pfleger: „Die Alterskontrollscheibe ist ein wirksames Hilfsmittel für die Kontrolle.“ Ort konsumiert wird. Die gesamte Branche müsse hier an einem Strang ziehen, ergänzt Bundesobmann Jürgen Roth. „Wir leisten unseren Beitrag, indem wir proaktiv an die Sache herangehen, unsere Mitarbeiter unterstützen und mit Stadt und Land kooperieren.“ Das Verkaufspersonal wird daher schon vor

dem Dienstantritt sorgfältig und umfassend geschult, berichtet die Verkäuferin eines Shops: „Es kommt immer wieder vor, dass Jugendliche Alkohol kaufen wollen und dann

Maßnahmen haben sich als wirksam erwiesen und dank der Kontrollen in den letzten Jahren haben sich die Zahlen stark verbessert – zuletzt lag die Quote von Abgaben an Minderjährige nur mehr bei rund einem Drittel. Aber natürlich besteht hier auch noch weiterer Verbesserungs-

WKO-GF „Tankstellen und Energiehandel“ Oliver Käfer: „Geselliges Zusammensein mit Genuss alkoholischer Getränke ist Teil unserer Kultur, umso wichtiger ist Bewusstsein für den Jugendschutz.“ auf Nachfrage behaupten, sie hätten den Ausweis vergessen, obwohl das Moped draußen vor der Tür steht. Hier gilt es, den Altersnachweis konsequent zu verlangen und im Fall, dass keiner erbracht wird, den Verkauf zu verweigern.“ Die Altersgrenze für den Erwerb von Bier und Wein liegt bei 16 Jahren, allerdings dürfen Getränke, die gebrannten Alkohol enthalten, z. B. etwa Mischgetränke oder Alkopops, erst an Jugendliche ab 18 Jahren verkauft werden.

Kooperation von WKO mit Graz und Land Steiermark Das Land Steiermark und die Stadt Graz waren von Anfang an mit an Bord der Jugendschutzinitiative. Seitens der Landesregierung begrüßt man die Wiedereinführung der Drehscheibe. Seit 2014 führen wir mit Minderjährigen regelmäßig Testkäufe durch, erklärt Mario-Carl Wünsch vom Fachabteilung Gesellschaft: „Die

Mit der Alterskontrollscheibe lassen sich auf einen Blick die Altersgrenzen ablesen. bedarf.“ Sabine Neubauer vom Amt für Jugend und Familie (Abteilung Recht – Jugendschutz) der Stadt Graz, zeigt sich ebenfalls begeistert von der Initiative: „Zwischen der Fachgruppe Garagen-, Tankstellen- und Serviceunternehmungen der WKO Steiermark und dem Amt für Jugend und Familie der Stadt Graz besteht schon seit Jahren eine hervorragende Zusammenarbeit“, erklärt sie. „Daher freut es uns besonders, dass wir wieder zu diesem tollen Projekt beitragen konnten.“

FAZIT MÄRZ 2022 /// 21


Fazitgespräch Von Volker Schögler und Christian Klepej mit Fotos von Marija Kainzaj

Zwischen den Kulturen Autor Omar Khir Alanam über Flucht, Revolution,

Ausgrenzung, Heimat, Identität und Integration.

22 /// FAZIT MÄRZ 2022



Fazitgespräch

Der aus Syrien stammende Omar Khir Alanam mutierte

vom Flüchtling zum Bestsellerautor und Liebling der Medien. Von Graz aus hält er der europäischen und der arabischen Gesellschaft den Spiegel vor, ohne zu beleidigen oder sich vereinnahmen zu lassen.

Nach einer zwei Jahre dauernden Flucht aus Syrien landete

Alanam im November 2014 in Österreich. Im Eilzugtempo lernte er Deutsch und wurde 2017 Dritter bei den Österreichischen

Poetry-Slam-Meisterschaften. Er gilt als Paradeintegrierter mit

Popstarimage und hat bereits vier Bücher auf Deutsch geschrieben. Wenn er dabei sowohl die österreichische wie auch die

arabische Gesellschaft, Kultur und Politik kritisch, analytisch

und scharfsinnig mit einer Prise Humor unter die Lupe nimmt, setzt er sich mit voller Absicht zwischen alle Stühle.

Im Fazitgespräch spricht er aus dem Nähkästchen und liefert auch seinen Kritikern neue Munition.

24 /// FAZIT MÄRZ 2022




Fazitgespräch

Eine der schönsten Beschreibungen, die ich über mich gehört habe, ist jene als Friedensbotschafter. Omar Khir Alanam

Sind Sie der Aufklärer der Nationen für Österreicher und Syrer? Oder ein Vermittler zwischen den Welten, vielleicht eine Art Hofnarr aus der arabischen Community, der ungestraft alles sagen darf, weil er so lustige lange Haare hat und witzig ist? Nein, weil ich mir sehr viele Gedanken mache, wenn und vor allem wie ich etwas thematisiere. Ich denke, es nicht nur wichtig, was ich sage, sondern wie ich es sage. Das heißt, dass ich nicht einfach Grenzen überschreiten will oder dass ich mir alles erlaube. Gerade das letzte Buch »Feig, faul und frauenfeindlich«, hat eine heikle Thematik. Es geht um Vorurteile und ich wollte eine Stimme in die ganze Diskussion einbringen, die es noch nicht gab.

Sie sind knapp vor der großen Flüchtlingswelle 2015 nach Österreich gekommen, haben inzwischen vier Bücher auf Deutsch geschrieben, gelten als Paradeintegrierter mit Popstarimage. Wie war ihre Position davor in Syrien? Auch dort habe ich mich für den Frieden eingesetzt, was natürlich gegen die Intentionen des Regimes von Assad gewesen ist. Diese Diskussionen »Wir und die Anderen« habe ich genauso in Syrien erlebt, auch mit Syrern untereinander, etwa zwischen Sunniten und Schiiten. Dieses »Wir« beschäftigt mich sehr, wie entsteht ein »Wir«? Ich versuche durch meine Arbeit ein neues »Wir« zu schaffen: wir, die hier leben.

Also entspricht Ihnen am ehesten die Vermittlerrolle? Ja, wobei eine der schönsten Beschreibungen, die ich über mich gehört habe, jene als Friedensbotschafter ist. Ich bin ja in zwei Welten und bekomme mit, wie jeweils argumentiert wird. Über die Österreicher als Rassisten und weisse Männer et cetera oder über die Araber als Kameltreiber und als Gewalttätige et cetera. Das möchte ich brechen. Wir brauchen in unserer Gesellschaft und Gemeinschaft eine Aufklärungsarbeit. Natürlich gibt es Probleme im Zusammenleben, wir sind nicht alle gleich. Deshalb setze ich mich gerade im letzten Buch dafür ein, über die Gemeinsamkeiten zu sprechen. Das ist wahnsinnig wichtig, aber ebenso wichtig ist es, darüber zu sprechen, was uns trennt. Das dürfen wir nicht rechten Politikern überlassen, die ihre Politik darauf aufbauen und deren Ziel nicht Frieden ist. Im Gegensatz zu meinem Ziel – vermitteln heißt, mich für den Frieden einzusetzen.

Was bedeutet das für Ihre Identität und wo finden Sie so etwas wie Heimat? In meinem Alltag bin ich manchmal mehr der Europäer und manchmal mehr der Araber. Das ist ganz normal, denn ich muss nicht eine Kultur ausziehen, um eine andere anzuziehen. Identität ist für mich nicht nur was ich gewohnt bin und wo ich aufgewachsen bin, sondern auch was ich im Laufe meines Lebens dazugewinne. So ist auch die Flucht ein Teil meiner Identität. Genauso wie die Welt aus der ich hergekommen bin, sowie die Welt

Was besagt diese Stimme? Ich wollte die ständige »Entweder-Oder-Diskussion« brechen, weil ich für mich eine Position geschaffen habe, die sozusagen nicht nur den Arabern oder nur den Österreichern dient. Meine Position heißt »dazwischen« – das ich manchmal unschön, aber das ist genau das, was ich für meine Kunst, für meine Literatur brauche. Ich versuche, meine Betrachtungen und meine Perspektive durch Worte, Texte und Geschichten zugänglich zu machen, ohne eine Gruppe zu vertreten, weil ich letztendlich kein Politiker bin.

Sitzen Sie damit nicht zwischen allen Stühlen? Wie nachzulesen, werden Sie einerseits von Österreichern angegriffen, genauso aber von Arabern. Wie geht es Ihnen dabei? Manchmal macht mich das traurig und verletzt mich, aber ich weiß genau, warum ich das tue, das ist meine allergrößte Inspiration. Man muss sich vorstellen: In Syrien ging ich auf die Straße, obwohl ich genau wusste, dass ich jederzeit erschossen werden kann. Auch hier weiß ich, dass ich angreifbar bin, von Europäern wie Arabern, trotzdem tue ich das und erhebe meine Stimme. Wenn ich mit Österreichern unterwegs bin, da bin ich der Araber, der Syrer, der Flüchtling, der Muslim. Wenn ich mit Arabern unterwegs bin, da bin ich der gute Integrierte, der zum Europäer geworden ist und seine Kultur abgelegt hat. Egal, was ich mache, mir wird etwas vorgeworfen, alle versuchen mich zu vereinnahmen oder schließen mich von allem aus. Insofern bin ich zwischen den Kulturen und zwischen den Stühlen.

FAZIT MÄRZ 2022 /// 27


Fazitgespräch hier, und ich weiß nicht, welche Identität ich in zwanzig Jahren dazugewonnen habe. Heimat ist in erster Linie in mir selbst. Ich konnte sie sogar im Kofferraum eines Schlepperautos quer durch Serbien finden. Auch da habe ich Heimat gefunden, in Form eines Gedichts, dass ich dort auf dem Handy geschrieben habe. In Österreich wurde mir Heimat geschenkt, auch wenn ich von den Straßen in Damaskus erzähle, fühle ich Heimat und auch wenn ich auf der Bühne bin, denn auch dort habe ich eine Stimme. Werden Sie eigentlich noch immer auf Straße angesprochen? Sie schreiben öfter davon, dass auf Ihr Äußeres, vor allem auf Ihre Haare reagiert wird. Ja, das ist nach wie vor so. Während meine langen Locken im arabischen Raum als unmännlich gelten, stoßen sie hier vorwiegend auf positives Interesse. Viele ordnen mich dadurch auch nicht als Araber ein.

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Und wenn Sie sich dann als solcher zu erkennen geben, sind die Reaktionen sehr unterschiedlich. So ist es, wie bei dem älteren Herren, der mich in der Herrengasse freundlich ansprach und mich für einen Spanier oder Italiener hielt. Als er von mir erfuhr, das ich Syrer bin, wandte er sich sofort ab. Im Prinzip gibt es vier Kategorien von Reaktionen: Die Ersten drehen sich beim Wort Syrien schnell weg. Die Zweiten verstricken mich sofort in politische Gespräche, die Dritten entschuldigen sich pauschal für alle Österreicher, mit denen ich schlechte Erfahrungen gemacht hätte und den Vierten ist es völlig egal, woher ich komme, die interessieren sich für mich als Mensch.

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Fazitgespräch Wie fremdenfeindlich empfinden Sie Österreich im Vergleich zu anderen Ländern, etwa im arabischen Raum? So etwas basiert fast immer auf Vorurteilen, Klischees und Stereotypen. Deshalb schreibe ich ja auch meine Bücher. In arabischen Ländern wird großer Wert auf die Gastfreundschaft gelegt und ich kenne den Umgang mit Flüchtlingen seit meiner Kindheit und habe drei Flüchtlingswellen in Syrien erlebt. Die erste nach dem Irakkrieg im Jahr 2003. Die Iraker waren leicht zu erkennen an der dunkleren Haut und ihrem Dialekt. Ähnlich wie Deutsche oder Schweizer wegen der Aussprache in Österreich. Die Syrer waren stolz darauf, ihren Nachbarn zu helfen und spendeten auch Geld, Kleidung oder stellten ihre Häuser zur Verfügung. Genau wie die Österreicher. Als dann Lebensmittel und Mieten teurer wurden, gab man aber den Irakern die Schuld, denn sie kamen oft mit ausreichend Geld ins Land. Ausgenutzt wurde dies aber durch die Syrer. Nach dem Libanonkrieg 2006 sorgte der »gemeinsame Feind Israel« für Mitgefühl. Die dritte Welle erlebte ich 2011 als wir vor den Geheimdienstleuten von Assad von unserem Haus in einem Vorort hinein nach Damaskus geflohen sind. Mein Elternhaus wurde völlig zerstört. Auch hier explodierten die Preise und wir waren als Fremde schuld. Flüchtlinge sind immer Fremde, sogar im eigenen Land. Ihre Flucht führte Sie schließlich in die Türkei, wo Sie versucht haben, sich eine neue Existenz auszubauen. Wie erging es Ihnen dort? Im Vergleich zu Österreich gibt es dort kein Sozialsystem, das Flüchtlinge unterstützt. Um zu überleben, musst du dort arbeiten, aber als mittelloser Flüchtling bist du dort ein Mensch zwei-

ter Klasse ohne Rechte. Du bekommst nur die schlechtesten Jobs und nur einen Bruchteil des üblichen Lohns. Als Flüchtlig war es mir nicht erlaubt, ein selbständiges Geschäft anzufangen, was ich machen wollte, weil ich ein guter Verkäufer bin. Ähnlich ergeht es Syrern auch in Jordanien und im Libanon. Hier in Österreich gibt es Institutionen an die man sich wenden kann – bis hin zu Frauenhäusern. Diese Art von menschlicher Hilfe ist in arabischen Ländern undenkbar. Auch darum kann ich Freiheiten, die Österreich seinen Menschen bietet, vermutlich mehr schätzen als jene, die hier geboren und aufgewachsen sind. Deshalb kann ich auch die Unzufriedenheit, die ich immer wieder erlebe, nur schwer verstehen. Was sagen Sie einem österreichischen Steuerzahler, der Geflüchteten vorwirft, das Sozialsystem auf seine Kosten auszunutzen? Zunächst sollte klargestellt werden, dass die Sozialleistung des Staates mit 150 Euro pro Monat begrenzt ist. So etwas wie Mindestsicherung kann es nur geben, wenn ein positiver Asylbescheid vorliegt und das kann sehr lange, manchmal sogar Jahre dauern. In dieser Zeit darf der Flüchtling auch nicht arbeiten. Dieser Umstand wiederum befeuert das Vorurteil des »faulen Flüchtlings«. Aber man muss immer beide Seiten sehen. Auch in der arabischen Community gibt es Vorurteile, die genauso wenig berechtigt sind. Vom Staat überwiesenes Geld fühlt sich für einen Syrer wie eine Bezahlung an oder bei manchen wie eine Entschädigung. Das Misstrauen gegenüber dem Westen sitzt tief und wurzelt auch im Kolonialismus der Vergangenheit. Auch hier gilt: Wer Vorurteile mitbringt, hält auch nichts von Integration und es

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Omar Khir Alanam wurde am 13. Mai 1991 in Syrien geboren und floh 2013 vor dem Assad-Regime zunächst in den Libanon, dann in die Türkei und über die Balkanroute nach Österreich. Als auf Deutsch schreibender Autor hat er bereits vier Bestseller verfasst: »Danke!« 2018, »Sisi, Sex und Semmelknödel« 2020, »Feig, faul & frauenfeindlich« 2021 sowie den Gedichtband »Auf der Reise im Dazwischen« (vergriffen). Er begann als Poetry-Slammer und leitet heute Workshops, bei denen er vorwiegend mit Jugendlichen etwa über das Thema Integration diskutiert und Schreibwerkstätten anbietet. Alanam hat einen Sohn und lebt in Graz.


Fazitgespräch

Deshalb finde ich Aufklärung und Bildung so wichtig, das sind sozusagen Grundvoraussetzungen. Omar Khir Alanam

ist immer leicht, durch Ausreden seine eigene Bequemlichkeit zu unterstützen.

Was ist Ihr Verständnis von Integration? Den plakativen Vorurteilen wie »feig, faul und frauenfeindlich« gegen die arabische Community entsprechen ja etwa mit »rassistisch, verweichlicht und ungläubig« ebenso plakative Vorurteile gegen die westliche Welt. Europa mag seinen Teil zu den syrischen Problemen beigetragen haben, aber es sind dennoch syrische Probleme, unsere Probleme, wir müssen selbst Lösungen finden. Vorurteile und Schuldzuweisungen sind die Feinde jeglicher Integration. Was bedeutet Integration überhaupt, die letztlich nirgends definiert ist? Ich fordere lieber Toleranz und Akzeptanz seitens der Österreicher und der Araber, soweit das unsere Sicherheit und unser Wohlbefinden nicht gefährdet. Deshalb finde ich Aufklärung und Bildung so wichtig, das sind sozusagen Grundvoraussetzungen. Wichtig ist das Reflektieren darüber: Lebe ich hier wirklich im Feindesland, das nichts als Verwüstung und Schrecken über die arabischen Länder gebracht hat? Nein, ich lebe in Österreich und Europa, wo sie Probleme haben mit Migranten wie mir. Sie machen es uns oft nicht leicht, der Weg zu einer Arbeitserlaubnis ist beschwerlich, das Geld für Deutschkurse wird gekürzt und es gibt Menschen mit rassistischem und rechtsextremem Gedankengut. Ja, es gibt Missstände und ein Wandel muss her, aber gleichzeitig bietet Österreich alle Voraussetzungen, um sich ein gutes Leben aufzubauen. Bis hin zu medizinischer Versorgung und rechtlichem Beistand. Das habe ich weder in Syrien noch in der Türkei. Hier ist Sicherheit möglich. Darüber gilt es zu reflektieren, wenn wir über Integration sprechen. Wie erleben Sie die österreichische Politik? Sie scheinen hin- und hergerissen zwischen »Links« und »Rechts«, zwischen liberalen und konservativen Strömungen. Ich sehe, dass rechte Politik Flüchtlingen und Migranten vor allem auf ihre Fehler reduziert, während sich linke Politik meist gar nicht erst traut, Probleme innerhalb von migrantischen Com-

munitys anzusprechen. Denn zu groß ist die Angst, damit den Rechten in die Hände zu spielen. Das erscheint nicht völlig unbegründet, treibt auf längere Sicht die Wähler aber erst recht in die Hände der Rechten. Gerade die sogenannten Bildungsbürger, die schnell die Nazikeule gegen ihre Landsleute schwingen, verurteilen Kritik an der arabischen Community schnell als islamophob und rassistisch. Als wären wir Geflüchtete nur Opfer, die für ihr Tun keine Verantwortung übernehmen können. Dabei meinen sie es natürlich gut und haben damit recht, dass Minderheiten unter oft einer ungerechten Vorverurteilung leiden. Aber Fehler zu machen ist menschlich, das sollte man auch Minderheiten zugestehen, damit sie auch Verantwortung übernehmen. Für derartige Aussagen werde ich sowohl von Österreichern wie auch von Arabern oft kritisiert, aber dazu stehe ich.

Sie sagen, dass Sie einen »Europäischen Islam« für notwendig erachten. Ist das auch realistisch? Meiner Meinung nach schon. Wenn Sie vergleichen, welcher Islam in diesem Land und welcher in jenem Land gepredigt wird, wie er wo gelebt wird, so lassen sich große Unterschiede und Tendenzen feststellen. Man sieht, dass sich der Islam entwickeln kann, daher bin ich davon überzeugt, dass er als friedliche Religion jedenfalls auch kompatibel ist mit Werten wie Demokratie, Menschenrechten oder auch Feminismus. Viel wichtiger als die Frage, ob am Freitag ein Muezzin fünf Minuten zum Gebet rufen darf, ist also die Frage, was in den Moscheen gepredigt wird. Welchen Islam haben wir in Europa und welchen wollen wir? Die muslimische Community muss unser neues Leben hier als Möglichkeit begreifen, innerhalb von Demokratien mit Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit, in denen gegen Geschlechterungerechtigkeit und sexuelle Unterdrückung gekämpft wird, an einem Islam zu arbeiten, der all diese demokratischen Werte auch als seine Werte begreift. Das wünschen sich nach meiner Erfahrung viele Muslime, denn sie wissen, dass nur so ein friedliches Zusammenleben möglich ist. Herr Alanam, vielen Dank für das Gespräch.

FAZIT MÄRZ 2022 /// 31


Steuerboard

Mag. Jessica Ghahramani-Hofer

Essensgutscheine im Home Office

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Geidorfgürtel 20 8010 Graz +43 316 386001 0 graz@hoferleitinger.at www.hoferleitinger.at

Für Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl ist der herausragende Erfindergeist in den steirischen Betrieben und Forschungseinrichtungen ausschlaggebend dafür, dass die Steiermark eine der innovativsten Regionen in Europa ist.

Steirischer Innovationspreis:

Das Land Steiermark krönt ihre F&E-Könige

Der neue Name „Steirischer Innovationspreis“ für den offiziellen Wirtschaftspreis des Landes Steiermark ist zwar nicht so einprägsam wie der wegreformierte Titel „Fastforward Award“, aber an die 100 Einreichungen zeigen klar, dass die steirische Innovationskraft auch ohne Anglizismen auskommt.

D

ie innovativsten Unternehmen und Institutionen können sich jährlich in den drei Kategorien „Kleinst- und Kleinunternehmen“, „Mittel- und Großunternehmen“ sowie „F&E-Institutionen“ um die heißbergehrten Preise bewerbe. Wer es unter die 18 Finalisten schafft, hat außerdem die Chance auf einen Platz auf der Shortlist für den „Österreichischen Staatspreis für Innovation“ des Bundes oder auf die Sonderpreise „Econovius“ der Bundeswirtschaftskammer und „Verena“ für energieeffiziente Innovationen. Als 32 /// FAZIT MÄRZ 2022

Schwerpunkte wurden von Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl heuer die Themen „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ gesetzt: Digitalisierung steht dabei für die Transformation von industriellen Produkten, Dienstleistungen und Prozessen von analog zu digital, von manuell zu automatisch sowie von manueller Fertigung zu Smart Manufacturing. Wirtschaftliche ökologische und soziale Nachhaltigkeit bezeichnet den Anspruch, Bedürfnisse decken zu können, ohne den Lebensraum künftiger Generatio-

Foto: Lunghammer

Viele Arbeitnehmer erhalten regelmäßig Lebensmittel- oder Essensgutscheine von ihrem Arbeitgeber. Wie steht es um deren Abgabenfreiheit, wenn Mitarbeiter mehr Arbeitszeit im Home Office als im Büro verbringen? Im Lichte der Einschränkungen durch COVID-19 hat der Gesetzgeber nachgebessert: Die Steuerbefreiung für Essensgutscheine von bis zu € 8 pro Arbeitstag gilt ab 2022 auch, wenn Mahlzeiten von einer Gaststätte oder einem Lieferservice zubereitet bzw. geliefert und beispielsweise in der Wohnung des Dienstnehmers konsumiert werden – bisher waren Essensgutscheine nur dann abgabenfrei, wenn die Mahlzeiten in einer Gaststätte bzw. am Arbeitsplatz konsumiert wurden. Gutscheine zur Bezahlung von Lebensmitteln, die nicht sofort konsumiert werden müssen, sind bis zu einem Betrag von € 2 pro Arbeitstag abgabenfrei. Übersteigt der Wert der abgegebenen Essensbons € 2 bzw. € 8 pro Arbeitstag, liegt hinsichtlich des übersteigenden Betrags ein abgabenpflichtiger Sachbezug vor. Pro Arbeitstag darf nur ein Gutschein ausgegeben werden. Für Urlaubs-, Feiertags- oder Krankenstandstage sowie sonstige Tage einer Dienstverhinderung dürfen keine abgabenfreien Gutscheine ausgegeben werden. Gutscheine können in Papier- oder in elektronischer Form bestehen (z.B. Chipkarte, Prepaid-Karte). Der Arbeitnehmer kann die Gutscheine auch kumuliert – ohne wertmäßiges Tageslimit – an jedem Wochentag (auch an Wochenenden) einlösen. Aber Achtung: Arbeitgeber dürfen jedoch weiterhin für einen Arbeitstag nur einen Gutschein ausgeben.


nen zu schädigen. Die Stichworte hierfür sind Umweltschutz, Dekarbonisierung, Energieeffizienz, Recycling und Biodiversität, aber auch gesellschaftliche Fairness und Chancengleichheit. Mit der Erstellung der Shortlist für die drei Kategorien des Steirischen Innovationspreises wurde das Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) aus Wien beauftragt. Beurteilt wurden der Innovationsgehalt und

die Marktchancen der Projekte, aber auch die einreichenden Unternehmen und Institutionen. Danach wird eine Expertenjury aus dieser Shortlist für jede Kategorie zwei Gewinner küren – jeweils einen für die beiden Schwerpunkte Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Die Übergabe der Preise durch Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl wird Ende März stattfinden.

