Fazit 174

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fazitmagazin.at

#174

FA ZITGESPR ÄCH

Der Sparkaufmann

Nr. 174 5/2021 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Fritz Poppmeier im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA R AUMORDNUNG

Juli 2021

Niemand will nach Sankt Beton

FA ZITESSAY

Maryam Laura Moazedi über kulturelle Stereotype im Fußball Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


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rgie Die Ene uc h t s k r a m Steier nte. e l a T e u ne werb Jet z t be

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Patrick P., Mess- & Regeltechniker


Editorial

Von Christian Klepej

Z

wölf Proponentinnen und Proponenten – man könnte auch von einer Gruppe deutlich linksorientierter »namhafter Persönlichkeiten« mit zwei, drei nominell Konservativen als Zier sprechen – haben dieser Tage das »Rechtsstaat & Antikorruptionsvolksbegehren« aus der Taufe gehoben und wollen damit den aus ihrer Sicht bedrohten »Rechtsstaat« retten. Oder so ähnlich. Grundsätzlich ist der Kampf gegen Korruption selbstverständlich zu unterstützen und genauso selbstverständlich gibt es in der Thematik auch immer und immer wieder Optimierungsbedarf. Also hab ich mir das Papier, das die gute Truppe vorgelegt hat, natürlich genau durchgelesen. Und ich muss hier einige Sätze aus diesem Text zitieren, um den Gestus dieser Initiative etwas besser beleuchten zu können: »Wir sind Bürgerinnen und Bürger, die sich seit vielen Jahren mit der im Land grassierenden Korruption sowie einer zunehmend fragwürdigen politischen Kultur beschäftigen. Unzählige neue Fälle von schwerwiegendem Korruptionsverdacht bis zu massiven Angriffen auf den Rechtsstaat

Die mangelnde politische Kultur hierzulande ist das strukturelle Problem!

verpflichten uns, unsere Stimme auch öffentlich zu erheben. … Österreich hat seit Jahrzehnten ein unübersehbares und strukturelles Problem mit Korruption. Unser Land läuft damit zunehmend Gefahr zu einem rechtsstaatlichen Außenseiter Europas zu werden. Das hat tiefer liegende Ursachen.« Ich bin auch ein Bürger dieses Landes, freiberuflich bzw. als Unternehmer tätig, und ich kann schon einmal mit diesem Intro recht wenig anfangen. Ich sehe Österreich, natürlich vor allem hochgerechnet aus steirischer Sicht, aber durchaus auch mit ein klein wenig Einblick in bundesweite Vorgänge, nicht als ein Land, in dem »Korruption grassieren« würde, ich sehe keine »unzähligen neuen Fälle von schwerwiegendem Korruptionsverdacht« und schon gar nicht sehe ich »massive Angriffe auf den Rechtsstaat«. Zudem bin ich der tiefen Überzeugung, Österreich hat kein »seit Jahrzehnten unübersehbares und strukturelles Problem mit Korruption«. Wo ich mit den Initiatoren übereinstimme, ist die Sache mit der »zunehmend fragwürdigen politischen Kultur in diesem Land«. In meinen Editorials prangere ich ja seit Jahr und Tag die »Spaltung der Gesellschaft« (in so vielen Themenbereichen) an und erkenne in der mangelnden politischen Kultur (aller Beteiligten!) jedenfalls einen Turbo dieser unheilvollen Spaltung. Nun erscheint mir aber gerade dieser Text als einer, der ganz klar das Zeug dazu hat, die politische Kultur hierzulande weiter zu beschädigen und mit subtilem Unterfutter zu versorgen. Wobei, allzu subtil ist das Unterfutter dabei gar nicht, geht es doch augenscheinlich lediglich darum, einen weiteren, diesmal unter dem Mäntelchen der »Besorgtheit« daherkommenden, zutiefst politischen Aktionismus gegen die Bundesregierung zu starten. Mit den »Angriffen auf den Rechtsstaat«, die man moniert, ist natürlich die Kritik seitens der ÖVP an der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gemeint, und es stimmt geradezu traurig, dass eine solche, in jedem Rechtsstaat selbstverständliche Sache, nämlich die Kritik an einzelnen Behörden zuzulassen, von den Proponenten nahezu schändlich mißbraucht wird. Würde wer auch immer

nämlich nicht die Möglichkeit dazu haben, gerade auch etwa eine Staatsanwaltschaft zu kritisieren, ja sogar Anschuldigungen gegen sie vorzubringen, wären das klare Anzeichen eines totalitären Staates. Und dass jetzt dieses Begehren ins selbe Horn stößt wie die Opposition im Ibiza-Untersuchungsausschuss (mit Schallverstärkung durch einen in seiner Politredaktion linkslastigen ORF), ist eben traurig und macht mich ein bisschen fassungslos. Vor allem, dass sich Franz Fiedler und Michael Ikrath dazu hergeben, erscheint mir eher mau, bei Heide Schmidt und Irmgard Griss wiederum hätte mich ja eher überrascht, wären sie nicht dabeigewesen, zeichnen sich beide doch die letzten Jahrzehnte besonders dadurch aus, alles gut und das meiste besser zu wissen. Im Text heißt es noch: »Korruption unterwandert unsere Demokratie und die Reputation, die der Wirtschaftsstandort Österreich so dringend braucht.« Österreich muss wie jedes andere Land auch mit krimineller Energie umgehen, aber unsere Demokratie ist keinesfalls von Korruption unterwandert! Dies so zu postulieren, schadet der Reputation, die der Wirtschaftsstandort Österreich hat. Und der politischen Kultur n erweist es einen Bärendienst.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JULI 2021 /// 3


Inhalt Fazit Juli 2021

Endlich weg aus Sankt Beton

Tourismus, Landwirtschaft, Industrie oder Naturschutz: Bei Raumordnungsfragen prallen die Interessen aufeinander.

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39 Fotos: Adobe Stock, Andreas Hechenberger, Enlarge, Heimo Binder (2), Angelika Mende

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Der Spar-Kaufmann

Im Vorjahr wurde Spar erstmals die Nummer Eins im Lebensmittelhandel. Ein Fazitgespräch mit CEO Fritz Poppmeier.

Panzer und Primadonna

Maryam Laura Moazedi zeigt im Essay auf, wie hervorragend sich der Fußball zum Erhalt kultureller Stereotype eignet.

Biennale mit Grazer Beitrag

Michael Petrowitsch sprach mit der Grazer Künstlerin und Architekturhistorikerin Azra Aksamija, die mit zwei herausragenden Arbeiten in Venedig vertreten ist. Seite 78

Ausgabe Juli 2021 XVIII. Jahrgang Nr. 174 (5/2021) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

4 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 44

70

Rubriken Editorial 3 Politicks 16 Investor 48 Immobilien 67 Alles Kultur 78 Schluss 82

Liebe Leser!

Die steirische Raumordnungsgesetzgebung steht wieder einmal vor einer Novellierung. Doch schon zu Beginn der Debatte ist klar, dass die Konfliktlinien quer durch die Parteien verlaufen, und dass die Probleme nicht länger ausgesessen werden können. Für das Fazitgespräch trafen wir Spar-Vorstandschef Fritz Poppmeier. Das größte Lebensmittelunternehmen Österreichs steht im Besitz der Gründerfamilien und wird auch von diesen geführt. Spar-Österreich hat sich inzwischen nach Südosteuropa und Italien internationalisiert. Der Sportartikelhändler Hervis sowie zahlreiche Shoppingmalls gehören auch dazu.

Das Fazitporträt führte uns in die Marienhütte, ein Stahlwerk mitten in Graz. Bisher hat man es zwischen dem Steinfeldfriedhof und Don Bosco trotz seiner imposanten Größe kaum wahrgenommen. Mit dem Ausbau des neuen Grazer Stadtteils Reininghaus steht es plötzlich im Fokus von Anrainern und der Politik. Fazit sprach mit der Grazer Künstlerin und Architekturhistorikerin Azra Aksamija. Wir trafen die Professorin in Venedig, wo sie mit zwei herausragenden Arbeiten auf der Architekturbiennale vertreten ist. Gutes Lesen! -red-

Neues von Gonzo

Volker Schögler sprach mit Markus »Gonzo« Renger. Gonzo ist weltberühmt zumindest in Grazer Stahl Graz und macht jetzt Musik auf Ibiza. Mitten in Graz gibt es ein produktives Stahlwerk. Mit dem Reininghaus-Ausbau rückt die Marienhütte in den Fokus.

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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Lektorat AdLiteram

Außenansicht P Seite 38

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

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eter Sichro über Grüne, die im vsky mer neue Opfer brauch wieder en.

IMPRESSUM

Druck Walstead-Leykam

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Andreas Hechenberger

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT JULI 2021 /// 5


Foto: Adobe Stock


Fazitthema

Endlich weg aus Sankt Beton Von Josef Schiffer

Eines der kontroversen Langzeitthemen in der steirischen Landespolitik ist der stets wiederkehrende Versuch einer Novellierung der Raumordnungsgesetzgebung. Während in früheren Tagen vor allem Verhüttelung der Landschaft und die Kosten für den Wegebau die Gemüter nicht nur von Umweltschützern erhitzten, so handelt es sich heute um eine komplexe ressortübergreifende Materie, die sich von Wirtschaftsund Tourismuspolitik über Klima und Umweltpolitik bis hin zu Mobilität und demografischem Wandel spannt. FAZIT JULI 2021 /// 7


Fazitthema

»Wir wollen keine völlig zersiedelte Steiermark, keine Chalets in unberührten Naturräumen.« Ursula Lackner, Landesrätin

Gesetzeslage und Flächenfraß

Die gesetzliche Situation für diese Fragen ist in der Steiermark durch das novellierte Raumordnungsgesetz 2010 ausführlich und bis ins Detail definiert. Es bildet durch grundlegende Überlegungen der juristischen Experten durchaus ein solides Fundament für den Umgang mit den Bodenressourcen des Landes. Andererseits werden die darin angedachten Lenkungsbestrebungen, die in ähnlicher Form ja auch schon in den Jahrzehnten davor auf dem Tisch lagen, durch die weniger schönen Entwicklungen bei – selbst im Vergleich zu anderen Bundesländern − massiver Verbauung und Bodenversiegelung durch die Realität konterkariert. Die Interessenskonflikte und zunehmende Unzufriedenheit von allen Seiten werden in der Diskussion um eine Novelle des Gesetzes immer offenkundiger. Inzwischen haben sich alle Landtagsfraktionen grundsätzlich darauf geeinigt, dass hier Handlungsbedarf besteht und es mit der Zersiedelung und dem Bodenverbrauch so nicht weitergehen darf. Trotzdem bestehen von Seiten der einzelnen Parteien im Detail große Auffassungsunterschiede. Doch wie steht es um den Status quo im Flächenverbrauch? Entgegen den Beteuerungen der zuständigen Regierungsstellen, dass sich die Verbauung von Flächen in den vergangenen zehn Jahren deutlich eingebremst habe, ist man meilenweit von den schon im Jahr 2002 vereinbarten maximalen Flächenverbrauchszielen von 2,5 Hektar pro Tag in Österreich entfernt. Die gegenwärtige Ausgangslage ist besonders für die Steiermark wenig erfreulich. »Im Bundesländervergleich ist die Steiermark der absolute Spitzenreiter, was den Flächenverbrauch angeht. In den letzten fünf Jahren wurden dort 10,4 Quadratkilometer neu verbaut. Also im Schnitt 2,1 Quadratkilometer pro Jahr bei einer Gesamtfläche von 16.398,76 Quadratkilometern. Die Versiegelung steigt damit in der Steiermark am schnellsten an und das grüne Herz Österreichs droht zu verlieren, was es so wertvoll macht: Wald und Boden«, 8 /// FAZIT JULI 2021

hat etwa die Journalistin Eva Sappl für eine Artikel vom Herbst letzten Jahres recherchiert. Die klaren Zahlen der Österreichischen Hagelversicherung stehen ebenfalls in krassem Widerspruch zu Bemühungen, den Wildwuchs bei der Bodenversiegelung einzudämmen.

Lasten und Fehler der Vergangenheit

In einer aktuellen Fragestunde im Steirischen Landtag am 15. Juni musste sich die für die Raumordnung zuständige Landesrätin Ursula Lackner (SPÖ) unangenehmen Fragen seitens der Opposition stellen, die den anhaltend hohen Bodenverbrauch kritisierte. Sie verwies darauf, dass »wir mit den bestehenden Regelungen und Instrumenten ein sehr gutes Fundament haben«. In einem Gespräch mit Fazit erläuterte sie im Anschluss ausführlich ihre Positionen und Vorhaben, um mit den Flächen sorgsamer umzugehen. Sie sieht die Zuständigkeit in Baufragen in den Gemeinden gut aufgehoben, setzt auf Regionalentwicklungsprogramme sowie auf die Beratung durch Beiräte und Experten, um Fehler zu vermeiden. Als gelungene Beispiele kommunaler Zusammenarbeit führt sie den Wirtschaftsraum Weiz-St. Ruprecht sowie das Gröbmingerland an. In Letzterem teilen sich fünf Gemeinden ein Gewerbegebiet von zehn Hektar und setzen dort auch auf Energiegewinnung aus Photovoltaik und Biomasse. Für eine Novelle des Raumordnungsgesetzes kommen für sie lediglich Nachschärfungen in Frage. Lackner sieht die Wurzel dieser Probleme in der Vergangenheit und betont, dass gegensteuernde Maßnahmen oft jahrelang brauchen, um Wirkung zu zeigen. Die Einkaufszentren-Verordnung 2011 und die Verschärfung bei der Nutzung von Gewerbegebieten sollten Abhilfe schaffen, aber eine Fahrt durchs Land zeigt, dass immer noch viele Supermärkte auf der grünen Wiese außerhalb von Orten platziert werden, die meisten davon mit großzügigen Parkflächen ausgestattet. Lackner räumt ein, dass die bestehenden Instrumente »von einigen Gemeinden oft nur halbherzig oder gar nicht genutzt werden«, wie bei den Bauland-Mobilisierungen oder den Beschränkungszonen für Zweitwohnsitze. Eingeführte Restriktionen werden immer wieder mit Umgehungskonstruktionen ausgehebelt, so Lackner, und bereits gewidmetes Bauland ist nur schwer rückführbar, da dies »einen Eingriff in Eigentumsrechte« darstellen würde. Deshalb plädiert sie auch klar dafür, »Schlupflöcher weiter zu schließen und neue Wege zu finden, denn wir wollen keine völlig zersiedelte Steiermark, keine Chalets in unberührten Naturräumen, sondern eine lebenswerte Steiermark auch für kommende Generationen.« Und sie sieht sich damit auf Linie mit dem Koalitionspartner ÖVP: »Ich freue mich, dass mein Amtskollege Seitinger das Problem auch erkannt hat und gemeinsam mit mir daran arbeiten wird.«

Alter Wein in neuen Schläuchen

In der Tat hat sich Johann Seitinger (ÖVP), als Landesrat zuständig für Landwirtschaft und Wohnbau, erst vor kurzem dazu bekannt, dass in der Vergangenheit seitens des Landes Fehler gemacht

Foto: Helmut Lunghammer

D

ie Positionen und Zuständigkeiten in dieser von vielen Interessen geprägten Thematik sind nicht immer ganz eindeutig, wie in der Politik ja nicht unüblich. Grundsätzlich handelt es sich bei der Raumordnung um Ländergesetzgebung, während der Bund hier wenige Befugnisse hat. Die Landespolitik, nicht nur der Steiermark, scheut wiederum vor allzu massiven Eingriffen in die Zuständigkeit der Bürgermeister in Baufragen zurück. Das anhaltende Zaudern bei wirklich tiefgreifenden Reformen wird dabei nicht selten von Seiten lokaler Politiker mit wohltönenden Sonntagsreden über Landschafts- und Klimaschutz sowie regionale Versorgungssicherheit vernebelt. Eine im Grunde verständliche Haltung, weil zutiefst menschlich: Schließlich will ja jeder die Natur bewahren und die ausufernde Individualmobilität beschränken, aber andererseits in attraktiver Lage möglichst mit schöner Aussicht ein Wohnhaus beziehungsweise einen Gewerbebetrieb oder das Geschäftslokal verkehrsgünstig gelegen errichten.


Fazitthema

»Wir werden noch in diesem Herbst dem Landtag ein Paket mit einigen heiklen Punkten vorlegen.« Johann Seitinger, Landesrat

worden seien. Auch wettert er seit Jahren gegen die weitere Ausbreitung von Einkaufstempeln außerhalb der Kernzonen von Gemeinden. Zusammen mit Lackner und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl will er daher noch im Herbst ein umfassendes Paket für eine Neuausrichtung der Raumordnungsgesetzgebung auf den Weg bringen. Die wesentlichen Punkte darin sehen die Stärkung der Ortskerne unter dem Motto »Entwicklung von innen nach außen« und die verpflichtende Mobilisierung von gewidmetem Bauland bereits ab 1.000 statt ab 3.000 Quadratmetern vor. Das bedeutet konkret, dass eine bestehende Widmung von Baugründen nach einigen Jahr verfällt oder dafür höhere Abgaben geleistet werden müssen, um das Horten und die Spekulation mit attraktiven Flächen zu beschränken. Ein weiterer Punkt ist die Forderung nach einer Einschränkung der Auffüllungsgebiete, die ursprünglich dazu gedacht waren, zwischen bestehenden Wohnhäusern geschlossene Siedlungsräume zu schaffen, aber durch lockere Auslegung zu immer mehr Bauwildwuchs im Freiland geführt haben. So richtig neu und bahnbrechend ist allerdings keiner dieser Punkte und der Großteil der Auflagen war von der Kammer der Ziviltechniker bereits auf der »Enquete Baukultur« im Jahr 2014 in wesentlich rigiderer Ausformulierung gefordert worden, wie ZT-Kammer-Präsident Gerald Fuxjäger schon im Herbst 2019 zur damals in Planung befindlichen Raumordnungsgesetz-Novelle anmerkte: »Die Reparaturen, die der Entwurf des ROG vorsieht, sind sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht marginal. Sie lösen weder die Probleme, vor denen das Land und die Gemeinden stehen, noch werden sie unser aller Verantwortung gerecht, den Lebensraum für kommende Generationen zukunftsfähig zu gestalten und zu schützen.« In diesem Zusammenhang warnt Fuxjäger vor den hohen Folgekosten, die aufgrund peripherer Siedlungsräume und Dezentralisierung auf Bund, Land und die Gemeinden zukommen. Neben der technischen Infrastruktur – für Straßen, Wasser, Kanal, Strom, Gas oder Fernwärme – sind auch Mobilitäts- und soziale Folgekosten, z. B. für die mobile Altenund Krankenpflege sowie Schülertransporte, zu berücksichtigen. Die Finanzierung dieser Kosten sorgt nicht zuletzt auch dafür, dass das Geld für wichtige Investitionen in den Ortszentren, etwa für Kindergärten, Schulen, Freizeit-, Kultur-, und Sporteinrichtungen, fehlt.

Foto: Oliver Wolf

Vernichtung von wertvollem Ackerland

Gerade aus Sicht der Landwirtschaft ist der Bodenverbrauch ebenfalls ein gravierendes Problem, handelt es sich doch bei den verbauten Flächen, speziell von Gewerbegebieten, wie etwa im Süden von Graz oder in den Flusstälern, um besten Ackerboden mit fruchtbaren Humusschichten. Gerade in Zeiten, in denen die Bedeutung regionaler Versorgung mit Grundnahrungsmitteln wieder groß geschrieben wird, bedeutet diese Entwicklung eine Gefährdung von Österreichs agrarischer Basis. Wertvolle Flächen werden jährlich der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Die

Einbußen bei der Produktion sind beträchtlich und entsprechen dem jährlichen Nahrungsbedarf von etwa 20.000 Menschen. Kurt Weinberger von der Österreichischen Hagelversicherung warnt: »Machen wir so weiter wie bisher, gibt es in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr in Österreich. Schon jetzt kann sich Österreich nur zur Hälfte mit Gemüse selbst versorgen.« Auch die Landwirtschaftskammer wartet anhand des WWF-Bodenreports 2021 mit düsteren Zahlen auf: »Mit einem Bodenverbrauch von 13 Hektar pro Tag (2019) wird alle zehn Jahre die Fläche von Wien neu verbaut. Der Flächenverbrauch steigt mehr als doppelt so schnell wie die Bevölkerung. In den vergangenen 19 Jahren hat sich der Bodenverbrauch um 27 Prozent erhöht, die Bevölkerungszahl aber nur um 10,4 Prozent. Im Jahr 1950 standen in Österreich noch 2.400 Quadratmeter Ackerfläche pro Kopf zur Verfügung – heute sind es nur noch 1.600.« Auch von Seiten der Wirtschaftskammer werden kritische Stimmen zur Bodenversiegelung laut. Sämtliche dort vertretenen Fraktionen und die IV fordern im Rahmen des wirtschaftspolitischen Beirats Maßnahmen gegen Bodenversiegelung zur Stärkung von Wirtschafts- und Lebensräumen. Die Kritik richtet sich auch gegen die Verbauung von Grünland und Äckern mit riesigen Photovoltaik-Anlagen, diese sollten besser auf Dächern, Verkehrsnebenflächen und bereits versiegelten Arealen installiert werden. So mutet es doch etwas absurd an, dass zum Beispiel ein Wiener Energieversorger in der Oststeiermark in aufgelassenen Obstplantagen in großem Maßstab PV-Kollektoren betreibt, um damit ökologischen Strom zu gewinnen. So können mit den Killer-Argumenten Klimawandel und nachhaltige Energie selbst umstrittene Praktiken Genehmigung und Förderung bekommen.

Betongold, Zweitwohnsitze und Chalets

Seit der letzten Wirtschaftskrise vor rund zehn Jahren haben sich mehrere weitere Trends verstärkt, die dem Bauboom Nahrung geben und entsprechend auch negative Nebenwirkungen zeigen. Extrem niedrige Zinsen sorgen im Verein mit zunehmenden Inflationsängsten dafür, dass immer mehr Kapital in den Wohnungs- und Hausbau fließt. Die überdurchschnittlich steigenden Immobilienpreise heizen den Trend weiter an, Bauvorhaben und Käufe werden nicht aufgeschoben, da erwartet wird, dass die Kosten und Preise weiter kräftig ansteigen, wie der Immobilienreport berichtet: Auch wenn sich die Preisdynamik im Schlussquartal 2020 wieder etwas abgeschwächt hat, legten die Preise von Wohneigentum (Einfamilienhäuser und Wohnungen) im Gesamtjahr 2020 trotz oder vielmehr wegen der Pandemie um durchschnittlich 7 Prozent zu und damit um so viel wie zuletzt 2016. Der steigende Bedarf erklärt sich auch aus demografischen Faktoren wie der stark wachsenden Zahl von Haushalten, großteils von Singles. Während die Wohnbevölkerung der Steiermark laut Wohnbaubericht des Landes Steiermark seit den 60er Jahren nur um knapp 7 Prozent angestiegen ist, gibt es heute mit 565.000 Haushalten eine Zunahme im selben Zeitraum von circa 63 Prozent. FAZIT JULI 2021 /// 9


Fazitthema

Die Anzahl der theoretisch verfügbaren Wohnungen liegt mit insgesamt 660.000 nochmals um 20 Prozent über diesem Wert, erklärbar aus vielen Leerständen und Zweitwohnsitzen. Gerade für Letztere trifft aber auch häufig zu, dass sie das ganze Jahr über als Hauptwohnsitze genutzt werden. Hier fordert Landesrat Seitinger ein stärkeres Durchgreifen der Gemeinden gegen den Missbrauch bis hin zum Entzug der Betriebsgenehmigung. Ein TV-Beitrag über die Situation in Schladming sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen. Eine Anfrage des FPÖ-Landtagsabgeordneten Albert Royer zu Maßnahmen, um »Zweitwohnsitze einzudämmen«, an Landesrätin Lackner erhielt die wenig verbindliche Antwort: »Aufgrund der Komplexität der Thematik und der sehr heterogenen Interessenslagen unter den Gemeinden selbst – weil es auch Gemeinden gibt, die sich mehr Zweitwohnsitze wünschen – sind Schnellschüsse nicht sinnvoll und zielführend.« Als besonderes Ärgernis werden in vielen Regionen die aus dem Boden sprießenden Chaletdörfer empfunden, die nicht nur den Landschaftscharakter beeinträchtigen, sondern auch die Preise der Baugrundstücke in astronomische Höhen treiben, sodass es der lokalen Bevölkerung in manchen Gegenden schon fast finanziell unmöglich ist, ein Eigenheim zu errichten. Das gilt insbesondere für das Ennstal und das Ausseerland, zunehmend aber auch für Teile der Südsteiermark, erklärt die steirische Umwelt-

anwältin Ute Pöllinger. Sie sieht die Wurzel des Bauwildwuchses in der mangelnden Tradition Österreichs in der Raumordnungsgesetzgebung, die erst in den 1970er Jahren mit ersten regulatorischen Instrumenten ausgestattet wurde. Obwohl dieser Zeitraum sehr lang erscheint, hat sich nach Ansicht Pöllingers ein entsprechendes Bewusstsein für sensiblen Umgang mit Landschaft noch nicht ausreichend entwickelt. Dies zeige vor allem ein Blick auf benachbarte Regionen wie Südtirol oder Bayern, wo die Verbauung außerhalb von geschlossenen Ortschaften viel stärker beschränkt ist und daher die Ortskerne auch lebendiger gehalten werden. Für den aus dem Murtal stammenden Neos-Landtagsabgeordneten und Umweltsprecher Robert Reif ist der Stand der Dinge ebenfalls sehr unbefriedigend und die Landesregierung durch Untätigkeit dafür verantwortlich. Er wünscht sich mehr belebte Ortszentren mit Begegnungszonen und Geschäften: »Die Realität sieht anders aus. Viele Bezirksstädte wie Judenburg sind durch den Bau von großen Einkaufszentren heute praktisch ausgestorben.«

Flächenrecycling als Gebot der Stunde

Die Oppositionsparteien im steirischen Landtag folgen in ihrer Kritik ähnlichen Argumentationslinien, so Lambert Schönleitner, Landtagsabgeordneter der Grünen, der zwar die Reformansätze

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Fazitthema

als in die richtige Richtung gehend, aber nicht weitreichend genug ansieht: »Die Raum- und Bodenpolitik ist über zwanzig Jahre in die falsche Richtung gelaufen, nämlich nach St. Beton. Der Zersiedlungslandesrat Seitinger bekennt selbst als Kronzeuge, dass die Landesregierung hier gescheitert ist. Statt Sonntagsreden brauchen wir konsequente Umsetzung von Regeln für einen Stopp von Flächenverbrauch.« Einen wesentlichen Schlüssel dazu sieht er in einer ausgewogenen Fiskalpolitik, die davon abgeht, jene Gemeinden zu belohnen, die möglichst viel Gewerbebetriebe, Einkaufsflächen und Wohnbauten begünstigen, um ihre Einnahmen aus der Kommunalsteuer und den Ertragsanteilen zu steigern. Schönleitner fordert hier Ausgleichszahlungen aus dem Steuertopf an jene Gemeinden, die in dieser Frage eine sensiblere Gangart an den Tag legen. Ein weiterer Bereich, dem seiner Ansicht nach viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, sind verlassene und leerstehende Flächen und Gebäude von Industrie und Gewerbe: »In Österreich sind derzeit leerstehende, bauliche Brachflächen im Ausmaß der Stadt Wien ungenutzt. In der Steiermark haben diese toten, versiegelten Flächen ein Ausmaß von 5.000 Hektar. Dennoch verbetoniert die Steiermark täglich neue Grünräume und Ackerflächen.« Umweltanwältin Ute Pöllinger plädiert deshalb für finanzielle Förderanreize an Unternehmen, diese Immobilien zu revitalisieren und nachhaltig weiter zu nutzen, wie sie betont:

STEIERMARK

»Beim Flächenrecycling muss die Politik deutlichere Akzente setzen, einerseits den Handelsketten klare Grenzen aufzeigen und zum anderen Fördermittel in die Hand nehmen, um verbrauchte Flächen wieder aufzuwerten. Solange es billiger und einfacher ist, ein neues Gebäude hinzuklotzen, wird sich allerdings nichts von selbst ändern. Und nicht zuletzt muss hier auch in Hinsicht auf eine Klimapolitik, die diesen Namen verdient, etwas geschehen.« Die hitzige Diskussion im Landtag vom 15. Juni bleibt vorläufig ohne konkrete Resultate in Hinblick auf eine bessere Raumordnung. Die Oppositionsparteien kritisieren mehr oder minder geschlossen, dass die Landeregierung zu wenig im Hinblick auf nachhaltige Lösungen unternimmt. Landesrätin Lackner verwies dagegen auf die Zuständigkeit des Unterausschusses, der am 14. Juli das nächste Mal tagen wird. Inwiefern sich schon bis zum Herbst, wie von Seitinger angekündigt, ein konkretes Gesetzespaket auf den Weg bringen lässt, steht in den Sternen.

AK.AT/FÜRDICH

GERECHTIGKEIT #FÜRDICH Die Arbeiterkammer setzt sich für die Rechte der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ein. #FÜRDICH und die soziale Gerechtigkeit in Österreich.



Fazitthema

Der Megatrend heißt »Urbanisierung«. Die Menschen ziehen zur Ausbildung und zur Arbeit in die Städte. Dort wird gebaut, gebaut, gebaut. Die ländlichen Regionen werden ausgedünnt. Sind die Ortskerne noch zu retten? Die Steiermark darf kein »Hüttel-Dorf« werden! Niemand will in »Bad Wildwuchs« daheim sein. Noch nie war die Sehnsucht nach dem beschaulichen Landleben so groß wie jetzt. Wo gibt es das »Glücksdorf«? Wie gestaltet sich dort das Zusammenleben?