Die Shortlists für den Steirischen Innovationspreis 2022 Kleinst- und Kleinunternehmen – Digitalisierung

»Luxinergy GmbH«, Leoben, für »3D-Druck von maßgeschneiderten medizinischen Heilbehelfen aus innovativen Materialen« / »KML Vision GmbH«, Graz, für »IKOSA Image Analysis Plattform« / »SimVantage GmbH«, Graz, für »Bioreaktorsimulation«

Mittel- und Großunternehmen – Digitalisierung

»Zeta GmbH«, Lieboch, für »Smart Engineering Services – vom internen Bedarf zum Angebot am Markt« / »Nextsense GmbH«, Graz, für »CALIPRI CB20 – Ein magischer Hauch macht durchsichtige Spalten automatisiert messbar« / »AT&S Austria Technologie & Systemtechnik«, Leoben, für »Flexible Minileiterplatten: Besser hören mit AT&S«

F&E-Institutionen – Digitalisierung

»MCL – Materials Center Leoben Forschung GmbH« für »nanoSENS – Nanosensoren für das Umweltmonitoring« / »PCCL – Polymer Competence Center Leoben GmbH« für »Hochgeschwindigkeitsprüfung von 3D-Bauteilen mittels selbst-intelligenter Robot Vision« / »Virtual Vehicle Research GmbH«, Graz, für »ARG-Algorithmen«

Kleinst- und Kleinunternehmen – Nachhaltigkeit

»Aquaslide Lubricants GmbH«, Graz, für »Aquaslide – Kühlschmiermittel auf Wasserbasis« / »qoncept dx GmbH«, Leoben, für »qontrol maps – The solution for substantial cost and CO2 reduction« / »VPZ Verpackungstentrum GMBH«, Graz, für »Packnatur – Netzverpackungen aus Buchenholz«

Mittel- und Großunternehmen – Nachhaltigkeit

»AVL List GmbH«, Graz, für »Bic4Future-Battery« / »Andritz AG«, Graz, für »Smart Bleaching: Erhebliche Chemikalien-Einsparungen in der Eukalyptus-Zellstoffproduktion bei gleichzeitiger Erhöhung der Qualität« / »Austria Email AG«, Knittelfeld, für »Smarter Warmwasserspeicher zur Unterstützung der Energiewende« Foto: Marija Kanizaj

F&E-Institutionen – Nachhaltigkeit

»acib GmbH«, Graz, für »Wertvolle Proteine aus klimaschädlichem CO2« / »Pro2Future GmbH«, Graz, für »Methoden zur Energieeffizienzsteigerung in der Produktionstechnik« / »Virtual Vehicle Research GmbH«, Graz, für »BATTLAB: Labor für Batterie-Sicherheitstests«

Merkur Versicherung investiert in neue Jobs

D

ie Grazer Merkur Versicherung investierte im Jahr 2021 nicht nur in neue Jobs und Talente, sondern auch in die digitale Infrastruktur und Datascience. Mehr als 100 Mitarbeiter wurden eingestellt, das 2020 gegründete Innovation Lab hat sich zu einem Ausbildungshub für Fachkräfte entwickelt und personell verdoppelt. „Wir haben uns dazu entschieden, diese Situation als Zukunftschance wahrzunehmen, uns als Team neue Möglichkeiten zu erarbeiten, haben viel gelernt und Vertrauen in die eigenen Stärken die Basis für morgen geschaffen. Mit dieser Kultur des Ermöglichens übernehmen wir als Arbeitgeber auch im Sinne des Wirtschaftsstandorts unsere Verantwortung“, erklärt Ingo Hofmann, CEO der Merkur Versicherung. FAZIT MÄRZ 2022 /// 33


Investor

Selbst wenn bei einer Betriebsnachfolge auf den ersten Blick alles zu passen scheint, gibt es versteckte Risiken, vom Investitionsrückstau bis zu Abfertigungsverpflichtungen.

Corona-Trend Betriebsnachfolge

Ein Corona-Trend aus den USA hat mittlerweile auch Österreich erreicht. Immer mehr Menschen krempeln ihr Leben um und wollen sich selbstverwirklichen. Viele wollen gründen und viele geben ihre Unternehmertätigkeit auf. Daraus ergeben sich hervorragende Chancen für Betriebsübernahmen. n Österreich ist die Zahl der Neugründungen im Vorjahr um sechs Prozent auf 35.000 gestiegen. Während bei Neugründungen viel Zeit und Energie in den Aufbau des Kunden- und Mitarbeiterstocks investiert werden müssen, ist bei Betriebsübernahmen vieles bereits vorhanden. Dadurch kann sehr rasch der Geschäftsbetrieb aufgenommen werden. Doch Achtung! Es gibt Risiken, die beachtet werden müssen! Risiko 1: Investitionsrückstau Nahtlos dort weiterzumachen, wo der Vorbesitzer aufgehört hat, ist generell keine gute Idee. Vor allem bei pensionsbedingten Geschäftsaufgaben wurde oft seit Jahren nichts mehr investiert. Die anstehenden Renovierungen müssen daher im Businessplan realistisch einkalkuliert werden.

Risiko 2: Der tatsächliche Lagerbestand ist oft zu niedrig Wer ein volles Lager übernimmt, spart Zeit und kann relativ rasch mit dem Verkauf beginnen. Vor der Übernahme empfiehlt sich aber eine Inventur, um das in der Bilanz ausgewiesene Umlaufvermögen mit den tatsächlich vorhandenen Waren abzugleichen. Nicht nur was die Quantität betrifft, sondern auch die Bewertung der Qualität. Hier hat es in der Praxis schon so manche Überraschung gegeben, wobei eine solche Vorgangsweise unter redlichen Geschäftsleuten natürlich nicht passieren sollte. 34 /// FAZIT MÄRZ 2022

Risiko 3: Abfertigungsverpflichtungen gegenüber den Mitarbeitern Erfahrene Mitarbeiter sind von unschätzbarem Vorteil: Sie kennen die Kunden und die Abläufe und haben zu den Vorbesitzern oft auch eine emotionale Bindung aufgebaut. Doch bei Fortführung der Arbeitsverhältnisse übernehmen die Nachfolger gemäß Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz aber auch viele Verpflichtungen bei Betriebsübergängen. Vorab sollte daher unbedingt geklärt werden, ob es karenzierte Personen gibt und ob Ansprüche aus der „Abfertigung Alt“ für langjährige Mitarbeiter bestehen. Risiko 4: Veraltete Geschäftsstrategie Die Geschäftsstrategie des Vorgängers mag zwar für ihn gut gewesen sein, ob sie auch zum Nachfolger passt, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Selbst wenn die Geschäfte wie bisher weiterlaufen laufen sollten, muss alles – vom Produktsortiment bis zu den Lieferanten- und Kundenbeziehungen – auf den Prüfstand. Gerade die Finanzierung wirft Fragen auf, weil ein erfolgreicher Vorgänger naturgemäß eine bessere Bonität aufweisen wird. Eine Betriebsnachfolge birgt Riesenchancen, doch die Risiken müssen unbedingt erkannt und abgearbeitet werden.

Foto: Adobe Stock

I


Kurz & News

ISLAND

SCHWEDEN

FINNLAND

Helsinki

NORWEGEN

Oslo

Stockholm ESTLAND

Göteborg

RUSSLAND

LETTLAND

SCHOTTLAND

Kopenhagen

DÄNEMARK

Dublin

IRLAND

LITAUEN

Hamburg Berlin Bremen Hannover Amsterdam Düsseldorf Leipzig Köln Brüssel Frankfurt

Manchester ENGLAND

Birmingham

WEISSRUSSLAND

Warschau

POLEN

NIEDERLANDE

London

DEUTSCHLAND

BELGIEN

UKRAINE

TSCHECHIEN

Paris

Kinder- und Jugendschwerpunkt für Graz

FRANKREICH

Bilbao

Wien

MOLDAWIEN UNGARN

Graz

Genf

SLOWAKEI

SLOWENIEN

RUMÄNIEN KROATIEN

Lourdes

BOSNIEN

SERBIEN

Brac

Calvi

Barcelona

Porto

Madrid

PORTUGAL

Valencia

Lissabon

Funchal

SPANIEN

Burgas

Sofia

MONTENEGRO

BULGARIEN

KORSIKA

MAZEDONIEN

Rom ALBANIEN SARDINIEN

Korfu

Palma de Mallorca

GRIECHENLAND

Catania

Sevilla

SIZILIEN

Zakynthos

Ankara Skiathos

TÜRKEI

Athen Paros Heraklion

Kos

Antalya Rhodos Karpathos Paphos Larnaca ZYPERN

LIBANON

ALGERIEN

Las Palmas

TUNESIEN

MAROKKO

ISRAEL

Kairo LIBYEN

Hurghada ÄGYPTEN

Flughafen Graz Sommerflugplan 2022 Dein Urlaub beginnt am Flughafen ➔ Attraktive Urlaubsflüge z. B. Ankara, Antalya, Brac, Burgas, Calvi, Heraklion, Hurghada, Karpathos, Korfu, Kos, Las Palmas*, Palma de Mallorca, Paros, Rhodos, Skiathos, Zakynthos

Mit dem AMS in die Selbständigkeit

*bis 27.04.

➔ Weltweite Anschlüsse über Drehkreuze/Linienflüge Amsterdam, Frankfurt, München, Wien, Zürich, Düsseldorf, Stuttgart

G

Stand 17.02.2022: Kurzfristig können Anpassungen des Flugplans an die aktuelle Covid-19-Situation erfolgen.

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Fotos: Foto Fischer, AMS Stmk / Kathrin Posch

ÖSTERREICH

ITALIEN

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FAZIT MÄRZ 2022 /// 35

SCHWEIZ

Lyon

ie Stadt Graz setzt in den kommenden fünf Jahren einen klaren Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendliche. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat der Gemeinderat am 17. Februar einstimmig beschlossen. Nach der Vertagung in der letzten Sitzung und einem Runden Tisch, bei dem alle GemeindeFunchal ratsfraktionen ihren Input einbringen konnten, wird es nun kein Themenjahr geben, sondern stattdessen einen fünfjährigen Schwerpunkt mit einem starken Auftaktimpuls im heurigen Jahr. Las Palmas Unter dem Titel „Kinder- und Jugendstadt Graz“ wird man gerade jetzt – nach zahlreichen Lockdowns und einem nicht absehbaren Ende der Pandemie – die jungen Menschen in der Stadt wieder in den Fokus stellen. Der Start ist für den Sommer geplant.

ründen mitten in der Coronakrise? 625 Steirerinnen und Steirer haben ihre Ideen mit Unterstützung des AMS im vorigen Jahr in die Tat umgesetzt. „Mit dem Unternehmensgründungsprogramm ebnen wir engagierten Arbeitsuchenden mit klaren Vorstellungen den Weg in die Selbständigkeit. Zudem schufen die 625 Gründer 213 zusätzliche Arbeitsplätze und setzten damit wertvolle Impulse am Arbeitsmarkt“, erklärt AMS-Landes-GF KarlHeinz Snobe. „Die Neo-Unternehmer erhalten das nötige betriebswirtschaftliche Rüstzeug über Einzelberatungen und Workshops.“ Zuerst wird die konkrete Unternehmensidee auf ihre Realisierbarkeit hin überprüft und dann folgt eine mehrmonatige Vorbereitungsphase bei dem Projektpartner des AMS.

Stuttgart München Basel Zürich

www.flughafen-graz.at

JO


Kurz & News

Das Unternehmen Business Travel Unlimited hat seine Zentrale für die Steiermark auf den Flughafen Graz verlegt. BTU hat als Spezialist für Geschäftsreisen gerade in dieser Krise durch seine Serviceorientierung überzeugen können. „BTU ist trotz der Pandemie wirtschaftlich sehr gut aufgestellt. Wir erwarten mittelfristig wieder kräftiges Wachstum und bekennen uns zu unseren Standorten in ganz Österreich, denn Kundennähe und individueller Service ist Teil unserer DNA“, meint Michael Glück, COO BTU. „Die Übersiedelung von BTU auf den Flughafen Graz ist gerade in schwierigen Zeiten wie diesen ein starkes Zeichen in Richtung Zukunft“, erklären die Flughafen-Graz-GF Jürgen Löschnig und Wolfgang Grimus.

ADAC Award für Campingplatz Fisching Große Freude beim 50plus Camping Fisching, wird doch nicht jeden Tag ein steirischer Campingplatz vom gewichtigsten Campinganbieter ausgezeichnet. Steiermark Tourismus gratuliert Bernd Pfandl sehr herzlich zu dieser Auszeichnung. Der Besitzer und Betreiber des Campingplatzes Fisching ist glücklich: „ADAC Camping ist der größte Anbieter im Bereich Camping. Für uns ist das natürlich eine einmalige Chance und Bestätigung, auf dieser Plattform auf dem wichtigsten Auslandsmarkt so hoch gerankt zu werden.“ Hoher Anspruch auf Qualität, viel Ruhe und die Liebe zu Aktivitäten in der Natur zeichnen die 50plus-Gäste aus. Seit 20 Jahren setzt Familie Pfandl aus Fisching auf diese außergewöhnliche Zielgruppe.

Halbstundentakt für S-Bahn Leibnitz − Graz

Mit Anfang Februar 2022 hat die S-Bahn Steiermark zwischen Leibnitz und Graz ihr Angebot wesentlich verbessert. Ab sofort verbindet die S 5 im ganztägigen Halbstundentakt Leibnitz und die Landeshauptstadt. „Wir halten Wort und bauen den öffentlichen Verkehr im Süden von Graz weiter aus“, gibt Landesverkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang das Tempo vor. Die Achse von Leibnitz nach Graz kämpft immer mehr mit der steigenden Verkehrslast. „Wollen wir die Menschen noch mehr zum öffentlichen Verkehr bringen, dann müssen die Alternativen wie zum Beispiel die SBahn entsprechend attraktiv sein. Mit dem Halbstundentakt zwischen Leibnitz und Graz bieten wir nun einen entsprechend dichten Fahrplan“, so Lang.

Weststeirische S-Bahn wird elektrifiziert

36 /// FAZIT MÄRZ 2022

Am 20. Jänner hat die steirische Landesregierung einen für die Region wichtigen Beschluss gefasst. Ab Dezember 2025 fährt die S-Bahn auf den Strecken der Weststeiermark elektrifiziert und startet parallel mit der Koralmbahn die Verdichtung der S 6 zwischen Graz und Wettmannstätten. Außerdem wird es neue Züge und wesentlich mehr Angebot geben. Das ist ein großer Schritt für die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs in der Steiermark. Die Bundesrätin und Vorsitzende der SPÖ Frauen Steiermark, Elisabeth Grossmann, begrüßt diesen Beschluss: „Investitionen in Schiene, Straße und die Digitalisierung sind für unsere Region enorm wichtig und ein Garant für Aufschwung und eine gute Lebensqualität.“

Fotos: Bernd Pfandl, Parlamentsdir. / Photo Simonis, Flughafen Graz / BTU, Foto Frankl

BTU landet am Flughafen Graz


Foto: Kurt Keinrath

Kurz im Gespräch mit Jürgen Roth,

WKO-Fachverbandsobmann Energiehandel

Die beiden GF Philipp Gady und Eugen Roth eröffneten gemeinsam mit WKOPräs. Josef Herk, Stadtrat Günther Riegler das neue Gady KaroLack Graz Nord.

Gady eröffnet:

KaroLack Graz-Nord

Mit der Eröffnung des neuen KaroLack-Zentrums in Graz-Nord hat die Gady Family zu Beginn des Jahres 2022 ihr Leistungsangebot für die Region beträchtlich erweitert. Das neue Karosserie- und Lackierzentrum befindet sich in unmittelbarer Nähe des Gady-OpelStandorts in der Wiener Straße.

Foto: Gady Family

M

it dem neuen KaroLack-Zentrum wurden acht neue Arbeitsplätze – davon zwei Ausbildungsplätze auf dem Gebiet Karosseriebautechnik – geschaffen. „Das KaroLack-Zentrum Graz-Nord spiegelt unser Streben nach Wachstum und die kontinuierliche Verbesserung der Infrastruktur für die Kunden wider“, erklärt GF und Eigentümer Philipp Gady. „Mit dieser neuen Anlage wollen wir als zusätzlicher Dienstleister für alle Kunden von Gady Opel und Gady BMW Graz-Nord, aber auch für die gesamte Region Graz-Nord und Graz-Umgebung fungieren. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit dem Bau dieses Projektes gut gerüstet in die Zukunft gehen und unsere Rolle im Mobilitätssektor im Großraum Graz stärken werden“, fügt GF Eugen Roth hinzu. Auch in

puncto Serviceangebot setzt die Gady Family Akzente. „Die Ausstattung des KaroLack-Zentrums Graz-Nord ist am letzten Stand der Technik. So werden Karosserie- und Lackaufbereitungsarbeiten für alle Marken und Modelle geboten“, sagt Roth. Sämtliche Lackier- und Spenglerarbeiten, Spot-Repairs sowie die Reparatur von Glasschäden und die Komplettabwicklung von Versicherungsfällen gehören bei KaroLack Graz-Nord zum Repertoire. Deshalb investierte man auch in eine Lackierkabine von Umwelttech, die sich auf dem modernsten Stand der Technik und Energieeffizienz befindet, einen Vorbereitungsplatz sowie einen Finish- und Annahmeplatz nebst Kundenzone. Kurz: Hier gibt es alles, was zur Fahrzeug-Instandhaltung benötigt wird – und zwar in höchster Qualität.

Sehen Sie mit eFuels, also künstlichen Treibstoffen, eine Alternative zur E-Mobilität? Ja unbedingt, das sehen auch 80 % der Österreicher so. Nicht jeder Autobesitzer verfügt über seine eigene Ladestation und bei manchen passt ihr Fahrprofil schlecht zu einem E-Fahrzeug.

Wann werden eFuels an jeder Tankstelle zu bekommen sein? Die Technologie gibt es schon lange. Was fehlte, war die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff als Grundlage dafür. Die laufenden Projekte werden laufend und etappenweise mehrmals um Zehnerpotenzen gesteigert. Wenn eFuels vom Gesetzgeber die gebührende Anerkennung erfahren, helfen sie uns schon bei der Erreichung der Klimaziele 2030. Wie reagieren darauf die großen Autobauer, da Verbrenner in der EU ab 2035 ja Geschichte sein sollen? Die Autobauer wissen, dass es riskant ist, nur auf batterieelektrische Fahrzeuge zu setzen. Europa wird seinen rund 70 % starken fossilen Energieanteil nicht allein mit Wind- und Solarparks substituieren können. Manche distanzieren sich von der Devise „weg mit den Verbrennern“, andere sagen es hinter vorgehaltener Hand. Verbrenner werden auch nach 2035 zahlreich auf unseren Straßen zu sehen sein. Fahren sie mit eFuels, ist es für den Klimaschutz gut. Das Recht auf individuelle Mobilität werden sich die Menschen nicht nehmen lassen.

FAZIT MÄRZ 2022 /// 37


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

I

n irgendeiner Statistik betreffend Pressefreiheit ist Österreich angeblich abgerutscht in der Bewertung und zahlreiche Kommentatoren veröffentlichten ihre eigenen Analysen dazu. Da sahen die einen den viel zu großen Einfluss der Politik durch Vergabe von Inseraten, andere beklagten direkte Interventionen von Parteien bzw. Politikern und manche bemängelten die intransparente Verteilung der Presseförderung. Nur eine Gruppe kam als mögliche Verantwortliche nicht vor: die Journalisten. Allerdings auch nicht die Herausgeber oder Verleger. Wenn man ein angeblich korruptes System kritisiert, sollte man es vorher beschreiben. Beeinflusst der oder die den oder die, dann entsteht eine Verbindung von »Geben und Nehmen«. Wenn staatliche und halbstaatliche Institutionen sinnlose Inserate schalten und damit eine Zeitung, eine Zeitschrift finanziell unterstützen, so stehen auf der anderen Seite die Verantwortlichen für das Produkt, die diese Anzeigen gerne annehmen. Inserat ist allerdings nicht Inserat. Wenn eine Möbelfirma eine

Wir müssen über die Zukunft unserer Medien nachdenken

38 /// FAZIT MÄRZ 2022

Marketingstrategie mit einer bezahlten Anzeige unterstützt, ist das etwas anders, als wenn die Wiener Stadtwerke ihren Service mit einem Eigeninserat loben. Hier wird es problematisch, und der Verdacht, dass sich eine politisch kontrollierte Verwaltung damit einen gewissen »Goodwill« erkauft, ist berechtigt. Doch das Wort Pressefreiheit hat auch in der Umkehr der Deutung eine wichtige Botschaft. Wenn die Presse »frei« sein möchte, müsste sie sich von finanziellen Einflüssen befreien, die mit einer Erwartungshaltung verbunden sind. Finanzielle Einbußen durch Verlust von Werbung und geringeren Verkauf der Zeitungen zwingen Verleger immer mehr zu Kompromissen. War es in der Vergangenheit undenkbar, dass redaktionelle Beiträge an Anzeigen gekoppelt sind, wird diese Trennung heutzutage mehr und mehr verwässert. Der kommerzielle Druck zwingt Verleger von Produkten mit geringer Auflage oder Nischenprodukten oft in Situationen, die vor wenigen Jahren nicht vorstellbar gewesen wären. Doch was ist die Lösung? Zumindest von Seiten der Steuerzahler kann erwartet werden, dass die Verteilung von Inseratengeldern nicht den politisch Verantwortlichen zufällt. Inseratengelder könnten in den Topf der Medienförderung fließen und dann verteilt werden. Aber wer sollte wie viel bekommen? Ein Vorschlag eines prominenten ORF-Journalisten liess aufhorchen: Die Qualitätsmedien sollten vom Staat besser finanziell unterstützt werden. Wer jedoch soll entscheiden, was Qualität ist und was nicht? Während der Interviews in der Zeit-imBild-2 zum Beispiel, werden die Interviewten mit Kommentaren bestimmter Zeitungen konfrontiert, fast ausschließlich aus der Süddeutschen Zeitung und der Hamburger Zeit. Die Welt, die NZZ aus der Schweiz oder die Frankfurter Allgemeine kommen als Quelle offenbar nicht in Frage. An dieser »Nebensächlichkeit« ist bereits zu erkennen, wie politische Vorurteile und ein Segmentdenken den »Wert« einer Zeitschrift beurteilen. Sogenannte Qualität ist heute von entsprechenden inhaltlichen Er-

wartungen nicht mehr zu trennen. Und da sich der Berichtteil in den Medien immer mehr in Richtung Kommentar verändert und eben mit Meinung überlagert wird, ist eine solche Bewertung der angeblichen Qualität in Wahrheit eine Bewertung der politischen Position. Soll also der Markt entscheiden über das Überleben der Zeitungen? Auch dieser Zustand ist ein ungleicher Wettbewerb durch die Zwangsbeiträge an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Vor ein paar Wochen hat der ORF sich selbst gefeiert, da in der Liste der geehrten »Journalisten des Jahres« fast nur deren Mitarbeiter genannt wurden. Während ORF-Journalisten nicht nur ihr stabiles Gehalt beziehen, sondern auch garantierte jährliche Steigerungen genießen, haben – laut einer Umfrage unter freien Journalisten – zwei Drittel von ihnen durch Corona Einkommensverluste erlitten. Redaktionen vieler Zeitungen haben in den letzten Jahrzehnten ihre Mitarbeiterzahl halbiert, Auslandskorrespondenten gibt es immer weniger. All diese Probleme werden noch durch den »Generationsverlust« der traditionellen Medien verschärft. Von den Pensionisten bis zu den Jugendlichen nimmt das Interesse an Zeitungen und ORF prozentuell ab. Wie sieht also der Medienmarkt der Zukunft aus, wie wird er sich finanzieren und seine Unabhängigkeit bewahren? Es wird n Zeit, darüber nachzudenken.

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Friedhelm Frischenschlager

Liberale versus illiberale Demokratie Stimmt unser Wertekompass noch?

sterreich und Europa befinden sich in einer politisch schwierigen und gefährlichen Phase. Die Pandemie belastet Gesellschaft und Politik gleicherweise – dazu gehen Zigtausende auf die Straße und werfen den Regierenden diktatorisches Verhalten vor. »Ibiza«, Aufstieg und Fall von Sebastian Kurz und die »Chats« lassen viele neben Korruption auch Tendenzen zu autokratischen Strukturen befürchten. Wenn wir uns um Österreichs politische Kultur, Demokratie und Rechtstaatlichkeit sorgen, kann dies nur im globalen und vor allem europäischen Kontext geschehen: Global stehen die Werte des »Westens« dem Autkokratismus der alten Supermacht Rußland und der neuen China gegenüber. In der Europäischen Union erleben wir die Auseinandersetzung um die »Illiberale Demokratie« sowie einen EU-gefährdenden »Mein-Land-Zuerst«-Nationalismus. Unsere nach dem 2. Weltkrieg installierte und nur begrenzt wirksam gewordene Werteordnung gerät unter Druck. Es gilt sie zu verteidigen und weiterzuentwickeln. Dazu einige Gedanken. Ein neuer kalter Krieg um Werte? Nach 1989 schienen weltweit Frieden, Demokratie, Herrschaft des Rechts, Menschenrechte und Wohlstand auf gutem Weg zu sein. Doch anstatt diese »Friedensdividende« zu genießen, verfiel die Welt in alte Muster der Macht- und Prestigekämpfe zwischen den Supermächten, der Androhung und des Einsatzes von Gewalt. Etwa im Irak, Syrien, Libyen, Ukraine, um nur einige zu nennen. Selbst innerhalb der Nato reiben sich die Türkei und Griechenland militärisch. Zeitgleich findet ein »Systemwettbewerb« statt, ob autokratische oder demokratische Systeme zum Beispiel mit der Pandemie besser fertig werden. Die Konflikte gehen jedoch tiefer. Autokratische Systeme wie China oder Rußland und zahlreiche Diktaturen sehen ihr Regime durch universelle Werte bedroht. Sie unterdrücken nicht nur im eigenen Land demokratische Bewegungen, sondern stützen autokratische Syteme weltweit, politisch, wirtschaftlich und militärisch, wie in Syrien, Kasachstan, Belarus oder in Europa besonders in Serbien und Ungarn. Nicht zu vergessen, auch nationalistisch-populistische Rechtsparteien in EU-Staaten werden unterstützt.Der »Westen« wiederum, hier besonders die USA, interveniert militärisch in Konflikten gegen unliebsame Regime, scheitert aber letzlich, wie im Irak oder in Afghanistan, und stößt sich dabei nicht, menschenverachtende Systeme wie Saudiarabien als Verbündete zu akzeptieren, frei nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. »Grassroot-Movements«, in denen sich Menschen gegen Diktatoren erheben enden entweder in einem Blutbad oder in der Beutungslosigkeit, letzlich mit dem Sieg der Autokraten, oft mit Hilfe von außen. Die nach dem Zerfall der Sowjetunion gewonnene Souveränität der Nachfolgestaaten stellt Putin wieder in Frage, indem er sie als sicherheitspolitische Einflusszone beansprucht. Dieser globale Supermächtenationalismus heizt regionale, nationalistisch-fundamentalistisch motivierte Konflikte weiter an. (Militär)Diktaturen nehmen zu. Länder mit voll entwickelter Demokratie sind heute global eine relativ kleine Minderheit. Es stellt sich die Frage: Stimmt der mit »1989« scheinbar siegreiche »westliche« Wertekanon noch? All diese negativen Entwicklungen spielen sich vor einem an sich global konsentierten politischen Rahmen ab: dem Völkerrecht, der Charta der Vereinten Nationen und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Darauf beruhen auch die EU und die Verfassungen vieler Staaten. Doch reale Politik läuft in unterschiedlichem Ausmaß auf allen politischen Ebenen völlig anders ab. Da die Chance für Frieden, Wohlstand, Fortschritt auf einem Mindestmaß an politischem Pluralismus, demokratischem Wettbewerb und einer offenen Gesellschaft beruht, muss für alle Wertorientierten die Stärkung des internationalen Rechts, des UN-Systems, der OSZE und aller anderen Instrumente zur globalen Konfliktbewältigung, Abrüstung und Multilateralismus als Priorität gelten. Vor allem in Europa muss Klarheit darüber herrschen, was auf dem Spiel steht, wenn die ideellen Grundlagen unseres politischen, gesellschaftlichen Lebens weiter erodieren.

Demokratiediskurs Wir wollen uns in den nächsten Monaten auf die »Suche nach der poltischen Kultur« machen und damit einen positiven Beitrag zum poltischen Klima in Österreich zumindest versuchen. Friedhelm Frischenschlager eröffnet mit seinem Text diesen neuen Schwerpunkt in der Themensetzung der Fazitessays.

Foto: Franz Johann Morgenbesser

Ö

Dr. Friedhelm Frischenschlager, geboren 1943 in Salzburg, ist Politiker und Jurist. Er war für die FPÖ Abgeordneter zum Nationalrat und von 1983 bis 1986 Verteidigungsminister in der SP-FP-Koalitionsregierung. 1993 hat er das Liberale Forum mitgegründet und war 1996 bis 1999 Mitglied des Europäischen Parlaments. Seit 2015 sitzt er für die Neos in der Bundesheerkommission des Parlaments und seit 2017 ist er Vizepräsident der Europäischen Bewegung Österreich. FAZIT MÄRZ 2022 /// 39


Auf der Suche nach politischer Kultur (1) Liberale versus illiberale Demokratie

Es geht zunächst schlicht um Freiheit von brutaler Willkür, um Existenzgrundlagen aller Menschen, nicht um diffizile »westliche« Rechtsnormen.

Geht es dabei um »Westliche« Werte? Nein, es handelt sich nicht um »westliche«, sondern um globale Werte. Reduziert auf »Westliche Werte« würden sie sofort als Instrumente im globalen Machtkampf, Aufdrängen eines politischen Systems, »Neokolonialismus« diskreditiert werden. Es geht zunächst schlicht um Freiheit von brutaler Willkür, um Existenzgrundlagen aller Menschen, nicht um diffizile »westliche« Rechtsnormen. Demokratie und Rechststaatlichkeit mit miitärischen Mitteln durchzusetzen hat sich als falsch herausgestellt. Ein umfassenderer Zugang ist unabdingbar und steht auch mit den Instrumenten der Vereinten Nationen, der OSZE oder der EU-Globalstrategie zur Verfügung; mit wechselseitiger Ergänzung von zivilem und militärischem Krisenmanagement. Im Fall scheinbarer oder realer nationaler Bedrohung greifen Regierende gerne zu nationalem Pathos, verlangen nationalen Schulterschluss, auch als Ablenkenung von innenpolitischen Schwierigkeiten und schalten dabei Grundrechte und Demokratie aus. Widerstand wird rasch zum vom Ausland finanziertem »nationalem« Verrat, gegen den jede Verfolgung und Gewalt gerechtfertigt sei. Der Präsident der Vereinigten Staaten, Joe Biden, hat eine Allianz der Demokratien gegenüber Diktaturen ins Spiel gebracht. Ein schöner Gedanke. Aber mit den USA als »Führende Macht«? Da gibt es Glaubwürdigkeitsprobleme: autokratische US-Verbündeten, eine weiterhin geübte »Amerika-First-Politik oder die Zurückhaltung der Amerikaner in der Uno. Auch Donald Trump ist leider nicht Geschichte, so hat er für den Fall der Wiederwahl sogar eine Amnestie für die Kapitolstürmer mit fünf Toten angekündgt – eine bedrohliche Perspektive für »Westliche Werte«! Mit »Mein-Land-Zuerst«-Nationalismus kann es bei den globalen Lebensfragen von Klima, Pandemie, Energie, Migration bis zu Abrüstung und Konfliktprävention keine Lösung geben. Deshalb müssen Multilateralismus, die UN mit ihren Nebenorganisationen, die OSZE und auch die zaghaften Anfänge internationaler Strafgerichtsbarkeit gestärkt werden. Da kommt auf Europa eine große Verantwortung zu. Die Europäische Union: Raum der Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte? Oder nur eine andere Sovietunion?

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Die EU entstand aus den Erfahrungen mit dem 2. Weltkrieg, Faschismus und der Herausforderung des Kalten Krieges. Sie startete mit den Römer Verträgen von 1957 auf der unbestrittenen Wertebasis von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Grundrechten und Marktwirtschaft sowie dem Novum der Supranationalität, also der Bündelung der nationalen Souveränitäten. Nur gemeinsame Politik bietet wenigstens eine Chance zur Bewältigung der Probleme des Friedens in Europa, der Lebensfragen von Wirtschaft, Umwelt bis Sicherheit. Diese gemeinsame Wertebasis wurde auch bei der EU-Osterweiterung formal rasch umgesetzt. Doch bald offenbarten sich enorme Schwierigkeiten bei der Transformation vom kommunistischen zum »westlichen« System. Heute regt sich nationaler Widerstand gegen das »Brüsseler Diktat«, ist von einem Konflikt innerhalb der EU zwischen den Befürwortern der EU-Grundwerte und den Protagonisten der »Illiberalen Demokratie« die Rede, was die ideellen Grundlagen der EU in Frage stellt. Führend dabei sind Ungarn, Polen, Tschechien, Slowakei und nun auch Slowenien. Und in vielen EU-Staaten erzielen nationalistisch-populistische Parteien beachtliche Wahlerfolge und werden dabei oft von ihren globalen Verbündeten zwecks Destabilisierung der EU unterstützt. Die Strategien zur »Illiberalen Demokratie« folgen fast gleichartigen Schritten, gut nachvollziehbar in den »Visegrad«-Staaten: Aufhebung der Unabhängigkeit der Höchstgerichte (der Justiz überhaupt), parteipolitische Durchdringung von Verwaltung, Exekutive, Militär, Machtübernahme im öffentlichen Rundfunk, Beherrschung der übrigen Medienlandschaft, Behinderung oppositioneller Parteien und zivilgesellschaftlicher Strukturen, Beseitigung politischer Grundrechte und Änderung des Wahlrechts im Sinne der herrschenden Partei. Die EU kann ohne klare Wertebasis, wie im EU-Vertrag niedergelegt, nicht funktionieren. Ein »Europa der Vaterländer« aus Mitgliedstaaten mit »Illiberaler Demokratie« hätte keine Chance in Diversität und Wohlstand zu überleben. Ohne Supranationalität bleiben die Überlebensprobleme unlösbar. Die EU erschöpft sich nicht als Selbstzweck, als idealistische Vision, sondern ist rational begründet , unverzichtbar


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und unverhandelbar. Daher ist es für die Union eine existenzbedingende Voraussetzung, an dem Wertekanon konsequent festzuhalten, diesen durchzusetzen und weiterzuentwickeln. Das 2008 gescheiterte Projekt einer strikt föderalen EU-Verfassung braucht einen neuen Anlauf Im Mittelpunkt steht dabei die Überwindung des Einstimmigkeitsprinzips. Eine EU der 27 mit Erweiterungsperspektive ist ohne Mehrheitsprinzip de facto entscheidungsund handlungsunfähig. Auch eine Neuaufteilung der Kompetenzen ist angesichts der zu bewältigenden elementaren Überlebensfragen wie Klima, Energie, Gesundheit und Migration unabdingbar. Das Primat des EU-Rechts ist durchzusetzen und mit klaren Sanktionen zu versehen. Ohne konsequente Rechtsdurchsetzung können Freizügigkeit, Binnenmarkt und die die Solidarität für Förderungstransfer nicht funktionieren. Das EU-Parlament muss endlich die Kompetenz zur vollen Rechtssetzung erhalten. Das EU-Wahlrecht bedarf grundlegender Erneuerung und muss EU-weite, transnationale Listen ermöglichen. Die Grundrechte sind im Vertrag über die Europäische Union klar formuliert. Ihre Durchsetzbarkeit jedoch erweiterungsbedürftig. Der EU – wem sonst? – kommt eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung der Menschrechte, Rechtstaatlichkeit und des Völkerrechts zu. Nicht aus überhöhtem Sendungsbewußtsein, sondern aus globaler Mitverantwortung; das gilt insbesondere für die Entwicklungspolitik. Österreichs Demokratie und politische Kultur. Herausgefordert und reformbedürftig Eben noch haben wir unsere Bundesverfassung anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens hoch gelobt, seine Eleganz und seine Funktionalität selbst in Krisenzeiten. Zugleich stoßen wir durch den Zufall »Ibiza« auf eine bis dahin kaum vorstellbare Verluderung des politischen Verhaltens. Die »Ära Kurz« offenbart durch die »Chats« Korruptionspraktiken sowie Einbrüche der demokratisch-rechtstaatlichen politischen Kultur. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie manifestiert sich ein agressiv auftretender Verlust an das Vertrauen in die Politik in Aufmärschen Zehntausender. Die Anzeichen eines »Österreich-Zuerst-Nationalismus«, einer populistischen Anti-EU-Haltung sowie Anklänge an Orbans »Illiberaler Demokratie« sind unübersehbar. Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache stritten vor der Nationalratswahl 2017, wer der engere Freund Orbans wäre und ließen ganz klar Sympathien für dessen Vorstellungen von Illiberaler Demokratie, Ausländerpolitik, Autokratie und EU-feindlichen Haltung erkennen. Österreichs Demokratie hat die gegenwärtigen Krisen und Skandale einigermaßen bewältigt und sogar selbstreinigende Wirkung entfaltet: Strache und Kurz mussten gehen. Wäre dies aber ohne Ibiza-Video und den unsäglichen Chatprotokollen auch so gekommen? Wohl kaum. Kritik (siehe Untersuchungsausschuss) wäre als bösartig zurückgewiesen worden, alles wäre weitergelaufen wie gehabt. Jetzt haben wir die Chance, diesen Fehlentwicklungen – deren Wurzeln als »Realverfassung« verniedlicht weit zurückreichen – entgegenzuarbeiten. Dazu bedarf es aber einer schonungslosen Analyse der Ära Kurz. Nicht um die ÖVP oder Kurz persönlich zu treffen, sondern um pro futuro aus den Symptomen dieser Politik die Demokratiesensibilität aller Parteien zu schärfen, als Basis für Umkehr und Reformen. Unsere Bundesverfassung aus dem Jahr 1920 gilt als Muster einer parlamentarisch-repräsentativen Demokratie. Aber Spannung zwischen B-VG-Text und politischer Praxis, zur gelebten politischen Kultur gab es schon immer. In der ersten Republik überlagerte der feindschaftliche Lagerkampf die Verfassung. Eine historische Last die bis heute nachwirkt. Aus dieser Erfahrung schlug die zweite Republik ins Gegenteil um. In Großen Koalitionen klammerten sich SPÖ und ÖVP – mit Machtteilung in zwei »Reichshälften« (Stichwort »Proporz« und Auswüchse des Parteien- und Kammerstaates) – so

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie manifestiert sich ein agressiv auftretender Verlust an das Vertrauen in die Politik in Aufmärschen Zehntausender.

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Auf der Suche nach politischer Kultur (1) Liberale versus illiberale Demokratie

aneinander, dass für eine pluralistisch-parlamentarische Demokratie und eine offene Gesellschaft kaum Luft blieb. Erst ab 1966 setzte eine Kultur des Machtwechsels mit unterschiedlichen Koalitionen ein und der Beitritt zur Union sorgte ab 1995 für eine internationale Öffnung und half bei der Überwindung überkommener Strukturen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. In Summe ist die zweite Republik aber als Erfolg zu sehen; unsere Verfassung bietet eine gute Basis für die Zukunft. Trotzdem gemahnen gegenwärtige Fehlentwicklungen zur Vorsicht. Deren Wurzel liegen im immer wieder aufkeimenden – über den politischen Wettbewerb hinausgehenden – Machtkampf zwischen VP und SP. Das System Kurz als wichtiger Erfahrungswert

Noch funktioniert Österreichs politische Kultur, bewies sogar jüngst Selbstreinigungskraft, aber eben vor allem durch einen Zufall.

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Ziel von Kurz war wohl, diese Machtteilung, den Zwang zu Koalitionen, zu überwinden und die Türkisen zur Alleinregierung zu führen. Ein legitimes Ziel, solange der demokratische Machtwechsel aufgrund fairer Wahlen offen bleibt. Verstörend sind jedoch die Methoden zur Machterringung und des Machterhalts, das Bestreben die VP- Dominanz möglichst auf Dauer vor den Unbilden von Wahlen abzusichern. Dafür erhielt er lange die Akzeptanz seiner Partei. Ängste, mit Kurz könnte sich Österreich in Richtung illiberaler Demokratie à la Orban entwickeln, waren nicht unberechtigt. Ein Eindruck, den er durch Kooperation mit der zur illiberalen Demokratie tendierenden Visegrad-Gruppe, Sympathiebekundungen für Trump oder Verständnis für Wladimir Putin verstärkte. Das zentrale Element der Demokratie besteht in der »zeitlichen Gewaltenteilung«, also der Chance zum Machtwechsel durch faire und freie Wahlen. Orban lässt wählen, aber diese Wahlen haben eher den Charakter einer »plebiszitären Machtbestätigung«. Die Machtwechselchance ist durch Verfassungs- und Wahlrechtsänderung, Behinderung der Opposition und Kontrolle der Regierungspartei über die Höchstgerichte und die (beinah gesamte) Medienlandschaft nur mehr gering. Von freien, fairen Wahlen im eigentlichen Sinne kann nicht mehr gesprochen werden. Ideeller Hintergrund ist dabei die Vorstellung, »unsere Partei« ist eigentlich »das Volk« – und daher berechtigt zu parteipolitischer Dominanz, wenn nicht gar faktischer Alleinherrschaft. Noch funktioniert Österreichs politische Kultur, bewies sogar jüngst Selbstreinigungskraft, aber eben vor allem durch einen Zufall. Ohne Ibiza und Chatsprotokolle hätte sich Kurz wohl weiter in Richtung Orbanisierung bewegen können. Kurz stellte eine parteiinterne Alleinherrschaft als Bedingung seiner Parteiobmannschaft: Freie Hand bei der Erstellung des Wahlprogramms sowie bei der Auswahl der NR-Kandidaten und Regierungsmitglieder. Das ganze war verbunden mit einer Überhöhung seiner Person, die beinahe ins Religiöse abglitt. Und die Partei spielte bei dieser Suspendierung innerparteilicher Demokratie nicht nur mit, sondern bejubelte dieses ungewohnte Erfolgserlebnis. Bereits als Außenminister fand Kurz nichts dabei, eine wichtige familienpolitische Entscheidung zu verhindern. Nicht aus inhaltlichen Gründen, sondern um diesen wahlwirksamen Erfolg der Kern-Mitterlehner-Koalition nicht einfahren zu lassen, insbesondere nicht »seinem« VP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, dem Vorgänger and der VP-Spitze. Kurz trat also in eine Regierung ein, die er offensichtlich zutiefst ablehnte. (Aber dann hätte er nicht Teil von ihr werden dürfen.) Nach Mitterlehners Rücktritt 2017 kündigte Kurz die Koalition mit der SPÖ nicht auf, übernahm auch nicht die Vizekanzlerposition, sondern schob Justizminister Wolfgang Brandstetter vor. Selbst blieb er Außenminister, um in der verbleibenden Zeit bis zur Neuwahl einen »oppositionellen Wahlkampf« führen zu können. Regierungsloyalität, Koalitionskultur im Sinne der Verfassung sieht anders aus. Kurz war im Wahlkampf 2017 gewiss erfolgreich. Dabei bediente er sich aber Praktiken, die einiges über seine Einstellung zum Wahlwettbewerb zeigen. Die Türkisen überschritten bewußt die gesetzliche Wahlkampfkostenbeschränkung um rund 70 Prozent. Später, bei Kritik an seiner Kanzlerschaft, tat er gerne so, als ob er geradezu eine absolute Mehrheit errungen hätte. In diesem Zusammenhang ist an sein Eintreten für die Mehrheitswahl zu erinnern. Die stärkste Partei solle so viele Sitze dazubekommen, dass sie mit absoluter Mehrheit


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regieren kann. Absolute Macht, ohne jegliche Wählerlegitimation im Sinne einer repräsentativen, pluralistischen Demokratie gemäß unserer Verfassung! Die gerade hochaktuellen Inseraten- und Meinungsforschungsskandale mag als Korruption empören, aber alarmierender sind ihr manipulativer Einsatz zur Machterringung: verzerrte Umfragen, die Mitterlehner schlecht aussehen ließen oder der manipulative Einsatz von Inseraten zwecks Stimmungskauf beim Boulevard. Kurz beklagte das Fehlen der Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers. Darüber kann man durchaus diskutieren. Kurz stellte sie über die Hintertür, über politisch-bürokratische Instrumente her. Durch die Ernennung von Regierungsmitliedern mit wenig Rückhalt in der Partei, di so umso stärker von ihm persönlich abhingen. Oder durch die Erfindung von Ministerium-Generalsekretären, die zum Teil aus seinen Kabinetten kamen, also aus der »Familie«. Am wichtigsten war aber die strikte »Message Control« mittels eines gigantisch ausgebauten Medienapparats, die die komplette Kommunikation der Inhalte ins Bundeskanzleramt verlagerte und sogar die der Koalitionsminister umfasst. Die Medienpolitik ist unbestritten einer der sensibelsten demokratiepolitischen Bereiche. Ohne unabhängige, qualitative Medien hat eine Wahldemokratie mit Machtwechseloffenheit kaum Chancen. Hier gelang es Kurz via Subventionen und Inseraten das Wohlwollen des Boulevards herzustellen und so mit finanzierter Berichterstattung den politischen Wettbewerb zu manipulieren. Die Praxis, wie sie der Sideletter 2017 mit der Aufteilung der ORF-Spitzenpositionen zwischen VP und FP belegt, abgeschwächt auch 2019 mit den Grünen umgsetzt, komplettiert diese Strategie. Mangelnde Sensibilität gegenüber dem Parlamentarismus und Einstellung zu Justiz und Rechtsstaatlichkeit Mit der Zentrierung der politischen Macht auf den Bundeskanzler geht bei Kurz eine distanzierte Haltung zum Parlament einher. Er vermittelt den Eindruck, als stünde er eigentlich über dem parlamentarischen »Gezänk«, der wie einst unheilvoll bezeichneten »Quatschbude«. Mit einer körpersprachlichen Geringschätzung durch die ständige Beschäftigung mit dem Handy oder mit provokantem »Nichterinnern« im Untersuchunsausschuss, wo er es mit seinem Klub fertig brachte, solange zu sprechen, bis die Opposition nicht mehr zu Wort kommen konnte. Die Spitze stellt die türkise Forderung nach Beseitigung der Wahrheitspflicht in Untersuchungsauschüssen dar, die dieses wichtige parlamentarische Kontrollinstrument ad absurdum geführt hätte. Als durch Ibiza die VP-FP Koalition zerbrach, versuchte Kurz zunächst allein weiter zu regieren und die zurückgetretenen FP-Regierungsmitglieder mit eigenen Leuten zu besetzen. Das hätte de facto eine VP-Alleinregierung bedeutet, was die Opposition nicht durchgehen ließ und Kurz das Mißtrauen aussprach. Seine Reaktion: »Das Parlament hat entschieden, aber das Volk wählt«. Ein kaum verschleierter Vorwurf, das Parlament hätte sich eigentlich »gegen das Volk« gestellt. Ähnlich kann seine Reaktion bei seinem Rücktritt im Herbst 2021 interpretiert werden: er trete als Kanzler nur zur Seite, bleibe weiter Kubobmann, Parteiobmann, verließ dann doch die Politik. Vermutlich auch, weil das Parlament mit dem dort unvermeidlichen Diskurs, der Konsenssuche, dem Kontakt auf Augenhöhe mit der Opposition etc. nicht seinem politischen, persönlichem Stil entsprach. Der Vorwurf, die elementare Unabhängigkeit der Justiz durch Einfluss über die türkise Personalpolitik in Frage zu stellen wiegt schwer; insbesonders das Unterlaufen der Objektvierungsnormen. Aber auf die Spitze trieben es Kurz und die Türkisen, als sie auf die durch die Korruptionsvorwürfe ausgelösten gerichtlichen Untersuchungen mit Vorwürfen insbesondere gegen die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft reagierten, sie würde parteipolitisch agieren (wohl zwecks Einschüchterung). Ein seltsames »türkises Rechtsstaatsverständnis« offenbarte auch, als die VP eine offensichtlich gesetzwidrige Verordnung damit verteidigte, wenn ein aufhebender VfGh-Entscheid eintreffe, sei diese eh schon außer Kraft. Die Volkspartei betont stets ihre postive EU-Gesinnung. Dem widerspricht die EU-Linie von Kurz, die man so zusammenfassen könnte: Persönliche Profilierung auf Kosten der

Die Spitze stellt die türkise Forderung nach Beseitigung der Wahrheitspflicht in Untersuchungsauschüssen dar, die dieses wichtige parlamentarische Kontrollinstrument ad absurdum geführt hätte.