Claudia Brandstätter Trendforscherin

Hermann Glettler Bischof

F

ünf Autor und Autorinnen haben in einem gemeinsamen Aufsatz jeweils aus ihrem Blickwinkel das »Glücksdorf« skizziert. Vom Junggemeinderat aus der Oststeiermark bis zum Bischof von Innsbruck, von der Trendforscherin über die Biogärtnerin bis zum Immobilienentwickler spannt sich der Bogen. Die Spielregel: Jeder kann den gemeinsamenText an jeder beliebigen Stelle ergänzen, neue Gedanken einflechten oder schon festgeschriebene Passagen wieder entfernen. So entstand dieses hier vorliegende Mosaik und die erfreuliche Erkenntnis: Das Glücksdorf ist ganz nahe …

Andreas Schneider Junggemeinderat

Fotos: Adobe Stock, Raiffeisen Landesbank Stmk

Glücksdorfgedanken

Im Glücksdorf sind die Zäune nieder und die Haustüren offen. Die Bewohner kennen und grüßen sich. Sie fragen: »Wie geht’s?«und warten die Antwort ab. Die Menschen interessieren sich füreinander. Im Glücksdorf passen die Nachbarn aufeinander auf und helfen sich gegenseitig, wenn’s nottut. Damit haben sie unbewusst den wichtigsten Glücksgenerator ganz natürlich in Betrieb. Der Drang, einander Freude zu bereiten, ist spürbar und vertieft die solidarische Verbundenheit der Menschen. Meist ganz einfach. Im Glücksdorf ist das soziale Miteinander in und mit der Natureiner der besonders wichtigen Faktoren. Ohne große Belehrungen. Die Leute können sich im Dorf erholen. In einer fast schon merkwürdig anmutenden Stille und in guten Gesprächen. Auch Konflikte werden benannt. Es gibt keine »Umwelt«, sondern definitiv eine Mitwelt, ein respektvolles Miteinander mit Natur, Mutter Erde und Grün – eine Art aktive, verbindliche Geschwisterlichkeit in der Sorge um das gemeinsame »Haus«. Am Hauptplatz gibt es einen Dorfbrunnen,

Angelika Ertl Biogärtnerin

Nik Lallitsch Immobilienentwickler

FAZIT JULI 2021 /// 13


um den sich die Alten versammeln. Dort besprechen und kommentieren sie das Weltgeschehen − das naheliegende und das ferne. Das Zuhören kommt nicht zu kurz. Die älteste Glücksdörflerin hat 19 Urenkerln, aber es gibt auch welche, die dieses Glück nicht teilen können. Verbitterung und bösartiges Getratsche gibt es im Dorf nicht. Es ist eine Freude, glückliche Paare zu sehen. Sie haben für sich ein Rezept gefunden, dass ihre Beziehungenn nicht alt und fad werden. Es brauchen ganz wenige Workshops dafür. Im Glücksdorf leben die Leute nach dem Jahreslauf – in einem natürlichen Rhythmus, geprägt von fixen Bräuchen und Festen, kulturell und religiös. Die Frauen kennen die Lostage und geben sie an die Jungen weiter. Am 6. Dezember geht der Nikolaus von Haus zu Haus – und hat kleine Gaben für alle Kinder, ganz egal zu welcher Religion sie gehören. Zu Stefani wird ausgeritten und zu Mariä Geburt fliegen die Schwalben furt. Der Maibaum kommt aus dem Wald der Vizebürgermeisterin. Dieser wird durch reine Menschenkraft händisch aufgestellt. Die Jugendlichen tanzen darunter den traditionellen Bändertanz. Im Glücksdorf gibt es ganz regionale Landwirtschaft. Auch mitten im Dorf. Das Essen wächst auch am Hauptplatz – ein »Community-Gardening« bringt die Leute zusammen. Ein Paradies, ein Naschgarten für alle! Die Kinder können sich die Ribiseln runterbrocken am Weg zur Schule. Oma und Opa gehen mit dem Schälchen aus dem Haus und nehmen sich Himbeeren und Erdbeeren fürs Müsli. An den Mauern ranken die Kiwis rauf, Marillen, Ribisel, Erdbeeren hängen von den Balkonen. Kürbisse und Kräuter säumen den Weg. Im Glücksdorf riecht es nach dem Kirchenwirt-Menü, nach Heu, Regen und manchmal nach Stallmist. Im Glücksdorf schlägt die Kirchenuhr, aber sie kennt weder Sommer- noch Winterzeit. Das Geläut am Sonntag ist nicht nur Dekor. Der Gottesdienst ist für viele eine Erfrischung und Auftankstelle für neue Herzensenergie. Auch hat sich herumgesprochen, dass die Dankbarkeit ein wunderbarer Weg ist, um mit größerer Zufriedenheit zu leben und Gott in allem zu entdecken. Der Dorfplatz ist autofrei. In das einzige freie Geschäftslokal zieht eine Änderungsschneiderei ein. Im Glücksdorf hat sich gerade eine coole Werbeagentur angesiedelt, das Architekturbüronennt sich »future-sisters« und der örtliche Webdesigner heißt »digital.pro«. Das »Start-up-Center« bietet ideale Voraussetzungen für Jungunternehmerkarrieren. Der Tischlereibetrieb ist schon in fünfter Generation in Familienbesitz. Das Glücksdorf bekommt bald leistungsfähigere 5G-Technologie. Aber noch wichtiger als das technische Kommunizieren ist das Miteinanderreden im Dorf. Das steckt an. Der Ort ist ein Seriensieger bei den Blumenschmuckwettbewerben, aber seine wahre Schönheit liegt im Urtümlichen. Man hat sich bewusst entschlossen, nicht jeden Flecken zu gestalten, einiges darf einfach sein. Es gibt auf jeden Fall einige Gärtner im Dorf, die großes Gärtnerwissen haben. Wo es geht, werden wild Blumenwiesen angelegt und Gemüse angebaut. Diese stellen quasi den neuen Lebensmittelmarkt dar. Humusaufbau, lebendige Erde, kein Kunstdünger wird verwendet. Im Glücksdorf gibt es auch Wintersalate. Frisches Grün das ganze Jahr über, um die Vitalität des Geistes und des Körpers mit gesunden Lebensmitteln zu unterstützen. Im Glücksdorf kosten die Grundstücke ein Viertel von den Hauptstadtpreisen. Die Bauverfahren dauern keine zehn Wochen. Die Materialien stammen aus der Region, die Handwerker sind von nah. Dort, wo man Häuser baut, gibt es begrünte Flachdächer. Man gibt also Mutter Natur einen Teil der Grünfläche wieder zurück. Die Mieten sind für Normalverdienende leistbar, und für jene, die in Krisen sind, gibt es kostengünstige Wohnräume. Spekulation mit Wohnraum und Wucherzins sind nicht bekannt. Im Glücks-


Fazitthema

dorf heißt der Bürgermeister »Hannes«, ganz freundschaftlich, ohne sein Amt damit gering zu schätzen. Seine politische Farbe ist unwichtig. Im Gemeinderat haben die Frauen beinahe eine Zweidrittelmehrheit. Manchmal wird während der Sitzungen gestritten, aber hinterher hocken sich alle wieder zusammen und reden sich aus. Niemand möchte »Opposition« sein, weil alle für und nicht gegen etwas sind. Die besten Ideen werden realisiert. Im Glücksdorf legt man Wert auf die Meinung der Jugendlichen, sie dürfen im Jugendgemeinderat selbst kundtun, was sie sich für ihren Ort wünschen. Man gibt ihnen die Chance, für einzelne Projekte Verantwortung zu übernehmen. Niemand wird wegen einer mangelnden Begabung oder Behinderung auf die Verliererstraße gedrängt. Erstaunliche Leistungen junger Menschen machen das Glücksdorf zu einem Ort von Innovation und Zukunftsfitness. Auch Kinder reden mit. Sie sind die besten Ingenieure und Designer einer liebevollen Gesellschaft.

Das Glücksdorf hat fünf Partnergemeinden

Auf jedem Kontinent eine. Mit einer bosnischen Ortschaft gibt es regelmäßig Seniorenaustauschwochen. Das hat eine Flüchtlingsfamilie nach dem Balkankrieg initiiert. In Afrika hat sich ein Dorf in Burkina Faso angeboten, weil einige dorthin schon jahrelang Kontakte pflegten. So ist ein Lernen über den Tellerrand des Ortes und des Landes hinaus für alle bereichernd. Zugezogene werden rasch aufgenommen, weil im Glücksdorf Gastfreundschaft groß geschrieben wird. Manche der Neuankömmlinge haben das anstrengende Berufsleben schon hinter sich gebracht und wollen dem Hamsterrad der Großstadt den Rücken zuwenden, manche Jungfamilie will ihren Kindern eine möglichst unbeschwerte, sichere Zukunft bieten. Im Glücksdorf basteln die Kinder Vogelhäuser und Nisthilfen für die Florfliege, für Hummeln, für die Wildbienen. Der Bezug zur Natur ist ganz groß geschrieben und der Waldkindergarten ist in der Nähe des Glücksdorfs ein wichtiges Element für den Schritt in die Zukunft. Meistens spielen die Kinder im Freien. Barfuß, in der frischen Luft. Der ortsnahe Wald bietet ihnen ein unendlich großes Abenteuerland. Der öffentliche Spielplatz hat Geräte, die auch für Oma und Opa benützbar sind. Mit der Schaukel kommt man hoch hinaus. Im Glücksdorf gibt es Krabbelstube, Kindergarten, Volksschule und Mittelschule. Diese sind alle schnell über sichere Rad- und Fußwege zu erreichen. Die Lehrerin hatte bereits die Eltern in der Schule und kennt die ganze Familie. Im Glücksdorf haben die Schulen Whiteboards und Laptopklassen. Der Leihomaverleih floriert. Im Glücksdorf fahren manche noch mit schwarzer Nummerntafel, das Radl ist aber ein Fortbewegungsmittel für alle Generationen. Das E-Bike ist groß im Kommen, denn es geht ja oft bergauf. Im Glücksdorf hat man schon vor Jahren das Carsharing eingeführt. Im Glücksdorf gibt’s keine Plastiksackerl mehr. Es gibt einige Ordinationen, dabei sind immer alle Leute gesund. Seit einiger Zeit gibt es wieder mehr Geburten als Todesfälle. Es steht vitales und frisches Essen zur Verfügung. Kaum Transportwege. Sehr oft geht man einfach nur raus, um sich eine Ration frische Kräuter und damit auch frische Medizin zu holen. Im Herbst werden miteinander die Kartoffeln ausgegraben. Alle freuen sich, dass sie gesundes, vitales Gemüse zur Verfügung haben. Aber noch wichtiger ist im Glücksdorf die Freude, miteinander Zeit zu verbringen. Nicht jede Minute ist verbucht, die »Einfach-so-Besuche« haben immer Saison. Im Glücksdorf gibt es einen wöchentlichen Bauernmarkt, wo man die besten Lebensmittel ganz frisch bekommt. »Ab Hof« steht hoch im Kurs. Dort kaufen auch die Gasthäuser ein, denn sie servieren ehrliche Qualität aus der Umgebung. Regionales und saisonales Gemüse hat Vorrang. Und es gibt jede Woche einen Tag, wo alle aus

dem Glücksdorf in der Gemüsegärtnerei mithelfen. Um sich Wissen anzueignen und um der Gemeinschaft willen. Mit dem Autobus und mit der Bahn kommt man ganz bequem vom Glücksdorf in die Stadt und mit der »Shopping-Beute« wieder pünktlich nach Hause zurück. Den Takt der öffentlichen Verkehrsmittel hat man deutlich verdichtet. Im Glücksdorf hat der Pfarrer mehr »Likes« auf Facebook als der Tormann vom Oberligaklub. Der Fußballverein hat übrigens in jeder Altersklasse eine konkurrenzfähige Elf, nur die sogenannte Kampfmannschaft gilt als Tabellennachzügler. Aber in der dritten Halbzeit, die meistens in der Kantine ausgetragen wird, läuft sie zur Hochform auf. Das kleine Waldstadion nennen sie jetzt schon »Ivica-Osim-Platz«. Im Glücksdorf gibt es auch sonst recht viele Vereine und jeder ist irgendwo aktiv. Das Ehrenamt gibt Sinn und macht vieles erst richtig möglich. Und auch die Leute, die in die Kirche gehen, erkennt man an ihrem Blick, ihrer Sorge für jene, die in Not sind. An Gott zu glauben, ist niemandem peinlich. Die meisten haben gecheckt, dass es für das Glück eine Quelle braucht. Immer sprudelnd. Nachbarschaft ist sowieso ganz groß geschrieben.

Alle wissen, dass niemand allein glücklich sein kann

Im Glücksdorf dürfen die Jugendlichen bestimmte Betonwände mit Graffitis verzieren. Der alte Bauhof wurde zu einem Kreativzentrum umfunktioniert, wo es Künstlerateliers und Proberäume gibt. Ausstellungen und Aufführungen sind legendär. Da kommen die Leute von überall her. Der Saxophonspieler der Jazzband stammt aus Nigeria. Alle nennen ihn »Seppl«, dabei heißt er »Josephus«. Es gibt aber auch eine Musikschule und eine Trachtenkapelle. Neben dem Laientheaterklub ist man stolz darauf, bekannte Musiker und Kabarettisten zu Gast zu haben. Überhaupt gibt es im Glücksdorf ein tolles Freizeitangebot. Neben Wanderstrecken für Anfänger und Fortgeschrittene in malerischer Landschaft laden vor allem der Eislauf- und der Tennisplatz und die vielen Grünflächen zu sportlicher Betätigung ein. Ganz wichtig ist auch frisches Quellwasser, weil es im Glücksdorf jeden Tag zur Verfügung steht. Im Glücksdorf kann man das Wasser bedenkenlos aus dem Bach und aus dem Schwimmteich trinken. An den heißen Sommertagen ist es im Glücksdorf um drei Grade kühler als in der Stadt. Die meisten Haushalte heizen mit Pellets, Holzschnitzel und Solarenergie. Man legt Wert auf Nachhaltigkeit und möchte eine intakte Umwelt hinterlassen. Die Kinder lernen von klein auf, richtig Müll zu trennen und respektvoll mit der Natur umzugehen. Im Glücksdorf gibt es Hund und Katz und viele scheinbar unnötige Tiere. Die Haustiere haben ein besonders schönes Leben. Manchmal wird man vom Hahn geweckt. Von Vogelgezwitscher sowieso. Im Glücksdorf haben die Kühe hübsche Namen. In der Dämmerung gibt es herzhafte Froschkonzerte. Das Storchennest wird Jahr für Jahr pünktlich bezogen. Das Glücksdorf ist vollkommen Honig-autark. Die Bienen gelten als besonders fleißig. Sie lieben die blühenden Wiesen. Vom Hügel im Glücksdorf sieht man das Lichtermeer der Stadt, tausende Sterne und manchmal auch Sternschnuppen. Da alles mit allem zusammenhängt, werden wir zukünftig von einer Glückswelt reden und nicht nur von einem Glücksdorf. Die Verbundenheit mit allen Dörfern der Welt ist die größte Freude. Das Glücksdorf wird funktionieren, wenn wir nicht die Freude an unseren echten Dörfern verlieren, wo’s noch a bisserl fehlt. Wirkliche »Glücksdörfler« sind keine unzufriedenen Utopisten, sondern dankbare Träumer und Anpacker zugleich. Los geht’s! Das Glücksdorf ist nicht weit. FAZIT JULI 2021 /// 15


Ich bin nicht schwul, obwohl ich es gerne wäre, bloß um Leute mit Schwulenparanoia zu ärgern.

Fotos: Sudy, Scheriau

Kurt Cobain, 1967 – 1994

Landesregierung konkretisiert Klimapläne Wegen der Folgen der Corona-Pandemie hat die steirische VP-SP-Landesregierungskoalition ihr Regierungsübereinkommen überarbeitet, mit dem Ziel, den Aufschwung zu unterstützen. Dass dabei nicht auf den Klimaschutz vergessen wird, unterstrichen Umweltlandesrätin Ursula Lackner und Agrarlandesrat Hans Seitinger, als sie gemeinsam die neuen Regierungsschwerpunkte im Umweltbereich vorstellten. Lackner stellte klar, dass Klimaschutz eine Überlebensfrage sei und es ihn nicht zum Nulltarif geben könne. Sie erläuterte, wie eine Klimapolitik mit Hausverstand funktionieren müsse – mit klaren Zielen und Maßnahmen, die es den Bürgern ermöglichen, notwendige Veränderungen mitzutragen. Klimaschutz sei auch eine soziale Frage, vor allem aber eine Frage der Generationengerechtigkeit. Aus der Sicht von Hans Seitinger geht es nun darum, die Steiermark so zu entwickeln, dass die Klimaschutzpotenziale ausgeschöpft werden. Dazu gehören ökologische Neubauten und klimaschonende Sanierungen ebenso wie das Bremsen der Bodenversiegelung und die Wahrung der Versorgungssicherheit mit klimaschonenden regionalen Lebensmitteln und erstklassigem Trinkwasser. Gebremst werden die Umsetzungen der Landesregierung durch das immer noch nicht vorliegende Ökostromgesetz des Bundes, das – obwohl es angeblich längst eine türkis-grüne Einigung geben soll – noch immer nicht den Weg zur Beschlussfassung im Nationalrat gefunden hat. Interessante Aspekte beinhaltet das neue steirische Regierungsübereinkommen jedenfalls mit der »Klima- und Energiestrategie 2030 plus«, weil darin – nach Vorliegen des Erneuerbare-Energie-Gesetzes – ein Aktionsplan präsentiert werden soll, der die deutlich verschärften Klimaziele von EU und Bund auf Landesebene herunterbrechen wird. So soll es etwa einen Klima-Check für sämtliche Gesetze, Verordnungen und 16 /// FAZIT JULI 2021

Umweltschutzlandesrätin Ursula Lackner: »Klimaschutz ist eine Überlebensfrage – und es gibt ihn nicht zum Nulltarif.«

Förderprogramme des Landes geben, bei dem diese auf ihre Auswirkungen auf ihre Klimawirkungen überprüft werden. Dieser Klimacheck wird aber wohl nicht besonders verbindlich ausfallen, sondern wird eher als übergeordnetes Ziel – ähnlich den Wirkungszielen im Landesbudget – umgesetzt werden. Es wird ein »Sachprogramm Erneuerbare Energie« geben, in dem definiert wird, wo und in welchen Bereichen der Ausbau der Erneuerbaren stattfinden soll, aber auch, wo keine Wind- und PV-Anlagen errichtet werden können. Im Bereich der Wasserwirtschaft soll bis 2025 ein flächendeckendes Störfallmanagement etabliert werden, das neben den notwendigen Investitionen in die Infrastruktur sicherstellt, dass auch in Krisenzeiten ausreichend sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht. Dazu wurde ja bereits vor Jahren damit begonnen, etwa artesische Brunnenanlagen neu zu verordnen bzw. stillzulegen, Aktuell werden in der Steiermark 70 Prozent der erneuerbaren Energie aus Biomasse gewonnen. Dieser Ausbau soll fortgesetzt werden, um fossile Energieträger wie Heizöl, Kohle und Gas weiter zurückzudrängen. Aber auch dabei soll sozial verträglich vorgegangen werden. War der »La Strada«-Auftakt eine Schwarzveranstaltung? Der oberösterreichische Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haim-

buchner (FPÖ) behauptet, dass es für die La-Strada-Landschaftsoper auf dem Dachsteingletscher – und der liegt bekanntlich in Oberösterreich – keine Genehmigung der Naturschutzbehörde gegeben habe. Die Veranstalter gingen jedoch davon aus, dass alles in Ordnung gewesen sei, weil sie der ablehnende Bescheid nicht rechtzeitig erreicht habe. Streitpunkt ist die Raumklang-Installation »Signal am Dachstein«, die sich mit dem Verhältnis von Mensch und Natur auseinandersetzt und Anfang Juni vom steirischen »La Strada«-Festival gemeinsam mit dem oberösterreichischen Festival der Regionen auf dem Dachsteingletscher ausgerichtet wurde (siehe Fazit 173). Die Veranstalter, die mit ihrer Aktion auf die Gletscherschmelze aufmerksam machen wollten, hätten der Natur damit einen Bärendienst erwiesen, weil sie sich über das Gesetz stellten und dabei gleichzeitig die Gefährdung und Zerstörung von Naturund Pflanzenwelt in Kauf genommen haben, behauptet Haimbuchner. Nun drohe eine Strafe von 35.000 Euro, so der wahlkämpfende oberösterreichische FPÖ-Chef. Corona-Verschwörungstheorien schwächen die Demokratie Mehr als ein Jahr im Zeichen der Corona-Pandemie ist nicht ohne Folgen für die Demokratiezufriedenheit in Österreich geblieben. Studienergebnisse der Universitäten Krems und Graz zeigen negative Auswirkungen der Pandemie auf die


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

betrachten als andere, erklärt dazu Flooh Perlot vom »Austrian Democracy Lab«.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer: »Auf den Bundeskanzler bin ich stolz, über manche in seinem Umfeld nicht wirklich.« Einstellungen zum politischen System. Die Forscher konnten einen signifikanten Rückgang bei der Zufriedenheit messen. Für das Demokratieradar wurden rund 4.500 Personen zwischen März und Mai 2021, unter anderem nach ihrer Zustimmung zu verschiedenen CoronaVerschwörungslegenden befragt. Eine überwiegende Mehrheit lehnt die entsprechenden Aussagen zwar klar ab. Dennoch kann sich ein Viertel bis knapp 30 Prozent vorstellen, dass die Pandemiebekämpfung instrumentalisiert wurde, um die Demokratie in Österreich zu schwächen und die Gesellschaft stärker zu kontrollieren. Das ist auch deswegen wesentlich, weil die Kritik an der heimischen Demokratie mit der Zustimmung zu Verschwörungslegenden zusammenhängt. Menschen, die mit Verschwörungstheorien etwas anfangen können, würden sowohl die Demokratie in Österreich als auch die Demokratie als Staatsform deutlich kritischer

3,5 Milliarden der 750 EU-COVIDMilliarden gehen an Österreich Das als »NextGenerationEU« (NGEU) bezeichnete COVID-Wiederaufbauprogramm ist das erste europäische Förderprogramm, mit dem sich die EU als ganze verschuldet, wobei die Haftung der Mitgliedsländer auf ihre Anteile an diesem Programm begrenzt ist. Das NGEU hat einen Umfang von etwa 800 Milliarden Euro, die über gemeinsame europäische Anleihen am Kapitalmarkt aufgenommen wurden. Die Hilfen werden zwischen 2021 und 2023 an jene EU-Staaten, die wirtschaftlich besonders unter der Pandemie gelitten haben, ausbezahlt. Etwa 416 Milliarden Euro gehen in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen und 384 Milliarden als Kredite an die EU-Mitgliedsstaaten. Der Löwenanteil von 82 Milliarden Euro geht an das öffentlich stark verschuldete Italien, 77 Milliarden an Spanien. Frankreich kann 29 Milliarden abrufen und Polen 38 Milliarden. Österreich erhält aus dem Fonds etwa 3,5 Mrd. Euro, wobei sich die Regierung auf einen Schwerpunkt für Ökoinvestitionen geeinigt hat. Bei einem Besuch von EU-Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen in Wien stellte Bundeskanzler Sebastian Kurz klar, dass man diese EU-Hilfe nicht als Geschenk darstellen dürfe, weil die Republik Österreich schließlich Nettozahler sei. Mit dem Verhandlungsergebnis zeigte sich Kurz dennoch zufrieden. Ihm sei aber klar, dass sich die Gruppe der frugalen Staaten (Österreich, Niederlande, Dänemark, Schweden und Finnland) mit den von ihnen in das Programm hineinverhandelten Bedingungen nicht beliebt gemacht habe. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) sieht Österreich europaweit als Vorreiter bei Klimaschutzinvestitionen. Österreich nütze die Gelder, um das Klima und die Umwelt zu schützen, so Gewessler. 59 Prozent der österreichischen Mittel für den Klimaschutz seien europaweit

Spitze. Der österreichische Plan legt besondere Schwerpunkte auf den öffentlichen Verkehr und die klimaneutrale Transformation der Industrie.

Steirer-VP-Zuversichtstour als weißgrüner Zwischenspurt Derzeit läuft es gut für die Steirische Volkspartei. Die Regierungskoalition mit der SPÖ funktioniert, die Opposition spielt keine besonders aktive Rolle und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer konnte seine nun zu Ende gehende Periode als Vorsitzender der LH-Konferenz nützen. Er hat sich nicht nur als »Primus inter pares« unter den ÖVP-Landeshauptleuten positioniert, sondern er hat auch das weißgrüne Profil der Steirer-VP gefestigt, in dem er sich eindeutig gegen die in diversen Chats dokumentierten Widerlichkeiten der türkisen Buberln im Kurz-Umfeld positioniert hat. Daher nimmt man es ihm auch ab, dass er trotzdem mit vollem Einsatz für Sebastian Kurz an der ÖVP-Spitze kämpfen wird, weil private Chats, unabhängig von ihrem Inhalt, privat sind und nicht auf den Hauptplatz gehören. Und weil nun auch die Wirtschaft wieder volle Fahrt aufgenommen hat, ist es Zeit, die Bürger dabei zu unterstützen, neuen Mut zu fassen. Daher hat die steirische ÖVP das Motto »Zuversicht« ausgerufen. Auf einer Tour durch alle Bezirke lädt der LH die Meinungsbildner der jeweiligen Region zu sogenannten Konjunkturgesprächen ein. Er besucht die Betriebe, trifft sich mit den Regionalmedien und sucht das Gespräch mit der Bevölkerung. Die ÖVP legt damit mitten in der Periode einen klassischen Zwischenspurt hin. Und sie darf darauf hoffen, dass die Bevölkerung ihr die Erfolge im Kampf gegen die Pandemie zuschreibt. Gleichzeitig sind übrigens auch die ÖVP-Regierungsmitglieder Juliane Bogner-Strauß, Christopher Drexler, Barbara Eibinger-Miedl und Hans Seitinger in den Bezirken unterwegs und suchen ihrerseits das Gespräch mit Meinungsträgern und Wählern. FAZIT JULI 2021 /// 17


Recht haben

Kurz & News

Änderungsmöglichkeiten bei Bauansuchen

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

18 /// FAZIT JULI 2021

Internationaler Tag der Müllabfuhr bei Saubermacher:(v.l.n.r.) Fahrerin Sara Jäger, Sarah Puntigam, David Trummer, Michaela Heider und Saubermacher-Gründer Hans Roth

Steiermark im Spitzenfeld der Umweltwirtschaft Der Internationale Tag der Müllabfuhr am 17. Juni rückte all jene ins Rampenlicht, die in der Müllentsorgung vom Lader bis zum SmartWaste-Spezialisten arbeiten. Saubermacher macht mit Hilfe von Sportgrößen auf ihren Einsatz bei jeder Witterung aufmerksam.

Ö

SV-Skirennläuferin Michaela Heider, David Trummer als VizeWeltmeister 2020 und achtbester Downhillfahrer der Welt und ÖFB-Fußballerin Sarah Puntigam sensibilisieren als Umweltbotschafter von Saubermacher mit großem Engagement für das Thema. Sie betonten zum „Tag der Müllabfuhr“ im SaubermacherEcoPort in Feldkirchen bei Graz nicht nur, wie wichtig Mülltrennung und Abfallvermeidung als aktiver Beitrag zum Klimaschutz sind. Die Umweltbotschafter unterstreichen auch den Stellenwert der gesamten Entsorgungskette: „Ohne die Männer und Frauen, die in dieser Branche arbeiten, wären nicht nur die öffentliche Sauberkeit und Sicherheit, sondern auch Mülltrennung und Recycling nicht umsetzbar.“

Nachhaltige Entsorgung Als nachhaltigstes Entsorgungsunternehmen der Welt – ausgezeichnet in den Jahren 2018, 2019 und 2020 – setzt sich Saubermacher seit 40 Jahren für eine lebenswerte Umwelt ein. „Wir sparen durch Recycling rund 612.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein“, führt Umweltpionier Hans Roth aus. Jeder Steirer und jede Steirerin produziert im Jahr 126 kg Restmüll und noch immer landen dort bis zu 70 Prozent falsche Abfälle bzw. Wertstoffe: kompostierbare Materialien, Lebensmittel, Papier und Kartonagen, Plastik sowie Verpackungen aus Glas und Metall. Besonders wichtig ist auch die getrennte Sammlung von gefährlichen Problemstoffen, Elektro- und Elektronik-Altgeräten sowie von Batterien und Akkumulatoren.

Anzeige Foto: Scheriau / Saubermacher

Im Zuge eines Verfahrens stellt sich oftmals die Frage, ob ein bereits anhängiges Verfahren aufgrund eines bestimmten vorangegangenen Bauansuchens in seinem Umfang geändert werden kann. Grundsätzlich ist eine Änderung des bezughabenden Bauansuchens beziehungsweise des verfahrenseinleitenden Antrages in jeder Lage des Verfahrens möglich. Selbst im Laufe eines Rechtsmittelverfahrens stellt dies kein Problem dar. Allerdings ist dabei stets darauf Rücksicht zu nehmen, dass durch die Änderungen des Bauansuchens das beantragte Projekt seinem Wesen nach nicht geändert werden darf. Hinzu kommt, dass dabei die sachliche Zuständigkeit sowie die örtliche Zuständigkeit des Gerichtes stets bestehen bleiben müssen. Anders sieht es im Falle einer Reduktion des Bauvorhabens aus. Eine Reduzierung des Bauvorhabens ist im bereits anhängigen Verfahren generell immer zulässig. Ebenfalls wird eine Anpassung des Projektes, damit es bewilligungsfähig wird, als zulässig angesehen. In gewissen Grenzen ist sogar eine Ausweitung des beantragten Bauvorhabens möglich, solange sich das Wesen des Antrages nicht ändert. Wird zum Beispiel im Zusammenhang mit einer Wohnung um die Genehmigung eines Parkplatzes angesucht und wird im Laufe des Verfahrens der Antrag von einem Autostellplatz auf zwei Stellplätze ausgeweitet, so wird durch diese Änderung das beantragte Projekt seinem Wesen nach nicht geändert. Der Antrag bezieht sich weiterhin auf die Genehmigung des Autostellplatzes beziehungsweise nunmehr auf die Genehmigung der beiden Autostellplätze. Des Weiteren ist es dem Grunde nach möglich, dass die Höhe eines Gebäudeteiles, trotz bereits bewilligter Bauprojekte, in der Folge niedriger ausgeführt wird, als es grundsätzlich eigentlich bewilligt wurde. In solchen Fällen greifen die subjektiv-öffentlichen Nachbarrechte nicht ein. Diese bleiben bei einer Reduzierung des Bauvorhabens unberührt. Anders sieht es wiederum bei einer Vergrößerung des Bauvorhabens aus. Bei einer gewünschten Vergrößerung der Höhe des Gebäudeteiles würden die Nachbarrechte wiederum voll eingreifen. Zweckmäßig erscheint eine vorherige Abklärung mit der zuständigen Gemeinde bzw. Baubehörde und Rücksprache mit Ihrem Architekten, Bauunternehmen und Rechtsanwalt.


Wirtschaft

Eröffnung der Fotoschau in der Messe-Halle A mit (v.l.n.r.) Alexander Götz (MCG), Vorstand Merkur Christian Kladiva, Vorstand MCG Armin Egger, Birgit Enge und Christian Jungwirth (beide Atelier Jungwirth), StR. Günter Riegler und Christof Strimitzer (MCG).

Colors by Steve McCurry: Ausstellung der Superlative Der MCG ist es in Kooperation mit dem Atelier Jungwirth gelungen, ein internationales Ausstellungshighlight in Graz zu realisieren. Auf 2.200 m² werden in der Messe Graz Halle A Fotoarbeiten des Ausnahmefotografen Steve McCurry präsentiert.

Fotos: (c)MCG, Wiesner, (c) Marija Kanizaj

E

s gibt großartige Naturfotografen und es gibt Spezialisten für Porträts. Und dann gibt es Steve McCurry. Seine Bilder wurden über Magazine und das Web zu Ikonen der Gegenwart. Inmitten einer traumhaft schönen – manchmal aber auch albtraumhaft schrecklichen – Kulisse werden Menschen in den Mittelpunkt gestellt, deren Blick das Publikum nicht mehr loslässt. McCurry legt großen Wert darauf, nichts zu inszenieren. Vielmehr kondensiert er seine Eindrücke, die Farben, die Landschaft, aber auch das Schicksal der Porträtierten in einem Bild. Der 1950 in Pennsylvania geborene Fotograf ist gelernter Filmemacher und Theaterwissenschaftler. Diese Ausbildung wird komplettiert durch ein großes Talent für den idealen Augenblick. Um in die Top-Liga von Reportage-Fotografen vorzudringen, braucht es eine gehörige Portion Abenteuerlust und Wagemut. Als Einheimischer verkleidet, über-

querte er die Grenze von Pakistan nach Afghanistan, kurz bevor die Sowjetsoldaten einmarschierten. Seine Bilder dieses Konflikts wurden weltbekannt. Ob beim Krieg zwischen Iran und Irak oder an den Brennpunkten in Beirut und Kambodscha, der Amerikaner war mit seiner Kamera stets vor Ort. Er wurde „Magazine Photographer of the Year“ und gewann gleich vier erste Preise beim World Press Photo Contest. McCurrys berühmtestes Bild

ist Afghan Girl, aufgenommen in einem Flüchtlingslager in Pakistan. Das Porträt von Sharbat Gula war 1985 auf dem Cover des National Geographic und wurde seither unter anderem von Amnesty International verwendet. Es ist das weltweit am öftesten publizierte Foto einer Privatperson. Seit 1986 ist McCurry Magnum-Fotograf, was für ihn auch bedeutet, auf die Authentizität der Bilder und die Würde der Menschen zu achten.

Ausstellung in Überlebensgröße Gemeinsam mit dem Atelier Jungwirth ist es der Messe Congress Graz gelungen, eine einzigartige Ausstellung mit den Fotoarbeiten des Starfotografen zu realisieren. „Unser Partner ist das Atelier Jungwirth, mit dem wir seit 2019 an der Realisierung dieser Ausstellung arbeiten und auch neues Zielpublikum generieren“, so MCG-Vorstand Armin Egger. Die MCG konnte seit 2014 bei den bisherigen Ausstellungen insgesamt über 230.000 Besucher begrüßen. Klares Ziel für die Zukunft bleibt, jedes Jahr eine große Ausstellung nach Graz zu bringen. Die Ausstellung colors ist perfekter Auftakt dafür. Nicht nur die Bilder von McCurry werden die Besucher fesseln, auch die Präsentation der Bilder spielt eine zusätzliche Rolle. Insgesamt stehen für die Ausstellung 2.200 m² zur Verfügung. Die Bildformate sind zwischen 2 × 3 m und 4 × 6 m, alleine die Bildflächen aller 126 Arbeiten betragen insgesamt 1.100 m² und jedes einzelne dieser farbintensiven Bilder ist hinterleuchtet! Bei der Ausstellung colors handelt es sich um die umfangreichste Schau, die Steve McCurry weltweit jemals hatte. Geplant ist, dass Steve McCurry selbst nach Graz kommen wird, um die Ausstellung zu besuchen und bei dieser Gelegenheit für Interviews zur Verfügung zu stehen.