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Auf der Suche nach politischer Kultur (1) Liberale versus illiberale Demokratie

EU aus innenpolitischen Gründen. Erinnert sei an die als David-Goliath-Konflikt aufgezogene Auseinandersetzung mit Merkel in der Flüchtlingsfrage. Wie tief das Thema Migration ging, zeigte sich, als Thomas Schmid der katholischen Kirche finanzielle Einbußen androhte (wegen deren Kritik an der Flüchtlingspolitik) und Kurz das ausdrücklich gut hieß. Zugleich propagierte Kurz völlig irreale Lösungen wie Auffanglager außerhalb der Union. Die verlangte »Vor Ort-Hilfe« wirkte dank geringer finanzieller Hilfe wenig glaubwürdig. Peinlich auch die Ablehnung des jahrelang verhandelten UN-Migrationspaktes während der Österreichschen EU-Ratspräsidentschaft; wohl aus rein innenpolitischen Gründen. Die türkise Personalpolitik

Die parteipolitische Durchdringung der öffentlichen Bereiche hat fatale Langzeitfolgen, wenn schon bei gewöhnlichen Posten Protektion und Parteibuch vor fachlicher Qualität stehen.

Eine Bundesregierung hat natürlich Personalentscheidungen zu treffen. Die Frage ist, wie. Da gibt es einmal die demokratiesensiblen Bereiche wie VfGh, Rechnungshof, Nationalbank, die Justiz insgesamt und der ORF. Also Bereiche, wo der Sinn der Gesetze in der Unahängigkeit von der Politik im Mittelpunkt steht. In diesen Bereichen hat Kurz, wie aus den Chats und Nebenabsprachen hervorgeht, mit den Postenaufteilungen unter den Koalitionären, FP wie Grünen, den Sinn der entsprechenden rechtlichen Verfahren auf den Kopf gestellt. Die parteipolitische Durchdringung der öffentlichen Verwaltung ist in Österreich seit jeher »Realverfassung«. Natürlich erfordert der öffentliche Dienst Loyalität gegenüber Vorgesetzten, aber zu allerst wohl zur Institution, zur Funktion und zum Rechststaat. Nicht zur Partei der Regierenden! Der Fall Öbag-Schmid ist da ein aufschlussreiches durch die Chats so klar offenbartes Musterbeispiel und könnte eine Chance zur Umkehr eröffnen. Die parteipolitische Durchdringung der öffentlichen Bereiche hat fatale Langzeitfolgen, wenn schon bei gewöhnlichen Posten Protektion und Parteibuch vor fachlicher Qualität stehen. Für das Spitzenpersonal kommt die Gefahr hinzu, dass mit jedem Regierungswechsel ein parteipolitischer Anspruch auf Austausch ohne Rücksicht auf Qualifikation selbstverständlich wird und zur Minderung der Qualität von Verwaltung und öffentlicher Wirtschaft führt. Sicherlich, es gibt Positionen, bei denen auch parteipolitische Loyalität wichtig ist. Das gilt etwa für die umstrittenen Generalsekretäre in den Ministerien oder die Kabinettsmitarbeiter. Diese sind »politische Beamte«, die mit Regierungswechsel kommen und gehen. Die tief verwurzelte parteipolitische Durchdringung aller öffentlicher Bereiche, aber auch vieler Interessenvertretungen und zivilgesellschafticher Bereiche, ist ein zu überwindender Mißstand der österreichischen politischen Kultur. Gerne wird im Im Zuge der Debatte um Ibiza, Kurz und »Familie« argumentiert, das Wording in den Chats sei wirklich häßlich, aber rein »privat« und hätte doch strafrechtliche Grenzen nicht überschritten. Wem nicht selbstverständlich ist, dass politische Verantwortung nicht erst bei strafrechtlicher Relevanz Gewicht bekommt, ist in einem öffenlichen Amt fehl am Platz. Nicht die Wortwahl in den Chats ist der Skandal, sondern ein Politikverständnis, das Defizite an Verfassungs- Rechtsstaats- und Demokratiekultur erkennen lässt. Ein Umdenken in der politischen Kultur

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Die Zustände haben einen Punkt erreicht, an dem ein Verdrängen, Verniedlichen oder Verdecken der aufgebrochenen Mängel nicht mehr gelingen kann. Dies würde den Vertrauensverlust in »die Politik« nur noch mit ungewissem Ende steigern. Die Parteien – aber auch die Gesellschaft – müssen in den jüngsten Ereignissen Chancen zur Umkehr und Weiterentwicklung sehen. Ein sehr grundsätzliches und schwieriges Unterfangen. An erster Stelle steht: die Reste des unheilvollen Lagerdenkens in Freund-Feindkategorien überwinden. Ein gelebter Grundkonsens unter den Parteien, dass Machtwechsel aufgrund freier, fairer Wahlen eine Selbstverständlichkeit ist, bei dem es nicht um Sieg oder Niederlage zwischen Freund und Feind geht. Niemand ist des anderen »Gsindl«. Die


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in Östereich erst spät gewachsene Parteienpluralität erfordert eine rationalere Koalitionskultur. Zunächst muss außer Streit stehen, die Mehrheit darf nicht alles und die Minderheit darf nicht alles verhindern wollen. Das Republikwohl steht darüber. Besonders in Krisenzeiten! Koalitionen zwischen demokratischen Parteien in einer pluralistischen Demokratie sind kein »ins Bett legen«, kein »Verrat«, sondern Kooperation auf Zeit, mit der logischen Konsequenz des inhaltlichen, personellen Kompromisses, was hierzulande allzu gerne heruntergemacht wird. Modellhaft führen das die skandinavischen Demokratien vor. Heute spaltet die Pandemiepolitik unsere Gesellschaft. Ein Teil macht sich in Massenprotesten – auch einige gewaltbereit – Luft. Wir sehen, wie wichtig bei der aktuellen Verteidigung der Rechtsstaatlichkeit die parteiunabhängige Interessensgruppen der Staatsanwälte oder die Richtvereinigung sind, oder der Redakteursrat bei der Verteidigung des ORF-Objektivitätsgebots . Oder all die Menschenrechts- und Umweltorganisationen für die politischen Anstöße zur Lösung nationaler und internationaler Probleme. (Manchmal nervend aber unverzichtbar für eine offene Gesellschaft!) Wichtig wäre auch, dass sich die beruflichen Interessensorganisationen aus der parteipolitischen Umklammerung befreien, um die Österreich-Tradition des fatalen Lagerdenkens, möglichst alle gesellschaftlichen Bereiche parteipolitisch zu durchdringen, zu überwinden.

Wichtig wäre auch, dass sich die beruflichen Interessensorganisationen aus der parteipolitischen Umklammerung befreien, um die Österreich-Tradition des fatalen Lagerdenkens, möglichst alle gesellschaftlichen Bereiche parteipolitisch zu durchdringen, zu überwinden.

Reformschritte zur Verbesserung der poltischen Kultur Stichwortartig sei auf die Reformerfordernisse hingewiesen, die für unsere Demokratie von größter Bedeutung sind, lange schon diskutiert werden und noch immer ausstehen: - eine Föderalismusreform, die Überarbeitung der Bund-, Länderund Gemeindekompetenzen - ein Parteienrecht mit Verankerung der innerparteilichen Demokratie und Finanzierungregelung - ein Medien- und Medienförderungsrecht für eine unabhängige, qualitative Medienlandschaft - ein ORF-Gesetz mit Entpolitisierung aller Organe - eine Parlamentsweiterentwicklung, die den Nationalrat aus der de facto totalen Bindung an die Regierung löst und mehr Luft für eigene Initiativen gibt Fazit Die Welt, Europa und unsere Republik befinden sich in einer politischen Krisen- und Übergangsphase. Umso wichtiger ist ein Wertekompass bei der Bewältigung der Probleme. Nationalistische, illiberale Demokraten haben simple, aber eindringliche Antworten parat, deren dickes Ende sich erst später herauszustellen pflegt. In offenen Gesellschaften und pluralistischen Demokratien Antworten und Lösungen auf komplexe Probleme zu finden ist anstrengender, braucht länger, aber es sind letzlich die nachhaltigeren Lösungen, die durch Diskurs- und Konsensfähigkeit erzielt werden. Es gibt für unser unser politisches Leben, in Österreich wie weltweit viel zu verlieren. Wir haben aber die Chance zum Aufräumen und zur Gestaltung der Zukunft. Eine Verantwortung nicht nur der Politik, sondern auch der Bürger, Wähler und der Zivilgesellschaft. Deshalb sei abschließend an das Antikorruptonsvolksbegehren erinnert. Möge es gelingen. n

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Martin Schuhmann wurde 1994 in Graz geboren, besuchte das Oberstufenrealgymnasium Dreierschützengasse und studiert Klassische Philologie. Er spielt mehrere Instrumente, ist Liebhaber alter Filme und Sammler von den mittlerweile selten gewordenen Schellackplatten. Mehr als 5.000 Schellacks, alte Grammophone und Zubehör veranlassten ihn, in seiner Wohnung ein Privatmuseum für Schellacks einzurichten.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Martin Schuhmann Fotografiert von Heimo Binder

Musik aus dem Trichter A

uf dem Plakat an der Wand schaut ein kleiner Hund aufmerksam in den Trichter eines Grammophons. Das Motiv von »His Master‘s Voice« ist sehr bekannt. Martin Schuhmann kennt sogar den Hund: »Das ist Nipper«, sagt er beiläufig und lenkt meinen Blick auf eine lebensgroße Skulptur des weißen Terriers mit den schwarzen Ohren inmitten seines Privatmuseums für Schellack-Schallplatten. Der 28-jährige Student der Klassischen Philologie weiß aber noch viel mehr. Daran erkennt man auch den echten Jäger und Sammler – abgesehen von der Detailverliebtheit, die phantastische Reisen in die Musikwelt der Zwanziger-, Dreissiger- und Vierzigerjahre garantiert. Aus dieser Zeit, namentlich jener zwischen 1925 und 1945 rekrutiert sich seine Sammlung von mehr als 5.000 Schellacks, jenen Vorläufern der Vinyl-Schallplatte, die leicht zu Bruch gehen, wenn sie zu Boden fallen. Von Schuhmann erfährt man auch, dass für die Herstellung der ersten Schellacks neben den Ausscheidungen der Schildlaus sowie Ruß auch Kuhhaare verwendet wurden. Erfunden hat sie jedenfalls Emil Berliner, als Weiterentwicklung beziehungsweise Nachfolge des Phonographen. Das war ein Tonträger in Walzenform, den Thomas Edison so nebenbei erfunden hat. Also neben der Glühbirne, für die er bekannt ist, die ihm nach neueren Erkenntnissen allerdings nicht mehr zugesprochen wird, aber das ist eine andere Geschichte. Zu den Klängen von Tommy Dorsey, Count Basie, Gene Krupa, Benny Carter und Benny Goodman erzählt Martin Schuhmann von seinem Traum, seine Schellacks als Radiomoderator präsentieren zu dürfen. Tatsächlich verfügt er über ein weitreichendes Equipment, nimmt die Schellacks über einen Plattenspieler mit 78 Umdrehungen auf Kassette auf und digitalisiert die Musik auf CDs – die übrigens lange nicht so gut halten würden wie die guten alten Musikkassetten. Die er wiederum gern im Autoradio abspielt: »Ich mag diese nostalgischen Stimmen und Arrangements. Jedes Orchester damals hat einen eigenen Stil entwickelt, wie Larry Clinton, Duke Ellington, Fletcher Henderson oder Count Basie. Heute klingt alles irgendwie gleich.« Schon mit zwölf Jahren begann er auf Flohmärkten Schellacks zu sammeln. Als er

mit der Schule in London war, wurde er genauso fündig, wie beim Familienurlaub in Paris oder später auch in den USA. Heute greift er auch bei Sammlungsauflösungen gern zu. Vollends vereinnahmt haben ihn seinerzeit die Sendungen von Gerhard Werner »Musik aus alten Rillen« auf Radio Nostalgie Raaba (94,2 Mhz) von 2003 bis 2005 und natürlich von Günther »Howdy« Schifter auf Ö3 mit seinem sonoren O-Ton: »Schellacks und Schellacks und Schellacks«. »Es gibt keinen wärmeren Klang als den Ton von Schellacks«, sagt der Liebhaber Schuhmann, der im Übrigen zehn Jahre Klarinette am Johann-Josef-Fux-Konservatorium in Graz gelernt hat. Und auch sonst musikalisch nicht ganz unvorbelastet ist, war doch Vater Rudolf Schuhmann neben seinem Job als Jurist auch Gitarrist bei der »El Gurko«-Band und hinterließ seinerseits eine Sammlung von 6.000 LPs. Aus Vinyl natürlich. Mit Preisen zwischen fünf und 20 Euro sind Schellacks durchaus leistbar: »Es gibt aber auch welche, die bis zu 500 Euro wert sind.« Plakate wie jenes mit Bunny Berigan, Martin Schuhmanns Lieblingstrompeter, zieren die Wände des rund 20 Quadratmeter großen Museumszimmers in der Wohnung. Eine rund 400 Nummern umfassende Sammlung der Kinobroschüre »Illustrierter Filmkurier« aus den Dreissigerjahren und etwa 30 Grammophone, vom winzigen Reisemodell über Koffergeräte bis zum englischen Salongrammophon, sorgen für Atmosphäre zwischen den Schellackstapeln. Zum authentischen Rauschen und Knistern (»das gehört dazu«) einer hundert Jahre alten Schellackplatte von »The Virginians« aus dem Jahr 1922 erzählt Schuhmann die Geschichte des Bildes mit Nipper zu Ende. Francis Barraud, der Maler des Ölbildes und Herrchen von Nipper, übermalte das ursprüngliche Motiv, einen Walzenphonographen, mit einem moderneren Grammophon zum Abspielen von Schellackplatten. Diese Übermalung ist heute noch gut auf dem Gemälde zu erkennen. Das Beste zum Schluss: Genau so ein »Improved Gramophone« mit Schwenktrichter wie auf dem Bild »His Master‘s Voice«, das längst zu einem internationalen Logo geworden ist, steht in Martin Schuhmanns Schellack-Privatmuseum, Graz, Straßgang. n FAZIT MÄRZ 2022 /// 47


Erfolg braucht Führung

Managementserie

Zwei Herzen in einer Brust

Schul- und Komplementärmedizin aus einer Hand

Ein Gespräch von Carola Payer mit Diana Asslaber, Allgemeinmedizinerin und Ärztin nach der »Traditionellen Chinesischen Medizin«

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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iana Asslaber bietet als Ärztin für Allgemeinmedizin in ihrer Ordination in Graz ein vielfältiges Leistungsangebot, um unterschiedliche Beschwerden und Erkrankungen abzuklären und zu behandeln. Ihr ist ein ganzheitlicher und individueller Ansatz wichtig. Neben allgemeinen schulmedizinischen Leistungen bietet sie in der Ordination verschiedene alternativmedizinische Behandlungsverfahren, insbesondere aus dem Bereich der Traditionellen chinesischen Medizin TCM (beispielsweise Phytotherapie, Akupunktur oder Schröpfen) an. Deren Basis begründet sich im vernetzten Denken, Hinterfragen und Behandeln auf allen Ebenen (körperlich, psychisch, energetisch). Konkret bedeutet das, dass eine Diagnose und ein Therapieplan nicht nur anhand von klinischen Befunden erstellt werden, sondern dass anderen »Quellen« ebenso viel Bedeutung beigemessen wird. Solche Quellen sind vor allem das sehr ausführliche Gespräch, genaue Beobachtung, die Tastuntersuchung, das Erfühlen von möglichen Problemstellen im Körper, die Analyse der Zunge und die genaue Wahrnehmung des Pulses. Derartige Untersuchungen können viel Aufschluss über die möglichen versteckten Ursachen von bestimmten Beschwerden und Erkrankungen liefern. Diese stehen in der eher symptomorientierten Schulmedizin oftmals jedoch weniger im Vordergrund. Kombination Schulmedizin und Traditionelle Chinesische Medizin Unter dem Begriff Komplementärmedizin wird ein breites Spektrum von Disziplinen und Behandlungsmethoden zusammengefasst, die auf anderen Modellen der Entstehung von Krankheiten und deren Behandlung basieren als jene der Schulmedizin. Definitionsgemäß werden sie ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt. Viele Vertreter der Komplementärmedizin sehen Gesundheit nicht als Fehlen von Krankheit, sondern als Gleichgewicht miteinander wirkender interner oder externer Kräfte. Kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen Körper, Geist und Umwelt manifestiert sich dies in Krankheit. Die komplementärmedizinische Therapie besteht insbesondere in der Stärkung (selbst)heilender Kräfte. Dem Patienten wird eine aktive Rolle bei der Wiedererlangung der eigenen Gesundheit zugeschrieben. Ein weiterer Aspekt komplementärmedizinischen Denkens ist die Gesunderhaltung. Diana Asslaber: »Ich wollte schon immer was Alternatives machen. Die Heilpraktikerausbildung hat es damals in Österreich nicht gegeben. Daher habe ich Medizin studiert, um die Zusammenhänge im Körper zu verstehen. Eine reine Fokussierung auf Schulmedizin ist mir zu wenig gewesen. Daher habe ich meine Kompetenzen durch Chinesische Medizin und Kräutertherapie erweitert. Das Interesse für chinesische Medizin wurde beeinflusst von meiner Faszination für verschiedene Heilkräuter. Es gibt so vieles was man da mit klassischen schulmedizinischen Anwendungen kombinieren kann. Ein weiteres Kompetenzfeld, dass ich meinen Patienten anbiete ist die Orthomolekulare Infusionstherapie. Das ist die Möglichkeit mit-

»Eine reine Fokussierung auf die Schulmedizin ist mir zu wenig gewesen. «

DIANA ASSLABER


Managementserie [47]

tels Infusionen dem Körper verschiedene Vitamine und Mineralstoffe teilweise hochdosiert zu verabreichen. Ich hatte selbst eine gesundheitliche Problemstellung, wo ich mit der Chinesischen Medizin nicht weitergekommen bin. Das habe ich dann mittels der orthomolekularen Therapie in den Griff bekommen. Es gibt immer wieder individuelle Herausforderungen bei Patienten, wo man in verschiedene »medizinische Töpfe« greifen muss und ich bin froh, die verschiedenen Zugänge dann auch anwenden zu können. Oft ist die Kombination aus Schul- und Alternativmedizin am besten. Mit beiden Welten decke ich ein breites Spektrum ab und kann dadurch das Wohlbefinden steigern. Es gibt auch Wechselwirkungen in Richtung Schulmedizin. Die Chinesen forschen da viel, etwa welche Kräuter sich mit welchem Pharmaprodukten ergänzen und welche sich nicht miteinander vertragen. Dazu gibt es laufend Studien und Wissensvermittlung. Das Wissen der Chinesischen Medizin beruht auf Aufzeichnungen, die über 3000 Jahre alt sind.«

Offenheit für alternative Behandlungsmethoden Diana Asslaber auf die Frage, welche Patientengruppe eher zu alternativen Behandlungsmethoden greifen und wer eine rein schulmedizinische Behandlung sucht: »Es sind mehr Frauen, die beides kombiniert haben wollen. Ganz viele Studenten und junge Menschen sind sehr offen dafür. Es gibt aber Patienten, die nur die Schulmedizin, und einige, die nur alternativ behandelt werden möchten. Ich biete beide Möglichkeiten, aber ich überzeuge niemanden. Der Kunde entscheidet immer selbst. Gerade bei chronischen Erkrankungen und Erkältungen wirkt die Chinesische Medizin sehr, sehr gut. Menschen mit langwierigen Beschwerden

entscheiden sich oft auch aus Verzweiflung und Hoffnung für alternative Methoden. Es sind meist auch Patienten, denen ihre Gesundheit auch was wert ist, die bereit sind Geld dafür auszugeben. Grundsätzlich kann man sagen, dass Menschen, die auf die Naturmedizin zurückgreifen, generell achtsamer mit ihrem Körper und ihrer Gesundheit umgehen. Sie sind auch bereit zu akzeptieren, dass die Heilung manchmal langsamer stattfindet, aber dafür nachhaltig ist. Ungeduldige Menschen greifen gerne zur Schulmedizin. Die Schulmedizin heilt eventuell schneller, hat dafür aber verschiedene Nebenwirkungen.«

Voraussetzung für komplementäre Behandlungsmethoden Die Fähigkeit zur Diagnostik ist eine wesentliche Basis für eine erfolgreiche Behandlung nach der Traditionellen Chinesischen Medizin. Bestandteile sind die Anamnese des Gesichts, der Zunge, der Bewegung, Mimik und Gestik des Patienten und ein intensiver Dialog der Symptome gut hinterfragt und analysiert. Der Mensch in seiner Gesamtheit wird mit seiner Konstitution und den Symptomen erfasst. Diana Asslaber: »Ständige Weiterbildung ist ein ‚must‘. Weiterbildungen gibt es jetzt auch immer mehr online. Austausch in Foren, Literatur und ständige Fortbildungen tragen zu einem lebenslangen Lernen in dem Thema bei. Neugierde auf die Inhalte, aber auch auf das Erfassen der Patienten als »Gesamtlebenswerk« fördern den Erfolg. Es muss einem liegen, sich Zeit für den Patienten zu nehmen und sich auch mehr auf das Gegenüber einzulassen. Gerade in der Chinesischen Medizin ist das Kräuterwissen und das Experimentieren mit der Rezeptur ein wesentlicher Teil in der Patientenbegleitung. Die Kräuter haben eine nachweisliche Wirkung bei verschiedenen Krankheiten oder Symptomen.« Diana Asslaber auf die Frage, was die 2-Herzens-Praxis für Sie bedeutet: »Es ist viel, viel Arbeit. Aber: Es macht mir Spaß mit meinem Team und meinen Patienten. Ich schätze an meinem Beruf auch die Möglichkeit, immer wieder sehr interessante Menschen kennen zu lernen. Ich möchte meinen Patienten in den nächsten Jahren weiter ein ganzheitliches Konzept für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden bieten. Ich will mit den allgemeinmedizinischen Leistungen auf dem neuesten Wissensstand bleiben und auf Wunsch umfassende alternativmedizinischen Behandlungen anbieten. Wichtig ist mir auch, Termine so zu vergeben, dass Patienten mit möglichst kurzen Wartezeiten rechnen müssen und gleichzeitig immer ausreichend Zeit für alle Anliegen bleibt. Zeit und Aufmerksamkeit ist eine wesentliche Basis für die richtige n medizinische Intervention.«

TCM SPACE GRAZ Dr. Diana Asslaber, Allgemeinmedizinerin 8010 Graz, Glacisstraße 57 Telefon +43 699 10006232 tcm-space.com

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Weltausstellung in Dubai

Die weite Welt, auf Sand gebaut? Thomas Goiser hat für uns die »Expo 2020« in Dubai besucht

Fotos: Shutterstock/Creative Family, Expo Austria, Michael Schaffer-Warga

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eit 1851 (London) existiert nun bereits die Tradition der Weltausstellungen, sie dienten von der Hochblüte der Industrialisierung bis zum heutigen Digitalkapitalismus als Leistungsschau und Begegnungsort. Als Austragungsort der »Expo 2020« machte Dubai ein Corona-Schicksal durch – nämlich die Verschiebung um ein Jahr. Ein Glücksfall für die Vereinigten Arabischen Emirate, denn so fiel sie mit den Jubiläumsfeierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der Nation zusammen. Und den Namen hat man gleich belassen. Drei Distrikte Thematisch wurde eine Aufgliederung in die drei »Districts«: Opportunity (Gelegenheit), Sustainability (Nachhaltigkeit) und Mobility (Mobilität) getroffen. Alles auf dem 440 Hektar großen Gelände ist

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künstlich hergestellt und auf dem Wüstensand konstruiert. Hier präsentieren sich 192 Länder den erwarteten 25 Millionen Besucher, die überwiegend aus dem arabischen Raum stammen.

Toller österreichischer Pavillon Großflächige digitale Displays strahlen mit der Sonne um die Wette, Bühne und Zuschauerraum sind am Gelände größtenteils ident. Österreich ist hier ebenso mit einem Pavillon vertreten wie die USA, Israel, Kasachstan, Belarus, Deutschland etc. Es fehlen Liechtenstein und … die EU, die sich mit Aktivitäten der EU-Institutionen einbringt, oft in Kooperation mit den Pavillons der Mitgliedsstaaten. Durch die außergewöhnliche Gestaltung ist Österreichs Beitrag auffällig und intensiv diskutiert worden. Laut den Übersichtsplänen

der Veranstalter können an einem durchschnittlichen Besuchstag übrigens bis zu 20 Pavillons angesehen werden, allerdings ist gelegentlich mit mehrstündigen Wartezeiten zu rechnen.

Diverse Schwerpunktsetzung Die inhaltlichen Ziele und Schwerpunkte der Auftritte sind dabei sehr unterschiedlich, sie reichen vom Verbreiten (gesellschafts-)politischer Vorstellungen über das Anziehen von Investoren, Touristen, Arbeitskräften oder Studenten bis hin zur Exportförderung. Nach sechs Monaten Laufzeit ist die Expo-2020 Ende März Geschichte, 2025 ist es in Osaka wieder so weit. Für 2030 kandidieren dann Moskau, Busan (Südkorea), Rom, Odessa und Riad, die Hauptstadt Saudi-Arabiens. Die Entn scheidung fällt im kommenden Jahr.


Weltausstellung in Dubai

Ein mutiges Konzept Vier Fragen an die österreichische »Expo-Kommissärin« Beatrix Karl Österreichische Kommissärin für die Expo-2020 ist Beatrix Karl, Vizerektorin an der Pädagogischen Hochschule Steiermark und ehemalige Justiz- und Wissenschaftsministerin. Im Interview erklärt sie ihre Tätigkeit und den Auftritt unseres Landes.

»Absolut anders!« Der österreichische Pavillon in Dubai expo2020dubai.com www.expo2025.or.jp

Wie kann man sich die Aufgabe als Expo-Kommissärin vorstellen? Das Amt der Regierungskommissärin für Österreich bei der Expo-2020 ist eine ehrenamtliche Funktion mit dem Zweck, die österreichische Regierung zu vertreten – sozusagen als Gesicht nach außen.

Haben Sie Dubai vor und während der Expo öfter besucht? Ich war während der Vorbereitungszeit einige Male in Dubai, etwa für die Vertragsunterzeichnung oder auch für den Spatenstich des Österreich-Pavillons im September 2019. Während der Expo durfte ich bei der Eröffnung der Weltausstellung unser Land offiziell vertreten. Außerdem als Begleitung von heimischen Delegationen und selbstverständlich auch am wichtigsten Tag für Österreich während der Laufzeit der Expo, bei unserem Nationentag am 19. November 2021. Unser Land konnte sich hier auf der zentralen Bühne am Expo-Gelände exklusiv allen Besucherinnen und Besuchern mit einem besonderen Wirtschafts-, Musikund Kulturprogramm präsentieren. Die Resonanz von Seiten meiner emiratischen Gesprächspartner zu diesem Tag hat mich beeindruckt. Am österreichischen Pavillon wurde von manchen kritisiert, dass er eigentlich nichts typisch Österreichisches transportiert – ganz im Gegensatz zur Schweiz … Unser Pavillon ist vor allem eines: absolut anders. Wir sehen aber gerade in diesem mutigen Konzept die Chance, uns von an-

deren Pavillons abzuheben und dadurch aus der Masse der Videoprojektionen und LED-Wänden hervorzustechen. Das kommt besonders beim internationalen Publikum sehr gut an. Und nicht nur das: Wir haben bereits drei international renommierte Designpreise gewonnen. Für uns ist der Beitrag ein deutliches Bekenntnis zum umfassenden Klimaschutz. Ein globales Problem wie der Klimawandel benötigt lokale Lösungsansätze. Unsere Pavillonarchitektur bietet genau diese Lösung: Inspiriert von arabischen Windtürmen, ist unser Beitrag nicht nur eine Geste an das Gastgeberland Dubai, sondern ein deutliches Signal gegen Energieverschwendung. Wir sparen bis zu 70 Prozent an Energie gegenüber vergleichbaren, konventionell klimatisierten Gebäuden in der Region. Der österreichische Beitrag zur Weltausstellung beinhaltet mehr als nur die Ausstellung: Er hat zum Ziel, Beziehungen zu vertiefen und weiter auszubauen und heimischen Unternehmen eine Plattform zu bieten, was sehr gut angenommen wird. Was bringt uns das dann vor allem? Die Teilnahme bietet Österreich eine internationale Bühne, die wir auch nutzen. Das Interesse von TV- und Printmedien an unserem Pavillon ist seit Beginn der Weltausstellung ungebrochen, CNN und BBC berichten immer wieder über den Österreich-Pavillon. Das zeigt die internationale Strahlkraft unseres Expo-Beitrags und wir können die Innovationskraft Ösn terreichs weltweit kommunizieren. FAZIT MÄRZ 2022 /// 51


Kurz & News

Gady Markt am 10./11. September 2022

Den 50. Geburtstag des markanten Markenzeichens Grünes Herz nimmt Steiermark Tourismus zum Anlass, um dieses Symbol gebührend zu ehren. Begonnen wird dabei mit 50 Herzgeschichten von 50 Persönlichkeiten, die wöchentlich das ganze Jahr über multimedial über ihren Bezug zum Steiermark-Herz berichten. „Das Grüne Herz Österreichs ist Bestandteil der steirischen Identität. Damit ist unser Land auch nach 50 Jahren am Puls der Zeit. Als Landeshauptmann erfüllt es mich mit Stolz, dass es heute kräftiger pocht als je zuvor. Gerne blicke ich auf meine Zeit als Landesrat für Tourismus zurück, heute ist es bis weit über unsere Landesgrenzen hinweg das Markenzeichen der Steiermark“, so LH Hermann Schützenhöfer.

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Gründerbilanz Steiermark 2021 Die Corona-Pandemie hat dem Trend, sein eigener Chef zu werden, keinen Abbruch getan – im Gegenteil: Trotz der Einschränkungen wurden im Vorjahr 4.855 Neugründungen im Steirerland gezählt, das sind um 297 oder um 6,5 Prozent mehr als 2020. Auf die Steiermark entfallen damit 13,8 Prozent aller bundesweiten Gründungen. Rechnet man die selbständigen Personenbetreuer dazu, waren es sogar 6.132 Gründungen. Für WKO-Stmk-Präs. Josef Herk ist das ein „positives Zeichen für den Gesamtstandort“. Schließlich belegen die Zahlen, „dass die Selbständigkeit auch oder gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen eine echte Alternative ist. Trotz erschwerter Planbarkeit haben diese Menschen Eigenverantwortung und Initiative bewiesen.“

Infotag Lehre bei AHT Nach einem virtuellen Infotag Lehre im Vorjahr fand dieser heuer wieder vor Ort bei AHT in Rottenmann statt. Mehr als 40 Jugendliche informierten sich über die Ausbildungsmöglichkeiten bei AHT. „Wir freuen uns sehr über das rege Interesse an einer Ausbildung bei AHT. Derzeit suchen wir Industriekaufleute, wobei wir uns über männliche Bewerber ganz besonders freuen würden, da dies nach wie vor ein sehr weiblicher Beruf ist. Aber auch über weibliche Bewerber in den meist männlich dominierten technischen Lehrberufen sind herzlich willkommen“, erklärt HR-Managerin Sabine Mittermair-Krivez. Aufnahmetests: Lehrwerkstätte, Mittwoch 9. März 2022, 8:00 Uhr und Industriekaufleute, Dienstag 15. März 2022, 9:00 Uhr.

Auszeichnung „familienfreundlich“ für FH Joanneum

Die FH Joanneum wurde im Rahmen des Audits „hochschuleundfamilie“ mit dem staatlichen Gütezeichen für Familienfreundlichkeit ausgezeichnet. Die FH bietet ihren rund 750 Mitarbeitern und 5.000 Studierenden viele Möglichkeiten, um Familie mit Beruf und Ausbildung vereinbaren zu können. LRin Barbara Eibinger-Miedl betont dazu: „Es ist mir seit Jahren ein großes Anliegen, die Vereinbarkeit von Familie, Ausbildung und Beruf in der Steiermark zu fördern.“ Die beiden GF Martin Payer und Karl Peter Pfeiffer freuen sich über die Auszeichnung: „Als verantwortungsvolle Arbeitgeberin erkennt die FH Joanneum die Familie als gesundheits- und arbeitsförderliche Ressource an und bietet daher flexibel gestaltbare Arbeitsbedingungen.“

Fotos: Steiermark Tourismus / Tom Lamm, FH Joanneum, AHT Cooling Systems / Byörn Tschinkl, Gady Family

Das Grüne Herz feiert 50. Geburtstag

Der Gady Markt in Lebring ist im Frühjahr und im Herbst ein Veranstaltungs-Fixpunkt der Südsteiermark. Aufgrund der aktuellen Corona-Regelungen und der für den März zu erwartenden epidemiologischen Lage hat die Gady Family entschieden, das Steirische Volksfest im Herbst zu veranstalten. „So kann der 111. Gady Markt am 10. und 11. September 2022 wirklich wieder für alle Gäste stattfinden“, erklärt Philipp Gady, Eigentümer und GF der Gady Family. Ins Frühjahr startet das Unternehmen mit der Gady Family Aktionswoche. Von 12. bis 19. März locken attraktive Sonderangebote bei Landmaschinen, landwirtschaftlichen Gebrauchtgeräten und Pkw-Neubestellungen – in allen Gady Family Standorten sowie auf www.gady.at.


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Kurz & News

Nachhaltigkeits-Bestnote für Energie Steiermark

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Generali-Umfrage zum nachhaltigen Leben Das Thema Nachhaltigkeit rückt nicht nur bei Unternehmen und der Politik mehr und mehr in den Mittelpunkt. Auch die Menschen in Österreich beschäftigen sich mehr mit dieser Thematik. Wie aus einer Erhebung der Generali Versicherung hervorgeht, achten knapp 80 Prozent der Befragten auf grünes Verhalten bei alltäglichen Aktivitäten wie beim Einkaufen und Heizen. Die Konsumenten sehen sich dabei selbst auch an erster Stelle in der Pflicht, wenn es darum geht, wer für mehr Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft verantwortlich ist. Die Steiermark liegt beim Thema Energienutzung im Bundesländervergleich an erster Stelle, ebenfalls sehr hoch (2. Rang) ist die Achtsamkeit bei der Ernährung, beim Einkaufen und bei der Fortbewegung. 54 /// FAZIT MÄRZ 2022

Fotos: Energie Steiermark / Lex Karelly,

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Im diesjährigen „Global Real Estate Sustainability Benchmark Rating“ erreichte die Energie Steiermark 89 von 100 möglichen Punkten und konnte sich somit noch einmal deutlich gegenüber dem Vorjahr verbessern. Damit erzielt die Energie Steiermark ein 5-Star-Rating und beweist einmal mehr ihre Vorreiterrolle im nachhaltigen Energiesektor. „Wir haben bereits in den vergangenen Jahren wichtige Weichenstellungen in Richtung Klimaneutralität vorgenommen. Wir sind überzeugt, für die Umsetzung von grünen Projekten benötigt es grünes Kapital. Damit nimmt die Energie Steiermark europaweit eine Vorreiterrolle ein. Und der Erfolg im aktuellen GRESB-Rating gibt uns Recht“, so das Vorstandsduo Christian Purrer und Martin Graf.


AMS-Bilanz 2021: Aufschwung ließ Arbeitslosigkeit sinken

37.179 Personen waren im Jahresdurchschnitt 2021 in der Steiermark als arbeitslos gemeldet, gegenüber 2020 ist das ein kräftiger Rückgang von 22,4 Prozent. 114.554 Steierinnen und Steirer waren mindestens einmal im Laufe des Jahres beim AMS als arbeitslos vorgemerkt.

Foto: AMS Steiermark / Opernfoto

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m Rückblick auf 2021 zeigt sich, dass sich der steirische Arbeitsmarkt dank des wirtschaftlichen Aufschwungs vor allem in der zweiten Jahreshälfte deutlich erholt hat“, zieht AMS-Landes-GF KarlHeinz Snobe Bilanz zum abgelaufenen Jahr. So waren 37.179 Personen im Jahresdurchschnitt 2021 in der Steiermark als arbeitslos gemeldet: Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen äußerst starken Rückgang von 10.731 Personen oder -22,4 Prozent. Einschließlich der 8340 Teilnehmer an Schulungen waren damit im Schnitt 45.519 Personen ohne Job (-9.292 Personen, -17,0 Prozent). „Die ersten Monate 2021 waren noch geprägt von einer sehr hohen Arbeitslosigkeit und einer starken Inanspruchnahme der Kurzarbeit durch die heimischen Betriebe. Über das Qualifizierungsprogramm ‚Corona-Job-

offensive‘ eröffneten wir tausenden Steirerinnen und Steirern neue berufliche Chancen in Zukunftsfeldern wie Handwerk und Technik, Umwelt, IT und Pflege“, sagt Snobe. „Ab Mai 2021 setzte dann eine wirtschaftliche Erholung ein, die unsere positiven Erwartungen weit übertroffen hat. Mit im Schnitt 37.179 betroffenen Personen war die Arbeitslosigkeit 2021 dennoch noch um 3.141 Personen höher als vor der Krise 2019.“ Für das gerade neu begonnene Jahr 2022 prognostiziert Snobe trotz aller Unsicherheiten rund um das Coronavirus ein weiteres Absinken der Arbeitslosigkeit auf im Jahresschnitt 34.000 Personen. „Neben der Bewältigung der Corona-Pandemie über die Kurzarbeit wird uns vor allem das Thema der arbeitsplatznahen Ausbildung von Fachkräften intensiv beschäftigen.“

Foto: Kanizaj

AMS-Chef Karl-Heinz Snobe: „Die wirtschaftliche Erholung half dem Arbeitsmarkt stärker als erwartet.“

Kurz im Gespräch mit Julia Aichhorn,

Vorsitzende der Jungen Industrie Steiermark Land und Gemeinden haben in den letzten Jahren viel Geld in die Kinderbetreuung investiert. Warum fordert die Junge Industrie weitere massive Ausgaben? Die Steiermark hat leider massiven Aufholbedarf bei Infrastruktur, aber auch bei den Öffnungszeiten. Ganztagesgruppen für 0- bis 3-Jährige sind nach wie vor eine städtische Errungenschaft. In vielen Regionen entsprechen die Öffnungszeiten nicht der Lebensrealität der Familien. Unser Ziel muss sein, bei der Vereinbarkeit zu den Vorreitern zu zählen – das stärkt auch unsere Attraktivität als Arbeitsplatz.

Neben dem Geld für mehr Betreuungsplätze fehlt es vor allem an Elementarpädagogen. Wie kann man dieses Problem entschärfen? Wir brauchen jedenfalls eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Es muss aber auch bei der Ausbildung angesetzt werden. Der Ausbau der Erwachsenenkollegs der BAFEPs, ein neues Bachelor-Studium, sind hier wichtige Stellhebel. Außerdem müssen die Männer viel öfter auf diese Ausbildungen angesprochen werden.

Integration funktioniert am besten in den Bildungseinrichtungen. Reicht da bei Kindern mit fremder Muttersprache ein einziges verpflichtendes Kindergartenjahr? Wir sind für Wahlfreiheit, fordern aber einen Anspruch auf Kinderbildung ab dem ersten Geburtstag. Sprachförderung ist dabei nur eine Komponente. Die Kinder profitieren vor allem vom Von- und Miteinander lernen. Elementarbildung ist keine „Aufbewahrung“, sondern Voraussetzung für Chancengleichheit.

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Wirtschaft

AK-Bilanz 2021: 63 Mio. Euro für Mitglieder Yannic und Emily surfen auf der Erfolgswelle. Sie sind zwei von derzeit über 2.630 SPAR-Lehrlingen in Österreich.

SPAR-Lehre trifft Zeitgeist junger Menschen Eine Lehre bei SPAR, dem führenden Lebensmittelhändler Österreichs, bedeutet: ein sicherer Job, Abwechslung und Aufstiegschancen. Damit die SPAR-Familie weiterwächst, werden in diesem Jahr bei SPAR Steiermark und südliches Burgenland 100 freie Lehrstellen in zwölf verschiedenen Lehrberufen besetzt.

Die Beratungstätigkeit der steirischen Arbeiterkammer war auch 2021 überaus gefragt. Die für die AK-Mitglieder erstrittenen Beträge erreichten die stolze Summe von 62,6 Millionen Euro.

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ie Rechtsauskünfte der AK schlossen an die Rekordzahlen des Jahres 2020 an, auch wenn sie diese nicht ganz erreichten, berichtet Dir. Wolfgang Bartosch: „Was die Gesamtzahl der telefonischen, schriftlichen und persönlichen Auskünfte betrifft, lag 2021 deutlich über dem Niveau der Vor-Corona-Jahre.“ Für AKPräsident Josef Pesserl war es zudem wichtig, dass die Experten für die Mitglieder auch stets persönlich erreichbar waren: „Es war uns ein Anliegen, unser Service und Beratungsangebot vollem Umfang aufrechtzuerhalten.“

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Jetzt bewerben bei der SPAR-Familie! Die SPAR-Familie lebt eine Kultur der Vielfalt, des Miteinanders und der Wertschätzung. Über 120 verschiedene Nationen haben bei SPAR ihre berufliche Heimat gefunden. Wer sich für Lebensmittel interessiert, Freude am Kontakt mit Menschen hat, über sehr gute Deutschkenntnisse verfügt und Wert auf einen sicheren Arbeitsplatz legt, für den ist eine Lehrlingsausbildung bei SPAR genau das Richtige. Bewerbungen für den Lehre-Start im Herbst 2022 sind ab sofort online über die SPAR-Jobbörse auf www.spar. at/lehre möglich.

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Stolze Bilanz der AK-Beratung für AK-Präsident Josef Pesserl (r.) und AK-Direktor Wolfgang Bartosch Erfolge in den einzelnen Bereichen Überaus erfolgreich war die AK in arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen. Insgesamt wurden in diesem Bereich 13,2 Mio. Euro erstritten, 8,8 Mio. davon auf gerichtlichem Weg. Die „Hitliste“ der Problembranchen führte auch im Vorjahr das Gastgewerbe an. In Sozialrechtssachen erreichte der Vertretungserfolg 27,8 Mio. Euro. Der Großteil entfiel auf vor Gericht erstrittene Pensionsleistungen. Wenngleich im Vorjahr Großinsolvenzen mit einer Ausnahme weitgehend ausblieben, bekamen 1.549 von Insolvenzen betroffene Beschäftigte, die durch den von AK und ÖGB getragenen „Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer“ (ISA) vertreten wurden, in Summe 18,7 Mio. Euro aus dem Insolvenzentgelt-Fonds. Rund ein Drittel der Auskünfte im Konsumentenschutz betrafen den Beratungsbereich „Wohnen“. Die Anfragen zum Thema Reisen erreichten zwar nicht das Niveau des Ausnahmejahres 2020, lagen aber deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Eine deutlich gestiegene Nachfrage registrierten die Steuerexperten der AK. Mit ihrer Hilfe holten sich Lohnsteuerpflichtige 1,9 Mio. Euro vom Finanzamt zurück.

Anzeigen Foto links: c MEDIArt Photografie, Foto rechts: Fürst, AK Stmk

armonisches und freundliches Betriebsklima, Wertschätzung und eine hervorragende Qualität der Ausbildung – so beschreiben die Lehrlinge ihre Ausbildung bei SPAR, dem größten privaten Arbeitgeber und Lehrlingsausbilder in Österreich. Dem gegenüber steht ein eher unsicheres Zukunftsbild junger Menschen durch Coronakrise oder Klimawandel. „Die Lehre bei SPAR trifft den Zeitgeist junger Menschen. Wir können der ‚Generation Sicherheit‘ genau das geben: Nach der Ausbildung bieten wir jedem, der seine Lehre bei SPAR erfolgreich abgeschlossen hat und einen sicheren Arbeitsplatz möchte, diesen auch an“, erklärt SPAR-Vorstand Hans K. Reisch. Bei tollen Praxis-Leistungen zahlt SPAR je nach Lehrjahr bis zu 140 Euro pro Monat extra. Für gute Berufsschulzeugnisse winken Prämien von bis zu 220 Euro im Jahr. Für gute Praxis-Beurteilungen und Vorzugszeugnisse in der Schule bekommt man den B-Führerschein bezahlt oder ein E-Bike geschenkt.


Michael Witsch, Landesdirektor der Wiener Städtischen in der Steiermark

Steirer wünschen sich mehr Komfort bei Gesundheit Die Corona-Pandemie hat das Gesundheitsbewusstsein der Steirer geschärft. Die innovativen Vorsorgelösungen und Services der Wiener Städtischen bieten eine optimale Versorgung und viel Komfort.

Anzeigen Foto: Wr. Städtische

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ie eigene Gesundheit rückt immer mehr in den Mittelpunkt – eine Entwicklung, die die Pandemie zusätzlich beschleunigt hat. „In der Steiermark beobachten wir im Bereich der privaten Gesundheitsvorsorge eine deutlich steigende Nachfrage“, sagt Michael Witsch, Landesdirektor der Wiener Städtischen in der Steiermark. Österreich hat zwar ein sehr gutes Gesundheitswesen – zwei Drittel der Österreicher zeigen sich damit zufrieden, wie die Gesundheitsstudie 2021 der Wiener Städtischen belegte. Doch viele wollen mehr, als die gesetzliche Krankenversicherung bieten kann: „Die Steirerinnen und Steirer wünschen sich zunehmend Service, Komfort und die Möglichkeit zu wählen: die Ärztin, den Arzt, die Einrichtung, die Behandlungsmethode und den Termin. Eine private Gesundheitsvorsorge der Wiener Städtischen kommt diesen Bedürfnissen nach“, betont der Landesdirektor. Als einer der größten Gesundheitsversicherer in der Steiermark bietet die Wiener Städtische mit einer breiten Produktpalette innovative und flexible Vorsorgelösungen. Witsch: „Wer lange fit bleiben will, braucht nicht nur einen gesunden und aktiven Lebensstil, sondern auch den passenden Versicherungsschutz.“ Während der Corona-Pandemie hat die Wiener Städtische zudem ihre digitalen Gesundheitsservices weiterentwickelt und bietet nun ein breites Spektrum an praktischen e-Health-Tools an. „Unsere Kundinnen und Kunden stehen mit ihren Bedürfnissen im Mittelpunkt. Sie entscheiden, auf welchem Weg sie Produkte, Services und unsere Top-Beratung in Anspruch neh-

men, ob on- oder offline – ganz nach dem Motto: Convenience first!“, so Witsch. Informationen zur Gesundheitsvorsorge finden Sie unter: wienerstaedtische.at/gesundundfit, telefonisch unter +43 (0) 50 350 43000 bzw. per E-Mail: ld-stmk@wienerstaedtische.at

3 e-Services, die Ihr Leben erleichtern

losleben-App: Mit dieser App können Kunden Rechnungen für Behandlungen und Medikamente schnell und bequem einreichen. Aufgrund ihrer hohen Usability ist sie die bestbewertete App der heimischen Versicherungen. XUND: Mit dem digitalen Symptomcheck XUND, einem zertifizierten Medizinprodukt, können Kunden ganz einfach die Ursache der Beschwerden herausfinden. XUND ersetzt zwar keinen Arztbesuch, bietet aber einen zuverlässigen Symptom- und Krankheitscheck und liefert Empfehlungen für weitere Schritte – und zwar kostenlos auf xund.wienerstaedtische.at. Online-Geburtsvorbereitungskurs mit Mama-Starterkit: Neben ausführlichem Kursmaterial steht werdenden Eltern das umfangreiche Fachwissen einer Frauenärztin und einer Hebamme, die zudem selbst Mütter sind, zur Verfügung. Darüber hinaus kann der Kreißsaal vorab online besichtigt werden. Ernährungstipps für Eltern und Babys, Yoga-Kurse sowie ein zusätzlich wählbares „Starterkit ins Mamasein“ von Mama Matters für das körperliche und seelische Wohl der Mutter runden das Angebot ab. FAZIT MÄRZ 2022 /// 57


Kurz & News

Gernot Deutsch weiter an ÖHV-SpitzeSteiermark Am WIFI kann man künftig eine Ausbildung zum "Executive Master of Business Administration“ absolvieren.