„colors“

by Steve McCurry Messe Congress Graz, Halle A Eingang Fröhlichgasse 35 8010 Graz 18. Juni bis 19. September 2021 Öffnungszeiten: Mi., Sa. & So. 10 bis 18 Uhr, Do. & Fr. 12 bis 20 Uhr Infos & Tickets: mcg.at/events/steve-mccurry

Die Fotos von Steve McCurry erstrahlen in riesigen Bildformaten von 2 x 3 und 4 x 6 Metern. FAZIT JULI 2021 /// 19


Österreichweit laden mit nur einer Karte

Graz hat's

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Kantina Arravané öffnete am Merkur Campus

Österreichweites Laden bezieht sich auf alle gekennzeichneten Ladestationen der Mitglieder des Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ) sowie jene von SMATRICS und dem ÖAMTC.

Pünktlich zu den umgesetzten Öffnungsschritten erfolgte am 22. Mai der lang ersehnte Kick-off zur BBQ-Season. Die Kantina Arravané am Merkur Campus veranstaltete an diesem Tag ihre erste von vielen noch folgenden Outdoor-Grillereien. So verwandelt die chillige Grillparty-Atmosphäre den Campus in ein Erlebnis. Nicht nur das Restaurant durfte wieder eröffnen, sondern auch der Rest des Campus ist von nun auch wieder für Gäste zugänglich, mit all seinen Erlebnismöglichkeiten. So kann man sich wieder für das langersehnte Workout ins Merkur Gym begeben oder für einen Snack bzw. Erfrischungen die hauseigene Bakery besuchen.

Kostenlos öffentlich laden bis 31.10.2021 beim Kauf eines e-Autos

Die Aktion ist gültig bis einschließlich 31.10.2021.

Weitere Informationen auf www.energie-graz.at/elektromobilitaet

20 /// FAZIT JULI 2021

„Coffee to help“ für das Caritas-Lerncafé Nach der ersten erfolgreichen „Coffee to help“-Initiative vor zwei Jahren geht das Projekt jetzt im Juni in die Verlängerung: Da ein Kaffeeausschenken vor Spar-Standorten nach wie vor coronabedingt problematisch ist, spendet Spar bis Ende Juni 2021 pro verkaufter Packung „Regio der Beste“ zwei Euro an die Caritas „Coffee to help“-Initiative. Die Spenden gehen an das Caritas-Projekt „Lerncafé“, das Schüler nachmittags betreut. „Schon unser erster ‚Coffee to help‘-Tag wurde begeistert angenommen und zeigt, wie gut Hilfe schmecken kann“, betont Spar-GF Christoph Holzer. „Mit dieser ‚Coffee to help‘-Aktivität unterstützen Kaffeeliebhaber direkt unsere Lerncafés“, ergänzt Caritasdirektor Herbert Beiglböck.

Fotos: Merkur, SPAR / Werner Krug,

Sie haben noch kein Elektrofahrzeug? Dann ist das vielleicht die richtige Gelegenheit für Sie: Beim Kauf eines e-Autos im Autohaus Robinson in Graz erhalten Sie eine Energie Graz-Ladekarte und fahren damit kostenlos bis 900 km pro Monat.


Für das Team der Stadion Liebenau GmbH und des Kompetenzteam Rasen sowie die Richter Rasen GmbH rund um GF Philipp Götz-Richter waren die Tage Anfang Juni in der Merkur Arena produktiv: 7.600 m² alte Rasensode wurden abgefräst, von der Holding-Tochter Servus Abfall ordnungsgemäß entsorgt und machten Platz für „neues Grün“. MCG-Vorständin Barbara Muhr: „Wir freuen uns sehr, dass der Rasentausch jetzt so zügig vollzogen wurde. Ein besonderer Dank gilt hierbei dem Team der Stadion Liebenau GmbH. Das weitere Ziel wird nun sein, den Rasen durch die veränderte und intensivere Pflege widerstandsfähiger zu machen, um weiterhin optimale Rahmenbedingungen für die kommende Spielsaison bieten zu können.“

Ausstellung „Lebens-Raum“ in der Kunsthalle Graz

Die Ausstellung „Lebens-Raum“ der Styrian Art Foundation mit neun Künstlern und Künstlerinnen will ein Anstoß und ein Beitrag zu einer Diskussion sein. Die künstlerische Arbeit ist ja immer eine Gestaltung von Lebensräumen, ebenso wie Kunst mehr als andere Bereiche geeignet ist, scheinbar Selbstverständliches zu hinterfragen. Ausgehend von einer 2010 bei der 6. Steirischen Künstler-Klausur erfolgten Thematisierung des Begriffs „Lebensraum“ zeigt die jetzige Ausstellung erneut Arbeiten zu diesem unerwartet aktuellen Thema. Einige zeigen zum Teil damalige Arbeiten und ergänzen sie durch neuere Werke, andere zeigen neue Positionen. In der Kunsthalle Graz bis 4. Juli: geöffnet Di. bis Fr. von 16 bis 20 Uhr.

Fotos: MCG / Wiesner, Luef Light, StadtGraz / Fischer

Mittwoch ist der Grazer Veggie-Day

Vor zwei Jahren wurde auf Initiative von Bgm. Siegfried Nagl der Veggie-Day vom Grazer Gemeinderat beschlossen. Im Haus Graz ist in dieser Zeit viel passiert. Nun will man, Hand in Hand mit dem Sportjahr 2021, die Grazerinnen und Grazer zu einer ausgewogenen, regionalen und nachhaltigen Ernährung motivieren. Die Einführung eines vegetarischen Mittwochs ist eine gute Gelegenheit, eingefahrene Gewohnheiten zu überdenken und positive Impulse für Veränderungen zu geben. Bgm. Nagl: „Wir wollen aufzeigen, welche Vorteile bewusste Ernährung mit sich bringt. Wenn wir einmal in der Woche auf Fleisch verzichten, regional und saisonal essen, fördert dies die Gesundheit und wir leisten einen Beitrag zum Klimaschutz.“

Foto: NN

Rasentausch in der Merkur Arena abgeschlossen

Kurz im Gespräch mit Alois Zengerer, Ögussa Graz

Wie beurteilen Sie derzeit die Anlageperspektiven für Gold und Edelmetalle und spielen dabei Inflationsängste eine Rolle? Immer mehr wird das Anlageverhalten des „kleinen“ Sparers durch den Vertrauensverlust in das Sparbuch beeinflusst. Die Bedenken einer steigenden Inflation spielen eine immer größere Rolle. Nach wie vor liegt bei unseren Kunden der Focus auf Anlagegold, aber auch in Silber wird investiert. Gold gilt seit jeher als Krisenwährung. Hat sich die Nachfragesituation seit dem Beginn der Corona-Pandemie verändert, sind Münzen oder Barren beliebter? Ja, das hat sie! Im ersten Jahr der Pandemie haben wir so viel Anlagegold wie nie zuvor verkauft, sowohl in Form von Barren als auch in Münzen. Am beliebtesten sind Goldbarren in den Größen 20 g, 31,10 g (1 Unze) und 50 g, aber unser Bestseller ist nach wie vor der 100-g-Barren. Bei den Goldmünzen am beliebtesten ist der Wiener Philharmoniker, aber auch der einfache Golddukaten wird gerne in größerer Stückzahl als Krisenwährung gegen den Euro „getauscht“. Was bietet Ögussa den Kunden im Vergleich zu anderen Anbietern? Ögussa ist der einzige Anbieter, der Goldbarren in Österreich produziert. Wir haben keine Versorgungsengpässe und mit unserem österreichweiten Filialnetz können wir rasch und individuell auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen. Als zertifizierte österreichische Scheideanstalt ist uns selbstverständlich das Thema Nachhaltigkeit und der Edelmetallkreislauf ein wichtiges Anliegen. Auch hier können wir uns klar vom unseren österreichischen Mitbewerbern abheben. FAZIT JULI 2021 /// 21


Die Begräbnisvorsorge entlastet die Angehörigen M

it dieser individuell anpassbaren Begräbnisvorsorge haben die steirischen Marktführer im Bestattungsund Versicherungsbereich eine einzigartige Er-/Able ben sve r si c he r ung g e schaffen, mit dem Ziel, die Bestattungskosten ganz oder weitgehend abzudecken. „Selbst wenn der Gedanke an das eigene irdische Ende zumeist schwer fällt, sollte jeder daran denken, dass Trauerfälle bewegende Ereignisse sind, die die Hinter-

bliebenen emotional schwer b e l a s t e n ,“ e r k l ä r t B e s t a t t u n g s g e s c h ä f t s f ü h re r Gregor Zaki. Und sein Kollege Fritz Probst ergänzt: „Sie können außerdem zu einer finanziellen Bürde werden, denn abgesehen von den Begräbniskosten für die Bestattung gibt es eine Vielzahl von Nebenkosten.“ Dazu zählen etwa Blumen und Kränze, die Errichtung oder Instandsetzung des Grabes, Kirchenund Friedhofsgebühren, das Totenmahl, die Notariats-

Die beiden Geschäftsführer der Grazer Bestattung, Fritz Probst und Gregor Zaki (v.l.), sehen in der Bestattungsvorsorge eine sinnvolle Möglichkeit, den Liebsten die Last der Bestattungskosten abzunehmen.

22 /// FAZIT JULI 2021

ko s t e n o d e r B e k a n n t machungen. In allen Begräbnisvorsorgepaketen sind daher die Transportkosten (innerhalb von Graz), diverse Gebühren (Pfarramt, Friedhof, Totengräber, notwendige Dokumente), die Aufbahrung und Beisetzung sowie bei Feuerbestattungen die Kremation sowie die Leistungen der Feuerhalle enthalten. Für jede Art der Bestattung kann zwischen einem Einfach-, einem Standard und einem Exklusiv-Paket ausgewählt werden. Über die jeweiligen Leistungen informieren die Grawe bzw. die Grazer Bestattung. Die Versicherungssumme von – je nach Paket 5.000,- bis 10.000 Euro – ist im Bedarfsfall sofort verfügbar. Als zweitgrößtes Bestattungsunternehmen in Österreich steht die Bestattung Graz seit 115 Jahren für Kompetenz und Qualität. Die Grazer Bestattung ist ein kommunaler Dienstleister der Stadt

Graz. Sie bietet ihr Service aber nicht nur im Großraum Graz, sondern in der gesamten Steiermark an. Die pietätvollen Mitarbeiter der Grazer Bestattung stehen den Hinterbliebenen mit trostspendenden Gesprächen bei der Planung pietätvoller Verabschiedungsfeiern bis hin zu notwendigen Behördenwegen zur Seite. Im Bereich des Grazer Zentralfriedhofes, direkt neben der Feuerhalle mit dem denkmalgeschützten Zeremoniensaal, besitzt die Grazer Bestattung sogar einen eigenen wunderschönen alten Urnenfriedhof. Wer sich für die Begräbnisvorsorge entscheidet, nimmt seinen Liebsten in einer sehr schweren Zeit eine große finanzielle Last ab. Mit der Vorsorge kann man seinen Abschied nach den eigenen Wünschen planen. Denn früher oder später kommt für jeden die Zeit zu gehen. Rechtzeitig vorgesorgt zu haben, ist ein gutes Gefühl.

Anzeige Foto: Foto Fischer

Die Grazer Wechselseitige Versicherung und die Grazer Bestattung bieten ihren Kunden die Möglichkeit, ein individuell anpassbares Paket für Ihre Begräbnisvorsorge zusammenzustellen.


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Kurz & News

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graz.at Gady Family investiert im Norden von Graz

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Am 16. Juni erfolgte der Spatenstich für das neue Karosserie- und Lackierzentrum von Gady im Norden von Graz. Es ist eine gut durchdachte Investition und eines spiegelt sie deutlich wider: das Streben nach Wachstum und die damit verbundene kontinuierliche Verbesserung der Infrastruktur für die Kunden. „Wir wollen mit dieser neuen Anlage als Dienstleister für alle Kunden von Gady Opel und Gady BMW Graz-Nord, aber auch für die gesamte Region Graz-Nord und Graz-Umgebung fungieren und sind davon überzeugt, dass wir mit dem Bau dieses Projektes gut gerüstet in die Zukunft gehen“, erklärt GF Philipp Gady. Die Eröffnung des neuen Gady „KaroLack Graz Nord“ ist schon im Herbst dieses Jahres geplant.

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Am 17. Juni wurde die neu gestaltete Terrasse Nova Air beim Novapark Hotel eröffnet. Die 22 Meter lange Aussichtsplattform mit einzigartigem Blick auf Graz wurde auf 130 Quadratmeter erweitert. Bei der zum Teil überdachten Terrasse handelt es sich um eine freistehende Konstruktion. Zur Eröffnung gab es Bowle und Fingerfood, musikalisch begleitet „The Rollers“ und DJ Tom Roots. Als weitere Highlights fanden eine Weinverkostung mit edlen Tropfen vom Weingut Wieser sowie eine Bierverkostung mit einem Sommelier statt. Hinkünftig wird freitags und samstags ein Live-DJ für Unterhaltung sorgen, der bei Schönwetter auf der Terrasse spielt, außerdem in regelmäßigen Abständen Auftritte von Live-Bands. FAZIT JULI 2021 /// 23

achtzigzehn | Foto: Joel Kernasenko | Bezahlte Anzeige

Fotos: Foto Fischer / Gady Family, Novapark

Terrasseneröffnung im Nova Air

Geben wir auf uns und andere acht – so schaffen wir das!


Kurz & News

Gault Millau kürte die besten Kürbiskernöle

Am 22. Juni wurde in Neusetz bei Straden das Genusstheater der Familie Krispel erfolgreich eröffnet. „Meine Eltern haben mir die Bühne bereitet, das ist die Basis von all dem was dann gekommen ist”, so leitete Stefan Krispel die Eröffnung ein. Er bedankte sich bei seinen Mitstreitern, allen voran bei seiner Familie: „Vielen Dank an meinen Vater Toni, der das Genussgut erschuf, danke auch an meine Schwester Lisa, die seit sechs Jahren für die süße Seite am Genussgut zuständig ist, freute sich Krispel. „Aber die Verantwortung trägt man eben nicht alleine”, so Stefan Krispel, locker im Stegreif, „am wichtigsten ist mir an dieser Stelle noch immer meine Frau Julia, die mit mir das Genusstheater trägt.“

TUI startet mit 15 Direktflügen ab Graz

Bequemer Urlaubsstart am Flughafen Graz – der Wunsch zu reisen ist wieder groß. „Gleich nachdem die Reisebeschränkungen gelockert wurden, sind die Buchungen stark gestiegen. Innerhalb kurzer Zeit waren viele Flieger ausgebucht“, sagt Gottfried Math, GF TUI Österreich am 10. Juni anlässlich einer PK am Flughafen Graz. „TUI ist seit Jahren der größte Reiseveranstalter-Partner für den Flughafen Graz, der sich durch Verlässlichkeit, Vielfältigkeit und Mut zu Neuem auszeichnet“, informiert Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz. „Ihr diesjähriges Programm enthält sowohl langzeitbeliebte Ziele wie Rhodos, Kreta, Kos und Korfu als auch mit Larnaca, Karpathos und Zakynthos.“

Linienflug Graz−Frankfurt wieder zurück

Seit 31. Mai gibt es zwischen Graz und Frankfurt nach der Unterbrechung durch COVID-19 wieder 4 Flüge pro Woche. Ab Juli sollen die Frequenzen aufgestockt werden. StR. Günter Riegler: „Die Freude ist groß, dass die wichtige Anbindung an Frankfurt wieder aufgenommen wird. Das sichert in diesen Zeiten Arbeitsplätze und erhält unsere Wettbewerbsfähigkeit.“ „Frankfurt war als wichtiger Umsteigeflughafen für viele Geschäfts- und Privatreisende vor der Corona-Pandemie die aufkommensstärkste Strecke für den Flughafen Graz“, erklärt Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz. „Wir freuen uns sehr, diese für die steirische Wirtschaft wichtige Destination wieder anbieten zu können.“ 24 /// FAZIT JULI 2021

SPÖ-Regionalakademie für Klimaschutz

Die SPÖ Regionalorganisation hat eine neue Regionalakademie mit dem Schwerpunkt auf Klima- und Umweltschutz ins Leben gerufen. „Gegen Corona gibt es eine Impfung – gegen den Klimawandel nicht! Damit wir ihn trotzdem erfolgreich bekämpfen können, brauchen wir einen breiten Schulterschluss von der Gemeinde bis zur Europäischen Union“, so SPÖRegionalvorsitzende Landesrätin Ursula Lackner. Die Vorsitzende der SPÖ Bildungsorganisation Martina Halper ergänzt: „Für diese Herausforderungen beim Kampf gegen den Klimawandel braucht es das passende Rüstzeug! Das vermitteln wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei der diesjährigen Regionalakademie.“ Infos: SPÖ Regionalbüro Tel. 05 0702-6512).

Grawe tritt Nachhaltigkeitsinitiative bei

Die Grazer Wechselseitige Versicherung AG ist seit Mai 2021 Teil der United Nations Global Compact, der weltweit größten Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung. Die Vision, eine nachhaltige Weltwirtschaft auf Grundlage universeller Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung zu fördern, entspricht auch jener der Grawe. „Für die Grawe ist es auch in Zukunft wichtig, einer nachhaltigen Veranlagungsstrategie im Bereich der Wertpapiere und Immobilien zu folgen und zugleich verstärkt Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt zu übernehmen. Aus diesem Grund sind wir UN Global Compact beigetreten“, erklärt Grawe-Gen.-Dir. Klaus Scheitegel.

Fotos: Philipp Hutter, Ralph König / Grawe, Aprés Vino, Foto Fischer, SPÖ GU-Voitsberg

Eröffnung von Krispels Genusstheater

Am 9. Juni wählte der führende Gourmetguide Gault&Millau aus 20 fachlich vorselektierten Top-Produkten das beste Steirische Kürbiskernöl. Eine Fachjury, darunter die Haubenköche Konstantin Filippou, Peter Zinter, Silvio Nickol und Marcel Ruhm, bewertete anhand verschiedener Kriterien die Öle und wählte den Gewinner des Jahres 2021. Die Leitung der Verkostung übernahmen Siegfried Wagner (Dr. Wagner Lebensmittel Analytik) und Reinhold Zötsch, GF der Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl g.g.A. Die Top-Platzierten unter den getesteten Kernölen sind die Ölmühle Esterer in Feldkirchen bei Graz (1. Platz), Ölmühle Leopold in Deutschlandsberg (2. Platz) und Johannes Prem, Kulmland Bauernhof in Gersdorf.


Foto: TRL

Kurz im Gespräch mit Gesamtvorstand der Merkur Versicherung: Helmut Schleich, Christian Kladiva, Ingo Hofmann (v.l.)

Merkur mit stabiler Entwicklung und Innovation

Die Merkur Versicherung geht gestärkt aus dem Ausnahmejahr 2020 hervor und bleibt auf Wachstumskurs. Mit einem klaren Blick nach vorne trifft das Unternehmen konkrete Vorsorgepläne für COVID-Spätfolgen und ist für die Zukunft solide aufgestellt.

M

Foto: Marija Kanizaj

it einer klaren Strategie hat die Traditionsversicherung eine stabile Basis für ihre Zukunft gelegt. Die Prämien über alle Sparten hinweg betragen 541,1 Mio. Euro, das entspricht einem Wachstum von 3,6 Prozent. Der Gewinn vor Steuern (EGT) liegt bei rund 4,5 Mio. Euro. Ingo Hofmann, CEO der Merkur Versicherung: „In einer Zeit, in der auch wir nicht wussten, was passieren wird, sind wir auf Sicht gefahren und haben aus den Erfahrungen gelernt. Das ist uns gelungen, weil wir uns auf das verlassen haben, was uns als Versicherung ausmacht.“ Zukunftsfit durch Innovation Die Merkur Versicherung hat das Jahr 2020 genutzt, um in neue Jobs wie auch Talente zu investieren und die Transformation im Haus auf vielen Ebenen weiter voranzutreiben. Mit der Neuanstellung von 117 Mitarbeitern übernimmt das

Unternehmen nicht nur Verantwortung als Arbeitgeber, sondern unterstreicht damit seine Zielsetzung, die von agiler Unternehmensführung bis hin zu fokussierter Kundenorientierung reicht. Ein erlebbares Zeichen ist das neue Headquarter, der Merkur Campus in Graz, das im Mai 2020 bezogen wurde.

Hallo, Wunder Mensch Starkes Statement zum Wunder Mensch: Die Merkur Versicherung rückt ihre DNA in den Mittelpunkt und holt den Menschen direkt in die Marke. Mit dem zu Jahresende präsentierten neuen Markenauftritt betont die Versicherung ihre 223-jährige Identität und zeigt, wie man mutig in die Zukunft geht und dabei seine Wurzeln betont. Klare Farben, ein stilisierter Happy, der sich dynamisch in die Wort-Bild-Marke bewegt, und eine akzentuierte Typografie bringen den Wesenskern des Unternehmens auf den Punkt.

Philip Borckenstein-Quirini, GF der Therme Loipersdorf

In die Therme Loipersdorf wurden massive Investitionen getätigt. Was erwartet die Gäste? Im Schaffelbad wurde der Textilbereich erweitert und auf unsere Gäste warten neue Kuschelliegen. Auch in die Gastronomie wurde investiert. Neu ist hier der exklusive Butler-Service im Schaffelbad. Direkt von der Liege aus können frisch geschnittene Früchte und Getränke bestellt werden. Das Schmankerleck wurde zur „Speiserei“ und erhielt ein vollständiges Makeover. Eine neue Speisekarte lässt Genießerherzen höher schlagen. Kann dieses auch von externen Gästen gebucht werden? Ja natürlich können sich auch externe Gäste von unserer Küche überzeugen. Im Eingangsbereich des Thermenresorts befindet sich ein SB-Bauernladen, dieser ist ebenso für alle Gäste frei zugänglich. Besucher können sich im Bauernladen selbst bedienen und zahlen eigenständig in bar oder mit Karte. Zusammen im Team sammelten wir auch neue Konzeptideen. Im Herbst wird es einen Zirkus im Thermen- und Erlebnisbad geben, Gruselführungen durch die Katakomben zu Halloween sind ebenso geplant.

Was geschieht auch in Zeiten abklingender Corona-Gefahren von Ihrer Seite zur Sicherheit der Gäste? Ganz egal, wohin man im Thermenresort sieht: es „loift“ wieder bei uns und zwar mit Maske, Abstand und Testbescheid. Seit 19. Mai befindet sich eine COVID-Teststraße vor dem Haupteingang. Gäste, Mitarbeiter und Personen aus der Region können sich täglich, auch an Sonn- und Feiertagen, von 8.30 bis 16.00 Uhr kostenfrei und ohne Termin testen lassen.

FAZIT JULI 2021 /// 25



Fazitgespräch Von Johannes Tandl und Peter K. Wagner mit Fotos von Andreas Hechenberger

Der Sparkaufmann Spar-Vorstandschef Fritz Poppmeier über Preis, Leistung und den digitalen Wandel im Handel.

FAZIT JULI 2021 /// 27


Fazitgespräch

Nur wenige Menschen wissen, dass Spar viel mehr ist als ein Lebensmittelhändler. Zum Beispiel auch ein

Einkaufszentrumbetreiber. So befindet sich die Sparzentrale im Nordwesten von Salzburg unmittelbar neben dem

Europark, der ebenso zur Firmengruppe gehört wie in Graz der Citypark oder der Murpark.

Im vierten Stock empfängt uns mit Fritz Poppmeier jener Mann, der seit Anfang des Jahres den österreichischen Spar-Konzern führt. Mit dem Sohn des gleichnamigen

steirischen Spar-Gründers wird die firmeninterne Tradition fortgesetzt, dass stets ein Nachkomme der Gründerväter den Posten des Vorstandsvorsitzenden innehat. Der

bisherige CEO, Gerhard Drexel, schied – auch entsprechend der Unternehmenskultur – mit 65 Jahren nach über drei Jahrzehnten aus seiner Aufgabe aus.

Am Tisch stehen Mineralwasserflaschen der Eigenmarke, aus dem großen Fenster sieht man auf den Parkplatz des Europark, in dem sich auch ein Interspar befindet.

Eine Stunde in seinem dicht gedrängten Terminkalender hat Poppmeier für Fazit reserviert.

28 /// FAZIT JULI 2021




Fazitgespräch

In Österreich kann hervorragende Qualität zu einem sehr guten Preis eingekauft werden. Fritz Poppmeier

Herr Poppmeier, worin unterscheidet sich der österreichischen Lebensmittelhandel von jenem in den Nachbarländern? Erstens gibt es in Österreich eine extreme Verkaufsflächendichte, das heißt, es gibt an sehr vielen Orten und an sehr vielen Plätzen, wo Menschen wohnen und sich bewegen, Lebensmittelgeschäfte. In anderen Ländern hat man oft weitere Wege zu einem Supermarkt. Zweitens gibt es vom Boden- bis zum Neusiedlersee ein hohes Maß an Frische, Bedienung und Regionalität zum ausgezeichneten Preis. Das ist anders als in Deutschland beispielsweise, wo es zwar auch super Läden gibt, aber eben nicht in dieser Dichte und oft nicht mit dieser Qualität. Ist diese Konzentration der Grund dafür, dass Lebensmittel bei uns teurer sind als etwa in Deutschland oder ist es tatsächlich die komplexe Logistik? Das stimmt so nicht, dass die Produkte teurer sind. Die Frage ist, wie viel vom verfügbaren Haushaltseinkommen muss ich für die Versorgung ausgeben, da ist man in Österreich mit elf Prozent etwa auch beim Thema der Preiswürdigkeit top. Es stimmt aber, dass wir in manchen Preisvergleichen schlecht dastehen, das liegt aber nicht am Angebot, sondern am Vergleich. Denn es gibt einige, die den hohen Anteil an Aktionen in Österreich im Vergleich zu Deutschland nicht berücksichtigen. Wenn wir unsere Spar-Rabattmarkerlaktion als Beispiel heranziehen: Da handelt sich um eine Ermäßigung, die dir bewusst ist, wofür du im Vorhinein sammelst und die du tatsächlich bekommst. Ich betone noch einmal: In Österreich kann hervorragende Qualität zu einem sehr guten Preis eingekauft werden – besonders bei Spar. Wenn Sie das Gefühl nicht haben, bitte ich Sie bei uns einzukaufen. (lacht)

Spar hat im Vorjahr in Österreich ein unglaubliches Wachstum von 16 Prozent erreicht und hat damit Rewe als Nummer Eins im österreichischen Lebensmittelhandel abgelöst. Die Pandemie wird ein Faktor gewesen sein, aber wie war es möglich, schneller zu wachsen als der Mitbewerb? Wir sind in den letzten zehn Jahren im Vollsortiment immer am stärksten gewachsen. In acht von zehn Jahren auch stärker als der Diskont. Diese Überholspur ergibt sich aus einer Mischung aus den besten Standorten, den besten Leuten und dem besten Sortiment. Der Sprung im letzten Jahr war möglich, weil wir uns ein gutes Image bei den Konsumenten erarbeitet haben. Der Stopp durch die Pandemie kam für alle überraschend. Mit der Auffor-

derung, die Kontakte einzuschränken, sollten die Kunden auch in weniger Geschäfte gehen. So musste man sich für eines entscheiden. Zu unserer Freude war das für viele ein Spar. Wir hatten weniger Kunden, aber der Durchschnittseinkauf war höher, da hat uns unser Sortiment – speziell in der Frische – sehr geholfen.

Wurde dieses Rennen um Platz 1 gegen Rewe in Wien gewonnen? Nicht unbedingt. Da waren alle 1.500 Standorte in Österreich beteiligt. Gelitten haben in der Pandemie die Hochfrequenzstandorte wie Bahnhöfe oder Flughäfen, Tourismushotspots oder grenznahe Märkte. Dort, wo die Leute zu Hause geblieben sind und sich versorgen mussten, war das Geschäft gut. Tendenziell ging es im Osten besser als im Westen – weil die Tourismusflaute eine große Bedeutung hatte.

Es gibt den Megatrend Onlinehandel im Lebensmittelmarkt. Glauben Sie, dass Spar die Oberhand behalten kann, wenn sich der Megatrend durchsetzt? Amazon wird sich das Geschäft nicht entgehen lassen. Schauen wir einmal. Im Lebensmittelhandel ist es unglaublich wichtig, wer die Produkte hat und wie die Logistik aufgestellt ist. Es gibt die Präsentation vor Ort im stationären Handel, für die wir stehen, weil wir der Meinung sind, dass es gerade beim Lebensmitteleinkauf schön ist, die Produkte mit allen Sinnen zu erfassen und danach zu entscheiden. Das wird der Onlinehandel nie können. Eine weitere Frage ist, ob es echten Bedarf für Onlinelebensmittelhandel gibt. In machen Großräumen wie London gibt es oft kein Geschäft und kaum Parkplätze in der unmittelbaren Nachbarschaft. Somit ist der Weg für Lebensmittelzustellung frei. Bei uns in Österreich gibt es um beinahe jede Ecke einen Supermarkt und daher wird die Luft im Lebensmittel-Onlinehandel dünn. Man muss auch Digitalisierung und Onlinehandel auseinanderhalten. Bei der Digitalisierung sind wir sehr weit, so ist beispielsweise der gesamte Warenfluss digitalisiert. Beim Onlinehandel haben wir seit bereits 25 Jahren Erfahrung, nämlich mit der »Weinwelt. at« Das funktioniert sehr gut, weil Wein kein frisches Lebensmittel ist und einen hohen Wert hat. Mit der Weinwelt sind wir auch bereits die Nummer Eins in Österreich. Sie sagen, es ist wichtig, wer die Produkte hat. Ist Ihr USP auch die ständige Verfügbarkeit der Produkte? Ja, so ist es.

FAZIT JULI 2021 /// 31


Fazitgespräch Im Onlinehandel entscheidet die letzte Meile über Qualität und Kosten. Wie machen Sie das? Es gibt verschiedene Partner. Im Lebensmittelbereich machen wir es zum Teil selbst. Im Lebensmittelbereich ist die letzte Meile unglaublich teuer. Wir testen gerade in Wien inklusive Mödling und in Salzburg inklusive Hallein. Es funktioniert zwar perfekt, aber wir schalten das System nicht weiter auf, weil es einfach zu teuer ist. Wir machen dieses Onlinegeschäft, weil wir die Nummer eins sind. Aus heutiger Sicht halte ich es aber für sehr unwahrscheinlich, dass der Onlinelebensmittelhandel auf über zehn Prozent Anteil am gesamten Lebensmittelhandel wächst. Warum aus heutiger Sicht? Stellen Sie sich vor, es gäbe völlig neue Vorschriften in der Mobilität – das würde die Rahmenbedingungen ändern. Aber wir sind fit und wären bereit, das Geschäft breiter auszurollen.

Spielt Click & Collect eine Rolle? Ja, es gibt gewisse Standorte und Sortimente, bei denen das im Lebensmittelhandel funktioniert. Ich bin etwa überzeugt, dass es in unserem neuen Standort Wien-Schottengasse eine große Rolle spielen wird. Dort ist im ehemaligen Gebäude der Bank Austria im alten Marmorkassensaal aus der Zeit der Monarchie ein Interspar-Markt, der architektonisch ganz besonders ist. So durften wir beispielsweise wegen des Denkmalschutzes keine einzige Schraube verwenden. Der Markt hat zwar ein wirklich fein zusammengestelltes Sortiment, ist aber etwas kleiner als normale Interspar-Märkte. Wenn man ein Produkt nicht findet, kann man es sich online bestellen und an die Rezeption liefern lassen.

Sie sind auch im Non-Food-Bereich stark vertreten – vor allem in Form von Einkaufszentren. Der Onlineanteil liegt bei zwölf bis 14 Prozent im Moment, wird sich aber wohl auf 50 Prozent steigern. Was passiert mit Einkaufszentren in der Zukunft? Wir haben Shoppingcenter immer so gesehen, dass sie nicht die Aneinanderreihung von Geschäften darstellen, sondern ein Stück Lebensraum. Wenn Sie rübergehen in den Europark, gibt es eine gute Mischung aus Gastronomie und Shops, sie können sich dort einfach wohlfühlen. Natürlich gibt es ein Aber – die Pandemie hat gezeigt, dass die Shoppingcenter in ganz wichtigen Bereichen einen wahnsinnigen Umsatzrückgang hinnehmen mussten. Etliche der gewohnten Anbieter werden vom Markt verschwinden. Doch unsere Zentren sind echte Quartiere. Und Orte, die von Menschen gerne besucht werden, werden bleiben. Daher bin ich überzeugt, dass unsere Center sogar stärker werden. Natürlich müssen wir in Themen wie öffentlicher Verkehr, Energiemanagement oder Aufenthaltsqualität investieren. Das zeigt sich etwa in Graz, wo bald eine neue Straßenbahnlinie gebaut wird, die Reininghaus, das Quartier beim Citypark und die Innenstadt attraktiv verbinden wird. Hinter dem Europark hier gibt es etwa die Schnellbahn, die in fünf Minuten in der Innenstadt ist. Ich erinnere mich auch, als ich noch in Graz war, und es beim Murpark geheißen hat, dass eine Straßenbahn nicht über eine Bundesstraße fahren kann – und doch tut sie es mittlerweile schon lange. Man muss sich manchmal trauen, zu träumen. Aber so eine Entwicklung kann nur auf Kosten der Innenstädte verlaufen.