Executive MBA Das neue Jahr bringt Veränderungen. Das akademische Angebot am WIFI Steiermark entwickelt sich weiter und aus „Master“ wird „Executive MBA“ (EMBA).

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us- und Weiterbildung haben zunehmend an Bedeutung gewonnen – auch bei bereits Berufstätigen. Denn nicht selten ist ein akademischer Abschluss die Grundvoraussetzung für den Aufstieg in eine Führungsposition. Das WIFI Steiermark hat hier mit sieben akademischen Masterlehrgängen ein breites Angebot für Berufstätige geschaffen, die den nächsten Schritt auf der Karriereleiter wagen wollen. Und das berufsbegleitend neben ihrer Arbeit.

Attraktive Entwicklung zum EMB Mit dem Jahr 2022 kommen auf zukünftige Studierende am WIFI Steiermark Änderungen zu. Eine Gesetzesnovelle sieht die Vereinheitlichung akademischer Titel vor. Das heißt: Absolventen am WIFI Steiermark erhalten künftig den Titel „Executive Master of Business Administration“, abgekürzt „EMBA“. Was bedeutet das für akademische Lehrgangsteilnehmer? „Unsere Master-Lehrgänge am WIFI Steiermark werden nach und nach auf den neuen Abschluss umgestellt. Den Start macht dabei unser ‚EMBA Unternehmensmanagement‘. Die Inhalte werden aktualisiert und angepasst. Berufliche Kompetenzen können mit dem Executive MBA weiterhin angerechnet werden. Somit ist der Einstieg ohne Matura und mit Berufserfahrung in die EMBA-Programme möglich. Mit dem neuen Titel „EMBA“ haben unsere Absolventen in Zukunft noch mehr Möglichkeiten, ihre beruflichen Perspektiven zu gestalten!“, erklärt Denise Wieser, Leiterin des akademischen Büros am WIFI Steiermark. Unverändert bleibt die enge Zusammenarbeit des WIFI Steiermark mit der FH Campus 02. Parallel zur Umstellung der EMBA-Programme läuft derzeit auch die gemeinsame Entwicklung des Lehrgangs „Executive MBA Ideen- und Innovationsmanagement“. Informationen zu den akademischen Ausbildungen am WIFI Steiermark gibt es online unter: stmk.wifi.at/berufsakademie 58 /// FAZIT MÄRZ 2022

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er Geschäftsführer des Quellenhotels und der Heiltherme Bad Waltersdorf, Gernot Deutsch, wurde bei der 54. Generalversammlung der Österreichischen Hoteliervereinigung erneut zum Landesvorsitzenden der ÖHV Steiermark gewählt: „Das Vertrauen ehrt mich!“ Der erfahrene Thermenhotelier steht seit drei Jahren an der Spitze der Landesgruppe. Die aktuellen Herausforderungen geht Deutsch mit einem ambitionierten Team aus engagierten und erfahrenen Hoteliers an. „Um die Anliegen unserer kleinteiligen Branche durchzusetzen, braucht es eine gute Vernetzung und abgestimmtes Vorgehen“, sagt der 53-jährige Unternehmer. Dabei setzt er auch auf das neue steirische Tourismusgesetz, bei dessen Entwicklung er mitwirkte.

Neugestaltung des Mareckkai in Leoben

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urch die Schaffung ökologisch wertvoller Grünräume im Leobener Stadtgebiet sollen mehr Naherholungsräume zum Durchatmen und Genießen direkt vor der eigenen Haustür entstehen. Eines der Projekte, die die Stadt Leoben 2022 diesbezüglich umsetzen will, ist die Neugestaltung des Mareckkais von der Waasenbrücke bis zum Spielplatz. Die Planung zur Neugestaltung dieses Bereiches sieht eine einheitlich gepflasterte Fläche bis zur Waasenstraße hin vor. Als vorbereitende Maßnahme dafür mussten vor dem Haus Waasenstraße 1 einige Bäume entfernt werden, die nach Abschluss der Bauarbeiten jedoch wieder neu gepflanzt werden.

Anzeige links Foto links: Wifi Stmk, Foto rechts: ÖHV / Bernhard Raab, Integral ZT GmbH / Freiland Umweltconsulting ZT GmbH

Neu im WIFI-Programm:


744 Meister- und Befähigungsprüfungen wurden im Jahr 2021 in der Steiermark positiv absolviert – um 70 mehr als im Jahr zuvor.

Meister ungebrochen attraktiv! Die Pandemie hat dem Wunsch nach Weiter- und Höherqualifizierung offenbar keinen Abbruch getan. Denn die Zahl der positiv absolvierten Meister- und Befähigungsprüfungen ist im vergangenen Jahr stark angestiegen. Das ist aber noch nicht alles: Auch die Lehrlingszahlen steigen wieder an. Für die steirischen Unternehmen ist das enorm wichtig im Kampf gegen den Fachkräftemangel!

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in Kurshoch für die „Meisteraktie“ verzeichnet man in der Wirtschaftskammer: 744 Meister- und Befähigungsprüfungen wurden im Jahr 2021 in der Steiermark positiv absolviert – das sind um 70 mehr als im Vergleich zum Jahr 2020! Allein in der Sparte Gewerbe und Handwerk freut man sich über 52 frisch gebackene Top-Fachkräfte. Insgesamt wurden in der „Meistersparte“ 482 Meister- und Befähigungsprüfungen abgelegt, was für große Freude bei Spartenobmann Hermann Talowski sorgt: „Die Gewerbe- und Handwerksbetriebe kämpfen enorm mit dem Fachkräftemangel. Die Meisterinnen und Meister zeigen, was mit der Lehre alles möglich ist und wie attraktiv die duale Ausbildung ist.“ Dass diese Attraktivität auch durch die Corona-Krise nichts eingebüßt

in der Wirtschaftskammer, denn der Fachkräftemangel setzt den steirischen Betrieben immer mehr zu. „Mehr Nachwuchsfachkräfte ist ein wichtiger erster Schritt, um das Problem zu lösen“, so Talowski, „aber ohne qualifizierte Zuwanderung und eine modifizierte Rot-Weiß-Rot Card wird es in Zukunft nicht gehen.“

Meisterprämie muss erhalten bleiben! Ein kleiner Wermutstropfen besteht darin, dass die 2020 eingeführte „Meisterprämie“ des Wirtschaftsressorts womöglich nicht verlängert wird. 1.000 Euro warten dabei auf alle, die eine Meister- oder Befähigungsprüfung positiv absolviert haben. Die Stadt Graz übernimmt die Hälfte der Prämie für Ab-

»Keine Pandemie der Welt kann den Ehrgeiz der jungen Menschen brechen!« Hermann Talowski, Unternehmer und Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk

Anzeige Fotos: Wolf, Fischer

hat, sorgt ebenfalls für gute Stimmung: „Keine Pandemie der Welt kann den Ehrgeiz der jungen Menschen brechen“, so Talowski. Die meisten Absolventinnen und Absolventen bei den Meister- und Befähigungsprüfungen gab es in den Berufen Kraftfahrzeugtechnik (70), Elektrotechnik (44), Metalltechnik (42), Tischler (37) sowie Fußpflege und Kosmetik (je 25).

Lehre am Vormarsch Der Kampf um die besten jungen Köpfe ist schon längst entbrannt und die Lehre erweist sich in diesem Zusammenhang erneut als erfolgversprechender und krisensichere Ausbildungsweg. Das bewiesen die steigenden Lehrlingszahlen: Mit 31.12.2021 waren 2.115 junge Menschen im ersten Lehrjahr in einem Betrieb der Sparte Gewerbe und Handwerk – ein Plus von 110 jungen Talenten im Vergleich zum 31.12.2020. Eine Entwicklung, die Mut gibt, vor allem angesichts niedriger Geburtenzahlen und immer stärker fehlender Fachkräfte. Die Gesamtzahl der Lehrlinge lag am Stichtag 31.12. bei 15.328 und ist im Vergleichszeitraum nahezu gleichgeblieben (2020: 15.323). Ein weiterer Grund zur Freude

solventinnen und Absolventen mit Hauptwohnsitz in Graz. Seitens der neuen Stadtregierung gibt es bereits die Zustimmung dafür, die Prämie auch in Zukunft zu finanzieren. Nun liegt der Ball beim Wirtschaftsressort, dessen Zusage noch ausständig ist. In der Wirtschaftskammer ist man jedoch optimistisch. Hermann Talowski: „Wann, wenn nicht jetzt ist der Zeitpunkt, diese freiwillige Höherqualifizierung zu unterstützen?“ Ohne Meisterprämie müssten die Absolventinnen und Absolventen die Kosten für die vorbereitenden Kurse selbst bestreiten – aber nicht überall: „In Salzburg und Oberösterreich übernimmt das Land diese Kosten zur Gänze. Das muss auch in der Steiermark weiterhin möglich sein“, so Talowski. Übrigens: Der 2018 eingeführte Meistertitel wird gut angenommen. Immer mehr Menschen führen ihn als Qualitätsnachweis als Titel („Mst.“ Bzw. „Mst.in“) vor dem Namen. Der Meistertitel steht damit im Nationalen Qualifikationsrahmen auf derselben Stufe wie der Bachelor (Stufe 6) und kann auch in amtlichen Urkunden eingetragen werden. FAZIT MÄRZ 2022 /// 59


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Leoben: Eine Stadt für alle Generationen Neben Investitionen in die städtische Infrastruktur steht das Jahr 2022 für Leoben ganz im Zeichen einer nachhaltigen Stadtentwicklung für die ganze Familie.

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ie Stadt Leoben legt mit einem Investitionsvolumen von 104,3 Mio. Euro ein Maßnahmenbündel vor, das sicherstellen soll, dass es auch künftigen Generationen nicht an Lebensqualität mangelt. Bgm. Kurt Wallner bekräftigt: „Die Leobener Bevölkerung und ihre Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt unserer Bemühungen. Wir sind bestrebt, auch 2022 starke Impulse für die Stadtentwicklung und die gesamte Region zu setzen und den Spagat zwischen Fortschritt und nachhaltigem Wirtschaften bestmöglich zu meistern.“ Großes Augenmerk liegt dabei auf den Bereichen Kinderbetreuung und Bildung. Im November erfolgt der Spatenstich für den Kindergarten in Leoben-Mühltal. Ebenfalls für Herbst ist der Beteiligungsprozess für das neue Bildungszentrum Fröbelgasse anberaumt. Darüber hinaus wird die Etablierung einer „Internationalen Schule“ vorangetrieben. Knapp vor der Öffnung steht das neue Senioren-Tageszentrum der Volkshilfe in Leoben-Donawitz. Für Erleichterung in der Pflege älterer Menschensoll soll künftig eine Pflegebeauftragte sorgen, die als erster Ansprechpartner fungieren soll. Durch die Schaffung ökologisch wertvoller Grünräume im Leobener Stadtgebiet sollen Naherholungsräume entstehen. So wird der Mareckkai im Zeitraum von März bis Oktober komplett saniert und mit neuer Pflasterung, Sitzelementen und Bepflanzung versehen. Auch der Spielplatz selbst bekommt ein völlig neues Gesicht. Mit den Spielgeräten sowie einem Matsch- und Sandbereich soll der Fokus auf Kleinkinder unterstrichen werden. Vor den Seniorenwohnhäusern wird mit dem „Silent City Beach“ eine naturnahe Erholungsfläche geschaffen.

60 /// FAZIT MÄRZ 2022

Andreas Hofer (li.) ist neuer TANN-Graz-Leiter. Er folgt Siegfried Weinkogl (re.), der seinen Ruhestand antritt.

Andreas Hofer ist neuer TANNGraz-Leiter

Seit 1. Jänner leitet Andreas Hofer (36) die TANN Graz, den SPAR-eigenen Produktionsbetrieb für Frischfleisch- und Wurstwaren. Er startete seine Karriere als Lehrling im Unternehmen, gefolgt von langjähriger Erfahrung an zahlreichen Stationen im Betrieb sowie im Verkauf.

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b sofort verantwortet Andreas Hofer den TANN-GrazGesamtbetrieb mit rund 320 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Er folgt damit Siegfried Weinkogl nach, der nach über 38 Jahren im Unternehmen in den Ruhestand geht. Weinkogl übernahm im Jahr 1994 die Leitung und entwickelte TANN Graz über fast drei Jahrzehnte sehr erfolgreich weiter. Im Streben nach höchster Qualität und bestem heimischen Fleischgenuss für die Kunden etablierte er gemeinsam mit heimischen Landwirten im Laufe der Jahre zahlreiche Qualitätsfleischprogramme, die heute untrennbar mit SPAR bzw. TANN verbunden sind, wie das „Murbodnerrind“, das „Mühlenhof Duroc Schwein mit mehr Tierwohl“, dem „TANN Alpenochs Programm mit mehr Tierwohl“ oder auch der Partnerschaft mit den Weizer Schafbauern. Neben dieser kontinuierlichen Qualitäts- und Genussoffensive wurde unter seiner Führung über die Jahre auch laufend in den TANNGraz-Betrieb investiert. Erfolgreichen Weg weiter beschreiten „Ich darf mich herzlich bei ihm für seinen Einsatz bedanken. Sein Nachfolger Andreas Hofer wird die TANN Graz ebenso erfolgreich weiterentwickeln. Ich wünsche ihm viel Erfolg für seine neuen Aufgaben“, erklärt Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und Südburgenland. Hofer ergänzt: „Ich freue mich, den sehr erfolgreichen Weg gemeinsam mit meinem Team weiterentwickeln zu dürfen. Mein wichtigstes Anliegen wird weiterhin die gute Partnerschaft zur steirischen Landwirtschaft sein sowie unseren Kunden die beste Qualität und den höchsten Fleischgenuss auf den Teller zu zaubern.“

Anzeigen Foto links: Foto Freisinger, Foto rechts: SPAR / Werner Krug

Leobens Bgm. Kurt Wallner blickt voll Zuversicht auf die zahlreichen Vorhaben in diesem Jahr.


Das Cargo Center Graz ist ein wichtiger Verkehrs- und Dienstleistungsknoten für den europäischen Güterverkehr.

Große Mehrheit der steirischen Wirtschaft für A9-Ausbau Der von Bundesministerin Leonore Gewessler angeordnete Planungsstopp für eine dritte Spur der A9 südlich von Graz wird in der Steiermark weitaus überwiegend negativ beurteilt. Eine aktuelle Umfrage zeigt eine überwältigende Mehrheit von 88 Prozent in Befürwortung eines dreispurigen Ausbaus der A9-Pyhrnautobahn bis Leibnitz.

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Anzeige Fotos: Foto Fischer, CCG

as Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung hat im Auftrag der WKO Steiermark zu diesem Thema 2.182 betroffene Unternehmen sowie die Bevölkerung befragt. Rund die Hälfte der Unternehmerinnen und Unternehmer sowie 1.159 Anrainer aus dem Zentralraum Graz und in der Südsteiermark haben an der großen IWS-Umfrage zum Planungsstopp für den dreispurigen Ausbau der A9 zwischen Graz und Leibnitz teilgenommen. Die von BMin Leonore Gewessler verordnete Maßnahme beurteilen demnach 83 Prozent negativ. Auch im Ausbau des öffentlichen Verkehrs sehen fast zwei Drittel der Befragten keine ausreichende Alternative. Weitere Überlastung zeichnet sich ab Laut ASFiNAG ist bis 2035 im Süden von Graz mit bis zu 92.000 Kfz pro Tag auf der A9 zu rechnen. Und 98 Prozent geben jetzt schon an, dass die Autobahn an Werktagen hier häufig überlastet ist. Der Um-

Fordern ein Ende der „verkehrspolitischen Geisterfahrt“: NRAbg. Ernst Gödl, WKO-Präs. Josef Herk, NR-Abg. Joachim Schnabel, WKO-Dir. Karl-Heinz Dernoscheg und Franz Glanz, GF Cargo Center (v.l.) frage zufolge sprechen sich aus diesem Grund auch 88 Prozent der Befragten für einen dreispurigen Ausbau der A9 aus, wie er bereits fix geplant war. „Der Alleingang der Ministerin hat hier viele vor den Kopf gestoßen“, kritisieren WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Gemeinsam mit Vertretern der Region, allen voran NR-Abg. Joachim Schnabel, Bürgermeister der Gemeinde Lang und Gemeindebund-Ob-

mann von Leibnitz, sowie NRAbg. Ernst Gödl, fordern sie von Gewessler einen Dialog mit den Betroffenen ein. Und das nicht zuletzt im Sinne der Umwelt, schließlich befürchten 94 Prozent der Befragten zusätzliche Umweltbelastungen aufgrund der häufigen Staus. „Diese sind ja mittlerweile fast tagtäglich Realität. Und der Verkehr dürfte hier noch weiter zunehmen, darum braucht es für Wirtschaft, aber auch für die vielen Pendler den drei-

spurigen Ausbau“, betonen Herk und Dernoscheg.

Ausbau im Sinne der Klimapolitik Der Planungsstopp für den A9Ausbau stellt aber nicht nur einen großen Rückschritt für die Verkehrssicherheit und die wirtschaftliche Weiterentwicklung für die Region dar, schließlich sind die Pendler tagtäglich von kilometerlangen Staus betroffen, die zu Stress und Gefahrensituationen auf diesem Teilabschnitt der A9 führen. Dazu kommt nämlich, dass sich dank der prosperierenden wirtschaftlichen Entwicklung der südlichen Steiermark zahlreiche Unternehmen für diesen Standort entlang der Pyhrnautobahn entschieden haben. Mit dem Cargo Center Graz und der Koralmbahn wird der Grazer Süden eine immer leistungsfähigere Logistikdrehscheibe für den überregionalen umweltfreundlichen Güterverkehr auf der Schiene. Die zahlreichen hier in diesem Umfeld angesiedelten Betriebe und Logistikunternehmen verkürzen damit ihre Transportstrecken und unterstützen so aktiv die Klimaziele der Politik, indem immer mehr Kapazitäten auf die Schiene verlagert werden können, um so CO2Emissionen einzusparen. Gerade aus diesen Erwägungen heraus wäre der dreispurige Ausbau in diesem Abschnitt der A9 von großer Bedeutung für eine zukunftsorientierte und klimafreundliche Standortpolitik in der Steiermark.

FAZIT MÄRZ 2022 /// 61


Kurz & News

Trigos-Frühstück in Kärnten

„Familienfreundlich“-Auszeichnung für BKS Bank 32 Unternehmen aus verschiedensten Branchen standen im Wettbewerb um die begehrte Auszeichnung „Familienfreundlichster Betrieb 2021“, organisiert von Frau in der Wirtschaft Kärnten. Die BKS Bank überzeugte die Jury in der Kategorie „Großunternehmen“. „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung, die unsere Bemühungen um eine bestmögliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie honoriert“, so Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer. Seit 2010 ist die Bank mit dem Audit „berufundfamilie“ zertifiziert. „Die Benefits, die wir unseren Mitarbeitern bieten, erleichtern den Alltag von Familien, erhöhen die Zufriedenheit und spielen eine zunehmende Rolle beim Recruiting von Experten und High Potentials“, so Stockbauer.

Im Restaurant Oscar in Klagenfurt wurde am 10. Februar ein köstliches Frühstück in Kombination mit Informationen zum TrigosPreis serviert. Bis 25. Februar kann noch für den renommierten Nachhaltigkeitspreis in den vier Kategorien „Vorbildliche Projekte“, „Regionale Wertschaffung“, „Social Innovation & Future Challenges“ und „Klimaschutz“ eingereicht werden. „In Kärnten gibt es viele zukunftsorientierte Unternehmen, die mit hoher Innovationskraft neue Wege beschreiten. Der Trigos Kärnten macht diese Unternehmen sichtbar und stärkt ihre Position als nachhaltig agierendes Unternehmen. Ein Kriterium, das im Wettbewerb zunehmend an Bedeutung gewinnt“, so Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank.

SPÖ-Valentinsaktion für Zusammenhalt

62 /// FAZIT MÄRZ 2022

Erhöhung der Flugsicherheit Mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt Leoben wurde am Dach des LKH Hochsteiermark-Standort Leoben eine Wetterkamera installiert. Insbesondere in der Nacht stehen oftmals zu wenig konkrete Wetteraussagen über die für die Flugwetterbeurteilung relevanten Orte zur Verfügung. „Hier können Wetterkameras unschätzbare Dienste leisten. Sie liefern auch in der Nacht aussagekräftige Bilder für die Beurteilung des Wetters und unterstützen so den Piloten bei der Entscheidung, ob ein Einsatz durchführbar ist oder nicht“, so der leitende Flugretter von C17, Heimo Stangl. „Für uns war es selbstverständlich, die Anschaffung dieser Kamera finanziell zu unterstützen, um einen Beitrag zur Erhöhung der Flugsicherheit zu leisten“, so Leobens Bgm. Kurt Wallner.

Katzbeck dankt für 835 Jahre Unternehmenstreue

Der burgenländische Fenster- und Türenhersteller Katzbeck ehrte kürzlich 28 Mitarbeiter für ihre langjährige Treue und belohnte sie mit einer Sonderausschüttung von insgesamt über 150.000 Euro. Es hätte eigentlich eine große Zeremonie werden sollen. Aber bereits 2020 war die Feier coronabedingt abgesagt worden, auch 2021 konnte sie in ihrer gewohnten Form nicht abgehalten werden. Daher entschied sich die Geschäftsführung, die Ehrungen nicht ein weiteres Mal zu verschieben, sondern sie zwar viele Nummern kleiner, aber nicht minder herzlich zu gestalten. In der Rudersdorfer Unternehmenszentrale nahmen die Jubilare die Glückwünsche und Würdigungen unter Einhaltung aller Maßnahmen ganz persönlich und einzeln entgegen.

Fotos: Katzbeck, Frau in der Wirtschaft, Caroline Knauder / BKS, SPÖ Stmk, Freisinger

Rund um den 14. Februar verteilten die SPÖ-Gemeindeteams rund 50.000 Valentinsgrüße in den Städten und Gemeinden. Passend zur aktuellen Umweltkampagne wurden süße Grüße aus österreichischer Produktion in nachhaltiger Verpackung, Blumenzwiebel sowie Blumen verteilt. Das Motto der Valentinsaktion lautet heuer „unser Herz schlägt für alle“. Denn für die Sozialdemokratie steht immer das Verbindende vor dem Trennenden. „Besonders in schwierigen Zeiten ist es mir wichtig, Valentinsgrüße zu überbringen und eine kleine Freude zu bereiten. Wir wollen damit danke sagen für den Zusammenhalt und den Beitrag jedes einzelnen, um gut durch diese schwierigen Zeiten zu kommen“, so SPÖ-Vors. LH-Stv. Anton Lang.


Kurz & News

Kostenloses Streamen mit der AK-Bibliothek Mit einem gültigen Bibliothekskonto der AK-Bibliothek können Interessierte ab 1. Februar kostenlos mehr als 3.500 Spiel- und Kurzfilme, Dokus, Serien, Arthouse-Kino aus aller Welt, Genrefilme, Komödien oder Dramen streamen – unterhaltsam, mitreißend, bewegend, erhellend. Für Filmliebhaber und Weltentdeckerinnen, für Familien, Kinder und Jugendliche. Alle Filme können auf TV-Geräten komfortabel mit einer App für Android TV, Fire TV und Apple TV oder via ChromeCast gestreamt werden. Das kostenlose digitale Filmangebot der AK-Bibliothek Steiermark ist zu finden unter https://akstmk.filmfriend.at. Die Anmeldung erfolgt mit der Ausweisnummer und dem Passwort des AK-Bibliothekskontos.

365 Tage steirischer Mountainbike-Koordinator Vor einem Jahr hat der erste steirische Mountainbike-Koordinator, Ex-Bike-Profi Markus Pekoll, seinen Dienst im Sportressort angetreten. Schon jetzt lässt sich sagen: Die Entscheidung von Sportlandesrat Christopher Drexler, einen Mountainbike-Koordinator für die Steiermark einzusetzen, war nicht nur richtig, sie trägt auch erste Früchte und lässt eine positive Entwicklung für den Bike-Sport in unserem Bundesland erwarten. „Es ist wirklich beeindruckend, dass sich die Bestellung des MountainbikeKoordinators schon im ersten Jahr als Erfolgsgeschichte herausgestellt hat. Mit viel Verständnis für die unterschiedlichen Interessen, großem Geschick und hohem Engagement ist schon viel gelungen“, betont Drexler.