GRAZ ENTDECKEN Kulinarische Rundgänge durch die Grazer Innenstadt haben in der GenussHauptstadt bereits langjährige Tradition. Wer einige lohnende kulinarische Ziele außerhalb des Stadtzentrums kennen lernen möchte – selbstverständlich mit fachkundiger Begleitung durch einen Guide – sollte einfach in den Cabriobus einsteigen. Termine von Juli bis Anfang November 2021 – immer aktuell zu finden auf www.genusshauptstadt.at

• KULINARISCHER BIERRUNDGANG Jeden Freitag, 17.00 Uhr

• KULINARISCHER RUNDGANG AM SAMSTAG Jeden Samstag, 10.30 Uhr

• KULINARISCHER RUNDGANG AM SONNTAG Jeden Sonntag, 12.30 Uhr

• VEGGIE WALK Jeden Mittwoch, 17.00 Uhr

• AUF ZUM GENUSS MIT DEM CABRIOBUS Stadtrundfahrt mit 4 kulinarischen Stationen, voraussichtlich am 04.07., 18.07., 08.08., 22.08., 05.09. & 19.09.2021, 13.00 Uhr Weitere Rundgänge & Rundfahrten finden Sie auf: www.graztourismus.at

INFORMATION & ANMELDUNG Graz Tourismus Information I Herrengasse 16, 8010 Graz T +43 316 8075-0 I info@graztourismus.at I www.graztourismus.at Anmeldung unbedingt erforderlich!


Fazitgespräch Ich hoffe, dass es die Innenstadt nicht trifft, aber es wird die B-Lagen treffen.

Die B-Lagen betreffen aber ebenfalls die Innenstädte. In Wien funktioniert einen Favoritenstraße noch, in Graz die Annenstraße schon lange nicht mehr und die Händlerbereiche in der Herrengasse werden immer kleiner. Gibt es neue Plätze in der Innenstadt für Lebensmittelhandel? Absolut. Man muss immer schauen, dass Menschen in den Innenstädten leben. Und wenn sie dort leben, brauchen sie auch Lebensmittel. Darauf haben wir immer geachtet und bestes Beispiel dafür ist in Graz der Eurospar im Kastner & Öhler, ein Standort, den wir im Übrigen auch ausbauen werden. Wie denn und vor allem wo? Ich möchte nicht zu viel verraten. Aber es wird toll werden, das kann ich Ihnen versprechen.

BEZAHLTE ANZEIGE DES LANDES STEIARMARK; BILD: GETTYIMAGES.AT / FERRANTRAITE

Ein anderes Match läuft zwischen Handelsketten und den Markenartiklern. Ist die Verlagerung der Marktmacht die wichtigste Motivation für immer stärkere Eigenmarken? Wir lieben Markenartikel und sie bekommen den besten Platz bei uns. Wir haben aber vor 20 Jahren konsequent begonnen, eine Eigenmarkenpyramide aufzubauen – von supergünstigen Produkten bis zu Premiumprodukten. Wenn wir uns im Vollsortiment differenzieren wollen, braucht es diese Eigenmarken. Und wir behandeln die Eigenmarken wie eigenständige Marken. »Spar Vital« etwa war die Idee, gesunde Lebensmittel wie Hülsenfrüchte mit

k r a m r e i e St impft. Eine Corona-Schutzimpfung schützt nicht nur unsere Gesundheit. Sie ist der Weg zurück in unser normales Leben. Die Schutzimpfung ist gratis und sicher. !

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Fritz Poppmeier wurde 1965 in Graz geboren. Nach seinem Jusstudium trat er 1994 bei Spar ein und wurde 1999 Vorstand. Dort war er zuletzt für Logistik im Einzelhandelsvertrieb sowie für die Personalentwicklung des Unternehmens verantwortlich. Anfang 2021 folgte er auf Gerhard Drexel als neuer CEO des Lebensmittelkonzerns. Poppmeier wurde einer breiteren Öffentlichkeit bereits in den Neunzehnneunzigerjahren als Golfer bekannt und gewann 1993 das Gösser-Open-Turnier. Er lebt in Salzburg, ist verheiratet und hat drei Kinder. Die Spar Österreich-Gruppe ist das einzige österreichweit tätige Lebensmittelhandelsunternehmen, das zu 100 Prozent in österreichischem Besitz ist. Die Anteile befinden sich zu 93 Prozent im Besitz der Gründerfamilien Reisch, Drexel und Poppmeier, deren Handelsunternehmen sich 1970 zur heutigen Spar Österreichische Warenhandels-AG zusammenschlossen. Sieben Prozent sind im Besitz von Kaufleuten, die nach 1970 beigetreten sind. Zu Spar gehören die »SES-Einkaufszentren« und die Sportartikelhandelskette »Hervis«.


Fazitgespräch

Der ganz große Megatrend ist sicher, bewusster zu leben. Fritz Poppmeier

neuer Vermarktung zu fördern – und das hat eine tolle Umsatzsteigerung gebracht.

Es gibt einen Trend zu mehr Bio, zu mehr Regionalität, aber auch zum Veganismus. Wie schwierig ist es, all diese Trends zu beobachten und zu bedienen? Es ist herausfordernd, aber es ist eine spannende und interessante Aufgabe. Es geht schließlich um unser Kerngeschäft: Menschen und Lebensmittel. Natürlich braucht es da auch besten Mitarbeiter, die ganz nahe an den großen Trends und den Menschen, also den Kunden, sind. Der ganz große Megatrend ist sicher, bewusster zu leben. Mit unserer Schwerpunktsetzung auf Qualität, Bio, Regionalität, und das quer durchs Sortiment, sind wir wohl Trendsetter im Lebensmittelhandel.

Spar ist eine internationale Marke, die in den Niederlanden ihren Ursprung nahm. Wie stark ist die Vernetzung von Spar-Österreich mit der Spar-Zentrale? Zunächst einmal ist wichtig, dass die Spar-Österreich-Gruppe den Sitz in Salzburg hat. Unsere Zentrale ist hier, wo wir gerade sitzen, und das Unternehmen gehört zehn österreichischen Familien. Wir leisten uns allerdings gemeinsam mit Spar-Organisationen in anderen Ländern die internationale Zentrale, um ein bisschen gemeinsam einzukaufen, die Markenrechte kontrolliert weiterzugeben und die Rahmenbedingungen für die Marke Spar klar zu definieren – vom Logo bis zum Ladenbau – bzw. um den Spar-Spirit zu pflegen. Sie haben als Spar-Österreich 90.000 Arbeitnehmer und sind in acht Ländern aktiv. Gibt es weitere Pläne für die Internationalisierung? Die zwei nächsten Regionen sind die Emilia-Romagna und die Lombardei in Italien. Die Emilia-Romagna ist so groß wie Kroatien und die Lombardei ist in puncto Kaufkraft und Einkommen größer als Österreich oder Ungarn. Da gibt es viel Potenzial und wir freuen uns darauf.

Spar gab es auch recht stark in Deutschland, wurde aber mittlerweile von Edeka einverleibt. Liegen die Markenrechte auch dort? Anders gefragt: Warum gibt es keinen Spar mehr in Deutschland? Zuerst möchte ich festhalten: Spar Deutschland hat nichts mit Spar-Österreich zu tun. Spar-Deutschland war eine eigenständige und eigentlich eine tolle Firma, die 1953 gegründet wurde. Es handelte sich immer um ein Top-5-Unternehmen, aber vor mehr als 20 Jahren hat der Generationenwandel nicht funktioniert.

Die Firma gelangte in die Hände von Spekulanten und wurde verkauft. Zunächst an Walmart, der aber Schiffbruch erlitt, und später an Intermarche, die ebenfalls scheiterten. Die Großhandelsaktivitäten wurden danach liquidiert, aber die Markenrechte wurden von Edeka gekauft, die sie nur noch für Spar-Express [Anmerkung: das sind vor allem die Spar-Tankstellenshops] verwendet. Die Spar-Kaufleute wurden zu Edeka-Kaufleuten. Ein Revival von Spar sehe ich eigentlich nicht, der deutsche Markt ist stark besetzt und braucht die neue Marke nicht. Zu Spar-Österreich gehört auch Hervis. Was haben Sie mit dem Sporthändler vor? Wir haben gesagt, wir müssen Hervis ein Stück weit neu ordnen. Im Sporthandelsmarkt ist viel Bewegung drin, nicht zuletzt an der Schnittstelle zur Digitalisierung. Wir haben das Management neu aufgestellt und haben begonnen, die Läden neu zu gestalten. Es wird ein Stück weit mehr in Richtung Sport und Mobilität gehen und ein Stück weit weniger in Richtung Textil und Mode. Das ist die neue Ausrichtung und unsere Zielsetzung ist auch als Sporthändler die Nummer Eins zu werden.

90.000 Arbeitnehmer davon 50.000 in Österreich machen Spar-Österreich zu einem deutlich größeren Arbeitgeber als etwa den gesamten Voestalpine-Konzern. Wie finden Sie Ihren Nachwuchs? Wir sind menschfreundlich, modern, unkompliziert und stabil erfolgreich. Wir schaffen Lebensräume und stellen Umwelt, Menschen und Produkte in den Mittelpunkt unseres Tuns. Wir bilden in 23 Lehrberufen aus. Für uns ist es wichtig, Jobs mit Perspektive und Sinn anzubieten. Ich bin froh, dass tolle Leute aus vielen Kulturen für uns arbeiten und darf sagen, dass wir sicher auch deshalb viele gute Bewerbungen erhalten.

Wie ergeht es Spar bei der Anzahl der Bewerber um diese Lehrstellen? Bewerber gibt es eigentlich viele, aber die Frage ist, was ist ein ernster Bewerber. Für 150 aufgenommene Lehrlinge in Wien benötigen wir manchmal 1.500 Bewerbungsgespräche. Die große Herausforderung ist, dass die jungen Menschen besser qualifiziert aus dem Schulsystem kommen müssten. Unsere Aufgabe ist es, eine persönliche Begleitung zu bieten sowie eine Ausbildung auf der Höhe der Zeit im technischen und kaufmännischen Bereich. Gerne würden wir in Österreich 300 Lehrlinge zusätzlich aufnehmen. Wir freuen uns über jede Bewerbung. Herr Poppmeier, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT JULI 2021 /// 35


Kurz & News

Der Knapp-Vorstand (v.l.n.r.): CFO Christian Grabner, COO Franz Mathi und CEO Gerald Hofer

F

ür die Knapp AG brachte das abgelaufene Wirtschaftsjahr extreme Ausschläge mit sich. Das gute Ergebnis im Wirtschaftsjahr 2020/21 ermöglicht jedoch hohen Investitionen für weiteres Wachstum und schafft neue Arbeitsplätze. „Im Frühjahr 2020 mussten wir die laufenden Projekte einstellen und hatten trotz voller Auftragsbücher eine Ausnahmesituation zu überstehen. Auch der langfristige Auftragseingang war bis in den Herbst aufgrund der Investitionsunsicherheit bei unter 50 % vom Normalniveau. Dann stieg die Investitionsbereitschaft am Markt wieder“, erklärt Knapp-CEO Gerald Hofer. Ende März 2021 bilanzierte die Knapp-Gruppe mit einem Nettoumsatz von 1,06 Mrd. Euro auf einem annähernd gleich hohen Niveau wie im Vorjahr. Das EGT belief sich auf 84,5 Mio. Euro (Vorjahr: 76 Mio. Euro). Das Nettoergebnis nach Steuern fiel mit 59,2 Mio. Euro um rund 9 % höher aus als im vorigen Geschäftsjahr. Der Auftragseingang lag im Berichtsjahr mit 1,8 Mrd. Euro auf Rekordniveau.

Landesrätin Lackner für Klimaschutz auf Tour LRin Ursula Lackner für Klimaschutz und Umwelt tourte gemeinsam mit LT-Abg. Udo Hebesberger einen Tag lang durch Graz-Umgebung und Voitsberg und besuchte Unternehmen, Vereine und regionale Stakeholder. Vom Besuch von BDI – Greentech-Anbieter für Biodiesel, RetroFit und Anlagenbau in Raaba-Grambach über die natur.werk.stadt in Voitsberg bis hin zur Besichtigung eines Grundstückes an den Gemeindegrenzen von Bärnbach und Rosental, auf dem das derzeit größte Photovoltaik-Kraftwerk Österreichs gebaut wird, gab es ein dichtes Programm. Dazwischen diskutierten Lackner und Hebesberger noch mit Vertretern der KEM – Klima- und Energiemodellregion GU-Süd über zukunftsweisende Projekte zum Klimaschutz.

Naturparks immer wichtiger

„Natur wirkt!“ lautet nicht nur der Titel der Themenführungen in den sieben Naturparken der Steiermark, sondern kann auch als Motto unserer Sommergäste gelten. Noch nie war die Natur als Urlaubsgrund wichtiger für die Erholung als derzeit. Ein guter Grund, die erfolgreiche Zusammenarbeit von Steiermark Tourismus mit Naturparke Steiermark für die nächsten drei Jahre weiterzuführen. Der Fokus liegt auf den Themen Nachhaltigkeit, Produktentwicklung und gemeinsames Marketing. „Der Gast legt immer mehr Wert auf intakte Landschaften, nachhaltige Angebote und Wissensvermittlung über die Natur “, sagt Erich Neuhold, GF von Steiermark Tourismus. „Das ist mit Sicherheit ein langfristiger Trend.“ 36 /// FAZIT JULI 2021

Steirisches Sozialressort bildet 86 Lehrlinge aus Mit dem internationalen Tag der Ausbildung am 18. Juni erhalten jene Stellen, Einrichtungen und Betriebe offizielle Anerkennung, die Menschen theoretisch und praktisch ausbilden. „Ausbildung bedeutet Zukunft, Sicherheit und Perspektiven“, unterstreicht LRin Doris Kampus anlässlich des Gedenktages. Das Sozialressort des Landes Steiermark geht dabei mit gutem Beispiel voran. Kampus: „Wir bilden in unseren Einrichtungen aktuell 86 junge Frauen und Männer aus, die sozial benachteiligt sind und die Chance auf einen guten Start ins Berufsleben bekommen. Wir bieten eine breite Palette an Berufen an. Auf diese Weise können junge Menschen, die sonst nur schwer einen Ausbildungsplatz bekommen, ihren Wunschberuf erlernen.“

Fotos: Knapp / Kanizaj, Land Stmk / Samec, Steiermark Tourismus / Bernhard Loder, Peter Drechsler

Knapp AG auf nachhaltigem Wachstumskurs


Foto: FH Joanneum

Kurz im Gespräch mit Martin Payer,

GF der FH Joanneum

Doris Kampus präsentierte mit Michaela Gosch (Frauenhäuser) fünf betreute Übergangswohnungen in Graz und das Jobprojekt „Perspektive:Arbeit“.

Betreute Wohnungen für Gewaltschutz

G

Foto: Peter Drechsler

ewalt an Frauen ereignet sich leider nach wie vor – auch in Österreich. Um Frauen und Kindern, die von Gewalt betroffen sind, besser helfen zu können, hat das Sozialressort des Landes Steiermark mit dem Verein Frauenhäuser Steiermark in Graz fünf betreute Übergangswohnungen – von Garçonnière bis zu Familienwohnungen – eingerichtet. Gemeinsam mit dem Gewaltschutzzentrum und dem AMS wurde zudem das Projekt Perspektive:Arbeit geschaffen, das Frauen in solchen Krisensituationen zu einem Job und sozialer Absicherung führen soll.

Perspektiven für Frauen „Gewalt gegen Frauen ist eine der hässlichsten Seiten unserer Zeit“, hob Soziallandesrätin Doris Kampus bei der Präsentation hervor. „Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter. Hinschauen statt wegschauen ist eine Aufgabe für uns alle, weil Gewalt niemals Privatsache ist.“ Unter dem Motto „Gewalt stoppen! Frauen stär-

ken!“ wird mit den betreuten Übergangswohnungen und dem Jobprojekt eine soziale Brücke für Frauen in Krisen gebaut. Raus aus der Krise, Rückkehr in ein sicheres und normales Leben ist das Ziel. Ein eigenes Einkommen und leistbarer Wohnraum sind dafür sehr wichtig.“ Kampus verweist auf die hohe Anzahl an Gewaltopfern, die aus ökonomischen Gründen wieder zu ihrem Partner zurückkehren, denn „diesen Kreislauf müssen wir unterbrechen.“ „Entschieden nein zu sagen zu jeder Form von Gewalt gegen Frauen ist eine Seite“, unterstrich auch Frauenlandesrätin Juliane Bogner-Strauß. „Die andere Seite ist, Frauen echte Alternativen zu ihrer Situation anzubieten und diese Angebote in das Bewusstsein der Gesellschaft zu bringen. Nur wenn im Bewusstsein ist: ein anderes Leben ist möglich und ein striktes Nein zu jeder Form von Gewalt, können wir mehr Frauen helfen. Ich danke Landesrätin Kampus für ihr Engagement.“

Die FH Joanneum hat das Sommersemester als Hybridsemester beendet. Wie gut sind Ihre Studierenden mit dem Distance-Learning zurechtgekommen? Unsere zentrale Stärke ist anwendungsorientierte und praxisnahe Lehre. Diese Stärke konnten wir auch mit professioneller OnlineLehre ausspielen, wobei wir einige Lehrveranstaltungen in Präsenz durchgeführt haben. Dadurch konnten wir allen Studierenden einen planmäßigen Semsterabschluss ermöglichen.

In der Wirtschaft herrscht ein Riesenbedarf nach Ihren Absolventen. Trotzdem finanziert der Bund nur schleppend zusätzliche Studienplätze. Sehen Sie sich vom Bund nicht benachteiligt? Auch wir sind davon überzeugt, dass unsere Absolventen ein treibender Motor für die österreichische Wirtschaft sind. Diesem Umstand hat auch der Bund letztes Jahr mit einer Aufstockung des Budgets Rechnung getragen. Wir erwarten jedoch, dass der neue FH-Finanzierungs- und Entwicklungsplan des Bundes weitere Aufstockungen möglich macht, um unser Wachstum voranzutreiben.

Immer mehr Bachelor-Studien finden dual statt. Worin liegen die Vorteile dieser »akademisierten Lehre«? Die FH Joanneum ist in Österreich die PionierHochschule, wenn es um dual studieren geht. Vor 19 Jahren wurde mit dem Bachelorstudiengang „Produktionstechnik- und Organisation“ begonnen, inzwischen gibt es fünf. Der neueste duale Bachelorstudiengang ist ab dem kommenden Wintersemester „Industrielle Mechatronik“. Die Vorteile liegen auf der Hand: Unternehmen erhalten eine einmalige Recruitingchance und Studierende können ihr Wissen in der Praxis anwenden.

FAZIT JULI 2021 /// 37


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

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ollten nach der nächsten Wahl in Deutschland die Grünen den Kanzler oder die Kanzlerin stellen, können wir alle aufatmen und uns zurücklehnen. Wir, Europa und mit uns die ganze Welt sind am Weg zur Rettung. Alles wird besser. Wir können es einfach geschehen lassen. Das Wahlprogramm verspricht eine Regelung des Alltags, der Wirtschaft, des Verkehrs, der Umwelt, der Bildung und der Kultur. Für alles gibt es Pläne, wie es besser werden wird, nicht könnte, sondern wird. Mit einer ausnehmend bewundernswerten Selbstsicherheit wird uns Ahnungslosen vermittelt, erklärt, wie es »richtig« geht. Nach der Belehrung, was wir denn alles falsch gemacht haben, wird dann umgehend die Belehrung vermittelt, wie unsere Fehler korrigiert werden müssen. Reduziert zu Schülern und Schülerinnen und auf eine Gesellschaft der »schlimmen Kinder«, die die Umwelt zerstörten, Minderheiten nicht respektierten, Arbeiter und Arbeiterinnen ausbeuteten, unsere Kinder falsch erzogen, keine soziale Sicherheit vermitteln konnten und die Älteren in de-

Von grünen Rettern und ihren Opfern

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pressiver Stimmung hinterlassen haben, wird da jetzt korrigierend eingegriffen. Natürlich, so erklären uns die Grünen, wird es Widerstand geben, vor allem von den »weißen, alten Männern«, die nicht nur ihre Fehler nicht eingestehen, sondern nicht bereit sein werden, die Macht abzugeben. Beim letzten Parteitag der Grünen fand eine Rednerin eine einfache Symbolik. Die Erneuerer der Gesellschaft würden wie einst die Juden verfolgt werden. Eine interessante Symbolik, die so oft und schamlos benutzt wird, von Links und von Rechts. Sagte einst HC Strache, die Freiheitlichen wären die Juden von heute, sind es bei den Grünen die Gegner der konservativen Klimapolitik. Der Jude als Symbol der Verfolgung, aktiv und passiv, ein überzeugendes Argument, das nicht zu schlagen ist, denn sie sind in der beschränkten Geisteshaltung der Polemiker entweder Täter in Israel oder Opfer sonst wo auf der Welt. Sogar die Impfgegner gehen mit gelben Stern spazieren und vergleichen sich mit den Verfolgten des NS-Regimes. Aber das ist nur Nebenschauplatz und zeigt eher die Geisteshaltung der Retter unserer Zukunft. Jener neuen politischen Elite, die uns – Otto Normalverbrauchern – zu Feinden erklärt, die wir zu viel Plastik benützen, zu viel Auto fahren, zu oft das Flugzeug nehmen, gezuckerte Getränke konsumieren, Fleisch essen und Kinder haben. Ja, selbst der Egoismus, als Eltern ein Leben zu genießen, wurde verurteilt, denn jedes Kind verursacht so und so viel »Dreck« und macht die Umwelt kaputt. Daher einer der Vorschläge einer Aktivistin, kinderlosen Menschen eine Prämie zu zahlen, als Dank sozusagen. Dabei geht es weniger um die Inhalte der Forderungen. Viele werden von anderen Parteien vertreten und im Grunde genommen, wird da nicht viel Neues angeboten. Es klingt eher populistisch und wie reine Propaganda einer »Feel-Good-Generation«. Natürlich fehlen die Informationen über die Finanzierung der Forderungen, aber hier könnte man noch entschuldigend erwähnen, dass Finanz- und Wirtschaftspolitik nie der Stärke der Grünen war.

Was einem aufstößt, ist der präpotente Ton, die aufgesetzte Selbstsicherheit und Überheblichkeit bis zur Selbstüberschätzung. Hier wird nicht ein politisches Programm angeboten, das Verbesserungen bringen, sondern das Bestehende ersetzen soll. Die letzten Generationen haben nach dem Krieg nicht ein sozial und wirtschaftlich funktionierendes System aufgebaut mit Fehlern und Problemen, das jetzt verbessert werden könnte mit neuen Ideen und Strategien. Nein, alles, was bisher geschah, war und ist falsch bis hin zum asozialen, menschenfeindlichen, umweltzerstörenden Verhalten, das uns in den Abgrund führt – wenn nicht die Grünen jetzt eingreifen. Es geht also um Rettung, wir hier zu Beginn behauptet wurde, und das parteipolitische Programm der Grünen macht uns zu Geretteten. Gerettet kann jedoch nur der werden, der sich in Gefahr befindet. Und hier wird’s ungemütlich, denn der Großteil der Bevölkerung sieht sich nicht in Gefahr. Im Gegenteil, selbst während der Pandemie hat die Gesellschaft ihre Selbstsicherheit nicht aufgegeben, ist mit all den Problemen und Regeln einfach durchmarschiert und konzentriert sich jetzt auf den Wiederaufbau. Liebe Grüne, hört auf, uns zu Opfern zu machen, um uns zu retten n und euch als Retter zu feiern!

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Maryam Laura Moazedi

Aber ich habe wirklich nichts gegen die Deutschen! Kulturelle Stereotype und eine Fußballbeichte

ch habe nichts gegen die Deutschen. So ein Satz setzt sich wie von selbst fort, denn selten ein »Ich habe nichts gegen« ohne ein »aber«. Nun habe ich aber wirklich nichts gegen die Deutschen und eben weil ich absolut nichts gegen die Deutschen habe, ganz im Gegenteil, sie haben der Welt Werner Herzog und die Schuhe mit den drei Streifen geschenkt, darf ich sagen: Ich habe nichts gegen die Deutschen, aber ich bin vielleicht tendenziell schon eher mäßig erfreut, wenn sie im Fußball gewinnen. Ein zart relativierendes und freundschaftliches Aberchen geht durch, man muss nicht alles an allen mögen und kann sie dennoch mögen; außerdem geht es hier um Fußball, viel Emotion, wenig Ratio, dies der Versuch eines Freispruchs. Fußball emotionalisiert, wühlt auf, euphorisiert und deprimiert, verbindet und trennt, macht für die Dauer von Europa- und Weltmeisterschaften aus Unpatrioten Patrioten, aus Angrennten Nationalisten. Der kompetitive Faktor wirkt mit, die Kriegsrhetorik verstärkt, der Gegner wird zum Feind, Ressentiments aus der Vergangenheit werden aufgewärmt, die Teil des kollektiven Unterbewusstseins sind. Die Medienberichterstattung, so die Empirie, spielt gerne mit Assoziationen; hinter dem Spielstil sollen landesspezifische Eigenschaften stecken, die im Grunde genommen alles erklären, was wir sowieso schon immer zu wissen glaubten, alles Teil der nationalen DNA, auf dem Fußballfeld und auch sonst wo.

Die Deutschen seien ein Haufen teutonischer Roboter, die unsexy, gnadenlos, diszipliniert und effizient in rigider Formation spielen, unter Druck nicht knicken, beschreibt David Sims in einem Artikel die gängigen Stereotype und ich frage mich, alles schön und gut aber … was daran ist nun stereotyp? Ein Scherz, versteht sich. Das ist eben das Kreuz mit Stereotypen, mal treffen sie ganz zu, mal gar nicht, oft ist ebenso viel dran wie nichts. Sie verzerren den Blick und die Erinnerung, hängen bleibt, was dem Stereotyp entspricht, Nichtkonformes wird vergessen, verdrängt, relativiert, alles getan, das Stereotyp zu bestätigen. Wolfram Manzenreiter und Georg Spitaler kommen in ihrer Analyse zum Schluss, dass sich die Sportberichterstattung häufig des Klischees deutscher Tugenden bedient: Willensstärke, Fleiß und Selbstdisziplin mache das Nationalteam aus. Und dennoch blieben sie was sie seien, will heißen langweilige Panzer, vorhersagbar, unkreativ, deren Spiel unschön. Den Gegenentwurf bilden Italiener, Spanier und Franzosen, Fußball und Fußballer eine Augenweide, ihr Spiel voller Flair, Temperament und Emotion. Stichwort Gegenentwurf. Als ein gewisser Celso Curzi in den späten Neunzehnfünfzigerjahren von Italien nach Deutschland geht, um dort für eine überschaubare Zeit zu arbeiten und dann wieder zurückzukehren – aber dann kommt das Leben dazwischen, deutsche Frau, Liebe, Hochzeit, neue Heimat – fasst er die Vorurteile der beiden Nationen gegeneinander folgendermaßen zusammen: »Die Deutschen lieben Italiener, aber bewundern sie nicht. Die Italiener bewundern die Deutschen, aber lieben sie nicht.« Kontrastiv, plakativ, geflügelt. Der Spiegel schreibt fast sieben Jahrzehnte später: »Viele Deutsche lieben Italien, viele Italiener bewundern Deutschland«. Deutschlands Liebe zu Italien soll eine unerwiderte bleiben, empirisch spricht eine 2017 von der Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlichte Studie dafür, dass emotionale Zuneigung, Nähe und Verbundenheit nach wie vor einseitig empfunden werden. Diametral einander gegenüber stehen Italien und Deutschland auch nach dem Stereotypeninhaltsmodell, einem Ansatz, der Stereotype an zwei Dimensionen und deren Kombinationen festmacht: Wärme und Kompetenz. Das italienische Stereotyp, mit viel Wärme und wenig Kompetenz, schafft das Bild eines sympathischen, freundlichen Volkes, das man mag, Fähigkeiten werden ihm abgesprochen, es mangelt an Respekt. Invers dazu steht das deutsche Stereotyp mit wenig Wärme und viel Kompetenz: ehrgeizig, tüchtig, unterkühlt, der Status hoch, Land und Leute mag man nicht. Dazu passt auch eine Umfrage des Reader’s Digest, die 2004 in 19 europäischen Ländern durchgeführt wird.

Deutscher Panzer, italienische Primadonna. Der Fußball eignet sich hervorragend für die Studie von kulturellen Stereotypen, die wir hartnäckig am Leben halten. Und treffen sie nicht zu, verschließen wir die Augen. Ein Essay über Fußball von einer anglophilen Norditalienerin, die nichts gegen Deutsche hat.

Foto: Paperwalker

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Mag. Maryam Laura Moazedi ist Universitätslektorin an der KarlFranzens-Universität, Gastlektorin an der Filmakademie Baden-Württemberg, Werner-Herzog-Begeisterte, Art-Brut-Fan und einiges mehr. Ihre Arbeits- und Interessensschwerpunkte sind Diversität, Stereotypisierung, Ethnozentrismus und Alter als Konstrukt. moazedi.org FAZIT JULI 2021 /// 39


Aber ich habe wirklich nichts gegen die Deutschen!

Deutschland schneidet nicht gerade als Sympathieträger ab. Fleißig seien sie ja, die Deutschen, aber auch die unbeliebtesten, das gleich in elf der befragten Länder. Das beliebteste Land, wie könnte es auch anders sein, Italien – Ort der Sehnsucht, das Essen köstlich, die Menschen sexy. Es folgen Spanien und Frankreich. Die drei Schönfußballnationen sind also auch die beliebtesten, das ließe abenteuerliche Hypothesen zu Kausalitäten zu. Als ein Brite die Handtücher deutscher Urlauber in Brand setzte

Denn der deutsche Urlauber, und das weiß keiner besser als der britische, stellt seinen Wecker auf 5:30 Uhr in der Früh, um mit seinem Handtuch die Sonnenliegen zu besetzen.

Fast forward zu 2019 und einer Studie zu den unliebsamsten Touristinnen und Touristen. Die Deutschen sind nicht so unbeliebt wie die Russen, aber beliebter als russische Touristen bedeutet nicht wirklich beliebt. Denn der deutsche Urlauber, und das weiß keiner besser als der britische, stellt seinen Wecker auf 5:30 Uhr in der Früh, um mit seinem Handtuch die Sonnenliegen zu besetzen. Der frühe Vogel fängt den Wurm, nicht der nonchalante, der im Urlaub auf entspannt tut und mit Ausschlafen provoziert. Ein regelrechter Handtuchkrieg brach in den Neunzehnachtzigerjahren aus, angeheizt von britischen und deutschen Boulevardzeitungen. Irgendwann meinte ein deutscher Anwalt, aus dem Handtuch auf der Liege erhebe sich kein Rechtsanspruch, es könne einfach entfernt werden. Und irgendwann später entfernte ein britischer Busfahrer in einem italienischen Urlaubsressort die besagten Handtücher, worauf die deutschen Urlauber noch »deutscher« reagierten. Am zweiten Tag standen sie noch früher auf, um ihre Handtücher auf die Sonnenliegen zu legen, worauf wiederum der britische Busfahrer reagierte. Am dritten Tag sammelte er zwanzig Handtücher von den Liegen, stapelte sie am Strand und setzte sie in Brand. Seine britischen Buspassagiere bejubelten ihren Helden. Da ist die zwischenstaatliche Beziehung eh so fragil, historisch geprägt von Spannungen, Konflikten, Ressentiments gegenüber der Nation, die als Antithese zur eigenen konstruiert wird, rivalisierenden Großmachtambitionen, je nach Anlass – ob Flottenwettrüsten, Wiedervereinigung oder Rinderwahn – mehr oder weniger stark ausgeprägter Anti-Stimmung und dann kommt, als man denkt, es ist endlich Ruhe und Frieden eingekehrt, ein britischer Tourist auf die Idee, von seinem Reiseveranstalter Entschädigung einzufordern, weil er den Urlaub in Griechenland in einem Hotel verbringen musste, das voller deutsche Gäste war, die ja per se nicht das Problem waren, denn, räumt er ein, er sei ja kein Rassist. Auch nicht der Umstand war ausschlaggebend, dass sie, nicht alle – die eher stereotypen unter ihnen, weiß er zu differenzieren – bei Sonnenaufgang die Liegen mit ihren Handtüchern besetzten. Vielmehr war es das Unterhaltungsprogramm, das zur Gänze auf das deutsche Publikum abgestimmt war. Seine Familie wurde so von dem rein deutschsprachigen Programm ausgeschlossen, eine Teilnahme war nicht möglich. Entschädigung zu fordern, die ihm das Gericht zudem zuspricht, kränkt natürlich die zarte Seele des deutschen Revolverblattes, das davon lebt, eben nicht zu differenzieren. Die Bild Zeitung zeigt sich wehleidig, dem deutschen Urlauber stünde nicht nur Schadenersatz zu, sondern Schmerzensgeld, wenn er den Urlaub mit Briten verbringen muss und veröffentlicht nach dem Motto »selber blöd« eine Liste empfohlener, da britenfreier, Urlaubsdestinationen in Europa, darunter Österreich und die Schweiz, damals Austragungsorte der Fußballeuropameisterschaft und sichere Zonen, da sich England nicht qualifiziert hatte. Fußball. Man landet immer wieder beim Fußball. »Hitler, Klinsman, Mataus. Don’t know any other footballers.«

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1996 führt das Londoner Goetheinstitut eine Umfrage unter britischen Schülerinnen und Schülern durch, die berühmtesten Deutschen, so die schillerndste der Antworten: »Hitler, Klinsman, Mataus. Don’t know any other footballers.« Ein Diktator und zwei Fußballer. Soso. Während Mataus, im Übrigen kein anderer als Lothar Matthäus, eine Symbolfigur für die Wünsche des irgendetwas kompensieren wollenden Mannes und Klischees à la Hochzeit, Scheidung, Hochzeit, Scheidung, jünger, jünger, Osteuropa wurde, galt Jürgen Klinsmann als derjenige, der den Briten, dem Paradoxon zum Trotz, zeigte, dass »Jurgen the German« das Unvereinbare vereinbaren und sowohl deutsch als auch sympathisch sein kann. Zu einem regelrechten Hoffnungsträger wurde er, von einem Klinsmann-Effekt war die Rede, das Image der Deutschen bei den Briten würde revidiert,


Essay von Maryam Laura Moazedi

ja, nahezu revolutioniert werden. Doch eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, tradierte Stereotype zeigen sich hartnäckiger als es den sonnigsten Wünschen lieb ist und es war nur eine Frage der kurzen Zeit, bis alles wieder beim Alten war, sofern überhaupt etwas in Gang gesetzt worden war. Dennoch ist dem Fußball das vereinende Potenzial nicht abzusprechen. Er wird gerne in der Friedenspädagogik eingesetzt, zur Förderung von Begegnung, Dialog, Integration, Partizipation, Gewaltprävention und Traumataarbeit in Nachkriegsgesellschaften und zeigt dort, wenn richtig begleitet, auch Effekte. Deutschland unterstützt Projekte in Krisengebieten, beispielsweise in Kolumbien, wo ehemalige Rebellen, die auf die Bevölkerung schossen und Menschen, die durch diese Rebellen Angehörige verloren, miteinander Fußball spielen. Letztere sollen so Vertrauen aufbauen und Vergebung üben können. Gespielt wird ohne Schiedsrichter, Konflikte sollen gemeinsam gelöst, der Frieden gelernt werden, letzten Endes die gesamte Gesellschaft eine neue Richtung bekommen. Als Frank-Walter Steinmeier das Land besucht, weist er auf das verbindende Element hin, das über Grenzen hinweg wirkt, im Sport im Allgemeinen, im Fußball im Speziellen, das zudem ein Markenzeichen Deutschlands sei. Hans-Georg Erhart sieht den Fußball im Krieg, im Frieden und im Dazwischen. Sein Potenzial, Massen zu elektrisieren prädestiniere ihn dazu, auch von der Politik instrumentalisiert zu werden, bis hin für kriegerische Zwecke. Zudem sei die Berichterstattung geprägt von einem bellizistischen Sprachgebrauch: Killerinstinkt, Abnutzungskampf, in Kleinkriegen bekämpfen, bomben, den Gegner ausschalten, aus allen Rohren schießen, Abwehrschlacht liefern, bis aufs Messer kämpfen, um nur wenige Beispiele zu nennen. Liz Crolley und David Hand vermuten, dass der Fußball besonders dann zu Kriegsreferenzen verleitet, wenn das deutsche Nationalteam beschrieben wird. Militärische Metaphern seien hier ein Ausdruck des wohl prägendsten Stereotyps, der Assoziation Deutschlands mit den beiden Weltkriegen und dem Mythos der Stärke und Unbezwingbarkeit. So finden sich in britischen Zeitungen im Kontext Fußball – die Tendenz gilt aber für die europäische Presse im Allgemeinen – Formulierungen wie: mächtiges Deutschland, führende Fußballmacht der Welt, Eroberung Europas, Beutezug, Marsch, Schlacht an zwei Fronten, Hinterhalt für den Gegner, Verteidigung in feindlicher Zone, Soldaten, Dampfwalze, andere überwältigen, zerstören, vernichten… Und sollten sie, allen Stereotypen zum Trotz, dennoch verlieren, so geht ihnen das Benzin aus wie Generalfeldmarschall Rommel in der Wüste. Auch Effizienz ist als Klischeevorstellung aus dem deutschen Sein und deutschen Fußball nicht wegzudenken. Das Team spiele, als wäre es in einer Fabrik von Porsche produziert worden, sei ein Vorbild für Ordnung, Organisation und Disziplin, allesamt traditionell deutsche Qualitäten, versteht sich, nicht zu vergessen die typisch deutsche Gründlichkeit. Dieses Image scheint nicht ganz unwillkommen und wird in deutschen Marketingstrategien immer wieder gerne bedient. Italienische Verhältnisse in Island Anspielungen auf den Krieg sieht auch David Head, allerdings seien diese nicht immer negativ. Als Beispiel bringt er Gary Lineker, der Jürgen Klinsmann liebevoll als »Der blonde Bomber« bezeichnet – derselbe Lineker, übrigens, der 1990 den Satz prägt: »Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen.« und viele Jahre später ebendiesen revidiert. Dieses Revidieren ist eine Blume, die nur sehr selten wächst. Denn an Stereotypen halten wir hartnäckig fest und zeigen uns in unseren Erklärungsmustern erfinderisch, in unseren Reaktionen äußerst gelenkig und biegsam, wenn es darum geht, sie nur irgendwie am Leben zu halten und unsere Meinung nicht ändern zu müssen. Spielt das deutsche Nationalteam nicht den Klischees entsprechend, dann spielt es undeutsch, es ist somit eine Ausnahme von der Regel. Vermutlich einfach ein schlechter Tag, der Rasen zu grün, der Himmel zu blau oder ein Spieler vergaß, seine Glücksunterwäsche zu tragen. Somit ist die Daseinsberechtigung des Stereotyps legitimisiert, es kann uns weiterhin lenken, bestimmen was wir wahrnehmen, woran wir uns erinnern, wie wir interpretieren. Porsche wird zur Analogie für Fußballspieler, nix Ferrari. Denn Italien steht für Dolce Vita und kinderreiche Großfamilien, so eine Umfrage, da ändert auch die niedrigste Geburtenrate Europas nichts daran.

Denn an Stereotypen halten wir hartnäckig fest und zeigen uns in unseren Reaktionen äußerst gelenkig und biegsam, wenn es darum geht, sie nur irgendwie am Leben zu halten und unsere Meinung nicht ändern zu müssen.

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Aber ich habe wirklich nichts gegen die Deutschen!

Gesehen und erinnert wird, was dem Stereotyp entspricht. Es können noch so viele Berliner Flughäfen dazwischenkommen mit Fehlplanungen, Baumängeln, Kostenexplosionen, Schuldzuweisungen und Entlassungen von Menschen, deren Entlasser auch entlassen werden, Klagen, Schadenersatzforderungen, verschobenen Eröffnungsterminen und Eröffnungsfeierlichkeiten mit geladenen und ausgeladenen Gästen, Monitoren, die noch vor Fertigstellung ausgetauscht werden, weil sie mittlerweile das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, einem Flughafen, der vor Inbetriebnahme saniert werden muss. Ich könnte mit weiteren Beispielen fortfahren, werde ich nicht, ein Gegenrechnen wäre wohl etwas albern, schließlich können diese Probleme überall auftreten, in Deutschland und in Italien. Das tun sie auch, unterscheiden sich allerdings in der allgemeinen Perzeption, Bewertung und Gewichtung, werden in Deutschland zum vergessenen Einzelfall, in Italien zum erinnerten Gemeinplatz. Und manchmal entwickeln sich daraus amüsierliche Lehrbuchfallbeispielsituationen, so erlebt auf meiner Island-Reise. Ein Shuttle-Bus brachte uns von der Blauen Lagune zurück nach Reykjavik, der Zeitplan würde nicht eingehalten werden, informierte uns der Busfahrer. Einer, nur einer, ein deutscher Urlauber, zitierte den Busfahrer immer wieder zu sich und forderte für die Verspätung eine Erklärung, der Busfahrer blieb mild, der Herr blieb entrüstet. Irgendwann resignierte das »Deutsche-Pünktlichkeits-Klischee« und bemühte das »Südländer-Chaos-Klischee« mit den Worten: »Das sind ja italienische Verhältnisse!«

Für diese, ich verallgemeinere jetzt schamlos und natürlich gilt das nur eingeschränkt, hört Italien südlich von Florenz auf, bei den großzügigeren kurz nach Rom oder Neapel, alles »darunter« ist nicht mehr Europa, sondern Afrika.

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Das deutsche Italienbild ist ein bipolares, ausgemacht durch die Koexistenz negativer und positiver Zuschreibungen, zwei alternative Topoi, die, so Christof Dipper, je nach Bedarf und politischer Lage abgerufen und angepasst werden. Roberto Sala beschreibt den Einfluss der Entwicklung zu einer führenden Industrienation in den 1970er- und 80er-Jahren auf Image und Stellung des Landes als wesentlichen Teil des wohlhabenden Westens: leistungsfähige Wirtschaft, massive Expansion der Industrieproduktion, Exporte, Unternehmen mit wichtigen Positionen auf Weltmärkten, Gründungsmitglied des G7, Wirtschaftswunder. Dennoch bleibt das Bild eines armen Landes verankert und es dauert, bis der Wohlstand Italiens gesehen gewollt wird. Industrielles Leistungspotenzial scheint mit dem Italien-Merkmal Hedonismus unvereinbar zu sein, zudem gilt der wirtschaftliche Erfolg nicht für den Süden des Landes, aus dem die meisten Migrantinnen und Migranten stammen, die als Referenz für das Italienbild in Deutschland herhalten. Aber wenn Sie glauben, Deutsche hätten Vorurteile gegenüber Süditalienern, haben Sie noch nie Norditaliener erlebt.

Für diese, ich verallgemeinere jetzt schamlos und natürlich gilt das nur eingeschränkt, hört Italien sowieso südlich von Florenz auf, bei den großzügigeren kurz nach Rom oder Neapel, alles »darunter« ist nicht mehr Europa, sondern Afrika. Die Grenze wird nach Belieben gezogen, es geht schließlich nicht so sehr um eine präzise geografische Verortung, vielmehr um ein nicht ganz lokalisierbares Gefühlsgemisch von rückständig, bäuerlich, mafiös, arm, ungebildet, irgendwo im Süden. Früher wurde auch noch ungeniert diskriminiert. Als in den Neunzehnfünfziger- und -sechzigerjahren Arbeitsmigranten vom Süden in norditalienische Städte kamen, begegneten sie auf der Wohnungssuche der Aufschrift »Vermieten nicht an Süditaliener«, manche Banken gaben ihnen keinen Kredit und in Mailand und Turin verweigerten ihnen gewisse Restaurants den Zutritt. Auch der Süden hatte ein karikatureskes Bild vom Norden. Aus dieser Zeit, 1956, stammt ein Film mit dem wunderbaren Totò, in dem der Neapolitaner mit seinem Bruder nach Mailand reist. Die Temperaturen mild, aber sie tragen Pelzmantel und Pelzhut, schließlich wurden beide im Vorfeld vor dem strengen Klima gewarnt, in Mailand sei es prinzipiell kalt, auch wenn es warm ist, dann herrsche eben warme Kälte. Auf der Piazza Duomo fragen sie einen italienischen Polizisten nach dem Weg, halten ihn, da in Mailand, für einen österreichischen General und sprechen ihn auf Deutsch, Französisch und Englisch an, wundern sich, dass er ihre Sprache versteht: »Ah, Sie sprechen italienisch!« »Na, was glauben Sie denn, wo wir sind? Wir sind in Mailand!« »Na eben!« In ihrer Sammlung stereotyper Vorstellungen der Süditalienerinnen und -italiener von ihren Landsleuten im Norden führt Iris Gruber folgende als bezeichnend an: arbeitsam, aktiv, dynamisch. Insbesondere die Lombardei gilt als Musterbeispiel und prägend, wenn es um assoziative Verknüpfungen geht: die progressivste aller Regionen in jeder Hinsicht, Geld und Statussymbole, wo man hinsieht, protestantisches Arbeitsethos statt Dolce Vita, man lebt, um zu arbeiten, alle sind reich und fühlen sich anderen überlegen. Ihre Hauptstadt, die Wirtschaftsmetropole Mailand, ist dementsprechend ein Konzentrat dieser Fantasien.


Essay von Maryam Laura Moazedi

Hektik, Stress und Eile diktieren den Alltag, der Gang ein schnellerer als in anderen Städten, Mailänderinnen und Mailänder sind, es wird wohl ein evolutionäres Phänomen sein, biologisch quasi gar nicht dazu imstande, langsam zu gehen, die Bezeichnung »passo milanese« wird geprägt. Der nächste Schritt scheint ein unausweichlicher zu sein, die Mailänder gelten als die »tedeschi d’Italia«. Nun spielen bei diesen Bildern Objektivität und Komplexität eine bestenfalls untergeordnete Rolle und wir sind es gewohnt, einiges an Fehlern, Lücken, Reduktion, Willkür und Eindimensionalität zu tolerieren. Doch es bleibt interessant und verwirrend, der verwirrten Logik der Stereotype zu folgen. Ich rekapituliere. Deutschland und Italien sind inkompatible Antagonismen, allerdings nur, solange beide ihren Klischees entsprechen. Nicht nur, dass Italien nicht mehr Italien ist, wenn wirtschaftlich leistungsfähig, das Image kühl. Nein, es wird dann zu Deutschland. Nicht ganz ohne Erleichterung stelle ich fest, dass der Fußballstil keine conditio sine qua non für das Deutschsein ist, er darf italienisch bleiben. Hoch lebe die Biegsamkeit der Stereotype. n

Deutschland und Italien sind inkompatible Antagonismen, allerdings nur, solange beide ihren Klischees entsprechen.

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Markus Renger wurde am 26. November 1973 in Graz in eine Lehrerfamilie hineingeboren, Vater »Bunki« Renger war ein bekannter Turnlehrer. Nach der Matura am Gymnasium Kirchengasse sechsmaliger Studienwechsel, schließlich Psychologie in Mindeststudienzeit absolviert, Vater eines 17jährigen Sohnes. Mehrfacher Landes- und Staatsmeister im Schwimmen, Wasserball (WBV Graz) und Flossenschwimmen. Gründer der Medienagenturen »MMMMR« und »Gonzomedia«, Radio- und Fernsehreporter, Moderator, mittlerweile als »DJ Gis4us« seit knapp einem Jahr nach Ibiza »ausgestiegen«. fb.com/gonzo.renger


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Markus Renger Fotografiert von Heimo Binder

Neues von Gonzo M

arkus Renger ist ein bunter Hund, weltberühmt in Graz. Wurde mir gesagt. Inzwischen wahrscheinlich auch in Ibiza. Wurde mir gesagt. Mir wurde überhaupt viel gesagt über ihn. Ich habe gesagt, das heißt »auf Ibiza« und dass ich ihn nicht kenne. Dabei habe er bereits eine Fazit-Jahresfeier moderiert, aber da war ich wohl mit meinen Fans beschäftigt. Unsere Begegnung fand per Telefon und Computer statt, denn Gonzo ist seit 22. August 2020 wegen des Herbst-Lockdowns, den er antizipierte und dem er entgehen wollte, auf Ibiza. Warum er »Gonzo« genannt werde, frage ich ihn. »Als 16-jähriger hat jemand zu mir gesagt »bled und blad wie Gonzo, der Bär«, diese Verwechslung ist geblieben.« Muppets-Kenner wissen, dass der Bär Fozzie heißt und Gonzo der Name des blauen Geiertruthahnswasauchimmer ist. Gonzo ist deshalb so bekannt, weil er seit rund 20 Jahren mit MMMMR und »Gonzomedia« ein kleines Medienimperium aufgebaut hat, das eine Werbeagentur und eine Film- und Videoproduktion sowie die Produktion und den Vertrieb von audiovisuellen Medien und Printmedien (Cool, ÖMM) umfasst. Als Radio- und Fernsehreporter bei Antenne Steiermark, ORF oder Steiermark 1 lebte er seinen Witz und seine Eloquenz aus. Letztere stellte er auch in unzähligen Moderationen oder als Keynote-Speaker unter Beweis. Seit vorigem Sommer ist alles anders. Gonzo stellt seine Firmen auf eigene Beine und lässt los, setzt sich in seinen Campingbus, fährt Richtung Marokko, landet auf der Baleareninsel. Er ist ausgestiegen, mit einem gehörigen philosophischen Grundrauschen, wie sich in unserem fast zweistündigen Telefonat erweist. Heute weiß er, dass die Firmen unter der Führung von Michael Hüttler und Birgit Träger die Coronazeit überleben konnten und dass sie sich auch aktuell über Aufträge freuen: »Die Mitarbeiter haben das Privileg, ihre eigenen Chefs zu sein.« Ausgestiegen ist Gonzo aus einem »System der Angst«, wie er es nennt: »Ich war zwölf Jahre nicht auf Urlaub, die Arbeit hat mich aufgefressen, aber ich habe es immer gern gemachst.« Doch seine Prioritäten haben sich verschoben. »Mit 42 habe ich die Musik entdeckt, ich mache als »DJ Gis4us« Technomusik, habe 25.000 Songs gesammelt und stelle zum Beispiel für Radio Soundportal Zweistundensets auf meinem Pioneer-Soundsystem im Bus zusammen, jeden Freitag um 22 Uhr.« Geld verdient er damit keines. Wir sprechen über die Bedeutung von Energie, persönliche vibrations, über den Flow, auf den es ankäme. Vieles klingt nach Hippies, Buddhismus,

Agnostik, aber Gonzo ist nicht zu fassen: »Ich versuche ohne Geld zu leben.« Bisher habe er 5.000 Euro ausgegeben und 3.000 Euro verdient. Wie? »Ich stelle meine Anlage aus dem Bus hin, mache Musik und verlange freiwillige Spenden.« Das funktioniert? »Auch das ist eine Frage von Energie und Austausch von Energie – die ersten Monate habe ich gratis gespielt, dafür habe ich als Geschenk die Bekanntschaft mit Cesare bekommen.« Das ist ein italienischer Goldschmied, der seine 7-Zimmer-Villa anderen zur Verfügung stellt, Gonzo kann mit dem Bus dort wohnen und erspart sich die Campingplatzgebühren. Soweit ich es verstanden habe, steckt dahinter der nicht unbekannte Gedanke des Gebens und Nehmens, dass also auch immer etwas zurückkommt, wenn man gibt. Nach Gonzos Überzeugung nicht unbedingt etwas Materielles, sondern etwas Energetisches. Für uns Theoretiker bedeutet das vielleicht schon die Zielflagge, aber Gonzo lotet die Praxis aus und wirkt dabei extrem entspannt und frei. Er hat sich von vielem befreit, insbesondere von der Angst. Sogar vor Krankheit und Tod habe er keine Angst mehr: »Der Tod ist nur eine wunderbare Transformation.« Wir unterhalten uns über Liebe und Energie, über Psychodelika als Schuhlöffel für Erkenntnis, über das Leben im Einklang mit der Natur oder den Zufall. Er zitiert gern Einstein (»Der einzige Feind des Menschen sind seine negativen Gedanken.«) und errichtet sehr grundlegende Gedankengebäude, fügt aber immer wieder und ausdrücklich hinzu, dass das nur seine Meinung sei und er nicht missionieren wolle. So solle man sich etwa mit niemandem vergleichen: »Das ist der direkte Weg ins Unglück.« Man solle nicht das Hirn verwenden, »das täuscht uns oft, je nachdem, mit welchen Informationen es gefüttert wurde«, sondern das Herz, »das irrt sich nie«. Jeder habe seine eigene Realität, »niemand kann sagen, wer mehr recht hat.« Der Glaube stehe über allem, gemeint ist damit unsere Fantasie, den Zweifel hätten wir nur gelernt. Mit Fantasie könnten wir uns eine andere Welt, fast ohne Zweifel bauen. Und letztlich würden wir selbst entscheiden, »ob wir in der Unendlichkeit gefangen sind oder ob wir uns auf einer unendlichen Spielwiese befinden.« Was nehmen wir aus dieser Begegnung mit? Keine Angst vor Aufrichtigkeit: Ich habe geflunkert – ich wusste, wer Gonzo ist (aber wir haben uns nicht gekannt, schwöre) und ich habe gar keine Fans – also außer Ingrid. Und »in Ibiza« ist schon ok – nicht nur, weil auch die Hauptstadt so heißt. n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Wie die Jungen gemeinsam arbeiten Zusammenarbeit 4.0

Ein Gespräch von Carola Payer mit Irene Gombotz, der Obfrau der jungen wilden Gemüsebauern

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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ie »Jungen Wilden Gemüsebäuerinnen« sind ein Verein von Hofübernehmern, die den landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern weiterführen. Die Homepage der jungen Truppe vermittelt schon einen Stil, der mit jung, dynamisch und persönlich zu beschreiben ist. Irene Gombotz auf die Frage, was die die jungen Gemüsebauern transportieren wollen: »Die Menschen hinter unseren Produkten sollen wieder ein Gesicht bekommen. Wer produziert das Gemüse und Obst? Wie sehen die Menschen aus, die das alles leisten? Wir wollen aufzeigen, dass es Nachwuchs im Bereich Gemüsebau gibt, der bestens ausgebildet ist und mit viel Herzblut an die Sache rangeht. Unsere Region reicht von Bad Radkersburg, Markt Hartmannsdorf, Graz bis nach Wundschuh.«

Gemeinsam statt einsam. Zusammenarbeit statt Konkurrenz Der Verein ist aber nicht nur wild darauf neue Ideen rund um Gemüse und Obst zu entwickeln und zu produzieren. Die Kooperation und Kollaboration ist darauf ausgerichtet, den Endkunden zu begeistern und zu verwöhnen. Sie haben schon erkannt: Viele Sichtweisen auf eine Sache, kann nur ein Mehrwert für den Kunden sein. Irene Gombotz: »Alle verschiedenen Charaktere unserer Gruppe haben enorm viel Tatendrang, um Neues zu probieren und in diesen sehr fordernden Zeiten die Landwirtschaft weiter zu betreiben. Die Führung eines klein strukturierten landwirtschaftlichen Betriebes ist sehr herausfordernd. Die Größe der Betriebe liegt zwischen zwei und 14 Hektar. Die Produktpalette reicht von Gemüse, Beeren, Spargel, Knoblauch bis hin zum Walnussöl.« Divers zusammengestellte Teams profitieren von unterschiedlichen Persönlichkeiten, Erfahrungen, Wahrnehmungen und Sichtweisen. Die wilden Gemüsebauern haben es anscheinend geschafft, das Augenmerk nicht auf das zu richten, was die Beteiligten trennt, sondern auf das, was sie verbindet. Dieser Fokus unterstützt nicht nur die kooperative Zusammenarbeit, er eröffnet auch die Möglichkeit, besonders gut mit komplexen Problemstellungen und den Herausforderungen in der Landwirtschaft zurecht zu kommen. Diese Gemüsebauern haben erkannt, dass Wissens- und Schöpfungsarbeit nicht im Silo stattfinden kann. Wege der wilden Kooperation Irene Gombotz: »Die Zusammenarbeit hat verschiedene Dimensionen. Einerseits vermarkten wir Produkte, die wir gemeinsam produzieren. Der Spargel wird zum Beispiel über den Lebensmittelhandel (Spar) unter der Marke »Die Jungen Wilden Gemüsebäuerinnen« angeboten. Es gibt einige Produkte, die wir gemeinsam vermarkten, andere werden wiederum individuell angeboten – aber über unsere Plattform sind alle sichtbar! Das Beerengut Straden macht zum Beispiel die Spargelvermarktung

Fotos: Marija Kanizaj, Gerald Flor (2)

»Jeder ist für seinen Boden verantwortlich und jeder ist bestrebt, guten Boden zu erhalten und zu bewahren.«

IRENE GOMBOTZ

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Managementserie [41]

mit Spar. Einer der Geschäftsführer des Unternehmens ist auch Mitglied der jungen Gemüsebauern. Die Kompetenz in der Gruppe ist groß. Irene Gombotz: »Wir haben uns alle bei einem Facharbeiterlehrgang in Großwilfersdorf kennengelernt, wir sind alle Facharbeiter für Feldgemüseanbau. Danach haben wir den Meisterkurs in Tirol absolviert und dort entstand die Idee der Vereinsgründung. Wir verstehen uns alle gut und irgendwie haben wir alle ein gemeinsames Mindset. Auch unsere Eltern konnten schon gut miteinander.« Agile Kommunikations- und Kooperationskultur Immer wieder über den Nutzen für den Kunden nachzudenken, zu experimentieren und unkomplizierte und offene Zusammenarbeit auf Augenhöhe sind wesentliche Merkmal agiler Organisa-

tionen. Eine gemeinsame Fähigkeit der Gemüsebauern, die den Erfolg der Gruppe unterstützt. Irene Gombotz: »Es gibt regelmäßige Sitzungen, Whatsapp-Gruppen und immer wieder spontane Treffen. Maschinen werden untereinander ausgeliehen und das Forcieren des kulturtechnischen Austausches ist uns besonders wichtig. Ich glaube, das Wichtigste ist der offene und unkomplizierte Umgang miteinander und der Spaß, den wir haben. Wir motivieren uns gegenseitig. Wir sind permanent am Auszuprobieren und Experimentieren. Das Neue ist ein ständiger Prozess bei uns. Wir haben zwar fixe Termine mit Tagesordnungspunkte, aber beim Reden kommen halt die Leute zusammen. Da kann es schon mal passieren, dass man durch Reisen auf eine Idee kommt und diese umsetzen möchte. Es gibt Versuchsstationen, bei denen man nachfragen kann, ob das schon jemand probiert hat. Dann kann man Kontakt mit dem Landwirt aufnehmen. So hantelt man sich über Recherchen hin bis zum neuen Produkt. Ein neues Produkt wird für alle aufbereitet und präsentiert. Man kann mit machen, wenn es für einen passt. Wir probieren jedes Jahr immer mal was Neues. Das gelingt uns bis dato sehr gut. Steirisches Paradeiserketchup ist so eine Innovation. Das wird von einem Mitglied für uns alle produziert. Mit weniger Zucker, mehr Geschmack und vor allem mehr Paradeisern!« Individuelle Verantwortung für eine qualitative Grundlage Irene Gombotz; »Jeder ist für seinen Boden verantwortlich und jeder ist bestrebt, guten Boden zu erhalten und zu bewahren. Ohne guten Boden gibt es keinen oder nur wenig Ertrag. Wir versuchen Nützlinge zur Schädlingsbekämpfung einzusetzen oder Hummeln zur Bestäubung der Blüten im Frühjahr. Die größte Herausforderung für jeden von uns ist das Rekrutieren von Mitarbeitern. Landwirtschaft ist nach wie vor eine harte Arbeit, aber auch eine sehr schöne und nachhaltige.« Die Gemüsebauerngruppe bietet einen einzigartigen Mehrwert: Von der Produktentwicklung bis hin zur Markteinführung bleibt die gesamte Wertschöpfungskette in der Region und, was am Wichtigsten ist, beim Bauern. So steigt das Qualitätsbewusstsein und die Leidenschaft für die eigenen Produkte! Zusammenarbeit 4.0 fördert so Kooperation aber n auch die Selbstverantwortung. Die jungen WILDEN Gemüsebäuerinnen und Gemüsebauern

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FAZIT JULI 2021 /// 47


Steuerboard

Mag. Alexander Hofer

Von Babyelefanten und Safety-Cars Nach sprachlichen Missgeburten wie dem Babyelefanten (den es im Gegensatz zu Elefantenbabys nicht gibt) setzen die öffentlich Verantwortlichen weiter auf eher kindische Benennungen ernster Maßnahmen. Jetzt sind also der Motorsport und die „Safety-Car-Phase“ dran. Mit 30. Juni 2021 läuft die gesetzlich vorgesehene Stundung von Abgabenbeträgen aus. Der Re-Start der Zahlungen kann noch ein paar Runden hinausgezögert werden, rückstandes nach dem 15. März 2020 fällig geworden ist. Ratenzahlungen in den Monaten Juli, August und September 2021 können mit jeweils zumindest 1 %, bei Liquiditätsproblemen mit nur 0,5 % des Rückstands per 30. Juni 2021 angesetzt werden. Dann steht es Ihnen frei, bis zum 30. September 2022 (Ende Phase 1) entweder den gesamten Rückstand zu bedienen oder bis dahin zumindest 60 Prozent zu zahlen und den restlichen Rückstand bis Ende August 2024 abzudienen. Anträge sind ab dem 10. Juni 2021 bis zum 30. Juni 2021 über FinanzOnline oder Ihren

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Fußball-EM als Wertschöpfungsmotor Handelsverband-Consumer-Check: 30 Prozent der Österreicher kaufen Fußball-Fanartikel. Der Handel mit Sportartikeln und Lebensmitteln profitiert am meisten von der EM.

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ie UEFA-Fußball-Europameisterschaft lässt nicht nur die Herzen der Fußballfans höher schlagen. Auch der Handel darf, so eine Konsumentenbefragung des Handelsverbandes, über ein sattes Umsatzplus jubeln. Im Schnitt belaufen sich die Mehrausgaben aufgrund der Fußball-EM bei Sport- und Fanartikeln auf 60 Euro, bei Snacks bzw. Süßigkeiten auf 37 Euro und bei DekoProdukten auf 35 Euro. Doch damit nicht genug. Die Österreicher feiern die Siege der heimischen Elf mit deutlichen Mehrausgaben für Fleisch und Alkohol. Je älter die Befragten, desto geringer war ihr Interesse am Kauf von Fanartikeln. „Das Geschlecht spielt hingegen kaum eine Rolle, die EM dürfte also Frauen

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und Männer gleichermaßen begeistern. Snacks kauft jeder Dritte, Alkohol jeder Vierte“, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Mehr als 56 Prozent der Befragten kaufen ihren EM-Bedarf am liebsten im Supermarkt, 41 Prozent beim Discounter und neun Prozent im stationären Fachhandel. Aber bereits sieben Prozent shoppen auch zur EM in ausländischen Online-Shops und lediglich vier Prozent beim heimischen eCommerce. Im Zuge des Handelsverband-ConsumerChecks werden im Laufe des Jahres die österreichischen Konsumenten zu zwölf speziellen Themen oder Ereignissen im Handel befragt. Die Studie wird von Mindtake-Research durchgeführt.

Foto: Adobe Stock

wenn mehr als die Hälfte Ihres Abgaben-


Umsatzrekord bei Austria Email Mitte Juni präsentierte die Knittelfelder Austria Email AG ihre Zahlen für 2020. Trotz der Coronavirus-Pandemie erzielte die Austria-Email-Gruppe einen Rekordumsatz von 86,3 Mio. Euro. Der Produktionsrekord von 2019 wurde 2020 erneut übertroffen.