DER NEUE FORD FOCUS

Fotos: steiermark.at / Streibl, filmwerte GmbH, WKO / Lugger

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Acht steirische Staatsmeister bei Austria Skills Bei den Staatsmeisterschaften der Berufe in Salzburg konnten sich die steirischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer insgesamt 17 Medaillen sichern, davon acht in Gold. „Ein toller Erfolg, der die hervorragende Ausbildungsqualität in unseren Betrieben einmal mehr unter Beweis stellt“, freut sich WKO Steiermark Präsident Josef Herk, der seit Anfang des Jahres auch Präsident des neu geschaffenen Skills-Vereins ist, mit dem die erfolgreiche Entwicklung der Bewerbe nun weiter professionalisiert werden soll, betont: „Mit dieser neuen Struktur wollen wir den Schwung der EuroSkills mitnehmen und die Organisation weiter professionalisieren. Denn die Skills-Bewegung ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, wir wollen sie auf noch breitere Beine stellen.“

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FAZIT MÄRZ 2022 /// 63


Kurz & News

Gerhard Fabisch (re.), Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse, und Manfred Bartalszky, Vorstand Wiener Städtische Versicherung

Die Corona Pandemie hat neben gesundheitlichen Folgen auch Auswirkungen auf die finanzielle Situation vieler Menschen. Dennoch wollen viele mehr fürs Alter vorsorgen. Das ergab eine Umfrage von IMAS International, im Auftrag von Erste Bank, Sparkassen und Wiener Städtische.

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efragt man die Steirer und Steirerinnen, wie ihre generellen Erwartungen für die kommenden zwölf Monate aussehen, zeigen sich 42 % skeptisch, ein knappes Drittel zuversichtlich und 23 % besorgt. Hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung erwarten 48 % eine Verschlechterung, 35 % ein Gleichbleiben und lediglich 16 Prozent eine Verbesserung. „Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass die Bedeutung der privaten finanziellen Vorsorge mit 89 % ein All-time-high erreicht hat und mit durchschnittlich 226 Euro pro Monat für Pensions- und Gesundheitsvorsorge österreichweit noch nie höher war. Die Pandemie hat – neben all den negativen Aspekten – einen positiven Einfluss auf das Vorsorgebewusstsein“, sagt Manfred Bartalszky, Vorstand der Wiener Städtischen. 26 Prozent der Befragten in der Steiermark geben zudem an, dass sich ihre Vorsorgestrategie durch Corona verändert hat: Der Großteil von ihnen (79 %) möchte in Zukunft noch mehr für die Vorsorge ausgeben. „Auf die Frage nach den Top-Vorsorgethemen der Steirer, um also privat ergänzend vorzusorgen, fällt das Ergebnis eindeutig aus: Auf Platz 1 mit 73 Prozent wird dabei die finanzielle Reserve für Notfälle genannt. Unmittelbar dahinter mit 72 Prozent folgt die Gesundheit und danach mit 65 Prozent die Familie“, ergänzt Steiermärkische Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabisch. Das Sparverhalten ändert sich aber nur langsam, noch immer stehen Sparbuch und Lebensversicherung weit vor Aktien, Wertpapierfonds und Immobilien in der Gunst der Anleger.

Live Congress Leoben voll auf Schiene Nach fast zweijähriger Neubau- und Sanierungsphase gehen die Arbeiten am neuen Live Congress ins Finale. Die offizielle Eröffnung ist für 3. März 2022 geplant. „Die Buchungslage ist sehr gut“, weiß GF Gerhard Samberger zu berichten. „Neben Kongressen und Tagungen werden bereits im Frühjahr Kabarettgrößen wie Thomas Stipsits, Gernot Kulis oder Barbara Baldini zu Gast sein. Zahlreiche Konzerte, darunter die Wiener Sängerknaben, Vorträge und diverse andere Veranstaltungen runden den Veranstaltungsreigen in den ersten Betriebsmonaten ab“, so Samberger weiter. „Unser Ziel war es von Anfang an, auch abseits von Veranstaltungen und Kongressen eine lebendige Begegnungsstätte für alle Bevölkerungsgruppen und Kulturinteressierten zu schaffen“, freut sich Leobens Bgm. Kurt Wallner über das Angebot.

Neuer CSO Bruno Bettoni bei AHT

Der Kühl- und Tiefkühlgerätespezialist AHT Cooling Systems freut sich, die Stelle des Chief Sales Officers (CSO) mit Jänner 2022 mit Bruno Bettoni besetzen zu können. Mit Bettoni übernimmt ein ausgewiesener Kenner der AHT die Agenden des CSO. Der 39-jährige Italo-Brasilianer ist seit 2014 im Unternehmen beschäftigt. Er begann seine Karriere bei AHT als Supply Chain Manager in der brasilianischen Niederlassung des Weltmarktführers für steckerfertige Kühl- und Tiefkühlgeräte. 2016 übernahm er als Managing Director die Leitung für Südamerika. „Es ist mir eine große Freude und Ehre, die Agenden des CSO übernehmen zu dürfen. Gemeinsam mit meinem Team will ich die Weltmarktführerschaft der AHT weiter ausbauen“, sagt Bettoni.

Leistungsbilanz 2021 der LK Steiermark Mit konkret 118 Beratungsangeboten in allen land- und forstwirtschaftlichen Fachbereichen hat die Landwirtschaftskammer Steiermark im Jahr 2021 flächendeckend mehr als 160.000 Beratungen für die steirischen Bäuerinnen und Bauern durchgeführt. Damit nehmen die steirischen Bauernhöfe im Schnitt 4,8 Beratungen pro Jahr von der Kammer in Anspruch. Die Beratungsleistungen sind ISO-zertifiziert und werden von den Landwirten mit der sehr zufriedenstellenden Note 1,5 beurteilt. Die heimischen Betriebe haben sich im abgelaufenen Jahr konsequent weiterentwickelt und modernisiert. Mit unseren vielfältigen Beratungs- und Serviceleistungen sowie unserer interessenspolitischen Arbeit unterstützen wir die mehr als 33.000 land- und forstwirtschaftlichen Betriebe bestmöglich“, unterstreicht Dir. Werner Brugner. 64 /// FAZIT MÄRZ 2022

Fotos: Freisinger, Luef light, AHT Cooling Systems

Studie zu Vorsorgeboom durch Corona-Krise


LASS DIR HELFEN

Kurz & News

Was haben Knochenbrüche, chronische Kreuzschmerzen und psychische Erkrankungen gemeinsam? Sie können uns alle treffen und betreffen viele. Aber sie können vermieden und geheilt werden. Informationen und Unterstützungsangebote zu psychischen Erkrankungen finden Sie auf

Zweite Chance für altes Gewand Jährlich fallen in Österreich rund 115.000 Tonnen Alttextilien an, etwa 70.000 Tonnen davon wandern in den Restmüll. Saubermacher-Gründer Hans Roth und die Caritas Steiermark rufen daher dazu auf, nicht mehr verwendete Bekleidung fachgerecht bei Altkleidercontainern und in allen 33 Carla-Läden in der ganzen Steiermark abzugeben. Obwohl alleine die Caritas in der Steiermark pro Jahr rund 2.000 Tonnen Schuhe und Kleidung in 163 Sammelcontainern und bei 33 Carla Märkten sammelt, gibt es hier weiter großes Potenzial. „Wieder- und Weiterverwenden schützt unsere Ressourcen, hilft Abfälle zu vermeiden und schafft Arbeitsplätze. Daher arbeiten wir schon seit vielen Jahren mit der Altkleidersammlung der Caritas zusammen“, so Hans Roth.

graz.at/seelischegesundheit

Mit einem neuen Green Bond finanziert die BKS Bank die Errichtung von Photovoltaikanlagen durch die Energie Klagenfurt AG auf Dächern in Klagenfurt und auf der stillgelegten Mülldeponie in Hörtendorf. Gemeinsam mit den Stadtwerken Klagenfurt setzt die BKS Bank ein wichtiges Zeichen in Richtung Klimaneutralität. Der Bau der Anlagen soll bis 2025 abgeschlossen sein. Die Stadtwerke können durch die neu errichten Photovoltaikanlagen jährlich rund 14.400 t CO2-Äquivalente pro Jahr eingespart werden. „Green Bonds spielen eine wichtige Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität Österreichs und Europas. Die Banken helfen, über nachhaltige Finanzierungen eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu fördern“, erklärt BKS Bank-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer. FAZIT MÄRZ 2022 /// 65

achtzigzehn | Foto: Kat Derler

Fotos: Saubermacher / Scheriau, Gernot Gleiss / BKS

BKS Bank setzt Klimaschutzzeichen


Kurz & News

Preisverleihung in Wien: Roland Pomberger (Montanuni), Hauptpreisträger Thomas Nigl, Hans Roth, Nina Abrahamczik (Stadt Wien), Preisträgerin Hannah Muther, Rupert Baumgartner (Uni Graz) (v.l.n.r.).

Auch in diesem Jahr wurden wieder exzellente Nachwuchswissenschaftler der Montanuniversität Leoben und Karl-Franzens-Universität Graz mit dem Hans Roth Umweltpreis ausgezeichnet. Prämiert werden innovative Ideen rund um die Kreislaufwirtschaft, die ökologischen Nutzen für die Gesellschaft stiften.

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homas Nigl von der Montanuniversität Leoben beschäftigte sich in seiner Doktorarbeit mit dem Thema „Wie können gefährliche Brände, die durch falsch entsorgte Batterien in Entsorgungsbetrieben verursacht werden, vermieden werden?“ Für zukunftsweisende Antworten auf diese Frage hat Nigl mit seiner Dissertation den diesjährigen österreichischen Hauptpreis gewonnen. Die aus einer Risikoanalyse und strategischen Maßnahmen erarbeiteten Ergebnisse sind bereits Teil der vom Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) herausgegebenen Leitlinie „Brandschutz für Abfall- und Ressourcenwirtschaft“ geworden und tragen so in der Praxis dazu bei, gefährliche Brände zu reduzieren.

„Es ist mir persönlich ein großes Anliegen, Forschungstätigkeiten zu fördern und junge Menschen zu motivieren, Lösungen für eine lebenswerte Zukunft zu entwickeln. Das Engagement unserer Nachwuchs-ExpertInnen beeindruckt mich jedes Jahr auf‘s Neue“, lobte Preisstifter „Saubermacher“ Hans Roth

Strategien zur Abfallvermeidung Ebenfalls ausgezeichnet wurde Hannah Roswitha Muther von der Karl Karl-Franzens-Universität Graz. Sie befasste sich in ihrer Masterarbeit mit „Maßnahmenerhebung und Kategorisierung der Bewusstseinsbildungsaktivitäten im Bereich Abfallvermeidung“. Sie analysierte darin die Strategien rund um Haushaltsrestmüll und Vermeidungsmaßnahmen in Graz zwischen 2017 und 2018. Als Ergebnis liegt ein kategorisierter Maßnahmenkatalog der vor. Gleichzeitig werden die beiden Forschungsgebiete Abfallvermeidung in Haushalten und Zielgruppensegmentierung, ein Tool aus dem Marketing, verbunden. 66 /// FAZIT MÄRZ 2022

Steigende Kosten treffen Landwirtschaft Die steirischen Bauern sichern die Lebensmittelversorgung, tragen zum Klimaschutz bei und leisten einen wertvollen Beitrag zum Funktionieren der Gesellschaft. Doch steigende Kosten und mangelnde Herkunftskennzeichnung bringen die Landwirtschaft unter Druck. „Eine der derzeit größten Herausforderungen sind die enormen Kostensteigerungen“, erläutert Agrarlandesrat Hans Seitinger. Konkret sind die Kosten für Treibstoffe um rund 25%, Futtermittel teilweise um 80% und Düngemittel um durchschnittlich 70% gestiegen. „Diese Preisexplosionen sind für unsere Bauern wirtschaftlich nicht mehr tragbar. Daher braucht es in dieser angespannten Situation einen fairen Preisausgleich und Schulterschluss zwischen Landwirtschaft, Handel und Konsumenten“, so Seitinger.

Zahl der Lehranfänger steigt um 9,8 % Nach einem coronabedingten Rückgang von 8,8 Prozent im Jahr 2020 verzeichnete die Steiermark 2021 endlich wieder ein kräftiges Lehranfänger-Plus: Insgesamt 4.778 Jugendliche haben eine duale Ausbildung gestartet, das entspricht einer Zunahme von 427 bzw. 9,8 Prozent. Unterm Strich ist die Zahl der neuen Lehrlinge damit sogar höher als vor der Pandemie, exakt 42,4 % (2020: 38,3 %) aller 15-Jährigen haben sich für eine Lehre entschieden. „Ein Erfolg, der angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann“, betont WKO Steiermark Präsident Josef Herk: „Wir müssen heute dafür sorgen, dass morgen nach Corona genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen.“

Fotos: Land Steiermark / Binder, WKO / Wolf, Saubermacher / Peroutka

Roth-Umweltpreis für Wissenschaftler


www.merkur.at

Lukas Feiner, GF der Metis Invest GmbH

Wenn die Maus am Käsevorrat knabbert … 573 Milliarden Euro: Das private Vermögen in Österreich erreichte im vergangenen Jahr trotz oder vielmehr wegen der Coronapandemie einen neuen Höchstwert.

Anzeige Foto: Metis Invest GmbH

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er Großteil dieses „Käsevorrats“ lagert auf Sparbüchern oder bar im Eigenheim. Nun kommt allerdings die freche Maus und knabbert gierig an den Vorräten für die Zukunft. Die Inflation kletterte 2021 in luftige Höhen; erreichte in Österreich über 4 Prozent, in den USA sogar 7 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig, haben aber eines gemeinsam: Dinge, die im Lockdown-Jahr 2020 im Überfluss vorhanden waren, wie etwa Benzin oder Baustoffe, werden im aktuell rasanten Wirtschaftsaufschwung plötzlich knapp. Die gute Nachricht: Die Lage wird sich im heurigen Jahr etwas beruhigen – die Maus knabbert dann langsamer, bleibt aber ein „Nimmersatt“. Die schlechte Nachricht: Österreichs liebste Sparprodukte bieten im anhaltenden Nullzinsumfeld keinen Inflationsschutz. Was es braucht, sind Kapitalmarktorientierte Anlageprodukte. Die Metis Invest GmbH ist ein Tochterunternehmen der Merkur Versicherung AG, Österreichs zweitgrößter privater Krankenversicherung. Die Kapitalexperten der Metis Invest GmbH sind spezialisiert auf Veranlagung und nachhaltige Investments. Seit Herbst 2020 neu im Portfolio: Merkur GreenLife, die fondsgebundene Lebensversicherung mit österreichischem Umweltzeichen. Sie richtet sich nach einem für umweltbewusste Privatanleger maßgeschneiderten Plan: Das Lebenszyklusmodell ermöglicht hohe Erträge am Anfang des Investmentzyklus und bewahrt Erreichtes mit besonders soliden Anlageformen gegen Ende des Veranlagungszeitraums. FAZIT MÄRZ 2022 /// 67

ICHt mlöesiener mi s I C H erung

Ver

f u a e m e l b o r P meine Art

Weil ich das Wunder Mensch bin.


Kurz & News

Das Unfallkrankenhaus Kalwang ist einer der beiden Standorte des UKH Steiermark

Gutes Patienten-Zeugnis für UKH Steiermark In regelmäßigen Abständen führt die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) im Rahmen des Qualitätsmanagements in ihren Gesundheitseinrichtungen Patienten-Befragungen durch, um deren Versorgung noch weiter verbessern zu können. Bei der jüngsten Befragung hat das UKH Steiermark mit seinen beiden Standorten Graz und Kalwang sehr gut abgeschnitten.

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n der Zeit von September bis Dezember 2021 stand im UKH Steiermark mit seinen Standorten Graz und Kalwang diese Befragung mach Aspekten der Zufriedenheit mit der medizinischen und allgemeinen Versorgung im Krankenhaus auf dem Programm, an der sich insgesamt 796 Patienten und Patientinnen beteiligten. Abgefragt wurden dabei die Themenbereiche wie Kompetenz der Pflege-, Ärzte- und Therapieteams sowie die Zufriedenheit mit dem Service in den Häusern. Auf die Frage, „Wie zufrieden waren Sie insgesamt mit dem Krankenhausaufenthalt“ bewerteten 98,3% mit der Note „1“ bzw. „2“ nach dem Schulnotensystem. Für 98,2% der Patienten und Patientinnen wurden ihre Erwartungen in Bezug auf die Behandlungsqualität erfüllt. Die Zufriedenheit mit dem Pflege-, Ärzte- und Therapiepersonal lag bei 98,3%. „In meiner Funktion als Vorsitzender der Landesstelle gilt mein Dank allen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des UKH Steiermark, wie auch allen Mitarbeitern der Verwaltung. Sie alle gemeinsam sind es, die durch ihren täglichen Einsatz in allen Bereichen für diese Zufriedenheit bei den Patient und Patientinnen sorgen“, freute sich Günther Stangl, Vorsitzender der Landesstelle Graz, über die exzellente Benotung durch die Patienten. „Das Umfrageergebnis bestätigt unseren eingeschlagenen Weg und bestärkt uns in unserer Arbeit“, fügt der ärztliche Direktor des UKH Steiermark, Primar Christian Kammerlander hinzu.

Banken unterstützen Initiative Du + Ich = Österreich Zwei Jahre Pandemie haben tiefe Gräben in der Gesellschaft hinterlassen. Um diese wieder zuzuschütten, wurde eine Initiative für mehr Zusammenhalt gestartet. Erste Bank und Sparkassen und die Raiffeisen Bankengruppe unterstützen gemeinsam Du+Ich=Österreich. „Wir halten den Ansatz für wichtig und richtig und wollen mit dem gemeinsamen Vorgehen ein Zeichen für mehr Dialog und Zusammenhalt setzen. Das Wir kann mehr möglich machen als ein Du oder Ich alleine. Wir hoffen, dass uns viele Menschen dabei unterstützen, mehr miteinander zu reden und unsere Aktion unter #LasstUnsReden teilen und liken“, so RLB-GenDir. Martin Schaller sowie Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse im Einklang

Die Personalsituation in Betrieben spitzt sich in der Omikron-Welle zu und die Energiepreise schießen durch die Decke. Damit bekommen die Industriebetriebe zunehmend Probleme, die Mitarbeiter in Quarantäne zu kompensieren“, betont IV-Kärnten-Präsident Timo Springer. Er fordert einen pragmatischeren Umgang mit den Coronamaßnahmen. Es sei höchste Zeit, alle PCR-Tests für das Freitesten anzuerkennen und dies auch nicht dreimal geimpften Kontaktpersonen zu ermöglichen. Als Gefahr für die Konjunkturschätzt Springer neben den hohen Rohstoffkosten die exorbitant steigenden Energiepreise ein. IV-Chefökonom Christian Helmenstein fordert dringend eine Kompensation für erhöhte Strompreise aufgrund hoher CO2-Zertifikatekosten, wie sie in anderen EU-Staaten längst üblich sind. 68 /// FAZIT MÄRZ 2022

Fotos: AUVA, Raiffeisen/Sparkasse,

Gute Konjunktur mit Schönheitsfehlern


Foto: Fischer

Kurz im Gespräch mit Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor der WKO Steiermark

Führungswechsel in der Bank Burgenland in Graz: (v. li) Der neue Landesdirektor Klaus Kranner, Grawe-Banken-CEO Christian Jauk, Grawe-Versicherung CEO Klaus Scheitegel, Filialleiter-Stv. Martin Krickler und der scheidende Landesdirektor Manfred Huber

Neuer Direktor der Bank Burgenland

Mit 1. Dezember 2021 hat Klaus Kranner als neuer Landesdirektor für die Steiermark die Leitung der Bank Burgenland Filiale in Graz übernommen. Gemeinsam mit dem bewährten Team übernimmt der 55-jährige Banker mit viel Engagement seine neue Aufgabe.

Foto: GRAWE / Evi Huber

K

ranner ist ein Branchenkenner mit langjähriger Erfahrung in leitender Position in der Steiermark und freut sich darauf, seine Erfahrung einzubringen. „Die Menschen wünschen sich gerade in diesen herausfordernden Zeiten einen verlässlichen und kompetenten persönlichen Finanzberater vor Ort – das ist und bleibt auch zukünftig unser Anspruch“, sagt der frischgebackene Landesdirektor. Er folgt Manfred Huber nach, der 13 Jahre lang die Filialgeschäfte führte. „Mit seiner Pensionierung geht ein hochgeschätzter Banker der alten Schule in den Ruhestand“, so Christian Jauk, CEO der GRAWE-Bankengruppe. „Die Erfolgsgeschichte der Bank Burgenland Filiale in Graz begann im Jahr 2008,

als die Bank, die von der GRAWE übernommen wurde, in der steirischen Landeshauptstadt die Betreuung und Akquise von Kunden startete“, erzählt Klaus Scheitegel, CEO der Grazer Wechselseitigen Versicherung. Entgegen dem Branchentrend steht die Bank Burgenland für persönliche und individuelle Kundenberatung. Mittlerweile sind am Standort zehn Mitarbeiter beschäftigt, die für ihre Kunden als Ansprechpartner vor Ort im Privat- und Geschäftskundenbereich fungieren. Die Kundengespräche im „Erzherzog Johann Zimmer“ sollen daher auch in Zukunft unter der neuen Leitung ein guter Boden für erfolgreiche persönliche Begegnungen auf Augenhöhe bleiben.

Was sind wirksame Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel? Die Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeitern ist eine der großen Herausforderungen und da braucht es eine landesweite Strategie. Die Unternehmen investieren massiv in die Ausbildung junger Menschen. Zwar steigt die Zahl der Lehranfänger, doch das ändert nichts daran, dass es viel zu wenig Nachwuchs gibt. Es führt kein Weg an qualifiziertem Zuzug und höherer Frauenquote vorbei. In welchen Branchen ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften am drückendsten? Das geht quer durch alle Branchen und Regionen. Der Wettbewerb um die hellsten Köpfe und die geschicktesten Hände hat sich massiv verschärft – und das wird so bleiben. Die demografische Entwicklung sorgt dafür, dass heute nur mehr halb so viele Jugendliche auf den Arbeitsmarkt drängen wie noch vor 40 Jahren. Wie können die Lehre und Berufsausbildungen für Jugendliche attraktiver werden? Als WKO Steiermark haben wir in den letzten Jahren alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Jugendliche bei ihrer Berufs- und Ausbildungswahl bestmöglich – ihren Talenten entsprechend – zu unterstützen. Für diesen Zweck haben wir gemeinsam der Uni Graz unser mehrfach ausgezeichnetes Talentcenter entwickelt, und dank der Initiative von Präs. Josef Herk konnten wir die EuroSkills nach Graz bringen.

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Bauen & Wohnen

Admonter Akustikelemente zur akustischen und visuellen Raumgestaltung.

Regionale Holzbetriebe punkten gegenüber Baumärkten neben ihrem Angebot an hochwertigen und regionalen Produkten vor allem durch ihre fachliche Expertise. Die neue Branchenplattform „www.mein-holzprojekt.at“ stellt die Kompetenz der steirischen Produzenten und regionalen Dienstleister in den Mittelpunkt und präsentiert ihre vielfältigen Leistungen im digitalen Schaufenster.