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rstmals verließen mehr als 170.000 Speicher das Knittelfelder Werk. Der Personalstand ist auf 360 Beschäftigte gestiegen. Produktionsspitzen werden durch Leasingkräfte abgedeckt. Kurzarbeit und andere staatliche Hilfen mussten nicht in Anspruch genommen

werden. CEO Martin Hagleitner erklärt dazu: „Der positive Trend setzt sich auch im laufenden Jahr fort. Mittelfristig haben wir auch hohe Erwartungen in die Umsetzung des Green Deal der EU. Klimaschutz und Konjunkturpakete sowie das wachsende Bewusstsein der

Konsumentinnen und Konsumenten beleben das Geschäft.“ Die im Jahr 2020 abgeschlossene und patentierte Entwicklung des „smarten Warmwasserspeichers“ stellt einen wichtigen Meilenstein zur Digitalisierung und Einbindung der Produkte in das Energiemanagement dar. Von der Politik wünscht sich Hagleitner nach der Pandemiebekämpfung eine langfristig ausgerichtete Sanierungsoffensive Austria Email vertreibt energieeffiziente Qualitätsprodukte, von Warm-

wasserbereitern bis zu Wärmepumpen. 2015 übernahm die französische Groupe Atlantic die Aktienmehrheit von Austria Email. In den darauffolgenden Jahren wurde der Standort Knittelfeld mit größeren Investitionen sowie der Verlagerung von innovativen Spezialprodukten und Sonderserien gestärkt. Die 1968 gegründete Groupe Atlantic ist ein französisch geführter Familienkonzern mit mehr als 8.000 Beschäftigten in 25 Werken weltweit und einem Umsatz von 2 Milliarden Euro.

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Der Schritt in die Selbstständigkeit ist groß. Für mehr Power zum Start gibt es mit Start!Klar bis zu 30.000 Euro Förderung von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

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Austria-Email-CEO Martin Hagleitner freut sich über zwei Rekordjahre in Folge beim obersteirischen Speicherhersteller

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FAZIT JULI 2021 /// 49


Murmansk

Wirtschaft

Finnland Schweden

Oslo Norwegen

Helsinki

Stockholm

Russland

Estland

Göteborg Lettland Dänemark

Kopenhagen

Schottland

Hamburg

Manchester

ham

Amsterdam

England

Weißrussland

Hannover

Niederlande

Berlin

Düsseldorf Belgien

London

Brüssel

Frankreich

Deutschland

Basel Genf Lyon

Tschechien

München

Ukraine Slowakei

Österreich

Wien

Zürich

Ungarn

Schweiz

Mailand

Korsika

Calvi

Moldawien

Graz

Rumänien

Slowenien

Kroatien Bosnien

Lourdes

Gemeinsam für die Renovierung der Basilika: Franz Küberl, Bäcker Claus Biebl, Spar-GF Christoph Holzer und Pfarrer Dietmar Grünwald (v.l.n.r.)

Serbien

Brac Montenegro

Italien

Bulgarien Kosovo

Georgien

Barcelona

Albanien

Mazedonien

Istanbul

Armenien

Sardinien

en

Warschau

Polen

Frankfurt

Stuttgart

Paris

drid

Moskau

Litauen

Korfu

Palma de Mallorca Sizilien

Catania

Griechenland

Skiathos Athen

Zakynthos

Paros Heraklion

Tunesien

Naxos

Türkei

Antalya Kos Rhodos

Iran

Larnaca Zypern

Karpathos

SPAR-Steirerlaib hilft Basilika Mariatrost renovieren

Paphos

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m Jahr 1999 wurde die Kirche von Papst Johannes Paul II. offiziell zur „Basilika minor“ ernannt. Die 300 Jahre haben dem Bau allerdings zugesetzt: „Türen, Fenster, Wandmalereien, Dach – alles muss saniert werden“, sagt Hausherr Pfarrer Dietmar Grünwald. Zu Pfingsten 2020 startete daher ein Mega-Renovierungsprojekt, das 2030 abgeschlossen werden soll und 8 Mio. Euro kosten wird. SPAR beteiligt sich mit der „Steirerlaib-Aktion“ an den Kosten: „Wir freuen uns, dass wir zur Renovierung dieses Wahrzeichens beitragen können“, sagt Spar-GF Christoph Holzer. Franz Küberl, Obmann des Vereins „Freunde und Förderer der Basilika Mariatrost“, sammelt gemeinsam mit vielen Unterstützern Gelder für die Restaurierung: „Wir alle freuen uns sehr, dass uns SPAR gemeinsam mit stei-

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rischen Bäckern unterstützt. Unser Motto lautet ja: ‚entdecke.Mariatrost‘.“ Den „Steirerlaib“ von SPAR, ein Roggenmischbrot, backen 18 steirische Bäckereien jeden Tag frisch. Bei jedem Kauf eines Laibs gehen 40 Cent an die Basilika Mariatrost. „Unser Brot steht für Regionalität und Qualität“, betont Claus Biebl. Der Grazer ist einer von 90 Bäckern, die SPAR täglich beliefern. Auch Traditionsbäcker Matthias Felber aus Strallegg ist an der Kooperation beteiligt: „Das ‚tägliche Brot‘ hat nicht zuletzt eine spirituelle Bedeutung. Wir freuen uns, dass wir bei der Aktion dabei sind.“ Für hochwertige Regionalität steht auch Bäckermeister Claus Bieblaus Graz. „Die Aktion Mariatrost kommt nicht nur der Renovierung der Kirche, sondern auch den regionalen Bäckern zugute“, betont er.

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TOP-Destinationen via Verkehrsknoten

Die über 300 Jahre alte Wallfahrtskirche in Graz Mariatrost soll bis zum Jahr 2030 aufwendig renoviert werden. Die Handelskette SPAR unterstützt das Megaprojekt mit jedem im Juni und Juli gekauften Steirerlaib. Saudi-Arabien

Ägypten

Linienflüge nonstop

Jordanien


Wirtschaft

Nachhaltig erfolgreich: Die Trigos SteiermarkGewinner 2021, (v.l.n.r.) Birgit Schalk (Stoelzle GmbH), Markus Horn (Horn GmbH), BKS BankVorstandsvorsitzende Herta Stockbauer, Thomas Winkler (Apfelbutzn Faires Gwand OG), Julia Zotter (Zotter Schokolade GmbH), Michael Cik (Invenium Data Insights GmbH).

Applaus für die Gewinner des Trigos Steiermark

Vier nachhaltig wirtschaftende Unternehmen der Steiermark freuten sich am 7. Juni über die Auszeichnung mit dem renommierten Nachhaltigkeitspreis „Trigos“ in der Alten Universität in Graz. Zusätzlich vergab die Jury einen Sonderpreis.

Anzeige Foto: Hannes Krainz

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ie Spannung unter den zwölf nominierten Unternehmern war groß, als Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank, die Verleihung eröffnete: „Es ist mir eine ganz besondere Freude, Sie heute Abend hier begrüßen zu dürfen. Die Besten unter Ihnen werden mit dem TrigosPreis ausgezeichnet, aber auch eine Nominierung ist ein Gewinn. Alle anwesenden Unternehmen dürfen stolz sein, zu den nachhaltigsten Unternehmen in Österreich zu zählen.“ Mit dem Trigos Steiermark ausgezeichnet wurden folgende Unternehmen: Stoelzle Oberglas GmbH: in der Kategorie Klimaschutz für das Prestige-Recycling-Glas. Stoelzle setzt beim hochwertigen Weißglas zusätzlich zum internen Recycling bereits 20 % Altglasscherben ein. Bis 2025 soll der Recycle-Anteil noch auf 35 % erhöht werden. Horn GmbH: in der Kategorie Regionale Wertschaffung mit einem ganzheitlichen Konzept zur nachhaltigen Standortsicherung. Das „Green Economy“-Konzept beinhaltet den Komplettausstieg aus fossilen Energieträgern, Versorgungssicherheit durch erneuerbare Eigenstromerzeugung und erhöhte Arbeitsplatzqualität. Zotter Schokolade GmbH: in der Kategorie Vorbildliche Projekte für die Zot-

ter-Erlebniswelt als ganzheitliches CSRKonzept. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Erlebniswelt setzt das Unternehmen neue Maßstäbe in Transparenz und Erlebbarmachung von Nachhaltigkeit. Invenium Data Insights GmbH: in der Kategorie Social Innovation & Future Challenges für Mobility Insights − menschliche Bewegungsströme basierend auf anonymisierten Mobilfunksignalisierungsdaten. Die Invenium Data Insights GmbH stellt Datenauswertungen und Visualisierungen für zukunftsträchtige Verkehrs- und Stadtkonzepte bereit. Dadurch können bestehende Modelle adaptiert und Verkehrsströme verbessert werden. Den Sonderpreis der Jury erhielt die Apflbutzn Faires Gwand OG für ihren innovativen Apflbutzn Recycled Conceptstore.

Jede Nominierung ist ein Gewinn Der Preis wird von der Jury an Unternehmen vergeben, deren nachhaltige Maßnahmen noch nicht für einen Trigos reichen, aber großes Potenzial beinhalten. Durch den Galaabend führte der beliebte Moderator Oliver Zeisberger. Für die bewegende musikalische Begleitung sorgten Saxophonist Edgar Unterkirchner und Akkordeonspieler Christian Theuer-

mann. Applaus gab es auch für folgende nominierte Unternehmen: Ing. Walter Baierl Ingenieurbüro Elektro und Energietechnik, Grazer Energieagentur Ges.m.b.H., ISTmobil GmbH, Ompura GmbH, Monsberger Gartenarchitektur GmbH, Weltweitwandern GmbH, Kwirl und die SLOC GmbH.

Bewertung und Träger Der Fokus lag bei der Bewertung auf Innovationskraft, Wirkung und Zukunftsfähigkeit der jeweiligen Initiativen und Projekte. Gleichzeitig wurde der Beitrag zu den globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen besonders gewertet. Hinter dem Trigos Steiermark steht eine einzigartige Trägerbasis aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft, die seit 2008 diesen Preis an steirische Vorzeigebetriebe vergibt, u.a. die BKS Bank, die auch für die Organisation der Verleihung verantwortlich zeichnet, die IV Steiermark, die Win − Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit des Landes Steiermark, die WKO Steiermark, die Caritas Steiermark, der Umweltdachverband, das Rote Kreuz Steiermark sowie „respACT“− Austrian Business Council for Sustainable Development. FAZIT JULI 2021 /// 51


Wirtschaft

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ie vom Studienzentrum Weiz organisierten berufsbegleitenden Diplomstudien der Hochschule Mittweida sind speziell auf HTL-Absolventen mit Praxis zugeschnitten: • Studienzeitverkürzung durch Anrechnung von Vorqualifikationen • Zeitliche Flexibilität • Hoher Praxisbezug • Effiziente Wissensvermittlung • Umfassende Betreuungsleistungen

Gute Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Job Der Studienablauf ist eine optimale Kombination aus kompakten Präsenzveranstaltungen (6-7-mal pro Semester am Wochenende) und Fernstudienelementen. „Aufgrund steigender An-

forderungen im Unternehmen war mein Studium die ideale Fortsetzung zum HTL-Abschluss und meiner Berufspraxis.“ Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Wilfried Dornhackl, MBA Jetzt anmelden für Studienstarts September 2021: Wirtschaftsingenieurwesen Elektrotechnik, Vertiefungen Automatisierungstechnik, Energietechnik Maschinenbau, Vertiefungen M e c h a t ro n ik , G ebäudetechnik, Produktions- und Fertigungstechnik Alle Infos, Standorte & Starts: Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz T: +43 3172 603 4020 Web: www.aufbaustudium.at

Energie Steiermark Vorstände Christian Purrer und Martin Graf freuen sich über die Top-Bewertung und nehmen 150 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf.

Energie Steiermark zum Top-Arbeitgeber gekürt Eine im Juni veröffentlichte Befragung von 2.600 Steirern hat ergeben: Die Energie Steiermark weist die besten Arbeitsbedingungen des Bundeslandes auf. Insgesamt waren dabei über eine Studie des Meinungsforschungsinstituts „market“ 229 heimische Unternehmen analysiert worden.

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Hervorragende Gesamtwertung An der Studie haben Berufstätige, Personen in Ausbildung, in Karenz, aber auch Arbeitsuchende teilgenommen. In der Gesamtwertung aller Faktoren erreichte die Energie Steiermark damit Platz 2, platziert zwischen der Zotter Schokoladenmanufaktur auf Platz 1 und der AVL List GmbH auf Platz 3. „Diese Auszeichnung zeigt, dass sich unser Fokus auf Nachhaltigkeit und eine starke Innovations- und Teamorientierung positiv auf das Ansehen als Arbeitgeber auswirkt“, so das Vorstands-Team Christian Purrer und Martin Graf. „Das ist wichtig, denn noch heuer nehmen wir über 150 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Unternehmen auf.“ Die Energie Steiermark zählt damit zu den stärksten „Job-Impulsgebern“ im Land.

Foto: Energie Steiermark

ine Top-Bewertung erhielt die Energie Steiermark vor allem in den Kriterien „Arbeitsbedingungen“ (1. Rang – vor Zotter und der Steiermärkischen Sparkasse), „Regionale Relevanz“ (2. Rang hinter Zotter), für ihren ökologischen und nachhaltigen Beitrag für die Region sowie das verantwortungsbewusste soziale Engagement. Auch die exzellente „Reputation“ (nach AVL List gemeinsam mit Zotter auf Platz 2 – vor der Steiermärkischen Sparkasse, Knapp, Raiffeisen, Magna oder der voestalpine) und die hohe „Arbeitsplatz- und Krisensicherheit“ (jeweils 2. Rang) wurden besonders hervorgehoben. Zusätzlich wird der Energie Steiermark ebenso in punkto „Zukunftsfitness“ mit Platz 2 große Bestätigung entgegengebracht.


Wirtschaft

Gewerbe fordert Halbierung der Umsatzsteuer Während in Teilbereichen im Gewerbe und Handwerk die Nachfrage und die Auftragslage hoch sind, gibt es in vielen anderen Branchen zum Teil große Schwierigkeiten. Im Rahmen der bundesweiten Comeback-Strategie fordert nun die Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Steiermark eine befristete Halbierung der Umsatzsteuer von 20 auf 10 Prozent für besonders betroffene Branchen.

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ie Liste der Branchen ist lang, der Unmut groß: Viele Unternehmen beklagen, dass sie zwar offen halten durften, aber zum Teil massive Umsatzeinbußen hinnehmen mussten. Für Sie gab es außer dem Härtefallfonds so gut wie keine Unterstützung, wie etwa den Umsatzersatz, viele fühlen sich im Stich gelassen. Aus diesem Grund fordert die Sparte Gewerbe und Handwerk der WKO Steiermark nun, dass – analog zur Gastronomie – die Umsatzsteuersätze halbiert werden, und zwar befristet bis 31. Dezember 2021. „Das hilft vor allem auch vielen kleinen Unternehmen, denn es stärkt ihre Eigenkapitaldecke und sichert Arbeitsplätze“, so Hermann Talowski, Unternehmer und Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKO Steiermark. Viele Branchen Betroffen sind so gut wie alle Branchen, die nicht zum Bau-, Bauneben- und Bauhilfsgewerbe zählen, und das aus zum Teil sehr unterschiedlichen Gründen. Betriebe im Bereich Mode und Bekleidung waren beispielsweise geöffnet, hatten aber so gut wie keine Kunden, da es keine Bälle, keine Feiern, keine Hochzeiten und ähnliche Veranstaltungen gegeben hat. Dasselbe gilt auch für Berufsfotografen oder Veranstaltungstechniker. Talowski: „Was hilft es, wenn ich zwar geöffnet haben darf, aber keine Kunden kommen? Diesen Unternehmen muss auch geholfen werden. Zu sagen ‚Ihr habt’s ja eh offen haben dürfen‘ ist zu wenig.“ Man dürfe bei der Unter-

Fordert befristete Halbierung der Umsatzsteuer von 20% auf 10% auch im Gewerbe und Handwerk: WKO-Spartenobmann Hermann Talowski stützung nicht mit zweierlei Maß messen, es gehe um die gesamte Wirtschaft. „Wenn wir eine bundesweite Comeback-Strategie aufsetzen, dann müssen wir alle Branchen berücksichtigen.“ Insgesamt mussten die heimischen Dienstleistungsbetriebe – zu denen auch viele Unternehmen aus dem Gewerbe und Handwerk zählen, etwa Friseure, Fußpflege, Kosmetik etc. – im ersten Quartal einen Umsatzeinbruch von 24 Prozent hinnehmen. Das war der schlechteste Start in ein neues Jahr seit 2003. Vorbild Gastronomie Als Vorbild für die Umsatzsteuersenkung dienen die Gastronomie, Hotellerie und Kultur, wo der ermäßigte Steuersatz von 5% bis 31.12 2021 verlängert wurde. Die Sparte Gewerbe und Handwerk schlägt vor, in Abstimmung mit den anderen Sozialpartnern die Liste der besonders betroffenen Branchen in Gastronomie, Hotellerie und Kultur um die besonders betroffenen Gewerbe- und Handwerksbranchen zu ergänzen. „Das ist eine sinnvolle Maßnahme, die den Restart der Wirtschaft unterstützt und auch für Gerechtigkeit unter den einzelnen Branchen sorgt“, so Talowski.

FAZIT JULI 2021 /// 53


Wirtschaft

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eben kehrt in die Zeltstadt spätestens ab dem 22. September ein, wenn rund 450 internationale Spitzenfachkräfte um den Europameistertitel in 48 Berufen rittern. „Wir haben gemeinsam mit unseren Partnern alles unternommen, um die EuroSkills erstmals in Österreich auszurichten. Wir haben nicht aufgegeben – ganz im Gegenteil: Dass es nun in 100 Tagen hier so weit sein kann, erfüllt uns daher mit riesiger Freude“, betont Josef Herk, ARVors. der EuroSkills 2020 GmbH und Präsident der WKO Steiermark. „Wir stehen

Am Event-Schauplatz im Schwarzl-Freizeitzentrum (SFZ) werden zurzeit eine Stadt aus Zelten und die nötige Infrastruktur aus dem Boden gestampft. Mit einem ausgefeilten Sicherheits- und Präventionskonzept sollen dort bis zu 10.000 Besucher pro Tag Platz finden. vor enormen Herausforderungen, die wir ohne qualifizierten Nachwuchs nicht meistern können“, betont Herk den Nutzen der Veranstaltung.

Der Wert dualer Ausbildung Der Atmosphäre könnten insbesondere die Leistungen des österreichischen EuroSkills-Teams zuträglich sein: „Unglaubliche 111 Medaillen haben unsere 197 Teilnehmer allein in den bisherigen sechs EuroSkills-Anläufen seit 2008 errungen. Wir waren drei Mal die beste Nation und freuen uns auch heuer auf herausragende Leistungen“, erklärt

WKÖ-Vizepräsidentin Amelie Groß. Dass die Steiermark damit zum europäischen Talente-Hotspot avanciert, betont Wirtschaftslandesrätin Barbara EibingerMiedl: „Ich freue mich sehr, dass wir damit ganz Europa zeigen können, dass die Steiermark Heimat großer Talente ist. Die Veranstaltung bietet uns auch die Möglichkeit, die Leistungen von jungen Fachkräften einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und den enormen Wert der dualen Ausbildung hervorzuheben. Damit möchten wir die jungen Steirerinnen und Steirer für diesen Ausbildungsweg begeistern.“

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Vorfreude auf die EuroSkills: (v.l.n.r.) Martin Graf (Vorstand Energie Steiermark), Klaus Leutgeb (SFZ); WKO-Vize-Präs. Amelie Groß, Bgm. Siegfried Nagl, LRin Eibinger-Miedl, BMin Margarete Schramböck, Stefan Praschl (Vice-Pres. WorldSkills Europe) und WKO-Präs. Josef Herk.

EuroSkills läuten finalen Countdown ein


Ökologische Partnerschaft durch Zero Waste Beratung

(v.l.n.r.) Clemens Moritzer (GF von Alufix), Christoph Holzer, (GF SPAR Steiermark und Südburgenland) und Sauermacher-Gründer Hans Roth präsentieren den ÖkoRestmüllsack.

Öko-Restmüllsäcke aus 100 % Rezyklat

Abfälle vermeiden, den Recycling-Anteil an bestehenden Abfällen erhöhen und das Abfallmanagement langfristig verbessern: Um das zu erreichen, hat sich der Leobner Leiterplattenhersteller AT&S mit der Saubermacher Dienstleistungs AG einen kompetenten Partner an die Seite geholt.

Anzeige Foto: Saubermacher

as erklärte Ziel von AT&S ist, ökologisches Wirtschaften und mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen zu forcieren. Produktionsabfälle sollen so weit wie möglich reduziert und einer Wiederverwertung zugeführt werden. Als langjähriger Geschäftspartner kennt Saubermacher die Voraussetzungen bestens und liefert mit seinem Knowhow ein maßgeschneidertes Zero-Waste-Konzept für Kunde AT&S. „Gemeinsam führen wir in den kommenden Jahren Optimierungen durch und evaluieren diese. Ein positiver Nebeneffekt der nachhaltig geführten Abfallströme im Betrieb sind Arbeits- und Kosteneinsparung in der Entsorgung. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten“, erklärt Gerhard Hecker, Vertriebsdirektor für Großkunden bei Saubermacher. Smartes Behältermanagement Zu mehr Effizienz bei der Entsorgung führen smarte Mülltonnen, die im Unternehmen getestet und schließlich dauerhaft für mehrere Fraktionen installiert wurden. High-Tech-

Sensoren messen den aktuellen Füllstand, aber auch Temperaturanstiege in den Behältern. Eine Entleerung der Behälter fällt nur mehr nach Bedarf an. Dadurch werden bereits jetzt 10 Arbeitsstunden im Monat eingespart. Diese Zeit wird für andere Tätigkeiten, wie zum Beispiel die Kontrolle von Fehlwürfen oder der Sammlung von Abfällen, genutzt.

Consulting-Leistungen für Betriebe Nach ausführlicher Analyse der örtlichen Gegebenheiten und aktuellen Abläufe erstellt Saubermacher ein individuelles Zero-Waste-Konzept mit konkreten Handlungsempfehlungen für Betriebe. Jedes Unternehmen, in dem betriebliche Abfälle anfallen, kann so von der Expertise und langjährigen Erfahrung des Entsorgungsunternehmens profitieren.

Kontakt:

Tel. 059 800 5000, kundenservice@saubermacher.at,

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Der neue Öko-Restmüllsack, den es ab sofort testweise an über 70 SPAR-Standorten in Graz und Graz Umgebung in den Regalen gibt, besteht zu 100 % aus Recyclingmaterial. Die 60-LiterHaushaltsmüllsäcke sind die ersten auf dem Markt, die vollständig aus Kunststoff-Rezyklat bestehen und werden in Österreich produziert. er Haushaltsmüll ist in Zeiten der Lockdowns mehr geworden. Bei der privaten Entsorgung können die SPAR-Kunden jetzt ein Zeichen für den Klimaschutz setzen: Die neuen Öko-Restmüllsäcke von Alufix bestehen nämlich ausschließlich aus recycelten Rohstoffen und sind die ersten Müllsäcke aus 100%-Recyclingmaterial. „Als österreichisches Familienunternehmen ist uns Nachhaltigkeit ein großes Anliegen“, sagt Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und Südburgenland. „Mit dem neuen Öko-Müllsack tragen wir gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden zu mehr Klimaschutz in privaten Haushalten bei.“ Im Trio für den Klimaschutz Das Projekt Öko-Restmüllsack wurde in einer Kooperation von SPAR mit zwei weiteren österreichischen Traditions-

unternehmen verwirklicht, mit Alufix, dem Spezialisten für Folien und Säcke für Haushalt und Küche, sowie dem Entsorgungsprofi Saubermacher, von dem die ursprüngliche Idee für den Öko-Müllsack ausging: „Der Öko-Restmüllsack ist ein wichtiges Beispiel für gelebte Kreislaufwirtschaft“, sagt Saubermacher-Gründer Hans Roth. „Die gemeinsame Initiative zeigt die Möglichkeiten des ökologisch und ökonomisch sinnvollen Recyclings durch branchenübergreifende Kooperationen auf“, so Roth weiter. „Circular Economy“, also die Wiederverwertung von Rezyklat als neuen Rohstoff, gilt als wichtiges Prinzip modernen, nachhaltigen Wirtschaftens. „Als österreichisches Traditionsunternehmen freuen wir uns über die gelungene Kooperation mit SPAR und Saubermacher“, erklärt Clemens Moritzer, GF von Alufix zur gelungenen Kooperation. FAZIT JULI 2021 /// 55


Kurz & News

Ehrungen für verdiente Grazer

FH-Studienplätze für Technik und Digitalisierung

Die FH Joanneum erhält ab 2022/2023 zwölf weitere Studienplätze für die Bachelorstudien Luftfahrt/Aviation und Fahrzeugtechnik/ Automotive Engineering. Am berufsbegleitenden Masterstudiengang „International Industrial Management“ freut man sich über eine Aufstockung von zehn Studienplätzen, beim Masterstudium „Data and Information Science“ über vier Plätze. „Die Aufstockung der Studiengänge erfolgt entlang der für die Steiermark wichtigen Schwerpunkte. Da der Bedarf an qualifizierten Fachkräften aber unverändert hoch ist, werde ich mich beim Bund dafür einsetzen, dass ein neuer FH-Entwicklungsplan zum Ausbau weiterer Studienplätze auf den Weg gebracht wird“, so LRin Barbara Eibinger-Miedl.

Endlich wieder Oper Monatelang mussten die Tore der Oper Graz geschlossen bleiben. Nun stehen sie wieder offen und warten zahlreiche Besucher. Gründe dafür gibt es in der anstehenden Opernsaison genug: In neuen und wiederaufgenommenen Stücken bringen Künstlerinnen und Künstler die großen Themen der Menschheit – Liebe, Freundschaft, Eifersucht, Tod – auf die Grazer Bühne. Einen ersten Ausblick auf die kommende Spielzeit gab Intendantin Nora Schmid gemeinsam mit Chefdirigent Roland Kluttig und Ballettdirektorin Beate Vollack. Mit dabei auch Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse, denn seit mehr als 120 Jahren ist das älteste Kreditinstitut der Steiermark mit der Oper Graz verbunden.

Benachteiligung bei Corona-Prämie

Die Prämienzahlungen des Bundes für Pflegekräfte berücksichtigen nicht die privatwirtschaftlichen Betriebe. Deren Mitarbeiter fallen dabei durch den Rost, wenn es nach der Bundesregierung geht. So sind für diese Prämienzahlungen nur jene Personen vorgesehen, die in öffentlichen oder gemeinnützigen Institutionen beschäftigt sind. Daher sieht Vinzenz Harrer, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK, dieses Thema sehr kritisch: „Wir diskriminieren hier die Mitarbeiter in den privaten Einrichtungen. Gerade in der Pandemie haben sie aber mehr als bewiesen, wie wichtig sie in der Gesundheitsversorgung sind und dafür müssen wir auch sie belohnen“, fordert Harrer abschließend.

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Konsequenter Umstieg auf erneuerbare Energie Der Energiebericht 2020 gibt Überblick über steirischen Energieverbrauch. Trotz Wirtschaftsaufschwung und Bevölkerungszuwachs ist der Energieverbrauch seit 2017 nicht nennenswert gestiegen. „Der schrittweise Umstieg auf erneuerbare Energiequellen geht voran, verlangt aber auch künftig konsequentes Handeln“, betont LRin Ursula Lackner. Heizte im Jahr 2000 noch fast jeder zweite Haushalt mit Öl (rund 45 %), wurde dieser Wert bis 2019 auf 22 % halbiert. Ebenso wurde die Nutzung von Kohle stark (auf nur mehr 1 %) reduziert. Parallel dazu ist der Anteil der klimafreundlichen Fernwärme von 10 % auf 17 % sowie der der in der Steiermark sehr beliebten Biomasse (Scheitholz, Pellets, etc.) von 34 % auf 41 % gestiegen.

Fotos: Foto Fischer, Marija Kanizaj / FH Joanneum, Oliver Wolf, Vinzenz Harrer / WB, Land Stmk / Purgstaller

Zu einer großen Festsitzung lud der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl am 9. Juni in die Alte Universität ein. Vier Persönlichkeiten, die im Rahmen ihres beruflichen und gesellschaftlichen Engagements Besonderes geleistet haben, wurden an diesem Vormittag geehrt: Die Grazer Geschäftsfrau und Konsulin Edith Hornig, der Hotelier Peter Florian sowie Hofrat Manfred Rupprecht wurden zu Bürgern der Stadt Graz ernannt. Der langjährige, angesehene Polizist und Landtagsabgeordnete a.D. Eduard Hamedl erhielt das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz. Bgm. Siegfried Nagl freute sich sichtlich darüber, dass sich Menschen unter Einhaltung der Coronabestimmungen endlich wieder persönlich treffen dürfen.


Foto: Lunghammer

Kurz im Gespräch mit Alexander Pongratz,

Bauinnungsmeister WKO-Stmk.

Saisoneröffnung mit Wein Steiermark-GF Werner Luttenberger (2. v. li.), den Weinhoheiten, Ehrengästen und Fachexperten.

Das Steirische Weinland öffnet die Saison

Mit einer kommentierten Wein-Verkostung wurde am 31. Mai die Steirische Weinsaison in der Grazer Messe offiziell eröffnet. Das „Masterclass Tasting Steirische Weinvielfalt“ bot zahlreichen Besuchern die exklusive Möglichkeit, DAC-Weine aus den Jahrgängen 2018 und 2019 sowie den aktuellen Jahrgang 2020 zu verkosten.

Foto: Foto Jörglere.U.

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as Wein-Steiermark-Team rund um GF Werner Luttenberger begrüßte als Ehrengäste Landesrat Johann Seitinger, LKKammerdirektor Werner Brugner, Michael Gradischnig von der Steiermärkischen Sparkasse sowie die Weinhoheiten Katrin, Lisa und Beatrix. Rund 90 Besucher, v. a. Fachpublikum aus Gastronomie und Weinhandel sowie Journalisten, folgten der Einladung und verkosteten Sekte und Weine aus den Steirischen DAC-Gebieten. Weinakademiker Helmut Gramer und Stefan Potzinger, Obmann der Wein Steiermark, gaben Einblicke in das DAC-Herkunftssystem und die Weine der DAC-Gebiete Südsteiermark, Vulkanland Steiermark und Weststeiermark. Mit Öffnung des Steirischen Weinlands sind die Weine neben Ab-Hof- und OnlineVerkauf nun wieder bei den Winzern direkt zu verkosten und zu genießen. Die

Sehnsucht nach Verkostungen und vinophilen Gesprächen mit den Weinbauern ist riesengroß. „Seitens Wein Steiermark freuen wir uns darauf, die Saison nun endlich offiziell eröffnen zu können. Die Winzer und Buschenschanken haben die Zeit genützt, sich bestens vorzubereiten“, betont Potzinger. Nach den DAC-Gebietsweinen sind seit Anfang Mai auch die Orts- und Riedenweine 2020 erhältlich. Der Steirische Weinjahrgang 2020 präsentiert sich als qualitativ hochwertiger aromatischer Jahrgang. Die Verkostung zeigt, dass er die perfekte Fortsetzung im Reigen der äußerst typischen Weinjahrgänge ab 2017 bringen wird. „Wir erwarten einen klassisch steirischen Jahrgang mit frischer Säure und moderatem Alkoholgehalt. Einfach einen typischen Steirer“, erklärte Luttenberger.

Wie gestaltet sich derzeit die Situation am Bau nach der Aufhebung zahlreicher Coronabedingter Beschränkungen? Die Lage am Bau war immer sehr gut, die Nachfrage ist nach wie vor sehr hoch. Das wird wahrscheinlich ein bisschen zurückgehen, unter anderem auch deshalb, weil die Investitionsprämie Ende Mai ausgelaufen ist. Welchen Einfluss haben die aktuellen massiven Teuerungen im Baustoff- bzw. Baumaterial-Bereich und ist da ein Ende absehbar? Das wird uns sicher noch eine Zeit lang begleiten. Die Preise für Holz werden wieder fallen, weil die Produktionsausfälle in Kanada und den USA aufgeholt sind. Dennoch gibt es nach wie vor ein Problem der Verfügbarkeit, auch beim Stahl. Zusätzlich gab es durch den verminderten Flugverkehr auch eine geringere Kerosinproduktion, daher fehlen die Nebenprodukte und das hat Auswirkungen auf alles, was mit Kunststoff zu tun hat. Insgesamt werden die Preise wieder runtergehen, aber sicher nicht auf das Vor-Covid-Niveau.