E

ndkunden erhalten damit eine Übersicht über die Angebote der Betriebe aus ihrer Region, stärken so die regionale Wertschöpfung und leisten ihren persönlichen Beitrag zum Klimaschutz. „Gemeinsam mit dem Holzcluster Steiermark und der LK Steiermark hat sich die Fachgruppe Holzindustrie der WKO Steiermark deshalb die Frage gestellt, wie wir unsere steirischen Betriebe dabei unterstützen können, digital noch sichtbarer zu werden und Endkunden genau dort abzuholen, wo sie die Informationen suchen – nämlich im Internet“, erklärt Holzcluster-GF Christian Tippelreither die gemeinsame Idee. Internetplattform für regionale Anbieter Auf „www.mein-holzprojekt. at“ bekommen Interessierte mit einem Klick alle Informationen darüber, welche Betriebe in der Region die

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passenden nachhaltigen Materialen anbieten bzw. sie zu ihrem Holzprojekt individuell beraten können. Aber nicht nur das: Informationen zum Klimaschutz durch regionalen Einkauf bis hin zu Erfahrungsberichten runden dieses Serviceangebot für Branchenbetriebe wie auch Endkunden ab. „Vom Bauholz für ein kleines Projekt im Garten bis zum Holzbau finden sich hier kompetente Unternehmen, ihre Sortimente und Dienstleistungen aus der Umgebung vereint. Wir wollen damit die regionale Wertschöpfung stärken und auf die Produktvielfalt unserer heimischen Betriebe digital und breitenwirksam aufmerksam machen“, unterstreicht Monika Zechner, Obfrau der steirischen Holzindustrie. Informationen: www.mein-holzprojekt.at

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Land beschließt Straßensanierungen

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ie Steiermärkische Landesregierung hat am 20. Jänner weitreichende Sanierungsmaßnahmen auf den steirischen Straßen beschlossen. Damit sind für die Erhaltung des über 5.000 km umfassenden Landesstraßennetzes mit seinen ca. 3.300 Brücken und vielen weiteren Ausbauten wichtige Gelder in Höhe von rund 90 Mio. Euro gesichert. „Damit steht unseren umfangreichen und notwendigen Sanierungsmaßnahmen in diesem Jahr nichts mehr im Weg. Neben dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist es mir ein großes Anliegen, dass auch das steirische Straßennetz bestens für die Zukunft gerüstet ist. Das ist für die steirische Wirtschaft und die vielen Pendler von großer Bedeutung“, sagt Verkehrsreferent LHStv. Anton Lang. Professionelle Unterstützung bei Ihrem Hauskauf!

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Energie Graz startet mit High-Power-Chargern

D

er erste Standort der Energie Graz mit High-Power-Chargern wurde beim Autohaus Robinson in Graz eröffnet. Mit einer Leistung von bis zu 150 kW aus 100 % Ökostrom kann in weniger als 10 Minuten eine Reichweite von 100 Kilometern aufgeladen werden. Die Energie Graz betreibt rund 150 Ladepunkte und weitere sind in Planung – auch High-Power-Charger. „Damit sorgen wir für den Ausbau der Lade-Infrastruktur in Graz, um der erfreulicherweise steigenden Anzahl von Elektrofahrzeugen komfortabel und einfach öffentlich zugängliches Laden zu ermöglichen. Gute Partnerschaften wie mit dem Autohaus Robinson sind dafür ein wichtiger Erfolgsfaktor“, erklären die beiden Energie-Graz-GF Boris Papousek und Werner Ressi. FAZIT MÄRZ 2022 /// 71



Best of Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Marija Kanizaj

Welt der Wunderlampen FAZIT MÄRZ 2022 /// 73



Fazitportrait

Er ist ein Liebhaber der alten Dinge, ein Sammler und Restaurierer. Er verkauft nicht gern, aber da er ein Lampengeschäft in der Sackstraße hat, bleibt

ihm nichts anders übrig. Wolfgang Reinberger hat

ausgesuchte Preziosen aus dem Jugendstil, Art Deco, Historismus und Bauhaus. Sowie hochqualitatives

Zubehör, wie Lichtschalter aus Bakelit und Keramik. Aber auch günstige Ersatzgläser für Lampen und

Leuchten sämtlicher Zeiten, so auch aus den 1950er und 1960er Jahren. Davon aber gleich Tausende.

M

anchmal, ganz selten, hat man das Glück, mit einem Schritt in eine neue, eine andere Welt zu steigen. Ein Schritt über die Schwelle des Hauses Sackstraße 25 in Graz läßt den Besucher in eine Welt einsickern, in der die Stundentrommel einen verzögerten Rhythmus vorgibt, wo sich die Raumzeit krümmt oder, einem Aleph gleich, sich ein Blick auf die Gesamtheit der Welt offenbart und alles gleichzeitig geschieht. Es ist die wunderbare Welt des Wolfgang Reinberger. Eine rätselhafte Welt, bestehend aus Relikten, Preziosen und Versatzstücken. Jedes einzelne Stück scheint bewohnt von einer Seele und allesamt erzählen sie Dir Geschichten aus längst vergangenen Tagen, als das Handwerk so alltäglich wie angesehen war. Geschichten von Anmut und Würde, von Qualität und Präzision, aber auch von der unsterblichen Schönheit des Einfachen und Klaren. Da wäre einmal das Faszinosum der Materialien. Keramik und Porzellan, Messing und Glas. Daraus sind sie im Wesentlichen gemacht, die Lampen, Luster und Leuchter, wie auch die Schalter, Fassungen und Stecker, die man sonst nirgendwo mehr bekommt. Außer durch Zufall oder Dorotheumsauktionen.

Ferrari ist nicht Ferrari Hierin steckt ein weiterer Reiz der Reinberger‘schen Ware: Für viel Geld läßt sich vielleicht ein neuer Ferrari kaufen, aber bei einem Ferrari GTO Berlinetta von 1962 wird es schwierig. Er gilt als teuerster Oldtimer der Welt, seit ein Exemplar im Jahr 2014 um mehr als 38 Millionen Dollar verkauft wurde. Selbst wenn man das Geld hat – man kann das Ding nicht einfach beim nächsten Ferrarihändler kaufen. So lassen sich Reinbergers Schätze auch nicht bei Amazon bestellen. Es ist somit der Reizwind des Seltenen und Besonderen, der dieses als Geschäft getarnte Sammlerlager umFAZIT MÄRZ 2022 /// 75


Fazitportrait

Bauhaus war das erste Ikea. Wolfgang Reinberger, Lampenspezialist

weht. Eine enorme Hemmschwelle für Millionäre aller Art könnte auch sein, dass Wolfgang Reinberger nicht alles verkauft, was er hat. So zum Beispiel seine drei unterschiedlichen Wandtelephonstationen für Induktorenanruf, Modell »Oesterreichische Staatstype« aus den Anfängen der Telefonie, die laut Originalprospekt mit bis zu 240 Kronen ausgepreist sind, theoretisch zumindest. Aber sie hängen als real existierende Zeitzeugen an der Wand und können von jedermann bestaunt werden. Fragen sollte man schon, denn sie hängen weiter hinten und da wird es dunkel und eng. Eigentlich könnte man sagen chaotisch, aber das stimmt natürlich nur halb, handelt es sich doch um eine Art geniales Chaos. Manche Zeitgenossen kennen das von ihren eigenen Schreibtischen – wenn dort ein Fremder aufräumt, läßt sich nichts mehr finden. Bleibt alles unangetastet, erinnert sich der Urhebeber der bloß nach außen hin vermeintlichen Unordnung noch nach Jahrzehnten, wo genau er was findet. Und das beschränkt sich nicht auf Schreibtische. Wolfgang Reinberger tritt immer wieder den Beweis dafür an. Zum Beispiel, wenn er kurz in einem Original-Katalog aus der Jahrhundertwende – vom 19. ins 20. natürlich – etwas nachschauen will, in das dunkle Nirwana der hinteren Räumlichkeiten abtaucht und bereits nach zwei oder drei Minuten mit einem mittlerweile seltenen, vorzüglich erhaltenen Verkaufskatalog zurückkehrt, der mit Lustern bebildert ist, die je zur Hälfte für den Betrieb mit Stadtgas und zugleich mit elektrischem Strom konstruiert waren. So war der eine Arm eines zweiarmigen Lusters, zumeist waren es Wandleuchten, mit einer Fassung für eine Glühbirne versehen, der andere mit einem Glühstrumpf für das Gas – Zeugen der Übergangszeit von der Gaslaterne zur Elektrifizierung. »Die meisten dieser Leuchten sind später ganz auf Strom umgebaut worden«, weiß Reinberger. »Und hier hängt ein Beispiel dafür«, führt er den Besucher in einen der drei Parallelräume, die alle einen verglasten Eingang von der Sackstraße hätten. Mit derartigen Anleitungen

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betrachtet man die ausgesuchte Sammlung von vorwiegend Jugendstilleuchten mit anderen Augen. Und bekommt auch eines für die zahllosen Nachbauten am Markt, bei denen oft irgendetwas nicht zu stimmen scheint, weil sich die Nachbauer offensichtlich dieser Gasumbaukonstruktionen nicht im Klaren gewesen waren.

Bauhaus und »Frankfurter Register« Da ist Reinberger in seinem Element. Sein Fachwissen ist beeindruckend und präzise, bis hin zu alten Seriennummern und Stempelungen, Namen von Entwürfen, aber auch Einzelheiten zu Kunst- und Kulturepochen, vornehmlich auf Kunsthandwerkliches bezogen. Als der Besucher glaubt, einen Lampenschirm aus seiner alten Schule wiederzuerkennen, so ein billiges Ding aus Plastik und Blech, wird er flugs eines Besseren belehrt. »Bauhaus«, sagt der Meister, »die Stufenspiegelleuchte von Zeiss ist ein Entwurf von Adolf Meyer, dem Assistenten von Walter Gropius. Sie besteht zur Gänze aus Glas und der Schirm ist verspiegelt.« Sofort ist wieder ein Katalog zur Hand, diesmal aus dem Jahr 1929, im »Frankfurter Register« ist die Lampe mit 33 Reichsmark ausgepreist. »Heute zahlt man 600 Euro«, meint Reinberger fast entschuldigend, »aber im Internet kostet sie mehr.« Doch in einem gibt er dem Besucher recht, seinerzeit waren Bauhaus-Produkte nicht nur funktionell, sondern auch günstig: »Bauhaus war sozusagen das erste Ikea.« Das Lager als Stärke Reinbergers Ware besteht ausschließlich aus Originalen der jeweiligen Zeit. Etwaige Ergänzungen – und mögen sie noch so gering sein, wie etwa Schrauben oder ein Beschlagteil – werden dem Kunden mitgeteilt. »Alle Originale entsprechen aber dem Stand der Technik, werden in meiner Werkstatt restauriert, sind voll funktionstüchtig und betriebssicher.« Als Diplomingenieur der Elektrotechnik legt er darauf besonderen Wert. Reinbergers echte Stärke liegt in seinen Lagerbeständen. Alte Ferraris und Ju-




Fazitportrait

gendstillampen mag man irgendwo ergattern können, aber was, wenn zu Hause eine gute alte Nachttischleuchte aus den 1960er-, 1950er- oder noch früheren Jahren bis zurück in die Jahrhundertwende in die Brüche gegangen ist oder einer von mehreren Glasschirmen eines Lusters, der einem ans Herz gewachsen ist? (Wer jetzt meint »Neue Lampen kaufen« – bitte nicht weiterlesen.) Wolfgangs Großvater hat das Geschäft im Jahr 1948 erworben. Gefunden hat er es übrigens auf ganz ähnliche Weise wie 65 Jahre davor der Gründer des in derselben Straße ansäßigen Kaufhauses Kastner und Öhler: Ein Zwischenstopp mit dem Zug am Grazer Bahnhof verschlug den einen wie den anderen in die Innenstadt. Am Haus in der Sackstaße 25 hing ein Zettel, dass es wegen eines Bombenschadens zu verkaufen wäre. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich ein riesiger Fundus an Leuchtern und Lustern vieler Stilrichtungen, aber auch an Ersatzteilen angehäuft. »Ich habe das Geschäft im Jahr 2009 übernommen, als meine Mutter gestorben ist. Es sind tausende Ersatzgläser auf Lager, von denen ich mich nicht trennen kann«, erklärt der 58jährige. Er weiß selbst, dass das etwas kauzig klingen mag, aber wer das Lager kennt, kann verstehen, dass es der sprichwörtlichen Sünde gleichkäme, solche Schätze einfach zu entsorgen, auch wenn die Nachfrage nach Ersatzgläsern für 1960er-Lampen naturgemäß gering ist. Nicht naturgemäß ist hingegen der Umstand, dass sie sehr günstig sind, trotzdem es sich wohl um die letzten ihrer Art handelt. Und von den mit viel Fachkenntnis und handwerklichem Geschick reparierten und restaurierten Lampen trennt sich Wolfgang Reinberger auch ungern. Das ist der Nachteil, wenn man ein Sammlerherz besitzt. Das Restaurieren ist neben den Ersatzteilen quasi sein zweites Standbein. Vom Drehen bis zum Hartverlöten und die gesamte Elektrik reicht dabei sein Spektrum. Nicht

schlecht für jemanden, der zuvor an der Montanuniversität Leoben am Department Chemie der Kunststoffe mit dem Köpfchen geforscht hat. Und über zwei Patente verfügt. Drittens, er repariert. Wohin kann man heute noch mit seinen kaputten Gerätschaften gehen, außer zu Selbsthilfegruppen?

Lebenskunst Die meisten seiner Kunden sind Kenner, Architekten, Ärzte mit Altbauwohnungen oder Erben von Jugendstilvillen. Aber auch jene, die sich keine neue Nachtischlampe leisten wollen oder können. Einig sind sie sich offenbar darin, sich nicht von der zurückhaltenden, spartanischen Auslagengestaltung abschrecken zu lassen. Kein Firmenschriftzug, kein grelle Werbung, kein »Sale« springen den Passanten an oder stören die Einfachheit der Aufmachung. Man sieht Einzelstücke, aufgereiht wie auf einer Perlenschnur von sprödem Charme. Erst drinnen wird das Herz warm: eine delikate Doppellampe aus irisierendem Lötz-Glas, eine tropfenförmige Hängeleuchte nach einem Entwurf von Kolo Moser, verschiedene Art Deco-Lampen, Leuchten der Berliner U-Bahn von 1932, eine Kaiser-Idell-Schreibtischlampe von Bauhaus. Aber auch preiswerte einfache weiße Kugellampen mit Keramiksockel, ebenfalls von Bauhaus, günstige Außenleuchten und Industrielampen aus Stahlblech, die allesamt heute wieder nachgebaut werden, allerdings meist aus Kunststoff oder Küchenlampen mit Keramik-Ei zur Höhenverstellung. Ein weiteres Faszinosum sind Kleinteile wie Lichtschalter, die von selbst erklären, warum es heute noch »Licht aufdrehen« heißt. Wolfgang Reinberger zitiert gern Wilhelm Busch: »Das Gute, dieser Satz steht fest, ist stets das Böse, was man läßt.« Und über sich selbst: »Meine Aufgabe ist es, die Dinge so zu erhalten, dass sie funktionieren«. Was anderes ist das n als Lebenskunst?

Elektro Reinberger 8010 Graz, Sackstraße 25 Telefon +43 316 825401 lampen-reinberger.at

Dieses Fazitportrait erschien erstmals im Mai 2018.

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Die Erinnerung ist eine Fata Morgana in der Wüste des Vergessens.

Gerhard Roth, 1942–2022, Schriftsteller

Hittrach, das alpine Kokain im Volkskundemuseum

Steirische Leistungsdroge als Kulturgut

Das Volkskundemuseum bekundet in einer kleinen, aber feinen Ausstellung seine – geplante – Hinwendung zu Neuorientierung und Gegenwärtigkeit. Der Schulterschluss zwischen historischem Material und zeitgenössischer Abstraktion ist gewollt und bei diesem kleinen Probelauf auch, so darf man sagen, gelungen. Von Michael Petrowitsch

Fotos: Hans Peter Schaefer, J.J. Kucek (3)

S

imon Brugners Zugang in der Schau »Erinnerung an die steirischen Arsenikesser – Auf den Spuren einer giftigen Angewohnheit« funktioniert nicht über simple Aufbereitung von verborgenem Wissen. Ein Wissen, das dem gelernten Volkskundler wohl bekannt war und für die breite Öffentlichkeit eine kleine Sensation darstellt. Der Einsatz von diversen Arbeitsdrogen zur »Speedigkeit« für die slowenischen Erntehelfer in der Südsteiermark ist dem Autor dieser Zeilen in der Kindheit untergekommen. Man weiß natürlich auch um die »Muntermacher«, die im Partybereich und im Arbeitsprozess kursieren. Studenten versorgen ihre Kommilitonen gegen gutes Geld mit leistungssteigernden Tabletten. Ritalin aus der Unibibliothek und nicht aus der Apotheke: Alltag nicht und nie Nebensächlichkeit. Arbeitsdroge Über Arsenik als Arbeitsdroge in der steirischen Arbeitswelt wusste man aller-

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dings weniger Bescheid. Der Fotokünstler Simon Brugner begibt sich unter Ägide von Kuratorin Birgit Johler auf eine nachgerade sehr, sehr persönliche visuelle Spurensuche. Er interpretiert das Phänomen anhand von Versatzstücken neu und künstlerisch verfremdet, die zur surrealen Geschichte des Giftessens geführt haben könnten. Er sucht nach Spuren, der bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in den Alpenregionen erprobten Praxis des Arsenikessens. Vor allem die Steiermark war, glaubt man den Dokumenten der Vergangenheit, wegen ihres intensiven Arsenikkonsums berüchtigt. Wohl auch weil die Glasproduktion in der Weststeiermark Arsen als Abfallprodukt abwarf. Die steirischen Arsenlagerstätten wurden bergmännisch abgebaut, das im Gestein gebundene mineralische Gift durch Röstung in den sogenannten »Gifthütten« freigesetzt und so das stark nachgefragte Arsenik – im landläufigen Sprachgebrauch als »Hittrach« verschrien – gewonnen. Der größte Abnehmer dieses hochgiftigen Produkts war die venezianische Glasindustrie. Nachfrage nach Hittrach gab es

aber eben auch in der steirischen Bevölkerung. Die Leiterin des Volkskundemuseums Claudia Unger dazu: »Auch wenn der Arsenikkonsum weitgehend im Verborgenen stattfand, haben sogar internationale Medien wie die New York Times oder Medizinjournale aus Edinburgh oder Boston im 19. Jahrhundert über die steirischen Arsenik-Esser berichtet.« Arsen in der Times ... Wir zitieren aus der angesprochenen New York Times aus vergangenen Tagen: »The arsenic eaters of Styria are all of them robust mountaineers, whose forefathers have eaten arsenic from generation to generation, so that as may be supposed, each generation has become more arsenic-proof than the one before«. (Die Arsenesser der Steiermark sind allesamt robuste Bergsteiger, deren Vorfahren von Generation zu Generation Arsen gegessen haben, so dass


Alles Kultur

vermutlich jede Generation arsensicherer geworden ist als die vorherige.) Claudia Unger weiter: »Mit Arsenikesser rücken wir ein Thema in den Fokus, das auch heute noch erstaunlich viele interessiert, nicht zuletzt, weil über die Verwendung dieses gefährlichen Aufputschmittels der harte Alltag für Mensch und Tier besonders greifbar wird.«

... und bei Peter Rosegger »Man trank es, wurde jung und nach einiger Zeit wurde man vom Teufel geholt.« So schildert unser Landesdichter Peter Rosegger, was ein gut gehütetes Geheimnis in seiner Heimat war: Viele einfache Leute vom Pferdeburschen bis zum Holzknecht nahmen Arsen. Auf Brückenschläge zwischen Gestern und Heute wird auch in der Aufbereitung der Ausstellung bewusst Wert gelegt. Wir erfreuen uns an Vitrinen, die noch aus

der Zeit des Museumsgründers Viktor Geramb stammen, sowie an grauen Wänden, wo Leerräume zwischen den Fotos das eigentlich Unerzählte erzählen sollen. Brugner hat diese Form der Präsentation gewählt, weil die Geschichte der Arsenikesser kaum dokumentiert wurde und hauptsächlich durch Geflüster hinter vorgehaltener Hand tradiert wurde. Von Simon Brugner erschien bereits 2018 der Band »The Arsenic Eaters«, die Schau im Volkskundemuseum läuft noch bis zum ersten Mai 2022. n Simon Brugner Erinnerung an die steirischen Arsenikesser

Noch bis 1.5.2022 museum-joanneum.at

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Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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pätestens seit der Einberufung des ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschusses im österreichischen Parlament ist klar, dass der Opposition und auch der grünen Basis, samt ihren vielen Anhängern in den Redaktionen von ORF, Puls 4, Standard, Profil oder Falter, der Rücktritt von Sebastian Kurz als Bundeskanzler nicht reicht. Jetzt muss nicht mehr nur Kurz weg, jetzt muss gleich die gesamte ÖVP weg. Als einem der wenigen Wirtschaftsliberalen im Journalismus fällt mir der folgende Satz nicht leicht: Ich muss meinen vielen linken Kollegen beipflichten. Und das, obwohl ich davon überzeugt bin, dass jemand, der keine Bilanzen versteht, nichts in einem redaktionellen Politik- oder gar Wirtschaftsressort verloren hat. Sie haben trotzdem recht! Die ÖVP muss wirklich weg! Und zwar weg aus der Bundesregierung, der sie nun seit über 35 Jahren hauptverantwortlich angehört. Gut die Hälfte der Wählerinnen und Wähler, kennt gar keine Regierung, in der die

35 Jahre sind zu lange! Die ÖVP muss weg.

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Volkspartei nicht den Vizekanzler oder den Bundeskanzler stellt. 35 Jahre sind viel zu lange! Gut, es gab einige Monate lang eine Beamtenregierung unter Brigitte Bierlein. Und zwar nach dem Misstrauensvotum gegen Sebastian Kurz, als die SPÖ erstmals eine Chance sah, ihn nachhaltig aus dem Kanzleramt zu räumen. Kurz hatte nach dem Aufkommen des Ibiza-Videos ja die Koalition mit der FPÖ aufgekündigt, weil ihm der Rücktritt von Strache als Vizekanzler nicht reichte. Er wollte auch den kaum bis gar nicht involvierten Herbert Kickl nicht mehr in einer von ihm geführten Regierung akzeptieren. Aber das ist Geschichte. Ich bin jedenfalls felsenfest davon überzeugt, dass die ÖVP um keinen Deut korrupter ist als etwa die SPÖ, die Neos, die Grünen oder die Freiheitlichen. Aber Macht korrumpiert nun einmal und auch ÖVP-Politiker haben mit Sicherheit schon viele Entscheidungen getroffen, die den Menschen, die ihnen nahestehen, eher genützt als geschadet haben. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass da in 35 Jahren einiges zusammenkommt. Nehmen wir das leidige Thema der politischen Interventionen: Praktisch jeder, der in Österreich in den öffentlichen Bereich strebt oder schon dort untergekommen ist und weiter nach oben will, kennt die Adressen der in seinem Wahlkreis lebenden Politiker oder der einschlägigen Gewerkschaftsfunktionäre – ganz egal welcher Partei die nun angehören. Wer etwas werden will, weiß, dass ihm der »Schub aus der Politik« zumindest nicht schaden wird. Viele Abgeordnete, aber auch Bürgermeister sehen es sogar als wichtigen Teil ihres Berufsbildes, »unobjektiv« zu handeln, indem sie Menschen zu helfen versuchen, die ohne ihre Unterstützung scheitern würden. Interventionen sind daher alles andere als ein Machtmissbrauch. Wie könnte ein Politiker auch seine Hilfe verweigern, wenn ihn jemand, der sich selbst nicht helfen kann, etwa um eine Sozialwohnung oder eine Lehrstelle für einen Verwandten bittet? Die Fortführung dieser Tradition wird jedoch zum Malheur, wenn sie so gut wirkt,

dass manchmal sogar Abgeordnete der anderen Parteien bei ihren ÖVP-Kollegen für ihre Schützlinge intervenieren, weil diese den Hebeln der Macht einfach deutlich näher sind. Es gibt einen demokratischen Grundkonsens. Zu dessen Eckpfeilern gehört auch der regelmäßige Wechsel der Exekutive. Und dieser Wechsel bleibt bei uns nun seit dreieinhalb Jahrzehnten aus. In Wien ist die regierende SPÖ sogar schon seit über ein Dreivierteljahrhundert ohne ausreichende Kontrollmöglichkeit »in power«. Das Problem verschärft sich zusätzlich, wenn die Parteien in Bezug auf ihre Regierungsmacht so unsinnig maßlos umgehen wie oft bei uns in Österreich. So braucht man sich etwa in Wien nicht einmal um den Standort für einen Würstelstand zu bewerben, wenn man nicht zuerst einen Politiker der regierenden SPÖ bei der zuständigen Magistratsabteilung für sich intervenieren lässt. Aber was nützt es einer Partei eigentlich, wenn sie etwa dabei mitmischt, wer in welcher Schule Direktor oder wer wo Bezirkshauptmann wird? Natürlich gar nichts! Und wenn doch? Ja dann hätten wir tatsächlich ein n Korruptionsproblem!

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 29. MÄRZ 2022!


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