Kann die Ausbildung von Nachwuchs bzw. Lehrlingen dem Fachkräftemangel entgegenwirken und welche Rolle spielen die EuroSkills für das Image des Baugewerbes? Die Ausbildung von Fachkräften ist eine unserer wichtigsten Aufgaben. Eine Lehre am Bau ist auch sehr attraktiv und für viele Jugendliche interessant. Die EuroSkills sind generell wichtig für das Image der Lehre, natürlich auch für das Baugewerbe. Und wir hatten in den letzten Jahren immer exzellente Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die gezeigt haben, was sie können. FAZIT JULI 2021 /// 57


Sanfte Farben, Pölster und gemütliche Möbel laden im Barund Lobbybereich zum Verweilen ein.

Das neue Quellenhotel heißt seine Gäste willkommen R

und vier Millionen Euro wurden in die groß angelegte Weiterentwicklung investiert, durch die ein völlig neues „Ankommens-Gefühl“ für die Gäste geschaffen wurde. Der komplette Willkommensbereich mit Rezeption, Bar und Lobby wurde neu gestaltet. Als Mehrwert ist das Projekt auch ein klares Bekenntnis zur Regionalität: Die Umsetzung erfolgte durch regionale Fachfirmen, mit denen man seit Jahrzehnten Partnerschaften auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Freudensprünge für das Team Nach über sechsmonatiger Betriebsunterbrechung ging es im Mai endlich wieder los. Die Wiedereröffnung bedeutet im Quellenhotel und der Heiltherme Bad Waltersdorf wieder geregelte Arbeitsalltage

58 /// FAZIT JULI 2021

für die rund 240 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Das Team im Quellenhotel und der Heiltherme Bad Waltersdorf ist optimal vorbereitet, motiviert und freut sich darauf, wieder die Gastgeberrolle einzunehmen. Die ersten Gäste wurden mit Blumen von Geschäftsführung und Team in Empfang genommen. Sie erleben im neuen Eingangsund Empfangsbereich ein völlig neues Ankommens-Gefühl. Die Überraschung ist geglückt und die Mitarbeiter machen Freudensprünge. Es zaubert ihnen immer wieder ein Lächeln auf die Lippen, wenn sie in die erstaunten Gesichter blicken. Urlaub mit Muße und Genuss Im und um das Quellenhotel Heiltherme Bad Waltersdorf gibt es für Gäste ab sofort mehr

Möglichkeiten, um endlich wieder den kostbaren Urlaub zu genießen. Die QuellenhotelRezeption selbst ist bereits ein optischer Hingucker. Die Nischen mit gemütlicher Polsterung an den großen Fenstern bieten einen schönen Ausblick auf die kleine Terrasse, die sich direkt am Eingang des Hotels befindet. Die neue Quellenhotel-Lobby lädt ein, gemütlich Platz zu nehmen. Alleine mit einem guten Buch auf einem der bequemen Lesesessel. Oder mit einem guten Glas Wein abends an der einladenden Hotelbar. Eine Vielzahl an verschiedenen Cocktails und ausgewählten Weinen gibt es hier zu probieren. Endlich ist wieder die Zeit gekommen, um die schönen Dinge zu genießen. Erholung inmitten der Natur Einen herrlichen Freiraum

mitten im Grünen und einen Platz an der Sonne bietet die neue Terrasse, die direkt an den Bar- und Lobbybereich angrenzt. Helle Farben, hübsche Pölster und gemütliche Möbel laden hier zum Verweilen ein. Schatten an heißen Sommertagen spendet hier der schöne Ahornbaum, der inmitten des vorgelagerten Gartens thront. Ruhige Plätzchen, geschmackvoll eingerichtet und liebevoll dekoriert, bietet auch die erweiterte Lobby in Richtung des Hauses Nord. Durch die Erneuerung von Teilen der Außenfassade entstand mehr Platz bei Balkonen und Terrassen bei einigen Zimmern. Der Liegestuhl steht hier schon bereit! Holz und Glas dominieren die gesamte Optik – von außen betrachtet fügt sich das Hotel nun wunderschön in die sanft hügelige Landschaft vom Wagerberg ein.

Anzeige Foto: Quellenhotel Bad Waltersdorf

Der Tourismus kommt nach dem Lockdown in Schwung und die Hotel-Tore öffnen wieder. Auch im Quellenhotel und der Heiltherme Bad Waltersdorf war die Freude darüber groß. Die ersten Gäste waren beeindruckt von den großen Veränderungen, denn die Wiedereröffnung wird nach der umfassenden Umgestaltung im völlig neuen und trendigen Look gefeiert.


Wirtschaft

Architekt Andreas Goritschnig (l.), LK-Präs. Franz Titschenbacher (r.), LK-Forstchef Stefan Zwettler (m.) zur Woche des Waldes im Klima-Kultur-Pavillon am Grazer Freiheitsplatz

Aktive Nutzung des Waldes schützt das Klima Der Wald erfüllt neben seinen vielfältigen Funktionen auch eine wichtige Rolle als Klimaretter. Die Wald-Oase im Klima-Kultur-Pavillon auf dem Grazer Freiheitsplatz macht gerade an heißen Tagen die kühlende Wirkung des Waldes leibhaftig erlebbar.

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Anzeige Foto: LK-Stmk/Danner

o erreicht diese Botschaft ganz anschaulich auch die Menschen in der Stadt, betont LK-Präsident Franz Titschenbacher: „Unser nachhaltig bewirtschafteter heimischer Wald ist ein entscheidender Klimaretter. Selbst in überhitzten Stadtgebieten zeigt er seine deutlich spürbare kühlende und klimafreundliche Wirkung.“ Die zentrale Botschaft stand im Fokus der Woche des Waldes, die von 14. bis 20. Juni stattfand. Titschenbacher lädt die Bevölkerung aber gerade an den heißen Tagen ein, in der WaldOase dieses besondere Waldfeeling im Klima-Kultur-Pa-

villon noch bis Ende August hautnah zu erleben.

Der Wald kommt in die Stadt Die rund 100 Quadratmeter große, von Andreas Goritschnig gestaltete Wald-Oase lädt inmitten der Innenstadt die Besucher und Besucherinnen seit Ende April zum Verweilen und Abkühlen ein. Täglich lassen sich dort mehrere hundert Gäste erfrischen und vom Duft der Waldbäume inspirieren. Der Architekt vom BreatheEarth-Collective empfiehlt, auf vielen weiteren Plätzen in der Landeshauptstadt, idealerweise in jedem Bezirk, eine solche Wald-Oase zu installieren.

Wald-Oase am Grazer Freiheitsplatz − urbane Räume brauchen Bäume.

Goritschnig: „So kommt die Bevölkerung mit der Klima-Problematik in Berührung, kann sich erfrischen und holt sich Sommerfrische in die Stadt.“

Mächtige Kühlwirkung „Bäume sind die grüne Lunge der Erde. Durch ihre biologische Perfektion sind sie in der Lage, die Umgebungstemperatur um bis zu zehn Grad Celsius zu senken“, unterstreicht Titschenbacher die Bedeutung der Bäume und des Waldes gerade für die urbanen Räume. Er begrüßt das zukunftsweisende urbane Entwicklungskonzept im neuen Grazer Stadtteil Reininghaus, wo sogar ein drei Hektar großer Park mit Bäumen sowie Waldflächen in den jeweiligen Quartieren angelegt und begrünte Außenfassaden errichtet werden.

Nachwachsende Rohstoffe „Unser Wald bindet die 45-fache Menge des Treibhausgases CO2, das in Österreich jährlich in die At-

mosphäre geblasen wird“, rechnet Titschenbacher vor. „Dazu leistet Holz als Baustoff und als Energielieferant den wichtigsten Beitrag, um den Planeten aus der Klimakrise zu holen“, denn „nur durch nachhaltige und aktive Nutzung des Waldes können fossilbasierte Produkte durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden“.

Größte natürliche Klimaanlage

1. Ein Baum hat eine Kühlleistung von etwa zehn Klimaanlagen, da er täglich 500 Liter Wasser verdunstet. 2. Ein Baum filtert über seine Blätter und Nadeln bis zu 100 kg Staub pro Jahr aus der Luft. 3. Schon ein kleiner Baum von rund 20 Metern Höhe produziert etwa 10.000 Liter Sauerstoff am Tag. 4. Der jährlicher Zuwachs an Holz beträgt 8,2 Mio. VorratsFestmeter, davon wurden 2019 nur 4,2 Mio. genutzt. FAZIT JULI 2021 /// 59


Business Breakfast für Exporteure

„Pet Buddy“-Urkundenverleihung in Herberstein

Gemeinsam mit der Oesterreichischen Kontrollbank und dem ICS Steiermark, veranstaltete die Steiermärkische Sparkasse das erste Online Business Breakfast für exportierende Unternehmen. Die Experten gaben Einblicke in die Erfolgschancen des Außenhandels, beantworteten Fragen zu Investitionsfinanzierungen, Rahmenkrediten und präsentierten Anschauungsbeispiele in Form von konkreten Projekten. Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse, begrüßte die Teilnehmer und gab seinen persönlichen Ausblick. Nikolaus Moder informierte über Fördermöglichkeiten und Risikoreduzierung. Der Online Event wurde durch eine analoge Komponente in Form von Frühstücksboxen die Teilnehmer abgerundet.

LH-Stv. und Tierschutzreferent Anton Lang hat am 14. Juni im Tierpark Herberstein die Teilnehmer des Projekts „Pet Buddy goes to school“ mit einer Urkunde ausgezeichnet. Die Schülerinnen und Schüler wurden dabei offiziell zum „Pet Buddy“ (Tierschutzkumpel) ernannt. Die vordergründigen Ziele der „Pet Buddy goes to School“-Kurse sind, dass Schüler die Bedürfnisse von Tieren in menschlicher Obhut kennenlernen. Sie erfahren über erlebnispädagogische und tierschutzdidaktische Methoden ihr Wissen anzuwenden und es an Mitschüler, Eltern, Verwandte und Freunden weiterzugeben. Die Kinder und Jugendlichen werden so zu Multiplikatoren einer ausgewogenen Vermittlung der hochsensiblen Thematik Tierschutz.

Modernisierte Lehrwerkstatt eröffnet

Willkommen in Amsterdam!

Siemens Mobility investiert aktuell rund fünf Mio. Euro in die weitere Modernisierung des traditionsreichen Entwicklungs- und Produktionsstandortes in Graz-Eggenberg: Der Maschinenpark wird erweitert und die digitalisierte Fertigung vorangetrieben. Zusätzlich wurde die betriebseigene Lehrwerkstätte umfassend modernisiert. Unter Einhaltung der COVID-19-Schutzmaßnahmen wurde sie am 9. April gemeinsam mit dem Grazer Bgm. Siegfried Nagl eröffnet. Am Standort Graz arbeiten rund 1.100 Mitarbeiter, zusätzlich 80 Lehrlinge. Für den Lehrlingsstart im Herbst bietet Siemens Mobility 20 Ausbildungsplätze im Herzen der Stadt an, die Lehrlinge werden nach erfolgreicher Abschlussprüfung fix übernommen.

Nach der Unterbrechung durch die Corona-Pandemie geht es nun mit der KLM wieder sechs Mal pro Woche vom Flughafen Graz in die Hauptstadt der Niederlande. „Unser Flughafen befindet sich nach der ungewollten Zwischenlandung wieder auf der Startrollstrecke. Noch haben wir nicht abgehoben und sind wir schon gar nicht im Steigflug – aber der Auftrieb nimmt stetig zu“, freut sich CEO Wolfgang Malik als Vorstandsvorsitzender. „Das lebhafte Amsterdam und seine Umgebung ist schon an sich stets ein attraktives Städtereiseziel“, erklärt Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz, „für Tourismus und Wirtschaft sind aber vor allem die zahlreichen Umsteigeverbindungen in die ganze Welt von großer Bedeutung.“

Zweite steirische Kinder-Tierschutzkonferenz

60 /// FAZIT JULI 2021

Die bereits zum zweiten Mal veranstaltete und vom Land Steiermark geförderte Kinder-Tierschutzkonferenz wurde am 16. Juni als Video-Event abgehalten. Am virtuellen Podium kamen Kinder aus den Schulen NMS Weiz II, BRG Körösi aus Graz, NMS Graz-Kepler, BG/BRG Weiz, NMS St. Marein im Mürztal und BG/BRG Gleisdorf zu Wort. „Ich freue mich sehr, dass wir diese österreichweit einzigartige Veranstaltung bereits zum zweiten Mal durchführen konnten. Es ist mir ein großes Anliegen, Kindern zu vermitteln, wie wichtig Tierschutz ist. Je mehr unsere Jüngsten über Tiere wissen, umso eher werden sie verantwortungsvoll mit Lebewesen umgehen“, sagt LH-Stv. Anton Lang, der die Veranstaltung ins Leben gerufen hat.

Fotos: Margit Kundigraber, Land Steiermark, Siemens Mobility, Flughafen Graz, Land Steiermark

Kurz & News


Kurz & News

Master „Digital Entrepreneurship“ an FH Joanneum

FH Campus 02: Digitalen Studierendenausweis Die FH Campus 02 bietet als erste Hochschule im deutschsprachigen Raum ihren Studierenden diese moderne und nachhaltige Lösung zur Identifikation an und nimmt damit eine Vorreiterrolle ein. Stets am Smartphone dabei, sicher und digital: Gemeinsam mit Studo hat die Fachhochschule Campus 02 einen digitalen Studierendenausweis entwickelt. „Es gibt viele Gründe für den Umstieg auf einen digitalen Studierendenausweis“, so Rektorin Kristina Edlinger-Ploder: „Neben den Annehmlichkeiten einer digitalen Lösung für Studierende sind es Nachhaltigkeitsaspekte, die uns dahingehend motiviert haben. Gemeinsam mit Studo als verlässlichem Partner konnten wir dieses Ziel nun verwirklichen.“

Fotos: FH Joanneum / Miriam Weiß, Foto Fischer, FH Campus 02/ Studo, Foto Freisinger, Arnold Pöschl

Sandra Wollner erhält Leobener Kulturpreis Fast zeitgleich mit dem Ende der coronabedingten Durststrecke für die heimischen Kinos wurde am 2. Juni der 26. Leobener Kulturpreis an die erfolgreiche Filmemacherin Sandra Wollner übergeben. Die gebürtige Leobenerin mit Wohnsitz in Berlin konnte mit ihren sozialkritischen, kontrovers diskutierten Filmen „Das unmögliche Bild“ bzw. „The trouble of being born“ auf zahlreichen Filmfestivals reüssieren und begehrte Filmpreise abräumen. Diagonale-Festivalleiter Sebastian Höglinger sieht in Wollner eine Filmschaffende, die „keine Kompromisse eingeht, wenn es um ihre künstlerische Vision geht. Mit Konsequenz und Hingabe zu ästhetischen wie formalen Grenzgängen hat sie eine unverkennbare Handschrift entwickelt.“

Deutliches Ergebnisplus für BKS Bank

Die börsennotierte BKS Bank veröffentlichte Ende Mai den Zwischenbericht zum 1. Quartal 2021. Sie freut sich über einen auf 10,9 Mio. Euro gestiegenen Periodenüberschuss. Das operative Geschäft entwickelte sich weiter sehr freundlich. „Ich freue mich über die jüngsten Öffnungsschritte, die für viele Branchen und Österreichs Wirtschaft ein Silberstreif am Horizont sind. Das Wifo rechnet mit einer kräftigen Erholung der internationalen Konjunktur, wovon auch die exportabhängige Wirtschaft profitieren wird. Der volle Rebound-Effekt wird erst 2022 eintreten. Wir spüren aber bei vielen unserer Kunden eine Aufbruchstimmung, die uns zuversichtlich stimmt“, sagt Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer.

Ab Herbst 2021 gibt es an der FH Joanneum den berufsermöglichenden Studiengang „Digital Entrepreneurship“, der sich unter anderem an zukünftige Gründer sowie Innovatoren aller Fachrichtungen richtet. Für die wirtschaftlich-technische Ausbildung kann man sich bis 16. August 2021 bewerben. Das vier Semester dauernde Masterstudium an der FH Joanneum Graz zielt darauf ab, das Thema Entrepreneurship, Unternehmertum, zu fördern. „In meinem Ressort liegt ein Fokus darauf, innovative Unternehmensgründungen weiter zu forcieren. Demgemäß möchte ich die Steiermark zur ‚Startupmark‘ machen. Der neue Masterstudiengang an der FH Joanneum ist dabei ein wichtiger Baustein“, so LRin Barbara Eibinger-Miedl.

Südtiroler Talentcenter nach steirischem Vorbild Am 8. Juni haben die Präsidenten der WKO Steiermark und der Handelskammer Bozen, Josef Herk und Michl Ebner, ein Kooperationsabkommen für die Errichtung eines Talentcenters in Bozen nach weiß-grünem Vorbild unterzeichnet. „Aufgrund des Transfers von Know-how vonseiten der WKO Steiermark muss die Handelskammer Bozen bei der Einrichtung des Talentcenters in Südtirol nicht bei null anfangen. In Zukunft werden wir diese Kooperation weiter forcieren“, betonen Herk und Ebner. So ist die Kooperation nicht nur auf die Entwicklung und Durchführung der Talentchecks beschränkt, sondern auch im Bereich der angewandten Forschung und Entwicklung sowie der internationalen Vernetzung angedacht.

AK startet den digitalen Elternkalender

Mit dem digitalen Elternkalender der AK wird die Elternschaft zum Kinderspiel. Dieses neue Service liefert alle Antworten auf Fragen, von der Schwangerschaft bis zum Kinderbetreuungsgeld. Zusätzlich informiert er persönlich und individuell über Termine und Fristen, damit am Ende nicht eine böse finanzielle Überraschung wartet. Wenn ein Kind unterwegs ist, bricht eine spannende Zeit für die werdenden Eltern an. Neben der Vorfreude auf den Familienzuwachs werfen Schwangerschaft und Geburt aber auch viele Fragen auf. Wie sieht es mit Kündigungsschutz, Wochengeld, Karenz oder Kinderbetreuungsgeld aus? Die wichtigsten Infos von der Schwangerschaft bis zum Wiedereinstieg in den Job liefert der neue digitale Elternkalender der AK. FAZIT JULI 2021 /// 61


(c) RNPD.com. Fotos: Mathias Kniepeiss, Steiermark Tourismus/icarus.cc (3x), Harry Schiffer, www.adobestock.com

Energie Steiermark beteiligt sich an Ab-Hof-Plattform

BKS Bank gewinnt Nachhaltigkeitspreis

Wie weit war die Anreise meiner Tomate? Woher kommt mein Fisch? Die Antwort hat das Unternehmen „AbHof“. Seit 2015 widmet sich das Start-up der Online-Vermarktung von nachhaltigen und regionalen Lebensmitteln aus heimischen Bauernhöfen und ist bundesweit die führende Plattform. Bereits über 40 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich sind Direktvermarkter, ihr Anteil wächst stark. Jetzt hat sich die Energie Steiermark am Unternehmen beteiligt. Und zwar mit 25,1 Prozent. „Landwirte sind wesentliche Partner in unserer NachhaltigkeitsStrategie. Durch die neue Kooperation möchten wir sie in ihrer Direktvermarktung unterstützen“, erklärt Vorstandssprecher Christian Purrer.

Die BKS Bank freut sich über eine weitere Auszeichnung für ihre nachhaltige Unternehmenspolitik. Die Wiener Börse verlieh dem Pionier in Sachen Green Banking den Nachhaltigkeits-Preis im „Sektor Financial Service“. BKS Bank-Vorsitzender Herta Stockbauer wurde der Preis von Christoph Boschan, Vorstandsvorsitzendem der Wiener Börse überreicht. „Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA, wir stehen seit jeher für eine verantwortungsbewusste Geschäftsführung. Dieser Preis macht mich besonders stolz, denn seit mehr als einem Jahrzehnt verfolgen wir eine ganzheitlich ausgerichtete Nachhaltigkeitsstrategie. Daher zählen wir heute zu den Vorreitern in Sachen Green Banking und Klimaschutz“, so Stockbauer.

Auf einen einzigartigen Sommer. Wir haben uns in den letzten Monaten schwierigen Situationen gestellt, uns angepasst und in der Krise Stärke bewiesen. Dank unserer innovativen Industrie haben wir den Wandel aktiv mitgestaltet, angepackt und Neues gewagt. Genau deshalb geht es jetzt bergauf. Für alle.

Fotos: Lebensressort/Wolf, Energie Steiermark

Kurz & News




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Kurz & News

Österreich bekommt modernes Schlagerradio Wer Schlager liebt, darf schon einmal die Ohren spitzen und sich vor allem freuen. Denn am 28. Juni geht Radio Flamingo „on air“. Der neue österreichweite Radiosender der Styria Media Group AG verspricht und hält: Alles Schlager und jede Menge gute Laune. Und das gilt rund um die Uhr, immer und überall, egal ob zu Hause, unterwegs, im Job oder im Urlaub. Denn ausgestrahlt wird Radio Flamingo über DAB+, also über Digitalradio, via App, als Livestream auf www.radioflamingo.at im Web und via Smart Speaker. „Radio Flamingo macht das Leben schöner“, verspricht GF Gottfried Bichler ein durch und durch mit positivem Lebensgefühl aufgeladenes Hörerlebnis. „Mit dem Musikformat werden wir einem Trend gerecht.“

„Arbeit neu denken – Potenziale nutzen“

BETRIEBSSERVICE Abgestimmt auf Ihren Betrieb, Ihre Anforderungen und Bedürfnisse berät Sie das Betriebsservice gezielt über die Möglichkeiten der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung und welchen Nutzen Sie daraus erzielen können! Potenziale von Menschen mit Behinderung erkennen und für den Betrieb nutzen!

Große Bühne für die besten Nachwuchsverkäufer

Menschen mit Behinderung

Neun Nachwuchstalente sicherten sich vorab mit beeindruckenden virtuellen „Bewerbungen“ ihre Tickets für den großen finalen Live-Wettbewerb der besten Handelslehrlinge. Den ersten Platz und damit den Titel „Junior Sales Champion 2021“ holte sich Jennifer Paar von Kastner & Öhler. Ebenfalls hochverdient aufs Siegerstockerl schafften es Michael Uhl, Franz Gady GmbH, und André Brunner, ebenfalls Kastner & Öhler. „Von der Corona-Pandemie lassen sich junge Talente nicht aufhalten“, unterstreicht Spartenobmann Gerhard Wohlmuth, „ganz im Gegenteil: Sie haben mit ihren kreativen Bewerbungsvideos eindrucksvoll gezeigt, dass sie nicht nur engagiert ihre Ausbildung absolvieren, sondern auch digitale Skills bewiesen.“

> haben oft besondere Fähigkeiten. Ein modernes Personalmanage-

Äußerst zufriedenstellend fiel der Bericht über die Folgeprüfung der Holzcluster Steiermark GmbH aus, der nun vom LRH unter der Leitung von Direktor Heinz Drobesch veröffentlicht wurde. Die Empfehlungen der Erstprüfung aus dem Jahr 2012 wurden nahezu vollständig umgesetzt, Verbesserungspotenzial orten die Prüfer nur in Randbereichen. So sollte künftig eine stufenweise Deckungsbeitrags-Rechnung etabliert werden, in die auch Personal- und Overheadkosten eingerechnet sind. Erst dadurch würde laut LRH ein kostengetreues Projekt-Controlling ermöglicht. Auch eine zusätzlich durchgeführte Vergabeprüfung brachte eine ordnungsgemäße Vergabepraxis zutage, lobt der LRH.

Am besten online auf http://www.neba.at/betriebsservice – das NEBA Betriebsservice steht in ganz Österreich kostenlos für Sie zur Verfügung – auch in Ihrem Bundesland!

Folgeprüfung des LRH beim Holzcluster Steiermark

Fotos: Marija Kanizaj, Peter Drechsler, LRH

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Diagonale 21: heimisches Filmschaffen im Fokus

Marktdruck zwingt die Milchbetriebe zum Wachsen

In diesem Jahr kehrte die Diagonale auf reale Leinwände zurück und machte Graz zum Nabel der heimischen Filmlandschaft. Unterstützt wird die Diagonale’21 zum fünften Mal von der Steiermärkischen Sparkasse. Als Hauptsponsorin des Formats „Diagonale im Dialog“ trägt man dazu bei, einen lebendigen Austausch zwischen Künstlern und dem Publikum zu ermöglichen. Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse, erläutert: „Die Diagonale ist dafür bekannt, Themen unserer Zeit kritisch zu betrachten und mit Hilfe hochwertiger Filme einen Diskursraum zu schaffen. Themen wie Zusammenleben, Vielfalt oder Umweltschutz spielen auch in der Steiermärkischen Sparkasse eine zentrale Rolle.“

„Obwohl die Milchbauern auch während der Corona-Pandemie verlässliche Partner waren, sind die Milchpreise aktuell niedriger als zu Jahresende 2020“, ist LK-Präsident Franz Titschenbacher enttäuscht. Die Kosten für die Bauern, insbesondere die Futter-, Energie- und Baukosten steigen stark, die ErzeugermilchpreisEntwicklung kann dem nicht Schritt halten, wie die jüngsten Berechnungen der LK zeigen. „Die Bauern brauchen vertretbare Erzeugerpreise, ansonsten ist die wirtschaftliche Absicherung der vorwiegend klein strukturierten Betriebe im Berggebiet in ernster Gefahr“, betont der Kammerpräsident. Massiver Preisdruck zwingt aber die Betriebe zum Wachsen – das Gegenteil dessen, was sich die Bevölkerung erwartet.

Fotos: Margit Kundigraber, LK-Stmk / Danner

Kurz & News

DIE STEIERMARK IM AUFBRUCH Gemeinsam – mit Mut und Zuversicht – machen wir große Fortschritte raus aus der Krise. Endlich können Treffen im Privatbereich demnächst wieder in größerem Rahmen stattfinden. Mit den Steirerinnen und Steirern in den Dialog zu treten ist auch essentiell in der politischen Arbeit. Deshalb freue ich mich auch schon sehr – zur Reflexion unseres politischen Handelns im Rahmen der Klubarbeit – auf viele gute Gespräche! Barbara Riener, Klubobfrau der Steirischen Volkspartei

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Bauen & Wohnen ist die Grüne Mark beim Preis sogar die Nummer eins. Dazu Gerald Gollenz, FG-Obmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder: „Die steirischen Immobilienpreise waren auch 2020 generell am unteren Ende von Österreich angesiedelt, wobei weite Teile des Ballungsraums Graz hier eine Ausnahme bilden.“ Regional betrachtet fällt die Preisentwicklung höchst unterschiedlich aus. Am günstigsten sind Baugrundstücke im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld (44,46 Euro), gefolgt von der Südoststeiermark (47,16) und von Murau (53,71). Am teuersten sind sie in Graz (293,21), gefolgt von Graz-Umgebung (128,66). Bei neuen bzw. gebrauchten Eigentumswohnungen hei-

ßen die Preissieger Murtal (1.723,49 bzw. 829,93 Euro pro Quadratmeter) und Murau (1.749,38 bzw. 872,13 Euro). Am oberen Ende der Preistabelle findet man wieder Graz mit 3.422,66 Euro pro m² bei Erstbezug beziehungsweise 1.947,20 Euro bei gebrauchten Immobilien. Beim Mietzins dagegen schwankt der Quadratmeterpreis zwischen 5,38 Euro (Voitsberg) und 8,84 Euro (Graz). Die Preise für Betriebsgrundstücke sind ebenfalls größtenteils gestiegen, am meisten in Deutschlandsberg und Graz-Umgebung, billiger wurden sie in HartbergFürstenfeld, Voitsberg und Weiz. „Am Büromarkt sah man 2020 dagegen durchwegs eher billigere Mieten, auch in Graz sind kaum Veränderungen bemerkbar“, so Gollenz.

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Der steirische Immobilienmarkt bleibt preiswert

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Die Nachfrage nach Immobilien ist in Zeiten von Corona und niedrigen Zinsen groß. Wer jetzt eine Mietwohnung sucht oder sich den Traum eines Einfamilienhauses realisieren will, der kommt hier im Vergleich zum Bundesschnitt immer noch günstig zum Zug.

Foto: Fotolia

S

o lautet das Ergebnis des aktuellen Immobilienpreisspiegels. Mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 6,54 Euro sind Mietwohnungen nur in Kärnten (6,36) und Burgenland (6,31 Euro) günstiger

zu haben − in Vorarlberg bezahlt man dafür 10,11 Euro. Bei Baugrundstücken (90,74 Euro pro m2), Einfamilienhäusern (1.357,18 Euro), Reihenhäusern (1.202,58Euro) und gebrauchten Eigentumswohnungen (1.188,05 Euro)

* Alljährlich werden in einer unabhängigen, österreichweiten Studie 8.000 Versicherungs- und BankkundInnen zu ihrer Zufriedenheit befragt – mit einem eindeutigen Ergebnis: Auch 2021 wird die GRAWE in der Kategorie „Versicherungen bundesweit“ mit dem 1. Platz und zusätzlich für „Exzellente Kundenorientierung“ ausgezeichnet.

FAZIT JULI 2021 /// 67


Bauen & Wohnen

Ein Platz für die Seele – Südsteiermark - Kitzeck/Sausal: sehr gepflegter Landsitz in sonniger und ruhiger Wohnlage mit wunderschöner Aussicht, großer Terrasse und optimaler Westausrichtung. Ebenso vorhanden ein Gewölbekeller und eine sehr gepflegte Außenanlage. Gfl.2086 m², Nfl.241 m², HWB: 97,4 kWh/m²a, fGEE: 1,37. KP 670.000,- Euro, Manuela Roiderer 0664-8184143, www.sreal.at

Wunderschöne 4-ZimmerWohnung in Gösting, 133 m² Nutzfläche inkl. West-Loggia, 50 m² Wohnbereich, 2 TG-Plätze möglich, Grünruhelage, gepflegte, neuwertige Anlage, HWB: 93,5 kWh/m²a, KP: 349.000,- Euro, Michaela Rettenbacher, MA BSc., Tel: +43 664 818 41 30, www.sreal.at

Klöch: LEBEN am LAND … „wo die Welt noch in Ordnung ist“. In einer attraktiven Einfamilienhausumgebung, ganz nahe dem Golfplatz Klöch, befindet sich dieses Wohnhaus mit Prachtgarten, 3 Garagen, 1 Carport und 1 Holzgartenhaus in Aussichtslage. Wfl. ca. 145 m², Gfl. 2.767 m², KP: 295.000,Euro. HWB 195 fGEE 2,59. Astrid Harler, 0664/8550210, www.raiffeisen-immobilien.at

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Der sozialdemokratische Gem e i n d e ve r t r e t e r ve r b a n d (GVV) Steiermark hat personell die Weichen für die Zukunft gestellt. Der Kapfenberger Gernot Leskovar, bisher Büroleiter des GVV Steiermark, wurde einstimmig zum neuen Landesgeschäftsführer gewählt. Er folgt in dieser Position Günter Pirker nach, der diese Funktion 15 Jahren abgibt. Auch Leskovar ist seit 15 Jahren für den GVV tätig und kennt die Organisation in- und auswendig. LH-Stv. Anton Lang gratuliert: „Die kommunale Ebene liegt mir am Herzen, denn unsere Bürgermeister und Mandatare in den Städten und Gemeinden sind eine der Grundfesten unserer Bewegung.

AUVA gratuliert Christophorus 17 Vor einem Jahr, am 20. Mai 2020, startete der Flugbetrieb des ÖAMTC-Rettungshubschraubers Christopherus 17 am Stützpunkt im obersteirischen St. Michael. Anlässlich dieses ersten Geburtstages besuchten der Generaldirektor der AUVA, Alexander Bernart sowie deren Führungskräfte den Stützpunkt und überbrachten Geburtstagsglückwünsche. Flugbetriebsleiter Cpt. Peter Fleischhacker und der leitende Flugretter des C17-Stützpunktes Heimo Stangl wiesen die Besucher am Stützpunkt ein und erörterten, dass in diesem einem Jahr von St. Michael aus bereits 1.000 Einsätze geflogen wurden.

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Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder

Grazer Stahl FAZIT JULI 2021 /// 71



Fazitportrait

Das letzte Betonstahlwerk des Landes werkt seit mehr als einem halben Jahrhundert im

Stadtgebiet von Graz. In den letzten Jahrzehnten weitgehend unaufällig und nahezu vergessen,

rückt es mit dem Ausbau des neuen »Stadtteils

Reininghausgründe« in den Fokus von Anrainern und Politik: die Marienhütte, ein Portrait.

E

s hat sich jahrezehntelang wirklich gut versteckt. Zwischen Steinfeldfriedhof und Don Bosco, angeschmiegt an die Südbahnlinie, steht mitten in der Stadt Graz ein Stahlwerk, die Marienhütte. Erst seit die am schnellsten wachsende Stadt Österreichs nicht nur an seinen Rändern Speck ansetzt, sondern sich auch in seinem Inneren »entwickelt«, wie es im Immobilienjargon so harmlos heißt, und Äcker und Wiesen in den westlichen Bezirken Straßgang und Wetzelsdorf dem »Betongold« weichen müssen, gelangt die Marienhütte in den Mittelpunkt des Interesses. Im neuen »Stadtteil Reininghausgründe« werden bald mehr als zehntausend neue Anrainer unmittelbar vor den Toren des Stahl- und Walzwerks wohnen. »Wir sind ein Vorzeigeprojekt, wie »Schwerindustrie« in und mit der Stadt koexistieren kann«, sagt Hüttenchef Markus Ritter. Der 52-jährige Jurist ist Gesellschafter der »Maschinen und Stahl Holding GmbH«, unter deren Dach sich neben dem Stahl- und Walzwerk Marienhütte unter anderem der Hersteller von geschweißten Bewehrungsprodukten AVI in Raaba oder der Produktionsanlagenhersteller EVG befinden, alle im Besitz der Familie Ritter. Er verweist auf zahlreiche nachhaltige Maßnahmen, die insbesondere seit dem Verkauf der Marienhütte im Jahr 1987 durch das Gründerunternehmen Großschädl an die AVI-EVG-Gruppe mit Markus Ritters Großvater Josef getroffen wurden. Bewußt und begreifbar werden diese erst bei unserem Rundgang durch das Werk. 400.000 Tonnen Stahl pro Jahr »Unser Produkt herzustellen ist nicht die Kunst«, so Ritter, »die Kunst ist es, das energie- und ressourcensparend zu machen.« Das Endprodukt der Marienhütte ist schnell erklärt: Betonstahl. Das sind jene Stahlbewehrungen, die in Stahlbetonbauten eingelegt werden und damit das Rückgrat des Stahlbetons bilden. »Der Stahl aus der Marienhütte ist gewissermaßen der Stoff, aus dem in FAZIT JULI 2021 /// 73



Fazitportrait

Wir sind ein Vorzeigeprojekt.

der Maßschneiderei der Eisenbieger das fertige Kleid für die Baufirmen hergestellt wird«, erklärt Ritter uns Laien. Denn nicht die Baufirmen – zum Beispiel des mit 220 Metern höchsten Gebäudes in Österreich, dem Donau-City-Tower oder auch der wachsenden Betontürme auf den Reininghausgründen, wo überall Betonstahl aus dem Grazer Betrieb zu finden ist – sind seine Kundschaft, sondern die Eisenbieger, die den »Stahlstäben« erst die gewünschte Form geben. 1987 gab es noch sieben Hersteller, heute ist die Marienhütte das letzte Betonstahlwerk des Landes, hier wird die Hälfte des gesamten heimischen Bedarfs an Betonstahl erzeugt. 300 Mitarbeiter erzeugen im Jahr rund 400.000 Tonnen Stahl und generieren damit einen Umsatz von 180 Millionen Euro (2020). »Heuer wird es sicher mehr, weil unser Produkt rohstoffpreisgetrieben ist«, erläutert Ritter. Das gelte zum einen für Stahl, der 2015 noch 400 Euro pro Tonne gekostet hat, heute aber bereits 800 Euro. Zum anderen auch für Schrott, aus dem der Stahl hergestellt wird. Auch ökologisch sinnvoll ist die optimale Anpassung der Marktgröße der »Micro Mill«, des »Miniwerks«, wie Markus Ritter es bezeichnet: »Unser Produkt ist äußerst sperrig und nicht unbedingt wertvoll, daher ist unser Einkaufs- und Auslieferungsradius nur bis zu 500 Kilometern sinnvoll. Deshalb produzieren wir auch nicht mehr.« Dabei sei die Öffnung der Ostmärkte im Rahmen der EU sehr hilfreich gewesen. Außerdem werden die Transporte zu 97 bis 98 Prozent mit der Bahn über einen eigenen Bahnanschluss abgewickelt. Der Lkw-Verkehr hält sich demnach in Grenzen, was nicht zuletzt für die Anrainer von Bedeutung ist. Fernwärmeauskoppelung In den Neunzehnsiebzigerjahren führten die Lärm- und Staubemissionen des Stahl- und Walzwerks zu massiven Anrainerprotesten und die ersten Bürgerinitiativen bildeten sich. Erst die Inbetriebnahme einer ersten Entstaubungsanlage im Jahr 1976 konnte die jahrelangen Proteste damals beenden. Deshalb waren die Geschäftsführer Markus Ritter und Herbert Fohringer über den buchstäblich unscheinbaren Betrieb des Werks über all die letzten Jahre nicht unglücklich. »Das alte Bild der Stahlwerke mit rauchenden Schloten und schweißüberströmten Körpern existiert zwar in

Markus Ritter

den Köpfen noch immer, ist aber vollkommen überholt«, so Ritter. Man sei im Gegenteil ein ökologischer Betrieb. Dieser Anspruch erscheint auch gut belegt, etwa durch das nach internationalen Normen ausgestellte Ökozertifikat oder den »Klimaaktivpreis« 2009 für die von der Marienhütte entwickelte Online-Laserabgasanalyse oder den »Asmet-Energy-Award« 2013. Letzteren erhielt das Stahlwerk für jenes Projekt, bei dem eine Energiezentrale errichtet und ein ehemaliges Futtermittelsilo am Betriebsgelände 2017 zum sogenannten »Power-Tower« umgebaut wurde. Das ist jenes hochhausartige, für die meisten der täglich tausenden von Autofahrern in der Triester- oder der Kärtnerstraße absolut rätselhafte, mit Photovoltaikpanelen verkleidete Gebäude mit den Aufschriften »Energie Graz« und – allerdings verkehrsabgewandt – »Marienhütte«, das als einziges Werksgebäude weithin sichtbar ist. Mit dieser Investition wurden bereits damals Vorbereitungen getroffen, den künftig entstehenden neuen Stadtteil Reininghaus mit kohlendioxidfreier Nahwärme zu versorgen. Aufgrund eigener Niedrigenergiekomplexe im neuen Stadtteil haben sich diese Pläne zwar zum Teil geändert, doch dient die Pufferspeicheranlage mit zwei 30 Meter hohen Wassertanks im Inneren des Power-Towers zur weiteren Erhöhung der Fernwärmeauskoppelung aus der Marienhütte. Der Energiebedarf des Stahlwerks ist insbesondere wegen des Elektrolichtbogenofens gewaltig. Etwa ein Drittel des Grazer Stromverbrauchs fließt in die Marienhütte. Andererseits kommt ein großer Teil der entstehenden Wärme wieder der Stadt zugute. Etwa zehn Prozent der gesamten Grazer Fernwärme stammt aus der Marienhütte. Transparenz Angesichts der baldigen Nachbarschaft mit den Bewohnern des neuen Stadtteils Reininghaus legt Markus Ritter nicht nur Wert auf gute Stimmung, sondern vor allem auf Transparenz. »Die im Winter sichtbaren Emissionen sind Wasserdampf«, wie er versichert, »was immer bleiben wird, ist ein Grundgeräuschpegel aus dem Werk und die bei einem Materialumschlag von einer Million Tonnen unvermeidlichen Emissionen sowie der Lkw-Verkehr unserer Kunden, die unser Produkt abholen.« Beim Werksrundgang wird klar, dass der Schrott, der zur Gänze auf der Schiene angeliefert

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Fazitportrait

Was immer bleiben wird, ist ein Grundgeräuschpegel aus dem Werk.

wird, eigentlich Abfall darstellt, der aufwändig entsorgt werden müsste. Durch seine Einschmelzung wird er im Stahlwerk recycelt, also wiederverwertet, und weil etwas relativ Sinnvolles dabei entsteht, nämlich Betonstahl, darf der Hausherr der Marienhütte auch sagen, dass sein Stahlwerk ein Upcyclingunternehmen mit dem Ziel der Abfallvermeidung ist. Hier wird mit Stoffkreisläufen gearbeitet, die gewährleisten, dass es kaum Abfälle gibt. Auch der Wasserkreislauf etwa, der in erster Linie der Kühlung des Stahls dient, ist ein geschlossener. Es ist ein gewaltiges Schauspiel, wenn im 24-Stunden- und 6-Tagebetrieb die drei Elektroden im Lichtbogenofen eingeschaltet werden und unter Zugabe von Erdgas, Kohlenstoff und Sauerstoff bei einer Hitze von bis zu 10.000 Grad Celsius eine 40-Tonnen-Ofenfüllung Eisenschrott zusammen mit Kalk innerhalb von 40 Minuten einschmilzt. Durch Vergießen und Erstarren in einer Stranggussanlage entsteht zunächst das Endprodukt aus dem Stahlwerk, der Knüppel, 13 mal 13 Zentimeter im Querschnitt und 12,8 Meter lang. Über den Stoßofen gelangt der auf 1.200 Grad erwärmte Knüppel aus Gründen der Energieeffizienz unmittelbar in das Walzwerk, wo er zu den acht bis 40 Millimeter verwundenen Betonstahlstäben gewalzt wird. Diese bleiben entweder in Stabform oder sie werden auf dem Spuler zu 1,7 Tonnen schweren sogenannten Coils in Ringen aufgespult – oder, als Spezialität des Hauses, auf noch größere Coils von bis zu fünf Tonnen umgespult, je nach Kundenwunsch. In geringer Menge wird in der Marienhütte auch Rundstahl mit acht bis 30 Millimeter Durchmesser und sechs Meter Länge für Kunden wie etwa Schlossereien erzeugt. Auch für den bei der Stahlproduktion entstehenden Abfall hat man eine Lösung gefunden. Die durch die erwähnte Beigabe von Kalk entstehende Schlacke wird in unterschiedlichen Körnungen als Kunstgestein im Ingenieur- und Straßenbau eingesetzt. Das sorgte bis vor rund zehn Jahren für heftige Diskussionen mit Na-

Markus Ritter

turschotterherstellern und Umweltschützern, weil unklar war, was dabei mit den darin gebundenen Schwermetallen passiert. Über Gutachten und Feststellungsbescheide konnte Markus Ritter darlegen, dass sich die Schadstoffe genauso wenig herauslösen wie aus Natursteinen.

Umweg über Brüssel Dazu gehört neben Geduld auch viel Geschick, das sich der Stahlwerksbesitzer in dritter Generation auf Umwegen angeeignet hat. Nach dem Studium beschäftigte er sich in Brügge mit EU-Recht, landete beim damaligen Nationalratspräsidenten Heinz Fischer in der Parlamentsdirektion und schließlich für fünf Jahre als pragmatisierter Beamter in der EU-Kommission in Brüssel. Erst als sein Vater Gert Ritter im Jahr 2000 verstarb, stieg er in das Familienunternehmen ein, dem er nunmehr seit 2006 als geschäftsführender Gesellschafter vorsteht. Die Marienhütte wurde in der Folge Teil der erwähnten Holding, deren weitere Gesellschafter Martin Ritter und Astrid Allesch-Ritter, Klaus Ritter und Claudia Ritter sowie Dagmar Ritter-Blisniewski und Georg Droschl sind. Wenig begeistert zeigt sich Markus Ritter davon, dass auch östlich, »also diesseits der Alten Poststraße ein größeres Wohnbauprojekt geplant ist. Das kommt uns schon ziemlich nahe, aber unsere Bedenken wurden leider nicht erhört.« Eine andere Vorleistung der Marienhütte hinsichtlich des neuen Wohngebiets ist die neue gewaltige Filteranlage »auf letztem technischen Stand um acht Millionen Euro«. Sie fängt nicht nur den Staub aus der Produktion auf, sondern filtert auch Zink für das Recycling heraus, wobei die riesigen Ventilatoren allerdings auch einen gewissen Lärmpegel verursachen. Eine allfällige Infragestellung des Werksstandortes kann Markus Ritter in keiner Weise erkennen, vielmehr erinnert er sich an die Worte von Bürgermeister Siegfried Nagl anläßlich der Eröffnung des Power Towers: Er hat gesagt »Wir sind stolz auf n unser Stahlwerk.«

Stahl- und Walzwerk Marienhütte GmbH 8020 Graz, Südbahnstraße 11 Telefon +43 316 59750 marienhuette.at

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Wenn Du Deine eigene Wahrheit besitzt, kannst Du sie verzerren wie du willst.

John David McAfee, 1945–2021, Unternehmer und Entwickler von Antivirensoftware

Architekturbiennale in Venedig

Biennale mit Grazer Beitrag Die Grazer Künstlerin und Architekturhistorikerin Azra Aksamija ist mit zwei herausragenden Arbeiten im venezianischen Arsenale bei der Architekturbiennale 2021 vertreten. Von Michael Petrowitsch

K

Fotos: Gage Skidmore, Thomas Fischer, Heimo Binder

omplexe Erscheinungsformen unserer Welt in lesbare und konsumierbare Aufbereitung zu übersetzen ist ein beschwerliches Ding. Gerade im Bereich der Kunst und der Architektur kommen gesellschaftspolitisch vertrackte Situationen allzu oft zu verklausuliert daher. Azra Aksamija ist da eine wohltuende Ausnahme. Wir trafen die Professorin am Bostoner MIT vor und mit ihren Arbeiten an den Eröffnungstagen der Biennale in Venedig und lassen uns einführen.

Du bist einerseits als Einzelkünstlerin vertreten, andererseits hast du mit deinem Team eine zweite Arbeit vorgelegt. Womit beschäftigst du dich gerade in deinen Arbeiten? Im Großen und Ganzen handelt es sich um eine symbolische Betrachtungsart von pluralistischen Gesellschaftsstrukturen. Eine der vielen Lesarten könnte etwa das Sichtbarmachen einer marginalisierten Schicht von Menschen sein. Eines der ausgestellten Projekte spricht über Menschen, die beispielsweise in der Bauindustrie und in der Architektur arbeiten, oder von Leuten, die auf der Suche nach einem besseren Leben sind. Und historisch sichtbar machen lässt sich das anlassbezogen in der Globalisierung, die von Westen nach Osten ging, und damit landen wir schon in Venedig. Das war und ist ein Ort, an dem

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sich verschiedene Interessen entfalteten und entfalten. Teilweise erkennt man die Fragilität von natürlichem und kulturellem Erbe an den Figuren mit Helm, die aus Glas aus Murano sind. Diese Fragilität aus Glas in Blau zum Beispiel steht für die UN, die uns schützen sollte, die aber auch als fragil und zerbrechlich gezeigt haben. Die Arbeit historisiert zwei Zeitdimensionen, die historische und die zeitgenössische. Die Probleme, die die Architekturindustrie im Zusammenspiel des kulturellen Austausches wahrnimmt, die wir sehr stark aus Venedig kennen, sind eine Sache die wir mitnehmen können. Wir können eben von diesem kulturellen Erbe lernen. Mein persönlicher Zugang zur Kunst und Architektur kommt auch über die Wissensvermittlung, mir geht es in diesem Falle um klassische Aufklärung und um die Fragestellung, ob Kunst und Kultur die Welt positiv verändern können. Was treibt dich an? Ich bin eine Proponentin des kritischen Optimismus, wobei die ganze diesjährige Biennale diese Massage nach draußen schickt. Wenn wir so weitermachen und alles negativ sehen, können wir es eh vergessen. Wir können und müssen Menschen im kleinen Rahmen inspirieren. Wir können und sollen neue Horizonte öffnen und Probleme anders »erschauen«. So ist etwa die zweite Arbeit eine reine Intervention, die ich mit meinem Forschungs-

team erarbeitet habe. Die Biennale ist ein guter Kanal und ein Sound, um diese Stimmen von Unterdrückten an die Öffentlichkeit zu befördern. Es ist wohl komisch, das in einem wunderschönen Kontext zu machen, wenn du weißt, dass anderswo die Leute zerbombt werden. Und in den Flüchtlingslagern in Syrien tausende Leute sitzen. Und diesen Stimmen von Unterdrückten will ich eine Öffentlichkeit geben. Globale Foren und der intellektuelle Diskurs sind wichtig und das verstehe ich nicht als Egotrip, sondern als Brainstorming, wie im Titel und Motto der heurigen Biennale »How will we live together?« ohnehin zum Ausdruck kommt.

Lässt sich dieses Konzept auf jüngere Menschen übertragen? Wie sind denn deine Instrumentarien, das auf die nächste Generation an kritischen Mitmenschen weiterzugeben? Für Studenten, die noch nie ein Flüchtlingslager gesehen haben, ist das augenöffnend und das macht sie auf ihr eigenes Privileg aufmerksam, ein wenig umzudenken: Nämlich die Tatsache, dass sie Teil von einem globalen System von Ungerechtigkeit und Ausbeutung sind. Ich arbeite bewusst mit (!!!) meinen Studenten. Es geht nicht darum »White Savior« zu sein, sondern Blickwinkel zu öffnen. Gibt es aufgrund der Krise eine Art Rückwärtsentwicklung in Sachen Gerechtigkeit und Menschenrechte?


Alles Kultur Bachmannpreis an Grazer Schriftstellerin

Azra Akšamija mit Kulturstadtrat Günter Riegler bei der Verleihung des Kunstpreises der Stadt Graz im Jahr 2019 Ich sehe beides. Wir haben in den Vereinigten Staaten in den Trump-Jahren einerseits die Empathielosigkeit gesehen, auf anderen Seite jedoch den Überlebenskampf und neue Formen von Solidarität. Es gibt dort seit Jahren eine Rassendebatte und nun gibt es eine Unirestrukturierung im Sinne von Rassengleichheit in den USA. Es ist die Schnittstelle in der Frage: Wo stellt man sich hin, in einer brennenden Welt? Die Frage habe ich mir ständig gestellt. Was mache ich mit meinem Privileg? Da ist es schon wichtig, die Orte von Marginalisierung nicht zu vergessen. Nicht nur die eigene Karriere voranzutreiben.

Kulturelle Überlappung Von Andreas Pankarter

D

ie in Theheran geborene und seit 2012 in Graz lebende Schriftstellerin Nava Ebrahimi hat bei den diesjährigen Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt den mit 25.000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis gewinnen können. Auf Einladung von Jurymitglied Klaus Kastberger, Leiter des Literaturhaus in Graz, hat sie am Wettlesen teilgenommen und überzeugte die Jury mit ihrem Text »Der Cousin«. Sie berichtet von einem Treffen mit ihrem Cousin in New York und eröffnet dabei eine weitere Erzählebene, die durchaus im Stande ist, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Kastberger sagte in seiner Laudatio, der Text sei der komplexeste, den er von Ebrahimi kenne. Ihr Schreiben entstehe aus einem kulturellen

Überlappungsbereich – geboren im Iran, aufgewachsen in Deutschland und jetzt eben lebhaft in Graz –, der nicht nur einfach zu bewältigen sei. Die Literatur biete Möglichkeiten, die in Gesellschaften nicht so ohne weiteres möglich seien, sie gebe etwa auch den Raum, von persönlichem Leid zu berichten. Im letzten Frühjahr hat Volker Schögler die Autorin übrigens zu einer Fazitbegegnung (Fazit 160) treffen können. Die solltens Sie auf unserer Webseite nachlesen. Neben Ebrahimi gab es noch weitere Preisträger: So ging der Preis des Deutschlandfunks nach einer Stichwahl gegen Necati Öziri an Dana Vowinckel aus Deutschland, den Kelag-Preis gewann dann der deutsche Necati Öziri – er konnte auch den Publikumspreis gewinnen –, und der 3Sat-Preis ging an Timon Karl Kaleyta, ebenfalls aus Deutschland. n

Was wär deine persönliche utopische Wunschvorstellung für die nächsten Jahre? Frieden, Bescheidenheit und auch Rücksicht auf nichtmenschliche Lebensformen. Mehr Liebe und weniger Ego, dann wäre ich schon ein wenig zufriedener. n Azra Akšamija ist eine bosnisch-österreichische Künstlerin und Architekturhistorikerin. Die seit 1995 in Graz lebende und nunmehr am MIT in Boston Lehrende konzentriert sich in ihren Arbeiten auf die Rolle der kulturellen und religiösen Identität in Konflikten. Insbesondere in der jüngeren Geschichte des Bosnienkrieges und seiner Folgen. Darüber hinaus ist sie für ihre sozialkritischen und partizipativen Arbeiten im Umgang mit Konstruktionen von Identität bekannt. Eine Fülle an Ausstellungs- und Publikationstätigkeit begleitet ihre künstlerischen Stationen. azraaksamija.net

Bachmann-Preisträgerin Nava Ebrahimi

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GÖTZ SCHRAGE & PETER SICHROVSKY

Erstmals in Graz!

Kleine Geschichten und große Worte

Alles Kultur

Steirischer Herbst 2021

Lokal versus International Das Paradefestival stellt sich seit drei Jahren neu auf und wird wohl, so macht es die Programmvorschau deutlich, im vierten Jahr dort ankommen, wo die derzeitig handelnden Protagonisten hinwollten. Ein Vorabloblied auf eine breite Konzeption mit dem behutsamen, aber (noch) nötigen Ausgleich zwischen Lokal- und Internationalisierung. Von Michael Petrowitsch

S

Lesung am 1. Juli 2021 ab 19.00 Uhr im Kaiserfeld

Musikalisch begleitet vom Aeras-Ensemble mit Werken von Johann Schrammel, Fritz Kreisler u. a.

eit der Autor dieser Zeilen das Licht der Welt erblickt hat, gibt es dieses Festival. Zufall? Schicksal? Gefühlt seit dieser Zeit gibt es ebenso die lähmende Diskussion, wie »steirisch« denn »der Herbst« nun wirklich sein soll. Wie gut, dass Henriette Gallus, ihres Zeichens Debuty Director, in ihrem pressekonferenziellen Statement im wunderschönen Innenhof des Palais Attems bei strahlender Junisonne gleich klarstellte, dass der Anteil der mitpartizipierenden lokalen Künstler und Initiativen in der Zeit unter Ekaterina Degot deutlich höher ist als unter den Vorgängern. Zum gleichen Anlass erhellt Intendantin Degot und stellt klar, dass alle Arbeiten des »herbst« Auftragsarbeiten sind. Also frisches und erfrischend neues Material. Das freut das Kulturkonsumentenherz. Zudem ist die lang angedachte Verlängerung des Festivalzeitrahmens nun auch endlich Re-

alität, man beginnt früher, nämlich bereits am 9. September. Viele kleine Programmbzw. Parallel- und dennoch wichtige Eckpunkte starten bereits im Sommer oder haben bereits begonnen, wie etwa die grandiose Schau »Einatmen-Ausatmen« im Kultum. Die Rabtaldirndln und Stubenrein starten in ihren Outlets Murau und Hainersdorf ebenfalls in Bälde. Neben den ohnehin bekannten und hier nicht weiter zu erwähnenden Fixstartern aus der »Grazer Szene« freuen wir uns schon ganz besonders auf die neue coole Location Annenstr. 53 mit Milica Tomic. Am Start ist auch und zum zweiten Mal mit spanendem Programm, kuratiert vom stets eloquenten Klaus Kastberger, das Literaturhaus Graz. Erfreulich Diskursives wird es vom frischformierten Führungsteam, den Youngsters vom Forum Stadtpark, die mit Elan das ergraute Haus in eine neue Zeit führen wollen, geben. Aber was spielt sich denn so ab in der großen weiten Welt,

Freier Einlaß. Musik freut sich über eine Spende. Beschränkte Zuschauerzahl da Covid und so. Also first come, first Sitzplatz! Das wird wohl eine Art Sujet für den Steirischen Herbst in diesem Jahr sein

Café Kaiserfeld 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 19–21

fb.com/kaiserfeld fb.com/fazitmagazin fb.com/steiermag

FAZIT 80 /// FAZIT JULI 2021


Alles Kultur

Vienna Biennale for Change 2021

Henriette Gallus

die es auch noch gibt? Man pflegt weiterhin intensive sind Kontakte in den Süden. Theater aus Laibach ist genauso vertreten. Große Namen wie Thomas Hirschhorn und Rosemarie Trockel, Hans Haacke und Phil Collins (nicht den Musiker, wie die Kuratoren Christoph Platz und Dominic Müller augenzwinkernd betonen) werden den September und Oktober 2021 in Graz bereichern. Apropos Stadtbild und öffentlicher Raum: Auch hier wird es weise Antworten auf mögliche Fragestellungen geben. Betont wird im Programm der proaktive Akt, die Stadt zur Bühne zu machen. So wird der öffentliche Raum besetzt mit Straßeninterventionen von Sophia Brous. International gesehen wird also reichlich geklotzt und gar nicht erst gekleckert und das ist unterstützenswert und für die nächsten Jahre ausbaufähiger. Man möchte gar applaudierend meinen, dass die Entwicklung Richtung Kasseler Documenta wohlige, stete eherne Formen annimmt. Vielleicht wagt man einst den revolutionären Schritt, komplett auf Lokales zu verzichten und rein die Internationalität zu forcieren? Müssen Menschen, die im steirischen Kulturgeschehen im Jahreslauf ohnehin unvermeidbar immer wieder aufpoppen, mit dem »steirischen herbst«-Pickerl ausgestattet werden? Die schaffen das auch ohne Handerlhalten, die sind groß genug. Vielleicht will man den Sprung in die Totale der Internationalisierung wagen? Hier noch als Gedankenspiel, ein Experiment wäre es wert. Die lokale Szene würde es überleben, das Festival n vollkommen neu ausgerichtet.

Von Thomas Goiser

F

ür jene, die die Sommerwochen für einen Wien-Besuch nutzen wollen, gibt es heuer – so wie in den Jahren 2015, 2017 und 2019 (und vielleicht zum letzten Mal) – eine »Vienna Biennale«. Diese geht auf die Initiative des scheidenden Direktors des Museums für angewandte Kunst (Mak), Christoph Thun-Hohenstein, zurück. Diesmal geht es unter dem Titel »Planet Love« um Leidenschaft für unsere Umwelt, Ideen zur Veränderung und kollektive Verantwortung für die Klimazukunft. Damit ist – nun ein weiteres Schlagwort – »Climate Care« gefragt. Präsentiert werden Impulse von Kunst, Architektur und Design. Warum das alles? Die Uhr tickt, der Klimawandel schreitet voran. Der Planet verdient unsere Liebe, denn er ist der einzige, auf dem menschliches Leben möglich ist – so in der Art appelliert die Kombination aus Ausstellungen und Veranstaltungen an ein überwiegend sehr aufgeklärtes Publikum. Auf sie warten Kunstwerke und -installatio-

nen, Designprozesse und Ideen zu Stadtund Raumplanung. Neben dem Mak sind die Universität für angewandte Kunst Wien, die Kunsthalle Wien, das Architekturzentrum Wien und die Wirtschaftsagentur Wien, das »Kunst Haus Wien« und das Austrian Institute of Technology.

Hohe Dichte und hohe Ansprüche Die Hauptausstellung »Climate Care« läuft im Mak, umfasst 120 Beiträge und ist sehr dicht ausgefallen. Generell zeigt sich hier eine hohe Qualität der Gestaltung und der Aufbereitung, allerdings auch eine hohe Dichte auf der vorhandenen Fläche. Der Raum wird in allen drei Dimensionen ausgefüllt und vor allem optisch läuft man Gefahr, überfordert zu werden. Das mag eine (bewusste?) Metapher für die Komplexität der bevorstehenden Herausforderung sein. Generell zeigt sich darin eine intensive Orientierung an Optionen für Lösungen, allerdings ohne Reihenfolge oder Priorisierung. Wahrscheinlich wird hier fast ausschließlich an bereits Überzeugte n gepredigt.

Vienna Biennale for Change 2021 Klimafürsorge im digitalen Zeitalter 28.5.–3.10.2021 viennabiennale.org Fotos: Steirischer Herbst, Marija Kanizaj (2), Superflux

Ekaterina Degot

Liebe Deinen Planeten!

FAZIT JULI 2021 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

D

ie SPÖ debattierte auf ihrem Parteitag Ende Juni auf der Wiener Messe einen Leitantrag zum Thema Arbeitszeitverkürzung. Befeuern ließen sich die Genossen wie immer von den ÖGB-Berufslobbyisten. Gemeinsam mit einschlägigen Publizisten warnen sie ja seit geraumer Zeit, dass uns in den nächsten Jahren die Arbeit ausgehen wird. Ziemlich faktenbefreit wird argumentiert, dass in nächster Zeit zigtausende Jobs vor der Wegdigitalisierung, Wegrationalisierung oder Verlagerung ins Ausland stünden. Daher müsse die verbleibende Arbeit »sozial gerechter« verteilt werden, denn das Wirtschaftswachstum der kommenden Jahrzehnte könne – aus Klimaschutzgründen oder weil uns die Ressourcen ausgehen – gar nicht so hoch ausfallen, dass die wegfallenden Arbeitsplätze von der Wirtschaft ersetzt werden könnten. Dabei ist die Realität eine gänzlich andere. Denn statt mit Auftragsausfällen und Umsatzeinbrüchen kämpfen die Unternehmen mit einem Fachkräftemangel noch

Das Long-Covid-Syndrom der Wirtschaft ist der Fachkräftemangel

82 /// FAZIT JULI 2021

nie dagewesenen Ausmaßes. Im Tourismus wäre das ja noch verständlich. Dort haben die Lockdowns dazu geführt, dass viele Arbeitnehmer in andere Branchen gewechselt haben, wo sie jetzt erstmals in ihrem Berufsleben die Segnungen eines »Nine-to-Five-Jobs« mit prinzipiell freien Wochenenden erleben dürfen. Der Arbeitskräftemangel betrifft inzwischen jedoch nicht nur den Tourismus, sondern so gut wie alle Branchen und Arbeitsplätze, für Akademiker ebenso wie für Hilfstätigkeiten, die nur zwei gesunde Hände und Füße sowie den Willen zur Arbeit erfordern. Eine Wirtschaft, die ihre Arbeitsplätze nicht zur Gänze besetzen kann, hat jedoch ein Problem. Sie wächst wesentlich langsamer, als sie eigentlich könnte. Und so beginnen manche Unternehmen bereits, ihre österreichischen Expansionspläne zu redimensionieren. Wenn die offenen Stellen nicht besetzt werden können, helfen selbst billigste Kredite und großzügige Investitionshilfen nicht weiter. Dabei gäbe es angesichts des Post-Corona-Aufschwungs eine Riesenchance für Österreich und für ganz Europa. Denn auf den globalen Arbeitsmärkten schaut es völlig anders aus als auf dem heimischen. Der Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf, der britische Politikwissenschafter Guy Ryder, sprach zuletzt von einer katastrophalen Entwicklung. Er geht davon aus, dass heuer weltweit insgesamt 100 Millionen Vollzeitarbeitsplätze durch die Coronakrise vernichtet werden. Die Folgen der Beschäftigungskrise zeigen sich schon jetzt. Mit den Einkommensverlusten steigt die Armut. Vor diesem Hintergrund – Arbeitskräftemangel bei uns und hohe Arbeitslosigkeit in den Entwicklungsländern – ist es schade, dass das Migrationsthema seit 2015 einen so negativen Spin bekommen hat. Ursache ist jene Minderheit von Zuwanderern, die ein so geringes Qualifikationsniveau aufweist, dass sie auf unserem Hochleistungsarbeitsmarkt einfach nicht Fuß fassen kann und jetzt aus den Sozialtöpfen leben muss. Dazu kommt die Kriminalität der in die Il-

legalität entschwundenen Ausreisepflichtigen. Die Tausenden Arbeitsmigranten, die mithelfen, unsere Sozialtöpfe zu füllen, und unsere Wirtschaft am Laufen halten, nehmen wir längst ebenso wenig als Zuwanderer wahr wie jene Tausenden 2015er-Flüchtlinge, die es inzwischen in sichere und existenzsichernde Jobs geschafft haben, weil sie mit vielen von uns längst Tür an Tür leben. Der Fachkräftemangel bietet vielen Jobsuchenden die Chance, in Bereichen Fuß zu fassen, die eigentlich ihr Qualifikationsniveau übersteigen würden. In so gut wie allen Industriebetrieben gibt es sogenannte »angelernte Facharbeiter«. Das sind Menschen, die als Hilfsarbeiter eingestellt wurden und danach mit entsprechender Qualifizierung aufsteigen konnten. Es ist ein Riesenfehler, bei der Zuwanderung auf das Zufallsprinzip zu setzen. Österreich braucht Migranten, die den Willen und die Fähigkeit haben, hier zu arbeiten und zu leben. Die linken Parteien sollten darüber nachdenken, ob es nicht an der Zeit wäre, gezielt und großzügig Migranten ins Land zu lassen, die die Gen sellschaft weiterbringen wollen.

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 27. JULI 2021!


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